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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Passives Einkommen mit Immobilien aufbauen - So geht’s

Erhalten Sie wertvolle Tipps von Immobilienexperte und -coach Alexander Raue.

Zu Gast: Alexander Raue

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

 
 

Den Nine-to-five-Job kündigen, ins steuergünstige Ausland ziehen und mit Immobilien ein passives Einkommen aufbauen: Ein Traum, den sich Alexander Raue erfüllt hat. Alexander lebt derzeit als Vollzeit-YouTuber mit seiner Familie in Costa Rica und hat mit seinen insgesamt 74 Immobilien in Deutschland bereits über 30.000€ Passives Einkommen erzielt und rechnet bis Ende 2022 50.000€ Cashflow zu erwirtschaften.

Allerdings wurde der Immobilienexperte und -coach bereits 2016 auf die Immobilienbranche aufmerksam und kaufte schnell viele Immobilien mit Hilfe von Finanzierungen. Nun fragen sich viele, ob man bei der aktuellen Energiekrise, den hohen Zinssätzen und dem möglicherweise bevorstehenden Lastenausgleich heutzutage überhaupt noch in Immobilien investieren sollte?

Wenn Sie sich überlegen, ein Passives Einkommen mit Immobilien aufzubauen und ins Ausland zu ziehen, erfahren Sie in unserem aktuellen Podcast von Immobilienexperte und -coach Alexander Raue, was Sie vor dem Einstieg in den Immobilienmarkt beachten müssen, wie Sie Hürden am besten überwinden und welche Vorteile es hat, mit Immobilien im Ausland Passives Einkommen aufzubauen.

Welche Voraussetzungen sollte man erfüllen, um in den Immobilienmarkt einzusteigen? 

1. Motivation

Der Aufbau eines passiven Einkommens durch Immobilien Investments ist ein langwieriger Prozess und erfordert eine gewisse Ernsthaftigkeit, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

2. Eigenkapital 

Bevor man eine Immobilie kauft, sollte man über ein gewisses Eigenkapital verfügen, um zumindest die Kaufnebenkosten, die etwa 10 % der Immobilie ausmachen, bezahlen zu können. Darüber hinaus sollten Sie weitere 10 % mitbringen, da die Zinsen heutzutage hoch sind und Sie von der Bank nur eine Finanzierung von maximal 90 % erwarten können. Insgesamt sollten Sie also mindestens 20% der Immobilie selbst mitbringen. Sprich mindestens 60.000€ Eigenkapital für eine Immobilie für 300.000€ mitbringen.

3. Zeit 

Sie sollten mindestens 7 Stunden / einen Arbeitstag pro Woche einplanen, um sich Know-how anzueignen, zu recherchieren und ein Netzwerk aus Maklern, Verwaltern, Handwerkern, Banken etc. aufzubauen. 

Welche Herausforderungen sind mit Immobilienbesitz verbunden und welche Tipps hat Immobilienexperte Alexander Raue? 

Grundsätzlich ist es sehr viel schwieriger geworden, mit Immobilien ein Passives Einkommen aufzubauen. Aufgrund der immer weiter steigenden Inflation empfiehlt Alexander Raue (Vermietertagebuch Blog) aber dennoch, in Immobilien zu investieren, solange man sich der Risiken bewusst ist, sich gut beraten lässt und über Eigenkapital und Rücklagen verfügt.

  • Finanzierung
    Hohe Zinssätze machen es für diejenigen schwierig, die eine neue Immobilie mit einer Finanzierung kaufen wollen, oder die vor 5-6 Jahren mit der Investition in Immobilien begonnen haben. All jene, die über genügend Eigenkapital verfügen, um eine Immobilie zu kaufen und Immobilienbesitzer, die ihre Finanzierung bereits abbezahlt haben, oder diejenigen, die ihre Immobilie seit 10-15 Jahren finanzieren, sind von den hohen Zinsen derzeit nicht betroffen, da sich die Immobilie aufgrund der niedrigen Zinsen in der Vergangenheit immer noch lohnt.

  • Mietverwaltung, Reparaturen und Werterhaltung
    Immobilienbesitzern vor Ort kümmern sich großteils selbst um die Immobilie, was natürlich viel Aufwand bedeutet, aber auch viele Kosten spart. Immobilienbesitzer im Ausland, wie Alexander Raue, arbeiten mit einem Netzwerk von Verwaltungen, Maklern und Handwerkern zusammen, die sich um alles kümmern, was zwar Geld kostet, aber auch Zeit spart.

  • Lastenausgleich
    Spekulationen über einen Lastenausgleich in Deutschland im Jahr 2025 sollten Immobilieneigentümer nicht dazu verleiten, ihre Immobilien zu verkaufen, denn auch das Geld auf dem Konto würde in Anspruch genommen werden. Mehr Informationen zum Lastenausgleich finden Sie auf YouTube im Video von Alexander Raue.

  • Steigende Energiepreise
    Um während der Energiekrise nicht auf den Abschlagszahlungen der Mieter sitzen zu bleiben, sollten Vermieter die Mieter über die Risiken der hohen Nachzahlungen informieren und die Heizkosten im Voraus erhöhen.

  • Verzug mit Mietzahlungen
    Um in Krisenzeiten (steigende Energiepreise, Corona etc.) eine Insolvenz zu vermeiden, sollten Vermieter entsprechende Rücklagen bilden und genau kalkulieren, ob und wie lange sie Zahlungsausfälle auffangen können. Gespräche mit Banken und Lösungen, um vorübergehend von der Kreditlast befreit zu werden, sind sinnvoll, da es auch im Interesse der Banken ist, ihre Kreditnehmer nicht zu verlieren.

Welche Vorteile hat der Kauf von Immobilien im Ausland?

Alexander Raue besitzt aufgrund seines bereits gut funktionierenden Netzwerks nur Immobilien in Deutschland, aber er rät auch dazu, sich andere Märkte genau anzuschauen und ein Immobilien-Portfolio in verschiedenen Ländern aufzubauen. Denn der Aufbau eines Passiven Einkommens aus verschiedenen Ländern hat viele Vorteile.

  • Höhere Mieteinnahmen
    Zwar sind Immobilien und Zinsen im Ausland oft teurer als in Deutschland, aber auch die Rendite ist höher. Eine Zweizimmerwohnung in Dubai kann 500.000€ kosten, aber durch Kurzzeit-Vermietung über Airbnb bis zu 20.000€ Mieteinnahmen pro Monat einbringen.

  • ​​Diversifikation
    Während viele Immobilienbesitzer in Deutschland massive Probleme mit der Energiekrise haben, gibt es diese Probleme in anderen Ländern nicht. In Ländern wie z.B. Costa Rica fallen zwar hohe Stromkosten durch die Klimaanlagen an, aber dafür sind die Mieter selbst verantwortlich und zahlen jeden Monat direkt, was sie tatsächlich verbrauchen. Es fallen also keine jährlichen Nachzahlungen an.

  • Aufenthaltsgenehmigung
    In vielen Ländern ist eine Investition in eine Immobilie meistens auch mit einer Aufenthaltsgenehmigung verbunden.

  • Steuerliche Vorteile
    Immobilien werden in jedem Laden nach dem sogenannten Belegenheitsprinzip versteuert. Das bedeutet, dass Sie die Mieteinnahmen immer in dem Land versteuern müssen, in dem sich die Immobilien befinden. Wenn Sie in einem Niedrigsteuerland ansässig sind und ausländische Einkünfte dort nicht besteuert werden (z. B. Costa Rica, Malta, Kolumbien, usw.) und Sie nur von passiven Mieteinnahmen aus dem Ausland leben, müssen Sie nur die Mieteinnahmen im jeweiligen Land versteuern, leben aber sonst steuerfrei. 

Weitere Informationen zu Steuern und passivem Einkommen mit Immobilien finden Sie hier.   

Sind Sie jetzt neugierig geworden, ein Passives Einkommen mit Immobilen aufzubauen? Alexander Raue berät Sie gerne persönlich. Mehr Informationen zum Thema Passives Einkommen und Leben im Ausland finden Sie auf unserem Podcast Perspektiveausland und unseren Websites Wohnsitz Ausland, Auslandsunternehmen, St Matthew, und auf LinkedIn.

Kontaktdaten und Links

Alexander Raue

Homepage: vermietertagebuch.com

Youtube Channel: Vermietertagebuch - Alexander Raue 

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Timestamps

00:00:21  -  Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Alexander Raue

00:03:25  - Welche Herausforderungen gibt es beim Umzug von Deutschland nach Costa Rica und wie ist das Leben in Costa Rica?

00:10:42  - Was muss man beachten, wenn man Immobilien in Costa Rica kaufen möchte?

00:14:50 - Wie geht Immobilienexperte Alexander Raue mit Hürden wie hohen Zinsen und dem Risiko von Bankenpleiten um?

00:21:05 - Wie kann man als Immobilienbesitzer mit Herausforderungen wie Mietern, Renovierungen, Bestandsschutz und Werterhaltung am besten umgehen?

00:24:16 - Ist es derzeit ratsam in Immobilien zu investieren? Welche Märkte sind lukrativ und interessant? 

00:29:20 - Welche steuerlichen Vorteile kann man genießen, wenn man zwar Immobilien in Deutschland, aber seinen Wohnsitz im Ausland hat?

00:36:29 - Lastenausgleich: Sollte man auf Immobilien verzichten?

00:43:41 - Lastenausgleich, steigende Zinsen und Energiepreise: Welche Tipps hat Alexander Raue?

00:52:11 - Über welches Mindestkapital sollte man verfügen und welche Anforderungen sollte man erfüllen, um in den Immobilien-Markt einzusteigen? 

00:56:07 - Kann man mit Immobilien heutzutage ein Passives Einkommen aufbauen? 

00:58:33 - Kontaktdaten Alexander Raue

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland: Passives Einkommen mit Immobilien aufbauen - So geht’s

Zu Gast: Alexander Raue

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler die es ins Ausland zieht. Egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung, oder Lifestyle-Fragen: Hier geht's jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:00:21 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Alexander Raue

Daniel Wir haben uns ja immer wieder mit dieser einen Frage beschäftigt beziehungsweise sind von Mandanten gefragt worden, die ins steuergünstige Ausland ziehen und sich ein Passives Einkommen mit Immobilien aufbauen wollen: Kann man mit Immobilien Geld verdienen? Es gab ja goldene Zeiten für Immobilien Geschäfte. Aber die Frage ist wie ist das heute im Jahr 2022? Oder bald kommt dann 23 und bei der Suche nach einem Experten auf diesem Gebiet sind wir auf unseren heutigen Gast Alexander Raue gestoßen. Alexander, stell dich doch unseren Zuschauern und Zuhörern einmal kurz vor.

Alexander Danke für die Einladung. Ich bin Alexander, bin 38 Jahre alt und lebe aktuell in Costa Rica. Ich komme ursprünglich aus Deutschland, habe auch in der Schweiz gewohnt, war früher IT-Berater, also SAP Programmierer, habe also klassisch Karriere gemacht. Bis ich irgendwie gemerkt habe, dass das gar nicht so viel Spaß macht und dass ich lieber was anderes machen und nicht bis 67 im Hamsterrad rennen. Deswegen habe ich 2016 angefangen, mich mit Vermögensaufbau zu beschäftigen, dann auch stark mit dem Thema Immobilien, habe dann meine erste Immobilie gekauft und hab dann fröhlich munter 5 Jahre lang alles gekauft was quasi nicht gefühlt bei 3 auf dem Baum war. In der Region Sachsen habe ich gekauft, also Leipzig-Chemnitz Umgebung und hab dann nebenbei auch darüber berichtet. Auf meinem Blog, und ich habe einen YouTube-Kanal aufgemacht und so ist es alles nebenbei gut gewachsen, sodass ich dann im Februar 2020 meinen Job kündigen konnte. Noch nicht aufgrund der Immobilien, weil Immobilien sind ein langfristiges Investment. Ich habe mir aber nebenbei ein Online-Business aufgebaut wo es um Immobilien ging und das ist denn sehr gut gewachsen, weil ich natürlich auch komplett Zeit dafür hatte, und meine ganze Energie reingesteckt habe. Gerade ja natürlich auch zu Corona-Zeiten, wo alle Online-Businesses quasi explodiert sind, weil die Leute zu Hause im Home-Office waren und mehr auf YouTube waren, Blog-Beiträge gelesen haben und sich nach Alternativen zum normalen Karrieremodell umgeschaut haben. Und ja, das lief dann weiter und 2021 haben wir dann auch entschieden, Deutschland zu verlassen und sind nach Costa Rica ausgewandert. Meine Frau kommt ursprünglich aus Costa Rica, deswegen war es naheliegend, dass wir auch hierherkommen. Da ich ortsunabhängig Geld verdiene, sowohl mit meinem Online-Business als auch mit den Immobilien, können wir da auf der Welt leben, wo es am schönsten ist und Costa Rica ist eines der schönsten Länder der Welt und dort wir fühlen uns hier pudelwohl.

00:03:25 - Welche Herausforderungen gibt es beim Umzug von Deutschland nach Costa Rica und wie ist das Leben in Costa Rica?

Sebastian Wir haben sehr viele Mandanten, die kurz davor stehen, ins Ausland umzuziehen und die vielleicht vorher noch nicht im Ausland gelebt haben. Costa Rica ist ein Land an dem viele interessiert sind. Erzähl doch mal ein bisschen wie der ganze Umzug für euch war und dann wie so das neue Leben in Costa Rica ist. Was sind deine persönlichen Erfahrungen? Gab es da vielleicht Sorgen und Ängste? Wie war das für eure Kinder mit der Schule und wie ist das mit dem Gesundheitswesen? Deine Frau hilft dir da bestimmt, aber Freunde und Familie sieht man ja weniger. Erzähl doch mal so ein bisschen wie du diese Herausforderungen erlebt hast und ob du vielleicht etwas unterschätzt hast?

Alexander Ja, also eigentlich ist das ziemlich reibungslos und einfach für mich abgelaufen, wobei ich auch sagen muss, dass ich viele Vorteile hatte, weil wir ja schon 2014 von Deutschland in die Schweiz ausgewandert sind und da habe ich natürlich damals schon meine Familie und meinen Freundeskreis in Deutschland zurückgelassen. Also war dadurch schon abgekoppelt und in der Schweiz war es natürlich schwieriger einen neuen Freundes- und Kollegen-Kreis aufzubauen, das hat sich nie so richtig etabliert. Weil wir auch nicht lange in der Schweiz bleiben wollten, sondern wirklich nur dort waren, weil man da viel Geld verdienen kann. Wir wussten also immer, dass wir dort nicht für immer bleiben und deswegen war das kein großes Problem, dass wir da keinen großen Freundeskreis hatten.

Als wir nach Costa Rica gegangen sind, war das von der finanziellen Situation her auch kein großes Problem, weil ich das Online-Business und meine Immobilien ja schon nebenbei aufgebaut hatte. Wir hatten also nicht vor, hier in Costa Rica komplett neu anzufangen, sondern das ist ja alles schon nebenbei gewachsen und irgendwann war das Business so groß, dass wir gesagt haben, wir können davon leben und dann auch überall auf der Welt wohnen. Einer der wichtigsten Punkte ist, wenn man in ein neues Land mit einer völlig anderen Kultur geht und wo eine andere Sprache gesprochen wird, dass man auf jeden Fall entweder genügend Geld auf dem Konto hat von dem man erstmal leben kann, oder Einnahmen hat, die auch funktionieren. In ein neues Land gehen und dann sagen ich muss jetzt in einem Monat dort eine Arbeiten finden, sonst habe ich da nichts mehr zu essen, das funktioniert nicht. Da hatten wir natürlich erstens den Vorteil, dass wir schon ein Online-Business hatten, was funktioniert hat. Und da meine Frau aus Costa Rica kommt, hatten wir auch schon soziale Kontakte. Die Großeltern sind hier, meine Kinder sind ja auch in Costa Rica aufgewachsen, weil das eben die Kinder meiner Frau sind und die ist ursprünglich auch aus Costa Rica. Die Kinder sprechen natürlich auch alle Spanisch und hatten auch kein Problem damit, hier ganz normal in die Schulen zu gehen. Ich selber spreche auch Spanisch, hatte also auch da keine Probleme. Wir waren vorher auch schon ein paar Mal in Costa Rica, einmal 3 Wochen, einmal 3 Monate haben das ganze Land bereist und demzufolge kannte ich Costa Rica auch schon. Daher war das alles für mich auch einfacher. Denn man muss wissen, dass man in Costa Rica viele verschiedene Klimazonen hat, auch Mikro-Klimazonen. Man hat also teilweise einen Kilometer weiter schon ein ganz anderes Klima. Deswegen haben wir gesagt, dass wir erstmal das ganze Land bereisen und uns auch verschiedene Regionen angucken und da bleiben, wo wir uns wohl fühlen. Wir sind dann hier an der Küste geblieben, wo es uns am besten gefallen hat, wo es auch einen großen Nationalpark gibt. Hier hat man wirklich Regenwald, ist direkt am Meer, was ich auch brauche mit der frischen Luft. Es ist wirklich unbeschreiblich schön. Wir sind zwar schon dreimal umgezogen, weil wir hier in Costa Rica mieten um auch einfach noch flexibel zu sein.

Wir haben Meerblick, neben uns in den Bäumen hocken immer die Faultiere, einmal die Woche kommen die Affen vorbei, die wir dann mit Bananen füttern, Papageien kommen vorbei, also es ist wirklich Natur pur. Und das ist so schön, dass der Umstieg gar nicht schwierig war. Natürlich sind viele Sachen hier anders, also wenn ich es zusammenfassen müsste, würde ich sagen: In Europa ist das Leben einfacher, aber in Costa Rica ist das Leben schöner.

Daniel Also ich sag mal mit Affen und Faultieren könnte ich mich auch anfreunden. Aber so gefährlichere Tiere wie Schlangen kommen jetzt nicht zufällig auch vorbei?

Alexander Doch, die kommen auch vorbei. Also einmal die Woche haben wir auch Skorpione in der Wohnung, die wir hinaus bugsieren müssen. Die sind zum Glück nicht giftig, aber die könnten natürlich weh tun, wenn die stechen. Schlangen, haben wir hier auch. Wir hatten auch mal eine direkt vor der Haustür, aber die kommen natürlich immer nur, wenn es dunkel ist. Die giftigste Schlange in Costa Rica ist die Terciopelo und wenn die vor deiner Haustür sitzt, dann kriegst du schon ein bisschen Bammel, aber das ist eben eine Sache, womit du dich arrangierst, weil im Endeffekt sind das Gefahren, die wir aus Deutschland und Europa nicht kennen.

Dafür haben wir in Deutschland andere Gefahren. Es kommen in Europa und in Deutschland z.B. jährlich mehr Leute durch Autounfälle ums Leben als hier in Costa Rica durch Schlangenbisse. Die Ticos, die Einwohner in Costa Rica, die haben sich einfach mit den Schlangen arrangiert. Man passt halt ein bisschen auf, außerdem hat man in jeder Klinik hier auch die Gegengifte parat. Also die Wahrscheinlichkeit, dass etwas Schlimmes passiert ist sehr gering. Man kann natürlich auch in Regionen in Costa Rica leben, wo man das nicht hat. Wir leben natürlich direkt am Fuße des Berges, 5 Meter weiter fängt schon der Regenwald an und da sind halt die ganzen Tiere. Und das ist ja auch das, was wir so schön finden. Du kannst natürlich auch näher zum Strand leben, wo du weniger Regenwald hast oder du kannst auch im zentralen Teil leben, wo es auch kühler ist oder auch eine andere Vegetation hast. In unserem vorigen Haus hatten wir keine Schlangen oder nichts Giftiges, sondern Fledermäuse und Opossums.

Deswegen ist es wichtig, sich darüber vorher zu informieren wo in Costa Rica man sich wohl fühlt und wo man leben will. Man kann erstmal eine Rundreise machen, oder einen längeren Urlaub buchen und alles bereisen. In jede Region für 3-4 Tage und da bekommt man einen sehr guten Einblick, wo man sich am wohlsten fühlt.

00:10:42 - Was muss man beachten, wenn man Immobilien in Costa Rica kaufen möchte?

Sebastian Hast du als Immobilien-Experte vor in Costa Rica für euch z.B. ein Haus zu kaufen und nicht mehr zu mieten oder ist davon eher abzuraten?

Alexander Es ist tatsächlich so, dass die meisten, die nach Costa Rica auswandern, vermögende Leute sind und vielleicht auch vorher ihre Immobilie in Deutschland verkauft haben und dann das Geld haben, um sich eine Immobilie in Costa Rica zu kaufen. Damit bekommt man natürlich auch ein Investoren-Visum womit man auch ziemlich schnell die Aufenthaltsgenehmigung bekommt. Wir mieten hier erstmal weiter, weil mein ganzes Geld noch in den Immobilien in Deutschland steckt und wenn wir hier in Costa Rica was kaufen wollen würden, dann müssten wir erstmal in Deutschland was verkaufen. Da ich aber noch in einer Zehnjahres-Frist bin, fällt das noch aus. Es wäre noch eine Möglichkeit, meine Immobilie in Deutschland teilweise nach zu beleihen, was ich auch schon gemacht habe; Geld rauszuziehen und mir dann damit was zu kaufen. Natürlich kannst du auch in Costa Rica was kaufen und finanzieren, aber hier hast du halt 8% Zinsen und das willst du nicht machen. Vor allen Dingen ist es als Ausländer auch schwieriger hier Kredite zu bekommen, aber die meisten, die wirklich herkommen und Geld haben, die kaufen was. Man muss aber, wie gesagt, sehr gut aufpassen, weil in jeder Region, durch die verschiedenen Mikro-Klimazonen, die Preise komplett unterschiedlich sind. Wir sind hier in den Bergen mit einer wunderschönen Aussicht aufs Meer und wenn ich einfach nur 10 Meter weiter runter gehe, hast du schon keine Aussicht mehr auf das Meer und da sind die Preise für Immobilen ca. ein Drittel von dem was wir hier oben haben. Also innerhalb von 10 Metern gibt es riesengroße Preisunterschiede und da muss man sich wirklich sehr gut informieren, wo man da was kaufen will, wie man das macht und auch welche Rechte es gibt. Man darf, zum Beispiel, alles was 100 Meter zum Meer ist nicht kaufen, sondern nur pachten. Das ist noch die maritime Zone, wo die Träger sagen das wird nicht verkauft und nur maximal verpachtet und da muss man auch gut schauen, wie das mit Wasseranschlüssen und Stromanschlüssen ist, die von der Hauptstraße kommen. Also hier gibt es wirklich ein paar Besonderheiten, aber wenn man sich hier mit Leuten vor Ort, den Architekten und Bauträgern, unterhält, dann erklären die einem das gut. Man sollte nicht alleine kaufen, sondern sich wirklich Expertenrat einholen. Mittlerweile gibt es auch ein sehr großes Immobilien-Team in Costa Rica, das sich da gut auskennt, und mit dem man sich beraten lassen kann. Das sollte man auf jeden Fall machen. Wir werden dann frühestens in 4-5 Jahren etwas kaufen, wenn wir Eigenkapital nach beleihen.

Wobei unsere jetzigen Pläne eher danach aussehen, dass wir nächstes Jahr auf Reisen gehen, weil meine Frau das Reisen sehr liebt. Da wir ohnehin ortsunabhängig sind und eigentlich in keinem Land der Welt so richtig leben müssen, melden wir die Kinder einfach in eine Online-Schule an und können dann jeden Monat in ein anderes Land gehen. Also das ist aktuell unsere Idee.

Daniel Also mit all dem was du so hinter dir hast und noch vor dir hast bist du eigentlich unser klassischer Mandanten-Typ. Weil du gerade Online-Schule erwähnt hast, dazu haben wir auch schon 2 Podcasts gemacht, also sowohl zu reinen Online-Schulen, als auch zu Homeschooling.

Alexander Also jetzt sind die Kinder noch in einer lokalen Schule, aber wenn wir auf Reisen gehen, klar, dann müssen sie in eine Online-Schule. Der großer Vorteil ist ja auch, dass man als digitaler Nomade, wie wir uns ja gerade bezeichnen, viele steuerliche Vorteile hat. Denn wenn du in keinem Staat der Welt angemeldet bist, dann zahlst du auch nirgendwo Einkommensteuer und wir hatten noch den großen Vorteil sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland nur ein Gewerbe und eine Einzelfirma angemeldet zu haben, also keine GmbH, und hatten dadurch auch keine großen Probleme mit der Wegzugs-Besteuerung, was ja massiv ist.

00:14:50 - Wie geht Immobilienexperte Alexander Raue mit Hürden wie hohen Zinsen und dem Risiko von Bankenpleiten um?

Daniel Jetzt werfe ich dir mal ein paar Thesen vor die Füße und bin gespannt was du dazu sagst. Es geht ja darum in Immobilien zu investieren und sich daraus wie du selber schon erzählt hast, dann ein Passives Einkommen zu generieren. Wir kommen später auch zum Lastenausgleich, aber das machen wir dann am Ende. Einfache Themen zuerst: Ist Immobilien-Besitz nicht anstrengend? Man hat Ärger mit den Mietern, man hat fortlaufenden Bestandsschutz, Renovierungen, Werterhaltung, dann das ganze Thema mit der Gefahr von höheren Zinsen, also das Risiko von Banken-Pleiten. Die Credit Suisse, könnte ja möglicherweise auch wieder so eine kleine Kettenreaktion verursachen, wir hoffen das natürlich alle nicht, aber sagen wir mal die Finanzmarktstabilität ist ja sehr in Frage gestellt. Wenn jetzt jemand in Immobilien investiert, besonders dann, wenn er dazu nicht das Eigenkapital hat, sondern das finanzieren muss, ist immer die Gefahr, dass irgendwann plötzlich der Zins-Hammer kommt. Momentan steigen ja die Zinsen kräftig. Also das waren jetzt mal so ein paar Argumente, die ich dir jetzt vor die Füße werfe.

Alexander Das sind natürlich sehr viele Themen, die du angesprochen hast. Die Credit Suisse habe beobachtet, hat ja vorgestern wieder zugemacht. Ich habe gesehen, wie da die Kreditausfallversicherung-Prämie nach oben geschossen sind, und das war natürlich abnormal wie auch der Kurs abgerauscht ist. Also das kann wirklich sein, dass man da eine Grätsche macht, aber gut, dann wird die Schweiz schnell eine Lösung finden. Aber klar, gerade haben wir gefühlte 1000 Krisen auf einmal und es fühlt sich an, dass wir von einer Krise in die nächste rutschen. Das ist sowieso für den normalen Bürger und auch für mich teilweise überhaupt nicht mehr greifbar. Was was da abläuft, da wird mit Summen jongliert, die meisten haben auch schon aufgegeben das zu verstehen, aber das ist natürlich keine Lösung, weil gerade wenn man Vermögen aufbauen will oder wenn man Vermögen schützen will, muss man sich halt mit diesen Themen beschäftigen. Weil die ja wirklich essentiell sind, gerade wenn man auch noch im Ausland lebt und dann kommen natürlich verschiedene Herausforderungen auf einen zu.

Was Immobilien angeht, bin ich ja 2016 noch in der perfekten Zeit eingestiegen. Da war der Boom noch richtig groß, als die Zinsen gering waren. Jetzt 2022 ist es halt super schwierig geworden, wenn man auf Finanzierung angewiesen ist, weil die Zinsen so hoch sind, dass sich viele Immobilien nicht mehr rechnen und die Verkäufer einfach noch nicht bereit sind vom Preis runter zu gehen, sodass sich das wieder rechnet. Ich meine, die Verkäufer müssen runtergehen, weil die wollen ja verkaufen. Wir haben jetzt einfach den höchsten Stand an inserierten Immobilien, die wir jemals hatten, weil die nicht verkauft werden, weil die sich nicht mehr rechnen. Aber nach und nach werden die Verkäufer mit dem Preis runtergehen müssen, damit sie sich wieder einigermaßen für die Leute rechnen, die finanzieren müssen. Für die Leute, die bar kaufen können, ist das ja super, weil die haben dann kein Zinsen-Problem, sehen die Preise sinken und können dann natürlich zuschlagen. Aber so wie ich das gemacht habe, so schnell wie möglich viele Immobilien zu kaufen mit 100% Finanzierung, das ist jetzt natürlich nicht mehr möglich, weil es sich nicht rechnet. Das heißt nicht, dass Immobilien jetzt völlig uninteressant sind. Es ist einfach nur viel schwieriger und geht viel langsamer voran.

Das Problem mit den gestiegenen Zinsen muss man noch unterteilen. Das eine sind die Leute, die neue Immobilie kaufen wollen und das andere sind die Leute die schon Immobilien haben. Bei den Leuten, die Immobilien haben, hat ja auch nur ein Teil von den Leuten Finanzierungen. Es gibt ja auch viele Leute die z.B. ein Eigenheim haben, das abgezahlt ist. Denen sind die Zinsen jetzt völlig egal, weil die ja keine Kreditlast haben, und nicht Anschluss finanzieren müssen. Und bei den Leuten die Finanzierung haben, sind diese Probleme aktuell teilweise auch noch egal, weil die alle sehr lange finanziert haben; die haben 10 Jahre, 15 Jahre finanziert und durch die geringen Zinsen, die es ja in den letzten Jahren gab, haben sie ja auch eine höhere Tilgung genommen, teilweise 3%, 4% Tilgung. Und wenn dann die Zinsbindung ausläuft, dann haben wir eine ganz geringe Restschuld. Und wenn die vorher eine Banalität hatten mit 4% Tilgung und 1% Zinsen und jetzt ist es vielleicht genau umgedreht mit 4% Zinsen, 1% Tilgung, also genau gleich. Das Problem ist halt nur für diejenigen, wo ich jetzt teilweise auch ein bisschen reinrutsche, die vor 5-6 Jahren angefangen haben, eine große Zinsbindung genommen haben, die rutschen jetzt da natürlich genau rein. Ich habe bei meinem ersten Mehrfamilienhaus gemerkt, was ich refinanzieren musste. Dann bin ich jetzt von 1,2% Zinsen auf 2,7% gekommen. Aber vorher hatte ich 3% Tilgung, jetzt habe ich um die 2% Tilgung, bleibt also genau gleich und das passt noch. Aber dann, wenn in Zukunft die Zinsen noch weiter steigen, könnte das natürlich ein Problem werden.

Wenn man neu finanzieren will, gerade die Leute, die viel Neubau oder ihr erstes Eigenheim kaufen wollen, das geht jetzt halt nicht mehr, weil die sich die hohen Zinsen nicht mehr leisten können und die haben ja meistens auch dann keine Mieteinnahmen, die denn dagegen sprechen. Also das ist sehr schwierig und das hat man auch gesehen, der ganze Neubau ist jetzt quasi zum Erliegen gekommen. Ja, die ganzen Projektentwickler haben alle Projekte in die Schublade reingepackt und warten darauf, dass es irgendwann vorwärts geht, weil wir haben sowohl die hohen Zinsen, wir haben die Lieferengpässe immer noch wegen Corona, hohe Materialpreise, Probleme mit Handwerkern, also da geht jetzt gerade gar nichts vorwärts. Die Immobilien-Branche ist jetzt ein Stück weit zum Erliegen gekommen. Diejenigen, die Bestands-Immobilien haben, die freuen sich natürlich, aber diejenigen, die neu kaufen wollen, für die ist es schwieriger. Also das ist nur der eine Bereich, dass es da jetzt schwierig vorangeht.

00:21:05 - Wie kann man als Immobilienbesitzer mit Herausforderungen wie Mietern, Renovierungen, Bestandsschutz und Werterhaltung am besten umgehen?

Alexander Die zweite große Frage, die du angesprochen hast, ist, wie anstrengend das Ganze mit der Verwaltung und Management, Reparaturen usw. ist, vor allen Dingen, wenn man so wie ich, weiter weg ist. Es gibt grundsätzlich 2 Kategorien von Immobilien-Besitzern: Die eine Kategorie will immer vor Ort sein, um sich um die Immobilie kümmern zu können. Weil wenn der Wasserhahn kaputt ist, will man sich selbst drum kümmern. Die machen alles selber und für die ist es natürlich auch sehr aufwendig. Die kümmern sich auch mit den Mietern um die Mieter und Reparaturen, das ist natürlich viel Aufwand, gerade wenn das Portfolio groß ist, aber die haben natürlich auch sehr geringe Kosten, weil sie nicht "out-sourcen". Dann gibt es die zweite Kategorie, wo ich halt auch dazu höre. Wir machen so wenig wie möglich und wir sourcen alles aus: Wir haben Verwaltungen, die sich um die Objekte und die Mieter kümmern. Wir haben Makler, die sich um die Neuvermietung kümmern. Wir haben Handwerker, also jetzt nicht selber eingestellt, aber in unserem Netzwerk, die sich dann um Reparaturen kümmern. Denn mein Ziel unter anderem war ja auch irgendwann einmal wirklich ein Passives Einkommen mit Immobilien zu generieren und deswegen source ich aus, was natürlich Geld kostet. Die Verwaltung kostet Geld, die Makler kosten Geld, aber dafür habe ich weniger Aufwand und das ist es mir wert. Und Immobilien sind wie gesagt ein langfristiges Thema, das heißt, aktuell läuft das ganze System wo das Geld auch drin bleibt, aber dann in 10 Jahren monatlich 5.000€ rausziehen zu können, also ein Passives Einkommen von 5.000€ zu haben. Das ist es noch 4 Jahre hin, 6 Jahre habe ich geschafft. Ich bin auf einem guten Weg. Dieses Jahr hatte ich jetzt noch viele Reparaturen und Renovierungen, habe auch gerade noch zwei Kernsanierung am Laufen, die mich ein bisschen auf Trab halten, aber, ich denke mal, mein gesetztes Ziel von den 10 Jahren das wird gut funktionieren und dann kann ich dort auch genug Geld rausziehen um auch davon leben zu können, wenn ich das wollte.

Aber dann muss man natürlich auch immer bedenken welchen Lebensstandard man hat? Wenn ich jetzt sage, ich will von 1.000€ im Monat leben, so wie damals als Student, wo ich von 500€ gelebt habe, das könnte ich auch jetzt schon machen, dann hätte ich halt ein Einzimmer-Apartment, und würde jeden Tag Pizza und Ravioli essen. Dann könnte ich jetzt schon von den Immobilien leben, aber wenn ich sage, ich will in Costa Rica, im teuersten Land in Süd- und Mittelamerika leben, mit einem schönen Haus, Auto und Privatschule, dann brauchen wir natürlich mehr Geld. Also, je nachdem welchen Lebensstandard man haben will, muss man auch verdienen und bei Immobilien ist es genauso. Ich denke mal in Zukunft wird das gut funktionieren, da freue ich mich auch schon drauf und bis dahin leben wir ganz normal. Weil ich habe ja mein Angestelltenverhältnis damals gegen die Selbständigkeit eingetauscht. Daher leben wir jetzt gerade diese Monate hauptsächlich von YouTube. Also ich bin jetzt quasi Vollzeit-YouTuber aber das funktioniert auch sehr gut.

Sebastian Du lebst jetzt nicht mehr in Deutschland und wenn du wolltest, könntest du auch in anderen Ländern Immobilien kaufen. Ich hab mir deine Webseite angeschaut und da schilderst du, dass alle deine Immobilien sogar in einer Gegend in Deutschland sind, nämlich im Dreieck Leipzig, Dresden, und Chemnitz. Würdest du jetzt jemandem raten, der heute noch Vermögen hat und dieses investieren will, dass Immobilien sinnvoll sind? Welche anderen Märkte als Deutschland sind vielleicht noch lukrativ und interessant? Was ist denn da dein Tipp?

00:24:16 - Ist es derzeit ratsam in Immobilien zu investieren? Welche Märkte sind lukrativ und interessant?

Alexander Generell bin ich ja auch ein großer Freund von Diversifikation. Ich meine, das haben wir Investoren ja alle gemeinsam, dass wir sowohl über verschiedene Asset-Klassen investieren, als auch geografisch. Also ich habe, zum Beispiel, auch ein NDF-Portfolio wo ich noch investiert bin, habe auch mein Geld auf verschiedenen Bankkonten und verschiedenen Ländern, das ist natürlich ganz wichtig. Dass ich jetzt meine Immobilie nur in einer Region habe, liegt daran, dass ich da gewachsen bin. Wenn man einmal wo mit Immobilien angefangen hat, fängt man an, sich ein Netzwerk aufzubauen mit lokalen Markt, lokalen Banken, lokalen Handwerkern. Wenn ich mir eine Immobilie woanders kaufe, muss ich mir das Netzwerk wieder neu aufbauen, deswegen bin ich erstmal nur in dieser Region geblieben. Im Ausland selber habe ich noch nicht in Immobilien investiert, weil mein Kapital gerade noch in Deutschland gebunden ist.

Aber ich kenne natürlich viele Investoren, die überall investieren; in Nordzypern, in Dubai, in Panama, in Spanien, überall auf der ganzen Welt. Ich könnte mir auch vorstellen, wenn ich jetzt ein gewisses Kapital zur Verfügung hätte, dass ich mich mit den jeweiligen Märkten gut beschäftige und dann wirklich auch in verschiedenen Ländern Immobilien kaufe. Erstens ist das ja meistens auch mit einer Aufenthaltsgenehmigung verbunden, was natürlich auch super ist, wenn man in verschiedenen Ländern eine Aufenthaltsgenehmigung hat. Und wenn man natürlich Einkommensquellen aus verschiedenen Ländern hat, sind die natürlich auch gut aufgeteilt, wenn es zu gewissen Problemen in einigen Regionen kommt. Ich meine in Deutschland haben wir jetzt massive Probleme mit der Energiekrise und da haben Vermieter im Winter auch große Probleme. Denn wir Vermieter gehen ja immer in Vorleistung und wenn die Mieter ihre Abschläge nicht mehr bezahlen können, dann wird das Problem ja auch umgewälzt. Da kann es zu großen Problemen kommen. In anderen Ländern gibt es das nicht. Hier in Costa Rica z.B. heizen wir nicht. Hier hat man, wegen der Klimaanlagen hohe Stromkosten, aber hier zahlt der Mieter jeden Monat direkt das, was er verbraucht. Das würde ich mir für Deutschland auch wünschen. Hier siehst du direkt was hast du letzten Monat verbraucht, bezahlst das und wenn du zu viel verbraucht hast, dann kannst du dein Verhalten halt anpassen.

Es gibt Vorteile in anderen Ländern und deswegen würde ich sagen, ja wenn man Geld zur Verfügung hat, dann würde ich schon auch verschiedene Gegenden erforschen. Wobei man sagen muss, dass im Ausland die Immobilien teilweise auch teurer sind als in Deutschland. Dafür bekommt man aber auch höhere Renditen: Ein Freund hat sich jetzt eine Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung in Dubai für eine halbe Million gekauft. Dafür bekommt man zwar in Deutschland in meiner Region schon ganze Mehrfamilienhäuser, aber mein Freund hat dann auch 18.000-20.000€ Mieteinnahmen pro Monat, weil er natürlich auch kurzfristige Vermietungen über Airbnb und Ferien-Vermietung usw., machen kann. Also in anderen Ländern sind die Kaufpreise oft höher, aber dafür auch die Renditen höher, aber natürlich auch die Zinsen höher. In Costa Rica haben wir 8% Zinsen, aber die meisten Leute hier brauchen ja keine Finanzierung im Ausland, sondern bringen das Bargeld mit und warum nicht? Und ich habe zum Beispiel eine Familie getroffen, die ihren Immobilienbestand in Deutschland teilweise verkauft hat und jetzt hier in Costa Rica ein Hotel gekauft haben. Die haben das bar gekauft und haben keinen Kredit hier und haben dann hier einen laufenden Cashflow aus den Hotel-Einnahmen in Costa Rica, aber auch noch weiterhin aus den Mieteinnahmen in Deutschland. Und das ist, glaube ich, das beste Modell Immobilien in verschiedenen Ländern zu haben.

00:29:20 - Welche steuerlichen Vorteile kann man genießen, wenn man zwar Immobilien in Deutschland, aber seinen Wohnsitz im Ausland hat?

Daniel Wobei man natürlich nicht vergessen darf, dass solange man noch Immobilien in Deutschland hat, man auch steuerpflichtig in Deutschland ist. Das ist auch eine Sache, die der eine oder andere vielleicht nicht möchte.

Ja, das ist richtig. Aber man ist dann in Deutschland nicht unbeschränkt steuerfähig, also man zahlt dann keine Steuern auf sein Welt-Einkommen, sondern man ist nur noch beschränkt steuerfähig, und muss nur noch seine Immobilien in Deutschland versteuern, wobei ich mit meinen Immobilien eine Steuer-Strategie fahre, womit ich auch keine Steuern auf meine Immobilien in Deutschland zahle. Das ist aber ein anderes Thema. Aber du hast recht, wenn man beschränkt steuerfähig in Deutschland ist, dann fallen dafür auch andere Dinge weg wie z.B. die Freigrenze über 9.000€, das Ehegattensplitting fällt weg, und man bekommt auch kein Kindergeld mehr und so weiter. Man muss dann aber auch schauen was man auf der anderen Seite dafür bekommt? Weil dadurch, dass ich in Deutschland abgemeldet bin, muss ich dort mein Welt-Einkommen nicht mehr versteuern, und damit zum Beispiel auch meine Firmeneinnahmen nicht mehr. Ich lebe ja in Costa Rica und in Costa Rica hast du Territorialbesteuerung. Das heißt, hier versteuerst du nur Einnahmen, die du auch hier in in Costa Rica verdienst. Da ich aber alle meine Einnahmen im Ausland verdiente mit den Immobilien, meine Coaching-Kunden sitzen im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz), YouTube ist auch international also habe ich hier direkt in Costa Rica keine Einnahmen und zahle deswegen hier auch keine Steuern. Ich hatte zum Beispiel in den letzten 2 Jahren Firmeneinnahmen von 200.000€. Wenn ich in Deutschland wohnen würde, dann wären locker mal 70.000-80.000€ direkt weg, weil die ans Finanzamt gehen. Und hier kann ich das ganze behalten. Also wenn ich diese 70.000-80.000€ behalten kann, ist es das auf jeden Fall wert, dass ich in Deutschland meinen Freibetrag und meinen Ehegattensplitting abgebe. Deswegen haben wir uns auch in Deutschland komplett abgemeldet und haben zwar noch eine Postadresse, aber keinen Sitz mehr, einfach um aus dieser unbeschränkten Steuerpflicht rauszukommen. Und wie gesagt, wir hatten auch nicht das Problem mit der Wegzugs-Besteuerung.

Deswegen sind wir da ganz gut rausgekommen und das Geld, was wir jetzt sparen, weil wir keine Steuern mehr zahlen, stecken wir jetzt natürlich in die Ausbildung unserer Kinder oder in Privatärzte, wenn wir hier was machen müssen oder in einen höheren Lebensstandard den wir jetzt hier haben. Ich kann mir jetzt den Luxus leisten, dass ich quasi meine Mutter finanziell unterstütze, indem ich sie für mich arbeiten lasse und sie auch deutlich besser bezahle, als wo sie vorher gearbeitet hat. Und so ist das Geld viel sinnvoller angelegt. Jetzt gibt es natürlich immer Leute, die sagen könnten, dass wir Schmarotzer sind. Dass wir in einem Land leben und hier von der Infrastruktur profitieren und keine Steuern zahlen. Das ist ja Schwachsinn. Ich meine durch meinen Konsum zahle ich ja weiterhin erstens einmal ganz normal Mehrwertsteuer. Zweitens gehen wir ja auch oft in Restaurants, Nationalparks und kaufen hier viele Sachen ein und investieren dadurch in die lokalen Menschen.

Wir kaufen ja trotzdem Dienstleistungen hier. Das ist das gleiche wie Touristen, die irgendwo Urlaub machen, und dann ja auch keine Steuern in dem Land zahlen, natürlich die Infrastruktur nutzen aber auch investieren. Wir haben in Deutschland einfach grundsätzlich das Problem, dass wir extrem hohe Steuern zahlen, extrem viele Abgaben haben und wenn jemand einmal weniger oder gar keine Steuern zahlt, dann ist der natürlich der böse Buhmann, weil man das als ungerecht empfindet. Aber da sag ich jedem der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, dass wir hier die besten Möglichkeiten haben alles aus seinem Leben zu machen, und wenn man diese Möglichkeiten nicht wahrnimmt, dann ist man aber auch selber schuld und sollte dann nicht über andere schimpfen, die Möglichkeiten nutzen, die uns allen zur Verfügung stehen.

Daniel Ich habe mal ne Frage an Sebastian. Alexander meinte, dass er noch eine Postadresse in Deutschland hat. Ich habe mal gelesen, dass wenn man ein Postfach hat, man in einigen Ländern aufpassen muss, dass das Finanzamt daraus nicht eine Betriebsstätte macht und dann unbeschränkt steuerpflichtig wird. Gibt es da ein Risiko?

Sebastian Alexander hat ja schon selbst gesagt, dass er durch die Immobilien in Deutschland ja sowieso noch beschränkt steuerpflichtig ist. Immobilien werden in jedem Laden nach dem sogenannten Belegenheitsprinzip versteuert, das heißt, letztlich wird steuerfällig, wo sich die Immobilie befindet. Sowohl bei Veräußerungs-Erlösen als auch bei Vermietung und so weiter. Im Grunde genommen hat Alexander seine Struktur in Deutschland, um dort keine Steuern zu bezahlen, aber mit seiner Immobilie ist er in Deutschland steuerpflichtig und wenn man in einem anderen Land Immobilien hat, dann muss diese in dem entsprechenden Land dann versteuern. Durch die Objekte, was eine bestimmte Betriebsstätte ist, würde er sowieso in Deutschland nicht aus der beschränkten Steuerpflicht rauskommen. Also in dem Fall wäre das egal. Grundsätzlich verkaufen viele Mandanten ihre Immobilien in Deutschland, wenn Sie Deutschland verlassen wollen, weil sie im Grunde genommen damit irgendwo abschließen wollen. Aber da muss man selbst eine strategische Entscheidung treffen und das hat der Alexander gemacht. In seinem Fall hat er abgewogen und seine Immobilien in Deutschland machen Sinn, weil er aus diesen dann in ein paar Jahren steuerfrei Passives Einkommen generieren kann. Das ist oft auch eine emotionale Sache, dass man keinen Link mehr zu Deutschland haben will und alles verkauft.

00:36:29 - Lastenausgleich: Sollte man auf Immobilien verzichten?

Daniel Wenn sich deinen Kunden/Mandanten von dir beraten lassen wollen, was hat es mit dem Lastenausgleich auf sich? Wie gehst du denn damit um? Mit dem Lastenausgleich muss man sich schon überlegen, ob man in den Immobilienmarkt gehen möchte, ganz speziell in Deutschland, wobei das natürlich auch in anderen europäische Ländern ein Thema sein könnte. Was ist da so deine beruhigende oder auch nicht beruhigende Antwort zu dem Thema?

Alexander Ich habe mich mit dem Thema Lastenausgleich intensiv beschäftigt und hatte dazu auch ein Video gemacht, was eines meiner besten Videos war, die ich jemals gemacht habe und viral durch die Decke gegangen ist, weil ich auch sehr in die Tiefe gegangen bin. Ich habe mir Gesetzestexte von früher angeschaut, und was damals drin stand. Das ist nämlich der große Knackpunkt: Wenn es zu einem Lastenausgleich kommt, gibt es extrem viele verschiedene Szenarien, die da passieren können, abhängig davon, wie ein genauer Gesetzestext aussieht. Also ich bin auch der Meinung, es wird irgendwas kommen, weil irgendwie muss ja die ganze Schulden-Orgie hier in Europa bezahlt werden und dann muss natürlich gucken wen man hier zu Rande zieht. Und natürlich zieht man die Leute, die Vermögen haben zu Rande ziehen. Aber da ist natürlich die Frage, wie man das gesetzlich macht, vor allen Dingen mit dem Gleichbehandlungsgesetz, was es ja gibt und was es früher noch nicht so gab. Da muss man gut abwägen. Ich bin der Meinung, wenn man einen Lastenausgleich bekommt, dann wird das gesamte Vermögen zu Rande gezogen, nicht nur Immobilien. Wir haben es ja gesehen bei der Machbarkeitsstudie für das Transparenz-Register da wurden ja auch alle anderen Sachen geprüft wie Unternehmensanteile, Crypto, Gold usw. die sollen ja alle erfasst werden. Also wenn das kommt, dann trifft das alles. Die Leute, die jetzt ihre Immobilien verkaufen, um vor dem Lastenausgleich zu fliehen, haben dann ja das Bargeld auf dem Konto und das wird ja auch herangezogen.

Demzufolge, sage ich erstmal, gibt es keine Asset-Klasse wo man sicher wäre. Sicher wäre man nur dann, wenn man entweder kein Vermögen, also kein netto-Vermögen hat oder wenn der Staat davon nicht weiß. Aber mittlerweile ist es natürlich auch schwierig Gelder irgendwo anders zu transferieren, weil der deutsche Staat ja auch Zugriff auf alle Konten weltweit hat. Also auch Einsicht auf alle Konten hier in Costa Rica. Wenn ich meine Immobilie jetzt verkaufe und mein Geld hier nach Costa Rica aufs Konto verschiebe, sieht das die Bank ja auch. Also das einzige, wie man es verschleiern könnte ist, was ich natürlich keinem empfehlen werde, dass man sein Geld in Deutschland abhebt und das Geld dann irgendwie ausgibt, z.B. neue Möbel kauft, Urlaub kauft, Goldmünzen kauft, das ist natürlich jedem überlassen. Aber das ist natürlich die einzige Möglichkeit, wie dann das Geld nicht mehr nachvollziehbar wäre und dann ist es auch nicht mehr greifbar; das ist das erste Thema.

Das zweite große Thema ist die Frage: Wen betrifft das geografisch? Weil sie reden auf der ersten Ebene von Deutschland in der nächsten Ebene kommen natürlich auch die EU-Länder dazu, weil wir hängen hier in der EU alle zusammen und ich meine das EU-Recht hat ja auch schon viel mit unserem Recht in Deutschland zu tun. Wo wäre man also sicher? Sind nur die Leute betroffen, die in Deutschland wohnen oder sind die Leute betroffen, die in der EU wohnen oder sind alle Leute weltweit betroffen, die Vermögen in Deutschland haben oder alle Leute die Vermögen in der EU haben? Also auch der Amerikaner, der in den USA lebt, der aber vielleicht eine Wohnung in Deutschland hat ist der davon auch betroffen? Da macht man also auch ein riesengroßes Fass auf, wo man noch gar nicht weiß, wer davon alles betroffen ist.

Die dritte Ebene ist auch zu welchem Zeitpunkt das Ganze passiert, weil damals als der Lastenausgleich war, den immer viele zitieren, der wurde sogar rückwirkend gemacht. Da wurde das Vermögen rückwirkend für 3 Jahre, ich glaube damals auch von der Währungsreform festgesetzt, zu Rande gezogen. Also die Leute die jetzt schnell ihr Geld verstecken wollen und dann lässt die Bundesregierung auf 2020 rückwirken, dann ist das natürlich auch blöd gelaufen. Das ist so die dritte Ebene die noch sehr viele Spekulationen offen lässt und wo es in verschiedene Richtungen gehen kann.

Das vierte große Thema ist natürlich auch: Reden wir nur von Vermögen oder reden wir nur von Nettovermögen? Gerade bei Immobilien und Investoren war das große Thema Schulden. Und damals beim Lastenausgleich war das so, dass alle Schulden, die du im Zusammenhang mit den Vermögenswerten hattest, dass du die genau anrechnen konntest. Also wenn ich, zum Beispiel, nehmen wir mal Person A und Person B: Persona A hat eine Immobilie für 100.000€ bar gekauft und hat keine Schulden. Person B hat eine Immobilie gekauft und hast eine 100% Finanzierung. Dann hat Person A 100.000€ Nettovermögen, aber Person hat gar kein Nettovermögen, weil sie genauso viele Schulden wie Immobilienwert hat und demzufolge kann Person A keine Vermögensabgabe machen. Person A aber schon. Demzufolge sind Schulden ganz großes Thema. Ich gehe stark davon aus, dass Schulden gegenverrechnet werden können, so wie damals auch.

Dann muss man auch noch schauen, welche Freigrenzen es geben wird. Ich habe mir das mal ausgerechnet. In dem Video, was ich gemacht habe, habe ich vier Szenarien für mich selber durchgerechnet was passieren könnte mit verschiedenen Freigrenzen mit Schulden. Im besten Fall, wenn der Lastenausgleich kommt, zahle ich ca. 100€ im Monat, weil das ja wenn dann wahrscheinlich über mehrere Jahre gestreckt wird. Im schlimmsten Fall zahle ich aber 5.000€ pro Monat. Das ist eine riesengroße Spanne, weil es so viele Möglichkeiten gibt, weil immer noch keiner weiß in welche Richtungen es gehen kann und deswegen kann ich jetzt auch noch keine großen Tipps geben, weil es verschiedene Strategien und verschiedene Möglichkeiten gibt und man kann sich nicht auf alle gleichzeitig vorbereiten kann. Vielleicht kann sich für die eine Möglichkeit vorbereiten und dann tritt die andere Möglichkeit aber ein und dann war das alles völlig kontraproduktiv. Ich denke schon, dass es einen Lastenausgleich geben wird, aber keiner weiß, wie der genau aussieht und deswegen ist es extrem schwierig, sich darauf vorzubereiten. Es sei denn, man verbraucht sein Vermögen auf die eine oder andere Weise und das natürlich dann intelligent.

00:43:41 - Lastenausgleich, steigende Zinsen und Energiepreise: Welche Tipps hat Alexander Raue?

Sebastian Der Lastenausgleich ist ja nur ein Thema mit dem sich Immobilienbesitzer auseinandersetzen müssen. Potenzielle Immobilienbesitzer sind fortan auch möglicherweise Steigerungen von Zinsen und Energiepreisen ausgesetzt, auf denen dann die Vermieter möglicherweise sitzen bleiben, weil die Mieter sich die Abschlagszahlung nicht leisten können. Was würdest du angehenden Immobilien-Investoren in Deutschland oder Investoren, die sich überlegen Immobilien zu kaufen empfehlen? Wie kann man diese Herausforderungen jonglieren? Macht es Sinn, in den Immobilien-Markt momentan einzusteigen oder soll man generell davon momentan Abstand halten und vielleicht in einem Jahr nochmal schauen, wie es aussieht?

Alexander Also auf jeden Fall macht es immer und zu jedem Zeitpunkt Sinn sein Geld zu investieren. Denn wenn wir 10% Inflation haben und unser Geld auf dem Konto liegt, dann ist das schneller weg als du husten kannst. Bei den Immobilien kommt es stark darauf an, welches Rendite-Risiko du bereit bist einzugehen und ob du sehr Risiko affin bist. Ob jemand gewisse Risiken eingeht und dann offensiver an die Sache rangeht, so wie ich es damals auch gemacht habe, oder ob jemand gar kein Risiko eingehen will und immer nur kleine Mini-Steps machen will, um ja nichts zu verlieren. Das ist ein großer Unterschied. Die größten Probleme sind einfach die Energiekosten und dass der Vermieter vielleicht auf den Abschlägen sitzen bleibt und dann pleite geht. Aber da muss ich auch sagen, dass das jetzt ein lokales Problem ist, dass gerade alle Vermieter in ganz Deutschland haben. Ich kenne auch viele Rentner, die haben eine oder zwei Immobilien gekauft und leben von den Mieteinnahmen inklusive ihrer Rente. Wenn die davon betroffen sind, gehen die ja sofort pleite. Und davon gibt es sehr viele Leute, und das würde eine riesengroße Kettenreaktion auslösen und ich glaube nicht, dass der Staat es sich leisten kann, dass jetzt reihenweise Vermieter pleite gehen, aufgrund dieser Abschlagszahlungen, die nicht mehr gezahlt werden können. Deswegen glaube ich schon, wenn das Problem dann einige betrifft, dass der Staat dann eingreift und unterstützen wird. Der Staat hat ja jetzt schon Energieversorger unterstützt, dass die nicht pleite gehen. Jetzt unterstützt er die Mieter, wenn die gekündigt werden, wenn sie ihre Rechnung nicht mehr bezahlen können und dann wird er auch die Vermieter unterstützen. Also da kann man schon ein bisschen beruhigt sein, weil der Staat sich jetzt nicht erlauben kann, dass plötzlich alle Vermieter pleite gehen. Wenn der Vermieter pleite geht, dann kann er die Heizung nicht mehr bezahlen, kein Wasser mehr bezahlen, den Hausmeister nicht bezahlen, Müllabfuhr nicht mehr bezahlen, dann wird das Haus ja unbewohnbar. Und wenn dann plötzlich die Hälfte aller Wohnungen in Deutschland, die ja meistens privaten Vermietern gehören, also dann plötzlich die Hälfte der Mietwohnungen in Deutschland unbewohnbar werden, das das ist ja ein Supergau, das geht nicht. Dann wird der Staat schon eingreifen.

Aber nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, gerade auch als Vermieter, dass man versuchen muss, alle möglichen Kosten runter zu drehen, wo es geht. Das erste was ich gemacht habe ist, dass ich natürlich allen meinen Mieter jetzt erstmal die Heizkosten verdoppelt habe, ja auf freiwilliger Basis, weil man kann das eher festlegen. Die Mieter müssen da mitspielen, rein rechtlich. Ich habe allen Mietern gesagt, dass die Heizkosten jetzt extrem steigen und dass man nächstes Jahr Nachzahlungen haben wird und deswegen jetzt doch einfach schon einmal die Heizkosten erhöht. Bei mir haben 95% aller Mieter auch zugesagt, weil sie das gleiche Problem sehen. Also die allererste Sache, die ich als Vermieter auf jeden Fall machen würde, ist die Abschlagszahlung zu erhöhen, sodass dann nächstes Jahr nicht der Supergau mit hohen Nachzahlungen kommt.

Das nächste ist, wenn jetzt wirklich Mietzahlungen ausfallen sollten, dass man sich als Vermieter erstmal überlegt ob und wie lange man das puffern kann? Natürlich fällt erstmals nicht die komplette Mietzahlung aus, sondern erstmal nur ein gewisser Betrag. Weil wenn der Mieter vorher z.B. 500€ Miete gezahlt hat, und weil die Heizkosten jetzt steigen, er jetzt 700€ zahlen müsste, dann fallen pauschal nicht gleich 700€ aus, sondern er wird die 500€ erstmal auch weiter zahlen und dann fehlen erstmals vielleicht 200€. Trotzdem muss der Vermieter die 200€ erstmal tragen. Jetzt muss man sich erstmal fragen ob und wie lange ich diese tragen kann und wie ich anderen Kosten minimieren kann? Man kann, zum Beispiel, mit der Bank sprechen und seine Kredite irgendwie aussetzen, dass man sagt, man zahlt ein halbes Jahr keine Tilgung oder die Bank stundet einem die Zinsen, dass man erstmal von seiner Kreditlast herunter kommt, um kein Problem mit den Abschlagszahlungen zu bekommen. Das habe ich, zum Beispiel, damals bei Corona gemacht. Als Corona angefangen hat, haben sich ja auch viele gedacht, dass alle arbeitslos werden und keiner mehr seine Miete bezahlen kann. Da hab ich auch schon mal vorsorglich mit meinen Banken gesprochen und gefragt ob ich meine Kredite für ein halbes Jahr stunden kann. Die Banken waren da auch sehr offen, wenn man das im Vorfeld offen kommuniziert, denn die Banken wollen ja auch nicht, dass plötzlich reihenweise ihre Kreditnehmer ausfallen. Also das ist alles eine Sache der Kommunikation, die man vorher angehen muss.

Aber ich muss natürlich auch sagen, wenn von heute auf morgen alle meine Mieter ankommen und sagen, dass sie alle nicht mehr die Heizung zahlen können, dann hätte ich auch ein Problem. Aber ich gehe nicht davon aus, dass passiert. Die Bundesregierung hat ja auch gesagt, wenn die Mieter jetzt ihre Heizungen oder ihre Miete nicht mehr zahlen können, dann können wir jetzt auch vermehrt auf Wohngeld zugreifen. Also die Zahl von Wohngeldempfänger, hat die Bundesregierung selber gesagt, Wird jetzt von 6.000 auf 2.000.000 steigen, weil die Leute das nicht mehr Zahlen können und dann sollen die sich erst mal Geld vom Staat holen, weil der Staat hat ja offenbar Geld ohne Ende, schmeißt das ja zum Fenster raus. Also muss ich erstmal Geld von dem holen, wer es bezahlen kann, bevor ich selber mit meinem eigenen Geld springen muss.

Also wir haben so viele verschiedene Krisen und es herrscht gerade extreme Unsicherheit. Und wenn wir jetzt sehen, wie die Leute reihenweise pleite gehen, wie die Firmen pleite gehen, da werden massiv Probleme auf uns zurollen. Auch nächstes Jahr, aber ich meine, wenn die ganze Wirtschaft irgendwie abschmiert, ja, dann haben wir sowieso ganz andere Probleme.

Sebastian Also ich hatte jetzt schon mit einem Mandanten gesprochen, der in Deutschland wohnt und da auch Immobilienvermögen hat und es ist sehr interessant, wie du das gut durchdacht hast und wie Kommunikation sehr wichtig ist. Vielen gehen da weniger strukturiert vor als du, und geraten dann schon relativ schnell ins Schwimmen. Mein Mandant hatte verschiedene Objekte in Deutschland, die er vermietet hat, hatte das zu knapp kalkuliert, dann sind die Zinsen gestiegen. Jetzt können seine Mieter die Abschlagszahlung nicht machen und im Grunde genommen hat er keine Reserven. Er hat das alles sehr hart am Wind kalkuliert und steht jetzt im Grunde davor Insolvenz anzumelden.

Alexander Das ist ja auch immer das Problem mit den Leuten die immer so hart am Wind segeln und alles auf den Cent genau kalkulieren und keine Rücklagen haben. Wenn dann das erste Lüftchen kommt, dass sie dann pleite gehen. Das ist ja klar. Ich will nicht schadenfroh oder so sein, aber ich bin ja immer der Meinung gewesen, dann man auch bei Immobilien konservativ rechnen muss und immer Puffer mit dabei haben muss, dass man solche Sachen abfedern kann. Und da sind dann Leute, die haben sich von der Euphorie vor 3-4 Jahren anstecken lassen und die haben dann auch alles gekauft, so wie ich, aber ohne Rücklagen oder irgendwie Puffer einzurechnen und das sind natürlich die ersten, die jetzt die Grätsche machen. Und dann muss ich sagen, das ist halt das Risiko, was sie gefahren sind und jetzt bekommen sie die Quittung dafür.

Sebastian Da wird dann die Spreu vom Weizen getrennt.

**00:52:11 - Über welches Mindestkapital sollte man verfügen und welche Anforderungen sollte man erfüllen, um in den Immobilien-Markt einzusteigen?

Daniel Wenn sich jetzt jemand an dich wendet und deine Beratung haben möchte, wie er sein Geld in Immobilien investieren soll: Welches Mindestkapital denkst du muss jemand in der Tasche haben beziehungsweise generell? Welche anderen Anforderungen sollte er noch erfüllen, damit diese Art Investition zu ihm passt?

Alexander Wenn ich jemanden bei mir im Immobilien-Coaching/Mentoring aufnehme, habe ich 3 klare Kriterien an die Person. Das erste Kriterium ist: Er muss wirklich die Motivation, es muss eine gewisse Ernsthaftigkeit da sein, er muss es wirklich wollen. Weil ich habe oft Leute, die haben zum Beispiel nur Aktienvermögen aber kein Bargeld und wollen ihre Aktien verkaufen, um in Immobilien zu investieren. Dann sage ich denen, dass, wenn die Aktien schlecht laufen, sie nicht verkaufen wollen und, wenn die Aktien gut laufen, sie lieber auch nicht verkaufen wollen. Sie also eigentlich kein Kapital haben und dann fehlt natürlich die Ernsthaftigkeit, die wirklich sehr wichtig ist, wenn man das durchziehen will und umsetzen kann. Das zweite Kriterium ist, dass ein gewisses Eigenkapital zur Verfügung stehen muss. Also man muss bei Immobilien zumindest immer die Kauf-Nebenkosten zahlen können, die ja 10% von der Immobilie ausmachen und aktuell bin ich auch der Meinung man muss noch 10% extra mitbringen. Weil die Zinsen so hoch sind, ist es gerade sehr schwierig davon auszugehen 100% Finanzierung von der Bank zu bekommen, und man vielleicht mit 90% Finanzierung von der Bank rechnen kann. Also man sollte insgesamt mindestens 20% der Immobilie selbst mitbringen. Das heißt, wenn du eine Immobilie für 300.000€ kaufen willst, dann brauchst du erst einmal 30.000 + 30.000 also 60.000€ die du investieren kannst, um das starten zu können. Das dritte Kriterium ist, dass man bereit sein muss Zeit zu investieren. Gerade in der Akquise geht bei Immobilien sehr viel Zeit drauf. Erstmal muss man sich Wissen aufbauen. Dann hast du Recherche, du hast Kalkulation, du musst dein Netzwerk aufbauen mit Maklern, Verwaltern, Handwerkern, Banken usw. Das Minimum an Zeit was meine Kunden mitbringen müssen, ist jeden Tag eine Stunde, also 7 Stunden pro Wochen. Ob man jeden Tag eine Stunde macht oder vielleicht einen Tag 2 Stunden und den nächsten nix, das ist nicht so wichtig, aber eine Stunde pro Tag sollte man mitbringen. Wenn man das nicht hat, sollte man die Finger davon lassen, denn nichts ist frustrierender, als wenn man mit dem ganzen Immobilien Thema anfängt und dann vielleicht auch Geld für ein Coaching ausgibt, aber dann keine Zeit hat, die Sachen umzusetzen, das ist für mich unbefriedigend, meine Kunden sind nicht zufrieden, deswegen kläre ich das ganz am Anfang noch mal ab. Und wenn jemand nicht die Ernsthaftigkeit hat oder nicht das Geld hat oder nicht die Zeit hat, dann nehme ich Leute auch nicht in meinem Coaching auf. Weil ich biete ja auch keine Vertriebs-Immobilien an, da ist alles fix und fertig. Vertriebs-Immobilien-Anbieter haben ihre eigenen Immobilien, aber wollen die nur an Vermögende loswerden. Das bin ich aber nicht, weil ich finde, das ist ein bisschen unehrlich den Leuten gegenüber. Diese Leute haben eine Immobilie die sich nicht rechnet, aber müssen die loswerden und reden die die ihren Kunden ein. Ja, sowas bin ich nicht. Ich bin auch jemand, wenn wir über eine Immobile sprechen und diese Immobile schlecht ist, klipp und klar seinen Kunden dann auch sagt, dass die Immobilie schlecht ist und man die auf gar keinen Fall kaufen soll. Ich krieg dann keine Provision um eine Immobile zu verkaufen, darum geht es mir nicht. Mir geht es darum, die Leute wirklich gut zu beraten und zu sagen, das ist eine gute Immobilie, die kannst du kaufen, schlag zu. Und wenn es eine schlechte Immobilie ist, lass lieber die Finger davon bei denen machst du einen großen Fehler. Das ist mir wirklich sehr wichtig.

00:56:07 - Kann man mit Immobilien heutzutage ein Passives Einkommen aufbauen?

Sebastian Und dann muss man natürlich auch realistisch sein. Du hast ja selbst davon gesprochen, dass du ein Ziel hast, innerhalb von 10 Jahren im Monat 5.000€ durch die Immobilien zu erwirtschaften. 5.000€ sind natürlich ein ernstzunehmender Betrag, du wirst aber mit deinem anderen Business, auf YouTube innerhalb von 10 Jahren einiges mehr verdienen können, das ist ja klar. Immobilien sind natürlich eine ganz andere Anlage, als irgendein anderes Unternehmen. Also man muss natürlich schon auch realistisch sein als Investor und sich bewusst sein, dass es wirklich schwer ist davon kurzfristig leben zu können.

00:58:33 - Kontaktdaten Alexander Raue

Daniel Ich habe noch eine Frage zum Schluss: Alexander, wenn jetzt Zuschauer, Zuhörer mit dir Kontakt aufnehmen wollen und an deiner Beratungsleistung interessiert sind, wie gehen Sie vor, wie kommt man an deine Beratung?

Alexander Auf meinem Blog vermietertagebuch.com findet ihr alle Infos zu mir. Hier findet ihr auch meine Kurse und meine Kontakt-Formulare. Ich habe auch alle meine Immobilien, die ich selber habe online transparent, die könnt ihr euch auch einfach vorher anschauen. Das ihr auch wirklich seht, dass ich aus der Praxis erzähle. Also vermietertagebuch.com ist die erste Anlaufstelle.

Daniel Klasse ja, wir werden den Link unten noch mit einblenden oder dann auch in die Video-Beschreibung einfügen. Vielen Dank, Alexander, es war sehr interessant, mit dir zu sprechen.

Alexander Danke, ebenfalls. Schöne Fragen habt ihr gehabt.

Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn ihr keines unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren-Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

https://vermietertagebuch.com/ueber/

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Wieso eine Genossenschaft gründen?

Hier erfahren Sie, welche Gründe dafür sprechen, als Unternehmer eine Genossenschaft zu gründen und was Sie unbedingt wissen sollten.

Zu Gast: Sven Leudesdorff-Pfeifer

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

 
 

Immer mehr Unternehmer sind daran interessiert, eine Genossenschaft zu gründen. 

Unser Gast Sven Leudesdorff-Pfeifer, der schon seit über 30 Jahren im Genossenschaftswesen tätig ist, gründet im Jahr durchschnittlich 200 Genossenschaften in Deutschland. 

Laut dem Genossenschafts-Experten, machen sich immer mehr Deutsche Sorgen um die lokale Wirtschaft. Ungefähr 50% der Gründungen (40% mehr als noch vor 4 Jahren) basieren auf den Wunsch eines Wegzuges aus Deutschland.

Doch was sind die Vorteile einer Genossenschaft? Vermögenssicherung, die Möglichkeit der Wegzugsteuer halbwegs zu entfliehen, und Vergünstigungen sind einige von vielen.

Wenn Sie selbstständig oder Freiberufler sind, möchten Sie bestimmt auch wissen, ob eine Genossenschaft für Sie überhaupt Sinn macht?

Unser aktueller Podcast über Genossenschaften mit Sven Leudesdorff-Pfeifer teilt sich in zwei Folgen. In dieser Folge erfahren Sie wer eine Genossenschaft gründen kann und welche Vorteile sie gegenüber anderen Strukturen wie der GmbH, Stiftungen, Vereins etc. hat.

Wer kann eine Genossenschaft gründen?

  • Es sind drei Mitglieder erforderlich, von denen mindestens eine natürliche Person den Vorstand vertritt. Die beiden anderen Mitglieder können auch juristische Personen sein, die vollständig von der natürlichen Person geleitet werden können. Ähnlich wie bei der GmbH sollte sie auf drei Gesellschafter aufgeteilt werden, aber diese Gesellschafter können immer dieselbe Person und damit der Geschäftsführer sein. So kann man auch als Alleingeschäftsführer mit z.B. drei GmbHs oder mit zwei GmbHs und einer UG oder anderen Kapitalgesellschaften eine Genossenschaft bilden.

  • Bei der Gründung einer Genossenschaft ist es wichtig, sich im Vorfeld von Steuerberatern, Rechtsanwälten und Personen, die sich mit Genossenschaften auskennen, beraten zu lassen, damit Dinge wie Sperrfristen oder Spekulationssteuer auf Immobilien im Voraus geklärt werden können. 

  • Die für die Gründung benötigte Zeit hängt von der Größe des Vermögens und dem Aufbau der Genossenschaft ab. Bei einer Neugründung kann man von 6 Monaten ausgehen, bis die Genossenschaft in das Register eingetragen ist. Die Formänderung dauert ca. 4 Monate, da man den Vorteil hat, dass die Steuernummer bereits existiert und man nicht darauf warten muss.

Mehr Informationen zur Gründung einer Genossenschaft erfahren Sie hier.

10 Vorteile warum Genossenschaften immer beliebter werden

  • Vermögenssicherung
    Vermögensschutz bedeutet, dass kein Dritter, in dem Fall der Staat, über das Vermögen verfügen kann. Da in einer Genossenschaft das Vermögen der Genossenschaft vom Vermögen der Mitglieder getrennt ist, können die Migliedsanteile nicht gepfändet werden. Nach dem Gesetz ist es für Außenstehende unmöglich, an die Geschäftsanteile der Mitglieder heranzukommen. Die Genossenschaft ist eine Körperschaft und das Vermögen der Genossenschaft unterliegt zwar allen Regeln für Körperschaften, aber die Genossenschaft ist keine Kapitalgesellschaft und daher sind Sie als Vorstand einer Genossenschaft kein Anteilseigner und deshalb kann Ihnen niemand diesen Genossenschaftsanteil wegnehmen. Wenn Sie Ihr Vermögen in eine Genossenschaft einbringen und einige Jahre später persönlich in finanzielle Schwierigkeiten geraten, z.B. durch Privatinsolvenz oder Scheidung, ist Ihr Vermögen, das Sie lange vorher in die Genossenschaft eingebracht haben, geschützt und Ihre Gläubiger können nicht darauf zugreifen. Vorsicht: Versuchen Sie nicht, Ihr Vermögen kurzfristig in eine Genossenschaft einzubringen, um es zu sichern. Denn das Risiko einer Rückabwicklung ist relativ hoch.

  • Förderungen und Vergünstigungen 
    Die Genossenschaft ist ein Fördergeschäftsbetrieb und kann ihre Vergünstigungen komplett frei gestalten. Wenn die Genossenschaft z.B. ein Fahrzeug um 60.000€  kauft, kann sie es an ihre Mitglieder für 50€ im Monat/600€ im Jahr vermieten. Das Finanzamt kontrolliert auch nicht, ob mit dem ausgegebenen Geld oder einer Tätigkeit Umsatz oder Gewinn gemacht wurde. Und da die Genossenschaft eine so genannte Förderverpflichtung hat, kann das Geld für die Verbesserung des eigenen Fördergeschäfts, also der Genossenschaft, ausgegeben werden. Das heißt, anders als bei einem Verein kann das überschüssige Geld für das eigene Fördergeschäft der Genossenschaft ausgegeben werden.

  • Steuerliche Vorteile
    Grundsätzlich hat die Genossenschaft keinen Steuervorteil und wird steuerlich wie eine GmbH behandelt. Bei Genossenschaften kann jedoch die Grunderwerbsteuer bei der Einbringung von Immobilien auf ein Zehntel reduziert werden, weil die Genossenschaft zwar eine Körperschaft, aber keine Kapitalgesellschaft ist und einige Vorteile von Personengesellschaften bei der Einbringung von verdeckten Einlagen hat. Natürliche Personen sowie z.B. eine GmbH können ebenfalls Vermögen in die Genossenschaft einbringen, zwar nicht steuerfrei, aber steuerlich günstiger. Auch die Einbringung von Unternehmen in eine Genossenschaft ist durch den qualifizierten Anteilstausch steuerneutral.
    Bei Ausschüttungen / Einkünften aus Kapitalvermögen / Dividende zahlen Privatpersonen 25% Abgeltungsteuer plus Soli. Bei Körperschaften und Kapitalgesellschaften sind Ausschüttung bis zu 95% steuerfrei, das gilt auch für Ausschüttungen ins Ausland, wenn kein Doppelbesteuerungsabkommen vorliegt.

  • Optimierung der Wegzugsteuer
    Bei einer GmbH wird der gemeine Wert im Falle eines Wegzugs errechnet, der meistens zu hoch angesetzt ist und den Abgeltungsteuer bzw. Wegzugsteuer gezahlt werden muss. Den gemeinen Wert von Genossenschaften ist grundsätzlich untersagt, da es eine Vermögenstrennung gibt (Mitgliedervermögen und Vermögen der Genossenschaft) und nur das Betriebsvermögen für die Wegzugbesteuerung herangezogen werden darf - was mehrere 10.000-100.000€ einsparen kann.
    Durch einen qualifizierten Anteilstausch der GmbH unter die Genossenschaft, wird kein gemeiner Wert festgestellt und dadurch hat man max. 25.000€ Geschäftsanteile (üblich bei einer GmbH-Beteiligung) sprich 25.000€ Anteile an der Genossenschaft, 25% davon sind 7.500€ Wegzugsbesteuerung womit man viel Geld spart.

  • Keine Erbschaftsteuer
    Die Erbschaftsteuer fällt nur auf das Vermögen der Mitglieder, d.h. das eingezahlte Kapital unterliegt dem Erbschaftsteuerfreibetrag oder dem Schenkungssteuerfreibetrag. Die Erbschaftsteuerfreibeträge betragen 500.000 € für Ehefrauen, 400.000 € für Kinder und 20.000 € für Dritte. Sie können Ihren Anteil praktisch an jeden vererben.

Mehr Informationen zu Genossenschaften und Steuern finden Sie hier.

  • Flexible Satzung
    Anders als die bekannte Kapitalgesellschaft, Stiftung oder das Einzelunternehmen ist die Satzung die Grundlage einer Genossenschaft. Satzungen können auf verschiedenste Arten gestaltet werden: Länge von Kündigungsfristen, automatisches Ausscheiden von Mitgliedern und sogar Stimmrechte kann man frei entscheiden. Leudesdorff-Pfeifer hat bereits Satzungen entworfen, die dem Vorstand die alleinige Entscheidungsgewalt und die Mehrheit der Stimmrechte geben. Es gibt aber auch demokratische Strukturen. Außerdem können Satzungen jederzeit verändert werden; die Eintragungs- und Notargebühren betragen unter 500€.

  • Exit-Strategie
    Sie können eine Genossenschaft einfach auflösen und das Vermögen an die Mitglieder ausschütten, was natürlich steuerpflichtig ist.

  • Umwandlung
    Anders als eine Stiftung kann eine Genossenschaft, die eine Körperschaft ist, nach dem Umwandlungsrecht ohne Aufwand und Steuerbelastung in eine beliebige andere Körperschaft (GmbH oder Aktiengesellschaft) umgewandelt werden. Eine Genossenschaft kann nur in keinen Verein umgewandelt werden, umgekehrt aber schon.

  • Einfach mit anderen Strukturen verbindbar
    Genossenschaften können leicht mit anderen Strukturen verbunden werden, ohne dass diese zu Tochter- oder Muttergesellschaften der einzelnen Unternehmen werden, die Mitgliedschaft reicht aus. 

Weitere Informationen zu Genossenschaften finden Sie auf unserem Podcast Perspektive Ausland und unseren Websites Wohnsitz Ausland, Auslandsunternehmen, St Matthew, und auf LinkedIn.

Kontaktdaten und Links:

Sven Leudesdorff-Pfeifer

Homepage: www.gutegenossenschaft.de

Kontakt: www.gutegenossenschaft.de/kontakt/

Telefon: +49 6071 6074475

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Timestamps

00:00:58 -  Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Sven Leudesdorff-Pfeifer 

00:09:24 - Warum sind in den letzten Jahren immer mehr Unternehmer daran interessiert, eine Genossenschaft zu gründen?

00:13:54 - Welche Gründe könnten dafür sprechen anstelle der bekannten Kapitalgesellschaft oder einem Einzelunternehmen eine Genossenschaft zu gründen?

00:24:42 - Wie viele Personen braucht man, um eine Genossenschaft zu gründen?

00:28:38 - Warum lieber eine Genossenschaft als z.B. eine Stiftung gründen?

00:37:10 - Welche Einkommensteuer oder Abgeltungsteuer fallen bei Ausschüttungen / Dividenden bei Genossenschaften an? Welche steuerlichen Vorteile hat eine Genossenschaft?

00:43:13 - Wie funktionieren Vergünstigungen bei Genossenschaften?

00:46:51 - Was sind die Unterschieden zwischen einer Genossenschaft und einer GmbH?

00:49:10 - Was ist der Hauptunterschied zwischen einer Genossenschaft und einem Verein (EV), wo man auch Mitglieder hat?

00:51:43  - Wie kann man eine GmbH in eine Genossenschaft umwandeln? Macht das bei einem Wegzug überhaupt Sinn? Und wie kann man der Wegzugsteuer halbwegs entgehen? 

00:55:09 - Außensteuergesetz und Genossenschaft: Wie zahle ich Steuern im Ausland?

01:00:29 - Welchen Zeitraum sollte man bei der Gründung einer Genossenschaft ungefähr einplanen?

01:07:55  - Inwieweit kann man mit einer Genossenschaft Steuern einsparen?

01:16:03  - Wieso nutzt die Genossenschaft Konzernrechte? Wie sind diese vorteilhaft?

01:21:03  - Erbschaftsteuer: Wie verhilft mir hier die Genossenschaft?

01:24:00  - Erscheinen die Mitglieder der Genossenschaft im Transparenzregister?

01:25:04  - Zusätzliche Informationen zur Erbschaftsteuer

01:28:48  - Was erwartet uns im zweiten Teil des Podcasts über Genossenschaften?

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 64 - Wieso eine Genossenschaft gründen?

Zu Gast: Sven Leudesdorff-Pfeifer

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler die es ins Ausland zieht. Egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung, oder Lifestyle-Fragen: Hier geht's jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:00:58 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung

Daniel Taborek Unser Gast heute ist Herr Sven Leudesdorff-Pfeifer, Herzlich Willkommen. Heute sprechen wir über die eingetragene Genossenschaft. Unsere Zuschauer und Zuhörer haben bestimmt schon mal darüber nachgedacht, eine Genossenschaft zu gründen. Es gibt aber eine ganze Reihe an Fragen in dem Zusammenhang, die wir heute besprechen werden. Zum Beispiel: Welche Gründe gibt es eine Genossenschaft anstelle einer Kapitalgesellschaft zu gründen? Man hört da manchmal so Sachen wie Vermögensschutz, Wegzugsteuer, die man optimieren könnte, oder Erbschaftsteuer. Dazu wollen wir heute ein bisschen mehr dazu hören und besprechen, für wen eine Genossenschaft überhaupt in Frage kommt? Was, wenn jemand selbstständig oder Freiberufler ist? Sollte, der jetzt abschalten, oder ist es für den genauso interessant? Wie geht man vor? Was braucht man für Kapital und wieviel Genossen braucht man um eine Genossenschaft zu gründen? All das sind so Fragen, die wir heute besprechen wollen, und bevor wir das aber jetzt machen, stellen sie sich doch einmal kurz selbst unseren Zuschauern und Zuhörern vor.

Sven Leudesdorff-Pfeifer Sehr gerne. Einen wunderschönen guten Tag alle zusammen. Mein Name ist Sven Leudesdorff-Pfeifer. Ich bin seit über 30 Jahren im Genossenschaftswesen tätig, meistens im Zusammenhang mit Immobilien bei Wohnungswirtschaftlichen Verbänden, als angestellter Unternehmensberater habe ich natürlich klein angefangen. Meine erste Tätigkeit beim Verband war, den Keller aufzuräumen. Als studentische Aushilfe habe ich dann aber sehr schnell herausgefunden, dass es dort viele interessante Dinge zu entdecken gab. Ich hab mich mit dem Genossenschaftswesen von Anfang an, seit Ende der 80er, identifiziert und habe dann diese besondere Situation des Einigungsvertrages mitgemacht. Das heißt, die Verbände waren bis 1990 Organ der staatlichen Wohnungspolitik, also der wohnungswirtschaftlichen Verbände, also Organstellung des Staates. Und dann wurde das alles mit dem Einigungsvertrag geändert und dadurch habe ich unwahrscheinlich viel gelernt. Ich habe dann Prüfungsberichte Korrektur gelesen und dann später Unternehmensberatung für Genossenschaften gemacht. Ich habe allerdings mein ganzes Leben auch Nebenerwerbsgewerbe gehabt. Das heißt, ich bin auch schon immer Unternehmer gewesen. Mein Verband hat mir das erlaubt, weil es gab bestimmte Dinge, die konnte man sich nicht vorstellen, z.B. mit der Industrie zusammenzuarbeiten. Das hab ich aber dann im eigenen Unternehmen getan und wir haben dann sehr viele genossenschaftliche Themen aufgegriffen und die auch in Industrieunternehmen etabliert. Das wollte der Verband damals nicht, man wollte sich da nicht ins Boot setzen mit den Reichen. Das war so damals noch die Vorstellung des sozialistischen Denkens oder des sozialen Denkens. Damals waren ja auch alle Genossenschaften durchweg erstmal gemeinnützig per Satzung; das ist dann auch anders gekippt worden, aber das sind so die ersten Jahre gewesen. Ich hab immer zweigleisig für den Verband und eben auch für eigene Projekte gearbeitet und bin von Haus aus Immobilienfachwirt und hab auch die Immobilienschiene mit dem damaligen Prüfungsverbandsdirektor zusammen ausgebaut. Ich hab die ganze Bandbreite mitgemacht. Ich habe dann den Bereich Deliquentenprüfung beim Verband für einige Jahre übernommen. Das ist aber sehr nervenaufreibend gewesen. Das sind Betrugsthemen, also wo Geld unterschlagen oder hinterzogen wurde oder der Verdacht bestand; das sind teilweise sehr unschöne Dinge, die man da erlebt. Die letzten Jahre habe ich dann nur mit dem Erstellen von von einigen Jahresabschlüssen von Genossenschaften verbracht. Das war Pflicht, dass jeder Mitarbeiter das macht und danach habe ich Genossenschaften für den Südwestverband in Frankfurt gegründet oder an den Gründungen als Unternehmensberater mitgearbeitet. Bis ich dann 2008 selbst tätig da ausgeschieden bin. Das hing mit dem damaligen Prüfungsverbandsdirektor zusammen. Der Verband wurde saniert und mir war klar, dass es da keine große Zukunft gibt und ich habe mich dann vollkommen in das Unternehmertum abgemeldet. Mittlerweile habe ich Einfluss in 3 Genossenschaften; Eine könnte man als Familiengenossenschaft bezeichnen, eine ist eine Mitarbeitergenossenschaft und die dritte ist eine gemeinsame Genossenschaft mit einem Unternehmer, die wir klassisch wie GmbH oder Aktiengesellschaften als Genossenschaft nutzen. In dem Firmenkonstrukt gibt es aber auch noch 2 GmbHs, die operativ tätig sind, aber auch ineinander als Konzerne also als Holding strukturiert sind. Dadurch kenne ich die gesamte Bandbreite von eigentlich allem. Ich habe auch selber lange Einzelunternehmen gehabt, also ich weiß, was ein Unternehmer so umtreibt, ob es die Liquidität, die Rendite, oder der Verkauf ist. Ich hab mein erstes eigenes Unternehmen mit 26 verkauft. Das ist die Basis unseres gesamten Beratungsgeschäftes, dass wir oder dass ich selbst erlebt habe. Ja, auch mit Auslandsstrukturen. Ich habe selber auch Auslandsunternehmen und kenne die Probleme, die da auftauchen. Deswegen sind Sie ja auch da, um solche Probleme zu lösen. Denn wenn man keine guten Berater hat, geht das ganz schnell in die Hose.

Daniel Taborek Jetzt sind Sie ja wirklich ein gestandener Spezialist anderen zu helfen. Passt die Genossenschaft zu mir oder nicht? Und dann natürlich auch zu Kunden? Wie viele Genossenschaften haben Sie denn schon für andere und für Mandanten gegründet?

Sven Leudesdorff-Pfeifer Wir gründen im Schnitt 200 Genossenschaften im Jahr. Und wir machen das in der Intensität jetzt das vierte Jahr. Im letzten Jahr war es sehr extrem, da es insgesamt nur 218 Genossenschaften in Deutschland gegründet wurden und davon 176 gegründet haben. Beauftragt werden sogar immer ein bisschen mehr. Teilweise dauert es ja auch eine Zeit lang, vor allem wenn erst noch die Struktur umgebaut werden muss. Eine Genossenschaft muss sich ja auch in ein Gesamtkonzept einfügen und dann ist häufig seitens der Steuerberater erstmal die Struktur oder die Möglichkeit überhaupt zu schaffen, das zu integrieren, notwendig.

00:09:24 - Warum sind in den letzten Jahren immer mehr Unternehmer daran interessiert, eine Genossenschaft zu gründen?

Sebastian Sauerborn Sie haben vorher gesagt, dass das in der Intensität erst in den letzten 4 Jahren so geht. Wie erklären Sie sich jetzt diesen Trend? Warum sind so viele Mandanten momentan interessiert eine Genossenschaft zu gründen?

Sven Leudesdorff-Pfeifer Eigentlich hängt das hauptsächlich mit einem Protagonisten zusammen, der im Internet Videos über Genossenschaften veröffentlicht, und so eine Art Steuerkurs verkauft. Da kann man sich einschreiben und kriegt dann erklärt, was der Unterschied zwischen einzelnen Unternehmen und einer GmbH ist und so Geschichten. Und am Ende hat der der Genossenschaft vieles angedichtet, was so nicht funktioniert, aber es hört sich gut an und hat die dann als Medium genutzt, das zu veröffentlichen. Das ist die eine Seite, also die eine Seite ist, dass ich ja überhaupt erstmal Kenntnis davon haben muss, dass es eine Genossenschaft gibt und dass ich die als normaler Unternehmer auch nutzen kann. Der zweite Punkt ergibt sich, und das ist eigentlich das zentrale Thema, aus einer gewissen Sorge über die Entwicklung in Deutschland, Europa und der Welt. Das sind die verschiedensten Probleme, die die Menschen sehen. Die Unternehmer haben oft das Thema Steueroptimierung, oder auch das Thema Wegzug. Das ist in den letzten 2 Jahren extrem geworden, also seit Corona. Es ist tatsächlich so, dass die Menschen, und ich spreche jetzt nicht von jungen Leuten, die sich für das dauerhafte Reisen interessieren, sondern ich spreche von gestandenen Unternehmern, mit großen Vermögen oder auch mittelständischen Unternehmen mit mittelständischen Vermögen oder auch kleine Unternehmen mit kleinem Vermögen, die Sorge haben, dass sie Deutschland irgendwann verlassen müssen oder sogar jetzt schon verlassen wollen. Diese Zahl steigt ständig. Das waren am Anfang vielleicht 10% der Gründung, die wir gemacht haben. Mittlerweile sind es annähernd 50% die Sorge haben vor verschiedenen Themen. Lastenausgleich ist ein Thema, was immer wieder diskutiert wird. Da kann man verschiedene Meinungen dazu haben. Aber die Angst besteht. Man kann ja nicht einfach sagen, nur weil es eventuell unwahrscheinlich ist oder sehr wahrscheinlich ist, je nachdem wie man das betrachtet, kann man darüber hinweggehen. Es ist ja eine Angst da, es ist eine Sorge da und das sind ja auch nicht unberechtigte Sorgen. Also jeder Unternehmer, der diese gesamte wirtschaftliche Situation in Deutschland betrachtet und auch in Europa, der wird sagen also das Schiff steuert hier auf ein ganz großes Problem zu. Dazu brauche ich auch nicht Wirtschaftsanalyst zu sein, sondern brauche ich nur rechnen können. Kaufmännisches, einfaches Rechnen. Wenn weniger reinkommt als rausgeht, kann es nicht lange gut gehen. Ich kann das am Anfang vielleicht über Darlehen ausgleichen weil Liquidität vor Rentabilität geht. Aber irgendwann muss ein Staat ja wieder eine schwarze 0 schreiben können, weil sonst ist es ja gar kein Staat mehr, sondern er verschuldet sich nur. Das sind die Ängste der Menschen und die Sorgen und zum Teil auch der Wille einfach, sich nicht mehr in der Art reglementieren zu lassen, wie das in der Vergangenheit geschehen ist. Viele, haben dem deutschen Staat sehr verübelt, wie massiv er in die Persönlichkeitsrechte eingegriffen hat. Und ich glaube, viele waren einfach schockiert über die Urteile, die danach vom Verfassungsgericht gefällt wurden mit dem Konsens, ja ist alles verfassungswidrig, aber in dem Fall kann man das mal durchgehen lassen. Also das erinnert uns an Zeiten, an die wir uns gar nicht mehr erinnern wollen.

00:13:54 - Welche Gründe könnten dafür sprechen anstelle der bekannten Kapitalgesellschaft oder einem Einzelunternehmen eine Genossenschaft zu gründen?

Daniel Taborek Jetzt hast du schon 2 verschiedene Gründe erwähnt, die für die Gründung einer Genossenschaft sprechen können. Also das Thema Vermögensschutz und auch das Thema Optimierung der Wegzugsteuer. Vielleicht können Sie einen Überblick darüber geben, welche Gründe dafür sprechen könnten anstelle der bekannten Kapitalgesellschaft oder auch Einzelunternehmen eine Genossenschaft zu gründen? Vielleicht können Sie uns eine Übersicht geben und dann vielleicht noch ins Detail gehen.

Sven Leudesdorff-Pfeifer Machen wir. Eine Genossenschaft ist eigentlich für viele Bevölkerungsschichten möglich. Aber fangen wir mal mit dem Vermögensschutz an. Vermögensschutz bedeutet ja immer, dass mein Vermögen in meiner Verfügung liegt, aber ein fremder Dritter nicht darüber verfügen kann und in dem Fall ist der fremde Dritte vor allem der Staat. Und dazu gibt es nur wenige Möglichkeiten. Entweder ich verlagere mein Vermögen ins Ausland zu einem Staat, dem ich mehr traue als meinem eigenen. Dann gibt es die Möglichkeit, das Vermögen in ein Sondervermögen zu bringen, das wäre zum einen eine Stiftung, auch da gibt es wieder verschiedene im In- und Ausland, was allerdings zum einen recht kostenintensiv ist, was die Besteuerung beim Hereinbringen des Vermögens betrifft und zum anderen immer diese Endgültigkeits-Idee ist, dass man nicht mehr so viel Einfluss hat, wie man vorher hatte. Bei der Genossenschaft ist es in diesem Fall einfacher. Das ist aber auch tatsächlich so gewollt vom Staat, weil der Staat sagt sich, wenn mindestens 3 Personen oder 3 Unternehmen beteiligt sind, die gemeinschaftlich ein Problem lösen wollen, dann ist das Einfachste eine Genossenschaft zu gründen, die der Staat dabei unterstützt, zu dritt dieses Problem zu lösen. Der erste Punkt bei der Genossenschaft ist in Bezug auf den Vermögensschutz das Thema Unpfändbarkeit des Vermögens der Genossenschaft. Also das Vermögen der Genossenschaft ist getrennt vom Vermögen der Mitglieder. Ich erkläre gleich, was das bedeutet. Der Effekt ist, dass kein Außenstehender an meinen Mitgliedsanteil heran kann, egal ob das 100€ oder 100.000€ sind, das ist faktisch vom Gesetz her ausgeschlossen. Das Vermögen der Genossenschaft unterliegt natürlich allen Regeln für Körperschaften. Also die Genossenschaft ist eine Körperschaft, aber keine Kapitalgesellschaft. Deswegen bin ich auch nicht Gesellschafter, und deswegen kann mir natürlich auch keiner diesen Genossenschaftsanteil wegnehmen, denn der steht unter besonderem Schutz des Genossenschaftsrechts, das die Trennung des Vermögens der Genossenschaft vom Vermögen der Mitglieder besagt und dass die Mitgliedsanteile unpfändbar sind.

Sebastian Sauerborn Das heißt, wenn ich jetzt zum Beispiel Vermögen in die Genossenschaft gebe und ein paar Jahre später kommt es dann bei mir persönlich zu einer finanziellen Schieflage wie z.B. zu einem Haftungsproblem oder sonst irgendwas oder möglicherweise sogar zur Privatinsolvenz. Dann ist das Vermögen letztlich, was ich lange davor in die Genossenschaft eingebracht habe, geschützt? Also da können meine Gläubiger nicht darauf zugreifen?

Sven Leudesdorff-Pfeifer Nein, können Sie nicht. Die Gläubiger können nicht darauf zugreifen. Die Gläubiger können theoretisch nur auf den Genossenschaftsanteil zugreifen, das ist die einzige Möglichkeit, die sie haben. Also das heißt, ich erkläre es genauer, dass der Genossenschaftsanteil, den ich besitze, immer mit einem Geschäftsguthaben verbunden. Das Geschäftsguthaben, das ist das Geschäftsguthaben von mir als Mitglied. Und dieses Geschäftsguthaben ist unpfändbar. Es könnte erst dann pfändbar werden, wenn der Genossenschaftsanteil gekündigt ist und der Genossenschaftsanteil und Geschäftsguthaben wird dann zum sogenannten Auseinandersetzungsguthaben und dann wäre theoretisch ein Zugriff von außen und von der Genossenschaft auf dieses Vermögen möglich. Wenn ich jetzt aber bestimmte Dinge regele, zum Beispiel, dass die Kündigungsfrist 2 Jahre beträgt und sehe dann zu, dass meine Geschäftsanteile zum Zeitpunkt der Problematik, die ich da habe, vielleicht gering sind, vielleicht 100€ oder 1000€ nur noch sind, dann ist das 100% sicher. Wir haben ganz viele Leute, wo Mitglieder in der Genossenschaft in Privatinsolvenz sind, das ist tatsächlich so aus verschiedensten Gründen, teilweise auch aus steuerlichen Gründen, dieses Vermögen oder der Mitgliedsanteil ist vollkommen geschützt und kann auch nicht auf den Genossenschaftsanteil durchgreifen.

Sebastian Sauerborn Und wäre das gleiche jetzt zum Beispiel auch der Fall, wenn es nicht um eine Insolvenz, sondern Dinge wie Scheidung geht? Nehmen wir an ich bringe einige Jahre vor der Scheidung Vermögen in eine Genossenschaft und dann kommt es zur Scheidung. Hätte auch meine Exfrau dann keinen Zugriff auf das Vermögen, das in der Genossenschaft ist?

Sven Leudesdorff-Pfeifer Ehefrauen, die in Genossenschaften Mitglied sind, partizipieren natürlich automatisch vom Vermögen der Genossenschaft, weil sie ja Mitglied sind. Jetzt kann man das aber so regeln, dass entweder Ehefrauen nicht Mitglied der Genossenschaft sind oder die Ehefrauen zu einem späteren Zeitpunkt ausscheiden. Das kann man im Vorfeld regeln oder man kann es auch, ohne dass man es im Vorfeld geregelt hat, durch einen Ausschluss machen. Wir bringen da immer genug Gründe in die Satzung, das man ausschließen kann. Dazu muss man vielleicht auch sagen, dass die Genossenschaft und ihre Satzung die Grundlage für alles ist, was mit Genossenschaften läuft, und wir können halt extrem viel regeln, wie ich eben schon sagte. Ich kann frei bestimmen, wie lange so eine Kündigungsfrist von so einem Anteil ist und ich kann auch sehr einfach entscheiden, wer überhaupt Mitglied in so einer Genossenschaft ist. Das Problem bei den großen Genossenschaften ist, zu viele Köche verderben den Brei. Jetzt haben wir aber die Möglichkeit, mit 3 Mitgliedern zu gründen, wir können das sogar so auf die Spitze treiben, dass das 3 Kapitalgesellschaften sind mit demselben Geschäftsführer. Das ist nicht einfach, aber es ist möglich. Ansonsten kann man Genossenschaften auch mit 3 oder 2 anderen Personen, die einem nahestehen gründen sowie Brüder, Schwestern, Väter, Mütter, Kinder, da hilft man sich teilweise seiner Kapitalgesellschaften. Der einfachste Weg ist als Unternehmer. Also bei mir ist das so. Wir haben in einer Genossenschaft, die wir als Familien Genossenschaft bezeichnen würden, die gibt es offiziell nicht, aber bezeichnen würden, da sind meine Frau, ich und unsere beiden Töchter Mitglied. Es gibt aber auch noch einige Kapitalgesellschaften, die ich beherrsche und wenn ich alle Stimmen dann zusammenzähle, da die pro Kopf abgegeben werden, habe ich eine Mehrheit nur über meine Kapitalgesellschaften, oder Körperschaften oder auch andere Genossenschaften, die sind ja Körperschaften, die ich beherrsche. Also ich bringe problemlos bis zu 5 Stimmen hin und damit habe ich das Problem vollständig für mich gelöst, weil ich immer die Mehrheit habe und auch immer ne entsprechende Mehrheit darstellen kann. Selbst, wenn der Rest der Familie gegen mich wäre, könnte man nichts dagegen tun. Was ich entscheide, würde gemacht werden. Wir können die Satzung in verschiedenster Art ausgestalten: Es gibt ja auch viele Menschen, die wollen das in demokratischer Struktur haben, gerade wegen der Vererbung und dieser Themen oder wollen ja genau ihre Familie da auch mit drin stärken. Wir haben aber Satzungen entworfen, die wir schon seit vielen Jahren nutzen, die es uns erlaubt, den Vorstand so stark zu machen, dass er alleine entscheidet. Ja, dass er alleine die Entscheidungsgewalt hat. Und das ist das Besondere. Was in der Vergangenheit immer sehr schwierig war, weil man immer gesagt hat, dass man alles an die anderen Mitglieder verschenkt. Aber wenn ich diese Genossenschaft beherrsche, habe ich ein Sondervermögen, beherrsche die gesamten Mitglieder, habe die Mehrheit der Stimmrechte und kann darin und damit machen, was ich möchte.

00:24:42 - Wieviele Personen braucht man um eine Genossenschaft zu gründen?

Daniel Taborek Jetzt gibt es aber doch, ich kenne das von einigen, tatsächlich die Situation, dass ich dann zwei andere Mitgesellschafter habe und es gibt niemand dem ich vertraue oder ich will niemanden so involvieren, dass der dann so viel weiß, dass er sich gewisse Rechte sichern kann. Gibt es dafür eine Lösung oder ist es so, dass wenn man nicht mit 3 Personen ankommt, leider nichts machen kann?

Sven Leudesdorff-Pfeifer Man braucht tatsächlich 3 Personen, aber das kann eine Mischung aus natürlichen und juristischen Personen sein. Es ist zwar jetzt mit Auslandsstrukturen beispielsweise etwas komplizierter, weil man Apostillen und dergleichen bei der Gründung braucht, aber technisch ist das problemlos möglich. Man braucht zwingend in der kleinen Genossenschaft eine natürliche Person. Diese natürliche Person kann aber auch entsendet sein aus einer juristischen Person und weil wir einen Posten zu vergeben haben, nämlich den Vorstandsposten, den müssen wir vergeben. Deswegen geht das nicht anders. Aber das ist ähnlich wie bei der GmbH, bei der ich alleiniger Gesellschafter bin, da ist es dann aber so, dass sich das auf 3 Gesellschafter verteilt, die aber nachher immer wieder dieselbe Person als Bezug haben können. Also der Geschäftsführer könnte immer dieselbe Person sein. Ergebnis ist also, ich könnte mit 3 GmbHs oder mit 2 GmbHs einer UG und 2 UGS und einer GmbH, oder wie auch immer, bei anderen Körperschaften oder mit anderen Genossenschaften, obwohl ich alleine der Beherrscher bin und auch einziger Vorstand, eine Genossenschaft gründen, weil dann bezieht sich die Lösung des Problems nicht auf die eine Person, sondern auf die juristischen Personen geben.

Sebastian Sauerborn Mit Geschäftsführer meinen Sie, nehme ich an, auch Gesellschafter, das heißt, ich könnte im Grunde zwei zwei GmbHs bei denen ich alleiniger Geschäftsführer bzw. alleiniger Gesellschafter bin und mit den beiden GmbHs zusammen und mir als natürliche Personen den Vorstand stellt, könnte man dann auch die Genossenschaft gründen. Und ich nehme an ich, es müssen ja auch gar keine deutschen Gesellschaften sein. Ich könnte, wenn ich wollte ja auch zwei Limiteds gründen, ob das jetzt sinnvoll ist oder nicht, ist nicht wichtig, das ist ja gerade einfach ein Gedankenspiel. Könnte ich machen, wenn ich wollte. Und dann hätte ich also die 3 Personen zusammen. Also man muss mindestens eine natürliche Personen haben, das ist wichtig, weil der Vorstand muss eine natürliche Person sein, aber die anderen Mitglieder können auch juristische Personen sein, die ich dann möglicherweise selbst beherrsche.

Sven Leudesdorff-Pfeifer Jawohl, und die können im In- und im Ausland ansässig sein.

Sebastian Sauerborn Also bei Dingen wie Scheidungen oder Insolvenz ist natürlich klar, dass man jetzt sein Vermögen nicht um 5 vor 12, also einen Monat oder 1-2 Jahre kurz vor Insolvenz hier in einer Genossenschaft sichern kann. Also, wenn man den Eindruck erweckt, dass da irgendwas verschoben wird, dann ist die Gefahr der Rückabwicklung relativ groß. Also eine Genossenschaft zu gründen ist jetzt keine Notfallmaßnahme, würden Sie mir da zustimmen?

Sven Leudesdorff-Pfeifer Ja, zu 100%.

00:28:38 - Warum lieber eine Genossenschaft als z.B. eine Stiftung gründen?

Sebastian Sauerborn Also mann kann als Sicherheitsmaßnahme jetzt nicht eine Genossenschaft gründen, wenn der Insolvenzverwalter vor der Tür steht. Im Gegenteil, es kann sogar möglicherweise dann ein Insolvenz Straftatbestand sein, da muss man also aufpassen. Aber mal davon abgesehen wenn ich jetzt also grundsätzlich über Vermögensschutz nachdenke, aus den Gründen, die die wir vorhin angesprochen haben, wenn mir z.B. das politische Klima suspekt ist. Sie hatten vorhin schon kurz angeschnitten, es gibt ja auch Stiftungen oder in England gibt es eine Rechtsform, die sogenannte Limited by Guarantee, die wird im Volksmund auch die Stiftungs Limited genannt, obwohl es eigentlich keine Stiftung ist. Warum würde jetzt jemand lieber die Genossenschaft gründen?

Sven Leudesdorff-Pfeifer Ja. Es ist tatsächlich häufig, bei größeren Vermögen so, dass man Stiftungen und Genossenschaften verbinden kann. Das ist aber ein Zusammenspiel, meistens auch noch mit einer Vermögensverwaltenden GmbH, da geht es dann auch um größere Vermögensstrukturen. Das ist für den normalen Unternehmer meistens eine Nummer zu groß, weil die fressen ja alle Brot; also die Genossenschaft, die Stiftung, die Vermögensverwaltende und das ganze drum herum, das ist ja auch Aufwand. Warum gehen die Leute in die Genossenschaft anstatt in eine Stiftung? Zum einen, weil ich bei der Genossenschaft eine Exit-Strategie habe und dafür mehrere Möglichkeiten habe. Ich kann jederzeit die Satzung ändern und das jederzeit bezieht sich tatsächlich auf jederzeit: Man kann das auch dreimal im Monat machen, wenn man das möchte. Das ist nur eine Frage des Willens der Mitglieder, das heißt Genossen heißen heute schon Mitglieder, also der Mitglieder der Genossenschaft, die entscheiden darüber, wie ihre Satzung aussieht und können die auch jederzeit ändern und in eine andere Struktur bringen. Das Ganze ist auch nicht teuer, das kostet einfach nur die Eintragungsgebühr und den Notar, das sind unter 500€. Da ist keine große Hürde. Die zweite Exit-Strategie ist, dass ich eine Genossenschaft einfach auflösen kann und dann wird das Vermögen an die Mitglieder verteilt. Das ist natürlich steuerbehaftet. Dann muss man schauen, ob sich das lohnt. Die dritte Exit-Strategie ist der Formwechsel oder die Umwandlung, das heißt nach dem Umwandlungsrecht kann die Gesellschaftsform, die eine Körperschaft ist, zu jeder anderen Körperschaft geformt werden, ohne Aufwand und ohne Steuerlast. Das wäre dann zum Beispiel GmbH oder Aktiengesellschaft. Das könnte man machen, das einzige, worin man eine Genossenschaft nicht formen kann, ist in einen Verein. Umgekehrt geht es, aber in den Verein geht es nicht. Das alles motiviert die Leute, eher in die Genossenschaft zu gehen als in die Stiftung. Weil bei der Stiftung viele das Gefühl haben, dass man dann nichts mehr ändern kann und dann für immer da verhaftet ist. Viele gehen auch in die Genossenschaft, weil der Genossenschaft es gelingt, ihr Geld selber zu organisieren. Das heißt, das, was die Genossenschaft kostet, ist oft durch verschiedene Effekte wieder verdient innerhalb der Genossenschaft. Das ist also auch ein Thema, das heißt, die Stiftung, die muss ich tatsächlich füttern mit Geld. Die Genossenschaft kann mir Vorteile bringen in Form von Förderungen und Vergünstigungen, aber das würde ich dann später nochmal genauer ansprechen. Ein weiterer Grund ist, dass die Genossenschaft sehr einfach mit anderen Strukturen verbinden werden kann, ohne dass die Töchter oder Mütter werden müssen, der einzelnen Gesellschaften. Das heißt, die Mitgliedschaft reicht aus. Ich kann also problemlos an ein Mitglied im Ausland ausschütten, ohne dass das jetzt in irgendeiner Form mit mir gesellschaftlich verbunden ist und in irgendeiner Form da eventuell in Deutschland ein Auslandstatbestand eröffnet wird, der dann eben zu prüfen ist seitens des Finanzamts oder wo das Finanzamt glaubt, das prüfen oder anschauen zu müssen. Das sind eigentlich die Hauptthemen.

Der Vorteil der Stiftung ist meistens, dass sie nur eine Einnahmeüberschussrechnung machen muss. Die Genossenschaft muss bilanzieren, das ist teilweise ein Thema, das für die Stiftung oder für eine andere Struktur spricht. Was ein Nachteil bei der Stiftung ist, ist dass das Hereinbringen von Werten in die Stiftungen nach dem Schenkungssteuerfreibetrag Geld kostet. Und bei der Genossenschaft gibt es sehr einfache Modelle, die selbst die Grunderwerbsteuer bei Einbringung von Immobilien auf ein Zehntel reduziert, weil die Genossenschaft dadurch, dass sie zwar eine Körperschaft, aber keine Kapitalgesellschaft ist, teilweise die Vorteile von Personengesellschaften hat bei der Einbringung über verdeckte Einlagen. Das ist eigentlich der ganz entscheidende Vorteile für viele. Unternehmen darunter zu bringen, das ist auch ein großer Vorteil, dass man bei Genossenschaften mit einem qualifizierten Anteilstausch arbeitet, der ja auch in der Regel zu Buchwerten, also steuerneutral erfolgt. Das sind so die Dinge, die für die Genossenschaft sprechen.

Sebastian Sauerborn Das heißt, sowohl natürliche Personen als auch z.B. eine GmbH könnte jetzt Vermögen in die Genossenschaft einbringen, nicht steuerfrei, aber wenigstens steuerlich günstiger.

Sven Leudesdorff-Pfeifer Ja, also ich habe von einem Zehntel der Grunderwerbsteuer gesprochen. Die Grunderwerbsteuer ist ja sonst gar nicht zu reduzieren, aber jetzt gibt es ja seit einiger Zeit auch ein höchst wichtiges Urteil dazu, dass das eben möglich ist ein Zehntel Verkauf der Rest als verdeckte Einlage in die Kapitalrücklage der Genossenschaft gebucht, das funktioniert bei der Genossenschaft hervorragend. Die Sperrfrist bezieht sich nur auf die Mitgliedschaft, das heißt, sie müssen 7 Jahre lang weiterhin Mitglied der Genossenschaft sein. Sie müssen nicht in gleicher Höhe beteiligt sein, wie sie es beim Anteilstausch hatten oder bei der Einbringung der Immobilien.

00:37:10 - Welche Einkommensteuer oder Abgeltungsteuer fallen bei Ausschüttungen / Dividenden bei Genossenschaften an? Welche steuerlichen Vorteile hat eine Genossenschaft?

Sebastian Sauerborn Sie hatten vorhin von Ausschüttungen gesprochen: Wenn jetzt die Genossenschaft ausschüttet. Was wird dann ausgeschüttet? Also wird das dann als Dividende auf der anderen Seite steuerlich betrachtet, wenn ich angenommen 100.000 Euro Ausschüttung von der Genossenschaft bekommen würde, würde ich da dann drauf Abgeltungsteuer oder Einkommensteuer bezahlen?

Sven Leudesdorff-Pfeifer Abgeltungsteuer sind es bei Privatpersonen dann 25% plus Soli. Interessant ist das aber bei Körperschaften und Kapitalgesellschaften die Ausschüttung bis zu 95% steuerfrei ist. Also das Schachtelprivileg gilt da. Auch ins Ausland haben wir, da muss man allerdings immer gucken, ob ein entsprechendes Doppelbesteuerungsabkommen vorliegt, wenn ich in unsere LLC in die US ausschütte, dann zahle ich tatsächlich auch zu 95% steuerfrei. In Armenien zahle ich aber 10% Steuern. Also LLC US 1,5% plus Soli und nach Armenien 10%. Also man muss sich das tatsächlich anschauen. Gibt es kein Doppelbesteuerungsabkommen, ist dann ganz schlecht, dann zahle ich die Abgeltungsteuer auch bei Unternehmen, wenn ich ins Ausland ausschütte. Und ja, es geht um Einkünfte aus Kapitalvermögen, also Dividende im Prinzip. Es gibt noch die genossenschaftliche Rückvergütung, bei der wäre das ein bisschen anders. Das ist ein Ausnahme-Paragraphen im Körperschaftssteuergesetz. Aber bei den kleinen Genossenschaften, die keine Produktivgenossenschaften sind, also keine landwirtschaftlichen Genossenschaften die Dinge wie Wein, Käse oder sonst irgendwas herstellen kann man das vergessen, weil sich die Bemessungsgrundlage für die Rückvergütung immer an dem Geschäft orientiert, das mit der Genossenschaft von Mitglied gemacht wurde, also das ist bei den meisten Familiengenossenschaften oder kleinen Genossenschaften überhaupt nicht umsetzbar, auch wenn es immer wieder behauptet wird, das stimmt einfach nicht. Wird auch vom Finanzamt und vom Verband geprüft.

Also grundsätzlich ist es tatsächlich so, dass die Genossenschaft überhaupt gar keinen Steuervorteil hat. Es ist exakt dasselbe, wie wenn sie eine GmbH haben, aber sie haben einen entscheidenden Unterschied. Und zwar, dass es keine Kapitalgesellschaft ist und deswegen hat sie keine originäre Gewinnerzielungsabsicht. Diese Gewinnerzielungsabsicht ist das, was uns Unternehmer immer wieder mit dem Finanzamt in Disput bringt sage ich jetzt mal vorsichtig. Weil, wenn man zum Beispiel eine Geschäftsreise macht hinterfragt das Finanzamt immer, ob man denn Umsatz oder Gewinn erzielt hat mit der Reise. Das sind die Fragen, die mir das Finanzamt stellt. Ob man mit der Tätigkeit oder mit dem ausgegebenen Geld Umsatz oder Gewinn gemacht - und das entfällt bei der Genossenschaft vollständig, weil die Genossenschaft eine sogenannte Förderverpflichtung hat. Fördern heißt bei der Genossenschaft, dass ich das Geld das zur Verbesserung meines eigenen Fördergeschäftsbetriebs ausgeben darf, bei der GmbH würde das nur Geschäftsbetrieb ohne Förder heißen. Das heißt, ich habe, sag ich mal im Jahr einen Überschuss und ich habe mehr Geld eingenommen als ich ausgegeben habe. Dann darf ich dieses Geld, ohne dass ich da Rechenschaft ablegen muss, auch wieder für meinen eigenen Fördergeschäftsbetrieb ausgeben. Und was das ist, das bestimme ich selbst in der Satzung, das ist das interessante dabei. Beispiel: Ich habe häufig in den Genossenschaften, sogenannte gemeinschaftlichen Wareneinkauf bzw. Konsum und da kann ich tatsächlich zum Beispiel Fahrzeuge gemeinschaftlich einkaufen und die dann wieder an die Mitglieder vermieten. Das kann eine GmbH auch, die kann ein Fahrzeug kaufen und kann das dann auch an die Mitarbeiter vermieten. Für Mitarbeiter ist das dann, wenn das vergünstigt wäre, dann ein geldwerter Vorteil. Bei der Genossenschaft ist es aber, Teil des Fördergeschäftsbetriebs. Deswegen darf diese Miete vergünstigt sein.

Sebastian Sauerborn Das heißt, der Vorstand kann zum Beispiel einen Dienstwagen bekommen…

Sven Leudesdorff-Pfeifer Keinen Dienstwagen. Der mietet, einfach ein Fahrzeug von seiner Genossenschaft als Mitglied. Das ist genau der Unterschied. Der Unterschied ist, dass bei der GmbH natürlich alles auf das Thema Mitarbeiter abzielt. Und bei der Genossenschaft alles auf das 10 mal Mitglied. Und wenn er das als Vorstand machen würde, würde er denselben Regeln, 1%- Regelung, Fahrtenbuch und dergleichen unterliegen. Wenn er das aber als Mitglied mietet für private Zwecke, dann darf die Genossenschaft ihm das vergünstigen. Das muss dann natürlich im Vertrag stehen, dass das nicht geschäftlich ist, dass das nur im Rahmen seiner Mitgliedschaft ist und das ist nur für seinen Privatgebrauch ist.

00:43:13 - Wie funktionieren Vergünstigungen bei Genossenschaften?

Sebastian Sauerborn In wie weit vergünstigen? 50% vergünstigen, 19% vergünstigen, gegenüber jetzt den üblichen Kosten oder ist das frei gestaltbar?

Sven Leudesdorff-Pfeifer Das ist komplett frei gestaltbar. Wir haben mit vielen Steuerberatern, Kooperationen mit einer Kanzlei in den letzten 4 Jahren ein steuerliches Konzept entwickelt, das auch mit der Wirtschaftsprüferkammer soweit abgestimmt ist. Da ist es so, dass immer so mindestens 15% tatsächlich fließen sollte. Erstens, dass es keine Schenkung ist, dass also niemand kommen kann und behaupten kann, dass die Genossenschaft es geschenkt hat und zweitens sagen die Finanzämter, dass sie bereit sind, das zu akzeptieren. Das heißt, dass sie einen Teil das Geldes tatsächlich zahlen. Beispiel: Ich habe ein Pedelec gekauft, das ist ein Lastenfahrrad mit elektrischer Unterstützung. Das kostet 6000€, und die Genossenschaft hat es gekauft und vermietet es jetzt den Mitgliedern, die es nutzen wollen für 5€ im Monat, also 60€ im Jahr. Das ist durchaus angemessen. Das wird akzeptiert vom Verband, der als erster die Prüfungshoheit bei der Genossenschaft hat und somit bin ich da verhältnismäßig gut dabei, das heißt, ich zahle nicht viel dafür und das Ganze ist keine Schenkung, sondern einfach eine Vermietung. Man kann das auch bei großen Genossenschaften sehen, dass dieses Prinzip so funktioniert.

Es ist immer ganz gut, wenn man so ein Beispiel hat und das versteht bei einer großen Genossenschaft. Die meisten werden die DATEV kennen, die einer unserer umsatzstärksten Genossenschaften in Deutschland ist. Dort sind viele deutsche Steuerberater organisiert. Die DATEV macht eigentlich grundsätzlich Software für Steuerberater und wir haben da 2 Strukturen: Mitglieder und Nichtmitglieder. Wir selber sind auch Nichtmitglied der Genossenschaft DATEV, haben aber Programme von ihr, z.B. Lohngehalts-Programm. Wir zahlen knapp 400€ für dieses Lohngehalts-Programm. Einer unserer kooperierenden Steuerberater hat genau dasselbe, exakt dieselbe Leistung. Der zahlt aber nur 238€ glaube ich. Da sieht man wie das bei Genossenschaften funktioniert: Das Mitglied bekommt es vergünstigt, das Nichtmitglied muss sogar eventuell eine eingerechnete Marge mitbezahlen. Und solange ich eine solche Preisliste habe, egal, ob ich auch Nichtmitglieder habe und weiß, dass meine Nichtmitglieder, die das kaufen oder mieten, dafür mehr bezahlen als die Mitglieder, dann kann ich es den Mitgliedern soweit vergünstigen. Das einzige, was nicht passieren darf ist, dass ich dadurch defizitär werde. Das heißt, ich darf immer nur das Geld verwenden, was die Genossenschaft dann auch verdient hat in ihrem Fördergeschäftsbetrieb.

00:46:51 - Was sind die Unterschieden zwischen einer Genossenschaft und einer GmbH?

Sebastian Sauerborn Und es gelten, denke ich mal, wahrscheinlich die gleichen Regelungen hinsichtlich Anlagevermögen, Abschreibungen usw. wie bei der GmbH?

Sven Leudesdorff-Pfeifer Genauso, es ist alles exakt dasselbe. Sie haben bei den Genossenschaften, das kann man aufzählen, den Paragraph 22 Körperschaftssteuergesetz Genossenschaftliche Rückvergütungen ist ein Unterschied und dann die 2 Ausnahme Paragraphen im Gewerbesteuerrecht und dem Körperschaftssteuergerecht zur kompletten Steuerbefreiung von landwirtschaftlichen Genossenschaften oder Vermietungsgenossenschaften unter bestimmten Voraussetzung. Das sind die einzigen Ausnahmen, die bei der Genossenschaft herrschen. Aber das sind alles Sachen, die wir mit kleinen Genossenschaften überhaupt nicht sinnvoll gestalten können. Also es macht gar keinen Sinn, das ist viel zu aufwendig und gibt am Ende nur Probleme. Da gibt es verschiedene Hintergründe. Also das sollten wir vollkommen ausblenden, aber das sind die einzigen 3 Unterschiede, die es steuerlicher Art gibt. Ansonsten wird die Genossenschaft exakt behandelt wie eine GmbH. Vielleicht kann man da jetzt noch den Unterschied erklären, was die Prüfung angeht: Die kleine Genossenschaft wird vom Prüfungsverband, bei dem sie Mitglied ist, also Zwangsmitglied bei einem Prüfungsverband, den kann sie sich aber aussuchen, alle 2 Jahre geprüft. Und das Finanzamt prüft lediglich Umsatzsteuer vor Steuerthemen, das macht es selber. Ansonsten hat sie die restlichen Prüfungen abgegeben, an die Genossenschaft ausgenommen natürlich die Sozialversicherungsprüfung, die läuft ja standardmäßig in Deutschland immer über denselben Träger. Die Genossenschaft hat dadurch verhältnismäßig wenige Berührpunkte mit dem Finanzamt, wenn sie sich an Recht und Gesetz hält. Alles was nicht Recht und Gesetz ist, das führt zu denselben Problemen wie bei anderen Themen.

**00:49:10 - Was ist der Hauptunterschied zwischen einer Genossenschaft und einem Verein (EV) wo man auch Mitglieder hat?

Sebastian Sauerborn Jetzt haben Sie viel von Mitgliedern und den Vorteilen gesprochen. die letzten. Spontan muss ich jetzt bei 2 Mitglieder an einen Verein denken, an einen e.V. Wo ist denn der Unterschied jetzt der Hauptunterschied und vielleicht noch der Hauptvorteil einer Genossenschaft gegenüber dem e.V. wo ich auch Mitglieder habe?

Sven Leudesdorff-Pfeifer Ich gebe dafür ein Beispiel einer unserer Kunden: Der Kunde hat eine Kampfsportschule. Diese Kampfsportschule ist als Verein organisiert. Dieser Verein hat aber das Problem, dass er die Überschüsse, die er erzielt, immer wieder nur für diese Vereins-Themen ausgeben darf. Der hat jetzt seine Halle 20 mal saniert. Jetzt weiß er nicht mehr was er mit dem ganzen Geld machen soll. Also gibt er ihr Geschäft ab an die Genossenschaft, die das auch kann. Und diese Genossenschaft darf aber mit diesem Überschuss machen, was sie will. Und das ist der elementare Unterschied zwischen dem Verein und der Genossenschaft. In dem Fall in der Kombination sogar. Das heißt die Genossenschaft macht dann zum Beispiel die komplette Mitgliederverwaltung für den Verein und erhält dafür natürlich Gelder; wie z.B. eine Management Fee und was auch immer. Und dadurch verschiebe ich eben Gelder, die ich im Verein nicht brauche, in die Genossenschaft, die es dann so ausgeben kann, wie sie es sich wünscht, oder wie sich das die Mitglieder wünschen. Bei einem Verein interessiert sich keines der Mitglieder groß für den Verein, der muss die tatsächlich mehr oder weniger erzwingen, dass die sich da beteiligen. Bei der Genossenschaft habe ich die volle Beherrschung und beim Verein habe ich aber häufig eben nicht die Beherrschung, weil da können die anderen natürlich machen, was sie wollen, das ist das größte Problem.

**00:51:43 - Wie kann man eine GmbH in eine Genossenschaft umwandeln? Macht das bei einem Wegzug überhaupt Sinn? Und wie kann man der Wegzugsteuer halbwegs entgehen?

Sebastian Sauerborn Also meine Frage ist die: Nehmen wir an, ich habe eine Firma, eine GmbH, wie z.B. eine Consulting Firma, eine Marketing Firma sozusagen. Macht es da Sinn die GmbH dann zu schließen und dann eine Genossenschaft zu gründen? Also wie kann man die jetzt umwandeln, muss ich zuerst die Genossenschaft gründen und dann läuft das parallel? Oder schließe ich zuerst die GmbH oder wie läuft es denn? Und macht das überhaupt Sinn?

Sven Leudesdorff-Pfeifer Über dieses Thema könnte ich problemlos 3 oder 4 Stunden erzählen. Einfach nur aus der Praxis, weil nämlich bei jedem Unternehmer das anders ist und jeder auch einer ganz andere Blickrichtung hat. Nehmen wir mal an jemand will aus Deutschland wegziehen und hat eine GmbH. Das größte Problem ist dabei, egal wo sich auf der Welt ein Gesellschaftsanteil befindet, dass ich diesen Gesellschaftsanteil beim Wegzug aus Deutschland versteuern muss. Das heißt im ungünstigsten Fall wird der gemeine Wert errechnet, der immer zu hoch liegt und dann muss ich darauf Abgeltungsteuer bezahlen, das ist im Prinzip die Wegzugsteuer. Dieses Problem löse ich verhältnismäßig einfach. Nicht, indem ich einen Formwechsel mache, weil da hab ich dasselbe Problem. Beim Formwechsel sagt der Gesetzgeber auch, dass ein gemeiner Wert der GmbH festgestellt werden muss und dann der Formwechsel und was habe ich dann? Dann hab ich bei der Genossenschaft, was weiß ich, wenn der gemeine Wert 2 Millionen ist, muss ich 2 Millionen Geschäftsanteile an der Genossenschaft haben. Die Geschäftsanteile sind über die, die tatsächlich auch für die Wegzugsbesteuerung herangezogen werden, also löse ich das Problem damit nicht. Ich löse das Problem nur dann, wenn ich einen qualifizierten Anteilstausch der GmbH unter die Genossenschaft mache. Also ich könnte eine neue Genossenschaft gründen, schiebe die Gesellschaft GmbH drunter, durch den qualifizierten Anteilstausch Fortführung zu Buchwerten. Das heißt, es wird kein gemeiner Wert festgestellt und dadurch habe ich maximal 25.000€ Geschäftsanteile, wie üblich beim GmbH-Bestand, also 25.000€ Anteile an der Genossenschaft, 25% davon sind 7.500€ Wegzugsbesteuerung. Wenn die GmbH vorher bewertet werden würde, wären das unter Umständen viele 10.000€ oder ein paar 100.000€. Ich habe häufig Leute mit ganz kleinen Umsätzen wie 10.000-20.000€ Umsatz oder Gewinn und die Zahlen 60.000-80.000€, also das was die Steuerberater dann ausrechnen sind viele 100.000€, das ist wirklich schon eine Strafsteuer.

00:55:09 - Außensteuergesetz und Genossenschaft: Wie zahle ich Steuer im Ausland?

Sebastian Sauerborn Die Steuerberater arbeiten ja auch oftmals für das Finanzamt.

Sven Leudesdorff-Pfeifer Ich muss auch sagen, dass das Finanzamt was das Außensteuergesetz angeht, überhaupt keine Ahnung hat. Entschuldigung, wenn ich das so direkt mal sage. Also wir haben das Außensteuergesetz mit mehreren größeren Kanzleien analysiert. Also die haben das analysiert und wir haben dann unseren Genossenschafts-Senf dazu gegeben. Was da rausgekommen ist, das ist unfassbar. Wir haben also viele, viele Weckzügler und da sind die Bescheide da und da wurden die Anteile an Genossenschaften angegeben und die wurden nicht besteuert. Die wurden nicht besteuert. Warum? Weil die Sachbearbeiter keine Ahnung haben. Im Außensteuergesetz steht nämlich, dass nur Kapitalgesellschaften dieser Steuer unterliegen. Und dann sagen die Sachbearbeiter ja gut Genossenschaft, eine Kapitalgesellschaft, Thema erledigt.

Es steht aber auch im Außensteuergesetz, dass die Genossenschaft in diesem Fall wie eine Kapitalgesellschaft zu behandeln ist und deswegen zählt nämlich dann am Ende wieder das Bewertungsrecht und das Bewertungsrecht sagt, dass die Genossenschaft hat eben dieses getrennte Vermögen; Mitgliedervermögen und Vermögen der Genossenschaft. Und eben nur das Geschäftsguthaben, wird für die Besteuerung herangezogen. Glücklicherweise hat uns das Herr Dötsch, ehemaliger und höchster Richter beim BFH, nochmal ein Kommentar geschrieben hat und das nochmal genau erklärt, wie der Übertrag bei Anteilen von Genossenschaften funktioniert. Und hat das auch nochmal bestätigt und 2019 haben wir noch zum Erbschafts- und Schenkungssteuerrecht noch eine Verwaltungsanweisung wo steht, dass es grundsätzlich untersagt ist, Genossenschaften zum gemeinen Wert zu bewerten, weil es eben diese Trennung des Vermögens gibt. Das ist aber am Ende so, dass das von der Finanzbehörde zu ihren Ungunsten übersehen wird und genau so läuft das dann andersrum bei den Steuerberatern. Die Steuerberater haben dann häufig auch keine Ahnung. Also die Steuerberater, die meistens die Jahresabschlüsse von den GmbHs machen, die wissen davon oft nichts, und gucken dann die bei Beck oder bei EnBW oder sonst irgendwo und finden da auch nicht viel, aber bilden sich eine Meinung dazu, oft oder immer zum Ungunsten des Kunden/Mandanten gerechnet. Und das stimmt, was Sie sagen: Am Ende ist das unklar, und dann trauen sich die Steuerberater nicht wegen der Haftungsrisiken, weil sie das nicht selber richtig bewerten können, das dann auch richtig zu machen. Und das ist das Problem.

Und die Finanzbehörde hat leider auch keine Ahnung und deswegen sind die Leute oft auf hoher See, wenn sie wegziehen. Also viele kennen auch die Regeln danach nicht. Das ist ja nochmal ein Thema, das hilft mir ja alles nix, wenn ich die Wegzugsbesteuerung gelöst habe und hab dann noch zu viel Vermögen in Deutschland. Da bin ich ja dann wieder beschränkt steuerpflichtig oder erweitert beschränkt steuerpflichtig. Das geht ja immer so weiter. Der Staat hat 17 Paragraphen im Außensteuergesetz nur zu dem Thema was ist im Ausland und was ist im Inland zu versteuern? Also was ist tatsächlich ein Auslandseinkommen, und die Einkunftsarten. Wenn man das genau anschaut, hat weiß man am Ende weniger als man vorher wusste, weil das echt so komplex gehalten ist. Auch die Finanzbeamten können das nicht wirklich erkennen.

Es ist bei der erweiterten beschränkten Steuerpflicht tatsächlich so, dass unter Umständen eigentlich fast alles wieder in Deutschland versteuert werden muss, weil es jedes Mal eine Ausnahme ist. Egal was im Ausland verdient wird, was in die Tasche das Weggezogen fließt, muss wieder in Deutschland versteuert werden. Das ist eine ganz miese Nummer. Entschuldigung, wenn ich das so sage, vor allem weil es so undurchsichtig ist. Und gerade, weil es undurchsichtig ist, ist das Risiko extrem hoch, dass man was falsch macht. Und wenn man es falsch macht, ist man bei solchen Sachen immer ganz schnell im Bereich einer Steuerstraftat und das ist das Miese dabei. Obwohl alle alles richtig machen wollten, sind sie dann nachher eben diesem Risiko ausgesetzt und das ist das, was so verwerflich ist bei diesem Außensteuergesetz.

01:00:29 - Welchen Zeitraum sollte man bei der Gründung einer Genossenschaft ungefähr einplanen?

Daniel Taborek Das war doch jetzt ein gutes Stichwort: Alles richtig machen wollen. Wenn ich jetzt alles richtig machen will, was muss man denn da als Mandant bei der Gründung einer Genossenschaft und der Beratung so ungefähr für einen Zeitrahmen einplanen? Welchen Zeitraum muss ich einplanen, bis das Konstrukt steht?

Sven Leudesdorff-Pfeifer Da müssen wir ein bisschen unterscheiden zwischen dem, was vor der Entscheidung zur Genossenschaftsgründung läuft und was dann passiert. Weil die meisten Menschen oder Unternehmen können nicht einfach mit ihrem Konstruktion zu uns kommen und uns dazu beauftragen eine Genossenschaft aufzumachen. Das wäre einfach nicht sinnvoll. Daher sollte man am Anfang die Beratung des eigenen Steuerberaters hinzuziehen und dann überlegt man sich gemeinsam, wir mit unserem genossenschaftlichen Wissen und mit unseren Juristen, die wir im Unternehmen haben und den Steuerberatern, die wir im Unternehmen haben, wie das gut zusammenpassen kann. Warum wir unsere eigenen Steuerberater brauchen? Ganz einfach, weil wir das nicht alles abdecken können, das ist nicht unsere Welt. Wir können Genossenschaft und wir haben die Schnittstellen. Aber wir brauchen von dieser normalen Welt da draußen einfach die Fachleute, die den Kunden auch kennen. Es gibt ja oft noch Behaltefristen, die zu beachten sind, oder Spekulationssteuer bei Immobilien. Das sind ja alles so Sachen, die sind unter Umständen steuerschädlich da muss man sich überlegen, wie man das macht. Wir haben also diesen Zeitraum der Vorberatung und den kann man nur schwer in einen Zeitrahmen bringen, das kommt einfach darauf an, was man davor findet. Wir haben Leute, die haben eine GmbH - ja, das ist einfach, das krieg ich theoretisch auch selber hin. Praktisch ist es aber meistens so, dass es dann doch noch irgendeinen Tatbestand gibt z.B. es ist ein Einzelunternehmen geformwechselt worden. Diese GmbH ist, also aus sich selbst heraus gegründet wurden, also aus dem Einzelunternehmen entstanden oder eine GBR wurde da mal rein verschmolzen. Das sind dann die Themen, wo von den Steuerberatern geprüft werden muss, ob es noch irgendwelche Behaltefristen oder Sperrfristen gibt, die steuerschädlich sind. Diesen Vorprozess kann man nicht einschätzen, weil das kommt auf das Vermögen drauf ankommt. Es ist ein Unterschied, ob jemand einige GmBH hat und 2 Mehrfamilienhäuser oder Mehrfamilienhäuser in verschiedenen Projektgesellschaften. Wir haben Kunden, die kommen auch mal mit über 30 Strukturen. Das können wir gar nicht machen. Da brauchen wir entsprechende Hilfe. Wenn aber dann die Entscheidung zur Gründung einer Genossenschaft getroffen ist, egal ob durch Formwechsel, also Umwandlung was in manchen Fällen sinnvoll ist, oder eben durch einen weiteren Schritt. Man kann zum Beispiel auch freies Vermögen in eine OHG einbringen und die dann zur Genossenschaft formwechseln, das heißt man gründet erst eine OHG also GGR, trägt die ins Handelsregister ein, bringt die Sachen ein, formwechselt die dann zur Genossenschaft, dann ist das Vermögen in der Genossenschaft, das ist ein weiterer Weg eine Genossenschaft zu gründen oder man gründet sie einfach direkt als Neugründung, da kann man immer von 12-16 Wochen ausgehen, also 3-4 Monate bis die Genossenschaft im Register eingetragen ist. Beim Formwechsel haben wir den Vorteil, dass wir schon eine Steuernummer haben, dann muss nämlich meistens die Genossenschaft nach 4 Monaten, wenn sie dann eingetragen ist, nochmal einige Wochen auf die Steuernummer warten und dann kann man eigentlich erst richtig loslegen. Also wenn man vorausschauend arbeiten möchte, dann macht das durchaus Sinn mit der Vorberatung und den ganzen Eventualitäten einfach mal von 6 Monaten auszugehen bis man 100% das Konstrukt hat. Wie gesagt, es kommt ein bisschen auf die Vorbereitung an. Manchmal ist es auch so, wir haben zum Beispiel jetzt aktuell 2 Wegzügler, da wird sich der Wegzug um 2 Jahre nach hinten verschieben, weil es einfach jetzt Blödsinn wäre. Das heißt, die gehen natürlich schon weg, aber der steuerliche Wegzug erfolgt erst in 2 Jahren, weil einfach sonst Spekulationssteuer bei Immobilien zu zahlen wäre oder eben auch andere Fristen verletzt werden würden. Deswegen macht man das dann nicht. Also für eine Gründung mit der Vorbereitung 4 Monate, 6 Monate bis man handlungsfähig ist, und in manchen Fällen ist es aber sinnvoll, dass auch langfristig zu planen, gerade bei größeren Vermögen.

Daniel Taborek Wobei sich, wie Sie gerade erwähnt haben, der Wegzug steuerlich verschiebt. Aber ich denke, ein steuerlicher Effekt tritt ja trotzdem sofort schon?

Sven Leudesdorff-Pfeifer Ja, sofort. Beispiel: Wir haben z.B. mehrere GmbHs und mehrere Immobilien in einer Genossenschaft untergebracht. Aber es gibt 2 Immobilien, die sich noch 2 Jahre in der Spekulationsfrist befinden, und das sind sehr wertvolle Immobilien und die jetzt in die Genossenschaft einzubringen, wäre sehr teuer. Das wäre einfach unwahrscheinlich teuer und dann haben wir überlegt beziehungsweise Steuerberater haben dann ausgerechnet was sinnvoller ist, den Steuerschaden hinnehmen oder eben warten. Und dadurch, dass der Rest ja schon erledigt war, ist der steuerliche Wegzug erfolgt, weil keine Wegzugsbesteuerung. Aber wir haben noch den Steuerschaden, dass wir die Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung der beiden Immobilien, die müssen noch in Deutschland besteuert werden die nächsten 2 Jahre. So ist der ist die Situation. Genau an so einem Beispiel sieht man, dass es so viele Dinge gibt, die da bedacht werden müssen und die geprüft werden müssen, und deswegen ist die Gründung der Genossenschaft immer mit dieser Vorberatung verbunden. Das ist zwingend notwendig.

01:07:55 - Inwieweit kann man man mit einer Genossenschaft Steuern einsparen?

Sebastian Sauerborn Ich habe einen Artikel im Spiegel Online gefunden von 2019 "Vermögende benutzen Genossenschaften zum Steuersparen". Da wird beschrieben, dass die Grunderwerbsteuer nicht voll bezahlt werden muss, auch Mieten müssen nicht voll versteuert werden. Und da wurde von Seiten Regierung gegen das Steuersparen der Genossenschaft hier vorgegangen. Können Sie dazu ein bisschen was erläutern? Sie meinten vorhin, dass es eigentlich keine steuerlichen Vorteile gibt, dennoch gibt es aber eben doch relativ viele Artikel online, die von steuerlichen Vorteilen sprechen. Können Sie dazu was zu sagen und auch was letztlich von Seiten des Gesetzgebers geändert wurde und ob damit das Genossenschaftsmodell überhaupt noch Sinn macht?

Sven Leudesdorff-Pfeifer Die Ursache für diese ganze Situation ist die Behauptung eines besagten Herrn, der in der Öffentlichkeit behauptet, Genossenschaften seien Steuersparmodelle. Kaufen Sie nicht eine Rolex, sondern drei und versteuern sie nicht und so weiter und sofort. Die Personen, kenne ich genau, die auf die glorreiche Idee kamen, großes Immobilienvermögen in eine Genossenschaft zu bringen, dann die Mieter mit ihrer Kaution zu investierenden Mitgliedern machen und damit die Ausnahme-Paragraphen zur kompletten Steuerbefreiung von Vermietungsgenossenschaften auslösen. Das war die Theorie, das heißt, die sind also hingegangen und haben gesagt, liebe Mieter, das kommt jetzt alles in eine Genossenschaft, ihr werdet Mitglieder mit eurer Kaution, sogenannte Investierende oder Fördermitglieder. Die ordentlichen Mitglieder, also die, die von der Genossenschaft partizipieren dürfen, bleiben die Eigentümer und damit haben wir unseren gesamten Immobilienbestand steuerfrei gemacht und und müssen keine Steuern mehr auf Vermietung und Verpachtung zahlen. Das war die Idee, die gar nicht so verwerflich war. Die wollten das ja nicht in ihre eigene Tasche schaufeln, sondern die wollten mit diesem Geld dann Immobilien sanieren oder kaufen. Das war die ursprüngliche Idee: Unversteuert das Geld sammeln. Ich wurde bereits im Jahr 2018 in einem Podcast gefragt, ob das denn möglich sei. Ich hab von Anfang an die These vertreten, dass es nicht möglich ist und zwar wegen des Genossenschaftsgesetzes. Da steht nämlich drin, dass investierende Mitglieder nicht von der Genossenschaft partizipieren dürfen. Das heißt, wenn ich eine Vermietungsgenossenschaft habe, deren Aufgabe es ist, ihre Mitglieder mit Wohnraum zu versorgen, aber die Mitglieder, die mit Wohnraum versorgt werden, sind nur investierende Mitglieder und damit haben sie kein Stimmrecht, das ist nämlich der entscheidende Punkt, dann hat das meiner Ansicht nach dazu geführt, dass das nicht möglich ist. Warum haben die das gemacht? Naja, wenn ich jetzt für 10 Millionen Euro Immobilien besitze, und ich und z.B. meine Frau das in eine Genossenschaft gebracht hätten, dann hätten wir die Mieter zu Mitgliedern gemacht, die hätten kein Stimmrecht gehabt, weil sie ja Fördermitglieder oder investierende Mitglieder sind und wir hätten also nach wie vor über das Vermögen uneingeschränkt verfügen können und hätten aber keine Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung mehr gehabt, sondern die werden der Genossenschaft aufgelaufen, die ist steuerbefreit. Erster Fehler, der passiert ist: Diese Steuerbefreiung nach dem Körperschaftsteuergesetz und Gewerbe- und Steuerrecht gibt es nur auf Antrag beim Finanzamt. Und diese Finanzämter haben das nicht ordentlich geprüft und haben diese Steuerbefreiung erteilt. Das war der erste Punkt. Dann hat der Gesetzgeber das entdeckt, wie das immer so ist, vor allem wenn man das ständig im Internet auf Youtube Kanälen veröffentlicht, die jeder kennt, da sind dann tatsächlich auch schlaue Leute dabei die die sagen, dass das aber gar nicht so gewollt war und daraufhin ist man hingegangen und hat das Genossenschaftsrecht geändert.

Dann gab es einen Gesetzentwurf. Ich hatte damals auch nach Berlin geschrieben und hatte noch mal darauf hingewiesen, auch mit mehreren anderen Juristen, dass das technisch nicht in Ordnung ist, das passt nicht.. Das Gesetz wurde einmal gelesen, dann hat der Vorstand der DATEV interveniert und hat einen Gegenvorschlag gemacht und der wurde angenommen, nämlich im Jahres steuergesetz 2019 wurde dann klargestellt, dass eine Steuerbefreiung dieser Genossenschaften nur möglich ist, wenn die Mitglieder, die von der Genossenschaft partizipieren und auch ordentliche Mitglieder mit Stimmrecht sind. Und damit war diese Gesetzeslücke, die meiner Ansicht nach gar keine war, dann aufgehoben und das Thema war erledigt. Das ist aber nicht so. Verstehen Sie mich bitte richtig, weil es mich ärgert, dass die Finanzämter das nicht von vornherein richtig bewertet haben, das sie gekonnt hätten, wenn sie sich damit beschäftigt hätten. Dass man dann aber nachher hingegangen ist und hat das im Körperschaftssteuergesetz 2019 so gestellt hat, dass es nichtig ist und die Leute diese ersparten Steuern wieder zurück bezahlen mussten, damit hat der Staat einen Fehler gemacht und es aber dann mit dem Jahressteuergesetz so gedreht, dass er keinen Steuerschaden hat. Problem ist, dass da Leute waren die mehrere Millionen geformwechselt haben. Da kann man sich vorstellen, wenn die das 2 Jahre laufen lassen, das hat die natürlich hart getroffen, weil das Geld wieder investiert war. Für mich ist das, ich würde es jetzt nicht Steuerungerechtigkeit, aber Steuerunsicherheit nennen die wir in Deutschland haben. "Ich mach mir die Welt wie sie mir gefällt" - das ist die Pippi Langstrumpf-Strategie unseres Staates. Ich will da jetzt auch nicht schimpfen, aber am Ende zeigt das immer wieder was das Problem ist. Und das Problem ist, dass diese Artikel, Herr Sauerborn, die da im Internet rumfliegen, sag ich mal, das sind halt eben alles Sachen vor Gesetzesänderung. Natürlich achtet der Spiegel auf sowas, weil man dann so schön wieder sagen kann was die Kapitalistenschweine da wieder alles machen, um sich das Geld in die Tasche zu schaufeln. Da ist immer viel politische Struktur, die dahintersteht und mit Unternehmertum und dem, was wir da treiben, überhaupt nichts zu tun hat.

01:16:03 - Wieso nutzt die Genossenschaft Konzernrechte? Wie sind diese vorteilhaft?

Daniel Taborek Ich habe gestern in einem anderen Podcast jemanden sagen hören, das fand ich sehr interessant, dass die gleichen Unternehmensberatungen, die die Regierung beraten, neue Gesetzesentwürfe zu schreiben, das sind die gleichen Unternehmensberatungen, die bei Konzernen drin sitzen und denen helfen Schlupflöcher, die sie auf der einen Seite selber eingebaut haben, auszunutzen. Das ist, wie als ob man den Pudding an die Wand nageln will, das funktioniert nicht.

Sven Leudesdorff-Pfeifer Das ist sehr schön ausgedrückt. Ich sehe das exakt genauso. Also ich sehe es ja auch. Wir haben Kunden die werden von diesen großen Kanzleien beraten, mein Schwager selbst ist Partner bei Deloitte ist und dadurch ich natürlich auch das eine oder andere da so mal mitbekomme. Man muss sich wirklich wundern. Manchmal findet man so Dinge im Konzernrecht, wo man sagt, da ist doch der Staat falsch beraten worden, weil man als Konzern gigantisch viele Vorteile hat. Steuerbegünstigtes oder steuerfreies Umhängen von Vermögen, das gibt's ja nirgendwo, das kann ich nirgendwo machen. Im Konzern kann ich das plötzlich machen. Das ist auch ein Grund, warum wir uns mit der Genossenschaft gerne in diesem Konzernrecht bewegen. Die Genossenschaft kann nicht Tochter, aber Mutter eines Konzerns sein und deswegen ist sie natürlich hochinteressant für eine Konzerngestaltung, die ja schon bei einer GmbH und darunter anfängt. Daran sieht man aber, dass der Staat in bestimmten Bereichen offensichtlich doch mit 2 verschiedenen Maßstäben an das ganze rangeht. Als Einzelunternehmer oder geschäftsführender Gesellschafter einer GmbH fällt es mir sehr schwer, überhaupt etwas zu tun, ohne dass es besteuert wird. Berlin geht jetzt dazu über, dass der Geschäftsführer einer GmbH bis zu 30% immer selbst Nutzer eines Laptops, das muss man sich mal überlegen allein dies auseinander rechnen ist ist ja schon krank, das heißt der nutzt den Geschäftslaptop, dem die GmbH gekauft hat, immer zu mindestens 30% privat. Da bin ich manchmal wirklich sprachlos was die sich da ausdenken. Alleine die Rechnerei ist ja schon viel zu aufwendig wegen den paar Euro, die sie da machen mit Steuern. Aber im Konzernrecht hab ich plötzlich viele Dinge, wie z.B. den qualifizierten Anteilstausch. Überlegen Sie sich das mal: Sie haben eine GmbH die von mir aus Milliarden wert ist, die kann ich steuerfrei unter eine andere Struktur hängen. Ja, dann hab ich lediglich 7 Jahre Behaltefrist und danach kann ich das Ding verkaufen und das Geld fließt dann, wenn ich's gut optimiert habe, zwar zu 1,5% oder 0,75% Steuerlast plus Soli in meine andere Struktur, wo gibt es denn das noch mal? Das gibt es nur im Konzernrecht und deswegen kombinieren wir das auch häufig. So wie Sie es wahrscheinlich auch tun werden mit ihren Konstrukten im Ausland. Aber der deutsche Staat ist da immer extrem kreativ, was solche Themen angeht und die Kreativität kommt aber nicht aus ihm selbst heraus, wenn man die Finanzbehörden kennt, weiß man, dass die zum Beispiel Auskunftssysteme, die man teuer als Steuerberater sich einkaufen kann, dass sie die überhaupt nicht haben. Die haben die Zugänge gar nicht, weil die dem Staat zu teuer ist, die Zugänge zu geben wie z.B. Beck Online oder was es auch immer ist. Aber die Finanzbehörden haben diese Informationen gar nicht. Das heißt, der Steuerberater ist meistens, wenn er will, in der Beratungspraxis eigentlich im Vorteil und das wird aber auch wieder nicht genutzt, weil der Staat den Steuerberatern Daumenschrauben angesetzt hat, hat sie zu Erfüllungsgehilfen für sich selber gemacht, also den deutschen Steuerberatern. Wenn man jetzt aus einer anderen Struktur beraten wird aus dem Ausland, die können natürlich ganz anders agieren, so wie Sie. Aber der Steuerberater, der hier in Deutschland sitzt und Jahresabschlüsse macht, der hat gar keine Chance. Der sitzt einfach da, muss dem Finanzamt Bericht erstatten und haftet dem Finanzamt gegenüber für alles, was er nicht ordentlich macht oder wo er nicht nachweisen kann, dass er da drauf hingewiesen hat. Wenn er von Steuerstraftaten Kenntnis hat, muss er die melden. Wenn er sie nicht meldet, wird er selber, für eine nicht von ihm veranlaßte Steuerstraftat belangt. Deswegen ist die Steuerstruktur in Deutschland so komplex und so schwierig. Nur das Konzernrecht, da sind wir wieder in der Regel ausgenommen und diese großen Beraterstrukturen, die haben das, wie Sie es gesagt haben, einfach im Griff. Die wissen, was Sie da tun. Die spielen beide Seiten.

01:21:03 - Erbschaftsteuer: Wie verhilft mir hier die Genossenschaft?

Sebastian Sauerborn Vielleicht noch abschließend: Sie hatten vorher das Thema Erbschaftsteuer angesprochen: Was bringt mir denn jetzt hier die Genossenschaft?

Sven Leudesdorff-Pfeifer Das ist ähnlich wie bei der Wegzugsbesteuerung. Das Entscheidende ist, dass wir einmal das Vermögen der Genossenschaft, also alles, was die Genossenschaft besitzt und was ich reingebracht habe; ob das jetzt Aktienpaketes sind, das ist alles in den meisten Fällen sogar steuerfrei einzubringen, weil da die Behaltefrist nur ein Jahr ist. Immobilienunternehmen, die da drunter hängen, all das ist Vermögen der Genossenschaft, hat also mit meinem Vermögen nichts mehr zu tun.

Und bei der Erbschaftsteuer ist das genauso wie bei der Wegzugsbesteuerung. Nämlich die Steuer fällt faktisch nur auf das Vermögen der Mitglieder, also das eingezahlte Kapital. Da ist es jedoch so, dass wir bei der Erbschaftsteuer ja noch die Freibeträge haben, also bei der Wegzugsbesteuerung haben wir keine Freibeträge aber bei der Erbschaftsteuer haben wir Freibeträge für Ehefrauen 500.000€, für Kinder 400.000€ und für die meisten anderen oder fremde Dritte 20.000€. Und wenn ich jetzt 100€ Anteil habe oder von mir aus auch 1000€ Anteil, dann kann ich das im Prinzip an jedem vererben, an den ich will, das fällt immer unter diesen Freibetrag. Deswegen entfällt in der Regel bei der Genossenschaft einfach die Erbschaftsteuer, weil das unter den Erbschaftsteuer-Freibetrag, der Schenkung-Steuerfreibetrag fällt. Die Regel ist dieselbe, Bewertungsrecht Professor Doktor Dötsch, der schreibt endgeltlose Übertrage von Anteilen bei Genossenschaften. Das betrifft niemals den Wert der Genossenschaft, sondern lediglich den Wert des Anteils oder des Geschäftsguthabens was das betroffene Mitglied hält. Das ist ein ganz entscheidender Punkt.

01:24:00 - Erscheinen die Mitglieder der Genossenschaft im Transparenzregister?

Sebastian Sauerborn Werden eigentlich die Mitglieder bei der Genossenschaft im Transparenzregister aufgezeigt?

Sven Leudesdorff-Pfeifer Wenn sie nur 3 Mitglieder sind, ja, weil das über Stimmrecht läuft und das Transparenz Register besagt wer 25% oder weniger Stimmrecht an einer Genossenschaft hat, der ist nicht wirtschaftlich Berechtigte und somit haben wir ab dem vierten Mitglied nur noch den Vorstand, der als sogenannter fiktiver wirtschaftlich Berechtigter eingetragen wird. Den fiktiven wirtschaftlich Berechtigten hat sich der Staat, glaube ich, einfach in dem Transparenz Register ausgedacht, weil irgendwer da drin stehen muss, also der hat keine tatsächliche wirtschaftliche Berechtigung, aber ist der Ansprechpartner für die Behörde. Also 4 Mitglieder, egal wer, das ist kein Problem.

01:25:04 - Zusätzliche Informationen zur Erbschaftsteuer

Bei beim Thema Erbschaftsteuer möchte ich noch mal auf eines hinweisen: Die Mitglieder der Genossenschaft bleiben beim Versterben des Vorstandes beispielsweise nach wie vor Mitglieder. Die wählen dann einen neuen Vorstand, das heißt, eine Vererbung erfolgt nur auf den Anteil des Vorstands und sie vererben im Prinzip ihr Vermögen in dem Moment, wo sie die Genossenschaft gründen. Weil das kann einfach fortgeführt werden. Dafür ist Genossenschaft sogar prädestiniert für die Fortführung von Unternehmensstrukturen. Haben wir häufig, da gibt es ganz berühmte und bekannte Fälle, wie man das dann nutzen kann.

Und wir haben beim Thema Erbschaftsteuer einfach die Fortführung durch die bestehende Mitglieder. Das ist eigentlich das entscheidende Thema. Wir haben eine sehr vermögende Person, die Unternehmen verkauft hat an verschiedenen Fonds und noch mehr Vermögen hatte. Und sie hat 2 eheliche Kinder und einen unehelichen Sohn. Der uneheliche Sohn ist aber interessanterweise fast vermögender, als der vererbende oder in Zukunft vererbende Vater. Der ist nämlich ein internationaler Star-Anwalt. Und dieser Star-Anwalt sagte schon vor einigen Jahren zum Vater, dass er sich auch noch sein Vermögen holen würde. Irgendwann kam er dann auf die Genossenschaft und jetzt holt er es sich nicht. Er hat auch dagegen geklagt, aber der Richter hat ihm gesagt, dass sein Vater mit seinem Vermögen machen kann, was er will. Das ist seine Sache. Aber wir haben damit strenggenommen die Erbfolge ausgeschlossen. Das heißt, das Vermögen was in der Genossenschaft liegt, und das ist das Wesentliche, kann nicht an dieses uneheliche Kind vererbt werden, wenn es nicht Mitglied ist. Wie gesagt, er hat versucht sich einzuklagen in die Genossenschaft, das geht aber nach deutschem Recht einfach nicht und wird auch in Zukunft nicht gehen, weil wir da einfach unter dem Schutz der großen Genossenschaften stehen.

Rewe, Edeka, die ganzen Volksbanken, die DZ Bank, die Sparda Bank: Das sind alles Genossenschaften.

Von der großen Genossenschafts-Kanzlei Vandrich und Klöß in Hamburg. Man kann das Genossenschaftsrecht auch nicht aufteilen, also dass man sagt, es gibt eine kleine und eine große Genossenschaften. Man kann es jetzt auch nicht mehr auseinander nehmen. Bis 20 Mitglieder ist eine kleine Genossenschaft, die behandeln wir anders auch steuerlich als eine große Genossenschaft.

01:28:48 - Was erwartet uns im 2.Teil der Podcast über Genossenschaften?

Daniel Taborek Heute 20 Minuten-Antworten von Ihnen zu bekommen, da muss man mal vorsichtig sein, in welche Richtung man jetzt hier das Gespräch lenkt. Aber es war sehr, sehr spannend, Herr Leudesdorff-Pfeifer. Wir haben es sehr genossen Ihnen zuzuhören und trotzdem vielleicht noch eine Schlußfrage an den Sebastian: Was erwartet unsere Zuschauer und Zuhörer, die heute den ersten Teil gehört haben und nicht auf den zweiten Teil warten wollen, sondern sozusagen schon mal loslegen wollen und sich beraten lassen wollen, sehen wollen, ob eine Genossenschaft zu Ihnen passt oder nicht, was machen die denn am besten, Sebastian?

Sebastian Sauerborn Also hier in den Show Notes zur Podcast und natürlich auch hier bei der Beschreibung hier auf Youtube, da ist ein Link auf den man klicken kann. Da stellen wir einige Fragen wo wir dann kostenlos prüfen, ob die Genossenschaft für Sie möglicherweise interessant ist oder nicht und werden dann natürlich auch den Herrn Leudesdorff-Pfeifer gleich involvieren und mit Ihnen diese Ergebnisse teilen.

Daniel Taborek Hervorragend, ich freu mich schon auf den zweiten Teil, auf unser zweites Gespräch. Und kannst für heute nur sagen: Vielen herzlichen Dank.

Sven Leudesdorff-Pfeifer Sehr, sehr gerne. Es hat mir sehr viel Freude bereitet. Wird mir auch beim zweiten Termin so gehen.

Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren-Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Unternehmensgründung in Mexiko - profitieren Sie von der Nähe zur USA

Mexiko bedeutet nicht nur Strandurlaub oder Bandenkriminalität - sondern auch spannende Geschäftsmöglichkeiten. Alles Wichtige zur Unternehmensgründung in Mexiko erfahren Sie hier!

Zu Gast: Dr. Dirk Oetterich

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

 
 

Mexiko bietet nicht nur den perfekten Strandurlaub am karibischen Meer oder spannende Maya Abenteuer – auch für Unternehmer hat das aufstrebende Land einiges zu bieten. Eine boomende Industrie, hohe Kaufkraft, niedrige Löhne und vor allem – ein günstiger Weg den riesigen amerikanischen Markt zu bedienen.

Aber das Land ist auch von einer Schattenseite belastet: Man liest und hört ständig von einer hohen Kriminalität. Wie sieht die Realität aus? Wer sollte trotzdem den Schritt nach Mexiko wagen?

Wie die Unternehmensgründung in Mexiko abläuft und mit welchen Herausforderungen man zu rechnen hat, besprechen wir in unserem aktuellen Podcast mit Dr. Dirk Oetterich. Er betreut seit 6 Jahren Klienten bei der Unternehmungsgründung in Mexiko und verrät uns heute, für welche Unternehmen Mexiko besonders spannende Möglichkeiten bietet.

Wie ist es wirklich in Mexiko: Kriminalität, Politik, Kultur

Wie bei den meisten Ländern auch, ist Mexiko in einiger Hinsicht so, wie man es erwartet und kommt gleichzeitig mit einigen Überraschungen und Herausforderungen.

Kommt man das erste Mal nach Mexiko, fühlt man sich sehr willkommen. Die Mexikaner sind auffallend freundlich, herzlich und offen, sowohl untereinander als auch gegenüber Ausländern. Der Umgang ist gegenüber Fremden sehr höflich und besonders in der Geschäftswelt noch sehr formell. 

Die politische Situation und die Spannungen zwischen Mexiko und Amerika sind in der Realität entspannter, als es in den Medien oft dargestellt wird. Die beiden Ländern können auf eine lange Geschichte von Konflikten blicken, aber im Endeffekt sind beide Länder wirtschaftlich sehr eng verflochten und profitieren voneinander. 

Die Kriminalität auf der anderen Seite, ist ein Thema in Mexiko, das man nicht unter den Teppich kehren sollte. Diese ist tatsächlich auch in der Geschäftswelt und für Unternehmer präsent. Dirk Oetterich sagt dazu schlicht und einfach: "Man muss es eben mit einplanen." Bei Entscheidungen, Terminen und auch im Budget.

Um der Kriminalität auf der Straße vorzubeugen, bewegt man sich nachts nicht in bestimmten Gegenden, oder fährt nicht auf der Autobahn. Nach einem späten Termin wird dann zum Beispiel für das ganze Team statt einer nächtlichen Heimreise, eine Übernachtung im Hotel gebucht. 

Genauso wird im Businessplan einkalkuliert, dass es passieren könnte, dass mal eine ganze Lkw Ladung Produkte geklaut wird. Wenn man das Thema Sicherheit von Anfang an in der Planung und im Budget berücksichtigt, steht es einem erfolgreichen Business aber nicht im Weg. Mehr dazu, wie das in der Praxis wirklich aussieht, erfahren Sie in unserem Podcast. 

Was macht Mexiko für Unternehmen interessant?

Mexiko hat einige Vorteile zu bieten:

Optimaler Standort:

Für die meisten Unternehmen, die sich in Mexiko niederlassen, steht das Freihandelsabkommen mit den USA und Kanada an erster Stelle. Zusätzlich zu den Transitstraßen in die USA gibt es sehr gute See- und Flugwege. Unternehmen können von Mexiko aus den nordamerikanischen und lateinamerikanischen Markt bedienen oder sogar den ganzen Weltmarkt.

Günstige Produktion / Arbeitskräfte:

Mexiko bietet Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften zu geringen Arbeitskosten. Die Erwerbsbevölkerung ist vielfältig und umfasst Personen mit einem Hintergrund in qualifizierten Industrien oder Hochschulabschlüssen. Der Durchschnittslohn in Mexiko ist mit dem in China vergleichbar.

Starke Volkswirtschaft:

Mexiko selbst ist mit seinen 129.000.000 Einwohnern und vielen Metropolen mit über 20 Millionen Einwohnern ein interessanter Absatzmarkt. Tatsächlich ist Mexiko ist das 10. bevölkerungsreichste Land der Welt bei Vollbeschäftigung, mit einer Arbeitslosenrate von circa 3 % und einer sehr kaufstarken Bevölkerung.

Für welche Produkte und Branchen ist Mexiko ein interessanter Markt?

Aus den oben genannten Gründen ist insbesondere die Produktion in Mexiko für viele Unternehmen lukrativ. Infolgedessen war Mexiko 2019 der neuntgrößte Exporteur der Welt.

Zu den wichtigsten Industrien in Mexiko zählen die Automobil-, Luft- und Raumfahrt-, Medizingeräte-, Elektronik- und Konsumgüterindustrie.

Die Fintech und IT Branche sind stark aufstrebend. Es gibt es sehr viele IT Unternehmen, die sich in Guadalajara ansiedeln.

Besonders interessant sind Konsumgüter in Mexiko, da der Bedarf immer mehr steigt und die Sparquote der Bevölkerung fast nicht existent ist. Selbst für den Kauf eines Paar Schuhe wird ein zinsloses Darlehen für 6 Monate angeboten.

Wie ist die Besteuerung in Mexiko?

Hier finden Sie einen Überblick über die wichtigsten Steuersätze in Mexiko. Mehr Details erfahren Sie hier.

  • Die Körperschaftsteuer beträgt 30 %. Das Einkommen wird einmalig besteuert, Gewinnausschüttungen (nach Steuern) werden nicht besteuert

  • Es gilt ein Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Mexiko und Deutschland auf die Einkommens- und Vermögensteuer. Danach ist die Quellensteuer in einigen Bereichen reduziert oder ausgeschlossen.

  • Die Umsatzsteuer beträgt 16 % und wird auf alle Waren und Dienstleistungen im Inland und Import erhoben.

  • Für natürliche Personen gilt ein progressiver Steuersatz bis zu 35 Prozent.

Mexiko ist kein Niedrigsteuerland, sondern in etwa mit Deutschland vergleichbar.
Da die Steuergesetze mitunter sehr kompliziert sind, sollten Sie sich auf professionelle Unterstützung verlassen.

Unternehmensgründung in Mexiko

Gesellschaftsrechtlich ist es keine große Hürde, ein Unternehmen in Mexiko zu gründen.

Geduld ist hier allerdings unabkömmlich. Denn im Gegensatz zur blitzschnellen Firmengründung in UK, kann die Gründung in Mexiko im schlimmsten Fall Monate dauern.

Verträge, Steuern, Finanzamt - alles ist in Mexiko vergleichsweise langsam und kompliziert. Dass vieles auf Spanisch abläuft, erschwert den Prozess zusätzlich.

Wenn man sich aber auskennt, genau weiss, was vom Finanzamt wann und wie geprüft und gefordert wird, sind alle Hindernisse relativ einfach aus dem Weg zu räumen.

Dafür empfehlen wir Ihnen, sich auf professionelle Unterstützung zu verlassen. Einige wichtige, konkrete Tipps erfahren Sie bereits in unserem Podcast. Welche Schritte für die Gründung eines Unternehmens in Mexiko beachtet werden müssen, erfahren Sie hier.

Wie Sie sehen, Mexiko bringt einige Herausforderungen mit sich, aber es bieten sich auch viele Möglichkeiten und Vorteile. Wenn Sie Ihre Geschäfte ausweiten wollen, sollte Mexiko daher ganz oben auf der Liste der infrage kommenden Länder stehen.

Wenn Sie sich Rechtsberatung zu Mexiko wünschen, können Sie sich jederzeit an Dr. Dirk Oetterich wenden.

Viele Informationen zur Unternehmensgründung in anderen spannenden Ländern und zu steuerlichen Fragen finden Sie auf unseren Webseiten Wohnsitz Ausland, Auslandsunternehmen und bei der Steuerkanzlei St Matthew. Kommen auch andere Länder für Sie in Frage? Hier finden Sie zum Beispiel unsere Folge zum Thema Firmengründung in Irland.

Wenn Sie sich nicht sicher sind, welches Land der passenden Standort für Ihr Unternehmen sein könnte, buchen Sie ein persönliches Beratungsgespräch, wir helfen Ihnen, die beste Lösung zu finden.

Kontaktdaten und Links:

Dirk Oetterich

Homepage: www.roedl.de

Kontakt: Kontaktformular    

Telefon: +52 222 4310 027

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Timestamps

00:00:24  -  Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Dirk Oetterich

00:03:10 - Was macht Mexiko für Unternehmer interessant?

00:05:40 - Wie kann man sich die mexikanische Kultur vorstellen?

00:09:03 - Wie erlebt man die Vorurteile bezüglich der Kriminalität in Mexiko vor Ort? 

00:15:59 - Was zieht die meisten Unternehmen nach Mexiko?

00:19:59 - Für welche Produkte und Branchen ist Mexiko ein interessanter Markt?

00:28:33 - Wie ist Mexiko zum Thema Krypto eingestellt? 

00:30:46 - Wie ist das Verhältnis zwischen Mexiko und anderen Ländern?  

00:33:23 - Wie einfach ist es, ein Unternehmen in Mexiko zu gründen?

00:37:56 - Welche Rechtsformen gibt es in Mexiko?  

00:43:30 - Wie ist die Besteuerung in Mexiko?

00:55:20 - Wie kann man sich die mexikanischen Finanzbehörden vorstellen?

01:01:41 - Welche Ländern sind in Mexiko besonders präsent?

01:05:31 - Wie ist die politische Stimmung in Mexiko?

01:12:03 - 4 Fragen zu Mexiko

01:16:15 - Kontaktdaten Dirk Oetterich

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 63: Unternehmensgründung in Mexiko - profitieren Sie von der Nähe zur USA

Ein Gespräch mit Dr. Dirk Oetterich

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler dies ins Ausland ziehen, egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:24 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Dirk Oetterich

Daniel Dann würde ich sagen, steigen wir jetzt auch schon mal ein. Wir wollen also heute über Mexiko sprechen und viele, wenn Sie Mexiko hören, denken da ja vielleicht zuerst an die traumhaften Strände am Pazifik oder am Golf von Mexiko oder an antike Ruinen wie Maya Stätte. Wir wollen heute über was ganz anderes sprechen, nämlich eher über das Thema: Unternehmensgründung in Mexiko. Wie sieht es steuerlich aus? Und was gibt es sonst noch für Leute, die dort leben, wohnen, arbeiten und vor allem geschäftlich tätig sein wollen, zu wissen? Dafür haben wir heute einen Experten eingeladen, den Herrn Oetterich. Bitte stellen Sie sich doch selbst zunächst mal vor.

Dirk Oetterich Sprich ich bin seit 17 Jahren bei Rödl & Partner und seit 2016 jetzt für Mexiko zuständig. Ich bin Wirtschaftswissenschaftler und Wirtschaftsjurist und führe dort eben unsere 3 Büros in Querétaro, Mexiko Stadt und Puebla.

Daniel Klasse, vielen Dank. Jetzt wird uns und unsere Zuhörer und Zuschauer bestimmt, aber zuerst mal interessieren, wie sind Sie denn selbst nach Mexiko gekommen?

Dirk Oetterich Tatsächlich bin ich schon länger für Rödl & Partner auch im Ausland unterwegs. Ich war auch schon in der Ukraine, in Bulgarien und Kroatien und dann eben auch im Malaysia, Kuala Lumpur. Dort habe ich die Niederlassung aufgebaut, von 2014 bis 2016. Das war soweit ganz gut aufgebaut mit all unseren Service Lines. Und dann wollte ich doch mal wieder noch eine größere Aufgabe haben und ich wollte wieder etwas in den Westen. Ich hab das dann auch meinem Stammhaus mal wissen lassen und dann ergab sich da eine tolle Möglichkeit, eben in Mexiko. Die Leitung dann unserer gesamten 3 Büros zu übernehmen, was auch wesentlich größer war, als das Geschäft in Malaysia. Klang wahnsinnig spannend und passte auch eben relativ gut auch zu meiner Familie, meine Frau ist gebürtig aus Brasilien. Und da haben wir uns dann gleich dafür entschieden nach einem kurzen Aufenthalt dort, dass wir auch für den Partner nach Mexiko gehen wollen.

Sebastian Das heißt, Sie sprechen jetzt sogar Portugiesisch und Spanisch, ja?

Dirk Oetterich Portugiesisch nicht wirklich so sehr, meine Frau ist nämlich sehr gut deutschsprachig, deswegen können wir immer in der Sprache ganz gut bleiben. Natürlich bekommt man ein bisschen was mit, auch wenn man bei den Schwiegereltern ist, aber wir sprechen Deutsch zu Hause in der Tat.

00:03:10 - Was macht Mexiko für Unternehmer interessant?

Daniel So, jetzt hatten Sie ja eben schon erwähnt, dass Sie also ihr Arbeitgeber, die Firma Rödl und Partner, dahin geführt hat. Jetzt vielleicht zu Beginn schon mal eine der wichtigsten Fragen, die uns alle interessiert: Sowas ist für ein Unternehmen, also jetzt nicht für Sie selber, sondern für Ihre Mandanten, also sprich, was ist für ein Unternehmen, das in Mexiko tätig sein will, eigentlich interessant? Was gibt es? Was zieht ein Unternehmen dahin?

Dirk Oetterich Man muss tatsächlich sagen, in Mexiko bieten sich wahnsinnig tolle Möglichkeiten. Also ich meine, Mexiko hat 129 000 000 Einwohner, das ist das 1,5 fache eben wie in Deutschland. Mexiko ist sehr aufstrebend, auch in seiner Wirtschaft. Wir haben Metropolen mit über 20 000 000 Einwohner, Mexiko Stadt eben, und Mexiko hat eben diese Grenze zu den USA, die sehr viel Geschäftsfähigkeit mit sich bringt. Weil immer noch gilt das für Mexiko, es ist die verlängerte Werkbank für die USA und auch für Kanada, eben für den nordamerikanischen Raum. Auch hilft dabei eben das Freihandelsabkommen mit diesen 2 Staaten. Daneben wird Mexiko tatsächlich auch oftmals als lateinamerikanischer Hub verwendet. Ich habe sehr gute Seewege, ich habe sehr viele Häfen in Mexiko, auch Flugwege und eben Transit Straßenwege in die USA nach oben. Aber ich habe auch gute Wege, eben dann weiter in den Süden und kann meinen lateinamerikanischen Markt sozusagen auch darüber versorgen. Wir können uns mal ein großes Beispiel eben anschauen. Das ist die Audi AG. Es ist ja in den Medien auch nachzulesen, das weiß man auch, ich habe auch gute Verbindungen zu dem Unternehmen. Audi stellt seinen Audi Q5 eben in Mexiko her und das tatsächlich auch für den Weltmarkt. Die haben das eben auch erkannt, dass eben die Lohnkosten weitaus geringer liegen, im Moment sogar unter China und wir haben einige Freihandelsabkommen. Da gilt sogar Mexiko als der Weltmeister darin und kann darüber hinaus daneben auch den Weltmarkt eben ganz gut versorgen.

00:05:40 - Wie kann man sich die mexikanische Kultur vorstellen?

Sebastian Sie waren jetzt ja, Sie hatten ja vorhin schon angesprochen, Sie waren jetzt schon in verschiedenen Ländern tätig, so auch in Asien, Sie hatten Malaysia angesprochen, jetzt sind sie in Mexiko tätig. Wie ist das kulturell und wie unterschiedlich ist das auch zueinander? Ist die mexikanische Kultur dem Westeuropa und dem Westlichen eher näher, wie jetzt die malaysische? Wie empfinden Sie das so im täglichen Leben?

Dirk Oetterich Das ist tatsächlich eine gute Frage. Ich hab damals auch Malaysia als relativ bunt eben erlebt, weil beispielsweise ganz kurz nochmal zu Malaysia, da leben ja eigentlich 3 Kulturen und 3 Ideen zusammen leben: Chinesen, Malaien, aber auch eben die indisch stämmige Bevölkerung. Da hat man schon auch gewisse Unterschiede bemerkt. Dann bin ich jetzt direkt von Malaysia nach Mexiko gekommen und hab da wieder auch eine etwas andere Kultur kennengelernt. In Mexiko, auch wenn man doch immer wieder an Strände und Musik denkt und alkoholische Getränke und Kuchen essen, ist tatsächlich die Business Welt sehr formal. Also während man jetzt auch in Deutschland schon immer wieder auf die Krawatte verzichtet, das gilt immer noch als Pflicht eben dann in Mexiko. Man tritt formal auf. Und davon ist auch diese Business Welt tatsächlich geprägt. Auf der anderen Seite ist es ein sehr, sehr herzliches Volk, das muss man sagen. Wenn man dann so sieht, wie die Mexikaner untereinander oder eben dann auch mit den Ausländern umgehen. Viel freundlicher, viel herzlicher, viel näher, aber auch viel offener. Wenngleich natürlich die Mexikaner vielleicht auch geprägt von der Historie sind, immer wieder ist zu sehen, dass sie da irgendwo auch nicht ausgenutzt werden. Man blickt ja immer wieder in den USA eben auf diesen Nachbarn rüber, der die Mexikaner eben immer wieder für günstige Produktionen eben verwendet hat, aber das ist auch von der Kultur her schon geprägt. Auf der anderen Seite möchte man auch am Konsum eben teilhaben in Mexiko und möchte man sich in diese Konsum Welt teilweise jetzt noch über Social Media verbreitet wird, da schon irgendwo mithalten können. Das spiegelt sich dann im Bedarf an Konsumgütern wider, aber auch am Verlangen in den Gehältern. Das muss man auch mal sagen. Insgesamt kann ich schon sagen, dass es ein tolles Volk ist. Also, es gibt so ein kleines Beispiel, wenn ich mit meiner Frau in den Aufzug gegangen bin, ich meine, die asiatisch geprägte Bevölkerung drängt sich dann vor, dass sie zuerst mal Aufzug ist. Das wäre in Mexiko unmöglich. Selbst wenn da eine Gruppe von 10 Leuten vom Aufzug steht, dann gehen alle Männer zur Seite, dass zuerst mal die Dame in den Aufzug rein darf und so verhält man sich dort auch als gewisser Gentleman. Also das ist tatsächlich zu beobachten. Das fiel mir als allererstes auf, als ich nach Mexiko kam.

00:09:03 - Wie erlebt man die Vorurteile bezüglich der Kriminalität in Mexiko vor Ort?

Sebastian Sehr interessant. Jetzt ist es ja so, dass diese positiven Eigenschaften, die Sie jetzt gerade eben angesprochen haben, die spiegeln sich auch letztlich in unserem Verständnis von Mexiko wider. Jeder denkt sofort an den großen Sombrero, Tequila, Party und so. Also Mexiko hat ja schon historisch auch und traditionell doch eigentlich ein sehr positives lebensfrohes Image in Europa. Aber in den letzten Jahren ist er doch auch durch die Medien, auch durch die US-Medien und verschiedene Filme, Fernsehberichte usw., ja doch dann da auch tatsächlich eine relativ dunkle Seite offenbar geworden. Man sieht jetzt oft Mexiko im Zusammenhang mit Drogendealern. Dann gab es natürlich diese ganzen Streitereien mit Trump da und der Mauer und der Grenze. Als Europäer hat man das ja schon natürlich sehr kritisch dann bewertet, was er dort gesagt hat. Aber nichtsdestotrotz, ich meine, man sieht ja die Szenen, die da zum Teil sich auch abspielen an der Grenze. Wobei man natürlich auch sagen muss, dass die Leute, die dort über die Grenze wollen, in die USA, keine Mexikaner sind, in der Regel, sondern aus weiter südlichen Ländern kommen. Aber sind so diese negativen Eindrücke, wenn man jetzt im Land selbst ist, sind das dann Randerscheinungen, mit denen das Land eigentlich ganz gut fertig wird, oder dominiert das dort auch so den Alltag?

Dirk Oetterich Also wenn ich jetzt vielleicht mal zu nächst auf den ersten Punkt komme, eben dann zum Nachbarn USA. Das ist in der Tat, als eben Trump an die Macht kam, hat man das schon irgendwo deutlich gespürt. Diese gewisse Verbissenheit bei beiden Länder, aber wenn man mal tiefer, dann in die Historie rein blickt, dann wird man auch bemerken, dass dieser Konflikt absolut nicht neu war. Also dieser Mauerbau, der begann ja schon unter Bill Clinton, was ein demokratischer Präsident war. Das war bloß verschwiegen. Aber auch diese Push Back Aktionen, das geht so weit zurück in der Historie, dass es absolut nichts Neues, was eben da Trump damals aufs Tablett serviert hat. Im Gegenteil, er hat es nur, würde ich mal sagen, neu aufgewärmt, aber auch viel schärfer formuliert. Und eigentlich ist so eine Politik, indem man sich auch irgendwo dann abschotten will, eben von der USA, auch gegenüber China, die wird dann eben auch vom neuen Präsidenten mehr oder weniger fortgeführt, aber es wird quasi auf diplomatischer Ebene eben anders kommuniziert. Und natürlich hat es dann schon zu Verstimmung damals geführt, auch in Mexiko und auch zur Verängstigung, weil es gab eigentlich hier Unternehmen, die schon gut investiert haben in Mexiko, und dieses Freihandelsabkommen war auch natürlich der Grund dafür, dass man sich in Mexiko niederlässt. Bei, würde ich sagen, weitaus besseren Rahmenbedingungen, bei wesentlich niedrigeren Kosten, bei wesentlich niedrigeren Löhnen auch in Mexiko, konnte man da gut produzieren und eben dann seine Produkte eben auch amerikanischen Raum verkaufen. Und wenn dann so eine Diskussion startet, dann befürchtet man mehr oder weniger sein Business auf der anderen Seite. Was hätte es dann für eine Auswirkung gehabt, wenn es doch dann damals durchgesetzt hätte? Er hätte Produkte mit Zöllen belegt, was im internationalen Kontext gar nicht gegangen wäre. Aber damals hatte ich auch mit einigen Mandanten gesprochen, die, wo mal Diskussion da war, meinten: "Naja, wenn ich jetzt auf meine Produkte dann einen Zoll berechne, von 20% beispielsweise, bin ich immer noch weitaus günstiger, als wenn ich in den USA produzieren würde." Das heißt, wir würden einfach weitermachen, müssten das aber natürlich irgendwo dann in unseren Preisen berücksichtigen, dass das letztendlich dann der amerikanische Konsument an der Kasse eben begleichen muss. Weil die Preise müssten dann eben in den USA einfach nur steigen. Letztendlich profitieren beide Länder voneinander. Das muss man ganz klar sagen. Wir profitieren beide voneinander. Es gibt einen hohen Handel. Es schafft auf beiden Seiten Arbeitsplätze und es sichert irgendwo dann auch eben das Preisgefüge. Also insofern muss man da schon mal wieder zur Realität zurückkommen und das haben auch alle Partner letztendlich auch miteinander erkannt. Jetzt der andere Punkt, was Sie ansprachen - Kriminalität. Das ist natürlich ein Thema in Mexiko, das darf man jetzt nicht unter den Teppich kehren, wie es von manchen anderen Stelle ganz gerne gemacht wird. Das ist so, es ist präsent. Ich sage aber immer: "Man muss es eben mit einplanen." Diese tatsächliche Kriminalität auf der Straße, das kommt darauf an, wie man sich dann auch bewegt, oder auch im Business. Ich kann in Mexiko eben nachts nicht Autobahn fahren. Das ist so. Und dann mache ich das auch einfach nicht. Unsere Mitarbeiter machen das eben dann auch nicht mehr, die jetzt schon unterwegs sind beim Mandanten. Ich muss dann einfach eben eine Übernachtung in einem Hotel noch mal mit einplanen, anstatt dass eben die Mannschaft dann am späten Abend zurückfährt. Das muss man eben nicht irgendwo mit einpreisen und irgendwo berücksichtigen und dann sind solche Dinge auch “handlebar”. Auf der anderen Seite natürlich im Business Verkehr, der ein oder andere Transport, muss man wirklich sagen geht auch mal unter. Da werden ganze Lkw Ladungen eben geklaut. Jetzt muss ich eben in meiner Planung fast schon auch berücksichtigen. Teilweise bei Mandanten, warn es speziell vorgefertigte Teile, die von sonst niemandem zu verwenden sind. Insofern man wusste gar nicht, was es eigentlich für ein Ansinnen hat, dass diese Dinge dann geklaut werden. Teilweise werden, wie ich gehört hab, Versicherungen gar nicht mehr angerufen, weil dann die Beiträge zu sehr steigen. Aber das sind ja gewisse Dinge, die mit Geld oftmals zu handeln sind. Also das Thema Sicherheit kostet eben Geld. Das Thema Sicherheit muss ich mir dann einfach einpreisen. Und wenn man sich dann auch etwas vorsichtiger bewegt und jetzt nicht mehr 3 Uhr in Mexiko Stadt in der Seitenstraße eben rumläuft oder sich nicht nachts bewegt. Und etwas vorsichtiger sich bewegt, dann ist das, würde ich sagen, ganz gut “handelbar”, es kommt aber auch tatsächlich auf die Region drauf an. Das muss man dann eben wissen, wo man ist, wo man sich bewegt und manchmal ist so eine Portion Vorsicht dann doch ganz gut.

00:15:59 - Was zieht Unternehmen nach Mexiko?

Daniel Jetzt haben Sie ja die Automobilindustrie schon angesprochen, als Beispiel. Ist es jetzt so, dass die Unternehmen, die also aus dem deutschsprachigen Bereich jetzt zu Ihnen kommen, sich beraten lassen, die in Mexiko tätig sein wollen, sind das eigentlich in erster Linie Unternehmen, die in Wirklichkeit den amerikanischen Markt bedienen wollen? Die sagen: "Ok, Mexiko ist dann für mich der günstigere Standort? Oder gibt es andere Gründe, die ein Unternehmen nach Mexiko ziehen? Das würde mich noch interessieren.

Dirk Oetterich Naja, wir haben ja auch in Mexiko tatsächlich schon einige Autohersteller vor Ort. Mexiko möchte ja auch eines der führenden Ländern der Autoproduktion sein und ist auf dem besten Weg dazu. Eben in den Top 5 zu sein. Wir haben ja einige Autohersteller, wie VW, die schon seit den 60er Jahren vor Ort sind. Dann Audi, die ihr Werk dort gebaut haben, jetzt aktuell auch BMW, die ihr Werk fertiggestellt haben, Mercedes, die in einem Joint Venture eben arbeiten oder auch eben japanische Hersteller und amerikanische Hersteller. Nun hat man auch eben die Besonderheit dann in Mexiko, dass man aufgrund der Freihandelsabkommen, gewisse Quoten erfüllen muss, dass diese Vorprodukte und Teile tatsächlich auch im nordamerikanischen Raum gefertigt werden. Und eben nicht aus anderen Nationen eben importiert werden. Aber auf der anderen Seite arbeiten immer noch eben viele OEMs, oder Tier 1, Tier 2 Hersteller, immer wieder eben mit Just in Time Produktionen und müssen eben dann sehr schnell auch beliefert werden. Da kann man sich es jetzt dann nicht erlauben, dass dann Produkte oder Vorprodukte eben in einem Container am Hafen eben festsitzen und eben dann nicht ins Land rein dürfen und dass sich damit dann auch Produktionen verzögern und dann Bänder stillstehen, was ja pro Minute schon einen ordentlichen Betrag und Strafzahlungen mit sich bringt. Insofern werden ja auch immer wieder Lieferanten mehr oder weniger verpflichtet, dass sie sich daneben auch dort niederlassen, wo der Autohersteller dann sitzt. Das ist dann eben in diesen entsprechenden Gebieten und auch in Mexiko der Fall. Insofern kommen dann viele Lieferanten eben für die Automobilindustrie nach Mexiko, lassen sich dort nieder, beliefern dann weiterhin die bekannten Autohersteller. Die belieferten beispielsweise in China schon BMW und die möchten jetzt auch BMW, dann in Mexiko beliefern. Und werden dann da ihre Produktion auch aufbauen, die dann oftmals aber auch hilft, dass man gewisse Spitzen dann auch ausgleicht und eben dann auch mal, wenn woanders sehr Bedarf entsteht, auch mal dann die Produkte eben international verschifft. Wir haben das ganz deutlich, jetzt auch in den Pandemie Zeiten eben erlebt, dass einzelne Werke auf dieser Welt eben dann schließen mussten oder einzelne Lieferwege eben eingeschränkt waren. Und dann konnten auf dem Weltmarkt tatsächlich auch dann wieder andere Lieferanten aus anderen Ländern, denn eben diese ja Lücken ausgleichen. Wenn es dann eben in China eng war und Lateinamerika daneben noch weiter operiert hat, konnte man da eben wieder ausgleichen und liefern. Aber auch wenn dann die Welle eben etwas durch geschwappt ist, konnte man dann wieder aus China, dann eben die Lücken füllen. Insofern ist das eine klare Strategie, eben auch von diesen Lieferanten.

00:19:59 - Für welche Produkte und Branchen ist Mexiko ein interessanter Markt?

Sebastian Ich habe jetzt mal Mexiko über eine der typischen Datenbank im Internet verglichen mit anderen europäischen Ländern und in vieler Hinsicht ist Mexiko gemäß den Zahlen, die man hier findet, mit Bulgarien zu vergleichen. Also zum Beispiel pro Kopf, das Bruttosozialprodukt liegt ungefähr bei $10000. Beide haben ungefähr das gleiche Credit Rating. Dann gibt es natürlich auch große Unterschiede, das ist mir schon klar, dass das jetzt hier sehr, sehr vereinfacht ist. Aber hier ist zum Beispiel interessant, dass offensichtlich Mexiko weniger korrupt ist als Bulgarien, gemäß diesem Index, den ich hier vor mir habe. Wenn ich jetzt ein Produkt verkaufen möchte und etablieren möchte, bietet sich dann, wenn ich mir das vorstelle, also vergleichbar mit einem Land, was wahrscheinlich auch das pro Kopf Einkommen anbelangt, wie so am unteren Ende der EU. Ist es dann möglicherweise auch ein interessanter Markt für mich und für welche Branchen wäre es zum Beispiel ein interessanter Markt? Welche Produkte könnte man dort zum Beispiel verkaufen oder vermarkten?

Dirk Oetterich Also in der Tat ist es schon ein interessanter Vergleich mit Bulgarien, auch weil ich Bulgarien ja ganz gut kenne, ich hab auch mal in Plowdiw, in Bulgarien gewohnt und war da für Rödl & Partner eben dort unterwegs. Wenn ich natürlich diese Länder vergleiche, muss man tatsächlich sagen, Bulgarien hat eine Einwohnerzahl von etwa 8 000 000, bei Mexiko sind wir bei 129 000 000 Einwohnern. Das heißt diese Marktwirtschaft und Märkte sind natürlich viel, viel größer und riesiger. Auch der Bedarf an Konsumprodukten ist ein ganz anderer. Wenngleich natürlich man auch sagen muss, Bulgarien war steuerlich sehr interessant. Also damals, ich weiß nicht, ob es immer noch so ist, 10% Flatrate Tax, da können wir dann in anderen Nationen nur davon träumen und natürlich, Bulgarien ist ja auch in der EU und hat damit auch schon ja einige Vorteile, die jetzt die nicht wegzudenken sind. Auf der anderen Seite, ja, das stimmt. Da hat man immer wieder auch von Fällen gehört, in Bulgarien eben Korruption mit Vorsteuerbetrug vor allem. Das würde ich sagen, das ist mir jetzt in Mexiko nicht so stark untergekommen bislang. Da hat auch der jetzige Präsident dazu beiwirken wollen. Hat eben den Apparat etwas gekürzt, den Verwaltungsapparat. Wollte diesen etwas monitoren, wenngleich das auch immer wieder vorkommt. Aber da werden auch Mannschaften nicht nur wieder ausgewechselt, es wird aber schon mehr draufgeschaut muss man tatsächlich sagen. Mexiko ist ein wahnsinnig interessantes Land, allein für die Maschinenbau Industrie. Sei es eben in der Produktion von solchen Produkten, weil die Löhne weitaus geringer sind, aber auch muss man ganz klar sagen, eignet sich toll eben als Land für die Produktion, eben für den amerikanischen Markt und dazu sind aber auch diese Maschinen notwendig. Also ich hab schon einige Mandanten, die verkaufen tatsächlich ihre Maschinen, dann zum Einsatz eben nach Mexiko, andere produzieren dort eben für den Markt. Immer noch unterversorgt, würde ich sagen, ist die gesamte Gesundheitsbranche, Medizintechnik, aber auch die Baubranche, da gibt es auch schon Nachholbedarf. Das hat man immer wieder auch jetzt in den Erdbeben, insbesondere in dem Stärkeren in 2017 dann nochmal bemerkt. Da gab es dann auch immer wieder Bedarf an sicheren Bauten. Die Solarindustrie war eine Zeitlang aufstrebend, allerdings muss man sagen, der jetzige Präsident hat den Ausbau von erneuerbare Energien etwas ja eingestampft oder zurückgedrängt, weil er nämlich diese marode Ölindustrie eben saniert und da ziemlich viel Geld investiert. Da kann er dann nicht irgendwie als Substitutionsprodukt, eben jetzt erneuerbare Energien, gebrauchen. Der Konsumgütermarkt wird immer interessanter, weil der Nachholbedarf extrem ist, die Bedürfnisse steigen sehr stark. Was ja auch interessant ist für die Konsumgüterindustrie, die Sparquote ist sozusagen gleich 0 in Mexiko. Ich kenne das jetzt auch aus Osteuropa, aber in Mexiko ist es doch sehr spürbar. Wenn Sie da durchs Einkaufscenter laufen, der wird oftmals dann den Damen angeboten, dass sie doch ihre Schuhe, die sie kaufen wollen, finanzieren können, für 6-7 Monate zinslos ein Darlehen aufnehmen können. Also für Schuhe, das ist irgendwie, glaube ich, für die deutsche Brille fast nicht vorstellbar, aber so wird da gewirtschaftet. Das sind diese aufstrebenden Märkte, wo ich eben auch weiß, dass ich auch morgen noch einen Job habe. Der Volkswirt spricht in Mexiko eben von der Vollbeschäftigung mit einer Arbeitslosenrate von circa 3%. Insofern wenn man auch selbst seinen Job verliert. Das Arbeitsrecht hilft aber dabei, dass das fast nicht passiert, wird man selbst auch gleich wieder eine neue Position dann wieder innehaben. Insofern sind das eben Märkte, die wahnsinnig spannend sind. Aber ich merke es natürlich auch bei den Autos, da möchte man dann auch wieder ein Neues haben. Neues Auto. Leider, muss ich sagen, sieht man kaum mehr noch VW Käfer auf der Straße rumfahren, das sind dann schon Unikate, alte. Das hätte das Bild noch weitaus schöner gemacht und eben historischer und prägnanter, aber auch hier eben ist ein wahnsinniger Mark vorhanden.

Sebastian Man muss ja, glaube ich, auch wirklich sagen, also ich hatte ein Interview mal letztes Jahr gehört, mit Revolut, das ja sehr bekannt ist. Ein Fin Tech Startup, die gehen jetzt auch nach Mexiko. Ja, die sind ja schon in den USA. Also hier ist möglicherweise auch vielleicht ihre Einschätzung nach auch, für die Fin Tech Branche hier möglicherweise ein interessanter Markt?

Dirk Oetterich Ja, nicht nur Fintech. Beispielsweise baut sich in Guadalajara momentan auch ein ziemlich großer Hub für die IT Branche auf. Es gibt es sehr viele IT Unternehmen, die sich dort ansiedeln. Einer meiner Mandanten meinte natürlich auch mal: "Wir haben hier weltweite Kunden und wenn wir unsre IT-Stunde dann in Mexiko verkaufen, dann sagt unser Kunde: "Kann ja nicht sein, das Lohngefüge ist niedriger."" Man merkt, dass es dort auch gute Leute eben gibt und natürlich auch zu anderen Sätzen und da haben sich dann in manchen Regionen eben dann gewisse Hubs aufgebaut. Ich meine, sei es in der Flugzeug Industrie, da gibt es eben diesen Hub Queretaro, in der Automobilindustrie hängt es denn so ein bisschen ab, an welchen OEM sich das daneben orientiert. Ob das in Puebla eben mit Audi, VW ist, oder dann Richtung San Luis Potosi mit BMW, oder eben Aquascalientes mit Mercedes Benz. Diese Zulieferindustrie, die sitzen dann eben in diesen Zwischenregionen, beispielsweise auch Queretaro. Oder eben es gibt auch andere Industrien: MaschinenbauIndustrie, Textilindustrie, die sich da eben auch ansiedeln. Hier gibt es, würde ich sagen, in jeder Schiene allzugute Möglichkeiten. Mexiko verfügt auch über tolle Rohstoffe. Rohstoffe, die beispielsweise auch jetzt bei den Batterien verarbeitet werden, eben für diese Elektroautos. Da wird dann auch ein immer größerer Anteil, beispielsweise vom Tesla, eben dann in Mexiko gebaut.

00:28:33 - Wie ist Mexiko zum Thema Krypto eingestellt?

Daniel Jetzt hatten wir ganz kurz, nur um das Thema noch mit abzurunden, wir hatten über Fintech gesprochen. Ich habe in der Presse mehrmals nachgelesen oder wahrgenommen, dass Mexiko auch zum Thema Krypto eine positive Einstellung hat. Dass da sogar geplant ist, dass die Regierung wohl selbst eine Währung herausgibt, eine Blockchain Währung. Ist das so, nehmen Sie das auch so wahr? Können Sie das bestätigen?

Dirk Oetterich Man liest immer wieder davon, das ist richtig, dass es eben ein aufstrebendes Thema auch ist, diese Kryptowährung. Warum auch immer, muss man auch dazu sagen, eben ob man da mit generieren will? Ob man eben da so ein Bedarf sieht? Ob man Transaktionen eben ersparen will? Man will vielleicht auch etwas weg von den großen Banken kommen. Man will eben in die digitale Welt eben einsteigen. Jetzt im Business Verkehr kommt es einem bislang eben kaum großartig unter, muss dazu sagen. Muss man abwarten und zusehen, welche Entwicklung eben da sich dann noch auftut, in Mexiko. Ob das dann wirklich tatsächlich ein künftiges Thema sein wird. Ich meine, es war natürlich ein Vorstoß damals auch von Elon Musk, dass muss den Tesla in Kryptowährungen bezahlen kann. Natürlich musste er dann gleich mal wieder zurückrudern, weil es überhaupt nicht zu Tesla passt, wenn man das sieht, was man beim Generieren einer Kryptowährung dann an Energie verbraucht. Insofern muss ich wirklich mal sagen, man muss tatsächlich mal absehen, wie sich das weiterentwickelt. Jetzt aktuell hat ja auch nochmal der Präsident angekündigt, dass man mal schauen muss, was auch die spanische Industrie eben in Mexiko eben ihr Unwesen tut. Die größten Banken sind eben auch die spanischen Banken und all das passt natürlich auch nicht zu der mexikanischen Welt, dass die ausländischen Banken eben diesen Finanzmarkt noch beherrschen. Sind wir mal gespannt, was sich da tut und ob tatsächlich aber auch diese Kryptowährungen sich dann in national und auch in Mexiko eben dann durchsetzt.

00:30:46 - Wie ist das Verhältnis zwischen Mexiko und anderen Ländern?

Sebastian Wie ist denn das Verhältnis zwischen Mexiko und Spanien? Also, ich weiß gar nicht, wann wurde Mexiko unabhängig? Ja, schon im 19. Jahrhundert, oder?

Dirk Oetterich Ich meine, das Verhältnis ist natürlich immer noch irgendwo ganz gut, ist auch die gemeinsame und die gleiche Sprache. Ich würde mal sagen, die Sprache verbindet ja auch sehr eng. Auch viele Wirtschaftsunternehmen aus Spanien sind unterwegs eben in Mexiko, zb. die Santander Bank, das sind riesige Banken mit Wirtschaftszweigen, die von Spanien aus gesteuert werden und die natürlich auch ihr Business dann irgendwo vorantreiben. Auch natürlich den Spanien helfen, sich dort dann anzusiedeln. Aber muss man natürlich sagen, wie jedes andere Land, will sich ein Land, ich mein dazu kann ich ja fast schon mittlerweile auch Deutschland zählen, will sich auch jedes Land, irgendwo dann auch abschotten. Ja, vielleicht nicht abschotten, aber vielleicht aber auch irgendwo dann aufzeigen, dass sie mit lokaler Power dann gleichmäßig auch verteilt sein müssen und dass man nicht zu sehr abhängig ist eben von ausländischer Industrie und ausländischen Unternehmen. Aber weiterhin gibt es dort gute Beziehungen. Mexiko ist auch darin sehr stark auch für andere Länder eben gute Beziehungen zu unterhalten. Nicht so sehr Spanien ist so oft auch in den Medien, aber gerade was jetzt auch mit dieser Verbindung mit China und USA zu tun hat, der versucht, der Mexiko mehr oder weniger fast schon eine Sonderstellung einzunehmen, indem man sich versucht, auch mit beiden Ländern gut zu stellen. Weil nämlich natürlich beide interessante Handelspartner sind und Mexiko denkt, der in der Tat primär wirtschaftlich.

Sebastian Gibt es da eine große Investition von China, wie es die in anderen Ländern, ich sag jetzt mal, in Afrika und Lateinamerika, gibt?

Dirk Oetterich Ja, also die Chinesen sind auch da schon ganz gut vertreten. Mexiko gibt Infrastruktur Projekte, gibt große Unternehmen. Insofern wollte man aber auch das nicht zu sehr unterbinden in Mexiko, gerade als eben diese Diskussion, da mit Trump begann. Weil man wollte natürlich auch irgendwo eine zweite Option dann eben haben und irgendwo einen gewissen Gegenpol dann auch dann aufbauen.

00:33:23 - Wie einfach ist es, ein Unternehmen in Mexiko zu gründen?

Daniel Jetzt stellen wir uns mal das Ganze praktisch vor. Ich bin jetzt ein europäisches - sprich deutsches Unternehmen oder aus Österreich, Schweiz - und möchte jetzt nach Mexiko gehen. Wie gehe ich die Sache an? Also, wie schwierig ist das? Welche Hürden gibt es? Hatten Sie auch schon mal Mandanten, die es dann wieder sein lassen haben, weil es eben doch zu schwierig war? Oder wird man da hofiert? Es gibt ja Länder, die hofieren deutsche Unternehmen "Bitte kommt zu uns" Also wie kann ich mir das vorstellen, jetzt als Unternehmer?

Dirk Oetterich Das kann man tatsächlich jetzt nicht über einen Kamm scheren, sondern das muss man jetzt mal differenziert auch irgendwo betrachten. Also jetzt deutsche, spanische, österreichische Unternehmen, die nach Mexiko kommen, die brauchen natürlich zuerst mal ein Business Case, das ist klar. Also der Business Case ist in den meisten Fällen schon bestehende Kunden, die man eben dann von Deutschland oder von den deutschsprachigen Ländern aus bereits bedient. Oder aber man geht mit dem Kunden dann eben mit nach Mexiko. Ja, dieses Hofieren, das muss man wirklich sagen, das kommt teils auf die Region drauf an. Es gibt auch oftmals Förderungen von Projekten. Da muss man sich dann ganz genau informieren. Die dann aber auch sehr abhängig sind von Bundesland und von der Stadt her. Da werden dann oftmals auch Projekte ganz gut gefördert und unterstützt. Da kommt es dann teilweise natürlich auch auf die Größe drauf an. Gesellschaftsrechtlich ist es, würde ich sagen, auch verglichen zu anderen Ländern, überhaupt keine große Hürde, ein Unternehmen auch zu gründen in Mexiko. Das ist relativ problemlos möglich, wenngleich das aber auch gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Das ist jetzt nicht, wie ich gehört habe, wie in Großbritannien, dass das an einem Tag ablaufen kann. Das dauert schon mal gewisse Wochen, oder Monate. Auf der anderen Seite muss man sagen, dieses Vorgehen des Finanzamts ist manchmal weitaus weniger Investition oder Investoren freundlich, wenn man eine Steuernummer beispielsweise beantragt, dann wird einem ein Besuch abgestattet und das Finanzamt stellt auch hin und wieder recht seltsame Fragen. Also wir hatten schon Mandanten, die wollten ein Grundstücke eben kaufen, ein Produktionsgebäude darauf errichten und eine Produktion beginnen. Da ist ja der allererste Step, dass ich ja erst mal eine Kapitalgesellschaft gründe, die wiederum dann eben der Erwerber des Grundstücks wird. Sobald ich eben eine Gesellschaft gesellschaftsrechtlich gegründet hab, muss ich eine Steuernummer beantragen und dazu muss ich eben auch schon ein Büro anmieten. Und dann wird das Finanzamt eben diesem Unternehmen einen Besuch abstatten und hatte damals tatsächlich dann sich in diesem kleinen Büro, was ja so der erste Beginn war umgesehen und meinten dann "Hier wird aber keine Produktion betrieben", weil das natürlich dann irgendwo in der Satzung natürlich im Geschäftsgegenstand und vermerkt war. Also insofern, manchmal dreht man sich dann so ein bisschen im Kreis mit dem Finanzamt. Aber ich würde sagen, alles ist immer wieder lösbar, indem man alle Auflagen dann, was das Finanzamt eben haben will, dann denen auch nachkommt. Manchmal heißt es, es liegt kein Computer auf dem Tisch. Bei jedem Unternehmen gibt es einen Computer. Dann heißt es, ich brauche aber eine gültige Steuerrechnung, dass ihr Unternehmen bereits diesen Computer gekauft hat. Ich kann eine gültige Steuerrechnung, aber eben nur ausstellen, wenn der Rechnungsempfänger eben eine Steuernummer hat. Aber derjenige, der vom Finanzamt vorbeikommt, der ist halt da, um diese Steuernummer erstmalig erst zu erteilen. Aber da gibt es dann auch wieder Möglichkeiten. Ich kann nämlich eine dummy Steuernummer bei der ersten Rechnung auch verwenden und dann kann man das immer wieder auch lösen, aber manchmal bedarf gewissermaßen Geduld auch.

00:37:56 - Welche Rechtsformen gibt es in Mexiko?

Daniel Was gibt es denn für Rechtsformen in Mexiko? So die altbekannten, also die typisch ähnlichen wie eine GmbH, AG?

Dirk Oetterich Genau, also es gibt die GmbH und die Aktiengesellschaft, also die Aktiengesellschaft ist die SA. Dann wird noch oft Dcd mit dann angestellt, das ist dann für Kapital variabel oder es gibt eben die GmbH ähnliche Gesellschaftsform SRL und das sind die 2 typischen. Früher gab es fast nur die SA. Oftmals war sogar jedes Restaurant sogar eine Aktiengesellschaft, warum auch immer, und diese Aktiengesellschaften werden oftmals auch noch präferiert, teilweise sogar bei Förderungen, was völlig unsinnig ist, selbst auch von den Fördertöpfen gar nicht begründet werden kann, warum das noch so ist, aber mittlerweile hat sich mehr und mehr auch die SRL, also die GmbH ähnliche Gesellschaftsform, durchgesetzt. Beide Gesellschaftsformen, die einem im typischen Rechtsverkehr eben begegnen, sind sehr ähnlich und sehr vergleichbar. Also es gibt nicht mal solche Unterschiede in Mexiko wie im deutschen Recht zwischen der GmbH und der AG. Daneben gibt es auch eine recht seltene Form, eben die SC. Das ist eine Personen Gesellschaft, wie das beispielsweise Rödl und Partner hat. Das ist aber eher für diesen Berufsstand eben fast schon reserviert. Für so ja selbstständige Berufs träger. Das hat ein paar Vorteile. Beispielsweise wir können, wenn wir einen deutschen Mandanten haben, eine Rechnung stellen, ohne darauf dann Umsatzsteuer zu berechnen, weil wir eben eine SC sind, echte Berufsträger, nicht irgendwie eine Consulting, die sich dann so nennt und das sein wollen, sondern Berufsträger und wir können dann eben einen Mandanten eine Netto Rechnung stellen und da sind dann 16% Umsatzsteuer nicht einfach verloren. Das ist ein großer Vorteil, den wir dann natürlich auch für uns nutzen. Aber diese Gesellschaftsform kommt einem jetzt selten unter. Daneben gibt es aber dann auch noch, wenn ich sie im deutschen Sprachgebrauch ähnlich mache, eben eine Einzelunternehmer vergleichbare Gesellschaftsform. Neu ist auch so eine Art Partnerschaftsunternehmen, die SAS. Das gibt es jetzt auch, aber ich würde sagen für den Mittelstand, für die tiefen Gesellschaften, die sich dort niederlassen wollen, eignet sich immer noch die GmbH oder die AG.

Daniel Dann gibt es noch was ganz Spezielles. Ich weiß gar nicht, ob ich es richtig ausspreche. Ich glaube, Maquiladora Unternehmen heißt es, wenn es richtig ausgesprochen hab, vielleicht können Sie dann noch kurz erzählen, was das ist?

Dirk Oetterich Die Maquiladoras sind Lohnveredelungsunternehmen, die insbesondere an der Grenze zu den USA entstanden sind. Bei Maquiladora muss man sich ganz den klassischen Fall vorstellen. Ein amerikanisches Unternehmen möchte lediglich Lohnveredelungen in Mexiko vornehmen und das amerikanische Unternehmen sendet eine Maschine nach Mexiko in eine Lagerhalle. Stellt dann Mitarbeiter an, die dann die Produkte verarbeiten und die Produkte werden dann einfach wieder zurückgesandt in die USA. Dazu gibt es dann einige Erleichterungen, es gibt einige Voraussetzungen dazu. Beispielsweise diese Maschinen müssen weiterhin im Eigentum des amerikanischen Auftraggeber sein. Der Auftraggeber ist auch der einzige Kunde, sozusagen des mexikanischen Unternehmens. Das sind so gewisse Voraussetzungen der Maquiladora. Es gibt aber auch eben Erleichterungen, wie man das eben auch in der Lohnveredlung auch im europäischen Raum kennt. Ich muss eben in dem Fall eben keine Einfuhr Umsatzsteuer auf diese Produkte, auf diese Vorprodukte eben begleichen, die dann über die Grenze kommen, und ich muss dann auch keine Umsatzsteuer irgendwo abführen, und insofern habe ich dann auch sowohl von der Umsatzsteuer als auch von der Lohnsteuer dann auch eben Erleichterungen und bei der Körperschaftsteuer gibt es dann auch andere Berechnungsverfahren, weil ich habe nicht diesen klassischen Umsatz und den klassischen Ertrag. Die Maquiladora muss man eben beantragen und mit diesem Antrag und der Bewilligung der Maquiladora erhält man dann auch eine Ziva Zertifizierung. Diese Ziva Zertifizierung befreit mich dann eben bei Einfuhr von der Einfuhrumsatzsteuer. Aber, mir muss auch klar sein, das ist mit gewissen Voraussetzungen, aber auch mit einem gewissen Tracking verbunden. Ich muss nämlich jederzeit auch dann nachweisen können, dass dieses Teil, das in Mexiko gefertigt wurde, auch wieder eben dann die Grenze verlassen hat, ansonsten wird das dann eben mit Umsatzsteuer Zahlungen eben verbunden.

00:43:30 - Wie ist die Besteuerung in Mexiko?

Sebastian Wenn wir jetzt mal die Besteuerung anschauen in Mexiko für Unternehmen. Also wenn man das mal ganz oberflächlich anschaut, dann sieht man zuerst, der Körperschaftsteuersatz ist 30 %. Klingt jetzt nicht besonders attraktiv im Vergleich zu anderen Ländern. Ich weiß nicht, wie Sie das einschätzen, also von der Headline Rate wahrscheinlich eher hoch, aber das kommt ja dann am Ende immer darauf an. Ganz klassisch sehen wir das ja zum Beispiel in Malta. Da ist die Körperschaftsteuer 35 %, aber effektiv sind es 5 %. Was natürlich dann in Malta ein Steuertrick ist, aber was ich damit sagen will, in vielen Ländern, ist die Körperschaftsteuer ein Satz und dann gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie man diese legal reduzieren kann, durch bestimmte Maßnahmen. Wie ist das in Mexiko?

Dirk Oetterich In der Tat ja, der Körperschaftsteuersatz beträgt 30 % und der betrifft sowohl eben diese Kapitalgesellschaften, als auch sogar Betriebsstätten, bei einer Betriebsstättentätigkeit, was auch nicht zu verachten ist und oftmals auch eingesetzt wird. Mit der Körperschaftsteuer von 30 % liegt man etwa im Rahmen der deutschen Besteuerung, wenn man das vergleichsweise sagen kann. Ich habe in Deutschland einen Körperschaftsteuersatz von 15 % plus dann Gewerbesteuer, wo man PI mal Daumen immer um die etwa 30 % liegt. Gewerbesteuer gibt es jetzt nicht in Mexiko, aber eben diesen Körperschaftsteuersatz von 30 %. Was Sie sagen, ist absolut richtig. Ich kann hier aber dann eben, im Vergleich zu solchen Ländern wie Malta, nicht wirklich solche Systeme nutzen, wo ich meine Körperschaftsteuerlast erheblich reduzieren kann, weil ich natürlich auch die Transfer Pricing Gesichtspunkte berücksichtigen muss. Ich mein auch Mexiko ist ein OECD Land, ich hab Vorgaben, ich hab transfer pricing rules, mit diesen Transfer pricing rules muss ich meine Verrechnungspreise richtig berechnen, muss ich dokumentieren, muss ich belegen können. Es muss einem Fremdvergleich standhalten. Somit bin ich schon in der einen oder anderen Thematik, aber auch etwas eingeschränkt, dass ich mich auf Deutsch gesagt etwas arm rechne. Wenngleich natürlich die ein oder andere Stellschraube vorhanden ist. Ich habe auch tatsächlich die Möglichkeit, dass ich gewisse Serviceleistungen eben nach Mexiko verrechnen kann und habe darüber hinaus aber einen ziemlich großen Vorteil, weil auf eine Service Leistung und auf den Service, den ich dann verrechne, beispielsweise von Deutschland aus nach Mexiko und dann erfolgt die Begleichung. Dann muss aber nicht zwingend eine Quellensteuer abgeführt werden. Und da unterscheide ich mich von vielen anderen Ländern, wo bereits bei der Serviceleistung auch eine Quellensteuer eben zu belegen ist. Ich hab Quellensteuer in Mexiko eben auf Lizenzgebühren, beispielsweise auf Zinsen Dividenden, wenngleich die in je nach DBA dann irgendwo limitiert sind. Aber ich muss tatsächlich war, würde ich sagen, wie ein europäisches Land, auch ein sehr westlich geprägtes Land eben, meine Accounting rules eben dann berücksichtigen. Ich habe nicht wirklich eine Möglichkeit mich da irgendwo arm zurechnen, sondern es reflektiert tatsächlich auch die Geschäftstätigkeit in Mexiko.

Daniel Gibt es denn noch andere Steuern, die man jetzt beachten muss als Unternehmen? Wir hatten jetzt die Einkommensteuer, gibt es noch andere steuerliche Aspekte, die dem Unternehmer wehtun oder auch Freude bereiten, wenn man jetzt Mexiko im Vergleich zu anderen Ländern sieht?

Dirk Oetterich Ich würde mal sagen, Mexiko orientiert sich da schon eher im OECD Rahmen und ist das schon sehr westlich geprägt, was die Besteuerung anbelangt. Es ist kein Niedrigsteuerland. Was mir aber auch dann teilweise hilft, weil wenn man ganz tief mal ins deutsche Einkommensteuerrecht und Körperschaftsteuerrecht eben rein blickt, habe ich immer wieder eben Probleme, wenn man agiert mit einem Land, das eigentlich als Niedrigsteuerland gilt. Weil dann teilweise ja eben die Besteuerung dann wieder eben zurückfällt. Aber hab ich eben ein absolut vergleichbares Land irgendwie Mexiko im in Deutschland auch ein Land mit 30 %. Insofern profitiere ich ja manchmal sogar davon, dass es eben kein Niedrigsteuerland ist. Darüber hinaus gibt es natürlich ganz kleine Lohnsummensteuer, gibt es kleine Steuerarten, die man natürlich auch berücksichtigen muss, aber da ist es keine Steuerlast, die jetzt mich irgendwo als Unternehmen wirklich betrifft. Also ich muss tatsächlich mehr oder weniger eben diese Körperschaftsteuer dann berücksichtigen. Die ist wichtig, gibt es aber auch teilweise auch Vergünstigungen, die Verlustvorträge kann ich geltend machen und kann diese auch vortragen, bis diese sogar aufgezählt sind. Die kann ich dann tatsächlich auch verwenden, da hilft es ja sogar, wenn ich dann eben 30 % auf meine Verluste berechnen kann und nicht viel weniger, weil ich gehe dann mehr zum Vortragen hab. Natürlich, ich habe auch von Privatpersonen meine Einkommensteuer, die jetzt auch wichtig ist, wenn jemand als Personen dort eben einreist und dort tätig ist. In letzter Zeit hatten wir tatsächlich auch vermehrt Anfragen, dass Privatpersonen dort ihren Wohnsitz wählen wollen und dann per Remote für deutschsprachige Unternehmen oder amerikanische Unternehmen arbeiten möchten. Dann muss ich eben vor allem den persönlichen Steuersatz dann betrachten. Der ist der Progression dann unterworfen. Die persönlichen Einkünfte, der persönliche Steuersatz der reicht von 1,9 % bis 35 %. Das ist der Spitzensteuersatz. Jetzt klingen 1,9 % relativ gering, aber da gibt es dann auch einen Unterschied zu Deutschland. In Deutschland liegt der Grundfreibetrag jetzt bei so knapp 10 000 €, wo eigentlich gar keine Einkommensteuer anfällt. In Mexiko wird aber auch schon der erste Peso quasi mit Steuern belegt, dann aber eben mit einem niedrigen Steuersatz von 1,9 %. Aber letztendlich würde ich mal sagen für Normalverdiener bin ich da im etwa vergleichbaren Rahmen wie in Deutschland. Ich habe meine Progression auf etwa ähnlichen Niveau wie Deutschland.

Sebastian Man muss das ja sowieso jetzt im Kontext auch sehen, auch die Unternehmensbesteuerung, also wenn Sie jetzt sagen, als produzierendes Unternehmen beginnt man dort mit dem Aufbau und fängt da letztlich an. Es ist ja oftmals ohnehin so, dass in den ersten Jahren ohnehin keine Gewinne erwirtschaftet werden, bis das ganze Mal richtig losläuft. In der Regel muss man ja sagen, also das Thema Besteuerung wird ja oberflächlich oft fast zu heiß gegessen. Wenn man sich das anschaut, wann eigentlich Unternehmen tatsächlich Gewinne erwirtschaften und wie viel, dann ist das ja oftmals eigentlich dann ein positives Problem, das man dann lösen kann, wenn man es erstmal dahin gebracht hat. Ein Unternehmen, das erfolgreich ist, das mit Gewinn produziert, dann ist es eigentlich in der Regel ja sowieso ein kleineres Problem.

Dirk Oetterich Ganz genau. Also natürlich in der Regel beginnt man mit Anlaufverlusten. Insofern kann man dann in den Folgejahren dann zunächst mal auch diese Verlustvorträge verwenden, bis man sich dann quasi in der Gewinnzone befindet. Unsere Mandanten sagen meist, das ist schon das große Ziel, dann Steuern dort zu zahlen, weil dann weiß ich, ich habe dann auf meine Sicht hinaus eben das Unternehmen wirklich zu einer Profitabilität gebracht, die dann im Land auch profitabel bestehen und die nicht nur dann irgendwo als strategische Einheit angesehen werden, dass man einen zentralen Kunden bedient, sondern als separate Einheit, die eben auch profitabel unterwegs ist.

Sebastian Genau, denn in den Fällen, die Sie jetzt beschrieben haben, dass man zum Beispiel dort mit dem Kunden dann wächst und in Mexiko dann entsprechend eine Produktionsstätte eröffnet, das heißt ja noch lange nicht, dass man dann dort tatsächlich eine strategische Gewinnerzeugungsabsicht hat. Also zunächst mal geht es ja dann einfach darum, dort zu sein, zu produzieren. Es wird möglicherweise finanziert auch vom von der ausländischen Muttergesellschaft und wird nicht mit großen Gewinnen operieren wollen.

Dirk Oetterich Ja, aber das muss man sich dann tatsächlich ansehen, weil natürlich, wie in vielen anderen Ländern auch, das mexikanische Finanzamt möchte schon irgendwo einen Geschäftsbetrieb sehen, mit Gewinnerzielungsabsicht. So ist ja auch schon im deutschen Steuerrecht der Betrieb ja definiert. Und meistens kann man da, bei der einen oder anderen Stellschraube ein bisschen drehen, eben bei diesen Verrechnungspreisen, aber das ist eine Geschichte, da blickt das Finanzamt immer mehr drauf. Ich muss meine Verrechnungspreisdokumentation auch frühzeitig eben zu Ende bringen, muss die dann auch griffbereit eben haben, die Dokumentation, und muss dann tatsächlich auch eben dann erklären können, wie es eben dazu kam. Insofern bin ich bei der einen oder anderen Seite natürlich schon ein bisschen auch eingeschränkt, aber ich muss auch am Anfang quasi in meinem Businesscase meine Gesellschaft so strukturieren und darauf auslegen, wie wenn ich dann mit einer Gewinnerzielungsabsicht auch herangehe. Beispielsweise spiegelt sich das dann auch wider. Ich habe genauso wie in Deutschland auch eine Zinsschranke. Mit der Zinsschranke, dass ich eben nur begrenzt abzugsfähige Zinsen als Betriebsausgaben absetzen kann. Das ist dann auch zu berücksichtigen und das muss aber glaube ich dann schon auch im ersten Step berücksichtigt werden von den Unternehmen, wie finanziere ich mich dann auch dort. Finanziere ich mich dann viel über Eigenkapital oder auch bei Fremdkapital und mit welcher Rate bin ich dann auch unterwegs? Weil man dann nämlich auch dann mal schauen muss, wie kann ich auf der einen Seite meine Steuerlast reduzieren? Aber auf der anderen Seite, wie muss ich dann so weit auch agieren, dass ich eben auch keine Abzugsfähigkeit noch irgendwo verliere? Letztendlich nach diesen 30 %, muss man ja auch mal sagen, ich mein diese Gewinne, die dann übrig sind, die kann ich problemlos ausschütten. Ich hab ähnlich wie im deutschen Körperschaftssteuerrecht auch eine steuerliches Kapital Konto, das muss ich dann eben berechnen, was ich an ausschüttungsfähigen Gewinn eben habe und dann kann ich das relativ einfach auch ausschütten. Ich brauche einen Beschluss dazu und ich überweise das eben einfach unter möglichen Abzug von Quellensteuer eben dann mein Stammhaus und damit ist es dann auch irgendwo getan.

00:55:20 - Wie kann man sich die mexikanischen Finanzbehörden vorstellen?

Daniel Wie sind denn die mexikanischen Finanzbehörden so generell aufgestellt? Oder wie sind die Anforderungen vielleicht mal, wenn man da 2 Teilfragen draus machen ... Also die Anforderungen, ich bin jetzt Unternehmer, an meinem Buchhaltungspflichten, wie kann man sich das im Vergleich zu Deutschland vorstellen? Und wenn es denn dazu kommt, dass ich meine Steuererklärung machen muss am Jahresende, wie stelle ich mir das vor im Vergleich zu Deutschland? Komplizierter? Weniger kompliziert? Wie ist es dann auch mit Fristen? Das würde mich noch interessieren.

Dirk Oetterich Ich hab natürlich zunächst mal meine monatliche Compliance, die ich dann eben abhandeln muss. Also ich muss monatlich meine Umsätze eben melden. Es muss monatlich eine Körperschaftsteuererklärung abgegeben werden und monatlich eine Umsatzsteuererklärung abgegeben werden. All das erfolgt mit elektronischen Verfahren, also die Finanzämter sind elektronisch eben unterwegs und da unterscheiden die sich tatsächlich auch manchmal zu Deutschland. Wichtig dabei ist, und das ist noch ein interessanter Aspekt, der eben auch in meinem internen Rechnungswesen und im Prozess Management Berücksichtigung finden muss, ich kann in Mexiko nicht einfach in meinem Word Dokument eine Rechnung erstellen und dann eben an meinem Kontrahenten raussenden, sondern ich muss mich dann in einem Online System des Finanzamts einloggen und muss dort meine gültige Steuerrechnung erstellen und die versende ich tatsächlich per E-Mail oder mit einem elektronischen Verfahren. Also, eine Steuerrechnung, das ist eine PDF und XML Datei. Damit, und das finde ich das Interessante, weiß sofort das Finanzamt, wer hat, auf wen, eine Steuerrechnung ausgestellt. Und wenn diese Rechnung nun beglichen wird, dann gibt es quasi nochmal ein Verfahren in die andere Richtung. Dann muss man auch in diesem System des Finanzamts sich nochmal einloggen und muss sagen, diese Rechnung ist nun bezahlt und muss eine Party complimentary erstellen und muss die dann auch nochmal versenden. Und damit weist das Finanzamt, eine Rechnung wurde erstellt, und im zweiten Step, diese Rechnung wurde bezahlt. Damit weist das Finanzamt auch, der eine hat den Umsatz generiert und der andere hat dann vielleicht eben abzugsfähige Kosten. Und damit weiß das Finanzamt auch, der eine muss die Umsatzsteuer abführen, und erst jetzt, der andere kann eben diese als Vorsteuer eben verwenden. Das heißt, eine Umsatzsteuerprüfung, das kann mehr oder weniger einfach ein Desktop Review sein. Wichtig ist aber dabei eben in Mexiko, die Zahlung ist eben wichtig. Ich habe in Mexiko gerade beim Umsatzsteuerverfahren. Ich habe eine Istbesteuerung und keine Sollbesteuerung, wie in Deutschland in der Regel. Mit dieser Istbesteuerung möchte das Finanzamt dann immer wieder auch Bankbelege sehen. Die muss ich dann eben vorlegen können. Ich muss Zahlungen belegen können und insofern denkt man auch vom Finanzamt hier in Mexiko sehr zahlungsbasiert. Und so gibt es daneben auch eine jährliche Körperschaftsteuererklärung, es gibt keine jährliche Umsatzsteuer Erklärung, weil es eben eine zahlungsbasierte Umsatzsteuer ist. Das heißt, ich kann ja gar keine wirkliche Fehlberechnungen haben in der Umsatzsteuer oder eine Korrektur, weil ich habe ja tatsächlich dann immer wieder nur meine tatsächliche Istbesteuerung und meine geflossenen Umsätze. Und ein Thema, was immer wieder neu aufs Tablett kommt und verstärkt jetzt auch eingesetzt wird, ist das Thema Verrechnungspreise. Also ich muss da mich entsprechend vorbereiten und das darf man auf jeden Fall nicht runter reden. Und auch von sogenannten Beratern auch nicht runter reden lassen, weil die Abtretungspreis Dokumentation muss zum genannten Termin auch vorliegen, muss auch gemacht werden. Ich muss auch schon in meiner Körperschaftsteuererklärung muss ich Sachen mit beifügen. Ansonsten sind tatsächlich viele Posten absolut nicht abzugsfähig. Das ist leider manchen nicht bewusst, auch teilweise manchen Beratern nicht am Markt. Das Finanzamt ist dabei relativ stringent. Es gab hin und wieder jetzt Vorfälle in letzter Zeit, wo das Finanzamt teilweise von Maschinen, beispielsweise sich uralte Dokumentation vorlegen lassen wollte, viele Jahre zurück. Wollte sich das alles belegen lassen, ist teilweise tief hineingegangen, hat viele Fragen gestellt und hat bei dem ein oder anderen Unternehmen dann aber auch bemerkt, dass die Dokumentation eben nicht so vorhanden ist, wie sie vorhanden sein muss. Und da gibt es dann aber auch ja relativ pragmatische Verfahren beim Finanzamt, weil das Finanzamt teilweise sich daneben auch nicht so tiefgehend jeden Beleg dann anschauen möchte, gibt es dann sehr schnell eine Einigung, auch über ein Schiedsverfahren hin, eine Einigung, die zu erzielen ist, in dem man sich dann auch mit dem Unternehmen zusammensetzt und dann mehr oder weniger diskutiert, mit welchen einmal Betrag dann eben die ganze Historie beglichen ist. Aber da kommt es dann eben darauf an, beim Unternehmen, wie gut ist man aufgestellt, welche Berater hat man und welche Dokumentation hat man. Auch weil oftmals werden teilweise ganze Posten eben einfach nicht anerkannt, weil man sagt, da ist eben die Dokumentation unzureichend und dann kommt es darauf an, wie man dem entgegenwirken kann.

Sebastian Ok, das ist also jetzt nicht unerwartet, was einem da wahrscheinlich treffen wird in Mexiko.

01:01:41 - Welche Ländern sind in Mexiko besonders präsent?

Daniel Nicht, wenn man aus Deutschland kommt, dann ist es so wie erwartet. Jetzt hab ich noch mal eine ganz andere Frage aus aktuellem Anlass. Und zwar wird ja momentan noch viel über Russland gesprochen. Und Russland versucht ja, genau wie China, schon sehr lange den Einfluss in den ganzen lateinamerikanischen Staaten extrem auszubauen. Zum Beispiel Argentiniens Präsident hat sich ganz stolz damit gebrüstet, dass mit russischem Impfstoff geimpft wurden und man weiß auch, dass Russland zum Beispiel eine ganze Menge, also ich glaube 24000000-25000000 Impfdosen dahin geliefert hat. Also was schon zeigt, dass der Einfluss von Russland und China immer stärker wird, auch in Lateinamerika. Jetzt ist ja Mexiko direkt an der Grenze zu den USA. Deswegen würde mich mal sehr interessieren, wie das in Mexiko spürbar ist. Also wie sieht man da die Russen und die Chinesen auf den Straßen laufen oder immer mehr Unternehmen, die gegründet werden? Aus Russland oder von China? Ist das so? Also wie nehmen Sie das wahr vor Ort?

Dirk Oetterich Wenn ich das vielleicht mal in der Reihenfolge so abhandel, dass man wirklich tatsächlich sagen kann, also Platz 1 bleiben die Amerikaner. Das sieht man, das spürt man. Das ist aber auch der wirtschaftlichen Macht irgendwo so geschuldet. Ich meine die Hauptauftraggeber und die Hauptimporteure mexikanischer Produkte sind immer noch die Amerikaner. Mit USA ist eben der Haupthandel in beide Richtungen, aber dann folgt auch schon relativ schnell eben dann China. Von China ist auch ein starker Handel eben auf der einen Seite, also Mexiko beliefert auch dahin. Aber es wird auch eingekauft. Eben aus China kommt natürlich auch auf die Produkte drauf an, und kommt natürlich auch auf die Lohnkosten dann drauf an, aber auch von Rohstoffen Märkten selbst hier. Ich muss ja auch meinen Bedarf dann irgendwo auch decken können. Von Russland, würde ich sagen, gefühlt ist der Auftritt noch nicht allzu stark, jetzt im Vergleich zu China gesehen, wenngleich natürlich diese große Nationen, was völlig natürlich ist, auch versuchen, dann ihren Einfluss dann zu verstärken, eben in diesen Regionen einerseits, aber andererseits natürlich auch irgendwo diese aufstrebenden Märkte auch daran teilhaben zu wollen. Ich meine, wenn ich mir das prognostizierte BIP Wachstum ansehe, was Mexiko immer wieder eben in unterschiedlichen, kommt drauf an, wer es gerade aufstellt, aber wir haben natürlich auch irgendwo andere Daten, als wir es dann auch von Deutschland her kennen. Das sind aufstrebende Märkte, da möchte jeder irgendwo ein Stück Kuchen davon abhaben, aber die dominierende Macht würde ich sagen, ist immer noch eben die Amerikanische. Aber muss ich sagen, Deutschland ist tatsächlich auch eines der wichtigsten oder der wichtigste europäische Partner eben zu Mexiko und das spürt man eben an jeder Ecke auch. Ich meine, wir am eigenen Leib, weil das ist unser Hauptklientel, unsere Mandanten sind deutschsprachige Mandanten. Da entdecken aber auch immer wieder mehr Mexiko als lokalen Markt, in dem man sich dann bewegen möchte.

Daniel Gut zu hören, freut uns und vielleicht auch noch die ein oder andere Chance, Potential, dass Zuhörer und Zuschauer, dann jetzt wahrnehmen, vielleicht doch sich von Mexiko mehr zu interessieren, wenn sie noch nicht dort sind.

01:05:31 - Wie ist die politische Stimmung in Mexiko?

Sebastian Eine Frage wäre vielleicht noch interessant. Wir haben jetzt gesehen, ist ja doch in vielen lateinamerikanischen Ländern in den letzten Jahren einen gewissen Linksruck. Jetzt waren einfach vor kurzem wieder in Chile, und auch in anderen Ländern. Wie sehen Sie das? Wie sehen Sie das im Hinblick auf Mexiko? Wie wird das dort? Wie die politische Großlage und die politische Stimmung, wie wird sich die weiterhin ausprägen?

Dirk Oetterich Das ist, war, in der Tat ein sehr, sehr großes Thema, als eben der jetzige Präsident Lopez Obrador eben an die Macht kam. Also die pessimistischen Stimmen, die hatten ja schon prognostiziert, dass Mexiko das zweite Venezuela wird. Auf der anderen Seite kannte man auch diesen Lopez Oprador, der zuvor hier auch schon mal Bürgermeister von Mexiko Stadt war. Und da war er durchaus, aber auch in der Wirtschaft beliebt. Ich meine, Mexiko hat immer wieder natürlich jetzt diesen oder hat jetzt auch natürlich diesen Linksruck gehabt. Dieser Linksruck hat sich dadurch ausgewirkt, dass man eben den Ärmeren auch helfen möchte, was nicht unbedingt, aber auch zum Nachteil war, weil man sozusagen dann auch eben die Criminality dann versucht auch einzudämmen. Es gibt eben mal kein so funktionierendes Sozialsystem, wie man das jetzt beispielsweise aus Deutschland kennt. Es gibt einen sehr, sehr riesige informellen Arbeitsmarkt. Der informellen Arbeitsmarkt, der ist ja sozusagen der wichtigste Sektor eben in Mexiko. Das sind also diese, ja, wie es oftmals heißt, die Muchacha, also Putzkräfte, beispielsweise, das sind kleine Essensstände auf den Straßen, das ist einer, der den Parkplatz einweisen will und wo man ihm eine Münze zum Fenster raushält. All diese, die in diesen Sektoren tätig sind, sind eben sehr verarmt und denen tut das natürlich auch gut, wenn da ein linker Präsident dann versucht, diesen zu helfen. Beispielsweise gab es Bildungsprojekte des Präsidenten. Auf der anderen Seite, natürlich weiß dieser Präsident auch, dass der gesamte Motor der mexikanischen Wirtschaft, das sind eben die Unternehmen, die dort vor Ort sind, die sich dort auch niederlassen, weil es eben relativ investitionsfreundlich eben ist. Insofern weiß er auch, dass er eben die Wirtschaft auch pflegen muss, weil ohne diese Wirtschaft, die dort auch Arbeitsplätze eben schafft, würde das das Land ebenso zum Zusammenbrechen bringen, was letztendlich ihm dann aber auch selbst schaden würde. Also dieser Spagat, würde ich sagen, ist relativ gut gelungen. Natürlich gibt es Unzufriedenheit auch in Mexiko. Das ist meine meines Erachtens beispielsweise eben, dass die marode Ölindustrie fälschlicherweise wahnsinnig gefördert wird und er eigentlich nicht in die Richtung des Pariser Klimaabkommens geht. Hier auch im Gegensatz eben zu der Politik eben steht. Dann zum Beispiel gab es eben öffentliche Projekte, die Ausschreibungsverfahren waren etwas undurchsichtig, oder? Es wurden Unternehmen beauftragt, die oftmals nicht durchs Ausschreibungsverfahren gelaufen sind. Also da gibt es hin und wieder eben so punktuelle Projekte, die dann auch irgendwo dann zur Kritik eben des Präsidenten führen, aber dieser dramatische Linksruck, der jetzt passiert sein soll, der ist quasi nicht besonders spürbar, zumindest jetzt nicht für die Industrie, die eben weiterhin operiert. Man ist als Unternehmer immer wieder konfrontiert, beispielsweise mit dem Arbeitsrecht in Mexiko. Dieses Arbeitsrecht ist sehr arbeitnehmerfreundlich und im völligen Gegensatz zum US-amerikanischen Arbeitsrecht. Beispielsweise ein Mitarbeiter, den ich eben beschäftige in Mexiko, die Probezeit beträgt grundsätzlich nur 30 Tage. Ich kann wie bei Managern ausweiten auf 6 Monate. Nach diesen 30 Tagen ist es fast ein Unding, einen Mitarbeiter wieder zu kündigen, sondern man bedient sich da eben oft dann Aufhebungsverträgen, aber diese sind und eben damit verbunden, dass ich eine Abstandszahlung leisten muss. Aber dieses Arbeitsrecht entstammt jetzt nicht aus einer linksgerichteten Politik, eben des derzeitigen Präsidenten, sondern die bestand schon weitaus vorher man wollte eben damit auch dem Volk helfen, die damals eben vor allem tätig waren für amerikanische Unternehmen. Also das Land setzt seinen wirtschaftlichen Weg fort, der wirtschaftliche Weg ist gesichert, sowohl in einer rechts als auch in einer linksgerichteten Politik, weil der wirtschaftliche Weg eben der Hauptweg ist, der dem Land dient und das weiß auch jeder Präsident. Das war jetzt die ganze Ausrichtung, es sind viele Unternehmen dort angesiedelt, die darauf vertraut haben, eben auf diese Ausrichtung und die dort nur operieren können, wenn die Politik da keine großartigen Knüppel in den Weg wirft. Wenngleich es auch immer wieder zu Aktionen kommt, indem man versucht eben irgendwo den Arbeitnehmern auch zu helfen und vor allem der ärmeren Bevölkerung.

Daniel Ok. Da wissen wir auch dazu noch Bescheid. Schön also, ich hab ansonsten zum Thema Unternehmensgründung und Bedingung für Unternehmer in Mexiko, keine weiteren Fragen mehr.

Sebastian Ich eigentlich auch nicht mehr.

01:12:03 - 4 Fragen zu Mexiko

Daniel Dann haben wir am Ende noch vier ganz kurze Fragen. Ganz spontan und ganz kurz. Also wenn ich nur ganz kurz Zeit habe und ich bin mal in Mexiko, was soll ich mir denn unbedingt mal angesehen haben?

Dirk Oetterich Natürlich sollte man mal nach Mexiko Stadt zuerst kommen, da kommen ja auch die meisten hin, weil sie dort landen. Da sollte man sich auch mal die Stadt anschauen, da gibt es ein paar Attraktionen. Weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Das geht auch über Frida Kahlo, über Kunstwerke, das geht über Bauwerke, da muss ich aber auch irgendwo die pulsierende Stadt kennenlernen. Interessant sind aber auch andere Städte gelegen, beispielsweise Querétaro, die eigentlich auch ne wunderschöne Fußgängerzone hat und wo es noch etwas ursprünglich ist. Guadalajara ist wahrscheinlich noch eine der ursprünglichsten Städte, die dennoch international eben orientiert ist. Oder aber, ich besuche doch mal einer der Strandstädte, schau mir diese mal an, die ja insbesondere dann aus den Medien ganz bekannt sind.

Daniel War sehr interessant, aber jetzt ich stelle ich die Frage trotzdem nochmal, weil jetzt den einen Favorit möchte ich jetzt gern von Ihnen wissen. Also wenn Sie mir nur eine Sache, wenn Sie sagen, also wenn Sie nach Mexiko kommen, diese eine Sache muss es sein, wo schicken Sie mich hin? Überlegen Sie es sich gut.

Dirk Oetterich Ja, dann würde ich sagen, ich schaue doch mal ins Frida-Kahlo-Museum.

Daniel Dann, im Restaurant und auch bitte nur eine Sache. Also ich bin jetzt im mexikanischen Restaurant in Mexiko. So was muss ich jetzt probiert haben, empfehlen Sie mir jetzt was, eine Sache.

Dirk Oetterich Ich bin ein wahnsinniger Fan von Guacamole, insofern ich kann nur Guacamole mit Chips kann ich nur empfehlen und das versuche ich auch überall zu versuchen, weil die sich so dramatisch auch unterscheiden. Manchmal einfach nur ist das zerdrückte Avocado, manchmal mit Zwiebeln, Tomatenstücke reingemischt, manchmal wird es auch serviert zum Selbermischen, das ist noch spannender. Unbedingt Guacamole mit einem schönen Bier, der Abend ist gerettet.

DanielKlasse Tipp, danke. Jetzt: Welchen Fehler sollte ich unbedingt vermeiden?

Dirk Oetterich Wenn ich nach Mexiko komme, welchen Fehler muss ich vermeiden?

Also es gibt eine Sache, das ist aber jetzt schon ziemlich ernsthaft, da müssen wir wieder einen Schluck ernster werden und auch eine sehr aktuelle Geschichte, wenn ich einreise nach Mexiko. Ich habe grundsätzlich auch als Tourist 6 Monate Zeit, mich im Land zu bewegen und kann dann wieder ausreisen. Es gab jetzt tatsächlich Vorfälle, wo ich bin an meinem Einreise Formular auch mal unten drauf blicken muss, die Anzahl der Tage, die dort vermerkt ist. Es gab wohl vereinzelt jetzt Vorfälle eben 2 Handvoll Vorfälle, in dem eine niedrige Anzahl von Tagen vermerkt wurde und dazu haben scheinbar wohl die Grenzbeamten eben auch die Berechtigung dazu, diese willkürlich eben zu verkürzen und wenn das eben dann nicht entdeckt wird, und ein Tourist dann nach dieser Zeit ausreisen möchte, gab es teilweise jetzt tatsächlich Verhaftungen und diese Touristen sind dann erstmal im Gefängnis gelandet. Konnten das natürlich relativ schnell auch mithilfe der deutschen Botschaft auch wieder verlassen, aber ist eine sehr unschöne Sache, insofern ist das die allererste Sache, ich komme, ich steige aus dem Flugzeug aus, bin am Schalter zur Immigration am Flughafen, ich hab mein ausgefülltes Einreiseformular, dass ich im Flugzeug fleißig ausgefüllt habe, leg meinen Pass vor. Und wenn ich dann wieder mein Einreiseformular nehme, schaue ich bitte als allererstes auf die Anzahl der Tage, ob da irgendwie ein besonderer Vermerk ist, etwas unter 180 Tage drin steht. Damit ich weiß, ist mein langer Aufenthalt gesichert in Mexiko, oder muss ich das Land womöglich früher verlassen? Das ist besonders wichtig, würde ich sagen.

01:16:15 - Kontaktdaten Dirk Oetterich

Daniel Gut, dass wir nachgefragt haben. Dann eine ganz wichtige Frage noch zum Schluss, wie können Sie interessierte Mandanten am besten erreichen?

Dirk Oetterich Wie können die mich erreichen? Na ja, es gibt unsere Homepage von Rödl und Partner www.roedl.de oder www.roedl.com, da stehen alle unsere Kontaktdaten, da sind wir zu erreichen auch beim Kontaktformular. Ich glaube, man kennt uns Rödl und Partner und dann werde ich mich gerne auch persönlich dann melden.

Daniel Vielen Dank.

Dirk Oetterich Ich danke Ihnen, vielen Dank.

Daniel Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland - der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Kommt es bald zur Bargeldabschaffung? Was erwartet uns?

Heutzutage zahlt kaum noch wer mit Bargeld. Denn wieso kompliziert, wenn es auch einfach mit Karte geht? Doch was erwartet uns mit dem digitalen Euro?

Im Gespräch mit Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

 
 

Hotelreservierungen, Flugbuchungen, Online-Bestellungen, alltägliche Einkäufe im Supermarkt – wer zahlt schon noch mit Bargeld? Mittlerweile kann man in vielen Ländern sogar Obst und Gemüse am Bauernmarkt oder das Brot beim Bäcker nebenan ohne weiteres mit Karte bezahlen. Kontaktloses Bezahlen via Karte oder Smartphone ist schon lange nicht nur Trend, sondern für die meisten bereits Alltag.

Vor allem die Corona-Pandemie hat das Zahlverhalten weltweit verändert. In Deutschland sind in den letzten Jahren mehr als 1.000 Geldautomaten abgebaut worden. Jetzt fragt man sich, ob das Bezahlen mit Münzen und Scheinen überhaupt noch Sinn macht? Wird in naher Zukunft das Bargeld abgeschafft? Was spricht dafür, was spricht dagegen? 

In unserem Podcast mit Sebastian Sauerborn und Daniel Taborek sprechen wir über die pragmatischen Gründe der Bargeldabschaffung, was uns mit einer digitalisierten Währung erwarten könnte und die Kritikpunkte oder möglichen Nachteile einer digitalen Währungsreform. 

Ist das Bargeldsystem veraltet? 

Unser bisheriges Währungssystem passt nicht mehr zu unsere Lebensweise und der Bevölkerungsdichte. Ursprünglich war die Währung mit Gold gedeckt, doch würde man eine mit Gold gedeckte Währung weiterhin vorziehen, müsste das Gold in Relation zur Bevölkerungsdichte stehen, was praktisch unmöglich ist. Heutzutage ist das Währungssystem auf Schulden aufgebaut (Inflation), und da die Blase droht zu platzen, plant das Weltwirtschaftsforum und die Zentralbanken schon seit vielen Jahren eine notwendige Währungsreform durch die Digitalisierung. Auf Seiten der EU-Regierung findet man Hinweise und Dokumente, die darauf hindeuten, dass der digitale Euro eingeführt wird. Auf CBDC Tracker finden Sie bereits eine Übersicht über alle Staaten der Welt und deren Status mit der digitalen Währung. 

Gründe für eine Bargeldabschaffung

  • Kosten sparen
    Dem Staat und den Banken, die das Bargeld verwalten, bereitstellen und bewegen kostet es Geld. Im Jahr 2017 hat beispielsweise alleine die französische Zentralbank 1,7 Milliarden 50€ Scheine hergestellt. Nicht nur die Herstellung eines Scheins ist relativ teuer: Banken in Europa sitzen auf riesigen Bargeld-Lagerbeständen, das braucht Platz und kostet Geld. Daher zahlen Private bei der Bargeldabhebung auch immer höhere Spesen.

  • Benutzerfreundlichkeit
    Elektronisch zu zahlen ist durchaus angenehm und spart Zeit. Vor allem die jüngere Generation zahlt meistens bereits mit Smartphone oder Smartwatch.

  • Produktivität
    Viele Händler, vor allem Lieferdienste schätzen die elektronische Zahlung, da es äußerst umständlich wäre für mehrere Kunden am Tag, Bargeld bereitzuhalten und zu wechseln. Manche Supermärkte in Großstädten akzeptieren überhaupt kein Bargeld mehr, da auch viel Zeit damit verloren geht, am Ende des Tages die Münzen und Scheine zu zählen.

  • Hygiene
    Vor allem während der Corona-Pandemie ging das Gerücht herum, dass der Virus über die Oberfläche von Bargeld übertragen werden kann. Ob das nun stimmt oder nicht ist Spekulation, aber Tatsache ist, dass Bargeldscheine etliche Male am Tag durch mehrere Hände gehen und das ist nicht gerade hygienisch.

  • Sicherheit:
    Bargeld ist ein beliebtes Zahlungsmittel von Kriminellen, sei es Falschgeld oder Drogenhandel oder Steuerhinterziehung. Durch den elektronischen Handel und der transparenten Geldüberweisungen hat der Staat die komplette Kontrolle über alle Transaktionen. Es gibt immer elektronische Quittungen, Referenzen und eine Historie. 

Features und Merkmale der digitalen Währung

  • Zweckbestimmung
    Podcast-Sprecher Daniel Torabek wohnt in der Nähe von Moria, eines der größten Flüchtlings Camps, das bis zu 24,000 Flüchtlinge beherbergt. Flüchtlinge werden mit einer Debitkarte ausgestattet, da die Verteilung von Bargeld einen zu großen Aufwand darstellen würde. Jedoch wurde auf den Debitkarten vermerkt, dass nur bestimmte Dinge eingekauft werden dürfen. Taborek hat aus erster Hand erlebt, dass wenn z.B. Alkohol oder Zigaretten gekauft werden, ein Alarmsignal an der Kasse ausgelöst wird. In Zukunft, werden bestimmte Geldbeträge auf dem Wallet womöglich nur für bestimmte Dinge verwendet werden dürfen. In Frankreich verteilen Arbeitgeber bereits die elektronische Debitkarte für die Mittagspause, die man in Supermärkten und Restaurants verwenden kann.

  • Verfallsdatum
    Man kann elektronische Währungen mit einem Verfallsdatum vermerken, das ähnlich wie Negativzinsen auf Bargeld funktionieren soll: Wenn man das Geld bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht ausgegeben hat, verschwindet es wieder oder wird weniger. 

Kritikpunkte der Bargeldabschaffung

  • Einschränkung der Freiheit
    Durch die komplette Digitalisierung der Währung, wird jede Transaktion nachverfolgbar und kontrolliert. Was natürlich einerseits für Sicherheit sorgen kann, aber auch ein Eingriff in die persönliche Privatsphäre sein kann. Manche befürchten gewisse Einschränkungen durch das e-Wallet und zusätzliche Funktionalitäten, die ähnlich dem Social Credit System in China sind.

  • Abhängigkeit von Strom und Maschinen
    Wie wir in unserem Podcast über Blackout bereits erläutert haben, riskieren wir mit der kompletten Digitalisierung auch unsere eigene Autonomie. Denn, wenn es zu einem Blackout oder Stromausfall käme, liegt dann nicht nur die Kommunikation und die öffentliche Sicherheit, sondern auch die Bezahlung lahm.

  • Komplette staatliche Kontrolle
    Mit der digitalen Währung, werden alle Ausgaben klar für den Staat und die Banken einsehbar. Bargeld-Obergrenzen, wo man nur einen bestimmten Maximalbetrag abheben darf, sind ein langanhaltender Trend. Für Betriebe wie Pfandleihe Büros, Wettanbieter etc. wo traditionell Bargeld verwendet wird, würde sofort eine Regulierungspflicht eingeführt werden. Unternehmen aber auch Private könnten mit gesetzliche Vorgaben und Kontrollen von der Regierung konfrontiert werden.

  • Ersatz von Kryptowährungen
    Mit dem aus staatlicher Sicht bedenklichen alternativen Zahlungssystem der Kryptowährung über die die Zentralbank wenig Kontrolle hat, scheint die Einführung der digitalen Währung entgegenzuwirken und könnte den Kryptomarkt komplett regulieren, bestehende Kryptowährungen vielleicht auch einfach abschaffen oder ersetzen.

  • Verlust von Arbeitsplätzen
    Immer mehr Berufe werden durch Maschinen ersetzt. Auch durch die Digitalisierung der Währung werden Berufe wie Kassier oder Steuerberater (in Estland gibt es für Unternehmen bereits eine digitale tagesaktuelle, transparente Steuererklärung) obsolet und auch der Einzelhandel in Innenstädten verschwindet. 

Weitere Informationen zur Bargeldabschaffung und auch vielen Auswanderungsländern finden Sie auf unserem Podcast Perspektiveausland und unseren Websites Wohnsitz Ausland, Auslandsunternehmen, St Matthew, und auf LinkedIn.

Hier finden Sie mehr zum Leben als digitaler Nomade, falls Sie an diesem Thema Interesse haben.

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Timestamps

00:00:23  - Begrüßung und Einleitung

00:01:31 - Pragmatische Gründe für die Bargeldabschaffung

00:08:55 -  Trends elektronischer Währung

00:12:10 - Kritikpunkte der Bargeldabschaffung

00:17:24 - Finanzpolitik und Bargeldabschaffung

00:19:41 - Bargeldabschaffung: Wird ein neues Geldsystem eingeführt, weil das alte nicht mehr funktioniert? Was sind die Fakten?

00:28:32 - Vorbereitung der neuen elektronischen Währung - findet man Informationen in den Medien?

00:31:27 - Soll die neue elektronische Währung Kryptowährungen ersetzen?

00:32:21 - Digitales Zahlungssystem: Was könnte Menschen beunruhigen?

00:35:23 - Features der neuen digitalen Zentralbank-Währungen: Vorteile und Nachteile

00:37:45 - Wie könnte die Zukunft der digitalisierten Währung aussehen? Eine Ansichtssache

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 63: Kommt es bald zur Bargeldabschaffung? Was erwartet uns?

Im Gespräch mit Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler die es ins Ausland zieht. Egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung, oder Lifestyle-Fragen: Hier geht's jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:00:23 - Einleitung

Daniel Ja, Sebastian, wir wollen heute mal über ein Thema sprechen, das viele unserer Zuschauer und Zuhörer bewegt: Droht wirklich eine Abschaffung des Bargeldes und was kommt danach?

Sebastian Also ich finde es auch ein sehr interessantes Thema, ohne jetzt hier sensationslustig zu sein und auf Klicks und Views abzuzielen oder Panik zu machen, sondern sich mal die Fakten anschauen und mal ich tatsächlich zu überlegen, wie es dann tatsächlich steht. Siehst du auch so?

00:01:31 - Pragmatische Gründe für die Bargeldabschaffung

Daniel Sehe ich auch so. Vor allem, dass es wichtig ist, sich mal ganz unaufgeregt mit dem Thema zu beschäftigen. Generell muss man sagen, es gibt schon verschiedene Motivationen, also wenn man das ganze Thema in den sogenannten freien Medien verfolgt, gibt es verschiedene Gründe, die man da analysieren kann und über die man auch sprechen muss, wenn es darum geht, ob Bargeld abgeschafft wird oder nicht? Was spricht dafür, was spricht dagegen? Aus meiner Sicht gibt es 3 Gründe, die dafür sprechen, dass wir möglicherweise wirklich in naher Zukunft kein Bargeld mehr haben werden und zwar weltweit. Da gibt es einmal ganz pragmatische Gründe. Auf der einen Seite kostet Bargeld Geld, dem Staat kostet es Geld und natürlich kostet es auch den Banken Geld, die das ja verwalten, bereitstellen, und bewegen. Ich habe da mal recherchiert, beispielsweise im Jahr 2017 hat alleine die französische Zentralbank 1,7 Milliarden 50€ Scheine hergestellt. Und die Herstellung eines Scheins, ist auch relativ teuer. Hinzu kommen noch die ganzen Kosten für die Verteilung und die Lagerung. Banken in Europa sitzen auf riesigen Bargeld-Beständen, das darf man nie vergessen und das kostet alles Geld. Der Platz kostet Geld und so weiter und sofort. Das ist möglicherweise auch einer der Gründe, weshalb der Bezug von Bargeld nicht mehr, so wie das früher. durchaus kostenfrei war, sondern die Kosten immer mehr steigen. In dem Land, wo ich jetzt gerade wohne, auch ein europäisches Land, da bezahle ich teilweise für das Abheben von Bargeld bis zu 4€ - einfach nur um Bargeld zu beziehen. Das ist der eine Punkt. Dann haben wir die jüngere Generation, die das cool findet, durchaus elektronisch zu zahlen und Bargeld uncool findet. Also gerade die jungen Leute, die da vielleicht so eine Smartwatch haben und mit der gerne mal schnell cool bargeldlos zu bezahlen. Es gibt durchaus eine ganze Menge von Leuten, die das sowieso nicht mehr als üblich empfinden Bar zu bezahlen. Dann gibt es Händler, die es durchaus schätzen kein Bargeld mehr zu haben, gerade Lieferdienste. Wenn man sich überlegt, Lieferdienste, die eine bestimmte Anzahl von Kunden am Tag beliefern müssen: Bargeld zu wechseln und bereitzuhalten, das hält alles nur auf, also die sind froh, wenn das zack, zack, zack geht und am liebsten noch kontaktlos bezahlen. Das ermöglicht natürlich auch eine ganze Menge neues Geschäft. Es gibt Händler, die deswegen am liebsten Zahlungen nur noch ohne Bargeld akzeptieren. Der Einzelhandel in vielen Städten; also ich kenne das noch von früher bei der Sparkasse zum Beispiel, die dann abends noch mit ihrem gesamten Bargeldbeständen zur Sparkasse gelaufen sind und dann Münzen und Scheine in Automaten zum reingeworfen haben, es elektronisch gezählt haben und dann hat man jeden Abend seine Barbestände abgeliefert. Das sind alles Gründe, wo einige durchaus kein Problem damit hätten, wenn es bald kein Bargeld mehr geben würde. Während der Pandemie kam kurzzeitig das Gerücht auf, dass möglicherweise der Corona Virus über die Oberfläche von Bargeld übertragen werden kann. Dieses Gerücht oder diese Aussage hat sich nicht gehalten, trotzdem muss man natürlich sagen, dass Bargeldscheine, die man irgendwo kriegt, etliche Male am Tag durch mehrere Hände geht. Wenn man darüber nachdenkt, was da jemand vorher mit dem Schein alles gemacht haben könnte und wo er den in der Hand gehabt haben könnte, also vielleicht auch ein Argument, wo man sagt, warum will man das Bargeld noch heutzutage im Jahr 2022? Also das sind alles Gründe, Bargeld zu reduzieren oder vielleicht auch mal ganz abzuschaffen. Übrigens Schweden, das ist ja gar nicht so weit weg von Deutschland, ist ein Vorreiter bei der Bargeldabschaffung. Da gibt es mittlerweile kleine Einzelhändler, Bäcker oder Blumenverkäufer, die zum Beispiel gar kein Bargeld mehr akzeptieren und auch die meisten Toiletten. Toilettenhäuschen, da hast du Pech, wenn du nur eine 0,50€ Münze oder 1€ einstecken hast, weil da kannst du dein Geschäft nicht mehr verrichten. Du brauchst ne Kreditkarte oder irgendeine Zahlungskarte um die öffentliche City-Toilette zu benutzen. Also wie sieht es aus Bargeldabschaffung, ja oder nein? Da könnte man mal über solche Fakten nachdenken.

Sebastian Ich kenne es ja auch von meinem eigenen Leben, also ich bezahle sehr viel mit Apple Pay. Dieses ganze bargeldlose Zahlen ist ja auf jeden Fall auch sehr angenehm. Gerade im UK gibt es doch schon etliche Geschäfte wo du nur mit Karte bezahlen kannst, also neue Geschäfte, die eröffnen. Auch auf irgendeinen Markt oder Bauernmarkt, wo du es eigentlich überhaupt nicht erwarten würdest, bis in Kirchen rein oder auch schon Spenden kannst du bargeldlos geben. Es gibt wirklich einige Beispiele. Es ist sogar so in Großbritannien, da gibt es Obdachlosenzeitungen die man von Obdachlosen kauft, die nehmen mittlerweile auch schon bargeldlose Zahlungen an. Also es ist echt total verrückt. Also grundsätzlich ist es natürlich sehr angenehm, wenn man nicht so viel Bargeld mit sich rumschleppen muss. Es ist ein Sicherheitsthema. Man muss nicht zum Geldautomat gehen usw. In Deutschland habe ich eben gelesen, sind in den letzten Jahren sogar mehr als 1000 Geldautomaten geschlossen und abgebaut worden. Gerade in ländlichen Gegenden ist es immer schwieriger an Bargeld zu kommen, gerade ältere Leute hängen am Bargeld oftmals noch fest oder auch, ich sage jetzt mal, vielleicht auch etwas ärmere Leute. Das ist natürlich dann ein Problem, wenn dann dort kein Geldautomat vorhanden ist.

00:08:55 - Trends elektronischer Währung

Daniel Ja, durchaus. Ich wohne auf der Insel, wo das sogenannte berüchtigte Moria in der Nähe ist, eines der größten Flüchtlings Camps. In Hochzeiten gab es, sagt man, bis zu 24,000 Flüchtlinge, die auf der Insel gelebt haben. Was für uns immer ganz interessant war, wenn man hier in den Supermarkt einkaufen geht, dann sieht man alle mit einer Visa Karte ausgestattet. Weil man eben doch einfach gesagt hat, dass es ein riesengroßer Aufwand ist dieses Geld zu managen. Und da hat man ganz einfach sozusagen jeden Monat das Geld was sie ausgeben können auf diese Visa Karte / Debitkarte überwiesen und damit konnten sie sich hier bewegen. Geld, ob es auf einer Kreditkarte oder einer Debitkarte ist, auszugeben ist eben einfach ein Stück Freiheit. Wir reden ja nachher nochmal darüber, zumindest fangen wir einmal mit dem Thema künftige Alternativen zum Bargeld an. Also digitale Zentralbank Währung. Man hat da schon erste Versuche gemacht und hat dem Geld auf diesen Karten bestimmte Eigenschaften gegeben. Das heißt, wenn da einer vor uns an der Schlange stand z.B. ein junges, afghanisches Mädchen hat sich da vielleicht Lippenstift oder einen Kosmetikartikel kaufen wollen. Dann gab es ein Alarmsignal an der Kasse, weil diese Flüchtlings-Kreditkarte mit dem Merkmal versehen war, dass das Geld nicht für bestimmte Produkte ausgegeben werden darf. Da müssen wir nachher nochmal drüber sprechen. Generell ist es ein Trend, dass Sparkassen, die früher in Deutschland verbreitet waren, selbst auf dem kleinsten Dorf, schon vor mehr als 10 Jahren angefangen haben zu verschwinden. Inzwischen nicht nur Filialen, sondern auch die Geldautomaten. Man könnte einfach sagen, dass da schon seit Jahren eine Umerziehungsmaßnahme läuft, das heißt, man versucht die Menschen zu konditionieren, mit sanften Druck die Vorzüge der elektronischen Zahlungen zu erkennen und Bargeld dramatisch zu reduzieren. Interessant: Im Vergleichsportal VERIVOX hat man mal vor einiger Zeit Kontoanbieter verglichen und die Hälfte der Kontoanbieter, die man da verglichen hat hatten noch Bezug auf Bargeld bzw. war Bargeld dann nur noch mit Einschränkungen möglich. Also entweder hat man Mindesteträge, die man abheben muss, man kann also keine Kleinstbeträge mehr abheben oder die Anzahl der Abhebung ist eingeschränkt oder dann mit hohen Kosten versehen und so weiter und sofort.

00:12:10 - Kritikpunkte der Bargeldabschaffung

Daniel Wenn man das alles mal zusammenfasst, rein pragmatisch gesehen, gibt es also durchaus Gründe, zumindest aus der Sicht derjenigen, die das Bargeld produzieren, verteilen, managen, verwalten, Bargeldbenutzung zu reduzieren. Man muss auf der anderen Seite aber auch wirklich sagen, und dann Verständnis dafür haben, dass es eine ganze Reihe von Menschen gibt, die sich große Sorgen machen, wenn die Bargeldabschaffung tatsächlich käme. Die am Bargeld hängen, darin eine bestimmte Art von Freiheit, sehen sich nicht zwingen lassen wollen, nur noch elektronisch zu bezahlen, und da sprechen wir noch gar nicht von denjenigen, die sich Sorgen machen, weil sie hinter der geplanten Abschaffung von Bargeld noch ganz andere Motivation sehen.
Wenn man das außer Acht lassen würde, muss man die Sorgen von denjenigen verstehen, die einfach einen Eingriff in ihre persönliche Freiheit sehen. Einige berufen sich übrigens auch immer wieder darauf, dass es im Grundgesetz verankert ist, dass das Bargeld das Zahlungsmittel ist. Und man muss sich natürlich auch mit den Fragen auseinandersetzen, was mit diesen Alternativen zum Bargeld passiert? Wir haben vor kurzem auch in einem Podcast über das Thema Blackout gesprochen, also was passiert denn, egal ob Stromabschaltungen, Brownout, Blackout, egal - Was im Falle einer Stromabschaltung? Ich habs vor kurzem in einem der Supermärkte erlebt. Wir waren im Supermarkt einkaufen und dann gab es in der Zeit in der wie im Supermarkt waren, dreimal eine Stromabschaltung. Und da war kein Strom da. Und da fängst du sofort zu überlegen: Habe ich Bargeld dabei? Und selbst wenn ich Bargeld dabei habe, ist die Kassiererin überhaupt in der Lage mir das Bargeld abzunehmen? Ich meine kann die noch rechnen? Das muss man sich ja eigentlich heute wirklich fragen, also wenn ich da zu viel im Wagen habe, also wie lange dauert das bis die das dann mit der Hand oder mit dem Zettel zusammengerechnet hat? Ist heute nicht unser Thema, aber mit solchen Dingen muss man sich dann schon auseinandersetzen und ich habe einfach das das Gefühl, dass das noch nicht alles geklärt ist.

Sebastian Ja, ich stimme dir zu. Oben hast du jetzt mal mehr oder weniger 3 pragmatische Gründe erwähnt, die jeder nachvollziehen kann und das sind ja vielleicht auch gute Gründe. Da geht es um Benutzerfreundlichkeit, Bequemlichkeit und Einfachheit, aber man muss natürlich schon sehen, dass die Abschaffung von Bargeld oder die langsame Verdrängung von Bargeld auch stark von der Politik getrieben ist. Man hat immer wieder Bargeld Obergrenzen, die es schon gibt. Das hat sicherlich zum Teil legitime Gründe, mit Bargeld wird ja auch viel Schindluder getrieben, sei es jetzt Falschgeld, Drogenhandel und solche Sachen natürlich ein beliebtes Zahlungsmittel von Kriminellen, natürlich auch vielfach verwendet zur Steuerhinterziehung und hier versucht natürlich dann der Staat letztlich durch den elektronischen Handel die komplette Kontrolle über alle Transaktionen usw. zu bekommen. Ja, denn ich meine, was man als Datensatz hat, kann man auch durchsuchen. Also es gibt dann auf jeden Fall immer eine elektronische Quittung oder Referenz und eine Historie. Es gibt ja jetzt sowieso schon relativ weit verbreitet Bargeld-Obergrenzen. In Deutschland, glaube ich €10,000, Italien hatte es auch wieder €10,000, Frankreich möchte gerne €5,000 Bargeld-Obergrenze einführen. Manche EU-Länder reden sogar von €2,000. Das ist ein langanhaltender Trend. Ich würde jetzt mal sagen ganz grob seit dem Terroranschlag am 11. September. Danach ging es richtig heiß her, also da konnte man auf einmal nicht mehr viel Bargeld einzahlen, dann muss man genau nachweisen, was es ist. Man kennt in jedem Land Betriebe, die viel mit Bargeld zu tun haben, zum Beispiel Pfandleihe Büros oder Wettanbieter oder sowas wo traditionell Bargeld verwendet wird. Da wurde natürlich dann auch sofort hier eine Regulierungspflicht eingeführt für all diese Unternehmen in etlichen Ländern, da gibt es bestimmte gesetzliche Vorgaben, wie Kontrollmeldungen von der Regierung, wenn zu viel Bargeld ankommt. Jeder, der mit Bargeld operiert, muss genau nachweisen, dass Bargeld kommt und so weiter und sofort. Dann geht es natürlich schon stark in den Bereich der staatlichen Kontrolle rein. Das müssen wir, glaube ich, schon ganz klar so sagen.

00:17:24 - Finanzpolitik und Bargeldabschaffung

Daniel Da gebe ich dir absolut recht, Sebastian. Zu dem, was du gesagt hast, passt auch was die Christine Lagarde vor einiger Zeit sagte. Die sagte, im Bezug auf Bargeld und Bargeldabschaffung oder eben der Einführung eines digitalen Euros, dass ein gewisses Maß an Schutz der Privatsphäre zwar wünschenswert wäre, aber in manchen Situationen sollte man davon abweichen. So ungefähr war das Zitat. Und das ist eigentlich genau der Punkt. Also die Politik wünscht sich in bestimmten Situationen von der Privatsphäre abzuweichen und in irgendeiner Art und Weise da Einblick zu haben und dass die Finanztransaktionen absolut transparent sind.
Also ja, ich stimme dir zu, die Hauptmotivation hinter all dem ist möglicherweise finanzpolitischer Natur und die Banken machen dann natürlich gerne mit, weil sie extrem Kosten einsparen können und vielleicht auch Gewinne erhöhen können. Wobei man hier natürlich auch sagen muss, dass das Argument mit der Verhinderung der Geldwäsche was oftmals gesagt wird, also Nancy Faeser hat zum Beispiel gesagt, dass die Bargeld-Obergrenze die Terrorfinanzierung verhindert. Also dieses Argument hinkt für mich persönlich, weil man verbietet ja auch beispielsweise nicht ein Messer zu kaufen, nur weil man ein Messer auch zum Töten verwenden kann. Also wie viel Prozent wird das sein vom ganzen Bargeld, das im Umlauf ist, das wirklich für Geldwäsche benutzt wird? Und deswegen alle Menschen weltweit darunter leiden zu lassen, weil 1% vielleicht auch weniger, des weltweiten Bargeldbestands für die Geldwäsche verwendet wird? Oder für Steuerverminderung oder Steuerhinterziehung? Verbieten wir es einfach mal allen Menschen, das Benutzen von Bargeld, ist das richtig oder nicht? Das müssen dann andere Leute diskutieren und entscheiden. Man muss aber einfach Verständnis für die Menschen haben, die sich da einfach Sorgen machen.

00:19:41 - Bargeldabschaffung: Wird ein neues Geldsystem eingeführt, weil das alte nicht mehr funktioniert? Was sind die Fakten?

Gleichzeitig spielt hier natürlich auch noch eine Rolle, da kommen wir zu einer anderen Triebkraft, die damit was zu tun hat, Bargeld abzuschaffen. Mit dem Abschaffen des bisherigen Geldsystems, führt man gleichzeitig auch ein weltweites neues Geldsystem oder Finanzsystem ein. Dieses neue Geldsystem soll eben von Beginn an gleichzeitig so transparent sein, dass es jegliche kriminelle Nutzung ausschließt. Funktioniert aber eben nur, wenn man mit dem neuen Geldsystem, das da gerade hinter den Kulissen vorbereitet wird, auch die Weichen alle so stellt, dass das alte System dann nicht mehr verfügbar ist. Weil wenn ich die Auswahl zwischen 2 Geldsystemen habe, das eine was transparent und kontrolliert ist und das andere das noch frei wäre, dann ist klar, wofür sich die Menschen natürlich entscheiden. Was wir hier also erleben ist sehr interessant, weil das sind eigentlich 3 parallele Handlungsstränge. Auf der einen Seite haben wir das alte Geldsystem, das vorübergehend noch durch Eingreifen der Zentralbanken oder Notenbanken künstlich am Leben erhalten wird und der zweite Handlungsstrang ist das eben genau im Hintergrund die Einführung eines neuen Geldsystem schon seit vielen Jahren von den Zentralbanken vorbereitet wird: Das sogenannte CBDC, also Central Bank Digital Currencys. Und den dritten Handlungsstrang, den wir momentan gerade erleben, das ist eigentlich, dass der Umstieg vorbereitet wird. Das heißt, man versucht Situationen vorzubereiten oder herbeizuführen, ich sag das jetzt mal bewusst ganz neutral, in der die Menschen möglichst schnell dann auch das neue Geldsystem akzeptieren und gerade das ist eben wahrscheinlich so ein Punkt, in dem man sich schnell von Fakten in Richtung Verschwörungstheorien bewegt und deswegen noch aufpasst, was man dazu denkt und was man an Informationen verbreitet.

Sebastian Ich wollte gerade sagen, dass klingt schon so ein bisschen nach Verschwörungstheorie. Also warum liest man denn so wenig über diese Vorgänge in den traditionellen Medien?

Daniel Ja, also du hast absolut recht, man liest wenig drüber, was übrigens nicht bedeutet, dass man nichts findet. Aber es ist einfach so, dass das wirklich im Hintergrund läuft. Und es ist einfach auch diffus. Ich muss auch sagen, dass ich mir selber nicht anmaßen würde zu sagen, dass ich das alles verstehe oder weiß, was da läuft. Da gibt es Experten auf diesem Thema und ich denke selbst die Experten vermuten da mehr, als sie wirklich wissen. Man spekuliert. Wichtig ist auf alle Fälle eines: Es muss der Anreiz zum Übergang vom alten System zum neuen System geschaffen werden. Alles Mögliche was da an Szenarien zusammengedacht wird, denke ich, da sollten wir uns einfach mal raushalten und lieber bei den Fakten bleiben und über die Fakten sprechen, denn da gibt es nämlich eigentlich genug. Warten wir einfach mal ab und spielen nachher lieber mal die Rolle des Historikers, wenn dann alles vorbei ist. Aber kommen wir mal zurück zu den Fakten. Fakt ist, dass das bisherige Fiat Geldsystem einfach am Ende ist. Es wird sowieso nur noch künstlich am Leben gehalten seit der Finanzkrise im Jahr 2008. Mit riesigem Aufwand übrigens, man hat Billionen in das gesamte weltweite Finanzsystem rein gepumpt, um es überhaupt noch am Laufenden zu halten. Man hat Geld gedruckt. Meistens entsteht Geld heute durch das Aufnehmen von Schulden. Also man sieht einfach, dass es leider keinen Sinn macht, das alte Geldsystem, was es mal gab, wieder zu beleben. Das alte, ursprüngliche Geldsystem, das war ja mal durch Gold gedeckt und dann hat sich das eigentlich durch den Ersten und Zweiten Weltkrieg angebahnt, bis es dann vom amerikanischen Präsidenten komplett ad acta gelegt worden ist. Und das ist interessant, denn der Dollar war ursprünglich durch Gold gedeckt und andere Währungen und die meisten anderen Währungen der Welt waren durch den Dollar und damit eigentlich indirekt auch durch Gold gedeckt. Und das war ein relativ solides Weltfinanzsystem, dass es gab und mit der Rücknahme der Golddeckung des Dollars verschwand eigentlich automatisch auch die Deckung der Währung vieler anderer Nationen. Seitdem bewegt sich das Papiergeld oder Münzgeld eigentlich automatisch immer in Richtung des Materialwerts. Also Papier hat einen Wert, die Münze hat einen Wert und in dem Moment wenn man sie prägt, verliert eigentlich die Währung, das kann man eigentlich immer wieder beobachten, kontinuierlich an Wert, wenn man sich das mal anguckt 1982 hatte eine Unze Gold einen Wert von 370€ und heute hat sie den Wert von 1680€. Also es ist gigantisch, wie eigentlich der Euro damit, wenn man sich das mal angeguckt, von 1982 bis zu heute an Wert verloren hat. Und was haben die Zentralbanken gemacht, um das alte System noch am Leben zu halten? Sie haben riesengroße Summen an neuem Geld erschaffen durch Schuldenaufnahme und haben das eigentlich in das System hinein geworfen. Also man spricht davon, dass 25 Billionen Dollar in das ganze Geldsystem hinein geworfen worden sind und man hat gleichzeitig, das haben wir alle erlebt und niemand hat das so richtig verstanden, Anreize geschaffen, damit das Geld, was man da reingeworfen hat, nach der Finanzkrise im Jahr 2008, möglichst in Umlauf bleibt. Man kann sich das in etwa so vorstellen, wie wenn du jetzt in deinem Garten einen Wasserschlauch hast, mit dem du deine Pflanzen gießt und der hat überall Löcher und es kommt eigentlich vorne nichts mehr raus. Und anstelle, dass du den Wasserschlauch reparierst oder einen neuen kaufst, drehst du einfach immer mehr den Wasserhahn auf, damit dann doch vorne noch was rauskommt. So ähnlich hat man eigentlich versucht das weltweite Finanzsystem auf eine Art und Weise noch am Laufen zu halten. Im Jahr 2020 haben wir was erlebt, wo ich mich einfach wundere, wie wenige Menschen sich gefragt haben, wie das mit rechten Dingen zugehen kann. Weil spätestens dort hätte eigentlich jeder verstehen müssen, dass irgendwas mit unserem Geld und Finanzsystem nicht mehr stimmt, also wir hatten das erste Mal 0% Zinsen und dann sogar Negativzinsen. Das hat sich zwar in letzter Zeit wieder ein bisschen zurückentwickelt, also man hat jetzt wieder die alte Strategie eingefahren, dass man also auch wieder Zinsen erhöht hat, aber der letzte hätte eigentlich munter werden müssen, als er das erste Mal von Negativzinsen gehört hat. Wie kann sowas sein, also wie wie funktioniert das? Wie funktionieren Minuszinsen?
Und daran sieht man einfach, dass das Geld- und Finanzsystem, was momentan weltweit noch am Arbeiten ist, vor seinen letzten Stunden steht. Das sind die letzten Zuckungen, die wir noch erleben und es wird bald durch ein neues System ersetzt. Also was die Notenbanken gemacht haben: Am Anfang haben sie wie gesagt Billionen Dollar da in das System reingepumpt, haben die Zinsen nach unten gesetzt, dann später hat man wieder mal versucht die Zinsen zu erhöhen, ist auch ne Methode, um den Wert von Geld zu erhöhen. Das sind 2 Werkzeuge, die die Notenbanken, Finanzbanken, Zentralbanken noch haben, dass sie einfach sagen wir kaufen unsere eigene Währung einfach auf. Eine Sache die die Schweizer Bank ja lange Zeit gemacht hat, um den Kurs vom Schweizer Franken zum Euro irgendwie noch zu stabilisieren, bis sie es dann auch nicht mehr geschafft hat. Also man kauft eigene Währung auf, man erhöht die Zinsen und denkt die Währung des Papiergeldes wieder nach oben zu bringen. Aber auch das funktioniert nicht auf Dauer.

00:28:32 - Vorbereitung der neuen elektronischen Währung - findet man Informationen in den Medien?

Und das führt uns jetzt zum anderen Handlungsstrang, der im Hintergrund passiert, nämlich die Vorbereitung der neuen Währungen und das übrigens schon seit vielen Jahren. Unaufhörlich ein Land nach dem anderen arbeitet daran. Das ist gigantisch, wenn man da mal drauf achtet, was da im Hintergrund alles schon seit Jahren läuft.

Sebastian Wahnsinn. Zum Teil sind es ja auch sehr beunruhigende Themen, weil da doch sehr, ich sage mal, große Verwerfungen passieren, die auch das Leben der Menschen konkret beeinflussen, positiv vielleicht negativ, aber generell sind das Dinge, die das Leben auf jeden Fall verändern werden und dennoch, also zumindest in den Mainstream Medien, sieht man fast gar nichts dazu.

Daniel Doch, also da muss ich dir widersprechen, Sebastian. Man findet das in den in den Medien, also man liest darüber in den Zeitschriften. Man hört darüber in den Nachrichten, aber nicht auf Seite 1. Also wer bei den online um normalen Medien Spiegel Stern, Focus, NTV wie auch immer gezielt auf der Suche nach Nachrichten über den Fortgang der Einführung der digitalen Zentralbank Währung schaut, der wird immer wieder was finden. Letztendlich auch auf Seiten der EU-Regierung findet man Hinweise, Dokumente, die darauf hindeuten, ganz klar eigentlich schon Aussagen dazu haben, dass das kommt. Der digitale Euro wird eingeführt werden. Es gibt auch interessante Webseiten, zum Beispiel eine Seite, die ich immer wieder aufsuche, die heißt, cbdctracker.org und dort sieht man eine super Übersicht über alle Staaten weltweit genau mit Status. Also welcher Staat da schon mal Research oder schon mal Pilotprojekte gemacht hat, wo wurde es eingeführt usw.

Und da ist alles der Öffentlichkeit zugänglich. Nur wer interessiert sich momentan dafür, wenn diese Vorgänge momentan noch nicht gehyped werden von den führenden Medien. Aber man findet eine ganze Menge, man muss sich ein bisschen anstrengen, aber wer will, findet entsprechende Informationen. Beispielsweise sieht man sofort, dass Russland und China scheinbar am weitesten sind, besonders China. Also über China kann man Erfahrungen bringen, dass dort zum Beispiel schon über 260 Millionen Wallets an Bürger ausgegeben worden sind. Und Eigentlich ist kein Land momentan so weit mit dem Test von dieser digitalen Zentralbank-Währung wie China selbst.

00:31:27 - Soll die neue elektronische Währung Kryptowährungen ersetzen?

Sebastian Also ich kann mir auch vorstellen, dass letztlich so eine Maßnahme dann zum Anlass genommen wird, um aus staatlicher Sicht dem doch sehr bedenklichen alternativen Zahlungssystem der Kryptowährung entgegenzuwirken, unabhängig von den ganzen für Anleger negativen Geschichten, die es da gibt. Grundsätzlich ist Kryptowährung für den Staat immer eine besorgniserregende Erscheinung, denn hier wird ja dann die Kontrolle von der Zentralbank weggenommen. Es scheint mir doch so zu sein, dass letztlich auch nach einem Weg gesucht wird möglicherweise den Kryptomarkt komplett zu regulieren, bestehende Kryptowährungen vielleicht auch einfach abzuschaffen und dann durch zentrale Kryptowährungen zu ersetzen.

00:32:21 - Digitales Zahlungssystem: Was könnte Menschen beunruhigen?

Und das bringt mich auch schon zur nächsten Frage: Was willst du denn jetzt ändern mit neuem Geld und und wieso ist da gerade in alternativen Medien eine emotionale Aufregung zu verspüren? Was beunruhigt die Menschen konkret und ist es begründet oder nicht? Was denkst du?

Daniel Ich kann natürlich die Fragen jetzt nicht beantworten, ohne zu spekulieren. Ich versuche, wenn ich solche Themen recherchiere, immer zu gucken was die Fakten sind und was belastbar ist. Aber diejenigen, die darüber sprechen und diskutieren, die sehen eben einfach enorme Einschränkungen ihrer Freiheit aus verschiedensten Gründen. Also manche befürchten zum Beispiel, dass dann die Wallet, also es würde dann so eine 1:1 Beziehung geben zwischen der Zentralbank des Landes, in dem ich wohne und und mir. Das heißt, ich hab dann eine Wallet, die direkt von der Zentralbank ausgegeben wird und die Zentralbank überweist mir mein Geld. Und es wird jetzt befürchtet, dass möglicherweise diese App, die man dann dafür benutzt, zusätzlich noch Funktionalitäten bekommt, die ähnlich dem Social Credit System sind, das da auch in China schon lange verwendet wird. Also zum Beispiel hatten wir diesen Zusammenbruch der größten Immobilienfirma in China. Das ist noch gar nicht so lange her. Da wollten diese Menschen, die da ihr ganzes Geld verloren haben, demonstrieren gehen und plötzlich stand bei denen in der App, dass sie ihr Haus nicht verlassen dürfen, also in der App, in der zum Beispiel sonst angezeigt wird, dass man sein Haus nicht verlassen darf, wegen der Covid 19 Fälle oder weil ich selbst positiv getestet bin. Und dann plötzlich stand da drin, dass sie das Haus nicht verlassen dürfen. Das heißt, solche Apps werden eben in bestimmten Ländern zur Kontrolle der Menschen vom Staat verwendet und jetzt gibt es Ängste bei einigen Personen oder bei vielen sogar, dass möglicherweise dann das auch auf uns zukäme.
Aber ich setze das jetzt mal ganz bewusst in den Konjunktiv, weil niemand weiß eigentlich wirklich, wie das letztendlich alles ausgeht. Es gibt übrigens immer noch die Hoffnung von vielen die Bargeldabschaffung zu verhindern über die wir die ganze Zeit sprechen, also das Bargeldsystem am Leben zu halten. Einige meinen nur mehr so viel wie möglich mit Bargeld zu bezahlen, damit die Bargeldabschaffung unmöglich gemacht wird, aber auch da kann ich eigentlich nur im Konjunktiv sprechen und da muss sich jeder seine eigene Meinung dazu bilden.

00:35:23 - Features der neuen digitalen Zentralbank-Währungen: Vorteile und Nachteile

Zurück zu den Fakten: Was wir wirklich wissen, ist einfach, dass diese digitale Zentralbank-Währungen neue technische Features haben werden, die das Bargeld eben nicht hat. Das kann man als Vorteil sehen, kann aber eben auch enorm missbraucht werden. Also man kann beispielsweise diesem Geld ein Verfallsdatum mitgeben, man kann eine Zweckbestimmung mitgeben. Ich hatte vorhin schon mal den Fall der Flüchtlinge erwähnt, denen man eine Visa Card gegeben hat und die damit bestimmte Dinge nicht einkaufen können. Man kann die Verwendung auf der Region einschränken. Das sind natürlich interessante Features und das weiß man jetzt wie gesagt und diese Features können Vorteile haben, können aber eben auch missbraucht werden.

Sebastian Also ich muss dir das jetzt so vorstellen: Ich hab so ein Wallet, da krieg ich Geld drauf und dann ist dann bestimmt wo man dann das Geld ausgeben darf. Also ich kann dann in meinem Heimatland damit leben aber dann eben, was weiß ich, zum Beispiel keinen Fernseher oder keine Zigaretten oder keinen Alkohol oder so kaufen.

Daniel Genau so ist das. Das wäre ein mögliches Szenario. Dazu kommt dann noch, dass wenn du zum Beispiel das Geld nicht bis zum Ende des Monats ausgibst, dann verfällt es einfach oder der Betrag verringert sich. So wie man es jetzt mit Negativzinsen macht, dass das Geld einfach, was man auf dem Konto hat, hätte man Negativzinsen, wird es dann eben jeden Monat weniger und so ähnlich kann man das dann auch mit der digitalen Zentralbank machen. Also man kann das so machen: Ich überweise dir jetzt oder du bekommst zum Beispiel dein Bürgergeld oder dein Grundeinkommen überwiesen und das sind jetzt, nehmen wir mal einen fiktiven Beitrag von 1000€ und von den 1000€ kannst du einen bestimmten Betrag für Miete verwenden, einen bestimmten Betrag für Lebensmittel, einen bestimmten Betrag für Restaurantbesuche, wie auch immer. Also man könnte das Geld sozusagen so programmieren und diese Eigenschaften mitgeben. Du kannst nur einen bestimmten Teil vielleicht jemandem anderen schenken oder übertragen. Und Geld das du von bestimmten Kategorien nicht verbrauchst bis zum Ende eines bestimmten Zeitraums verschwindet wieder von deinem Zentralbankkonto.

**00:37:45 - Wie könnte die Zukunft der digitalisierten Währung aussehen? Eine Ansichtssache

Sebastian Und welche Vorteile hat das jetzt? Also ich meine, wer würde das überhaupt akzeptieren?

Daniel Ja, es gehen ja schon einige auf die Barrikaden, obwohl es noch gar nicht so weit ist, muss man dazu sagen. Man muss immer wieder zum bisherigen Geldsystem zurückgehen. Wir haben vorher schon gesagt, dass das bisherige Geldsystem nicht mehr passt. Nehmen wir mal an, wir würden wieder zum Gold gedeckten Währungssystem zurückgehen. Dann haben wir folgendes Problem: Die Zahl der Menschen auf der Erde ist enorm explodiert in den letzten Jahren, das heißt, würde man eine Gold gedeckte Währung nach wie vor vorziehen, müsste ja auch das Gold anteilig zum Zuwachs der Menschen auf der Erde, das man zur Deckung verwenden kann, zunehmen oder die Produkte müssten alle preiswerter werden. Wenn man sozusagen das vorhandene Gold auf die Anzahl der Menschen, die zugenommen hat, dann weiter verteilen würde, das passt nicht mehr. Also das alte Geldsystem, passt nicht mehr. Das was man jetzt hat, ist ein auf Schulden basiertes System, also Geldvermehrung durch Schulden aufnehmen, das passt auch nicht mehr. Das ist in den letzten Zügen, ist kurz vorm Krachen und ist eigentlich auch schon mehrere Male fast gecrasht. So was macht man jetzt? Das Weltwirtschaftsforum hat schon seit Jahren von einem notwendigen Umbau gesprochen. Das bekannte WF, der Herr Schwab, der auch mehrere Bücher geschrieben hat, erklärt auch und darüber kann man jetzt denken, wie man will, aber die, die Erklärungen, die da vorgebracht werden, übrigens auch von anderen Denkfabriken weltweit, ist einfach, dass eine Veränderung des Gesellschaftssystems des Wirtschaftssystems des Geldsystems durch die Digitalisierung zwingend notwendig wird. Also nehmen wir mal das Beispiel der selbstfahrenden Autos, die es jetzt immer mehr gibt. Die sind zwar noch nicht 100% selbstfahrend, aber wir wissen, dass hier immense Fortschritte gemacht werden und dass es nur noch wenige Jahre dauern wird, bis die Straßen gefüllt mit selbstfahrenden Autos sind. Würde es selbstfahrende Autos geben, würde das allein in Deutschland rund 1 Millionen Berufskraftfahrer arbeitslos machen? Kassiererin beispielsweise: Ich sehe in Deutschland immer mehr Supermärkte ohne Kassiererin. Durch die Digitalisierung verschwinden eigentlich überall Arbeitsplätze. Generell muss man ja sagen, verschwindet der Einzelhandel in den Innenstädten. Man sieht immer wieder mal so merkwürdige Filmchen oder Berichte, dass in Japan zum Beispiel selbst Pflegekräfte von Robotern in Altenheimen ersetzt werden. Die künstliche Intelligenz ersetzt immer mehr Arbeitsplätze. Lehrer: Das digitale Lernen, hat auch gerade in den Zeiten der Pandemie, nochmal einen gewaltigen Schub bekommen. Immer mehr Universitäten bieten das elektronische Lernen an, das heißt, da werden irgendwelche Kurse, teilweise werden schon komplette Studiengänge komplett online abgehalten. Und ich habe mich selbst mal testweise bei zwei Universitäten angemeldet und da ist es einfach so, dass es keinen Professor gibt, also es werden einmal Video Kurse mit dem Professor aufgenommen und ob der noch lebt, ob der da noch eingestellt ist bei der Uni, keine Ahnung. Also du machst da den Kurs und hörst seine Vorträge an, machst dann Prüfungen und so weiter und dann hast du am Ende deinen Abschluss. Ich hab jetzt mal bewusst ein bisschen übertrieben, ganz so ist es natürlich noch nicht. Es gibt nach wie vor sehr hochwertige Studiengänge, wo dann immer noch sagen wir mal, ein bestimmter Anteil an echter Betreuung durch Lehrer, Professoren und sowas erfolgt. Aber man kann auf alle Fälle die Anzahl der Lehrer und Professoren drastisch reduzieren. Übrigens auch das, was wir jetzt hier machen, oder was du ganz speziell machst: Steuerberatungen. Es ist durchaus möglich, käme dieses System mit der digitalen Zentralbank-Währung, dass dann auch das Thema einer Steueroptimierung oder Steuerberatung eigentlich komplett erledigt hat. Wenn das Finanzamt komplett transparent wird.
Wir haben ja mal einen interessanten Podcast über Estland Firmengründungen gemacht und da hatten wir schon mal so einen Fall. Also wir haben Estland als kleines Land, was eigentlich schon komplett digitalisiert ist, wahrscheinlich das Land in Europa, was am meisten digitalisiert ist. Und was ich nicht vergessen habe ist, dass uns da erklärt worden ist, dass jede Firma in Estland eigentlich eine tagesaktuelle Steuererklärung hat, weil alles digitalisiert ist. Also jeder Vorgang, in die Bank rein in die Bank raus, wie auch immer, es wird eigentlich immer tagesaktuell eine Buchhaltung gehalten von den meisten Service-Firmen, die man dort ja nehmen muss, wenn man eine Firma registriert. Da hast du deine tagesaktuelle Steuererklärung, da brauchst du keine Steuerberatung, alles digitalisiert.
Also warum erzähle ich das alles? Das Problem was ich durch die Digitalisierung und künstliche Intelligenz sehe, ist, dass du einfach die Leute nicht mehr brauchst. Man vernichtet Arbeitsplätze und jetzt musst man mit diesen Menschen ja irgendwas machen. Die brauchen ja noch ein Einkommen und das Wichtigste: Man braucht, dass diese Menschen weiterhin Geld ausgeben.
Die Menschen, die man arbeitslos macht, müssen weiterhin neue Handys kaufen oder Fernseher kaufen und ins Restaurant gehen und so weiter. Und deshalb wurde von den Denkfabriken, teilweise koordiniert und geführt vom Weltwirtschaftsforum, von Konzepten geträumt, wobei das viel viel weiter ist als nur ein Traum, allen Bürgern ein Grundeinkommen oder ein sogenanntes Bürgergeld, wie man es jetzt in Deutschland nennt, auszuzahlen. Und das würde dann eben künftig direkt von den Zentralbanken ausgezahlt. Und jetzt kommt es: Der Einsatzzweck ist dann gebunden - warum? Um die Wirtschaft, die noch als Minimal-Wirtschaft da ist, so effizient wie möglich gewinnbringend am Laufen zu halten. Also man kann einfach davon ausgehen, dass die Wirtschaft besonders der Klein- und Mittelstand künftig zurückgedrängt wird und dass das meiste Geschäft von künstlicher Intelligenz und von Plattformen wie Amazon oder Uber erledigt wird. Und um diese ganzen Systeme am Laufen zu halten, muss man natürlich das Geld auch zweckgebunden, dann auf deine Wallet überweisen, damit du jeden Monat ein Taxi fährst, damit du dir irgendwas bei Amazon bestellst usw. Das ist also das, was da in den Konzepten, wenn man das mal ganz grob durchfliegt, drinsteht. Interessant ist, dass man das schon seit Jahren in kleinen Ländern und eben jetzt auch in China mit der größten Bevölkerung der Welt lange pilotiert und testet. Man hat im Sudan beispielsweise mal vor vielen Jahren Teste mit so einem monatlichen Grundeinkommen gemacht, indem man das einer Anzahl von ausgewählten Familien überwiesen hat. Also man experimentiert das schon seit vielen, vielen Jahren auf dieses große Ziel hin, dass auf diese Art und Weise zu regulieren und zu regeln. Und wie gesagt, man kann das positiv oder negativ sehen, wie man will. Aber man kann natürlich auch eine ganze Menge Bedenken anmelden, weil es eben unwahrscheinlich viele Möglichkeiten zum Missbrauch bietet.

Sebastian Unsere Zeit ist leider schon am Ende, Daniel. Es war sehr spannend, da war das Thema. Ich denke, wir werden uns dazu nochmal in Zukunft unterhalten und dann auch vielleicht noch mehr ins Detail gehen. Vielen Dank, das war auf jeden Fall interessant.

Daniel Sehr gern, dann bis zum nächsten Mal. Es passiert ja wie gesagt fast jede Woche, jeden Monat was auf dem Gebiet. Ich bin gespannt, was wir dann für Neuigkeiten diskutieren können. Also es gibt einiges, du hast das vorhin nochmal überwiegend erwähnt, sich darüber zu unterhalten und zwar gerade was mit FDX passiert ist, weil man da auch eigentlich mal gucken kann, wie das mit dem Thema zusammenhängt und was da wirklich passiert ist? Auch da sieht man immer wieder, dass in den in den Medien besonders in den Leitmedien natürlich, viel Unsinn diskutiert wird und ein völlig falsches Bild gezeichnet wird von den Hintergründen und von den Auswirkungen dieser ganzen Sachen, aber darüber sollten wir uns noch ein anderen Mal unterhalten.

Sebastian Cool, danke dir, Daniel.

Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren-Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Immobilien beleihen zur Kapitalbeschaffung

Immobilien beleihen kann eine gute Möglichkeit sein, Kapital für das Leben oder den Neustart im Ausland zu beschaffen. Alle Tipps hierzu in unserem Podcast!

Zu Gast: Leo Friesen

Wer seinen Wohnsitz ins Ausland verlagert hat oder auswandern möchte, steht oft vor der Frage, was er mit seinen Immobilien in Deutschland tun sollte. Dabei kann der Immobilienbesitz oder auch der Erwerb von Immobilien sogar eine Möglichkeit darstellen, Kapital zu beschaffen.

Die derzeitige Marktlage für Immobilien gilt als düster. Ein Immobilienkauf kommt daher für viele Menschen nicht mehr in Frage, schon gar nicht, wenn sie ins Ausland ziehen. Schon allein die steuerlichen und finanziellen Verpflichtungen, die eine Immobilie mit sich bringen kann, schrecken vor dem Kauf oder Besitz von Immobilien in Deutschland ab. Dennoch lässt sich keineswegs pauschal von Immobilien abraten, denn sie können im Fall einer Beleihung zur Finanzierung des Lebens im Ausland oder für einen unternehmerischen Neustart genutzt werden.

Wir haben zu diesem Thema nun mit dem Immobilienexperten und Finanzierungsberater Leo Friesen gesprochen. Er erklärt, für wen ein Immobilienbesitz in Deutschland vorteilhaft ist und wie die Kapitalbeschaffung durch Immobilienbeleihung funktionieren kann.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

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Wann und für wen sich ein Immobilienkauf derzeit noch lohnt

Angesichts steigender Zinsen, eines möglicherweise drohenden Lastenausgleichs und infolge der Inflation höherer Instandhaltungskosten fragen sich viele Menschen, ob Immobilien derzeit wirklich noch als sinnvolle Kapitalanlage gelten können. Pauschal lässt sich diese Frage jedoch nicht beantworten.

Vielmehr kommt es einerseits auf die persönliche Finanzlage, andererseits auf die Immobilie an sich an. So wird beispielsweise nach Einschätzung von Leo Friesen derzeit die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage bei Bestandsimmobilien immer größer.

Für wen sich der Kauf von Bestandsimmobilien lohnen kann

Die Preise der Bestandsimmobilie am Markt fallen im Moment, dennoch gibt es weniger Käufer. Dies hängt damit zusammen, dass sich aufgrund der steigenden Kreditzinsen nicht mehr so viele Menschen eine Finanzierung zumuten.

Zudem liegt es aber auch daran, dass viele Bestandsimmobilien höhere Neben- und Instandhaltungskosten mit sich bringen, als dies bei einem energetisch günstigen Neubau der Fall ist.

Ob eine Bestandsimmobilie als Kapitalanlage dennoch sinnvoll ist, kommt darauf an, mit welchen Sanierungs- oder Renovierungskosten im Einzelfall zu rechnen ist, welche Mieten zu erwarten sind und wie sich die Nebenkosten gestalten. Hinsichtlich der Finanzsituation des Käufers lässt sich sagen, dass derartige Immobilienkäufe sich vor allem für Käufer lohnen, die viel Eigenkapital investieren können und auf keine oder nur eine geringe Finanzierung angewiesen sind. 

Wegzug ins Ausland – Immobilie halten oder verkaufen?

So wie sich für die einen die Frage stellt, ob ein Immobilienkauf zur Kapitalanlage und Vermögenssicherung noch sinnvoll ist, so stehen andere bei einer Wohnsitzverlegung ins Ausland vor der Frage, ob sie ihren Immobilienbesitz verkaufen sollten. Nicht immer lässt die persönliche Situation dies zu, sei es weil man aus persönlichen Gründen an der Immobilie hängt oder weil beispielsweise eine Spekulationssteuer anfallen könnte. Zudem spricht die soeben beschriebene schlechte Marktlage gegen einen Verkauf. 

Von der eigenen Immobilie für die Kapitalbeschaffung profitieren

Tatsächlich kann beim Auswandern Immobilienbesitz in Deutschland sogar zu einem Vorteil werden. So lässt sich die Immobilie beispielsweise für die Kapitalbeschaffung verwenden. Dies ist dann möglich, wenn die Immobilie entweder gar nicht oder aber nur gering mit einer Grundschuld belastet ist.

In diesem Fall können Sie auf einen Finanzierer bzw. eine Bank zugehen und die Kapitalbeschaffung beantragen. Daraufhin wird eine Grundschuld in die Immobilie als Sicherheit für die Bank eingetragen. Da die derartige Kapitalbeschaffung nicht an einen Zweck gebunden ist, können Sie das ausgezahlte Geld frei verwenden.

Sie können dementsprechend mit einem finanziellen Polster ihren Wohnsitz ins Ausland verlegen oder das Geld beispielsweise für eine Unternehmensgründung im Ausland nutzen. 

Wie hoch Sie Ihre Immobilie beleihen können

Hinsichtlich der Höhe des zur Verfügung stehenden Geldes kann man von einer möglichen Beleihung bis hin zu 80 % des Immobilienwertes rechnen. In Ausnahmefällen ist sogar die Beleihung in Höhe von bis zu 90 % des Immobilienwertes möglich.

Für den Immobilienwert setzen Banken den sogenannten Beleihwert an. Dieser orientiert sich normalerweise am Verkehrswert. Allerdings werden Banken dahingehend einen Risikoabschlag (in der Regel in Höhe von rund 10 %) abziehen. Hinzu kommt, dass der Verkehrswert nicht unbedingt mit den Preisen übereinstimmen muss, die auf Maklerplattformen zu finden sind, sondern darunter liegen kann.

Voraussetzung für das Beleihen von Immobilien 

Die Grundvoraussetzung für das Beleihen ist die Belastungsfreiheit bzw. eine nur geringe Belastung der Immobilie. Zudem muss der Antragsteller nachweisen können, dass er die monatlichen Raten zuverlässig zurückzahlen kann und über eine entsprechende Bonität verfügt.

Mieteneinnahmen können hinsichtlich des Nachweises eines regelmäßigen Einkommens ein wichtiger Faktor sein. Auf sie allein sollte man sich dahingehend jedoch nicht verlassen. Vor der Antragstellung ist es daher wichtig, vorhandene Bonitäten und Einkommensnachweise bereits zusammenzustellen und dem Finanzierer einen guten Überblick über die finanziellen Voraussetzungen liefern zu können.

Sind alle Unterlagen vorhanden und die nötigen Voraussetzungen für die Immobilienfinanzierung bestehen, können Sie sich mit dem Beleihen Ihrer Immobilie innerhalb von einem bis anderthalb Monaten Kapital beschaffen. 

Da Immobilienkauf, -besitz und -beleihung mit wichtigen Steuerfragen verbunden sein können, sollten Sie sich im Rahmen dessen unbedingt mit einem Steuerexperten beraten. Weitere Informationen und Tipps zum Umzug ins Ausland können Sie auf der Seite Wohnsitz Ausland finden.

Kontaktdaten und Links

Finanzierungsberater Leo Friesen

www.leo-friesen-finanzierungen.de

Telefon: +49(0)174 / 39 19 993

E-Mail: mail@leo-friesen.de

Youtube-Kanal: Finanzierungs Fit

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Timestamps

00:00:47 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Leo Friesen

00:02:55 - Lohnt es sich noch, Immobilien zu kaufen?

00:07:24 - Vorteile der Immobilie in Deutschland bei Wohnsitz im Ausland

00:08:54 - Ist ein deutsches Konto für eine Immobilienbeleihung nötig?

00:09:37 - Die Maximalhöhe der Beleihung zur Kapitalbeschaffung

00:13:10 - Ist eine Immobilienbeleihung derzeit noch möglich?

00:15:00 - Wie schnell ist eine Kapitalbeschaffung durch die Immobilienbeleihung möglich?

00:16:12 - Schwierige Zinslage als Einflussfaktor auf die Finanzierung

00:17:24 - Die Unterschiede zwischen Altbau und Neubau

00:18:32 - Kapitalbeschaffung durch Immobilienkauf in Deutschland

00:22:02 - Kontaktdaten Leo Friesen

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 62: Immobilien beleihen zur Kapitalbeschaffung

Zu Gast: Leo Friesen

Perspektive Ausland: Perspektive Ausland - der Podcast für Unternehmer und Freiberufler, die es ins Ausland zieht. Egal, ob Steuerplanung, Auslandsfirmen, Gründung oder Lifestyle-Fragen - hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Tàborek und Sebastian Sauerborn.

00:00:47 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Leo Friesen

Daniel: Viele unserer Mandanten zieht es ja aus den unterschiedlichsten Gründen ins Ausland. Allerdings gibt es einiges zu beachten, wenn jemand in Deutschland noch eine GmbH oder Geschäftsanteile oder auch Immobilien hat und seinen Wohnsitz verlagern will. Eigentlich ist es sogar so, dass es nicht ganz so reibungslos verläuft, wenn man auswandern möchte und Besitz hat in Form von Geschäftsanteilen oder Immobilien. Vielleicht hat man sogar den Wunsch, aus der deutschen Steuerpflicht entlassen zu sein, doch so schnell kommt man da ohnehin nicht raus. Vor allem eben auch als Immobilienbesitzer bleibt man hier erweitert unbeschränkt steuerpflichtig und muss seine Einkünfte besteuern. Deswegen gibt es immer wieder die Überlegung für Mandanten, die es ins Ausland zieht: Was mache ich mit meiner Immobilie? Der eine oder andere sagt vielleicht: "Ich will sie verkaufen, ich will sie loswerden." Dann gibt es auch immer wieder dieses Thema mit dem drohenden Lastenausgleich. Worüber wir jetzt nicht sprechen wollen ist: Ist das Panikmache? Und: Wie ernst sollte man das nehmen? Das ist ein ganz anderes Thema. Heute wollen wir sogar mal darüber sprechen, dass es sogar positive Aspekte haben kann für den ein oder anderen oder dass man das Beste aus der Situation herausholen kann, wenn man ins Ausland auswandern möchte, aber noch Immobilienbesitzer ist. Dafür haben wir heute einen Experten eingeladen, Leo Friesen. Leo, stell dich doch unseren Zuschauern und Zuhörern einmal selbst vor.

Leo: Daniel, vielen herzlichen Dank für die Einladung. Mein Name ist Leo Friesen, ich komme aus der Immobilienfinanzierungs-Branche und haben Mitte der 1990er meine Ausbildung gemacht. Ich habe dann noch den Fachwirt aufgesetzt und habe unterschiedliche Angestelltenverhältnisse durchlaufen, bei den Banken bis hin zum Regionalleiter bei einem großen Immobilienfinanzierungsvermittler und seit knapp sechseinhalb Jahren bin ich selbstständig unterwegs. Das heißt, ich berate Kunden unabhängig und kostenfrei zum Thema Immobilienfinanzierung, hauptsächlich für Immobilienfinanzierungen in Deutschland. Ich habe aber natürlich auch sehr viele Kunden aus dem Ausland, die hier eine Immobilie erwerben und das ist das Thema, was ich für die Leute dann entsprechend begleite. Ich habe auch einen Youtube-Kanal, wo man sich über diese Themen informieren kann, aber dazu kommen wir dann nochmal später.

Daniel: Danke für die Vorstellung!

00:02:55 Lohnt es sich noch, Immobilien zu kaufen?

Daniel: Bevor wir auf das spezielle Thema einsteigen: Für jemanden, der Deutschland aus verschiedensten Gründen verlassen möchte oder sein Unternehmen verlagern will, seinen Wohnsicht verlagern will, generell vielleicht mal ein paar Sätze zum Immobilienmarkt an sich also. Manche sagen ja, ich sag das mal ganz salopp: "Du bist bekloppt, wenn du dir jetzt noch eine Immobilie zulegst.” Also die Frage ist einfach: Sollte man, wenn man in Deutschland wohnt, heute überhaupt noch eine Immobilie kaufen? Die Hintergründe sind ja steigende Zinsen, dann der drohende Lastenausgleich oder auch nicht. Ganz andere Probleme gibt es auch, wenn man zum Beispiel an die Vermietung denkt, ich will vielleicht eine Immobilie kaufen und sie vermieten. Auf der einen Seite wird die Instandhaltung immer teurer durch die Inflation, abgesehen vom Kauf der Immobilie. Die Immobilien sind ja auch teurer geworden. Und auf der anderen Seite haben wir jetzt die Inflation, die die künftigen Mieter vielleicht auch beutelt, sodass ich dort vielleicht Unregelmäßigkeiten in meinen Einnahmen habe und so weiter und sofort. Vielleicht kannst du zu diesem ganzen Thema oder diesem Themenkomplex mal kurz deine persönliche Meinung sagen.

Perspektive Ausland: Übrigens, wenn du keinen unserer interessanten Podcasts mehr verpassen willst, dann klicke jetzt gleich auf "Abo" und besuche uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen. Und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen. Bis bald!

Leo: Hier bin ich ganz klar der Meinung, es kommt drauf an. Das heißt, pauschal zu sagen, es lohnt sich nicht mehr, Immobilien zu kaufen, das ist sicherlich nicht korrekt. Es muss natürlich von Projekt zu Projekt geschaut werden: Was ist das für eine Immobilie? Macht das für mich Sinn? Welche Investitionen kommen auf mich unter Umständen in der Zukunft zu? Also, wenn man einen 60er-Jahre-Bau kauft, bei dem es abzusehen ist, dass energetisch irgendwann saniert werden muss, wo die Heizung dementsprechend auch nochmal saniert werden muss, vielleicht nochmal das Dach usw., dann muss ich damit rechnen, dass extreme Kosten auf mich zukommen. Ich kann auch nicht alles auf den Mieter umlegen, logischerweise, gerade wenn es um Instandsetzung geht. Trotzdem spaltet sich im Moment die Schere zwischen Bestandsimmobilien, die im Moment, in den letzten Monaten, eher fallen von den Preisen her, sogar sehr, sehr stark, einfach dadurch bedingt, dass eben auch die Zinsen sehr stark gestiegen sind. Das heißt, der Anteil der Interessenten, der sich diese Immobilie tatsächlich am Ende leisten kann, ist sehr gering. Was man sehr stark merkt, ist, dass die Diskrepanz zwischen dem, was im Immoscout an Preisen abgerufen wird und dem, was tatsächlich am Ende protokolliert wird, ist Tenor, also teilweise bis zu 30 oder 40 %, ist dabei ein Unterschied entsprechend gegeben.

Daniel: In welche Richtung?

Leo: Nach unten. Ja, also diese Bieterverfahren, die es vor einem Jahr noch gab, bei denen der Makler mit einem Bus voller Interessenten vorgefahren ist und 30 Leute haben sich dann überboten, das ist definitiv vorbei. Man merkt auch, dass die Immobilienbesitzer sehr, sehr unruhig werden. Es kommen mehr Immobilien auf den Markt, die vielleicht vorher nicht da waren. Vorher habe ich nur dem Nachbar kurz zuflüstern müssen: "Hey, ich überlege zu verkaufen", dann war die Immobilie weg. Zu einem Zinssatz von 0,5 oder 1,5 % war das natürlich eine hervorragende Sache. Man konnte finanzieren, man konnte auch gut verkaufen. Im Moment hat sich der Markt komplett gedreht. Ich arbeite mit großen Anbietern aus der Region zusammen und da gab es einen Immobilienmakler, der hat von 10 Immobilien im Januar 2022 bis auf aktuell 80 hochgefahren. Es kommt dementsprechend schon einiges an Angeboten auf die Leute zu, aber man muss natürlich sehr klar differenzieren, wie gesagt. Ist es gut vermietbar? Ist das etwas, was mich mit nachhaltigen Kosten beschäftigen wird oder nicht? Im Moment ist eher der Zeitpunkt für Barzahler beziehungsweise diejenigen, die eben auch sehr hohe Eigenkapitalanteile mit reinbringen und einen geringen Teil finanzieren. Das, was es früher gab, wo man die Nebenkosten, die Renovierung und vielleicht noch ein bisschen was dazu finanziert hat, das ist definitiv vorbei.

Daniel: Hast du gerade Barzahler gesagt?

Leo: Barzahler, ja.

Daniel: Normalerweise ist das ja ein Stichwort, weil man in den Medien, gerade in den letzten Wochen, gehört hat, Barzahlung von Immobilien oder generell die Barzahlung von Beträgen höher als 10.000 €, soll abgeschafft werden, aber du meinst wahrscheinlich eher die Direktzahlungen.

Leo: Genau, in der Finanzierungsbranche nennt man Barzahler diejenigen, die das Geld eben auch liquide haben, die dann einfach den Kaufpreis aus der Liquidität überweisen können oder aus Ersparnissen, einer Anlage etc. Das ist eben der Barzahler an der Stelle, also bar geht natürlich nicht. Das ist klar.

00:07:24 Vorteile der Immobilie in Deutschland bei Wohnsitz im Ausland

Daniel: Den Begriff, den werden wir wahrscheinlich irgendwann mal ersetzen müssen. Kommen wir mal zu einem Thema, das wirklich viele unserer Mandanten interessiert. Wir haben eine ganze Reihe von Mandanten, die schon im steuergünstigeren Ausland sind oder auch vorhaben, dahin auszuwandern, aber eine Immobilie in Deutschland haben und dann gibt es ja wieder die Spekulationsfrist. Es gibt verschiedenste Gründe, weshalb man sich vielleicht von einer Immobilie nicht trennen kann, also neben der Spekulationsfrist kann es zum Beispiel noch sein, dass das ein Familienerbe ist, wo man sagt, das können wir unmöglich jetzt in fremde Hände geben und so weiter und sofort. Da gibt es unterschiedliche Gründe. Und jetzt hast du für solche Mandanten gute Nachrichten, oder?

Leo: Ja, nicht nur der Bezug zur Immobilie, sondern auch die Marktlage spricht nicht immer dafür, die Immobilie zu verkaufen. Das heißt, jetzt mache ich natürlich einen wesentlich schlechteren Preis, als das eben noch vor einem Jahr der Fall war. Das muss man einfach ganz klar so festhalten und da gibt es die Möglichkeit einer sogenannten Kapitalbeschaffung. Das heißt, ich habe eine Immobilie, die eben nur gering oder gar nicht beliehen ist mit einer Grundschuld und ich habe die Möglichkeit, dann eben auf die Bank zuzugehen oder auf den Finanzierer zuzugehen und eine sogenannte Kapitalbeschaffung zu beantragen. Das heißt nichts anderes, als dass ich der Bank die Sicherheit mit der Immobilie zur Verfügung stelle und dafür einen Kredit über einen bestimmten Betrag bekomme, den ich frei verwenden kann.

00:08:54 Ist ein deutsches Konto für eine Immobilienbeleihung nötig?

Daniel: Und frei verwenden heißt wirklich frei verwenden. Muss dieser Kredit zum Beispiel auf ein deutsches Konto überwiesen werden? Wir haben jetzt zum Beispiel Mandanten, die beispielsweise kein Konto mehr in Deutschland haben.

Leo: Das ist nicht der Fall. Also ich kann das auch ins Ausland überweisen, wobei man aber sagen muss, dass sehr viele Banken in einer solchen Konstellation dann schon haben wollen, dass die Rate, sprich die Annuität für diesen Kredit auch von einem deutschen Konto eingezogen werden kann. Das ist nicht bei allen Fall, aber bei den meisten. Im europäischen Ausland, beispielsweise bei Leuten aus Spanien oder so, die ein solches Konstrukt aufbauen, ist es möglich, das dort tatsächlich einzuziehen, aber wenn ich von Paraguay rede oder von Argentinien oder was auch immer, dann wird es natürlich schwierig. Dann wollen die Banken tatsächlich auch ein Konto haben, bei dem die Beträge in Deutschland eingezogen werden können.

00:09:37 Die Maximalhöhe der Beleihung zur Kapitalbeschaffung

Daniel: Ok! Vielleicht noch ein paar kurze Eckdaten: Wie viel Prozent meiner Immobilie kann ich denn beleihen? Wobei man natürlich sagen muss, gerade wenn die Bewertung der Immobilien nach unten geht, dann muss man sich wahrscheinlich ohnehin neu Gedanken machen, aber wie viel Prozent meiner Immobilie kann ich beleihen? Was haben wir für eine Laufzeit? Welche Zinsen haben wir?

Leo: Eine Kapitalbeschaffung ist in der Regel bis etwa 80 %, in Ausnahmefällen 90% vom Immobilienwert möglich. Wobei du natürlich schon ganz ganz richtig angemerkt hast, dass die Bewertungen aufgrund der Marktentwicklung im Moment eher nach unten gehen. Ein guter Finanzierer oder Finanzierungsvermittler hat diese Grenze relativ zügig errechnet. Wenn ich mich mit einer solchen Frage an einen Fachmann wende, dann geht das relativ zügig. Es gibt Programme, mit denen ich diesen Beleihungswert relativ klar berechnen kann. Klar gibt es immer wieder mal Abweichungen durch besondere Einflussfaktoren oder so etwas, aber das ist grundsätzlich ein Thema, was dort eher so bis 80% gehen kann. Das ist natürlich nicht mit den Werten vergleichbar, die wir jetzt im Immoscout sehen, das heißt, da muss man schon auch auf eine fundierte Meinung zurückgreifen. Wichtig ist auch: Ich muss dieses Darlehen aus den Einnahmen, die ich generiere, bedienen können. Das heißt, ich muss natürlich auch die Liquidität aufweisen. Das kann zum Beispiel durch die Miete sein, die ich für diese Immobilie erhalte. Es kann aber auch sein, dass die Einnahmen, die ich im Ausland erziele, positiv mit in diese Bonitätsberechnung mit einfließen können.

Daniel: Sagen wir mal, jemand hätte jetzt eine Immobilie, die er vermietet und erwirtschaftet aus dieser Immobilien monatliche Mieteinnahmen. Insofern ganz gut, das heißt, die Zinsen würden jetzt eigentlich aus den Mieteinnahmen refinanziert werden können. Er hat aber ansonsten vielleicht keine beste Bonität.

Leo: Eins zu eins wirklich zu sagen, ich erhalte beispielsweise 1.000 € Miete und zahle 800 € an Rate, um das mal an der Stelle zu nennen, das wird sicherlich zu wenig sein. Das heißt, die Haushaltsrechnung beziehungsweise diese Bonitätsprüfung erfolgt dann nach der Prämisse, dass man eben, sagt ich, muss meine Lebenshaltungskosten aus den Einkünften, die ich erwirtschafte, auch komplett decken können. Das muss nachweisbar sein. Das muss nicht zwingend in Deutschland sein, aber ich muss zumindest eine vernünftige Haushaltsrechnung aufstellen können, um beispielsweise eine Rate von 800 € zu zahlen, je nachdem, welches Land das ist, muss ich dann schon eher 2.500 bis 3000 € netto entsprechend an Einnahmen generieren, um ein kurzes Beispiel zu nennen. Das ist schon ein Punkt, das heißt, wenn ich mit einem solchen Wunsch aus dem Ausland hierher nach Deutschland komme, ist es wichtig, dass eben die Unterlagen, die Bonitätsnachweise ganz klar strukturiert sind. Das muss für den Banker ersichtlich sein, dass nachhaltig dort Einkünfte erzielt werden können, um diesen Kredit tragen zu können, selbst wenn der Mieter vielleicht ein paar Monate auszieht oder was auch immer.

Daniel: Gut zu wissen! Wenn die Immobilie beispielsweise schon beliehen ist, was passiert dann dann?

Leo: Dann ist es so, dass wir dann trotzdem bis zu dieser 80%-Grenze gehen können. Tendenziell ist es dann ratsam, sich an die Bank zu wenden, die im ersten Rang auch steht, das ist für die deutschen Bauern immer ganz wichtig, im ersten Rang zu stehen und niemanden vorzulassen. Aber es gibt auch Möglichkeiten, dann dort Finanzierungen noch bei anderen Banken zu erhalten. Unter Umständen finanziert eine Bank nicht, die im ersten Rang schon drinsteht, für Ausländer. Das kann passieren, aber auch da gibt es Möglichkeiten bis zu einem gewissen Grad, das dann doch noch zu beleihen.

00:13:10 Ist eine Immobilienbeleihung derzeit noch möglich?

Daniel: Und die aktuelle Situation? Ich möchte es fast Immobilienkrise nennen, aber irgendwie sträubt es sich in mir noch. Diese aktuelle Immobiliensituation, die wir haben. Hast du dabei irgendwie gemerkt, dass die Banken jetzt unruhig werden mit der Beleihung oder denken Banken da eher langfristig und sagen, das erholt sich wieder, wir haben jetzt eine Laufzeit von so und so vielen Jahren und bis dahin ist der Wert wieder nach oben gegangen? Wie denken die Banken? Wie stehen sie dazu?

Leo: Es ist natürlich schon deutlich schwieriger geworden, eine Immobilienfinanzierung zu bekommen, unabhängig von der Konstruktion und von der Konstellation, die wir jetzt besprechen. Es ist schon so, dass die Banken strenger sind. Es gibt bestimmte Grenzen, die dort nicht überschritten werden dürfen, was eben die Kompetenzen angeht. Je höher ich den Kreditbetrag ansetze, desto mehr Kompetenzträger müssen drüber schauen und desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass am Ende auch abgelehnt wird. Die magische Grenze ist meistens 250.000 EUR, dann 500.000 EUR und dann dementsprechend höher. Die Bewertung ist konservativer, wobei man sagen muss, dass es nicht so gravierend ist wie die Preisentwicklung. Die Kurve ist ein bisschen flacher. Die haben auch in der Niedrigzinsphase, zu der die Immobilienpreise völlig überhitzt waren, nicht jeden Spaß mitgemacht. Also es ist deutlich schwieriger gewesen, damals auch früher auslaufende Finanzierungen zu bekommen. Das hat zwar unter Umständen geklappt, bei bestimmten Instituten, aber nicht in der Breite, so wie sie auch jetzt nicht so massiv nach unten korrigieren. Sehr oft habe ich einen Beleihungswert, der sehr nahe am Kaufpreis liegt. Das heißt, was dort am Markt verlangt wird, ist einfach deutlich näher an dem, was die Banken für langfristige Werte ansetzen. Letzten Endes ist die Meinung bei den Bankern, dass durch die Inflation, das spürt man so ein Stück weit heraus, sich irgendwann die Preise stabilisieren. So dass das Ganze wieder in eine vernünftige Richtung geht, aus der Sicht der Immobilienbesitzer.

00:15:00 Wie schnell ist eine Kapitalbeschaffung durch die Immobilienbeleihung möglich?

Daniel: Leo, mit wie viel Zeit muss denn jetzt ein Mandant oder Kunde rechnen, bis er das Geld letztendlich auf dem Konto hat? Also, wenn er heute zu dir kommt und sagt: "Ich ziehe ins Ausland, ich habe eine Immobilie oder mehrere Immobilien und möchte jetzt gerne das Kapital von diesen Immobilien nutzen, um mir ein neues Business im Ausland aufzubauen." Wann hätte er das Geld auf dem Konto? Wie läuft das ab?

Leo: Der entscheidende Punkt ist an der Stelle die Aufbereitung der Unterlagen. Wenn alle Unterlagen vollständig sind und wir tatsächlich dort auch diesen Antrag stellen, dann sag ich jetzt einfach mal, zwischen der Beantragung und der Auszahlung liegen drei bis fünf, vielleicht sechs Wochen, je nachdem, wie schnell die Bank dann auch arbeitet. Im Moment haben die Banker eher wenig zu tun, weil der Prozentsatz der Kunden, die im Moment in der Lage sind, zu finanzieren, sehr gering ist. Das heißt, bei der Bank liegen wenige Anträge im Moment auf Vorrat vor. Das Antragsaufkommen ist relativ niedrig und deswegen ist die Bearbeitungszeit vergleichsweise zügig.

00:16:12 Schwierige Zinslage als Einflussfaktor auf die Finanzierung

Daniel: Ok. Jetzt hast du gerade gesagt, im Moment ist die Anzahl der Kunden, die eine Immobilie finanzieren können, relativ niedrig. Woran liegt das deiner Meinung nach oder deiner Erfahrung nach?

Leo: Ganz einfach am Zinssatz. Es ist eben so, um mal einen Vergleich zu ziehen, wenn du eine größere Summen, ich nehme mal 500.000 €, vor einem Jahr finanziert hast, dann hast du bei einer zweiprozentigen Tilgung monatlich vielleicht eine Belastung um die 1.500 bis 1.600 € gehabt. Nach dem jetzigen Stand bist du bei 2.500 bis 2.700 Euro und können nur noch ganz, ganz wenige stemmen. Von zehn Mandanten, die sich an mich wenden, sind theoretisch vielleicht zwei bis drei grundsätzlich finanzierbar mit ihrem Wunsch. Und auch da muss man natürlich ab einem gewissen Punkt auch fragen, macht es denn überhaupt Sinn? Denn auch die Nebenkosten, wie Wohnnebenkosten usw. steigen. Auch Energiekosten steigen. Das heißt zu den 2500 €, die ich an monatlicher Belastung von der Finanzierung her habe, können gut nochmal 600 € an Wohnnebenkosten dazukommen und das wird dann für die meisten irgendwann einfach zu schwer für die nächsten 10 bis 15 Jahre.

00:17:24 Die Unterschiede zwischen Altbau und Neubau

Daniel: Gibt es eigentlich Unterschiede zwischen Neubau und Bestand oder Altbau?

Leo: Ja, es gibt einen enormen Unterschied. Der Neubau ist ganz klar sehr stark von der Inflation betroffen. Um einfach mal ein Beispiel zu nennen: Ich habe kürzlich eine Studie darüber gelesen, dass Holz als Baumaterial um 65 % innerhalb von 8 Monaten im Preis gestiegen ist. Das heißt, Neubau ist im Moment nahezu komplett erledigt, es gibt nur noch ganz, ganz wenige Bauvorhaben, bei denen sich die Leute das noch leisten können und leisten wollen, denn das, was ich im Moment für Neubau ausgebe, ist schon enorm. Das hat aber auf der anderen Seite natürlich einen Vorteil, denn ich kann meine Immobilie energetisch auf einen neueren oder auf dem neuesten Stand bauen, so dass ich zumindest auf etwas längere Sicht hin weniger Ausgaben für Wohnnebenkosten habe.

Daniel: Ja, das macht Sinn.

Leo: Im Moment geht die Schere extremer auseinander. Man sieht sehr viele Neubaugebiete, wo die Leute sich um die Grundstücke gerissen haben und die jetzt zurückgegeben werden. Das ist ein ganz klarer Trend.

00:18:32 Kapitalbeschaffung durch Immobilienkauf in Deutschland

Daniel: Jetzt wollte ich noch auf ein anderes Thema zu sprechen kommen. Wir haben jetzt immer die Blickrichtung gehabt, dass jemand, der aus Deutschland heraus seinen Wohnsitz verlagern möchte oder ein Unternehmen im anderen Land aufbauen will, dafür Kapital braucht und seine möglicherweise vorhandene Immobilie beleiht. Jetzt lass uns doch mal in die andere Richtung gucken: Ich bin im Ausland und weil, wie du gesagt hast, Immobilienpreise im Keller sind, sage ich, ich schlage zu. Es gibt dort ein interessantes Immobilienobjekt, das möchte ich gerne haben. Wie sieht es denn mit diesen Finanzierungsmöglichkeiten aus, also aus dem Ausland heraus, in Deutschland als Steuerausländer eine Immobilie zu finanzieren.

Leo: Ja, auch das gibt es. Das machen nicht alle Banken. In der Regel sind es regionale Banken vor Ort, Volksbanken, Sparkassen, hin und wieder auch mal eine große Geschäftsbank wie eine Deutsche Bank oder Commerzbank, die das machen. In der Regel zu etwas höheren Konditionen als das, was ein Angestellter hier vor Ort bekommen würde. Aber auch das ist möglich mit etwas mehr Eigenkapitaleinsatz, das heißt, ich sollte da schon etwa 30 bis 40% von den Gesamtkosten an Eigenmitteln mit reinbringen und ich muss natürlich auch klar die Einkünfte, die ich im Ausland erziele, beziffern. Das heißt eben, dass ich dort zeige, dass ich meine Einkünfte in Spanien, Argentinien, Peru oder wo auch immer verdiene, um diese Immobilienfinanzierung hier tragen zu können. Vermieten ist natürlich ein positiver Aspekt, bei dem man dann sagt, das deckt sich zu einem bestimmten Teil, wenn ich die Immobilie vermiete, aber das ist möglich.

Daniel: Klingt interessant! Schön! Also, was ich jetzt aus dem Gespräch mitnehme, ich fasse es einfach mal zusammen für unsere Mandanten, Zuschauer und Zuhörer: Wenn also jemand Deutschland verlässt, um ein Unternehmen im Ausland aufzubauen, um seinen Wohnsitz zu verlagern und eine Immobilie hat und die aus verschiedensten Gründen nicht verkaufen, verschenken, vererben will oder kann, wegen der Spekulationsfrist zum Beispiel, dann könnte es eine sehr gute Alternative sein, diese Immobilie zu beleihen, Kapital bei einer Bank zu beantragen, Kredite zu beantragen und ins Ausland zu überweisen und zu nutzen, um sich dort ein neues Leben, eine neue Existenz aufzubauen? Du hast die Bedingungen genannt. Wir werden sie natürlich auch noch verschriftlichen und auf unserer Website nochmal zum Nachlesen verfügbar machen. Ein sehr interessantes Konzept und durchaus mal einen Denkanstoß für den ein oder anderen unsere Zuschauer und Zuhörer. Leo, vielen herzlichen Dank. Es war sehr interessant! Ganz am Ende natürlich nochmal von mir ein Disclaimer: Eine steuerliche Beratung war das jetzt nicht, was wir hier gegeben haben. Es hat natürlich noch eine ganze Reihe von Auswirkungen, die man mit seinem Steuerberater besprechen muss, wenn man eine Immobilie beleiht. Was macht man mit den Zinsen zum Beispiel? Das hängt wieder sehr davon ab, an welchem Wohnort ich wohne. Wie bin ich steuerlich pflichtig, wenn ich zum Beispiel im Wohnort bin, in dem es generell überhaupt gar keine Steuern zu bezahlen gibt? Dann kann ich die Zinsen natürlich auch von keiner Steuer absetzen und usw. Da gibt es einige interessante Punkte, die man natürlich auch noch besprechen muss und die haben wir heute nicht behandelt. Dafür gibt es gibt es Experten. Wir helfen gerne weiter im internationalen Kontext und ansonsten, wenn man in Deutschland wohnt, sollte man sich dort auf alle Fälle mit seinem lokalen Steuerberater zusammensetzen zu dem Thema. Bei grundsätzlichen Fragen, wie erreichen dich unsere Mandanten, Zuschauer und Zuhörer denn am besten?

00:22:02 - Kontaktdaten Leo Friesen

Leo: Am besten über die Internetseite www.leo-friesen.de, Friesen wie die Ostfriesen, oder www.leo-friesen-anfrage.de. Das erhalte ich dann per E-Mail und würde mich natürlich auch kurzfristig bei den Leuten melden, gerade wenn es um das Thema Immobilien im Ausland geht, bedarf es eines etwas längeren Vorlaufs, um das Ganze in die richtige Richtung zu schieben. Das heißt, da bin ich auch jederzeit als Ansprechpartner für die Leute da. Und wer Fragen hat, kann sich natürlich jederzeit gerne an mich wenden. Was ich noch gern sagen möchte: Es gibt bei uns einen Kanal, den wir für diejenigen, die sich für das Thema Finanzierung grundsätzlich interessieren, aufgestellt haben. Der nennt sich Finanzierungsfit, auch da gerne vorbeischauen und sich die Info holen. Dort machen wir zum Beispiel auch ein Zins-Update alle 3, 4 oder 5 Wochen, wenn sich etwas am Markt ändert, um die Leute immer wieder mit ins Boot zu holen und um zu zeigen, wo es die Möglichkeiten aktuell gibt.

Daniel: Klasse! Vielen Dank, Leo, bleib fröhlich!

Leo: Dankeschön!

Perspektive Ausland: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland - der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Ab nach Montenegro: Das Land Zwischen Wellen und Wolken

Montenegro ist die Perle zwischen Adria und Bergen: Wie sich das wunderschöne Land als Wohnsitz für deutschsprachige Auswanderer eignet, erfahren Sie hier.

Zu Gast: Michael Bader

Nicht umsonst wird Montenegro auch das Land zwischen Wellen und Wolken genannt: Denn nirgendwo sonst in Europa kann man am selben Tag in den Bergen Ski fahren und im Meer schwimmen.

Das kleine Balkanland hat nur rund 620.000 Einwohner und soll auch bald Mitglied der EU werden - der Euro ist schon lange das offizielle Zahlungsmittel. Bei den Deutschen ist Montenegro als Urlaubsziel besonders beliebt und wird auch für immer mehr deutsche Auswanderer als Wohnsitzland interessant. 

Neben der unvergleichlichen Natur, den niedrigen Lebenshaltungskosten und der relativ einfachen Unternehmensgründung, ist Montenegro auch als Steueroase bekannt und zieht immer mehr Freiberufler und digitale Nomaden an. Nichts wie hin, denken Sie? - Das denken wir auch.

In unserem neuesten Podcast mit Montenegro-Experte Michael Bader, der seit 15 Jahren in Montenegro lebt und vor allem deutschsprachige Touristen und Auswanderer in Montenegro begleitet, erhalten Sie wertvolle Tipps und Insiderwissen über dieses wunderschöne Land.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Aufenthaltsgenehmigungen: Wie kann ich langfristig in Montenegro bleiben?

Mit einem gültigen Reisepass können Staatsbürger aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bis zu 90 Tage (3 Monate) ohne Visum oder Aufenthaltserlaubnis in Montenegro bleiben. Nach 90 Tagen müssen Sie das Land für 90 Tage verlassen, wenn Sie wieder für 90 Tage bleiben wollen. Hinweis: Mit einem Personalausweis darf man jedoch nur 30 Tage in Montenegro bleiben. 

Für Auswanderer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es zwei Möglichkeiten, einen Daueraufenthalt in Montenegro zu beantragen:

  1. Aufenthaltserlaubnis durch Immobilienerwerb
    Regeln: Die Immobilie muss im Kataster als Wohnobjekt klassifiziert sein, eine bestimmte Quadratmeterzahl pro Person aufweisen und mindestens 50% offiziell dem Antragsteller gehören, d.h. zumindest 50% auf seinen Namen eingetragen sein. Ein leeres Grundstück bzw. eine Immobilie, die von mehreren Personen geteilt wird, ist nicht gültig. Um letztendlich die Aufenthaltserlaubnis zu erhalten, reicht der Kaufvertrag alleine nicht aus, der Name muss im Kataster eingetragen sein.

  2. Aufenthaltserlaubnis durch Gründung eines Unternehmens
    Ein Unternehmen in Montenegro zu gründen ist relativ unkompliziert. Wenn Sie sich selbst als Geschäftsführer anstellen, haben Sie Anspruch auf eine unbefristete Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis.

*) Familienzusammenführung
Im Rahmen der Familienzusammenführung erhalten auch Ehepartner und Kinder eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis in Montenegro.

Wie kann ich in Montenegro ein Unternehmen gründen?

Um ein Unternehmen in Montenegro zu gründen, ist ein gültiger Reisepass erforderlich. 

Zunächst werden die erforderlichen Dokumente bei einem Notar unterzeichnet und beim Registergericht eingereicht. Es dauert 4-10 Tage, bis das Unternehmen registriert ist. Danach kann man ein Bankkonto in Montenegro eröffnen, was innerhalb von 1 bis 2 Tagen erledigt ist. Erst dann kann man die Aufenthaltsgenehmigung beantragen, was etwa 14 Tage dauert. Der Gründer muss nicht in Montenegro anwesend sein, um ein Unternehmen zu gründen, sondern kann dies mit einer Vollmacht tun. Für die Kontoeröffnung und für die Aufenthaltsgenehmigung muss der Gründer jedoch vor Ort sein. 

Immobilien in Montenegro: Preise und Möglichkeiten

Die Immobilienpreise in Montenegro hängen ganz von der Lage ab. Die meisten Immobilien befinden sich in der Küstenregion, idealerweise mit Meerblick. Eine schöne neue Wohnung z.B. in Budva kostet zwischen 1.500€ und 1.800€ pro Quadratmeter. Das macht etwa 120.000 € für eine 80 m2 große Wohnung, aber Sie können Objekte schon ab 100.000 € finden. Das ist nicht nur deutlich günstiger als in Deutschland, Österreich oder der Schweiz, sondern auch als in anderen vergleichbaren Ländern an der Adria oder am Mittelmeer wie z.B. Kroatien. Michael sieht es daher im Moment als einen guten Zeitpunkt, eine Immobilie in Montenegro zu kaufen. Denn die Preise werden deutlich steigen, vor allem nach dem Beitritt zur EU (Prognose 2025). 

Arbeiten in Montenegro - Für wen ist es sinnvoll nach Montenegro auszuwandern?

Montenegro-Experte Michael rät davon ab, sich als Auswanderer in Montenegro einen Job zu suchen. Die Arbeitslosenquote in Montenegro ist extrem hoch (18,5% im Jahr 2021) und das Durchschnittsgehalt (500€-600€) ist extrem niedrig. Michael rät Auswanderern, entweder ein Unternehmen zu gründen, bei dem man selbst genügend Kunden mitbringt, oder als digitaler Nomade online mit Kunden weltweit zu arbeiten. Geschäftsbereiche, die laut Michael in Montenegro definitiv gut funktionieren: Tourismus und Vermietungen, vor allem wenn man sich auf den deutschsprachigen Markt konzentriert.

Um mehr zum Thema das Leben als digitaler Nomade zu erfahren, klicken Sie hier.

Das Steuersystem in Montenegro im Überblick

Montenegro gilt als Steuerparadies, da die Steuersätze deutlich niedriger sind als in vielen anderen europäischen Ländern und auch niedriger als in Deutschland, mit Ausnahme der Mehrwertsteuer (21 %). Die Einkommensteuer beträgt 9-15 %, Unternehmer zahlen außerdem einen pauschalen Körperschaftsteuersatz von 9 %. Es gibt keine territoriale Besteuerung: In Montenegro ansässige Personen müssen ihr weltweites Einkommen versteuern (9-11 %), während Ausländer mit Wohnsitz im Ausland nur ihr in Montenegro erzieltes Einkommen versteuern müssen.

Mehr Informationen zum Steuersystem in Montenegro.

3 Hauptgründe, um nach Montenegro auszuwandern

  • Unvergleichliche Natur
    Montenegro ist eines der schönsten Länder Europas: Nur hier liegen das Meer und die Berge so nah beieinander. Sie werden sich schnell in das kristallklare Wasser der Adria und die unberührte Natur in den Nationalparks verlieben. Zu den Perlen Montenegros gehören schneebedeckte Berge und Gletscherseen (auch im Sommer!), der riesige Skutarisee, der südlichste Fjord Europas, traumhafte Sandstrände in der Küstenregion sowie die Tara-Schlucht und die Bucht von Kotor.

  • Niedrige Lebenshaltungskosten
    Die Lebenshaltungskosten in Montenegro sind fast halb so hoch wie in Deutschland.

  • Gute Infrastruktur
    Die Internetverbindung in Montenegro ist flächendeckend LTE 4G und damit wesentlich besser als in Deutschland. Auch die Stromversorgung ist im Gegensatz zu Deutschland autark: im Jahr 2021 wurden 120% des Strombedarfs selbst hergestellt.

Sind Sie an einem warmen Klima und niedrigen Lebenshaltungskosten interessiert? Hier haben wir Informationen zum Thema Leben und Arbeiten in Thailand für Sie zusammengefasst.

Falls Sie nun mehr über Montenegro wissen möchten, und sich sogar überlegen auszuwandern, dann beraten wir Sie gerne persönlich. Weitere Informationen zu Montenegro und vielen anderen Ländern finden Sie auf unserem Podcast Perspektive Ausland und unseren Websites Wohnsitz Ausland, Auslandsunternehmen, St. Matthew, und auf LinkedIn.

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Timestamps

00:00:28  - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Michael Bader

00:07:49  - Aufenthaltsgenehmigungen: Wie kann ich langfristig in Montenegro bleiben?

00:11:47  - Firmengründung in Montenegro: Wie geht das und wie lange dauert es?

00:14:25  - Immobilenerwerb in Montenegro: Wie geht das und wie lange dauert es?

00:15:30  - Einreise nach Montenegro - Fragen beantwortet

00:16:50  - Bankkonto in Montenegro eröffnen - Wie einfach oder schwierig ist es?

00:18:08  - Immobilien in Montenegro: Preise und Tipps

00:21:20  - Arbeiten in Montenegro - Was funktioniert und was funktioniert nicht?

00:23:37  - Das Steuersystem in Montenegro im Überblick

00:31:54  - Wie gut ist die Infrastruktur in Montenegro?

00:34:38  - Insider-Informationen zum Gesundheitssystem in Montenegro

00:36:47  - Insider-Informationen zum Bildungssystem in Montenegro

00:39:36  - Insider-Informationen zur Sicherheit und Kriminalität in Montenegro

00:40:49  - Für wen eignet sich Montenegro als Auswanderungsland?

00:45:32  - Montenegro als Beitrittskandidat zur EU - Wie hoch sind derzeit die Lohnkosten?

00:47:59  - 3 kurze Fragen zu Montenegro zum Schluss

Kontaktdaten

Michael Bader

Website: www.utjeha.me

E-Mail: info@utjeha.me

Telefon: +49 2623 897 6997

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 61: Ab nach Montenegro: Das Land Zwischen Wellen und Wolken

Zu Gast: Michael Bader

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler die es ins Ausland zieht. Egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung, oder Lifestyle-Fragen: Hier geht's jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:00:28 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Michael Bader

Daniel Ja, dann freuen wir uns, dass es heute geklappt hat. Wir haben einen interessanten Gast eingeladen. Wir sprechen ja jede Woche mit interessanten Menschen über interessante Themen.
Und heute ist unser Thema Montenegro, ein kleines Balkanland mit weniger als 1 Millionen Einwohner, Strand, Berge. Man sagt auch manchmal das Land zwischen Wellen und Wolken. Montenegro ist schon relativ weit, was die Beantragung der EU-Mitgliedschaft betrifft. Der Euro ist schon lange offizielles Zahlungsmittel. Montenegro ist auch sehr beliebt bei deutschen Auswanderern und wir wollen deswegen heute mit einem Experten über dieses kleine, aber feine Land Montenegro sprechen.
Wir wollen wissen was an diesem Land anziehend ist? Wie ist das Leben? Ist es ein Steuerparadies? Für wen könnte Montenegro eine interessante oder gute Wahl als Wohnsitz sein? Das und noch viel mehr Fragen haben wir an Michael Bader. Michael, stell dich doch jetzt bitte unseren Zuschauern und Zuhörern einmal selbst vor.

Michael Erstmal vielen Dank für die Einladung heute hier mit dabei sein zu dürfen. Mein Name ist Michael Bader, ich lebe seit über 15 Jahren in Montenegro, komme ursprünglich aus der Region Koblenz Westerwald. Hab hier mal Urlaub gemacht und fand es ganz nett hier und habe dann noch einmal Urlaub gemacht und mir dann für mich selbst eine Wohnung gekauft. Dann kamen Gäste, die hier Urlaub gemacht haben und so hat das Vermietungsgeschäft langsam angefangen. Und ich konnte so Stück für Stück meine Existenz von Deutschland nach Montenegro verlegen und bin jetzt seit 15 Jahren hier. Ich habe mehrere Standbeine, eines ist natürlich ganz klar der Tourismus. Wir haben Ferienwohnungen, die sehr gut gebucht sind und deutschen Standard entsprechen weshalb wir ausschließlich deutschsprachige Gäste haben, über den Winter und auch für Langzeitmiete. Das Thema Auswandern, Firmengründung, Aufenthaltserlaubnisse das sind alles die Sachen, wo ich auch deutschsprachige Interessenten unterstützen kann. Nicht zuletzt durch die lange Erfahrung vor Ort natürlich, weil man alles ja auch irgendwann mal selbst durchgemacht hat. Mittlerweile spreche ich die Sprache. Das war natürlich einer der größten Hindernisse zu Beginn, weil die Kommunikation auf Deutsch oder Englisch in Montenegro sehr eingeschränkt ist und man unmöglich um das Lernen der Sprache herumkommt. Wenn man natürlich permanent vor Ort ist, dann lernt man die Sprache automatisch. Ich habe weder eine Schule dafür besucht, noch einen Kurs gemacht. Das sind alles Dinge, die wir heute anbieten können. Bei mir gab es damals gar nicht. Aber durch den Zusammenschluss mit den Leuten habe ich die Sprache gelernt und das ist natürlich ein ganz wichtiger Punkt.

Sebastian Montenegrinisch, ist das eine romanische Sprache?

Michael Nee, das ist eine slawische Sprache, also kommt aus dem slawischen Raum, wie auch Russisch oder Polnisch, also in die Richtung bewegt sich das. Somit haben es Menschen, die aus den osteuropäischen Ländern kommen, sehr einfach damit klarzukommen. Für uns Westeuropäer ist es umso schwieriger, weil es gibt überhaupt gar keine Gemeinsamkeiten. Die Grammatik erschließt sich mir auch heute noch nicht so ganz, aber es funktioniert.

Sebastian Da musst du auch kyrillisch schreiben?

Michael Also in Montenegro ist es so, dass sowohl die kyrillische als auch die lateinische Schreibweise zugelassen ist. Wir schreiben hier eigentlich zu 90% mit der lateinischen Schreibweise, wenn man aber weiter in den Norden in Richtung Serbien kommt, da kann schon das eine oder andere mal auf kyrillisch geschrieben sein. Die Sprache ist kompatibel mit Serbokroatisch oder damals Jugoslawisch sag ich mal. Jemanden, der Kroatisch, Bosnisch oder Serbisch spricht, der kommt hier auch sofort klar, da gibt es nur minimale Unterschiede. Aber für uns Deutsche ist es eine Herausforderung. Wenn man in der ehemaligen DDR Russisch gelernt hat und sich daran noch erinnern kann, dann kann das helfen. Denn der Aufbau ist ähnlich, weil es, wie gesagt, eine slawische Sprache ist und da gibt es ganz viele Gemeinsamkeiten.
Wir bieten heute unseren Leuten an, Sprachkurse zu machen. Es gibt entsprechende Bücher dabei. Wir machen das in kleinen Gruppen mit 2-3 Personen, sodass man relativ schnell in der Lage ist, zumindest mal ein Bier zu bestellen oder alltägliche Kommunikation zu meistern.
So ist im Prinzip mein kurzer Lebenslauf. Es sind viele Fernsehsender auf mich aufmerksam geworden. Wir hatten eine sehr schöne Dokumentation vor 5 Jahren bei Sat 1, die ich komplett geleitet habe. Jetzt in der letzten Woche war bei WDR der Bericht wunderschön, da ging es 90 Minuten lang um Montenegro. Ich habe auch ein Projekt mit der Eisenbahn, wo wir versuchen diese touristisch zu nutzen. Das ist einer der spektakulärsten Bahnstrecken in Europa, vielleicht sogar weltweit die hoch in die Berge geht. Da bieten wir Ausflüge an und das ist natürlich auch für deutsche Touristen sehr interessant. Deutsche fahren ja gern mit der Bahn und gerade wenn es ältere Leute sind, man kriegt sehr viel vom Land mit.
Das sind so meine Tätigkeitsbereiche; auf der einen Seite der Tourismus, ganz klar da komm ich her, und auf der anderen Seite eben die Unterstützung für Menschen, die sich hier in Montenegro eine Zukunft oder ein zweites Standbein aufbauen wollen. Ich unterstütze Menschen bei den ganzen rechtlichen Dingen und bei den Verfahrensweisen, die sie noch nicht kennen. Das ist ja vollkommen klar, hier ist vieles anders, das muss nicht heißen, dass es schlechter ist, aber es ist einfach anders und das muss man wissen. Hätte ich damals diese Hilfe gehabt, wäre ich natürlich auch viel schneller klar gekommen. Ich habe mich damals einfach selbst durchgewurschtelt. Aber es sind wirklich Sachen dabei, wo man verzweifelt, wenn man da keine Unterstützung hat.

00:07:49 - Aufenthaltsgenehmigungen in Montenegro: Wie kann ich langfristig bleiben?

Daniel Dazu wollen wir jetzt gerne mal mehr hören. Du meinst, dass es relativ komplex und schwierig ist. Wie kann man sich das vorstellen? Also wie einfach oder schwer ist es denn jetzt, den dauerhaften Aufenthalt zu bekommen? Ich nehme an, dass man in Montenegro, genau wie in vielen anderen Ländern, als Tourist nur eine bestimmte Zeit wahrscheinlich 3-6 Monate bleiben kann. Wenn man länger bleiben will, wie einfach oder schwer kann man sich den Prozess denn vorstellen?

Michael Also generell ist es so, dass man hier maximal 3 Monate bzw. 90 Tage ohne Visum und ohne Aufenthaltserlaubnis bleiben kann. Das ist die Regelung von 90 Tagen innerhalb von 180 Tagen. Das heißt, wenn ich 90 Tage in Montenegro bin, muss ich danach das Land wiederum für 90 Tage verlassen, damit ich dann wieder für 90 Tage einreisen kann. Das ist die gleiche Regelung, wie sie auch für Drittländer in Deutschland gilt. Wenn man hier länger bleiben möchte, braucht man eine Aufenthaltserlaubnis. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, die zu bekommen. Für uns Ausländer sind eigentlich nur 2 Bereiche interessant. Das eine ist die eigene Immobilie. Das heißt also, wenn man hier im Land ein Haus, eine Wohnung, ein Mehrfamilienhaus oder was auch immer besitzt, was auf seinen Namen zu mindestens 50% eingetragen ist, dann kann man auf dieser Grundlage eine Aufenthaltserlaubnis beantragen, dazu kursieren im Internet verschiedenen Falschinformationen. Teilweise wird auch gesagt, dass ein Grundstück ausreicht. Das stimmt nicht. Ein leeres Grundstück ist nicht ausreichend, es muss eine bewohnbare Immobilie sein. Die muss auch eine gewisse Quadratmeterzahl pro Person haben, das ist zwar wenig, aber es muss trotzdem da sein. Also ein leeres Grundstück, wo man seinen Camper drauf stellt, ist nicht ausreichend. Es muss im Kataster als Wohnobjekt klassifiziert sein und man muss auch mindestens 50% dieser Immobilie laut Kataster besitzen. Also wenn sich 10 Kumpels 20 Quadratmeter Wohnung hier kaufen, funktioniert das nicht. Das ist die eine Möglichkeit. Die andere Möglichkeit ist die Aufenthaltserlaubnis auf der Grundlage von Arbeit. Hier in Montenegro findet man schwierig Arbeit. Wir haben eine sehr hohe Arbeitslosenquote und ein sehr niedriges Durchschnittsgehalt, aber es besteht die Möglichkeit, selbst eine Firma zu gründen. Das ist relativ unkompliziert und dann stellt man sich in dieser Firma als Geschäftsführer selbst rein. Und in dieser Kombination hat man dann auch das Anrecht auf eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, mit der man sich dann in Montenegro länger als 3 Monate aufhalten darf. Es gibt noch viele andere Möglichkeiten wie zum Beispiel die Familienzusammenführung, also wenn Sie einen Montenegriner heiraten würden. Und da sind noch andere Sachen, die jetzt für den normalen Auswanderer weniger in Frage kommen. Aber die beiden Aufenthaltserlaubnisse, die ich erwähnt habe, kann man zu 99% machen.

Daniel Und schließen diese Möglichkeiten und Aufenthaltserlaubnisse jeweils die Familie mit ein?

Michael Es ist so, wenn jetzt eine Person diese Aufenthaltserlaubnis hat, kann im Rahmen von Familienzusammenführung der Ehepartner und die Kinder mit angeschlossen werden. Eltern und unverheiratete Paare gehen nicht, also sie müssen verheiratet sein, sonst funktioniert das nicht. Das ist die sogenannte Familienzusammenführung.

00:11:47 - Aufenthaltserlaubnis in Montenegro durch Firmengründung: Wie geht das und wie lange dauert es?

Sebastian Michael, das klingt doch eigentlich alles, vor allen Dingen wenn man Unternehmer ist, doch relativ als ein machbares Vorhaben. Wie müsste man das zeitlich einplanen um eine Firma zu gründen und eine Arbeitserlaubnis zu beantragen. Von Tag 0 an, wenn du deine Mandanten dabei unterstützt, wie lange muss man da rechnen? Was kann ich da einplanen, wenn ich jetzt zum Beispiel vorhätte über diesen Weg nach Montenegro auszuwandern?

Michael Du hast vollkommen recht, das ist absolut machbar. Wie ich schon am Anfang gesagt habe, sind viele Sachen anders und man muss einfach wissen, wie es funktioniert und mit Unterstützung geht das auch entsprechend gut. Der Prozess der Firmengründung ist ein bisschen abhängig von der Auslastung der Registergerichte. Wir hatten hier ein kleines EDV Problem in den letzten Monaten, wo die gesamte EDV der Regierung lahmgelegt wurde. Das war so ein Hackerangriff. Da haben sich natürlich viele Sachen aufgestaut. In der Regel ist es so, dass die Eintragung einer Firma beim Registergericht zwischen 4 und 10 Tagen dauert. Vom Moment wo wir beim Notar die Unterlagen unterschrieben haben und diese dann zum Registergericht einreichen, dauert es 4 - 10 Tage bis die Firma eingetragen ist. Der nächste Schritt ist dann das Eröffnen des Bankkontos, das geht innerhalb von 1 bis 2 Tagen. Und dann würde man die Aufenthaltserlaubnis beantragen, das dauert 14 Tage, bis dann die Unterlagen zurückkommen. Im Idealfall, wenn alles gut läuft, dauert es ca. 1 Monat. Von dem Tag wo man beschließt es zu machen bis zu dem Tag, wo man die Aufenthaltserlaubnis in der Hand hält.

Michael Es muss natürlich gut geplant sein. Beim ersten Schritt der Firmengründung muss der Gründer nicht vor Ort sein, das kann man über die Vollmacht erledigen. Der kommt dann nur noch zur Kontoeröffnung und für die Aufenthaltserlaubnis. Also wenn man das alles effizient und gut plant, ist das überhaupt kein Problem.

Sebastian Also das klingt absolut realistisch, wenn sich jemand gerne über den Weg in Montenegro anmelden möchte.

00:14:25 - Aufenthaltserlaubnis in Montenegro durch Immobilenerwerb: Wie geht das und wie lange dauert es?

Michael Bei der Immobilie ist es ähnlich. Da hängt es davon ab, wie schnell die Immobilie im Kataster eingetragen ist. Und das ist abhängig von der Gemeinde, also in dem Moment, wo der Kunde beim Notar den Vertrag unterschrieben hat und die Zahlung für seine Wohnung oder Haus geleistet hat wird der Vorgang vom Notar an das Katasteramt gegeben. Also hier in der Gemeinde Bar, wo ich vorwiegend aktiv bin, haben wir eine Wartezeit von 2-6 Wochen. In der Gemeinde Budva kann das auch mal ein paar Monate dauern. Erst dann kann die Aufenthaltserlaubnis eingereicht werden, weil der Name muss im Kataster stehen, der Kaufvertrag alleine reicht nicht, es muss in der Tat umgeschrieben sein. Dann geben wir die Papiere ab für die Aufenthaltserlaubnis und die kommt dann nach 40 Tagen. Nicht nach 14 sondern nach 40 Tagen, da lässt man sich ein bisschen mehr Zeit. Dann hat man die Aufenthaltserlaubnis in der Hand.

00:15:30 - Einreise nach Montenegro - Fragen beantwortet

Daniel Wie kann man sich die Einreise nach Montenegro vorstellen? Ist das so ähnlich wie in der Türkei, wo man ein Kärtchen oder einen Stempel in den Pass bekommt? Kann ich mit dem Personalausweis einreisen?

Michael Als Tourist kann man natürlich mit dem Reisepass oder Personalausweis einreisen. Mit dem Reisepass gibt es einen Stempel und man darf sich 90 Tage in Montenegro aufhalten. Mit dem Personalausweis darf man sich in Montenegro nur 30 Tage aufhalten. Um einmal vorbeizukommen und sich ein bisschen umzuschauen, oder für die Durchreise oder für touristische Zwecke ist es überhaupt kein Problem wenn man keinen Reisepass hat. Aber für die Firmengründung, ist der Reisepass Voraussetzung. Das geht nicht mit dem Personalausweis, auch das ist eine Info, die teilweise falsch im Netz kursiert. Wir hatten hier Fälle und es hat nicht funktioniert und da haben die Leute über die deutsche Botschaft mit meiner Unterstützung dann von hier aus den Reisepass bekommen. Das kostet ein bisschen mehr und dauert ein bisschen länger, aber es funktioniert.

00:16:50 - Bankkonto in Montenegro eröffnen - Welche Regeln gibt es?

Daniel Noch eine Nachfrage zum Thema Firmengründung, über die du ja gerade gesprochen hattest. In vielen Ländern ist es für jemanden, der den Wohnsitz wechselt und, ganz speziell, wenn er dort eine Firma gründet, eine große Herausforderung ein Bankkonto zu eröffnen. Wie ist das denn in Montenegro?

Michael Die generelle Regel hier in Montenegro ist: Ohne Aufenthaltserlaubnis, kein Bankkonto. Wenn man allerdings eine Firma gründet, dann besteht die Möglichkeit, sowohl ein Firmenkonto als auch im Privatkonto zu bekommen. Oder mit einer Aufenthaltserlaubnis geht das auch, weil man weiß, die Aufenthaltserlaubnis kommt ja dann, das ist kein Problem. Aber, wenn man als Tourist hier im Land ist und ein Konto aufmachen möchte, dann funktioniert das auf dem normalen Wege nicht mehr. Das hat funktioniert, das ist mittlerweile aber vorbei. Man nähert sich an die EU-Regeln. Ich meine ein Montenegriner, der im Urlaub in Deutschland ist, bekommt auch kein Konto. Brauchen wir gar nicht probieren und genauso ist es jetzt hier auch. Aber wie gesagt, mit meiner Unterstützung, was die Firmengründung anbelangt, ist das kein Problem und es gibt auch Sonderfälle, wo man das gelöst bekommt, das müsste man sich von Fall zu Fall anschauen.

00:18:08 - Immobilien in Montenegro: Preise und Möglichkeiten

Sebastian Michael, du hattest ja vorhin erwähnt, dass man über eine Immobilie eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten darf. Wieviel kostet da eine akzeptable Immobilie? Mit wieviel muss ich bei einer Dreizimmerwohnung oder einem kleinen Haus rechnen?

Michael Da kommt es wirklich ganz auf die Lage drauf an. Also wenn wir jetzt mal von der Küstenregion ausgehen, worauf sich das eigentlich konzentriert, also ich kenne wenige Leute, die ganz alleine in den Bergen sein wollen. Die meisten Immobilien stehen an der Küste oder zumindest werden da noch die meisten gekauft. Idealerweise ist auch ein Meerblick dabei. Budva, Kotor ist sicherlich teurer, wir haben da auch so ein Nord-Süd-Gefälle. Eine schöne Neubauwohnung in einer ordentlichen Lage, will ich jetzt mal sagen, wo alles passt, wo es auch eine Baugenehmigung gibt usw. die dürfte zwischen 1,500€ und 1,800€ pro Quadratmeter liegen. Eine 80m2 Wohnung kommt dann auf ca. 120,000€.

Sebastian Also wer z.B. seine Immobilie in Deutschland verkauft, weil er ins Ausland geht, was viele machen, der sollte kein Problem haben sich in Montenegro, auch ohne Bankfinanzierung, eine schöne Immobile zu kaufen.

Michael Also die Preise sind günstiger als in Deutschland und auch günstiger wie vergleichbare Länder an der Adria oder am Mittelmeer. Definitiv, also wenn wir unseren nördlichen Nachbarn Kroatien hernehmen, das kosten die Immobilien viel viel mehr. Die Preise werden hier natürlich auch steigen, je weiter das in Richtung EU geht und hier die Nachfrage steigt. Damit muss man schon rechnen, also zu dem Preis, den ich 2006/2007 gekauft habe, den wird man natürlich jetzt heute nicht mehr finden, das ist ganz klar. Aber es ist immer noch auf einem Niveau, wo man sagen kann ja, das macht Spaß. Also, wenn ich etwas Vergleichbares in Deutschland verkaufe und hier kaufe, habe ich immer noch Reserve, die mir übrig bleibt und die Preisentwicklung, denk ich mal, wird weiter in diese Richtung gehen, gerade bei der hohen Inflation, die wir im Moment haben wo viele dann auch gerne Immobilien kaufen und Geld in Immobilien stecken. Also ich könnte mir vorstellen, dass es ein ganz guter Zeitpunkt ist im Moment eine Immobilie in Montenegro zu kaufen. Es muss ja auch nicht immer gleich Neubau sein, im Bereich von ab 100,000€ bekommt man auch schon etwas Vernünftiges.

00:21:20 - Arbeiten in Montenegro - Was funktioniert und was funktioniert nicht?

Daniel Wenn jetzt jemand aus Deutschland auswandert und nach Montenegro geht, und da jetzt anfängt zu arbeiten oder eine Firma gründet, kann man davon ein gutes Einkommen aufbauen? Ist das realistisch oder nicht?

Michael Es ist realistisch, wenn man einen Geschäftszweig wählt, wo man genügend Kunden mitbringt. Ich spreche jetzt zum Beispiel über alle, die im Home Office online arbeiten, digitale Nomaden, die ihre Kunden weltweit haben. Da ist es ja vollkommen egal, ob man in Deutschland oder in Montenegro sitzt, man braucht nur guten Internetanschluss und das haben wir hier, dann ist das ok. Diejenigen, die hier runter kommen und meinen, sie würden dann einen Job bekommen als Maurer, KFZ-Mechaniker, oder was auch immer, das sehe ich als sehr schwierig bis unmöglich an. Zum einen, weil wir eine relativ hohe Arbeitslosigkeit mit über 20% haben. Zum anderen, weil der Durchschnittslohn bei 500€-600€ liegt, also selbst wenn man etwas findet, wird man damit auch nicht reich werden. Das würde ich nicht empfehlen. Aber, wenn man sich selbstständig macht, eine gute Idee ist der Tourismus, das ist ganz klar. Wenn man sich in die Richtung bewegt mit Vermietung oder Touren und wenn man sich vielleicht ein bisschen auf den deutschsprachigen Markt konzentriert und da ist noch jede Menge Platz, kann man da vielleicht ganz erfolgreich sein.

00:23:37 - Das Steuersystem in Montenegro im Überblick

Daniel Jetzt haben wir das Thema Auslandskunden angesprochen. Das führt uns ja auch automatisch zu steuerlichen Fragen. Das heißt, wenn ich in Montenegro wohne und mir eine Immobilie gekauft habe und dadurch meinen Daueraufenthalt erworben habe und keine lokale Firma gegründet habe, aber Geld im Ausland verdiene, was kommt da steuerlich auf mich zu? Wie kann man das montenegrinische Steuersystem im Vergleich zu Deutschland zusammenfassen?

Michael Also es ist sicherlich wesentlich einfacher vom System her, und es ist auch günstiger, ganz klar. Die Steuersätze sind niedriger, ausgenommen der Mehrwertsteuer, da haben wir 21%. Aber die Einkommensteuer liegt zwischen 9-15%. Das sind natürlich alles traumhafte Steuersätze, wenn man hier entsprechend ein Geschäft hat und den Gewinn, je nach Niveau, nur mit 9 - 15% besteuert. Das ist ein riesengroßer Unterschied zu Deutschland. Wir haben in unserem Team Buchhalter, Steuerberater, muss man auch haben, wenn man eine Firma gegründet hat. Alleine geht es gar nicht, weil der Steuerberater die Steuererklärung abgeben muss. Ich habe meine Firma 2012 gegründet und ich sehe, was ich da an Steuern bezahle und was ich an Umsatz mache, das ist mit Deutschland natürlich nicht vergleichbar.

Michael Wenn du es angibst, ja.

Daniel Gut zu wissen, ja. Also generell ist. wie ich das verstanden habe, die Steuerpflicht für Auslandseinkommen auf alle Fälle gegeben. Aber es war eine gute Antwort, danke.

00:26:04 - Gründe nach Montenegro zu ziehen

Sebastian Während der Covid-Zeit wollten viele Deutsche nach Montenegro ziehen, weil es da möglicherweise bestimmte Leistungen gab, die es in Deutschland nicht gab. Was sind die Motivationen für deine Kunden nach Montenegro zu gehen?

Michael Das stimmt, während Covid sind viele gekommen und da habe ich auch so meine eigene Meinung dazu. Es mag sein, dass manche Sachen hier vielleicht etwas liberaler gehandhabt werden, aber wir hatten Ausgangssperren, wir hatten alles mögliche und teilweise auch sogar schlimmer als in Deutschland. Es wird aber leider aus gewissen Quellen immer so propagiert, als dass das hier das Paradies wäre und dass es keine Regeln gibt und dass man sich auch nicht anschnallen muss und dass man auch nicht mit Helm fahren muss usw. um einfach zu suggerieren hier wäre alles easy. Da muss ich ganz klar vorwarnen, dass das nicht so ist. Es gibt hier Regeln und es mag vielleicht sein, dass sie etwas lascher kontrolliert werden und wenn man hier über die rote Ampel fährt und erwischt wird, dann ist das kein Problem. Aber das ist es auch in Deutschland nicht. Also man kann da so lange drüber fahren, bis man erwischt wird. Das ist ganz einfach, und das ist hier ähnlich. Also wenn jemand der Meinung ist, hier herunterkommen zu wollen, weil es wie der wilde Westen ist, dann soll er bitte da bleiben, wo er jetzt ist. Nochmal, es werden Sachen etwas liberaler gehandhabt, das ist korrekt. Wie z.B. der Maskenpflicht. Das mag so sein, das ist korrekt, aber trotzdem waren die Regeln da, oder sind noch da und ob man sich daran hält oder nicht, ist natürlich jedem selbst überlassen. Aber zu meinen, das interessiert hier alles keinen, also das sehe ich ein bisschen kritisch, weil ich war vor dieser ganzen Geschichte schon hier.
Die steuerliche Sache ist hochinteressant und das sind auch die Firmengründungen, die wir auch vor der Covid-Geschichte gemacht haben. Die hatten alle nur wirtschaftliche Hintergründe, ist ja ganz klar, weil da war ja mit Covid noch gar nichts bekannt. Das sollte auch der Grund sein, also der wirtschaftliche Hintergrund, vielleicht will man hier produzieren. Wir haben hier natürlich sehr günstige Arbeitskräfte, wir haben ein tolles Klima dabei, das sind alles Sachen, die man sich zunutze machen kann, denn alles andere ist vorübergehend und wird uns wahrscheinlich spätestens ab dem nächsten Jahr eh nicht mehr betreffen. Und es ist in der Tat so, dass sich früher, also ich sag mal in der Zeit von 2007 - 2020 kein Mensch für Montenegro interessiert hat oder nur sehr wenige, was Firmengründungen oder Auswanderung angeht.
Das kam erst dadurch, dass berichtet wurde, aus verschiedensten Quellen, das hier das Covid-Paradies wäre. Aber nochmal wir hatten Ausgangssperren. Ich durfte von hier aus noch nicht einmal mehr in die nächste Gemeinde fahren, da war eine Polizeikontrolle, die haben mich nicht durchgelassen. Das sind alles Dinge, die von den Menschen ausgeblendet werden. Es stimmt einfach nicht und wir müssen den Leuten reinen Wein einschenken sonst kommen die Leute unter vollkommen falschen Voraussetzungen. Ganz konkretes Beispiel: Familien mit Kinder. Die haben die Kinder aus der Schule geholt, weil dort Maskenpflicht war. Die kommen nach Montenegro und dann musste ich denen sagen, dass sie in die Schule ohne Maske nicht reinkommen. Das wussten die nicht, die hatten eine ganz andere Information und sind davon ausgegangen, dass hier alles nicht notwendig wäre.
Heute ist ein anderes Thema, aber ich will damit sagen, dass man Sachen hinterfragen muss, uns sich genau anschauen muss, wo diese Informationen herkommen, mit wem die Quellen zusammenarbeiten, was ihre Intentionen sind und wie lange die schon hier sind. Bei mir ist es ganz ehrlich Firmengründungen habe ich immer schon gemacht, aber es waren auch noch nie so viele wie jetzt. Das ist auch ganz klar, aber die Hintergründe sind oftmals andere und meine persönliche Einschätzung ist, dass von den Leuten, die jetzt hier unvorbereitet und uninformiert ankommen, ganz viele auch genauso schnell wieder weg sein werden, weil sie einfach wirtschaftlich nicht überleben werden und die Reserven, egal wie groß sie denn sind, irgendwann weg sind, denn irgendwie muss Geld reinkommen und dann werden die ganz schnell auch wieder die Rückreise antreten. Die Leute, die bleiben, sind die, die sich informiert haben. Die haben hier vorher vielleicht mal Urlaub gemacht, die wissen, wie das ganze Land funktioniert, sie wissen, wie die Menschen funktionieren.

00:31:54 - Infrastruktur in Montenegro

Daniel Gut, dass du das so erklärt hast, Michael. Jetzt hast du ja selber schon erwähnt, dass viele die nach Montenegro auswandern z.B. Ihr Einkommen durch online Arbeit erzielen. Daher die Frage: Wie ist denn die Infrastruktur im Land? Also man braucht, wenn man idealerweise für Kunden im Ausland tätig ist, gutes Internet und zuverlässigen Strom. Wie sieht es denn da in Montenegro aus?

Michael Also Internet ist besonders hier an der Küste top. Wir sind alle zum größten Teil über Glasfaser angebunden. Ich mache meine ganzen Livesendungen und meine ganzen Livestreams über dieses Netz und auch unser Apartmenthaus hängt da hinten dran. Das funktioniert sehr gut sowohl im Download als auch im Upload zu vernünftigen Preisen. Auch das mobile Internet, das ist flächendeckend LTE 4G, also wesentlich besser als in Deutschland. Da muss man sich keine Sorgen machen. Was Strom angeht: Es kann mal einen Stromausfall geben, das ist aber wesentlich besser geworden als zu Beginn meiner Karriere hier. Das hängt damit zusammen, weil einfach am Netz gearbeitet wird. Das ist Investitionsbedarf. Das sind aber angekündigte Stromausfälle, da kann man sich darauf einrichten. Das ist aber auch nicht die Welt, wenn da mal einen Tag 2 Stunden kein Strom da ist. Da kommt man ganz gut mit klar. Was die Stromproduktion angeht, ist hochinteressant: Wir haben aus dem letzten Jahr 120% des Strombedarfs selbst hergestellt. Und das ist ein ganz gutes Zeichen. Wir haben zwei große Wasserkraftwerke, die zwar schon sehr alt sind, aber natürlich nach wie vor gut funktionieren. Es gibt ein Heizkraftwerk und es gibt mehr und mehr Windkraftwerke - zwei sind am Netz, ein drittes soll jetzt kommen. Damit ist Montenegro von der Stromproduktion autark.

00:34:38 - Gesundheitssystem in Montenegro

Daniel Klingt gut. Dann gibt es noch ein paar weitere Fragen, die jemanden interessieren, der Montenegro als Wohnsitzland überlegt. Die Sicherheit, das Gesundheitssystem und das Bildungssystem sind noch Themen, die wir für unsere Zuschauer und Zuhörer noch gerne erfahren würden. Also vielleicht fangen wir mal mit dem Gesundheitssystem an: Wenn ich in Montenegro wohne und da steht eine Operation an oder eine komplexe Untersuchung, sollte ich dann lieber nach Hause fliegen oder ist in Montenegro alles da?

Michael Ich bin seit 15 Jahren hier und ich scheine ja überlebt zu haben. Also wird das ja irgendwie funktionieren. Es ist sicherlich nicht unbedingt auf dem allerhöchsten Niveau. Es sieht auch nicht immer so toll aus, aber die Ärzte sind gut und das funktioniert. Und man darf eines nicht vergessen, wenn man hier angestellt ist in seiner Firma, oder wo auch immer, ist man automatisch kostenfrei krankenversichert und geht zum Arzt und wird behandelt und kriegt seine Medikamente. Klar, es gibt sicherlich immer Sachen, die besser sein können. Insgesamt wird das Gesundheitssystem in Deutschland auf einem anderen Niveau sein, aber auch auf einem anderen Kostenniveau, muss man auch dazu sagen. Ich sehe es immer so, dass alles funktioniert. Die Menschen, die hier leben, kommen auch damit klar. Es kann also, denke ich mal nich so schlecht sein, auch wenn es optisch nicht immer so schön aussieht. Und wie gesagt, man ist über die Anstellung in der eigenen Firma automatisch krankenversichert, geht ganz normal zum Arzt, bekommt sein Rezept und wird vom Hausarzt, dann zum entsprechenden Spezialisten weitergeleitet, wenn jetzt da irgendwie eine spezielle Sache zu machen ist und das funktioniert.

00:36:47 - Bildungssystem in Montenegro

Daniel Das klingt ja erstmal ganz gut und wird vielleicht für die meisten auch soweit beruhigend sein. Schulbildung: Wenn eine Familie mit Kindern kommt, gibt es vermutlich auch eine Schulpflicht im Land. Wie wird das kontrolliert, wie wird das durchgesetzt und inwieweit gibt es ausreichend Alternativen, wenn jemand seine Kinder nicht in eine örtliche Schule schicken möchte, wo in der Regel erstmal die örtliche Sprache gelernt werden müsste?

Michael Generell gibt es eine Schulpflicht, inwieweit das kontrolliert wird, kann ich nicht sagen. Es gibt zwei Möglichkeiten: Die staatliche Schule vor Ort in den Städten oder teilweise auch in den in den kleinen Ortschaften. Die ist kostenlos und die Kinder bekommen auch die Schulbücher gratis. Das übernimmt alles der Staat. Dafür braucht man aber eine Aufenthaltserlaubnis und muss die Sprache lernen, da der Unterricht in der Landessprache stattfindet. Und dann gibt es internationale Schulen, es gibt z.B. in Tivat eine da findet der Unterricht komplett in Englisch statt. Das ist eine Privatschule und die ist relativ teuer. Da muss man mit 10,000€ bis 15,000€ pro Kind im Jahr rechnen. Unabhängig von der Sprache finde ich die lokale Schule schon besser, weil die Kinder sollen ja auch integriert werden und wenn die in internationalen Schulen sind, befinden sie sich in so einer Bubble und haben außerhalb keine Freunde und werden die Sprache niemals lernen. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Das ist eine Frage des Portemonnaies und der Einstellung. Ansonsten sind die Leute hier natürlich extrem kinderfreundlich und werden da helfen, wo es nur geht. Es gibt ja auch Lehrer, die Deutsch unterrichten, die dann in der Freizeit auch zur Verfügung stehen, wo man dann Kurse machen kann. Ich persönlich finde das für Kinder besser, damit sie einfach auch da integriert werden, damit Sie hier Freunde finden und dann wird das ganze miteinander glaub ich auch viel besser funktionieren.

00:39:36 - Sicherheit und Kriminalität in Montenegro

Sebastian Wie steht es mit Sicherheit und Kriminalität in Montenegro?

Michael Das ist überhaupt kein Thema. Selbst hier bei uns in den letzten 15 Jahren, weder bei einem Gast noch bei einer Wohnung oder sonst irgendwo haben wir irgendein Problem gehabt. Was Kleinkriminalität angeht, ist die sogar eher geringer als in deutschen Städten, das kann man auch nachlesen. Die größeren Sachen, die so im Hintergrund laufen, bekommt man nicht mit. Da haben wir Ausländer nix damit zu schaffen. Man kann sich hier absolut sicher fühlen, auch als Frau ist es hier überhaupt gar kein Thema abends alleine durch die Straßen zu ziehen und das kann ich aus der langjährigen Erfahrung bestätigen was auch unsere Gäste angeht. Wir hatten in der ganzen Zeit keinen einzigen Fall gehabt, wo irgendwo irgendwas weggekommen ist.

00:40:49 - Für wen eignet sich Montenegro als Auswanderungsland?

Sebastian Klingt alles sehr interessant, Michael. Wir haben auch hin und wieder mal Anfragen von Kunden, die sich für Montenegro interessieren. Was ich jetzt von dir so raushöre und auch aus dem Gespräch so mitnehme ist, dass Montenegro mit seinem tollen Klima an der Adria, sehr geringen Steuern zwischen 9 und 15% und recht einfachen Einreisebedingungen eine sehr interessante Alternative für jemanden ist, der aus Deutschland oder aus einem anderen deutschsprachigen Land kommt und einen Beruf hat, der sich von überall aus machen lässt, in der Regel als Freiberufler oder Selbständiger. Und das ist ja auch der positive Effekt der ganzen Covid-Krise, dass viele Leute auf einmal gemerkt haben, dass sie von überall aus arbeiten können. Man kann ja auch via Zoom von Montenegro aus arbeiten, damit haben sich viele Unternehmen oder Auftraggeber bereits abgefunden.

Michael Ja, definitiv. Das ist genau der richtige Ansatz. Also Leute, die einfach von überall aus arbeiten können. Ich habe ja auch aktuell jetzt in unseren Wohnungen über Winter Langzeitmieter, die müssen ja auch irgendwie Geld verdienen. Die machen genau das, die haben ihre Calls ihre Meetings online von hier aus und genießen den schönen Sonnenuntergang und den Blick aufs Meer dabei. Das ist genau die richtige Zielgruppe. Also wie gesagt, wenn man seine Kunden mitbringt ist das überhaupt gar kein Problem. Man profitiert vom tollen Klima, von den netten Leuten, vom leckeren Essen, von den niedrigen Steuern, natürlich generell von den etwas niedrigeren Lebenshaltungskosten, also auch hier sind Sachen teurer geworden, logisch, es ist überall so. Aber die Lebenshaltungskosten sind immer noch auf einem ganz anderen Niveau, also eine Kilowattstunden Strom kostet hier im Moment 0,10€. In Deutschland kostet sie fast 1,00€. Hinzu kommt, und das darf man nicht vergessen, ist Montenegro in einer Entfernung zu Deutschland, die man auch mit dem Auto durchaus noch schaffen kann. Mit bequem mit einmal übernachten, super bequem mit zweimal übernachten. Das soll man auch nicht außer Acht lassen. Es fliegt nicht immer jeder gerne. Wenn man jetzt andere Länder in Südamerika oder wo auch immer im Auge hat, wo natürlich die Anreise viel, viel schwerer ist. Also man ist je nachdem, wo man in Deutschland lebt, in 15 Stunden auch mit dem Auto hier, gar kein Problem.

Daniel Wie ist die Fluganbindung generell? Gibt es Direktflüge nach Deutschland?

Michael Ja, es gibt natürlich Direktflüge. Im Winter weniger als im Sommer, aber wir hatten jetzt in der Saison Direktflüge aus Berlin, Düsseldorf, Dortmund, Memmingen, Frankfurt. Also Deutschland war schon ganz gut abgedeckt. Vor Covid hatten wir mehr. Da war Hannover dabei, da war Leipzig dabei. Das wird alles wieder kommen, Angebot und Nachfrage. Ansonsten gibt es aber auch immer die Möglichkeit, mit einem Zwischenstopp in Wien mit der Austrian Airlines. Die fliegt von jedem Flughafen in Deutschland nach Wien und von Wien nach Podgorica. Im Winter ein bisschen weniger, da gehen nur mehr ein oder zwei Flüge die Woche, aber es gibt auch jetzt nach wie vor sehr gute Verbindungen. Das ist kein Problem also das lässt sich realisieren. Die Flugzeiten liegen zwischen einer 1,5 Stunden und 2 Stunden, je nachdem von wo man startet.

Daniel Klasse.

00:45:32 - Montenegro als Beitrittskandidat zur EU - Wie hoch sind derzeit die Lohnkosten?

Sebastian Montenegro ist ja Beitrittskandidat zur EU, ich glaube 2025 soll der Beitritt erfolgen. Wenn ich als Unternehmer, Freiberufler nach Montenegro komme und Personal anstellen will, eine Sekretärin oder ein Softwareentwickler, wo liegen da so die Gehälter?

Michael Montenegro ist EU-Beitrittskandidat, das ist korrekt. 2025 halte ich persönlich für unrealistisch, muss ich direkt dazu sagen. Also, dass es kommen wird, das ist klar, das ist politisch so vorgegeben und auch so gewollt, aber es gibt natürlich noch sehr viele Baustellen hier. Ob das realistisch ist die in so kurzer Zeit zu beheben, da muss man den Leuten reinen Wein einschenken. Wenn jemand in ein Land auswandern möchte, das zu 100% kein EU-Mitglied wird, dann ist das ja falsch, weil Montenegro wird einmal EU-Mitglied. Aber in welcher Konstellation sich die EU dann befindet, das weiß man alles nicht. Deswegen bin ich für solche Spekulationen auch nicht gerne zu haben. Ich halte mich eher an die Fakten und die Fakten sind Montenegro ist Beitrittskandidat. Es sind alle Verhandlungskapitel eröffnet, also es läuft überall auf allen Ebenen. Zwei sind abgeschlossen, alles andere ist in Bearbeitung. Und wie gesagt, wenn man mich persönlich dazu fragt ich sehe das bis 2025 als nicht realistisch an, aber da müssen wir abwarten. Die Glaskugel ist gerade temporär nicht verfügbar. Die Einstellung von Mitarbeitern ist ja kein Problem. Die Lohnkosten sind hier relativ niedrig, also der Mindestlohn liegt bei 450€ und dazu kann man die Leute einstellen und in der Regel zahlt auch keiner freiwillig mehr.

Daniel Gut zu wissen ja.

Sebastian Also sehr günstige Bedingungen.

00:47:59 - 3 kurze Fragen zu Montenegro zum Schluss

Daniel Dann haben wir noch zum Schluss 3 kurze Fragen: Wenn ich jetzt nur einen Tag in Montenegro wäre, was müsste ich mir unbedingt angesehen haben?

Michael Also es wäre schade, wenn du nur einen Tag hier wärst, davon mal ganz abgesehen. Aber wenn du wirklich nur einen Tag hier bist, dann hast du trotzdem die Möglichkeit, sowohl das Meer als auch die Berge zu sehen - und das gibt es in keinem anderen Land Europas. Das kannst beides innerhalb von einem Tag machen: im Norden Ski fahren und hier unten bei uns schwimmen gehen.

Daniel Muss ich ausprobieren, dann die zweite Frage: Wenn ich in einem typischen lokalen Restaurant bin, welches nationale Gericht sollte ich denn unbedingt mal probiert haben?

Michael Wenn du abends essen gehst, musst du Fisch essen gehen hier unten an der Küste. Wenn du in den Bergen unterwegs bist, dann gibt es natürlich dort auch sehr fleischhaltige Gerichte. Da gibt es 1 das nennt sich Ispod Sača. Das ist geschmortes Kalbfleisch in einer heißen Glocke. Das ist eines dieser nationalen Gerichte, die es hier gibt.

Daniel Ok gut, ich nehme dich beim Wort. Letzte Frage: Welchen Fehler muss man in Montenegro unbedingt vermeiden?

Michael Das Verhältnis zwischen Montenegro und Serbien ist immer ein bisschen angespannt. Wenn man zu einem Serben sagt, man spricht Montenegrinisch, das ist nicht gut, weil für die Serben existiert die montenegrinische Sprache nicht und umgekehrt. Das sind so Sachen, wo man vielleicht ein bisschen aufpassen muss.

Daniel Ok, klasse. Dann blenden wir deine Kontaktdaten auf alle Fälle am Ende mit ein. Also interessante Zuschauer und Zuhörer, die jetzt noch weitere Fragen haben bekommen am Ende des Videos dann auch direkt deine Kontaktdaten. Wir danken dir sehr herzlich für diese Gesprächsrunde.

Sebastian Schöne Woche!

Michael Danke, ciao!

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Ungarn - Entspannter Wohnsitz und günstiger Unternehmensstandort

Ungarn ist als Wohnsitz ebenso interessant wie als Sitzstaat für Unternehmen. Erfahren Sie, welche Vorteile Auswanderer in Ungarn haben!

Zu Gast: Dr. Gabor Waldmann

Ungarn ist ein wunderschönes Land im Zentrum Europas, das nicht nur jedes Jahr viele Besucher anzieht, sondern auch zahlreiche Auswanderer. Allein im vergangenen Jahr wanderten rund 1.500 Deutsche nach Ungarn aus und genossen dabei die Vorteile der Niederlassungsfreiheit innerhalb der EU. Mit niedrigen Steuern und Immobilienpreisen bietet das Land Familien und Studenten gleichermaßen Vorteile.

Unternehmen zieht es ebenfalls nach Ungarn, denn auch sie können von niedrigen Steuern profitieren. Zugleich ist die Gründung eines Unternehmens in Ungarn schnell und einfach möglich und das Land bietet kostengünstige Arbeitskräfte.

Der ungarische Rechtsanwalt Dr. Gabor Waldmann, der sich auf deutsch- und englischsprachige Mandanten spezialisiert hat, erklärt in unserem neuesten Podcast, welche Vorteile Ungarn noch bietet. Er beschreibt Ihnen, wie das Leben in dem Land aussieht, worauf Sie achten sollten, wenn Sie nach Ungarn auswandern möchten, und hat spannende Geheimtipps für Sie parat!

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

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Diese Vorteile bietet Ungarn für Auswanderer

Ungarn als Teil der Europäischen Union

Da Ungarn Mitgliedsstaat der EU ist, gilt hier Niederlassungsfreiheit für EU-Bürger. Damit ist es sehr einfach, den Wohnsitz dorthin zu verlegen. Eine Aufenthaltserlaubnis ist nicht notwendig, sondern man muss lediglich seinen neuen Wohnsitz in Ungarn anmelden, was innerhalb kürzester Zeit möglich ist. Dies gilt nicht nur für Einwanderer aus der Europäischen Union, sondern auch für Schweizer Bürger. Wollen Sie ihr Unternehmen in einem englischsprachigen Land gründen? Hier ist unsere Episode zur Firmengründung in Irland. Oder Sie sind Digitaler Nomade und es zieht Sie südwärts? Dann lesen Sie hier mehr zu Chile.

Günstige Lebenshaltungskosten und entspannter Alltag

Das Land ist modern, jedoch sind die Preise, wie zuletzt auch Vergleiche des Statistischen Bundesamtes bestätigt haben, deutlich günstiger als beispielsweise in Deutschland. So haben die Ungarn beispielsweise im August 2021 für Lebensmittel rund  39 % weniger ausgegeben als die deutschen Bundesbürger. Gleichzeitig geht es im Land, wie Dr. Waldmann beschreibt, vor allem außerhalb der großen Metropolen deutlich weniger hektisch zu als in Westeuropa. Gleichwohl ist die Lebensqualität höher als in den Balkanländern. Wer sich davon selbst überzeugen möchte, der kann sich bei einem Abstecher in ungarischen Weinregionen wie Eger ein Bild von dem schönen Leben im Land machen.

Niedrige Immobilienpreise

Die Kaufpreise für Immobilien sind günstiger als in Westeuropa. Dies ist einer der Gründe, warum es deutschsprachige Unternehmer und Familien ebenso nach Ungarn zieht wie Rentner und Pensionäre. Mittlerweile gibt es Orte, in denen so viel Zuzug zu verzeichnen ist, dass hier viel Deutsch gesprochen wird. Ein kleines Haus mit Grundstück ist in ländlichen Regionen bereits für Preise zwischen 50.000 EUR und 100.000 EUR erhältlich. In den Städten liegen die Preise etwas höher, Wohnraum ist jedoch auch hier für moderate Preise zwischen 2.000 EUR und 3.000 EUR erwerblich.

Günstige Mieten

Ungarn bietet neben günstigen Immobilienpreisen hinsichtlich eines Kaufes auch günstige Mietpreise. Dieser Umstand kommt beispielsweise den zahlreichen Studenten zugute, die sich für ein Studium in Ungarn entscheiden und die eine 50 bis 60 Quadratmeter große Wohnung schon für 300 bis 400 EUR in Städten wie Szeged mieten können.

Verhältnismäßig geringe Einkommensteuer

Sämtliches Einkommen wird in Ungarn mit 15 % besteuert. Dies gilt beispielsweise auch für Krypto-Einnahmen. Zudem besteht mit Ungarn ein Doppelbesteuerungseinkommen, d. h. auf Einkünfte, die beispielsweise schon in Deutschland versteuert wurden, erhebt Ungarn nicht noch einmal Steuern.

Diese Vorteile haben Unternehmer in Ungarn

Nicht nur für Privatpersonen ist Ungarn als Auslandswohnsitz attraktiv. Es zieht auch zahlreiche Unternehmen in das Land. Die Infrastruktur ist dafür besonders in den größeren Städten wie Pécs oder Szeged sowie der Hauptstadt Budapest gegeben und wer große Bürohäuser für seine Firma sucht, wird genauso fündig wie ein Unternehmer, der kleinere Büroräume benötigt. Darüber hinaus bietet Ungarn noch weitere Pluspunkte.

Unternehmen gründen schnell und einfach möglich

In Ungarn ist es schnell und einfach möglich, beispielsweise eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung zu gründen. Stehen alle notwendigen Dokumente zur Verfügung, kann die Gründung in der Regel innerhalb von nur 24 Stunden auch vom Ausland aus erfolgen. Lediglich für die Eröffnung eines Bankkontos sollten die Geschäftsführer (oder der Geschäftsführer) innerhalb von acht Tagen nach der Gründung ins Land kommen.

Steuerliche Vorteile für Unternehmen 

Nicht nur Privatpersonen, sondern auch Unternehmen kommen in Ungarn in den Genuss niedriger Steuern. Die Körperschaftsteuer, die unter anderem von GmbHs und Aktiengesellschaften gezahlt werden muss, beträgt hier gerade einmal 9 %. Je nach der Gemeinde, in der das Unternehmen seinen Sitz hat, können weitere lokale Steuern in Höhe von rund 2 % fällig werden, dies ist aber keinesfalls überall so und kann durch eine gute vorhergehende Planung und Beratung entsprechend ausgeschlossen werden.

Arbeitskräfte verfügbar

Ein weiterer Faktor, an dem Auslandsunternehmen mitunter scheitern können, betrifft die Verfügbarkeit von Arbeitskräften. Manche Länder eignen sich zwar wunderbar als steuergünstiger Wohnsitz, Unternehmen jedoch haben vor Ort Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden. Hierzu kann es zum Beispiel in Tschechien kommen, wo die Arbeitslosenquote extrem gering ist und entsprechend wenige Fachkräfte für die Anstellung zur Verfügung stehen. In Ungarn allerdings sind ausreichend Arbeitskräfte verfügbar und die Gehaltskosten moderat. Lediglich in sehr gefragten und hochspezialisierten Branchen wie der IT-Branche, in der weltweit Fachpersonal gesucht wird, kann es komplizierter werden, die entsprechend ausgebildeten Mitarbeiter zu finden. 

Ungarn ist damit sowohl als Wohnsitz als auch als Unternehmenssitz ausgesprochen interessant. Lediglich die Sprache kann mitunter zum Hindernis werden, denn wer sich für das Land entscheidet, sollte die Sprache erlernen. Zwar gibt es viele jüngere Menschen, die Deutsch oder Englisch beherrschen, die Alltagssprache ist jedoch das Ungarische. 

Wer bereits fest entschlossen ist, den Schritt nach Ungarn zu wagen und sich eine Rechtsberatung wünscht, kann sich jederzeit an Dr. Gabor Waldmann wenden

Viele Informationen zum Auswandern, aber auch zur Unternehmensgründung im Ausland und zu steuerlichen Fragen finden Sie zudem auf unseren Webseiten Wohnsitz Ausland, Auslandsunternehmen und bei der Steuerkanzlei St Matthew

Kontaktdaten und Links

Rechtsanwalt Dr. Gabor Waldmann

Homepage: www.ungarischerrechtsanwalt.de

Telefon: +36 62 649 496

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Timestamps

00:00:23 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Dr. Gabor Waldmann

00:06:48 - Was spricht für Ungarn und warum sollte man nach Ungarn auswandern?

00:08:16 - Wie sieht das Leben in Ungarn aus?

00:10:34 - Die Immobilienpreise in der Stadt und auf dem Land

00:17:35 - Wird die ungarische Sprache zum Hindernis für Auswanderer?

00:20:06 - Die Beantragung der Aufenthaltserlaubnis

00:21:40 - So wird das Einkommen in Ungarn versteuert

00:24:20 - Die Besteuerung von Unternehmen in Ungarn

00:25:53 - Wie sieht die Infrastruktur in Ungarn aus?

00:29:39 - Der Zeitfaktor bei der Unternehmensgründung

00:31:14 - Aus diesen Gründen siedeln sich Unternehmen in Ungarn an

00:34:58 - Die Schulpflicht und Möglichkeiten für Studenten in Ungarn

00:38:12 - 3 Fakten zu Ungarn

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 60: Ungarn - Entspannter Wohnsitz und günstiger Unternehmensstandort

Zu Gast: Dr. Gabor Waldmann

Perspektive Ausland: Perspektive Ausland - der Podcast für Unternehmer und Freiberufler, die es ins Ausland zieht. Egal, ob Steuerplanung, Auslandsfirmen, Gründung oder Lifestyle-Fragen - hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:00:23 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Dr. Gabor Waldmann

Daniel: Ich bin Daniel Tàborek von Perspektive Ausland und heute spreche ich mit einem sehr interessanten Gast, mit Dr. Gabor Waldmann über Ungarn. Was weiß man über Ungarn? Ungarn ist ein wunderschönes Land im Zentrum Europas, mit Budapest als Hauptstadt, haben wir schon in der Schule gelernt. Es ist eine wunderschöne Hauptstadt und wird durch die Donau geteilt. Aber es gibt auch noch andere Dinge, die man weiß. Auch darüber wollen wir uns heute unterhalten. Allein im letzten Jahr wanderten offiziell 1.500 Deutsche nach Ungarn aus, grob gerundet, und es kamen nur reichlich 500 zurück. Das heißt, offenbar gefällt es einer ganzen Reihe Deutscher in Ungarn. Wir wollen heute darüber sprechen, wie man sich das Leben in Ungarn vorstellen kann. Wie kommt man nach Ungarn? Ist es einfach, ist es schwierig, dort den Aufenthalt zu beantragen? Für wen macht eine Auswanderung nach Ungarn zum Beispiel Sinn? Wir wollen natürlich auch über den beruflichen Aspekt sprechen, ganz konkret über die Unternehmensgründung. Gibt es vielleicht spezielle Branchen, für die Ungarn als Unternehmensstandort interessant ist? Leute, die nach Ungarn auswandern, generell auswandern, wollen auch wissen, wie es mit dem Lebensstandard und mit dem Gesundheitssystem aussieht. Und natürlich ist immer wieder, auch für unsere Mandanten, die steuerliche Situation wichtig. Es geht auch um Themen wie zum Beispiel Krypto, falls wir darüber sprechen können. Wie steht Ungarn eigentlich zu Kryptowährung, zum Krypto-Business? Ist Mining erlaubt? Herr Dr. Waldmann, stellen Sie sich doch an der Stelle am besten mal unseren Zuschauern und Zuhörern vor, bevor wir dann so richtig in die Tiefen einsteigen.

Gabor Waldmann: Dankeschön! Ich grüße Sie und die Zuhörer! Vielen Dank für diese Einladung! Mein Name ist Gabor Waldmann, ich bin in Ungarn geborenen, in Szeged. Szeged ist eine Großstadt hier in Süd-Ungarn an der serbischen und der rumänischen Grenze. Meine Muttersprache ist Ungarisch. Ich habe Deutsch in der Schule gelernt, obwohl die Muttersprache meines Großvaters noch Deutsch war. Nach meinem Abitur 1997 bin ich nach Köln gegangen, wo ich auch noch einen Sprachkurs an der Fachhochschule Köln besucht habe, und danach habe ich angefangen, Jura in Bonn zu studieren. Jura ist sehr landesspezifisch. Deshalb habe ich nach einem Jahr überlegt, was ich in der Zukunft machen soll, wo ich leben möchte, und habe die Entscheidung getroffen, dass ich lieber in Ungarn leben werde. Hier habe ich mir mein Leben besser vorstellen können. Mein Studium habe ich hier fortgeführt und dann mein Diplom erhalten. 2004 habe ich angefangen, bei einer Rechtsanwaltskanzlei als Rechtsreferendar zu arbeiten und ich habe auch eine Stelle an der Universität hier in Szeged erhalten, wo ich Arbeitsrecht unterrichte, noch heute. Bis 2009 habe ich als Rechtsreferendar gearbeitet. Danach habe ich mit meinem Partner eine Anwaltskanzlei gegründet. Wir waren ganz am Anfang zu zweit. Mittlerweile sind wir schon zu zehnt, wir haben eine Rechtsanwältin, die mit uns arbeitet, und sieben Kollegen, die noch Rechtsreferendare sind. Wir beschäftigen uns außer mit Strafrecht mit allen Rechtsbereichen, genau genommen mit Gesellschaftsrecht, Zivilrecht und Arbeitsrecht. In der Kanzlei bin ich der Einzige, der Deutsch spricht. Wir haben auch sehr viele deutschsprachige Mandanten, sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen. Privatpersonen kommen gern nach Ungarn und kaufen hier Grundstücke, Immobilien und wir können in Zusammenhang mit solchen Verträgen behilflich sein. Es gibt auch sehr viele deutsche Unternehmen, die hier in Ungarn investieren. Entweder gründen sie hier ein ungarisches Unternehmen oder sind als eine deutsche GmbH oder AG hier tätig, haben Angestellte, die in Ungarn arbeiten, aber das Gehalt aus Deutschland bekommen. Wir haben eine deutschsprachige und eine englischsprachige Webseite, die ist ziemlich einfach zu finden unter ungarischerrechtsanwalt.de und hungary-lawyer.com. Also wenn man auf Deutsch oder auf Englisch den Kontakt mit uns aufnehmen möchte, dann ist das ziemlich einfach. So viel kurz über unsere Kanzlei. In den letzten 13 Monaten habe ich eigentlich in Deutschland gearbeitet im Rahmen einer Projektarbeit, aber diese ist vor zwei Wochen beendet worden. Jetzt konzentriere ich mich wieder auf unsere Anwaltskanzlei und auf diese Tätigkeit.

00:06:48 - Was spricht für Ungarn und warum sollte man nach Ungarn auswandern?

Daniel: Vielen Dank für die kurze Einführung und Vorstellung. Jetzt fangen wir vielleicht mal mit einer ganz einfachen, aber wichtigen Frage an, und zwar: Was spricht, wenn Sie das ganz kurz zusammenfassen müssen, für Ungarn? Warum sollte man nach Ungarn auswandern? Was sind das für typische Leute, die nach Ungarn auswandern - in der Kurzform? Wir gehen nachher noch auf Einzelheiten ein.

Gabor Waldmann: Ich würde sagen, wenn man aus Westeuropa kommt, ist Ungarn immer noch sehr günstig. Ungarn ist mittlerweile ein sehr schönes und modernes Land geworden. Wir sind seit 2004 ein Teil der Europäischen Union. Das ist eigentlich der wichtigste Vorteil, wenn man aus Westeuropa kommt. Das Land ist günstig, Dienstleistungen sind sehr korrekt, sehr modern und bezahlbar.

00:08:16 - Wie sieht das Leben in Ungarn aus?

Daniel: Wie kann man sich denn das Leben in Ungarn vorstellen? Sie haben erzählt, Sie haben regelmäßig und auch jetzt gerade wieder in Deutschland zu tun. Wenn man von Deutschland nach Ungarn kommt, was fällt einem dann positiv oder negativ auf? Oder fällt einem gar nichts auf? Wie kann man sich den Lebensstandard und das Leben allgemein vorstellen? Abgesehen davon, dass man positiv überrascht ist, dass die Kosten niedriger sind? Was gibt es sonst noch?

Gabor Waldmann: Ich würde sagen, hier kann man ein ziemlich ruhiges Leben genießen. Ungarn ist nicht so hektisch, Ungarn ist eigentlich in Mitteleuropa und das ist nicht so hektisch, wie zum Beispiel Westeuropa, und auch nicht so ruhig, wie zum Beispiel der Balkan. Man bekommt alles. Die Dienstleistungen und das Leben sind auf jeden Fall günstiger als in Westeuropa. Daher sehe ich auch, weshalb Deutsche beziehungsweise Personen aus Deutsch-sprachigen Gebieten gern nach Ungarn kommen. Die Immobilien sind viel günstiger als in Westeuropa. Natürlich steigen die Preise auch hier, wie überall auf der Welt, aber hier kann man Immobilien und Grundstücke für viel weniger Geld kaufen als in Westeuropa. Man kann finden, was man will. Ich treffe sehr viele Rentner, die nach Ungarn kommen und hier ein Grundstück kaufen und mittlerweile gibt es hier in den Dörfern sehr viele deutschsprachige Personen. Es gibt schon einige Dörfer, in denen man mittlerweile fast nur Deutsch spricht. Ich denke, das ist ein großer Vorteil.

00:10:34 - Die Immobilienpreise in der Stadt und auf dem Land

Daniel: Da wir gerade bei dem Thema sind, dann müssen wir nachher nicht nochmal darauf zu sprechen kommen, vielleicht können Sie unseren Zuschauern und Zuhörern mal sagen, was man im Portemonnaie haben muss, wenn man zum Beispiel ein Einfamilienhaus mit mittlerem Grundstück kaufen möchte? Wie hoch ist die Investition dann?

Gabor Waldmann: Es hängt natürlich davon ab, wo man Immobilien kaufen möchte, aber ich kann natürlich über Kaufverträge sprechen, die wir in den letzten Jahren gemacht haben. Eine landwirtschaftliche Fläche mit einem kleinen Haus kann man für zwischen 50.000,00 € und 100.000 € schon erwerben. Natürlich sind in den Städten die Preise ein bisschen höher, aber zwischen 2.000 und 3.000 € pro Quadratmeter kann man Wohnungen und Häuser kaufen.

Daniel: Die Immobilienpreise haben wir verstanden, klingt interessant! Jetzt gibt es auch immer mehr Mandanten, die aus Gründen der Vermögenssicherung Investitionsmöglichkeiten suchen. Sie haben auf der einen Seite schon erwähnt, es ist in Ungarn offensichtlich günstig, zum Beispiel ein Haus oder ein Apartment zu kaufen. Gibt es denn aus Ihrer Sicht auch noch andere oder kennen Sie auch noch andere interessante Investitionsmöglichkeiten? Momentan ist ja gerade auch im Bereich Agrarland eine große Nachfrage. Ist Ihnen da etwas bekannt? Gibt es günstige Angebote in Ungarn?

Gabor Waldmann: Ja, im Bereich Agrarinvestitionen sehe ich auch, dass viele Personen solche Grundstücke kaufen, die aktuell auch sehr günstig sind. Eine ausländische Person bzw. ein EU-Bürger darf solche Grundfläche kaufen, aber das ist begrenzt auf höchstens einen Hektar. Diese Grünflächen sind normalerweise größer. Natürlich ist es erlaubt, dass eine Familie, die aus 3 bis 4 Personen besteht, dann insgesamt 4 Hektar kauft. Solche Grundstücke sind auch günstig. Ich habe gerade in dieser Woche Mandanten gehabt, die 2 bzw. 2,5 Hektar für 11.000 € gekauft haben, also solche Flecken und Flächen kann man auch finden und kaufen.

Daniel: Wie hat das funktioniert, was Sie gerade gesagt haben? Man darf nur einen Hektar kaufen und die Mandanten haben 2,5 gekauft?

Gabor Waldmann: Eine Familie - ein Ehepaar und ein Kind - hat das Eigentum erworben.

Daniel: Interessant.

Gabor Waldmann: Ja, also eine Privatperson darf einen Hektar kaufen.

Daniel: Und ist das dann Ackerland, ist das gemanagtes Land, oder was ist das?

Gabor Waldmann: Das ist Ackerland. Ich habe auch schon Mandanten gehabt, die als Gruppe von 6 Personen aus verschiedenen EU-Ländern ein Grundstück gekauft haben. Das war mehr als 5 Hektar groß, aber die Familie wollte unbedingt das Grundstück haben, also eine solche Möglichkeit besteht auch, das ist kein Problem, man muss aber natürlich EU- Bürger sein.

Daniel: Verstehe.

Gabor Waldmann: Als Privatperson darf ich nur einen Hektar kaufen, aber wenn man eine landwirtschaftliche Ausbildung hat, dann ist es erlaubt, eine größere Fläche zu kaufen. Man kann als EU-Bürger auch diese Ausbildung erwerben, zurzeit besteht, so viel ich weiß, diese Möglichkeit nur auf Ungarisch, also muss man zuerst die ungarische Sprache lernen und dann kann man größere Flächen und Grundstücke kaufen.

Daniel: Wenn wir jetzt noch ein bisschen bei der Region Ungarn an sich bleiben - das war schon mal ein interessanter Abstecher in Richtung Investitionen. Die Lebenskosten haben Sie ja schon kurz angesprochen. Generell sind sie also noch niedrig. Wenn jetzt jemand keine Immobilie kaufen würde, sondern in einer Mietimmobilie in Ungarn wohnen möchte - mit welchen Mieten muss man rechnen? Zum Beispiel in der Hauptstadt und in der ländlichen Region?

Gabor Waldmann: In der Hauptstadt ist das natürlich ein bisschen teurer, aber durchschnittlich kann man eine 60 bis 70 Quadratmeter große Wohnung in der Hauptstadt für 500 bis 600 € mieten. In anderen Großstädten von Ungarn ist das natürlich ein bisschen billiger, für 400 € bekommt man eine schöne Wohnung. Sehr viele Studenten kommen heutzutage nach Ungarn, auch aus deutschsprachigen Regionen. Deshalb steigen die Preise der Miete ein bisschen, weil natürlich diese Studenten, die aus Westeuropa kommen, mehr Geld haben und das sieht man in den Mietpreisen. Hier in Szeged haben wir auch sehr viele Studenten aus Deutschland, die für 300 bis 400€ eine 50 oder 60 Quadratmeter große Wohnung mieten können. Hier an der Universität gibt es auch deutschsprachigen und englischsprachigen Unterricht, Medizinstudenten kommen hauptsächlich hier nach Szeged und nach Budapest.

00:17:35 - Wird die ungarische Sprache zum Hindernis für Auswanderer?

Daniel: Sehr interessant! Jetzt haben sie vorhin schon erwähnt, es gibt mittlerweile Dörfer, in denen mehr Deutsch gesprochen wird als Ungarisch. Bleiben wir trotzdem mal bei der Sprache. Jetzt nehmen wir mal an, ich komme wohin, wo eben nicht mehr Deutsch als Ungarisch gesprochen wird. Für uns als Deutsche ist die ungarische Sprache doch eher ungewöhnlich. Ich kann mich entsinnen, dass ich zum Beispiel an meinem ersten ungarischen Urlaubsort eine Weile üben musste, bis ich die ersten Wörter aussprechen konnte, obwohl es eigentlich geht, wenn man es erst einmal gelernt hat. Aber generell fällt einem Deutschen diese Sprache nicht leicht. Wie kommt man denn generell in Ungarn zu Recht, wenn man kein Ungarisch spricht? Sprechen die Ungarn inzwischen alle Englisch?

Gabor Waldmann: Leider nicht, das ist sehr schwer. Ich habe auch mit vielen deutschen Freunden darüber gesprochen, dass es nicht so einfach ist, wenn man Ungarisch nicht spricht. In der Hauptstadt wird Englisch oder Deutsch schon gesprochen. Es ist natürlich ein bisschen einfacher, in Budapest zurechtzukommen, aber in den anderen Städten und Dörfern, dort ist es natürlich schwer. Jeder beschwert sich - zum Beispiel Polizei, oder “Police”, was ganz international ist, heißt bei uns zum Beispiel "Rendőrség". Also solche internationalen Wörter haben wir leider nicht. Entweder lernt man Ungarisch oder findet einen Freund, der Ungarisch spricht, denn leider werden ausländische Sprachen nicht gut gesprochen. Ausnahmsweise findet man natürlich jüngere Personen, die Englisch oder Deutsch sprechen. Aber das ist leider ein Nachteil, hier in Ungarn, dass unsere Sprache ganz speziell ist und ausländische Sprachen nicht so oft gesprochen werden auf der Straße.

00:20:06 - Die Beantragung der Aufenthaltserlaubnis

Daniel: Da haben wir ja schon eine ganze Reihe an Informationen für den ein oder anderen, der vielleicht mit dem Gedanken spielt, nach Ungarn zu kommen. Wir haben festgestellt, für EU-Bürger ist es durch die Niederlassungsfreiheit relativ einfach, dorthin zu kommen. Wie ist eigentlich der Prozess, um die Niederlassungserlaubnis oder die Aufenthaltserlaubnis zu beantragen?

Gabor Waldmann: Das ist eigentlich ganz einfach. So etwas braucht man eigentlich nicht mehr, man muss sich nur anmelden, dass man hier wohnhaft ist und dann ist das schon erledigt. Also innerhalb von ein bis zwei Stunden kann man das erledigen, das ist ganz einfach und gilt auch für die Staatsbürger der Schweiz.

Daniel: Bekommt man dann ein Kärtchen oder so etwas?

Gabor Waldmann: Ja, ein Kärtchen und dann ist das schon erledigt.

Daniel: Okay! Da können wir einen Haken machen. Wir haben auch gesehen, dass es relativ günstig ist, eine Wohnung zu mieten. Wir haben festgestellt, es wäre günstig, eine Immobilie zu kaufen, je nachdem, wie dick das Portemonnaie ist. Vielleicht in der Nähe der Hauptstadt, in der Hauptstadt und ansonsten in ländlichen Regionen. Zur Sprache haben wir gesehen, wer keinen Unterricht nehmen möchte, müsste dann doch eher in eine größere Stadt oder idealerweise in die Region der Hauptstadt.

Gabor Waldmann: Aber ich habe auch einige Mandanten, die schon sehr schön auf Ungarisch sprechen. Es ist auch nicht unmöglich, es zu lernen.

00:21:40 - So wird das Einkommen in Ungarn versteuert

Daniel: Eine ganz wichtige Frage: Wie sieht es denn steuerlich aus? Wie schneidet Ungarn steuerlich im Vergleich zu Deutschland, Österreich, Schweiz beispielsweise ab? Welche Trümpfe kann man da noch ausspielen?

Gabor Waldmann: Sollen wir zuerst über Unternehmen sprechen?

Daniel: Wir reden ja über die Einkommensteuer, Gewerbesteuer, Körperschaftsteuer, Quellensteuer, Mehrwertsteuer, das ist sozusagen der ganze Blumenstrauß. Vielleicht beginnen wir mal mit der Einkommensteuer.

Gabor Waldmann: Die Einkommensteuer ist bei uns 15 % hoch. Das ist ganz einfach, denn für alles, was mit Einkommen zu tun hat, muss man 15 % Steuern bezahlen. Das gilt auch für Krypto, weil Sie das erwähnt haben, wenn man von Krypto Gewinne hat, dann muss man nur diese 15 % Steuern bezahlen.

Daniel: Beim Verkauf?

Gabor Waldmann: Ja, genau! Ja, also Krypto ist erlaubt und, wie gesagt, diese 15% Steuer gilt.

Daniel: Und Auslandseinkommen, wie wird das betrachtet?

Gabor Waldmann: Wie meinen Sie das?

Daniel: Ich wohne in Ungarn und habe keine Einkünfte in Ungarn, sondern ich generiere sie im Ausland.

Gabor Waldmann: Wenn man die Steuern im Ausland bezahlt, dann muss man nicht doppelt bezahlen. Also das wird nicht besteuert

Daniel: Nein, Auslandseinkommen, also zum Beispiel Zinserträge aus dem Ausland beispielsweise, muss ich die in Ungarn besteuern? Also wird in Ungarn das Welteinkommen besteuert, wenn ich mich zum Beispiel als Deutscher in Ungarn niederlasse?

Gabor Waldmann: Es kommt darauf. Wenn Sie in Deutschland auch Steuern zahlen, dann nicht, wenn sie in Deutschland keine Steuern zahlen, dann muss man auch diese 15% bezahlen. Das gilt eigentlich für jedes Einkommen einer Privatperson, also wenn man Gewinn von Krypto hat, Dividendenausschüttungen, dann auch 15 %, oder auch solche Zinsen, die Sie erwähnt haben.

Daniel: Ok! Und wenn wir jetzt vom Privatbereich in den Unternehmensbereich gehen, wie sieht es da aus mit der Besteuerung?

00:24:20 - Die Besteuerung von Unternehmen in Ungarn

Gabor Waldmann: Dann geht es um die Körperschaftsteuer, das heißt bei uns Gesellschaftssteuer, das sind ganz allgemein für GmbHs und AGs 9%, nach dem Gewinn. Soviel ich weiß, ist das in Europa ziemlich günstig. Natürlich gibt es spezielle Formen von Steuerzahlungen, aber ich rede jetzt von einem ganz allgemeinen Unternehmen in Form von einer GmbH oder Aktiengesellschaft, also wenn jemand eine GmbH oder eine AG hier in Ungarn gründen will, dann läuft das ziemlich schnell und man sollte erstmal mit 9% Körperschaftsteuer rechnen.

Daniel: Also keine weiteren Steuern für Unternehmen, abgesehen von den 9% Körperschafts-ähnliche Steuern.

Gabor Waldmann: Ja, die Körperschafts-ähnliche Steuer beträgt 9%, genau.

Daniel: Klingt gut.

Gabor Waldmann: Es gibt auch lokale Steuern, aber die müssen nicht überall bezahlt werden. Das ist eine spezielle Art von Steuer, allgemein sind das 2%, aber wie gesagt, man kann auch Städte finden, wo man keine solchen lokalen Steuern bezahlen muss. Also sollte man mit 9% rechnen.

00:25:53 - Wie sieht die Infrastruktur in Ungarn aus?

Daniel: Wenn jetzt interessierte Mandanten zuhören oder generell Zuhörer oder Zuschauer sagen, Ungarn mit 9% Körperschaftsteuer, niedrigen Lebenskosten, das klingt interessant, dann kommen immer zwei ganz wichtige Fragen auf. Das eine ist, wenn ich ein Unternehmen gründe in Ungarn, was finde ich denn für eine Infrastruktur vor? Wir als Unternehmen brauchen zum Beispiel unbedingt eine hervorragende Internetanbindung, das wäre zum Beispiel ein Punkt. Aber es gibt noch andere Infrastrukturen, die natürlich für das Business sehr wichtig sind und Mitarbeiter. Wir haben vor einiger Zeit beispielsweise einen Podcast über Tschechien gemacht und da haben wir gesehen, Tschechien ist auch nicht schlecht, das ist auch sehr nah an Deutschland, aber falls ich ein Unternehmen gründen würde, würde ich dort höchstwahrscheinlich keine Mitarbeiter finden. Deswegen die beiden Fragen an Sie. Also, ich gründe ein Unternehmen in Ungarn, übrigens trifft das auch zu, wenn ich mich nur als Selbstständiger niederlassen wollen würde. Ich brauche hervorragende Infrastrukturen, Telefon, Internet, Straßenanbindung usw. weiter und Mitarbeiter. Was können Sie dazu sagen?

Gabor Waldmann: Ja, natürlich ist die erste Frage, wo man sich das vorstellt, wo man ein Unternehmen gründen will. Kurz über Ungarn: Budapest ist unsere Hauptstadt, dort wohnen 20% der Bevölkerung. Dort gibt es mehr als 2 Mio. Personen. Natürlich sind die Kosten ein bisschen höher, wenn man ein Unternehmen in Budapest gründen will, aber ich würde mal sagen, Arbeitskräfte kann man schon finden. Es gibt dort mehr als 2 Mio. Personen, ich würde mal sagen, das ist nicht unmöglich. Natürlich gibt es solche Sachen, die sie erwähnt haben: Internet, Telefon, das gibt es alles. Budapest ist eine sehr große und moderne Stadt. Ich denke, dort findet man alles, was man will. Es gibt Bürohäuser, wenn man nur ein kleines Büro dort mieten möchte. Man kann auch größere Büros, eventuell auch Wohnungen mieten, um sie als Büro oder als Sitz der Firma zu benutzen. Dort findet man alles. In einer anderen Großstadt, zum Beispiel Szeged, Debrecen oder Pécs mit Einwohnerzahlen zwischen 150.000 und 300.000 Personen, dort ist es natürlich ein bisschen komplizierter, Arbeitskräfte zu finden. Zum Beispiel gibt es hier in Szeged heutzutage sehr viele IT-Firmen, da höre ich, dass es fast unmöglich ist, Arbeitskraft zu finden, aber ich denke, das ist überall so und nicht nur hier bei uns, sondern IT ist heutzutage sowieso sehr gefragt und deshalb ist es sehr schwer, Arbeitskräfte zu finden. Aber ich würde mal sagen, dass es nicht unmöglich ist.

00:29:39 - Der Zeitfaktor bei der Unternehmensgründung

Daniel: Wenn wir jetzt nochmal über die Unternehmensgründung sprechen: Wenn wir zum Beispiel für Mandanten in Großbritannien Unternehmen gründen, dann funktioniert das alles online über Web-Interfaces über die Behördenseiten und ist innerhalb von Stunden bis ein bis zwei Tagen erledigt. Wie kann man sich solche Vorgänge in Ungarn vorstellen?

Gabor Waldmann: Das ist bei uns auch sehr ähnlich, also innerhalb von 24 Stunden ist es möglich, eine GmbH zu gründen, wenn alle Informationen zur Verfügung stehen und wir die Dokumente vorbereiten können, dann geht es sehr schnell, die Unterzeichnung. Das kann, wie Sie gesagt haben, online erledigt werden. Der Geschäftsführer müsste nachher, also wenn die GmbH schon fertig und gründet ist, einmal mindestens nach Ungarn kommen, denn ein Bankkonto sollte innerhalb von 8 Tagen eröffnet werden. Das kann man, soweit ich weiß, aktuell nur persönlich erledigen, aber das hat mit den Banken zu tun. Vielleicht gibt es schon eine Bank, wo es möglich ist, online ein Konto zu eröffnen, aber aktuell ist es so, dass man persönlich erscheinen muss.

00:31:14 - Aus diesen Gründen siedeln sich Unternehmen in Ungarn an

Daniel: Haben Sie ja eigentlich auch Mandanten, die Sie beraten, die wegen der günstigen Steuersituation vielleicht selbst gar nicht in Ungarn ansässig sind, aber Unternehmen in Ungarn gründen?

Gabor Waldmann: Also, ich kenne den genauen Grund nicht, warum sie Unternehmen in Ungarn gegründet haben, aber ich kenne sehr viele Mandanten, die in den letzten Jahren GmbHs oder AGs hier in Ungarn gegründet haben. Es ist, wie gesagt, nicht so kompliziert, Arbeitskräfte zu finden und das ist eigentlich auch günstig. Bei uns liegt der Mindestlohn aktuell um die 600 € oder 700 €, das ist auch ziemlich günstig. Wenn man eine qualifizierte Arbeitskraft sucht, dann ist das natürlich ein bisschen teurer, aber ich würde mal sagen, zwischen 1.000 oder 2.000 € ist schon ein gutes Gehalt. Natürlich nicht für eine Führungskraft, aber das Durchschnittsgehalt in Ungarn liegt um die 1.200 bis 1.300 €.

Daniel: Sie haben es schon ein paar Mal mit anklingen lassen, aber gibt es zum Beispiel bestimmte Branchen, bei denen Sie feststellen, dass sich besonders viele Unternehmen ansiedeln, vielleicht weil Ungarn da besonders günstig ist? Gibt es vielleicht auch von Seiten der Regierung spezielle Förderprogramme für bestimmte Branchen? Wir hatten vor einiger Zeit zum Beispiel in einem Podcast auch mit einem Kollegen über Andorra gesprochen, wo es zum Beispiel speziell für die Softwarebranche, also für Unternehmen, die Software entwickeln, ganz besondere Anreize gibt. Eine besonders niedrige Körperschaftsteuer beispielsweise? Wir haben jetzt vor kurzem mit einem Kollegen aus Kiew gesprochen, wo man auch wieder sagt, wir suchen mutige Unternehmer für die Zeit, in der der Krieg endlich vorbei ist. Dort werden jetzt schon Anreize geschaffen, zum Beispiel im Bereich Digitalisierung, im Fintech-Bereich, im Kulturbereich, wo man also mit ganz speziellen Steuererleichterungen oder auch anderen Vergünstigungen versucht, Unternehmer ins Land zu ziehen. Gibt es auch in Ungarn ähnliche Programme?

Gabor Waldmann: Solche Programme kenne ich nicht. Ich gehe davon aus, wenn Unternehmen hier gegründet werden, dann ist fast der wichtigste Grund, dass die Arbeitskräfte hier ein bisschen billiger sind als in Westeuropa. Autofirmen, Mercedes, BMW, Suzuki, Audi zum Beispiel, solche Unternehmen kommen nach Ungarn. Es kann sein, dass sie auch Unterstützung von der Regierung erhalten, aber die Arbeitskräfte sind hier günstig.

00:34:58 - Die Schulpflicht und Möglichkeiten für Studenten in Ungarn

Daniel: Es gibt noch eine Frage, die auch mitunter von unseren Mandanten gestellt wird, wenn sie sich für ein bestimmtes Land interessieren, in das sie auswandern möchten. Das ist das Thema Schulbildung. Jetzt kommt eine Familie nach Ungarn und hat ein oder mehrere schulpflichtige Kinder. In Deutschland ist es so, dass es eine Gebäude-Anwesenheitspflicht gibt. Das heißt, das Kind, egal ob es zum Beispiel die Sprache versteht oder nicht, muss in dem Moment, in dem es in einer Gemeinde wohnt und angemeldet ist, in das nächstliegende Schulgebäude und muss dort sitzen. Jetzt gibt es auf der anderen Seite natürlich viele Eltern, die andere Schulkonzepte für ihre Kinder interessant finden, zum Beispiel Homeschooling oder Online-Schulen. Wie ist das im Gesetz geregelt? Das heißt, gibt es in Ungarn eine Schulpflicht?

Gabor Waldmann: Ja, das ist auch so wie in Deutschland, also man muss dort sein und dort persönlich erscheinen. Ich würde sagen, unser Schulsystem, unsere Schulbildung ist ziemlich gut. Wir haben solche Mandanten, die auch mit Kindern hier in Ungarn leben. Hauptsächlich gibt es Privatschulen, in denen nicht auf Ungarisch unterrichtet wird. Es gibt privat auch solche Kindergärten und Grundschulen, wo man auf Englisch lernen kann. Aber das wird vom Staat nicht bezahlt. Die Kosten solcher Privatschulen müssen privat von der Familie erstattet werden.

Daniel: Okay.

Gabor Waldmann: Ja, was ich schon erwähnt habe: Die Universitäten bieten Unterricht in Fremdsprachen an, das findet man schon in mehreren Städten im Land, solche Möglichkeiten. Bei uns hier in Szeged gibt es sehr viele Medizinstudenten, Zahnarzt-Studenten oder auch im Sozialwesen gibt es Unterricht auf Deutsch und auf Englisch. Natürlich gibt es in der Hauptstadt, in Budapest, es sehr viele Möglichkeiten, in Pécs auch. Hier trifft man viele ausländische Studenten auf den Straßen. In den letzten Jahren ist die Zahl sehr schön gewachsen. Wir freuen uns, dass so viele Stunden auch aus Deutschland hier bei uns sind. Und ich denke, die Studenten fühlen sich auch sehr gut bei uns.

00:38:12 – 3 Fakten zu Ungarn

Daniel: Unsere Zeit ist fast zu Ende, aber es hat viel Spaß gemacht, Ihnen zuzuhören. Ich habe noch drei Fragen zum Schluss. Kurze Frage, kurze Antwort.

Gabor Waldmann: Ja.

Daniel: Wenn jemand einmal nach Ungarn kommt, was muss er unbedingt gesehen haben?

Gabor Waldmann: Ich denke, auf jeden Fall Budapest. Szeged ist auch wunderschön und der Plattensee, ich denke, den Plattensee Balaton kennen die deutschsprachigen Personen gut. Das würde ich auf jeden Fall empfehlen.

Daniel: Gibt es nicht noch einen Geheimtipp?

Gabor Waldmann: Doch, es gibt hier viele Geheimtipps. Es gibt zum Beispiel sehr schöne Weinregionen hier in Ungarn, in Pécs, in Villány, Eger, das kann ich gut empfehlen. Ich denke, im Ausland ist es nicht so bekannt, dass es in Ungarn sehr, sehr gute Weine gibt, aber ich kann es empfehlen, solche Weinregionen zu besuchen.

Daniel: Ich bin ja in Ostdeutschland groß geworden und da gab es bei uns regelmäßig ungarische Weine, deswegen denke ich zumindest allen Ostdeutschen ist das gut bekannt, dass Ungarn gute Weine zustande bringt. Gut, zweite Frage: Welches Gericht sollte man unbedingt gegessen haben und probiert haben?

Gabor Waldmann: Ich würde mal sagen, Fischsuppe und Gulasch.

Daniel: Szegediner Gulasch wahrscheinlich.

Gabor Waldmann: Szegediner Gulasch, aber ich denke, das heißt nur in Deutschland Szegediner Gulasch. Bei uns heißt es nur Gulasch.

Daniel: In meiner Heimatstadt gab es ein Restaurant, das hieß Szeged. Da gab es natürlicher Szegediner Gulasch.

Gabor Waldmann: Das esse ich auch immer in Deutschland, aber ich denke, hier in Ungarn ist es ein bisschen besser.

Daniel: Welchen Fehler sollte man in Ungarn unbedingt vermeiden?

Gabor Waldmann: Mit Alkohol darf man nicht fahren! Zero Toleranz. das sollte man vermeiden, aber sonst kann man das Leben hier genießen.

Daniel: Klasse! Dann eine letzte Frage: Interessierte Zuhörer, Zuschauer oder Mandanten, wie können die Sie am besten erreichen?

Gabor Waldmann: Auf unserer Webseite, das ist ungarischerrechtsanwalt.de oder hungary-lawyer.com. Dort können Sie eine E-Mail schreiben und auch auf unserer Webseite findet man unsere Telefonnummer. Wir sind erreichbar, wir stehen jedem zur Verfügung und helfen, wenn wir helfen können.

Daniel: Hervorragend! Vielen Dank, Herr Dr. Waldmann, es hat mir viel Freude gemacht und wir blenden dann auch Ihre Daten und wie man Sie erreichen kann ein.

Gabor Waldmann: Dankeschön!

Perspektive Ausland: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland - Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn ihr keines unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren-Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr!

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

PLC gründen - Vorteile und Tipps für Unternehmer

Die UK PLC ist spannend für Unternehmer, die einen Börsengang zur Kapitaleinwerbung planen oder eine Holding gründen wollen! Wir haben Tipps dazu parat!

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Großbritannien ist als Unternehmenssitz auch über den Brexit hinaus für Unternehmer interessant. Besonders die UK PLC bietet spannende Vorteile, beispielsweise hinsichtlich eines Börsengangs.

Nicht immer ist allerdings klar, für wen die UK PLC im Unterschied zur weithin bekannten UK Limited geeignet ist. Im aktuellen Podcast von Perspektive Ausland klärt Unternehmens- und Steuerexperte Sebastian Sauerborn daher darüber auf, worin sich beide Rechtsformen unterscheiden. Er erörtert die Vorteile der PLC, geht auf die Vorgänge bei der Gründung ein und erklärt genau, wie ein Börsengang mit ihr realisiert werden kann.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

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Die Unterschiede zwischen der UK PLC und der UK Limited

Anders als häufig angenommen, ist die UK Limited nicht mit der deutschen GmbH gleichzusetzen. Ebenso wie bei der PLC handelt es sich vielmehr um eine Aktiengesellschaft und kann sozusagen als „kleine AG“ angesehen werden.

Der Unterschied zwischen der UK Limited, wie die Private Limited Company meist kurz genannt wird, und der UK PLC liegt in den Wörtern „public“ und „private“. Bei der UK Limited ist der Gesellschafterkreis begrenzt. Die PLC als Public Limited Company dagegen kann die Aktien auch der breiten Öffentlichkeit anbieten.

Ein weiterer Unterschied findet sich in der Höhe des Stammkapitals. Während dies UK PLC ein Stammkapital in Höhe von 50.000 GBP benötigt, beträgt es bei der UK Limited lediglich 1 GBP.

Informationen, falls Sie eine Firma in Irland gründen wollen, finden Sie hier.

Die Vorteile der UK PLC

Entgegen der Fehlannahme, dass die UK PLC für Unternehmer nach dem Brexit nicht mehr attraktiv ist, bietet sie eine Reihe von Vorteilen, die sie zu einer beliebten Rechtsform machen:

  • Die Höhe des Stammkapitals: Mit 50.000 GBP ist das Stammkapital verhältnisweise niedrig, wenn auch deutlich höher als bei der UK Limited.

  • Die PLC genießt das Ansehen einer Aktiengesellschaft: Aus diesem Grund wird die PLC gern von Unternehmern genutzt, die von der guten Reputation der PLC profitieren möchten, auch wenn sie nicht zwingend eine Aktiengesellschaft benötigen würden.

  • Die Geschwindigkeit der Gründung: Die UK PLC kann in wenigen Tagen gegründet werden und damit wesentlich schneller, als dies beispielsweise bei einer vergleichbaren deutschen Gesellschaft der Fall wäre.

  • Sacheinlagen zur Kapitalerhöhung sind einfach möglich: Im Vergleich zur deutschen oder Schweizer Aktiengesellschaft sind Sacheinlagen recht unkompliziert möglich. Bei der Gründung allerdings kann keine Sacheinlage genutzt werden.

  • Die UK PLC bietet steuerliche Vorteile: Es fällt keine Quellensteuer an, während beispielsweise in Deutschland 25 %, in der Schweiz 35 % und in den USA 30 % Quellensteuer fällig werden.

  • Die PLC ist ideal für Kapitalmarktvorhaben geeignet: Mit ihr ist der Börsengang via IPO oder Direct Listing möglich, aber auch über den an der Börse gelisteten Bond.

Börsengang und Kapitaleinwerbung mit der UK PLC 

Die britische PLC bietet verschiedene Möglichkeiten, über die Börse Kapital einzuwerben. Für den jeweils passenden Weg ist daher zunächst die Frage, ob Sie für Ihr Unternehmen Eigenkapital einwerben wollen oder aber ein Darlehen über einen Bond einwerben möchten.

Investitions-Finanzierung über einen an der Börse gelisteten Bond

Die Auflage eines an der Börse gelisteten Bonds ermöglicht es Ihnen, für Ihr Unternehmen ein Darlehen aufzunehmen und es über das Kapital von Börsenanlegern zu finanzieren. Die PLC wird hierbei als Special Purpose Vehicle, als SPV, gegründet mit dem Ziel, an der Börse Kapital einzunehmen und es dem operativ tätigen Unternehmen zur Verfügung zu stellen.

Die operativ tätige Gesellschaft kann diese Mittel nutzen und zahlt Zinsen an die PLC, die wiederum den Kupon, also den Zinssatz, den die Anleger erhalten.

Der Bond gilt als einfachste und schnellste Möglichkeit, das eigene Wertpapier an der Börse zu listen. Dementsprechend gut ist er für die Beschaffung von Kapital für Investitionen geeignet.

Börsengang via IPO oder Direct Listing

Eine weitere Möglichkeit, das Unternehmen an die Börse zu bringen, ist der klassische IPO (Initial Public Offering; Erstemission). Bei einem IPO erfolgt das Einwerben von Kapital über den Verkauf neuer Aktien an der Börse. Investoren können bereits im Vorfeld für die Aktien zeichnen, dem Börsengang gehen dementsprechend aber auch zahlreiche Aktivitäten wie das Bookbuilding durch Investmentbanken voraus. In der Regel geht man davon aus, dass ein IPO vor allem für große Unternehmen mit viel Wachstumspotenzial geeignet ist, die bei einem Börsengang eine Überzeichnung erwarten.

Für die meisten UK PLCs eignet sich statt eines IPOs eher das Direct Listing, das auch durch Unternehmen wie Spotify bekannt geworden ist. Die Aktien werden dabei nicht neu ausgegeben. Stattdessen ermöglicht es der Börsengang bestehenden Aktionären, ihre Aktien zu verkaufen. Das heißt, das Kapital wurde bereits vorab und mit Hinblick auf das in einer bestimmten Zeit erfolgende Direct Listing eingeworben.

Neben der Art und Weise des Börsengangs stellt sich für viele Unternehmer auch die Frage, welche Börse die richtig ist. Dies entscheidet sich danach, wo die Investoren für das Kapitalmarktvorhaben sitzen.

Weiterhin gilt zu klären, ob ein Prospekt benötigt wird oder nicht. Dies entscheidet sich danach, ob es sich um ein öffentliches Angebot handelt. In diesem Fall besteht Prospekt-Pflicht. Handelt es sich jedoch um ein reines Angebot an institutionelle Investoren, ist kein Prospekt nötig.

In jedem Fall empfehlenswert dagegen ist ein guter Businessplan. Er ist beispielsweise für die Kontoeröffnung von Bedeutung, aber auch hinsichtlich der eigenen Geschäftsstrategie und -entwicklung unverzichtbar.

Planen Sie die Gründung eine UK PLC oder ein Kapitalmarktvorhaben, hilft Ihnen ein persönliches Beratungsgespräch mit einem Experten, Voraussetzungen und Einzelheiten zu klären und die genauen Abläufe zu kennen und zu optimieren.

Kontaktdaten und Links

Sebastian Sauerborn

Homepage: www.ukplc.services

                     www.auslandsunternehmen.com

E-Mail: hello@stmcorporate.group

Telefon:  +44 20 3151 0582

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00:00:25 Die PLC und ihre Unterschiede zur UK Limited

00:04:10 Für wen kommt eine PLC statt einer UK Limited in Frage?

00:07:14 Anforderungen und Komplexität der Gründung der PLC

00:13:27 Macht die PLC nach dem Brexit für in der EU ansässige Unternehmer noch Sinn?

00:16:52 Wie schwierig ist die Eröffnung eines Bankkontos für die PLC?

00:20:25 Kapitaleinwerbung mit der PLC über den Bond

00:31:59 IPO und Direct Listing als Varianten der Kapitaleinwerbung

00:26:44 Prospekt, Zeitfaktor und Kosten beim Bond

00:31:59 IPO und Direct Listing als Varianten zur Kapitaleinwerbung

00:41:39 Die Wahl des richtigen Börsenplatzes

00:47:47 Kapitalerhöhung und Sacheinlage

01:03:00 Diese Mythen existieren zur UK PLC

01:07:12 Kontakt- und Beratungsmöglichkeiten

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 59: PLC gründen – Vorteile und Tipps für Unternehmer

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Perspektive Ausland - der Podcast für Unternehmer und Freiberufler, die es ins Ausland zieht. Egal, ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung oder Lifestyle-Fragen - hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:00:25 Die PLC und ihre Unterschiede zur UK Limited

Daniel: Wir sprechen heute über die PLC, über die Public Limited Company. Die PLC und die UK Limited sind beide Aktiengesellschaften und auf den ersten Blick scheinen die beiden sehr ähnlich zu sein. Wenn man sich aber mit den Details beschäftigt, gibt es doch große Unterschiede. Darüber wollen wir heute sprechen, denn du bist ja Experte auf dem Gebiet und ich bin schon gespannt, welche interessanten Antworten ich auf meine vielen Fragen bekomme.

Sebastian: Dann versuchen wir mal, nicht zu enttäuschen.

Daniel: Genau! Wie gesagt, es sind beides Aktiengesellschaften. Über die UK Limited haben wir schon öfter gesprochen hier in unserem Podcast. Heute soll es um die Public Limited Company gehen. Vielleicht kannst du, bevor wir in die vielen Details einsteigen - und davon gibt es eine ganze Menge und viel Wissenswertes - sagen, wenn man die PLC vergleicht mit der Limited, was ist denn jetzt genau der Unterschied zwischen beiden?

Sebastian: Das ist eine gute Frage! Grundsätzlich: Die Limited Company heißt ja in Wirklichkeit Private Limited Company und insofern macht das Public bei der PLC mehr Sinn. Wie du schon richtig gesagt hast, ist auch die Private Limited Company, die im Volksmund mit Ltd. abgekürzt wird und die jeder kennt, schon eine Aktiengesellschaft und nicht gleichzusetzen, zum Beispiel mit einer amerikanischen LLC oder einer deutschen GmbH. Auch die Private Limited ist eine AG, hat Aktien, ist auf Aktien basiert. Der Hauptunterschied liegt eben in den Wörtern Private und Public. Während man also die Private Limited Company auch als kleine AG bezeichnen könnte, ist die PLC tatsächlich in der Lage, ihre Aktien auch an die Öffentlichkeit zu verkaufen. Das heißt, wer Kapital anwerben möchte, wer an die Börse möchte oder wer einfach eine Gesellschaft gründen will, die das Flair einer Publikumsgesellschaft hat, der gründet lieber eine PLC oder sogar zwangsweise eine PLC anstatt einer Ltd.

Daniel: Gut, dass du den Unterschied nochmal hervorgehoben hast, denn viele vergleichen fälschlicherweise die UK Limited mit einer deutschen GmbH und das ist einfach falsch, so wie du das gerade gesagt hast, denn sie ist von der Struktur her ähnlich wie eine Aktiengesellschaft. Was ist denn jetzt ein typischer Mandant, jemand, der sich für eine PLC interessiert? Du hast es ja mit einer ganzen Reihe von Interessenten zu tun. Welches ist der typische Mandant, der sagt: "Ich möchte eine PLC kaufen"?

00:04:10 Für wen kommt eine PLC statt einer UK Limited in Frage?

Sebastian: Zunächst einmal sind es tatsächlich Mandanten, die ein Kapitalmarkt-Vorhaben planen, also zum Beispiel an die Börse zu gehen, eine Anleihe aufzulegen, oder auch per Private Placements Kapital einzuwerben. Das ist natürlich der naheliegende Grund, warum man eine PLC gründet. Diese Dinge gehen oftmals nicht mit der Limited. Die anderen Mandanten sind eigentlich die, die auch in Deutschland vielleicht eher eine AG gründen, obwohl sie de facto auch keine Aktiengesellschaft brauchen und mit einer GmbH operieren könnten. Die PLC hat einfach eine viel bessere Reputation als die Private Company. Das ist klar, denn das minimale Stammkapital beträgt 50.000 Pfund. Das muss auch, wenigstens teilweise, tatsächlich einbezahlt werden. Bei der PLC sind testierte Bilanzen einzureichen, die vom Wirtschaftsprüfer angefertigt werden müssen. Also die PC hat bei Weitem mehr Substanz. Wir kennen das gerade im europäischen und deutschsprachigen Raum. Dort haben die Limiteds im Grunde eine schlechte Reputation. Man sagt im Grunde, jeder, der sich eine GmbH nicht leisten kann, hat eine Limited gegründet. Zumindest früher, heute gründet man eine UG. In Großbritannien hat die Limited keine schlechte Reputation, weil sie jeder verwendet, jedes Unternehmen ist eine Limited und man kennt das gar nicht anders. Auch hier sind natürlich PLCs nur den ganz großen Unternehmen vorbehalten. Also zum Beispiel British Airways, BT, das sind PLCs. Aber natürlich sind 99% aller Kapitalgesellschaften, die in UK gegründet werden, natürlich Limiteds. Wir kennen einen ganz ähnlichen Fall aus der Schweiz. In der Schweiz ist es auch traditionell so, dass jeder Bäckermeister, jeder Malermeister usw. eine AG gründet, obwohl er ja auch seine GmbH gründen könnte. In der Schweiz hat eben die Aktiengesellschaft auch, was die Seriosität und Gewichtung betrifft, einen hohen Stellenwert. Man weiß eben, man muss Stammkapital einzahlen, das Stammkapital muss libriert werden, da gibt es ein Board of Directors etc. Um auf deine Frage eine kurze Antwort zu geben: Wer gründet eine PLC? Erstens, wer ein Kapitalmarkt-Vorhaben plant und zweitens, wer gerne eine Publikumsgesellschaft gründen und von deren Reputation profitieren möchte.

00:07:14 Anforderungen und Komplexität der Gründung der PLC

Daniel: Klasse! Bevor wir nochmal auf die Details, gerade was die Kapitaleinwerbung betrifft, zu sprechen kommen, vielleicht noch ein paar technische Daten zur PLC oder zum Gründungs-Prozedere. Eine wichtige Frage, die sich einige auch in dem Zusammenhang stellen, ist die Geschwindigkeit, das heißt, die Zeit, die Gründung dauert, die Komplexität der Gründung, die Anforderungen, die die Kosten. Vielleicht kannst du das nochmal gegenüberstellen mit der Limited?

Sebastian: Grundsätzlich gibt es, was die Formalitäten der Gründung anbelangt, keinen wirklichen Unterschied zur Private Limited Company, zur Ltd. Auch die PLC kann in wenigen Tagen gegründet werden. Die ganzen Zusatzanforderungen, zum Beispiel Stammkapital einzahlen und sowas, das kommt alles hinterher. Es gibt also nicht, wie in Deutschland oder in der Schweiz die Situation, dass man zunächst ein Sperrkonto braucht, dann Stammkapital einbezahlt, dann die Firma gründet, dann dauert das wochenlang, bis es eingetragen wird im Register, und dann wird Sperrkonto in ein Bankkonto umgewandelt etc. Das gibt es alles nicht. Man gründet die Gesellschaft, die ist in wenigen Tagen gegründet, kein Notartermin, keine Anreise, kein Registergericht, die Gesellschaft ist sofort im Handelsregister eingetragen. Dann eröffnet man ein Bankkonto, dort zahlt man das Stammkapital ein, wie gesagt ist das Minimal-Stammkapital 50.000 Pfund. Der vergleichbare Betrag in Euro sind ca. 60.000 € und davon müssen mindestens 25 % eingezahlt werden auf das Konto der Gesellschaft. Es ist wichtig zu verstehen, dass dieses Stammkapital, oder ich sag mal das Gründungskapital nicht per Sacheinlage eingezahlt werden kann. Es muss bar einbezahlt werden. Das ist deswegen wichtig, weil grundsätzlich einer der großen Vorteile bei der PLC im Vergleich zur deutschen oder schweizerischen Aktiengesellschaft ist, dass dann zu späterer Zeit Sacheinlagen relativ einfach möglich sind. Bei der Gründung kann keine Sacheinlage verwendet werden. Man muss dann tatsächlich mindestens 25% des Stammkapitals in bar auf das Konto der Gesellschaft einzahlen. Sobald das einbezahlt ist, reicht man den Nachweis dieser Einzahlungen beim britischen Handelsregister ein und bekommt dann ein sogenanntes Certificate of Trading. Das heißt, damit bestätigt dann das Handelsregister, das Stammkapital ist einbezahlt, wir haben das geprüft und jetzt kann die PLC geschäftstätig werden.

Daniel: Gut! Zu den Anforderungen, Direktoren, Secretary, was können wir dazu noch sagen? Ich glaube, da gibt es auch kleine Unterschiede.

Sebastian: Genau, das ist auch ein sehr guter Punkt! Die PLC braucht grundsätzlich zwei Geschäftsführer. Es spielt keine Rolle, wo die leben, die müssen nicht Briten sein, sie müssen nicht in Großbritannien leben, sie können überall auf der Welt leben, müssen aber natürliche Personen sein. Es können also nicht juristische Personen sein. Bei der PLC werden also zwei gebraucht, bei der Limited wird nur einer gebraucht. Man muss sagen, dass bei Kapitalmarkt-Projekten das Direktorium ausgesprochen wichtig ist und die Zusammensetzung des Boards sehr wichtig ist. Darauf legen potenzielle Kapitalgeber und Investoren sehr großen Wert. Hier Personen zu verwenden, die erfahren sind, was Publikumsgesellschaften anbelangt, was die Verwaltung von Gesellschaften anbelangt, die Mittel eingeworben haben, mit dem Kapitalmarkt vertraut sind, ist natürlich extrem wichtig. Die kann man aber auch zu einem späteren Zeitpunkt installieren. Wie gesagt, am Anfang ist die Minimalvoraussetzung zwei Geschäftsführer. Der Company Secretary ist, anders als bei der Private Company, bei der PLC verpflichtend zu benennen und es muss auch jemand sein, der eine entsprechende Qualifikation hat, also ein Rechtsanwalt, ein qualifizierter Company Secretary, ein qualifizierter Steuerberater. Nur eine qualifizierte Person kann Company Secretary einer PLC werden.

Daniel: Jetzt habe ich im Kleingedruckten gelesen, dass ein Geschäftsführer der PLC nicht älter sein sollte als 70 oder sogar nicht älter sein darf. Da fiel mir dabei ein, dass es ja Präsidenten von sehr großen Staaten gibt, die älter sein dürfen als 70, aber bei der PLC darf der Geschäftsführer nicht älter sein als 70. Kannst du dazu noch was sagen?

Sebastian: Das ist mir ehrlich gesagt neu, das habe ich gar nicht gewusst. Das ist ein interessanter Punkt! Ich müsste jetzt mal nachschauen, wie die genauen Details sind und was dafür genau die Begründung ist, aber es geht natürlich grundsätzlich darum, dass die PLC junge und leistungsfähige Geschäftsführer hat. Aber ich kann es, ehrlich gesagt, nicht sagen, das müsste ich mal nachschauen.

Daniel: Das müssen wir nochmal nachreichen. Man muss mindestens 16 sein, das habe ich schon verstanden, aber über die 70-Grenze war ich überrascht.

Sebastian: Ja.

00:13:27 Macht die PLC nach dem Brexit für in der EU ansässige Unternehmer noch Sinn?

Daniel: Vielleicht gibt es dazu auch neue Informationen. Apropos neue Informationen, Sebastian, bei der Limited, bei der Private Limited, da heißt es ja oftmals, die macht nach dem Brexit für Unternehmer, die in Ländern der Europäischen Union ansässig sind, nicht mehr viel Sinn. Wie ist denn das mit der PLC?

Sebastian: Du sprichst das einen sehr guten Punkt an. Wie gesagt, früher, insbesondere vor 2008, bevor die UG in Deutschland erfunden wurde, und mittlerweile gibt es ja auch in Österreich eine Gründergesellschaft, war die Limited in Deutschland sehr beliebt als Rechtsform und auch in Österreich. Man hat also eine Limited in UK gegründet, hat dafür lokal eine Niederlassung angemeldet, die Limited hat aber in UK keinerlei Aktivitäten entfaltet und damit war eben gemäß dem Doppel-Besteuerungsabkommen und dem EU-Recht in UK nichts einzureichen an Steuererklärung, Jahresabschlüssen etc. Und es war auch keine Steuer in UK zu bezahlen, sondern es wurden bei der Niederlassung die Steuererklärung und Bilanz eingereicht und natürlich auch Steuern bezahlt. Das funktioniert aber nur innerhalb der EU. Das heißt, dass man eine Situation hat, bei der am Stammsitz der Gesellschaft, am Sitzstaat keine Aktivität entfaltet wird, sondern nur in der Niederlassung. Es ist ein Sonderrecht innerhalb der Europäischen Union. Da geht es um die Niederlassungsfreiheit. Das funktioniert jetzt seit Brexit natürlich nicht mehr, wobei man sagen muss, dass bestehende Gesellschaften wenigstens aus steuerlicher Sicht gesehen, nicht aus haftungsrechtlicher, aber aus steuerrechtlicher Sicht, Bestandsschutz genießen. Neu funktioniert das aber nicht mehr. Man muss also nun auf die UG zurückgreifen oder, wenn man unbedingt eine Limited will, kann man natürlich die irische Limited verwenden. Was die PLC anbelangt, muss man sagen, dass es dort eigentlich diese Diskussion nie gab, denn es hat nie Sinn gemacht, eine PLC mit deutscher Niederlassung zu betreiben. Und während ich das sage, fällt mir ein, dass wir durchaus Mandanten haben, die das dann auch gemacht haben. Die haben dann eine deutsche Niederlassung gehabt, aber da war eben auch in UK eine Aktivität entfaltet worden. Weil aber die PLC meistens verwendet wird als Holding-Gesellschaft oder als SPV, um Kapital einzuwerben oder eben auch als internationale Gesellschaft von London, fällt eben dieser Punkt die Niederlassung betreffend weg. Also, wenn jemand vorhätte, eine Gesellschaft zu gründen, die sich allein in Deutschland oder Österreich entfaltet, aber keinerlei internationales Geschäft oder Geschäft in UK macht, dem würde ich nicht empfehlen, eine PLC zu gründen, die wird eher in anderen Bereichen verwendet.

00:16:52 Wie schwierig ist die Eröffnung eines Bankkontos für die PLC?

Daniel: Gut, jetzt haben wir auch darüber gesprochen. Wir haben über Direktoren gesprochen, über Secretary gesprochen, über die Sacheinlage gesprochen, wobei wir das nachher vielleicht ein bisschen vertiefen, was die Kapitalerhöhung betrifft. Ist es denn bei der PLC einfacher ein Bankkonto zu eröffnen? Generell ist es ja weltweit eigentlich überall immer schwieriger geworden für gerade neu gegründete Gesellschaften, besonders dann, wenn man eben am Anfang wenig Substanz hat und die Geschäftsführer nicht in dem jeweiligen Gründungsland wohnen, ein seriöses Bankkonto zu eröffnen? Eine PLC will ja Kapital einwerben. Irgendwie funktioniert das ohne Bankkonto schlecht. Hat die bessere Chancen, ein Bankkonto zu eröffnen - im Vergleich zur Private Limited Company?

Sebastian: Nein, gar nicht. Ich würde sagen, dass der Schwierigkeitsgrad genauso wie der der Private Company ist. Es gibt keinerlei Erleichterungen, oder möglicherweise Verschlechterungen. Man muss grundsätzlich sagen, dass es für Holding- Gesellschaften und die PLC, welche oft als Holding gegründet wird, sehr schwierig ist, ein Bankkonto zu eröffnen, anders als bei einer Gesellschaft, die eher operativ tätig ist. Also, wenn ich einen E-Commerce gegründet habe und ich habe dafür eine Limited gegründet, habe eine schöne Webseite, die ich zeigen kann, dann wird das relativ einfach sein mit dem Bankkonto. Bei einer PLC hat man vielleicht keine Webseite und die ist als Holding tätig, da würde ich sagen, ist das mit dem Bankkonto eher noch schwieriger. Aber nicht, weil es eine PLC ist, sondern weil es eine Holding-Gesellschaft ist. Das Bankkonto ist definitiv ein kritischer Punkt. Man kann das sicherlich bei diesen Online-Banken probieren, Revolut, Wise usw., die werden dann immer sehen wollen, an welchen Projekten sich die Gesellschaft beteiligen wird oder schon beteiligt hat. Man muss dann jede Menge Präsentationen, Org-Charts usw. einreichen. Also, es ist nicht so einfach. Wir empfehlen Mandanten in der Regel dann ein Treuhand-Konto. Wir arbeiten mit einem Anbieter in UK zusammen, der Konten bei einer der größten Banken in UK eröffnet, in verschiedenen Währungen. Es wird keine Webseite gebraucht, man muss sehr wenige Informationen einreichen. Das geht sehr schnell, das Konto innerhalb von, ich sage jetzt mal 2 Wochen, aufzumachen. Das funktioniert also hervorragend. Man hat verschiedene Währungen, das empfehlen wir eigentlich den meisten Mandanten, diesen Weg zu gehen.

Daniel: Und das ist dann auch für die Kapital-Anwerbung geeignet, dieses Konto?

Sebastian: Ja, absolut. Das ist eine traditionelle Bank, das ist nicht so eine Online-Bank, wo man dann bei jeder Kleinigkeit hundert Seiten Verträge einreichen muss, sondern die sind dort sehr flexibel.

00:20:25 Kapitaleinwerbung mit der PLC über den Bond

Daniel: Okay. Jetzt kommen wir mal zum praktischen Prozedere. Wie du gesagt hast, dauert es also wenige Tage. Ich hab meine PLC gegründet, ich hab das Gründungskapital eingezahlt, also mindestens die 25 %. Die Anforderungen an Direktor, Secretary etc. erfülle ich. Es ist alles ordnungsgemäß akzeptiert worden, alles eingetragen. Jetzt habe ich so ein Bankkonto, vielleicht das Treuhandkonto, vielleicht auch ein anderes Bankkonto. Wie geht es denn jetzt weiter? Das eigentliche Ziel ist ja eben, Kapital einzuwerben. Jetzt gibt es ja verschiedene Möglichkeiten, Kapital einzuwerben. Du hast es im Prinzip vorher schon kurz erwähnt. Also ich habe einmal den Kapitalmarkt in Europa. Ich habe theoretisch den Kapitalmarkt in USA. Ich kann habe die Möglichkeit, ein klassisches IPO zu machen, Börsen-Listing zu machen, vielleicht auch generell nur privat Kapital einzuwerben. Lass uns doch mal über diesen Themenkomplex sprechen. Wie geht es jetzt weiter? Welche nächsten Schritte empfiehlst du, damit alles gut klappt? Was muss man alles noch beantragen? Du hattest vorhin schon schon Businesspläne erwähnt. Lass uns das doch jetzt mal Schritt für Schritt durchgehen.

Sebastian: Gerne! Das sind alles sehr interessante Fragen. Es ist natürlich zunächst mal die Frage, was ich jetzt einwerben möchte. Möchte ich Eigenkapital einwerben oder möchte ich Darlehen über einen Bond, über eine Anleihe einwerben? Wenn ich einen Bond auflegen will, dann wird die PLC als SPV gegründet, also als eine Gesellschaft, die weder irgendwo beteiligt noch in irgendeiner Weise gewerblich tätig ist, sondern aufgelegt wird, damit sie Kapital einwerben kann. Ein typischer Fall: Mal angenommen, ich habe ein Unternehmen in Deutschland und für dieses Unternehmen möchte ich gerne einen Bond auflegen, also eine Anleihe auflegen. Im Grunde genommen ein Darlehen auf dem Kapitalmarkt. Da würde man die PLC als SPV, also Special Purpose Vehicle gründen. Diese Gesellschaft nimmt das Kapital ein. Diese Gesellschaft würde dann regelmäßig den Coupon bezahlen an die Bondholder, also im Grunde die Zinsen, die vielleicht jährlich fällig werden oder auch nicht jährlich fällig werden, vielleicht nach Ablauf des Bonds. Sie würde dann an mein operativ tätiges Unternehmen die Mittel, die eingeworben sind, verleihen, damit mein operativ tätiges Unternehmen mit den Mitteln arbeiten kann. Also das wäre die Struktur. Man hat ein operativ tätiges Unternehmen und gründet komplett separat daneben ein SPV in Form der PLC. Dieses wirbt Geld ein, das Geld wird verliehen an das operativ tätige Unternehmen und das operativ tätige Unternehmen zahlt dann dieses Darlehen beziehungsweise die Zinsen an das SPV zurück, damit ich die Bondholder bezahlen kann. Was würde man in diesem Fall machen? Zunächst muss man den Bond "bauen". Was ist der Bond? Der Bond ist letztlich ein Darlehensvertrag, den ich mit dem Bondholder eingehe, das heißt wir mandatieren einen britischen Anwalt, eine Corporate Law Firm, die spezialisiert ist auf Kapitalmarktrecht und diese Dinge und die würden dann alle Vertragsdokumente für den Bond schreiben. Das wäre das, was hinterher der Käufer dieses Bonds unterzeichnen würde. Da stehen alle Bedingungen drin, wie hoch die Zinsen sind, wenn sie zurückbezahlt werden, ist das ein Convertible Bond, der später in Aktien umgewandelt wird und so weiter und sofort. Alles wird dort definiert. Parallel würde für die PLC eine ISIN beantragt werden. Parallel würde man einen Share Registrar beauftragen. Natürlich geht es um einen Bond, nicht um Aktien, aber der Share Registrar ist dennoch derjenige, der letztlich die Bonds als Wertpapiere später elektronisch ausstellt und an die Käufer des Bonds überweist. Das heißt also, ein Anwalt schreibt die Bond-Dokumentation. Man beauftragt den Share Registrar, man beantragt die ISIN und dann würden wir in der Regel den Bond listen, zum Beispiel an der Frankfurter Börse. Dann bekommt deine WKN-Nummer und ist dann an der Börse gelistet. Der Grund ist im Grunde nicht, dass man diesen Bond dann über die Börse kaufen kann, sondern man listet diesen Bond an der Börse, sodass er die Anforderungen eines sogenannten Eurobonds erfüllt und damit ist dann die Bedingungen dafür geschaffen, dass man als PLC keine Quellensteuer einbehalten muss auf die Zinsen, die ich den Bondholders bezahle.

00:26:44 Prospekt, dem Zeitfaktor und Kosten beim Bond

Daniel: Eine Frage, die ich ganz wichtig finde in diesem Zusammenhang ist: Benötige ich dafür einen Prospekt? Denn gerade in der Europäischen Union, ganz speziell vor allem dann, wenn ich mich an deutschsprachige Anleger richte, komme ich ja ganz schnell dahin, dass ich eine Prospekt-Pflicht habe. Wie sieht das aus bei der PLC? Und die zweite Frage ist: Hast du irgendwelche Hinweise dafür, wie es dann weitergeht, wenn ich Kunden suche? Ich muss ja in irgendeiner Art und Weise Anleger einwerben. Wie läuft das ab?

Sebastian: Sobald dieser Prozess abgeschlossen ist, das heißt, die PLC ist gegründet, Bond ist geschrieben, Share Registrar ist beauftragt, ISIN ist besorgt, der Bond ist gelistet, dann kann man an der Börse damit beginnen, den Bond zu vertreiben. Hier muss man sich vor allem die Prospekt-Pflicht genau anschauen, denn wenn das ein öffentliches Angebot ist, ist ein Prospekt notwendig. Der Prospekt ist nicht notwendig in Großbritannien, außer man will an britische Investoren verkaufen, sondern immer dort, wo sich die Investoren befinden. Das heißt, möchte ich den Bond an deutsche Investoren verkaufen, brauche ich einen deutschen Prospekt, der dann innerhalb der EU über das Passporting-Verfahren verwendet werden kann. Dann muss man sich überlegen, ob man den Prospekt schreiben muss oder nicht. Wenn man nur an institutionelle Investoren geht, ist das nicht notwendig. Dann kann man an sein Netzwerk oder man kann über einen professionellen Anlageberater, über Strukturvertriebe, diesen Bond vertreiben lassen. Das war jetzt der Ablauf zum Thema Anleihe auflegen. Ich beschreibe den Bond als erstes, weil der Bond tatsächlich die einfachste, günstigste und schnellste Möglichkeit ist, einen Börsengang zu machen. Dann sind nicht die Aktien der Gesellschaft an der Börse gelistet, sondern eben der Bond, aber es ist der einfachste Weg des "going public", denn was auch die Compliance anbelangt, ist natürlich ein Darlehen, das zurückbezahlt werden muss, das Zinsen bekommt, weitaus weniger riskant. Deswegen sind die Anforderungen der Behörde und der Börsen natürlich sehr viel geringer als es bei einer Aktie der Fall wäre, wo es ja um Stammkapital und sowas etwas geht.

Daniel: Jetzt muss ich kurz nachfragen: Vielleicht kannst du noch erwähnen, wie lange das ungefähr dauert und mit welchen Kosten das verbunden ist? Wir wissen jetzt schon ungefähr, welche Zeit wir brauchen, um die PLC zu gründen, welches Kapital ich einzahlen muss, aber wie lange dauert das, bis ein Bond aufgelegt ist und mit welchen Kosten muss ich rechnen?

Sebastian: Ich würde sagen, bis der Bond aufgelegt ist, bis er an der Börse gelistet ist, vergehen alles in allem 2 bis 3 Monate. Natürlich geht es auch schneller, aber viel Zeit wird immer auch dadurch vergeudet, dass man jede Menge Unterlagen beibringen muss und dann geht es hin und her, dieses Ping-Pong-Spiel, bis das Bankkonto offen ist, etc. Wie gesagt, ich sage jetzt nicht, welches die schnellstmögliche Zeit wäre, sondern ich sage, was meiner Erfahrung nach realistisch ist. Also ab Gründung rund 2 bis 3 Monate, bis das Ganze dann tatsächlich steht und verkauft werden kann. Bei einem IPO oder bei einem Listen von Aktien an der Börse muss man mindestens die doppelte oder dreifache Zeit rechnen. Ein halbes Jahr oder ein Jahr würde ich dort sagen. Deswegen ist der Bond die einfachste Möglichkeit, das eigene Wertpapier an der Börse zu listen. Die PLC ist dabei noch erheblich einfacher als irgendwelche anderen Rechtsformen, wie die Schweizer AG, die deutsche AG usw. Es ist also ein Vorteil, die PLC zu verwenden, wenn man einen Bond auflegen will. Die Kosten für alles, also für den Anwalt, der den Bond schreibt, die Gründung der PLC und dieses ganze Szenario und alles, was dazugehört, bis man diesen Bond hier dann tatsächlich aufgelegt hat, würde ich sagen, kostet 70.000 bis 100.000 Euro, aber ohne Prospekt. Der Prospekt wäre zusätzlich. Solch ein Prospekt kann leicht nochmal 100.000 EUR zusätzlich kosten.

00:31:59 IPO und Direct Listing als Varianten zur Kapitaleinwerbung

Daniel: Gut, wir haben über den Bond gesprochen. Du wolltest jetzt noch andere Varianten besprechen.

Sebastian: Genau, der Bond ist, wie gesagt, die einfachste Variante und etwas, was sich besonders gut über die PLC realisieren lässt. Viele Mandanten sind aber nicht in einem Bond interessiert, sondern an einem klassischen Börsengang. Hier muss man unterscheiden: Man kann einen IPO machen oder ein sogenanntes Direct Listing. IPO heißt, die Unternehmen gehen an die Börse und am ersten Verkaufstag werden die Aktien zugeteilt an die neuen Investoren, nachdem schon im Vorfeld Interessenten für Aktien zeichnen konnten. Da reden wir dann von Begriffen wie Überzeichnung usw. Das ist alles ein IPO. Das heißt, die Gesellschaft legt einen Tag fest, an dem die Aktien an der Börse gelistet werden. Davor gibt es schon jede Menge Aktivitäten. Investmentbanken, Broker usw. fangen an, sogenanntes Book Building zu machen. Das bedeutet, wer die Aktie gerne kaufen möchte, kann sich dafür einschreiben. Je nachdem, wie hoch das Interesse ist, wie stark das überzeichnet ist, wird dann auch der Preis beeinflusst und am ersten Handelstag werden neue Aktien ausgegeben, an die Investoren verkauft und die Gesellschaft bekommt dann die Mittel, die dafür eingeworben wurden, um dann entsprechend Kapital zu haben, um weiter zu expandieren, das Business zu finanzieren usw. Das ist also ein IPO. Weitaus häufiger in unserem Segment, gerade mit der PLC, und auch wiederum sehr viel einfacher, ist ein sogenanntes Direct Listing. Das auch bekannt geworden in letzter Zeit von vielen großen Unternehmen, wie zum Beispiel Spotify, die auch ein Direct Listing gemacht haben und keinen IPO. Beim Direct Listing werden mit dem Börsengang nicht neue Aktien an der Börse ausgegeben und an Neuinvestoren verkauft, sondern das Direct Listing dient im Grunde dazu, dass bestehende Investoren ein Exit-Szenario haben. Wir kennen das auch von durch Venture Capital finanzierten Unternehmen. Die Gesellschaft nimmt im Laufe der Zeit Mittel auf, Investoren investieren in das Unternehmen und die wollen irgendwann einen Exit haben. Also sagt die Gesellschaft, wir machen den Börsengang, wir listen die Aktien an der Börse und so können bestehende Aktionäre ihre Aktien verkaufen. Der Rückschluss ist natürlich, dass die Gesellschaft damit kein Geld bekommt. Wer Geld bekommt, sind die bestehenden Aktionäre, die ihre Anteile verkaufen, nicht neue Anteile werden ausgegeben von der Gesellschaft, die dafür Geld bekommt, sondern die bestehenden Gesellschafter bekommen dafür Geld. Die Kapitaleinwerbung beim Direct Listing findet also vor dem Direct Listing statt. Das heißt, die Gesellschaft gibt bekannt, wir wollen in drei Jahren an die Börse gehen, investieren Sie jetzt in unser Unternehmen, dann werden Sie sehr stark profitieren, in drei Jahren, wenn wir an die Börse gehen und können dann die Aktien mit sehr viel Gewinn verkaufen. Es macht die Aktie attraktiv, es wird letztlich vorbörslich, Pre-IPO beziehungsweise Pre-Börsengang investiert über Private Placements und diese Private-Placement-Investoren können ihre Anteile später an der Börse verkaufen. Dieses Direct Listing ist die weitaus häufigere Methode bei kleineren Gesellschaften. IPO macht im Grunde nur Sinn, wenn man tatsächlich eine Investmentbank hat oder irgendeinen Vertrieb hat, die wirklich bereit sind, das Book Building zu machen und die sind sehr wählerisch. Ich kann nicht einfach zu einer Bank marschieren und sagen: "Hier, vertreibt meine Aktie, bitte, ich will einen IPO machen, sondern da muss man schon ein sehr gewinnbringendes Unternehmen sein. Beim Direct Listing brauche ich keine Investmentbank. Ich kann meine Aktien selbst listen und kann mich selbst um die Kapitaleinwerbung über mein bestehendes Netzwerk oder Strukturvertriebe oder ähnliches kümmern, in den Jahren vor dem Börsengang.

Daniel: Ist es dann auch so, dass ich nur bei dem IPO eine sogenannte und heißbegehrte ISIN-Nummer bekomme?

Sebastian: Nein, die brauche ich sowieso. Die brauche ich auch beim Direct Listing. Was jetzt technisch passiert, insbesondere für die Vorbereitung der Gesellschaft, das ist eigentlich recht ähnlich und auch ähnlich wie beim Bond. Zunächst brauche ich wieder einen Share Registrar. Dafür gibt es verschiedene Begriffe, im Amerikanischen sagt mal dafür Transfer Agent. Das ist ein spezialisierter Dienstleister. In London bezeichnen wir ihn auch als Issuer Services, der Aktien elektronisch ausgibt, der Aktienüberträge bucht, der also das Aktionärs-Register verwaltet, was gerade bei Publikums Gesellschaften, wenn man Tausende von Aktionären hat, möglicherweise sehr wichtig ist. Das ist der Sharing Registrar, den braucht man natürlich, wenn man ein Listing macht und genauso braucht man ihn beim IPO. Auch hier wieder stellt sich die Frage, brauche ich einen Prospekt oder brauche ich keinen Prospekt? Die Börse braucht nicht unbedingt einen Prospekt, aber natürlich muss ich, je nachdem, an wen sich die Aktie richtet und an wen ich dann verkaufen will, den Prospekt machen. Es gelten die gleichen Regeln wie bei jedem anderen Wertpapier und wie beim Bond. Ist es ein öffentliches Angebot, brauche ich einen Prospekt, ist es kein öffentliches Angebot, brauche ich keinen Prospekt. Dann ist ein großer Unterschied, an welchen Börsenplatz ich gehe. Es gibt sogenannte MTFs, Multi Lateral Trading Facilities. Gerade die kleineren Börsenplätze sind alle MTFs, wenn wir beispielsweise an Wien denken oder an Düsseldorf, Berlin oder Aquis in London. Das sind alles MTFs und es sind alles privat regulierte Börsen. Die sind also nicht von der BaFin reguliert, sondern intern reguliert. Man redet auch vom unregulierten Markt. Unreguliert heißt einfach, von gesetzlicher Seite sind sie nicht reguliert. Das heißt, hier definiert jede Börse selbst, welche Gesellschaften sie haben will, wie die Compliance ist, ob sie irgendeinen Mindestumsatz erwartet, Mindestkapital erwartet. Da gibt es verschiedenen Regelungen, auch hinsichtlich der Branchen usw. Das ist also für kleinere Unternehmen. Und dann gibt es natürlich die regulierten Börsenplätze, da reden wir jetzt hier zum Beispiel über den Main Market in Frankfurt oder über den Main Markt in London. Da sind in der Regel hohe Mindestkapitalanforderungen notwendig. Vielleicht 30 Mio. Kapital oder so etwas. Dort ist dann das Listing gesetzlich reguliert, was den Vorteil hat, dass ich dann auch eine Garantie habe, wenn mir der Regulator die Börsenerlaubnis erteilt, dass mich die Börse listet. Bei den MTFs ist es immer ein bisschen ein "Beauty Contest": Mag mich die Börse? Mag sie meine Branche? Mag sie mein Unternehmen? Dann könnten sie mich listen, ansonsten könnten sie mich nicht listen, ein bisschen überspitzt gesagt. Aber wenn ich an eine große Börse gehe, wie zum Beispiel an den regulierten Markt in Frankfurt und den regulierten Markt in London, da wird dann bei der BaFin oder in England bei der FCA ein Prospekt eingereicht. Dort wird die Börsentauglichkeit geprüft und wenn die mir die Börsen-Zulassung erteilen, muss mich die Börse listen. Der Unterschied ist im Wesentlichen ein Preisunterschied. Bei einem Listing an einem regulierten Markt, würde ich sagen, sind wir leicht bei einem Minimum von 300.000 an Kosten, während die Kosten bei einem unregulierten Markt oder bei einem MTF (Wien, Aquis etc.) vielleicht bei einem Drittel oder der Hälfte liegen. Oftmals ist es für kleine Unternehmen besser und erschwinglicher, an einem MTF gelistet zu werden.

Daniel: Wie sieht es denn generell aus? Wem empfiehlst du jetzt, sich für die Kapitaleinwerbung eher in Richtung USA zu orientieren?

Sebastian: Der Börsenplatz ist immer eine Frage, wo die Investoren sind. Man muss sich das so vorstellen, dass es da vor allen Dingen um Connectivity geht, im ganz primitiven Sinn. Zum Beispiel hat die Nasdaq diesen sehr schönen Stock Exchange in Kopenhagen oder eben in Nordeuropa. Sie hat drei Börsenplätze in Skandinavien gekauft und hat sie dann zu Nasdaq First North zusammengefasst. Und das ist ganz cool und wunderbar und es klingt natürlich super, wenn ich bei der Nasdaq hier in Europa an die Börse gehen kann. Aber das Problem ist, dass diese Aktien nur von skandinavischen Investoren gekauft werden können. Das heißt, wenn ich in Schweden, in Dänemark lebe und dort ein Konto habe bei einer dänischen Bank mit entsprechender Kontonummer und Bankleitzahl, dann kann ich sehr einfach diese Aktien kaufen. Wenn ich aber außerhalb lebe, wenn ich in Deutschland lebe, wenn ich USA leben, kann ich mir sicher über einen komplizierten Weg bei einem schwedischen und dänischen Broker versuchen, ein Depot zu eröffnen, aber es ist wahnsinnig kompliziert. Und so muss man sich das vorstellen, wenn ich von Connectivity spreche. Das Gleiche gilt in den USA. Es ist in den USA extrem schwierig, Aktien zu kaufen von Unternehmen, die nicht an den großen Börsen gelistet sind und auf jeden Fall schwieriger, Aktien zu kaufen von nicht an amerikanischen Börsen gelisteten Unternehmen. Wenn ich an einer amerikanischen Börse gelistet bin, gilt das Gleiche wieder. Ich hab dort eine sogenannte CUSIP-Number. Das ist die amerikanische Börsenkennung und entspricht ungefähr der ISIN. Es ist ganz einfach dann für mich, das zu verkaufen. Das kann ich einfach in ein amerikanisches Depot reinmachen. Viele der Börsen, Frankfurt usw. bieten natürlich inzwischen an, dass ich dort kaufen kann, aber eben Frankfurt, nicht irgendein Mini-Exchange in Berlin. Das heißt also, man muss wirklich schauen, wo sind meine Investoren und wenn ich mich an amerikanische Investoren richten möchte und hier auch einen größeren Markt angehen will in den USA, dann ist es sicherlich entscheidend, dass die Aktie in den USA gelistet ist und nicht an irgendeinem kleinen Exchange in Europa, weil die amerikanischen Investoren die Aktien dann nicht kaufen können oder nur von hinten durch die Brust ins Auge. Das ist kein direkter Weg dazu, die Aktie zu kaufen. Das Gleiche gilt auch in Europa. Die englischen Börsenplätze, es gibt hier zum Beispiel Aquis, das ist so ein kleiner englischer Börsenplatz, die ist wunderbar, wenn man in UK lebt. Da kann ich mir als UK-Resident ganz einfach irgendwo beim britischen Broker ein Debot machen und kann diese Aktien kaufen. Das ist total einfach, aber wenn ich irgendwo in Deutschland oder so lebe, wird es schon viel schwieriger. Was jetzt diese Börsen machen, ist, dass sie ein sogenanntes Dual Listing relativ einfach anbieten. Aquis bietet zum Beispiel ein Dual Listing in Frankfurt und auch in New York an, und zwar in New York am OTC Market. Dual Listing heißt, ich habe zwar mein Erst-Listing in London, aber ich kann, weil eben die Börse einen Vertrag mit anderen Börsen hat, sehr schnell - wir reden tatsächlich von einer oder zwei Wochen - die Aktien dann auch in den USA oder in Frankfurt listen lassen. Dann werden sie an der Frankfurter oder an der amerikanischen Börse getradet und sind somit auch für Investoren, die dort connected sind, zugänglich. Das ist natürlich eine feine Sache. Deswegen ist es extrem wichtig, beim Börsengang immer zu schauen, wo der Investor ist. Das ist die entscheidende Frage: Wo sind meine Investoren? Um die muss ich mich kümmern. Die Börse Wien hat zum Beispiel den großen Vorteil, dass sie über die Xetra Plattform mit der Frankfurter Börse connected. Wo auch immer ich Frankfurter Aktien kaufen kann - und die Frankfurter Börse ist meiner Meinung nach die am besten vernetzte Börse der Welt - kann ich jetzt auch Wiener Aktien kaufen, was ein riesiger Vorteil ist.

Sebastian: Ich würde sagen, nicht nur die Gründungsinvestoren.

Daniel: Die Kapitalgeber.

Sebastian: Es ist normalerweise so, ich gründe die Firma und dann existiert die Firma ein paar Jahre und in der Zeit sammle ich bei Private Placements oder Venture Capital oder was auch immer vereinzelt mit Investoren Kapital ein und alle Bestandsinvestoren können dann verkaufen.

Daniel: Also alle Partner, alle Kapitalgeber, alle Investoren zum Zeitpunkt des Listings.

Sebastian: Ja.

00:47:47 Kapitalerhöhung und Sacheinlage

Daniel: Wenn ich jetzt nachträglich, also ein halbes Jahr oder ein Jahr später, eine Kapitalerhöhung mache.

Sebastian: Ja.

Daniel: Wie läuft das dann?

Sebastian: Ja, ich kann natürlich jederzeit, wenn ich dann an der Börse bin, ein sogenanntes Secondary Offering machen. Ich kann natürlich sagen - dann ist dann kein IPO - aber ich könnte dann zum Beispiel sagen, ich möchte jetzt an die Öffentlichkeit und neue Aktien ausgeben.

Daniel: Und diese Kapitalerhöhung, steht die in irgendeiner Korrelation zur Kapitalerhöhung durch Sacheinlage? Das würde mich jetzt mal interessieren.

Sebastian: Nein, das ist eigentlich etwas anderes und wir müssen darüber jetzt nochmal separat sprechen. Das ist ein ganz wichtiges Thema, denn ich kann natürlich kein leeres Unternehmen an der Börse listen. Beim Bond ist das kein Thema, beim Bond wird ja Geld verliehen, aber ich kann beim Listing an der Börse nicht sagen, ich gründe die PLC, mache die ganzen Maßnahmen, bringe das Unternehmen an die Börse und dann ist es leer. Und dann mach ich die ganzen Maßnahmen was weiß ich? Sharing ist raus und so weiter und sofort und dann bring ich diese Unternehmen an die Börse, das ist ja leer, da ist ja nichts drin. Das heißt, erstmal wird die Börse gar nicht erlauben, dass ich das an die Börse bringe.

Daniel: Ich habe ja 2 Möglichkeiten, entweder habe ich vor dem Börsengang Investoren, die Geld in die Firma einbezahlen, oder ich habe Sacheinlagen, das sind die 2 Varianten.

Sebastian: Ja genau, aber der Punkt ist ja, du hast schon recht, dass das Unternehmen zunächst mal leer ist. Wir reden nicht von der Situation, dass jemand ein neues Startup gründet und das dann über mehrere Jahre aufbaut, sondern wir reden von Situationen wie der, dass jemand ein bestehendes Unternehmen in Deutschland, in der Schweiz, in Amerika hat und jetzt sagt: Im will dafür Kapital einwerben oder ich will dieses Unternehmen an die Börse bringen. Dann würde man die PLC nutzen. Und was man macht, ist, dass man diese beiden Unternehmen zu einer Unternehmensgruppe verbindet, das heißt, die PLC übernimmt dann in diesem Schritt dieses bestehende operative Unternehmen. Damit ist dann die PLC die Holding-Gesellschaft dieses Unternehmens. Die Anteile des Unternehmens gehören ihr und damit ist natürlich die PLC auf einmal einiges wert, denn wenn ich ein Unternehmen habe in Deutschland, das 5 Mio. EUR wert ist und ich übertrage ist an die PLC, dann ist die PLC auf einmal 5 Mio. EUR wert. Dann habe ich ein Unternehmen, das ich an die Börse bringen kann und für das ich Kapital anwerben kann, denn ich habe ja dann ein werthaltiges Unternehmen. Das wird in der Regel mit einer Sacheinlage gemacht. Das heißt, ich gründe die PLC mit meinem minimalen Stammkapital von 50.000 Pfund. Dann erhöhe ich das Stammkapital der PLC auf, ich sage mal 5 Mio., aber anstatt, dass die 5 Mio. in bar eingezahlt werden, bekommt die PLC im Gegenzug für die Aktien die Aktien des bestehenden Unternehmens, zum Beispiel aus Deutschland. Und die Aktionäre, die Gesellschafter des bestehenden deutschen Unternehmens werden natürlich an der PLC beteiligt. Das heißt, sie machen einen Aktientausch oder einen Anteilstausch. Sie geben ihre Anteile an ihrem deutschen Unternehmen auf und bekommen im Gegenzug dafür Anteile von der PLC.

Daniel: Und jetzt ist es ja so, dass die Sacheinlagen bei der PLC auf eine besondere Methode gerechnet werden können. Das Discount Cashflow taucht dort ja immer wieder auf. Das ist, wenn man so will, nichts anderes als eine Analyse-Technik, bei der man, die man bei der PLC einsetzen kann, so eine Art optimistische Zukunftsvorausschau, nenne ich mal diese Methode der Sacheinlagen-Bewertung. Gibt es denn da irgendwas zu beachten? Kann einem das auch im Nachhinein auf die Füße fallen, wenn ich zum Beispiel die Sacheinlage nicht konservativ bewerte, sondern so positiv bewerte, wie es eben dort möglich ist bei der UK PLC.

Sebastian: Also ist natürlich so, Sacheinlagen kann man in jedem Land machen, wenn ich zum Beispiel nach Deutschland gehe und ich will dort eine Sacheinlage machen, dann kann ich das machen, aber das ist sehr kompliziert. Ich muss dann ein Wertgutachten anfertigen lassen. Je nachdem, was das für ein Wertgutachten ist, kann das ein paar Hunderttausend kosten und viel Zeit in Anspruch nehmen. Bei der UK PLC gibt es diese formalen Anforderungen nicht. Aber ich muss natürlich sehr wohl eine Bewertung eines fremden Dritten vorlegen. Was wir in der Regel machen, wenn wir hier eine Kapitalerhöhung durchführen für einen Mandanten, dann brauchen wir vom Wirtschaftsprüfer des deutschen oder anderweitigen Unternehmens eine Bewertung. Das muss kein 500-seitiges Wertgutachten sein, aber es muss eine Aussage sein eines qualifizierten Experten, Wirtschaftsprüfers, Sachverständigen oder Ähnliches, der aussagt, dieses Unternehmen ist so und so viel wert. Und dann können wir die Kapitalerhöhung per Sacheinlage durchführen. Das kann einem hinterher nicht auf die Füße fallen, weil man ja den fremden Dritten hat, auf den man sich berufen kann. Ich meine, wenn mir mein Wirtschaftsprüfer sagt, das Unternehmen ist so und so viel wert, dann kann ich mich darauf verlassen. Es wäre natürlich natürlich ein Problem, wenn diese Bewertungen nicht stimmt. Das heißt, wenn ich bewusst als Unternehmer dem Wirtschaftsprüfer falsche Informationen gebe oder irgendwas verschweige, dann habe ich natürlich ein potenzielles Problem ja, aber davon gehen wir nicht aus. Aber wie gesagt, ich habe hier die Aussagen eines fremden Dritten und basierend auf der würden wir dann hier die Kapitalerhöhungen durchführen und auf die ist dann normalerweise Verlass.

Daniel: Ich hab noch eine Frage dazu: Du hast gesagt, man kann jetzt eine Sachanlage vornehmen in einer UK PLC, indem man einen Aktientausch mit einer werthaltigen Gesellschaft vornimmt. Funktioniert das nach dem Brexit noch? Mir geht es speziell darum, dass diese werthaltige Gesellschaft ihren Sitz in der Europäischen Union, ganz speziell in Deutschland, hätte.

Sebastian: Innerhalb der EU ist es so, wenn ich meine Anteile über einen sogenannten qualifizierten Anteilstausch, also meine Anteile an einer deutschen Gesellschaft, mit einer Holding-Gesellschaft tausche, zum Beispiel in Luxemburg, dann ist es in Deutschland steuerlich neutral. Also das heißt, da werden keine Steuern fällig, obwohl ich die Aktien an einen Dritten im Ausland übertrage. Zumindest nicht, solange hier keine Wertsteigerung stattfindet. Seit Brexit ist UK ja nicht mehr in der EU und damit qualifiziert sich die UK PLC also nicht mehr für den qualifizierten Anteilstausch. Das heißt, wenn ich ein sehr werthaltiges Unternehmen habe in Deutschland und ich möchte die Anteile tauschen mit der UK PLC im Rahmen eines Anteilstauschs, muss ich mich sehr genau damit befassen, was das für steuerliche Konsequenzen hat. Man kennt dieses Thema gerade im Startup- und Venture-Capital-Bereich, wenn es um die USA geht, den sogenannten Delaware Flip. Das ist letztlich genau das gleiche. Also wenn ich amerikanische Venture-Capital-Geber habe, die wollen eigentlich nie in Deutschland investieren, die wollen immer nur in Amerika investieren. Wenn ich dann also ein deutsches Startup habe, dann muss ich das auf dem gleichen Weg, den ich jetzt für die PLC beschrieben habe, mit einer Delaware Gesellschaft machen. Das nennt man Delaware Flip. Das ist also ein sehr bekanntes Problem auch in Deutschland und man kann sich da durch deutsche Anwälte und Steuerberater sicher beraten lassen. Die Lösung ist, nur um das ganz kurz hier einzubringen, dass ich nicht selbst die Anteile in Deutschland halten sollte, sondern eine Holding-Gesellschaft. Wenn eine Holding-Gesellschaft den Anteilstausch vornimmt, dann sind gemäß dem Holding-Privileg bestimmte Veräußerungserlöse, wenn bestimmte Maßnahmen erfüllt sind, Mindesthaltedauer, Mindestprozentsatz, dann steuerlich neutral.

Daniel: Um das nochmal zu unterstreichen, du redest jetzt von der europäischen Holding-Gesellschaft. Also ich habe dieses Konstrukt im Prinzip: Ich habe die UK-Holding, dann habe ich eine europäische Holding, eine Holding in der Europäischen Union, und die bringt dann die Anteile ein von der operativen Gesellschaft an der werthaltigen operativen Gesellschaft, die ebenfalls in der Europäischen Union beheimatet ist.

Sebastian: Also, das ist eigentlich die Standard-Struktur von den meisten Startups auch in Deutschland. Wenn ich heute ein Startup gründe, genau aufgrund des Delaware Flips oder ähnlicher Transaktionen, die ich möglicherweise in Zukunft berücksichtigen muss, ist es meistens so, dass jeder deutsche Startup Gründer seine eigene persönliche deutsche Holding hat, UG oder GmbH. Und dann gründen 3 oder 4 GmbHs oder UGs das eigentliche Startup, in das dann noch andere investieren, so dass letztlich das Startup immer von anderen Gesellschaften gehalten wird und solche Transaktionen, von denen wir gerade sprechen, sei es mit Delaware oder UK PLC oder China oder Kanada etc. eigentlich immer steuerneutral sind.

00:58:53 Die Bedeutung des Businessplans für die PLC

Daniel: Eine Frage habe ich noch. Und zwar betonen wir immer wieder, wie wichtig es ist, einen guten Business-Plan zu haben. Jetzt ist es ja so, bei der PLC ist der Businessplan ja nicht nur für meine Bank interessant, bei der ich vielleicht ein Konto eröffnen will, sondern hier habe ich noch Informationspflichten oder auch den Wunsch, eine ganze Reihe von Partnern, Investoren, Kapitalgeber und so weiter zu informieren. Welche Priorität sollte denn jetzt ein Unternehmer dem Businessplan beimessen? Ich spiele vor allem mit meiner Frage darauf an: Schreibt man den selbst, wie man das vielleicht bei seiner kleinen Private Limited macht, oder welche Anforderungen gelten an den Businessplan und vielleicht in dem Sinne auch noch mit an die üblichen Pitch Decks?

Sebastian: Ja, der Businessplan, ist ganz entscheidend und ich halte den Businessplan auch vor allen Dingen für den Unternehmer für ganz entscheidend, denn in der Ausarbeitung des Businessplans wird doch vielen Unternehmen eigentlich erst das ganze Business und was sie wirklich wollen tatsächlich klar, in einer Detailtiefe, mit der man sich sonst oftmals nicht beschäftigt mit diesen Themen. Einen Businessplan zu schreiben, ist sehr viel Aufwand. Ich würde mal schätzen, ungefähr 100 Stunden für jemanden, der das professionell schon 100mal gemacht hat. Ich würde dem Unternehmer in der Regel nicht empfehlen, das selbst zu machen, sondern ich würde ihm empfehlen, einen spezialisierten Berater zu besorgen, der sich damit auskennt, der weiß, auf was er achten muss und der dann mit ihm zusammen den Businessplan schreibt, denn die Informationen müssen immer vom Unternehmer kommen, auch wenn ich jemanden habe, bin da trotzdem sehr tief involviert, denn die ganzen Informationen kann sich der Beratung nicht aus den Fingern saugen, welche Produkte, wer sind die Konkurrenten, wie funktioniert das Marketing, also die ganzen üblichen Dinge sind ja doch sehr intensiv. Das würde ich auf jeden Fall empfehlen und das ist eigentlich der erste Schritt, denn ohne den Businessplan kann man eigentlich überhaupt nichts machen. Weder die Börse noch irgendwelche Banken noch irgendwelche Corporate Advisors oder irgendjemand anders wird tatsächlich mit mir arbeiten wollen, wenn ich nicht einen professionellen Businessplan vorlegen kann. Und da sind wir jetzt wieder an dem Punkt Zeit angelangt. Ich kenne Berater, die schreiben Businesspläne professionell und die Businessplan- Ausarbeitung, auch wenn die genügend Zeit dafür haben, ist eben eine Sache, die mindestens 2 Monate braucht. Nicht, weil der Berater keine Zeit hat und nicht schneller schreiben kann, sondern weil sich dieses ganze Ping Pong, sich treffen, Informationen besorgen, einfach so lange hinzieht. Deswegen kann ich jedem empfehlen, dass er, bevor er mit einem Börsenprojekt anfängt, den Businessplan macht, damit diese Zeit das Börsenprojekt und die Kapitalmarkt-Maßnahme nicht noch weiter herauszögert. Es macht im Grunde keinen Sinn, mit einer Kapitalmarkt-Maßnahme anzufangen, bevor nicht der Businessplan steht, denn das hält alles auf. Ich würde also jedem dazu raten, der gerne Kapital einwerben möchte, den Businessplan schon weit im Vorfeld zu erstellen und dann halt laufend anzupassen. Das ist ein lebendes Dokument, Parameter ändern, sich Pläne ändern sich, aber es ist egal, auch wenn ich einem Investor oder einer Bank oder einem Geschäftspartner einen Businessplan schreiben kann, der einen Monat veraltet ist, ist das trotzdem noch eindrücklich.

01:03:00 Diese Mythen existieren zur UK PLC

Daniel: Gibt es denn deiner Erfahrungen nach Falschinformationen und irgendwelche Mythen, die zum Thema UK PLC im Internet kursieren?

Sebastian: Ja, ein ganz wichtiger Mythos ist natürlich zunächst mal die Sache mit dem Brexit. Viele nehmen an, dass die PLC nach dem Brexit eigentlich keinen Sinn mehr macht. Da muss man natürlich sagen, dass das natürlich nicht korrekt ist, weil die PLC ja nur die Holding-Gesellschaft ist. Ich würde jetzt ja nicht ein operativ tätiges Unternehmen, das zum Beispiel in Deutschland oder in Österreich angesiedelt ist, schließen und dann einen neuen Betrieb in UK aufbauen. In UK ist ja nur die Holding. Ich bin nicht mal an Pfund gebunden, ich kann das Stammkapital genauso auch in Euro notieren, wie gesagt, das macht im Grunde relativ wenig Unterschied. Wir haben ja schon gerade eben über den qualifizierten Anteilstausch und solche Dinge gesprochen, da ist natürlich dann schon der Brexit ein Thema und ich würde auch nicht sagen, dass für jeden unbedingt die PLC zu empfehlen. Man muss schon Vorteile genau kennen und die Vorteile auch nutzen wollen. Ein großer Vorteil zum Beispiel, der britischen PLC ist, dass sie keine Quellensteuer hat. Wir kennen ja Deutschland, wo es bei Aktiengesellschaften 25% Quellesteuer gibt, in der Schweiz 35%, USA 30%. In UK null. Das ist interessant. Bei unseren Mandanten geht es immer auch um eine gewisse steuerliche Komponente und um Steueroptimierung. Wir haben viele Mandanten, die in steuergünstigen Ländern wohnen. Beckham-Law in Spanien, NHR-Status in Portugal, London, Malta, Zypern, Irland oder Dubai oder so. Diese ganzen Mandanten, wenn sie an einer Schweizer Gesellschaft beteiligt wären, müssten auf jede Gewinnausschüttungen 35% Quellensteuer in der Schweiz bezahlen, 25 % in Deutschland, 30% in den USA. Das habe ich bei der PLC nicht. Bei der PLC gibt es keine Quellensteuer. Das heißt, auch wenn ich jetzt in einem steuergünstigen Land lebe oder zum Beispiel eine Struktur habe, die an der PLC beteiligt ist, die in Dubai ist, auf den Bahamas oder den Cayman Islands ist, dann kann ich dort die Dividende steuerfrei durchreichen und das ist ein riesiger Vorteil. Wenn das für jemanden nicht attraktiv ist, dann ist vielleicht auch die PLC nicht so interessant, aber wenn das für jemanden relevant ist und ein attraktives Modell ist, dann ist das ein Riesenvorteil, denn es ist doch ein großer Betrag, der oftmals dort abgezogen wird, übrigens ist auch bei einer Gesellschaft in Luxemburg, in den Niederlanden, dort ist auch überall eine Quellensteuer fällig, vielleicht nur 15 %, aber das ist überall das gleiche. Das heißt, dieser Brexit-Mythos ist natürlich etwas, was dann bei den Leuten Sorge auslöst und man denkt vielleicht, dass auch bei Investoren hier eine gewisse Unsicherheit ausgelöst wird. Wer würde jetzt in ein drittes Unternehmen investieren? Aber ich meine, wir haben auch genug Aktionäre und Investoren, die in kanadische oder US-amerikanische Unternehmen investieren und das ist genau das gleiche wie in eine britische PLC zu investieren. Das, denke ich, ist eigentlich der wichtigste Mythos und davon muss man sich in gewisser Weise befreien.

01:07:12 Kontakt- und Beratungsmöglichkeiten

Daniel: Zuschauer und Zuhörer, die das jetzt alles interessant finden und sagen, das wäre etwas für mich, wie gehen die jetzt vor, was ist der nächste Schritt?

Sebastian: Wir haben spezifisch für unser PLC-Beratungs- und Informationsangebot eine Webseite erstellt, die heißt ukplc.services. Die ist auch auf den anderen Webseiten überall verlinkt. Jeder, der an dem Thema Interesse hat, würde ich sagen, schaut sich diese Webseite an und dort ist alles im Detail beschrieben. Wenn dann konkretes Interesse besteht und man möchte gerne sein Vorhaben im Rahmen des Beratungsgesprächs weiter vertiefen, kann man dieses direkt über die gleiche Webseite buchen.

Daniel: Okay, dann haben wir diese wichtige Frage zum Schluss auch noch geklärt. Dann bedanke ich mich bei dir! Es war, wie immer, sehr interessant. Bis zum nächsten Mal! Sebastian: Bis zum nächsten Mal! Danke, Ciao!

Perspektive Ausland: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland - der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht! Übrigens, wenn ihr keines unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren-Button und auf die Glocke! Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr!

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Die Vorratsgesellschaft und ihre Vorteile

Die Vorratsgesellschaft ist für ein Auslandsunternehmen eine echte Alternative zur Neugründung. Hier erfahren Sie, welche Vorteile sie für wen bietet.

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Der Kauf einer Vorratsgesellschaft wird im Internet immer wieder als Alternative zur Neugründung einer Firma im Ausland angepriesen. Allerdings sind nicht alle Angebote, die dahingehend zu finden sind, seriös. Nicht jedes Land ist für eine Vorratsgesellschaft gleich gut geeignet und nicht jede Gesellschaftsform bietet die gleichen Vorteile.

In unserem aktuellen Podcast klärt Sebastian Sauerborn, Experte für Steuern und Auslandsunternehmen, über die Vorteile und Hürden von Vorratsgesellschaften auf. Er erklärt, wie sich Kostenfallen vermeiden lassen, welche Länder sich dahingehend für einen Unternehmenssitz eignen und wer am meisten von einer Vorratsgesellschaft profitieren kann.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

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Die Vorratsgesellschaft im Unterschied zur Mantelgesellschaft

Die Vorratsgesellschaft ist eine Gesellschaft, deren Gründung abgeschlossen ist, die aber bislang keine Geschäftstätigkeit aufgenommen hat. Sie wurde also auf „Vorrat“ gegründet. Als Synonym werden hierfür viele Begriffe verwendet, darunter zum Beispiel „Shelf Company“, „Ready Made Company“ oder „Aged Company“. Häufig findet man auch den Begriff „Mantelgesellschaft“ vor. Diese ist allerdings nicht zu 100 % mit einer Vorratsgesellschaft gleichzusetzen. Die Vorratsgesellschaft wird gegründet, um sie zu verkaufen. Das heißt, vor dem Verkauf hat sie keine Geschäfte getätigt. Die Mantelgesellschaft dagegen wurde für ein real existierendes Unternehmen gegründet – und somit für eine spezifische Geschäftstätigkeit.

Die Vorteile der Vorratsgesellschaft

Als Vorteil einer Vorratsgesellschaft, ebenso wie einer Mantelgesellschaft, wird häufig der Faktor Zeit angeführt. Hierbei muss allerdings beachtet werden, dass gerade in Ländern wie Malta oder den USA Firmengründungen schnell und unkompliziert erfolgen können. Damit ist die Übernahme einer Vorratsgesellschaft hinsichtlich der Tatsache, dass Eintragungen der Geschäftsführer etc. erfolgen müssen, nicht unbedingt schneller. Es gibt jedoch einige andere Vorteile, die eine Vorratsgesellschaft gegenüber der Neugründung mit sich bringt. 

Zu den Top-Argumenten zählt:

  • Die Vorratsgesellschaft existiert bereits und hat eine Steuernummer.

Sie ist vor allem dann von Vorteil, wenn jemand, beispielsweise für eine Vertragsunterzeichnung, eine zu einem Stichtag schon existente Gesellschaft benötigt.

  • Die Vorratsgesellschaft bietet ein Unternehmensalter.

Wer sich am Markt nicht mit einer ganz „frischen“ Gesellschaft oder als Start-up präsentieren möchte, sondern mit einem Unternehmen, das bereits einige Monate Bestand hat, kann von der bereits etablierten Vorratsgesellschaft profitieren.

  • Die Vorratsgesellschaft hat bereits einen Namen.

Damit sparen Sie sich die mitunter aufreibende und zeitraubende Suche nach einem passenden und nicht bereits existierenden Namen für Ihr Unternehmen.

  • Der Unternehmensname zeichnet sich durch einen authentischen Klang aus.

Bei der Suche nach dem Namen spielt nicht nur die Suche nach einem passenden Namen eine Rolle. Er sollte auch für Muttersprachler in dem Land, in dem der Unternehmenssitz liegt, wohlklingend sein.

Welche Länder für eine Vorratsgesellschaft in Frage kommen

Vorratsgesellschaften sind in verschiedenen Sitzstaaten und steuerlich günstigen Ländern verfügbar. Dazu gehören Großbritannien, Irland, Malta (Hinweis: Für Malta sind derzeit keine Vorratsgesellschaften vorrätig) und die USA. Welches Land für Ihren Unternehmenssitz ideal ist, kommt auf ganz verschiedene Faktoren an. Eine Rolle spielt beispielsweise die Frage, ob Sie auch Ihren persönlichen Wohnsitz verlegen wollen, wie die Steuergestaltung aussieht und ob Sie für Ihre Geschäftszwecke am lokalen Markt aktiv sein wollen.

Hinzu kommt die Frage nach der Gesellschaftsform. In Großbritannien ist so beispielsweise neben der Private Limited Company (meist kurz Limited oder UK Limited genannt) die Public Limited Company (PLC) als Aktiengesellschaft oder die Limited by Guarantee als Stiftungsgesellschaft für wohltätige Zwecke verfügbar.

In den USA gibt es die Möglichkeit, Vorratsgesellschaften in Form von US Corporations als Kapitalgesellschaften oder US LLCs, die als Personengesellschaften eingestuft werden können, zu erwerben. Letztere sind beispielsweise für digitale Nomaden die perfekte Wahl.

Welches Land und welche Gesellschaftsform für Ihren Einzelfall optimal sind, sollten Sie vor dem Kauf einer Vorratsgesellschaft in jedem Fall in einem Beratungsgespräch klären. Dabei können Details wie die Frage nach Steuervorteilen geklärt werden.

Kostenfallen vermeiden und seriöse Angebote erkennen 

Wer sich für den Kauf einer Vorratsgesellschaft entscheidet und hierzu Anbieter sucht, stößt auf zahlreiche Angebote. Schnell stellt sich hierbei die Frage, wie sich seriöse von unseriösen Anbietern unterscheiden lassen und was genau man beim Kauf beachten sollte. Zwei entscheidende Faktoren hierbei sind die Transparenz hinsichtlich der Angebote und Abläufe sowie die Frage nach dem Preis.

So sollte von Anfang an beispielsweise klar herausgestellt werden, ob es sich um eine Vorratsgesellschaft oder eine Mantelgesellschaft handelt. Letztere kann aufgrund der Tatsache, dass sie bereits geschäftstätig war, Altlasten mit sich bringen. Ob diese weitgehend ausgeschlossen werden können, sollten Sie im Fall des Kaufs einer Mantelgesellschaft in jedem Fall klären.

Hinsichtlich des Preises kann es schnell zur Falle kommen, wenn nicht von Anfang an alle Services im Kaufpreis enthalten sind. Günstige Angebote enthalten oft zwar den Kaufpreis für die Gesellschaft, jedoch keinen weiteren Support. Werden dann Leistungen wie die Kommunikation mit den Behörden, notarielle Beglaubigungen, Registereinträge usw. fällig, übersteigen die Kosten schnell jene von seriösen Anbietern, die zwar höhere Preise veranschlagen, aber eine Rundum-Betreuung bieten.

Sollten Sie mit dem Gedanken spielen, eine Vorratsgesellschaft zu erwerben, beraten wir Sie gern umfassend zu allen Vorteilen und zu den Kosten, die dabei entstehen können.

Kontaktdaten und Links

Sebastian Sauerborn

Homepage: www.vorratsgesellschaften.co.uk

www.wohnsitzausland.com

                     www.auslandsunternehmen.com

E-Mail: hello@stmcorporate.group

Telefon:  +44 20 3151 0582

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Timestamps

00:00:23 Die Vorratsgesellschaft und ihre Vorteile

00:04:54 Der Unterschied zwischen einer Vorrats- und Mantelgesellschaft

00:07:07 Gesellschaftsübernahme aus dem Ausland – Ohne Anreise möglich?

00:09:15 Diese Länder und Gesellschaftsformen kommen in Frage

00:13:09 Für wen die LLC am besten geeignet ist

00:14:22 Welche Änderungen bei einer Vorratsgesellschaft möglich sind

00:16:36 Möglichkeiten für die Anonymität der Gesellschafter

00:18:44 Eigenheiten der Firmengründung in Irland

00:22:25 Die Besonderheiten der US-Gesellschaft

00:27:15 Diese Vorteile bieten US-Gesellschaften

00:32:53 Malta und seine Vorteile für Vorratsgesellschaften

00:33:31 Ablauf der Übernahme einer Vorratsgesellschaft

00:37:24 Kostenfalle vermeiden und Wichtiges beachten

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 58: Die Vorratsgesellschaft und ihre Vorteile

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Perspektive Ausland: Perspektive Ausland - der Podcast für Unternehmer und Freiberufler, die es ins Ausland zieht. Egal, ob Steuerplanung, Auslandsfirmen, Gründung oder Lifestyle-Fragen - hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:00:23 Die Vorratsgesellschaft und ihre Vorteile

Daniel: Sebastian, wir wollen heute über das Thema Vorratsgesellschaften sprechen. Du bietest ja selbst in UK vorgegründete Gesellschaften an. Wir wollen heute einfach mal darüber sprechen, denn da gibt es eine ganze Menge Fragen. Es gibt ja eine ganze Reihe von seriösen, aber auch dubiosen Angeboten im Internet und wir müssen für unsere Mandanten, Zuschauer und Zuhörer mal Klarheit reinbringen. Starten wir mit der ersten Frage: Die meisten Gesellschaften, die du ja auch selber als Vorratsgesellschaften anbietest, könnte man auch innerhalb von ein bis zwei Tagen neu gründen. Warum soll ich denn jetzt eine Vorratsgesellschaft kaufen?

Sebastian: Alles korrekt, ja. Diese Aussage, die häufig auch von Anbietern und Vorratsgesellschaften verwendet wird, dass das alles ruckzuck geht, schnell geht, ist natürlich nur für ein Land wie Deutschland wichtig, denn in Deutschland ist ja bekanntlich die Eintragung einer neuen GmbH mit unendlich viel Bürokratie, einem Hürdenlauf und unendlich viel Zeit verbunden. Eintragen, zum Notar gehen, persönlich vor Ort erscheinen etc. Und dann dauert es noch beim Handelsregister Ewigkeiten, zum Beispiel wenn der Name nicht gefällt. Da gehen locker 4 bis 6 Wochen ins Land, bis das Ganze passiert ist. Dort ist die Geschwindigkeit der Vorratsgesellschaften natürlich ein Thema. Wir bieten Gesellschaften an in UK, Irland, Malta und den USA. Dort ist das alles eigentlich nirgendwo ein Thema, denn: Zum einen braucht man sowieso keinen Notar vor Ort und die Präsenz ist auch nicht notwendig. Das geht alles per E-Mail. Das ist alles in wenigen Tagen gemacht. Ich sage mal, selbst in Ländern, wo das noch ein bisschen manuell ist und nicht komplett automatisch, reden wir von maximal einer Woche. Deswegen ist natürlich das Thema Geschwindigkeit bei einer Vorratsgesellschaft nicht der tatsächliche Vorteil. Tatsächlich kann es sogar länger dauern, bis die Vorratsgesellschaft dann übertragen, umbenannt und so weiter ist. Wenn es also rein um die Geschwindigkeit geht, bis die Gesellschaft steht, vertragsfähig und geschäftsfähig ist, dann ist das eigentlich kein Grund für eine Vorratsgesellschaft.

Daniel: Dann muss es ja aber andere Gründe geben, die dafür sprechen, eine Vorratsgesellschaft zu kaufen, wenn es nicht um die Geschwindigkeit geht.

Sebastian: Genau. Die meisten Mandanten, die eine Vorratsgesellschaft übernehmen, die brauchen eine Gesellschaft, die zu einem bestimmten Zeitpunkt schon existiert hat. Man kennt das ja, man ist möglicherweise eine mündliche Vereinbarung eingegangen und jetzt will aber jemand einen schriftlichen Vertrag sehen. Der muss ein bestimmtes Datum haben, vielleicht von vor 6 Monaten. Dann brauche ich zum Beispiel eine Vorratsgesellschaft. Oder ich möchte am Markt auftreten und nicht wie jemand erscheinen, der hier erst heute die Firma gegründet hat. Sondern möglicherweise ein Unternehmen verwenden, das entsprechend etabliert ist. Das sind die typischen Gründe. Dann haben wir natürlich tatsächlich Gesellschaften, wenn wir uns die UK PLC zum Beispiel anschauen, die bei uns verfügbar sind mit sehr komplexen Konfigurationen, wenn ich mal den Begriff verwenden darf, also spezifisch Dinge und Eigenschaften, die zum Beispiel bei Kapitalmarktprojekten notwendig sind, die man bei einer neuen Gesellschaft durch einen Anwalt erstmal durchführen lassen müsste, die dann möglicherweise noch registriert werden oder dann noch warten muss. Bis das dann alles geschehen ist, gerade bei einer Public Company, bei einer PLC, gehen locker 2 bis 3 Monate ins Land und nicht nur wegen Behörden-Laufzeiten, auch weil Anwälte mit dabei sind usw. Man kennt es ja und weiß, wie das ist. Da kommen eben diese komplett vorkonfigurierten Vorratsgesellschaften mit all diesen Themen spezifisch für Kapitalmarkt-Projekte, sei es Anleihe, Börsengang, Private Placements oder eine Holding Gesellschaft, die man dann sofort übernehmen kann. Da spart man dann auch eindeutig Zeit. Der andere Punkt ist: Diese PLCs, die wir zum Beispiel verkaufen, kosten knapp unter 15.000 Pfund. Das ist ja nicht billig. Da fragt man sich: "Wieso kostet das so viel?". Zum einen ist das Stammkapital dort einbezahlt gewesen, man muss dann also kein Stammkapital mehr einzahlen, zum anderen ist es so, dass man, wenn man diese ganzen Schritte, von denen ich gesprochen habe, von einem Anwalt machen lassen würde, würde man bei einem britischen Anwalt in der City locker 25.000 Pfund dafür bezahlen. Hier sind dann 15.000 Pfund - hinzu kommt, man muss kein Stammkapital bezahlen - ein echtes Schnäppchen. So, das sind also solche Gründe. Das heißt, man muss das ein bisschen genauer anschauen und dort ein bisschen ins Detail gehen. Es reicht aber nicht allein zu sagen, per se ist es schneller, eine Vorratsgesellschaft zu übernehmen als eine zu gründen. Das ist definitiv nicht der Fall, aber natürlich kann dann Geschwindigkeit im Einzelfall eine Rolle spielen.

00:04:54 Der Unterschied zwischen einer Vorrats- und Mantelgesellschaft

Daniel: Jetzt ist ja so, einige, zum Teil renommierte Anwaltskanzleien bieten im Internet sogenannte Mantelgesellschaften an. Vielleicht kannst du unseren Zuschauern oder Zuhörern mal erklären, was der Unterschied ist zwischen einer Vorrats- und einer Mantelgesellschaft. Vielleicht können wir bei der Gelegenheit noch ein paar andere Begrifflichkeiten mit erwähnen, denn da gibt es ja eine ganze Menge ähnliche Begriffe, unter denen Vorratsgesellschaften angeboten werden. Aber vielleicht beginnen wir mal mit dem Unterschied oder auch keinem Unterschied zwischen Mantelgesellschaft und Vorratsgesellschaft.

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Sebastian: Wie du gesagt hast, da geistern jede Menge Begriffe herum. Es gibt die Ready Made Company, die Shelf Company, es gibt Aged Company, es gibt Vintage Company, Vorratsgesellschaft, Mantelgesellschaft, vorgegründete Gesellschaft, GmbH-Mantel, AG-Mantel und so weiter und sofort. Grundsätzlich als Mantelgesellschaft würde man eine Gesellschaft bezeichnen, die mal irgendwann gegründet wurde von einem real existierenden Mandanten für eine spezifische Aufgabe und der hat dann gesagt, ich gebe diese Gesellschaft auf, oder die beginnt eigentlich nie mit der geschäftlichen Tätigkeit, aber die wurde gegründet von jemandem, es wurde Stammkapital eingezahlt, die wurde möglicherweise auch verwendet. Das heißt, sie war also möglicherweise wirtschaftlich aktiv, während eine Vorratsgesellschaft im Grunde auf Vorrat gegründet wurde. Das heißt, sie wurde letztlich gegründet, um sie als eine vorgegründete Gesellschaft zu verkaufen. Sie war nie aktiv. Wobei ich sagen muss, bei uns auf den Webseiten schmeißen wir das ein bisschen zusammen. Das heißt, wir haben bei unseren Vorratsgesellschaften tatsächlich auch Mantelgesellschaften dabei, aber immer nur solche, die nie verwendet wurden. Wir haben also keine Gesellschaften dabei, die jemals wirtschaftlich aktiv waren, sondern es sind immer Gesellschaften, die hatte vielleicht mal ein Mandant gegründet und hat dann gesagt: "Ich brauche die sowieso nicht. Könnt ihr sie wieder zurücknehmen?" So würde ich die Begriffe unterscheiden.

00:07:07 Gesellschaftsübernahme aus dem Ausland – Ohne Anreise möglich?

Daniel: Das macht Sinn. Jetzt hattest du vorhin schon erwähnt, dass man eigentlich nicht anreisen muss. Gibt es irgendetwas, wofür ich vielleicht doch anreisen müsste? Wie sieht es zum Beispiel mit dem Bankkonto aus? Das ist übrigens noch eine zweite Frage, die mir aufkam: Du sagst, das Stammkapital ist teilweise schon eingezahlt. Bei einigen Gesellschaften bedeutet das, dass sie schon ein Bankkonto haben?

Sebastian: Die Gesellschaften, die wir vertreiben, haben alle kein Bankkonto. Das liegt einfach daran, dass für die Kontoeröffnung heutzutage tatsächlich Webseiten usw. erforderlich sind und man beschreiben muss, wie die geschäftliche Tätigkeit aussieht. Das haben wir natürlich nicht. Man muss aber auf der anderen Seite sagen, dass die Kontoeröffnung heute sehr einfach geworden ist. Bei Online-Banken wie Revolut kann man in weniger als einem Tag ein Konto eröffnen, vorausgesetzt man hat eine Webseite für die Firma und ein aussagekräftiges LinkedIn-Profil, aber das haben die meisten. Da wird es im Grunde kein Problem geben. Daher ist also keine Kontoeröffnung notwendig. Wenn jetzt jemand spezifisch am Sitzstaat der Gesellschaft - Irland, Großbritannien, Malta oder USA - ein Konto eröffnen möchte, bei einer traditionellen Bank, also nicht bei einer Online-Bank, dann muss man sehen, wie man das verwirklichen kann. Wir werden nachher nochmal zu den einzelnen Gesellschaften kommen. Wir wissen ja zum Beispiel, viele traditionelle Banken wollen, dass ein Geschäftsführer dann tatsächlich dort vor Ort lebt, in dem Land. Man muss dann natürlich sicherstellen, dass das der Fall ist. Wir können dann schon in gewisser Weise helfen, aber im Grunde genommen muss dann der Geschäftsführer der Gesellschaft hingehen mit den wirtschaftlich Berechtigten, die sich dann bei der Bank ausweisen und das Konto eröffnen müssen. Da wäre natürlich eine Anreise notwendig, aber die meisten Mandanten, greifen, wie gesagt, heutzutage auf Online-Banken zurück und brauchen damit dann eigentlich kein Konto bei einer traditionellen Bank. Andere Gründe zur Anreise gibt es nicht. Einen Notartermin oder so etwas gibt es ja alles nicht in diesen Ländern

Daniel: Zum Glück wird es ja momentan in immer mehr Ländern auch üblich, selbst die Notartermine, wenn sie denn mal notwendig wären, dann auch online durchzuführen.

Sebastian: Genau!

00:09:15 Diese Länder und Gesellschaftsformen kommen in Frage

Daniel: Wer sich deine Webseite der Vorratsgesellschaften anschaut, der sieht ja dort erstens verschiedene Sitzstaaten, also ganz konkret Irland, UK. In Malta sind wohl momentan keine Vorratsgesellschaften verfügbar, aber dann noch die USA und zusätzlich noch in dem einen oder anderen Land verschiedene Gesellschaftsformen. Wie soll da jetzt jemand vorgehen? Sucht er nach dem best-klingenden Firmennamen aus, den er findet? Auf dem Angebot also Schatz beiseite. Wahrscheinlich wäre das natürlich kein guter guter Rat, wobei wir natürlich auch nachher noch über die Möglichkeit der Firmen-Namensänderung sprechen müssen. Also, welches Land und welche Gesellschaftsform sind denn jetzt ideal für welchen Einsatzweck? Kannst du dazu etwas sagen?

Sebastian: In Großbritannien, in UK, was wir dort im Wesentlichen anbieten sind Vorratsgesellschaften vom Typ der UK Limited, also die sogenannte Private Limited Company, die ganz normale Limited, die jeder kennt, dann die Public Limited Company oder PLC, eine Aktiengesellschaft. Dann haben wir in UK auch noch Limited by Guarantee, das ist die sogenannte Stiftungs-Limited. Das sind die Rechtsformen, die wir im UK anbieten. In der Regel wird jemand genau wissen, was er möchte. Also wie gesagt, wenn man Kapitalmarktprojekte machen will, dann braucht man eine PLC. In allen anderen Fällen will man eher eine Limited verwenden und die Limited by Guarantee, die Stiftungslimited, ist eben ganz spezifisch zum Thema Vermögensschutz möglicherweise interessant. Im Grunde genommen wissen die Mandanten, was sie wollen. Die Auswahl der richtigen Gesellschaft hängt dann zum Beispiel vom Folgenden ab: Zum Teil haben sie eine VAT haben, zum Teil haben sie keine VAT, zum Teil des Stamm Kapital höher, niedriger, die Gesellschaften sind jünger oder älter, das sind alles Kriterien, die dann eine Rolle spielen. Der Name spielt tatsächlich auch eine Rolle, denn wir alle haben ja das Probleme, mich eingeschlossen, wenn wir nicht als Muttersprachler im Englischen zu Hause sind, wie nenne ich dann eine Gesellschaft? Es ist ja oftmals so, dass man als Nicht-Muttersprachler, vielleicht mit einer dummen Idee kommt und das klingt dann aber für englischsprachige Geschäftspartner lächerlich oder schlecht. Es gibt ein ganz bekanntes Beispiel, da hat eine japanische Turnschuh-Marke Geschäfte in Großbritannien eröffnet, Turnschuh-Geschäfte. Das war bereits vor 30 Jahren. Die haben sie Athlete's Foot genannt. Athlete's Foot heißt im Englischen Fußpilz. Da hatten sie offensichtlich ihre Research nicht gut genug gemacht. Das war natürlich hier ein Grund für jeden, laut zu lachen. Das heißt, um sich solche Blamage zu ersparen, sucht man sich eben etwas, was bereits einen gewissen Namen hat. Insofern ist der Name, auch wenn es lächerlich klingt, schon auch ein wichtiges Argument. Natürlich suggerieren manche Namen auch gewisse Branchen, wie zum Beispiel Holding, Finance, Dienstleistungen, Beratung oder IT etc. In den USA haben wir LLCs und C Corporations. In Irland genau das gleiche. Die LLCs, die wir in den USA verkaufen, sind alles Null-Steuer-Gesellschaft konfiguriert, als Null-Steuer-LC. Die haben auch eine Steuernummer in USA. Auch die Steuernummer ist in den USA für Ausländer relativ einfach zu beschaffen. Aber es kann halt mal zwei bis drei Wochen dauern, bis man die Steuernummer bekommt. Wir haben wirklich Mandanten, die sagen, ich muss den Vertrag morgen unterschreiben und ich brauche dafür eine Steuernummer und eine Firma. Dafür sind solche Sachen geeignet. In Irland haben wir Limiteds und in Malta haben wir auch Limiteds. In Irland haben die Limits, die wir haben, alle eine EU-Umsatzsteueridentnummer. Dabei gibt es aber einen einen Sonderfall, auf den werden wir nachher noch zu sprechen kommen. Irland ist ja, unendlich kompliziert und kleinkariert, dazu haben wir auch eigene Podcast-Episoden gemacht, zu den Schwierigkeiten, eine englische Limited zu gründen. Hier kann die Vorratsgesellschaft ein bisschen helfen, aber löst natürlich auch nicht das Grundsatzproblem.

00:13:09 Für wen die LLC am besten geeignet ist

Daniel: Jetzt wollen wir nochmal auf die US-Gesellschaft zu sprechen kommen. Die USA ist relativ weit weg. Wenn ein Freiberufler, also ein Einzelunternehmer fragt, lohnt es sich für mich, eine US-Gesellschaft zu gründen, im Vergleich zu einer Limited in UK, wem würdest du das empfehlen? Würdest du überhaupt einem Freiberufler empfehlen, eine US-Gesellschaft einer UK-Limited vorzuziehen?

Sebastian: Ja, auf jeden Fall. Grundsätzlich stellt sich natürlich bei jeder Auslandsgesellschaft immer die Frage der Legalität. Wir empfehlen natürlich niemandem eine Auslandsgesellschaft, das ist auch durchgehend bei uns auf den Webseiten so kommuniziert, der in Deutschland zum Beispiel wohnt. Das funktioniert ja gar nicht. Das heißt, die LLC insbesondere bringt im Grunde Personen etwas, die als digitale Nomaden unterwegs sind oder in bestimmten Ländern leben, wo solche Gesellschaften effizient und auch steuerlich mit eingesetzt werden können, also für digitale Nomaden sind die LLCs super. Wir haben auch eine eigene Webseite nullsteuer.llc zu dem Thema und da kann man die neu gründen. Und wenn man eine Gesellschaft braucht, die schon existiert, dann kann man die eben als Vorratsgesellschaft erwerben, aber grundsätzlich ist die LLC für diese Personengruppe absolut ideal.

00:14:22 Welche Änderungen bei einer Vorratsgesellschaft möglich sind

Daniel: Du hattest ja schon die Wichtigkeit des Namens angesprochen und dennoch wird es jetzt diese Frage von dem einen oder anderen unserer Zuschauer und Zuhörer geben: Wenn ich jetzt eine Vorratsgesellschaft kaufe, was kann ich dann und mit welchem Aufwand und vielleicht sogar schon direkt bei der Übernahme auch ändern? Zum Beispiel müssen ja die Shareholder in jedem Fall geändert werden, aber vielleicht auch der Unternehmenszweck. Ich finde vielleicht eine Firma, die beispielsweise auf Marketing eingetragen ist, aber meinen Geschäftszweck ist ein völlig anderer. Was kann man ändern? Welcher Aufwand steht dahinter? Und ist das auch für die Reputation der Firma nicht schädlich, wenn zum Beispiel eine Firma gegründet worden ist mit dem Geschäftsgegenstand Marketing und dann macht sie beispielsweise Finanzprodukte.

Sebastian: Ja, das ist eine gute Frage. Wir ändern das für Mandanten natürlich jederzeit im Rahmen der Umtragung kostenlos, später gegen eine kleine Gebühr, aber das lässt sich leicht, schnell und mehrfach ändern. Alle diese Dinge sind relativ einfach machbar, am schnellsten in UK, wo man sie in der Regel innerhalb von einem Tag ändern kann, Geschäftsführer, Gesellschafter, Unternehmenszweck und diese ganzen Dinge. In den anderen Ländern, insbesondere den USA, kannst es ein bisschen länger dauern, bis diese Dinge dort umgetragen werden, weil dort die Prozesse zum Teil noch sehr manuell sind. Da muss dann tatsächlich einen Gesellschafterbeschluss gemacht werden, schriftlich, den muss man unterschreiben und einreichen, zum Teil per Fax noch. Und dann muss es von dem Register dort entsprechend bearbeitet werden, das braucht einfach eine gewisse Zeit. Aber grundsätzlich lassen sich diese Dinge problemlos in wenigen Tagen ändern. Und es ist auch absolut üblich, dass Mandanten dort ändern wollen. Namen und Geschäftsführer müssen sie sowieso eintragen.

Daniel: Den Firmensitz.

Sebastian: Ja, wobei man sagen muss, man kann den Firmensitz natürlich ändern, aber bei dem Preis für die Vorratsgesellschaft ist der Firmensitz für ein Jahr schon mit enthalten, so wie viele andere Leistungen auch mit enthalten sind Preis inklusive die komplette steuerliche Betreuung. Das heißt also, man würde sich gut überlegen, ob man den Firmensitz ändern will, aber wer das möchte, kann den Sitz natürlich ändern.

00:16:36 Möglichkeiten für die Anonymität der Gesellschafter

Daniel: Wir haben gerade über das Ändern der Gesellschafter zum Beispiel gesprochen. Wie sieht es auch, wenn jemand nicht selbst in Erscheinung treten und als Eigentümer der Gesellschaft anonym bleiben möchte? Kann ich eine Vorratsgesellschaft übernehmen, kaufen, aber selbst nicht in Erscheinung treten? Wir reden natürlich nur über legale Gründe, die es geben mag, aus denen jemand das möchte, nicht über Gründe, wie Besitzverhältnisse bewusst zu verschleiern etc.

Sebastian: In den USA ist das problemlos möglich, weil dort schlicht und ergreifend diese Informationen gar nicht an das Handelsregister übermittelt werden und insofern auch dort gar nicht öffentlich eingesehen werden können, weil sie bei den Behörden gar nicht vorliegen. Dort ist das problemlos möglich. Nicht nur ist es legal, sondern es ist der einzige mögliche Weg. In Europa, in der EU und in UK, ist es nicht möglich, weil es hier ja die bekannten Richtlinien gegen Geldwäsche gibt und in dem Rahmen Transparenz-Register eingeführt wurden. Das heißt, es werden hier alle Register gezogen, um die letztendlich Begünstigten zu veröffentlichen. Das geht jetzt so weit, dass alle Gesellschaften, zumindest Kapitalgesellschaften, detaillierte Gewinn-Verlust-Rechnungen und Bilanzen einreichen müssen, bei denen man auch sehen kann, was jeder verdient hat, der daran beteiligt ist. Also dort ist das nicht möglich. Der einzige Weg, Anonymität zu erzielen, wäre, wenn man weniger als 25 % an der Gesellschaft hält. Dann wird man nicht im Transparenz-Register veröffentlicht. Das heißt also, wenn man 5 Gesellschafter hat und jeder hält 20 %, wird kein Transparenz-Register veröffentlicht. Wenn das die Struktur der Gesellschaft ist, dann muss man sich dazu keine Gedanken machen. Aber in allen anderen Fällen lässt sich das Ganze nicht verschleiern, wobei es natürlich Möglichkeiten gibt. Das heißt, wenn jetzt zum Beispiel ein Ehepaar eine Gesellschaft übernimmt, und der Ehemann möchte nicht entscheidend erscheinen, dann könnte natürlich die Ehefrau die Gesellschaft besitzen. Das wäre dann problemlos möglich. Aber man könnte jetzt nicht einen Treuhänder oder so etwas verwenden. In Europa inklusive Großbritannien ist das nicht möglich.

00:18:44 Eigenheiten der Firmengründung in Irland

Daniel: Gut. Dann haben wir auch Klarheit über diese Frage, aber sie kommt ja immer wieder. Dann müssen wir über Irland nochmal mehr ins Detail einsteigen, ganz speziell deswegen, weil ja für den einen oder anderen Mandanten die Wahl deswegen auf Irland fallen könnte, weil Irland ein Teil der EU ist und weil er sich Vorteile erhofft durch eine Company in Irland, ganz speziell eben, was die Umsatzsteuer-ID betrifft. Das wird ja teilweise auf bestimmten Internetseiten so versprochen: Bei uns können Sie eine Irland Company kaufen oder gründen, dann haben Sie keine Probleme usw. Ich denke, da müssen wir mal gewaltig mit einigen Mythen und Legenden aufräumen.

Sebastian: Genau. Wir haben ja zu dem Thema Firmengründung in Irland schon eine eigene Podcast-Folge aufgenommen und da haben wir das geklärt. Um es nochmal zusammenzufassen: In Irland sind die Behörden extrem kleinkariert, schwierig und gehen sehr ins Detail. Die sind noch Deutscher als die Deutschen, ein bisschen wie die Schweizer. Das heißt also, es ist in Irland unmöglich, eine Umsatzsteuer zu bekommen, ohne dass die Wertschöpfung, die Geschäftsaktivität in Irland stattfindet. Das heißt, ohne dass man in Irland festangestellte Mitarbeiter hat, die Gehalt beziehen und so weiter und sofort. Selbst dann ist es schwierig. Ich mag mich an einen Mandanten erinnern, der ist als Deutscher nach Irland umgezogen, und lebt nur in Irland, nirgendwo anders. Der ist dorthin umgezogen ungefähr von einem halben bis dreiviertel Jahr und war seitdem nur in Irland. Er hat eine Wohnung in Dublin gemietet für teures Geld. Der hat bisher immer noch keine Umsatzsteuernummer. Da ist die Behörde gerade dabei, dass er jetzt sagen muss, wie seine persönliche steuerliche Situation in den letzten 3 Jahren im Ausland, in Deutschland, war, bevor er nach Irland gezogen ist. Das muss er jetzt dort offenlegen, damit die ihm eine Umsatzsteuer-Nummer erteilen. Also es ist sehr kompliziert, ja. Die Gesellschaften, die wir haben, die wir anbieten, die haben alle schon die EU-Umsatzsteuer-ID, die kann man auch so verwenden. Die kann man auch so rausgeben, aber, das ist ein ganz wichtiger Punkt, die ist nicht freigeschaltet. Die lässt sich auch nicht im VIES also in dem EU-System zur Verifizierung von Umsatzsteuern verifizieren. Das heißt, wenn die dort eingibt und die Gesellschaft verifizieren will, dann taucht dort auch, dass das keine gültige Umsatzsteuernummer ist. Das liegt daran, dass die irische Steuerbehörde die nicht freischaltet, bis man nicht diese Nachweise erbringt, dass tatsächlich jemand in Irland vor Ort wohnt, der angestellte ist bei dieser Firma, der dort dieses Business betreibt. Das heißt also, was man auf keinen Fall machen darf ist, jetzt von uns Vorratsgesellschaft übernehmen und dann erwarten, dass damit die Anforderungen, vor Ort in Irland Substanz zu haben, nicht notwendig ist. Das ist absolut nicht der Fall. Man muss also tatsächlich dann hier in Irland jemanden haben, einen Geschäftsführer haben, Mitarbeiter, einen Angestellten haben, der dort tatsächlich wohnt und bei der Gesellschaft angestellt ist. Der wird dann dort eingetragen bei der Vorratsgesellschaft, die von uns übernommen wird. Und dann kann man bei der Behörde beantragen, dass die Umsatzsteuernummer freigeschaltet wird. Erst dann lässt sich das machen. Und, wie gesagt, ich hatte ja gerade eben schon von einem Mandanten erzählt, der in Irland schon einige Monate dort lebt, selbst dann ist es möglicherweise kein Prozess, der straight forward ist. Das muss man ganz ehrlich sagen, da darf man sich keiner Illusion hingeben. Erfahrungsgemäß ist es dann doch tatsächlich schneller, wenn man die Vorratsgesellschaft übernimmt. Normalerweise lässt sich das innerhalb von mehreren Wochen bewerkstelligen. Man muss sich überlegen, wenn jetzt jemand nach Irland zieht, dann muss er erstmal eine Sozialversicherungsnummer beantragen. Dann musst er bei der Firma angemeldet werden, muss Gehalt bekommen und so weiter und sofort. Da geht schon eine Zeit ins Land, bis das dann tatsächlich funktioniert und es wichtig, dass man das berücksichtigt.

00:22:25 Die Besonderheiten der US-Gesellschaft

Daniel: Jetzt würde ich gerne wieder in Richtung USA wechseln und dort mal das Thema besprechen wollen. Wenn ich jetzt also eine US Gesellschaft kaufe, eine Vorratsgesellschaft oder eine neu gründe und ich möchte in Europa geschäftlich tätig sein, unabhängig von meinem Wohnsitz, auch dann benötige ich eine europäische Umsatzsteuer-Registrierung. Ist das besonders einfach oder besonders schwierig mit einer US Gesellschaft? Was gibt es dazu zu sagen?

Sebastian: Das ist eine sehr gute Frage. Es ist tatsächlich eine Frage, ob ich eine Umsatzsteuer-Nummer-ID benötige in der EU. Das hängt davon ab, was ich mache. Wenn ich zum Beispiel jemanden bin, der Beratungs-Dienstleistungen erbringt, als digitaler Nomade, oder ich mache Softwareentwicklungen oder irgendetwas und schicke den Kunden dafür eine Rechnung, habe B2B-Kunden, dann ist keine Umsatzsteuer-ID notwendig. Denen kann ich die amerikanische Steuernummer geben, also eine Umsatzsteuer-Nummer ist nicht notwendig. Erbringe ich digitale Dienstleistungen für Endverbraucher, zum Beispiel Videokurse, Software, irgendwelche Portale, wo die sich anmelden können, zu denen ich den Zugang gebe, also automatisierte digitale Leistungen, dann muss ich mich für OSS registrieren. Das heißt, ich muss die US-Gesellschaft für OSS registrieren, das ist das System der EU für die Umsatzsteuer-Abführung und muss dann jedem Endverbraucher in der EU die in seinem Wohnsitzstaat gültige Umsatzsteuer berechnen und entsprechend abführen. Das Gleiche gilt jetzt auch bei physikalischen Produkten. Wenn ich zum Beispiel bei Amazon oder so in Deutschland Produkte verkaufen, mit einer amerikanischen Gesellschaft, dann muss ich mich so entweder für OSS registrieren, was ein zentrales System ist, oder ich muss in Deutschland eine Umsatzsteuernummer beantragen. Das Problem bei der Umsatzsteuernummer-Beantragung ist, dass oftmals eine steuerliche Ansässigkeitsbescheinigung nachgewiesen werden muss, der US-Gesellschaft. Diese ist für eine LLC nicht zu bekommen, denn die ist ja nicht in USA steuerlich ansässig, bei einem nicht in den USA wohnhaften Gesellschafter. Bei der amerikanischen C Corporation kann ich sie besorgen, die Ansässigkeitsbescheinigung. Allerdings ist es ein Prozess, der relativ lange Zeit in Anspruch nehmen kann. Wir reden hier von mehreren Monaten.

Daniel: Jetzt gibt es allerdings eine zweite Gesellschaftsform, die du gerade erwähnt hast. Also die LLC, hast du gesagt, kommt nicht in Frage. Die ist steuerlich nicht ansässig. Aber hätte ich jetzt steuerliche Nachteile? Die LLC ist ja gerade interessant wegen der Steuerfreiheit. Wenn ich jetzt aber die andere Gesellschaft, die C Corporation nehme, wie sieht das dann steuerlich für mich aus? Habe ich dann in erhöhten Aufwand dabei, jährlich meine Steuererklärung in den USA einzureichen? Wird das vielleicht deswegen dann doch wieder uninteressant?

Sebastian: Einen erhöhten Aufwand wird man haben. Die LLC muss ja letztlich keine Buchhaltung an sich anfertigen. Was in unserem Paket enthalten ist, sowohl bei Nullsteuer-LLC für neue Gesellschaften als auch bei der Vorratsgesellschaft ist, dass wir letztlich die kompletten steuerlichen Erklärungen für die LLC anfertigen. Da wird keine volle Steuererklärung notwendig, sondern eine sogenannte Mini-Steuererklärung. Da muss man der Behörde den Gesamtumsatz melden, aber muss keine detaillierte Buchhaltung anfertigen. Das ist natürlich bei der C Corporation immer gegeben. Man muss dort eine detaillierte Buchhaltung anfertigen, ähnlich wie man das in Europa auch kennt, Bilanz, Gewinn-und-Verlust-Rechnungen, diese ganzen Dinge. Diese Kosten kommen auf jeden Fall dazu. Ich meine, die Kosten sind aber, wenn ich das mit einem deutschen Steuerberater vergleiche, nicht besonders hoch. Selbst wenn das ein paar Tausend kostet und ich habe ein gut funktionierendes Geschäft, ist es letztlich zu vernachlässigen. Was wichtig ist, ist natürlich die steuerliche Behandlung. Wie du schon gesagt hast, die LLC ist ja, wenn sie in den USA selbst nicht als gewerblich auftritt, nicht steuerpflichtig, wenn sie nur einen Eigentümer hat. Die C Corporation ist immer in den USA steuerlich ansässig, das heißt ich muss dort immer ihre Gewinne versteuern. Was man aber natürlich machen kann, und was die laufende Praxis ist, ist, dass sich der Gründer ein Gehalt auszahlen lässt von der C Corporation und wiederum unter der Prämisse, dass er in einem steuergünstigen Land lebt. Das geht natürlich nicht, wenn man in Deutschland lebt oder sowas, oder wenn man in den USA lebt schon gar nicht. Aber wenn man jetzt in einem steuergünstigen Land lebt, sagen wir mal in Dubai, lässt er sich ein Gehalt auszahlen von dieser C Corporation. Das reduziert den Gewinn der C Corporation und ist natürlich in den USA steuerfrei, insofern die Arbeit nicht in USA verrichtet wird. Das ist in allen Ländern das gleiche. Das muss insofern dann im Wohnsitzstaat versteuert werden. Wenn der Wohnsitzstaat keine Steuer erhebt, ist es dort steuerfrei. Also da kann man das mit einem Gehalt lösen, das heißt, die Besteuerung wird letztlich dann auch nicht existent oder sehr gering sein, aber definitiv ist der Verwaltungsaufwand höher als bei der LLC.

00:27:15 Diese Vorteile bieten US-Gesellschaften

Daniel: Habe ich jetzt durch eine US Gesellschaft noch weitere interessante Vorteile, zum Beispiel besseren Zugang zum US- Markt? Gerade, was die Zollbestimmungen, die verschiedenen Bundesstaaten usw. betreffen könnte?

Sebastian: Der große Vorteil generell dieser US-Gesellschaften ist, dass sich diese ganzen Anbieter, PayPal, Stripe, Online-Banken usw. sehr einfach benutzen kann. Oftmals habe ich bei irgendwelchen steueroptimierten Gesellschaften das Problem, dass diese ganzen Anbieter nicht zusammenarbeiten wollen, dass es irgendeine Offshore-Gesellschaft ist, Hongkong oder sowas. Wobei Hongkong eigentlich noch geht, aber diesen Vorteil habe ich. Die ist überall anerkannt. Ich kann überall die allgemein bekannten Anbieter verwenden und es ist halt etwas in USA, es ist nicht irgendetwas in einem verrufenen Land oder so. Zweiter Vorteil natürlich ist ein guter Schutz der Privatsphäre. Die USA nehmen ja nicht am automatischen Informationsaustausch teil, was für die meisten Mandanten von uns sowieso egal wäre, weil die ja sowieso nicht in Deutschland oder in andere Hochsteuerländer wohnen, aber gut, sie nehmen nicht daran teil. Die Eigentümer der Gesellschaft bleiben anonym. Möglicherweise muss ein Geschäftsführer im Handelsregister veröffentlicht werden bei einer Aktiengesellschaft, das hängt vom Sitzstaat ab. Aber es müssen keine Bilanzen oder so etwas eingereicht werden. Wir hatten vorhin das Beispiel, dass ich heutzutage, weil hier jeder in der EU ganz verrückt danach ist, diesen gläsernen Bürger zu etablieren, nachschauen kann, was mein Schulfreund oder mein Nachbar, der hier Unternehmer ist, verdient. Das kann ich für jeden machen. Das ist komplett transparent. Demnächst werden auch noch detaillierte Bilanzen eingereicht. Das ist natürlich in USA nicht der Fall. All diese Dinge gibt es dort nicht. Natürlich muss ich die Zahlen an die Steuerbehörde abgeben, das heißt, die Steuerbehörde weiß das, aber damit kann man in gewisser Weise leben. Es geht ja darum, dass es nicht der Öffentlichkeit ist. Dieser ganze Trend hat sich in letzter Zeit durch Corona nochmal beschleunigt und wir stehen mehr und mehr vor der Situation, dass im Grunde dieses Konglomerat aus Medien, Regierungen und großen Konzernen hier Macht an sich reißen, dass hier Vermögen verschoben wird und dass diese Transparenz denen das Futter dafür liefert. Man liefert ihnen alle Informationen, damit sie genau wissen, wem gehört dieses, wem gehör jenes, wo ich dann direkt ansetzen kann. Selbst wenn man kein Verschwörungstheoretiker ist, sind diese Trends auf jeden Fall besorgniserregend.

Daniel: Das zentrale Immobilienregister ist auch eines von den Dingen, die durchgesetzt werden sollen.

Sebastian: Genau. Ich glaube, man kann nicht grundsätzlich davon ausgehen, dass diese gesammelte Datenmenge für etwas Positives verwendet wird, auch wenn wir noch nicht genau wissen, wie die verwendet wird. Da scheint auf jeden Fall etwas im Busch zu sein. Gerade dann ist natürlich eine US-Gesellschaft interessant, wenn ich über Vermögensschutz usw. nachdenke. Wir wissen, die USA sind ganz vorne bei diesen Trends mit dabei, die großen Konzerne, Medien und Anderweitige, von denen wir gerade sprechen, sind ja fast alles US-Unternehmen, da muss man sich keinen Illusionen hingeben. Die USA ist politisch sehr fragmentiert, wir sehen das ja jeden Tag in den Nachrichten, es gibt diese großen Auseinandersetzungen, die Bundesstaaten haben sehr viel Macht. Das ist so stark fragmentiert, dass es da eine gewisse politische Unbeweglichkeit gibt und natürlich auch eine große politische Macht auf der anderen Seite. Das kann man sich zunutze machen und man kann sagen, ich habe eine US-Gesellschaft, um mein Vermögen zu schützen. Selbst wenn ich es nur dadurch schütze, dass ich nicht jedem offenlege, was genau ich besitze. Und zwar ohne irgendwelche Kapriolen drehen zu müssen, wie Stiftungen gründen oder andere komplizierte Sachen. Einfach eine US-Gesellschaft haben, die bestimmtes Vermögen hat, ein Aktien-Depot, eine Krypto Wallet. Immobilien - du hast ja schon gesagt, es gibt Immobilienregister, da müsste ich wiederum angeben, wer hinter der Immobilie steht.

Daniel: Nicht nur das. Ich habe vor kurzem eine Sendung dazu gesehen. Die ganzen Immobilienbesitzer und Hausbesitzer wurden wohl angeschrieben, mit einer Frist von nur wenigen Wochen, alle Details über ihre Immobilien zu erfassen, in Fragebögen, und unter anderem wird auch aufgezählt, wieviel Quadratmeter pro Person, die darin wohnt, zur Verfügung steht, wie viele Toiletten pro Person zur Verfügung stehen usw. Wie du schon gesagt hast, wir haben keine Ahnung, wofür diese Zahlen mal verwendet werden, aber mittlerweile wissen wir, jemand, der ein großes Auto fährt, wird jetzt schon an den sozialen Pranger gestellt. Und möglicherweise wird man zukünftig auch an den Pranger gestellt, wenn man zu viele Kubikmeter umbaute Wohnfläche besitzt. Mal sehen, was noch auf uns zukommt.

Sebastian: Ja, das sind besorgniserregende Trends und wir haben eine gewisse Anzahl an Mandanten, denen sind schon alle möglichen Dinge passiert. In Deutschland reicht es ja schon aus, wenn einem ein gewisser Tatbestand vorgeworfen wird, wie zum Beispiel Steuerhinterziehung, dass dann Konten eingefroren werden und gesagt wird, wir machen jetzt mal eine staatsanwaltschaftliche Untersuchung und so. Klar, wenn sich das dann auflöst, bekommt man alles wieder zurück, aber natürlich weiß jeder, dass ein Unternehmen von Liquidität abhängt. Die meisten können nicht einfach mal sagen, ich stelle mal eben ein Konto ein, von dem die ganze Liquidität abhängt. Daher scheint es aus meiner Sicht sehr gut zu sein, für das Unternehmen ein zweites Standbein zu haben, an das eine Steuerbehörde beispielsweise nicht heran kann, weil es einem anderen Land ist - und in der Kombination mit dem Wohnsitz in einem anderen Land. Wie gesagt, die USA ist für den Vermögensschutz sehr gut geeignet aufgrund der Grund-Eigenschaften der Gesellschaft, über die wir eben gesprochen haben.

00:32:53 Malta und seine Vorteile für Vorratsgesellschaften

Daniel: Jetzt haben wir also schon gesprochen über Irland, über UK, über USA. Was gibt es Spezielles noch zu Malta zu sagen, auch wenn dort momentan keine Vorratsgesellschaften vorhanden sind? Warum könnte Malta für mich interessant sein?

Sebastian: Malta ist natürlich sehr interessant. Malta hat ja nur 5% effektive Körperschaftsteuer, bringt im Grunde auch nur etwas, wenn man tatsächlich nach Malta umzieht oder zumindest dort eine Betriebsstätte gründen will. Wir haben viele Mandanten, die nach Malta umgezogen sind, die wir dabei unterstützt haben. Malta kann grundsätzlich sehr interessant sein, deswegen bieten sich dann dort auch Vorratsgesellschaften an.

00:33:31 Ablauf der Übernahme einer Vorratsgesellschaft

Daniel: Also gibt es wahrscheinlich keine Vorratsgesellschaften auf der Website, weil die Nachfrage so groß ist. Dann wäre noch eine ganz wichtige Frage: Wie funktioniert jetzt genau die Übernahme? Wie kann ich mir das vorstellen? Ich habe mich jetzt informiert, ich habe Klarheit, in welchem Land ich meine Gesellschaft benötige, ich habe auch Klarheit, welche Gesellschaft. Jetzt könnte ich auf den Bestell-Button klicken oder nochmal ein Beratungsgespräch buchen bei dir, aber vielleicht nochmal generell: Wie funktioniert jetzt genau die Übernahme? Wie ist der Ablauf? Was benötigst du von mir? Welche Unterlagen muss ich abgeben und wie sind die einzelnen Schritte, bis das dann meine Firma ist?

Sebastian: Wir wollen verhindern, dass Mandanten oder Käufer solcher Gesellschaften sehr lange Formulare ausfüllen müssen und dann genau beschreiben müssen, werden die neuen Gesellschafter sind, Geschäftsführer, Name, Geburtsdatum, Beruf, wieviel Prozent usw. Da gibt es Formulare, die sind dann hundert Felder lang. Das wollen wir vermeiden. Wir haben es so gemacht, dass man letztlich die Gesellschaft reservieren kann, für 500 Pfund pro Gesellschaft. Dann ist sie erstmal für 7 Tage reserviert. In den 7 Tagen würden wir zusammen mit dem Mandanten dann abstimmen, wie die Gesellschaft genau konfiguriert werden muss, neuer Name, Gesellschafter, Geschäftsführer, neuer Gesellschaftszweck, Stamm Kapital muss erhöht werden, neuer Firmensitz, was auch immer. Das besprechen wir mit dem Mandanten telefonisch oder per E-Mail. Sobald das geklärt ist, würden wir dem Mandanten eine Rechnung schicken, dort wird dann die Reservierungsgebühr angerechnet und dann kann der Mandant bequem per SEPA-Überweisung, den Kaufpreis für die Gesellschaft bezahlen. Wir brauchen natürlich die notwendigen ID Dokumente, das ist klar, wegen Anti-Money-Laundering.

Daniel: Muss das beglaubigt sein?

Sebastian: Nein, das muss nicht beglaubigt sein. Dann würden wir die Gesellschaft entsprechend übertragen. Wie gesagt, in UK geht das am schnellsten. Da kann man davon ausgehen, dass diese ganzen Änderungen inklusive Namensänderung, Gesellschaft, der Geschäftsführer innerhalb von einem Tag geändert werden können. Das heißt, mit Kommunikation ist die Bearbeitungszeit ein paar Tage. In Irland gibt es zwar auch ein elektronisches System, aber dort wird sehr viel mehr manuell kontrolliert. Das heißt, es kann sein, dass diese Änderungen dort bei denen schon mal in der Warteschleife hängen. In den USA ist es auch relativ einfach, muss dort aber auch nochmal händisch gemacht werden. Das heißt, es kann eine Woche dauern, bis dorthin alles aktualisiert ist. Die Übernahme erfolgt also sehr schnell und die Gesellschaft ist normalerweise dann innerhalb von wenigen Tagen einsatzbereit. Sie ist natürlich sofort auch mit dem Tag des Kaufs geschäftsfähig. Wir geben dem Mandanten die Steuernummer, wir geben dem Mandanten den Firmennamen, die Anschrift und so weiter und sofort. Das heißt, er kann sofort anfangen, mit der Gesellschaft zu arbeiten, wenn jetzt dringend deinen Vertrag unterzeichnet werden müsste etc. Aber wie gesagt, die einzelnen Änderungen, wenn ich das jetzt mal über alle Gesellschaften hinweg sehe, mag ein bis 2 Wochen dauern, bis alles übertragen ist.

Daniel: Wenn ich jetzt eine Reservierung bezahlt habe und es stellt sich heraus, die gewählte Gesellschaft passt nicht, was macht man dann?

Sebastian: Also wenn die nicht passt, wenn andere Gesellschaft passt, kann man natürlich gerne die nehmen, aber ansonsten gibt es natürlich keinen Refund der Reservierungsgebühr. Mit der Reservierungsgebühr nehmen wir die Firma vom Markt, das heißt, sie wird dann nicht an andere Mandanten vermarktet. Das heißt, wenn dann die Restzahlung nicht erfolgt oder der Mandant die Firma nicht mehr will, dann hat er 500 Pfund investiert und das war es.

Daniel: Aber sie würde genauso auf eine Alternative angerechnet, wenn wir jetzt feststellen, eine andere passt besser?

Sebastian: Ja, aber ich habe es bisher noch nicht erlebt, dass jemand die Gesellschaft reserviert und dann gesagt, eigentlich brauch ich doch keine Gesellschaft.

Daniel: Das nicht, aber vielleicht reserviere ich mir eine in Irland, weil ich auf den Podcast hier aufmerksam geworden bin und stelle dann fest, es wäre besser, eine US-Gesellschaft zu gründen.

Sebastian: Ja.

00:37:24 Kostenfallen vermeiden und Wichtiges beachten

Daniel: Jetzt tummeln sich im Netz, ich hatte das am Anfang schon mal gesagt, eine ganze Menge Anbieter, die ähnliche Dienstleistungen anbieten, sicherlich eine ganze Menge sehr renommierter, sehr seriöser Kanzleien, die dort allerdings oftmals dann Mantelgesellschaften verkaufen. Wir hatten am Anfang darüber gesprochen. Aber was hast du jetzt vielleicht noch für ein paar Hinweise, worauf jemand, der auf der Suche nach einem geeigneten Partner ist, achten sollte, um nicht bei unseriösen Anbietern zu landen?

Sebastian: Im Grunde genommen muss man sich zunächst natürlich immer anschauen, was die Preise enthalten online. Bei uns zum Beispiel sind die Preise zum Teil höher, doppelt so hoch, dreimal so hoch wie bei anderen Anbietern, aber das hat natürlich einen Grund. Ich habe vorhin schon bei den PLCs erwähnt, warum du so ist. Ich halte die PLCs trotzdem für ein Schnäppchen, auch wenn die 15.000 Pfund kosten. Aber auch bei den anderen Gesellschaften, die sind auf jeden Fall teurer, aber das ist natürlich in dem Preis viel mehr einhalten zur Gesellschaft. Da ist die komplette steuerliche Betreuung enthalten, der Firmensitz ist darin enthalten, die Behördenkommunikation, die ganze Ansprechbarkeit auf Deutsch, der ganze Support. Wenn man den Preis für die Gesellschaft selbst anschaut, ist der auch nicht viel höher als bei irgendwelchen anderen Anbietern. Nur andere Anbieter machen diese Salami-Taktik. Die sagen, die Gesellschaft kostet halt nur 500 €, aber dann kostet jede Kleinigkeit dann 500 €, so dass ich am Ende dann überraschende Gebühren habe. Ich hatte das mal vor kurzem, da haben wir eine Gesellschaft übernommen für einen Mandanten und diese Gesellschaft war in den Niederlanden. Das war alles schön und gut, die Gesellschaft war günstig und so weiter, aber dann kam alles dazu. Steuerliche Betreuung 2.000 EUR, Eintrag im Handelsregister 800 EUR, notarielle Beglaubigung. Also es kam ein Ding nach dem anderen hinzu, und das ist ja immer das, was die meisten Mandanten am meisten nervt. Da kommt Rechnung nach Rechnung nach Rechnung. Hier ist im Preis alles drin enthalten, da kann man wirklich sagen, Rundum-Sorglos-Paket, all inclusive für ein Jahr, alles drin, solange die Gesellschaft natürlich ruhend ist. Das ist ja klar, wenn jemand jetzt tatsächlich damit anfängt, muss umfangreich Buchhaltung gemacht werden, dass das nicht dabei ist, ist klar. Aber solange die Gesellschaft nichts tut, was ja bei den meisten so ist, erstmal macht sie nichts und dann läuft sie langsam los, ist dieses komplette Paket in dem Preis enthalten. Das ist erst einmal das Wichtigste. Dann muss man natürlich die Tücken in den einzelnen Ländern kennenlernen. Wir haben es ja schon bei Irland gesagt. Wie viele Mandanten wir schon gehabt haben, die in Irland eine Gesellschaft gegründet haben und denen erzählt wurde, die Umsatzsteuernummer etc. ist alles kein Problem. Und dann hat das nicht funktioniert. Das muss man natürlich wissen, dieses Detailwissen ist erforderlich, das steht natürlich nicht bei jedem auf der Webseite. Das steht dann mit in dem Kleingedruckten. Das heißt, das ist ein großes Problem. Oder was ich vorhin über die PLC gesagt habe, über die US Gesellschaft. Man muss sich wirklich damit auseinandersetzen. Man kann da nicht einfach bei irgendeinem Anbieter irgendwas kaufen. Bei den Mantelgesellschaften, das heißt bei Gesellschaften, die jetzt schon im Einsatz waren, gibt es natürlich immer das Risiko, dass diese Altlasten haben. Da muss man sich dann anschauen, wie der Anbieter damit umgeht. Wir arbeiten zum Beispiel in der Schweiz mit einem Anbieter zusammen, wo man Mantelgesellschaften übernimmt, der garantiert persönlich für sämtliche Altlasten, falls dort irgendwas auftaucht. So etwas muss man natürlich haben. Selbst, wenn man einen Schufa-Check oder oder Creditreform-Check macht, wird man ja dort nicht auf alles stoßen.

Daniel: Es kann ja noch Verträge geben, beispielsweise.

Sebastian: Ja. Man muss einfach sagen, der Anbieter ist schon am Markt so und so lange, ich kann davon ausgehen, dass das Unternehmen funktionierte und wenn ich vollständig jedes Risiko ausschließen will, muss man halt leider sagen, dann kann ich solch eine Gesellschaft nicht übernehmen. Das ist einfach so. Das lässt sich dann leider nicht ändern. Das sind so die Dinge ein, auf die man achten muss.

Daniel: Vielen Dank, wunderbar. Es war wie immer sehr aufschlussreich.

Perspektive Ausland: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Auslands - der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Blackout in Deutschland: Wie kann man sich vorbereiten?

Energiekrise Europa: Wird es in Deutschland bald dunkel? Wir haben den Blackout-Vorsorge-Experte Robert Jungnischke zum Gespräch eingeladen.

Zu Gast: Robert Jungnischke

Die Energiekrise in Europa und ein möglicher Blackout in Deutschland sind derzeit ein großes Thema. Doch was steckt wirklich dahinter? 

Noch kommt der Strom aus der Steckdose, aber die Energieversorgung in Deutschland hat sich in den letzten 20 Jahren dramatisch verschlechtert. Deutsche Politiker versichern, dass alles unter Kontrolle sei, weshalb das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe keine gezielten Maßnahmen ergriffen hat, um Unternehmer oder Privathaushalte auf einen Blackout vorzubereiten. Aber wie sicher sind wir wirklich?

Damit wir nicht im Dunkeln tappen müssen, haben wir in unserem aktuellen Podcast den Blackout-Vorsorge-Experten Robert Jungnischke eingeladen, der fachlich fundiert vor einem möglichen Blackout als Folge einer nicht systematisch vorangetriebenen Energiewende in Deutschland und Europa warnt. Hier erfahren Sie, was einen Blackout auslösen kann, wie wahrscheinlich ein Blackout in Deutschland ist und wie sich private Haushalte und Unternehmen auf einen Blackout vorbereiten können.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

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Gründe für die instabile Energieversorgung in Deutschland

Der Grund unserer instabilen Stromversorgung ist eine verfehlte Energiepolitik, die dazu führte, dass zuverlässig produzierende Wasser-, Kohle-, Gas-, und Kernkraftwerke zu schnell durch erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraftanlagen ersetzt wurden. Dabei wurde nicht berücksichtigt, dass Wind- und Solarenergie wetterabhängig und damit Zufallsstrom sind und nicht die Menge an Strom produzieren können, die Deutschland braucht. Infolgedessen steigen die Energiepreise jährlich, was unter anderem dazu führt, dass sich immer mehr große Unternehmen außerhalb Deutschlands ansiedeln, wo die Energiepreise deutlich günstiger sind.

Außerdem hat sich Deutschland von den Kohle-, Erdöl- und Erdgaslieferungen Russlands abhängig gemacht, was uns nun durch die gegen Russland verhängten Sanktionen (Ukraine-Krise) zum Verhängnis wird.

Blackout, Brownout und Stromausfall - Was ist was?

  • Stromausfall: Ein lokales Ereignis, das z. B. eintritt, wenn ein Strommast umstürzt, ein Transformatorenhaus abbrennt oder ein Kabel bei Bauarbeiten beschädigt wird. Bei einem Stromausfall ist zwar eine bestimmte Anzahl von Haushalten oder Unternehmen betroffen, aber das Stromnetz funktioniert übergeordnet und es kommt nicht zu einem Ausfall der Infrastruktur.

  • Brownout: Wenn die Netzbetreiber das Stromnetz vorübergehend und lokal abschalten, um es stabil zu halten. Hier wird der Verbraucher in der Regel im Voraus darüber informiert, dass der Strom zu einem bestimmten Zeitpunkt abgeschaltet wird. Müssen die Netzbetreiber jedoch sofort handeln, um einen Zusammenbruch des Stromnetzes zu verhindern, werden die Verbraucher nicht im Voraus gewarnt. Auch bei einem Brownout funktioniert das übergeordnete Stromnetz und es kommt nicht zum Ausfall der Infrastruktur.

  • Blackout: Kraftwerke trennen sich vom Netz, sodass das gesamte Netz ohne Strom ist und die Infrastruktur einschließlich aller Datendienste in einer großen Region, z. B. in ganz Deutschland oder sogar in ganz Europa ausfällt. Ein solches Ereignis hat in Deutschland und auch in Europa noch nicht stattgefunden.

Was löst einen Blackout aus?

Die Regelgröße für unser Stromnetz ist 50 Hertz. Da der Verbrauch im Stromnetz nicht kontinuierlich ist, sondern schwankt, ist es die Aufgabe der Netzbetreiber, durch Redispatch-Maßnahmen die 50 Hertz zu halten, um das Stromnetz stabil zu halten. Wird die 50 Hertz unter- oder überschritten, schalten sich Kraftwerke automatisch vom Netz weg, um die Zerstörung von großen Kraftwerksgeneratoren und damit einen Supergau zu verhindern - es kommt zum Blackout.

Konkrete Auslöser für einen Blackout

  • Zerstörung einer Strom-Infrastruktur durch Naturkatastrophen, technisches oder menschliches Versagen, Cyberangriffe, Terrorattacken, Bomben etc. 

  • Zu großer Verbrauch in kurzer Zeit, z.B. wenn alle gleichzeitig Elektroheizlüfter im Winter einschalten und zu geringe zusätzliche Kraftwerksleistung vorhanden ist, z.B. durch Gasmangel, um die Netzfrequenz zu stabilisieren.

Wie wahrscheinlich ist ein Blackout in Deutschland?

Im Jahr 2000, als die deutsche Stromversorgung noch zu den zuverlässigsten in Europa gehörte, gab es 2-3 Redispatch-Maßnahmen im gesamten Stromnetz. Im Jahr 2019 gab es rund 6.000 solcher Maßnahmen, im Jahr 2021 8.600 und im Jahr 2022 sind wir bereits bei über 10.000 Redispatch-Maßnahmen. Wenn eine Redispatch-Maßnahme ausfällt, kommt es zu einem Blackout. Das Risiko ist also in den letzten Jahren deutlich gestiegen.

Laut dem Experten Robert Jungnischke ist die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts in Deutschland und Europa aufgrund des unausgeglichenen Stromnetzes in Deutschland (Energiewende), der energiepolitischen Situation (Gaskrise) und des Russland-Ukraine-Krieges (Zerstörungsgefahr, Sanktionen) sehr hoch.

Was sind die Folgen eines Blackouts?

  • Ausfallen aller Datendienste

  • Ausfallen des Digitalfunk 

  • Keine mögliche Kommunikation an Hilfskräfte 

  • Zusammenbruch aller Sichherheitssysteme

  • Ausfallen von Kreditkartenzahlungen

  • Zerstörung von ca. 30% der elektronischen Geräte (Netzknoten, Router, Datenverarbeitungssysteme), wenn Strom nicht in unmittelbarer Zeit zurückkommt 

  • Hardwareschäden

  • Softwarefehler

Zudem warnt Jungnischke, dass die Katastrophenhilfe in Deutschland nicht auf einen Blackout vorbereitet ist. Die Studie des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) schätzt die Folgen eines Blackouts in mehreren Bundesländern ab und kommt zu dem Schluss, dass man die Bevölkerung nicht ernähren und nicht schützen könnte.

Da die Stromverteilung in Deutschland nicht gut funktioniert, komme es dann zu einem deutschlandweiten Blackout, sagt Experte Robert Jungnischke.

Wie lange würde ein Blackout dauern? 

In Österreich gibt es fundierte Analysen, dass ein Blackout dank der vielen Wasserkraftwerke 1-2 Tage dauern würde. In Deutschland gibt es Schätzungen von 1-2 Wochen komplett ohne Strom, da es keine schwarzstartfähigen Kraftwerke gibt. 

Wie können sich Privatpersonen auf einen Blackout vorbereiten? 

  • Vorsorge gegen die Kälte (stromlos funktionierende Heizung)

  • Wasservorrat

  • Lebensmittelvorrat für mindestens 2 Wochen, aber besser 3 Monate

  • Medikamentenvorrat, gerade für chronisch Kranke

  • Nicht mit seiner Vorsorge auffallen (Raub)

  • Brandschutz-Masken (Brandgefahr vor allem in Hochhäusern durch z.B. Kerzenlicht oder offenen Flammen zum heizen)

  • Fluchtwege vorbereiten 

Wie sich Unternehmen auf einen Blackout vorbereiten können, erfahren Sie hier

Falls Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Sie sich als Privater oder Unternehmer auf einen möglichen Blackout vorbereiten können, berät Sie gerne Blackout-Vorsorge-Experte Robert Jungnischke. Weitere Informationen finden Sie auf unserem Podcast Perspektive Ausland und unseren Websites Wohnsitz Ausland, Auslandsunternehmen, St Matthew, und auf LinkedIn.

Kontaktdaten und Links

Robert Jungnischke

Website: www.blackout-vorsorge-beratung.de

E-Mail: rj@blackout-vorsorge-experte.de 

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Timestamps

00:02:20  -  Begrüßung, Einleitung und Vorstellung

00:05:53  - Warum haben wir heute in Deutschland eine instabile Stromversorgung?

00:08:01 - Begriffserklärung: Unterschiede zwischen Blackout, Brownout und Stromausfall 

00:10:30 - Was sind die möglichen Folgen eines Blackouts?

00:11:55 - Was sind konkrete Auslöser für einen Blackout und wie wahrscheinlich ist ein Blackout in Deutschland mit der momentanen politischen Situation?

00:16:20 - Was sagen die Politiker zu den Gefahren eines Blackouts in Deutschland?

00:19:20 - Gibt es europäische Länder, wo man vor einem Blackout besser geschütz ist als in Deutschland?

00:21:17 - Wie hängt die allgemeine, sich immer verschlechternde Stromversorgung in Deutschland mit aktuellen Krisen zusammen?

00:25:37 - Was ist eine Redispatch-Maßnahme und was hat sie mit unserem Stromnetz zu tun?

00:27:00 - Wie kann man sich als Privatperson in Deutschland, Europa und weltweit auf einen Blackout vorbereiten? Macht es Sinn jetzt auszuwandern, bevor das Chaos ausbricht?

00:32:20 - Wie lange würde ein Blackout andauern? Welche Einschätzungen und Analysen gibt es?

00:40:05 - Welche Regionen in Deutschland sind am ehesten von einem Blackout betroffen?

00:42:20 - Wie können sich Unternehmen auf einen Blackout vorbereiten, um sich zu schützen?

00:49:00 - Wie gehen die deutsche Bundesregierung und die Behörden mit einem möglichen Blackout um?

00:50:54 - Wieso wird die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts von der Politik nicht ernst genommen?

00:54:55 - Was erwartet Privatpersonen oder Unternehmen in einer Coaching Session mit Blackout-Vorsorge-Experte Robert Jungnischke?

01:05:43 - Was ist europaweit realistisch, um aus der Energiekrise herauszukommen?

01:13:42 - Wird ein möglicher Blackout als Konsequenz einer verfehlten Energiepolitik der letzten Jahrzehnte Politiker zum Umdenken anregen?

01:15:14 - Nach jeder Krise folgt ein Aufschwung

01:19:08 - Kontaktdaten Robert Jungnischke

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 57: Blackout in Deutschland: Wie kann man sich vorbereiten?

Zu Gast: Robert Jungnischke

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler die es ins Ausland zieht. Egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung, oder Lifestyle-Fragen: Hier geht's jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:02:20 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung

Daniel Unser Thema Wohlstand und Sicherheit der Menschen basieren in jedem Land basieren ja auf einigen Faktoren. Eines ist vielleicht die Stärke der Währung oder eine positive Handelsbilanz, aber ein ganz wichtiger Faktor ist auch die Verfügbarkeit und gute Preise von Energie. Und das ist ja ein Thema, das uns in letzter Zeit immer mehr beschäftigt. Irgendwie scheint es, was Deutschland betrifft, bei all diesen 3 Faktoren schlecht auszusehen, also weder die Währung ist stark, noch haben wir die positive Handelsbilanz in den letzten 2 Jahren, das betrifft die ganze Europäische Union. Und was Preis und Verfügbarkeit von Energie betrifft, sieht es ganz schlecht aus und über dieses Thema unterhalten wir uns ja heute besonders. Das Damoklesschwert eines drohenden Blackouts oder Brownouts und Faktoren, die daraus oder Folgen, die daraus noch entstehen können. Heute haben wir einen Blackout-Vorsorge-Experten eingeladen, den Robert Jungnischke. Robert, stell dich doch unseren Zuschauern und Zuhörern einmal vor.

Robert Das mache ich sehr gerne. Erstmal vielen Dank für die Einladung, dass ich hier was zu dem Thema sagen darf, denn was eben das Hauptproblem ist, dass viele Leute diese mögliche Blackout-Gefahr noch gar nicht ernst nehmen oder auch gar nicht wahrnehmen und das würde sehr dramatische Folgen haben, wenn das so bleiben würde. Ja, was mache ich also? Ich bin vor ja fast 3 Jahren jetzt auf das Thema der sich ständig verschlechternden Energieversorgung aufmerksam geworden. Habe dann im Grunde begonnen, mich da reinzuarbeiten und hab dann eben relativ schnell feststellen müssen, ich muss dazu sagen ich bin seit 30 Jahren im B2B Vertrieb tätig und kenne halt mittlerweile unendlich viele Firmen in diesem Bereich, dass gerade der Klein- und Mittelstand diese sich verschlechternde Energieversorgung überhaupt nicht wahrnehmen, was ein bisschen erklärlich ist, weil noch kommt der Strom aus der Steckdose und bisher sind es tatsächlich nur Unternehmen, die Präzisionsmaschinen haben, die schon merken das, was nicht mehr in Ordnung ist, weil sie sehr oft ihre Maschinen abstellen müssen aufgrund der Spannungsschwankungen und wieder neu justieren müssen. Aber die meisten merken das halt leider noch nicht, weil eben der Strom noch immer aus der Steckdose kommt und dann habe ich eben vor 2 Jahren begonnen, Beratungskonzepte zu erstellen, um diesen Unternehmen kostengünstig helfen zu können und daraus sind Online-Kurse und auch Face-to-Face Beratungsmodelle entstanden und das nicht nur für den Klein- und Mittelstand, sondern natürlich auch für Privathaushalte. Weil die sind natürlich menschlich sehr stark von diesen möglicherweise eintretenden Krisen betroffen.

Daniel Wenn man das erste Mal mit Strom zu tun hat, stellt man fest, dass eine Glühbirne, wenn die Batterie langsam zur Neige geht, dunkler wird. Man hat den Eindruck, wenn man unseren Politikern zuhört, das ist die auch denken, wenn wir ein Strom-Problem in Europa oder in Deutschland haben, dann wird einfach das Licht dunkler zuhause.
Aber jetzt reden wir über Blackout und Brownout oder Stromausfälle. Robert vielleicht kannst du da mal ganz kurz diese 3 Dinge erklären für unsere Zuschauer. Du hast ja schon mehrmals das Wort Blackout jetzt erwähnt also das Licht wird nicht dunkler zuhause oder die Waschmaschinen drehen nicht langsamer, sondern es gibt gar keinen Strom mehr. Kannst du vielleicht mal den Unterschied zwischen Blackout, Brownout und Stromausfall kurz erklären?

00:05:53 - Warum haben wir heute in Deutschland eine instabile Stromversorgung?

Robert Das mache ich sehr gerne, weil das nämlich der wichtigste Punkt ist, um das überhaupt zu verstehen worüber wir hier gleich sprechen werden. Also grundsätzlich ist es einfach so, dass sich unsere Stromversorgung dramatisch verschlechtert hat. Also wir hatten ja, ich sag mal im Jahr 2000, noch eine Stromversorgung, die die zuverlässigste in Europa war. Die Basis für diese zuverlässige Stromversorgung sind zuverlässig produzierende Kraftwerke. Das sind Kernkraftwerke, Kohlekraftwerke und Wasserkraftwerke und Gaskraftwerke, die können jederzeit bedarfsgerecht Strom produzieren in der Höhe, wie er genau gebraucht wird. Das ist im Grunde unser Problem: Wir haben ja immer noch keine großen Speicher. Das einzige, was es an Speicher gibt, was auch unsere Zuschauer sicherlich kennen, sind die Pumpspeicherkraftwerke, aber leider haben wir da in Deutschland sehr wenige davon. Das heißt, wir können oder wir haben den Bedarf, dass immer genau die Menge an Strom produziert wird, die wir benötigen und jetzt hat sich aber im Grunde hinter unserem Rücken, so würde ich es mal formulieren, die Situation komplett verändert. Wenn wir früher wenige hundert Großkraftwerke hatten, die eben das, was ich gerade geschildert habe, konnten, so haben wir Stand Ende letzten Jahres über 2,2 Millionen Kraftwerke, das heißt, die ganzen Erneuerbaren, jedes Solardach, jedes Windrad ist damit dazugekommen und jede Biogasanlage.
Der Unterschied ist aber, dass ein Kohlekraftwerk genau die Menge an Strom produziert, wie ich will. Da kann man ein bisschen mehr Kohle drauflegen, dann macht es ein bisschen mehr Strom. Ich lege weniger Kohle ein, dann macht es ein bisschen weniger Strom. Aber ob es Nacht und dunkel ist, ob der Wind weht oder nicht weht: dieses Kraftwerk kann immer produzieren. Das genaue Gegenteil sind die Erneuerbaren Kraftwerke. Bekanntermaßen kann keine Solaranlage in der Nacht produzieren und Windkraftanlagen eben auch nur dann, wenn der Wind weht und das ist aber Zufallsstrom. Weil wir können ja bekanntermaßen kein Wetter machen. Das ist das, was sich im Hintergrund eben geändert hat und was dazu führt, dass wir eben heute eine instabile Stromversorgung haben.

00:08:01 - Unterschiede zwischen Blackout, Brownout und Stromausfall - Begriffserklärung

Robert Jetzt zu den Begriffen wir reden jetzt von Stromausfall, Brownout und Blackout. Fangen wir mit dem Stromausfall an. Der Stromausfall ist immer dann zu verzeichnen, wenn halt zum Beispiel ein Strommast umfällt, ein Trafohäuschen abbrennt oder bei Bauarbeiten ein Kabel beschädigt wird. Da handelt es sich um ein lokales Ereignis, wo dann eben eine gewisse Anzahl von Haushalten oder Industrieunternehmen oder beides betroffen sind und eben keinen Strom mehr bekommen. Aber übergeordnet ist das Stromnetz in Ordnung und um dieses Gebiet drum herum auch und es findet kein Ausfall der Infrastruktur statt. Was das ist, erzähle ich später noch. So, dann kommen die Begriffe Brownout und Blackout. Beim Brownout unterscheide ich zwischen Typ 1 und 2. Als Brownout Typ 1 wird definiert, wenn die Netzbetreiber, also die die dafür sorgen, dass unser Stromnetz funktioniert, dieses Stromnetz temporär und lokal begrenzt, abschalten um das Netz stabil zu halten. Hier informiert der Netzbetreiber vorher die Verbraucher, dass sie zum Beispiel am nächsten Tag zwischen 10:00 und 20:00 Uhr den Strom abschalten werden. Das ist noch der günstigere Fall. Es gibt aber auch den ungünstigen. Das ist dann der Brownout Typ 2, der nämlich dann eintritt, wenn die Netzbetreiber sofort handeln müssen, damit das Stromnetz nicht zusammenbricht. Das bedeutet dann, dass die Verbraucher nicht gewarnt werden können. Im Grunde ist das sozusagen ein herbeigeführter Stromausfall, wenn man so möchte. Beim Brownout und beim Stromausfall bleiben aber übergeordnete Ebenen intakt und damit auch die Daten-Dienste und alles, was eben mit Strom betrieben wird. Der Blackout ist etwas ganz anderes. Beim Blackout ist es so, dass sich die Kraftwerke vom Netz trennen und dass dadurch das gesamte Netz ohne Strom ist und dass eine große Region betroffen ist. Ich denke, wenn es in Deutschland eintritt, dann ist mindestens mal ganz Deutschland betroffen. Und wenn wir Pech haben, eben ganz Europa. Das ist eben von besonderer Tragweite, weil ein solches Ereignis hatten wir noch nie in Deutschland und auch in Europa noch nicht, dass nicht nur das normale Stromnetz ausfällt, sondern die gesamten Daten-Dienste ausfallen.

00:10:30 - Was sind die möglichen Folgen eines Blackouts?

Vor 30 Jahren, zum Beispiel, hatte jeder Supermarkt eine Registrierkasse, die lief ohne Strom, die war mechanisch. Das heißt, man konnte auch wenn kein Strom da gewesen wäre, einkaufen, solange man mit Bargeld bezahlt und damals waren Kreditkartenzahlungen ja noch nich so üblich. Es ist aber mittlerweile so, dass alles, wirklich alles, heute mit Strom arbeitet. Für uns ist es auch normal, dass Strom immer da ist. Das ist das Dilemma was wir haben. Der Strom ist immer in ausreichender Menge verfügbar gewesen. Daraus haben sich eben Systeme gebildet, die auch alle Strom benötigen und genau das wird uns zum Verhängnis, wenn es zum Blackout kommt, weil dann alle diese Systeme nicht mehr funktionieren. Das Schlimme ist, wenn der Strom weg geht, ist es erstmal nur wie ein Stromausfall, aber wenn der Strom nicht wiederkommt, dann beginnt das eigentliche Drama. Weil ein Großteil, ungefähr schätzt man 30%, der elektronischen Geräte in jedem Bereich wenn der Strom nicht wiederkommt, kaputt gehen. Und das kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen, wenn dann Netzknoten kaputt sind, wenn Router kaputt sind, wenn Computer kaputt sind, wenn Datenverarbeitungssysteme kaputt sind. Wir haben dann Hardware-Schäden, wir haben dann unendlich viele, ich sag mal inkongruente Datensätze. Wir haben Softwarefehler und das alles muss behoben werden, bevor diese ganzen Daten-Dienste wieder hochgefahren werden können.

00:11:55 - Was sind konkrete Auslöser für einen Blackout und wie wahrscheinlich ist ein Blackout mit der momentanen politischen Situation?

Daniel Wie wahrscheinlich ist denn jetzt dieser Blackout? Das ist ja gut, dass man das alles jetzt mal gehört und verstanden hat. Aber wenn man diese ganze Energiepolitische Situation betrachtet, haben ja jetzt die Ukraine Krise, Gaskrise, und auch die Explosion, sag ich mal ganz vorsichtig, an den Nordstream 1 und 2, die Situation das jetzt nicht verbessert. Also wie wahrscheinlich ist heutzutage die Gefahr eines Blackouts?

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Sebastian Ich meine wir wissen es läuft dieser Krieg in der Ukraine und wir wissen alle, dass die Gaslieferungen aus Russland jetzt unzuverlässig sind oder sogar eingestellt worden sind. Großteils in Deutschland oder Europa gehen die Gaspreise nach oben, Energie wird teurer usw. Was wäre jetzt mal für den Blackout eigentlich ein konkreter Trigger also der Auslöser?

Robert Fangen wir mit dem Trigger an, bevor wir zur Bewertung der Lage kommen, also was löst den Blackout aus? Die Regelgröße für unser Stromnetz sind die 50 Hertz, also die Frequenz 50 Hz steht auch auf jedem Elektrogerät zum Beispiel 230 Volt, 50 Hertz so und jetzt ist es so, dass die Aufgabe der Netzbetreiber darin besteht, diese 50 Hertz einzuhalten. Wie machen Sie das? Die Frequenz schwankt einfach aufgrund der Tatsache, dass kein kontinuierlicher Verbrauch im Stromnetz ist, sondern es schaltet sich mal im Chemie Park zu oder eine Aluminiumhütte, dann schaltet sich mal ein Stahlwerk zu oder ein Stahlwerk hat eine Störung und schaltet sich ab und dadurch schwankt halt der Strom und damit die Frequenz. Und die Netzbetreiber müssen das kompensieren, dass wir immer diese 50 Hz haben und jetzt gibt es halt einen Automatismus, wenn diese 50 Hertz um 2,5 Hz unterschritten oder 1,5 Hertz überschritten werden, dann schalten sich automatisch die Kraftwerke vom Netz weg. Dann haben wir also den Blackout um sich selbst zu schützen, weil das wäre der absolute Supergau, wenn durch den Blackout auf die Kraftwerke oder die großen Generatoren im Kraftwerk zerstört werden würden. Wir haben also unser europäisches Stromnetz, leider mittlerweile mit der Ukraine und Moldawien, weil in der Ukraine wird ja Krieg geführt und beim Krieg ist es halt auch denkbar, dass mal schnell eine Bombe oder eine Rakete in die Elektro-Infrastruktur reinfällt. Das kann durch Absicht oder Zufall passieren, ist auch egal, aber eine Großstörung passiert. Und wenn diese Großstörung passiert, dann ist im gesamten Netz die Frequenz eben am schwanken und dann ist die Frage sind die Netzbetreiber schneller und kriegen das stabilisiert oder schwankt es, um die gerade genannten Werte 2,5 nach unten 1,5 nach oben und die Kraftwerke schalten sich weg. Das wäre zum Beispiel ein solcher Trigger, dass eben einfach die Schwankungen zu groß werden z.B. durch einen Bombenwurf und dadurch eben der Blackout ausgelöst wird.

Sebastian Also zunächst hat das mal nichts mit einem Mangel an Gas zu tun. Möglicherweise dass die Gaskraftwerke nicht betrieben werden können oder Kraftwerke größtenteils abgeschaltet werden.

Robert Indirekt. Ich habe ja gerade gesagt, dass die Netzbetreiber eben auf den Mangel oder das zuviel im Netz reagieren. Jetzt stellen wir uns vor ein großer Verbraucher schaltet sich zu. Bedeutet die Frequenz geht in den Keller und die Netzbetreiber müssten zusätzliche Kraftwerksleistung aktivieren, um dagegenzusteuern und die Netz-Frequenz zu stabilisieren. Und da sind wir genau an dem Punkt. Wir haben aber mittlerweile aufgrund des mangelnden Gases nicht mehr immer die Möglichkeit, weitere Kraftwerke zuzuschalten oder auch mangels genügender Kohlekraftwerke nicht genug Kohlekraftwerk-Leistung, um da noch gegenzusteuern und dann kann es eben passieren, dass es durch den Mangel an mehr Kraftwerks-Leistung zu einem Blackout kommt.

00:16:20 - Was sagen die Politiker zu den Gefahren eines Blackouts in Deutschland?

Daniel Jetzt wird jemanden wie Ihnen, der auf solche Gefahren hinweist, immer wieder vorgeworfen, dass Sie ein Panikmacher sind. Sie sagen die Gefahr ist real. Hätten wir jetzt den Herrn Habeck noch mit eingeladen, was würde der denn jetzt sagen? Du sagst, wir sind kurz davor und die Wahrscheinlichkeit ist relativ hoch. Was sagen denn jetzt die Politiker dazu?

Robert Also die Politik aus Berlin sagt ganz klar, zum Beispiel Herr Scholz in seinem letzten Sommerinterview hat ganz klar gesagt, es wird keinen Blackout geben, er hat alles im Griff.

Daniel Und deine Antwort?

Robert Meine Antwort ist eine Frage und zwar dahingehend, weil ja noch gar nicht alle Auslöser für den Blackout besprochen haben. Zum Beispiel, ob in der Ukraine Bomben auf elektrische Infrastruktur fallen, hat er nicht in der Hand. Aber es gibt ja eben weitere Auslöser wie Erdbeben, Sonnensturm, technisches Versagen, menschliches Versagen, Extremwetterereignisse, Cyber Angriffe, Terrorattacken alles, das sind ja weitere mögliche Auslöser für den Blackout. Wir haben es ja eben schon kurz angesprochen. Wir reden von 37 oder 38 Ländern, die dieses Stromnetz ausmachen und unser Bundeskanzler oder unsere Regierung hat nicht in der Hand, was in Kroatien passiert, was ich sag mal in Portugal passiert, aber sie haben ja auch schon nicht in der Hand, was in Frankreich passiert, weil in Frankreich stehen ja momentan über die Hälfte aller Atomkraftwerke. Das heißt Frankreich, was uns normalerweise mit Atomstrom aushilft, wenn es bei uns knapp wird, zieht momentan Strom von unseren Gaskraftwerken, man kann es gar nicht glauben. Frankreich wird bis zum Winter ihre Atomkraftwerke auch nicht alle in Betrieb haben und Frankreich macht 70% seines Stromes noch mit Kernkraft und in Frankreich wird vorwiegend elektrisch geheizt im Winter. Also auch das hat der Herr Habeck und auch der Scholz nicht im Griff, aber sie sagen, sie tun so, als hätten sie es im Griff. Zuletzt möchte ich noch dazu sagen, weil das ist relativ neu, ging aber auch schon durch die Presse: Es hieß ja immer ja, unsere Gasspeicherstände, die sind ja jetzt fast wieder voll und damit wurde suggeriert, dass uns das hilft im Winter. Das Problem ist aber die Politik musste letzte Woche eingestehen, dass die Gasspeicher ihnen gar nicht gehören, sondern dass die Privatwirtschaftlichen Unternehmen gehören und wir auf dieses Gas gar keine Verfügungsgewalt haben. De facto, ob und wie voll die Gasspeicher sind, ist für uns überhaupt nicht relevant. Auch ein ganz wichtiger Punkt: Das Gas, was aus Russland fehlt, das sind 20% unseres Primärenergiebedarfs, den wir in Deutschland brauchen im Jahr. Das bedeutet, diese 20% sind einfach weg und gehen wir jetzt vom Optimum aus, dass wir die Gasspeicher nehmen können, dann reicht es noch bis Ende Januar und dann fehlen uns 20% an Gas für Strom und fürs Heizen.

00:19:20 - Gibt es europäische Länder, wo man vor einem Blackout besser geschütz ist als in Deutschland?

Daniel Du hattest ganz kurz schon Frankreich erwähnt. Wir haben viele Mandanten, die ohnehin ihren Wohnsitz oder Unternehmenssitz wechseln. Gebe es denn jetzt andere europäische Länder oder generell andere Länder, wo du sagst, wenn jetzt jemand bereit ist, den Wohnsitz zu wechseln, dass der da vor einem Blackout besser geschützt wäre?

Robert Wie wir eben schon besprochen haben, gibt es das europäische Verbundnetz. Das bedeutet, wenn es ganz schlimm läuft, ist auch ganz Europa vor einem solchen Blackout betroffen. Allerdings ist es so, dass wir gerade in Deutschland, vielleicht auch noch Frankreich, wobei Frankreich, denke ich, ist schon nicht so sehr betroffen wie wir, aber wir sind hoch industrialisiert, haben große Ballungsräume und wir haben kalte Winter. Das sind so 3 Faktoren, die uns besonders benachteiligen, weil wir kommen praktisch ohne eine zuverlässige Stromversorgung, einfach gar nicht aus und in einem Ballungsraum ist es für die Menschen halt auch extrem schwer, einen kalten Winter ohne Energie zu überstehen. Wenn man jetzt zum Beispiel Griechenland hernimmt. Griechenland hat einen milden Winter und nicht so viele und so große Ballungszentren und ist auch sehr viel landwirtschaftlicher strukturiert. In Südfrankreich gilt das gleiche. Man muss auch sagen, dass die Menschen auf dem Land, die Menschen im Dorf, ganz anders aufgestellt sind. Die haben in der Regel Platz, die haben häufig einen Brunnen, die haben ein bisschen Wald und können Holz lagern. Da ist das alles nicht so dramatisch wie gerade hier bei uns in Deutschland, weil wir eben im Grunde voll diesem Strom verschrieben haben. Das kann man niemandem vorwerfen, weil den Menschen stand es zur Verfügung. Aber leider ist für Deutschland die sichere Stromversorgung einfach das Fundament für alles. Und wenn dieses Fundament weg bricht, dann ist halt alles nichts mehr und das ist in anderen Ländern eben anders.

00:21:17 - Wie hängt die allgemeine, sich immer verschlechternde Stromversorgung in Deutschland mit aktuellen Krisen zusammen?

Sebastian Wir haben hier von verschiedenen Dingen zu unterscheiden. Zum einen die akute Gefahr eines russischen, möglicherweise Sabotageaktes, was wir durchaus möglicherweise schon gesehen haben oder auch nicht. Also bei bei Nord Stream und dann fummeln die auch immer mit diesem Atomkraftwerk in der Ukraine herum. Also es ist durchaus im Bereich des Vorstellbaren, dass sowas passieren könnte, genau was du vorhin angesprochen hast, dass ein elementar wichtiges Modul in der europaweiten Energieversorgung sabotiert wird und dann ausfällt und dann kommt es zu einem Blackout. Dieses akute Problem ist für jeden, der die Nachrichten verfolgt, nachvollziehbar. Und dann eben auch diese eher langfristigen Probleme wie die Gasspeicher die, wenn sie tatsächlich voll sind, höchstens bis Ende Januar reichen. Deutschland kann viel Geld bezahlen für das Gas und kauft jetzt den letzten Flüssiggas-Markt leer und ärmere Länder sind die Leidtragenden. Und dann hattest du ja schon ganz am Anfang gesagt, dass schon seit 3 Jahren oder schon seit mehreren Jahren haben gerade Unternehmen der Industrie, die Spezialmaschinen einsetzen, schon mit einer sich verschlechternden Versorgung leben. Wie hängt denn jetzt zum Beispiel dieses Problem mit den akuten Krisen, die möglicherweise durch den Krieg ausgelöst werden, zusammen?

Robert Also die grundsätzlich Verschlechterung der Versorgungslage in dem Jahr ist praktisch Teil der Energiewende-Politik, dass die fossilen Kraftwerke abgeschaltet werden sollen. Frau Merkel sagte nach Fukushima wir schalten jetzt alle Atomkraftwerke Kernkraftwerke ab, wobei man sagen muss, dass die Kernkraftwerke die effizienteste, sicherste und preiswerteste Form der Stromerzeugung sind. Das heißt, das war der größte Fehler überhaupt und der zweite Fehler war, dass man sich abhängig von einem Lieferanten gemacht hat und die eigene Erzeugung von Energie im Grunde vernachlässigt hat. Man hat die Steinkohle zugemacht, ist dabei, die Braunkohle zuzumachen. Ja, Gas-Förderung in Deutschland ist auch böse. Man hat sich eben von Russland abhängig gemacht und hat Erdgas, Erdöl und Steinkohle aus Russland importiert. Kein Industriebetrieb würde sich in eine solche Abhängigkeit begeben. Schon alleine dadurch, dass man unseren Kraftwerks-Park von konventioneller Technik auf Erneuerbare umstellt, hat man hier einen Auslöser für den Blackout geschaffen. Und auch dadurch, und das ist ja eine bewusste Entscheidung gewesen, dass man Russland sanktioniert hat, hat man sich eben von über 55% des Erdgases, das man bezieht, verabschiedet, die eben zu dieser Primärenergie-Lücke von 20% führt. Und das bedeutet wir kriegen minimum Ende des Jahres, oder zu Beginn des neuen Jahres Stromrationierungen weil wir zwar, wie du vorhin angesprochen hast, LNG (Liquefied natural gas-Flüssigerdgas) auf, aber so groß sind die Mengen, die wir bekommen, nicht, dass wir das kompensieren könnten. Das bedeutet, es muss im nächsten Jahr, oder spätestens im kalten Winter oder auch früher, zu Stromrationierungen und zu Gasrationierungen kommen. Am einfachsten rationieren kann man über den Strom, weil wenn jemand keinen Strom hat, kann er auch kein Gas brauchen. Deshalb wird es darüber laufen, um einfach zu versuchen, das gesamte Netz am Leben zu erhalten. Denn wenn ich große Verbraucher wie den ganzen Chemiepark oder eine ganze Region vom Stromnetz trenne und die wieder Zuschalte, das ist nicht trivial und auch da kann es eben zu Störungen kommen, die einen Blackout auslösen. Wenn ich mir die Gesamtlage ansehe, den Anstieg der Redispatch-Maßnahmen, die Verschlechterungen des Kraftwerks Parks, das Problem der Rationierung, dann ist es aus meiner Sicht schon ein Glücksfall, wenn es nicht auch mal zum Blackout kommt.

00:25:37 - Was ist eine Redispatch-Maßnahme und was hat sie mit unserem Stromnetz zu tun?

Daniel Du hast gerade das Wort Redispatch-Maßnahme erwähnt. Vielleicht kannst du für unsere Zuhörer und Zuschauer ganz kurz nochmal erklären was eine Redispatch-Maßnahme ist?

Robert Als Redispatch wird jene Maßnahme der Netzbetreiber bezeichnet, die erforderlich ist diese bereits geschilderten 50 Hz einzuhalten. Um die Dramatik zu verdeutlichen: Im Jahr 2.000 gab es im gesamten Stromnetz 2-3 solcher Maßnahmen. Im Jahr 2019 waren es ungefähr 6.000 Maßnahmen. Im letzten Jahr waren es 8.600 und in diesem Jahr sind wir bei schon über 10.000 Redispatch-Maßnahmen, also Eingriffe, die nötig waren, um unser Netz stabil zu halten. Wir bewegen uns bereits im senkrechten Teil der Exponentialkurve und das bedeutet eben, dass es einen dramatischen Anstieg an weiteren Eingriffen geben wird. Und dann leuchtet eigentlich jedem ein, dass sie irgendwann mal zu spät kommen und dann macht es Puff und dann sitzen wir im Dunkeln.

00:27:00 - Wie kann man sich als Privatperson in Deutschland, Europa und weltweit auf einen Blackout vorbereiten? Macht es Sinn jetzt auszuwandern, bevor das Chaos ausbricht?

Daniel Das ist doch ein gutes Stichwort, weil wir alle, wir 3 und auch unsere Zuschauer und Zuhörer, natürlich nicht im Dunkeln sitzen wollen. Was kann ich denn persönlich tun um nicht im Dunkeln zu sitzen? Wie kann man sich als Privatperson schützen und wie kann man sich als Unternehmer, der ja auch weiterhin Geld verdienen will und sein Geschäft schützen will vor einem Blackout oder Brownout schützen? Vielleicht kannst du erstmal auf Deutschland, aber auch generell europaweit oder weltweit eingehen? Weil unsere Zuschauer und Zuhörer natürlich nicht nur in Deutschland sitzen.

Sebastian Viele stellen sich jetzt die Frage, nicht nur allein wegen der Energie Krise, sondern auch grundsätzlich, ob es es überhaupt noch weiter Sinn macht in Deutschland ein Unternehmen zu betreiben oder in Deutschland zu leben. Wäre es vielleicht besser zum Beispiel nach Costa Rica oder Spanien auszuwandern, da brauch ich keine Heizung das ganze Jahr. Wer sowieso mit dem Gedanken spielt auszuwandern, der wird vielleicht lieber jetzt auswandern als im Januar, wenn dann der Strom und das Licht ausgeht und das Chaos ausbricht.

Daniel Sebastian hat Costa Rica angesprochen, was ein sehr gutes Beispiel ist. Wir hatten eine Podcast über Costa Rica und da haben wir erfahren, dass dort ein extrem hoher Stromanteil mit Wasserkraft hergestellt wird. Das heißt, dort machen sich die Leute relativ wenig Sorgen, was den Stromausfall betrifft.

Robert Die Länder Südamerikas sind ja noch nicht so industrialisiert und so "stromisiert", sag ich jetzt mal, wie Deutschland und Europa. Man sieht auch andere Länder wie zum Beispiel Südafrika, die kommen wunderbar mit Stromabschaltungen klar, weil, wenn man das vorher weißt, kann man sich drauf einstellen und wenn sich alles darauf eingestellt ist ja auch kein Drama mehr. Es wird bei uns zum Drama, weil eben niemand drauf eingestellt ist. Weder Privathaushalte noch die Industrie und weil wir halt so dicht besiedelt sind. Ich fange vielleicht mal mit den Privathaushalten an und beantworte dann auch deine Fragen, Sebastian, wenn es um Unternehmen geht.
Grundsätzlich ist es so, dass der Privathaushalt vielmehr von dem eigentlichen Blackout betroffen ist. Denn, wenn der Strom weg ist, muss man eben dafür sorgen, dass man alles zu Hause hat, um diese Phase zu überleben und wir müssen ja befürchten, das es im Winter passiert. Das heißt, da gehört dann auch die Vorsorge gegen die Kälte dazu und wenn man sich da eben jetzt vernünftig vorbereitet. Zu dieser Vorbereitung gehört ein Wasservorrat, Lebensmittelvorrat für mindestens 2 Wochen, aber besser 3 Monate, ein Vorrat an Medikamenten, gerade für chronisch Kranke. Eine ganz wichtige Sache ist eine in irgendeiner Form stromlos funktionierende Heizung, die für Innenräume geeignet ist mit dem entsprechenden Treibstoff. Dann hat man im Wesentlichen schon mal das, womit man diese Phase zwar nicht komfortabel, aber doch schadlos überstehen kann ist. Schwieriger wird es für Leute, die in großen Städten wohnen und noch dazu in Hochhäusern wohnen. Da ist der erste Punkt eigentlich, dass man mit seiner Vorsorge nicht auffallen darf, weil wir leider in der Situation bleiben werden, dass große Teile der Bevölkerung nicht vorbereitet sind und wenn in einem Hochhaus, nach dem ersten Tag schon große Trinkwasserprobleme auftreten, werden die ersten Leute schon rabiat. Wenn sie dann jemanden finden, der was hat, werden sie sich das auch ohne zu fragen im Zweifel nehmen. Deswegen, wenn man in der Großstadt lebt, ist eigentlich der wichtigste Rat man muss seine Vorsorge geheim halten. Man darf nicht auffallen und man muss alles tun, dass das auch so bleibt. Und das bedeutet, zum Beispiel, dass man im Hochhaus nicht kochen, sondern sich von kalten Dingen ernähren muss, weil Warmes würde, durchs Haus riechen und damit wäre die Vorbereitung aufgeflogen. Im Hochhaus kommt auch noch die extrem steigende Brandgefahr dazu, weil die Leute mit Kerzenlicht Licht machen werden und mit irgendwelchen offenen Flammen heizen werden. Da kommen die Menschen in der Not auf die tollsten Ideen und das wird zu vermehrten Bränden führen. Wenn man in einem Haus in der Stadt wohnt muss man also Brandschutz-Masken dabei haben, dass ich im Zweifel durch ein verrauchtes Treppenhaus fliehen kann. Ich muss mir im Vorfeld über die Fluchtwege Gedanken machen und ich muss mir grundsätzlich in der Stadt auch Fluchtgedanken machen. Denn es kann und wird wahrscheinlich auch relativ schnell zu Unruhen kommen und dann kann es sein, dass ich mit meiner Familie zu Sicherheit weg.

00:32:20 - Wie lange würde ein Blackout andauern? Welche Einschätzungen und Analysen gibt es?

Sebastian Wie lange wäre denn der Strom weg? Wäre das ein Tag, eine Woche, ein Monat? Was ist jetzt deine Analyse oder Einschätzung?

Robert Für Österreich gibt es sehr fundierte Analysen und die reden von 1 bis 2 Tagen, weil die Österreicher viele Wasserkraftwerke haben. Deutschland hat leider das Problem, dass man bei uns wenig Wasserkraftwerke hat und vor allen Dingen haben wir auch mittlerweile sehr wenige schwarzstartfähige Kraftwerke. Das hat damit zu tun, dass man aus Kostengründen diese Dinge, die man für Schwarzstartfähigkeit braucht, das sind große Speicher und auch Diesel-Generatoren, die hat man einfach kaputt gespart. Weil man gesagt hat, es kommt bei uns nicht vor. Deswegen haben wir nur wenige schwarzstartfähige Kraftwerke und deswegen gibt es Schätzungen von 1 bis 2 Wochen komplett ohne Strom.

Daniel Ich bin gerade auf die Webseite vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophen Hilfe gegangen. Dort wird natürlich nie genau gesagt, wie lange man damit rechnet. Aber es sind 2 interessante Angaben unter dem Stichwort Stromausfall. Auf der einen Seite erwähnt man, dass einmal ein großflächiger Stromausfall, kein Blackout, im Münsterland 2005 6 Tage gebraucht hat, bis die Haushalte wieder Strom hatten. Und das war kein Blackout, sondern nur einen Stromausfall. Begrenztes er genau. Und jetzt wird hier auch erwähnt, dass man sich bei Stromausfall mindestens 14 komplette Tage mit Essen und Trinken ausstatten soll. Also man geht hier auf dieser Webseite von 10 Tagen aus.

Robert Wobei man sagen muss, Daniel, dass die immer nur von lokal begrenzten Ereignissen ausgehen. Ich hab letztes Jahr noch eine Weiterbildung dort besucht und habe versucht, das Thema landesweiten Blackout zu thematisieren. Das hat man einfach ignoriert, hat gesagt das kommt nicht vor, sondern wir reden hier maximal über lokal begrenzte Ereignisse also vielleicht 1 bis 2 Bundesländer, aber mehr eben auch nicht. Und der Unterschied ist, ich habe ihn eben schon mal kurz erwähnt, ist einfach, wenn wir ein landesweites Ereignis solcher Tragweite haben, dann sind alle Hilfskräfte betroffen. Dann gibt es auch keine Kommunikation mehr unter den Hilfskräften, weil die Nutzen den BOS Funk, den Digitalfunk und das haben wir letztes Jahr im Ahrtal gesehen wo der Digitalfunk nicht mehr funktioniert hat, weil die Antennen-Masten brauchen eben auch Strom. Jetzt muss man noch folgendes Wissen: Wie ist in Deutschland die Katastrophenhilfe organisiert? Zunächst mal auf der kommunalen Ebene, dann auf der Landesebene und dann erst auf der Bundesebene. Alle 3 Ebenen sind nicht für einen landesweiten Blackout vorbereitet. Es gibt eine Studie von 2011, die sogenannte THB Studie vom Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) und da hat man die Folgen abgeschätzt, was es bedeutet, wenn mehrere Bundesländer ohne Strom sind und die Studie kam zum Ergebnis, dass man die Bevölkerung nicht ernähren und nicht schützen kann, weil die Sicherheitssysteme zusammenbrechen. Wenn man sich das alles jetzt vor Augen führt, dann ist es unrealistisch, dass unser Bund innerhalb von 2 Wochen irgendwas auf die Beine gestellt kriegt. Weil es gibt einfach keinerlei Vorbereitungen dafür.

Sebastian Was für ein Event muss jetzt zum Beispiel eintreten? Wir haben vorher von einer Bombe oder Rakete oder irgendwelchen Sabotageakten gesprochen…

Robert Brauchen wir gar nicht, Sebastian. Ein ganz einfaches Szenario: Einmal morgens früh wird es mal richtig kalt und um 6:00 Uhr schalten alle ihre Heizlüfter an. Dann haben wir mit einem Schlag ungefähr 2 Gigawatt an Leistungen, die wir brauchen und die wir vielleicht in dem Moment nicht haben, und dann haben wir den Blackout. Das Problem ist einfach es muss jetzt nur noch richtig kalt werden, dann ist das ganz schnell passiert, da brauchen wir gar nicht mal eine Bombe. Es muss nur vielleicht noch ein Kraftwerk in Störung gehen. Auch noch ein Punkt, den man kurz ansprechen sollte. Man darf ja nicht den Fehler machen und davon ausgehen, dass der verbliebene Kraftwerkspark neuwertig ist, sondern diese ganzen Kraftwerke sind alle zur Abschaltung vorgesehen, teilweise sogar zum Ende diesen Jahres, teilweise zum Ende nächsten Jahres. Und welches Industrieunternehmen, welcher Industrie-Manager hält sein Kraftwerk auf dem neusten Stand, wenn er weiß, dass er das am Ende des Jahres verschrotten soll? Da wird nur noch repariert und fertig, das heißt das was wir noch haben, da wissen wir überhaupt nicht wie der Zustand ist. Dann gibt es noch so einen Punkt, der nicht erzählt wird: Es gibt einen riesigen Mangel an Salzsäure in den Kraftwerken zur Wasseraufbereitung. Was sind die Folgen, wenn man das Wasser nicht mehr aufbereiten kann, wenn es auf einmal mit viel Kalk genutzt werden muss? Also da sind so viele Unbekannte in der Gleichung momentan. Und wie gesagt, was ausschlaggebend ist, sind für mich die Zahlen, dass wir diese Lücke bekommen plus die Tatsache, dass die Störungen immer mehr werden.

Sebastian Also es braucht nicht mal irgendeinen Sabotageakt von Russland oder terroristischen Akt um das Stromnezt zum Erliegen zu bringen, sondern alleine die Tatsache, dass jetzt viele nicht sicher sind wie sie heizen sollen und alle switchen auf irgendwelche Heizlüfter und wir wissen ja, die brauchen sehr viel Strom. Es kann im Grunde schon durch eine Verquickung verschiedener unglücklicher Umstände, die durch die allgemeine Situation gegeben sind, relativ wahrscheinlich passieren.

Robert Ich möchte noch mal auf Frankreich hinweisen. Frankreich hat von seinen 70% Strom, die es normalerweise produziert, nur noch 30% und die heizen eben auch elektrisch. Das heißt wenn wir es parallel in Deutschland und in Frankreich kalt kriegen, und in der Regel bekommen wir es in beiden Ländern zur gleichen Zeit kalt, und dann alle ihre Elektro-Heizung einschalten, dann kommt da schon eine größere Summe zusammen und das ist eben das Drama. Wir haben eben dieses europäische Netz und deswegen reichen unsere eigenen Fehler gar nicht aus. Wir haben noch genug Quellen für andere Fehler.

Daniel Von Januar bis Juni 22 wurden in Deutschland rund 600.000 Einheiten Heizlüfter verkauft und zwar 35% mehr als im letzten Jahr, weil gesagt wurde, dass das Gas und Öl nach oben geht und da haben alle wie die Verrückten Elektro-Heizungen gekauft.

Robert Wie ja schon besprochen, soll das Gas sanktioniert werden und das macht den Menschen ja auch Angst. Viele können es auch gar nicht mehr bezahlen und können vielleicht noch gerade ihre Stromrechnung bezahlen und haben dann, bevor sie gar nichts haben einen Heizlüfter gekauft. Was bei der Zahl fehlt, ist ja die Dunkelziffer an Heizlüftern die es in den Haushalten schon gibt und die werden sicherlich auch deutlich über einer 1.000.000 sein.

00:40:05 - Welche Regionen in Deutschland sind am ehesten von einem Blackout betroffen?

Sebastian Wir sprechen immer von einem deutschlandweiten Blackout. Ich weiß nicht, wie diese Stromnetze genau strukturiert und gestaltet sind, aber wäre es möglich, dass zum Beispiel nur in einem Bundesland oder nur in Norddeutschland der Strom ausfällt oder ist dann immer gleich ganz Deutschland betroffen?

Robert In ganz Deutschland hat sich die Situation drastisch verschlechtert und wir haben vor allen Dingen das Riesenproblem, dass die Stromverteilung in Deutschland miserabel funktioniert. Wir erzeugen vorwiegend in Norddeutschland erneuerbarer Strom mit den Windrädern und der muss ja dann überwiegend nach Süddeutschland transportiert werden, und da fehlt es auch an Leitungskapazitäten und das führt wiederum zu Überlastungen der Leitungskapazitäten. Wenn wenn man sich die gesamte Gemengelage ansieht, dann glaube ich an den deutschlandweiten Blackout und ich lege da auch Wert drauf, weil ich einfach möchte, dass alle sich vorbereiten, denn das Problem ist einfach im Umkehrschluss, wenn sich jemand nicht vorbereitet und wird von diesem Ereignis erwischt, dann kostet demjenigen das möglicherweise sein Leben und das passiert nicht, wenn man sich vorbereitet. Deswegen dramatisiere ich auch absichtlich. Erstens kann ich nicht in die Glaskugel gucken, das heißt, ich weiß auch nicht, ob und wann es passiert, aber die ganzen Indizieren sprechen eben dafür, dass es immer schwieriger wird, unser Netz am Laufen zu halten. Ich sage einfach jetzt ist diese Blackout-Vorsorge so eine wichtige Versicherung und bei jeder Versicherung schließt man sie in der Regel ab, in der Hoffnung, dass man sie nie braucht. Aber beim Blackout argumentieren die Leute genau andersrum. Es ist noch nie jemand zu seinem Versicherungsmakler gegangen und hat gesagt du Blödmann, ich sterbe jetzt und ich hab dir jahrelang in die Brandschutz, Versicherung einbezahlt und hat bei mir nie gebrannt. Also betrachtet es wie eine Versicherung. Aber dieses Denken der Menschen ist aufgrund der Sicherheit, die es die vielen Jahre gab, einfach nicht sensibilisiert genug und deshalb rede ich lieber von einem großen Ereignis auf in der Hoffnung, das es nie kommt und die Menschen sind halt trotzdem vorbereitet und es passiert ihnen nichts.

00:42:20 - Wie können sich Unternehmen auf einen Blackout vorbereiten, um sich zu schützen?

Sebastian Vielleicht sprechen wir jetzt hier nochmal dazu, wie sich Unternehmen und vor allem natürlich auch kleinere Unternehmen vorbereiten können, was sie konkret tun können, um sich hier zu schützen.

Robert Fangen wir mit dem Problem an, was auf die Unternehmen zukommt. Wie gesagt, der eigentliche Blackout ist kein Problem, weil das ist eine Zeit des Stillstandes für alle und da ist es auch nicht zwingend, dass ein Unternehmen weiterläuft. Es sei denn, es geht um den Supermarkt und die Lebensmittelversorgung wie, zum Beispiel, Bauernhöfe und Gewächshäuser. Da wäre es schon gut, wenn es weiterlaufen würde. Wird es aber leider auch nicht, weil die auch nicht vorbereitet sind. Für einen Maschinenbauer, um den als Beispiel zu nehmen, ist der eigentliche Blackout nicht das Thema. Aber was nach dem Blackout passiert ist wichtig. Nach dem Blackout passiert folgendes, wie ich schon beschrieben habe: Die Datennetze funktionieren nicht mehr, das bedeutet man kriegt keine Ware, man kann nichts produzieren und nichts verkaufen. Dann wird es manche Lieferanten gar nicht mehr geben, weil die das nicht überstanden haben finanziell. Und es wird auch manche Kunden nicht geben. Der Unternehmer muss sich jetzt halt mit dieser Blackout Situation und den Folgen des Blackouts auseinandersetzen. Aus meiner Sicht ist die wichtigste Maßnahme für jeden Unternehmer ein Worst-Case-Scenario in Betracht zu ziehen. Was bedeutet es für mich nach einem Blackout, wenn ich ein halbes Jahr keine Geschäftstätigkeit aufnehmen kann, weil ich nicht an meine Daten komme, weil Kunden wechseln, weil es die Lieferketten-Probleme gibt und und und? Kann ich diese Zeit durchstehen? Und jetzt kommt die zweite wichtige Betrachtung: Wie sieht mein Geschäftsmodell aus? Ist mein Geschäftsmodell überhaupt unter der Prämisse der hohen Energiekosten in Deutschland und des weiteren Steigens dieser Energiekosten überhaupt noch geschäftsfähig? Also kann ich unter der Prämisse noch wettbewerbsfähig produzieren und verkaufen? Das sind die 2 wichtigsten Punkte für jeden Unternehmer.

Sebastian Die Unternehmer, mit denen du sprichst und die du berätst: Was treffen die für konkrete Vorbereitungen? Kaufen die jetzt Notstromaggregate, könnten die ein solches Blackout überbrücken, sodass meine Daten nicht verschwinden und meine elektronischen Geräte, die ich brauche, nicht ausfallen oder beschädigt werden?

Robert Um in die konkrete Vorsorge zu gehen: Es fallen ja alle Sicherheitssysteme aus, also auch die öffentliche Sicherheit fällt aus. Und es ist leider zu befürchten, dass eben die, die immer schon auf solche Situationen gewartet haben, genau wissen, dass eben keine Alarmierung in Richtung Polizei, keine Alarmanlage und nichts mehr funktioniert. Zutrittssysteme werden wahrscheinlich nicht mehr funktionieren, das heißt, man muss mal grundsätzlich sagen kein Unternehmen ist mehr richtig geschützt. Dazu kommt ja auch noch, dass zum Beispiel große Unternehmen, die mit Sicherheitsdiensten arbeiten, deren Sicherheitsdienste auch nicht vorbereitet sind, das heißt, da sind auch viele Familienväter dabei. Die werden lieber nach Hause gehen, sich um ihre Familie kümmern, als weiter irgendeine Firma zu bewachen. Der erste Punkt ist da mal sich zu überlegen wie kann ich meine Firma schützen und eine genial einfache Idee besteht darin, dass jede Firma sanitäre Einrichtungen und gewisse Lagerkapazitäten hat. Man kann also im Grunde mit wenig Aufwand eine Notunterkunft aus seiner Firma machen und den Mitarbeitern anbieten, statt zu Hause, möglicherweise mit größerem Risiko, in der Firma zu übernachten und in der Firma versorgt zu werden. Wie man das sanitär löst, da gibt es für alles Lösungen, das brauchen wir hier gar nicht ins Detail gehen. Aber das wäre eine Lösung, die ganz viele Fliegen mit einer Klappe schlägt, wie man so schön sagt. Ich schütze meine Firma dadurch, dass da viele Leute sind. Das heißt, die die Böses Vorhaben, werden dann woanders hingehen, wo es leichter geht. Das ist ja immer das Prinzip, man muss es denen nur schwer genug machen. Ich versichere damit auch, dass mir meine wichtigen Mitarbeiter nicht abhanden kommen, sondern dass sie auch gut durch dieses Blackout Ereignis durchkommen. Und dann sind es tatsächlich Kleinigkeiten, Notstromversorgung ist ganz gut, wenn man ausreichend Treibstoff vorrätig hat, aber da kommt es eher darauf an, also für den eigentlichen Blackout brauche ich die gar nicht unbedingt. Da muss ich natürlich heizen können, dann muss ich eventuell Frostschäden vermeiden können, aber dann bin ich da eigentlich schon gut dabei. Aber die EDV, das ist ein zentraler Punkt: Ich muss alle Computer vom Netz nehmen. Ich muss alle auch Datendienst-Leitungen, alles, was mich mit dem öffentlichen Netz verbindet, muss ich kappen. Die Wasserleitung sollte ich verschließen. Die Gasleitung ist kein Problem, weil wenn der Druck abfällt, geht das Sicherheitsventil automatisch zu. Und dann habe ich erstmal ein sicheres Unternehmen geschaffen, das den Blackout schadlos übersteht. Dann kommt ja die Phase, wenn der Strom wiederkommt. Da ist das Problem, dass wir alle nicht wissen, wie lange das dann dauert und was dann alles passiert. Als Unternehmer würde ich davon ausgehen, dass ich auf Monate keine Einnahmen habe und dass ich zumindest mal einen Monat nicht auf meine Bankguthaben zugreifen kann, wobei auch da sich für mich die große Frage stellt, ob nicht in einer so großen Krise sogar der Staat hingeht und das wie in Zypern macht und ich glaube, in Italien ist das auch passiert, dass sich der Staat an privaten Konten bedient hat. Sich sozusagen eine kleine Finanzspritze geholt hat. Deswegen ist, aus meiner Sicht, keine Bank heute mehr sicher. Ich kann nur jedem Unternehmer raten, dass es das was er nicht für den laufenden Betrieb braucht, von der Bank nimmt, zumindest von der Europäischen Bank, mit dem Gedanken seine eigene Verfügungsgewalt über die Dinge zu haben. Fragen Sie sich was ist für mein Unternehmen jetzt besonders wichtig? Welche Vorräte brauche ich, muss ich möglicherweise auch die Lager wieder aufstocken, dass ich länger produzieren kann? Wenn ich jetzt zum Beispiel ein großer Lebensmittelmarkt wie Edeka oder Rewe wäre, würde ich persönlich mir jetzt Notstrom anschaffen, dass ich die Kassen betreiben kann zwar nur mit Bargeld, aber immerhin dann würde ich mir ein System überlegen, wie ich mit Anschreiben arbeiten kann, dass auch Menschen, die kein Geld haben, was kriegen und dann würde ich meinen Lager zumindest mal so erweitern, dass ich lange haltbare Lebensmittel in größeren Mengen habe sowie Hygieneartikel, Kerzen und alles, was man eben für einen Blackout braucht, um den Menschen in dieser Phase was verkaufen zu können. Und die werden dann das Geschäft ihres Lebens machen.

00:49:00 - Wie gehen die deutsche Bundesregierung und die Behörden mit einem möglichen Blackout um?

Daniel Gibt es denn jetzt von Seiten der Bundesregierung, also wir hatten ja vorhin gerade die Seite erwähnt vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenschutz, die sich auf Privathaushalte konzentrieren und von Seiten der Behörden gezielte Maßnahmen, Unternehmer auf so etwas vorzubereiten, die zu trainieren, und die Awareness unter den Unternehmern in Deutschland zu schaffen, wird da etwas getan von öffentlicher Seite?

Robert Es ist sehr enttäuschend. Die Verbindung zwischen den Unternehmern und der Politik sind ja eigentlich die Verbände und die meisten Verbände machen rein gar nichts. Ich kann es aus eigener Erfahrung sagen, dass die Industrie und Handelskammer da auch ein ganz Träger Tanker ist. Ich hab es sogar geschafft, dass mich der zuständige Herr, der für die Energieversorgung in Köln zuständig ist, bei IAK. Da habe ich einen Termin gehabt, aber man hat sich mehr oder weniger geweigert, dieses großflächige Szenario anzuerkennen oder man könnte auch sagen, man möchte bei der Politik nicht anecken. Man ist eben genau dazwischen, aber eigentlich ist man der Politik mehr zugeneigt, weil die für das Wohl der Institution verantwortlich ist. Auch mit diesen Zwangsgebühren, die ja zum Beispiel erhoben werden, von uns allen und bei den anderen Verbänden sieht es nicht anders aus. Es gibt nur ganz wenige, die mal was gesagt haben, aber auch relativ spät erst und, aus meiner Sicht, sind das Legitimationsversuche, um einfach dann, wenn etwas eintritt, sagen zu können, dass sie doch gewarnt haben. Aber das so richtig mit Nachdruck gewarnt wird, das findet nicht statt, weil es vom politischen Berlin aus negiert wird.

00:50:54 - Wieso wird die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts von der Politik nicht ernst genommen?

Sebastian Also im Grunde genommen wird von Seiten der Politik einfach darauf spekuliert, dass ein Blackout nicht passiert und dass man einfach auf gut Glück da irgendwie durchkommt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Blackout passiert ist, nach den Dingen, die du jetzt geschrieben hast, aber sehr wahrscheinlich und das müsste eigentlich jeder sehen. Warum glaubst du, dass sich da die Politik und die Verbände und auch andere offizielle Mandatsträger sich dem Gedanken verschließen oder das ignorieren und einfach den Kopf in den Sand stecken? Oder meinst du, dass die Politik in einer solchen Krise dann irgendwelche Vorteile daraus ziehen will? Man weiß ja, dass Krisen immer eine gute Möglichkeit sind, andere Dinge durchzusetzen, weil jeder in Panik gerät. Das haben wir mit Corona und den Lockdowns gut erlebt.

Robert Also ich persönlich glaube, dass hier einfach unglückliche Dinge zusammenkommen. Wir haben die Energiewendepolitik aufgrund der postulierten Klimakrise. Ich will mich jetzt hier gar nicht dazu äußern, ob das Sinn macht oder nicht. Aber Fakt ist, dass es dazu geführt hat, dass man raus aus den fossilen Energieträgern will und dabei leider versäumt hat, diese Maßnahmen tatsächlich zu überprüfen. Und jetzt haben wir eine verfehlte Energiepolitik, die Sache ist nun mal verfahren. Wenn jetzt die Politik hergehen würde und sagen würde, dass sie da große Fehler gemacht haben und es zum Blackout kommt, dann würde jeder mit dem Finger auf sie zeigen und ihnen die Schuld geben. Deswegen glaube ich, versucht man momentan das wirkliche Drama unserer Energieversorgung zu verschleiern. Wenn es dann zum Blackout kommt und ich denke schon, dass man in Berlin weiß, dass die Gefahr groß ist, weil mittlerweile sind ja auch viele Warner auf der Straße, die das eben genauso belegen können, wie ich. Dann wird man sagen, dass die Ukraine Krise schuld ist oder es ist der Putin schuld, weil er uns kein Gas mehr liefert oder sonst was, aber dann hat man einen anderen Schuldigen gefunden. Ich glaube, das ist momentan das System mit dem hier gearbeitet wird um selbst den Kopf aus der Schlinge ziehen zu können. Wenn es so weit kommt, ist der Leidtragende wie immer der Mittelstand und die Bevölkerung, weil ebenso schlecht gewarnt wird von offizieller Seite und von den Leitmedien nehmen es derzeit immer noch viel zu viele nicht ernst.

Daniel Das denke ich auch. Das sind dramatische Dinge, die da schon passiert sind und demnächst passieren werden. Wie gesagt, Deutschland hatte bisher eine relativ energiehungrige Industrie und eigentlich fast jede energiehungrige Industrie siedelt sich ja schon seit Jahren und jetzt wahrscheinlich noch viel mehr aus.

Robert Das Wort energiehungrig ist eigentlich viel zu negativ belastet, weil wenn wir jetzt zum Beispiel alles mit Kernenergie machen würden, dann hätten wir Energie im Überfluss. Dann könnten wir wirklich alles, was wir uns erträumen mit Strom machen und es wäre bezahlbar und wir hätten Rohstoffreserven für über 1000 Jahre. Wir haben Industrien, klar die brauchen viel, aber wenn ich mir anschaue, wie viel Alufolie so eine Dönerbude am Tag durchknallt, da muss ja das Aluminium irgendwoher kommen. Das eine bedingt das andere. Und wir hatten diese Energie für den Preis und das hat uns ermöglicht, all diese Errungenschaften zu nutzen und auch zu etablieren, die wir jetzt haben. Das ist eben weder positiv noch negativ, das ist einfach so und wir haben aber jetzt leider die Situation geschaffen, dass wir das nämlich dieses Fundament, den Strom, den wir dafür brauchen unbezahlbar gemacht haben, durch die Energiepolitik, und das ist unser Problem.

00:54:55 - Was erwartet Privatpersonen oder Unternehmen in einer Coaching Session mit Blackout-Vorsorge-Experte Robert Jungnischke?

Daniel Du bietest Coaching an zu dem Thema. Wie kann man sich das vorstellen? Wenn sich jemand von dir beraten lässt, was erwartet mich da und was was läuft da genau ab?

Robert Im Privatkunden Bereich im Wesentlichen ein Workshop-Paket. Da gibt es mehrere Module. Basics zur Risikoeinschätzung, weil es mir wichtig ist, dass Menschen auch selbst beurteilen können wie groß das Risiko ist. Alle die Dinge, die ich hier gesagt habe, sind mit den Quellen belegt, sodass sich jeder selbst informieren kann. Und dann geht's in das kleine Einmaleins zur privaten Vorsorge; welches Mindset brauche ich, welche mentale Vorbereitung, welche Lebensmittel, Getränke, Medikamente, Heizgeräte etc. Danach gibt es dann aber auch noch immer die Möglichkeit der Betreuung, also wenn die Leute dann noch Fragen haben, können sie sich immer wieder melden und ich beantworte die Fragen. Bei Unternehmen ist es so, da habe ich 3 unterschiedliche Beratungs-Pakete das eine ist tatsächlich ein ganz günstiges für Unternehmer, die nur die Basics und zusätzliche Informationen brauchen, das ist ein Video-Workshop, besteht aus 5 Videos. Die nächsten beiden Pakete haben als Basis auch diese Videos, aber da bin ich dann auch mit persönlicher Beratung dabei. Das mittlere Paket, ist für Unternehmen, die einen eigenen Krisenbeauftragten haben, der vor Ort die Möglichkeit und die Zeit hat, die Dinge umzusetzen. Da bin ich dann beim Kickoff dabei und begleite diesen Krisenmanager in der Umsetzung, und das ist eigentlich ganz konkret und relativ simpel. Als Erstes geht es auch darum, die Geschäftsführung über die Situation und über die Tatsache, dass diese Situation uns jetzt mindestens 10 Jahre erhalten bleibt, zu informieren. Das heißt, dass man langfristig auf einen Blackout vorbereitet sein muss und nicht hoffen darf, dass, wenn die [Ukraine Krise][22] vorbei ist, kriegen wir wieder billiges Gas aus [Russland][23]. Das ist die Information der Geschäftsführung für die strategische Ausrichtung. Danach gehe ich mit dem Krisenmanager Dinge wie Wettbewerbsfähigkeit, Liquiditätsplanung und Geschäftsmodell durch und wie man mit einem Worst Case umgeht. Da machen wir zuerst den Worst Case für das gesamte Unternehmen und dann den Worst Case für jede Abteilung. Ich habe voriges Jahr ein großes Erlebnisschwimmbad beraten und dem Betreiber war es sehr wichtig, dass es in einem Blackout-Fall keine Personenschäden gibt. Das haben wir dann in der vorgeschriebenen Weise gemacht und haben dann die kritischen Stellen beleuchtet und dafür Lösungen erarbeitet. Entweder ich mache das mit dem Krisenmanager oder das größte Paket, was ich anbiete, das ist auch so ein Pauschalpaket, da gehe ich vor Ort und da mache ich dann selbst diese Arbeit mit den einzelnen Abteilungsleitern bis hin zu den Lösungsansätzen, dass wir sagen pro Abteilung was ist zu tun? Und da ist dann immer ein Abteilungsleiter verantwortlich, der weiß, was er zu tun hat, wenn es zum Stromausfall kommt, und der die Maßnahmen und Vorbereitungen trifft, um das zu überstehen. Von diesen 3 Paketen können sich die Unternehmer dann aussuchen, welches sie haben wollen. [23]: https://www.perspektiveausland.com/episodes/weiter-in-russland-geschaefte-machen [22]: https://www.perspektiveausland.com/episodes/ukraine-mutige-unternehmer-sind-bald-gefragt

Sebastian Also ich kann mir vorstellen, dass deine Mandanten im Dienstleistungsbereich tätig sind und mittelständische Unternehmen im produzierenden Gewerbe in Deutschland sind. Aber die Dinge, die du sagst, machen durchaus Sinn und klingen alle sehr plausibel. Viele werden sich generell ein ganz neues Unternehmenskonzept überlegen müssen, weil viele der Dinge, die man davor gemacht habt, vielleicht gar nicht mehr so ohne weiteres funktionieren werden. Es geht ja im Grunde um ganz fundamentale, eigentlich strategische Überlegungen, wie ich selbst als Unternehmen weitermachen möchte. Wir reden jetzt von Januar 23 oder Februar 23, viel Zeit bleibt ja nicht. Man kann vielleicht jetzt noch sofort Maßnahmen ergreifen, die vielleicht das Gröbste irgendwie abschwächen. Aber du hast vorher Dinge angesprochen, wie fehlender Cash Flow oder so, das sind meistens nicht Dinge, die man so ohne weiteres lösen kann. Insbesondere jetzt, wo die Zinsen weiter steigen und Darlehen schwieriger zu bekommen sind und viele ohnehin schon hier Schwierigkeiten haben von der Bank Geld, Überziehungskredit oder Kontokorrent zu bekommen. Das sind natürlich schon sehr weitreichende Überlegungen, die folgen müssen.

Robert Genau. Es macht ja gar keinen Sinn weiter den Blick vor der Realität zu verstecken, sondern wir sind jetzt in einer beginnenden Krise, wo ich mich wirklich schonungslos den Tatsachen stellen muss. Ich gebe dir recht und ich gebe dir an einem Punkt nicht recht. Es ist der falsche Ansatz zu sagen, dass es eh schon zu spät ist, weil wir bald den Winter haben, sondern ich würde es andersrum machen. Mit all dem Wissen, was eure Zuschauer jetzt bekommen, haben Sie die Chance noch was zu tun und wir können alle nicht in die Glaskugel schauen. Es ist immer besser, noch jetzt das zu tun, was eben möglich ist und das ist bei dem einen viel und bei dem anderen wenig. Aber es ist immer noch besser, jetzt anzufangen, weil das Handlungsfähigkeit schafft. Das einzige, was keine Handlungsfähigkeit schafft, ist die Augen zuzumachen und weiterzumachen wie bisher. Und deswegen ist es immer wichtig, den Tatsachen ins Auge zu schauen. Das haben wir bei Corona schon gehabt, das war wie ein Brandbeschleuniger schon für vieles, aber dann gab es das billige Geld und das hat die Auswirkungen wieder extrem gedämpft. Manche sagen ja auch, wir haben ganz viele Zombie-Unternehmen und man muss natürlich sagen hier kommt einiges zusammen. Wir haben den riesigen Schub der Digitalisierung auch durch Corona gehabt. Wir haben ganz viele Geschäftsmodelle, gerade im Klein- und Mittelstand, die sich eigentlich selbst überholt haben. Mein bestes Beispiel ist immer der Einzelhandel in der Stadt. Das ist zwar schön, dass da immer noch Leute glauben, dass das eine Zukunft hat, aber wenn man es realistisch betrachtet, muss jeder Einzelhändler in der Stadt, zu dem Mitbewerber Amazon und wie sie alle heißen, seine Ladenmiete bezahlen und er muss zusätzlich sein Personal bezahlen und der darf nicht einen Euro mehr nehmen als Amazon und Konsorten. Und damit ist dieses Modell auf Dauer tot. Und so werden auch viele andere Modelle tot sein. Aber dann muss ich halt sagen ich zieh jetzt die Notbremse, rette den Rest Geld, den ich noch habe, oder finden einen Dummen, der mir mein Unternehmen noch schnell abkauft. Genauso würde ich auch vielen Immobilienbesitzern raten, ihre Immobilie jetzt noch zu verkaufen, solange das Preisniveau hoch ist. Weil was ist die nächste Stufe der Eskalation? Es kommt zum Blackout das führt zum Massen-Insolvenz bei mittelständischen und kleinen Unternehmen das führt zu Massen-Arbeitslosigkeit, viele Leute können sich ihre Immobilien nicht mehr leisten und der Markt wird überschwemmt mit billigen Immobilien. Dann ist auch das Kapital, was man jetzt noch zu haben glaubt, futsch und deswegen ist es unendlich wichtig, jetzt seinen Standort zu bestimmen finanziell mit dem Unternehmen, mit der Wettbewerbsfähigkeit und dann neue Entscheidungen zu treffen.

Daniel Da fällt mir gerade dazu ein, dass ich gestern oder vorgestern in der Zeitung gelesen habe, dass man jetzt den Immobilienkauf mit Bargeld in Deutschland verbietet. Du hast vorhin gerade erwähnt, dass zu einer guten Blackout-Vorbereitung gehört, genügend Bargeld zu haben. Also es ist schon interessant, wie man verschiedene Signale aus den Medien bekommt und sieht in welche Richtung das alles mal gehen könnte. Was den Winter 2023 betrifft, soweit ich das nachgerechnet und selber verstanden habe, ist auch der der nächste Winter jetzt schon gefährdet.

Robert Ja natürlich, wir werden innerhalb von 23 die Gaslücke nicht schließen können. Weil die Gasverfügbarkeit über langfristige Verträge an die Kunden gebunden ist. Wer heute Verträge abgeschlossen hat, der braucht es auch und wird es nicht freiwillig abgeben. Wir kommen aus dem Ganzen erst raus, wenn es neue Förderstätten gibt, die frei sind und die man sich dann sichern kann. Aber da macht es eigentlich auch nur Sinn, Förderstätten im eigenen Land zu nehmen, sodass wir dann nicht wieder erpresst werden in Form von Abhängigkeit oder hohen Preisen. Wir haben in Norddeutschland ein großes Erdgasfeld oder mehrere, die man erschließen könnte, sogar relativ kurzfristig, aber das nennt sich ja heute "Fracking" und Fracking ist ja total böse. Ob das wirklich so böse ist, müsste man mal sauber recherchieren aber sowas gibt es ja in Deutschland leider nicht, da wird ja auch die Kernenergie immer noch verteufelt. Ich möchte nur kurz das Thema mit dem Atommüll mal erläutern, damit man sich mal vor Augen führt, was hier abgeht. Mann hat ja irgendwann gesagt Kernenergie ist nicht zielführend, weil wir ja das Atommüll-Problem nicht gelöst haben. Wir hätten aber gar kein Atommüll-Problem, wenn das Atomgesetz nicht den Export von den abgebrannten Brennstäben, die wir haben, verboten hätte. Aufgrund unserer alten Kraftwerks Technik können wir diese Brennstäbe, ich glaube, nur zu einem Prozent ausnutzen. Das Ausland verfügt aber über die schnelle Brüter-Technologie und die können diese Brennstäbe als Wertstoff in ihren Reaktoren weiter verwenden und würden uns die auch abkaufen. Das heißt, wenn man diesen Export nicht verboten hätte, hätten wir kein Atommüll-Problem und dann hätten wir vor allen Dingen auch diese Riesenkosten für die Endlager-Suche, die ja unsere Volkswirtschaft belastet haben, überhaupt nicht. Das haben wir auch einer bestimmten Partei in Deutschland zu verdanken. Aber so sieht man, wie die Daten verbogen werden und die Sachen verdreht werden, um politische Interessen zu untermauern.

01:05:43 - Was ist europaweit realistisch, um aus der Energiekrise herauszukommen?

Sebastian Wenn man Ursachenforschung betreibt, dann sind viele der Dinge, die du jetzt gesagt hast, grobe strategische Fehler gewesen, dass man die eigene Energieversorgung leichtfertig aufgegeben hat, sich abhängig gemacht hat von Russland und somit hier die Existenz aufs Spiel gesetzt hat. Das mit den erneuerbaren Energien war ja klar, dass das noch relativ lange Zeit dauert, bis das dann funktioniert und man dann tatsächlich so weit ist. Du hast ja schon das permanente Problem von Speicherkapazität angesprochen. Insofern wird auch, wenn wir an die Politik denken, die Lösung der Situation doch recht schwierig sein. Was willst du jetzt eigentlich von der Politik erwarten? Was ist europaweit realistisch, damit man aus dieser Sackgasse wieder herauskommt?

Robert Also europaweit setzt man auf die Lösung der Kernenergie. Das einzige Land, was die Kernenergie verteufelt, sind wir. Europa setzt meiner Meinung nach zu Recht auf Kernenergie. Wir haben es ja schon mehrfach gesagt, es ist die effizienteste, sicherste und günstigste Form. Und wir haben die Rohstoffe zumindest mal in Europa, aber wenn wir den Kraftwerks Typ der vierten Generation nehmen, das Thorium brauchen wir dafür, haben wir auch in Deutschland ganz viel. Das heißt, damit hätten wir das Problem innerhalb der nächsten 10 Jahre gelöst. Wenn man jetzt chinesische Verhältnisse ansetzen würde, was die Durchführung von Großprojekten angeht, dann hätten wir sicherlich in 8 Jahren hier einen Kraftwerks Park stehen, der uns versorgen kann. Was deutsche Verhältnisse angeht, ich sage nur Flughafen Berlin, Brandenburg und Stuttgart 2021, wird das länger dauern. Aber de facto ist es so, und das ist mir nochmal ganz wichtig, dass euren Zuschauern zu sagen, dass die Energiewende nicht funktionieren kann. Es ist nicht nur so, dass es noch dauert, sondern sie kann nicht funktionieren und dafür gibt es 3 Gründe. Der eine Grund ist, nachts scheint die Sonne nicht, das heißt, die Sonne fällt so mal immer 12 Stunden aus. Der zweite Grund ist, im Winter ist die Sonnenausbeute einfach so schlecht, dass niemand die Solaranlagen als irgendeine relevante Form von Energieerzeugung hernimmt. Also zumindest die Leute, die was davon verstehen. Und bei der Windenergie ist es so, dass sie auch zu volatil ist, das heißt, zu stark schwankt. Es gibt ein Phänomen, das heißt Dunkelflaute und eine Dunkelflaute ist definiert als eine Zeit, in der Wind und Sonne keinen nennenswerten Beitrag zur Energieversorgung leisten. Dunkelflauten sind wetterabhängig, treten in der Regel europaweit auf und das bedeutet, dass wir dann, das war im August 2014, Dunkelflauten von bis zu über 3 Monaten haben. Und wir haben es nicht in der Hand, auch unser Oberboss in Berlin, der kann kein Wetter machen. Das bedeutet eben, dass wir aufgrund dieser Tatsache für einen Kraftwerks Park von erneuerbaren Energien einen Schattenkraftwerks Park in gleicher Größenordnung brauchen würden, der immer dann einspringt, wenn diese sogenannte Dunkelflaute eintritt und das können wir uns gar nicht leisten und das ist im Übrigen auch der Grund, warum die Energiekosten so hoch gegangen sind, weil wir das bisher gemacht haben. Wir haben uns die Erneuerbaren hingestellt und dann die Schattenkraftwerke, Kernkraft, Kohle und Gas nutzen müssen, wenn die beiden Sonne und Wind nicht liefern konnten und das geht nicht, und deswegen wäre mein Wunsch ein Ende dieser nicht funktionierenden Energiebereitstellung von Wind und Sonne und zurück zu fossilen Energieträgern und zu Kernkraft. Und wir haben die CCS Technologie, mit der wir die Kohlekraftwerke Co2-frei machen können. Das wurde auch mal in Deutschland entwickelt und wir haben die Kernkraft-Technik und damit hätten wir CO2-freie Energieformen, die uns, ich sag jetzt mal, unbegrenzt mit Strom versorgen können und das preiswert.

Sebastian Du stellst das tatsächlich so dar, als ob wir in dem Gebiet nur ein entweder oder haben. Man kann sicherlich erneuerbare Energie soweit wie möglich nutzen und mit der notwendigen Struktur kombinieren, um das Stromnetz zu stabilisieren.

Robert Nein, ich bin ich der Meinung, dass es so nicht geht, weil wir sehen ja, wie sich die Energiepreise, seit der Einführung der Erneuerbaren, entwickelt haben. Und eine Volkswirtschaft lebt davon, dass sie in der Lage ist, wettbewerbsfähig zu produzieren, und wir haben mittlerweile eine internationale Durchlässigkeit, was das Importieren und Exportieren angeht. Die gab es ja noch nie. Heute kann sich jede Privatperson bei AliExpress, ein Produkt in China kaufen. Das heißt, wir müssen uns bei jedem Produkt, was nicht gerade das Brötchen vom Bäcker um die Ecke ist, am Weltmarktpreis für den Bau für die Herstellung und für den Vertrieb orientieren. Und damit müssen wir genauso günstige Energieproduktion haben wie alle anderen auch, weil das sind ja Kosten, die auf Produktkauf kommen und das ist unser Problem und wenn man mal ehrlich sieht, wie stark die Erneuerbaren subventioniert werden und was die uns an Kosten aufbürden, das bringt den Mittelstand einfach um. Wenn man sich das im Umkehrschluss ansieht, wer zahlt denn die Steuern? Wer trägt denn die Abgabenlast? Das ist der Klein- und Mittelstand. Die großen Konzerne, auch eine Lufthansa, zahlen in Deutschland keine Steuern mehr, die gehen alle in die Steueroasen. Das sind gar keine deutschen Unternehmen mehr, denn alle Aktien geführten Unternehmen, die gehören Vanguard, BlackRock, StateStreet und wie sie alle heißen, die haben dort alle die Stimmrechte. Das sind im Grunde internationale Konzerne.

Daniel Das ist ja letztlich eine Sache, die wir bei unseren Mandanten sehen, die aus unterschiedlichsten Gründen, unter anderem den viel zu hohen Kosten, seien sie durch Steuern oder eben durch Energie, wie du gerade gesagt hast, dann lieber in ein kosten- oder steuergünstiges Ausland gehen.

Robert Ja, es gibt ja noch mehr Beweise. Bevor die Energiepreise so explodiert sind, wurde jedes Windrad, was aus der Förderung gelaufen ist, sofort abgebaut, weil es sich nicht mehr gerechnet hat. Es gibt auch keine großen Konzerne mehr, die hier in Deutschland investieren. Die gehen alle in die Länder, wo der Strom billig ist. Große Chemiekonzern wie Weyer, haben voriges Jahr oder vor 2 Jahren in Texas investiert. Da kriegen sie die Strompreise für 30 Jahre festgeschrieben. Und was ist hier? Planungssicherheit, denke ich, ist so wichtig, weil jedes Unternehmen braucht Planungssicherheit und zwar nicht nur für ein Jahr, sondern auf eine Perspektive hin und diese Planungssicherheit ist, seit Einführung der erneuerbaren Energien in Deutschland, nicht mehr gewährleistet. Vor Fukushima gab es eine Verlängerung für die Kernkraft. Dann kam Fukushima, dann wurden sie alle abgeschaltet. Dann kam kein neues Konzept, sondern man hat gesagt, wir müssen den Ausbau der Erneuerbaren forcieren, hat aber im Grunde die Rahmenbedingungen nicht geschaffen, und die gibt es ja auch nicht, wie ich zu erklären versucht habe, weil die ungeeignet sind. Aber die Kosten steigen und steigen und steigen. Und bevor 21 die Gaskrise kam, hatten sich die Strategen in Berlin überlegt viele Gaskraftwerke zu bauen, die dann sozusagen die Schattenkraftwerks-Park sind. Aber dummerweise haben wir uns dann selber vom billigen Erdgas abgeschnitten, sodass die Rechnung auch nicht aufgeht. Noch dazu hat die Politik ja auch entschieden bis 2040 die Gaskraftwerke aber auch wieder abzubauen. Welcher Investor baut in den Rahmenbedingungen irgendein Kraftwerk und das alles kommt zusammen und damit ist keine Planungssicherheit bei ständig weiter steigenden Kosten und damit ist der Deutsche Wirtschaftsraum für Klein- und Mittelständler im Moment mehr als fragwürdig.

01:13:42 - Wird ein möglicher Blackout als Konsequenz einer verfehlten Energiepolitik der letzten Jahrzehnte Politiker zum Umdenken anregen?

Sebastian Deine Blackout-Prognose ist letztlich die Konsequenz einer solchen strategischen Fehlplanung über einige Jahrzehnte. Jetzt sagen wir mal es kommt zu so einem Blackout, das ist für viele wahrscheinlich der der Worst Case. Glaubst du, dass dann ein Umdenken stattfindet, und die Politik die Konsequenz ihrer verfehlten Energiepolitik der letzten 3 Jahrzehnte einsieht und etwas ändern werden oder glaubst du, dass das auch nichts wirken wird?

Robert Also eigentlich kann man ja nicht davon ausgehen, dass in Berlin alle dumm sind und nicht erkennen, welche Fehler in der Energiepolitik gemacht werden. Jetzt weiß ich nicht, ob man ihnen einfach ideologische Verblendung unterstellen muss, weil die Grünen einfach Angst vor der Atomenergie haben und weil man sich eben so eine schöne neue Welt mal vorgestellt hat und sich so schwer tut der Realität zu stellen. Jedenfalls glaube ich aber wird es so sein und das wird in jedem Fall passieren, dass eine große Krise einfach keinen Stein auf dem anderen lässt, egal welche von den eben skizzierten Veränderungen dann passieren. Aber es kann danach eigentlich nicht mehr so weitergehen, weil wenn es zu einem Blackout kommt, dann haben wir hier Zustände wie nach dem Zweiten Weltkrieg. Dann wird es zu Unruhen kommen und in welche Richtung sich die dann bewegen kann momentan niemand abschätzen.

01:15:14 - Nach jeder Krise folgt ein Aufschwung

Daniel Es ist ein relativ trostloses Thema, über das wir jetzt hier gesprochen haben.

Robert Das würde ich gar nicht so sehen, weil die andere Alternative wäre, der Niedergang würde schleichend so weitergehen und noch unbemerkter, als er das jetzt schon tut und das würde ja bedeuten, dass niemand die Chance hat, sich zu "retten". Für die Privathaushalte rede ich hier über ein sehr unerfreuliches Thema mit einem erfreulichen Ergebnis jeder, der meine Ratschläge annimmt, der kann sich so vorbereiten, dass er keine Schäden hat, sondern dass er mehr oder weniger souverän durch einen Blackout durchkommt. Das ist für den einen oder anderen schwieriger, aber es ist für jeden möglich. Für die Unternehmen sage ich auch ganz klar es hat etwas Positives, denn es macht ja nunmal keinen Sinn ein totes Pferd weiter zu reiten. Es wird ja auch vielfach gesagt, dass haben wir immer schon so gemacht, aber dann ist jetzt eben mal die Zeit wo man nicht mehr immer so macht. Als Unternehmer hat man ja gelernt, sich auf neue Dinge einzustellen, also auch damit mit neuen Dingen umzugehen. Dann kann man entweder sein Geschäft verkaufen und ins Ausland gehen oder man nutz die Chance und richtet sich in der Krise neu aus. Und das ist eine riesengroße Chance, weil die meisten kriegen die Krise leider nicht mit und diese Krise wird gigantisch große Lücken reißen. Wer sich da vorher vorbereitet und ein bisschen ins Risiko geht, der kann da das Geschäft seines Lebens machen. Vor allen Dingen, der kann ja all die Kunden übernehmen, die die anderen nicht mehr bedienen können im Grunde in jeder Branche. Wir haben ja auf der ganzen Welt so ein bisschen eine Wirtschaft, die am wackeln ist, deswegen muss ich auch nicht sagen, dass China safe ist, sondern es kann auch sein, dass es wieder back to the roots geht, also das nachher wieder viel mehr Wertschöpfung hier in Deutschland passiert, wenn sich das alles mal jetzt wieder korrigiert hat. Es wird ein paar Jahre geben, die schwer werden, aber das gab es immer schon mal. Aber wie gesagt, wenn ich mich jetzt vernünftig vorbereite, dann ist das in jedem Fall die größte Chance aller Zeiten. Es gab immer große Krisen und nach jeder großen Krise ging es auch irgendwann wieder rasant nach oben und das muss man im Hinterkopf behalten.

Daniel Das klingt ja jetzt schon mal ganz positiv. Jetzt gibt es noch eine private Frage an den Robert Jungnischke: Wenn du dich jetzt dafür entscheiden würdest, doch Deutschland zu verlassen, weil dir das Stromnetz und andere Dinge hier zu heikel sind, in welches Land würdest du denn gehen?

Robert Also ich muss gestehen ich bin nicht jemand, der schon viel gereist ist und ich kenne nicht viel von der Welt. Aus rein praktischen Gründen, würde ich ein Land nehmen, wo es wärmer ist, wo ich möglicherweise mit einem kleinen Grundstück mit einem großen Garten in Richtung Selbstversorgung gehen könnte. Was mir persönlich sehr am Herzen liegt, ist Spanien. Ich mag die Sprache unheimlich gerne, ich würde die auch relativ schnell lernen können. Mehr bräuchte ich jetzt nicht unbedingt, aber meine Richtung wäre der spanischsprachige Raum, der etwas wärmer ist. Ich denke, dass ich da auch relativ schnell Fuß fassen könnte, um da leben zu können. Aber mein großes Problem wäre, dass mein Geschäftsmodell extrem auf Deutschland zugeschnitten ist und alles, was ich mache eigentlich. Deswegen kann ich gar nicht weggehen, weil dann hätte ich kein Geschäft mehr.

01:19:08 - Kontaktdaten Robert Jungnischke

Daniel Robert, wenn jetzt unsere Zuschauer und Zuhörer noch weitere Fragen haben, wie können sie am besten mit dir in Kontakt treten?

Robert Idealerweise über meine Internetseite, da sind meine ganzen Kontaktdaten: blackout-vorsorge-beratung.de oder direkt per E-Mail an rj@blackout-vorsorge-experte.de und dann gucken wir was ist für einen Beratungsbedarf gibt und welches Paket am besten passt.

Daniel Super. Vielen herzlichen dank für das Gespräch, Robert.

Robert Ich danke es war wieder mal sehr interessant, weil auch ich immer wieder aus diesen unterschiedlichen Bereichen dann wieder etwas Neues mitnehmen kann. Auch für mich immer noch eine Bereicherung.

Daniel und Sebastian Bis bald, ciao.

Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Wer sollte eine LLC gründen?

Die Limited Liability Company (LLC) ist die am weitesten verbreitete Rechtsform in den USA. Doch was genau ist eine LLC und für wen ist sie interessant?

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Die Limited Liability Company (LLC) gibt es seit den 1970er Jahren in allen US-Bundesstaaten und ist die am weitesten verbreitete Rechtsform in den USA. Doch was genau ist eine LLC, warum ist sie so beliebt und für wen ist sie interessant?

Mit einer LLC kann man als Ausländer in den USA ein Unternehmen gründen, hat den Vorteil des Haftungsschutzes und muss keine Steuererklärung abgeben.

Erfahren Sie alles über die LLC in unserem aktuellen Podcast mit Sebastian Sauerborn, der UK- und Cross-Border-Tax Experte ist und bereits 1000 ausländische Kapitalgesellschaften bzw. Gesellschaftsstrukturen in über 20 Ländern (hauptsächlich USA, UK, Malta und Irland) bei der Gründung unterstützt und begleitet hat.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Was ist eine LLC?

Eine LLC ist eine Hybridgesellschaft mit beschränkter Haftung, was bedeutet, dass ihre Mitglieder nicht persönlich für das Unternehmen haften. Zwar hat die LLC als Gesellschaft haftungsrechtlich eine eigene Rechtspersönlichkeit und bietet auch Haftungsschutz, kann auch Vermögen halten, aber die Gesellschaft selbst zahlt keine Steuern. Daher müssen auch keine Jahresabschlüsse oder Steuererklärungen abgegeben werden. Alle Gewinne und Verluste einer LLC werden über die persönliche Steuererklärung (Einkommensteuer) der Gesellschafter eingereicht und bezahlt. Gesellschaftsrechtlich und haftungsrechtlich wird eine LLC also wie eine Kapitalgesellschaft behandelt, steuerrechtlich wie eine Personengesellschaft. 

Was sind die Vorteile der LLC?

  • Kann auch von Einzelpersonen gegründet werden
    Die LLC ist zwar eine Personengesellschaft, kann aber auch von einer Einzelperson gegründet werden. 

  • Haftungsschutz
    Einzelpersonen und Mehrheitsgesellschafter einer LLC genießen den Haftungsschutz und haften nicht mit ihrem Privatvermögen für das Unternehmen.

  • Die LLC selbst zahlt keine Steuern
    Alle Einkünfte einer LLC werden an die Gesellschafter aufgeteilt und anschließend von den Gesellschaftern privat versteuert (Einkommensteuer). Das hat den Vorteil, dass die LLC-Gesellschafter keine Steuererklärung einreichen müssen.

  • Datenschutz
    Die LLC bietet einen gewissen Schutz der Privatsphäre der Beteiligten, da es in den USA keine Veröffentlichung im Handelsregister gibt, es steht zwar der eingetragene Firmensitz drin, aber in den meisten Bundesstaaten wird das Mitglied nicht öffentlich. Man muss zwar Informationen an das Finanzamt (IRS) übermitteln, aber diese sind nicht öffentlich zugänglich und man muss auch keine Bilanzen und andere Finanzdaten einreichen.

  • Sie erhalten einfach ein Bankkonto
    Die LLC ist eine der einfachsten Rechtsformen, um ein Bankkonto zu erhalten. Nach der Gründung einer LLC erfolgt die steuerliche Registrierung, die in den USA, wenn man keine Sozialversicherungsnummer hat, einige Wochen dauert. Sobald die Steuernummer vorliegt, kann man problemlos ein Bankkonto bei einer Online-Bank (z.B. Mercury oder Wise) eröffnen. Um als Unternehmen ein Bankkonto zu erhalten, ist es in der Regel wichtig, eine Website und ein LinkedIn-Profil zu haben.

Wann wird die LLC steuerbefreit? Was ist zu beachten? 

Die LLC selbst zahlt zwar selbst keine Steuern, doch die Gesellschafter der meisten LLCs zahlen ganz regulär Steuern in den USA. Die Steuerbefreiung in den USA liegt nur dann vor, wenn es a) einen Gesellschafter gibt, der eine natürliche Person ist und b) keine gewerbliche Tätigkeit/Betriebsstätte (Mitarbeiter, Büro) in den USA gibt und vor Ort kein Einkommen erwirtschaftet wird.

Eine LLC existiert in den USA also steuerlich nur dann, wenn sie eine gewerbliche Tätigkeit oder Betriebsstätte in den USA hat. Wenn eine ausländische Person in den USA eine LLC gründet und keine Betriebsstätte vor Ort hat, dann ist das Unternehmen zwar im Handelsregister als juristische Person eingetragen, gilt aber als "Disregarded Entity" und existiert steuerlich nicht. Das von der LLC erzielte Einkommen unterliegt jedoch der Einkommensteuer in dem Land, in dem das Einkommen der LLC erwirtschaftet wird. 

Die wichtigste Frage ist also immer, wo sich die Betriebsstätte der LLC befindet und wo die Dienstleistungen/Produkte entwickelt werden. 

Für wen ist die LLC interessant?

  • Für alle mit Unternehmenssitz in Niedrigsteuerländern oder Non-Dom-Ländern
    Für Ausländer, die in einem Niedrigsteuerland oder einem Land leben, wo Auslandseinkünfte steuerfrei sind, wie z.B. UK, Malta, Zypern, Portugal, Irland, Spanien, Costa Rica, Paraguay, Dubai etc., ist die LLC interessant. Denn wer z.B. in Malta lebt und Dividenden von seinem US-Unternehmen erhält, zahlt auf diese Dividenden keine Steuern, da sie als Auslandseinkommen gelten. 

    Wichtiger Hinweis: Wenn sich die Betriebsstätte der LLC in z.B. Malta befindet und die LLC-Einkünfte in Malta erwirtschaftet werden, gelten diese nicht als Auslandseinkommen und müssen in Malta besteuert werden.

  • Digitale Nomaden
    Die LLC eignet sich besonders für digitale Nomaden, die sich oft nicht länger als 3 Monate in einem Land aufhalten. Denn sie sind meistens ohnehin steuerbefreit und zahlen keine Steuern auf ihr LLC-Einkommen.

  • Dienstleistungsunternehmen im Ausland
    Wenn Sie eine LLC nutzen um digitale Produkte aus dem Ausland in den USA zu verkaufen oder Rechnungen an US-Kunden zu stellen, wird dieses Einkommen in den USA als steuerfrei angesehen, da Sie die US-Betriebsstätte umgehen und Ihre Dienstleistung außerhalb der USA erbringen.

  • Dropshipping-Unternehmen
    Dropshipping-Unternehmen können mit großen Anbietern wie Amazon FBA zusammenarbeiten und deren Lager und Infrastruktur nutzen, so dass keine Betriebsstätte in den USA erforderlich ist. Wenn Sie jedoch einen Freiberufler beschäftigen, der sich von den USA aus um den Kundenservice kümmert, kann dies bereits als Betriebsstätte gelten. Wir empfehlen, in diesen Fällen rechtlichen und steuerlichen Rat einzuholen.  

Falls Sie sich überlegen ein Unternehmen in den USA zu gründen und mehr über die LLC erfahren wollen, beraten wir Sie gerne persönlich. Hier erfahren Sie mehr über die Vorteile einer Vorratsgesellschaft. Weitere Informationen zur LLC und Unternehmensgründung im Ausland finden Sie auf unserem Podcast Perspektive Ausland und unseren Websites Wohnsitz Ausland, Auslandsunternehmen, St Matthew, und auf LinkedIn.

Kontaktdaten und Links

Sebastian Sauerborn

Homepage www.sebsauerborn.com

Beratungsgespräch buchen: www.nullsteuer.llc/kanzlei/beratungsgespraech

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Timestamps

00:00:25  -  Einführung in das Thema: Alles Wichtige zur Exempt-LLC

00:02:14 - Was zeichnet eine LCC aus? 

00:09:54 - Welche Vorteile bietet die LLC?

00:13:56 - Lohnt sich eine LLC, wenn man in Deutschland, Österreich oder der Schweiz lebt?

00:15:37 - Wie schafft man es, die LLC steuerfrei zu nutzen?

00:16:54 - Wie kann man die LLC steuerfrei für Dropshipping nutzen?

00:20:01 - Warum man mit der LLC keine Betriebstätte auslösen sollte!

00:22:03 -  Kann man mit der LLC in der EU geschäftlich tätig sein?

00:27:11 - Was zählt alles unter “steuerfreie Auslandseinkünfte”?

00:32:56 - Welche Vorteile bietet die LLC hinsichtlich Anonymität?

00:36:54 - Welche US-Staaten bieten, bei der Gründung einer LLC, welche Vorteile? 

00:41:36 - Wie schnell und einfach ist es, mit einer LLC ein Bankkonto zu eröffnen?

00:45:51 - Für wen ist die LLC besonders geeignet?

00:49:31 - Für wen ist die LLC nicht geeignet?

00:50:49 - LLC oder UK-Limited - was sind die Unterschiede?

00:53:10 - Bietet die LLC Vorteile bei der Beantragung eines Visums?

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 56: Wer sollte eine LLC gründen?

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler dies ins Ausland ziehen, egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:25 - Einführung und Überblick zum Podcast

Daniel Sebastian, schön, dass es heute wieder klappt. Wir wollen uns ja heute zu einem weiteren besonderen Thema unterhalten, nämlich zur Exempt-LLC. Da gibt es so einige interessante Themen, die auch immer wieder unsere Mandanten interessieren, oder unsere Zuschauer, Zuhörer unseres Podcasts. Zum Beispiel: Wie funktioniert eigentlich eine LLC? Und was bedeutet das eigentlich in der Konsequenz, dass eine LLC steuerrechtlich eine Personengesellschaft ist, haftungsrechtlich aber eine Kapitalgesellschaft? Auch da gibt es ja Ausnahmen, auch darüber müssen wir nochmal sprechen ... Dann: In welcher Gestaltung oder unter welchen Bedingungen ist sie denn wirklich steuerfrei? Welche Hürden gibt es? Also sollte sich einfach jeder eine LLC zulegen, oder gibt es auch Dinge, die man bedenken muss? Vielleicht Schwierigkeiten zum Beispiel, werden wir auf das Thema Bankkonten zu sprechen kommen. Wie einfach oder schwer es ist, ein Bankkonto von LLC zu bekommen. Und wann sollte man vielleicht doch lieber die Finger von der LLC lassen und was gibt es für Alternativen? Das wären so einige Themen, die wir heute besprechen wollen. Ja.

Sebastian Klingt interessant. Da freue ich mich drauf.

Daniel Ich noch viel mehr, weil ich habe ja die Frage und du hast die Antworten. Also es ist ja so, für viele ist es immer wieder schwer vorstellbar, dass man jetzt einfach eine US-Firma gründen und besitzen kann, ohne jemals selber die USA betreten zu haben. Und dann obwohl man sozusagen im Land x wohnt, aber dann in den USA eine Firma hat und vielleicht im Land y auch noch geschäftlich damit tätig ist. Also, da musst du jetzt mal unseren Zuschauern erklären, wie das genau funktioniert.

00:02:14 - Was zeichnet eine LCC aus?

Sebastian Genau. Also wir haben ja schon mal einen Podcast aufgenommen zum Thema Firmengründungen in den USA, da gehen wir im Detail auf die einzelnen Rechtsformen ein. Das würde ich auf jeden Fall jedem mal empfehlen, sich dort die Abschnitte und Segmente zum Thema LCC anzuschauen. Ich wiederhole es noch mal ganz kurz, aber ausführlich haben wir dann auch die Rechtstypen Vergleiche dann dort besprochen. Also die LLC steht für Limited Liability Company. Das ist die mit Abstand am häufigsten verwendete Rechtsform in den USA. Also ist extrem häufig dort. Die LLC ist eine neue Rechtsform. Die wurde erst in den 70er Jahren mehr oder weniger erfunden. Es gibt sie in jedem US-Bundesstaat. Wie du schon vorhin gesagt hast, ist die LLC eine Hybrid Gesellschaft. Also die ist zum einen mal gesellschaftsrechtlich, haftungsrechtlich eine Kapitalgesellschaft, aber im Grunde steuerrechtlich eine Personengesellschaft. Was bedeutet das jetzt? Die LLC ist auf jeden Fall als Haftungsmantel geeignet. Sie hat also beschränkte Haftung, wie zum Beispiel eine GmbH, aber weil bei der LLC die Einlage halt möglicherweise nur ein Dollar ist, ist hier die Haftung also extrem beschränkt. Was die Besteuerung jetzt anbelangt, zahlt ja im Grunde die Gesellschaft keine Steuern und ist steuertransparent, vergleichbar in etwa mit einer deutschen KG. Eine deutsche GmbH & Co. KG bezahlt ja auch keine Steuern, sondern dort werden die Gewinne versteuert auf Ebene der Kommanditisten, das heißt die Kommanditisten bezahlen letztlich Steuern auf die Gewinne. Die Gesellschaft muss lediglich die Gewerbesteuer abführen, aber die gibt es ja in den USA nicht. Das heißt, also mal angenommen, wir beide würden jetzt in den USA leben, Daniel und ich und würden dort eine Firma zusammen gründen, dann würden wir eine LLC gründen, wir wären beide Members, also Gesellschafter dieser LLC. Die LLC macht $10000 Gewinn im Jahr. Dann nimmst du 5000 auf deine Steuererklärung und ich 5000 meine Steuererklärung und wir bezahlen dann ganz normal Einkommensteuer darauf. Und natürlich, die LLC muss dann auch noch eine Partnerschaftssteuererklärung einreichen. Aber wie gesagt, Steuern selbst bezahlt sie nicht. Die Steuertransparenz Steuern bezahlt immer der an der Gesellschaft beteiligte Member. So jetzt stellt sich natürlich die interessante Frage, was ist jetzt, wenn eine solche LLC nur einen einzigen Gesellschafter hat? Ja, bei einer Personengesellschaft geht es ja normalerweise nicht. Also alleine kann ich keine Personengesellschaft gründen. Also, ich könnte mir theoretisch eine GmbH gründen, werde dort Geschäftsführer, Gesellschafter, und dann wird die GmbH Komplementärin und ich selbst dann Kommanditist. Natürlich, das ginge, aber es sind ja trotzdem dann 2 Personen in der Gesellschaft drin, nämlich die GmbH und ich selbst. Alleine kann ich keine Personengesellschaft gründen. Als jetzt also, wie gesagt, diese Rechtsform in den USA dort erfunden wurde in den 70er Jahren, da stand dann natürlich die Steuerbehörde IRS vor einem Dilemma und hat sich gefragt: "Wie machen wir das jetzt? Wie gehen wir jetzt damit um?" Man hätte ja zum einen einfach sagen können: "Ok, eine Person alleine kann keine LLC gründen, sondern es benötigt mindestens 2.", und das Problem wäre gegessen gewesen. Man hätte die behandelt wie jeder andere Personengesellschaft, auch vergleichbar der Limited Partnership zum Beispiel, welche wiederum der GmbH und KG entspricht. Aber es war eben tatsächlich ein ganz eindeutiges Ziel des Erfinders dieser LLC zu sagen, dass auch Einzelpersonen diese Gesellschaft gründen können. Der wollte ganz klar den Unternehmergeist fördern, Initiative fördern und wollte jetzt nicht wieder irgendwas Kompliziertes machen. Sondern wollte im Grunde eine einfache Rechtsform machen, mit der jedermann letztlich sich selbständig machen kann und dabei dann natürlich den Haftungsschutz genießt. Das ist ja das entscheidende, warum eine Gesellschaft in der Regel gegründet wird. Der hat also gesagt: "Wir wollen definitiv, dass auch ein Gesellschafter eine solche Gesellschaft gründen kann, auch wenn normalerweise eine Person alleine keine Personengesellschaft gründen kann." Und deswegen gab es dann letztlich eine revolutionäre Regelung, die jetzt steuertechnisch gesehen revolutionär war. Die IRS hat nämlich gesagt: "OK. Wir machen Folgendes: Zwar hat diese Gesellschaft jetzt haftungsrechtlich usw. eine eigene Rechtspersönlichkeit und bietet auch Haftungsschutz an, kann auch Vermögen halten und so weiter und sofort, aber eine ein-Person-LLC ist steuerlich gesehen kein eigenes Steuersubjekt." Das heißt, es gibt diese LLC steuerlich gesehen nicht. Die muss keine Jahresabschlüsse einreichen, muss keine Steuererklärung einreichen. Die hat zwar bei der IRS eine Steuernummer, eine sogenannte IRN, aber die ist steuerrechtlich nicht existent. Sie ist eine sogenannte Disregarded Entity. Sondern der einzige Eigentümer der LLC erklärt, wie auch bei einer Mehr-Gesellschafter-LLC, die Einkünfte auf seiner Steuererklärung und muss im Grunde genommen für die LLC nichts einreichen. Steuerlich betrachtet wird die Ein-Mann-LLC in den USA wie ein Gewerbe, eine Einzelfirma, ein Soultrader. Das heißt steuerlich gesehen, macht es keinen Unterschied, ob ich mich jetzt selbständig mache oder meine Selbständigkeit über eine LLC laufen lasse, das ist dann eben nur wieder haftungsrechtlich und gesellschaftsrechtlich dann wichtig und deswegen mache ich's ja. Das ist ein riesengroßer Vorteil, weil wir alle wissen das ja von Mandanten. Viele Mandanten, die selbständig sind, die ein Gewerbe haben, sind ja begeistert eigentlich von dem Gewerbe. Man kann einen Namen machen, es gibt hier keine Trennung, es gibt keine doppelte Versteuerung, es ist alles einfach versteuert. Aber es gibt eben das große Manko, dass es keinen Haftungsschutz gibt. Sondern ich hafte mit dem Privatvermögen letztlich für die Verbindlichkeiten des Unternehmens. Ja, und die LLC löst diesen Widerspruch auf. Du bist letztlich steuerlich gesehen wie eine Einzelfirma, wie ein Gewerbe, du kannst deinen Namen machen und so weiter und sofort. Die LLC zahlt keine Steuern, du zahlst ganz normal Einkommensteuer darauf und so weiter und sofort, aber eben haftungstechnisch, hast du den Haftungsmantel einer Kapitalgesellschaft.

00:09:54 - Welche Vorteile bietet die LLC?

Daniel Also, ich muss jetzt nochmal nachfragen, Sebastian. Die LLC ist ja grundsätzlich eine beliebte Rechtsform, nicht nur wegen der Steuern. Kannst du vielleicht noch etwas mehr auch über andere Vorteile der LLC sprechen?

Sebastian Nehmen wir mal an, du und ich, Daniel und ich, wir wohnen jetzt in Europa und wir gründen jetzt eine amerikanische LLC gemeinsam, die hat also 2 Gesellschafter. Dann werden wir beide beschränkt in den USA steuerpflichtig, denn wir haben gerade eben besprochen, die LLC zahlt an sich keine Steuern, sondern Steuern bezahlen die einzelnen Gesellschafter. Wenn wir jetzt also zusammen eine LLC gründen, dann ist es das Gleiche, wie wenn wir in Deutschland eine KG gründen, eine Kommandit Gesellschaft gründen. Angenommen, du wohnst in Frankreich und ich wohne in England, werden wir beide dann als französischer und englischer Steuerzahler in Deutschland beschränkt steuerpflichtig, reichen dort eine Steuererklärung ein und letztlich bezahlen dann auf diese Einkünfte aus unserer deutschen KG Steuern in Deutschland. Das Gleiche passiert auch in den USA. Das heißt, wenn wir zusammen also eine LLC gründen, dann müssen wir uns beide Steuernummer in den USA besorgen und wir beide müssen dann eben Einkommensteuer auf diese Einkünfte der LLC bezahlen. Jetzt haben wir ja gerade eben gesagt, wenn da nur ein Gesellschafter ist, dann ist diese Gesellschaft eine Disregarded Entity. Das heißt, die existiert steuerlich gesehen nicht. Sie ist kein eigenständiges Steuersubjekt. Das heißt also, wenn ich jetzt als Ausländer, als Einzelperson, eine LLC gründe in den USA, dann existiert zwar die Gesellschaft im Handelsregister, die ist also als Rechtspersönlichkeit oder als juristische Person mit Rechtspersönlichkeit dort etabliert, steuerlich existiert sie aber nicht. Sie würde dann steuerlich existieren, wenn ich zum Beispiel in den USA vor Ort Arbeiten vornehmen würde. Also mal angenommen, ich würde jetzt zum Beispiel Konzerte veranstalten in den USA als ausländischer Künstler mit meiner LLC. Dann wäre ich gewerblich in den USA tätig, müssen diese Einkünfte dann natürlich dort versteuern. Oder mal angenommen, ich vermiete dort ein Ferienhaus oder mache sonst irgendwas anderes. Aber wenn jetzt die LLC keine gewerbliche Tätigkeit in den USA hat, keine Betriebsstätte in den USA hat, dann sind die gesamten Einkünfte aus dieser LLC, der Logik folgend, die ich grade eben entwickelt habe, in den USA nicht steuerpflichtig. Denn ich hab ja in den USA keine Gewerblichkeit. Damit sind, die gesamten Einkünfte, die die Gesellschaft erzielt, in den USA nicht steuerpflichtig. Außer eben es gibt eine Betriebsstätte in den USA oder es liegt eine gewerbliche Tätigkeit in den USA vor, die dort eine Steuerpflicht auslösen. Das ist eben im Grunde genommen ein großer Vorteil für Personen, die im Ausland leben und eine Gesellschaft benötigen. Vor allen Dingen natürlich für Personen interessant, die jetzt im steuergünstigen Ausland leben und dann entsprechend auf bestimmte Einkünfte keine Steuern bezahlen müssen.

00:13:56 - Lohnt sich eine LLC auch, wenn man in Deutschland, Österreich oder der Schweiz lebt?

Daniel Jetzt interessiert mich natürlich noch zu wissen, also nehmen wir mal an, ich verliebe mich jetzt in die Rechtsform der LLC, ich finde das jetzt spannend. Ist das jetzt eher schädlich, oder habe ich auch Nutzen davon, wenn ich zum Beispiel in Deutschland, Österreich oder Schweiz, also in Europa vielleicht, mit einer LLC dann an den Start gehe? Das wäre noch interessant.

Sebastian Es ist natürlich klar, dass für jemanden jetzt, der ich sag es mal in Deutschland zum Beispiel wohnt, ist das völlig uninteressant. Denn wie gesagt, in den USA gibt es keine Betriebsstätte, damit keine Besteuerung. Das heißt natürlich nicht, dass außerhalb der USA keine Steuern anfallen. Ja, wenn ich in Deutschland gewerblich tätig bin, egal ob über eine amerikanische LLC, deutsche Einzelfirma, englische Limited, oder was auch immer, habe in Deutschland eine Betriebsstätte, dann werden die Gewinne dort immer steuerpflichtig. Dem kann ich nicht entkommen. Also insofern macht es natürlich dann für jemand, der in Deutschland steuerpflichtig ist, absolut keinen Sinn eine LLC zuwenden. Da handel ich mir nur Ärger ein, weil es alle möglichen Probleme gibt. Aber letztlich bin ich dann gewerblich steuerpflichtig in Deutschland und zahle die gleichen Steuern auch, die jeder Einzelunternehmer in Deutschland bezahlt. Also Einkommensteuer, Gewerbesteuer usw.. Das würde überhaupt nichts bringen. Das Ganze ist nur dann interessant, wenn ich in einem Land lebe, zum Beispiel Dubai, wo ich keine Steuern bezahlen muss. Und wo ich dann letztlich, weil ich keine Steuern USA bezahlen muss und auch keine Steuern an meinem Wohnsitzstaat zahlen muss, die Einkünfte dann steuerfrei vereinnahmen kann.

00:15:37 - Wie schafft man es, die LLC steuerfrei zu nutzen?

Daniel Die LLC, Sebastian, ist ja aber nicht grundsätzlich steuerfrei. Also was muss man beachten, damit es klappt und ich auch wirklich für meine LLC keine Steuern bezahlen muss?

Sebastian Genau, wie gesagt, von den Millionen LLC's die es gibt, zahlen natürlich, keine Ahnung, ca. 95% ganz regulär Steuern in den USA. Die Steuerbefreiung in den USA liegt nur dann vor, wenn es erstens, und das ist ein ganz wichtiger Punkt, einen Gesellschafter gibt, der eine natürliche Person ist, zweitens diese LLC kein Gewerbe in den USA hat, dort nicht gewerblich tätig ist, dort keine Betriebsstätte hat. Wobei der Betriebsstätten Begriff in den USA sich unterscheidet von dem, was wir in Europa kennen. Also man muss zum Beispiel bei Handelsvertretern sehr aufpassen, muss kein Handelsvertreter sein, es kann auch eine sogenannter Representative der Firma sein, der dann irgendwie stark involviert ist. Das sind die Bedingungen, damit letztlich die Einkünfte der LLC in den USA nicht zu versteuern sind.

00:16:54 - LLC steuerfrei für Dropshipping und als digitaler Nomade nutzen

Daniel Ich würde jetzt gerne nochmal dort ein bisschen mehr nachhaken zu dem Thema. Also ganz speziell US-Geschäft. Es gibt ja einige Mandanten oder einige Zuschauer, Zuhörer, die vielleicht sagen, ich möchte deswegen auch eine LLC gründen, weil ich mir über diese Rechtsform dann auch eine Erleichterung verspreche, die USA als Markt zu bedienen. Jetzt die Frage: Ich bin jetzt zum Beispiel Dropshipper, wir haben ja viele, die als Dropshipper unterwegs sind, vielleicht Amazon FBA verwenden wollen. Eigentlich wäre es jetzt so, dass sie keine Steuerpflicht hätten in den USA, wenn sie ein reines Dropshipping Geschäft betreiben, ist das richtig?

Sebastian Ja, das ist korrekt. Also wie gesagt, die Definition ist hier, dass es letztlich in den USA keine Betriebsstätte geben darf. Eine Betriebsstätte könnte zum Beispiel auch sein, dass die LLC einen Freelancer beschäftigt, der sich hier um den ganzen Kundenservice in den USA kümmert, der hier irgendwie mit den einzelnen Geschäftspartnern alles regelt und so weiter. Das kann möglicherweise schon eine Betriebsstätte sein. Man darf im Grunde in den USA überhaupt nichts haben im Sinne von Mitarbeitern, Substanz, Büro oder sonst irgendwas. Es ist in der Regel möglich, mit jetzt großen Anbietern wie Amazon FBA zusammenzuarbeiten, hier Lager zu halten, deren Infrastruktur zu nutzen, das löst keine Betriebsstätte aus, aber das hängt alles sehr stark vom Einzelfall ab. Das heißt also, hier ist auf jeden Fall rechtliche Beratung, steuerliche Beratung unbedingt notwendig, wenn hier Geschäfte mit den USA gemacht werden sollen. Aber noch mal zusammengefasst: Es können Geschäfte in den USA gemacht werden. Das einfachste sind natürlich Dienstleistungsgeschäfte. Also mal angenommen, ich bin digital Nomade, ich bin Programmierer und hab eine LLC und stelle damit Rechnungen an US-Kunden. Das ist überhaupt kein Problem, weil die Leistung wurde ja sowieso außerhalb der USA erbracht, da ist es völlig klar, dass es nichts in den USA gibt. Es gibt diesen Graubereich möglicherweise immer dann, wenn ich jetzt tatsächlich zum Beispiel Produkte in die USA liefere. Da muss man sehr genau hinschauen. Es ist keine automatische Besteuerung, aber man muss natürlich sich dessen bewusst sein, dass das möglicherweise eine Gratwanderung ist. Man muss sich tatsächlich überlegen, ob das dann sinnvoll ist, das so zu machen.

Daniel Wenn ich jetzt digitale Produkte beispielsweise in den USA verkaufe, Video Kurse, Online Bücher, mein Server steht aber jetzt zum Beispiel im Amazon Rechenzentrum in den USA, ist es dann meine Betriebsstätte?

Sebastian Nein, das wäre das keine Betriebsstätte.

00:20:01 - Warum man mit der LLC keine Betriebstätte auslösen sollte!

Daniel Ok, weil letztendlich liefere ich ja dann aus den USA in die USA. Das ist eine spezielle Frage. Du hast gerade von einer Gratwanderung gesprochen, jetzt habe ich also den Grad überschritten, mein Geschäft ist jetzt also so weit gewachsen, ich muss ein Support Mitarbeiter anstellen in den USA, löse also jetzt Steuerpflicht aus, löse eine Betriebsstätte aus, wie läuft es dann ab? Muss ich mich dann selbst melden? Muss ich dann irgendwie den Status meiner Firma ändern? Oder einfach nur eine Steuererklärung abgeben? Und wie teuer und aufwändig wird denn das Ganze dann?

Sebastian Also ich würde in dem Fall nicht die LLC dazu verwenden, vor allen Dingen keine LLC, die ich auch anderweitig verwende, um steuerfreies Einkommen zu generieren. Ich halte das für riskant, weil ich ja dann letztlich all diese Unterlagen gegenüber den amerikanischen Behörden dann offenlegen muss und möglicherweise sich dann dort Begehrlichkeiten entwickeln oder es zumindest zu detaillierten Prüfungen usw. kommt, was man alles nicht haben will. Also, ich würde so eine LLC, die jetzt Mischformen von steuerpflichtigem Einkommen und nicht steuerpflichtigem Einkommen in den USA hat, nicht machen. Um es kurz zu erklären, was passieren würde: Wir haben ja vorhin gesagt, die LLC bezahlt keine Steuern. Das heißt, wenn ich jetzt die Situation hätte, dass sie in den USA eine Betriebsstätte hätte und dort Steuern bezahlen müsste, müsste ich selbst persönlich eine Steuernummer in den USA beantragen und müsste dann selbst eine Steuernummer einreichen und die Gewinne der LLC dort erklären. Es gilt: Die LLC bleibt trotzdem eine Disregarded Entity, das heißt, die muss keine eigene Steuererklärung einreichen, muss keine Bilanz einreichen, das wird alles auf meiner Steuererklärung gemacht. Ich würde es nicht machen. Ich würde eine separate Gesellschaft gründen. Wahrscheinlich einfach eine C-Corporation und die würde dann letztlich dieses US-Geschäft machen.

00:22:03 - Kann man mit der LLC in der EU geschäftlich tätig sein?

Daniel Ok. Jetzt habe ich eine LLC gegründet und möchte jetzt mit dieser Firma in Europa, besser gesagt in der Europäischen Union, geschäftlich tätig werden. Gehen wir mal davon aus, ich wohne nicht in der Europäischen Union, ich wohne also in einem anderen, steuergünstigen Land und möchte jetzt aber mit der LLC in der Europäischen Union geschäftlich tätig werden. Gibt es da irgendwas Spezielles zu beachten?

Sebastian Wir müssen natürlich grundsätzlich unterscheiden zwischen den verschiedenen Steuerarten. Wir haben ja in den USA keine Umsatzsteuer, keine Mehrwertsteuer nach europäischem Modell, aber haben das natürlich sehr wohl in der Europäischen Union. Jetzt im B2B Bereich, also wenn meine Kunden gewerbliche Kunden sind, andere Unternehmen sind, gibt es da eigentlich nichts zu beachten. Die machen auch bei US-amerikanischen Unternehmen Reverse Charging. Das heißt, die geben einfach in ihren Systemen die US-Steuernummer ein und können dann Reverse Charging machen. Das heißt, zum Beispiel die Deutsche Umsatzsteuer wird eingebucht wieder ausgebucht, wird also behandelt, wie auch ein anderes EU-Unternehmen. Wenn ich jetzt natürliche Personen beliefere in der Europäischen Union, dann habe ich in vielen Fällen natürlich die Umsatzsteuer Problematik. Wir wissen ja schon seit 2015, dass digitale Leistungen - also Zugang zu irgendwelchen Videos, zu irgendwelchen Online Kursen, zu Software Lizenzen und all diese Sachen, die automatisiert elektronisch sind - dann wird darauf EU-Umsatzsteuer fällig, ab dem ersten Euro Umsatz in der Europäischen Union, immer im Land des Kunden. Das heißt, wenn ich Kunden aus 20 EU-Ländern habe, dann muss ich dann Umsatzsteuer berechnen, jeweils individuell für zwanzig EU-Länder und muss die dann entsprechend abführen über OSS. Das ist ein Zentralsystem, wo ich die ganze Mehrwertsteuer abführe und diese wird dann auch verteilt an die Länder. Also es ist ganz wichtig zu verstehen, dass die LLC auch als Nicht-EU-Unternehmen, sich hier für die EU-Umsatzsteuer registrieren muss. Ich kann die LLC nicht verwenden, um die EU-Umsatzsteuer zu vermeiden. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Das heißt, wenn ein EU-Unternehmen Umsatzsteuer verlangen müsste, in vielen Fällen, nicht in allen Fällen, in vielen Fällen, dann muss ich auch die LLC als amerikanisches Unternehmen für die Umsatzsteuer registrieren. Das Gleiche gilt auch seit einiger Zeit für physische Produkte. Das heisst, wenn ich zum Beispiel Dropshipping mache, früher hatten wir ja andere Regeln gehabt, wenn es unter 15 € ist, fällt gar keine Umsatzsteuer an und so weiter und sofort, dann gab es die Umsatzschwellen bis zu hunderttausend Euro muss man sich registrieren und so weiter und sofort. Das gibt es alles nicht mehr. Heute gilt: ab dem ersten Euro Umsatz in der Europäischen Union mit physikalischen Produkten, Dropshipping, E-Commerce oder sonst was, muss ich mich in der Europäischen Union umsatzsteuerlich erfassen lassen. Dann muss ich über OSS und IOSS entsprechend dann die Umsatzsteuer abführen. Zum Teil, manchmal schon im Vorfeld, muss ich die dann bezahlen, damit die abgeführt wird, zum Teil dann auch monatlich. Und wenn ich ein Lager in der EU habe, das heißt, wenn die LLC ein Lager unterhält, dann muss ich mich in dem Land, wo sich das Lager befindet, separat, zusätzlich zu IOSS und OSS, dann nochmal mehrwertsteuerlich erfassen lassen.

Daniel Auch wenn ich FBA Amazon betreibe?

Sebastian Ja. Und hier ist es ein großes Problem, denn wenn ich zum Beispiel in Deutschland eine Umsatzsteuernummer beantragen will, was die LLC ohne weiteres kann, dann will Deutschland eine Ansässigkeitsbescheinigung haben aus den USA. Diese Ansässigkeitsbescheinigung bekommt die LLC nicht, denn sie ist ja nicht steuerlich ansässig in den USA. Insofern bekomme ich noch keine Umsatzsteuernummer in Deutschland. Bei ISS und IOSS sollte das eigentlich kein Problem sein, denn dort werden ja keine länderspezifischen Umsatzsteuernummern ausgegeben, da werden diese EU-Umsatzsteuernummer ausgegeben. Ich fange an mit EU. Aber wenn ich jetzt ein Lager zum Beispiel hätte in Deutschland, dann hätte ich ein ernsthaftes Problem. Das wird mit der LLC wahrscheinlich nicht gehen, da müsste ich dann auf eine andere Rechtsform ausweichen.

00:27:11 - Was zählt alles unter “steuerfreie Auslandseinkünfte”?

Daniel Ok, gut zu wissen. Jetzt möchte ich gerne noch über einen Mythos sprechen. Und zwar der Mythos lautet: Ich lebe in einem Land, in dem Auslandseinkünfte steuerfrei sind, zum Beispiel Paraguay. Und jetzt denken ja viele, dann nehme ich einfach eine LLC, arbeite von Zuhause in Paraguay, zum Beispiel als Webdesigner, und mein erwirtschaftetes Einkommen ist ja Auslandseinkommen, weil ich es über meine US-LLC, also eine Auslandsfirma, den Kunden in Rechnung stelle. Ist das wirklich so?

Sebastian Ja, das ist ein sehr wichtiger Punkt. Also grundsätzlich wissen wir ja, dass es verschiedene Länder gibt, in denen Auslandseinkünfte nicht besteuert werden. Was sind Auslandseinkünfte? Also zum Beispiel, wenn ich jetzt in Deutschland Mieteinkünfte habe und ich wohne in Paraguay, dann sind das Auslandseinkünfte. Wenn ich aus von einem US-Unternehmen oder Schweizer Unternehmen Dividenden erhalte, und ich lebe im Paraguay, dann sind das Auslandseinkünfte. Diese werden dann in dem Wohnsitzland jeweils nicht besteuert. Da gibt es jetzt eine Reihe von Ländern, wo das so ist. Wir kennen ja alle UK, Malta, Zypern, Portugal, Irland und Spanien. Da gibt es solche Sonderstati, wo ich entsprechend hier mich darauf berufen kann. Übersee dann natürlich auch Costa Rica, Paraguay und so weiter und sofort, da ist es natürlich auch möglich. Die Betonung liegt aber wohlgemerkt auf Auslandseinkünfte. Die Beispiele, die ich grade eben genannt habe, da gab es jetzt Mieteinkünfte und Kapitalerträge, die sind ja völlig im Ausland generiert. Wenn ich jetzt eine LLC habe, aber vor Ort in Paraguay langfristig lebe, ich sag’ jetzt Paraguay als Beispiel, und für diese LLC hier täglich arbeite, dann sind es keine Auslandseinkünfte. Denn die werden ja im Inland erwirtschaftet. Die Wertschöpfung erfolgt im Inland. Ich sitze im Inland als Eigentümer dieser LLC. Das heißt möglicherweise hat zunächst mal die LLC eine Betriebsstätte in Paraguay oder aber, da es eine Disregarded Entity ist und im Grunde genommen die Ein-Mann-LLC einem Gewerbe entspricht, bin ich dann gewerblich hier als Gewerbetreibender in Paraguay tätig. Aber diese Einkünfte wären im Grunde genommen dann in Paraguay zu versteuern. Nun wissen wir ja alle, dass letztlich hier oftmals verfahren wird nach dem Motto: Wo kein Kläger, da kein Richter. Das heißt, es ist natürlich durch die Ineffizienz in diesen Ländern seitens der Behörden oftmals gegeben, dass da nie jemand nachfragen wird, oder dass es den Leuten sowieso egal ist, die sind sogar noch dankbar, dass da irgendwelche reichen Ausländer sitzen und in deren Land Geld ausgeben. Ich will damit sagen, de facto ist das möglicherweise unproblematisch oder ein kalkulierbares Risiko, was der ein oder andere bereit ist einzugehen. Insbesondere dann, wenn man ja sowieso noch vorhat, wie bei einem digitalen Nomaden, sich dort nur kurzfristig aufzuhalten. Also zum Beispiel ein halbes Jahr oder ein Jahr oder so. Man darf sich aber nicht der Illusion hingeben, dass es hier eine Rechtssicherheit gibt, dass es tatsächlich so ist. Es ist natürlich so, dass es dort im Internet online extrem wenig verlässliche Informationen dazu gibt. Es gibt jede Menge Webseiten von irgendwelchen Bauernfänger, die es so darstellen, als gebe es Rechtssicherheit. Aber im Grunde genommen ist es sehr schwer, hier tatsächlich eine eindeutige Aussage finden zu können. Daher meine Aussage: Möglicherweise ist es ein Risiko, was man bereit ist einzugehen, was möglicherweise de facto auf Basis der Erfahrung von Hunderter oder Tausender anderer Betroffener gar kein wirkliches Risiko ist, aber jeder muss sich im Grunde selbst damit befassen. Jeder muss sich selbst damit auseinandersetzen und sich rechtlich beraten und sich steuerlich beraten lassen und sich überlegen, ob das in seiner Situation das Richtige ist. Also es ist definitiv jedenfalls nicht so, dass man hier von dieser sogenannten Teritorialbesteuerung sprechen kann, die es ja ohnehin in dem Sinne nicht gibt, und sagen kann, man kann dann in dem Land hier selbständig tätig sein, eine Auslandsgesellschaft leiten, ohne eine Betriebsstätte auszulösen, ohne dann hierfür steuerlich dann entsprechend im Wohnsitzland belangt zu werden.

00:32:56 - Welche Vorteile bietet die LLC hinsichtlich Anonymität?

Daniel Ok, gut. Dann haben wir also auch darüber gesprochen. Jetzt noch ein anderes Thema, was unsere Zuschauer, unsere Mandanten immer wieder nachfragen: Wie schneidet denn die LLC ab, wenn es um Fragen wie Anonymität und Informationsaustausch geht? Hat die LLC Vorteile, wenn man das vergleicht mit den anderen bekannten wie UK Limited und ähnliche?

Sebastian Ja, die LLC hat diesbezüglich sehr große Vorteile. Man muss natürlich hier ganz dick mit einem Edding unterstreichen, dass es jetzt gar nicht um irgendwelche anrüchigen Tätigkeiten geht oder darum, irgendwas zu verstecken vor den Behörden. Es gibt viele Gründe hier ein gesundes Verhältnis zu seiner Privatsphäre zu haben und auch eine gewisse Privatsphäre, eine gewisse Verschleierung der eigenen Umstände und des eigenen Vermögens, die dann auch für dessen Schutz dienen, letztlich hier für sich zu beanspruchen. Also diese Haltung, die wir ja heute haben, dieses gläsernen Bürgers, des gläsernen Unternehmers, dass es ein Transparenzregister in jedem Land gibt, dass ich jetzt in Zukunft dann auch noch volle Bilanzen und Gewinn- und Verlust Rechnungen im Handelsregister hochladen muss, wo im Grunde jeder sieht, was dann auch jeder verdient hat, der daran beteiligt ist... Das ist natürlich aus vielerlei Gründen sehr fragwürdig. Also man fragt sich: Was ist hier das tatsächliche Ansinnen der Behörden? Hier wird immer gesprochen von Schutz vor Terrorismus, Geldwäscherei, Menschenhandel, Drogenhandel usw., alles natürlich sehr ernstzunehmende Themen, natürlich wollen wir die alle bekämpfen, das sind wir alle im gleichen Boot. Aber dienen jetzt diese Maßnahmen wirklich dazu, wenn hier der Nachbar mit der kleinen GmbH hunderttausend Umsatz macht und da steht dann drin genau, was er da verdient hat und jeder kann es sehen. Dient das wirklich dazu, den Terrorismus hier zu beschneiden und zu bekämpfen? Oder gibt es ein anderes Ansinnen, was vielleicht eher in Richtung Kontrolle geht, was vielleicht auch dahin geht, dann auf Vermögen nach Bedarf zugreifen zu können, wenn ich eine willkürlich agierende Steuerbehörde oder Staat bin? Das heisst, es gibt eigentlich viele gute Gründe dafür, hier seine Privatsphäre in gewisser Weise schützen zu wollen, zumindest auf einer ganz oberflächliche Ebene. Und das ist tatsächlich bei der LLC möglich. Es gibt natürlich keine öffentlichen Transparenzregister in den USA. Ich muss natürlich meine Informationen auch im Rahmen einer Steuererklärung, die ich ja schon seit 2017 in den USA für jede LLC einreichen muss, sowieso an die US-Behörden abliefern, ist ja klar, aber es wird nicht veröffentlicht. Eine Veröffentlichung im Handelsregister zum Beispiel gibt es nicht. Im Handelsregister in den USA steht der Registersitz drin und in manchen Staaten wird tatsächlich auch der Gesellschafter öffentlich, in vielen Staaten aber auch nicht. Ich muss keine Bilanzen dort einreichen, da werden keine anderen Finanzzahlen eingereicht und die USA nimmt natürlich auch nicht am automatischen Informationsaustausch teil. Wie gesagt, die USA sind dabei, ein Transparenzregister einzuführen, was aber nicht öffentlich wird. Da stehen sowieso die Informationen drin, die man auch schon heute an die IRS liefern muss. Also dem wird man sich nicht entziehen können, aber es ist nicht öffentlich einsehbar.

00:36:54 - Welche US-Staaten bieten, bei der Gründung einer LLC, welche Vorteile?

Daniel Jetzt hast du schon angesprochen, dass in verschiedenen Staaten unterschiedliche Regelungen in Bezug auf die Anonymität gelten. Gibt es denn noch andere Vor- und Nachteile? Wenn ich jetzt meine LLC gründen will und verschiedene Serviceanbieter schlagen da zum Beispiel Florida, Wyoming oder Delaware vor, wie rätst du jetzt jemanden vorzugehen, wenn er sich für den passenden Standort entscheidet? Wobei es ja eigentlich egal ist, wenn ich ja sowieso niemals persönlich anwesend sein muss oder vielleicht sogar will.

Sebastian Man muss vor allen Dingen verstehen, das ist ganz wichtig, die steuerlichen Vorteile, die wir besprochen haben vorhin - also dass die Gewinne der LLC, solange die notwendigen Bedingungen erfüllt sind, in den USA steuerfrei sind - diese gelten, egal in welchem Bundesstaat die LLC eingetragen ist. Manche denken ja immer: “Delaware, diese Steueroase …”, das stimmt nicht, das ist absolut nicht korrekt, Delaware hat absolut keine steuerlichen Vorteile. Dennoch, viele LLC’s werden in Delaware gegründet. Das hat aber andere Gründe. Zum einen liegt es daran, dass letztlich Delaware, gerade für große Unternehmen, eine sehr zuvorkommende Rechtsprechung hatte. Es hilft dann vor allen Dingen, wenn man so eine große Klage - Produkthaftung kennen wir ja in den USA - am Bein hat. Dort gibt es auch eine lange Rechtsgeschichte in Delaware, die sind der erste Bundesstaat. Das heißt, im Case Law ist ja immer wichtig, hier auf Präzedenzfälle zurückgreifen zu können. Das ist also in Delaware vorhanden. Das ist alles interessant, Daleware ist der Standard, wenn man amerikanische Investoren hat, den amerikanische Investoren erwarten. Delaware bietet auch gute Anonymität an. Also das sind alles Vorteile von Delaware, aber steuerliche Vorteile keine, absolut keine. Ich habe also gerade die Gründe für Delaware genannt. Andere Staaten, die man ins Auge fassen kann, die auch gut für Anonymität sind, ist zum Beispiel bei Wyoming. Wyoming hat jetzt auch noch ein paar andere Vorteile. Also die LLC Gesetzgebung ist in jedem Bundesstaat leicht unterschiedlich. Jeder Bundesstaat setzt seine eigenen Nuancen. Wyoming hat nun den Haftungsschutz gesetzlich verankert. Warum ist das wichtig? Es gibt immer wieder Versuche, den Haftungsschutz auszuhebeln. Letztlich wird es daran festgemacht, dass wenn der Unternehmer die LLC wie eine Porto Kasse behandelt, dann ist es, wie gesagt, keine eigene Rechtspersönlichkeit, sondern dann ist es eben er selbst. Insofern hat er noch kein Haftungsschutz. Das wird immer wieder versucht. Und da hat sich Wyoming letztlich dann hervor gemacht und gesagt: Nein, wir schreiben das dort ins Gesellschaftsrecht bei uns rein. Selbst wenn das der Fall ist, der Haftungsmantel wird letztlich dadurch nicht angegriffen. Deswegen ist Wyoming zum Beispiel vorteilhaft. Es hat auch noch andere Vorteile, wenn man jetzt den Trust etablieren will und so weiter. Gerade was Vermögensschutz usw. anbelangt, ist Wyoming besonders hervorzuheben. Auch weil es extrem schwierig ist für Gläubiger und andere externe Interessenten an das Vermögen einer LLC heranzukommen, selbst wenn der Eigentümer der LLC finanzielle Probleme, Insolvenz usw. hat. Also das ist ein anderes Sitzstaat, den wir empfehlen und den wir auch ja bei 0 Steuer LLC dann gründen können. Florida bietet keine Privatsphäre an. Das heißt, dort wird der Eigentümer im Handelsregister veröffentlicht. Das ist aber manchmal auch gewollt so. Es gibt durchaus Geschäftspartner, die wollen dann sehen, wer im Handelsregister drinsteht. Banken ist das übrigens völlig egal, spielt absolut keine Rolle. Aber manchmal ist eben Florida und diese Tatsache, dass der Eigentümer im Handelsregister steht, eine gewollte Sache. Dann nimmt man dann eben Florida, kann man durchaus auch empfehlen, aber steuerlich betrachtet sind alle LLCs gleich.

00:41:36 - Wie schnell und einfach ist es, mit einer LLC ein Bankkonto zu eröffnen?

Daniel Ok. Jetzt noch ein anderes wichtiges Thema: Die verschiedensten Service Agenturen auf dem Gebiet bieten ja immer an: Wir gründen ihnen jede beliebige Firma, sei es die UK Limited oder in Irland die Limited oder eben auch die LLCs, innerhalb von so und so viel Stunden. Und das mag auch in vielen Fällen wirklich sehr, sehr schnell gehen, aber das Erwachen, das böse Erwachen findet ja manchmal dann statt, wenn ich jetzt mit meiner frisch gegründeten Firma ein Bankkonto eröffnen möchte. Letztendlich brauche ich das Bankkonto, um überhaupt mit meiner Firma geschäftlich tätig zu sein. Wie sieht es denn da mit der LLC aus? Ist es einfach? schwierig? Also ich gründe jetzt aus einem anderen Wohnsitzstaat in den USA eine LLC und jetzt möchte ich am nächsten Tag ein Bankkonto eröffnen. Was rätst du da Mandanten? Worauf sollte man sich einstellen? Worauf soll man gefasst sein? Wie funktioniert das?

Sebastian Also hier muss man sagen, hier ist es natürlich so, dass jetzt nach der Gründung zunächst noch die steuerliche Registrierung erfolgen muss. In den USA ist die steuerliche Registrierung, wenn man keine Sozialversicherungsnummer hat, ein bisschen zeitaufwändig. Also man muss zwar nicht mit Monaten rechnen, aber mit ein paar Wochen muss man schon rechnen, bis die Steuernummer vorliegt. Wir machen das natürlich für die Mandanten. Aber im Grunde genommen wird dann letztlich die Steuernummer nicht online zugestellt, sondern die wird per Post zugestellt. Das ist natürlich nicht so schön. Wenn man jetzt die Steuernummer tatsächlich sofort braucht, könnte man noch eine Vorratsgesellschaft kaufen, bieten wir auch an. Vorratsgesellschaften UK und auch ein paar LLCs. Die haben Steuernummern. Aber die meisten Mandanten brauchen das natürlich nicht. Das heißt die LLC wird gegründet, wir beantragen die Steuernummer und sobald dann die Steuernummer vorliegt, kann man das Konto eröffnen. Die LLC ist eine der einfachsten Rechtsformen, um ein Konto zu bekommen. Es gibt in den USA eine Reihe von Online-Banken, wo man ein Konto eröffnen kann. Wir helfen Mandanten ein Konto zu eröffnen bei Mercury. Das ist also die führende Online-Bank. Die ist spezialisiert auf ausländische Unternehmer. Nachteil bei Mercury ist, es gibt halt nur Dollarkonten. Wenn man jetzt gerade in der EU tätig ist, nicht so schön. Dann kann man eben hier die anderen Anbieter verwenden. Wise kennt ja jeder. Pioneer geht zum Beispiel auch. Da gibt es eigentlich viele solcher Online Anbieter, die dort Konten dann eröffnen. Wir haben jetzt erst letzte Woche wieder ein Konto bei Pioneer eröffnet für eine amerikanische LLC. Da bekommt man dann bei einer irischen Bank eine IBAN. Eine Einschränkungen zum Beispiel dort ist, dass man nur Zahlungen von Unternehmen entgegennehmen kann und nicht von natürlichen Personen. Also nur von Geschäftskunden. Andere Einschränkungen bei Wise sind zum Beispiel, dass man keine Karte bekommt für die LLC. Also da gibt es überall so gewisse kleine Einschränkungen, die man sich anschauen muss. Natürlich im Vorfeld ganz wichtig zu verstehen ist natürlich heutzutage, dass es letztlich unmöglich ist, irgendwo ein Konto zu bekommen, wenn die Gesellschaft keine Webseite hat und man kein LinkedIn Profil oder sowas hat. Also das schauen sich alle Banken an: Website und LinkedIn Profil. Davor brauch man es überhaupt nicht zu probieren. Daher sage ich immer, in der Zeit wo man sowieso auf die Steuernummer wartet, kann man sich dann mit den Sachen auseinandersetzen. Richtige Webseite bauen und auch dann entsprechend, wenn man noch kein richtiges LinkedIn Profil hat, das bitte auch machen. Das sind wichtige Punkte.

00:45:51 - Für wen ist die LLC besonders geeignet?

Daniel Für wen ist denn jetzt die LLC besonders geeignet? Für wen eher nicht?

Sebastian Also aus meiner Sicht ist die LLC besonders geeignet für digitale Nomaden. Für Personen, die jetzt in keinem Land der Welt letztlich sich sehr lange aufhalten, sondern so hin und her durch die Weltgeschichte ziehen, wenigstens für bestimmte Zeit. Man darf ja nicht vergessen, dass man auch mit der LLC potenziell hier sich fragen muss: Hat diese LLC jetzt eine Betriebsstätte, wo ich lebe? Das heißt, selbst wenn ich zum Beispiel jetzt in Portugal den NHR Status habe, oder Beckham Law Status habe in Spanien, und ich habe dann eine LLC und bin dort tatsächlich mit der mehr oder weniger auch gewerblich tätig. Ich arbeite dort mit, akquiriere dort, mache Softwareentwicklung oder sonst irgendwas, dann hat ja diese Gesellschaft möglicherweise in meinem Wohnsitzstaat eine Betriebsstätte. Und damit sind dann die Einkünfte nicht mehr steuerfrei. Hat die LLC jetzt natürlich Einkünfte aus Lizenzeinnahmen oder sowas, Kapitalerträge, ohne dass ich jetzt gewerblich trade, dann ist es was anderes, dann kann man die ruhig haben. Aber die Frage: Hat die Gesellschaft eine Betriebsstätte lokal? Was dann letztlich die Einkünfte hier der lokalen Steuerpflicht unterwerfen würde, ist eine Frage, die sich jeder genau stellen muss. Jeder, der jetzt längerfristig in einem Land lebt. Also wen jemand vorhat, in Spanien mit Beckham Law zu leben für ein paar Jahre oder als NonDom in England, oder Non Dom in Malta, oder NHR Status und so weiter - also man plant irgendwo länger zu sein und plant mit der LLC zu operieren - dann muss man sich dazu sehr genau beraten lassen. Diese ganze Problematik gibt es natürlich bei digitalen Nomaden nicht. Also digitaler Nomade ist jemand, der durch die Weltgeschichte reist, in jedem Land vielleicht weniger als 3 Monate ist. Der hat dieses Problem nicht. Das heißt für die digitale Nomaden ist die LLC vor allen Dingen zu empfehlen. Man hat die Vorteile: Man hat dann eine richtige Firma, man hat eine richtige Anschrift, man hat den Haftungsschutz, man muss nicht seine eigene Adresse auf die Rechnung schreiben, man kriegt schnell ein Bankkonto. Also das sind alles Vorteile spezifisch für digitale Nomaden, die hier eine Rolle spielen. Und natürlich auch dann grundsätzlich für alle anderen Personen, die dann in Ländern leben wie die, die wir angesprochen haben: Dubai, Spanien, Portugal, Malta und so weiter. Wobei man immer dann dort prüfen muss: Wie kann ich eine lokale Betriebsstätte verhindern, um hier dann keine steuerlichen Probleme zu bekommen? Gerade für Personen, die in Dubai wohnen, die jetzt zum Beispiel mit einer Dubai Gesellschaft große Probleme haben, Bankkonten zu bekommen, Probleme haben Kreditkarten zu akzeptieren und diese ganzen Dinge, die ich ja mit der LSC ohne Weiteres machen. Jede LLC bekommt ein Stripekonto, jede LLC kann ein Paypal Konto bekommen, jede LLC kann ein Bankkonto bekommen. Was also für die Firmen zum Beispiel in Dubai jetzt schwierig ist. Also Personen, die in solchen Ländern leben und sagen: "Ich brauche irgendwie eine gängige Rechtsform, die weltweit akzeptiert ist, wo ich Kreditkartenzahlungen annehmen kann.", für diese ist die LLC besonders geeignet.

00:49:31 - Für wen ist die LLC nicht geeignet?

Daniel Für wen ist jetzt die LLC nicht geeignet? Wer sollte lieber die Finger von der LLC lassen und vielleicht auf eine Alternative ausweichen?

Sebastian Jeder der in einem klassischen Hochsteuerland unbeschränkt steuerpflichtig ist wie Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, diese ganzen Länder. Da ist die Gesellschaft absolut nicht geeignet. Im besten Fall zahle ich ganz normal Einkommensteuer, dann kann ich auch ein Gewerbe anmelden, da brauche ich diese Gesellschaft nicht. Im schlimmsten Fall wird dann eine Umgehung unterstellt und dann habe ich möglicherweise ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung am Bein. Wer jetzt in einem solchen Land lebt, sollte keine LLC gründen. Das gilt übrigens auch dann, wenn man tatsächlich nicht vorhat, in den USA gewerblich tätig zu sein. Ich würde allen Mandanten, die in Deutschland leben, eher raten eine Corporation zu gründen, oder wenn sie unbedingt eine Personengesellschaft wollen, dann eine Limited Partnership in den USA zu gründen, die der deutschen GmbH & Co KG entspricht.

00:50:49 - LLC oder UK-Limited - was sind die Unterschiede?

Daniel Ok. Wie schneidet denn jetzt eigentlich die LLC im Vergleich zur UK-Limited ab? Also ich wohne jetzt vielleicht in einem steuergünstigen Land und könnte ja genauso für meine Tätigkeit im Ausland eine UK-Limited nehmen.

Sebastian Korrekt. Das ist eine sehr gute Frage. Im Idealfall, meiner Meinung nach, ist es eine Frage von sowohl als auch und nicht von entweder oder. Die UK-Limited hat natürlich die ganzen Themen, die wir vorhin angesprochen haben. Transparenzregister, man muss komplette Bilanzen einreichen, Gewinn- und Verlustrechnung einreichen, man hat eine Körperschaftsteuer mit 19%, die relativ hoch ist. Das sind schon mal die Dinge. Es gibt natürlich Wege zu sagen, wie ich dann manche Dinge umgehen kann. Zum Beispiel, wenn ich nicht selbst Geschäftsführer und Gesellschafter der Gesellschaft bin, könnte ich mir zum Beispiel Gehalt auszahlen lassen. Sagen wir mal, ich wohne in Dubai, lass mir Gehalt von einer UK-Limited auszahlen, dann wäre das natürlich auch steuerfrei. Aber es ist in gewisser Weise kompliziert alles ein bisschen. Die Vorteile der LLC liegen auf der Hand, auch was Buchhaltungspflicht usw. anbelangt, die gibt es jetzt ja tatsächlich bei der LLC nicht in dem Umfang wie bei anderen Gesellschaften. Konten sind gleichwertig. Ich kriege sehr gute Konten für die UK-Limited. Oftmals unsere Mandanten verwenden beides in Kombination. Denn oftmals ist es ja so, wenn man einen europäischen Kunden hat, dann zuckt er vielleicht zusammen, wenn er eine Rechnung von einer LLC bekommt, gerade wenn die jetzt in Delaware oder sowas ist, weil er nicht weiß, wie er damit umgehen soll. Wenn er da eine Rechnung von einer Limited bekommt, dann ist es doch bei weitem weniger verdächtig. Da nimmt man halt eine Limited und hat dann eine LLC, die dann wiederum Rechnungen an die Limited stellt, um dort den Gewinn zu reduzieren oder so gut wie zu eliminieren.

00:53:10 - Bietet die LLC Vorteile bei der Beantragung eines Visums?

Daniel Dann noch eine abschließende Frage: Wenn ich jetzt eine US-LLC gründe, hilft mir das bei der Einreise in die USA, also bei der Beantragung eines Visums?

Sebastian Das ist jetzt in gewisser Weise eine akademische Diskussion hier, also sehr, sehr, sehr theoretisch. Denn im Grunde genommen es wäre möglicherweise möglich, US-Visum oder eine Green Card möglicherweise zu beantragen, aber natürlich ist ja Sinn, dieser Excempt-LLC, Steuern zu vermeiden, auch Steuern in den USA zu vermeiden. Während ja ein Visum und die Green Card in den USA, immer an Personen gegeben wird, die dort unternehmerisch aktiv werden, die dort Steuern bezahlen, die dort Mitarbeiter einstellen, die Substanz schaffen... Also das ist diametral gegensätzlich dieses Vorhaben. Das heißt, meine Empfehlung wäre, wir brauchen jetzt nicht jetzt groß zu diskutieren, doch dass es theoretisch doch irgendwie möglich wäre. Möglicherweise ist es das, aber ich würde sagen, dass das widerspricht sich sozusagen im Geiste. Man würde im Grunde die Exempt-LLC nicht dafür verwenden, man würde dann eher eine separate Gesellschaft gründen, um Visum oder Green Card zu beantragen.

Daniel OK, dann haben wir auch über diesen wichtigen Punkt gesprochen. Vielen Dank Sebastian. Das war ein schönes Gespräch. Die Zeit vergeht wie im Flug, eine Stunde ist vorbei. Aber es waren ja auch viele interessante Fragen und Themen, die unsere Zuschauer uns immer wieder gestellt haben und deswegen haben wir jetzt hier mal für alle zusammengefasst besprochen in diesem Podcast.

Sebastian Wunderbar. Hat mich gefreut, Daniel, bis demnächst.

Daniel Bis dann. Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland - der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

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Chile: Diese 6 Fakten müssen Auswanderer, Unternehmer und digitale Nomaden unbedingt kennen!

Wertvolle Tipps, wie Sie nach Chile ziehen und Vorteile der einzigartigen geografische Lage für Unternehmen, erfahren Sie hier.

Zu Gast: Dr. Monika Broecking und Peter Schefer

Schneebedeckte Vulkane und Berge, auf denen man Ski fahren kann, wunderschöne Seen und traumhafte Strände: Chile beeindruckt durch seine einzigartige Nord-Süd-Ausdehnung von rund 4.300 Kilometern. Die geografische Lage und die unterschiedlichen Klimazonen bringen nicht nur eine unglaubliche Vielfalt in der Natur, sondern auch wirtschaftliche Vorteile. 

Bereits im 19. Jahrhundert und auch nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich zahlreiche Deutsche, Österreicher und Schweizer in Chile angesiedelt. Und auch heute noch ist Chile ein beliebtes Auswanderungsland. Das ist nicht verwunderlich, denn Chile ist deutlich günstiger als Deutschland und bietet eine gute medizinische Versorgung und ein hervorragendes Bildungssystem (mit vielen deutschen Schulen). Laut dem Good Country Index (GCI) 2022 ist Chile außerdem das Land mit der höchsten Lebensqualität in Lateinamerika und gilt nach Uruguay als das am zweitstärksten entwickelte Land Lateinamerikas in Bezug auf Demokratie und Marktwirtschaft (Bertelsmann Transformation Index 2022).

Wirtschaftliche Freiheit, niedrige Lohnkosten und ein Export, der zu den größten der Welt gehört, versprechen zahlreiche Möglichkeiten für Unternehmen. Die Unternehmensgründung läuft relativ unkompliziert ab und Selbstständige können ihren Beruf in Chile oft problemlos weiterführen (auch Rechtsanwälte!). Zusätzlicher Bonus: Als Einwanderer zahlen Sie in den ersten drei Jahren keine Steuern!

Fassen Sie nun Chile als Auswanderungsland ins Auge? In unserem aktuellen Podcast erfahren Sie mehr von den Geschäftsführern der Immigration Chile Professional Consultancy Ltda Dr. Monika Broecking und Peter Schefer, die sich auf die Beratung von Ausländern im Einwanderungsprozess spezialisiert haben und ihnen auch weitere Unterstützung bei der Integration in die chilenische Gesellschaft bieten.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

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Was macht Chile als Wohnsitz interessant?

  • Einzigartige geografische Lage
    Chiles unterschiedliche Klimazonen und Landschaften ermöglichen den Anbau von vielen Obst- und Gemüsesorten, und eine faszinierende Vielfalt der Flora und Fauna. 42 Nationalparks bedecken 13,2 Millionen Hektar, das sind etwa 17,5% der Gesamtfläche Chiles. Außerdem dienen die Atacama-Wüste im Norden, das Eis im Süden, die Anden im Osten und der Pazifik im Westen als natürliche Schutzbarrieren gegen Krankheiten. 

  • Friedliche politische Situation
    Chile ist eines der 3 sichersten Länder Lateinamerikas (Global Peace Index 2022).

  • Hohe Lebensqualität
    Laut dem Good Country Index (GCI) 2022 ist Chile das Land mit der höchsten Lebensqualität in Lateinamerika.

  • Gute Infrastruktur (Schulbildung und Gesundheitssystem)
    Wenn Sie mit Familie und schulpflichtigen Kindern nach Chile ziehen, ist das überhaupt kein Problem: Bildungseinrichtungen haben einen hervorragenden Ruf, es gibt auch viele deutsche Schulen und hochrangige Universitäten. Auch die medizinische Versorgung ist sehr gut und man kann sich problemlos in Chile operieren lassen. Möglichkeiten: Öffentliche Krankenversicherung (Fonasa de Nacional de Salud) oder private Krankenversicherung, die unterschiedliche Leistungspakete anbieten.

  • Preiswerte Immobilien
    Große Häuser im oberen Preissegment kosten zwischen 400.000€ und 500.000€, aufwärts. Die Miete für ein 2-3-Zimmer-Haus liegt bei 400-500 € pro Monat. In touristischen Gebieten ist auf die Hochsaison zu achten. Kontaktieren Sie Monika Broecking und Peter Schefer für die Immobilien- und Grundstückssuche in Chile.

  • Günstige Lebenshaltungskosten
    Chile ist kein Billigland und gehört zu den teuersten Ländern in Lateinamerika. Importierte Produkte wie Markenartikel aus Europa sind teurer als in Deutschland, aber einheimische Produkte können im Vergleich zu Deutschland sehr günstig gekauft werden.

Aufenthaltsgenehmigungen für deutsche Staatsbürger in Chile

Seit Februar 2022 gilt ein neues Einwanderungsgesetz. Für alle Anträge im Migrationsverfahren ist der nationale Migrationsdienst (Servicio Nacional de Migraciones) zuständig. Für Ausländer gibt es folgende Aufenthaltsgenehmigungen:

  • Permiso de Permanencia Transitoria: Touristen-Visum (90 Tage)

  • Permiso de Residencia Temporal: Visum für befristeten Aufenthalt (max. 2 Jahre)

  • Permiso de Residencia Definitiva: Visum für dauerhaften Aufenthalt (nach 2 Jahren ständigem Aufenthalt und Lebensunterhalt-Nachweis)

  • Business-Investoren-Visum (Mindestinvestition von 500.000 US Dollar und Vorlegung eines Business-Plans)

Weitere Informationen über den Einwanderungsprozess finden Sie in unserem Podcast.

Vorteile für Unternehmer und Freiberufler

  • Stabile wirtschaftliche Lage

    Chile ist neben Brasilien und Peru einer der wichtigsten Rohstoffproduzenten der Welt. Schätzungen zufolge verfügt Chile über die weltweit größten Kupfervorkommen und produziert jährlich etwa 33 % der Weltproduktion. Weitere wichtige Rohstoffe sind Währungsgold, Silber, Lithium, Nitrate, bei denen Chile ebenfalls zu den weltweit führenden Produzenten gehört. Diese Vorkommen geben dem Land eine gewisse Sicherheit, denn solange diese Rohstoffe und Edelmetalle gefragt sind, bricht auch Chiles Wirtschaft nicht so schnell zusammen.

  • Freie Wirtschaft

    Chile bietet viele Freiheiten für Unternehmer, Freiberufler oder Angestellte. Innerhalb eines Tages können Sie im Internet ein Unternehmen anmelden und den Gesellschaftsvertrag online formulieren. Sie brauchen nur einen Anwalt, der Sie vertritt, solange Sie keine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung haben. Sie können ein Unternehmen gründen und z.B. ein Restaurant betreiben, ohne jemals Gastronom gewesen zu sein, was in anderen Ländern nicht so einfach ist. Rechtsanwalt Einwanderungsrecht: Sogar deutsche Rechtsanwälte dürfen in einer Kanzlei beraten. Lediglich für medizinische Berufe gibt es Einschränkungen.

  • Relative niedrige Lohnkosten
    Der Mindestlohn beträgt rund 450.000 Pesos (400€ ), und wird von etwa 80% der Bevölkerung verdient. Personen mit höherer Ausbildung, wie z.B. Büroleiter, verdienen das Doppelte oder Dreifache, was im Vergleich zu europäischen Ländern wie Deutschland oder der Schweiz immer noch sehr moderat ist.

Interessante Bereiche für Unternehmen

  • Hauswirtschaft 

  • Landwirtschaft (z.B. Weinanbau)

  • Fischerei (Lachs)

  • Bauwirtschaft

  • Erneuerbare Energien (Solarenergie, Wind, Wasserenergie, Biogasanlagen)

  • Möbel (Vollholzmöbel)

  • Fleischerzeugnisse (Geflügel, Rind, Schaf)

Mehr Informationen zu Unternehmensgründung in Chile erfahren Sie hier

Falls Sie jetzt neugierig geworden sind nach Chile zu ziehen, oder ein Unternehmen in Chile zu gründen, dann beraten Sie gerne Dr. Monika Broecking und Peter Schefer. Weitere Informationen zu Chile und auch zu vielen anderen Ländern finden Sie auf unserem Podcast Perspektive Ausland und unseren Websites Wohnsitz Ausland, Auslandsunternehmen, Stmatthew, und auf LinkedIn.

Wenn Sie auch an anderen Ländern in Südamerika und Lateinamerika interessiert sind, empfehlen wir Ihnen unsere Episoden über Paraguay, Costa Rica und Mexiko anzuhören und hier haben wir Informationen zum Thema Leben und Arbeiten in Thailand für Sie zusammengefasst, falls es Sie nach Asien zieht. Hören Sie unsere Episode über das Leben als digitaler Nomade, wenn Sie ganz auf einen festen Wohnsitz verzichten möchten.

Kontaktdaten und Links

Dr. Monika Broecking und Peter Schefer

IMMIGRATION CHILE

Professional Consultancy Ltda.

Homepage: immigrationchile.com
E-Mail: info@immigrationchile.com

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Timestamps

00:00:26  -  Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Monika Broecking und Peter Schefer

00:09:45  - Was macht Chile als Auswanderungsland interessant? Highlights und Vorteile

00:15:57  - Politische Situation in Chile

00:18:26  - Wie hat sich die COVID-19-Pandemie auf die Wirtschaft und das Land ausgewirkt?

00:21:03  - Wirtschaftliche Vorteile in Chile

00:23:56  - Wie eignet sich Chile für Unternehmer, Freiberufler oder Angestellte?

00:27:33  - Viele Deutsche zog es nach dem 2. Weltkrieg nach Chile

00:32:30  - Nach Chile ziehen: Einwanderungsprozess

00:38:57  - Visum: Wie man als Unternehmen am besten nach Chile geht

00:43:21  - Relativ niedrige Lohnkosten in Chile

00:44:41  - Relativ niedrige Lebenskosten in Chile

00:47:37  - Wie sieht es mit der Inflation in Chile aus?

00:48:37  - Wohnen und Immobilien in Chile

00:54:28  - Finanzierung für Ausländer in Chile

00:55:29  - Möglichkeiten für Unternehmen in Chile Fuß zu fassen

01:02:58  - Wichtige Export-Güter und mehr Export-Möglichkeiten in Chile

01:05:33  - Auswandern mit Familie: Schulbildung und Gesundheitssystem in Chile

01:09:31  - Wie attraktiv ist das Steuersystem in Chile?

01:12:21  - Chile: Kurz nachgefragt

01:14:09 - Kontaktdaten Monika Broecking und Peter Schefer

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 55: Chile: Diese 6 Fakten müssen Auswanderer, Unternehmer und digitale Nomaden unbedingt kennen!

Zu Gast: Dr. Monika Broecking und Peter Schefer

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler die es ins Ausland zieht. Egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung, oder Lifestyle-Fragen: Hier geht's jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:00:26 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung

Daniel Wir sprechen ja heute über Chile, ein Land in Südamerika mit fast rund 18 Millionen Einwohnern. In den letzten Jahren war Chile unter den Top 50 beliebtesten Auswanderungsländern. Besonders viele Deutsche sind nach Chile ausgewandert, und wir reden nicht nur über Rentner, sondern auch über jüngere Leute, die in Chile leben wollen oder von dort ihren Geschäften nachgehen wollen.

Heute sprechen wir darüber was Auswanderer nach Chile zieht und was für Leute nach Chile gehen. Für wen könnte Chile ein idealer Wohnsitz sein? Wie einfach oder kompliziert ist der Einwanderungsprozess? Wie sieht es mit den Lebenshaltungskosten aus? Wie ist die steuerliche Situation? Und noch eine ganze Reihe anderer Fragen. Frau Dr. Monika Broecking und Herr Peter Schefer, stellen Sie sich doch selbst einmal kurz unseren Zuschauern und Zuhörern vor.

Monika Broecking Gerne doch. Ich darf anfangen: Ich habe in Tübingen Jura studiert und mein zweites Staatsexamen am Oberlandesgericht in Hamburg abgelegt und dann in Konstanz promoviert. Mein Berufseinstieg war in Führungspositionen zunächst bei der Commerzbank AG und dann beim Gruner + Jahr Verlag in Hamburg. Mit den Erfahrungen aus den Bereichen Recht, Bankwesen und Marketing habe ich mich dann als Unternehmensberaterin in Hamburg selbstständig gemacht. Ich kam an die Industrie und Handelskammer als Referentin und habe dort viele Seminare im Controlling-Bereich, Wirtschaft usw. gehalten. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde ich von der IHK gebeten, Beratungsleistungen für Unternehmen in Dresden, damals Partnerstadt von Hamburg, zu erbringen und im Lande Treuhand als Verwalter der damals im öffentlichen Eigentum stehenden Betriebe, vormals sozialistischen Staates, galt es im Rahmen von Beratungs-Aufträgen die Privatisierung dieser Unternehmen vorzubereiten. Damit sie eben verkauft werden konnten und damit sie eben in privater Hand sind. Es mussten Voraussetzungen geschaffen werden, um eine effektive Teilnahme am nationalen und internationalen Handel zu ermöglichen. Keine einfache Aufgabe nach 40 Jahren waren diese Betriebe wirklich nicht vergleichbar mit westeuropäischen und westdeutschen Betrieben. Zumal dann die Gewerkschaften auch schnell kamen und gleiche Lohnforderungen für diese Mitarbeiter forderten, das es noch schwieriger machte. Später wanderte ich mit meinem Ehemann nach Neuseeland aus. Dort haben wir eine Firma gegründet, die vornehmlich Human Resource und Einwanderung von ausländischen Arbeitskräften zum Gegenstand hatte. Zeitgleich haben wir eine Farm gekauft, die wir mit großer Freude gemeinsam betrieben haben - für uns beide die ideale Kombination als Aussteiger.

25 Jahre später entschieden wir uns nach Chile auszuwandern, nicht mehr ganz jung. Hier habe ich, vor 4-5 Jahren, bei Immigration Chile Professional Consultancy Ltda den Bereich Einwanderungs-Beratung aufgebaut, was ich dann zusammen mit meinem Partner Peter Schefer, vor 2 Jahren in Eigenregie übernommen habe. Wir haben heute Kunden aus aller Welt. Unser Team wächst und wir beraten viersprachig.

Sebastian Jetzt müssen Sie uns noch erklären warum Sie denn von Neuseeland nach Chile umgezogen sind?

Monika Broecking Wir haben damals in Neuseeland unsere Farm organisch betrieben und waren sehr stark im Thema Permakultur engagiert. Und die Gärtnerin, sagte eines Tages zu mir, ob ich denn eigentlich weiß, dass Chile und Neuseeland die einzigen Länder auf dieser Erde sind, die nicht von außen beeinflusst werden. Also wo ich ohne Chemie anbauen kann, ohne dass ich von meinem Nachbarland irgendwelche Schadstoffe bekomme. Ich fand diese Nachricht so interessant, dass ich mit meinem Mann darüber gesprochen habe. Dann fingen wir an im Internet zu recherchieren, was es denn in Chile so gibt. Ach, da gibt es deutsche Auswanderer, da gibt es tollen Wein und da haben wir ganz spontan gesagt, dass wir da jetzt hinfahren. Seltsamerweise haben wir genau 2 Tage nach dem großen Erdbeben in Chile im Jahr 2010 gebucht. Wir wären also beinahe zeitgleich mit dem Erdbeben angekommen. Da meinte mein Mann, dass wir da ganz schnell nach dem Erdbeben hinfahren sollten, da die Leute Geld brauchten. Viele von den Unterkünften, die wir gebucht hatten, oder Orte wo wir hinfahren wollten, existierten gar nicht mehr. Die waren nur noch Schotter und Asche und trotzdem haben wir uns in das Land verliebt. Und heute würde ich auch nicht mehr anderswo leben wollen, muss ich ganz ehrlich sagen.

Daniel Jetzt wollen wir auch Herrn Schefer die Möglichkeit geben sich vorzustellen, weil wir sonst noch zu weit in das schöne Chile eintauchen.

Peter Schefer Wie Sie an meinem Deutsch erkennen können, komme ich aus der Schweiz. Ich bin in der Schweiz geboren und aufgewachsen. Ich war über 30 Jahre lang in verschiedenen Positionen in der Schweizer Finanzindustrie und Schweizer Banken wie UBS oder Credit Suisse tätig. Damit ist eine entsprechend höhere Ausbildung verbunden, die es erlaubt, professionelle internationale Kunden und Unternehmen gesamtheitlich, also über ihren Lebenszyklus, zu beraten. Ein spannender Mix zwischen Bänker und Unternehmensberater. Das ist das, was mir immer Spaß gemacht hat. Mit Kunden zusammen einen Lösungsweg zu entwickeln, Optionen aufzuzeigen und dann gemeinsam einen Weg zu gehen. Und das mache ich jetzt in einem völlig veränderten Umfeld mit meiner Geschäftspartnerin Dr. Monika Broecking hier in Chile. Wir sind mit unserer Firma immigrationchile.com in der malerischen Kleinstadt Pucón ansässig, rund 800 Kilometer südlich von Santiago, in der Region Araucanía. Diese Gegend wird auch als die sogenannte chilenische Schweiz bezeichnet und damit schließt sich der Kreis für mich natürlich wieder.

Und der Grund dafür ist, dass wir eine wahnsinnig schöne Kulisse mit Volkanen und Seen haben, die mich eben auch an eine europäische Alpenlandschaft erinnert.

Sebastian Und der Käse und die Schokolade, die kommen von Ihnen?

Peter Schäfer Bei Käse und Schokolade, da tun wir uns noch etwas schwer hier, aber wir kommen langsam dahin.

Daniel Also, wunderschönes Land haben Sie gesagt, wie die kleine chilenische Schweiz. Ich wohne auch nicht in Deutschland und mir fehlt zum Beispiel hier die deutsche Leberwurst. Jetzt muss ich Sie auch fragen, was fehlt Ihnen denn eigentlich?

Monika Broecking Mir fehlt überhaupt gar nichts. Ich habe alles hier was ich haben möchte. Ich bin ein Naturfreund, ich habe eine tolle Natur um mich herum. Ich esse unheimlich gerne Früchte, die es hier in Hülle und Fülle gibt. Wir haben uns vor zwei Jahren ein Haus gebaut. Ich komme aus Stuttgart, wo die Firma Bosch ist, und sogar alle unsere Geräte im Haus sind von Bosch. Ich fühle mich absolut zu Hause.

Peter Schefer Doch mir fehlt das Schweizer Käsefondue, aber ich hatte das große Glück, dass meine Eltern kürzlich hier in Chile zu Besuch waren und die haben mir so viel Käsefondue mitgebracht, das kann man sich gar nicht vorstellen. Das reicht jetzt für die nächsten 2 Jahre.

Sebastian Na, dann ist das Überleben ja sichergestellt.

00:09:45 - Was macht Chile als Auswanderungsland interessant? Highlights und Vorteile

Daniel Vielleicht beginnen wir ganz allgemein. Chile stand früher nicht wirklich im Fokus von auswanderungsinteressierten Menschen, aber jetzt ist Chile doch immer zunehmender im Gespräch. Was macht Chile denn so interessant? Warum sollte man sich mit Chile als Auswanderungsland beschäftigen?

Monika Broecking Die Frage für mich ist, da ich ja in diesem Beruf schon längere Zeit arbeite, nicht nur wo ich hinmöchte, sondern auch wo ich denn überhaupt angenommen werde? Wo schaffe ich die Einwanderungshürde denn überhaupt zu überwinden? Viele Leute, mit denen wir hier in Chile zu tun haben, die wollten auch nach Neuseeland, nur kommt man da heute gar nicht wirklich rein. In manchen Orten muss man Sprachkenntnisse oder medizinische Teste nachweisen. Als wir hier in Chile eingewandert sind, war mein Mann nicht mehr sehr jung und hatte schon ein oder zwei Herzinfarkte hinter sich, da wären Sie in einem anderen Land gar nicht mehr reingekommen. Es ist also nicht nur die Frage, wo man hin möchte, sondern vor allen Dingen auch, ob ich es schaffe dahin zu kommen und dann natürlich auch wie ich mein Leben dort gestalten kann. Und da finde ich das hier in Chile relativ einfach, was die ganzen behördlichen Maßnahmen angeht. Das Leben in Chile ist einfach, wenn man einmal hier ist.

Peter Schefer Vielleicht zu Chile als Land: Es ist durchaus faszinierend, wenn man das Land näher kennenlernt. Die Nord-Süd Ausdehnung ist mit rund 4.300 Kilometern beeindruckend. Wenn man sich das auf der Karte ansieht, wie Chile in Europa reinpassen würde, dann erstreckt es sich vom hohen Norden bis in den Süden. Dadurch haben wir natürlich die verschiedensten Klimazonen. Im Norden, in der Atacamawüste ist es endlos heiß und trocken, die Wüste wird als die trockenste Wüste der Welt bezeichnet. Im Süden haben wir hingegen das ewige Eis, das bringt natürlich eine unglaubliche Vielfalt in der Natur. Endlose Naturparks mit Schnee bedeckten Vulkanen, auf denen Sie Skifahren können. Buchten und Gletscher, die bis ins Meer reichen. Also es ist einfach der Wahnsinn. Sie merken, ich komme beim Erzählen schon ins Schwärmen. Diese geografische Lage, ist natürlich auch spannend für den Anbau von Früchten und Gemüsen. Wenn Sie Erdbeeren mögen, müssen Sie unbedingt herkommen. Die Erdbeersaison ist hier fast endlos. Die erstreckt sich über mehrere Monate. Da die Früchte immer wieder aus einer anderen Region stammen. Wir haben hier 42 Nationalparks mit 13,2 Millionen Hektar Gesamtfläche und das macht rund 17,5% Prozent der Gesamtfläche von Chile aus.

Durch diese geografische Lage gibt es noch weitere Vorteile. Viele Krankheiten, zum Beispiel, die Maul- und Klauenseuche (MKS) und andere gibt es hier nicht oder nur in einem viel geringerem Ausmaß. Warum ist das so? Es gibt praktisch keinen natürlichen Weg, solche Krankheiten ins Land einzuschleppen. Im Norden über die Atacamawüste kommt nichts rein, da ist es viel zu heiß und zu trocken. Im Süden übers Eis auch nicht. Im Osten haben wir die Anden, die als natürliche Schutzbarriere dienen und im Westen den pazifischen Ozean. Damit das so bleibt, gibt es an den Grenzen sehr strenge Kontrollen, was die Einfuhr von Lebensmitteln, Tieren und Pflanzen betreffen.

Ein anderer spannender Punkt ist das Trinkwasser: Die Centers for Disease Control and Prevention, eine Unterbehörde des US-Gesundheitsministeriums, hat kürzlich eine Studie veröffentlicht mit Ländern, in denen das Leitungswasser nicht von ausreichender Trinkqualität ist. Wir können uns das Bild anschauen: Alles, was rot ist, da ist die Trinkwasserqualität nicht ausreichend. Wenn Sie sich also hier für Südamerika entscheiden und vernünftiges Leitungswasser haben wollen, haben Sie genau eine einzige Option und das ist Chile, alles andere ist rot.

Ein anderer Aspekt, wieso das Land so spannend ist: Eine Auswertung des Global Peace Index, diese Auswertung wird vom Institute for Economics und Peace erstellt, und ist nach deren Angaben das weltweit führende Maß für die globale Friedenslage. Der Bericht enthält die bisher umfassendste datengestützte Analyse zu Frieden-Trends, seinen wirtschaftlichen Wert und seine Entwicklung friedlicher Gesellschaften. Schauen wir uns das einmal auf der nächsten Seite an. Wenn wir uns wieder auf Südamerika konzentrieren, dann ist auch hier klar, für welche Option Sie sich entscheiden sollten. Das sind so einige Highlights zum Land wieso es so faszinierend und so spannend ist.

00:15:57 - Politische Situation in Chile

Sebastian Jetzt haben wir hier in Chile seit einigen Jahren einen neuen Präsidenten. Wie in vielen anderen Ländern in Südamerika und Mittelamerika ist es politisch eher links gerichtet und es gab natürlich davor auch einige Proteste. Jetzt ist man glaube ich dabei eine neue Verfassung zu verabschieden. Wie hat sich das auf das Land und die politische Stabilität, von der Sie gerade gesprochen haben, ausgewirkt?

Monika Broecking Im Moment ist noch gar nichts passiert, da wir gerade darauf warten, ob diese vorgeschlagene Verfassung angenommen wird oder nicht. Wir hatten diese Unruhen, man hat sehr schnell dann gesagt, dass man eine neue Verfassung hier fertigen wird, die anders ist. Diese Verfassung ist jetzt vorgelegt worden und am 4. September wird das Volk darüber entscheiden, ob sie das so wollen oder nicht wollen oder ob sie korrigiert wird. Im Moment ist es eben absolut, sagen wir mal friedlich, weil die Leute darauf warten, dass sich da irgendetwas ändert. Was geändert werden soll, sind hauptsächlich die sozialen Unterschiede zwischen der arbeitenden Bevölkerung und den etwas reicheren Leuten. Denn die Diskrepanzen sind in Chile immer noch sehr groß.

Sebastian Sie sagen im Grunde, dass das Land und die Bevölkerung für eine politische Veränderung bereit ist. Und dass das Land eine politische Veränderung braucht, um zukunftsfähig zu sein?

Monika Broecking Ja, absolut. Wenn Sie sagen, dass wir eine linke Regierung haben, da bin ich noch immer etwas vorsichtig, weil hier in Chile heißt links dann immer auch ganz schnell kommunistisch. Das hat damit gar nichts zu tun. Wir kennen aus Deutschland eine sozialdemokratische Regierung, das heißt, es wird dafür gesorgt, dass jeder ein Haus, genügend Wasser, oder ein vernünftiges Einkommen hat oder vielleicht eine Pension hat, von der man eines Tages leben kann. Das hat für mich nichts mit links zu tun, sondern mit einer Sozialdemokratie und ich glaube, das versucht unser Präsident gerade einzurichten.

00:18:26 - Wie hat sich die COVID-19-Pandemie auf die Wirtschaft und das Land ausgewirkt?

Daniel Wie ist die chilenische Regierung mit der COVID-19-Pandemie umgegangen? Wie hat sich die Pandemie auf die Wirtschaft und das Leben ausgewirkt? Haben das Land, die Wirtschaft und die Unternehmer gelitten? Oder ist man da relativ gut durch die Pandemie gekommen?

Peter Schefer Für mich als Europäer war es beeindruckend wie die chilenische Gesundheitsbehörde mit der Pandemie und der Situation umgegangen ist. Die Bevölkerung wurde hier sukzessive und konsequent geimpft, und das in einem Wahnsinnstempo. Wir sind momentan, am Zeitpunkt der Aufnahme dieser Podcast-Folge, bei Impfung Nummer 4, die bereits zur Verfügung gestellt wird. Das Gesundheitsministerium hat sofort am Anfang der Pandemie einen Impfplan herausgegeben, der über die sozialen Medien bekannt gemacht wurde. Und dann wurde genau festgelegt, welche Alters- und Berufsgruppen wann an der Reihe sind. Wöchentlich, täglich, hat man erst am Montag mit allen über 80, am Dienstag mit allen über 78 begonnen und so weiter. Der Chilene geht dann dahin, stellt sich in die Reihe und wartet, bis er dran ist. Das war für uns absolut beeindruckend zu sehen. Aufgrund dessen haben wir hier eine eine praktisch vollständig geimpfte Bevölkerung mit einer momentanen Impfquote von 92,2%. Also, wenn der Staat das sagt, dann macht man es hier auch. Soviel zur zur medizinischen Herausforderung.

00:21:03 - Wirtschaftliche Vorteile in Chile

Wie sich das auf die Wirtschaft ausgewirkt? Zuerst ein paar Eckpunkte: Chile ist neben Brasilien und Peru der derzeit wichtigste Rohstoffproduzent in Südamerika und der Welt. Gemäß Schätzungen verfügt Chile über die weltweit größten Kupfervorkommen und produziert etwa einen jährlichen Anteil von 33% der Weltproduktion.

Weitere bedeutende Rohstoffe sind dann das monetäre Gold, Silber, Lithium, Nitrate, bei denen Chile ebenfalls zu den weltweit führenden Produzenten gehört. Diese Vorkommen sind per se ein starker Pfeiler für die chilenische Wirtschaft. Das bedeutet auch, dass die chilenische Währung, also der Peso, sehr stark mit dem aktuellen Kupferpreis korreliert. Das alles gibt dem Land eine gewisse Sicherheit, denn solange Kupfer und diese Rohmaterialien und Edelmetalle nachgefragt werden, wird auch die Wirtschaft hier nicht zusammenbrechen. Im Zuge von Covid ist diese Nachfrage abgeschwächt, das ist ganz klar. Dem Trend der Abschwächung kann sich auch Chile nicht vollständig entziehen. Das Schweizer Institute for Management Developement und die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universidad de Chile machen jeweils eine Weltrangliste der Wettbewerbsfähigkeit. Es wurde interessanterweise festgestellt, dass Chile im Jahr 2022 auf Platz 45 der 63 beurteilten Ländern liegt. Damit ist Chile erneut an der Spitze Lateinamerikas. Also wenn man Lateinamerika als Gesamtes anschaut, ist aus unserer Sicht Chile wirklich the place to be.

Daniel Einwanderungsberatung gehört zu einer Ihrer wichtigsten Dienstleistungen. Von den Menschen, die in den letzten 1-2 Jahren gekommen sind, um sich von Ihnen helfen zu lassen, in Chile einzuwandern und Aufenthalt zu beantragen: Was hat diese Leute so begeistert nach Chile auszuwandern?

**00:23:56 - Wie eignet sich Chile für Unternehmer, Freiberufler oder Angestellte?”

Monika Broecking Das Tolle hier in Chile ist wirklich die Freiheit. Sie können wirklich machen, was Sie wollen, wenn sie nicht gerade im medizinischen Beruf arbeiten, wo ihr Studium anerkannt werden muss. Aber als frühere Unternehmensberaterin sehe ich hier wirklich jeden Tag Möglichkeiten Geschäfte zu machen, die Sie sofort umsetzen können. Da steht Ihnen der Staat auch nicht im Weg. Sie können hier innerhalb von einem Tag eine Firma übers Internet anmelden. Sie können Ihre Statuten übers Internet formulieren. Sie brauchen dann noch meinetwegen einen Rechtsanwalt, der Sie vertritt, solange Sie keine dauernde Aufenthaltsgenehmigung haben. Aber Sie können unproblematisch jedes Geschäft hier anfangen. Sie können eine Gaststätte führen, ohne jemals Gastronom gewesen zu sein. Alles Dinge, die es in anderen Ländern nicht gibt.

Daniel Darf ich nochmal ganz kurz zum Beruf Anwalt nachfragen, weil ich heute ein Gespräch hatte, wo es darum ging, dass man in Panama als deutscher Anwalt seinen Beruf nicht ausüben darf. Wäre das in Chile einfacher? Weil Sie meinten, dass es in Chile nur Einschränkungen im medizinischen Bereich gibt.

Monika Broecking Ja, ich darf meinen Beruf als deutsche Anwältin mit deutschem Studium hier ausführen. Ich darf in der Kanzlei beraten und habe deutsch- und englischsprachige Kunden. Das Einzige, was ich nicht machen darf, ist vor Gericht auftreten. Aber die Ehefrau von unserem Anwalt, die hier in Chile auf Spanisch Jura studiert hat, die darf auch nicht auftreten, obwohl sie der Landessprache mächtig ist. Dafür brauchen Sie nämlich eine Zulassung.

Sebastian Die Kunden, die Sie jetzt hinsichtlich einer Auswanderung nach Chile beraten, sind das jetzt Kunden, die a) eine Anstellung finden wollen oder b) ein Unternehmen gründen wollen, das sich auf den chilenischen Markt konzentriert oder c) ein Unternehmen gründen und das weltweit betreiben wollen?

Peter Schefer Was wir in den letzten 12 Monaten stark gesehen haben, ist, dass erfolgreiche Unternehmer und auch vermögende Privatpersonen aus Diversifikations-Gründen ein zweites oder, je nachdem, sogar ein drittes Standbein in Chile suchen. Wie die Weltwirtschaftslage im Moment aussieht, wissen wir alle und Chile ist so ab vom Schuss und überhaupt nicht auf dem Radar, dass es optimal für ein zweites Standbein, weit weg von Europa, geeignet ist. Was, auch immer passiert, habe ich dann eine Möglichkeit, mein Leben irgendwo weiterzuführen. Das ist ein ganz großer Trend, dass diese höchst erfolgreichen Unternehmer einfach diese Diversifikation heutzutage suchen.

00:27:33 - Viele Deutsche zog es nach dem 2. Weltkrieg nach Chile

Daniel Jetzt habe ich eine Frage an Sebastian Sauerborn, weil ich weiß, dass er Familie in Chile hat. Vielleicht kannst du uns ganz kurz dazu was erzählen?

Sebastian Stimmt, ich habe da Verwandte. Zwei Brüder meines Großvaters sind nach dem Zweiten Weltkrieg als junge Männer mit der Familie nach Chile ausgewandert. Da war natürlich Europa 1945 völlig zerstört und zerbombt, es gab keine Perspektiven für junge Menschen und der chilenische Staat hat damals Deutschen kostenlos Land zur Verfügung gestellt, sodass sie dann hier Landwirtschaft betreiben können. Zwei meiner Großonkel haben dieses Angebot angenommen und sind mit der Familie dann nach Chile, damals noch mit dem Schiff, ich glaube das waren 8 Wochen Schifffahrt, ausgewandert. Sie haben dann in La Serena angefangen Landwirtschaft zu betreiben. Der eine Großonkel ist natürlich schon verstorben, aber seine Nachkommen haben sozusagen da ihr Glück gefunden. Der andere Großonkel hatte dort ein Problem mit den Wasserrechten und konnte nicht wirklich sein Land bewässern und Fuß fassen und musste dann leider zu seiner Enttäuschung wieder zurück nach Deutschland gehen. Die Kinder, die dort geboren waren, träumen noch heute von Chile und dem Blick auf den Pazifik. Auf gewisse Weise erinnert mich die Situation so ein bisschen an heute. Natürlich kann man das nicht vergleichen, wo das ganze Land nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört war, aber, dass man auf der Suche nach neuen Perspektiven ist, weit weg von den Problemen in Europa, sei es jetzt Covid oder die Russland-Ukraine Krise. Dass man jetzt neu anfangen oder ein zweites, oder drittes Standbein aufbauen möchte, so wie Sie das vorhin gesagt haben.

Daniel Es gibt ja immer wieder Leute, die auswandern und dann wieder zurückkehren. Gibt es da Statistiken, wieviele aus Chile wieder ausgewandert sind? Gibt es unrealistische Erwartungen oder Dinge die man sich wirklich überlegen sollte, bevor man nach Chile geht, um nicht enttäuscht zu werden?

Peter Schefer Wir haben im letzten Jahr ein Ehepaar auf dem Weg zurück nach Deutschland begleitet. Der Grund war hier ganz einfach ihr Alter. Sie hatten ein Campo, fernab von der Zivilisation und haben das über 20 Jahre in Eigenregie bewirtschaftet. Irgendwann wurde es dann gesundheitlich einfach zu anspruchsvoll, wenn man so viele Hektare Grundstück hat und die alle selbst bewirtschaften möchte. Sie haben sich dann wirklich schweren Herzens entschlossen nach Deutschland zurückzugehen, weil dort auch ihre Kinder und Enkelkinder sind. Wir haben sie auf diesem Weg begleiten dürfen. Das war nicht einfach für die beiden, weil sie wirklich hier heimisch waren. Um Ihre Frage zu beantworten: Es gibt durchaus Gründe, dass man aus Chile wieder zurück nach Deutschland geht.

Monika Broecking Das Interessante bei diesem Ehepaar, als sie kurz vor dem Abflug waren, haben wir sie gefragt, was sie denn glauben am meisten zu vermissen, wenn sie wieder in Deutschland sind. Spontan meinten die beiden: Die Freiheit. Das ist auch das was uns am besten hier gefällt: Die Freiheit und dass man hier machen kann, was man will.

00:32:30 - Nach Chile ziehen: Einwanderungsprozess

Daniel Für uns ist es immer wichtig, dass wenn jemand sich entscheidet, seinen Wohnsitz zu wechseln, die Sache vorher realistisch angeht um dann eben nicht vor Ort enttäuscht zu werden. Es gibt da ein lustiges Buch, "Resturlaub" von Tommy Jaud, der nach Südamerika geht und in dem Buch beschreibt er relativ humorvoll, was er sich besser oder schlechter vorgestellt hat. Also man muss bedenken, ob man eine gute Verbindung zu seiner Familie in Europa halten kann, trotz der enormen Zeitverschiebung. Man muss trotzdem auch in der Lage sein, einen Freundeskreis relativ schnell aufzubauen und sich nicht nur auf seine Familie und Freunde in Europa zu verlassen.

Monika Broecking Ich glaube, wenn man auswandert, ist es fast so, als wenn man eine neue Firma gründet. Man muss zuerst seine Hausaufgaben machen und sich Informationen einholen. Man kann nicht einfach die Koffer packen und auswandern, sondern muss gucken, was mir dieses Land bietet. Was sind die positiven und die negativen Dinge, die ich eventuell meistern muss? Und vor allen Dingen kann man nicht mit dem Koffer losziehen und seine Probleme, die man zu Hause schon nicht bewältigt hat, versuchen, im anderen Land zu bewältigen. Das funktioniert nicht. Wer zu Hause kein guter Unternehmer war, wird es auch im nächsten Land nicht sein. Wer jetzt zu Hause seine Ehe nicht stabil gehalten hat, dann wird die Ehe auch im neuen Land nicht besser, weil ganz andere Aufgaben auf einen zukommen. Man muss schon sehr bewusst und gut informiert rangehen. Wir kommen ja nachher auch nochmal auf die Immobilien-Frage zu sprechen, also da kann man wirklich böse reinfallen, wenn man nicht gut beraten ist.

Daniel Ist es denn für Menschen, die Chile ins Auge gefasst haben, einfach den Aufenthalt zu beantragen? Im Vergleich zu anderen Ländern, wie würden Sie das beurteilen?

Monika Broecking Fangen wir mal mit dem neuen Einwanderungsgesetz an, das wir seit Februar haben, wo Ausführungsbestimmungen jetzt erst im Mai erlassen worden sind. Das heißt, das Ganze ist eigentlich relativ jung und in der Anwendung natürlich noch nicht sehr bekannt. Das bringt manchmal sogar die Botschaft ein bisschen durcheinander. Wir haben im Moment Kunden, die dann bei zwei Botschaften zwei unterschiedliche Auskünfte erhalten und dann uns als Dritte fragen. Wir wissen natürlich auch nicht immer auf alles eine Antwort. Aber das Wesentliche ist eigentlich, dass man hier verschiedene Kategorien hat, nach denen man sich qualifizieren kann. Es ist, meiner Meinung nach, einfacher, als in anderen Ländern, weil eben kein Sprachtest und keine medizinischen Tests erforderlich sind. Aber man muss natürlich die Erfordernisse erfüllen. Sehr schwierig wird es dann, wenn man die entscheidenden Dokumente beschaffen muss. Da wird es wirklich kompliziert, weil es da knappe Fristen gibt. Öffentliche rechtliche Dokumente haben z.B. 60 Tage Gültigkeit, die privatschriftlichen Dokumente nur 30 Tage. Jetzt schaffen Sie es einmal einen Gesellschafterbeschluss in der Zeit zu legalisieren, zu übersetzen, zu apostillen, und sogar die Apostille zu übersetzen. Das schaffen Sie kaum in 30 Tagen. Und wenn jetzt der Behörde irgendetwas fehlt, dann bekommen Sie genau 5 Tage Zeit, um ein anderes Dokument zu liefern. Wenn Sie jetzt dummerweise in Deutschland sitzen und die Dokumente werden nur in Englisch und Spanisch akzeptiert, dann müssen Sie wieder dieses Dokument besorgen. Sie brauchen einen Termin beim Notar zum Legalisieren, Sie müssen das apostillen lassen und dann müssen Sie den Übersetzer finden, der Ihnen das auch noch übersetzt. In 5 Arbeitstagen ist das fast unmöglich. Kunden, die wir über Video-Calls begleiten und über die Dokumente informieren, stellen dann hinterher fest, wie schwierig das ist.

Daniel Muss ich den Einwanderungsprozess für Chile und den ganzen Papierkram vor Ort oder im Ausland machen?

Monika Broecking Wenn Sie familiäre Gründe haben, dann können Sie den Antrag hier stellen. Alle anderen müssen den Antrag außerhalb des Landes stellen. Das geht gar nicht anders. In Chile würden Sie nicht einmal den Zugang über den Computer zum Antragsformular bekommen. Sie müssen außerhalb des Landes den Antrag stellen. Wenn Sie den Antrag gestellt haben, und er im System hochgeladen und akzeptiert ist, dann können Sie als Tourist in Chile einreisen. Das hat sich sehr geändert. Es hat früher diese regionalen Beratungsstellen gegeben, zu denen wir mit unseren Kunden hingegangen sind, die Dokumente dahin mitgebracht und abgegeben haben. Wir hatten eine Ansprechperson, wo wir jederzeit anrufen konnten und uns über den Stand der Dinge informieren konnten. Heute geht keiner mehr irgendwo ans Telefon.

00:38:57 - Visum: Wie zieht man als Unternehmen am besten nach Chile?

Sebastian Wenn ein Mandant sich entscheidet sein Haus und Unternehmen in Deutschland zu verkaufen und dann beschließt in Chile z.B. eine Blaubeerfarm zu kaufen, was ja keine schlechte Idee ist, weil, aufgrund der gegensätzlichen Jahreszeiten, in Europa viele Blaubeeren außerhalb der Saison letztlich aus Chile oder Peru kommen. Also wenn jemand eine Farm kaufen und Geld investieren will, gibt es denn ein Visum für Investoren, wie man das aus vielen Ländern, wie z.B. den USA, kennt? Wie hoch müssen die Investitions-Beträge denn sein? Und wie einfach ist es denn in Chile akzeptiert zu werden?

Monika Broecking Es gibt das sogenannte Business-Investoren Visum. Dafür müssen Sie 500.000 US-Dollar investieren. Im Beispiel der Blaubeerfarm, müssten Sie dieses Geld in das Fabrikgebäude, die Herstellung, die Pflanzen und in den Vertrieb investieren. Sie müssen das wirklich in den Betrieb investieren, einen Geschäftsplan vorlegen und diesen genehmigen lassen, bevor Sie überhaupt einen Antrag stellen können. Das ist relativ schwierig. Um solche Leute ins Land zu bekommen, versuchen wir immer andere Wege zu finden, die nicht über die Investment-Schiene/Business-Schiene laufen. Weil Sie dann sehr gebunden sind, weil Sie kontrolliert werden, weil sie nach 3 Jahren, wenn sie dann die dauernde Aufenthaltsgenehmigung haben wollen, immer noch Ihre Blaubeeren anpflanzen müssen. Also es gibt da andere Wege, die sind aber sehr individuell, die muss man dann besprechen, wie man diese Kunden ins Land bekommt, damit diese dann in aller Ruhe ihre Blaubeeren anpflanzen können, und dann auch jederzeit wieder aufhören können, wenn sie keine Lust mehr dazu haben.

Sebastian Auf anderen Wegen als dem Investoren-Visum, könnte ich dann auch ohne Mindestinvestitionen oder größeren Investitionen die Aufenthaltsgenehmigung in Chile erhalten?

Monika Broecking Genau. Wenn Sie zum Beispiel über die sogenannte Investa-Kategorie kommen und nachweisen können, dass Sie aus einer anderen Quelle genügend Geld mitbringen oder regelmäßig Geld haben, dann können Sie über so eine Kategorie einwandern und geschäftlich machen, was Sie wollen.

Sebastian Ok, das heißt, ich bin möglicherweise flexibler, kann meine Pläne ändern, muss keinen Business-Plan schreiben, dessen Einhaltung dann von der Behörde entsprechend kontrolliert wird, weil ich einen anderen Weg gefunden habe in Chile einzureisen.

Peter Schefer Im Prinzip geht es darum, dass der chilenische Staat sicherstellen will, dass sich Einwanderer selbständig finanziell über Wasser halten können und für den Staat nicht zu einer finanziellen Last werden. Eine Möglichkeit ist, Investitionen zu machen, die dann geprüft werden, ob eine Substanz da ist. Es gibt aber auch andere Mittel, um nachzuweisen, dass die entsprechenden Einkommen regelmäßig da sind. Und wie bereits gesagt wurde, ist man dann nicht verpflichtet, irgendwelche Business Cases zu schreiben und muss da auch nicht alles belegen, sondern man zeigt, dass sich der Kunde über längere Zeit hier in Chile selbstständig über Wasser halten kann.

00:43:21 - Relativ niedrige Lohnkosten in Chile

Sebastian Wenn ich jetzt als Unternehmer Personal anstellen möchte, sei es für eine Blaubeerfarm, ein anderes produzierendes Unternehmen, oder Dienstleistungsunternehmen, wie ist das Lohnniveau in Chile? Im Vergleich zu europäischen Ländern wie Spanien oder Deutschland?

Monika Broecking Es gibt ein Mindestgehalt, das wird jetzt gerade angehoben auf ca. 450.000 Pesos, das sind umgerechnet etwa 400€. Ungefähr 80% der Bevölkerung verdient nicht mehr als dieses Mindestgehalt. Sobald jemand aber eine Ausbildung hat, verdient man dann mehr. Also wenn Sie nur Leute haben wollen, die auf einer Blaubeerfarm pflücken oder packen, dann zahlen Sie dieses Mindestgehalt oder vielleicht ein bisschen mehr. In dem Moment, wo sie jemanden haben, der das Büro leitet und der vielleicht zwei Sprachen spricht, zahlen Sie dann schon das Doppelte oder Dreifache von diesem Gehalt.

Sebastian Was im Vergleich zu europäischen Ländern ja immer noch sehr moderat ist. Da zahlt man ja nochmal das Doppelte und Dreifache.

00:43:21 - Relativ Niedrige Lebenskosten in Chile

Daniel Wenn wir schon beim Thema Gehalt sind: Ich habe mir den Lebenskostenindex von Chile angesehen und da ist mir aufgefallen, dass es schon preiswerter ist als Länder wie zum Beispiel Costa Rica oder Panama, aber, dass es auch teurer als einige europäische Länder, wie zum Beispiel Bulgarien oder Ungarn, ist und sogar nur ein kleines bisschen günstiger als das Leben in Griechenland. Würden Sie das bestätigen? Immerhin sind die Lebenshaltungskosten schon etwas, das man im Blick haben muss, wenn man überlegt auszuwandern.

Monika Broecking Ich muss lachen. Mein Partner steht ja so auf diese Erdbeeren, die es hier das ganze Jahr gibt. Bei mir sind es diese großen, dicken, fetten schwarzen Kirschen und wenn ich die dann zur Weihnachtszeit hier kaufe, dann kosten die einen Bruchteil von dem, was ich in Neuseeland gezahlt habe. Dann kaufe ich immer kiloweise Kirschen hier und schicke Bilder von diesen riesigen Kirschen an unsere Freunden nach Neuseeland. Und die wollen dann immer wissen, wie sie denn jetzt auch nach Chile kommen.

Peter Schefer Um Ihre Frage etwas differenzierter zu beantworten: Chile ist kein Billigland. Das muss man schon ganz klar sehen. Punkt 1: Chile hat eine hohe Abhängigkeit von Import-Gütern, also alles, was aus dem Ausland kommt ist teurer, auch aufgrund der Wechselkurs-Verhältnisse. Punkt 2: Es gibt hier viel weniger Eigenproduktion als in Europa und darum sind auch gewisse Produkte und Markenprodukte teurer. Und das macht Chile schlussendlich auch im Index teuer. Wenn sie aber einheimische Produkte kaufen, wie Kirschen oder Erdbeeren, dann sieht es wieder ganz anders aus. Dann ist das Eigenproduktion, das aus dem Land kommt und das hat einen ganz anderen Preis als alles, was aus dem Ausland kommt. Das muss man schon beachten. Aber Chile ist trotzdem kein Billigland und ist preislich nicht mit z.B. Argentinien zu vergleichen, das ein ganz anderes Preisniveau hat.

00:47:37 - Inflation in Chile

Sebastian Gut, dass Sie Argentinien angesprochen haben wo dieses Jahr 90% Inflation erwartet wird. Ich meine in UK redet man von 13% und die Leute stöhnen alle. Gibt es in Chile ähnliche Probleme in der Teuerung wie momentan überall auf der Welt? Wie ist es dort?

Peter Schefer Die Teuerung hat auch in Chile angezogen. Wir liegen jetzt im Vergleich zum Vorjahr bei 10,5%. Es ist das erste Mal seit 1994, dass wir zweistellige Inflationsraten sehen. Sie sagen es richtig, Deutschland liegt im Moment bei rund 7,5%, also wir sind gar nicht sehr weit davon entfernt.

Sebastian Aber sehr weit entfernt von den 90% in Argentinien.

Peter Schefer Ja, absolut.

00:48:37 - Wohnen und Immobilien in Chile

Daniel Wir haben jetzt über Lebenshaltungskosten gesprochen, die Kosten jemanden einzustellen und den Mindestlohn. Wir wissen auch, dass Obst und Früchte preiswert sind. Da macht bei so günstigen Preisen auch eine Teuerungsrate nicht unbedingt viel aus.

Aber besonders in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz spielen Wohnungspreise einen erheblichen Faktor, denn man gibt zwischen einem Drittel oder sogar die Hälfte seines Gehalts, in einigen Ländern sogar mehr als 50%, für eine Wohnung aus. Wie einfach oder schwer ist es, einen angemessenen Wohnraum in Chile zu finden? Auch mit dem Standard, den man sich dort erhofft. Mietet man eher oder investiert man in den Kauf einer Immobilie? Was raten Sie Ihren Mandanten?

Monika Broecking Die meisten Leute mieten hier eigentlich nicht, sondern haben ihr eigenes Haus. Es gibt große Unterschiede in der Qualität. Kleine Häuser kosten nicht viel Geld, wenn man sich jedoch ein schönes Haus kauft, kostet es richtig Geld hier. Wenn man mieten möchte, dann sind Sie bei einem 2-3 Zimmer Haus bei ungefähr 400-500€ im Monat. Es ist aber nicht so einfach, etwas zu mieten. Das Problem in Chile, speziell in unserer Gegend, ist, dass wir viele Touristen haben und die Leute gar nicht vermieten wollen, weil man in den Sommermonaten wesentlich mehr Geld einbringt, als wenn man ständig vermietet. Das heißt, dass man von März bis November gern gesehen ist als Mieter und im November wird der Vertrag gekündigt, weil Dezember bis März die Hochsaison ist.

Sebastian Ist das auch in Städten wie Santiago der Fall, oder nur in den touristischen Hotspots?

Monika Broecking In Santiago können Sie Wohnungen mieten, das ist gar keine Frage.

Peter Schefer Für unsere Kunden suchen wir ganz bewusst Grundstücke und/oder Häuser, die wir ihnen dann auch zeigen. Wir begleiten unsere Kunden dahin, wir helfen Ihnen bei der Detail-Auswahl, damit sie auch wirklich den Platz finden, den Sie gerne haben möchten. Unsere Kunden kaufen in der Regel immer.

Sebastian Wenn ich jetzt in einer kleinen Stadt oder vielleicht in einer ländlichen Gegend ein kleines Grundstück kaufen will, nicht für eine Landwirtschaft, sondern für ein Einfamilienhaus zu einem akzeptablen Standard, natürlich mit dem Wissen, dass wir nicht in Deutschland sind und gewisse Abstriche gemacht werden müssen: Bei welchem Betrag fängt es an?

Monika Broecking Die Kunden, die wir im Moment betreuen, suchen alle zwischen 400.000€ und 500.000€, aufwärts.

Sebastian Das ist dann aber schon im oberen Segment, oder?

Monika Broecking Ja, das ist schon im oberen Segment. Also es gibt hier die Möglichkeit, entweder in einer Stadt zu leben oder außerhalb zu leben. Die schönen Häuser sind meistens etwas am Stadtrand, also etwas außerhalb, die sind dann alle auf 5.000 Quadratmeter und die Kosten dann zwischen 400.000€ und 600.000€ und mehr.

Sebastian Die Immobilienpreise in Deutschland sind in den letzten Jahren sehr stark angestiegen. Also, wenn ich mir in Deutschland eine Immobilie leisten kann, kann ich mir damit auch in Chile unter normalen Bedingungen eine entsprechend schöne Immobilien leisten?

Monika Broecking Absolut, ja. Das hängt natürlich dann auch immer vom Ort ab. Also wenn Sie, weiter in den Süden gehen, wie Patagonien, da ist es immer etwas billiger. Wenn Sie aber nördlich gehen, oder nach Santiago, wird es natürlich, wie in jeder Hauptstadt, teurer. Da legen Sie dann, für das selbe Haus bestimmt das Doppelte hin.

Sebastian Dass es da ein großes Gefälle gibt ist ja klar, aber ich denke die wenigsten werden jetzt in Patagonien oder im Diplomatenviertel in Santiago leben wollen, sondern irgendwo dazwischen und da gibt es bestimmt eine große Auswahl.

00:54:28 - Finanzierung für Ausländer in Chile

Wie sieht es da mit der Finanzierung für Ausländer in Chile aus, oder sollte man lieber sein eigenes Geld mitbringen, ansonsten hat es keinen Sinn?

Monika Broecking Also das Geld bringen Sie besser mit, weil eine Finanzierung für Ausländer ist hier nicht möglich, ganz einfach. Als Ausländer ihr erstes Bankkonto zu eröffnen, ist die erste wirklich große Hürde.

Daniel Da reiht sich Chile natürlich in die Reihe von vielen anderen Ländern ein, weil es generell momentan in vielen Ländern schwierig geworden ist ein Bankkonto zu eröffnen. Besonders, wenn man natürlich noch keine richtige Residenz hat.

00:55:29 - Möglichkeiten für Unternehmen in Chile Fuß zu fassen

Wie sieht es denn unternehmenstechnisch in Chile aus? Arbeiten die meisten Mandanten oder interessierten Personen, die nach Chile auswandern möchten und die Sie betreuen, für eine Auslandsgesellschaft, also sprich, sie haben ein Unternehmen wie eine Limited in UK oder eine Gesellschaft in den USA angemeldet, oder gründen die meisten eine Firma vor Ort? Was empfehlen Sie und was ist in Chile üblich?

Peter Schefer Das kommt ganz auf die entsprechende Situation drauf an. Was wir sagen können, ist, dass die unternehmerischen Möglichkeiten in Chile gewaltig sind. Es gibt natürlich Leute, die nehmen im Prinzip ihren Beruf aus dem Heimatland mit und führen den hier weiter, oder führen hier zum Beispiel ein Projekt durch. Es gibt aber auch Leute, die fangen hier ganz neu an und haben eine Präferenz z.B. im Bereich Hauswirtschaft oder Wein, Anbau oder grundsätzlich Landwirtschaft, oder Fischerei. In der Tat haben wir hier kürzlich eine Dame in der Gegend kennengelernt, die in einem Hotelbetrieb arbeitet, der hier vor ein paar Jahren von Schweizern gegründet wurde. Da hat sie gelernt, wie man einigermaßen vernünftigen Käse macht. Wir konnten den Käse kürzlich probieren und wir sind hin und weg. Also das Thema Käse entspannt sich hier mittlerweile auch langsam für mich. Was Fischerei angeht: Lachs ist das zweitwichtigste Exportgut von Chile, nach Kupfer. Aber beim Thema Lachs sind wir noch nicht auf dem Niveau, wie zum Beispiel in Norwegen. Also wenn sich hier jemand mit dem Know-how einbringen will, ist das eine ganz große Möglichkeit. Bausektor, Gerüstbau, Solarenergie um autonom zu werden, es gibt z.B. noch nicht überall Leitungen in allen Gebieten die mit Strom versorgt sind. Grundsätzlich erneuerbare Energien: Solarenergie, Wind, Wasser. Siemens und Porsche haben ein Projekt namens Haru Oni im Süden begonnen. Das wird von Siemens Energy mit einer Reihe von internationalen Unternehmen entwickelt. Das ist ein Pilotprojekt, aus dem die weltweit erste integrierte und kommerzielle Großanlage zur Herstellung synthetischer und klimaneutraler Kraftstoffe, also E-fuels, hervorgehen soll. In dieser Pilotphase werden in der Großanlage bereits in diesem Jahr etwa 130.000 Liter hergestellt, und das soll dann sukzessive gesteigert werden auf 55 Millionen Liter E-Fuels bis 2026. Porsche ist in dieser ganzen Geschichte der Hauptabnehmer. Jetzt können Sie sich vorstellen, wenn Sie in einem Land wie Chile, im Süden, solche idealen Bedingungen haben um mit Hilfe von grünem Windstrom klimaneutralen Kraftstoff zu erzeugen. Das ist eine Wahnsinnsgeschichte, vor allem wenn man gerade in Europa darüber nachdenkt, wie man möglichst unbeschadet durch den nächsten Winter kommt. Wenn jemand diesen unternehmerischen Geist und das notwendige Kapital mitbringt oder aufbringen kann, dann stehen einem hier alle Türen offen.

Sebastian Aber ich muss dafür jetzt nicht ein Unternehmen in der Größe von Siemens sein. Ich kann da auch als Mittelständler oder als Unternehmer, der in Deutschland verkauft hat, hier Fuß fassen und neu beginnen, sozusagen?

Peter Schefer Ja, absolut können Sie das auch als Mittelständler machen. Wir haben hier auch ganz konkrete Anfragen von Kunden, die wir auf diesem Weg begleiten. Die sich auch mit dem Thema erneuerbaren Energien, Bio-Gasanlagen befassen, und die den Schritt hier nach Chile prüfen. Es können aber auch Nischen von relativ kleinen Unternehmen sein, wie z.B. Alternative Toner Patron für Drucker. Also von kleinen und mittelständischen Unternehmen bis hin zu Großunternehmen wie Siemens haben hier alle Möglichkeiten. Die Regierung von Chile hat sogar vor mehreren Jahren eine spezielle Behörde eingerichtet, die InvestChile. Der Zweck dieser Behörde ist nichts anderes als ausländischen Unternehmen den Einstieg ins Land zu ermöglichen und deren Projekte auch entsprechend im Land zu positionieren. Da können wir bei Bedarf für unsere Kunden auch gerne Kontakte herstellen.

Daniel Gibt es denn im Land auch Investoren, die sich an Unternehmen, die durchaus interessante Produkte, Leistungen und Services anbieten, beteiligen? Der Eintritt in einen völlig neuen Markt, und in ein neues Land kommt ja auch mit Risiken und die Frage ist, ob man die denn alleine tragen will, gerade auch bei der Entfernung. Findet man da vor Ort Partner, die sich finanziell beteiligen und in das Unternehmen einbringen?

Peter Schäfer Absolut. Wir haben kürzlich ein größeres Grundstück an eine erfolgreiche inländische Unternehmensgruppe mit Investoren verkauft, die dieses Grundstück so aufbereiten, dass es durch Parzellierung nachher aufgewertet wird, damit entsprechende Immobilien darauf gebaut werden können, um es dann so wieder an den Markt zu bringen. Also da gibt es inländische Investoren, die hier Gelder bereitstellen und das Projekt auch hochfahren, damit es dann wieder an den Markt gebracht werden kann.

01:02:58 - Wichtige Export-Güter und Export-Möglichkeiten in Chile

Sebastian Sie haben vorhin von den wichtigsten Export-Gütern gesprochen und haben Kupfer und Lachs erwähnt. Es gibt dann auch noch landwirtschaftliche Früchte. Ich habe die Liste gerade vor mir: Natürlich Wein, Fleisch und diese Dinge. Aber da ist relativ wenig bei den 10 wichtigsten Export-Gütern dabei, wo es um produzierendes Gewerbe geht. Mexiko, zum Beispiel, ist ganz stark in der Automobilindustrie engagiert und ist in letzten Jahren Standort für viele Automobilhersteller und auch die Zulieferindustrie. Wie ist das mit produzierenden Gewerbe in Chile, oder konzentriert man sich hier hauptsächlich auf Rohstoffe?

Monika Broecking Da könnte man sicher noch eine ganze Menge machen, also zum Beispiel haben wir hier sehr viel Holz, wir haben hier wunderschöne Vollholzmöbel, die wir herstellen, aber wirklich nur im kleinen Bereich. Also das ist zum Beispiel eine Industrie, die könnte man wunderbar ausbauen, um das für den Export anzubieten.

Sebastian Also wenn es jetzt um produzierenden Gewerbe geht, jenseits der natürlichen Rohstoffe?

Monika Broecking Ja. Und wenn wir von Käse sprechen, dann können wir auch gleich von Wurst sprechen. Die Wurstwaren sind hier gut und die könnte man vielmehr für den Export ausbauen. Durch die vielen Ländereien mit Schafen, Rinder und Geflügelzucht haben wir hier genug Fleisch. Die Fleischindustrie könnte man wesentlich erweitern, indem man diese Produkte verfeinert und hier Leberwurst herstellt und exportiert.

Sebastian Herr Taborek stellt ja seine eigene Leberwurst her, das muss sich mal vorstellen.

Monika Broecking Ja, die können wir ja gerade durch die chilenische Leberwurst ersetzen.

Daniel Ich habe einige Jahre im Iran gelebt und ich habe Leberwurst sehr vermisst. Als dann Covid losging, hat uns die Botschaft nahegelegt, das Land zu verlassen, was wir dann auch taten, und da war ich kurz davor, mich mit dem Thema Käse zu beschäftigen.

01:05:33 - Auswandern mit Familie: Schulbildung und Gesundheitssystem in Chile

Was uns aber noch zu Chile interessiert: Wenn man mit Familie und Kindern kommt, gibt es da die unterschiedlichsten Fragen z.B. zum Thema Schulbildung. Finden die Kinder Anschluss und wie ist das mit der medizinischen Versorgung? Verlässt man das Land lieber, wenn man einen ernsthaften medizinischen Eingriff braucht oder ist im Land alles da, was man braucht? Wie sieht das mit der Krankenversicherung aus, schließt man eine lokale Krankenversicherung vor Ort ab oder sollte man eine Auslandskrankenversicherung abschließen? Was empfehlen Sie da?

Peter Schefer Zum Thema Ausbildung: Schulen haben einen sehr guten Ruf hier, vor allem die deutsche Schule. Es gibt landesweit verschiedene deutsche Schulen. 1854 wurde die erste deutsche Schule gegründet und die sind auch in vielen größeren Städten vorhanden. Demzufolge ist Chile bestens auch für deutsche Einwanderer geeignet, deren Kinder sich noch im Bildungsweg befinden. Es gibt hier in Chile auch hochrangige Universitäten, die man dann, je nach Bedürfnis, entsprechend aussuchen kann.

Monika Broecking Zum Thema medizinische Versorgung bieten sich hier zwei Möglichkeiten an: Entweder die öffentliche Versorgung, die sogenannte Fonasa von Nacional de Salud. Oder man schließt eine private Krankenversicherung ab, bei der es meistens eine Altersbegrenzung die bei 60 oder 70 Jahren ist. Die privaten Krankenversicherungen bieten unterschiedliche Leistungs-Pakete an und arbeiten mit Gruppen von Ärzten und Therapeuten und regionalen und überregionalen Krankenhäusern zusammen, die aber zu diesem Paket gehören. Das heißt, wenn Sie einem solchen Versicherungsträger angehören, können Sie nur auf die Ärzte und Krankenhäuser in diesem Paket zurückgreifen.

Sebastian Das ist in den USA genau das Gleiche.

Monika Broecking Wir haben in Temuco das deutsche Krankenhaus, wo regelmäßig Spezialisten aus Santiago einfliegen, um Patienten zu sehen und für 1-2 Tage in der Woche Beratungen anbieten. Die Operationen finden dann aber oft in Santiago statt. Die Krankenhäuser in Santiago sind erstklassig und ich hätte keinerlei Bedenken, mich dort operieren zu lassen. Denn wir sind auch hier wieder im lateinamerikanischen Vergleich wirklich Spitzenklasse. Also man hat die Möglichkeit, entweder der öffentlichen Krankenkasse Fonasa beizutreten oder eben der privaten. Anfangs, wenn der Kunde hierher kommt, sollte er jedoch erstmal eine Auslandsversicherung für eine bestimmte Zeit haben, dass das erstmal auf jeden Fall gedeckt ist.

01:09:31 - Wie attraktiv ist das Steuersystem in Chile?

Sebastian Wie ist das steuerliche Klima in Chile? Wie ist die Situation für Unternehmen, für natürliche Personen, gibt es spezielle Regelungen für Ausländer? Wie attraktiv oder oder weniger attraktiv ist es das Steuersystem?

Peter Schefer Ich kann hier keine verbindlichen Aussagen machen, aber so ein paar Grundprinzipien können wir in diesem Gespräch darlegen. Grundsätzlich gibt es zwei Hauptaussagen, die man machen kann: Erstens, kennt Chile das Welteinkommensprinzip, also das weltweite Einkommen ist anzugeben. Zweitens, haben Einwanderer in den ersten 3 Jahren einen Bonus und zahlen keine Einkommensteuer und sind somit in den ersten 3 Jahren grundsätzlich steuerbefreit. Hier empfiehlt sich eine fundierte Abklärung mit einem Steuerberater. Wenn man aus Deutschland kommt, Stichwort Wegzugsteuer. Mehrwertsteuersatz liegt derzeit bei 19% und es gibt, je nach Land, auch Doppelbesteuerungsabkommen, die angewendet werden können. Und auch das muss man individuell anschauen, je nachdem, wo der Kunde herkommt.

Sebastian Wie hoch sind die Einkommensteuersätze im Vergleich. Zahlt man so viel wie in Deutschland oder vielleicht eher so wie in der Schweiz?

Peter Schefer Da haben wir keine 100%ig verlässlichen Vergleichszahlen, aber es liegt irgendwo zwischen der Schweiz und Deutschland, das ist unsere subjektives Empfinden. Wir haben hier keine Spitzensteuersätze, wie das in Deutschland der Fall ist. Also wir bewegen und irgendwo dazwischen.

Sebastian Bei Unternehmenssteuern, wissen Sie da, zum Beispiel, wie der Körpersteuersatz ist?

Peter Schefer Da kann ich keine verlässlichen Aussagen treffen.

Daniel Unsere Rubrik "Kurz nachgefragt" bedeutet, dass ich eine kurze Frage stelle und Sie eine kurze Antwort haben.

Was muss man unbedingt mal gesehen haben, wenn man nur ganz kurz in Chile ist?

Monika Broecking Ich würde sagen Pucón und den Vulkan Villarrica.

Peter Schefer Meine Antwort ist Vulkan Villarrica.

Daniel Welchen Fehler sollte man in Chile unbedingt vermeiden?

Peter Schefer Vorbereitung ist maßgebend, bevor man herkommt.

Daniel Kommen wir zur einheimischen Küche: Was muss man unbedingt mal probiert haben?

Peter Schefer Empolvados mit Zucker, schmeckt grässlich!

Monika Broecking Kuchen!

Daniel Was ist denn so das typische Mitbringsel, wenn man mal in Chile gewesen ist und dann wieder nach Hause fliegt?

Monika Broecking Etwas schönes Gestricktes vom traditionellen Alpaca Markt. Entweder Socken für die kalten Wintertage in Deutschland, bis hin zum Wandvorhang.

Daniel Wunderbar, vielen Dank. Dann noch eine letzte wichtige Frage: Wie erreichen Sie interessierte Mandanten, die mit Ihnen Kontakt aufnehmen wollen, am besten?

Monika Broecking Wir haben eine Webseite: immigrationchile.com. Wir bieten unseren Interessenten einen Video Call via einem 90-minütigem Zoom-Meeting an. Da können Interessierte eigentlich alle Fragen stellen und da versuchen wir in einem ersten Gespräch bereits einen Weg aufzuzeigen, wie ein solches Einwanderungskonzept gestrickt sein könnte, weil das wirklich von Fall zu Fall unterschiedlich ist.

Daniel Vielen herzlichen Dank, Frau Doktor Bröcking und Herr Schäfer für das schöne Gespräch.

Monika Broecking Wir bedanken uns bei Ihnen und wir hoffen, dass wir möglichst viele hier in Chile sehen.

Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens: wenn ihr keines unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren-Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

SPAC – Chancen für Unternehmer und Investoren

Die SPAC ist zum echten Trend geworden – ein Hype oder eine echte Chance für Unternehmer und Investoren? Alles zu Risiken und Möglichkeiten.

Zu Gast: Stefan Nolte

Special Purpose Acquisition Companys (SPACs) sind in den vergangenen Jahren zum absoluten Trend-Thema geworden. Sie bieten einerseits Unternehmen, die mit dem Gedanken spielen, an die Börse zu gehen, Vorteile. Andererseits bieten sie Investoren spannende Möglichkeiten. In Europa sind SPACs nicht so weit verbreitet wie in den USA. Doch auch für europäische Unternehmen und Investoren lohnt sich ein Blick in die Funktionsweise und die Möglichkeiten der Akquisitionsgesellschaften.

Was SPACs genau sind, wieso sie so beliebt sind und wie Investoren Risiken vermeiden können, darüber haben wir in unserem aktuellen Podcast mit dem SPAC-Experten Stefan Nolte gesprochen.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

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Was ist eine SPAC und wozu dient sie?

Bei einer SPAC handelt es sich um eine Mantelgesellschaft, die zum Zeitpunkt des Börsengangs statt einer Geschäftsstrategie eine Akquisitionsstrategie hat. Sie sammelt über einen Börsengang Kapital von Investoren, den sogenannten IPO-Investoren, ein. Dieses Kapital wird in die Zusammenführung, den Merger, mit einer zu übernehmenden Gesellschaft investiert, die noch nicht börsennotiert ist, aber durch die SPAC an die Börse gebracht wird.

Der Vorstand, das Board des SPACs, wird häufig von den SPAC-Gründern bzw. -Initiatoren bestückt. Es kommt jedoch auch vor, dass hierfür geeignete Personen, die von „außen“ kommen, eingesetzt werden, die über eine entsprechende Expertise verfügen. Diese werden dann mit Gründeraktien vor dem IPO, dem Börsendebüt, abgegolten.

Für die Initiatoren und Investoren ist das Ziel einer SPAC der Wertzuwachs ihrer Investition und des zu übernehmenden Unternehmens. Die übernommene Gesellschaft dagegen profitiert unter anderem von einem meist schnelleren und unkomplizierteren Börsengang. Damit hat die SPAC für alle Beteiligten gewisse Vorteile.

Welche Risiken ergeben sich aus einer SPAC für Investoren?

Wie häufig bei Hypes zu beobachten, so geht auch die zunehmende Popularität der SPAC mit negativen Schlagzeilen einher und es gibt bei der Investition in die SPAC gewisse Risiken zu beachten. Immer wieder in der Presse genannt wird beispielsweise der Fall Nikola. Dabei ging der Start-up-Gründer Trevor Milton mit seinem Vorhaben, Elektro-Pick-up-Trucks zu bauen, über eine SPAC an die Börse und lockte zahlreiche Kleinanleger. Der Kurs-Boom endete jedoch jäh mit einer Betrugsklage und mit Warnungen vor der Investition in SPACs.

An diesem Fall lässt sich ausgezeichnet nachvollziehen, worauf es bei einer SPAC, bei der Akquisition durch eine SPAC und bei Investitionen darin ankommt. So handelte es sich bei Nikola um ein Start-up, das zwar mit einer starken Entwicklung überzeugte, das aber noch kein marktfähiges Produkte aufweisen konnte. Entschließt sich eine SPAC zum Erwerb eines Start-ups geht sie also per se bereits ein hohes Risiko ein, denn viele Start-ups können sich am Markt nicht durchsetzen.

Kommen SPAC-Initiatoren allerdings, anders als dies mitunter bei Finanzgesellschaften der Fall ist, aus der Branche des zu übernehmenden Unternehmens, können derartige Risiken von vornherein minimiert werden. In einem solchen Fall ist das Interesse der SPAC-Gründer, eine Gesellschaft zu akquirieren, langfristig weiterzuentwickeln und solide zum Erfolg zu führen. Ähnliches gilt für IPO-Investoren, die sich sehr gut im Sektor auskennen und an der Entwicklung des zu übernehmenden Unternehmens interessiert sind.

Hinsichtlich der positiven Entwicklung einer SPAC spielt zudem das Board, der Vorstand, eine entscheidende Rolle. Die Fähigkeit, eine geeignete Übernahmegesellschaft zu finden und das Verhandlungsgeschick des Vorstandes entscheiden ebenfalls darüber, ob ein SPAC seinen Zweck innerhalb der vorgegebenen Zeit, die auf maximal 24 Monate beschränkt ist, erfüllen kann. 

Vorteile der SPAC für Investoren und Unternehmer 

Wer darauf achtet, dass die beschriebene Basis der SPAC stimmt, kann in ihr eine interessante Investitionsmöglichkeit finden. Häufig stehen SPAC-Initiatoren nicht alle Mittel zur Verfügung, die sie benötigen, um das notwendige Sponsoren-Kapital und die Kosten zu stellen. Dann kommen Co-Sponsoren ins Spiel, die nach der SPAC-Gründung hinzukommen. Für ihre Investition erhalten die Co-Sponsoren im Verhältnis von in der Regel 1:3 später Aktien. Für eine Einlage in Höhe von 1 Mio. USD erhalten sie also Aktien im Wert von 3 Mio. USD. Diese Aktien sind allerdings eine Zeit lang, in der Regel sechs bis zwölf Monate lang, „restricted“ und können nicht verkauft werden. 

Auch für IPO-Investoren bieten SPACs attraktive Anlage-Möglichkeiten. Ein großer Vorteil für sie ist, dass sie über den Merger mitbestimmen und, sollten sie nicht mit der Übernahme einverstanden sein, vor der Fusion wieder aussteigen können. Zudem profitieren die Investoren von dem Know-how des Vorstandes.

Für die zu übernehmende Gesellschaft vereinfacht sich nicht nur der Börsengang, sondern auch der Kostenfaktor ist ein entscheidender Grund für eine Fusion. So wurde ein Teil der IPO-Kosten bereits von der SPAC bezahlt. Eine Übernahme bringt insgesamt gesehen zwar keine Ersparnis mit sich, jedoch ist ein Kostenanteil bereits getilgt.

Wollen Sie wissen, wie Sie persönlich von einer SPAC profitieren können? Dann vereinbaren Sie einfach einen Termin mit unserem Expertenteam und lassen sich ausführlich beraten!

Kontaktdaten und Links

Stefan Nolte

Homepage: www.spacconsultants.com

E-Mail: info@spacconsultants.com

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Die Vorratsgesellschaft und ihre Vorteile
Gold lagern im Ausland - was Sie wissen müssen

Timestamps

00:00:22 Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Stefan Nolte

00:05:18 Welche Risiken ergeben sich aus einem SPAC für Investoren?

00:16:43 Was ist ein SPAC?

00:19:15 Prozesse und Abläufe bei IPO und Übernahme

00:18:12 Wer stellt den Vorstand eines SPACs?

00:21:35 SPACs als Investitionsmöglichkeit

00:37:30 Akquise-Ziele und Zeitrahmen beim SPAC

00:41:46 SPAC-Initiatoren als Inhaber der zu übernehmenden Gesellschaft

00:45:49 Akquirierung und Merger

00:53:28 Die Rolle der IPO-Investoren bei der Übernahme 

00:56:02 Vorteile des SPACs für zu übernehmende Gesellschaften 

01:01:18 Die Vorteile des US-amerikanischen Marktes 

01:17:36 Kontaktmöglichkeiten für Interessenten

01:21:19 Kontaktdaten Stefan Nolte

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 54: SPAC – Chancen für Unternehmer und Investoren

Zu Gast: Stefan Nolte

Perspektive Ausland - der Podcast für Unternehmer und Freiberufler, die es ins Ausland zieht. Egal, ob Steuerplanung, Auslandsfirmen, Gründung oder Lifestyle-Fragen - hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:00:22 Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Stefan Nolte

Sebastian: SPAC ist etwas, das in den letzten Jahren vermehrt zum Modewort geworden ist und wo natürlich reges Interesse besteht, worüber es auch in der Öffentlichkeit viele Erfolgsmeldungen, einige negative Meldungen gibt. Wofür sich Mandanten auf jeden Fall interessieren, sind die Fragen: Was ist das? Ist das etwas für mich? Kann man das machen? Was sind die Vorteile, welche die Nachteile? Insofern sind wir froh, dass wir heute einen ausgewiesenen Experten hier haben, um nochmal über das Thema zu sprechen.

Daniel: Wunderbar, sehr schöner Einstieg. Vielleicht ist das jetzt der ideale Moment, Herr Nolte, dass Sie sich unseren Zuschauern und Zuhörern selbst vorstellen?

Stefan: Ja, ich bin Stefan Nolte, ursprünglich bin ich aus Lübeck, östlich von Hamburg. Ich bin 1984 ausgewandert. Ich habe 15 Jahre in der Türkei gelebt und danach achteinhalb Jahre in Nord-Zypern, wo ich als Managing Director einer Offshore-Bank gearbeitet habe. Ich bin dann im Juni 2008 in den Süden Zyperns umgezogen, wo ich meine Gesellschaft zu einer Consulting gemacht habe. Wir sind fokussiert auf Unternehmensberatung in verschiedenen Branchen, unter anderem in industriellen Investitionen auch von deutschen Firmen in Ländern des Nahen Ostens. Dazu kommt die Beratung von internationalen Firmen Strukturen unter einem Steueraspekt sowie deren Umsetzung. Und außerdem sind wir seit Jahren mit SPACs beschäftigt, und zwar sehr beschäftigt. Ich glaube, dass circa 70% der Zeit momentan für SPACs aufgewandt werden. Wir beraten in Bezug auf SPACs Klienten, die meist eine SPAC aufsetzen möchten. Und da gibt es viel Beratungsbedarf, den sogenannte SPAC-Initiatoren von den Großbanken in der Regel nicht bekommen. Dann musst du dich selbst schlau machen. Weniger gut oder schlecht klappt das dann. Wenn alles innerhalb der vorausgehenden Beratungsgespräche geklärt ist, dann machen wir uns an die Umsetzung der SPAC, das heißt die Gründung, das Schreiben des S-1, des Prospectus. Wir benennen die Investmentbank, also die Underwriters und den Legal Council, das Old Office in New York. Wir setzen SPACS nur in New York auf. Das hat verschiedene Gründe, auf die wir vielleicht später noch kommen können. Dann reichen wir den S-1, den Prospectus, ein bei der SEC, bei der Security and Exchange Commission in Washington. Die haben meistens noch etwas zu sagen - hier eine kleine Änderung und da eine kleine Änderung. Dann bereiten wir die Roadshow vor, gemeinsam mit den Underwriters. 3 bis 5 Tage nach der Roadshow ist dann das IPO. Damit ist unser Mandat eigentlich erfüllt, im ersten Schritt, aber die meisten Kunden möchten, dass wir weiterhin an ihrer Seite bleiben und sie tatkräftig begleiten bei der Suche nach einem geeigneten Acquisitions-Ziel. Das tun wir auch in den meisten Fällen, wenn das gewünscht wird. Darüber hinaus sitze ich selbst im Board einer SPAC als unabhängiger Direktor, das ist die Financial Strategy Acquisition Corporation SPAC. Wir hatten unser IPO am 10. Dezember letzten Jahres mit 300% Over-Subscription. Auf Deutsch könnte das Überzeichnung heißen.

Sebastian: Ja.

Stefan: Das ist natürlich gut, weil man dadurch schonmal ein gutes Potenzial in der Tasche hat für spätere PIPE-Investoren und für eine Akquisition. Das zu mir in Kürze.

Sebastian: Ja, sehr interessant, Herr Nolte.

00:05:18 Welche Risiken ergeben sich aus einer SPAC für Investoren?

Daniel: Jetzt ergeben sich natürlich eine ganze Menge Fragen, die wir nach und nach für unsere Zuschauer und Zuhörer klären wollen, zum Beispiel: Wie funktionieren SPACs überhaupt? Wie kam es zu dem Trend? Wie sehen Sie das als Experte, hält er noch weiter an? Wie geht es da in Zukunft weiter? Wie funktioniert solch ein Launch? Sie hatten das kurz zusammengefasst. Da wollen wir gerne nochmal die einzelnen Schritte im Detail näher betrachten. Was gibt es für Risiken? Worauf muss man aufpassen? Man hat ja immer die Seite derjenigen, die die SPAC selber launchen und dann natürlich auch die Seite derjenigen, die vielleicht investieren wollen. Und man hat hin und wieder mal positive Schlagzeilen, man hat aber manchmal auch negative Schlagzeilen. Ich habe das Thema SPAC das erste Mal mitbekommen, als es damals um Lilium, das Unternehmen in Deutschland, ging. Mich hat das Produkt natürlich sehr interessiert, was dann letztendlich akquiriert wird oder die Firma selbst. Negativ ging mitunter Nikola mit seinem Truck durch die Presse. Aber das legen wir jetzt mal beiseite.

Stefan: Was war daran negativ? Entschuldigen Sie, wenn ich jetzt unterbreche...

Daniel: Ich habe dazu erst heute wieder einen Artikel gelesen, da wird gewarnt vor SPACs. Darüber hat man dann das Bild von Nikola, weil er wohl angeblich die potenziellen Investoren getäuscht hat, weil man den LKW da auf den Berg hochgezogen hat und dann runterrollen lassen hat.

Sebastian: Den leeren LKW ohne Motor, ja.

Daniel: Darüber kann man denken, wie man will. Es hat ja auch niemand behauptet, dass schon ein Motor drin wäre. Wenn ein Motor schon da wäre, warum hätte man dann das Kapital gebraucht? Aber es wird halt mitunter gerne von den sogenannten Reichsbedenkenträgern so als Beispiel angeführt.

Stefan: Da haben Sie aber viele Fragen gestellt.

Daniel: Ja, Sie müssen sie nicht alle in einem Satz beantworten. Das war ein kleines Summary. Wir gehen jetzt nach und nach mal durch. Wie gehen wir an das Thema heran?

Stefan: Ich fange vielleicht mal mit dem Thema Nikola an. Grundsätzlich gilt: Wofür auch immer ich Geld ausgebe, ich trage immer ein Risiko. Selbst, wenn ich auf dem Wochenmarkt 5 Kilo Äpfel kaufe, dann trage ich das Risiko, dass in 5 Äpfeln Würmer drin sind. Also wer meint, und das ist natürlich in Deutschland sehr verbreitet, das weiß ich, risikolose Anlagen machen zu können oder sie mit geringem Risiko tätigen zu können, der ist meistens leider auf dem falschen Weg. Das geht nicht. Es ist bezeichnend, dass Deutschland das Land mit dem geringsten Anteil an Selbständigen innerhalb der EU ist. Damit meine ich nicht kleine Selbstständige, sondern Selbstständige, die eine Firma haben und leiten. Der Deutsche möchte seine beamtenmentalitätsmäßige Sicherheit. Die finden Sie halt nicht in irgendwelchen Investitionsmärkten. Im speziellen Fall von Nikola: Dass Nikola ein sehr negatives Beispiel sein würde für eine SPAC-Akquisition, das war von vornherein klar, sogar bevor sie die SPAC gekauft hatte, denn Nikola war am Start-up. Das war ein Start-up, das noch nicht mal reif war zum Markteintritt. Und noch schlimmer: Das noch nicht einmal ein Produkt hatte, was in einer absehbaren Zeit den Markt vielleicht hätte betreten können. Nikola ist ein Laden mit 25 bis 26 Ingenieuren. Das sind gute Ingenieure. Die haben sich zum Ziel gesetzt, einen E-Truck zu bauen, also eine elektrisch betriebene LKW-Schub-Maschine und haben angefangen, eine spezielle Batterie-Technologie zu entwickeln, was notwendig ist, weil ein Lkw ja viel Kraft braucht. Da waren sie auch gut drin. Was sie aber eben noch gar nicht hatten, war ein Motor. Das war halt ein Start-up auf einem erfolgreichem Weg, und zwar auf der Hälfte des Weges, den sie zu gehen haben, bis sie dann mal einen Markteintritt machen können. Wir haben zwar im zweiten Halbjahr 2020, insbesondere im letzten Jahr, 2021, und auch in diesem Jahr leider noch, viele SPACs gesehen, die Start-ups gekauft haben, die noch keinen Umsatz haben, geschweige denn Gewinn. Wenn sie jetzt mal einen Blick werfen auf den Markt der Venture Capitalists oder Private Equity: Es gibt ja viele, die sich auf Start-ups fokussieren und es weiß im Allgemeinen jeder, dass 8 von 10 Startups irgendwann eingestellt werden. Was bedeutet, dass natürlich alle Investitionen verschwunden sind, die haben sich aufgelöst. Genau das Gleiche ist es, wenn eine SPAC ein Start-up kauft, welches sich weit entfernt befindet von einem Markteintritt und insbesondere keinen Umsatz erzielt. Und die IPO-Investoren, das sind in der Regel große institutionelle Investoren. Sie möchten eines nicht: Dass der Vorstand der SPAC mit dem Geld hinaus marschiert in die Welt und spekuliert. Und Start-ups ohne Umsatz zu akquirieren, ist eine reine Spekulation. Leider gab es das häufig und der Grund dafür war, dass wir in 2020 und auch im ersten Quartal 2021 einen sogenannten Hype hatten. Manche bezeichnen das als Blase. Blase trifft in diesem Fall nicht zu, ein Hype ist nicht automatisch eine Blase. Es ist deswegen keine Blase, weil der Markt die Zahlen, der IPO Proceeds, eigentlich aufsaugen kann. Es gibt auch genügend Akquisitionsziele, wenn man sich nicht nur auf Nordamerika beschränkt. Nur, wie das gemacht wurde und was sie eingekauft haben, das war der springende Punkt, der dann zu vielen Negativ-Nachrichten führte. Mindestens die Hälfte der SPACs, die 2020 und 2021 ein IPO gemacht haben, waren SPACs, die von Finanzgesellschaften aufgesetzt wurden, also Asset-Management-Gesellschaften, Fonds-Gesellschaften, Banken. Bei einem Finanzdienstleister im weitesten Sinne besteht natürlich ein anderes Interesse der SPAC-Initiatoren oder derjenigen, die eine SPAC launchen als bei Industriellen, die aus der Geschäftswelt kommen und sich in einem bestimmten Industriebereich auskennen. Für die Financial Guys, also für die Finanzdienstleister, ist das einzige Interesse, durch geschicktes Manövrieren und möglichst viel Finanz-Ingenieurs-Rechnerei viel Geld rauszuschlagen, ohne irgendein Interesse zu haben an dem, was die SPAC dann tatsächlich kaufen wird. Das führt zu einer absoluten Verantwortungslosigkeit. Bei den SPAC Launchern, den SPAC-Initiatoren, besteht gegenüber der Gesellschaft, die gekauft wird, kein langfristiges Interesse, diese Gesellschaft wirklich mit neuen, jetzt zur Verfügung stehenden hochzubringen und weiterzuentwickeln, vielleicht zu globalisieren und so weiter und so fort. Das erklärt auch, warum wir in den letzten Jahren, wie gesagt 2020 und 2021 oder zumindest die letzten drei Vierteljahre so viele der SPACs haben, die ja keine SPACs mehr sind, sondern inzwischen gelauncht haben und deren Aktien so in den Keller gegangen sind. In einer bisher nie da gewesenen Form. Das ist aber völlig normal, das ist nicht schön für die, die investiert haben, aber hätten sie mal besser nachgedacht! Wenn ich irgendwo investiere, womit meinem Geld offensichtlich spekuliert wird, weil etwas gekauft wurde oder werden soll, was noch keinen Umsatz hat, dann kann ich mir selbst ausrechnen, vielleicht werden sie Umsatz haben, vielleicht werden sie keinen Umsatz haben, vielleicht werden sie Gewinn haben, vielleicht werden sie keinen Gewinn haben. Wenn man mal schaut, welche Gruppen von Investoren in eine SPAC investieren, dann sind das nur zu einem ganz kleinen Teil kleinere Privatinvestoren. Zu den meisten Teilen sind das größere Investoren. Ich sehe auch häufig auf das Thema der auf SPAC spezialisierten Investoren, die sich in der Industrie auskennen. Und es sind halt die großen IPO-Investoren, die sehr häufig auch Investoren aus der Branche sind, in die die SPAC hinein will. Bei uns war das so, am 10. Dezember, ich glaube, 80 % der IPO Proceeds kamen von Asset-Management-Firmen, die fast ausschließlich im Fintech-Bereich investieren und hoch professionelle Mannschaften haben und uns gleich schon während der Roadshow angeboten haben, wenn wir irgendwelche Hilfe brauchen, sollen wir uns melden, mit Freude werden sie uns zur Seite stehen. Da sieht man gleich, das sind IPO-Investoren, die an einem langfristigen Engagement interessiert sind, im Gegensatz zu irgendwelchen bloßen Finanzdienstlern, die schnell Kohle machen möchten.

00:16:43 Was ist eine SPAC?

Daniel: Wer hat denn bei so einer SPAC dann eigentlich das letzte Wort und die Entscheidung, welches Unternehmen akquiriert wird? Vielleicht noch ganz kurz für die Zuhörer und Zuschauer, versuchen sie doch mal bitte, Herr Nolde mit so wenigen Worten wie möglich nochmal die SPAC zu erklären, was das ist. Ich werde mal mitzählen, wie viele Wörter Sie brauchen. Mal gucken, ob sie den Rekord brechen.

Stefan: Also eine SPAC ist eine Mantelgesellschaft, die zum Zeitpunkt ihres Börsengangs kein Geschäft hat, die stattdessen eine Geschäftsidee hat, oder eine Geschäftsstrategie hat, eine Akquisitionsstrategie, dann beim Börsengang große Beträge von Investoren einsammelt, die dann auf einem Anderkonto liegen. Nach dem IPO macht der Vorstand der SPACs sich auf die Suche nach einem geeigneten Acquisitions-Ziel, verhandelt, einigt sich und muss dann den IPO-Investoren die geplante Akquisition zur Genehmigung vorlegen. Das ist eine SPAC, und damit habe ich gleichzeitig die andere Frage beantwortet. Es sind letztendlich die IPO-Investoren, die das letzte Wort haben.

00:18:12 Wer stellt den Vorstand einer SPAC?

Daniel: Wer stellt den Vorstand ein? Wer wählt den Vorstand?

Stefan: Also der Vorstand wird bestückt von den SPAC-Initiatoren. Häufig sind das die Leute selbst, die die SPAC initiieren. Manchmal sind das zusätzliche Leute von außen, wenn die SPAC-Initiatoren selbst nicht ausreichend befähigte Leute haben, die den Erwartungen an einen SPAC-Vorstand entsprechen, haben dann müssen sie sich Dritte suchen. Die werden in der Regel abgegolten mit Gründeraktien vor IPO, weil sie nach amerikanischem Gesetz kein Gehalt bekommen dürfen, bis nach der erfolgreichen Akquisition. Insofern stellen die Leute sich selber ein.

00:19:15 Prozesse und Abläufe bei IPO und Übernahme

Sebastian: Herr Nolte, Sie haben vorhin den Prozess schon ganz schön beschrieben, wie auch Sie arbeiten. Das heißt, Sie haben beschrieben, die Firma wird begründet, wird aufgesetzt, die Unterlagen werden aufbereitet. Dann beginnt die Roadshow, bei der Roadshow finden Sie die IPO-Investoren. Vorhin hat sie gesagt hauptsächlich institutionelle Investoren. Dann erfolgt der IPO. Ist vielleicht nochmal wichtig zu verstehen: Werden bei dem IPO dann schon die Mittel eingeworben, um die spätere Übernahme zu machen oder kommt es dann zu einem weiteren Raise? Oder geht es letztlich bei dem ersten IPO nur darum, grundsätzlich überhaupt Mittel für den Betrieb der Gesellschaft und die Suche nach dem Übernahmeziel anzuwerben?

Stefan: Ja gut, dass Sie das ansprechen. Die IPO-Gelder kommen auf ein Anderkonto. Die dürfen nicht angetastet werden für irgendetwas anderes als die spätere Akquisition. Das sind keine Betriebsmittel, die man sich selbst holt. Natürlich fallen SPAC-Kosten an. Zum Launch der SPAC fallen Kosten an. Kurz nach dem IPO möchten die Underwriter ihren Obolus haben, der meistens in 2 Tranchen aufgeteilt wird, erstens gleich nach dem IPO (in der Regel 2%) und die zweite Tranche erst nach einer erfolgreichen Aktion. Da fallen der Regel dreieinhalb Prozent an, bei kleineren SPACs sind es zweieinhalb und dreieinhalb Prozent. Dann fallen Kosten für die D&O Insurance, also die Versicherung des Vorstands gegen alle möglichen Risiken. Die sind sehr hoch geschnellt in den letzten eineinhalb Jahren. Ich weiß, vor zweieinhalb Jahren kostete das 150.000 USD für ein SPAC-Board für ein Jahr, die Versicherungs-Deckung. Jetzt sind wir schon bei 1 Mio. USD.

Sebastian: Wahnsinn!

00:21:35 SPACs als Investitionsmöglichkeit

Stefan: Und die Versicherungsindustrie hat natürlich gelernt, das heißt, sie machen jetzt differenzierte Berechnungen, um das Risiko zu qualifizieren, dem sie ausgesetzt sind. Damit spielt auch die Güte der Vorstandsmitglieder eine wesentliche Rolle. Wenn Sie dort jemanden haben, der von nichts eine Ahnung hat, dann stellt er ein höheres Risiko dar, als wenn das ein Fachmann ist. All diese Kosten, dann nach IPO auf dem Weg zu einer Akquisition. Da gibt es auch Kosten, angefangen bei Reisekosten. Dann entstehen Kosten für die Auditors und die Legal Councils und weil die SPAC als gelistete Gesellschaft natürlich ständig irgendwelche Reports an die SEC schicken muss. All das wird gedeckt von dem sogenannten Sponsoren-Kapital. Sponsoren-Kapital ist eine Kapitalausstattung seitens SPAC-Initiatoren oder der SPAC-Launcher, die selbst Geld hineintun, um diese Kosten decken zu können und damit sind sie Sponsoren. Nun kommt es häufig vor, dass SPAC-Initiatoren nicht ausreichend Mittel zur Verfügung haben, um alle Kosten und das notwendige Sponsoren-Kapital selbst zu stellen. Die suchen sich dann sogenannte Co-Sponsoren, die eigentlich auch Sponsoren sind, aber Co-Sponsor ist dann eine Unterscheidung zu den initialen Sponsoren und den später hinzugekommenen Sponsoren. Das ist ein eine sehr interessante Investitionsmöglichkeit. Das SPAC-Kapital, das benötigt wird, errechnet sich unter anderem mit aus der Größe des IPOs. Je größer das IPO, desto größer ist das notwendige Sponsoren-Kapital. Das ist logisch, weil die Underwriters eben mehr bekommen, weil die einen Prozentsatz bekommen. Aber mit ansteigender IPO-Größe gehen die Prozentsätze herunter, weil ein Teil Festkosten sind, die nicht von IPO-Größen abhängig sind und ein Teil sind IPO-Größen-abhängig. Wenn Sie eine SPAC nehmen, ich spreche jetzt von amerikanischen SPACs, das sage ich, weil in Amerika solche Dienstleistungen wesentlich teurer sind als in Europa, in Höhe von 125 Mio. USD oder so, dann hat die schätzungsweise einen Sponsoren-Kapitalbedarf von 7 1/2 bis 8 Mio. USD. Wenn Sie eine 200-Mio.-USD-SPAC haben, dann werden es 8,2 bis 8,3 Mio. USD. Dieses Geld wird verwandt, um alle Kosten zu decken. Die SPACs-Sponsoren und Co-Sponsoren erhalten in der Regel einen Ertrag von 1:3. Für 1 Mio. USD, die sie einlegen, werden sie am Teil des IPOs Aktien erhalten im Wert von 3 Mio USD plus Warrants, also Optionsscheine. Wie viele, das ist jedem Einzelfall verschieden können die SPAC-Investoren für sich entscheiden. Man muss sich natürlich am Markt orientieren, um interessant zu sein. Es gibt auch SPACs ohne Warrants, dann gibt es SPACs mit anteiligen Warrants, das heißt ein Warrant kann eine halbe Aktie kaufen oder man braucht zwei Warrants, um später eine Aktie zu kaufen. Der Multiplikationsfaktor, der ist auch verschieden, es gibt auch SPACs, wo der Sponsor das Vierfache dessen an Aktien erhält, was er hineingesteckt hat, also 1 Mio. USD hat er hereingestellt und Aktien erhält er im Wert von 4 Mio. USD. Die Aktien sind restricted. Die können also nicht verkauft werden, können nicht beliehen werden oder sowas. Die Underwriters machen das schon mit dem Beleihen, aber Banken würden das nicht machen. Die müssen gehalten werden bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nach einer erfolgreichen Akquisition. Das sind in der Regel zwischen 6 und 12 Monate. Es gibt auch Fälle, wo das 18 Monate oder sogar 24 Monate sind. Und dieser Zeitraum, wie lange nach dem Merger die Aktien gehalten werden sollen, ist festgelegt im Prospectus und ist eine der vielen kleinen Stellschrauben, um eine SPAC in den Augen von IPO-Investoren interessant zu machen, weil IPO-Investoren sagen: Hey, die Leute haben sich verpflichtet, bis zu 18 Monate nach dem Merger ihre Aktien zu behalten. Mit anderen Worten, die glauben fest daran, dass dieser Vorstand das hinbekommt und eine gute Akquisition hinkriegt. Das erzeugt Vertrauen.

Daniel: Jetzt haben sie schon etwas Wichtiges angesprochen, das Thema Vertrauen, und haben dabei den Vorstand erwähnt. Wie ist das mit den Erfolgskriterien? Sie haben gerade gesagt, es gibt also einige Dinge, die im Prospectus drinstehen, die Bedingungen und Stellschrauben, die man bei dem Konzept beachten kann. Hängt der Erfolg in erster Linie auch an den Menschen, an den Personen, an den Experten, die man dort mit reinbringt? Oder was ist aus Ihrer Sicht ein Erfolgskiller? Oder auch das Erfolgskriterium?

Stefan: Ja, wie immer der Mensch. Eine SPAC ist ja nicht eine Maschine, wo auf einen Knopfdruck alles irgendwie funktioniert und weitergeht, sich realisiert. Sondern eine SPAC ist ein Unternehmen, welches von einem Vorstand geleitet wird. Der Vorstand besteht aus Menschen und es ist wie bei jeder kleinen der großen Firma in England oder in Deutschland oder sonst wo: Wenn Sie einen guten Vorstand haben, wenn sie einen guten CEO haben, dann läuft der Laden gut und wenn die Leute nicht so gut sind, dann läuft er ein bisschen schlechter oder ganz schlecht.

Sebastian: Ich glaube, so ist es grundsätzlich ja immer wenn man Investoren sucht, Kapital einwirft, dann hat natürlich immer das Management eine ganz herausgehobene Funktion, um dem Unternehmen das Vertrauen der Investoren zu sichern. Ich glaube, das ist generell so. Ich habe jetzt noch eine Frage zu dem Prozess, den Sie jetzt gerade beschrieben haben - hinsichtlich der Sponsoren und wo die Sponsoren-Gelder herkommen. Das heißt also, die Sponsoren sind ja im Grunde die Initiatoren oder die Gründer, die die Idee haben, die SPAC zu launchen und die die entsprechenden Mittel zur Verfügung stellen. Dann kommt die Roadshow, dann kommt der IPO. Werden letztlich in dem IPO schon alle Mittel geraised, um später die Übernahme zu machen und wie viele IPO-Aktionäre gibt es normalerweise? Ist das eine Handvoll große institutionelle Anleger oder sind es auch mehr als eine Handvoll? Wie muss man sich das vorstellen?

Stefan: Die Anzahl der IPO-Investoren schwankt in der Regel so zwischen 5 und 12.

Sebastian: Also ein relativ überschaubarer Kreis. Wir denken ja oft bei IPO an so etwas wie Facebook mit Tausenden, Zehntausenden Aktionären. So ist es also definitiv nicht, ein sehr kleiner, beschränkter Kreis, was ja auch klar ist. Sie haben vorhin gesagt, sie machen eine Roadshow, 5 Tage später ist der IPO. Das läuft ja alles in sehr kompakter Zeit ab.

Stefan: Ja, das ist eben der Vorteil von SPACs, um eine gekaufte Gesellschaft auf diesem Wege an die Börse zu bringen, durch eine Art von Reverse Merger, dass man eben nicht ein klassisches IPO macht, wo dann unheimlich viel Geld ausgegeben wird auf dem Vorwege für Marketing und PR und wo man dann ab dem IPO eine unbestimmte Zeit wartet, bis man dann endlich die ersehnte Summe zusammenbekommen hat. Das kann man nicht wissen, das sind dann kleinere Investoren, private Investoren, die kaufen dann, weil sie die Geschichte toll finden oder kaufen nicht. Beim SPAC-IPO, das heißt zwar IPO, das heißt also Initial Public Offering, aber so public ist das nicht. Man muss übrigens, ich glaub 400.000 private Investoren mit dabeihaben, das organisiert, die Underwriter Bank, damit man sagen darf, es ist ein Public Offering. Diese Information am Rande. In Wirklichkeit wird das IPO Kapital zur Verfügung gestellt von den von den großen institutionellen IPO-Investoren, die in der Regel 5 - 12 sind in einem SPAC-IPO und die in der Regel von der Underwriter Bank bereits handverlesen wurden, um sie zur Roadshow einzuladen, denn die kennen natürlich jeden ihrer Investoren, ihre Vorlieben oder No-Gos und die Investoren, die möchten sich dann in der Roadshow eigentlich nur noch davon überzeugen, dass das, was die die Investmentbank gesagt auch das stimmt und sie möchten, die möchten Vibes spüren zu diesen Leuten, die das vorstellen. Die Roadshow besteht, je nachdem, wieviel Investoren geplant sind, aus 3 bis 7 One-to-One-Zoom Meetings, die jeweils maximal eine dreiviertel Stunde dauern. Das heißt in einer dreiviertel Stunde muss man alle Sachen gesagt haben und sie dann überzeugt haben, dass wir die richtigen Typen sind, um das zu machen, was wir vorhaben.

Sebastian: Wenn Sie von der Roadshow sprechen, da wollen Sie ja ganz gezielt schon potenzielle Investoren haben, die auch in ein solches Unternehmen eben auch in der Branche investieren wollen. Sind die SPACs von Anfang an so aufgelegt, dass man sagt: Wir wollen spezifisch mit dieser SPAC in IT oder in Transport, in Biochemie oder Life Science investieren? Ist es im Grunde schon so, dass die Investoren, auch wenn sie das Übernahmeziel noch nicht kennen, aber schon relativ genau eine Idee haben, wo die Reise hingehen wird?

Stefan: Ja, das ist richtig. Wie ich vorhin, als ich in wenigen Worten eine SPAC definieren sollte, schon gesagt hatte, hat die SPAC statt eines Geschäftsgegenstandes eine Akquisitionsstrategie.

Sebastian: Ok.

Stefan: Diese Strategie ist festgelegt im Prospectus. Allerdings ist sie im Prospectus sehr breitbandig aufgestellt und auch sehr vage, und das hat einen Grund. Das bedeutet nicht, dass die SPAC-Initiatoren keine Idee haben, sondern das ist eine Absicherung, denn es kann ja immer sein, dass es in dem speziellen Feld, auf welches man fokussiert ist, nicht klappt, eine Firma zu kaufen. Man findet zwar gute Kandidaten, aber die bestehenden Gesellschaften wollen nicht verkaufen. Dann muss man sich anders orientieren. Wenn ich mich aber zu sehr auf einen schmalen Bereich festlege, in meiner Absatzstrategie, die im Prospectus steht, dann muss ich eine Änderung bei der SEC einreichen, also bei der Security and Exchange Commission. Dann verliere ich wieder 3 bis 4 Wochen. Und um das zu vermeiden, ist die Strategie im Prospectus sehr weit gehalten, sehr breitbandig gehalten. Wenn es aber zur Roadshow kommt, da wollen natürlich die möglichen Investoren schon genauer wissen, was man vorhat. Und für die Roadshow hat man dann auch eine Präsentation fertig, wo das spezifischer dargestellt ist, was man vorhat, als es im Prospectus steht. Je nachdem, aus welcher Branche man kommt, stellen die zukünftigen IP auch ganz spezifische Fragen.

Sebastian: Das heißt im Grunde genommen ist es deswegen auch besonders wichtig, das hatten wir vorhin schon erwähnt, dass letztlich auch das Management, was der SPAC vorsteht, auch in der Branche Erfahrung hat, so dass der Investor, das Gefühl hat, dass er da gut aufgehoben ist und dass die Leute letztlich jemand sind, die hier schon das richtige Übernahme-Ziel identifizieren werden.

Stefan: Das ist richtig. Nicht nur in der Branche, sondern auch in anderen Teilaspekten. Also wenn Sie jetzt eine Fintech-SPAC haben, es müssen nicht alle Vorstandsmitglieder Fintech-Gurus sein. Sie brauchen auch Leute, die Märkte beurteilen können, die die Zukunftsentwicklung sehen können, die sich mit M&A auskennen. Es müssen später mit den Inhabern der Gesellschaft, die man kaufen möchte, die Bedingungen ausgehandelt werden und da muss man dann schon ein bisschen was verstehen von M&A. Das heißt, für jedes Gebiet sollten Sie jemanden im Board haben. Das ist immer vorteilhaft, aber kein Muss, im Board jemanden zu haben, der bereits SPAC-Board-Erfahrung hat. Das ist ein sehr großer Vorteil, es ist ein Vorteil für Co-Sponsoren, die vor IPO als Sponsoren investieren und es ist auch ein Vorteil in den Augen der IPO-Investoren, weil die sagen, das sind ja keine Grünschnäbel, die haben Erfahrungen, die haben das schon mal gemacht. Das ist gut, dann sind sie auch nicht erschrocken, wenn dann die Post eingereicht werden muss und so weiter und so fort.

00:37:30 Akquise-Ziele und Zeitrahmen bei der SPAC

Daniel: Kommt das eigentlich vor und ist es überhaupt statthaft, beispielsweise, dass eine SPAC initiiert wird, bei dem man das Akquise-Unternehmen schon im Sinn hat? Ist das auch eine Sache, die die vorkommen kann? Man kennt schon ein innovatives Produkt oder ein Unternehmen und sagt, dafür launchen wir eine SPAC oder darf man das nicht? Und kommt es auch nicht vor?

Stefan: Also, die Gedanken sind frei und die kann keiner lesen. Juristisch gesehen darf der Vorstand nicht wissen, was er kaufen möchte, vor dem IPO. Das bedeutet aber nicht, dass sich der SPAC-Vorstand nicht im Markt umkucken darf und sich bereits eine Liste macht von Firmen, die er meint, dann anzusprechen nach dem IPO und die er aufgrund öffentlich zugänglicher Informationen bereits etwas geprüft hat oder getestet hat. Das schließt natürlich meistens das Durchsehen von Jahresbericht usw. aus über private Firmen, die müssen das nicht veröffentlichen und tun das auch nicht. Aber man kann sehr viele Informationen sammeln über öffentlich zugängliche Kanäle, um sich ein Bild zu machen und zu sagen: "Die sind aber nicht so gut, sehen ja interessant aus, aber die sind anscheinend haushoch verschuldet." Das sollte jeder SPAC-Vorstand machen, vor dem IPO, also wenn ein SPAC-Vorstand wirklich nur eine Idee hat, eine allgemeine Idee hat, und dann erst nach dem IPO anfängt, sich irgendwo umzugucken, dann ist es meistens schon zu spät, denn jede SPAC hat eine befristete Zeit, eine Gesellschaft zu akquirieren und sie zu launchen. Juristisch sind das 24 Monate ab IPO, aber die Marktbedingungen, das heißt die Competition im Markt zwischen verschiedenen SPACs, hat dazu geführt, dass SPACs von sich auch die Zeit verkürzt haben und im Prospectus sagen, wir planen innerhalb von 12 Monaten etwas zu akquirieren oder innerhalb von 18 Monaten oder als sicheres Ziel innerhalb von 12 Monaten, aber gestatten uns gegebenenfalls zweimal eine zweimalige Verlängerung von jeweils 3 Monaten, für die dann allerdings ein bisschen Shares abgegeben werden, also Aktien gegeben werden müssen, die von Sponsoren gehalten werden und an IPO-Investoren gegeben werden. Das sind zwar kleine Mengen für die IPO-Investoren, können aber größere Mengen sein für die SPAC-Sponsoren, weil die ja verhältnismäßig einen kleineren Teil haben.

Sebastian: Die 12 Monate, von denen Sie gesprochen haben und basierend auf Ihrer Erfahrung, ist es realistisch, wird das schon ganz schön knapp oder ist es komfortabel, weil man in der Regel nach 6 Monaten mit der Übernahme schon fertig ist oder ist das richtig viel Arbeit, richtig viel Stress für den Vorstand dieser SPAC?

Stefan: Da ich ja selbst Direktor bin bei einer SPAC, der vor 3 Monaten seinen IPO hatte, kann ich sagen, das ist viel Arbeit und viel Stress. Und wir haben eine ganze Reihe von SPACs gesehen in den vergangenen anderthalb Jahren, die nach 6 Monaten bereits ihre Akquisition durchgeführt haben. In diesen Fällen war es immer so, dass von vornherein klar war, was gekauft werden soll. Aber es darf nicht öffentlich werden, aber ohne, dass das vorentschieden ist, schafft man das nicht, das ist unmöglich.

Sebastian: Ok, verstanden.

00:41:46 SPAC-Initiatoren als Inhaber der zu übernehmenden Gesellschaft

Stefan: Es gibt und das ist häufig bei solchen SPACs gewesen, wo die SPAC-Sponsoren oder die SPAC-Initiatoren Leute waren, die irgendeine Gesellschaft besitzen, die dann gekauft werden soll von der SPAC oder die indirekt involviert sind. Oder Strohmänner. Es ist möglich, dass eine SPAC eine Gesellschaft kauft, in der die Sponsoren bereits ein Interesse haben. Es ist möglich, entgegen der häufigen Meinung, dass es nicht möglich sei. Es muss nur im Prospectus klar und deutlich genannt werden, dass diese Möglichkeit auch besteht oder bestehen könnte, dass eben die Leute, die Sponsoren sind. Es muss ohnehin aufgeführt werden, an welchen Gesellschaften die Leute im Vorstand irgendein Interesse haben Das steht immer drin und dann, wenn das der Fall sein sollte, steht eben drin, dass auch eine Gesellschaft gekauft werden darf, an der eines oder mehrere Vorstandsmitglieder ein Interesse haben In diesem Fall muss das Vorstandsmitglieder oder die Vorstandsmitglieder, die ein Interesse haben an der Firma die es verkaufen soll, sich bei der Abstimmung der Stimme enthalten. Wenn man 5 Leute im Vorstand hat, die alle Gesellschafter sind, dann müssten sich alle enthalten und dann geht der Deal nicht mehr.

Sebastian: Es muss natürlich jedem klar sein: Der Vorstand einer Aktiengesellschaft oder einer SPAC, der arbeitet natürlich für die Gesellschaft, für die Aktionäre, für die Investoren und darf und der Prospectus ist letztlich da, um die Investoren über potenzielle Risiken zu dem Investment aufzuklären. Und insofern muss ein entsprechender Interessenkonflikt natürlich von vornherein ausgeräumt werden. Wie Sie schon gesagt haben, möglicherweise ist das Unternehmen, an dem der Sponsor beteiligt ist oder das ihm gehört, ein interessantes Übernahmeziel aber das muss entsprechend erklärt werden, sodass die Investoren von vornherein wissen, auf was sie sich einlassen und dort nicht negativ überrascht werden, und das ist ja auch entsprechend. Das wird ja auch, da Sie von den USA sprechen, durch die SEC sehr empfindlich geahndet oder strafrechtlich verfolgt, wenn man sich nicht korrekt verhält.

Stefan: Das ist richtig.

Sebastian: Das darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen, diese Transparenz-Vorschriften, die es gibt.

Stefan: Das ist richtig. Die SEC ist sehr strikt. Und was auch noch dazukommt in Amerika, da ist schlagen sie fast ein Volkssport, es gibt Fälle, wo die SEC nichts sagt, aber dann irgendwelche findige Anwälte, die dann alles durchstöbern und schauen, ob irgendwo etwas vergessen wurde, etwas falsch gemacht wurde und dann hingehen und denen eine Klage vorschlagen gegen den SPAC-Vorstand, weil das und das nicht offengelegt wurden. Für die Anwälte ist das ein Business-Modell und das möchten wir natürlich auch nicht. Man hat also zwei Sachen, an die man sich halten muss. Das sind die Vorschriften, die von der SEC kontrolliert werden, aber man möchte natürlich dann auch nicht das Risiko eingehen, dass man plötzlich eine Klage reinbekommt von solch einem Berufskläger.

00:45:49 Akquirierung und Merger

Sebastian: Wenn man jetzt also das Übernahme-Ziel identifiziert hat, würde man nach meinem Verständnis die Konditionen für eine mögliche Übernahme verhandeln. Und wenn das soweit alles geklärt ist, würde es letztlich den Gesellschaftern vorgelegt zur Abstimmung vorgelegt werden, ob diese Übernahme stattfinden soll oder nicht. Ist das korrekt?

Stefan: Das ist korrekt.

Sebastian: Okay, und dann würden letztlich die Mittel, die auf dem Anderkonto zurückgehalten wurden, die Mittel aus dem IPO, verwendet werden, um die Gesellschaft, also das Zielobjekt zu übernehmen.

Stefan: Korrekt.

Sebastian: Und in dem Moment würden dann letztlich auch die Investoren, Sponsoren, dann weitere Shares bekommen gemäß den Warrants, die sie am Anfang zugeteilt bekommen haben.

Stefan: Das hängt vom Aktienpreis ab. Lassen Sie mich etwas sagen zur Akquirierung und zum Merger.

Sebastian: Ja.

Stefan: Also, da wir Deutsch sprechen und wahrscheinlich mit einem deutschen Interview mehr Deutsche ansprechen, möchte ich sagen, dass es sich bei der Akquirierung durch SPACs nicht um wo etwas handelt wie die Aktivierung durch sogenannte Heuschrecken.

Sebastian: Ja.

Stefan: Denn in fast allen Fällen sind die verkaufenden Gesellschaften, also die Gesellschaft, die hineingemergt wird in die SPAC, nach dem Merger Mehrheits-Anteilseigner der gelisteten Gesellschaft.

Sebastian: Interessant!

Stefan: Damit ist das kein Heuschreckenfraß oder so etwas. Eine SPAC kauft in der Regel eine Gesellschaft zu einem Wert des Drei- bis Fünf- oder Sechsfachen der IPO-Erträge oder IPO-Erlöse, die auf Anderkonto liegen. Sprich, wenn ich eine 100 Mio. IPO-SPAC habe, dann kauft die in der Regel eine Gesellschaft im Wert von 300 bis 500 bis 600 Mio. USD. Wie kann ich etwas für 500 Mio. USD kaufen, wenn ich noch 100 Millionen habe? Dann imitiere ich neue Aktien, gelistete Aktien, also öffentliche Aktien, die dann in einen Aktien-Tausch fließen mit den Aktien der Gesellschaft, die gekauft wird. Und aufgrund dieser Tatsache sind dann die verkaufenden Gesellschaften die Mehrheits-Anteilseigner des SPACs, bzw. der gelisteten Gesellschaft nach dem Merger. Das ist wichtig, bitte ich zu wissen. Vorhin hatten sie auch noch gefragt, ob beim IPO die gesamten notwendigen Mittel eingesammelt werden, um die Akquirierung zu realisieren, das hängt vom Einzelfall ab. Wenn das Geld, was man auf Anderkonto hat, die IPO Proceeds nicht ausreichen, dann kann man sich PIPE-Investoren dazu holen. Das sind Private Investors in Public Equity. Das sind Investoren, die kurz vor einer Akquise reinkommen, um den restlichen Kapitalbedarf zu decken. In der Regel ist es so, dass eine Gesellschaft, die von einer SPAC gekauft werden möchte, sich von dieser Aktivierung und dem Merger mit der SPAC verspricht, an frisches Kapital zu kommen. Und dieses frische Kapital, das kommt natürlich dann aus den IPO-Proceeds. Oder aber aus den Mitteln von PIPE-Investoren, falls nicht genügend IPO Proceeds da sind. Die verkaufenden Gesellschafter, die stehen in einem kleinen Dilemma. Wenn sie verkaufen und sich überlegen, was möchte ich dafür haben. Die bekommen also über einen Share Aktien der gelisteten Gesellschaft, wenn sie darüber hinaus Cash haben möchten, weil sie davon träumen, sich jetzt eine Yacht zu kaufen oder so etwas, dann geht das, das wird bezahlt aus den IPO Proceeds, aber da steht für das Funding nach dem Merger weniger zur Verfügung, weil eben an die verkaufen Gesellschaft etwas ausgezahlt wurde.

Sebastian: Aber das ist ja ein ganz wichtiger Punkt: Ziel der SPAC-Übernahme ist, nicht ein Exit der verkaufenden Gesellschafter, wo die dann, ich sag es mal salopp, richtig Asche machen, sondern das Ziel ist es, die Gesellschaft weiterzuführen und Kapital zu haben, um dann entsprechend die Gesellschaft weiter wachsen zu lassen und weiterzuentwickeln. Im Grunde also bleiben die Verkaufenden weiter mit dabei. Führend sind auch führende Gesellschafter und es ist kein Casher oder so, bei dem man sagt, das war es jetzt, ich bin jetzt draußen aus dem Unternehmen.

Stefan: Nein, ist es nicht. In den meisten Fällen geht der Vorstand des gekauften Unternehmens über in das dann gemergte Unternehmen, weil das natürlich die Leute sind, die Ahnung haben. Die Expertise haben und die Erfahrungen. Und nicht die SPAC-Vorstandsmitglieder, die auf anderen Gebieten ihre Erfahrungen haben.

Sebastian: Interessant!

Stefan: Wir werden öfter angesprochen von Private Equity Fonds usw. mit dem Ziel, das Sie gerade sagten, eine Firma, bei der sie Anteile halten, an die Börse zu bringen oder in einen SPAC-Merger. Das funktioniert aber nicht, weil die ja eben Anteilseigner bleiben werden. Es geht aber als Zwischenschritt und das sehen wir bei großen Investment-Firmen, die im großen Stil engagiert sind und ihre Anteile, die vielleicht 600 Mio. USD wert sind, nicht so ohne weiteres am Markt verkauft bekommen, weil innerhalb der von ihnen erwünschten Zeit nicht viel Käufer vorhanden sind oder zu sein scheinen, die als Privat-Investoren auftreten würden. Die sehen das dann gerne, wenn die Gesellschaft, in der sie engagiert sind, investiert sind, über eine SPAC an die Börse gebracht wird, weil sie dann nämlich notierte Aktien halten werden, nach der Akquirierung und dem Merger. Notierte Aktien zu verkaufen, ist viel einfacher als nicht notierte Aktien zu verkaufen, die kann man allgemein am Markt verkaufen über die Börse und gerade in Amerika, wo die Finanzmärkte riesig sind, ist das in der Regel kein Problem zu verkaufen.

00:53:28 Die Rolle der IPO-Investoren bei der Übernahme

Daniel: Ich habe eine kleine Nachfrage zu der Entscheidung, welches Unternehmen gekauft wird. Ich habe es vorhin so verstanden, dass die Vorstände das letztendlich entscheiden. Ich möchte nur gerne nochmal nachfragen. Das heißt, die Investoren selber haben gar kein Mitspracherecht? Müssen die auch zustimmen?

Stefan: Meinen Sie die IPO-Investoren oder die Sponsoren?

Daniel: Die IPO-Investoren.

Stefan: Die können es genehmigen oder ablehnen.

Daniel: Ist es Ihnen schon mal passiert, dass der Vorstand einen Kandidaten empfiehlt und vielleicht noch einen Kandidaten empfiehlt und die IPO-Investoren immer sagen: Nein, den wollen wir nicht! und dann ist die Zeit vorbei?

Stefan: Nein. Früher gab es dieses Szenario. Heute ist das so gut wie ausgestorben, weil die IPO-Investoren sich kundenfreundlicher verhalten. Früher, wenn die IPO-Investoren nein sagten - oder einer der IPO-Investoren, es müssen ja nicht alle gleichzeitig Nein sagen - die, die Nein sagten, die nahmen ihr Kapital wieder raus, die müssen ausgezahlt werden. Die anderen sind dann immer noch da und haben ja gesagt. Heute ist es so, dass sie Ja sagen, aber ihr Kapital rausholen, weil sie eigentlich Nein sagen wollen, aber das nicht tun, um den SPAC-Fortlauf nicht zu behindern. So und von dieser Redemption, das ins IPO eingezahlte Kapital wieder rauszunehmen, ergibt sich natürlich eine Situation, wo die SPAC dann nicht mehr das ursprüngliche Kapital zur Verfügung hat, um die Akquirierung zu realisieren, dann muss das Akquise-Ziel neu verhandelt werden oder man muss PIPE-Investoren finden, die da wieder aufstocken.

Daniel: Das ist also statthaft, dass man nachträglich noch neue Investoren hereinnimmt?

Stefan: Ja, das sind die PIPE-Investoren.

Daniel: Gut.

00:56:02 Vorteile der SPAC für zu übernehmende Gesellschaften

Sebastian: Wenn ich mir das Ganze aus Sicht des Übernahme-Kandidaten anschaue. Der Übernahme-Kandidat oder das übernehmende Unternehmen oder das zu übernehmende Unternehmen, wenn sich das seine Optionen anschaut und sagt, wir können jetzt hier von einer SPAC übernommen werden, oder wir gehen jetzt selbst an die Börse. Ist es dann so, dass sie letztlich bei einer SPAC-Übernahme mehr Kapital am Ende raisen können für das Unternehmen oder was ist hier die Motivation, sich von einer SPAC übernehmen zu lassen?

Stefan: Ob das mehr sein können oder nicht, das kann ich nicht beurteilen, weil ein Mehr ja ein vergleichendes Wort ist, und ich kenne die andere Größe nicht. Das kann ich nicht sagen. Das hängt davon ab, was der Einzelne vorhat. Der große Vorteil für Gesellschaften, die über eine SPAC an die Börse gehen möchten, ist, dass das Geld, das sie haben möchten, ja schon vorhanden ist.

Sebastian: Okay.

Stefan: Also, wenn sie jetzt mit mir sprechen und die SPAC, bei dem ich im Vorstand bin Ihre Gesellschaft kauft, dann sprechen wir nicht über einen IPO und über die Details und hoffen, dass sich genügend Anleger finden, die dann das von Ihnen ersehnten Kapital zur Verfügung stellen, sondern Sie wissen, die SPAC hat das bereits auf dem Konto. Das ist ein Riesenvorteil.

Sebastian: Also ich spare mir letztlich den ganzen Aufwand und die Ungewissheit, die ich bei einem selbst durchgeführten IPO habe?

Stefan: Ja, und Sie sparen sich natürlich sehr viel Zeit und Kosten. Wenn Sie ein normales IPO machten, das dauert in der Regel anderthalb Jahre, bis Sie so weit sind, dass sie das IPO machen können.

Sebastian: Ja.

Stefan: Bei der SPAC dauert es ungefähr 6 Monate. Das statistische Mittel sind 5,7 Monate. Das hört sich zwar auf der einen Seite interessant an, ist es auch, bedeutet auf der anderen Seite, dass nach der beschlossenen Akquirierung der Vorstand und die Angestellten der gekauften Gesellschaft irrsinnig viel zu tun haben. Die werden Tag und Nacht arbeiten, denn die müssen ihr Reporting System, ihre Buchhaltung, alles umstellen auf das jeweilige Recht und das ist in diesem Fall amerikanisches Recht. Das wäre aber auch in Europa nicht sehr viel anders, wenn sie jetzt in Amsterdam listen, zum Beispiel, und dann kauft eine dänische Firma, auch da gibt es genügend zu tun, damit die dänische Firma dann ausreichend aufgestellt ist, um an die Börse gehen zu können in Bezug auf Financial Reporting und so weiter. Sie müssen alle möglichen Standards erfüllen, die an der Börse erfüllt werden müssen, Compliance und so weiter und so fort. Das sind alles Dinge an die Sie vor gar nicht gedacht hatten und wonach kein Hahn gekräht hatte. Also, ja, man spart sehr viel Zeit, muss dann dafür umso mehr arbeiten, weil man nur diese kurze Zeit hat. Die Firma, die dann operiert wird und auf diesem Wege an die Börse geht, die spart auch Geld, weil mich ein Teil der anfallenden IPO-Kosten insgesamt ja bereits bezahlt wurden von der SPAC. Also insgesamt ist es nicht billiger, über eine SPAC gelistet zu werden, als Gesamtpaket. Es ist nur so, dass die Gesamtkosten aufgeteilt werden in einen Teil, den die SPAC bezahlt und einen Teil, den die Firma bezahlt.

Sebastian: Macht Sinn, ja.

Stefan: Da muss dann gesehen werden, wieviel Kapital möchte die Firma haben? Wie viel Funding möchten sie haben durch den Merger, wofür? Dafür werden Pläne gemacht, das heißt, es müssen Business-Pläne da sein, die hieb- und stichfest sind. Es müssen Financial Protections da sein usw. Jetzt wird festgestellt, wir bräuchten 50 Mio. oder wir streben an, dass dann noch 50 Mio. übrigbleiben. Die SPAC hat ja 125 Mio. IPO, dann sind noch 50 Mio. oder 75 Mio. übrig. Ein Teil davon geht weg für Kosten für die wieder Akquirierung und den Merger, der ist ziemlich teuer. Und ein anderer Teil wird dann vielleicht ausgezahlt an die verkaufenden Gesellschafter oder man sagt sich, wir könnten statt 50 Mio. lieber 70 Mio. machen. Mehr Geld schadet nie, dann kann man besser klotzen. Das muss im Einzelfall dann besprochen und ausgehandelt werden.

01:01:18 Die Vorteile des US-amerikanischen Marktes

Daniel: Jetzt hatten sie gesagt, die meisten Unternehmen gehen dann doch lieber in die USA, hatten aber gerade trotzdem Amsterdam erwähnt. Gibt es aus Ihrer Sicht irgendwelche Gründe, die doch vielleicht für den europäischen Markt sprächen, vielleicht in bestimmten Branchen? Oder sollte man generell die US-amerikanische Börse als Ziel haben, für den Launch einer SPAC?

Stefan: Wenn Sie mich fragen, Amerika. Industrie-relevante Aspekte oder Gründe gibt es nicht, denn ein in Amerika gelisteter SPAC kann weltweit akquirieren. Der kann auch Europa, in Deutschland, China oder Singapur, Südafrika was kaufen. Insofern ist es nicht relevant, dass man sagt, es wäre besser, den in Amsterdam oder Frankfurt zu listen, weil er etwas in Deutschland kaufen soll oder in Belgien oder wo auch immer. Das ist egal. In Europa sind die Kosten etwas günstiger als in Amerika. Das ist ein Vorteil. Aber ob der Vorteil andere Nachteile aufwiegt, ist ein großes Fragezeichen. In Amerika haben Sie SPAC-spezifische Regularien. In Europa haben Sie die gar nicht oder kaum. England hat welche gemacht zum letzten Jahr im Oktober. Das ist aber alles sehr, sehr halbherzig. Und ändert nicht viel, für kleinere SPACs sowieso nicht, denn Sie haben den 100 Mio. GBP Threshold drin, also diese Schwelle. Das heißt, die ganzen angenehmeren Regulierungen, die es gibt, die gelten nur für SPACs ab 100 Mio. GBP. Und kleinere, die haben die alten Regulierungen und die sagen unter anderem aus, dass während der Akquirierung und des Mergers der Aktien-Handel aussetzen muss. Und das ist aus der Sicht von Börsen-relevanten Financial Mechanics kann das Ziel tödlich sein, denn gerade die Zeit der Akquirierung und des Mergers sind eine Zeit, die ein hohes Potential hat, dass der Aktienkurs hochgeht, durch eben einen guten und vorteilhaften Acquision-Merger. Und das geht in England nicht, weil just zu dieser Zeit nicht gehandelt werden darf. Und wenn das dann alles durch ist und man wieder handeln darf, dann ist vielleicht das Momentum zum Teil verpufft.

Sebastian: Die Investoren, die direkt zu diesem Zeitpunkt einsteigen würden, das wären dann die sogenannten PIPE-Investoren, über die wir gesprochen haben?

Stefan: Die nach dem IPO einsteigen, ja.

Sebastian: Wenn Sie jetzt sagen, die Verhandlungen sind am Laufen und in London muss dann die Aktie zum Handel ausgesetzt werden, aber in den USA ist das nicht der Fall. Aber die Investoren, die danach dazukommen, das wären die PIPE-Investoren, denn ich denke, dass die IPO-Investoren ja wahrscheinlich nicht mit den Aktien handeln dürfen oder wollen, zu einem späteren Zeitpunkt?

Stefan: Also technisch sind das bis zum Abschluss des Mergers und auch später, ist das in der Regel diese kleine Anzahl von in Amerika 400.000 privaten Investoren, die dann plötzlich riesiges Interesse zeigen. Das sind aber die Königsmacher, wie man im Deutschen so schön sagt. Das ist zwar nur solche eine kleine Gruppe, aber die hat sich einen riesigen Hunger und deren Demand, deren Nachfrage treibt den Aktienkurs hoch. Das hat natürlich dann Vorteile für alle Involvierten. Sie sprachen vorhin den Warrants, da kommen jetzt drauf, das sind Optionsscheine, die einlösbar sind, in der Regel, wenn die Aktie auf 11 1/1 USD hoch ist. Vorher nicht und die eingelöst werden müssen, wenn die Aktie auf 18 USD hoch ist. Das heißt, wann die Warrants eingelöst werden, wenn man mit diesen Optionsscheinen eine Aktie kauft, das hängt von dem Börsenkurs der Aktie ab. Wenn die Aktie ständig unter 11 1/2 USD bleibt, dann sind die Warrants nichts wert. Die Warrants haben eine Laufzeit von 5 Jahren, ab IPO. Bei all den SPACs, die gleichzeitig spekuliert haben und Pre-Market-Start-ups gekauft haben und wo die Aktie jetzt bei 3,50 USD steht, da kommt es wahrscheinlich nie zu mehr als als 11 1/2 USD oder so, dass sich die Warrants lohnen.

Sebastian: Sie hatten ja vorhin ja von der Roadshow gesprochen. Sie haben vorhin schon einiges dazu erklärt, warum die USA der interessantere Ort sind, eine SPAC zu launchen. ist es jetzt so, dass die SPACs, bei denen Sie involviert sind, dass das im Rahmen der Roadshow auch Investoren in Europa präsentiert wird oder würden Sie sagen, auch von Investoren-Seite ist hier im Wesentlichen das Interesse in den USA vorhanden und nicht in Europa, denn wie gesagt, es wäre durchaus möglich, dass auch europäische IPO-Investoren hier in eine amerikanische Gesellschaft investieren. Das ist ja gang und gäbe.

Stefan: Ja, es gibt IPO-Investoren auch aus Europa. Aber der Anteil amerikanischer IPO-Investoren ist natürlich ungleich höher, weil einfach der amerikanische Finanzmarkt ungleich größer als. Aber es gibt durchaus welche in Europa. Sehr häufig sind das Pensionsfonds, weil die armen Kerle ja in fast nichts investieren dürfen. Sind ja gebunden an Staatsanleihen, zu 70 % zum Beispiel. Unsere Staatsanleihen generiert man kein Geld, sondern zahlt noch drauf, das heißt manche Pensionsfonds können kaum noch ihre eigenen Kosten tragen. Und mit dem kleinen Anteil an frei verfügbarer Investition oder Anlage versuchen sie dann, möglich viel Ertrag zu erwirtschaften. Da eignet sich dann eine SPAC unter Umständen gut für. Deswegen investieren die gerne in SPACs. Aber große Anteil sind amerikanische IPO-Investoren. Das Problem, was wir mit in Europa gelisteten SPACs sehen, ist ein eventueller Wunsch, Aktien im großen Rahmen zu verkaufen, irgendwann nach einem erfolgreichen Merger. Die europäischen Finanzmärkte sind sehr klein. Und wenn ich nicht genügend Käufer finden, dann kann ich meine Aktien nicht verkaufen. Und wir sprechen dabei natürlich von den Aktien, die von IPO-Investoren gehalten werden, aber vielleicht auch von Aktien, die gehalten werden von den Gesellschaftern, die früher Gesellschafter der Gesellschaft waren, die akquiriert wurde und die nach 2 Jahren sagen: Hey, das läuft doch super gut, jetzt haben wir das Doppelte von dem, war wir vorher hatten, jetzt verkaufen wir mal 50 % unserer Aktien, die wir haben. Finden Sie dafür die Käufer an europäischen Märkten? Eher nicht! Wir haben bisher noch kein solches Beispiel, das heißt, von all diesen SPACs, die in Europa gelistet wurden, ist noch keiner so weit fortgeschritten, dass wir jetzt auf einem zeitlichen Level angekommen sind, wo einer der Investoren oder mehrere Investoren, die wesentliche Aktien halten in dieser ehemaligen SPAC, in der gelisteten Gesellschaft, größere Mengen verkaufen möchte. So weit sind die europäischen SPACs noch nicht. Da sehen wir ernsthafte Probleme und bevor wir da nicht den Markt gesehen haben, können wir niemanden empfehlen, in Europa zu investieren, denn es geht ja nicht nur ums Listen. Ist das billig? Ist es teuer? Ist es einfach? Ist es schwierig? IPO-Investoren bekommt man immer zusammen. Das sind hier nicht die Fragen, sondern die Frage ist eigentlich eine langfristige Frage. Insbesondere auch für die großen IPO-Investoren. Wenn sie jetzt amerikanische IPO-Investoren haben, die in europäisches SPACs investieren haben und sich anschauen, was haben die in europäischen SPAC investiert im Vergleich zu der insgesamt verwalteten Menge an Geld? Das sind das höchstens Peanuts.

Sebastian: Das ist schon ein sehr amerikanisches Thema. Die hatten schon gesagt, die Übernahme-Ziele sind möglicherweise nicht in den USA, aber das Ganze drumherum ist schon sehr amerikanisch geprägt natürlich. Umso interessanter ist, dass Sie als Deutscher Experte in diesem Bereich geworden sind. Da sind Sie ja sicherlich einer der ganz wenigen Europäer, die da so führend mit dabei sind, oder?

Stefan: Ja, das sehe ich auch so, da gibt es ganz wenige. Ich komme aus keiner Unternehmerfamilie, aber ich hatte schon immer einen unternehmerischen Geist in mir, der mich schon am Ende der Mittelstufe auf dem Gymnasium hat irgendwelche Geschäfte machen lassen. Gerade bei SPACs, was mich da sehr interessiert, ist die Verquickung von Investitionen und Unternehmertum. Wenn Sie als SPAC-Sponsor oder als SPAC-Co-Sponsor, der im zweiten Schritt dazukommt, vor IPO, investieren, dann ist das ja eigentlich eine unternehmerische Investition. Das ist keine Investition direkt in die Finanzenmärkte. Das wäre das, was die IPO-Investoren machen. und ist. Für die Sponsoren ist eine unternehmerische Investition, die im Wesentlichen auf dem Können und der Erwartung des Boards liegt, des Vorstands liegt, weil die das umsetzen. Und deswegen ist es für Co-Sponsoren wichtig, auf jeden Fall mit Vertretern des SPAC-Boards zu sprechen, des Vorstandes, möglichst mit dem CEO, dem CFO oder beiden, weil die ja eigentlich Teil an diesem unternehmerischen Projekte sind, die sind ja Mit-Unternehmer und Mit-Aktionäre und wenn sie größere Co-Sponsoren haben, die mehrere Millionen investieren, nehmen wir an, eine SPAC braucht 10 Mio. Sponsoring-Kapital, die Initiatoren bringen 2 oder 3 auf und suchen dann noch andere in der Höhe von 7 bis 8 und finden dann einen, der 5 Mio. bringt und dieser eine, der 5 Mio. bringt, der sagt aber, ich möchte auf dem Board sitzen, das ist in der Regel machbar. Das sollte aber auch Sinn machen aus Sicht der IPO-Investoren. Wenn ich einen Fintech-SPAC habe, und da sitzt der größte Gemüse-Großhändler Deutschlands mit auf dem Board, das sieht ein bisschen komisch aus, auch wenn er viel Geld hereingetan hat. Aber wenn das passt, dann kann er gerne auf dem Board sitzen und nimmt an den unternehmerischen Entscheidungen teil. In Deutschland gibt es aber eben nicht so viel Unternehmer-Geist. Was ich sehr schade finde, weil eben dieses überzogene Sicherheitsdenken vorherrscht. Da es so wenig Unternehmergeist gibt, gibt es in Deutschland auch nicht so viele Leute, die interessiert sind, als Sponsorin in eine SPAC zu investieren.

Daniel: Nehmen wir mal an, ein Zuschauer oder Zuhörer findet das jetzt interessant und sagt, ich würde jetzt gerne CO-Sponsor einer SPACs sein. Gibt es denn da Plattformen, Seiten, wo man potenzielle SPACs findet?

Stefan: Nein. Gibt es nicht. Es ist so, Sie beide möchten ein neues Geschäft aufmachen, in dem Zusammenhang mit dem, was sie bisher tun und treffen sich zu Hause oder in der Kneipe und Sie reden und diskutieren über dieses neue Geschäft. Das ist nirgendwo öffentlich.

Sebastian: Das läuft alles über Beziehung, über Kontakte usw.?

Stefan: Ja, das sind Beziehungen, also da gibt es keine Listen oder keine öffentliche Information drüber, darf es auch nicht geben nach amerikanischem Recht und man darf also auf einem ganz oberflächlichen Level Information rausgeben. Selbst eine detaillierte Präsentation raus zugeben ist schon sehr, sehr an der Grenze und wir würden uns auf jeden Fall ein NDA unterschreiben lassen und je nachdem, was für eine Person oder Institution die andere Seite ist, eventuell auch eine Bestätigung, dass es sich um einen erfahrenen Investor handelt. Ansonsten gilt das in Amerika schon als Bewerbung von Investitions-Möglichkeiten an nicht qualifizierte Investoren und das ist gleich strafbar.

01:17:36 Kontaktmöglichkeiten für Interessenten

Sebastian: Herr Nolte, Sie machen ja viel SPAC-Beratung, Sie haben auch eine sehr informative Webseite auf Deutsch. Daraus würde ich jetzt schließen, dass sich bei Ihnen wahrscheinlich deutschsprachige Interessenten melden und sagen: "Hör mal zu, ich würde gern eine SPAC launchen in den USA. Können Sie mir dabei helfen? Insofern ist das Thema dann nicht nur auf Amerika beschränkt, nehme ich an?

Stefan: Eine Website auf Deutsch haben wir nicht.

Sebastian: Haben Sie nicht? Tut mir leid! Manchmal lese ich und denke, das ist Deutsch, weil ich schon so lange mit beiden Sprachen lebe.

Stefan: Ja, wir arbeiten mit der ganzen Welt zusammen. Unsererseits haben wir keine Beschränkungen, außer Nordkorea, Iran, Russland, das ist die Compliance einfach zu schwierig.

Sebastian: Das ist klar.

Stefan: Ja, Deutsche sind gerne willkommen und können uns gerne kontaktieren. Wir haben momentan 2 SPACs, für die wir noch Co-Sponsoren annehmen könnten und würden. Vielleicht den nächsten dritten, das muss sich zeigen. Darüber kann man sprechen.

Sebastian: Ja also, das heißt, Sie sind dann dem Thema auch gut vernetzt, das heißt, wenn jemand Interesse hat, als Investor oder als Sponsor noch einzusteigen in so eine SPAC, in eine interessante Branche, zum Beispiel, der wäre dann sicherlich bei Ihnen auch an der richtigen Adresse.

Stefan: Möglicherweise ja.

Sebastian: Es ist wahrscheinlich nicht so, dass Sie hundert Projekte gleichzeitig am Laufen haben, das geht ja gar nicht, aber muss man dann eben sehen, ob das das passende Match gibt. Sehr interessant.

Stefan: Ja, also 100 Projekte, das schaffen wir gar nicht. Wir haben momentan etwas für eine SPAC “in the Making” am Laufen, für den noch Co-Sponsoren zugelassen werden. Einer ist im Bereich von Finanzdienstleistungen, also nicht nur Fintech, aber Fintech ist auch mit dabei. Das ist eine auf Europa ausgerichtete SPAC, der wird also in Europa kaufen. Näheres darf ich nicht sagen zu diesem Zeitpunkt, öffentlich. Dann haben wir einen weiteren, der wird im Bereich Semiconductors investieren. Das ist auch ein hochinteressantes Thema, technologisch, und auch von der Marktlage in der Welt her. Wir haben dort einen riesigen Engpass. Und dann haben wir noch eine dritte SPAC, die ist auch im Fintech-Bereich angesiedelt und fokussiert auf den südamerikanischen Markt.

01:21:19 Kontaktdaten Stefan Nolte

Daniel: Gut zu wissen. Vielleicht ergibt sich ja dann auch im Nachgang zur Veröffentlichung unseres Podcasts ein direkter Kontakt zu einem potenziellen Interessenten. Würde uns freuen! Vielleicht ganz kurz, wenn jetzt jemand mit Ihnen persönlich in Kontakt treten möchte, welches ist Ihnen der angenehmste Weg?

Stefan: Wer Geschäfte machen möchte, der kümmert sich nicht um angenehme Wege, sondern der geht alle Wege. Also das ist auch so eine deutsche Frage, der angenehmste Weg. Also, am leichtesten ist, über die Webseite https://spacconsultants.com. Sie können eine E-Mail schicken an info@spacconsultants.com. Das kommt auch bei mir an. Telefonnummern sind dort auch, es kann mich jemand anrufen, aber es ist immer einfacher und besser und schafft mehr gegenseitiges Vertrauen, wenn man ein Zoom-Meeting macht, statt zu telefonieren. Also die SPAC ist ein großes Thema mit sehr vielen Details. Mit sehr viel Psychologie. Im Laufe der SPAC gibt es viele Teil-Aspekte, die eine große Rolle spielen können. Das macht es auch so spannend. Ich würde es langweilig finden, mein Geld in eine Mercedes-Aktie zu stecken. Dann weiß ich, Mercedes ist ein gutes Unternehmen, aber das war's dann. Bei SPACs ist das nicht so. Da muss ich überlegen, was muss ich machen, um ans Ziel zu kommen. Ist es auch manchmal so, dass Unternehmer, die wissen, dass es so etwas gibt, auch direkt auf Sie zukommen und sagen: "Ich suche jemanden, wir haben ein cooles Produkt, eine coole Idee, aber wir brauchen mehr Kapital, damit wir uns zum Beispiel schneller globalisieren können." Ist so etwas auch schon vorgekommen, gibt es das?

Stefan: Ja, das kommt öfter vor und hat dazu geführt, dass wir das als neue Dienstleistung entwickelt haben vor einem Jahr ungefähr. Momentan beraten wir 3 Unternehmen in diesem Sinne. Wir bieten ein sogenanntes SPAC-Matching an und pitchen dann die Firma an SPACs. Natürlich können wir keine Erfolgsgarantie geben, denn das kann von so vielen Faktoren abhängen, ob es dann zu einem Deal kommt oder nicht, die alle nicht unter unserer Kontrolle sind und die sowohl auf der SPAC-Seite als auch auf der Mandantenseite liegen können. Aber das bieten wir als Dienstleistung an. Wie hoch sind die Erfolgschancen? Das kann man schlecht sagen. Zufall spielt eine Rolle. Grundsätzlich ist es so, dass jemand der sich anbietet, immer in einer etwas schlechteren Position ist, als wenn eine SPAC einen findet. Das heißt aber nicht, dass es nicht funktioniert. Gut für diesen Teil unserer Dienstleistung ist, dass es sehr viele SPACs gibt und dadurch eine gewisse kleine Notlage gibt, ein gutes Ziel zu finden. Und eben viele SPACs-Boards nicht so gut sind, wie sie sein sollten und dadurch natürlich die Zeit der SPACs nach dem IPO langsam abläuft, was aus SPAC-Sicht nicht dazu führen soll, dass sie irgendwas kaufen, um nicht liquidieren zu müssen. Aber die sind dann unter Zeitdruck. Unter Zeitdruck zu sein, bedeutet dann vielleicht vom Wunsch-Gedanken Abstand zu nehmen und etwas anderes Interessantes zu kaufen.

Daniel: Ich kann mir gut vorstellen, dass es manchmal vorkommt, dass vielleicht bei einem interessanten Kandidaten mehrere SPACs anklopfen und sagen, wir hätten dich gerne.

Stefan: Das ist nicht ungewöhnlich. Das ist ein aktiver, spannender Markt und deswegen, ich kann das nur immer wieder betonen, das ist ein unternehmerisches Projekt.

Daniel: Es war sehr spannend, mir hat es sehr gefallen und war sehr interessant.

Stefan: Wenn Sie irgendwann noch andere Fragen haben diesbezüglich, melden Sie sich jederzeit gerne.

Sebastian: Das kann natürlich sein! Mir macht das Thema SPACs sehr viel Spaß, wie Sie sicherlich gesehen haben.

Daniel: Man merkt, dass Sie in dem Thema drinstecken.

Sebastian: Vielen Dank, vielen Dank für Ihre Zeit.

Stefan: Ciao!

Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland - Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn ihr keines unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Passives Einkommen: Tipps für Unternehmen im Ausland

Unternehmensgründung im Ausland und Passives Einkommen: Hier erhalten Sie wertvolle Tipps von Business-Experte Roman Kmenta.

Zu Gast: Roman Kmenta

Jeden Tag zu arbeiten, um ein Einkommen zu erzielen, gehört für die meisten von uns zum Alltag. Doch immer mehr Menschen träumen davon, ein so genanntes Passives Einkommen aufzubauen. Für ein Passives Einkommen muss man anfangs zwar viel Aufwand einplanen, erhält aber langfristig regelmäßig Geld, ohne aktiv dafür arbeiten zu müssen. Doch wie genau funktioniert das? 

Gerade in der heutigen Zeit ist es möglich, ein Passives Einkommen aufzubauen. Ihr Unternehmen zu digitalisieren oder Ihr bestehendes Online-Business bieten hierfür z.B. einige gute Möglichkeiten.

Erhalten Sie in unserem aktuellen Podcast von Keynote-Speaker, Buchautor, Business-Experte und -Coach Roman Kmenta wertvolle Tipps, wie Sie Ihr Unternehmen digitalisieren und ins Ausland verlegen, wie Sie ein Passives Einkommen aufbauen und wann es sinnvoll ist, einen Business-Coach zu Rate zu ziehen. 

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

3 Schritte zum Erfolg Ihr Unternehmen ins Ausland zu verlegen

  • Kennen Sie Ihr Unternehmensziel 
    Bevor Sie Ihr Unternehmen digitalisieren und ins Ausland verlagern, sollten Sie sich zunächst Gedanken über die Grundlagen Ihres Unternehmens machen, d. h. über seine Positionierung, sein Geschäftsmodell, seine Zielgruppe und die Art der Produkte und Dienstleistungen, die Sie anbieten wollen. Für viele Berufe, wie z. B. Rechtsanwalt, Steuerberater oder Arzt, gibt es in jedem Land unterschiedliche Bestimmungen. Das bringt Hindernisse, aber auch neue Möglichkeiten mit sich. Wollen Sie a) Ihr Geschäftsmodell umstrukturieren (deutsche Anwälte können z. B. im Ausland als Rechtsberater arbeiten), b) Ihr Unternehmen digital weiterführen oder c) einen ganz anderen Beruf ausüben?

  • Digitale Hürden meistern
    Wie groß die digitale Hürde ist, kann von Alter, Beruf und Erfahrung abhängen. Allerdings ist der Widerstand gegen die Digitalisierung oft eine Ausrede. Schon während der Pandemie mussten viele Selbständige und Unternehmen umdenken und lernen im Homeoffice, also ortsunabhängig, zu arbeiten. Heutzutage sollte der Kontakt mit Kunden über Zoom und andere Medien kein Problem mehr sein. Tipp: Bauen Sie das Unternehmen zunächst vor Ort möglichst digital auf und verlagern Sie es dann ins Ausland.

  • Von Anfang an Mitarbeiter einstellen
    Einer der größten Fehler, den Unternehmen und insbesondere Selbständige machen, ist, sich zu wenig oder gar keine Unterstützung von außen zu holen. Viele Unternehmer setzen die falschen Prioritäten und verschwenden wertvolle Zeit mit Aufgaben, die jemand anderer übernehmen könnte, anstatt ihr Unternehmen strategisch aufzubauen. Wer behauptet, sich anfangs keine Mitarbeiter leisten zu können, kann einen Freelancer für nur einen Tag im Monat einstellen.

Informationen, falls Sie eine Firma in Irland gründen wollen, finden Sie hier.

Arten von Passiven Einkommen

  • Immobilien (Mieteinnahmen)

  • Online-Dienstleistungen (Einnahmen durch Webseiten, Apps, Musikproduktionen, etc.)

  • Geldanlagen (Aktien, ETFs, etc.)

  • Zinsen (Kredite vergeben)

  • Werbung und Affiliate-Marketing

  • Selbst hergestellte Produkte verkaufen

  • Glücksspiel (Sportwetten, Poker, etc.)

Kriterien um ein Passives Einkommen aufzubauen

  1. Gibt es einen positiven Cashflow? 
    Um ein Passives Einkommen zu erzielen, muss es einen positiven Cashflow geben. Sprich: Sie müssen mehr Einnahmen als Ausgaben haben.

  2. Wie passiv ist mein positiver Cashflow?
    Wägen Sie ab, wie passiv Ihr positiver Cashflow ist. Wenn Sie eine Wohnung vermieten oder einen bereits fertigen Online-Kurs verkaufen und dafür eine monatliche Zahlung erhalten, ohne sich um irgendetwas kümmern zu müssen, ist das ein sehr passiver positiver Cashflow. Wenn Sie Bücher über einen Verlag verkaufen, ist das nur bis zu einem gewissen Grad ein Passives Einkommen, da Sie z.B. die Werbung für die Bücher aktiv optimieren müssen.

  3. Wie lange ist der positive Cashflow passiv?
    Eine Wohnung kann jahrelang Passives Einkommen generieren, aber auch schnell wieder aktiv werden, wenn z.B. der Mieter auszieht. Typischerweise hat man beim Passiven Einkommen immer eine Aufbauphase, die sehr aktiv beginnt, dann hoffentlich passiv wird und möglichst lange passiv bleibt.  

  4. Wieviel Aufwand muss ich tätigen, um Passives Einkommen aufzubauen?
    Eine Immobilie zu kaufen und zu vermieten, erfordert minimalen Aufwand, ein Buch zu Schreiben erfordert mehr Aufwand, und ein internationales Handelsgeschäfts wie Amazon (FBA) aufzubauen, erfordert noch mehr Aufwand und ständige Arbeit und ist daher letztlich nicht sehr passiv.

  5. Rechtfertigt das Passive Einkommen meinen Aufwand?
    Ihr Passives Einkommen sollte ein vorhersehbares Einkommenspotenzial generieren, damit sich Ihr Aufwand auch auszahlt.

  6. Passt das Passive Einkommen zu meinem Geschäftsmodell?
    Der einfachste Weg, Passives Einkommen zu generieren, ist das eigene Know-how in digitale Produkte und Dienstleistungen zu verpacken. Beispiel: Fotografen sollten eher einen Fotografie-Online-Kurs anbieten als ein Buch über Gartenarbeit schreiben.

Vorteile der Beratung durch einen Business Coach

  • Mit Experten-Feedback treffen Sie früh die richtigen Entscheidungen, vermeiden es Fehler zu machen, und erreichen so schneller Ihr Ziel.

  • Selbständige und Unternehmen scheitern oft an der Umsetzung. Ein Business-Coach sorgt daher dafür, dass seine Kunden die Dinge zwischen den Sessions sicher erledigen.

  • Business Coaches bringen wertvolle Ideen von außen ein. Wenn ein Unternehmen nicht weiterkommt, schütteln Business-Experten wie Roman Kmenta "locker Ideen aus dem Ärmel, bei denen sich manche Leute schwer tun”.

  • Informationen, die Sie in Büchern von Roman Kmenta und anderen Business-Experten lesen können, sind kein Ersatz für ein persönliches Gespräch mit jemandem, der bereits mit vielen anderen Kunden Erfahrungen gesammelt hat und diese praktisch auf Ihr Unternehmen anwenden kann. 

Falls Sie jetzt interessiert sind, Ihr Unternehmen ins Ausland zu verlegen oder ein Passives Einkommen aufbauen wollen und wissen möchten wie man dieses versteuert, finden Sie weitere Informationen auf unserem Podcast Perspektive Ausland und unseren Websites Wohnsitz Ausland, Auslandsunternehmen, St. Matthew, und auf LinkedIn.

Hier können Sie ein Beratungsgespräch mit Business-Coach Roman Kmenta buchen:

Kontaktdaten und Links:

Roman Kmenta

Homepage: www.romankmenta.com

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Hier werden Auswanderer bezahlt

Timestamps

00:00:19  -  Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Roman Kmenta

00:04:31 - Wie nehme ich mein Dienstleistungsunternehmen oder meine Beratungstätigkeit mit ins Ausland?

00:07:29 - Welche Tipps gibt es für Unternehmer ihr Business zu digitalisieren und ins Ausland zu verlegen?

00:11:59 - Was sind die Schritte zum Erfolg für Unternehmen, die ins Ausland gehen wollen? Was muss man beachten?

00:17:39 - Wann zieht man sich am besten einen Business Experten und Coach, wie Roman Kmenta, zu Rate?

00:22:33 - In welcher Phase befinden sich Unternehmen, wenn sie Kontakt mit Business Coach und Berater Roman Kmenta aufnehmen? Und wie arbeitet er mit Unternehmen zusammen?

00:28:16 - Was sind die 6 wichtigsten Kriterien um ein Passives Einkommen aufzubauen?

00:33:42 - Was ist der größte Fehler, den Selbständige und Unternehmer machen?

00:40:30 - Das Top-Ziel eines jeden Unternehmers: Selbst keinen Computer und kein Handy für das Unternehmen mehr zu brauchen

00:42:37 - Der Schritt vom Unternehmer zum Großunternehmer

00:47:18 - Wie kann man als Online Business ein Passives Einkommen generieren? 

00:49:18 - Kontaktdaten Roman Kmenta

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 53 - Passives Einkommen: Tipps für Unternehmen im Ausland

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler die es ins Ausland zieht. Egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung, oder Lifestyle-Fragen: Hier geht's jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:19 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Roman Kmenta

Daniel Heute bei uns zu Gast: Roman Kmenta. Herzlich willkommen, wir freuen uns Roman, dass du heute bei uns bist und auf das spannende Gespräch. Bevor wir dir gleich die Möglichkeit geben, dich unseren Zuschauern selbst vorzustellen, wollte ich nochmal ganz kurz das Thema umreißen, worüber wir heute sprechen. Immer mehr Menschen wollen ihre Zukunft selbst neu definieren und gestalten, gerade nach den letzten zweieinhalb Jahren Pandemie. Viele Eltern sind damit konfrontiert worden, ihre Kinder von zu Hause aus zu unterrichten; manche sind damit gut klar gekommen, manche sind damit weniger gut klar gekommen. Man hat gesehen, dass es Möglichkeiten gibt. Viele haben im Home Office gearbeitet und haben dadurch die Vorteile, aber auch vielleicht die Nachteile, davon entdeckt. Jedenfalls denken viele jetzt nochmal nach, weil sich die Lebensbedingungen und auch verschiedene andere Dinge verändert haben.

Manche fragen sich, ob sie ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen können um einen Plan B zu verfolgen, so wie es auch Sebastian auf der Seite Wohnsitz Ausland so schön sagt. Wir reden jetzt speziell über Deutschland, Österreich, Schweiz, ganz speziell Deutschland und Österreich. Menschen, die sich jetzt fragen, ob sie eigentlich noch in Deutschland wohnen und bleiben wollen. Wir stellen dafür auf unseren eigenen Webseiten, wie Wohnsitz Ausland, eine ganze Reihe interessanter Länder vor. Aber damit jemand wirklich auswandern und in sein Wunschland ziehen kann, braucht er dort natürlich auch Einkünfte.

Es gibt 3 Klassen von Personen: Die einen haben bereits ihre Einkünfte und das Geld und suchen sich jetzt nur mehr ein Land, wo sie es ausgeben wollen. Dann gibt es andere, die umziehen wollen und ihr Leben in ihrem Wunschland verändern wollen und jetzt plötzlich damit konfrontiert sind dort ein Einkommen zu generieren, oder ein Business zu gründen. Was kann jetzt, zum Beispiel, ein Angestellter im Steuerbüro oder in einer Rechtsanwaltskanzlei machen? Kann der jetzt einfach in ein anderes Land ziehen und sich dann dort plötzlich wieder einstellen lassen? Da fehlen doch dann vielleicht auch die Zulassungen, oder die Sprache etc. Also wie kann ich mein Business oder meinen Beruf digitalisieren?

Dann gibt es auch noch diejenigen, die meinen, dass es noch besser wäre ein Passives Einkommen zu haben. Das heißt, man geht in ein anderes Land und während man da lebt, schüttet eine Investition, oder ein Business, was man aufgebaut hat, monatlich Dividenden aus. Das wären die Grundbedürfnisse unserer Mandanten und Kunden, die immer wieder an uns herantreten. Deswegen freuen wir uns heute, einen Spezialisten eingeladen zu haben, nämlich dich Roman. Stell dich doch jetzt mal selbst unseren Zuschauern und Zuhörern vor.

Roman Hallo, mein Name ist Roman Kmenta. Ich bin Österreicher, wie man vermutlich hört, wohne südlich von Wien und beschäftige mich täglich mit dem Thema Geld im unternehmerischen Sinne. Das heißt, ich unterstütze meine Klienten, das sind einzelne Personen oder Konzerne, dabei besser, mehr, schneller, und einfacher Geld zu verdienen. Ich mache das einerseits als Berater, als Trainer, als Coach, oder als Vortragender, wenn die Bühnen wieder größer werden. In den letzten Jahren auch als Buchautor. Wer mehr wissen möchte, findet mich auf www.romankmenta.com

Daniel Klasse, vielen Dank. Sebastian, du hast ja auch sehr viel mit Mandanten zu tun, die gerade jetzt ins Ausland ziehen wollen. Mit welchen Fragen oder Problemstellungen wirst du konfrontiert? Welche Sicht hast du auf das ganze Thema?

00:04:31 - Wie nehme ich mein Dienstleistungsunternehmen oder meine Beratungstätigkeit mit ins Ausland?

Sebastian Das ist eine sehr gute Frage. Wir sind natürlich laufend hier mit Mandanten konfrontiert, die oftmals auch nicht genau wissen, wie sie das konkret anstellen. Ich habe erst heute ein Beratungsgespräch gehabt, da war die Mandantin eine Beraterin für Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit und sie wollte nach Paraguay umziehen. Da meinte ich, ob sie denn von Paraguay die Beratung über Zoom oder anderweitigen Medien oder über Telefon machen kann. Da meinte sie, dass sie das leider nicht machen kann, da sie das mit den Unternehmen immer vor Ort macht und dass somit ihr Business, wenn sie nach Paraguay geht, beendet ist. Das fand sie natürlich schade, weil sie eigentlich gerne von Paraguay aus weiterarbeiten würde. Aber sie weiß natürlich nicht, wie das konkret funktioniert und was sie da jetzt konkret machen muss, damit sie ihre Beratungstätigkeit auch in Zukunft remote machen kann. Gerade in Deutschland und Österreich sind die Mandanten sehr anspruchsvoll und würden Beratung über Zoom vielleicht nicht akzeptieren. Wie man gerade bei Dienstleistungsunternehmen oder einer Beratungstätigkeit, den Beruf mit ins Ausland nimmt, ist bei unseren Mandaten laufend Thema. Manche haben das bereits natürlich herausgefunden und wissen wie das geht, aber für viele ist das tatsächlich eine Herausforderung und oftmals ein unlösbares Problem.

Daniel Wie siehst du das Roman?

Roman Ja, es hängt natürlich davon ab, was man tut, wobei ich sage gerade mit der Beratung ist es ja noch relativ leicht, das digital aus der Ferne zu machen. Wobei als Autospengler oder Fotograf, ja, der kann natürlich schon vor Ort auch fotografieren, aber über Zoom zu fotografieren stelle ich mir dann schon schwieriger vor. Ich glaube, dass das Problem sehr oft noch in den Köpfen der einzelnen Personen ist. Die Beraterin, meint, dass ihre Kunden das über Zoom nicht akzeptieren würden. Vor 3 Jahren hätte ich sie verstanden, aber inzwischen, behaupte ich eimal, ist das gar kein Thema mehr. Also heutzutage ist das überhaupt kein Thema mehr, Gespräche, aber auch Erstkontakte mit Kunden über einen Zoom-Termin zu vereinbaren. Das wird mittlerweile von jedem, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, akzeptiert. Ich glaube, gerade bei den Berufen, wo es um Beratung geht, da geht es noch relativ einfach.

Daniel Muss man da jetzt eher ein Unternehmer-Typ für sowas sein? Du hast ja ganz viel Erfahrung und kennst eine ganze Reihe von Leuten: Gibt es da etwas, wo du jetzt sagst, das muss jemand mitbringen, wenn er vorhat sein Business oder seinen Beruf zu digitalisieren, damit er ihn von überall ausüben kann? Gibt es auch aussichtslosen Fälle, wo man lieber die Finger davon lassen soll?

00:04:31 - Welche Tipps gibt es für Unternehmer ihr Business zu digitalisieren und ins Ausland zu verlegen?

Roman Es gibt, abseits vom Beruf, natürlich immer Leute, die für etwas besser oder schlechter geeignet sind. Wenn es um jemanden geht, der noch gar kein Unternehmer oder selbständig ist, dann ist das, glaube ich, eine größere Hürde. Dann gibt es die kleinere Hürde, wenn jemand schon selbständig oder schon Unternehmer ist, der aber noch sehr analog unterwegs ist und die digitale Hürde noch meistern muss. Wie groß die Hürde dann ist, ist natürlich vom Alter und von den Erfahrungen abhängig. Oft gibt es da einen prinzipiellen Widerstand. Leute, die eher gegen Social Media und die Digitalisierung sind. Das wird dann als Ausrede vorgeschoben. Die große Hürde ist dennoch, glaube ich, überhaupt ein Unternehmen zu gründen.

Wenn man das jetzt kombiniert, also ins Ausland gehen und gleichzeitig ein Unternehmen gründen will, dann ist die Herausforderung natürlich größer. Man kann natürlich in dem Fall zuerst das Unternehmen vor Ort gründen und möglichst digital aufsetzen, damit anschließend der Umzug ins Ausland nur noch, sage ich jetzt mal, eine private und steuerrechtliche Geschichte ist. Weil, ob wir jetzt hier in Österreich sitzen oder in Portugal, oder woanders, ist recht egal. Also ich glaube, wenn jemand noch nicht Unternehmer ist, dann sollte er wahrscheinlich versuchen, das in zwei Schritten zu machen. Zuerst das Unternehmen gründen und dann auswandern. Das ist leichter.

Sebastian Da stimmen ich dir zu. Wenn man heute ein Unternehmen gründet, zwangsläufig auch während der Pandemie und den ganzen Lockdowns, muss man sein Unternehmen umstrukturieren, da ja jeder von zu Hause aus arbeitet. Und mit Arbeitskräften arbeitet, die gar nicht mehr zusammen in einem Büro sitzen, und die physische Nähe durch Tools wie Zoom oder anderen Chat-Plattform ersetzt. Und man kann das erfolgreich machen. Was viele Mandanten natürlich können. Außerdem kommt bei der Pandemie noch das Problem dazu, dass man die Ressourcen für ein Büro gar nicht hat. Wie du schon gesagt hast, ist es dann ja letztlich egal, ob man jetzt in einem Land oder in einem anderen Land sitzt, oder auf verschiedene Länder verteilt ist. Also die Pandemie hat auf jeden Fall geholfen, dass sie es erzwungen hat, dass wir alle letztlich keine andere Wahl hatten. Es hat schon ein Umdenken stattgefunden und viele haben eingesehen, dass das eigentlich ganz gut geht. Es gibt natürlich Personen, die sind absolut nicht dafür geeignet, die wollen gar nicht von zu Hause arbeiten, die sind ganz gerne im Büro. Viele finden das Home Office natürlich aber auch angenehm. Gerade wenn man in einer Großstadt wie London ist, muss man nicht jeden Tag eineinhalb Stunden in die Arbeit fahren. Man spart jede Menge Zeit.

00:11:59 - Was sind die Schritte zum Erfolg für Unternehmen, die ins Ausland gehen wollen? Was muss man beachten?

Daniel Stellen wir uns einmal vor ich wäre ein Klient von dir und habe vor nach Thailand oder ein anderes Land auszuwandern und arbeite z.B. als Ernährungsberater, Steuerberater, oder Rechtsanwalts-Assistent. Was wären die 5 oder 7 Schritte zum Erfolg?

Roman Bei mir sind es 8 Steps, aber das kommt natürlich darauf an, wie man es strukturiert. Ich würde dir nichts anderes sagen als einem Klienten, der in Deutschland sitzt und auch da bleiben möchte. Wenn es darum geht, ein Business aufzustellen, brauche ich erstmal, wie beim Hausbau, ein Fundament, dann kann ich die Wände aufstellen und dann das Dach draufsetzen. Der Fehler, der oft gemacht wird, ist, dass zuerst über das Dach nachgedacht wird und über die Art der Dachziegel, bevor noch das Fundament steht. Zum Fundament gehören, ohne jetzt alle 8 Schritte aufzuzählen, vor allem Dingen wie mein Geschäftsmodell oder meine Zielgruppe. Nehmen wir an, ich bin Rechtsanwalt oder Steuerberater, was natürlich nicht so einfach ist. Warum? Weil es in jedem Land unterschiedliche Bestimmungen gibt, und die sind in Thailand wahrscheinlich anders als in Deutschland oder in Österreich. Aber das birgt natürlich auch Möglichkeiten. Denn ich kann mich ja genau auf das spezialisieren und mich mit Menschen verbinden, die in Thailand und in Deutschland miteinander Geschäfte machen wollen. Wenn sich ein deutsches Unternehmen in Thailand niederlassen will, oder Leute, die nach Thailand ausgewandert sind und Beratung brauchen. Dann macht eine Kooperation mit einem Thailändischen Steuerberater Sinn. Also es gibt jede Menge spezielle Möglichkeiten. Zunächst braucht man eine ordentliche Positionierung, eine Zielgruppe, ein Geschäftsmodell und dann auch welche Art von Produkten ich anbieten möchte. Unter Produkt verstehe ich eine Dienstleistung oder ein physisches Produkt. Oder ich könnte natürlich auch so tun, als ob ich gar nicht in Thailand wäre, also wenn ich wirklich Rechtsanwalt bin, dann mache ich eben alles über Zoom. Das würde bei einem Anwalt ja wunderbar gehen, aus meiner Sicht. Wer sich mit dem deutschen Recht gut auskennt und nicht in Deutschland ist, kann mich ja trotzdem aus Thailand beraten. Aber so würde ich auch mit jedem anderen Klienten vorgehen: Positionierung, Geschäftsmodell, Zielgruppe und dann Produkte - das sind alles wichtige Teile vom Fundament.

Sebastian Bei Steuerberatern ist es ja das gleiche wie beim Arzt, wo man ein bisschen vorsichtig sein muss, weil natürlich die Zulassungen immer auch vom Wohnsitz abhängen. Aber wir kennen natürlich deutsche Anwälte, die dann im Ausland nicht mehr als Rechtsanwalt praktizieren, sondern eben als Rechtsberater und auch offen sagen, dass sie zwar deutscher Jurist sind, und das studiert haben, und in Deutschland zugelassen waren, aber dann im Ausland keine Zulassung mehr hatten und nun nur mehr Rechtsberater sind. Oftmals ist die eigene Story dann sehr wichtig und wie selbstbewusst und glaubwürdig man das auch nach außen vertritt. Das kann durchaus auch positiv sein, weil man dafür z.B. seine Rates um 15% günstiger anbieten kann als ein Anwalt, der dann auch noch die Versicherung und alles bezahlen muss.

Roman Ja, genau. Die Situation zwingt dann dazu, umzudenken und man könnte vielleicht Produkte entwickeln, die schon was mit Recht zu tun haben, z.B. Vorlagen für AGBs für jede Branche. Kunden von mir haben z.B. ein nettes Produkt-Paket mit fertigen AGBs für Druckereien gemacht. Was sehr speziell ist und das könnte man natürlich für alle möglichen Branchen machen und dann einfach verkaufen, was uns dann ein bisschen in die Richtung Passives Einkommen bringt. Oder man schlägt eine komplett andere Richtung ein, hängt den Job als Jurist an den Nagel und mach was ganz anderes.

00:17:39 - Wann zieht man sich am besten einen Business Experten und Coach, wie Roman Kmenta, zu Rate?

Daniel Du hast von 8 Schritten gesprochen, die man jetzt gehen kann bis man sein Business erfolgreich digitalisiert und etabliert hat. Wir haben gerade von AGBs und Verträgen gesprochen: Es gibt Leute, die sich keinen Anwalt nehmen und sich was im Internet zusammensuchen und dann einfach ihren Firmennamen hineinsetzten. Also diese Selbstmach-Mentalität ist vor allem in Deutschland sehr verbreitet. Aus deiner Erfahrung als Experte, in welchem Bereich siehst du denn gerade deine Hilfestellung als Coach essentiell? Wenn jemand dich als Experte zu Rate zieht, wo hat er denn Garantie, erfolgreicher zu sein? Was sind deine Kernkompetenzen, wo greifst du ein, wo bietest du Hilfestellung?

Roman Es geht hier nicht um das Know-How. Informationen gibt es endlos, rund um die Uhr, 24/7 online auf Videos, als Podcast. Ich habe selbst viel geschrieben und man kann fast alles, was ich so von mir gebe, in meinen Büchern lesen und die kosten ein paar Euro, das ist keine große Investition. An Informationen mangelt es nicht. Es geht um die Umsetzung, an der die Leute scheitern. Und je länger ich coache, umso mehr komme ich darauf, dass ich noch mehr Formate anbieten sollte, wo ich die Leute, im besten Sinne des Wortes, zur Umsetzung zwinge. Ein Buch zu schreiben und ein Buch zu haben, wo ich als Autor draufstehe ist erstens einmal ein Lebenstraum von vielen Menschen, aber macht auch unternehmerisch viel Sinn. Denn, wenn ich jetzt als Steuerberater ein Buch geschrieben habe, ist das natürlich eine wahnsinnig tolle Visitenkarte und erhöht meinen Marktwert deutlich. Jetzt kenne ich sehr viele Leute, die das machen wollen, aber das schon über Jahre vor sich herschieben. Ich würde empfehlen einen Coach zu nehmen, wenn es schneller gehen soll und nicht so sehr wegen des Know-Hows. Schon auch, man kann natürlich alles Mögliche über Positionierung auch in meinen Büchern nachlesen. Es braucht dann aber oft jemanden, der Feedback gibt und sagt, ob die Positionierung passt oder nicht. Also man braucht manchmal einen Sparring Partner von außen und ich glaube dafür ist ein Coach oder Berater gut. Und auch, um schneller zu sein, um nicht alle Fehler selbst machen zu müssen. Ob es Leute gibt, die alles selbst schaffen? Natürlich! Die sind sehr eifrig und selbstmotiviert. Die lesen und hören sich in alles rein, und treffen die richtigen Entscheidungen. Mit einem Coach geht es aber mit weniger Fehlern und schneller zum Ziel, wenn man sich von außen beraten lässt. Mache ich ja auch, wenn ich ein neues Thema angehe. Zum Beispiel wollten wir auch TikTok machen und die meisten dachten jetzt: Um Gottes Willen, TikTok, da wird gesungen und getanzt, da sind die ganzen Kids - stimmt nicht. Ich habe jetzt den ersten Firmenauftrag über TikTok erhalten und muss sagen, dass es sich durchaus zu einer Business-Plattform entwickelt. Ich wollte das aber gleich von Anfang an ordentlich machen und habe mir einen Coach für ein paar Stunden genommen. Habe dann TikTok aufgestellt das funktioniert seit ein paar Monaten wunderbar. Und das wäre nicht so gut und so schnell gegangen, wenn ich da selber herumgedoktert hätte. Ich habe nicht zu viele Fehler selber machen müssen, das ist, glaube ich, der wichtige Punkt.

Sebastian Ja natürlich, und deine Mandanten oder deine Kunden profitieren ja auch von allen Erfahrungen, die du bereits mit vielen anderen Klienten gemacht hast. Du hast ja ein geballtes Know-How über viele Unternehmen. Und das ist ja auch das, was man mit seinem Coach besprechen kann. Weil man sitzt ja oft da, ist ganz alleine und spekuliert. Und der Coach, der hatte schon 5 andere Klienten und weiß was funktioniert und was absolut nicht funktioniert.

Roman Man braucht ja auch oft eine Ideen-Quelle von außen. Und da bin ich sehr gut. Ich schüttele Ideen wirklich so locker aus dem Ärmel, wo sich manche doch schwertun.

00:22:33 - In welcher Phase befinden sich Unternehmen, wenn sie Kontakt mit Business Coach und Berater Roman Kmenta aufnehmen? Und wie arbeitet Roman Kmenta mit Unternehmen zusammen?

Daniel Wann, oder in welcher Phase, nehmen Klienten üblicherweise mit dir Kontakt auf?

Roman Bei mir kommt es interessanterweise selten vor, dass sich Klienten melden, die sich neu selbständig machen wollen. Es sind eher immer bereits bestehende Unternehmen, die sich weiterentwickeln wollen. Aber natürlich arbeite ich auch mit ganz neuen Unternehmen zusammen. Die melden sich dann, weil sie was gelesen oder gehört haben, oder vielleicht das Interview gesehen haben und schicken mir eine E-Mail, und nehmen Kontakt auf. Es geht natürlich manchmal um sehr spezifische Themen, wie um Neupositionierung. Ich arbeite gerade mit einem Klienten aus Deutschland zusammen, die haben ein mittelständisches Planungsbüro mit 15 Mitarbeitern, sowas in der Größenordnung. Die haben bisher davon gelebt, dass sie empfohlen wurden und aus der Tradition heraus, dass es sie schon länger gibt. So ging es schon lange und irgendwie kam immer ein Kunde daher. Die wollten sich jetzt aber einfach nicht mehr darüber darauf verlassen und da haben wir jetzt über ein paar Monate hinweg einen aktiven Zugang auf den Markt gemeinsam erarbeitet. Es gibt heutzutage unglaublich viele Möglichkeiten, sprich wir haben die Zufälligkeit aus der Kundengewinnung herausgenommen. Das sind so typische Situationen und wir arbeiten dann auch wieder zusammen, je nachdem, worum es geht. Aber in solchen Beziehungen, nehmen wir uns meistens gewisse Zeitblöcke und dazwischen wird umgesetzt. Man halt Halbtages- oder Ganztages-Sessions, je nachdem. Dann wird umgesetzt und dann machen wir die nächste Session. Oder, was ich jetzt Ende August zum ersten Mal aus der Überlegung heraus mache, ist, dass ich die Leute mehr zu ihrem Glück zwingen will, damit sie endlich das tun, was sie wollen. Und da mache ich jetzt zum Thema "Buch schreiben" ein dreitägiges Retreat. Da werden nicht nur Information geliefert, sondern ich garantiere, dass meine Klienten am Ende dieser 3 Tage eine ganze lange Liste von Punkten fertig erledigt haben werden, wozu sie sonst wahrscheinlich Monate brauchen würden. Nicht, weil es so viel Arbeit ist, sondern, weil sie es immer aufschieben. Und da gibt es 3 Tage nichts anderes als sich auf das Buchschreiben zu konzentrieren.

Sebastian Klingt spannend.

00:22:33 - Welche Rolle spielt Passives Einkommen für Roman Kmenta?

Daniel "Buch schreiben", da bewegen wir uns jetzt schon fast ein bisschen in den Themenbereich Passives Einkommen. Welche Rolle spielt das jetzt für dich selbst oder in deiner Beratungstätigkeit? Wie häufig erhältst du Fragen zum Passiven Einkommen?

Roman Es passiert ganz selten, dass jemand auf mich zukommt und sich ein Passives Einkommen aufbauen will. Es spielt natürlich auch eine Rolle, aber nicht so sehr, nicht so oft. Für mich selber spielt es eine relativ wichtige Rolle. Je erfahrener und je älter ich werde, umso wichtiger scheint mir dieser Punkt zu sein.

Daniel Außer ein Buch zu schreiben und zum Verkauf anzubieten, was würdest du jemandem empfehlen, der sich ein Passives Einkommen aufbauen will?

Roman Ich habe da für mich einmal so ein Paket erarbeitet. Das Wort Passives Einkommen ist sehr abgegriffen und wird sehr schlampig verwendet. Was da alles an Passiven Einkommen jeden Tag über Social Media und so erzählt wird, vieles davon ist weder Einkommen noch passiv. Für ein Passives Einkommen muss es einen positiven Cashflow geben. Sprich: Ich muss mehr rausbekommen, als ich reinstecke. Beispiel Immobilien: Ich bin selber im Immobilien-Bereich recht erfahren, und habe immer noch einige laufende Investitionen und eine Wohnung. Jetzt kann man sagen, dass eine Wohnung Passives Einkommen ist. Ja, möglicherweise. Ich hatte schon Wohnungen, die waren aber alles andere als passiv. Der Mieter ist nach einer Woche wieder ausgezogen, weil er draufgekommen ist, dass er sich die Wohnung doch nicht leisten kann. Dann hat man auch manchmal Katastrophen-Mieter drin, die nicht zahlen und so, dann wird es zum extrem aktiven Einkommen. Wenn ich eine Wohnung kaufe und zu 80% fremdfinanziere, geht es sich mit den aktuellen Mietrenditen normalerweise nicht aus, dass ein positiver Cashflow entsteht, weil die Preise in den meisten Orten gestiegen sind. Was nicht heißt, dass es kein gutes Investment sein kann. Das schon, aber es ist nicht unbedingt ein Passives Einkommen.

00:28:16 - Was sind, laut Roman Kmenta, die 6 wichtigsten Kriterien, um ein Passives Einkommen aufzubauen?

Roman Erstens gibt es einen Cashflow? Und zweitens wie passiv ist das? Das muss ich schon abwägen und eine Wohnung kann sehr passiv sein. Ich hab eine Wohnung in Wien, die ist super passiv, da habe ich auch einen Hausverwalter, der die Wohnung verwaltet. Ich brauche mich nicht um den Mieterwechsel kümmern, ich bekomme einfach nur einen monatlichen Betrag überwiesen. Wenn man Ackerland hat und das verpachtet, ist das, glaube ich, eines der Passivsten Einkommen überhaupt, weil was kann passieren? Okay, der Landwirt kann aufhören zu zahlen. Oder man hat einfach Lizenzen die man verrechnet, aufgrund eines Patents, das kann durchaus passiv sein. Bücher zum Beispiel: Ich habe einen Verlag gegründet für meine eigenen Bücher, ja, das ist bis zu einem gewissen Grad passiv. Aber auch nicht so extrem passiv, wie man glauben könnte. Denn man muss auch immer wieder die Werbung optimieren, was ich zu wenig mache aktuell, weil sonst frisst das das Geld auf, aber ich könnte mich, so wie es jetzt läuft, im Monat gar nicht darum kümmern. Das erwirtschaftete Einkommen, so gesehen ist passiv und ein positiver Cashflow.

Drittens, wie lange ist die passive Lebensdauer, sprich wie lange ist es das Einkommen denn passiv? Eine Wohnung könnte zum Beispiel 3 Jahre lang passiv sein und dann wieder aktiv werden, mit einem Wechsel des Mieters z.B. und dann ist es vielleicht wieder eine Zeit lang passiv. Typischerweise, habe ich bei Passiven Einkommensquellen immer eine Aufbauphase. Zuerst ist es sehr aktiv, dann wird es hoffentlich passiv und bleibt passiv für eine Zeit lang, Monate, Jahre und kann dann wieder aktiv werden. Beim Aufbau muss man schauen, wieviel Aufwand man tätigen muss um das Passive Einkommen aufzubauen? Wenn ich jetzt um 100.00 Euro Ackerland kaufe und es verpachte, dann ist der Aufwand minimal: Ich brauche einfach nur ein Grundstück finden, es kaufen und einen Pächter finden - überschaubar. Ein Buch zu schreiben, das ist schon mehr Aufwand. Ein ganzes Business aufzubauen, wie es gemacht wird mit Amazon (FBA) - ich importiere irgendetwas aus China und schicke es zu Amazon und verkaufen es dort - ist für viele kein Einkommen, weil sie draufzahlen. Außerdem ist der Aufwand enorm hoch und nicht sehr passiv, man hat ständig irgendwas zu tun. Man hat ein internationales Handelsgeschäft aufgebaut und hat dann Rechnungen aus der halben Welt und mit Steuerberatung ist das alles recht komplex. Ich durchschaue das nicht. Gestern habe ich eine Rechnung aus Schweden gesehen und mir gedacht: Was mache ich damit? Keine Ahnung. Also bei mir sind das Peanuts und so nicht so wichtig, aber Aufbau-Aufwand.

Das Ertrags-Potential ist der nächste Punkt: Wieviel Einkommen kann ich denn tatsächlich damit verdienen? Was ist denn die Rendite, wenn ich da was reingesteckt habe? Ein Buch, zum Beispiel, muss dann ja auch genug abwerfen, dass es den Aufbau-Aufwand rechtfertigt und dass ich auch irgendwo dann davon leben oder teilweise leben kann.

Und last but not least: Ich empfehle immer, dass es zum eigenen Geschäftsmodell passend sein sollte. Bleiben wir beim Beispiel des Steuerberaters der nach Thailand geht und Steuerberater bleiben will. Dann wäre es der einfachste Weg, er schreibt ein Buch über Steuer und Steuerberatung und nicht, über Mango-Zucht. Nicht, weil das Buch über die Mango-Zucht nicht gut funktionieren könnte, sondern weil es ein ganz anderes Ziel-Publikum ist und er sich da erst reinlesen und einarbeiten muss. Somit ist da der Aufwand viel größer. Aber wenn ich als Steuerberater jetzt ein Buch über "Unternehmensgründung in Thailand für Deutsche" schreibe, dann passt das zu meinen Klienten, die ich schon habe und die vielleicht Fuß in Thailand fassen wollen. Also die eigene Dienstleistung und das eigene Know-How, nicht unbedingt, aber sehr oft, in digitale Produkte und Leistungen zu verpacken, das ist der einfachste Weg.

Ein Freund von mir arbeitet mit einem Fotografen zusammen, die haben inzwischen eine Vielzahl von Kursen zum Thema fotografieren lernen gemacht. Hochgradig erfolgreich, Passives Einkommen für mehrere Menschen. Die machen das von hier aus, aber das wäre vollkommen egal wo die das machen. Wenn ein Fotograf einen Kurs macht wie man lernt Portraits zu fotografieren, dann ist das naheliegend. Wenn ein Fotograf einen Kurs über Mango-Zucht macht, klar kann man das, ist aber viel mehr Aufwand, weil er dann 2 Zielgruppen hat und das macht es viel komplizierter. Das wären die 6 wichtigen Kriterien, die man bedenken sollte, wenn man ein Passives Einkommen aufbauen möchte.

00:33:42 - Was ist der größte Fehler, den Selbständige und Unternehmer machen?

Sebastian Viele Unternehmer können vom Passiven Einkommen nur träumen. Denn viele Unternehmen haben das Problem, dass sie so sehr in das Tagesgeschäft ihres Unternehmens involviert sind, dass sie, um einen höher qualitativen Lebensstandard im Ausland oder im Inland zu haben, im Grunde erst einmal einen Schritt zurück machen. Viele Unternehmer verbringen ihre Zeit damit irgendwelche 15€ Jobs zu machen, irgendwelchen Belegen hinterherzurennen, Einkauf zu machen, Rechnungen nachzujagen. Sie beschäftigen sich nicht mit dem strategischen Unternehmensaufbau, sondern machen im Grunde irgendwelche Aufgaben, weil sie es nicht schaffen zu delegieren, oder, weil sie nicht das richtige Personal haben, oder, weil sie nicht wissen, wie sie diese ganzen Dinge organisieren können. Und dann passiert ein Unfall oder Krankheit und dann ist das Unternehmen pleite, weil man nicht einmal 2 Wochen krank sein kann, geschweige denn in den Urlaub gehen kann, oder mal in ins Ausland umziehen kann. Würdest du diese Erfahrung teilen?

Roman Ja, definitiv. Das ist wahrscheinlich einer der Top 3 größten Fehler den Unternehmen und vor allem Selbständige machen. Ich empfehle immer ab Beginn sofort Mitarbeiter zu haben. Jetzt sagen die meisten Leute, dass sie sich das nicht leisten können. Das verstehe ich ja, aber es geht nicht darum eine Vollzeitkraft einzustellen, sondern einen Freelancer zu finden, der jede Woche 2 Stunden für mich arbeitet. Das ist immerhin ein ganzer Arbeitstag im Monat, an dem ich an meinem Unternehmen arbeiten kann. Es wird zu viel IM Unternehmen gearbeitet, gerade von Selbständigen, und zu wenig AN Unternehmen. Die Fotografen fotografieren, die Masseure massieren, die Grafiker zeichnen oder designen und kümmern sich wenig um ihr Unternehmen. Sprich wir sind im Hamsterrad drinnen, das manchmal auch sehr schnell und sehr gut läuft, aber eben nur, solange sie darin laufen. Sobald sie mal krank sind, wie du sagst, dann steht alles still. Ein Grafiker, mit dem ich hin und wieder arbeite, der seit ein paar Jahren einen guten Job macht, hat, glaube ich, selber immer noch keine Website. Der wird zugeschüttet mit Aufträgen und das funktioniert und der lebt gut davon, aber da ist nichts aufgebaut und das ist ein schwerer Fehler. Deswegen sage ich den Leuten immer, dass sie sofort damit beginnen sollen, sich Unterstützung zu suchen und, dass sie klein anfangen sollen. Das wisst ihr sicher besser als ich, aber 3-5 Stunden Arbeitskraft pro Woche kostet mich rund 250-300€ im Monat, also überschaubar. Und 5 Stunden die Woche, ist richtig viel Zeit, in der ich wertschöpfendere Tätigkeiten machen könnte als irgendetwas von A nach B zu schicken, oder irgendetwas abzuschreiben. Sprich, die Regel lautet ich sollte mir bewusst sein, was mir meine Zeit wert ist. Das kann ich mir ohne Steuerberater ausrechnen. Man kann ein Ziel bemessen, und zum Beispiel, 100.000€ Umsatz im Jahr machen wollen. Dann breche ich das runter auf meine Arbeitsstunden und habe dann meinen Stundensatz.

Ich könnte auch sagen, ich will 50.000€ Gewinn machen, und breche das runter und dann weiß ich was ich nach dem Gewinn gerechnet pro Stunde wert bin. Dann kommen, sagen wir, 50€ raus, dann müsste ich, streng genommen, das ist die Regel, alles was jemand anderer um weniger als 50€ für mich erledigen kann, auslagern. Dass das nicht 1:1 beinhart durchziehbar ist, ist mir schon klar. Aber der Richtwert ist klar: Wenn ich mich mit Jobs die 10€ oder 15€ pro Stunde bezahlen dicht mache, werde ich nie 50.000€ Gewinn oder 100.000€ Umsatz machen.

Sebastian Ich habe früher mit einem amerikanischen Coach zusammengearbeitet und der hat immer gesagt, dass man sich als Unternehmer auf die Tätigkeiten konzentrieren sollte die 10.000€ oder sogar 100.000€ pro Stunde wert sind, der Wert ist nur ein Beispiel. Also wer gut schreiben kann, der kann z.B. 3 Tage mal nur ins Schreiben für seine eigene Webseite investieren, mit dem Wissen, dass sich daraus viele Kunden und Umsätze generieren. Sagen wir das sind 30 Stunden Aufwand, die ich mit konzentriertem Schreiben verbringe, die dann, sagen wir 30.0000€ Umsatz in den nächsten drei Jahren generieren. So habe ich dann einen Richtwert wie ich die Zeit bemessen kann. Dann macht es überhaupt keinen Sinn irgendwelche Belege selbst zu sortieren, wenn das auch ein Buchhalter machen kann. Also meiner Erfahrung nach, ist das Setzen von Prioritäten bei vielen Unternehmen ein Riesenproblem.

Roman Ja, absolut. Wenn mein Stundenwert bei 100€, könnte ich mir für die Website Texte, ja auch einen Freelancer nehmen, der das für 50€ vielleicht nicht ganz so gut wie ich, aber definitiv gut genug machen kann. Dann habe ich Zeit gespart und kann mit meiner Zeit hoffentlich eine wertschöpfendere Tätigkeit für das Unternehmen anfangen. Und wenn jemand keine Idee hat, wie er seine Zeit besser organisieren kann, dafür gibt es dann Menschen wie mich oder andere Berater und Coaches, die da immer Ideen haben, was man da Vernünftigeres machen kann.

Sebastian Und dann wird es interessant. Denn man kann wenig Zeit auch so sinnvoll nutzen, dass man dann sehr große Türen schwingen kann.

Roman Ja, absolut. Und ich behaupte, wir machen alle, und damit meine ich wirklich alle, die ich so kenne, alle zu viel selber. Das hat unterschiedliche Gründe, aber wir machen alle zu viel selbst.

00:40:30 - Das Top-Ziel eines jeden Unternehmers: Selbst keinen Computer und kein Handy für das Unternehmen mehr zu brauchen

Daniel Das erinnert mich daran, als ich als Consultant beschäftigt war bei einem der größten Baukonzerne in Deutschland, den Namen nenne ich jetzt mal nicht. Da wurde ich einmal zum obersten Vorstand gerufen, in ein riesiges Zimmer. Das war 300 Quadratmeter groß, so in meiner Erinnerung zumindest. Und als ich das Zimmer betreten hatte, kam mir irgendwas merkwürdig vor.

Und dann fiel mir auf, dass auf dem Tisch dieses Vorstandsvorsitzenden eigentlich kein Computer stand. Überall, in jedem Büro stand ein Computer, aber bei ihm gab es keinen Computer. Und da habe ich nachgefragt und da meinte er, dass er nie einen Computer brauche. Da wurde mir bewusst, dass das der wahre Luxus ist. Wenn ich kein Handy oder keinen Computer mehr habe, dann habe ich es als Unternehmer geschafft. Das muss eigentlich das Ziel sein. Auch wenn ein Schreibtisch ohne Computer ein schöner Traum ist, da haben wir vielleicht doch noch einiges vor uns. Kommen wir wieder zurück auf unsere Zielgruppe.

Roman Genau wie du sagst, das ist dann wirklich der Schritt vom Geschäftsführer des eigenen Unternehmens zum echten Unternehmer. Der echter Unternehmer braucht keinen Computer oder Handy für das Unternehmen. Der echte Unternehmer kann auch ein paar Monaten oder ein Jahr weg sein, und der Laden läuft sogar besser als vorher, weil er vorher die richtigen Entscheidungen getroffen hat.

00:42:37 - Der Schritt vom Unternehmer zum Großunternehmer

Roman Ja, genau. Das ist natürlich mehrschichtig. Die 8 Steps, die ich zuerst erwähnt habe, da geht es eher darum, wie ich mir meine Selbständigkeit, mein Business aufbaue. Aber das ist nur ein Teil vom Ganzen. Wenn ich dann weiter gehen will und das Unternehmen wachsen lassen und vergrößern will, dann beginnt es erst richtig spannend zu werden. Dann muss ich beginnen noch sehr viel mehr zu delegieren, nämlich auch Führungsfunktionen zu delegieren. Am Anfang zeichne ich mir mein Unternehmen in verschiedenen Abteilungen auf, so wie es sein sollte. Da stehe ich anfangs in jeder Abteilung, in jedem dieser 20 Kästchen, selbst drinnen. Im Laufe der Zeit, beginne ich aber mich selbst mit anderen Namen zu ersetzen. Da hole ich mir jetzt jemanden, der für die Buchhaltung verantwortlich ist. Oder für die Umsetzung hole ich mir z.B. drei Fotografen an Bord und ich selber fotografiere immer weniger und irgendwann gar nicht mehr. Und irgendwann suche ich mir auch jemanden als Führungskraft usw. bis ich dann ganz am Ende mich selbst aus jedem Kästchen rausstreiche und dann nur mehr oberster Geschäftsführer bin. Das ist das große Spiel, die 8 Steps sind das kleine Spiel.

Daniel Und das fängt ja schon sehr früh an. Das fängt ja schon damit an, was für Produkte und Dienstleistungen ich anbiete. Gerade in den beratenden Berufen, lassen sich manche Dinge ja nicht oder nur sehr schwer delegieren, weil das Know-How schwer zu bekommen ist. Ich habe auch erfolgreiche Mandanten, die sich bewusst entscheiden, nur sehr vereinfachte Produkte und Dienstleistungen anzubieten, weil das ermöglicht, Multiplikation und Delegation. Wenn ich jetzt selbst der Superstar meiner Branche bin, macht es für mich gar keinen Sinn zu delegieren, weil dann hängt viel zu sehr alles an mir dran. Also, wenn ich jetzt der super Berater bin, kann das vielleicht sogar ein Hinderungsgrund sein mehr Einkommen zu erzielen, weil ich alles so vereinfachen muss, dass das auch andere machen können und ich zurücktreten kann.

Roman Oder ich hole mir ausreichend qualifizierte Leute an Bord, die das genauso gut machen können wie ich. Der Hinderungsgrund, und das merke ich bei mir selber auch, sind natürlich oft wir selbst. Im Bereich Training im Wirtschaftsbereich, Verkaufstraining, habe ich zum Beispiel vor Jahren, zu Beginn meiner Selbständigkeit, ein Franchise System mit aufgebaut und bin da auch selbst eingestiegen. Wir haben dafür Trainer an Bord geholt, ich habe die Trainer erfolgreich gemacht, ich habe Franchise Partner an Bord geholt, und auch die erfolgreich gemacht. Training ist an sich eine sehr personenbezogene Sache, ja so wie Beratung auch in vielen Bereichen. Die Partner haben die Trainings-Dienstleistung verkauft und die Trainer haben die Trainings durchgeführt. Wir haben "No-Name-Trainer" zur Umsetzung der Projekte verkauft, zu Preisen die eher im hohen Bereich waren. Warum hat das funktioniert? Weil wir daran geglaubt haben. Aber wenn ich selber im Mittelpunkt stehen möchte und nicht andere Trainer delegieren will, ist das ein anderes Geschäftsmodell. Bei mir selbst, zum Beispiel, merke ich schon, dass es schwer vorstellbar wäre, Trainer auszulagern. Nicht, weil ich es nicht könnte, das ist nur in meinem Kopf. Es gibt große Beratungsgesellschaften, wie Roland Berger und Partner, das sind nicht die Supergurus, sondern frisch gebackene Uni-Absolventen, die die Beratung machen.

Sebastian Ja, genau, stimmt. Ich war bei PWC damals auch frisch Gelernter.

Roman Es gibt eben diese beiden Zugänge. Wenn ich mich als Unternehmen auslagern will, muss ich mich eben mehr als Firma positionieren und wenn ich nicht auslagern will, stelle ich eben meine Person in den Vordergrund und mache mich eben selber einfach größer und kann höhere Honorare verlangen. Wachstum ist dann bis zu einem gewissen Grad möglich und dann wird es schwierig. Das ist auch eine Grundentscheidung, die man irgendwann treffen sollte oder muss.

00:47:18 - Wie kann man als Online Business ein Passives Einkommen generieren?

Daniel Kommen wir nochmal zu einem anderen Punkt, Roman. Viele haben die Idee sich ein Online Business aufzubauen. Da gibt es unterschiedliche Ansichten. Was denkst du als Berater und Experte zu diesem Thema?

Roman Der Begriff "Online Business" wird vielleicht, um das noch zu klären, aus meiner Sicht, oft gerne durcheinander gewürfelt. Es gibt tatsächlich das Online Business, das in Richtung Passivität geht: Ich schreibe ein Buch oder biete einen Online Kurs an, das wirklich das Potenzial hat, auch ohne mich zu laufen. Viele verstehen unter Online Business das, aber viele machen dann eigentlich nichts anderes als was sie offline machen würden. Das heißt, wenn ich jetzt über Zoom als Coach berate oder traine, dann ist das aus meiner Sicht nicht wirklich ein Online Business. Stimmt, ich kann es aus der Ferne und ortsunabhängig machen, aber es ist oft nicht das, was wirklich unter "Online Business" verstanden wird. Diese Begriffe werden oft vermischt und es gilt, glaube ich, für viele, darüber nachzudenken, ob sie selbst vorm Bildschirm sitzen wollen und Beratung machen wollen - da spricht gar nichts dagegen, man kann ja auch in Spanien sitzen und das in Deutschland machen - oder ob sie das Ganze wirklich noch digitaler und noch passiver gestalten möchten. Dann muss man noch einen Schritt weitergehen.

Daniel Vielen herzlichen Dank, wir haben viel dazugelernt. Wenn jetzt jemand mit dir persönlich Kontakt aufnehmen will, Roman, wie sollte er das am besten machen?

00:47:18 - Kontaktdaten Roman Kmenta

Roman Am besten meinen Namen Roman Kmenta googeln. Da kommt man relativ schnell auf meine Website und kann mir am besten über die Website eine E-Mail schicken, das ist der einfachste Zugang. Ansonsten bin ich auf allen möglichen Medien gut auffindbar.

Daniel Klasse, vielen herzlichen Dank für das Gespräch.

Sebastian Danke dir Roman. Tschüss!

Roman Danke, tschüss.

Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland. Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn ihr keines unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren-Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen, oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Mit Aktien und ETFs zum passiven Einkommen

Aktien und ETFs: Welche Möglichkeiten sie bieten, um mit ihnen passives Einkommen zu erwirtschaften oder Vermögen aufzubauen.

Zu Gast: Lisa Osada

Viele Menschen sind auf der Suche nach neuen Lebenskonzepten und wollen heraus aus dem üblichen 8-Stunden-Arbeitstag. Für diese, aber auch für all jene, die schlichtweg ihren Wohnsitz ins Ausland verlegen möchten, stellt sich die Frage nach einem möglichen alternativen Einkommen.

Dabei gibt es viele Konzepte. Eines davon ist das Arbeiten als digitaler Nomade, sei es im Bereich des T-Shirt-Design oder mit dem Betreiben einer Nischen-Webseite. Als absoluter Idealfall gilt für viele jedoch das sogenannte passive Einkommen, das sich mit verschiedenen Methoden erwirtschaften lässt. Eine davon ist das Investieren in Wertpapiere.

Wie sich passives Einkommen im Einzelnen mit Aktien und ETFs erzielen lässt und worauf man dabei achten muss, darüber haben wir in unserem Podcast mit Lisa Osada gesprochen. Sie betreibt den Finanzblog aktiengram.de und verrät, welche Strategien sie beim Vermögensaufbau empfiehlt. 

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Die besten Voraussetzungen für den Vermögensaufbau mit Aktien und ETFs

Ob der Aufbau eines passiven Einkommens oder von Vermögen mit Aktien und ETFs erfolgreich ist, hängt einerseits von den Anlagestrategien ab. Es hängt aber auch davon ab, wie viel Kapital Ihnen für das Investment zur Verfügung steht, wann Sie mit dem Investieren beginnen und wo Sie Ihren Wohnsitz haben.

Grundsätzlich gilt, je mehr Zeit zur Verfügung steht, umso langfristiger ist es möglich, kleinere Summen in Wertpapiere zu investieren und sich so gezielt ein passives Einkommen aufzubauen. Wer gern schneller ein passives Einkommen mit Aktien oder ETFs erwirtschaften möchte, muss entsprechend mehr Kapital dafür auf einen Schlag aufbringen. Das schnelle Reichwerden gibt es trotz des ein oder anderen Werbeversprechens nicht, jedoch je nach Anlagestrategie recht zuverlässige Renditen und Ausschüttungen.

Möchten Sie in Wertpapiere investieren und von den Dividenden leben, können Sie von einem Wohnsitz in einem anderen Land profitieren. So sind beispielsweise Portugal, Malta, Irland, Zypern, Großbritannien und Spanien Länder, in denen Dividenden-Erträge steuerfrei sind. 

Die Vorteile von ETFs und Dividenden ausschüttenden Unternehmen

ETFs sind an der Börse gehandelte Indexfonds, die Aktienindexe nachbilden. Sie bestehen also nicht aus einer einzelnen Aktie, sondern bündeln Börsenwerte. Damit wird auch das Risiko, das beim Investieren in eine einzelne Aktie entstehen kann, verteilt. Dies macht den ETF zu einer sichereren Anlage als dies beispielsweise der Fall ist, wenn Sie all Ihr Kapital in die Aktie eines einzelnen Unternehmens stecken.

Bei den ETFs haben Sie die Wahl zwischen thesaurierenden und ausschüttenden ETFs. Welche Variante dabei für Sie die richtige ist, hängt von Ihren Zielen ab. Ein Besser oder Schlechter gibt es hierbei nicht. Bei thesaurierenden ETFs wird die Rendite, die sie erwirtschaften, wieder in den ETF reinvestiert. Dadurch liegt die Rendite, die sie jährlich erwirtschaften, höher.

Bei ausschüttenden ETFs wird die Rendite, die jährlich erzielt wird, nicht reinvestiert, sondern an den Anleger ausgeschüttet. Ein großer Vorteil für all jene, die sich ein passives Einkommen aus ihren Anlagen wünschen: Es fließt regelmäßig Geld, sei es durch quartalsweise oder jährliche Ausschüttungen.

Dasselbe gilt für Aktien bei Dividenden ausschüttenden Unternehmen. Auch hierbei gehen die Gewinnanteile des Unternehmens direkt an die Aktionäre. Im Unterschied zum ETF handelt es sich jedoch um die Rendite eines einzelnen Unternehmens, die dementsprechend von dessen Performance abhängt.

Sicherer Vermögensaufbau am Kapitalmarkt

Wer die Vorteile von Dividenden und  ETFs nutzen möchte, sollte in jedem Fall erst einmal die nötigen Kenntnisse zum Thema erwerben. Dies ist dank vielfältigen Informationsmaterials recht einfach möglich. Beispielsweise vermitteln die Bücher von Autoren wie Gerd Kommer oder Christian W. Röhl die Grundlagen für absolute Einsteiger. Wer diese Basiskenntnisse besitzt, kennt nicht nur die Funktionsweise des Kapitalmarktinvestments, sondern kommt auch zwielichtigen Angeboten und skurrilen Renditeversprechen schnell auf die Spur.

Für den Start empfehlen sich globale Produkte wie ETFs auf den MSCI World Index. Vergleiche von Produkten können Sie auf entsprechenden Webseiten wie justETF oder extraETF einholen und sich hier eine gute Übersicht verschaffen.

Der erste Schritt zum passiven Einkommen und zum Vermögensaufbau mit ETFs ist dann die gezielte Eröffnung eines Depotkontos. Hier können Sie mit den ersten Versuchen beispielsweise in Form eines Sparkontos starten und nach und nach mehr investieren. 

Möchten Sie mehr zum Investieren in den Kapitalmarkt erfahren? Überlegen Sie, Ihren Wohnsitz zu verlegen, um von Dividenden als passivem Einkommen steuerfrei leben zu können? Dann nehmen Sie auf jeden Fall eine Beratung von uns an und treffen Sie die für Sie richtigen Entscheidungen!

Kontaktdaten und Links

Lisa Osada

 Homepage: www.aktiengram.de

 E-Mail: lisa@aktiengram.de

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Timestamps

00:00:23 Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Lisa Osada

00:03:44 Früh anfangen und Wohnsitz clever wählen

00:07:59 Mit dem Aufbau von Einkommen durch Anlagen oder Dividenden starten?

00:10:18 Unterschiedliche Anlagestrategien nutzen

00:13:31 Ideale Länder für steuerfreie Erträge und empfehlenswerte Kapitalmarktanlagen

00:17:52 Was sind ETFs?

00:19:11 Die Vorteile von ETFs

00:22:02 Investment-Coaching – Ja oder nein?

00:29:23 Die ersten Schritte auf dem Weg zur erfolgreichen Investment

00:36:10 Depotkonto suchen und passende Produkte wählen

00:39:04 Die Ausschüttung und Rendite von Dividenden

00:41:49 Gesunde Skepsis bei risikoreichen Investment-Tipps

00:44:00 Der Zeitaufwand bei Kapitalmarkt-Investitionen

00:46:45 Wie viel muss man für ein passives Einkommen investieren?

00:52:43 Kontaktdaten Lisa Osada

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 52: Mit Aktien und ETFs zum passiven Einkommen

Zu Gast: Lisa Osada

Perspektive Ausland - der Podcast für Unternehmer und Freiberufler, die es ins Ausland zieht. Egal, ob Steuerplanung, Auslandsfirmen, Gründung oder Lifestyle-Fragen - hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:00:23 Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Lisa Osada

Daniel: Herzlich willkommen! Lisa Osada heute auf unserem Kanal. Bevor wir dich gleich im Detail nochmal vorstellen oder du dich selbst unseren Zuschauern vorstellst, wollte ich ganz kurz auf das Thema eingehen, um das sich heute hier alles dreht. Es ist ja so, dass es immer mehr Menschen gibt, die ihre Zukunft neu gestalten wollen, auf der Suche nach neuen Lebenskonzepten sind, viele Fragen offen haben. Muss ich dafür eigentlich in Deutschland leben? Die letzten 2 Jahre Pandemie haben ja gezeigt, dass man ganz gut mit Computer von irgendwo aus arbeiten kann. Wir stellen zu dem Thema auch eine ganze Reihe von möglichen Wohnsitzen vor. Auf unserer Webseite wohnsitzausland.com zum Beispiel. Eine Frage, die sich immer wieder stellt bei vielen Mandanten, mit denen wir zu tun haben: Wenn ich jetzt ausflagge, wenn ich meinen Wohnsitz verlagere, dann brauche ich im Idealfall ein passives Einkommen. Das heißt, viele sind auf der Suche, um sich ihr Leben anders zu finanzieren, als sie das bisher gemacht haben. Wir haben gesehen, du betreibst relativ erfolgreich deinen Finanzblog und du hast dich selbst schon mit einer ganzen Reihe von Experten unterhalten. Wir dachten, es wäre viel bequemer, uns mit dir darüber zu unterhalten, was bei dir im Konsens hängengeblieben ist, als dass wir uns mit all deinen interessanten Gästen unterhalten. Wir wollen von dir mal lernen: Was geht? Was geht nicht? Wovon sollte man die Finger lassen? Was gibt es für erfolgreiche Konzepte? Soweit vielleicht ein bisschen zur Einleitung. Lisa, stell dich doch unseren Zuschauern und Zuhörern am besten selbst einmal vor.

Lisa: Ja, sehr gerne. Mein Name ist Lisa Osada, ich bin 30 Jahre alt. Wir sind in Kontakt gekommen über meinen Nebenberuf, den ich aktuell ausübe, nämlich meinen Finanzblog und Instagram-Kanal, mittlerweile auch den Podcast Aktiengram. Da dreht sich alles rund um das Thema Aktien, persönliche Finanzen, Dividenden usw. Darüber habe ich mir persönlich über die letzten 2 Jahre ein Nebengewerbe aufgebaut. Mein hauptsächliches passives Einkommen ist das aber nicht, sondern das sind tatsächlich meine Dividendeneinnahmen. Da sprechen wir bestimmt noch drüber. Über diese Tätigkeit habe ich dann auch schon viele verschiedene Personen kennenlernen dürfen, sei es digital oder auch im echten Leben, die verschiedene Wege einschlagen. Sofort in den Sinn kommt mir jemand, der zum Beispiel mit dem Verkauf von T-Shirts oder deren Designs sein Geld verdient. Er lebt allerdings in Zypern. Das ist vielleicht auch noch interessant und auch viele Leute, die ein Dividenden-Einkommen aufgebaut haben. Da kenne ich auch Personen, die wirklich schon sehr früh angefangen haben, in Aktien zu investieren und heute dadurch Privatier sind. Aber natürlich ist das alles immer auch mit einem gewissen Aufwand verbunden. Das klassische Schnell-reich-Werden mit dem Nebenerwerb oder mit dem Plan zum passiven Einkommen, das ist ein schöner Marketing-Spruch, aber ich glaube, alle Methoden, die wir heute besprechen, sind auch erst einmal mit einem großen Arbeitsaufwand verbunden. Langfristig kann es sich dann aber durchaus auszahlen.

00:03:44 Früh anfangen und Wohnsitz clever wählen

Sebastian: Wann hast du angefangen? Du hast gesagt, dein Haupt-Erwerb ist dein passives Einkommen aus Dividenden. Wann hast du denn hiermit angefangen, vor wie vielen Jahren, bevor du an der Stelle warst, wo du gesagt hast: "Jetzt kann ich damit tatsächlich mein Leben finanzieren." Wie lange hat es gebraucht?

Lisa: Ich kann aktuell noch nicht mein Leben finanzieren. Ich habe jetzt dadurch ein gutes Nebeneinkommen. Was ist dazu sagen kann, ist, dass ich mein nebenberufliches Studium mit den Dividenden bezahlen kann. Es sind jetzt 300 bis 400 € im Monat. Ich habe angefangen vor 11 Jahren. Da waren die Dividendeneinnahmen im Jahr vielleicht bei 6 € und über die Jahre hat sich das dann aufgebaut, also natürlich auch mit stetigem Weiterinvestieren.

Sebastian: Das ist wahrscheinlich auch eine Frage des Kapitals, das man anfänglich zur Verfügung hat. Du hast wahrscheinlich sehr jung angefangen, als Studentin. Wenn jetzt aber jemand zum Beispiel sagt, er verkauft ein Vermögen oder er verkauft Immobilien und kann Teile dieser Erlöse dann investieren, um hier solch ein Einkommen aufzubauen, dann wird er oder sie wahrscheinlich schneller auch entsprechende Erträge sehen.

Lisa: Das ist definitiv so, gerade, was Dividenden als Einkommensquelle oder als passives Einkommen angeht. Es gibt zum Beispiel weltweit aufgestellte ETF-Produkte mit dem Fokus auf Dividenden-Aktien, also ausschüttenden Unternehmen, und da hat man zum Beispiel im Durchschnitt 3 bis 4% Auszahlungen. Da kann man sich einfach mal ausrechnen, wie viel Geld man pro Jahr investieren müsste, um mit diesen 3 bis 4% seinen Jahresbedarf an Geld zu decken. Wobei dabei auch interessant ist: Was ist das für ein Land? Ich glaube, in Portugal sind Dividenden wiederum steuerfrei. Da bin ich nicht ganz sicher. Ich lebe in Deutschland aktuell und ich habe auch die ganzen steuerlichen Nachteile aus Deutschland auf meinem Kapital und auf meinen Dividenden. Aber ich weiß, dass es auch Länder gibt, wo diese Strategie nochmal sinnvoller sein kann, einfach weil man weniger Steuern auf die Dividenden zahlen muss.

Sebastian: Genau darum geht es. Das ist genau unser Publikum! Portugal wird sehr anversiert, aber nach und nach auch andere Länder. Du hast völlig Recht, es gibt Personen, die sagen, ich verkaufe jetzt hier in Deutschland meinen Betrieb, mein Haus oder sonstiges Vermögen, ziehe in ein Land wie Portugal oder Malta oder Irland oder ein anderes Land, wo das möglich ist und lebe dann im Grunde von passiven Einkünften. Das sind genau unsere Mandanten.

Daniel: Ich habe darüber gerade vor einer reichlichen Woche mit einer jungen Dame gesprochen. Du hast ja gesagt, ein paar hundert Euro im Monat sind durchaus ohne riesengroßes Investment möglich. Sie sagt, dadurch, dass man keine Steuern bezahlen muss in Portugal, kann sie jetzt dort davon leben. Sie könnte unmöglich von diesen Dividenden in Deutschland leben. Das ist auch interessant und etwas, wo sich beide Themen kreuzen. Das heißt, mit dem richtigen Wohnsitz kann man eben auch schon eher von entsprechenden Einnahmen, die man erwirtschaftet, sein Leben bestreiten. Du hast jetzt schon mit vielen interessanten Menschen gesprochen, die Experten auf diesem Gebiet sind. Wenn du daraus jetzt extrahierst: Wie fängt man an? Welches sind die ersten Schritte, wenn ich mir ein Einkommen aufbauen will, durch Anlagen, Investitionen oder Dividenden?

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00:07:59 Mit welchen Schritten beginnt der Aufbau von Einkommen durch Anlagen oder Dividenden?

Lisa: Ich würde erstmal überlegen, was einem persönlich am meisten zusagt. Man kann ja schon unterscheiden. Alternative Möglichkeiten wären auch sowas wie Webseiten, die man schreibt oder auch Nischen-Webseiten, wie das immer so schön genannt wird. Ein Beispiel für solche eine Webseite wäre vielleicht das Thema Ernährung. Die Nische dazu wäre vielleicht ketogene Ernährung oder auch vegane Ernährung. Wobei das mittlerweile ja auch ein bisschen ins breitere Publikum kommt, sodass es vielleicht nicht mehr so besonders ist, aber eben mit dem Ziel, beispielsweise über eine Webseite viele Aufrufe zu bekommen und dann später auch Werbung darauf schalten zu können. Das wär so ein Gedanke, wie man sich ein passives Einkommen generell erzielen kann. Es gibt aber so viele Möglichkeiten mittlerweile. Man kann E-Books schreiben, man kann Autoren-Tätigkeiten machen. Man kann Fotos verkaufen, Stock-Fotografie nennt sich das, dafür gibt es Plattformen. Wenn man da gezielt recherchiert und sich überlegt, was einem selbst zusagt, dann findet man mit Sicherheit etwas, was man machen kann und wo man sich einarbeiten kann. In meinem Fall ist es eher das Thema aus Aktien das Einkommen zu erzielen. Das hat verschiedene Gründe, zum einen, weil ich damit im Prinzip nicht diese ständige Arbeit habe, dass ich mir neue Artikel überlegen muss für diese Nischen-Website oder dass ich gezwungen bin, Fotos machen zu gehen, obwohl ich das gerne mache als Hobby, aber eben als Hobby. Der erste Schritt ist definitiv, man muss für sich festlegen oder versuchen herauszufinden, was man möchte. Möchte man Geld investieren, was man vielleicht auch schon hat oder was man monatlich sparen kann, um ein Dividenden-Einkommen aufzubauen? Möchte man Zeit investieren in ein Online-Einkommen? Das würde ich dann erstmal überlegen, festlegen und dann möglichst auch alles an Infos dazu aufsaugen. Da muss man sagen, es gibt auch sehr viele dubiose Informationen zu solchen Themen und auch viele Programme und Coachings. Aber ich bin da wirklich der Meinung, man findet alles auch gebührenfrei oder kostenfrei und kann sich schon gut ein Wissen aufbauen, wenn das Interesse da ist.

00:10:18 Unterschiedliche Anlagestrategien nutzen

Sebastian: Jetzt muss man ja sagen, dass im Grunde genommen heutzutage, zumindest ist das mein Eindruck, Anlagestrategien, die Dividendenausschüttungen verfolgen, als weniger lukrativ angesehen werden als solche, wo es im Grunde um eine Veräußerung der Wertpapiere geht und dann bei einem Börsengang oder bei einer Übernahme oder sonstigen positive Unternehmensnews richtig abkassieren zu können. Vielleicht könntest du da nochmal den Unterschied ein bisschen beschreiben und für wen was jetzt am ehesten passt und was die Unterschiede so sind.

Lisa: Ja, beim Thema Aktien gibt es auch verschiedene Möglichkeiten, mit denen man Geld oder Einkommen verdienen kann. Es gibt zum einen natürlich die Möglichkeit, über kurzfristiges Handeln Geld zu verdienen. Das heißt, man kauft Aktien, erhofft sich, dass sie steigen und verkauft sie mit Gewinn. Klassisches Trading kann man sagen. Da gibt es dann auch wieder Ausprägungen. Da gibt es Chart-Analyse, da gibt es News-Trading, also wirklich, sich aktiv mit den Unternehmen und den aktuellen kurzzeitigen News befassen, um da eben möglichst auf kurzzeitige Schwankungen reagieren zu können. Das ist ein Ansatz, da gibt es durchaus Leute, die ihr passives Einkommen so verdienen. Es ist aber nochmal ein anderer zeitlicher Ansatz, würde ich persönlich sagen als beim Thema Dividenden-Titel. Da ist es aus meiner Perspektive so, dass Dividenden-Aktien da wirklich dieses langfristige Ziel verfolgen, also dass man sich wirklich qualitative Unternehmen heraus sucht, die auch über stabile Zahlungen verfügen, wo man vielleicht möglichst lange auch schon eine Historie hat, wo man an gewissen Dividenden Kennzahlen messen kann, ob sich um solide Zahlungen handelt. Das ist vielleicht eher ein Ansatz, bei dem man weniger aktiv sein muss als bei diesem aktiven Aktienhandel. Da gibt es aber auch wirklich super viele Möglichkeiten. Es gibt auch das IPO, bei dem man, wenn ein Unternehmen erstmalig an die Börse geht, versucht, Anteile zu bekommen und die sofort zu verkaufen, weil man damit rechnet, dass der Markt sich drauf stürzt. Das ist auch eine Sache, die man machen kann. Aber dann würde ich wirklich auch überlegen, was für einen persönlich am meisten Sinn macht, ob man wirklich News-Trading machen möchte, ob man alle Unternehmensnews verfolgen möchte, ob man sich in die Chart-Technik einarbeiten möchte oder ob man Unternehmen analysieren möchte, auf zum Beispiel die Dividenden-Kennzahlen und die dann eben kaufen möchte. So oder so, es gibt da wirklich verschiedene Optionen, die man hat. Optionshandel wäre auch noch ein Thema. Ich denke, es ist - je nach Land, in dem man lebt - auch nochmal interessant, was wie besteuert wird. Wo wir jetzt schon das Thema Dividenden-Besteuerung, hatten, Aktien-Gewinne werden ja auch je nach Land nochmal anders behandelt. Ich meine, in der Schweiz zum Beispiel sind sie nach einer gewissen Haltedauer steuerfrei, sofern man kein Trader ist. Aber da kann man, glaube ich, für sich selbst dann das optimale Modell raussuchen, je nachdem was man machen möchte.

00:13:31 Ideale Länder für steuerfreie Erträge und empfehlenswerte Kapitalmarktanlagen

Daniel: Sebastian, eine Frage an dich: Gibt es aus deiner Sicht ein, zwei ideale Länder, um mit Dividenden, Wertpapierhandel oder Aktien-Trading idealerweise steuerfreie Erträge oder Einnahmen zu generieren?

Sebastian: Das ist eine sehr interessante Frage. Wir haben zum Beispiel gerade von Portugal gesprochen. In Portugal ist es so, dass Personen, die den sogenannten RNH- oder NHR-Status haben, für 10 Jahre bestimmter Auslandseinkünfte, darunter Dividenden, steuerfrei vereinnahmen können. Das heißt also, in Portugal wird keine Steuer fällig. Wohlgemerkt, wir wissen ja alle, bei Dividenden werden Quellensteuern in vielen Ländern fällig, die müssen natürlich trotzdem gezahlt werden. Und wenn ich dann keine Steuern bezahle in Portugal, kann ich die mir auch nicht wieder verrechnen. Also, das heißt bei Dividenden: "steuerfrei" gilt nur in Anführungszeichen, weil oftmals Quellensteuern drauf sind. Ja, aber Portugal ist sicherlich gut. Malta, Irland, Zypern, Großbritannien, Spanien - das sind alle so Länder, wo die Dividenden-Erträge steuerfrei sind. Wenn ich ein ganz großes Portfolio habe, das heißt, ich habe Gewinne von jenseits 1 Mio. EUR pro Jahr, dann lohnen sich vielleicht auch Italien und Griechenland, wo ich eine Pauschalsteuer bezahlen muss in Höhe von 100.000 €, dann sind damit dann auch alle Steuern abgegolten und ich muss keine Steuer mehr auf die einzelnen Dividenden zahlen. Ja, das sind so die Länder. In vielen von ihnen sind auch Veräußerungserlöse steuerfrei, aber nicht überall. Zum Beispiel fallen in Portugal Veräußerungserlöse nicht unter den NHR-Status. Eine Frage, auch basierend auf dem, was ich gerade gesagt habe: Oftmals würde jemand, der auf Dividenden hinarbeitet - zumindest nach dem Volksglauben - ja in Blue Chips investieren, das heißt, in Coca Cola, McDonalds, Marlboro, solche Dinge, die ständig gebraucht, wo man weiß, der Bedarf hört nicht auf, die werfen zwar vielleicht relativ wenig ab, aber dafür sicher - Versicherungen, Banken vielleicht auch noch - und dann kann ich mich einfach zurücklehnen und letztlich warten, bis die Dividenden reinkommen. Ist das so korrekt beschrieben?

Lisa: Würde ich nicht ganz sagen. Man sollte sich schon auch die Qualität der Dividenden anschauen. Es gibt durchaus Unternehmen, das haben wir in der Vergangenheit viel zum Beispiel im Tabakbereich gesehen, also sowas wie ja Altria oder BAT, die eine deutlich höhere Dividende zahlen als andere Unternehmen. Gleichzeitig sieht man aber auch, da die Dividende vom Kurs abgezogen wird, dass im Vergleich dann der Aktienkurs eher nach unten läuft. Dementsprechend hat man im Prinzip keinen Vorteil von der Dividende, weil der Kurs weiter sinkt. Das heißt, man sollte möglichst schauen, dass man sich Unternehmen raussucht, die Potential haben, qualitativ langfristig Dividenden zu zahlen und gleichzeitig auch diese zu steigern und im besten Fall dann so, dass auch der Aktienkurs steigt, je nach persönlichem Stand. Die Dividende ist ja im Prinzip eine Gewinnausschüttung des Unternehmens an die Aktionäre, ist aber alleine gesehen kein Qualitätsmerkmal. Es gibt durchaus Unternehmen, die sich eigentlich aus ihren Zahlen her keine Dividende leisten könnten, sie aber trotzdem zahlen, um vielleicht attraktiv zu sein für Dividenden-Investoren um Kapital einzusammeln, wie auch immer. Da gibt es schon verschiedene Kennzahlen, auf die man achten sollte, sodass man sich keine schlechten Unternehmen ins Depot legt. Da ist dann vielleicht auch das Thema ETF nochmal spannend, also wenn man sich wirklich ein breit aufgestelltes Produkt aussucht, weil man da einfach nicht so stark dieses Einzelrisiko hat, je nachdem, ob man sich im Detail damit beschäftigen möchte. Bei den ETFs, die aus über 51% Aktien bestehen, ist auch nochmal das Thema Teil-Freistellung spannend. Da werden die Ausschüttungen nicht zu 100 % Prozent besteuert, sondern zu 70%, auf Deutschland gemünzt. In anderen Ländern weiß ich das jetzt leider nicht. Da kann man sich im Prinzip mit einem ETF, der eine hohe Aktienquote hat, nochmal einen Vorteil gegenüber Einzelaktien verschaffen, was die steuerliche Betrachtung angeht.

00:17:52 Was sind ETFs?

Sebastian: Erkläre doch nochmal in drei Sätzen bitte, was ein ETF ist.

Lisa: Bildlich kann man sich das sehr gut vorstellen, wenn man sich überlegt: Eine einzelne Aktie ist eine einzelne Blume und ein Blumenstrauß ist eben ein ETF, der aus ganz vielen Aktien besteht. Der bekannteste ist wahrscheinlich dieser MSCI World ETF, der MSCI World Index abbildet und 1600 Unternehmen enthält, also wirklich weltweit, wobei die USA relativ groß darin vertreten ist und mit diesem ETF bildet man im Prinzip den Index nach. Der Vorteil ist, dass man sehr breit aufgestellt ist und das in seinem eigenen Depot im Prinzip nicht so nachbauen könnte mit ganz vielen Einzelkäufen und dass man eben sieht, historisch, ich glaube, seit 1970 macht der MSCI World im Durchschnitt im Jahr seine 7 - 9% Rendite und ja, da kann man dann eben mit weniger Risiko investieren als eben vielleicht mit einzelnen Aktien. Aber es kommt eben darauf an, man kann nicht pauschal das eine oder das andere bevorteilen.

Sebastian: Also ein ETF ist im Grunde ein Investmentfonds, bei dem ich entsprechend in ein Fondspapier investiere.

00:19:11 Die Vorteile von ETFs

Lisa: Der Vorteil bei einem ETF gegenüber einem klassischen aktiv gemanagten Fonds ist eben, dass es da kein Fondsmanagement gibt, sondern der ETF bildet einen Index nach. Da gibt es auch verschiedene Ausprägungen, mittlerweile auch spezielle Themen, zum Beispiel Hype-Themen wie Clean Energy ETF oder sowas, wo dann das Risiko auch nochmal ganz anders zu sehen ist als bei einem weltweit aufgestellten Produkt. Aber weltweit aufgestellte ETFs zeichnen sich auch dadurch aus, dass es eine geringere Kostenbelastung ist. Die Verwaltung liegt meistens deutlich unter 0,3% oder maximal 0,4% jährlich, die anfallen für das Produkt an sich. Bei aktiven Fonds liegen die Kosten oft deutlich höher.

Daniel: Ich weiß nicht, ob ich das auch so geht oder ob das nur zielgerichtet bei mir so ankommt, aber eine der für mich mittlerweile nervigsten Werbeeinblendungen bei YouTube ist ein älterer Herr, der mir immer versucht zu erklären, ich soll in Wasserstoff investieren. Habt ihr das auch schon gesehen oder kommt das nur bei mir bei Youtube? Ich habe es noch nie zu Ende geguckt, ich warte immer auf den Moment, wo ich weiterspulen kann, aber wie siehst du denn das? Zum Beispiel neue Technologien, Wasserstoff, Energie? Ist das wirklich eine Sache, die Rendite bringt oder sollte man lieber die Finger davon lassen?

Lisa: Da kommt es auch wieder drauf. Das ist natürlich ein Thema, das sich gut verkauft, muss man sagen und natürlich verdienen ETF-Emittenten auch Geld daran, dass sie spezielle Produkte auflegen, die meistens auch eine höhere Kosten-Quote haben, eher vielleicht 0,6 0,7% pro Jahr. Es gibt eben auch ein gutes Marketing dahinter und es wird natürlich versucht, eher die teureren Produkte an den Markt zu bringen oder an die Leute zu bringen. Da würde ich sagen, es kann Sinn machen, wenn man gezielt gewisse Themen oder Branchen übergewichten möchte oder gezielt noch dazu packen möchte. In seiner Aufteilung grundsätzlich reicht aber absolut auch ein weltweit aufgestelltes Produkt. In der Theorie kann man mit einem ETF die ganze Weltwirtschaft abdecken, auch wirklich in sehr verschiedene Unternehmen und Branchen aufteilen und da muss man dann für sich abwägen, ob man auch noch dieses höhere Risiko durch solch eine Branche in Kauf nehmen möchte. Prinzipiell muss man einfach sagen, wie sich eine Branche oder ein Trend-Thema entwickelt, das kann niemand vorhersehen und da muss man sich wirklich selber fragen: "Hab ich wirklich diese Absicht oder denke ich wirklich, dass das in 10 Jahren auf jeden Fall der neue Trend sein wird oder der neue Standard sein wird?" Ob das jetzt Wasserstoffe, E-Mobilität oder was auch immer ist. Dann wiederum ist auch die Frage, ob ich diese Unternehmen, die davon profitieren, dann auch wirklich in meinem ETF drin habe.

00:22:02 Investment-Coaching – Ja oder nein?

Daniel: Was hältst du denn davon: Es gibt ja jetzt gerade auf YouTube, aber mit Sicherheit auf auf Instagram und Facebook eine ganze Reihe von sogenannten Coaches, die anbieten, Leuten, die anfangen wollen, sich damit ein Einkommen zu generieren, an die Hand zu nehmen. Sehr häufig muss man irgendwas kaufen, man muss eine App kaufen, eine Mitgliedschaft kaufen oder irgendwo einen Login in einem Portal. Das mag für den einen oder anderen unserer Zuschauer interessant sein, was du dazu sagst. Sollte man sich da jemanden aussuchen und sich dann an die Hand nehmen lassen oder ist es besser, dass man sich selber informiert und gibt es vielleicht sogar auch Grund, eine Warnung auszusprechen? Das würde mich mal interessieren, von dir zu hören.

Lisa: Ja, also ich sehe das Thema auch relativ kritisch, muss ich sagen. Ich habe keine persönlichen Erfahrungen dazu. Ich habe noch nie ein Coaching oder so etwas gebucht und auch noch nicht angeboten und habe das auch nicht vor. Aber ich bin da persönlich wirklich der Meinung, dass man sich das alles auch selbst aneignen kann und dass das Thema nicht so kompliziert ist, dass man das nicht alleine schafft. Da muss ich wirklich sagen, da habe ich schon viele negative Beispiele gesehen für Produkte, ob das dann irgendwelche Onlinekurse sind oder ob das E-Books sind oder was auch immer, wo man beim zweiten oder beim näheren Blick schon schnell erkennt, dass es nicht unbedingt von der Qualität her etwas Tolles ist. Da gab es auch zuletzt verschiedene Artikel. Ich weiß nicht, ob ihr das mitbekommen habt, zum Beispiel gab es in der Welt eine Journalistin, die verschiedene Finanz-Influencer ein bisschen aufgedeckt hat, die auch extremer Trading Programme oder Programme verkauft haben, wo viele Leute auch ihr Geld verloren haben. Ob es das Thema Dividende ist oder ob es das Thema-Aktienhandel an sich ist - meine persönliche Meinung und meine Erfahrung bisher ist, dass man sich alles selbst aneignen kann, ohne ein Coaching oder einen Kurs zu kaufen. Ich kann auch die Seite verstehen, dass man sagt, man möchte an die Hand genommen werden, das durchaus auch. Ich bin, glaube ich, selbst einfach nicht der Typ dafür. Ich lerne so etwas lieber selbst und möchte dann auch die Zeit investieren. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es durchaus Programme gibt, oder auch Kurse, E-Books oder Anleitungen, die qualitativ gut sind. Konkret habe ich das noch nie selbst genutzt, daher kann ich keine empfehlen. Es gibt halt auch super viele kostenlose Inhalte, wo man sich gut schon das Grundwissen und auch das weiterführende Wissen aneignen kann.

Sebastian: Solche Berater, die in gewisser Weise Bauernfänger sind, befördern ja auch so ein bisschen die Sorge, die jetzt gerade viele Personen im deutschsprachigen Raum noch haben. Ganz anders als in den USA zum Beispiel, wo eine viel breitere Bevölkerungsschicht in Aktien investiert, auch schon zur Altersvorsorge, also langfristig. Also nicht, um kurzfristige Gewinne zu erzielen. Im deutschen Raum ist ja doch immer eine gewisse Sorge: lieber in Immobilien investieren, weil die Börse ist ja doch ein Roulette-Spiel und dann gibt es irgendwelche Betrüger und so weiter und so fort.

00:25:30 Anlagen an der Börse sicher gestalten

Sebastian: Was würdest du jemanden entgegnen, der sagt: "Na ja, Börse, das ist mir alles viel zu unsicher." Kann man das sicher und vorhersehbar für sich gestalten?

Lisa: Ich würde wirklich sagen, dass es im Prinzip für den langfristigen Vermögensaufbau keine Alternative gibt zum Investieren am Kapitalmarkt. Da kommt es dann einfach darauf an, was man tut. Es ist ganz klar, es gab ja zum Beispiel auch den Wirecard-Skandal Es gab Leute, die haben ihr gesamtes Erspartes zum Renteneintritt in dieses Unternehmen investiert. Da muss man einfach sagen, wenn man so etwas tut, hat man einfach das Risiko überhaupt nicht im Blick. Das ist sehr naiv gewesen von den Personen selbst, selbst, wenn das jemand empfohlen hat, wenn man das wirklich von diesem anderen Ansatz macht, dass man weltweit gestreut investiert, was heutzutage so einfach ist wie noch nie, auch mit monatlichen Sparplänen beispielsweise, dann ist es das beste, was man tun kann. Auch das Thema Immobilien ist aus meiner Perspektive - gerade, wenn man nicht das große Kapital oder ein Erbe hat - und wenn man sie wirklich als Kapitalanlage erwirbt oder auch vermieten möchte, schnell ein großes Risiko. Weil man vielleicht nur dieses eine Investment hat über, sagen wir mal, 100.000 oder 200.000 € und wenn der Immobilienmarkt sich dann vielleicht doch die nächsten 5 Jahre schlecht entwickelt, dann hat man eben dieses gesammelte Kapital da drin und hat keine Alternativen. Man hat das Investment dann zu 100 % in diesen Markt investiert. Man kann natürlich auch über Aktien in Immobilien investieren und hat da eine deutlich genauere Möglichkeit zu steuern, wie viel Geld man wirklich investieren möchte, vielleicht auch nur 1.000 €, vielleicht 10.000 €. Das hat man bei physischen Immobilien nicht und da gibt es durchaus viele Möglichkeiten. Mein Blickwinkel ist definitiv, dass der langfristige Trend auf jeden Fall positiv ist bei einem weltweiten Investment und dass das das Beste ist, was man tun kann. Ob kurzzeitig irgendwelche News oder irgendwelche Medien dagegen wettern oder das negativ darstellen, davon würde ich mich nicht beeinflussen lassen.

Sebastian: Was für eine Rendite meinst du jetzt gerade? Darauf gibt es 1.000 Antworten. Wenn man so ungefähr eine Schätzung geben kann - wenn ich einigermaßen konservativ investiere, ohne Roulette spielen zu wollen, alles auf eine Karte setze oder ein sehr hohes Risiko eingehe, weil ich Spielgeld habe, was ich beim Verlust dann auch nicht brauche, für den normalen vernünftigen Investor, der das mit Überlegung macht und der sich informiert, der das Risiko streut, mit was kann der pro Jahr rechnen?

Lisa: Das sind 7 - 9%. Das kann man da schon ansetzen.

Sebastian: Wenn wir uns das mal Immobilien anschauen in Deutschland, die sind in den letzten Jahren 5,8% im Schnitt gestiegen im Jahr. In den letzten 10 Jahren oder so, da ist auf jeden Fall die Börse, selbst wenn man das relativ konservativ oder sicher betreibt, höher als die Immobilie.

Lisa: Ja und aus meiner Perspektive ein Vorteil ist wirklich, dass man das sehr genau steuern kann. Man kann ja sagen, man möchte vielleicht über 12 Monate jeden Monat 500,00€ investieren oder vielleicht auch nur 200,00€ und man ist nicht in dieser Zwangslage, dass man auf einen Schlag eine große Summe investieren muss. Man ist da einfach viel liquider und flexibler, aber es zahlt sich natürlich am meisten aus, wenn man früh investiert, möglichst früh in seinem Leben und das dann einfach lange hält. Es ist im Prinzip so simpel, dass es vielleicht deswegen auch so viele andere Hype-Themen oder auch andere Produkte gibt, weil das im Prinzip kein lukratives Geschäft wäre, wenn man das den meisten Leuten empfehlen würde.

00:29:23 Die ersten Schritte auf dem Weg zur erfolgreichen Investment

Sebastian: Du hast jetzt vielfach davon gesprochen, dass man dich das selbst aneignen kann. Jetzt eben hast du gesagt, das ist relativ einfach, man kann das selbst machen. Jetzt gibt es jemanden, der jetzt sagt, ich habe jetzt eben mein Haus verkauft und möchte einen Teil, vielleicht 100.000 EUR, an der Börse investieren. Ich habe zu dem Thema aber noch keinen Zugang, weil ich bisher keine Erfahrungen damit gemacht habe und weil ich es eben nicht jung angefangen habe, so wie du das vorschlägst. Wie taste ich mich jetzt am besten an das Thema heran - als normal gebildeter Erwachsener, der nicht auf den Kopf gefallen ist, aber eben mit Investieren keine Erfahrungen hat? Soll ich dem Börsenberater in der Bank vertrauen, der mir dann empfiehlt: "Kauf diesen oder jenen Fonds und die Aktien? Oder lese ich Handelsblatt online oder wie fange ich an auf solch einer Reise, diese 100.000 EUR zu investieren?

Lisa: Ich würde da tatsächlich erstmal Bücher empfehlen. Ganz bekannt ist der Gerd Kommer. Der hat jetzt auch zuletzt ein neues Buch rausgebracht, was nochmal das Thema in ETF investieren oder in Indexfonds für Einsteiger formuliert. Es gibt schon ein bekanntes Buch von ihm, aber jetzt nochmal in einfacherer Sprache für Personen, die wirklich noch nie etwas mit dem Thema zu tun hatten und das ist, glaube ich, eine generelle Empfehlung, die man geben kann. Wenn man das Buch gelesen hat und dann vielleicht sagt, man hat das verstanden, man möchte starten mit dem Investieren, dann würde ich das Stück für Stück machen. Auch aus diesem persönlichen Aspekt heraus, dass man es sich vielleicht nicht traut, auf einmal diese Summe zu investieren. Vielleicht monatlich oder auch zweimonatlich. Da gibt es viele Anbieter heutzutage, bei denen man das sogar komplett ohne Gebühren machen kann, also ohne dass man Orderkosten hat, auch keine Depotgebühren meistens. Und dann das Geld Stück für Stück investieren und beobachten, was da passiert. So, dass man das mit seinem eigenen Geld erlebt und erfährt. Das ist zumindest meine Erfahrung über die letzten Jahre, dass ein Musterdepot zum Beispiel nicht wirklich etwas gebracht hat in meinen Anfängen, weil man einfach weiß, dass es nicht echt ist und dass es nicht das eigene Geld ist. Das wäre vielleicht ein Tipp, dass man mit kleineren Ansätzen erstmal startet. Wenn man dann Lust hat, sich auch noch mit einzelnen Aktien oder auch mit speziellen Dividenden-Aktien zu befassen, dann würde ich das einfach parallel machen. Mich weiter einarbeiten, in das Thema schauen, worauf kann man achten, welche Ansätze gibt es. Auch dazu gibt es gute Literatur. Ein bekanntes Buch ist vom Christian W. Röhl "Cool bleiben und Dividenden kassieren". Da wird im Prinzip alles zum Thema Dividenden und Dividenden-Aktien, Kennzahlen etc. sehr gut beschrieben.

Sebastian: Das sind alles sehr sinnvolle Tipps. Was würdest du jetzt jemanden raten? Wie findet er die erste Aktie oder den ersten ETF, in den er investiert? Wie geht er da vor? Basierend auf den persönlichen Präferenzen, auf dem, was er persönlich weiß oder was wäre dein Tipp? Wo kann ich mich informieren, wenn ich sage, ich will in die erste Aktie investieren, aber nicht in den letzten Hype. Ich erinnere mich noch an die Volksaktie der Telekom, als die gelauncht wurde, da ist auf einmal ein Börsen-Fieber ausgebrochen. Hast du auch Aktien gekauft, Daniel, von der Telekom?

Daniel: Ich habe da keine Aktien gekauft.

Sebastian: Wie finde ich denn jetzt Werte, bei denen ich sage, da kann ich investieren?

Lisa: Ja, also bei Einzelaktien kann man nie wissen, was mit den Unternehmen passiert. Das ist einfach ein anderes Risiko als dein ETF. Und wenn ich sage, ich starte mit dem ETF-Produkt, dann kann man das im Prinzip ganz einfach mit Google recherchieren. Man sucht MSCI World Index und dann findet man Vergleichs-Websites, beispielsweise justETF oder auch extraETF. Das sind einfach Datenbanken zu diesen Produkten und da kann man dann wiederum schauen, was möchte man. Wie viele Kosten soll das Produkt haben? Nach dem Buch kennt man wahrscheinlich die Kennzahlen und die Sachen, auf die man achten sollte, zum Beispiel die Abkürzung des TER für die Gesamtkostenquote. Dann gibt es noch die Tracking Difference oder auch das gesamte Fonds-Volumen. Man kann sich dann einen Filter erstellen auf den Websites und kann danach gucken, welches Produkt. Es gibt verschiedene ETF-Anbieter, die fast alle einen MSCI World Index anbieten, als ETF, und da schaut man. Möchte ich vielleicht maximale Gebühren sparen, möchte ich einen kostenlosen Sparplan, möchte ich die geringste TER haben. Das kann man sich je nach Präferenz einfach aussuchen. Aber meistens sind die Unterschiede auch nicht so groß bei diesem weltweiten Produkt.

Sebastian: Also wäre dein Tipp auf jeden Fall, mit ETFs anzufangen. Das heißt, das Buch lesen zum Thema ETF und dann zu sagen, ich fange mal mit einem ETF an und taste mich so an das Thema ran?

Lisa: Ja, auch wenn die Wahrscheinlichkeit super gering ist, aber es könnte halt wirklich sein, dass man empfiehlt, kauf dir die Coca-Cola-Aktie ins Depot und dann läuft das aber 5 Jahre sehr schlecht bei Coca Cola, was noch nie vorgekommen ist, was es historisch noch nie gab, aber aus nun aus irgendeinem Grund oder irgendwelche Regularien geschieht. Es ist zwar unwahrscheinlich, aber wenn es passiert, dann verlieren die Leute halt sofort den Mut am Thema Aktie oder am Thema Börse, Kapitalmarkt. Das Problem hat man eben nicht bei weltweiten Produkten. Man kann natürlich sagen, man macht vielleicht den großen Teil in den ETF und sucht sich noch einzelne Unternehmen raus. Ein Ansatz, den man vielleicht machen kann, ist sich zu fragen, was kennt man aus seinem Alltag an Produkten? Zum Beispiel, wenn man sagt, die iPhone-Geräte habe ich alle, ich hab immer den neuesten Mac, ich habe immer das neueste iPhone, ich schaue mir mal die Apple-Aktie an. Oder bei den Autos, da gibt es so viele börsennotierte Automobilhersteller. Aber wie gesagt, da ist es einfach ein ganz anderes Risiko, das man eingeht und eben auch immer eine andere Wette in Anführungszeichen auf die Zukunft und auf die zukünftige Entwicklung des einzelnen Unternehmens. Deswegen kann man eigentlich nicht sagen, mit dem Unternehmen bist du auf jeden Fall sicher, weil die Vergangenheit im Prinzip keine Bedeutung für die Zukunft hat. Es kann immer irgendwas passieren.

00:36:10 Depotkonto suchen und passende Produkte wählen

Daniel: Letztendlich ist ja so, um überhaupt starten zu können, brauche ich erstmal ein Depotkonto. Da gibt es ja Klassiker wie Consorsbank und so weiter und so fort. Jetzt ist die Frage, suche ich mir zuerst die ETFs aus und guck dann, wer handelt und wo kann ich das überhaupt kaufen? Oder ist es wichtig, das richtige Depotkonto auszusuchen? Und gibt es überhaupt das richtige Depot-Konto oder hat man mehrere Depotkonten? Wie ist das bei dir selbst oder was empfiehlst du, wenn jemand dich fragt, was hast du von deinen Gesprächspartnern gelernt? Setzt man auf ein Depotkonto, hat man viele Depotkonten?

Lisa: Ich bin, glaube ich, nicht das Beispiel, an dem man sich messen sollte, weil ich mittlerweile auch durch die Webseite, den Blog und die ganzen Themen, die ich da behandle, fast überall ein Depot habe, bei fast jedem deutschen Anbieter und da auch verschiedene Anleitungen schreibe. Zum Beispiel wie richte ich einen Aktien-Sparplan beim Broker Comdirect ein oder bei der Consorsbank oder wo auch immer? Ich würde sagen, prinzipiell sollte man das abhängig machen vom Produkt, was man wählt. Auf den genannten Webseiten kann man schauen, einen Sparplan möglich kostenfrei bei dem Anbieter Scalable Capital, ING, Trade Republic oder wo auch immer. Dann würde ich mir noch einen Testbericht dazu suchen, mir das Produkt anschauen. Wie ist das Produkt oder der Broker bewertet? Es gibt da auch bessere und schlechtere aus der allgemeinen Meinung her. Ich muss generell sagen, ich bin auch zufrieden mit Neobroker, also diese sehr günstigen, neueren Anbieter. Es ist aber auch ein Einsatz, wenn man zum Beispiel einen etablierteren nimmt. Da gibt es beispielsweise, ohne dass das jetzt als Produktempfehlung gewertet wird, die ING beispielsweise hat ein Depot, bei dem sind prinzipiell alle ETF-Sparpläne gebührenfrei, egal welcher ETF. Das wären dann so Ansätze, auf die ich schauen würde.

Daniel: Aber das das Konto kostet knapp 5 EUR pro Monat, wenn man dort ein Depot hat.

Lisa: Bei der ING, das direkte Depot ist kostenfrei, das hat auch keine Gebühren.

Sebastian: Jetzt hast du gerade eben gesagt, ETF-Sparplan, Das heißt also, jeden Monat lege ich dort einen bestimmten Betrag an und das wächst dann.

Lisa: Genau, das kann man so machen. Man kann auch, wenn man einmalig eine größere Summe hat, sagen wir mal, wir hätten einmalig 5.000 EUR, dann kann man sich zum Beispiel auch einfach für einen Monat 5 Sparpläne anlegen, jeweils über 1.000 EUR. 1000 EUR ist die Maximalsumme, die man einmal machen kann. Und dann lässt man den einmal ausführen und dann löscht man den Sparplan wieder. Da ist man flexibel auf jeden Fall, außer vielleicht 2 bis 3 Tage vor der Ausführung, da sollte man das nicht mehr ändern. Sonst kann es sein, dass es schon vorgebucht wurde, aber da ist man im Prinzip sehr flexibel und kann das auch anpassen nach individueller Situation oder auch Präferenz.

00:39:04 Die Ausschüttung und Rendite von Dividenden

Sebastian: Ich habe jetzt also ein Depot eingerichtet und habe in ETFs investiert. Wann und wie häufig fließen dann da jetzt tatsächlich Dividenden? Einmal im Jahr, quartalsweise oder dadurch, dass ich viele verschiedene Werte in dem ETF habe, kommt dann jeden Monat immer ein bisschen rein?

Lisa: Da gibt es auch verschiedene Modelle oder verschiedene Produkte, die verschiedene Ausschüttungs-Häufigkeiten haben. Klassischerweise sind viele der deutschen Aktien, die man so kennt, jährlich ausschüttend. Bei den ETFs oder bei dem vorhin mal angesprochenen weltweiten Dividenden-ETF ist die Auszahlung beispielsweise vierteljährlich. Es gibt auch welche, die halbjährlich auszahlen, aber auch das ist ein Kriterium, wenn einem das wichtig ist, was man schon am Anfang in dieser Filterung, in dieser Suche mit einbeziehen kann. Man kann sich zum Beispiel auch 3 ETFs aussuchen, die dann quartalsweise auszahlen, sodass man schauen kann, dass man im Januar im Februar und wirklich in jedem Monat dann eine Auszahlung aus einem der ETFs hätte. Das kann man auch mit Aktien machen. Im Prinzip hat man keinen Vorteil dadurch, was die Auszahlung angeht, aber es kann natürlich sein, dass man sich das so einrichten möchte, dass man jeden Monat eine Auszahlung bekommt.

Sebastian: Ansonsten halt quartalsweise oder jährlich. Wir hatten vorhin gesagt, man kann mit 7 - 9% rechnen, das heißt wenn ich 100.000 EUR anlege, dann könnte ich also davon ausgehen, dass ich 7000 - 9000 EUR im Jahr dann ausgeschüttet bekomme.

Lisa: Nein, da muss ich nochmal was zu sagen. Das war jetzt die reine Rendite des ETF-Produktes, wenn es um ein thesaurierendes Produkt geht, also um ein Produkt, das nicht ausschüttet. Das ist dann eher die Variante, wenn man sagt, man möchte irgendwann Anteile verkaufen und sich davon eben wieder auszahlen lassen. Da muss man auch unterscheiden zwischen ausschüttenden und thesaurierenden ETFs. Das hätte ich auch vorhin einmal erklären sollen, das habe ich vergessen. Bei den ausschüttenden ist es eher so, wenn man sagen wir mal die 2 - 3% Ausschüttungs-Rendite hat, jährlich gesehen, dann ist die Gesamt-Rendite, also die Rendite des ETFs an sich etwas geringer. Wahrscheinlich 4 - 5%, das muss man auf jeden Fall erwähnen.

Sebastian: Das heißt standardmäßig, wer wir von 7 bis 9% reden, dann wird das thesauriert und wird reinvestiert, das heißt letztlich, wenn ich also mit 100.000 EUR anfange, dann kommt die erste Ausschüttung, die wird dann letztlich dort reinvestiert, sodass mein Kapital dann eben bei 107.000 EUR oder 109.000 EUR ist und die dann weiter investiert werden.

Lisa: Genau, ja.

00:41:49 Gesunde Skepsis bei risikoreichen Investment-Tipps

Daniel: Wie gehst du denn vor, wenn dich ein todsicherer Investment-Tipp erreicht? Wenn jemand sagt: Lisa, das musst du jetzt machen, das bringt jetzt absolute Rendite, ein Geheimtipp. Wie gehst du vor, um sowas zu bewerten? Ist das wirklich gut oder ist es eher was, wovon man die Finger lässt?

Lisa: Generell erstmal skeptisch sein. Es kommt natürlich auch auf den Zusammenhang an. Was ich tatsächlich ab und an erlebe, gerade über die Plattform Instagram, ist, dass mich Leute anschreiben und mir sagen: "Schau dir mal die und die Aktie an und stell die doch einmal vor in deiner Story oder in deinem in einem Beitrag." Dabei merkt man schon, die Person hat dort vielleicht investiert, ist dort eingestiegen und verspricht sich davon, dass ich sage, das ist eine tolle Aktie, dass viele das kaufen und dementsprechend der Kurs steigt und dann er oder sie schnell verkaufen kann. Das ist dieses klassische "Pump and Dump". Das gibt es auch teilweise im großen Stil. Das ist natürlich nicht rechtens, aber es gibt es einfach. Das ist so eine Sache, die mir sofort dazu einfällt. Auf jeden Fall, wenn einem irgendwas versprochen wird, was einfach zu gut klingt, um wahr zu sein, dann ist es meistens nicht wahr, muss man sagen. Ich bin da ganz emotionslos. Gerade, wenn jemand meint, irgendeine Aktie wäre das neue große Ding oder so, das schau ich mir gar nicht erst an. Da weiß ich einfach schon, das macht keinen Sinn, das ist nicht rational begründbar und ich halte mich davon fern. Zuletzt habe ich persönlich auch verschiedene Werbeanzeigen gesehen, bei denen das Thema Silber auf einmal wieder gehypt wurde, also das ist wirklich dann viele, sodass viele Kanäle oder Accounts auf einmal sagen, wir müssen jetzt in den Silber investieren, der Silberkurs wird steigen oder was auch immer in dem Bereich, aber das ist halt alleine dadurch, dass es eine Werbeanzeige ist, die man angezeigt bekommt, schon als unseriös abzustempeln.

00:44:00 Der Zeitaufwand bei Kapitalmarktinvestitionen

Sebastian: Wir gehen ja von Personen aus, die sagen, sie wollen ihr Leben neu ausrichten, die wollen ins Ausland umziehen, vielleicht aufgrund von steuerlichen Vorteilen oder weil sie in Deutschland frustriert sind oder das Wetter nicht mögen oder in Ruhestand gehen etc. Also ganz verschiedene Gründe. Für die ist eben dann doch passives Einkommen natürlich wichtig. Weil man auch raus will aus diesem ständigen Herumackern müssen, einen 8 Stunden Tag haben. Man will eben auch mehr Freiheiten, mehr Freizeit haben, mehr Lebensqualität. Deiner Erfahrung nach, wie viel Zeit muss ich dann pro Woche oder pro Tag investieren, damit ich letztlich die Kontrolle über meine Investments erhalte und nicht leichtfertig zum Beispiel ein Risiko eingehe, weil ich negative Markttrends missachte, die zum Beispiel ein Umschichten notwendig machen würden.

Lisa: Angenommen, man hat sich wirklich dieses Grundwissen angeeignet und man weiß, warum es sinnvoll ist, in ETFs zu investieren, dann würde ich sagen, das ist ein sehr geringer Zeitaufwand. Man richtet im Prinzip diesen Sparplan einmal ein, das dauert vielleicht 30 Minuten. Heutzutage gibt es das meistens ja auch schon online. Dann braucht man 10 Minuten vielleicht, um den ETF zu finden. Man kann sich natürlich auch mehr Zeit lassen. Und dann würde ich sagen, dass man alle 2 bis 3 Monate mal einen Blick ins Depot werfen kann, um zu schauen, ob einem das zusagt. Wobei es auch wiederum gar keine Aussagekraft hat, wenn man langfristig investieren möchte, ob es jetzt an dem Tag gerade ganz gut dasteht oder eben nicht. Man sollte es dann natürlich einfach liegen lassen und weiter investieren, ja, aber im Prinzip hat man damit kaum einen zeitlichen Aufwand. Das einmalige Einrichten, das fällt an und dann im Anschluss kann man das verfolgen, wenn man möchte. So dass man wirklich ab und an mal das Depot anschaut und guckt, wie sich die Werte entwickeln oder der Wert, wenn man nur einen nimmt. Dann ist vielleicht noch eine Sache: Was macht man mit den Ausschüttungen? Sagen wir, wir habe uns ein Depot zusammengestellt, das alle 3 Monate eine Ausschüttung bringt, dann ist vielleicht noch zu regeln, was ich mit der Ausstellung mache. Man könnte natürlich sagen, man meine investiert die Ausschüttung auch wieder in das Produkt, sodass man quasi noch mehr Kapital aufbaut in diesem Produkt oder man macht damit irgendwas anderes. Das wäre vielleicht die eine Sache, über die man sich vorher Gedanken gemacht haben sollte, was macht man mit den Ausschüttungen, sofern man die wählt. Ansonsten, wenn man ein thesaurierendes Produkt nimmt, da gibt es maximal noch Anpassungen, wenn man die Sparquote ändern möchte oder aus irgendeinem Grund das mal pausieren möchte oder sowas, aber das wars dann auch, würde ich sagen.

00:46:45 Wie viel muss man für ein passives Einkommen investieren?

Sebastian: Das wird unsere Zuschauer und Zuhörer sicherlich interessieren, natürlich auch, weil sie das tägliche Leben letztlich davon bezahlen wollen. Du hast vorhin selbst gesagt, dass du auch dein Studium und gewisse Lebenshaltungskosten damit finanzierst. Das ist für unsere Zuschauer und Zuhörer sicherlich attraktiv - ob quartalsweise oder jährlich ausgeschüttet wird, damit man damit wird leben können. Nehmen wir mal Folgendes an. Eine ganz populäre Suche auf unserer Webseite ist: mit 50.000 EUR im Jahr in Thailand leben. Damit kommen ganz viele Leute auf unsere Webseite. Warum in Thailand und warum 50.000 EUR? Keine Ahnung, aber es scheint einen Konsens zu geben, dass das der Betrag ist, den man braucht, um in Thailand einen guten Lebensstil zu haben und natürlich ist Thailand günstig. Also, 50.000 EUR im Jahr brauche ich. Wir haben jetzt mit einigen Zahlen herumgeworfen. Was müsste ich jetzt also dann deiner Erfahrung nach angelegt haben, zum Beispiel jetzt in ETFs, damit ich hier jährlich 50.000 rauskriege?

Lisa: Da müsste man schauen. Sagen wir mal 3% bei 50.000 EUR, das heißt man müsste schon mehr als 1 Mio. EUR auf jeden Fall angelegt haben. Es kommt natürlich darauf an, ob man das in Deutschland versteuern muss.

Sebastian: Mal angenommen, ich müsste es nicht versteuern, ich muss in Thailand zum Beispiel Auslandseinkünfte nicht versteuern, wenn ich sie nicht nach Thailand überweise. Ich kann sie dann im nächsten Jahr, nachdem ich sie verdient habe, nach Thailand überweisen. Also das steuerliche Thema können wir komplett außen vor lassen.

Lisa: Ja gut, dann wären das bei 3% tatsächlich 1,5 Mio. EUR, die man investiert haben müsste, wenn man von der Ausschüttung 3% ausgeht, bräuchte man die 1,5 Mio. EUR Kapital in diesem Produkt investiert und würde dann seine 45.000 EUR und dann kommt es eben darauf an, ob man das Kapital hat oder eben nicht.

Sebastian: Und da würde dann komplett alles ausgeschüttet werden? Oder ist dann auch ein Teil dabei, der thesauriert wird?

Lisa: Der Teil wird auch thesauriert. Ich beziehe mich jetzt immer auf dieses wirklich weltweite Produkt mit dem Fokus Dividenden-Aktien. Da sind es so im Durchschnitt wirklich so zwischen i2,5% - 3,3 % in dem letzten Jahre gewesen. Wir wissen, dass es keine Garantie auf die Zukunft, aber man kann sich daran orientieren und ich, ich meine, der ETF an sich macht ungefähr 4 -5% Rendite im Jahr. Also die Rendite des ETFs an sich, die bleibt ja quasi da drin, da wird ja nichts von ausgeschüttet und die Ausschüttung an sich, das sind dann eben diese 3% ungefähr. Man kann vielleicht auch mit 4% rechnen. Wenn man auf der Suche ist, nach einem passenden Produkt, dann kann man vielleicht auch die Ausschüttungen sich als zusätzliches Filter-Kriterium noch mit reinnehmen. Da gibt es durchaus auch Produkte, die über eine längere Historie etwas mehr auszahlen als 2% und wenn man sich da vielleicht etwas mit 4% suchen kann, dann könnte man das schon anders aufstellen. Oder man müsste von der Rendite wieder Anteile verkaufen. Dann bräuchte man auch weniger als diese 1,5 Millionen. Das wäre natürlich auch eine Option. Wenn man davon ausgeht, dass der ETF an sich auch nochmal 3 - 4%, 4 - 5% pro Jahr an Rendite erwirtschaftet und man diese Zusatzrendite nochmal verkauft, also die Anteile verkauft, dann würde die Rechnung auch nochmal anders aussehen.

Sebastian: Genau, dann hätte man möglicherweise mehr und man muss natürlich sagen, mit diesem ETF, den du beschrieben hast, habe ich natürlich eine sehr sichere Anlage. Wenn ich jetzt sagen will ich, ich will in andere ETFs, in andere Aktien investieren, dann sind möglicherweise auch andere Renditen möglich, aber das kann natürlich auch ins Gegenteil ausschlagen. Ich würde jetzt sagen, spontan, ich weiß nicht, ob du das bestätigen kannst, wenn ich in riskantere Anlagen investiere, dann braucht es sehr viel mehr Zeit, um zu kontrollieren, um zu prüfen und zu überwachen, dass ich nicht den richtigen Zeitpunkt verpasste, wann ich es verkaufen muss.

Lisa: Ja, definitiv. Das ist dann auch wirklich auf gar keinen Fall mehr als passiv zu bezeichnen, weil man da wirklich alles im Blick haben muss, oder im besten Fall hat. Man kann auch Glück haben und kauft vielleicht einmal irgendwelche zufälligen Aktien, da gibt es dieses bekannte Beispiel mit den Affen, die auf Dart-Scheiben werfen und dann super Ergebnisse erzielen, aber das sollte natürlich nicht der Ansatz für das eigene Kapital, was man investieren möchte, sein.

Daniel: Dann kommen wir wieder zu dem Punkt: Wenn ich zu viel Zeit investieren muss, um meine Depots zu verwalten, das beschreiben wir auch auf unseren Webseiten, dann ist es eigentlich kein passives Einkommen mehr und könnte in dem ein oder anderen Land plötzlich zur Einkommensteuerpflicht führen.

Sebastian: Genau, du hast recht, wenn ich das auf einmal nicht mehr als eine vermögensverwaltende Tätigkeit mache, sondern tatsächlich mehr oder weniger professionell, als professioneller Investor, dann hat das andere steuerliche Implikationen. Während in den Ländern Portugal usw., wie wir vorhin angesprochen haben, Vermögensverwaltung, das heißt, ab und zu mal reinschauen, ab und zu mal umschichten ist in Ordnung. Aber stundenlang am Tag vor dem Screen zu sitzen und irgendwelche Charts zu überwachen und dann Trades zu machen und so, wär dann schon eher eine professionelle Tätigkeit im gewerblichen Bereich, die dann mit Einkommensteuer in dem entsprechenden Land belastet werden würde. Das ist leider in vielen dieser steuergünstigen Ländern so. Das heißt also, die richtige Waage zu finden aus dem, was ich machen kann und nicht machen kann, das ist wirklich sehr wichtig.

00:52:43 Kontaktdaten Lisa Osada

Daniel: Dann kommen wir noch zu einer letzten Frage: Wenn Zuschauer oder Zuhörer noch mehr Fragen haben und mit dir mal Kontakt aufnehmen wollen, wie konnten sie dich am besten erreichen oder auf dich zukommen?

Lisa: Am besten per E-Mail: lisa@aktiengramm.de. Das ist die beste Plattform, um auch längere Fragen zu stellen und ansonsten gibt es auch meine Webseite aktiengram.de, bei Instagram einen Kanal, da bin ich auch echt aktiv, muss man sagen. Das ist natürlich eher eine jüngere Zielgruppe bei Instagram, einen Podcast gibt es auch noch genau.

Sebastian: Jetzt muss ich natürlich fragen: Lisa, ist das etwas, was du anbietest - Beratung oder Coaching? Oder sind die Fragen, die du beantwortest reine Nettigkeit?

Lisa: Ich versuche wirklich alles zu beantworten und das ist auch ein großer Teil meiner Zeit, die dafür investiert wird, und ich nehme dafür kein Geld. Ich mache das aus diesem Antrieb heraus, dass man hoffentlich möglichst viele Leute an den Kapitalmarkt bringen kann und dass man einfach zeigt, dass das etwas ganz Normales ist und diese vorhin angesprochene Denkweise von der Telekom-Aktie und "Aktien sind Casino" und was auch immer da in den in den Köpfen noch herumgeistert, um das zu verbessern, zu beheben, kann man schon fast sagen. Das ist eben meine Berufung, vielleicht ein bisschen.

Sebastian: Sehr interessant!

Daniel: Vielen herzlichen Dank, danke dir Lisa!

Lisa: Danke für die Einladung!

Perspektive Ausland: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Auswandern nach UK post Brexit

Der Umzug nach UK post Brexit ist nicht mehr so schnell und einfach wie vorher. Welche Visaoptionen zum Aufenthalt führen, erfahren Sie hier.

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Viele Studenten, Unternehmer oder einfach England-Charme-Liebhaber träumen trotz Brexit immer noch von einem Wohn- oder Unternehmenssitz in UK

Mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU endete allerdings auch die Personenfreizügigkeit für EU-Bürger. Wer nach UK umziehen möchte, braucht jetzt ein Visum. Sonderregeln oder Vereinfachungen für EU-Bürger gibt es nicht, im Gegenteil: Die Visaoptionen sind äußerst komplex und für einige sogar schwieriger als in den USA

Die große Frage ist also: Ist es überhaupt sinnvoll nach UK umzuziehen, wenn man dafür erheblichen Aufwand und Kosten in Kauf nehmen muss? In unserem aktuellsten Podcast klärt Steuerexperte Sebastian Sauerborn auf, für wen sich ein Umzug nach UK lohnt und welche Wege zum Aufenthalt führen.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Welche Gründe sprechen für einen UK Wohnsitz post Brexit?

Generell kann man sagen: Trotz, oder für manche sogar gerade wegen, Brexit ist Großbritannien sowohl als Wohnsitzland als auch als Unternehmenssitz nach wie vor attraktiv. Hier sind einige Gründe, die nach wie vor für UK sprechen:

Der britische Non-Dom-Status

Mit einem Wohnsitz in UK könnten Sie weiterhin auf alle Auslands-Einkommen, die nicht Ergebnis der Arbeit im Wohnsitzstaat sind und im Ausland verbleiben, von der persönlichen Besteuerung befreit werden. Ein Non Dom Status in den UK lohnt sich vor allem für diejenigen, die nur für eine begrenzte Zeit nach einem steuergünstigen Wohnsitz suchen. 

Das gute Bildungsangebot

Die britischen Universitäten und Privatschulen zählen zu den besten der Welt. Auch wenn Schulen und Universitäten nicht kostenlos sind, sind die Studiengebühren im Vergleich zu anderen vergleichbaren Ländern ein Schnäppchen. Eine Online-Schule bzw. Homeschooling sind natürlich auch eine Lösung.

Ein lukrativer und angesehener Unternehmenssitz

Großbritannien ist ein großes Land und die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt. Es bieten sich zahlreiche geschäftliche Möglichkeiten. Ein Unternehmenssitz in einer der wichtigsten Städte der Welt - London - hat einfach einen hohen Stellenwert.

Kein! EU-Land

Immer mehr Menschen fehlt das Vertrauen in das Fortbestehen der EU und dem Euro. Für diese ist Großbritannien mit dem Austritt aus der EU zum attraktiven Wohnsitz geworden. Ein großes europäisches Land außerhalb der EU scheint wie ein sicherer Hafen für ungewisse Zeiten.

Andere “emotionale Gründe” ergeben sich natürlich für Personen, welche bereits Familie oder Freunde in Großbritannien haben, oder einfach von einem Leben in der Weltmetropole London oder den schottischen Highlands träumen.

Welche Visaoptionen gibt es?

Nach England auswandern Voraussetzungen: Auf der Website gov.uk finden Sie alle grundlegenden Informationen über die verschiedenen Visaoptionen, die Ihnen als EU-Bürgern zur Verfügung stehen um eine Aufenthalts genehmigung im Vereinigten Königreich zu bekommen.

Personen, die es aktuell leicht haben, sind:

  • Studenten, die an einer britischen Uni studieren wollen

  • Abhängige Angehörige (z.B. pflegebedürftige Eltern, Partner, Kinder) von Briten oder Visumsinhabern

  • Ärzte, Krankenschwestern und ähnliches medizinisches Personal

  • Führungskräfte, die für ein internationales Unternehmen arbeiten, das in den UK expandieren will

Es gibt auch noch einige andere Optionen:

Pre-Settled oder Settled Status 

Diese Option gilt für alle EU-Bürger, die vor dem 31.12.2020 in UK gewohnt haben.

Normalerweise hätten Sie hierfür bis zum 30. Juni 2021 einen Antrag auf pre-Settled oder Settled Status stellen müssen (Settlement Scheme des Vereinigten Königreichs). Aber unsere Erfahrung zeigt, dass Sie diesen Antrag weiterhin einreichen können. Lesen Sie hierfür den Leitfaden für verspätete Anträge auf der Website der UK Regierung

Das Punktesystem

Wenn Sie jung, gesund und promoviert sind, haben Sie gute Chancen. Mit dem passenden  Job-Angebot in UK, qualifizieren sich Arbeitnehmer im Punktesystem für ein Arbeitsvisum. 

Global Talent Visum

Arbeitserlaubnis England für Deutsche: Wenn Sie ein “Leader” im Bereich der Kunst, Wirtschaft oder Forschung sind, können Sie Ihr Glück versuchen und einen Antrag stellen. Damit er angenommen wird, muss er allerdings von einer unabhängigen Stelle (z.B. der Royal Academy of Arts bei Künstlern) gestützt werden. 

Zur erfolgreichen Antragsstellung, raten wir Ihnen auf jeden Fall, auf die Unterstützung eines erfahrenen Anwalts zurückgreifen. 

Lichtblick für Unternehmer: Das Innovator Visum

Tatsächlich ist es für viele Personen, die eigentlich die Freiheit haben, in einem anderen Land zu leben, besonders schwierig geworden, in der UK ein Visum zu bekommen. Das betrifft zum Beispiel: Unternehmer, Freiberufler, Rentner und Privatiers. Auch das Golden Visum wurde wegen Missbrauchs abgeschafft.

Hier gibt es allerdings aufregende Neuigkeiten für Unternehmer: Das UK Innovator Visum wurde wieder aktiviert. Bewerbung: Um sich zu bewerben, müssen Sie vor allem eine innovativen Geschäftsidee, 50.000£ Investment und gute Englischkenntnisse mitbringen. Das Visum ist für 3 Jahre gültig, mit der Möglichkeit auf eine anschließende uneingeschränkte Aufenthaltsbewilligung. Weitere Details und die genauen Anforderungen erfahren Sie in unserem brandneuen Video und auf der offiziellen gov.uk Website.

Die Alternative: Auch ohne Visum in UK “leben” 

Für alle Leute, die einfach in UK Zeit verbringen wollen, oder Unternehmer, die in England Ihr Business aufbauen wollen, gibt es eine unkomplizierte Alternative. 

Auch ohne Visa können Sie sich ohne Visum 6 Monate am Stück in UK aufhalten und rein theoretisch beliebig oft wieder einreisen. Es sind Ihnen also auch ohne Visum fast keine Grenzen gesetzt, in UK tätig zu sein, Geschäftspartner zu finden, ein Büro mit Mitarbeitern aufbauen, etc. 

Sie sehen, es gibt viele Möglichkeiten, trotz Brexit, von den Vorteilen Großbritanniens zu profitieren. Egal ob Sie sich bereits sicher sind, dass Sie nach England umziehen wollen, und nach dem richtigen Weg suchen, oder sich noch mit anderen attraktiven Wohnsitzländern auseinandersetzen möchten, wir unterstützen Sie gerne mit einer umfassenden steuerlichen und rechtlichen Begleitung bei Ihrer Wohnsitzverlagerung.

Informationen zur EU-Insolvelnz in Irland finden Sie hier.

Weitere ähnliche Artikel finden Sie auf unserem Blog.

Kontaktdaten und Links

Sebastian Sauerborn

Homepage: www.wohnsitzausland.com

                     www.auslandsunternehmen.com

E-Mail:        hello@stmcorporate.group

Telefon:       +44 20 3151 0582

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Revolut vs. Wise: Welches Konto ist besser für Auswanderer?
Wohnsitz: Anmeldung, Abmeldung, Ummeldung
Anerkennung deutscher Qualifikationen im Ausland
Anerkennung Schweizer Qualifikationen im Ausland
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten

Timestamps

00:00:23 - Wie sieht die Lage nach dem Brexit aus? Einreisen oder Einwandern?

00:10:19 - Das Punktbasierte Einwanderungssystem in UK

00:12:26 - Für wen ist das Auswandern nach UK schwierig geworden?

00:16:17 - Welche anderen Wege kann man gehen, um ein Visum zu erhalten?

00:20:39 - Auch ohne Visum in UK “leben” - der Visa Waiver Style

00:24:30 - Aufenthalt beantragen - mit oder ohne Anwalt? Dauer und Kosten?

00:29:01 - Mit welchen Lebenshaltungskosten ist zu rechnen?

00:32:36 - Wie ist die steuerliche Situation?

00:40:20 - Rundum Service zu steuerlichen Themen in UK

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 51: Auswandern nach UK post Brexit

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler dies ins Ausland ziehen, egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:23 - Wie sieht die Lage nach dem Brexit aus? Einreisen oder Einwandern?

Daniel Sebastian, wir sprechen ja heute über das Thema: Auswandern nach UK - post Brexit.

Sebastian Ja.

Daniel Wenn man sich die Geschichte des Vereinigten Königreichs mit Blick auf die Europäische Union ansieht, das ist schon erstaunlich, ich hab mal nach geforscht. Am 19. September 1946 fordert Churchill die Vereinigten Staaten von Europa, das heißt, man könnte eigentlich fast sagen, die Briten waren so die Treiber Europäische Union. Also, der hat damals schon als Erster den Begriff “Vereinigte Staaten von Europa” in Umlauf gebracht und dann war es ja sogar so, dass Großbritannien unbedingt in die EG aufgenommen werden wollte, aber nicht sollte, weil zum Beispiel Frankreich gesagt hat, nein, wir nehmen euch nicht. Das ist die Geschichte, das ist lange her und dann? Folgenschwerer Tag im Juni 2016 dann eigentlich mit knapper Entscheidungen für den Brexit. Wenn man sich umschaut, so im Netz, also am 17. Februar beispielsweise schreibt dann die Welt: "Eine Mehrheit der Briten ...", das war so die Schlagzeile in der Zeitschrift, "Die Mehrheit der Briten weint plötzlich der EU hinterher, und zwar zu Recht." Wenn man den liest, den Artikel, da steht so ungefähr drin, dass laut aktuellen Umfragen wohl so 60 % der Briten meinen, der Brexit sei doch schlecht und schlechter als erwartet verlaufen". Das ist jetzt die Sicht der Briten. Aber auch bei den EU Bürger weinen ja auch einige der Freizügigkeit und den Freiheiten hinterher, die ist da bis vor kurzem noch gegeben hat. Viele sind ja dahin gezogen, vielleicht hatten sie auch vor, künftig ihr Leben, den Lebensmittelpunkt, in das Vereinigte Königreich zu verlagern. Das war ja ein sehr offenes Land, das war sehr einfach dahin zu reisen. Ich bin selber mehrmals eingereist, war eigentlich wie überall in der Europäischen Union, ganz einfach war man da im Land und auch die Wohnsitznahme lief ja einfach. Arbeiten im Land und so weiter und sofort und jetzt haben wir eine völlig andere Situation. Deswegen wollen wir uns heute trotzdem mal darüber unterhalten. Weil es gibt ja nach wie vor einige, die nach wie vor sagen, UK war und ist ihr Traumland und sie würden da gern wohnen und arbeiten. Aber es geht halt nicht mehr so einfach. Du hast ja viel mit solchen Mandanten zu tun, hattest es in der Vergangenheit, auch heute noch. Was sind denn das so für typische Leute, mit denen du zu tun hast, die heute noch im Jahr 2022 sagen: "Ich würde gern da einwandern, würde gern dort wohnen"?

Sebastian Ja, du hast völlig recht. Ich will noch vielleicht 2-3 Sachen sagen. Es ist natürlich so, früher war es ja einfach hier in die UK einzureisen, hierherzuziehen, das haben auch viele gemacht. Ich meine ich, ich glaube jetzt nicht, dass jetzt für Europäer unbedingt so England das typische Auswanderungsland ist. Das Wetter ist nicht besonders gut, so cool ist es dann auch nicht, da geh’ ich lieber nach Amerika. Aber wenn es halt einfach geht, warum nicht mal in London wohnen für ein paar Jahre? Das war auf jeden Fall attraktiv. Man muss natürlich sagen, generell war es für viele attraktiv, denn gleich nach der Osterweiterung der Europäischen Union, als zum Beispiel Länder wie Deutschland sich quergestellt haben und im Grunde Rumänen und Bulgaren zunächst mal wenigstens einige Jahre im Laufe der Übergangsfrist verboten hat, in Deutschland zu wohnen oder zu arbeiten, war die UK gleich komplett offen von Anfang an. Sehr viele aus der Osterweiterung sind dahin gezogen und haben komplette Branchen dann beherrscht, also Gastronomiegewerbe, natürlich auch Servicepersonal, Handwerk natürlich extrem viel durch Osteuropäer dann gemacht. Da hat sich jeder drüber gefreut, würde ich jetzt mal sagen, weil im Grunde die Engländer haben ja keine Lust Hotelbetten sauberzumachen oder Teller zu waschen. Die haben dann eher Lust auf hochqualitative Jobs. Im Grunde waren die willkommen diese Leute und ein Grund für eine große Personalnot ist jetzt, dass während Corona viele von diesen Osteuropäern zurück sind in ihre Länder. Nicht weil sie jetzt hätten müssen, aber es gab halt einfach keine Arbeit und keine wirklichen Sozialleistungen für viele und da sind sie zurückgegangen in ihre Länder und danach halt nicht mehr zurückgekommen natürlich. Und deswegen sind jetzt allein zum Beispiel in der Tourismus Industrie mehr als 1.000.000 Stellen offen und deswegen gibt es diese Probleme an Flughäfen, in Hotels, Restaurants, wie es ja auch ein bisschen überall der Fall ist, ja. Also das ist natürlich bei aller EU Kritik, die jetzt Teile der Briten natürlich immer geäußert haben, immer auch noch lautstark äußern, zum Teil vielleicht auch berechtigt äußern, das sind natürlich schon Nebeneffekte, die von vielen nicht unbedingt geschätzt werden. Und der andere Punkt, wie du gesagt hast, dass viele jetzt hier, wie man so schön sagt, “Buyers Remorse” haben, und im Grunde sagen: "Wir wollen den Brexit eigentlich gar nicht mehr." Es erinnert mich so ein bisschen an die Wiedervereinigung, als der Helmut Kohl da von Blumen und Videorekorder gesprochen hat, die jeder hat und von blühenden Landschaften und Videorekordern, an denen alle Freunde haben. In Wirklichkeit ging es ja doch viele Jahre, bis hier in gewisser Weise Ostdeutschland saniert war. Das ist bei solchen Projekten, glaube ich, immer die Realität. Möglicherweise wird sich der Brexit irgendwann auszahlen. Ich meine, das kann ja sein, dass sich der Brexit auszahlt, der Euro ist ja ein hochriskantes Unterfangen. Da wird sich keiner darüber Illusionen wirklich machen. Wer weiß, was passiert, vielleicht wird das alles hier noch sich positiv auswirken. Kann ich mir durchaus vorstellen. Oder dass die Briten ihren eigenen Weg empfinden, sich da zu etablieren, also als großes nicht-EU-Land, sozusagen als größere Schweiz zum Beispiel. Aber das ist natürlich eine Sache, die mindestens 10-20 Jahre geht und wenn man sich ähnliche Entwicklung angeschaut hat, ich sage zum Beispiel nach der amerikanischen Unabhängigkeit oder auch nach der Unabhängigkeit Irlands von UK, da war erstmal jahrzehntelang "den Gürtel enger schnüren" angesagt, weil es gab Unsicherheiten, es gab Rezension, es gab wirtschaftliche Verluste und so weiter und sofort. Es braucht eine gewisse Zeit, bis sowas wirklich Früchte trägt. Man darf sich jetzt nicht den Illusionen hingeben, dass so ein Brexit, wenn es überhaupt noch was Positives wird, nach 1-2 Jahren für alle funktioniert. Das ist auf keinen Fall so. Deswegen sagen natürlich viele jetzt, oder schon vor 2,3 oder 5 Jahren: "Wir wollen es eigentlich schon gar nicht mehr haben." Um zurückzukommen zu deiner Frage, wer kommt heute nach UK? Also, wir haben im Grunde die verschiedensten Arten von Mandanten, die hier immer noch gerne herkommen. Zum einen gibt es natürlich Personen, denen es einfach gut gefällt, die die Highlands im Schottland mögen oder den London gut gefällt. Das sind sicherlich Mandanten, ich sage jetzt mal "Überzeugungstäter", die einfach gerne hinkommen. Dann ist natürlich auch London immer noch eine sehr wichtige Größe von Europa, da sind sehr viele wichtige Unternehmen und Personen, die jetzt hier ein attraktives Jobangebot haben, entsprechend validiert sind, bekommen auf jeden Fall ohne Weiteres ein Visum. Dieser Personenkreis gehört sicherlich auch dazu. Und ansonsten vor allen Dingen, Personen, die vielleicht schon einen Bezug hier haben, die vielleicht schon Familie hier haben und jetzt auch nachziehen wollen, die möchte auch hier herkommen.

Daniel Wenn man das mal teilt diese Personengruppen, kann man sagen, wir haben also Leute, die nach Großbritannien einreisen möchten, also wir reden ja immer darüber, länger als 6 Monate zu bleiben. Weil ich kann ja jetzt heutzutage einfach nach Großbritannien einreisen und kann ein paar Monate da bleiben, nur halt 6 Monate. Ich glaube, du magst mich korrigieren, aber das könnte ich auch, wenn ich Inder wäre oder Pakistaner. Da brauche ich kein EU-Bürger sein, im Prinzip gibt es dann noch ein paar andere Länder, die das auch dürfen.

Sebastian Also Pakistani vielleicht nicht, weil es sind halt die Länder, die visumfrei einreisen dürfen. Da gibt es schon eine Liste, ich glaube jetzt nicht unbedingt, dass Pakistan dazugehört, aber auf jeden Fall eine große Liste von Ländern. Aber du hast recht, es geht tatsächlich um Leute, die auswandern wollen.

00:10:19 - Das Punktbasierte Einwanderungssystem in UK - für wen wird es schwierig?

Daniel Genau. Jetzt reden wir mal über die, die länger als 6 Monate bleiben wollen, die also wirklich dort wohnen wollen, ihren Lebensmittelpunkt dahin verlagern wollen, sei das jetzt für ein paar Jahren oder für länger. Jetzt können wir die ja mal in 2 Gruppen teilen. Es gibt die, du hast gerade schon ein Paar erwähnt, wo wir sagen, also die haben relativ gute Chancen. Da hast du gesagt, das sind zum Beispiel welche, die ein Jobangebot haben, mit einem doch etwas höheren Einkommen. Für die ist es dann relativ einfach wahrscheinlich ein Visum zu bekommen, oder welche, die auch die sogenannten gesuchten Berufe haben, wie Ärzte, Krankenschwestern und was da noch so alles dazugehört. Dann wissen wir ja diejenigen, die sowieso Familienangehörige haben. Also wenn jetzt da mein Vater, oder wer auch immer, wahrscheinlich wohnen würde oder ein Ehepartner sowieso schon da Aufenthalt hatte, wird das auch relativ einfach sein. Wer hat denn jetzt aber eigentlich leider keine Chancen, beziehungsweise sehr geringe Chancen? Wo du sagst, also für die Leute, für die ist es momentan ganz schwer.

Sebastian Genau, hier vielleicht noch davor sagen, also das System, das hier eingeführt wurde jetzt, ist so ein Punktesystem, wie man das zum Beispiel von Kanada oder Australien kennt. Wenn man unter einem gewissen Alter ist, hat man Punkte, wenn man entsprechende Qualifikationen hat, hat man Punkte, wenn man gesund ist, hat man Punkte, wenn man ein Jobangebot hat, bekommt man Punkte. Je mehr Punkte man hat, desto einfacher ist dann hier die Einreise.

Daniel Ich habe spaßeshalber meine Punkte mal ausgerechnet, ich komme auf 70. Damit bin ich gerade so mit Ach und Krach dabei. Wenn ich einreichen wollte, würde man wahrscheinlich geradeso meinen Antrag bearbeiten.

Sebastian Das ist 70 wahrscheinlich wegen deines Alters, oder warum hast du nicht mehr?

Daniel Ja, es gibt ja so verschiedene Punkte, wie zum Beispiel deinen Berufsabschluss, deinen Schulabschluss, das Alter spielt eine gewisse Rolle und so weiter und sofort genau. Da addieren sich halt so die Punkte.

Sebastian Ja, du hast in den falschen Ländern gelebt, da wollen sie dich nicht.

Daniel Ich hab es ja noch nie probiert. Ich denke, ich könnte es vielleicht schaffen, aber momentan steht es für mich nicht zur Debatte, aber falls…

00:12:26 - Für wen ist das Auswandern nach UK jetzt schwierig?

Sebastian Ja, das sind also die Punkte. Das heißt also für eine Person, wäre es hier ein Einfaches, wenn er bei Google hier ein Angebot hat, eine Stelle als Softwareentwickler anzunehmen, und promoviert ist und hier dann gleich 6-stellig verdient. Der wird hier jedes Visum bekommen, das ist ganz klar. Aber jetzt Personen, die das jetzt nicht bekommen werden, sind zum Beispiel Personen, die man eigentlich so nicht erwartet hätte, wie zum Beispiel Unternehmer. Also wenn ich jetzt sagen will, ich will jetzt hier gerne hinkommen und ein Hotel kaufen, oder ein kleine Pension kaufen oder eine Autowerkstatt kaufen und dann hier letztlich den Betrieb führen, das geht nicht. Früher gab es hier noch dieses sogenannte Golden Visa, dieses Tier 1 Visum, da konnte man einfach 2.000.000 investieren und dann hat man das Visum bekommen. Das wurde jetzt aber hier wegen des russischen Missbrauches abgestellt. Dieses Visum gibt es also nicht mehr. Das heißt also Unternehmer haben jetzt eigentlich keine Chance, hier ein Visum zu bekommen.

Daniel Freiberufler genauso wahrscheinlich dann?

Sebastian Wie bitte?

Daniel Ich bin jetzt Freiburger und will einfach ein paar Jahre in England wohnen. Keine Chance, oder?

Sebastian Genau das Gleiche. Außer eben andere Visa Kategorien kommen infrage. Ich meine, in den USA kennt man das ja, da gibt es ein Freiberufler Visa, auch in Deutschland Freiberufler Visa. Also ich kann in den USA einen relativ bescheidenen Betrag, 50.000, 100.000, investieren und bekomme dort als Deutscher sowieso rechtssicher ein Visum. Das gibt es zum Beispiel nicht in den UK. Das heißt also, wenn ich jetzt natürlich hier ein bedeutendes Unternehmen in Deutschland aufgebaut habe oder irgendwo anders aufgebaut habe und da gibt es etliche Mitarbeiter, das ist eine gewisse Größe. Und dann möchte ich dieses Unternehmen, eine Tochtergesellschaft in UK eröffnen, dann kann man das machen. Wobei auch dann wiederum die Tatsache, dass ich der Gründer des deutschen Unternehmens bin, mich hierher versetzen lasse, dann auch schon nicht so ganz vorteilhaft ist, muss man sagen. Der typische Unternehmer hat es schwer. Ein Start-up-Unternehmer, der jetzt hier von einem Inkubator hier letztlich gesponsert wird, der wird das Visum auch bekommen, ja. Das ist natürlich die Konkurrenz ziemlich groß um diese Plätze. Da würde man jetzt den Unterschied. Aber auch Personen, selbst wenn sie jetzt ein Privatier oder Rentner sind, hätten sie jetzt sicherlich ein Problem, ein Visum zu bekommen. Ich meine, wir haben es jetzt auch immer wieder gesehen, es gibt ja viele Länder, die solche Visa jetzt machen für Rentner und Privatiers und so. Das gibt es alles im UK nicht. Auch irgendwelchen Personen, denen es letztendlich an bestimmten Qualifikationen fehlt. Es gibt dann eben diese Notstandssituation, wie jetzt gerade Flughafenpersonal. Wenn man da Erfahrung hat, wenn das dann von nationaler Bedeutung ist, dann geht es vielleicht schon, aber so generell geht es halt nicht. Das heißt also, das sind natürlich schon viele Personen, die eigentlich die Freiheit haben, in einem anderen Land zu leben, die Unternehmer sind, die Freiberufler sind, die vielleicht Rentner sind, Privatier sind, die alle bekommen kein Visum.

Daniel Gibt es jetzt irgendeine Strategie? Also nehmen wir an, ich gehört nicht zur ersten Gruppe, für die es kein Problem ist, sondern ich gehöre zur zweiten Gruppe. Ich habe also eigentlich fast keine Chance und ich heiße nicht Abramowicz, da müssen wir auch nochmal drüber reden…

Sebastian Das Investoren Visum gibts ja leider nicht mehr...

00:16:17 - Welche anderen Wege kann man gehen, um ein Visum zu erhalten?

Daniel Also hast du irgendeine Strategie, hast du irgendeinen Tipp? Wenn ich jetzt bei dir Mandant wäre und mich von dir beraten lassen möchte, hättest du dann so eine Art dritten Weg?

Sebastian Wir haben schon natürlich die verrücktesten Sachen erlebt. Also wir haben es schon erlebt, zum Beispiel, dass jemand mit 60 wieder auf die Uni gegangen ist, und der kriegt natürlich ein Studenten Visum, ja.

Daniel Wie lange?

Sebastian So lange der Studiengang dauert. Man muss aber natürlich auch akzeptieren, dass da die Uni möglicherweise 10.000-15.000 Euro im Jahr kostet.

Daniel Ja.

Sebastian Wir haben natürlich gesehen, dass relativ viele EU-Bürger, die sich sagen: "Jetzt hab ich vergessen mich für den Pre settled Status anzumelden, jetzt ist die Frist abgelaufen, jetzt bringt es eh nichts mehr, jetzt krieg ich sie nicht mehr." Also all jenen Personen, denen würde ich auf jeden Fall sagen, es jetzt doch noch zu probieren. Wir haben etliche Mandanten gehabt, die das jetzt auch probiert haben und dann gesagt haben, wegen Corona bin ich weg, konnte es damals nicht machen oder was weiß ich, und die haben es alle bekommen relativ problemlos. Also wenn man irgendwie einen Grund hat oder einen Grund erklären kann, sich selbst erklären kann, warum man nicht die Frist einhalten konnte, sollte man das auf jeden Fall machen, denn die Chancen stehen relativ gut, dass man es bekommt.

Daniel Okay.

Sebastian Und für alle anderen, wie gesagt, ist es schwierig, was zu bekommen. Es gibt hierfür möglicherweise für Unternehmer noch die Möglichkeit, wie ich schon gesagt habe, eine Filiale oder eine Tochtergesellschaft eines bestehenden Unternehmens zu eröffnen. Kann man möglicherweise machen, aber jetzt einfach hinzugehen und zu sagen, ich ziehe jetzt da hin, baue ein Unternehmen auf oder so, das geht eben leider definitiv nicht.

Daniel Ja.

Sebastian Man muss natürlich dann im Grunde versuchen, in eine der Kategorien dann zu fallen, die es gibt. Ja, also ich meine, es ist halt immer ein Spiel. Man kennt es von früher oder immer noch von den USA, dass man irgendwie versuchen muss, dort in eine der Kategorien zu fallen. Es gibt natürlich auch hier diese Visa für jetzt Leute, die hochbegabt sind. Meiner Erfahrung nach stellt sich immer raus, dass viele der Leute, die dieses Visum bekommen, eigentlich definitiv nicht hochbegabt sind, aber die halt einfach mithilfe von einem Anwalt darstellen können, dass sie entsprechende Begabung haben. Hier ist es dann allerdings so, dass dann, wenn man jetzt zum Beispiel sagt, man ist jetzt hier ein herausragender Künstler, dann geht es eben hier an eine die eben zuständige Organisation, zum Beispiel hier das Royal College of Arts. Die entscheiden dann von der künstlerischen Seite her gesehen, ob man wirklich herausragend ist oder nicht. Wenn die sagen, der ist nicht herausragend... Man muss hier also nicht nur irgendwelche Beamte überzeugen auf einer Behörde, sondern muss tatsächlich dann auch führende Experten in dem Bereich überzeugen. Die Anforderungen sind schon wirklich hoch, das muss man wirklich sehen. Aber ich will vielleicht noch eine Sache sagen, also der Tipp ist, der wichtigste Tipp ist im Grunde folgender: Natürlich für jetzt Personen, die jetzt hier tatsächlich leben wollen, mit Familie usw. ist es schwierig. Aber für Leute, die jetzt nur hier Zeit verbringen wollen, die können ja, wie du selbst vorhin gesagt hast, sowieso ein halbes Jahr hier verbringen. Also im Grunde, wenn man jetzt hier gerne Zeit verbringen möchte oder auch hier Business machen möchte, hier Geschäftspartner hat, vielleicht sogar ein Büro hat mit Mitarbeitern, dann kann man hier ja trotzdem ein halbes Jahr verbringen am Stück. Das ist ja eine lange Zeit. Also die Frage ist jetzt für viele Leute, ja jetzt vielleicht sich aufteilen zwischen 2 oder 3 Orten, ist das oftmals eigentlich bei weitem genug. Ich meine, in den USA sind es noch 3 Monate, da kann man es jetzt noch verstehen, dass man ein Visum braucht, aber hier sind 6 Monate. Also für viele reicht das effektiv aus, um das zu tun, was sie tun wollen, und die sind dann eh ganz gerne wieder mal weg.

00:20:39 - Auch ohne Visum in UK “leben” - der Visa Waiver Style

Daniel Und ist das Visum, was sie da anbieten, 6 Monate pro Jahr oder ist es so, dass ich, wenn ich einen Tag ausreise und wieder einreise, ich wieder 6 Monate bleiben kann? Da gibt es ja verschiedene Regelungen in verschiedenen Ländern.

Sebastian Das ist ja nirgendwo genau definiert, auch in den USA nicht so definiert. In den USA ist das so der Visa Waiver. Also ich kenne Leute, die mit dem Visa Waiver praktisch in den USA leben. Das heißt, sie sind 3 Monate da, gehen dann einen Monat nach Deutschland, gehen wieder 3 Monate zurück, gehen wieder nach Deutschland, dann wieder zurück und das funktioniert seit Jahren. In UK ist es genau das Gleiche. Da gibt es keine fixe Regeln, es geht nicht um die 6 Monate im Jahr, sondern die 6 Monate am Stück, maximal 6 Monate dort bleiben. Also es kann halt irgendwann sein, dass wenn einem da einmal irgendeiner anhält an der Grenze, und das ist bei Deutschen relativ selten natürlich, die dann sagen: “Jetzt sind sie ja tatsächlich schon 200 Tage hier gewesen im letzten Jahr. Für mich sieht es so aus, als ob sie gar nicht hier einreisen wollen, sondern eigentlich hier leben wollen und das so hintenrum tun wollen. Das wollen wir Ihnen nicht erlauben.” Das ist etwas, was einem passieren kann, man hat eben keine Rechtssicherheit. Man hat kein Visum, dass man dort ein Recht hat. Wobei auch mit Visum kann einem der Grenzbeamte trotzdem zurückschicken. Das ist der Punkt ja. Aber es gibt dort keine fixe Regeln, es ist also nicht definiert.

Daniel Jetzt ist natürlich auch so, also ich denke, für die meisten kommt es dann doch eher infrage, eine richtige Residenz zu haben. Ich weiß jetzt nicht genau, wie es in UK ist, aber in beiden Ländern, in denen ich jetzt zuletzt gewohnt habe … ohne eine ordentliche steuerliche Registrierung, kann ich doch kein Auto kaufen, kann im Prinzip nicht mal einen Mobilfunk Vertrag abschließen, kein Bankkonto eröffnen, wenn ich nicht steuerlich registriert gewesen bin. Wie ist das in UK? Ich vermute, es wird ähnlich sein. Also wenn ich dort ein Auto kaufen will zum Beispiel oder einen Vertrag abschließen will für Telefon? Läuft das ohne steuerliche Registrierung, wie ist das?

Sebastian Nein. Die steuerliche Registrierung ist eigentlich egal, aber es fragt einen halt jeder dann, also es wird gerade selbst beim Handy, wird also eine Kreditabfrage gemacht und also selbst Leute, also ich kann Leute, die hier sind seit 2 Jahren, die gut bezahlte Jobs haben, alle Rechnungen pünktlich bezahlen und kein Handy bekommen. Weil sie eben keinen Credit Score haben. Der Credit Score wird eben dadurch gebildet, dass man eben eine Kreditkarte hat, dass man einen Überziehungsrahmen hat beim Konto, den man nutzt, aber nicht ausnutzt. Das sind die entscheidenden Punkte. Also die Steuernummer ist jetzt hier nicht wirklich wichtig, auch bei der Konto Eröffnung kann man die bekommen, aber es ist halt so, wobei ich persönlich es auch noch nicht erlebt habe, aber es soll angeblich so sein, dass manchmal die Banken fragen, ob man ein Visum hat, wenn man ein Konto eröffnet. Wobei wie gesagt, heute kann ich ja über ein Konto eröffnen, ich brauche jetzt nicht wirklich eine britische Bank. Ich kann Revolut machen, ich kann Wise machen oder sonst was machen. In London brauche ich halt zum Beispiel auch kein Auto. Ich meine, da gibt es ja viele Leute in London, die sind 30 und haben keinen Führerschein, weil die verlassen die Stadt nicht.

00:24:30 - Aufenthalt beantragen - mit oder ohne Anwalt? Dauer und Kosten?

Daniel Okay, jetzt meine Frage zur Bürokratie: Wenn ich das jetzt beantragen möchte, dieses Visum, diesen Aufenthaltsstatus, wie bürokratisch kann ich mir das vorstellen? Kann ich das alleine machen? Muss ich fremde Hilfe in Anspruch nehmen? Wie viel Kilo Papier muss ich ausfüllen und abgeben? Läuft alles elektronisch vielleicht? Vielleicht kannst du unseren Zuschauern dazu ein bisschen was erzählen, wie das so abläuft?

Sebastian Also man braucht auf jeden Fall einen Anwalt. Ja, das ist ganz klar und die Bearbeitungszeit ist anders als in anderen Ländern. Hier sag ich jetzt wieder mal USA, wo es ja oftmals Monate dauert. Das ist hier recht schnell, also man kann mit ein paar Wochen rechnen bis man hier die Entscheidung hat. Aber man wird auf jeden Fall einen Anwalt brauchen, der das mit einem bearbeitet.

Daniel Kosten?

Sebastian Also ich rede jetzt hier von einem Visum. Ich rede jetzt nicht vom Pre settle Status, den kann jeder machen, auch heute noch, auch wenn ich den heute zu spät beantrage, kann ich das machen, gar kein Problem. Aber für die anderen Dinge wird es kompliziert, da brauche ich auf jeden Fall ein Anwalt, weil die Dinge müssen so formuliert werden und auch so beschrieben werden, dass es funktioniert.

Daniel Kann es eigentlich passieren, dass ich diesen Aufenthaltsstatus wieder verliere? Muss ich den verlängern? Für welche Zeit gilt denn der jetzt? Also wir reden jetzt nicht vom 6 Monats Visum, sondern ich will jetzt also einen dauerhaften Aufenthalt beantragen, gilt er dann trotzdem immer nur für 2 Jahre zum Beispiel und ich muss den verlängern lassen, oder wie läuft das dann?

Sebastian Für 2 Jahre eigentlich nicht, der gilt eigentlich dann schon für mehrere Jahre, aber er ist natürlich zeitlich begrenzt. Der gilt in der Regel bis 5 Jahre oder 7 Jahre. Dann kann man ihn manchmal noch verlängern, manchmal kann man unbegrenzt oft verlängern, aber er ist auf jeden Fall zeitlich beschränkt.

Daniel Gibt es irgendwelche Dinge, die ich tunlichst lassen sollte, damit man mir diesen Status nicht wegnimmt?

Sebastian Na jetzt muss ich wieder unser liebstes Beispiel vom Boris Becker bringen. Wer vorbestraft ist oder hier dann im Gefängnis sitzt mehr als 12 Monate, der verliert hier das Aufenthaltsrecht. Das ist was, was ich sicherlich nicht machen darf. Ansonsten eigentlich natürlich den Antrag korrekt bearbeiten, die Wahrheit sagen und so weiter. Das ist natürlich sehr wichtig diesbezüglich, aber sonst gibt es da nichts Besonderes zu beachten. Jetzt zu den Kosten. Also die Kosten sind natürlich wie immer bei solchen Immigrationen. Anwälte sind teuer. Ich würde mal sagen, Kosten für das Visum zwischen 5000 und 10000, für ein 5 Jahres Visum pro Person muss ich also dann zusätzlich zu den ganzen Visagebühren 3000£ für die NHS im Voraus bezahlen. Pro Familienmitglied. Das heißt, bei einer fünfköpfigen Familie muss ich nochmal 15000£ bezahlen. Damit ich das Gesundheitssystem hier nutzen kann, wenn ich hier wohne.

Daniel Für ein Jahr oder für längere Zeit?

SebastianDie 3000£ sind für 5 Jahre. 624£ pro Person pro Jahr.

Daniel Ja, gut zu wissen. Und dann bin ich gleichwertig im Prinzip wie alle anderen?

Sebastian Ja, es gibt ja, es gibt in UK keine Krankenversicherung, sondern jeder der hier wohnt, kann das Gesundheitssystem in Anspruch nehmen und mit der Gebühr kaufe ich mir halt dieses Recht letztlich das Gesetz in Anspruch zunehmen.

Daniel Hab ich denn dann eigentlich automatisch auch eine Arbeitserlaubnis mit diesem Aufenthaltsstatus oder muss ich die nochmal extra beantragen?

Sebastian Ja. Also es hängt natürlich vom Visum ab. Ich meine, wenn ich jetzt so ein Visum habe, was an mein Unternehmen gebunden ist, dann habe ich natürlich eine Arbeitserlaubnis beschränkt auf mein Unternehmen. Das heißt, eigentlich fast alle Visa, die jetzt hier an eine Arbeitsstelle gebunden sind, beziehen sich nur auf diese eine Arbeitsstelle. Ich habe dann eine Arbeitserlaubnis, aber kann nicht den Job wechseln.

00:29:01 - Mit welchen Lebenshaltungskosten ist zu rechnen?

Daniel Wie sollte man sich denn die Lebenskosten sonst so vorstellen? Also du hast jetzt schon die NHS erwähnt, die unbedingt zu bezahlen ist, obligatorisch, damit ich überhaupt meinen Aufenthaltsstatus bekomme, das Visum bekomme. Mit welchen Kosten muss ich sonst noch rechnen? Also man hört ja immer, dass es sehr teuer ist das Leben, ganz speziell natürlich in London, aber generell wir haben London, wir haben Schottland, wir haben Nordirland und wir haben England so generell, was erwarten mich für Lebenshaltungskosten?

Sebastian Also wie gesagt, jeder weiß, dass London teuer ist. Aber auch London ist natürlich so groß, dass es dort Gebiete gibt, die jetzt wahnsinnig teuer sind, Gebiete, die normal sind. Zusätzlich ist es ja so, dass die Mieten in den letzten Jahren und die Lebenshaltungskosten überall extrem gestiegen sind - auch in Deutschland. Ich glaube jetzt nicht, dass ich jetzt London und München noch groß unterscheiden. Wobei es natürlich in London diese verrückt-teuren Häuser gibt, wo dann das Haus pro Woche 100000 kostet oder so. Tom Cruise hat eine Wohnung, die kostet im Monat Miete, glaube ich, 300.000 oder so in London. Das sind halt diese verrückten Luxus Wohnungen, da gibt es halt so viele jetzt nicht in anderen Ländern, da gibt es halt in London relativ viele. Ansonsten würde ich sagen, klar, die Mieten sind schon teuer, die Stadt ist so groß in London, dass man auf jeden Fall was finden kann, was in der ähnlichen Preis Lage ist, wie vielleicht in einer teuren deutschen Stadt wie München. Oder zum Teil Berlin ist ja auch schon ziemlich dreist. Wobei eben der Standard hier natürlich schlecht ist. Also ich meine, ich hatte mal ein Haus gemietet, das war jetzt auch schon vor 10 Jahren, in West London, das hat, glaube ich, 5.000 € im Monat gekostet und da waren im Badezimmer immer noch so ein oranger Teppichen wie in den 70er Jahren. Man kann nicht erwarten, dass man hier viel für sein Geld unbedingt bekommt. Relativ schlecht, ja.

Daniel Generell wir waren auch vor einigen Jahren mal in London, bei einigen Leuten zu Besuch, also ich hab noch nie so kleine Zimmer gesehen, also die hatten oft dann Reihenhäuser, Einfamilienhäuser, aber winzigste Zimmer. Also sowas habe ich in Deutschland zum Beispiel noch nicht gesehen.

Sebastian So ist es ja.

Daniel Generell ist es aber schwierig, eine Wohnung zu finden oder findet man die leicht? Also wie ist denn das mit dem Wohnungsmarkt? Wenn ich da jetzt hinkomme, kann es mir auch passieren, dass ich keine Wohnung finde, oder das ist ganz schwer wird eine Wohnung zu finden?

Sebastian Das ist alles eine Geldfrage. Es war so, zu Beginn von Corona ist alles eingebrochen, weil erstens haben viele Leute London verlassen, sind aufs Land gezogen, sind ins Ausland gegangen. Mittlerweile kommen viele wieder zurück, die Mieten steigen. Also Freunde von mir, die haben jetzt vor kurzem sich eine neue Wohnung gemietet in West London, in einer schönen Gegend. Die haben wirklich monatelang gesucht, und das war jetzt keine super billige Wohnung gewesen, die die dann gemietet haben, 2.000 oder so im Monat, 3-Zimmer-Wohnung. Alles, was irgendwie bezahlbar ist, ist sehr schwierig, bzw. da gibt es viel Konkurrenz. Desto teurer es ist, desto einfacher wird es.

00:32:36 - Wie ist die steuerliche Situation?

Daniel Jetzt bin ich also da angekommen in Großbritannien, habe eine Wohnung gefunden, habe meinen Aufenthaltsstatus für 5 Jahre. Was erwartet mich denn steuerlich? Womit muss ich da rechnen? Wir können ja vielleicht mal trennen, entweder Kategorie A: Ich hab Inlandseinkünfte, Kategorie B: Ich hab Auslandseinkünfte. Worauf muss ich mich da gefasst machen?

Sebastian Also steuerlich gesehen sind wir momentan an einem Zeitpunkt, wo die Steuern so hoch sind wie seit 70 Jahren nicht mehr. Also ich würde sagen, dass sich das mit Deutschland eigentlich relativ wenig gibt. Ich würde zum Beispiel jetzt ausrechnen, nur mal so als Beispiel. Was jetzt jemand hie mit einem gewissen Einkommen ungefähr an Steuern bezahlen würde. Bei einem Gehalt von 53.000£, das sind also ungefähr 60.000 €, bleibt mir ein Netto übrig von 39.000£. Nochmal: Brutto 53.000£ ungefähr 60.000 €, Netto 40.000£.

Daniel Da muss ich grade an unsere Aufnahme denken...

Sebastian Also das heißt, der Abzug, den ich habe, ist ungefähr ein Drittel. Ich würde sagen, dass das relativ vergleichbar ist, mit anderen Ländern auch. Wenn ich jetzt hier hochgehe, ich gehe jetzt mal hoch auf einen höheren Betrag...

Daniel Nimm doch mal 100.000, wenn es geht, weil da haben wir ja vor kurzem eine Aufnahme zu Italien gemacht und haben ein schönes Rechenbeispiel zu 100.000 Einkommen in Italien. Vielleicht kann man das mal kurz vergleichen. Weil, ich sage mal, wenn ich sage, ich würde gerne in London wohnen, ich könnte mir auch gut vorstellen, in Rom zu wohnen zum Beispiel oder Florenz. Wenn wir das jetzt mal vergleichen mit London...

Sebastian Ok also hier kommt's: Bei 100.000 Euro, bleibt mir dann netto übrig ungefähr 65.000 €. Das heißt, hier gehen dann 35 % weg. Beim anderen waren es eher 30 %, jetzt sind es 35 %. Da ist dann Versicherung usw. natürlich dabei. Das wäre so ungefähr die Zahl.

Daniel Ja, ich hab noch gut im Sinn, wir hatten ja über Italien gesprochen und da gab es ja diese besondere Regelung, der sogenannten Zuzügler oder Rückkehrer, den Status, den man beantragen kann. Die haben ja diesen besonderen Status, dass generell nur 30 % des Jahreseinkommens dann besteuert wird und davon dann nur 30 %. Da sind wir bei hunderttausend Euro auf eine Einkommensteuer von 9.000 € gekommen.

Sebastian Ja.

Daniel Relativ gutes Beispiel. Aber gut, kann man jetzt nicht vergleichen, nur wer jetzt zum Beispiel sagt, ich möchte gerne in einer der größten Metropole Europas wohnen, London klappt nicht, dann könnte er immer noch nach Rom gehen zum Beispiel.

Sebastian Ja klar, das ist natürlich viel attraktiver. Das ist klar. Aber ich denke eben, dass jetzt zum Beispiel jemand in Deutschland, gerade wenn er verheiratet ist, wahrscheinlich auch nicht viel mehr als ein Drittel wahrscheinlich bezahlt, alles in allem.

Daniel Gut, also da wissen wir ungefähr, was da von der Steuer auf einen zukommt. Wie sieht es aber mit Auslandseinkommen aus?

Sebastian Da ist es eben hier natürlich relativ attraktiv in UK. Wenn ich jetzt, sagen wir mal zum Beispiel, ausländische Kapitaleinkünfte habe, dann kann ich diese steuerfrei vereinnahmen, mit dem sogenannten Non Dom Status, wenn diese Einkünfte keinen Bezug haben zu UK. Also was jetzt nicht gehen würde, ist zu sagen, ich bin jetzt hier Freiberufler und hab irgendeine Auslandsfirma, die meine freiberuflichen Leistungen, die ich hier in den UK erbringe, mehr oder weniger abrechne mit Kunden, das funktioniert nicht. Weil, dann ist ja die Tätigkeit hier in UK erbracht und damit hat die Tätigkeiten einen Bezug zu UK.

Daniel Wobei ja viele immer noch diese Auffassung haben, dass das geht. Nicht nur, was Großbritannien betrifft, sondern generell. Es gibt ja extrem viele Freiberufler, die denken, ich gehe irgendwie Land x, arbeite von dort aus und dann zählt alles, was ich da im Internet mache, als Auslandseinkommen. Was natürlich völlig falsch ist. Letztendlich machen das immer noch viele so.

Sebastian Dann aber mal angenommen, ich hab jetzt zum Beispiel ein Unternehmen auf Malta und bin einfach nur Eigentümer, ohne jetzt selbst in den Betrieb involviert zu sein. Also ich bin kein Geschäftsführer, ich arbeite nicht für das Unternehmen, es ist einfach mein Unternehmen und ich beziehe dort jährlich entsprechende Dividende, Gewinnausschüttung. Dann ist die in UK steuerfrei, vorausgesetzt, dass mir diese nicht nach UK ausbezahlt wird, oder hier nicht verbraucht wird.

DanielJa, auch noch ein wichtiges Detail. Wie sieht es denn jetzt generell mit Kryptohandel aus? Kryptotrading. Wie ist denn da das Königreich dazu eingestellt?

Sebastian Also Kryptotrading, die schlechte Nachricht ist, das fällt nicht unter den Non Dom Status. Das heißt, das, was ich eben gesagt habe, dass Auslandseinkünfte steuerfrei sind, fällt auf keinen Fall da unter den Non Dom Status. Das heißt, sie sind immer hier zu versteuern und jetzt geht es einfach um die Frage, wie sie zu versteuern sind. Bin ich jetzt jemand, der jetzt nur ab und zu traded? Dann wird es im Grunde gesehen als Kapitalerträge. Das heißt, ich zahle einfach eine Kapitalertragsteuer auf den Verkaufserlös und die Kapitalertragsteuer fängt bei 20% an, geht bis zu 38%, richtet sich dann ein bisschen nach der gesamtsteuerlichen Situation, also nicht sehr attraktiv. Bin ich allerdings beruflicher Trader, dann muss ich hier ganz normal Einkommensteuer auf die Erlöse zahlen, weil es ja gewerblich ist.

00:40:20 - Rundum Service zu steuerlichen Themen in UK

Daniel Genau. Jetzt kommt der eine oder andere Zuschauer, Zuhörer zum Schluss, ich würde es gerne mal versuchen mit UK, mich reizt das oder ich habs mir noch vorgenommen, träume davon, in diesem schönen Land zu wohnen, und jetzt habe ich gelesen, gehört der Sebastian Sauerborn bietet da Unterstützung an. Welche Unterstützung, welchen Service leistet dein Unternehmen und wie kommt man an die Unterstützung? Wie läuft das dann ab?

Sebastian Also wir betreuen seit 2006 deutschsprachige Mandanten, die nach UK umziehen, hier Unternehmen gründen und hier anderweitig geschäftlich aktiv sind oder hier steuerpflichtig sind, weil sie zum Beispiel Produkte, Dienstleistungen verkaufen. Das heißt, es ist unser Tagesgeschäft, Mandanten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu betreuen, die irgendwie hier in Bezug haben zu UK. Das Einfachste ist auf unserer Website natürlich zu gehen: www.stmatthew.de und da kann man ein Beratungsgespräch buchen oder man kann ein Angebot anfordern, man kann da Dienstleistungen direkt online bestellen. Wir kümmern uns um die komplette steuerliche Abwicklung hier in UK, wie man das auch kennt von einem deutschen Steuerberater, so machen wir das hier in UK für unsere Mandanten.

Daniel Klasse, dann danke ich dir auf alle Fälle für die vielen Antworten und für das Gespräch.

Sebastian Sehr gut.

Daniel Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Tschechien: Wie gut eignet sich unser Nachbar als Wohn- und Unternehmenssitz?

Tschechien liegt im Herzen Europas: Welche Vorteile gibt es hier für Unternehmen und wie sieht das Leben in unserem Nachbarland denn wirklich aus?

Zu Gast: René Harun

Waren Sie schon einmal in Tschechien? Oder haben über das Auswandern nach Tschechien nachgedacht?

Gutes Bier, berühmte Kurorte, Burgen, Gastfreundschaft und kulturhistorische Städte kommen Ihnen jetzt bestimmt in den Sinn. Die Tschechische Republik liegt im Herzen Europas und ist Deutschlands unmittelbarer Nachbar. Wahrscheinlich ist sie deshalb eines der 20 beliebtesten Auswanderungsländer der Deutschen. 

Über die Autobahn können Sie Ihre Familie in Deutschland schnell erreichen. Dabei können Sie viele Dinge, die Sie von zu Hause gewohnt sind, können auch in Tschechien genießen. Außerdem ist Tschechien eines der günstigsten EU-Länder (etwa 37% billiger als Deutschland) und hat dabei eine unglaublich hohe Lebensqualität.

Tschechien ist schon seit langem ein wichtiger Handelspartner Deutschlands und liegt im Außenhandel auf Platz 11 der wichtigsten Länder für Deutschland. Über 4.000 deutsche Unternehmen haben sich bereits in Tschechien angesiedelt - wäre das vielleicht auch ein interessanter Standort für Sie?

Wie sich das Leben in Tschechien als Wohn- und Unternehmenssitz eignet, erfahren Sie in unserem aktuellen Podcast von René Harun, der selbst seit 5 Jahren in Prag lebt und schon seit über 20 Jahren in Handelskammern im Ausland tätig ist.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

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5 Gründe nach Tschechien zu ziehen

  • Kulturhistorische Städte, Kurorte und eine wunderbare Natur
    Das historische Zentrum der Hauptstadt Prag gehört zu den 14 UNESCO-Weltkulturerbestätten in der Tschechischen Republik. Tschechien ist auch für ihre zahlreichen Schlösser und Burgen (insgesamt 2000!), wie die Prager Burg, und Kurorte (Karlsbad ist weltberühmt!) bekannt. Tschechien bietet zudem auch wunderschöne Wälder, Berge und Seen.

  • Die Nähe zu Deutschland
    Sie erleben keinen besonderen Kulturschock und müssen auch nicht in ein Flugzeug steigen, um Familie und Freunde zu besuchen: Mit dem Auto kommt man schnell über die tschechische Grenze und kann Städte wie Dresden, München, Frankfurt oder Nürnberg bequem erreichen. Und auf die Frage sind Deutsche in Tschechien beliebt, gibt es ein klares Ja.

  • Tschechien ist ein EU-Land
    Als Bürger der Europäischen Union braucht man für die Einreise in die Tschechische Republik nur einen gültigen Personalausweis oder Reisepass. Man braucht auch keine Arbeitserlaubnis, um als Deutscher oder Österreicher in Tschechien zu arbeiten. Nach 5 Jahren dauerhaftem Aufenthalt und dem Nachweis tschechischer Sprachkenntnisse können Sie die Staatsbürgerschaft beantragen und dürfen dabei Ihre deutsche Staatsbürgerschaft behalten.

  • Sicherheit
    Laut dem Global Peace Index für 2021 ist Tschechien der acht sicherste Wohnort der Welt und liegt somit noch vor Deutschland (Patz 16).

  • Niedrigere Lebenskosten als in Deutschland
    Tschechiens Lebenshaltungskosten, wie Mietkosten und Lebensmittelkosten sind tief. So gehört Tschechien zu den günstigsten EU-Ländern (durchschnittlich 37% billiger als Deutschland).

5 Vorteile für Unternehmen Tschechien als Standort zu wählen

  • Gute Handelsbeziehungen zu Deutschland
    Tschechien liegt im Außenhandel auf Platz 11 der wichtigsten Länder für Deutschland. Trotz der Corona-Pandemie erwirtschaftete der Außenhandel zwischen Deutschland und Tschechien im Jahr 2021 einen Rekordwert von 97,2 Milliarden Euro. Das ist die Hälfte des deutsch-US-amerikanischen Außenhandels.

  • Ideale geografische Lage 

    Tschechien liegt im Herzen Europas und hat daher nicht nur gute Anbindungen an seine umliegenden Länder (Polen, Österreich, Deutschland, Slowakei), sondern ist tatsächlich ein guter Verbindungsort für die die ganze Welt. Viele internationale Unternehmen und Banken haben daher ihre Headquarters von bestimmten Bereichen nach Tschechien verlagert, darunter auch Amazon. Das macht Tschechien zu einem der größten Industrieländer Osteuropas.

  • Geringere Lohnkosten als in Deutschland
    Gut ausgebildete Mitarbeiter bekommt man in Tschechien zu deutlich geringeren Lohnkosten als in Deutschland, was der Hauptgrund dafür war, dass sich so viele Unternehmen in Tschechien angesiedelt haben. Die Löhne steigen auch nicht schnell: Der durchschnittlichen Bruttomonatslohn lag 2016 bei 1028 Euro und beträgt heute 1622 Euro.

  • Perfekter Nearshoring-Standort
    Da man nicht mehr zu sehr von China und Südostasien abhängig sein will, suchen immer mehr Unternehmen ihre Geschäfts- und Produktionspartner hier in Europa. Die ideale Lage und die immer noch relativ niedrigen Löhne machen Tschechien zum perfekten Nearshoring-Standort.  

  • Förderungen von der EU und tschechischer Regierung
    Es gibt neue Förderprojekte der EU (Laufzeit: 2022 bis 2029) und von Czech Invest, einer Investitionsförderungsagentur in Tschechien, die mehrere Fördertöpfe für die Aus- und Weiterbildung einheimischer, aber auch ausländischer Unternehmen bereitstellt, insbesondere in den Bereichen Energieeffizienz und alternative Energien.

    René Harun bietet Fördermittel-Beratung an und arbeitet mit einem Unternehmen der Außenhandelskammer zusammen, das sich darauf spezialisiert hat, an Fördertöpfe heranzutreten und Anträge für Förderungen zu stellen. Seine Kontaktdaten finden Sie unten.

Unternehmen, die in Tschechien besonders gefragt sind:

  • Automobilzulieferindustrie

  • Maschinen- und Anlagenbau

  • Pharmaindustrie

  • Chemische Industrie

  • Elektrotechnik

  • Bahntechnik

  • EDV und Gaming 

  • Start-Ups

Falls Sie jetzt neugierig geworden sind und sich überlegen nach Tschechien zu ziehen, oder ein Unternehmen in Tschechien zu gründen, dann beraten wir Sie gerne persönlich. Weitere Informationen zu Tschechien und auch zu vielen anderen Ländern finden Sie auf unserem Podcast Perspektive Ausland und unseren Websites Wohnsitz Ausland, Auslandsunternehmen, St. Matthew, und auf LinkedIn.

Kontaktdaten und Links:

René Harun

Homepage: www.tschechien.ahk.de/

E-Mail: harun@dtihk.cz

Telefon: +420 603280084

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Timestamps

00:00:00  -  Begrüßung, Einleitung und Vorstellung René Harun

00:01:35 - Tschechien als Wohnsitz: Wie lebt es sich in Tschechien?

00:07:10 - Ist die tschechische Sprache ein Hemmnis für Deutsche, die da ihren Wohnsitz haben und speziell auch für deutsche Unternehmer?

00:09:20 - Außenhandel: Deutschland und Tschechien

00:11:48 - Was sind die Vorteile und Nachteile ein Unternehmen in Tschechien zu gründen?

00:21:53 - Wie beeinflusst der russische Krieg und die Flüchtlingssituation mit der Ukraine die Unternehmeslandschaft in Tschechien? 

00:28:06 - Ist Tschechien eine gute Alternative für FinTech Unternehmen?

00:30:45 - Für welche Unternehmen ist Tschechien der ideale Standort?

00:35:26 - Gibt es steuerliche oder finanzielle Vorteile für ausländische Unternehmen, die sich in Tschechien niederlassen wollen?

00:37:59 - Tschechien hat keinen Euro - Wirkt sich das positiv oder negativ für Unternehmen aus?

00:40:45 - Welche Vorteile hat Tschechien für Unternehmen gegenüber anderen Ländern in Osteuropa?

00:43:42 - Bezüglich der Ukrainesituation: Muss man sich Sorgen über die Zukunft in Tschechien machen?

00:47:40 - 4 Fakten zu Tschechien

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 50: Tschechien: Wie gut eignet sich unser Nachbar als Wohn- und Unternehmenssitz?

Zu Gast: René Harun

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler die es ins Ausland zieht. Egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung oder Lifestyle-Fragen: Hier geht's jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:23 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung René Harun

Sebastian Wir wollen heute über Tschechien reden: hat traumhafte Landschaft, unwahrscheinlich viele kulturhistorische Städte, und nicht nur Prag, das wirst du ja viel besser als ich wissen, weil du ja jetzt viel Zeit in diesem Land verbringst. Aber bevor wir jetzt richtig ins Thema eintauchen, René, stell dich doch bitte unseren Zuschauern und Zuhörern mal vor.

René René Harun ist mein Name. Ich bin jetzt seit 5 Jahren in Tschechien. Und bin seit über 20 Jahren in Auslandshandelskammern und Handelskammern im Ausland unterwegs. Daniel, wir kennen uns noch aus der vorherigen Zeit aus Teheran, auch ein schöner Standort. Ist eine schöne Zeit gewesen, die möchte ich nicht missen. Die Zeit davor war ich auch noch lange in einem Land, das jetzt leider sehr schlechte Schlagzeilen macht. Ich war zuletzt 13 Jahre am Stück in Russland. 9 Jahre in Moskau und 4 Jahre in Sankt Petersburg.

00:01:35 - Tschechien als Wohnsitz: Wie lebt es sich in Tschechien?

René Und als ich jetzt hier nach Tschechien kam, von Teheran aus, dachte ich “Prima, jetzt kommt man eigentlich mehr oder weniger wieder zurück nach Hause''. Mit nach Hause meine ich einerseits Richtung Russland. Aber da bin ich doch ziemlich schnell eines Besseren belehrt worden. Denn die Beliebtheit Russlands ist nicht sonderlich groß. Auch aus der Geschichte heraus muss man leider sagen. Und jetzt sieht man leider auch wieder, was in der Ukraine passiert. Also der Prager Frühling '68 ist hier doch noch fortwährend. Und, naja, nach Hause, ist dann eher, weil wir in Tschechien ja doch wieder sehr nahe an Deutschland sind. Das ist in der Tat so. Man ist in anderthalb Stunden in Dresden und Regensburg. Das geht wirklich rasend schnell. Man setzt sich auf die Autobahn und dann kommt man eigentlich ganz schnell über die deutsche Grenze. Das ist ganz gut, weil man dann auch wieder näher an den Eltern dran ist, zum Beispiel. Und nachdem wir aus zwei zwar schönen, aber auch zwei schwierigen Ländern kommen, in denen ich und meine Familie vorher waren, schätzt man dann halt auch, dass man jetzt eben nach Tschechien gekommen ist. Tschechien ist ein wunderbares Land, so tolle Leute einfach. Es ist eine wunderbare Kultur, die man hier hat. Das was ich eigentlich früher immer gerne getan habe, wie ins Theater oder in die Oper zu gehen, das kann man hier alles wunderbar. Das ist natürlich schön. Was auch super ist, darf man nicht vergessen, die Gastronomie und das ganze Essen ist gut, das berühmte Bier ist natürlich wunderbar. Was man auch wirklich sagen muss: Die Lebensqualität ist exorbitant gut. Man kann schön wandern gehen, man kann schwimmen gehen im Sommer, man kann toll Skifahren gehen im Winter. Die Lifte sind jetzt immer noch auf und sind gut beschneit. Es ist natürlich schwierig gewesen in den 2 Jahren Corona. Wir hatten hier auch schlimme Zahlen und da stand das Land eigentlich mehr oder weniger still. Aber ansonsten haben wir hier wirklich doch eine tolle Lebensqualität.

Daniel Ihr seid ja schon ziemlich rumgekommen. Was sagen deine Frau und deine Familie jetzt im Vergleich zu den anderen Orten, wo ihr wart, so als Resümee?

René Genau das Gleiche muss man sagen. Also wir haben bisher jetzt hier die beste Lebensqualität gefunden. Mein ältester Sohn, der jetzt volljährig ist und in München studiert, als wir von Teheran hierher gekommen sind, und er hier in die deutsche Schule gegangen ist, hat er auch gesagt: "So jetzt ist es genugu hier mit dem Ganzen umziehen. Also wenn ihr nochmal umzieht, dann ohne mich!" Das war eine klare Aussage und die Entscheidung ist dann eigentlich auch schon getroffen worden. Ich habe auch noch einen Jüngeren, der jetzt in der sechsten Klasse ist. Mal sehen, was als Nächstes kommt. Das Resümee von meiner Familie, also was sie zu Tschechien gesagt haben: "Top, ideal, einfach wunderbar."

Daniel Was die Familie denkt, ist ja auch immer wichtig zu wissen.

Sebastian Welche Sprachen sprechen Sie eigentlich zu Hause?

René Wir sprechen ziemlich gemischt. Sehr viel Russisch, und Deutsch natürlich.

Daniel Aber jetzt die tschechische Sprache zu lernen, ist keine Option? Die Kinder gehen in eine Deutsche Schule, hast du gesagt. Also dann haben sie auch keinen Druck, letztendlich die Sprache zu lernen?

René Naja, also die Kinder kommen ja eigentlich ganz schnell in die Fremdsprachen rein. Auch in Teheran gab es Persisch-Unterricht und genauso ist hier in der deutschen Schule dann auch der Tschechisch-Unterricht. Und dadurch, dass meine Kinder ja auch zweisprachig sind und auch eine slawische Sprache sprechen, fällt mit dem Russischen auch das Tschechische viel leichter. Ich verstehe Tschechisch, kann es aber nicht aktiv sprechen, muss ich sagen. Das ist mein Handicap, so ein bisschen auch. Es ist eine schwere Sprache, finde ich. Vor allem, wenn du vier Konsonanten hintereinander hast, hab ich dann echt langsam ein Problem.

00:07:10 - Ist die Tschechische Sprache ein Hemmnis für Deutsche, die da ihren Wohnsitz haben und speziell auch für deutsche Unternehmer?

Daniel Ist das denn ein Hemmnis für Deutsche, die da ihren Wohnsitz haben und speziell auch für Unternehmer? Also wie gut sprechen die tschechischen Mitarbeiter, Freunde, Bekannte Deutsch oder Englisch? Beziehungsweise ist es eine Barriere, die durch die Sprache entsteht?

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René Sagen wir mal so, für uns als Auslandshandelskammer ist es natürlich ein großer Vorteil, dass wir beide Sprachen beherrschen. Und da die tschechischen Sprachkenntnisse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr gut sind, ist das natürlich für uns als Kammer von Vorteil. Was wir aber doch immer zunehmend sehen, ist, dass nach wie vor noch sehr viel Deutsch gesprochen wird. Also man merkt irgendwie doch, dass die Tschechen eigentlich doch im Prinzip ziemlich gut Deutsch sprechen und dass sie auch richtig gut Englisch sprechen. Aber manchmal hat man das Gefühl, wie soll man das diplomatisch sagen, dass die Notwendigkeit nicht unbedingt besteht, sich in einer Fremdsprache zu unterhalten. Was auch verständlich ist, irgendwo. In Deutschland ist es ja auch eigentlich so, dass man nicht unbedingt ins Englische wechselt, sondern dass man sich auf Deutsch unterhalten will. Das ist in jedem Land eigentlich völlig normal und so haben wir das auch in Tschechien.

00:09:20 - Außenhandel: Deutschland und Tschechien

René Wenn wir jetzt von diesen privaten Aspekten zu den rein wirtschaftlichen Aspekten übergehen: Wir haben im letzten Jahr zum Beispiel zwischen Deutschland und Tschechien einen absoluten Rekord im Außenhandel erreicht. Wir haben 97,2 Milliarden Euro mit dem Außenhandel erwirtschaftet. Tschechien war früher an 10. wichtigster Stelle für Deutschland, was den Außenhandel anbelangt. Jetzt sind wir an der 11. Stelle, was auch wirklich sehr weit vorne ist. Wenn man das jetzt im Vergleich zu einem anderen wichtigen Land, wie China oder den USA, sieht, ist das die Hälfte des Deutsch-US-amerikanischen Außenhandels. Das ist eigentlich schon wahnsinnig viel.

Daniel Was sind das denn für Produkte, Rene, die da in erster Linie von Deutschland gekauft werden?

René Es sind natürlich die ganze Automobilen-Zulieferindustrie, die ganzen Sportcars, die natürlich produziert und nach Deutschland geliefert werden. Sehr viel der Maschinen- und Anlagenbau und dann Einzelteile dazu auch. Es ist auch die Pharmaindustrie, die chemische Industrie ist auch sehr stark dabei. Man hat den ganzen bunten Strauß eigentlich. Elektrotechnik ist auch sehr viel dabei als das, was wir aus Deutschland importieren. Tschechien ist in der Vergangenheit immer so die verlängerte Werkbank gewesen, wovon man eigentlich jetzt unbedingt wegkommen möchte. Man möchte mehr ein Innovations-Hub sein, auch für den Weltmarkt. 97,2 Milliarden Euro trotz der schlimmen Corona-Pandemie, die wir jetzt hatten, ist das natürlich ein riesengroßer Schritt. Aber das sind so Zahlen, die man nicht sieht. So schön Tschechien auch ist und was für ein interessanter Standort Tschechien auch ist, muss man sagen, dass man viel zu wenig aus dieser wirklichen Erfolgsstory herausholt.

00:11:48 - Was sind die Vorteile und Nachteile ein Unternehmen in Tschechien zu gründen?

Daniel Woran liegt denn das deiner Meinung nach?

René Schwer zu sagen, ich weiß das nicht. Von deutscher Seite aus gesehen, ist Tschechien jetzt nicht exotisch genug. Ja, wir sind direkt vor der Haustüre. Wir haben einen super interessanten Markt in Tschechien. Wir haben über 4000 deutsche Unternehmen, die hier unterwegs sind. Und das ist nicht exotisch genug, nicht so exotisch wie Teheran, China, Südamerika, Afrika. Tschechien ist einfach nur der Nachbar und da trinkt man gerne Bier und das ist schön und gut, aber was da wirklich für ein Potential dahinter steht, was das eigentlich für einen wichtigen Stellenwert für den deutschen Außenhandel darstellt, das sieht man nicht so. Man muss aber auch sagen, dass von der tschechischen Seite aus auch nicht sonderlich viel Wert darauf gelegt wird. Man könnte eine echte Success-Story daraus machen. Guck mal, was wir hier alles haben. Was für ein super interessanter Markt das doch überhaupt für den Weltmarkt ist, und für alle Unternehmen, die sich hier niederlassen können.

Daniel Habe ich von Tschechien auch Zugang zu anderen interessanten Märkten? Das war ja auch immer in Teheran so ein Punkt, dass wir gesagt haben, dass deutsche Unternehmen, die da sind, auch guten Zugang zu anderen umliegenden Ländern haben. Wie ist das denn in Tschechien? Also da Tschechien gute historische Connections zu anderen Ländern hat, heißt das dann auch, dass ich dann automatisch einen größeren Markt habe, wenn ich in Tschechien bin, oder wie ist es?

René Na ja, schon. Dadurch, dass es ja sozusagen im Herzen Europas liegt, ist es eine super Anbindung. Vom logistischen Aspekt her gesehen ist jedes Land super erreichbar. Wir sind ganz nah an Österreich dran. An Polen sind wir natürlich nah dran. Ich glaube, das liegt auch daran, dass Tschechien ein richtiges Industrieland ist. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg waren ja Deutschland und Tschechien, beides Industrieländer, die völlig auf einem Niveau waren. Das ist ja alles erst später in eine völlig andere Richtung gegangen. Aber ansonsten, die technische Affinität, es ist auch immer sehr viel Forschung hier in Böhmen und Tschechien gewesen. Und Tschechien ist tatsächlich ein guter Verbindungsort in die ganze Welt hinaus. Und nicht umsonst ist es dann auch so, dass viele Unternehmen ihre Headquarters von bestimmten Bereichen nach Tschechien verlagert haben. Wir haben hier z.B. Amazon, die sehr früh den Verteiler für Europa hier in Prag angesiedelt haben. Es gibt hier auch andere Unternehmen und Banken, aus der ganzen Welt, die das ganze Accounting nach Tschechien verlagert haben. Es sind hier IT-Unternehmen, die auch die ganze IT nach Tschechien verlagert haben. Also das ist hier wirklich ein Hub für sämtliche Unternehmen, die alles von Prag aus steuern.

Sebastian Die Gründe, also die Motivation, von Banken oder auch auch von Amazon ist zum einen natürlich die geografische Lage. Tschechien liegt natürlich in der Mitte von Europa. Aber wahrscheinlich auch geringere Lohnkosten, gut ausgebildete Mitarbeiter. Oftmals hat man ja so ein Personalproblem in Deutschland. Selbst wenn man bereit wäre zu bezahlen, ist es ja auch so, dass man bestimmte Leute in Deutschland gar nicht findet.

René Die Gehälter sind in der Vergangenheit doch sehr, sehr gering gewesen. Ich kann euch gleich mal sagen, wie sich der Brutto-Lohn entwickelt hat. Also wir hatten 2016, zum Beispiel, einen durchschnittlichen Bruttomonatslohn von 1028€. Das wird sich jetzt in diesem Jahr 2022 auf 1622€ steigern. Das ist kein richtig großer Sprung, den wir hier gemacht haben seit 2016. Innerhalb der letzten 6 Jahre, das ist nicht viel. Und das ist eigentlich der Hauptgrund gewesen, weshalb sich eigentlich so viele Unternehmen hier angesiedelt haben. Weil doch die Löhne und Gehälter verhältnismäßig gering sind und man das direkt vor Ort hat. Man muss nicht nach China reisen, sondern man kann hier nach Tschechien gehen. Es sind relativ niedrige Gehälter und sehr gut ausgebildete Mitarbeiter, auf die man hier trifft. Das hat natürlich dazu geführt, dass Tschechien die geringste Arbeitslosenquote in der Europäischen Union hat. 2,8% Arbeitslosenquote waren es im letzten Jahr, in der großen Corona-Pandemie. Also Corona hat hier eigentlich gar nicht viel bewirkt. In diesem Jahr wird es noch auf 2,3% runtergehen. Das heißt, wir haben jetzt hier in Tschechien Vollbeschäftigung. Und das ist jetzt in den 5 Jahren, in denen ich auch hier bin und ich das Land beobachten darf, das Investitionshemmnis Nummer 1 für ausländische Unternehmen, die jetzt herkommen wollen. Sie finden zwar noch gute Möglichkeiten und Optionen, aber man muss dann schon auch schauen, in welche Regionen man sich niederlässt. Also, dass man nicht unbedingt nach Prag geht. Am schlimmsten ist es in Westböhmen, also in Pilsen. Da haben wir eine Arbeitslosenquote von 1,2% oder eineinhalb Prozent, das ist Vollbeschäftigung. Man muss sich jetzt also doch mehr an Regionen orientieren wie Nordböhmen, zum Beispiel, Ústí nad Labem (früher "Aussig an der Elbe") oder Richtung Reichenberg, oder Ostrava ganz weit im Osten, Richtung Slovakisch-Polnische Grenze. Da ist die Arbeitslosenquote noch relativ hoch, also 5-6%, da findet man noch eher auf Fachkräfte und Arbeitskräfte.

Daniel Man hat generell ein ähnliches positives Beschäftigungsbild, sag ich jetzt mal, auch in anderen osteuropäischen Ländern. Ich kann mich noch erinnern, wir hatten für einen Podcast mit einem Anwalt in Bulgarien gesprochen, der auch gesagt hat, dass in vielen Regionen in Bulgarien auch mehr oder weniger Vollbeschäftigung erreicht ist. Das heißt also im Grunde, dass wahrscheinlich auch nicht unbedingt viele Leute aus anderen osteuropäischen Ländern Arbeit brauchen. Weil bei denen schon in ihrem eigenen Land alles top läuft und die da sehr gute Jobs finden. Ich glaube, das ist generell ein Problem mit Osteuropa diese Situation. In Polen läuft es ja auch sehr gut. Was ich jetzt auch interessant finde, das haben wir ja auch während Corona erlebt, dass die Lieferketten, gerade was China und Container anbelangt, unglaublich teuer geworden sind. Transportkosten hochgegangen sind und zum Teil auch zusammengebrochen sind. Man hat hinsichtlich China auch so ein generelles Unbehagen, zumindest entwickelt sich das jetzt so ein bisschen, dass man nicht komplett abhängig sein will von China. Man sieht ja jetzt gerade wie Abhängigkeiten zu Problemen führen und im Grunde ja doch auch ein Interesse besteht, sogenanntes Nearshoring zu machen. Das man also eigentlich eher versucht, jetzt bei bei guten verlässlichen Nachbarn einzukaufen. Ist das etwas was du auch feststellen kannst?

René Du hast das Stichwort Nearshoring schon gesagt. Das ist in der Tat so und dafür ist Tschechien mit dieser sehr guten Lage und den nach wie vor relativ geringen Gehältern wirklich fast prädestiniert dafür. Es sind viele Unternehmen gerade dabei, die Produktion in Südostasien runterzufahren und sich einen Geschäftspartner oder einen Produzenten hier in Europa wieder zu suchen. Und da ist Tschechien mehr und mehr gefragt. Auch bei uns werden die Anfragen nach Geschäftspartnern, nach Lieferanten, nach Produktionsflächen immer größer. Die Anfrage war während der Corona Zeit relativ niedrig und steigt jetzt wieder. Wir haben wieder deutlich mehr Anfragen. Wir haben mal so im Spaß einen Schlachtruf entwickelt, so quasi nichts ist "nearer" als Tschechien. Für Nearshoring ist Tschechien also wirklich gefragt.

00:21:53 - Wie beeinfluss der russische Krieg und die Flüchtlingssituation mit der Ukraine die Unternehmen in Tschechien?

Daniel Wie sieht es hier momentan aus mit der Situation in der Ukraine? Kommen viele Flüchtlinge nach Tschechien?

René Sehr, sehr viele. Ich habe jetzt nicht die aktuellen Zahlen, aber wir sind schon bei ca. 200.000 Flüchtlingen, die nach Tschechien kommen. Wir haben zwar keine direkte Grenze mit der Ukraine, aber es sind sehr viele die kommen. Es war schön früher so, dass immer sehr viele Ukrainer in Tschechien gelebt haben. Und seit längerer Zeit auch hier arbeiten. Insofern ist Tschechien als Ankunftsort für viele sehr gefragt. Wir, als Deutsch-Russische Familie, haben ganz explizit ein Zeichen gesetzt, und unsere Kritik am Kremel sehr offen geäußert. Auch über unsere Social Media Kanäle. Wir hatten auch schon zwei Flüchtlingsfamilien, die wir bei uns einquartiert haben und die uns berichtet haben, wie sie aus aus dem Land geflüchtet sind, über welche Wege, wie lange es gedauert hat. Eine Familie kam aus Sumy, eine Stadt die sozusagen komplett zerstört ist. Die andere Familie kam aus Kiev. Es ist einfach schlimm was man da so miterlebt. Und es ist schlimm für uns, da wir Russland eigentlich immer sehr gemocht haben. Das Land selber mögen wir ja auch gerne. Und sehen zu müssen, wie das jetzt völlig in den Abgrund geht, durch so einen Tyrann den man dort vor Ort hat. Jetzt kommen wir ein bisschen vom Thema ab, aber, wie gesagt, es sind schon viele, die aus der Ukraine hierher nach Tschechien kommen. Viele kommen über Polen, viele auch über die slowakisch-ukrainische Grenze, die dann weiter zu Verwandten und Bekannten ins Ausland ziehen. In die Schweiz, nach Italien. Eine Bekannte von uns ist nach Kanada weitergezogen. Wir werden sehen, wie sich das noch weiterentwickelt. Es ist noch mit weiteren größeren Flüchtlingsströmungen zu rechnen. Das sind alles Menschen wie wir, die über Nacht aus ihrem normalen Leben herausgerissen wurden und jetzt einfach sehen müssen wie es weitergeht. Zum Glück ist es so, dass das Europa sehr zusammengeschweißt hat. Obwohl eigentlich vor allem die Visegrád-Länder; also Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn, die ja doch sehr EU-kritisch aufgetreten sind und auch gegen diese ganzen Migrationen sind, das die jetzt sehr zusammengeschweißt sind und helfen und in einer Sprache sprechen. Das ist genau das Gegenteil von dem, was Putin eigentlich machen wollte: Die EU spalten. Er hat dadurch genau das Gegenteil bewirkt.

Daniel Da stimme ich dir absolut zu. All diese Bemühungen in den letzten Jahren und Jahrzehnten, durch alle möglichen Aktionen Unruhe zu schüren und Menschen gegeneinander aufzubringen, sind jetzt genau ins Gegenteil umgeschlagen. Vielleicht sehe ich es auch viel zu vereinfacht, aber wenn man sich jetzt die Situation mit den Flüchtlingen mal anschaut, mit den Ukrainern die jetzt 3 Jahre bleiben dürfen und manche von denen auch vielleicht längerfristig bleiben werden. Was die Beschäftigungssituation, die du vorhin beschrieben hast, angeht: Wenn ich das jetzt ganz pragmatisch sehe, und jetzt mal die menschlichen Schicksale hier außer Acht lasse, kann das ja auch was Positives sein, oder? Oder kann man das so nicht sehen?

René Man darf jetzt nicht aus dieser Notsituation großen Profit schlagen. Das ist schon richtig, die Flüchtlinge kommen her, bekommen einen Flüchtlings-Status und dürfen sich 3 Jahre in der EU aufhalten und arbeiten, ohne Einschränkungen. Wir haben auch eine Umfrage gestartet, bei welchen Unternehmen jetzt Bedarf an Fachkräften ist.

Daniel Das finde ich gut.

René Das haben wir gemacht. Und es ist jetzt in der Tat so, dass sich ein paar Unternehmen gemeldet haben und meinten, dass sie jetzt dringend Leute benötigen, aber man will dann nicht unbedingt einen Profit draus schlagen.

Daniel Ich meine es es hilft ja auch oftmals, wenn man in der Situation ist und dann eine positive Beschäftigung hat. Also ich sage das jetzt nicht um hier irgendwie profitieren zu wollen, aber es könnte ja für alle Seiten was Positives darstellen.

René Ja, absolut. Und es ist auch wirklich so. Meine Frau, die bei SRP ist, da hat jetzt auch eine Ukrainerin angefangen zu arbeiten und mit ihr wird diesbezüglich ein Interview geführt. Wir hören es auch von anderen Unternehmen, dass dort jetzt auch Mitarbeiter aus der Ukraine eingestellt werden. Also geht es dann Hand in Hand das Ganze.

Daniel Ich finde das klingt nach einem sehr positiven, pragmatischen Approach. Klar, die menschlichen Tragödien sind natürlich immens, aber so sieht es aus, wenn man das Beste daraus macht und was man in einer schwierigen Situation tatsächlich erreichen kann.

René Ja, absolut.

00:28:06 - Ist Tschechien eine gute Alternative für FinTech Unternehmen?

Daniel Nochmal wieder zurück zum Business in Tschechien. Einer der größten Business Branchen mit Perspektive ist ja die Digital Payments FinTech. Wie sieht's denn da eigentlich in Tschechien aus? Also hat sich Tschechien vorgenommen, da eine bedeutende Rolle zu spielen, oder rennt man da eher hinterher? Weil ich habe zum Beispiel gelesen, dass es in in Tschechien überdurchschnittlich viele Bitcoin Geldautomaten geben soll? Hast du schon mal einen gesehen?

René Ja.

Daniel Das lässt ja einiges hoffen. Aber mich würde trotzdem mal interessieren ob Tschechien jetzt zum Beispiel auch eine Alternative für jemanden wäre, der ein FinTech-Unternehmen gründen und aufbauen will? Wie siehst du das?

René Also im Bereich mit Bitcoin und sowas da bin ich jetzt überhaupt nicht bewandert, aber es gibt diese Bitcoin Geldautomaten. Grundsätzlich muss man sagen, was die ganze Digitalisierung anbelangt, ist Tschechien schon sehr früh unterwegs gewesen. Das siehst du auch schon allein daran, dass du in jedem noch so abgelegenen Winkel Tschechiens gutes WLAN hast. Da geht's schon mal los. Es ist sehr viel besser ausgebaut als in Deutschland. Das Erste was passiert, wenn man über die Grenze nach Dresden fährt, dass man gar kein WLAN mehr hat. Das Navi spielt dann auch schon verrückt, wenn man die tschechische Grenze verlässt. Also das funktioniert hier in Tschechien überall ganz gut. Ansonsten stößt man hier auf sehr offene Ohren ganz allgemein und das wird sicherlich auch zunehmend für Unternehmer, die im Bereich FinTech unterwegs sind, und hier was aufbauen wollen, deutlich interessanter werden. Auch mit Tschechien als Standort. Aber was Kryptowährungen angeht und so, darüber weiß ich nicht viel.

Daniel Also man kann seinen Kammer-Mitgliedsbeitrag bei euch auch noch nicht mit Kryptowährungen bezahlen?

René Nein, das haben wir noch nicht eingerichtet.

00:30:45 - Für welche Unternehmen ist Tschechien der ideale Standort?

Daniel Das Einzige was man in Tschechien vielleicht momentan nicht gerade in ausreichender Menge bekommt sind Mitarbeiter. Das ist das Einzige, was jetzt wirklich ein Problem zu sein scheint, was ich so rausgehört habe. Aber was wäre denn jetzt so eine typische Branche, also wenn wir jetzt die Automobilindustrie und Zulieferindustrie weglassen, für welches typische Unternehmen ist Tschechien der ideale Standort?

René Wir haben diese Woche eine Geschäftsreise zum Thema Bahntechnik. Alles, was die Bahntechnik jetzt hier anbelangt der Ausbau des Schienennetzes, die Infrastruktur - das ist ganz wichtig in Tschechien, weil das Schienennetz ist doch ziemlich veraltet. Die gesamte Signaltechnik: Wir hatten ja auch in der Vergangenheit leider einige Unfälle, weil die richtigen, entsprechenden Signale nicht gegeben wurden und dann auch Züge zusammengekracht sind. Also das ist schon ein Bereich, der hier ganz interessant ist. Da haben wir auch eine richtig große Unternehmer-Delegation, die sich gerade bewegt. In Tschechien mit tschechischen Firmen B2B Gespräche zu führen und dann auch mit Ideen in dem Bereich die gesamte Infrastruktur auszubauen, das ist hier sehr interessant. Die Forschung ist eigentlich auch stark im Kommen. Wir haben hier ZF Friedrichshafen, zum Beispiel, die im Forschungsbereich tätig ist. Wenn wir uns die ganze Digitalisierung jetzt nochmal ansehen: Wir haben BMW, die im Bereich autonomes Fahren eine Teststrecke gebaut haben. Wir haben auch EDV, eine starke Gamer Szene. Wir haben auch eine sehr starke Startup-Szene in Tschechien. Also es gibt eigentlich keinen Bereich, wo man sagen kann, dass wir keine Möglichkeiten haben um in Tschechien Fuß zu fassen. Alles was mit Innovationen zu tun hat, da ist man eigentlich dann überall willkommen in Tschechien. Bloß die verlängerte Werkbank, die will man hier nicht mehr sein.

Sebastian Vielleicht kannst du nochmal aus deiner Perspektive was hinzufügen.

Daniel Tschechien hat ja den Vorteil, im Gegensatz zu Malta oder Zypern, das man es von Deutschland aus mit dem Auto erreichen kann. Wir haben einige Mandanten, die von Deutschland aus nach Tschechien umgezogen sind und dann dort Unternehmen gegründet haben.

René Die sind aber grenznah dann?

Daniel Nicht unbedingt grenznah. Die einen haben dort ein Beratungsunternehmen, ein anderer Mandant hat dort ein Softwareunternehmen gegründet. Zum Teil auch Unternehmen im Bereich was Handel anbelangt, also solche Produktionen die auf Amazon verkauft werden. Wo man einfach dann günstige Herstellungskosten nutzt, nehme ich mal an. Da ist Tschechen sag ich mal auf jeden Fall attraktiv. Und vielleicht gibt es auch andere Gründe. Dass Tschechien kein Niedrigsteuerland wie Zypern oder Malta ist, ist ja ganz klar. Aber es gibt ja dann auch Unternehmen für die das passt. Die Personalkosten in Tschechien sind geringer und es ist eben doch nicht so weit weg, dass man jetzt komplett in eine andere Welt eintauchen muss oder sogar extra hinfliegen muss. Tschechien kann man doch noch mit dem Auto erreichen und das macht es auch so interessant. Gibt es Anreize steuerlicher Natur oder finanzieller Natur für Unternehmen, die sich niederlassen wollen, das wäre vielleicht noch eine Frage.

00:35:26 - Gibt es steuerliche oder finanzielle Vorteile für ausländische Unternehmen, die sich in Tschechien niederlassen wollen?”

René Ja, es gibt die neuen Förderprojekte von der EU, die jetzt gerade alle ausgeschrieben wurden. Ab 2022 mit einer Laufzeit bis 2029. Auf der nationalen Ebene, also von tschechischer Seite aus, gibt es die Czech Invest, das ist die Investitionsförderungs-Agentur Tschechiens. Das wären auch die Ansprechpartner dafür. Dann gibt es mehrere Fördertöpfe für Aus- und Weiterbildung. Es gibt Fördertöpfe für den ganzen Bereich der Energieeffizienz. Auch ein Thema, das ich vergessen habe zu erwähnen: Es gibt Gesetzmäßigkeiten von der EU und der Tschechischen Regierung, die Unternehmen anhalten, unbedingt auch die CO2-Emissionen zu senken. Also der ganze Energieeffizienz-Bereich, alternative Energien, das sind Bereiche, da gibt es sehr große Fördertöpfe, die bereitgestellt werden von der EU, aber auch von Tschechien.

Daniel Und wenn ich jetzt als deutsches Unternehmen nach Tschechien komme, dann habe ich auf diese Förderungen auch voll uneingeschränkten Zugriff? Auch wenn ich ein neues Unternehmen gründe?

René Ja, man hat Zugriff darauf. Was man in Tschechien aber nicht mehr sein will, ist, als die verlängerte Werkbank zu gelten. Die Zeiten sind vorüber. Aber wenn man Innovationen mitbringt, dann rennt man hier eigentlich offene Türen ein. Da gibt es wirklich Möglichkeiten. Wir als Auslandhandelskammer haben auch die Dienstleistung der Fördermittel-Beratung. Da arbeiten wir mit einem Unternehmen zusammen, das sich darauf spezialisiert hat, an Fördertöpfe heranzutreten und Anträge für eine Förderung zu stellen. Also da hat man auch als ausländisches Unternehmen natürlich gute Möglichkeiten, sofern man hier Arbeitsplätze schafft, und sofern man natürlich auch ein bestimmtes Maß an Steuern in den Fiskus einbringt.

**00:37:59 - Tschechien hat keinen Euro - Wirkt sich das positiv oder negativ für Unternehmen aus?”

Daniel Tschechien hat ja keinen Euro. Wirkt sich das denn auf irgendeine Art und Weise positiv oder negativ aus?

René In der Vergangenheit ist es ja so gewesen, dass jede Regierung Überlegungen angestrebt hat, den Euro in Tschechien einzuführen. Wir haben ihn ja überall herum. In Österreich, in Deutschland, in der Slowakei ist der Euro. Aber in Tschechien ist man ja doch so ein bisschen stolz auf seine eigene Währung. Die tschechische Krone ist ja eigentlich auch eine recht solide Währung. Und daran möchte man schon festhalten. Es gibt immer wieder so Bewegungen, die pro Euro-Einführung sind und dann gibt es doch auch sehr viele, die sagen "Nein auf gar keinen Fall, es wird nicht dazu kommen".

Daniel Es ist ja auch im Grunde genommen intelligent. Ich meine, gerade bei den südeuropäischen Ländern, könnte man sich ja fragen, ob die Einführung des Euro tatsächlich sinnvoll war? Da ist ja die ganze Wettbewerbsfähigkeit letztlich verloren gegangen. Also wenn ich meine eigene Währung habe, kann ich die Währung selbst ein bisschen abwerten, wenn es notwendig ist. Da hab ich ja doch ein gutes Mittel in der Hand, um hier die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten oder möglicherweise zu steigern. Ansonsten (mit dem Euro) muss ich mich dann gleich mit Deutschland und anderen Ländern bessern.

René Ja, natürlich. Man muss aber schon sagen, wir als Kammer haben im vergangenen Jahr fast 100.000 Euro Verluste gemacht durch Währungsverluste. Weil die Krone jetzt in der Vergangenheit relativ stark aufgewertet wurde, und damit auch alle Zahlungen in Kronen, und das ist ja die Mehrheit der Zahlungen, die wir hier haben. Die sind dann natürlich nicht mehr so viel wert gewesen. Da hatten wir dann auch so ein bisschen das Nachsehen. Auch für viele Unternehmen, die im Außenhandel unterwegs sind, hat sich der Export nach Tschechien damit auch nochmal deutlich verteuert. Und das führte bei einigen Unternehmen dann zu Verlusten. Das ist eigentlich ein Argument dafür, dass es doch mal besser wäre, den Euro in Tschechien einzuführen. Aber die Diskussionen werden, glaube ich, ins Unendliche weitergeführt werden.

00:40:45 - Welche Vorteile hat Tschechien für Unternehmen gegenüber anderen Ländern in Osteuropa?

Daniel Du hast jetzt schon mehrfach die Nachbarn von Tschechien angesprochen. Was sind jetzt zum Beispiel Standort-Vorteile gegenüber Polen oder auch gegenüber der Slowakei oder Bulgarien, oder Rumänien. Warum Tschechien? Was ist dort für Unternehmen vorteilhaft gegenüber den anderen Ländern in Osteuropa? Kann man da allgemeine Aussagen treffen?

René Wenn man jetzt den direkten Vergleich nimmt zwischen Tschechien und Polen, zum Beispiel, ist Tschechien schon das klassische Industrieland schlechthin. Also starke Industrialisierung, deutlich mehr als in Polen. Polen ist nicht so ein klassisches Industrieland. Das Gleiche gilt auch im Vergleich mit der Slowakei oder auch mit Ungarn. Die Länder Bulgarien, Serbien, oder Rumänien da hat Tschechien teilweise jetzt den Nachteil durch den Fachkräftemangel. Auch, dass die Karawane so ein bisschen weiterzieht. Wir haben schon auch Formationen von Unternehmen, die gesagt haben, "Wir würden gerne eigentlich nach Tschechien gehen, aber wenn wir keine Fachkräfte mehr haben, können wir ja überhaupt gar keine Arbeitskräfte mehr bekommen. Dann müssen wir eben weiterziehen. Und dann bekommen wir die auch noch zu günstigeren Konditionen, zu günstigeren Kosten, Löhnen und Gehältern in Rumänien und in Serbien." Das hört man jetzt doch auch zunehmend eigentlich. Der ganze Balkan, der Westbalkan, rückt ja jetzt mehr und mehr in den Fokus und das auch zulasten Tschechiens. Aber dann denkt man sich hier in Tschechien, dass das in Ordnung ist. Wir haben sowieso genug hier auch.

Daniel Tschechien, oder die Tschechoslowakei, damals noch zu Ostblock-Zeiten, war damals schon ein Industriestaat, nicht? Als Junge hat man doch immer so neidisch auf den Tatra geguckt, dieses tschechische Auto. Wir haben immer gesagt, man kann auf der Hut-Ablage schlafen. Das war das größte Auto das es im Ostblock damals gab. Und wenn man dann nach Tschechien zum Autorennen gefahren ist, war das immer ganz eindrucksvoll, wenn die ersten Runden immer so 2 Tatras vorgefahren sind. Und, ich glaube, die Straßenbahnen kamen auch aus Tschechien.

René Skoda ist ja auch im Waggonbau sehr aktiv. Unsere Bahn-Reise wird auch zu Skoda fahren, also nach Pilsen. Hat jetzt nichts mit dem Skoda Auto zu tun, sondern ist ein ganz eigener Zweig, der dort sehr stark ist.

00:43:42 - Bezüglich der Ukrainesituation: Muss man sich Sorgen über die Zukunft in Tschechien machen?

Daniel Skoda und Bahn-Industrie ist eine gute Sache. Jetzt, ohne nochmal auf die Ukraine Situation einzugehen, aber es tangiert ja zurzeit alles: Muss man sich Sorgen machen, dass man in Zukunft hungert? Tschechien hat zwar sehr viel Industrie, aber kann sich als Land vielleicht selbst nicht ernähren. In Ländern in der Europäischen Union, in Spanien, zum Beispiel, soll jetzt angeblich Sonnenblumenöl im Verkauf rationiert werden, habe ich gehört. In Bulgarien, glaube ich, haben sie jetzt den Export von Weizenprodukten limitiert, oder sogar verboten. Weil man einfach sagt "Wir müssen uns auf die Ernährung unserer eigenen Bevölkerung konzentrieren und erstmal die satt kriegen." Und das kann möglicherweise zu Störungen von Nahrungsmittelversorgung in vielen Bevölkerungen führen. Wie sieht es denn hier mit Tschechien aus? Wie sehr kann sich Tschechien selbst ernähren? Also was muss man von außen reinholen und was muss man zukaufen? Könnte es da mal Probleme geben?

René Tschechien ist natürlich kein klassisches Agrarland, das ist eher Polen wiederum. Aber ich habe nichts in die Richtung gehört, dass es hier jetzt Engpässe gibt. Was wir jetzt natürlich sehen, ist, dass die Preise steigen. Wir haben schon länger eine steigende Inflation und auch eine Preiserhöhung im Lebensmittelbereich. Das auf alle Fälle. Aber, dass es hier zu Engpässen kommt, dass es zu Defiziten kommt, ist, sehe ich jetzt hier für Tschechien nicht. Was man so liest, ist Ukraine nicht nur die Korn-Kammer Europas, sondern auch für die ganze Welt. Das wird anscheinend Auswirkungen auf die Ernährung in Afrika haben. In der Ukraine ist der Weizen und der ist nach Afrika geliefert worden. Die hingen da ziemlich an der Versorgung dran. Und das fällt jetzt aus. Also das ist hier das größere Problem. Für Tschechien sehe ich da jetzt erstmal keine Probleme. Hoffen wir mal.

Daniel Hoffen wir alle. Da bräuchte man eine Glaskugel um reinzugucken und die haben wir nicht.

René Raps ist dann noch die andere Sache. Unter dem ehemaligen Premierminister ist Raps ja ganz stark gefördert worden. Überall entstanden hier Raps-Felder in Tschechien. Also da wird es gar keinen Mangel geben.

Daniel Ich wohne zurzeit in Griechenland und Olivenöl und Oliven wird es wahrscheinlich auch immer geben. Aber ich backe hier selber Brot. Und Mehl, zum Beispiel, bekomme ich jetzt hier schon seit 2 Wochen nicht.

René Ehrlich??

Daniel Also das normale Mehl, was einen normalen Preis hat, wo man sagt, es lohnt sich, selber Brot zu backen. Es gibt nur noch Mehl zum dreifachen Preis und auf das andere, da wartet man jetzt schon seit 10 Tagen auf die Lieferung. Es wird in einigen Stellen schon rationiert und auf bestimmte Produkte gibt es auch Verknappungen. Also ich bin wirklich gespannt, was die nächste Zeit noch bringt. Ich denke, das wird sich erst in ein paar Monaten so richtig deutlich zeigen. Aber Wohl dem Land, was natürlich auch die Ressourcen hat, um sich selbst in der Hinsicht über Wasser zu halten.

René Ja, auf alle Fälle.

00:47:40 - 4 Fakten zu Tschechien

Daniel Also wir haben am Ende immer noch so eine kurze Frage kurze Antwort. Erste Frage: Würde ich jetzt meinen Wohnsitz nach Prag oder nach Tschechien verlegen, was wäre nach kurzer Zeit wahrscheinlich mein Lieblingsgericht?

René Svíčková. Das ist ein Lendenbraten mit super leckerem Gemüse und Soße.

Daniel Klasse, das müssen wir dann probieren, wenn wir wieder da sind. Zweite Frage: Das beste Bier ist…

René Mittlerweile, würde ich sagen, Craftbeer. Es gibt verschiedene Sorten von Craftbeer. Nicht nur das Pilsner, natürlich, sondern es gibt viele kleine Brauereien, die wunderbares Bier herstellen.

Daniel Dritte Frage: Welche Sehenswürdigkeit, wenn ich nur wenig Zeit habe, muss ich unbedingt gesehen haben?

René Cesky Krumlov! Das ist ein wunderbarer Ort, der zu jeder Jahreszeit einfach schön ist, am besten natürlich im Sommer. Auch von vielen Touristen aus Südostasien besucht. Das ist ein Ort, da fühlt man sich ausgesprochen wohl. Und dann würde ich, wenn ich noch darf, einen zweiten Ort sehr empfehlen, wo ich immer gerne bin, weil es einfach schön ist. Das ist Karlsbad, Karlovy Vary.

Daniel Wenn ich jetzt in Tschechien bin, sei es als ich wohne da oder ich habe ein Unternehmen da, welchen Fehler muss ich unbedingt vermeiden?

René Man darf nicht Tschechei sagen. Und man sollte nicht unbedingt sofort in russischer Sprache mit jemandem sprechen.

Daniel Sehr gut, alles klar. René, es hat uns unwahrscheinlich Spaß gemacht mit dir zu sprechen. Wir haben viel dazu gelernt, über Tschechien. Man dachte vielleicht einiges zu wissen, aber man lernt immer was dazu. Wir hoffen, dass der eine oder andere unserer Zuschauer und Zuhörer sich auch motiviert fühlt, sich jetzt vielleicht mehr mit dem Land zu beschäftigen. Vielleicht sagst du am Ende noch ganz kurz, wenn man jetzt Fragen hat, die hier nicht beantwortet werden konnten, und für diejenigen, die mehr wissen wollen: Wie kann man dich oder einen Mitarbeiter von dir am besten erreichen?

00:50:15 - Kontakdaten René Harun

René Am Einfachsten ist es wirklich, eine E-Mail zu schreiben mit meinem Nachnamen Harun@DTIHK.CZ oder ansonsten gebe ich auch gerne meine Handynummer gleich mal durch das ist +420 für Tschechien 603280084 also +420 603280084. Ich freue mich auf viele E-Mails, viele Anrufe und auch mir hat es unheimlich viel Spaß gemacht, mit euch beiden jetzt gesprochen zu haben. Daniel, wir kennen uns ja noch aus der alten Zeit. Immer schön, wenn man mit guten alten Bekannten, mit Freunden, dann in Verbindung bleibt. Das ist immer gut. Man sieht sich nämlich öfter im Leben und das finde ich ja eine sehr spannende Sache in diesem internationalen Verkehr. Und Sebastian, wir sehen uns dann ja auch öfter.

Daniel Sehr gut, so machen wir das. Vielen dank, war sehr interessant.

René Ciao, danke!

Sebastian Tschüss, René!

René Tschüss.

Daniel Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland. Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Hongkong - das Tor zu China und Südostasien

Wohnen und arbeiten in Hongkong: Welche Vorteile es für Unternehmen gibt, wie sich die Nähe zu China auswirkt und wie das Leben hier wirklich ist.

Zu Gast: Stefan Schmierer

Hongkong gilt als das Tor zu China und Südostasien. Tourismus- und Architektur-Fans begeistert das Business-Zentrum mit seinen in den Himmel ragenden Wolkenkratzern gleichermaßen. Für Unternehmer ist die chinesische Sonderverwaltungszone einerseits interessant, wenn sie in der zahlungskräftigen Metropole selbst Geschäfte machen wollen. Andererseits bietet sie als Firmensitz die Nähe zu den Märkten in China und anderen asiatischen Wirtschaftsregionen. 

Welche Standortvorteile Hongkong genau bietet, für welche Unternehmen sich ein Sitz in der Sonderverwaltungszone lohnt und wie das Leben in Hongkong fernab von ersten touristischen Eindrücken wirklich ist, darüber haben wir in unserem aktuellen Podcast mit Stefan Schmierer gesprochen. Er lebt seit 13 Jahren in Hongkong und betreut als dort zugelassener deutsche Rechtsanwalt seine Mandanten in Fragen des deutschen und des Hongkonger Rechts.  

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Leben und arbeiten in Hongkong 

Hongkong erhält mitunter den Spitznamen „China light“. China hat die Staatshoheit über die Sonderverwaltungszone, jedoch besitzt Hongkong eine hohe innere Autonomie, eine eigene Währung und es herrscht freie Marktwirtschaft. Der Großteil der Bevölkerung ist chinesischer Abstammung. Damit ist Hongkong ideal für alle jene, die gern in China und die chinesische Mentalität „hereinschnuppern“ möchten. Zugleich trifft hier Ost auf West und der westliche Einfluss bleibt zu spüren. 

Dabei ist Hongkong viel mehr als nur eine Stadt, in der Banken und Business sichtlich boomen. Neben Stadtliebhabern kommen hier auch Naturverbundene auf ihre Kosten, denn längst nicht die gesamte Fläche von Hongkong ist bebaubar. Es gibt viel gebirgiges Gelände und rund 230 unbewohnte Inseln - die besten Voraussetzungen für eine entspannte Freizeit und Sportarten wie das Trailrunning, das sich besonders großer Beliebtheit erfreut. Damit ist Hongkong auch für Sportbegeisterte eine spannende Destination.

Dieser Aspekt ist zudem für Unternehmer interessant, denn Sport- und Gesundheitsprodukte treffen hier auf einen kaufkräftigen Absatzmarkt. Dasselbe gilt für Medizinprodukte, für die in Hongkong viel Geld ausgegeben wird.

Für die medizinische Versorgung steht in Hongkong einerseits das öffentliche Gesundheitssystem zur Verfügung, andererseits gibt es private Krankenhäuser. Die öffentliche Gesundheitsversorgung ist erschwinglich und gut ausgestattet, allerdings kann es zu langen Wartezeiten kommen. Daher greifen viele Menschen  auf private Angebote zurück. Wer sich für ein Leben in Hongkong entscheidet, benötigt dementsprechend eine private Krankenversicherung - ein Aspekt, den auch Unternehmer beachten müssen, wenn sie Mitarbeiter in Hongkong stationieren.

6 Vorteile von Hongkong für Unternehmen 

1. Die Nähe zu China

In den vergangenen Jahren war der Zugang zu China aufgrund der COVID-Pandemie beschränkt, doch eine erneute Öffnung ist in Sicht. Damit ist Hongkong besonders für Unternehmer interessant, die ihre Produkte auf dem chinesischen Markt anbieten möchten. 

2. Auslandsunternehmen-freundliches Bankensystem

In Hongkong bietet sich für Unternehmer die Möglichkeit, einen Multi-Currency-Account zu eröffnen. Dabei handelt es sich um ein Konto in mehreren Währungen. Sie können also Einzahlungen in Euro, Hongkong-Dollar oder RMB erhalten, bei Bedarf in eine andere Währung wechseln oder mit anderen Währungen Zahlungen vornehmen. Komplizierte Transaktionen zwischen unterschiedlichen Konten oder aber ungünstige Wechselkurse und damit verbundene Verluste werden vermieden.

3. Einfache Firmengründung

Die Firmengründung ist in Hongkong deutlich günstiger und schneller möglich als in China. Während sie in China rund 6 Monate dauert und mit Kosten in Höhe von ca. 15.000 EUR verbunden ist, kostet sie in Hongkong rund 3.000 EUR und geht innerhalb von nur 7 Tagen über die Bühne. Daher entscheiden sich zahlreiche Unternehmer, in Hongkong statt in China eine Holding speziell für den chinesischen Markt zu gründen.

4. Risikoabschirmung

Vom chinesischen Markt ausgehende Risiken können sich bei einer Tochtergesellschaft in China direkt auf ein deutsches Unternehmen auswirken. Ist eine Gesellschaft in Hongkong zwischengeschaltet, werden diese Risiken minimiert.

5. Steuervorteile für Offshore-Gesellschaften

Einkünfte aus Offshore-Gesellschaften sind in Hongkong steuerfrei. Damit ist Hongkong steuerlich für diese besonders interessant. Für Einkünfte, die nicht offshore, sondern in Hongkong selbst erwirtschaftet werden, fallen Steuern in Höhe von 8 % auf die ersten 200.000 EUR an. Gewinne über diese Summe hinaus werden mit rund 16 % besteuert. Allerdings gibt es weder Mehrwertsteuer noch eine Steuer auf Dividenden sowie auf Zinsen. 

6. Kryptofreundlichkeit

Hongkong ist im Vergleich zu anderen Unternehmen, unter anderem in Europa, Kryptowährungen gegenüber aufgeschlossen. Die Kryptofreundlichkeit betrifft sowohl Zahlungstransfers als auch Mining und Staking. Daher sind hier beispielsweise auf Kryptobörsen zu finden.

Zu welchen Herausforderungen es kommen kann

Für Unternehmer kann es in Hongkong zu besonderen Herausforderungen kommen, wenn es um den Aufbau eines Mitarbeiterstammes geht. Generell gilt Hongkong als beliebte Destination auch für Arbeitnehmer. Aufenthaltsgenehmigungen sind innerhalb von zehn Wochen oder weniger erhältlich und auch die Verlängerung von Visa wird flexibel gehandhabt. Allerdings ist es nicht immer einfach, geeignete Mitarbeiter zu entsenden. Wer die notwendige Arbeitserfahrung hat, ist meistens familiär im Heimatland eingebunden. Jüngeren, ungebundenen Mitarbeitern fehlt mitunter die nötige Erfahrung, um neue Abteilungen im Ausland aufzubauen und zu entwickeln. Da auch die Schulkosten und die Mieten hoch sind, müssen Arbeitgeber, die Personal aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz entsenden, daher mit entsprechend hohen Gehaltskosten rechnen.

Welche Standortvorteile oder Herausforderungen Ihnen in Hongkong noch begegnen können und ob sich für Sie vielleicht eher China oder Singapur als Standort lohnen, können Sie hier erfahren

Planen Sie vielleicht sogar schon, Ihre Fühler in die asiatische Metropole auszustrecken oder möchten Sie mehr Details für Ihren persönlichen Einzelfall klären? Dann stehen wir Ihnen gern für eine persönliche Beratung zur Verfügung! 

Kontaktdaten und Links:

Stefan Schmierer

Homepage: www.rs-lawyers.com.hk

E-Mail: sschmierer@rs-lawyers.com.hk

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Timestamps

00:00:23 Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Stefan Schmierer

00:05:52 Wie sieht das Leben und Arbeiten in Hongkong aus?

00:09:40 Wie ist die derzeitige Situation für ausländische Unternehmen in Hongkong?

00:12:25 Die Vorteile von Hongkong für Unternehmen

00:17:14 Banken - Ist die Kontoeröffnung in Hongkong einfach oder schwierig?

00:18:49 Welche Position nimmt Hongkong zum Thema Kryptowährungen ein?

00:20:28 Wie einfach oder schwierig ist der Aufbau eines Mitarbeiterstamms in Hongkong?

00:23:10 Der Fortbestand der Unabhängigkeit Hongkongs

00:26:30 Ist der Hongkonger Markt für Unternehmen interessant?

00:28:00 Ist Hongkong steuerlich attraktiv?

00:29:32 Die Hongkonger Start-up-Szene

00:31:53 Die Gehaltskosten in Hongkong

00:34:22 Die Schulgebühren in Hongkong

00:34:57 Wie kooperativ sind die Behörden?

00:37:41 Wie sind das Gesundheitssystem und die Kosten dafür in Hongkong? 

00:40:01 Sind die Folgen der Corona-Pandemie in Hongkong wirtschaftlich zu spüren?

00:46:44 Aktuelle Diskussionen um das Finanzsystem SWIFT

00:49:26 Singapur oder Hongkong als Standortvorteil?

00:52:22 Zum Schluss: 4 Fragen zu Hongkong

00:53:46 Kontaktdaten Stefan Schmierer

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 49: Hongkong - das Tor zu China und Südostasien

Zu Gast: Stefan Schmierer

Perspektive Ausland - Der Podcast für Unternehmer und Freiberufler, die es ins Ausland zieht, egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung oder Lifestyle-Fragen, hier geht es jede Woche zur Sache. Und hier sind deine Gastgeber Daniel Tàborek und Sebastian Sauerborn.

00:00:23 Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Stefan Schmierer

Daniel: Heute sprechen wir über Hongkong. Hongkong ist ja nun ein ganz besonderer Standort, über den wir heute sprechen. Es wurde 1997 die Verwaltungshoheit an China übertragen und bis heute ist Hongkong noch eine chinesische Sonderverwaltungszone, allerdings mit sogenannter freier Marktwirtschaft oder teilweise erhalten gebliebener Autonomie. So liest man es zumindest. Vom Ranking her war Hongkong lange Zeit, zumindest bei einigen Ranking-Gesellschaften, auf Platz 1 der freien Wirtschafts-Standorte und ist ganz schön nach unten gerast, bei einigen. Ich habe es jetzt auch gerade wieder gelesen, auf Platz 107 zum Beispiel. Es wurde prophezeit, dass eine ganze Menge Unternehmen Hongkong verlassen würden. Bisher ist es, zumindest soweit ich das sehen kann, gar nicht dazu gekommen, aber darüber wollen wir heute vielleicht auch ein bisschen mehr hören. Vereinzelte Unternehmen sind vielleicht aus Hongkong weg gegangen, andere sind neu nach Hongkong gekommen, auch das. Und oftmals ist es ja so, dass sich das Bild in den Medien von der Realität unterscheidet. Wie es wirklich ist und welche Chancen und Begehrlichkeiten der Standort heute noch hat, das wollen wir heute mal mit einem Experten besprechen, der den Standort, das Land sehr gut kennt und selbst dort lebt, schon eine ganze Weile. Aber wir wollen Ihnen jetzt gerne die Möglichkeit geben, Herr Stefan Schmierer, stellen Sie sich und Ihre Kanzlei einmal selbst unseren Zuhörern und Zuschauern vor?

Stefan: Ja, vielen Dank für die Übergabe. Grüß Gott und Hallo, von wo immer Sie uns zuschauen! Mein Name ist Stefan Schmierer, ich wohne und lebe seit 2009 in Hongkong. Ich bin ursprünglich aus Stuttgart und habe dort mal eine Banklehre absolviert. Ich bin zugelassener Anwalt in Deutschland. Seit 2017 bin ich auch in Hongkong vor dem High Court als Solicitor zugelassen. Seit ich nach Hongkong gekommen bin, 2009, betreue ich hier bei verschiedenen Kanzleien, zuerst bei einer deutschen Kanzlei, dann einer lokalen Kanzlei, jetzt bei uns in der eigenen Kanzlei, den sogenannten German Desk. Das heißt, die meisten meiner Mandanten sind Unternehmer, der gehobene deutsche Mittelstand, die Hidden Champions, wie wir es aus deutschsprachigen Ländern kennen, aus Deutschland, der Schweiz, Österreich, die wir hier in Hongkong und so weit als möglich auch in Mainland China vollumfänglich betreuen. Das heißt, das meiste ist Gesellschaftsrecht, Handelsrecht, in dem wir hier beraten, lokales internationales Steuerrecht, aber auch allgemeines Vertragsrecht, Arbeitsrecht. Markenregistrierungen beginnen für unsere Mandanten auch vor Gericht. Hongkong ist ein internationales Arbitration Center. Das heißt, wir führen auch Arbitration-Verhandlungen für unsere Mandanten durch etc. 2020 habe ich meine eigene Kanzlei gegründet, das heißt neben dem German Desk, den ich gerade beschrieben habe, haben wir noch 7 bis 8 andere Anwälte hier vor Ort. Ein Kollege aus England ist dabei, der nebenher auch Notar und Notariat leitet, eine Kollegin, die sich hauptsächlich um Litigation und Arbitration kümmert und noch 2 bis 3 Associates, die mich mit meinem German Desk beziehungsweise die restlichen Partner unterstützen.

Daniel: Klasse! Vielen Dank, das war eine gute Vorstellung. Jetzt vielleicht eine Frage am Anfang, die mich jetzt auch persönlich interessiert: Wie hat sie es denn eigentlich nach Hongkong verschlagen? Ich reizt Sie denn selbst an dem Land? Was hat sie dahin geführt?

Stefan: Das ist eine gute Frage, die mir schon oft gestellt wurde und ehrlich gesagt, weiß ich es auch nicht so wirklich. Ich habe, nachdem ich in Deutschland als Anwalt zugelassen wurde und dort in einer größeren deutschen Kanzlei in Corporate Departments angefangen habe zu arbeiten, kurz darauf eine Stellenanzeige gesehen. Geheißen hat es: Wir suchen einen Anwalt für Asien mit 5 Jahren Berufserfahrung und 3 Jahren Erfahrungen im internationalen Steuerrecht. Da habe ich gedacht, das habe ich beides nicht, aber ich bewerbe mich einfach mal bei denen und am Tag danach hat mich dann jemand angerufen und hat mich gefragt, ob ich für die Kanzlei anfangen möchte, in Hongkong oder in Bangkok. Da ich schon ein bisschen China-belastet war durch mein Studium in den USA, wo ich viel mit Chinesen zusammen gearbeitet hab, habe ich mich einfach aus dem Stehgreif für Hongkong entschieden und bin dann Ende 2009 mit einem Köfferchen nach Hongkong geflogen und so hat hier alles angefangen. Ich wollte dann, so wie viele hier in Hongkong, 2 bis 3 Jahre bleiben, ein bisschen Berufserfahrung schnuppern, dann wieder zurück nach Deutschland. Es ist nicht allzu viel daraus geworden. 2013 habe ich meine Frau geheiratet, die hier aus Hongkong kommt. 2015 kam die Tochter zur Welt und damit war dann schlussendlich die Entscheidung getroffen, noch ein bisschen die Schulbank zu drücken und hier meine deutsche Zulassung in eine lokale Zulassung zum Hongkong Solicitor zu switchen.

00:05:52 Wie sieht das Leben und Arbeiten in Hongkong aus?

Daniel: Schöne Geschichte! Sie leben jetzt also doch schon relativ lange in Hongkong. Können Sie vielleicht mal zusammenfassen, wie man sich das Leben in Hongkong vorstellen kann, im Vergleich zu anderen Ländern - Sie sagten, Sie waren auch eine Zeit lang in den USA? Wie kann man sich also das Leben in Hongkong vorstellen?

Stefan: Das Büro beruht darauf, dass zum einen natürlich die chinesische Seite sehr stark vertreten ist, einfach durch die Nähe zum Mainland China, durch die vielen Flüchtlinge, die in den 60er, 70er Jahren im Zuge der Kulturrevolution vom Mainland China nach Hongkong gekommen sind. Auf der anderen Seite ist ganz klar noch der westliche Einfluss, der englische Einfluss vorhanden, das heißt hier trifft West auf Ost, auch wenn es ein bisschen pauschal oder abgedroschen anhört, aber so ist das in Hongkong. Viele nennen das "China light". Jemand, der noch nie in China oder in Asien war, der kann in Hongkong mal reinschnuppern, ob es ihm überhaupt passt. Das heißt, sie können auf der einen Seite hier in der westlichen Gemeinschaft leben, ohne wirklich mit chinesischen Traditionen in Kontakt zu kommen. Auf der anderen Seite, wenn Sie sagen: “Ich bin wirklich China-affin, ich will mir das mal angucken, ohne nach China zu reisen”, dann können Sie hier auch jeden Tag für 3 € an der Ecke Ihre chinesische Nudelsuppe schlürfen oder zum Dim Sum gehen. Hongkong ist ein super Platz, um mal auszuprobieren, ob es jemandem persönlich in China gefällt.

Sebastian: Und man kennt es ja von den Bildern, also Hongkong, soweit ich es verstanden habe, ist ein Stadtstaat, oder? Es gibt diese gigantischen Hochhäuser, diese Apartmenthäuser und Bürogebäude. Es sieht alles relativ eng aus. Soweit ich das weiß, ist es tropisches Klima, das heißt sehr heiß, sehr schwül, sehr feucht. Ist das so korrekt? Ist das im Grunde ein Play-Stayer, der immer total busy ist, wo immer was los ist? Wie muss man sich das vorstellen?

Stefan: Nein, das ist nicht so. Das ist die falsche Impression, die Touristen oder Geschäftsleute oder Leute, die noch nie in Hongkong waren, von Hongkong haben. Tatsache ist, Hongkong Island, das Business District, ist sehr eng bevölkert, eines der bevölkerungsreichsten Gebiete der Erde. Allerdings, was niemand weiß oder was sich noch nicht so rumgesprochen hat, ist, dass nur ungefähr 20% der Fläche von Hongkong besiedelt sind. Der Rest sind Naturparks, wo es verboten ist zu bauen. Das sind alles schöne Berge. Das heißt, Sie können hier toll wandern in Hongkong. Trail Running ist ein Sport, der wurde in Hongkong sehr stark gepusht, über ganz Asien hinweg. Wenn es Ihnen im Sommer wegen dem Klima zu heiß ist, um zu wandern, dann gehen Sie einfach an den Strand. Hongkong hat eine Vielzahl von Stränden, zu denen Sie innerhalb von einer halben Stunde von der Central mit dem Boot rausfahren können und dann Ihren Sonntagnachmittag an der Strandkneipe verbringen können. Also das ist die Impression, die vielen Touristen fehlt.

Sebastian: Wie groß ist Hongkong ungefähr im Vergleich zu einer anderen Metropole wie London, München, Berlin? Wie muss man sich das vorstellen?

Stefan: Es hat ungefähr die Größe von London, aber die Bevölkerung oder die Besiedlung schrumpft wesentlich zusammen, wie gesagt 20% von Hongkong sind die Bevölkerung. In Hongkong wird anstatt in die Fläche nach oben gebaut.

00:09:40 Wie ist die derzeitige Situation für ausländische Unternehmen in Hongkong?

Daniel: In Bezug auf Business und Unternehmen: Wie ist denn aktuell aus Ihrer Einschätzung die Situation für ausländische Unternehmen in Hongkong?

Stefan: Die Situation für ausländische Unternehmen ist danach zu unterscheiden, ob das ausländische Unternehmen in Hongkong an sich Geschäfte machen möchte oder ob es um eine Tochter in Hongkong geht, die am Standort für den chinesischen Markt genutzt wird oder genutzt werden soll. Wenn das der Fall ist, dann tut man sich hier zurzeit mit Sicherheit schwer, weil China nach wie vor komplett abgeriegelt ist. Wir haben hier Mandanten in Hongkong und auch in Deutschland, die Fabriken in Shenzhen, in Guangzhou, in Südchina bis hoch nach Shanghai haben. Die haben ihre Fabriken und ihre Mitarbeiter dort seit 2 bis 3 Jahren nicht mehr gesehen, nicht mehr besucht und das wirft erhebliche Probleme auf, mit denen wir hier täglich zu kämpfen haben.

Sebastian: Ist Hongkong auch abgeriegelt oder sind dort die COVID-Beschränkungen geringer als in China?

Stefan: Hongkong war die letzten 2 bis 3 Jahre relativ abgeriegelt, bis Anfang Mai. Als Ausländer durfte man überhaupt nicht nach Hongkong reisen. Hongkongs Einwohner durften wieder nach Hongkong zurück, mussten aber 3 Wochen in die Hotel-Quarantäne. Das wurde dann heruntergestuft bis auf 7 Tage. Derzeit ist der Stand so, dass Sie immer noch 7 Tage in ein sogenanntes Quarantäne-Hotel müssen, das Sie allerdings selber aussuchen können. Das heißt, wenn Sie es sich leisten können, können Sie ihre 7 Tage Quarantäne auch in der 200-Quadratmeter-Suite absetzen.

Daniel: Das war aber vorher anders? Vor COVID konnte man ohne Probleme zwischen Festland, China und Hongkong hin und her reisen? Wenn ich also zum Beispiel damals meine Fabrik hätte besuchen wollen, dann hätte ich mich ins Flugzeug gesetzt - oder wie lief das früher?

Stefan: Richtig, Sie brauchten und brauchen immer noch ein Visum, um von Hongkong nach China einzureisen. Aber das war Standard. Sind Sie als Tourist gekommen, hatten Sie das Visum innerhalb von ein paar Tagen. Die ganzen ausländischen Geschäftsleute hier in Hongkong, die haben ein Jahres-Visum für China, das ist Standard. Das ist einmal im Jahr zu verlängern. Damit waren Sie mit dem Schnellzug in einer Dreiviertelstunde in Ihrer Fabrik. Aber für Hongkong ist kein Visum notwendig für Besucher.

00:12:25 Die Vorteile von Hongkong für Unternehmen

Daniel: Was sind denn aus Ihrer Sicht heute im Jahr 2022 die Vorteile eines Firmen-Sitzes in Hongkong? Was sind so für typische Kunden, bei denen Sie sagen: Für die lohnt es sich heute immer noch, nach Hongkong zu kommen, Unternehmen zu gründen, eine Gesellschaft zu gründen, von dort aus Geschäfte zu führen?

Stefan: Der Hauptvorteil ist mit Sicherheit die Nähe zu China. Wir rechnen damit, dass Ende Oktober nach dem großen Parteitag in Peking die Grenze wieder schrittweise aufgehen wird. Dann ist es einfach, wenn Sie sich den chinesischen Markt erarbeiten möchten, wenn Sie Ihre Produkte dort verkaufen möchten. Wenn Sie dort produzieren, wenn Sie dort ihre Fabriken haben, ist es unerlässlich, nahe am Markt zu sein. Das können Sie nicht von Singapur, Japan oder Korea aus. Der nächste Vorteil ist natürlich die Sprache. Zwischen China und Hongkong gibt es keine Sprachbarriere, das heißt, die Kollegen in Hongkong können problemlos mit den Kollegen in China kommunizieren. Der nächste Vorteil ist mit Sicherheit das Bankensystem hier in Hongkong. Sie bekommen hier als Kunde von einer Bank ein sogenanntes Multi-Currency-Account. Das heißt, wenn Sie auf Ihr Konto hier Euros überwiesen bekommen, werden die als Euro eingebucht, in das Euro-Unterkonto. Wenn der chinesische Käufer RMB auf Ihr Konto überweist, dann würde das in RMB eingebucht. Da können Sie es den Chinesen ganz einfach machen und sagen: "Zahl doch, wie du willst." Und das ist mit Sicherheit auch ein ganz großer Fortschritt.

Sebastian: Der Unternehmer, der jetzt in China zum Beispiel eine Fabrik hat oder dort eine Fabrik aufbauen möchte, warum würde der den Weg über Hongkong gehen? Der könnte ja auch sagen "Ich ziehe nach Peking" oder "Ich etabliere mich oder mein Unternehmen, meine Niederlassungen direkt in China". Wo wäre jetzt der Vorteil, hier den Zwischenschritt über Hongkong zu machen? Gibt es steuerliche Vorteile, ist es kulturell einfacher, einfacher hier Business zu machen? Was sind denn Gründe, über Hongkong zu gehen?

Stefan: Das, was Sie angesprochen haben, passiert auch. Es gibt Unternehmer, die gründen ihre Firma inzwischen direkt in China, weil sie eben sagen, der Umweg über Hongkong, der kostet uns zu viel, das möchten wir nicht mehr machen. Auf der anderen Seite gibt es das Projekt, das hier seit 20 bis 30 Jahren gefahren wurde von den ausländischen Unternehmen. Das besteht darin, einfach auch eine kleine Holding für China zu gründen und unter dieser Holding die chinesische Einheit gründen. Die Vorteile sind, ich fange mal mit Hongkong an: Eine Firmengründung in Hongkong dauert 7 Tage, kostet 2.000 bis 3000 €. Firmengründungen in China dauern immer noch ein halbes Jahr und kosten Sie 15.000 €. Das heißt, Sie können im Kleinen in Hongkong anfangen und können sich mit Ihren Geschäftspartnern in China treffen. Sie können vielleicht mal einen Agenten anstellen in China, der das ein bisschen sondiert. Das geht einfach schneller und ist billiger. Punkt 2 ist mit Sicherheit die Risiko-Abschirmung. Wenn Ihre deutsche Gesellschaft zur Gesellschafterin der chinesischen Tochtergesellschaft wird, kann es sein, dass unternehmerische Risiken in China direkt auf ihre Muttergesellschaft in Deutschland durchschlagen. Ist nicht üblich, kam aber vor und kann vorkommen. Wenn Sie aber hier Ihre Hongkong-Gesellschaft dazwischenschalten, haben sie natürlich eine Risikoabschirmung gegenüber Ihrer deutschen GmbH. Punkt 3 sind steuerliche Vorteile. Sie können die Gewinne in Hongkong unter Umständen hier als offshore deklarieren mit dem Steuersatz von 0%. Das können wir nachher vielleicht noch besprechen. Und, Dividenden sind hier in Hongkong nicht steuerpflichtig, nicht, wenn man sie hier hält, und nicht, wenn man sie ausschüttet. Das heißt, Sie können die Gewinne, die Sie in China erwirtschaftet haben nach Hongkong ausschütten und erstmal hier in Hongkong parken und dann entweder investieren oder hier in Hongkong thesaurieren oder irgendwann mal nach Deutschland nach oben ausschütten. Nächster Vorteil: Sie können Ihre Hongkong-Gesellschaft nicht nur als Mutter für China nutzen, sondern sie können das als Asien Zentrum, als Region Office nutzen und noch eine Tochtergesellschaft in Vietnam oder den Philippinen drunter hängen etc. Dann können Sie den Multi-Currency-Account nutzen für die verschiedenen Währungen zwischen den verschiedenen Ländern.

00:17:14 Banken - Ist die Kontoeröffnung in Hongkong einfach oder schwierig?

Daniel: Hinsichtlich der Banken: Wie verhalten die sich denn, wenn ich jetzt nach Hongkong komme und eine neue Gesellschaft gründe? Ist es einfach oder schwierig, ein Konto für eine neu gegründete Gesellschaft zu eröffnen?

Stefan: Nein, es ist nicht einfach. Es ist aber zurzeit einfacher als zum Beispiel in Singapur oder in Dubai. Wir eröffnen zurzeit Konten für ausländische Gesellschaften, ohne dass der Geschäftsführer persönlich hier in Hongkong ist. Das ist bei vielen Banken aber Voraussetzungen, dass der Geschäftsführer persönlich vorbeikommt. In Singapur muss es so sein, in Dubai ist es noch viel schrecklicher, auch wenn man es nicht glauben mag. Es gibt aber hier in Hongkong Banken, bei denen man diese Voraussetzung umgehen kann, auch wenn sie zum Beispiel in Deutschland mit einer Bank banken, die in Hongkong eine Niederlassung hat, zum Beispiel die Erste Bank in Österreich, die Deutsche Bank oder BNP Paribas. Dann können Sie da relativ schnell und einfach ein Konto bei der lokalen Niederlassung für Ihre Tochtergesellschaft gründen. Also es ist nicht so schlimm, wie man immer hört. Wir bekommen immer noch Konten für unsere Mandanten.

00:18:49 Welche Position nimmt Hongkong zum Thema Kryptowährungen ein?

Daniel: Weil wir gerade beim Thema Banking sind, kommen wir zur Kryptowährung. China ist ja zur Kryptowährung sehr negativ eingestellt. Wie erleben Sie das in Hongkong zurzeit, wenn jemand mit Kryptowährungen bezahlen will? Sind das Mining, das Staking, Zahlungstansfers mit Krypto erlaubt oder nicht erlaubt?

Stefan: Ist erlaubt. Hongkong ist da aufgeschlossen. Es war bis vor ein paar Jahren mehr oder weniger überhaupt nicht reguliert ist. Es wird jetzt versucht, das mehr und mehr zu regulieren durch die Börsenaufsichtsbehörde. Das Problem, das wir hier bezüglich Kryptowährungen haben, ist, dass wir 2 Aufsichtsbehörden haben, eine für die Börse, eine für die Banken und die wissen nicht so recht, wie sie miteinander umgehen sollen. Also entweder sind dann beide gleichzeitig zuständig oder keine fühlt sich zuständig. Das ist eigentlich das Hauptproblem, das wir zurzeit mit Kryptowährungen haben. Aber wir haben Mandanten, die unterhalten diese Kryptobörsen. Wir haben Mandanten, die handeln mit Kryptowährungen etc. Da ist Hongkong im Vergleich zu anderen Ländern, auch inklusive Europa, immer noch aufgeschlossen.

Daniel: Und die Besteuerung von Krypto-Einkünften?

Stefan: Das folgt der normalen Besteuerung.

00:20:28 Wie einfach oder schwierig ist der Aufbau eines Mitarbeiterstamms in Hongkong?

Sebastian: Jetzt haben Sie ja gerade verschiedene Szenarien beschrieben, bei denen eine Präsenz in Hongkong Sinn macht für ein ausländisches Unternehmen: Sicherlich sind der chinesische Markt, der asiatische Markt oder auch der globale Markt Gründe, um eine Holding oder ein Head Office zu etablieren. Wie einfach oder schwierig ist es denn, in Hongkong zum Beispiel ein kleines Team aufzubauen, qualifiziertes Personal zu finden oder auch Mitarbeiter von Europa zu transferieren und dort eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen? Ist so etwas machbar oder muss man sich das alles sehr kompliziert vorstellen?

Stefan: Ich fange mal mit dem administrativen Teil an: Arbeitsgenehmigungen beantragen und bekommen wir regelmäßig für unsere Mandanten. Dies dauert ungefähr 10 Wochen, wenn die Firma noch nie ein Arbeitsvisum beantragt hat. Hat die Firma schon Records bei der Einwanderungsbehörde, dann reduziert sie das auf 4 bis 6 Wochen, das war schon immer so. Das hat sich auch nicht geändert. Die Einwanderungsbehörde ist relativ flexibel, auch wenn es um Visumsverlängerungen geht, bei denen man eigentlich sagt, der Mitarbeiter muss vor Ort sein, wenn der Antrag eingereicht wird. Das wurde jetzt alles aufgeweicht. Auch im Hinblick darauf, dass viele Mitarbeiter innerhalb der letzten 2 Jahre nicht nach Hongkong kommen konnten. Mitarbeiter zu finden in Hongkong war eigentlich immer relativ einfach, weil Hongkong einfach einen sehr guten Ruf hatte. Vor allem für Mitarbeiter, die hier schon mal im Urlaub waren, die vielleicht früher mal ein Praktikum gemacht hatten, etc. Ob Hongkong da jetzt einen Schlag abbekommen hat durch die letzten 2 Jahre und durch das, was in Shanghai in den letzten 6 Wochen passiert ist, muss man abwarten. Allerdings auf der anderen Seite das, was in Shanghai passiert ist, hat Hongkong wiederum in die Karten gespielt, weil Mitarbeiter, die sagen, nach Shanghai gehe ich mit Sicherheit nicht, das könnte jederzeit wieder passieren, die möchten vielleicht deshalb lieber nach Hongkong. Es bleibt abzuwarten, wie sich das entwickelt. Das Problem, das viele Mandanten haben, ist nicht die Frage: "Schicke ich jetzt jemanden nach Hongkong, ja oder nein?" sondern die Frage: "Wer geht nach Hongkong?". Die älteren Mitarbeiter, die der Mandant gerne nach Hongkong schicken würde, weil sie schon 15 bis 20 Jahre im Unternehmen sind und wissen, wie man Abteilungen aufbaut und managt, die haben eine Ehefrau, die haben 2 Kinder, die sind in Deutschland in der Schule. Das wird verdammt teuer, die nach Hongkong zu senden. Die jüngeren Mitarbeiter mit 2 bis 3 Jahre Berufserfahrungen, die wollen nach Hongkong, die sind familiär ungebunden. Sie können es aber noch nicht, das ist meistens das größte Problem bei den Mandanten.

00:23:10 Der Fortbestand der Unabhängigkeit Hongkongs

Sebastian: Es wäre jetzt völlig unabhängig von Hongkong für jeden an exotischen Standorten natürlich ein Problem. Sie haben jetzt in Ihren Schilderungen immer ganz klar die Unterschiede zwischen Hongkong und China hervorgehoben und gesagt, dass es im Grunde zwar irgendwie zusammenhängt, aber dass es im Falle von Hongkong doch eine gewisse Entscheidungsfreiheit und Unabhängigkeit gibt. Sehen Sie das bedroht? Wir haben ja schon mehrfach gesehen, dass China hier mehr oder weniger versucht, Macht und Einfluss auszuüben. Ob das jetzt richtig ist oder nicht, sei mal dahingestellt, aber sehen Sie das bedroht, dass Hongkong letztlich seine eigenen Regeln bestimmen kann und dass das weiterhin Business-freundlich gegenüber dem Westen bleibt oder muss man davon ausgehen, dass es irgendwann einfach eine andere chinesische Start ist, wie zum Beispiel Shanghai oder Peking.

Stefan: Da müssen Sie meiner Ansicht nach ganz klar den politischen Teil vom wirtschaftlichen Teil unterscheiden. Aus politischer Sicht ist Hongkong eine chinesische Stadt und gehört zu China. Da gibt es nichts dran zu rütteln. Wenn man sieht, wie viele Bankfilialen und Bahnstationen hier vor 2 bis 3 Jahren in Brand gingen und wie viele Molotowcocktails geflogen sind! Das hätte sich kein anderer Staat der Welt erlauben lassen. Von daher war absehbar, dass das Mainland China, die Regierung in Peking, Hongkong näher an die Kandare nimmt und mehr Kontrolle auf politischer Ebene ausübt, als es bis vor 4 Jahren noch der Fall war. Auf der anderen Seite hat sich wirtschaftlich, ehrlich gesagt, gar nichts geändert. Hongkong ist ein viel zu wichtiger Standort für Mainland China, als dass sich China hier ins Knie schießen würde und sich Hongkong einverleiben würde, aus wirtschaftlicher Sicht. Aus chinesischer Sicht ist Hongkong nichts anderes als eine riesengroße Geldwaschmaschine, wo chinesische Investoren in Hongkong an die Börse gehen, um ausländisches Kapital zu finden. Aber auch ausländische Investoren gehen in Hongkong an die Börse, um chinesisches Kapital zu finden und dieser Standortvorteil, den Hongkong hat, der ist für China so wichtig, dass sie das mit großer Sicherheit in den nächsten Jahren nicht anrühren werden. Und es kam hier schon die Aussage vom Premierminister, das 2-Systeme-System werde auch über 2049 hinaus beibehalten werden.

Sebastian: Interessant! Das deckt sich ja im Grunde mit dem Eindruck von außen. Es ist ja offiziell Kommunismus in China, aber wenn man sich das Geldsystem anschaut, dann ist das ja eher Turbo-Kapitalismus. In vielerlei Hinsicht ein noch viel reinerer Kapitalismus als im Westen. In der Hinsicht muss man sich wahrscheinlich sowieso keine Sorgen machen, aber es bleibt eben immer eine Frage offen. Wir haben jetzt ja erst wieder gehört, was da in China mit den Uiguren passiert und man würde sich die Frage stellen, was passiert, wenn man Business in Hongkong macht? Muss ich da möglicherweise mit ähnlichen Restriktionen rechnen? Das wäre wahrscheinlich schon eine Sorge.

00:26:30 Ist der Hongkonger Markt für Unternehmen interessant?

Daniel: Gibt es denn eigentlich auch Unternehmen, die in erster Linie wegen dem Markt in Hongkong nach Hongkong kommen? Wir haben jetzt immer über Unternehmen gesprochen, die auf den chinesischen Markt abzielen. Aber gibt es auch Chancen für Unternehmer, Begehrlichkeiten für den reinen Markt nur in Hongkong? Würden Sie zu einer bestimmten Branche sagen: "Kommt nach Hongkong!"?

Stefan: Ja, Hongkong ist ein relativ kleiner Markt mit 7 Mio. Einwohnern. Shenzhen hat 14 Mio. Einwohner, einfach mal um die Verhältnisse zu verdeutlichen. Aber Hongkong hat eine ungeheure große Kaufkraft, die ungefähr der Kaufkraft der Schweiz entspricht. Das heißt, wenn Sie hier ein Produkt haben, dass die Hongkonger sexy finden, dann würden die Hongkong mit Sicherheit viel Geld dafür ausgeben. Ein Beispiel sind Medizinprodukte. Es wird hier sehr viel Geld ausgegeben für Krankenhäuser, für Medizinprodukte, in Krankenhäusern für die Medizin-Versorgung. Viele Mandanten versuchen, Nahrungsergänzungsmittel hier in Hongkong für viel Geld zu vertreiben. Die Fitness-Branche ist sehr groß in Hongkong, gerade durch das Trail-Running, was ich zu Beginn beschrieben habe. Das heißt, wenn Sie ein Produkt haben, das relativ hochwertig und hochpreisig ist, dann kann Hongkong ein sehr interessanter Markt für Sie sein.

00:28:00 Ist Hongkong steuerlich attraktiv?

Daniel: Und ist es denn auch steuerlich attraktiv? Vielleicht können Sie mal ganz kurz den Rahmen für die steuerlichen Bedingungen vorgeben? Wenn ich nach Hongkong gehe und dort Business betreibe, was kommt auf mich zu?

Stefan: Ja, das ist ganz einfach. Die ersten 200.000€ Gewinn werden mit ungefähr 8% versteuert. Alles darüber hinaus mit ungefähr 16%. Das ist nicht super günstig. In Irland bekommen Sie das wahrscheinlich günstiger und billiger, aber es hält sich doch relativ im unteren Drittel. Interessant ist, was es nicht gibt. Es gibt keine Mehrwertsteuer, es gibt keine Steuer auf Dividenden, es gibt keine Steuer auf Zinsen etc. Die Einkommensteuer bewegt sich zwischen 2 % und 17%. Das ist auch einer der Gründe, warum viele Hongkonger einfach so viel Geld in der Tasche haben und das ausgeben möchten.

Daniel: Klingt interessant! Und wird bei jemandem, der in Hongkong lebt, das Welteinkommen besteuert, also Auslandseinkünfte, oder nur das lokale Einkommen?

Stefan: Nein, es gibt kein Welteinkommensprinzip. Das heißt, sowohl Unternehmen als auch Einwohner versteuern das, was in Hongkong erwirtschaftet wird.

Daniel: Also Auslands-Einkommen kann ich steuerfrei vereinnahmen, wenn ich in Hongkong lebe?

Stefan: Das ist das sogenannte Offshore-Prinzip, ja. Das heißt, die Hongkonger Gesellschaft, die Gewinne außerhalb von Hongkong erwirtschaftet, hat diese in Hongkong mit 0% zu versteuern.

Daniel: Interessant.

00:29:32 Die Hongkonger Start-up-Szene

Sebastian: Man kennt ja nun von Singapur, dass Singapur auch eine globale, international sehr agile Start-up-Szene hat. Viele Start-ups, gerade im Fintech-Bereich, werden spezifisch in Singapur gegründet. Die haben jetzt nicht unbedingt nur den Markt in Singapur im Sinn, sondern sind als globale Unternehmen und als globale Startups aufgestellt. Ist das in Hongkong genauso? Lohnt es sich für ein Startup in einem bestimmten Bereich, zum Beispiel Fintech, zu sagen, Hongkong ist eigentlich eine gute Basis, um hier solch ein Unternehmen aufzubauen, was weder den chinesischen Markt per se noch den Markt in Hongkong bearbeiten wird, sondern tatsächlich global aufgestellt ist? Macht das Sinn in Hongkong? Gibt es dort eine Start-up-Szene? Wie muss ich mir das vorstellen?

Stefan: Es gibt eine Start-up-Szene. Es gibt auch eine starke österreichische und deutsche Start-up-Szene. Da arbeite ich eng mit der deutschen und der österreichischen Handelskammer. zusammen, aber es werden immer wieder Pitches durchgeführt, wo 8 bis 10 Start-ups für ein paar Tage nach Hongkong kommen. Früher ist man auch noch nach Shenzhen rübergefahren. Das Ziel ist einfach, interessierte Co-Investoren zu finden und was sie in Hongkong haben, sind die relativ großen Family Offices, die Funds haben, die ihr Geld in Trusts investiert haben und die gezielt nach europäischen Start-ups suchen, die ein interessantes, sexy Produkt haben. Und nicht nur Fintech, sondern auch Medizinprodukte etc.

Sebastian: Und die würden sich dann auch in Hongkong etablieren, diese Start-ups? Oder sind es im Grunde europäische Start-ups, die dann letztlich nur Geld raisen wollten in Hongkong?

Stefan: Sowohl als auch. Ich hatte ich hier schon Startups, die haben hier in Hongkong Joint Ventures gegründet, aber ich hatte jetzt letzte Woche auch Mandanten aus Ostdeutschland hier, die haben einen Investor gesucht und der hat direkt in die deutsche GmbH investiert, allerdings da in in Form von einem Convertible Bond, das dann später in Anteile von einer Hongkonger Tochtergesellschaft umgewandelt werden kann.

00:31:53 Die Gehaltskosten in Hongkong

Daniel: Interessant! Sebastian Sauerborn hatte ja schon einmal das Thema angeschnitten, ob es einfach ist, Personal zu finden, wenn ich ein Unternehmen in Hongkong gründe. Sie hatten gesagt, es ist kein Problem, man bekommt das Personal. Wenn man die Kosten anschaut, ist dabei Hongkong günstiger oder teurer als Deutschland? Ich kenne mich ungefähr aus mit den Mindestlöhnen in China. Die sind ja doch relativ niedrig, wobei sie auch schon kräftig gestiegen sind. Die Zahlen liegen wohl jetzt je nach Standort ganz grob gesehen zwischen 140 bis 350 Dollar beim Mindestlohn in China-Festland. Das ist kräftig nach oben gegangen in den letzten Jahren. Vermutlich sind auch in Hongkong die Personalkosten kräftig nach oben gegangen. Ist das so?

Stefan: Die Gehaltskosten sind sehr hoch und entsprechen ungefähr der Schweiz. Das liegt einfach daran, dass Hongkong eine teure Stadt ist. Die Mieten sind sehr hoch, die medizinische Versorgung ist teuer, wenn Sie in die privaten Krankenhäuser gehen, Kinder in den Kindergarten oder in die Schule zu schicken, kostet Geld. Von daher sind die Gehälter an sich sehr hoch. Die Nebenkosten sind allerdings sehr gering. Was wir nicht haben, ist eine Unfallversicherung. Eine Rentenversicherung gibt es nur ganz begrenzt. Ich würde mal sagen, die Kosten für den Mitarbeiter entsprechen den Kosten in Deutschland, inklusive den Nebenkosten, Sozialabgaben etc. in Deutschland. Da ist das Gehalt, das Sie einem Mitarbeiter hier brutto von netto auszahlen, wesentlich höher als bei der gleichen Position in Deutschland.

Daniel: Wir haben also keinen Standortvorteil von den Kosten her.

Stefan: Es ist kein Standortvorteil. Ich würde eher sagen, ein Standortnachteil. Wir haben vorhin den Familienvater angesprochen, der mit seiner Ehefrau und 2 jungen Kindern nach Hongkong zieht. Der wird die Hand aufhalten und sagen: Ich muss mein Leben finanzieren, meine Ehefrau möchte auch von etwas leben und meine 2 Kinder gehen hier auf die internationale Schule. Das kostet 20.000€ im Monat. Wer zahlt denn das, mein lieber Arbeitgeber?" Und dann sind Sie schon bei wesentlich höheren Beträgen als in Deutschland.

00:34:22 Die Schulgebühren in Hongkong

Daniel: Den Betrag muss ich nochmal ganz kurz nachfragen, der ist für mich unvorstellbar hoch gewesen, hoffentlich ein Versprecher: Die Schule pro Monat kostet keine 20.000€?

Stefan: Das kommt auf die Anzahl der Kinder an. Sie sehen hier Schulgebühren von 3.000 bis 10.000 € pro Kind.

Daniel: Pro Monat?

Stefan: Ja.

Daniel: Das ist natürlich dann schon ein Wort, ja. Wir haben schon viele Podcasts gehabt und über das Thema Schulkosten gesprochen. Das ist mal ein ordentlicher Betrag!

00:34:57 Wie kooperativ sind die Behörden?

Sebastian: Während die Kosten ja vielleicht einen Standortnachteil sind, wie ist es denn mit der Kooperation, mit der Zusammenarbeit und Kommunikation mit den Behörden in Hongkong? Das ist ja doch ein wichtiger Punkt auch für Unternehmer, die im Ausland hier tätig werden wollen. Ist das umgänglich, kann man mit denen sprechen, sind die sehr drakonisch oder uneinsichtig? Wie muss man sich das zum Beispiel bei der Finanzverwaltung vorstellen?

Stefan: Es ist wesentlich angenehmer, mit den Behörden zusammenzuarbeiten als in Deutschland, um es mal so zu formulieren. Sie bekommen sowohl beim Finanzamt als auch bei der Einwanderungsbehörde oder bei anderen Regulatoren jemanden ans Telefon, der Ihnen in der Regel auch weiterhelfen kann und vor allem weiterhelfen will.

Sebastian: Und haben die genug Ressourcen in Hongkong? Wir kennen das aus manchen kleinen Ländern, mir fällt jetzt Malta ein, auch wenn Hongkong viel größer ist als Malta. Die haben in einer Abteilung, zum Beispiel in der man die Umsatzsteuer beantragt, 2 Mitarbeiter. Dann ist einer krank, der andere bekommt COVID, dann steht alles still. Ist es in Hongkong so, sodass sie die Ressourcen haben, auf solche Krisen zu reagieren?

Stefan: Ja. Hongkong bezahlt seine Beamten sehr gut, aus dem einfachen Grund, um Bestechung zu verhindern. Sie sehen hier Gehälter von 10.000 € aufwärts für Beamte der mittleren Ebene.

Daniel: Wie ist das mit der Sprache, zum Beispiel bei den Formularen? Ist Englisch auch weit verbreitet oder kann man ohne einen Dolmetscher überhaupt nichts erledigen? Muss ich mit einem Dolmetscher zu jedem Behördenbesuch gehen? Sprechen sie dort auch Englisch mit mir? Kann ich die Formulare lesen?

Stefan: Die Formulare sind bilingual, das ist überhaupt kein Problem und sämtliche Mitarbeiter der Behörden sprechen fließend Englisch. Ein bisschen schwerer ist das bei der Polizei, die ist nicht ganz so gut ausgebildet. Da nehme ich oft eine lokale Kollegin mit, wenn ich aufs Polizeirevier muss. Das macht es schneller und einfacher.

Daniel: Muss man oft aufs Polizeirevier, weil Sie das gerade so ansprechen?

Stefan: Wir haben viele von diesen Internet-Betrugsfällen, wo irgendwelchen Betrügern Hunderttausende von Euro überwiesen wurden, weil sich jemand unsterblich verliebt hat, etc. Da macht es Sinn, eine Zeugenaussage zu machen. Auch das geht inzwischen online. Das heißt, da sparen wir auch viel Zeit inzwischen.

00:37:41 Wie sind das Gesundheitssystem und die Kosten dafür in Hongkong?

Daniel: Wir haben jetzt viel über Familienangehörige gesprochen, die man mitnimmt, wenn man dort eine längere Zeit bleiben will und beruflich tätig sein möchte. Schule war schon ein Thema, da sind wir zusammen gezuckt, als wir die Kosten gehört haben. Zucke ich auch zusammen, wenn ich nach Kosten für die Gesundheitsfürsorge frage? Wie ist denn das mit dem Gesundheitssystem? Wie ist die Qualität? Fliege ich lieber nach Hause, wenn ich mich mal untersuchen lasse oder eine Operation ansteht? Gibt es dort alles und wie ist es mit den Kosten?

Stefan: Sie müssen hier trennen. Es gibt ein staatliches Gesundheitssystem mit staatlichen Krankenhäusern, die Kosten pro Besuch 10 €. Mit den 10 € können Sie bleiben, solange Sie wollen. Die staatlichen Krankenhäuser sind mit Sicherheit nicht schlecht. Viele Patienten mit schweren Krankheiten werden von den privaten Krankenhäusern an die staatlichen Krankenhäuser verwiesen, weil die staatlichen Krankenhäuser einfach besser ausgestattet sind. Auf der anderen Seite ist die Warteliste bei den staatlichen Krankenhäusern sehr lang. Ich kenne den Fall von einer älteren Dame. Die ist ins staatliche Krankenhaus gegangen, hat ihre 10 € gezahlt und dann sollte sie zum CT-Scan und der wurde dann auf 18 Monate später terminiert. Das ist dann wenig hilfreich.

Sebastian: Das ist ein wenig wie in UK mit dem NHS.

Stefan: Wahrscheinlich ja. Auf der anderen Seite gibt es die privaten Krankenhäuser. Die sind vielleicht von den Maschinen her nicht ganz so gut ausgestattet wie die staatlichen Krankenhäuser. Dafür kommen Sie immer dran. Die Kosten entsprechen aber ungefähr den Kosten, die Sie aus den USA kennen, also mehrere Hundert US-Dollar pro Tag. Das heißt, da brauchen Sie mit Sicherheit eine internationale Krankenversicherung, die Sie absichert und die der Arbeitgeber auch ganz klar für den Mitarbeiter übernehmen sollte.

Daniel: Okay, es ist erstaunlich und das hat man nicht in vielen Ländern, dass die staatlichen Krankenhäuser besser ausgestattet sind als die privaten.

Stefan: Sie müssen überlegen, dass Hongkong jedes Jahr einen Milliardeüberschuss an Steuereinnahmen hat, irgendwo muss die Kohle hin.

Daniel: Da ist sie gut aufgehoben.

00:40:01 Sind die Folgen der Corona-Pandemie in Hongkong wirtschaftlich zu spüren?

Daniel: Noch eine wichtige Frage, die uns interessiert: Momentan ist es ja so, dass man in vielen Ländern, auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz, bestimmte Auswirkungen der letzten 2 Jahre, dieser Pandemie-Situation, spürt und sieht. Ganz besonders eben, weil die Lieferketten gestürzt sind oder Produktionsprozesse gestürzt sind, auch jetzt wieder. Es gibt ja immer wieder neue Ereignisse, die dazu führen, dass noch mehr in die Problemzone hineingetrieben wird. Es gab manchmal Fotos selbst aus Deutschland, dass bestimmte Produkte nicht mehr erhältlich waren. Viele produzierende Betriebe klagen darüber, dass bestimmte Teile nicht mehr für die Just-in-time-Produktionen kommen. Für mich wäre interessant: Spürt man davon auch in Hongkong etwas?

Stefan: Relativ wenig, weil Hongkong so gut wie kein produzierendes Gewerbe hat. Hongkong ist einfach viel zu teuer. Was wir hier spüren, ist, dass ausländische Lebensmittel teurer werden, weil die Flugverbindungen nach Hongkong im Wege der Pandemie stark eingeschränkt wurden.

Daniel: Genau.

Stefan: Was interessant ist: In Deutschland, habe ich mitbekommen, werden Autos so teuer, weil es keine keine Chips mehr für die Autos gibt. In Hongkong ist das Gegenteil der Fall. Hier bekommen sie Gebrauchtautos nachgeschmissen, weil die ganzen Ausländer, ihre Autos loswerden müssen, weil sie zurück nach Europa möchten.

Sebastian: Da müsste mal ein findiger Brite auf die Idee kommen, die zu importieren! Das sind ja auch Rechtslenker in Hongkong oder? Die Preise für Gebrauchtwagen explodieren nämlich in Großbritannien. Gebrauchtwagen sind zum Teil teurer als neue. Das kann man sich nicht vorstellen!

00:41:44 Produktionsstandort China

Sebastian: Wie ist es denn mit diesem ganzen Modell Produktionsstandort China, die Werkbank der Welt etc.? Was Sie vorhin angesprochen hatten, war, dass manche Ihrer Mandanten seit 3 Jahren ihre Mitarbeiter nicht gesehen haben. Findet ein Umdenken statt, dass man sagt: "Das mit China ist eigentlich doch nicht so eine tolle Idee. Wir werden das jetzt alles wieder näher sourcen."? Wir haben mit einem Anwalt in der Türkei vor Kurzem gesprochen, der uns gesagt hat, es ist ein deutlicher Zuwachs von europäischen Unternehmen in der Türkei an Produktionsstätten zu verzeichnen, die lieber in der Türkei produzieren als in China. Bekommen Sie so etwas mit? Wird da ein bleibender Schaden entstehen in China und kratzt das die Chinesen oder machen sie einfach so weiter und es interessiert sie nicht, wie der Schaden sein könnte.

Stefan: Das ist ein Prozess, der schon seit ein paar Jahren läudt. Die Unternehmen merken, dass in China zu produzieren, nicht mehr billig ist. Das ist das, was Herr Tàborek vorhin gesagt hat. Kosten für Mitarbeiter, gerade hier in Südchina, sind um das 3- bis 4-Fache gestiegen in den letzten 5 oder 6 Jahren. Da habe ich schon Mandanten, die sagen, bevor ich in China für das Geld produziere - da habe ich Währungsschwankungen und keine Ahnung, was dazwischenkommt, dann ist der Container 6 Wochen auf dem Meer unterwegs oder kommt hier mit Sand statt Schuhen drin an - dann produziere ich doch lieber in der EU. Das ist ein bisschen teurer, aber ich habe das ganze Theater nicht mehr. Das hat sich schon vor ein paar Jahren angedeutet. Ich habe Mandanten, die verlagern ihre Produktion von China nach Vietnam oder von China nach Bangladesch und ich denke, das wird sich noch wesentlich verstärken. Was Shanghai sich geleistet hat in den letzten 6 bis 8 Wochen, das ist indiskutabel. Da bekommen sie keinen Mitarbeiter mehr nach Shanghai. Weder nach Shanghai noch sonst irgendwo hin nach China. Da werden meiner Ansicht nach die Unternehmen sehr schnell nachdenken, zumindest Teile der Produktion von China woanders hin zu verlagern, einfach um ein zweites Standbein zu haben. Ganz aus China raus geht auch nicht, dann sind die Chinesen wieder sauer und dann würden bei den Importen nach China die Zölle wieder auf 100 bis 150% hochgeschraubt. Es werden mit Sicherheit Fabriken in China verbleiben, die dann den lokalen Markt bedienen. Mit Sicherheit ist aber eine zweite oder dritte Fabrik in Bangladesch, Vietnam etc., die dann für Europa produziert ist, nicht falsch und das wird auch stattfinden, wesentlich schneller als das in den letzten 3 oder 4 Jahren passiert ist.

Sebastian: Der CEO von Apple hatte vor einigen Jahren, als er zum Thema befragt wurde, geantwortet, dass er nicht in China produziert wegen den geringeren Kosten, sondern weil es die Anzahl der qualifizierten Mitarbeitern, die er braucht, zum Beispiel um Milliarden von IPhones zu produzieren, nur in China gibt. Die können gar nicht in USA produzieren, weil da schlicht und ergreifend die Menge an Personen nicht vorhanden ist, die man in die Fabrik stecken könnte, um das zu bauen. Also da wird es ja nicht nur um die Kosten gehen, sondern eben auch um das Volumen an Personal, was da dann tatsächlich verfügbar ist. Wobei das vielleicht eine Ausnahme ist, weil es nicht viele Unternehmen gibt, die so groß sind wie Apple. Wie sehen Sie das?

Stefan: Da haben Sie recht, als wenn Sie rüber nach Shenzhen gehen und sich mal das Foxconn-Werk anschauen, wo 500.000 Leute arbeiten, das ist ganz Stuttgart. Das ist dann schon eine Größenordnung, die müssen Sie in anderen Ländern erst einmal abbilden können. Das geht in Kalifornien mit Sicherheit nicht. Auf der anderen Seite, wenn Sie sich Indonesien anschauen mit 200 Mio. Einwohnern oder Vietnam mit 80 Mio. Einwohnern, dann könnten die solche Fabriken meiner Meinung nach auch auf die Beine stellen. Ich kenne Mandanten, die treten an lokale Unternehmer und Fabriken in Vietnam heran. Da sagen die Vietnamesen: "Was willst du kleiner Deutscher hier? Du bist viel zu klein. Ich produziere für Walmart. Ihr kommt ja nicht mal teilweise an das heran, was Walmart bei uns bestellt." Von daher denke ich, die Volumen könnten auch woanders gestützt werden.

00:46:44 Aktuelle Diskussionen um das Finanzsystem SWIFT

Daniel: Es gibt, wie wir sehen viele Aspekte, die eine Rolle spielen bei der Überlegung, am Standort zu bleiben, vielleicht sogar neu hinzukommen oder auch den Standort zu verlassen. Eine Sache, die mich sehr interessiert ist: In den letzten Wochen hört man immer wieder auch infolge der Ukraine-Krise, der Sanktionen gegen Russland, dass China und eben jetzt neu auch Russland an einem eigenen alternativen Zahlungssystem oder Bankentransfersystem arbeiten, um unabhängig von SWIFT zu sein. Wird sowas auch bei Ihnen diskutiert? In der Presse? Wie nehmen Sie das wahr? Denn ein alternatives Zahlungssystem zu SWIFT hätte natürlich auch bestimmte Auswirkungen auf internationale Kooperationen, ganz unabhängig von dem politischen Druckmittel, jemanden nicht mehr auf SWIFT arbeiten zu lassen, was wir lange Zeit auch beim Iran gesehen haben. Der Iran wurde ja vom SWIFT ausgeschlossen, dann kam Obama, hat den Iran wieder reingeholt, dann kam Trump und hat sie wieder ausgeschlossen. Das hat enorme Auswirkungen auf die Möglichkeiten, Geschäfte in einem bestimmten Land zu ermöglichen. Wie sehen Sie das in der Region China?

Stefan: Das wurde hier in Hong Kong in der Presse noch nicht diskutiert. Wenn China sowas aufziehen möchte oder aufziehen wird, wird Hongkong mit Sicherheit dabei sein, schon aus politischen Gründen, weil die Anweisungen von oben kommt. Was hier schon seit ein paar Jahren diskutiert wird, ist, ob man diese Bindung des Hongkong Dollar an den US Dollar aufgibt zugunsten einer Bindung an den RMB. Das wurde immer wieder angedacht. Vor 2 Tagen war wieder ein Artikel in der Presse, das scheint sich aber nicht so richtig durchzusetzen.

Daniel: Wie würde das deutsche bzw. ausländische Unternehmen konkret betreffen?

Stefan: Da würde sich einfach der Wechselkurs ändern. Ich weiß jetzt nicht, wie sich der Wechselkurs zwischen RMB und US Dollar entwickelt hat in den letzten 2 bis 3 Jahren, aber ob das positive oder negative Auswirkungen hat, das kann ich Ihnen aus dem Stehgreif nicht sagen.

Daniel: Wahrscheinlich kommt es auch darauf an, ob ich mehr auf dem chinesischen Markt tätig sein und Absätze generieren will oder meine Produkte dort produzieren will und dann ins Ausland bringe.

Stefan: Das ist richtig. Da haben sie nach China hin keine Währungsschwankungen mehr, aber dann eben Richtung USA.

00:49:26 Singapur oder Hongkong als Standortvorteil?

Sebastian: Wenn ich jetzt als Unternehmer den südostasiatischen Raum bearbeiten möchte, dann würden mir sicherlich etliche Berater Hongkong empfehlen, aber andere würden empfehlen: "Schlag doch deine Zelte in Singapur auf." Wo sehen Sie jetzt konkret die Vorteile von Hongkong gegenüber Singapur für jemanden, der nicht nur Geschäfte in China, sondern im ganzen südostasiatischen Raum machen möchte?

Stefan: Singapur hat mit Sicherheit Vorteile, wenn es um den südostasiatischen Raum geht. Rein von der geographischen Nähe her sind Sie von Singapur aus schneller in Malaysia oder auf den Philippinen als hier von Hongkong aus. Von daher kann man sich einfach sagen, "Hongkong fits all" oder "Singapur fits all", so einfach ist das nicht. Wir haben viele Mandanten, viele Unternehmer, die haben 2 regionale Offices, eines hier in Hongkong für den nördlichen asiatischen Raum inklusive China, Korea, Japan und daneben gibt es noch Singapur. Das bearbeitet Südostasien.

Sebastian: Wie weit ist Singapur von Hongkong entfernt?

Stefan: Sie fliegen zweieinhalb Stunden. Das ist eine Autobahn, bis vor COVID ging ein Flieger pro Stunde.

Sebastian: Also die sind sehr gut connected, die beiden, auf dieser Distanz von 200.000 km. Sie würden im Grunde sagen, dass es keine Frage von entweder oder ist, sondern von sowohl als auch? Das heißt, Singapur für den südostasiatischen Raum und und Hongkong für den Rest von Asien?

Stefan: Ja, das macht absolut Sinn. Was wir derzeit sehen, ist eine Verschiebung von Arbeitsplätzen von Hongkong nach Singapur einfach aus dem Grund, dass Sie kaum mehr nach Hongkong reinkommen innerhalb der letzten 3 Jahre und Singapur seit Februar oder März wieder komplett offen ist. Was viele ausländische Unternehmen tun, die an beiden Standorten eine Firma haben: Die verlagern zurzeit Teile ihrer Organisation von Hongkong nach Singapur, einfach, um es den Mitarbeitern einfacher zu machen und damit der Mitarbeiter in Asien reisen kann. Das wird sich meiner Meinung nach wieder umdrehen. Sobald nach China die Grenzen wieder offen sind, weil Sie von Hongkong aus schneller in China sind, aber das ist der Vorteil, wenn Sie an beiden Standorten eine Firma haben.

Daniel: Ich habe eigentlich keine Fragen mehr auf meiner Liste.

Sebastian: Ich habe auch keine weiteren Fragen.

00:52:22 4 Frage zu Hongkong

Daniel: Vielen herzlichen Dank, Herr Schmierer, wir haben trotzdem natürlich noch 4 Fragen zum Ausklang unseres Gespräches. Welches ist denn Ihr regionales Lieblingsgericht, das Sie auch mal jemand anderem empfehlen würden in Hongkong?

Stefan: Hot Pot! Hot Pot ist so eine Art Fondue. Das kann man scharf machen, kann man nicht scharf machen, aber ich mag regelmäßig die scharfe Variante.

Daniel: Das müssen wir mal probieren! Wenn ich nur kurz, vielleicht einen oder zwei Tage in Hongkong bin, was muss ich unbedingt mal gesehen haben?

Stefan: Laufen Sie durch den Central District durch, schauen Sie sich die Hochhäuser an, laufen Sie durch die Shopping Malls durch, aber ganz wichtig: Springen Sie auf eine Fähre, fahren Sie auf eine Insel raus, setzen Sie sich an einen Strand und genieße Sie ein Bier an der Strandbar!

Daniel: Das hört sich jetzt doch danach an, dass ich mehr als einen Tag in Hongkong sein muss! Was ist ein No-go? Was sollte man keinesfalls tun, wenn man in Hongkong ist?

Stefan: Diskutieren Sie nicht über Politik!

00:53:46 Kontaktdaten Stefan Schmierer

Daniel: Das hätte ich mir auch fast gedacht. Die letzte Frage: Wie erreichen Sie denn interessierte Mandanten, interessierte Zuschauer, Zuhörer am besten?

Stefan: Wir haben einen Newsletter, bei dem jeder gern mit auf die Newsletter-Liste genommen werden kann. Wir haben einen YouTube-Kanal, auf dem wir sehr aktiv sind. Unsere Webpage ist natürlich überall verfügbar, wir sind sehr gut erreichbar über die deutsche und österreichische Handelskammer. Wir sind auch sehr eng vernetzt mit den beiden Konsulaten, von daher haben wir eine sehr gute Reichweite.

Daniel: Wenn jemand mit Ihnen Kontakt aufnehmen möchte, blenden wir Ihre Webseite mit ein und dann wäre dort dann die Telefonnummer und die E-Mail Adresse.

Stefan: Da ist eine generelle E-Mail-Adresse und die E-Mails an die generelle E-Mail-Adresse landen direkt bei mir auf dem Schreibtisch.

Daniel: Super!

Sebastian: Sehr gut.

Daniel: Herzlichen Dank, Herr Schmierer! Es hat uns viel Freude gemacht. Wir haben viel dazugelernt.

Stefan: Ich bedanke mich und wünsche noch einen schönen Tag!

Perspektive Ausland: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn ihr keines unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren- Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Das Leben als digitaler Nomade

Staatenlos als digitaler Nomade die Welt bereisen. Wie man es richtig macht, Hindernisse überwindet und nebenbei sein steuerfreies Einkommen richtig anlegt.

Zu Gast: Christoph Heuermann

Die Welt bereisen, einen Tag in Bali am Strand, den anderen in New York arbeiten, den nächsten auf einer Katamarane in Portugal genießen, frei sein und keine Steuern zahlen. Das scheint der Traum von immer mehr Menschen zu sein.

Laut einer aktuellen Umfrage sind es schließlich bereits knapp 5 Millionen Menschen, die sich als digitale Nomaden bezeichnen und weitere ca. 17  Millionen möchten ihnen in dieses aufregende Leben folgen. Was steckt alles hinter dem Trend zum digitalen Nomadentum? Ist das Ganze wirklich so einfach wie es klingt oder verbergen sich auch Schattenseiten? 

In unserem aktuellen Podcast erzählt “Extrem-Nomade” Christoph Heuermann, Gründer von staatenlos ch staatenlos.ch, von seinem Leben als Perpetual Traveler und klärt auf, wie man den Einstieg in den Ausstieg und die Herausforderungen, die dieses Leben mit sich bringt, am besten meistern kann.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Was bedeutet das: “Digital Nomad”?

Als digitaler Nomade lebt man dort, wo es einen gerade hin verschlägt. Eine Dauer Weltreise: Man reist ohne fixen Wohnsitzstaat von Land zu Land - natürlich viel luxuriöser und flexibler als die Nomaden früher. Nebenbei geht man von unterwegs seiner Arbeit nach und verdient sich so seinen Lebensunterhalt dort, wo andere Urlaub machen. Es gibt Länder, die Visa für digitale Nomaden anbieten.

Welche Gründe stecken hinter dem Trend des digitalen Nomadentums?

Der Wunsch nach Reisen, Freiheit und Abenteuer ist natürlich eine der Hauptmotivationen. Es gibt jedoch einige Gründe, welche diese Art zu leben, für immer mehr Menschen anziehend macht. Besonders diese 4 Themen werden in unserem Podcast erläutert:

Eignet sich das Digitale-Nomaden-Leben für jeden?

Im Grunde genommen kann jeder digitaler Nomade werden. Es gibt genug Spielraum für jeden den passenden Lebensstil zu finden. 

Eine Sache ist jedoch unabdingbar: Sie müssen bereit sein, “alles“ in der Heimat aufzugeben. Wenn Sie verheiratet sind, gilt das Gleiche für Ihren Ehepartner und Ihre Kinder. Was das konkret alles entschließt, erfahren Sie hier.

3 große Herausforderungen: Steuerfreiheit, Bankkonto und Altersvorsorge 

Steuerfreiheit

Damit Sie in ihrem Heimatland nicht mehr steuerpflichtig sind, müssen Sie dem Finanzamt glaubhaft nachweisen können, dass Sie ihren Lebensmittelpunkt wirklich ins Ausland verlegt haben. Das bedeutet: Wohnung in Deutschland kündigen oder dauerhaft vermieten, Fahrzeuge abmelden und Verträge und Mitgliedschaften auflösen.

Schlechte Nachricht: Legal steuerfrei gibt es nicht. 

Denn Sie sind mit ihrem Welteinkommen grundsätzlich dort steuerpflichtig, wo ihr Lebensmittelpunkt ist. Und den haben Sie auch, wenn Sie sich weniger als 183 Tage dort aufhalten. 

Die gute Nachricht ist jedoch: Sie können die Steuerbelastung enorm reduzieren! Und zwar, wenn Sie sich einen Lebensmittelpunkt an einem Ort mit günstigen Steuergesetzen - wie z.B. Malta, Portugal, Irland, Bulgarien oder sogar Chile - suchen. Übrigens war Estland allen anderen Ländern voraus und führte als erstes ein Visum für digitale Nomaden (E-Residency) ein.

Wie Sie mit einem Wohnsitz außerhalb der USA ein Unternehmen in den USA gründen können und dabei Steuern umgehen, erfahren Sie hier.

Bankkonto

Viele digitale Nomaden stellen plötzlich fest, dass sie ohne Steuerwohnsitz kein Bankkonto bekommen. Generell regulieren die Banken - besonders auch Online-Banken - immer strenger und verlangen mehr Dokumente.

Was ist die Lösung? 

Christoph Heuermann umgeht diese Schwierigkeiten, indem er in verschiedenen Ländern der Welt Verbrauchsrechnungen und Steuernummern hat. Diese kann man auch als Tourist legal bekommen. Weitere Tipps, inklusive eines besonderen Geheimtipps zum perfekten Land, erwähnt er in unserem neusten Podcast. 

Altersvorsorge

Grundsätzlich sind digitale Nomaden im Vorteil, sie müssen eben nicht mehr in staatliche Zwangssysteme einzahlen, sondern können selber anlegen, potenziell mit großem Steuervorteil. Geschickte Unternehmer haben in der Regel nach 5 Jahren Arbeit fürs ganze Leben ausgesorgt, wenn sie ca. 10-15 % ihres steuerfreies Geld sauber investieren. 

Der Profi-Traveler empfiehlt hier eine eher konservative Strategie. Wie das genau aussehen könnte und welche Erfahrungen er persönlich gemacht hat, erklärt er in unserem Podcast.

Warum Sie als Digitaler Nomade auf gar keinem Fall auf eine Krankeversicherung verzichten sollten, erfahren Sie hier.

3 Tipps, um jetzt ins Leben als digitaler Nomade zu starten

1. Konkrete Vorstellung 

Man sollte sich als Erstes fragen, welche Art Leben strebe ich an? Möchte ich Unternehmer werden und mir ein florierendes Business im Ausland aufbauen oder geht es mir eher ums Reisen und ich brauche dafür nebenbei stetige Einnahmen? Wie viel Geld brauche ich? Wie verdiene ich mein Geld? Welches Vermögen steht mir zur Verfügung? 

2. Nicht zu lange abwarten, abmelden

Warten lohnt sich nicht, denn man muss keinen neuen Steuerwohnsitz nachweisen, um sich in Deutschland abzumelden und aus der Steuerpflicht herauszukommen. Natürlich gibt es andere Hindernisse wie die Wegzugsteuer und die erweiterte beschränkte Steuerpflicht. Diese lassen sich jedoch mit der richtigen Beratung relativ gut lösen.

3. Wohnung in einem steuergünstigen Land mieten

z.B. in einem EU-Land wie Rumänien, Malta, Zypern oder Irland. Das klingt verwirrend? Ist aber die beste und sicherste Lösung, Ihr neues Leben einfach zu starten. Stichwort: Bankkonto, Rechnungen schreiben etc. Sie können trotzdem durch die Welt reisen und leben und arbeiten, wo es Ihnen gefällt. Bei der richtigen Gestaltung müssen Sie auch keinerlei Steuern in Ihrem “Wohnsitz auf dem Papier” bezahlen.

Ein weiterer Tipp zum Erfolg ist zweifelsfrei der Austausch mit Gleichgesinnten, mit erfolgreichen Langzeit-Nomaden. Eine ganz besondere Möglichkeit, alles Wichtige und Wissenswerte aus erster Hand zu den gängigen Themen: Steuern, Firmengründung, Wohnsitz, Versicherung, Investment, Krypto etc. zu erfahren ist der, von Christoph Heuermann mit organisierte, jährlich im Sommer stattfindende, Event NOMAdays. Details zur Veranstaltung und den Termin fürs nächste Jahr findet ihr auf der Eventwebsite.

Sie sehen, es nicht ganz so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Um wirklich erfolgreich Steuern zu sparen und böse Überraschungen zu vermeiden, muss alles sehr gut geplant und durchdacht werden. Das gilt übrigens auch, wenn Sie sich Sorgen um einen möglichen Lastenausgleich machen und deswegen überlegen ins Ausland zu ziehen.

Daher ist es gut, wenn Sie Möglichkeiten nutzen, um sich zu informieren oder auch ein Beratungsgespräch buchen. Wenn Sie mit dem Extrem-Nomaden Christoph direkten Kontakt aufnehmen wollen, finden Sie unten seine Kontaktdaten. 

Informationen zum Leben in der Schweiz, Thailand, oder Türkei und vielen mehr finden Sie auf unserem Podcast Perspektive Ausland - kontaktieren Sie uns hier.

Kontaktdaten und Links:

Christoph Heuermann

Homepage: www.staatenlos.ch

E-Mail:          info@staatenlos.ch

Telefon:   +97 155 70 83 48 93

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Timestamps

00:00:23 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Christoph Heuermann

00:03:47 - Welche Gründe motivieren Menschen zum Digitalen Nomadentum?

00:07:38 - Wie entwickeln sich Gesetzgebung und Steuern für digitale Nomaden?

00:10:24 - Vertreibt der deutsche Staat immer mehr Menschen ins Ausland?

00:15:03 - Was muss man beim Einstieg ins Digitale-Nomaden-Leben bedenken?

00:16:51  - 3 Tipps, um jetzt das Leben als digitaler Nomade zu starten

00:18:07 - Welche Eigenschaften sollte man mitbringen und wie sieht das Leben als digitaler Nomade wirklich aus?

00:21:37 - Grund zur Sorge? Die Zukunft und Altersvorsorge für digitale Nomaden?

00:23:43 - Investment Tipps für digitale Nomaden

0:26:34 - Bankkonto eröffnen - Die große Herausforderung

00:31:12 - Welche Länder eignen sich für den Einstieg?

00:34:34 - Kryptoinvestment: Ja, nein oder vielleicht?

00:36:29 -  NOMAdays: Der Event für digitale Nomaden

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 48: Das Leben als digitaler Nomade

Zu Gast: Christoph Heuermann

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler dies ins Ausland ziehen, egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:23 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Christoph Heuermann

Daniel Wir sprechen ja heute über das Thema digitale Nomaden und haben zum Expertengespräch heute Christoph Heuermann eingeladen. Worum geht es? In einer aktuellen Umfrage von WBO Partners kann man lesen, dass sich aktuell ungefähr 4,8 Millionen Menschen als digitale Nomaden bezeichnen und ungefähr 17 Millionen Menschen planen diese Art zu leben anzustreben. Man muss natürlich sagen, da gibt es auch andere Umfragen und abweichende Werte, aber offensichtlich liegt es voll im Trend und deswegen sprechen wir auch heute über das Thema. Auf den ersten Blick gibt es da so Licht- und Schattenseiten. Auf der einen Seite motiviert es wahrscheinlich viele Menschen, da zu arbeiten und leben, wo andere Urlaub machen, frei zu sein. Und zu vielem anderen werden wir dann natürlich den Christoph Heuermann auch noch befragen. Es gibt auch eine ganze Menge Sachen, die man beachten muss, wie zum Beispiel steuerliche und rechtliche Themen. Bevor wir jetzt aber in das Thema einsteigen, Christoph, stell dich doch bitte unseren Zuschauern und Zuhörern selbst vor.

Christoph Vielen Dank für die Einladung. Ich bin Christoph Heuermann, 31 Jahre jung, bin seit knapp 7 Jahren auf Weltreise. Ich bin quasi selber digitaler Nomade, aber doch relativ extrem unterwegs. Die meisten digitalen Nomaden wechseln aller paar Monate den Standort, ich aller paar Tage. Ich hatte privat das Ziel, alle Länder der Welt zu besuchen. Mir fehlen auch nur noch 8 Länder, um dieses Ziel abzuschließen - wahrscheinlich Ende des Jahres. Ich habe mir in dieser Zeit ein florierendes Online-Business aufgebaut, mit verschiedensten Aspekten, vor allem bekannt ist statenlos.ch, wo ich ja ähnliche Arbeit wie ihr mache. Es geht eben um dieses digitale Nomadentum oder Perpetual Traveling, wie ich das nenne, aber auch eben ganz viele andere Bereiche: Auswandern, Firmengründungen, Bankkonten, Investments und so weiter und sofort.

Daniel Klasse.

Sebastian In welchen 8 Ländern bist du noch nicht gewesen und warum nicht?

Christoph Ja, das ist relativ spannend, es sind noch einige Länder, die relativ einfach sind, zum Beispiel Sri Lanka oder Japan oder Mauritius. Donau, das hat sich einfach bisher nicht ergeben, teilweise auch wegen der Pandemie. Die schwierigeren Länder für mich sind ja zum Beispiel auch Eritrea, Turkmenistan, Äquatorialguinea, aber ist schon alles geplant. Ich gehe davon aus, dass ich bis Weihnachten fertig ich bin.

Sebastian Jetzt gibt es ungefähr 200 Länder, ist das richtig? Oder wie viele Länder gibt es?

Christoph Das kommt natürlich immer auf die Definition an, das ist richtig. Ich spreche jetzt von den 193 offiziell anerkannten Länder der UN. Man kann das auch weiterführen. Ich werde auch nicht aufhören zu reisen, also ich hab zum Beispiel selbst noch eine Liste von 266 autonomen Territorien. Das ist ganz spannend steuerlich. Das sind quasi die Länder, die eigene Steuern erheben.

Sebastian Also 193 Länder und in 8 warst du nicht gewesen. Von den 185 Ländern, in denen du dich aufgehalten hast, was ist dein Lieblingsland?

Christoph Das lässt sich relativ schwierig sagen, das kommt sicherlich auch ein bisschen auf die Stimmung an. Ich persönlich bin eher ein Freund von Lateinamerika. Vor allem die südlichen Länder: Brasilien, Argentinien. Jetzt nicht unbedingt vom Politischen oder Wirtschaftlichen oder vom Steuersystem, eher so vom allgemeinen Lifestyle.

Sebastian Interessant.

00:03:47 - Welche Gründe motivieren Menschen zum Digitalen Nomadentum?

Daniel Jetzt passt das also wirklich sehr, sehr gut, dass wir mit dem Ober digitalen Nomaden sozusagen, wie du dich grade da vorgestellt hast, auch mal über das Thema sprechen. Sehr schön. Du hast ja dein Online Business erwähnt, da hast du ja mit ganz, vielen Leuten zu tun, die diesen Schritt schon gewagt haben oder ihn planen. Uns würde mal interessieren, oder mich würde interessieren, was sind denn da die aktuellen Trends? Ich denke, dass sich da, so wie ich das mitbekommen hab, einiges auch geändert hat. Also jetzt vielleicht zwischen den Menschen, den Leuten, die das so vor 10-20 Jahren begonnen haben, ein digitales Nomaden leben, und denen, die jetzt in dieses Leben einsteigen wollen. Also was sind so die aktuellen Trends? Was beobachtest du da, was treibt die Leute dieses Leben zu beginnen?

Christoph Ja, es gibt da sowohl den positiven als auch den negativen Aspekt. Positiv insofern, dass viele Leute jetzt einfach remote arbeiten können, die es vorher nicht konnten, die jetzt teilweise vielleicht wieder zurück ins Office müssen, das aber nicht wollen und auf dem zunehmend digitalisierten Markt einfach neue Möglichkeiten finden, ein Einkommen zu haben. Andererseits, natürlich auch verstärkt durch die letzten Jahre der Pandemie, die zunehmende Inflation, die zunehmenden Steuern und anderen Repressalien, die man oft in Westeuropa hat. Das gibt natürlich auch den Ausschlag für viele auszuwandern oder eben auch so ein Digitales-Nomaden-Leben zu beginnen. Weil man einfach - das ist noch ein bisschen ein großer Vorteil im deutschsprachigen Raum - bereits mit der deutschen Sprache einen riesigen Vorteil hat. Selbst wenn man dann sogar unter dem Mindestlohn arbeitet, in vielen Ländern der Welt schon relativ komfortabel leben kann.

Daniel Wie siehst du das Sebastian? Die Mandanten, mit denen du so zu tun hattest, die sich dafür interessieren, was treibt die so ins Digitale Nomaden Leben? Was sind so deine Erfahrung?

Sebastian Also meine Erfahrung ist sicherlich der ähnlich die, auch der Christoph hat. Also die Pandemie war natürlich schon ein sehr wichtiges Ereignis. Ja, weil natürlich jetzt auch viele sehr traditionelle Arbeitsformen im Grunde aufgebrochen sind. Also früher, mit der deutschen Mentalität, wurde erwartet, dass man im Büro ist, es wurde auch erwartet, dass man persönliche Meetings hat, also möglicherweise anreist und so weiter und sofort. Jetzt heute irgendwas per Zoom zu machen, ist komplett normal und wird ja oftmals sogar jetzt auch bevorzugt. Also ich kann das ja auch nur von meiner eigenen Kanzlei sagen, ich meine, ich habe sicherlich früher, vor der Pandemie, 2-3 Tage pro Woche am Stück Meetings gehabt, in London vor Ort im Büro, mit Personen, die oftmals für einen einstündigen Termin aus Deutschland angereist sind. Ja, das hat sich komplett verändert. Ich meine, ich habe immer noch die gleichen Termine, die gleiche Anzahl von Terminen, aber es wird alles komplett per Zoom gemacht und es würde auch keiner auf die Idee kommen, jetzt dafür noch nach London zu fliegen. Also wenn jetzt jemand Lust nach London zu kommen, weil ein bisschen shoppen gehen will und dann dabei ein Meeting gleichzeitig macht, das ist etwas anderes, natürlich. Aber diese Mentalität hat sich doch komplett verändert und mit den Mandanten, mit denen wir arbeiten, hat sich das auch im Arbeitsleben verändert. Das heißt, Leute, die jetzt Softwareentwickler sind oder die traden, so Trader Nomaden sind, oder auch Leute, die in irgendwelchen beratenden Berufen sind, wo also früher erwartet wurde, dass die mehr oder weniger den Kunden auch dann treffen vor Ort. Das alles hat sich komplett verändert, ist nicht mehr der Fall und man kann heute letztlich überall sein. Und das ist letztlich die Erfahrung, die ich in den letzten Jahren gemacht habe. Das hat die ganze Sache extrem legitimiert und damit ist dieser Lifestyle für viele extrem zugänglich geworden. Das ist meine Erfahrung.

00:07:38 - Wie entwickeln sich Gesetzgebung und Steuern für digitale Nomaden?

Daniel Vielleicht nochmal eine Frage an Christoph: Die Gesetzgebung und die steuerlichen Bedingungen, rechtlichen Rahmenbedingungen - du hast ja da auf alle Fälle einen sehr guten Überblick - sind die jetzt, wenn man sich die verschiedenen Staaten anguckt, eher günstiger geworden für das Digitale Nomaden Leben oder eher ungünstiger in den letzten Jahren?

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Christoph Recht spannende Entwicklung in den letzten Jahren. Also als ich angefangen habe 2015 mit der Arbeit, da war noch die Offshore Welt im vollen Gange, die ist jetzt praktisch tot und es gab Tausende von Regulierungen, vor allem auf Firmenebene. Aber das ist eigentlich für die meisten Nomaden nicht wirklich relevant, oder nur peripher relevant, weil die typischen Setups für Großkonzerne nicht spannend sind. Hier macht ihr auch die amerikanischen LLC's zum Beispiel. Das ist eine Top-Lösung für digitale Nomaden. Aber das kann halt keinen Großkonzern nutzen, weil sobald man die Mitarbeiter einstellen muss, oder vor Ort eine Betriebsstätte hat, wird das wiederum problematisch. Man sieht in vielen Ländern, dass sie sich zunehmend auch um die digitalen Nomaden bemühen. Ja, viele Länder führen jetzt ein extra Visa ein für digitale Nomaden. Viele Länder verbinden das sogar mit einer Steuerfreiheit, obwohl diese Länder eigentlich nicht steuerfrei sind. Das ist zum Beispiel jetzt dann in Kroatien der Fall und wird jetzt wahrscheinlich auch in Indonesien und Bali eingeführt. Ich glaube, dieser Kampf um das Kapital der Digital Nomaden wird im Zukunft noch zunehmen. Und das begünstigt jeden, der mobil und flexibel ist.

Daniel Das war ein interessantes Stichworte, was du gerade gesagt hast: Kampf um digitale Nomaden. Das ist also wirklich schon fast eine Schlagzeile. Könnte man für einen Artikel in der Zeitung nehmen. Für mich war auch interessant, jetzt zu lesen, dass selbst Griechenland, also selbst europäische Länder, jetzt sozusagen ihre Gesetzgebung dahingehend ändern, um digitale Nomaden anzuziehen. Wir hatten auch einen interessanten Podcast über die Ukraine und da ist es auch sehr, sehr interessant, dass da selbst so in den Kriegsanfängen noch weiter an den Gesetzesvorlagen für digitale Nomaden gefeilt wurde, die man also dann sofort nach Ende des Krieges in die Ukraine ziehen will. Also, insofern passt das ganz gut zu dem, was du gerade gesagt hast. Aber ich glaube, Sebastian hatte noch einen Gedanken dazu gerade.

00:10:24 - Vertreibt der deutsche Staat immer mehr Menschen ins Ausland?

Sebastian Ja, da ist noch eine andere Sache und da würde mich interessieren, Christoph, kannst du diesen Trend auch beobachten? Also eine andere Sache, die wir natürlich gerade beim Mandanten aus Deutschland beobachten ist, ist doch eine zunehmende, sag ich jetzt mal, Desillusionierung, was den deutschen Staat anbelangt. Da wird dann natürlich die Grenze zu dem, was real ist, und dem, was Verschwörungstheorie ist, dann relativ grau und das Ganze relativ unübersichtlich. Aber es gibt natürlich schon bei vielen Deutschen, gerade bei vermögenden Deutschen, die Sorge, dass es dazu einen sogenannten Lastenausgleich kommt. Wodurch letztlich die Immobilienbesitzer enteignet werden sollen, um jetzt zum Beispiel Dinge wie, die Coronakrise, Impfschäden oder jetzt auch in Zukunft die Energieversorgung zu stützen, möglicherweise irgendwelche Euro Bailouts in der Zukunft. Wo die Leute schon extrem negativ, letztlich auch den deutschen Staat sehen, sich davor schützen wollen und deswegen dann den Schritt ins Ausland, oder eben den Schritt ins digitale Nomadentum machen. Begegnet ihr sowas auch?

Christoph Ja, das ist relativ häufig, also ich bin ja nicht nur für digitale Nomaden Ansprechpartner, wir machen auch relativ viele Gestaltungen in Deutschland, man kann auch relativ viel in Deutschland gestalten, sowohl steuertechnisch als auch vermögensschutztechnisch. Aber man hat natürlich immer das Problem, man hat einfach eine riesige Rechtsunsicherheit und natürlich eine riesige Bürokratie und hohe Kosten. Da macht es für viele einfach mehr Sinn, sich diesen Gedanken zu stellen: "Ja schau mal, ich kann den Sommer ja trotzdem in Deutschland verbringen, wenn ich das richtig aufsetze und dann bin ich vielleicht sogar ein halbes Jahr in Deutschland, ein halbes Jahr in Mallorca", jetzt ein bisschen auf die Spitze getrieben. Da muss man zwar auf vieles aufpassen, aber rein theoretisch ist es möglich. Besser noch einen dritten oder vierten Standort dazu, aber dann können wir durchaus noch ein paar Monate in Deutschland verbringen, wir können paar Monate in anderen Ländern verbringen, wo es uns gut geht und dann haben wir überhaupt keinen Stress mit diesen ganzen Themen. Ja, und ich glaube, dieser Gedanke wird zunehmend für viele interessant. Jetzt längst nicht mehr nur für junge Menschen wie mich. Ein Großteil meiner Kunden sind auch Familien mit Kindern. Ein großer Faktor zum Beispiel ist dann das Thema Schule. Also mittlerweile sehr viele Familien, gerade durch das Thema Masken Pflicht für ihre Kinder, ging es Richtung Thema frei lernen. Auch sehr viele alte Menschen und auch Angestellte kontaktieren mich mittlerweile, weil sie einfach die Möglichkeit haben, eben remote zu arbeiten.

Sebastian Ja, also das ist sicherlich was. Wir hatten mal, ich weiß nicht, ob du den kennst, es gibt ja diese Alexander von Humboldt Schule in Costa Rica und da haben wir mal mit einem der Gründer auch eine Podcast Folge gehabt. Ich weiß nicht, kennst Du diese Schule, Christopher?

Christoph Sag mir grob was, aber nicht im Detail.

Sebastian Ja, also sehr interessant. Er hatte da mal erzählt, das war noch am Anfang in der Pandemie, da hat erzählt, welche Familien sich interessieren für das Angebot der Schule und welche das nutzen. Das ist ja so ein weiterer Punkt, also ich meine gerade viele Deutsche sind hier irgendwo festgefahren im deutschen Schulsystem. Die denken, da ist das beste Schulsystem der Welt, das muss man unbedingt machen, wenn jetzt meine Kinder nicht auf die deutsche Schule gehen können, dann ist irgendwie die Welt verloren und dann wird nie etwas aus ihnen werden. Dann sind sie Loser, letztlich für den Rest ihres Lebens. Was ja an sich sowieso totaler Quatsch ist, aber die Deutschen haben schon das Problem, dass sie, ich sage mal, sehr oft Scheuklappen aufhaben und sehr auf Deutschland fokussiert sind. Nur wenige können sich wirklich vorstellen, dass man auch außerhalb Erfolg haben kann. Aber eben dann, so eine Deutsche Online Schule zum Beispiel, ermöglicht einem ja dann auch hier, mehr oder weniger eine Brücke zu bauen. Ja, das man eben beides verbinden kann. Dass man eben sagen kann: "Ok, ich lebe im Ausland, aber hab eben trotzdem dieses deutsche Bildungsangebot für meine Kinder, welches sich in dem Fall jetzt hier nach dem Lehrplan Baden-Württemberg richtet, also auf jeden Fall ziemlich gut ist." Das sind doch oftmals bahnbrechende Entwicklungen, weil natürlich das für viele Deutsche oft der Knackpunkt ist, ob sie ins Ausland gehen können oder nicht: Krieg ich meine Kinder irgendwie in eine deutsche Schule rein. Wenn auf einmal sowas funktioniert, dann öffnen sich da auf einmal ganz neue Möglichkeiten, Dimensionen. Also das Thema Homeschooling und alternative Lernformen, stimme ich dir zu, das ist ein ganz großer Trend.

Christoph Das wird ja auch ständig weiterentwickelt und gefühlt jeden Monat gibt es eben ein neues Angebot. Das beflügelt sich natürlich gegenseitig. Auf der anderen Seite, gibt es natürlich auch viele Leute, die ihre Kinder in eine normale Schule schicken wollen. Auch da gibt es so viele Angebote und auch an durchaus steuerattraktiven Standorten wie Dubai - da ist das Schulangebot dann wirklich sehr hervorragend.

00:15:03 - Was sollte man bedenken, wenn man ins Digitale Nomaden Leben einsteigen will?

Daniel Was ist denn jetzt aus deiner Erfahrung her - wenn also jetzt jemand sagt, ich möchte jetzt in dieses digitale Nomaden leben einsteigen - was ist denn aus deiner Sicht her vielleicht ein Aspekt, den die meisten vergessen zu bedenken oder einen Fehler, den viele machen, wenn sie das jetzt angehen wollen?

Christoph Ja, man sollte sich erstmal natürlich fragen: Wie verdiene ich Geld und wie viel? Was habe ich noch für Vermögen im Hintergrund? Weil daraus ergeben sich ja dann sehr viele Punkte. Wenn wir jetzt nicht viel Einkommen haben, dann können wir auch so relativ leicht den Absprung aus Deutschland schaffen, dann sind wir auch nicht so auf dem Radar des Finanzamtes. Wenn man mehr Geld verdient, schon erfolgreiche GmbHs hat in Deutschland, ist es natürlich schwieriger den Absprung zu machen. Es ist durchaus möglich, damit verdienen wir ja sozusagen unser Geld, eben diese Strukturen richtig zu ebnen. Dennoch sollte man sich auch fragen natürlich, ob sich das überhaupt lohnt, weil es kommt natürlich auch sehr stark auf die Länder an, aber es ist natürlich auch immer ein Kompromiss auch. Wenn ich 1000 € im Monat verdiene, dann zahle ich eh kaum Steuer in Deutschland. Dann kann es trotzdem Sinn ergeben, schon ins Ausland zu gehen, da hab ich keine Buchhaltung, kann günstiger legen. Aber grundsätzlich, muss man sich ja auch einfach fragen, was man möchte. Möchte man jetzt Unternehmer werden und dort so nebenher Geld verdienen, ein Business aufbauen, oder möchte man irgendwie regelmäßig 1000 - 2000 € aufs Konto bekommen und das war’s? Das ist ja tatsächlich das, muss man auch sagen, worauf es bei 80% der digitalen Nomaden darauf hinausläuft. Das sind eigentlich, sage ich mal, Schein-Selbstständige, die da mehr oder weniger das gleiche für einen sehr langen Zeitraum verdienen und eben keine unternehmerischen Ambitionen haben. Das möchte ich jetzt überhaupt nicht verurteilen, aber das hat natürlich auch gewisse Nachteile.

00:16:51 - 3 Tipps zum Start ins Digitale Nomaden Leben

Daniel Wenn jetzt jemand also überlegt, ins Digitale Nomaden Leben einzusteigen, was ist deine Empfehlung, wie soll er das angehen?

Christoph Ja also, wenn wir jetzt mal vom typischen Deutschen ausgehen, ich denke, dass hier so die Zielgruppe, dann hat man in Deutschland den Vorteil, dass das relativ leicht ist, sich von dem deutschen System zu verabschieden. Wir haben in Deutschland den großen Vorteil, auch in Österreich, wir können uns grundsätzlich abmelden, ohne dass wir einen neuen Wohnsitz, Steuer Wohnsitz nachweisen müssen gegenüber dem Finanzamt. Das ist in anderen Ländern ja anders. Also ich glaube, wenn man sich aus Spanien, England abmeldet, dann kommt man erst aus der Steuerpflicht raus, wenn man einen neuen Steuer Wohnsitz nachweist. Da geht ein kleiner Punkt an Deutschland. Es gibt natürlich andere Vermeidungsmechanismen, Wegzugsteuer, erweiterte beschränkte Steuerpflicht, diese ganzen Sachen. Die lassen sich aber für die meisten digitalen Nomaden, die ja meistens auch Dienstleister sind, relativ gut lösen und nur in Sonderfällen muss man ein bisschen aufpassen. Und ja, wie sollten mal anfangen? Also am besten sollte man sich einen kleinen Plan machen, sollte auch nicht nicht zu lange warten. Man kann das Ganze relativ zeitnah umsetzen. Viele Leute setzen da ja auch so typischen Missverständnissen auf. Zum Beispiel wir haben jetzt Anfang Juli. die denken jetzt waren sie 183 Tage in Deutschland. jetzt müssen sie bis zum Ende des Jahres warten. Das ist ja nicht der Fall.

00:18:07 - Welche Eigenschaften sollte man mitbringen und wie sieht das Leben als digitaler Nomade wirklich aus?

Daniel Gibt es jetzt aus deiner Sicht irgendwelche wichtigen Eigenschaften, die man mitbringen muss, wenn man digitaler Nomade werden will? Also muss man besonders mutig sein, leichtsinnig sein oder was gibt es so für Anforderungen an die Persönlichkeit? Oder sagst du, jeder kann digitaler Nomade werden?

Christoph Ich glaube schon, dass jeder digitaler Nomade werden kann, aber es ist natürlich von Vorteil, wenn man einen gewissen Konsum- bzw. Besitzverzicht übt. Es ist einfacher, wie ich, mit Handgepäck um die Welt zu reisen, als 10 Koffer mitzuschleppen. Das ist durchaus auch möglich als digitaler Nomade, aber das erfordert dann einfach einen anderen Lebensstil. Das heißt, dann muss man halt einfach mehrere Monate an einem Ort bleiben und vielleicht auch sein Auto oder Wohnmobil haben, um sein ganzes Hab und Gut mitzuschleppen. Ich hab mir auch vor 2 Jahren ein Bot gekauft. Ich hab einen Katamaran, das ist sozusagen meine Wohnstätte aktuell und das ist schon praktisch auch sowas zu haben. Da sollte man vielleicht noch nicht den Fehler machen, digitaler Nomaden ist gleich nomadisch, das heißt ja nicht, dass wir kein Eigentum haben dürfen, man kann ja durchaus als digitaler Nomade mehrere Immobilien in verschiedenen Ländern der Welt besitzen. In vielen Ländern löst Immobilienbesitz per.se ja auch erstmal noch gar keine Steuerpflicht aus. Das heißt jetzt nicht unbedingt, dass wir ewig um die Welt ziehen müssen.

Sebastian Du hast ja schon jetzt vorhin im Grunde gesagt, dass du jetzt schon eher ein Extrem-Nomade bist, du bist ein paar Tage in jedem Land, dann gehst du weiter und du machst das auch jetzt natürlich schon ne ziemlich lange Zeit. Typischerweise, deiner Erfahrung nach, wie machen das die meisten deiner Mandanten? Sagen die im Grunde: "Ich ziehe so lange um die Welt, bis ich irgendwo den Ort gefunden habe, in den ich mich jetzt verliebe oder ich finde die Personen, in die ich mich verliebe, die bindet mich dann an den Ort? Machen die das für 2-3 Jahre? Was ist so deine Erfahrung?

Christoph Ja, ich glaube, viele machen das schon relativ unbefristet, aber natürlich langsamer als ich. Da wird es auch bei mir darauf hinauslaufen, dass man sich dann einfach seine 3-4-5-6 Orte sucht, wo man dann 2-3-4 Monate verbringt und sich vielleicht auch etwas aufbaut, eine Immobilie kauft, vielleicht lokal die große Liebe findet. Aber wenn Leute einmal diesen Vorteil auch genossen haben, gerade die steuerlichen und bürokratischen Vorteile, fällt es vielen noch schwer, zurück ins System zu gehen. Das passiert auch, meistens aus familiären Gründen, aber wirklich freiwillig nach Deutschland zurückkehren zum Beispiel, das hab ich sehr wenig in meiner Mandantschaft. Da gibt es vielleicht irgendwelche EU Länder: Zypern, Malta, Irland, sowas kommt dann schon eher infrage. Also diese komplette Rückkehr zurück ins System, das sehe ich relativ selten.

Sebastian Interessant. Wie alt sind deine Mandanten im Schnitt? Du hattest vorhin gesagt, früher waren es eher die Jüngeren, jetzt sind es auch eher schon die Familienvater. Was würdest du so sagen? Würde man sagen, na ja, die Leute, die jetzt so wie du, ganz extrem reisen, das sind eher die Jüngeren bis 35 und danach wird es eher gesetzt? Wie würdest du das beschreiben?

Christoph Naja, wie ich extrem reisen tut fast niemand, weil das ja auch oft dem Business Aufbauen im Wege steht und nur wenige können ihr Business überhaupt mit so einer Reisetätigkeit vereinbaren. Bei mir ist das extrem heterogen, also ich hab von 14 bis 90 alles dabei. Also wenn es jetzt eher um diesen typischen Nomaden Lifestyle geht, das ist schon so zirka 20 bis 40, aber es gibt auch durchaus 60 - 70-Jährige, die sowas machen, aber es ist natürlich gemessen am Durchschnitt schon relativ selten, ja.

00:21:37 - Grund zur Sorge? Die Zukunft und Altersvorsorge für digitale Nomaden

Daniel Du hattest vorhin das Thema Immobilienbesitz angesprochen als digitaler Nomade. Das hat mich jetzt auf eine Frage gebracht, die ich auch für wichtig halte, und zwar: Wenn ich jetzt den Lifestyle digitaler Nomade liebe, das heißt am Strand sitzen, nebenbei ein bisschen arbeiten - du hast vorhin selber gesagt, vielen reicht das, wenn da irgendwie so 1000 € aufs Konto kommen, weil Lebenskosten sind ja oftmals niedrig in anderen Ländern - kann es dann passieren, dass digitale Nomaden so ein bisschen die Zukunft aus dem Auge verlieren? Weil letztendlich brauchen die auch eine Altersvorsorge, also irgendwann können sie vielleicht diese Arbeit nicht mehr machen, die sie heute machen? Die Frage ist: Beobachtest du das auch? Macht dir das auch Sorge oder wie berätst du jetzt deine Klienten in der Hinsicht?

Christoph Ja, ich glaube, das ist ein wichtiges Thema, was viele auch links liegen lassen, gerade wenn sie eher ein kleineres Gehalt haben sozusagen. Ich seh einerseits, dass sich viele Leute mittlerweile mit Finanzen auseinandersetzen und auch viel mit Investments. Andererseits gibt es auch eine unglaubliche Naivität, die man in dieser digitalen Nomaden Front oft vorfindet, gerade was so typische Schneeballsysteme angeht, also typische betrügerisches Scams. Also ich hab reihenweise Kunden, die dann bei mir ankommen und denken, sie wären ja finanziell frei, weil sie irgendwie 20000 € in ein Schneeballsystem investiert haben und meinen jetzt daraus leben zu können. Denen muss man natürlich auch erst mal sagen, dass es wahrscheinlich nicht klappen wird und sie in 1-2 Jahren spätestens ihr Geld los sind, und wieder von vorne anfangen müssen. Grundsätzlich sind digitale Nomaden ja perfekt ausgestellt, sie müssen eben nicht mehr in staatliche Zwangssysteme einzahlen, die eh fast keine Rente erwirtschaften, geschweige denn, dass dieses System überhaupt noch gibt, wenn sie dann in Rente gehen. Sie können selber anlegen, potenziell mit großem Steuervorteil. So meine typischen Unternehmerkunden, die sind in der Regel nach 5 Jahren Arbeit komplett finanziell frei, weil sie einfach ihr steuerfreies Geld sauber investieren. Wenn man da seine 10 - 15 % im Jahr macht, dann hat man eigentlich fürs ganze Leben schon ausgesorgt.

00:23:43 - Investment Tipps für digitale Nomaden

Sebastian Investments sind jetzt ja auch, wenn man deine Webseite anschaut, ein wichtiger Teil deines Dienstleistungsangebotes. Du hast natürlich gerade eben schon gesagt, wer dann eben steuergünstig wohnt, der hat natürlich dann schon mal erstmal mehr Geld, weil er keine Steuern bezahlt. Gerade jetzt momentan in diesen instabilen Zeiten, die gefühlt fragil sind, mit dem Krieg, steigenden Energiepreise, steigender Inflation und so weiter, und gleichzeitig sehen wir dann so Dinge wie, dass Krypto, wo ja viele große Hoffnungen gesetzt hatten, mal wieder abgestürzt ist - kann natürlich wieder kommen... Hast du da jetzt ganz allgemeine Investment Tipps für Leute, die jetzt im steuergünstigen Ausland wurden, die digitalen Nomaden sind? Was würdest du denn so ganz grundsätzlich mal als Strategie empfehlen, wenn die dich jetzt fragen würden: "Wo kann ich denn jetzt investieren? Ich meine, in Deutschland will ich nicht investieren, weil dann bin ich ja schon mal möglicherweise in der erweiterten beschränkten Steuerpflicht drin und sowieso müssen wir Quellensteuer bezahlen und da hab ich keine Lust?" Was würdest du denen sagen, wenn sie dich fragen?

Christoph Ja, das hängt natürlich auch sehr stark von der Person ab. Wenn sie jetzt eher relativ wenig Geld verdient und auch nicht vorhat deutlich mehr in Zukunft zu verdienen, dann wäre das halt eher eine konservative Strategie. Zum Beispiel auf ETF setzen, was aktuell vielleicht auch nicht der beste Zeitpunkt ist, da würde ich das eher dann mal splitten, diversifizieren und ein bisschen was für die Staatsanleihen, ein bisschen ETF Aktien, ein bisschen Gold, vielleicht auch ein bisschen Krypto. Bei Krypto ist das Schöne, sage ich immer, man kann maximal hundert Prozent verlieren oder paar Tausend mit gewinnen. Das Ganze gilt natürlich auch für Leute, die mehr verdienen. Ich würde sagen, ich bin finanziell komplett abgesichert durch gewisse Private Equity Investments, die mir einen regelmäßigen Cashflow liefern. Deshalb bin ich aktuell sehr stark auf den Kryptomarkt fixiert, eben genau aus diesem Thema. Wenn ich alles verliere, egal, weil ich verdiene genug Geld. Also man kann das nicht pauschalisieren. Ich persönlich über die letzten Jahre hab sehr viel in echte Werte investiert. In Unternehmen, also höhere Anteile an Unternehmen aus den Bereichen Landwirtschaft, Rohstoffe usw. Und das ist, wie sich in der aktuellen Lage zeigt, kein schlechtes Investment gewesen, ja.

Sebastian Also auch im positiven Sinne sehr konservative Werte bzw. Werte, die jetzt sehr nahe an den Grundbedürfnissen der Menschheit sind, ja wie zum Beispiel Landwirtschaft.

Christoph Genau, Landwirtschaft. Ich habe diese Walnuss Plantage in Georgien oder ich hab mir noch ein Weingut in Argentinien gegönnt, das ist dann oft natürlich auch nicht nur rein Rendite getrieben, ich trinke halt gerne Rotwein. Ich wollte meinen eigenen Rotwein haben, also habe ich mir dort eben ein Stück Ackerland gekauft und produziere jetzt meinen eigenen Wein.

Sebastian Na, das ist doch super. Wie viele Flaschen im Jahr kriegst du daraus?

Christoph Das ist sehr guter Wein, sehr guter Malbec Wein, das werden nur so knapp 2000 Flaschen pro Jahr.

Sebastian Sehr schön.

00:26:34 - Bankkonto eröffnen - Die große Herausforderung

Daniel Nochmal ein bisschen zurück wieder zu den digitalen Nomaden. Was sind jetzt so aktuell vielleicht die größten Schwierigkeiten, die im Digitalen-Nomaden-Leben auftreten können, auf die man sich gut einstellen sollte? Ich sage mal ein Beispiel jetzt, aber vielleicht ist das ja aus deiner Sicht nicht das größte Problem. Manche stellen dann zum Beispiel plötzlich fest, dass sie ja ein Bankkonto brauchen und irgendwie vielleicht bei einer Bank, ohne einen Steuerwohnsitz, wenn sie da vorsprechen und sagen: "Ich hätte gerne ein Konto eröffnet hier, weil ich ja hier in dem Land wohne, zumindest jetzt ein paar Monate.", aber sie kriegen kein Bankkonto. Also ist das zum Beispiel ein großes Problem? Oder gibt es noch andere große Probleme? Vielleicht können wir mal ein bisschen über Herausforderungen sprechen.

Christoph Es gibt Challenges, die schon viele haben, die aber keine sind. Zum Beispiel das Thema Versicherung. Grade was Krankenversicherung und auch andere Versicherungen angeht, ist in der Regel kein großes Thema. Es gibt ja so viele Versicherungen, die einem auch ohne festen Wohnsitz versichern. Oft zu deutlich attraktiveren Beträgen, als man das im Zwangssystem seine Heimat gewohnt ist. Da sind wir auch sehr stark hereingegangen, wir haben Rahmenverträge mit verschiedenen Versicherern vereinbart. Nicht nur Kranken-, auch Rechtsschutz-, Haftpflicht-, sogar Entführungsversicherung launchen wir jetzt in Kürze für Privatpersonen. Aber du hast recht, das Top-Thema, und diese Frage kommt quasi täglich in meinen Gruppen, ist die Frage nach dem Bankkonto oder eher nach dem Wohnsitznachweis. Das ist natürlich offensichtlich das größte Problem für digitale Nomaden und viele Leute verstehen das auch nicht. Warum muss sich der Banken nachweisen, wo ich wohne? Warum kann ich denen nicht sagen, ich bin wohnsitzlos? Das geht natürlich nicht. Wir müssen uns um dieses Compliance Setup bemühen. Ja, das muss ich selber tun. Ich mach's auch ungern. Aber genau aus diesem Grund habe ich eben in verschiedenen Ländern der Welt meines Verbrauchsrechnungen und meine Steuernummern, sodass ich problemlos Bankkonten eröffnen können. Ja, und man kann das so machen, dass man vielleicht am Anfang alles in Deutschland eröffnet und dann hält das für 2-3 Jahre und man kann das erstmal so weiter nutzen. Auch da gibt es aber einige Gefahren. Zum Beispiel nutzen viele ihr altes deutsches Geschäftskonto weiter, was auf ihr Einzelunternehmen gelaufen ist. Da kommt es dann gerne vor, dass das Finanzamt dann weiter Steuern haben will, weil das alte Geschäftskonto ja weiter benutzt wurde. Also man muss schon ein bisschen aufpassen. Grundsätzlich lässt sich das aber recht einfach lösen. Und oft auch nicht zwingend, indem man irgendwie eine Wohnung anmietet. Die Verbrauchsrechnung und auch Steuernummer kann man sich als Tourist auch auf anderem Wege ganz legal besorgen. Um das noch abzuschließen, das wird sicherlich auch in Zukunft zunehmen, dass die Banken immer strenger werden, immer schärfer regulieren. Dann wird eben nicht nur die Verbrauchsrechnung reichen. Viele Banken wollen mittlerweile auch die Steuernummer haben, vielleicht auch noch eine Aufenthaltsgenehmigung und zusätzliche Dokumente, damit wird das Ganze natürlich schwieriger werden.

Sebastian Ja, wir kennen das ja gerade auch von diesen Online Banken wie zum Beispiel Revolut. Wir haben relativ viele Mandanten, die sind jetzt fest alle fest wohnansässig irgendwo, aber da fragt dann Revolut sehr wohl beim Geschäftskonto nach: Naja was ist das? Man soll die Steuererklärung schicken, nachweisen, wo sein Vermögen her ist und so weiter. Gerade bei den Online Banken wird ja doch schon relativ viel nachgefragt. Und viele erleben das ja zum Beispiel, sie haben jetzt ein Konto, das funktioniert alles wunderbar und dann auf einmal nach einem halben Jahr, nach einem Jahr, nachdem das bisschen Geld rüber gelaufen ist, fängt es dann an extrem schwierig zu werden. Transfers werden verzögert, blockiert, da wird irgendwas verifiziert für Wochen bist irgendwie Geld ausgeführt werden kann. Also, ich glaube, das ganze Thema Banken ist natürlich schon immer so ein Akt, wo man immer hart arbeitet, bis das mal richtig rund läuft, auch langfristig.

Christoph Ja, ich glaube, das Wichtige ist auch, sich mal mehrgleisig aufzustellen, ich meine, auch ein fester Wohnsitz schützt er vor diesem Problem nicht. Dann kommt Malta wieder auf eine Graylist oder ein anderes Land, und dann wird es auf einmal wieder deutlich schwieriger mit den Banken. In meinen Augen sollte man da immer möglichst verschiedene Setups haben. Zum Beispiel ein Land in der EU, ein Land außerhalb der EU, möglichst natürlich keine Steueroasen, wo man dann eben "Whitelistet" ist und problemlos seine Bankkonten öffnen kann, ohne negative steuerliche Auswirkung zu haben. Bei mir ist das zum Beispiel Thailand, kann ich auch sagen. Ich habe diese ganzen Sachen in Thailand, weil das eine super Steueroase ist, hat aber eben nicht diesen negativen Ruf und ist relativ gut geeignet und weltweit Bankkonten aufzumachen.

Sebastian Guter Tipp.

00:31:12 - Welche Länder eignen sich für den Einstieg?

Daniel Wenn jetzt ein Klient auf dich zukommt und sagt: “Ich möchte jetzt gerne ins Digitale Nomaden Leben einsteigen.”, ist es dann so, dass die meistens schon ein spezielles Land oder Länder im Sinn haben, oder gibt es auch welche, die sagen: "Christoph oder Herr Heuermann, ich will das Leben jetzt da so mir aufbauen, gib mir doch mal eine Liste von Ländern, die ich da so ins Visier nehmen kann." Also ist es dann so, dass sie dann auch Landesempfehlungen haben wollen von dir? Wenn ja, was empfiehlst du, wenn man jetzt ein Einsteiger ist, mit welchen Ländern man so anfangen sollte? Oder haben die meisten schon konkrete Pläne?

Christoph Ja, was wir machen, ist natürlich eine recht holistische Beratung, die alle Lebensaspekte einbezieht, längst nicht mehr nur die Steuern. Das heißt, wir schauen uns erstmal ganz genau an, was die Situation ist und dann schauen wir natürlich auch, wie die Leute ihren Alltag verbringen möchten und machen dann halt verschiedene Vorschläge. Der große Unterschied ist, wir haben eigentlich nichts mit den typischen Auswandererländern von Angestellten zu tun. Sowas wie Kanada oder Australien oder Neuseeland oder auch Skandinavien ist komplett uninteressant für uns, eben weil das hohe Steuern hat und Lebenshaltungskosten. Das ist eigentlich nicht das, was digitale Nomaden wollen. Deshalb kommt es oft schon zu recht, sage ich mal, abenteuerlichen Ländern, wo sich viele aber tatsächlich auch darauf einlassen wollen. Bei uns sind England oder Malta Länder, die kommen schon vor, aber das ist relativ selten. Da sind tatsächlich eher Länder wie Nicaragua, Paraguay, Georgien oder die Philippinen tatsächliche begehrter, weil sie einfach niedrige Lebenshaltungskosten versprechen, praktisch keine Steuern, wenig Bürokratie, eigentlich einen höheren Freiheitsfaktor.

Daniel Schön.

Sebastian Ich glaube, das haben wir sicherlich auch beobachtet. Also wenn man nur mal die Podcast Episoden anschaut, da waren Länder wie Panama, Paraguay und so, jetzt gerade in Zeiten der Pandemie, für viele hochinteressant. Und wie gesagt, wenn man jetzt nochmal auf Sorgen, die gerade Deutsche haben, wie zum Beispiel jetzt diesen möglicherweise drohenden Lastenausgleich, zu sprechen kommt, sind dann auch solche Länder hochattraktiv. Der Daniel hier, der hat einen Cousin, der in Panama Einwanderungshilfe macht, mit dem haben wir dann auch einen Podcast Episode gemacht, hochinteressant Panama. Da gibt es schon wirklich eine relativ hohe Anzahl von Deutschen, die dann ja mittlerweile auch dieses Investment in Panama machen, was ja notwendig ist. Dort eine Immobilie kaufen für $250.000. Wir kennen auch dann natürlich Mandanten, die sich dann hier Passports über Investment dann kaufen. Also man muss schon sagen, dass natürlich gerade die, die jetzt mehr Geld haben, natürlich bereit sind, da wirklich auch zu investieren in diese Zukunft und sich da wirklich auch "committen". Also das ist kein Spaß für die, das nehmen die total ernst.

Christoph Ja, ich glaube auch einfach, die Lebensbedingungen passen sich halt auch einfach an auf einem gewissen Niveau. Klar, man hat grundsätzlich in Deutschland noch ein schönes Leben, aber man kann das auch in vielen anderen Ländern ähnlich darstellen. Viele Leute, die reisen, sehen dann halt nicht mehr den riesigen Unterschied der tollen Infrastruktur, die wir in Westeuropa haben. Die können sich Ähnliches eben auch in anderen Ländern leisten oder finden das sogar besser dort.

00:34:34 - Kryptoinvestment: Ja, nein oder vielleicht?

Sebastian Noch eine interessante Frage. Du hast du ja vorhin auch eben gesagt, du bist ja noch groß im Kryptobereich tätig, gib uns doch mal eine Prognose. Ist da jetzt alles verloren oder wird sich das wieder erholen? Muss man jetzt dort Experte sein, um da weiter zu verdienen? Wie siehst du das?

Christoph Ich glaube, da ist längst noch nicht alles verloren. Ich glaube, das wird jetzt einen längeren Bärenmarkt geben, aber so 24-25 rechne ich dann doch auch mit einer Erholung. Wir hatten hier ist ja gerade, dass die EU ihr Maßnahmenpaket verabschiedet hat, eigentlich für Rechtssicherheit gesorgt hat. Das sieht eigentlich auch eher gut als schlecht aus.

Sebastian Da geht es jetzt darum, dass man jetzt nicht mehr irgendwie anonym bei einem Krypto Exchange Geld wechseln kann.

Christoph Ja, aber es ist doch lascher ausgefallen, als ich persönlich erwartet hatte. So generell ist der Rechtsrahmen jetzt klar und die Krypto Industrie hat in Deutschland und in Europa eine Zukunft. Ich glaube, die Blockchain Technologie in all ihren Facetten hat schon viel zu bieten und ist auch ein wichtiger Wirtschaftstreiber einfach mittlerweile auch geworden. Also ich gehe weiterhin recht stark in Kryptowährung rein, weil ich einiges erwarte, aber man sollte jetzt eben nicht erwarten, dass man über Nacht Milliardär wird.

Sebastian Also im Grunde genommen wird für Krypto auch wahr, was ja sowieso auch für andere Assets schon immer wahr war, dass man seinen Research machen muss, dass man sich damit befassen muss. Dass das zeitintensiv ist, dass man sich auch selbst damit auskennt und nicht nur irgendwelchen anderen vertraut und daneben gezielt Investments vornimmt.

Sebastian Genau, definitiv. Krypto ist eben nicht nur Bitcoin. Bitcoin ist sicherlich keine schlechte Idee, aber es gibt so viele andere Kryptowährungen und 80 % der wenigen, die es jetzt gibt, werden die nächsten 5 Jahre sicherlich nicht überleben. Aber es gibt eben auch sehr viele, sehr gute Entwicklungen in manchen Bereichen, die dann auch noch für einen neuen Boom sorgen können, oder in meinen Augen auch werden.

00:36:29 - NOMAdays: Der Event für digitale Nomaden

Sebastian Du planst ja, ich glaube, im Herbst, ein Event der digitalen Nomaden: NOMAdays. Erzähl uns doch dazu noch ein bisschen was.

Christoph NOMAdays ist eine englischsprachige Veranstaltung, die haben wir letztes Jahr im Sommer zum ersten Mal veranstaltet. Ein Freund von mir hat sich ein Schloss in Deutschland gekauft mit ein paar Bitcoins damals. Das ist jetzt Veranstaltungsort und da richten wir eben diese Konferenz aus für digitale Nomaden. Da geht es um die typischen Themen: Firmengründung, Wohnsitz, Versicherung, Investment, Krypto usw. Das findet vom 26. Bis 28. August in Ostdeutschland statt.

Sebastian Sehr schön, 3 Tage also und ich habe gesehen, du hast alle möglichen interessanten Sprecher da. Die Guten, die im Grunde alle Themen abdecken, an die man als digitaler Nomade denken muss, wenn man diesen Lebensstil schon lebt oder noch leben möchte. Vom Thema Steuern bis zum Thema Investmentvorsorge.

Christoph Genau, da kommen einerseits viele Partner von mir, aus Panama, aus Dubai, aus Portugal, um da eben die lokalen Lösungen vorzustellen. Andererseits, und das finde ich aber noch interessanter, ist auch eben letztes Jahr super, einige Freunde, die eben auch diesen Lifestyle seit Jahren umsetzen, aber eher als erfolgreiche Unternehmer. Ein Freund von mir z.B. hat die größte Erste Hilfe Schule Deutschlands, der ist mit mir in Konkurrenz im Wohnsitz haben, weil ich hab 5 Wohnsitze, er hat schon 8. Das ist einfach immer dann sehr, sehr cool zuhören und zuschauen, wie diese Leute ihre Strategien weltweit machen.

Sebastian Also auch mal von Leuten zu hören, die das schon erfolgreich machen. Weil das ist ja immer wichtig, man ist ja sonst oftmals auch geneigt zu sagen: "Ist das wirklich realistisch? Kann ich das oder was kann ich überhaupt erreichen?" Ich glaube dann von Menschen zu hören, die das erfolgreich gemacht haben und sich dort individuell auch als Person verwirklicht haben in dem Lebensstil, muss ja immer eine große Ermutigung auf jemand sein, der ganz am Anfang dieser Reise steht.

Christoph Ja, definitiv. Es geht ja vor allem um die Community, unsere Facebook-Gruppe hat der mittlerweile 25.000 Menschen. Wir haben ja vor Corona auch sehr viele Stammtische gehabt, die langsam auch wieder Fahrt aufnehmen. In vielen deutschen Städten treffen sich die Leute dann einmal im Monat mit Gleichgesinnten. Oft ergeben sich daraus dann ja auch Business Kooperation und auch mal gemeinsame Reisen ins Ausland und das ist einfach auch ein sehr wichtiger Teil unserer Arbeit.

Sebastian Sehr interessant. Ja, wir sehen, es ist und bleibt ein Markt mit viel Potenzial. Anfangs hatte ich ja schon gesagt, manche Umfragen sagen, dass es Millionen Menschen, die eine Umfrage sagt 17 Millionen Menschen, planen gerade in dieses Leben einzusteigen. Das heißt, ich denke, dass auch der Beratungsbedarf immer mehr steigt. Wie wir grade schon gesprochen haben, die gesetzlichen Rahmenbedingungen ändern sich in vielen Ländern. Manchmal wird es strenger, manchmal wirds einfacher. Das heißt für uns, für dich viel zu tun. Vielen Beratungsmöglichkeiten und Potenzial und Gestaltungspotential. Das wird also mit Sicherheit interessanter werden und ist und bleibt ein spannendes Thema. Also wahrscheinlich können wir jetzt schon mal vielleicht auch ein weiteres Gespräch planen? Vielleicht dann, wenn du deine 200 Länder geknackt hast? Wird es immer wieder neue Themen geben, darüber zu sprechen.

Christoph Ja definitiv, das ist einfach das Schöne an der Arbeit, deshalb mache ich das ja auch. Kein Beratungsgespräch ist wie das andere. Die Themen sind extrem individuell, man muss immer neue Lösungen erarbeiten und oft ändern sich halt auch einfach Sachen. Jetzt während der Pandemie so Länder wie Panama haben sehr stark an Gunst verloren, weil sie zum Beispiel einen sehr strengen langen Lockdown hatten und andere Länder, die vorher nicht so aktiv waren, die vielleicht auch steuerlich nicht so attraktiv waren, wie Mexiko, sind auf einmal extrem in der Gunst vieler Leute gestiegen. Da zahle ich vielleicht doch bisschen Steuern, oder gehe das Risiko ein, welche zu zahlen, habe aber dafür andere Vorteile. Das ist das Bereichernde an dieser Arbeit.

Daniel Das stimmt.

Sebastian Ja, und das ist ja auch nicht vorbei dieses Pandemiethema. Wer weiß, was der Herbst bringt. Wo hatte ich es jetzt gelesen? Hier in der UK, in Wales, haben sie jetzt wieder in allen Krankenhäusern Maskenpflicht vorgeschrieben, weil die Zahlen bisschen nach oben gehen. Also da wird sicherlich noch möglicherweise was kommen.

Christoph Die nächste Pandemie kommt bestimmt und der Krieg, oder was auch immer, wir wollen uns nichts wünschen, aber ich persönlich sagt immer, die Tageszeitung ist sozusagen die beste Werbung für mich, sicherlich auch für euch. Das werden noch spannende Jahre werden. Aber ich glaube, es wird immer Möglichkeiten geben, wird immer legale Schlupflöcher geben, gerade für Leute, die eben flexibel bleiben. Ich sage immer gerne, mal sollte auswandern, ohne einzuwandern. Man sollte eben möglichst mobil und flexibel bleiben, ruhig auch mehrere Wohnsitze haben, auch durchaus Immobilien haben, aber sich halt nicht zu stark in einem System verankern. Das ist in meinen Augen, gerade in aktuellen Zeiten, eher schädlich als nützlich.

Daniel Das war ein guter Abschlusskommentar. Dann würde ich sagen: vielen herzlichen Dank. Das Gespräch war ja spannend. Wir freuen uns schon auf das nächste Mal.

Christoph Sehr gerne.

Daniel Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren-Button und auf die Glocke. Auch über ein Kommentar, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Costa Rica: Unternehmens- und Wohnsitz im Paradies?

Costa Rica - ein Paradies mit großartiger Lebensqualität, viel Natur, einem entspannten Staat und 0 % Steuern auf Auslandseinkünfte. Alles Wichtige über das Leben vor Ort erfahren Sie hier!

Zu Gast: Robert Hager

Suchen Sie nach einem friedlichen, unternehmerfreundlichen Wohnsitz, wo Sie das Leben genießen und Steuern sparen können? Dann ab nach Costa Rica! In Costa Rica läuft das Leben unvorstellbar gelassen ab. Die politische Situation ist ruhig, die Menschen sind freundlich, die Natur atemberaubend. Sie können schlichtweg gesünder und stressfreier leben als in Europa. Gleichzeitig hat Costa Rica für Zentralamerika einen sehr hohen Standard im Bildungsniveau, Gesundheitswesen und der Lebensqualität. Das alles zu niedrigen Kosten und vorteilhaften Steuern. Zu schön, um wahr zu sein? Wie das Leben in Costa Rica wirklich aussieht, erfahren Sie in unserem aktuellen Podcast von Robert Hager, der selbst seit 2 Jahren in Costa Rica lebt und besonders deutschsprachigen Auswanderern hilft, die passende Immobilie für einen Neustart im Paradies zu finden.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

5 Gründe, die für ein Leben in Costa Rica sprechen

1. Sicherheit

Costa Rica ist eines der sichersten Länder Lateinamerikas und das spürt man auch, wenn man dort Urlaub macht oder lebt. Auch im Demokratie-Index steht Costa Rica an 10. Stelle und kann daher durchaus im europäischen Vergleich mithalten.

2. Costa Rica ist “Grün”

Costa Rica deckt seinen Strombedarf zu 99,6 % aus erneuerbaren Energien, insbesondere aus Wasser, welches in großen Mengen vorhanden ist. Somit ist die Energie- und Wasserversorgung jederzeit gewährleistet. Generell engagiert sich das Land stark für die Umwelt, wie z.B. die Wiederaufforstung des Regenwaldes.

3. Stabiles Sozialsystem

1947 wurde in Costa Rica die Armee abgeschafft und die dadurch gewonnen finanziellen Mittel konsequent in das Bildungs- und Gesundheitssystem investiert. Die medizinische Versorgung ist auf einem sehr hohen Niveau, günstig und für jedermann zugänglich. Auch viele deutsche Ärzte und Zahnärzte sind dort tätig. 

Das Bildungssystem ist ebenfalls gut ausgebaut und umfasst einheimische, internationale und deutsche Schulen.

4. Wunderschöne Natur und mildes Klima

In Costa Rica ist für jeden Naturliebhaber der passende Wohnsitz dabei: eine zentrale Hochebene, kleine verträumte Buchten und Strände oder atemberaubend schöne Küstenregionen. Auch zwischen 3 Klimazonen kann man wählen. Die Angenehmste für uns Europäer ist wohl im Landesinneren, mit ganzjährig milden Temperaturen zwischen 19 und 21 °C.

5. Kosten

Costa Rica ist nicht ganz das billigste Land, aber man kann zu weit geringeren Kosten als in Europa, einen vergleichbar sehr guten Lebensstandard genießen. (für ein Paar monatlich ca. $2000). Positiv zu erwähnen ist auch, dass im Gegensatz zu Deutschland, die Inflationsraten nicht zu große Auswirkungen auf die Preise und die Gesellschaft nehmen.

Allem in allem kann man sagen, dass man in diesem wunderschönen Land ein gutes Leben genießen kann, und das günstiger, stressfreier und naturverbundener als in Europa. Ein auf jeden Fall attraktives Land, auch für Digitale Nomaden.

Falls Sie sich jetzt bereits in Costa Rica sehen, dann freut es Sie bestimmt zu hören, dass dieses Land Auswanderer mit offenen Armen willkommen heißt und es dementsprechend auch relativ einfach ist, die Residenz oder ein Visa zu erhalten.

Das attraktive Steuersystem in Costa Rica

Auswandern und 0% Steuern bezahlen? In Costa Rica ist das tatsächlich möglich, denn bei richtiger Gestaltung sind Auslandseinkünfte in dem mittelamerikanischen Land komplett steuerfrei. 

Generell wird jegliches im Ausland erwirtschaftete Einkommen, unabhängig von Art und Quelle, nicht besteuert. Lediglich in Costa Rica erwirtschaftete Einnahmen unterliegen der Steuerpflicht. Da diese jedoch sehr moderat ausfällt, bleibt das Land durchaus ein Steuerparadies. 

Ein paar Beispiel Steuersätze:

  • Die Einkommensteuer beträgt für Selbstständige 0% bis 25%, für Angestellte 0% bis 15%.

  • Kapitalgewinne werden mit einem Satz von 15% besteuert.

  • Erbschaftsteuer und Vermögensteuer gibt es nicht

  • Die jährliche Grundsteuer liegt zwischen 0,25% und 1% des eingetragenen Kaufpreises.

  • Die Mehrwertsteuer bzw. selektive Verbrauchsteuer, wie es in Costa Rica heißt, liegt bei ca. 13%.

(Mehr Details zum Steuersystem in Costa Rica finden Sie hier)

Auch wenn die Steuern vergleichsweise konsequenter eingetrieben werden als früher, ist das ganze nicht zu vergleichen mit anderen Ländern. Costa Rica sieht das Ganze etwas gelassener. Das kommt vor allem daher, dass Costa Rica davon profitiert, darauf angewiesen ist, dass Einwanderer hinkommen und Geld ausgeben. Somit können auch Menschen mit Einkommen aus selbständiger Tätigkeit diese weiterhin erheblich nach unten korrigieren. 

Firmengründung in Costa Rica geht schnell und einfach

Im Best Countries Ranking für Unternehmensgründungen 2021 erzielte Costa Rica den 12. Rang und lag damit deutlich vor Deutschland (20), mit Aussicht auf eine stabile Zukunft.

Costa Ricas entwickelte Infrastruktur, die Nähe zu Nordamerika sowie der große Tourismusmarkt machen das Land attraktiv für die Unternehmensgründung.

Für Ausländische Inverstoren sind besonders Aktiengesellschaften (Sociedad Anonima = S.A.) und die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Sociedad de Responsabilidad Limitada = S.R.L. kurz auch Limitada = Ltda.) interessant. 

Die Firmengründung geht besonders unkompliziert und schnell. Innerhalb von 2 Tagen kann es schon erledigt sein, die Kosten für den Anwalt betragen dabei ca. $1500. 

Costa Rica hat für Unternehmer einige Vorteile zu bieten: 

  • Keinerlei Beschränkungen für die Rückführung von in Costa Rica investiertem Kapital und den daraus erzielten Gewinnen

  • Sehr moderate, rein auf die Firmeneinkünfte bezogene Steuern

  • Freihandelsabkommen mit anderen mittelamerikanischen Staaten und den USA 

  • Keine Beschränkungen hinsichtlich Staatsbürgerschaft oder Wohnsitz

  • Joint-Ventures problemlos möglich

  • Freihandelszonen 

Welche Gründe noch für die Firmengründung in Costa Rica sprechen, erfahren Sie hier

Haben Sie Lust bekommen auf Pura Vida in Costa Rica? Dann stehen wir Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite, um Ihren Traum vom entspannten Leben im Paradies mit 0% Steuern zu verwirklichen.

Kontaktdaten und Links:

Robert Hager

Homepage: www.costa-rica-immobilien.com

E-Mail:          robert.hager@kahl-partner.com

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Timestamps

00:00:24  -   Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Robert Hager

00:02:41  -   Wie kann man sich das Leben in Costa Rica vorstellen? Für wen ist es interessant?

00:12:16  -   Wie ist die Infrastruktur und die politische Situation?

00:22:21  -   Immobilien bauen und erwerben in Costa Rica

00:24:54  -   Wie sind die Lebenskosten in Costa Rica?

00:28:09  -   Wie ist das Gesundheits- und Schulsystem?

00:30:45  -   Hohe Kriminalität oder Sicherheit - wie fühlt man sich in Costa Rica?

00:33:33  -   Visa und Residenz: Welche Möglichkeiten gibt es?

00:38:40  -   Wie sieht das Steuersystem in Costa Rica aus?

00:40:59  -   Welche Rentnereinwanderungsprogramme gibt es in Costa Rica?

00:40:59  -   Wie einfach ist es, die Residenz zu bekommen und zu behalten?

00:47:06  -   Wie läuft die Firmengründung in Costa Rica ab?

00:49:12  -    3 Fakten zu Costa Rica

00:51:19   -   Kontaktdaten Robert Hager

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 47 - Costa Rica: Unternehmens- und Wohnsitz im Paradies?

Zu Gast: Robert Hager

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler dies ins Ausland ziehen, egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:24 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Robert Hager

Daniel Ja, heute wollen wir über Costa Rica sprechen. Ein kleines Land in Mittelamerika zwischen Pazifik und Atlantik, bekannt für fantastische Nationalparks, atemberaubende oder paradiesische Strände. Im Jahr 2021 wanderten offiziell 418 Deutsche nach Costa Rica aus. Und wir wollen uns dieses kleine, feine Land oder heute etwas näher anschauen und mit einem Experten darüber sprechen. Zum Beispiel: Was zieht Auswanderer nach Costa Rica? Wie lebt es sich in dem Land? Für wen oder auch für welches Business könnte das Land interessant sein? Herr Hager, wir freuen uns, dass sie hier bei uns sind und stellen sie sich unseren Zuschauern und Zuhörern doch bitte einmal selbst vor.

Robert Schönen guten Tag, vielen Dank für die nette Anmoderation. Mein Name ist Robert Hager, ich bin 47 Jahre alt. Ich lebe in Costa Rica und arbeite hier für die Firma Lothar Kahl Immobilien. Unser Schwerpunkt ist, deutschen Auswanderern in Costa Rica ein neues Leben zu ermöglichen. Also über die Immobilien hinaus und mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Sebastian Wie sind Sie denn selbst noch Costa Rica gekommen?

Robert Durch Zufall, wie viele Menschen hierherkommen. Ich bin viel gereist in meinem Leben und habe Familie in Neuseeland und hab mich sehr mit Kanada beschäftigt, sozusagen als Auswanderungsland und bin aber zufällig dann nach Costa Rica gekommen. Die Menschen, die haben mich so angesprochen, die Gesellschaft, wie sie funktioniert. Und dann haben wir entschieden, hier zu bleiben, oder ich habe mich entschieden, hier zu bleiben.

Sebastian Und wie lange sind Sie schon da, wenn ich fragen darf?

Robert Ich bin jetzt 2 Jahre hier, also sehr frisch noch. Ich hab dann den Herrn Kahl kennengelernt und bin dann in seine Firma mit eingestiegen. Ursprünglich habe ich Kulturbetriebe in Hamburg entwickelt.

Daniel Und was vermissen sie denn am meisten jetzt in Deutschland?

Robert Meine Freunde und gemeinsam Musik zu spielen, das vermisse ich, ein bisschen Kultur, aber ansonsten eigentlich..

Sebastian Was spielen Sie denn für ein Instrument, wenn sie gemeinsam Musik machen?

Robert Ich bin Sänger und ja..

Sebastian Aber in Costa Rica sind die Leute doch auch sehr musikalisch, oder?

00:02:41 - Wie kann man sich das Leben in Costa Rica vorstellen? Für wen ist es interessant?

Robert Das stimmt, ja genau, ist nur ein andere Rhythmus als bei uns. Aber so weit bin ich noch nicht vorgedrungen sozusagen. Obwohl wir neulich mal so einen kleinen Gig in einer Kneipe gespielt haben, mit einem chilenischen Querflötenspieler. Also hier trifft sich auch die Welt, so kann man das schon sagen in Costa Rica. Costa Rica ist ein Einwanderungsland, 13% Einwanderer. Hier treffen sich die Menschen.

Sebastian Wie muss man sich das vorstellen, also wie groß ist denn jetzt Costa Rica? Wenn Sie das jetzt mit irgendeiner vergleichbaren Größe, irgendwie mit der Schweiz, mit Baden-Württemberg, Deutschland, wie groß ist das Land?

Robert Costa Rica ist nicht sehr groß, also von der Karibik Küste an die Pazifikküste sind es rund about 300 Kilometer. Man braucht für diese 300 Kilometer allerdings 6 Stunden oder so, aber Costa Rica ist ein kleines Land.

Daniel Weil sie das gerade mit dem Singen und Musizieren gesagt haben, gibt es da eine Community? Übrigens, vorher hatten Sie gesagt, Sie helfen Deutschen Auswanderern. Ich vermute einfach, also hätten wir jetzt Schweizer und Österreicher als Zuschauer und Zuhörer, denen würden Sie wahrscheinlich auch mit Rat und Tat zur Seite stehen?

Robert Selbstverständlich, auch den englischsprachigen. Aber wir sind halt sozusagen, eigentlich für den deutschsprachigen Markt.

Daniel Ok. Gibt es da so Communitys, also würden sie da keine Chor-Freunde finden oder wie kann man sich das vorstellen? Also es gibt ja in anderen mittelamerikanischen und südamerikanischen Ländern oftmals so Communitys, wo sich so ein bissel deutschsprachige oder auch vielleicht amerikanische oder anderssprachige bündeln und sammeln und dann so vielleicht in Dörfern, Villages oder irgend sowas zusammenwohnen. Wie kann man sich das in Costa Rica vorstellen?

Robert Ähnlich. Ich würde sagen Costa Rica ist ein Land, was sehr viele unterschiedliche Mikro Klimazonen hat und wir Europäer bewegen uns in ähnlichen Zonen. Das ist, was wir kennen, wo wir leben können und das heißt, da gibt es so ein paar Hotspots, Sámara zum Beispiel oder Playa Naranjo, wo wir jetzt ein Haus haben, da sammeln sich Europäer, also Franzosen, Italiener, Deutsche, Schweizer. Es gibt hier ganz viele Deutsche. Gestern hatten wir sozusagen ein Abendessen hier in so einem Strandrestaurant und da war, glaube ich, der ganze Tisch Deutsch, 25 Deutsche. Es gibt hier einen deutschen Bäcker, einen deutschen Metzger, der hier durchs Land fährt und dann überall seine Würste und sein Fleisch verkauft, also Leberwurst.

Daniel Leberwurst, mache ich mir hier in Griechenland selbst übrigens, weil ich die auch vermisse zum Beispiel.

Robert Und in Griechenland gibt es ja auch einen guten Majoran dafür, der ist hier schwer zu finden, aber ja super.

Sebastian Da werden die Talente aus dir rausgekitzelt Daniel. Also wirklich.. nein, auch

Daniel Ich back mir auch das deutsche Brot übrigens selbst.

Robert Ja genau, also das macht meine Frau auch, aber du kannst alles bekommen. Also es dauert noch ein bisschen und du musst gucken, wer macht was? Wie wird das gemacht? Aber in Costa Rica kannst du alles bekommen.

Daniel Was sind denn das so für typische, sagen wir mal deutschsprachige Mandanten/ Klienten, die sich an Sie wenden und die jetzt auswandern nach Costa Rica?

Robert Also ich würde sagen typisch kann man gar nicht sagen, weil viele Menschen einfach ganz unterschiedliche Gründe haben, auszuwandern. Manchen ist der Stress in Europa zu viel, die Besiedlungsdichte, politische Systeme etc. Also ich würde sagen den typischen Mandanten gibt's gar nicht. Also meistens sind es gut ausgebildete Menschen, die auch über ein gewisses Kapital verfügen und die auch noch was bewegen wollen, ich möchte es mal so ausdrücken. Costa Rica ist ein Land, wo man noch sehr viel machen kann, da gibt es sehr viel noch nicht, also entwicklungsfreudig. Viele Handwerker, aber auch viele Akademiker, Menschen, die die Natur mögen und genau Costa Rica hat kein Militär, Menschen, die sowas mögen, sozusagen friedlich sind, möchte ich jetzt mal sagen.

Daniel Jetzt haben wir ja in den letzten 2 Jahren doch global relativ große Umwälzungen miterlebt, mit Covid usw. Für viele Leute wurde ja dann Remote zu arbeiten, doch sehr viel realistischer, wo es in manchen Branchen vielleicht verpönt war. Heutzutage ist es praktisch total gängig geworden ein Meeting, so wie wir jetzt hier, per Zoom zu haben. Und wir wissen ja, dass gerade auch viele Deutsche nach Südamerika, Mittelamerika ausgewandert sind. Also wir haben schon etliche Gespräche geführt wie dieses mit Experten für Panama und Paraguay. Und da war doch enorme Zuwächse an Zuzüglern zu beobachten aus Europa. Haben Sie jetzt dort in Costa Rica etwas Ähnliches erlebt? Ich meine, Sie sind jetzt auch seit 2 Jahren da. Sind sie selbst auch wegen Covid dort gelandet?

Robert Also die Umstände hat Covid geschaffen, aber ich bin nicht wegen Covid hier gelandet. Ich habe meine Aktivitäten in Deutschland schon vor ein paar Jahren reduziert, wollte auswandern, war viel in Kanada, wie ich gesagt hab und eben auch bei meiner Familie in Neuseeland. Ich habe mich also mit dem Thema Auswanderung beschäftigt, einfach um für mich einen neuen Lebensmittelpunkt zu finden, wo ich ein bisschen mehr entwickeln kann, sozusagen. Weil Geschäfte in Deutschland sind oft nur noch ein Verdrängungswettbewerb, also wenn ich es nicht mache, macht es der Kollege und so. Das entspricht nicht meiner Art von Unternehmertum und ich habe mich ganz klassisch mit diesen Auswanderungsländern einfach beschäftigt. Costa Rica war ein Zufall, geschaffen durch Corona, aber mir hat es hier besser gefallen als in Neuseeland und besser als in Kanada, weil die Menschen einfach netter sind. Also nicht, dass sie dort nicht nett sind, auf keinen Fall. Sondern, ich weiß nicht, mich hat das einfach mehr angesprochen, weil alles noch nicht so perfekt ist. Hier in Costa Rica gibt es auch noch viele Schotter-Straßen, sage ich jetzt mal.

Daniel Was mich interessieren würde, also das Lebensgefühl, wie kann man sich das vorstellen oder wie würden Sie das beschreiben? Jetzt haben Sie selber gesagt, in Neuseeland, sind Sie gewesen, in Kanada sind Sie gewesen. Sie haben jetzt die Menschen fasziniert in Costa Rica. Aber wie sieht es denn mit dem Lebensgefühl aus? Wie kann man sich das so vorstellen? Wie lebt sich's da? Vielleicht können Sie das mal beschreiben unseren Zuschauern und Zuhörern.

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Robert Also ich würde sagen für mich das Schönste ist eigentlich, das klingt jetzt so Pathetisch, man versucht tatsächlich so ein bisschen im Einklang mit der Natur zu leben. Also es ist sauber, die Fisch Zone beginnt jetzt 50 Kilometer vor den Küsten sozusagen. Es passiert keine Überfischung. Jagen ist verboten in Costa Rica. Bei mir auf der Terrasse sind irgendwie 20 Schmetterlinge jeden Tag. Ich höre die Affen, das klingt noch kitschiger sozusagen, aber es ist tatsächlich so. Ich werde in der Früh von den Affen wach, die sich da im Baum beschweren, dass da ein Traktor vorbeifährt und der so laut ist sozusagen. So ist das. Also Costa Rica ist auch ein anstrengendes Land, weil eben viel Natur und. Das vorherrschende Lebensgefühl ist einfach, ich habe das Gefühl, es ist ein bisschen näher am Leben. Für mich ist es halt näher am Leben. Ich hab das Gefühl, in unserer Gesellschaft, oder da, wo ich sozialisiert wurde oder wo ich herkomme, was sehr viele für sehr erstrebenswert halten oder man erzählt uns zumindest, dass das Erstrebenswerteste ist, das alles durchgetaktet ist und das alles zu funktionieren hat. Und ich merke das immer, wenn sozusagen Mandanten kommen und die sind es gewohnt 3 Anwälte im Schlepptau zu haben und das jedes Wort im Kaufvertrag nochmal hin und her gewogen wird. Hier ist das gar nicht so. Hier gibt es echt noch diese Handschlag Nummer, das kann man dann erst gar nicht glauben. Man muss sich erst dran gewöhnen, also ich musste mich erst dran gewöhnen. Ich weiß noch, wie ich mein erstes Grundstück gekauft habe. Ich bin fast wahnsinnig geworden beim Notar und der hat das gar nicht verstanden, warum ich da so einen Stress hab. Das ist eigentlich das, was mir hier so gut gefällt, dass es einfach ein bisschen stresslos ist auf eine gewisse Art und Weise. Auf eine andere Art und Weise nicht, weil es gibt weniger. Du musst dir alles irgendwie besorgen. Du kannst nicht einfach in den nächsten Supermarkt gehen und hast irgendwie 50 Marmeladen zur Auswahl wie bei uns und 20 in organic. Aber die Frage ist, braucht man das, oder tun es 2 auch oder selber machen so wie sie jetzt die Leberwurst? Ich hab mir zu Weihnachten sozusagen aus Deutschland hab ich so Därme mitgebracht und hab mir dann auch Bratwurst selber gemacht. Das war super, das war ein Erlebnis sozusagen. Es war eigentlich schöner, als wenn ich in Supermarkt gehe und sag, ich hätte gern des und des und warum ist die nicht im Angebot? Und warum kostet die nicht 0,99€ oder sowas? Costa Rica ist kein billiges Land. Also das ist keine Gesellschaft, die sozusagen vom Westen oder vom Tourismus ausgebeutet wird. Das passiert hier nicht.

00:12:16 - Wie ist die Infrastruktur und die politische Situation in Costa Rica?

Daniel Weil Sie das gerade erwähnt haben. Wobei abgesehen davon, mit den 50 Marmeladen, musste ich gerade dran denken, wer weiß, wie lange es noch die 50 Marmeladensorten in Deutschland gibt. Weil da gibt es jetzt die Energiekrise und das wird sich immens auch auf die Logistik auswirken und natürlich auf die Breite des Produktangebots. Da beginnt schon einiges, sich gerade zu restrukturieren und da ist es besser, was auch schön ist, das wird bei ihnen ja vielleicht genau so sein, wie auch bei uns hier auf der Insel. Man hat vielleicht dann auch viele verschiedene Marmeladen, aber halt von jedem Nachbarn eine Sorte. Aber jetzt mal zurück, was jetzt für mich interessant wäre noch mal zu wissen: Sie hatten vorhin gesagt, da gibt es noch Schotter-Straßen. Wie sieht es denn aber jetzt generell mit der Infrastruktur aus? Also wenn ich jetzt zum Beispiel nach Costa Rica auswandern würde, zumindest jetzt, was meine eigene Geschäftstätigkeit betrifft, ich brauche ein sehr gutes Internet, ich brauche die Möglichkeit zu telefonieren mit meinem Mobiltelefon. Ich wäre froh, wenn der Strom zuverlässig funktioniert. Was erwartet mich denn da in Costa Rica in dieser Hinsicht was Infrastruktur betrifft? Mit Schotter-Straßen könnte ich schon noch leben, aber das andere brauche ich.

Robert Funktioniert alles sehr gut. Also das Netz ist gut ausgebaut, hier gibt es kein 5G. 3G und 4G, Internet Glasfaserkabel alles vorhanden, Strom funktioniert stabil. Es kann schon mal sein, also wir haben jetzt ein Ferienhaus im Dschungel oder relativ im Dschungel, da kann es schon mal sein, dass du irgendwann Stromausfall hast, wenn in der Regenzeit ein Baum auf eine Stromleitung fällt. Aber generell funktioniert alles total stabil. Also vor allem im zentralen Teil ist ja alles total entwickelt. Da gibt es ja nix. Große Firmen lassen sich jetzt da nieder, oder haben sich schon niedergelassen in der Vergangenheit. Gerade im digitalen Bereich hatte Costa Rica jetzt dann auch so ein Einwanderungsprogramm aufgelegt für Digital Nomads sozusagen. Das alles funktioniert tadellos.

Daniel Können Sie dazu bitte noch was sagen zu dem Programm für Digital Nomads, bitte?

Robert Ich habe mich da nicht so reingebohrt, weil das für unsere Klienten nicht so wichtig ist. Aber es ist glaube ich so, dass du ein Jahr dich auf jeden Fall aufhalten darfst plus noch die Option für ein zweites Jahr. Und du darfst alles, was du zur Ausübung seines Berufes brauchst, mit ins Land bringen, ohne dass es eine Steuererhebung geben würde auf diese eingeführten Güter.

Sebastian In der Vorbereitung für dieses Gespräch, Herr Hager, habe ich gelesen, dass was die Entwicklung der Demokratie und was den Demokratie Index betrifft, Costa Rica als eines der wenigen Länder oder fast das einzige Land in Mittel und Südamerika vergleichbar ist, mit den westlichen Ländern, also einen sehr hohen Demokratie-Index hat. Wenig Korruption, gut ausgebautes politisches System, besser als zum Beispiel Chile, besser als Kolumbien, besser als Brasilien, aber auch besser als manche europäische Länder, besser als Litauen, besser als die Tschechische Republik, besser als Bulgarien und so weiter und sofort. Würden Sie das auch so sagen? Ist es also eine gut funktionierende Demokratie, eine effiziente Verwaltung, sind die Politiker glaubwürdig, hat das Volk vertrauen in das demokratische System, wie würden Sie das einschätzen?

Robert Also ich glaubte, das erste Wichtige ist, der Präsident darf ja hier nur 4 Jahre an der Macht sein und dann nicht mehr. Dann wird er mindestens für eine Legislaturperiode abgewählt, aber er kann sich danach wieder zur Wahl stellen und das hat ein paar Vorteile, es hat auch ein paar Nachteile. Der Vorteil ist auf jeden Fall, dass sich egal auf welcher Ebene kein Filz da festsetzen kann, mindestens nicht auf der politischen Führungsebene, in den Behörden mag das wieder anders sein. Aber auf der politischen Führungsebene würde ich nicht sagen. Wir waren zufällig paar Wochen vor der Wahl mit dem jetzigen Außenminister Mittagessen und dann habe ich gesagt, was sagst du denn jetzt? Weil der spricht auch Deutsch, hat in Hamburg studiert, ein ganz netter Mann. Und dann habe ich gesagt, was machst du jetzt, wenn ihr gewinnt und dann hat er gesagt: Es gibt immer noch in Costa Rica 1.000.000 Menschen, die an der Armutsgrenze leben, und das möchte ich gern verändern. Also das ist ein Mann, der hat überhaupt keine politische Vorbildung sozusagen. Der hat eine innere Vision, etwas zu tun zu wollen für sein Land und das versucht er jetzt die nächsten 4 Jahre umzusetzen. Der Nachteil dieses Systems, ich weiß nicht, was demokratisch bedeuten soll, aber also oder diese Indexe oder so, aber der Nachteil ist natürlich, dass bei Infrastruktur Projekten es natürlich länger dauert. Weil jeder, der was in Auftrag geben will, das auch beendet wissen will usw. Also da hängt Costa Rica ein bisschen hinterher, aber ich fand diese Antwort von ihm, die war so bestechend und ehrlich. Ich hätte das von einem deutschen Politiker, glaube ich, oder von einem europäischen Politiker, der hätte ganz anders auf diese Frage geantwortet.

Daniel Ja, so lange wie möglich im Amt bleiben, zum Beispiel.

Robert So, ich fand es nur so menschlich und dann finde ich, wenn was menschlich ist, da hat das was mit uns Menschen zu tun und ich hab das einfach sehr gut verstanden. Ich glaube Costa Rica ist ein total demokratisches Land. Es gab 24 Präsidentschaftskandidaten bei der Wahl, die Leute haben draußen alle gefeiert an dem Wahltag. Das war ganz anders als bei uns. Das ist also hier ein Volksfest gewesen, an dem Wahltag und überall waren Flaggen und die Leute haben auf der Straße gefeiert und haben politisiert und so weiter und dann gab es ja diese Stichwahl sozusagen. Mein Gefühl sagt mir dazu, ich hab mich jetzt nicht komplett damit beschäftigt, aber mein Gefühl sagt mir, dass das sehr demokratisch ist.

Sebastian Das ist ja auch wichtig. Ich meine, weil natürlich politische Stabilität, gerade wenn man jetzt so weit wegzieht ins Ausland, ist das doch wichtig für jemanden, der jetzt dort einwandern will. Und auch einfach wissen will, dass es nach demokratischen oder zumindest nach geordneten Grundsätzen vorgeht oder halt auch nicht. Ich meine, es gibt ja auch Leute, die sagen, das macht mir nichts aus, ich bin gern in so einem Land, wo ein bisschen alles korrupt ist.

Robert Da geht es ja schon los, bei den Eigentumsverhältnissen. Die Einwanderer sind bei den Eigentumsverhältnissen genauso gestellt wie Costa Ricaner und die Eigentumsverhältnisse in Costa Rica sind weitaus höher als zum Beispiel in Deutschland. In Costa Rica wird keiner enteignet, weil eine neue Straße gebaut werden muss. Ein Vorkaufsrecht für Immobilien zum Beispiel, wie bei uns in Deutschland, das die Stadt oder der Staat oder wer auch immer sich in jedem Kaufvertrag ein Vorkaufsrecht einräumen lässt, sowas ist hier undenkbar. Hier muss die Autobahn verlegt werden, weil ein Bauer sagt: Nein, ich möchte nicht verkaufen, so einfach ist das. Da wird nicht enteignet oder so. Das gibt es nicht. Das ist Eigentumsrecht ist viel höher eingestuft als bei uns.

Daniel Da habe ich aber noch eine Anmerkung jetzt zum Thema Eigentumsrecht. Da hab ich was sehr Merkwürdiges gelesen, das würde ich gerne von ihnen nochmal erklären lassen. Ich habe nämlich gelesen, dass wenn jemand Besitz von einer Immobilie nimmt, einfach da steht ein Haus und ich zieh da ein und dann bleib ich da 10 Jahre drin und niemand bekommt das mit, dass ich in einer Immobilie wohne, die mir nicht gehört, dann gehört mir die Immobilie, also kurz zusammengefasst. Können Sie dazu kurz was sagen?

Robert Also ich kenne auch 1-2 dieser alten Geschichten, habe ich auch gehört. Kann ich nix zu sagen. Also ich weiß nur, die ersten 200 Meter vom Strand sind eine sogenannte Konzessions-Zone, die kannst du niemanden verkaufen. Dort in dieser Konzessions-Zone ist es manchmal, also die wird dann verpachtet sozusagen. Was ich gehört hab, das leere Häuser in dieser Konzessions-Zone stehen, das früher die Leute dann dort eingezogen sind, so Mietnomaden oder sowas und dann das irgendwann in ein sogenanntes Eigentum übergeht, was es aber gar nicht ist, weil das sowieso der Allgemeinheit gehört. Aber diese alten Geschichten, keine Ahnung, ich hab sowas noch nicht erlebt, weiß ich nicht Bescheid. Da müssten wir jetzt den Herrn Kahl fragen, der weiß das besser. Generell ist es aber so, dass die Eigentumsverhältnisse anders oder strenger sind als bei uns in Europa.

Sebastian Ja, das ist sicherlich positiv. Wir haben es gibt ja doch jetzt, muss man sagen, heutzutage gerade in Deutschland gewisse Bedenken, dass jetzt aufgrund hoher Kosten von Covid oder auch jetzt der Energiewende und dem Krieg in der Ukraine noch mal so eine Quasi Enteignung stattfinden könnte, wie jetzt zum Beispiel nach dem Zweiten Weltkrieg, wo letztlich eine Zwangshypothek auf jede Immobilie gelegt wurde. Also das sicherlich für viele, die auswandern, auch ein wichtiger Grund, vielleicht auszuwandern, in ein Land wie Costa Rica, das nämlich hier die Eigentumsverhältnisse respektiert. Was sicherlich viele Hörer gerne hören.

Robert Also ich finde sie haben einen ganz wichtigen Punkt angesprochen, aber der fällt hier schon mal weg. Also aus makroökonomischer Sicht könnte man ja sagen, in Europa kann man nur existieren, das ist jetzt sehr makro, wenn man die Umwelt verbrennt, weil Heizmaterial, sonst könnten wir in diesen Breitengraden schwer überleben, vor allem, wenn es noch ein bisschen weiter nördlich geht, weil es einfach zu kalt ist. Und das hast du hier natürlich nicht. Du hast hier das ganze Jahr gemäßigt, du brauchst hier keinen Ofen, selbst im zentralen Teil, wo es abends mal 18 Grad, 19 Grad ist. Hier hat kein Mensch einen Ofen. Also hier stinkt es auch nicht, weil du musst ja nix verbrennen, um hier zu sein. Ich finde, das ist ein wichtiger Punkt.

Daniel Klimaanlage? Verbraucht ja auch.

Robert Ja. Das stimmt, wir bauen aber jetzt zum Beispiel hier in dem Baufeld, was wir jetzt hier mit einem deutschen Entwickler bauen, alles mit Solar auf dem Dach. Das heißt, du hast ein Restbestand von 10% Strom, den du noch verbrauchst, die auch wieder sozusagen aus Naturkraft gewonnen werden, vor allem aus Wasserkraft in Costa Rica. Costa Rica hat ja keine Kohlekraftwerke und auch kein Atomstrom. Das heißt alle Energie, die gewonnen wird, ist zu 99,8% regenerativ und die neuen Häuser oder die Häuser, die wir bauen, die sind alle mit Solaranlage und Photovoltaik und auch viel heiß Warmwasser und Strom.

00:22:21 - Immobilien bauen und erwerben in Costa Rica

Sebastian Wenn man sich jetzt mal hier die verschiedenen Städte anschaut, ich meine die größte Stadt ist San José, die hat eine Bevölkerung von 340.000. Dann gibt es mehrere andere Städte, die sind wesentlich kleiner. Cartago 160.000, Puerto Limón 61.000, Liberia 35.000 und dann gehts immer weiter runter. Ich hatte mal auf ihrer Website die Immobilien angeschaut, die sie da zu verkaufen haben. Sowohl die ländlichen als auch die städtischen. Da ist für jedes Budget und auch für jeden Lifestyle die passende Immobilie gibt. Auch durchaus Objekte, die jetzt relativ günstig sind, aber auch hochwertige Objekte. Würden Sie das auch so sagen?

Robert Das stimmt, es kommt vor allem auf die Lage dran, an und auf die Bauweise. In Costa Rica gibt es eine wichtige Bauvorschrift und zwar, dass du Erdbeben sicher baust. Das kannst du eben mit Stahl Leichtbau oder mit Beton Stahlbau. Das ist eigentlich der große Unterschied, wie ist die Bauqualität. Wenn du eine europäische Bauqualität willst, dann bist du momentan bei Quadratmeterpreisen im Neubau zwischen 1300$ und 1800$, plus Grundstück dazu. Das ist schon noch anders als bei uns und du hast aber einen europäischen Standard und Erdbeben sicher. Du kannst hier auch Grohe kaufen und alles, das ist gar kein Thema, also einfach deutsche Produkte.

Sebastian Und es gibt auch habe ich gesehen bei ihnen Fincas - also eine Art Farm, ein grösseres Stück Land und ein Haus dazu.

Robert Ja, genau.

Sebastian Also auch für denjenigen, der gerne ländlich lebt, ein bisschen ein größeres Stück Land hat, ohne jetzt selbst Wirtschaft unbedingt betreiben zu wollen, gibt es durchaus attraktive Optionen. Jetzt haben Sie ja grade im Quadratmeterpreis gesprochen, wenn Sie das jetzt mal umlegen würden, auf ein Objekt, zB. ein kleines Haus, was würden Sie sagen, womit muss man rechnen?

Robert Je, nachdem wie viel Grund Sie drumherum haben, wie viel Privatsphäre, ich würde sagen geht es ab $200.000 los und nach oben gibt es wenig Deckelung. Wir haben ja auch ein super Objekt, was mal einem Staatspräsidenten gehört hat, das sind 1.000 Hektar, da ist Fischzucht drauf, das kostet natürlich 15 oder 16 Millionen Dollar. Meistens wird das alles verpachtet, das ist ein ausländische Investoren, wie einfach ihr Geld im Land anlegen. Dann wird das hier und Costaricaner verpachtet, die hier Viehzucht, Fischzucht betreiben, Plantagen, Obst, Gemüse.

00:24:54 - Wie sind die Lebenskosten in Costa Rica?

Daniel Wie sind denn jetzt so die Lebenskosten? Wir wissen jetzt ungefähr, was jetzt vielleicht beim Kauf oder Bauen einer Immobilie auf uns zukäme. Was kann man zu den Lebenskosten sagen? Womit muss man da so rechnen? Wie steht es im Vergleich zu anderen mittelamerikanischen Ländern?

Robert Andere Mittelamerikanische Länder kenn ich sozusagen nicht. Ich kann nur ich kann nur den Bezug nehmen zu Europa. Es ist auf jeden Fall billiger in Costa Rica. Einfach weil schon mal die Heizkosten wegfallen. Was kostet der Kubikmeter im Schnitt? Zwischen 1-2 Dollar. Kwh Strom mach ich mich nicht fest, aber ich habe eine Wohnung in San Jose, die hat 100 Quadratmeter, wir bezahlen im Monat ungefähr $40 Strom. Wir haben ungefähr $50 Internetkosten. Wenn sie mit Reis und Bohnen und Eiern, sozusagen mit dem Costaricanischen Essen klarkommen, dann ist das vielleicht die Hälfte. Wenn sie immer in teure Restaurants gehen müssen, ist es natürlich mehr. Im Allgemeinen würde ich sagen, es ist billiger. Ca. einen Drittel billiger als in Deutschland, vielleicht 25% billiger, wenn man in den Supermarkt geht. Wenn sie auf den Markt gehen, ich gehe immer samstags auf den großen Gemüse Markt, dann zahle ich für ein Kilo Cherry Tomaten $1,50, wenn ich die im Biomarkt kaufe dann kostet es $4. Das ist halt die Frage, wie man einkauft. Aber generell ist es ein Drittel weniger als bei uns. Deutschland ist halt einfach so unfassbar günstig, also das ist einfach das Warenangebot wenn man zu Aldi oder zu Lidl geht. Immer wenn ich dort bin, ich bin erschlagen von der Auswahl und auch wie billig alles ist.

Sebastian Da haben Sie recht. Es ist ja auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sehr günstig in Deutschland. Wir mussten jetzt ja doch - und nicht nur in Europa, auch in den USA - relativ hohe Inflationsraten hier in letzten Monaten und Jahren in Kauf nehmen. Ist das auch in Costa Rica zu beobachten? Steigen da auch die Preise so stark wie hier?

Robert Ja, aber nicht so krass. Vor allem ist die Gesellschaft nicht so aufgeregt, das ist nicht dauernd Thema in den Nachrichten. Allein diese Nachrichtenlage in Europa... Ich neige auch dazu, jeden Tag noch Tagesschau und NTV zu gucken und ich denke mir immer, die Welt geht unter und Deutschland ist pleite. Die Aufregung in der Gesellschaft ist hier einfach nicht so hoch. Also es ist vieles am Dollar gekoppelt, deswegen werden manche Dinge teurer, aber dass es so angeht wie in Deutschland oder im Rest der Welt kann ich hier nicht feststellen. Aber wir haben eine hohe Nachfrage im Immobilienmarkt. Auch die Preise ziehen an, natürlich auch die Materialpreise, die Containerpreise. Das hat natürlich alles Auswirkungen, das ist ja klar, aber diese Aufregung darüber, das gibt es hier nicht. Die Milch kostet jetzt irgendwie 5 Pfennig mehr im Supermarkt oder so, das kriege ich gar nicht mit. Es wird nicht dauernd darüber geredet. Sie wissen das ja selber.

Sebastian Ja, wir sind ja hier beschallt 24 Stunden mit den negativen Nachrichten.

Robert Es gibt ja nur noch solche anscheinend oder nur noch etwas Negatives ist eine Nachricht.

00:28:09 - Wie ist das Gesundheits- und Schulsystem?

Daniel Wenn jetzt eine Familie zu ihnen kommt oder wenn jetzt jemand überlegt, ein anderes Land, vor allem wenn es so weit weg ist, auszuwandern, dann gibt es immer 2 ganz wichtige Fragen, das eine ist Gesundheitssystem und das andere ist die Schulbildung. Das heißt gerade, wenn eine Familie noch schulpflichtige Kinder hat, dann überlegt man so wie geht es denn da mit den Kindern weiter. Wie machen das so die Leute, denen sie bisher geholfen haben dort einzuwandern ins Land? Schicken sie ihre Kinder dann in eine Landesschule oder doch oft, gibt es irgendwie Möglichkeiten auf eine deutsche Schule zu gehen? Und wenn jemand sich mal operieren lassen muss oder einen eigenen ärztlichen Eingriff braucht, fliegt er dann zurück nach Deutschland oder geht das alles in Costa Rica?

Robert Der Präsident Figures hat ja 1947 die Armee abgeschafft oder zumindest die Miliz, die es damals gab und hat also alles Geld in das Krankenhaussystem gesteckt und in die Universitäten beziehungsweise in die Schulen. In Costa Rica gehen Einwanderungskinder ganz normal erstmal auf die Grundschule hier wie alle anderen auch. Und dann gibt es verschiedene Möglichkeiten, es gibt eine Humboldt Schule hier, es gibt viele so alternativ Schulprojekte, es gibt internationale Schulen, von den Amerikanern gibt es Schulen. Also sie können hier eine super Schulbildung machen. Das ist überhaupt kein Thema, es ist halt nicht kostenlos, so wie bei uns in Europa. Das heißt, wenn sie ihr Kind auf die Humboldt Schule schicken, kostet das Geld. So ist das. Oder sie gehen auf eine andere Schule, da kostet es kein Geld, aber die Humboldt Schule ist kostenpflichtig. Was das Krankenhaussystem betrifft, das ist so ausgezeichnet, dass die Amerikaner hier runterfliegen und sich hier behandeln lassen, weil es billiger ist als in Amerika. Und dann ist es hier sozusagen ganz normal wie bei uns, auch wenn man hier lebt, ist man sozusagen als Kassenpatient versichert, also in der allgemeine Versicherung. Da muss man nur lange auf einen Termin warten. Ich habe jetzt eine private Auslandskrankenversicherung, damit kann ich hier zum Arzt gehen, mich privat ärztlich behandeln lassen und die Auslandskrankenversicherung erstattet mir den Betrag. Das kann ich über eine Europäische machen oder über eine Amerikanische, das sind bei mir 200€ im Monat. Da habe ich in Deutschland mehr bezahlt. Ich habe gar keine Bedenken, hier zum Arzt zu gehen. Es gibt auch viele deutsche Ärzte, deutsche Zahnärzte, deutsche Ärzte, die es geschafft haben, sich hier niederzulassen. Es gibt ganz viele Privatwirtschaftliche. Meine Frau ist Heilpraktikerin, also es gibt ganz viele Möglichkeiten, sich behandeln zu lassen.

00:30:45 - Hohe Kriminalität oder Sicherheit - wie fühlt man sich in Costa Rica?

Daniel Klingt gut. Eine Frage, die wir, glaube ich, noch nicht gestellt haben, ist auch die Frage nach der Kriminalität. Also da wäre zum Beispiel, jetzt ganz grob in der Region gesehen, Mexiko nicht mein Traumland, was Kriminalität betrifft. Wie sieht denn das in Costa Rica aus?

Robert Also ich bin damit noch nicht in Kontakt gekommen. Wenn ich nach Mexiko fahre, was er hier nicht weit weg ist, da waren wir neulich und da fahren dann Pick-ups durch die Straßen in den Touristenstädten sozusagen mit MG hinten drauf und 8 bewaffneten Männern, die sozusagen patrouillieren. Sowas habe ich hier noch nie gesehen, also sowas gibt es hier nicht. Also dass es hier Stadtteile gibt in Sankt José, wo man ausgeraubt wird oder so, keine Ahnung. Wie gesagt, bin ich noch nie mit in Kontakt gekommen, habe auch noch nie was gehört, zumindest von unseren Kunden, Freunden. Dass sowas passieren kann, ohne Zweifel, aber ich habe mich zu keinem Zeitpunkt bedroht oder unsicher gefühlt und ich glaube auch nicht meine Frau. Also solche Situationen wie am Kölner Hauptbahnhof gibt es hier nicht, habe ich persönlich noch nicht erfahren. Dass es das geben mag, das will ich nicht ausschließen. Ich weiß es ganz ehrlich nicht, weil ich fühle mich absolut 0 bedroht. Die Polizisten hier, bei der Verkehrskontrolle, weil das ist das, was es gibt in Costa Rica sozusagen, wo du mal Kontakt zur Polizei hast, die sind alle super nett. Ich hab mal überholt, doppelte Linie an einer Lkw Schlange vorbei sozusagen und dann haben Sie mich rausgezogen und gesagt: "Gib mir deine Papiere" und dann hat er gesagt: "Kann ich dir eine Frage stellen, was stimmt mit Ihnen nicht? Sie sind jetzt irgendwie 200 Meter an dieser Lkw Schlange vorbei geballert, links über 2 Abbiegestreifen". Ich sage: "Ja, ich war einfach aufgeregt, weil ich hinter diesen Lkws die ganze Zeit herfahren musste und so". Dann hat er mich angeguckt, hat mir meine Sachen zurückgegeben und gesagt: "Fahren Sie weiter." Also ich hab bis jetzt nur positive Dinge erlebt, ich habe jetzt in 2 Jahren einen Strafzettel bekommen.

Sebastian Also im Grunde gibt es eine große Gelassenheit, auch bei der Polizei.

Robert Ja, genau. Also das ist natürlich alles mein Empfinden, das ist immer sehr persönlich sozusagen. Es gibt eine unglaubliche Gelassenheit da. Ich reise ein bei der Grenzkontrolle am Flughafen und da gehen ja wirklich viele Touristen durch und dann sagt er: "Wie lang, wie viel Tage willst du da bleiben?" Dann sage ich: "3 Monate". Das ist die Maximale Aufenthaltserlaubnis sozusagen, und dann schreibt er mir das rein in Pass. Dann gibt mir meinen Pass zurück und sagt zu mir auf Spanisch "Ich wünsche dir ein schönes Leben". Das bei einer Grenzkontrolle! Das ist für mich einfach bezeichnend für dieses Land.

00:33:33 - Visa und Residenz - Welche Möglichkeiten gibt es?

Sebastian Sie sprechen jetzt grad hier ein gutes Thema an. Das Thema Grenzkontrolle und Einreisevisa. Wie muss man sich das vorstellen in Costa Rica, ihrer Erfahrung nach, wie einfach ist es, dort zu leben? Wie einfach ist es, dort eine Residenz Permit zu bekommen oder auch anderweitig dort sich aufzuhalten? Wie sehen Sie das?

Robert 90 Tage bekommen Sie, Sie dürfen sich also 90 Tage in Costa Rica bewegen, dann müssen Sie ausreisen und können dann wieder einreisen. Das ist der sogenannte Border Run, den viele machen, wenn sie die Residencia nicht beantragen wollen. Generell ist es so, dass wir unseren Klienten immer empfehlen, ein sogenanntes Investoren Visa zu machen. Die Costaricanische Regierung hat unter der letzten Präsidentschaft noch die Investitionssumme von $200.000 auf $150.000 gesenkt. Das heißt, Sie müssen $150.000 ins Land investieren, um hier eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Sie müssen außerdem ein polizeiliches Führungszeugnis mitbringen und eine Geburtsurkunde. Ab dem Zeitpunkt, wo sie sozusagen diese Investitionen anstrengend zu tätigen, das geht auch mit dem Vorvertrag auf eine Firma, ein Grundstück, ein Haus, egal was, können Sie die Residenz beantragen und dürfen sich ab diesem Zeitpunkt legal im Land mehr als 90 Tage aufhalten. Also es ist relativ unkompliziert. Es dauert im Moment, bis der Prozess abgeschlossen ist und Sie tatsächlich die offizielle Plastikkarte der Residenz in den Händen halten, eineinhalb Jahre. Weil so viel Nachfrage herrscht aktuell. Aber Sie dürfen sich ab diesem Zeitpunkt sozusagen im Land bewegen, aufhalten.

Sebastian Aber wer jetzt zum Beispiel nicht über das Kapital verfügt oder sich nicht sicher ist, ob er das machen möchte, für den ist es realistisch, dass er einfach diesen Border Run macht. Geht 90 Tage hin, geht irgendwohin hin für kurze Zeit, kommt wieder zurück. Also es gibt nicht die Situation an der Grenze, dass die sagen, Sie sind ja gerade eben erst ausgereist, jetzt können Sie nicht wieder für 90 Tage rein. Das kennt man ja aus anderen Ländern.

Robert Das stimmt, aber das ist hier anders. In Nicaragua, da gibt es einen Grenzübergang, da warten die dann schon alle sozusagen. Da holt dich so ein Taxivogel ab, $20, fährt einmal rum, dann geben die dir den Stempel und hinten wieder rein. Die wissen das ja, weil was sie in Costa Rica nicht geschafft haben, du darfst dich zwar im Land aufhalten, ab dem Zeitpunkt der Beantragung, aber dein Führerschein ist nur 3 Monate gültig. Das heißt, du musst, auch wenn du es beantragt hast, trotzdem diesen Border Run machen, damit dein Führerschein die Gültigkeit behält. Weil sie es noch nicht geschafft haben, das umzustellen. Früher hat das Genehmigungsverfahren maximal 3 Monate gedauert, aber aufgrund der hohen Nachfrage und der Überlastung der Behörden, sind wir halt jetzt inzwischen bei 7 Monaten bis Du es beantragt hast. Da läuft ja der Führerschein ab und das haben sie jetzt noch nicht geschafft, das ins Gesetz zu bringen, dass das schneller geht oder dass du deinen Führerschein behalten kannst, auch nicht den Internationalen. Das heißt, du musst auch als jemand, der sozusagen in den Beantragungsprozess ist, diesen Border Run machen, damit du deinen Führerschein besitzt. Aber das ist alles nett und ich hab noch von niemandem gehört, der irgendwie abgewiesen wurde oder Probleme gehabt hat oder sonst irgendwas.

Sebastian Und das würde jetzt zum Beispiel auch wirklich kein Problem verursachen, wenn ich nur dieses 90 Tage Visum habe, wenn ich eine Wohnung mieten will oder keine Ahnung.

Robert Nein, das hat damit gar nichts zu tun.

Sebastian Dem Vermieter, dem wär das egal?

Robert Absolut, der Aufenthaltsstatus ist egal, was nicht ganz egal ist, das ist bei der Bank. Geldwäsche ist ja ein Thema in ganz Zentral- und Südamerika oder Mittelamerika. Bankkonto ist ein bisschen schwieriger, da ist der Aufenthaltsstatus schon wichtig, aber wenn du sozusagen hier etwas erwirbst, kannst du auch ein Bankkonto aufmachen, um deine ganzen Sachen zu bezahlen. Aber du kannst jetzt nicht ins Land kommen und einfach ein Bankkonto aufmachen und hier eine Million rüberschicken, das funktioniert nicht.

Sebastian Wichtige Information und im Grunde genommen, also wir raten ja oft nochmal dann einfach Banken im Ausland zu haben. Nicht nur wegen jetzt Geldwäscherei und rechtlichen Bedenken, sondern weil ja oftmals auch die ausländischen Banken einfacher in der Handhabe sind. Jetzt haben Sie ja vorhin schon kurz dieses Digitale Nomaden Visum angesprochen. Ich möchte nochmal sagen hier für unsere Zuschauer und Zuhörer, wir waren ja vorher noch nicht so ganz sicher, aber soweit ich das sehen kann, kann man damit bis zu einem Jahr bleiben und kann es dann nochmal um ein weiteres Jahr verlängern. Das heißt, man hätte dann nicht eben diesen sogenannten Border Run. Die Bedingungen sind, dass man, lese ich hier gerade, $3000 mindestens im Monat verdient, außerhalb von Costa Rica, mit Familie $4000. Das heißt, das wäre dann neben der Residenz, neben dem Border Run, also neben dem normalen Touristen Visum eine weitere Option.

Robert Wenn man das machen möchte. Es ist aber Papierkram, die Leute machen sowieso den Border Run, weil sie den Führerschein brauchen. Das ist halt damit man sich ein bisschen sicher fühlt.

00:38:40 - Wie sieht das Steuersystem in Costa Rica aus?

Sebastian Genau. Es wäre gut nochmal über das Steuersystem zu sprechen. Wir wissen, Sie sind ja kein Steuerberater, aber soweit ich das gelesen habe, ist es Steuersystem Costa Rica bewusst extrem einfach gehalten und eben für Ausländer gibt es den Vorteil, dass sie letztlich nur auf Einkommen aus einer costaricanischen Quelle Steuern bezahlen. Das heißt, Einkünfte aus dem Ausland werden per se steuerlich nicht erfasst. Haben Sie davon irgendwas gehört?

Robert So wie Sie es beschrieben haben, ist es genau richtig.

Sebastian Wunderbar, also für jeden, der jetzt zum Beispiel ausländische Einkünfte hat, z.B. jemand, der ein paar youtube Kanäle hat und der dort Provisionen von Google bekommt, oder Dividenden aus dem Ausland bekommt oder der ins Ausland immer wieder mal geht, um dort zu arbeiten, irgendwelche Trainingskurse oder sowas zu geben, der muss dann auf dieses Einkommen in Costa Rica keine Steuern bezahlen. Die Frage geht jetzt vielleicht ein bisschen zu weit, aber es ist ja immer so ein bisschen... Wenn jetzt jemand tatsächlich vor Ort arbeitet, auch wenn es für einen ausländischen Kunden ist, ich sag mal so als Softwareentwickler, Berater, Marketingmensch oder irgendwie sowas, aber tatsächlich vor Ort dort arbeitet, ist es nicht immer hundertprozentig klar, ist es jetzt ausländisches Einkommen oder arbeitest du dafür im Inland und deswegen ist es inländisches Einkommen, obwohl ich keine inländischen Kunden habe. Haben Sie da irgendwelche Kunden oder Erfahrungsberichte? Wissen Sie, ob das in Costa Rica zu versteuern ist oder nicht?

Robert Nein, es ist einfach ganz anders als bei uns sozusagen. Ich habe ja auch ein paar große Firmen gehabt, und das war ja immer das Thema des Steuerberaters usw., das interessiert hier niemanden. Wenn Sie das nicht melden oder da freiwillig ein Fass aufmachen, juckt das hier keinen, weil Costa Rica braucht Einwanderer und Costa Rica braucht Kapital. Costa Rica hat außer der Natur, es gibt keine Bodenschätze, keinerlei Ressourcen, was sehr positiv ist, weil es dadurch auch kein Gezerre um dieses Land gibt. Costa Rica möchte, dass Leute herkommen und Geld ausgeben, ganz einfach. Wenn der digitale Nomade oder der Softwareentwickler hier lebt und seine Milch hier kauft und Miete bezahlt usw., ist das alles super.

Sebastian Dann ist allen geholfen.

Robert Ja, würde ich sagen.

00:40:59 - Welche Rentnereinwanderungsprogramme gibt es in Costa Rica?

Daniel Gibt es eigentlich auch so Rentner, dies nach Costa Rica zieht, um sich dort zur Ruhe zu setzen? Haben sie da auch einiges?

Robert Da gibt es ja dieses Rentner Einwanderungsprogramm, bzw. verschiedene Einwanderungsprogramme. Bei einem musst du $1500 im Monat nachweisen. Es gibt auch eins für 2 Jahre, wo du dann 60.000 auf eine Institution überweisen musst und dann jeden Monat zweieinhalbtausend abheben, damit die Leute sehen, du liegst hier nicht auf der Tasche. Aber jeder Rentner, der herkommt, der kauft sich sowieso ein kleines Häuschen, dann muss er nicht seine ganzen Vermögensverhältnisse offenlegen. Wenn du jetzt hier als Rentner herkommst und sagst, ich will für 1.500 Dollar irgendwas mieten, geht das auch, dann musst du aber deine ganzen Vermögensverhältnisse offenbaren. Aber die meisten Leute, die hier ins Land kommen, haben ja ein gewisses Kapital und investieren das dann in eine kleine Immobilie und leben dann von ihrer Rente. Das hat dann eben den Vorteil, dass man nicht alles offenbaren muss. Man will ja einfach nicht jedem erzählen, was man auf dem Konto hat oder was man da bekommt, man muss das auch alles nachweisen. Also der schlankeste Schuh ist immer sozusagen diese Investitionen. Dann musst du sozusagen die Krankenkassenbeiträge auch auf diese $1500 zahlen oder wenn du mehr hast, dann musst du es natürlich auf mehr bezahlen, deswegen der schlankeste Schuh ist immer diese Investitionen. Dann musst du gar nix nachweisen, nur die Herkunft des Geldes sozusagen.

Daniel Macht Sinn.

Sebastian Ja, $150.000 als minimal Investition ist ja nun nicht besonders viel, also auch im Vergleich. Panama hat mittlerweile $250.000 oder Daniel?

Daniel 250.000 €, es sei denn, du hast ja in Panama die Möglichkeit für 100.000 € Farmland zu kaufen, dann reicht eine 100.000 € Investitionen in landwirtschaftliche Fläche und ansonsten 250.000 €.

Robert Wer $150.000 nicht investieren kann, da ist es sowieso schwierig, das würde ich auch nicht empfehlen. Da muss man sich schon Gedanken machen, sozusagen, was man hier machen will. Wenn man hier leben will und das ist ja schon wichtig.

Daniel Der Sebastian hat ja vorhin den Grund angeführt. Es kann ja sein, ich hab jetzt $15.000, aber ich will mich nicht festnageln auf das Land. Bevor ich investiere, dann müßte ich vorher ganz genau wissen, hier will ich für eine lange Zeit bleiben. Es mag jemanden geben, der einfach sagt, also ich will jetzt mal 1-2 Jahre probieren und testen, ist das von meiner Familie ok, für meine Kinder ok. Dann mag es den Grund schon geben, erstmal zu sagen, ich will mal noch nicht investieren. Da ist es gut zu sagen, das ist auch möglich. Mit dem Visa und dem Border Run.

00:43:36 - Wie einfach ist es, die Residenz zu bekommen und zu behalten?

Robert Die Residencia, dass es auch anders geregelt als in Europa, wenn du die Residencia hast, dann musst du ja nicht automatisch in Costa Rica sein. Das ist auch anders als bei uns, oder wesentlich anders. Wer soll das auch überprüfen? Das heißt viele, kaufen sich ein Stück Land, Farmland, das gibt es hier natürlich auch, als Grundstückspekulation, beantragen die Residenz und sind dann zumindest abgesichert und haben immer das Recht, nach Costa Rica einzureisen oder sich in Costa Rica dauerhaft aufzuhalten.

Daniel Jetzt ist es in Panama dabei so, dass ich also, besonders in den ersten Jahren, einmal kurz pro Jahr wenigstens 1-2 Tage eingereist sein muss. Dass heisst, ich würde in Panama zum Beispiel die permanente Residencia wieder einbüßen, wenn ich mich gar nicht im Land blicken lasse. Ist es an Costa Rica nicht so?

Robert Habe ich bis jetzt noch nie gehört. Also auf Nachfrage war immer die Antwort der Anwälte: Wer soll das überprüfen? Hier wird nicht so viel überprüft.

Sebastian Also auch hier wieder, ich glaub, bei dem was Sie so sagen, der Tenor ist eigentlich vonseiten der Regierung, der Behörden, relativ große Gelassenheit, ja so relaxed, laid back und jetzt nicht das Ganze zu heiß kochen. Ja, nach Costa Rica kommen einfach viele gut ausgebildete Menschen und die braucht Costa Rica. Costa Rica braucht auch Einwanderer, braucht auch Kapital und dementsprechend offen und freundlich ist man hier gegenüber den Leuten.

Robert Nicht nur deswegen, ich glaube, die Costaricaner sind einfach so, aber deswegen gibt es, würde ich sagen, eine relativ große Gelassenheit, zumindest nach meinem Dafürhalten. Wenn ich mir überlege, was ich in Deutschland alles machen muss. Hier gibt es ja auch keine Meldepflicht sozusagen, Sie können nicht hier irgendwo zum Einwohnermeldeamt gehen und sich melden. Man ist einfach da. Wie schön. Das ist tatsächlich so, ich mag das.

Sebastian Und mit Englisch, denke ich, kommt man überall zurecht, oder würden Sie empfehlen, Spanisch zu lernen?

Robert Ja, ich würde auf jeden Fall Spanisch lernen, weil es einfach eine Frage der Höflichkeit ist. Es gibt hier auch Amerikaner, die natürlich kein einziges Wort Spanisch sprechen, solange sie hier sind, leben seit 30 Jahren hier und sprechen kein Wort Spanisch. Ich finde, es ist immer gut, wenn man sich in der Landessprache verständigen kann und Spanien sich ja nicht so schwer.

Sebastian Das stimmt.

Robert Ich habe auch eine Lehrerin, die ist ganz nett, die gibt zweimal in der Woche Unterricht.

Sebastian Sprechen Sie schon?

Robert Ja, es geht. Also ich kann mich ja auf jeden Fall verständigen. Ich kann im Restaurant bestellen, ohne rot zu werden. Kann mich mit einem Grundstücksbesitzer unterhalten und Berufsspezifische Sachen schon perfekt.

Daniel Zum Glück muss man für Spanisch keine neuen Buchstaben lernen.

Robert Ja, das stimmt. Ich habe ja das kanadische Einwanderungsprogramms schon durchlaufen. Also ich weiß was, was die von einem verlangen und wenn man sich das vorstellt, was für ein Wahnsinn. Die wollen das mal die Hosen herunterlässt. Das ist hier anders wie einem da begegnet wird. Und ja, Spanisch ist nicht so schwer. Griechenland ist natürlich eine andere Nummer.

Daniel Ja, das klingt schön, und bei Griechenland ist halt das Problem mit den Buchstaben, das haben wir jetzt gepackt.

Sebastian Ja, der Herr Taborek ist ein Sprachgenie, der kann sogar Farsi sprechen, dass muss man sich mal vorstellen.

Robert Da ist ja das mit dem Griechischen nicht so schlimm sozusagen. Für mich wäre das nix.

00:47:06 - Wie läuft die Firmengründung in Costa Rica ab?

Sebastian Ok, anderes Thema. Eine Sache vielleicht wissen Sie das auch, weil es vielleicht für den einen oder anderen Mandanten eine interessante Frage ist, haben Sie sich schon mit dem Thema Firmengründungen in Costa Rica auseinandergesetzt? Machen das Ausländer oder gründen sie eine eigene Firma im Ausland? US LLC, UK Limited oder Ähnliches?

Robert Firmengründung ist überhaupt kein Problem. Das ist ganz, ganz einfach, das hast du innerhalb von 2 Tagen gemacht. Mach dir jeder Anwalt hier, kosten ca. $1500 oder so was. Wir selber haben ja eine Aktiengesellschaft. Du kannst auch eine einfache SLR gründen sozusagen, das ist überhaupt kein Thema. Musst du halt wissen, im ersten Jahr musst du keine Steuererklärung machen, aber dann musst du halt anfangen, Steuererklärung zu machen und ich habe eine Firma gegründet sozusagen, weil es einfacher war, dann Bankkonten zu eröffnen, bevor ich die Residenz hatte. Das hat alles problemlos funktioniert, und das ist jetzt einfach eine ruhende Firma, da läuft nichts darüber, da werden keine Steuern gezahlt oder sonst irgendwas. Eigentlich ist das alles total schlank. Wenn du eine Aktiengesellschaft wieder auflösen musst, das dauert ein bisschen länger und so. Früher hat man in Costa Rica alle Grundstücke eigentlich immer über eine Firma gemacht, davon sind wir jetzt weg, weil einfach diese Gesetzeslage 2019 verändert wurde, dass du jetzt immer auch eine Steuererklärung machen musst und so weiter, aber wenn du hier was machen willst auch kein Problem.

Sebastian Also einfach zu gründen, also zum Beispiel wenn man jetzt irgendwie lokal tätig werden möchte, gewerblich oder so, wie sie jetzt, durchaus machbar, aber muss man sich halt mal überlegen.

Robert Interessant ist halt, dass du deine Konto Bewegungen nicht dem Finanzamt meldest. Der Steuerberater von uns, also ich sage ihm was wir Umsatz machen, aber die kriegen unsere Kontoauszüge nicht, die wollen unsere Kontoauszüge nicht.

Sebastian Also auch hier wieder sehr benutzerfreundlich, kann man sagen.

Robert Stimmt ja, man muss sich total dran gewöhnen, weil man ist ja so sozusagen drauf gedrillt, alles offenzulegen.

00:49:12 - 3 Fakten zu Costa Rica

Daniel Schön. Trotzdem habe ich noch 4 Fragen, aber ganz kurze. Ganz kurze Frage und ganz kurze Antwort. Wenn jemand nach Costa Rica kommt, nicht viel Zeit hat, was muss er unbedingt einmal gesehen haben?

Robert Also ich finde, den Pazifischen Ozean sollte man gesehen haben. Da würde ich auch noch ein Tipp abgeben. Zum Beispiel Playa San Miguel oder Playa Coyotes, ein Strand 14 Kilometer lang, unglaublich schön, naturbelassen, keine touristische Hochburg oder so, das ist mein persönlicher Lieblingsort.

Daniel Klasse. Zweite Frage: Welches National Gericht, welche typische Speise sollte ich unbedingt mal gegessen haben?

Robert Gallo Pinto. Das ist hier sozusagen Frühstück Mittag und Abendessen. Das ist Reis mit Bohnen und paar Eiern. Mittags gibt es noch Hühnchen und Pommes dazu oder ein Stück Fisch. Das ist hier die National Speise, Reis, Bohnen und Eier.

Daniel Und welchen Fehler sollte man als Ausländer in Costa Rica unbedingt vermeiden?

Robert Nachts betrunken Auto fahren. Oder nachts Autofahren. Die Straßen sind teilweise nicht so dolle, dann kommt man Schlagloch und so, es gibt wenig Straßenbeleuchtung. Also Schotterstraßen nachts... Da gibt es einen lustigen Witz -vor ein paar Tagen war ich mit einem costaricanischen Bauträger im Auto unterwegs - Woran merkt man, dass der Autofahrer betrunken ist in Costa Rica? Er fährt gerade aus. Weil du kannst eigentlich gar nicht geradeaus fahren, also auf der Autobahn natürlich schon und auf den gut ausgebauten Straßen, aber manchmal kannst du nicht geradeaus fahren. Also nachtsüber Schlaglochpisten, das ist keine gute Idee. Das das würde ich vermeiden.

00:51:19 - Kontakdaten Robert Hager

Daniel Ok. Kommen wir zur letzten Frage: Wie erreichen Sie interessierte Zuhörer, Zuschauer am besten? Wie sollte jetzt jemand, der das gehört hat und da jetzt noch mehr Informationen möchte, am besten mit Ihnen Kontakt aufnehmen?

Robert Also wir haben eine Homepage, www.costa-rica-immobilien.com. Einfach drauf gehen, uns eine Email schreiben. Mein Name ist Robert Hager. Also: robert.hager@kahl-partner.com. Einfach anrufen, Whatsapp schreiben und Fragen stellen.

Daniel Vielen, vielen herzlichen Dank Herr Hager. Schön, dass Sie bei uns waren.

Robert Ja, hat mich sehr gefreut, Danke für das angenehme Gespräch.

Sebastian Vielen Dank.

Daniel Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland. Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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