Digitale Nomaden - Arbeitsplatz irgendwo, Finanzamt nirgendwo?

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Jetzt, wo das Reisen nach der zweijährigen Pandemie wieder einfacher möglich ist, kommt bei vielen das Fernweh wieder hoch. Warum also nicht das Notwendige mit dem Schönen verbinden und Digital Nomade werden? Heute noch mit dem Laptop auf dem Sofa, morgen in einem Cafe in Lissabon und nächsten Monat in einem Co-Working-Space auf Bali. Oder besser zwischen Palmen auf einer Hängematte arbeiten in Thailand oder Costa Rica? Für die einen klingt das vielleicht nach einem Traum, für andere ist das schon die Realität.

Doch so “lustig wie das Zigeunerleben” auch sein kann, stößt ein Digital Nomade auch immer wieder auf Herausforderungen. Denn ein Bankkonto eröffnen oder eine Firma gründen, ist ohne offiziellen Wohnsitz gar nicht so einfach. Auch die Frage: “Steuern zahlen oder nicht und wenn ja, dann wo?”, ist ohne einen zuverlässigen Steuer Guide und gute Steuertipps nicht einfach so zu beantworten.

Diese Fragen und noch mehr beantwortet Sebastian Sauerborn in unserem aktuellen Podcast. Er hat schon viele Digital Nomaden erfolgreich beraten und berichtet von seiner Erfahrung zum Thema Digital Nomad Steuern und mehr.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

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Abmelden am Wohnsitz und beim Finanzamt - Zahle ich dann keine Steuern mehr?

Sie wollen Ihre Heimat und Ihre alte Arbeitswelt verlassen und ein “Leben in Freiheit” führen? Das ist der Traum vom Digital Nomadentum. Doch kann man sich wirklich einfach nur abmelden und ist von der Steuerpflicht befreit? Ganz so einfach ist das leider nicht.

Damit Sie nicht mehr in ihrem Heimatland steuerpflichtig sind, müssen Sie wirklich ”alle Leinen lösen”. Denn Sie müssen dem Finanzamt glaubhaft nachweisen können, dass Sie wirklich ihren Lebensmittelpunkt ins Ausland verlegt haben. Dafür sollten Sie Ihre Wohnung in Deutschland kündigen oder dauerhaft vermieten, Fahrzeuge abmelden und Verträge und Mitgliedschaften auflösen.

“Arbeitsplatz nirgendwo und (deutsches) Finanzamt irgendwo” geht also nur, wenn Sie sich komplett von Ihrer Heimat lösen. Das heißt allerdings nicht, dass Sie gar nicht mehr steuerpflichtig sind. Das ist gesetzlich nicht möglich. Denn steuerpflichtig sind Sie mit ihrem Welteinkommen grundsätzlich dort, wo auch ihr Lebensmittelpunkt ist. Dafür reicht es auch, wenn Sie sich weniger als 183 Tage dort aufhalten.

Steuerfrei ist also legal nicht möglich. Die gute Nachricht ist jedoch, Sie können die Steuerbelastung enorm reduzieren! Um als Digitaler Nomade Steuern zu sparen, sollte Sie sich einen Lebensmittelpunkt an einem Ort mit günstigen Steuergesetzen suchen. Dazu gehören Länder wie Malta, Portugal oder Irland.

Wie ist das jetzt genau mit der 183-Tage Regel?

Die 183-Tage Regel ist wohl die bekannteste unter allen Digital Nomaden. Aber was hat es damit auf sich?

Die 183 Tage Regel besagt, dass man (Steuer-)Resident in einem Land wird, wenn man sich dort für 183 oder auch mehr Tage pro Kalenderjahr aufhält. Rechnet man 1 und 1 zusammen, folgt daraus, dass man sich nicht in 2 Ländern je 183 Tage aufhalten kann, außer in seltenen Ausnahmen wie z. B. Schaltjahren.

Allerdings führt diese Regel bei vielen Weltreisenden und Digital Nomaden zu einem gravierenden Missverständnis. Denn die Regel besagt umgekehrt nicht, dass man kein Steuerresident eines Landes wird, wenn man sich weniger als 182 Tage in diesem aufhält.

Denn in welchem Land man schlussendlich steuerpflichtig ist, wird über zwei andere Kriterien definiert. Und zwar: 

1. Wo ist das Zentrum deiner persönlichen und wirtschaftlichen Interessen? und 

2. Falls du verheiratet bist, wo hält sich dein Ehepartner und deine Kinder auf?

Vielleicht denkt jetzt der ein oder andere, wer wird das schon kontrollieren und sich sagen, wo kein Kläger ist, da ist auch kein Richter. Und ja, in vielen Ländern wird es wahrscheinlich auch keine Kontrollen geben, wie viele Tage genau man sich pro Jahr dort aufgehalten hat.

Trotzdem lohnt es sich auch, als Digital Nomade alles gut zu durchdenken und seine Aufenthalte im Voraus zu planen, um etwaige Probleme zu vermeiden.

Wie lange kann ich mich in einem Land aufhalten, ohne einen Wohnsitz auszulösen?

Man kann sich in den wenigsten Ländern mehr als 183 Tage aufhalten, ohne einen Aufenthalt beantragen zu müssen.

Es ist wichtig, im Voraus zu planen und einige Fragen zu klären. Was werde ich verdienen? Wie werde ich arbeiten? Wie lange werde ich mich dort aufhalten? Gibt es ein Visum für digitale Nomaden? Wenn Sie das im Voraus abklären, können Sie vermeiden, in dem jeweiligen Land einen steuerlichen Wohnsitz auszulösen.

Die Faustregel für Digital Nomaden lautet: Je öfter man den Ort wechselt, desto besser! 

Allerdings sollte man sich besser vor Einreise genau mit den Gesetzen des jeweiligen Landes auseinandersetzen, da es auch Länder mit strengeren Regeln gibt.

Warum es sich lohnt, trotzdem irgendwo eine “Base” zu haben?

Es ist ja ganz klar, auch als digitaler Nomade muss man von irgendwas leben. Abgesehen davon braucht auch ein Weltenbummler mindestens eine Bank und eine Kreditkarte. Und manche Digital Nomaden wollen vielleicht auch eine Firma gründen. 

All das geht viel einfacher, wenn man einen offiziellen Wohnsitz hat. Denn bei jeder Firmengründung und bei jeder Kontoeröffnung müssen Sie mindestens eine Adresse und in vielen Fällen auch eine Steuernummer angeben.

Was sind jetzt die wichtigsten Schritte, erfolgreicher Digital Nomade zu werden?

Haben Sie das Ziel: Heimat verlassen und Digital Nomade konkret ins Auge gefasst? Haben Sie vielleicht auch schon ein Land als “Base” ausgewählt? Dann für Sie hier nochmal die wichtigsten Schritte, die Sie jetzt machen müssen.

  1. Wählen Sie Ihren Aufenthaltsort sorgfältig aus und überprüfen Sie, ab wann eine Steuerpflicht ausgelöst wird.

  2. Überlegen Sie sich, ob es für Ihre Situation sinnvoll ist, eine Firma zu gründen und wenn ja, welche Gesellschaftsform für Sie infrage kommt.

  3. Umsatzsteuer-Planung: Wenn Sie Waren oder Dienstleistungen in die EU verkaufen, müssen Sie Mehrwertsteuer bezahlen, auch wenn Ihr Unternehmen im Ausland sitzt. Bei persönlich erbrachten Leistungen sieht das wieder anders aus, die sind in der EU umsatzsteuerfrei, wenn sie diese im Ausland erbringen.

  4. Planen Sie die Abmeldung von Ihrem Wohnsitz und kündigen Sie alles

  5. Lassen Sie sich zu den Themen Wegzugsteuern, steuerliche Optimierung, Firmengründung etc. beraten.

Denken Sie immer daran: Planung das A und O!

Kontaktdaten und Links:

Sebastian Sauerborn

Homepage: www.wohnsitzausland.com

                     www.auslandsunternehmen.com

E-Mail:        hello@stmcorporate.group

Telefon:       +44 20 3151 0582

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Timestamps

00:24  -  Begrüßung, Einleitung

02:09  -  Was sind typische Fragen, die Digital Nomaden bei einer Beratung haben?

02:45  -  Kann man sich einfachem am Wohnsitz und beim Steueramt abmelden?

07:21  -  Warum es vielleicht doch besser ist irgendwo einen Wohnsitz/ eine Base u haben

11:58  -  Mit welchen Kosten muss man rechnen, wenn ich legal Digital Nomade werden will?

15:50  - Wie lange kann ich mich in einem Land aufhalten, ohne einen Wohnsitz auszulösen?

19:00  -  Welche Branchen sind am besten geeignet für Digital Nomaden?

20:24  -  Gibt es das ideale Alter für Digital Nomaden?

21:48  -  Wichtig für Unternehmer: Denken Sie bei ihrer Planung an die Exit Tax

23:49  -  Eine persönliche Einschätzung: Wird es in Zukunft eine Besteuerung nach Staatsangehörigkeit geben?

27:07  -  Wie kann man das richtig planen, wenn man Digital Nomade werden will?

31:23  -  Verabschiedung

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP33: Digitale Nomaden - Arbeitsplatz irgendwo, Finanzamt nirgendwo?

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:24 - Begrüßung, Einleitung, typische Fragen, die Mandanten bei einer Beratung haben

Daniel: Herzlich willkommen bei Perspektive Ausland. Heute sprechen wir über digitale Nomaden und da geht es nicht nur um so eine einfache Frage, wie was sind digitale Nomaden? Sondern wollen vielmehr da in die Tiefe einsteigen. Viele, wenn sie an das Wort digitale Nomaden denken, sagen ahh am Strand chillen, nebenbei noch Geld verdienen, leben können, wo man will. Man hört auch so diese Sätze: "als digitaler Nomade hat man den Luxus, nichts zu besitzen." Das wäre die neue Freiheit sozusagen. Aber es gibt Schattenseiten, über die man auch sprechen muss heute, das heißt digitale Nomaden, wenn sie sich für den Lebensstil entscheiden, sind mit Fragen konfrontiert, an die man so als normaler Mensch gar nie denkt. Also zum Beispiel ist heute die einfachste Sache, vielleicht mal schnell ein Bankkonto zu eröffnen, zumindest also von normalen Menschen, der in ganz normalen wohnt und vielleicht ein Arbeitsverhältnis hat. Solche Aspekte wie Krankenversicherungen macht man sich normalerweise ja keine Gedanken, wenn man irgendwo ganz normal ordentlich in Deutschland, Österreich und der Schweiz wohnt, Schulbildung oder vielleicht auch an die Zukunft zu denken. wie sieht es mit meiner Rente aus? So als digitaler Nomade, so schön wie die Freiheit ist, gibt es eine ganze Menge Dinge, die man beachten muss und auch Dinge, die überraschenderweise passieren, hätte man sie nur vorher richtig geplant und sich vorher mal mit jemandem darüber unterhalten. Und das wollen wir jetzt mal machen. Das heißt steigen wir vielleicht mal so ein. Sebastian, Du kennst ja eine ganze Menge von Menschen, die als digitaler Nomade leben, gelebt haben oder vielleicht gerade damit anfangen wollen. Und ja, deswegen vielleicht mal so die erste Frage was sind so die typischen Fragen, mit denen sich Mandanten, so diese typischen digitalen Nomaden an dich wenden?

02:09 - Was sind typische Fragen, die Digital Nomaden bei einer Beratung haben?

Sebastian: Ja also, das ist sehr gute Frage. Die typischen Fragen eigentlich die Mandanten haben ist natürlich, wie es sich steuerlich dann tatsächlich verhält, ob man dann wirklich nirgendwo Steuern bezahlen muss, ob man zum Beispiel dann bei einer Rückkehr, möglicherweise nach Deutschland hier vom Finanzamt in Regress genommen werden kann? Fragen sind, welche Gesellschaftsformen bieten sich hier an? Wie ist die Umsatzsteuerliche Thematik grundsätzlich in Dienstleistungen, die man erbringt? Wie lange darf ich mich in dem Land aufhalten, ohne dort einen Lebensmittelpunkt oder einen Ort der Besteuerung auszulösen und so weiter und sofort? Ja, also das sind so die üblichen, die typischen Fragen, die so natürlich digitale Nomaden dann haben.

02:45 - Kann man sich einfachem am Wohnsitz und beim Steueramt abmelden?

Daniel: Würde man jetzt vielleicht, wenn man sich nur ganz oberflächlich damit beschäftigt, gar nie auf die Idee kommen, dass das so ein großes Problem sein könnte, weil man stellt sich einfach so vor, als ich meld mich jetzt einfach ab, geh da auf das Einwohneramt, sagt ich wohne nicht mehr hier. Sag mal dem Finanzamt Bescheid, ich lebe nicht mehr hier und dann wurde ich einfach woanders. Ist es nicht so?

Sebastian: Genau, also genau so ist wie du sagst, aber der digitale Nomade wohnt ja per Definition nirgendwo. Also der digital Nomade ist ja letztlich der und ich verwende jetzt den politisch inkorrekten Begriff, der Zigeuner aus dem Lied "Lustig ist das Zigeunerleben". Ist ein uraltes Lied, da kommt das schon im ersten Vers vor, brauchen dem Kaiser keinen Zins zu geben, brauchen keine Steuern zu zahlen. Das ist ja per Definition der digitale Nomade, also so ein bisschen ein Vagabund, ein vagrant, wie man auf Englisch sagt, der eigentlich überall und nirgends ist. Und keinen festen Wohnsitz hat und daher auch nirgendwo Steuern bezahlen muss. So ist zumindest der Wunschgedanke, aber unsere Gesellschaft und auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die sich ja mehr und mehr auch internationalisieren, sind darauf natürlich einfach nicht ausgelegt. Also versuch mal zu einer Bank zu gehen und zu sagen ich, ich hab keine Adresse, ich wohne nirgends, ich möchte aber ein Konto haben oder versuchen eine Firma zu gründen und zu sagen ich bin Wohnsitzlos. Dann klopfen die dir vielleicht auf den Rücken und sagen, du Kerl bist obdachlos, oder so und geben dir vielleicht noch einen Kaffee mit, aber schicken dich dann raus, weil Leute ohne Wohnsitz kommen nicht sehr weit in der heutigen Gesellschaft.

Daniel: Was rätst du jetzt? Bleiben wir mal bei diesem Punkt, den du gerade gesagt hast. Hast du da eine Empfehlungen, wenn ich mich jetzt an dich wende und sag hier, ich bin digitaler Nomade. Ich hab folgendes Problem, ich möchte das gut planen und ich habe vor mich abzumelden an meinem Wohnsitz. Ich warte auch meinem Finanzamt sozusagen ein Kündigungsschreiben senden, ich will nicht mehr euer Kunde sein und bin nicht mehr in dem Land steuerpflichtig. Was rätst du jetzt jemanden in dem Fall? Übrigens wenn du keinen unserer interessanten Podcast mehr verpassen willst, dann klicke jetzt gleich auf Abo und Besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.

Sebastian: Ich möchte mal einen Schritt weiter gehen. Es ist ja auch so, dass man heutzutage bei der Kontoeröffnung Ausland eine Steuernummer angeben muss. Klar, welche Steuernummer gibt man an? Also nach dem Motto, ich lebe nirgendwo ich bin nirgendwo steuerpflichtig, wenn man das der Bank sagt Ich bin nirgendwo steuerpflichtigen, dann zeigen die einem den Vogel und schließen das Konto und das wars. Das heißt, es klingt alles wunderbar, schön und gut, aber es ist immer nur der Wunsch, der Vater des Gedanken. Denn in der Realität lässt sich der digital Nomaden-Status de jure nicht umsetzen, de facto schon und da kommen wir jetzt gleich dazu. Aber de jure ist es nicht möglich. Viele Mandanten machen dann den Fehler, dass sie zum Beispiel aus Deutschland wegziehen und sagen ok, ich meine, ich gründe jetzt noch eine Firma, ich eröffne jetzt noch irgendwo ein Bankkonto oder wenn ich irgendwo ein Adressnachweis vorlegen musste, dann halt noch die deutsche Adressen, die deutsche Steuernummer. Das ist natürlich fatal, denn es gibt ja mittlerweile einen Informationsaustausch. Und wenn ich jetzt also mal angenommen irgendwo ein Konto im Ausland eröffne und angebe, das ist meine deutsche Adresse, weil ich keine anderen Adresse hab, weil ich keine andere deutsche Steuernummer habe, dann fängt ja diese Bank an, dann munter meine Einkünfte ans Deutsche Finanzamt zu melden, jedes Jahr. So und dann muss ich erstmal den Behörden erklären in Deutschland, wo ich denn dann nun wohne. Denn ich habe ja und wir wissen ja wie das ist bei der Kontorröffnung, bei der Kontoeröffnung mache ich ja eine rechtsverbindliche Aussage, wo ich wohne. Wenn ich dort eine bewusste Falschangabe mache, dann fällt es schon unter, letztlich so geht es in Richtung Geldwäsche, also das heißt, es ist eine Straftat oder wenigstens eine Ordnungswidrigkeit auf Formularen von Banken falsche Angaben zu machen. Da kommt das Finanzamt zu mir und sagt du hast hier letztlich angegeben, nicht unter Eid, aber im Grunde genommen verbindlich, dass du in Deutschland wohnst. Auf deiner Steuererklärung hast du aber Null rein geschrieben oder hast gar keine eingereicht. Also da stimmt, wo ist denn nun tatsächlich dein Wohnsitz, wo zahlst du Miete? Zeig mal den Mietvertrag, zeig mal dein Gehalt, deine Gehaltsabrechnung zeig mir die Steuererklärung von dem Land. Wenn man die Nachweise nicht bringen kann, ist natürlich das Risiko relativ hoch, dass dann das heimatliche Finanzamt sagt OK, dann bist du hier steuerpflichtig. Natürlich kann ich dann sagen, das ist mir egal, denn ich will ja nie mehr nach Deutschland zurück. Das kann natürlich die Attitude zu sein, wenn das wirklich so ist, dann mag es vielleicht funktionieren, aber die meisten Mandanten wollten natürlich nicht hier auf Kriegsfuß stehen mit dem Heimat-Finanzamt insbesondere dann nicht, wenn es zum Beispiel das Deutsche ist.

07:21 - Warum es vielleicht doch besser ist irgendwo einen Wohnsitz/ eine Base zu haben

Daniel: In der Tat. Jetzt sucht man natürlich immer noch nach einer vernünftigen Lösung. Also wir haben jetzt festgestellt, also auf der einen Seite, wenn ich als digitaler Nomade leben will, deswegen sprechen wir auch zuerst jetzt darüber. Also mein Leben, auch wenn es weniger kostet im Ausland, aber das kostet mich Geld. Ich muss in irgendeiner Art und Weise ja meinen Cappuccino bezahlen, meine Unterkunft. Ich brauche eine Bank, und ich brauche eine Kreditkarte also gerade dieser wichtige essentielle Punkt ist schon ein heikles Thema. Wir hatten jetzt vor kurzem auch einen Podcast mit der Frau Bergmann von Estland und da haben wir darüber gesprochen, dass es dort zum Beispiel relativ einfach ist, sich als sogenannter digitaler Nomade zu registrieren. Auf der Webseite der Regierung steht sogar, werden sie digitaler Nomade. Also war für mich auch interessant, das so zu lesen. Aber wäre das aus deiner Sicht so unter den Top-Möglichkeiten, was du Mandanten oder Interessenten empfehlen würdest oder hast du da noch andere Pfeile im Köcher? Also was könnte man tun, wenn man jetzt legal die Möglichkeit haben will, ein Bankkonto zu eröffnen und halt dieses Thema mit dem Finanzamt vom Tisch haben möchte?

Sebastian: Naja, die E-Residency in Estland ist für alle möglichen Dinge interessant, insbesondere natürlich eine estnische Firma zu verwalten, aber steuerlich hat hier keinerlei Implikationen. Hier geht es jetzt tatsächlich um Steuerrecht. Das heißt also, dass wär jetzt keine geeignete Lösung. Was aber tatsächlich eine geeignete Lösung wäre, ist natürlich zu sagen ok, ich bin möglicherweise defacto digital Nomade. Also ich meine, wir haben viele Mandanten, die in Deutschland leben. Die mehr als 200 oder 250 Tage im Jahr geschäftlich auf Reisen sind, ganz normal in Meetings, ganz normal geschäftlich in den USA sind in Asien sind, die hin und her jetten, die die Wochenende oder noch weniger Zeit in Deutschland verbringen. Wir haben Mandanten, die leben in Großbritannien, die Familie in Großbritannien, aber da sind die ganze Woche in Deutschland zum Arbeiten. Das sind Vorstände bei irgendwelchen Banken. Also das heißt, wie lange ich mich in einem Land aufhalte tatsächlich, hat noch nicht, was wirklich damit zu tun, ob ich dort ansässig bin oder nicht.

Daniel: Somit kann man zwar auf der einen Seite laufend die Welt bereisen, andererseits empfiehlt Sebastian aber doch, sich in einem Land eine Basis aufzubauen, weil das doch einige steuerliche Angelegenheiten erleichtert. Dabei ist aber folgendes zu beachten.

Sebastian: Meine Empfehlung ist tatsächlich irgendwo eine Base zu haben, wo man steuerlich gemeldet ist, wo man tatsächlich eine Wohnung mietet, also keine virtuelle Adresse, sondern eine tatsächliche Wohnung mietet. Ein Land, in dem man möglicherweise sich auch aufhält. Möglicherweise gründet man dort eine Firma, möglicherweise bezahlt einem diese Firma ein kleines Gehalt, was man dort auch versteuert, so dass man eine Steuererklärung einreichen kann, Steuern bezahlt, eine Steuernummer hat, eine steuerliche Ansässigkeitsbescheinigung bekommt des Staates, möglicherweise sozialversichert, krankenversichert ist. Und wie gesagt, es gibt auch in Deutschland Viele in Deutschland lebende Personen, die das ganze Jahr unterwegs sind beruflich. Denk mal an Fernfahrer! Aber das heißt nicht, dass ich dann an dieses Land gefesselt bin, aber in diesem Land habe ich dann eben die einzige Wohnung weltweit, die ich dauerhaft anmiete, wo meine Sachen drin stehen, wo ich Verbrauchsrechnungen für nachweisen kann und insofern wird es mit diesem Set up extrem schwierig sein für jede Finanzbehörde, für jede Bank, mir nachzuweisen, dass ich dort nicht wirklich lebe. Ja, das das nicht mein Wohnsitz ist unter der Voraussetzung, dass ich nirgendwo anders einen Wohnsitz habe selbstverständlich. Dann ist der Fall schon wieder schwieriger. Das heißt also, wenn ich sozusagen mich nicht über den Negativ-Beweis definiere als Digital Nomade, sondern über den positiv-Beweis. Also wenn ich mich nicht so definieren, dass ich sage ich bin nirgendwo steuerpflichtig, dann sage absolut ich bin kein digitaler Nomade. Ich wohne in Malta, Portugal, Irland, was weiß ich wo, wo es steuergünstig ist. Da gibt es ja einige Länder auf unserer Webseite, da haben wir viel dazu geschrieben. Und kann dann die notwendigen Dokumente auf den Tisch knallen: Steuernummer, Sozialversicherungskarte, ID-Karte, Mietvertrag, Verbrauchsrechnung, Kontoauszüge, Ansässigkeitsbescheinigung, Steuererklärung, Gehaltszettel und so weiter und sofort. Dann muss erstmal jemand beweisen, dass es nicht so ist und das wird dann schon extrem schwierig dieser Beweis, insbesondere wenn ich mich natürlich innerhalb der EU bewege, wo jetzt aufenthaltsrechtlich ja nicht viel zu machen ist. Malta zum Beispiel ist im Schengen-Raum, da kann ich ohne Ausweis ein und aus reisen, Portugal ebenso Schengen, Spanien Schengen. Also es gibt ja etliche Länder in der Europäischen Union, die sich hier anbieten und im Grunde genommen ist das, das richtige Setup.

11:58 - Mit welchen Kosten muss man rechnen, wenn ich legal Digital Nomade werden will?

Daniel: Klingt nachvollziehbar. Jetzt wird das natürlich aber mit Kosten verbunden sein. Also jetzt, wenn man jetzt so an den einen oder anderen Bericht über digitale Nomaden denkt, die man im Fernsehen sieht, hat man ja manchmal so eher den Eindruck, da geht man so in ein Land, wo die Lebenskosten niedrig sind und dann also die Balance, also so wenig wie möglich arbeiten so viel wie möglich am am Strand sitzen, was ja nicht auf jeden zutreffen muss. Einige werden auch dort wahrscheinlich 24 Stunden rund um die Ohr an ihr Business, an ihre Firma denken. Aber jetzt mit welchen Kosten sollte jetzt zum Beispiel jemanden, der so ein Setup, wie du es gerade beschrieben hast, plant, um das wirklich legal alles auf stabile Füße zu stellen? Was muss er da und ungefähr rechnen?

Sebastian: Also grundsätzlich natürlich, wir sind ja da relativ pessimistisch, ja bewusst relativ pessimistisch und raten Leuten auf jeden Fall ab, solche Experimente zu machen, wenn sie nicht tatsächlich komfortabel leben können. Wie gesagt, das hat ja keinen Sinn, unnötige Risiken einzugehen, um dann nur ein Taschengeld zu haben oder genauso viel Kosten zu haben, wie wenn ich Steuern in Deutschland bezahle. Das würde ja nichts bringen. Aber ich, ich denke mal, wenn man so im 6-stelligen Bereich verdient, sagen wir mal so 150 - 200000 mindestens, so als Digital Nomade realistisch. Also die Kosten sind ja im Grunde zunächst mal eine Wohnung, die man sich leisten muss, also in den meisten Ländern, Malta wie ich eben gesagt habe, Malta, Zypern auch Irland, Portugal wird man zwischen 1000 - 1500 für eine akzeptable Wohnung zahlen müssen.

Daniel: Damit aus Behörden Sicht auch alles anerkannt wird und überzeugt, sollte man einige Dinge meiden.

Sebastian: Es ist ganz wichtig, jetzt hier nicht irgendwie so in eine WG zu ziehen oder sowas ja, weil das glaubt dann sowieso keiner oder hier mein Freund hat ein Haus und und so weiter und sofort. Also diese ganzen Geschichten, die funktionieren alle nicht. Also Mietvertrag unter fremden Dritten, wo ich jeden Monat einen Tausender bezahl, das klingt schon mal gut. Und dann natürlich die anderen Kosten, also ich meine alles mit Firmengründungen und so, das wird ja dann schon wieder optional. Das hängt ein bisschen davon ab, wie man eigentlich aufgestellt ist. Also, wenn ich jetzt zum Beispiel in einem Land lebe wie Malta oder auch Irland, dann kann ich ja ganz legal zum Beispiel jetzt Einnahmen aus Affiliate Marketing von Google oder sowas, legal steuerfrei im Ausland vereinnahmen. Da brauch ich nicht mal eine Firma dazu. Also man muss sich überlegen, ob eine Firma tatsächlich notwendig ist. Viele digitale Nomaden haben ja Kunden in der Europäischen Union, in Deutschland, Unternehmen und so. Viele können ja auch den Kunden gar nicht sagen, dass sie digital Nomaden sind. Wenn die Kunden wüssten, dass die jetzt dort irgendwo in Kambodscha sich aufhalten oder so, dann würden die die Hände dem Kopf zusammenschlagen. Daher soll oftmals so der Anschein noch gegeben werden, dass das einigermaßen optisch seriös ist und man dann zum Beispiel eine Gesellschaft hat in einem glaubwürdigen Staat, der eine Rechnung schreiben kann. Und das ist eben auch wieder eine wichtige Frage, also erwarten meine Kunden das oder kann ich einfach im persönlichen Namen Rechnungen schreiben oder kann ich einfach zum Beispiel eine amerikanische LLC gründen, die Rechnungen schreibt? All das sind Fragen, die man natürlich klären muss. Aber ich sage mal so Firmengründung, Firmen-Setups machen, sagen wir mal, wenn man das Richtig machen will, wenn wir das machen würden dann zwischen 3000 und 5000. Und die weiteren Kosten wie gesagt, das sind dann alles variable Kosten, das hängt vom Einzelfall ab. Mancher wird sich vielleicht ein Gehalt zahlen wollen, in dem Land, wenn er jetzt dort eine Steuererklärung einreichen will. In so Ländern wie Malta und Irland bietet sich ja auch ein Non-Dom Status an, kann man auch machen, aber da muss man dann wirklich im Detail überlegen, ob das dann sinnvoll ist oder nicht. Und danach richten sich natürlich auch die Kosten. Aber wie gesagt, es ist auf jeden Fall gewisser Aufwand notwendig, wenn man sich ihn nicht leisten kann, dann müßte man die Entscheidung infrage stellen, als Digital Nomade leben zu wollen. Dann ist es vielleicht nicht die richtige Entscheidung.

15:50 - Wie lange kann ich mich in einem Land aufhalten, ohne einen Wohnsitz auszulösen?

Sebastian: Absolut. Also ich meine ein ganz wichtiger Punkt ist natürlich wie lang kann ich mich jetzt irgendwo aufhalten? Es gibt ja auch beim digitalen Nomaden ganz unterschiedliche Naturelle. Der eine ist eben doch jemanden, der eher sesshaft ist. Der will eigentlich jetzt gar nicht hier, also durch die Welt tingeln. Und da muss ich natürlich sagen, muss man sehr vorsichtig sein. Also ich kann jetzt de facto im Grunde in den wenigsten Ländern mich mehr als 183 Tage aufhalten, dort möglicherweise jeden Tag am Laptop sitzen, 8 Stunden arbeiten, ohne dass es irgendwelche steuerlichen Implikationen hat. Natürlich in Dubai oder so geht es. In Ländern wie den Bahamas oder so, sicherlich auch Tahiti, Süd Polynesien, das würde alles gehen, aber in den meisten anderen Ländern, wenn man dort sich jetzt aufhält, über mehrere Monate, möglicherweise dort arbeitet, egal ob das jetzt beim eigenen Unternehmen ist, hat es möglicherweise steuerliche Konsequenzen. Das heißt, da muss man also sehr genau planen und sich im Vorfeld damit auseinandersetzen: was werde ich hier verdienen, wie werde ich arbeiten, wie lange werde ich mich dort aufhalten und muss natürlich darauf achten, dass man dort keinen steuerlichen Wohnsitz in diesem Land auslöst. Also wie gesagt, die 183 Tage sind so eine ganz harte Regel. Die kennt jeder, aber es gibt natürlich auch andere Regeln. Also, wenn ein Steuerberater oder Rechtsanwalt zum Beispiel in einem Land schon mehr als 30 Tage arbeitet, je nachdem in welchem Setup, er geht zum Beispiel in ein Regus-Büro oder sowas rein, ist dann möglicherweise bereits eine Betriebsstätte ausgelöst und er muss möglicherweise dann das dort verdiente Geld schon dort versteuern. Also da muss man sich sehr detailliert mit den steuerlichen Gegebenheiten des Ziel-Landes auseinandersetzen. Ganz klar gilt natürlich hier, wo kein Kläger, da kein Richter! So denken viele Mandanten. Und in gewisser Weise muss man sagen, ist ja auch so. Also wer wird schon jemals diesbezüglich überprüft werden? Aber hier geht es ja darum, was korrekt zu machen ist. Und sicherlich wenn jemand jetzt mal länger als 183 Tage irgendwo ist, vielleicht machen 140 Tage nichts aus und 150 Tage auch nichts aber definitiv gibt es Personen und wir haben Mandanten, die in Spanien zum Beispiel von der Polizei beobachtet worden, die mit dem eigenen Auto in Mallorca rum gefahren sind. Was jetzt hier ein sehr auffälliges Auto war, muss ich sagen. Offiziell digitale Nomaden waren, aber am 183. Tag hat die Polizei das Auto beschlagnahmt und dann konnte er es für Hunderttausend da raus kaufen, weil er es hätten importieren müssen. Zusätzlich hatten sie ein Verfahren am Bein wegen Steuerhinterziehung. Also es kommt ganz drauf an, auf den Einzelfall, wo man ist, wo man sich befindet und was da genau passiert. Das heißt sicherlich, je öfter man natürlich den Ort wechselt, desto besser ist es. Aber wie gesagt, es gibt in anderen Ländern manchmal strengere Regeln, als man sich möglicherweise vorstellt. Gerade wenn es um Personen geht, die vielleicht relativ wohlhabend sind und das auch gerne zeigen möchten.

19:00 - Welche Branchen sind am besten geeignet für Digital Nomaden?

Daniel: Du hast jetzt zum Beispiel angeführt Rechtsanwalt oder Steuerberater. Gibt es denn jetzt aus deiner Sicht so typische Businessfälle, in denen es vielleicht auf der einen Seite besonders einfach ist, das umzusetzen? Oder gibt es vielleicht auch irgendwelche Branchen, wo du sagst, da kommen noch andere Komplikationen hinzu, dass man in dieser Branche als digitaler Nomade unterwegs ist im Ausland?

Sebastian: Die typischen Mandanten sind natürlich Mandanten, die jetzt irgendwo im Internet-Bereich tätig sind, also von Software-Entwicklern über die ganzen kreativen Berufe, bis hin zu Personen, die Webseiten betreiben, affiliate Marketing machen, natürlich ganz stark auch Personen, die im Krypto Bereich investiert sind oder auch Trading machen. Da gibt es einige Kandidaten, die hier in Frage kommen. Ich glaube nicht, dass man sagen kann, dass hier per se eine gewisse Branche jetzt sich besonders im Risiko befinden würde. Also es ist natürlich wie immer, wie ich eben schon gesagt habe zu beachten, löse ich dort einen steuerlichen Wohnsitz aus, da muss ich natürlich beachten, dass manche Branchen in manchen Ländern möglicherweise reglementiert sind. Wobei wie gesagt, da ist mir jetzt persönlich nichts bekannt.

Daniel: Du hattest den Steuerberater erwähnt und in dem Sinne musste ich mich gerade fragen, mitunter gibt es ja auch Länder, in denen bestimmte Berufe Zulassungs-/ Genehmigungspflichtig sind. Also ich weiß nicht, ob da schon mal was vorgekommen sind, ob da was passieren kann, wenn ich mal als Steuerberater oder Rechtsanwalt in einem anderen Land, dann mich sehr lange aufhalte und von dort aus, auch wenn es nur online ist, in einem bestimmten Berufsstand arbeite. Also das wäre auch eine Frage, die ich mir jetzt stellen würde, wo ich auch noch nichts darüber gelesen habe, im Internet jetzt, was digitalen Nomaden betrifft.

Sebastian: Ja, guter Punkt. Also sicherlich wäre man dazu leistungsmäßig wahrscheinlich betroffen, aber ich denke mal beim digitalen Nomaden, der will ja jeglichen lokalen Foot Print vermeiden, das heißt, Ich denke mal da würde kein Digital Nomade hier lokal eine Zulassung irgendwo anstreben. Also ich denke die ganzen zulassungspflichtigen Berufe, die würden das komplett vermeiden und natürlich auch vermeiden wollen, dort eine Betriebsstätte auszulösen.

20:24 - Gibt es das ideale Alter für Digital Nomaden?

Daniel: Mal ne ganz andere Frage, weil du jetzt relativ viele Menschen kennst, die das machen gibts so das ideale Alter digitaler Nomade zu werden oder sagst du also oberhalb von keine Ahnung 50 oder sowas lieber die Finger davon lassen? Was ist so der ideale Menschentyp auch generell, was muss man denn für Eigenschaften mitbringen? Also muss man besonders mutig oder leichtsinnig sein. oder keine Ahnung? Was hast du da für Erfahrungen vielleicht zu dem Punkt?

Sebastian: Ja, da gibt es sehr interessante Erfahrung. Also natürlich sind es überwiegend junge Leute unter 30, die daran Interesse haben, aber ich hatte auch schon eine Mandantin, die war in den 70er Jahren. Die hatte mehrere Mietobjekte in Deutschland und hat gesagt, ich will alles verkaufen und aus Deutschland raus. Ich kauf mir eine Yacht und um die Welt segeln jetzt, als digitale Nomadin. Da gibt es tatsächlich alle möglichen Typen von Menschen, die sich dazu entschließen.

21:48 - Wichtig für Unternehmer: Denken Sie bei ihrer Planung an die Exit Tax

Daniel: Besonders für Unternehmer, die Deutschland verlassen wollen, hat Sebastian noch einen wichtigen Aspekt parat, der nicht außer Betracht gelassen werden sollte.

Sebastian: Wenn man Deutschland und auch andere Länder verlässt, gibt es ja jetzt in vielen Ländern wie in Deutschland seit vielen Jahren möglicherweise eine Exit Tax eine sogenannte Wegzug-Steuer. Da muss man also genau aufpassen, inwieweit einem die betrifft. Denn wie gesagt wenn man dort ein Unternehmen hat oder auch im Ausland an Kapitalgesellschaften beteiligt ist, würde diese Wegzug-Steuer dann zu zahlen sein, wenn man Deutschland verlässt und die kann relativ happig sein. Denn die Bewertung, die das Finanzamt anwendet bei Kapitalgesellschaften, die sind schon sehr großzügig, daher ist das also unbedingt zu beachten. Manchmal ist noch gar nicht so frei, wie man denkt. Man möchte Deutschland verlassen, kann aber Deutschland nicht verlassen, weil man es sich nicht leisten kann. Und da hat man natürlich ein Problem, da muss man auch auf jeden Fall dran denken. Ein anderer Punkt der Wichtig ist, die Rückkehr. Wenn man jetzt natürlich die Situation hat, das man jetzt relativ schnell zurückkehrt, zum Beispiel nach Deutschland und dann in dieser Zeit sehr viel Geld verdient hat, kann natürlich leicht der Eindruck entstehen, dass es sich hier eigentlich um eine Umgehung handelt. Dass man eigentlich niemals vorhatte, sein Wohnsitzland, sein ursprüngliches Wohnsitzland tatsächlich zu verlassen, sondern dass man eigentlich nur, sagen wir mal eine temporäre Abwesenheit angestrebt hat, Weltreise zum Beispiel, wodurch man ja nicht die unbeschränkte Steuerpflicht im Wohnsitzstaat verliert. Also wer heute eine Weltreise antritt, die 2 Jahre dauert, der ist während diesen ganzen 2 Jahren nach wie vor unbeschränkt steuerpflichtig an seinem Wohnsitz-Staat. Es ist also was anderes zu sagen, ich bin mal temporär abwesend, auf Reisen oder ich melde mich tatsächlich ab und bin tatsächlich woanders steuerpflichtig. Das ist ein wichtiger Unterschied und unter Umständen gerade wenn die Abwesenheit nur wenige Jahre sind, muss man das den Behörden erklären, wenn man zurückkehrt.

23:49 - Eine persönliche Einschätzung: Wird es in Zukunft eine Besteuerung nach Staatsangehörigkeit geben?

Daniel: Jetzt gibt es ja noch so eine andere Sache, die eventuell das digitale Nomadentum verbittern oder versalzen könnten je nachdem, und zwar wir reden ja jetzt immer davon, dass man nach einem tatsächlichen Wohnsitz besteuert wird. Es gibt ja aber auch Bestrebungen, die Menschen nicht mehr nach dem Wohnsitz zu besteuern, sondern eigentlich nach ihrem Geburtsort oder nach ihrer Staatsangehörigkeit. Wird sich das durchsetzen. Was ist deine persönliche Einschätzung und wie wird sich das letztendlich auf das digitale Nomadentum auswirken?

Sebastian: Hundertprozentig, also das sind natürlich, das sind schon Überlegungen gibt es schon sehr lange, vor allem bei den Grünen in Deutschland, für die das ja der feuchte Traum ist, wenn hier eine Besteuerung nach Nationalität erfolgen könnte, wie in den Vereinigten Staaten natürlich schon heute der Fall ist. Ich kann es mir nicht vorstellen, es würde ja krass gegen EU-Recht verstoßen, ja, es wäre ja unmöglich, mit EU-Recht zu vereinbaren. Es müssten alle Staaten in der EU entsprechend das gleiche einführen. Ich könnte mir schon vorstellen, dass dies passieren wird. Ich kann mir aber genauso vorstellen, dass die kleinen Länder, auch vor allem die EU Länder dann entsprechende Maßnahmen ergreifen, um dem Ganzen hier was entgegenzusetzen. Ich meine, ich kann ja alle möglichen Sachen machen. Ich kann ja sagen ok die Einkommensteuer ist 50%. Aber der Steuerfreibetrag ist hunderttausend, also ich hab ja viele Möglichkeiten als Staat, letztlich hier den effektiven Steuersatz zu steuern. Man sieht es ja an so Beispielen wie Malta. Malta hat die den höchsten Körperschaftssteuersatz in der EU und durch einen Trick wird es dann zum tiefsten, effektiven Körperschaftssteuersatz in der EU gemacht. Also, das heißt ich denke immer kleinen Staaten wird was Kreatives Einfallen. Mir ist klar, dass das natürlich hier tatsächlich ein Traum ist für viele Politiker, die Steuerpflicht an die Staatsangehörigkeit zu binden. Muss man sehen, was daraus wird also ich halt jetzt persönlich noch für etliche Jahre. Aber ich kann es mir vorstellen natürlich so wie die Dinge entwickeln, dass irgendwann kommen wird, denn man muss ja sehen, dass die Steuer Pyramide in der Spitze extrem dünn wird. Es gibt ja in Deutschland dann nur relativ wenig, also ein paar Hunderttausend vielleicht eine geringe Anzahl, eine geringe Millionen Anzahl von Personen, die tatsächlich sehr gut verdienenden, sagen wir mal im sechsstelligen Bereich. So wenn jetzt hier jedes Jahr von denen 5000 wegziehen, aus Deutschland, was ja die Realität ist, dann ist es ja in Bezug auf die Steuer Pyramide, sind ja nicht die unteren 5000, aus den unteren 5000, da wo die Steuer Pyramide sehr breit ist, die wegziehen, sondern die Spitze wird immer mehr verdünnt. Die Steuereinnahmen sacken immer mehr zusammen. Also für die Staaten ist natürlich diese ganze EU Freizügigkeit ein extremes Problem. Auch generell natürlich die Mobilität der Leute, die durch Corona noch weiter verschärft wurde, denn auf einmal kann ich ja nun tatsächlich überall arbeiten und keiner wird sich mehr fragen, können wir nicht persönliches Meeting machen? Ich will es nicht er Zoom, oder so was! Ich kann mir vorstellen, dass das für die Staaten relativ schnell bedrohlich wird und dass dort sicherlich gewisse Überlegungen stattfinden. Aber ich halte es trotzdem noch für relativ weit entfernt.

Daniel: Ok ja, aber man muss ja manchmal auch über die Zukunft sprechen und wie es weitergeht, obwohl wir nicht in die Glaskugel schauen können, aber trotzdem ist immer gut vorbereitet zu sein.

Sebastian: So siehts aus!

27:07 - Wie kann man das richtig planen, wenn man Digital Nomade werden will?

Daniel: Wenn jetzt einer oder der andere unserer Zuhörer/ Zuschauer sagt Jawoll, also ich bin jetzt schon dicht davor, ich hab da schon vielleicht ein konkretes Land ins Auge gefasst oder bin gerade dabei mein Business zu digitalisieren, so dass ich also in Zukunft wirklich online arbeiten kann. Was wäre jetzt deine Empfehlung für die Herangehensweise? Also was wären so die nächsten Schritte?

Sebastian: Es hängt stark davon ab, wie die laufenden Einkünfte tatsächlich zusammengesetzt sind, ob die laufenden Einkünfte jetzt letztlich hauptsächlich daraus bestehen, dass ich irgendwo an einem Strand in einem Café, im Starbucks sitze und am Computer sitze und schreibe, programmiere oder sonstwas, das ist mal eine Sache. Dann gibts völlig andere Personen, die bekommen passive Einkünfte, sag ich jetzt mal, also Provisionen, möglicherweise haben die ein e-Commerce und so weiter und sofort, also, die letztlich ein Unternehmen brauchen, irgendwo ein Unternehmen haben und darüber dann Einkünfte generieren. Diese Fragen werden beeinflussen, wo ich mich am besten anmelde steuerlich und wo ich auch dann möglicherweise ein Unternehmen gründe. Also, wir hatten ja schon einige der meiner Meinung nach sinnvollen Staaten genannt. Unternehmensformen wie gesagt gibt es dann auch einige, also die US LLC kann sinnvoll sein. Eine maltesische Gesellschaft kann sinnvoll sein und andere Gesellschaftsformen natürlich auch. Auch diese erfordern immer heutzutage eine mögliche Substanz. Und da braucht man andere Personen, die da involviert sind. Also man muss sich tatsächlich überlegen, wie man das gestalten möchte und je komplexer eben die Einkommenssituation ist, desto wichtiger ist die Gestaltung. Ein anderer wichtiger Punkt ist zum Beispiel auch die Umsatzsteuer-Planung. Wir wissen ja, dass wenn ich heutzutage in die EU Waren oder Dienstleistungen, auch digitaler Natur verkaufe, wird dort in der EU Mehrwertsteuer fällig. Die kann ich nicht umgehen, auch nicht mit einer Gesellschaft in Belize, dann wird halt die Gesellschaft in Belize Umsatzsteuerlich erfasst. Ich kann also nicht davon ausgehen, dass ich Umsatzsteuer-mäßig irgendwas einsparen kann, wenn das also mein Ziel wäre, so nach dem Motto, Ich habe Endverbrauch jetzt hab ich 20% mehr Marge, weil ich keine Umsatzsteuer berechnen muss, das ist eine Fehlkalkulation. Auf der anderen Seite gibt es natürlich Tätigkeiten, also wenn ich zum Beispiel live-Coachings mache über Zoom oder auch wir haben Mandanten, die machen Coaching und die machen dann große Zoom-Meetings, also die haben Events, wo möglicherweise hunderte von Kunden teilnehmen, die zahlen. Wenn ich das außerhalb der EU mache, ist das alles komplett umsatzsteuerfrei, denn es ist eine persönliche erbrachte Leistung, keine digital erbrachte Leistung. Ich muss es natürlich dann vom richtigen Ort aus möglicherweise machen, ansonsten wird möglicherweise dort Umsatzsteuer fällig, aber unwahrscheinlich, wenn ich es ein und zweimal von dort mache. Also das sind einige Beispiele von Überlegungen. Also für die steuerliche Optimierung muss ich also diese Dinge alle tatsächlich berücksichtigen und es hilft dann sicherlich mal auch sich beraten zu lassen. Also wir bieten Beratungen für Digital Nomaden an. Auf unserer Webseite kann man dort ein entsprechendes Gespräch buchen. Oftmals schließt sich daran dann auch eine erweiterte Beratung an. Mehrere Stunden vielleicht, wo es darum geht, das Ganze dann korrekt zu strukturieren. Das ist meistens nicht in einer Stunde natürlich machbar, oder sich anderweitig beraten zu lassen von einem Rechtsanwalt oder Steuerberater, der sich damit entsprechend auskennt. Also die Planung ist das wichtigste, angefangen von der Planung, welche steuerlichen Konsequenzen möglicherweise der Wegzug zuhause hat, also im Herkunftsland. Wir hatten schon angesprochen, Thema Wegzugsteuern, zum Beispiel. Also wir hatten schon oftmals Mandanten, die gedacht haben, ich hab eine GmbH in Deutschland und ich hab da einen Geschäftsführer und ich kann dann wegziehen und kann dann die Gewinne steuerfrei vereinnahmen aus der GmbH. Also die GmbH versteuert in Deutschland, die Gewinne mit Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer und der Nettogewinn kann dann an mich steuerfrei ausgeschüttet werden. Das ist natürlich absolut nicht so, denn deutsche Einkünfte müssen immer versteuert werden. Und wenn ich nicht nachweisen kann, dass die Einkünfte versteuert worden sind, dann hat Deutschland ein Besteuerungsrecht und besteuert die Einkünfte. Also das sind alles Dinge, die man berücksichtigen muss, die man planen muss, damit das Ganze nicht zum Warcraft hier wird.

31:23 - Verabschiedung

Daniel: Also vielen Dank, da haben wir viel dazugelernt.

Sebastian: Wunderbar.

Daniel: Vielen Dank! Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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