Leben in IRLAND – Rückständig, aber steuerlich attraktiv
Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn
Sehr geehrte Damen und Herren, wir befinden uns im Landeanflug auf Dublin und werden in wenigen Sätzen landen. Bitte legen Sie Ihren Sicherheitsgurt an und bereiten sich auf eine sehr ehrliche Darstellung von Irland vor. Der Steuerexperte Sebastian Sauerborn hat in Irland gelebt und das Leben dort geliebt. Er spricht von einer gewissen Pfadfinder Romantik.
Irland ist kein typisches Auswanderland. Sie bekommen heute ein klares Bild von den Lebensumständen, Lebensstandard, dem Unterschied zwischen Dublin und dem ländlichen Leben und einen ersten Einblick in die steuerliche Attraktivität Irlands.
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Was erwartet mich in Irland?
Bei Ihrer Irland Einwanderung erwarten Sie selbstverständlich grüne Felder, unberührte Natur und spektakuläre Küstenlandschaften. Zudem ein ländliches Irland, das aussieht wie Deutschland in den 50er Jahren. Viele Leute heizen noch mit Torf, und es regnet wirklich jeden Tag. Nicht unbedingt doll, aber täglich, und auch im Sommer wird es nie wärmer als 20 Grad. Zugverbindungen gibt es nur noch zwischen großen Städten. Um kleinere Ortschaften zu erreichen, nutzen Sie den Autobus, der dem Postbus in der Schweiz ähnelt. Autobahnen und Schnellstraßen gibt es nicht viele, und die extrem engen Straßen mit Hecken an den Seiten führen durch grüne Landschaften und machen das Autofahren zum Abenteuer, denn es passen kaum zwei Autos aneinander vorbei.
Homeschooling und die Schulen in Irland
In Irland können Sie Ihre Kinder zu Hause unterrichten oder an einer Online Schule lernen lassen! Die katholische Kirche betreibt 90% der lokalen Schulen und der Ortspfarrer ist in etwa der Schulvorsteher. Der lokale Bischof hat die Oberverantwortung für die Schulen, die unter staatlicher Aufsicht stehen und vom Staat finanziert werden. Sie mögen denken, die Iren seien sehr religiös, aber die Evolution unseres Schöpfungsbewusstseins hat auch hier, besonders in den vergangenen 20 Jahren seine Spuren hinterlassen und Gott aus unseren Leben herauswachsen lassen.
Anmeldung und PPS-Nummer
Auswandern Irland Voraussetzungen bzw. auswandern nach Irland als Deutscher Bedingungen: EU-Bürger können in Irland ohne Visum leben. Es gibt kein Meldesystem und keine Krankenversicherung. Möchten Sie am irischen Gesundheitssystem teilhaben oder Sozialleistungen in Anspruch nehmen, benötigen Sie eine PPS-Nummer (Personal Public Service Number) und gehen dafür zum lokalen Arbeitsamt, lassen Fotos mache und Ihre Daten aufnehmen. Wenige Wochen später erhalten Sie Ihre Karte mit besagter PPS Nummer, die zugleich Ihre Steuernummer ist.
Das Gesundheitssystem, Internet und Telefon
Das Gesundheitssystem in Irland ist wie im UK und in Malta umlagefinanziert. Für Kleinigkeiten gut, aber nicht empfehlenswert für größere Anliegen. Dafür sollten Sie sich lieber in anderen Ländern versorgen lassen. Ein Ruhestand in Irland soll gut überlegt sein. Internet und Handyverbindung sind ebenfalls nicht die Besten. Als digitaler Nomade erkundigen Sie sich besser vorab über die örtlichen Gegebenheiten.
Internationale Anbindung und die Amerikaner
Am sehr gut angebundenen Dubliner Flughafen sitzen amerikanische Grenzbeamte. Die führen alle für die USA erforderlichen Passkontrollen vor Ihrer Abreise durch, und Sie landen dann in den USA als einheimischer Flug. Die gute Beziehung zu den Amerikanern kommt aus der Zeit der britischen Besetzung, durch die die Iren starke Unterdrückung und Armut erfahren haben. Etwa ein Drittel der Bevölkerung wanderte damals in die USA aus. Weitere internationale Flughäfen gibt es in Limerick und in Cork.
Lebenshaltungskosten und Mietpreise
Dublin war und ist teuer! Die Lebenshaltungskosten in Irland sind höher als in Deutschland.
Sind Immobilien Irland günstig? Leider nein: Eine nicht-luxuriöse Zweizimmerwohnung in Dublin kostet gut 2.000 €. Eine Dreizimmerwohnung außerhalb gelegen verlangt etwa 850 € monatlich. Die Mietpreise in Irland sind erheblich gestiegen, auch ein Haus in Irland günstig kaufen ist nicht einfach, denn auch Häuser in Irland kaufen ist deutlich teurer als in Deutschland.
Wenn Sie nach einem Land mit niedrigen Lebenshaltungskosten suchen, finden Sie hier mehr Informationen zu Ungarn. Und sollte es Sie eher in die Wärme ziehen, dann gibt’s hier mehr zu Thailand.
Irish Soccer, Lachsangeln und die irische Küche
Irish Coffee ist lecker, und auch die Irish Pubs kennen Sie. Wie sieht es aus mit Irish Football? Das ist eine in Irland sehr verbreitete Sportart, eine Mischung zwischen Rugby und Fußball. Der Spielball ist rund, und Sie dürfen Hände und Füße benutzen. Wenn Sie gerne angeln, werden Sie am River Blackwater glücklich. Die lokalen Restaurants bereiten die Lachse aus diesem weltbekannten Gebiet fangfrisch zu. Meeresfrüchte sind in Irland großzügig vorhanden. Des Weiteren essen Iren gerne Kartoffeln mit Kohl und Speck.
Die Teilung Irlands und der Konflikt
Der Norden Irlands gehört zu Großbritannien, der Süden ist die Republik Irland. Die Grenze zwischen beiden Teilen ist offen, wie Sie es aus der EU kennen. Die vorher bestehenden Grenzkontrollen wurden aufgehoben und hat beide Landesteile wirtschaftlich eng zusammenwachsen lassen. Ähnlich wie in Zypern pendeln Einwohner zum Arbeiten und Einkaufen zwischen Norden und Süden.
Durch Brexit bestehen Befürchtungen, dass die Grenzen geschlossen werden und das Konfliktpotential wieder aufflammt. Die Vorurteile und das Misstrauen zwischen Protestanten und Katholiken ist immer noch sehr real. Es ist keine Frage mehr des Glaubens, sondern ist rein politisch.
Einkommensteuer, Sondersteuer und der Non Dom Status
Irisches Einkommen bis 34.000 € wird mit 20% besteuert, alles darüber stufenweise mit 40%. Plus Sozialbeiträge, ähnlich hoch wie in Deutschland. Plus die Universal Social Charge Sondersteuer (USC), die nach der Finanzkrise 2011 eingeführt wurde, um die Schulden bei der EU abzuzahlen. Einkommen aus Kunst bis zu etwa 50.000 € ist steuerfrei, und der Non Dom Status erlaubt Ausländern, ihre ausländischen Einkünfte, die sie nicht nach Irland einführen, steuerfrei zu erhalten.
Und was, wenn man als Rentner nach Irland auswandern möchte? Alles zum Thema auswandern nach Irland als Rentner und wie Sie dort Ihre deutsche Rente versteuern erfahren Sie hier.
Achtung – Betriebsstätte kann ausgelöst werden
Haben Sie eine Auslandsgesellschaft, müssen Sie sicherstellen, dass diese Einkünfte passiv sind. Leiten Sie Ihre maltesische Gesellschaft von Irland aus, lösen Sie dort eine Betriebsstätte aus. Möchten Sie in Ihrer maltesischen Firma mitarbeiten (keine geschäftsführenden Tätigkeiten!), gründen Sie eine irische Service Limited und leihen sich selber an Ihre maltesische Gesellschaft aus. In einem Land wie Dubai können Sie leben und Ihre ausländische Gesellschaft führen und werden nicht steuerlich veranlagt. Weiter Möglichkeiten wären die Bahamas, Monaco, Großbritannien, Spanien und Portugal mit dem richtigen Setup.
In unserer zweiten Folge über Irland sprechen wir über die warmherzigen Iren, den guten Whiskey und nähere Details zur Firmengründung.
Kontaktdaten und Links:
Sebastian Sauerborn
Homepage: www.wohnsitzausland.com
E-Mail: hello@stmcorporate.group
Telefon: +44 20 3151 0582
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Timestamps
00:18 - Begrüßung & Einleitung – Irland in drei Sätzen
02:50 - Sebastians Weg nach Irland
05:14 - Von Dublin nach Cork
10:17 - Wie die Schulen in Irland organisiert sind – Homeschooling als Option
12:56 - Sind die Iren religiös?
14:20 - Aufenthaltsrecht, Anmelden und die PPS Nummer
15:54 - Das Gesundheitssystem in Irland
17:33 - Infrastruktur und Reisen auf der Insel
19:46 - Wie komme ich von der Insel runter?
21:38 - Internet und Telefon in Irland
23:25 - Die Trennung Irlands und der Konflikt, auch nach dem Brexit
27:14 - Steuern, Abgaben und die USC
30:54 - Steuerfreies Einkommen für Künstler und der Non-Dom Status
34:03 - Meine Tätigkeit für meine Auslandsgesellschaft richtig strukturieren
38:23 - Die Lebenshaltungskosten in Irland
42:54 - Freizeitangebote und Irish Football
45:17 - Die irische Küche und das weltberühmte Lachsangeln
48:10 - Ausländer in Irland und der Grund der guten Beziehung zu den USA
51:35 - Diese Faktoren unbedingt vor einem Umzug nach Irland bedenken
56:10 - Eine separate Episode über Firmengründung in Irland ist in Arbeit
Mitschrift zu Folge 27 von Perspektive Ausland: Leben in IRLAND – Rückständig, aber steuerlich attraktiv
Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung & Einleitung - Irland in drei Sätzen
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute sprechen wir über eine kleine Insel im Atlantik: Irland. Wenn man sich informiert, der eine oder andere ist vielleicht schon dagewesen, dann liest man oder hört man, es erwarten einen endlos grüne Felder, unberührte Natur, spektakuläre Küstenlandschaft, jede Menge Gemütlichkeit, Humor, Pub Kultur und so weiter. Heute sprechen wir mit Sebastian, der ja selber eine Zeit lang in Irland gelebt hat und wollen der Sache näher auf den Grund gehen. Wir wollen darüber sprechen, was ist der besondere Reiz, in Irland zu leben? Ist es eine gute Alternative, seinen Wohnsitz nach Irland zu verlegen, und was erwartet einen dort alles? Sebastian, vielleicht kannst Du uns selbst mal so ganz kurz zusammenfassen, wie Du selber Irland siehst und erlebt hast. Wenn Du nur ein, zwei, drei Sätze Zeit hättest, was würdest Du sagen? Was macht den Reiz von Irland aus?
Sebastian: Irland ist zum einen sehr rückständig, das heißt es gibt sehr viele enge Straßen, zum Beispiel von West nach Ost gibt es keine Autobahnverbindung in Irland, da fährt man wirklich mit dem Auto sehr enge Straßen durch grüne Landschaften, sehr viele Menschen heizen zum Beispiel noch mit Torf. Gerade das ländliche Irland ist sehr rückständig. Als ich dorthin gezogen bin hatte das einen großen Charme gehabt, ich habe das gerne gemocht. Man kann sich das vorstellen wie in Deutschland in den 50er Jahren, so muss man sich Irland vorstellen. Und man muss sagen, die zweite Frage, wenn Du fragst, wie das Wetter ist, das Wetter ist tatsächlich so schlecht wie der Ruf. Ich glaube, ich habe keinen einzigen Tag in Irland erlebt, an dem es nicht geregnet hat. Es heißt nicht, dass es den ganzen Tag regnet, es heißt nicht, dass es besonders stark regnet, aber es regnet tatsächlich jeden Tag, und es wird letztlich nie wärmer als 20 Grad. Auch im Hochsommer höchstens 20 Grad. Man kann schon gleich sagen, wem das nicht gefällt, der ist dort nicht gut aufgehoben.
02:50 - Sebastians Weg nach Irland
Daniel: Ja, da kam mir selber auch gerade die Frage auf: Was macht denn dann den besonderen Reiz aus? Wenn das Wetter schlecht ist, das Land vielleicht einen rückständigen Eindruck macht, was ist der Reiz? Was könnte jemanden interessieren, nach Irland zu ziehen?
Sebastian: Vielleicht zu meiner Geschichte, ich hatte ja in den USA gelebt, und dann 2014 war es so, dass ich mich hatte scheiden lassen, ich habe dann das Sorgerecht für meine Kinder bekommen, und wie das halt so ist, Scheidung verursacht immer Verwerfung. Bei uns hat es dann dazu geführt, dass das Visum in den USA ausgelaufen war, wir hatten eine Ranch in Texas, wo wir gelebt hatten, die war danach leider nicht mehr meine, sozusagen. Ich wollte unbedingt in den USA eigentlich bleiben, aber es war klar, ich muss zumindest temporär weg, zumindest bis ich ein neues Visum habe, also für eine Zeit von ein bis zwei Jahren. Ich habe mich dann in Europa umgeschaut, nach Deutschland wollte ich eh nicht zurück, ist ja klar. Großbritannien konnte ich mir vorstellen, hatte ich aber nicht gemacht, weil dort ja die Kanzlei ist und aus steuerlicher Sicht wäre es daher für mich besser gewesen, zu dem Zeitpunkt nicht in Großbritannien zu sein. Andere englischsprachige Länder, da hätte es noch Malta gegeben, das hätte sich in gewisser Weise auch angeboten, weil dort mein Bruder lebt, und ich hatte davor auch schon mal in Malta gelebt, aber dann habe ich mich im Laufe eines Sommers mit Irland aus der Ferne relativ intensiv befasst, habe dazu viel gelesen, habe auch Leute gefragt, die ich kenne, ich war davor selbst nie in Irland. So habe ich mich dann entschieden, mit meiner Familie nach Irland zu ziehen mit sieben Kindern. Sechs hatte ich dabei, der Älteste war schon erwachsen, der blieb in den USA, und so sind wir dann an einem Sommermorgen aus Texas in Dublin eingetrudelt, noch nie davor da gewesen, und sind dann so in Irland angekommen. Das ist so die Geschichte in a Nut Shell. Dann waren wir da.
05:14 - Von Dublin nach Cork
Daniel: Dann ist man da, und was ist das Erste, was man macht? Man kommt an in Irland, weil man sich entschlossen hat dort zu wohnen und zu leben. Es gibt ja Länder, wo vielleicht wochenlange Bürokratie auf einen wartet. Wie kann man sich das vorstellen? Ich bin jetzt gelandet, angekommen, dann gibt es bestimmte Dinge, die wichtig sind. Ich muss eine Wohnung suchen, ich muss mich vielleicht irgendwie um Aufenthaltsgestattung kümmern, irgendwelchen Papierkram erledigen. Lief alles weiterhin angenehm und einfach, oder ging dann erstmal was los? Du hast ja erzählt, ich soll mir Irland vorstellen wie Deutschland in den 50er Jahren.
Sebastian: Zumindest das ländliche Irland, Dublin natürlich nicht. Dublin ist eine hochmoderne Stadt, also zumindest, naja, es ist hochmodern, kann man so auch nicht sagen, aber es gibt dort Teile, die sind hochmodern.
Daniel: Die Frage ist die Bürokratie! Wie sieht es denn damit aus?
Sebastian: Als ich dort angekommen bin, das war so Anfang Sommer, und ich hatte eine harte Deadline, und das war, dass die Kinder in die Schule irgendwo gehen mussten. Wir kamen dort an Anfang August, und die Schule hat angefangen Anfang September, das heißt, wir hatten vier Wochen Zeit, alles zu organisieren. Ich hatte ja davor in den USA Homeschooling gemacht, aber wie gesagt, jetzt alleine als alleinerziehender Vater Homeschooling zu machen, dann meine Arbeit zu machen, das konnte ich mir dann doch nicht vorstellen. Also war es klar, dass die Kinder in die Schule mussten, und wir knapp vier Wochen Zeit hatten, alles zu organisieren. Was wir als Erstes gemacht haben ist, das würde ich natürlich Mandanten so nicht empfehlen, die sind natürlich viel besser vorbereitet, aber wie gesagt, ich kam ja aus den USA. Wir haben uns dann zunächst einfach erstmal ein Ferienhaus gemietet, das hatte ich im Vorfeld organisiert, und zwar in Cork, denn ich wusste schon, als ich angekommen war, oder ich hatte es mir schon in den USA soweit zurechtgelegt, dass ich auf keinen Fall nach Dublin wollte, weil Dublin war schon damals, also 2014, verrückt teuer, jetzt ist es noch viel verrückt teurer geworden. Das war es für mich absolut nicht wert. Es war klar, dass ich irgendwo im ländlichen Irland leben wollte, weil mir auch diese Rückständige, das ist so eine gewisse wilde Pfadfinder-Romantik. Wir haben dann Folgendes gemacht in Dublin Airport, wir haben uns ein Auto gemietet und sind Richtung Cork gefahren, also Cork ist die zweitgrößte Stadt in Irland, ungefähr zwei Stunden. Da gibt es eine fantastische Autobahn, die war 2014 aber auch erst zehn Jahren alt, und da war kaum was losgewesen zu der Zeit. Die war zum Teil gebührenpflichtig, und die Iren sind geizig. Also die Autobahn von Dublin nach Cork extrem leer, da kann man immer durchfetzen. Irland muss man sich so vorstellen, dass man sich überall auf die Insel von jedem Punkt zu jedem Punkt in vier Stunden hinkommt mit dem Auto, ist also nicht besonders groß. Wir hatten also unser Ferienhaus im Süden, in Cork, und sind dann im Grunde mit dem Auto, die Kinder und ich jeden Tag Häuser anschauen gegangen, mehr oder weniger in ganz Irland. Zumindest zwischen dem Süden und sagen wir mal den Vororten von Dublin. Das haben wir für ein bis zwei Wochen gemacht, den ganzen Tag auf Achse gewesen, sehr ermüdend, aber man hat natürlich einen sehr guten Eindruck bekommen. Wir haben uns dann letztlich entschieden für so einen Landsitz aus der Georgischen Epoche, der Georgian Era, muss man sagen, gebaut im 17./18. Jahrhundert. Das war so ein kleines Palais, ein kleines Schlösschen, wie es die sogenannte Gentry (der niedere Adel) in Großbritannien damals hatte, Mansion würde man auf Englisch sagen. Das hatte zehn Schlafzimmer, es war recht baufällig, muss man sagen, dafür hat aber die Miete nur sagenhafte 750 € gekostet. Die Heizkosten im Monat waren ungefähr das Doppelte. Aber da haben wir uns dann niedergelassen. Das war in einem kleinen Ort ungefähr eine Stunde nördliche von Cork, mitten in der Pampa, und da haben wir uns dann niedergelassen. So ein 800-Seelen Kaff war das, wie man sich das aus dem Bilderbuch vorstellt.
10:17 - Wie die Schulen in Irland organisiert sind - Homeschooling als Option
Daniel: Du hattest vorhin schon erwähnt, und wir hatten ja in einem anderen Podcast schon mal über das Thema Homeschooling gesprochen, über Deine Erfahrung. Wie sind die Kinder jetzt klargekommen? Du hast die Kinder dann dort eingeschult, und da könnte man einen schönen Link machen zu unserem anderen Podcast über das Thema Homeschooling machen. Was haben die Kinder nachher berichtet?
Sebastian: Das ist natürlich eine ganz gute Frage. Die Kinder waren in den USA ja homegeschooled und sind jetzt zurückgegangen in die Schule. Den Kindern hat die Schule sehr gut gefallen, wobei bis heute sagen meine Kinder, dass Homeschooling die schönste Zeit war. Das muss man sich vorstellen, es war eine richtige, kleine Dorfschule, gut, da waren auch noch umliegende Dörfer, und die Kinder aus den umliegenden Dörfern sind dann auch in die Schule gegangen. Die Schule hatte vielleicht so 150 Schüler, die Grundschule. Die weiterführende Schule im Ort hatte dann vielleicht so 400-500 Schüler. So eine Gesamtschule, wie man sie im englischsprachigen Raum kennt. Den Kindern hat es gut gefallen, man muss natürlich sagen, Homeschooling ist in Irland erlaubt und auch relativ populär. Natürlich ist es immer nur eine Minderheit, die das macht, aber schon eine signifikante Minderheit, aber für mich war das nicht möglich, da ich anderweitig stark eingebunden war. Die meisten Schulen in Irland sind konfessionelle Schulen, also 90% der Schulen werden von der katholischen Kirche betrieben, sind aber staatlich finanziert, sind aber organisatorisch bei der katholischen Kirche anhängig. Dann gibt es noch 5%, die sind bei der evangelischen Kirche anhängig, und dann gibt es noch 5% irgendwas anderes. Der Ortspfarrer ist dann auch gleichzeitig der, der nicht der Rektor ist, aber der Schulvorsteher, der lokal mehr oder weniger bei der Schule relativ viel zu sagen hat. Sein Vorgesetzter, der lokale Bischof, der Diözese, die haben die Oberverantwortung für die Schulen. So ist das organisiert, natürlich unter staatlicher Aufsicht und mit staatlicher Finanzierung wohlgemerkt.
12:56 - Sind die Iren religiös?
Daniel: Weil Du das gerade angesprochen hast, bleiben wir vielleicht ganz kurz noch bei dem Thema. Diese Religiosität, die man dort in Irland antrifft, hat das noch in anderen Bereichen des Lebens in irgendeiner Art und Weise eine Auswirkung? Könnte das auch ein Argument sein, dass jemand vielleicht sagt: „Irland ist dann doch nichts für mich“, oder wird man da, auch wenn man vielleicht nicht der gleichen Konfession angehört in Ruhe gelassen? Wie empfindet man das dort?
Sebastian: Man spürt von einer Religiosität da nicht mehr viel, die meisten Menschen sind da auch nicht mehr religiös oder so. Es gibt solche Strukturen, wie das, von ich von der Schule erzählt habe, die haben überlebt, die sind vielleicht auch überholt. Aber man muss auch generell sagen, dass die Schulen einfach ganz gut funktionieren, das ist nicht unbedingt etwas, wo die Leute auf der Matte stehen und protestieren, dass irgendwas geändert wird. Die Schulen sind gut, und wenn die Leute sagen: „Wenn’s funktioniert, warum nicht. Aber es ist absolut nicht so, dass jetzt hier, was ich erlebt habe, dass die sehr viel religiöser sind als in anderen Ländern. Das hat spezifisch in den letzten 20 Jahren rapide abgenommen die Religiosität, und man merkt davon im Alltag nichts mehr.
14:20 - Aufenthaltsrecht, Anmelden und die PPS Nummer
Daniel: Ich vermute, bevor man seine Kinder in der Schule anmelden kann, muss man erstmal selber gemeldet sein, sprich das Thema Aufenthaltsrecht oder Aufenthaltsgestattung. Was war da zu erledigen, und wie habt Ihr das über die Bühne gebracht?
Sebastian: Das ist ein sehr guter Punkt. Irland ist ein Teil der Europäischen Union, das heißt, jeder EU Bürger kann dort hinziehen, kann dort leben, ohne ein Visum oder sowas beantragen zu müssen. Ein Meldewesen gibt es in Irland nicht. Man kommt dort letztlich an und ist dann einfach da. Was zu erledigen gibt es da eigentlich nicht groß. Man muss natürlich wissen, das Gesundheitswesen in Irland funktioniert so, wie auch in Großbritannien oder in Malta, das heißt es ist ein umlagefinanziertes System, Krankenversicherung gibt es keine. Die ärztliche Behandlung ist „kostenlos“ in Anführungszeichen, und um in diesem System teilhaben zu können, muss man sich eine Sozialversicherungsnummer, eine sogenannte PPS-Nummer (Personal Public Service Number) in Irland besorgen. Dazu wird ein Termin gemacht beim lokalen Arbeitsamt. Das heißt, ich bin dorthin gedackelt mit den sechs Kindern, dort wird dann von jedem ein Bild gemacht, die Daten werden erfasst, und man bekommt dann eine Karte so im Scheckkartenformat einige Wochen später zugeschickt mit dieser PPS Nummer drauf, die gleichzeitig auch die Steuernummer ist, mit der man dann zum Arzt gehen kann und die entsprechenden Leistungen, auch Sozialleistungen, sei es Kindergeld oder sonst irgendetwas in Anspruch nehmen könnte.
15:54 - Das Gesundheitssystem in Irland
Daniel: Klingt interessant, aber wie sind denn da die Ärzte? Keine Krankenversicherung klingt ja erstmal gut, wenn man keine extra Krankenversicherung abschließen muss, aber wie habt Ihr die Ärzte dort erlebt? Also Zahnarzt, Allgemeinarzt, vielleicht auch mal im Krankenhaus, wenn ein Unfall passiert. Wie ist das im Vergleich?
Sebastian: Ich muss sagen, ich habe natürlich das Glück, und so auch meine Kinder, dass wir gesund sind, wir haben keine Krankheiten, die dort laufend behandelt werden müssen. Wir haben im Grunde das Gesundheitswesen nur für die üblichen Kinderkrankheiten in Anspruch genommen. Also ein Kind hat mal Fieber oder braucht irgendwie Ohrentropfen, oder ein Kind hat sich mal das Bein verstaucht oder irgendwie sowas, solche Sachen. Meine Erfahrung für diese Art der Behandlung war gut, da gab es nichts auszusetzen, es gab nicht groß Wartezeiten oder sowas, aber generell ist Irland in der westlichen Welt das Schlusslicht, was zum Beispiel Krebsbehandlung anbelangt, also Zugang zu modernen Medikamenten. England ist an zweitletzter Stelle und Irland ist an letzter Stelle. Man möchte nicht unbedingt dort Krebs haben, weil die Wahrscheinlichkeit, dass man es überlebt, ist deutlich geringer als in anderen Ländern.
17:33 - Infrastruktur und Reisen auf der Insel
Daniel: Das Gesundheitssystem ist also nicht das beste, was Irland zu bieten hat, und bei größeren Gesundheitsproblemen könnte man für eine Behandlung oder Untersuchung doch besser nach Deutschland reisen. Das führt uns jetzt aber direkt zu einer anderen wichtigen Frage an Sebastian, nämlich die Frage zur Qualität der Infrastruktur. Wie ist denn die Erreichbarkeit von Irland, und wie ist das Reisen auf der Insel selbst?
Sebastian: Die Infrastruktur ist extrem schlecht, man muss sich vorstellen, dass die Iren in 50er und 60er Jahren ihr gesamtes Schienennetz abgebaut und weggeworfen haben. Das heißt, es gibt extrem wenig Zugverbindungen. Es gibt natürlich, hatte ich ja vorhin gesagt, die Hauptstädte in Irland sind sozusagen im Norden, Nord-Osten Dublin, und dann im Süden unten Cork, da gibt es auch eine schnelle Zugverbindung, und dann gibt es noch im Westen Limerick und solche Städte, da gibt es auch eine Zugverbindung hin, aber für alles andere gibt es keine Zugverbindung mehr in Irland. Kleine Städte und so sind alle nicht angebunden, und was man dann macht in Irland? Man fährt so einen Autobus. Es gibt so ein staatliches, ähnlich wie in der Schweiz, wo es ja auch diese Postbusse gibt, das gleiche gibt es in Irland auch. Damit fährt man überall hin. Autobahn und so weitere gibt es im Grunde analog zu den Schienennetzen, das heißt, es gibt von Cork nach Dublin, und dann wiederum runter von Dublin auf der Westküste nach Limerick und den Teil, und ansonsten gibt es auch nichts. Das heißt Straßen, man ist auf Bus angewiesen, oder ansonsten eben auf Straßen. Wie gesagt, die Straßen sind auf dem Land, wie man sich das vorstellt aus so einem alten Film über England oder Irland in den 40er und 50er Jahren. Da sind so Hecken auf den Seiten, die Straßen sind extrem eng, da kommen kaum zwei Autos aneinander vorbei. Es gibt natürlich noch größere Landstraßen, die sind dann ordentlich breit, aber Autofahren ist auf jeden Fall ein Abenteuer.
19:46 - Wie komme ich von der Insel runter?
Daniel: Und von der Insel weg, wenn ich von der Insel mal runter will?
Sebastian: Dublin hat einen hervorragenden Flughafen, der ist natürlich sehr weit angebunden. Ein Riesen Vorteil am Dubliner Flughafen ist, dass wenn man in die USA fliegt, dass man dort die Grenzkontrolle schon hat für die USA. Das heißt, dort sitzen Grenzbeamte der USA in Dublin, das heißt, man kommt dann im Grunde in den USA an als ein einheimischer Flug, was den Vorteil hat, dass man nach zehn bis zwölf Stunden Flug nicht noch drei Stunden dort in der Schlange stehen und auf eine Passkontrolle warten muss. Natürlich gibt es Flüge nach ganz Europa und natürlich auch andere Teile der Welt. Also Dublin ist hervorragend angebunden als Flughafen. Ich war dann in der Nähe vom Flughafen Cork, und auch Cork ist eigentlich recht gut angebunden, da gibt es relativ viele Flüge auch nach Europa und so, nach Großbritannien. Es gibt auf der Westküste dann von Irland gibt es auch nochmal einen großen Flughafen, das ist der Shannon Airport in der Nähe von Limerick, von da kann man auch in die USA fliegen und relativ weitverbreitet fliegen. Nach Irland anzukommen von Außerhalb ist eigentlich ohne Weiteres möglich, aber dann, wenn man in Irland ist, dann ist man auf jeden Fall auf das Auto angewiesen.
21:38 - Internet und Telefon in Irland
Daniel: Jetzt haben wir über die Infrastruktur gesprochen, ansonsten gibt es noch andere Infrastruktur-Themen, die für mich interessant sind, wenn ich in ein Land ziehe. Viele von denen, die ihren Wohnsitz wechseln, wollen ja dann online arbeiten, entweder für ihre eigene Firma oder für einen anderen Auftraggeber. Wie sieht das aus? Wie ist denn die Infrastruktur ansonsten, also Telefon, Internet? Für mich war interessant zu hören, dass auf der einen Seite haben wir ein bisschen das Flair der alten Filme, dann sagst Du Dublin ist eine hochmoderne Stadt, der Flughafen ist einer der modernsten der Welt. Wie verstehe ich denn jetzt die sonstige Infrastruktur? Internetanbindung und Telefon, und was noch sonst dazugehört.
Sebastian: Auch Internet ist extrem schlecht. Wie gesagt, Dublin und Cork, so die größeren Städte, kein Problem. Aber wo ich gewohnt habe, gut okay, das war 2014, aber selbst 2014 hat man schon überall anders richtig Breitband-Internet bekommen. Ich hatte da irgendwie so eine Leitung, die hatte 1 Megabit oder so an Kapazität. Wirklich nicht gut. Man muss sich das wirklich im Vorfeld gut überlegen. Natürlich gibt es auch in Irland Initiativen, dass hier Glasfaser und DSL und andere Technologien verfügbar sind, aber man muss es sich wirklich anschauen im Vorfeld. Genau so ist auch Handyempfang ein Problem. Das ist extrem wichtig, man muss sich dann notfalls an die großen Städte halten.
23:25 - Die Trennung Irlands und der Konflikt, auch nach dem Brexit
Daniel: Kommen wir jetzt noch auf die Sicherheit zu sprechen. Viele Zuhörer denken bei Irland bestimmt auch an Schlagzeilen und Nachrichten über Terroranschläge, Bombendrohungen und dergleichen. Sollte man sich darüber Sorgen machen, wenn man in Irland seinen Wohnsitz sucht?
Sebastian: Zunächst muss man verstehen, dass Irland ein geteiltes Land ist, auf die gleiche Weise geteilt wie Deutschland früher war. Sie haben zum einen den Norden Irlands, der ist Teil Großbritanniens, der ist ein Teil des UK. Da ist dann Belfast, Londonderry und so weiter, das gehört zum UK, und der Rest des Landes ist die sogenannte Republik Irland, Republic of Ireland. Die sind ein eigenständiger Staat. Irland hat eigentlich bis 1920 zum UK gehört, erst dann wurden sie unabhängig, und vollständig unabhängig sogar erst in den 40er Jahren. Nordirland haben die Briten sich sozusagen noch einbehalten, aber grundsätzlich ist Südirland, ich nenne es mal Südirland, natürlich ein völlig unabhängiges Land, hat nichts mehr mit UK zu tun. Die ganze Terrorproblematik war natürlich eher auf den Norden beschränkt. Durch das sogenannte Good Friday Abkommen, was ja damals Tony Blair ausgehandelt hat, wurde eigentlich dann die Grenze zwischen Nordirland und Südirland komplett aufgehoben. Die ist im Grunde dann so geöffnet worden, wie wir sie auch zwischen EU Ländern im Grunde kennen. Davor waren da richtig Grenzkontrollen, die wurden dann aufgehoben, was dazu geführt hat, dass wirtschaftlich die beiden Landesteile sehr eng zusammengewachsen sind, das heißt, Leute haben viele Jobs im Norden, im Süden arbeiten und umgekehrt, man fährt zum Einkaufen rüber, da ist viel Warenverkehr. Man wird sich erinnern, es gab im Zuge von Brexit doch große Sorgen, was hier passieren wird. Wird jetzt, wenn man wieder Grenzkontrollen einführt, wird es dazu führen, dass die Grenzen wieder geschlossen werden, und dass es dazu wieder zu Unruhen und zu Konflikten kommt? Eins muss man sagen, diese Vorurteile und dieses Misstrauen, was zwischen Protestanten und Katholiken herrscht, das gibt es in Irland immer noch, also dieses Konfliktpotential ist sehr real. Auch wenn ich zum Beispiel hier bei den Leuten gesprochen habe, ich habe ja weit weg gewohnt von der nordirischen Grenze, mehrere Stunden mit dem Auto. Wenn ich mit meiner Haushälterin gesprochen habe, die Irisch war, die hat eine klare Meinung zu den Protestanten. Und das war nicht, weil sie religiös katholisch war, die Religiosität oder der Glaube letztlich hat sich geändert in eine politische Überzeugung. Es war nur noch eine Frage von politischen Lagern und nicht mehr von „was glaubt man jetzt“, und ist man evangelisch oder katholisch? Dieses Konfliktpotential ist sehr real, der Konflikt ist beruhigt. In der Republik von Irland, also im Süden gab es nie irgendwelche Sicherheitsprobleme. Im Norden im Großen und Ganzen auch nicht, aber man hört ja immer wieder das es aufflammt, also immer mal wieder Attentate, und die Befürchtung ist, dass mit dem Brexit die Situation sich eher noch verschlimmert.
27:14 - Steuern, Abgaben und die USC
Daniel: Jetzt wollen wir von Sebastian noch erfahren, ob Irland steuerrechtlich etwas zu bieten hat. Auch wollen wir wissen, ob es wie in Zypern, Malta oder Großbritannien einen Non Dom Status gibt, und ob es schwierig ist, diesen zu beantragen. Wie ist es genau in Irland? Welche Steuern müssen gezahlt werden? Und sind diese im Vergleich zu Deutschland attraktiver? Und: Welche Veränderungen hat der Brexit mit sich gebracht?
Sebastian: Die Einkommensteuersätze in Irland sind nicht besonders attraktiv, die sind ähnlich wie in Deutschland. Bei einem Einkommen von 0 € bis 34.000 € bezahlt man 20%, und Einkommen über diesem Betrag wird mit 40% versteuert. Es gibt zwei Steuerklassen, und ähnlich wie in Großbritannien auch, wird es so stufenweise angewandt. Das heißt, die ersten 34.000 € werden mit 20% versteuert, und weiteres Einkommen mit 40%. Dazu gibt es natürlich dann auch wieder Sozialbeiträge, die sind auch ähnlich hoch wie in Deutschland. Zusätzlich wurde also letztlich hier nach der Finanzkrise im Jahr 2011 eine Sondersteuer eingeführt, um die Schulden bei der EU abzustottern. So ein bisschen wie der Soli, der ja auch eine Sondersteuer ist, oder zumindest mal war, als es noch ehrlich war, um die Kosten der Wende zu stemmen, haben die Iren auch eine Steuer eingeführt, um die Kosten der Finanzkrise zu stemmen und die Schulden bei der EU abzustottern. Diese Steuer hat man jetzt zynischerweise die Universal Social Charge, die USC. Zum Beispiel Selbständige, die mehr als 100.000 € verdienen, müssen 11% bezahlen, also wir reden jetzt komplett nochmal oberhalb der Sozialbeiträge, die sowieso bezahlt werden müssen. Wir reden jetzt nur von der Spezialsteuer für die EU, und ein normaler Angestellter, der zwischen 20.000 € und 50.000 € verdient, muss nochmal 5% extra abdrücken.
Daniel: Damit ich das richtig verstanden habe: ich bin selbständig und ich bezahle zusätzlich zu meiner Einkommensteuer nochmal 11% on top?
Sebastian: Auf mein selbständiges Einkommen über 100.000 €.
Daniel: Also Einkommensteuer plus diese 11%. Klingt nicht attraktiv.
Sebastian: Plus Sozialabgaben natürlich. Es gibt natürlich auch hier ganz normal Abgaben vom Arbeitgeber und so weiter, die einbehalten werden für Rente und diese ganzen Dinge, die gibt es dort alle auch. Diese USC ist also tatsächlich etwas, was hier nach der Finanzkrise eingeführt wurde. Offiziell, wie gesagt, heißt die Universal Social Charge, man hat gesagt: „Von dem werden wir in Zukunft dann Sozialabgaben bezahlen.“ Denn natürlich der Pott, der bis dahin die Sozialabgaben bezahlte, dann an die EU geflossen ist. Deswegen konnte man letztlich erklären, dass diese USC eben USC heißt, und nicht einfach Solidaritätsbeitrag 2 oder so was.
30:54 - Steuerfreies Einkommen für Künstler und der Non Dom Status
Daniel: Nachdem das ja nun nicht unbedingt positive Nachrichten waren für jemanden, der vielleicht nach Irland auswandern möchte, gibt es vielleicht positive Nachrichten für jemanden, der sich für den Non Dom Status interessiert? Wie sieht es da aus?
Sebastian: Zum Non Dom Status kommen wir gleich noch. Gut haben es Künstler, denn die zahlen gar keine Steuer, zumindest bis zu einem gewissen Betrag, also wenn jemand Maler oder Schriftsteller oder sowas ist, der muss keine Steuern bezahlen, zumindest nicht auf diese Art von Einkünften, wenn sie aus Kunst entstehen. Wer in Pubs oder so Gitarre spielen will, für den ist sicherlich Irland gut geeignet. Es gibt dort Grenzen, die sind nicht sehr hoch, meiner Meinung nach 50.000 €, mehr ist es nicht im Jahr, die man so steuerfrei verdienen darf, aber immerhin, ist ja bei den meisten Künstlern schon ausreichend, mehr verdienen viele Künstler ja sowieso nicht.
Der Non Dom Status sagt also aus, dass Ausländer, die in Irland leben, keine Einkommensteuer bezahlen müssen auf ausländische Einkünfte, die sie nicht nach Irland einführen. Wenn ich in Irland lebe und ich habe eine Gesellschaft in Malta und diese Gesellschaft in Malta schüttet mir eine Dividende aus von 100.000 €, dann ist diese Dividende in Irland komplett steuerfrei, solange ich sie nicht in Irland verwende und nicht auf ein irisches Konto überweise. Wenn die auf mein deutsches Konto, schweizer Konto, maltesisches Konto oder sonst was fließt, diese Ausschüttung, und ich dort keine Kreditkarte habe, die ich in Irland verwende, ich dort keine Miete in Irland bezahle, ich dort keine Einkäufe tätige, kein Haus mir in Irland kaufe, es wirklich im Ausland bleibt, ich im Ausland verbrauche, dann ist in Irland darauf keine Steuer fällig. Irland ist hochinteressant für Personen, die Auslandseinkünfte haben, was ja bei vielen Unternehmern wie uns der Fall ist. Und wenn man keine Gesellschaft hat beim Umzug, dann gründet man halt noch eine.
Wenn man dann Erspartes hat, bevor man nach Irland umzieht, dann kann man zum Beispiel natürlich argumentieren, dass man davon lebt, Geld was ich schon mal versteuer habe, muss ich ja nicht nochmal versteuern, das ist ja klar, das heißt, ich kann dann in Irland im Grunde genommen komplett steuerfrei leben, wenn ich keine Einkünfte habe in Irland, durch eine irischen Arbeitgeber oder durch eine irische Selbständigkeit, die ich dann dort versteuern müsste. Wenn ich kein Erspartes habe, dann würde ich im Grunde Folgendes machen: Ich kann mir eine Gesellschaft in Irland gründen, kann mich dort anstellen lassen, die bezahlt mir dann ein kleines Gehalt, wir haben ja etwas über die Steuersätze gehört, das heißt, das Gehalt ist so gering wie möglich, dass ich die Lebenshaltungskosten bezahlen kann. Und der Rest bleibt im Ausland.
34:03 - Meine Tätigkeit für meine Auslandsgesellschaft richtig strukturieren
Daniel: Ansonsten, vermute ich, ist die Gesetzgebung, Du wirst es ja wahrscheinlich gleich noch im Detail besser erklären können, aber genauso wie in anderen Ländern auch. Das heißt, würde ich beispielsweise eine Tätigkeit in Irland ausüben, auch wenn sie für eine Auslandgesellschaft ist, würde das wahrscheinlich steuerlich dort genauso eine Betriebsstätte auslösen, würde mich im Prinzip in das Steuersystem von Irland reinbringen, automatisch.
Sebastian: Hundertprozentig. Das ist ein sehr guter Punkt. Wer eine Auslandsgesellschaft hat und solche ausländischen Einkünfte hat, der muss natürlich sicherstellen, dass diese Einkünfte passiv sind. Wenn ich natürlich meine maltesische Gesellschaft von Irland aus leite, dann bringt mir das natürlich alles nichts, weil damit hat die dann in Irland eine Betriebsstätte, das heißt, ich brauche tatsächlich in Malta einen Geschäftsführer. Es ist schon möglich, dass ich in dem maltesischen Unternehmen mitarbeite. Ich kann zum Beispiel sagen: „Ich gründe eine irische Gesellschaft, eine Service Limited, bei der bin ich angestellt, die macht dann mit der maltesischen Limited einen Vertrag, wonach sie sagt, dass ich letztlich an die maltesische Firma ausgeliehen werde für 3.000 € im Monat, und meine Tätigkeit in Irland für die maltesische Firma wird dann sozusagen als Personalverleih gemacht der irischen Firma an die maltesische. Aber wie gesagt, das dürfen keine Geschäftsführungstätigkeiten sein. Wenn ich jetzt E-Mails, Follow-up, Buchhaltung und solche Dinge machen möchte, kann ich das natürlich machen.
Daniel: Ich denke, das ist wichtig zu wissen, es gibt ja immer weniger Länder, in denen das noch steuerlich attraktiv geregelt ist, was wir gerade besprochen haben. In einem Land leben, geschäftlich tätig sein, vielleicht kannst Du, auch wenn wir jetzt gerade über Irland reden, vielleicht kannst Du mal so einen Link zu einigen Ländern nennen, die da interessant sein könnten, wo so was geht. Das heißt, ich wohne in einem anderen Land und von einem anderen Land steuere ich die Geschäfte meiner Auslandsgesellschaft, ohne dass ich im Land steuerlich veranlagt werden muss.
Sebastian: Das ist ein sehr guter Punkt. Das sind alle die Länder, die letztlich überhaupt keine Steuern haben, also ein Land wie Dubai, da kann ich leben und ausländische Gesellschaften führen. Ähnliche Länder wären sicherlich auch die Offshore Länder wie zum Beispiel die Bahamas, und Monaco wäre natürlich auch möglich, hatten wir auch schon mit jemandem zu dem Thema gesprochen. Die anderen Länder, die auch steuergünstig sind in Europa mit dem richtigen Setup, also UK, Spanien, Portugal, Malta und so, die würden immer voraussetzen, dass ich in dem Land passive Auslandseinkünfte habe, beziehungsweise über ein Setup, das ich eben besprochen habe, lokale Gesellschaften, die leihen mich dann aus, dass meine Arbeitszeit irgendwie anders vergütet wird, aber ich natürlich nicht geschäftsführend tätig sein darf.
Ein Unterschied ist Malta, und das liegt natürlich daran, dass in Malta die effektive Körperschaftsteuer nur 5% sind. Das heißt, wenn ich in Malta lebe und sage: „Ich leite von Malta meine irische Gesellschaft, dann hat die irische Gesellschaft automatisch in Malta eine Betriebsstätte, zahlt dann da 5% Steuern, okay, wunderbar.“ Wäre insofern ja unschädlich für mich, in dem Setup dort zu leben, aber in Irland ist die Körperschaftsteuer 12,5%, ist auch nicht sehr hoch, das heißt aber, wenn ich in Irland lebe und eine maltesische Gesellschaft habe, dann wäre die letztlich in Irland steuerpflichtig, die 12,5% auf die Gewinne, was ja im Vergleich zu Malta mehr als doppelt so viel ist.
38:23 - Die Lebenshaltungskosten in Irland
Daniel: Okay, das wird schon spannend, es wird ja noch einen zweiten Teil geben, in dem wir ganz speziell noch über das Thema Unternehmensgründung in Irland sprechen werden, da gehen wir dann bestimmt noch weiter auf diese Themen ein. Jetzt trotzdem nochmal zurück, und zwar Steuern sind ja immer ein Aspekt, wenn ich mich für ein neues Wohnsitzland, genau wie auch Unternehmenssitzland entscheide. Ein ganz wichtiger andere Aspekt ist natürlich auch die Lebenshaltungskosten. Es kann ja durchaus sein, die Steuern sind von mir aus relativ hoch, aber Lebenshaltungskosten sind niedrig, wie auch immer, ich muss ja immer das Gesamtpaket betrachten, wenn ich in ein anderes Land umziehen möchte, und was kannst Du denn zum Thema Lebenshaltungskosten in Irland erzählen?
Sebastian: Wir müssen hier bei der Frage tatsächlich Dublin und in gewisser Weise auch Cork getrennt anschauen, denn Dublin ist unwahrscheinlich teuer, und in vieler Hinsicht, insbesondere was Wohnraum betrifft, teurer als London. Ich kann mich an einen Mandanten erinnern, der in Dublin eine Einzimmerwohnung gemietet hat, beziehungsweise one bedroom, das heißt Zweizimmerwohnung, jetzt vor Kurzem, also 2021, in einem Neubau in zentraler Lage in Dublin, aber keinesfalls Luxus oder so, der zahlt für Miete mehr als 2,500 €, fast 3.000 €. Das ist ein Level, von dem man ausgehen muss in Dublin. In vielen anderen ländlichen Gegenden ist natürlich dann die Miete sehr viel günstiger, wobei auch die Miete im Vergleich zu dem, was ich vorhin gesagt habe, vorhin hatte ich gesagt, ich hatte dieses Haus in Irland ja angemietet für 750 €, ich hatte dann gesehen, dass das gleiche Haus ein paar Jahre später angeboten wurde für fast 2.000 € im Monat. Ich weiß nicht, ob der Eigentürmer das Haus mittlerweile renoviert hat, ich fand, es war ziemlich renovierungsbedürftig. Aber wenn ich mir in diesem Kaff, wo ich damals gewohnt habe, hier gerade mal die Immobilienanzeigen anschaue, dann kann ich hier sehen, da gibt es eine Dreizimmerwohnung zu vermieten, und diese kostet jetzt auch schon 850 € im Monat, und es ist keine besonders schöne, muss man sagen. Ja, man kann schon günstige Wohnungen finden in Irland, aber die Preise haben dort auf jeden Fall deutlich angezogen. Als ich damals geschaut habe in Irland, da gab es wenig Häuser außerhalb von Dublin, die mehr als 2.500 € gekostet haben. Jetzt gibt es doch schon etliche. Wenn ich mir das hier anschaue, Waterford ist auch keine so wirklich große Stadt, aber da sind schon viele Apartments auch schon so bei 1.000 €, 1.200 €. Es war mal tatsächlich günstiger, aber es ist immer noch durchaus erschwinglich. Ich denke, in Kombination mit dem Non Dom Status kann es auf jeden Fall erschwinglich sein, dort zu leben. Die sonstigen Lebenshaltungskosten sind recht moderat, und letztlich wie überall, Lebensmittel und so weiter. Miete ist immer der größte Block, oder Haus.
Daniel: Um den Cappuccino und den Hamburger und die Pommes für die Kinder muss man sich sozusagen eher weniger Sorgen machen.
Sebastian: McDonald’s gibt es auch überall dort, und ich glaube, die Preise sind nicht viel teurer als sonst wo.
42:54 - Freizeitangebote und Irish Football
Daniel: Die Kinder wollen ja nicht nur Pommes essen, sondern es gibt auch viele andere Dinge, Erwachsene ja genauso, also solche Sachen wie Kino, überhaupt Freizeitangebote. Wenn ich nach Irland ziehe mit meiner Familie, wie verläuft dann meine Freizeit?
Sebastian: Das kommt ein bisschen darauf an. Da sind natürlich so Sportarten, ganz normaler Fußball ist in Irland nicht wirklich populär, das gibt es schon so ein bisschen, aber im Grunde, die Fußballfans in Irland, die schauen dann eher die britischen Clubs. Was es in Irland gibt, das ist das sogenannte Irish Football, da darf man auch Hand verwenden, hat aber andere Regeln als Rugby. Beim Rugby wird ja so ein Ball in Eiform verwendet, während Irish Football einen runden Ball verwendet. Das ist eigentlich der größte Sport, Irish Football. Und wenn der Ire von Football redet, dann meint er im Grunde Irish Football, was mit dem traditionellen Fußball, wo gekickt wird und so weiter, nichts zu tun hat. Das ist mit Abstand der populärste Sport. Viele junge Leute machen diesen Sport, insbesondere natürlich Jungs, Rugby ist auch sehr beliebt, machen auch sehr viele. Gerade so Fußball Club und so weiter, also Irish Football League zu spielen, die hat ganz viel Macht und Einfluss in dem Land, auch für die Freizeit. Vieles darum gestaltet, um die Irish Football League Spiele. Dann gibt es viele andere Sachen, die es in anderen Ländern auch gibt an Freizeitangeboten, andere Sportangebote. Aber ländlich weniger als in der Stadt. Kinos gibt es auch in vielen kleineren Städten, das ist auch klar. Die Küche in Irland ist traditionell schlecht, aber es hat sich sicherlich in den letzten Jahren dort eine hervorragende lokale Küche mit lokalen Spezialitäten und Restaurants und so weiter entwickelt, das kann man absolut empfehlen.
45:17 - Die irische Küche und das weltberühmte Lachsangeln
Daniel: Wenn Du sagst, die Küche in Irland ist traditionell schlecht, gibt es trotzdem irgendwas, wo Du sagst: „Wenn man schon mal essen geht, dann sollte man das auf der Karte suchen und bestellen“?
Sebastian: Traditionell essen die Iren natürlich Kartoffeln. Kartoffeln, Kartoffeln, Kartoffeln. Kartoffeln, Kartoffeln. Und dann noch so eine irische Spezialität ist Kohl mit Speck, das ist auch so eine Sache. Kartoffeln und Kohl mit Speck. Also, . . .
Daniel: Hab verstanden, okay.
Sebastian: Und dann das Übliche, was auch die Engländer gerne haben: Blutwurst, Black Pudding und solche Sachen, Würste und so. Aber es haben sich tatsächlich hier in den letzten Jahren hervorragende Restaurants aufgetan, die diese traditionelle irische Küche, die ja lokal und hochwertig ist, anbieten und auch perfektioniert haben. Ich gebe Dir ein Beispiel: Wo ich gewohnt habe in Irland, ist eins der wichtigsten Gebiete für Angler, die dorthin kommen wollen, um frischen Lachs zu angeln. Eines der bedeutendsten Gebiete eigentlich weltweit. Da kommen Amerikaner hin, die dann da Lachs angeln und so weiter. Interessanterweise hat sich diese ganzen Fischereirechte der Duke of Devonshire gesichert. Das ist ein ehemaliger, also ein englisches Adelsgeschlecht, und wenn man da mal genau reinschaut in diese Geschichte von der irischen Unabhängigkeit, dann wird man sehen, dass auch nach der Unabhängigkeit extrem viel Land immer noch dem englischen Adel gehört und auch die Rechte, dieses Land, sage ich mal, auszubeuten. Sei es Forst, oder sei es einfach das Land zu verkaufen, zu bebauen und zu entwickeln, oder eben auch die Fischereirechte. Die Fischereirechte hier aus diesem Fluss, das ist der River Blackwater, gehören dem Duke of Devonshire, und es kommt häufig vor, dass Jungs, die dort tagsüber angeln gehen, am Abend die großen Lachse, wir reden von Lachs, dann den Restaurants bringen, die diese dann fangfrisch zubereiten am Abend für die Leute, die dort essen gehen. Und natürlich sind generell sehr viel Meeresfrüchte, Fisch, Muscheln und so weiter dort massenhaft vorhanden. Und man darf nicht vergessen, aufgrund des hohen Niederschlages, ist alles, was auf der Weide gehalten wird, also Schafe und Kühe und so weiter, extrem gut verfügbar und extrem gute Qualität.
48:10 - Ausländer in Irland und der Grund der guten Beziehung zu den USA
Daniel: Wie in den bisherigen Podcasts auch, wollen wir in Bezug auf Irland fragen, wie das Verhältnis zwischen den Einwohnern und Ausländern ist, und ob man sich als Ausländer dort willkommen fühlt.
Sebastian: Außer Polen und Osteuropäern gibt es dort im Grunde keine Ausländer. Natürlich ist Dublin wieder was anderes, Dublin ist so eine Multikulti-Stadt, aber ländlich in Irland, das Gleiche in Schottland. Wenn Du in Schottland bist, dann hast Du bei einer Schule mit 1.000 Schülern vielleicht zwei oder drei Schwarze oder Asiaten, während die ja in London sehr hoher Anteil, die Bevölkerung sehr multinational ist. Das Gleiche in Irland auch, es gibt natürlich sehr viele Osteuropäer, Polen, Slowenen und so, und entsprechend gibt es, wie in Großbritannien, viele polnische Geschäfte und spezifische Angebote, die sich speziell an Osteuropäer richten. Aber ansonsten kann man da keinen großen Einfluss feststellen.
Man muss natürlich sagen, dass die Amerikaner und die Iren eine sehr enge Beziehung haben, kann aber auch dadurch sehen. Es gibt zum Beispiel eine Raststätte, da wurde diese Autobahn in Irland neu gebaut, und da hatten die eine Raststätte hingesetzt, und diese Raststätte heißt „Barak Obama Raststätte“. Die Iren und die Amerikaner sind traditionell sehr eng, weil natürlich sehr viele Iren entsetzliche Unterdrückung und Armut erfahren haben durch die Briten, die die ja buchstäblich haben verrecken lassen, und in dem Kontext in die USA ausgewandert sind. Zu Massen. Ich glaube ein Drittel der Bevölkerung ist in die USA abgewandert im 18./19. Jahrhundert. Die Iren wissen auch, dass sie ja keine natürlichen Ressourcen haben, keine Edelmetalle oder irgendetwas anderes. Sie sind angewiesen auf die Investition von Ausländern. Der Grund, dass so viele amerikanische Unternehmen dort sind und auch diese krassen Steuervorteile dort in Irland zugestanden bekommen haben, ist natürlich der, dass die dort tausende von Jobs geschaffen haben. Tausende und Zehntausende von Jobs. Das hat zu einem interessanten Gefälle geführt, man sagt in Irland glaube ich, dass ein sehr großer Prozentanteil des Steueraufkommens wird eigentlich von zehn großen amerikanischen Unternehmen generiert. Da ist eine ganz kleine Gruppe von Unternehmen, die dort einen überproportional hohen Anteil am Steueraufkommen hat. Selbst wenn die wenig Steuern bezahlen, traditionell jetzt vielleicht nicht mehr so, ist natürlich, was die so an Sozialabgaben bezahlen, ist ja gigantisch, wenn die da zehntausende von Mitarbeitern haben. Der Einfluss der Amerikaner ist natürlich sehr groß.
51:35 - Diese Faktoren unbedingt vor einem Umzug nach Irland bedenken
Daniel: Jetzt nehmen wir an, gehen wir davon aus, dass Zuhörer oder Zuschauer nach all dem, was wir jetzt von Dir aus Deinem Erfahrungsschatz gehört haben, sich nicht von dem Wetter abschrecken lassen, auch nicht von der einen oder anderen Sache, wie vielleicht ungünstigen Steuersätzen und so weiter abschrecken lassen und sagen: „Doch, Irland, das wäre was, da möchte ich jetzt hin. Ich will da für immer oder für eine bestimmte Zeit wohnen, leben, vielleicht auch arbeiten.“ Wie geht es weiter? Was empfiehlst Du jemandem, der das ins Auge gefasst hat, und was wäre jetzt der nächste Schritt?
Sebastian: Jedem, der das vorhat, dem empfehle ich, sich sehr genau damit auseinanderzusetzen. Ich hatte ja vorhin erzählt, ich bin da ja eher so reingestolpert, wobei das so nicht stimmt, ich hatte natürlich in den USA mich schon relativ intensiv damit befasst, aber eben nur durch Lesen und Filme anschauen und so weiter. Ich würde jedem raten, dass er dorthin geht, dort eine gewisse Zeit verbringt und sich das wirklich überlegt. Insbesondere natürlich das Thema Wetter ist ein Punkt, und auch Temperatur, wo man sich dessen wirklich bewusst sein, auf was man sich einlässt. Man sagt ja immer, dass das Wetter die Selbstmordrate beeinflusst, und Irland hat zum Beispiel eine der höchsten Selbstmordraten weltweit, und eine der höchsten Jugend-Selbstmordraten, unter Jugendlichen weltweit. Ich kann mir schon vorstellen, dass das Wetter ein Grund ist.
Daniel: Wir haben gerade wieder 10% Interessenten verloren bei dem, was Du gerade gesagt hast.
Sebastian: Das muss man sich wirklich vor Augen halten. Wie gesagt, wer solche Sachen mag – Irland ist ja unglaublich populär bei Deutschen. Ich glaube nach Amerikaner, die da nach ihren Vorahnen suchen, sind Deutsche die zweitgrößte Gruppe von Touristen, und die sind auch unglaublich beliebt bei der Bevölkerung, die Deutschen. Wer gerne sowas mag, Bretagne oder Schottland oder Irland, wem es nichts ausmacht, der ist da sicherlich gut aufgehoben. Aber wie gesagt, man muss sich dessen auf jeden Fall bewusst sein, denn wie gesagt, das Wetter hat tatsächlich eine Auswirkung auf das Gemüt. Das ist das Erste, was ich jemandem sagen würde. Zum Beispiel im Gegensatz zu England, da wird immer davon geredet, dass es da häufig regnet, ist aber gar nicht so. Es gibt zwar regnerische Zeiten und so, und es wird nie so heiß wie zum Beispiel im Süden von Deutschland im Sommer, aber ansonsten ist das Wetter gar nicht so schlecht. In Irland ist es tatsächlich so schlecht, wie man sagt. Das muss man sich auf jeden Fall überlegen, und das ist das Wichtigste, deswegen habe ich diese Punkte auch alle so ehrlich angesprochen, so offen angesprochen. Wer gerne die Rückständigkeit mag, wer es mag, mit Torf zu heizen, wer das romantisch findet – mir hat es gut gefallen, meinen Kindern hat es auch gut gefallen. Wer so dieses gewisse abenteuerliche daran auch mag, wer sich vorstellen kann, in einem Cottage zu leben, was auf einer Klippe ist, sehr dramatisch gelegen und so, da kann man möglicherweise aus dem Wohnzimmer schauen und man sieht Delphine und andere Wale aus dem Wasser springen. Es ist sehr beeindruckend. Aber man muss es tatsächlich mögen. Und aus steuerlicher Sicht muss man sich auch überlegen, Irland hat einen sehr großen Vorteil, nämlich den Non Dom Status, man kann dort Auslandseinkünfte steuerfrei vereinnahmen, aber man muss es auch richtig gestalten. Und im Grunde nur dann macht es Sinn, und wenn es nicht funktioniert, dann sollte man sich anderweitig was überlegen. Natürlich gibt es noch weitere Themen, wir hatten ja von Homeschooling gesprochen, Homeschooling ist, wie gesagt in Irland legal und populär, also wer das möchte, kann sich da angesprochen fühlen, aber man muss wirklich ein Überzeugungstäter sein, sage ich mal. Wenn es einem dort gefällt, das Land macht es einem sicherlich nicht so einfach, wie andere Länder vielleicht.
56:10 - Eine separate Episode über Firmengründung in Irland ist in Arbeit
Daniel: War eine schöne Zusammenfassung. Jetzt wollen wir ja noch einen zweiten Teil aufnehmen, den können wir schon mal ganz kurz ankündigen, wir wollen uns dann speziell damit auseinandersetzen, wie es so ist, ein Unternehmen zu gründen, also was einen als Unternehmer erwartet, der eine Gesellschaft in Irland gründen will, und ich bin jetzt schon gespannt, ob es dann vielleicht überzeugendere und mehr Argumente für Irland noch gibt.
Sebastian: Werden wir sehen!
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn Ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den ABONNIEREN Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.