Aktuelle Podcastfolgen

👉 Und hier geht’s zu den täglichen Podcast-Kurzfolgen

Daniel Taborek Daniel Taborek

Mit Farmland Investment zum Zweitpass Panama

“Grünes Gold” im Angebot: In Panama Plantagenland mit lukrativer Rendite erwerben und sich nebenbei eine dauerhafte Residenz sichern.

Zu Gast: Michael Jähne

Negativzinsen, Turbulenzen am Aktienmarkt und die Unberechenbarkeit der Kryptobörsen werfen die Frage auf: Wie kann ich mein Vermögen heutzutage sichern? Großinvestoren wie Bill Gates machen es vor und setzen auf Vermögenssicherung mittels Agrarinvestment. Ein besonders interessantes Angebot gibt es momentan in Panama: Plantagenland mit lukrativer Rendite erwerben und sich nebenbei eine dauerhafte Residenz sichern. Was ist dran am “Grünem Gold”? In unserem aktuellen Podcast klärt Michael Jähne, Mitglied im Panamaischen Maklerverband, auf, wie das Investment in “gemanagtes Farmland” in Panama konkret abläuft, wie lange es bis zur Residenz dauert und mit welcher Rendite Sie rechnen können.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Sind Farmland Investitionen wirklich “Grünes Gold”?

Tatsächlich werden Investitionen in Land immer häufiger als grünes Gold bezeichnet. Das kommt unter anderem daher, dass Farmland, wie auch Gold, ein begrenzter Sachwert ist. Es gibt auf der gesamten Erdoberfläche gerade nur noch 4%, die noch als Farmland nutzbar sind und es nimmt stetig ab. Bis 2030 wird es auf ca. 3,6% sinken. Gleichzeitig ist es besser als Gold, welches immer häufiger als schmutzige Investition bezeichnet wird. Wenn man beachtet, was gesellschaftlich auch langfristig akzeptiert wird, sprechen die Vorzüge von Agrarland für sich: Es trägt zur Ernährungssicherheit der Menschheit bei, ist ökologisch, CO 2 neutral und vegan. Vor allem ist es jedoch krisensicher und bringt hohe Renditen ein. Kein Wunder also, dass Bill Gates und Jeff Bezos seit kurzem zu den größten Eignern von Ackerland in den USA gehören. Das “Grüne Gold” ist es einfach wert. 

“Gemanagetes Farmland” in Panama - was kann ich erwarten?

Auf einen Blick erwartet Sie dieses Angebot: 

Limetten-Teakholz-Bio-Farmland in Panama

  • 50.000 $ Investment pro Hektar, keine weiteren Investitionskosten

  • ab 100.000 $ Anspruch auf permanente Residenz in Panama nach ca. 2,5 Jahren

  • ca. 11-14 % Jahres-Rendite (IRR) ab dem 6. Jahr

  • Sie sind eingetragener „Land-Besitzer“, das Land ist vererbbar

Das sogenannte “Farm in The Box Konzept“ für Panama wurde von Simply Natural entwickelt. Simply Naturals ist eine Holding, welche mehr als 20 Jahre erfolgreich mit ihrem Smart Farming Konzept in verschiedensten Ländern aktiv ist. 

Durch unterirdische Bewässerungssysteme, Sensoren in den Bäumen etc. optimiert Simply Natural für Sie den Wasserverbrauch, das Wachstum und den Ertrag. Sie managen die gesamte Wertschöpfungskette vom Urbarmachen des Landes, der Baumanpflanzung, dem Aufziehen der Bäume, der Ernte, der jährlichen Pflege bis zum Vertrieb. Finanziert wird das Management von 30 % der jährlichen Gewinne, die restlichen 70 % gehen natürlich an den Farmlandeigentümer. Die Rendite von ca. 11-14 % Jahres-Rendite (IRR) startet ab dem sechsten Jahr, nach der ersten Ernte im fünften Jahr. Der Vorteil: Ihr Geld ist sicherer angelegt als in der Bank, weil Land natürlich ein Sachwert ist. Sie als Eigentümer können sich zurücklehnen, müssen Sie sich um nichts kümmern und kassieren die Rendite. Die Arbeit überlassen Sie komplett den Profis, welche wiederum für eine höhere Rendite sorgen. Effektiv und gewinnbringend für beide Seiten. Pluspunkt: Mit einem Investment ab 100.000 $ haben Sie Anspruch auf eine permanente Residenz im schönen Panama

Detaillierte Informationen inklusive Rendite-Tabellen, Prognosen etc. können Sie hier anfragen. 

Welche Nachteile und Risiken gibt es?

Neben den zahlreichen Vorteilen muss man natürlich auch gewisse Einschränkungen für gemanagtes Land in Kauf nehmen. Man ist zwar Eigentümer und das Land ist auch ohne Probleme vererbbar und veräußerbar, aber man ist an Regelungen des zweiten Vertrags mit Simply Natural, des Bewirtschaftungsvertrag gebunden. Dieser ist im Übrigen in 10-Jahres-Schritten kündbar. Was ebenfalls vertraglich ausgeschlossen ist, ist die Bebauung, da dies natürlich den gesamten produktiven Ablauf stören würde. Das Bauverbot gilt daher sogar bis zu 10 Jahren nach Beendigung des Bewirtschaftungsvertrages. 

Das größte Risiko in der Landwirtschaft ist der Befall von Plagen oder Krankheiten, da dies die Bäume und Ernte, und somit auch die Rendite zerstören könnte. In Panama wird dieses Risiko minimiert, indem man Neem Bäume rings um die Farmen anpflanzt. Aus den Blätter dieser besonderen Baumsorte wird ein natürliches Pestizid und Fungizid gewonnen. Ein weiteres Risiko ist Feuer, wogegen in Zukunft versichert werden wird. Aktuell ist das noch nicht möglich. Andere klassische Risiken sind Containerschiff-Ausfälle, welche die internationale Lieferketten unterbrechen würden oder streikende Arbeiter.

Bei all diesen für die Landwirtschaft typischen Risiken profitiert man natürlich ungemein von der internationalen Erfahrung, der Risikostreuung durch die gemeinsame Bewirtschaftung großer Flächen und den Smart Farming Techniken von Simply Natural.

Wie schnell geht es bis zur Panama-Residenz?

Bis zur permanenten Residenz dauert, es 2 Monate bis zu 2,5 Jahren, denn es gibt verschiedene Programme zur Erlangung der dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung in Panama

Golden Visa: Mit einer Investition 500 000 $ in eine panamaische Immobilie kann jeder unabhängig von seiner Staatsangehörigkeit eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen. 

Friendly Nations: Für 50 Nationen - inkl. Deutschland, Schweiz, Österreich - ist es noch einfacher bzw. günstiger. Mit einem Investment von 200 000 $ in eine panamaische Immobilie oder eine dreijährige Bankeinlage bekommt man die Aufenthaltsgenehmigung.

Reforestation Programm von Simply Nations: Das Günstigste von allen. Mit nur 100 000 $ Investment bekommt man die dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung.

Speed Residenz von Simply Nations: Mit einer Investition von 350.000 $ für 7 Hektar Bio-Farmland bekommt man die permanente Residenz nach nur ca. 2 Monate. Diese Variante ist besonders interessant, wenn man Berufslizenzen erwerben will, was erst nach 5 Jahren Residenz in Panama möglich ist.

Bei den anderen Programmen erfolgt zunächst eine zweijährige Aufenthaltsgenehmigung. Anschließend wird ein zweiter Antrag auf die dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung gestellt. Natürlich ist das Halten der Investition dabei vorausgesetzt. Ehepartner, minderjährige Kinder und die eigenen Eltern können ebenfalls eine Residenz beantragen. Dafür müssen lediglich 2000 $ pro Person zusätzlich investiert werden. 

Wenn Sie jetzt Lust auf Panama bekommen haben, dann erfahren Sie hier mehr darüber, wie Sie sich das Leben in diesem wunderschönen Land vorstellen können. Bei Interesse zu den Investmentmöglichkeiten, können Sie sich jederzeit an uns wenden, damit wir Sie persönlich beraten können oder erstmal hier mehr Informationen anfordern.

Kontaktdaten und Links:

Michael Jähne

Homepage: panamajetzt.com

E-Mail:          panamajetzt@gmail.com

Telegram:   panamajetzt

WhatsApp: +507 6707 5096

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Visum Thailand Beantragen: Diese verschiedenen Visa gibt es
Auswandern nach Costa Rica und Belize: Welches Land ist besser für Auswanderer?
Reisepass-Ranking: Die besten Pässe der Welt
Costa Rica schafft die Territorialbesteuerung ab
Reisepass-Ranking: Die besten Pässe der Welt
Österreichischen Reisepass und Personalausweis im Ausland erneuern
Wie man's richtig macht: USA Unternehmensgründung

Timestamps

00:00:24  -  Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Michael Jähne

00:01:56 - Sind Farmland Investitionen wirklich “Grünes Gold”? Welche Vorteile bietet Panama?

00:07:15 - Welche Farmland-Investmentmöglichkeit bietet Panama?

00:10:54 - Mit welcher Investitionshöhe zum Visa? Mit welchem Ertrag ist zu rechnen?

00:14:38 - Was kann man sich unter "gemanagtem Land" vorstellen?

00:17:32 - Welche Risiken gibt es? Wie wird mit Missernten umgegangen?

00:23:24 - Wie wird das gemanagte Land bewirtschaftet und die Erträge berechnet?

00:27:44 - Kann ich das Land weiterverkaufen oder vererben? Welche Einschränkungen gibt es?

00:34:46 - Lohnt sich Immobilieninvestment in Panama?

00:40:40 - Kontaktdaten Michael Jähne

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 46: Panama - Plantagenland Investitionen inklusive Residenz

Zu Gast: Michael Jähne

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler dies ins Ausland ziehen, egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:24 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Michael Jähne

Daniel Ich bin Daniel Taborek und ich spreche heute mit Michael Jähne aus Panama über Möglichkeiten, Plantagenland in Panama zu kaufen und so nicht nur Vermögen zu sichern, sondern sogar auch noch eine dauerhafte Residenz zu erwerben. Darüber werden wir dann am Ende noch sprechen. Michael, stell dich doch kurz unseren Zuschauern einmal selbst vor.

Michael Hallo Daniel. Danke, ich bin Michael, 55 Jahre jung, seit 6 Jahren in Panama. Vorher war ich schon in der Schweiz Immobilienbewirtschafter mit eidgenössischem Fachausweis. Ich habe auch in Spanien schon im Bau- und Immobilienbereich gearbeitet. Hier in Panama bieten wir das gesamte Spektrum von der Einwanderungshilfe über Relocation-Services und Immobilienfindung für die Personen, die hierherziehen wollen oder für die, die die Residenzsammlung als Plan B machen für Investitionszwecke. Ich bin Mitglied im Panamaischen Maklerverband und arbeite mit dem größten Immobilien Franchise weltweit - der Keller Williams Real Estate - zusammen. Meine Nische ist die Aufenthaltsgenehmigung im Zusammenhang mit Investitionen in bewirtschaftetes Farmland. Da haben wir eine exklusive Zusammenarbeit mit Simply Natural. Das ist eine Holding von Smart Farming Unternehmen aus Panama, Israel und den USA. Das zur Einleitung.

00:01:56 - Sind Farmland Investitionen wirklich “Grünes Gold”? Welche Vorteile bietet Panama?

Daniel Hervorragend. Das mit der Residenz ist für unsere Zuschauer natürlich auch interessant, aber im Fokus sind bei uns heute die Möglichkeiten für Investitionen. Wobei das Klasse ist, weil das Thema Residenz, das interessiert oftmals die gleiche Gruppe, die sagen also, ich möchte meinen Vermögen sichern, aber ich bin auch gerade auf der Suche nach einem geeigneten oder besseren Wohnsitz für mich. Jetzt ist ja interessant, man nennt ja Investitionen in Land oder auch die Erträge, die man damit dann erwirtschaften kann, immer häufiger grünes Gold. Das sagt ja eigentlich schon einiges, wie man diese Art Investitionen heute oftmals sieht. Es ist ja so, immer mehr Menschen machen sich Sorgen um ihr Vermögen. Negativzinsen, Turbulenzen an Aktienmärkten, dann die Unberechenbarkeit der Kryptobörsen - also jetzt gerade ein paar Tage vorher hat es ja wieder einige kalt erwischt. Dann gibt es dieses Damokles Schwert, wird es wann und überhaupt eine Einführung von Zentralbankwährung geben und und und. Da gibt es ja einige Themen. Die Menschen sind besorgt und schauen sich momentan um, was kann ich tun, wie kann ich meinen Vermögen am besten sichern. Jetzt kann man ja über dich, wie du es schon vorher erwähnt hast, in Panama Eigentümer von Land werden. Erklärt doch unseren Zuschauern jetzt bitte mal deine Sicht, also warum eine solche Investition sinnvoll ist. Was spricht aus deiner Sicht für eine Investition in Land?

Michael Ja, du erwähntest den Begriff grünes Gold und das kann man so sehen, weil wie Gold ist Farmland ein Sachwert und es ist begrenzt. Also es gibt gerade 4% der Erdoberfläche, die noch als Farmland nutzbar sind und das nimmt stetig ab. Also das wird bis 2030 auf 3,6% sinken. Konkurriert mit der Bauwirtschaft, Verwüstung, Überschwemmung usw. Dann ist es natürlich auch besser als Gold, weil es zur Ernährungssicherheit der Menschheit beiträgt. Und wir müssen ja auch immer schauen, was wird gesellschaftlich akzeptiert im Wandel der Zeit. Da wird halt Gold immer häufiger als schmutzige Investition bezeichnet und da ist natürlich Farmlandinvestition eher langfristig akzeptiert, indem es eben ökologisch ist, Co 2 neutral ist und wenn man so will, auch vegan. Was spricht jetzt für eine Investition in Landkauf in Panama? Erstmal die generellen Vorteile von Panama überhaupt: Panama würde ich zusammenfassen mit den Stichworten: Freiheit, Sicherheit und wirtschaftlicher Erfolg. Warum Freiheit? Es ist, das einzige Land in Lateinamerika, wo jeder wie ein Panama aussehen kann, also das Land ist bunt gemixt durch den Panamakanal. Seit über hundert Jahren sind also sämtliche Rassen und Nationen hier vertreten und machen miteinander Geschäfte. Insofern haben wir hier, ich nenne es gerne "Hafenstadt-Effekt", wo auch Subkulturen und wo jeder eigentlich unter dem Radar leben kann und seine Meinung sagen kann und sein Leben leben kann. Meinungsvielfalt, Toleranz. Es ist eines der sichersten Länder auf dem amerikanischen Kontinent. Politische Stabilität, nicht zuletzt auf durch den Panamakanal abgesichert. Was den wirtschaftlichen Erfolg betrifft, das beweist Panama seit Jahrzehnten, in dem es doppelt so schnell wächst wie der Durchschnitt aller lateinamerikanischen Länder. Ja, es sind halt hunderte Multinationals, also Konzerne und Organisationen, die hier ihren Lateinamerika Sitz haben. Wir haben teilweise die beste Infrastruktur im weltweiten Ranking, was Hafeninfrastruktur usw., betrifft. Wir sind internationales Drehkreuz, nicht nur durch den Panamakanal, wo 8 % des gesamten Welthandels darüber laufen, sondern auch die ganzen Datenkabel, Unterseekabel - 8 Stück durch Panama - und Bankendrehkreuz und so weiter.

Daniel Ja, man merkt, dein Herz schlägt für Panama.

Michael Es ist kein billiges Land, also es gibt auch Nachteile. Es gibt eine riesige Unterschied zwischen Arm und Reich, zwischen Stadt und Land und und und, aber da könnte man ausholen bis ins Unendliche. Wir sind ja hier im Investmentgespräch und da geht es natürlich um die Dinge, die dafür relevant sind.

Daniel Jetzt kannst du nochmal ganz kurz zusammenfassen, die Investitionsmöglichkeit, die du anbietest, die man über dich jetzt bekommen kann, also was ist das jetzt? Wir haben schon gesprochen grünes Gold, in Land investieren, aber kannst du es nochmal ganz kurz greifbarer machen, vielleicht für die Zuschauer? Was ist jetzt diese Investitionsoption, die du bietest?

00:07:15 - Welche Farmland-Investmentmöglichkeit bietet Panama?

Michael Also Simply Natural ist eine Holding wie gesagt aus mehreren Unternehmen und die sind, bevor sie nach Panama kamen in anderen Ländern aktiv gewesen, sind dort mit Großfarmern Kooperationen eingegangen und haben gesagt, wir haben einen Smart Farming Konzept, mit unterirdischer Bewässerung, mit Sensoren in den Bäumen - also wo alles wirklich optimiert ist, der Wasserverbrauch, das Wachstum usw. Simply Natural hat dort Beteiligungsverhältnisse, es wird vor dem Gewinn ein prozentualer Anteil einkassiert. Das ist das Geschäftskonzept dieses Unternehmens. In Panama haben wir die Besonderheit, dass hier keine Großfarmer existieren. Alles ist sehr kleinzellig und so hat man also begonnen vor über 10 Jahren zwischen 2 Flüssen Land zu akkumulieren. Man ist dort auf mehrere Tausend Hektar gekommen und hat das sogenannte Farm in The Box Konzept entwickelt. Das heißt, man hat ein Hektar Flächen für Mangobäume oder für Avocadobäume für Limettenbäume verkauft - immer natürlich große zusammenhängende Flächen nebeneinander und diese Flächen werden bewirtschaftet zurzeit. Jetzt ist es so, wenn wir uns vor einem Jahr unterhalten hätten, hätte ich noch Mango-, Avocado- und Limettenbäume anbieten können. Vor einem halben Jahr noch Limettenplantagen. Mittlerweile sind alle diese Flächen ausverkauft und wir können nur noch - im Rahmen des Reforestation Projektes, das ist ein Wiederaufforstungsprogramm der Regierung Panamas - eine Beimischung von einem Hektar Limettenplantage mit Teakholz Plantagen anbieten, was zu einer sehr interessanten Rendite führt und natürlich auch zum Erhalt der dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung in 2 Phasen. Es gibt erst eine zweijährige Aufenthaltsgenehmigung und daran anschließend wird dann ein zweiter Antrag gestellt, wenn man die Investitionen weiter hält für die dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung. Das ist das Produkt, was zurzeit sehr, sehr gut läuft. Da hat Simply Natural jetzt noch die Notbremse ziehen müssen. Es waren bisher 2 Limetten Plantagen enthalten. Jetzt haben sie gesagt, damit wir noch so vielen Menschen wie möglich von dem verfügbaren Land zur Residenz verhelfen können, reduzieren wir das jetzt auf einen Hektar und geben noch ein paar Hektar Teakholz dazu. Sodass das noch etwas gestreckt werden kann bis ins nächste Jahr hinein. Das ist das Ziel, weil der Andrang zurzeit, was die Einwanderung betrifft, nach Panama relativ groß ist. Dann gibt es halt die Gewinnteilung, sowie das in anderen Ländern auch ist. Also dieser Verkauf ist eigentlich nur Mittel zum Zweck. Das eigentliche Geschäftsmodell, wie ich schon erwähnte, ist ja an den Gewinnen zu partizipieren. Das heißt Simply Natural kassiert 30 % der jährlichen Gewinne und 70 % gehen an den Farmlandeigentümer. So ungefähr funktioniert das.

Daniel Kannst du vielleicht unseren Zuschauern, wir werden das nachher auch noch einblenden ins Video, aber kannst du vielleicht mal so die wichtigsten Eckdaten so ungefähr unseren Zuschauern nennen? Also welche Investitionshöhe und welchen Ertrag ich mir vorstellen kann?

00:10:54 - Mit welcher Investitionshöhe zum Visa? Mit welchem Ertrag ist zu rechnen?

Michael Ok, es gibt verschiedene Programme zur Erlangung der dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung in Panama. Da gibt es das sogenannte Golden Visa. Da kann jeder unabhängig von seiner Staatsangehörigkeit, also theoretisch ein Afrikaner, ein Kubaner, wie auch ein Deutscher kann dort mit einer Investition 500 000 in eine panamaische Immobilie seine Aufenthaltsgenehmigung bekommen. Dann gibt es die sogenannten Friendly Nation. Das sind 50 Nationen, unter anderem Deutschland, Schweiz, Österreich. Die müssen nur, das ist ein anderes Programm, die müssen nur 200 000 investieren in eine panamaische Immobilie oder eine dreijährige Bankeinlage. Jetzt gibt es das Reforestation Programm (Wiederaufforstungsprogramm), das ist im Prinzip das Günstigste von allen, da muss man nur 100 000 investieren und kommt in der gleichen Zeit wie beim Friendly Nation Programm zu seiner dauerhaften Aufenthaltsgenehmigung. Nämlich nach ungefähr zweieinhalb Jahren. Das heißt für die 100000 bekomme ich eine gewisse Anzahl Land, das wird eigenes Land, also das ist keine Unternehmensbeteiligung, sondern das Land wird tituliert. In Deutschland würde man sagen, ins Grundbuch eingetragen. Hier bekommt es halt eine sogenannte Finca Nummer und wird dann im Registro Publico, also im öffentlichen Eigentumsregister, eingetragen. Das ist ein bürokratischer Prozess, aber am Ende steht das so. Wie gesagt, es ist also momentan ein Hektar Limetten Plantagen - was also eine sehr ebene Fläche bedingt und sehr gutes Land, gute Erde - und dazu eine Beimischung von Teakholz Plantagen. Die Teakholz Plantagen, die brauchen ein bisschen länger, bis sie Rendite abwerfen. Also grundsätzlich verhält sich diese Investitionen die ersten 5 Jahre. Das fünfte Jahr ist das erste Ernte Jahr. Für die Limetten verhält sich das wie eine Anlage bei der Sparkasse in Deutschland oder Volksbank. Das heißt 0 % Zins, aber man hat wenigstens das Geld. Sicherer eigentlich als bei der Bank, weil es ein Sachwert ist. Das heißt, im fünften Jahr kommt die erste Ernte. Die Auszahlung, die Abrechnung, erfolgt immer im ersten Quartal des Folgejahres. Das heißt Januar, Februar im sechsten Jahr bekomme ich meine Abrechnung als Investor, erhalte 70 % der erzielten Gewinne und 30 % gehen an Simply Natural. So wie gesagt, Jahr 1 bis 5 0 % Zins und ab dem sechsten Jahr beginnt eine interessante Rendite. Die steigt mit der Zeit natürlich auch aufgrund des Teakholz Wachstums. Die Teakholz Bäume brauchen einen Tick länger. Bis jetzt gab es eigentlich die Kreuzplantagen nur im Rahmen des Wiederaufforstungsprogramms. Das ist von Simply Naturels eine absolute Ausnahme, die ja jetzt eine Beimischung mit Obstbäumen macht, um eine frühe Rendite zu erzielen. Normalerweise muss man bei Teakholz Flächen 20 Jahre warten, bis das Holz verwertet werden kann, und die haben wir also eine Mischkalkulation. Die ganzen Detailinfos bekommt man natürlich wenn man eine Anfrage macht. Das läuft ja zum Beispiel über euch und dann gibt es eine Infobroschüre dazu. Dort gibt es Renditetabellen, Prognosen und dann kann jeder schwarz auf weiß sehen, wie sich das Ganze verhält.

00:14:38 - Was kann man sich unter "gemanagtem Land" vorstellen?

Daniel Klasse, wir werden die Anfrage Adresse hier unten im Video gleich einblenden. Sehr schön. Jetzt taucht ja immer wieder der Begriff auf, "gemanagtes Land". Was kann man sich da genau drunter vorstellen? Also ich selber bin Eigentümer des Landes? Aber gibt es irgendwelche Verantwortlichkeiten, die ich habe? Mache ich einen Bewirtschaftungsvertrag, dann mit der Firma? Gesondert zum Kauf des Landes muss ich ja wahrscheinlich dann noch einen extra Vertrag abschließen? Wie lange läuft der Vertrag?

Michael Also das ist tatsächlich so. Es gibt 2 Verträge. Einmal den Vertrag über den Landkauf und zum anderen, da ich ja kein Profi bin und die Anleger auch nicht, den Bewirtschaftungsvertrag. Der Bewirtschaftungsvertrag der geht immer in 10 Jahres Zeiträumen. Der wäre quasi immer in 10 Jahres Schritten kündbar. Aus welchem Grund wüsste ich jetzt nicht. Man überlässt die Bewirtschaftung lieber Profis. Wenn ich jetzt selber in Panama Land kaufen würde, würde 2 Bauern anstellen, dann kann ich selbstverständlich nicht den Ertrag erwarten. Das sind Profis, die gezeigt haben, dass sie es können. Deswegen wird das also für den Investor komplett bewirtschaftet. Die gesamte Wertschöpfungskette vom Urbaumachen des Landes, die Baumanpflanzung, die unterirdische Bewässerung, das Aufziehen der Bäume, die Ernte, die jährliche Pflege und natürlich auch der Vertrieb. Das alles wird von den Unternehmen dieser Holding für mich übernommen. Ich kassiere wie gesagt 70 % und sie bekommen dafür, dass sie das gut machen, profitabel machen, 30 %. Dafür sind sie natürlich daran interessiert, ihr Bestes zu geben. Das ist meine Absicherung. Die 30 Prozent, die sie an Rendite erzielen wollen.

Daniel Ja, das ergibt Sinn. Jetzt hast du erwähnt, bei dem Teil der Investitionen, ich investiere 100000 €. Ich habe also dann einen Teil Land auf den Limetten Bäume angepflanzt werden und bekomme dann im fünften Jahr das erste Mal Erträge durch die Ernte. Gibt es denn jetzt irgendwelche Garantien, die mir der Bewirtschaftende gibt, dass ich auch wirklich Ertrag haben werde oder kann es sein, dass ich dann nachher eine E-Mail bekommen oder einen Anruf: "Tut uns leid, aber das wurde nichts dieses Jahr."

00:17:32 - Welche Risiken gibt es? Wie wird mit Missernten umgegangen?

Michael Ja, das kann passieren, das ist auch passiert. Wie gesagt, Simply Natural arbeitet ja seit Jahren auch in Panama. Die Mangoplantagen sind jetzt die ältesten im siebten Jahr. Es ist zum Beispiel passiert im Jahre 2020 Corona, da gab es so viele Tests und so viele positive und die Familien und Kontakte und alle mussten in Quarantäne. Das heißt, dort sind also tausende Kilo reife Mangos am Boden geblieben und da ist nichts gelaufen. Auch das letzte Jahr ist es ein Problem gewesen, genügend Arbeiter aufs Feld zu bekommen. Also, es gibt Risiken. In der Landwirtschaft ist nie ein Jahr wie das andere. Es sind Renditeprognosen, die sich aus den Erfahrungen in anderen Ländern und natürlich auch Panama der letzten Jahre speisen. Man kann das auch in Fachzeitschriften nachlesen. Da wird über Simply Natural berichtet, dass sie bei den Mangoplantagen die prognostizierte Produktivität erreicht haben von 25 Tonnen pro Hektar, während der Durchschnitt weltweit bei 11 Tonnen liegt. Also sie können es, aber sie sind natürlich genauso abhängig von äußeren Einflüssen. Da können Risiken auftreten und da wird nicht ein Jahr wie das andere, ganz klar.

Daniel Da kommt jetzt natürlich eine zweite Frage auf, und zwar: Könnte es im Gegenzug sein, dass ich nicht nur einen Anruf bekomme oder eine E-Mail bekomme:" "Leider hat mir dieses Jahr keine gute Ernte", sondern dass ich vielleicht auch eine Rechnung bekomme: "Sie müssen bezahlen"?

Michael Das könnte theoretisch sein mit dem jährlichen Unterhaltsbeitrag. Es gibt in den Rendite Tabellen mehrere Spalten. Das heißt, wir haben den Rohertrag und einmal eine konservative Prognose und einmal eine optimistische Prognose. Dann gibt es den Unterhaltsbeitrag, der ab dem ersten Erntejahr dann fällig wird, also ab dem Jahr 5 jährlich. Daraus ergibt sich dann der Reinertrag und der Reinertrag wird aufgeteilt 70 % 30 %. In der Praxis sah es jetzt so aus, dass Simply Natural die letzten beiden Jahre keinen Unterhaltsbeitrag von den Investoren verlangt hat, von den Farmen, die nicht profitabel bewirtschaftet werden konnten, aufgrund Restriktionen der Regierung. Man versucht natürlich immer ein Agreement zu finden, also es steht so in den Verträgen, es wird ein Agreement gesucht. Es wird nichts verlangt. Es gibt keinerlei Nachschusspflicht, die kann man ausschließen. Ja, aber es wäre jetzt zum Beispiel so, wenn die Ernten vernichtet würden, die Bäume vernichtet würden durch ein Komplettfeuer. Und natürlich haben Sie immer Nachzöglinge, die sie nachpflanzen können. Sie ziehen die Bäume ja in eigenen Gewächshäusern groß. Aber es könnte jetzt sein, dass wir sagen ok, diese Nachpflanzung kostet $1500. Wärst du bereit das zu zahlen oder sollen wir das nächste Jahr vom Ertrag abzuziehen? Wenn jetzt ein Farmlandbesitzer sagen würde, nein, mache ich nicht, dann würde nichts passieren, aber es würde die Produktivität der Folgejahre schmälern. Also diese extremen Beispiele sind in den Verträgen mit drin, genauso wie alle anderen Risiken. Wir haben theoretisch ein Plagen oder Krankheitsrisiko, was man versucht zu minimieren hier in Panama, indem man Neem Bäume anpflanzt rings um die Farmen. Diese Blätter sind ein natürliches Pestizid und Fungizid, da macht man einen Sud draus. Also man versucht so ein bisschen Perma Kultur Techniken anzuwenden. Sobald das Ganze gegen Feuer versichert werden kann, momentan dürfen nur Reisfelder versichert werden, dann versichert man das auch. Was gibt es noch für Risiken? Dass Arbeiter streiken würden zum Beispiel oder dass internationale Lieferketten unterbrochen werden durch Containerschiffausfälle. Solche Risiken, die sind bei jedem Geschäft da. Ich sehe die Risiken geringer, als wenn ich als Privatmann 2 Profis anstelle. Hier wird das Ganze skaliert und wird quasi aufgrund der Basis der internationalen Erfahrung bestmöglich gemanagt und natürlich auch mit Smart Farming Techniken, also mit HighTech, mit Computer optimiert.

Daniel Ja, wir haben also schon eine ganze Menge darüber erfahren, welche Risiken es gibt in Panama ein landwirtschaftlich genutztes Stück Land zu besitzen. Also zum Beispiel Brände könnten ein Risiko sein, streikende Arbeiter auch Lieferengpässe. Deshalb ist es ja gerade für unerfahrene Anleger auch sehr viel besser, das eigene Land von erfahrenen Menschen wie beispielsweise eben der Simply Natural Holding managen zu lassen. Das führt uns jetzt aber zur nächsten Frage: Wenn mein Farm Land von dritten gemanagt wird, wie kann ich denn dann nachvollziehen oder nachkontrollieren, wie viel Ertrag meine Plantage eigentlich hatte? Da hätten wir gerne noch eine Antwort.

00:23:24 - Wie wird das gemanagte Land bewirtschaftet und die Erträge berechnet?

Michael Das ist der Punkt. Es werden zum Beispiel 156 Hektar gleichzeitig bewirtschaftet, mit Limetten. 234 Hektar nebenan mit Mangos. Jetzt kann nicht der Investor Max Mustermann sagen: Ich möchte aber alles genau wissen, es muss an einem Tag die Ernte für mich passieren und das muss in spezielle Kisten rein und ich möchte gerne Einzelabrechnung haben. So funktioniert das nicht. Das Ganze wird skaliert. Das heißt also alle Farmen, die quasi gemeinsam bewirtschaftet werden, bekommen auch eine gemeinsame Abrechnung. Es sind immer ein Hektar Flächen. Ganz klar. Also da werden nicht Äpfel mit Birnen verglichen oder jemand, der 2 Hektar hat, muss dann quasi dem, der ein Hektar hat, die Hälfte abgeben. So ist das nicht. Es wird immer auf den Hektar abgestellt, aber es wird insgesamt bewirtschaftet. Nur so kann die hohe Produktivität gewährleistet werden. Ja, und diese Abrechnungen, die kommen immer im Januar oder Februar vom Vorjahr und beziehen sich quasi auf das Großareal, wo sich meine Farm befindet.

Daniel Wo wird eigentlich die Ernte hin verkauft? Bleibt das im Land? Wird das exportiert? Hast du da Informationen?

Michael Je nachdem, was es ist. Simply Natural hat ja sehr viel, was sie machen. Sie haben die größten Treibhäuser in Mittelamerika bei uns stehen in Panama. Sehr viel, wird auf dem lokalen Markt verkauft. Diese kleinen Gurken, die Netzmelonen, das reißt der Markt aus der Hand. Auch die Bio Limetten, die kaufe ich persönlich zum Beispiel auch in einer Biomarkt Kette hier ein Panama. Dort kann ich die kaufen. Dadurch, dass sie halt international vernetzt sind, werden sie auch künftig exportieren. Aber da sind wir noch nicht ganz so weit. Die Limetten Plantagen sind noch nicht im vollen Reifejahr. Wir fangen jetzt mit sehr vielen neuen Farmen an, und das wird dann international vernetzt. Zum Beispiel bei den Mangos ist die Ernte in einem Land zu anderen Monaten als in Panama. Um ein möglichst ganzjähriges Angebot bereitzustellen, arbeiten also die einzelnen Holdingunternehmen von Simply Natural zusammen, um den Vertrieb zu koordinieren.

Daniel Klasse. Wir hatten schon einiges zum Thema Risiken erwähnt. Gibt es aus deiner Sicht noch irgendwas, was man jetzt im Blick haben muss? Also du hast ja schon erwähnt, es kann sein, dass mal ein Erntetotalausfall ist, oder jetzt in Covid Zeiten, dass die Mitarbeiter nicht verfügbar waren oder krank waren. Feuer, hattest du schon erwähnt. Gibt es noch andere Risiken, wenn ich jetzt eine Investition in Farmland tätige, dessen ich mir bewusst sein muss?

Michael Ich denke, ich hab so weit alles erwähnt. Wie gesagt, in den Verträgen steht auch alles drin. Aber ja, natürlich politische Risiken. Die ich aber in Panama sehr gering einschätze. Also hier wird keine kommunistische Regierung an die Macht kommen, da wir den Panama Kanal haben. Da gibt es Schutzmächte, die das nicht zulassen würden. Wir leben hier auch außerhalb der Hurrikan Zonen, also auch dieses Risiko fällt weg, was man in anderen Ländern eventuell hat. Wir haben momentan Steuerbefreiung bis 350 000 für landwirtschaftlicher Einnahmen. Das könnte theoretisch mal geändert werden, wenn das Land mehr Steuern braucht, eine neue Regierung sagt der Freibetrag ist nur noch 100 000. Natürlich gibt es immer noch ein paar Risiken, die man sich noch mit der kühnsten Fantasie irgendwo herholen könnte, aber die Hauptrisiken sind eigentlich erwähnt.

00:27:44 - Kann ich das Land weiterverkaufen oder vererben? Welche Einschränkungen gibt es?

Daniel Ich bin ja dann Landeigentümer. Also im Register eingetragen. Kann ich das Land jederzeit weiterverkaufen? Jemand anderes verkaufen, vererben?

Michael Ja. Sobald man im öffentlichen Register eingetragen ist, das ist ein sehr bürokratischer Prozess, den aber Simply Natural für die Investoren übernimmt. Bis der abgeschlossen ist, hat man immer noch die Chance, eine eigene Stiftung zu gründen in Panama oder einer panamaische Gesellschaft zu gründen und zu sagen, die Gesellschaft soll jetzt der Landeigentümer werden. Ich empfehle immer gerade im Hinblick auf den Nachlass ist eine Stiftung ist besonders positiv, weil da ist man völlig unabhängig, was die Nachfolgeregelung betrifft. Da kann ich also als Begünstigten im Todesfall theoretisch den Herrn Bill Gates einsetzen und muss keine Pflichtanteile an Familien abgeben. Da ist man völlig frei, das ist dann machbar, das ist vererbbar, veräußerbar ohne Probleme. Was nicht möglich ist, ist die Bebauung. Das steht so in den Verträgen drin. Das ist natürlich auch ein Schutz für dich als Investor, weil, dann kann auch der Nachbar nix bauen. Das Ganze ist ja ein Profitunternehmen und es würde nur gestört werden, wenn da einzelne Leute sagen würden: “Ich bau mir da mein Wochenendhäusschen hin.” Das würde dann den gesamten produktiven Ablauf stören. Daher ist es ausdrücklich in den Verträgen geregelt. Auch bis zu 10 Jahren nach Beendigung des Bewirtschaftungsvertrages schließt man eine Bautätigkeit aus.

00:29:36 - Welche Schritte sind notwendig und wie lange dauert der Prozess?

Daniel Jetzt hast du schon erwähnt, dass die Investition mindestens 100 000 ist. Das bedeutet also auch die Prospektpflicht einfällt, sonst wäre das noch eine wichtige Frage gewesen. Wie ist denn jetzt genau der Ablauf? Also ich möchte jetzt investieren in das von dir angebotene Land mit Kombination Limetten und Teakholz. Bis ich jetzt letztendlich der Eigentümer bin, wie viel Zeit vergeht da? Was muss ich selber für Dokumente vorlegen? Das würde mich noch interessieren.

Michael Es kommt die Anfrage, wir bekommen das weitergeleitet, schicken detaillierte Informationen, Reservierungsformular, Selbstauskunftsformular. Wir haben hier in Panama sehr strenge Geldwäschegesetze, das muss auch alles deklariert werden. Dann kann man die Investitionen innerhalb von 2 Wochen abschließen. Aber weil es ja verbunden ist mit einer Aufenthaltsgenehmigung, dazu gibt es eine kurze Präsenzpflicht in Panama. Das heißt, man kommt dann, wenn man kann. Das muss nicht innerhalb von 2 Wochen sein. Man braucht ja ein paar Unterlagen dafür. Ehepartner müssen die Ehe nachweisen, damit man nur einmal investieren muss und nicht jeder. Oder das polizeiliche Führungszeugnis mit Apostille - in anderen Ländern heißt das Strafregister. Da gibt es ein paar Unterlagen, auf die wir noch hinweisen und dann kommt eine einwöchige Panama Reise, wo man seine erste Residencia Karte bekommt. Insgesamt innerhalb von 4 Jahren reist man insgesamt viermal nach Panama ein, danach nur aller 2 Jahre. Es gibt natürlich auch viele Leute, die sagen, ich will sowieso aus Europa raus, ein neues Leben beginnen usw. Die interessiert das weniger, die kommen hier her, um zu bleiben. Wir können dazu auch online ein Bankkonto in Panama eröffnen, wenn das gewünscht wird, man kann aber auch direkt von Europa nach Panama überweisen. Nach 2 Jahren wird dann der Antrag auf dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung gestellt und ungefähr das ist auch der Zeitpunkt, wo die Titulierung abgeschlossen sein wird. Danach wie gesagt, muss ich mich nur aller 2 Jahre einfach kurz blicken lassen und behalte aber meine Residencia Card als Plan B in der Tasche für schlechte Zeiten und kann jederzeit in das Land einreisen.

Daniel Aber die Residencia muss jetzt wirklich im zeitlichen Bezug zur Investition mit beantragt werden? Da kann man jetzt nicht sagen, ich mach das nächstes Jahr?

Michael Müsste ich fragen. Im Moment ist der Anfang nach Residencia so groß, dass eigentlich diese Reforestation Station das günstigste Vehicle ist zur Residenz. Jetzt spulst du deine Frage andersrum auf. Da müsste man dann schauen, wie lange man das vorhalten kann. Ich glaube nicht, dass es eine Frist gibt, aber meistens ist man ja froh, weil ich meine, das kann ja auch von der Regierung, das ist ja in den letzten Jahren auch gemacht worden, können ja die Anforderungen verschärft werden. Die werden immer nur verschärft, die werden nie vereinfacht. Es war mal ganz früher Mindestinvestitionssumme 40 000. Dann war es viele Jahre 80 000, seit letztem Jahr 100 000. Es kann auch sein, dass es nächstes Jahr 150 000 ist. Deswegen würde ich schon empfehlen, dass relativ zeitnah zu machen.

Daniel Das ergibt Sinn. Jetzt hast du schon in einem Nebensatz mit fallen lassen, dass wenn jetzt also eine Person für 100 000 so eine Investition tätigt, dass dann auch für den Ehepartner die Residencia beantragt werden kann?

Michael Ja, das Gesetz bietet die Möglichkeit, dass man sogenannte abhängige Antragstellende miteinbeziehen kann. Das betrifft also den eigenen Ehepartner, minderjährige Kinder und die eigenen Eltern. Die kann man jeweils mitnehmen, dazu muss man dann lediglich $2000 zusätzlich investieren. Das heißt, wenn ich jetzt mit meinem Ehepartner die Aufenthaltsgenehmigung haben will, wären das 102 000 insgesamt oder wenn ich noch 2 Kinder dazu habe, wären das 106 000 insgesamt. Das ist das, was das Gesetz vorschreibt, als Grundvoraussetzung.

Daniel Ja, gut zu wissen. Ja, also ich denke zur Investition jetzt in Farmland in Verbindung mit der Residenz hab ich jetzt eigentlich alle Antworten bekommen auf meine Fragen. Vielleicht trotzdem nochmal die Frage nach der Möglichkeit, auch in Immobilien zu investieren. Das taucht ja auch immer wieder mal als lukratives Investment auf, also gerade in Panama findet man das auf einigen Webseiten oder man hört und liest davon. Wie siehst du das denn jetzt selber als Alternative? Oder als Option als zusätzliche Option die Investition in Immobilien in Panama, lohnt sich das?

00:34:46 - Lohnt sich Immobilieninvestment in Panama?

Michael Das kann sich lohnen, aber nicht automatisch. Also es ist so, ich sehe die Investition in Langzeitvermietung eher kritisch. Weil die Mieter hier nicht so treu sind, wie wir das gewöhnt sind in Deutschland oder in der Schweiz. In der Schweiz, wenn ich einen Jahresmietvertrag abschließe und ich gehe vorher raus, muss ich einen Nachmieter bringen, ansonsten muss ich das Jahr voll zahlen. Hier in Panama ist die schlimmste Konsequenz, man verliert eine Monatsmiete, eine Kaution, mehr nicht. Das heißt in der Praxis, recht viele Leute, sobald sie ihren Job verlieren, die Partnerschaft gewechselt wird, oder wie auch immer, gehen sie schnell mal zu den Eltern wieder zurück oder wechseln die Wohnung. So kann es also sein, man hat einen Jahresmietvertrag abgeschlossen, hofft auf einen langjährigen Mieter und der ist nach 6 Monaten raus, nach 8 Monate raus. Dann habe ich wieder 3 Monate Leerstand, muss wieder ein Makler bezahlen, der mir einen Nachmieter bringt. Das kann also durchaus die erwartete Rendite, die theoretisch bei 6 - 7 % liegen kann, auf unter 0 drücken. Das muss man so sagen. Was interessant sein kann, das ist die Vermietung von Ferienimmobilien. Wobei Kurzzeitvermietung in Panama Stadt verboten ist - das ist nur Hotelbetrieben erlaubt. Aber außerhalb Panama Stadt, in den Strandgegenden kann ich recht gute Rendite machen, wenn ich wirklich eine 1A Lage habe, wenn ich in ein Appartement investiere mit einer super Social Area, mit Pools, Fitnessstudio, Tennisplatz und und und. Es sollte aber im Umkreis von 2 Stunden von Panama Stadt liegen, weil sonst, wenn ich weiter weg gehe, gibt es natürlich auch hervorragende Lagen und wunderschöne Plätze, aber die sind eher Saison abhängig. Also, dann muss ich quasi in 4 Monaten oder 5 Monaten das reinholen, wofür ich im Umkreis von Panama Stadt das ganze Jahr Zeit habe, weil die Bewohner von Panama Stadt haben eine recht hohe Kaufkraft. Es gibt eine recht gute Mittelschicht, und die wollen mindestens einmal im Monat ein verlängertes Wochenende am Strand verbringen, mit ihrer Großfamilie. Die zahlen dort für 2 Nächte von Freitag bis Sonntag recht viel Geld dafür und das regelmäßig, ganzjährig, Saison unabhängig. Währenddessen, wenn ich weiter weg gehe, dann habe ich von Dezember bis März die Nord Amerikaner, die so wie wir nach Teneriffa fliegen oder nach Gran Canaria im Winter.

Daniel Gut, dann haben wir darüber auch nochmal gesprochen. Mit welcher Investitionssumme starte ich im Immobilienmarkt in Panama? Was muss ich mitbringen?

Michael Also Panama Stadt ab 300 000 in 1A und 1B Lagen mit einem Schlafzimmer über hundert Quadratmeter. Die haben meistens 120-130 Quadratmeter, die Wohnungen. In Strandgegenden ab 200 000. Das sind dann teilweise kleinere Apartments, aber die sind dann optimiert für Ferienhausvermietung.

Daniel Wie ist das in Panama, darf ich ohne eine Residenz zu haben Eigentümer sein?

Michael Ja.

Daniel Also ich kann als Ausländer Eigentümer einer Immobilie oder eines Landes sein. In vielen Ländern ist das nicht gestattet, dass man jetzt zum Beispiel Land besitzen darf, wenn man dort keinen Wohnsitz hat.

Michael Da ist Panama wirklich sehr USA geprägt, muss man sagen. Die Eigentumsrechte stehen hier ganz hoch. Da kann jeder, ob das jetzt ein Russe ist, ein Afghane, ein Deutscher, ein Kubaner, hier Land erwerben, ein Auto erwerben. Ich brauche nur meinen Reisepass dazu und natürlich den Herkunftsnachweis des Geldes. Da sind die Banken relativ streng, das heißt, da muss man schon nachweisen, das stammt aus einem Immobilienverkauf in Deutschland, da ist der Notarvertrag, der muss teilweise übersetzt werden, oder aus einem Wertpapierverkauf. Der Herkunftsnachweis muss erbracht werden, aber ansonsten kann jeder Eigentum erwerben und ist rechtlich gleichgestellt mit Einheimischen.

00:40:40 - Kontaktdaten Michael Jäne

Daniel Also ich kann nur sagen vielen herzlichen Dank Michael. Das war ein sehr aufschlussreiches Gespräch, es hat mir viel Freude gemacht, ich habe viel dazu gelernt. Für unsere Zuschauer werden wir noch am Ende das Kontaktformular einblenden, beziehungsweise die Adresse. Für die Zuhörer, die den Podcast als Audio hören, kommt auf die Seite www.perspektiveausland.com, da gibt es alles nochmal zum Nachlesen.

Michael Alles Gute und vielleicht bis bald in Panama.

Daniel Unbedingt. Vielen herzlichen Dank, Michael. Tschüss nach Panama.

Michael Ja, danke, Tschüss.

Daniel Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

Weiterlesen
Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Zinsen hoch, Rendite runter? Aber doch nicht bei US-Immobilien

Auf der Suche nach renditestarken Investitionen in den USA? Welche Gründe für den US-Immobilienmarkt sprechen, erfahren Sie hier!

Ein Gespräch mit Dirk Wendel & Maximilian De Melo

Mehr und mehr liest man in Zeitungen und in Internet, dass die “Goldenen Jahre” auf dem deutschen Immobilienmarkt vorbei sind. Seit Anfang des Jahres 2022 stehen die Vorzeichen schlecht. Der Angriffskrieg gegen die Ukraine hat bei vielen das Gefühl von Unsicherheit ausgelöst, was sich letztendlich negativ auf Erwartungen und Vermögenswerte auswirkt. Durch die Inflation und die steigenden Energiepreise, sinkt die Kaufkraft, was sich auch negativ auf die Wohnungsnachfrage auswirkt. Auch wird immer wieder vor der Immobilienblase gewarnt. 

Da fragen sich Investoren und Investorinnen, welche Anlagestrategien aktuell die besten sind? Lohnt sich eine Investition in das sogenannte “Betongold” überhaupt noch?

Viele Branchenvertreter sind der Meinung, dass der US-Immobilienmarkt sehr lukrative Möglichkeiten bietet. Die traditionell große Transparenz und höhere Renditen sprechen für den amerikanischen Markt. Warum Investitionen in US-Immobilien so attraktiv sind und welche Chancen sich hier bieten, erfahren Sie in unserem aktuellen Podcast. 

Zu Gast bei uns sind zwei Experten: Maximilian De Melo, Gründer und Geschäftsführer der MXP Group und der Steuerberater Dirk Wendl. Herr De Melo hat mit seinem Partner Herr Niederdrenk bereits 2011 begonnen in US-Immobilien zu investieren. Heute lebt das deutsche Immobilienduo den amerikanischen Traum und verkauft maßgefertigte Luxusimmobilien an eine Vielzahl zufriedener Kunden. Herr Wendl ist dedizierter Spezialist für die steuerliche Optimierung von Immobilienportfolios, insbesondere auch für US-Immobilien. 

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

6 Gründe für eine Investition in US-Immobilien

Im Vergleich zu den meisten europäischen Ländern bietet die USA einige Vorteile für Immobilieninvestoren. Denn das Land über dem Atlantik verfügt über den weltweit größten invertierbaren Immobilienmarkt mit hoher Rechtssicherheit, Transparenz und Liquidität. Ein wesentlicher Vorteil sind die geringen Kaufnebenkosten oder Transaktionskosten. Im folgenden gehen wir kurz auf 6 Gründe ein, die für ein Investment in US-Immobilien sprechen.

1. Transparenz

Der Immobilienmarkt in der USA zeichnet sich durch eine sehr hohe Transparenz aus. Man kann hier für jedes Objekt innerhalb weniger Minuten herausfinden, wer der Eigentümer ist, wann die Grundbuch-Einträge gemacht wurden und was der Finanzierungsbetrag war. Wer Makler ist, hat noch mehr Einsicht in die Historie der Immobilie, zum Beispiel wann sie verkauft wurde und wie lange sie auf dem Markt war.

Diese Transparenz bedeutet für Investitionen sehr viel Sicherheit und ermöglicht eine besser Planung bei Immobilienprojekten.

2. Bauweise in den USA

Die Bauweise in den USA unterscheidet sich grundsätzlich von der in Deutschland oder Europa. In den Vereinigten Staaten wird auf “sticks & bricks” gesetzt, das heißt, es wird vorwiegend Holz verbaut. Selbst Häuser mit mehreren Stockwerken werden durch die Ständerbauweise errichtet. Auch “Mud Framing” und “Block Construction” (Modulbauweise) wird hier gern angewendet. Diese sehr schnellen Baumethoden machen es dann auch möglich, dass ein Haus vom Fundament bis zur Schlüsselübergabe in 12 - 18 Monaten fertiggestellt werden kann und das auch bei Häusern von 600 Quadratmeter Größe.

3. Die Fix & Flip Strategie

In der USA liegt das “Immobilien-Flippig” schon lange voll im Trend.  Was bedeutet Fix & Flip? Kurz gesagt: Bei dieser Strategie geht es darum, renovierungsbedürftige Immobilien aufzuwerten und zügig mit Gewinn wieder zu verkaufen. Durch die Aufwertung eines heruntergekommenen Objektes kann der Marktwert enorm gesteigert werden, sodass Investoren bei einem schnellen Wiederverkauf von hohen Gewinnen profitieren können.

Das setzt natürlich Kenntnisse und Erfahrungen auf dem Immobilienmarkt voraus. Daher ist es wichtig, hier mit den richtigen Partnern zusammenzuarbeiten.

4. Das amerikanische Kaufverhalten

Bei den Amerikanern ist das “Turnkey”-Prinzip sehr beliebt. Turnkey bedeutet, dass der Schlüssel für ein komplett bezugsfertiges Haus übergeben wird, mit eingebauter Küche und Möbeln. Dafür sind die Leute bereit, wesentlich mehr zu zahlen und sind auch bereit 12 Monate zu warten.

Auf der anderen Seite ist Amerika auch ein Land von Einwanderern. Daher gehört für viele Amerikaner das umziehen zum Leben dazu und es wird nicht so langfristig geplant beim Hausbau oder -kauf. Im Durchschnitt ziehen die Amerikaner alle fünf bis sieben Jahre um. Anstatt also teuer ein neues Haus zu bauen, ist es auch beleibt ein gebrauchtes Haus zu verkaufen und das dann nach ein paar Jahren weiter zu verkaufen. Das sorgt für eine große Dynamik im Immobilienmarkt Amerikas.

5. Gute Planbarkeit von Bauprojekten

Ein weiterer Vorteil in den Vereinigten Staaten ist, dass das Mietrecht anders ist. Der Standard-Mietvertrag hat eine Laufzeit von 12 Monaten und ist danach monatlich kündbar. Dadurch kann man Renovierungen und Bauprojekte sehr gut planen.

6. Hohe Renditen in den USA

Der deutsche Immobilienmarkt scheint für langfristig orientierte und risikoaverse Anleger immer noch geeignet zu sein, aber hohe Renditen sind hier nicht zu finden. Im Moment liegen die Renditen zwischen 4 und 6 Prozent im Vermietungs-Bereich. 

In den USA können sie im Entwicklungsbereich auf einen Zweijahreszeitraum Renditen von 15 % erwarten. Im Luxusimmobilien Entwicklungsbereich sind auch Renditen bis 45 % möglich.

Wie läuft so ein Investment ab & mit wie viel muss man einsteigen?

Bei Projekten, die das deutsche Immobilienduo (MXP Group) verwirklicht, wird jedes einzelne Immobilien-Projekt über eine eigene amerikanische Gesellschaft, eine LLC, verwirklicht. Die LLC ist dann sozusagen Eigentümer der Immobilie, registriert im Grundbuch. Das hat vor allem den Vorteil, dass das Haftungsrisiko in einer Gesellschaft gekapselt wird. 

Wird eine neue Immobilie gefunden, wird zunächst ermittelt, wie viel Eigenkapital benötigt wird und eine sorgfältige wirtschaftliche, rechtliche, steuerliche und finanzielle Analyse gemacht. 

Dann wird nach Investoren gesucht, die innerhalb der nächsten 90 Tage Kapital zur Verfügung stellen können. Je nach Projektgröße kann man von einem Investitionsbetrag von 250 bis 500.000 US-Dollar ausgehen.

Ob die deutschen Investoren dann als Einzelperson oder vermögensverwaltend Gesellschaften einsteigen, wird über den deutschen Steuerberater abgeklärt. Die Gründung einer entsprechenden Gesellschaft kann innerhalb von 24 bis 48 Stunden erledigt werden und der Geldtransfer in die USA dauert in der Regel 2 bis 5 Werktage.

Welche Rechtsform schlussendlich für ein Immobilieninvestment in den USA geeignet ist und wie man dabei so wenig wie möglich Steuern bezahlt, muss natürlich individuell angeschaut werden. Lassen Sie sich dazu bei den Steuerspezialisten beraten! 

Kontaktdaten und Links:

Maximilian De Melo

Homepage: www.mxp-group.com             

E-Mail:   max@mxp-group.com    

Telefon:    +1-480-907-9660

Dirk Wendl

Homepage: www.wendl-koehler.de            

E-Mail:   d.wendl@wendl-koehler.de   

Telefon:    +49 2203 10167 0

Weitere spannende Auslandsperspektiven für Sie:

Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben
Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Welcher Staat weltweit funktioniert am besten?
In diese US-Metropolen zieht es deutsche Auswanderer
Luxusleben im Ausland mit 1000 Euro: So gelingt das sorgenfreie Leben

Timestamps

00:00:19  - Einleitung: Immobilien in den USA, Vorstellung Herr Wendel & Herr De Melo*

00:05:49  - In welche Art von Immobilien kann man investieren?

00:08:01  - Deutscher Standard auf der Baustelle & gutes Partnernetzwerk

00:11:33  - In welchen Bundesstaaten befinden sich die Immobilienprojekte?00:15:24  - Welche Gründe sprechen für eine Investition in US-Immobilien?

00:18:23 - Vergleich Zinsen & Renditen bei Investition in deutsche oder amerikanische Immobilien

00:21:45 - Andere Bauweise und Dynamik im Immobilienmarkt in den USA

00:22:44 - Ist der Immobilienboom vorbei, wie ist die Prognose in den USA?

00:30:17 - Wie läuft so ein Investment ab, mit wie viel muss man einsteigen?

00:34:33 - Bei Investments in den USA das Thema Erbschaftsteuer & Insolvenz berücksichtigen

00:38:31 - Verschiedene kreative Gestaltungsmöglichkeiten der Investments, pro Projekt eine LLC

00:45:48 - Renditen und 1031 Exchange

00:51:20 - Welche Aspekte sollte man vor einer Investition in den USA bedenken und gut planen?

00:53:17 - Kann man über die Investition ein Visum bekommen und wie läuft das Prozedere ab, bis man Eigentümer der LLC ist?

01:02:25 - Verabschiedung, Kontaktdaten

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 45: Zinsen hoch, Rendite runter? Aber d/noch nicht bei US-Immobilien

Ein Gespräch mit Dirk Wendel & Maximilian De Melo

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler dies ins Ausland ziehen, egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:19 - Einleitung: Immobilien in den USA, Vorstellung Herr Wendel & Herr De Melo

Daniel Vermögenssicherung ist ein sehr wichtiges Thema, über das wir heute sprechen wollen. Die letzten Jahre haben ja, genau wie auch jüngste Ereignisse zeigen, dass also die klassischen Geldanlagen genau wie auch moderne Investitionen, ich sag’ mal nur Kryptogeldanlagen, Kryptotrading eher doch nicht so die Sicherheiten bieten, die sich jemand erhofft, wenn sich jemand also sein Vermögen sichern will, oder auch Renditen einfahren will. Immobilieninvestitionen, übrigens in letzter Zeit auch die Agrar-Investitionen, die rücken immer mehr so in das Interesse vieler Personen, auch unsere Zuschauer und Zuhörer hier in unserem Podcast. Deswegen wollen wir also heute mal auch mit 2 Experten auf dem Gebiet sprechen und schön, dass ihr auch da seid. Gerade was jetzt Immobilien betrifft, vieles spricht ja derzeit dafür, in den USA zu investieren, das liest man immer wieder, wenn man so im Internet unterwegs ist. Überall schreibt man also in USA Immobilieninvestitionen, das ist das, was sich wirklich lohnt, weil der Immobilienmarkt wird vielleicht der größte und transparenteste auch der Welt ist da? Hab ich dann noch ein paar Fragen auch dazu, ob das wirklich so ist oder warum man das so sagt? Auch attraktive Chancen bietet. Und man sagt auch von der Gefahr einer Blasenbildung weiter entfernt wäre als der Europäische Immobilienmarkt, aber auch da müssen wir natürlich heute nochmal drüber sprechen, ob das wirklich so stimmt, ob man das wirklich so sagen kann und man hört immer wieder, dass sogar einige, die Immobilien in Deutschland haben, oder in Europa haben, jetzt überlegen, ihre Immobilien zu verkaufen und dann lieber doch Immobilien in den USA? Also da, zum Beispiel zu investieren. Lohnt sich das? Warum? Wie geht man dabei vor? Ja, also wir freuen uns wie gesagt heut den Dirk Wendel und den Maximilian De Melo bei uns hier zu haben im Podcast und ich denk jetzt wär ein guter Zeitpunkt, dass sie beide sich mal unseren Zuschauern und Zuhörern vorstellen.

Maximilian Guten Morgen aus Arizona. Als allererstes vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich sehr heute an diesem Gespräch teilnehmen zu können. Ich bin Gründer und Geschäftsführer der MIP Capital Partners, eine Immobilieninvestment Gesellschaft hier in den USA. Ich bin ursprünglich aus Köln, bin seit 2017 hier vor Ort und hab mich auf das Thema Entwicklung im Wohnimmobilien Bereich und dem gewerblichen Bereich spezialisiert. Wir sind im Prinzip One Stop Shop mit Baugesellschaft, Makler, Gesellschaft, Verwaltungs und Entwicklungs Gesellschaft haben also alles unter einem Dach und sind seit 5 Jahren aktiv. Ich würde sagen gut 60% unserer Investoren und Partner, wie auch Dirk sind aus dem deutschsprachigen Raum Deutschland, Österreich, Schweiz, wir haben auch andere Investoren aus England sowie aus den Emiraten. Und ja freue mich auf das Gespräch heute und stehe zu allen Fragen bereit und kann auch echt glaube ich, einen guten Einblick geben, wie der Markt hier vor Ort in Arizona sich die letzten Jahre entwickelt hat und wie da so die Chancen stehen für die kommenden 3 - 5 Jahre.

Dirk Ja, mein Name ist Dirk Wendel. Ich bin Steuerberater in der eigenen Kanzlei Wendel&Köhler. Wir sind spezialisiert unter anderem auf Immobilien, natürlich inbound File, Investitionen von Investoren, ausländische Investoren hier in der Bundesrepublik Deutschland, relativ vermögende Investoren, die wir begleiten und betreuen, auf der einen Seite natürlich, aber auch, das ist der Kontakt den wir dann zu Max haben. Wir begleiten auch dann Mandanten in die USA, also Mandanten, die sich ja überlegen, woanders zu investieren, nicht nur in Crypto oder in andere Dingen, sondern halt in den Stein, ja und ferner machen wir halt noch viel in der Steuerberatung im Bereich E-Commerce, also alles sehr international, weil das ist immer mit einem E-Commerca hat man andere ein Prüfungs Punkte als jetzt nur vor der Haustür, die ja auch in Köln ist. Wir begleiten kleine und größere Unternehmen beratend auch im Bereich der Investitionen, also im europäischen Raum und ja gucken, weil man ja sowieso direkt am Rand von Deutschland ist: Luxemburg, Niederlande, Belgien, Frankreich sind ja sehr nah, Großbritannien, ja sowieso auch, aber leider jetzt nicht mehr in der EU. Um zu gucken, wie man sich auch internationaler aufstellen kann, hat auch ein bisschen was damit zu tun, dass meine Frau australisch-britisch ist. Also da hat man direkt noch mal andere Anknüpfungspunkte. Ich mache gerne Steuerberatung. Ja, darf man das sagen? Ja, das darf man sagen und es macht sehr viel Spaß und auch eins dann vielleicht auch noch zu der Verbindung, die ich zum Max ab. Wir machen das ja schon etwas länger, wir sind auch im regen, im ständigen Austausch, also kennen uns auch persönlich, ich war auch dort, also deswegen, um auch zu sagen ja, so ist der Markt, also kann man ihn einschätzen, wenn man halt Mandate begleitet ins Ausland sollte man schon auch sehen, was da passiert und auch natürlich nicht in der Tiefe den Markt kennen, aber verstehen.

05:49 - In welche Art von Immobilien kann man investieren?

Sebastian Sie bieten jetzt letztlich Mandanten aus dem deutschsprachigen Raum oder aus Deutschland die Möglichkeit an, in US Immobilien Projekte zu investieren, ich nehme an dann Projekte, die Herr De Melo entwickelt. Was muss ich mir darunter vorstellen? Sind die gewerblich, sind das Einzel-Häuser und Mehrfamilienhäuser?

Daniel Übrigens wenn du keinen unsere interessanten Podcast mehr verpassen willst, dann klicke jetzt gleich auf Abo und Besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.

Maximilian Ja, wir machen im Prinzip beides. Der initiale Fokus und Schwerpunkt war im Wohnimmobilien-Bereich, als Single Family Home, Fix and Flip und dort im Luxus Segment. Luxus Segment, vielleicht für den Kontext als Definition, das sind Häuser über $4.000.000 Verkaufspreis, Luxus-modern, das Design das sehr Europa trifft, Miami und Los Angeles. Das ist vielleicht der beste Begriff, um das vielleicht mal visuell beschreiben zu können. Wir haben natürlich können natürlich so visuelle Themen sehr gerne bereit stellen, aber das ist glaube ich, wie man sich das am Besten vorstellen kann. Wir sind im gewerblichen Bereich auch aktiv. Dort, im Multi Family Bereich. Beide Strategien gehen im Prinzip einher, das eine ist mehr fokussiert auf den Entwicklungsbereich im Single Family und dann im Multi Family Bereich reden wir eher von Bayern hols die aber durchaus ne Value add, also Entwicklungskomponente haben, um eben nachhaltige Wertsteigerung liefern zu können und auch entsprechend die Renditen attraktiv gestalten zu können.

Sebastian Das heisst jetzt, dass sind eher also Mietobjekte letztlich. Das heißt, man hat dann laufende Rendite auch durch Mieteinnahmen?

08:01 - Deutscher Standard auf der Baustelle & gutes Partnernetzwerk

Maximilian Ja, entweder direkt bei Ankauf oder eben in der Entwicklungskomponente mit. Wir kaufen ein nicht stabilisiertes Objekt, so würde man das in USA deklarieren, bedeutet ein Mietobjekt, das unter 85% Mietauslastung hat, durchaus ein bisschen Aufhübschung und Sanierung benötigen kann. Solche Projekte sind mehr im Fokus, weil wir wie gesagt durch unsere Expertise dort Wertsteigerung inklusive Mietsteigerungen im Prinzip mehr oder weniger in Phasen dann generieren können und einfach auch glauben, dass das Investment technisch die bessere Investition ist langfristig. Bedeutet natürlich mehr Arbeit vor Ort, aber das ist hier alles in einen guten deutschen Händen, das läuft alles mit Zucht und Ordnung. Der Dirk war schon mehrmals da und hatte auf der einen oder anderen Baustelle gedacht, er wäre in Deutschland, aber so haben wir unser Business etabliert und ich glaube, dass das auch einer der großen Faktoren ist, warum wir hier ne gute Unternehmung aufbauen konnten.

Dirk Man muss vielleicht da nochmal sagen, da treffen 2 Welten aufeinander. Auf einer Seite die Welt der deutschen Präzision, wenn man dann auch gerade diese Objekte sich ansieht, ja also da ist dann auch alles bündig, da sind keine Probleme, also das passt auch alles. Und damit hat man auch eine Wertsteigerung. Der Partner vom Max, der Patrick, der auch Mitinhaber der Firmen ist, der macht die Bauleitung. Ich glaube, da ist wirklich alles sehr, sehr klar strukturiert, also die deutsche Prozession ist da übernommen worden in vielen Belangen. Und natürlich dann aber auch was total begeistert, was wir gesehen haben, ist halt auch das auch ganz andere Dinge umgesetzt werden und möglich sind in der Architektur, wenn man halt die Sachen sich ansieht, die da entstehen, das ist was ganz anderes. Man hat andere Freiräume, riesige Hallen für Privatperson, gerade in diesen etwas vermögenderen Bereich. Das kann man sich überhaupt nicht so vorstellen, was da alles möglich ist.

Maximilian Vielleicht als Anhangspunkt: Unsere durchschnittlichen Wohnimmobilien sind ungefähr 600 Quadratmeter Wohnfläche und das sind das sind auch noch tendenziell die kleineren. Wir haben Projekte, die sie sind 900 Quadratmeter plus, das ist hier nicht unbedingt die Ausnahme. Und Dirk hat gesagt, er macht gerne Steuerberatung; Ich liebe Immobilien, alles was mit der Entwicklung und Design zu tun hat. Ja, und wir haben wir haben einfach sehr viel Spaß hier, nicht wir sagen das immer so salopp, aber ich glaube, dergrößte Asset, was wir hier Vorort sind: die Partner, die wir haben. Mein bester Freund und Geschäftspartner Patrick aus Düsseldorf ehemalig. Wir sind seit 15 Jahren Geschäftspartner und beste Freunde und sind auch zusammen hier rüber gekommen. Dann haben wir Dirk Wendel und Ludwig Garzweiler unsere Partner vorort in Deutschland. Also das ist ein sehr, sehr gutes Team, was sie haben, wo wir eben von der Akquise bis zur Abwicklung über auch steuerliche Themen, Firmengründungen, das decken wir im Prinzip komplett ab.

11:33 – In welchen Bundesstaaten befinden sich die Immobilienprojekte?

Sebastian Und die Projekte, an denen sie jetzt arbeiten, die sind dort in Arizona, also im Großraum Phoenix, oder wie muss man sich das vorstellen?

Maximilian Genau, Großraum Phoenix. Vielleicht für die Zuhörer, die bei Arizona direkt an die Wüste denken, das war nämlich mein erster Gedanke, viele Leute haben das Thema noch nicht auf dem Schirm. Vielleicht ganz kurz 30 Sekunden: Phoenix ist die viert fünft größte Stadt in den USA. Das würde man sogar nicht denken. Wir haben die größten Zuwachsraten in ganz USA mit knapp 290 Leuten, die pro Tag hier hinziehen. Wir haben extrem gutes Wetter, ausser jetzt im Sommer, da ist es ein bisschen knackig mit 40-45 Grad und trockenem Klima. Aber wir haben hier wirklich mit 2 der größten Universitäten, extrem vielen Tech-Unternehmen, also das ist ein sehr spannender Standort hier und wir fokussieren uns auf Phoenix und Scottsdale im gewerblichen Bereich und im Wohnimmobilien-Bereich gibt es hier einen kleinen Stadtteil, der nennt sich Paradise Valley und das ist ein Paradies und ist vielleicht am einfachsten zu erklären, wie das Beverly Hills in Kalifornien, wo eben dann sag mal die Preise schnell mal über 10- 15 Millionen steigen können und davon gibt es auch dann mehrere Wohnimmobilien. Wir liegen nicht am Meer, das heißt, was wir hier haben, sind die schönen Berge, die Wüsten-Natur und dann eben das ganze Thema Entertainment, rund um Basketball NBA, für die Leute, die es verfolgen, die Phoenix Suns. Wir haben Eishockey-Teams, Baseball-Team. Wir haben hier extrem viele Events: Raven Horseshoe, Phoenix, ich könnte hier extrem viel aufzählen. Wir haben glaube ich über 250 Golfplätze, alleine im Scottsdale-Umkreis. Ich selber bin Golfer, manchmal weis man gar nicht, wo man spielen soll. Ich kenne immer noch nicht alle Plätze nach 5 Jahren, aber das ist im Prinzip das Setup hat. Paradise Valley hat kein Multi-Family, kein gewerbliches, deswegen ist da Luxus Wohnimmobilien Bereich aber im Großraum Phoenix und dann natürlich in Asstets, ich sage mal C-Class Assets in B-Lagen, wo man noch ein bisschen was mit Wertsteigerungsthemen erreichen kann. Das ist dann unser Punkt.

Sebastian Also sie sind ja von Deutschland gekommen. Waren sie in Deutschland auch schon in dem Bereich tätig, im Immobilien- Bereich?

Maximilian Nein, war ich weiß tatsächlich nicht. Das ist hört sich auch lustig an, aber es ist der klassische American Dream, weil wir sind hier hingekommen, eigentlich um eine Runde Golf zu spielen. Also so hats angefangen. Mein Partner Patrick war, ehemaliger deutscher Golf Nationalspieler, European Tour Spieler, der ist im Prinzip mit Golf großgeworden. Der ist durch seinen Kindheitsfreund / Jugendfreund Martin Kramer hier hingekommen. Also mit Golf, hat es angefangen und im Urlaub und dann sind wir wirklich in die Nummer so ein bisschen reingestolpert und haben gemerkt, dass da wo wir zur Miete gewohnt haben, dass wir die gleiche Bude im Prinzip für 100.000 kaufen können und wenn wir 2007, 500 zahlen oder da war doch was mit Mathematik, da war doch was in der Schule. Da haben wir das kurz zusammengerechnet und okay das muss doch irgendwie funktionieren und sind dann im Prinzip auf eigene Faust ohne Kapital von zu Hause oder Erfahrungen, weder aus Patricks Familie noch auf meiner Familie haben wir einfach mal nach guter deutscher Durchsicht von ich glaube 150 Immobilien haben wir dann die erste gekauft für hunderttausend Dollar und jetzt sind wir da, wo wir sind. Aber so ist das Ganze im Prinzip entstanden, sehr organisch.

15:24 - Welche Gründe sprechen für eine Investition in US-Immobilien?

Daniel Ich würde gerne noch mal dann ein Gang zurückschalten. Also ich bin jetzt schon überzeugt, dass Phoenix eigentlich ein wirklich schöner Ort ist, ich war selber selber schon da in der Region. Aber vielleicht nochmal ganz allgemein. Wir haben ja Zuschauer und Zuhörer für die generell die Frage vielleicht steht, was spricht denn, also jetzt nicht Phoenix, da sind wir jetzt schon schon mal 1-2 Schritte voraus, was spricht denn überhaupt jetzt für die USA als Standort, um dort in Immobilien zu investieren? Weil das ist ja unser Thema, es geht ja um Vermögensschutz, Vermögenssicherung. Jetzt geht es darum, gehen wir in die USA?

Dirk Man kann vielleicht einmal aus unserer Sicht, jetzt mal aus der deutschen Brille vielleicht sagen, dann kann ja Max das wunderbar weiter formulieren. Ein Grund ist halt einfach auch, was er auch sagte, der Zuwachs an Bevölkerung auf der einen Seite, der Hochtechnologie Standort, der sich da erweizert, diese hervorragende Universität auf der einen Seite. Auf der anderen Seite muss man sehen, Kalifornien hatte eine relativ starke Abwanderung momentan von Tech-Unternehmen, die auch in den Großraum ziehen. Das heißt die Manager, die dort für eine Villa 20.000.000 bezahlt haben, bezahlen in Phoenix quasi nur die Hälfte, was immer noch viel Geld ist, aber es ist immer noch preiswerter. Und auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die es nicht um höher Management sind, noch einigermaßen vernünftigen Wohnraum, der ja in Kalifornien in manchen Bereichen überhaupt gar nicht mehr zu finden, ist auf der einen Seite. Deswegen diese Migration dorthin, der Zuwachs und das ist halt auch ein Grund, wo wir dann sagen ja, das ist ein absolut lukrativer Markt, ein sicherer Markt zur Investition in Immobilien. Wie dann die Situation vor Ort ist, also der Mikro Zensus, das ist dann halt das, was Patrick und der Max denn machen.

Maximilian Ich würde sagen, allgemein mal vom Standort Phoenix weg auch aus deutscher Brille, aber auch aus amerikanischer Brille. Wenn ich mit unseren Partnern und Investoren spreche, die Themen sind immer die gleichen. Das erste Thema ist, wir wollen in eine andere Währung investieren, so jetzt ist seit gestern oder vorgestern das erste Mal Parität seit 20 Jahren. Aber grundsätzlich ist es einfach mal Diversifizierung in eine andere Währung, erster Faktor. Zweiter Faktor: die Renditen, die wir hier generieren im Entwicklungsbereich würde ich sagen, die liegen zwischen 15 und 35% Cash und Cash Flow Return und das ist ungefähr auf ein 2 Jahres Zeit Horizont in einem Entwicklungs Projekt basiert.

Sebastian Entschuldigung, dass ich sie jetzt unterbreche, aber wie wäre das jetzt vergleichbar in Deutschland? Zum Beispiel, wenn ich jetzt in deutsche Immobilien investieren würde?

Maximilian Da fragen sie den falschen. Ich hab noch nie in eine Immobilie in Deutschland investiert, also Dirk, das ist deine Baustelle.

18:23 – Vergleich Zinsen & Renditen bei Investition in deutsche oder amerikanische Immobilien

Dirk Es ist eine Katastrophe, sagen wir es mal so. Als Investor ist das eine Katastrophe, wenn sie eine Verzinsung momentan von 4/5% bekommen, dann ist das im Vermietungs-Bereich momentan extrem gut, 6%, aber die zweistelligen Renditen bekommen sie überhaupt gar nicht hin! Also sind ja auch steuerliche Themen in der Bundesrepublik, Grunderwerbsteuer, auch andere Dinge was, was das angeht, die Langwierigkeit auch um Geld zu bekommen und sowas. Das ist halt in den Staaten nicht so gegeben. Wir haben ja teilweise hier Nebenkosten mit Makler von 10/11/12%. Max was hatten wir? 1,5 bis 2% oder sowas?

Maximilian Naja im Prinzip das Makler Prinzip hier sind 6%. Der Verkäufer zahlt die Provision 3% für die Käuferseite, die Makler-Käufer Seite, 3% für die Verkauf Seite, das ist hier ein extrem gemeinschaftsorientiertes Geschäft. Ich weiß, dass es in Deutschland nicht der Fall ist. Hier Buyer Agent, Seller Agents, das ist hier ganz normal und dadurch ist der Markt extrem dynamisch und macht halt einfach auch einen riesen Unterschied. Und dann die Transparenz, das wurde eben kurz angesprochen, ich kann ihn hier für jedes Objekt kann ich innerhalb im Prinzip von einer Minute herausfinden wer ist der Eigentümer, was wurde da für eine Finanzierung bereitgestellt? Nicht unbedingt zu welcher Zins-Tilgung, aber ich sehe den Finanzierungsbetrag, Ich sehe, wann die Grundbuch-Einträge gemacht wurden. Das ist alles öffentlich zugänglich und als Markler hat man nochmal einen extra Zugang, wo ich dann entsprechend die ganze Historie der Immobilie: wann wurde sie verkauft, wie lange war sie auf dem Markt? Also hier ist absolute Transparenz, was glaube ich noch mal ein Faktor ist, der extrem viel Sicherheit und Planbarkeit gibt und auf der anderen Seite alle unsere Investoren, auch die, die seit Jahren langen Jahren mit uns dabei sind, immer wieder erstaunt, dass es im Prinzip so transparent ist. In Deutschland würde ich nicht wissen, was macht der Nachbar, wann hat der das gekauft, für wieviel und so. Und das hilft extrem in der Wertermittlung und in unseren Proforma's, die wir dann zusammenstellen, macht das Ganze einfach etwas transparenter und planbarer.

Dirk Das ist schon, wenn man vor Ort ist und dann sieht, welche Möglichkeiten es gibt, die Informationen zu bekommen, man kalkuliert anders, man geht ganz anders an Projekte heran. Das ist ja hier in Deutschland unvorstellbar, das ist ja irgendwie abgeschottet. Man versucht momentan, es gibt ja auch auch Programme inzwischen, die so ein bisschen auf BORIS aufbauen, also auf die Wertermittlung, aber das ist nicht die Transparenz, wie es jetzt in in den Vereinigten Staaten einfach ist, das muss man ganz klar sagen. Das ist auch ein Grund, wo man sagt ja, das kann man besser abschätzen, das kann man kalkulieren. Man sieht den Immobilienwert und so weiter und sofort. Und wenn man dann halt auch weiß, wie man solche Sachen anpackt, dann bekommt man natürlich auch vernünftige Renditen hin und das ist natürlich auch der Grund, weswegen Menschen auch in den Staaten investieren. Also vornehmlich in Phoenix und dem Bereich, aber sicherlich auch woanders.

21:45 – Andere Bauweise und Dynamik im Immobilienmarkt in den USA

Maximilian Und vielleicht noch 2 Sachen. Das eine ist die Bauweise hier vor Ort. Wir bauen natürlich nicht so wie in Deutschland, das ist im Prinzip sticks & bricks, also viel ist aus aus Holz, also Holzframing. Hier gibt es auch sogenannte Mud Framing und dann gibt es Block Construction, aber im Prinzip kann ich hier ein Haus vom Fundament bis zur Fertigstellung in 12 - 18 Monaten bauen, 550/600 Quadratmeter, kein Problem. Das zweite ist, warum das Thema Fix and Flip, um das mal als Überbegriff also darzustellen, warum das funktioniert, ist, weil das amerikanische Kaufverhalten hier ist wie folgt: der Käufer ist gewillt ein wesentliches Premium für ein Immobilien Objekt zu bezahlen, sagen wir jetzt mal im Wohnbereich, was turnkey ist. Das bedeutet, wir bauen das komplett fertig, Küche eingebaut, oftmals die ganzen Möbel alles fertig und der kriegt den Schlüssel und zieht ein. Dafür sind die Leute bereit, wesentlich mehr zu zahlen, als ein Projekt, was dann sanierungsbedürftig ist, wo sich viele Leute die Finger verbrennen. Die denken, sie wüssten, was sie machen und machen das erste Mal das Thema und das funktioniert dann nicht. Deswegen ist das Thema Ready to go oder mit Visualisierung, wo wir im Prinzip sehr stark sind, bevor wir im Prinzip teilweise im Bau überhaupt beginnen, haben wir unsere Projekte verkauft, weil die Visualisierung und das ganze Design so gut ist, dass die Leute sagen alles klar, ich bin gewillt 12 Monate zu warten, aber dafür ist das dann perfekt.

Dirk Also man muss auch sagen, also jetzt ist in unserem Fall ist es natürlich auch so, es kommen auch Themen hinzu, die bei uns gar nicht üblich sind, oder vielleicht jetzt üblicher werden. Also beispielsweise Aufzug in einem Haus, das liegt am Berg, dass dann halt zum Master Bed Room ein Aufzug hoch geht, weil das inzwischen gewollt wird, ja auch nachgefragt wird. Da ist eine ganz andere Perspektive auch auf Immobilien. Man zieht ja auch öfters um, das kommt ja auch mit hinzu.

Maximilian Korrekt, das hab ich fast vergessen. Alle 5 - 7 Jahre ungefähr wird hier der Wohnort gewechselt, das heißt das bringt nochmal eine Dynamik in den Markt plus natürlich Zuzugsraten hier, Wegzugsraten in Kalifornien. Im Prinzip Texas, Florida und Arizona sind momentan die Top 3 Staaten, die eigentlich den meisten Zuwachs an Bevölkerung, sowohl als auch Wertsteigerung im Verkaufs Bereich, aber auch im im Vermiet-Bereich in den letzten 2/3 Jahren erfahren haben.

Sebastian Jetzt haben wir ja so ein bisschen immer wieder die Spekulation, nicht nur in USA, auch in anderen Ländern, auch jetzt in Deutschland, auch in den UK zum Beispiel, dass jetzt der Boom, sag ich jetzt mal dem Ende zugeht, die Preise fallen. Wie sehen Sie das jetzt spezifisch für die Investments, die Sie anbieten, für Phoenix, für die USA allgemein?

24:44 – Ist der Immobilienboom vorbei, wie ist die Prognose in den USA?

Maximilian Ich denke, da muss man einmal diversifizieren in Entwicklungsprojekte, sowohl im gewerblichen als auch im Wohnimmobilien Bereich und im Zweiten Investment-Topf das Thema Buy&hold und das ist ganz wichtig, weil da kann man relativ schnell beide Gewässer vermischen. Das sollte man auf jeden Fall nicht tun. Also im Entwicklungsbereich: Ich denke die 15% bei einem Entwicklungsprojekt, wir haben natürlich in unserem Proforma, Benchmark KPIs, die wir da setzen, 15 plus Prozent sollten da immer drin sein. Baukosten sind 30% gestiegen, im vergangenen Jahr auch da habe ich eine sehr klaren Einblick, weil wir mittlerweile eine Baugesellschaft haben. Da sieht so aus, als wenn sich das ganze etwas relativiert, gerade im Bereich Holz, Stahl, die Preise lassen ein bisschen nach, aber das wird sich etwas relativieren. War zum Beispiel auch ein Thema, was jetzt uns in den letzten anderthalb Jahren, weil ich ätte nie gedacht, dass das 30% teurer wird auf einmal ein Haus zu bauen.

Sebastian Krass ja. Hab ich gehört.

Maximilian Wenn man hört, dass Preise steigen, denkt man, die hauen da irgendwie noch irgendwas drauf. Das ist relativ intransparent, wenn man andere Bauträger beauftragt oftmals, aber wenn man selber die Einsichten hat in die Bücher, dann weiß man, dass das tatsächlich der Fall ist. Also Baukosten ist ein Thema, was jetzt ein bisschen besser geworden ist. Der Markt ist hier so 20/30% angestiegen im Vergleich zum vergangenen Jahr. Auch da sagen wir mal der Markt in Miami, Marktführer in ganz USA. Das relativiert sich gerade, Zinsen sind hier gestiegen, das heißt die Kaufkraft, der Käufer am Markt relativiert sich. Es herrscht so ein bisschen so eine eine Skepsis im gesamten Markt. So dass ist jetzt die allgemeine Aussage. Bei uns im Segment im Wohnmobil Luxus Bereich kann ich Ihnen sagen, in den letzten 2 Monaten haben wir gleich 5 oder 6 unserer Projekte verkauft. Die waren alle über $7.000.000. Und da hat keiner gesagt, der Aktienmarkt ist 20% down, die interest Rate, das interessiert die Leute nicht. Also dann reden wir natürlich von dem 1 Prozent, der 1 Prozent das ist also weiterhin noch gut, aber es ist ein bisschen Vorsicht angebracht, gerade im Einkaufs Bereich. Die Preise lassen ein bisschen nach, das ist gut. Das bedeutet, wir werden mehr Investment Möglichkeiten sehen. So im gewerblichen Bereich, auch dort sehen wir im Markt, Inventar geht hoch und das passiert relativ schnell dann hier. Der dreht sich dann auf einmal von einem Verkäufermarkt in einen Käufer-Markt und das passiert innerhalb von 2/3 Monaten und das führt wieder zu dem zurück, wie wir unsere Proformas machen. Wir sind da sehr deutsch konservativ, weil die Volatilität, die hier sehr viele Chancen birgt, hat natürlich auch eine andere Seite der Medaille und da muss man einfach ein bisschen aufpassen, aber wir sehen diese Markt Regulierung als sehr gut an und gerade im gewerblichen Bereich, im Wohnimmobilien, Multi Family Bereich sehen wir mehr und mehr Chancen, die wir jetzt in den nächsten Monaten auch wahrnehmen werden.

Dirk Also man muss auch sagen, dass durch diese Transparenz der Markt, in dem wir uns daher bewegen, jetzt hier bei unseren Projekten, das ist natürlich ein etwas anderer Markt, als den wir jetzt hier in Deutschland beispielsweise haben. Und wenn man Investitionen in den Vereinigten Staaten macht, muss man sich auch von Dingen verabschieden, die einem im Kopf herum wabern, man muss sich konzentrieren auf die Mikro Daten in dem einen Bereich ja, und man muss klar sagen was möchte man und an wen wendet man sich mit dem Projekt, wenn man Investitionen tätigt. Man muss den Markt kennen und das sehen wir ja hier, wenn man weiß, wo man sich bewegt, wo man Investitionen tätigt, dann sind auch gute Renditen immer noch möglich. Oder aber, was man ja auch sagen muss, wir haben ja auch einige Kunden bei euch und die haben schon 2 Häuser, 3 Häuser bei euch gekauft, weil die einfach dann umziehen, beziehungsweise im Winter sind die dann halt keine Ahnung, wo und dann im Sommer kommen sie dahin und sind in Florida und im Winter sind sie dann in Phoenix und dann haben sie noch eine Berg Hütte irgendwo. Also man muss sagen wir bewegen uns natürlich hier auch im Bereich und vermögendenderen Mandaten.

Maximilian Nur zu Ergänzung: In dem Multi Family Bereich, da reden wir nicht von Luxus, da reden wir von ganz klassischen. 1/2 Bedroom Apartments, Miete ungefähr zwischen 1000 und $2000. Also da ist die Strategie nicht Luxus class A, sondern classy, in einer B Lage. Die Leute sind im Prinzip Arbeiter, die wir dort im Prinzip als Endkunden in guten Lagen für Miet-Objekte sagen wir mal fokussieren. Das nur als Ergänzung, nicht das auf einmal jemand denkt wir verkaufen und vermieten hier Luxus Apartments für $10000 Monat, sondern das ist eben auch der Grund, warum wir eine komplementäre Strategie nicht nur im Investment Bereich, sondern auch in der Zielgruppe fahren, um dann beide Spektrum abdecken zu können.

30:17 – Wie läuft so ein Investment ab, mit wie viel muss man einsteigen?

Sebastian Her Wendle, jetzt reden wir doch mal darüber wie so ein Investment jetzt tatsächlich ablaufen und funktionieren würde. Also jetzt bin ich Deutscher, ich hab Interesse zu investieren. Muss ich jetzt hier mindestens 1.000.000 investieren, dass ich jetzt hier einsteigen kann, oder die wie würde das konkret ablaufen?

Dirk Wir gucken, mit wem wir die Investitionen dort machen und wir gründen eine Gesellschaft in den Vereinigten Staaten.

Sebastian Also das ist eine LLC, oder was gründen Sie da?

Dirk Eine LLC, genau.

Sebastian Ich würde dann also Member, also Gesellschafter werden von einer LLC, also Personengesellschafter.

Dirk Eine Personengesellschaft und eine Transparenz dann herbeiführen und man würde dann dort in den Vereinigten Staaten ein Item bekommen, würde dann seine Steuerdeklaration abgeben, Vermietungen, Verpachtung und damit wäre das eigentlich dann quasi in den Vereinigten Staaten erledigt. In Deutschland... das ist ein Provisionsvorbehalt. Das ist eigentlich eine sehr angenehme Sache, wenn man sowieso in einen Spitzensteuersatz ist.

Maximilian Bin einige Mandanten, die haben schon LLCs. Also wir haben Partner, die kommen mit amerikanischen Gesellschaften rein, mit Corporations, mit vermögensverwaltenden Gesellschaften aus Deutschland. Für uns in den USA, wie sie ja sicherlich auch wissen, ist das im Prinzip relativ egal, wie wir die Limited Partner in der Projektgesellschaft strukturieren, auch das gibt Flexibilität, weil man ist doch überrascht, zumindest ich, wie viele Leute mit denen wir investieren, schon ne US-Gesellschaft haben oder schon ne Iten Gesellschaft haben durch vorherige Investitionen. Das ist relativ easy.

Sebastian Um nochmal zu meiner Frage zurückzukommen, gibt es irgendeinen Minimum Investment, was sie da empfehlen?

Dirk Also so 500.000 ist sicherlich eine Größenordnung, die sinnvoll ist, wenn man da drüber geht.

Maximilian Naja 250 - 500.000 je nach Projektgröße.

Dirk Das Problem, eine Sache muss man immer fairer Weise sagen, das ist halt einfach auch das Währungs-Risiko, was dahinter ist. Was auf der einen Seite als Vorteil gesehen werden kann, dass man halt in andere Währungen investiert, kann aber auch als Risiko natürlich auch umschlagen. Es kommt auf das Projekt an. Wir haben dann Projekte, wo nur wenige Partner drin sind oder auch manche Projekte wo dann mehrere Partner drin sind und dann gucken wir, dass man das noch ein bisschen kleiner macht. Aber ich sag mal 250.000 auf jeden Fall, 500.000 ist umso besser eigentlich.

Sebastian Dann bin ich investiert in diese LLC. Sie haben ja schon gut beschrieben, man würde eine ITIN beschaffen, also eine amerikanische Steuernummer. Dann, wie sie schon gesagt haben, diese Einkünfte sind natürlich in Deutschland nicht steuerpflichtig, sondern man muss die in den USA dann versteuern. Man ist in USA beschränkt steuerpflichtig für die Einkünfte. Generell ist ja, würde man ja sagen, das Steuergefälle in USA jetzt im Vergleich zu Deutschland eher positiv, also würde man da eigentlich eher weniger Steuern bezahlen, als jetzt möglicherweise in Deutschland, wobei es gibt da auch unterschiedliche Möglichkeiten die da zu reduzieren. Das heißt also im Grunde genommen auf jeden Fall auch steuerlich gesehen wahrscheinlich recht attraktiv, so ein Investment für den deutschen Investor.

Dirk Ja, wir sehen das so. Eine Sache, die man natürlich mal sagen muss, ist, wenn ausländische Investoren, das ist ja auch in der Bundesrepublik so, sie haben erst mal so ne Ausländersteuer von beschränkt Steuerpflichtigen von 35% die sie abführen müssen oder muss die Gesellschaft abführen und was sie dann, aber wenn die Steuerdeklaration machen, dann natürlich auch angerechnet bekommen. Man muss auch ein bisschen aufpassen natürlich mit gewissen Sachen, weil hier ne Transparenz ist. Das deutsche Steuergesetz mit Drei-Objekt-Grenze, Gewerbe und sowas, da muss man etwas aufpassen, dass man das dann halt auch vernünftig strukturiert. Also auch jetzt von von deutscher Seite her, aber es ist immer noch günstiger in den Vereinigten Staaten Steuern zu zahlen. Es ist ein bisschen grösser als jetzt in Deutschland. Wir haben das mal ausgerechnet, sie bezahlen wenn sag ich mal 10000€ an Gewinn zurück kommen, bezahlen Sie vielleicht 19% mit dem Progressionsvorbehalt und der Steuer in den Vereinigten Staaten zusammen auf die 10.000 also und das ist sehr attraktiv.

34:33 – Bei Investments in den USA das Thema Erbschaftsteuer & Insolvenz berücksichtigen

Sebastian Wir haben ja auch hin und wieder Mandanten, die dann Immobilien in den USA erwerben und aber selbst in USA leben. Und da ist ja für viele Mandanten immer das Thema die US Erbschaftsteuer. Die haben ja gigantisch hohe Freibeträge, aber für Nichtansässige ist er der Freibetrag nur 60.000 US Dollar. Das heißt, wenn ich jetzt so eine Beteiligung habe und so eine Immobilie, die jetzt 2.000.000 wert ist und dann habe ich das Pech, dass ich das zeitliche segne, dann stehen meine Hinterbliebenen da mit einer dicken Rechnung, 40% Erbschaftsteuer in USA. Können sie da irgendwas dazu sagen? Gibt es Wege, die sie dort vorschlagen, wie man das umgehen oder vermeiden kann?

Dirk Ich mein, man kann ja über Trusts lösen beispielsweise, das wär eine Möglichkeit, eine andere Möglichkeit ist natürlich nicht zu sterben, das ist die beste Möglichkeit. Aber dass das Thema ist halt, weil wir ja auch die Wert-Zuwächse haben und sowas, also das ist einfach ein sehr komplexes Thema und man denkt immer das deutsche Steuerrecht wäre komplex. Das amerikanische, Sie wissen es selbst Herr Sauerborn, das ist auch nicht unbedingt immer einfacher. Also, wenn ich dann oft auch das mitbekomme, was gerade im auch in der Umsatzsteuer beispielsweise hab geht ja pro Staat auf der einen Seite und natürlich haben die Bundessteuer und dann haben die Staaten noch eigenen Steuern und Freibeträge. Und im unternehmerischen Bereich, die Amerikaner haben beispielsweise auch die Zins-Schranke in vielen Belangen übernommen, die ja hier bei uns auch in Deutschland als erstes mit eingeführt worden ist. Das muss man sich angucken, weil die Definition dann auch was vererbt wird, wie der Wert ist und auch wie der Wertzuwachs ist, ist nicht mit dem gleichzusetzen, was jetzt beispielsweise in der Bundesrepublik ist, Österreich oder aber in der Schweiz. Es gibt einen DBA im Erbschafts Steuerrecht mit den USA. Es gibt ganz wenige derzeit noch, wo es welche gibt, aber das muss man sich auf jeden Fall immer auch vorher angucken. Man sollte sich, wenn man das macht auch vorher steuerlich dann was das angeht, in den Vereingten Staaten natürlich dann beraten lassen, wenn es größere Summen sind. Das muss man auch fairer Weise sagen. Also die Steuerberatung, das ist halt wirklich Handwerksarbeit und das muss man auch gut vorbereitet machen meiner Meinung nach.

Sebastian Wichtig für unsere Zuhörer und Zuschauer, Thema Erbschaftsteuer ist etwas, wo man sich beraten lassen muss, klar. Das kann man jetzt hier nicht so pauschal beantworten, muss man sich beraten und im Hinterkopf haben, dass sowas möglicherweise dann eben ein Thema wird.

Dirk Eins muss man noch sagen, also beispielsweise auch was Insolvenz angeht oder so, das kommt ja auch mit hinzu, da muss man auch schauen, wie sind denn die Gebäude auch Insolvenz geschützt? Also beispielsweise, wenn sie in Florida leben, wie ist dann die Insolvenz? Wenn sie den Erst-Wohnsitz haben, ist das anders geschützt als jetzt in einen anderem Staat? Also jeder Bundesstaat macht da auch seine seine eigene Steuer Politik. Das ist auch Standortpolitik, das muss man ganz klar sagen, was Steuersätze angeht, ob jetzt demokratisch oder republikanisch regiert. Ich glaube, da gibt es oft keine großen Unterschiede. Es ist eine andere Perspektive auf Steuern und auf der einen Seite, was wir festgestellt haben ist, wenn man jetzt Leute auch beispielsweise mit Kollegen oder jetzt auch hier mit Max und Patrick sprechen. Als Unternehmer wird man dort auch anders angesehen ja, das muss man auch so sehen. Wenn man halt Erfolg hat, das zeigt man auch und das ist was ganz anderes natürlich, aber Insolvenz ist auch ein Thema meiner Meinung nach. Scheidung muss man auch gucken, das ist auch ein großes Thema meiner Meinung nach wenn man sich auf solche Wege begibt, also dann ist aus deutscher Sicht immer meiner Meinung nach einen Ehevertrag schon notwendig, dass man halt so was macht.

38:31 – Verschiedene kreative Gestaltungsmöglichkeiten der Investments, pro Projekt eine LLC

Maximilian Herr Sauerborn nochmal zur Struktur wollte ich noch ergänzend sagen, vielleicht für die Zuhörer. Da hab ich gesagt, wir haben eine Projektgesellschaft, ein LLC hier vor Ort mit entsprechenden Partnern in ihren jeweiligen Strukturen, dann als Limited Partner und diese Projektgesellschaft ist Eigentümer der Immobilie. Das heißt die erste Mal Investment Absicherung, die wir im Prinzip bei jedem Projekt haben, ist die Projektgesellschaft ist Eigentümer im Grundbuch registriert der Immobilie. Und das zweite Thema zum Thema Steuerroptimierung. Wir können natürlich entsprechende Kapitalzuflüsse für die Projekte unterschiedlich gestalten. Wir können sagen, wenn wir sagen wir mal 5.000.000 EK haben in einem Projekt, das Teil dieses Eigenkapitals als Kredit gebucht wird und eine entsprechende Verzinsung laufend, oder abschlüssig zu einem Projekt gestaltet oder wir können sagen, das ganze Kapital ist Eigenkapital und wird dann entsprechend dann mit den Profiten entsprechend zurück gezahlt. Auch da gibt es kreative Möglichkeiten, das ist Projekt und Investor bezogen, aber da haben wir im Prinzip in dem Bereich alles, was man da kreativ gestalten kann, finanziell und auch auf juristischer Basis haben wir glaube ich im Prinzip alles schon durchgemacht. Ich hab hier 2 Geschäftspartner vor Ort, Amerikaner, mit denen ich seit 5 Jahren zusammenarbeite, beide sind Rechtsanwälte. Ein anderer Partner von uns, ist sehr erfahren im Private Equity und Finanzbereich. Was ich sagen möchte, es gibt sehr viele Möglichkeiten, um diese ganzen Themen zu gestalten, und das ist dann Projektbezogen. Aber das ist ein wichtiges Thema zu wissen, was ist da meine Absicherung? Also bin ich da einfach nur in einer Investmentgesellschaft drin, oder kann ich selber nachschauen im Grundbuch, dass unsere Projekt 1 LLC eigentlich immer diese Immobilie ist.

Daniel Ist das dann aber so, wenn ich mit 500.000€ steige ich jetzt zum Beispiel ein, das wäre eine gute Summe, ist dann diese eine LLC immer Eigentümer für eine Immobilie? Das ich dann sozusagen für jede Immobilie, dann eine neue Gesellschaft gegründet oder kann es auch sein, dass ich zum Beispiel, dass meine 500.000 jetzt in 2 Projekte reinfließen?

Maximilian Kann passieren, muss aber nicht. Um die Frage richtig zu beantworten: jedes Projekt hat eine eigene Gesellschaft. Eines der ersten Sachen, die ich gelernt hab hier vor 5 Jahren von meinem Geschäftspartner, der Rechtsanwalt ist, "One project one LLC". Liability, also Haftungsthemen, das ist hier einfach ein ganz großes Thema und ich kenne niemanden, sei es hier oder in Florida, wo wir auch geschäftlich unterwegs sind, der das professionell betreibt und nicht pro Projekt eine Gesellschaft hat. Das ist natürlich ein bisschen mehr Bürokratie, aber wenn man jetzt sagt, sie investieren bei uns eine halbe Millionen und sagt, wieviele Projekte habt ihr, ich möchte 2, eine Viertel Million hier, eine Viertel Million da. Da mach ich lieber den extra Aufwand, der garnicht soviel ist eigentlich, um das einfach anständig abzusichern, als dann hintenraus irgendwelche Überraschungen zu haben. Dass dann einer bricht sich ein Bein im Apartment 5 in Objekt 1, man weiß ja wie das in den USA ist, verklagt dann unsere Gesellschaft. Auf einmal hängen dann 2, da hängt das andere Projekt auch mit drin, das hat gar nichts mit zu tun. Jetzt noch schlimmer: Jetzt sind Investoren, die nicht das gemacht haben, was sie gemacht haben, sondern sie haben ihr Geld in ein Projekt auf einmal hängen, die in der Nummer drin, wo die gar nichts zu tun haben. Das ist natürlich ein Extrem-Szenario, aber man weiß nie, deswegen machen wir das ganz sauber clean, pro Projekt.

Sebastian Ja das Risiko und damit das Haftungsrisiko wird gekapselt in einer Gesellschaft, das heißt also im worst Case ist eine Gesellschaft, ein Objekt, dann möglicherweise Notleine. Andere Projekte sind davon nicht, betroffen. Jetzt reden wir nochmal ein bisschen weiter. Also jetzt haben wir gesagt ok, wir haben ne LLC, ich werde da Member, ich mach’ mal 500.000 rein, so wie geht es dann weiter? Also sie haben gesagt, es geht dann ungefähr 2 Jahre, bis sie das ganze fertiggestellt haben, den Bau. Was passiert dann? Da wird im Grunde verkauft und dann ist Exit aus der LLC, wenn ich nicht die langfristige Anlage habe über Vermietobjekte.

Maximilian Korrekt, das ist in einem klassischen Wohnimmobilen Development fix&flip Deal, das dauert ungefähr 2 Jahre. Das war auch mal weniger, aber wie gesagt, steigende Baukosten, Themen dauern einfach länger, seitdem die neue Covid-Welt hier regiert überall. In einem anderen Thema, im gewerblichen Bereich oder Multi Family Bereich, wo wir jetzt verstärkt mehr machen. Wir haben jetzt ein Projekt zum Beispiel gerade, was wir mit Birken, unseren Partnern Ludwig Garzweiler besprechen. Da geht es um zweieinhalb Millionen PK, das sind glaube ich 14 Units. Das Thema ist schon fertig gebaut, ist also fertig zum Vermieten. 2 Objekte sind schon vermietet. In so einem Szenario können wir im Prinzip Cashflow von Tag 1 generieren. Man muss natürlich auch sagen bei Themen, die im Prinzip schon fertig sind, ja sind die Renditen dann im Cash Flow Bereich nicht mehr zweistellig, momentan einfach nicht möglich. Aber man kriegt das Gute, sagt man so schön in den USA: "steady eddy wins the race". Das heißt, man krieggt kontinuierlich Cashflow und generiert dann zwischen 4 - 6/ 7% über den Cashflow Themen und dann in den Proforma, die wir normalerweise 5 - 10 Jahre auslegen durch Wert- und Mietsteigerungen können wir dann entsprechend bei einem Exit sind wir da im zweistelligen Rendite Bereich, wenn man alles mit berücksichtigt. Und dann was es auch sehr interessant ist, das glaube ich ist in Deutschland nicht so üblich, korrigiert mich bitte, wenn ich das falsch sage, ist dass man nach 2/3 Jahren mit Mietsteigerungen und Wertsteigerungen natürlich ein ganz anderes Multiple auf das Investment bekommt und was dann hier oftmals passiert und ich glaube verstärkt auch bei Projekten, die wir jetzt angehen, dass wir dann eine Refinanzierung machen. Bei der Refinanzierung sichern wir uns eine bessere Rate, kriegen somit die Fixkosten runter und können einen so genannten Cash Out generieren. Das heißt, wir können sagen, wenn Wert Steigerungen eine Millionen ist, wir machen eine Refinanzierung, können wir uns eine halbe 1.000.000 rausziehen und dann Investoren unter Umständen schon ausbezahlen oder teilweise zurückzahlen, was natürlich dann die Rendite in dem Fall Cash on Cash der Hebel natürlich größer wird. Aber das ist so, ums zu beschreiben, das andere Pendant in unsere Investments.

Dirk Man muss natürlich auch sagen, dass natürlich das Mietrecht in den Vereinigten Staaten noch anders ist. Man kann auch anders planen, was dann beispielsweise Renovierung immer sowas angeht.

Maximilian 12 Monats Mietverträge und danach gehen die von Monat zu Monat und so kann man natürlich ganz gut planen mit entsprechenden Renovierung. Aber 12 Monate ist der Standard Mietvertrag für longterm rental. Und ich glaube, dass ist überall in den USA, bei Florida und Arizona weiß ich es ganz sicher.

**45:48 – Renditen und 1031 Exchange

Sebastian Okay, jetzt haben wir gesagt also nach 2 Jahren ist der Exit. Sie hatten jetzt vorhin schon mal von der typischen Rendite gesprochen, oder vielleicht können wir das noch mal so sagen, nur ich wills jetzt hier nicht festnageln, aber nur so, was wie in der Vergangenheit so realisiert haben ungefähr. Was krieg ich nach 2 Jahren so an Rendite ungefähr so raus, in so einer Hausnummer?

Maximilian Im Entwicklungsbereich haben wir und wir reden jetzt vom Luxus-Wohnimmobilien Entwicklungsbereich, ich würde sagen zwischen 12% und 45% alles schon hinbekommen. Ich würde sagen als gute Hausnummer und da auch "under promise and over deliver", gut konservativ würde ich sagen 15% Rendite ist im Entwicklungsthema, sagen wir mal eine Zahl, die durchaus erreichbar und planbar ist. Und das ist eigentlich auch so, wenn ich eine Proforma durchgehe, wenn das nicht mindestens da raus kommt, dann machen wir den Deal auch nicht.

Sebastian Also ich sag jetzt mal, jetzt ist das Haus verkauft, jetzt kann ich hier letztlich meinen Ertrag bekommen, habe eine saubere Rendite, hat alles super funktioniert, sie haben super Arbeit gemacht, gefällt mir total gut. Ich will im Grunde weiter investieren. Jetzt gibt es ja in den USA den sogenannten 1031 Exchange, bei dem ich im Grunde sagen kann, anstatt mir jetzt das Haus auszubezahlen und dann Kapitalertragsteuer in den USA bezahlen zu müssen, kann ich das in das nächste Immobilien-Projekt letztlich investieren und verschiebe praktisch den Versteuerungs-Zeitpunkt auf später. Jetzt kommt meine Frage: Herr Wendel, können auch Ausländer, die nur beschränkt steuerpflichtig diese Regelung in Anspruch nehmen oder geht es nur für unbeschränkt Steuerpflichtige?

Dirk Also wir machen das auch mit beschränkt Steuerpflichtigen, weil wir das in der Gesellschaft ja drin haben. Aber das ist auch ein Thema, was natürlich die Kollegen in Amerika dann machen, weil wir dann ja wieder auch in die nächste Gesellschaft ziehen.

Sebastian Wenn man das macht, kann man wie gesagt, dann diese Besteuerung dann...

Dirk Es ist alles ist genau so wie bei uns in Deutschland die 6b Rücklage, wenn man wieder Investitionen tätigt in den USA.

Maximilian Also ich bin kein Steuerberater und kein Rechtsanwalt, aber mit meiner Erfahrung kann ich sagen, dass dieser 1031 Exchange zum Beispiel, in dem Fix and Flip Bereich für mich persönlich nicht funktioniert. Warum das für mich persönlich nicht funktioniert ist, weil das Finanzamt, das IRS, dass schaut sich an, ob man einen sogenannten Dealer Status hat, das ist nicht das, was jetzt vielleicht manche Zuhörer denken, hat nichts mit diesem Bereich zu tun, sondern sie schauen sich im Prinzip an ist das einer, der das hauptberuflich macht? Wenn die jetzt mich anschauen, dann sehen die Makler-Gesellschaft, Makler-Lizenz, Bauunternehmen. Also, da kann ich nicht sagen, dass das jetzt mein Hobby ist und ich bin als General Partner natürlich der, der im Wesentlichen für das ganze Thema verantwortlich ist vor Ort als Entwickler, bedeutet der 1031 Exchange funktioniert in einem Fix & Flip Bereich für General Partner sowieso nicht. Im Multi Family Bereich ist es gang und gäbe, dass das hier gemacht wird, weil natürlich die Investoren im ersten Schuss Limited Partner sind. Und das zweite Thema ist, dadurch dass wir das Objekt kaufen, nicht die Intention ist zu flippen, sondern wir machen die Sanierung, wir vermieten also wir haben Nachweise, dass wir im Prinzip das Objekt halten. Dann zu einem Zeitpunkt X, der natürlich durch uns dann definiert wird, je nachdem, wie die Marktlage ist, je nachdem, wie die Renditen dort sind, das zu verkaufen und dann aber, und das ist das schwierige dabei, wo das Timing extrem wichtig ist, dass man vorzeitig 3 - 4 Objekte identifiziert. Das ist Teil des 1031 One Exchange. Und dann nach dem Verkauf innerhalb von 6 Monaten das neue Objekt ankaufen, das heißt Timing dort und Absprache mit den Partnern, dass im Prinzip alle sagen, ok wir wollen einen 1031 machen, wir wollen das Geld in den nächsten Deal rollieren. Das ist extrem wichtig, aber gang und gäbe, vor allem im Multi Family gewerblichen Bereich.

Dirk Im Fix & Flip, bei ihm klappts nicht, aber bei anderer klappt's halt.

Sebastian Naja, weil Investoren machen das ja nicht gewerblich, oder? Also wenn jetzt ein Deutscher hier in eine amerikanische Immobilie investiert, für den wäre es dann möglich, weil er ist ja nicht dabei.

Maximilian Korrekt. Aber, wenn Sie Herr Sauerborn mit mir aber 5 Deals schon gemacht haben, egal in unterschiedlichen Gesellschaften, das ist am Ende des Tages wie, sagen wir mal, es liegt eigentlich am Steuerberater in den USA. Je nachdem, wie er das deklariert, würde es im Prinzip angenommen und dann ist aber ultimativ und das weiß ich, dass IRS entscheidet, ist es 1031 oder nicht und ist es vor allem Longterm und Slash Capital Gains versus Ordinary Income? Man kann, wenn der Steuerberater da die Bremse rein haut, das ist das erste Thema, da braucht man jemanden, der gut ist, sie wissen das. Und das zweite Thema, wenn das jemand ist, der passiv ist, der macht vielleicht einen Deal im Jahr und hat kein operatives Involvement, lebt nicht hier, dann sagen wir die Chancen steigen, je weniger involviert die Person ist. Das ist aus meiner Erfahrung. Sehen Sie das genauso? Sie haben natürlich viel mehr Erfahrung in dem Bereich als ich.

51:20 – Welche Aspekte sollte man vor einer Investition in den USA bedenken und gut planen?

Sebastian Ja, also was ich sagen würde, ich bringe jetzt sozusagen nur die Punkte auf, die dann mögliche Zuhörer und Zuschauer bedenken müssen, ähnlich wie die Erbschaftsteuer, das wird viele nicht betreffen, aber denjenigen, der sich vorstellt, dann weiter zu investieren und da haben sie jetzt ein paar gute Punkte gesagt. Der muss sich erstens gut darüber klar werden, kann er überhaupt von dieser Steuervergünstigung profitieren oder ist er möglicherweise professioneller Investor und kann es nicht. Und was Sie davor gesagt haben, dass man das frühzeitig plant und ich denke jetzt vor allen Dingen auch zum Beispiel an Mandanten, die jetzt bereits in den USA investiert sind und die sich vielleicht überlegen, was der hätte mehr oder macht, klingt ganz gut. Meine jetzige Investition kommt hier zum Ende im nächsten halben Jahr, dass man sich frühzeitig schon zum Beispiel mit ihnen in Verbindung setzt und dazu Gedanken macht, ob es Möglichkeiten gibt oder nicht.

Maximilian Genau und dann wissen Sie natürlich und das vielleicht auch noch für die Zuhörer, da braucht man einen Ansprechpartner vor Ort, mit den man eventuell Projekt umsetzen möchte, dass die erste Sache. Die zweite Sache ist: Wir brauchen einen guten Slash affinen und flexiblen Steuerberater und die dritte Sache ist sie brauchen ein 1031 Exchange Spezialisten, da haben wir auch die notwendigen Kontakte, die im Prinzip hier komplett in den USA solche Themen abdecken, und das ist dann eine Korrespondenz zwischen Investor, Steuerberater und 1031 Exchange Firma und wie gesagt, je früher man das Thema angeht, desto besser, weil das ist eine Fall zu Fall Betrachtung und das ist was, was man auf jeden Fall ordentlich planen muss, definitiv.

Dirk Man muss ja auch sagen, die amerikanische Steuerbehörde ist etwas restriktiver und die Fristen müssen eingehalten werden, sonst ist man draußen. Das muss man auch klar sagen.

Maximilian Gerade bei 1031 Exchange, da gibt es nicht einen Tag. Wenn man die 45 Tage Regel verpennt, dass man da 3/4 Objekte identifiziert und an Tag 50, findet man ein gutes neues Objekt, dann ist man raus.

53:17 – Kann man über die Investition ein Visum bekommen und läuft das Prozedere ab bis man Eigentümer der LLC ist?

Daniel Jetzt zum Thema, das sind die draußen, also manche wollen da rein noch in die Staaten. Die Frage ist, wie ist es bei Ihnen, Herr Wendel oder Herr De Melo, wenn Sie jetzt Investoren haben, die da sagen ich will dann ne halbe Millionen investieren oder mehr, nutzen, da einige ihrer bisherigen Klienten Mandanten, das auch gleich mit um vielleicht ein Business Visum oder irgendein anderes Visum in den USA zu beantragen?

Maximilian Eher noch nicht, ich persönlich hab ein E 2 Visum, das ist im Prinzip der der kleine Bruder, die kleine Schwester vom EB 5 Visum. Wie hatten noch keinen Fall. Ich habe aber jetzt aktuell einen meiner Geschäftspartner aus Deutschland, der mit uns ein paar Themen in Florida umsetzen möchte. Mein Alter, auch erfahren, hat schon mal in USA gelebt, war mit einem L Visum über Siemens vorher hier und da sind wir gerade an einem E 2 Visum dran und sind in sag ich mal fortgeschrittenen Gesprächen, um das Thema umzusetzen. Ist kein EB 5, das einfach aufgrund von limitierten Kapital, aber wir haben hier vor Ort, ich würde sagen mein Anwalt den ich habe, der mein E 2 Visum gemacht hat, ich hab noch jemanden in Miami, das wären meine top 2 Kontakte, die ich wärmstens empfehlen kann, wo ich weiß die Jungs machen das seit über 20 Jahren, die machen ausschließlich Investment Sachen?

Daniel Und wie ist denn jetzt so die Abwicklung? Also stellen wir uns vor, einem Zuschauer / Zuhörer dem gefällt das jetzt und sagt, ich würde das gerne machen. Wie kann man sich das jetzt so vorstellen? Also gibt es jetzt bei Ihnen so einen Pool von möglichen Projekten, die demnächst anstehen, dass man sich da wieso ein Expose ansehen kann und dann sagen kann ok, mir gefällt diese oder jenes oder haben sie immer nur 1 was offen ist, wo sie sagen, wir werben jetzt gerade Investoren für ein Projekt und dann machen wir das zu und dann machen wir das nächste? Das war eine Frage und wie läuft dann das Prozedere, bis ich dann sozusagen im Prinzip Member in so einer LLC bin und dann letztendlich die LLC Eigentümer so eines Projekts ist?

Maximilian Zur ersten Frage: Wir haben keine Fonds Struktur. Man muss dazu sagen, wir haben uns in dem Bereich ausgiebig informiert über einen alternative Investment Fonds aus Luxemburg. Wir sind momentan noch nicht in der Umsetzung von so einem Vorhaben, aber wie gesagt, die nötig notwendigen Schritte schon eingeleitet, um da entsprechend zu verstehen, wie wir das ganze Thema aufsetzen würden, wenn wir das dann machen in der Zukunft für das Thema Multi Family. Bedeutet aktuell sind das einzelne Projekte. Wir haben momentan 2-3 Deals in der Pipeline, auch da Timing is everything. Ich muss im Prinzip die Balance halten zwischen, wie viele Deals habe ich zur Verfügung und zu welchem Zeitpunkt kann ich das mit entsprechenden Kapital matchen? Bedeutet, sollen wir das jetzt machen? Die ersten 2 Deals, die wir jetzt fertig haben, dann wissen wir entsprechend, was da der EK-Bedarf ist, nachdem wir den Deal zu Ludwig Garzweiler rüberschicken und sagen, ok das ist der EK-Bedarf. Wir haben im Prinzip einen entsprechenden Pool an bisherigen Investoren und das sind übrigens auch Family Offices, mit denen wir zusammenarbeiten wollen. Und sagen ok, wir brauchen jetzt für den Deal dreieinhalb Millionen. Wen haben wir und so funktioniert dann auch die Ansprache, also das ist nichts, was öffentlich auf irgendeiner Website passiert. Das sind Club House Deals, wer jetzt entsprechendes Kapital innerhalb der nächsten 90 Tage zur Verfügung hat. Der Zeitraum des Deals und des Closings definiert im Prinzip ein bisschen welchen Investor wir anrufen, wo wir wissen, ok der ist im Prinzip gut für anderthalb 2.000.000 in den nächsten 90 Tagen und wie jeder von ihnen weiss, das kann sich auch schnell ändern. Ich weiß das mittlerweile selber. Vielleicht habe ich heute eine halbe 1.000.000, die ich platzieren kann. Aber wenn ich morgen einen anderen Deal, oder eine andere Investment Möglichkeit finde, die jetzt vielleicht gar nichts mit Immobilien zu tun hat, dann kann sich das auch mal relativ schnell ändern, zumindest in dem privaten Bereich. So dann sehen wir alles klar, das ist die Investment Gruppe, dann wird im Prinzip Dirk Wendel und Ludwig aus Deutschland wird im Prinzip geschaut ok, wie kommen die Leute rein? Kommen die als Einzelpersonen rein, vermögensverwaltende Gesellschaften? Gründen wir eventuell eine Gesellschaft in Deutschland, um die Investitionen zu poolen? Also das Ganze Steuerthema und Setup Thema in Europa läuft über Dirk und Ludwig. Hier vor Ort, die Gesellschaft aufzusetzen, das machen wir natürlich und kümmern uns dann entsprechend um die komplette Abwicklung vor Ort und das geht alles relativ zügig für die Leute, die es nicht wissen, vielleicht an einige Zuhörer, ich kann hier mittlerweile eine Gesellschaft innerhalb von 24 - 48 Stunden einsatzbereit haben. Das geht hier extrem schnell. Das heißt das, was im Prinzip lange dauert ist der Teil aus Deutschland. Der entsprechende Transfer der Gelder, das ist durch alle deutschen Banken überhaupt kein Problem, dauert erfahrungsgemäß sagen wir zwischen 2 - 5 Werktagen und dann ist das Geld hier. Normalerweise haben wir so ne 20 - 30 tägige due diligence Phase, wo wir entsprechend uns angucken, sind da irgendwelche Themen, die wir berücksichtigen müssen? Aus Deal Perspektive vorher und vielleicht habe ich das falsch rum erzählt wird natürlich ein Vertrag geschlossen, der eine Anzahlung berücksichtigt, aber dann eine 20 - 30 tägige due diligence Phase quasi beinhaltet, wo wir alles vor Ort checken hier gucken, dass wir die ganzen Investoren zusammen haben, Gesellschaften gründen und dann hat man im Prinzip so ein 60 - 90 tägiges Closing. So funktioniert das meistens. War jetzt nicht ganz chronologisch, aber es ist relativ unkompliziert und der Prozess ist immer derselbe.

Dirk Der Vorteil ist halt einfach auch, man hat ja viele unterschiedliche Deals, die auch unterwegs sind, man hat eine hohe Flexibilität eigentlich. Das ist natürlich jetzt, weil es personenbezogen ist. Wie man so sagt mit der Vor-Struktur würde man ein anderes Pudding machen, aber das war jetzt so die Überlegung, dass wir das dann halt in die Mehrfamilienhäuser Multi Family House ist dann so ne Struktur rein packen, aber das hat ganz andere Dinge auf sich, was auch die steuerlichen Komponenten angeht, die gesellschaftsrechtlichen Komponenten und da muss man sich dann auch noch einige Sachen werden und dann unterhalten, dass das dann funktioniert, aber so so würde das dann laufen. Ja also es ist sehr familiär, ich sag mal auf der einen Seite sehr familiär, weil halt man sich irgendwie untereinander immer mal kennt und trifft oder auch empfiehlt, das muss man auch sagen.

Maximilian Nur damit ich es nochmal erwähnt habe, das Fond Thema, das wird ab einer Größenordnung von ungefähr hundert Millionen wird das Thema Sinn machen aus unserer Sicht. Der Nachteil von so einem Struktur ist, wir sind sind davon überzeugt, dass wir hundert Millionen Plus einsammeln können, dann brauche ich aber auch hundert Millionen plus jetzt auf meiner Seite. Und was wir hier oftmals sehen, dass solche Strukturen, wo sehr viel Kapital hinter Fond steckt, dass die natürlich dann im Zugzwang sind und die Deals müssen da sein, oder die Deals müssen kommen und oftmals ist es eben so, dass vielleicht der eine Deal nicht so gut ist. So meine Bedenken dabei sind, ich möchte immer mit gutem Gewissen sagen, wenn wir Deals zur Verfügung haben, dass die entsprechend alle unsere Parameter erfüllen und wir einfach die Flexibilität haben und dann nicht Deals ankaufen müssen, nur um sie anzukaufen, was im Prinzip viele institutionelle natürlich auch machen. Das heißt also der Spagat zwischen wie intim wollen wir weiterhin bleiben? Wie treu bleiben wollen wir unseren Rendite Möglichkeiten bleiben und wie groß wollen wir wachsen? Das heißt, wir wollen da auch da in guter deutscher Tugend mitdenken und mit guter Durchdacht diese Deals machen und das können dieses Jahr 10 Deals sein, das können 3 sein, das können 15 sein, aber das ist im Prinzip fast schon Tagesabhängig. Und sehr viel Zeit bei uns geht darauf eben entsprechende Deals zu sichten und zu sagen ist das ein Deal oder ist das kein Deal? Ich schau mir 10 Deals an und es sind immer noch 9 sind einfach ist immer noch kein Deal, aber der eine Deal, wenn wir den bekommen, das sind meistens off-market Deals, dann muss es dann auch relativ schnell gehen. Da kann man jetzt nicht Wochen überlegen, machen wir den Deal oder machen wir denn nicht. Weil der Zugriff zu den Deals hier lokal läuft eben dadurch, dass die Leute wissen, wenn wir sagen ok, wir machen den Deal, dann machen wir den Deal. Und so kriegen wir auch jeden weiteren Deal. Ich meine, ich denke, das funktioniert in Deutschland ähnlich.

Daniel Macht Sinn also man sagt denn bei uns in Deutschland ja klasse statt Masse?

Maximilian Das ist weiterhin auch unser Geschäftsmodell.

01:02:25 – Verabschiedung, Kontaktdaten

Daniel Also, das war unwahrscheinlich interessant. Wir haben viel dazugelernt und wir sind auch unendlich dankbar für dieses schönes Gespräch, aber trotzdem zum Schluss, wenn jetzt Zuschauer Zuhörer mehr Fragen haben und direkt an sie wenden möchten, wie hätten Sie es denn gerne, dass diese interessierten Zuschauer und Zuhörer sich direkt an sie wenden?

Maximilian Gerne direkt an Herrn Wendel, gerne direkt an mich. Dadurch, dass wir Geschäftspartner sind, ist das im Prinzip relativ egal an wen man sich da im ersten Schritt wendet, wie gesagt die Steuer Spezialität und das ganze Handling vor Ort in Deutschland ist natürlich im Prinzip Dirks VT und dann entsprechende Einblicke hier in die operative Gestaltung oder wenn es dann wirklich um Deals geht, da bin ich dann der erste Ansrechpartner dann, aber im ersten Schritt jeder so, wie er möchte.

Dirk Ja, ich denke mal eine Email hilft schon in der Kommunikation weiter.

Daniel Dann, vielen herzlichen Dank. Es gebe noch viel mehr zu erzählen.

Maximilian Ja vielen lieben Dank, dass wir Teil des Gesprächs sein dürften.

Sebastian Vielen Dank.

Daniel Alles klar, dann ciao. Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

Weiterlesen
Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Lastenausgleichsgesetz - Sollte man die Gerüchte ernst nehmen? Wie kann man sich schützen?

Wie realistisch ist eine Enteignung per Gesetz durch Lastenausgleich zum 1.1.2025? Gibt es einen Zusammenhang zum Immobilienregister? Kann man sich schützen?

Sebastian und Daniel im Gespräch

Überall wird diskutiert, dass ein drohender Lastenausgleich 2024 Hausbesitzer hart treffen könnte. Das ist auch kein Wunder, denn dieses spezifische Wort Lasten Ausgleich wird nicht nur immer häufiger von vielen Politikern, unter ihnen Sigmar Gabriel, in den Mund genommen, sondern es ist auch klar, dass die Corona Krise und der Ukrainekrieg weiterhin viel Druck auf die deutsche Wirtschaft ausüben. Irgendwoher muss mehr Geld kommen. 

Ein geplanter Lastenausgleich bzw. Ausgleich-Gesetz scheint nicht abwegig zu sein und spätestens nach dem Zensus 2022 mit Gebäude- und Wohnungszählung fürchten sich immer mehr vor den Folgen eines erneuten Lastenausgleichsgesetzes. Plant Deutschland wirklich die Enteignung von Immobilien Vermögen, um die kritische wirtschaftliche Lage abzufedern und eine Sanierung zu finanzieren? Wird der Staat tatsächlich Hauseigentümer enteignen und wie kann man enteignet werden? Sollte man mit einem Lastenausgleich 2024 oder Lastenausgleich 2025 rechnen bzw. wie entwickelt sich die Vermögenssteuer in Deutschland 2025?

In unserem aktuellen Podcast klärt Steuerexperte Sebastian Sauerborn auf, welche Fakten wirklich zu beachten sind und welche Schritte Sie unternehmen können, um Ihr Vermögen zu schützen und einer Eigentum Enteignung 2024 vorzubeugen. Ein Faktencheck und eine Kurzzusammenfassung erwartet Sie in diesem Artikel.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Es wäre nicht das erste Mal - Die Geschichte des Lastenausgleichs

Lastenausgleichsgesetz einfach erklärt: Das Wort Lastenausgleich (Synonyme sind Wörter wie Kostenbeteiligung) ist nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden. 1948 wurde deutsches Vermögen, vorwiegend Immobilienvermögen, mit Zwangshypotheken von 50 % belegt. Das Ziel war, mit den damit erhaltenen Mitteln die Kriegsgeschädigten zu unterstützen. Dazu gehörten Flüchtlinge, Kriegsheimkehrer, Kriegsgefangene und auch Familien, die ausgebombt wurden oder Personen, die bei der Währungsreform 1948 finanziellen Schaden des Zweiten Weltkriegs genommen hatten (ausgenommen Ausländer). In den Lastenausgleich waren außerdem Umstellungsverluste in den Westzonen aufgrund der Umstellung von Reichsmark auf D-Mark einbezogen.

Enteignungsgesetz Deutschland: Damals musste jeder Immobilienbesitzer 30 Jahre lang 1,6 % Vermögensabgabe leisten auf den Wert der Immobilie, der 1948 festgestellt worden war. Aufgrund der langwierigen, aber relativ niedrigen Zahlungen musste niemand sein Haus verkaufen, aber es war natürlich genug Geld da für den Staat, um die entsprechenden Zahlungen zu leisten (Schlagwort Enteignung Deutschland 1952). So entstand der Lasten Ausgleich, welcher im Lastenausgleichsgesetz so festgehalten wurde. Und genau dieses Gesetz ist der Grund, warum Eigentümer von Immobilien eine Hausenteignung ab 2024 fürchten, sollte das Lastenausgleichsgesetz 2024 tatsächlich kommen.

Warum scheint eine Belastung von Immobilienvermögen wahrscheinlich?

Lastenausgleichsgesetz: Wer zahlt? Also, wer muss Lastenausgleich zahlen? Der Grund, warum dieses Thema besonders unter Hausbesitzern so heiß diskutiert wird, ist, dass die Besteuerung von Immobilienvermögen für den Staat natürlich extrem “tief hängende Früchte” sind. Insbesondere, da die Immobilienwerte in Deutschland unvorstellbar hoch sind. Der Gesamtwert des deutschen Immobilienvermögens liegt bei unfassbaren 14,7 Billionen Euro – das ist 4-mal so viel wie das deutsche Bruttoinlandsprodukt.

Daher ist es kein Wunder, dass Politiker, primär aus dem linken Umfeld, immer häufiger einen neuen Lastenausgleich fordern. Interessant ist hier, dass nicht von einer Vermögensabgabe oder Vermögensteuer geredet wird, sondern spezifisch das Wort “Lastenausgleich verwendet wird. Wo Rauch ist, ist auch Feuer. 

Ein weiterer Fakt, der zu bedenken ist, ist die relativ moderate Besteuerung von Immobilien in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. In anderen Ländern gibt es keine zehnjährige Spekulationsfrist, keine Abschreibungen, Finanzierungskosten können nicht steuerlich geltend gemacht werden. Es gibt also relativ viele Stellschrauben, die der Staat noch andrehen kann, mit dem Vorwand sich dem europäischen Standard anzupassen. Es gäbe also viele einfach umzusetzende Maßnahmen, um die Immobilien zu belasten. Wie zum Beispiel die zehnjährige Spekulationsfrist rückwirkend auf 15 Jahre zu verlängern oder nur gesamten 50 % des Veräußerungserlöses bei Immobilien nach 10 Jahren steuerfrei zu machen, usw. 

Zu all dem kommt schlussendlich noch der hohe Druck dazu, der auf dem Staat lastet. Die Kombination aus hoher Staatsverschuldung, Turbo Inflation, die Nachfolgen der Corona Pandemie, dem Zwang, den Sozialstaat weiter finanzieren zu müssen und den ernstzunehmenden Befürchtungen wirtschaftlicher Einbrüche gigantischen Ausmaßes reißen gewissermaßen ein Loch in die Staatskasse. Der Ukrainekrieg und die Russlandkrise haben die Lage extrem verschärft und der Staat stellt sich auf zahlreiche ernsthafte Probleme ein. Von Lebensmittelknappheit zu neuen Flüchtlingsströmen ist alles möglich. Auch die Covid-Pandemie hat einiges gekostet und ist noch nicht vorbei. Impfschäden und die Entschädigung von Impfgeschädigten werden gerne als Grund diskutiert, wobei Impfschaden in der Realität zu geringe Ausmaße haben. Anders ist es allerdings mit den möglichen weiteren Zwangsmaßnahmen und Lockdown Maßnahmen, diese werden der ohnehin fragilen Wirtschaft weiter schaden. Dass der Staat in diesen kritischen Zeiten zu drastischen Mitteln wie einer Vermögensabgabe im Sinne eines Lastenausgleichs zurückgreift, ist nur realistisch. Ein neues Gesetz zum Lastenausgleich könnte schneller da sein, als man es sich vorstellen kann, denn in Krisenzeiten werden erfahrungsgemäß besonders gerne Gesetze zum vermeintlichen Vorteil geändert. Fraglich ist also eher, ob man seine Immobilie vor staatlichem Zugriff schützen und ein Lastenausgleich 2024 umgehen können möglich sein wird.

Kann die Zensus Umfrage 2022 für einen Lastenausgleich verwendet werden?

Wie sieht das Lastenausgleichsgesetz aktuell aus?

Das Bundesamt für Statistik betont zwar, dass Vorgaben zum Datenschutz bei der Zensus Umfrage beachtet werden, die Daten nicht an Behörden außerhalb der amtlichen Statistik weitergegeben und nur anonymisiert ausgewertet werden, aber dennoch führen einige Punkte zu Skepsis und Misstrauen. 

So wurden ganz zufällig fast alle Immobilienbesitzer befragt und mussten sehr genaue, detaillierte Angaben zu ihren Wohnungen und Wohngebäuden teilen – inklusive Namen der Mieter, Nettokaltmiete, Dauer und Grund für einen Leerstand, Energieträger der Heizung, etc. 

Dazu kommt noch die seltsame Vorgehensweise: Erstens die absolute Pflicht der Teilnahme. Eine Ablehnung ist nicht möglich, sonst kann laut Bundesamt auch ein Zwangsgeld fällig werden. Zweitens wird trotz anonymer Umfrage vor Falschangaben gewarnt. So gibt es zum Beispiel vom Bund der Vermieter in Berlin ganz klare Ansagen wie: »Wir empfehlen, bei der Abfrage bei der Wahrheit zu bleiben und keine Fantasienamen anzugeben, da die Daten der Erklärung mit den Meldeämtern abgeglichen werden und das bei Nichtübereinstimmung zu Problemen führen kann.« 

Zusätzlich zu den fragwürdigen Umständen der Zensus Umfrage 2022 kommt es im Jahr 2022 zusätzlich zu einer Grundsteuerreform. Es wird also eine neue Grundsteuer vorbereitet, die sich nach dem aktuellen Wert der Immobilien richten soll. So eine Reform ist doch so ein schöner Zufall, dass man sich praktisch fragen muss, ob hinter den Änderungen nicht doch mehr dahintersteckt.  

So kann man zusammenfassend sagen, dass trotz des Datenschutzgesetzes die Gefahr eines Gebrauchs für andere Zwecke relativ wahrscheinlich ist. Denn selbst in anonymisierter Form ist das umfangreiche Datenmaterial für einen potenziellen Lastenausgleich oder andere steuerliche Maßnahmen ausreichend.  

Wie Sie sehen, gibt es zu viele gute Gründe und Zufälle, um das Thema zu ignorieren und sich keine Gedanken zu machen, wie man sein Vermögen, beispielsweise vor Zwangshypotheken auf private Immobilien, schützen kann. Ein mögliches Lastausgleich Gesetz 2024 oder Lastenausgleichsgesetz 2025 bzw. Enteignungsgesetz 2025 sollte bei Hausbesitzern der Sicherheit halber einkalkuliert werden, um Vermögensschäden vorzubeugen.

Wie können Sie Ihr Vermögen vor dem Lastenausgleich schützen?

Unter diesen Umständen bekommt Vermögensschutz, ein anderes Wort für Auswandern. Denn das Beste, was Sie machen können, ist zweifelsfrei der Umzug ins Ausland. Wenn das für Sie nicht infrage kommt oder Sie unbedingt in Deutschland bleiben möchten und herausfinden wollen, wie Sie das Risiko richtig streuen, finden Sie weitere wertvolle Ratschläge kostenlos hier. Aber der Top-Tipp ist ganz klar: Die Immobilie zu verkaufen und nichts wie ab ins Ausland, in ein kleineres Land, wo die Bürger vom Staat ernster genommen werden. Insbesondere wenn sie vermögend, Hauseigentümer bzw. Immobilienbesitzer sind, gibt es viele Staaten, die Sie willkommen heißen und wo sie mit Sicherheit besser behandelt werden als in den großen Hochsteuerländern wie zum Beispiel Deutschland. Um die Frage, ob ein Lastenausgleichsgesetz 2024 beschlossen werden oder es ein Bundesgesetzblatt Lastenausgleich 2024 geben wird, eine Mietensteuer kommt, eine Enteignung deutscher Hausbesitzer ansteht, oder ob es zu einer vermögensmindernden Pandemiefassung kommen könnte, brauchen Sie sich dann keine Sorgen mehr zu machen.

Die EU plant Enteignung von alten Häusern? Wir haben noch keine Verkündung von “EU Enteignung alter Häuser” gehört. Zumindest noch nicht.

Alle wichtigen Punkte zum Thema Umzug ins Ausland und eine Vorstellung verschiedenere steuergünstiger Wohnsitze finden Sie auf unserer Website. 

Kontaktdaten und Links:

Sebastian Sauerborn

Homepage: www.wohnsitzausland.com

                     www.auslandsunternehmen.com

E-Mail:        hello@stmcorporate.group

Telefon:       +44 20 3151 0582

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben
Auswandern nach Italien: La Dolce Vita im Süden genießen
Auswandern nach UK post Brexit
Firma in IRLAND gründen –Steuern niedrig, Hürden hoch
Die überdachende Besteuerung bei Umzug von Deutschland in die Schweiz
Dubai - sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht
Das Leben in der Schweiz als Deutscher: Diese Dinge sollten Sie bei einem Umzug beachten
Die deutsche Grundsteuerreform - Dichtung und Wahrheit
Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Wohnung mieten in der Schweiz als Deutscher
Hier werden Auswanderer bezahlt
Auswandern nach Rumänien: Alles was du wissen musst
Welcher Staat weltweit funktioniert am besten?
Wohnsitz: Anmeldung, Abmeldung, Ummeldung
Auswandern auf die finanzielle Planung kommt es an
Checkliste für den Umzug ins Ausland
Wohin Deutsche 2023 auswandern: Weltweit & Europa
Zahlen zu deutschen Auswanderern
Gründe zum Auswandern: Wichtige Faktoren für den Neuanfang im Ausland
Vorteile von Homeschooling für Auswanderer
Was steckt hinter den 16 Fragen, die das Finanzamt Auswanderern stellt?
Australien: Das beliebteste Auswanderland für Millionäre

Timestamps

01:20  -  Warum sprechen wir darüber? Für wen ist es relevant?

06:29  -  Die Geschichte des Lastenausgleichs

11:38  -  Wird es einen Lastenausgleich geben? Welche Fakten sind zu bedenken?

18:04  -  Gibt die Mikrozensus-Umfrage 2022 Grund zur Sorge?

25:31  -  Beeinflusst der Ukrainekrieg einen möglichen Lastenausgleich?

30:28  -  Ist Immobilieninvestment in Deutschland noch sicher?

31:39  -  Wie können Sie Ihr Vermögen vor dem Lastenausgleich schützen?

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 44: Lastenausgleichsgesetz - Sollte man die Gerüchte ernst nehmen? Wie kann man sich schützen?

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler dies ins Ausland ziehen, egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

Daniel Sebastian, wir sprechen ja heute über das Lastenausgleichsgesetz oder den Lastenausgleich. Wenn man sich in Foren oder auch in YouTube umschaut, dann scheint das nicht das Top-Thema, aber doch eines der Top-Themen zu sein. Letztlich auch auf unseren eigenen Webseiten haben wir unglaublich viele Suchanfragen zu dem Thema. Und bevor jetzt an der Stelle die ersten Zuschauer und Zuhörer wegschalten, weil sie denken, Sebastian Sauerborn geht jetzt unter die Politiker, weil wir über das Thema Lastenausgleich sprechen... Wir sind ja als Beratungsunternehmen politisch neutral und wollen uns auch nicht der ein oder anderen Verschwörungstheorie anschließen. Vielleicht kannst du mal kurz erklären, was deine Motivation ist, sowohl Inhalte auf der Webseite anzubieten als auch jetzt hier diesen Podcast aufzunehmen.

01:20 - Warum sprechen wir darüber? Für wen ist es relevant?

Sebastian Im Grunde genommen für uns ist das Thema jetzt nochmal in der Diskussion, zum Beispiel mit deutschen Steuerberatern und Anwälten, die wir laufend dann auch haben, doch schon seit längerer Zeit jetzt ein Thema und nicht erst seit Corona, nicht erst seit den Kriegen der Ukraine, sondern im Grunde auch schon vor der letzten Bundestagswahl. Es gibt jetzt da verschiedene Begriffe, die hier hin und her geworfen werden, der Lastenausgleich. Wir kommen nachher nochmal zur historischen Definition, aber natürlich dann auch Vermögensabgabe, Zwangshypothek und diese Dinge. Es war ja schon letztlich vor der letzten Bundestagswahl relativ klar, dass sowas kommen würde. Also zumindest mit den Anwälten, die ich in Deutschland dazu befragt hatte, die auch gut vernetzt waren, auch in der politischen Szene. Die sind alle davon ausgegangen, dass da irgendwas kommen wird und das, was kommen wird, eben spezifisch, was Immobilienbesitzer belasten wird. Das wurde in der Politik offen diskutiert, wird immer noch offen diskutiert. Jetzt, in welchem Umfang und wie dann genau, das weiß natürlich niemand. Aber ich meine, wir hatten damals schon besprochen, naja, was wäre naheliegend? Also das Naheliegendste wäre ja einfach zum Beispiel zu sagen, die zehnjährige Spekulationsfrist wird rückwirkend auf 15 Jahre verlängert oder es ist nicht mehr der gesamte Veräußerungserlös bei Immobilien nach 10 Jahren steuerfrei, sondern nur 50 %. Also ich meine, das wären so die einfachsten Maßnahmen, die sich umsetzen lassen würden. Aber wie gesagt, die Diskussion, dass da irgendwas kommen wird, die läuft schon sehr lange. Ich muss ehrlich sagen, viele Mandanten, gerade die jetzt große Immobilienvermögen besitzen, haben schon vor Jahren angefangen, diese dann entsprechend umzustrukturieren und Maßnahmen einzuleiten, um sich vor so einer Maßnahme zum Beispiel zu schützen, was immer jetzt tatsächlich kommen könnte. Deswegen ist es also ein Thema, was auch häufig in der Beratung vorkommt. Was kann ich mit Immobilien machen? Wie kann ich die schützen? Wie kann ich mein Vermögen schützen? Was gibt es dafür Lösungen? Das ist alles etwas, was uns ganz häufig begegnet, diese Fragen.

Daniel Letztendlich natürlich auch, wenn jetzt jemand Pläne hat und sich überlegt: Wechsle ich meinen Wohnsitz? Ziehe ich ins Ausland? Will ich vielleicht eine Firma im Ausland gründen? Könnte das auch ein Katalysator sein, vielleicht Pläne, die man noch ein bisschen vor sich hergeschoben hat, dann doch schneller umzusetzen. Oder auch vielleicht auch bei der Auswahl des Landes, in das man geht, vielleicht nochmal neu darüber nachzudenken, was könnte hier auf mich zukommen, wie gestalte ich das, wie gehe ich da vor.

Sebastian Absolut. Für jeden, der ins Ausland zieht, ist es natürlich ein wichtiger Punkt. Soll ich meine Immobilie behalten in Deutschland? Soll ich die verkaufen und dann woanders in Immobilien investieren? Da gibt es dann verschiedene steuerliche Überlegungen und erweiterte beschränkte Steuerpflicht oder auch Themen, ob ich dann weiterhin beschränkt in Deutschland steuerpflichtig bin oder sogar unter die erweiterte beschränkte Steuerpflicht falle. Ob das jetzt vielleicht ein guter Zeitpunkt ist, um hier letztlich Kasse zu machen, weil doch die Immobilien im Wert gestiegen sind in den letzten Jahren. Also beim Umzug ins Ausland gibt es sehr viele Überlegungen hinsichtlich der Immobilie. Wie gesagt, viele Mandanten sind relativ nüchtern eingestellt und auch sehr kühl und klar im Kopf. Die sagen dann schlicht und ergreifend, wenn ich aus Deutschland weggehe, dann gehe ich weg, dann mache ich tabula rasa, dann wird er nichts mehr in Deutschland vorhanden sein. Ich verkaufe alles und baue dann eben anderweitig Vermögen auf.

Daniel So jetzt wollen wir ja mit dem Gespräch, das wir heute führen, in keiner Weise zu einer Verunsicherung beitragen. Wie ich schon gesagt habe, wollen wir auch keinen Nährboden für Verschwörungstheorien bilden. Wir wollen einfach mal ein paar Fakten besprechen zu diesem Thema. Was eigentlich hinter dieser Aufregung noch steht und mal ein bisschen sortieren. Wir lassen mal die Fakten, die man jetzt vielleicht als unseriös klassifizieren kann, einfach mal weg und beschäftigen uns jetzt mal zusammen in den nächsten Minuten mit echten Fakten. Wo man sagen kann, die, was auch immer genau passieren wird in Zukunft, haben aber trotzdem Einfluss, oder sollten Einfluss auf Entscheidungen haben, was Immobilienbesitz, was Vermögensschutz, vielleicht auch den Wechsel des Wohnsitzes betrifft. Du hast dich in das Thema eingearbeitet. Beginnen wir mal mit der Historie des Lastenausgleichs in Deutschland. Also was kann man dazu sagen? Es hat ja schon mal Lastenausgleich gegeben.

06:29 - Die Geschichte des Lastenausgleichs

Sebastian Klar, das Wort Lastenausgleich ist eigentlich ein Begriff, der letztlich nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist. 1948 wurde deutsches Vermögen, in der Hauptsache Immobilienvermögen, hier mit einer Zwangshypothek belegt, in Höhe von 50 % bei einem Freibetrag von 5000 DM damals. Das Ziel war letztlich, mit den damit eingeworbenen Mitteln dann die Kriegsgeschädigten hier zu unterstützen. Also vor allem Flüchtlinge, Flüchtlinge aus dem ehemaligen Ostteil des Deutschen Reiches, was ja dann Polen, Ukraine und die weiteren osteuropäischen Staaten wurden. Kriegsheimkehrer, Kriegsgefangene, aber auch zum Beispiel jetzt Familien, die ausgebombt wurden während dem Krieg. Und tatsächlich aber auch Personen, die bei der Währungsreform 1948, also als die Reichsmark in die DM umgewandelt wurde, finanziellen Schaden genommen hatten. Die sollten damit entsprechend entschädigt werden. Das Ganze war auf 30 Jahre angelegt. Das heißt im Grunde genommen pro Jahr musste jeder Immobilienbesitzer, 1,6 % Vermögensabgabe leisten auf den Wert der Immobilie, der 1948 festgestellt worden war. Diese relativ geringen Zahlungen - also wenn man nach heutigem Werten mal gesagt ok also. Meine Immobilie ist 300 000 € wert und die Zwangshypothek, die da drauf gelegt wurde, während dann also 150 000,00 € gewesen und ich zahle jetzt ungefähr 3000 € im Jahr. Somit wäre dann das Ganze über viele Jahre lang abgestottert geworden. Somit musste niemand sein Haus verkaufen. Das Haus konnte also letztlich weiter genutzt werden, aber der Staat hat natürlich jede Menge Geld eingeworben, um die entsprechenden Zahlungen zu leisten. Und das ist eigentlich der Lastenausgleich. Der wurde im Lastenausgleichsgesetz dann so festgehalten. Wurde dann mehrfach auch natürlich überarbeitet, zuletzt im Jahre 2019, diese Änderung tritt erst 2024 in Kraft. Da geht es im Grunde darum, dass wir jetzt ja relativ wenig oder keine Kriegsheimkehrer, oder Kriegsgeschädigte mehr haben. Diese Gruppe wurde ersetzt durch Opfer von Terrorismus und ähnlichen aktuellen "Problemzonen".

Daniel Interessant. Ich hab sogar im Internet gerade mal nachgeguckt, also auch in der Weimarer Republik hat man etwas Ähnliches schon mal versucht. Da hieß es dann Hauszinssteuer oder Gebäudeentschuldungssteuer. Also offensichtlich schon eine Sache, die ja, wie du selber schon gesagt hast, nicht neu ist, der sich also hin und wieder mal Staat bedient. Das ist die eine Sache, die Historie. Jetzt ist halt die Frage, sollte man sich wirklich darauf einstellen, als Immobilienbesitzer oder als jemand, der überlegt, Immobilienbesitzer zu werden? Sollte man sich wirklich damit auseinandersetzen? Also welche Fakten sprechen denn dafür, dass es wirklich dazu kommt. Weil, wenn man sich jetzt in den Medien umschaut, dann ist eigentlich dort die große Verwirrung. Also auf der einen Seite Medien und Politiker, die das Wort Lastenausgleich immer wieder häufig in den Mund nehmen. "Man müsste da was machen." Dann gibt es eine Studie von der Bundesregierung, die kann man im Internet leicht finden, wo also die Bundesregierung selber eine Studien Auftrag gegeben hat: Sollte man das jetzt machen, würde man das machen, wie würde sich das auswirken. Da liest man auf den letzten Seiten: "Nein, also in keinem Fall, keine Empfehlung. Die Bundesregierung sollte sowas nicht machen." Darauf wird immer wieder hingewiesen, das ist Quatsch, es wird nicht zum Lastenausgleich kommen. So. Abseits von jeder Verschwörungstheorie, gibt es denn Fakten aus deiner Sicht, die man berücksichtigen sollte bei der Überlegung? Sollte ich mich auf den Lastenausgleich künftig einstellen oder nicht?

11:38 - Wird es einen Lastenausgleich geben? Welche Fakten sind zu bedenken?

Sebastian Das Wort an sich ist natürlich ein schönes Wort, aber es hat nun mal diese historische Bedeutung. Wir kennen das mit anderen historischen Begriffen, man sollte die nicht leichtfertig durcheinander werfen. Allein auf unserer Website haben wir jetzt mal 4 Zitate von Politikern zusammengefasst. Es ist tatsächlich so, dass laufend Politiker, insbesondere aus dem linken Umfeld, ständig mit diesem Begriff um sich werfen und einen neuen Lastenausgleich fordern. Wir reden also nicht von Vermögensabgabe oder Vermögensteuer, sondern sie nutzen spezifisch diesen Begriff, der aus der Nachkriegszeit von 1948 kommt. Wir wollen einen Lastenausgleich, wir finden das gerecht, dieser muss jetzt wieder eingeführt werden. Ich sage mal, wo Rauch ist, ist auch Feuer. Das wird in Talkshows so erwähnt, da müssen Sie nur mal online danach suchen. Politiker nehmen den ständig in den Mund, diesen Begriff. Wie gesagt, die können dann lange sagen, wir meinen natürlich keine Enteignung, wie nach dem Zweiten Weltkrieg. Aber im Grunde ist dann die Frage, warum man diesen spezifischen Begriff dann so verwendet für eine geplante Vermögensabgabe. Das ist mal das eine. Der Grund, warum natürlich überhaupt dieses Thema so heiß diskutiert wird ist, dass die Besteuerung von Immobilienvermögen für den Staat natürlich extrem tief hängende Früchte sind. Zunächst muss man sagen, dass jetzt die Besteuerung von Immobilien in Deutschland relativ moderat ist. Wenn man mal andere Länder anschaut, da gibt es so eine zehnjährige Spekulationsfrist nicht, da muss ich jeden Verkauf von Immobilien, mit Ausnahme vielleicht der eigengenutzten Immobilie, mit Kapitalertragsteuer versteuern. USA, UK, Frankreich, Italien. Das heißt, Deutschland ist hier in einer Sonderposition. Es ist relativ einfach für eine Regierung zu sagen wir passen es dem europäischen Standard an. Dann fällt die Spekulationsfrist komplett weg. In anderen Ländern, zum Beispiel in Großbritannien ist so, dass Finanzierungskosten, bei privat vermieteten Immobilien nicht mehr steuerlich geltend gemacht werden können. Wenn ich jetzt eine Immobilie kaufe, um diese zu vermieten, dann wird ein Großteil meiner Kosten Finanzierungskosten sein. Normalerweise kann ich ja wenigstens den Zinsteil - nicht die Tilgung, aber den Zins - steuerlich geltend machen und am Anfang jedes Darlehens ist der Zins der größte Anteil. Dieses kann ich hier nicht mehr geltend machen. In Deutschland kann es voll geltend machen. In anderen Ländern gibt es keine Abschreibung und das gibt es in Deutschland auch noch auf Immobilien. Das heißt, es gibt relativ viele Stellschrauben, die hier der Staat noch andrehen kann. Es ist nun mal so, dass Immobilien, nicht mitgenommen werden können, die sie sind in Deutschland. Da wird es immer ein Recht des deutschen Staates geben, diese zu besteuern und aus den von mir gerade eben genannten Gründen, wird das relativ einfach sein. Hinzu kommt natürlich diese ganze Umverteilungsideologie. Jetzt muss man sich überlegen, dass die Immobilienpreise enorm gestiegen sind in den letzten Jahren, da kommen wir gleich noch im Detail dazu, und auf einmal ist jetzt jemand, der eigentlichen moderates Einkommen hat, Millionär. Weil er eine Immobilie hat, die sich in den letzten 10 Jahren im Wert verdoppelt hat. Und das passiert ja vielfach. Es ist einfach so. Jetzt hat jemand ein relativ moderates Einkommen, natürlich ein beträchtliches Vermögen, wenn jemand eine Immobilie besitzt, die 1 000 000 € oder mehr wert ist, aber auf einmal ist es nicht mehr irgendjemand der Mittelklasse, sondern jemand, der laut Politik zu den Reichen gehört, die geschröpft werden sollen, die unfair sind, die den Armen das Geld wegnehmen. So kommt man so schleichend letztlich dann möglicherweise hier ins Visier des Staates und ins Visier solcher Umverteilungsmaßnahmen. Das ist das, was eigentlich vor unser aller Augen gerade passiert. Wenn wir jetzt mal den Immobilienmarkt im Detail anschauen in Deutschland, dann werden wir feststellen, dass dort ganz unglaubliche Vermögen letztlich hier in den letzten Jahrzehnten entstanden sind. Momentan, das Immobilienvermögen in Deutschland ist ungefähr 15 Billionen Euro wert. Das ist also mehr als das Vierfache des Bruttoinlandsproduktes von 3,5 Billionen Euro. Das heißt, die Immobilien, die es in Deutschland gibt, sind mehr als viermal so viel wert, wie die gesamte deutsche Wirtschaft in einem Jahr erwirtschaftet. Das meiste davon natürlich sind dann Bauten, aber natürlich sind auch Grundstücke darin enthalten - Gewerbliche und Nichtgewerbliche. Das muss ich mir mal vorstellen. Wenn man jetzt das Szenario im Kopf hat, dass die Wirtschaft irgendwann aus irgendeinem bestimmten Grund - sei es jetzt die Russlandkrise, das Gas geht aus - abrauchen wird, man muss ja den Sozialstaat weiter finanzieren, gleichzeitig sind die Immobilienvermögen rasant gewachsen in den letzten Jahren und ich habe da noch diese Umverteilungsrhetorik und -mentalität, die ja gerade sehr populär ist, dann wird es eigentlich relativ klar, dass hier jederzeit ein staatlicher Zugriff erfolgen kann und man eigentlich nur noch abwartet, wie und wann man diesen am besten dann hier der Bevölkerung verkaufen wird.

18:04 - Gibt die Mikrozensus Umfrage 2022 Grund zur Sorge?

Daniel Jetzt werden ja mitunter diese Gedanken verbreitet, dass einiges, was momentan passiert, wirklich darauf hindeuten könnte, dass es wirklich die Absicht gibt, die Immobilienbesitzer mit irgendeiner Art Abgabe zu belasten. Das sind so 2 Dinge, ich nenne jetzt mal 2 - es gibt vielleicht noch mehr. Es wurde am 29. April dieses Jahres im Deutschen Bundestag einen Antrag eingebracht, auf die sofortige Einführung eines zentralen Immobilienregisters, ähnlich wie ich das natürlich auch schon in anderen Ländern gibt. Übrigens in der Schweiz gibt es das auch bei Autos, fand ich ganz interessant, dass in der Schweiz gewohnt habe, dass man ein Autokennzeichen eintippen kann und dann kannst du eigentlich unterwegs sehen, wem gehört denn das Auto, was hier vor mir fährt, also völlig transparent. Jetzt will man also ein zentrales Immobilienregister, das hat nichts mit der Zensus Umfrage noch zu tun, sondern einfach wir wollen ein zentrales transparentes Immobilienregister, wo jeder Bürger seine Immobilienbesitzer erfasst, mit allen möglichen Daten. Warum auch immer. Also da gibt es mit Sicherheit einige interessante Erklärungen dazu. Parallel dazu fand ja diese berüchtigte Mikrozensus Umfrage statt, wo ja eigentlich immer nur mal sporadisch so per Zufallsgenerator Personen befragt werden sollten, aber fast alle Immobilienbesitzer befragt werden und ihre Angaben geben müssen. Und und und. Also es gibt einige solche Dinge, die da passieren. Auch wenn wir jetzt ja nicht die Theorie vertreten, dass das bedeutet, jetzt kommt sofort ein Lastenausgleich auf alle Immobilienbesitzer zu, aber wie siehst du diese Entwicklungen, die da stattfinden?

Sebastian Also wir haben natürlich ganz klar den Trend- und Unternehmer wissen das ja noch mehr als alle anderen - hin zum transparenten Bürger. Wir kennen das ja aus den Unternehmen, da gibt es heute Transparenzregister. Alles Mögliche muss veröffentlicht werden. Da kann ich also im Grunde sehen, was der Nachbar verdient, wenn der Nachbar Unternehmer ist. Da wird also ganz genau letztlich veröffentlicht, wem jetzt zum Beispiel eine Kapitalgesellschaft gehört und das Ganze alles unter dem Deckmantel der Geldwäschereiprävention und der Terrorismusprävention, was ja mal positive Dinge sind. Das Gleiche sehen wie grundsätzlich bei den Immobilien, mit dem gleichen Vorwand, nämlich, dass man sagt, da kann in Immobilien relativ leicht Vermögen aus dunklen Quellen gebunkert werden. Da gibt es irgendwelche Häuser, die gehören irgendwelchen Russen, deswegen kam jetzt ja auch erst am 19. April letztlich diese Ansage - das gleiche wie zum Beispiel in Großbritannien - wir brauchen jetzt ein Register, damit er diese Russen mal aufspüren können, die hier bei uns in München oder in London die tollen Häuser haben und das wollen wir nicht. Zumindest kann man sagen, dass der positive Mitnahmeeffekt natürlich für den Staat ist, dass sich damit die Kontrolle und die Transparenz auf alle Bürger, nicht nur auf die dort gescholtenen Russen, dann damit ausweitet. Und selbst wenn jetzt beim Zensus und bei der Wohnungs- und Hauszählung aus 2022 man natürlich sagen kann ja gut ok, gemäß EU-Recht muss das alle 10 Jahre gemacht werden. Natürlich gibt es auch Datenschutz-Maßnahmen, das heißt also natürlich, die Zensus Daten können nicht so einfach an den Finanzminister übergeben werden und dann kann der mal dann anfangen, hier die Immobilienbesitzer zu besteuern. Aber die Detailtiefe, die dort gefragt wird und auch so verdeckte Drohungen, die geäußert werden, wenn man das nicht alles genau eingibt... Ein Beispiel haben wir auf der Webseite stehen, da werden also Vermieter gefragt nach den Namen der Mieter, die bei ihnen im Haus wohnen. So jetzt ist ja gemäß Datenschutzverordnung hinsichtlich des Zensus geplant, dass alle Daten anonymisiert werden, also könnte ich ja naiv jetzt sagen ok, ich schreib jetzt mal als mein Mietername rein Donald Duck oder sowas, weil mein Mieter aus dem Grund da nicht namentlich auftauchen möchte und da gibt es dann schon zum Beispiel vom Bund der Vermieter in Berlin hier die ganz klare Ansage: "Machen Sie das lieber nicht, das kann zum Bumerang werden. Das wird mit den Daten abgeglichen in den Meldeämtern und wenn das dann nicht stimmt, dann werden Sie Probleme bekommen." Also es sind solche Aussagen, wo man sich dann sagt, also da wird schon hier mit relativ scharfer Munition geschossen und warum ist es so. Auf der einen Seite glaube ich wie gesagt nicht, dass die Daten so 1 zu 1 dann an den Finanzminister übergeben werden, und dann werden alle besteuert. Aber was heißt schon, Daten zu anonymisieren? Wenn ich sagen kann basierend auf der Zensus Daten Grundlage, dass die Goethestraße in der und der Stadt in der 20 Einfamilienhäuser sind und diese 20 Einfamilienhäuser jetzt soviel wert sind und so viel im Wert gestiegen sind? Dann brauche ich ja eigentlich gar keine personenbezogenen Daten mehr und wirklich anonym ist es aber auch nicht. Das heißt, wenn so viele Datenmaterial gesammelt wird, dann ist eigentlich schon die Gefahr des Missbrauchs oder eines Gebrauchs für andere Zwecke, die gar keinen Missbrauch ist doch relativ wahrscheinlich aus meiner Sicht. Zumindest wird man mit Sicherheit die Zensus Daten verwenden können, um hier steuerliche Ansatzpunkte um zu finden, was einen möglichen Lastenausgleich zulasten von Immobilienbesitzern anbelangt. Das ist ganz klar und dann gibt es ja auch noch hier das die neue Grundsteuer. Eingeführt wird. Die Grundsteuer soll sich jetzt auch nach dem aktuellen Werte Immobilien richten. Da gibt es eine alte Bewertungsformel, die noch aus dem Zweiten Weltkrieg kommt. Jetzt werden vielleicht Personen, die im ländlichen Raum Immobilien besitzen, in Zukunft weniger bezahlen, aber andere, die jetzt in Städten Immobilien haben, werden weitaus mehr bezahlen. Ja, und das sind alles so Maßnahmen, die so alle aufeinander kommen, zu einer Unzeit, dass man sich natürlich schon fragt, was da eigentlich passiert und sich überlegt, ob da mehr dahinter ist als jetzt, nur das, was da auf dem Label draufsteht.

25:31 - Beeinflusst der Ukrainekrieg einen möglichen Lastenausgleich?

Daniel Genauso auch die Frage, welche Folgen jetzt der Ukrainekrieg beziehungsweise eben die Problematik mit MT Gas und der daraus folgenden Energiekrise mit sich bringt. Welchen Einfluss wird das haben? Also setzt das möglicherweise die Regierungen in Europa oder auch andere Länder in Europa noch mehr unter Druck, schneller über das Thema Lastenausgleich nachzudenken und eben diesen Joker zu ziehen? Wie siehst du denn das?

Sebastian Das Thema Lastenausgleich ist ja schon sehr lange jetzt hier im Mund vieler Politiker seit einigen Jahren, wenn auch vielleicht mit anderen Labeln, wie zum Beispiel Vermögensteuer usw. Damals noch vor Corona, war das letztlich nur "Meinungsmache". Denn der Staat hat Überschüsse produziert und jetzt wollte er nochmal, oder jetzt gab es wiederum Ideen, schon versteuertes Geld nochmal zu versteuern. Also damals war es ja wirklich einfach nur Meinungsmache, aber jetzt ist ja sehr viel passiert in den letzten Jahren. Wir hatten zum einen Mal Corona, mit natürlich ganz enormen Kosten, die dort der öffentlichen Hand durch Lockdowns usw. entstanden sind. Ob das jetzt sinnvoll war oder nicht ist eine ganz andere Frage. Die Kosten waren jedenfalls enorm, die Verschuldung, die ohnehin schon hoch war, ist weiter gestiegen. Und jetzt kommen etliche andere Probleme hier auf den Staat zu. Also Corona ist ja noch nicht ausgestanden und es ist von neuen Lockdowns im Herbst die Rede. Möglicherweise muss dann wieder Kurzarbeit und anderes finanziert werden. Parallel haben wir diesen Krieg in der Ukraine, der zunächst mal dazu führt, dass vielfach die Lebenshaltungskosten stark am Steigen sind. Die große Sorge, natürlich um Gas, wird Gas weiterhin aus Russland geliefert werden können beziehungsweise werden in Deutschland andere Gasquellen erschlossen werden können, aus denen Gas bezogen werden kann. Das geht natürlich nicht nur für Deutschland, also ich meine UK hier zum Beispiel bezieht kein Gas aus Russland, aber die ganzen anderen Länder: Frankreich, Italien, Spanien bekommen alle im großen Maße Gas aus Russland. Es wird also dann für ganz Europa ein relativ großes Problem werden. Da sind wir dann schon beim nächsten Punkt.

Daniel Kurze Frage dazwischen: Wo bezieht den UK den Strom her?

Sebastian UK hat eigenes Gas aus der Nordsee.

Daniel Aber Strom, Energie?

Sebastian Die haben eigene Atomkraftwerke, die kaufen auch viel Strom in Frankreich ein.

Daniel Damit hängen sie im Prinzip in dem Problem mit drin wie alle anderen.

Sebastian Absolut.

Daniel Letztendlich reden wir ja nicht über eine Gaskrise, wir reden ja über eine Energiekrise. Da kommt halt jetzt alles zusammen, also ob das Öl ist, ob das Gas ist und letztendlich Energie, Strom. Genau und daneben gibt es natürlich Dinge, wie dass wir im Grunde auf eine Rezession zusteuern. Ich meine, die verschiedenen Zentralbanken heben die Leitzinssätze an, um hier die Inflation einzudämmen. Billiges Geld fällt weg, viele Unternehmen hängen wie Junkies an der Spritze an diesen billigen Geld. Das wird führen zu letztlich Betriebsschließungen, Arbeitslosigkeit, etc. Du hattest ja anfangs schon erwähnt, viele Mandanten, viele Menschen fragen sich wie kann ich mein Vermögen schützen. Es gab eine Zeit immer wieder, wo man sagt, dann flieht man halt in den Immobilienmarkt, also da wird ja immer wieder so eine gewisse Sicherheit vorgegaukelt und letztendlich diejenigen, die eben mit Immobilienverkauf Geld verdienen, auch in Deutschland oder anderen europäischen Ländern, behaupten ja immer noch, dass das die beste Wahl sei. Aber unter den Vorzeichen, die du jetzt gerade zusammengefasst hast, die wir besprochen haben, wie siehst du das? Würdest du jetzt jemanden empfehlen, noch sein Vermögen in Immobilien anzulegen - und ich rede jetzt ganz speziell über Deutschland (Österreich, Schweiz, vielleicht auch andere europäischen Länder) - würdest du das jemand empfehlen zurzeit?

30:28 - Ist Immobilieninvestment in Deutschland noch sicher?

Sebastian Ich denke, es hängt alles von der Langfristigkeit ab. Ich meine, wer 1948 eine Immobilie hatte und die 30 Jahre Lastenausgleich mitgemacht hat und die dann verkauft hat in den 90er Jahren, der hat sicher auch einen schönen Schnitt gemacht. Es ist halt die Frage, ob man das mitmachen möchte? Man weiß ja nicht, was passiert in 30 Jahren. Möglicherweise geht es gut aus. Ja, wir hatten eine lange Zeit des Friedens und der wirtschaftlichen Erholung und einer sehr positiven wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Wird das weiterhin so sein, wer weiß. Vielleicht. Vielleicht gibt es auch noch andere Märkte und andere Möglichkeiten, wie man investieren kann. Ich würde auf jeden Fall sagen, dass man das Risiko streuen sollten. Ja, man sollte nicht nur Immobilien haben in Deutschland, sondern man sollte sich damit befassen, was es noch für weitere Möglichkeiten gibt, ganz klar.

Daniel Wenn wir das jetzt zusammenfassen, was ist jetzt deine Empfehlung an Zuschauer und Zuhörer?

31:39 - Wie können Sie Ihr Vermögen vor dem Lastenausgleich schützen?

Sebastian Also unser, ich sag jetzt mal unser Steckenpferd, ist natürlich der Umzug ins Ausland. Unsere Mandanten, sind Mandanten, die im Grunde genommen jetzt nicht mehr in Deutschland leben wollen, aus verschiedenen Gründen: besseres Wetter, weniger Steuern, Familie, Homeschooling etc. Zunehmend zählen eben auch Personen dazu, die jetzt im Grunde genommen hier. Aufgrund einer möglichen Belastung von Vermögen, wie zum Beispiel Immobilienvermögen, sich Sorgen machen und davon nicht betroffen sein wollen. Das heißt, wir haben da einige Ideen, wie man sich schützen kann. Den Top-Tipp, den gebe ich jetzt schon mal raus, der ist die Immobilie zu verkaufen und dann nichts wie ab ins Ausland. Das ist ganz klar. Aber die anderen Ratschläge kann man sich dort in einem PDF kostenlos herunterladen. Den Link blenden wir gleich mal hier ein, da können Sie hingehen, dann kriegen Sie das per E-Mail geschickt. Mit ein paar Empfehlungen, die wir dort aussprechen. Wie gesagt unserer Meinung nach, außer wenn es Ihnen jetzt natürlich sehr gut in Deutschland gefällt und Sie wollen da bleiben. Der einzige Weg, wie sich letztlich davor schützen können, ist, wenn Sie ins Ausland umziehen. Vielleicht in ein kleineres Land, wo die Bürger vom Staat ernster genommen werden und nicht hier drangsaliert werden vom Staat, wie zum Beispiel in Deutschland, insbesondere dann, wenn sie vermögend sind, gibt es viele Staaten, die Sie willkommen heißen und wo sie mit Sicherheit besser behandelt werden als in den großen Hochsteuerländern, unter anderem Deutschland.

Daniel Ja, dann vielen dank Sebastian. Wir werden alle Links am Ende nochmal einblenden und ansonsten findet man das ja auch in der Videobeschreibung. Dann vielen Dank für das interessante Gespräch.

Sebastian Super.

Daniel Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland - der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

Informationen zu Themen wie Beckham Law, Italien, oder Farmland Investment in Panama und viel mehr finden Sie auf unserer Podcast Perspektive Ausland.

Weiterlesen
Katharina Bäßler Katharina Bäßler

Wie man's richtig macht: USA Unternehmensgründung

Firmengründung in den USA: Wer die Wahl hat, hat die Qual. 3 verschiedene Rechtsformen LP, C-Corporation oder LLC und 3 Gründe für einen Unternehmenssitz in den USA.

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Amerika gilt als Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Daher wundert es nicht, dass auch viele deutsche Unternehmen dort ihre Chance sehen. Aktuell sind ungefähr 4500 deutsche Unternehmen in der USA ansässig, dazu gehören Siemens, Fresenius Medical care und T-Mobile. Das liegt daran, dass ein Firmensitz in den USA steuerlich attraktiv und mit wenig bürokratischem Aufwand verbunden ist. Auch die Innovationsbereitschaft, das unternehmerfreundliche Umfeld, niedrige Energiepreise und der riesige Markt sprechen für den Standort USA.

Eine Firmengründung in den USA ist nicht nur für diejenigen interessant, die zukünftig in den USA leben wollen, sondern auch für Unternehmer, die eine Tochtergesellschaft in den USA gründen möchten, oder für diejenigen, die weltweit agieren wollen. Damit sie von den Vorteilen einer US-Gesellschaft profitieren können, ist die korrekte rechtliche und steuerliche Gestaltung bei der Gründung sehr wichtig. 

Darüber sprechen wir in  unserem aktuellen Podcast mit dem Steuerexperten Sebastian Sauerborn, der  10 Jahre in den USA gelebt hat. Schon seit 2008 berät er deutschsprachige Mandanten zu Themen wie US-Firmengründung, Umzug in die USA und Steuern.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Ein kurzer Überblick über die US-Gesellschaftsformen

Die mit Abstand häufigste Rechtsform in den USA ist die sogenannte US LLC, das heißt Limited Liability Company. Die LLC kann wahlweise als Personen- oder Kapitalgesellschaft eingestuft werden. Die LLC kann in jedem Bundesstaat gegründet werden und braucht kein Stammkapital. 

Da es diese Rechtsform in Europa in dieser Form nicht gibt, kann es im Rechtstypenvergleich bei den europäischen Finanzämtern auch zu einer Einstufung der LLC als Kapitalgesellschaft führen. Da diese oft zu steuerlichen Nachteilen führt, eignet sich die LLC in den meisten Fällen nicht für in Deutschland, Österreich oder Schweiz ansässige Unternehmer.

Eine andere weit verbreitete Rechtsform ist die sogenannte C-Corporation, eine Kapitalgesellschaft, die mit einer Aktiengesellschaft in Deutschland oder einer Limited in Großbritannien und Irland vergleichbar ist. Die C-Corporation kann in allen US-Bundesstaaten gegründet werden

Diese Gesellschaftsform braucht ein Stammkapital, welches beliebig gewählt werden kann und nicht eingezahlt werden muss. Die Gründung dauert maximal 2 Wochen und die Gebühren liegen bei 50 bis 500 US-Dollar.

Die dritte Gesellschaftsform ist die Limited Partnership, abgekürzt LP. In Funktion und Struktur gleicht die amerikanische LP einer GmbH & Co.KG, wie man sie in Deutschland kennt. Die LP besteht aus einem General Partner, dem Komplementär, der die Verantwortung für die Geschäfte trägt und mit seinem Vermögen haftet und den Kommanditisten. Diese haften jeweils nur mit ihrer Einlage. Gründungsdauer und -gebühren sind vergleichbar mit der C-Corporation. Für die LP ist kein Stammkapital gesetzlich vorgeschrieben.

Welche Gesellschaftsform letztendlich für Sie geeignet ist, richtet sich nach vielen verschiedenen Faktoren. Daher haben wir hier für Sie 3 verschiedene Situation mal etwas genauer analysiert.

3 Gründe für eine Firmengründung in den USA

Grund 1: Umzug in die USA

Wer als Unternehmer oder Freiberufler auf eigene Faust in die USA ziehen will, benötigt natürlich ein entsprechendes Visum. 

Da gibt es mehrere Visatypen, die infrage kommen: ein E-1 Handelsvisum, ein E-2 Investorenvisum, eine EB-5 Green Card oder ein L-1 Visum.  

Mit dem L-1 Visum können Führungskräfte für eine Niederlassung, Muttergesellschaft, Tochtergesellschaft oder Filiale eines multinationalen Unternehmens in den USA arbeiten.

in die USA da transferiert und entsendet.

Das E1-Visum ist für Geschäftsleute aus US-Abkommensstaaten (z.B. die DACH Länder), mit dem Sie in den USA leben und arbeiten können.

Das E-2 Investorenvisum richtet sich an diejenigen, die dem American Dream folgen und in den USA ein Unternehmen gründen wollen. Mit einem “erheblichen Kapitalbetrag”, können ausländische Investoren dieses Visum beantragen. Der Investitionsbetrag ist nicht festgelegt und ist anhängig von der Branche. Es geht schlussendlich darum, dass ausreichende Mittel für den erfolgreichen Betrieb des Unternehmens da sind, damit es sich erfolgreich entwickeln kann.  In vielen Fällen sind das ungefähr 500.000 US-Dollar. Damit diese Investitionen getätigt werden können, muss eine US-Gesellschaft gegründet werden. Hier kann man sich entscheiden, ob man eine LLC oder eine C-Corporation gründet.

Für den Visumsantrag muss der Investor dann nachweisen, dass er die Kontrolle über das US-Unternehmen besitzt, oder mindestens 50 Prozent besitzt.

Auf unserer Website uskanzlei.com erhalten Sie noch weiterführende Informationen zu den US-Visumkategorien informieren und welche Voraussetzungen, Sie dafür erfüllen müssen.

Grund 2: Gründung einer Tochtergesellschaft in den USA ohne Umzug

Wer in den US-Markt einsteigen will, überlegt vielleicht eine Tochtergesellschaft in Amerika zu gründen. Die wichtigste Frage, die Sie sich dabei zuerst stellen sollten: Brauche ich wirklich eine US-Gesellschaft? Denn man braucht nicht zwingend eine US-Gesellschaft, um den amerikanischen Markt zu bedienen. Europäische Unternehmen müssen natürlich einiges beachten, wie zum Beispiel Handelsschranken, Zölle und Sales Tax.

Allerdings kann es für den Geschäftsalltag durchaus Vorteile haben, eine amerikanische Tochtergesellschaft zu haben. Ein wichtiger Grund ist, dass amerikanische Kunden lieber bei einem Unternehmen bestellen, dass auch eine amerikanische Adresse und Telefonnummer hat.

Auch wenn sie ein amerikanisches Bankkonto haben wollen, ist es unumgänglich vorort eine Gesellschaft zu gründen.

Ein weiterer Aspekt ist, dass ein europäisches Unternehmen mit einer US-Tochtergesellschaft besser bewertet wird. Suchen Sie Investoren oder haben vor ihr Unternehmen in Zukunft zu verkaufen, kann sich der Wert ihres Unternehmens unter Umständen vervielfachen, wenn Sie schon erfolgreich im amerikanischen Markt tätig sind.

Welche Rechtsform eignet sich für das Gründen einer Tochtergesellschaft? Für Unternehmer aus dem deutschsprachigen Raum ist in den meisten Fällen die Corporation am besten geeignet. Diese ist im Rechtstypen-Vergleich durch die lokalen Finanzämter einfach zuzuordnen, sodass mögliche Haftungsrisiken und Doppelbesteuerung auszuschließen sind. Wer lieber eine Personengesellschaft gründen will, für den kommt eine US-LP infrage.

Lesen Sie auch: Wieso eine Genossenschaft gründen?

Grund 3: Vorteile einer US-Gesellschaft nutzen, ohne Umzug oder Unternehmensstandort USA

Für diejenigen, die nicht erwägen, ihren Wohnsitz in die USA zu verlegen oder einen neuen Unternehmensstandort zu gründen, gib es noch 3 besondere Möglichkeiten, von den Vorteilen einer US-Gesellschaft zu profitieren.

Dafür kommen zwei Arten von Unternehmen infrage, die Gebietsfremde in den USA gründen können: die Exempt LLC und C-Corporation.

Die Exempt LLC wird zu Recht auch als Nullsteuer LLC bezeichnet. Denn in den USA ist diese Gesellschaft steuerbefreit, wenn der Gesellschafter in der USA nichtansässig und nicht steuerpflichtig ist und die Betriebsstätte nicht in den USA ist. In diesem Fall spricht man von einer “Foreign Owned Disregarded Entity LLC” (kurz: “Exempt LLC”). 

Trotzdem können Sie über die Exempt LLC Geschäfte in den USA machen oder auch Waren an US-Bürger verkaufen. Wichtig ist nur, dass Sie keine Betriebsstätte in den USA auslösen, indem Sie beispielsweise ein Lager betreiben oder einen freien Mitarbeiter vor Ort beschäftigen. Werde die Geschäfte über externe Dienstleister, wie Amazon getätigt, wird keine Betriebsstätte ausgelöst und unterliegen nicht der US-Steuerpflicht.

Für wen ist dies Nullsteuer, LLC ein sinnvolles Modell? Kurz gesagt: Für diejenigen, die in einem Land ihren Wohnsitz haben, indem man auf Auslandseinkünfte keine Steuern bezahlen muss. Dazu zählen alle Exempt Stati, wie zum Beispiel das Beckham Law in Spanien, der Non Dom Staus, oder auch der NHR Status in Portugal.

Da sich die korrekte Ausgestaltung der Nullsteuer LLC recht komplex gestalten kann, empfehlen wir auf jeden Fall eine Beratung, bevor Sie ihre US-Präsenz aufbauen.

Diejenigen, die für ihre Geschäftstätigkeit eine steuerliche Ansässigkeitsbescheinigung benötigen, können als Alternative eine C-Corporation gründen. Das wäre beispielsweise der Fall, wenn Sie in Dubai wohnen und bei Amazon Deutschland Waren verkaufen möchten. Damit Sie in Deutschland eine Umsatzsteuernummer bekommen können, müssen Sie zuerst die steuerliche Ansässigkeitsbescheinigung vorlegen, die Sie bei einer Exempt LLC nicht bekommen würden.

Über eine C-Corporation wäre das möglich. Das Gehalt, welches Sie sich über die Corporation auszahlen, wird als Betriebsausgabe gewertet und kann somit steuerfrei bezogen werden. Der Rest des Gewinns unterliegt dann der US-Steuer von 21 %.

Eine dritte Möglichkeit wäre der sogenannte Delaware Flip. Der Delaware Flip bedeutet die Einbringung eines Nicht-US-Unternehmens in eine Delaware-Holdingstruktur. Das Gründen einer Delaware-Holdinggesellschaft ist besonders für ausländische Unternehmen interessant, die sich am US-Markt listen lassen wollen oder Investoren suchen. Denn die Vereinigten Staaten sind nach wie vor der wichtigste Markt für Risikokapital und andere private Finanzierungsquellen und auch weltweit führende Aktienmärkte sitzen dort.

Der Delaware Flip kann ein vielversprechender Weg zu einer neuen Finanzierung und langfristigen Steigerung des Unternehmenswertes sein, jedoch erfordert er auch eine äußerst sorgfältige Planung und bedeutet einen großen Zeitaufwand. Daher muss man bei diesem Unterfangen mit Rechts-, Buchhaltungs- und Steuerberatern zusammenarbeiten. Hier erfahren Sie mehr dazu.

Standortwahl: Welcher US-Bundesstaat ist der beste?

Haben Sie die Gründung einer US-Gesellschaft schon konkret ins Auge gefasst? Dann ist oft die nächste Frage, wo soll die Niederlassung oder das Unternehmen ansässig sein? Die Auswahl ist groß, denn in der USA hat man die Wahl zwischen 52 Bundesstaaten.

Recherchiert man etwas zu den besten Unternehmensstandorten, dann wird man sehr schnell auf den US-Bundesstaat Delaware stoßen. Es ist ein weit verbreiteter Mythos, dass dieser Staat eine Steueroase. Das ist allerdings nicht richtig. Tatsächlich müssen Sie in Delaware sogar eine vergleichsweise hohe Körperschaftsteuer entrichten.

Dennoch ist Delaware für Großunternehmen interessant. Denn Unternehmen wie Apple oder Coca-Cola können ihre Lizenz-Gewinne deutlich günstiger zu einem Steuersatz von 3 bis 4 % versteuern. 

Trotzdem haben auch viele deutsche Unternehmen ihren Sitz in Delaware. Denn sie finden hier eine hohe Anonymität und Rechtssicherheit. Das liegt daran, dass Delaware als ältester Bundesstaat auf eine lange Geschichte von Präzedenzfällen zurückgreifen kann, was in Falle von Rechtsstreitigkeiten von Vorteil sein kann.

Es gibt allerdings noch andere Bundesstaaten, die weitaus interessanter für europäische Unternehmer sind. Dazu gehören Texas, Florida und Nevada. Hier erfahren Sie mehr dazu.

Grundsätzlich sollten Sie sich die Frage stellen, von wo aus soll mein Unternehmen arbeiten

Und da gibt es einige Faktoren, die zu beachten sind:

  1. Die Zeitzone

  2. Wo sind meine Kunden/ Zielgruppe?

  3. Welcher Bundesstaat ist besonders für meine Branche geeignet?

  4. Wie gut ist der Standort (von Europa) erreichbar?

Viele europäische Unternehmer siedeln sich an der Ostküste an, da diese von Europa aus leichter und schneller zu erreichen ist und auch der Zeitunterschied am geringsten ist. Den größten Markt innerhalb Amerikas finden Sie an der Ost- und Westküste oder in Texas. Welche Faktoren, sie sonst noch berücksichtigen müssen, können Sie hier nachlesen.
Lesen Sie auch: Digitale Nomaden - Arbeitsplatz irgendwo, Finanzamt nirgendwo?

Ähnliche Artikel zu diesem Thema zu Südostasien und Monaco und mehr Episoden finden Sie hier. Wenn Sie sich für neue Episoden, Gesetzesänderungen & viele interessante News rund um Steuergestaltung & internationales Steuerrecht interessieren, abonnieren Sie unseren Newsletter.

Mehr Informationen zu unserem Podcast Perspektive Ausland finden Sie hier. Bei Fragen und Anregungen, kontaktieren Sie uns.

Kontaktdaten und Links:

Sebastian Sauerborn

Homepage: www.uskanzlei.com

www.wohnsitzausland.com

                     www.auslandsunternehmen.com

E-Mail:        hello@stmcorporate.group

Telefon:       +44 20 3151 0582

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben
Passives Einkommen mit Immobilien aufbauen - So geht’s
Auswandern nach Italien: La Dolce Vita im Süden genießen
Auswandern nach UK post Brexit
Italien - Wein, Sonne, wenig Steuern
Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Visum Thailand Beantragen: Diese verschiedenen Visa gibt es
Remote Arbeiten: Die 18 besten ortsunabhängigen Jobs
Welcher Staat weltweit funktioniert am besten?
Was steckt hinter den 16 Fragen, die das Finanzamt Auswanderern stellt?
In diese US-Metropolen zieht es deutsche Auswanderer
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Checkliste Auswandern in die USA
Checkliste: Urlaub in den USA
Portugal schafft NHR-Status 2024 ab

Timestamps

00:00:18  - Einführung: Gründe für die Unternehmensgründung in den USA

00:03:47  - Überblick zu den verschiedenen Rechtsformen in den USA

00:06:53  - Szenario 1: Umzug in die USA

00:13:40  - Welches Investment muss man für die Unternehmensgründung rechnen?00:15:48  - Für welche Berufe braucht man eine Zulassung?

00:18:12 - Welche anderen Kosten muss man rechnen und wie hoch muss das Stammkapital sein?

00:19:45 - Wie läuft der Visums-Prozess ab, was braucht man und wie lange dauert es?

00:22:58 - Wie hoch sind die Erfolgschancen?

00:28:34 - Szenario 2: Tochtergesellschaft in der USA gründen

00:37:14 - Was ist der beste Ort zum Gründen?

00:51:52 - Dropshipping und E-Commerce in den USA

00:54:48 - Szenario 3: Die Vorteile einer LLC oder C Corporation nutzen

01:07:21 - Fazit Unternehmensgründung in den USA - Für wen lohnt es sich?

01:08:20 - Wo bekommt man weitere Antworten?

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP 43: Wie man's richtig macht: USA Unternehmensgründung

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler dies ins Ausland ziehen, egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:18 - Einführung: Gründe für die Unternehmensgründung in den USA

Daniel Ich bin gespannt, welche Gründe ich heute im Gespräch mit Sebastian erfahre, die für die USA als Unternehmens-Standort sprechen, wobei es ja nicht so ist, dass ich nicht selber einige gute Gründe kenne, aber ich bin gespannt, was es noch alles für Gründe gibt. Also zum Beispiel ist es natürlich eine der größten Volkswirtschaften der Welt, riesiger interessanter Markt, Konsum, Konsum, Konsum, Konsum in USA, was natürlich sehr, sehr interessant ist. Arbeitskräfte: wir jetzt ja das Gespräch mit dem Herrn Harun, der gesagt hat, Tschechien in Europa wunderbar interessant, aber keine Arbeitskräfte. Ich denke, das Problem haben wir in den USA eher nicht, Steuern bin ich sehr gespannt, was du alles zu erzählen hast, weil auf den allerersten Blick ist die USA nicht so sonderlich attraktiv, aber es gibt ja den zweiten und dritten Blick und mit Sicherheit interessante Gestaltungsmöglichkeiten das alles und noch mehr bin ich gespannt.

01:24 - Wann lohnt sich die US-Firmengründung?

Sebastian Nee, absolut es gibt im Grunde 3 Szenarien, wann man eine US-Firmengründung erwägt. Das erste Szenario ist, wenn man in die USA umzieht, dann ist es ja in der Regel so, wenn man dort als Unternehmer ein Visum braucht, braucht man in der Regel dort ein Unternehmen, was man dort gründet, was auch das Visum sponsert oder zumindest ein Unternehmen in das man investiert. Das heißt, das ist ein ganz häufiger Grund. Der zweite Anlass letztlich ist, wenn man zum Beispiel jetzt beginnen möchte, in den USA zu verkaufen. Also man ist beispielsweise ein Schweizer Unternehmen und österreichischer Unternehmer und möchte jetzt beginnen, den amerikanischen Markt hier zu attackieren und gründet deswegen eine US-Gesellschaft und der dritte Grund sind letztlich alle anderen Gründe, also das heißt man hat zum Beispiel als jemand, der jetzt nicht in den USA plant zu leben und auch nicht eigentlich plant, den US-Markt konkret anzugehen. Einen anderen guten Grund, eine US-Gesellschaft zu gründen. Diese 3 Fälle sollten wir im Grunde genommen dann mal gleich anschauen.

Daniel Genau und dann gibt es ja auf der Seite der US Kanzlei eine sehr schöne Unterseite, da können wir auch nochmal drüber eigentlich darüber sprechen. Da werden 10 Gründe erwähnt oder 10 interessante Punkte erwähnt.

Sebastian Genau. Da geht es jetzt um den Markteintritt. Oftmals denkt man ja als europäische Unternehmer, man hat jetzt letztlich hier zum Beispiel in seinem Heimatmarkt in Deutschland einen gewissen Sättigungsgrad erreicht und dann ist ja die EU eigentlich vor der Haustür. Dann fange ich jetzt mal an, in Frankreich, Spanien und Italien meine Produkte zu verkaufen und Dienstleistungen. Muss ich halt die Webseite in 3 Sprachen übersetzen, muss 3 Rechtssysteme kennen, sich mit 3 Mehrwertsteuergesetzes usw. rumschlagen. Man könnte ja auch einfach in die USA expandieren. Da habe ich einen riesigen Markt vor der Haustür, alles auf Englisch ist vielleicht einfacher und lukrativer, das in der EU zu machen. Da geht es hier konkret um den US-Markteintritt, also letztlich die zweite Kategorie von möglichen Anwendungsbeispielen, die ich grade eben genannt habe, für die US-Firmengründung.

Daniel Dann fangen wir mit dem ersten Bereich an.

03:47 - Überblick zu den verschiedenen Rechtsformen in den USA

Sebastian Also fangen als Erstes an, mit dem Thema: in die USA umziehen. Bevor ich jetzt hier zu dem Thema was sagen möchte, ist vielleicht am besten, wenn wir nochmal kurz eine Übersicht verschafft zu den verschiedenen Rechtsformen, die es in den USA gibt, zumindest zu den häufigsten. Also die mit Abstand am häufigsten Rechtsform ist die sogenannte US LLC, also eine Limited Liability Company, eine Rechtsform, die es so eigentlich in Europa nicht gibt, auch vor allen Dingen im deutschsprachigen Raum nicht gibt. Das ist im Grunde eine Hybrid-Gesellschaft. Die ist nämlich steuerrechtlich eine Personen-Gesellschaft, wobei man das in den USA mal eben auch optimieren kann, diese als Körperschaft handeln zu lassen, als Kapitalgesellschaft. Aber standardmäßig ist es ja eine Personengesellschaft, aber eben Haftungsrechtlich ist sie eine Kapitalgesellschaft und das heißt also so was gibt es nicht bei uns im deutschsprachigen Raum. Das führt dann auch zu allen möglichen Problemen, wenn man zum Beispiel in Deutschland wohnt und eine amerikanische LLC gründen würde, dazu kommen wir nachher noch. Also das ist die mit Abstand häufigste Rechtsform in den USA, also 90% aller Gesellschaften, die in den USA gegründet werden von Amerikanern und Nicht-Amerikanern. Eine auch sehr weit verbreitete Rechtsform ist die sogenannte Corporation, die ist eine Kapitalgesellschaft vergleichbar mit einer Aktiengesellschaft, vergleichbar mit einer Limited in Großbritannien und Irland. Ist also auch ein häufiger Typ, da gibt es mehrere Ausprägungen dazu. Aber die häufigste ist eben die Corporation und dann gibt es auch die sogenannte Limited Partnership, abgekürzt LP. Die LP ist letztlich eine Personen-Gesellschaft und gleicht letztlich der GmbH und Co KG, wie wir ja aus Deutschland relativ gut kennen. Das heißt, es gibt eine Vollhafterin, oder auf Englisch der Channel Partner, diese voll haftende Gesellschaft ist in der Regel eine andere Gesellschaft, wiederum in der Regel eine LLC, die übernimmt also die komplette Haftung und hat gleichzeitig auch die Geschäftsführung der Gesellschaft inne. Und dann gibt es eben mehrere Kommanditisten, sogenannte Limited Partner, die haften jeweils so mit ihrer Einlage, sind aber auch nur passiv an der Gesellschaft beteiligt. Das heißt, hier ist es tatsächlich eine klassische Personengesellschaft, vergleichbar eben mit der britischen Limited Partnership oder mit der deutschen GmbH und Co. KG, also im Rechts-Typ im Vergleich sehr einfach zuzuordnen. Dann gibt es natürlich noch weitere Rechtsformen. Wir konzentrieren uns mal auf diese 3 häufigsten Rechtsformen.

Daniel Für einen einfachen Überblick und ein noch besseres Verständnis haben wir jetzt die Gründe für eine Firmengründung in den USA, mal in 3 verschiedene Fallbeispiele sortiert.

06:53 - Szenario 1: Umzug in die USA

Sebastian Jetzt gehen wir also den ersten Fall mal durch. Wir hatten also gesagt, man möchte gerne in die USA umziehen. Ich spreche jetzt freilich nicht von Personen, die sich hier anstellen lassen wollen, in den USA bei einem externen Arbeitgeber, sondern ich rede jetzt von Unternehmern und Freiberuflern, die auf eigene Faust in die USA umziehen wollen und dann ein entsprechendes US-Visum benötigen, zum Beispiel ein E-1 Handelsvisum oder ein E-2 Investorenvisum, oder auch eine EB-5 Green Card, oder ein L-1 Visum. Das ist ein Visum, mit dem man eben Führungskräfte letztlich in die USA da transferieren kann und entsenden kann. Also diese Visa letztlich, die für Unternehmer geeignet sind. In diesen Fällen wird oftmals eine US-Gesellschaft benötigt. Schauen wir uns zum Beispiel man den Fall des E-2 Investorenvisums an. Mit dem E-2 Investorenvisum kann ich einen relativ kleinen Betrag in den USA investieren. Der Betrag ist nicht festgeschrieben. Aber ich würde mal sagen 50.000 US-Dollar sind als Minimum realistisch. Es gab auch schon Mandanten, die weniger investiert haben. Es gibt natürlich auch Mandanten, die sehr viel höhere Summen investieren, hängt von der Branche dann ab. Hier würde ich also dann eine Gesellschaft in den USA gründen und in diese Gesellschaft dann mein Kapital für das Investment einbezahlen. Mal angenommen, ich möchte jetzt gerne in den USA eine Autowerkstatt gründen und ich möchte in meine eigenen Autowerkstatt investieren, gründe eine Gesellschaft, zahle in die Gesellschaft, dann das notwendige Kapital ein, um diese Autowerkstatt zu beginnen. Also ich muss ja dann Geräte kaufen, Maschinen kaufen, ich muss Räumlichkeit anmieten, Personal anstellen, ich muss Werbung machen usw., also da kommt schon ein ganz schöner Betrag zusammen, vielleicht eine halbe Million. Dann würde ich also diese halbe Mio. in meine eigene US-Gesellschaft investieren, also auf das Konto meiner US-Gesellschaft überweisen, welche dann die entsprechenden Investitionen tätig, damit dieses Business begonnen werden kann, von dem ich dann leben kann, wenn ich in die USA umziehe. Das ist so der typische Fall, wo dann entsprechend eine US-Gesellschaft benötigt wird. Hier kann man sich entscheiden, ob man jetzt eine LLC gründet oder eine C Corporation gegründet. Es ist letztlich aus steuerlicher Sicht möglicherweise relevant. Es gibt auch noch andere mögliche Faktoren. Wir wissen zum Beispiel, das ist ja gerade bei Unternehmern, die ein Unternehmen in Deutschland haben oder in ihrem Herkunftsland, es ihnen besonders wichtig ist, dass hier das Haftungsrisiko beschränkt ist. Jeder hat ja so ein bisschen Respekt vor möglichen Klagen in den USA. Wir kennen ja diese Klagen, jemand schüttet sich heißen Kaffee über die Knie und verklagt dann die Imbiss-Bude für 1.000.000 oder 5.000.000 und jeder will sich natürlich davor schützen. Es ist jetzt im Zweifelsfall so, dass zum Beispiel die C Corporation einen besseren Haftungsschutz bietet als die LLC, weil bei der LLC zumindest bei der Ein-Mann LLC relativ schnell Fehler gemacht werden, durch den Unternehmer, die dazu führen können, dass der Haftungsschutz dann nicht mehr besteht. Also ein Beispiel ist, wenn ich jetzt gedankenlos Entnahmen aus der Gesellschaft mache, weil ja ohnehin wie gesagt die LLC steuerrechtlich keine eigenständige Rechtspersönlichkeit hat. Das heißt, ich kann letztendlich einfach Entnahmen machen und die werden auf der persönlichen Steuererklärungen verbucht. Wenn ich also was tue, dann ist der Haftungsschutz möglicherweise gefährdet und deswegen entscheiden sich viele unserer Mandanten in dem Fall lieber für die C Corporation, wo hier ganz klar die Gesellschaft eine eigenständige Rechtspersönlichkeit hat und uns so etwas nicht passieren kann. Die LLC ist im Grunde genommen genauso gut geeignet, aber eben, wenn man dort 110 prozentig sicher sein möchte, verwendet man dann lieber die Corporation, dann besteht der Haftungsschutz und dann beschränkt sich die Haftung auf das Betriebsvermögen, es kommt aber nicht zum Durchgriff auf das Privatvermögen. Das heißt in den meisten Fällen, wo ein US-Visum beantragt wird, gründen die Mandanten eine C Corporation, die dann dieses Visum tatsächlich sponsert oder die als Vehikel für dieses Visum verwendet wird.

Daniel Also du hast jetzt gerade über mehrere verschiedene Rechtsformen gesprochen, die für mich infrage kommen. Und wir reden ja jetzt noch über den Bereich, um das nochmal klarzumachen, also ich möchte jetzt gerne in die USA umziehen und für diesen Zweck gründe ich ein Unternehmen, um meine Einreise oder meinen Aufenthalt in der USA durch diese Geschäftstätigkeit dann die Basis dafür zu bauen.

Sebastian Korrekt, um die Basis dafür zu schaffen, damit ich dann eben das entsprechende Visum beantragen kann, um in den USA zu leben und zu arbeiten.

Daniel Um das einmal praktischer zu machen, hab ich da so ein paar Fragen noch, die mich interessieren, mit Sicherheit auch unsere Zuschauer und Zuhörer. Das erste, wäre vielleicht mal wichtig zu verstehen, also für Menschen mit welchem finanziellen Background das eigentlich überhaupt in einen Schritt ist? Also wie viel Geld sollte ich da mitbringen, auf dem Konto haben, wie viel muss ich einplanen, damit das für mich überhaupt ein gangbarer Weg ist? Punkt 1 und jetzt hast du über die verschiedenen Rechtsformen gesprochen: Wie finde ich am besten raus, was jetzt davon wirklich die richtige ist für mich? Aber vielleicht fangen wir mal mit dem finanziellen Umfang an.

Übrigens, wenn du keinen unserer interessanten Podcast mehr verpassen willst, dann klicke jetzt gleich auf Abo und Besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.

**13:40 - Welches Investment muss man für die Unternehmensgründung rechnen?

Sebastian Also grundsätzlich, wenn es spezifisch geht, um ein Visum in den USA zu beantragen. Dazu haben wir übrigens eine eigene Podcast-Folge auch schon aufgenommen, dann richtet sich letztlich der Betrag nach der Visums Kategorie. Ich hatte jetzt gerade eben in meinem Beispiel das E 2 Visum erwähnt. Dort hatte ich gesagt, also das Minimum Investment, was man in den USA tätigen muss, was nicht jetzt vorgeschrieben ist, also es gibt jetzt nicht so einen fixen Betrag, der bei diesem Visum definiert ist, sondern es heißt einfach ein erheblicher Betrag, dann würde man sagen normalerweise 50.000 US-Dollar ist das Minimum, das müsste ich investieren, aber es hängt eben davon ab, in welcher Branche ich tätig bin. Ich habe jetzt gerade eben in meinem Beispiel eine Autowerkstatt genannt. Mein Investment muss so groß sein, dass ich dieses Business damit erfolgreich beginnen kann. Sodass wenn ich in den USA ankomme, dieses Business dann bereits am laufen ist. Ich kann natürlich auch ein Hotel oder sowas kaufen, ja als Investment, dann ist natürlich mein Investment Betrag weitaus höher. Ich kann natürlich auch ein Ladengeschäft im Zentrum von New York eröffnen. Auch dann wiederum muss mein Investment groß genug sein, dass ich das Ladengeschäft anmieten kann, dass ich das Ladengeschäft ausstatten kann, die Ware kaufe, das Personal beschaffe. Also je nachdem, was mein Vorhaben ist, in welcher Branche ich tätig sein möchte, desto höher oder niedriger kann man Investitionsbetrag sein. Wenn ich dort als IT-Berater hingehe oder als Marketing-Berater, dann hab ich ja im Grunde genommen fast keine Ausgaben. In was soll ich investieren? Ich investiere vielleicht in ein Büro, in Werbung, in Mitgliedschaften, vielleicht in Messebesuche. Ich muss mir dann schon Gedanken machen, wo soll ich denn die 50.000 ausgeben? Das hängt dann tatsächlich von der Branche, aber 50.000 ist die Nummer, von der man ausgehen kann.

15:48 - Für welche Berufe braucht man eine Zulassung?

Daniel Jetzt mal abgesehen von so Berufen wie Steuerberater, Rechtsanwalt, Arzt. In Deutschland wird eine ganze Menge noch zusätzlich reguliert und man benötigt vielleicht Zulassungen oder irgendwelche Kammern, die dann meine Befähigung bestätigen und mir meine Berufsausübung überhaupt erlauben. Wie kann ich das jetzt in den USA vergleichsweise zu Deutschland einordnen? Also gibt es da bestimmte Branchen. Ich komm’ da vielleicht blauäugig hin, denk da mache ich mich selbstständig und gründe eine Firma und dann wird mir das dort verwehrt vom Gesetz. Gibt es da Einschränkungen, die ich beachten muss?

Sebastian Ja, also natürlich gibt es hinsichtlich der zulassungspflichtigen Berufe die gleiche Einschränkung mehr oder weniger wie in Deutschland auch. Ich kann natürlich auch von Europa aus die Rechtsanwalts-Zulassung in den USA erwerben. Das heißt, ich würde die erwerben und dann könnte ich sagen, meine Investition ist jetzt hier eine Rechtsanwaltskanzlei in den USA zu gründen, aber das würde man komplett getrennt sehen vom Visum.

Daniel Die Frage war nur, du hast die Kfz-Werkstatt erwähnt. Jetzt habe ich einen deutschen Kfz Meisterbrief. Kann ich mit dem etwas in den USA anfangen?

Sebastian Das brauchen wir alles nicht, also für diese ganzen Berufe ist es nicht notwendig, irgendwelche Berufsabschlüsse zu haben oder so, aber so Dinge wie Arzt natürlich. Wenn ich eine Arztpraxis eröffnen will, oder als Anwalt dort praktizieren will, dann brauche ich natürlich die Zulassung, aber das wäre wiederum vom Visum her gesehen komplett unabhängig. Da müsste ich mich getrennt darum kümmern. Und dann kann ich, wenn ich diese Zulassung habe, dort eine Arztpraxis gründen, dann wäre das Business, worin ich investiere, in meine eigene Arztpraxis.

Daniel Jetzt haben wir zu den Kosten schon so eine Hausnummer gehört. Wie sieht es denn aus von so einer Zeit, die ich einplanen muss? Also wie viel davon mache ich von Deutschland aus oder welche Schritte muss ich zum Beispiel von den USA aus erledigen? Kann ich alles von Deutschland aus vorbereiten? Also, damit wir mehr Klarheit in den Flow vielleicht reinbekommen. Also wie sind so die einzelnen Schritte? Und wie lange dauert es zum Beispiel, bis ich dann in den USA angekommen bin?

18:12 - Welche anderen Kosten muss man einrechnen und wie hoch muss das Stammkapital sein?

Sebastian Also die Kosten haben wir nicht wirklich ausgesprochen. Wovon wir jetzt gesprochen haben, ist ja die Investitionssumme letztlich, um mein Geschäft dort zum Laufen zu bringen. Also das sind jetzt nicht unbedingt die Kosten für die Gründung der Gesellschaft, für das Visum, für den Visums-Anwalt, die kommen da noch drauf, wobei die möglicherweise Teil der Investition sind. Also ich würde mal sagen das Visum zu beantragen 10.000 €, das ist wie gesagt Teil der Investition. Die Firma zu gründen usw., Konto zu eröffnen, steuerliche Registrierung und das Ganze zu machen, wenn wir das machen, dann sind das ein paar 1000 US-Dollar. ist natürlich auch wieder ein Teil der Investition, das wären die Kosten. Übrigens, Stammkapital Anforderungen gibt es nicht bei den Gesellschaften. Man muss also nicht ein minimales Stammkapital einbezahlen. Es funktioniert auch 1 US-Dollar, wenn ich das so möchte.

Daniel Ist das auch empfehlenswert nur 1 US-Dollar als Stammkapital? Ist das üblich in den USA oder sind eher andere Beträge üblich?

19:45 - Wie läuft der Visums-Prozess ab, was braucht man und wie lange dauert es?

Sebastian Es hängt ein bisschen davon ab, wenn man jetzt eigentlich das Unternehmen hier privat gründet und jetzt nicht plant, externe Investoren hier mit hineinzunehmen, dann sind relativ geringe Stammkapital-Beträge normal, vielleicht 100 Dollar $1000 oder so, aber mehr nicht. Das Stammkapital muss auch nicht einbezahlt werden. Jetzt zu deiner anderen Frage, die Dauer bis die Firma gegründet ist, da muss man jetzt wieder also letztlich entscheiden. Wir reden jetzt hier vom Visum, also der Visums Prozess ist kompliziert und langwierig. Also ich würde mal sagen, beim Visum muss man ein halbes Jahr einplanen. Man hat hier verschiedene Dinge, man muss selbst etliche Unterlagen vorbereiten, man muss einen Business Plan schreiben. Einen 5 Jahres Business Plan mit genauen Zahlen. Das finden die meisten Mandanten schwierig, das können die nicht so ohne weiteres auf Englisch aus dem Ärmel schütteln. Dann braucht der Anwalt Zeit alles vorzubereiten und dann ist das bei der amerikanischen Botschaft, also insgesamt 6 Monate Vorbereitungszeit für das Visum ist realistisch. Die Firma an sich ist schnell gegründet. Also ich würde mal sagen, innerhalb von einem Monat hat man alles, Firmengründung, Kontoeröffnung, steuerliche Registrierung. Es gibt keinerlei Anforderungen hierfür in den USA zu sein, der Notartermin ist nämlich zu beachten, das kann man alles remote machen. So, jetzt hast du vorhin gefragt, was man in den USA machen muss, was man hier macht?

Daniel Also wenn ich das nochmal spezifizieren kann. Also mir geht es jetzt einfach darum, ich möchte jetzt das Visum für den Aufenthalt in den USA beantragen, für mich im Idealfall natürlich mit Familie und an welcher Stelle gründe ich die Firma? Also, was ist der erste Schritt? Ist der erste Schritt in der Tat die Firmengründung und dann die Beantragung des Visas? Ist natürlich auch ein gewisses Risiko damit verbunden, dass jetzt jemand sagt, das ist jetzt mein Ziel, ich möchte in den USA leben, ich beginne mit der Investition, ich gründe eine Firma... Da sind schon mal die ersten paar $1000 im Prinzip weg, dann mache ich meine Investition, was auch immer ich dafür tätigen muss. Muss die Investitionen abgeschlossen sein, oder ist die nur auf den Weg gebracht? Und dann beginnt die sechsmonatige Visa Beantragung.

Sebastian Du hast absolut recht mit deiner Einschätzung, aber das ist genau so auch gewollt. Also du kannst das Visum erst dann beantragen, wenn das Geld unwiederbringlich ausgeben ist, das ist die Bedingung des Visums. Du hast völlig recht, man gründet die Firma, also Beispiel Autowerkstatt, ich zahle 500.000 ein, ich geb die 500.000 aus, ich beantrage das Visum. also ich meine streng genommen, ich hab dann die Geräte usw., die könnte ich dann wieder verkaufen, also es ist nicht unwiederbringlich komplett mein Vermögen verloren. Aber wir haben natürlich Fälle von Mandanten, die dann zum Beispiel irgendeine Franchise-Gebühr bezahlen, weil sie sich in ein Franchise-Unternehmen einkaufen. Ob man die zurückbekommt, das ist die Frage? Aber du hast völlig recht, das Geld muss investiert sein, es muss ausgegeben sein, ich muss im Risiko sein, finanziell, erst dann kann ich das Visum auf Basis der getätigten Ausgaben beantragen.

Daniel Könnte ich dann zum Beispiel auch Gesellschafter einer existierenden Firma sein als Beispiel oder muss es ein Business in meinem eigenen Namen sein?

Sebastian Ja, es muss in deinem eigenen Namen sein. Also natürlich, da können andere dabei sein, in gewisser Weise Minderheits-Gesellschafter oder es kann Co-Investoren geben, die dann beide das Visum beantragen, ist alles möglich. Aber da gibt es natürlich bestimmte Anforderungen, die erfüllt werden müssen, also man muss mehrheitlich das besitzen oder zu mindestens 50/50.

22:58 - Wie hoch sind die Erfolgschancen?

Daniel Kannst du was zur Erfolgschance sagen? Es gibt ja die Leute, die jedes Jahr an die an der Green Card Lotterie teilnehmen, was kann man da zur Erfolgsquote sagen? Die ist ja relativ gering. Hier haben wir jetzt mit Sicherheit eine höhere Erfolgsquote. Auf der anderen Seite, wie du schon gesagt hast, gehe ich da ein sehr hohes finanzielles Risiko ein, viel höher als an der Lotterie teilzunehmen, aber es geht ja am Ende um das Visum und nicht um die Investitionen und die Firma in dem Fall. Wir reden jetzt über Menschen, deren Triebkraft eigentlich ist, ich möchte in den USA leben und nicht unbedingt ein erfolgreiches, florierendes Unternehmen zu haben, da kommen wir nachher noch darauf zu sprechen.

Sebastian Naja, im Grunde genommen gibt es eben keine Visa, um in den USA zu leben einfach so. Es gibt keine Visa, wie in anderen Ländern, wo man als Privatier, als Rentner sich einfach niederlassen kann. Man ist dort letztlich gefordert, hier aktiv zu investieren. Es gibt das EB-5 Visum, also das sogenannte golden Visum, wo man dann mindestens 500.000 oder 1.000.000 investieren muss, was dann eher passiv ist, da wird man dann vielleicht Anteilseigner an einem Hotel oder so. Das heißt Hilton baut jetzt irgendwie ein Hotel und die brauchen dafür hundert Millionen und dann gibt es halt 100 EB-5 Investoren, wo dann jeder eine Million investiert, das ist natürlich eher passiv. Aber streng genommen bin ich auch dann an einer LLC beteiligt, aber ich hab eben jetzt hier nicht mein eigenes Unternehmen. Jetzt nochmal, um auf den Fall zurückzukommen, wo man sein eigenes Unternehmen hat, also es ist eben tatsächlich gewollt, dass hier Leute angezogen werden, die ein eigenes Unternehmen haben und auch unternehmerisch tätig sein wollen, das ist genauso gedacht. Bevor man jetzt natürlich dieses Visum beantragen würde und sich auf diesen Weg machen würde, würde man natürlich mit einem Anwalt für US-Einwanderungsrecht sprechen. Wir arbeiten mit verschiedenen Anwälten zusammen. Die würden sich das dann im Vorfeld natürlich anschauen und würden natürlich sagen: Diese Sache sieht jetzt relativ schlecht aus, da würde man kein Visum dafür bekommen, wobei ich sagen muss, dass das ist höchst selten ist. Also wenn man ein Unternehmen hat, die Investition tätigt und das Geld dafür hat und ein Businessplan dazu schreibt, dann wird man eigentlich dieses Visum fast immer, um nicht zu sagen, immer bekommen. Wenn es natürlich jetzt Gründe gibt, wie dass man vorbestraft ist oder so, dann hat man natürlich Problem. Aber unter normalen Voraussetzungen wird man dieses Visum bekommen. Es ist dann sogar so, dass letztlich die Behörde sagt: OK, wir geben dir das jetzt mal und dann schauen wir mal in 1-2 Jahren, ob du deinen Business Plan erfüllst. Wenn du ihn nicht erfüllst, dann kannst du wieder gehen, aber ansonsten ist alles gut. Es gibt natürlich auch noch andere Visa. Wer zum Beispiel heute in Deutschland ein Unternehmen hat, eine GmbH, Deutscher ist, und dort in Deutschland dieses Unternehmen verkauft Sonnenbrillen, und der verkauft heute schon mit dem deutschen Unternehmen Sonnenbrillen in die USA und macht einen nicht unerheblichen Umsatz. Dann reicht es auch, das Visum zu bekommen in dem Fall das E-1 Visum nicht das E-2 wie, sondern das E-1 Handelsvisum. Wenn ich diese Voraussetzung erfülle, brauche ich auch nicht in den USA zu investieren. Auch dann muss ich in der Regel eine Firma in den USA gründen, wenn ich dort leben will, denn ich muss mich dann dort anstellen und so weiter und werde ja dann den Handel dort ausbauen wollen, aber dann ist keine Investition notwendig. Da muss man eben hier die Voraussetzungen erfüllen, hier zu handeln oder wenn man jetzt ein größeres Unternehmen hat. Ich sage jetzt mal zum Beispiel Apple. Apple will jetzt gerne einen führenden Mitarbeiter, der in Deutschland bei Apple arbeitet, in die USA entsenden. Dann nehme ich einen L-1 Visum, da brauche ich auch keine Investitionen. Ich muss natürlich wiederum in dem Fall dann, wenn ich nicht Apple bin, eine Gesellschaft in den USA gründen, das ist dann die neue US-Niederlassung und de facto muss ich da auch investieren, denn ich muss ein Büro einrichten mit allen möglichen Computern, ein Büro mieten und so weiter und sofort, also da ist auch eine Investitionen notwendig, aber möglicherweise in geringerem Umfang. Aber das eignet sich nur für größere Unternehmen, das muss nicht Apple sein, aber muss schon ein größeres Unternehmen sein.

Daniel Es kommt immer wieder auf das Gleiche raus, ohne Bereitschaft ordentlich zu investieren oder ein Risiko einzugehen, ist man eigentlich nicht willkommen oder öffnet sich die Tür nicht für einen längerfristigen Aufenthalt in den USA.

Sebastian Aber man muss natürlich sagen, dass zum Beispiel im Vergleich jetzt zu UK nach Brexit das Visum in den USA erheblich einfacher zu erlangen ist als in UK. Wenn man nach UK umziehen will ist das deutlich schwieriger als in die USA.

Daniel Muss man natürlich auch sagen, dass es wahrscheinlich weniger gibt, für die das jetzt das Traumland wäre, wo sie unbedingt hinwollen.

Sebastian Ja, aber ich meine, wenn man jetzt mal einfach, wir sind ja gewöhnt, UK war früher in der EU und das liegt eigentlich alles ganz nah und dann war alles ganz einfach früher, und jetzt auf einmal geht gar nichts mehr. Das heißt im Vergleich, ist es glaube ich in USA einfacher. Ich meine, der Prozess ist sehr kompliziert und ist sehr umfangreich und mit Covid jetzt nochmal schwieriger. Unter Trump wird sowieso alles nochmal sehr viel schwieriger. Das ist zum Teil wieder gelockert worden, also ich will damit sagen, um nochmal zum Thema Erfolgschancen zu sprechen zu kommen, wer das möchte, der schafft das.

Daniel Ok, das ist doch mal ein Wort. Wollen wir dann jetzt zum zweiten Fall gehen.

28:34 - Szenario 2: Tochtergesellschaft in der USA gründen

Sebastian Ja, gehen wir zur zweiten Situationen. Wir sprechen jetzt von der Gruppe von Mandanten, die letztlich in Deutschland oder in der Schweiz oder in Österreich wohnen und sagen, ich hab ein erfolgreiches Unternehmen, also in die USA umziehen möchte ich jetzt nicht, aber ich möchte dort gerne eine Tochtergesellschaft gründen. Ich stelle mir dann dort lokal Personal ein und werde dann dort entsprechend meine US-Tochtergesellschaft betreiben. Da sind jetzt mehrere Dinge dazu zu sagen. Der wichtigste Punkt ist natürlich zunächst mal, dass man sich überlegt, brauche ich wirklich ein US-Gesellschaft? Also streng genommen ist es nicht notwendig, eine US-Gesellschaft zu gründen, um in den USA zu verkaufen. Wir haben genug Beispiele von Mandanten, die eine deutsche Firma haben, eine österreichische Firma, eine Schweizer Firma haben und direkt mit dieser Schweizer Firma zum Beispiel amerikanische Kunden beliefern. Es ist nicht so, dass das verboten ist, die Handelsschranken, die es gibt, sind eigentlich überschaubar. Natürlich, möglicherweise gibt es steuerliche Konsequenzen, vielleicht hat man eine Betriebsstätte, vielleicht muss man sich für sogenannte Sales Tax registrieren. Das sind alles Dinge, die muss natürlich beachten, aber es ist jetzt nicht so, dass es rein rechtlich gesehen zwingend notwendig ist eine US-Gesellschaft zu gründen. Allerdings ist es natürlich so, dass oftmals die Notwendigkeit sich einfach ergibt aus dem ganz pragmatischen Geschäftsalltag. Je nachdem, was ich mache, wird möglicherweise ein Kunde nicht bei mir bestellen, wenn er auf der Webseite eine deutsche Adresse und Telefonnummer sieht. Also aus ganz praktischen Gründen, einfach der Optik und der Außenwirkung ergibt es möglicherweise Sinn, eine US-Gesellschaft zu gründen. Wenn ich dort Büroräumlichkeiten brauche, werden die wenigsten Vermieter einen Mietvertrag eingehen mit einer deutschen oder schweizerischen Gesellschaft. Wenn ich dort Personal einstelle, ist es praktisch unumgänglich dort eine Gesellschaft zu haben. Wenn ich Finanzierungen brauchen, muss ich ein Konto haben und so weiter und sofort, ist es immer notwendig, eine Gesellschaft zu haben. Also das heißt, selbst wenn es sicherlich nicht zwingend notwendig ist, sicherlich Beispiele gibt und wir auch Mandanten haben, die jetzt zum Beispiel Wiederverkäufe haben mit den USA und die dann direkt beliefern von der deutschen, österreichischen und Schweizer Firma, ist es für Leute, für Unternehmen, die direkt auftreten am Markt, in der Regel eigentlich unumgänglich, eine US-Gesellschaft zu gründen.

Daniel Also das kann ja durchaus auch ein Grund sein, wenn ich lokal Mitarbeiter beschäftigen muss, die vielleicht Reparaturen durchführen, Kundensupport durchführen und so weiter und sofort.

Sebastian Es kann noch einen anderen Grund geben. Also wir haben schon öfter Mandanten, die im Grunde genommen vorhatten ihr Unternehmen in 3-5 Jahren zu verkaufen. Die haben gewusst, wenn dieses europäische Unternehmen eine US-Tochtergesellschaft hat, dann ist die Bewertung des Unternehmens gleich sehr viel höher in den Augen von Investoren, weil die den ganzen US-Markt dann sehen. Also allein die Tatsache, dass ich eine US-Tochtergesellschaft habe, schon damit begonnen habe, den US-Markt letztlich anzugehen, vielleicht schon kleine Erfolge gefeiert habe, also vielleicht ein "Proof of Concept" hier schon vorlegen kann. Allein diese Tatsache ist bei der Unternehmensbewertung möglicherweise ein Faktor, der den Wert des Unternehmens vervielfacht. Gerade wenn ich möglicherweise plane, an US-Investoren zu verkaufen, die in der Regel hauptsächlich am amerikanischen Markt interessiert sind. Das heißt also möglicherweise gründe ich diese US-Gesellschaft, auch wenn ich sie eigentlich streng genommen nicht bräuchte, um dann letztlich hier die Bewertung der gesamten Firmengruppe positiv zu beeinflussen. Das könnte ein weiterer Grund sein. Aber die meisten Mandanten möchten eben Kunden in den USA angehen, möchten dort vor Ort die Geschäftsanschrift haben, möchten als lokales Unternehmen wahrgenommen werden am Markt und möchten daher dann eine solche US-Gesellschaft gründen.

Daniel Und jetzt hattest du ja vor uns beim ersten Teil schon einige Rechtsformen erwähnt. Was ist denn in diesem Fall dann die ideale Rechtsform?

Sebastian Ja, also auch hier muss man wieder sagen, dass die LLC, die Limited Libility Company, die weitaus verbreitetste Rechtsform, für Mandanten aus dem deutschsprachigen Raum, die dort eine Tochtergesellschaft gründen, nicht geeignet ist. Wir hatten vorhin schon mögliche Haftungsrisiken erwähnt, aber wir haben auch Probleme, einfach dann bei der Einstufung der Gesellschaft durch die lokalen Finanzämter. Die würden ja dann Rechtsformen Vergleich machen. Oftmals ist da nicht hundertprozentig klar, um was geht es jetzt? Ist das eine Kapitalgesellschaft, eine Personengesellschaft. Es gab dann auch schon Fälle, übrigens nicht nur in Deutschland, ich kann mich jetzt an konkreten Fall in Großbritannien erinnern, das war jetzt nicht ein Mandant von uns, aber dort hat eben auch die Steuerbehörde die Gesellschaft auf eine Art und Weise eingestuft, aber in den USA war sie eben anderweitig letztlich eingestuft, was dazu geführt hat, dass die Gewinne insgesamt mit 75% besteuert wurden, weil er im Grunde zweimal Steuern bezahlt. Das ist also grundsätzlich das Problem, mit der LLC. Also das heißt deswegen für die meisten Mandanten ist letztlich von der LLC abzuraten, sondern man würde ich hier entweder eine Corporation gründen, also eine Aktiengesellschaft. Die ist dann entsprechend total einfach im Rechtstypen Vergleich zuzuordnen, entspricht der AG, einer englischen Limited und so weiter und sofort. Wer jetzt unbedingt eine Personengesellschaft gründen möchte, es gibt Mandanten, die gründen lieber eine Personengesellschaft, der soll auf die Limited Partnership ausweichen. die entspricht der deutschen KG und diese ist dann auch entsprechend kompatibel. In der Tat lässt sich auch mit der LP mit der US LP vor allen Dingen, wenn es sich um Mandanten handelt, die in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig sind und vorhaben jeweils die Gewinne aus dem Unternehmen, dann sich ausschütten zu lassen, lässt sich mit einer Limited Partnership eine interessante Konstellation realisieren, der sogenannte Foreign Reverse Hybrid, der im Grunde dann in der Gesamtschau zwischen allen Rechtsformen, die niedrigste Besteuerung dann im Grunde verwirklichen kann, die möglich ist. Man kann ungefähr sagen, dass dort dann 25 - 30% insgesamt Besteuerung anfallen, und zwar sowohl jetzt in der Gesellschaft als auch bei der natürlichen Person, das heißt also insgesamt würde man dann soviel Steuern auf die Gewinne bezahlen. Was im Vergleich zu anderen Rechtsformen, insbesondere wenn man jetzt an eine Kapitalgesellschaft denkt, wo man ja dann zunächst mal Körperschaftsteuer bezahlen muss und dann nochmal Steuer auf die Ausschüttungen möglicherweise eine interessante Konstellation. Hängt auch wieder davon ab natürlich, was man genau möchte. Um es kurz zu machen, entweder C Corporation oder Limited Partnership. LLC in den meisten Fällen nicht geeignet, außer ihr Steuerberater oder Rechtsanwalt sagt ihnen spezifisch wir nehmen die LLC aus dem und dem Grund und der deutschen Steuerberater oder Schweizer Steuerberater, Österreicher Steuerberater / Rechtsanwalt geht hier kongruent.

Daniel Wenn ich jetzt, wie im ersten Fall, hatten wir über Personen gesprochen, die deswegen Unternehmen gründen, weil sie gern in den USA leben möchten. Das heißt, wenn ich in den USA leben möchte und deswegen in eine Firma investieren, eine Firma gründe, dann hab ich ja schon so eine Idee, ich will in San Francisco, LA oder in Florida wohnen, wie auch immer. Wenn ich mich interessiere für die USA, weil es eine der größten Volkswirtschaften ist, weil ich den Markt bedienen, expandieren will, was auch immer, dann sieht die Situation natürlich anders aus. Das heißt, dann habe ich plötzlich ein riesengroßes Land mit einer riesigen Anzahl von Bundesstaaten. Dann würde ich dich jetzt, wenn du meinen Berater wärst, fragen, Herr Sauerborn, was empfehlen Sie mir denn, wo soll ich denn jetzt da meine Zweigniederlassungen oder meine Firma gründen und warum? Also, warum da und nicht dort zum Beispiel?

37:14 - Was ist der beste Ort zum Gründen?

Sebastian Das ist eine exzellente Frage. Zunächst Mal gibt es so diverse Legenden und die Legende hält sich so permanent, das ist zum Beispiel Delaware. Delaware sei eine Steueroase und da müsste man keine Steuern bezahlen und deswegen wäre es günstiger in Delaware eine Firma zu gründen, und das ist absolut nicht korrekt. Es ist einfach ein Mythos, der ist komplett falsch. In Delaware zahlt man genauso Steuern wie in jedem anderen Bundesstaat auch. Dort ist keinerlei steuerliche Reduktion zu erwarten, außer man ist ein Unternehmen wie Apple oder Coca-Cola, dann lässt sich dort, wenn man entsprechende Lizenz-Gewinne erzielt aus Lizenzgebühren und man die nicht in California versteuern muss, sondern in Delaware, lässt sich eben dort dann mit einem Steuersatz spielen, der auf Bundesstaatsebene in Delaware günstiger ist. Das macht dann vielleicht 3 oder 4% aus. Deswegen sage ich auch Cola oder Apple, dann sind es vielleicht hunderte von Millionen, diese 3 oder 4%, aber alles andere ist totaler Quatsch. Delaware ist aber trotzdem ein interessanter Bundesstaat und sehr viele Mandanten, gerade aus dem deutschen Raum gründen in Delaware die Gesellschaft und haben dort den Registersitz, auch wenn der Verwaltungssitz der Gesellschaft später zum Beispiel in Kalifornien oder woanders ist. Der Grund dafür ist, dass Delaware als ältester Bundesstaat, was jetzt das Gewohnheitsrecht anbelangt und das sogenannte Case Law anbelangt, auf eine sehr lange Geschichte an Präzedenzfällen zurückgreifen kann, die sich möglicherweise positiv, dann bei Rechtsstreitigkeiten besonders von Unternehmen auswirken. Die haben auch dort einen sogenannten Chance Record, der befasst sich nur mit zivilrechtlichen Angelegenheiten, Streitigkeiten zwischen Unternehmen, was auch vorteilhaft ist. Sodass Delaware also aus dem Grund eigentlich möglicherweise interessant ist als Bundesstaat, in der Regel eigentlich auch für große Unternehmen. Oftmals ist auch so, dass natürlich externe Investoren immer auf Delaware investieren, weil Delaware ist so der Standard in den USA für Gesellschaften, die Venture Capital oder anderes Kapital von außen halten oder auch an die Börse gehen und so weiter. Das heißt, wer externe Investoren hat, der wird immer eine Gesellschaft in Delaware gründen, aber das sind eigentlich nur für jemanden, der jetzt in den USA tätig werden möchte, periphere Überlegungen. Es sollte im Grunde genommen die ersten Überlegungen sein, wo macht es Sinn für mein Unternehmen, sich zu befinden, von wo aus soll mein Unternehmen arbeiten? Oftmals spielen hier ganz einfache Gründe, wie zum Beispiel die Zeitzone, eine Rolle. Das heißt, man möchte gerne an der Ostküste sein, weil man diese erstens leichter erreichen kann von Europa und zweitens der Zeitunterschied einfach nur 5 oder 6 Stunden sind. Das heißt, wenn die Ostküste anfängt zu arbeiten, in den USA fängt man in der Regel früh an, also um 8 oder so, dann ist es eben in Europa erst früher Nachmittag. Wenn man das ganze jetzt in Kalifornien sich anschaut, dann ist es dann schon letztlich abends um 5 in Europa, also nicht besonders benutzerfreundlich. Also das ist ganz oft Gründe. Oder es sind noch Gründe, wo werden die Kunden sein? Wir haben ja in den USA letztlich die Situation, dass wir an den beiden Küstengebieten, Westküste und Ostküste die größte Bevölkerung haben und daher auch für die meisten Mandanten die größten Märkte haben. In der Mitte gibt es noch Texas, da gibt es auch große Städte. Das heißt, es macht natürlich Sinn, wenn ich jetzt Lage habe, wenn ich jetzt Verkäufe habe, die unterwegs sind, dass ich dort letztlich dann an einen der Küsten oftmals bin. Steuerliche Überlegungen werden hier also komplett dann hinten angestellt, weil wie gesagt, es macht ja keinen Sinn, wenn ich jetzt zum Beispiel in Wyoming mich befinde, wo ich auf Ebene des Bundesstaates relativ wenig Steuern oder keine Steuern bezahle, aber dann letztlich hier irgendwo in den Bergen komplett ab vom Schuss bin.

Daniel Eine Sache noch, die mir jetzt so spontan in Sinn kommen, was natürlich für einige Mandanten noch die Auswahl des idealen Zielortes beeinflusst, ist wie geht der Ort mit dem Thema Kryptowährung um? Und da haben wir in den USA auch die Situation, dass der Präsident Biden bisher eher eine blockierende, zurückhaltende Einstellung hat zum Thema Kryptowährung. Aber es einige Bundesstaaten gibt, die dort eher progressiv sind oder auch Fintech und Kryptounternehmen anziehen. Wie zum Beispiel, habe ich gelesen, Virginia hat jetzt als erster Bundesstaat erlaubt, dass Banken offiziell Kryptowährungen verwahren dürfen, während das in anderen Bundesstaaten undenkbar ist. Also was weißt du da noch dazu? Wenn ich jetzt ein Kryptounternehmen bin, wie würde das meine Entscheidung beeinflussen, in welchem Bundesstaat ich mein Unternehmen gründe?

Sebastian Also man muss sich natürlich grundsätzlich, und das ist im Grunde in allen Belangen in den USA so, zunächst mal damit auseinandersetzen, dass letztlich die Bundesstaaten in den USA eine herausgehobene Rolle spielen. Das heißt, wir haben zum Beispiel sehr viel mehr lokale Macht, als jetzt hier zum Beispiel in Deutschland die Bundesstaaten hätten. Das heißt also, die Gesetzgebung unterscheidet sich oftmals relativ stark in manchen Bereichen von Bundesstaat zu Bundesstaat. Es ist zum Beispiel gang und gäbe, dass bestimmte Versicherungsprodukte in manchen Bundesstaaten erlaubt sind, in anderen nicht. Es ist zum Beispiel Gang und gäbe, dass es in verschiedenen Bundesstaaten verschiedene Regelungen zum Verbraucherschutz gibt. Auch die Steuern sind ähnlich wie in der Schweiz von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich, wobei man aber sagen muss, dass die Bundessteuer, die in den USA bezahlt wird, ohnehin 80 - 90 % der Steuer ausmacht. Daher ist jetzt in der Regel kann man sagen, ok, wenn jetzt Kalifornien und New York sehr hohe lokale Steuern haben, dann machen die vielleicht maximal 20 % aus an Gesamtsteuer, einer Steuer Masse, die man bezahlt ja. Was du jetzt eben ansprichst, geht genau in die Richtung. Also grundsätzlich ist vieles, was Krypto jetzt anbelangt, auf Bundesebene geregelt. Wir haben da einen sehr umfangreichen Text auf unserer Webseite dazu geschrieben, der aktuell ist, wo die verschiedenen Initiativen und auch Positionen der verschiedenen Behörden zum Thema Krypto eigentlich erfasst sind. Da muss man eigentlich sagen, dass das meiste hier auf Bundesebene letztlich geregelt wird und eigentlich für die USA übergreifend hier dann auch zutreffend ist. Ein gutes Beispiel ist, dass die SEC - also die Secure and Exchange Commission - letztlich die Finanzaufsicht, in Deutschland die BaFin, das Äquivalent dazu in den USA, zum Beispiel Initial Coint Offerings de facto verboten hat, weil es zu viel Missbrauch gegeben hat. Das ist dann bundesweit natürlich gültig. Nur in Abwesenheit von solchen bundesweiten Regeln können natürlich dann verschiedene Bundesstaaten ihre eigenen lokalen Regelungen machen. Da sind dann eben jetzt Fälle wie zum Beispiel Virginia entsprechend relevant, wobei das irgendwann bundesweit geregelt wird. Ich würde jetzt nicht maßgeblich Entscheidungen darauf treffen. Also es sind eher andere Gründe, also zum Beispiel Texas ist US führend, was Mining anbelangt, weil einfach der Strom in Texas am billigsten ist. Daher gibt es dort viele Miner, aber das ist der einzige Punkt.

Daniel Gut. Wie sollte jetzt ein Interessent vorgehen? Ich interessiere mich jetzt in die USA zu expandieren, möchte ein Unternehmen gründen, den Markt bedienen. Wir haben ja vorhin schon im ersten Fall die Schritte in etwa besprochen. Wie gehe ich die Sache an, was kostet es und wie lange dauert es? In der ersten Kurve ist egal, der will ja sowieso in die USA gehen, weil er da wohnen will. Aber nochmal an die Wand nageln, die Steuern, die mich erwarten.

Sebastian Am Anfang sollte eigentlich die Frage stehen: Was macht Sinn für mich aus betriebswirtschaftlichen Gründen? Was macht für mein Unternehmen Sinn? Wo muss ich vor Ort präsent sein? Wo sind meine Kunden? Wo sind meine Lieferanten? Will ich aufgrund der Außenwirkung in einem bestimmten Bundesstaat sein? Sind die lokalen Gesetzgebungen im Bundesstaat gut? Man muss natürlich auch sagen, wenn man jetzt hier ein größeres Unternehmen in den USA gründen will, gibt es natürlich auch dann starke Konkurrenz zwischen den einzelnen Bundesstaaten. Da gibt es Förderungen, steuerliche Vergünstigungen, eine Menge von Faktoren, die dann zu berücksichtigen sind. Unsere Kanzlei ist in Austin, Texas. Und ich sag’ immer jeden, wenn es dir im Grunde egal ist, und du einfach nur ein Staat willst, der unternehmerfreundlich ist, relativ wenig Auflagen hat und steuerlich eigentlich ganz ok ist, dann ist Texas immer gut. Liegt in der Mitte der USA, da kann man beide Küsten erreichen in gleicher Zeit, mit dem Flieger in 2 - 3 Stunden. Ist Central Time Zone 6 - 7 Stunden Zeitunterschied. Es gibt große Städte in Texas, also San Antonio, Austin, Houston und Dallas. Für viele ist Texas, wenn sie jetzt keine konkrete andere Vorstellungen haben, eigentlich ein guter Start. Hat ein positives Image für Unternehmen. Aber das ist ja die erste Frage, wo macht das für mein Unternehmen Sinn? So, dann würde man sich fragen. Im nächsten Schritt - viele sind daran interessiert - möchte ich den Register Sitz in Delaware haben und dann den Verwaltungssitz in einem anderen Staat, eben zum Beispiel in Texas. Dann würde man also die Gesellschaft in Delaware gründen, dann in Texas anmelden. Man wird sich natürlich über die Rechtsform konkret noch Gedanken machen müssen. Das sind alles Dinge, die müssen wir im Beratungsgespräch dann zum Beispiel mit uns dann vorher klären, weil das hängt ein bisschen davon ab, was auch die Konzern Strategie ist und so weiter und sofort. Natürlich sind immer Fragen: Wo finde ich Mitarbeiter und so weiter? Ich meine, man kann ja heutzutage aber auch Mitarbeiter in einem Staat haben, Verwaltungsitz und Unternehmenssitz irgendwo anders. Das heißt, im ersten Schritt macht man sich einfach Gedanken, was macht für mich und mein Unternehmen Sinn aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen. Ich würde sagen, die steuerlichen Aspekte kann man komplett vernachlässigen, weil die letztlich die betriebswirtschaftlichen Aspekte nicht überwiegen. Das heißt also, mit der steuerlichen Situation wird man irgendwie überall in den USA zurechtkommen. Wenn man sich dann entsprechend orientiert hat, eben auch gerne im Beratungsgespräch, dann würde dann letztlich die Gesellschaft begründet werden. Wir hatten ja schon vorhin gesagt, man kann so 4 Wochen rechnen, bis alles steht, Firmengründung, steuerliche Registrierung, Kontoeröffnung. Für die Kontoeröffnung verwenden wir heute auch Online-Banken in der Regel dafür. Es ist nicht notwendig, dort eine der traditionellen Banken, wie Bank of America, zu verwenden. Man braucht keinen US-Geschäftsführer, man kann dort selbst Geschäftsführer sein, bei der Gesellschaft. Das heißt also, man ist da eigentlich relativ schnell am Start. Man kann natürlich jederzeit auch in die USA dann einreisen, um jetzt an Meetings teilzunehmen, Verträge anzubahnen, Lieferanten zu treffen, Kunden zu treffen. Dafür braucht man kein Visum. Wenn man natürlich jetzt gerne länger in den USA bleiben möchte, mehr als 90 Tage, und dort im Tagesgeschäft der Gesellschaft in den USA involviert sein möchte, kann man sich dann ein Visum besorgen, aber in der Regel ist es relativ einfach. Die Steuer in den USA sieht so aus, die Körperschaftsteuer, die eine Cooperation zu bezahlen hat, ist im Bund 21 %. Dazu kommt dann in den einzelnen Bundesstaaten eine Bundesstaatssteuer. Die liegt je nach Bundesstaat zwischen 0 und 7 % maximal. Florida zum Beispiel hat 5,5 % Körperschaftsteuer, Texas hat bis zum Umsatz von 1,3 Millionen keine Steuer auf Bundesstaatsebene. Andere Staaten haben entsprechende andere Steuern. Wenn ich jetzt eine Personengesellschaft gründe, dann zahl ich ja keine Körperschaftsteuer, sondern Einkommensteuer. Da gibt es dann verschiedene Sätze, richtet sich nach dem Gewinn der Gesellschaft und ob ich ein anderes Einkommen habe in den USA. Ich würde mal sagen, mit einem Drittel ist man ungefähr gut dabei. Ganz wichtiger Punkt, wenn man jetzt in einem Land lebt wie Deutschland, dann hat man ja immer letztlich ein Problem mit Auslandsgesellschaften. Das gilt auch für die USA, dass man im Grunde genommen langfristig nicht Geschäftsführer eine Auslandsgesellschaft sein kann, ohne damit eine Betriebsstätte in Deutschland auszulösen. Was dann zu unangenehmen steuerlichen Folgen in Deutschland führen kann. Deshalb ist jedem anzuraten, der in den USA tätig ist, dass man dort nach einer gewissen Gründungsphase, vielleicht die ersten 18 Monate, in denen vielleicht sowieso noch keinen Gewinn entsteht, dass man dann vor Ort einen Geschäftsführer einstellt, der dann die Geschäfte leitet, damit dies nicht von Deutschland aus erfolgt. Es gilt dann natürlich entsprechend für Personen, die in Frankreich oder Italien wohnen, das Gleiche.

Daniel Das ist ein guter Hinweis. Jetzt gibt es ja etwas, das im Business, in letzter Zeit immer mehr populär wird, ganz speziell natürlich auch in Zeiten von Corona nochmal zugelegt hat. Dass ein Grund sein könnte, weshalb der ein oder andere vielleicht sich an Sebastian Sauerborn wenden möchte, mit der Frage, was mache ich jetzt? Ich rede von Dropshipping in den USA. Dort ist ja ganz speziell die Frage, wenn ich jetzt zum Beispiel mein Dropshipping in die USA ausbauen will, ich mach’ das vielleicht schon in Europa, jetzt ist für mich der US-Markt noch sehr interessant. Muss ich dafür eine Firma in den USA gründen? Oder mache ich das ohne eine Firma in den USA. Bewegen wir uns also jetzt von der Gruppe 2 vielleicht in die Gruppe 3 schon langsam rein. Also der dritte Grund.

51:52 - Dropshipping und E-Commerce in den USA

Sebastian Eine sehr gute Frage. Genau, Dropshipping, ich würde grundsätzlich dazu auch E-Commerce nehmen ist natürlich ein riesen Ding. Wir wissen ja, dass die Umsatzsteuerregelung in der Europäischen Union immer komplizierter werden. Es gab zwar dort 2021 eine Neuregelung, die zur Vereinfachung hätte führen sollen, aber in der Realität ist es nicht einfacher geworden. Man fragt sich natürlich, will ich mich wirklich damit rumschlagen? Deswegen ist natürlich in den USA der Markt für E-Commerce und Dropshipping sehr interessant, denn eine Umsatzsteuer gibt es ja in den USA nicht, zumindest nicht nach europäischem Muster. Es gibt zwar eine Sales Tax, die wird aber immer, am Ende aufgeschlagen. Das heißt also, die Preise werden alle netto ausgeschrieben, der Kunde entscheidet sich für den Nettopreis, beim Check-out kommt dann eben die Sales Tax darauf. Das ist in der Regel auch nur ein paar Prozent, vielleicht 3 -5 %, manchmal 8 %, je nach Bundesstaat. Aber es ist halt so, dass es in vielen Bundesstaaten letztlich sehr hohe Freibeträge gibt. Zum Beispiel in Kalifornien der Freibetrag ist $500 000. Das heißt, nur wenn ich mehr als $500 000 in Kalifornien umsetze, muss ich mich für die Sales Tax registrieren. Das heißt das Thema Sales Tax, das ist was und wenn ich jetzt in allen 50 Staaten dafür registriert bin, dann ist es vielleicht ein bisschen umfangreicher, aber die Freibeträge sind hoch, dann habe ich so ein großes Unternehmen, dass mich das eigentlich auch nicht mehr juckt. Die Zölle sind ja auch letztlich in den USA sehr viel geringer. Es gibt keine einfache Umsatzsteuer. Also es gibt vielleicht 1-2 %, die gezahlt werden müssen beim Zoll. Das ganze Thema ist sehr viel einfacher zu handhaben und deswegen ist es für viele Mandanten möglicherweise interessanter Dropshopping und E-Commerce in den USA zu machen und in Europa nicht zu machen. Oder sich eher auf das US-Geschäft zu konzentrieren, vor allen, weil Amazon, was den E-Commerce betrifft, in den USA 50 % Marktanteil hat. Das heißt, wenn ich bei Amazon richtig drin bin, weiß wie das richtig funktioniert mit FBA und so, habe ich natürlich schon eine gigantische Reichweite, die ich so in der Europäischen Union nur schwer erzielen kann. Um es jetzt nochmal zu sagen, ich brauche kein Unternehmen in den USA, um Dropshipping und E-Commerce zu machen, aber es ist manchmal sinnvoller es zu machen, obwohl es rein rechtlich nicht notwendig ist. Wir haben Mandanten die machen es ohne Unternehmen in den USA und dann wird dann auch dann keine Steuer in den USA fällig. Also wohlgemerkt Sales Tax möglicherweise, aber die Gewinne, die mit US-Kunden bestehen, solange ich keine US-Betriebsstätte habe, müssen nicht in USA versteuert werden. Das heißt, sie werden dann eben dort besteuert, wo sich ein Unternehmen befindet. Wir haben zum Beispiel Mandanten, die sind in Deutschland ganz normal selbstständig, haben dort Gewerbe, verkaufen jeden Monat für 100 000 Dollar Produkte in den USA. Die zahlen dort keine Steuern, die zahlen komplett Steuern in Deutschland auf die Gewinne.

54:48 - Szenario 3: Die Vorteile einer LLC oder C Corporation nutzen

Daniel Kommen wir jetzt zur dritten Gruppe. Also Personen, die weder in die USA umziehen wollen, noch in den USA Business machen wollen. In dieser Kategorie gibt es 3 verschiedene Szenarien oder Beispiele, die uns jetzt helfen, den Sachverhalt noch etwas besser zu erklären.

Sebastian Das erste Beispiel ist die sogenannte Exempt LLC, da gibt es ja sehr viele Informationen im Internet, auch sehr viele Gerüchte, sehr viele Falschinformationen. Wie ich vorhin schon gesagt habe, ist die LLC letztlich gesellschaftsrechtlich eine Kapitalgesellschaft, aber steuerrechtlich eine Personengesellschaft. Die LLC wurde erst in den Siebzigern erfunden und die Steuerbehörde hat sich überlegt, wie ordnen wir also eine LLC ein, die nur einen Gesellschafter hat. Was ist das, was ist das für eine Art von Gebilde, denn eine eigentliche Personengesellschaft ist es nicht, eine Kapitalgesellschaft ist sie ja steuertechnisch auch nicht. Also hat sich das Ministerium damals entschieden zu sagen, eine Einpersonengesellschaft ist eine sogenannte Disregarded Entity. Das heißt, die hat keine eigentliche Rechtspersönlichkeit, die ist kein eigentliches Steuersubjekt, sondern fällt im Grunde steuerlich mit dem Eigentümer zusammen. Wenn ich also in den USA lebe, Amerikaner bin und eine LLC habe - und das genau macht die Beliebtheit der LLC aus - muss ich für die LLC weder eine Steuererklärung einreichen, noch muss ich Buchhaltung, im Sinne von Jahresabschlüssen, Bilanz oder sonst irgendwas einreichen, sondern ich mach’ einfach eine einfache Gewinn und Verlustrechnung und gebe dann das Einkommen aus der LLC auf meiner persönlichen Steuererklärung an. Das heißt, da muss nichts separat eingereicht werden, es wird einfach auf meiner persönlichen Steuererklärung als Einkommensposition verbucht. Wenn jetzt aber der Eigentümer dieser 1 Person LLC nicht in den USA lebt, dann bin ich ja dort auch nicht steuerpflichtig, außer die LLC hat eine Betriebsstätte in den USA. Wenn Sie eine Betriebsstätte in den USA hat, dann sind die Gewinne natürlich durch mich in den USA zu versteuern. Wenn Sie das aber nicht hat, dann bin ich ja als Gesellschafter der LLC, der nicht in den USA steuerpflichtig ist, nicht verpflichtet, eine persönliche US-Steuererklärung einzureichen. Also muss ich auch die Gewinne der LLC nirgendwo in den USA erklären und auch nicht versteuern, sondern ich muss die LLC dort versteuern, wo ich lebe. Wenn ich jetzt also irgendwo lebe, wo ich keine Steuern bezahle, zum Beispiel in Dubai, oder wenn ich als digitaler Nomade durch die Welt tingle und nirgendwo steuerpflichtig bin, dann ist natürlich die LLC eine interessante Rechtsform, denn ich muss letztlich ja, wenn ich es richtig mache, nirgendwo Steuern bezahlen. Die USA sagen, wir wollen keine Steuern von dir, solange du keine Betriebsstätte hier hast. Ich kann also auch US-Kunden haben in den USA, darf aber keine Betriebsstätte haben. Dann ist also diese LLC sehr interessant, denn ich habe dann einige Gesellschaften, für die ich ganz einfach Bankkonten bekomme, einen Stripe Account, einen Paypal Account und so weiter. Was ich für irgendwelche exotischen Offshore Gesellschaften, die ebenfalls steuerfrei sind, gar nicht bekommen kann. Bei der LLC kann ich das alles bekommen und das Einkommen bis dann aus US-Sicht steuerfrei. Wenn ich irgendwo lebe, wo ich keine Steuern bezahlen muss, dann ist es de facto steuerfreies Einkommen. Das ist einer der ganz beliebten und ganz weit verbreiteten Gründe, eine US-Gesellschaft zu gründen.

Daniel Klingt spannend. Da wird es bestimmt einige Nachfragen noch geben von Zuschauern und Zuhörern zu dem Thema, dass Du jetzt gerade erwähnt hast.

Sebastian Wenn ich jetzt natürlich in Deutschland leben würde, dann wäre das eher eine Katastrophe, das wäre steuerlich überhaupt nicht vorteilhaft. Also in Deutschland wird es natürlich gar nicht gehen. Da ist diese Konstruktion nicht machbar, also ist eigentlich nirgends machbar, ganz egal wo man wohnt in Europa und dort als ganz normaler Resident steuerpflichtig ist. Mit Exempt Stati, zum Beispiel in Spanien, Beckham Law, Non Dom Staus, oder auch NHR Status in Portugal, kann man die Sachen schon interessant gestalten möglicherweise. Man muss aber immer darauf achten, gibt es dort lokale Tätigkeiten. Das ist so ein bisschen die Falle. Aber grundsätzlich natürlich machbar. Der zweite Fall eine US-Gesellschaft zum Beispiel zu verwenden ist, ist, wenn ich hier wiederum einen ähnlichen Fall habe, aber letztlich keine LLC verwenden kann. Ein Beispiel, wo ich keine LLC verwenden kann, ist zum Beispiel der, ich wohne in Dubai und möchte jetzt gerne bei Amazon in Deutschland verkaufen. Dann muss ich letztlich nachweisen, dass ich eine deutsche Umsatzsteuer Nummer habe für die Gesellschaft. Die kann ich aber nicht beantragen, wenn ich keine steuerliche Ansässigkeitsbescheinigung bekomme. Welche ich nicht bekomme für die LLC die Exempt ist, denn sie hat ja keine Steuerliche Ansässigkeit in den USA. Also würde ich dort zum Beispiel keine deutsche Umsatzsteuer bekommen, insofern kann ich dann die Gesellschaft bei Amazon in Deutschland wahrscheinlich nicht verwenden. Hier kann ich folgendes machen, ich kann eine C Corporation gründen. Diese C Corporation ist ein eigenständiges Steuersubjekt, die bekommt immer eine Ansässigkeitsbescheinigung in den USA. Wobei Achtung, manchmal muss man 6 - 8 Monate drauf warten. Das heißt, die steuerliche Ansässigkeit der C Corporation ist immer in den USA. Das heißt, ich kann dann auch eine deutsche Steuernummer bekommen. Das heißt, ich kann dann auch zum Beispiel bei Amazon usw. verkaufen. Wir haben ja schon gesagt, die C Corporation zahlt 21 % Steuern mindestens im Bund und dann vielleicht noch im Bundesstaat. Aber wenn ich jetzt nicht in den USA lebe, dann kann mir die Corporation ein Gehalt bezahlen. Also zum Beispiel ich lebe in Dubai, die Corporation bezahlt mir dann ein Gehalt, das heißt ein Großteil der Gewinne wird mir als Gehalt ausbezahlt, das geht ja dann in den USA in die Betriebsausgaben.

Sozialabgaben oder sowas ist nicht zu bezahlen in den USA, oder Einkommensteuer, denn die Tätigkeit findet ja nicht in den USA statt. Insofern kann ich dann sagen - mal angenommen, die Gesellschaft macht 250 000 Dollar Gewinn - ich lass mit 220 000 Dollar Gehalt bezahlen von der C-Corporation. Dann bleiben noch 30 000 übrig, die ich dann ganz normal versteuer und das Gehalt ist dann steuerfrei. Das wäre also eine weitere Konstruktion, ein US-Gesellschaft zu verwenden in einem steueroptimiertem Kontext. Aber auch hier ist das Wohnsitzland das Entscheidende. Natürlich, in Deutschland oder einem ähnlichen Land würde es niemals funktionieren, dann darf man sich niemals irgendwelchen Illusionen hingeben, das wäre komplett illegal.

Daniel Die C Corporation hat aber auch gegenüber der LLC höhere Anforderungen, oder auch Kosten, die man natürlich auch nochmal erwähnen muss. Was muss ich jährlich machen?

Sebastian Bilanzieren. Testat nicht, aber ich muss bilanzieren. Körperschaftsteuer Erklärung einreichen. Also genau, die hat natürlich andere Anforderungen als eine LLC. Das dritte Beispiel ist jetzt, da möchte ich gerne den sogenannten Delaware Flip erwähnen. Wir wissen ja, dass jetzt hier Risikokapital, Wagniskapital, Venture-Capital in den USA in weitaus größerem Umfang bezahlt werden, als in Europa. Ja, ich meine, in gewisser Weise haben die Europäer aufgeholt, aber dennoch ist es so, dass die großen Beträge letztlich am Ende in den USA. Bezahlt werden. Es ist jetzt in fast allen Fällen so, dass US-Investoren nur in amerikanische Firmen investieren, grundsätzlich. Auch wenn es ein europäisches Unternehmen ist. Das hat steuerliche Gründe, das hat Risikogründe, wie gesagt Delaware kennt jeder. Die amerikanischen Investoren wollen also in eine Delaware Gesellschaft investieren. Was ich also dann machen muss als europäischer Start-up Unternehmer, damit meine US-Investoren, die ich mir jetzt sozusagen sichern konnte... Ich muss eine Delaware Gesellschaft gründen und diese Delaware Gesellschaft übernimmt dann meine zum Beispiel Deutsche GmbH in Kontext eines Aktientauschs. Das heißt, die Delaware Gesellschaft bekommt die Anteile an meiner GmbH. Und die anderen Gesellschafter bekommen stattdessen dann Anteile an der Delaware Gesellschaft. Dann habe ich eine Holding in Delaware, ich habe eine operative Gesellschaft in Deutschland und dann können meine US-Investoren in die Delaware Holding investieren. Das nennt man den sogenannten Delaware Flip, ein ganz bekanntes Modell wird laufend gemacht. Mann muss natürlich vorsichtig sein, denn da die Delaware Gesellschaft keine EU Gesellschaft ist, findet hier kein qualifizierter Anteilstausch statt. Das bedeutet, dass die Veräußerung oder die Übertragung der Anteile der Deutschen Gesellschaft an die Delaware Gesellschaft, einer Veräußerung gleichkomme und möglicherweise besteuert werden müssen. Es ist natürlich ein relativ komplexes Vorhaben. Ich habe es ganz einfach beschrieben. Da wird man natürlich mit Anwälten, Steuerberatern schauen müssen, wie man das macht. Da gibt es Möglichkeiten drumherum. In der Regel sind ja viele der Start-ups ohnehin dann gehalten durch Holdinggesellschaften der Start-up Gründer und damit lässt sich das Ganze mit liieren eigentlich. Aber das wäre im Grunde ein drittes Beispiel, wo eine US-Gesellschaft gegründet wird, wo ich nicht vorhab in den USA tätig zu werden und nicht vorhab in den USA zu leben.

Daniel Spannend. Und ich hab das auch mit dem Delaware Flip besonders gelesen. Schon bei so Tech Companies, German Tech Companies, die US-Investoren suchen.

Sebastian Ja, also ist ganz gang und gäbe, dass man diesen Flip dann macht. Man muss sagen, dass immer mehr amerikanische Investoren auch direkt in europäische Unternehmen investieren. Das sollte ich hier hinzufügen. Ja, also es ist nicht immer so, aber es ist relativ häufig der Fall.

Daniel Gut, interessant. Dann haben wir jetzt einen guten Überblick über die 3 Möglichkeiten bekommen und auch wie sie umgesetzt werden, wenn also jemand in den USA ein Unternehmen gründen möchte. Auch die verschiedenen Gesellschaftsformen haben wir eigentlich gut besprochen, welche Gesellschaftsformen in welchem Fall ideal ist, von welcher man lieber die Finger lassen sollte. Die Kosten hast du ja erwähnt. Die sind ja in allen 3 Fällen weitgehend gleich.

Sebastian Genau, man auch klarstellen, die Unterschiede zwischen den einzelnen Rechtsformen sind also hauptsächlich eigentlich steuerlicher Natur. Auch die beschränkte Haftung ist mehr oder weniger bei allen gleich. Ich hatte vorhin gesagt, es gibt nicht korrekte Handhabe der LLC schon potenzielle Risiken, aber unter der Annahme, dass sie richtig angewandt wird, ist das natürlich nicht so.

Daniel Wie ist das vom Renommee? Wenn ich jetzt zum Beispiel in den USA gehe als Unternehmer, das ist ja immer so eine Sache auch mit den Banken. Also ich brauch’ ein Bankkonto, ich möchte vielleicht auch was finanzieren, Kredit beantragen. Hat das hat da die Gesellschaftswahl irgendeinen Einfluss oder gibt es andere Dinge, die die ich beachten muss?

Sebastian Nein, im Grunde genommen ist alles völlig gleich. Ich würde sagen tendenziell C Corporations weit weniger geprüft werden als LLCs, weil einfach davon ausgegangen wird, dass die Compliance bei der Corporation umfangreich ist. Da sind qualifizierte Berater involviert. Dass da irgendwas anbrennt und irgendwas schlampig gemacht wird, da ist die Wahrscheinlichkeit geringer als bei einer LLC.

Daniel Das war sehr interessant. Kann ich dich denn jetzt trotzdem noch zu einem Fazit provozieren? Unternehmensgründung in den USA. Wenn du das vielleicht mal in einem Satz oder zwei Sätzen zusammenfassen kannst. Für wen lohnt sich es und wie geht man es an?

01:07:21 - Fazit Unternehmensgründung in den USA - Für wen lohnt es sich?

Sebastian Die überwiegende Mehrheit von Mandanten, die wir betreuen, sind Mandanten, die in den USA leben beziehungsweise planen, dorthin zu ziehen und im Rahmen des Visums die Gesellschaft gründen. Die andere Gruppe sind Mandanten, wie ihr Business in die USA expandieren wollen. Für die lohnt sich auf jeden Fall, meiner Meinung nach. Dann gibt es ebenso ein paar Sonderfälle wie die, die wir gesprochen haben bis jetzt. Da muss man sich dann überlegen, ob das dann passt oder nicht. Aber für die ersten Personenkreise. Lohnt es sich auf jeden Fall. Das ist auch alles im Grunde genommen machbar. Die Kosten richten sich dann in der Regel natürlich nach dem Aufwand, der dann auch verbunden ist mit der laufenden Buchhaltung, aber das ist alles machbar und auf jeden Fall ein empfehlenswerter Schritt, wenn man in der Situation ist.

Daniel Letzte Frage: Der Zuschauer, der Zuhörer, der jetzt auf den Geschmack gekommen ist, weiter gehen will, Fragen hat, wie kommt er an seine Antworten?

01:08:20 - Wo bekommt man weitere Antworten?

Sebastian uskanzlei.com ist die Webseite. Unsere Kanzlei in Austin, Texas. Da gibt es sehr viele Informationen zu allen möglichen Themen. Auch zu den Themen, die wir gerade besprochen haben. Da kann man sich einlesen und der nächste Schritt wäre dann, bevor man dann zur Gründung schreitet, Beratungsgespräche zu buchen und dann nochmal die konkrete persönliche Situation durchzusprechen. Dann kann man letztlich mit der Gründung beginnen.

Daniel Ok klasse, vielen Dank. Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland. Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

Weiterlesen
Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Dubai - sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht

Für wen ist Dubai der ideale Firmensitz & Wohnsitz? Was muss man wissen, damit es mit Aufenthaltserlaubnis, Firmengründung und Bankkonto reibungslos klappt?

Zu Gast: Nazanin Baghmani

Dubai ist eine Wüstenmetropole in den Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und steht für Zukunft, Luxus und steuerliche Vorteile. Immer mehr Menschen zieht es in diese faszinierende Stadt in der alles ein wenig fortschrittlicher ist als überall sonst. Aber nicht nur für die fast 17 Millionen Touristen, die jährlich nach Dubai strömen, sondern vor allem für Unternehmer ist und bleibt Dubai, das weniger als 1,5 Stunden von Abu Dhabi entfernt ist, ein spannendes Ziel. 

Denn besonders für lukrative Geschäfte hat Dubai einiges zu bieten. Steuerfreiheit und fehlende Buchhaltungspflicht sprechen hierbei für sich, und hervorragende, sichere Investitionsmöglichkeiten runden das ganze noch ab.

Wie das Ganze in der Praxis aussieht, besprechen wir in unserem aktuellen Podcast mit Unternehmensgründungsberater Dubai Nazanin Baghmani. Sie lebt seit 10 Jahren mit Ihrer Familie in Dubai, hat Umzug und Firmengründung hautnah erlebt und sich darauf spezialisiert, Deutschsprachigen beim Umzug und Leben in Dubai zur Seite zu stehen. In unserem Podcast teilt sie viele spannende Erfahrungen und Tipps mit allen, die es nach Dubai zieht.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Für wen ist Dubai die richtige Destination? 

Besonders vier Gruppen, die höchstwahrscheinlich in Dubai glücklich werden, empfiehlt Nazanin den Umzug. 

  • Jungen Leuten, die selbständig sind oder einen Online-Job haben und davon träumen sowohl am Strand zu arbeiten, aber auch noch viel zu erleben.

  • Jungen Familien, die nach Abenteuer in Kombination mit einem guten Schulsystem und Sicherheit für ihre Kinder suchen. 

  • Personen mit Migrationshintergrund, die sich einerseits in Deutschland einfach nicht mehr wohlfühlen, gleichzeitig aber nicht auf Sicherheiten und eine deutsche Community verzichten möchten.

  • Allen, die Steuern sparen wollen. Denn das geht in Dubai nach wie vor besonders gut. 

Warum lohnt sich der Umzug in die Ferne?

Ganz klar, besonders für Unternehmer oder digitale Nomaden – aber auch für Privatpersonen – ist Dubai besonders attraktiv, da es 100% steuerfrei ist. 

Etwaige Gerüchte der Medien, die behaupten, die Tage des Steuerparadieses Dubai seien gezählt, denn wie finanziert sich Dubai ohne Steuern, sind hier nicht zu ernst zu nehmen. Denn es handelt sich bei der Steuer, welche nun eingeführt wird, nur um eine Umsatzsteuer für Unternehmer. Es wird weiterhin keine Gewerbesteuer und keine Einkommensteuer bzw. Vermögenssteuer geben, was heißt, dass der Einkommensteuersatz Dubai weiterhin bei 0% liegt. Vor allem aber, betrifft dieses neue Gesetz nur das Main Land, und nicht die vielen Freihandelszonen, in denen Sie weiterhin ihr Unternehmen gründen können. Für diese Freihandelszonen gibt es von Scheich die Garantie auf mindestens 50 weitere steuerfreie Jahre – und das reicht uns ja, oder?

Neben den extremen Steuerersparnissen fällt auch die Last der Buchhaltungspflicht weg.

Natürlich werden Sie als ernsthafter Unternehmer weiterhin Ihre Buchhaltung machen. Aber sie tun das ohne Druck und Pflicht, jeden Cent nachweisen zu müssen und für sich selbst. 

Handeln Sie geschäftlich mit Kryptowährungen oder sind als Privatperson im Besitz von Kryptowährung, dann erfahren Sie hier mehr zu Krypto Steuern in Dubai.

Auch wenn Dubai sehr weit weg ist, muss man nicht auf eine deutsche Community verzichten. Denn in den Vereinigten Arabischen Emiraten leben insgesamt ca. 12.000 Deutsche, die meisten davon in Dubai.

Auf der anderen Seite ist Dubai allerdings weit genug weg, um unberührt zu bleiben von Krisensituationen, mit welchen wir aktuell in Europa konfrontiert werden. Während Covid war die Lage in Dubai sicher, ruhig und organisiert und von der Ukraine Krise ist man – so weit weg – überhaupt nicht betroffen.

Lesen Sie auch: Malta – nur 5% Körperschaftsteuer. So funktioniert’s

Wie ist das Leben in Dubai?

Das Leben in der Stadt der Wolkenkratzer ist anders, als man es sich vielleicht vorstellt. Besonders ist hier die Diversität und Toleranz hervorzuheben, die bei einer islamischen Stadt sicher nicht erwartet wird. So muss man als Frau, keine Angst haben, dass man sich in irgendeiner Art verschleiern muss oder mit seltsamen Blicken gemustert wird. In Dubai lebt jeder sein eigenes Leben. So sieht man gläubige Musliminnen, neben Frauen mit Bikini sitzen und auch während dem islamischen Fastenmonat Ramadan, kann man ganz normal draußen essen, rauchen und seinen Kaffee trinken (wir raten dennoch respektvoll aufzutreten).

Bei einem herrlich heißem Sommerklima das ganze Jahr über, mit Wassertemperaturen von 22 °und 32° Grad, kann man tatsächlich fast 365 Tage am Strand verbringen und nebenbei arbeiten – wenn man das möchte.

Auch wenn Arabisch die offizielle Amtssprache ist, muss man kein Arabisch lernen, um in Dubai zu leben, denn (fast) überall wird Englisch gesprochen – man darf nicht vergessen, die Bevölkerung Dubais besteht zum größten Teil aus Zuwanderern der verschiedensten Länder.  

Außerdem ist das Leben in Dubai sehr fortschrittlich, man bekommt seine Rechnungen, Verträge, Strafzettel und Quittungen nicht mehr in die Hand gedrückt, sondern per E-Mail oder SMS zugesandt. Lebensmittel im Supermarkt einkaufen geht man in Dubai auch nicht – alles läuft digital.

Das alles kann man haben – zu kaum höheren Lebenskosten als in Deutschland. Hierbei sind die Mietpreise etwas günstiger, die Lebensmittelkosten in Dubai etwas teurer, ein Auto wieder etwas günstiger – alles in allem ist es für Singles vergleichbar mit Deutschland. Für Familien wird es teurer, den diese müssen ca. 12 000 € im Jahr für Schulgeld einrechnen, den die Kinder besuchen in Dubai eine Privatschule. 

Auch für Investitionen und Vermögenssicherung eignet sich Dubai hervorragend. Besonders der Aktien und Immobilienmarkt bietet attraktive und sichere Möglichkeiten. Dank neuer Gesetze und moderner, digitaler Vorgehensweise ist der Immobilienkauf einfach zu regeln. Trotzdem sollten Sie sich immer vor Ort beraten lassen. So finden Sie auch sicher die richtigen Gebiete, in denen die Immobilie wirklich Ihnen gehört und vererbt werden kann.

Aufenthaltsgenehmigung erhalten

Sie können zwischen drei Wegen wählen, um an eine Aufenthaltsgenehmigung zu kommen:

  • Bei einer Firma angestellt werden (Residenz Visa)

  • Eine Immobilie kaufen (Mindestwert > 1 Mio.) 

  • Gründung/ Beteiligung an einer Firma (Investors Visa)

Unternehmensgründung kann mit der richtigen Hilfe einfach sein

Trotz sehr gründlicher Recherche und vieler Jahre Erfahrung mit Unternehmensgründung hat es damals bei Nazanin alles andere als reibungslos geklappt. Die Unternehmensgründung mithilfe einer lokalen Agentur war viel teurer und langwieriger als abgemacht und bis zum eigenen Bankkonto hat es 9 Monate gedauert. Also alles so gelaufen, wie Sie es sicher nicht haben wollen.

Das muss aber in Dubai nicht so laufen, denn da ist alles gesetzlich geregelt und mit der richtigen Vorbereitung und Unterstützung können Sie ihr Bankkonto auch schon in 2 Wochen haben. Man muss nur wissen, wie es funktioniert und vorausschauend denken und handeln. Genau das macht der deutschsprachige Concierge-Service von Frau Baghmani.

Wie Sie mit Aktien und ETFs ein passives Einkommen erzielen, lesen Sie hier.

Herausforderungen 

Ein wichtiger Aspekt ist, dass der Wegzug aus Deutschland Sie nicht von der Steuerzahlung entbindet, wenn Sie weiterhin Einkünfte aus Deutschland beziehen. Auch die Wegzugsteuer muss beachtet werden. Eine individuelle Beratung ist in diesem Fall unvermeidlich und sollte rechtzeitig vor Ihrem Wegzug erfolgen.

Wenn Sie sich im Zukunftsland Dubai am Strand sehen, lassen Sie uns doch gemeinsam bei einem Beratungsgespräch besprechen, wie Ihr Traum zum Erfolg werden kann.

Weitere Artikel über Steuern und Unternehmensgründung in anderen Länder wie z.B. Luxemburg oder Irland können Sie auf unserem Podcast Perspektive Ausland oder unseren Websites Wohnsitzausland, Auslandsunternehmen und Stmatthews lesen.

Kontaktdaten und Links:

Nazanin Baghmani

Homepage: www.dubai-life.ae

E-Mail: contact@dubai-life.ae

Telefon: +971 52 55 11 980

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben
Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Passives Einkommen mit Immobilien aufbauen - So geht’s
4 Alternativen zu Dubai für Auswanderer
Auswandern nach Uruguay - die „Schweiz Südamerikas“
Auswandern nach Costa Rica und Belize: Welches Land ist besser für Auswanderer?
Wohnung mieten in der Schweiz als Deutscher
Geld ins Ausland senden
Sozialhilfe für Deutsche im Ausland
Zahlen zu deutschen Auswanderern
Work and Travel: Arbeiten und Reisen im Ausland
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Das Leben als digitaler Nomade
Wohnsitz: Anmeldung, Abmeldung, Ummeldung

Timestamps

00:00:18  -  Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Nazanin Baghmani

00:04:55 - Wer sollte nach Dubai ziehen? Für wen ist es geeignet?

00:11:46 - Herausforderungen bei der Firmenanmeldung wurden zu einer Geschäftsidee

00:16:43 - Welche Unterstützung bietet dein Concierge-Service?

00:19:23 - Ein Bankkonto in Dubai eröffnen - schwierig oder einfach?

00:22:44 - Sind die Tage der Steuerfreiheit in Dubai gezählt oder ist das ein Mythos?

00:25:45 - Keine Buchhaltungspflicht - wie sieht das in der Praxis aus?

00:28:07 - Vermögen sichern, anlegen und vermehren in Dubai

00:33:23 - Leben und Lebenskosten in Dubai 

00:40:34 - Dubai ein zukunftsorientiertes, sicheres Land in der Krise

00:47:46 - 4 Fragen zu Dubai

00:49:56 - Kontakdaten Nazanin Baghmani

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP 42: Dubai - sicheres und fortschrittliches Steuerparadies, weit weg von der Krise

Zu Gast: Nazanin Baghmani

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler dies ins Ausland ziehen, egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Nazanin Baghmani

Daniel lch bin Daniel Taborek und ich spreche mit Experten und interessanten Menschen über attraktive Wohnsitzländer und internationale Steuerplanung. Nazanin, du bist ja heute unser Gast - wir sagen du zueinander, weil wir uns schon mal in einer gemeinsamen Zeit in einem anderen spannenden, interessanten Land kennengelernt haben. Aber heute sprechen wir über Dubai. Bevor wir loslegen und in die Tiefe gehen, stell dich doch unseren Zuschauern mal selbst vor.

Nazanin Gerne ja. Nazanin Baghmani ist mein Name. Ich bin seitdem ich 18 bin, immer wieder im Ausland, hab schon viele spannende Länder bereist, hab mich aber letztendlich dann für Dubai entschieden als Lebensmittelpunkt für mich und meine Familie. Ich freue mich heute, nach wirklich einer langen Zeit durch viele Länder, über den Ort sprechen zu können, den wir für uns selbst ausgesucht haben für unsere Zukunft.

Daniel Klingt schonmal spannend, ein guter Einstieg. Heute bist du also in Dubai. Erzähl uns doch mal bitte, wie hat es dich letztendlich aber ausgerechnet nach Dubai verschlagen?

Nazanin Es war wirklich Zufall. Es ist ganz, ganz interessant. Ich hatte Dubai nie im Blickfeld als Land, wo ich leben möchte. Es war wirklich Zufall. Ich hatte ein spannendes Projekt hier beruflich und war ein paar Mal hier und dann dachte ich mir, das Wetter ist doch ganz schön. Ich weiß gar nicht mehr, was für Ferien es waren, ich glaube Herbstferien, wir waren in Deutschland, mein Mann und mein Sohn hatten Zeit. Dann hab ich gesagt, das nächste Mal, wenn ich hierherkomme, kommt doch einfach mit und dann buchen wir ein Hotel, wo es halt auch so ein Wasserpark gibt. Ihr könnt dann im Wasserpark Spaß haben und dann sind wir zumindest abends zu Hause, weil ich auch ein bisschen länger hier bleiben wollte. So sind wir dann in Urlaub hierhergekommen und fanden das alle 3 so toll, dass wir seitdem mehrmals im Jahr wirklich in Urlaub, aber immer auch in Kombination mit meiner Tätigkeit, nach Dubai gekommen sind. Irgendwann war einfach klar, wir wollen hierherziehen. Aber es war wirklich überhaupt nicht geplant und hättest du mich das vor 10 Jahren gefragt, hätte ich gesagt auf gar keinen Fall, da sind noch ganz viele andere Länder auf der Liste, aber bestimmt nicht Dubai als Ziel wirklich zum Auswandern.

Daniel Ja, gut, dass du damals nicht nach Norwegen gefahren bist. Jetzt wohnst du ja nicht nur in Dubai, sondern du bist ja dort auch geschäftlich tätig. Was ist jetzt dein Business, wovon lebst du in Dubai? Womit verdienst du dein Geld?

Nazanin Ich habe ein Concierge-Service, einen deutschsprachigen Concierge-Service, wo wir deutschsprachigen Menschen, die nach Dubai kommen wollen, einfach helfen, sie unterstützen bei allem. Sei es darum, eine Firma zu gründen, eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen, hier zu investieren, eine Immobilie zu kaufen, die zum Investment zu nutzen oder um hier zu leben. Wir machen alles. Das ist es ganz nett, weil ich hab halt das tolle Leben in Dubai, hab aber immer noch den Anschluss an die Heimat. Das ist natürlich schön, weil ich würde es vermissen, wenn ich den Anschluss verlieren würde und ich hab ihn aber die ganze Zeit.

Daniel Okay, cool. Jetzt ist ja so, wenn man sich anschaut, die Statistiken, wo Deutsche üblicherweise hin auswandern, dann findet man Dubai nicht unter den ersten 10 Ländern, nicht mal unter den ersten 20, es ist genau auf Platz 21. Interessanterweise noch nach Russland und China sogar, nach dem wie du uns jetzt Dubai geschildert hast, klingt es ja interessant. Also, wer ist so der typische Deutsche, Schweizer, Österreicher - wir richten uns ja an alle deutschsprachigen - wo man sagt, das sind die richtigen Typen um nach Dubai zu kommen, entweder um dort zu leben oder Business zu machen. Also die Fragen: Wer sollte nach Dubai kommen? Warum nach Dubai kommen? Für welches Business wäre Dubai ideal?

00:04:55 - Wer sollte nach Dubai ziehen? Wie sieht das Leben aus?

Nazanin Also warum es auf Platz 21 ist, nach Russland und China, kann ich echt nicht sagen, finde ich aber krass, hätte ich niemals erwartet. Aber wie gesagt, selbst ich, die wirklich seitdem sie 18 ist, immer wieder in anderen Ländern gelebt hat, bin ja nie auf die Idee gekommen nach Dubai zu ziehen. Vielleicht liegt es deshalb in der Statistik weiter unten, weil die Leute das nicht auf dem Plan haben. Ich weiß es nicht. Was für Leute können hierherkommen? Also ich glaube, es gibt verschiedene Gruppen. Meine Kunden sind wirklich immer aus verschiedenen Zielgruppen, die sich immer wiederholen. Das eine sind ganz, ganz junge Menschen. Menschen, die in ihrem Beruf, gerade jetzt auch nach Covid gemerkt haben, sie wollen nicht eingeengt sein. Die haben einfach einen Beruf, wo Sie reisen, eine spannende Zeit erleben und gleichzeitig arbeiten können. Das ist so eine Gruppe von Menschen, denen wir erfolgreich geholfen haben und die dann auch zufrieden waren. Weil es ist ja immer so, die Leute kommen her, aber sie müssen ja auch zufrieden bleiben. Die Gruppe von den Menschen, die immer superzufrieden sind, machen Grafik Designer, Content Manager, Social Media, 1000 verschiedene Sachen - aber junge Leute, die selbstständig sind, oder die Aufträge haben, die freiberuflich sind. Viele haben feste Aufträge mit Unternehmen, 3-4 feste Kunden. Die sagen einfach, denen ist es egal, ob ich jetzt in Köln, in Münster, in Berlin sitze oder in Dubai am Strand. Wenn ich meine Arbeit gut erledige, dann ist das OK. Solchen Leuten, denen würde ich das auf jeden Fall empfehlen. Ich meine, wer möchte nicht in Dubai am Strand sitzen und gleichzeitig arbeiten? Es ist tatsächlich so, ich persönlich mache das auch, ich kombiniere das immer. Ich kombiniere einen halben Tag am Strand und hab dazwischen dann 3 Calls und arbeite dann vielleicht nachts bis um 2 an meinem Schreibtisch hier. Das kann man halt einfach hier und das ist super schön. Das ist die eine Gruppe. Die zweite Gruppe, das sind junge Familien, die einfach sagen: jetzt wollen wir nochmal so ein kleines Abenteuer haben. Wir wollen aber in ein Land reisen, also gerade mit kleinen Kindern, wo wir uns sicher fühlen wollen. Wir wollen schon was Neues erleben und auch so ein bisschen Aufregung und Spannung haben, aber es ist uns wichtig, dass es zum Beispiel eine deutsche Schule gibt oder überhaupt ein gutes Schulsystem für unsere Kinder. Das ist eine Sicherheit gibt, im Sinne von, bei uns ist die Haustiere den ganzen Tag geöffnet und die Kinder laufen hier rein und raus. Die sind jetzt doch in der Schule, hätten wir das Gespräch in 3 Stunden gemacht, hätten wir nicht wirklich reden können, weil hier die ganze Zeit Kinder rein rausrennen, weil die sind so sicher, die spielen auf der Straße, die kommen und gehen. Das ist eine Art von Sicherheit, und das nächste ist halt einfach die medizinische Versorgung. Das sind die Fragen, die junge Familien uns stellen und da können wir halt ganz klar sagen, das ist super alles in Dubai. Eine andere Zielgruppe sind Leute, die Steuern sparen wollen, ganz klar. Das muss man einfach ganz klar ansprechen, man kann hier sehr gut Steuern sparen, weil man hier einfach keine Steuern zahlt. Das ist mit auch ein Grund, für viele hierherzukommen. Ich meine, ich hab gesehen, ihr hattet ja auch noch ein paar andere Zielländer, über die ihr berichtet habt, wo das genau so ist. Es ist halt einfach ein Steuerparadies, das muss man so sagen. Die letzte Zielgruppe, die jetzt interessanterweise immer wieder ankommt, sind viele Deutsche mit Migrationshintergrund. Also wie bei mir, meine Eltern leben in Deutschland, mein Bruder lebt in Deutschland, die würden niemals wegziehen. Ich bin in Deutschland in den Kindergarten gegangen, groß geworden, Schule, Gymnasium, Abitur, Studium alles in Deutschland, Berufsweg in Deutschland. Aber irgendwann habe ich gesagt, ich fühl mich nicht mehr wohl und ich brauche einen Ort, wo ich mich wohl fühle. Und das sehe ich auch. Es gibt viele, viele wirklich Akademiker, die einen Migrationshintergrund haben. Die sagen wir fühlen uns in Deutschland nicht mehr so wohl, möchten aber schon in der deutschen Community sein. Da sind wir wollen irgendwohin, wo es eine deutsche Community gibt. Was ist uns wichtig? Ein sicherer Arbeitsplatz, Altersversicherung. All diese Sachen, diese Werte, die wir aus Deutschland mitgebracht haben und die haben sie dann hier. Das heißt für solche Leute ist das auch der richtige Ort. Man merkt schon, dass ich ziemlich auf Dubai stehe.

Daniel Ja, ich überlege die ganze Zeit, wie kriege ich dich wieder eingefangen, wie kann ich dich wieder bremsen so zusagen. Aber du hast jetzt natürlich eine ganze Menge Stoff zum Nachfragen geliefert. Ich selbst war jetzt schon in Dubai, kann also das meiste von dem, was du gesagt hast auch unterschreiben. Trotzdem muss man natürlich wissen, dass einige von unseren Zuschauern und Zuhörern andere Vorstellungen haben. Jemand, der jetzt nicht den Anfang gehört hätte und nicht weiß, um welches Land es geht, der hätte jetzt vielleicht nicht gedacht, du redest über Dubai. Gerade wenn du sagst, ich geh dann mal so am Strand. Wenn man Dubai hört, denken sich ja viele Frauen: muss ich da jetzt so mit einem Ganzkörperverschleierung an den Strand gehen oder irgendwo hinter einer Wand? Das, was du über die Sicherheit gesagt hast, ich denke, das gibt es schon falsche Vorstellungen, deswegen war es gut, dass du das so angepasst hast. Als du nach Dubai gegangen bist, hattest du ja noch nicht die Absicht einen Concierge Service zu betreiben, sondern damals bist du ja dahin gegangen, mit einem Unternehmens Konzept. Vielleicht kannst du erzählen, wie lief das so bei dir. Also man kommt da an und dann denkt man so, ich mach das alles selbst, ich geh da irgendwo hin und beantrage einfach meinen Aufenthalt oder gründe eine Firma. Andere sagen nein, man braucht einen Anwalt, der da vielleicht mehrere 10000 € von mir Beratungshonorare nimmt für alles. Wie war das jetzt konkret bei dir? Wie hat das funktioniert? Was ist vielleicht auch schiefgegangen oder welche Hürden hast du erklimmen müssen?

00:11:46 - Herausforderungen bei der Firmenanmeldung wurden zu einer Geschäftsidee

Nazanin Ja, es ist tatsächlich so, Dubai ist halt nicht Deutschland, das ist ganz klar. Es ist ein arabisches Land. Man hat halt bestimmte Vorstellungen und man weiß aber nicht, wie es ist. Ich spreche kein Arabisch. Also ich spreche die Sprache nicht, die in diesem Land eigentlich von den Einheimischen gesprochen wird. Was hab ich gemacht? Das, was jede gute Deutsche macht, ich hab recherchiert im Internet. Ich hab bei 40 verschiedenen Anwaltskanzleien, bei der Auslandshandelskammer, bei privaten Vereinigungen, die ähnlich sind wie Auslandshandelkammern, bei ganzen vielen Leuten angefragt, hab mich erkundigt, hab mich eingelesen. Ich hab nicht wirklich 6 Monate eingelesen. Das ist natürlich auch viel Zeit, die man da investiert. Hab mir verschiedene Angebote eingeholt und trotzdem wusste ich nicht, was ich machen sollte. Ich wusste es nicht, weil es werden so viele unterschiedliche Informationen geliefert und wenn du nicht vor Ort bist, weißt du es nicht. Was haben wir dann gemacht? Wir sind als Familie wieder hierher gekommen zum Urlaub wieder. Dann habe ich gesagt, okay, jetzt gründe ich erstmal ein Unternehmen. Ich habe in den letzten 20 Jahren immer wieder Unternehmen gehabt, also immer verschiedene Unternehmen gehabt. Das was ich jetzt mache mit der Firmengründung, das habe ich eigentlich die letzten 20 Jahre immer gemacht nebenbei.

Daniel Aber in anderen Ländern?

Nazanin Aber nicht im Fokus und in anderen Ländern. Also in ganz vielen verschiedenen Ländern für Deutsche, aber auch für Ausländer in Deutschland. Wie gesagt, das hab ich halt immer so nebenbei gemacht, aber es ist nochmal was anderes, wenn man das für sich selber macht. Das war eigentlich ganz gut, dass ich das mitgemacht, nachdem ich das so viele Jahre für andere gemacht habe. Wie man sich fühlt, wenn man keine Antwort bekommt, wie man sich fühlt, wenn man teilweise Halbwahrheiten geliefert bekommt. Das ist dein Leben, und nicht nur dein Leben, das Leben deiner Familie, eure Zukunft und du stehst da und weißt nicht, was du gerade machst. Dubai ist zum Beispiel ein Land, das ist so sicher, weil es so bekannt ist für strikte Regeln. Das heißt, ich hatte die ganze Zeit Angst, dass ich irgendwas mache, wo es dann heißt, nein, ihr könnt hier nicht mehr einreisen, ihr könnt hier nicht mehr leben.

Ich hab wirklich nicht so gute Erfahrungen gemacht mit den Unternehmen, die die für mich gründen wollten. Hab dann ein lokales Unternehmen gefunden, hab mit denen gesprochen, die haben für mich das Unternehmen gegründet. Es war aber so, dass sie in deren Angebot zum Beispiel - das ist jetzt nicht der wirkliche Betrag - gesagt haben, wir machen alles für 5.000 €. In dem Angebot stand das auch alles drin und hinterher habe ich aber 20.000€ bezahlt, also das Vierfache von dem, was sie mir am Anfang gesagt haben. Weil dann hieß es, das musst du noch machen und das musst du machen und wusstest du das nicht? Das musst du auch noch machen, nein, das ist nicht im Angebot. Und dann bist du halt hier, was willst du machen? Du kannst ja nicht sagen, nee, ich höre jetzt auf. Dann hieß es, es dauert eine Woche und dann war ich 4 Wochen mit meinem Kind hier. Also all diese Sachen, wo ich einfach gemerkt hab, das kann doch nicht sein und ich möchte nicht, dass jeder, der hierherkommt, das miterlebt.

Das war dann halt mit ein Grund, wo ich gesagt hab, ok, all die Investitionen, all die Firmen, die ich in verschiedenen Ländern hab, ich werde die alle verkaufen. Das habe ich gemacht, ich habe wirklich alles überall zugemacht. Ich hab alles verkauft, das Geld hierher gebracht und gesagt: Ich gründe hier einen Concierge-Service und mach es besser. Mach es transparent und mach es ehrlich, weil es geht um das Leben von Menschen. Was kann schieflaufen? Alles kann schieflaufen, also wir haben so viele negative Sachen hier erlebt, über die ich eigentlich gar nicht reden möchte. Es kann aber auch ganz “smooth” laufen, das ist das Tolle an diesem Land.

Daniel Also nehmen wir mal an, ich komm jetzt zu dir, oder andere kommen nach Dubai. Was machst du jetzt anders als jetzt zum Beispiel eine Anwaltskanzlei, bei der ich jetzt auch Unterstützung finden würde für meinen Aufenthalt und für meine Unternehmensgründung? Was ist dein Geheimnis?

00:16:43 - Welche Unterstützung bietet dein Concierge-Service?

Nazanin Als studierte Juristen können wir ja gar nicht hier im Land arbeiten. Es gibt ein Gesetz hier, man kann Rechtsexperte sein, aber wir dürfen ja gar nicht vor Gericht gehen. Das heißt, ob jetzt ein Metzger für dich ein Unternehmen gründet oder die größte Anwaltskanzlei, das macht keinen Unterschied. Es geht einfach darum, wer kennt sich aus und wer begleitet dich. Was mach ich anders? Ich nehm erstens keine Gebühren von den Leuten. Was ich gemacht habe ist, ich habe Verträge abgeschlossen, mit den Behörden hier, mit den Bauträgern hier und mit allen anderen und bekomme Provisionsleistung. Das heißt, du kommst zu mir und ich gründe für dich ein Unternehmen. Meine Mitarbeiter und ich begleiten dich den kompletten Prozess über mit deutschsprachigen Mitarbeitern. Wir erklären hier jeden Schritt. Das Wichtigste ist, du bekommst ein Angebot am Anfang, wo du bis zum Ende keinen Cent mehr zahlst, nicht so wie bei mir. Es ist absolut transparent, du zahlst nur die Gebühren und das, was wirklich was wir ausgeben. Du zahlst keinen Cent mehr an uns. Wir bekommen eine Provision. Ob du jetzt bei der einen Behörde gründest oder bei der anderen Behörde ist mir egal, weil ich bekomm' überall dieselbe Provision. Das heißt, ich werde dich beraten, und zwar unabhängig und neutral, so wie ich wirklich glaube, das ist das Beste ist für dich ist. Das ist der eine Unterschied. Der andere Unterschied ist, wir gehen wirklich mit den Leuten zu den Behörden. Wir holen die im Hotel ab, wir bringen die dahin. Allein eine SIM-Karte zu beantragen ist am Anfang im Ausland schwierig, wenn man die Sprache nicht spricht. Selbst das machen wir. Wir gehen mit bei der Führerschein Umschreibung, wir gehen mit, wenn jemanden Bankkonto eröffnet. Wir füllen alle Formulare vorab aus, also wir nehmen wirklich die Person von A bis Z an die Hand. Wenn alles fertig ist, sagen wir hier. Dafür nehmen wir keine Gebühren. Das ist somit das Wichtigste, das andere ist das wir super transparent sind.

00:19:23 - Ein Bankkonto in Dubai eröffnen - schwierig oder einfach?

Daniel Gut, klingt überzeugend. Jetzt hast du ein paar Sachen erwähnt, wo ich gern nochmal nachfragen würde. Das Thema Bankkonto eröffnen. In einigen Ländern ist es ja zunehmend schwierig geworden für jemanden, der im Ausland ein Unternehmen gründet, ein Bankkonto zu eröffnen. Was hast du da für Erfahrungen, wie ist das aktuell? Einfacher geworden, schwieriger geworden und wie meisterst du das?

Nazanin Extrem schwierig. Das liegt daran, dass Dubai auf der grauen Liste ist und versucht, von diesem Image, der Steuerflüchtlinge herunterzukommen. Und weil die Emirate eine gute Beziehungen haben möchten weltweit. Es ist ihnen ganz, ganz wichtig, dass sie von dieser Liste herunterkommen. Compliance ist extrem hoch hier, extrem kompliziert. Auch wieder mit einem Beispiel: Mir wurde versprochen, dass ich ein Bankkonto bekomme, keiner hat mir geholfen. Das hat 9 Monate gedauert, bis ich selbst ein Bankkonto eröffnet hab. Mittlerweile ist es so, dass wir für unsere Kunden in einem Monat ein Bankkonto eröffnen, teilweise sogar in 2 Wochen, weil wir einfach jetzt wissen, wie es funktioniert. Wir nehmen die Leute mit. Wir erklären den vorab, was für Dokumente, sie aus Deutschland mitbringen sollen. Nicht, dass die Leute hier ankommen und dann heißt es: Ja, aber das hab ich jetzt noch gebraucht, und zwar beglaubigt von der Stadt, aus der du kommst und von der Botschaft legalisiert. Solche Sachen.

Daniel Was braucht man denn zum Beispiel dafür, Dokumente die üblichen, wo man vielleicht nicht daran denkt?

Nazanin Für ein Bankkonto brauchst du Kontoauszüge von der Bank in Deutschland.

Daniel Und wenn ich keine Bank mehr in Deutschland habe?

Nazanin Wenn du keine Bank mehr in Deutschland hast, musst du Nachweise haben, woher dein Geld kommt. Ich hatte zum Beispiel keine Bank mehr in Deutschland, schon seit Jahren nicht mehr. Ich war immer auf internationalen Banken. Ich hatte aber noch ein Firmenkonto in Deutschland. Das ist ein sehr individueller Prozess. Willst du für deine Kinder noch ein Konto eröffnen oder willst du für deine Kinder auch eine Aufenthaltsgenehmigung - was ja natürlich sagen muss, wenn du hier leben willst - dann brauchst du halt die Geburtsurkunde. Aber die wir in Deutschland haben, sind ja wirklich nur so ein Blatt Papier mit einem Stempel. Das akzeptieren die hier nicht. Das muss man in Deutschland dann vorher übersetzt haben, legalisiert haben bei der Botschaft. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Deutsche in der Woche ich hier treffe, die dann anrufen, wenn es dann woanders nicht mehr geklappt hat. Können sie uns helfen? Wir sind hier, wir haben alles verkauft in Deutschland, wir haben nichts mehr in Deutschland, wir sind auch nicht mehr in Deutschland gemeldet und jetzt sagen die Leute hier, ihr müsst das aber aus Deutschland holen. Die Deutschen Behördensagen aber: Ihr seid doch gar nicht mehr hier gemeldet, ihr kriegt das nicht. Also einfach solche Sachen, das kann man halt regeln, wenn man einfach ein bisschen vorrausschaut. Mein Fahrlehrer hat mir in Deutschland beigebracht vorausschauend zu fahren. Das mach ich hier mit meinen Kunden: vorausschauend zu gründen und auszuwandern. Kann man machen, muss man nicht, aber ist halt praktisch.

00:22:44 - Sind die Tage der Steuerfreiheit in Dubai gezählt oder ist das ein Mythos?

Daniel Jetzt machen wir mal eine Vorausschau zusammen. Du hast ja schon gesagt, wer Steuern sparen möchte, für den ist Dubai interessant, weil man einfach keine Steuern zahlen muss. Jetzt ist es aber so, dass man jetzt gerade in letzter Zeit immer wieder mal in den Medien gelesen hat, dass die Tage der Steuerfreiheit auch in Dubai gezählt sind. Kannst du vielleicht dazu ein bisschen was sagen?

Nazanin Es gibt ein neues Gesetz, das in Dubai oder in den Emiraten, im Main Land, also nicht in den Freihandelszonen, sondern wirklich im Main Land, dass man einen bestimmten Steuersatz zahlen muss. Allerdings muss man im Jahr mehr als 370.000 Dirham eingenommen haben, um diesen Steuersatz zu zahlen.

Daniel Wir reden jetzt von Umsatz?

Nazanin Ja, Umsatz und es ist nur eine Unternehmenssteuer. Das heißt, man kann das sehr einfach abwägen. Wir haben ca. 50 Freihandelszonen in den Emiraten. Wir haben alleine in Dubai 20 Freihandelszone, man kann ganz einfach in einer Freihandelszone gründen, zum Beispiel haben wir eine Freihandelszone, die ist direkt bei mir um die Ecke, da gründe ich sehr gerne. Da gibt es einen Dekret vom Scheich von Dubai, dass es da in den nächsten 50 Jahren, egal welche Änderungen kommen, keine Steuern gibt. Ich meine, wie viele Jahre will ich noch beruflich tätig sein? 50 Jahre passt. Das ist das eine. Das andere ist, Dubai hat ganz klar und immer wieder gesagt, wir werden keine Gewerbesteuer und keine Einkommensteuer nehmen. Ich meine, du musst dir mal überlegen, ich hab eine GmbH in Deutschland und bin 100% Anteilseignerin dieser GmbH. Einmal musste ich diese ganzen Steuern zahlen für das Unternehmen und dann wollte ich Geld für mich selber nehmen, wo ich umsonst für dieses Unternehmen gearbeitet hab. Hätte ich Gehalt bekommen, hätte ich halt trotzdem Steuern zahlen müssen. Einkommensteuer oder halt Geldauszahlung als Partner, als Investor und auch da hätte ich halt wieder Steuern zahlen müssen. Das haben wir hier halt alles nicht und die Steuersätze sind auch sehr anders.

Daniel Gibt es trotzdem irgendwas, was dich vielleicht überrascht hat im Steuersystem? Wo du sagst, also das hab ich mir anders vorgestellt?

Nazanin Ne, also auch das, was ab nächstem Jahr im Sommer kommen wird, das war seit 5 Jahren in der Presse. Das war jetzt nichts, wo ich hier angekommen bin und gesagt hab, oh mein Gott ist jetzt komplett neu ehrlich gesagt.

00:25:45 Keine Buchhaltungspflicht - wie sieht das in der Praxis aus?

Daniel Jetzt liest man auch über Dubai, so in Werbebroschüren zum Beispiel: Kommen Sie nach Dubai, gründen Sie eine Firma, Sie haben keine Buchhaltungspflicht - also wie kann man sich das vorstellen? Man kauft was, nimmt die Quittung, wirft sie weg? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so läuft.

Nazanin Kannst du machen. Also ich glaube, jeder Unternehmer, der wirklich Unternehmer ist, mach das nicht, das ist ganz klar. Ich hab in der Freihandelszone mein Unternehmen, das heißt ich hab keine Buchhaltungspflicht, natürlich habe ich eine Buchhaltung. Aber es ist halt einfach nochmal anders, wenn du eine Buchhaltung hast, um für dich selber zu schauen, was du verdienst und was du einnimmst und was du ausgibst. Als Unternehmer muss ich doch gucken, wie viel gebe ich für Visitenkarten aus, wie viel gebe ich für Bürozeug aus? Lohnt sich das? Das sind ganz normale unternehmerische Werte, die jeder Unternehmer hat, und Dinge, die wir machen. Aber es ist halt anders, als wenn ich eine Pistole auf die Brust gesetzt bekomme und wo ich dann hinterher erklären muss, aber warum sind hier die 3€ so und nicht so? Das hast du hier halt wirklich nicht. Du hast wirklich keine Buchhaltungspflicht. Aber wie gesagt, natürlich habe ich eine Buchhaltung und ich kann dir auf einen Knopfdruck gleich zeigen, wie es ausschaut im letzten Jahr, im letzten Monat. Du kannst tatsächlich Quittungen alle wegschmeißen, wobei das meistens ja eh digitalisiert funktioniert.

Daniel Das haben wir schon mal gehört in einem anderen Podcast über Dubai. Zum Beispiel die Strafzettel und so weiter, da können sich wohl Deutschland oder andere Länder auch noch was abgucken.

Nazanin Wirklich alles digital. Ich zahl meinen Parkschein digital, ich zahle, wenn ich zu schnell fahre, meine Strafzettel digital. Ich bekomme meine kompletten Rechnungen immer digital. Du kannst hier sogar zu McDonald’s gehen und die fragen dich: Sollen wir Ihnen das per SMS oder E-Mail schicken oder brauchen Sie es ausgedruckt? Meistens sagen die Leute dann eh, ich brauche es gar nicht.

00:28:07 - Vermögen sichern, anlegen und vermehren in Dubai

Daniel Gut, ja, dann haben wir auch darüber gesprochen. Mit der Buchhaltungspflicht ist es ähnlich natürlich wie in Großbritannien, da sagt man ja auch keine Buchhaltungspflicht, aber das macht man natürlich dann trotzdem ordentlich. Du hast vorhin schon erwähnt, dass ein Grund auch für Leute, egal ob jung oder schon gestandene Leute, die nach Dubai kommen, auch Investitionen sind. Heute wollen ja viele ihr Vermögen sichern, niemand weiß, wo geht es mal hin. Das mag also auch ein wichtiger Grund sein. Daher die Frage: Ist Dubai wirklich empfehlenswert, kann man dort sein Vermögen sichern? Kann man sein Vermögen gut anlegen, vermehren? Was würdest du jemanden sagen, der mit dieser Frage kommt?

Nazanin Ich finde auf jeden Fall. Ich meine, ich bin zum Beispiel 42 und arbeite schon sehr viele Jahre, bin aber seit sehr vielen Jahren halt auch selbstständig. Hab davor tatsächlich für eine Behörde gearbeitet, also hatte einen sehr sicheren Job mit einer sehr guten Rentenversicherung. Aber nichtsdestotrotz, wer weiß, was da irgendwie passiert. Altersvorsorge ist für mich extrem wichtig, ist für uns alle extrem wichtig und ist etwas, was uns auch schlaflose Nächte bereitet. Und die hab ich hier jetzt nicht mehr. In Dubai der Dirham ist gekoppelt mit dem Dollar, ist super stabil. Und das Gute in Dubai ist einfach, man kann sich ja anschauen, wie sich die Gesetze geändert haben, wie die Sicherheiten sich geändert haben. In den letzten 20 Jahren sind extrem viele Gesetze wirklich so geändert worden, damit du wirklich sicher sein kannst, dass du deine Investition hier nicht verlierst. Es ist alles gesichert, dass das alles gesetzlich geregelt ist. Ich persönlich habe hier in Immobilien investiert. Ich hab hier aber auch in Aktien investiert und fühle mich sehr sicher und auch die meisten meiner Kunden machen das. Viele machen am Anfang vielleicht nicht so offensichtlich wie ich, aber nach der Zeit kommen sie dann doch wieder und sagen lass mal was hier anlegen. Ich glaube, man muss auch einfach eine Zeit lang hier sein und sehen, wie es ist und einfach positive Erfahrungen sammeln und dann macht man das. Ich persönlich denke aber auf jeden Fall, Investitionen sind hier sicher. Persönlich würde ich in Aktien und in Immobilien gehen in Dubai.

Daniel Immobilienkauf in Dubai - also kann ich als Ausländer ganz normal Eigentümer von Land, von Immobilien sein, oder gibt es da irgendwelche Hürden?

Nazanin Nein, das ist auch alles in den letzten Jahren geändert worden. Tatsächlich war es so, dass man das früher nicht konnte. Am Anfang konntest du es gar nicht, dann war es so, dass du für 99 Jahre was kaufen, mieten konntest. Es gibt bestimmte Gebiete, wo du ganz normal kaufen kannst, das gehört dir, wird vererbt an dein Kind, ist wirklich deins. Die meisten meiner Kunden kommen gar nicht nach Dubai, die kaufen aus USA oder aus Deutschland mit Whatsapp. Wir schicken denen Fotos und Videos. Es ist alles digital hier, die Verträge werden digital unterzeichnet. Für Deutsche schicken wir tatsächlich die Verträge mit der DHL auch nochmal hin, weil das brauchen die. Das muss man gar nicht in den USA machen. Also alles überhaupt kein Problem. Aber man muss halt wissen, wo. Also es gab vor 20 Jahren, vor 15 Jahren, auch viele Bauträger, die haben sehr viel Schund gemacht. Danach sind die Gesetze komplett überarbeitet worden. Das können die jetzt nicht mehr machen. Nichtsdestotrotz sollte man das niemals alleine machen, sondern immer mit jemanden, der hier vor Ort ist, der sich das anschauen kann, der Fotos machen kann, der live mit dir checken kann und jedes zeigen kann. Was wir zum Beispiel auch häufig machen, viele Bauträger bieten das an, wenn jemand wirklich eine Immobilie kaufen kann, dann laden wir die nach Dubai übers Wochenende ein. Der Bauträger zahlt den Flug und das Hotel und dann zeigen wir Ihnen das, was Sie kaufen wollten. Einfach, damit Sie ein sicheres Gefühl haben. Es gibt aber auch Leute, die sagen hier geh, ich hab da weder Zeit noch Lust, mach du mal.

Daniel Klingt interessant. Ab welcher Summe bin ich dabei ungefähr?

Nazanin Kommt drauf an was du willst. Ich meine, wir sind in Dubai. Nach nach oben gibt es hier keine Grenze.

Daniel Deswegen frag ich ja gar nicht nach der obere Grenze, ich frag nach der Startgrenze.

Nazanin Ich würde mal sagen, für was Anständiges 400 - 500.000€.

00:33:23 - Leben und Lebenskosten in Dubai

Daniel Gut, dann haben wir das auch mal auf Ton und Bild festgelegt für Interessierte. Schön, jetzt generell, du hast es ja jetzt selber erlebt, du hast bestimmte Vorstellungen gehabt, man hat ja gesagt, was auf dich zukommt und dann bist du mit der Realität konfrontiert worden. Lebenskosten in Dubai, wenn jetzt jemand fragt? Also was muss ich wirklich haben, was muss ich mitbringen? Was muss ich rechnen? Für Miete, Leben? Sagen wir für eine Familien mit einem Kind, das ist ja das, was du jetzt selber auch gut kennen müsstest. Da gibt es wieder eine Ober- und eine Untergrenze, aber sagen wir mal ein vernünftiges, mit Deutschland vergleichbares, normales Leben.

Nazanin Also mit Deutschland vergleichbar kann man das Leben nicht machen, weil wir Privatschulen haben. Wir zahlen hier natürlich einen sehr großen Batzen Schulgeld. Also mein Sohn geht tatsächlich auf die deutsche Schule hier, es ist eine ganz normale deutsche Schule, wie er sie in Köln jetzt auch gehabt hätte, wenn er da gewesen wäre. In Deutschland kostet sie halt nichts. Hier kostet Sie was, also 12.000 € im Jahr. Das ist natürlich ein Batzen, den man als Familie mitrechnen muss. Die Erfahrungen zeigen einfach, junge Leute, die in Deutschland in einer WG leben, oder junge Leute, die in Deutschland ein kleines Studio haben, die eigentlich kaum kochen, meistens ausgehen. Wie man es halt macht, wenn man 20, 25 ist, Single ist, die zahlen genau dasselbe wie sie in Deutschland zahlen. Da würde ich keine Unterschiede machen. Wenn du aber, so wie wir als Familie sagst, ok, wir möchten jetzt auch noch einen Garten haben und wir möchten ein Einfamilienhaus haben. Ist in Köln genauso - Guck dir mal die Preise da an - aber wir leben jetzt in Dubai und dann möchten wir auch noch in einer Community sein, wo wir auch noch einen Pool haben wollen, dann ist es natürlich teuer. Aber ansonsten kann man das wirklich vergleichen. Man kann hier ganz normal so leben wie in Deutschland auch. Als Familie muss man sich immer überlegen, dass man noch das Schulgeld dazuzahlt. Das ist etwas Wichtiges. Ansonsten, Auto kaufen ist billiger als in Deutschland. Mieten sind vergleichbar, wenn nicht sogar etwas günstiger. Dafür sind Lebensmittel teilweise teurer, aber das wiegt sich ab.

Daniel Nicht mehr lange.

Nazanin Ja, wir merken auch schon hier, dass ich Lebensmittelpreise ändern.

Daniel Aber auch in Deutschland. Das gleicht sich vielleicht dann irgendwann bald an. Jetzt haben wir so über verschiedene Länder schon gesprochen. Wir haben auch einen Podcast über Singapur oder Thailand in letzter Zeit schon gemacht, weil auch das natürlich für unsere Mandanten, für unsere Zuschauer, Zuhörer, sehr interessant ist. Da wurden auch teilweise so Themen aufgeworfen wurden, wie wenn ich Kaugummi auf Boden fallen lasse und dann - ich übertreibe jetzt mal - ins Gefängnis muss. Wie ist denn das in Dubai? Muss ich da auch bei bestimmten Dingen sehr vorsichtig sein? Gibt es Dinge, die dort sehr streng geahndet werden?

Nazanin Sehr streng nicht, aber du kommst hierhin, also gerade als Frau und weißt gar nicht, wie du dich anziehen musst. Dann siehst du eine vollverschleierte Frau neben einer Frau in Hotpants sitzen und neben einer Frau, die, ich jetzt mal ganz normal angezogen ist. Die sitzen zusammen und unterhalten sich und dann denkst du dir krass. Wir haben hier auch Leute im Bikinis rumlaufen und alles. Wenn du aber zum Beispiel zu den Behörden gehst - das hätte ich zum Beispiel überhaupt nicht erwartet, nachdem ich zuvor immer wieder im Urlaub hier gewesen war - solltest du deine Schultern verdeckt haben. Es ist jetzt nicht so, dass wir verschleiert sein müssen, aber wenn du zum Beispiel zur Ausländerbehörde gehst, um deinen Pass zu beantragen, dann solltest du keine Hotpants und keinen Bikini tragen. Das hätte ich tatsächlich nicht gedacht, einfach weil so viele im Bikini und so sind. Ansonsten hat mich hier kaum was überrascht. Was mich überrascht hat, tatsächlich aber angenehm, war, wir waren ja halt immer wieder im Urlaub hier und vor 8 Jahren, vor 6 Jahren, war es im Ramadan hier noch sehr streng. Da war es immer möglich, im Hotel zu essen, das war überhaupt nie das Problem, aber wenn man außerhalb des Hotels war, hat man halt einfach auf der Straße nicht gegessen, nicht getrunken, nicht geraucht. Es gab immer Restaurants, die geöffnet waren, aber die hatten einen Sichtschutz. Das hat sich komplett geändert. Du läufst mit nem Eis durch die Straße, Leute rauchen, trinken, essen - und direkt daneben sitzen Leute, die fasten. Das hat mich tatsächlich überrascht. Das hätte ich von einem islamischen Land nicht erwartet, das habe ich auch in anderen islamischen Ländern so nicht erlebt. Wobei mir wurde gesagt, das ist nur in Dubai so, also in den anderen Emiraten ist es nicht so.

Daniel Gut, da haben wir auch mal drüber gesprochen. Jetzt jemand, der gerade in unserer heutigen Zeit, überlegt, seinen Wohnsitz zu verlagern, sein Unternehmen in einem anderen Land zu gründen, der hat natürlich noch 2 andere Dinge, die einem durch den Kopf gehen. Einmal die Situation, die sich momentan ja weltweit ändert - also wir hören ja immer wieder zum Beispiel Klaus Schwab, den Gründer vom World Economic Forum oder auch den Herrn Guterres, den UN Chef, davon sprechen. Immer wieder kommen da Vokabeln wie Great Reset und dass sich in den nächsten Jahren unsere gesamte Art zu leben ändern wird. Also Klaus Schwab sagt ja immer wieder, es wird sich in den nächsten Jahren so viel ändern, dass du überhaupt nichts mehr besitzen und trotzdem glücklich sein wirst. Auch das Finanzsystem soll sich ändern. Spricht man darüber in Dubai und beeinflusst das jetzt vielleicht die Entscheidung für Dubai?

00:40:34 - Dubai ein zukunftsorientiertes, sicheres Land in Krisenzeiten

Nazanin Dubai ist einfach ein extrem zukunftsorientiertes Land, das siehst du allein schon durch die Digitalisierung hier, wie weit die fortgeschritten ist und wie einfach das Leben hier ist. Frag echt mal Leute, wann die das letzte Mal Nahrungsmittel eingekauft haben, also tatsächlich in den Supermarkt gegangen sind? Ich könnte es dir ehrlich gesagt nicht sagen. Es ist alles super digital hier, ja und das will aber auch die Herrscherfamilie. Wir haben ja hier den Scheich und wir haben den Kronprinz. Der Vater ist schon extrem zukunftsorientiert, das sieht man, was einfach in den letzten 50 Jahren im Land passiert ist, und der Kronprinz noch mehr. Jeden Tag kommen neue Sachen. Am 22. Februar 2022 ist zum Beispiel das Museum der Zukunft eröffnet worden. Sehr interessanter Bau wirklich, sieht aus wie in der Zukunft. Wo darüber gesprochen wird, dass es in den nächsten 20 Jahren viele Taxis in Dubai gibt und dass sich das Leben komplett ändern wird. Es gibt jeden Tag Ausschreibungen von der Regierung, kommt her und helft uns diese Zukunft zu bauen und wir unterstützen euch finanziell. Ich glaube, es ist mit der Ort, der am meisten in die Zukunft blickt, einfach, weil diese Herrscherfamilie sehr schnell bemerkt hat, dass das mit Öl in der Zukunft nicht funktionieren wird und einfach das Vermögen, was sie haben, in die Zukunft investieren. Ich kann mir auch vorstellen, dass wir in 20 Jahren nicht mehr so miteinander reden werden in Dubai.

Daniel Schauen wir mal. Jetzt nochmal vom Öl zum Sonnenblumenöl. Eine Sache, die momentan ja durchaus auch Entscheidungen beeinflussen wird. Gerade bei Entscheidungen, die Deutschland, Österreich, Schweiz zu verlassen, sich für ein anderes Land entscheiden. Das ist ja schon sehr belastend, diese Auseinandersetzung zwischen Russland und Ukraine. Die Invasion des Landes, das Töten von Menschen und so weiter und sofort und eben noch der Einfluss, den das momentan auf das Leben in ganz Europa hat. Deswegen zum Sonnenblumenöl, weil das ist das, was man jetzt in deutschen Medien immer gesehen hat. Leere Regale dort, wo eigentlich Sonnenblumenöl stand oder auch mit höheren Preisen plötzlich. Aber es geht ja nicht nur darum, und es geht ja um die Energiekosten, die jetzt wahrscheinlich in die Höhe schießen werden oder schon dabei sind. Leute machen sich Sorgen, gibt es noch genügend Weizen? Die Frage: Wie siehst du das oder wie sieht man das in Dubai? Also ist Dubai weit genug weg von Europa, damit es dort vielleicht keine Auswirkungen gibt oder noch nicht weit genug weg? Wir haben momentan also durchaus eine enorme Anfrage von Interessenten, die sagen, ich geh’ lieber nach Südamerika, Panama, Costa Rica, Puerto Rico und so weiter, also solche Länder. Ich frag’ mich, liegt es daran, dass diese Länder sehr, sehr weit weg sind? Daher meine Frage, wie es ist mit Dubai, ist es genug weit weg, noch nicht genug weit weg? Wie beeinflusst dieser Krieg in der Ukraine das Leben?

Nazanin Der Krieg in der Ukraine - das hört sich jetzt total gemein an, aber ich bin halt einfach ein ehrlicher Mensch - beeinflusst Leute wie mich extrem, einfach in unserem Business, weil wir einen extremen Boom haben. Also absolut klar, vor allem junge Familien, denen, so wie ich gesagt hab, einfach dieses Sicherheitsgefühl wichtig ist. Da ist einfach in Land bei uns vor der Haustür eingenommen worden. Das ist nochmal anders, als wenn das in Afghanistan, im Irak oder sonst irgendwo was passiert. Das ist vor der Haustür und es ist einfach noch nicht so lange her. Unsere Großeltern in Deutschland haben das schon mal miterlebt. Also Dubai profitiert davon. Das hört sich gemein an, aber es ist einfach so, profitiert absolut davon. Weil wir einfach viele Auswanderer haben, die sagen, Dubai ist weit genug und wir kommen dahin. Das andere ist, wir haben natürlich extrem viele Ukrainer und Russen, die jetzt auch hierherkommen. Die hier friedlich nebeneinanderher leben und einfach sagen, wir wollen das nicht, wir können das nicht mehr ertragen. Und das andere ist, ich glaube einfach seit Covid fühlen sich die Menschen in Deutschland, Österreich, Schweiz, Europa nicht wohl und nicht sicher. Also wenn wir uns das überlegen, wir waren hier in der Covid Zeit ein paar Monate, als das Auswärtige Amt alle Deutschen nach Deutschland geholt hat. Da waren wir auch in Deutschland und wenn ich mir überlege, dass ich nochmal anstehen muss, um Toilettenpapier zu kaufen oder Desinfektionsmittel. Oder auch überhaupt vor Covid, bei mir gab es ein medizinisches Problem, ich konnte meinen Sohn nicht stillen vor 9 Jahren und damals gab es kein Milchpulver. Also ich möchte das nicht noch einmal erleben. Aber wirklich in Deutschland, in Westdeutschland, kann man sich nicht vorstellen, mussten mein Mann und ich uns abwechseln, um Milchpulver zu kaufen. Also wir sehen diese negativen Entwicklungen in den letzten Jahren. Wenn du dir dann einfach anschaust, was für Auswirkungen Covid in Dubai hatte, wie die Leute hier direkt geimpft worden sind, wie die Zahlen hier einfach so super mit dem Medizin Bereich eingefangen worden, wie sicher sich die Leute hier gefühlt haben, nie waren Lebensmittel nicht da. Wir hatten das Ganze ja schon vor 2-3 Jahren, das ist ja jetzt nicht das erste Mal, dass einmal die Regale leer sind. Absolut, ich glaube, solche Länder wie Dubai, wo es diese Sicherheiten gibt und die einfach auch geografisch weit weg sind von Europa profitieren absolut von diesen Entwicklungen. Sie haben es verdient, weil sie haben sich bewiesen. Wir haben hier genug Öl im Regal und genug Mehl und genug alles. Das hatten wir auch während Covid. Wir hatten auch genug Impfungen und wir hatten genug Masken.

00:47:46 - 4 Fragen zu Dubai

Daniel Gut, haben wir auch darüber gesprochen. Das ist ja ein wichtiger Hintergrund Informationsbereich für jemand, der so eine wichtige Entscheidung, wie eine Wohnsitzverlagerung trifft. Jetzt sind wir auch schon am Ende unsere Gesprächszeit angekommen und wie immer habe ich 2-3 kurze Fragen zum Schluss. So eine Frage ist zum Beispiel: Wenn ich jetzt mal nach Dubai komme, welches lokale Gericht muss ich denn unbedingt mal gegessen haben?

Nazanin Also Dubai ist ein melting pot von 90% Ausländern. Lokales Gericht ist so ein bisschen schwierig, aber ich würde sagen Shawarma. Hähnchen Shawarma.

Daniel Ah klingt gut. Kann ich mir nichts darunter vorstellen.

Nazanin Wenn ich das sage, kriege ich Schläge, aber es ist ungefähr wie ein Hähnchendöner, aber es ist kein Hähnchendöner, es ist ganz anders.

Daniel Okay, vielleicht finden wir ein Bild und blenden das dann mit ein. Reicht Englisch, komme ich mit Englisch gut zurecht im ganzen Land.

Nazanin Absolut. Absolut.

Daniel Gut, das ist vielleicht auch noch eine wichtige Frage. Welchen Fehler muss ich unbedingt vermeiden?

Nazanin Mhm, ich glaube, da gibts nicht so viel. Positiv sein, ich glaube, viele von uns kommen hier an und haben so viel Angst, dass sie so zu negativ auf alles klicken. Dann ein paar Monate später, wenn wir angekommen sind und alles läuft dann sagen sie, warum hab ich mich am Anfang zu gestresst? Ich glaub aber, das ist sowas Kulturelles bei uns. Was wir nicht kennen…

Daniel Wenn ich jetzt nur wenig Zeit habe, ich komme nach Dubai, welche eine Sache muss ich mir unbedingt angesehen haben?

Nazanin Burj Khalifa und die Fontänen Show - absolute Touri-Highlight, aber ich liebe es und schau es mir seit über 10 Jahren immer wieder an.

00:49:56 - Kontakdaten Nazanin Baghmani

Daniel Hab ich beides schon gesehen, aber schauen wir, vielleicht hast du dann noch einen anderen Geheimtipp. Schön, jetzt die allerletzte Frage, aber natürlich die wichtige Frage: Interessierte Zuschauer, Zuhörer, wie können sie dich am besten erreichen, wenn sie jetzt weitere Fragen haben?

Nazanin Ja, am meisten unter Whatsapp. Ihr könnt ja die Nummer vielleicht einblenden oder über unsere Website. Dubailive Wir sind auch ziemlich aktiv auf Instagram, heißt auch Dubai live. Vielleicht könnt ihr die Sachen einblenden, wäre super.

Daniel Das werden wir auf alle Fälle machen. Dann vielen herzlichen Dank Nazanin. Es hat Spaß gemacht, mit dir über Dubai zu sprechen heute.

Nazanin Auf jeden Fall und wir erwarten dich ja.

Daniel Dann, bis bald.

Nazanin Mach’s gut, Tschüss.

Daniel Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland. Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren-Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

Weiterlesen
Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Türkei - nah an Europa und ein konkurrenzloser Standort

Was dafür spricht in der Türkei ein Unternehmen zu gründen und wie das schnell und unkompliziert geht, erfahren Sie hier!

Zu Gast: Dr. Fatih Dogan

Obwohl es der Türkei wirtschaftspolitisch im Moment alles andere als gut geht, werden die Entwicklungen schon aufgrund der schwierigen Situation in der Ukraine und Russland von vielen mit großem Interesse beobachtet. Denn die Türkei ist mit seiner Nähe zu Europa, den günstigen Personalkosten und seiner hervorragenden Infrastruktur ein idealer Produktionsstandort für europäische Unternehmen.

Nicht nur die türkische Automobilindustrie bietet ein großes Potenzial, auch die Start-up-Szene boomt in dem Land am Bosporus. Viele erfolgreiche Start-ups wurden mittlerweile äußerst gewinnbringend verkauft. Durch die Schlagzeilen ging der Verkauf der Istanbuler Spielefirma Peak Games, die für 1,8 Millionen US-Dollar an Zynga verkauft wurde.

In unserem aktuellen Podcast sprechen wir mit dem türkischen Rechtsanwalt Fatih Dogan. Seine Kanzlei hat sich unter anderem auf die steuerliche und rechtliche Beratung von deutschsprachigen Unternehmen und Privatpersonen spezialisiert. Er gibt uns einen interessanten Einblick in das Leben vor Ort und zeigt uns, warum die Türkei ein interessanter Standort für Unternehmer ist. 

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Wie kann ich mir das Leben in der Türkei vorstellen?

Wenn wir Türkei hören, dann denken wir an Sommer, Urlaub, weiße Sandstrände und vielleicht die Weltmetropole Istanbul, die Stadt in der europ. Türkei. Aber das Land am Bosporus hat noch so viel mehr zu bieten.

Das Land ist mit seinen fast 790.000 km² mehr als doppelt so groß wie Deutschland. Daher kann man sich in diesem Land auf eine abwechslungsreiche und teils sehr fruchtbare Landschaft mit Bergen und Wäldern freuen.

Was sowohl Urlauber als auch Auswanderer in die Türkei zieht, ist wohl auch das milde Klima. Denn an der Mittelmeerküste scheint die Sonne nicht weniger als 300 Tage im Jahr. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch für Wintersportbegeisterte im Winter genug Schnee in den Bergen und auch einige Skiresorts, die einen Ausflug wert sind. 

Aufgrund des guten Wetters und der ausgesprochenen Geselligkeit der Türken findet das Leben in der Türkei auch überwiegend draußen statt. Die Türken lieben es draußen im Park oder einem Café zu sitzen, einen Çay (türkischer Schwarztee) zu trinken, Sonnenblumenkerne zu naschen und Tavla (türkisches Backgammon) zu spielen. Man kann also fast ganzjährig draußen Sport machen, am Strand liegen und im Freien essen. Dieser Outdoor-Lifestyle und das gute Klima sprechen deutlich für ein Leben in der Türkei und sind auch noch gut für die Gesundheit.

Wenn wir über Gesundheit sprechen, muss man natürlich auch das gesunde Essen in der Türkei erwähnen. Trotz zahlreicher Fastfood-Ketten aus aller Welt, legen die Türken noch Wert auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Daher ist der örtliche Basar (Wochenmarkt) nicht nur ein gesellschaftlicher Höhepunkt, sondern bietet auch die Möglichkeit eine Vielfalt an frischem Obst und Gemüsen direkt von regionalen Bauern zu kaufen und das auch noch äußerst preiswert.

Die Türken sind allgemein als sehr gastfreundlich, hilfsbereit und herzlich gegenüber Neuankömmlingen bekannt. Trotzdem kann es für Auswanderer schwierig sein, neue Kontakte zu knüpfen, da die meisten Türken kein Englisch beherrschen. Hierbei kommt es jedoch auch darauf an, in welcher Stadt man sich niederlassen will, denn in Touristenzentren sprechen die Einheimischen teils sogar mehrere Fremdsprachen. Wenn es aber darum geht, Behördengänge zu erledigen, kann die Sprachbarriere ein Problem darstellen.

Aufenthaltsgenehmigung beantragen und erhalten

Als deutsche Staatsbürger dürfen Sie sich in einem Zeitraum von 180 Tagen bis zu 90 Tage in der Türkei aufhalten. Dafür ist auch kein Visum nötig.

Erst wenn Sie länger bleiben wollen oder die Türkei als neue Heimat auserkoren haben, müssen Sie ein Aufenthaltsvisum beantragen.

Der Antrag für den Aufenthalt muss bei der Generaldirektion für Migration gestellt werden. Die Aufenthaltsgenehmigung kann einfach und unkompliziert online beantragt werden und die Website steht in verschiedene Sprachen wie Deutsch und Englisch zur Verfügung. Es gibt sogar eine mehrsprachige Hotline für Ausländer (YIMER), bei der man anrufen kann, wenn man Fragen hat oder Hilfe braucht.

Generell gibt es mehrere Arten der Aufenthaltsgenehmigung: kurzfristige oder langfristige Aufenthaltsgenehmigung, Familien- und Studentenaufenthaltsgenehmigung. Die Voraussetzungen zum Erhalt der Erlaubnis richten sich nach dem Aufenthaltszweck.

Bei einem Erstantrag kann die kurzfristige Aufenthaltsgenehmigung beantragt werden. Diese wird sowohl bei Erstantrag, als auch bei einer Verlängerung höchstens für 2 Jahre ausgestellt. Die Gebühren für das Aufenthaltserlaubnisdokument liegen umgerechnet etwa bei 6 € (Stand 04.08.22). Die für den Aufenthalt zu entrichtende Gebühr wird je nach Staatszugehörigkeit und Jahr berechnet. 

Wer kann eine kurzfristige Aufenthaltsgenehmigung beantragen?

Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Für Auswanderer oder Unternehmer kommen wahrscheinlich folgende Aufenthaltszwecke infrage: der Besitz einer Immobilie, der Aufbau eines Unternehmens, touristische Zwecke oder die Investition einer vom Präsidenten festgelegten Summe.

Nachdem man sich für mindestens acht Jahre ununterbrochen mit einer gültigen Aufenthaltserlaubnis in der Türkei aufgehalten hat, kann der Antrag auf eine langfristige Aufenthaltsgenehmigung gestellt werden. Diese Genehmigung ist an einige Bedingungen geknüpft. Werden diese erfüllt, bekommt man eine zeitlich unbegrenzte Aufenthaltsberechtigung.

Welche Branchen sind in der Türkei vertreten?

Die Exportschlager in der Türkei sind Textil- und Bekleidungswaren (fast 13%). Damit zählt die Türkei weltweit zu den wichtigsten und rasant wachsenden Herkunftsländern für Bekleidung. So ist die Türkei der zweitgrößte Exporteur von Teppichen und der drittgrößte Lieferant von T-Shirts.

Mit einem Anteil von über 11 % ist Automobilbranche die zweitwichtigste Exportbranche. Damit gehört die Türkei derzeit zu den 15 größten Automobilproduktionsländern. Fast 250 globale Unternehmen nutzen die Türkei als Produktionsstandort. Dazu gehören bekannte Hersteller wie Ford, Toyota, Renault, Fiat oder Mercedes. Auch im Export von LKWs steht die Türkei international an neunter Stelle. Die LKWs werden von bekannten Unternehmen wie Daimler, MAN und Scania vor Ort gefertigt und exportiert. 

Weitere wichtige Branchen sind der Maschinenbau, Elektrotechnik. Ein anderer elementarer Wirtschaftszweig ist die türkische Schwerindustrie im Bereich Roheisen und Stahlerzeugung

Aufgrund der günstigen geografischen Lage und ausgezeichneten Klimaverhältnissen verfügt die Türkei auch über eine große Vielfalt von landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Die Türkei gilt als Weltmarktführer in der Produktion von Haselnüssen, Feigen, Aprikosen und Kirschen. Wichtig sind außerdem Erzeugnisse wie Getreide, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse, Schnittblumen, Geflügel, Milch- und Fischereiprodukte, Honig und Tabak. Fast die Hälfte der Landesfläche wird landwirtschaftlich, von circa 3 Millionen Unternehmen genutzt.

Und auch ein relativ neuer Wirtschaftszweig gewinnt immer mehr an Bedeutung: die Gaming-Industrie. So will die Türkei auch ihren Anteil an der weltweit 150 Milliarden Dollar schweren Gaming-Industrie von 1 Milliarde auf 10 Milliarden Dollar erhöhen. Damit entwickelt sich das Land zum Eldorado für Start-ups in der Spieleindustrie

Unternehmensgründung in der Türkei: schnell und unkompliziert

Gemäß dem türkischen Gesetz sind ausländische natürliche oder juristische Personen mit den einheimischen türkischen Personen gleichgestellt, sodass Sie die gleichen Rechte und Pflichten haben.

In den meisten Fällen werden von ausländischen Personen Kapitalgesellschaften gegründet. Dazu gehören die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) und die Aktiengesellschaft (AG).

Die Gründung einer GmbH oder AG kann weitgehend online vorgenommen werden und die Eintragung dauert maximal 3 Tage.

Als ausländischer Unternehmer sollten Sie allerdings mit einer Laufzeit von 2 bis 4 Wochen rechnen, da die erforderlichen Gründungsdokumente im türkischen Konsulat im Land der Ausstellung beglaubigt und mit Apostille versehen werden müssen. Die Dokumente müssen dann von einem anerkannten Übersetzer ins Türkische übersetzt und notariell beglaubigt werden. In vielen Fällen ist es daher ratsam, die Gestaltung von top Lösungen für die Firmengestaltung und die Formalitäten einem Berater zu überlassen.

Unternehmen in der Türkei: Chancen und Risiken

Seit 2004 ist die Türkei wieder viel attraktiver für ausländische Investoren geworden. Andererseits gab es immer wieder Investitionseinbrüche, erst 2009 im Zusammenhang mit der weltweiten Finanzkrise und dann nach dem gescheiterten Putschversuch im Jahr 2016. Die politische Lage und das Verhältnis zur EU, Russland und den USA gilt als problematisch. Und nicht zuletzt die Geldpolitik und hohe Inflation der türkischen Lira sorgen bei Unternehmern für Skepsis.

Und obwohl die Türkei von Unternehmern und Investoren aufgrund geo- und finanzpolitischer Risiken eher als unsicher bewertet wird, ist das Land mit seiner wachsenden Bevölkerung von fast 85 Millionen ein Schwellenland mit hohem Wachstumspotenzial.

Auch die geografische Nähe zur EU macht die Türkei zu einem wichtigen Produktionsstandort und Beschaffungsmarkt.

Außerdem unterhält die Türkei schon seit Jahrzehnten sehr gute und intensive Handelsbeziehungen mit Deutschland. In kein anderes Land exportiert die Türkei so viele Güter wie nach Deutschland. Und Deutschland wiederum ist der drittgrößte Importeur der Türkei.

Ein Vorteil ist auch die europäische Integration der Türkei. Durch die Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union sind viele Zölle und Barrieren zwischen der Türkei und EU-Mitgliedstaaten abgebaut worden. Das erleichtert die Handelsbeziehungen enorm.

Wenn Sie nach einen Land in der europäischen Union suchen, um ihr Unternehmen zu gründen, finden Sie hier mehr Informationen zu Ungarn als Unternehmensstandort.

Zudem ist die türkische Regierung sehr unternehmerfreundlich und versucht, mit attraktiven Förderungsmaßnahmen Investoren anzulocken. Dafür hat die Türkei drei spezielle Investitionszonen geschaffen: Technologieentwicklungszonen, Organisierte Industriezonen und Freihandelszonen. Die Freihandelszonen sind besonders für exportorientierte Unternehmen interessant, da diese außerhalb des Zollbereichs der Türkei liegen. Hier profitiert man von umfangreichen Steuerbefreiungen und hat Zugang zu den Märkten der EU und dem Nahen Osten.

Die Türkei hat auch eine vielversprechende Gründerszene. Mehrere Gründe machen die Türkei für Start-up Investoren attraktiv. Zum einen unterstützt die Regierung Start-ups mit Investmentfonds von umgerechnet knapp 30 Millionen Euro. Auch gibt es viele gut ausgebildete Ingenieure und die Lohnkosten sind sehr niedrig. Obendrein ist die türkische Bevölkerung jung und digital affin, sodass einkaufen und bezahlen per Smartphone zum Alltag gehört. Besonders Geschäftsmodelle im Bereich Onlineshopping, Lieferdienste, Online-Games und Digitale Lösungen für Unternehmen sind gefragt.

Es lohnt sich also, die Vorteile eines Standortes in der Türkei genauer unter die Lupe zu nehmen. Haben Sie schon konkret über einen Unternehmensstandort in der Türkei nachgedacht, lohnt sich sicher auch eine Beratung, damit sie die nächsten Schritte planen können.

Kontaktdaten und Links:

Fatih Dogan

Homepage: www.falke.com.tr

E-Mail:        info@falke.com.tr

Telefon TR:     +90 212 945 52 52

Telefon DE:     +49 711 9533 85 68

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Digitaler Nomade: Ja – aber nicht ohne Krankenversicherung
Leben und arbeiten in Thailand: Das sollten Sie unbedingt wissen
Visum Thailand Beantragen: Diese verschiedenen Visa gibt es
Die überdachende Besteuerung bei Umzug von Deutschland in die Schweiz
Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Wohnung mieten in der Schweiz als Deutscher
Wohin Deutsche 2023 auswandern: Weltweit & Europa
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Gold lagern im Ausland - was Sie wissen müssen
Fürsorgepflicht des Arbeitgebers bei einer Auslandsentsendung von Mitarbeitern
Wie man's richtig macht: USA Unternehmensgründung

Timestamps

00:23  -  Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Dr. Fatih Dogan

02:55  -  Wie ist das Leben in der Türkei? Lohnt es sich, dorthin zu ziehen?

04:35  -  Warum so viele Türken nach Deutschland wollen und viele Deutsche in die Türkei ziehen

07:16  -  Welche Industrien gibt es in der Türkei?

08:42  -  Ist die Türkei ein Land für Digital Nomaden?

12:14  -  Welche steuerlichen Vorteile bietet die Türkei?

15:13  -  Ab wann braucht man einen Aufenthalt in der Türkei und ist das Beantragen kompliziert?

18:35  -  Immobilien- und Mietpreise in der Türkei

23:16  -  Besonderheiten Mietverträge und Mietrecht für Ausländer

26:57  -  Ist Krypto in der Türkei als Zahlungsmittel zugelassen?

28:28  -  Für welche Unternehmer ist die Türkei ein idealer Standort?

39:48  -  Der Vorteil der Zollunion & wie sich die Türkei als zuverlässiger Partner erwiesen hat

45:24  -  FBA Amazon Händler suchen ihre Lieferanten und Hersteller vermehrt in der Türkei

48:40  -  Wie schnell kann man in der Türkei ein Unternehmen gründen?

49:47  -  Wie sieht die Gesundheitsversorgung aus?

53:06  -  Kontaktdaten Fatih Dogan

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP 41: Türkei - nah an Europa und ein konkurrenzloser Standort

Zu Gast: Dr. Fatih Dogan

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler dies ins Ausland ziehen, egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:23 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Dr. Fatih Dogan

Daniel: Die Türkei ist ja, wenn man jetzt Europa sieht, die zweitgrößte Volkswirtschaft, also nach Deutschland eigentlich, größere Volkswirtschaft als Frankreich, jährlich 5% Wachstum, zumindest bis zum Jahr 2018 und nur der Lira Absturz, da müssen wir heut auch mal drüber sprechen, ist ein kleiner Albtraum also was da vielleicht passiert ist gerade in letzter Zeit. Und da interessiert uns natürlich auch in diesen anderen Themen wie sich das auf das Business, auf das Leben dort auswirkt, auch Steuern wollen wir heute mit ihnen noch ein paar Punkte besprechen. Die Türkei hat sich ja damals eigentlich mal ne Zeitlang an Deutschland orientiert, was das Steuersystem betrifft, aber dann so viele interessante Besonderheiten entwickelt, von denen der ein oder andere deutsche Unternehmer oder deutsche Bürger noch nie was gehört hat. Was es da so alles noch für interessante Steuerarten gibt und uns interessiert natürlich immer der Aspekt Wohnsitz Türkei oder auch für uns als Unternehmer, was hat das Land zu bieten? Dann auch dieses Thema, was mitunter gesagt wurde, in der Türkei kann man von Zinsen leben, immer dieses Beispiel der Hausfrau, die mal 45000€ geerbt hat und 24% Zinsen, monatlicher Auszahlung und man kann wunderbar davon leben. Also das ist so einen kleiner Blumenstrauß von Themen, die wir heute mit ihnen besprechen können, aber wir würden Sie bitten, Herr Dogan, stellen Sie sich doch jetzt am Anfang unseren Zuhörern und Zuschauern kurz selbst vor. Wer sind sie? Was machen Sie?

Fatih Dogan: Ich habe zuerst in Istanbul Jura studiert und danach nach Deutschland gekommen. Die Sprache gelernt, Masterstudium absolviert in Freiburg und dann Doktorarbeit in Mannheim beendet. Dann habe ich in 2005 begonnen als Anwalt zu arbeiten und seitdem betreuen wir deutsche Mandanten für Türkei Geschäft und wir haben auch Stück für Stück das erweitert. Haben wir zuerst mit Firmen Gründungen begonnen. Danach haben wir gemerkt, steuerliche Themen werden nachgefragt und da haben wir auch Lösungen entwickelt aus einer Hand und dann wir bieten für deutsche Privatpersonen oder Unternehmen, kleine Unternehmen bis größere Unternehmen bieten wir Rechtsanwalts-Dienstleistungen, rechtliche Beratung, Vertretung und steuerliche Beratung sowie Buchhaltungs-Dienstleistungen für die neu gegründeten Firmen in der Türkei. Und das erfolgt grundsätzlich auf Deutsch. Wir bieten auch englischsprachig Dienstleistungen, aber wir haben uns auf deutschsprachige Länder und Mandanten fokussiert.

02:55 - Wie ist das Leben in der Türkei? Lohnt es sich, dorthin zu ziehen?

Daniel: Sehr schön. Werden wir dann noch auf das ein oder andere zu sprechen kommen? Also vielleicht können wir am Anfang, gibt es so viele Deutsche, die mittlerweile in der Türkei leben, nochmal ganz kurz, jetzt auch in der aktuellen Situation auch der neuen Regierung, die es seit einigen Jahren gibt, wie ist das Leben? ist es immer noch so, dass es sich lohnt, für Deutsche in die Türkei zu ziehen? Wie kann man sich das vorstellen?

Fatih Dogan: Ja, auf jeden Fall. Wenn man das sachlich bewertet und parteilos beurteilt, dann kann ich sogar sagen: Heute ist der Türkei viel günstiger für Deutsche als vor 10 Jahren. Aufgrund der Währungsverluste in den letzten Jahren, seit 2015 dauert es kontinuierlich, sind Immobilien aber auch Verbrauchsgüter, Lebensmittel im Vergleich zu Deutschland noch günstiger geworden. Auch die Personalkosten, die Gehälter, ein Mindestlohn und dass vor 10 Jahren über 500 € gewesen war, ist jetzt 260€. Also das ist natürlich in Euro gedacht. Für Inländer, die in der Türkei arbeiten, Geld verdienen, leben müssen, ist das natürlich schlechter geworden. Der Kaufkraft ist geschrumpft worden. Beiderseitig muss man sehen, aber von Deutschland aus betrachte ich ihr nicht sachliche emotionelle Meinungen und aufgrund der politischen Richtung der Türkei oder wegen den Spannungen aufgrund der Flüchtlingskrise, betrachten die Menschen die Türkei etwas so subjektiv von Deutschland aus. Das soll man bisschen ändern, würde ich sagen, weil so verpasst man viele Vorteile.

04:35 - Warum so viele Türken nach Deutschland wollen und viele Deutsche in die Türkei ziehen

Daniel: Aber da muss ich mal einhaken, Herr Dogan. Was ja so ein Paradox zu sein scheint auf der einen Seite, wie schon erwähnt, gibt es eine ganze Reihe von Deutschen, die in die Türkei ziehen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch so viele türkische Bürger, die unbedingt in Deutschland wohnen wollen, sie selbst sind ja ein gutes Beispiel. Sie wohnen ja jetzt in Deutschland. Und wenn das alles so schön ist, also vielleicht können Sie das mal aufklären?

Fatih Dogan: Es kommt darauf an, in welcher Position sie sind, wenn sie ein normaler Fabrikarbeiter sind, dann ist natürlich Deutschland wesentlich besser, weil sie verdienen in der Türkei so vielleicht 300 bis 400€ monatlich, maximal 500€, also das sind Netto Beträge. In Deutschland würde man über 2000€ liegen grundsätzlich, nicht unter 1500€ und damit also der Kaufkraft eines Fabrik-Arbeitnehmers in Deutschland ist vielleicht dreimal höher als in der Türkei. Aber für diejenige, die etwas mehr Geld verdienen können, insbesondere mit hochqualifizierten Berufen wie Ingenieure oder wie Software Programmierer, also solche immateriell Arbeiten oder Dienstleistungen anbieten, aber nicht für den unbedingt vor den türkischen Markt, sondern auch für die für den Weltmarkt. Dann kann es interessant sein, also Euro Geld verdienen und türkische Lira in der Türkei ausgeben, ist angenehm. Wenn es anderes ist, das passt nicht. Deswegen, wenn sie schauen, dann wollen auch tatsächlich viele aus den östlichen Ländern aus arabischen Ländern, Iran oder den anderen Ländern wollen viele Leute in die Türkei kommen, die fühlen sich in der Türkei ganz angenehm, frei, europäische und die Türken wollen aber nach Europa, weil die haben vielleicht noch andere Wünsche und andere Ansprüche, auch aufgrund dieser Situation. Wenn man im unteren Einkommens Bereich ist, dann ist die Türkei sehr anstrengend zu leben. Deutschland ist sehr komfortabel für diese Personen. Und ich kann ihnen noch etwas sagen, auch für mich ziemlich überraschend der Mindestlohn in der Türkei ist aktuell 265€ und bei Währungsverlusten geht es noch runter. Das wird jährlich neu bestimmt. Aber wie gesagt vor 10 Jahren war das über 500€, wie sie sehen, auf die Hälfte gebüßt und über 40% der Arbeitnehmer in der Türkei, der registrierten Arbeitnehmer arbeiten mit Mindestlohn. Also, das ist in keinem anderen Land in Europa ist so dramatisch.

07:16 - Welche Industrien gibt es in der Türkei?

Daniel: Ja wahrscheinlich ist das auch ein Grund. Ich hab in der Vorbereitung mal ein bisschen nachgeguckt, was es denn so für Industrien gibt in der in der Türkei und ich hab gedacht, da steht sie auf Platz 1,2,3 was man immer so gehört hat Bekleidung, Schmuck und Nüsse zum Beispiel. Nüsse ist auf Platz 10, Schmuck auf Platz 6 und die KFZ-Industrie auf Platz 1 was natürlich damit zu tun hat, dass Lkw wie Daimler, Man und Skandia in der Türkei produziert werden oder auch Ford, Toyota, Opel, Hyundai und das natürlich schon wahrscheinlich auch durch die günstigen Kosten, die sie gerade gesagt haben, Mitarbeiterkosten natürlich auch immense Vorteile für diese Industrie.

Übrigens wenn du keinen unserer interessanten Podcast mehr verpassen willst, dann klicke jetzt gleich auf Abo und Besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.

Fatih Dogan: Richtig es wird gesagt, dass Türkei nach Deutschland die zweitstärkste Autoindustrie in Europa ist und das ist auch Grund der starken Verflechtungen, mit Deutschland wahrscheinlich. Weil viele Große deutsche Firmen in der Türkei, Tochterbetriebe oder Lieferanten haben, auf diese Weise kommt das zustande.

08:42 - Ist die Türkei ein Land für Digital Nomaden?

Sebastian: Klingt sehr interessant. Sie hatten jetzt ja vorhin schon so eine Gruppe von Personen angesprochen: Softwareentwickler und so in der Art. Wir kennen ja zurzeit so ein bisschen im Trend, oder eigentlich schon seit einigen Jahren, das sind die sogenannten Digitalen Nomaden. Also im Grunde Personen, die in bestimmten Berufen arbeiten und einen Laptop brauchen, zum Beispiel eben Softwareentwickler. Die dann durch die Welt tingeln, an verschiedenen Orten leben, aber eben für ausländische Arbeitgeber arbeiten. Wissen sie, ob das auch in der Türkei ein Trend ist? Also gibt es viele digitale Nomaden aus verschiedenen Ländern, die sich in der Türkei aufhalten, zumindest temporär?

Fatih Dogan: Ja, auf jeden Fall, das sehen wir. Auch aufgrund der eben erklärten Vorteile der Türkei: schönes Klima und günstige Lebensunterhalt zieht viele Leute in die Türkei und auch eine junge Bevölkerung mit 33 Jahre Durchschnitt macht das dann lebendiger. Von diesem Trend können wir schon hier auch reden.

Daniel: Jetzt ist es aber so, dass wenn ich es richtig verstanden habe, auch in der Türkei gilt, wenn ich mich länger als 6 Monate im Land aufhalte, bin ich steuerpflichtig mit meinem, korrigieren sie mich ob das stimmt, mit meinem Welteinkommen. Also auch mit Einkommen, was ich eigentlich außerhalb der Türkei erwirtschafte und der höchste Steuersatz da kommt nämlich das, was sie gerade gesagt haben, mit dem Lira Kurs, kommt deine eigentlich negativ. Also wenn ich jetzt zum Beispiel mein Einkommen im Ausland erwirtschaftete, jetzt aber die höchste der höchste Einkommen Steuersatz nach der Türkei nach dem System türkische Lira berechnet wird. Das müßten glaub ich 35% sein, so ab ungefähr 6000€ Jahreseinkommen. Dann hätte natürlich jemand, der als digitaler Nomade in der Türkei lebt, relativ schnell eigentlich sein Einkommen in der Türkei zu versteuern. Ist das richtig oder vielleicht können Sie das mal erklären?

Fatih Dogan: Erstens: Ja, also wenn man länger als 6 Monaten in der Türkei aufhält, dann ist man uneingeschränkte steuerpflichtig in der Türkei, muss man sein Welteinkommen besteuern und wenn man weniger als 6 Monate, also 183 Tage in der Türkei, dann ist man eingeschränkt steuerpflichtig. In diesem Fall kann man nur bestimmte Einkommen, was man in der Türkei erzielt hat je nach Doppelbesteuerungsabkommen in der Türkei zu besteuern. Sonst ist in dem anderen Land, wo man den Hauptwohnsitz hat, zu besteuern. Und Steuersätze sind so, sie haben 35% genannt, das war vor ein paar Jahren so und danach hat man noch eine weitere Stufe gebaut und das ist 40% und das Einkommen wird auf einem bestimmten Niveau mit 40% besteuert, aber diese Steuer Situation ist im Vergleich zu Deutschland aufgrund der Staffelungen und aufgrund der Verteilung ist er niedriger als in Deutschland. Insoweit kann man sagen, in der Türkei zahlt man am Ende etwas weniger steuern. Es ist aber auch kein Steuerparadies. Türkei ist ein normales Steuerland, aber im Vergleich zu Deutschland oder anderen Hochsteuerländern, etwas niedriger zu besteuern ist.

Daniel: Also ist die Attraktivität dann in erster Linie die niedrigen Lebenskosten, die sie schon erwähnt haben. Steuern etwas niedriger.

12:14 - Welche steuerlichen Vorteile bietet die Türkei?

Fatih Dogan: Also ich meine, bei den Steuern gibt es schon Vorteile, aber nicht im Vergleich zu den niedrig Steuerländern, wie die Schweiz oder Malta oder andere Länder, Irland auch vielleicht nicht. Aber, wie sie sagen, Lebensunterhaltskosten sind deutlich niedriger.

Sebastian: Wenn wir jetzt mal zum Beispiel über Kapitalerträge sprechen. Mal angenommen, ich lebe jetzt in der Türkei, dann habe ich gelesen ich glaube, es war auf der Webseite von KPMG, dass Dividenden nur dann zu besteuern sind, wenn sie von einer türkischen Gesellschaft ausgeschüttet werden, wissen sie dazu was?

Fatih Dogan: Ja das stimmt. Also wenn die Gesellschaft in der Türkei eingetragen ist und beim Finanzamt angemeldet ist und wenn Dividende ausgezahlt werden, dann zahlt man die Steuern und das wird sogar in der Quelle abgezogen, also die Gesellschaft zieht die Steuern ab und zahlt beim Finanzamt ein.

Sebastian: Heißt das aber, wenn jetzt zum Beispiel jemand in der Türkei lebt, also nochmal zum Beispiel ein Deutscher und der ist beteiligt an einer Gesellschaft im Ausland. Ich sag jetzt mal zum Beispiel Irland oder Großbritannien oder sowas und er bekommt von dieser Gesellschaft eine Dividende ausgeschüttet, die ist ja nicht in der Türkei Resident ist, heißt es dann, dass diese Dividende in der Türkei steuerfrei wäre?

Fatih Dogan: Lebt diese Person hauptsächlich in der Türkei?

Sebastian: In dem Beispiel, ja. Genau die würde jetzt zum Beispiel dort leben.

Fatih Dogan: Wenn er in der Türkei lebt, dann gibt es Doppelbesteuerungsabkommen mit Irland, gehe ich davon aus, also mit fast allen europäischen Ländern hat die Türkei dieses Abkommen. Wenn in Irland diese Gewinnausschüttung schon besteuert wurde, dann kann man das in der Türkei angeben. Das würde als Provisions-Vorbehalt betrachtet werden und das Einkommen erhöhen. Aber würde nicht nochmal besteuert werden, also das würde nur die Steuerlast in der Türkei erhöhen. Und nicht eine Doppelbesteuerung mit sich bringen.

Sebastian: Ok, und die Besteuerung auf Dividenden wie hoch ist die in der Türkei? Wissen Sie das?

Fatih Dogan: Also 15% muss als Quellensteuer gezahlt werden, kann auch 10% sein. Ich bin nicht hundertprozentig sicher, ob 15 oder 10%, es ändert sich. Das heißt aber nicht, dass das die einzige Steuer bei Dividenden Einkommen ist. Man muss auch das in seiner Einkommensteuererklärung angeben und je nach Höhe des Einkommens weitere Steuern zahlen, und das ist dann bis 40% dann wahrscheinlich.

Sebastian: Verstanden. Das heißt, die Kapitalerträge werden versteuert wie normales Einkommen. Die Quellensteuer, die bereits bezahlt wurde, wird dann entsprechend anerkannt und entsprechend angerechnet werden.

Fatih Dogan: Ja, ganz genau, angerechnet.

15:13 - Ab wann braucht man einen Aufenthalt in der Türkei und ist das Beantragen kompliziert?

Daniel: Jetzt reden wir die ganze Zeit ja schon darüber, dass man in der Türkei wohnt, und zwar länger. Die ganzen Steuer Dinge, die wir jetzt besprochen haben, betreffen ja jemanden, der länger als 6 Monate in der Türkei wohnt. Vielleicht können Sie mal ganz kurz für unsere Zuschauer und Zuhörer sagen, wie einfach oder doch kompliziert es ist, einen Wohnsitz oder ein Aufenthalt in der Türkei zu beantragen.

Fatih Dogan: Es ist für europäische Bürger relativ einfach, das zu bekommen. Für eine Aufenthalserlaubnis braucht man ein ausreichendes Einkommen. Und eine angemietete Wohnung und eine Krankenversicherung und dass ausreichende Einkommen heißt grob zirka 300 US Dollar pro Monat.

Daniel: Wie muss man das nachweisen?

Fatih Dogan: Sie können einen Kontoauszug aus der Bank oder von einem Wechselbüro, ein Devisenverkauf-Beleg vorlegen und das nachweisen, ganz einfach.

Daniel: Also man muss zum Beispiel für 12 Monate zeigen, dass man 12 Mal $300 hätte auf dem Konto. Also man muss auch kein monatliches Einkommen nachweisen, sondern im Prinzip Vermögen haben, um seine Kosten für ein Jahr zu decken, so wie es in vielen Ländern ist wahrscheinlich.

Fatih Dogan: Genau, sehr einfach.

Daniel: Wie lange dauert das, bis man den Aufenthalt bekommt, muss man an verschiedenen Stellen gehen oder macht man das alles in einem Büro?

Fatih Dogan: Es gibt eine Migrationsbehörde. Nach der Antragstellung dauert es bis zu 8 Wochen und da ist es ein bisschen befremdend. Nach der Antragstellung darf man nicht ausreisen, bis die Genehmigung erteilt wird. Weil man den Reisepass mit einreicht, nicht zurück bekommt und deswegen soll man so einplanen? Nach der Antragstellung, circa einen Monat muss man in der Türkei bleiben. Eine Sondergenehmigung ist zwar möglich, aber zu kompliziert, das zu bekommen.

Sebastian: Eine Frage habe ich noch. Also, wenn ich es richtig verstanden habe, um jetzt sich nur kurzfristig aufzuhalten, braucht man dort kein Visum oder man kann das Visum am Flughafen bekommen, oder muss man da vorher ein Visum beantragen?

Fatih Dogan: Als Deutsche braucht man für 90 Tage Aufenthalt kein Visum. Bei Österreichern ist das anders, bei denen ist ein Visum notwendig und das bekommt man auch beim Flughafen.

Sebastian: Interessant. Mal angenommen, ich würde jetzt mir eine Wohnung oder ein Haus in der Türkei kaufen, so als Ferienhaus und ich würde dann planen dort letztlich 4-5 Monate im Jahr zu verbringen. Wenn ich die an einem Stück verbringen wollte, dann brauche ich dann ein Visum, aber wenn ich nur 90 Tage dort bin, jeweils dann bräuchte ich doch kein Visum.

Fatih Dogan: Nein, in diesem Fall reicht das 90 Tage Visum oder 90 Tage visumsfreie Aufenthaltsmöglichkeit nicht aus. Sie müssen innerhalb der visumsfreien Zeit, müssen sie einen Antrag für Aufenthalts Erlaubnisse stellen, wenn sie länger als 90 Tage in einem Jahr in der Türkei aufhalten möchten. Weil sie ja eine eigene Immobilie haben, brauchen Sie keine Mietvertrag. Das geht auch, damit dann.

18:35 - Immobilien- und Mietpreise in der Türkei

Sebastian: Ich meine mir ist jetzt mir ist jetzt natürlich schon klar Immobilienpreise da gibt es natürlich ganz, ganz teure und und ganz, ganz billige. Das ist mir schon klar, aber wenn sie jetzt mal so über Mandanten sprechen, vielleicht die jetzt in der Türkei eine Wohnung oder eine Ferienwohnung oder ein Ferienhaus gekauft haben, so nach einem Standard, der so jetzt für Deutsche, die ja immer sehr anspruchsvoll sind, einigermaßen gut ist was muss ich da rechnen? Was kostet da so ne Wohnung, vielleicht mit 2-3 Zimmern in einer der populären Städte am Meer in der Türkei? Wenn ich das kaufen sollte?

Fatih Dogan: So wenn man das ganz grob sagen sollte.. so es ändert sich übrigens. Also in dem letzten Jahr zum Beispiel, erstens mit Corona haben wir einen Schub erfahren, dann Immobilien sind so grobe 50% gestiegen.

Sebastian: 50%, das ist ja der Wahnsinn.

Daniel: Reden Sie von Lira oder von Dollar?

Fatih Dogan: In Lira, aber Dollar ist 100% gestiegen! Das muss man auch sehen. Und es gibt auch eine hohe Inflation. Und jen. Und jetzt, im letzten in den letzten Monaten, also in den letzten 6 Monaten, sind Immobilien vielleicht nochmal verdoppelt, tatsächlich verdoppelt. Und die Inflation in der Türkei ist aktuell grob bei 50% offiziell aber es wird inoffiziell vermutet das kann bis 80 bis 100 Prozent gewesen sein und der Trend ist auch steigend und die Preise erhöhen sich fast täglich.

Sebastian: Das ist ja auch kein Wunder, was in der Welt passiert. Ich meine die Preise erhöhen sich ja überall und wenn man dann noch eine schwache Währung hat, die sowieso schon ein bisschen gefährdet ist, dann wird es noch schwieriger.

Fatih Dogan: Ja, genau. Ich komme jetzt zu der Wohnungsfrage. Die teuerste Stadt ist Istanbul und will gehen von Istanbul aus. In einem guten Viertel, wenn sie eine Wohnung mit 50 Quadratmeter haben würden, eine neue erdbebensichere Wohnung, dann kann man aktuell wohl zirka 1000000 Lira rechnen, das kann circa 60.000€ machen, 60 bis 70.000€ kann aktuell ausreichen für so eine Wohnung. Und wenn sie nach Ankara oder Izmir oder Antalya gehen, dann die Preise werden etwas niedriger. So kann man 20-30% sich vorstellen. In Adana oder Mersin sind sie noch günstiger, also das sind die günstigsten Städte der Türkei am Mittelmeer südlich. Die Miete für solche Wohnungen: in Istanbul wären es vielleicht so 300€ und in Izmir dann 200€. Also in Istanbul wäre es 300 - 500,00€ aber in Izmir oder Ankara oder anderen Städten kann man so noch niedriger bei 200 bis 300€ vorstellen aktuell. Aber die Mieten sind auch im letzten Jahr verdoppelt, also unberechenbar geworden die Preise, auch für mich. Früher war das jedes Jahr ungefähr ähnlich und dann mit 10% Erhöhung, aber jetzt ich spielen verrückt und man kann nicht so eine große Verallgemeinerungen machen.

Sebastian: Ja wir verstehen das, wenn man das in einem Jahr angehört, dann hat sich alles wieder geändert und wahrscheinlich alles doppelt so hoch, leider. Also ist ja auch schwierig für das Land und für die Bevölkerung vor allen Dingen schwierig.

Fatih Dogan: Ja es ist es ist so. Ob man kaufen oder mieten soll, ist natürlich unterschiedlich. Aber wie sie sehen, sind die Mietpreise auch sehr niedrig. Man kann auch mieten, wenn man nicht sehr langfristig in der Türkei leben möchte und wenn man kaufen würde, dann kann man je nach Währungsverlust in Euro Geld verlieren. Dieses Währungs Risiko bei Wohnungskauf besteht leider. Zum Beispiel die Leute, die vor 10 Jahren eine Wohnung mit Euro gekauft haben, haben wegen Währungsverlust etwas Geld verloren, obwohl die Wohnungen so stark gestiegen sind. Oder oder man kann so sagen, das ist gleich geblieben. Also der Trend, wie in Deutschland in den letzten 10 Jahren, diese kontinuierlich Steigerung von jährlich 10% gab es in der Türkei nicht.

23:16 - Besonderheiten Mietverträge und Mietrecht für Ausländer

Daniel: Eine Sache noch zum Thema Wohnung, ich habe gehört und das ist für uns Europäer aus anderen europäischen Ländern relativ ungewöhnlich: Mietverträge werden oftmals nur für ein Jahr abgeschlossen und dann nach einem Jahr meistens, geht dann der Preis nach oben, wie sie schon gesagt haben. Entweder ziehe ich aus oder ich akzeptiere den neuen Preis. Also jedes Jahr endet der Mietvertrag automatisch.

Fatih Dogan: Nein, also das ist ist mittlerweile nicht so. Es ist so ja für ein Jahr abgeschlossen, aber es verlängert sich automatisch jeweils um ein Jahr, jedes Jahr und solange der Mieter die Miete ordentlich bezahlt, kann der Vermieter den Mieter nicht rauswerfen. Es ist ziemlich ähnlich wie in Deutschland, also Eigenbedarf muss da sein und so weiter also Mieterschutz ist schon da. Was faktisch ist, ist das so, wenn solche Preisänderungen auftreten, dann es gibt auch bei Miete so eine Regelung seit ein paar Jahren, die Miete darf man das der Vermieter nicht beliebig erhöhen. Es war früher öfters so hoch wie Verbraucher und Produzenten Inflationsdurchschnitt, aber vor circa 3 Jahren oder 4 Jahren wurde ein Präsidentendekret erlassen und damit wurde verboten, die Miete höher zu erhöhen, als Verbraucherinflation. Und die Verbraucherinflation ist immer die niedrigere Inflation. Die Vermieter wurden quasi gedrängt, die Miete niedrig zu halten, in einem Markt, in dem alle Preise frei hoch gehen und das hat verursacht, dass die Mieten in den letzten 3-4 Jahren niedrig geblieben sind.

Daniel: Jetzt muss man natürlich sagen, was jetzt gerade gesagt haben, das stimmt. Das habe ich auch schon gelesen, aber das betrifft natürlich in erster Linie türkische Bürger, zu deren Schutz, das getroffen worden ist. Und deswegen ist halt die gängige Praxis, Ich habe einige Freunde, die in der in der Türkei wohnen, dass man mit Ausländern und das ist unsere Zielgruppe in erster Linie, die in der Türkei kommen wollen, deswegen Besitzer von einer Wohnung sagt Ich mache den Vertrag nur für ein Jahr, ich vermiete die Wohnung für ein Jahr, damit er dann eben gucken kann was machst du in einem Jahr, wenn die Preise nach oben geklettert sind. Also seine Lebenskosten für den Besitzer der Wohnung, aber den Schutz für die inländischen Bürger. Ja, also bei Ausländern gibt es ja Ausnahmen von diesem Verbot ja, das stimmt, aber der Markt allgemein wird ja von den Inländern dominiert und deswegen das verursacht so eine Situation. Bei Ausländern kann es sein, dass da etwas andere Regelungen faktisch gelten. Zum Beispiel bei den Türken ist das auch verboten in ausländischer Währung einen Mietertrag abzuschließen. Wenn man bei den Ausländern in Euro einen Vertrag abschließt, dann wenn Euro 100 Prozent gestiegen ist, dann ist auch die Miete 100 Prozent gestiegen, in türkischer Lira betrachtet. Insoweit kann man so sehen, aber dies befristete, einjährige Mietverträge, das geht nicht. Solange der Mieter die vereinbarte Miete bezahlt, kann der Vermieter nicht rauswerfen und diese einjährige Befristung muss man auch schauen, dass das ist nicht unbedingt wirksam. Kann ich denn in der Türkei mit Kryptowährung bezahlen?

26:57 - Ist Krypto in der Türkei als Zahlungsmittel zugelassen?

Fatih Dogan: Nein, das dürfen Sie nicht. Das ist verboten seit 2021.

Daniel: Also Kryptowährung als Zahlungsmittel ist verboten, in der Türkei?

Fatih Dogan: Richtig als Zahlungsmittel wurde es verboten. Man kann ja kaufen, verkaufen in den Kryptobörsen. Kann man alles machen, aber nicht als Zahlungsmittel verwenden. Und auch die Firmen dürfen das nicht als Zahlungsmittel akzeptieren oder einführen.

Daniel: Und steuerlich?

Fatih Dogan: Ja steuerlich auch normal, also normale steuerliche Situation muss gelten. Aber bisher gibt es keine ausführliche gesetzliche Regelung über Krypto. Es ist aber in Vorbereitung. Ein Entwurf ist schon da und wird aktuell diskutiert. Man geht davon aus, dass die Wertsteigerungen bei Krypto ähnlich besteuert werden, wie man bei Aktien veranlaßt.

Daniel: Was wir bis jetzt also schon sehr gut verstanden haben, ist dass für digitale Nomaden die Türkei durchaus eine sehr interessante Option sein kann. Außer den sehr niedrigen Lebenskosten in der Türkei hat natürlich eine Welt Metropole wie Istanbul einiges zu bieten, also für 6 Monate allemal. Und so lange kann man ja in jedem Fall steuerfrei als digitaler Nomaden dort leben. Wir wollen jetzt aber mal zum Thema Steuern und Unternehmensgründung in der Türkei übergehen. Uns interessieren Fragen, wie zum Beispiel für welche Unternehmer oder Investoren ist die Türkei ein idealer Standort?

28:28 - Für welche Unternehmer ist die Türkei ein idealer Standort?

Fatih Dogan: Es gibt in der Türkei circa 10.000 Firmen mit deutscher Beteiligung und das erhöht sich auch ständig. Wer kommt? Gibt es entweder produzierende kleine und mittelständische Unternehmen. Oder diejenigen Firmen, die die Türkei als Absatzmarkt betrachten und deren Waren in der Türkei vertreiben wollen, und das kann man etwas, also von Zeiten her differenziert betrachten. Bis 2014 war ein Sturm von Deutschland in die Türkei und sehr viele Firmen sind gekommen und viele sind auch geblieben. Und danach, b 2014 hat man sich mit der EU und mit Deutschland etwas politisch distanziert. Und danach sind auch die Investitionen gestoppt oder in einem sehr niedrigen Niveau geht es weiter. Das eigentlich aufgrund der so vielen Vorteile eher zu bescheiden ist. Also bei diesem vorherigen wirtschaftlichen Sturm sind bis zu hunderttausend Fachkräfte auch von Deutschland in die Türkei gekommen, um zu arbeiten. Die deutsche Firmen sind auch teilweise mit türkischstämmigen eigenen Personal in die Türkei gekommen und viele sind einige Jahre in der Türkei geblieben und dann ab 2014 wegen diesem Rückgang und auch Währungsverluste sind viele aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Situation nach Deutschland zurückgegangen.

Sebastian: Vielleicht kann ich kurz hier was sagen zu dem Thema, vielleicht kurz hier unterbrechen. Also ich glaube, wir sind uns ja alle einig, dass jetzt vor dem Hintergrund der Ereignisse in der Ukraine und Russland hier die Position und auch gewissermaßen die Karten ja neu gemischt werden. Also wir wissen ja zum Beispiel die Türkei hat ja schon mal einen russischen Düsenjäger abgeschossen, wurde ja hier besonders positiv oft bemerkt in den letzten Tagen. Unter dem Motto Präsident Erdogan hat sich hier nicht bullien lassen von Putin, der hat den Flieger runter geschossen, so einfach. Und danach hat Putin nie wieder was gemacht. Türkei ist ja NATO Mitglied und ich denke, man wird natürlich jetzt schon schauen. Klar, es gibt natürlich Distanz, Unterschiede mit Erdogan politisch usw und man weiß nicht genau, wie man jetzt umgehen soll mit dem Präsident und so. Aber man kann schon davon ausgehen, dass jetzt solche Allianzen meiner Meinung nach eher verstärkt werden mit der Türkei vor dem Hintergrund dessen, was gerade passiert. Glauben Sie das auch? Also das heißt im Grunde genommen man kann davon ausgehen, dass auch wenn die Türkei ihre Karten richtig spielt, dass es sich dann eher positiv für die Türkei entwickelt. Auch wenn die letzten Jahre vielleicht eher jetzt negativ und etwas belastet waren.

Fatih Dogan: Auf jeden Fall. Beide Parteien sind von Russland sehr abhängig und in einer ähnlichen Situation, und diese Abhängigkeit kann man reduzieren, wenn man intensiv zusammenarbeiten würde und beide Parteien würden davon profitieren. Insoweit müssen die EU und die Türkei in den nächsten Jahren viel mehr zusammenarbeiten als vorher und die EU muss auch der Türkei wirklich Perspektive anbieten. Und dieser Bruch war auch deswegen verursachte in der Vergangenheit weil die EU ständig alles offen lassen wollte und die Türkei wollte ständig Ergebnisse haben und dann nach dieser Spannung hat sich die Türkei eher nach Osten gewandt. Mit Russland hat mehr zusammengearbeitet. Aber jetzt es zeigt, dass es eine Sackgasse gewesen war und jetzt die EU und Türkei müssen jetzt viel, viel mehr zusammenarbeiten als in der Vergangenheit.

Sebastian: Und man muss ja auch sagen, trotz dieser ganzen Spannungen, die Türkei hat ja gerade in der Flüchtlingsfrage für die EU schon sehr viel geleistet. Die hat ja letztlich das Flüchtlingsproblem, der Flüchtlinge aus dem Mittleren Osten, Syrien und so, komplett abgefangen. Gut da gab es irgendeinen Deal, da gab es sicherlich auch dann finanzielle Mittel geflossen und Vorteile, aber letztlich hat ja die Türkei dieses erhebliche Probleme für die Europäische Union gelöst und hier auch die Verantwortung übernommen. Gut, man kann sich jetzt im Detail streiten, wie Flüchtlingslager und so. Ich meine sicherlich alles nicht ideal, aber hier hat sich die Türkei auf jeden Fall auch als verlässlicher Partner, trotz bestimmter politischer und ich sag jetzt mal ideeller und philosophischer Differenzen, ja auch erwiesen. Ich glaube also, da ist schon eine Verlässlichkeit, hat sich dort gezeigt und die wird auch für die Zukunft bestimmend sein. Sehen Sie das auch so?

Fatih Dogan: Auf jeden Fall. Also die Türkei hält das Flüchtlings Abkommen mit der EU und obwohl in den Medien so viel von Politikern gestritten wird und so emotionell gesprochen wird und das Thema etwas eskalier, ist in der Wirklichkeit so, dass das Abkommen funktioniert und die Türkei hat nicht nur aus Syrien, auch aus Iran, oder Afghanistan oder aus afrikanischen Ländern viele Flüchtlinge. So grob wird von 7.000.000 Flüchtlingen gesprochen. Ein wahnsinniger Betrag und ich hab gehört in Istanbul gibt es mittlerweile circa 1.000.000 Flüchtlingskinder in den türkischen Schulen. Können sie sich vorstellen, das ist eine dramatische Veränderung in manchen Stadtvierteln in Istanbul sind so schnell in weniger als 10 Jahren Ghettos entstanden oder allein Flüchtlingsviertel und es gibt mittlerweile auch mehr Spannungen zwischen den Inländern und diesen Personen. Also das Land bleibt dabei, diese Abkommen nicht zu brechen und zeigt wirklich eine gute Zuverlässigkeit. Von der EU aus, sollte man das auch nicht unterschätzen.

Sebastian: Ja, hundert Prozent. Daher würde ich sagen, also keiner weiß, was passiert in Zukunft, aber ich denke, dass jetzt für die Zukunft die Weichen eher positiv gestellt sind. Was jetzt auch Investitionen in der Türkei wahrscheinlich anbelangt aus Deutschland und aus anderen europäischen Ländern. Und hier wäre es eben mal interessant, sie haben ja vorhin schon gesagt viele deutsche Unternehmen haben früher investiert, was sehen Sie jetzt momentan? Also welche Investitionen gibt es in der Türkei? Ich meine klar, wir haben von materieller Arbeit gesprochen, aber es könnten ja auch Dinge interessant sein wie Software, Software-Buden, auch Tätigkeiten, die jetzt eher am Computer stattfinden und nicht an der Werkbank.

Fatih Dogan: Ja, erstens kann ich kurz bemerken, dass nach dem Krieg jetzt in Ukraine wir viele Anfragen aus Russland haben. Also viele Firmen von Russland wollen in die Türkei umziehen, auch von ausländischen Unternehmen. Das ist schon interessant. Und wenn mit der EU eine bessere Beziehung aufgebaut wird wieder, dann wird man denken, dass auch von der EU jetzt mehr Nachfrage in die Türkei kommt. Der nächste Punkt, also erstens es ist definitiv, die Türkei ist die Zentrale von Spielindustrie in Europa, also Computerspiele werden sehr viel in der Türkei entwickelt. Einige türkische Start Ups sind als Unicorn von den US Firmen übernommen worden. Es gibt viele andere Spielfirmen, die jetzt arbeiten. Also wir haben Mandanten, die von Deutschland in die Türkei kommen, um Spiele zu entwickeln, um diese Spiele im US Markt zu vertreiben. Also wenn sie Spiele entwickeln wollen als deutsche Firma, dann können Sie in die Türkei kommen und dort eine Firma gründen und dort die Entwickler beschäftigen. Das ist der eine interessante Markt, aber ich kann für die deutsche Industrie in der Türkei auch sehr große Potenziale sehen, insbesondere in Freihandelszonen. Wenn sie eine Arbeitsintensive Produktion in Deutschland haben, als Absatzmarkt ausländische Märkte haben. Wenn sie in der Türkei produzieren und in die Welt verkaufen möchten, dann ist es sehr günstig ,das in der Türkei zu machen, weil in einer Freihandelszone bekommen sie sehr große steuerliche Vorteile und hervorragende Infrastruktur. Da sind sie auch von den inländischen Regelungen nicht so viel beeinflusst und auch die politische Entwicklung geht sie gar nicht an, weil die aktuelle türkische Regierung ist eigentlich sehr Unternehmerfreundlich und auch und den Ausländern gegenüber. Solange man nicht politisch in der Türkei tätig ist, kann man ruhig seine Investitionen aufbauen und erweitern. Wir haben mehrere Mandanten, die die vor 10 Jahren das schon gemacht haben, die machen weiter die ziehen sich nicht zurück aus dem türkischen Markt. Nur seit 2014 haben wir eine große Zurückhaltung und das ist sehr viel von Medien verursacht und auch wegen emotioneller Bewertung der Situationen. Ein normaler Bürger auf der Straße, wenn Sie fragen, möchte auch nicht in die Türkei gehen als Tourist, weil er so negativen Nachrichten hört. Das ist aber nicht sachlich begründet, wenn man sachlich denkt, dann also in jedem Land auf der Welt gibt es irgendwelche politische Empfindlichkeiten? In jedem Land kann man Probleme haben, wenn man die Tabus von diesem Land etwas kritisiert oder angreift, deswegen soll man das so betrachten. Ob diese Dinge kritikfähig sind oder nicht, das ist eine andere Diskussion. Ich möchte nicht darüber eine Meinung hier äußern. Aber wenn man wirtschaftlich denkt und als Unternehmer etwas machen möchte und wenn man Vorteile auf dem Weltmarkt sucht, dann wenn man in Europa jetzt seine Zentrale hat und das ist 2 Stunden weit von Europa und solche Lebensverhältnisse, ähnlich wie vielleicht China. Es ist ein ein Paradies für Produktion für europäische Firmen. Die hervorragende Infrastruktur mit Autobahnen mit guten Verbindungen zu Europa und mit der Hafen usw und mit so billigen Personalkosten.

39:48 - Der Vorteil der Zollunion & wie sich die Türkei als zuverlässiger Partner erwiesen hat

Daniel: Vielleicht können wir nochmal auf einen anderen Vorteil zu sprechen kommen, der passt sehr gut zu dem, was ich gerade sagen. Und zwar die Türkei hat ja ein Zoll-Abkommen mit der Europäischen Union, das dürfte ja auch ein weiterer großer Vorteil sein. Wenn ich jetzt als Unternehmer aus Europa mein Unternehmen gründe in der Türkei. Vielleicht können Sie nochmal ganz kurz für unsere Zuschauer und Zuhörer sagen, was das genau bedeutet, das Zoll Abkommen, das die Türkei mit der Europäischen Union hat.

Fatih Dogan: Ja, also die Türkei ist in der Zollunion seit über 20 Jahren und das erleichtert den In- und Export, beiderseitig. Nicht nur die Zollunion, das Land ist ja seit langem Beitrittskandidat, aus diesem Grund harmonisiert schon zahlreiche Europäische Regelungen. Also was in in der EU neu beschlossen wird, kommt auch in der Türkei. Insoweit ist das Land eigentlich ein Teil von Europa, auch wenn man so in öffentlicher Warnehmung, das nicht ganz so sieht. Also die Zollunion erleichtert den Handel.

Sebastian: Wie sie jetzt schon gesagt haben, sie haben gerade nochmal China angesprochen. Der größte Handelspartner von China ist die europäische Union. Aber wenn man sich die Situation in Russland und Ukraine genau anschaut, dann hat man ja auch betreffend China letztlich große Bedenken. Man hat ja auch Bedenken, sich dort zu abhängig zu machen, oder man ist schon sehr abhängig. Ich denke auch hier, meiner Meinung nach, wird es in den nächsten Jahren zu einer Justierung kommen, man muss oftmals dann pragmatisch sein. Man kann dann kein Purist sein. Man kann dann sagen, Erdogan, ok mit manchen Dingen sind wir nicht einverstanden, aber es ist ja hat sich gezeigt, Nato Mitglied, EU Beitritt, seit vielen Jahrzehnten ein verlässlicher Partner. Und was ist mir jetzt lieber? China und die kommunistische Partei, wo wir wissen, da gibt es ja auch Straflager, wo Muslime eingesperrt sind. Oder eben die Türkei, wo vielleicht auch manche Dinge jetzt philosophisch oder weltanschaulich anders sind, aber wenigstens, wenn es um Business geht, man kann um einen Tisch sitzen, man kann die Probleme lösen, man kann zusammenarbeiten, man arbeitet zusammen jeden Tag seit vielen Jahrzehnten. Also das ist ja nicht die Frage, das muss ich erst noch beweisen, denn es hat sich ja alles bewiesen. Und da kann ich mir gut vorstellen, dass zum Beispiel die Europäische Union sagt: Wir wollen strategisch eher die Abhängigkeit zu China reduzieren und mehr vielleicht in Richtung Türkei, dann wieder uns orientieren. Also das kann ich mir gut vorstellen, vor allen Dingen jetzt vor dem aktuellen Hintergrund.

Fatih Dogan: Ja, ich auf jeden Fall auch. Ich denke, das ist in diese Richtung kommen wird. Vor 2 Tagen war der Bundeskanzler in Ankara und ich denke, dass diese wirtschaftlichen Themen auch eine große Rolle bei diesem Besuch gespielt haben, nicht nur der Ukrainekrieg. Viel größere Abhängigkeit hat man mit China eigentlich. Von Russland bekommt man nur Energie, aber von China bekommt man alles, was man im Alltag braucht, wenn man dort ein Problem hat, dann kann man tatsächlich größere Probleme in Europa haben. Insoweit bin ich dafür, dass man auf jeden Fall möglichst in Osteuropa, aber auch in der Türkei und Nordafrika, für Europa, alternative Standorte für Europa aufbauen muss. Und da muss Europa stärker sich einsetzen. Europa war in den letzten Jahren viel zu viel mit sich selbst beschäftigt und hat vernachlässigt, diese Themen zu behandeln, denke ich was soll man jetzt aufgeben? Man muss viel aktiver, stärker sich einsetzen und nicht nur dieser Flüchtlingsthema, sondern auch die wirtschaftliche Interessen müssen dringend geschützt werden und dabei kann die Türkei tatsächlich eine große Rolle spielen. Und man soll sich nicht irritieren lassen, die Türkei hat Diskussionen mit Europa, manchmal verschiedene Interessen, aber am Ende ist man im gleichen Schiff und europäische und türkische Interessen sind den anderen Teilen der Welt gegenüber gleich oder ähnlich. Deswegen muss man viel mehr zusammenarbeiten, als man streitet und das Land hat sich auch tatsächlich als verlässlich bewiesen, selbst mit Israel, mit dem man die größten Probleme hat, kommt man wieder näher und mit anderen Ländern der Region verbessert man auch die Beziehungen. Das ist auch gut für Europa. Man kommt nie auf die Idee so ein Krieg wie in Russland zu führen. Also das ist mit der Türkei nicht der der Fall und deswegen kann man langfristig auf die Projekte mit der Türkei bauen und in der Türkei gibt es auch eine Demokratische Gesellschaft mit der Opposition und eine längere Demokratie Tradition auch wenn es mit Probleme ist. Insoweit man muss nicht zu pessimistisch bewerten, auch nicht zu optimistisch. Aber man man muss pragmatisch die Potenziale ausnutzen, die jetzt bestehen.

Daniel: Das war ein Statement. Kann man so stehen lassen.

Fatih Dogan: Dafür arbeiten wir auch.

45:24 - FBA Amazon Händler suchen ihre Lieferanten und Hersteller vermehrt in der Türkei

Daniel: Ja, wo man sagen muss, also, wo ja da auch teilweise kleinere Unternehmen da schneller sind als die Politik. Wo ich jetzt ganz stark schon gesehen hab, was sie jetzt gerade gesagt haben oder was Sebastian Sauerborn gesagt hat, viele FBA Händler von Amazon drehen jetzt einfach den Kurs schon und suchen alternative Lieferanten, Hersteller gerade in der Türkei. Also es ist extrem, im Bereich Sport, Haushalt, Deko, Hobby, Küche, Baumarkt und sowas, außer Elektronik das muss man noch aus China nehmen. Einfach deswegen, weil die Lieferzeit & Containerkosten sind 500% gestiegen. Vor allem Container aus China nach Europa und die Lieferzeit hat sich verdoppelt bis verdreifacht. Was bedeutet, dass ein kleiner und auch ein großer FBA Amazon Händler muss seinen Lagerbestand verdoppeln oder verdreifachen. Viele gehen jetzt und holen das, was sie so typischerweise über Amazon verkaufen, jetzt in der Türkei. Also es gibt mittlerweile Service-Gesellschaften, deren Geschäfts Gegenstand ist: Ich helfe einem Amazon FBA Händler, die Lieferanten, die er bisher in China hatte jetzt in der Türkei zu finden. Also, da gibt es richtige Börsen. Insofern ist manchmal, die Privatwirtschaft schneller als die Politik und setzt da einfach schon Pflöcke ein.

Fatih Dogan: Ich kann auch kurz zu etwas berichten, aus unsere Arbeitserfahrung. Die Produktionshallen in der Türkei sind im letzten Jahr stark gestiegen Also die Mieten für die Hallen sind verdoppelt, obwohl sie seit Jahren nicht so stark nachgefragt waren. Also erstens nach Corona und auch dann diese Spannung mit Russland und China. Sie wissen ja die Spannungen mit China ist ja seit Jahren mit der Trump-Regierung von Amerika, das ist nicht erst dieses Jahr entstanden und wahrscheinlich das hat im Hintergrund die Wirkung, dass viele Unternehmer, wie sie sagen, sich in der Türkei jetzt wenden. Ich habe auch von einer Freihandelszone Leiter gehört, dass er so viel Plätze vermietet hat im letzten Jahr, in einem Jahr 50% von den bisherigen Vermietungen, circa 40-60 Jahre. Also es ist eine riesige Nachfrage bei Produktionsstätten in der Türkei zu verzeichnen, denke ich. Das wird noch mehr werden, wenn sie auch berücksichtigen, dass Fachkräfte Mangel in Deutschland intensiviert wird, und es wird viel schwieriger, neue Mitarbeiter in Deutschland zu finden. Das wird auch die Firmen dazu bringen, wo man einfachere Personal findet, wenn das auch so günstig ist, dann lieber dort produzieren. Es ist auch ein Vorteil für deutsche Unternehmen. Ich glaube, in Deutschland gibt es circa 5 oder 6 Millionen Bürger, die Deutsch-türkischsprachig sind und es ist eine riesiger Austausch zwischen beiden Ländern, kann man schnell deutschsprachige Mitarbeiter auch finden.

48:40 - Wie schnell kann man in der Türkei ein Unternehmen gründen?

Daniel: Gut, also wir haben eine ganze Menge dazugelernt, aber trotzdem noch mal ganz kurz. Wir haben über den Aufenthalt gesprochen und haben über die Chancen über die Lebensqualität gesprochen, die man hat, wenn man seinen Wohnsitz verlagert. Wir haben auch gesehen für Unternehmen gibt es eine ganze Menge Potenzial, um dort reell Business Geschäfte zu machen. Vielleicht noch mal ganz kurz in ein 1-2 Sätzen: Ist es kompliziert, ein Unternehmen zu gründen in der Türkei? Gibt es da Hürden?

Fatih Dogan: Nein, keine. Es ist sehr vereinfacht. Natürlich muss man mit einem Berater arbeiten, der kümmert um die Formalitäten, aber das System ist sehr viel digitalisiert und eine Gründung erfolgt spätestens in 3 Tagen nach der Antragstellung. Für Ausländer ist es nur etwas schwierig, die Unterlagen vorzubereiten, wenn man aus Deutschland einen Handelsregister Auszug mit Apostille bekommen muss und eine notarielle Vollmacht erteilen muss. Das dauert zirka 2 - 4 Wochen, aber wenn die Unterlagen in der Türkei sind, dann 3 Tage.

49:47 - Wie sieht die Gesundheitsversorgung aus?

Daniel: Ok. Dann was immer eine Frage ist, die unsere Zuhörer, Zuschauer und oder Mandanten auch interessiert, wenn es um andere Länder geht. Wie ist die gesundheitliche Versorgung? Also ein Beispiel, ich wohne zurzeit in Griechenland. Das ein oder andere Krankenhaus, in dem ich da schon mal gewesen bin, hat die Atmosphäre einer Speditions-Lagerhalle, wo überall so Paletten rumstehen und so weiter sofort. Wie kann ich mir denn das in der Türkei vorstellen -die Gesundheitsversorgung?

Fatih Dogan: Es ist hervorragend. In den Städten in europäischem Niveau oder vielleicht kann man sogar sagen, in deutschem Niveau. Es gibt viele private Krankenhäuser, die auch günstig sind, aber auch staatliche Krankenhäuser sind in den letzten Jahren modernisiert. Die besten größten Krankenhäuser der Welt sind in der Türkei gebaut worden mit viel US Dollar Krediten natürlich, die auch die türkische Wirtschaft jetzt belasten. Aber am Ende haben sie sehr gute Krankenhäuser und Krankenhauspersonal kann man auch gut bewerten. Ärzte Zahl pro 1000 Personen Bevölkerung in der Türkei, ist im Vergleich zu Deutschland so 50% weniger. Aber das ist auch schon ziemlich hoch für ein so großes Land. Medikamente sind die günstigsten europaweit. Das muss man auch sagen, viele Deutsche bringen aus der Türkei Medikamente mit. Man kann auch so sagen, weil so viele Sachen sind billig, man hat ein Gesundheitssystem, das etwas ähnliches leistet wie deutsches Gesundheitssystem. Aber vielleicht das Zehnfache billiger den Staat kostet, obwohl die Qualität eigentlich nicht zehnfach besser oder schlechter ist. Insoweit das Gesundheitssystem in der Türkei ziemlich gut. Ich würde empfehlen für Ausländer private Krankenhäuser zu besuchen, weil dort bessere Ärzte gibt und nicht sehr teuer ist und nicht überfüllt ist und Termine sofort zu kriegen sind, nicht mal 2 Tage. Und man muss auch vom Gesundheitstourismus sprechen. Eben hat Sebastian gefragt, was ist in der Türkei gut? Und Spielindustrie habe ich gesagt Computerspielindustrie. Aber auch Gesundheitstourismus wächst in der Türkei rasant über 10 Milliarden US Dollar wird vermutet jährlich Umsatz von Gesundheitsdienstleistungen, die für Ausländer geboten werden, weil Flüge auch in die Türkei sehr günstig sind, von Europa oder von der Gegend, kann man einfach für 2 Tage in die Türkei fliegen. Haartransplantation oder Schönheitsoperationen oder Augen Laser usw., sowas kann man machen. Ein deutscher Bekannter hatte mir erzählt, da bekommt man dieselbe Qualität normalerweise und für ein Drittel des Geldes, was man in Deutschland ausgibt. Auf jeden Fall wesentlich günstiger und deswegen wächst ja dieser Markt auch. Das zeigt, dass das Gesundheitssystem in der Türkei leistungsfähig und konkurrenzfähig ist.

53:06 - Kontaktdaten Fatih Dogan

Daniel: Vielen Dank! Also ich hab erstmal keine Fragen mehr, war sehr aufschlußreich, was wir von ihnen alles erfahren konnten zum Leben und Unternehmer-Alltag oder den Business Chancen in der Türkei.

Sebastian: Sehr interessant, also da kann man sehen diese Beziehung zur Türkei und die Türkei hat Zukunft. Sieht sehr positiv aus.

Daniel: Eine Frage noch zum Schluss. Interessierte Mandanten, Zuschauer und Zuhörer, wie können Sie sie am besten kontaktieren und erreichen? Vielleicht können Sie das noch kurz sagen.

Fatih Dogan: Sie können uns gerne im Internet unter falke.com.tr erreichen. Wir haben unseren Hauptsitz in Istanbul, aber haben wir auch in Izmir und Stuttgart eine Niederlassung. Jederzeit können wir übers Internet oder telefonisch erreicht werden.

Sebastian: Hervorragend.

Daniel: Dann vielen herzlichen Dank.

Sebastian: Vielen Dank, Herr Dogan. War sehr interessant.

Fatih Dogan: Ich danke Ihnen auch. Schönen Tag noch. Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

Weiterlesen
Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Schnell und nebenbei schuldenfrei - mit der EU Insolvenz in Irland

EU Insolvenz in Irland: Einfacher und schneller können Sie sich nicht entschulden. Nach 12 Monaten haben sie Restschuldbefreiung in der Tasche. Wie, erfahren Sie hier!

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Ein Umzug ins Ausland, um sich seiner Schulden zu entledigen? Geht das? Ist das nicht “Schuldnerflucht”? Und ist das überhaupt moralisch vertretbar? Tatsache ist, als EU Bürger gehört auch dies zu Ihren Rechten und zu den Vorteilen der EU. Genauso, wie der ein oder andere in den Süden umzieht, um das Leben in einem Land mit mehr Sonne zu genießen, können Sie sich ein Land in der EU aussuchen, dass Ihnen bessere Bedingungen für Ihr Insolvenzverfahren bietet. Und eines soll gleich zu Beginn klargestellt sein. Es geht in unserem Beitrag nicht um bewusst unverantwortliches, vorsätzliches oder grob fahrlässiges Handeln, sondern um ehrliche, von Pech behaftete Schuldner, die ein Insolvenzverfahren nach Recht und Gesetz durchlaufen möchten. Das Insolvenzverfahren in Deutschland ist hart und dauert langer als in einigen anderen EU Ländern. Mit einem Umzug nach Irland kann ein Schuldner seine Schulden schneller und bei voller Handlungsfähigkeit loswerden. 

Darüber reden wir mit dem Steuerexperten Sebastian Sauerborn, dessen Steuerkanzlei St. Matthew seit über 15 Jahren Mandanten bei diesem hochsensiblen Prozess der EU-Insolvenz begleitet.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Warum ausgerechnet Irland?

Einfacher und schneller als mit der EU-Insolvenz in Irland können Sie sich nicht entschulden. Es dauert nur 12 Monate bis zur Bestätigung der Restschuldbefreiung. Rechnet man die Vorbereitungszeit von 6 Monaten mit ein, dauert der ganze Prozess nur 18 Monate. Es gibt zwar noch andere interessante Kandidaten in der Europäischen Union, aber diese sind im Vergleich mit Irland stark mit Nachteilen behaftet. England, welches lange Zeit sehr interessant war, kommt, seit dem Austritt Großbritanniens aus der EU, für die meisten leider nicht mehr infrage. Erstens ist der Umzug nach UK mittlerweile stark erschwert, zweitens ist UK nicht mehr Teil der EU. Somit ist eine Anerkennung der Restschuldbefreiung in anderen EU-Ländern gemäß EU-Recht nicht möglich. Nur wer bereits heute in England wohnt oder den Settled / Pre-Settled Status hat, sollte sich weiterhin auf das englische Verfahren konzentrieren. Für alle anderen ist Irland die ideale Alternative, denn das irische Verfahren ist fast 1 zu 1 eine Kopie des Englischen. Generell ist der Umzug ins Ausland ein nicht zu unterschätzender Pluspunkt, denn er bringt Frieden für die Seele. Denn nachdem die Gläubiger über die neue Adresse in Irland informiert wurden, versiegen in den meisten Fällen, die ständige Gläubigerpost und Anrufe, sozusagen über Nacht. Die fremde Sprache, das fremde Rechtssystem und die hohen Anwaltskosten führen normalerweise dazu, dass die Gläubiger nicht wissen, was sie tun sollen. Befreit von diesem ständigen Druck, kann man wieder durchatmen und am Leben teilnehmen. 

Welche Grundvoraussetzungen gibt es?

Vor dem Prüfen der rechtlichen Voraussetzungen, sollten Sie sich ganz ernsthaft fragen, ob Sie bereit sind, wirklich und wahrhaftig nach Irland umzuziehen und dort für mindestens 18 Monate zu leben und zu arbeiten. 

Wenn das für Sie aus irgendeinem Grunde nicht realistisch umsetzbar ist, dann kommt das Verfahren für Sie nicht infrage, denn dieser Schritt kann nicht umgangen werden. Denn das ist ein Angriffspunkt, welchen die Gläubiger nutzen können, um das Verfahren zu stoppen oder sogar die Restschuldbefreiung im Nachhinein aberkennen zu lassen. Es ist nicht unüblich, dass Gläubiger sogar Privatdetektive anheuern, um Beweise zu finden, dass man nicht wirklich in Irland lebt. Generell empfehlen wir daher, sich grundsätzlich immer zuerst mit den Möglichkeiten im Heimatland auseinanderzusetzen. Auch in Deutschland gibt es attraktive Möglichkeiten. Kommt ein Umzug nach Irland für Sie infrage, gibt es folgende weitere Punkte zu beachten:

  1. Es darf noch kein Insolvenzverfahren in Ihrem Herkunftsland eröffnet sein.

  2. Sie müssen absolut vermögenslos sein. Wenn es noch irgendeine Art Restvermögen (Immobilen, Firmenanteile etc.) gibt, was verteilt werden könnte, sollte man das Verfahren auf keinen Fall anstreben.

  3. Sie brauchen einen Sponsor (Ehepartner, Familienmitglied, Freund usw.), der Ihnen den Aufenthalt und das Verfahren in Irland finanziert.

Zu Beachten: Schulden aus strafbaren Handlungen können nicht restschuldbefreit werden. Seit dem 01.07.2014 fallen darunter auch Steuerschulden, die durch Steuerhinterziehung oder andere Steuerstraftaten entstanden sind. Nicht bezahlte (aber erklärte) Steuern werden natürlich auch weiterhin restschuldbefreit.

Der Ablauf im Überblick

1. Offiziell Abmelden

Sie melden dem Einwohnermeldeamt, dass Sie ab sofort in einem anderen Land wohnen werden.

2. Umzug nach Irland

Eine Unterkunft im Hotelzimmer, bei Bekannten oder eine Briefkastenadresse reichen definitiv nicht aus. Sie brauchen eine eigene Wohnung, eine berufliche Tätigkeit, ein Bankkonto und eine irische Sozialversicherungsnummer (PPS-Nummer). Natürlich informieren Sie die Gläubiger über Ihren Umzug.

3. Abwarten

Bevor Sie den Antrag auf EU Insolvenz stellen, müssen Sie mindestens sechs Monate in Irland leben und arbeiten.

4. Antragsstellung und Interview

Stellen Sie den Insolvenz-Antrag allein, ohne die Hilfe eines Anwalts - einen Übersetzer können Sie natürlich mitnehmen. Im Rahmen der Anhörung bei Gericht erklärt Sie der Insolvenzrichter, bei erfolgter Feststellung des Lebensmittelpunktes, bankrott.

5. Das eigentliche Insolvenzverfahren

Nach den Interviews startet das eigentliche Insolvenzverfahren.

Der Konkursverwalter schreibt offiziell alle Gläubiger an und fordert auf, eine Insolvenztabelle anzumelden. Er analysiert Ihre angegeben monatlichen Ausgaben und es wird ein bestimmter Betrag festgelegt, den Sie monatlich bezahlen müssen, für drei Jahre. Da Sie bankrott sind, ist der Betrag natürlich sehr niedrig (ca. 50 €).

6. Restschuldbefreiung

Nur ein Jahr nach der Bankrotterklärung durch den irischen Richter erfolgt die automatische Restschuldbefreiung. Den irischen Restschuldbefreiungsbeschluss sollten Sie durch Ihren Anwalt bei einem Gericht zu Hause anerkennen lassen. 

Kann man danach wieder in die Heimat?

Wer von Anfang an Rückkehrabsichten hat, bei dem wird das Verfahren möglicherweise scheitern. Bei der Anerkennung der Rechtsschutzbefragung in Deutschland könnte unterstellt werden, dass man Insolvenztourismus betrieben hat. Das liegt einfach daran, dass Ihr Plan, gleich wieder zurückzukehren, sich in Ihren Handlungen (z. B. eine Wohnung in Deutschland halten etc.) manifestieren wird. 

Das heißt aber natürlich nicht, dass sich Ihre Pläne nicht nach 18 Monaten ändern können. Vielleicht gefällt es Ihnen auf lange Sicht doch nicht in Irland, weil es zum Beispiel zu viel regnet. Interessanterweise bleiben jedoch viele unserer Mandanten tatsächlich in Irland wohnen und genießen dort weiterhin die steuerlichen Vorteile.

Welche Herausforderungen gibt es im Verfahren?

Ein ganz wichtiger Punkt für Pensionäre oder Rentner, die sich überlegen, das Verfahren zu durchlaufen, ist das Prüfen der Regelungen für etwaige Altersbezüge, Pensionen, Lebensversicherungen. Den diese können sogar bis ans Lebensende gepfändet werden. Hier ist gute Vorbereitung wichtig. Ob die Beträge geschützt sind oder nicht, hängt von den Gesetzen des Herkunftslandes ab. Man kann sich also fragen: Wären meine Lebensversicherung, meine Pension, meine Altersbezüge betroffen, wenn ich im Herkunftsland ein Insolvenzverfahren durchlaufen würde? Wenn ja, dann sind sie auch im irischen Verfahren betroffen. Wenn nein, dann sind sie auch vor dem irischen Insolvenzverwalter sicher. Ein weiterer Punkt, der beachtet werden muss, ist die Notwendigkeit eines Sponsors. Es müssen Lösungen gefunden werden für Arbeit und Wohnort. Von dem geringen Gehalt, dass einem während des Verfahrens zusteht, kann man nicht angemessen leben. Man kann angestellt sein oder selbstständig tätig sein, indem man durch eine Vertrauensperson eine Gesellschaft anmelden lässt, die einen für ein geringes Gehalt anstellt. Man darf natürlich weder Geschäftsführer noch Gesellschafter sein. Bei Ehepaaren ist es natürlich so, dass der Ehepartner ein hohes Einkommen haben kann und die Miete etc. bezahlen kann. Es ist ebenfalls zulässig, dass man gemeinsam mit einer anderen Person eine Wohnung mietet und entsprechend dem Gehalt einen kleinen Obolus zur Miete dazu bezahlt.

Generell gesehen ist das Verfahren nicht kompliziert, es wurde geschaffen, um den ehrlichen Pechvogel schnell und einfach zu entschulden. Trotzdem müssen natürlich viele Punkte geklärt und beachten werden, denn der Teufel steckt wie so oft üblich im Detail. Wenn Sie Ihre Schulden hinter sich lassen möchten und sich einen Umzug nach Irland vorstellen können, empfehlen wir Ihnen, die Details für Ihre schnelle und erfolgreiche Restschuldbefreiung mit einem ausgewiesenen Experten zur EU-Insolvenz zu besprechen.

Kontaktdaten und Links:

Sebastian Sauerborn

Homepage: www.irlandinsolvenz.com

E-Mail:        hello@stmcorporate.group

Telefon:       +44 20 3151 0582

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Firma in IRLAND gründen –Steuern niedrig, Hürden hoch
Auswandern nach Italien: La Dolce Vita im Süden genießen
Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben
Wohnsitz: Anmeldung, Abmeldung, Ummeldung
Sozialhilfe für Deutsche im Ausland
Dubai - sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht

Timestamps

00:00:23  -  EU Insolvenzverfahren - was bedeutet das?

00:03:04  -  Wichtig: Zuerst im eigenen Land umschauen

00:05:56  -  Grundvoraussetzung: Wohnen und Arbeiten in Irland

00:09:17 -   Wie lange dauert es bis zur Restschuldbefreiung in Irland?

00:11:54 -   Beispiel Boris Becker - Trickserei und Betrug führen zu Misserfolg 

00:14:57  -  Wie viele Tage muss ich mich in Irland auf aufhalten? 

00:17:07  -  Lebensstandard in der Wohlverhaltensphase

00:19:35  -  Rückzahlungsvereinbarungen

00:20:43  -  Herausforderungen im Verfahren: Pension, Strafschulden und mehr

00:31:40  -  Antragsstellung und Anhörung

00:34:50  -  Wie reagieren die Gläubiger?

00:39:55  -  Das Verfahren bis zur automatischen Restschuldbefreiung

00:50:48  -  Der Umzug ins Ausland bringt Frieden für die Seele

00:55:23  -  Wie kann man mehr erfahren?

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP40: Schnell und nebenbei schuldenfrei - mit der EU Insolvenz in Irland

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Perspektive Ausland – Der Podcast für Unternehmer und Freiberufler, die es ins Ausland zieht, egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmen-Gründung oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber: Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:00:23 - Das EU Insolvenzverfahren

Daniel: Generell zum Thema EU Insolvenzverfahren muss man ja sagen, das ist ja so nach dem Motto: Wer A sagt, muss auch B sagen. Mit der Freizügigkeit der Niederlassung oder Reisefreiheit in der EU - als Unternehmer, Freiberufler oder Privatpersonen - kann man sich nicht nur das beste Wohnsitzland aussuchen in der EU, man kann sich auch das Land aussuchen, was einem die besten Insolvenzgesetze oder -bedingungen bietet.

Sebastian: Ja, so sieht’s aus.

Daniel: Deutschland wird das nicht gefallen, oder man weiß, Deutschland gefällt es eigentlich nicht so sehr. Da gibt es auch Bestrebungen, das EU-Insolvenzrecht einheitlich zu regeln. Wir sind da noch ein ganzes Stück davon entfernt und so lange ist es ja eine echte Option für jemanden, der ja meist auch unverschuldet in so eine Situation gekommen ist oder einfach Pech gehabt hat, sich nach Alternativen umzuschauen. So wie man das auch machen würde, wenn man sagt, ich habe den Regen satt, ich will wohin, wo es Sonne gibt, kann ich eben auch in ein Land gehen, das mir bessere Bedingungen gibt für mein Insolvenzverfahren. Darüber wollen wir heute reden, ganz speziell über Irland - Wobei es ja noch 1-2 andere interessante Kandidaten in der Europäischen Union gibt, die aber auch mit Nachteilen behaftet sind. Die sich manchmal nur auf dem Papier auch als interessant lesen, wie zum Beispiel Lettland, behaupten ja einige wäre mit eins der besten Insolvenz Standorten, aber heute geht es ja in Irland. Aber am Anfang mal eine Frage: Ist es eigentlich moralisch trotzdem aus deiner Sicht jetzt jemanden zu empfehlen - man hört ja manchmal so diese komischen Begriffe wie Schuldnerflucht - oder zu unterstützen, in ein anderes Land zu gehen? Wie siehst du das eigentlich persönlich? Also wenn jetzt jemand kommt und sagt hier, ich habe jetzt hier Schulden, ich bin schon in der Insolvenz oder will, muss eine Insolvenz anmelden und ich will da ein anderes Land. Wie siehst du das persönlich?

Sebastian: Also ich denke, mittlerweile sind ja alle zu dem Schluss gekommen, dass es absolut keinen Sinn macht, jemanden der ehrlich war, aber Pech hatte - und um die Leute geht es ja. Es geht ja nicht um Leute, jetzt die jetzt hier bewusst durch unverantwortliches, vorsätzliches oder grob fahrlässiges Handeln in finanzielle Schieflage geraten sind. Es geht um Leute, die einfach am Wirtschaftsleben teilgenommen haben, Risiko auf sich genommen haben und da gescheitert sind, also der ehrliche, aber von Pech behaftete Schuldner. Es hat ja absolut keinen Sinn, diese Leute zu lähmen und zu stigmatisieren. Das haben ja mittlerweile auch schon im Grunde die Deutschen eingesehen, der deutsche Gesetzgeber eingeführt und hat ja schon vor einigen Jahren die Verbraucherinsolvenz noch deutlich vereinfacht. Wenn man sich die Verbraucherinsolvenz anschaut in Deutschland, wie es vor einigen Jahren hier eigentlich vorgesehen war, dann dauert das ganze, 7 Jahre oder mehr, bis man dann tatsächlich Restschule befreit ist und von vorne anfangen kann. Mittlerweile gibt es Dinge wie den Insolvenzplan, wo dann auch schon weit schneller, eine solche Restschuldbefreiung möglich ist.

Daniel: Wobei der Insolvenzplan, soweit ich weiß, nur für Verbraucherinsolvenzen, also für Privatinsolvenzen gültig ist.

00:03:04 - Erst im eigenen Land umschauen

Sebastian: Ja darüber reden wir jetzt. Also auch in Irland reden wir nur von Privatinsolvenz. Das heißt also, auch in Deutschland hat man eingesehen, dass es keinen Sinn macht und hat hier bestimmte Beschränkungen im Grunde aufgehoben und hat hier neue Modelle auch eingeführt und im Grunde genommen wäre deswegen auch mein Rat für jeden, zunächst sich mal anzuschauen, was das eigene Land, in dem man wohnt, an Optionen bietet. Wenn man jetzt in der unangenehmen Situation ist, dass man die Insolvenz anmelden muss. Es hat absolut keinen Sinn zu sagen, ich zieh jetzt nach Irland um, wenn ich eigentlich das gleiche auch zu Hause erreichen könnte. Wir haben ja schon gesehen, in einer vorherigen Folge haben wir ja über das Leben in Irland gesprochen. Es ist nicht so ganz ohne, da muss man schon wirklich mit dabei sein mit ganzem Herzen. Denn man muss ja wirklich dort leben, es ist ja nicht möglich zu sagen, ich bin da mal so für einen Monat, man muss dort mindestens für 18 Monate tatsächlich leben. Man kann natürlich reisen, ist ja klar, aber wenn man zu viel reist, dann ist es auch nicht gut. Das heißt, das muss sich natürlich jeder wirklich fragen und das ist auch die wichtigste, die entscheidende Frage. Das ist der einzige Grund auch, warum das Ganze scheitern kann. Jetzt klammern wir Dinge aus wie bewusst falsche Angaben machen - Deswegen kann es natürlich auch scheitern. Der einzige Grund, warum das Ganze scheitern kann ist, dass man nicht den Lebensmittelpunkt und Schwerpunkt der Wirtschaftsinteressen tatsächlich nach Irland verlegt. Das heißt also, wer sich nicht wirklich vorstellen kann dort zu leben - wenn man Frau und Kinder hat, dann müssen die mitkommen - wenn das nicht möglich ist, braucht man sich gar nicht erst weiter damit auseinandersetzen, dann funktioniert es nicht. Deswegen auf jeden Fall zuerst mal im eigenen Land schauen, welche Optionen es gibt. Es gibt ja Optionen oftmals. Nur wenn das nicht funktioniert, dann sollte man ins Ausland gehen. Wir zum Beispiel betreuen nur Mandanten, die sehr hohe Schulden haben, das ist unser Spezialgebiet, Mandanten die mehr als 1 Million Euro Schulden haben. Wir haben auch viele Mandanten mit 20-30 Millionen Schulden, die das Verfahren durchlaufen. Da ist es dann natürlich was anderes, als wenn man jetzt 30 Tausend Kreditkartenschulden hat. Wer jetzt nur niedrige Schulden hat, der soll das auf keinen Fall machen. Im hohen sechsstelligen Bereich, alles andere hat überhaupt gar keinen Sinn.

00:05:56 - Grundvoraussetzung: Wohnen und Arbeiten in Irland

Daniel: Jetzt haben wir schon einiges an interessanten Fakten gehört. Ich würde gerne bei einigen Sachen nochmal nachfragen. Zum Beispiel das erste hast du gesagt, also ich muss auf alle Fälle meinen Wohnsitz - COMI wird es ja oftmals auch abgekürzt - nach Irland verlegen. Wie lange muss ich meinen Wohnsitz nach Irland verlegen? Übrigens, wenn du keinen unserer interessanten Podcast mehr verpassen willst, dann klicke jetzt gleich auf Abo und besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcast als Video zum Ansehen und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.

Sebastian: Also zunächst mal der, der COMI ist noch mal was anderes, der COMI ist der Center of Main Interest. Der Schwerpunkt der Wirtschaftsinteressen. Wenn ich in Irland wohne zum Beispiel und Mieteinkünfte habe in Deutschland und das sind meine einzigen Einkünfte, dann ist der Schwerpunkt meiner Wirtschaftsinteressen in Deutschland, nicht in Irland. Insofern könnte ich das Verfahren in Irland nicht durchlaufen. Also das ist ganz wichtig der COMI. Ich muss in Irland einer Beschäftigung nachgehen. Ich kann selbstständig sein und ich kann durch eine Vertrauenspersonen eine Limited anmelden und mich dann anstellen lassen. Aber ich muss tatsächlich meine Einkünfte, die ja sowieso dann gering sein werden, in Irland erzielen und nicht im Ausland. Das ist ganz wichtig. Wir reden sowohl vom Ort des gewöhnlichen Aufenthalts, das heißt also, ich muss die Mehrheit der Zeit in Irland verbringen. Lebensmittelpunkt - meine ganze Familie muss mit rüberziehen, wenn ich eine habe. Und eben Schwerpunkt der Wirtschaftsinteressen, das heißt, mein Einkommen muss ich im Inland generieren. Und wenn das so ist, dann muss man 18 Monate mindestens dort leben. Allerdings, wenn man von Anfang an die Rückkehrabsicht hat, dann ist das Verfahren möglicherweise nicht gültig. Dann wird bei der Anerkennung der Rechtsschutzbefragung in Deutschland unterstellt, dass man hier Insolvenz Tourismus betrieben hat. Man muss da sehr vorsichtig sein. Mal eben 18 Monate dahin, wenn man beim Insolvenzverfahren bei der gerichtlichen Anhörung in Irland sagt: Ich bin mal eben hierhin umgezogen und bin hier temporär, dann wird das Verfahren abgelehnt. Man muss den Wohnsitz bis auf Weiteres nach Irland verlegen und keine Rückkehrabsicht haben. Aber wer weiß, nach 18 Worten überlegt man es sich vielleicht anders und sagt sich vielleicht: Gefällt mir doch nicht in Irland, weil es regnet zu viel. Man kann natürlich immer seine Meinung ändern, ist ja klar. Aber wer von Anfang an letztlich plant, gleich wieder zurückzugehen und das auch in seinen Handlungen praktisch so manifestiert. Das heißt, das in Deutschland noch eine Wohnung vorhanden ist und diese Dinge alle - der kann davon ausgehen, dass es nicht funktioniert.

Daniel: Mal von der Reihenfolge her. Wenn ich mich jetzt entscheide das Insolvenzverfahren in Irland durchzuführen - also der Vorteil, um das nochmal ganz klar für die Zuhörer und Zuschauer zu sagen ist die Dauer ist ja in etwa 12 Monate, ist das richtig? Oder gibt es auch Fälle... Es gibt ja Länder, in denen man das abkürzen kann, wie zum Beispiel Lettland. Das gibt es in Irland nicht. Dafür ist es wohl aber auch nicht so, dass es wesentlich länger dauern kann. Was ist denn jetzt eigentlich in so einem Fall, wenn der Insolvenzverwalter jetzt sagt, dass ich doch Zahlungsverpflichtungen hätte, dass ich also irgendeinen Gläubiger jetzt zum Beispiel über 3 Jahre lang, nehmen wir mal eine Ratenzahlung leisten muss, sind davon die 12 Monate betroffen oder wie läuft das?

00:09:17 - Wie lange dauert es bis zur Restschuldbefreiung in Irland?

Sebastian: Also mal grundsätzlich genau, wie du schon richtig gesagt hast, der Vorteil in Irland ist, dass die Restschuldbefreiung automatisch erfolgt nach 12 Monaten. Das heißt, man muss ja eine gewisse Zeit dort leben, damit man dann gemäß EU Insolvenzverordnung auch das Insolvenzrecht in Anspruch nehmen kann. Es geht natürlich nicht, einfach anzukommen und dann am nächsten Tag das Verfahren einzuleiten. Man muss dort ein bisschen leben, also mindestens ein halbes Jahr - manche Mandanten leben auch viel länger dort - und dann kann man das Verfahren beginnen. Ab der gerichtlichen Anhörung, bei welcher der Richter dann den Antragsteller für bankrott erklärt, geht es ein Jahr bis zur automatischen Restschuldbefreiung. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man vermögenslos ist. Wenn es jetzt vermögen noch gibt in irgendeiner Art, dann hat es überhaupt gar keinen Sinn, dann kann das ganze 12 Jahre dauern. Nach Irland zu gehen macht wirklich nur dann Sinn, wenn man 100% komplett vermögenslos ist. Wenn es noch irgendwelches Restvermögen gibt, was verteilt werden könnte - und wir reden jetzt von aller Art von Vermögen - dann sollte man das Verfahren auf keinen Fall anstreben, weil dann wird es noch schlimmer als das deutsche Insolvenzverfahren.

Daniel: Also hätte ich jetzt zum Beispiel Immobilien in Deutschland, um das mal ganz klar für Zuhörer und Zuschauer zu sagen, wir reden jetzt nicht über Bankvermögen, weil das wäre wahrscheinlich sowieso schon gepfändet wurden in Deutschland oder ich hätte es ausgegeben. Aber nehmen wir mal an, ich hätte jetzt Besitz, wie zum Beispiel Firmen. Was ist mit einer Firmenbeteiligung wäre noch interessant? Wenn ich eine Firmenbeteiligung hätte, wenn ich Immobilien hätte, also wenn ich das habe, sollte ich davon absehen, darüber nachzudenken, in Irland eine Privatinsolvenz durchzuführen, das ist richtig?

Sebastian: Ja. Man muss aber natürlich sagen, dass gerade bei Immobilien, die ja belastend sind. Also müsste ich tatsächlich überlegen, wenn ich Immobilienvermögen haben, werden die ja zwangsversteigert von der Bank, die mir das entsprechende Darlehen gegeben hat. Oftmals sind die sowieso belastet bis unter die Dachkante. Das heißt, dann wäre es dann wiederum egal. Die Frage ist: Wie stark ist die Immobilie belastet? Möglicherweise gibt es auch noch Möglichkeiten, solches Restvermögen wie Immobilien vor einem Umzug zu entsorgen. Wobei ich damit hundertprozentig jetzt nicht meine, Vermögen aus dem Weg zu schaffen oder Gläubiger zu benachteiligen. Ich meine zum Beispiel, wenn man jetzt eine Immobilie hat und die wird sowieso noch von der Bank zwangsversteigert, dann findet möglicherweise die Zwangsversteigerung statt vor einem entsprechenden Umzug nach Irland und damit ist das Ganze dann sowieso erledigt.

00:11:54 Beispiel Boris Becker - Trickserei und Betrug führen zu Misserfolg

Sebastian: Aber natürlich, Vermögen aus dem Weg zu schaffen ist eine Straftat oder zu verschieben, das darf man natürlich auf keinen Fall machen. Noch ein anderer Punkt, den du jetzt gerade angesprochen hast, die Dauer. Ein anderer Grund, wie die Dauer noch herausgezogen werden kann ist, wenn man nicht kooperiert mit dem Mitarbeiter der staatlichen Insolvenzbehörde.

Wir haben das jetzt ja beim Boris Becker zum Beispiel gesehen. Boris Becker hat natürlich wohlgemerkt nicht in Irland das Insolvenzverfahren durchlaufen, sondern in London in England. Aber das irische Verfahren ist ja letztlich eine Kopie des Englischen. Die Iren haben das Verfahren aus England praktisch wortgenau übernommen. Insofern gelten sehr ähnliche Regelungen dort. Deswegen bring ich jetzt Boris Becker, der ja letztlich in England über sein Vermögen über die Gläubiger Insolvenz eröffnet hat. Eigentlich wäre er ja fein raus gewesen, weil er hat ja seine ganzen Schulden gehabt, 50 Millionen, und wäre eigentlich innerhalb von einem Jahr dann aus dem ganzen Schlamassel raus gewesen und der Restschuld befreit gewesen. Dummerweise hat er ja dann alle möglichen idiotischen Maßnahmen ergriffen, sich dort als angeblicher Diplomat Immunität besorgt, Scheinimmunität besorgt, um nicht kooperieren zu müssen. Er hat irgendwelche Trophäen versteckt, die nicht verkauft wurden - also hat Vermögen versteckt. Damit hat dann natürlich die Insolvenzbehörde, der Insolvenzverwalter und das Gericht die Möglichkeit, die Restschuldbefreiung zu verweigern und das ist genau bei ihm passiert. Er wird jetzt mindestens 12 - 15 Jahre rummachen mit dieser Insolvenz.

Nochmal: Wer nicht kooperiert mit den Behörden, wer nicht ehrlich ist, wer Vermögen versteckt, der kann davon ausgehen, dass er nicht nach einem Jahr Restschuld befreit wird, oder dass sogar die Restschuldbefreiung im Nachhinein wieder aberkannt wird. Also ganz wichtiger Punkt. Das System wurde geschaffen, um den ehrlichen Pechvogel letztlich schnell zu entschulden. Wer nicht ehrlich ist, wer meint, er kann hier mit doppeltem Boden arbeiten, mit solchen Dingen, der muss davon ausgehen, dass er scheitern wird.

Daniel: Gut, dass wir das geklärt haben. Das ist mir auch wichtig, dass wir das immer wieder wiederholen. Nochmal zurück zum Lebensmittelpunkt: Ich muss nach Irland umziehen, mit Hund und Katze sozusagen, also mit Familie komplett. Wie ist das mit dem Aufenthalt? Also ich hab ja trotzdem die Reisefreiheit. 2 Fragen ganz konkret: Wie viele Tage muss ich mich in Irland aufhalten? Muss ich Angst davor haben, wenn ich zu viel doch in Europa unterwegs bin - es kann ja auch sein, es ist geschäftlich - dass mir dann doch das Insolvenzverfahren wieder gestoppt wird oder nicht anerkannt wird? Und konnte ich zum Beispiel in Irland wohnen, aber für eine ausländische Firma tätig sein? Also kann nicht von einer ausländischen Firma angestellt sein oder muss mein Arbeitgeber auch in Irland dann sein? Muss ich meine Einkünfte nur dort erwirtschaften in der Zeit?

00:14:57 - Wie viele Tage muss ich mich in Irland auf aufhalten?

Sebastian: Zur ersten Frage: Ja, absolut. Wer viel abwesend ist aus Irland, dem droht definitiv, dass das Verfahren nicht anerkannt wird, dass der Antrag nicht anerkannt wird. Der wird erst gar nicht vor den Richter kommen, der wird schon im Vorfeld letztlich abgeblockt werden. Natürlich kann man geschäftlich verreisen, aber es ist ein relativ empfindlicher Punkt. Wenn man zu viel weg ist, dann ist es definitiv so, dass das zur Ablehnung des Verfahrens führt. Die Frage ist doch ehrlich gesagt wieder eine ganz falsche Frage, es ist schon wieder so eine Trickser-Frage. Zu sagen, wie wenig muss ich da in Irland sein oder so? Die Realität ist, wenn man nicht in der Lage ist, aus welchem Grund auch immer - beruflich, weil es einem nicht gefällt, familiär - wirklich in Irland zu leben 18 Monate. Dort im überwiegenden Teil vor Ort präsent zu sein, sich dem Leben dort anzuschließen, Kontakte zu knüpfen, Freunde zu finden, ins Fitnessstudio zu gehen, in den Kirchenchor zu gehen, in Schach Club zu gehen, dann ist man nicht geeignet für das Verfahren. Denn diese Dinge muss man alle nachweisen. Nochmal: die Frage zu sagen wie lange und wie viel, das ist der falsche Ansatz. Kann ich mir das vorstellen, in Irland zu leben? Mich dort in die Gesellschaft zu integrieren? Ich muss dann ja Zeugen auch vorweisen aus Irland, die bestätigen, dass sie mich kennen, dass ich dort integriert bin in die Community. Wenn ich das nicht habe oder mir das nicht vorstellen kann, dann sollte man es auf keinen Fall machen. Zum Arbeiten: Ich muss irgendwo arbeiten. Ich kann natürlich jetzt ein Gewerbe haben, ein Sponsor, ein Familienmitglied oder Freund, eine Vertrauenspersonen kann eine Gesellschaft gründen, bei der ich angestellt bin, bei der ich weder Geschäftsführer noch Gesellschafter bin, die kann mich beschäftigen zu einem geringen Lohn und natürlich kann dann diese Gesellschaft, mein Gewerbe, Kunden im Ausland haben. Das ist natürlich gar kein Problem. Ich muss jetzt nicht in Irland - Beispiel ich bin Softwareentwickler, ich muss da nicht für irische Kunden Software entwickeln, die Kunden können natürlich im Ausland sein, das ist gar kein Problem.

00:17:07 - Lebensstandard in der Wohlverhaltensphase

Daniel: Jetzt habe ich also ein Einkommen. Kannst du da was sagen? Zum Beispiel viele machen sich Sorgen, wenn sie jetzt diese sogenannte Wohlverhaltensphase, also diese 12 Monate dann sozusagen durchleben, das Einkommen offenlegen muss. Reicht das noch für einen angemessenen Lebensstandard? Also kann ich mir jeden Tag noch meinen Cappuccino leisten oder muss ich meinen Kaffee von zu Hause vorgekocht mit ins Büro bringen? Kannst du dazu vielleicht was sagen. Welches Gehalt steht mit der Gesetzgeber zu, dass ich selber bekommen darf, verbrauchen darf unterhalb der Pfändungsgrenze und wie kann ich davon in Irland leben?

Sebastian: Ja, das Gehalt ist natürlich sehr gering, das ist ein Hungerlohn. Davon kann man nicht angemessen leben. Da muss man sich Gedanken zu machen, wie man das löst. Wir haben Mandanten, die wohnen in Irland in einem schönen Einfamilienhaus. Ich meine, nur weil ich Insolvenz anmelden muss, muss mein Ehepaar nicht insolvent sein, der kann ja die Miete bezahlen und kann auch ein hohes Einkommen haben. Es geht ja nicht ums Haushaltseinkommen, es geht ja um mein persönliches Einkommen. Aber das eigene persönliche Einkommen wird sehr knapp bemessen sein. 1300€ im Monat, da kann man keine großen Sprünge machen. Es ist natürlich gegebenenfalls zulässig, dass jemand mit mir zusammen etwas mietet und ich lege da einen kleinen Obolus dazu für die Miete entsprechend meinem Gehalt. Das ist alles möglich. Aber das Gehalt oder das Einkommen was man hat, wenn man selbstständig ist, das wird sehr gering sein. Man will ja auch, dass er gering ist, weil man muss ja ganz genau aufstellen in dem Antrag, was man für monatliche Ausgaben hat und da gibt es bestimmte Dinge, die sind nicht erlaubt und da gibt es Dinge die sind erlaubt. Arbeitskleidung 40€, Busfahren 20€, solche Dinge. Alles andere wird dann sowieso gepfändet und zwar nicht für ein Jahr, sondern für 3 Jahre. Also nicht gepfändet, man muss dann abführen. Pfändungen, in dem Sinne werden versucht vermieden zu werden, aufgrund der Peinlichkeit, die das verursacht.

00:19:35 - Rückzahlungsvereinbarungen

Daniel: Das würde ich gerne nochmal nachfragen, wir haben einmal 12 Monate, einmal 3 Jahre. Habe ich das gerade richtig verstanden: Obwohl ich nach 12 Monaten eine Restschuldbefreiung habe, mache ich Rückzahlungsvereinbarung trotzdem immer für 3 Jahre?

Sebastian: Korrekt.

Daniel: Das heißt, im ersten Jahr habe ich eine Restschuldbefreiung, d.h. ich kann eigentlich wieder einem eigenen Geschäft nachgehen, habe wieder meine saubere Weste, aber habe möglicherweise noch für 2 Jahre Zahlungsverpflichtung.

Sebastian: Korrekt, ja. Man muss sich das so vorstellen, die Zahlungsverpflichtungen sind 50 € im Monat, weil mehr hat man ja nicht. Also man kommt dahin nach Irland, hat dann 1300 € Einkommen und dann gehen 1250 € für die Lebenshaltungskosten drauf, 50€ sind übrig, die führt man ab. Man schließt eine Vereinbarung mit der Behörde, dass eben 50€ Monat für 3 Jahre abgeführt werden.

00:20:43 - Herausforderungen im Verfahren: Pension, Strafschulden und mehr

Daniel: Würde ich im zweiten und dritten Jahr aber jetzt ein höheres Einkommen haben, müßte ich dann mehr abführen?

Sebastian: Wenn es Einkommen aus einer neuen Quelle ist, dann nicht, aber wenn ich jetzt zum Beispiel die gleiche Tätigkeit, die ich davor mache, weitermache und mehr verdiene, dann ja. Wenn ich zum Beispiel Erbe, möglicherweise dann auch, noch schlimmer ist es, wenn ich eine Pension zum Beispiel schon bekomme. Die Pension kann sogar gepfändet werden bis ans Lebensende. Weil dort einfach die Logik ist, die Pensionsberechtigung - man sieht das als Gesamtsumme an, auch wenn einem das monatlich ausbezahlt wird, wird hier der gesamt Topf der Pension betrachtet von der Behörde - zählt zum alten Vermögen dazu, das mitten in die Insolvenzmasse eingeht. Wenn ich Pension habe, muss ich die bezahlen bis ans Lebensende. Es ist wiederum eine Gefahr, dass man genau klären muss, was hat man für eine Pension. Es gibt bestimmte Pensionen, die sind vor dem Zugriff im Insolvenzfall geschützt. Wenn das so ist, auch wenn es jetzt zum Beispiel eine deutsche betriebliche Altersvorsorge ist und es gibt eben dort entsprechende Verträge, die vom Gesetzgeber geschützt sind, dann kann natürlich auch der irische Insolvenzverwalter nicht darauf zugreifen. Aber wenn das nicht der Fall ist, dann ist die Pension weg. Also ein ganz wichtiger Punkt für Pensionäre oder Rentner, die sich überlegen das Verfahren zu durchlaufen. Man muss vorher prüfen, wie sich das mit den Altersbezügen verhält und im Grunde genommen muss man das einfach in seinem Herkunftsland prüfen. Das ist keine irische Frage, sondern eine deutsche Frage oder österreichische Frage. Man müsste dort einen Rechtsanwalt fragen: Wenn ich in Deutschland Insolvenz laufen würde, oder in Österreich, wären dann meine Altersbezüge betroffen oder nicht?

Daniel: Lebensversicherungen fallen ja im Prinzip auch unter die Frage, also auch eine Frage, die einige mit Sicherheit haben. Wo es aber auch so ist, dass in verschiedenen europäischen Ländern das unterschiedlich gehandhabt wird. In einigen Ländern werden eben Rentenansprüche und Lebensversicherungen gepfändet und in anderen sind sie geschützt, das ist ganz, ganz wichtig zu wissen.

Sebastian: Da geht es natürlich um das Gleiche, es ist ganz wichtig zu wissen, wie diese strukturiert sind und in welchem Land diese Rechte strukturiert worden sind. Man kann sich immer fragen, wenn ich dort in dem Herkunftsland ein Insolvenzverfahren durchlaufen würde, wären dann meine Lebensversicherung, meine Pension, meine Altersbezüge betroffen? Wenn ja, dann sind sie auch im irischen Verfahren betroffen. Wenn nein, dann sind sie auch von dem irischen Insolvenzverwalter sicher. Das sind eben Punkte, die in der Vorbereitung extrem wichtig sind.

Daniel: Noch eine ganz wichtige Frage, die jemand hat, der ein Insolvenzverfahren durchlaufen will und sich jetzt, für das geeignete Land entscheidet oder es sucht: Wie sieht es denn aus bei der Restschuldbefreiung in Irland, sind da auch Schulden aus, vielleicht Strafen für Insolvenzverschleppung oder Konkurs oder Sozialversicherungsbeiträge, Steuerhinterziehung etc. mit eingeschlossen oder nicht? Weil da gibt es ja auch Unterschiede von Land zu Land.

Sebastian: Die Realität ist so, dass natürlich bestimmte Schulden nicht restschuldbefreibar sind. Dazu zählen zum Beispiel Unterhaltsschulden, dazu zählen Schulden aus strafbaren Handlungen, möglicherweise. Steuerhinterziehung gehört auch dazu möglicherweise, muss man aber sagen nicht immer. Steuerschulden, die erklärt worden, aber nicht bezahlt wurden, zählen nicht dazu. Ich bin jetzt hier etwas vage und das hat folgenden Grund: Wenn ich in Irland die Insolvenz einreiche und ich mache eine Aufstellung der Schulden, dann sind es ja in der Regel, wenn man sich diese Schulden anschaut, von denen wir jetzt sprechen, Schulden, die im Ausland entstanden sind, Schulden aus Steuerhinterziehung im Ausland, nicht in Irland, Unterhaltsschulden aus dem Ausland nicht in Irland. Der irische Staat prüft dann nicht weiter nach, ob es sich hier um Schulden handelt aus strafbaren Handlungen, die eigentlich nicht Restschuld befreit werden. Er hat gar keine Möglichkeit das zu prüfen, weil es sind ja alles Schulden im Ausland. Das heißt, man kann davon ausgehen, dass diese Schulden dann durch das irische Verfahren in Irland Restschuld befreit werden. Einfach weil niemand sich mit den Details auseinandersetzt, aber man muss davon ausgehen, dass bei der Anerkennung der Restschuldbefreiung im Heimatland- zum Beispiel in Deutschland - dann diese verweigert wird. Anders gesagt, mit dem irischen Verfahren können nur die Schulden restschuldbefreit werden, die auch zuhause letztlich sich restschuldbefreit werden würden.

Daniel: Das ist ein wichtiger Hinweis.

Sebastian: Wobei wie gesagt, die irischen Behörden werden es durchwinken. Wenn ich da jetzt zum Beispiel schriebe Unterhaltsschulden - die werden nicht nachprüfen, ob es von strafbaren Handlung ist oder ob das in Deutschland nicht restschuldbefreit ist. Die sehen, dass ist keine strafbare Handlung in Irland und insofern ist es ihnen egal.

Daniel: In dem Sinne dann auf alle Fälle ein Vorteil noch gegenüber anderen europäischen Ländern, wie beispielsweise Spanien, wo es ja so ist, das deliktisch begründete Schulden - also wie zum Beispiel eben, wenn man Strafverfahren hatte, vielleicht zum Beispiel wegen Insolvenzverschleppung oder Konkurs- dazu führen, dass man dann dort überhaupt nicht einen Insolvenzverfahren beantragen darf.

Sebastian: Ja, aber ich sage nochmal, ich bin jetzt da relativ vage, weil ich würde mich auch in Irland nicht darauf verlassen. Wir haben definitiv etliche Fälle erlebt, wo das durchgewunken wurde, das heißt aber nicht, dass wenn ein bestimmter Fall von einem Mitarbeiter in der Behörde betreut wird, der es besonders genau nimmt, der das dann nicht macht. Ich würde mich darauf nicht verlassen, ich würde es genau vorher abklären und möglicherweise macht es dann keinen Sinn.

Daniel: Jetzt hast du schon mehrmals erwähnt, dass es wichtig ist, vorher bestimmte Dinge abzuklären. Ich würde jetzt gerne mal so auf die verschiedenen Schritte zu sprechen kommen. Also wie würde ich das jetzt angehen? Also wenn das einer unserer Zuhörer, Zuschauer sagt, also ich denke, das wäre was für mich, ich würde das jetzt ins Auge fassen, dass wir einfach mal ganz kurz erklären, so die Tippel Tappel Tour, also die Schritte, wie beginnt das Ganze und wie läuft das dann ab bis ich dann letztendlich nach der sogenannten Wohlverhaltensphase dann auch meine Restschuldbefreiung in meiner Hand habe?

Sebastian: Also Schritt 1 ist zunächst mal, dass man sich zuhause über die Optionen informiert, die es dort gibt, dies zuhause gibt und dass man zuhause auch mit seinem Rechtsanwalt klärt, wie es mit den strafbaren Handlungen ist. Dass man sich also fragt - mal angenommen man wohnt in Deutschland - würden die Schulden, die ich habe auch durch ein deutsches Insolvenzverfahren restschuldbefreit werden? Gibt es Optionen in Deutschland das Verfahren zu nutzen? Insolvenzplan oder andere Dinge zu nutzen? Oder auch Vergleiche zu machen mit den Gläubigern? Gibt es hierfür Optionen oder gibt es sie nicht? Also das wäre der erste Schritt. Generell muss man sich eben überlegen, ob man bereit ist, ohne Trickserei und doppelten Boden diesen Schritt zu machen mit dem Umzug. Das man auch wirklich umzieht, dass man sich wirklich dort aufhält, dass man seine Familie mitnimmt - wenn man eine Familie hat. Kann ich mir das tatsächlich wirklich vorstellen? Das sind also die beiden Fragen, die man sich zuerst stellen müsse. Lohnt sich das Ganze für mich? Lohnt sich der Aufwand überhaupt zu machen? Möglicherweise kann ich ja einen Vergleich mit den Gläubigern erzielen und dann ist es sowieso letztlich hinfällig. Das sind schon Überlegungen, die man noch zuhause macht. Wenn man sich dann dazu entschieden hat, das Ganze zu machen, dann ist im Grunde der erste Schritt, dass man sich letztlich dort eine Wohnung sucht und dass man dann dorthin umzieht. Der nächste Schritt ist dann, dass man dort auch die Arbeit aufnimmt, also wie gesagt, man kann Gewerbe anmelden. Die andere Option ist, eine Gesellschaft zu gründen, die einer Vertrauenspersonen gehört, die dort auch Geschäftsführer ist. Dann ist der Antragsteller dort angestellt. Dann muss man letztlich das ganze Mal so laufen lassen für eine gewisse Zeit, 6 Monate.

Daniel: Ganz kurz eine Rückfrage. Du hast gesagt entweder gründet eine Vertrauensperson eine Gesellschaft - zum Beispiel eine Limited - oder ich melde selber ein Gewerbe an. Was spricht für das eine, was spricht für das andere?

Sebastian: Es ist ein bisschen die Frage natürlich, wie sich meine Einkünfte strukturieren. Die meisten Mandanten, die das machen, sind ja Unternehmer und Freiberufler. Die Frage ist ja, wie die dann überhaupt in Zukunft dann dort Einkünfte erzielen? Viele machen das so, dass es dann in der Familie noch jemand anderes gibt, der ein Unternehmen hat und bereit ist, mich dort zu beschäftigen und für den ich dann arbeiten kann von Irland aus. Dann vereinbare ich mit denen, ich stell dir jeden Monat hier eine Rechnung über 1500€ als irischer Gewerbetreibende und das sind dann letztlich die Mittel, von denen man dann in Irland lebt. Wenn ich in gewisser Weise schon einen Neustart machen möchte, und zum Beispiel ein neues beratendes Unternehmen gründen möchte, dann kann ich es natürlich nicht machen als solches, denn ich darf ja keine Kapitalgesellschaft besitzen und sie wird Teil meines Vermögens und Geschäftsführer darf ich auch nicht sein, daher bräuchte ich dann letztlich einen Geschäftspartner. Eine Vertrauensperson, die letztlich dann das Unternehmen anmeldet und mich dann dort anstellt. Also es ist im Grunde ein Frage des Aussenauftritts. Oftmals, wenn ich Rechnungschreiber an Freunde und Bekannte bin, dann ist es letztlich egal, ob ich jetzt eine Firma habe oder ein Gewerbe. Ein hat Gewerbes viel weniger Aufwand in der Betreuung, aber wenn ich jetzt vielleicht einen Außenauftritt schon plane, dann muss ich vielleicht eine eigene Gesellschaft haben, auch wenn die mir nicht gehört und ich da nur angestellt bin.

Daniel: Ok gut. Also haben wir den Schritt. Kommen wir zum nächsten Schritt. Jetzt wohne ich in Irland einige Monate, mindestens 6 Monate, beziehe dort Einkommen und bezahle damit natürlich auch einen bestimmten bescheidenen Umfang Steuern wahrscheinlich. Mein Einkommen wird ja versteuert.

Sebastian: Ja, also ist ja im steuerfreien Betrag, aber ja.

Daniel: Oder Sozialversicherungsbeiträge? Was auch immer, in irgendeiner Art und Weise bin ich also dort im System sozusagen. Wie geht es jetzt weiter?

00:31:40 Antragstellung und Anhörung

Sebastian: Jetzt geht es im Grunde so weiter, dass man dann den Antrag stellt. Dort gibt es dann etliche Formulare auszufüllen: Vermögensaufstellung, Aufstellung der Verbindlichkeiten, ein langer Antrag. Kennt man ja aus Deutschland auch, die Anträge auf Privatinsolvenz wird lang. Der wird dann eingereicht bei den Behörden, dann gibt es einen Termin, eine gerichtliche Anhörung beim High Court in Dublin. Während der Pandemie wurden diese oftmals auch über Videochat gemacht. Dann erklärt mich dann hoffentlich der Richter bei dem Termin als bankrott und dann beginnt die Zeit zu laufen, das eine Jahr.

Daniel: Diese Anhörungen, die du erwähnt hast. Es gibt jetzt europäische Länder, da gibt es also keinen in Persona Präsenz Termin, wie ist es in Irland? Kann ich mich auch vertreten lassen oder muss ich persönlich anwesend sein?

Sebastian: Man muss persönlich sein und man sollte auch keinen Anwalt oder so mitbringen, weil es sich ja sehr seltsam aus. Das Verfahren ist so einfach gemacht, dass man im Grunde dort keinen Anwalt braucht. Wenn man einen Anwalt hat, sie das schon wieder sehr schlecht aus, weil man ist ja vermögenslos, und wie kannst du dir einen Anwalt leisten, der ein paar hundert Euro pro Stunde kostet, wenn du vermögenslos bist?

Daniel: Jetzt stelle ich mir vor, es gibt vielleicht den einen oder anderen Zuschauer, Zuhörer, der jetzt an dem Schritt aussteigt und sagt: Also ich kann mir das nicht vorstellen, mein Englisch ist zu schwach, ich kann mir nicht vorstellen diesen Termin alleine durchzuziehen. Vor Gericht, vor dem Richter, anderes Land, andere Sprache, ohne Anwalt - Da drückt jemand hier auf die Stopp Taste in unserem Podcast, oder?

Sebastian: Es ist auf jeden Fall sehr kontraproduktiv einen Anwalt mitzubringen. Es sieht nicht gut aus, es ist ein Risiko für das Verfahren. Man kann natürlich einen Übersetzer mitbringen, das ist natürlich möglich. Man kann sagen hier, ich bringe jetzt irgendein Familienmitglied dazu als Übersetzer oder ein Freund, der für mich übersetzt. Das kann man machen.

Daniel: Wie lange geht es so ein Termin? Stundenlange Befragung?

Sebastian: Das hängt ein bisschen davon ab. Normalerweise geht der Termine nur 5 Minuten. Der hat ja keine Zeit, der Richter macht ja 20, 30, 40 Anhörungen am Tag, der hat ja keine Zeit, sich damit intensiver auseinanderzusetzen. Wenn natürlich jetzt einer Gläubiger überraschenderweise bei dem Hearing anwesend sein sollte und sich dort anwaltlich vertreten lässt, also dann kann es schon dauern. Wir hatten schon Mandanten, die saßen da 6 Stunden im Kreuzfeuer durch den gegnerischen Anwalt.

Daniel: Vielleicht gehen wir da sogar noch mal einen halben Schritt zurück. In dem Moment, wenn ich meine Unterlagen abgegeben habe und meine Schulden aufgestellt habe und zwischen dem Gerichtstermin passiert ja noch was. Vielleicht muss man darüber nochmal ganz kurz sprechen. Also ich hab jetzt meine Schulden erklärt und was passiert jetzt eigentlich? Also letztendlich, dass da plötzlich ein Gläubiger auftaucht, da muss ja irgendwas passiert sein, sonst taucht er ja nicht auf - vielleicht kannst du dazu noch was sagen?

00:34:50 - Wie reagieren die Gläubiger?

Sebastian: Also natürlich werden alle Gläubiger informiert, die bekommen das zugeschickt, die Aufstellung und die Gläubiger muss ich ja auflisten mit Kontaktinformationen. Die werden dann informiert und die werden eingeladen zu dem Termin und sie werden aufgefordert, explizit Einspruch zu erheben, wenn Sie das Gefühl haben, dass mit diesem Antrag irgendwas nicht stimmt. Das einzige, was mit dem Antrag nicht stimmen kann, ist - wir gehen jetzt mal davon aus, dass keine bewussten Falschangaben gemacht werden - ist, dass derjenige nicht wirklich in Irland wohnt. Was alles passiert ist, wenn Gläubiger jetzt dafür Beweise haben, dass derjenigen nicht wirklich in Irland wohnt, dann werden die sich da möglicherweise durch einen Anwalt vertreten lassen, und der wird dann versuchen, das letztlich hier vor dem Gericht zu beweisen. Dann wird das Verfahren nicht eröffnet, aber das ist wie gesagt der einzige Ansatzpunkt eigentlich, den der Gläubiger hat. Einen anderen Ansatzpunkt hat er ja nicht, denn ich bin ja rechtmäßig nach Irland umgezogen. Ich nutze das Verfahren rechtmäßig weil ich in Irland lebe. Das heißt der einzige Punkt, wie das ausgehebelt werden kann, ist, dass der Gläubiger hier versucht nachzuweisen, dass ist da nicht wohne. Da haben wir natürlich alles Mögliche schon erlebt. Also manche Gläubiger lassen dann die Schuldner von Privatdetektiven verfolgen. Mit den üblichen Maschen, da gibt es eine Paketzustellung, dann verkleidet sich jemand als Paketbote, versucht es zu Hause dann in Deutschland zuzustellen und sagt: Ich hab ein Paket für den und den, ist der gerade mal da? Tja, wenn man dann da ist, hat man natürlich Pech gehabt. Aber man muss natürlich sagen, die Anwaltskosten in Irland sind ja extrem hoch. Das heißt, damit jetzt hier ein Anwalt letztlich den Gläubiger vertritt, kann man davon ausgehen, dass der Gläubiger schon mal mindestens 15 - 20 Tausend Euro für einen Anwalt bezahlen muss. Die meisten Gläubiger haben nicht den Wunsch, dies zu tun. Das heißt also, dass tatsächlich dort ein Anwalt erscheint des Gläubigers bei der gerichtlichen Anhörung, dieses Risiko ist sehr gering. Nach meiner Erfahrung ist sehr selten, aber es passiert definitiv. Das Gleiche kann auch noch passieren, nachdem das Verfahren bereits abgeschlossen ist. Wir hatten auch schon Fälle, wo das Verfahren bereits abgeschlossen war und es wurde dann noch im Nachhinein von den Gläubigern nochmal angegriffen auf Basis der gleichen Argumentation: Die Person wohnt nicht wirklich in Irland.

Daniel: Also da geht es dann wahrscheinlich bei dem, was du jetzt gerade erwähnt hast, um die Zeit nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Also spricht dann die 12 Monate der Wohlverhaltensphase. Dass man dann anfechtet oder beweist, dass in der Zeit der Lebensmittelpunkt nicht wirklich in Irland gelegen hat?

Sebastian: Nein, es bezieht sich auch auf die Zeit vor dem Verfahren, nicht danach. Wir hatten das auch schon diese Fälle, wobei also diese Einsprüche jeweils erfolglos waren. Es heißt dann auch wieder Anwalt, gerichtliche Anhörung und so weiter - aber wie gesagt, diese Fälle sind jetzt ja selten. Wir haben jetzt schon über hundert solcher Verfahren betreut in den letzten 15 Jahren und die Wahrscheinlichkeit, dass dies passiert, das kann ich an einer Hand abzählen, oder vielleicht an zwei Händen. Und das hat oftmals auch gar keine Korrelation zur Höhe der Schulden. Ja, also man kann nicht sagen, die höher die Schulden, desto wahrscheinlicher ist hier letztlich eine Intervention des Gläubigers. Es gibt zum Beispiel einen Anwalt ja hier, der hat sich spezialisiert, Sparkassen zu vertreten in diesen Insolvenzfällen, der hat etliche Sparkassen schon in England und auch in Irland vertreten, wenn es solche Insolvenzverfahren gab. Oftmals waren die Schulden bei der Sparkasse "nur" 2 Millionen. Wir reden jetzt nicht von irgendwelchen Dingen, wo es jetzt um 100 Millionen geht. Also wir wissen von einem Fall zum Beispiel, da hat dann eine Sparkasse für Schulden von 2 Millionen 200.000 ausgegeben an Anwaltskosten, aber für nichts und wieder nichts, weil der Mandant hat wirklich da gewohnt. Und mehr als zu zeigen, dass derjenige dort nicht wohnt - einen anderen Weg gibt es nicht, das auszuhebeln. Also 200.000 die Toilette runtergespült.

Daniel: Gut für die Nächsten, weil sie es wahrscheinlich nicht wiederholen wird.

Sebastian: Eben wie gesagt, in der Regel muss man auch sagen, dass im Grunde genommen die meisten Schuldner, die meisten Betroffenen hier schon ein Gefühl eigentlich haben, wie die Stimmung mit den Gläubigern ist. Die meisten Gläubiger, insbesondere eigentlich Banken, die zucken einmal die Schulten, ok, whatever.

Daniel: Jetzt haben wir also den Gerichtstermin erfolgreich hinter uns gebracht. Was ist jetzt der nächste Schritt? Wie geht es weiter?

00:39:55 - Das Verfahren bis zur automatischen Restschuldbefreiung

Sebastian: So also mal unter der Annahme, dass der Betroffene hier bankrott erklärt wurde, erfolgt dann nach dem Termin die Einladung durch den Mitarbeiter der Insolvenzbehörde. Einen eigentlichen Insolvenzverwalter gibt es nicht. Es gibt also diese staatlichen Insolvenzbehörde in Irland und ein Sachbearbeiter aus diesem Ministerium ist daneben verantwortlich für meinen Fall und der ruft dann an und dann wird ein Termin vereinbart, dann gehe ich dorthin. Dessen Aufgabe ist es letztlich, mein Vermögen zu verwerten und an die Gläubiger zu verteilen. So natürlich hab ich ja kein Vermögen mehr, also da gibt es auch nicht viel zu verteilen. Normalerweise schaut er sich dann an: Was sind das für monatliche Kosten, die ich hier in dem Antrag angegeben habe in Irland. Wenn diese Kosten in Ordnung sind, dann vereinbart der hier einen bestimmten Betrag, den ich dann bezahlen muss monatlich - 50 € oder so - und dann treffe ich diese Vereinbarungen und dann bezahle ich halt. Es kann dann schon auch mal sein, dass ein bisschen hin und her verhandelt wird. Viele müssen ja auch Unterhalt zahlen an Kinder und solche Dinge. Da sagt der halt oftmals ok, also 400 Euro sind zu viel, 350 kannst du bezahlen. Da wird so ein bisschen hin und her gerangelt dann. Aber in der Regel läuft es dann darauf hinaus, dass man sich auf einen Betrag einigt und den bezahlt man dann für 3 Jahre. Der wichtigste Teil ist damit abgeschlossen. Es kann natürlich sein, dass es mehrere Meetings gibt mit dem Mitarbeiter der Insolvenzbehörde und es ist auch immer möglich, dass die dann nach einem halben Jahr anrufen und sagen wie läuft es denn und so weiter und sofort. Wenn man da natürlich nie erreichbar ist oder nicht in Irland ist und nicht kurzfristig zu einem Termin erscheinen kann. Das sieht halt alles schlecht aus.

Daniel: Wie ist das denn generell jetzt im Vergleich zu anderen Ländern? In dem einen Jahr plus 2 Jahren, hat man da so das Gefühl, permanent unter Kontrolle zu sein?

Sebastian: Überhaupt nicht, nein. Im Grunde genommen ist es sehr effizient, wenn es einmal geregelt ist, gibt es eigentlich nur noch minimalen Kontakt, aber es kann möglicherweise Kontakt geben. Das kann man nicht unbedingt pauschalisieren. Aber in der Regel gibt es dann nicht mehr viel zu tun. Das ist nicht so wie beim deutschen Insolvenzverwalter, der einem dort im Genick sitzt.

Daniel: Und dann am Ende von 12 Monaten, was passiert ganz konkret? Also du hast gesagt, diese Restschuldbefreiung tritt automatisch ein. Bekomme ich da Post? Bekomm ich irgendwie ein Stück Papier in die Hand? Was passiert eventuell noch mal am Ende von 3 Jahren? Passiert dann nochmal irgendwas, also bekommt man irgendwas in die Hand, was man da noch zeigen und vorlegen kann? Muss ich da aktiv werden? Muss ich nochmal irgendwohin gehen? Wie läuft das?

Sebastian: Nein, es gibt keine Post, es gibt nichts. Der Name wird dann im Internet veröffentlicht in der Datenbank hier der Behörde und dort schaut man einfach rein regelmäßig. Dort müsste dann eigentlich stehen, nach einem Jahr, dass man discharged ist. Dann kann man sich ein sogenanntes Certificate of Discharge besorgen oder manuell machen. Es gibt da nicht mal noch einen separaten Antrag auf Restschuldbefreiung. Die Restschuldbefreiung erfolgt automatisch, man geht dorthin, man besorgt sich dann das Zertifikat, was man dann ja möglicherweise in Deutschland braucht, um das den Gläubigern dort vorzulegen. Wenn man das den Gläubigern vorgelegt hat, in den meisten Fällen sehen die dann von den Verbindlichkeiten ab. Wenn es einen Titel gibt, verlieren die den Titel. Es gibt natürlich jetzt Fälle, wo der Gläubiger in Deutschland diese Restschuldbefreiung nicht akzeptiert. Dann muss man das in Deutschland, oder im Herkunftsland, gerichtlich durchsetzen lassen. Da muss man letztlich das irische Urteil anerkennen lassen in Deutschland. Damit wird der Gläubiger letztlich dann gezwungen, seine Forderung aufzugeben.

Daniel: Jetzt hast du erzählt, dass eure Kanzlei schon mehr als hundert Fälle betreut hat in den letzten mehr als 10 Jahren. Was machen denn die Mandanten heute? Also sind die dann doch wieder zurück oder sind vielleicht in ein ganz anderes Land gezogen? Wie verlief deren Leben oder wie verläuft üblicherweise das Leben am Ende dieser 1 + 2 Jahre in Irland?

Sebastian: Man muss sagen, wichtig ist in Irland das eine Jahr zu erbringen, diese 2 Jahre hinterher, diese muss man nicht mehr wirklich in Irland verbringen, das ist dann egal. Da ist man einfach noch verpflichtet weiter zu bezahlen, hängt natürlich von der Vereinbarung ab, die man hat mit der Insolvenz Behörde. Aber natürlich bieten Irland und auch andere Länder natürlich interessante Optionen steuerlicher Natur, es gibt in Irland in Non Dom Status. Für viele ist ja der Grund überhaupt für das irische Insolvenzverfahren, dass sie sagen, ich bin jetzt ja möglicherweise schon mittleren Alters, ich kann jetzt nicht hier 7 oder 8 Jahre damit verschwenden hier gelähmt und handlungsunfähig zu sein. Ich will jetzt dieses Verfahren schnell durchlaufen und dann nochmal richtig durchstarten, nochmal richtig viel Geld verdienen und nochmal richtig beruflich geschäftlich erfolgreich zu sein. Da ist natürlich möglicherweise Irland ein idealer Standort, denn wie gesagt, bei richtiger Gestaltung sind die Auslandserträge steuerfrei. Also ich könnte zum Beispiel in Irland leben bleiben und dann ein Unternehmen in einem anderen Land gründen und könnte dann möglicherweise sehr steuergünstig bis steuerfreie Gewinne vereinnahmen. Das heißt also viele Mandanten natürlich von uns bleiben dann tatsächlich auch in Irland wohnen und nutzen dort eben die steuerlichen Vorteile.

Daniel: War sehr interessant, alles was wir bis jetzt schon hören konnten. Über die Insolvenz in Irland, EU Insolvenz in Irland. Übrigens auch interessant, dass Irland ja bis 2013 eine schrecklich lange Insolvenzdauer von 12 Jahren hatte. Dann interessanterweise, weil so viele Iren nach England gegangen sind, um dort ihre Insolvenz durchzuführen - das hat also die irische Behörde dann doch irgendwie geärgert, dass die Iren alle nach Großbritannien sind, um dort ihr Insolvenzverfahren durchzuführen - dann hat man das 2013 auf 3 Jahre verkürzt. Da sind die Iren immer noch nach England gegangen, wegen des einem Jahr. Was dazu geführt hat, dass es jetzt dieses wirklich kurze, gute Insolvenzverfahren Irland gibt. Trotzdem, haben wir jetzt mehrfach schon erwähnt, eigentlich haben die Iren letztlich das Insolvenzverfahren von Großbritannien kopiert. 1 zu 1 im Großen und Ganzen und immer noch gibt es ja das Insolvenzverfahren. Auch nach dem Brexit noch gab es ja theoretisch immer noch die Möglichkeit, dass ich als EU Bürger nach England ziehe, weil es mir dort vielleicht besser gefällt als in Irland und dort mein Insolvenzverfahren beantrage. Es ist ja 1 zu 1, oder ist es doch nicht 1 zu 1? Also welche Vor- und Nachteile hat es denn jetzt für mich als EU Bürger trotzdem noch nach Großbritannien zu gehen? Sollte ich das nicht mehr machen nach dem Brexit oder ist es doch noch eine Option?

Sebastian: Also das ist sehr gute Frage, also das englische Verfahren - man aus sagen, es geht um England, nicht Großbritannien, denn das schottische Verfahren ist anders. Das englische Verfahren hat tatsächlich gegenüber dem irischen Verfahren viele Vorteile. Ein Vorteil ist zum Beispiel, es gibt keinen Gerichtstermin. Man muss nicht durch diese Anhörung durch. Ein anderer Vorteil ist natürlich die schiere Größe des Landes. Während in Irland man sich dann über eine sehr individuelle und intensive Betreuung auch freuen kann durch die Behörden, weil man eben einer von vielen ist und vielleicht als Deutscher, als bunter Hund, da auch noch ein bisschen heraussticht, gibt es natürlich in England mehr als hunderttausend Fälle im Jahr. Ja, also ist komplett anonym, die Behörde ist überlastet und das ist Massenabfertigung. Da interessiert niemand, woher man kommt oder sonst irgendwas. Jetzt ist natürlich leider zu sagen, dass nach Brexit das Verfahren in England nicht mehr als EU Insolvenzverfahren betrachtet werden kann. Nach EU Recht ist die englische Restschuldbefreiung nicht mehr anerkennungsfähig in der EU. Zumal es ein weiteres Problem gibt mit UK und das ist die Visum Situation. Ich kann ja letztlich nicht mehr ohne weiteres nach UK umziehen. Es ist extrem kompliziert, ein Visum zu bekommen. Doch schwieriger als ein Visum in Amerika zum Beispiel zubekommen. Das heißt also, für die meisten Mandanten wird es leider nicht mehr in Frage kommen. Wer allerdings heute in Großbritannien lebt, zum Beispiel schon ein pre-settled status hat, aus irgendeinem Grund, und sich jetzt überlegt das Verfahren zu durchlaufen, dann würde ich auf jeden Fall empfehlen, sich sehr intensiv mit dem englischen Verfahren auseinanderzusetzen - auch wenn ich dann letztlich die Restschuldbefreiung in Deutschland oder anderweitig in Europa nicht anerkannt bekomme. Gemäß EU Insolvenz Verordnung genieße ich natürlich dennoch, solange ich in Großbritannien dann lebe, Gläubigerschutz. Wenn ich sowieso nicht mehr plane, nach Deutschland zurückzukehren und dort in Deutschland kein Vermögen habe, ist die Frage, warum ich dann ohnehin dort die Restschuldbefreiung in Anspruch nehmen muss und die brauche. Das heißt, wer heute schon in England lebt und sich damit auseinandersetzt, der sollte meiner Meinung nach, sich sehr gut überlegen, ob es wirklich Sinn macht, nach Irland umzuziehen und das nicht in England zu machen.

Daniel: Und das ist jetzt eine Restschuldbefreiung in England nicht mehr anerkannt wird in der EU, das ist auch ohne jede Ausnahme? Generell gibt es keine keinerlei Anerkennungsmöglichkeiten mehr für Restschuldbefreiungen einer englischen Insolvenz? Das ist so? Kannst du es nochmal bestätigen?

Sebastian: Zumindest nicht automatisch. Also generell, auch wenn ich jetzt in den USA lebe und dort ein Insolvenzverfahren durchlaufe und dann nach Deutschland wieder zurückkehre, wird dieses Insolvenzverfahren dennoch anerkannt. Aber eben nicht mit dieser Rechtssicherheit und dieser Einfachheit wie die EU-Insolvenz anerkannt wird, weil es ja letztlich im EU Recht verankert ist. Da muss ich halt dann mit Gerichtsverfahren diese ausländischen Urteile anerkennen lassen. Ob es dann funktioniert oder nicht, hängt von verschiedenen Punkten ab. Aber es ist auf jeden Fall kompliziert, sagen wir es mal so.

Daniel: Jetzt noch eine andere Frage. Auf der Webseite steht ja geschrieben, dass es einige Mandanten gibt, die jetzt nach Irland zum Beispiel gezogen sind und in dem Moment automatisch auch von ihren Gläubigern in Ruhe gelassen wurden. Also vielleicht sind sie sogar mal mit der Absicht da die ersten 6 Monate nach Irland gezogen, um dann mehr oder weniger viel leichteres Insolvenzverfahren dort zu starten, aber haben es dann bis heute doch noch nicht durchgezogen, weil sie gemerkt haben, ich lebe ja ganz unbehelligt, kann meinen Geschäften nachgehen... Was gibt es dazu zu sagen?

00:50:48 - Der Umzug ins Ausland bringt Frieden für die Seele

Sebastian: Ja, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Wir müssen uns mal vergegenwärtigen, dass wir gerade in Deutschland, aber auch in Österreich und der Schweiz, natürlich eine Mentalität haben, wo Schulden usw. extrem ernst genommen werden und auch in gewisser Weise mit andauernder Schande, mit Stigmatisierung verbunden sind. Das heißt also wir haben sehr viele Mandanten, die bevor sie dann endlich mal den Schritt machen ins Ausland, nach Irland, jahrelang sich aufreiben seelisch. Ihre Ehe ruinieren und darum kämpfen, irgendwie hier die Gläubiger zu befriedigen und denen noch die letzten Groschen ins Maul stopfen und wirklich dabei zugrunde gehen. Emotional, die Beziehungen gehen kaputt, die Familie zerbricht, die Karriere ist futsch. Es isst einen auf innerlich. Eine enorme Stresssituation für viele Jahre. Und ich sage oftmals: Es ist schade, Herr Müller, Herr Meyer, dass Sie jetzt erst heute zu uns kommen. Ihre Frau hat sich von ihm getrennt, die Kinder wollen nichts mehr von ihnen wissen, das Geschäft ist im Eimer. Dann hätten Sie das mal 5 Jahre früher gemacht, den Gläubigern gesagt ihr könnt mich mal und ich lass mal das nicht mehr bieten. Wenn er in der Situation, dann nach Irland umzieht und natürlich sich nicht hier verstecken wird vor den Gläubigern, ist ja klar, das wird sehr schlecht bewertet seitens der Insolvenzrichter, wenn man sich hier verstecken würde. Das heißt, man wird ja die Gläubiger über die neue Adresse in Irland informieren. Und da stellt man auf einmal fest, dass eigentlich die Gläubiger auf einmal die Klappe halten und eigentlich gar nichts mehr machen und dann eigentlich gar nichts mehr kommt groß. Die andere Sprache, das fremde Rechtssystem, die hohen Anwaltskosten führen oftmals dazu, dass die meisten Gläubiger, nicht wissen wirklich, was sie jetzt tun soll und einfach erstmal nichts machen. Das ist auf einmal ein riesiger Druck, der letztlich abfällt, ist ein riesiger Stein, der von den Schultern fällt und da kann der Mandant auf einmal wieder durchatmen. Er kriegt nicht laufend diese Schreiben von den Gläubigern, oder wenn er sie kriegt, der Gläubiger kann eh nicht viel machen in Irland. Er fühlt sich auf einmal sehr befreit, kann zum ersten Mal wieder richtig durchatmen, kann klar denken. In vielen Fällen verläuft sich das dann, da passiert dann nichts mehr. Die Gläubigerpost versiegt, die Gläubiger rufen nicht mehr an. Es sagen natürlich immer alle: Ich will jetzt unbedingt dorthin ziehen, so schnell wie möglich dieses Verfahren durchlaufen. Die Realität ist: Viele durchlaufen das Verfahren erst nach mehreren Jahren - nach 3 Jahren, nach 5 Jahren. Die leben dann erstmal dort 3 Jahre, 5 Jahre in Frieden, die erholen sich dann erstmal von dem ganzen Stress der Vorjahre und dann gehen sie in das Verfahren rein. Manche gehen nie in das Verfahren, manche sind dann in der Lage - weil sie nach 3 - 5 Jahren so saniert sind, dass sie da einen brauchbaren Vergleich den Gläubigern anbieten können - einen Vergleich anbieten. Andere lassen die Situation nur einfach so im Raum stehen - was natürlich jetzt nicht unbedingt befriedigend ist, weil die Situationen die Schulden verschwinden ja nicht wirklich. Der Grund des Insolvenzverfahrens ist ja letztlich, zu sagen, ich will jetzt mal nen Deckel drauf machen. Wir hatten aber tatsächlich schon mal Mandanten, die haben dort 10 Jahre in einem Land gewohnt, die Gläubiger konnten sich schon gar nicht mehr erinnern. Die hatten schon die Schulden alle verkauft und weiterverkauft an Aufkäufer von Schulden. Die sind dann nach 10 Jahren durchs Verfahren gegangen. Also man darf nicht unterschätzen, welchen positiven psychologischen Effekt der Umzug ins Ausland hat. Einfach nur weg sein - natürlich die Gläubigen informieren. Es wird oftmals unterschätzt, was allein schon dieser Schritt ausmacht.

Daniel: Und generell haben wir ja zum Leben in Irland beispielsweise auch den passenden Podcast schon aufgenommen, den man sich dann anhören kann, wie das Leben und Arbeiten in Irland zum Beispiel aussehen könnte. Wobei das, was du jetzt gerade gesagt hast, ja dann nicht nur auf Irland zutreffen würde, da kann man ja durchaus auch das ein oder andere Land ins Auge fassen.

Sebastian: Man kann das eine oder andere ins Auge fassen. Aber es ist halt so, viele ziehen ja um, mit der Absicht, das dann kurzfristig zu machen, aber dann stellt sich heraus, dass sie es doch nicht so kurzfristig machen.

Daniel: Gut, vielen Dank. Das war eine ganze Menge Stoff, den wird jetzt der ein oder andere erstmal verarbeiten müssen. Vielleicht nochmal zurückspulen, nochmal anhören. Gut, dass es auch alles zum Nachlesen gibt. Sowohl das Transkript des Podcasts, kann man in Ruhe nochmal nachlesen, wenn man das möchte, oder die Zusammenfassung. Beziehungsweise das Audio oder Videofile sich vielleicht auch noch mal anzuschauen. Oder was kann man machen, wenn man mehr Fragen hat?

Sebastian: Also wenn man mehr Fragen hat, ist das Beste ein Beratungsgespräch zu buchen. Wir haben ja speziell zum Thema Irland Insolvenz eine Webseite: Irlandinsolvenz.com. Dort wird das ganze Verfahren noch mal im Detail beschrieben, auch die Posten, wenn wir das Verfahren betreuen, viele Hintergrundinformationen dazu. Da kann man direkt ein Beratungsgespräch buchen und ich würde jedem empfehlen, der sich mit dem Thema auseinandersetzt, dies auch zu tun. Spätestens wenn man schon mal seine eigenen Nachforschungen betrieben hat.

Daniel: Dann vielen Dank, Sebastian.

Sebastian: Danke dir.

Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland. Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

Weiterlesen
Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Italien - Wein, Sonne, wenig Steuern

Italien ist das geheime Steuerparadies für Reiche, Familien mit 3 Kindern, Freelancer und Rentner. Warum das so ist und wie Sie von den Steuervorteilen profitieren, lesen Sie hier.

Wie sich Italien heimlich still und leise steuerlich attraktiv gemacht hat

Ein Gespräch mit Dr. Gert Gasser

Italien ist als Steuerparadies noch ein absoluter Geheimtipp! Und das, obwohl es Christiano Ronaldo schon vorgemacht hat. Und Ronaldo ist nicht der Einzige, auch andere Superreiche verlegen ihren Wohnsitz nach "Bella Italia".

Denn das Land will die wirtschaftliche, wissenschaftliche und kulturelle Entwicklung der italienischen Republik fördern. Dafür bieten die italienischen Steuerbehörden zahlreiche Vorteile für Personen, die ihren Wohnsitz nach Italien verlegen.

Profiteure sind Italiener, die in die Heimat zurückkehren und Ausländer, die ihren Steuersitz nach Italien verlagern. Für Beschäftigte reduziert sich die Einkommensteuer im „günstigsten Fall“ um bis zu 93 Prozent. Es gibt aber auch weitere Steuervergünstigungen für Familien, Rentner und Freelancer aus der Bundesrepublik Deutschland.

Wie sie davon profitieren können, erfahren Sie in unserem aktuellen Podcast mit dem Steuerberater Dr. Gert Gasser. Schon seit über 15 Jahren berät er Mandanten erfolgreich zu den Themen Wohnsitzverlegung und Anmeldung in Italien.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Welche Vorteile bietet ein Wohnsitz in Italien?

Italien ist allgemein bekannt für seine beeindruckende Geschichte und Kultur, angenehmes mediterranes Klima, exzellente Küche, schicke Mode, Fußball und einfach „La Dolce Vita“. Kurzum, Italien ist ein ideales und beliebtes Urlaubsziel für die meisten Deutschen. Warum also nicht seinen Wohnsitz dahin verlegen?

Italien ist im Vergleich zu anderen Steueroasen sehr groß und hat viel zu bieten. Sie können entweder hoch im Norden in der atemberaubenden Natur der italienischen Alpen leben, an der sonnigen Mittelmeerküste, ganz im Süden in Sizilien oder im pulsierenden Herzen der Großstadt Roms mit seinen über 4 Millionen Einwohnern.

Einer der größten Vorteile von einem Wohnsitz in Italien ist die geografische Nähe Italiens zu Deutschland, der Schweiz und Österreich. Man muss nicht mal ins Flugzeug steigen, sondern kann bequem mit dem Auto Freunde und Familie in der Heimat besuchen oder bei etwaigen gesundheitlichen Problemen in eine deutsche Klinik fahren. Auch für Familien mit Kindern kann Italien besonders attraktiv sein. Denn in Südtirol und allen größeren Städten wie Mailand, Rom oder Genua gibt es deutsche Schulen. Besonders interessant wird es für kinderreiche Familien, d. h. Familien mit drei oder mehr Kindern, denn sie erhalten besonders hohe steuerliche Vorteile.

Zum Thema Italien auch interessant: Auswandern nach Italien: La Dolce Vita im Süden genießen

Wie verlege ich meinen Wohnsitz nach Italien?

Erstwohnsitz Italien Steuern: Seit 2007 benötigen EU-Bürger und Schweizer in Italien keine italienische Aufenthaltsgenehmigung mehr. Einreisen können Sie ganz einfach mit dem Reisepass.

Nach der Wohnsitzverlegung nach Italien, müssen jedoch mehrere administrative Schritte vorgenommen werden, um sich legal in Italien niederzulassen.

Der Wohnsitzwechsel muss innerhalb von 20 Tagen nach dem Umzug persönlich beim zuständigen Einwohnermeldeamt (Ufficio Anagrafe) gemeldet werden. 

Ebenfalls notwendig ist die Registrierung bei der italienischen Steuerbehörde, um eine Steuernummer zu erhalten. Dieses Verfahren ist für jedes Familienmitglied zwingend.

Nicht-EU-Bürger

Seit 2017 bietet Italien für Nicht-EU-Bürger ein Investor-Visum-Programm an, welches es für wohlhabende Nicht-EU-Bürger relativ einfach macht, sich in Italien niederzulassen.

Dafür muss vor der Einreise nach Italien ein Antrag für eine italienische Aufenthaltsgenehmigung für Investoren beantragt und genehmigt werden.  

Vergessen Sie bei all dem nicht, dass es oft eine größere Herausforderung ist, Ihre frühere Heimat „korrekt“ zu verlassen, als sich in Italien niederzulassen.

Was hat es mit der “Zuzügler und Rückkehrer Regelung” auf sich?

Um die wirtschaftliche, wissenschaftliche und kulturelle Entwicklung des Landes zu unterstützen, hat die Regierung seit 2016 einige Gesetze eingeführt, um einen Anreiz für die Rückkehr bzw. Zuwanderung von Arbeitskräften und Akademikern zu fördern.

Diese Regelungen wurden seither immer wieder angepasst und sind auch für das Jahr 2022 gültig. Bekannt ist dieses Gesetz unter "Rientro cervelli", "rientro docenti" oder "regime degli impatriati".

Das Fördergesetz sieht vor, dass allen Personen, die ab dem Jahr 2020 vom Ausland nach Italien gezogen sind bzw. das noch tun werden, von Steuervergünstigungen auf ihr Einkommen profitieren. Gemäß dieser Regelung werden nur 30 % des Einkommens in Italien besteuert, sodass 70 % steuerfrei sind. Die Begünstigung gilt für 5 Jahre und betrifft alle Einkommen aus 

Angestelltenverhältnissen, als Freelancer oder Unternehmer. 

Welche Voraussetzungen müssen die Angestellten/ Akademiker erfüllen?

  • Steuerwohnsitz für mindestens 2 Jahre im Ausland

  • Verpflichtung für mindestens 2 Jahre den Steuerwohnsitz in Italien beizubehalten

  • Arbeitstätigkeit muss überwiegend in Italien ausgeübt werden

Für Forscher, Wissenschaftler und Dozenten gilt sogar eine noch höhere Begünstigung auf das Einkommen. Bei einer Verlegung des Wohnsitzes nach Italien ab 2020 sind 90% des Einkommens steuerbefreit, das heißt nur 10% müssen versteuert werden. Die Regelung kann für sechs Steuerjahre in Anspruch genommen werden.

Welche Voraussetzungen müssen Forscher, Wissenschaftler und Dozenten erfüllen?

  • Universitätsabschluss

  • Mindestens zweijährige Tätigkeit in ausländischen Universitäten, öffentlichen oder privaten Forschungseinrichtungen

  • Ausübung der Lehre oder wissenschaftlichen Tätigkeit in Italien

Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten, von den besonders attraktiven 10% profitieren zu können. Für Familien mit drei oder mehr Kindern oder bei der Wohnsitzverlegung in eine südliche Region Italiens fällt die Reduzierung ebenfalls auf 10%.

Ist eine Verlängerung der Steuerbegünstigung möglich?

Seit 2020 gibt es eine Neuerung im Gesetz, sodass die Verlängerung der Steuerbegünstigung für weitere 5 Jahre möglich ist. Das ist unter drei Voraussetzungen möglich. 1. Die Person selbst oder der Ehepartner erwirbt eine Immobilie in Italien. 2. Die Person hat mindestens drei minderjährige oder unterhaltsberechtigte Kinder. 3. Die Person zieht in eine südliche Region Italiens.

Im Normalfall ergibt sich für den zweiten Fünfjahreszeitraum eine Verminderung auf eine 50% Reduzierung. Erfüllt man bestimmte Voraussetzungen, wie zu Beispiel drei oder mehr Kinder, oder ist wohnhaft in einer südlichen Gemeinde, kann es Ausnahmen geben.

Gilt die Steuervergünstigung auch auf das Einkommen von Freelancern?

Ja. Als Freelancer ist es sogar besonders unkompliziert, die Begünstigung kann direkt in der Steuererklärung angewendet werden. Bei höheren Beträgen kommt es teilweise zu Kontrollen seitens des Finanzamtes, welches natürlich überprüfen möchte, ob die Person wirklich alle Voraussetzungen erfüllt.

Bei Freelancern gilt außerdem die europäische De-minimis Staatsbeihilfen Regelung. Das heißt, Freelancer dürfen einen Steuervorteil erhalten, der in einem Dreijahreszeitraum 200'000 € nicht überschreitet. Geht der Betrag darüber hinaus, wird der Überschuss progressiv besteuert.

Wenn Sie digitaler Nomade sind, ist für Sie bestimmt auch die E-Residency in Estland interessant.

Attraktive Rentenregelung in Süditalien

Das Gesetz über die Pauschalsteuer wurde 2019, mit dem Ziel wohlhabende Personen nach Italien zu locken und die lokale Wirtschaft in Gemeinden Süditaliens mit geringer Bevölkerungsdichte zu stärken, weiter ausgebaut. Seitdem haben natürliche Personen die Möglichkeit für 9 Jahre von einer Ersatzsteuer in Höhe von 7 % zu profitieren.

Die Ersatzsteuer bezieht sich auf Auslandseinkommen jeglicher Art. Zusätzlich sieht diese Regelung eine Befreiung von der Vermögensteuer auf Liegenschaften im Ausland (IVIE) und auf Finanzvermögen im Ausland (IVAFE) vor.

Voraussetzungen für die Inanspruchnahme der Ersatzsteuer:

  • Die Person war in den letzten 5 Jahren nicht in Italien ansässig.

  • Die Pensionseinkünfte müssen aus ausländischer Quelle sein.

  • Der steuerrechtlicher Wohnsitz muss in bestimmten Regionen Süditaliens gewählt werden: Abruzzen, Apulien, Basilikata, Kalabrien, Kampanien, Molise, Sardinien oder Sizilien

  • Die gewählte Gemeinde muss eine Bevölkerung von weniger als 20.000 Einwohner aufweisen. Oder eine Gemeinde, die von den Erdbebenereignissen in den Jahren 2016 und 2017 betroffen war und weniger als 3.000 Einwohnern hat.

Welche anderen Steuervorteile bietet Italien noch?

Italien ist ein absolutes Steuerparadies, was die Erbschaftsteuer betrifft.  Bei Vererbungen und Schenkungen innerhalb der Familie gelten sehr hohe Freibeträge von bis zu 1 Million pro Erbe. Für den überschüssigen Teil findet erst dann die geringe Erbschaftsteuer von 4% Anwendung. 

Für Finanzanlageprodukte wie zum Beispiel Depots, Lebensversicherungen und Ähnliche Anglagen beträgt die Vermögensteuer 0,2% im Jahr.

Im Gegensatz zur Remittance Basis in UK, Irland oder Malta, wo Auslandseinkünfte nur dann steuerfrei sind, wenn sie keinen Bezug zum Wohnsitzstaat haben und/oder nicht dahin ausgeschüttet oder da  ausgegeben werden, darf Auslandseinkommen in Italien ausgegeben und verwendet werden - und das macht ja besonders im Shoppingparadies Italien wirklich Spaß.

Was ist die Pauschalbesteuerung?

Diese Regelung sieht im Wesentlichen vor, dass man für alle Einkommen, die man im entsprechenden Jahr erzielt, nur eine Pauschalsteuer in Höhe von 100'000 € bezahlt. Interessant ist die Regelung in Italien vor allem deshalb, weil es keine quantitativen Schwellenwerte gibt. Ob das Einkommen 1 Million,  10 Millionen oder 100 Millionen beträgt, ist irrelevant. Mit der Pauschalsteuer sind alle Einkommen, die aus dem Ausland stammen, zur Gänze abgegolten. Diese Regelung findet für einen Zeitraum von maximal 15 Jahren Anwendung. Die 15 Jahre sind allerdings keine Mindestdauer, man kann jederzeit problemlos aus dem Verfahren aussteigen.

Welche Herausforderungen gibt es, wenn man von der Pauschalsteuer Italiens profitieren will?

Gerade, wenn man aus Deutschland wegzieht, ist die Wegzugsteuer ein wichtiges Thema.  Auch muss beachtet werden, wo die Einkommen generiert werden und was der Quellenstaat verlangt. In Deutschland gibt es beispielsweise das Thema mit der erweiterten beschränkten Steuerpflicht, wo Kapitalerträge aus deutscher Quelle nach dem Wegzug nicht sofort freigestellt, sondern für einen bestimmten Zeitraum weiterhin versteuert werden. Ein anderes Beispiel sind Miet- oder Pachteinnahmen aus dem Ausland. Nach dem internationalen Steuerrecht werden in der Regel Immobilie dort besteuert, wo sie sich befinden. Auf diese Anwendungen der Steuer im ausländischen Staat hat die italienische Pauschalsteuer natürlich keinen Einfluss. Es geht daher darum herauszufinden, wie man es schafft, so zu strukturieren, dass es im Quellenstaat möglichst steueroptimiert vonstattengehen kann. 

Von der italienischen Seite geht es vor allem darum, nachzuweisen, dass der Zuzügler in den letzten 10 Jahren keine wesentlichen Kontaktpunkte zu Italien hatte. 

Für all diese Themen lohnt sich eine detaillierte Beratung. So können Sie am besten herausfinden, ob der Geheimtipp “Italien als Steuerparadies” das Richtige für Sie ist und welche Unterschiede zu Irland, Malta, Andorra, Dubai und Co. bestehen.

Außerdem bieten wir auf unserem Podcast Perspektive Ausland auch Informationen zu vielen anderen Ländern wie Luxemburg, Andorra, Malta, Singapur und auch andere interessante Themen für Sie wie z.B. Passives Einkommen oder Steuerrecht zu Dropshipping & E-Commerce, Wer sollte eine LLC gründen? und mehr.

Kontaktdaten und Links:

Dr. Gert Gasser

Homepage: www.gspeo.com/de

E-Mail:        info@gspeo.com

Telefon:       +39 0473 565 000

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Das Leben in der Schweiz als Deutscher: Diese Dinge sollten Sie bei einem Umzug beachten
Auswandern nach UK post Brexit
Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben
Die überdachende Besteuerung bei Umzug von Deutschland in die Schweiz
Passives Einkommen mit Immobilien aufbauen - So geht’s
Leben und arbeiten in Thailand: Das sollten Sie unbedingt wissen
Das Leben als digitaler Nomade
Der Ruhestand in der Schweiz: Ein Paradies für deutsche Rentner
Visum Thailand Beantragen: Diese verschiedenen Visa gibt es
Einbürgerung: Der Weg zur Schweizer Staatsbürgerschaft
Auswandern nach Rumänien: Alles was du wissen musst
Was steckt hinter den 16 Fragen, die das Finanzamt Auswanderern stellt?
10 steuergünstige Gemeinden: Steuerparadiese in der Schweiz
Quellensteuer Schweiz: Was Deutsche in der Schweiz wissen müssen
Welcher Staat weltweit funktioniert am besten?
Auswandern nach Costa Rica und Belize: Welches Land ist besser für Auswanderer?
Costa Rica schafft die Territorialbesteuerung ab
Wohnsitz: Anmeldung, Abmeldung, Ummeldung
Wohin Auswandern - auf die richtigen Prioritäten kommt es an
Zahlen zu deutschen Auswanderern
Auswandern auf die finanzielle Planung kommt es an
In diese US-Metropolen zieht es deutsche Auswanderer
Thailand besteuert Auslandseinkünfte ab 2024
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Australien: Das beliebteste Auswanderland für Millionäre
Portugal schafft NHR-Status 2024 ab

Timestamps

00:00:24  -  Begrüßung und Zusammenfassung einiger Vorteile Italiens

00:06:10  -  Gast Vorstellung Herr Dr. Gasser

00:10:09  -  Verlagerung des Wohnsitzes - keine halben Sachen machen

00:16:02 -   Extreme Steuerersparnisse mit der Zuzügler und Rückkehrer Regelung 

00:32:25  -  Pauschalbesteuerung in Italien

00:34:56  -  Welche weiteren Steuervorteile gibt es?

00:40:46  -  Herausforderungen im System und wie sie überwunden werden können

00:48:55  -  Wie ist Italien zum Thema Krypto eingestellt?

00:54:28  -  Die attraktive Rentenregelung für den Süden Italiens

00:59:03  -  Steuerparadies für Erbschaft und Schenkungen

01:07:35  -  Richtig oder Falsch? Fakten zu Italien

01:09:32  -  Kontaktdaten, Verabschiedung

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP39: Italien - Wein, Sonne, wenig Steuern

Wie sich Italien heimlich still und leise steuerlich attraktiv gemacht hat

Ein Gespräch mit Dr. Gert Gasser

Perspektive Ausland – Der Podcast für Unternehmer und Freiberufler die es ins Ausland zieht, egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmen-Gründung oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:00:24 - Begrüßung und Zusammenfassung einiger Vorteile Italiens

Daniel: Schön, dass es geklappt hat. Herr Gasser, dass wir die Möglichkeit haben, heute über Italien zu sprechen. Italien ist ja eigentlich nicht bei uns im Focus, weil auf den ersten Blick das Steuersystem nicht so attraktiv ist. Trotzdem reden wir heute über Italien, weil, da gibt es doch noch einiges, was man wissen muss und ist ja auch so, dass Mandanten von uns jetzt sogar auf uns schon direkt zugegangen sind zu dem Thema. Vielleicht kann Sebastian ganz kurz was dazu sagen? Inwieweit da Mandanten sich auch schon für Italien interessiert haben.

Sebastian: Ja, absolut also ich meine, Italien ist natürlich ein wahnsinnig attraktives Land. Es ist eine schöne Kultur, es ist landschaftlich schön, Wetter ist fantastisch und für Deutsche ist es natürlich auch ein Traumland. Es kann sich jeder vorstellen, in Italien zu leben und bisher war es ja so, dass man gesagt: Naja Italien ok, aber es ist kompliziert steuerlich, die Behörden sind nicht effizient. Da geht man vielleicht im Urlaub hin, aber dorthin zu ziehen, bringt ja nichts. Aber jetzt reden wir ja darüber. Vor einigen Jahren hat ja die italienische Regierung beschlossen, für Ausländer attraktive steuerliche System einzuführen. Das Interesse ist groß. Und wenn man dann von uns natürlich sagen kann: Ja also, wenn ich mir jetzt aussuchen kann Malta oder Italien ja, dann lieber Italien. Malta, da ist es eng, da ist es klein. Aber wenn es natürlich irgendwo anders geht, um so besser. Ich meine, wir haben ja auch andere Länder gesehen wie Portugal oder Spanien, die ähnliche Stati wie "Beckham Law" haben und die unheimlich populär sind.

Gert: Das kann ich mir natürlich vorstellen. Also meine Wahrnehmung ist, dass Italien eben schon seit mehreren Jahren eben verschiedene Verfahren eben eingeführt hat, die die Zuzügler oder ich kann es mir generell die Ansässigkeit von Personen aus dem Ausland eben begünstigen. Diese Regelung zur Pauschalsteuer ist eine von mehreren Verfahren, die es gibt, die Italien attraktiv machen. Es gibt ja sehr viele Gründe, die Italien attraktiv machen. Jedes Mal. Sie haben schon angesprochen. Das schöne Klima, das gute Essen, die teilweise geringeren Lebenshaltungskosten. Ich muss sagen, wir sind als Kanzlei hier, seit mehreren Jahren eben zu diesem Thema aktiv. Es gibt schon eigentlich seit Einführung dieses Verfahrens reges Interesse. Ich sag jetzt mal aus dem ganzen deutschsprachigen Ausland, nicht nur Deutschland, sondern auch Lichtenstein, Schweiz, Österreich, dazu die ganze DACH -Region. Ja, es ist ein sehr interessantes Verfahren. Es ist nicht ganz einfach, es gibt Themen, sei es auf italienischer Seite, als auch auf jeweils im Staat zu klären, aus denen man halt dementsprechend jetzt gerade wegzieht. Da gibt es ja auch speziell, was Deutschland betrifft, doch einige Dinge, die man berücksichtigen muss. Aber alles in allem ist Italien eine interessante Destinationen. Unabhängig von der Pauschalsteuer kommt es noch dazu. Was viele nicht wissen ist, dass auch was die Erbschaftsteuer betrifft, Italien ein absolutes Steuerparadies ist, weil Italien im Unterschied zu Deutschland sehr, sehr geringe Steuersätze hat. Bei Vererbungen und Schenkungen innerhalb der Familie findet grundsätzlich einer Erbschaftsteuer von 4% Anwendung und es gibt sehr hohe Freibeträge von bis zu einer 1.000.000 € pro Erbe, also sprich da kann schon einiges an Erbmasse zusammenkommen, bevor überhaupt die Steuer Anwendung findet. Erst über den überschüssigen Teil findet dann die Erbschaftsteuer von 4% Anwendung. Das gab es auch schon. Das ist eigentlich schon seit Längerem so. Seit in Deutschland die große Erbschaftsteuer eingeführt wurde, ist auch zu diesem Punkt das Interesse aus Deutschland nochmals gestiegen. Wie gesagt, es ist ein interessantes Land.

Daniel: Man merkt ja richtig, sie sind da demnach voll im Stoff. Es sprudelt ja nur vor Begeisterung aus Ihnen raus. Was wir jetzt unbedingt noch tun müssen für unsere Zuschauer und Zuhörer, das gehört ja eigentlich ans Anfang an den Beginn der Sendung. Herr Gasser, Sie als Experte, wir freuen uns ja heute mal einen Experten hier bei uns zu haben, der uns über Italien das alles erzählen kann. Können Sie sich bitte nochmal unseren Zuschauern und Zuhörern kurz vorstellen? Also wer sie sind und was Sie tun.

00:06:10 - Gast Vorstellung Herr Dr. Grasser

Gert: Ja, gerne. Ja, mein Name ist Gert Gasser. Ich bin Steuerberater in Südtirol. Wir haben ich bin Partner einer Steuerberatungskanzlei an 3 verschiedenen Standorten. Wir sind in Bozen, Lana und in Naturns. Wir sind zirka ein Team von 35 Personen. Ich war schon seit Jahren, bin schon seit Jahren aktiv, also ich arbeite jetzt seit doch einiger Zeit und seit zirka 15 Jahren bin und wir haben uns als Kanzlei sehr als auf dieses Thema der Wohnsitzverlegungen und auch Anmeldungen hier in Italien spezialisiert. Ich führe die Kanzlei in zweiter Generation weiter. Eigentlich wurde die schon vor über 40 Jahren von meinen Eltern gegründet. Es sind auch natürlich noch einige Familien externe Associates dabei und wir sind eben sehr aktiv in der Beratung. Zu Themen wie Wohnsitzverlegung, Zuzügler Regelungen, es gibt da verschiedene Verfahren, die eben in Italien Anwendung finden. Auch zu ganz trivialen Themen, wie Regelungen der steuerlichen Probleme in Italien, wenn jemand eine Immobilie in Italien kauft am Gardasee, am Comersee, in der Toskana. Wir beraten eigentlich Kunden Italienweit und auch wenn es dann geht, um die laufenden Verpflichtungen, die daraus dann danach resultieren.

Daniel: Spannend. Jetzt, bevor wir dann noch auf die Details weiter eingehen, was ist denn jetzt so der typische Mandant, der sich an ihre Kanzlei wendet und nach Italien ziehen möchte? Also wir reden jetzt in erster Linie über Deutschland, Österreich, Schweiz, das ist auch, was unsere Kunden ausmacht. Was ist das für ein typischer oder klassischer Mandant, der zu Ihnen kommen, sagt: Herr Grasser, helfen Sie mir bitte, ich möchte mich jetzt in Italien niederlassen.

Gert: Also ein typischer Mandant ist eine wohlhabende Person, die im 7 - 8-stelligen Bereich mal eben Vermögenswerte angehäuft hat, häufig eben ich sage jetzt mal in Finanzanlagevermögen investiert ist, teilweise auch jetzt mal in den letzten Jahren auch teilweise in Kryptowährungen investiert hat. der dann aus den verschiedensten Gründen sagt OK, er möchte das gerne steuerlich optimiert handhaben. Der in Kenntnis davon ist oder in Kenntnis gekommen ist, dass es eben diese besonderen Regelungen in Italien gibt und der dann sagt, OK es ist für mich recht ein Leichtes, den Wohnsitz von Staat A nach Italien zu verlegen, um dann eben hier in den Genuss dieser Vergünstigung zu kommen. Also im Normalfall, die Mandanten sind jetzt eher, ich sag jetzt mal, schon, haben bereits einen Exit oder eine Firma häufig schon veräußert. Haben, wie gesagt, für höhere Millionenbeträge investiert und können auch recht schnell und einfach die Zelte abbrechen. Wo häufig, wo es viele Anfragen gibt, aber was ich leider sehr schwierig ausgestalten lässt, dann eben zur Anwendung dieser Regelungen, dass sind natürlich Personen, die in Deutschland ansässig sind, dort sehr stark verwurzelt sind. Im Sinne von, dass sie dort, weiß nicht, Geschäftsführer sind oder Aufsichtsrat Mandate, noch die Familie in Deutschland haben mit Kind und in den Schulen und so weiter. Also da tut man sich natürlich schwerer, Ich sage jetzt mal, einen sauberen Cut zu machen, einen schnellen und sauberen Cut zu machen und dann mit Kind und Kegel dann nach Italien zu kommen. Weil natürlich in der Ermittlung der steuerlichen Ansässigkeit, sei es internationales Steuerrecht ist das so, aber auch natürlich im Italienischen und im Deutschen, dass man zur Ermittlung des Lebensmittelpunktes, natürlich dann auch auf darauf schaut, wo die Familie ist und wo die wirtschaftlichen Beziehungen am stärksten sind.

00:10:09 - Verlagerung des Wohnsitzes - keine halben Sachen machen

Sebastian: Absolut, ich meine, es ist ja, das ist ja auch bei uns laufend Thema in der Beratung. Genauso. Sie sprechen da auf jeden Fall natürlich ein schwieriges Thema auch an, weil wie gesagt, manchmal, also manche Mandanten denken dann man könnte irgendwie halb umziehen. Ja, also man kann, wie gesagt, zum Beispiel der Ehemann kann umziehen, die Familie bleibt in Deutschland und so. Das sind ja Dinge, die funktionieren alle nicht. Ja oder man ist nur in Italien auf dem Papier, aber in Wirklichkeit hält man sich woanders auf. Also diese ganzen Dinge, das ist ja heute gar nicht mehr möglich. Ja, also man muss es richtig machen. Man muss es leben. Und wenn es nicht leben kann, weil es nicht realistisch ist, wenn man zu sehr verwurzelt ist, dann kann man es halt leider nicht machen. Ja, also so ist es. Die Realität. Sehen Sie sicherlich genauso.

Gert: Das ist genau das. Sie sprechen da einen wichtigen Punkt an, Herr Sauerborn. Also, wir haben ja auch ganz viele Anfragen, zum Beispiel von Personen, die bereits eine Immobilie, eine Firmenimmobilie am Gardasee zum Beispiel haben. Und die sagen dann: Ja, das wäre doch super, ich bleibe weiterhin Geschäftsführer meiner deutschen GmbH, habe dort, ich weiß nicht, 500.000 oder 1.000.000 Einkommen unter anderem, melde mich formell da in Italien bei ihnen an und für den ganzen Rest dann. Ja, schaffe ich es dann, diese Einkommen aus deutscher Quelle der Besteuerung in Deutschland zu entziehen und zahl da 100.000 und that's it - zum Beispiel, um jetzt auf diese eine Regelung der Pauschalsteuer Bezug zu nehmen. So einfach geht das natürlich nicht. Also da sind die Probleme einerseits natürlich in Italien zu finden, aber natürlich vor allem dann in im Staat des, im Quellenstaat, wo eben, die Person dann eben herziehen würde.

Gert: Ja, das ist eine interessante Frage. Ich glaube, Italien hat einfach verstanden, also Italien hat schon über seit Jahrzehnten unter einem Brain Drain gelitten. Italien war sie vielleicht auch dieses schlechten Rufs bewusst, den Italien im Ausland hatte. Ich glaube, was vor allem, ich sage jetzt mal, Begehrlichkeiten geweckt hat, oder vielleicht einfach ein Umdenken ausgelöst hat, ist einfach die Tatsache, dass Italien gesehen hat, wie andere Staaten diese Punkte eben handhaben. Also natürlich, ich war da ganz vorne dabei, sag ich jetzt mal, oder sehr aufmerksam, wie das Gesetz im Jahr 2016 kam, also dieses Rahmengesetz zur Pauschalbesteuerung. Das wurde im Jahr 2016 verabschiedet. Ich kann mich noch genau gut an den Werdegang erinnern und da wurde laufend eben auch auf diese, auf die sehr positive Erfahrung in anderen Staaten verwiesen. Vor allem damals natürlich war das noch mit dem. Resident but not domiciled Verfahren in England, was, als Anleihe genommen wurde, um zu zeigen oder eben um auch mal die Attraktivität dann für den italienischen Staat zu unterstreichen. Und natürlich, am Ende, was riskiert Italien hier eigentlich? Nicht viel. Natürlich, Italien spricht Personen an, die es vielleicht nicht ansprechen würde. Die Personen, die kommen, im Normalfall begnügen die sich nicht mit einer Mietwohnung, obwohl das auch gehen würde, aber im Normalfall kaufen die sich teure Häuser. Die verlegen dann effektiv ihren Lebensmittelpunkt hierher. Die bauen die Häuser um, die geben dann Geld hier aus, die bringen ihre Boote mit und ankern die dann in einem italienischen Hafen. Die bringen dann die italienische Wirtschaft zum, die kurbeln die ein bisschen an, also die helfen da mit. Wir reden da auch in absoluten Zahlen jetzt auch nicht so von riesigen Nummern, das sei auch erwähn. Aber natürlich, Italien ist sich eigentlich bewusst geworden, so wie wir wahrgenommen werden, das ist ein Problem und deshalb müssen wir ein interessantes Gesamtpaket schnüren, welches dann für potenzielle Zuzügler dann interessant ist.

Daniel: Weiß man denn ungefähr, wieviel Personen bisher seit 2016 davon Gebrauch gemacht haben?

Gert: Ja, es gibt Statistiken, die jährlich veröffentlicht werden zu den abgegebenen Steuererklärungen, wo das dann auch aufgeschlüsselt wird und ich sage jetzt mal, wir sind gestartet im Jahr 2017. Ich meine, 2017 war ja das erste Jahr der Anwendung, da waren es circa 70-80 Personen. In der Zwischenzeit sind das circa 400 - 500 Personen. Die letzten Zahlen beziehen sich auf die Steuererklärung 2020 und da waren es circa 400 Personen in ganz Italien. Das sind, ich sage jetzt mal die, die Hauptpersonen plus die Familienmitglieder, die sind da bereits mit reingerechnet.

Sebastian: Also sehr, sehr kleine Zahlen noch. Ja, also wenn man sich das jetzt mal, sie hatten vorhin im Non-Dom Status, der jetzt ja schon jahrhundertelang letztlich existiert, da reden wir doch von Zehntausenden von Personen. Das heißt, es ist in Italien sozusagen alles noch am Kommen.

00:16:02 - Extreme Steuerersparnisse mit der Zuzügler und Rückkehrer Regelung

Gert: Absolut. Also es ist gekommen, das Gesetz wurde 2016 eingeführt. Weil sie ja auch vorher erwähnt hatten, die Wahrnehmung sind eher Mitte links Regierungen und so weiter. Also eigentlich ist seit 2016 als das Gesetz eingeführt wurde, gab es sehr stark linksgerichtete Regierungen und bis dato wurde die Regelung gar nie, also die stand nicht so Diskussion, dasa etwas abgeschaffen wird. Im Gegenteil, sie wurde sogar ausgebaut. Also es wurde in einem zweiten Moment dann diese Pauschalsteuer mit den 100.000 wurde danach hergenommen als Beispiel für diese Pauschalsteuer der 7% für die Rentner, die aus dem Ausland nach Italien ziehen. Also das bezieht jetzt nur Zuzügler, die dann in die südlichen Gefilde, also in die südlichen Region hinziehen. Aber nur um ein Beispiel zu sagen also es ist es ist nicht so, dass Italien gedacht hat, das zurückzubauen oder zu reduzieren, sondern im Gegenteil es wurde ausgebaut. Das ist auch die Erfahrung, die wir mit dieser und mit den ganzen anderen Regelungen haben. Also diese Regelungen, von denen wir jetzt sprechen, da sind jetzt Regelungen, die ich sag jetzt mal, standardmäßig vor allem für Personen, eben wie gesagt, also sehr wohlhabende Personen Anwendung finden. Aber es gibt ja auch diese ganzen anderen Regelungen, wo wir auch sehr aktiv sind als Kanzlei. Zu dieser Zuzügler Regelung. Also, wenn eine Person, ich sag jetzt mal mitten im Erwerbsleben ist, Freelancer oder auch Angestellter ist, und er sagt, er orientiert sich jetzt um, der kommt nach Italien, da gibt es auch sehr attraktive Regelungen, die, ich sag jetzt mal so, eine Reduzierung der Staat Messungsgrundlage ermöglichen, wenn die Person eben aus einem Drittstaat nach Italien kommt und hier eben beginnt zu arbeiten und.

Sebastian: Ich wollte es gerade sagen, ja, ich wollte es gerade sagen. Also wir haben tatsächlich Mandanten, der ist auch Deutscher, hat aber eine italienische Frau und er ist auch als Freelancer tätig. Genau, also ich mein, der hat jetzt irgendein höheres sechsstelliges Einkommen und genau der ist auch nach Italien gezogen und hat also dort von all diesen steuerlichen Regelungen profitiert. Also es ist sehr wichtig zu sagen, dass nicht nur die Superreichen davon profitieren, sondern es gibt eben bestimmte Regelungen auch, von denen auch andere gut verdienende Personen, aber keine Superreichen profitieren können.

Gert: Korrekt, korrekt. Und ich hab das eigentlich jetzt vor allem erwähnt, weil diese Regelung zu dieser Zuzügler Regelung für die Arbeitendem, also das heißt Freelancer als auch Angestellte, diese Regelung wurde im Jahr 2008 eigentlich schon eingeführt, die wurde dann kontinuierlich abgeändert und auch verbessert. Und jetzt, Ich sag jetzt mal jetzt sind 14 Jahre vergangen und seit die Regelung ursprünglich eingeführt wurde, und diese Regelungen wurden eigentlich immer weiter ausgebaut. Also auch hier sehe ich ganz klar einen Druck vom, ich sag jetzt mal, auf den Staat diese Regelungen nicht nur beizubehalten, sondern noch auszuweiten, um einfach Italien attraktiv zu machen. Weil natürlich, ich sage jetzt mal, Italien oder speziell bestimmte Regionen Italiens, unter bekannten Problemen leiden. Und natürlich viele junge Leute, die sagen dann ok, dann gehe ich lieber nach Zürich oder nach UK arbeiten, weil ich dort das Doppelte oder das Dreifache verdiene. Und da ist sich Italien dieses Problems bewusst und ist natürlich bereit, da mit diesem steuerlichen Hebel eine Ansässigkeit in Italien wieder attraktiv zu machen.

Daniel: Können sie vielleicht mal das etwas konkreter in Zahlen ausdrücken? Also der Einkommens Steuersatz in Italien ist ja im Durchschnitt so unattraktiv wie in den meisten anderen umliegenden Ländern, also irgendwo zwischen 23 bis etwas über 40%. Jetzt diese Zuzügler Regelung, die sie gerade angesprochen hatten, also wie würde ich da profitieren?

Daniel: Genau also diese Zuzügler Regelung, die funktioniert zum Beispiel so: Die Steuersätze, die eben, die bewegen sich im Normalfall zwischen 23% und 43%. Wobei eine Änderung ab dem Jahr Zeit 2022 eben dazu führt, dass der höchste Steuersatz von 43% bei Einkommen ab 50.000 bereits Anwendung findet. Also alles, was über 50.000 übersteigt wird mit 43% taxiert. Nehmen wir mal an, sie würden 100.000€ verdienen als Freelancer, der, ich sag es mal, in die ganze Welt ausarbeitet. Ok, also das ist ja auch ein bekanntes Beispiel, von mehreren Personen, die wir jetzt als als unsere Klienten haben, die arbeiten als Freelancer. Ob die jetzt in Deutschland, in Italien oder sonst wo sind, das ist eigentlich irrelevant, weil die haben die Kunden, ich weiß nicht, einfach in einem anderen Staat. Wenn die 100.000 verdienen, im Normalfall zahlen die zirka, eben wie gesagt, die 43%. Mit Anwendung dieser Zuzügler Regelung, dürfen diese Personen dann nicht nur dem, ich sag jetzt mal, als Staat Bemessungsgrundlage dient dann nicht das vollständige Einkommen, sondern nur ein Bruchteil des Einkommens, das im im Fall von den 100.000, also bei dieser Zuzügler Regelung würden nur 30% des effektiv generierten Einkommens dann besteuert werden. Das heißt, anstelle von 100.000, besteuere ich nur 30.000 und natürlich der Steuersatz, der bei 30.000 Anwendung findet ist ein sehr geringer. Es finden höhere Absatzbeträge Anwendung. Also, da kann man sich doch einiges sparen.

Daniel: Also ich versuche nochmal zusammenzufassen, was wir von Herrn Dr. Gasser bis jetzt gelernt haben. Bei einem angenommenen Einkommen von beispielsweise 100.000€ würden normalerweise circa 40%, also 40.000€ an Steuern fällig. Jetzt mit der Zuzügler Regelung werden ja nur 30% des Gesamteinkommens besteuert, also bei einem angenommenen Einkommen von 100.000€ werden jetzt nur 30.000€ besteuert und bei 3.000€ gilt in Italien eine Einkommensteuer von 30%. 30% auf 30.000€ wären jetzt also 9.000 €. Damit wär die effektive Einkommensteuer nur 9% auf die eingenommenen 10'000€. Also ohne die Zuzügler Regelung: 40.000€ Steuern auf angenommene 100.000€ Euro in unserem Beispiel, mit der Regelung 9.000€. Das ist wirklich mal eine Steuerersparnis.

Sebastian: Ist jetzt bei dieser Regelung, bei dieser sogenannten, Wir haben sie ja, die Rückkehr Regelung, ist es da entscheidend, wo derjenige dann in Italien hinzieht, oder ist das völlig egal?

Gert: Also das hängt von mehreren Faktoren ab. Beim Freelancer können Sie diese Begünstigung direkt in der Steuererklärung anwenden. Dementsprechend ist es eigentlich recht unkompliziert. Bei höheren Beträgen haben wir gesehen, dass es teilweise zu Kontrollen kommt, weil das Finanzamt natürlich überprüfen möchte, ob die Person wirklich alle Voraussetzungen hat, um das anzuwenden. Sprich, dass der Wohnsitz im Ausland effektiv bestanden hat, dass man das auch nachweisen kann mit Mietverträgen mit Arbeitsverträgen und und und.

Sebastian: Also bevor man nach Italien gekommen ist?

Gert: Bevor man nach Italien gekommen ist. Und dann muss man nur darauf achten, dass die Anmeldung in Italien bei der Wohnsitzgemeinde dann korrekt erfolgt ist. Natürlich, unsere Arbeit als Berater ist es dann häufig diese Fälle zu begutachten, um zu schauen, wie sauber ist da die Ausgangslage, um dann zu schauen, dass das alles auch wirklich gut über die Bühne geht. Aber bei Freiberuflern ist die Anwendung recht einfach, bei Angestellten eigentlich auch. Dort ist die Prozedur eine leicht andere. Beim Arbeitgeber ist das so, wenn es ein Italienischer Arbeitgeber ist, sprich eine Person, wechselt von Deutschland dann nach Italien und er wird bei einer italienischen Gesellschaft angestellt, dann muss der Arbeitnehmer dem Arbeitgeber einen Antrag zukommen lassen, wo er eben um Anwendung dieser Begünstigung ersucht. Der Arbeitgeber wendet dann diese Begünstigung indirekt auch auf dem Lohnstreifen an. Daher muss man auf diese spezielle Formalität achten. Im Normalfall ist es nicht möglich, als Arbeitnehmer diese Regelungen direkt in der Steuererklärung anzuwenden. Da hat es in den letzten Jahren auch mal Streit mit dem Finanzamt gegeben, weil das einige Zeit unklar war, aber jetzt ist das Recht klar geregelt. Auch beim Arbeitgeber ist es nicht besonders erschwert, natürlich immer vorausgesetzt, er hat dann für den Fall einer Kontrolle danach die ganzen Unterlagen sauber aufbereitet.

Sebastian: Für wie viele Jahre kann ich diese Regelung in Anspruch nehmen?

Daniel: Das wollte ich auch fragen.

Gert: Es gibt da verschiedene Regelungen, möchte ich jetzt auch noch anmerken. Es gibt eine Regelung für Personen, die zum Beispiel Ressource und Development machen oder die zum Beispiel als Forscher und Entwickler tätig sind. Für die gilt eine besonders hohe Reduzierung. Bei denen reduziert sich das Einkommen, das steuerbare Einkommen, nicht auf 30%, sondern nur auf 10% des effektiv erhaltenen Einkommens, aber dann müssen auch bestimmte Voraussetzungen, wie zum Beispiel eine nachgewiesene Forschertätigkeit im Ausland, zum Beispiel an einer Universität oder Ähnlichem, nachgewiesen werden können. Sie müssen dann nach Zuzug nach Italien auch eine universitäre Stelle annehmen. Die Länge der Verfahren liegt im Schnitt circa bei 5 Jahren. Es besteht auch die Möglichkeit, wenn die Person eben eine Immobilie erwirbt, oder minderjährige Kinder auch hat, die kann er im Übrigen auch aus dem Ausland mitnehmen, dann verlängert sich das Verfahren sogar auf insgesamt 10 Jahre.

Daniel: Immobilien und Kinder.

Sebastian: Interessant.

Daniel: Weil sie gerade gesagt haben Ausland, also diese Regelung, nur um das nochmal zu unterstreichen, gilt nicht nur für Zuzug aus der Europäischen Union, sondern auch aus anderen Ländern.

Gert: Mhm ja, grundsätzlich ja, genau.

Daniel: OK und ist es schon mal passiert, dass so ein Antrag abgelehnt worden ist? Gibt es irgendwelche Gründe, die vorliegen können, dass man das beantragt und dann das Finanzamt sagt: Nein, ihnen geben wir das nicht.

Gert: Diese Fälle gibt es. Im Normalfall dürfte das allerdings nicht die Zuzügler betreffen, sondern die Rückkehrer. Also wir stammen ja aus Südtirol, wir sind eine Grenzregion. Bei uns passiert es des Öfteren, dass jemand im Südtirol aufwächst oder in Italien, ich verallgemeiner jetzt. Er geht dann nach Zürich, nach München, sonst irgendwohin nach Österreich zum Studieren, bleibt dann dort zum Arbeiten und kommt dann nach 5 oder 10 Jahren zurück. In solchen Fällen ist es manchmal so, dass der Cut zwischen der Ansässigkeit in Italien und der Ansässigkeit im Ausland nicht so sauber ist. Zum Beispiel kann es passieren, dass die Person zwar einen Hauptwohnsitz in Österreich oder im Ausland hatte, allerdings gleichzeitig Erträge in Italien erwirtschaftet hatte. Weil er hier auch nebenher was gemacht hatte, eine besondere Bindung hier hatte oder die Familie teilweise schon vorher nach Italien gezogen ist und und und. In solchen Fällen kann es auch zu Ablehnungen kommen, aber das sind im Normalfall diese Rückkehrer, also Personen, die bereits einen realen Bezug hatten. Wir hatten bis dato keine Fälle von Personen, die aus Deutschland kommen würden, die bis dato keine Kontakte zu Italien hatten, wo das Finanzamt dann gesagt hat: Nein, du darfst das nicht anwenden.

Daniel: Mhm.

Sebastian: Und gibt es ein, was jetzt das Einkommen oder das Gehalts betrifft, einen Maximalbetrag, bis zu dem die Regelung in Anspruch genommen werden darf und danach muss man höhere Steuern bezahlen oder ist das unbegrenzt?

Gert: Also bei angestellten Verhältnissen ist das faktisch unbegrenzt. Bei Freelancern gibt es die europäische De-minimis Staatsbeihilfen Regelung, die Anwendung findet. Das heißt, die Freelancer dürfen einen Steuervorteil erhalten, der in einem Dreijahreszeitraum 200.000€ nicht überschreitet. Also ich mach jetzt ein Beispiel, um das zu verdeutlichen. Bei zirka 250.000 € - wir haben da entsprechende Berechnungen natürlich schon vorgenommen. Bei zirka 250.000€ entspricht die Steuerersparnis mit Anwendung dieser normalen Regelungen mit 30% zirka 60.000 €. 60.000-65.000 € Das multipliziert auf 3 Jahre. Wenn der zirka 250.000 auf verdient, dann hat er jedes Jahr ein Ersparnis von zirka 65.000 €. 65.000€ mal 3, kommen wir auf fast die Zahl 100.000€. Darüber hinaus müsse eher also für den überschüssigen Betrag müsste er progressiv besteuern.

Sebastian: Okay, gut ist ein wichtiger Punkt, wobei die meisten Freelancer, würde ich sagen, ja deutlich darunter liegen unter den Betrag. Ja, aber ist ein wichtiger Punkt.

Gert: Nur um das auch Mal zu zeigen. Interessant ist eben auch, wenn man da eben Strukturierungsmöglichkeiten hat. Jemand ist für ein multinationales Unternehmen tätig. Natürlich, es ist vor allem interessant zu sagen, wer sehr hohe Bezüge erhält, für den ist es interessant, in Italien angestellt zu werden, weil der natürlich da überhaupt keiner Beschränkung unterliegt. Wir haben da auch einige Kunden, auch infolge des Brexit, aus dem Finanzsektor. Die haben bei den Einstellungen in Italien sehr hohe Benefits erhalten, ohne dass es dazu einer Beschränkung durch diese De-minimis Regelungen kommt.

Sebastian: Ja, das ist ja im Grunde ähnlich, dann ein bisschen so wie in Spanien. "Backham Law" ist das gleiche, da ist man auch angestellt. Da ist dann bis 600.000 niedriger Steuersatz und danach geht es dann hoch, aber genau, angestellten Verhältnisse können natürlich attraktiv sein, ja, in manchen Szenarien.

Daniel: Also Herr Dr. Gasser, Sie hatten ja bisher sehr ausführlich über die Zuzügler Regelung oder Rückkehrer Regelungen gesprochen. Jetzt gibt es in Italien ja noch eine ganze Menge weiterer Regelungen und Ausnahmen. Gibt es nicht noch Sonderregelung, wenn man in den Süden zieht? Und können sie nochmal auf die besondere Pauschalbesteuerung eingehen?

00:32:25 - Pauschalbesteuerung in Italien

Gert: Ja also zur Pauschalsteuer von den 100.000, das ist ein sehr interessantes Verfahren. Es ist ein Verfahren, das eben im Jahr 2016 eingeführt wurde, die entsprechenden Klarstellungen wurden dann vonseiten des italienischen Finanzamtes im Laufe des Jahres 2017 gegeben und eigentlich kann man das jetzt sehr gut seitdem Jahr 2017 anwenden. Was sieht diese Regelung vor? Diese Regelung sieht im Wesentlichen vor, dass man bei einem Zuzug nach Italien und einer effektiven Wohnsitznahme in Italien für die entsprechenden Einkommen, die man dann im entsprechenden Jahr erzielt, nur eine Pauschalsteuer zahlt in Höhe von 100.000€. Mit diesen 100.000€ sind alle Einkommen, die aus dem Ausland stammen, zur Gänze abgegolten. Um ein Beispiel zu machen, jemand erhält Kapitalerträge aus ausländischer Quelle in Höhe von einer 1.000.000€, wenn der, die 1.000.0000€ in Italien bezahlt, dann hat er damit alle seine Steuerpflicht erledigt. Das fällt nicht in die Progression rein, sondern es findet diese Ersatzsteuer Anwendung. Interessant ist die Regelung vor allem deshalb, weil es keine quantitative Schwellenwerte gibt. Ob die Einkommen jetzt 1 Million, 10 Million oder 100 Millionen sind, ist irrelevant. Das bekannteste Beispiel als Anwender dieser Pauschalsteuer Regelung war der Cristiano Ronaldo. Der ist ja vor einigen Jahren nach Italien gekommen und das wurde bekannt, dass der auch in den Genuss dieser Regelung gekommen ist. Wieso hat der das angewandt? Nicht so sehr, weil er eben beim italienischen Fußball Verein angestellt war, sondern weil er natürlich vor allem Markenrechte aus Werbeverträgen im Ausland sein Geld verdient. Die ganzen Einkommen, die sich sicher im hohen Millionenbereich bewegt haben, hat man mit dieser Pauschalsteuer von 100.000 so abgrenzen können. Also ein sehr, sehr interessantes Verfahren, dass Italien da jetzt eben bietet.

Sebastian: Sehr ähnlich, dann praktisch den britischen London Staaten ja auch, wo man dann zumindestens nach sieben Jahren UK Residenz, dann ja auch anfangen muss, Pauschalsteuer letztlich zu bezahlen. Wie lang kann man diesen Status in Italien nutzen?

Gert: Also diese Regelung findet für einen Zeitraum von maximal 15 Jahren Anwendung.

Sebastian: Also auch wie UK, ja.

00:34:56 - Welche weiteren Steuervorteile gibt es?

Gert: Genau. Nach 15 Jahren würde man aus dem Pauschalsteuer Verfahren herausfallen und dann in normale Progression reinfallen. Genau, es sei auch gesagt, die Regelung ist sehr flexibel. Also hier möchte ich schon mal auch eine Lanze brechen für Italien. Italien hat es ja wirklich versucht, speziell, wenn man das italienische Steuersystem kennt, also wirklich ein interessantes Gesamtpaket aufzulegen. Wieso ist das interessant? Erstens Mal natürlich die ganzen Auslands Einkommen sind davon zur Gänze deckt und würden keine zusätzlichen Besteuerung zugeführt werden, aber das ist nicht der einzige Gimmick. Es ist auch so, dass für die Personen, die eben in anderen Visa Pauschalsteuer kommen, die sind von jeglicher Erbschafts und Schenkungsteuer befreit, die die Güter betreffen, die sich auch im Ausland befinden. Es sind nicht nur auf dieser Einkommens Seite Vorteile, sondern auch das Erbschaft und Schenkung Steuer betreffen. Was auch ein wichtiger Punkt ist, der vielleicht nicht so sofort als Pluspunkt erscheint, aber Italien hat keine Geldstrafregelung. Die 15 Jahre, das ist keine Mindestdauer, die man im Verfahren drinnen bleiben muss. Wenn man das Verfahren jetzt auch nur beispielhaft für 5 Jahre anwendet und danach wieder wegzieht oder das Verfahren nicht nur attraktiv ist, weil die Einkommen jetzt nicht mehr fließen, dann kann man aus dem Verfahren aussteigen, ohne dass es da etwas gibt, was dann die Personen dann nochmals besteuern würde.

Sebastian: Ich hatte noch von einem anderen Vorteil gelesen, bei der Vorbereitung, vielleicht kannst Du das bestätigen. Dort habe ich gelesen, dass man dann auch eben diese Auslandseinkünfte gegenüber dem italienischen Staat nicht deklarieren muss in der Steuererklärung. Wer komplizierte Steuererklärung schon mal gemacht hat, der weiß, was das für ein Aufwand sein kann hier alles erklären zu müssen. Das heißt, hier gibt es also keine Erklärungspflichten.

Gert: Das ist korrekt. Das ist einer der geringeren Vorteile. Wir haben ja in Italien grundsätzlich eine äußerst kleine Vermögensbesteuerung, die bei normalen in Italien ansässigen Personen Anwendung finden. Jetzt nicht erschrecken, das ist jetzt nicht eine Vermögensteuer wie in der Schweiz, wo diese hoch ausfallen kann, sondern in Italien ist das natürlich eine Vermögensteuer. Die wäre bei Kunden zum Beispiel, sobald sie den Betrag von 5.000€ überschreiten, unabhängig vom Betrag 34,00 € im Jahr. Bei Finanzanlageprodukten wie zum Beispiel Depots, Lebensversicherungen und Ähnlichem beträgt die Vermögensteuer 2 Promille im Jahr also eben 0,2%. Zum Zwecke der Abführung dieser Vermögensteuer muss man im Normalfall für in Italien ansässige Personen das gehaltene Auslandsvermögen vollständig offenlegen. Das heißt, wenn ich als in Italien ansässige Person ein Depot in Deutschland und eines in der Schweiz habe, dann muss ich das angeben, wenn das jeweils 1 Million Euro wäre, um ein Beispiel zu machen, dann muss ich da eben die 0,2% am Ende des Jahres abführen. Für das pauschale Verfahren wurde geklärt. Man ist eben einerseits von Erklärungspflicht vollständig befreit und auch von der Anwendung dieser Steuer auf Auslandsvermögen. Nicht erwähnt habe ich natürlich auch die Vermögensteuer auf Immobilien, die im Ausland gehalten werden, das ist auch eine Steuer, die in Italien grundsätzlich Anwendung findet. Die macht im Normalfall nicht viel aus, sofern im ausländischen Staat bereits eine Steuer im Staat Anwendung findet, wo sich die Immobilie befindet, weil Italien eben vorsieht, dass man die im Ausland gezahlte Steuer anrechnen kann. Die italienische Steuer auf Auslandsimmobilien findet auch nicht Anwendung bei Anwendung des Pauschalsteuerverfahrens.

Sebastian: Interessant jetzt eine Sache, die ist ja bei den angelsächsischen Non Dom Staaten, also ich sag jetzt mal zum Beispiel Großbritannien, Irland und soweiter immer noch ein ganz großes Thema. Deswegen heißt es auch Remittance Basis, das im Grunde genommen die Auslands Einkünfte nur insofern steuerfrei sind in UK oder Irland, Malta das gleiche, insofern sie nicht remittet, das heißt also in das entsprechende Wohnsitzland überwiesen oder dort genutzt werden. Ja, das heißt also im Grunde genommen. Ich kann zwar dann in den UK leben, aber ich darf im Grunde das im Ausland verdiente Geld dort nicht verwenden und nicht dort ausgeben. Was sehr streng auch kontrolliert wird und was auch immer zu Missbrauch führt. Wie ist das in Italien? Darf ich dieses Auslandseinkommen dann in Italien verwenden und ausgeben oder muss das im Ausland bleiben?

Gert: Also da hat Italien überhaupt keine Limitierungen um es einfach zu machen. Das ist ja auch die Absicht, die das Italienische Gesetz hat. Italien ist interessiert, dass das Geld dann nach Italien kommt und hier in Italien ausgegeben wird.

Sebastian: In Italien kann man ja schön shoppen, ja, das kann man nicht in jedem Land. Ich sag das immer Mandanten, die nach Malta umziehen. Ich meine, die Regelung ist im Grunde nicht schlimm, denn was wollen sie da ausgeben. Das ist sehr beschränkt, aber Italien von der Mode, Autos. Tja, da fallen einem schnell Möglichkeiten ein, wie man ein paar Millionen ausgeben kann. Ja sagen würden. Sie sagen also, dass man ermutigt wird, sogar letztlich die Mittel auszugeben in Italien.

00:40:46 - Herausforderungen im System und wie sie überwunden werden können

Gert: Genau die einzige Anomalie, die das System hat, das hängt allerdings mit der Qualifizierung der Territorialität zum Zwecke der Anwendung der Steuer ab. Also da gibt es einen Punkt, wer jetzt 10 Millionen nach Italien bringt und mit dem Geld dann hier wirtschaftet, der hat das Problem natürlich, dass die Territorialität dieser Einkünfte entsprechend Kapitalerträge auch zum Zwecke der Anwendung der Pauschalsteuer dann nicht nur im Ausland liegt, sondern in Italien.

Sebastian: Ja ist klar ja.

Gert: Es gab da zweimal Bemühungen das Gesetz dahingehend auch zu ändern. Die ganzen italienischen Private Banking Banken, die haben natürlich Interesse, dass die ganzen Kunden auch das Geld in Italien veranlagen. Aber eben der Staat hat da auch in einem Auskunftsverfahren ganz klar gesagt: Nein, das geht nicht. Dementsprechend das einfachste ist es eben weiterhin mit Finanzintermediären aus dem nahen Ausland zu arbeiten und in Italien zu leben. Bei der Auswahl, wenn man sich ein Haus kauft, dann Auto oder sonst was dann eben das Geld nach Italien transferieren und hier auszugeben, also nicht auf dem Konto hier in Italien liegen lassen. Das kann man schon als Ratschlag mal geben grundsätzlich.

Sebastian: Ja, genau. Das ist ein guter Punkt. Jetzt die... Ich meine ist natürlich gut, es klingt immer gut, wenn das Auslandseinkommen steuerfrei ist, aber es hängt natürlich auch immer stark davon ab, was die Auslandseinkünfte sind. Man muss ja auch dort ein bisschen aufpassen, dass sicherlich auch was wo ich mir vorstelle, dass sie dort helfen mit der Strukturierung. Jetzt mal angenommen, ich bin jetzt zum Beispiel beteiligt an Schweizer Kapitalgesellschaften und nehm jetzt diese Regelungen in Anspruch. Da würde ich in der Schweiz dann bei Dividendenausschüttung 35% Quellensteuer bezahlen oder Verrechnungssteuer, die ich ja dann in Italien dann auch nicht wiederbekomme oder gegen irgendwas anrechnen kann, weil ich es ja nicht versteuern muss. Es ist doch schon gut, wenn Auslandseinkünfte steuerfrei sind, aber ich muss natürlich trotzdem auch dann schauen. Möglicherweise muss man ja trotzdem Steuern im Ausland bezahlen, auch wenn sie Italien steuerfrei ist oder also nur gering besteuert sind.

Gert: Ja korrekt, also es gibt 2 Punkte, die mir sehr wichtig sind, die eben zur Rede sind. Eines ist natürlich bei aller Schönheit und Attraktivität des italienischen Pakets. Die italienische Seite ist natürlich nur die eine Seite. Wir müssen immer noch schauen natürlich wo die Einkommen generiert werden, was tut der Quellenstaat damit. Weil sie haben ja schon das Beispiel angesprochen, die Schweiz, die wenden jetzt Verrechnungssteuer an. In Deutschland hatte auch dieses Thema mit der erweiterten beschränkten Steuerpflicht, wenn jemand wegzieht und weiterhin Kapitalerträge aus deutscher Quelle bezieht, die werden ja nicht sofort freigestellt, sondern die werden ja für einen bestimmten Zeitraum weiterhin versteuert. Das kann natürlich ein Problem darstellen für den Kunden. Das sind natürlich die Themen, die wir dann abklopfen müssen. Ein anderes Beispiel, wo es regelmäßig zu Problemen kommt, ist natürlich, wenn jemand aus Immobilien Vermögenserträge erwirtschaftet, also Miet- oder Pachteinnahmen aus dem Ausland. Da ist es im internationalen Steuerrecht so, die Doppelbesteuerungsabkommen sind ja eigentlich auch alle sehr ähnlich. Die lehnen sich alle auf das Musterabkommen von der OECD an und das sieht eigentlich grundsätzlich vor, dass die Immobilie dort besteuert werden, wo sich die Immobilie befindet. Auf diese Anwendung der Steuer im ausländischen Staat hat die italienische Pauschalsteuer natürlich keinen Einfluss, weil das dann nur im zweiten Moment dann Anwendung findet. Die Besteuerung des Quellenstaat ist eigentlich das wirkliche Problem bei der Anwendung dieser Regelung. Nicht die italienische Anwendung, sondern vielmehr: Wie schafft man es, so zu strukturieren, dass es dann in Quellenstaat möglichst steueroptimiert eben vonstattengehen kann.

Sebastian: Genau das ist ein guter Punkt, den sie da ansprechen. Genau, da kommt dann alles Mögliche noch dazu. Möglicherweise Holdinggesellschaften oder irgendwelche anderen Themen, die eine Rolle spielen muss, man natürlich dann auch mal beachten. Sie haben Deutschland angesprochen, grade, wenn man aus Deutschland wegzieht, sind natürlich Themen wie Wegzugsteuern ein wichtiges Thema. Ja, aber wie gesagt, das ist was, das hat nichts mit Italien letztlich zu tun, das ist ja bei jedem Wegzug aus Deutschland so, egal in welches Land man zieht. Dann wurde in Deutschland die Wegzugsteuer vor kurzem auch noch verschärft. Früher gab es ja beim Wegzug in der EU eine Stundung und die gibt es jetzt nicht mehr. Also da sind, wie gesagt, auf jeden Fall noch ein paar Fallen, denen man sich bewusst sein muss, die dann natürlich detaillierter Beratung bedürfen.

Gert: So ist das ja. Genau gut. Vielleicht noch zum Ablauf zu dieser Ersatz Besteuerung, also mit dieser Pauschalbesteuerung. Da möchte ich auch noch auf eine Besonderheit hinweisen. Das italienische Gesetz sieht in dieser Möglichkeit vor, dass man eben zum Zwecke der Anwendung dieser Pauschalsteuer, eine spezielle Anfrage an das italienische Finanzamt stellen kann. Da wurde ein separates Büro, beziehungsweise eine eigene Einheit eingerichtet, die direkt der Zentrale in Rom unterstellt ist. Welche die Anträge begutachtet und dann eben eine verbindliche Auskunft gibt, ob die Person dann dieses Pauschalsteuer Verfahren anwenden kann oder nicht. Wieso erwähne ich das? Weil im Normalfall ist es bei Wohnsitzverlegungen eben nicht möglich, das Finanzamt vorab um eine Auskunft zu fragen. In diesem Sonderfall hat Italien gesagt: Ok, um eben möglichst den ausländischen Zuzüglern den roten Teppich auszurollen, besteht diese Möglichkeit und das funktioniert eigentlich sehr gut. Da sind auch kompetente Ansprechpartner beim Finanzamt vor Ort und die überprüfen vor allem, ob der Zuzügler bis dato keine wesentlichen Kontaktpunkte zu Italien hatte. Zu diesem Kontaktpunkten - vielleicht sollten wir auch da ganz kurz darüber sprechen. Also natürlich wir reden eigentlich immer von Personen, die bis dato bis auf ein bisschen Italien Urlaub nicht viel mit Italien zu tun hatten. Natürlich, wenn die Person allerdings die italienische Staatsbürgerschaft hat oder eben schon auch in Italien beruflich tätig war, dann könnte es ein bisschen zu Themen kommen. Wieso kann das zu Probleme kommen? Die Person darf in den letzten 10 Jahren eigentlich keine wesentlichen Kontaktpunkte mit Italien gehabt haben. Sprich, er darf hier nicht substantiell ansässig gewesen sein, hier besonders hohe Erträge erwirtschaftet haben.

Sebastian: Wie ist es mit italienischem Ehepartner?

Gert: Ja, wenn der Ehepartner im Ausland ansässig war und immer dort ansässig war und das nachweisen kann, kein Problem. Es ist auch kein Problem zum Beispiel, wenn jemand schon eine Ferienimmobilie hat, das hatten wir auch schon in mehreren Anfragen eben thematisiert, das ist nie ein Thema. Auch nicht, wenn jemand in einem italienischen Hafen ein Boot liegen hat, also das sind alles Themen, wo das italienische Finanzamt schon in speziellen Auskunftsverfahren immer gesagt hat, das ist überhaupt kein Problem.

Daniel: Jetzt ist vorhin schon mal gefallen das Thema Krypto. Können Sie vielleicht noch mal ganz kurz darauf eingehen, wie jetzt die italienischen Finanzbehörden Kryptowährungen gegenüber eingestellt sind? Was ist da auch für einen Trend gibt vielleicht? Also mitunter gibt es da viele Regierungen, beziehungsweise ja Länder, die überlegen da auch einige Dinge zu ändern. Uns würde sehr interessieren, unsere Zuschauer auch, wie sieht das in Italien aus.

00:48:55 - Wie ist Italien zum Thema Krypto eingestellt?

Gert: Ja Krypto, also das ist ein spannendes Thema, wo wir auch als Kanzlei doch einigermaßen tätig sind. Natürlich Krypto ist in den letzten Jahren stark gewachsen, es gibt viele Personen, die jetzt Kryptowährungen haben. Generell sei angemerkt, dass wie auch in anderen Staaten auch, hier in Italien die Gesetzgebung, weder die zivilrechtliche, noch die steuerrechtliche, nicht Schritt hält oder nicht so schnell ist wie die technologischen Entwicklungen, die es im Kryptomarkt gibt. Es gibt allerdings einige Klarstellungen im letzten Jahr vonseiten des italienischen Finanzamtes, die ein doch recht klares Bild über die Situation ermöglichen. Im Wesentlichen Italien hat es sich recht einfach gemacht. Das italienische Finanzamt hat da nämlich in einer Klarstellung mal gesagt "Eine Kryptowährung ist für uns zu behandeln, fast wie eine andere Währung." Also wie wenn man in einem ausländischen Staat Vermögen halten würde, nur, dass es eben kein Finanzvermögen darstellt. Also diese Vermögensteuer auf Auslandsvermögen findet bei Kryptowährungen nicht Anwendung. Aus dem entsprechenden Gains, die man dann erzielt, die werden dann ähnlich wie Finanzerträge im Normalfall mit 26% besteuert. Grundsätzlich egal, ob es sich da jetzt um den Mehrerlös bei Verkauf aus diesen Kryptowährungen handelt oder eben aus "Interest" oder eben anderen Entgelten, die man aus den Kryptowährungen beziehen kann.

Daniel: Aber könnte man das jetzt zum Beispiel auch kombinieren mit der Zuzügler Regelung? Wenn ich jetzt zum Beispiel sage, ich bin eine Art Freiberufler, ich handele mit Krypto und würde jetzt meinen Wohnsitz nach Italien verlegen, da hatten wir ja vorher schon die interessante Zuzügler Regelungen gesehen. Da werde ich ja dann niedrigere Steuern zum Beispiel bezahlen. Da hatten wir vorhin so ein Rechenbeispiel, da sind wir auf 9 % Besteuerung gekommen, wenn das Erträge wären, also Einkünfte wären, die ich jetzt aus Handel erwirtschafte.

Gert: Also eine der Kernfragen ist natürlich, ab wann ist es eine freiberufliche Tätigkeit als ab wann ist es eine gewerbliche Tätigkeit? Und bis wohin ist es nur investieren von privaten Mitteln, das sehr viel Zeit investiert. Diese Zuzügler Regelung findet Anwendung nur für die Erträge aus freiberuflichen Einkommen und bei lohnabhängiger Arbeit. Für diese Kapitalerträge findet die Zuzügler Regelung im Normalfall nicht Anwendung oder grundsätzlich nicht. Also der Kapitalertrag wird nicht von der Zuzügler Regelung abgedeckt.

Daniel: Okay, dann haben wir das auch geklärt. Vielleicht noch eine andere Frage, und zwar gibt es denn, wir haben immer wieder auch Nachfragen oder Mandanten interessieren sich im Rahmen der Vermögenssicherung für interessante Investitionsprojekte. Gibt es denn da etwas Spezielles in Italien, wo sie sagen würden, also wer jetzt Interesse hat, Geld anzulegen, zu investieren, sein Vermögen zu schützen, da gibt es interessante Projekte in Italien. Also gerade heute gibt es immer mehr den Trend auch im Agro Bereich, Farm Land zum Beispiel. Vielleicht gibt es da auch was in Italien, wo sie sagen Moment gerade der Trend, dass man vielleicht Weingüter kauft, dort investiert, also wir hören gespannt zu zu dem Thema.

Gert: Also da muss ich gestehen, es gibt sehr viele Beihilfen, die es auf lokaler Ebene gibt. Ehrlich gesagt, nur um der Beiträge wegen sehen wir sehr wenig Bewegung. Also das ist sicher kein Haupttreiber, die die Person zur Wohnsitzverlegung nach Italien animieren. Es gibt lokale Beihilfe, sicher. Für Investitionen und zum Beispiel im Photovoltaik Sektor zum Beispiel gibt es Beihilfen. Sie hatten es erwähnt für landwirtschaftliche Investitionen, da gibt es Beihilfen. Aber ehrlich gesagt, also speziell auch weil sie die Landwirtschaft angesprochen hatten, da gibt es auf regionaler Ebene manchmal Beihilfe und nachher auf Staatsebene. Es gibt Investitionsprogramme für den Süden, also wer dort zum Beispiel ein Gewerbe anmeldet, der hat nochmal besondere Vorteile. Aber wie gesagt, das müsste man sich dann im Detail anschauen. Wir sind Steuerberater primär und wir machen eigentlich nicht hauptsächlich Beratung zu diesen Investitionsbeihilfen.

Sebastian: Wo Sie die Pauschalsteuer erläutert haben, hatten wir vorher schonmal kurz angesprochen, weil ich davon gelesen hatte, dass es eben für den Süden von Italien noch andere zusätzliche Anreize gibt, sich dort niederzulassen steuerlich.

00:54:28 - Die attraktive Rentenregelung für den Süden Italiens

Gert: Korrekt, aufbauend auf die positiven Erfahrungen, die Italien eben mit dieser Pauschalsteuer von 100.000 gemacht hat, hat Italien einige Jahre nach Einführung dieser Pauschalsteuer eben gedacht, wir bauen das sogar noch aus. Es wurde eine Regelung eingeführt, die vorsieht, dass Bezieher einer Rente, die nach Italien in eine südliche Region ziehen, die entsprechenden Auslandseinkommen mit einem Pauschalsteuersatz von 7% abgelten dürfen. Die Regelung sieht mehrere Zugangsvoraussetzungen vor. Man muss grundsätzlich eben schon Renteneinkommen beziehen oder zeitnah Renteneinkommen erhalten. Das kann eine staatliche Rente oder auch eine Betriebsrente sein. Die Person darf sich nicht ein Haus am Gardasee oder am Comer See kaufen, sondern muss in eine südliche Region Italiens ziehen oder in eine Gemeinde - es gab da noch eine Ausnahme. Gemeinden, die in einem sogenannten Erdbebengebiet liegen, die fallen auch in den Anwendungsbereich dieser Regelung. Aber im Normalfall die Personen, die das anmelden möchten, interessieren sich eher für den Süden: Ampulien, Kalabrien, Sizilien, Sardinien.

Sebastian: Das ist jetzt wieder interessant, weil wir haben zum Beispiel auch in Portugal ähnliche Regelungen, die aber bei 10% liegen. Das heißt, wenn man jetzt eine Rente aus dem Ausland hat, die wird in Portugal 10% versteuert. Was sie jetzt sagen, die 7%, die sind jetzt ja nochmal ein paar Prozent attraktiver.

Gert: Korrekt, es ist eine interessante Möglichkeit. Das Einzige ist, normalerweise die Personen, die nach Italien ziehen, die fühlen sich oftmals eher zum Norden hingezogen. Lieber an den Gardasee, an die kurische Küste oder Toskana oder an den Comersee. Also diese nördlichen Streifen, die sind von dieser Regelung ausgenommen. Aber für den Süden ist das eine absolut interessante Maßnahme.

Sebastian: Noch eine andere Frage zu Süditalien. Sie hatten ja vorhin gesagt, als wir über die Rückkehrer und Zuzügler gesprochen haben, dass 30% letztlich dann als steuerbares Einkommen angesetzt werden. Ist es da nicht auch so, dass diese in Süditalien dann nochmal reduziert werden auf nur 10%?

Gert: Ja, das stimmt. Das hatte ich vorher eben nicht erwähnt. Praktisch es gibt noch eine Reduzierung. Für besonders kinderreiche Familien, also wenn man 3 Kinder oder mehr hat, oder eben in eine südliche Region zieht, dann fällt die Reduzierung eben besonders hoch aus auf diese 10%.

Sebastian: Das ist oder, oder und? Das heißt entweder mehr als 3 Kinder oder nach Süditalien gehen oder ein Haus kaufen?

Gert: Nein, es ist praktisch eine "Oder-Regelung".

Sebastian: Oder. Das heißt eins der drei Dinge tun. Nach Süditalien ziehen, 3 Kinder oder mehr haben oder eine Immobilie erwerben...

Daniel:...oder im Forschungsbereich tätig sein.

Gert: Genau, die Forscher gibt es auch.

Daniel: Aber immer nur für die 5 Jahre, oder gibt es da auch längere Zeiten?

Gert: Also die Verlängerung, die zweiten 5 Jahre, also wenn man es 10 Jahre anwendet, also wenn wir die 30% Regelung jetzt hernehmen, da findet im Normalfall dann für den zweiten Fünfjahreszeitraum nur eine 50% Reduzierung. Also es ändert sich der Satz, außer man hatte eben bestimmte Voraussetzungen, wie zu Beispiel man hat eben 3 Kinder, oder es gibt einen Umzug in eine südliche Gemeinde.

Daniel: Ja, also doch erstaunlich.

Sebastian: Sehr interessant. Ja, sehr, wirklich.

Daniel: Viel attraktiver, als es auf den ersten Blick aussieht.

00:59:03 - Steuerparadies für Erbschaft und Schenkungen

Gert: Natürlich, wie so häufig, der Teufel steckt natürlich manchmal im Detail. Die Sachverhalte sind gut abzuklopfen und zu überprüfen. Aber wie gesagt, ich glaube, Italien ist viel attraktiver als der Ruf. Ich erwähne nochmals, ich glaube auch was, was die Erbschafts- und Schenkungsteuer betrifft, ist Italien sicher auch ein Steuerparadies innerhalb Europas. Wir haben da ja nur diese 4% Erbschafts- und Schenkungsteuer bei Erbschaften und Schenkungen innerhalb der Familie und einen sehr hohen Freibetrag von 1 Million Euro. Es sei auch noch erwähnt, dass Immobilien in Italien nicht zum Marktwert bewertet werden zum Zwecke der Erbschaft und Schenkung Steuer, sondern zu einem Katasterwert. Dieser Katasterwert fällt in der Regel wesentlich geringer aus wie der Markt. Das ist normalerweise ein Drittel bis ein Fünftel, ein Drittel bis zur Hälfte des Marktwertes.

Daniel: Jetzt ist es ja häufig so, dass die Europäische Union gerne gegen sogenannte Steuerparadiese vorgeht. Jetzt haben Sie uns gerade Italien als so ein geheimes Steuerparadies beschrieben mit durchaus vergleichsweise sehr, sehr attraktiven Angeboten für Zuzügler und Vermögende. Ist denn das jetzt ein Dorn im Auge der Europäischen Union? Gibt es da irgendwie Druck und Gegenwind aus der Richtung? Oder wird Italien in Ruhe gelassen mit diesen speziellen Angeboten?

Gert: Wir müssen grundsätzlich mal sagen, die absoluten Zahlen sind noch sehr bescheiden, was diese ganzen Verfahren betrifft. Die gibt es ja auch jetzt nur seit eigentlich kurzer Zeit, also seit 2017. Dementsprechend gibt es die Verfahren nicht sehr lange und wie gesagt. Im letzten Jahr, wo es dazu Statistiken gab, gab es in Italien zum Beispiel zur Pauschalsteuer 400 Personen, die das Italienweit angewandt haben. Das sind absolut gesehen noch sehr, sehr kleine Zahlen. Ich glaube, daran stört sich niemand. In regelmäßigen Abständen, jedesmal wenn die Finanzmärkte wieder torbulent werden, und Italien mit seiner Staatsverschuldung potenziell unter Druck kommt, die italienische Wahrnehmung ist da eigentlich recht entspannt, aber manchmal natürlich gibt es da kritischere Situationen. Da wurde in der Vergangenheit vor allem während Finanzkrise, die vor circa 10 Jahren, da gab es natürlich doch finanzielle Instabilität. Da wurde natürlich auch von europäischer Seite auch mit dem Finger auf bestimmte Begünstigungen hingewiesen. Es war nicht so sehr diese Sonderregelung, weil die gab es damals noch gar nicht, sondern vielmehr diese Erbschaftsteuer und Schenkungsteuer Thematik, wo wir in Italien einfach nur sehr geringe Sätze haben. Ich muss sagen, eben mit diesen ganzen Problemen, die Europa derzeit hat, glaube ich, dass das Schicksal dieser einigen hundert Personen, die diese Regelung in Italien anwenden, jetzt nicht auf der Tagesordnung der EU landen wird. Dementsprechend sehe ich das eigentlich recht entspannt.

Sebastian: Es sind aber doch relativ wenig. Glauben Sie, da wird zu wenig die Werbetrommel gerührt von Italien? Ist es zu wenig bekannt, oder wo sehen Sie den Grund, dass es so wenig ist? Im Grunde ist es ja ein Geheimtipp. 500 Leute, da kann man glaube ich davon ausgehen, dass es ein Geheimtipp ist.

Gert: Ja, ich glaube, es gibt da mehrere Faktoren. Der erste Faktor ist, es ist für viele Personen nicht möglich so schnell und einfach den Wohnsitz zu wechseln. Mit Sack und Pack und mit der ganzen Familie, das ist sicher ein Thema. Aber die Finanzämter des Herkunftsstaates oder des Wegzugstaates, die sind natürlich speziell in Deutschland sehr, sehr erpicht darauf, die Personen nicht so einfach ohne weiteres ziehen zu lassen. Die klammern sich natürlich häufig an die Steuerzahler und da kommen natürlich viele Themen: Wegzugbesteuerung, erweiterte beschränkte Steuerpflicht. Auch wenn man fast alle Verbindungen kappt, dass das Finanzamt dann dennoch kommen kann, speziell in Deutschland, und sagen kann: Wenn der Cut nicht ganz sauber ist, die Person hatte noch die Ansässigkeit in Deutschland.

Sebastian: Ich stimme zu, absolut ja.

Gert: Das ist eigentlich der Hauptgrund und ansonsten ist das Verfahren äußerst attraktiv. Ja, vielleicht wird da zu wenig mit der Werbetrommel gerührt, aber wie gesagt, wir hatten ja auch den Cristiano Ronaldo, das angewandt hatte. Ich dachte mir, das würde einen größeren Run auf das Verfahren auslösen. Es ist sicher so, es ist ein Spezial Thema und wir sehen ein stetiges Interesse an diesem Verfahren. Wie gesagt, in der Anwendung ist es manchmal einfach schwer. Ich glaube, das ist der Hauptgrund, weswegen es am Ende dann doch nicht so viele Leute an angewandt hatten.

Sebastian: Also ich nehme zum Beispiel mal den NHR Status in Portugal. Non-Habitual Residenz Status. Dieses Modell wurde 2009 sozusagen geschaffen und seitdem haben davon über 20.000 davon profitiert. Und zwar alleine 2700 Italiener - ich lese gerade die Statistik. Da hat Italien mehr Leute an Portugal also verloren, die dort ein Sonderstatus besitzen, als in Italien dort kommen. Aber gut, es ist so wie es ist. Klingt auf jeden Fall super interessant und Italien ist ja doch für viele ein Traumland. Absolut, ich war auch als Kind oft in Italien. Ein Traum. Ich glaub, das wird viele Fans haben, wenn noch nicht jetzt dann in naher Zukunft auf jeden Fall.

Gert: Genau und eines will ich natürlich auch erwähnen. Neben der geografischen Nähe - das ist natürlich auch ein Thema, sicher auch ein Pluspunkt. Nicht nur das schöne Wetter und das gute Essen, sondern auch die geografische Nähe ist natürlich attraktiv. Man muss in keinen Flieger steigen, hier speziell auch in Corona Zeiten, wenn mal was ist und jemand muss sich in einer Privatklinik untersuchen lassen. Auch von Bozen aus ist man in 3 Stunden in München oder in Bayern. Vom Gardasee sind es 4,5 Stunden. Man ist auch wirklich schnell, mit dem Auto kann man wieder nach Deutschland fahren, wenn mal irgendwas sein sollte. Das zweite ist, die Pauschalsteuer, die findet ja für ganz Italien Anwendungen, also ob sie da in Sizilien Lisa Bienen oder in Südtirol oder am Gardasee den Wohnsitz anmelden, ist eigentlich irrelevant. Wir haben einige Kunden, die die Regelung schon angewendet haben. Einige haben es zur schrittweisen Annäherung mit Italien bevorzugt, Wohnsitz in Südtirol zunehmen, weil man da als deutschsprachige Person nicht so auffällt, noch untergeht und dementsprechend nicht so Aufsehen erregt, wie wenn man jetzt als Deutschsprachiger nach Sizilien auswandern würde. Zweiter großer Punkt, der vielleicht auch manchmal für Südtirol spricht, ist natürlich, wenn jemand Kinder hat und die gerne einschulen möchte. In Südtirol haben wir ja auch einen ein deutsches Schulwesen und dementsprechend kann man die Kinder da in eine deutsche Schule schicken. Es gibt in allen größeren Städten wie Mailand, Rom, Genua auch deutsche Schulen. Aber das ist man dann natürlich in einer Großstadt, da lebt man dann nicht mehr so bequem ländlich, wie es im Südtirol der Fall ist.

Daniel: Ja, das war doch ein wertes Schlusswort nochmal. Ich denke, wir sind jetzt soweit am Ende Sebastian, oder?

Sebastian: Ja ja, auf jeden Fall.

01:07:35 - Richtig oder Falsch? Fakten über Italien

Daniel: Also ich hab noch 2-3 Fragen eigentlich zum Schluss. Eine neue Rubrik könnte man sagen. Und zwar: Richtig oder falsch? Es geht ja um das Leben in Italien. Es hält sich das Gerücht, dass die Italiener Deutsche hassen, wenn sie sehen, dass Sie auf Pasta mit Meeresfrüchten oder Fisch Parmesan streuen.

Gert: Ja, das ist richtig.

Daniel: Ok, dann das zweite. Richtig oder falsch? Man zahlt in Italien 450€ Strafe wenn man in einem Brunnen badet.

Gert: Das wüßte ich jetzt nicht, dass hängt jetzt davon ab. Das hängt davon ab, in welchem Brunnen Sie baden. Die Verwaltungsstrafen in Italien sind generell hoch. Egal, ob es sich jetzt um Verkehrsdelikte, kleinere Steuervergehen oder ähnliches handelt. Die Auftrittswahrscheinlichkeiten sind ein anderes Thema. Mir wäre jetzt nicht bekannt, dass das Baden im Brunnen häufig zu Themen führt, genauso wie Falschparken. Das hängt jetzt stark davon ab, in welcher Regionen Italiens das gerade stattfindet. Aber in bestimmten Hotspots, wie zum Beispiel Capri oder Ischia oder solchen Orten, da wird zum Beispiel sehr streng auf das öffentliche Erscheinungsbild geachtet. Auf Capri werden doch jedes Jahr einige Strafen ausgestellt. Es gibt ein Verbot, für oben ohne zu zirkulieren auf den Straßen, weil das dem Ansehen der Stadt nicht guttut. Es gibt eine Gemeinde Verordnung, die das verbietet und es werden jährlich Strafen ausgestellt. Aber wie gesagt, im restlichen Italien ist das Recht unkompliziert.

01:09:32 - Kontaktdaten, Verabschiedung

Daniel: Gut, dann kommen wir zur letzten Frage: Wie erreichen Sie interessierte Mandanten?

Gert: Wir erreichen interessierte Mandanten über unsere Webseite. Wir haben verschiedene Kunden, die das schon anwenden. Die erzählen das ihren Freunden, also auch durch Mundwerbung, aber eigentlich die meisten generieren wir über die Webseite.

Daniel: Sehr schön, wir werden Sie einblenden Ihre Webseite.

Gert: Wunderbar, gerne. Wir haben auch Kontakte zu Steuerberatern, mit denen wir auch in der Vergangenheit zusammengearbeitet haben. Das ist ja natürlich so, dass wenn jemand aus einem anderen Staat kommt und dort natürlich einen Steuerberater seines Vertrauens hat, dann müssen wir natürlich in enger Abstimmung mit dem dann zusammenarbeiten, um den Fall zu lösen. Wir decken die italienische Seite ab. Wir haben zwar ansprechbar vor Ort, aber natürlich wir bevorzugen ist, dass wir immer mit dem Steuerberater, der den Mandant schon betreut, dann zusammenarbeiten, der den Fall dann sehr gut kennt.

Daniel: Genau eine Sache wollte ich noch vielleicht ganz kurz anmerken, weil das hatten wir nicht erwähnt, aber das hatte ich mir hier in meinen Notizen noch angemerkt. Das ist ein ganz wichtiger Punkt.

Gert: Es wird auch manchmal die Frage gestellt wegen der Ansässigkeit in Italien. Wie sich das mit diesem Pauschalsteuerverfahren verhält. Da möchte ich auch noch eine Klarstellung geben. Aus italienischer Sicht wird nicht unterschieden, ob sie nach Italien ziehen, um die Pauschalsteuer anzuwenden oder ohne Anwendung der Pauschalsteuer. Italien schaut nur: Haben Sie sich bei der Gemeinde angemeldet? Ja oder nein? Und das hat dann steuerliche Auswirkungen. Das italienische Finanzamt hat bereits geklärt, zwecks Anwendung der Doppelbesteuerungsabkommen wird die positive Verlegung mit Anwendung der Pauschalsteuer, der normalen Wohnsitznahme vollkommen gleichgestellt. Das heißt auch, dass die ganzen DPA's Anwendung finden. Das noch vielleicht als finaler Schlusspunkt, als positiver Gimmick, Italien erkennt hier die Wohnsitznahme auch zum Zwecke der Anwendung der Doppelbesteuerung zur Gänze an.

Daniel: Vielen Dank.

Sebastian: Sehr gut.

Daniel: Ja dann herzlichen Dank, Herr Grasser, war sehr interessant.

Gert: Ja gerne, hab mich gefreut.

Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland. Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

Weiterlesen
Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Steuerfahndung, Hausdurchsuchung: Das müssen Sie wissen

Wie man ins Visier der Steuerfahnder gerät und wieso ehrliche Steuerzahler auch betroffen sind. Erfahren Sie hier, welche Fehler Sie bei einer Hausdurchsuchung vermeiden sollten.

Ein Gespräch mit Maximilian Krämer

Stellen Sie sich vor, 6:30 morgens klingelt es Sturm an Ihrer Wohnungstür und die Steuerfahndung steht vor der Tür. Sie denken, dass kann Ihnen nicht passieren? Wie kommen Sie denn darauf? Im Expertengespräch mit Anwalt Maximilian Krämer erfahren wir, dass es immer häufiger vorkommt, dass frühere Angestellte, neidische Nachbarn oder rachsüchtige frühere Ehepartner, Betroffene anonym anzeigen und dabei sogar über Steuerschuld lügen, nur um Schaden zuzufügen. Zugegeben, die meisten Hausdurchsuchungen basieren letztlich auf begründeten Verdachtsfällen auf Steuerschulden und vorangegangenen gründlichen Recherchen der Steuerfahndung. Dennoch ist es wichtig einmal über Fragen zu sprechen, wie zum Beispiel die Folgenden: 

  • Kann man eine drohende Steuerfahndung erahnen?

  • Wie kann man eine Steuerfahndung oder Hausdurchsuchung vermeiden?

  • Was darf die Steuerfahndung nicht und versucht es doch? Wann bei einer Hausdurchsuchung nicht aufmachen?  

  • Wenn es dazu kommt, wie verhalte ich mich richtig?

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Wie kommt man ins Visier der Steuerfahndung?

Sie haben natürlich das gute Recht, auf legale Weise so wenig wie möglich Steuern zu bezahlen. Für viele Steuerpflichtige ist jedoch die Grenze zwischen legaler Steuergestaltung und der Hinterziehung von Steuern bzw. falscher Angaben auf der Steuererklärung wegen des komplexen Steuerrechts schwer zu erkennen. Die Forderung nach immer mehr Transparenz und Offenlegungspflichten führen bei einigen zu dem Bedürfnis bestimmte Sachverhalte zu verschleiern. Hierfür mag es sogar einige nachvollziehbare und berechtigte Gründe geben und dennoch liefert man so einen Grund ins Visier der Steuerfahnder zu geraten. 

Gleichzeitig kommt es immer häufiger vor, wie oben bereits erwähnt, dass anonym oder sogar in Person Anzeige auf z.B. Schulden erstattet wird. Es könnte sich einerseits um Selbstanzeigen anderer Personen handeln, mit denen Sie geschäftliche Beziehungen hatten. Es kann aber auch zu Anzeigen kommen, die allein mit dem Wunsch zu schaden, aufgegeben werden. Vonseiten der Behörden wird grundsätzlich erst einmal jedem Hinweis nachgegangen. 

Letztlich ist es so, dass das örtlich zuständige Finanzamt bei Vorliegen entsprechender Verdachtsmomente die Steuerstrafstelle informiert, damit diese Ermittlungen aufnimmt.

Muss es immer zur Hausdurchsuchung kommen?

Wenn die Steuerstrafstelle Ermittlungen aufnimmt, und sich der Verdacht erhärtet, kommt es häufig erst mal zu schriftlichen Anfragen, die man beantworten kann. Wie geht’s dann weiter? 

In jedem Fall sollten Sie bereits jetzt mit Ihrem Steuerberater und / oder einem auf Steuerrecht spezialisierten Anwalt sprechen. 

Das deutsche Steuerrecht kennt die strafbefreiende, wirksame Selbstanzeige. Ein Steuerstrafverfahren kann damit entweder komplett vermieden werden oder führt nach kurzer Zeit zur Einstellung ohne weitere Folgen. Allerdings müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein! Diese erklärt Ihnen Ihr auf Steuerrecht spezialisierter Anwalt, der auch eine Selbstanzeige mit Ihnen gemeinsam erarbeiten würde, wenn dies ratsam erscheint. Warum sollte man das unbedingt mit einem Anwalt besprechen? Weil in bestimmten Zusammenhängen die Selbstanzeige gar keine Vorteile bringt, zum Beispiel wenn diese letztlich doch nicht zur Strafbefreiung führt. Es könnte zum Beispiel sein, dass der Gesamtbetrag einer eventuellen Steuernachforderung zu hoch wäre. Auch wenn ein Steuerstrafgeld bzw. eine Nachzahlung nicht fristgerecht bezahlt werden würde, käme es nicht zu einer Einstellung des Verfahrens. 

Wann verjähren Steuerschulden? Hier finden Sie Informationen über Verjährung von Steuerschulden und Verjährungsfristen.

Wie verhalte ich mich richtig während und nach einer Hausdurchsuchung?

Hausdurchsuchungen finden meist in den sehr frühen Morgenstunden und oft zeitgleich an verschiedenen Orten statt. Das Gesetz regelt die Hausdurchsuchung Zeiten, so dass eine Durchsuchung in den Sommermonaten zwischen 4:00 Uhr morgens bis 21:00 abends und in den Wintermonaten zwischen 6:00 bis 21:00 Uhr stattfinden darf. In der Regel wird das Gericht die Durchsuchung Ihrer Wohnung und/oder der Betriebs- und Geschäftsräume samt Nebenräumen anordnen. Neben Ihrer Wohnung und Ihren Geschäftsräumen fallen aber auch Kraftfahrzeuge, Keller, Dachböden, Wohnwagen, Bote, Hotelzimmer, Garagen, Schuppen oder sonstige Nebenräume in den zulässigen Durchsuchungsbereich. Wenn bekannt ist, dass Dritte Ihnen dauerhaft bestimmte Räume überlassen, werden diese regelmäßig in Durchsuchungen eingeschlossen. 

Berichte über Steuerfahndung Erfahrungen zeigen, dass es leider häufig vorkommt und die Gefahr besteht, dass betroffene Personen sich durch deren Verhalten während einer Durchsuchung selbst schaden. Daher möchten wir hier aufzeigen, welche Fehler Sie keinesfalls machen sollten, falls es doch zu einer Hausdurchsuchung kommt. 

Welche Fehler sollten Sie unbedingt vermeiden? 

1. Fehler: Gespräche mit den Fahndern oder Geständnisse 

Glauben Sie nicht, in dieser Phase durch ein umfassendes Geständnis der Fahndung zuvorzukommen oder gar noch schnell den Vorwurf der Steuerhinterziehung aus der Welt zu schaffen. Eine strafbefreiende Selbstanzeige ist zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich.

Grundsätzlich gilt: Zuerst sprechen Sie mit dem Anwalt und dann mit den Ermittlern. Denken Sie auch gar nicht erst daran, mit ein bisschen Smalltalk die Ermittler freundlich zu stimmen. Vorsicht! Jeder Satz, den Sie jetzt sagen, kann später in einem Protokoll stehen und wenn Ihr Anwalt nicht als Zeuge dabei war, landet der Satz so im Protokoll, wie der Ermittler sich diesen “gemerkt” hat. Da kann dann auch kein Anwalt mehr etwas dagegen unternehmen. Überlassen Sie also die Kommunikation mit den Beamten, Ihrem Anwalt.

2. Fehler: Sich widersetzen, unhöflich, laut oder beleidigend werden

Ohne Frage ist eine Hausdurchsuchung eine sehr belastende Situation. Trotzdem gilt: Bleiben Sie ruhig! Sie könnten sogar vorläufig festgenommen werden, wenn Sie sich der Durchsuchung in den Weg stellen oder die Beamten beleidigen.

3. Fehler: Sie geben von sich aus Dokumente oder Gegenstände heraus

Sie sind nicht verpflichtet, die Ermittler bei ihrer Durchsuchung zu unterstützen. Es wäre ein Fehler zu denken, wenn Sie jetzt bestimmte Dokumente herausgeben, wäre die Durchsuchung schneller vorbei. Das wird nicht der Fall sein. Sie widersetzen sich nicht, aber unterstützen die Ermittler auch nicht bei Ihrer Arbeit. Sie können sogar in Absprache mit dem verantwortlichen Leiter Ihr Büro oder Ihre Wohnung verlassen, es besteht in der Regel keine Anwesenheitspflicht. Für einige ist es weniger aufwühlend und belastend, die Beamten bei dem Durchwühlen Ihrer Sachen zu beobachten. In jedem Fall könnten Familienangehörige den Ort verlassen. Aber auch das sollten Sie mit Ihrem Anwalt als Ratgeber besprechen. 

4. Fehler: Gegenstände oder Dokumente verschwinden lassen oder Zeugen zu beeinflussen

Keinesfalls sollten Sie Dokumente verschwinden lassen oder schnell vernichten. Auch sollten Sie jegliche Gespräche mit Mitarbeitern vermeiden, die bei den Beamten den Eindruck erwecken könnten, sie wollten diese beeinflussen, etwas zu tun oder nicht zu tun. 

5. Fehler: Mitarbeiter oder Familienangehörige sind nicht auf eine Durchsuchung vorbereitet

Mitarbeiter bzw. Ihre Angehörigen sollten idealerweise vorher wissen, wie man sich während einer möglichen Hausdurchsuchung verhält. Wichtig ist, dass sowohl Familienangehörige als auch Mitarbeiter wissen, dass sie ein Aussageverweigerungsrecht haben und auch klugerweise davon Gebrauch machen sollten. Denn auch für Mitarbeiter gilt, dass sie sich durch Ihre Aussage im ungünstigen Fall selbst belasten könnten und bestraft werden könnten, wenn sie von Sachverhalten Kenntnis hatten, die zu einer Steuervermeidung geführt haben. 

6. Fehler: Fehlende Informationen für den Anwalt

Besonders wenn kein Anwalt bei der Durchsuchung anwesend ist kommt es darauf an, dass sie zwar einerseits wie bereits erwähnt keine Informationen preisgeben, andererseits aber so viel wie möglich Informationen für den Anwalt und dessen spätere Arbeit sammeln. Welche Informationen sind für den Anwalt wichtig?

  • Eine Kopie oder Foto des Durchsuchungsbeschlusses

  • Anwesenheit eines Zeugen während der Durchsuchung

  • Notieren Sie den Namen des Beamten, der die Durchsuchung leitet, er ist verpflichtet Ihnen seinen Dienstausweis zu zeigen. 

  • Sie haben das Recht, eine Liste der beschlagnahmten Gegenstände/ Dokumente zu verlangen

Wie endet ein Steuerstrafverfahren?

Wenn sich der Verdacht nicht bestätigt hat oder der Straftatbestand geringfügig ist, kann das Verfahren eingestellt werden. Die Einstellung eines Verfahrens gegen eine Zahlung kann manchmal günstiger als ein Verfahren sein, selbst wenn der Betroffene letztlich unschuldig ist, da ja andernfalls in jedem Fall Anwaltskosten entstehen. Der Anwalt wird dies mit seinem Mandanten in der Regel besprechen. Andernfalls kommt es zu einem Gerichtsverfahren mit anschließendem Urteil. Insgesamt kann sich so ein Verfahren mit allen Instanzen über viele Jahre hinziehen. 

Sonderfall: Wohnsitz im Ausland?

Wenn Sie im Geltungsbereich der Steuerbehörde keinen Wohnsitz und keinen Geschäftssitz haben, kann es dennoch zu Hausdurchsuchungen bei Dritten kommen. Haben Sie zum Beispiel noch eine Wohnung oder auch nur ein Zimmer bei Verwandten, könnte dort eine Hausdurchsuchung erfolgen. Selbst wenn Sie nicht über eigenen Räume verfügen, könnte bei begründetem Verdacht in den Räumen von Familienangehörigen oder Geschäftspartnern etwas zu finden, auch dort eine Hausdurchsuchung erfolgen. Jedoch muss schon unterschieden werden zwischen Durchsuchungen und Beschlagnahmen bei Beschuldigten und bei Dritten. Denn nach §102 der Strafprozessordnung (StPO) ist bei Beschuldigten eine Durchsuchung selbst dann zulässig, wenn allein nur die Vermutung besteht, Beweismittel für die Begehung einer Steuerstraftat zu finden. Findet die Durchsuchung jedoch bei Dritten statt, liegt die Anforderungsschwelle doch etwas höher: Es müssen hier nämlich Tatsachen vorliegen, die das Auffinden von Beweismitteln wahrscheinlich machen.

Was die Steuerfahnder nicht dürfen und trotzdem tun

Es wird manchmal berichtet, dass während Durchsuchung Schilder an den Zugang von Geschäftsräumen angebracht worden sein, die Kunden vom Zutritt abhalten (z.B. “vorübergehend geschlossen”). Ein Geschäftsinhaber kann das natürlich selbst tun, aber nicht die Fahnder. Auch dürfen Sie oder die Mitarbeiter weiter Ihrer Beschäftigung nachgehen, wozu auch das Annehmen von eingehenden Telefonaten oder Gespräche mit Kollegen gehören. Mitarbeiter müssen nicht Ihren Arbeitsplatz verlassen und in den Pausenraum gehen. Mitarbeiter dürfen auch das Unternehmen verlassen. 

Zwar dürfen die Steuerfahnder Computer, Festplatten, Mobiltelefone beschlagnahmen oder Daten davon kopieren, jedoch sind Sie nicht verpflichtet Passwörter herauszugeben.

Manchmal provozieren die Fahnder durch die Beschlagnahme von privaten Sachen, die augenscheinlich nicht als Beweismittel dienen, vielleicht ein Musikinstrument oder Kinderspielzeug. Eine emotionale Reaktion des Betroffenen führt manchmal dazu, dass er Informationen oder Dokumente herausgibt. In jedem Fall darf der Fahnder keine Gegenstände beschlagnahmen, die eindeutig nicht dem Betroffenen zuzuordnen sind. Ein Beispiel wäre, wenn das Ermittlungsverfahren gegen einen Mann geht, sollte ein Ermittler nicht das Parfüm der Ehefrau beschlagnahmen und mitnehmen dürfen.

Die folgenden Angaben können von den Beamten gefordert und müssen von Ihnen auch mitgeteilt werden:

  • Vorname, Familien- oder Geburtsname

  • Ort und Tag der Geburt

  • Familienstand

  • Beruf

  • Wohnort

  • Wohnung und Staatsangehörigkeit

Sie sollten unbedingt vermeiden, darüber hinaus in Gesprächen weitere Informationen zu geben, solange Sie nicht mit Ihrem Anwalt gesprochen haben bzw. dieser nicht vor Ort ist. 

Fazit

Vermeiden Sie alles, was Sie ins Visier der Steuerfahndung bringen kann. Wer wirklich Steuern sparen will, kommt nicht darum herum sich dem Umzug in ein Land zu beschäftigen, das ganz legal wirklich günstige Steuergestaltung anbietet. Auf der Website www.wohnsitzausland.com stellen wir mehr als 20 Länder vor und einige sind sogar im Herzen Europas. Steuern von 1-3% Körperschaftsteuer oder 0% Steuern für Auslandseinkünfte sind bei richtiger Gestaltung ganz legal möglich. 

Wenn es doch zum unerfreulichen Erlebnis einer Hausdurchsuchung kommt, beachten Sie Folgendes: 

  • Bleiben Sie ruhig und verlieren Sie nicht die Fassung

  • Rufen Sie sofort Ihren Anwalt an. Prüfen Sie jetzt, ob Sie die Rufnummer Ihres Anwalts parat hätten!

  • Lassen Sie sich zu keinerlei Aussagen zum Sachverhalt verleiten. 

  • Bestätigen können Sie natürlich die Daten zu Ihrer Person (Name, Geburtsdatum, Beruf, etc.). 

  • Achten Sie darauf, dass weder Angehörige noch Mitarbeiter informative Gespräche mit den Fahndern führen. Diese haben ein Aussageverweigerungsrecht, da sie sich selbst belasten könnten. 

  • Sie müssen die Fahnder auch nicht beim Finden von Unterlagen unterstützen. 

  • Geben Sie keine Passwörter oder Pins weiter. 

Vor einer Hausdurchsuchung im Rahmen eines Steuerstrafverfahrens oder auch nach einer Hausdurchsuchung kann eine gute Zusammenarbeit, immer in Absprache mit Ihrem Anwalt, sehr häufig hilfreich sein. Während der Durchsuchung vermeiden Sie jegliche Unterstützung, Gespräche, freiwillige Herausgabe von Dokumenten oder Passwörter und überlassen das Reden mit den Beamten, Ihrem Anwalt. 

Es kann auch hilfreich sein, mit Mitarbeitern oder Familienangehörigen im Vorfeld einmal durchzusprechen, wie sich jeder in einem solchen Fall verhalten sollte. Außerdem empfiehlt es sich, dass auch Familienangehörige oder Mitarbeiter die Telefonnummer des Anwaltes kennen, denn die Durchsuchung könnte ja stattfinden, wenn Sie selbst gerade nicht da sind. 

Informationen zu anderen interessanten Themen wie Unternehmensgründung in Irland, Unternehmensgründung in Mexiko, Gründung einer Genossenschaft, oder LTD, PLC, LLP & Co - welche UK Firma gründen nach dem Brexit? finden Sie hier auf unserem Podcast Perspektive Ausland.

Kontaktdaten und Links:

Maximilian Krämer

Homepage: www.dnk-rechtsanwaelte.de

E-Mail:        kraemer@dnk-rechtsanwaelte.de

Telefon:       +49 89 273 740 125

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Auswandern nach Italien: La Dolce Vita im Süden genießen
Dubai - sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht
Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben
Die überdachende Besteuerung bei Umzug von Deutschland in die Schweiz
Das Leben in der Schweiz als Deutscher: Diese Dinge sollten Sie bei einem Umzug beachten
Auswandern nach UK post Brexit
Wohnsitz: Anmeldung, Abmeldung, Ummeldung
Was steckt hinter den 16 Fragen, die das Finanzamt Auswanderern stellt?
Auswandern nach UK post Brexit
Ruhestand in der Schweiz: Ein Paradies für deutsche Rentner
Thailand besteuert Auslandseinkünfte ab 2024
Länder mit liberalem Waffenrecht
Quellensteuer Schweiz: Was Deutsche in der Schweiz wissen müssen

Timestamps

00:00  -  Begrüßung Maximilian Krämer, Fragen zur Steuerfahndung

03:26  -  Wie kommt man ins Visier der Steuerfahndung?

07:19  -  Wer nimmt die Ermittlung auf - die Steuerfahndung oder das Finanzamt?

09:29  -  Was passiert, wenn man die Beteiligung an einer ausländischen Gesellschaft nicht meldet?

11:35  -  Steuerfahndung mit Hausdurchsuchung: Wie kommt es dazu?

16:06  -  Meldung von einer ausländischen Steuerbehörde: Wann fängt die Steuerfahndung an zu ermitteln?

18:33  -  Wann wird man vorgeladen und kann man das ablehnen?

20:48  -  Was sind Anzeichen dafür, dass ein Ermittlungsverfahren wegen Steuerhinterziehung eingeleitet wurde?

22:42  -  Hausdurchsuchung beim Beschuldigten oder Dritten: Wie läuft das ab?

30:31  -  Wie und wann endet so ein Steuerverfahren?

36:35  -  Wohnsitz im Ausland: Muss man sich bei Rückkehr nach Deutschland Sorgen wegen laufender Ermittlungsverfahren machen?

40:09  -  Zufallsfunde bei Hausdurchsuchung - rechtlich zulässig?

42:07  -  Falschangaben und Fehler in der Vergangenheit: Selbstanzeige oder ruhen lassen?

45:26  -  Was Steuerfahnder nicht dürfen

48:04  -  Kontakt Herr Krämer, Verabschiedung

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP38: Steuerfahndung

Ein Gespräch mit Maximilian Krämer

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast Für Unternehmer und Freiberufler dies ins Ausland ziehen, egal ob Steuerplanung, Auslands, Firmen, Gründungen oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:18 - Begrüßung Maximilian Krämer, Fragen zur Steuerfahndung

Daniel: Dann sind wir auch schon eigentlich voll im Thema. Man hört und liest ja immer wieder davon, früh morgens um 7 klingelt es an der Tür, man denkt vielleicht oh Amazon, die liefern aber auch immer früher und dann ist es nicht Amazon, sondern die Steuerfahndung steht vor der Tür. Und dann weiß man zwar, man kann einen Anwalt anrufen, man wird auch belehrt, aber mein Anwalt ist gerade im Urlaub. Mein bester Freund der Anwalt ist macht Familienrecht. Ist mir vielleicht auch nicht unbedingt die beste Hilfe oder was auch immer dann in so einer Situation passieren kann also es ist einfach dann zu spät. Antworten auf ein paar wichtige Fragen zu bekommen und wir wollen heute aber im Vorfeld sozusagen mal über ein paar wichtige Fragen sprechen, also zum Beispiel wie kommt man überhaupt in das Visier der Steuerfahndung? Wie verhält man sich richtig? Und über den schlimmsten Fall also dann der Hausdurchsuchung, was darf ein Fahnder, was nicht? Und besonders wie gesagt haben wir ja durch unseren eigenen Podcast Kanal, unseren YouTube-Kanal immer wieder auch Personen im Blick, wie das auch der Sebastian schon sagte, die einen Wohnsitz vielleicht gar nicht mehr im Ausland, gar nicht mal in Deutschland haben. Deswegen freuen wir uns heute einen Spezialisten zu Gast haben, den Maximilian Krämer. Und wir wollen Sie bitten stellen Sie sich unseren Zuschauern und Zuhörern noch einmal selber vor.

Maximilian: Ja, Maximilian Krämer Ich bin Rechtsanwalt, Partner und Fachanwalt für Steuerrecht in der Kanzlei DNK in München. Wir haben uns spezialisiert auf Steuerrecht und Steuerstrafrecht. Das heißt, mit unseren 2 Standbeinen einmal Steuerrecht, die komplette Steuerrechtliche Beratung. Die steuerrechtliche Betreuung, zum Beispiel bei Betriebs-Prüfungen, bei Umstrukturierungen oder bei Bewertungen genauso wie Nachfolgeplanungen in Bezug auf Schenkungen und Erbschaftsteuer und in dem anderen Punkt eben Steuerstrafrecht. Was ich hauptsächlich mache, bedeutet die Vertretung und Verteidigung von Mandanten eben in steuer-strafrechtlichen Sachverhalten. Wenn das Finanzamt ermittelt, gegen die jeweiligen Personen oder das dann weitergeht zu Staatsanwaltschaft und Strafgerichten, um da eben ein bestmögliches Ergebnis herauszuholen und eben diesen Spagat zwischen einmal steuerrechtlichen Verfahren und einmal steuer-, strafrechtlichen Verfahren und wie das zusammenhängt oder auch eben nicht, dass es unser tägliches Geschäft bei uns.

Daniel: Ja, vielen Dank für die Vorstellung. Wobei wir schon in ihrer Vorstellung gesehen haben, es gibt Fragen, die wir beantworten müssen, weil ich bin mir nicht sicher, ob alle, die uns jetzt zuschauen und hören, wir wissen, was die BUSTRA ist. Da müssen wir nachher nochmal drauf zu sprechen kommen. Jetzt Sebastian, Du berätst ja seit vielen Jahren Mandanten, die Aktivitäten im Ausland haben, was sind denn jetzt aus deren Sicht so die typischen Fragen, die an dich herangetragen werden oder hatten Mandanten von dir schon mal Berührung mit der Steuerfahndung?

03:26 - Wie kommt man ins Visier der Steuerfahndung?

Sebastian: Also in der Tat wir hatten Mandanten, die tatsächlich mit der Steuerfahndung zu tun hatten. Also grundsätzlich ist natürlich unsere Sichtweise die folgende: Personen, die in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig sind, haben im Grunde, wenn es mal um Auslands-Gesellschaften geht und sowas praktisch keine Möglichkeit, die Steuer optimiert zu verwenden, wenn sie in Deutschland leben. Das heißt, die meisten unserer Mandanten ziehen ins Ausland, ziehen ins Ausland und gründen dann entsprechende Auslands-Gesellschaften. Gesellschaften, die sie dann natürlich auch Steuer optimiert nutzen lassen. Ja, aber so das klassische Beispiel, jemand in Deutschland will jetzt sagen ok, ich bin jetzt irgendwie Gesellschaft in Hongkong und dann schreibe ich damit irgendwelche Rechnungen und dann kriegt das keiner raus und sowas, das ist aus unserer Sicht völlig unrealistisch und naiv, das funktioniert nicht nach unserer Meinung schon lange nicht mehr. So etwas würden wir natürlich auch für Mandanten gar nicht machen. Aber nichtsdestotrotz und wir sind da auch sehr klar sowohl schriftlich auf unsere Website als auch mündlich, also entweder sie machen es richtig oder sie machen es nicht. Interessant ist natürlich schon, dass wir doch immer wieder noch Leute haben, die dann kommen und, fragen, wieso ist es sowieso muss ich, wieso muss ich das so genau beachten, das kriegt doch eh keiner raus in Deutschland. Für ist jetzt mal die folgende Frage interessant. Wie kommt man letztlich, in dem Zusammenhang, den ich angesprochen habe, ins Visier der Steuerfahndung. Und wie kommen die auf einen? Also ich sage immer unseren Mandanten, in den Fällen, die wir erlebt haben, da hat einen die eifersüchtige Verliebte angezeigt, oder ein vertrauter ehemaliger Mitarbeiter oder ein Konkurrent. Würden Sie dem zustimmen, Herr Krämer, oder wie kommt sowas? Wie kommt es zur Steuerfahndung?

Maximilian: Definitiv ja. Also Anzeigen von Mitarbeitern oder vertrauten Freunden, Partner und Geschäftskollegen sind an der Tagesordnung. Solche Leute denken dann, ich zeige Ihnen doch erstmal an, weil wir wissen ja alle, der deutsche Staat geht dem dann auch nach und guckt halt erstmal. Mit eben den Folgen, die irgendwie kommen können, mit Ermittlungsverfahren, Durchsuchung oder sonstigen Sachen, auch wenn da erstmal nichts dran ist. Da hatte ich selber genug solche Fälle schon. Da lügen teilweise auch Leute, bis die Balken biegen, das passiert. Sie nehmen Ihre Anzeige danach wieder zurück, aber dann ist dann halt die Frage mit Schadensersatz?

Sebastian: Würde ich aber in so diesen eher internationalen Sachverhalten sagen dann doch eher weniger? In vor 20 Jahren war das noch anders. Mittlerweile haben wir diese ganzen Austausch-Abkommen, diverse Abkommen in Europa, mit anderen Ländern zwischen den Kontinenten.

Maximilian: Bestes Beispiel war jetzt, was ich zum Beispiel den Fall habe, der in Malta liegt. Wo die maltesischen Behörden mitgeteilt haben, die und die deutsche Steuerpflichtigen haben, sind beteiligt an maltesischen Unternehmen und beziehen da eventuell Einkünfte. Das Finanzamt bekommt Listen mit Namen und diesen Listen gehen sie erstmal nach und schauen, was ist da dran oder ist da nichts dran. Sowas würde ich sagen, zum aktuellen Zeitpunkt ist eine der häufigsten Sachen. Natürlich neben zum Beispiel Steuer CDs aus der Schweiz oder aus Liechtenstein. Das kennt man ja, was in den letzten Jahren war wie auch Panama Papers und so weiter und sofort, also im Endeffekt geleakte Informationen von Banken oder Unternehmen oder Staaten, die diese freiwillig herausgeben.

07:19 - Wer nimmt die Ermittlung auf - die Steuerfahndung oder das Finanzamt?

Daniel: Da muss ich nochmal ganz kurz nachhaken, weil das auch unsere Zuschauer und Zuhörer interessiert. Also wer ist es dann eigentlich ganz genau der dann Ermittlungen aufnimmt. Also wer ist denn das eigentlich, der jetzt zuerst der Sache nachgeht und dann entscheidet, dass man ins Visier genommen, Ist es das Finanzamt oder die Steuerfahndung und wer hat die höheren Kompetenzen.

Maximilian: Also sich die Steuerfahndung ist eine Stelle im Finanzamt. Also die Steuerfahnder oder Steuerfahnderinnen sind alles Finanzamtsbeamte.

Daniel: Wer hat jetzt mehr Kompetenz? En Betriebsprüfer oder Steuerfahnder, er hat mehr Kompetenz oder eigentlich so, dass die Steuerfahndung die Polizei des Finanzamtes ist?

Maximilian: Genau also im Endeffekt können wir so einen dreistufigen Aufbau machen. Da ist einmal die Veranlagungstelle, die einfach die ganz normalen Erklärung bearbeitet. Dann hat man die Steuerfahndung und die Bußgeld und Strafsachen Stelle abgekürzt BUSTRA, wo ich schon vorher einmal drauf kam. Steuerfahndung, Bußgeld und Strafsachen-Stelle sind ganz normalen Strafverfolgungsbehörden. Wenn man eine normale Straftat um vergleich nimmt, hat man ja die Polizei ermittelt. Die Staatsanwaltschaft ist Herrin des Ermittlungsverfahrens und leitet das Ganze. Und hier Finanzstrafrecht oder Steuerstrafrecht hat man eben diesen zweistufigen Aufbau, also bevor es zum zur Staatsanwaltschaft geht, ist man erstmal noch beim Finanzamt, ja warum? Weil man hier eben das Steuerrecht hat. Und dieses ist eben doch ein bisschen komplizierter. Da sagt man, man hätte gerne nochmal eine Behörde mit Sachverstand. Also ermittelt die Steuerfahndung als Polizei. Sie ermittelt die Sachverhalte und die Bußgeld und Strafsachenstelle als Herrin des Ermittlungsverfahren, als Staatsanwaltschaft wertet das Ganze dann aus. Und das würde dann im nächsten Fall auch weitergehen, dass, wenn das Finanzamt dann sagt OK, wir haben hier einen Fall, beispielsweise 2.000.000 € Steuerhinterziehung, dann wird das auch abgeben an die Staatsanwaltschaft, die dann die nächst höhere Instanz ist und das dann auch vor Gericht den Fall vertritt. Und da ist dann nicht nur der Staat, also die Staatsanwältin da, sondern auch noch ein Beamter oder eine Beamtin von der Bußgeld und Strafstelle, die mit zum Gericht geht, um eben diesen steuerrechtlichen Sachverstand mit in das Strafverfahren einzubringen.

09:29 - Was passiert, wenn man die Beteiligung an einer ausländischen Gesellschaft nicht meldet?

Sebastian: Sie haben jetzt gerade eben einen sehr interessanten konkreten Fall genannt, also es ging ja vorhin um Malta. Alle diese Länder sind natürlich sehr bemüht, hier ihren Verpflichtungen nachzukommen. Das heißt, die geben also ihre Informationen weiter. Jetzt, was passiert dann? Jetzt hat jemand, der in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig ist und sich an einer Auslandsgesellschaft beteiligt ist, mit mehr als 9 %, soweit ich weiß hier eine Meldepflicht. Als bei einer Beteiligung von mehr als 9 %, soweit ich weiß, muss er dem Finanzamt diese Beteiligung melden. Das heißt, es ist entweder dann, wenn das Finanzamt dann hier diese Liste aus Malta bekommt, dann hat er ja entweder diese Beteiligung gemeldet und dann würde ist wahrscheinlich alles in Ordnung. Und wenn er sie nicht gemeldet hat, was passiert dann?

Maximilian: Im Endeffekt kommt ein nettes Schreiben von der Steuerfahndung. Die Steuerfahndung sagt, lieber Steuerpflichtiger, wir haben die und die Informationen über dich erhalten. Du sollst wohl in Malta Beteiligungen haben, an denen und denen, bitte erklär uns das doch mal, was machst, du da hast du da irgendwelche Gewinne, Beteiligungen, Erträge, Sonstiges, was machst du denn mit dem, mit den Sachen und bitte gib, das war das, was sie gerade angesprochen haben, auch noch die Meldung ab. Weil man ist verpflichtet, wenn man im Ausland was macht und gewisse Voraussetzungen erfüllt, dass man da eben nach der Abgaben-Ordnung eine Meldung abgibt. Warum? Damit das Finanzamt eben Bescheid weiss. Das heißt, das Finanzamt schaut immer drauf, können Sie da irgendeinen Steuerertrag generieren. Und wenn ja, geht es ihnen natürlich auch um die Informationen. Weil wir haben Hoheitsrecht und natürlich die deutschen Steuerbehörden können nicht nach Malta und dann sagen, sie wollen mal in alles hineinschauen. Das funktioniert nicht, also bin ich darauf angewiesen, dass irgendwie maltesischen Behörden da zusammenarbeiten.

11:35 - Steuerfahndung mit Hausdurchsuchung: Wie kommt es dazu?

Daniel: Also ich fasse mal zusammen, was wir gelernt haben: Erstens, eigentlich kommt es ja nur in Ausnahmefällen zu einer Steuerfahndung. Zweitens, die meisten Probleme, das haben wir gehört, können dann eventuell doch mit einer Nachzahlung oder eventuell auch in der Strafzahlung Buße an das Finanzamt bereinigt werden und damit sind die meisten Verfahren damit auch beendet. Jetzt fragt man sich aber wie kommt es dann trotzdem immer mal wieder zu einer Steuerfahndung mit Hausdurchsuchung und was sind Vorzeichen? Welche Fehler oder welches Verhalten führt dazu? Da würde ich gerne noch was dazu hören.

Maximilian: Der Grundsatz von der Abgabenordnung ist ja eine kooperative Zusammenarbeit von Steuerpflichtigen und Finanzamt. Das ist ja sozusagen grundsätzlich der Punkt, wie das Finanzamt funktioniert. Und deswegen finde ich diesen Schritt, den die Steuerfahndung dort macht, den finde ich auch gut. Weil wir sind jetzt erst mal noch im steuerlichen Verfahren. Wir sind noch nicht im Strafrecht. Das Finanzamt sagt erstmal, hier fehlt was, bitte hole es nach. Du hast vielleicht einen Fehler gemacht, schau doch mal nach und gib zur Not eine strafbefreiende Selbstanzeige ab. Wenn man das Schreiben vollständig beantwortet, würde das auch als strafbefreiende Selbstanzeige gewertet werden, mit der Folge, dass das Strafrecht überhaupt keine Rolle spielt, weil man ja straffrei ausgeht. Aber natürlich die steuerlichen Konsequenzen mit Nachzahlungen und so weiter machen muss. Es geht ja hier auch oft um Massenverfahren. Wenn die zum Beispiel ein Schreiben aus Malta kriegen. Dann wurde das zentral für ganz Deutschland gemacht und dann wurden die einzelnen Fälle dem Wohnort des jeweiligen Steuerpflichtigen zugewiesen. Zum Beispiel kommt ein Schreiben, liebe Steuerfahndung, zum Beispiel in München, hier hast du deine 300 Steuerpflichtigen, schreib sie doch mal an. Den Namen haben wir nur als Excel Tabelle bekommen, also Name der Gesellschaft und frag doch da mal nach. Und da habe ich natürlich viele, die dann sagen gut, diese Chance nutze ich und gebe das jetzt dem Finanzamt an. Mit der Folge, dass ich die Steuer dann nachzahle. Aber sonst passiert nichts und diejenigen, die das natürlich nicht machen, da kommt es dann beim zweiten Schritt dazu, dass die Steuerfahndung vielleicht noch ein zweites Mal nett hinterher schreibt. Beim dritten Mal schreiben sie vielleicht nicht mehr so nett, sondern stehen vor der Tür, das kann ganz klar passieren.

Sebastian: Jetzt hören wir ja tatsächlich von Mandanten, die tatsächlich nichts verheimlichen wollten, dann alles gemeldet und versteuert haben. Und vielleicht nur aus Vergesslichkeit eine Beteiligung nicht gemeldet hatten. Das heißt, was ich sagen will, wenn man zeigen kann, dass man das nicht vorsätzlich vergessen hat, dann ist ja dieser Tatbestand allein eine Ordnungswidrigkeit und man muss möglicherweise ein Bußgeld bezahlen und natürlich die Steuern. Also es ist dann nicht unbedingt das Ende der Welt, sage ich mal.

Maximilian: Definitiv nicht. Das ist natürlich immer dieser schmale Grat, wo beginnt der Vorsatz, wo endet der Vorsatz? Also, wann bin ich in der Steuerstraftat drin. Oder wann habe ich nur eine Steuer-Ordnungswidrigkeit, die eben nur bußgeldbewehrt ist und keine Strafe darstellt. Im Steuerrecht ist das eben manchmal sehr speziell. Oft ist es so, ich sehe, da könnte irgendetwas nicht ganz richtig laufen. Zum Beispiel, ich gehe ins Ausland und mach dort irgendwas Geschäftliches. Und weil ich sage, ich kann das eh alles besser, ich brauche kein Steuerberater, ich brauche keine Rechtsanwälte, mache ich das steuerliche alles selber. Dann wird der Vorwurf kommen, dann hättest du vielleicht zu einer Steuerberatungskanzlei gehen müssen und einfach mal nachfragen. Und dass ich eben nicht nachgefragt habe, kann schon wieder den bedingten Vorsatz begründen? Und jede Steuerkanzlei sagt dann, wie sie das ja auch machen, sie wollen ins Ausland gehen? Dann beachtet bitte eure Pflichten. Weil irgendwas zu konstruieren und dann nach 5 Jahren fällt das dann hinten runter und dann hat man den Stress, das braucht, glaube ich keiner. Und da ist jeder Euro, den wir dann in den Steuerberater investieren, der das richtig plant, einfach Gold wert.

16:06 - Meldung von einer ausländischen Steuerbehörde: Wann fängt die Steuerfahndung an zu ermitteln?

Sebastian: In dem Beispiel, was Sie gerade eben beschreiben haben, also ich bleibe jetzt einfach mal bei Malta. Also ich nehme mal an, jemand hat eine Handelsgesellschaft in Malta gegründet. Unter der Voraussetzung, dass ich jetzt bestimmte Bedingungen erfülle, wie sie auch im Rahmen der EU Niederladungs-Freiheit der festgehalten sind, also zum Beispiel ich habe dort in Malta einen angestellten Geschäftsführer, nicht irgendein Erfüllungs-Gehilfen, ich hab ein richtiges Büro, ich habe damit eine Art Substanz und so weiter und sofort, da ist ein richtiger Betrieb. Wenn ich da richtig viel investiert habe in Malta, ja und Substanz aufgebaut, aber dann ist das ja möglicherweise unter den richtigen Voraussetzungen ja alles schön und legal. Wann fängt denn die Steuerfahndung dann an, eigentlich diese doch sehr komplexe Sachverhalte zu eruieren? Ob jetzt diese Bedingungen erfüllt wurden oder nicht, das erfordert jedoch einiges an Aufwand.

Maximilian: Im Endeffekt, wenn da Anzeichen dafür da sind, dass die Steuerfahndung sagt das, was der Steuerpflichtige oder der Steuerberater oder Rechtsanwalt mir gerade geschrieben oder erzählt haben, glaube ich nicht. Die erzählen mir irgendwas vom Pferd. Ich nenne das immer liebevoll Storytelling. Die Erklärung, die man gibt, muss also glaubhaft sein. Oder ich versuche, wenn ich den Schreiben mache, möglichst Fragen schon vorweg zu nehmen, das heißt füge mehr Unterlagen bei als ich eigentlich muss, um damit einfach die Nachfragen zu verhindern, weil umso mehr Nachfragen, kommen solche Sachverhalte oder solche Ermittlungen können sich über Jahre ziehen. Das heißt, da muss man schauen, dass man da kooperativ ran geht und mit den Leuten einfach spricht. Also ich greife lieber zum Hören und spreche mit den Leuten einfach und frag sie, wo ist denn das Problem? Was brauchen sie, wie können wir zusammenarbeiten, um diesen Fall abzuhandeln? Sie machen Ihren Job und ich mache meinen Job und so kommt man in fast allen Fällen zum guten Ergebnis.

18:33 - Wann wird man vorgeladen und kann man das ablehnen?

Daniel: Kommt es dann auch vor, dass jetzt der Steuerpflichtige vorgeladen wird? Also dass es dann zu einem 4 oder 6 Augen Gespräch kommt? Also man kommt dann dahin in die Abteilung im Finanzamt? Oder läuft alles dann, wie sie sagen, telefonisch?

Maximilian: Kann es geben. In der aktuellen Zeit, Thema Corona, eher nein. Was ich ehrlich gesagte schade finde. Weil immer noch dieser persönliche Eindruck oder das Gespräch mit dem Finanzbeamten hilft meistens mehr oder führt eher zum Ergebnis, als wenn ich das mache. Der Steuerpflichtige weiß ja alles auch sehr viel besser als ich. Ist aber in den seltensten Fällen eher. Und dann noch die zweite Frage, ob ich überhaupt kommen muss? Also, wenn die Steuerfahndung Stichwort Polizei dem Steuerpflichtigen schreibt also eine Vorladung. Bittet er soll kommen und aussagen kann ich sagen ich kann kommen, ich muss aber nicht. Das muss man immer abwägen, ob das sinnvoll ist. Das ist ein anderes Thema. Aber die Frage ist, ob ich überhaupt hinkommen muss. Und da ist der Punkt, nein, ich muss eben nicht kommen. Wenn die Polizei mich vorlädt, muss sich ja auch nicht kommen. Nur, wenn die Staatsanwaltschaft das macht. Was würde passieren? Die Steuerfahndung gibt es dann eben weiter. Es geht dann an die Bußgeld Straftaten-Stelle. Dann sagen die, bitte vorbeikommen und dann muss man auch erscheinen.

Daniel: Jetzt nehmen wir mal an, der Anwalt hat einen super coolen Job gemacht, sie haben also telefoniert, man hat gesprochen, sie haben dem Mandanten geholfen mehr Informationen sogar noch beizugeben als angefragt war. So und jetzt hatten sie gesagt also, wie geht es jetzt weiter. Es kann ja doch zu einer Steuerstrafsachen werden. Weil der Beamte jetzt nicht glaubt, dem geschilderten Sachverhalt. Meine Frage ist jetzt, bekomme ich das irgendwie mit oder hab ich dann Ahnung davon, also gibt es Anzeichen, dass ich merke, irgendwie habe ich die jetzt nicht überzeugt. Vermutlich ermitteln die jetzt weiter. Kann ich da irgendwelche Anzeichen erkennen?

20:48 - Was sind Anzeichen dafür, dass ein Ermittlungsverfahren wegen Steuerhinterziehung eingeleitet wurde?

Maximilian: Anzeichen wäre natürlich klassisch, die stehen vor meiner Tür und geben mir den Durchsuchungsbeschluss. Dann weiß ich es. Oder ich kriege 'nen gelben Brief, wo dann drinsteht, gegen sie ist ein Ermittlungsverfahren wegen Steuerhinterziehung eingeleitet worden. Dann weiß ich, das geht wohl weiter. Ein klassischer Fall ist auch, das hatte ich vor ein paar Wochen erst wieder. Die Folge war die Durchsuchung. Dass erst mal gesagt wurde bei der Prüfung, lieber Steuerpflichtiger, ich habe gerade andere, wichtigere Fälle. Ich lasse Ihren Fall erstmal liegen. Ich mache die Prüfung nicht weiter. Was hat er gemacht? Der Prüfer hat den ganzen Fall an die Bußgeld Strafen-Stelle weitergegeben zu Überprüfung. Die haben ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Folge war, die haben an 8 verschiedenen Orten bei ihm durchsucht. Das sind so Anzeichen, die man weiß, wenn man damit befasst ist. Der normale Steuerberater macht ja in die steuerliche Beratung, der hat mit Strafrecht im Optimalfall nichts am Hut. Der hat 123 strafrechtlich relevante Fälle vielleicht mal im Jahr, aber die Mehrheit da passiert nichts. Wenn man als Strafverteidiger mit ihnen spricht, dann merkt man eben okay, die sagen nicht alles. Also da ist noch ein bisschen was hinten dran, wo man weiß, irgendwas passt da nicht. Oder dass die nicht nur eine Sache haben. Zum Beispiel haben die nicht nur einen Brief aus Malta, sondern noch eine Steuer CD aus der Schweiz und auch noch einen Brief aus Österreich. Die sagen sich dann, ok wir sichern uns die Unterlagen, Stichwort Durchsuchung, bevor die Unterlagen verschwinden. Das wäre so eine Möglichkeit, wo man einfach sagen kann, die machen weiter. Die glauben dem nicht, weil die Geschichte vielleicht auch nicht so ganz rund ist und machen da weiter, damit das Steueraufkommen gesichert..

22:42 - Hausdurchsuchung beim Beschuldigten oder Dritten: Wie läuft das ab?

Daniel: Jetzt ähm, hatten sie schon als eine Variante selber erwähnt, die stehen dann früh um 7 oder wann auch immer vor der Türe, vielleicht sogar an verschiedenen Orten. Da ergeben sich jetzt verschiedene Fragen für uns. Also was darf der Fahnder dann überhaupt? Wie läuft das ab? Welche Rechte habe ich jetzt als Steuerpflichtiger? Und wir haben dafür immer den speziellen Fall. Der Sebastian hat es erwähnt. Viele unserer Mandanten sind jetzt im Ausland, das heißt dann würde ja in vielen Fällen wahrscheinlich bei jemanden anders gefahndet, also bei jemandem der nicht selber der Steuerpflichtige oder der Beschuldigte ist in dem Fall. Und da wäre interessant, einfach zu wissen, wie unterscheiden sich dann dort die Rechte dessen, bei dem durchsucht wird und natürlich auch vielleicht die Rechte des Fahnders in dem Fall das eine Durchsuchung stattfindet, bei einem Nicht-Beschuldigten.

Sebastian: Ja genau, bevor sie da antworten, ich will vielleicht noch kurz was zu sagen. Also ein Fall, den wir hatten, da war der Steuerpflichtige mit seiner Familie nach England umgezogen. Er hat also tatsächlich auch in England gelebt hat. Die Kinder sind nur zur Schule gegangen. Und, und der war in Deutschland noch zu Besuch. Ich würde jetzt sagen, weniger als 50 Tagen pro Jahr. Es war jetzt aber eben leider in der Tat dummerweise so, dass in der Einliegerwohnung bei der Schwiegermutter in Deutschland noch eine Wohnung vorhanden war, wo auch deren Sachen drin standen wie Computer usw. Ganz klar, dann wurde hier einen Lebensmittelpunkt in Deutschland konstruiert. Ja, dann kam es eben zu dem Fall, weil eben der betroffene Land hatte eben ein Unternehmen in Deutschland. Es gab eine vertraute Mitarbeiterin, die hat ihn angezeigt, der wohne in Deutschland, da ist die Wohnung, da ist ja Einliegerwohnung und so weiter und sofort. Und dann nichtsahnend stand eines Morgens dann die Steuerfahndung bei der älteren Dame, der Schwiegermutter ja und fängt da an, die Bude auf den Kopf zu stellen.

Maximilian: Ja, also, da haben wir immer dieses klassische Verhältnis von, bei wem durchsuche ich. Das muss auch ganz klar geregelt sein. Also den Durchsuchungsbeschluss stellt ja das Amtsgericht aus und da guckt ein Richter drüber. Ob die dann immer im Einzelfall drüber gucken, der nicht, sei jetzt mal dahingestellt. Aber das muss ein Richter freigeben den Durchsuchungsbeschluss und dann ist ganz klar, ob ich das eben habe beim Beschuldigten oder bei einem Dritten. Da gibt es auch § 102 StPO ist der Beschuldigte und 103 StPO ist der Dritte und das unterscheidet sich auch. Ich darf nicht einfach sagen, ich hätte gerne Lust, ich würde gerne bei Herrn Müller vorbeischauen, und durchsuchen. So funktioniert das zum Glück nicht, sondern ich brauche also gewisse Anhaltspunkte. Ich brauche also Anhaltspunkte ihn dort anzutreffen, wenn ich ihn zum Beispiel befragen, möchte oder dass ich da Beweismittel finde. Bei der Durchsuchung bei einem Dritten brauche ich ein bisschen mehr. Also es müssen bestimmte Tatsachen vorliegen, dass dort auch was gefunden wird. Da ist zum Beispiel eben die Einliegerwohnung. Die Latte für eine Durchsuchung bei Dritten liegt also generell höher.

Sebastian: Ich muss vielleicht hinzufügen, dass der Mandant vorbestraft war, also, das heißt, er war kein unbeschriebenes Blatt.

Maximilian: Es wird in der Regel auch so gemacht, wenn ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird. Die holen sich vorher einen BZR Auszug, also die schauen was hat er denn bisher gemacht, haben wir eingetragene Vorstrafen zum Beispiel. Also hat er auch schon mal Steuern hinterzogen? Also die gehen in die intimsten Zonen der Wohnung rein, also wenn die Steuerfahndung vor der Tür steht und hereingeht, die gehen nicht nur in das Elternschlafzimmer oder Wohnzimmer, die gehen auch in das Kinderzimmer und durchwühlen die Wäsche der Kinder, was eines der schlimmsten Sachen auch für die Steuerfahnder selber ist, wenn da irgendeine kleine Kinder sind, die dann schreiend sie sich hinter der Mutter verstecken. Daher fragen die sich auch, muss ich dieses scharfe Schwert da benutzen oder geht es auch anders? Wenn aber ansonsten die Beweismittel weg sind, bleibt oft nichts anders übrig als zu durchsuchen und fragen: magst du uns die Sachen geben? Da wird er sagen, habe ich nicht, die sind gerade im Schredder gelandet und um das eben zu verhindern, bleibt dann nur die Möglichkeit zu durchsuchen.

Sebastian: Ja, also genau ich, ich muss sagen, dass zu dem Fall und ist vielleicht auch ein interessanter Punkt und ich kann mir vorstellen, dass viele solche Fälle so ausgehen, also der gerade der Fall nämlich jetzt die Wand hab, da war das dann so, also das ging dann aus im Grunde wie das Horn Berger schießen also der wurde dann ermittelt. Es wurde, aber im Grunde aber nichts gefunden, aber wie gesagt, es war gut, der hatte diese Wohnung und wir wissen ja, dass das in Deutschland, wenn man tatsächlich noch eine Wohnung in Deutschland nutzen kann, sehr kritisch gesehen wird. Ganz klar, aber der hat definitiv in England gewohnt.

Und hat sich sonst nichts zuschulden kommen lassen. Da war das dann aber so, dass die nicht einmal das Verfahren eingestellt haben, sondern der musste dann 100.000 Strafgeld bezahlen und erst dann wurde letztlich das Verfahren dann eingestellt.

Daniel: Ja also der Fall aus England, den Sebastian jetzt gerade geschildert hat, der ist ja wirklich sehr interessant, also da Mandant musste eine Buße bezahlen, damit das Verfahren letztlich eingestellt werden konnte. Jetzt kommt mir die Frage, wie sieht's denn ganz allgemein aus, wenn die Ermittler beispielsweise dann gar nichts finden konnten. Also alle Hinweise zu überhaupt keinem Ergebnis geführt haben und bei den Beschuldigten steuerlich alles in Ordnung war. Werden solche Fälle dann einfach fallen gelassen? Also für mich wäre interessant zu wissen wie endet so ein Verfahren dann eigentlich?

30:31 - Wie und wann endet so ein Steuerverfahren?

Maximilian: Es gibt ja mehrere Möglichkeiten, wieso ein Strafverfahren ausgehen kann. Da hab ich zum einen, dass ich sage, es ist nichts passiert. §170 2 StPO, dass eben kein Vorsatz vorlag, oder der objektive Tatbestand gar nicht vorlag. Auf der anderen Möglichkeit kann ich das Verfahren einstellen nach §153a StPO. Das bedeutet, dass es die Variante, die sie gerade vorgestellt haben, dass wir sagen, vielleicht ist da was dran. Wir machen eine Auflage und gegen die Zahlung von x wird das Verfahren eingestellt. Das finde ich relativ charmant, weil ich zeige mal auf, was sind ja die anderen Möglichkeiten. Möglichkeit 1 ist wir treiben das nach oben und schau mal. Vielleicht sind sie unschuldig mag sein dann haben wir einen §170 2, das Verfahren wird eingestellt, sie haben Berater-Kosten in Höhe von ich weiß es nicht 30.000 €. Wenn sie jetzt die Geld Auflagen zahlen Höhe von 10.000 € ist das Verfahren jetzt vorbei? Es waren jetzt so weit das Geld gezahlt und das ist fertig und unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, hat man da einfach einen Liquiditätsvorteil? Das muss man ganz klar so sagen. Ist natürlich immer eine Abwägung ich habe Mandanten, die kommen und sagen ich war unschuldig, ich zahl keinen einzigen Euro. Oder Mandanten, die sagen ich zahl die 1.000 €, die 5.000 € damit, dass das Thema eben durch und ich kann weitermachen. Weil, was man nicht vergessen darf, ist ihnen diese psychologische Komponente, die viele haben. Gegen mich läuft ein Strafverfahren gegen mich, ein Ermittlungsverfahren ist eingeleitet worden und ich schlafe am Abend schlecht, ich gehe abends ins Bett und schlafe schlecht, weil noch ein Strafverfahren läuft und mit so einer Möglichkeit kann ich es relativ einfach ja abbügeln, durch diese Zahlungen. Ich muss aber gewisse Voraussetzungen erfüllen, das heißt im Endeffekt alle Steuerstraftaten bis so Hunderttausend Euro, kann man mit so einer Geld Auflage machen. Bei allem anderen muss man darüber nachdenken, ob man weiter geht, kommt doch darauf an, bin ich vorbestraft, bin ich nicht vorbestraft, gehen wir zu Gericht damit, weil der Angeklagte, die öffentliche Hauptverhandlung einfach mal braucht. In der Praxis, aber würde ich sagen die überwiegende Anzahl 153 a Einstellung gegen Geld-Auflage. Weil das einfach ein charmanter Weg ist, um das Thema kurzfristig abzuschließen. Aber kostet halt Geld.

Daniel: Da habe ich noch eine Frage dazu. Und zwar also Betroffene haben mir auch erzählt, das fand ich ganz interessant, dass sie gesagt haben also die Hausdurchsuchung, die war schon heftig, aber wie sie auch gerade selber angedeutet haben, die Zeit danach ist eigentlich schlimmer gewesen. Das heißt einfach nicht zu wissen, wie es weitergeht. Wie lange dauert es denn üblicherweise bis es zum Ende eines solchen Verfahren kommt, also Monate, Jahre? Worauf muss man sich einstellen?

Maximilian: Die Lieblingsantwort Juristen, es kommt darauf an. Ist aber wirklich so. Also von Fällen, die man relativ schnell beenden kann, weil man zum Beispiel sagt, wo ich immer ran gesagt liebes Finanzamt also viel ist, da nicht vielleicht hat er ein bisschen was falsch gemacht, Schwamm drüber machen und nur 53 a er zahlt 5.000 € dann sagt er vom Finanzamt ja, also mindestens 10.000 müssen es schon sein, dann einigen wir uns vielleicht auf 6.500 also das ist auch wie am türkischen Basar. Und dann wird das eingestellt und das Thema ist durch. Das heißt über jeden Fall wo man sagt OK, es wird eine gewisse Reue gezeigt und es wird abgehandelt ist das gut. Wenn man nämlich ein größerer Fall ist, also umso mehr Geld da betroffen ist um so länger geht das Verfahre Die längsten Verfahren, die wir hatten, die Dinge wurde eingeleitet 2014. Warum hat das so lange gedauert? Weil zum steuerlichen Verfahrens kam noch ein Steuer-strafrechtliches Verfahren. Das heißt, wenn wir am Beginn einer Betriebsprüfung sind, ist es relativ aufwendig, es passiert im Steuerstrafrecht gar nichts. Aber im steuerlichen Verfahren läuft die Betriebsprüfung mit eben diesen Fragen. Der Betriebsprüfer kommt und sich das ganze Zeug anschaut, dann haben wir eventuell danach noch ein Einspruchs-Verfahren. Deswegen alle steuerlichen Verfahren können Jahre dauern. Dann gehen wir zum Finanzgericht bis wir da dann einen Termin kriegen, bis wir dann Verhandlungen haben, dann sagen wir ok. Eventuell ist Revision zugelassen oder Nichtzulassungs-Beschwerde zum Bundesfinanzhof. Da gibt es nochmal weiter, dann reden wir teilweise über 10 bis 15 Jahre. Das Steuer-Strafrecht sagt dann aber irgendwann ok, ich habe absolute Verjährungsfrist. Also ich muss irgendwann ein Urteil fällen, oder ich stelle das Ganze ein, aber ich muss irgendwas tun, weil sonst kann ich jetzt nicht mehr verfolgen, weil dann absolute Verfolgungsverjährung eingetreten ist, was ja auch dem Rechtsfrieden dient. Deswegen würde ich sagen, kleine Verfahren kann man gut mit 1 bis 2 Jahren rechnen. Je nachdem, wie sehr man sich auf die hinter Beine stellt oder wie gut das auch funktioniert, auch mit dem Berater und dem Finanzbeamten, wenn die sich gut verstehen, einfach gut zusammenarbeiten, ist das Thema schneller beendet für beide Seiten.

36:35 - Wohnsitz im Ausland: Muss man sich bei Rückkehr nach Deutschland Sorgen wegen laufender Ermittlungsverfahren machen?

Daniel: Ja, macht Sinn. Wir hatten ja schon über Betroffene gesprochen, eben jetzt in unserem konkreten Fall, dass die Beschuldigten in dem Fall überwiegend sich im Ausland aufhalten, also dort auch ihren Lebensmittelpunkt haben. Gibt es da noch spezielle Dinge, zum Beispiel die zu beachten sind. Also ich spreche mal ganz konkret den Fall an, müssen die sich zum Beispiel Sorgen machen, dass sie jetzt eben noch im laufenden Ermittlungsverfahren, wenn sie mal wieder deutschen Boden betreten, vielleicht inhaftiert werden, und ist das den rechtens oder wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sowas passiert und wie kommt man aus der Nummer wieder raus?

Maximilian: Ist natürlich Thema Ausland ist so ein bisschen so ein schwarzes Tuch. Man muss immer schauen, was hat der Steuerpflichtige gemacht? Und dieser zweite Punkt Untersuchungshaft gibt es Haftgründe und ein Haftgrund ist zum Beispiel ich wohne auf Malta, ich habe keine familiären Beziehungen mehr nach Deutschland, auch sonst nichts. Das heißt, im Zweifelsfall bekommt der deutsche Staat mich nicht zu fassen. Dann kann man muss nicht überlegen, wie schwer ist das Delikt? Nehmen wir an ein deutscher Staatsbürger, der auf Malta lebt, nur noch auf Malta lebt und 2-mal im Jahr nach Deutschland kommt, weil er dort einfach geschäftlich ist. Wir reden über eine Steuer von 10 bis 15 Mio. €. Auch das Finanzamt sagt ja, das ist wahrscheinlich, dass das auch durchgeht und zu einer Haftstrafe führt. Dann ist natürlich die Überlegung, ob eine Untersuchungshaft beantragt wird, um eben diese Person in Deutschland zu sichern. Und dass man da eben das sichert, habe ich den Haftgrund, es ist grundsätzlich ein Haftgrund, definitiv die Fälle, wo das wirklich angewendet wird, sind gering. Letztlich es geht um Geld, also wir haben auf der anderen Seite nur den Staat und Geld, was eventuell verloren geht, aber wir haben keine verletzten Personen oder sonstige Sachen und das ist ja auch der Grund, warum es zum Beispiel die Selbstanzeige gibt, um straffrei zu kommen. Das gibt es sonstige strafrechtlich auch nicht. Das gibt es nur im Steuerrecht und eben dieser Haftgrund, dafür sind die Hürden relativ hoch. Und dass da wirklich was passiert wäre sind so Beispiele wie der Fall Wirecard Cum-Ex und sonstige sehr große Sachen, also bei den großen Sachen ja, oder auch Gold-Finger, wo auch meine Kanzlei mit beteiligt war. Das sind größere Sachen, wo auch Haftbefehle erlassen werden. Im Regelfall gibt es das aber eigentlich nicht, weil man auch sagt, man muss die Verhältnismäßigkeit betrachten, also das, was der stofflich getan hat. Es wird immer zuerst, geprüft, ob das verhältnismäßig ist und dann kommen die Abwägenden in den meisten Fällen einfach zu nein, das ist nicht verhältnismäßig und dann wird er auch nicht vollzogen und dann bleibt er auch weiterhin wie hier im Beispiel in Malta. Anders zum Beispiel, wenn die Steuerfahndung jemanden einlädt und bittet einen Aussage zu machen und dann wird 2 Stunden später ein Flugtickt nach Brasilien gebucht. Das wäre vielleicht eine Überlegung, ob man diese Person vielleicht am Flughafen dann aufhält. Das heißt, wenn man ein Ersuchen hatte oder ein Ermittlungsverfahren, also überstürzte Reisen in nicht normale Gebiete sollte man einfach unterlassen. Und das ist alles außerhalb Europas, wo dann die Steuerstelle sagt, da müssen wir aufpassen.

40:09 - Zufallsfunde bei Hausdurchsuchung - rechtlich zulässig?

Daniel: Das leuchtet irgendwo ein. Eine Frage, die ich auch gerne noch stellen wollte. Wenn bei einer Hausdurchsuchung oder bei der Steuerfahndung zu Hause zufällig etwas gefunden wird, was mit meinem Fall nichts zu tun hat. Kann es auch passieren, dass sie noch ein paar andere Sachen mitnehmen, die ganz andere Sachen betreffen und dann daraus auch wieder Schaden für andere Personen vielleicht entsteht? Ist das statthaft und erlaubt?

Maximilian: Lieblingswort "Zufallsfunde". Das ist auch in der Strafprozessordnung geregelt im §108 StPO eben die Beschlagnahme von anderen Gegenständen. Das heißt, ich suche nach Unterlagen für die maltesische Limited, weil ich da irgendwas vermute. Was finde ich? 3 Waffen plus Munition und 100.000 € Bargeld. Dann wird in den meisten Fällen das Verfahren deswegen ich durchsucht habe eingestellt, weil unerlaubter Waffenbesitz und das Bargeld Geldwäsche Thema wichtiger sind. Das ist ein klassischer Fall und die dürfen das auch. Das heißt, wenn die reingehen und sagen, Sie finden irgendetwas, was auf einen anderen Straftaten hinweist, dürfen die das mitnehmen. Und das führt auch dazu, dass der Wohnungs-Besitzer, das muss ja nicht der Steuerpflichtige sein, ganz andere Probleme hat und das Steuerrecht dann nur noch eine kleine Nebensache spielt. Das ist auch eines der Hauptpunkte oder eines der ja schwierigsten Punkte bei Durchsuchungen, weil Zufalls-Funde gibt es überall. Dass mal Waffen gefunden, dass Bargeld gefunden wird, und nicht klar ist, wo das herkommt, das haben wir relativ häufig.

42:07 - Falschangaben und Fehler in der Vergangenheit: Selbstanzeige oder ruhen lassen?

Sebastian: Mhm, wenn jetzt jemand zum Beispiel jetzt uns hier zuhört oder das anschaut und der ist jetzt in der Situation, dass er jetzt hier zum Beispiel na ja, bestimmte Dinge gemacht hat, dort entsprechend nicht gemeldet hat, nicht offengelegt, Steuern hinterzogen hat oder vielleicht mit Auslands-Gesellschaften im Ausland wohnt. Was würden sie dem empfehlen? Was ist der beste Weg? Soll er sich jetzt einen Anwalt in Deutschland für Steuer-Strafrecht suchen? Auch wenn das alles in der Vergangenheit war, um hier zu sehen, ob ich irgendwas aufarbeiten muss? Oder würden Sie das ruhen lassen, was ist denn hier Ihr Rat?

Maximilian: Kommt immer ganz auf die Person an, die das macht. Ich habe beide Seiten erlebt. Personen, die sagen gut, ich möchte das jetzt glatt ziehen, ich zahle das auch gerne. Hauptsache, es ist dann wieder alles glatt. Wie gesagt, ich habe keine Probleme mehr und keine Lasten aus der Vergangenheit. Und eben, was wir vorher auch schon angesprochen hatten, dann Personen, die gesagt haben, das finden die doch eh nie raus. Ja, nach 5 Jahren passiert es halt wahrscheinlich dann doch vor allem mit der zunehmenden Digitalisierung. Aber der Punkt ist, ich würde erstmal über meinen Steuerberater gehen. Weil im Regelfall habe ich einen Steuerberater, der mich bei den ganzen Sachen berät. Und sag, lieber Steuerberater, habe ich damit ein Problem oder hast du oder ich einen Fehler gemacht und wir müssen eventuell irgendwann nachmelden. Es gibt auch Berichtigungs-Vorschriften, was bedeutet ich habe festgestellt, ich habe etwas falsch gemacht und melde es dem Finanzamt nach und zahle Steuern nach alles gut. Das wäre aber auf jeden Fall zu empfehlen und vor allem bei solchen Sachverhalten, die immer wieder hochkommen. Was wir in Deutschland haben, vor allem Depots mit Kapital-Erträgen aus dem Ausland. Ist auch die Frage mit, wenn ich das jetzt alles offenlege, aber dass die Sachen gar nicht zahlen kann. Dann habe ich zwar eine Selbstanzeige abgegeben, die aber nicht straffrei ist, weil für die Straffreiheit eben die Verordnung ist, ich habe die Steuer nachgezahlt. Wenn ich jetzt sage, ich kann es eh nicht zahlen, dann ist die Frage lasse ich lieber in der Versenkung verschwinden und hoffe es kommt nicht hoch? Das muss dann jeder Mandant selber entscheiden. Wenn ich sage, ich zeige es nicht an, dann wäre es gut, dass ich mir Gedanken mache, was ist, wenn eine Durchsuchung kommt? Wie verhalte ich mich da? Also die stehen vor der Tür, gut Ruhe bewahren, nicht irgendwie anfangen zu plaudern und dieses Prinzip je mehr ich erzähle, desto schneller ist es vorbei. Es führt genau zum Gegenteil. Dass man für diesen Fall einen Ablaufplan hat und in dieser Situation nicht überrascht wird. Die Nummer von deinem Steuerberater oder von seinem Rechtsanwalt eben bereitliegen hat und den erreicht, wenn man ihn braucht?

45:26 - Was Steuerfahnder nicht dürfen

Daniel: Mhm, weil sie das gerade noch erwähnt haben. Zum Beispiel nicht plaudern, wenn es so weit ist, oder wenn jemand bei mir zu Hause steht. Gibt es denn so typische Dinge, die der Steuerfahnder immer wieder regelmäßig gerne macht, obwohl er es eigentlich nicht darf.

Maximilian: Bestes Beispiel, wenn es Durchsuchungen gibt, ist die nicht nur beim Mandanten, sondern auch im Regelfall beim Steuerberater, das heißt, die Beamten sagen zum Steuerberater, ich hätte gern die Daten von Mandanten. Inklusive der Handakte. Ich hätte gerne einfach alle Daten, die Sie lieber Steuerberater vom Mandanten haben. Dann kriege ich dann regelmäßig die Anrufe, dann sagt der Steuerberater ja, die wollen das und das und das. Und ich sage dann gut, diese 2 Sachen kriegen Sie, die anderen kriegen sie nicht. Der Steuerberater legt dann auf, geht wieder ins Besprechungszimmer, und sagt zum Steuerfahnder, diese 2 Sachen gebe ich die anderen nicht. Sie wissen das ganz genau, aber die Fragen halt trotzdem mal nach, weil wenn mir das jemand herausgibt, ja, warum soll ich denn nicht mitnehmen? Noch ein gutes Beispiel in der Wohnung. Gegen den Ehemann wird ermittelt, aber nicht gegen die Ehefrau. Dann gibt es ja auch diese Gegenstände, die man eindeutig zuordnen kann, zum Beispiel irgendwie Frauenparfüm oder Ringe oder Schmuckstücke von der Oma, die eben der Frau gehören, mit ihrer Schatulle. Diese kann man auch nicht mitnehmen, weil der Durchsuchungsbeschluss und Beschlagnahme richtet sich gegen den Beschuldigten und das ist ja der Mann und nicht die Frau. Das heißt, in diesem Fall muss ich eben gucken was nehmen die da wirklich mit? Und im Regelfall sagen Sie ja, ich möchte das gerne haben. Auch ein schöner Fall ist das Thema Handy. Die möchten natürlich ins Handy hereinschauen. In den heutigen Handys, jeder, der ein iPhone hat, ist das sehr schwierig, dass man da überhaupt ins iPhone hereinkommen kann. Das heißt, die benötigen den Zugriffs Code oder den Fingerabdruck oder eben die Augen, damit das iPhone entsperrt wird. Den Finger können Sie mit körperlicher Gewalt einfach nehmen und draufhalten, dann ist das iPhone entsperrt. Den Code können Sie nicht verlangen. Wer seinen Code rausgibt, hat es eben gemacht, man muss es aber nicht. Man kann die Leute auch nicht zwingend dazu. Das sind so klassische Sachen, die sie immer wieder machen.

48:04 - Kontakt Herr Krämer, Verabschiedung

Daniel: Ja, das war noch mal ein paar wichtige Hinweise zum Schluss, ja vielleicht für den einen oder anderen? Aber wir hoffen natürlich, dass alle, die uns jetzt hier zugehört haben, nicht in diese Situation kommen. Sondern vielleicht wie von Ihnen zu Beginn geschildert versuchen das am Anfang geradezu ziehen, was ja der beste Weg. Vielleicht noch eine allerletzte Frage, weil unsere Aufnahmezeit ist jetzt auch gleich zu Ende. Ich will das auch gerne nutzen, um mich recht herzlich bei ihnen zu bedanken. Ich habe viel dazu gelernt, es war angenehm, mit ihnen zu sprechen. Und die letzte Frage, die wir immer stellen, ist, wie erreichen sie denn interessierte Mandanten?

Maximilian: Seit 2 und 3 Jahren sind wir auf LinkedIn. Dann haben wir unserer Homepage. Wenn Sie ein richtiges Problem haben, wenn sie das Thema Steuer, Strafrecht, Thema Betriebsprüfung läuft nicht richtig, oder sonstige Sachen? Da helfen wir gerne weiter und das machen wir insbesondere mit dem Steuerberater, also wir haben meistens ein Dreiecks -Verhältnis, weil ich bin einfach auf den Steuerberater auch angewiesen, weil das die Person ist, die die steuerlichen Verhältnisse einfach kennt.

Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht übrigens wenn ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren Button und auf die Glocke auch über Kommentare Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

Weiterlesen
Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Dropshipping & E-Commerce – internationaler Handel einfach, Steuerrecht komplex

Dropshipping ist eine attraktive Möglichkeit zum Einstieg in die Selbstständigkeit. Was sind Vorteile und Risiken? Was sind wichtige steuerliche Aspekte? Hier mehr dazu!

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Wer hat sich noch nicht eine Handyhülle, ein hippes Gadget, eine Yogamatte oder ein Gaming-Headset zu unschlagbaren Preisen im Internet bestellt? In den meisten Fällen sind dies Dropshipping-Produkte von diversen Online-Marktplätzen. Und es gibt noch unzählige weitere Produktkategorien – von Fitness über Babybedarf bis Haustier - die sich für Dropshipping eignen. Doch warum ist Dropshipping so beliebt?

Dropshipping bietet viele Vorteile gegenüber herkömmlichen E-Commerce Liefermethoden. Es ist besonders für Start-ups und Digital Nomaden geeignet, da das benötigte Kapital überschaubar ist und sie keine Waren kaufen und teuer lagern müssen.

Dieser Online-Handel ist also eine attraktive Möglichkeit zum Einstieg in die Selbstständigkeit. Allerdings birgt dieses Modell auch ein paar Risiken. Besonders die steuerlichen Aspekte beim Dropshipping sind komplex und müssen daher gut geplant werden.

Darüber reden wir mit dem Steuerexperten Sebastian Sauerborn. Er gibt uns einige Tipps dazu, was man beim Dropshipping beachten muss und ob sich dieses Geschäftsmodell trotz zahlreicher rechtlicher Regularien noch lohnt.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Was ist Dropshipping eigentlich?

Dropshipping ist eine relativ neue Methode des Internethandels, bei dem der Online-Händler Ware verkauft, die er selbst gar nicht auf Lager hat. Die Ware wird direkt beim Hersteller in Auftrag gegeben bzw. bestellt. Das heißt, der Verkäufer lagert die Produkte nicht selbst, sondern vermittelt die Lieferung aus einem anderen Land – in den meisten Fällen China. Viele Shop-Inhaber nutzen vorgefertigte E-Commerce-Shoplösungen wie Shopify oder WooCommerce

Diese sogenannten Streckengeschäfte sind einfach zu handhaben, da der Verkäufer kein Inventar anlegen muss und somit auch kein großes Kapital für den Geschäftsbeginn benötigt. Die Einnahmen ergeben sich aus der Preisdifferenz zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis. 

Die großen Vorteile vom Dropshipping sind also, dass die teure und zeitraubende Lagerhaltung entfällt und das Verkaufsrisiko als Vermittler entfällt.

Dropshipping Steuern in der EU

Grundsätzlich gilt: Wer als Händler tätig ist, für den spielen vor allem die Umsatzsteuer und die Einkommensteuer eine Rolle.

Die Einkommensteuer wird auf den erwirtschafteten Gewinn fällig. Diese muss einmal im Jahr gegenüber dem Finanzamt erklärt und gezahlt werden.

In der Rechnung an Kunden weist du außerdem die Umsatzsteuer aus, die sich je nach Zielland unterscheidet. Bei Verkäufen außerhalb der EU, muss keine Mehrwertsteuer veranschlagt werden, innerhalb der EU berechnest du für den D2C-Bereich Mehrwertsteuer, für den B2B-Bereich hingegen nicht. Bei einem Kauf aus einem Nicht-EU-Land ist darüber hinaus die Einfuhrumsatzsteuer relevant und separat zu berücksichtigen.

Die Einfuhrumsatzsteuer fällt bei der Einfuhr von Waren aus Drittländern (Nicht EU-Länder) an. Deshalb hat die EU den “Import One-Stop-Shop” (IOSS) eingeführt. Mit IOSS können Verkäufer die Umsätze aus den verschiedenen EU-Ländern in ihrem EU-Heimatland melden, ohne dass sie sich in allen Verkaufsländern registrieren lassen müssen. Die Mehrwertsteuer kann also gesammelt gemeldet werden.

Wird besonders viel Ware in ein bestimmtes anderes Land verkauft, sodass eine landesspezifische Lieferschwelle überschritten wird, benötigt der Verkäufer eine eigene lokale Umsatzsteuer-ID und muss die Steuer dann an den jeweiligen Staat weiterleiten. Seit Einführung des One-Stop-Shop (OSS) liegt die Lieferschwelle in der ganzen EU bei 10.000 €

Wenn Produkte im Ausland erworben werden, können auch Zollgebühren fällig werden. Zoll muss meistens jedoch erst bei hochpreisigen Produkten bezahlt werden. 

Das Thema Steuern und Dropshipping und Steuern ist also recht komplex. Sollten Sie sich bei einem Thema nicht sicher sein, oder einen internationalen Online-Shop betreiben, lohnt sich sicher eine individuelle Steuerberatung, um Steuerfallen zu vermeiden.

BEPS - Trifft das auch die kleinen E-Commerce?

Die Frage, die man sich zunächst stellen muss, ist: Wo wird der Gewinn versteuert?

Ein Beispiel: Sie leben in Malta und gründen eine Firma in einem steuergünstigen Land wie Malta und machen darüber Dropshipping in die EU oder weltweit. Die Gewinne versteuern sie dann in Malta.

So hat Amazon das auch gemacht – Gewinne werden über eine Tochtergesellschaft in einem Niedrigsteuerland, in diesem Fall Luxemburg, versteuert. Obwohl Amazon auch in anderen EU Ländern eine riesige Lager- und Logistik-Infrastruktur und hunderttausende Mitarbeiter hat, wurde das nicht als Betriebsstätte angesehen. Da ein Lager per Definition nicht als Betriebsstätte gilt. Insofern konnte Amazon seine gigantischen Gewinne komplett in Luxemburg zu einem sehr niedrigen Steuersatz versteuern.

Verluste und Ausgaben hingegen werden in einem Hochsteuerland abgerechnet, was im Falle Amazons Deutschland ist.

Das Ganze war unter der Bezeichnung „Sweatheart Deal“ ja auch groß in der Presse. Die EU-Kommission untersuchte, ob Amazon und anderen Großkonzernen spezielle Sonderdeals angeboten wurden, um sie ins Land zu locken.

Um die aggressive Steuervermeidung von multinationalen Großkonzernen zu bekämpfen, wurde BEPS ins Leben gerufen. BEPS steht für „Base Erosion and Profit Shifting“, was auf Deutsch „Gewinnkürzung und Gewinnverlagerung“ bedeutet.

Daher haben sich die Staaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und die G20 zusammengeschlossen, um Regeln für den internationalen Steuerwettbewerb einzuführen und ihre jeweiligen Steuerrechtssysteme besser miteinander zu verzahnen. Das Ziel des Projekts war, dass die Besteuerung am Ort der unternehmerischen Tätigkeit und wirtschaftlichen Wertschöpfung erfolgt.

Im Normalfall sind vor allem große Unternehmen erst ab einem Jahresumsatz von 750 Millionen von BEPS betroffen. Aber die Frage der Betriebsstätte ist immer noch zentral und wird von den Steuerbehörden genau unter die Lupe genommen.

Mit welchen Herausforderungen muss man beim Dropshipping rechnen?

Um Dropshipping zu betreiben, kann man handelsrechtlich problemlos eine Firma in Dubai oder in einem anderen steuergünstigen Land betreiben. Ein grenzüberschreitender Handel ist legal und man braucht keine Firma beispielsweise in Deutschland oder den USA dafür.

Obwohl dies legal ist, bringt das einige Herausforderungen mit sich. Denn PayPal zum Beispiel kann in Dubai und den meisten Nullsteuerländern nicht verwendet werden.

Auch das Eröffnen eines Bankkontos gestaltet sich schwierig für Offshore Gesellschaften oder Nullsteuer Gesellschaften, sogar bei Online-Banken wie Wise, Stripe oder Revolut.

Die nächste Herausforderung ist die Umsatzsteuerregistrierung. Denn für die Umsatzsteuer Registrierung in Deutschland oder anderen EU-Ländern muss man eine steuerliche Ansässigkeitsbescheinigung vorlegen. Wenn die Gesellschaft allerdings in einem Nullsteuerland oder einer Steueroase sitzt, bekommt man in diesen Ländern in der Regel eine solche Bescheinigung nicht.

Man muss sich also sehr genau überlegen: Was will ich machen? Was will ich verkaufen? Welche Konten und Zahlungsanbieter brauche ich?

Was wäre jetzt das ideale Set-up fürs Dropshipping?

Der erste wichtige Punkt ist der Wohnsitz. Die steuerliche Optimierung wird primär über einen günstigen Wohnsitz erreicht. Verschiedene Länder mit günstiger Besteuerung finden sie auf unserer Website. Dazu gehören unter anderem Großbritannien, Irland, Malta, Zypern, Spanien, Portugal.

Bei der Wohnsitzverlegung in ein steuergünstiges Land ist es wichtig, den Lebensmittelpunkt wirklich komplett dahin zu verlegen, mit Kind und Kegel, ohne Netz und doppelten Boden. Hierbei muss allerdings auch die Wegzugsteuer beachtet werden.

Mit der Wohnsitzverlegung wäre die erste wichtige Grundlage geschaffen, um steuergünstige Einkünfte zu erzielen.

Die nächste wichtige Frage ist: Wo sind meine Kunden und wo ist ein großer Markt für meine Produkte?

In diesem Zusammenhang ist die USA für viele ein geeigneter Markt, weil es da auch keine Umsatzsteuer als solche gibt und die steuerliche Situation klar geregelt ist. Solange die Betriebsstätte nicht in den USA ist, werden dort auch keine Steuern erhoben. Auch ein Amazon FBA zählt nicht als Betriebstätte.

Über eine amerikanische LLC oder eine ausländische Gesellschaft kann man in der USA also ganz einfach und unkompliziert Dropshipping oder ein E-Commerce betreiben.

Wenn man Dropshipping in der EU machen möchte, sollte man sich als Nächstes fragen, ob Dropshipping tatsächlich ein rentables Geschäftsmodell für einen ist?

Denn in den EU-Ländern muss man eine EU Gesellschaft mit Substanz aufbauen. Nur wenn man nachweisen kann, dass man ein Büro, einen Geschäftsführer und Mitarbeiter hat, bekommt man auch die notwendige Umsatzsteuernummer. Um diese Infrastruktur zu finanzieren, muss das geplante Business also auch wirklich profitabel sein.

Geeignete Gesellschaftsformen wären eine irische Gesellschaft, eine maltesische Gesellschaft oder auch Gesellschaften in Osteuropa.

Was sind jetzt konkret Vor- und Nachteile das Dropshipping in den USA zu machen?

Der deutlichste Vorteil der USA ist, dass es den größten einheitlichen Wirtschaftsraum der Welt bietet. Rund 330 Millionen Menschen leben hier, sprechen die gleiche Sprache und bezahlen mit der gleichen Währung.

Auch die rechtliche Grundlage für die Besteuerung ist grundsätzlich landesweit gleich, wobei es geringe Abweichungen zwischen den einzelnen Bundesstaaten gibt.

Der weitaus wichtigste Vorteil Dropshipping in den USA zu betreiben, ist, dass die US-Amerikaner bereit sind mehr Geld auszugeben und es gewohnt sind, dass sie Mehrwertsteuer (Sales Tax) auf Produkten nicht angegeben wird. Das ist psychologisch für das Kaufverhalten sehr interessant, da auch bei möglichen Steuererhöhungen die Produktpreise im Shop nicht geändert werden müssen.

Man muss sich zwar in den einzelnen US-Bundesstaaten seit 2018 für die Sales Tax registrieren. Allerdings sind die Schwellenwerte für die Umsätze so hoch, dass es für „kleinere Shops“ gar nicht relevant ist. In Kalifornien z.B. liegt der Schwellenwert bei 500.000 $ im Jahr, in Georgia sind es 100.000 $ pro Jahr. Die Sales Tax selbst liegt je nach Staat zwischen 2 und 7 %.

Ein anderer Vorteil ist, dass die Einfuhrzölle in den USA deutlich niedriger sind als in Europa. Durchschnittlich erheben europäische Länder 5,2 % Einfuhrzoll und die Amerikaner nur 3,5 %.

Auch die Betriebstätte ist in den USA ganz klar definiert. Solange der Shop keine Mitarbeiter oder Infrastruktur in den USA hat, entsteht auch keine Betriebstätte und die Gewinne müssen dort nicht versteuert werden.

Ein weiterer Pluspunkt für Dropshipping in die USA ist, dass die gesamte Infrastruktur vorhanden ist und für eine US-Gesellschaft kann man auch alle Zahlungsdienstleitungen und Bankkonten wie PayPal und Stripe problemlos nutzen.

Wenn Sie sich für den Standort USA interessieren, dann finden Sie viele nützliche und interessante Informationen auf uskanzlei.com.

Kontaktdaten und Links:

Sebastian Sauerborn

Homepage: www.wohnsitzausland.com

                     www.auslandsunternehmen.com

E-Mail:        hello@stmcorporate.group

Telefon:       +44 20 3151 0582

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Firma in IRLAND gründen –Steuern niedrig, Hürden hoch
Italien – Wein, Sonne, wenig Steuern
Das Leben als digitaler Nomade
Leben und arbeiten in Thailand: Das sollten Sie unbedingt wissen
Gold lagern im Ausland - was Sie wissen müssen
Gold Zuhause lagern - Was es zu beachten gibt
4 Alternativen zu Dubai für Auswanderer
Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben
Revolut vs Wise: Welches Konto ist besser für Auswanderer?
Geld ins Ausland senden
Steuererhöhungen in Rumänien ab 2024

Timestamps

00:20  -  Was ist Dropshipping?

03:15  -  Steuerliche Aspekte beim Dropshipping

09:44  -  Hintergründe, warum seit 2021 die ganzen Billig-Produkte in den Shops verschwunden sind

12:41  -  Trifft MOSS und BEPS auch Dropshipper?

22:06  -  Ist das Thema Dropshipping nach OSS und E-Commerce komplizierter geworden?

27:00  -  Wird durch das Betreiben eines Lagers eine Betriebsstätte ausgelöst?

31:25  -  Herausforderung eine Umsatzsteuernummer und Bankkonto zu erhalten

36:35  -  Wie starte ich am besten mit Dropshipping?

46:03  -  Vor- und Nachteile für Dropshipping/ E-Commerce in den USA

54:14  -  Kann ich Dropshipping in Europa über eine amerikanische LLC machen?

56:28  -  Noch Fragen - Wie wärs mit einer Beratung?

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP37: Dropshipping & E-Commerce – internationaler Handel einfach, Steuerrecht komplex

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast Für Unternehmer und Freiberufler dies ins Ausland ziehen, egal ob Steuerplanung, Auslands, Firmen, Gründungen oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:20 - Was ist Dropshipping?

Daniel: Wir reden heute über ein interessantes Geschäftsmodell und Business. Es geht um E-Commerce und Dropshipping. Letzteres klingt neu, ist aber gar nicht so neu. Aber Plattformen wie Amazon haben dieses Geschäftsmodell natürlich immer mehr populär und auch einfacher gemacht. Wobei, wenn ich jetzt meiner Mutter erzählen würde ich verdiene mein Geld mit Dropshipping würde sie mich fragen oder sagen: "Junge mach nichts Illegales, wir wollen keinen Ärger mit der Polizei." Aber vielleicht können wir deswegen am Anfang noch mal ganz kurz den Begriff Dropshipping erklären also was ist das eigentlich?

Sebastian: Genau können wir gerne machen. Also Dropshipping ist im Grunde ja wie gesagt nichts mehr wirklich neues und gibt es schon seit einigen Jahren. Im Grunde geht es im Grunde darum, dass man Ware über das Internet verkauft, oftmals zum Beispiel über Plattformen wie Facebook. Und auch über andere Social-Media-Kanäle dann dafür also Werbung macht, mit so kleinen Videos zum Beispiel. Das hat sicherlich jemand schon mal gesehen. Das ist oftmals und Gadgets wie elektrischer Korkenzieher, irgendeine Taschenlampe und solche Sachen. Und dann wird diese Ware direkt letztlich beim Hersteller in Auftrag gegeben, ja beziehungsweise bestellt in China oder einem anderen Land. Der Hersteller schickt dann die Ware direkt an den Kunde. Ich habe zunächst mal das Unternehmen, möglicherweise mein eigenes Dropshipping Unternehmen, was die ganzen Bestellungen managt, was möglicherweise den Customer Service managed, was die Werbung macht. Es tritt auch als Marke auf oder als Brand. Aber ich selbst als Dropshippunternehmen, habe im Grund, die Waren letztlich nie in der Hand. Ich gebe einfach die Bestellung weiter direkt an den Hersteller und der Verkäufer schickt die Ware direkt an den Kunden. Also, es ist ein sogenanntes Strecken-Geschäft. Und das ist natürlich besonders populär, wenn man jetzt hier digital Nomade ist oder anderweitig virtuell arbeitet. Man braucht kein eigenes Lager, man hat hier die Möglichkeit, im Grunde mit sehr wenig Personalaufwand das Ganze zu gestalten. Man kann vielleicht ein paar virtuelle Assistenten verwenden, irgendwo auf der Welt, die dann einen Onlineshop füllen, also das ist ein sehr effizientes Modell. Und man kann damit Gewinne zu erzielen.

03:15 - Steuerliche Aspekte beim Dropshipping

Daniel: Mhm und das ist dann wahrscheinlich dann auch dadurch der kleine, feine Unterschied zum Amazon FBA. Weil du hast jetzt gesagt, beim Dropshipping hab ich ja mit der Ware selber nichts zu tun. Im Prinzip bin ich also nicht Eigentümer der Ware, weil die ja direkt vom Lieferanten an den Kunden geschickt wird. Beim Amazon FBA ist es ein bisschen anders. Das heißt, dort geht die Ware ja dann erstmal im Eigentum über. Da sieht man auch schon, dass es zwar ähnlich klingende Geschäftsmodelle sind aber doch schon verschiedene steuerliche Aspekte gelten. Diese muss ich kennen und wissen, wie ich das Ganze richtig auf die Beine stelle. Steuerlich denke ich darf man dieses Business auch nicht unterschätzen, oder wie siehst du das?

Sebastian: Absolut korrekt, also nochmal Gutes angesprochen hast FBA also fulfilled by Amazon ist eben wiederum ein Geschäftsmodell, was leicht anders ist zum Dropshipping. Hier habe ich nun ein Lager. Da liegt meine Ware in dem Lager drin, also Ware, die mir gehört. Allerdings ist es nicht mein eigenes Lager, sondern ich beauftrage Amazon letztlich hier diese Dienstleistungen für mich zu verbringen und nicht nur die Lagerhaltung, die die machen, das komplette Shipping und der ganze Bestellvorgang wird komplett von Amazon organisiert. Wie gesagt, ja als anders als beim Dropshipping hier habe ich Ware und es ist auch steuerlich anders. Und dann gibt es natürlich davon dann noch Variationen, weil ich muss ja nicht Amazon nehmen. Ich meine, es gibt ja genug andere Logistik-Anbieter, die mir Lager, Dienstleistungen, Logistik, Dienstleistungen zur Verfügung stellen. Das heißt, wenn ich jetzt zum Beispiel in Dubai wohne oder in Malta wohne, ich habe irgendwo eine Firma. Und diese Firma beauftragt einen Dienstleister in den Niederlanden, dort ein Lager für mich zu führen, dann kommt meine Ware im Lager in den Niederlanden an und wird von dort europaweit verschickt zum Beispiel oder in Polen oder in Deutschland oder in irgendeinem anderen Land. Da gibt es viele Variationen. Steuerlich gibt es jetzt verschiedene Punkte zu beachten. Zunächst mal fangen wir an mit dem Thema Umsatzsteuer. Da möchte ich auch verweisen auf eine Episode unseres Podcasts, die wir letztes Jahr aufgenommen haben zum Thema OSS. Und das Stichwort OSS ist auch genau der Einstieg in das Umsatzsteuer Thema. Denn OSS ist ja letztlich der Begriff, der durch die EU Mehrwertsteuerreform geprägt wurde. Darin werden die Lieferungen von Waren an EU Kunden, an Endverbraucher komplett neu geregelt. Und zwar wurden Regelungen angepasst, die es schon davor gab für digitale Güter. Bei digitalen Gütern wurde ja schon 2015 eingeführt, dass hier die Umsatzsteuer am Ort des Kunden zu berechnen ist. Das heißt, wenn ich zum Beispiel ein E-Book verkaufe online, dann wird darauf nicht die Umsatzsteuer fällig, die am Sitz des Unternehmens gilt. Angenommen, mein E-Book Shop ist in Irland. Dann wird also nicht die irische Umsatzsteuer fällig. Wenn ich das E-Book verkaufe, an einen Kunden in Estland, wird die estnische Umsatzsteuer fällig. Ich muss ab dem ersten Euro Umsatz Umsatzsteuer in dem entsprechenden Wohnsitzland des Kunden, der die Ware bestellt, diese Model anwenden. Jetzt die Grundlage für die zuzurechnenden Mehrwertsteuer wurde jetzt also auch auf physikalische Güter eingeführt. Sämtliche Schwellwerte, die ich davor gab, für die sogenannte Distance Selling gibt es nicht mehr. Früher war es ja so, dass man zum Beispiel bei einem Umsatz von 100.000 € in einem bestimmten Land sich dort nicht für die die Umsatzsteuer registrieren musste, sondern einfach die lokale Umsatzsteuer des Unternehmens berechnet hat. Das gibt es alles nicht mehr. Es ist jetzt so, dass jetzt ab dem ersten Euro Umsatz für Lieferungen an Kunden in der EU an Endverbraucher hier die lokale Umsatzsteuer des Kunden in Rechnung gestellt werden muss. Was es auch nicht mehr gibt, sind für Güter mit einem geringen Preis die früher Umsatz steuerfrei waren, diese Umsatzsteuer Befreiung. Zusätzlich wurde eingeführt, dass für nicht EU Marktteilnehmer, also für Unternehmen, die von außerhalb wie China Waren in die EU einführen, die Umsatzsteuer Bezahlung und Erklärung schon vor dem Versand gemacht werden muss. Ja, das heißt, bevor der chinesische Hersteller oder Verkäufer die Waren also jetzt verschickt in die EU. Er muss also im Vorfeld die Umsatzsteuer abführen in dem entsprechenden Land. Er muss in dem OSS System registriert sein. Und dann muss dort letztlich die Umsatzsteuer abgeführt werden. Das alles wurde eingeführt, um Umsatzsteuer betrug zu verhindern.

09:44 - Hintergründe, warum seit 2021 die ganzen Billig-Produkte in den Shops verschwunden sind

Daniel: Mhm also, jetzt leuchtet dann natürlich auch ein, weshalb Händler besonders aus China wie zum Beispiel DHL oder Ali Express schlagartig seit letztem Jahr seit 2021 teilweise nicht mehr Lieferkosten- oder Versand kostenfrei anbieten und diese ganzen billigen Produkte plötzlich verschwunden sind oder kaum noch geliefert werden.

Sebastian: Ja, da hat sich definitiv etliches getan, das heißt, da sind jetzt auf jeden Fall weitere Hürden eingebracht worden. Weil ja doch viele Dropshipper eigentlich mit einem Geschäftsmodell operiert haben, wo es um Produkte mit geringem Wert ging, die dann also Mehrwertsteuer verkauft werden konnten. Also was weiß ich, wir reden nochmal hier von dem elektrischen Korkenzieher, der wurde dann vielleicht verkauft für 15 € oder es wurde vielleicht in die Taschenlampe verkauft, hat 10 € für 5,00 €. Insofern musste früher das ganze Thema Umsatzsteuer eigentlich gar nicht behandelt werden. Dazu muss man natürlich auch noch sagen, der Ehrlichkeit halber, dass auch, dass auch etliche hier in einer Grauzone operiert haben, um nicht zu sagen, im Bereich der Illegalität und sich einfach zu nutzen gemacht haben, dass das Ganze so lückenhaft nur kontrolliert war und im Grunde genommen sich auch das Umsatzssteuerbetruges schuldig gemacht haben. Und dann noch lokale Anbieter benachteiligt haben. Ein klassisches Beispiel sind Tintenpatronen. Die sind natürlich im Grunde genommen sehr günstig und wurden dann letztlich ohne Umsatzsteuer verkauft. Während der Verkäufer in Deutschland über Amazon letztlich dann hier das Nachsehen hatte, weil seine Produkte waren ja automatisch 20 % teurer. Oder seine Marge war 20 % geringer. Denn in Deutschland ist es ja so, dass dort brutto Preise gegenüber den USA überall veröffentlicht werden, auch bei Amazon. Hier hat ja auch Amazon dann vor 2 Jahren angefangen, den Nachweis zu fordern, dass jedes Unternehmen eine Umsatzsteuer-ID hat. Ansonsten wurden sie gesperrt.

12:41 - Trifft MOSS und BEPS auch Dropshipper?

Daniel: Die Motivation zur Einführung von dem OSS oder MOSS ist das in der Tat so gewesen, dass man damit eigentlich gerade diese niedrigpreisigen Produkte, die bisher nicht von der Steuer erfasst worden sind, endlich steuerlich hat einsacken wollen? Also hat man solche Dropshipper und solche Versandhändler da in erster Linie im Blick gehabt oder was ist die Motivation für diese beiden Systeme? Ich glaube nicht das man Droppshipper konkret oder spezifisch im Visier hatte. Es ging darum, das ist sehr viel Umsatzsteuer-Betrug gab in dem Bereich und dem wollte man letztlich einen Riegel vorschieben.

Sebastian: Und dann wie gesagt, war es ja auch so, dass zum Beispiel Unternehmen aus Drittstaaten ganz legitim, ja zum Beispiel vermeiden konnten, dass sie sich dort für die Umsatzsteuer registrieren mussten. Hier hat man einfach gesehen, dass man ja hier noch mehr Umsatz im Grunde beziehungsweise mehr Steuereinnahmen generieren kann für die EU. Und das war im Grunde der Hintergrund. Man darf nicht vergessen, das hat alles angefangen mit digitalen Gütern, ja, einige Jahre davor und man hatte sehr gute Erfahrungen gemacht mit diesem Ganzen. Das hieß damals noch MOSS, also das hieß damals noch Mini-One-Stop-Shop und nicht One-Stop-Shop. Da hatte letztlich auch natürlich die Infrastruktur zum Großteil ja und konnte die dann einfach anpassen und hat entsprechend dann verwendet.

Daniel: Mhm, jetzt hört man ja in Verbindung, gerade mit solchen mit diesen großen Versand. Händlern wie Amazon und ähnlichen Unternehmen auch immer wieder. Vom sogenannten BEPS, was ja eingeführt worden ist gegen den schädlichen Steuerwettbewerb oder aggressive Steuerplanung gerade solcher großen internationalen Konzerne. Trifft denn die Welle von dieser Gesetzgebung, auch die eher kleinen Dropshipper? Oder hat BEPS eher keinen Einfluss auf die eher kleineren E-Commerce Anbieter oder Dropshipper?

Sebastian: Also mit BEPS – und BEPS steht für Base erosion and profit shifting – das ist eine OECD Initiative würden wir uns jetzt vom Thema Umsatzsteuer und E-Commerce und Dropshipping wegbewegen hin zum Thema Gewinn-Versteuerung. Also wo werden eigentlich Gewinne aus diesen Dropshipping und E-Commerce Tätigkeiten versteuert. Wie gesagt, wir haben ja oftmals den Mandanten da sagen, wunderbar ich lebe ja in Malta oder ich lebe in Dubai und ich gründe mir eine Firma in so einem steuergünstigen Land. Ich mache dann darüber Dropshipping und E-Commerce weltweit oder in die EU? Und die ganzen Gewinne, die entstehen, die versteuere ich dann in meiner steuergünstigen Firma, die ja wie gesagt in Malta oder Dubai ist. Den Anfang hier hat ja letztlich Amazon gemacht. Schon vor einigen Jahrzehnten. Wir wissen ja alle, dass Amazon den europäischen Hauptsitz in Luxemburg hat. Dort wurde also seinerzeit ein Sweetheart Deal abgeschlossen, der ging ja auch groß durch die Presse, begleitet von KPMG oder PwC? Wo letztlich dann Amazon nur einen ganz geringen Steuersatz hatte bezahlen müssen in Luxemburg, nämlich 1,5 bzw. 2,5% auf entstandene Gewinne. So, das heißt also Amazon hat dann vor dem Hintergrund den europäischen Hauptsitz in Luxemburg eröffnet, hat dort jede Menge Mitarbeiter gehabt. Hat aber parallel natürlich dann in den einzelnen EU-Ländern zum Beispiel Deutschland eine sehr umfangreiche Lager Infrastruktur aufgebaut, werden wir alle wissen, ja. Was an Amazon so schön ist Amazon Prime die Ware ist schnell bei einem einen Tag 2 Tage, am gleichen Tag sogar und insofern was davon verbrauchen, sind gigantische Lager vor Ort, wie zum Beispiel in Deutschland. Also hat Amazon dann in Deutschland Dutzend Lager aufgebaut gigantischen Logistikzentren? Mit tausenden von Mitarbeitern, Tausenden von Fahrern, also eine enorme Infrastruktur. Aber aufgrund einer ich sage mal veralteten Definition, was eine Betriebsstätte ist. Wurden letztlich diese ganzen Standorte und diese Infrastruktur nicht als Betriebsstätte von den Finanzbehörden eingestuft, da nämlich ein Lager per Definition keine Betriebsstätte ist. Und Verkauf, Marketing, geschäftliche Oberleitung, Geschäftsführung, das alles war in Luxemburg. Also Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien und so weiter gab es tatsächlich nur Lager und Logistik-Infrastrukturen, aber nichts, was mit Verkauf zu tun hatte. Insofern konnte dann also Amazon die gigantischen Umsätze und Gewinne, die es dann letztlich hier generiert hat, in Deutschland und anderen Ländern komplett in Luxemburg verbuchen. Und hat eben zu diesem Sweetheart Steuersatz von ganz geringen Prozentpunkten versteuert. Da haben sich die großen Länder angefangen zu wehren, und das war eben die Stunde in der BEPS geboren wurde. Also im Grunde bedeutet das, dass man eigentlich sagt, zwar ist das Lager in Deutschland gemäß klassischer Betriebsstätten Definition keine Betriebsstätte. Aber weil das Lager eine so zentrale Funktion hat, und die schnelle Lieferung erlaubt. Und der Kunde nur bei Amazon bestellt, weil letztlich die schnelle Lieferung ermöglicht wird. Hat das Lager eine übergeordnet wichtige Rolle. Daher wurde entsprechend dann die Betriebsführung Definition geändert im Rahmen von BEPS. Somit sind jetzt eben diese Lager tatsächlich auch Betriebsstätten. Und unter diesen Umständen müssen dann auch Steuern in Deutschland bezahlt werden. Ganz ähnliche Wir haben ja dann ganz ähnliche weitere Initiativen, ja auch noch jetzt miterlebt. Es kam ja im Rahmen der weltweiten Mindestkörperschaftssteuer von mindestens 15% gleichzeitig auch dazu, dass eine Digitalsteuer verabschiedet wurde, ja, die letztlich die größten Online Unternehmen bezahlen müssen. Und insofern ist kannst du jetzt nicht tatsächlich zu einer Zeitenwende, so wie gesagt? Betrifft im Grunde genommen hauptsächlich große Unternehmen. Viele, der Regelungen im Web sind gelten ja für Unternehmen ab einem Umsatz von 750 Mio. EUR. Aber die Frage der Betriebsstätte ist natürlich auch weiterhin zentral und wird von den Steuerbehörden sehr genau beäugt und begutachtet, gerade wenn dort internationale Unternehmen im Spiel sind. Und man kann sich darauf verlassen, dass man als kleines Unternehmen da nicht verschont bleibt oder zumindest hier eine Betriebsstätte konstruiert werden soll.

22:06 - Ist das Thema Dropshipping nach OSS und BEPS komplizierter geworden?

Daniel: Ok, jetzt haben wir also wieso eine Leitplanke auf der einen Seite des OSS wir haben auch das mit dem BEPS. Ist jetzt das ganze Thema E-Commerce und Dropshipping aus deiner Sicht jetzt komplizierter geworden oder sind die Hürden jetzt höher? Also sollte sie jetzt jemanden mehr überlegen. Aber überhaupt nicht so ein bisschen das anfängt oder siehst du das nach wie vor? Das ist ein tolles Business und wenn man es richtig anpackt, sozusagen richtig plant, richtig schrittweise vorgeht. Sind diese Regelungen eigentlich wirklich eher wie eine Leitplanke, die mir die Richtung vorgeben und mein Business vielleicht sogar vereinfachen? Also erschwert es die Sache oder vereinfacht es die Sache.

Sebastian: Wie gesagt, hier werden, mehr und mehr Daumenschrauben angelegt an den Unternehmer, der hier jetzt in dem Bereich tätig sein will. Jetzt gibt es ja dann auch noch das Thema wie gesagt der Betriebsstätte, also der Ort der Besteuerung von Gewinnen. Da wird also zunehmend hier jetzt doch eine gewisse gewisse Stellschrauben angelegt und man muss sich auf jeden Fall um das richtige Setup kümmern. Als weiteres Beispiel kann ich sagen, es wurde ja vor kurzem hier eine neue EU-Initiative veröffentlicht und hier geht es zum Beispiel darum, dass EU Gesellschaften, die als Briefkasten-Gesellschaften eingestuft werden, in Zukunft möglicherweise steuerliche Nachteile haben. Mal angenommen, ich hab jetzt ein Dropshipping-Unternehmen, und befinde mich selbst in Dubai, und mein Unternehmen gründe ich in Bulgarien oder Irland, das aber letztlich vor Ort kaum Substanz hat. Die Gesellschaft verwende ich einfach dafür, dass die meine Geschäfte mit den Kunden macht und für die Umsatzsteuer registriert ist. Die ist halt bei Amazon eingetragen und auf der Website eingetragen. Die hat das Paypal Konto. Die hat ein Bankkonto und so weiter und sofort und ich stelle dann mit meiner Firma aus Dubai Rechnung an diese Firma. So das wird also verunmöglicht werden in Zukunft oder zumindest eingeschränkt werden und die Firma soll dann steuerliche Nachteile haben, möglicherweise Strafsteuern. Das heißt also das Thema Substanz, worüber wir ja doch sehr viel sprechen auf unseren Webseiten. Ist auch hier unbedingt das Thema und ich meine das Thema Substanz. Da wird man jetzt doch sehr genauer hinschauen müssen, als wir das vielleicht in der Vergangenheit gemacht hat. Oftmals sind ja die Margen im Dropshipping extrem gering, ja. Wenn jetzt hier noch ein weiterer Layerund Komplikationen und Kosten darauf kommen, hat es dann noch Sinn, ja, ist das dann auch wirtschaftlich attraktiv? Das sind also Fragen, die man sich sehr genau stellen muss. Wir haben ja noch andere Situationen, die noch dazukommen, Brexit usw. Jetzt habe ich also einen weiteren Rechts-Raum, wo ich die Regulierungen kennen muss, wo ich mich steuerlich registrieren. Es wird wahrscheinlich weiterhin ein Business Modell sein was funktioniert, aber nur noch für die sehr profitablen Unternehmen.

27:00 - Wird durch das Betreiben eines Lagers eine Betriebsstätte ausgelöst?

Daniel: Genau wir müssen ja dann auch noch über verschiedene andere Dinge sprechen, die für mich ganz wichtig sind, wenn ich E-Commerce oder Dropshipping betreibe. Letztendlich benötige ich ein Bankkonto. Ich möchte gerne, dass meine Kunden mit Kreditkarte bezahlen können und so weiter und sofort. Noch mal zurück, ich befinde mich jetzt im Ausland. Ob das jetzt Dubai ist oder ein anderer interessanter Wohnsitzstaat. Ich betreibe von dort E-Commerce oder Dropshipping zum Beispiel oder sagen wir mal FBA Amazon. Und ich habe dort ein Lager. Löst das eine Betriebsstätte aus? Auch dann, wenn ich nur das Amazon Lager alleine benutzen würde, Wenn ich Produkte im Amazon Shop verkaufen will, aber ich selber wohne in Dubai und hätte dort mein Unternehmen angemeldet und lasse jetzt 1000 Produkte in das Amazon Lager schicken nach Deutschland. Was passiert jetzt steuerlich? Also ich habe verstanden, ich brauche eine lokale Umsatzsteuer ID, um am Zielort verkaufen zu können. Aber passiert noch mehr als das?

Sebastian: Man muss natürlich jetzt überlegen, wo das Lager zunächst mal ist. Aber jetzt mal angenommen man macht Amazon FBA. Dann gibt es jetzt eine Betriebsstätte zum Beispiel. Dann hat es möglicherweise steuerliche Konsequenzen, also ganz sicherlich Konsequenzen für die Umsatzsteuer. Und das kann Amazon Lager sein. Das kann irgendein anderes Lager sein, ein eigenes Lager. Wenn ich also irgendwo Produkte lagere, in einem Land in der EU, dann muss ich mich dort für die Umsatzsteuer registrieren. Das Thema Betriebsstätte ist dann nochmal komplett was anderes. Also ich, ich würde jetzt nicht davon ausgehen, dass die Amazon FBA, eine Betriebsstätte auslöst in Europa. Vor allem nicht, wenn es ein kleines Unternehmen ist. Wenn es ein Großunternehmen ist, haben wir wie gesagt BEPS. Oftmals ist es so, dass ich ein Unternehmen aufbaue und dann ins Ausland verziehe und dann habe ich immer noch irgendwie das Lager, zum Beispiel. Dann muss ich natürlich sehen, ob da nicht dann tatsächlich doch eine Betriebsstätte existiert, ja. Also ich glaube, man kann so, man kann es so direkt nicht sagen, dass jetzt Amazon FBA eine Betriebsstätte auslöst. Ja, aber man kann sehen, dass gegebenenfalls Logistik-Tätigkeiten gerade im umfangreicheren Sinn dann möglicherweise doch eine Betriebsstätte auslöst.

31:25 - Herausforderung eine Umsatzsteuernummer und Bankkonto zu erhalten

Daniel: Fassen wir einmal zusammen, was wir bis jetzt besprochen haben. Steuerlich muss man also als Dropshipper oder auch im E-Commerce darauf achten, wo und wie die Umsatzsteuer anfällt oder erhoben wird, in welchem Land der Gewinn versteuert wird und dass das Lager, das man betreibt, falls man eines betreibt, nicht als Betriebsstätte gezählt wird. Recht zentral ist aber auch die neue One-Stop-Shop-Regelung der EU, die seit 2021 ein paar neue steuerliche Verpflichtungen vorgaben, aber auch Erleichterungen mit sich bringt. Es ist also sehr wichtig für einen angehenden Dropshipper, sich die genauen Rahmenbedingungen am jeweiligen Standort genau anzusehen. Es gibt aber noch andere wichtige Aspekte, zum Beispiel ein Bankkonto, das man ja für seine Geschäfts Tätigkeiten benötigt. Sebastian erzählt uns jetzt gleich mehr zu diesem wichtigen Thema.

Sebastian: Genau das ist natürlich eine weitere Herausforderung. Denn auch hier klingt es ja in der Theorie alles wunderbar, ich verwende mal wieder mal ein Beispiel. Ich hab eine Firma in Dubai und über die Firma Dubai will ich jetzt Ware in die EU verkaufen. Handelsrechtlich ist ja alles möglich. Ich brauche keine Firma in der EU dazu oder in den USA. Ich brauche keine Firma in Deutschland haben, um zu verkaufen. Ich kann das alles über eine Firma in Dubai machen, also dieser grenzüberschreitenden Handel ist komplett legal und machbar. Eine ganz andere Frage ist natürlich, ob diese Sache auch praktikabel ist und hier ist nun der aufstrebende Online-Händler oder Dropshipper vor ganz erhebliche Herausforderungen gestellt. Ja, denn wir wissen ja zum Beispiel, dass Paypal für Länder oder eigentlich für die meisten 0 Steuer Länder hier nicht verwendet werden kann. Das heißt, deine Gesellschaft zum Beispiel in Dubai kann in der Regel kein Paypal Konto bekommen? Ja. Bankkonten sind natürlich ähnlich schwierig zu erhalten, ja für solche Gesellschaften oftmals. Auch schon in Dubai, ja, natürlich ganz davon abgesehen auch dann erstmal in Europa, bei den üblichen Online-Banken, auch Wise und Revolut. Stripe habe ich auch gesagt, Stripe wieder auch dort möglicherweise sehr schwierig, mit einer Nullsteuer Gesellschaft, Offshore Gesellschaft ein Konto zu bekommen ja. Nächste Herausforderung Umsatzsteuerregistrierung. Wir haben ja vorhin gesagt, wenn ich gedenke, ein lokales Lager irgendwo zu haben oder auch schon, wenn ich jetzt bei Amazon nachweisen muss, dass ich eine lokale Umsatzsteuerregistrierung habe. Da kann ich selbstverständlich für meine Auslands Firma eine Umsatzsteuer Registrierung überall in der EU, auch in Deutschland zum Beispiel beantragen. Dafür ist es aber notwendig, dass ich eine steuerliche Ansässigkeitsbescheinigung nachweise. Wenn ich jetzt eine Gesellschaft in einem Null-Steuerland habe, in einer Steueroase wo es keine Steuern gibt, bekomme ich auch in der Regel, keine solches Zertifikat zur steuerlichen Ansässigkeit und bekomme damit keine Umsatzsteuerregistrierung. Damit kann ich nicht auf Amazon verkaufen. Das heißt, der Teufel steckt ja tatsächlich im Detail. Das hat jetzt auch gar nichts steuerliche Problematik oder eine rechtliche Problematik. Das ist schlicht und ergreifend, wie sich eben Banken auch schützen vor allen möglichen Geschäften, wo sie möglicherweise nicht involviert sein möchten. Und hier gilt das Gleiche, was ich vorhin gesagt habe. Man muss sich sehr genau damit auseinandersetzen. Was will ich machen, wo wir nicht verkaufen? Wie stelle ich mir das Ganze vor, ja welche? Welche Konten brauche ich, welche Zahlungsanbieter brauche ich? Wie gesagt, erst vor kurzem hatte ich wieder mit einem Mandanten telefoniert, der genau das gemacht hat. Er ist nach Dubai umgezogen. Ein Mandant aus Italien und wollte dann eigentlich weiterhin Produkte verkaufen nach Italien, Deutschland, Niederlande usw. Das war nicht möglich, weil er es nicht hinbekommen hat dieses Struktur in Dubai aufzubauen. Und da saß er nun in Dubai letztendlich im Sand und konnte nichts machen. Sehr unangenehm.

36:35 - Wie starte ich am besten mit Dropshipping?

Daniel: Jetzt hast du sehr häufig Dubai erwähnt. Wenn ich jetzt noch kein existierendes Business habe. Also nehmen wir mal an, ich starte mit dem Dropshipping oder E-Commerce. Also will ich jetzt auf der grünen Wiese starten. Ich habe vielleicht ein Produkt im Sinn, was ich gerne verkaufen möchte, bei dem ich mir auch gute Chancen ausrechne. Was wäre denn aus deiner Sicht jetzt ein ideales Setup, wenn ich noch die Möglichkeit habe dort flexibel zu sein? Also es ist immer die Frage, des die Auswahl des richtigen Landes dann vielleicht die Auswahl der Rechtsform, also Wohnsitz, Sitz meines Unternehmens, richtige Gesellschaftsform. Vielleicht kannst du mal so für unsere Zuhörer und Zuschauer ein aus deiner Sicht gut funktionierendes Set-up skizzieren?

Sebastian: Wie gesagt für viele Mandanten, die zu uns kommen und die E-Commerce oder so ein oder so ein Dropshipping machen müssen haben schon sehr genaue Vorstellungen. Viele haben möglicherweise schon eine Marke etabliert, haben auch schon eine Idee etabliert, haben Lieferanten und die wissen, wie das Ganze funktioniert. Und in der Regel ist das also ein etabliertes Business und jetzt geht es einfach darum, wie man dieses steuerlich optimieren kann. Wie wir ja schon gesagt haben, oder wie ja sehr oft auf unserer Webseite sagen, ist der entscheidende Punkt zunächst mal der Wohnsitz, also Optimierung im steuerlichen Bereich wird maßgeblich über den Wohnsitz erreicht. Nur sekundär letztlich über einen möglichen Sitz einer Gesellschaft oder sonstige Maßnahmen. Also primär ist der Wohnsitz notwendig, ein Wohnsitz mit einer günstigen Besteuerung. Ja, das muss als erstes erreicht werden. Wir haben ja etliche Länder auf unserer Webseite. Aber auch in Europa gibt es zum Beispiel Großbritannien, Irland, Malta, Zypern, Spanien, Portugal, das sind alles Länder, die bieten letztlich eine günstige Besteuerung. Und einige bieten de facto eine 0 Besteuerung von Auslandsgewinnen an. Jemand der in Spanien wohnt und die ganze Sache richtig gestaltet und eine maltesische Gesellschaft hat, der zahlt total 5% Steuern, der Rest ist komplett steuerfrei. Portugal wäre genau das gleiche oder Großbritannien oder Irland. Großbritannien natürlich nur erschwert durch den Brexit. Visa sind kompliziert zu bekommen, aber grundsätzlich möglich. Zypern genau das gleiche ja. Hier sind natürlich Herausforderungen gegeben, was die Wohnsitz Verlagerung anbelangt, denn zum einen sagt man sich na ja, ich hab meine Freunde in Deutschland, meine Familie in Deutschland, ich hab schulpflichtige Kinder. Die können jetzt dann nicht nach Malta umziehen, die können nicht nach England umziehen, gut, wenn das so ist, dann muss man in Deutschland oder wo man auch immer lebt, dann entsprechend die hohen Steuern bezahlen. Da gibt es dann leider keine Alternative. Was unbedingt notwendig, ist zunächst mal in einen Steuer günstiges Land umzuziehen. Und zwar tatsächlich umzusehen. Mit Kind und Kegel den Wohnsitz dahin zu verlegen, den Lebensmittelpunkt dahin zu verlegen, den Ort des gewöhnlichen Aufenthalts dorthin zu verlegen. Und zwar ist es so eine Sache, die muss man ohne Wenn und Aber machen ja, ohne Netz und doppelten Boden. Ja, also man muss umziehen, man muss zu Hause, alles aufgeben und dann ist man in dem Bereich und steuerlich optimieren kann. Hier sind natürlich dann auch Dinge zu beachten, wie die Wegzugs-Besteuerung in Deutschland. Da haben wir ja diverse andere Podcast Episoden und Seiten unserer Webseite zu dem Thema. Aber damit schaffe ich im Grunde die Grundlage, um dann steuergünstiger Einkünfte zu erzielen. Im nächsten Schritt muss ich natürlich dann fragen, wo sind meine Kunden? Wo kann ich den größten Hebel ansetzen? Wo kann ich am meisten verdienen und wo ist der Markt groß genug, um hier am meisten Erfolg zu haben? Die erfolgreichsten Mandanten, mit denen wir zusammenarbeiten, im Dropshipping Bereich haben sich hauptsächlich auf die USA konzentriert. Das Thema Umsatzsteuer in dem Sinne gibt es da so nicht, zumindest nicht wie in der Europäische Union. Selbst wenn ich mich möglicherweise in etlichen Bundesstaaten selbst registrieren muss. Es sind aber die Schwellenwerte aber bei 500.000 zum Beispiel in manchen Bundesstaaten in anderen vielleicht weniger. Dort ist auch die steuerliche Situation hundertprozentig klar. Das heißt, solange ich dort keine Betriebsstätte habe, zahle ich doch keine Steuern, auf auf die Gewinne und FBA von Amazon zum Beispiel ist garantiert keine Betriebsstätte. Also, das heißt, ich könnte dort in den USA über eine Auslands-Gesellschaft oder auch über eine amerikanische LLC eine Excempt-LLC, die dann letztlich in den USA keine Steuern bezahlt mein ganzes Dropshipping und E-Commerce Business machenüber Amazon FBI oder auch über eine eigene Webseite. Das wäre alles möglich. Das wäre ein relativ einfaches, bisher relativ einfaches Setup. Wenn ich jetzt in der Europäischen Union zum Beispiel machen will, dann müßte ich mir eben überlegen, was jetzt für mich geeignete Ziel-Märkte sind. Wenn ich jetzt in Deutschland, Österreich usw verkaufen wollte müsste ich überlegen, ob ich dort ein Lager aufbauen will. Wenn ich jetzt aus diesen Ländern komme, nach einem Wegzug muss man immer davon ausgehen, dass möglicherweise hier Zweifel daran erhoben werden, ob man tatsächlich im Ausland ist und ob das tatsächlich nur ein Lager ist oder doch eine Betriebsstätte. Wir hatten ja vorhin schon erwähnt, es gibt hier bestimmte Bestrebungen, in der EU gegen Briefkastenfirmen vorzugehen. Im Grunde müsste ich dann irgendwo eine EU Gesellschaft haben. Und damit diese dann ja auch lokale Umsatzsteuer bekommt, muss ich ja dann auch lokale Substanz nachweisen. Wir haben das ja immer wieder erlebt und haben darüber auch zum Beispiel kurz zum Thema Irland gesprochen. Wenn ich nicht zeigen kann, dass ich in Irland tatsächlich Mitarbeiter und Geschäftsführer habe, dann bekomme ich keine Umsatzsteuer Nummer und ich bekomme alle möglichen Probleme mit dem Finanzamt. Ähnlich ist es auch in Malta zum Beispiel, das heißt ich muss auf jeden Fall damit rechnen. Anders als bei den USA. Dass ich dort ein Problem bekomme, wenn ich keine Substanz habe. Das heißt, Substanz kostet zunächst einmal Geld. Wenn ich natürlich jetzt selbst nach Malta umziehe und den Geschäftsführer mache usw. gut, dann ist natürlich einfach ja, aber wenn ich das nicht möchte und Geschäftsführer anstellen möchte, der muss wieder 1.500€ im Monat verdienen, ich brauche Büro, ich brauche dieses, ich brauche jenes. Ähm, da muss ich dann schon ein gewisses Rad drehen. Ich brauch eine Holding Gesellschaft, ich brauch noch eine Holding Gesellschaft im Ausland und so weiter und sofort, das muss ich dann natürlich auch lohnen ja, das heißt im Wesentlichen muss ich mich fragen. Ist jetzt dieses Business, was ich plane, tatsächlich so profitabel, wie ich mir das wünsche und das damit nicht diese Infrastrukturkosten finanzieren kann. Denn ansonsten wird das Ganze nicht funktionieren. Also wie gesagt, eine irische Gesellschaft wäre attraktiv. Eine Maltesische Gesellschaft wäre attraktiv, auch Gesellschaften in Osteuropa können attraktiv sein. Aber man muss davon ausgehen, es gibt immer mehr Substanz-Anforderungen dort lokal, um der EU Steuer-Gesetzgebung Rechnung zu tragen.

46:03 - Vor- und Nachteile für Dropshipping/ E-Commerce in den USA

Daniel: Bis jetzt konnten wir uns schon mal einen guten Überblick über Dropshipping und E-Commerce in der Europäischen Union verschaffen. Jetzt wollen wir aber mal in Richtung USA schauen. Wie sieht es denn dort aus und ist es dort einfacher oder schwieriger, E-Commerce Tätigkeiten zu betreiben? Ist der Markt überhaupt für uns von hier aus interessant? Gibt es Vorteile? Gibt es Nachteile darüber, sprechen wir jetzt.

Sebastian: Genau also man muss jetzt natürlich sagen, es gibt natürlich auch in der Europäische Union große Opportunities und Möglichkeiten hier gute Geschäfte zu machen mit E-Commerce. Doch ich sage mal, es besteht ein erheblicher Planungsbedarf. Was alles machbar ist unter der Prämisse, dass das Business hochprofitabel ist. Also in den USA haben wir den Vorteil und wir kennen tatsächlich Mandanten die machen Dropshipping. Die haben ein Einzelunternehmen in Deutschland, also ein Gewerbe dort angemeldet, ja ohne Gesellschafter, die machen hunderttausend Dollar Umsatz pro Monat in den USA. Und Hunderttausend Umsatz ist beim E Business und beim E-Commerce jetzt nicht unbedingt so wahnsinnig viel, ist mir schon klar ja. Aber es hat bestimmte Vorteile, in den USA das zu machen und die Vorteile sind wie folgt. Zunächst mal gibt es den USA keine Mehrwertsteuer nach europäischen Modell. Es gibt eine Sales Tax und diese Sales Tax wird immer erst beim Check-out auf den Preis draufgeschlagen, was psychologisch extrem wichtig ist. Wenn ich in meinem Onlineshop alle Produkte netto ausschreiben kann und erst an der Kasse wird dann die Umsatzsteuer darauf gerechnet, ist das natürlich für mich psychologisch gesehen als Händler extrem von Vorteil. Denn dann sind mir ja mögliche Steuererhöhungen bei dieser Sales Tax völlig egal, denn der Kunde weiß, er ist dafür verantwortlich. Er muss sie bezahlen. Ich muss nicht meine Preise intern reduzieren Um hier wett halten zu können, um hier konkurrenzfähig zu sein. So das ist ein entscheidender Vorteil. Der zweite Teil ist, dass diese Sales Tax wie gesagt, die gibt es zwar, da hat sich auch 2018 hier erheblich, was geändert war das eine selbst noch viel einfacher. Mittlerweile ist es eben auch so. das ist darauf hinausläuft ganz ähnlich wie in der EU, dass man sich in den verschiedenen US-Bundesstaaten für die Sales Tax registrieren muss. Allerdings sind die Umsatz schwellen dafür so hoch in den meisten Staaten. Eine Registrierung für kleinere Anbieter ist gar nicht notwendig. In Kalifornien liegt der Schwellenwert bei $500.000 Umsatz im Jahr. Erst dann muss ich mich als Unternehmen für die Sales-Tax registrieren, wenn ich aus einem anderen Bundesstaat komme als Kalifornien oder vom Ausland. Dann ist natürlich diese Sales-Tax auch immer nur ein Satz 2% oder 5% manchmal ein bisschen mehr. Was auch wiederum wie gesagt, jetzt psychologisch gesehen Wichtiges war. Da kommt einfach am Ende noch ein bisschen noch was dazu. Auf Services auf Dienstleistungen ist überhaupt nichts fällig. Also da gibt es einige Vorteile. Ein anderer Vorteil ist, dass natürlich die Zölle in den USA. Im Vergleich zur Europäischen Union sehr viel geringer sind. Und da es keine Umsatzsteuer gibt, gibt es natürlich keine Einfuhrumsatzsteuer. Ja, wenn ich in die EU irgendwas verkaufen will, muss ich jetzt zunächst mal möglicherweise Zoll bezahlen, aber ganz sicherlich Einfuhrumsatzsteuer. Das fällt halt alles weg in den USA. Zölle muss ich zahlen, aber ich meine, wenn der Zoll sehr hoch ist, sind es vielleicht 5% oder 2% oder überhaupt kein Zoll. Dann hab ich ein riesigen Markt? Die Preise sind oftmals höher als in der Europäischen Union. Amazon hat 50% Marktanteil oder mehr. Das heißt, wenn ich auf AMAZON verkaufe, kann ich den ganzen Markt abdecken. Und die Sache mit der Betriebsstätte, über die wir vorhin gesprochen haben, ist also dort glasklar definiert? Wenn ich nichts habe in den USA, also keine Mitarbeiter oder anderweitige Infrastruktur, dann sind die Gewinne dort nicht zu versteuern. Und das ist natürlich ein weiterer Vorteil. Und für diese US-Gesellschaften, da kriege ich alles wie Stripe, Paypal, Bankkonten, Online Bankkonten. Natürlich attraktiv, ja zum Beispiel ist die amerikanische LLC. Für die bekomme ich alles, damit mache ich Dropshipping und E-Commerce aus den USA. Und das kann man relativ schnell machen. Ja, man braucht sich nicht um irgendwelche Umsatzsteuerregistrierung in der Europäischen Union zu scheren. Man kann das alles dort komplett machen und hat dort dann die Möglichkeit, ein sehr profitables Business aufzubauen. Ich kann das natürlich so gestalten, dann dass mir ein solches Business dabei helfen würde, ein Visum für die USA zu bekommen. Jemand denkt vielleicht USA ist weit weg und das ist ja viel einfacher jetzt hier in Deutschland so weiterzuverkaufen. Sicherlich nur für Deutschland stimmt es. Wenn man aber aus einem deutschsprachigen Land kommt und dann in Frankreich, Italien, Spanien verkaufen will, dann muss ich mich mit 4 oder 5 Sprachen beschäftigen? Andererseits brauchen möglicherweise Personal in diesen 4 oder 5 Sprachen und muss alles Mögliche übersetzen und muss alle möglichen Gesetze kennen. Während in den USA alles eine Sprache ist. Ich habe dort einen großen Markt, ich hab doch eine größere Bevölkerung. Ich kann das dort alles auf Englisch machen und habe diese ganzen Reibungsverluste nicht, die ich in der Europäischen Union habe. Also für die richtige Art von Business ist es auf jeden Fall einfacher als das in einem gleichen Umfang in der EU zu machen.

54:14 - Kann ich Dropshipping in Europa über eine amerikanische LLC machen?

Daniel: Ok, bloß gut, dass wir in wenigen Tagen auch einen Podcast geplant haben. Zum Thema Unternehmensgründung USA da können wir dann nämlich noch mehr darüber erzählen gerade eben zur LLC Gründung. Kann ich denn meine in den USA gegründete LLC wiederum verwenden, um vielleicht dann im zweiten Schritt mein Dropshipping oder Amazon FBA Business in der Europäischen Union zu machen? Könnte das über ein und dieselbe Firma laufen oder sollte ich dann eine zweite Firma gründen?

Sebastian: Also wie gesagt es kommt darauf an, wir haben auf jeden Fall schon erfolgreich und problemlos Amerikanische Gesellschaften registriert für IOSS, also dieses Import One-Stop-Shop und auch OSS, das hat also problemlos funktioniert. Wir haben das in Irland gemacht. Die haben dann so eine EU VAT Nummer, also die Umsatzsteuernummer fängt nicht an mit IE, sondern die fängt dann mit EU an. Das war also ohne weiteres möglich. Wenn es um kompliziertere Themen geht, da ist die LLC möglicherweise nicht geeignet, da muss man sich möglicherweise noch eine Firma in der EU gründen. Aber die kann ja dann von der LLC zum Beispiel beliefert werden.

56:28 - Noch Fragen - Wie wärs mit einer Beratung?

Daniel: OK. Ja, also wir haben gesehen, das ist ein komplexes Thema. Es ist auch durch die neue Gesetzgebung nicht einfacher geworden. Und wenn jetzt der eine oder andere Zuhörer Zuschauer doch noch Fragen hat? Was empfiehlst du ihm?

Sebastian: Also wir haben sehr viel zu dem Thema unserer Webseiten geschrieben. Auf der US-Webseite uskanzlei.com steht sehr viel drauf zum Thema E-Commerce, Drop-Shipping, das sind die ganzen Themen, die wir jetzt beschrieben haben, auch nochmal genau erklärt. Natürlich auch bei anderen, der ganze Bereich UK ist auf stmattew.de beschrieben, also eben auch nach Brexit: Was muss gemacht werden, wie funktioniert das Ganze mit Waren in die UK verschicken oder auch mit britischen Unternehmen in die EU zu verschicken? Und dann natürlich immer ein Beratungsgespräch zu buchen, das ist natürlich am besten, da kann man die Sachen dann besprechen. Und in vieler Hinsicht natürlich auch sich lokal vom Steuerberater oder Rechtsanwalt beraten lassen. Wenn es jetzt um Themen im eigenen Wohnsitz-Land geht, das ist sicherlich extrem wichtig, weil wie gesagt diese Themen sind komplex und die Komplexität nimmt eher zu als ab. Also man sollte sich da auf jeden Fall beraten lassen, um da nicht in eine Steuerfalle zu tappen.

Daniel: Es war wie immer sehr interessant dann bis zur nächsten Folge.

Sebastian: Bis zur nächsten Folge.

Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland. Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren-Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

Weiterlesen
Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Ukraine: Mutige Unternehmer sind bald gefragt

Die Ukraine denkt & plant schon den Wiederaufbau. Besondere steuerliche Bedingungen ziehen Unternehmer, Investoren und sogar Digitale Nomaden ins Land.

Ein Gespräch mit Igor Dykunskyy und Olga Ianushevych

Die Ukraine ist ein Land mit einem riesigen Markt und einer Bevölkerung von rund 46 Millionen und damit ein attraktives Land für beinahe jedes Geschäft. Doch seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine leidet die Wirtschaft extrem unter den Kriegsfolgen. Prognosen zufolge wird die Wirtschaftsleistung 2022 um mehr als ein Drittel schrumpfen, doch die Ukraine hofft auf einen schnellen Wiederaufbau nach dem Krieg.

Heute wollen wir uns mal einen Ausblick in die Zukunft gönnen, wenn Frieden eingekehrt ist und sich das Land wieder im Aufbau befindet. Welche Chancen und Möglichkeiten bietet die Ukraine für Unternehmer heute und nach Kriegsende? 

Über die besondere Lage in der Ukraine reden wir in diesem Sonderpodcast mit den Rechtsanwälten Igor Dykunskyy und Olga Ianushevych der Kanzlei DLF. Seit über 15 Jahren berät Herr Dykunskyy erfolgreich deutschsprachige Wirtschaftsunternehmen in der Ukraine. Die Rechtsanwälte geben uns einen interessanten Einblick, wie man in der Ukraine unkompliziert und schnell ein Unternehmen gründen kann und von welchen steuerlichen Vorteilen man dabei profitieren kann.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Wie muss man sich das Leben in der Ukraine (vor dem Krieg) vorstellen?

Ein Sprichwort sagt: „Die Ukraine ist wie Borschtsch. Es gibt so viele Varianten, wie es Köche gibt.“  Denn die Ukraine ist ein buntgemischtes Land. Schon seit Jahrhunderten leben dort neben den ethnischen Ukrainern, Krimtataren, Polen, Juden, Russen, Ungarn, Armenier, Griechen, Deutsche und viele andere. Nach den Angaben der letzten Volkszählung leben es in der Ukraine 33 000 Deutsche.

Die offizielle Amtssprache ist ukrainisch, wobei die Mehrheit der Einwohner auch russisch beherrscht.

Die Ukraine ist bekannt für seine schönen bewaldeten Gebirge und die Schwarzmeerküste. Auch Kiew mit seinem historischen Zentrum ist sehenswert und bei Touristen beliebt. Besonders bekannt ist die Sophienkathedrale, die Besucher mit einer goldenen Kuppel sowie Mosaiken und Fresken aus dem 11. Jahrhundert beeindruckt.

Die Lebenshaltungskosten sind im europäischem Vergleich extrem niedrig, was nicht zuletzt daran liegt, dass die ukrainische Währung Hrywnjas gegenüber dem Euro extrem an Wert verloren hat (aktuell: 1 € = 31 UAH).

Auch eine Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist sehr günstig und kostet jeweils weit unter 1 €. Weil eine Fahrt mit dem Taxi so günstig ist, fahren viele in Großstädten wie Kiew lieber mit dem Taxi, als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Von Stadt zu Stadt reist es sich am besten mit dem Zug, der sehr günstig ist und zuverlässig fährt.

Sie sind Digitaler Nomade und es zieht Sie eher an die Wärme? Dann erfahren Sie hier mehr zu Chile.

Wie ist die wirtschaftliche Lage aktuell?

Das Land befand sich vor Kriegsbeginn im Prozess der marktwirtschaftlichen Transformation und der Annäherung an europäische Strukturen. 

Doch die russische Invasion hat die aufsteigende Wirtschaft abrupt gestoppt. Durch die Zerstörung wichtiger Infrastruktur, die Blockade der Seehäfen und den massiven Verlust von Arbeitskräften durch Flucht oder Einberufung bricht die Wirtschaft massiv ein. Besonders betroffen sind die Branchen Landwirtschaft und Metallurgie. Der Finanzsektor zeigt sich bis jetzt jedoch erstaunlich robust. 

Auch das Investitionsklima im Land wurde nachhaltig gestört, sodass viele Projekte eingestellt oder verschoben wurden. 

Zahlreiche Unternehmen wurden durch den Krieg in die Flucht getrieben. Daher beschloss die ukrainische Regierung ein Relokalisierungsprogramm. So konnten bis Mitte Mai 2022 bereits 510 Betriebe in den vergleichsweise sicheren Westen des Landes umgesiedelt werden. Dadurch erhält die ukrainische Wirtschaft und das Investitionsgeschehen positive Impulse.

Insgesamt rechnet die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 30 Prozent für das Jahr 2022. Das EBRD prognostiziert für 2023 einen Anstieg des BIP um 25 %, wenn der Krieg noch dieses Jahr beendet wird. Je nachdem, wie der Krieg weiterhin verläuft, können sich diese Prognosen natürlich verändern.

Für welche Unternehmen ist die Ukraine als Standort interessant?

Dass die Ukraine als Kornkammer Europas gilt, weiß mittlerweile sicher jeder aus den zahlreichen Schlagzeilen. Dank der fruchtbaren Schwarzmeerböden trug der Agrarsektor im Jahr 2021 10,6 Prozent zum BIP bei.

Großes Potenzial besteht außerdem im Bereich erneuerbare Energien, da veraltete Kohlekraftwerke sowie Atomenergie ersetzt werden sollen.

Ein besonders interessanter Sektor ist die IT-Branche. Im Jahr 2021 war der Export der IT Dienstleistungen um 36 Prozent gestiegen.

Um günstige Bedingungen für die weitere Entwicklung und Förderung der IT-Branche zu schaffen, wurde in der Ukraine 2020 ein Projekt namens „Diia City" ins Leben gerufen. Dieses Gesetz trat am  1. Januar 2022 in Kraft und sieht spezielle Rechts- und Steuerregelung für diese Unternehmen vor.

Brauche ich eine Aufenthaltsgenehmigung in der Ukraine?

Alle EU Bürger und Schweizer können sich ohne Visum für 90 Tage innerhalb von 180 Tagen in der Ukraine aufhalten. Wer beabsichtigt, innerhalb von 180 Tagen länger als 90 Tage in der Ukraine zu bleiben, muss eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: eine vorübergehende oder dauerhafte Aufenthaltserlaubnis.

Die vorübergehende Aufenthaltserlaubnis wird in der Regel für eine Gültigkeitsdauer von einem Jahr erteilt und kann auch nach Ablauf verlängert werden. Diesen Aufenthaltstitel können Personen im Zusammenhang mit einer Berufstätigkeit in der Ukraine erwerben. Auch Gesellschafter und Gründer einer ukrainischen Gesellschaft, deren Anteil mindestens EUR 100.000 beträgt, können eine solche Genehmigung beantragen.

Die Ausstellung der vorübergehenden Aufenthaltsgenehmigung erfolgt durch den ukrainischen Migrationsdienst innerhalb von 15 Tagen nach der Einreichung der erforderlichen Unterlagen.

Die dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung wird am häufigsten aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen zu ukrainischen Bürgern oder Einwanderern beantragt. Eine andere Möglichkeit diesen unbegrenzten Aufenthalt zu erwerben, ist eine ausländische Investition von mindestens $100.000 (ausländische Währungen gemäß offiziellem Wechselkurs) in die ukrainische Wirtschaft.

Die beste Option eine solche Investition zu tätigen, ist die Gründung einer Gesellschaft und in deren Stammkapital den Betrag in Höhe von mindestens USD 100.000 in einer ausländischen Währung einzuzahlen.

Als ersten Schritt muss man einen Antrag auf Einwanderungserlaubnis bei einem ukrainischen Konsulat oder einer ukrainischen Botschaft stellen. Wenn diese erteilt wurden ist und man eingereist ist, hat man 5 Werktage Zeit die dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung in der Ukraine zu beantragen.

Der Antrag wird zunächst vom ukrainischen Migrationsamt geprüft, was bis zu 1 Jahr dauern kann. In der Regel findet die Überprüfung jedoch innerhalb von 3 bis 6 Monaten statt.

Wie (schnell) kann man in der Ukraine ein Unternehmen gründen?

In der Ukraine ist die GmbH ukrainischen Rechts die häufigste Unternehmensrechtsform. Die Vorteile einer ukrainischen GmbH sind, dass kein Mindeststammkapital erforderlich ist, die persönliche Haftung der Gesellschafter eingeschränkt ist und die Gründungsfristen kurz sind.

Der Gründungsprozess einer ukrainischen Gesellschaft gestaltet sich sehr schnell und unkompliziert. Die Registrierung einer GmbH und ihre Eintragung ins ukrainische Handelsregister kann innerhalb von 24 Stunden erledigt werden. Bis eine Gesellschaft handlungsfähig ist, dauert es 10 bis 14 Tage.

Die Registrierung einer GmbH kann sogar durch einen Bevollmächtigten vorgenommen werden, ohne dass Sie als Investor anwesend sein müssen.

Zum Zeitpunkt der Registrierung muss ein ukrainischer Staatsangehöriger oder ein Ausländer mit ukrainischer Aufenthaltsgenehmigung als Geschäftsführer auftreten. Ungefähr 2 bis 3 Wochen nach der Registrierung kann auch eine ausländische Person als Geschäftsführer bestellt werden.

Als ausländischer Gesellschafter bzw. Geschäftsführer der GmbH müssen Sie zunächst eine Steuernummer in der Ukraine beantragen, welche in der Regel innerhalb von 5 Werktagen erteilt wird. Nach der Unterzeichnung der Satzung über die Registrierung der GmbH erfolgt die staatliche Registrierung. Ein Bankkonto lässt sich in nur 5 Minuten problemlos eröffnen.

Lesen Sie hier mehr zu Unternehmensgründung USA.

Wie sind die Steuern in der Ukraine?

Das ukrainische Steuerrecht ist im Vergleich zum deutschen recht einfach und übersichtlich. Das Fundament bilden Einkommensteuergesetz, das Gewinnsteuergesetz und das Umsatzsteuergesetz.

Die Umsatzsteuer liegt derzeit bei 20 %, aber nicht alle Unternehmen sind müssen diese Steuer bezahlen. Erst ab einem Umsatz von 1 Million UAH (Griwna) pro Kalenderjahr wird die Umsatzsteuer veranlagt.

Für ukrainische und ausländische Unternehmen, die in der Ukraine ihrer Geschäftstätigkeit nachgehen, kommt eine Körperschaftsteuer von 18 % zum Tragen. Unter bestimmten Umständen ist diese jedoch deutlich niedriger. Unternehmen, die in der Ukraine keine steuerlichen Residenten sind, werden nur mit 15 % besteuert. Zudem hat die Ukraine mit ca. 75 Ländern Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen, sodass in Verbindung mit bestimmten Einkünften von Nichtresidenten in der Ukraine ein niedrigerer Steuersatz angewendet werden kann.

Unternehmen mit Ansässigkeit in Diia City können in besonderen Bedingungen von einer reduzierten Körperschaftsteuer von 9 % profitieren.

Anfang 2012 wurde, mit dem Ziel kleine und mittelständische Unternehmen zu unterstützen, in der Ukraine ein vereinfachtes Besteuerungssystem eingeführt. Einzelunternehmer, juristische Person und Agrarbetriebe können diese besondere Besteuerung wählen, die abhängig von der Anzahl der im Unternehmen beschäftigten Arbeitnehmer, Höhe des Umsatzes pro Jahr und Art der Tätigkeit ist (4 Gruppen). Gesellschaften können dann wählen, entweder 5 % Einheitssteuer ohne Mehrwertsteuer, oder 3 % Einheitssteuer plus 20 % Mehrwertsteuer zu bezahlen.

In der Ukraine muss außerdem eine Militärabgabe von 1,5 % geleistet werden.

Was spricht für eine Geschäftstätigkeit in der Ukraine?

Auch schon vor dem Krieg wurde die Ukraine von Unternehmern und Investoren mit Skepsis betrachtet. Trotzdem gibt es Investoren, die den Schritt gewagt haben und von zahlreichen Vorteilen profitieren. 

Und vor allem nach dem Krieg braucht das Land für den Wiederaufbau mutige Investoren. Die ukrainische Regierung kündigte schon nach Kriegsausbruch Investitionsprojekte in der Logistik, der Nahrungsmittelbranche und Wohnungsbau an.

Damit kommen wir zum ersten Vorteil für Investoren. Die Regierung Großinvestoren vorübergehend (bis 1.Januar 2035) die Möglichkeit, von der Entrichtung der Körperschaftsteuer befreit zu werden. Nach Beginn des Investitionsprojekts kann die Befreiung für 5 Jahre geltend gemacht werden, wenn die Verpflichtungen im Rahmen des Investitionsvertrages erfüllt werden.

Ein weiterer Pluspunkt ist das schon erwähnte vereinfachten Steuersystem, mit dem Unternehmen einiges an Steuern sparen können. Auch das Verwaltungssystem gestaltet sich einfach und unkompliziert. Zahlreiche Verwaltungsdienstleistungen und Terminvergaben können online erledigt werden, was viel Zeit und Nerven spart.

Eine Geschäftstätigkeit in der Ukraine ist außerdem von Vorteil für Unternehmer, da die Lohnkosten sehr niedrig sind. Das durchschnittliche Gehalt in der Ukraine liegt bei umgerechnet etwa 406 € netto.

Zudem kommen auch viele ausländische Unternehmer in das Land, um ihre Geschäftsideen hier zu testen.

Kontaktdaten und Links:

Igor Dykunskyy und Olga Ianushevych

Homepage: www.dlf.ua/de/                 

E-Mail:     igor.dykunskyy@dlf.ua

olga.ianushevych@dlf.ua

Telefon:       +380 44 384 24 54

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Visum Thailand Beantragen: Diese verschiedenen Visa gibt es
Auswandern nach Rumänien: Alles was du wissen musst
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Das Leben als digitaler Nomade
Kommt die BRICS Währung? Zukunftsprognose und Potenzial
Warum eine gemeinsame BRICS Währung als Ersatz für den US-Dollar unrealistisch ist
Dubai - sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht

Timestamps

00:00:18  -  Begrüßung und Vorstellung Frau Ianushevych und Herr Dykunskyy

00:04:31  -  Wie geht es vor Ort mit dem Krieg in der Ukraine? Wie sieht die Wirtschaft aus?

00:08:44  -  Welche Branchen sind in der Ukraine erfolgreich?

00:11:06  -  Wie ist das Leben in der Ukraine

00:16:28  -  Wie ist die Infrastruktur, Strom, Internet, ÖV?

00:18:25  -  Unternehmensgründung in der Ukraine

00:21:55  -  Aufenthaltsgenehmigung in der Ukraine

00:25:31  -  Für welche Unternehmer ist die Ukraine interessant?

00:28:18  -  Steuersystem in der Ukraine

00:37:01  -  Gesundheits- und Schulsystem in der Ukraine

00:39:03  -  Positiver Ausblick in die Zukunft nach Kriegsende

00:40:21  -  Kategorie: Kurze Frage, kurze Antwort

00:42:12  -  Kontaktdaten, Verabschiedung

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP 36: Ukraine: Mutige Unternehmer sind bald gefragt

Ein Gespräch mit Igor Dykunskyy und Olga Ianushevych

Perspektive Ausland – Der Podcast für Unternehmer und Freiberufler die es ins Ausland zieht, egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmen-Gründung oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:00:18 - Begrüßung und Vorstellung Frau Ianushevych und Herr Dykunskyy

Daniel: Also die Ukraine, wenn man das Land hört, also viele Leute haben sich jetzt vielleicht das erste Mal richtig mit dem Land beschäftigt, oder sind ja noch dabei. Generell, wenn wir jetzt über die Ukraine so die Fakten, die man so kennt: Man weiß, hat ungefähr die Hälfte der Einwohner von Deutschland, so grob gesehen 44 Mio ungefähr, es gibt die Schwarz Meer Küste, das das wissen viele. Es gibt so ein paar besondere Sehenswürdigkeiten, von denen viele schon mal gehört haben, die Sophien Kathedrale zum Beispiel, oder auch diese wunderschöne Einkaufsstraße, deren Namen man so schwer aussprechen kann, Khreschatyk oder so ähnlich. Also man hat gehört, dass ist die Kornkammer von Europas, Vielen war das nicht so klar, jetzt ist das plötzlich klar geworden, aber in Zukunft wird es eben auch in Nachschlagewerken stehen und in den Köpfen sein, das war / ist der jüngste Krieg in Europa und das kommt eben mit dazu zu dem, was wir gehört haben. So wir haben heute, wir freuen uns sehr, dass wir in einem Podcast die Frau Ianushevych haben und den Herr Dykunskyy. Vielleicht beginnen wir einfach so, dass sie sich beide kurz vorstellen und dann steigen wir in das Thema zusammen ein.

Olga: Hallo zusammen, sehr geehrter Herr Taborek, sehr geehrte Zuschauer und Zuhörer. Ich heiße Olga Ianushevych und ich bin eine Juristin, bei DLF Rechtsanwälte der Ukraine. Ich arbeite dort schon ein bisschen mehr als ein einhalb Jahren. Und bin mit den Fragen von Körperschaftsrechte, Gesellschaftsrechte durch Arbeitsrecht beschäftigt ja und unser Unternehmen hat vorwiegend mit, also die Kunden aus deutschsprachigen Ländern, aber auch von den anderen Ländern Europas und auch aus der USA und China, also von der ganzen Welt eigentlich. Ja, und wir sind froh, dass wir jetzt ja hier öffnen, also und so für die Zuschauer vertreten könnten.

Daniel: Sehr schön, eine Frage interessiert uns trotzdem noch, wo haben Sie denn so wunderbar Deutsch gelernt?

Olga: Ach, ich lerne Deutsch seit erster Klasse und ich habe noch 2 Jahre in Deutschland studiert. In Frankfurt an der Oder, an der Universität Viadrina und danke für das Kompliment.

Daniel: Schön, dann vielen Dank für die Vorstellung, jetzt gehen wir zum Herrn Dikunysky.

Igor: Hallo zusammen! Mein Name ist Igor Dykunskyy. Ich bin Managing Partner der der Anwaltskanzlei DLF Rechtsanwälte. Meine Kollegin, Olga hat schon heute uns kurz vorgestellt. Kann man zusammenfassen, dass wir deutschsprachige und englischsprachige Mandaten in der Ukraine vertreten. Also wir haben fast gar keine ukrainische Mandanten in dem Sinne aus der europäischen Tochtergesellschaften. Das heißt, wir verstehen die Mentalität der deutschen Unternehmen, die in der Ukraine vertreten sind. Wir verstehen, was hier auf sie zukommt und wie wir ihre Herausforderungen hier die Ukraine lösen können ja, auf dem rechtlichen Regeln. Wir haben auch sogenannte German Desk, Olga und ich gehören auch dazu und auch andere Anwälte. Also wir unterstützen gerne alle Geschäftsleute Investoren, die bereit sind, sehr niederzulassen beziehungsweise schon Geschäfte erfolgreich machen.

Daniel: Ja, vielen Dank, aber von ihnen wollen wir auch gerne wissen warum können sie so gut Deutsch?

Igor: Schwierig zu sagen, also auch von der ersten Klasse gelernt. In Stuttgart, Wien, Göttingen, Augsburg studiert überall, aber seit 15 Jahren also berate ich vorwiegend deutschsprachige Unternehmen, das heißt also jeden Tag redest du.

00:04:31 - Wie geht es vor Ort mit dem Krieg in der Ukraine? Wie sieht die Wirtschaft aus?

Daniel: Klasse, dann würde uns niemand verzeihen, wenn wir jetzt in einem Podcast zu tun, als gäbe es gerade keinen Krieg, oder? Deswegen ein, zwei, dire paar Fragen müssen wir einfach mal ganz kurz mit erwähnen, also vielleicht die wichtigste Frage wie geht es ihnen selber gerade? Sind sie gerade sind sie an einem sicheren Ort und fühlen sich einigermaßen sicher und gut gerade?

Igor: Alle unsere Kollegen also sie sind in Sicherheit. Ja, also wir sind eigentlich schon zerstreut, natürlich nicht im Büro im Kiew. Einige Kollegen sind in Kiew und der Verteidigung zum Beispiel, ja, wir machen auch ziemlich viel im Bereich humanitäre Hilfe für die Ukraine. Versuchen jetzt auch die Anfragen unserer Mandaten zu bearbeiten. Obwohl in den ersten 2 Wochen das war wirklich so ganz, ganz ruhig auf, gar keine Anfragen, die hatten auch keine Zeit dafür. Ja, einige Kollegen sind umgezogen in die West Ukraine, Olga sitzt jetzt in Deutschland auch, also mit ihren drei Kindern, ja, und deswegen ist eine Herausforderung für das ganze Land, aber unser Team hat das hier ziemlich gut gemeistert, ja, was die Familie angeht.

Daniel: Ja, das freut uns natürlich zu hören jetzt, die gibt es ja eine ganze Menge, sie haben ja selber gesagt, Sie beraten Deutsche für eigentlich fast ausschließlich deutsche Mandanten, in der Ukraine. Wie gehts denn da diesen deutschsprachigen Mandanten zur Zeit? Also wie wie? Wie hart betrifft die das jetzt? Also kann man sich das so vorstellen, dass alle jetzt im Betrieb geschlossen haben und niemand mehr da ist oder und nichts mehr läuft oder was passiert da eigentlich jetzt momentan gerade in der Wirtschaft?

Igor: Nee, also ich, ich glaube es ist unterschiedlich, also was wir jetzt in der Westukraine hinbekommen, also auch die es gibt sehr viele Automobilzulieferer hier in der Ukraine, ja auch unser Unternehmen und in der Ukraine, also in der Westukraine also diese diese Werke laufen auch in Kolomyia, glaube nur die ersten 2 Wochen hat man nicht gearbeitet oder ist einer der Automobilzulieferer deutschen Automobilzulieferer vertreten. Aber jetzt die arbeiten, die Leute ganz normal auch also das Werk in Luzk, das ist nicht weit von der Weißrussischen Grenze, hat die Arbeit aufgenommen und das heißt so, wir kämpfen eigentlich auf unterschiedlichen Fronten auch wirtschaftlichen, ja im Westen auch. Auch die Steuerzahlen als Land, als die Wirtschaft, als Business. Und wir müssen auch unser Staat also dadurch unterstützen, aber das ist unterschiedlich. Also es gibt so ganz gravierende Fälle in der Ostukraine, Industrielles zum Beispiel der Hersteller von den bekannten Oreo Süßigkeiten und das ganze Werk zerstört. Es gibt auch andere leider schlimme Fälle, aber in der West Ukraine fühlen wir uns hier sicher ja und was ich hier mitbekomme so. Natürlich also es gibt auch viele IT Unternehmen hier in der in der Ukraine, ja, die sind auch also ich würde sagen also fast ja so einen großen Dingen unbetroffen ja, weil die haben das anders natürlich. Also das ganze Geschäft läuft anders wie die Produktion, aber das ist so von der Region heraus unterschiedliche.

Daniel: Jetzt hatten sie in Bezug auf ihre Mandantschaft ja schon angesprochen Automobilindustrie, jetzt gerade auch noch über IT Unternehmen gesprochen. Die Mandanten, oder die Unternehmen aus dem deutschsprachigen Bereich, die vorzugsweise jetzt in die Ukraine gekommen sind und da sind, gibt es da außer der Automobilindustrie noch andere so typische Industriezweige, die sich in der Ukraine da so sesshaft gemacht haben und erfolgreich tätig sind? Was ist denn das, was sind das so für Branchen? Übrigens, wenn du keinen unserer interessanten Podcast mehr verpassen willst, dann klicke jetzt gleich auf Abo und besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com, da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.

00:08:44 - Welche Branchen sind in der Ukraine erfolgreich?

Igor: Haben wir schon erwähnt, ja, die Landwirtschaft ist so bekannt und den Anbau von Weizen, ja, also sonst auch so, um die Verarbeitung ja Viehzucht oder Schweinezucht, Hühnerfleisch ja wir produzieren sehr viel von dem. Und da auch diese anderen Nischen sind in der Ukraine so ganz, ganz verbreitet ja. Wir sind auch im Bereich Lohnveredelung, also auch Zulieferer Textilindustrie in dem Fall, aber auch zum Beispiel Lebensmittel, also Verarbeitung von Lebensmitteln wie Fisch, ja in der Ukraine. Von Hamburg zum Beispiel wurde eingeführt und hier verarbeitet und dann weiter ausgeführt. Es gibt so ziemlich viele Branchen und das so sogenannte neue Gesetz, also noch verabschiedet letztes Jahr über die Unterstützung von Gross-Investoren ab 20 Mio €, mindestens 80 Arbeitsplätze und natürlich also auch überdurchschnittliches Gehalt. Alle diese Themen also wurden noch letztes Jahr ganz gut entwickelt. Ja, und wir waren auf dem sind immer noch auf dem guten Wege. Auch das Gesetz über die Industrie Parks, ja und auch andere Themen, also die werden ja so meiner Meinung nach, nach dem Sieg der Ukraine in diesem Krieg also wird die Wirtschaft liberalisiert. Und da es wird denn hoffentlich mehr ausländische Unternehmen in die Ukraine kommen.

Daniel: Ja, das ist durchaus ein ganz wichtiges Thema, denke ich, da wird es hoffentlich dann auch einige Wiederaufbauprogramme geben und bestimmt auch ein Thema dann für einen zweiten Podcast dann. Jetzt das Leben in der Ukraine. Wie stellt man sich das jetzt mal abgesehen von dieser schrecklichen Situation, jetzt gerade, aber normalerweise, wie würden sie jetzt das Leben in der Ukraine im Vergleich zu anderen europäischen Ländern beschreiben? Also, wenn sich jemand entscheidet, dahin zu ziehen, wohnt in der Ukraine, was erwartet ihn und was wird ihm vielleicht fehlen?

00:11:06 - Wie ist das Leben in der Ukraine?

Igor: Ich glaube das am besten redet man in diesem Fall mit den Expats in der Ukraine. Aber wir haben viele Mandaten, auch Freunde in der Ukraine, die Ausländer sind. Wir haben schon seit 2008, seit dieser Bischofswiese gemerkt, dass die Expats oder Ausländer die Ukraine nicht verlassen wollen, also das war also wirklich interessant. Kiew, Lwiw, Odessa, Tscherniwzi oder auch meine Heimatstadt Iwano-Frankiwsk und diese Städte verändern sich, also ich spreche nicht von kleinen Dörfern oder kleinen Bezirksstädten, ja, aber hier boomt das Leben ja und zudem natürlich gibt es die sogenannte Auslandszuschüsse ja und auch im Jahr 2018 viele wollten damals die Uhren nicht verlassen, wurde aber gezwungen, weil ihre Stellen abgeschafft wurden. Aber auch nach dem Kriegsausbruch im Jahr 2014/2015 war das ziemlich, also das waren keine gute Zeit für die ukrainische Wirtschaft, also wir haben wirklich so glaube, 20 Prozent unseres Bruttoinlandsprodukts verloren. Sehr große Inflation gab es damals, aber in den letzten Jahren schon wieder gab es diese Wiederaufbau, der Wachstum ja, und wir haben immer mehr ausländische Geschäftsleute hier bekommen, auch Privatpersonen, also digitale Nomaden, die haben verstanden, dass in Kiew zum Beispiel man kann man ganz gut leben kann, man kann gutes Geld verdienen, wenn man für ausländische Unternehmen arbeitet, aber zudem bekommt man noch so ein besseres, interessantes Leben. Ja, wir haben auch Mandant aus Frankfurt oder aus München. Die haben gesagt also, wir fühlen sich, die haben sich in Kiew sicherer gefühlt, als zum Beispiel in Frankfurt, ja im Stadtzentrum ja und also das war auch interessant für mich, weil eigentlich also je deutschen Städte sind sicherlich sicher, aber dieses dieser Vergleich also war ein auch eine Entdeckung für mich. Und immer mehr IT-Unternehmen also sind in der Ukraine gekommen. Auch Privatleute, zum Beispiel Lwiew ist ganz interessant oder von dieser Kultur her und auch viele Restaurants, das ganze Leben ist anders. Ja, also meiner Meinung nach, wenn wir zum Beispiel in Deutschland oder Österreich so schöne Länder vergleichen aber die er zu ruhig sind, ja aus meiner Sicht.

Olga: Wie Igor schon gesagt hat, wir haben einen stark entwickeltes Bereich vom IT Industrie und meiner Meinung nach hat diese Entwicklung in dieser Branche das ganze Leben in der Ukraine beeinflusst, also ganz stark beeinflusst und jetzt hier in Deutschland kann ich das bemerken. Zum Beispiel sind bei uns in der Ukraine sehr viele Lösungen per online Dienstleistungen gefunden, Verwaltungsdienstleistung zum Beispiel. Wir haben ein großes Plattform, das Dia heißt und durch diese Plattform kann man die ganze Liste von verschiedenen Verwaltungs Dienstleistungen bekommen, sowohl diese Leistungen sind für die natürliche, als auch für juristische Personen zugänglich und man kann dort zum Beispiel soziale Hilfe beim Geburt des Kindes bekommen und sogar sich als Einzel-Unternehmer registrieren lassen und sogar eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung mit Mustersatzung auch registrieren. Und eigentlich geht es viel viel schneller, als vermute ich in Deutschland. Zum Beispiel habe ich auch bei den Banken bemerkt. Bei uns dauert die Bankkonto Eröffnung circa 2 bis 5 Minuten maximal und wir können schon eine Karte bekommen mit Pins und das alles, was dazugehört und in Deutschland habe ich zirka eine halbe Stunde das Bankkonto eröffnet, danach wurde mir per Post zuerst die Pins verschickt und danach noch die Karte selbst. Also das war für mich so eine überraschung, weil ich nach der Ukraine das nicht erwartet habe das in so einem entwickelten Land, irgendwie solche Dinge so lange dauern ja und eigentlich ich verstehe jetzt, warum das vielleicht wirklich unser IT Entwickler sie sind wirklich stark und sie arbeiten nicht mehr nur bei den ausländischen Unternehmen und Tochtergesellschaft dann, sondern auch bei beim Staat, also Gott sei Dank. Also ich, ich denke das in diesem Sinne die Ausländer sich in der Ukraine auch wohl fühlen.

00:16:28 - Wie ist die Infrastruktur, Strom, Internet, ÖV?

Daniel: Danke, das war eine gute Zusammenfassung. Wir kommen dann nochmal zu sprechen, auf das auf den Prozess der Unternehmensgründung. Generell, also die Infrastruktur, wenn man sagt, also ich, ich würde jetzt in die Ukraine gehen. Ich möchte da leben, ich möchte da mein Unternehmen gründen, investieren, also Infrastruktur, die ich vorfinde, ist gut. Wie siehts aus, also generell, wenn wir nochmal sagen: Internet, Strom, Öffentliche Verkehrsmittel? Das ist immer das, was so angesprochen wird. Wie würden Sie das sehen, Herr Dykunskyy?

Igor: Internet funktioniert bei uns ganz, so unter diesen Bedingungen. Überall ja, alles funktioniert also. Sie haben öffentlichen Verkehr erwähnt, also ich würde vorschlagen, in dem Fall also haben wir im Kiew auch die U-Bahn, aber zum Beispiel so viele Ausländer, die profitieren davon, dass die Taxikosten bei uns wirklich niedrig sind. Ist nicht so, das ist auch ganz, ganz praktisch. Ja, es gibt da so Züge zwischen ukrainischen Städten, Nachtzüge meistens, weil die Entfernungen auch größer sind, natürlich auch Flugverbindungen, ja also nicht so gut wie zum Beispiel in Deutschland. Ja, dass man also von kleinen Städten, also also von Köln, zum Beispiel nach München oder mindestens 3 / 4 mal fliegen kann, aber trotzdem, dass diese Möglichkeiten bestanden früher. Aber meistens wir werden die Zugfahrten bevorzugt und dann natürlich so innerhalb der Stadt Taxi-Fahrten. Aber ja, aber eigentlich also kommt drauf an, wo die Ausländer sich niederlassen wollen, weil natürlich so als IT Entwickler oder Software Developer, kann man überall arbeiten, wenn es um eine Produktion geht oder zum Beispiel um Viehzucht, so im kleinen Ausmaß auf ja, dann muss man natürlich auch die anderen Faktoren berücksichtigen.

00:18:25 - Unternehmensgründung in der Ukraine

Daniel: Vielleicht steigen wir jetzt mal direkt in das Thema Unternehmensgründung ein. Die Frau Ianushevych hatte ja schon erwähnen, dass Thema Unternehmensgründung, sehr modern organisiert alles wahrscheinlich online dann über diese Plattform machbar. Gibt es generell noch was zu sagen also bei der Beantragung, oder bei der Gründung eines Unternehmens, Eintragungen in Register und so weiter und sofort was gibt es für typische Gesellschaftsformen und mit welcher Zeit und mit welchen Kosten ungefähr man sich rechnen, bis mein Unternehmen operativ tätig sein kann?

Igor: In jedem Fall muss man auf Fakten setzen, dass Ausländer nicht unbedingt in die Ukraine kommen sollen, für die Firmengründung. Natürlich lässt sich alles auch mit einer Vollmacht erledigen. Die werden also appostiliert und zum Beispiel in Deutschland oder in Österreich in der Schweiz Vollmacht können wir alle Handlungen hier vor Ort vornehmen ja, wir beantragen dann eine Steuernummer in der Ukraine für die Privatperson, natürliche Person und dann erfolgt die Eintragung der Gesellschaft im ukrainischen Handelsregister. Das Ganze erfolgt ziemlich schnell, auch immer auf die Eröffnung eines Bankkontos ja würde vorschlagen, wenn wir auch einschätzen, wenn wir auch die Beantragung einer ukrainischen Steuernummer berücksichtigen, dann innerhalb von maximal 10 höchstens so 14 Werktagen kann alles erfolgen, dann ist die Gesellschaft handlungsfähig, Aber viel wichtiger ist in diesem Fall nicht die Frist, innerhalb welcher die Gesellschaft eingetragen wird, beziehungsweise handlungsfähig, sondern das sie auch operativ tätig wird. Ja, also zum Beispiel die Vertretung, die die Befugnisse des Geschäftsführers müssen klar definiert werden. Ja, die Gesellschaft dann also keine Probleme haben, wenn es um den Abschluss von bestimmten Verträgen geht, ja, wer oder das sogenannte Vieraugenprinzip Rat definiert wird, das ist viel wichtiger, wie unsere Erfahrung zeigt.

Daniel: Gibt es denn, also braucht man einen lokalen Geschäftsführer oder kann eine im Ausland wohnende Personen Geschäftsführer sein? Wie ist das in der Ukraine?

Igor: Ja, am Anfang braucht man einen ukrainischen Geschäftsführer. Obwohl letztes Jahr gab es auch Gesetzesänderungen. Das heißt auch Ausländer können jetzt bei der Firmen Gründung, können Sie zum Geschäftsführer bestellt werden. Ja, im Auftrag eines Arbeitsvertrags handeln, aber auch die Beantragung einer Arbeitserlaubnis beziehungsweise eine Aufenthaltsgenehmigung besonders in Corona Zeit und das war auch wichtig, dass man eine vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung hat, weil er noch im März beziehungsweise auch bis April 2020 gab es Einschränkungen in Bezug auf die Einreise in die Ukraine und nur die Ausländer, die über eine vorübergehende oder eine permanente auf einer Genehmigung verfügten ja durften das problemlos machen.

Daniel: Jetzt haben Sie gerade die Aufenthaltsgenehmigung angesprochen. Gibt es da verschiedene Aufenthaltsgenehmigungs-Arten, die man beantragen kann? Also wie schwierig ist das? Kann man abgelehnt werden oder was muss man was muss man für Anforderungen erfüllen, um die Aufenthaltserlaubnis in der Ukraine zu bekommen? Wie lange läuft die?

00:21:55 - Aufenthaltsgenehmigung in der Ukraine

Igor: Hier sprechen wir von 2 Aufenthaltsgenehmigungen, von 2 Arten, vorübergehender und von permanente Aufenthaltsgenehmigung. Permanente Aufenthaltsgenehmigung wird in dem Falle erteilt, wenn der Ausländer eine Investition von mindestens $100.000 geleistet hat, in in die ukrainische Wirtschaft, das heißt es wird eine ukrainische Gesellschaft gegründet, wird das Stammkapital in Höhe von mindestens $100000 eingezahlt und danach erfolgt die Beantragung einer sogenannten Immigrations-Genehmigung und erst dann erfolgt die Beantragung einer permanenten Aufenthaltsgenehmigung. Das ganze Verfahren kann bis zu einem Jahr dauern. Ja, aber dann hat der Ausländer eine permanente, das heißt unbegrenzte, uneingeschränkte Aufenthaltsgenehmigung. Ja natürlich, also man muss mindestens hunderttausend Dollar investieren natürlich. Dieses Geld kann man zum Beispiel auch für die für den Erwerb einer Immobilie verwenden. Ja, und auf diese Weise kann man auch in der Ukraine Geschäfte machen, beziehungsweise davon profitieren, dass die Preise noch vor dem Krieg immer so gestiegen sind, beziehungsweise besonders, wenn wir von den Neubauten sprechen. Die vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung wird beantragt, wenn man einen rechtlichen Grund dafür hat und meistens nach der Beantragung einer Arbeitserlaubnis, oder als Gesellschafter beziehungsweise Gründer einer ukrainischen Gesellschaft und mindestens hunderttausend Euro in Stamm Kapital eingezahlt hat, dann kann man auch die vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung beantragen.

Daniel: Und jetzt hatten wir ja schon am Anfang mal ganz kurz über das Thema digitale Nomaden auch gesprochen. Also es könnte jetzt einfach sein, dass jemand sagt, ich arbeite im Internet weltweit und ich möchte gerne auch mal diese Gegend kennenlernen, ich möchte gerne mal eine Zeit lang in der Ukraine wohnen, leben, von dort aus Arbeiten. Ist das möglich, dass dann jemand längere Zeit, als sozusagen ein Teil seines digitalen Nomaden Lebens in der Ukraine dann hat oder wie ist das? Was gibt es dafür Aufenthaltsmöglichkeiten? Normalerweise 3 Monate, wahrscheinlich ein normales Visum, oder wie läuft das? Was gibt es da für Aufenthaltsmöglichkeiten hier?

Igor: Die Einwohner von Deutschland, bzw. Österreich oder der Schweiz, die dürfen sich innerhalb von 90 Tagen aufhalten, innerhalb von 180 Tagen. Das heißt, man darf also diese Obergrenze nicht überschreiten, aber wenn sie sich hier in der Ukraine als Einzelunternehmer zum Beispiel eintragen lassen, eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen, dann können Sie hier auch das ganze Jahr bleiben und es wird auch nicht kontrolliert, wie viele Tage tatsächlich in der Ukraine verbracht wurden. Wir haben auch Mandanten, die das wie gesagt, so erfolgreich machen, sind zufrieden, genießen das Leben in Lwiw oder in Kiew, oder haben genossen ja, in Lwiw immer noch ja, weil jetzt gibt es hier keine großen Auswirkungen des Krieges und diese Möglichkeit besteht. Das heißt, aufgrund der erteilten Aufenthaltsgenehmigung können sich Ausländer hier in der Ukraine aufhalten und können auch weiter für ihre deutsche beziehungsweise österreichische Unternehmen tätig sein.

Daniel: Und diese Aufenthaltsgenehmigung dann, die ist für immer für ein Jahr befristet oder wie läuft das? Und dann muss sie wieder verlängert werden?

Igor: Ja, in diesem Fall ja, für ein Jahr, also wenn das hier wird problemlos verlängert.

00:25:31 - Für welche Unternehmer ist die Ukraine interessant?

Daniel: Ok. Was würden Sie denn jetzt zum Beispiel sagen, wo sehen Sie das größte Potenzial, wenn jetzt jemand sagt, ich möchte in die Ukraine kommen oder einfach auf der Suche ist, sich verschiedene Länder anschaut, was hätte denn die Ukraine interessantes zu bieten für Leute, die investieren wollen, die geschäftlich tätig sein wollen?

Igor: Ok. Also ich glaube, in diesem Fall würden wir, wir müssen auch trennen, so Privatpersonen zum Beispiel, die dann so 100.000 oder $300.000 Dollar haben und in die Ukraine kommen. Es gibt ziemlich gute Möglichkeiten beim Investment in ukrainische Immobilien, besteht immer noch diese Möglichkeit, obwohl im Moment die staatlichen Register nicht zugänglich sind. Bei Krieg Ausbruch hat man also die Register dann gesperrt. Ja, und man kann in diesem Falle so die Immobilien nicht erwerben, aber zumindest kann man in die Ukraine kommen, nach Lwiew oder nach W? oder Uschorod ja kann man sich umschauen und wickelt den Eindruck bekommen, wie das hier alles läuft. Ja und jetzt sieht man schon so viele Neubauten. Ja, es gibt also wirklich so diese Möglichkeiten zu investieren, nachdem der Krieg vorbei ist oder wir in dem Falle gewonnen haben und kann man schon den ersten Eindruck bekommen beziehungsweise sich eine Location ja aussuchen. Die zweite Möglichkeit es gibt also auch Ausländer, die in die Ukraine kommen und versuchen also hier ihre Geschäftsideen ja zu testen. Weil erstens solche Städte wie Iwano-Frankiwsk oder Tschernowitz sind nicht auf dem Radar, von anderen Geschäftsleuten. Und zum Beispiel so Zustellung von Lebensmitteln, ja oder auch Zustell-Dienste, diese Städte kann man hier ganz gut testen und dann oder ihn Geschäftsmodell übernehmen.

Daniel: Auch interessant. Dann interessiert unser Zuschauer Zuhörer, auch mich persönlich das Steuersystem mal zu verstehen von der Ukraine jetzt auch im Vergleich im Wettbewerb zu anderen europäischen Ländern. Also was für Steuern erwarten mich? Wir haben in der Regel die Einkommensteuerm die Körperschaftsteuer. Gibt es noch andere Steuern zum Beispiel die es in der Ukraine gibt?

00:28:18 - Steuersystem in der Ukraine

Olga: Was Körperschaftsteuer angeht, gibt es ja also einen Basissteuersatz 18%, aber bei verschiedenen unterschiedlichen Tätigkeitsarten gibt es auch kleinere Steuersätze. Ja sogar nur 3%, 5% und so viel und so weiter, wenn es um ein vereinfachtes Steuersatz geht, vereinfachtes Besteuerung, dann ist zum Beispiel in der Ukraine eine populäre dritte Gruppe von Einzelunternehmer oder die Agrars können auch diese Steuern nutzen. Hier sind also 2 Möglichkeiten, entweder 5% Einheitliche Steuer oder 3% der einheitlichen Steuer plus Umsatzsteuer 20%. Und während des Krieges sind eigentlich sehr wichtige Änderungen angefangen, anlässlich dieses Vereinfachten Steuersystmes, und zwar können die Unternehmer und Unternehmen, die bis 10 Milliarden Hrywnja Einkunft haben, können sie dieses auch diese vereinfachte Besteuerung beantragen und in diesem Fall können sie alle nur 2% der Steuer bezahlen, weil unter normalen Umständen ist dieser vereinfachte System nur für solche Unternehmer oder Unternehmen zugänglich, die bis 7000000 Hrywnja Einkommen also ein Fünftel haben, also das ist schon eine Liberalisierung der Wirtschaft für Unternehmen in diese Kriegs Zeit. Und das ist sehr wichtig, wie die Staat uns auch unterstützen kann und man muss aber diese Vereinfachtes System beantragen und sie wird also ne, also wer wollte das machen, der sollte zum Beispiel zum 1. April dieses System beantragen. Also dann trifft es zum nächsten Quartal, also Vierteljahr in Kraft. Dann, es gibt also noch wichtige Frage von Einkommensteuer, die auch Basissteuersatz 18% haben. Wir haben auch schon seit 2014 Militärgebühr, die 1,5% beträgt. Ja was noch so wichtig ist, zum Beispiel wie gesagt für diese IT Branche wurde bei uns ganz neues Rechts- und Steuerrechtliches Régime eingeführt.

Daniel: Hier stehen einem Unternehmen aber 2 verschiedene Varianten zur Auswahl, was die Besteuerung der Erträge betrifft.

Olga: Entweder sie ein normaler Körperschaftsteuer 18% zahlen oder werden sie 9% von verschiedenen, also bestimmten Geschäfts-Operationen bezahlen bei uns. Es gibt auch sehr viele Vorteilen die Residenten von DIIA City auch angeboten sind. Ja zum Beispiel ihre Dividenden sie, wenn sie 2 Jahre keine Dividenden ausschütten, werden dann diese Dividenden in nicht versteuert. Es gibt sehr viele Arbeitsnehmer, als DIIA City Arbeitnehmer profitieren. Zum Beispiel können Sie statt normaler Einkommensteuer in Höhe von 18% nur ein 5% Steuer bezahlen, also Einkommensteuer. Und in dem Sinne wurde auch durch die Einführung dieses Rechts-Regimes sozusagen graue Zonen legalisiert. Was die IT Branche angeht, hatten wir vor der Krieg einen wichtigen Entwurf für einen neue Gesetzgebung. Und zwar, geht es um die Residenz für digitale Nomaden - gedacht eigentlich vor allem für IT-Spezialisten aus der ganzen Welt die Resident in der Ukraine sein möchten. Ja, und das ist wirklich eine sehr Perspektive und attraktive Möglichkeit.

Daniel: Vielen Dank jetzt habe ich nochmal ein 2 Nachfragen also diese DIIA City wie kann man sich das vorstellen? Ist das eine Region, in der ich dann mich ansiedeln muss und wohnen muss und das Büro sein muss oder ist das nur ein virtuelles Konzept? Nein, das ist keine spezielle Region sozusagen. Mann kann dann sein Büro in Kiew haben und in Kiew wohnen oder wie läuft das dann?

Olga: Um Resident von Diia-City zu werden, muss man als Resident der Ukraine vorher schon registriert sein. Also das ist nur für die für die Residenten von der Ukraine zulässig? Dann muss man mindestens 9 Arbeitnehmer haben. Und die Mitarbeiter müssen einen Durchschnittslohn von 1200 € haben. Wenn man diese Anforderungen erfüllt, kann man den Status der speziellen Residenz beantragen. Man kann das ganze online beantragen durch diese Plattform. Man kann diesen Residentschaft beantragen und das läuft dauert circa 10 Minuten. Ja und genau vor dem Krieg startete, startet eigentlich diese Möglichkeit. Und die ersten haben diese Residenzen schon registriert. Und jetzt auch während des Krieges haben sie sogar auch einige Vorteile. Weil eigentlich vorläufig können sie ja nicht alle Anforderungen der Residenten erfüllen. Also aktuell müssen Sie keine Berichte und keine Steuer-Erklärungen abgeben? Sie können also einfach ruhig weiterarbeiten, egal wo Sie gerade auf der Welt sind und können die günstige Steuern in Anspruch nehmen, aber später dann die Anforderungen erfüllen, wenn das wieder möglich ist.

00:37:01 - Gesundheits- und Schulsystem in der Ukraine

Daniel: Also vielen Dank bisher hier her. Die Zeit neigt sich auch jetzt ganz langsam dem Ende zu. Wahrscheinlich gibt es noch eine ganze Menge, was man erzählen kann. Jetzt eine wichtige Frage, Familien mit Kindern, die Fragen immer nach dem Gesundheitssystem. Und noch die Frage: Gibt es ausländische Schulen?

Igor: Es gibt Deutsche Schulen. Auch mein Sohn besucht diese Schule und ich hoffe, auch vom September wird das wieder dort unterrichtet. Im Moment macht er das alles von online natürlich. Aber es gibt auch deutsche und englische Schulen das ist kein Problem. Deutsche Schulen gibt es, so weit ich weiss, nur in Kiew. Was das Gesundheitssystem angeht, ja also ukrainische Zahnärzte ja, die machen ihre Arbeit sehr gut, ja natürlich, wir sprechen meistens von privaten Kliniken. Natürlich ist es in der Regel viel billiger im Vergleich zu Deutschland oder zu Österreich. So wie das früher von anderen osteuropäischen Ländern angeboten wurde. Auch viele arabische Kunden kommen auch in die Ukraine und profitieren davon, dass sie hier sich operieren lasse oder sich behandeln lassen.

00:39:03 - Positiver Ausblick in die Zukunft nach Kriegsende

Daniel: Ja, und bevor wir jetzt gleich zum letzten Teil dieser Folge kommen, gibt uns Herr Dykunskky noch einen positiven Ausblick in die Zukunft.

Igor: Ja ich gehe davon aus viele haben schon über die Ukraine gehört beziehungsweise viele sind mindestens einmal hier gewesen. Viele waren auch hier, weil Sie auch Geschäfte machen möchten. Ja letztes Jahr gab es auch schon den ersten Direkt-Flug von arabischen Ländern in die Ukraine - da geht es auch um Geschäfte. Die Leute waren wirklich sehr beeindruckt, wie gut alles bei uns läuft. Ja und ich bin zuversichtlich, also nach dem Kriegsende wird das ganze Land sehr gut wieder aufgebaut gemeinsam mit westlicher Unterstützung. Aber das wird dann ein ganz anderes Land sein. Ich denke auch das die Ukraine in den Fokus der Welt gekommen ist wird sich möglicherweise sehr gut auswirken. Also hofft man natürlich, dass hoffentlich bald dieser Krieg zu Ende ist

00:40:21 - Kategorie: Kurze Frage, kurze Antwort

Daniel: Ja das hoffen wir alle. Ich würde jetzt zu meiner Lieblingskategorie kommen. Kurze Frage & kurze Antwort. Erste Frage: "Wenn man nur ganz kurz Zeit hat in der Ukraine, vielleicht nur einen Tag, was muss man unbedingt gesehen haben?"

Olga: Dass historisches Zentrum, dass dies zum Beispiel ist, sehr attraktiv. Da gibt es meine mein Lieblingskathedralen. Die St. Michael Kathedrale und die St. Sophia Kathedrale stehen einander gegenüber. Ja, und das ist eine ein symbolischer Platz zwischen diesen beiden Kirchen und der symbolisiert die Einigung der Ukraine.

Daniel: Klasse, dann frage ich den Herrn Dykunskky "Welches Gericht, wenn ich da in den Restaurants unterwegs bin, muss ich unbedingt einmal getestet haben?"

Igor: Ja, Borscht ist bekannt und super und ja, ganz bekannt ist soviel ich weiß.

Daniel: Genau so ist das ich liebe es auch sehr. "Welchen Fehler muss man unbedingt vermeiden, wenn man in der Ukraine ist?"

Igor: Momentan würde ich nicht vorschlagen, Russland zu unterstützen. Das ist ein wirklich schwieriges Thema für uns.

Daniel: Ja, das ist natürlich nachvollziehbar. "Was ist die schönste Jahreszeit?"

Igor: Für mich immer der Monat MAI.

Daniel: Ja, das habe ich mir schon fast gedacht. Ja, die letzte Frage: "Wie können Sie interessierte Mandanten am besten erreichen?"

00:42:12 - Kontaktdaten, Verabschiedung

Igor: Wir haben unsere Webseite, www.dlf.ua. Also wir versuchen hier und mit Broschüren die man downloaden kann, unsere Mandanten beziehungsweise potenzielle Mandanten über viele Themen zu informieren.

Daniel: Dann vielen herzlichen Dank für ihre Zeit. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht.

Igor: Vielen Dank für die Einladung.

Daniel: Wir wünschen Ihnen eine gute Zeit und dass es ihnen und ihrer Familie allen Freunden gut geht und natürlich bald wieder Ruhe ins Land und Frieden ins Land eingekehrt. Vielen Dank.

Olga: Danke schön und herzlich willkommen nach dem Krieg in der Ukraine.

Daniel: Unbedingt, ich freu mich schon.

Weiterlesen
Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben

Als Non Dom steuerfrei leben, wie ist das möglich? Hier erfahren Sie, wie das in Großbritannien, Irland, Malta und Zypern korrekt geht und wie Sie Steuerfallen vermeiden.

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Das Wort Non Dom tauchte in letzter Zeit immer wieder in den Schlagzeilen auf, vor allem im Zusammenhang mit Multimillionären und UK Abgeordneten. So geriet der britische Finanzminister Rishi Sunak stark unter Druck, da seine Frau als indische Milliardärstochter kaum Steuern gezahlt haben soll, indem Sie den Non Dom Status nutzte.

Insgesamt leben in Großbritannien rund 100.000 Non Dom Steuerzahler. Und auch in Irland, Malta und Zypern locken mit der Steuerfreiheit als Non Dom. Da stellt sich die Frage, ob man sich den Steuersonderstats rechtmäßig zunutze machen darf.

Darüber sprechen wir in unserem aktuellen Podcast mit dem Steuerexperten Sebastian Sauerborn. Es geht darum, für wen der Non Dom Status interessant ist, welche Steuervorteile er bietet und welches Land dafür am besten geeignet ist.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Was ist Non Dom?

Zunächst einmal: Woher kommt der Begriff “Non Dom” eigentlich? Der Non Dom Status ist im Prinzip ein Relikt aus der britischen Kolonialzeit. Eingeführt wurde der steuerliche Sonderstatus im 18. Jahrhundert vom britischen Premierminister und blieb seitdem rechtlich gültig.

Und was heißt jetzt Non Dom? Non Dom ist die Abkürzung für Non-Domicile

Das betrifft Personen, die ihren Wohnsitz in einem Land haben, der aber nicht ihr Lebensmittelpunkt (domicile) ist. Nach britischem Verständnis ist dieses “Domicile” der Geburtsort des Vaters. Das heißt, Non Doms sind Menschen, die ihren Wohnsitz in ein Land verlegen, in dem sie (oder ihr Vater) nicht geboren wurden.

Ein alternativer und auch häufig verwendeter Begriff ist die “Remittance Basis of Taxation”, auch Überweisungsklausel-Besteuerung genannt. Die Bezeichnung kommt daher, weil nur Auslandseinkünfte im Wohnsitzland versteuert werden müssen, die dorthin überwiesen (remitted) oder dort verbraucht wurden.

Welche Steuervorteile bietet der Non Dom Status?

Mit einem Wohnsitz in einem Non Dom Staat sind alle Auslands-Einkommensarten, die nicht Ergebnis der Arbeit in Ihrem Wohnsitzstaat sind und im Ausland verbleiben, von der persönlichen Besteuerung (Einkommensteuer, Kapitalertragsteuer usw.) befreit. Die Voraussetzung dafür ist auch, dass sich die Quelle des Einkommens nicht in Ihrem Wohnsitzstaat befindet.

Steuerbefreit sind also: Mieten, Provisionen, Kapitalerträge, Zinsen und Lizenzeinnahmen. Auch für Leistungen/ Arbeiten, die im Ausland erbracht wurden und keinen Bezug zum Wohnsitzland haben, müssen Sie keine Einkommensteuer bezahlen.

Zudem können Sie Bestandsvermögen, das heißt Vermögen, was bereits vor dem Umzug in den Wohnsitzstaat bestand, jederzeit steuerfrei überweisen. Hierbei müssen Sie allerdings beachten, dass auf dieses Konto keine weiteren Zuflüsse verbucht werden.

Das heißt, es müssen nur Auslandseinkünfte, die auf ein Konto im Wohnsitzland ausbezahlt oder dort verwendet werden, versteuert und in der Steuererklärung angegeben werden.

Hier erfahren Sie mehr über die Wegzugsteuer in Deutschland.

Für wen eignet sich der Non Dom Status?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass sich der Non Dom Status für Personen eignet, die privat und geschäftlich viel international unterwegs sind und Auslandseinkünften von über 250.000 € erzielen. Das wichtigste Kriterium ist, dass Sie in der Lage sind, im Ausland passive Einkünfte zu erzielen.

Das heißt für jemanden, der gern das ganze Jahr über am gleichen Ort ist, ist dieser Status eher ungeeignet oder sogar nachteilig.

In welchen Ländern gibt es den Non Dom Status?

Wie schon erwähnt ist der Non Dom Status ganz klar eine britische Erfindung. Daher findet man diesen Non-Dom Status auch in allen Ländern, die unter britischem Einfluss oder britischer Herrschaft standen. 

Das wären in Europa folgende: Irland, Malta und Zypern.

Der Non Dom Status ist zwar in den einzelnen Ländern leicht unterschiedlich geregelt, aber im Grundsatz sagt er immer das Gleiche aus. 

Schauen wir uns mal die kurz die Länder im Vergleich an.

Non Dom in Großbritannien - Ist das immer noch steuerlich attraktiv?

Der Sonderstatus Non Dom hat schon seit Jahrhunderten zahlreiche Wohlhabende aus den Kolonialgebieten, Russland, China und dem Nahen Osten auf die Insel gelockt. Die Steuerfreiheit und unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis in Großbritannien geriet in den letzten Jahren allerdings zunehmend in Kritik, sodass im Juli 2015 einige Änderungen beschlossen wurden. Seitdem haben sämtliche Personen, die in dem Vereinigten Königreich geboren wurde, keinen Anspruch mehr auf diesen Sonderstatus.

Eine weitere Änderung betrifft die Dauer des Sonderstatus. So ist der Non Dom Status unbeschränkt nur noch 7 Jahre lang möglich, ist also nur noch temporär. Danach muss man zur Aufrechterhaltung des Status sehr hohe Gebühren bezahlen. Ab 12 Jahren sind das 30.000 £ und ab 17 Jahren bis zu 90.000 £.

Außerdem ist der Umzug nach Großbritannien seit dem Brexit sehr kompliziert geworden, da jeder EU-Bürger seitdem ein Visum braucht und die Visa Optionen recht beschränkt sind. Als Unternehmer müssen Sie mindestens 2 Millionen investieren, um die Visa Karte bzw. ein entsprechendes Visum zu erhalten. Für Auswanderer, die verhältnismäßig geringe Einkünfte erzielen und die Einnahmen aus einem T-Shirt-Business oder Spotify Einnahmen versteuern müssen, lohnt sich dies dementsprechend als langfristige Option eher nicht.

Der Non Dom Status in den UK lohnt sich also vor allem für diejenigen, die nur für eine begrenzte Zeit nach einem steuergünstigen Wohnsitz suchen. 

Zusätzlich gibt es noch eine weitere interessante Möglichkeit in Großbritannien, den sogenannten “Overseas Workday Relief”.

Was ist der Overseas Workday Relief?

Der Overseas Workday Relief (OWD) ist besonders interessant für Berufstätige, die in Großbritannien leben und dort eine Festanstellung haben und ihr Einkommen teilweise oder komplett im Ausland erwirtschaften. In diesem Fall kann der Arbeitgeber das im Ausland erworbene Einkommen auf ein Auslandskonto überweisen, für das keine Steuern oder Sozialabgaben geleistet werden müssen. Dank Visa Kreditkarte und Co. sind die Gelder am Wohnort dann trotzdem problemlos verfügbar.

Der Grenzwert für das steuerfreie Einkommen liegt bei sagenhaften 80 Prozent. Das heißt, mindestens 20 % ihres Einkommens muss in Großbritannien versteuert werden.

Non Dom in Irland - Was spricht dafür und dagegen?

Irland ist als Non Dom Land besonders für Personen interessant, die laufend hohe Erträge erzielen, die keinen Bezug zu Irland haben. Durch Gründung einer strategisch gestalteten Auslandsgesellschaft können Sie Umsätze und Gewinne steuerfrei vereinnahmen.

Das kommt insbesondere für US-Unternehmer infrage. Wenn Sie zum Beispiel eine steuerfreie LLC in den USA haben und in Irland leben, können Sie deren Gewinne komplett steuerfrei vereinnahmen. Lernen Sie mehr über die Gründung einer LLC.

Welchen Vorteil bietet Irland gegenüber Großbritannien? In Irland gibt es keine zeitliche Begrenzung des Non Dom Status und auch keine Pauschalbesteuerung. Außerdem können Sie als irischer Non Dom auch britische Erträge unter der Remittance Basis als steuerfreie Erträge verbuchen.

Und natürlich besticht Irland mit seiner atemberaubenden Natur, günstigen Mieten und einer geringen Körperschaftsteuer von 12,5 %. Wenn Sie mehr über Irland erfahren wollen, lesen Sie unseren Beitrag über Irland.

Non Dom in Malta - Die Nr. 1 unter den Non Dom Ländern?

Aus steuerlicher Perspektive hat Malta unter allen Non Dom Ländern die Nase vorne. Gesetzlich orientiert sich die Non Dom Regelung Maltas an der von Großbritannien. Das heißt, das Auslandseinkommen ist dann steuerfrei, solange es nicht in Malta verwertet wird. 

Da kommen wir schon zu dem ersten Vorteil in Malta: Im Gegensatz zu den anderen Non Dom Ländern müssen sie in Malta in der Steuererklärung nicht ihr Welteinkommen deklarieren, sondern nur das Einkommen, mit dem sie ihren Lebensunterhalt in Malta bestreiten. 

Da diese Angaben jedoch schwer zu kontrollieren sind, wurde 2018  eine pauschale Mindeststeuer von 5.000 € eingeführt.

Diese ist aber nicht mehr relevant, wenn sie den Non Dom Status mit einer maltesischen Gesellschaft oder schottischen Holding kombinieren, da diese Mindeststeuer dann schon über die Einkommensteuer bezahlt wurde. Wieviel in Malta Steuern Selbstständige zahlen, kommt also unter anderem auf die Unternehmens-Strukturen an.

Abgesehen davon können Sie sogar ausländische Kapitalerträge steuerfrei nach Malta ausschütten, da diese nicht unter die “Remittance Basis” Taxation fallen.

Ein weiterer Pluspunkt von Malta ist, dass es keine zeitliche Begrenzung für den Non Dom Status gibt. Um diesen Sonderstatus in Malta zu erhalten, müssen sie sich mindestens 183 Tage im Jahr in Malta aufhalten.

In Malta gibt es keine gesetzlich verankerten Controlled Foreign Company-Rules (CFC-Rules), das heißt sie können in Malta problemlos Offshore-Holdings gründen.

Aber bevor Sie sich für einen Umzug nach Malta entscheiden, denken Sie daran, dass Malta mit einer Größe von Hamburg eine sehr kleine Insel ist. Die Beengtheit, das fehlende Grün und die sengende Sommerhitze kann ist nicht unbedingt für jeden etwas. Andererseits sprechen die vielen Sonnenstunden, die geringen Lebenshaltungskosten, das stabile Finanzsystem und die englische Sprache deutlich für die kleine Insel.

Non Dom in Zypern - Welche Vorteile bietet die Insel?

Zypern lockt mit seinem herrlichen Wetter, dem türkisblauen Meer und die Herzlichkeit seiner Einwohner nicht nur zahlreiche Touristen, sondern auch Auswanderer und Digitale Nomaden (Wenn am Leben als Digitaler Nomade interessiert sind, berichtet “Extrem Nomade” Christoph Heuermann mehr in unserem Podcast).

Außerdem ist Englisch neben Griechisch offizielle Amtssprache, sodass die knapp 900.000 Einwohner fast perfekt Englisch sprechen. 

Andererseits wird die Insel von vielen auch mit Misstrauen betrachtet und es kommt oft die Frage auf, ob nach Zypern auswandern Nachteile hat, aufgrund des türkisch-griechischen Konflikt und der staatlichen Finanzkrise 2013. Über Nacht wurden etliche Anleger von der bankrotten Regierung enteignet und verloren große Summen. Die Landesbank Berlin AG fasste in ihrem Jahresbericht 2013 beispielsweise zusammen, dass die Zypern-Krise ebenso zu Unsicherheiten geführt habe wie die anhaltenden Spekulationen über ein weiteres Rettungspaket für Griechenland. Doch mittlerweile steht Zypern finanziell wieder besser da und Behörden und Politiker versuchen ihr Image wieder zu verbessern. Daher wurde Mitte 2015 das Non Dom System eingeführt.

Den Non Dom Status auf Zypern kann man für 17 Jahre bekommen und man muss sich dafür nur mindestens 60 Tage im Jahr auf der Insel aufhalten.

Mit diesem Status profitieren Sie von einigen Steuervorteilen. Die Kapitalsteuer beträgt lediglich 12,5 % und auf Erträge aus Aktien und Zinsen zahlst Du keinerlei Steuern (Vergleich Deutschland: bis 27,9 % Steuern). Solange das Einkommen unter 19.500 Euro pro Jahr liegt, entfallen darauf auch keine Steuern

Ein weiterer Vorteil ist, dass Zypern keine Steuerdaten an andere Staaten übermittelt, sofern Sie ihren steuerlichen Wohnsitz hier haben. Damit ist für das Auswandern Zypern für viele eine interessante Option.

Wie vorgehen, um den Non Dom Status zu erwerben?

Die erste und wichtigste Frage, die man sich stellen sollte: Wo will ich eigentlich leben?

Das heißt: Was passt zu mir? Welches Klima brauche ich? Ist das Land gut erreichbar? Und wenn man Familie hat, sollte man das natürlich auch berücksichtigen. Zum Beispiel, wo gibt es gute internationale Schulen? Wenn ich Homeschooling machen will, wo ist das erlaubt?

Am Ende sollte nicht allein die steuerliche Planung der einzig bestimmende Faktor für die Wohnsitzverlagerung sein, sondern auch Ihre persönlichen Präferenzen.

Danach sollte der Umzug in einen der Non-Dom-Staat sorgfältig geplant werden. In manchen Fällen macht es Sinn schon vor dem Umzug einen größeren Betrag in das gewählte Land zu überweisen, damit sie es dann dort steuerfrei beziehen können und schon mal für einen bestimmten Zeitraum die Lebenshaltungskosten gedeckt sind beziehungsweise über ein längere Zeit ausreichend Geld auf der Visa Card verfügbar ist.

Außerdem muss man sich möglicherweise eine neue Bank und einen Vermögensverwalter suchen, die sich mit den Besonderheiten des Non Dom Status auskennen.

Falls Sie noch eine deutsche oder Schweizer Gesellschaft haben, müssen Sie sich überlegen, ob Sie diese verkaufen oder in eine Holding-Gesellschaft einbringen wollen und was dann die steuerlichen Konsequenzen sind.

Am besten ist es sich individuell beraten zu lassen und sich mal darüber zu informieren, ob der Non Dom Status überhaupt für mich geeignet ist.

Wo Sie als Non Dom noch gut leben können ist z.B. Costa Rica, Thailand, Dubai, Bulgarien oder Andorra.

Mehr Informationen zu vielen anderen Ländern erfahren Sie auf unserem Podcast Perspektive Ausland, unserem Artikel zu aktuellen Themen auf unserem Blog, und unseren Websites Wohnsitzausland, Auslandsunternehmen oder Stmatthew.

Lesen Sie übrigens auch: Lastenausgleichsgesetz - Sollte man die Gerüchte ernst nehmen? Wie kann man sich schützen?

Kontaktdaten und Links:

Sebastian Sauerborn

Homepage: www.wohnsitzausland.com

                     www.auslandsunternehmen.com

E-Mail:        hello@stmcorporate.group

Telefon:       +44 20 3151 0582

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Leben und arbeiten in Thailand: Das sollten Sie unbedingt wissen
Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Auswandern in die USA: Auf ins Land der unbegrenzten Freiheit!
Passives Einkommen mit Immobilien aufbauen - So geht’s
Die überdachende Besteuerung bei Umzug von Deutschland in die Schweiz
Steuerfahndung, Hausdurchsuchung: Das müssen Sie wissen
Das Leben in der Schweiz als Deutscher: Diese Dinge sollten Sie bei einem Umzug beachten
Auswandern nach Costa Rica und Belize: Welches Land ist besser für Auswanderer?
Einbürgerung: Der Weg zur Schweizer Staatsbürgerschaft
Der Ruhestand in der Schweiz: Ein Paradies für deutsche Rentner
Auswandern nach Italien: La Dolce Vita im Süden genießen
Auswandern nach Rumänien: Alles was du wissen musst
Welcher Staat weltweit funktioniert am besten?
Was steckt hinter den 16 Fragen, die das Finanzamt Auswanderern stellt?
Remote Arbeiten: Die 18 besten ortsunabhängigen Jobs
Was ist ein Perpetual Traveler?
Quellensteuer Schweiz: Was Deutsche in der Schweiz wissen müssen
Auswandern als Rentner
Wohnsitz: Anmeldung, Abmeldung, Ummeldung
4 Alternativen zu Dubai für Auswanderer
Visum Thailand Beantragen: Diese verschiedenen Visa gibt es
Costa Rica schafft die Territorialbesteuerung ab
Thailand besteuert Auslandseinkünfte ab 2024
Portugal schafft NHR-Status 2024 ab
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Luxusleben im Ausland mit 1000 Euro: So gelingt das sorgenfreie Leben
Australien: Das beliebteste Auswanderland für Millionäre
Steuern auf Bitcoin, Etherium und Co. in Schweiz: Eine prägnante Übersicht

Timestamps

00:00:18  -  Begrüßung, Einleitung, Was ist der Non Dom Status?

00:03:47  -  In welchen Ländern gibt es den Non Dom Status?

00:06:31  -  Warum die Kontentrennung (accounts segregation) so wichtig ist!

00:09:55  -  Kann ich mir Geld leihen, um eine Besteuerung zu vermeiden?

00:12:10  -  Wie kann ich als Unternehmer vom Non Dom Status profitieren?

00:18:42  -  Gibt es einen Mindestaufenthalt beim Non Dom Status?

00:22:46  -  Wie lange ist der Non Dom Status gültig?

00:24:57  -  Wird es den Non Dom Status in Zukunft noch geben?

00:29:20  -  Gibt es einen Informationsaustausch in Bezug auf OECD?

00:32:48  -  Wie bekommt man den Non Dom Status und ist es kompliziert diesen zu beantragen?

00:35:57  -  Kann ich als Non Dom Immobilien erwerben?

00:37:19  -  Non Dom Status in Großbritannien

00:45:48  -  Overseas Workday Relief: Kann ich auch im Homeoffice arbeiten, wenn es zum Beispiel wegen Corona Reisebeschränkungen gibt?

00:47:12  - Was spricht für oder gegen Irland als Non Dom Staat?

00:48:21  -  Malta als Non Dom Land

00:53:28  -  Was ist in Zypern anders in Bezug auf den Non Dom Status?

00:57:48  -  Welches Non Dom Land ist die beste Wahl für Krypto-Trading?

01:00:41  -  Steuern als Non Dom aufs Traden und Investieren

01:07:58  -  Wie unterscheiden die Finanzbehörden ausländische und inländische Einkünften?

01:13:30  -  Erfolgreich Non Dom werden, wie geht das?

01:17:26  -  Kontaktdaten, Verabschiedung

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland: Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben

Perspektive Ausland Perspektive Ausland der Podcast Für Unternehmer und Freiberufler dies ins Ausland zieht, egal ob Steuerplanung, Auslands, Firmen, Gründungen oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:00:23 - Begrüßung, Einleitung, Was ist der Non Dom Status?

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Heute sprechen wir über den Non Dom Status. Dieses Thema taucht ja immer häufiger in Schlagzeilen auf und deshalb wollen wir uns heute mal mit den wichtigsten Fragen beschäftigen, die zu diesem Thema aufkommt. Beginnen wir gleich mal mit der ersten Frage. Was ist denn der Non Dom Status? Und wo kommt der Begriff eigentlich?

Sebastian: Das ist eine sehr gute Frage. Genau also der Non Dom Status ist eigentlich eine Abkürzung für Non Domicite, also der alternative Begriff ist die sogenannte remmitance Basis of Taxation. Wir werden jetzt gleich beide Begriffe erklären. Grundsätzlich ist der Non Dom Status etwas, was für viele anachronistisch heutzutage wirkt. Es ist tatsächlich etwas, das aus Großbritannien kommt und sich bereits vor einigen hundert Jahren dort entwickelt hat, nämlich genau im 18. Jahrhundert, letztlich vom britischen König eingeführt wurde. Um nämlich hier ausländische Investoren nach Großbritannien zu locken und sie zu animieren, in Großbritannien zu investieren, dort zu leben, Geld auszugeben und einen hoch Staat aufzubauen und so weiter und sofort. Und der hatte ihnen damals zugesagt, dass sie, wenn sie dies tun, auf ihre Auslands-Einkünfte keine Steuern bezahlen müssten. Das war dann auch interessant für möglicherweise Personen, die in den Kolonien hohe Einkünfte haben. Also mal angenommen, jemand hatte jetzt eine Zucker Plantage irgendwo und kam nach Großbritannien, dann wurden diese einen künftigen Großbritannien steuerlich freigestellt. Es ist also schon, sagen wir mal etwas, das es seit vielen hundert Jahren gibt und in der Theorie wird das also so erklärt man unterscheidet also beim steuerlichen Status letztlich zwischen Residenz, also der Ansässigkeit wo wohne ich? Wo ist mein Lebensmittelpunkt, wo ist mein Ort des gewöhnlichen Aufenthaltes und wo ist mein Domicile, wo es also mein Steuer Domizil? Nach britischem Verständnis ist dieses Domicile der Geburtsort des Vaters. Ob das jetzt Sinn macht oder nicht, ich meine in der Bibel hört man ja, dass Josef aufgefordert wurde, vom Kaiser Augustus in den Geburtsort des Vaters zurückzukehren, um hier an der Volkszählung teilzunehmen. Es ist so eine ähnliche Sache, der Geburtstag des Vaters ist signifikant. Übrigens ja auch in der Schweiz, ganz interessant, in der Schweiz ist der Bürgerort ist auch der Geburtsort des Vater. Und ein ähnliches Modell liegt also hier vor, das heißt also jemand, der jetzt nicht Brite ist, hat natürlich in der Regel eine Domicil, nämlich einen Geburtsort des Vaters, der nicht in Großbritannien ist. Und für all diese Personen gilt, dass sie diesen Non-Dom Status nutzen können. Also mal ganz platt gesagt alle Ausländer übrigens auch Personen, die die britische Staatsbürgerschaft im Nachhinein erwerben. Allerdings niemand, der in Großbritannien geboren ist. Also als Beispiel: 2 meiner Kinder sind ja Großbritannien geboren. Obwohl die also einen deutschen Pass haben, könnten diese normalerweise den Non Domicile Status nutzen. Weil sie aber hier geboren sind, werden sie ihn nie nutzen können in Großbritannien. Das geht nicht.

00:03:47 - In welchen Ländern gibt es den Non Dom Status?

Daniel: Außer Großbritannien gibt es ja noch einige weitere Länder, in denen man auch den Non-Dom Status nutzen kann. Warum ist das überhaupt so? Und was haben eigentlich alle diese Länder gemeinsam?

Sebastian: Also es ist letztlich eine britische Erfindung. Und demnach findet man diesen Non-Dom Status auch in allen Ländern, die letztlich unter britischem Einfluss, unter britischer Herrschaft standen. Und da haben wir ja in Europa folgende: Irland, Malta und Zypern und demnach haben alle diese Länder auch einen sogenannten Non-Dom Status, der in allen Ländern leicht unterschiedlich geregelt ist, aber der im Grundsatz immer das Gleiche aussagt. Wer dort lebt, für den sind Auslandseinkünfte steuerfrei, oder anders gesagt, es müssen nur die Auslandseinkünfte in dem Wohnsitzland versteuert werden, die man dorthin entweder überweist oder dort aber verbraucht und daher auch eben der fachlich korrekte Begriff der sogenannten remittance Basis, das heißt also remittance ist ja die Ausschüttung, die Auszahlung. Das heißt, wenn eine Auszahlung erfolgt auf ein Konto am Wohnsitz Staat, in dem ich Non-Dom Steuerzahler bin, dann kommt es zu einer Remittance und auf diese Remittances muss ich dann in dem Land Steuern bezahlen. Wohlgemerkt trifft dies allerdings nur für Einkommen zu. Das heißt natürlich jetzt, wenn ich irgendwo ein Sparkonto habe, ganz platt gesagt n Sparkonto dann steuerfrei überweisen. Aber habe ich zum Beispiel Kapitalerträge, Dividenden oder sonstwas die ich steuerfreien Ausland empfangen habe, dann darf ich diese nicht in meinem Wohnsitzland überweisen. Beziehungsweise alles, was ich überweise, muss ich eben dann dort zu den ganz normalen Steuersätzen versteuern. Wenn ich mich selbst anhöre, klingt es abartig kompliziert.

Daniel: Also ich muss ehrlich sagen, beim Zuhören sind wir jetzt zu mindestens 10-20 Fragen aufgepoppt, also du hast es sehr gut erklärt, aber trotzdem, obwohl du das gut erklärt hast, komm natürlich eine Menge Fragen. Also ich fang mal mit einer Frage an. Übrigens wenn du keinen unserer interessanten Podcasts mehr verpassen willst, dann klicke jetzt gleich auf Abo und besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.

00:06:31 - Warum die Kontentrennung (accounts segregation) so wichtig ist

Daniel: Wir fangen mal mit einer Frage an. Also zum Beispiel du hast jetzt den speziellen Fall geschildert: Ich habe bevor ich also in ein Land ziehe, habe ich schon ein Sparkonto zum Beispiel. Was passiert denn, wenn ich auf diesem Sparkonto zum Beispiel jetzt Kapitalerträge habe? Das heißt ich habe, nehmen wir mal ein Beispiel, ich habe ein Konto mit 1000,00€ im Ausland, ein Sparkonto und jetzt bekomme ich da, hab ich da Kapital Erträge und jetzt überweise ich mir von diesem Konto 10000€. So was wird jetzt damit gemacht? Da könnte man theoretisch sagen 10000€, da sind ja theoretisch auch Kapital Erträge drin, also ist zum Teil Kapitalertrag, zum Teil wars vorher schon da. Wie wird denn sowas dann gehändelt? Muss ich zum Beispiel, wenn ich meinen Non-Dom Status beantragen muss ich mich dann nackig machen, also muss ich das sozusagen einmal alles ausfüllen und sagen was habe ich vorher, oder in dem Moment an Besitz gehabt, an Vermögen gehabt? Oder wie läuft das?

Sebastian: Ja, das ist eine sehr gute Frage. Also du hast völlig recht, die Situation die du jetzt beschrieben hast, die muss man auf jeden Fall vermeiden. Man muss also vor dem Umzug eine sogenannte Accounts segregation durchführen, also eine Kontentrennung. Man muss sich also vor dem Umzug überlegen, ok, ich habe hier Bestandsvermögen, also Vermögen, was bereits vor dem Umzug bestand und wir reden hier nur von Barvermögen ja, also ist das das trifft jetzt nicht zu auf Immobilien, die ich davor hatte oder auf Aktien die, die mir schon vorher gehören, sondern tatsächlich Barvermögen. Wenn ich von diesem Barvermögen mir in Zukunft dann Geld überweisen möchte in mein Wohnsitzland, dann muss ich akribisch darauf achten, dass auf dieses Konto keine weiteren Zuflüsse verbucht werden. Das heißt auf dieses Konto dürfen dann keine weiteren Kapitalerträge fließen, die müssen auf ein anderes Konto fließen. Das hat folgenden Grund, mal angenommen ich habe die von dir beschriebenen 100.000 auf dem Konto vor dem Umzug, das ist als sogenanntes Clean Kapitel. Dieses Geld kann ich jederzeit in mein Non-Dom Wohnsitzland überweisen und muss nicht befürchten, darauf Steuern zahlen zu müssen. Jetzt werden auf dieses Konto 10.000€ Kapitalerträge verbucht. Ich überweise mir jetzt im gleichen Jahr von diesem Konto 12000,00€ nach England, wo ich lebe. Dann könnte ja der gesunde Menschenverstand sagen, naja vor dem Umzug lagen auf diesem Konto 100.000, ich überweise mir 12000 also kommen diese 12000 ja von meinem Bestandsvermögen mit 200.000 also werden die von dort überwiesen. Das sehen die Steuerbehörden in diesen Staaten leider anders. Die sagen, die Definition ist, dass Einkünfte immer zuerst überwiesen werden. Das heißt, wenn ich mir also vom besagten Konto wo jetzt 110000 drauf sind, hunderttausend Platten um 10000 Kapitalerträge, 12000 überweise. Dann sagt die britische oder maltesische Steuerbehörde, gut du hast jetzt 10000 von Kapitalerträgen überwiesen. Die musst du ganz regulär in Großbritannien oder wo du halt lebst versteuern und die 2000 kommen dann von Bestandsvermögen, die sind dann natürlich nicht mehr zu versteuern.

00:09:55 - Kann ich mir Geld leihen, um eine Besteuerung zu vermeiden?

Daniel: Ok, jetzt versucht man ja immer schlauer zu sein als vielleicht die Finanzbehörde und sagte jetzt ok, wie ist es denn, wenn ich mir Geld leihe? Also ich hab da jetzt inzwischen 110000, also hunderttausend war Bestandsvermögen, Zehntausend Kapitalerträge. Und kann ich mir Geld leihen, zum Beispiel borgen, was ich vor habe wieder zurückzubezahlen?

Sebastian: Absolut, man kann sich selbstverständlich Geld leihen, wobei natürlich hier die sagen wir mal die Steuerbehörden relativ empfindlich mittlerweile reagieren. Also es war bis vor einigen Jahren zum Beispiel möglich zu sagen, dass man sich von einer nicht britischen Bank zum Beispiel eine Hypothek besorgt hat und für diese Hypothek eine Anzahlung machen konnte mit seinem ausländischen Einkünften und das ist mittlerweile zum Beispiel nicht mehr möglich. Also es ist natürlich möglich, du kannst dir von irgendjemandem, du kannst dir auch von einem Briten Geld leihen also ein Darlehen sind ja keine Einkünfte. Wenn du allerdings dazu übergehst, zum Beispiel der Person zunächst dann von deinem Auslandseinkünften irgendwas zu geben als Sicherheit oder als Anzahlung oder ich meine, du könntest ja sagen du hast jetzt einen reichen Onkel in Deutschland und du sagst jetzt, du kannst mal folgendes machen, ich schieb dir mal eben hier 100.000 Auslandseinkünfte rüber, kannst du mir die mal weiterleiten und wir deklarieren die dann hier als Darlehen. Also sowas ist alles nicht möglich. Es ist auch zum Beispiel nicht möglich zu sagen jetzt, ich hab das Auslandskonto, eine Kreditkarte und verwende die, das ist genauso wenig möglich.

Daniel: Beziehungsweise möglich ist es ja, es würde ja theoretisch nur zu einer Besteuerung führen.

Sebastian: Was ich meine mit möglich, es ist nicht möglich dies steuerschonend im Rahmen des Non-Dom Status zu machen. Selbstverständlich ist es technisch möglich und man kann dann einfach, schlicht und ergreifend, wie gesagt, man kann alles hier natürlich ausschütten, man kann alles hier verwenden, es hat halt immer dann steuerliche Konsequenzen. Das heißt, er muss dann in der Steuererklärung eben erklären, ich habe hier von meinem Auslandseinkommen soundsoviel ausgeschüttet, rebitet ja und da muss ich ganz normal Steuern darauf zahlen, also selbstverständlich kann man das machen, aber steuerschonend ist es eben nicht möglich.

00:12:10 - Wie kann ich als Unternehmer vom Non Dom Status profitieren?

Daniel: Das Grundprinzip also, dass alle Auslandseinkünfte dann steuerfrei sind, wenn sie nicht in das Wohnsitzland ausgeschüttet oder dort verbraucht werden, ist in allen Non-Dom Staaten gleich. Dennoch gibt es kleine, feine Unterschiede zwischen den Ländern, auf welche wir dann gleich noch eingehen. Zuerst wollen wir aber nochmal durch ein Beispiel das Prinzip genauer veranschaulichen. Kannst du uns vielleicht mal ein konkretes Beispiel nennen für einen Unternehmer? Ich bin jetzt ein Unternehmer und ich suche jetzt ne Möglichkeit von dem Non-Dom Status zu profitieren. Was sind die konkreten Schritte und wie ist die Herangehensweise und wie profitiere ich dann konkret von diesem Non-Dom Status, den ich dann erhalte?

Sebastian: Ja, das können wir gerne machen. Also folgendes, grundsätzlich als Unternehmer ist es natürlich mal wichtig zu verstehen, dass letztlich das Unternehmen sich in einem anderen Land befinden muss als der Wohnsitz Staat. Denn wir reden ja die ganze Zeit von ausländischen Einkünften. Wenn ich also in Großbritannien lebe und eine britische Limited betreibe und da ein Unternehmen führe, dann habe ich ja inländische Einkünfte, denn das Unternehmen ist in Großbritannien, Ich bin in Großbritannien, also das sind inländische Einkünfte. Das wird mir also überhaupt nichts bringen. Was ich also brauche, ist die Kombination zwischen Wohnsitz Staat und Unternehmen in 2 verschiedenen Ländern. Also klassisches Beispiel: Wir haben das ja auch bei uns schön beschrieben. Man lebt in London und hat in Malta eine Gesellschaft. Ja, also ich lebe in London, wir müssen jetzt gleich mal auf Brexit, dann natürlich auch eingehen, denn es ist ja nicht mehr so einfach nach Großbritannien zu ziehen. Aber um es zu vereinfachen, ich lebe in London, habe eine Gesellschaft in Malta. Diese Gesellschaft in Malta bezahlt bekanntlicherweise 5% Körperschaftsteuer effektiv und der Rest dieses Gewinnes, diese 95000€, die dann übrig bleiben, die erhalte ich dann komplett steuerfrei, das heißt, ich zahle insgesamt also auf einen Gewinn von 100.000, 5% Körperschaftsteuer in Malta, weder bezahle ich Kapitalertragsteuer, noch zahle ich Einkommensteuer. Ich muss dieses Einkommen nicht mal in Großbritannien auf der Steuererklärung melden, ich bekomme 95000€ ausbezahlt auf mein nicht-britisches Konto, kann ein Konto sein, in der Schweiz und Österreich, in Deutschland oder sonst irgendwo anders, darf einfach nicht Großbritannien sein und kann dann mit diesem Geld machen, was ich will, wenn ich es nach Großbritannien ausschütte, um meine Lebenshaltungskosten zu bezahlen oder ein Haus zu kaufen oder hier mit dem Porsche herum zu fahren, dann muss ich natürlich diese Einkünfte in Großbritannien versteuern. Anderenfalls sind sie komplett steuerfrei.

Daniel: Also hätte zum Beispiel für mich als Unternehmer dann ein Vorteil, wenn ich soviel wie möglich Geld oder meines Gewinns wieder reinvestieren will um mein Business voranzutreiben. Steht mir also in dem Sinn, dann bei dieser Konstellation mein gesamter Gewinn, meine gesamten Einnahmen zur Verfügung um weiter zu investieren oder zum Ausgeben muss ich nach Malta fahren und kannst dort sozusagen verkloppen und verbrauch mein Geld, auch das wäre eine Möglichkeit. Aber das haben wir verstanden, wenn mein Wohnsitz in Großbritannien wäre, kann ich es dort nur dann ausgeben, wenn ich es auch versteuere.

Sebastian: Moment also, ich meine Malta gibt es ja nicht viel zum ausgeben, also man muss sich natürlich fragen, für wen eignet sich dieser Status? Ob es sich jetzt für Personen eignet, die jetzt hier 365 Tage am gleichen Fleck kleben und keinerlei wirtschaftlich oder anderweitige Interesse im Ausland haben, das wage ich zu bezweifeln. Ja, also das ist für Personen gedacht, die international aufgestellt sind, die viel reisen, ein Ferienhaus in Spanien haben, Ferienhaus in Frankreich haben, sich dort viel aufhalten, auch dann dort konsumieren, die also sagen können in dem Land, wo ich wohne, in Großbritannien sei es zum Beispiel jetzt unserem Beispiel, gebe ich mich relativ wenig Geld aus, oder aber ich gebe Geld aus hier zum Beispiel aus meinem Bestandsvermögen, was schon vor dem Umzug bestand oder aber ich hab halt hier eine Limited, bei der ich angestellt bin, so eine Service Limited, wo ich der einzige Angestellte bin, die stellt dann meiner Firma in Malta jeden Monat Rechnungen von 5000 Pfund und davon lebe ich dann in England. Das versteuere ich dann ganz normal, da sind alle glücklich Steuerbehörden und und so weiter und das wars. Das was im Ausland läuft, muss ich hier nicht angeben. Also das ist der Personenkreis, an den sich das im Grunde richtet. Wenn jetzt jemand hier nie im Ausland ist, sozusagen in seinem Konsum auf seinen Wohnsitz Staat beschränkt ist, oder was auch immer, man kann ja auch sagen zum Beispiel ok, ich bin nicht interessiert am konsumieren, aber ich kauf halt mit dem Geld jetzt zum Beispiel Immobilien in Deutschland, könnte ich ja machen. Aber wer jetzt kein Interesse hat oder keine Möglichkeiten hat, die Mittel im Ausland dann auszugeben, für den ist dieser Status wahrscheinlich nicht das richtige. Und wir hatten solche Mandanten, also wir hatten Mandaten, die haben gesagt, naja ok, also ich weiß nicht was ich mit meinem Geld im Ausland machen soll. Das bringt mir ja nichts, wenn ich es nicht an meinem Wohnsitz Staat ausgeben kann, was soll ich denn mit dem ganzen Geld machen? Und es bringt mir nichts jetzt hier im Ausland mit Immobilien in ausländische Assats oder sonstwas zu investieren. Ich will das bei mir hier ausgeben und ich brauche das Geld zum Leben. Und dann bringt das ja alles nichts und so ist es dann auch. Ich mag mich erinnern, an einen Fall, an einen Mandanten, der hatte sein Unternehmen verkauft, der hatte auch einen ordentlichen Erlös erzielt. Aber jetzt dann nicht so so viel, dass jetzt die Kapitalerträge dort wirklich sagen wir mal im Überfluss gesprudelt hätten, also er war in der Lage, wenn er das Geld aus dem Verkauf angelegt hat, im Jahr 50000€ oder so zu generieren an Kapitalerträgen und dieses Geld hat er natürlich zum Leben gebraucht als Privatier. Und da habe ich dann natürlich ein Problem ja, denn wenn ich die gesamten Erträge, die ich erwirtschafte, zum Leben brauche und daher zum Beispiel an den Wohnsitzstaat Malta, Irland, Großbritannien ausschütten muss, dann bringt mir das Ganze natürlich nichts.

00:18:42 - Gibt es einen Mindestaufenthalt beim Non Dom Status?

Daniel: Jetzt sind wir beim Zuhören schon wieder neue Fragen gekommen, also du hast vorhin erwähnt jemand, der an seinem Wohnsitzstaat klebt und nicht so viel durch die Gegend reist sozusagen und hier ein Ferienhaus hat und dort, was weiß ich dann sein Business macht weltweit ist denn der Non Dom Status an eine Mindestaufenthaltsdauer in dem jeweiligen Land geknüpft?

Sebastian: Also grundsätzlich ist es natürlich so, die meisten Länder außerhalb von Deutschland und das sind insbesondere die Angelsächsisch geprägten Länder haben eine relativ einfache Methode die Tax residents, also die Ansässigkeit im steuerlichen Sinne zu definieren und meistens wird es über einen einfachen Präsenz-Test gemacht. Also wie viele Tage war ich in dem Land, wenn ich jetzt zum Beispiel in Irland im Haus habe und dann in Irland eine Steuererklärung einreichen, dann wird gefragt, wie viele Tage ich dort in dem Land, in Irland mich in dem entsprechenden Steuerjahr aufgehalten habe. Wenn ich dort angebe, dass sich dort weniger als 183 Tage war, dann ist es in Irland eigentlich egal, das hat dort keinerlei negative Konsequenzen. Das heißt dann einfach ok, du bist hier kein Tax resident und unter normalen Umständen, außer natürlich die die Abwesenheit war jetzt bedingt durch Geschäftsreisen, also ein Fernfahrer, zum Beispiel aus Irland, der jetzt 200 Tage oder 300 Tage im Jahr außerhalb von Irland sich aufhält, weil er Fernfahrer ist, ist er natürlich trotzdem dort Tax Resident, weil dort sein Haus sich befindet, sich seine Familie befindet und so weiter und sofort, ganz klar. Aber anderenfalls würde man sagen, na ja also man ist halt dort nicht Tax Resident dann. Aber den Iren wäre das im Grunde egal, die wollen halt im Grunde dann keine Steuern haben. Was ich damit sagen will, den einzelnen Ländern und den Non-Dom Staaten ist es eigentlich völlig egal, wie lange man sich dort aufhält oder nicht ja, das kratzt die relativ wenig. Die Frage ist halt einfach, wenn ich mich dort nicht aufhalten, wo halte ich mich dann auf? Also mal angenommen, ich möchte jetzt in Großbritannien London sein, halte mich da eigentlich nicht wirklich auf ok. Dann kann es sein, ich bin auf Reisen. Wie gesagt Reisen haben wir eben schon gesagt, da ist das Geschäft privater Natur, sind im Grunde letztlich egal. In Großbritannien ist dann meine einzige Wohnung, selbst wenn ich auf Reisen bin, bin ich dann dort resident. Aber wenn ich jetzt, wenn ich mich jetzt anderweitig irgendwo aufhalte, kann es dann sein, dass ich möglicherweise dort eine Steuerpflicht auslöse. Das heißt also, mal angenommen, ich ziehe aus Deutschland weg nach Großbritannien und halte mich in Großbritannien auf, heißt dies im Umkehrschluss die sich tatsächlich mich laufend dann in Deutschland aufhalte und dann wäre die Sache natürlich relativ witzlos, dann dann bin ich ja weiter in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig. Also was ich sagen will, ist, den Ländern, wo man Non-Dom ist, ist es relativ egal, wieviel Zeit man dort verbringt oder nicht aber es ist halt eine Frage, wo man sich sonst noch auffällt. Und man muss sehr vorsichtig sein, dass man eben nicht dort einen Lebensmittelpunkt oder eine unbeschränkte Steuerpflicht anderweitig auslöst, durch die man dort steuerpflichtig werden würde. Bekanntes Beispiel Boris Becker, der hat gesagt er wohnt in Monaco. In Wirklichkeit war er die ganze Zeit in München. Ja, also wie gesagt den Monegassen ist es völlig egal, wie lange er sich dort aufhält wirklich. Aber denen in München ist nicht egal, oder in Deutschland ist es wichtiger. Das ist eigentlich die Sache, auf die man achten muss und vor allen Dingen, was man halt jetzt nicht machen könnte ist ist zu sagen, jetzt interessiert sich das deutsche Finanzamt für mich und fragt mich, wo ich jetzt steueransässig bin, in einem bestimmten Jahr, wo ich angeblich in Großbritannien gewohnt habe, dann kann ich nicht davon ausgehen, dass mir die britische Steuerbehörde eine Ansässigkeitsbescheinigung ausstellt, außer ich kann zeigen, dass ich dort wirklich ansässig war. Das heißt also, man wird in den Ländern, um die es geht, nie ein Problem haben, aber möglicherweise in anderen Ländern, wo ich mich stattdessen aufgehalten habe.

00:22:46 - Wie lange ist der Non Dom Status gültig?

Daniel: Ist verständlich, nachvollziehbar, aber jetzt ergibt sich automatisch noch eine zweite Frage. Jetzt haben wir also gesagt ok, also eine Frist oder ne Mindestaufenthaltsdauer in dem Land, in dem ich den Status habe, ist jetzt weniger der kritische Punkt. Jetzt aber die zweite Frage für wie lange, also ist die zeitliche Begrenzung des Status selber gegeben? Das heißt, wenn ich den jetzt beantragen und bekomme, habe ich den auf Lebenszeit oder ist der begrenzt?

Sebastian: Hier sind wir tatsächlich wieder in den Bereich, wie die verschiedenen Länder diesen Status auslegen und verwalten? Also man muss sagen, dass in Großbritannien der Non-Dom Status natürlich kontrovers immer wieder diskutiert wird. Großbritannien ist ein großes Land, ist eine große Volkswirtschaft, und das ist jetzt kein Land, anders wie Irland oder Malta oder Zypern, die eben stark auf Steuer Optimierung auch angewiesen sind, damit überhaupt jemand hin zieht ja, sondern ist natürlich ein großes Land auch mit den üblichen politischen Parteien und üblichen politischen Querelen. Und der Non-Dom Status ist natürlich dort seit vielen Jahren in der Kritik, sollte schon mehrfach abgeschafft werden, wurde auf jeden Fall in den in den letzten Jahren und Jahrzehnten mehrfach eingeschränkt und daher muss man sagen, dass in Großbritannien die Regelung eigentlich am Striktesten ist. Dort ist der Non-Dom Status für maximal 17 Jahre zu verwenden. Danach ist man automatisch deemed domiciled, also dann hat man automatisch seinen domicile in Großbritannien. Nach 7 Jahren wird dann in Großbritannien auch schon eine Pauschalsteuer fällig. Die ist zunächst 30000 Pfund im Jahr und geht dann hoch auf 60000. Das heißt, wenn ich den Status dann weiter verwenden möchte, muss ich dann diese Pauschalsteuer bezahlen, damit ich dies weiter tun kann. So jetzt kann ich natürlich sagen ok wenn ich 1000000 verdiene an ausländischen Kapitalerträge sind 30000 auf 60000 auch nicht. Verdiene ich aber nur 200000, dann sieht es halt schon anders aus. In Malta und Irland gibt es keinerlei Beschränkungen, was die Dauer anbelangt. In Zypern ist der Non-Dom Status ebenfalls auf 17 Jahre beschränkt.

00:24:57 - Wird es den Non Dom Status in Zukunft noch geben?

Daniel: Jetzt ist es für uns noch interessant zu erfahren, wie Sebastian mit dem Hintergrund seiner Expertise die Zukunft des Non-Dom Status einschätzt. In der Europäischen Union ist dieses Prinzip ja nicht sehr beliebt. Wird es in Zukunft noch den Non-Dom Status geben?

Sebastian: Der Non-Dom Status ist jetzt natürlich ein Status, ein sogenannter exempt Status. Ja, das heißt, wenn wir uns Malta zum Beispiel anschauen, die niedrige Körperschaftsteuer. Nicht den Non-Dom Status, sondern die Körperschaftsteuern, dann sind ja hier in Malta die Einkommen eines Unternehmens nicht steuerfrei, sondern mit einer sehr niedrigen Steuer besteuert, aber sie werden besteuert. Damit bin ich also EU-rechtlich immer fein raus, denn möglicherweise kann dann kein anderes Land diese Einkünfte nochmal besteuern, weil sie eben schon in Europa besteuert sind. So das bezieht sich jetzt wohlgemerkt auf die Einkünfte einer Körperschaft. Ähnlich ist es natürlich auch bei natürlichen Personen ja, das heißt grundsätzlich Einkünfte zu haben, die nirgendwo besteuert werden, ist möglicherweise im Kontext der internationalen Steuer-Gesetzgebung nicht nur innerhalb der EU, sondern auch OECD, würde ich sagen, immer mehr verpönt. Es geht also eher dahin, dass man sagt, wenn überhaupt, werden Einkünfte mit einem geringen Steuersatz versteuert. Aber dann kann ich eben immer hochhalten, Ich habe diese Einkünfte versteuert, die sind nicht steuerfrei. Da kann dann auch kein anderer Staat, möglicherweise Besteuerungsrecht erheben. Wir haben das jetzt ja gesehen bei Portugal beim NHR Status, wohlgemerkt das ist kein Non-Dom Status, denn Portugal ist kein Non-Dom Land, aber die haben eine ähnlichen exampt Status. Früher waren diese Einkünfte steuerfrei, mittlerweile wird in Portugal auch eine Steuer erhoben von 10% auf die Einkünfte. Das klingt zwar zunächst mal negativ, aber auf der anderen Seite kann ich dann immer sagen, dieses Einkommen ist versteuert und mit einer vorteilhaften niedrigen Steuer. Aber ich kann dann gegenüber allen EU Behörden, genüber Deutschland sagen, hier meine Rente zum Beispiel aus Deutschland habe ich versteuert mit 10%, dann darf Deutschland diese Rente nicht mehr versteuern. Und das ist ein bisschen das Problem beim Non-Dom Status und wir haben deswegen auch gerade, was Deutschland anbelangt im Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland-Großbritannien, Deutschland-Zypern, Deutschland-Malta und Deutschland-Irland immer große Einschränkungen was den Non Dom Status anbelangt. Ja, also grundsätzlich bei deutschen Einkünften bringt mir der Non-Dom Status überhaupt nichts, denn ich muss dann, wenn diese Einkünfte nicht in meinem Wohnsitzland besteuert kann diese komplett und vollständig in Deutschland versteuern. Dieses Recht hat sich Deutschland im DBA zugesichert. Aber nicht nur Deutschland ist hier zu erwähnen, auch zum Beispiel die Schweiz. Ja, also wenn ich Gewinne aus einer Schweizer Gesellschaft bekomme, dann muss ich eine horrende Quellensteuer in der Schweiz bezahlen in Höhe von 35%. Wenn ich in London bin, bekomme ich diese nicht zurück. Das heißt auch bei Schweizer Gesellschaften, also wenn ich jetzt Kapitalträger aus der Schweiz bekomme in Form von Dividenden ist der Non-Dom Status komplett ungeeignet und sogar negativ. Also das sind so die Punkte. Also zum Beispiel, lebe ich jetzt in Portugal und habe einen exempt Status, dann zahl ich 10% Steuern in Portugal da drauf, muss aber die 35% in der Schweiz nicht bezahlen. Also sieht zunächst mal durch die 10% wie was schlechtes aus oder wenn ich in Portugal lebe und ich zahle 10% Steuern auf Dividenden einer deutschen AG, dann kann Deutschland die 25% Kapitalertragsteuer nicht einbehalten, weil ich schon 10% bezahlt habe, also insgesamt sehen die 10% im ersten Schritt negativ aus, aber wenn man sich genau anschaut, ist bei manchen Sachverhalten die 10%, die Portugal erhebt, dem Non-Dom Status überlegen. Jetzt was Deutschland anbelangt, gerade wenn ich jetzt als Einzelunternehmer hier eine GmbH besitze, dann kann ich natürlich sagen ok, ich gründe jetzt ne Holding in Malta oder Luxemburg, packe dort meine GmbH rein und kann dannn möglicherweise die Gewinnausschüttung da auch steuerfrei vereinnahmen. Es gibt ja klar es gibt ja schon Lösungen, aber ist natürlich kompliziert, ja, ist ganz klar.

00:29:20 - Gibt es einen Informationsaustausch in Bezug auf OECD?

Daniel: Also gut, dass du diese verschiedenen Länder grad erwähnt hast. Das ist vielleicht auch ein guter Punkt, um unsere Zuhörer und Zuschauer darauf hinzuweisen, dass in den einen einigen der nächsten folgen wir ganz konkret, ja über Malta auch über Portugal sprechen werden und dort halt dann auch nochmal konkret solche Informationen nachzuhören oder nachzusehen sind. Jetzt gibt es vielleicht noch was Spezielles zu beachten. Wenn ich jetzt London bin in Bezug auf OECD also der Informationsaustausch, gibt es da irgendwelche Dinge, die ich wissen muss, die wichtig sind zu beachten?

Sebastian: Ja, also im Hinblick auf den internationalen Informationsaustausch ist natürlich der Non-Dom Status ideal. Denn mal angenommen, wenn ich jetzt ein Konto eröffne für eine Offshore Gesellschaft oder ein Konto eröffne oder Depot eröffne im Ausland, wo es ja mittlerweile überall Informationsaustausch gibt und ich gebe dort meine britische oder irische oder maltesische Steuernummer an und meine Adresse, wo ich wohne, dann kann mir ja der Informationsaustausch komplett egal sein. Denn es ist ja in diesen Ländern legal, solche Konten zu führen und solche Einkünfte steuerfrei zu vereinnahmen. Ja, das heißt selbst wenn es da zum Informationsaustausch kommt, ich bin ja weder verpflichtet, meine Auslands Einkünfte der Regierung zu melden oder in der Steuererklärung aufzuführen. Ja, also, ich muss ja nur die melden, die ich mir in meinem Wohnsitzland ausschütte oder remitte. Alles was ich sonst noch im Ausland hab, muss ich ja dort nicht angeben. Also deswegen für solche, im Kontext des Informationsaustausches, ist der Non Dom Status ideal, weil ich hab da komplett nichts zu befürchten und muss da komplett auch überhaupt nichts beachten. Eine Sache möchte ich nochmal sagen, also ich hatte eben gerade eben schon gesagt die Auslandseinkünfte muss man nirgendwo erklären. Das heißt, wenn ich in Großbritannien lebe zum Beispiel, einen Non-Dom Status habe und dann Auslandseinkünfte habe und dort was weiß ich wie viel verdiene, die aber jetzt nicht überweise nach Großbritannien. Ich muss davon nichts in der Steuererklärung erwähnen. Ich muss in der Steuererklärung nur erwähnen, was ich nach Großbritannien überwiesen habe, nicht aber, was sonst noch im Ausland ist alles. So jetzt muss man aber natürlich wissen ist ja ganz klar, wenn ich jetzt dort, sagen wir mal, in einer wunderbaren Wohnung in Chelsea oder Maifair lebe, habe vielleicht 10000 von Mietkosten im Monat und ich reiche jährlich meine Steuererklärung als Non-Dom ein und geben dort an, dass ich weder Geld nach Großbritannien überwiesen habe, noch habe ich eine Beschäftigung in Großbritannien, die irgendwie nur annähernd zu viel bezahlt, dass ich mir diese Wohnung leisten könnte, dass dann diese ganze Sache relativ verdächtig aussieht. Und dann muss ich davon ausgehen, dass sich die britische oder irische oder maltesische Steuerbehörde an an mich wendet und dann wissen will und prüfen will anhand meiner konkreten Kontoauszüge und ähnlichen Unterlagen, wie sich das dann alles genau verhält, wie ich mir das leisten kann, was ich so an Ausgaben verhalten habe und so weiter und sofort. Das heißt also, man muss immer davon ausgehen, dass man geprüft wird. Muss deshalb akribisch genau Unterlagen einbehalten, Kontoauszüge führen, diese Kontentrennung betreiben, wie wir sie besprochen. Auch wenn ich meine, dass es nie jemand anschaut. Das kann also relativ schnell passieren, dass jemand kommt und sich dafür interessiert.

00:32:48 - Wie bekommt man den Non Dom Status und ist es kompliziert diesen zu beantragen?

Daniel: Grundsätzlich ist es interessant zu wissen, wie man überhaupt den Non-Dom Status bekommt. Ist es kompliziert, diesen zu beantragen und braucht man in diesem Prozess professionelle Hilfe?

Sebastian: Also wir helfen Mandanten natürlich in den verschiedenen Ländern, sich hier entsprechend bei den Steuerbehörden zu registrieren. Wie gesagt man muss in den einzelnen Steuererklärungen dann angeben hinterher, dass man Non-Dom ist. Man muss auch angeben, wieviel man dann in das Land übertragen hat. In manchen Ländern oder bzw. in Großbritannien gibt es eben eine maximal Zeit, in dem man den Status nutzen kann. Wir helfen natürlich Mandanten dabei, wir helfen mit, die Steuererklärung auszufüllen. Wir helfen bei der Registrierungen, um diesen Status dann nutzen zu können. Das sind alles Dinge, die wir übernehmen. Man kann das natürlich, man kann immer alles selbst machen ja, ist ja ganz klar, aber es ist gerade bei diesen Themen eben wichtig, gerade wenn es um hohe Beträge geht, dass man die fachmännisch dann korrekt ausarbeitet.

Daniel: Und ist es aber in der Tat so, also ich muss diesen Non-Dom Status nicht beantragen, wenn ich meinen Wohnsitz nehme, in dem Land oder wie ich es grad vielleicht so rausgehört habe, wenn ich meine erste Steuererklärung dann einreiche?

Sebastian: Also nicht nur, wenn man die erste Steuererklärung einreicht, es gibt gewisse Fristen, indem dann diese steuerliche Registrierung gemacht werden muss. Also in der Regel darf man damit nicht länger als 3 Monate nach Ende eines Steuerjahres warten. Das heißt also, man macht die Registrierung nicht, also muss sie nicht unbedingt machen, wenn man dorthin zieht ja das heißt, wenn jetzt jemand dorthin zieht, zum Beispiel nach Großbritannien, ist es nicht wichtig, dass sich dort sofort hier steuerlich entsprechend mit dem richtigen Status erfassen lässt. Ja, das kann er auch erst nach Ablauf des ersten Steuerjahres machen. Aber dann muss er das machen. Er hat dann also, Steuern in Großbritannien endet am 5. April. Er hat bis zum 5. September Zeit, sich entsprechend steuerlich zu registrieren. Und wie gesagt, wir machen das und helfen natürlich auch dann bei der Steuererklärung, wobei man nochmal, man muss sagen, es ist also ganz wichtig zu verstehen, alles, was im Ausland passiert, wird nicht in der Steuererklärung erfasst. Ja, also man muss nicht davon ausgehen, dass man jetzt hier komplett kompliziert wie zum Beispiel in den USA die Jahresabschlüsse aller Firmen mit beilegen muss, an denen man beteiligt ist, die Kontoauszüge und sagen muss das gehört jetzt mir. Also man sagt zur Auslandssituation überhaupt nichts. Man macht in der Steuererklärung 2 Angaben, wenn man da ist. Erstens wieviel Bestandsvermögen habe ich übertragen, was ja steuerfrei ist, wenn die richtigen Vorkehrungen getroffen wurden und zweitens welche Einkünfte habe ich in mein Wohnsitzland übertragen, die dann steuerpflichtig werden. Ja, das sind die einzigen beiden Angaben, die man letztlich als Non-Dom machen muss in der Steuererklärung, alles andere interessiert den Staat nicht. Wenn meine Erklärungen dann scheinbar nicht kohärent ist und keinen Sinn macht, dann wird es möglicherweise zu einer Prüfung kommen ja, aber ansonsten nicht.

00:35:57 - Kann ich als Non Dom Immobilien erwerben?

Daniel: Aber kann ich denn als Non-Dom im Land zum Beispiel selber Immobilien erwerben? Kann ich jetzt zum Beispiel mir einfach ein paar hunderttausend überweisen und davon Immobilie kaufen, dann hab ich ja keine Miete zu bezahlen zum Beispiel?

Sebastian: Absolut, kann man auch machen.

Daniel: Und da gibt es also keine Einschränkung und hat das irgendwelche steuerlichen Auswirkungen? Also ich stelle mir jetzt zum Beispiel vor, nehmen wir mal an, ich kaufe eine Immobilie für 1.000.000 und die ist jetzt nach 2 Jahren plötzlich 1 Komma, keine Ahnung 1,5 Millionen wert, weil die Immobilienpreise gestiegen sind, bezahle ich dafür Steuern?

Sebastian: Nein, ich bezahle keine Steuern. Also wie gesagt, ich kann natürlich Auslandseinkommen jederzeit überweisen und dann darauf dann Steuern bezahlen um die Immobilie zu erwerben, will ich die Immobilie natürlich von steuerfreien Geld überweisen, dann muss es sich dabei um Bestandsvermögen handeln, was bereits vor meinem Umzug bestanden hat. Früher hatte man gesagt, gerade was Großbritannien anbelangt, dass man im Grunde die Immobilie kaufen soll, bevor man umzieht. Da muss man mittlerweile sagen, es ist vielleicht nicht mehr der beste Rat, den mittlerweile ist die Grunderwerbsteuer für Ausländer in Großbritannien erhöht worden. Ja, das heißt, ich zahle jetzt als Ausländer einige Prozentpunkte mehr an Grunderwerbsteuer, wenn ich dort ein Haus kaufe. Damit ist es möglicherweise besser, das Haus erst zu kaufen, wenn ich dort wohne oder aber ich sag mal halt ok gut, ich meine die paar Prozent Grunderwerbsteuer ist eben auch egal ok. Ist auch klar.

00:37:19 - Non Dom Status in Großbritannien

Daniel: Gut, jetzt haben wir eine ganze Menge schon von dir gehört, Sebastian generell zum Non Dom Status, aber jetzt würde ich gerne nochmal dich ganz konkret zu den einzelnen Ländern fragen, weil wir hatten ja schon gesehen, es gibt so den einen oder anderen Unterschied zwischen den Ländern und mitunter kommt es ja genau auf die Feinheiten an, wenn sich jetzt jemand entscheiden möchte, vielleicht was ist für mich das passende Wohnsitzland. Vielleicht beginnen wir nochmal mit Großbritannien. Gibt es jetzt noch irgendwelche Unterschiede, Feinheiten, die man kennen muss, was den Non-Dom Status in Großbritannien betrifft?

Sebastian: Ja, also grundsätzlich muss man natürlich wissen, dass der Umzug nach Großbritannien seit Brexit extrem kompliziert geworden ist, ja, also, es ist leichter, nach in die USA, nach Kanada oder nach Australien umzuziehen, als nach Großbritannien aufgrund der Visa Vorschriften, die es gibt. Es gibt praktisch für Großbritannien nur sehr beschränkte Visa Optionen. Also für Unternehmer, die nach Großbritannien ziehen wollen, die müssen mindestens 2 Millionen hier investieren. Ok, wenn das mal vergleicht mit den USA, Investoren-Visum wird schon 30000 ausreichen, dann ist es natürlich hanebüchend. Wenn man jetzt hier einen Arbeitgeber hat, der einen sponsert oder so und dann entsprechend hier mit dem Home Office letztlich die Home Office, also das Innenministerium, eigentlich jetzt hier entsprechend als Sponsor registriert ist, dann sieht es natürlich anders aus. Ja, was die großen Arbeitgeber natürlich sind, aber grundsätzlich jetzt für den Unternehmer für den Freiberufler es ist extrem schwierig geworden nach Großbritannien umziehen. Daher würde ich fast sagen, dass für die meisten diese Sache unerschwinglich ist. Allerdings gibt es natürlich immer relativ viele Mandanten, die haben aus irgendwelchen Gründen, sich noch das Bleiberecht in Großbritannien besorgt oder die sind verheiratet mit einem Britten oder sonst irgendwas. Die können das nach wie vor relativ einfach machen mit dem Umzug und könnte dann auch den Status in Anspruch nehmen. Also hierzu möchte ich zunächst einmal wiederholen, der Non-Dom Status ist unbeschränkt 7 Jahre lang nutzbar, danach muss ich dann pauschal Steuer bezahlen von 30000 Pfund, die geht dann nach 12 Jahren auf 60000 Pfund hoch und nach 17 Jahren kann ich den Status nicht mehr verwenden, das ist letztlich die wichtigste Beschränkung in Großbritannien, die man zu beachten hat. Es gibt in Großbritannien auf der anderen Seite eine Reihe von interessanten Steuersparmodellen, also in der letzten Finanzkrise in der letzten Rezession hat die Regierung hier ein Steuersparmodell für Non-Dom Steuerzahler eingeführt, die ja normalerweise ihre Mittel nicht nach Großbritannien überweisen dürfen. Das also diese Non-Dom Steuerzahler hier in britische Unternehmen investieren dürfen, auch mit ihrem ausländischen Geld, ohne dass das steuerliche Konsequenzen hat und müssen dann die Erträge auch hier nicht versteuern, so lange diese Erträge dann wieder zurück ins Ausland fließen oder in ein Unternehmen sage ich mal der gleichen Gattung wieder reinvestiert werden. Das heißt also, das kann interessant sein für Non-Dom Steuerzahler. Ansonsten muss man sagen, wie gesagt die Einschränkung hier mit den 7 Jahren, die ist natürlich relativ groß. Man muss auch wissen, wenn man hier lebt, das dass Einkünfte aus Irland nicht vom Non-Dom Status her abgedeckt sind. Das heißt, wenn ich eine irische Limited habe, gelten diese als inländische Einkünfte in dem Zusammenhang und nicht als ausländische Einkünfte und sind damit nie steuerfrei. Also man kann nicht eine Limited in Irland gründen und dann dies machen. Drittens und letztens wollte ich anbringen, dass Großbritannien es sehr genau nimmt, wo potenzielle Auslands Gesellschaften geleitet werden. Wenn ich also diese besagte Malta Gesellschaft aus unserem Beispiel vorhin habe, dann muss ich hundertprozentig darauf achten, dass die Geschäftsführung nicht von Großbritannien ausgeübt wird, wenn ich dort lebe. Ich brauche einen Geschäftsführer, und das darf kein Erfüllungsgehilfe sein, kein Treuhänder kein Nomine, kein Steuerberater. Ich muss mir einen festangestellten Geschäftsführer suchen, der ein normales Gehalt bekommt, der auf das Konto der Gesellschaft zeichnungsberechtigt ist, ansonsten wird dieses Einkommen als britisches Einkommen gewertet. Ganz wichtiger Punkt.

Daniel: Ok gut und ein anderer Punkt, der vielleicht für mich auch noch interessant wäre, wenn man sich für ein Land in interessiert und ich denke da hat Großbritannien vielleicht auch ein paar Pluspunkte ist natürlich auch die Lebenskultur selbst ne Lifestyle also ich denke, das spricht zum Beispiel schon wieder dann für die Insel, oder?

Sebastian: Ja, also gut genau. Also natürlich im Vergleich zu den anderen Inseln ist Großbritannien natürlich sehr weltläufig. Es gibt hervorragende Schulen, es gibt ein ausgezeichnetes Kulturangebot. Es ist ein relativ großes Land, natürlich im Vergleiche zu Malta und Zypern und so. Also jeder kann sich vorstellen, irgendwie in London zu leben, es ist ne riesen Stadt, größte Stadt Europas, das sind die Vorteile von Großbritannien ganz deutlich. Aber wie gesagt, die Visum Situation ist tatsächlich doch höchst problematisch und man muss dann sehen, wie man damit umgehen kann. Eine spezifische Sache nochmal, die jetzt in Großbritannien hinsichtlich Non Dom Status sehr interessant ist, ist der sogenannte Overseas Workday Relief. Das ist also folgendes, es ist sehr beliebt, zum Beispiel in der Private Equity und Hedgefonds Branche. Da ist es ja so, dass doch Mitarbeiter, die bei diesem Hedgefonds oder Private Equity Firmen angestellt sind, in Großbritannien in London leben, in London arbeiten und auch unwahrscheinlich viel auf Reisen sind. Wir haben im Mandanten, die weit über 200 Tage im Jahr, also natürlich nicht zu Corona Zeiten, aber ansonsten wirklich weit über 200 Tage im Jahr unterwegs waren. Und da gibt es ein sehr interessantes Feature, was man nutzen kann in Großbritannien und das funktioniert wie folgt. Also man lebt in Großbritannien. Man hat einen britischen Arbeitgeber. Wenn man für diesen britischen Arbeitgeber sich im Ausland aufhält, sagen wir mal man ist immer 80% der Arbeitszeit im Ausland oder auch 50% oder auch 40%. Dann kann der Arbeitgeber, den Teil des im Ausland letztlich bezahlten oder verdienen Gehaltes, also den Anteil meiner Arbeitszeit im Ausland verbracht habe, kann er dann auf ein Auslandskonto überweisen und kann mir dieses Brutto überweisen. Also das heißt, er muss keine Steuern und Sozialabgaben dafür abführen. Das funktioniert für maximal 3 Jahre. Also nur mal ein Beispiel, jemand verdient hunderttausend und ist 60% seiner Arbeitszeit, also von 10 Tagen 6, von 5 Tagen 3 im Ausland. Also der verlässt London am Montag, kommt Donnerstag zurück, total normal, machen extrem viele Leute. Dann kann er also der Arbeitgeber 60% des Gehaltes Sozialversicherungs frei und steuerfrei auszahlen. Das heißt der Arbeitgeber bezahlt mir also dann von den Hunderttausend 60000 auf mein Konto im Ausland aus. Ich darf das wiederum nicht nach UK reinbringen, ist natürlich klar, weil ansonsten wird es steuerpflichtig und auf die restlichen 40% zahle ich dann ganz normal britische Steuern und Sozialabgaben. Das Ganze funktioniert für maximal 3 Jahre und natürlich kann nur bis 80% des Gehaltes auf diese Art und Weise ausgeschüttet werden. Das heißt also wer hunderttausend verdient, der könnte maximal 80000 so erhalten, der Rest muss immer versteuert werden, also ein gewisser Anteil muss immer versteuert werden.

Daniel: Da hab ich gleich noch eine spezielle Fragen. Man versucht ja immer, das es klingt ja erstmal großzügig was du grad sagst, aber man will ja dann immer noch mehr oder so. Jetzt stelle ich mir vor, ich bin also jetzt von einer Firma angeheuert, im Ausland, sag mal ein Beispiel Land, wo würde ich jetzt als UK Mitarbeiter hin vermietet werden, so in welches Land zum Beispiel?

Sebastian: Also ich werde nicht vermietet, also vermieten geht nicht.

Daniel: Na gut, aber ich bin halt dort tätig.

Sebastian: Also du bist dann auf Geschäftsreise, du bist nicht vermietet. Also das sind Leute, die reisen natürlich hin und her. Weil ich meine, eins darf natürlich nicht passieren, du darfst natürlich auf keinen Fall so viel Zeit in einem Land verbringen, im Ausland, das ist dann dort steuerpflichtig bist.

Daniel: Ok gut.

Sebastian: Das heißt, das sind Leute, die reisen von Deutschland nach Frankreich, nach Malta, in die USA und zurück und nach Asien, hin und her.

00:45:48 - Overseas Workday Relief: Kann ich auch im Homeoffice arbeiten, wenn es zum Beispiel wegen Corona Reisebeschränkungen gibt?

Daniel: So jetzt bin ich also eigentlich, wäre ich da immer unterwegs und jetzt durch die Coronazeit muss ich das im Home-Office machen. So jetzt würde ich natürlich jetzt würde ich mal versuchen drauf ankommen lassen kann ich denn dann für die Zeit wo ich jetzt eigentlich diese Tätigkeit ohne Corona im Ausland gemacht hätte und dann von dieser von diesen Steuervorteilen profitieren würde? Kann ich das in irgendeiner Art und Weise dann für mich geltend machen? Weil ich kann ja nichts dafür, dass sie jetzt wegen Corona von mir aus das Land nicht verlassen darf oder vielleicht gibt es da irgendwelche Einreise Ausreise Regeln.

Sebastian: Nein, kann man nicht, tatsächlich nur möglich, wenn ich tatsächlich im Ausland gearbeitet habe.

Daniel: Man muss physisch das Land verlassen haben. Dazu ist es interessant zu erfahren, dass es 2 Möglichkeiten gibt, das in die Wege zu leiten.

Sebastian: Einmal kann das der Arbeitgeber für mich im Vorfeld beantragen, was meiner Meinung nach der beste Weg ist. Der andere Weg ist das natürlich dort der Arbeitgeber das gut nicht macht, dann kann jeder Arbeitnehmer über den Lohnsteuer Ausgleich, das ist dann die Steuererklärung, die zu viel gezahlten Steuern zurückfordern. Was natürlich jetzt, ein langwieriger Weg ist dann.

Daniel: Aber ich brauch als Arbeitnehmer dann auch ein zweites Konto, auf das diese Gelder eingezahlt werden. Das muss ja dann im Ausland bleiben das Geld.

Sebastian: Also ich kann dann, wenn ich aus Deutschland bin und ein deutsches Konto habe oder ich kann Ihren Controller of Shock rund oder sowas sagen es darf nur nicht auf ein neues Konto fließen.

00:47:12 - Was spricht für oder gegen Irland als Non Dom Staat?

Daniel: Jetzt hast du ja Irland schon erwähnt, vielleicht gehen wir da gleich mal nach Irland und gucken wir uns mal an was gibt es denn da? Was spricht für Irland oder was spricht gegen Irland? Wie sieht's da aus?

Sebastian: Ja, also Irland, in Irland ist der Non Dom Status sehr vorteilhaft. Ja also wie gesagt, es gibt keine zeitlichen Beschränkungen. Im Gegenteil, die Iren haben sogar im Rahmen der letzten Finanzkrise/Rezension den Non Dom Status auch nochmal erweitert. Die haben nämlich dann gesagt, dass auch Einkünfte aus britischen Gesellschaften unter den Nondom-Status fallen. Ja also gerade eben hatten wir gesagt, in Großbritannien ist das nicht der Fall, was Einkommen aus irischen Gesellschaft anbelangt. So das heißt also, wer in Irland wohnt und zum Beispiel eine Gesellschaft in Großbritannien hat, die ihm Dividenden ausschüttet, diese Dividenden sind in Irland komplett steuerfrei unter den üblichen Bedingungen. Das heißt, dass sie dort nicht ins Land eingebracht werden ect. Also der Nondom- Status in Irland ist absolut zu empfehlen, ist also sehr vorteilhaft.

Daniel: Und wer sich ansonsten noch für das Leben auf der Insel interessiert, der sollte sich den Podcast zu Irland ansehen oder anhören genau.

Sebastian: Sollte nicht zu viel erwarten.

00:48:21 - Malta als Non Dom Land

Daniel: Wollen mal nicht zu viel verraten, jetzt an der Stelle. Malta? Wie sieht es denn da aus? Also was spricht für Malta was spräche dagegen? Also dagegen, klang ja schon bissl raus, also die Insel hat im Vergleich zu Großbritannien jetzt nicht soviel zu bieten. Also wer das braucht eine große Stadt und vielleicht viele Freizeitangebote oder wer einfach den Puls des Lebens spüren will, ist Malta vielleicht eher weniger geeignet. Aber ich bin gespannt, was spräche denn dafür, den Nondom-Status in Malta zu beantragen?

Sebastian: Also wie gesagt auch in Malta ist der Nondom-Status extrem offen. Das heißt also, man kann ihn unbegrenzt nutzen. Wir hatten schon in einer anderen Podcast Episode angesprochen, dass die irischen Steuerbehörden nicht sehr zimperlich sind und auch sehr unangenehm sein können. Die maltesischen Steuerbehörden im Gegenzug zu meiner Erfahrung nach sehr gesprächsbereit und sehr kulant ja, Das heißt, hier wird der Non Dom meiner Meinung nach in Ruhe gelassen. Meiner Erfahrung nach will ich sagen. Wichtig zu verstehen in Malta sind 2 Dinge. So wir hatten ja vorhin gesagt, dass Auslandseinkünfte, die ins Land überwiesen werden, versteuert werden müssen. Im Wohnsitzland Bestandsvermögen aber nicht. So Malta hat jetzt die interessante Regelung, dass Einkünfte nach einem Jahr zu Bestandsvermögen werden und damit steuerfrei ins Land ausgezahlt werden können. Also ein Beispiel, ich lebe in Malta und bin Nondom. Ich habe Kapitalerträge aus Dividenden aus einem ausländischen Depot, in Höhe von hunderttausend Euro in 2000 sagen wir mal 2022. Überweise ich mir jetzt diese Beträge in 2022 auf ein maltesisches Konto oder gebe die in Malta aus, werden diese Erträge in Malta steuerpflichtig und müssen dort ganz normal versteuert werden. Überweise ich mir diese erst in 2023 sind sie zu meinem Bestandsvermögen geworden und ich kann sie in Malta ausgeben.

Daniel: Das klingt echt attraktiv, da gibt es gar keine Frage.

Sebastian: Das klingt attraktiv, aber der Zyniker wird natürlich sagen, was willste denn in Malta machen, da kannst du nichts ausgeben. Gutes Shopping gibt es nicht, gute Restaurants gibt es nicht. Okay, du kannst dir deine Hütte kaufen. Die sind überteuert und naja, der Standard ist fragwürdig.

Daniel: Ja gut, oder ein Restaurant aufmachen wenn du sagst, gute Restaurants gibts nicht, muss man halt eins auf machen.

Sebastian: Also genau das ist ja, der ist ja der Catch twentytwo. Du kannst es zwar nach Malta überweisen, aber die Frage ist für was? Ein teures Auto willst du auch nicht, dass wird wirklich zu Schrott gefahren, wenn du es irgendwo parkst. Also ich meine wie gesagt, aber das ist so ein bisschen zynisch natürlich ja. Aber also ich sage mal für Personen, die jetzt in der Situation sind, wie der Mandant, von dem wir vorhin gesprochen haben, ja. Die jetzt letztlich laufend kleine Kapitalerträge erwirtschaften und die zum Leben brauchen, für die kann es interessant sein, weil die müssen zwar ein Jahr überbrücken, von dem Sparen aber können dann letztlich anfangen, von ihren laufenden Kapitalerträgen zu leben, also für den Fall ist es tatsächlich interessant. Ja, also wenn ich meine Kapitalerträge für das tägliche Leben tatsächlich benötige, dann ist es interessant. Und ein anderer wichtiger Punkt zu Malta ist der, das ja Malta aufgrund von ausländischem Druck hier eine Minimalsteuer für Non Doms eingeführt hat, in Höhe von 5000€. Das heißt also Non Doms, müssen jetzt minimal ähnlich wie diese Flat Tax in Großbritannien, die dort 30000 Pfund ist, in Malta mindestens 5000€ an Steuern bezahlen. In der Regel ist das aber kein Problem, aus folgendem Grund. Also für uns das übliche Setup was wir normalerweise Mandanten empfehlen ist, man zieht nach Malta um. Man gründet dort eine maltesische Gesellschaft, bei der ist man dann angestellt, bei der ist man Geschäftsführer. Bei der bekommt man ein festes Gehalt, was möglicherweise nur 2000 / 3000€ sind, damit Miete bezahlen kann und so weiter und sofort. Damit habe ich ja schon meine 5000 Steuern in Malta bezahlt. Das heißt, das kann mir im Grunde genommen dann egal sein. Dass mag ja jetzt auf den ersten Blick abschreckend klingen, aber für die überwiegende Mehrheit der Mandanten, die haben ja dort eine Gesellschaft mit der sie dann auch Rechnungen schreiben. An Kunden in Europa, in Deutschland und Österreich. Und wie gesagt, dort lassen ie sich anstellen. Dann haben Sie Holding- Gesellschaften, damit sie dann die Gewinne aus der Gesellschaft steuerfrei vereinnahmen können. Ganz oben stehen die schottische Holding. Also das heißt, normalerweise in der Realität sind diese 5000€ komplett irrelevant, weil die werden ohnehin bezahlt, normalerweise über die Einkommensteuer auf das maltesische Gehalt.

Daniel: Auch interessant, also sollte man auf dem Radar haben, wenn es zu jemandem passt. Also Malta hat dann auch doch einiges Interessantes zu bieten.

Sebastian: Malta, definitiv also wir haben ja auch schon über Wohnsitz Malta gesprochen. Malta ist natürlich höchst interessant, wenn ich jetzt tatsächlich eben ein Unternehmen aufbauen möchte, um hier dann was zum Beispiel mal der Ausländer betreiben ich das meiste selbst.

00:53:28 - Was ist in Zypern anders in Bezug auf den Non Dom Status?

Daniel: Und die Kinder können beim nächsten Herr der Ringe als Komparsen dienen. Kommen wir jetzt noch zum letzten der Non Dom Staaten, nämlich Zypern. Hier wurde ja der Non Dom Status erst 2015 eingeführt. Und es gibt auch spezielle Unterschiede im Vergleich zu den anderen Non Dom Staaten.

Sebastian: Zunächst muss man ja sagen, das Veräußerungserlöse in Zypern auf Wertpapiere, ja tatsächlich Wertpapiere, also verbriefte Wertpapiere, für Aktien Bons und so weiter und sofort auch dazu alles, was wir in der Börse kaufen können beim Broker kaufen kann, ja nicht, aber zum Beispiel Crypto, da kommen gleich dazu, diese grundsätzlich in Zypern ohnehin steuerfrei sind. Also Veräußerungs Erlöse sind ohnehin steuerfrei. Es gibt in Zypern eine wichtige Kapitalertragsteuer. Und das ist eben auch alles, was zypriotische Immobilien anbelangt, aber ansonsten auf Wertpapiere zahlt auch der, der regulär Domicite Steuerzahler in Zypern ganz normal keine Steuern auf solche Veräußerungserlöse und demnach natürlich auch der Non Daumen Steuerzahler. Wo jetzt der Non Dom Steuerzahler tatsächlich sparen kann in Zypern sind Dividenden und Zinserträge anders als in den anderen Staaten spielt hier keine Rolle, ob die von einer zypriotische Gesellschaft stammen oder ob diese von einer ausländischen Gesellschaft stammen. Ob diese auf ein zypriotisches Konto fließen oder nicht, die können also dorthin fließen oder auch nicht. In Zypern gibt es eine sogenannte Special Defence Charge (Sdc). Das ist eine Steuer, die in Zypern steuerpflichtige Person auf passive Einkünfte, wie sie es nennen, Dividenden Zinsen bezahlen müssen. Das sind 17% also nicht unerheblich, also wie eine Abgeltungsteuer praktisch. Der Non Dom Steuerzahler muss diese nicht bezahlen. Also das heißt, der in Zypern lebt und Dividendeneinkünfte hat oder Zinserträge hat, der ist da steuerlich von dieser SBC komplett befreit. Man muss jetzt allerdings aber sagen, dass andere Einkünfte hier möglicherweise nicht betroffen sind und ich sage möglicherweise, da die Rechtslage manchmal recht unklar zu sein scheint. Also ein gutes Beispiel dafür, dass Krypto und wir kommen nachher auch dazu noch mal, wenn wir über Krypto dann allgemein sprechen und Status, aber Einkünfte aus Kryptowährungen fallen in Zypern, nicht unter den Non Dom Status. Jedenfalls ist, so die aktuelle Meinung das ändert sich ja laufend, aber aktuell ist die Meinung so, da es sich eben nicht um ein Wertpapier handelt also nicht um ein verbrieftes, meinen verbrieften Titel handelt, findet hier keine Steuerbefreiung statt das heißt also in Zypern wäre Einkommensteuer hier möglicherweise zu bezahlen, ein einfacher ab weg wäre hier, dass man zum Beispiel eine zyprische Gesellschaft gründet. Die zahlt dann zwar auch zur 5%, aber da man ja deine Dividenden Einkünfte steuerfrei vereinnahmen kann. wäre das alles, was man bezahlt. Aber auch andere Dinge muss man jetzt bedenken also ich meine, wenn ich in London lebe und ich bekomme eine Provision ausgezahlt von 1 Mio in Dubai zum Beispiel ist dies in London komplett steuerfrei. Das würde nicht unter dem zypriotischen Non Dom Status fallen. Natürlich, ich könnte das wiederum in eine Kapitalgesellschaft packen, das sind halt alles die Lösungswege ja oder wenn ich in Malta oder in Irland, London bin, da kann ich zum Beispiel... ...nach Hongkong möglicherweise gehen dort ein paar Tage arbeiten mit einem speziellen Vertrag oder in Dubai und bekomme dafür monatlich 10.000 ausbezahlt als Gehalt steuerfrei. Das wäre dort möglich, in diesen Ländern. In Zypern wäre das nicht steuerfrei. Also, das heißt der Non Dom Status hat dort gegenüber den anderen Staaten tatsächlich Einschränkungen. Die Frage ist, inwieweit in der Realität, diese tatsächlich wichtig sind, dann die meisten Mandanten haben ohnehin am Ende Dividendenerträge die sie bekommen von Gesellschaften irgendwo. Ja also vielleicht die Krypto Sache ist noch dass was es für viele Mandanten hier sozusagen die ganze Sache etwas negativ darstellt in Zypern. Aber die anderen Regelungen sind möglicherweise sehr gut verträglich.

00:57:48 - Welches Non Dom Land ist die beste Wahl für Krypto-Trading?

Daniel: Ok gut zu wissen, jetzt hattest du ja schon mehrfach in der Erklärung jetzt das Thema Krypto angerissen und vielleicht ist es wirklich gut für unsere Zuschauer und Zuhörer jetzt nochmal das Thema Krypto, also steuerliche Betrachtung von Krypto Erträgen gleich auf den Besitz von Kryptowährung in den einzelnen Non Dom Staaten kurz durchzugehen, einfach um, um zu sehen wo gibt es Vorteile, wo gibt es Nachteile? Was wäre jetzt die beste Wahl, wenn man in dem Bereich tätig sein möchte?

Sebastian: Genau also Zypern, haben wir ja gerade eben schon besprochen, da mach ich das noch kurz weiter. In Zypern wie gesagt ist es so, dass die momentane Rechtsauffassung ist, dass Krypto Erträge, also jedweder Krypto Verdienst, da es sich ja nicht um ein Wertpapier in dem klassischen Sinne handelt, auch in Zypern nicht steuerfrei sind. Das heißt also, man kann wie gesagt den Umweg gehen und eine Gesellschaft gründen, in Zypern den Ertrag, dann in Zypern entsprechend versteuern mit 12,5% Körperschaftsteuer, die Dividenten sind dass steuerfrei. So wandelt man die Krypto Erträge also dann um in Stelle in Dividenden, Kapitalerträge, die dann als Non Dom im Prinzip auch steuerbefreit sind. Also das wäre möglich. Ansonsten gilt für Kryptowährungen keine Steuerbefreiung. Wie siehts in den anderen Ländern aus? In Großbritannien ist es relativ klar. Das hat die britische Regierung ganz klar so definiert. Die britische Steuerbehörde hat hier ein Schreiben herausgegeben schon 2019, wo sie gesagt hat, dass sämtliche Erträge aus Kryptowährung nicht über den Non Dom Status abgerechnet werden können. Das heißt also, wer in Großbritannien lebt und dort Erträgen hat aus Kryptowährung, und der muss diese dort ganz herkömmlich versteuern Kapitalertragsteuer auf Veräußerungserlöse und wenn er es gewerblich macht, dann eben mit der entsprechenden Einkommensteuer. So sieht die Situation in Großbritannien aus. In Malta und in Irland verhält es sich so, dass es dort auch keine hundert Prozent klare Aussage gibt der Behörden. Ist also eine sich entwickelnde Situation. Aber so allgemein sind die Kollegen dort der Meinung, dass letztlich, wenn Kryptowährungen getauscht werden in Fiat und dieser Tausch findet über eine Börse statt, die nicht in Irland beziehungsweise im Malat befindet, dann ist der Ertrag steuerfrei. Alles, was sowieso in Kryptowährung gehandelt wird, ist sowieso generell dann auch unterfällt dann dem Non Dom Status und ist somit auch steuerfrei. Es ginge also nur letztlich um den Betrag, der getauscht wird. Das heißt also, ich kann über das Geld verfügen auch als Fiat oder nicht? Dafür müsste ich dann tauschen in einer Börse, die nicht in Malta oder in in Irland ist, was eigentlich relativ einfach ist.

01:00:41 - Steuern als Non Dom aufs Traden und Investieren

Daniel: Wunderbar noch eine andere wichtige Frage. Also ich ich entscheide mich für eines der genannten Länder, möchte dort wohnen und meine Tätigkeit oder ich finanziere meinen Lebensunterhalt, weil ich trade oder investiere, Investments mache, wie wird das betrachtet? Wie wirkt sich das steuerlich aus, wenn es meine einzige Einkommensquelle ist, mit der ich mein Leben finanziere, aber es findet ja außerhalb des jeweiligen Non Dom Status statt?

Sebastian: Das ist eine sehr gute Frage. Also in der Tat wir haben sehr viele Mandanten, zum Beispiel heutzutage Softwareentwickler sind und sich sagen naja, eigentlich hab ich keine Lust mehr auf Software Projekte. Ich will eigentlich jetzt hier hauptberuflich Krypto Traden oder ETS Traden oder oder Aktien Traden oder Währung Traden machen macht ja also jedenfalls ich will mein Beruf im Grunde niederlegen und jetzt eigentlich mich aufs Trading konzentrieren, wie man so schön sagt und dann liegt er nahe legen, dass ich sage ok. Also ich geh einfach in eines dieser Länder, ziehen dorthin um, eröffne mir ein Konto bei irgendeinem Broker im Ausland. Damit sind meine Mittel im Ausland, meine Gewinne sind aus dem Ausland, die Gewinne sind passiv, ist ja alles wunderbar, dann müßte es ja alles steuerfrei sein und das ist definitiv nicht der Fall. Also weder in Großbritannien noch in Irland noch in Malta, noch in Zypern ist es möglich mit dem Non Dom Status gewerblich hier zu Traden. Also wenn es eine gewerbliche Tätigkeit ist, dann wird das ganz normal lokal mit Einkommensteuer im Grunde belegt werden. Nicht mal Kapitalertragsteuer, die vielleicht noch erträglich wäre, sondern mit Einkommensteuern. So jetzt ist die Frage was ist gewerblich? Ich stelle mal eine Gegenfrage: Was ist nicht gewerblich? Was erlaubt ist, ist Vermögensverwaltung. Also ich darf als Non Dom mein vermögen verwalten, das ist also keine gewerbliche Tätigkeit, da entsteht kein steuerliches Risiko. Vermögensverwaltung heißt, wenn ich da einmal die Woche reinschauen, mir mal so anschaue, wie sich die Kurse entwickeln, ja und dann vielleicht den ein oder anderen Verkauf mache und das war es. Als Vermögensverwaltung zählt ganz sicherlich nicht, wenn ich zu Hause in meiner Wohnung in London oder Malta jeden Tag 8 Stunden sitze, dort 6 Monitore habe, vor mir, und den ganzen Tag letztlich hier am Traden bin, das ist sicherlich nicht Vermögensverwaltung. Das ist gewerbliches Trading. Es gibt die sogenannten Badges of Trade in allen 4 Ländern. Das heißt, es ist im Grunde ein Test oder es ist eine Reihe von Tests, die im Grunde gemacht werden, wo man prüft, ist es eine gewerbliche Tätigkeit oder nicht! Da gibt es eine ganze Anzahl. Wir wollen jetzt hier nur auf die einfachsten Fälle eingehen. Die wichtigste Frage ist der hat diese Person einen Beruf, oder hat sie kein Beruf? Ich will ein Beispiel sagen wir haben einen Mandanten, der ist Pilot bei der Lufthansa. Der hat den Wohnsitz in ein entsprechendes Land verlegt und der Traded natürlich jetzt dann steuerfrei, weil er Vermögensverwaltung macht, denn er ist ja im Vollzeit Beruf nachweislich bei der Lufthansa angestellt als Pilot. Also ganz klar, was er dann nebenher macht, da hat er vielleicht eine Stunde Zeit am Tag oder so, das läuft dann natürlich ganz klar unter unter Vermögensverwaltung. Man schaut sich die Einkommen an, jemand generiert, wenn ich jetzt ein Business habe, was mir im Jahr 250.000 Dividenden generiert, die ich ganz normal ver steuere und dann treff dich ein bisschen und mach dann 50.000 dann ist es auch klar, dass das Vermögensverwaltung ist ja und keine gewerbliche Tradingtätigkeit. Aber alles, was im Grunde dahin geht. Dass das, dass ich keinen anderen Beruf habe, dass ich das mit sehr mit öffentlich damit sehr viel Zeit verbringe, dass mein Einkommen dadurch überproportional letztlich darauf beruht, des deutet alles darauf hin, dass das Trading ist. Auch eine gewisse Regelmäßigkeit ja, das sind also sage jeden Tag von 8 bis um 5 sitz ich vorm Computer. Auch alles das ist ein Hinweis darauf, dass letztlich gewerblich ist und wie gesagt die gewerbliche Tätigkeit bedeutet dann, dass diese gesamten Einkünfte daraus in dem entsprechenden Land mit Einkommensteuer ganz normal als Gewerbe letztlich anzumelden sind. Was kann man dagegen machen? Man kann natürlich eine Gesellschaft gründen. In Zypern ist es relativ einfach. Man gründet Gesellschaft, die man selbst leiten kann. Dort zahlen um 12,5% Steuern, die Dividenden steuerfrei. In Malta ist es auch relativ einfach, denn in Malta kann ich eine Gesellschaft gründen, die bezahlt 5% Steuern, dann mach eben die Gesellschaft letztlich das Trading, ja nicht ich im eigenen Namen, sondern Trading im Rahmen der Gesellschaft. Zahl darauf 5% Steuern, Gewinne können dann wieder steuerfrei über den Non Dom Status vereinnahmt werden. Etwas anders sieht es dann aus in Großbritannien und Irland, wo im Grunde dann hier tatsächlich Substanz im Ausland vorhanden sein muss, Geschäftsführer und so weiter und sofort, damit ich das hier glaubhaft machen kann, das heißt, eine lokale Firma könnte ich nicht gründen. Ich könnte eine Firma im Ausland gründen, und ich muss dann natürlich schauen, dass diese Firma tatsächlich auch dann ein Geschäftsführer hat, der tatsächlich angestellt also nicht, dass ich alles mache; was also natürlich sehr viel schwieriger, dann in der Darstellung, dann ist. Ich kann es einmal daran erinnern, der Markt tatsächlich also professioneller moderner Trader. Der hat da glaub ich mehrere Fonds gehabt er selbst hatte in Monaco gelebt, ist dann nach London umgezogen, hatte aber in Singapur ein komplettes Back Office mit Personen mit Tradern und so weiter und sofort, der kann sich immer noch besuchen. Meine Firma ist in Singapur, da habe ich Leute, die machen das alles aber so für den für die Einzelperson, die so am liebsten alles gerne selbst macht die selbst Trades mal hier auf den Overhead nicht will, jetzt irgendwie Firma im Grunde zu haben. Für die sieht es schwierig aus in den Non Dom Staaten.

Daniel: Wie sieht es denn hierbei aber mit der Kontrolle aus? Wird oft kontrolliert und welche Konsequenzen hat Falschverhalten?

Sebastian: Natürlich so, dass da sehr viel läuft, ja, nach dem Motto wo kein Kläger da kein Richter. Also natürlich in der Realität ist es so, dass dort sehr viele Leute genau das machen, was ich ehrlich nicht tun dürfen. Wir haben auch selbst Mandanten, die das tun trotz besserer Belehrung durch uns, aber wenn es halt dann mal zu Überprüfung kommt ja was bei non doch es immer möglich ist, in einigen Ländern mehr als in anderen. Dann werden diese Dinge dann zum Problem, also man muss wenigstens wissen was man tut, ist dann nicht im Sinne des Erfinders und wenn der Erfinder dann drauf kommt, dann gibt es halt dann was auf den Popo ja, aber ich sag mal klar also viele machen das natürlich und verlassen sich darauf, dass da nichts rauskommt. Aber wie gesagt also normal, mann erklärt ja in der Steuererklärung in keinem der Länder legt man seine Auslands Einkünfte auf und es ist ja nicht so, dass ich sage ok also ich hab hier ein Depot bei der und der Bank bei dem und dem Broker da ist soviel drauf ja also, das ist ja im Prinzip mal grundsätzlich weis ja der Staat nicht, was ich da habe. Es gibt natürlich Informationsaustausch und solche Dinge heutzutage, wie gesagt werden wir angesprochen hast, ist im Grunde für Non Doms völlig unschädlich ist ja. Aber eben jetzt kommt mal so ein Informationsaustausch zustande und da werden jetzt große Gewinne verbucht. Könnte es dann mal die Steuerbehörde möglicherweise interessieren was da abgeht!

01:07:58 - Wie unterscheiden die Finanzbehörden ausländische und inländische Einkünften?

Daniel: Also unsere Position ist ja ganz klar. Wir würden niemanden dazu ermuntern, Dinge zu tun, die gegen das geltende Recht und Gesetz verstößt, aber man muss ja trotzdem mal nachgefragt haben was passiert? Ok gut, dann stecken wir jetzt mal den Radius noch ein bisschen größer. Wir haben jetzt kurz zu Trading und Investment gesprochen, wenn ich mich also daraus finanziere. Generell ich wohne jetzt in einem der angegebenen Länder oder einen der besprochenen Länder und hab ne Auslands Firma, zum Beispiel eine LLC in den USA oder wo auch immer eine andere Auslands Gesellschaft arbeitet. Für Auftraggeber in anderen Ländern. Meine ausländische Firma fakturiert an die Auftraggeber in anderen Ländern. Ich arbeite aber ums Internet von meinem Non Dom Wohnsitz aus. Und jetzt habe ich natürlich Erträge, die landen auf dem Konto auf einem Auslandskonto meiner Auslands-Gesellschaft und jetzt bin ich der Meinung, dass interessiert jetzt das Land nicht, in dem ich wohne, weil die Firma im Ausland mein Kunde ist, im Ausland das Geld bleibt. Das Einzige ist, ich sitz am Computer und benutze das Internet in dem Land. So, wie sieht es das lokale Finanzamt?

Sebastian: Genau das, das ist der Grund, warum wir jetzt gerade eben hier übers Trading und Investing gesprochen haben. Im Grunde genommen wird es sehr ähnlich gesehen. Ja also wenn ich in London lebe und eine Tätigkeit habe, die ich dort lokal ausführe jeden Tag 10 Stunden lang. Ich sage jetzt mal Softwareentwicklung, dann sind die Erträge aus dieser Tätigkeit dort zu versteuern. Denn wie gesagt die Tätigkeit hat er dann einen Bezug zu Großbritannien, denn die Tätigkeit wird ja dort ausgeübt. Also würde die Steuerbehörde sagen, das sind lokale Einkünfte, das sind keine ausländischen Einkünfte. Und der Non Dom Status zählt nur für ausländische Einkünfte. Und das ist in allen Non Dom Staaten das Gleiche. Jetzt kann man natürlich folgendes machen, also mal angenommen ich lebe in Großbritannien, ich habe eine ausländische Gesellschaft und ich gründe dann noch eine weitere Gesellschaft lokal zum Beispiel in in England, eine Limited und lass mich dort anstellen und diese Limited macht einen Vertrag mit meiner Auslandsgesellschaft und leiht mich an die Auslandsgesellschaft aus, für jeden Monat 3000 € und die 3000 € werden mir als Gehalt ausbezahlt, die versteuer ich ganz normal in Großbritannien. Damit habe ich den Behörden signalisiert hier ich verdiene 3000 € im Monat als Entwickler, des wird hier voll versteuert, das ist das, was ich kriege und der Rest bleibt ja dann komplett im Ausland und somit ist jetzt das Problem entschärft. Man gründet also eine Service Limited letztlich, die einen dann anstellt. Das ist wichtig in Großbritannien, Irland. In Malta und in Zypern würden wir ja sowieso lokale Gesellschaften gründen, machen wir ja schon heute in Malta, da sind die Regeln leicht anders. Also in Malta passiert genau das Gleiche. In Malta gründe ich eine lokale Gesellschaft. Dort werde ich dann angestellt als Geschäftsführer für einen relativ geringen Obulus, für 2 bis 3000€. Damit ist dann meine maltesische Tätigkeit, die ich dann vor Ort in Malta in meiner Wohnung erledigen, für die Firma letztendlich bezahlt und der Rest geht dann als Dividende ins Ausland steuerfrei. Zypern ist das gleiche, in Zypern kann ich eine Gesellschaft gründen, die zahlt dann 12,5% Steuern die Dividenden wiederum sind steuerfrei. Das kann ich da genauso machen. Und in Irland würde es ebenfalls funktionieren. Das heißt natürlich wiederum es ist zusätzlicher Aufwand notwendig. Viel wichtiger allerdings ist, vor allen Dingen aus britischer Sicht und die Briten sind dort besonders genau im Grunde sind alle Länder genau das gleiche. Die Auslandsfirma muss tatsächlich einen wirklichen Geschäftsführer haben, wenn ich die Geschäfte der Gesellschaft leite in Großbritannien oder in Irland, dann ist die Gesellschaft komplett dort steuerpflichtig, so (in Malta ist die Körperschaftsteuer effektiv 5% in Zypern 12,5% in Irland. 12,5%) also ich meine, selbst wenn die Gesellschaft dort ja steuerpflichtig wäre, wäre es jetzt im Grunde genommen ja weniger ein Problem, aber das Problem ist eben insbesondere in Großbritannien und in Irland, dass sich die Dividenden dann nicht ins Ausland verschieben kann, sondern dass die dann in Großbritannien oder im Irland dann versteuert werden. Also deswegen, ich darf dort kein Geschäftsführer sein und in dem Land, ich brauche tatsächlich jemand außerhalb, der das dann tatsächlich macht für mich. Also ganz wichtig immer, insbesondere in UK und Irland, wenn man dort lebt und man hat Auslandsgesellschaften, muss definitiv sicherstellen, dass die nicht von mir selbst geleitet werden.

Daniel: OK, war ein klares Wort. Wir haben es verstanden und es ist letztendlich ja so wie erwartet, aber man fragt halt trotzdem immer noch mal nach. Jetzt stell ich mir einfach vor der ein oder andere Zuschauer Zuhörer hat es jetzt alles verfolgt und möchte jetzt diesen Non Dom Status in einem der Länder haben. Was rätst du jetzt, weil man sollte ja immer alles idealerweise Plan voll angehen, also in welchen Schritten würdest du jetzt empfehlen, diese Sache anzugehen? Also wie sollte man das planen? Was macht man als erstes und so weiter und sofort, damit das auch das Ganze auch erfolgreich wird am Ende?

Übrigens, wenn du keinen unserer interessanten Podcast mehr verpassen willst, dann klicke jetzt gleich auf Abo und Besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.

01:13:30 - Erfolgreich Non Dom werden, wie geht das?

Sebastian: Also zunächst mal ganz wichtig halte ich immer die Frage wo will ich eigentlich wirklich leben? Die steuerlichen Überlegungen sollten zwar Teil dieser Planung sein, aber nicht das auch Schlangen Kriterium, denn es hatte keinen Sinn, irgendwo keine Steuern zu zahlen, aber todunglücklich zu sein. Das heißt, wenn jemand Non Dom werden möchte und wirklich auch diesen Status leben möchte und dann tatsächlich auch sich in dem Land aufhalten möchte und dort leben auf und möchte wieder Weise mit Familie. Das ist es natürlich extrem wichtig, dass man sich dort wohlfühlt und dieser tatsächlich vorstellen kann. Das heißt, das ist die erste Überlegung, wie man machen sollte, was passt zu mir, wo mag ich das Klima, wo manche Leute, was ist für mich gut erreichbar? Familiär, wo gibt es möglicherweise richtigen Schulen oder ich mach Homeschooling wo kann ich das machen? Zum Beispiel in Zypern nicht erlaubt Homeschooling im Alter auch nicht erlaubt übrigens ja wo wo passe ich hin, wo passt meine Familie, was passt zu mir? Sonst ist die erste Frage, die ich mir stellen sollte. Dann gibt es, was die Umzugsfrage anbelangt, einige wichtige Schritte, die man natürlich vorher beachten muss. Wir hatten ja schon vorhin gesagt, dort hat es einige Punkte betreffend Konto, Trennung usw die man beachten muss, das heißt diese Vorbereitung muss ich treffen, möglicherweise muss ich mir eine neue Bank suchen also wir wissen zum Beispiel von den Schweizer Banken Credit Swiss und UPS, die haben eigene Abteilungen für Non Dom Steuerzahler ja, wo die genau darauf vorbereitet sind. Auch diese Kontentrennung erst Kapitalträger viele Korn gebucht werden müssen, dass ich zum Beispiel als jemand, der in Großbritannien lebt. Natürlich keine britischen Aktien haben sollte, weil das ja keine Auslandseinkünfte, das heißt dann Steuern drauf bezahlen als jemand, der in Irland wurden, keine irischen und so weiter und sofort das heißt, sie sind darauf eingestellt und vorbereitet. Das heißt möglicherweise muss ich meine Bank und Vermögen zu weitersuchen, der sich damit auskennt oder ich muss mich eben selbst damit dann beschäftigen. Viele NonDOM machen das natürlich so, dass sie dann schon vor dem Umzug eine Immobilie kaufen. Wie gesagt, Wir hatten die Nachteile im Fall von musst handeln und eben angesprochen andere Mandanten eröffnen. Vor dem Umzug ein Konto in dem Land und überweisen dann dort erstmal bestimmten Betrag hin. Ne hunderttausend vielleicht, wenn sie dann von denen sie dann erstmal leben können, weil wenn ich vor dem Umzug Geld dahin überweisen bin ich ja noch außerhalb des Steuersystems und das musst du natürlich auch nirgendwo gemeldet werden und angegeben werden. Insofern könnte ich sagen ok bevor ich nach England umziehe, überweis ich schon mal 250.000 dahinter kann ich in den ersten 2 Jahren mal davon leben so das sind also alles solche Schritte, die man natürlich genau planen muss.

Möglicherweise geht es weiter. Möglicherweise hat mir vorhin schon gesagt, wenn ich jetzt deutsche Beteiligung habe, dann ist es der Non Dom Status grundsätzlich ungeeignet. Ich muss dann diese also im Holding Gesellschaften einbringen. Möglicherweise macht es auch Sinn wie zu verkaufen, wenn ich aus Deutschland wegziehen, dann falle ich in der Regel unter die beschränkte erweiterte Steuerpflicht, wenn ich Non Dom bin. Also da gibt es ne Menge von Dingen, die zu berücksichtigen sind, wenn man in einem dieser Länder umzieht und da muss man dann auf jeden Fall diese Sache genau planen. Ich würde raten, mal einen Beratungstermin über unsere Webseiten zu buchen und man kann sich dann mal hier konkret über den Non Dom Status unterhalten, über die Optionen unterhalten kann dann auch klären, ob das überhaupt geeignet ist für mich ja also, es gibt ja etliche Situationen, auch wo es absolut nicht geeignet ist, wenn ich nicht in der Lage bin, passive Einkünfte im Ausland zu generieren, weil ich hier einen Job habe als Softwareentwickler, wo ich 8 Stunden vorm Bildschirm sitzen muss. In dem Land, in dem ich lebe. Dann ist möglicherweise der Non Dom Status nicht für mich geeignet, ist ganz klar. Das sind alles Dinge, die muss man genau besprechen muss, man genau planen. Das heißt zunächst Beratungsgespräch und dann wird sich das wahrscheinlich in so ein gewisses kleines Beratungsprojekt erweitern, bis die ganze Frage endlich geklärt sind und bis er dann tatsächlich den Umzug dann machen kann.

01:17:26 - Kontaktdaten, Verabschiedung

Daniel: Okay, ja, Vielen Dank du, was sehr informativ. Jetzt, wenn einer unsere Zuhörer Zuschauer noch weitere Fragen hat, wie kann er an Informationen kommen, wie kann er dich erreichen? Was empfiehlst du?

Sebastian: Also wie gesagt, das Einfachste ist zu unserer Website zu gehen und ein Beratungsgespräch zu buchen und dort dann alles weitere im Beratungsgespräch zunächst einmal zu klären. Das wäre das Erste, was ich empfehle. Der Website Link ist hier unten in der Beschreibung des Videos drin, da können Sie einfach hingehen und sich den Link dann heraussuchen.

Daniel: Also dann vielen Dank und bis zur nächsten Folge von Perspektive AUSLAND. Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

Weiterlesen
Katharina Bäßler Katharina Bäßler

Für welche Unternehmen bleibt Luxemburg interessant?

Luxemburg will das Image “Steueroase” abschütteln und schafft attraktive Steuerdeals ab. Aber der Standort doch einige Vorteile für Unternehmen zu bieten.

Zu Gast: Joram Moyal

Luxemburg, das zweit-kleinste Land in der Europäischen Union, hat einiges zu bieten. In den Schlagzeilen stand es häufig, weil bestimmte steuerliche Gestaltungen möglich macht(t)en, dass Unternehmen mit Sitz in Luxemburg und Geschäftsaktivitäten in Europa in großem Umfang Steuern sparen. So wurde im Frühjahr 2022 bekannt, dass der Online-Händler Amazon in seiner Europazentrale in Luxemburg für das Jahr 2021 wieder einmal keine Steuern zahlen musste. 

Aber Luxemburg tut alles dafür, den Fokus auf andere Vorteile des Fürstentums im Herzen Europas zu lenken und will das Image des Steuerparadieses abschütteln. Daher sind viele steuerlichen Gestaltungen auch nicht mehr attraktiv, sinnvoll oder möglich. 

Daher stellt sich die Frage: Was spricht noch für den Standort Luxemburg? Darüber sprechen wir mit dem Rechtsanwalt Joram Moyal, der schon seit 22 Jahren in Luxemburg lebt und arbeitet.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Was erwartet mich in Luxemburg?

Der Zwergstaat Luxemburg ist eigentlich ein Riese, denn die Größe Luxemburgs entspricht etwa dreimal der Fläche Berlins. Mit seinen 630.000 Einwohnern ist das Land relativ dicht besiedelt. Die Bevölkerung ist wirklich multi-kulti da etwa 170 verschiedene Nationalitäten in dem kleinen Land leben. Nach Luxemburg auswandern kommt also von den Menschen her, eher dem Auswandern in eine Weltmetropole nahe, auch wenn Sie höchstwahrscheinlich in einem Dorf leben.

Die Sprache der meisten Luxemburger ist Luxemburgisch („Lëtzebuergesch“), aber auch Französisch und Deutsch gehört zu den Amtssprachen. Das heißt gesprochen wird oft in Luxemburgisch und geschrieben wird dann auf Französisch.

Das Großherzogtum gilt als wirtschaftlich und politisch äußerst stabil. Außerdem zeichnet es sich durch ein exzellentes Sozialsystem und ein staatlich finanziertes Gesundheitssystem aus. 

Luxemburg ist auch das erste Land weltweit, in dem der öffentliche Nahverkehr für alle kostenlos ist. Inbegriffen sind alle Fahrten mit Zügen, Straßenbahnen und Bussen.

Jobsuchende können sich ebenfalls über das hohe pro Kopf Einkommen, vergleichbar mit der Schweiz, freuen.

Sie sehen, ein Lebensmittelpunkt in Luxemburg hat einige Vorteile für Expats und Auswanderer. Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, empfehlen wir Ihnen, sich auch mit Auswandern Luxemburg Erfahrungen zu beschäftigen. So können Sie von Tipps anderer Deutscher profitieren, die diesen Schritt schon gewagt haben und sowohl das Lebensgefühl als auch die Formalitäten gut kennen.

Warum hat Luxemburg als Unternehmensstandort an Attraktivität verloren? 

Man hört immer öfter in letzter Zeit “Luxemburg ist nicht mehr das, was es einmal war”. Das liegt unter anderem daran, dass der Druck von der EU und anderen europäischen Ländern groß ist und es immer wieder in der Kritik steht in Bezug auf Steuerdumping.

Aber auch die luxemburgische Regierung hat sich gewandelt und möchte nicht mehr “grau sein” sondern eine weiße Weste haben.

Dementsprechend wurden einige Maßnahmen ergriffen und bestimmte Gesetze verschärft. So wurden wirksame Verfahren eingeführt, um gemäß EU-Vorschriften die Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung entgegenzuwirken. Das bedeutet, dass ein großes Portfolio an Informationen eingeholt wird, wenn jemand eine Firma gründen will. Was natürlich den Prozess der Firmengründung deutlich verlängert und erschwert.

Auch das Eröffnen eines Bankkontos ist nicht mehr so einfach wie früher. So müssen Sie bei jeder Bank beispielsweise einen Business Plan oder eine Website vorweisen.

Wollen Sie eine Gesellschaft in Luxemburg gründen, muss diese auch angemessen kapitalisiert sein. Die Gesellschaft muss die Substanz-Erfordernisse erfüllen, um nachzuweisen, dass das Unternehmen tatsächlich effektiv vor Ort geführt wird. Dazu gehört Personal und Büro-Räumlichkeiten in Luxemburg, eine E-Mail-Adresse allein reicht nicht. Und Mieten und Personalkosten sind in Luxemburg verhältnismäßig hoch.

Für wen ist Luxemburg doch noch als Unternehmensstandort interessant?

Auch wenn Luxemburg nicht mehr so attraktiv ist wie vor 20 Jahren, hat das kleine Land doch noch einiges zu bieten.

Luxemburg zeichnet sich als einer der führenden Wirtschaftsstandorte Europas aus, ist strategisch günstig gelegen und verfügt über eine moderne Infrastruktur. Dadurch haben Unternehmen Zugang zu einem Markt mit 500 Millionen Verbrauchern.

Außerdem ist die Regierung sehr offen gegenüber Innovationen und fördert Start-ups, vor allem in der Fintech-Branche. 

Das technologiefreundliche und regulatorische Umfeld macht Luxemburg zu einem idealen Standort für Fintech-Unternehmen. Die Regulierungsbehörden verfügen über eine langjährige Erfahrung bei der Zulassung und Regulierung von Finanzinstituten. Auch beim Beantragen einer E-Money Lizenz ist die Finanzaufsicht (CSSF) sehr aufgeschlossen und pragmatisch.

Ein weiterer Vorteil ist die Nähe zu den zahlreichen ansässigen Fintech-Unternehmen und potenziellen Kunden.

Luxemburg ist immer noch ein erstklassiger Standort für den internationalen Fondsbetrieb. Mit seiner Richtlinie für Manager alternativer Investmentfonds (AIFMD) gilt das Großherzogtum als gut regulierter Hub in der Investmentbranche.

Gerade für Institute aus Deutschland, Frankreich oder Belgien kann Luxemburg hier im Vergleich zu Irland mit seiner Nähe punkten. Auch sprachlich und kulturell fühlt man sich in Luxemburg vielleicht besser aufgehoben. Zudem finden Sie vor Ort hoch qualifiziertes und mehrsprachiges Personal.

Der sogenannte Specialized Investment Fund („SIF“) ist besonders vorteilhaft, da dieser von der Kapitalsteuer, der Einkommensteuer auf qualifizierte Erträge und der Quellensteuer auf Dividenden befreit sind. Dieser Fond erfordert aber ein Stammkapital von mindestens 1.250.000 €. 

Eine andere Möglichkeit sind immer noch die Luxemburger Holdinggesellschaften, für die ein Mindestkapital von 30.000 € erbracht werden muss. Für diese müssen sie keine Kapitalertragsteuern zahlen und profitieren von einer ermäßigten Quellensteuer.

Welche Steuern zahlt man in Luxemburg?

Luxemburg auswandern Steuern sparen. Stimmt das noch? Luxemburg gilt schon lange nicht mehr als Steueroase. Doch kann man in Luxemburg vielleicht immer noch Steuern sparen? Hier ein paar Daten, Zahlen und Fakten zur Besteuerung in Luxemburg und dem Steuerrecht in Luxemburg.

Luxemburg hat mit 17 % die niedrigste Mehrwertsteuer von allen EU-Mitgliedstaaten.

Steuersatz Luxemburg Einkommensteuer: Die luxemburgische Einkommensteuer ist progressiv und liegt zwischen 0 und 42  % , je nach Steuerklasse.

Sie können jedoch über einen Fond für die private Vermögensverwaltung, den Société de Gestion de Patrimoine Familial („SPF“), Steuern sparen. Er kann in jeder Rechtsform gegründet werden und ist von der Einkommensteuer, der Vermögensteuer und der kommunalen Gewerbesteuer befreit.

Hochqualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland haben Anspruch auf eine besondere Steuerregelung als Impatriate. Wenn Sie in Luxemburg einen Wohnsitz haben und ein Jahresgehalt von mindestens 50.000 € haben, können Sie bestimmte Aufwendungen wie Umzug, Miete, Nebenkosten und Heimatbesuche in der Steuererklärung steuerlich geltend machen.

In Luxemburg ansässige Unternehmen und Arbeitgeber werden von der Steuerverwaltung auf ihre weltweiten Einkünfte hin besteuert und gebietsfremde Unternehmen nur auf das Einkommen aus Luxemburg. Der Körperschaftsteuersatz liegt zwischen 15 und 17 %, je nach Einkünften des Unternehmens. 

Unter bestimmten Voraussetzungen können Sie jedoch eine Steuerbefreiung für einen Teil des Gewinns bekommen, wenn Sie ein Unternehmen oder Produkte haben, die zur Entwicklung und strukturellen Verbesserung der Wirtschaft beitragen.

Wie Sie sehen, ist die Steuerbehörde Luxemburg nicht allzu sehr zu fürchten, wenn man die richtigen Wege kennt. Wir empfehlen aber eine Steuerberatung, bevor Sie nach Luxemburg umziehen.

SOPARFI, wie funktioniert diese Unternehmens-Gestaltung, für wen lohnt sich diese Gesellschaftsform noch?

Diese Gestaltungsform war lange Zeit der Schlager in der Angebotsliste von Anwälten und Steuerkanzleien. 

Die „Société de participations financières“ (kurz: SOPARFI) gibt es seit 1990. Der Vorteil dieser Gesellschaftsform ist, dass sie Investoren erlaubt, Beteiligungen in luxemburgischen oder ausländischen Unternehmen zu verwalten und zu verwerten, ohne dass es zu einer Doppelbesteuerung kommt. 

Gesetzlich möglich ist das über die sogenannte Mutter-Tochter-Richtlinie in der EU sowie die bilateral verhandelten Doppelbesteuerungsabkommen weltweit. 

Allerdings ist es heute nicht mehr so einfach eine SOPARFI zu gründen und die Kosten sind in den letzten Jahren schnell angestiegen. Dies liegt einerseits an den Anti-Geld-Wäsche Regeln und andererseits an den höheren Verwaltungskosten bei spezialisierten Dienstleistungsanbietern. Unten finden Sie die Kontaktdaten von Rechtsanwalt Joram Moyal, der Ihnen gerne als direkter Ansprechpartner zur Seite steht.

Kontaktdaten und Links:

Joram Moyal

Homepage: https://moyal-simon.com/de/

E-Mail:        info@moyal-simon.com

Telefon:       +352 28 80 18

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Dubai – sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht
Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Die überdachende Besteuerung bei Umzug von Deutschland in die Schweiz
Steuerfahndung, Hausdurchsuchung: Das müssen Sie wissen
Italien - Wein, Sonne, wenig Steuern
Auswandern in die USA: Auf ins Land der unbegrenzten Freiheit!
Quellensteuer Schweiz: Was Deutsche in der Schweiz wissen müssen
Was steckt hinter den 16 Fragen, die das Finanzamt Auswanderern stellt?
Welcher Staat weltweit funktioniert am besten?
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Ist die Schweiz der neue Tech-Start-up-Hub in Europa?
Portugal schafft NHR-Status 2024 ab

Timestamps 

00:00:00  -  Einleitung

00:06:01 -  Kann man Luxemburg mit der Schweiz vergleichen?

00:08:03  - Vorstellung Herr Moyal

00:09:06  -  Öffentlicher Transport ist kostenlos

00:10:05  -  Welche Sprache spricht man in Luxemburg?

00:17:52  -  Große Unternehmen in Luxemburg aus aller Welt: Was macht Luxemburg so attraktiv?

00:25:35  -  Wovon lebt Luxemburg und warum ist der Finanzsektor in Luxemburg so groß?

00:27:38  -  Für wen ist Luxemburg steuerlich attraktiv?

00:33:03  -  Gibt es Quellensteuern in Luxemburg?

00:35:04  -  Keine Steuervorteile ohne angemessene Wirtschaftstätigkeit - wird sich diesbezüglich etwas in Luxemburg ändern?

00:37:29   -  Ist Luxemburg für Investmentfonds ein besserer Standort als Irland?

00:48:52   -  Wie ist Luxemburg zu Kryptowährung eingestellt?

00:48:52   -  Wie ist die Zusammenarbeit mit den Behörden bei e-money Lizenzen?

00:37:59   -  Findet man gutes Personal in Luxemburg?

00:56:11   -  Mindestlohn in Luxemburg

00:58:08 -  Bekommt man in Luxemburg ohne Probleme eine Mehrwertsteuernummer?

01:00:36  -  Das steuerliche Umfeld in Luxemburg ist weniger restriktiv

01:03:13  - Luxemburg liegt nicht am Meer, aber liegt günstig zentral in Europa

01:05:14  -  Kurz nachgefragt: Luxemburg

01:10:19  - Kontaktdaten Joram Moyal & Verabschiedung

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP 34: Für welche Unternehmen bleibt Luxemburg interessant?

Zu Gast: Joram Moyal

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast Für Unternehmer und Freiberufler dies ins Ausland ziehen, egal ob Steuerplanung, Auslands, Firmen, Gründungen oder Lifestyle Fragen hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn. Jetzt reden wir heute über Holding Gesellschaften in Luxemburg.

00:28 - Einleitung

Daniel: Das tun wir. Also über Holding-Gesellschaften und natürlich auch generell, was es für Gründe geben könnte, vielleicht Luxemburg als Wohnsitz zu wählen, ist ja immerhin nicht unattraktiv. Also ich hab und gerade zum Beispiel gelesen, dass Luxemburg der erste Staat weltweit ist, der ein kostenfreies Personenbeförderungsangebot hat. Das heißt, man kann im ganzen Land kostenlos Bus, Bahn, Zug, was auch immer da fährt, benutzen, zum Beispiel. Also könnte auch ein interessantes Wohnsitzland sein. Aber da müssen wir heute den Herrn Moyal mal dazu fragen.

Sebastian: Vor allen Dingen, weil es natürlich, sag ich mal, nah an Deutschland ist, oder so. Das heißt, wenn man jetzt irgendwo nicht abgeschnitten sein will von Freunden und Familie, dann ist es wahrscheinlich einfacher, als wenn man irgendwo hin zieht, wo man erst dann hinfliegen muss, umständlich ja.

Daniel: Genau so ist es. Ja also, ich bin ja selber schon mal in Luxemburg gewesen. Bei manchen Preisen ist mir kurz das Gesicht eingefroren, andere Dinge sind wieder erstaunlich preiswert, zum Beispiel Kaffee oder ich glaub, ich hab gelesen, Sekt ist steuerfrei.

Sebastian: Tja, na dann.

Daniel: Man muss mit jemandem reden, der dort wohnt. Das werden wir heute auch machen, um zu sehen, was kommt unterm Strich raus, also wie wie ist das Leben, was kann man dort verdienen, was wird einem abgeknöpft vom Staat an Steuern? Was gibt es für Förderungen? Und so weiter und so fort. Also ich bin gespannt, eben auch mal über das Thema, SOPARFI zu reden. Ist das im Trend oder gibt es andere interessante steuerliche Gründe?

Sebastian: Ja genau also, ich meine vor allen Dingen interessant wie gesagt, es ist ja Luxemburg als Holding Standort und es ist sicherlich für viele ja auch ein Thema, ja, also mal angenommen, du wohnst irgendwo in Spanien und hast Beckham Law Status oder sonst irgendwas, brauchst aber noch eine Europäische Holding Gesellschaft und dann ist ja doch Luxemburg auch vom Rechtssystem her jetzt näher vielleicht als jetzt eine limited in Malta oder sowas ja.

Daniel: Das ja, aber auf der anderen Seite merken wir ja gerade, dass gerade die Europäische Kommission alle solche, besonders solche Länder wie zum Beispiel Luxemburg wie zum Beispiel Malta auch auf dem Kieker hat und dort die Daumenschrauben anzieht und sich dort möglicherweise auch was ändert. Also ich entscheide mich möglicherweise für ein interessantes Land, wo es heute noch günstige steuerliche Regelungen gibt und bin da kaum angekommen und dann kracht sozusagen mein Kartenhaus wieder zusammen, weil es doch nicht funktioniert. Also zum Beispiel heute morgen hab ich im Fernsehen gesehen, sind ja gerade Diskussionen in der Europäischen Kommission, all denen europäischen Ländern, die goldene Pässe anbieten und da wurde Malta übrigens auch erwähnt, ist in einem Würgegriff gerade. Also Bulgarien ist kurz vorm Einknicken. Wegen den Russen hier oder was? Unter anderem, aber generell mit Bulgarien redet man auch schon sehr lange, aber mit Malta hat man jetzt zum Beispiel ganz stolz verkündet juhu, wir haben es geschafft, dass die maltesische Regierung hat uns zugesagt, wenigstens als ersten kleinen Schritt, jetzt Russen keinen keine Staatsbürgerschaft mehr zu geben, aber hat auch gleich wieder der, wer war das eigentlich? Der Justiz...? Ich komme mit den Europäischen Kommissions-Titeln immer so durcheinander, aber der "Justiz Oberste" da in der Europäischen Kommission hat gesagt: Wir wollen mehr von Malta, das ist nur der erste kleine Schritt.

Sebastian: Tja. Und die Weißrussen wahrscheinlich auch mit eingeschlossen, ja?

Daniel: Genau Belarus und Russland. Genau, und deswegen muss man immer sehen. Aber wir werden uns zwar über Luxemburg unterhalten, möglicherweise ein schöner Standort, aber vielleicht muss man sich ja auch nach Ländern umschauen, die weiter weg sind, außerhalb der Grenzen der EU.

Sebastian: Ja klar, aber ich denke, wie gesagt also als EU Holding Gesellschaft ist Luxemburg auf jeden Fall interessant. Dinge, die uns jetzt natürlich heute interessieren, sind so die typischen Sachen, wie zum Beispiel Quellensteuer. Wir hatten das ja schon erwähnt, zum Beispiel als wir zum Thema Portugal die Folge aufgenommen haben. Du lebst in Portugal, du kannst Dividenden steuerfrei vereinnahmen. Aber ich meine, wäre natürlich dann im Quell-Staat, also wo die Dividende ausgeschüttet wird, Quellensteuer veranschlagt wird. Da ist natürlich die Freude nur halb so groß. Deswegen ist natürlich eine interessante Frage hier bei Luxemburg und ich meine, dass es geht. Also mir hat das ein Anwalt mal beschrieben, dass es machbar ist. Obwohl Luxemburg Quellensteuer hat. Aber da gibt es wohl die Möglichkeit, auf die Quellensteuer zu verzichten. Und das ist der interessante Punkt.

06:01 - Kann man Luxemburg mit der Schweiz vergleichen?

Daniel: Sebastian und ich haben uns grad schon so ein bisschen warm gesprochen über das Thema Luxemburg. Luxemburg als Standort. Ich bin zweimal in Luxemburg gewesen

Joram: Schade. Kommen sie öfters, schönes Land, schöne Stadt.

Daniel: Und ich hab vorhin gerade gesagt, das ist für mich auch so ein bissel, also es hat mir sehr gut gefallen, muss man sagen, dort alles sehr sauber, aufgeräumt. Hat mich ein bisschen an die Schweiz manchmal erinnert, wobei es natürlich, wobei die Berge dann dort schon wieder gefehlt haben. Aber von der Sauberkeit, Ordentlichkeit und so weiter und sofort, also hat mich schon beeindruckt.

Joram: Also mit der Schweiz vergleicht man uns noch gerne, was den Finanzstandort angeht. Aber Luxemburg ist eigentlich ein guter Mix zwischen Frankreich, Deutschland und Belgien, je nachdem, wo sie in der Region sind. auch von der von der Atmosphäre in den Städten ist es sehr französisch, belgisch lastig, vielsprachig, Multi-kulturell, weil wir haben Ausländeranteile Luxemburg Stadt von 70%. Alle Luxemburger sind durchmischt. Sie haben keinen typischen Luxemburger! Nein, also ein typischer Luxemburger hat eine portugiesische Mutter, einen italienischen Großvater, polnischen Vater oder einen französischen Vater meistens. Und dann alle Sprachen werden zu Hause gesprochen, aber die Kinder reden aber dann in der Schule, ob sie schwarz, grün oder weiß sind, reden dann alle Luxemburgisch zusammen. Also es ist schon ein großer Mix und ist ganz anders als die Schweiz. In der Schweiz haben sie die Deutschen, die Italiener und die mischen sich dann auch nicht. Und hier sind wir eben sehr klein und sehr vermischt, was das angeht. Das Land selbst, es ist klein. Ich meine, Sie fahren von West nach Ost, fahren Sie auf der Autobahn, in 20 Minuten sind Sie von der deutschen Grenze in Frankreich. Aber es ist schon doch ein bisschen mehr zu entdecken. Also Sie haben, wir haben eine Luxemburger Schweiz, das ist eine wunderschöne Wandergegend, weiter oben in Ösling, nennt sich das. Also in den Ardennen, in der Eifel, also in der Luxemburger Eifel. Ich glaub, die richigen Luxemburger würden jetzt mit dem Hammer auf mich draufhauen und sagen, ne das ist ja Ösling. Sie haben wunderbare Weinberge unten an der Mosel. Die haben auch ne Art Ruhrgebiet, das ist im an der französischen Grenze, in Esch. Da haben wir auch einen Teil von der Uni und viele Start-Ups dort sitzen, auch viel Kultur und Konzerte. Ich war vorgestern auf einem schönen Konzert in der Rockhal in Esch. Also sie haben eigentlich schon viel zu entdecken. Es ist klein, aber fein und ich meine, es ist keine Stadt wie Berlin oder Frankfurt, aber es ist doch für die Sie haben eigentlich doch hier viel kulturell zu tun und und doch auch Abwechslung. Und sie sind mit dem Zug in 2 Stunden in Paris auch nicht unterschätzen.

09:06 - Öffentlicher Transport ist kostenlos

Sebastian: Ja und ich glaube, der Herr Taborek hat gerade eben gesagt, also Nahverkehr oder generell eigentlich öffentlicher Verkehr, öffentlicher Transport ist kostenlos.

Joram: Ist kostenlos. Also sie können auch mit dem Zug von der deutschen Grenze an die Französische Grenze fahren. Sie können mit dem Bus fahren, wohin Sie möchten. Das ist alles kostenlos, und es wird auch genutzt.

Daniel: Kling gut.

Joram: Also die Politik der Luxemburger Regierung ist seit einigen Jahren eben den Autoverkehr aus der Stadt heraus zu drängen. Sie kriegen ja kaum noch ein Parkplatz, ist schrecklich, aber gut. Die Busse und die Tram, wir haben jetzt auch eine Tram, das hatten wir lange nicht, da sind die Luxemburger auch ganz stolz eine Straßenbahn, wo sie dann... das ist ganz praktisch, die fährt durch die ganze Stadt, steigen Sie ein, wo sie wollen. Das ist eigentlich ganz praktisch und wird auch benutzt, das ist einfach. Ist kostenlos, was soll ich denn mit dem Auto irgendwo hinfahren? Krieg ich eh keinen Parkplatz. Ich persönlich, ich fahr mach alles mit dem Fahrrad in Luxemburg, auch wenn es ein bisschen hügelig ist. Aber es ist auch eines der schönen und guten Vorteile in Luxemburg, dass das. Und hat eben auch noch hohe Lebensqualität.

10:05 - Welche Sprache spricht man in Luxemburg? Sebastian: Ja. Und wie ist es mit den Sprachen in Luxemburg? Also ich meine, ich war selbst auch schon mehrmals in Luxemburg, zum Teil wird ja Deutsch gesprochen hatte, zum Teil wird Französisch gesprochen. Ist das regional oder wie muss man sich das vorstellen?

Joram: Also es ist schon regional. Also Luxemburg Stadt ist das Internationalste in Luxemburg. Also früher, ich bin seit 22 Jahren in Luxemburg, Luxemburg Stadt wurde eigentlich immer nur auf Französisch eigentlich gesprochen, weil die meisten Leute aus Frankreich gekommen und hier arbeiten. Mittlerweile hört man in der Stadt selbst, also die unterschiedlichsten Sprachen und sogar fast mehr Englisch als Französisch. Die Sprache der Luxemburger ist Luxemburgisch. Ich kann auch (sagt etwas auf Luxemburgisch). Das ist die Sprache der Luxemburger, das ist die Sprache, die auch die Luxemburger unter sich alle zusammen fügt. Allerdings sind die Luxemburger selbst auch eine Minderheit hier in Luxemburg und nicht nur unter der arbeitenden Bevölkerung. Die ist aber auch unter der Bevölkerung, die hier lebt. In der Regel wird, wenn ich zum Beispiel mit dem Anwaltskollegen auf Luxemburgisch ich rede, würde ich im Nachhinein eine Email auf Französisch schreiben. Und die Standard Sprache oder das, was bei uns Hochdeutsch ist, in Deutschland, ist hier Französisch. Würde ihm dann eine Email auf Französisch schreiben, das ist höflicher. Und die meisten Luxemburger, auch wenn sich das langsam verändert, können das dann auch. Also früher war das, jetzt ist es mehr, weil das Luxemburgische schreiben wird auch mittlerweile geleert. Aber eigentlich ist die Hauptsprache Französisch. Deutsch geht auch, ja sicher. Jeder Luxemburger kann deutsch, aber meistens ist doch so im Umgang, wenn dann ein paar Ausländer dabei sind, da wird eher französisch gesprochen. Klar, wenn nur Deutsche da sind wir auf Deutsch gesprochen.

12:03 - Vorstellung Herr Moyal**

Daniel: Jetzt finde ich das Klasse, dass wir so voll schon mitten im Thema sind, trotzdem für unsere Zuhörer und Zuschauer würd ich gerne jetzt nochmal Ihnen die Gelegenheit geben, Herr Moyal, das sie sich jetzt zu Beginn zum Thema Luxemburg nochmal vorstellen. Sie sind ja Gast heute bei uns und wir sprechen über das zweitkleinste Land in der Europäischen Union. Wie sie ja selber schon in in Ihrer Kurz-Vorstellung geschrieben haben, soll es etwa 170 verschiedene Nationalitäten geben, die in diesem winzig, Entschuldigung winzigs klein, aber in diesem kleinen Land wohnen und sie haben selber schon gesagt viele, viele Ausländer also das war eine schöne Vorstellung. Aber jetzt wollen wir sie auch noch mal vorstellen. So also wer sind sie und was tun Sie in Luxemburg?

Joram: Gut, Ich meine, das ist ja auch nicht ganz unwichtig. Mein Name ist Moyal. Ich bin ursprünglich aus Deutschland, aus Trier, aus der Grenzregion hier, bin seit 22 Jahren in Luxemburg in verschiedenen Kanzleien untergekommen und habe eine eigene Kanzlei in Luxemburg, die nennt sich M&S Law mit mehreren Partnern hier. Wir sind um die 20 Personen in in Luxemburg Stadt, machen überwiegend Wirtschaftsrecht und Wirtschaftsprozessrecht in Luxemburg. Wir sind eine typische mittelständische Kanzlei. Unsere Kanzlei selbst ist sehr nach Deutschland orientiert, auf dem deutschen Markt orientiert. Bei uns spricht jeder in der Kanzlei Deutsch. Typischerweise sind die Anwälte in Luxemburg aus Frankreich-ständig und werden eher wenig Deutsch reden. Sie finden auch echte Luxemburger als Anwälte. Das ist aber wieder so eine Besonderheit in Luxemburg, die Luxemburger Anwälte, denen ist der Beruf irgendwann zu anstrengend und die gehen dann in die Verwaltung oder ins Ministerium. Eine ehemalige Praktikantin von mir ist jetzt Justizministerin.

Sebastian: Ah ja, das spricht ja für Sie.

Joram: Nein, nein, also das war in meiner Anfangszeit, also das spricht wenig für mich. Ich hab irgendwann mal, das war meine Anfangszeit, da war ich selbst ganz grün hinter den Ohren. Aber das ist einfach, also einfach die typischen Luxemburger, also einige machen klar hier ihre eigenen Kanzleien auf, aber die typischen Luxemburger gehen nach ner Zeit dann, weil eben auch die Angebote so gut sind von den Ministerien, die gehen typischerweise in die Ministerien. Und die Anwaltschaft, die sie in Luxemburg haben, die setzt sich eben auch zum großen Teil eben aus nicht echten Luxemburgern zusammen. Was kann ich ihnen noch über mich sagen? Ich hab einen nicht sehr deutschen Namen. Das merkt man dann nicht, ich werde dann immer gelobt. Ach sie können aber gut Deutsch. Meine Mutter ist Deutsche und mein Vater kam aus Israel und deswegen ist mein Name nicht typisch deutsch. Ist eben so. Ja, und eben seit 22 Jahren, also mein erster Beruf war hier in meinem Erster Beruf war hier Also ich bin direkt nach dem Studium nach Luxemburg gekommen und hab dann nochmal Luxemburger Staatsexamen quasi gemacht, um mich dann als Advocat ala Cour, so heißt das hier, niederzulassen. Und dann hab ich mich noch als Rechtsanwalt, weil ich ja die Zulassung hatte, auch noch zugelassen in Deutschland und irgendwann habe ich dann noch englisches Arbeitsexamen gemacht und bin auch noch als Solicitor zugelassen in England. Ich bin aber zu 90% in Luxemburg tätig, kann ab und zu mal für englische Mandanten als Solicitor Ausweise beglaubigen, das mache ich dann ab und zu, aber ich bin ein also... trotzdem, auch wenn es für deutsche Ohren ein bisschen also nicht typisch anhört, ist mein Werdegang eigentlich eher typisch für Luxemburg. Also ich bin nicht der einzige, der viele Sprachen sprichst irgendwie, auch nicht der einzige mit mehreren Zulassungen, das ist eigentlich eher gang und gäbe hier in Luxemburg.

Sebastian: Wie hat es denn nach Luxemburg dann verschlagen von Deutschland aus? Was war denn der Grund für sie dort dann nach Luxemburg umzuziehen, rein Karriere oder persönlich?

Joram: Also ich würde ihnen gern was Abenteuerliches erzählen. Das kann ich. Ich kann ihnen von Kollegen, die hier auch eine Kanzlei haben, also bei manchen ist es Karriere, bei manchen ist es na ja die Liebe, die einem nach Luxemburg zieht, oder jene Regionen. Bei mir ist es ganz profan. Ich komm aus der Gegend, ich komme aus Trier ursprünglich und in meinem Interessengebiet war, naja Trier ist an sich eine wunderschöne Stadt, aber wirtschaftlich ist da relativ wenig und ich wollte immer gerne international arbeiten, mit mehreren Sprachen arbeiten und das war in Trier leider nicht möglich. Und Luxemburg ist sehr interessant, ist eine Hauptstadt, sie machen hier als Anwalt Sachen, die sie auch in Frankfurt, in der Großkanzlei oder Hamburg eher selten zu sehen kriegen und wir haben ständig mit richtig großen interessanten Fällen und Mandanten zu tun. Also es war dann nicht das Geld und nicht die Steuern, das war schon eher das Thema, was mir nach Luxemburg da gezogen hat, dass ich dann hier eine Möglichkeit habe, mehrsprachig zu arbeiten, also die Gerichtssprache ist auf Französisch. Wir arbeiten überwiegend auf Französisch, was Gerichtssachen angeht, im Advisory Bereich, Verträge und ähnliches, aber nur auf Englisch. Das haben Sie, das ist in Deutschland nicht, also das würden Sie in Deutschland eher selten hinkriegen, dass sie so mehrsprachig arbeiten und das hat mich nach Luxemburg gezogen und deswegen habe ich dann auch direkt nach dem Studium, da ich aus familiären Gründen aus Trier nicht wegkam, mir einen Job in Luxemburg gesucht und nicht in Frankfurt oder in Paris, oder in London.

17:52 - Große Unternehmen in Luxemburg aus aller Welt: Was macht Luxemburg so attraktiv?

Sebastian: Da sind wir glaube ich, auch schon beim Thema. Also ich meine, wir hatten jetzt gerade erwähnt, sie haben da mit sehr großen Mandaten zu tun, und dafür ist ja Luxemburg auch bekannt, ja vielleicht auch so. In den letzten 10-15 Jahren vielleicht zum Teil auch negativ. Wir wissen ja, das große amerikanische Unternehmen, die nicht ihre europäischen Niederlassungen in Irland haben, haben ihre europäische Präsenz dann oder sogar weltweite Präsenz außer Amerika in Luxemburg. Bekanntes Beispiel sind ja Amazon, Microsoft gehört dazu, PayPal gehört dazu. Also Luxemburg ist ja schon in Europa, wenn nicht weltweit, ein sehr bedeutender Standort für Holding Gesellschaften, aber auch jetzt nochmal um einen alternative Investmentfonds, Beteiligungsgesellschaften zu strukturieren. Würden Sie das auch so beschreiben?

Joram: Obwohl der Markt hat sich schon verändert in den letzten Jahren. Also das, was Luxemburg war, als ich in in Luxemburg angefangen habe und was Luxemburg heute beruflich ist, das sind 2 Welten. Also das hat sich sehr verändert. Also früher hat man immer so gescherzt, Luxemburg ist so die Möglichkeit für belgische Zahnärzte ihr Geld zu verstecken. Das ist, das war mal, das ist so 80er Jahre. Da hat sich Luxemburg sehr gewandelt und auch diese Holding Strukturen, das wird immer weniger und auch immer weniger interessant, da eben auch der Druck von den anderen Ländern kommt auf kleine Länder wie Luxemburg, aber auch Zypern oder Malta, die spüren das ja auch. Aber auch, dass die Luxemburger Regierung schon seit einigen Jahren auch dahinter steckt. Also ich hatte einmal ein Panel, mit dem mit dem Wirtschaftsminister, war ich dabei, und der hatte dann auch gesagt Naja, Luxemburg möchte nicht mehr "grau" sein, sondern möchte eine weiße Weste, also weiß sein und möchten ganz gerne vorne dabei sein, um zu zeigen, dass man, wenn man Luxemburg investiert, ist es eben nichts, kein Shady Business, sondern in Luxemburg ist alles sauber. Und es gab einige Skandale, die werden auch aufgearbeitet. Und was ich von der Praxis eben sehe, ist eben die Art und Weise, wie wir arbeiten, die Art und Weise, wie die Mandanten kommen, das ist ganz anders als wie man sich das vorstellt. Also die Fragen wie Geldwäsche Vorschriften, die werden ganz hoch gesetzt. Das haben deutsche Kollegen oder französischen Kollegen kennen das gar nicht. Also wir müssen für jeden Mandanten, also ein großes Portfolio an Informationen einholen, um sicherzugehen, dass wir hier niemandem helfen, dass er Geldwäsche betreibt. Erzählen sie das mal einem deutschen Kollegen, was er denn bei einem Mandaten für Informationen einnehmen muss, um überhaupt für den arbeiten zu können, das ist eben in Luxemburg ist das eben ganz stark. Und auch diese Praxis mit den Tax rulings, da sprechen Sie darauf an, was vor einigen Jahren, also vor einigen Jahren noch gang und gäbe war das wurde ja auch ganz ganz abgeschafft, oder ist eben sehr sehr schwierig, heutzutage noch einen Tax ruling zu halten und die gelten dann eben auch nicht bis ultimo, sondern auch nur für einen gewissen Moment. Also da gibt es schon einiges an Regelungen die hier eingebracht worden sind, viel natürlich auch aufgrund der Skandale und viel auch gezwungenermaßen von europäischer Seite. Aber na gut, ich denke, es tut Luxemburg auch gut, aus dieser Schmuddelecke rauszukommen und ich denke Luxemburg, also aus der internen Luxemburger Sicht denke ich, ist Luxemburg schon längst draußen aus der Schmuddelecke, aber gut der Ruf klebt noch ein bisschen dran, quasi es ganz früher, dann eben doch es zu einfach gemacht haben. Aber stimmt schon, ich mein im Vergleich ist Luxemburg ein kleines Land, die können eben viel einfacher steuerattraktive Modelle großen Firmen anbieten als Deutschland oder Frankreich zum Beispiel. Deswegen sind Amazon ist nicht hier, weil, weil die Landschaft so schön ist oder weil es vielsprachig ist, sondern weil es eben steuerlich attraktiv ist und zweitens weil sie eben vielsprachige Mitarbeiter hier kriegen. Aber na, da fragt man sich, was zuerst da war, die Henne oder das Ei? Ist die Vielsprachigket hier, weil Luxemburg so attraktiv ist oder weil eben so viele internationale Firmen hier sind. Microsoft genauso, paypal ist einer der ersten E-Banks in Europa und die haben sich eben in Luxemburg ansässig gemacht. Paypal ist übrigens eine richtige Bank und die haben eine echte Bankenlizenz in Luxemburg. Aber es stimmt schon, ich meine Luxemburg ist so erfolgreich nicht, weil es so schön ist, sondern weil es eben attraktive Steuer-Modelle für große Unternehmen hat, die dadurch eben insgesamt weniger Steuern zahlen.

Sebastian: Damit haben sie ja jetzt einen Trend angesprochen, der glaube ich jetzt hier weltweit und auch in der Europäischen Union natürlich hier jetzt so durchsetzt nach und nach, auch in Ländern wie Malta oder Irland usw auch durch die ganzen Initiativen, sag ich mal durch die OECD, oder durch die EU, ob es jetzt BEPS ist, ob es jetzt die verschiedenen Maßnahmen, gegen die Steuervermeidung ist und so weiter. Also damit bestätigt sich im Grunde, dass Luxemburg letztlich hier im Trend liegt und im Grunde solche Modelle nicht mehr zeitgemäß sind.

Joram: Ja, ich meine, Luxemburg ist ja auch, ich meine, als ich angefangen habe in Luxemburg, haben wir Holding Gesellschaften nach und nach gegründet. Ich hab für die Kanzleien, in denen ich gearbeitet habe, brauchten wir ein Bankkonto, ruf mal schnell bei der Bank an, ich brauche ein Bankkonto für die und die Firma und in 5 Minuten haben Sie das Bankkonto gehabt. Das das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.

Sebastian: Das es so schnell geht.

Joram: Nein, aber ich mein ist ja auch, ist auch richtig, dass es so einfach nicht mehr ist. Ich meine, das war einfach viel zu einfach damals, aber das ist jetzt auch schon lange her. Ich mein heutzutage ein Bankkonto aufgeben für eine Firma, für eine Holding vor allen Dingen. Das ist so gut wie unmöglich. Luxemburg selbst steuert mehr einerseits in die Fonds Richtung, also Fonds sind ja schon seit langer Zeit einer der Schwergewichte in Luxemburg. Die meisten Fonds in Europa sind, glaube ich neben Irland, in Luxemburg oder vielleicht in Luxemburg sogar mehr als in Irland. Das ist so der attraktivste Sterling Point, glaube ich in letzter Zeit in Luxemburg und damit sind wir auch immer mehr beschäftigt, in diesen verschiedenen Fond Strukturen aufzubauen oder kleinere Strukturen aufzubauen oder eben auch Startups werden eben, gerade im Finanzsektor, Start-ups werden uneimlich gefördert in Luxemburg. Und wir haben eben auch Menschen aus aller Herren Länder jetzt hier, die dann ihre eigenen Startups aufsetzen, aber meistens im Bereich, im Fond Bereich, Finanzsektor mit neuen Ideen. Ich meine, Luxemburg ist nicht Berlin, aber die Nische, die ich dann eben sehe, ist eben Startups im Finco Bereich oder Dienstleistungen im Bereich von Cryptocurrencies oder ähnliches. Das ist das, was ich dann auch öfters hier sehe, worauf sich dann Luxemburg versucht zu spezialisieren, also nicht Startups im allgemeinen Bereich, dass sie dann irgendwelche Haushaltsmittel hier herstellen oder für die Entertainment Industrie, sondern eben Start-ups spezialisiert auf Finco, dass sehe ich hier häufig. Jetzt habe ich den Faden verloren.

Sebastian: Gar nicht, nein alles gut.

25:35 - Wovon lebt Luxemburg und warum ist der Finanzsektor in Luxemburg so groß?

Daniel: Wir haben ja bereits einiges über die Landschaft und Unternehmen in Luxemburg gehört. Jetzt wäre es mal interessant zu wissen, wovon Luxemburg eigentlich hauptsächlich lebt und wie sich das entwickelt hat. Wir wissen ja, dass der Finanzsektor eine sehr große Rolle in Luxemburg spielt. Herr Moyal erklärt uns dazu jetzt auch, wieso dieser Sektor so groß wurde.

Joram: Luxemburg hatte damals, also wenn sie in die Geschichte schauen, ich mein Luxemburg hat damals einen Gründer der Montanunion und vor hundert Jahren war Luxemburg eben auch ein großer wichtiger, im Süden vom Land haben sie noch die, die ArcelorMittal hat ja auch ihren Sitz hier. Die Arbeit damals, das war ein ganz wichtiger Sektor, das war der wichtigste Geldbringer für Luxemburg, das war die Kohle oder die Eisen. Wie nennt man das? Die Eisen Minen im Süden, aber das ist ja, wissen Sie ja selber, ich meine, das ist wie im Ruhrgebiet, das ist alles weggefallen oder viel weniger wichtig. Wenn aber, klar geb ich Ihnen Recht, wenn der Finanzplatz Luxemburg nicht wäre, da wäre in Luxemburg wenig. Also da hätten sie den Weinbau wunderschön, so ein bisschen Montanunion und die Landschaft. Und die echten Luxemburger, vielleicht kann ich da noch mal vom Anfang zurückgreifen, als sie mich gefragt haben, welche Sprache wird dann gesprochen? Na, also Luxemburg ist auch noch sehr ländlich, also wenn sie aus Luxemburg Stadt rausfahren, also hier 5 Minuten hinter Luxemburg da haben sie eben auch viele Kühe auf der Weide und viel Landwirtschaft. Ja, das ist dann auch je mehr sind im Norden fahren ich meine, da wird auch kaum Französisch gesprochen, die reden dann eben alle auch nur Luxemburgisch untereinander. Das ist dann eben so wie wie auf der deutschen Seite im Hunsrück oder auf der Eifel.

27:38 - Für wen ist Luxemburg steuerlich attraktiv?

Daniel: Jetzt bin ich trotzdem verwirrt Herr Moyal, weil sie hatten vorhin erwähnt, dass die luxemburgische Regierung eigentlich nicht mehr, sag ich mal, will gern eine weiße Weste haben oder keine graue Weste. So, womit überzeugen Sie mich jetzt als Unternehmer nach Luxemburg zu kommen und dort mal ein Unternehmen zu gründen, wenn es nicht Steuersparmodelle sind?

Joram: Nein, es gibt natürlich, ich meine steuerlich ist es akttraktiv, immer noch attraktiv. Aber wir sind kein Dubai. Es ist nicht mehr so einfach, wie vor 20 Jahren, aber wir sind immer noch steuerlich attraktiver als in anderen Ländern.

Daniel: Was bedeutet attraktiv also, wenn sie das vielleicht mal ganz kurz unseren Zuschauern, Zuhörern erklären können? Was ist der attraktive, steuerlich attraktiver Punkt von Luxemburg?

Joram: Also der steuerliche attraktivste Punkt. Es wird sehr schwer, wenn Sie Privatpersonen sind. Also wenn Privatpersonen, die also Mittelständler sind, der versucht sein Geld zu sparen und dann nach Luxemburg zu gehen, das ging vielleicht früher, das wird zu teuer werden. Also da geben sie mehr Geld aus um ihre Struktur aufzubauen, um Steuern zu sparen, als es sich am Ende lohnt. Die Steuersparmodelle die sie in Luxemburg haben, die sind eher auf größere Unternehmen gerichtet. Zum Beispiel, fang ich bei den größten an, die Fonds. Die Fonds sind steuerlich transparent, die werden dann in Luxemburg auch nicht besteuert. Und das ist der größte Handy Point. Also wenn Sie ein großes Private Equity Unternehmen sind, ein großer Fonds, dann setzen Sie den Fonds in Luxemburg auf und die Strukturen darunter, weil sie dann hier so gut wie keine Steuern bezahlen. Dann andere Möglichkeit sind immer noch die Luxemburger Holding Gesellschaften, allerdings unter der Prämisse, dass sie immer auch entsprechend Substanz haben. Früher ging viel über Briefkastenfirmen, das gibt es auch noch, das geht auch noch für manche Länder, aber es wird immer schlechter und immer weniger, also sogenannte SOPARFIs, SOciété de PARticipations FInanciéres, Beteiligungsgesellschaften, indem sie dort ihre deutschen, Französischen oder sonstwas, Polnischen Gesellschaften reinpacken das sehen sie immer noch öfters, meistens auch mit Immobilien-Gesellschaften, die drin stecken. Oder auch, das haben wir jetzt gehabt SOPARFIs mit ukrainischen Gesellschaften, Ukrainische Fabriken, das ist jetzt alles nicht so schön. Die dann aufgrund der Doppelbesteuerungsabkommen eben nur in der Ukraine zum Beispiel oder in Deutschland besteuert werden und dann hier auf dem Level dann nicht mehr, aufgrund des Schachtelprivilegs, was wir in Luxemburg haben. Also das ist nach wie vor attraktiv, allerdings ist es weniger attraktiv. Naja, es ist nicht mehr so einfach aufzusetzen, weil sehr schwer ist, ein Bankkonto aufzumachen. Es ist sehr schwer, die Substanz Erfordernisse der anderen Ländern zu erfüllen. Also es ist nicht Luxemburg, die diese Substanz Erfordernisse aufsetzen, sondern die anderen Länder. Also die schauen, dass sie dann eben hier auch Personal haben und Büro Räumlichkeiten haben und Luxemburg ist auch sehr teuer, auch wenn es ein kleines Land ist. Also sie haben hier Lebensunterhaltungskosten wie in einer deutschen Großstadt, München oder ähnliches und entsprechend sind auch die Gehälter und entsprechend müssen sie eben auch für Miete bezahlen und entsprechend müssen sie auch ihre Mitarbeiter bezahlen, damit sie eben entsprechend Substanz haben. Und das ist eben, für einen Zahnarzt lohnt sich das nicht.

Sebastian: Ja, das ist klar ja, also ich meine, das ist ja auch ein Punkt, den wir ja immer rauf und runter beten, auch auf unseren Webseiten. Also ich meine ohne Substanz, sind ja solche Modelle grundsätzlich überhaupt nicht möglich und wenn man natürlich da für jemand, der jetzt was weiß ich so 100 bis 200 Tausend Gewinn oder sowas macht oder 500000 Gewinn wahrscheinlich auch noch, lohnt sich das ja alles sowieso nicht. Weil wie wir schon gesagt haben die Strukturkosten sind so hoch, dann kann ich ja gleich Steuern bezahlen in einem anderen Land. Also ich meine das würde natürlich erst mal keinen Sinn machen und das Ganze lohnt sich natürlich sowieso immer nur unter der Prämisse, dass dass man da schon ziemlich dass man schon ziemlich substanziell natürlich dann auch hier Umsätze und Gewinne hier dann fahren kann. Das ist ganz klar. Wir haben jetzt relativ viele Mandanten, die jetzt gar nicht in Deutschland leben, sondern eben viele Mandanten, die in verschiedenen Ländern leben und da verschiedene Sonder-Stati haben, also zum Beispiel in Spanien, Beckham Law oder NHR Status in Portugal, Non Doms in Irland / UK, Malta, Zypern in diesen Ländern. Das heißt, sie haben eigentlich jetzt gar nicht hier die Probleme mit ihrem Wohnsitzstaat, hinsichtlich von Einkünften, weil die ohnehin Auslandseinkünfte steuerfrei vereinnahmen können. Wie sieht denn das aus zum Beispiel bei luxemburgischen Holdinggesellschaften mit der Quellensteuer? Gibt es Quellensteuern in Luxemburg, oder wie muss man sich das vorstellen?

33:03 - Gibt es Quellensteuern in Luxemburg?

Joram: Wissen Sie was der Vorteil von Luxemburg ist mit der Quellensteuer? Sie haben immer Möglichkeiten das woanders in Abzug zu bringen und gerade, wenn sie eine Holding Gesellschaft haben und vom Schachtelprivileg profitieren, zahlen sie eben, wird dann die Quellensteuer, soweit ich in Erinnerung habe, dann davon entsprechend verringert. Aber da können Sie mich jetzt nicht drauf festnageln. Aber eine Quellensteuer von 15% gibt es nicht. Was Interessantes für diese ganzen Offshore Mandanten, die sowieso keine Steuern zahlen, das ist eine Luxemburger SPF. Das ist quasi eine Offshore in Luxemburg, die von allen Doppelbesteuerungsabkommen ausgenommen ist. Also kann von keinem Doppelbesteuernabkommen profitieren. Allerdings wirds in Luxemburg nicht besteuert, also ganz gering besteuert. Sie zahlen Steuern aufs Kapital, wenn Sie in Euro Kapital haben, zahlen sie 0 Komma keine Ahnung 3% oder 0,5% im Jahr an einer Jahressteuer. Das ist das, was viel von solchen Mandanten, von denen sie gerade erzählt haben also HNWI, die eben auch ihr Geld in bestimmten Strukturen haben möchten und die selbst persönlich von der Steuerpflicht, weil sie sonst wo leben, ausgenommen sind. Also die SPF, die hat naja, bis vor 2 Wochen auch gut mit Russischen Mandanten funktioniert, aber auch mit polnischen Mandaten, die das gerne benutzt haben oder eben mit Mandanten, die belegen eben, wo Sie steuerbefreit sind.

35:04 - Keine Steuervorteile ohne angemessene Wirtschaftstätigkeit - wird sich diesbezüglich in Luxemburg etwas ändern?

Daniel: Jetzt will die EU-Kommission, will ja, dass in allen europäischen Ländern Gesellschaften ohne angemessene Wirtschaftstätigkeit, dort keine Steuervorteile mehr erhalten sollen. Sa gibt es ja extreme Vorhaben, wobei man natürlich immer noch definieren muss, was ist eigentlich eine angemessene Wirtschaftstätigkeit? Ne, das ist ja immer so ne Definitionsfrage. Aber machen Sie sich da jetzt Sorgen über den Standort oder macht Luxemburg sich Sorgen, dass dort vielleicht sich einiges in Zukunft ändern müsste?

Joram: Absolut. Ich meine, das ist ja schon seit einigen Jahren so und Luxemburg ist ja schon länger... ich meine, das kommt ja nicht von heute auf morgen sowas, und Luxemburg ist, das ist jedenfalls unser Eindruck, schon länger dabei, den Karren in eine andere Richtung zu lenken und eben von diesen typischen Steuerspar-Modellstrukturen wegzukommen und alles mehr in Richtung Fond Gesellschaften, regulierte Strukturen zu gehen, die ja steuerlich immer noch attraktiv sind, die aber - nicht von diesen Maßnahmen so betroffen sind, weil sie da eben keine „eine Person" dahinter haben, die eine Gesellschaft hat und direkt zurückzuführen ist auf diese eine Person, die dann weniger Steuern zahlt, sondern die ihre Steuern spart, indem sie ihre Gesellschaft, also ihre finanziellen Mittel in einem Fond hinein setzt. Und dadurch eben viel weniger Steuern zahlt, aber der Fonds ist eben auch viel komplexer und viel schwerer zu handhaben und auch viel regulierter. Die anderen Strukturen sind ja alle nicht reguliert. Also es geht Richtung regulierte Strukturen, die nicht von diesen Maßnahmen betroffen sind, komplex regulierte Strukturen, die dann steuerlich immer noch aktiv sind, aber eben nicht für jeden.

Sebastian: Wie gesagt, das ist ja glaube ich auch allgemein bekannt, dass eben Luxemburg für Investmentfonds ein sehr interessanter Standort ist. Da gibt es ja auch andere Standorte, zum Beispiel jetzt mal in der EU, Irland, die sich da besonders hervortun, vor allen Dingen jetzt nach Brexit das einzige englischsprachige Land ist in der EU. Wo sehen sie jetzt den Vorteil für den Investmentfonds, den in Luxemburg zu strukturieren, gegenüber Irland?

37:29 - Ist Luxemburg für Investmentfonds ein besserer Standort als Irland?

Joram: Ja, die Ähnlichkeiten zwischen Irland und Luxemburg sind schon da. Luxemburg ist auf dem Kontinent, Irland ist weiter weg. Die Dokumentation in Luxemburg wird auch alles auf Englisch gemacht, also dann gerade in dem Fond Bereich gibt es keine Pflicht, das auf Französisch oder auf Deutsch zu machen. Also die Amtssprachen in Luxemburg sind Deutsch, Französisch und Luxemburgisch und Gesellschaftsunterlagen müssen entweder auf Deutsch oder auf Französisch sein. Bei Fonds ist das anders. Das können Sie alles auf Englisch aufsetzen, insofern wär eben auch die Konkurrenz zu Irland. Steuerlich ist es sicher ähnlich in Irland wie in Luxemburg. Also die Fonds zahlen eben ihre Registrierungsgebühren, die Standard Gebühren bei der Finanzaufsicht, auch die die Haltungskosten, aber zahlen eben auch keine Steuern. Der Vorteil Luxemburg gegenüber Irland sind vielleicht, also damit macht Luxemburg immer gerne Werbung, sind die kurzen Wege zur Finanzaufsicht. Also die Finanzaufsicht ist auch immer sehr reaktiv, weil die ja auch ein Interesse daran haben, die Fonds reinzubringen. Vielleicht, und das hofft jedenfalls Luxemburg, das Luxemburg eben auch der seriösere Standort gegenüber Irland ist. Weil sie eben auch so sehr darauf drängen, dass eben die ganzen Geldwäschevorschriften eingehalten werden und eben quasi als "EU Schweiz" dastehen und vom Know-how ist vielleicht, na gut da will ich Irland jetzt nicht auf die Füße treten. Ich glaube, es ist schon sehr ähnlich, aber die Wege nach Luxemburg sind einfach kürzer für jemand in Europa, als nach Irland zu gehen und eben auch die Vielsprachigkeit. Da wo sie in Irland nur mit Englisch weiter kommen, kommen Sie in Luxemburg eben auch mit anderen Sprachen weiter, obwohl dann auch die Dokumentation in der Regel auf Englisch ist. Das ist ja in Ordnung, das ist ja auch besser, also sie müssen nicht auf Französisch sein oder auf Deutsch, sondern kann auf Englisch sein, kann natürlich auch auf Deutsch sein. Das können Sie in Irland zum Beispiel nicht machen. Sie können kein Fond auf Deutsch aufsetzen oder auf Französisch. Das geht in Luxemburg eben. Die Wege sind kurz und die Flexibilität in gewissen Maßen. Aber na gut, die Wege sind kurz und sie können kurz bei der CSSF anrufen oder vorbeigehen. Da kenn ich mich jetzt nicht in Irland aus. Irland hat sicher auch seine Selling Points. Aber Na gut, nach Luxemburg können Sie mit dem Auto fahren.

Sebastian: Na gut, es sind ja auch oft mal Punkte, sind jetzt eher weicher. Also zum Beispiel, was weiß ich, die Amerikaner fühlen sich in Irland wohler möglicherweise. Das ist jetzt reine Spekulation eben, weil es eben angelsächsisches Rechtssystem ist, weil Englisch die Sprache ist, weil es da traditionell über Jahrhunderte gewachsene Beziehungen zu Irland gibt, während vielleicht sich Deutsche und Kontinentaleuropäer in Luxemburg besser aufgehoben fühlen aufgrund der Mehrsprachigkeit, europäisches Rechtssystem und ich meine das sind ja oftmals Faktoren ja auch dann, sag ich mal die Optik von außen, was da möglicherweise für Investoren, ja dann ein wichtiger Punkt ist. Wie das Ganze irgendwie dann strukturiert wird, ja also ich denke.. Sind die Kosten, also jetzt mal so, es gibt ja Länder, also zum Beispiel, jeder weiß zum Beispiel in London sind die Anwaltskosten sehr hoch, sag ich jetzt mal und in den USA auch, sag ich jetzt mal so ganz lapidar, die Honorare einmal so ganz vereinfacht. Würde man sagen, dass so ein so ein Standort Luxemburg vergleichbar ist mit Irland hinsichtlich der legal fees wie Deutschland oder ein teurer Standort ist? Wie muss man sich das vorstellen?

Joram: Luxemburg ist glaube ich, ein teurer Standort von den legal fees, aber nicht so teuer wie die USA oder England.

Sebastian: Okay.

Joram: Also wir freuen uns immer, wenn wir Mandanten aus der USA oder England haben.

Sebastian: Ich glaub, da freut sich jeder. Ich mein, das ist klar, also da kann jeder gut mithalten mit der USA.

Joram: Mal ein Vergleich also, wenn wir, also es unterscheidet sich auch von Kanzleien. Du kannst sagen, wenn sie zu einer Großkanzlei gehen, haben sie natürlich andere fees, als wenn sie in der mittelgroßen Kanzlei gehen. Das ist auch klar. Aber die fees in Luxemburg sind hoch. Also wenn sie nach nach Münster gehen, zahlen sie sicher andere fees, aber in Münster werden sie auch keinen Fonds aufsetzen, als wenn sie nach Luxemburg. Also die fees sind hier in Luxemburg schon höher. Sind eben vergleichbar mit fees, die sie in Düsseldorf oder München oder in Frankfurt zahlen, das ist jetzt schon vergleichbar. Aber nicht das, was in London oder New York zahlen würden.

42:02 - In Luxemburg leben und eine Gesellschaft gründen - wie funktioniert das?

Daniel: Wir wollen jetzt etwas detaillierter auf das Gründen einer Gesellschaft in Luxemburg eingehen. Wie läuft der Prozess ab? Wie lange dauert es überhaupt, eine Gesellschaft zu gründen und gibt es Hürden? Im selben Zusammenhang wollen wir auch Fragen, wie der Wohnsitzwechsel vonstatten geht und was man beachten muss.

Patrick: Dividenden sind besteuert für physische Personen. Das heißt, da liegen sie bei 10%. Allerdings gibt es hier eine Gestaltungsmöglichkeit, eventuell bei einer Holding Gesellschaft in Andorra. Die Holding Gesellschaft wäre befreit von diesen 10%. Die physische Person hinter der Holding Gesellschaft ist befreit von den Dividenden, die sie von der Andorranischen Holding erhält. Das heißt, es gibt keine Gestaltungsmöglichkeit. Wenn die Dividenden allerdings direkt aus dem Ausland an die physische Person kommen, dann sind wir bei 10%. Dadurch, dass eine gewisse Quellenbesteuerung normalerweise insbesondere bei den Ländern ohne DBA bereits im Ursprungsland besteht, wird diese natürlich anerkannt und es kommt dann meistens nicht zu diesen 10%, solange die Quellenbesteuerung bei 10 % oder darüber im Ausland bereits besteht.

Joram: Wenn Sie in Luxemburg leben wollen und keine EU Bürger sind, dann brauchen Sie einen Aufenthaltstitel. Ist einfach so. Und Aufenthaltstitel brauchen Sie jetzt, um hier zu leben. Um eine Gesellschaft zu gründen, müssen sie kein Luxemburger sein und müssen nicht in Luxemburg leben. Können aus Südafrika eine Gesellschaft hier gründen und die auch halten, kein Problem. Das geht für eine Holding Gesellschaft. Wenn sie jetzt tatsächlich ein Auto Handel in Luxemburg gründen wollen oder jemand / eine Gesellschaft die Import Export betreibt, dann brauchen sie eine Handelsermächtigung vom Wirtschaftsministerium. Die ist aber relativ leicht zu erhalten, sie müssen dann zeigen, dass sie kein Krimineller sind, dass keine Insolvenz in der Vergangenheit hatten. Auch ihre Ausbildungen müssen sie nachweisen. Und wenn die Unterlagen vollständig sind, kriegen sie innerhalb von 2 Wochen eine Antwort. Ja hier ist deine Handelsermächtigung, du darfst hier arbeiten, du darfst ist hier Import-Export betreiben, du darfst die Rechnung ausstellen oder was auch immer. Man macht Dienstleistungen, Beratungen, Startup hier aufmachen, das geht also. Das Problem ist dann eher für nicht Europäer die Aufenthaltsgenehmigung zu kriegen. Die sie kriegen, also wir hatten letztens jemanden aus dem Iran gehabt, für den haben wir eine Aufenthaltsgenehmigung und Handelsermächtigung erhalten. Das ging inhaltlich, ging das relativ gut durch, hat einfach nur so seine 2-3 Monate gedauert, weil die beim Integrationsministerium, beim Ausländer Amt würde mal in Deutschland sagen, einfach viel viel länger brauchen, viel zu viel zu tun haben, anders als das Wirtschaftsministerium, was eben darauf geschult ist.

Sebastian: Aber das geht ja auch noch 2 - 3 Monate für jemanden aus Iran ist ja nicht, also ich meine, total unvorstellbar.

Joram: Nein, nein. Gut, Ich meine, wir hatten ihn ja auch entsprechend vorbereitet, der hatte ja eine eigene Firma gegründet, da war auch in Europa schon unterwegs, um hier ein selbstständiges Unternehmen zu gründen. Musste ein Businessplan vorweisen, zeigen, dass es auch nachhaltig ist, was er tut. Klar, die Vorbereitung musste natürlich auch gut sein, aber dann geht es eben auch durch. Aber das dauert dann so beim Migrations Ministerium dauert das dann so seine 2-3 Monate, das es durch ist. Wir haben viele Mandanten aus den USA in dem Bereich, die dann ihre Arbeiter, mal schnell ihre Informatiker, mal schnell nach Luxemburg schicken wollen. Die sagen ja, können wir in 2 Wochen anfangen, da müssen wirsagen ne, in 2 Wochen geht das nicht. Wir müssen die Aufenthaltsgenehmigung kriegen und das dauert eben seine 2 Monate.

Sebastian: Das ist ja dann ein Schengen Visum oder? Das heißt es gibt natürlich dann auch gleichzeitig Zugang zu allen anderen Schengen Staaten.

Joram: Jein also, das ist ein Schengen Visum, klar. Also jemand der eine Aufenthaltsgenehmigung in Luxemburg hat, der kann natürlich überall in Europa reisen, darf aber nicht überall in Europa leben oder arbeiten. Genau, aber da gibt es viele Möglichkeiten, wie man sich in Luxemburg niederlässt. Sei es aufgrund eines eigenen Business, sei es aufgrund von privaten Gründen, weil Luxemburg ihm so gut gefällt oder weil er in Luxemburg Verwandte hat. Oder weil er in Luxemburg sein Business hat oder weil er sein Business in Deutschland, Frankreich, in den Niederlanden hat und Luxemburg als Basis haben möchte, um durch die verschiedenen Länder reisen zu können. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich in Luxemburg niederzulassen.

Sebastian: Aber wenn du jetzt mal, ich weiß nicht, Ich will jetzt hier nicht zu sehr ins Detail gehen. Aber der Mandant, über den wir sprechen, zum Beispiel aus Iran, ist ein gutes Beispiel. Also warum wählt sich jemand aus Iran spezifisch jetzt Luxemburg aus? Sie hatten vorhin beschrieben Luxemburg will ja Fintech Start-ups vor allen Dingen gerne anziehen auch. Jetzt was macht die Start-ups Szene in Luxemburg interessant gerade auch im Fintech Bereich, was jetzt zum Beispiel Deutschland oder andere Länder nicht bieten können?

46:46 - Ist Luxemburg ein interessanter Standort für FinTech?

Joram: Na gut, das bei ihm war jetzt eine FinTech Frage auch, also er hat hier FinTech Startup gehabt oder gegründet. Die Nähe, es gibt ja verschiedene Hubs in verschiedenen Bereichen hier, die Nähe zu den anderen Unternehmen, der Austausch zu den anderen Startups, die alle eben auch in diesem FinTech Bereich sind. Das war glaube ich das Ausschlaggebende auch so seine Bekanntschaft zu anderen, die eben in diesem Bereich Fintech Fond Bereich tätig sind. Die Nähe zu den potenziellen Kunden, die Fonds und ähnliches. Eben auch dort sein, wo eben auch die Kunden sind, also das ist das attraktive. Für den waren jetzt nicht die Steuern ausschlaggebend, sondern eben der Bereich. Die Nähe zur Finanzindustrie. Aber auch die Nähe zu Paris, auf der einen Seite Frankfurt, auf der anderen Seite Amsterdam. Das er eben auch seine Produkte die er in Luxemburg entwickelt, dort eben auch vertreiben kann. Das überhaupt gar nichts mit Iran zu tun gehabt, kam eben nur aus dem Iran, also in seinem Bereich...

Daniel: Dann hätte er wahrscheinlich auch sein Unternehmen nicht gründen können, im Prinzip, also in dem Moment, wenn man Unternehmen gründet, gibt es ja einige solcher Länder, da ist ja nicht bloß der Iran dabei, da wird man schon Schwierigkeiten bekommen. Habe übrigens gestern, das war interessant, mit einem Kollegen gesprochen, das ist jetzt aus Russland auch ganz viele große Unternehmen, ihre Mitarbeiter schnell aussiedeln, jetzt zum Beispiel selbst in Länder wie die Türkei und so weiter und sofort oder für ihre Mitarbeiter versuchen also auch Niederlassung, dann dort freiberufliche, teilweise gewerbliche Tätigkeit oder sowas zu bekommen. Aber jetzt haben wir über fintech gesprochen, was mich noch mal interessieren würde zu Luxemburg. Wie ist denn Luxemburg, also der Staat Luxemburg, die Regierung zur Kryptowährung eingestellt? Gibt es da irgendwelche Tendenzen? Wo geht es hin?

48:52 - Wie ist Luxemburg zu Kryptowährung eingestellt?

Joram: Ja. Also da brauch ich eine Glaskugel, also Luxemburg hatte oder die Finanzaufsicht hat auch letztens noch mal was veröffentlicht zum Umgang mit Kryptowährungen, das Kryptowährungen auch reguliert werden sollen also in die Richtung geht es. Wir haben ja einige, im Moment ist es ja auch unreguliert, also wir haben ja auch einige Kryptos geborgt, wir haben auch eine Bitstamp zum Beispiel, an denen sie Kryptos handeln können, die auch von der Finanzaufsicht zugelassen sind. Also Luxemburg hat da schon einen, sagen wir mal, einen offenen Zugang zu. Allerdings, wir haben auch einige Mandanten in dem Bereich, die auch interessiert waren in Luxemburg. Was machen wir aber dann am Ende, das eher in osteuropäischen EU Ländern gemacht haben, weil das für sie dann einfacher war als in Luxemburg. Luxemburg drängt eben, das hab ich ja von Anfang an gesagt, eben auch die weiße Weste zu bewahren und hat eben da auch einige Auflagen was Kryptos angeht. Also das hier eben auch hier also alle Geldwäsche Regeln eingehalten werden und von der technischen Dokumentation auch alles so nachgewiesen werden muss, dass eben auch kein, dass die Einlagen oder die Kryptos eben dadurch geschützt sind und das ist eben dann noch ein sehr, sehr schwerer Prozess für Kryptos, aber wenn sie mich, da bin ich jetzt wahrscheinlich jetzt wieder zu sehr im Detail, aber wenn sie mich allgemein nach Kryptos fragen. Stimmt das schon, dass Luxemburg hier sehr eine offene und interessierte Richtung einschlägt. Aber ich glaub, das ist bei allen Ländern so, ich meinen EU-weit geht es ja auch in Richtung, dass die Kryptos reguliert werden sollen und eben auch vielleicht als Handlungsmittel der Zukunft gelten sollen. Aber wir selbst als Kanzlei sind schon öfters mit Kryptos konfrontiert worden, im Finco Bereich, Dienstleistungen für Kryptowährungen, aufsetzen von Kryptowährungen. Allerdings bisher auch in einem, na ja, es ist eben noch nicht richtig raus, zwar schon seit ein paar Jahren draußen, ist noch nicht richtig reguliert. Was sind Kryptos eigentlich? Ist es eine Wärung, sind es Tokens? Was ist das überhaupt? Wir haben auch Fonds hier, die in Kryptos investieren. Das haben wir auch. Also es gibt viel um Kryptowährung herum, Dienstleistungen um Kryptowährungen herum. Es gibt auch Kryptowährungen, die hier aufgesetzt worden sind, aber anders als zum Beispiel Island oder die Tschechische Republik haben sie eben hier, Luxemburg ist jetzt nicht ein Standort, wo sie sagen können, ja klar, Kryptowährungen kommt aus Luxemburg, sondern eher so die Dienstleistung oder der Investment Bereich im Zusammenhang mit Krypto. Das werden Sie eher in Luxemburg finden als Kryptowährung, die in Luxemburg aufgesetzt worden.

Sebastian: Wir haben jetzt den ein oder anderen Mandanten, die zum Beispiel Unternehmen gegründet haben, die dann E-Money Licenses haben oder andere Finanzdienstleistungen, Finanzdienstleistung-Lizenzen letztlich erworben haben. Wie ist so die Zusammenarbeit mit den Behörden in Luxemburg? Und wenn ich die E Money Lizenz beantragen möchte für ein Unternehmen, ist Luxemburg dafür ein guter Standort? Kann ich das einigermaßen, ich meine, wir wissen alle, das geht 6 Monate bis ich das habe. Aber ist Luxemburg hier, ich kann wieder, aber ich sage, ich kann jetzt Irland relativ gut, ist da der Regulator aufgeschlossen? Wie ist das das so?

52:38 - Wie ist die Zusammenarbeit mit den Behörden bei e-Money Lizenzen?

Joram: Ja, halbes Jahr mindestens, aber Luxemburg ist sehr aufgeschlossen. Also das gehört ja auch zu den fintech Bereich dazu. E-Money auf jeden Fall, oder Dienstleistungen im Bereich zu E-Money oder Payment Dienstleistungen, da ist Luxemburg sehr aufgeschlossen und versucht das auch schon seit Jahren zu forcieren. Ich meine Paypal war eines der ersten und die machen kein E-Money zum Beispiel. Also sie sind eine richtige Bank, aber die E-Money Lizenz selbst ist ja eine kleine Bank und da hat Luxemburg auch ein Interesse daran, die hier nach Luxemburg zu ziehen und da ist eben die Finanzaufsicht, die CSSF sehr aufgeschlossen. Also am besten ist es natürlich, hier zum Anwalt zu kommen, zu dem Anwalt Ihrer Wahl, müssen ja nicht immer zu den Big Four gehen, die sind ja auch noch da. Und dann, dass ein bisschen vorbereiten, ein Meeting mit der CSSF mit der Finanzaufsicht aufzusetzen. Das Projekt vorzustellen und hier mit der CSSF, mit der Finanzaufsicht an der Hand eben dieses E-Money Projekt durchzuführen. Also wenn man die Finanzaufsicht von Anfang an einbindet, helfen die einem auch, sagen einem auch in welche Richtung man gehen soll und da sind die Wege doch sehr sehr kurz. Also nicht so, dass sie hier im stillen Kämmerlein etwas vorbereiten und dann zu Finanzaufsicht gehen, wie zu einem Richter und hoffen, vielleicht nehmen Sie das vielleicht nicht. Das ist nicht, sondern die Finanzaufsicht nimmt einen an der Hand und hilft einem auch das Projekt durchzuführen, dass es eben auch durchgeht. Gerade im E-Money Bereich auch.

Sebastian: Und das Personal, was ich brauche zum Beispiel kompetente Officers mit den notwendigen Hintergründen, also was weiß ich, CFO oder sowas, finde ich dann auch in Luxemburg, nehme ich an?

54:36 - Findet man gutes Personal in Luxemburg?

Joram: Das finden sie auch in Luxemburg! Aber die anderen suchen sie ja auch.

Sebastian: Ja, klar.

Joram: Ja, da ist Luxemburg doch ja gut, das gibt es auch. Aber da kommen wir wieder zu einer anderen Frage zurück naja, das wird auch teuer werden, weil die sind eben alle gefragt und jeder sucht einen kompetenten CFO. Viele werden einfach und dadurch wächst Luxemburg ja auch, deswegen ist Luxemburg so international, viele werden kommen, immer aus dem Ausland. Ich habe hier einen tollen Russen, der das machen kann, komm wir bringen Ihnen hier nach Luxemburg und der macht uns den CFO. Bevor ich dann jetzt hier jemanden Luxemburg suche, den ich dann woanders abwerben muss. Klar gibts das auch. Wir in unserer Praxis sehen öfters, dass die dann neu eingestellt aus dem Ausland kommen, hier nach Luxemburg gezogen werden, die dann woanders aufgenommen haben. Vielleicht auch, weil die Mandanten, die wir haben, das nicht von Scratch, wie man auf Neudeutsch sagt, also einfach nur so, auf der grünen Wiese erfinden, sondern schon ihre Erfahrungen woanders gesammelt haben und auch ihre kompetenten Mitarbeiter haben und diese dann nach Luxemburg bringen, die das dann machen. Also es ist eher selten, dass sie jemanden haben, der das von 0 aufsetzt und dann noch seinen CFO und CEO suchen muss. Die haben meistens ihre Leute, die das machen. Aber klar der Markt ist also, also Luxemburg ist voll von kompetenten Leuten, die nur in diesem Bereich arbeiten, die auch alle sehr gut bezahlt werden. Die müssen Sie auch finden, aber sie sind ja nicht der Einzige, der die sucht.

56:11 - Mindestlohn in Luxemburg

Daniel: Sehr gut bezahlt werden, ist noch ein interessantes Stichwort für mich. Ich hab gelesen und konnte es kaum glauben, Luxemburg hat in der ganzen EU den höchsten Mindestlohn. Und wenn man so Mindestlöhne schon mal gehört hat von anderen europäischen Staaten, korrigieren sie mich, Ich glaub es immer kaum noch, aber der Mindestlohn ist wohl bei ungelernten Facharbeiter bei 2250,00€.

Joram: Das stimmt und das sind die ungelernten.

Daniel: Das ist also schon schon interessant und Sebastian hat ja vorhin auch von oder sie ja auch davon gesprochen Substanz aufzubauen. Da versteht man auch, dass das wirklich eine ganz schöne Herausforderung in Luxemburg Substanz aufzubauen. Also ich muss für nen Facharbeitern, für den einfachsten Facharbeiter, Mindestlohn von 2700€ nennen. Da gibt es Länder, da kann ich, wenn ich eine Firma dort gründe, halbtags einen Geschäftsführer einstellen. Jetzt aber nochmal eine andere Sache. Wir haben also schon über ein paar Dinge gesprochen, die relativ einfach sind oder auch Herausforderungen darstellen und haben gesagt also Firma gründen für einen EU Bürger kein Problem. Wir haben gesehen, Bankkonto ist ein Problem wie in vielen Ländern auch, also ein Bankkonto zu eröffnen, kann für bestimmte Gesellschaftsformen schon eine Herausforderung sein.

Joram: Also es ist eine Herausforderung für die Holding Gesellschaften. Für Holding Gesellschaften ohne Substanz, für die erst ja. Für Holding Gesellschaften mit Substanz, aber auch...

Daniel: Der Autohändler, den sie angesprochen haben, der wird sein Konto kriegen, wenn er handeln will, aber andere Gesellschaften schwieriger. Fachkräfte haben wir auch gesagt, also Mitarbeiter könnte schwierig werden, muss ich aus dem Ausland vielleicht mitbringen. Krypto haben Sie angesprochen. Aber wie sieht es denn mit einer Mehrwertsteuer Nummer aus? In einigen Ländern ist es schwierig, eine Mehrwertsteuer Nummer zu bekommen.

58:08 - Bekommt man in Luxemburg ohne Probleme eine Mehrwertsteuernummer?

Joram: Kein Problem. Steuernummer, also Sie machen eine Firma auf, beantragen die Mehrwertsteuer Nummer und die wird Ihnen auch erteilt. Worauf die Mehrwertsteuer, also es sind 2 Finanzämter, für die Mehrwertsteuer ist ein anderes Finanzamt als für die allgemeinen Steuer. Die Mehrwertsteuer, des Mehrwertsteuer Finanzamt, das Administration de l'enregistremen. Die schauen aber auch danach, wenn sie eine Mehrwertsteuer haben, kontrollieren sie auch, ob sie darauf tatsächlich Substanz haben und auch tatsächlich in Luxemburg sind. Also sie können nicht eine Gesellschaft gründen und sagen ja, ich hab jetzt hier Gesellschaft oder eine Briefkasten-Firma oder ähnliches und dann beantragen sie eine Steuernummer. Die kriegen Sie auch direkt. Aber kurz danach kommt da noch jemand von der Steuer vorbei und schaut nach. Na ja, sind sie dann auch wirklich da oder nicht? Und ist das überhaupt ein reales Geschäft? Wird hier überhaupt Import, Export, Handel oder was weiß ich betrieben? Also da wird schon nachgeschaut. Sie kriegen die Mehrwertsteuer Nummer leicht, aber es wird eben auch drauf geschaut, ob dann hier auch das Geschäft, was hier betrieben wird, reell ist. Sie kriegen sie nicht, naja oder doch, sie kriegen sie auch wenn sie keine Handelsermächtigung haben, weil nicht jeder braucht eine Handelsermächtigung. Aber wenn das ein Betrieb ist, der eine Handelsermächtigung braucht wie Import Export, dann wird es eben auch nochmal geprüft, aber die Mehrwertsteuer Nummer zu erhalten, ist relativ leicht.

Daniel: Gut, ich hab fast alles.

Sebastian: Eine Sache noch. Wir hatten jetzt schon mehrfach Mandanten, für die hat es sich als attraktiv herausgestellt, nach Luxemburg umzuziehen. Und zwar jetzt nicht direkt, vielleicht, weil die Steuern in Luxemburg für natürliche Personen günstiger sind, aber weil einfach das steuerliche Umfeld weniger restriktiv ist als in Deutschland zum Beispiel. Ich denke vor allen Dingen an Dinge wie die Hinzurechnungsbesteuerung, CFC Rules usw, die ja doch nach meinem Verständnis wenigstens, natürlich gibt es die in Luxemburg, aber die sind dort vorteilhafter geregelt. Das heißt zum Beispiel allein der Besitz einer Auslandsgesellschaft, führt jetzt nicht wie in Deutschland gleich zu einem massiven Problem mit der Finanzverwaltung und so könnte möglicherweise Luxemburg ein interessanter Wohnsitz sein, auch wenn jetzt die Steuersätze möglicherweise jetzt nicht besonders tief sind, aber einfach um sich hier entfalten zu können unternehmerisch, sehen Sie das genauso?

01:00:36 - Das steuerliche Umfeld in Luxemburg ist weniger restriktiv - Ein Vorteil vor allem für Unternehmer

Joram: Ja, absolut. Auch die, was wir eben auch von Mandanten mitkriegen oder auch selber im Vergleich dann sehe, wo ich auch schon seit 22 Jahren hier bin, dass sie eben auch viel mehr Möglichkeiten haben Ausgaben steuerlich geltend zu machen, die sie eben in anderen Ländern nicht so einfach geltend machen würden oder Geld machen könnten. Also, da sind die Steuerbehörden doch flexibler bisher als es in anderen Ländern ist, aber da spreche ich eben auch nicht aus dem Nähkästchen, sondern eher aus dem, was mir von von Mandanten mitgeteilt wird, die eben aus Frankreich oder aus Deutschland hingezogen sind oder aus anderen Ländern und sagen. Und eben der Vorteil, dass sie eben auch viel mehr, nicht nur von den Ausgaben, aber auch viel mehr von den Steuern in diesen anderen Ländern bezahlen können, wie zum Beispiel also das Schachtelprivileg, vielmehr also nutzen können, was in anderen Ländern nicht so einfach ist.

Sebastian: Genau und es ist eben natürlich gerade, wenn ich aus Deutschland komme praktisch mit dem Auto erreichbar. Ich muss jetzt nicht einen großen Umzug planen, wie was weiß ich nach Malta oder irgendwie sonst wohin, sondern ist da, ich kann den Kontakt mit Freunden und Familie und so, das ist natürlich für viele ein großer Vorteil und natürlich auch ich sage mal von der Kultur her doch sehr ähnlich und sprachlichen möglicherweise ja auch.

Joram: Kommt darauf an, wohin sie ziehen, weil ich meine die Franzosen gehen eher in den Süden, die Deutschen gehen eher in den Norden. Es geht ja in den Norden relativ weit hoch, also die Mandanten aus Nordrhein Westfalen die setzen sich gerne, lassen sich gerne oben in Ösling nieder, direkt hinter der deutschen Grenze, also angrenzend zu der Eifel. Und ja das stimmt schon also sich niederzulassen in Luxemburg ist recht einfach. Sie kommen mit dem Auto überall hin, hab zum Beispiel auch einen Mandant, die betreiben Geschäft in der Türkei einerseits, andererseits in ganz Europa, die haben Tabak Großhandel in Belgien, in den Niederlanden, in Deutschland und in Frankreich. Die haben selbst kein Geschäft in Luxemburg. Konkret haben Sie keine Geschäfte in Luxemburg, die haben sich aber in Luxemburg niedergelassen, weil sie von Luxemburg alle diese Länder am besten erreichen können und Luxemburg genau zentral in der Mitte liegt von von wo aus sie eben die anderen Länder alle wunderbar erreichen können oder eben auch die Kunden hier hinkommen können.

Daniel: Schade nur, dass Luxemburg eben keinen Meer hat, sonst wäre es wirklich ideal.

01:03:13 - Luxemburg liegt nicht am Meer, aber liegt günstig zentral in Europa

Joram: Wirklich schade ja, kein Meer. Aber wir haben einen kleinen Flughafen und der Flughafen ist eigentlich, also von Luxemburg aus können Sie wirklich, das ist auch einer der Vorteile. Also wir gehen immer in Frankfurt zum Flughafen, dann sind sie ewig lange unterwegs, also um da erst mal nach Frankfurt zu kommen, sondern um dort wegzufliegen. Und Luxemburg, der Flughafen ist klein und fein und sie haben eben jeden Tag Flüge nach Frankfurt. Paris, gut Frankfurt könnte man mit dem Auto hinfahren, nach Genf, nach Zürich, nach Mailand. Gut Paris fahren sie mit dem Zug, sind sie schneller, Lissabon haben sie 4 oder 5 Flüge am Tag, weil wir viele Portugiesen haben, die hier leben. Also sie kommen gut auch mit dem Flugzeug hin und auch mit dem Flugzeug weg nach Luxemburg oder eben auch, naja nach Frankreich kommen so gut mit dem Zug, nach Deutschland kommst du nicht gut mit dem Zug, das ist eher schwierig. Aber nach Frankreich kommen sie, also Paris wie gesagt 2 Stunden mit dem Zug. Das ist eigentlich super, da können sie morgens hin und abends zurück, da können SIe sogar zum Mittagessen hinfahren. Oder Belgien. Ich meine Belgien, unser Ikea liegt direkt hinter der Grenze in Belgien. Also wenn ich bei Ikea was kaufen will, da fahr ich grad nach Belgien eine Viertelstunde und kauf dort die Möbel, die ich bräuchte oder die man so braucht, wenn sie hier einkaufen gehen würden. Also Belgien oder Brüssel sind sie in 2 Stunden, Maastricht sind sie in anderthalb Stunden, Köln sind in 2 Stunden oder 2 Stunden und 20, Frankfurt ist auch nicht so weit weg. Also das ist schon, also da ist Luxemburg gut gelegen, aber wir haben kein Meer. Unser Meer ist die belgische Küste, La Cote Belge. Und da fahren sie eben, da fahren sie 3 Stunden hin. Da finden Sie, wenn die Luxemburger Meer sehen wollen, dann fahren Sie entweder an die belgische Küste oder runter nach Nizza, an die Côte d’Azur, aber das ist weiter weg. Schön ok Haben wir alles durch?

01:05:14 - Kurz nachgefragt: Bestes Essen, Sehenswürdigkeit & welchen Fehler muss ich unbedingt vermeiden

Daniel: Ja, alles so weit durch. Die Zeit ist auch rum. Ich hab noch 3 ganz kurze Fragen zum Schluss, die wir immer so stellen und dann am Ende würden sie nochmal ganz kurz sagen wie Mandanten oder Interessenten sie am besten erreichen können. Aber kommen wir jetzt mal zu der zu unserer Rubrik: Kurz nachgefragt. Ich bin im Restaurant in Luxemburg. Welches typische Gericht soll dich einmal bestellt und gegessen haben?

Joram: Naja, Luxemburg hat typische Luxemburger Gerichte, das schon. Luxemburger Küche ist eher deutsch. Gromperekichelcher müssten sie bestellen, das sind Kartoffelpuffer. Ansonsten, was ein typisches Luxemburger Gericht ist, was eigentlich ein französisches Gericht ist, das sind die Königspasteten. Das wird in Luxemburg, ich mein, das ist ein französisches Gericht, das gibt es auch in Deutschland. Aber das ist so, das wird in den typische Luxemburger Restaurants eigentlich auch immer wieder angeboten, das müssten sie essen. Und als Nachtisch nehmen sie einen portugiesischen Nachtisch, weil wir eine riesengroße portugiesische Minderheit haben, da nehmen sie Pasteis de Nata, kleine Küchlein, die sie eben, die eigentlich für Portugal typisch sind, aber das ist auch mittlerweile eine typischer Luxemburger Nachtisch, weil den kriegen Sie da in jeder Bäckerei.

Daniel: Ok gut, werden wir probieren das nächste Mal. Dann welche Sehenswürdigkeiten muss ich unbedingt gesehen haben?

Joram: Gëlle Fra, das ist also Luxemburg Stadt, das ist ein Denkmal für die Unabhängigkeit Luxemburgs, was nach dem Ersten Weltkrieg, glaube ich aufgestellt worden ist, aber vielleicht doch 20er Jahre. Das ist so eine Statue, die in Luxemburg Stadt steht und bei dieser bei dieser relativ hohen Statue auf einen wunderschönen Platz dort dahinter haben sie eben einen wunderschönen Blick auf die Ober und untere Stadt um diese Statue herum. Und diese Statue repräsentiert eigentlich auch für die Luxemburger so den Widerstand gegen die deutsche Besatzung damals. Also soweit ich die Luxemburg Geschichte kenne, ich bin nicht der Experte, wurde diese damals irgendwie von den Nazis entfernt und daraufhin hat sich eben auch viel Widerstand, ist da so die der Luxemburger Widerstand gegen die deutsche Besatzung wurde dadurch ausgelöst. Weiß ich jetzt nicht so genau. Aber das ist so eins der, also nicht die Statue an sich, aber die Gegend drumherum ist ganz schön, weil sie da ein wunderbaren Blick auf die unter und Oberstadt haben. Ansonsten Luxemburg an sich, eine schöne Wanderung durch die Luxemburger Schweiz. Das Müllerthal, das ist auch sehr schön.

Daniel: Okay schön dann, diesen Fehler muss ich unbedingt vermeiden in Luxemburg.

Joram: In den Restaurants deutsch reden.

Daniel: Ok, das ist doch mal ein Hinweis. Schwierig, aber ok.

Joram: Also man kann davon ausgehen, dass in Luxemburg jeder Deutsch kann. Also Luxemburg Stadt, das ist sehr französisch geprägt. Oder man muss davon ausgehen, wir sind ja in Luxemburg, Luxemburgisch ist eine Amtssprache, ich mach jetzt überall gehe ich mit einer Selbstverständlichkeit hin und rede Deutsch, das wird vielleicht auch bei manchen sauer, also wenn sie dann so erstmal also, dass wenn sie in Luxemburg leben würden, dann müssen sie eben auch die Luxemburger ernst nehmen, die Sprache ernst nehmen. Dann sagen sie eben nicht "Guten Tag, hier ist der Herr Müller", sondern sagen sie: "Moin, wie geht et?" Also versuchen sie anzufangen mit der Luxemburger Sprache anzufangen, und dann kommen sie eben auch viel besser, werden sie auch viele netter wahrgenommen, als wenn sie dann direkt so wie man es immer schon gewohnt ist, auf Deutsch reingeht. Man muss schon da versuchen, wenn man in Luxemburg lebt such sich auch ein bisschen zu integrieren und darauf nicht direkt alles versuchen. Auch wenn die Luxemburger alle Deutsch verstehen, dann richtig auf Deutsch reinzugehen, sondern auch so oder nicht Tschüss sagen und Auf Wiedersehen, sondern "Äddi", dass man da so ein bisschen die Luxemburger auch ernst nimmt und die Luxemburger Sprache ernst nimmt. Keiner verlangt von ihnen, dass sie richtig Luxemburgisch können, aber das wird ihnen sicher einiges an Sympathien gewinnen, wenn sie eben da auch die Luxemburger Sprache bei den Luxemburger ernst nehmen.

01:10:19 - Kontaktdaten Joram Moyal & Verabschiedung

Daniel: Ok, dann die Schlussfrage. Wie erreichen Sie Interessenten am besten?

Joram: Übers Internet. Ich weiß jetzt nicht, inwiefern ich hier noch so Kontaktdaten von mir eingeblendet werden.

Sebastian: Die werden eingeblendet.

Joram: Ja übers Internet, per Email am besten. Wenn Sie meine Webseite dort einblenden. Da finden sie mich über die Webseite, können Sie mich direkt kontaktieren. Anrufen, wenn ich nicht kann, rufe ich zurück.

Sebastian: Sehr schön.

Daniel: Klasse. Vielen herzlichen Dank, Herr Moyal.

Sebastian: Herzlichen Dank Herr Moyal.

Joram: Kommen sie vorbei. Wir sind direkt, wir sind in der Innenstadt oder nicht in der Innenstadt, aber wir sind im Stadtzentrum direkt gegenüber vom alten Stadion. Kommen sie vorbei, klingeln, dann lade ich sie zum Kaffee ein.

Sebastian: Sehr gern wär auch interessant.

Joram: Wunderbar.

Daniel: Schönen Tag

Joram: Ja gerne, Tschüss.

Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland. Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren-Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

Weiterlesen
Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Digitale Nomaden - Arbeitsplatz irgendwo, Finanzamt nirgendwo?

Das Lebenskonzept Digitaler Nomade klingt nach Freiheit pur. Auswanderer müssen einiges wissen, damit es keine Überraschungen gibt oder Steuerpflicht entsteht.

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Jetzt, wo das Reisen nach der zweijährigen Pandemie wieder einfacher möglich ist, kommt bei vielen das Fernweh wieder hoch. Warum also nicht das Notwendige mit dem Schönen verbinden und Digital Nomade werden? Heute noch mit dem Laptop auf dem Sofa, morgen in einem Cafe in Lissabon und nächsten Monat in einem Co-Working-Space auf Bali. Oder besser zwischen Palmen auf einer Hängematte arbeiten in Thailand oder Costa Rica? Für die einen klingt das vielleicht nach einem Traum, für andere ist das schon die Realität.

Doch so “lustig wie das Zigeunerleben” auch sein kann, stößt ein Digital Nomade auch immer wieder auf Herausforderungen. Denn ein Bankkonto eröffnen oder eine Firma gründen, ist ohne offiziellen Wohnsitz gar nicht so einfach. Auch die Frage: “Steuern zahlen oder nicht und wenn ja, dann wo?”, ist ohne einen zuverlässigen Steuer Guide und gute Steuertipps nicht einfach so zu beantworten.

Diese Fragen und noch mehr beantwortet Sebastian Sauerborn in unserem aktuellen Podcast. Er hat schon viele Digital Nomaden erfolgreich beraten und berichtet von seiner Erfahrung zum Thema Digital Nomad Steuern und mehr.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Abmelden am Wohnsitz und beim Finanzamt - Zahle ich dann keine Steuern mehr?

Sie wollen Ihre Heimat und Ihre alte Arbeitswelt verlassen und ein “Leben in Freiheit” führen? Das ist der Traum vom Digital Nomadentum. Doch kann man sich wirklich einfach nur abmelden und ist von der Steuerpflicht befreit? Ganz so einfach ist das leider nicht.

Damit Sie nicht mehr in ihrem Heimatland steuerpflichtig sind, müssen Sie wirklich ”alle Leinen lösen”. Denn Sie müssen dem Finanzamt glaubhaft nachweisen können, dass Sie wirklich ihren Lebensmittelpunkt ins Ausland verlegt haben. Dafür sollten Sie Ihre Wohnung in Deutschland kündigen oder dauerhaft vermieten, Fahrzeuge abmelden und Verträge und Mitgliedschaften auflösen.

“Arbeitsplatz nirgendwo und (deutsches) Finanzamt irgendwo” geht also nur, wenn Sie sich komplett von Ihrer Heimat lösen. Das heißt allerdings nicht, dass Sie gar nicht mehr steuerpflichtig sind. Das ist gesetzlich nicht möglich. Denn steuerpflichtig sind Sie mit ihrem Welteinkommen grundsätzlich dort, wo auch ihr Lebensmittelpunkt ist. Dafür reicht es auch, wenn Sie sich weniger als 183 Tage dort aufhalten.

Steuerfrei ist also legal nicht möglich. Die gute Nachricht ist jedoch, Sie können die Steuerbelastung enorm reduzieren! Um als Digitaler Nomade Steuern zu sparen, sollte Sie sich einen Lebensmittelpunkt an einem Ort mit günstigen Steuergesetzen suchen. Dazu gehören Länder wie Malta, Portugal oder Irland.

Wie ist das jetzt genau mit der 183-Tage Regel?

Die 183-Tage Regel ist wohl die bekannteste unter allen Digital Nomaden. Aber was hat es damit auf sich?

Die 183 Tage Regel besagt, dass man (Steuer-)Resident in einem Land wird, wenn man sich dort für 183 oder auch mehr Tage pro Kalenderjahr aufhält. Rechnet man 1 und 1 zusammen, folgt daraus, dass man sich nicht in 2 Ländern je 183 Tage aufhalten kann, außer in seltenen Ausnahmen wie z. B. Schaltjahren.

Allerdings führt diese Regel bei vielen Weltreisenden und Digital Nomaden zu einem gravierenden Missverständnis. Denn die Regel besagt umgekehrt nicht, dass man kein Steuerresident eines Landes wird, wenn man sich weniger als 182 Tage in diesem aufhält.

Denn in welchem Land man schlussendlich steuerpflichtig ist, wird über zwei andere Kriterien definiert. Und zwar: 

1. Wo ist das Zentrum deiner persönlichen und wirtschaftlichen Interessen? und 

2. Falls du verheiratet bist, wo hält sich dein Ehepartner und deine Kinder auf?

Vielleicht denkt jetzt der ein oder andere, wer wird das schon kontrollieren und sich sagen, wo kein Kläger ist, da ist auch kein Richter. Und ja, in vielen Ländern wird es wahrscheinlich auch keine Kontrollen geben, wie viele Tage genau man sich pro Jahr dort aufgehalten hat.

Trotzdem lohnt es sich auch, als Digital Nomade alles gut zu durchdenken und seine Aufenthalte im Voraus zu planen, um etwaige Probleme zu vermeiden.

Wie lange kann ich mich in einem Land aufhalten, ohne einen Wohnsitz auszulösen?

Man kann sich in den wenigsten Ländern mehr als 183 Tage aufhalten, ohne einen Aufenthalt beantragen zu müssen.

Es ist wichtig, im Voraus zu planen und einige Fragen zu klären. Was werde ich verdienen? Wie werde ich arbeiten? Wie lange werde ich mich dort aufhalten? Gibt es ein Visum für digitale Nomaden? Wenn Sie das im Voraus abklären, können Sie vermeiden, in dem jeweiligen Land einen steuerlichen Wohnsitz auszulösen.

Die Faustregel für Digital Nomaden lautet: Je öfter man den Ort wechselt, desto besser! 

Allerdings sollte man sich besser vor Einreise genau mit den Gesetzen des jeweiligen Landes auseinandersetzen, da es auch Länder mit strengeren Regeln gibt.

Warum es sich lohnt, trotzdem irgendwo eine “Base” zu haben?

Es ist ja ganz klar, auch als digitaler Nomade muss man von irgendwas leben. Abgesehen davon braucht auch ein Weltenbummler mindestens eine Bank und eine Kreditkarte. Und manche Digital Nomaden wollen vielleicht auch eine Firma gründen. 

All das geht viel einfacher, wenn man einen offiziellen Wohnsitz hat. Denn bei jeder Firmengründung und bei jeder Kontoeröffnung müssen Sie mindestens eine Adresse und in vielen Fällen auch eine Steuernummer angeben.

Was sind jetzt die wichtigsten Schritte, erfolgreicher Digital Nomade zu werden?

Haben Sie das Ziel: Heimat verlassen und Digital Nomade konkret ins Auge gefasst? Haben Sie vielleicht auch schon ein Land als “Base” ausgewählt? Dann für Sie hier nochmal die wichtigsten Schritte, die Sie jetzt machen müssen.

  1. Wählen Sie Ihren Aufenthaltsort sorgfältig aus und überprüfen Sie, ab wann eine Steuerpflicht ausgelöst wird.

  2. Überlegen Sie sich, ob es für Ihre Situation sinnvoll ist, eine Firma zu gründen und wenn ja, welche Gesellschaftsform für Sie infrage kommt.

  3. Umsatzsteuer-Planung: Wenn Sie Waren oder Dienstleistungen in die EU verkaufen, müssen Sie Mehrwertsteuer bezahlen, auch wenn Ihr Unternehmen im Ausland sitzt. Bei persönlich erbrachten Leistungen sieht das wieder anders aus, die sind in der EU umsatzsteuerfrei, wenn sie diese im Ausland erbringen.

  4. Planen Sie die Abmeldung von Ihrem Wohnsitz und kündigen Sie alles

  5. Lassen Sie sich zu den Themen Wegzugsteuern, steuerliche Optimierung, Firmengründung etc. beraten.

Denken Sie immer daran: Planung das A und O!

Kontaktdaten und Links:

Sebastian Sauerborn

Homepage: www.wohnsitzausland.com

                     www.auslandsunternehmen.com

E-Mail:        hello@stmcorporate.group

Telefon:       +44 20 3151 0582

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Dubai – sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht
Leben und arbeiten in Thailand: Das sollten Sie unbedingt wissen
Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Auswandern in die USA: Auf ins Land der unbegrenzten Freiheit!
Italien - Wein, Sonne, wenig Steuern
Wie man's richtig macht: USA Unternehmensgründung
Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben
Auswandern nach UK post Brexit
Das Leben in der Schweiz als Deutscher: Diese Dinge sollten Sie bei einem Umzug beachten
Auswandern nach Italien: La Dolce Vita im Süden genießen
Visum Thailand Beantragen: Diese verschiedenen Visa gibt es
Die überdachende Besteuerung bei Umzug von Deutschland in die Schweiz
Die Vorratsgesellschaft und ihre Vorteile
Auswandern nach Costa Rica und Belize: Welches Land ist besser für Auswanderer?
4 Alternativen zu Dubai für Auswanderer
Einbürgerung: Der Weg zur Schweizer Staatsbürgerschaft
Der Ruhestand in der Schweiz: Ein Paradies für deutsche Rentner
Gold Zuhause lagern - Was es zu beachten gibt
Gold lagern im Ausland - was Sie wissen müssen
Was ist ein Perpetual Traveler?
Was steckt hinter den 16 Fragen, die das Finanzamt Auswanderern stellt?
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Zahlen zu deutschen Auswanderern
Geld ins Ausland senden

Wohnsitz: Anmeldung, Abmeldung, Ummeldung
Work and Travel: Arbeiten und Reisen im Ausland
Paraguay - Neue Einwanderungsbestimmungen
Umzug ins Ausland: Checkliste für Auswanderer
Wohnung mieten in der Schweiz als Deutscher
Quellensteuer Schweiz: Was Deutsche in der Schweiz wissen müssen
Thailand besteuert Auslandseinkünfte ab 2024

Timestamps

00:24  -  Begrüßung, Einleitung

02:09  -  Was sind typische Fragen, die Digital Nomaden bei einer Beratung haben?

02:45  -  Kann man sich einfachem am Wohnsitz und beim Steueramt abmelden?

07:21  -  Warum es vielleicht doch besser ist irgendwo einen Wohnsitz/ eine Base u haben

11:58  -  Mit welchen Kosten muss man rechnen, wenn ich legal Digital Nomade werden will?

15:50  - Wie lange kann ich mich in einem Land aufhalten, ohne einen Wohnsitz auszulösen?

19:00  -  Welche Branchen sind am besten geeignet für Digital Nomaden?

20:24  -  Gibt es das ideale Alter für Digital Nomaden?

21:48  -  Wichtig für Unternehmer: Denken Sie bei ihrer Planung an die Exit Tax

23:49  -  Eine persönliche Einschätzung: Wird es in Zukunft eine Besteuerung nach Staatsangehörigkeit geben?

27:07  -  Wie kann man das richtig planen, wenn man Digital Nomade werden will?

31:23  -  Verabschiedung

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP33: Digitale Nomaden - Arbeitsplatz irgendwo, Finanzamt nirgendwo?

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:24 - Begrüßung, Einleitung, typische Fragen, die Mandanten bei einer Beratung haben

Daniel: Herzlich willkommen bei Perspektive Ausland. Heute sprechen wir über digitale Nomaden und da geht es nicht nur um so eine einfache Frage, wie was sind digitale Nomaden? Sondern wollen vielmehr da in die Tiefe einsteigen. Viele, wenn sie an das Wort digitale Nomaden denken, sagen ahh am Strand chillen, nebenbei noch Geld verdienen, leben können, wo man will. Man hört auch so diese Sätze: "als digitaler Nomade hat man den Luxus, nichts zu besitzen." Das wäre die neue Freiheit sozusagen. Aber es gibt Schattenseiten, über die man auch sprechen muss heute, das heißt digitale Nomaden, wenn sie sich für den Lebensstil entscheiden, sind mit Fragen konfrontiert, an die man so als normaler Mensch gar nie denkt. Also zum Beispiel ist heute die einfachste Sache, vielleicht mal schnell ein Bankkonto zu eröffnen, zumindest also von normalen Menschen, der in ganz normalen wohnt und vielleicht ein Arbeitsverhältnis hat. Solche Aspekte wie Krankenversicherungen macht man sich normalerweise ja keine Gedanken, wenn man irgendwo ganz normal ordentlich in Deutschland, Österreich und der Schweiz wohnt, Schulbildung oder vielleicht auch an die Zukunft zu denken. wie sieht es mit meiner Rente aus? So als digitaler Nomade, so schön wie die Freiheit ist, gibt es eine ganze Menge Dinge, die man beachten muss und auch Dinge, die überraschenderweise passieren, hätte man sie nur vorher richtig geplant und sich vorher mal mit jemandem darüber unterhalten. Und das wollen wir jetzt mal machen. Das heißt steigen wir vielleicht mal so ein. Sebastian, Du kennst ja eine ganze Menge von Menschen, die als digitaler Nomade leben, gelebt haben oder vielleicht gerade damit anfangen wollen. Und ja, deswegen vielleicht mal so die erste Frage was sind so die typischen Fragen, mit denen sich Mandanten, so diese typischen digitalen Nomaden an dich wenden?

02:09 - Was sind typische Fragen, die Digital Nomaden bei einer Beratung haben?

Sebastian: Ja also, das ist sehr gute Frage. Die typischen Fragen eigentlich die Mandanten haben ist natürlich, wie es sich steuerlich dann tatsächlich verhält, ob man dann wirklich nirgendwo Steuern bezahlen muss, ob man zum Beispiel dann bei einer Rückkehr, möglicherweise nach Deutschland hier vom Finanzamt in Regress genommen werden kann? Fragen sind, welche Gesellschaftsformen bieten sich hier an? Wie ist die Umsatzsteuerliche Thematik grundsätzlich in Dienstleistungen, die man erbringt? Wie lange darf ich mich in dem Land aufhalten, ohne dort einen Lebensmittelpunkt oder einen Ort der Besteuerung auszulösen und so weiter und sofort? Ja, also das sind so die üblichen, die typischen Fragen, die so natürlich digitale Nomaden dann haben.

02:45 - Kann man sich einfachem am Wohnsitz und beim Steueramt abmelden?

Daniel: Würde man jetzt vielleicht, wenn man sich nur ganz oberflächlich damit beschäftigt, gar nie auf die Idee kommen, dass das so ein großes Problem sein könnte, weil man stellt sich einfach so vor, als ich meld mich jetzt einfach ab, geh da auf das Einwohneramt, sagt ich wohne nicht mehr hier. Sag mal dem Finanzamt Bescheid, ich lebe nicht mehr hier und dann wurde ich einfach woanders. Ist es nicht so?

Sebastian: Genau, also genau so ist wie du sagst, aber der digitale Nomade wohnt ja per Definition nirgendwo. Also der digital Nomade ist ja letztlich der und ich verwende jetzt den politisch inkorrekten Begriff, der Zigeuner aus dem Lied "Lustig ist das Zigeunerleben". Ist ein uraltes Lied, da kommt das schon im ersten Vers vor, brauchen dem Kaiser keinen Zins zu geben, brauchen keine Steuern zu zahlen. Das ist ja per Definition der digitale Nomade, also so ein bisschen ein Vagabund, ein vagrant, wie man auf Englisch sagt, der eigentlich überall und nirgends ist. Und keinen festen Wohnsitz hat und daher auch nirgendwo Steuern bezahlen muss. So ist zumindest der Wunschgedanke, aber unsere Gesellschaft und auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die sich ja mehr und mehr auch internationalisieren, sind darauf natürlich einfach nicht ausgelegt. Also versuch mal zu einer Bank zu gehen und zu sagen ich, ich hab keine Adresse, ich wohne nirgends, ich möchte aber ein Konto haben oder versuchen eine Firma zu gründen und zu sagen ich bin Wohnsitzlos. Dann klopfen die dir vielleicht auf den Rücken und sagen, du Kerl bist obdachlos, oder so und geben dir vielleicht noch einen Kaffee mit, aber schicken dich dann raus, weil Leute ohne Wohnsitz kommen nicht sehr weit in der heutigen Gesellschaft.

Daniel: Was rätst du jetzt? Bleiben wir mal bei diesem Punkt, den du gerade gesagt hast. Hast du da eine Empfehlungen, wenn ich mich jetzt an dich wende und sag hier, ich bin digitaler Nomade. Ich hab folgendes Problem, ich möchte das gut planen und ich habe vor mich abzumelden an meinem Wohnsitz. Ich warte auch meinem Finanzamt sozusagen ein Kündigungsschreiben senden, ich will nicht mehr euer Kunde sein und bin nicht mehr in dem Land steuerpflichtig. Was rätst du jetzt jemanden in dem Fall? Übrigens wenn du keinen unserer interessanten Podcast mehr verpassen willst, dann klicke jetzt gleich auf Abo und Besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.

Sebastian: Ich möchte mal einen Schritt weiter gehen. Es ist ja auch so, dass man heutzutage bei der Kontoeröffnung Ausland eine Steuernummer angeben muss. Klar, welche Steuernummer gibt man an? Also nach dem Motto, ich lebe nirgendwo ich bin nirgendwo steuerpflichtig, wenn man das der Bank sagt Ich bin nirgendwo steuerpflichtigen, dann zeigen die einem den Vogel und schließen das Konto und das wars. Das heißt, es klingt alles wunderbar, schön und gut, aber es ist immer nur der Wunsch, der Vater des Gedanken. Denn in der Realität lässt sich der digital Nomaden-Status de jure nicht umsetzen, de facto schon und da kommen wir jetzt gleich dazu. Aber de jure ist es nicht möglich. Viele Mandanten machen dann den Fehler, dass sie zum Beispiel aus Deutschland wegziehen und sagen ok, ich meine, ich gründe jetzt noch eine Firma, ich eröffne jetzt noch irgendwo ein Bankkonto oder wenn ich irgendwo ein Adressnachweis vorlegen musste, dann halt noch die deutsche Adressen, die deutsche Steuernummer. Das ist natürlich fatal, denn es gibt ja mittlerweile einen Informationsaustausch. Und wenn ich jetzt also mal angenommen irgendwo ein Konto im Ausland eröffne und angebe, das ist meine deutsche Adresse, weil ich keine anderen Adresse hab, weil ich keine andere deutsche Steuernummer habe, dann fängt ja diese Bank an, dann munter meine Einkünfte ans Deutsche Finanzamt zu melden, jedes Jahr. So und dann muss ich erstmal den Behörden erklären in Deutschland, wo ich denn dann nun wohne. Denn ich habe ja und wir wissen ja wie das ist bei der Kontorröffnung, bei der Kontoeröffnung mache ich ja eine rechtsverbindliche Aussage, wo ich wohne. Wenn ich dort eine bewusste Falschangabe mache, dann fällt es schon unter, letztlich so geht es in Richtung Geldwäsche, also das heißt, es ist eine Straftat oder wenigstens eine Ordnungswidrigkeit auf Formularen von Banken falsche Angaben zu machen. Da kommt das Finanzamt zu mir und sagt du hast hier letztlich angegeben, nicht unter Eid, aber im Grunde genommen verbindlich, dass du in Deutschland wohnst. Auf deiner Steuererklärung hast du aber Null rein geschrieben oder hast gar keine eingereicht. Also da stimmt, wo ist denn nun tatsächlich dein Wohnsitz, wo zahlst du Miete? Zeig mal den Mietvertrag, zeig mal dein Gehalt, deine Gehaltsabrechnung zeig mir die Steuererklärung von dem Land. Wenn man die Nachweise nicht bringen kann, ist natürlich das Risiko relativ hoch, dass dann das heimatliche Finanzamt sagt OK, dann bist du hier steuerpflichtig. Natürlich kann ich dann sagen, das ist mir egal, denn ich will ja nie mehr nach Deutschland zurück. Das kann natürlich die Attitude zu sein, wenn das wirklich so ist, dann mag es vielleicht funktionieren, aber die meisten Mandanten wollten natürlich nicht hier auf Kriegsfuß stehen mit dem Heimat-Finanzamt insbesondere dann nicht, wenn es zum Beispiel das Deutsche ist.

07:21 - Warum es vielleicht doch besser ist irgendwo einen Wohnsitz/ eine Base zu haben

Daniel: In der Tat. Jetzt sucht man natürlich immer noch nach einer vernünftigen Lösung. Also wir haben jetzt festgestellt, also auf der einen Seite, wenn ich als digitaler Nomade leben will, deswegen sprechen wir auch zuerst jetzt darüber. Also mein Leben, auch wenn es weniger kostet im Ausland, aber das kostet mich Geld. Ich muss in irgendeiner Art und Weise ja meinen Cappuccino bezahlen, meine Unterkunft. Ich brauche eine Bank, und ich brauche eine Kreditkarte also gerade dieser wichtige essentielle Punkt ist schon ein heikles Thema. Wir hatten jetzt vor kurzem auch einen Podcast mit der Frau Bergmann von Estland und da haben wir darüber gesprochen, dass es dort zum Beispiel relativ einfach ist, sich als sogenannter digitaler Nomade zu registrieren. Auf der Webseite der Regierung steht sogar, werden sie digitaler Nomade. Also war für mich auch interessant, das so zu lesen. Aber wäre das aus deiner Sicht so unter den Top-Möglichkeiten, was du Mandanten oder Interessenten empfehlen würdest oder hast du da noch andere Pfeile im Köcher? Also was könnte man tun, wenn man jetzt legal die Möglichkeit haben will, ein Bankkonto zu eröffnen und halt dieses Thema mit dem Finanzamt vom Tisch haben möchte?

Sebastian: Naja, die E-Residency in Estland ist für alle möglichen Dinge interessant, insbesondere natürlich eine estnische Firma zu verwalten, aber steuerlich hat hier keinerlei Implikationen. Hier geht es jetzt tatsächlich um Steuerrecht. Das heißt also, dass wär jetzt keine geeignete Lösung. Was aber tatsächlich eine geeignete Lösung wäre, ist natürlich zu sagen ok, ich bin möglicherweise defacto digital Nomade. Also ich meine, wir haben viele Mandanten, die in Deutschland leben. Die mehr als 200 oder 250 Tage im Jahr geschäftlich auf Reisen sind, ganz normal in Meetings, ganz normal geschäftlich in den USA sind in Asien sind, die hin und her jetten, die die Wochenende oder noch weniger Zeit in Deutschland verbringen. Wir haben Mandanten, die leben in Großbritannien, die Familie in Großbritannien, aber da sind die ganze Woche in Deutschland zum Arbeiten. Das sind Vorstände bei irgendwelchen Banken. Also das heißt, wie lange ich mich in einem Land aufhalte tatsächlich, hat noch nicht, was wirklich damit zu tun, ob ich dort ansässig bin oder nicht.

Daniel: Somit kann man zwar auf der einen Seite laufend die Welt bereisen, andererseits empfiehlt Sebastian aber doch, sich in einem Land eine Basis aufzubauen, weil das doch einige steuerliche Angelegenheiten erleichtert. Dabei ist aber folgendes zu beachten.

Sebastian: Meine Empfehlung ist tatsächlich irgendwo eine Base zu haben, wo man steuerlich gemeldet ist, wo man tatsächlich eine Wohnung mietet, also keine virtuelle Adresse, sondern eine tatsächliche Wohnung mietet. Ein Land, in dem man möglicherweise sich auch aufhält. Möglicherweise gründet man dort eine Firma, möglicherweise bezahlt einem diese Firma ein kleines Gehalt, was man dort auch versteuert, so dass man eine Steuererklärung einreichen kann, Steuern bezahlt, eine Steuernummer hat, eine steuerliche Ansässigkeitsbescheinigung bekommt des Staates, möglicherweise sozialversichert, krankenversichert ist. Und wie gesagt, es gibt auch in Deutschland Viele in Deutschland lebende Personen, die das ganze Jahr unterwegs sind beruflich. Denk mal an Fernfahrer! Aber das heißt nicht, dass ich dann an dieses Land gefesselt bin, aber in diesem Land habe ich dann eben die einzige Wohnung weltweit, die ich dauerhaft anmiete, wo meine Sachen drin stehen, wo ich Verbrauchsrechnungen für nachweisen kann und insofern wird es mit diesem Set up extrem schwierig sein für jede Finanzbehörde, für jede Bank, mir nachzuweisen, dass ich dort nicht wirklich lebe. Ja, das das nicht mein Wohnsitz ist unter der Voraussetzung, dass ich nirgendwo anders einen Wohnsitz habe selbstverständlich. Dann ist der Fall schon wieder schwieriger. Das heißt also, wenn ich sozusagen mich nicht über den Negativ-Beweis definiere als Digital Nomade, sondern über den positiv-Beweis. Also wenn ich mich nicht so definieren, dass ich sage ich bin nirgendwo steuerpflichtig, dann sage absolut ich bin kein digitaler Nomade. Ich wohne in Malta, Portugal, Irland, was weiß ich wo, wo es steuergünstig ist. Da gibt es ja einige Länder auf unserer Webseite, da haben wir viel dazu geschrieben. Und kann dann die notwendigen Dokumente auf den Tisch knallen: Steuernummer, Sozialversicherungskarte, ID-Karte, Mietvertrag, Verbrauchsrechnung, Kontoauszüge, Ansässigkeitsbescheinigung, Steuererklärung, Gehaltszettel und so weiter und sofort. Dann muss erstmal jemand beweisen, dass es nicht so ist und das wird dann schon extrem schwierig dieser Beweis, insbesondere wenn ich mich natürlich innerhalb der EU bewege, wo jetzt aufenthaltsrechtlich ja nicht viel zu machen ist. Malta zum Beispiel ist im Schengen-Raum, da kann ich ohne Ausweis ein und aus reisen, Portugal ebenso Schengen, Spanien Schengen. Also es gibt ja etliche Länder in der Europäischen Union, die sich hier anbieten und im Grunde genommen ist das, das richtige Setup.

11:58 - Mit welchen Kosten muss man rechnen, wenn ich legal Digital Nomade werden will?

Daniel: Klingt nachvollziehbar. Jetzt wird das natürlich aber mit Kosten verbunden sein. Also jetzt, wenn man jetzt so an den einen oder anderen Bericht über digitale Nomaden denkt, die man im Fernsehen sieht, hat man ja manchmal so eher den Eindruck, da geht man so in ein Land, wo die Lebenskosten niedrig sind und dann also die Balance, also so wenig wie möglich arbeiten so viel wie möglich am am Strand sitzen, was ja nicht auf jeden zutreffen muss. Einige werden auch dort wahrscheinlich 24 Stunden rund um die Ohr an ihr Business, an ihre Firma denken. Aber jetzt mit welchen Kosten sollte jetzt zum Beispiel jemanden, der so ein Setup, wie du es gerade beschrieben hast, plant, um das wirklich legal alles auf stabile Füße zu stellen? Was muss er da und ungefähr rechnen?

Sebastian: Also grundsätzlich natürlich, wir sind ja da relativ pessimistisch, ja bewusst relativ pessimistisch und raten Leuten auf jeden Fall ab, solche Experimente zu machen, wenn sie nicht tatsächlich komfortabel leben können. Wie gesagt, das hat ja keinen Sinn, unnötige Risiken einzugehen, um dann nur ein Taschengeld zu haben oder genauso viel Kosten zu haben, wie wenn ich Steuern in Deutschland bezahle. Das würde ja nichts bringen. Aber ich, ich denke mal, wenn man so im 6-stelligen Bereich verdient, sagen wir mal so 150 - 200000 mindestens, so als Digital Nomade realistisch. Also die Kosten sind ja im Grunde zunächst mal eine Wohnung, die man sich leisten muss, also in den meisten Ländern, Malta wie ich eben gesagt habe, Malta, Zypern auch Irland, Portugal wird man zwischen 1000 - 1500 für eine akzeptable Wohnung zahlen müssen.

Daniel: Damit aus Behörden Sicht auch alles anerkannt wird und überzeugt, sollte man einige Dinge meiden.

Sebastian: Es ist ganz wichtig, jetzt hier nicht irgendwie so in eine WG zu ziehen oder sowas ja, weil das glaubt dann sowieso keiner oder hier mein Freund hat ein Haus und und so weiter und sofort. Also diese ganzen Geschichten, die funktionieren alle nicht. Also Mietvertrag unter fremden Dritten, wo ich jeden Monat einen Tausender bezahl, das klingt schon mal gut. Und dann natürlich die anderen Kosten, also ich meine alles mit Firmengründungen und so, das wird ja dann schon wieder optional. Das hängt ein bisschen davon ab, wie man eigentlich aufgestellt ist. Also, wenn ich jetzt zum Beispiel in einem Land lebe wie Malta oder auch Irland, dann kann ich ja ganz legal zum Beispiel jetzt Einnahmen aus Affiliate Marketing von Google oder sowas, legal steuerfrei im Ausland vereinnahmen. Da brauch ich nicht mal eine Firma dazu. Also man muss sich überlegen, ob eine Firma tatsächlich notwendig ist. Viele digitale Nomaden haben ja Kunden in der Europäischen Union, in Deutschland, Unternehmen und so. Viele können ja auch den Kunden gar nicht sagen, dass sie digital Nomaden sind. Wenn die Kunden wüssten, dass die jetzt dort irgendwo in Kambodscha sich aufhalten oder so, dann würden die die Hände dem Kopf zusammenschlagen. Daher soll oftmals so der Anschein noch gegeben werden, dass das einigermaßen optisch seriös ist und man dann zum Beispiel eine Gesellschaft hat in einem glaubwürdigen Staat, der eine Rechnung schreiben kann. Und das ist eben auch wieder eine wichtige Frage, also erwarten meine Kunden das oder kann ich einfach im persönlichen Namen Rechnungen schreiben oder kann ich einfach zum Beispiel eine amerikanische LLC gründen, die Rechnungen schreibt? All das sind Fragen, die man natürlich klären muss. Aber ich sage mal so Firmengründung, Firmen-Setups machen, sagen wir mal, wenn man das Richtig machen will, wenn wir das machen würden dann zwischen 3000 und 5000. Und die weiteren Kosten wie gesagt, das sind dann alles variable Kosten, das hängt vom Einzelfall ab. Mancher wird sich vielleicht ein Gehalt zahlen wollen, in dem Land, wenn er jetzt dort eine Steuererklärung einreichen will. In so Ländern wie Malta und Irland bietet sich ja auch ein Non-Dom Status an, kann man auch machen, aber da muss man dann wirklich im Detail überlegen, ob das dann sinnvoll ist oder nicht. Und danach richten sich natürlich auch die Kosten. Aber wie gesagt, es ist auf jeden Fall gewisser Aufwand notwendig, wenn man sich ihn nicht leisten kann, dann müßte man die Entscheidung infrage stellen, als Digital Nomade leben zu wollen. Dann ist es vielleicht nicht die richtige Entscheidung.

15:50 - Wie lange kann ich mich in einem Land aufhalten, ohne einen Wohnsitz auszulösen?

Sebastian: Absolut. Also ich meine ein ganz wichtiger Punkt ist natürlich wie lang kann ich mich jetzt irgendwo aufhalten? Es gibt ja auch beim digitalen Nomaden ganz unterschiedliche Naturelle. Der eine ist eben doch jemanden, der eher sesshaft ist. Der will eigentlich jetzt gar nicht hier, also durch die Welt tingeln. Und da muss ich natürlich sagen, muss man sehr vorsichtig sein. Also ich kann jetzt de facto im Grunde in den wenigsten Ländern mich mehr als 183 Tage aufhalten, dort möglicherweise jeden Tag am Laptop sitzen, 8 Stunden arbeiten, ohne dass es irgendwelche steuerlichen Implikationen hat. Natürlich in Dubai oder so geht es. In Ländern wie den Bahamas oder so, sicherlich auch Tahiti, Süd Polynesien, das würde alles gehen, aber in den meisten anderen Ländern, wenn man dort sich jetzt aufhält, über mehrere Monate, möglicherweise dort arbeitet, egal ob das jetzt beim eigenen Unternehmen ist, hat es möglicherweise steuerliche Konsequenzen. Das heißt, da muss man also sehr genau planen und sich im Vorfeld damit auseinandersetzen: was werde ich hier verdienen, wie werde ich arbeiten, wie lange werde ich mich dort aufhalten und muss natürlich darauf achten, dass man dort keinen steuerlichen Wohnsitz in diesem Land auslöst. Also wie gesagt, die 183 Tage sind so eine ganz harte Regel. Die kennt jeder, aber es gibt natürlich auch andere Regeln. Also, wenn ein Steuerberater oder Rechtsanwalt zum Beispiel in einem Land schon mehr als 30 Tage arbeitet, je nachdem in welchem Setup, er geht zum Beispiel in ein Regus-Büro oder sowas rein, ist dann möglicherweise bereits eine Betriebsstätte ausgelöst und er muss möglicherweise dann das dort verdiente Geld schon dort versteuern. Also da muss man sich sehr detailliert mit den steuerlichen Gegebenheiten des Ziel-Landes auseinandersetzen. Ganz klar gilt natürlich hier, wo kein Kläger, da kein Richter! So denken viele Mandanten. Und in gewisser Weise muss man sagen, ist ja auch so. Also wer wird schon jemals diesbezüglich überprüft werden? Aber hier geht es ja darum, was korrekt zu machen ist. Und sicherlich wenn jemand jetzt mal länger als 183 Tage irgendwo ist, vielleicht machen 140 Tage nichts aus und 150 Tage auch nichts aber definitiv gibt es Personen und wir haben Mandanten, die in Spanien zum Beispiel von der Polizei beobachtet worden, die mit dem eigenen Auto in Mallorca rum gefahren sind. Was jetzt hier ein sehr auffälliges Auto war, muss ich sagen. Offiziell digitale Nomaden waren, aber am 183. Tag hat die Polizei das Auto beschlagnahmt und dann konnte er es für Hunderttausend da raus kaufen, weil er es hätten importieren müssen. Zusätzlich hatten sie ein Verfahren am Bein wegen Steuerhinterziehung. Also es kommt ganz drauf an, auf den Einzelfall, wo man ist, wo man sich befindet und was da genau passiert. Das heißt sicherlich, je öfter man natürlich den Ort wechselt, desto besser ist es. Aber wie gesagt, es gibt in anderen Ländern manchmal strengere Regeln, als man sich möglicherweise vorstellt. Gerade wenn es um Personen geht, die vielleicht relativ wohlhabend sind und das auch gerne zeigen möchten.

19:00 - Welche Branchen sind am besten geeignet für Digital Nomaden?

Daniel: Du hast jetzt zum Beispiel angeführt Rechtsanwalt oder Steuerberater. Gibt es denn jetzt aus deiner Sicht so typische Businessfälle, in denen es vielleicht auf der einen Seite besonders einfach ist, das umzusetzen? Oder gibt es vielleicht auch irgendwelche Branchen, wo du sagst, da kommen noch andere Komplikationen hinzu, dass man in dieser Branche als digitaler Nomade unterwegs ist im Ausland?

Sebastian: Die typischen Mandanten sind natürlich Mandanten, die jetzt irgendwo im Internet-Bereich tätig sind, also von Software-Entwicklern über die ganzen kreativen Berufe, bis hin zu Personen, die Webseiten betreiben, affiliate Marketing machen, natürlich ganz stark auch Personen, die im Krypto Bereich investiert sind oder auch Trading machen. Da gibt es einige Kandidaten, die hier in Frage kommen. Ich glaube nicht, dass man sagen kann, dass hier per se eine gewisse Branche jetzt sich besonders im Risiko befinden würde. Also es ist natürlich wie immer, wie ich eben schon gesagt habe zu beachten, löse ich dort einen steuerlichen Wohnsitz aus, da muss ich natürlich beachten, dass manche Branchen in manchen Ländern möglicherweise reglementiert sind. Wobei wie gesagt, da ist mir jetzt persönlich nichts bekannt.

Daniel: Du hattest den Steuerberater erwähnt und in dem Sinne musste ich mich gerade fragen, mitunter gibt es ja auch Länder, in denen bestimmte Berufe Zulassungs-/ Genehmigungspflichtig sind. Also ich weiß nicht, ob da schon mal was vorgekommen sind, ob da was passieren kann, wenn ich mal als Steuerberater oder Rechtsanwalt in einem anderen Land, dann mich sehr lange aufhalte und von dort aus, auch wenn es nur online ist, in einem bestimmten Berufsstand arbeite. Also das wäre auch eine Frage, die ich mir jetzt stellen würde, wo ich auch noch nichts darüber gelesen habe, im Internet jetzt, was digitalen Nomaden betrifft.

Sebastian: Ja, guter Punkt. Also sicherlich wäre man dazu leistungsmäßig wahrscheinlich betroffen, aber ich denke mal beim digitalen Nomaden, der will ja jeglichen lokalen Foot Print vermeiden, das heißt, Ich denke mal da würde kein Digital Nomade hier lokal eine Zulassung irgendwo anstreben. Also ich denke die ganzen zulassungspflichtigen Berufe, die würden das komplett vermeiden und natürlich auch vermeiden wollen, dort eine Betriebsstätte auszulösen.

20:24 - Gibt es das ideale Alter für Digital Nomaden?

Daniel: Mal ne ganz andere Frage, weil du jetzt relativ viele Menschen kennst, die das machen gibts so das ideale Alter digitaler Nomade zu werden oder sagst du also oberhalb von keine Ahnung 50 oder sowas lieber die Finger davon lassen? Was ist so der ideale Menschentyp auch generell, was muss man denn für Eigenschaften mitbringen? Also muss man besonders mutig oder leichtsinnig sein. oder keine Ahnung? Was hast du da für Erfahrungen vielleicht zu dem Punkt?

Sebastian: Ja, da gibt es sehr interessante Erfahrung. Also natürlich sind es überwiegend junge Leute unter 30, die daran Interesse haben, aber ich hatte auch schon eine Mandantin, die war in den 70er Jahren. Die hatte mehrere Mietobjekte in Deutschland und hat gesagt, ich will alles verkaufen und aus Deutschland raus. Ich kauf mir eine Yacht und um die Welt segeln jetzt, als digitale Nomadin. Da gibt es tatsächlich alle möglichen Typen von Menschen, die sich dazu entschließen.

21:48 - Wichtig für Unternehmer: Denken Sie bei ihrer Planung an die Exit Tax

Daniel: Besonders für Unternehmer, die Deutschland verlassen wollen, hat Sebastian noch einen wichtigen Aspekt parat, der nicht außer Betracht gelassen werden sollte.

Sebastian: Wenn man Deutschland und auch andere Länder verlässt, gibt es ja jetzt in vielen Ländern wie in Deutschland seit vielen Jahren möglicherweise eine Exit Tax eine sogenannte Wegzug-Steuer. Da muss man also genau aufpassen, inwieweit einem die betrifft. Denn wie gesagt wenn man dort ein Unternehmen hat oder auch im Ausland an Kapitalgesellschaften beteiligt ist, würde diese Wegzug-Steuer dann zu zahlen sein, wenn man Deutschland verlässt und die kann relativ happig sein. Denn die Bewertung, die das Finanzamt anwendet bei Kapitalgesellschaften, die sind schon sehr großzügig, daher ist das also unbedingt zu beachten. Manchmal ist noch gar nicht so frei, wie man denkt. Man möchte Deutschland verlassen, kann aber Deutschland nicht verlassen, weil man es sich nicht leisten kann. Und da hat man natürlich ein Problem, da muss man auch auf jeden Fall dran denken. Ein anderer Punkt der Wichtig ist, die Rückkehr. Wenn man jetzt natürlich die Situation hat, das man jetzt relativ schnell zurückkehrt, zum Beispiel nach Deutschland und dann in dieser Zeit sehr viel Geld verdient hat, kann natürlich leicht der Eindruck entstehen, dass es sich hier eigentlich um eine Umgehung handelt. Dass man eigentlich niemals vorhatte, sein Wohnsitzland, sein ursprüngliches Wohnsitzland tatsächlich zu verlassen, sondern dass man eigentlich nur, sagen wir mal eine temporäre Abwesenheit angestrebt hat, Weltreise zum Beispiel, wodurch man ja nicht die unbeschränkte Steuerpflicht im Wohnsitzstaat verliert. Also wer heute eine Weltreise antritt, die 2 Jahre dauert, der ist während diesen ganzen 2 Jahren nach wie vor unbeschränkt steuerpflichtig an seinem Wohnsitz-Staat. Es ist also was anderes zu sagen, ich bin mal temporär abwesend, auf Reisen oder ich melde mich tatsächlich ab und bin tatsächlich woanders steuerpflichtig. Das ist ein wichtiger Unterschied und unter Umständen gerade wenn die Abwesenheit nur wenige Jahre sind, muss man das den Behörden erklären, wenn man zurückkehrt.

23:49 - Eine persönliche Einschätzung: Wird es in Zukunft eine Besteuerung nach Staatsangehörigkeit geben?

Daniel: Jetzt gibt es ja noch so eine andere Sache, die eventuell das digitale Nomadentum verbittern oder versalzen könnten je nachdem, und zwar wir reden ja jetzt immer davon, dass man nach einem tatsächlichen Wohnsitz besteuert wird. Es gibt ja aber auch Bestrebungen, die Menschen nicht mehr nach dem Wohnsitz zu besteuern, sondern eigentlich nach ihrem Geburtsort oder nach ihrer Staatsangehörigkeit. Wird sich das durchsetzen. Was ist deine persönliche Einschätzung und wie wird sich das letztendlich auf das digitale Nomadentum auswirken?

Sebastian: Hundertprozentig, also das sind natürlich, das sind schon Überlegungen gibt es schon sehr lange, vor allem bei den Grünen in Deutschland, für die das ja der feuchte Traum ist, wenn hier eine Besteuerung nach Nationalität erfolgen könnte, wie in den Vereinigten Staaten natürlich schon heute der Fall ist. Ich kann es mir nicht vorstellen, es würde ja krass gegen EU-Recht verstoßen, ja, es wäre ja unmöglich, mit EU-Recht zu vereinbaren. Es müssten alle Staaten in der EU entsprechend das gleiche einführen. Ich könnte mir schon vorstellen, dass dies passieren wird. Ich kann mir aber genauso vorstellen, dass die kleinen Länder, auch vor allem die EU Länder dann entsprechende Maßnahmen ergreifen, um dem Ganzen hier was entgegenzusetzen. Ich meine, ich kann ja alle möglichen Sachen machen. Ich kann ja sagen ok die Einkommensteuer ist 50%. Aber der Steuerfreibetrag ist hunderttausend, also ich hab ja viele Möglichkeiten als Staat, letztlich hier den effektiven Steuersatz zu steuern. Man sieht es ja an so Beispielen wie Malta. Malta hat die den höchsten Körperschaftssteuersatz in der EU und durch einen Trick wird es dann zum tiefsten, effektiven Körperschaftssteuersatz in der EU gemacht. Also, das heißt ich denke immer kleinen Staaten wird was Kreatives Einfallen. Mir ist klar, dass das natürlich hier tatsächlich ein Traum ist für viele Politiker, die Steuerpflicht an die Staatsangehörigkeit zu binden. Muss man sehen, was daraus wird also ich halt jetzt persönlich noch für etliche Jahre. Aber ich kann es mir vorstellen natürlich so wie die Dinge entwickeln, dass irgendwann kommen wird, denn man muss ja sehen, dass die Steuer Pyramide in der Spitze extrem dünn wird. Es gibt ja in Deutschland dann nur relativ wenig, also ein paar Hunderttausend vielleicht eine geringe Anzahl, eine geringe Millionen Anzahl von Personen, die tatsächlich sehr gut verdienenden, sagen wir mal im sechsstelligen Bereich. So wenn jetzt hier jedes Jahr von denen 5000 wegziehen, aus Deutschland, was ja die Realität ist, dann ist es ja in Bezug auf die Steuer Pyramide, sind ja nicht die unteren 5000, aus den unteren 5000, da wo die Steuer Pyramide sehr breit ist, die wegziehen, sondern die Spitze wird immer mehr verdünnt. Die Steuereinnahmen sacken immer mehr zusammen. Also für die Staaten ist natürlich diese ganze EU Freizügigkeit ein extremes Problem. Auch generell natürlich die Mobilität der Leute, die durch Corona noch weiter verschärft wurde, denn auf einmal kann ich ja nun tatsächlich überall arbeiten und keiner wird sich mehr fragen, können wir nicht persönliches Meeting machen? Ich will es nicht er Zoom, oder so was! Ich kann mir vorstellen, dass das für die Staaten relativ schnell bedrohlich wird und dass dort sicherlich gewisse Überlegungen stattfinden. Aber ich halte es trotzdem noch für relativ weit entfernt.

Daniel: Ok ja, aber man muss ja manchmal auch über die Zukunft sprechen und wie es weitergeht, obwohl wir nicht in die Glaskugel schauen können, aber trotzdem ist immer gut vorbereitet zu sein.

Sebastian: So siehts aus!

27:07 - Wie kann man das richtig planen, wenn man Digital Nomade werden will?

Daniel: Wenn jetzt einer oder der andere unserer Zuhörer/ Zuschauer sagt Jawoll, also ich bin jetzt schon dicht davor, ich hab da schon vielleicht ein konkretes Land ins Auge gefasst oder bin gerade dabei mein Business zu digitalisieren, so dass ich also in Zukunft wirklich online arbeiten kann. Was wäre jetzt deine Empfehlung für die Herangehensweise? Also was wären so die nächsten Schritte?

Sebastian: Es hängt stark davon ab, wie die laufenden Einkünfte tatsächlich zusammengesetzt sind, ob die laufenden Einkünfte jetzt letztlich hauptsächlich daraus bestehen, dass ich irgendwo an einem Strand in einem Café, im Starbucks sitze und am Computer sitze und schreibe, programmiere oder sonstwas, das ist mal eine Sache. Dann gibts völlig andere Personen, die bekommen passive Einkünfte, sag ich jetzt mal, also Provisionen, möglicherweise haben die ein e-Commerce und so weiter und sofort, also, die letztlich ein Unternehmen brauchen, irgendwo ein Unternehmen haben und darüber dann Einkünfte generieren. Diese Fragen werden beeinflussen, wo ich mich am besten anmelde steuerlich und wo ich auch dann möglicherweise ein Unternehmen gründe. Also, wir hatten ja schon einige der meiner Meinung nach sinnvollen Staaten genannt. Unternehmensformen wie gesagt gibt es dann auch einige, also die US LLC kann sinnvoll sein. Eine maltesische Gesellschaft kann sinnvoll sein und andere Gesellschaftsformen natürlich auch. Auch diese erfordern immer heutzutage eine mögliche Substanz. Und da braucht man andere Personen, die da involviert sind. Also man muss sich tatsächlich überlegen, wie man das gestalten möchte und je komplexer eben die Einkommenssituation ist, desto wichtiger ist die Gestaltung. Ein anderer wichtiger Punkt ist zum Beispiel auch die Umsatzsteuer-Planung. Wir wissen ja, dass wenn ich heutzutage in die EU Waren oder Dienstleistungen, auch digitaler Natur verkaufe, wird dort in der EU Mehrwertsteuer fällig. Die kann ich nicht umgehen, auch nicht mit einer Gesellschaft in Belize, dann wird halt die Gesellschaft in Belize Umsatzsteuerlich erfasst. Ich kann also nicht davon ausgehen, dass ich Umsatzsteuer-mäßig irgendwas einsparen kann, wenn das also mein Ziel wäre, so nach dem Motto, Ich habe Endverbrauch jetzt hab ich 20% mehr Marge, weil ich keine Umsatzsteuer berechnen muss, das ist eine Fehlkalkulation. Auf der anderen Seite gibt es natürlich Tätigkeiten, also wenn ich zum Beispiel live-Coachings mache über Zoom oder auch wir haben Mandanten, die machen Coaching und die machen dann große Zoom-Meetings, also die haben Events, wo möglicherweise hunderte von Kunden teilnehmen, die zahlen. Wenn ich das außerhalb der EU mache, ist das alles komplett umsatzsteuerfrei, denn es ist eine persönliche erbrachte Leistung, keine digital erbrachte Leistung. Ich muss es natürlich dann vom richtigen Ort aus möglicherweise machen, ansonsten wird möglicherweise dort Umsatzsteuer fällig, aber unwahrscheinlich, wenn ich es ein und zweimal von dort mache. Also das sind einige Beispiele von Überlegungen. Also für die steuerliche Optimierung muss ich also diese Dinge alle tatsächlich berücksichtigen und es hilft dann sicherlich mal auch sich beraten zu lassen. Also wir bieten Beratungen für Digital Nomaden an. Auf unserer Webseite kann man dort ein entsprechendes Gespräch buchen. Oftmals schließt sich daran dann auch eine erweiterte Beratung an. Mehrere Stunden vielleicht, wo es darum geht, das Ganze dann korrekt zu strukturieren. Das ist meistens nicht in einer Stunde natürlich machbar, oder sich anderweitig beraten zu lassen von einem Rechtsanwalt oder Steuerberater, der sich damit entsprechend auskennt. Also die Planung ist das wichtigste, angefangen von der Planung, welche steuerlichen Konsequenzen möglicherweise der Wegzug zuhause hat, also im Herkunftsland. Wir hatten schon angesprochen, Thema Wegzugsteuern, zum Beispiel. Also wir hatten schon oftmals Mandanten, die gedacht haben, ich hab eine GmbH in Deutschland und ich hab da einen Geschäftsführer und ich kann dann wegziehen und kann dann die Gewinne steuerfrei vereinnahmen aus der GmbH. Also die GmbH versteuert in Deutschland, die Gewinne mit Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer und der Nettogewinn kann dann an mich steuerfrei ausgeschüttet werden. Das ist natürlich absolut nicht so, denn deutsche Einkünfte müssen immer versteuert werden. Und wenn ich nicht nachweisen kann, dass die Einkünfte versteuert worden sind, dann hat Deutschland ein Besteuerungsrecht und besteuert die Einkünfte. Also das sind alles Dinge, die man berücksichtigen muss, die man planen muss, damit das Ganze nicht zum Warcraft hier wird.

31:23 - Verabschiedung

Daniel: Also vielen Dank, da haben wir viel dazugelernt.

Sebastian: Wunderbar.

Daniel: Vielen Dank! Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

Weiterlesen
Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Gold: Warum immer mehr in Singapur kaufen und lagern

In Krisen steigt das Interesse an sicheren Anlagen wie physischem Gold. Warum es sich lohnt, in Singapur Gold einzulagern, erfahren Sie in unserem aktuellen Podcast.

Ein Gespräch mit Gregor Gregersen

Wie häufig in Krisen steigt auch aktuell wieder das Interesse an Besitz von physischem Gold. Es ist nur natürlich, dass der Wunsch besteht, mühsam erworbenes Vermögen zu schützen. Russlands Einmarsch in die Ukraine hat einmal mehr aufgeschreckt und lässt viele über die Sicherheit Ihres Vermögens nachdenken. 

Obwohl WEF Präsident Klaus Schwab persönlich nicht gesagt hat “Sie werden nichts mehr besitzen und dennoch glücklich sein”, ist dennoch klar, dass unser traditionelles Finanz- und Anlagesystem nicht mehr lange in der Form fortbestehen wird, wie wir es kennen. Krisen wie eine Pandemie oder ein Krieg wirken hier beschleunigend auf die von den Größen aus Politik und Wirtschaft immer wieder erwähnten überfälligen Transformationsprozesse. Hinzu kommt das Bedürfnis der Staaten, die Lasten der Pandemie und jetzt auch der Folgen des Ukraine-Konflikts auf die Bürger abwälzen. Dafür benutzen Regierungen wie immer das Werkzeug der „Vermögensabschöpfung“. Sollte es hart auf hart kommen, wird nicht selten auch auf das Mittel der Zwangsenteignung zurückgegriffen. Die Gesetzgebungen der meisten europäischen Länder geben das her und in letzter Zeit wurden auch Gesetze nachgebessert oder neue Vorlagen zur Diskussion eingebracht. 

Da war es nur naheliegend, dass wir mit einem Experten einmal darüber sprechen wollten, wie man heute auf möglichst sichere Art und Weise einen Teil seines Vermögens in physischem Gold anlegen kann.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Welche Vorteile bietet physisches Gold als Anlage?

In einem Satz ausgedrückt: Gold behält seinen Wert auch während oder nach politischen und sozialer Umwälzungen, Kriegen und Naturkatastrophen. Kauft man Barren oder Münzen, besitzt man ein physisches Gut, dass auch in Zeiten von Krisen und Inflation erhalten bleibt und sogar als Zahlungsmittel genutzt werden kann. Auch im Falle eines völligen Zusammenbruchs einer Währung bleibt physisches Gold wertbeständig.

Papier-Gold  - Warum dies kein geeigneter Vermögensschutz ist?

Viele Anleger folgen Ihren Finanzberatern und legen einen Teil Ihres Vermögens in Gold an. Allerdings besitzen viele dieser Anleger kein physisches Gold und können wahrscheinlich im Falle eines Finanzcrashs oder einer Krise nicht mehr auf Ihr Vermögen zugreifen.

Was gehört eigentlich zum sogenannten Papier-Gold bzw. nicht-physischen Gold? Eine Form sind Gold-Zertifikate. Vorteile von Gold-Zertifikaten sind, dass sie zu günstigeren Konditionen als physisches Gold erhältlich sind und auch schnell liquidiert werden können. Andererseits erwerben Sie mit einem Zertifikat eine Schuldverschreibung. Das heißt, geht die Bank, bei der Sie ein Gold-Zertifikat haben, pleite, ist auch ihr Vermögen weg.

Dann gibt es noch die sehr bekannten und beliebten Exchange Traded Commodities (ETCs) wie z. B.:  Xetra Gold und EUWAX Gold II. Bei einer Investition in Gold-ETCs partizipieren Sie 1:1 an der Entwicklung des Goldpreises.

Gold-ETCs sind zwar durch Gold hinterlegt, man sollte aber bedenken, dass die Deckung nicht nur mit physisch vorhandenem Gold erfolgt.

Auch aus rechtlicher Perspektive sind ETCs Schuldverschreibungen, sodass Sie als Anleger bei einer Insolvenz ihr Kapital verlieren. Ein weiteres Problem ist, dass es z.B. im Rahmen einer Krise und einer hohen Nachfrage nach Gold zu einer Lieferknappheit kommen kann.

Andere Möglichkeiten in Gold zu investieren sind Goldminen-Aktien und ETFs. Der größte Nachteil hierbei ist, dass Sie kein physisches Gold erwerben und auch keinen Anspruch auf Lieferung des Goldes haben. Außerdem sind Sie bei einer solchen Investition nicht nur von der Entwicklung des Goldpreises abhängig, sondern auch von der globalen Wirtschaftslage und regulatorischen Bedingungen der Goldförderung.

Letztendlich ist nur physisches Gold greifbar und steht ihnen jederzeit zur Verfügung. Zusätzlich sind Sie vor einer Enteignung Ihres Vermögens geschützt, wenn Sie Edelmetalle wie Gold oder Silber besitzen. Entscheidend dabei ist unter anderem die richtige Aufbewahrung.

Steuerfreie Geldanlage

Unter bestimmten Voraussetzungen ist die Anlage von physischem Gold in der Europäischen Union (EU) von der Mehrwertsteuer und Einkommensteuer befreit.

Wenn Sie ihr Vermögen in reinem physischem Gold anlegen, können Sie also einiges an Steuern sparen. Anlagegold wurde im Umsatzsteuergesetz (UStG) von der Mehrwertsteuer befreit, sodass Sie die 19 Prozent Mehrwertsteuer sparen.

Sie sind auch von der Abgeltungsteuer (25 %) befreit, wenn Sie physisches Gold erwerben und das Gold für mindestens ein Jahr behalten. Daher müssen Sie als Anleger nicht befürchten, ihren Gegenwert nicht zurückzuerhalten.

Warum Gold in Singapur und nicht in der Schweiz einlagern?

Sie möchten Ihr Vermögen außerhalb des Bankensystems sicher verwahren? Dann sollten Sie es an einem sicheren Ort im Ausland lagern. Innerhalb Europas sind die Schweiz und Liechtenstein beliebte Länder für den Vermögensschutz. Beide Länder haben die Vorteile, dass Sie einen umfassenden Datenschutz bieten. Außerdem ist die Schweiz bekannt für ihre politische und wirtschaftliche Stabilität. Allerdings ist die Schweiz, obwohl nicht in der EU, doch stark mit der Europäischen Union vernetzt, was Auswirkungen auf das Bankengeheimnis in der Schweiz hatte.

Daher ist es sinnvoll, andere Standorte außerhalb Europas in Betracht zu ziehen. Denn selbst Schweizer Großbanken, wie die UBS, haben einen Gold-Tresor in Singapur.

Singapur gilt schon seit mehreren Jahrzehnten als attraktiver Finanzplatz und ist einer der wichtigsten Handelszentren Asiens. 

Welche Vorteile bietet Singapur? Die Inselrepublik besitzt eine stabile, parlamentarische Demokratie und fest-verankerte Eigentumsrechte. Zudem gibt es in Singapur keine Kapitalertrags- und Mehrwertsteuer auf Edelmetalle.

Der Stadtstaat gilt unter vielen Goldanlegern nicht zuletzt wegen seiner Distanz zu Europa als attraktives Goldlager. Da der Staat nicht an die europäische Gesetzgebung gebunden ist, sind Sie als Anleger bei einer Systemkrise vor einer Enteignung besser geschützt.

Zudem ist Gold Einlagern in der Schweiz teuer als in Singapur. Im Gegensatz dazu wird in Europa der Ruf nach Zentralisierung immer lauter, sodass auch der politische Druck auf die Schweiz diesbezüglich wächst.

Ist das Einlagern von Gold in Singapur günstiger? Sie können ihr Vermögen in einem singapurischen Unternehmen wie Silver Bullion sicher und zu fairen Preisen einlagern. Bei Silver Bullion bezahlen Sie anstelle eines Prozentpreises einen Festpreis pro Unze Gold. Was bedeutet das? Wenn der Goldpreis steigt, dann sinkt der Prozentsatz je Unze des Lagerpreises. 

Ein weiterer Vorteil in der Singapur ist, dass keine automatisierten Meldungen an die Heimatbehörden gesendet werden (OECD). Wenn Sie in Singapur Gold erwerben, erfolgt erst ab einem Wert von 20.000 SGD (entspricht etwa 13.000 €) eine Information an die singapurischen Behörden.

Welche Sicherheiten habe ich bei Kauf und Lagerung in Singapur?

Möchten Sie Ihre Edelmetalle in Singapur einlagern, erhalten Sie gemäß singapurischem Recht authentifizierte Eigentumsrechte. Das Unternehmen, das die Edelmetalle einlagert, fungiert lediglich als Vermittler, sodass der Kunde Eigentümer des Edelmetalls ist und nicht Gläubiger. Das garantiert Ihnen, dass Sie auch im Falle einer Insolvenz des Lageranbieters Anspruch auf ihr eingelagertes Vermögen haben und nur Sie persönlich Zugriff auf ihren Lagerbestand haben.

Sollte es in einer Krisensituation zu einer westlichen Verstaatlichung von Gold kommen, unterliegen die meisten Händler und Lager dem europäischen oder US-amerikanischem Recht. Bei Edelmetall-Lagern wie Silver Bullion gilt jedoch nur das singapurische Gesetz.

Bei Unternehmen wie Silver Bullion erhalten Sie im Safe House außerdem eine persönlich zugeordnete Parzelle, sodass ihr Vermögen dem entsprechenden Lagerplatz zuzuordnen ist.

Zu diesem Zweck hat Silver Bullion auch das ausgeklügelte S.T.A.R. Storage System entwickelt. So wird unter anderem allen Kunden eine Liste mit allen Parzellen-Eigentümern zur Verfügung gestellt. Somit wird sichergestellt, dass keine Parzelle an mehrere Kunden verkauft werden kann.

Viermal pro Jahr finden zusätzlich externe Audits statt, bei denen ungefähr 30 Prozent des gelagerten Goldes und Silbers getestet werden. Zudem findet dreimal jährlich eine Zertifizierung von Bureau Veritas statt, was weltweit in der Goldindustrie Standard ist. Zusätzlich wird auch eine Finanzprüfung kombiniert mit einer Inventarpüfung durch Ernst & Young LLP vorgenommen.

Alle Edelmetalle, die eingelagert werden sollen, werden vollständig getestet. Außer es kommt direkt aus der Raffinerie, dann wird nur ein gewisser Prozentsatz getestet. Für die Prüfung wird das DUX-Testverfahren angewendet. DUX steht für: Dichte, Ultraschall und X-Ray (Röntgen). Durch die Kombination dieser 3 Testverfahren, bei denen unterschiedliche physikalische Eigenschaften gemessen werden, sind die Ergebnisse sehr zuverlässig. Die Ergebnisse können Kunden über eine Test-ID einsehen.

Außerdem bietet Silver Bullion einen umfassenden Versicherungsschutz, bei dem ihr eingelagertes Vermögen sogar gegen Diebstahl, Insidergeschäfte und mysteriöses Verschwinden abgesichert ist.

Konto eröffnen und schon ab 6.000 € Kaufpreis starten

Ein Konto können Sie direkt und unkompliziert über die Website von Silver Bullion eröffnen. 

Einfach gesagt: Gold einlagern lohnt sich ab einem Goldbarren (100 g). Denn um Gold einzulagern, muss es natürlich ein ganzer Goldbarren sein. Derzeit liegt der Wert für einen Goldbarren a 100 g bei etwas mehr als 5.600 € (Stand: 30.05.2022). Das heißt, ab einer Mindestinvestition von 6.000 € lohnt es sich darüber nachzudenken in Singapur Gold zu kaufen und einzulagern.

Kontaktdaten und Links:

Gregor Gregerson

Homepage: www.silverbullion.com.sg

E-Mail:        sales@silverbullion.com.sg

Telefon:       +65 6011 0448

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Steuerfahndung, Hausdurchsuchung: Das müssen Sie wissen
Leben und arbeiten in Thailand: Das sollten Sie unbedingt wissen
Auswandern in die USA: Auf ins Land der unbegrenzten Freiheit!
Gold lagern im Ausland - was Sie wissen müssen
Wie kann ich durch ein Unternehmen in den USA ein Visum erhalten?
Gold Zuhause lagern - Was es zu beachten gibt
Enteignung durch SAG Gesetz: Direktzugriff auf Ihr Vermögen?
Geld ins Ausland senden
Ruhestand in der Schweiz: Ein Paradies für deutsche Rentner
Immobilien beleihen zur Kapitalbeschaffung
Kommt die BRICS Währung? Zukunftsprognose und Potenzial

Timestamps

00:00:23  -  Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Gregor Gregerson

00:06:18  -  Wie 2008 die Geschäftsidee zum Goldlagerservice langsam reifte

00:10:18  -  Warum in Krisen physisches Gold wertvoller wird als “Papier-Gold” 

00:12:12  -  Was hat das Vertrauen in den Dollar mit dem Goldpreis zu tun?

00:13:08  - Unternehmensstart und erste Kunden 2009 - heute 600 Mio. € im Lager 

00:16:54  - Gibt es noch den Goldstandard / die Golddeckung?

00:24:42  -  Droht bald wieder Gold-Besitz-Verbot? Wie sicher ist Singapur?

00:32:06  - Datenschutz und der automatische Informationsaustausch / OECD

00:33:35  -  Stimmt es, was man über die Strenge der Polizei in Singapur hört?

00:39:47  -  Bleibt physisches Gold weiter in Trend?  - ein Blick in die Zukunft

00:41:07  -  Wie wird Gold-Echtheit und Lagerbestand kontrolliert und zertifiziert?

00:45:39  -  Vererben, Verschenken, Beleihen des physischen Goldes - wie?

00:48:04  - Gold mit Bitcoin kaufen oder gegen Krypto verkaufen - möglich?

00:49:48  -  Und wenn ich schon Gold besitze? Nach Singapur schaffen?

00:52:08  -  Kredit-Service inklusive - wie kann ich mein Geld als Kreditsicherheit nutzen?

00:57:00  -  Wie lege ich 100.000 € an und kann ich auch mit 10.000 € starten?

00:59:28  -  Warum nach Singapur, wenn die Schweiz als Goldlager so nah ist?

01:02:28  -  Welche anderen Edelmetalle lohnen sich - und warum?

01:06:08 -  Besser halten oder lieber handeln - Gregors Tipp?

01:07:21  -  Wie man einfach und schnell ein Konto eröffnet?

01:10:17  -  Ab welcher Summe lohnt sich Einlagern in Singapur?

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland: Gold EP32: Warum immer mehr in Singapur kaufen und lagern

Ein Gespräch mit Gregor Gregersen

Perspektive Ausland – Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler, die es ins Ausland zieht, egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung oder Lifestyle Fragen, hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:23 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Gregor Gregerson

Herzlich willkommen bei Perspektive Ausland. Heute ist Gregor Gregersen unser Gast. Mit ihm sprechen wir über das physische Einlagern von Gold, Silber und anderen Edelmetallen. Das ist ja für einige unserer Zuhörer und Zuschauer ein interessantes Thema. Zu Beginn erzählt uns Gregor aber erst einmal, wie er selber nach Singapur gekommen ist und was ihn dann dort auf seine Unternehmensidee gebracht hat.

Gregor: Ja, also die Geschichte, die ist bisschen länger. Ich bin Deutscher ursprünglich, habe auch lange Zeit in Italien gelebt, bin dann nach USA verreist, hab dann in den USA gelebt. 2006 bin ich wieder nach Deutschland zurück, weil ich meine Green Card nicht bekommen hab in USA. Das war mit einer der Gründe und hab dann in Deutschland gearbeitet als Business Intelligence Consaltant, hab auch ganz gut verdient, habe allerdings 80 % Steuern bezahlt. Also so habe ich es zumindest gesehen. Mein Arbeitgeber hat mir ungefähr 97 oder so Prozent an Mehrwertsteuern, Pension usw auch so geben, also 197 fließt vom Arbeitgeber, ich hab hundert bekommen. Von den hundert mussten dann aber erstmal 48 oder so nochmal, also das Holding-Tax weggesteckt werden. Das hieß, dass ich ungefähr 52 bekommen hab und von den 52, wenn ich etwas im Laden kauf, dann gab es eine 19 prozentige Mehrwertsteuer. Wenn man das alles aufaddiert, hatte ich also noch so 40€ oder so, von den 197 und wenn ich das in die Bank steck, dann gibt es Zinsen, Steuern auf Zinsen und so weiter. Also da ich jetzt von den USA gekommen bin, hab ist mir das alles ziemlich hoch vorgekommen. Und ich hab auch versucht, in Deutschland selbstständig zu sein. Das Problem war, dass mir in Deutschland gesagt wurde, dass das praktisch eine Art und Weise ist, Steuern zu hinterziehen oder zu optimieren, wenn ich nicht mindestens 3 Kunden hätte und im Business Consulting Bereich hätte ich halt nur einen gehabt, darum konnte das nicht machen. Dann habe ich mir gesagt ok, was gibt es denn noch so für Plätze auf der Welt, die ich mir anschauen kann? Und dann habe ich meine Ferien, wo wir ziemlich viele haben in Deutschland also zusammengesteckt ja, 5 Wochen und hab dann Reisen um die Welt gemacht mit meinem Backpacking und hab mir verschiedene Länder angeschaut und da bin ich auf Singapur gestoßen. Und in Singapur, da gab es ein Buch, was ich sehr, sehr empfehlen würde. Das heißt: "From Third World to First" World, also von der Dritten Welt auf die erste Welt und das wurde vonLee Kuan Yew geschrieben. Das ist praktisch der Vater vom modernen Singapur, der ist 1965 Premierminister geworden und hatte es dann bis 89 praktisch und hat das Land also komplett geprägt. Und das Land, das basiert sich sehr, sehr stark auf Meritocracy und Pragmatismus sozusagen. Gut, dann habe ich das Buch zum Großteil gelesen, bin nach Deutschland zurück, und hab mir gesagt ja, ich zieh nach Singapur, weil wir das Land so gefällt. Hab das meinem Arbeitgeber gesagt, habe ihn gefragt, sag mal, lass uns doch eine Filiale in Singapur aufmachen. Da war er nicht so beeindruckt, aber ich habe gesagt, ich zieh trotzdem hin, da sagt er, Ok. Ja, und dann bin ich hergezogen nach Singapur. Hab auch gleich eine Personalised Employment Pass bekommen. Also ich durfte praktisch, weil ich mehr als so 5000€ verdient hatte, pro Monat in Deutschland, habe ich praktisch automatisch eine Arbeitserlaubnis in Singapur bekommen. Das war damals so.

Sebastian: Das ist aber nicht mehr so, oder?

Gregor: Leider nicht mehr. Das ist alles schwieriger geworden.

Sebastian: Wie alles in der Welt, ja?

Gregor: Ja, damals ging das noch, und mein deutscher Arbeitgeber meinte dann, sag mal, ich hätte Projekte für dich. Du könntest doch von Singapur aus an den Projekten arbeiten. Da habe ich gesagt ja, das kann ich machen und mein Arbeitgeber hat mir die 197 geschickt, die ich halt beschrieben hab und ich hab praktisch die ganzen 197 direkt kassiert. Der Singapurianische Staat hat gesagt, wenn du es in Deutschland verdienst, dann interessiert mich das nicht. Und darum bin ich praktisch von 80 % Steuern fast auf 0 gegangen, vom gleichen Arbeitgeber. Und drum weiß ich auch, dass diese Nummer echt diese Nummer ist, weil ich auf einmal nur, indem ich den Standort gewechselt hab, konnte ich mir jetzt aussuchen, arbeite ich jetzt halb so viel. Also nur 6 Monate pro Jahr und verdient doppelt so viel oder aber möchte ich jetzt viermal so viel verdienen heute, oder wie mache ich es. Also das war so diese tolle Erfahrung. Allerdings war mein Visum nur für 6 Monate gültig, weil die Arbeit, die galt in Singapur nicht als eine lokale Arbeit. Das hieß, ich musste mir eigentlich einen lokalen Job suchen, damit ich meinen PR, meine Personal Residency Card bekommen kann. Das ist so 'ne Art Green Card in Singapur und dann habe ich einen Job bei der Commerzbank angenommen, als Senior Data Architect, also Computersysteme und so weiterzubauen für Banken. Und hab einen singapurinaischen Arbeitsvertrag bekommen und das Erste, was die Commerzbank gemacht hat, die hat mich nach Frankfurt zurückgeschickt als Ausländer praktisch in Deutschland, mit einem ausländischen Arbeitsvertrag, musste also auch singapurianische Steuern zahlen. Mit Bonus ist, dass ich jetzt in Deutschland arbeite und das war 2008. Und 2008 ist ja dann "Lehmann Brothers" bankrott gegangen und ich war praktisch, ich hab von den Trainingrooms in den Button habe ich halt durch das Nachfolgen von der Bankruptcy von Lehman Brothers so richtig internen mitbekommen und da wurde mir praktisch bewusst, wie fragil eigentlich unser Finanzsystem ist.

06:18 - Wie 2008 die Geschäftsidee zum Goldlagerservice langsam reifte

Gregor: Und als ich da stand und mir meinen Kopf gekratzt hab, sind viele Leute losgegangen und haben ein physisches Gold und Silber gekauft und ich habe auch so ein Buch Investing in Gold und Silber von Mike Malony gelesen und zu der Zeit und habe ich mir gedacht ja, das macht eigentlich ganz viel Sinn. Und was für mich sehr beeindruckend war, ist 2008 ist der Silber und Goldpreis weiter und weiter gefallen. Aber was du verstehen musst, was gefallen ist, ist der Papierpreis von Gold, weil ein Großteil des Goldes, das man kauft usw., wo Leute denken, dass sie Gold besitzen, die haben eigentlich nur eine Preis Exposure, also da ist kein physisches Gold dahinter.

Daniel: Also Sie meinen jetzt Zertifikate oder Derivate zum Beispiel?

Gregor: Genau also die meisten oder auch Savings Accounts usw. Die sind meistens mit einem Future Kontrakt bei der Chicago Mercantile Exchange gedeckt und die wiederum haben nur so 3 bis 4 % an physischem Metall, was da ist. Das heißt, wenn man diesen kleinen Text liest, dann wird jemanden bewusst, dass man niemals an das Gold kommen kann, weil das Gold meistens gar nicht da ist.

Daniel: Übrigens, wenn du keinen unserer interessanten Podcasts mehr verpassen willst, dann klicke jetzt gleich auf Abo und besuche uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com, da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.

Sebastian: Also das heißt, wir reden jetzt hier von dem offiziellen Goldpreis, den man ja oft auch in den Nachrichten hört, eine feine Unze Gold kostet X und Silber kostet Y, also du redest von diesem Preis?

Gregor: Genau und dieser Preis, der wird jetzt in Comics zum Beispiel in den USA mit bestimmt. Dann geht es nach Tokyo und dann später geht es nach London und damit wird der Preis praktisch gesetzt. Aber was so wichtig ist mit diesem, was man verstehen muss, ist, wenn ich es ein physisches Metall kaufe, also ich sag mal, ich kauf hunderttausend Euro an Gold, physisch, dann würde ich als Händler, wenn ich jetzt das decken möchte, hunderttausend Euro an Plus Positionen also kaufen sozusagen. Aber diesen Future Exchanges kann man ohne Probleme auch shorten, also man kann jetzt mit 100.000 €, kann man sich weitere 900.000 Euro von nicht existierendem Gold erzeugen, was man dann verkauft. Das heißt, wenn man jetzt als physischer Käufer hunderttausend kauft, geht es um hundert 1000 hoch. Wenn ein Banker kommt und jetzt mit Hunderttausend dagegen setzt, ist das eine Million als Papier, das man dagegen setzen kann. Das heißt der Preis an Gold und Silber ist eigentlich nicht von der physischen Nachfrage und Supply and Demand gesetzt, sondern es ist ein Preis, der einfach von diesem Feature Exchanges gesetzt wird und kann drum leicht hin und her bewegt werden, ohne dass das mit den physischen unbedingt viel zu tun hat. In der Krise in 2008 ist Silber zum Beispiel, was ja noch viel kleiner ist, 200-mal kleiner als der Marktwert Gold. Das heißt, das ist noch viel einfacher zu bewegen und Silber ist auf 9,50 Dollar gesunken wegen der Krise, aber wenn man physisches haben wollte, konnte man das kaum bekommen. Und wenn man es dennoch versucht, auf einem zweiten Markt, Secondary Market zu bekommen, waren es um die $36 oder so. Und dieser Unterschied zwischen 9,5 $ und $36, das war der Premium, den Zahlen musste, damit man das physische hat und nicht diese Counter-Party Risk hat, die man bekommt, wenn man jetzt das Papier hat, wo am Endeffekt nichts dahintersteckt, wenn die Bank bankrott geht. Und das war die Erfahrung, wo mir einfach bewusst geworden ist, dass die Probleme, die die Krise 2008 erzeugt hat. Dass man zu viele Schulden hat, dass die Banken miteinander zu stark verkoppelt sind, das ist zu viel Leverage gibt im System. Diese Probleme, sind ja alle größer geworden und dass wir darum noch eine viel größere Krise haben werden, irgendwann, und wenn diese Krise kommt, dann lohnt es sich, dass man physisches Metall hat.

10:18 - Warum in Krisen physisches Gold wertvoller wird als “Papier-Gold”

Sebastian: Da muss ich kurz einhaken, nur kurz eine Verständnisfrage. Ich bin nicht so firm in diesen Themen. Also wenn ich jetzt zum Beispiel mal deine Webseite anschaue, die ich jetzt hier offen hab, wo ich halt Gold auch dann kaufen kann, das dann bei dir einlagern kann, dann ist also der Preis den du hier für dieses physische Gold verlangst, also für die Barren, für die Münzen usw, der steht also in keinerlei Korrelation zu dem, was der offizielle Goldpreis ist, ja? Das heißt, er ist also möglicherweise komplett abgekoppelter Preis, entweder höher oder tiefer oder sonst irgendwas?

Gregor: Nee, nee, nee, es ist der gleiche. Solange ich das Telefon abheben kann und sag mal ein Kunde kauft 1000000 € an Gold, solange ich das Telefon abheben kann und auch wieder 1000000 € kaufen kann an physisches Metall, ist der Preis derselbe. Das Problem ist, wenn man eine Krise kommt, dann kaufen Leute das physische Metall und es gibt kein physisches Metall mehr zum Kaufen.

Sebastian: Ach so, verstanden. Ok.

Gregor: Das ist das Problem. Also in normalen Zeiten ist es genau der gleiche Preis oder fast der gleiche, aber in einer Krise, wenn hundert Leute das Metall haben wollen, aber nur 5 können das Metall haben, dann sind halt die anderen 95 Leute die zu spät sind, die treiben den physischen Preis dann hoch. Aber der "Papier-Preis", der der wird ja mit diesen Future Contracts gemacht. Das heißt, es gibt diese Abspaltung und das passiert halt nur in einer Krise. Und wenn die Krise sich wieder erholt, dann wird es wieder ein normaler Preis. Aber wenn die Krise so schlimm wird, dass ich das nicht wieder fängt, dann wird man halt ein Riesenunterschied haben, weil diejenigen, die das physische Metall haben, die haben das dann halt im Besitz und diejenige, die Papier haben, wo kein Metall dahinter ist, die haben das Risiko, dass das dann 0 wert ist. Genauso wie in Griechenland, als die Krise war und die Leute nicht mehr an ihre Bankautomaten ran konnten, an ihr Geld. Das gleiche Konzept, nicht.

12:12 - Was hat das Vertrauen in den Dollar mit dem Goldpreis zu tun?

Daniel: Ist nicht noch ein zusätzliches Risiko ja auch die Bewertung, also höher oder niedriger Bewertungen, als von der Währung, oder? Das ist ja noch ein zusätzliches Risiko, was man auch bedenken muss, gerade in Krisenzeiten.

Gregor: Genau und das ist mit einer der Hauptgründe, warum wir sehr viele amerikanische Kunden haben, zum Beispiel, weil einfach die Angst da ist, dass der amerikanische Dollar an Wert verfallen wird oder dass junge Leute einfach nicht mehr das Vertrauen in den US-Dollar haben.

Und wenn das passieren würde, dann ist es traditionell so, dass ein Staat eigentlich sich wieder eine neue Währung erzeugen muss und die neue Währung? Die wird normalerweise von Gold, Silber und anderen wertvollen Gegenständen gedeckt, damit man das Vertrauen wieder erzeugt und darum haben wir halt viele Amerikaner, die suchen sich einen sicheren Ort außer USA. Das ist normalerweise die Schweiz oder Singapur, wo man physisches Gold speichern kann.

13:08 - Unternehmensstart und erste Kunden 2009 - heute 600 Mio. € im Lager

Daniel: Jetzt bist du nach Singapur, also zurückgekommen. Und warst du jetzt der Erste, der jetzt diese Idee hatte, oder gab es da schon einige und du musstest besser sein als die andere?

Gregor: Ich wollte eigentlich nur selber etwas Silber kaufen. In Frankfurt konnte ich nichts bekommen. Ich hab eine Kilo Barre im Gift Shop von der Europäischen Zentralbank bekommen, musste dann in Deutschland 19 % Steuern drauf zahlen. Habs nach Singapur gebracht und in Singapur nochmal 7 % Steuern zahlen, weil das damals so war, das es noch ne Steuer gab, das ist jetzt weg auf Silber und Gold. Und ich wollte das einfach verstehen, wie das alles funktioniert mit Import Duties usw und dann war ich jetzt also in Singapur wieder und hab jetzt ein so ein Boolean Dealer oder Edelmetall Handel gesucht der auch Silber hatte, und es gab niemanden. Dann habe ich gesagt ok, wenn es niemanden gibt, dann schau ich doch mal, wie ich eine Firma starten kann, die die Mehrwertsteuer wieder zurück "claimen" kann, also die registert ist, sagt man in Singapur und wie ich dass Silber jetzt besorgen kann. Nachdem sich die Krise wieder etwas erholt hatte, bis Mitte 2009 habe ich es geschafft Silber nach Singapur zu bekommen von USA und habe es praktisch unter das Bett gesteckt. Jetzt, weil mein Hintergrund ist Soft Advertmend, da habe ich mir die Silver Bullion Webseite, die sie gesehen haben, die hab ich damals gebaut. Und damals war es so, ich war eigentlich die einzige Webseite in Südostasien, wo ich Life Inventory hatte und live golden Silver prices. Und drum sah die website eigentlich ziemlich professionell aus, damals zu der Zeit 2009. Allerdings hatte ich das Silber unter meinem Bett und wenn ein Kunde von uns kauft dann habe ich ihn am Bahnhof praktisch getroffen und der Kunde hat mir dann 5000€ Äqivalente gegeben und ich habe ihm 4 Barren an Silver gegeben und damit hat das alles angefangen. Ich hab das so gemacht, weil ich mir nicht sicher war, ob ich vielleicht nur der einzige war in Singapur, dar diese Silber haben wollte. Aber zu der Zeit gab es Leute wie Jim Rogers, Roberts Kyosaki usw, die also auch stark auf Silber waren. Darum gab es auch in Singapur ziemlich viele Leute, die Silber kaufen wollten. Und das waren dann praktisch meine ersten Kunden und damit haben wir "Silver Bullion" aufgebaut und nach ungefähr einer halben 1000000 € an Verkäufen am Bahnhof ist immer praktisch bewusst geworden. Ok, es lohnt sich, hier zu investieren, auch ein Büro zu haben, Office Hilfe zu bekommen und das dann mit aufzubauen und seitdem sind wir also gewachsen und gewachsen und wir haben jetzt in Eurotrans um die 850 Millionen Euro verkauft in Gold und Silber. Momentan sind wir also bei ungefähr 200 Millionen Euro an Verkäufen und ungefähr 600 Millionen Euro an Gold und Silber, was wir jetzt für Kunden international in unserem Lager aufbewahren.

Sebastian: Der Goldpreis, wenn man sich mal den Goldpreis anschaut, jetzt nicht schon Silberpreise, dann hab ich jetzt nicht so vor mir, zum Beispiel in 2001 anschaut, da war bei $250 und jetzt in den letzten 20 Jahren ist er gestiegen auf heute fast $1800. Ich habe mir gerade den Kurs von heute angeschaut, pro Unze. Was ist der Grund dafür? Ist der Grund, dass das Geld weniger wert wird, oder was ist der Grund? Oder ist das Gold teurer geworden?

Gregor: Ich würde sagen, ein bisschen beides, aber der Hauptgrund ist, dass das Geld einfach an Wert verliert. Man muss es so verstehen. Bis 1971 war der US-Dollar ja mit Gold gedeckt.

Sebastian: Der sogenannte Goldstandard nennt man das so?

Gregor: Der Goldstandard, genau und wenn ein Value mit Gold gedeckt ist und man das Geld für Gold austauschen kann, dann ist der Staat praktisch, ist sehr schwierig, für einen Staat Geld zu drucken und auszugeben und Schulden zu machen.

Sebastian: Weil er immer gleichzeitig parallel wurde so viel Gold irgendwo in Fortnox oder sonst irgendwas an Lager haben muss.

16:54 - Gibt es noch den Goldstandard / die Golddeckung?

Gregor: Weil die Leute wenn, die das Gefühl haben, es wird zu viel Geld gedruckt, dann können sie einfach das Geld eintauschen für Gold und damit wird der Staat praktisch unter Kontrolle gehalten und das ist nicht so viel Geld ausgegeben wird. Die USA hatten das Problem, dass sie in 1933 und 30 Jahren waren sie in der Depression und Roosevelt wollte aus der Depression raus. Und dann hat er gesagt ja, wir müssen jetzt tüchtig Geld ausgeben und so weiter und diese Golddeckung, die funktioniert nicht so gut, aber wir müssen die Gold-Deckung beibehalten, weil wir ja das als Kredibilität des Dollars brauchen. Drum machen wir es einfach so, wir machen das illegal für amerikanische Staatsbürger Gold zu besitzen. Damit hat Roosevelt im 5. April 1932 dann gesagt ihr habt 2 Wochen euer Gold zum Staat einzutauschen, wenn ihr das nicht macht, gibt es bis zu 10 Jahre Haft oder $10000 an Strafe und das war 1932 natürlich viel mehr als heute. Das heißt praktisch, Gold ist wie Kokain geworden. Und es war kein Gesetz, was durch den Senat gegangen ist. Das halt einfach der Präsident entschlossen, wie "exekutive Order" und das war also 1933, da war es illegal für Amerikaner Gold zu besitzen. Jetzt war es aber noch legal für andere Staaten, Gold auszutauschen, also Frankreich, England usw. Die haben alle US-Dollar gehabt und die hatten immer noch das Recht, die US-Dollar gegen Gold einzutauschen. Als die 50er, 60er und dann 70er Jahre gekommen sind, hat die USA mehr und mehr Geld gedruckt. Der Vietnamkrieg usw ist, das war alles sehr kostspielig und dann hat Frankreich gesagt, ja ihr Druck zu viel Geld. Hier sind eure Dollar, gibt uns mal das Gold USA und daraufhin hat dann der Präsident Nixon gesagt „Scheiße“, jetzt wollen die unser Gold, jetzt stoppen wir das einfach. Ab 71 ist der US-Dollar nicht nur mit Gold gekoppelt und bis dahin war der Wert von US-Dollar also so um die $25 pro Unze. Von 1971 ist er dann praktisch wieder frei gehandelt worden und dann ist natürlich der Preis erst mal richtig hochgegangen und das Vertrauen in den US-Dollar ist heruntergegangen. Die Frage war ja dann für eine ziemlich lange Zeit, ist der Dollar noch was wert, oder nicht? Vielleicht erinnern sich paar von den Hörern auch, Anfang 80er Jahren sind die Zinsen in der USA auf 21% hoch. Die Fed Reserve Rate an der Chairman Volcker sind 21% hoch, weil die Leute den US-Dollar nicht mehr vertraut haben. In den 70er Jahren hat der amerikanische Staat Preiskontrollen gemacht, hat gesagt also eine Tomate darf nur so viel Kosten und so weiter, also eine Venezuela-artige Geschichte fast, aber der Chairman VOlcker hat dann gesagt Nein, der US-Dollar ist eine starke Währung. Jetzt ziehen wir die Zinsen so hoch wie das ziehen müssen, das war 21% zu der Zeit, damit die Welt weiß der US-Dollar stark.

Daniel: Und das hat ja durchaus gut funktioniert. Seitdem war der Dollar durchgehend eine starke Währung mit Relevanz im Welthandel. Seit 2010 spätestens 2020 sinkt aber das Vertrauen in den Dollar.

Gregor Die USA sind einfach verrückt geworden mit dem Geld drucken. Also man muss es sich mal so vorstellen, bis 1981, wenn der Volcker geworden ist. Da hatte die USA um die 400 Milliarden US-Dollar an Schulden, also die USA brauchte 195 Jahre um 400 Milliarden Schulden aufzubauen. Jetzt gehen wir 2021 und die USA macht das jetzt in 50 Tagen, also wo wir vorher 195 Jahre brauchten, die gleiche Menge an Geld wird jetzt in 50 Tagen in Defizite erzeugt. Das heißt es wird 1360-mal mehr Schulden erzeugt, als noch vor 40 Jahren und dann denkt eine normale Person sich natürlich ja irgendwie wie kann das denn so weitergehen und was sind überhaupt diese Dollar, die ich jetzt bekomme? Wenn ich jetzt pro Monat $4000 bezahlt bekommen und die drucken zu viel, sollte ich jetzt nicht $8000 bezahlt werden? Und das ist ja eine legitime Frage und wenn sie so viel Geld drucken, warum gehen die Preise nicht hoch? Und die Antwort dahinter ist, die Preise gehen nur hoch, wenn Leute anfangen, die Waren zu beantragen, also die Dollar auszugeben für Waren.

Gregor: Solange das nicht passiert, tut sich da nicht viel, aber wenn Leute anfangen, diese Zykology sich ändert, dann ist das praktisch der Tod einer Währung. Heutzutage ist es halt so, dass die meisten Leute, die kriegen die Dollar und stecken sie in Aktienmärkte und darum gehen die Aktienmärkte immer wieder hoch. Weil die Frage ist, wenn wir eine Coronakrise haben und die reale Ökonomie am Boden steckt, warum gehen die Stock Markets dann weiter um weiter hoch? Und das ist mit die Antwort, weil so viel Geld gedruckt wird und das Geld zum Großteil in diese Aktien geht.

Sebastian: Aber andere Assetklassen gehen ja auch hoch, gerade in den USA, wenn man sich das anschaut. Und es ist weltweit ähnlich, denke ich mal, aber auch zum Beispiel Immobilien oder auch landwirtschaftliche Flächen sind ja auch exorbitant im Preis gestiegen.

Gregor: Genau und das ist also mit einer langen Antwort, warum der Goldpreis natürlich jetzt hochgeht und was mich immer wundert ist, warum der Goldpreis nur so leicht angestiegen ist. Im Gegensatz zu den Mengen an Gold, das gedruckt wird und das hat alles, was mit der Psychologie zu tun, weil die Leute einfach noch nicht in einem Krisenmodus ist. Um zu sagen, jetzt traue ich den US-Dollar nicht, jetzt muss ich etwas anderes haben und wenn sie anfangen, sich überlegen, was das andere ist, dann ist oft Gold und Silber ein Teil von da, wo sie hingehen und dann wird der Preis natürlich noch viel stärker steigern.

Sebastian: Und das ist ja glaub ich ein guter Punkt, den du angesprochen hast. Ja und deshalb heißt es ja auch Fiatwährung, weil im Grunde das ganze System darauf basiert, dass wir Vertrauen haben, dass wir Glauben habe man an den Staat, an die Macht des Staates, an die Durchsetzungsfähigkeit des Staates und so weiter und sofort. Und dass der sich das niemals erlauben kann, letztlich glauben wir, hoffen wir, dass diese Wirtschaftskraft aufrechterhalten werden kann, ja, also weil wir im Grunde nicht dran glauben, dass das Ganze nicht zusammenbrechen kann. Deswegen bricht es nicht zusammen, weil wir uns ja dann so verhalten, als würde es nicht zusammenbrechen. Wenn wir uns dann auf einmal alle so verhalten würden, als würde es zusammenbrechen morgen, dann würde das ganze Ding auch zusammenbrechen.

Gregor: Genau und das wird auf Englisch »Normalcy Bias« genannt, dass wir einfach davon ausgehen, dass heute genauso ist wie morgen und damit geht es weiter. Und was ich oft gerne als Beispiel zeige, wenn jetzt Leute im Kino sitzen und 2 oder 2 Leute stehen auf und rennen Richtung Ausgang, dann werden Leute vielleicht ein bisschen nervös, aber wahrscheinlich läuft keiner mit. Aber wenn jetzt 7 oder 8 Leute aufstehen und alle Richtung Ausgang rennen, dann gibt es bestimmt einen neunten, der mitläuft, weil da vielleicht mal eine Bombe ist oder eine Schlange oder irgendwas anderes. Und sobald der neunte mitläuft, wird auch der 10. Mitlaufen und dann der 11. und der 12. und dann laufen alle raus. Das ist also alles etwas mit Psychologie und wenn man diesen Schwellenwert erreicht, dann kann man das kaum mehr stoppen. Geschichte zeigt uns, dass es immer wieder und normalerweise dauert es um die 80 bis 100 Jahre. Ray Dalio hat es sehr gut beschrieben, dass diese Reserve Currencys normalerweise existieren und dann von irgendeiner anderen abgelöst wird. Und diese Periode, wenn man von einer Reserve Currency, wie dem US-Dollar auf eine andere geht, dann ist das immer 'ne schwierige Transitionsphase. Und das sind immer die Phasen, wo es sich also lohnt, in etwas sicherer und etwas altmodisch und sag mal wie Gold oder Silber, kann vielleicht auch Bitcoin sein? Aber Gold, Silber “ist halt so das Sichere” sagt man. Hat sich zumindest die letzten 5000 Jahre bewährt.

24:42 - Droht bald wieder Gold-Besitz-Verbot? Wie sicher ist Singapur?

Daniel: Jetzt hast du ja schon vorhin die Geschichte des Gold-Verbots in den USA angesprochen, ich würde jetzt gerne deswegen auch mal wieder in den praktischen Teil überwechseln. Also ich geh mal davon aus, die meisten Zuhörer und Zuschauer hören jetzt deswegen zu, weil sie sich wirklich dafür interessieren und weil für sie Gold besitzen eine echte Option auch ist. Dennoch liest man immer wieder mal in den Medien. Droht wieder mal das Ende des privaten Goldbesitzes? Droht ein Gold-Verbot? Manche sagen, das ist Panikmache. Andere behaupten, es gibt schon Vorzeichen dafür. Ich stelle mir einfach mal so vor. Ich würde in Deutschland wohnen, kaufe jetzt Gold, was im Ausland gelagert ist, zum Beispiel eben in Singapur. Jetzt ist die Frage, ist es dort sicher? Also es könnte ja auch in Singapur zum Beispiel jetzt die Regierung auch ein Gold-Besitz-Verbot aussprechen beziehungsweise in Deutschland wird es ausgesprochen. Und die Frage ist, wenn ich jetzt bei dir Gold kaufe, meldest du das an das zum Beispiel so wie ein Bankkonto, was ich im Ausland hätte, ja auch meldet an das deutsche Finanzamt und dann kriege ich eine Aufforderung, mein Gold in Singapur rauszurücken? Also das sind auch verschiedene Fragen, die einem natürlich dann durch den Sinn gehen. Also die Sicherheit, oder die Wahrung meines Eigentumsrechtes an Gold in Singapur. Das würde mich wirklich interessieren, wie du und wie auch die Gesetze des Landes das momentan absichern?

Gregor: Ich glaub, es gibt 2 Antworten. Die Frage als Erste ist, was ist die Wahrscheinlichkeit, dass Singapur Gold nationalisiert und das zweite Teil ist, was ist die Wahrscheinlichkeit, dass wenn Deutschland oder USA Gold nationalisiert, dass das Singapurische gespeicherte Gold nach Deutschland oder USA zurückkehrt? Ich fang vielleicht mit diesem Punkt erstmal an. Als wir die Firma aufgebaut haben, mit Silver bullion haben wir das Gold und das Silber zuerst bei einer Third Party gespeichert. Bei einem von den großen Speicherunternehmen, die weltweit operieren, die in Singapur speichern und haben dann ein Standard Vortrag also für Storage Lager-Vertrag bekommen und es gab 2 große Probleme mit diesem Vertrag von meiner Hinsicht. Das erste war das Mysterious Disappearance nicht mit gelegt haben, als wenn das Gold aus mysteriösen Gründen verschwindet, war es nicht mit versichert, das ist natürlich ein Problem. Das zweite Problem war, dass der Vertrag sagte, dass wenn irgendein Staat das Gold nationalisierte, konfisziert oder anders an sich nimmt, dann muss ich den das Lager praktisch, habe ich keinen Rekurs dafür, also ich muss sich damit abfinden. Dass, was jetzt erschreckend war, ist, wenn jemand jetzt dein Gold in Singapur speichert und den USA oder Deutschland sagen, gib mir das Gold, dann möchte ich eigentlich, dass das Lager nur nach Singapur Gesetz sich bezieht, aber nicht auf deutsche und amerikanische Gesetz. Sonst brauchst du es ja gar nicht erst nach Singapur schicken. Das war praktisch der Grund, warum wir unser eigenes Lager aufgebaut haben, weil diese globalen, diese großen Firmen sind einfach Firmen, die immer auf amerikanisches Gesetz auf jeden Fall, wie wahrscheinlich auch europäisches Gesetz folgen müssen. Genauso wie eine Bank, wenn die USA eine französische Bank, die jetzt mit Kuba zum Beispiel arbeitet, wenn USA sagt, du musst mir jetzt 3 Milliarden Euro zahlen, weil ich Kuba nicht mag, dann muss die französische Bank das Geld zahlen, weil USA sonst sie aus dem Swift System rausschmeißt. Und diese Interdependenz, diese globale Interdependenz, die wollten wir nicht haben. Wir wollen also nur Singapur sein, sodass wir praktisch nicht amerikanischen, europäischen Gesetz jetzt direkt folgen müssen. Wir müssen nur singapurianisches Gesetz folgen und das ist auch so etwas, was bei uns anders ist, als bei den meisten Großlagern. Jetzt, was "reporten" wir? USA hat ein Agreement, hat ein FATCA, das sagt ihren Bürger vielleicht was. In Europa gibt es die OECD Standards usw. Das sind praktisch Standards, wie wenn man ein Konto jetzt zum Beispiel in einem dritten Land aufmacht, wie die Daten jetzt an das Land des Citizens zurückgemeldet werden. Bei FATCA ist es zum Beispiel so, dass Amerika praktisch alle Datenflut geschickt werden.

Sebastian: Können wir kurz vielleicht hier einfügen, in Europa und eigentlich im Rest der Welt außer den USA, die USA nehmen daran nicht teil, gibt es den OECD, den Common Reporting Standard. Ist ja auch ein weit verbreitetes Thema, wo letztlich dann Banken dazu verpflichtet sind, Kontobewegungen, Kontodaten letztlich jährlich an eine zentrale Stelle zu melden, die dann wiederum an die Finanzämter der Kontoinhaber weitergeleitet werden. Also was passiert ist letztlich, dass die Banken werden letztlich zu Erfüllungsgehilfen, der lokalen Finanzbehörden.

Gregor: Genau und jetzt wird die Frage, sind wir eine Bank oder sind mir nicht eine Bank aus Hinsicht von FATCA zum Beispiel. Jetzt, man muss die Definition anschauen, was eine Bank ist? Die amerikanische Definition ist sehr weit, sehr breit. Die sagt jeder, der in Commodity dealt, kann als Bank angesehen werden. Also die amerikanische Definition ist so breit, dass praktisch Waren mit als Indikator genutzt werden kann, wenn jemand eine Ware verkauft, dass man als Bank gesehen wird. Singapur und USA in dem Agreement mit Singapore, ist diese Definition beschränkt worden. So das draufsteht, dass man nur an DC in Commodity Futures, also Futures die jetzt in Future Exchange gehandelt werden, dich als Bank betreiben. Also im Klartext, was das bedeutet, ist, dass wir praktisch als Gold-Händler nicht als Bank angesehen werden und da wir nicht aus Bank angesehen werden, sind wir jetzt nicht Teil von diesem Reporting System. Und das singapurianische Gesetz und da fallen wir mit AMK LWC Regeln und so weiter, also wir müssen also wissen, wer unser Kunde ist und Background Check machen und so weiter. Aber wir müssen keine Daten automatisch an Drittländern oder auch Singapur schicken. Um jetzt auf den ersten Teil der Frage nochmal zurückzukommen, was ist die Wahrscheinlichkeit, dass Singapur Gold nationalisiert? Da würde ich sagen, die Wahrscheinlichkeit ist sehr, sehr niedrig, weil Singapur erstens sehr reich ist, das Land. Zweitens, weil das Land der ganze Reichtum wurde, praktisch auf Vertrauen gebaut, Vertrauen, dass die Investoren in Singapur haben, dass die Firmen, die nach Singapur ziehen, internationale Firmen kommen, alle wegen dieses Vertrauens. Wenn Singapur Gold nationalisieren würde, dann würden sie sich praktisch selbst in den Fuß schießen, weil dieses Vertrauen dann verloren gegangen wäre. Das heißt, Singapur ist reich, darum brauchen Sie es nicht zu machen. B) Wenn sie es machen würden, dann würde es fast ein ökonomischer Suizid sein. Drittens: Singapur ist sehr gut verteidigt, also singapurianische Armee wird als eine mittelgroße Armee eingestuft, also innerhalb 3 Wochen können sie 960000 Truppen nationalisieren, also bisschen wie die Schweiz. Wir haben zweieinhalb Jahre Wehrpflicht, bis man 40 Jahre alt ist, muss man jetzt 2 Wochen pro Jahr nochmal zur Armee zurück, also die sind gut verteidigt.

32:06 - Datenschutz und der automatische Informationsaustausch / OECD

Daniel: Einfach nochmal, damit wir das nochmal ganz klar für die Zuhörer und Zuschauer klarmachen. Also es erfolgt auf der einen Seite die Identifizierung des Kunden, ähnlich wie bei einer Bank, das heißt neuer Customer wie auch immer, also im Prinzip da gibt es den Onboarding-Verfahren wahrscheinlich, dass man das seine Adressbestätigung oder auch an Ausweis-Dokument vorlegen muss. Das ist richtig so?

Gregor: Genau, ja.

Daniel: Auf der anderen Seite gibt es aber keinen automatischen Informationsaustausch. Ist das eigentlich schon mal, so ne Frage, kommt das vor, dass vielleicht mal eine Anfrage von einem Finanzamt irgendeines Landes kommt, die sagen: wir haben gehört Kunde X hat ein Depot bei Ihnen, bitte teilen Sie uns mit wie viel da drin liegt? Kommt so was vor?

Gregor: Also wir haben zum Beispiel mal eine Anfrage gekriegt vom amerikanischen Gericht, weil einer der Kunden bankrott gegangen ist und die Krediter wollten jetzt Zugriff auf das Gold haben und dann haben wir halt den Kunden geschrieben und haben gesagt ja, diese Anfrage ist da, was sollen wir machen? Und der Kunde hat gesagt, ja verkauft das Gold und schickt es dem Gericht. Also das war praktisch die Antwort dahinter. Wenn eine Anfrage kommt, dann können wir praktisch mit singapurinaischen Gesetz gehen und sagen ok, sagt uns was oder geh zum singapurianischen Gerichtssystem, um das Gold zu bekommen. Wenn es etwas ist, was jetzt mit Kriminalität oder so zu tun hat, dann ist es meist eine andere Sache. Dann geht es immer relativ schnell, dass die singapurianische Polizei da mit involviert sind, das hatten wir so aber noch nicht.

33:35 - Stimmt es, was man über die Strenge der Polizei in Singapur hört?

Sebastian: Die sind auch relativ streng, oder? Also ich meine, wir haben vor kurzem auch mal hier eine Podcast-Folge aufgenommen mit einem Anwalt, der dort auch in Singapur Firmen macht und der hat auch gesagt, dass Singapur auch auf jeden Fall und ich sag jetzt gar nicht im negativen Sinn, ja durchaus auch ein »Law and Order Staat« ist. Also die nehmen das sehr, also die nehmen Vorschriften so sehr ernst und die sind da wenig zimperlich.

Gregor: Ja und Nein. Also ich habe jetzt lange Zeit in den USA gelebt. Und wenn Sie in den USA gelebt haben, wissen Sie, wie schlimm es ist, mit einem Glas Bier oder Wein irgendwo erwischt zu werden.

Sebastian: Natürlich, auf jeden Fall.

Gregor: Also Singapur ist viel relaxter als USA, auf jeden Fall. Und Singapur hat auch den höchsten Freedom Index, wenn es um ökonomischen Frieden geht. Was mir in Singapur gut gefällt, es gibt nicht viele Gesetze in Singapur. Es ist nur, dass die Gesetze, die werden durchgezogen. Das ist so mit der Unterschied. Da habe ich mal so ein bisschen gefragt, was passiert jetzt, wenn ich mit rot über die Straße gehe. Das sind so die kleinen Sachen nicht und es ist eigentlich ganz locker, die Leute genau und mit rot über die Straße. Was man oft hört, ist der Kaugummi.

Sebastian: Genau der legendäre Kaugummi ja.

Gregor: Der Legendäre Kaugummi. Dann muss man aber die History von Singapur bisschen verstehen, weil Singapur war ja eigentlich ein drittes Weltland, also es war sehr, sehr arm. Die Leute, die haben in Hütten gelebt, mit ihren "Chicken" zusammen, also mit ihren Hühnern usw. und Schweinen und dann hat sich der Staat schnell industrialisiert und haben diese Hochhäuser gebaut und so weiter und dann sind diese Bauern praktisch mit ihren Hühnern mit und Schweine in ihre Räume gegangen und sie wurden praktisch von einem Staat auf diese neue Welt geschaffen. Ind dann fragt man mich immer, warum gibt es in Singapur diese Schilder, die sagen, man darf nicht im Aufzug pinkeln? Und der Grund ist, es gab wirklich Leute, die ihm Aufzug pinkeln. Und es gab Leute, die Schweine mit in ihren Räumen hatten usw, weil das war einfach diese alte Generation. Und mit dem Kaugummi war es so, dass sich Leute oft den Spaß gemacht haben, einen Kaugummi auf Sensoren zu stecken, in den Zügen und damit das gedeckt haben und dann hat Singapur einfach gesagt Ok, das war's jetzt, keine Kaugummis mehr. Und um das klarzustellen, es ist kein Problem, Kaugummi nach Singapur zu bringen, also als Tourist und so weiter. Das Problem ist nur, wenn man große Mengen bringt und dann versucht das zu verkaufen, aber es ist ein altes Gesetz, was einfach da ist und das war einfach, weil die Leute wirklich so Sachen gemacht haben damals. Also Singapur ist in kürzester Zeit vom sehr armen Staat in einen reichen Staat hat er sich verwandelt und es gab einfach diese Leute, die da nicht etwas seltsam benommen haben.

Sebastian: Ich komm mal eben hier zu dem Thema, was wir gerade eben besprochen haben, also Informationsaustausch also OECD, Reporting Standards oder auch FATCA in den USA. Also es ist ja schon so, dass letztlich diese Sache mit dem Gold auf jeden Fall ja auch als ein Schlupfloch jetzt bekannt ist, zumindest bei OECD Reporting Standards und wobei man eindeutig sagen muss, es geht nicht darum jetzt hier jetzt sage ich mal Erträge aus illegalen oder kriminellen Aktivitäten zu verstecken, darum geht es ja gar nicht. Sondern es geht einfach nur darum, dass man wie gesagt aus Sorge vor einem möglichen Kollaps oder nicht mal Kollaps einfach nur einer weiteren Finanzkrise usw. möglicherweise Gold, physisches Gold irgendwo auf der sicheren Seite haben möchte, was auf keinen Fall von irgendjemand konfisziert oder anderweitig hier angefasst werden kann und dann definitiv jetzt nicht möchte, dass hier der Staat zum Beispiel weiß. was ich hier besitze. Die meisten kaufen ja sowieso das Gold von ihrem versteuerten Einkommen. Also ich meine ist ja nicht jetzt, wo jetzt die Herkunft der Mittel wirklich infrage gestellt. Siehst du, dass es dort in Zukunft auf so eine OECD oder auch bei den Amerikanern, Initiativen und Maßnahmen, geben wird, um daran was zu ändern? Um einfach zu sagen ok, ich meine, man sieht es ja immer wieder mal anderen Dingen, jetzt zum Beispiel auch bei Kryptowährungen, die momentan absolut nicht reguliert sind. Gold ist natürlich viel älter als Wertanlage, ist mir schon klar. Aber Kryptowährung wird es ja mit Sicherheit zu werden, dass es nach und nach reguliert werden wird. Wie siehst du das bei Gold und Edelmetallen auch so oder glaubst du, dass es wirklich im Grunde langfristig eine interessante Alternative ist, um jetzt zum Beispiel vertraulich hier Wert tatsächlich, ich sag jetzt mal, zu bunkern oder irgendwo sicher zu lagern?

Gregor: Ja, also der Kunde muss natürlich immer selbst verstehen, was er jetzt machen muss, um mit den Gesetzen faktisch im Klaren zu stehen, jetzt für den Kunden selber. Es ist halt einfach so, dass wir nichts weiterleiten als Informationen, aber der Kunde muss natürlich sicherstellen, dass er jetzt, wenn er in Deutschland lebt, dass er auch deutschen Gesetzen usw. mitverfolgt. Im Falle von USA muss man zum Beispiel verstehen, dass wir haben mit mehreren Steuerberatern gesprochen, und je nachdem, mit wem man spricht, haben wir andere Meinungen bekommen. Weil bei uns ist es so, dass wenn man Gold speichert, dann speichert man das physische Barren. Also es ist nicht wie ein Finanzprodukt, wo man jetzt ein Papier hat, sondern es ist immer ein physischer Barren, mit einer Nummer, einer Seriennummer.

Und das macht es etwas anderes. Je nach Justiz, usw. In den USA ist es oft so, dass man sagt ja, aber wenn man das von deinem verkaufen kann, dann sollte man das vielleicht als finanzielles Instrument ansehen und dann jetzt auch zu behandeln. Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit, man kann auch Gold kaufen und das einfach in ein Schließfach stecken. Und jetzt Gold, das in einem Schließfach ist, ist das ein Produkt, was man jetzt reporten muss, oder nicht? USA sagt Nein. Also, die RS zum Beispiel, die sagt ganz klar, eine Safe Deposit Box ist nicht ein finanzieller Account. Das heißt, jedes Land hat seine eigenen Gewissheiten usw. und Eigenheiten und dann geht es halt bis Hintergrund etwas besser zu verstehen. Ich weiß nicht, was der letzte Status in Deutschland ist, darüber müssen sich dann die Kunden dann nochmal etwas genauer befassen.

39:47 - Bleibt physisches Gold weiter in Trend? - ein Blick in die Zukunft

Sebastian: Aber da mal glaubst du, dass ich das möglicherweise verschärfen wird in Zukunft? So wie ist so dein Gefühl da, wir können natürlich nicht wissen, dass da irgendwas kommt, du hast ja Erfahrungen in dem Bereich? Glaubst du, dass da die Daumenschrauben angezogen werden, oder ist es so, dass man auch in Zukunft davon ausgehen kann, dass es weiterhin so bleiben wird, nach deiner Einschätzung?

Gregor: Also ich gehe davon aus, dass die Steuern höher und höher werden. Ich gehe davon aus, dass Auslands-Deutsche irgendwann auch so besteuert werden, als ob sie in Deutschland leben, weil das die einfachste Lösung ist für Politiker. Wir geben ja auch in Deutschland sehr viel mehr Geld aus, als reinkommt. Die ganzen Pensionen müssen irgendwie bezahlt werden. Und ich glaub, bis es einen Meinungswechsel gibt, wird es vielleicht erst schlimmer werden, als besser. Was in der Zwischenzeit mit Gold passiert und so weiter. Ich glaube, einen Goldbarren zu haben oder unters Bett zu stecken ist nie was Verkehrtes. Wenn wir mal schauen, wenn es Krieg gibt, wenn es Krisen gibt und so weiter, es hat Leuten immer wieder geholfen. So war es auch in der Weimarer Republik, nicht? Wenn in Deutschland usw., 1923, die Leute, die ein bisschen Gold hatten, die waren ok. Das heißt, ich sehe Gold als eine Art Versicherung, Vermögensversicherungen an.

41:07 - Wie wird Gold-Echtheit und Lagerbestand kontrolliert und zertifiziert?

Daniel: Weil du das gerade sagst. Mir kam jetzt gerade noch der Punkt Versicherung oder Sicherung in den Sinn. Du hast vorhin gesagt, von der rechtlichen Situation her, sei es sicher in Singapur. Wenn ich jetzt zu meinem Edelmetallhändler gehe und dort eine Silbermünze, eine Goldmünze, oder auch viele Silbermünzen kaufe, habe ich diese physisch in der Hand und weiß das ist eine echte Münze? Mir kam die Frage auf, wenn ich es bei dir einlagere, wer garantiert mir, dass das Goldbarren wo da mein Name drauf steht, auch echt sind zum Beispiel? Also, wie prüft ihr die Echtheit? Wie ist das gesichert?

Gregor: Bei uns ist es so, alles, was in das Lager kommt, wird entweder voll getestet, das heißt jeder Barren oder wenn es direkt von der Raffinerie kommt, dann werden ein gewisser Prozentsatz davon getestet. Wir sind es relativ unique in der Hinsicht, dass wir diese Testmethoden-Systeme gebaut haben. Wir haben 5 Testmethoden, einmal Density, wo das Gewicht und die Größe der Barren getestet werden. Das ist mit der einfachste. Dann haben wir die X-Ray spectography. Das bedeutet, X-Ray wird auf die Barren geschossen, um die Surface Composition, also die Metallstruktur zu bekommen. Wir haben Electro conductivity, wo wir Elektrizität durchlaufen müssen.

Gregor: Silber zum Beispiel ist das Metall, was die höhere Conducter ist von allen Metallen, das heißt, es ist einfach das zu testen. Magnetismus ist ein anderes Testsystem und Ultraschall. Das sind also so 5 verschiedene Tests. Wir machen normalerweise 3 Tests, um absolut sicher zu sein, dass es echtes Gold ist. Damit können wir praktisch garantieren, dass das Gold und das Silber, was wir auf Lager haben, auch echtes Gold ist und wenn es irgendein Problem ist, ersetzen wir das Gold und als Firma haben wir jetzt um die 30 Millionen Euro als unser eigenes Inventar an Gold und Silber, was wir ohne irgendwelche Schulden, also selbst besitzen.

Daniel: Also wenn ich jetzt auf deine Webseite gehe und ich möchte jetzt physisches Gold Silber oder ein anders Metall besitzen, dann stell ich mir jetzt auf deiner Website in Basket zusammen. Und dann wird bereits von dir eingelagertes Silber, Gold oder ein anderes Edelmetall, was schon im Lager physisch da ist, das wird sozusagen jetzt mit meinem, das ist vorher geprüft, das ist sicher, das hat den ganzen Test schon durchlaufen und das wird jetzt auf meinen Namen geändert, eigentlich wird so nur der Besitzer innerhalb deines Lagers geändert, ist das richtig? Also es wird kein neues Silber und Gold angekauft, wenn ich jetzt bei dir welches bestelle, sondern es wird bereits vorhandenes Edelmetall auf meinen Namen umgeschrieben. Wie wird denn das dann geprüft? Also gibt es dann irgendwie so eine Art Inventur einmal im Jahr oder mehrmals im Jahr also zu sagen, dass der Bestand, den ihr jetzt in eurem Lager habt, dass ich mich auch darauf verlassen kann? Wird da von Dritten geprüft oder zertifiziert, und gibt es da Berichte, die man als Eigentümer bekommt?

Gregor: Da gibt es 3 Komponenten dazu. Das Erste ist, wir haben viermal pro Jahr haben wir ein Auditor Check, wo jeweils um die 30% des Goldes und Silbers getestet werden. Dreimal pro Jahr wird das durch Bureau Veritas getestet. Das ist so ein Standard in der Gold Industrie, das ist eine Firma, die diese Tests macht und einmal pro Jahr wird das durch Ernst&Young getestet, unser Finanzprüfer. Und da 30 % getestet wird, nach einem Test wird normalerweise ein Seal draufgelegt, sodass dann das nächste Mal eine andere Barre mit getestet wird. Damit wird praktisch das ganze Inventar mit durchgetestet. Zweitens haben wir eine »pass-to-Owner-Ship«- Liste, also wir haben eine Inventarliste, wo alle Barren mit Nummer aufgelistet werden und daneben ist ein Anonymous ID von den Kunden, der diese Barren besitzt. Damit kann praktisch jeder nachvollziehen, wem diese Barren gehören. Die zweite Frage ist natürlich, wie kann ich sicherstellen, dass jetzt diese nur an Person 1 verkauft wurde und nicht auch an Person 2 und 3 und 4? Und das wird praktisch durch die »pass to ownership«-Liste gemacht. Drittens kriegen Kunden auch ein Foto von dem Barren, was sie dann auch online sehen können und was man noch dazu sagen muss, wenn ein Kunde einen Barren kauft, dann verkaufen wir die Barren über eine Invoice, also eine Quittung, sagt man auf Deutsch. Das bedeutet, dass diese Barren nicht mehr auf unserer Bilanz ist, sondern das wurde jetzt von unserer Bilanz als private Property vom Kunden jetzt gezählt.

45:39 - Vererben, Verschenken, Beleihen des physischen Goldes - wie?

Daniel: Das ist noch ein ganz wichtiger Hinweis, was du gerade gesagt hast. Habe ich denn die Möglichkeit, mein bei dir eingelagertes Gold jetzt zum Beispiel auf eine andere Person umzuschreiben? Also nehmen wir mal an, ich habe jetzt da einen bestimmten Betrag Gold oder Silber oder ein anderes Edelmetall gekauft. Es gehört mir physisch in deinem Lager und da kann ich sozusagen auch von meinem Goldbestand Depot was auf den Sebastian sein Goldbestand Depot dann zum Beispiel, wenn wir denn eins hätten bei dir dann umschreiben?

Gregor: Das geht leider nicht so einfach wegen AML-KYC Regeln vom Staat. Das heißt, wir können immer nur Geld von einem Konto bekommen, das Geld wieder an das Konto zurückschicken. Wobei nicht ein Konto, sondern vom gleichen Besitzer zum gleichen Eigentümer. Allerdings gibt es eine andere Option. Wir haben ein pier to pier Landing System, also ein Kunde, kann sein Gold benutzen, um einen Kredit von anderen Kunden zu bekommen und damit wird es zum Beispiel möglich, in diesem Beispiel was sie gesagt haben, dass Kunde A 100.000€ an Gold hat und sich einen Kredit von Kunden B nimmt. Der kann dann über diese 50.000€ verfügen. Das ist möglich, aber das Gold direkt von Kunde A auf Kunde B zu überschreiben, können wir nicht machen.

Daniel: Und wie sieht's denn aus jetzt aus in so einem Fall. Nehmen wir mal an, ein Besitzer verstirbt leider, da muss ja auch der Besitz übertragen werden. Also da muss es ja im Prinzip auch Möglichkeiten geben, über ein Testament oder in anderen Situationen, dass ich jemanden mein Gold schenken möchte, oder dieses übertragen will.

Gregor: Das geht, also man kann auch, wenn man jetzt ein Einzelkonto hat und man macht jetzt ein Joint Konto, mit seiner Frau zum Beispiel oder so, oder seinem Sohn, dann kann man das auch transferieren, also innerhalb der Familie, also aus familiären Gründen und so weiter, geht das schon, aber wir können, weil wir keine Bank sind, können wir nicht von einer Drittperson zu einer Drittperson den Transfer machen, das können wir nicht. Aber ja, für diese Fälle auf jeden Fall schon. Dass jetzt Kinder zum Beispiel mit hineinkommen usw. und auch wenn man jetzt ein Einzelkonto hat und man verstirbt, dann kann man praktisch sagen, wer jetzt Recht auf dieses Konto hat in diesem Fall. Also, das ist schon mit geregelt.

48:04 - Gold mit Bitcoin kaufen oder gegen Krypto verkaufen - möglich?

Daniel: Ok und kann ich zum Beispiel das Gold, Silber oder anderes Edelmetalle bei dir mit Bitcoin kaufen? Frage 1 und Frage B wenn ich es wieder verkaufe, kann ich direkt Bitcoin wieder zurückbekommen und wenn ja gibt es da irgendwelche Beschränkungen, von mir aus in der Höhe des Finanztransfers?

Gregor Die Antwort ist ja, also machen wir. Sie können Gold bei uns mit Bitcoin kaufen. Sie können auch Gold wieder für Bitcoins zurückverkaufen, also das geht. Der Höchstwert, ich glaube, wir sind momentan bei einer viertel Millionen pro Tag oder so, also relativ hoch.

Sebastian: Und wie ist es mit Cash? Also zum Beispiel jetzt so mittlerweile in Deutschland kann man jetzt nur noch Gold kaufen für weniger als 2000€ mit Bargeld. Gibt es da irgendwelche Beschränkungen bei euch, was jetzt den Kauf mit Bargeld anbelangt?

Gregor: In Singapur ist es eigentlich kein Problem, aber wenn man über 20000 Singapur Dollar das sind so um die 13000€ kauft, dann wird das gemeldet, aber es wird nur in Singapur gemeldet praktisch an die Polizei usw.? Das geht sonst nirgendwo hin.

Sebastian: Also das heißt, wenn ich bei dir mehr kaufe als jetzt mit 13.000 Singapur Dollar cash? Wie viel ist 13000 Singapur Dollar eigentlich?

Gregor: Ne, es also 20.000 Singapur Dollar, das sind 13.000 Euro.

Sebastian: Ah, Entschuldigung. Dann würde das gemeldet bei der Polizei, okay ist klar. Das macht Sinn.

Daniel: Also in Deutschland wird es ab 2000€ gemeldet, also bis unter 2000€ kann ich meldefrei kaufen und in Singapur wären es dann ungefähr 13.000€, wobei es nur an die Behörden in Singapur gemeldet wird.

Gregor: Das hört sich immer gefährlich an, aber es ist eigentlich keine große Sache.

49:48 - Und wenn ich schon Gold besitze? Nach Singapur schaffen?

Sebastian: Und Gregor, wie ist das jetzt bei euch? Jetzt mal angenommen, jemand hat schon Gold, ja jemand hat schon physisches Gold und der hört sich jetzt hier den Podcast an, der sagt ja, das ist super Sache, also was der Gregor hier macht, klasse, das klingt nach einer tollen Sache, kann der schon bestehendes Gold, was er schon besitzt bei euch Einlagern oder kann man nur Gold einlagern oder Edelmetalle, die auch bei euch gekauft werden?

Gregor: Ja ja, das ist kein Problem. Also man kann existierendes Golds zu uns hereinbringen. Wir nennen das einen Transfer-in, wenn das passiert, dann checken wir das Gold. Wir haben auch so eine Prozedur wo die Tests gemacht werden unter CCTV Camera usw., skinny temp the evident banks. Damit das alles klar dokumentiert ist und dann gehst du bei uns ins Lager und dann wird es bei uns gespeichert. Wir kaufen das dann auch jederzeit wieder. Können das auch als Value benutzen, um jetzt ein Loan zu bekommen und so weiter. Also, das ist kein Problem. Wir haben auch viele Kunden, die das gemacht haben, auch von anderen Film usw. Sie können auch das Gold wieder herausnehmen. Also wenn jetzt unser Rückkaufpreis jetzt ihnen nicht gefällt, dann brauchen Sie es uns nicht zu verkaufen. Sie können uns auch aus dem Lager herausnehmen, zu billigen Rates, sodass man also nicht bei uns jetzt gebunden ist, dass man das nicht mehr rausbekommt, ja. Bei uns, also meine Philosophie ist immer, dass das Wichtige ist Vertrauen herzustellen, das ist immer die wichtigste Sache und das war auch mit der Grund von unserem Wachstum, glaube ich. Das ist das Vertrauen, dass man Kunden langfristig hat usw. Das ist einfach das wichtigste und darum versuche immer ein System zu bauen, dass der Kunden niemals das Gefühl hat, dass er jetzt irgendwie bei uns alle im Gefängnis steckt sozusagen mit dem.

Sebastian: Ja, das klingt sehr gut also, der also das heißt, man hat im Grunde die volle Flexibilität. Man kann bei euch bestehendes Gold einlagern, man kann, auch wenn man möchte, aus irgendeinem Grund das Gold bei euch herausholen und woanders einlagern. Es gibt verschiedene Zahlungsmöglichkeiten. Jetzt hast du gerade eben angesprochen, schon mehrfach, diese Sachen mit den Loans, das könnte glaube ich auch nochmal vielleicht interessant sein. Kannst du da nochmal dazu was sagen, das heißt im Grunde genommen, wenn ich Gold bei euch habe, als Sicherheit hinterlegt. Dann kann ich darauf letztlich auf eine bestimmte Summe, zu einem bestimmten Loan to Value, ein Darlehen dann erhalten.

52:08 - Kredit-Service inklusive - wie kann ich mein Geld als Kreditsicherheit nutzen?

Gregor: Ja, vor 7 Jahren ungefähr hat das angefangen. Ein Kunde hat gesagt, ich hab ungefähr hunderttausend Euro bei euch mit Gold. Ich brauche jetzt etwas Geld, ich möchte mein Gold nicht verkaufen. Kann ich einen Loan haben, wenn ich ein Darlehen haben will und die Antwort war nein, weil wir hatten jetzt, wir waren keine Bank. Wir konnten das nicht so arrangieren. Dann sind wir zu einer Bank. Dann war das aber alles sehr kompliziert und unflexibel. Und uns ist dann bewusst geworden, dass im Singapurischen Gesetz ist es möglich, dass wir praktisch als eine Art Escrow sind. Also wir sind ein Mittelsmann zwischen einem Kunden, der das Geld verleiht und einem Kunden, der praktisch sich das Geld dann leiht. Wir stellen sicher, dass das Gold bei uns ist und dass die Euro oder Singapur Dollar, oder US-Dollar, die jetzt verliehen werden, die müssen auch bei uns sein. Die Kunden kennen sich nicht direkt, sondern kennen sich durch die ID Nummer, die dort ist. Und sie können jetzt zum Beispiel sagen, ich hab hunderttausend Euro an Gold, ich möchte 50000,00 € Loan haben und ich biete 3% an. Und der Verleiher, der sagt ja, ich hab 50000,00€ ich bin bereit das zu verleihen für ein Jahr, sag ich mal, ich möchte aber 4%. Und wenn man auf unsere Website geht, da gibt es die Loan Segmente, da kann man all die verschiedenen Borrow requests und landing offers sehren und wenn jetzt der eine Kunde sagt, Ok machen wir dreieinhalb und der andere Kunde stimmt zu, dann wird damit ein Vertrag gemacht. Und dann wird dieser Loan praktisch zu dreieinhalb Prozent durchgeführt. Der Durchschnitts-Loan bei uns ist 3,7%, also ist relativ niedrig und wir verdienen ein halbes Prozent daran.

Daniel: Also der Loan-Geber ist in jedem Fall dann von euch ein anderer Kunde. Das heißt nicht ihr und keine Bank, sondern ein Kunde, der beispielsweise auch ein Depot hat, ein Edelmetall-Depot bei euch. Der sagt, ich würde zusätzlich, bin ich auch noch bereit, weil ich hab das Geld, ich würde es jemanden geben und er benutzt eure Plattformen mehr oder weniger dann als Kontakt-Plattform.

Gregor: Genau, das ist mehr als Kontakt-Plattform, weil wir das ganze Risiko praktisch handeln, ist eine Art Peer-to-peer Secure Landing. Das System hat fast 400 Mio. Singapur Dollar, also 280 Mio. € jetzt schon gemacht. Weil letztes Jahr hatten wir um die 80 Mio. € pro Jahr. Wir haben fast 10.000 Lohns gehabt. Hast du im Durchschnitt passieren so 6 bis 7 Loans pro Tag jetzt. Und das System hat sich sehr gut bewährt jetzt in den letzten fünf bis sechs Jahren.

Letztes Jahr ist es um 72 % gewachsen. Um das Ganze nochmal sicherzumachen. Also, du musst verstehen, wir haben normalerweise 200 % Collateral. Die Loans, sie können einen Monat kurz sein 6 Monate, 12 Monate oder 24 Monate und wenn im Ablauf des Lohns, wenn der Wert des Goldes oder Silbers auf 125 % fällt, dann machen wir eine Art Margin-Call. Wir sagen dann, das geht ziemlich niedrig jetzt und falls es 110 % erreicht, dann verkaufen wir das Silber und Gold, um sicher zu sein, dass der Verleiher immer sein Prinzipal und seine Zinsen praktisch bekommt, so das System sehr sicher ist. Falls etwas schiefgeht, haben wir auch noch einen Found. Weil es kann ja passieren, dass jetzt jemand sich schon 50.000 € ausgeliehen hat, und muss das Geld jetzt wieder bis zum 1. August bei uns haben. Jetzt wird das aber durch die Bank verspätet und vielleicht kommt es erst am 4. August an, das ist ja dann schon eigentlich ein Default, also 3 Tage zu spät. Dann haben wir praktisch einen Sweeper Found, das ist praktisch Geld, das da ist, dass wir der Person, die das Geld jetzt verspätet hat, geben als einen eintägigen Loan, um sicherzustellen, dass sein Counter Party das Geld rechtzeitig bekommt und wir nehmen dann dafür ein Prozent Verspätungszuschlag.

Wie gesagt, ja und damit wird dieser Found halt größer. Und damit stellen wir sicher, dass das System halt und auch immer stark und stabil bleibt. Und mit diesen 10000 Lohns hatten wir noch nie einen Default, also wir haben noch nie, nicht rechtzeitig bezahlt, weil es so gut wie kein Risiko damit gibt. Das Problem, was wir haben ist, weil das System so sicher ist, haben wir jetzt eigentlich viel mehr Geld im System als Leute, die dieses Geld jetzt benutzen möchten?

Gregor: Normalerweise ist das das Gegenteil ist, was dieses Thema heute haben. Also uns fehlen die Borrowers, also die Leute, die Geld leihen möchten

57:00 - Wie lege ich 100.000 € an und kann ich auch mit 10.000 € starten?

Daniel: Jetzt, weil wir gerade beim Thema Geld sind. Ich habe jetzt ein Depot also ein Edelmetall Depot bei euch für 100.000 €. Nehmen wir mal so eine fiktive Größe an. Was kostet mich das pro Jahr?

Gregor: Das kommt ein bisschen darauf an, ob es Gold oder Silber ist. Gold ist immer billiger. Komplettservice Silber braucht man fast hundertmal mehr Lagerplatz um es zu speichern (lagern). Normalerweise in der Industrien nimmt man in der Industrie einen Prozentsatz. Wir nehmen keinen Prozentsatz, wir nehmen eine Fixed Dollar Menge pro Unze, das sind nur 7 USD pro Goldunze. Und das ist so ungefähr 0,4% pro Jahr, das mit Voll-Versicherungen. Wenn sich jetzt Gold verdoppelt, dann geht es auf 0,2% runter. Bei Silber ist es so um die 0,16 € oder so. Wenn Silber jetzt um die $23 ist, dann sprechen wir von so 0,7% oder so pro Jahr. Der Grund, dass wir das zu machen können ist - wir haben ja unser eigenes Lager.

Und wenn es darum geht, Metalle zu speichern, dann gibt es um die variablen Kosten. Für uns ist es die Versicherung. Allerdings haben wir eine sehr gute Versicherungen, weil wir noch nie ein Problem hatten, sind die Kosten einfach ziemlich niedrig. Und es gibt eben den Lager-Preis. Und der Lager-Preis ist oft der größere Posten. Drum machen wir das einfach so, dass wir diesen Fixpreis haben. Und viele Kunden mögen das, weil sie gehen natürlich davon aus, dass Gold und Silber im Wert hochgeht und wenn er hochgeht, dann geht die Prozentzahl der Kosten runter. Im Gegensatz zu der Schweiz sind wir zum Beispiel besser und billiger.

Sebastian: Ist das einer der Gründe, jetzt also die Kosten - warum jetzt zum Beispiel auch Kunden aus Europa bei euch Gold einlagern oder was ist so das Feedback, das du bekommst? Warum kommen Kunden jetzt spezifisch zu euch? Ich meine, ihr seid jetzt ja aus europäischer Sicht gesehen weit weg. Ich könnte ja auch mein Gold einlagern, wenn ich wollte. Bei einem vergleichbaren Anbieter, ja eben in der Schweiz, oder in London kann man das sicherlich auch machen. Das heißt, wenn ich jetzt außerhalb von Deutschland - oder in der EU, die Sachen einlagern will. Warum also kommen die Kunden zu euch nach Singapur? Ich meine, wir haben jetzt hier eindrücklich deine Leistungen beschrieben und die sind schon alle natürlich sehr beeindruckend, aber was ist so spezifisch für Kunden aus Europa aus Deutschland wie bei euch einlagern, was geben die euch als Gründe an, warum kommen die zu euch?

59:28 - Warum nach Singapur, wenn die Schweiz als Goldlager so nah ist?

Gregor: Also wir haben mehr und mehr Kunden, die einfach nicht in der Schweiz sein möchten, die lieber etwas anderes möchten. Und traditionell gab es halt immer die Schweiz oder gab es Hongkong. Es gab USA, es gab London, und es gibt Singapur. USA und London sind viele Kunden nicht mehr so scharf darauf, wegen der ganzen Schulden und anderen Geschichten. Hongkong ist natürlich jetzt diese ganze Geschichte mit China usw. ist jetzt nicht mehr so interessant als Speicherplatz. Das heißt, es bleibt noch Singapur und die Schweiz.

Sebastian: Wir wissen ja gerade bei den Deutschen, dass ja die Sprache schon ein wichtiger Punkt ist. Natürlich können viele zwar Englisch, ja aber trotzdem gerade, wenn es um das Eingemachte geht. Und Geld ist ja immer das Eingemachte. Das ist schon natürlich, man spricht lieber Deutsch. Ich weiß nicht, wie viele deutschsprachige Mitarbeiter hast du denn überhaupt?

Gregor Also, wir können Deutsch.

Sebastian: Also deswegen wie gesagt, wir haben ja auch oft mit Mandaten zu tun und ich meine natürlich, Singapur hat 'ne super Reputation, aber viele würden natürlich immer sagen, 'ne ist weit weg und dann auch kein deutsch. Deswegen ist interessant, dass einige sagen, ich möchte eigentlich nicht in der Schweiz sein. Großbritannien und USA kann ich verstehen, viele haben da Angst, die machen Schulden, am Ende wird mein Gold konfisziert. Aber mit der Schweiz, das hat mich schon etwas überrascht, man kann natürlich immer sagen OK, die Schweiz ist teuer oder die zocken einen ab.

Preis ist ein Punkt, ja, aber wahrscheinlich ist man, wenn es um Sicherheit geht, nicht unbedingt so preissensibel. Also was denkst du, ist der Grund, warum die nicht in der Schweiz sein wollen.

Gregor: Also es gibt Leute, die jetzt viel Geld haben. Die möchten oft Schweiz und Singapur, weil sie halt meinen, ich möchte nicht all mein Geld nur in einen Platz oder nur in den anderen tragen. Das Zweite bei uns ist es halt so, wir haben halt Services, wie das Peer-to-peer-Landing oder das Testen von dem Metall, ... Und die Art und Weise, wie wir speichern und so weiter, das ist halt ziemlich spezifisch, wie wir das machen und es gibt auch in der Schweiz oft nicht so die Art und Weise, wie wir das machen.

Sebastian: Aber dann ist es letztlich spezifisch euer Unternehmen, das heißt, wenn du jetzt angenommen, du machst ein Lager in auf in der Schweiz oder so, dann würden die dort auch zu euch kommen. Das hat also nicht unbedingt etwas zu tun, mit dem Standort Singapur.

Gregor: Ja, wobei wir würden in der Schweiz nicht aufmachen, weil unsere Philosophie ist, nur in Singapur zu sein. Unsere Kunden denken in dieser Art und Weise. Wenn ich jetzt, ...ein Lager in der Schweiz hätte und ein Lager in Singapur. Dann müsste ich ja, dass den Gesetzen von beiden Staaten folgen, weil ich jetzt dort Lager hab. Darum was unsere Kunden gerne hätten ist eine Firma, die nur in der Schweiz ist. Eine Firma, die nur in Singapur ist, weil damit hat man dann einmal den Counter Party Risk nur auf ein Land begrenzt. Das ist also, was wir was aufziehen. Und zweitens ich würde sagen Singapur wie schon gesagt haben, hat einfach eine gute Reputation und, und es geht vielleicht auch etwas einfacher momentan noch mit Bitcoin in Singapur gegenüber der Schweiz.

Sebastian: Ja, das sind sehr interessante Punkte.

01:02:28 - Welche anderen Edelmetalle lohnen sich - und warum?

Daniel: Jetzt vielleicht nur ganz kurz nochmal folgendes. Du bietest ja auch besondere Metalle an. Also wir haben ja im Prinzip über Gold und Silber, also bestimmte Edelmetalle gesprochen. Jetzt, gibt es bei dir auch die Rubrik von Metallen, die typischerweise in Elektrofahrzeugen verwendet werden. Was gibt es dazu zu sagen, siehst du da einen Trend? Siehst du da besondere Wertsteigerungs-Optionen vielleicht für die Zukunft?

Gregor: Ja, auf jeden Fall.

Wir haben das vor 4 Jahren angefangen, da war ich auf einer Konferenz in USA, die spezifisch über das Thema Metalle war und die Art von Metallen für die Elektroautos und so weiter und da war es eigentlich ganz klar, dass Kobalt und Nickel sehr viel mehr gefragt werden künftig.. Wobei man allerdings versucht, so weit wie möglich weg vom Kobalt und mehr und mehr Richtung Nickel zu gehen, weil Nickel ist das Metall, wo die Elektrizität auch gespeichert wird und Kobalt ist meistens nur das Metall, das dann sicherstellt, dass das Ganze nicht explodiert.

Desto mehr Nickel man haben kann, mit einer besseren Konstruktion, desto weniger Kobalt, desto billiger wird die Batterie und desto leichter und desto mehr Energie kann man speichern. Und da ist halt Nickel sehr, sehr interessant und für die Batterien braucht man eine Art von Nickel, das ist die Class 1 Nickel, die halt sehr rein ist und ungefähr nur 30 % der Nickel Förderung hat, hat diese Reinheit.

Gregor: Und es lohnt sich normalerweise nicht, reines Nickel auf diesen höheren Reinheits-Status zu bringen, weil der Preis von Nickel zu niedrig ist, damit sich das lohnt. Als wir angefangen haben, waren Nickel um die $12.000 pro Tonne. Jetzt ist es um die $24.000 pro Tonne. Wenn wir jetzt mal zurückgehen zu 2008 oder 2009 war Nickel $52.000 pro Tonne und das war im Zeitalter als China sehr viel gebaut hatte. Danach sind die Preise auch von Stahl und anderen zurückgegangen. Aber Nickel war bei $52.000. Und jetzt sind wir in der Situation, wo das Durchschnitts-Auto, also elektrisches Auto halt sehr, sehr große Mengen an Nickel braucht. Und die Produktion, die geht so schnell nicht hoch, aber die Nachfrage geht halt rasant hoch. Darum ist es eigentlich ganz klar, dass langfristig die Preise weiter hochgehen und was uns gibt bewusst geworden war, dass es zu der Zeit, als wir dieses Produkt noch nicht angefangen hatten, Nickel zu speichern, gab es keine gute Methode, in Nicole zu investieren.

Man konnte Minen kaufen usw oder man konnte Future Contracts kaufen. Aber bei Future Contracts ist es so, dass die jede 3 Monate verfallen. Das heißt, jede 3 Monate müssen wir einen neuen Kontrakt verkaufen und da verliert man immer so ein Prozent oder so und das heißt pro Jahr, wenn man das langfristig macht, verliert man um die 4% durch diese Future Contracts. Und so haben wir uns gedacht, es macht doch viel mehr Sinn, dass ich mir von den Chicago m. exhanges immer 70 Tonnen Nickel liefern lasse.

Mir das dann einlagere, entweder in 2 Tonnen so großen Containern oder Barren die 250 Kilo sind und das dann den Kunden anbiete und dann kann ich das ungefähr zu 1 Prozent pro Jahr machen, also einem Viertel der Kosten. Und darum haben wir gesagt, wenn wir das für einen Barren Gold machen können, dann können wir das auch für eine Tonne Nickel machen.

Und es ist zwar erst mal ein Nischenmarkt. Aber wir haben jetzt schon 500 Tonnen oder sogar über 600 Tonnen, die wir jetzt speichern. Also Nickel hat sich gut bewährt bis jetzt.

01:06:08 - Besser halten oder lieber handeln - Gregors Tipp?

Daniel: Kann ich mir eigentlich bei dir so ein so eine Art Alarm speichern, wenn ich jetzt Gold oder Silber gelagert habe und kann dann zum Beispiel sagen, wenn der Preis über einen bestimmten Wert nach unten rauscht, dann bei einem bestimmten Preis ich automatisch verkaufen möchte?

Gregor: Das haben wir momentan nicht, könnten wir vielleicht aber machen. Aber es ist halt so, wenn ein Kunde jetzt gern verkaufen möchte, dann sind wir nicht die beste Adresse, weil das kann man billiger mit einer Bank machen.

Das sind wir immer ganz offen, das auch so zu sagen. Weil bei uns ist es meistens so, es lohnt sich, das langfristig zu haben und als Sicherheit gegen eine Krise. Ich bin aber ich spreche aber immer gern um den Gold Silver Ratio, weil der Preis zwischen Gold und Silber variiert halt immer wieder. Und wenn man das so ein bisschen mit verfolgt, dann kann man eigentlich ganz gut fit machen, langfristig, weil er immer wieder zwischen 50 und 80 schwingt.

Und wenn halt Gold sehr billig ist gegenüber Silber, dann kaufst du halt Gold und wenn Silber billig ist, dann kauft man das. Oder man macht einen Switch. Aber das passiert nur einmal alle 3 bis 4 Jahre. Dann schicken wir E-Mails raus und sagen hey, überleg dir mal einen Switch zu machen.

01:07:21 - Wie man einfach und schnell ein Konto eröffnet?

Daniel: Und jetzt nehmen wir mal an, Zuschauern oder Zuhörern, denen gefällt das jetzt, was sie hier gehört, haben und sie sagen ja, ich würde jetzt gern Kunde werden bei Gregor. Nehmen wir mal an, jemand hat hunderttausend Euro.

Also ich hab jetzt einen bestimmten Betrag zum Anlegen. Hast du eine Empfehlung? Also ich meine wie man das jetzt aufteilt in Gold, Silber, Palladium, Platin und so weiter? Ich bin mal gespannt, deine Empfehlung zu hören.

Gregor: Also ich bin momentan ein Fan von Silber. Also wegen dieser Gold & Silber Ralation. Also um das kurz zusammenzufassen. In der Natur gibt es ungefähr 16 Unzen Silber zu jeder vorhandenen Unze Gold. Also ein Verhältnis 16 zu 1. Und historisch war das auch auf der Exchange so der Wert.

Also für 16 Unzen Silber bekam man ungefähr eine Unze Gold im Durchschnitt. Heutzutage ist der Wert ungefähr 80 zu 1. Das hat verschiedene Gründe und es variiert in den letzten 40 Jahren immer wieder zwischen 50 und 80 hin und her. Wir haben auf der Website, eine Grafik, wo man die Preise sieht. Man kann auch selber seine Regeln einstellen wie was passiert, wenn ich bei 50 verkaufe und so weiter, was würde passieren?

Da kann ein bisschen herumspielen und kannst dir das ausrechnen? Aber eine grobe Regel ist praktisch, dass, wenn der Ratio jetzt über 65 ist, also momentan bei 80, dann lohnt es sich Silber zu kaufen - und zwar mehr als Gold. Und bei 80 würde ich jetzt eigentlich ein Grossteil an Silber kaufen. Nickel ist auch sehr interessant, weil ich glaube wir wissen momentan alle, dass das Elektroauto noch mehr und mehr gefragt werden und es gibt nicht genügend Nickel.

Persönlich würde ich jetzt vielleicht 2 Drittel Silber machen und ein Drittel Nickel oder so.

Und was wir vielleicht noch erzählen kann. Wir bauen jetzt ja ein neues Lager, weil wir haben keinen Platz mehr im alten Lager. Dass neue Lager das wird 15.000 Tonnen Silber Kapazität sein. Es wird höchstwahrscheinlich das größte Lager weltweit.

Daniel: Klasse! Wenn jetzt einer unserer Zuschauer Zuhörer mit Dir in Kontakt treten möchte. Was empfiehlst du ihm als nächsten Schritt? Wie kann er sich informieren, am besten, beziehungsweise wie kommt er in Kontakt?

Gregor: Also das Bestes ist immer bei uns zur Webseite zu kommen, also silverbullion.com. Man kann auch im Google Silver Singapur eingeben.

Wir stehen bei Google ganz oben dran. Ja und dann kann man eigentlich von dort auch gleich ein Konto aufmachen. Wir haben den Abi zum Beispiel, der kann auch gut Deutsch sprechen. Man kann uns auch auf Deutsch schreiben. Wir werden auf Deutsch zurückschreiben, das ist alles kein Problem. Wir haben auch noch einen youtube Channel Sbtv, wo wir auch Reportagen usw machen. Der Hauptkontakt ist von der Website dort sieht man eigentlich alles.

01:10:17 - Ab welcher Summe lohnt sich Einlagern in Singapur?

Daniel: Ok. Klasse! Vielleicht noch eine letzte Frage. Was ist die Mindestinvestitionssumme, die ich benötige, um bei dir ein Konto zu eröffnen? Also ab wann macht es Sinn? Ab welchem Betrag geht es los?

Gregor: Ich würde so sagen irgendwie um die 6000 €, es kommen ein bisschen darauf an was, der aktuelle Wert von einem Goldbarren ist, weil es muss immer ein ganzer Barren sein, und das ist so um die 6.000 €.

Daniel: Macht Sinn. Klasse.

Sebastian: Super, sehr gut, das alles. Danke Gregor. Faszinierend!

Gregor: Vielen Dank. Machts gut.

Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland. Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn Ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den ABONNIEREN Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

Weiterlesen
Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Pro & Contra: Weiter in Russland Geschäfte machen

In Krisenzeiten ein Unternehmen in Russland weiterführen oder gründen? Was dafür oder dagegen spricht, erfahren Sie in unserem Gespräch mit Thomas Brand.

Ein Gespräch mit Thomas Brand

Seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine wird fast täglich über eine Verschärfung von Sanktionen gesprochen und gleichzeitig auch das Ausmaß der Abhängigkeit Europas von Russland sichtbar. Zahlreiche Konzerne haben sich, teils aufgrund der öffentlichen Stimmung oder aus Überzeugung, bereits vorauseilend aus Russland zurückgezogen oder ihre Geschäfte vorübergehend auf Eis gelegt. Trotzdem haben nicht alle deutschen oder europäischen Unternehmen Russland den Rücken gekehrt. Doch der öffentliche Druck auf diese Unternehmen ist groß.

Über die besondere Lage in Russland reden wir in diesem Sonderpodcast mit dem Rechtsanwalt Thomas Brand. Er lebt schon seit über 20 Jahren in Russland und gibt uns einen Einblick in die russische Sichtweise. Es ist natürlich nur eine Momentaufnahme, denn die Lage kann sich ständig ändern.

In dieser Sondersendung geht es darum, was dafür oder auch dagegen sprechen könnte, aktuell in Russland Geschäfte fortzuführen oder neu zu beginnen. 

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Wie treffen die Sanktionen den russischen Normalbürger? Wie ist die Stimmung vor Ort?

Im Restaurant und den Lebensmittelläden sind die Preise im Moment noch relativ unverändert. Aber in den Shopping-Malls sind schon über 70% der Läden mit bekannten ausländischen Brands geschlossen. Dazu gehören unter anderem Hugo Boss, Hermès, Adidas, Puma und Nike. Das heißt, die Menschen vor Ort geben richtig viel Geld aus und kaufen schnell noch das, was da ist. 

Wenn es um Autos geht, machen sich die Sanktionen jetzt schon sehr bemerkbar. Viele Autobesitzer versuchen noch irgendwie schnell an Ersatzteile zu kommen, da es ja ein Export-/ Importstopp für Autos und Ersatzteile geben soll. 

Viele Russen haben natürlich Angst um ihren Arbeitsplatz, da viele ausländische Unternehmen ihre Geschäfte einfrieren.

Ansonsten ist die Stimmung noch relativ ruhig. Das mag daran liegen, dass das russische Volk recht krisenerprobt ist und nicht so schnell in Panik verfallen.

Welche Branchen sind in Russland vertreten?

Die Wirtschaft Russlands basiert vor allem auf dem Handel- und Dienstleistungssektor

Andere wichtige Branchen sind die IT-Branche und Maschinenbau. Daher besteht ein großes Interesse an westlicher Technologie und Know-how.

Auch der Absatz von pharmazeutischen Produkten ist seit 2016 stark gestiegen, da viele Russen großen Wert auf ihre Gesundheit legen. Es wundert nicht, dass so auch die Pharmaindustrie ein vielversprechender Sektor in Russland ist und deutsche Investoren und Unternehmen angezogen hat. 

Russland, mit seinen fast 145 Millionen Einwohnern, bietet auch den größten Markt  für landwirtschaftliche Produkte in Europa. Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Produkten steigt, sodass auch die Landwirtschaftsbranche ein interessanter Markt für ausländische Investoren ist.

Welchen Status haben deutsche Produkte in Russland?

“Made in Germany” ist auch in Russland der absolute Renner. Das Vertrauen in die Qualität deutscher Produkte ist sehr groß, denn sie gelten als robust, langlebig und praktisch “unkaputtbar”.

Zu den bevorzugten deutschen Gütern zählen Autos, Autoteile, Maschinen, chemische Produkte und Elektrotechnik.

Auch wenn die deutschen Produkte sehr viel teurer sind, als die chinesischen, setzen doch viele Unternehmen lieber auf die deutschen Produkte. Das liegt auch daran, dass der Service und die Ersatzteilversorgung bei deutschen Produkten ausgezeichnet ist.

Wie sind die Steuern in Russland?

War es steuerlich bisher eigentlich attraktiv, ein Unternehmen in Russland zu haben?

Der russische Gewinnsteuer (ähnlich der deutschen Körperschaftsteuer) beträgt 20%. 

Ausländische Unternehmen können aber auch von den sogenannten Sonderwirtschaftszonen profitieren. Das sind 15 ausgewählten Regionen, in denen regionale Investitionsprojekte realisiert werden können. 

Nach Realisierung eines Investitionsprojekts beträgt der Steuersatz des föderativen Anteils statt 20 % für 10 Jahre 0 %

Anfang 2021 wurden auch eine Reihe von Steuervergünstigungen für IT-Unternehmen eingeführt, um die IT-Branche für Investoren und Start-Ups interessanter zu machen. So wurde die Gewinnsteuer von 20 % auf 3% gesenkt und auch bei den Sozialabgaben gibt es deutliche Vergünstigungen.

Welche Steuern zahlt man als Privatperson in Russland?

Die Vermögensteuer in Russland wird regional erhoben, liegt aber maximal bei 2,2 %. Der allgemeine Steuersatz auf Einkommen für Steuerausländer liegt bei 30 %. Bei hoch qualifizierten Spezialisten liegt diese jedoch nur zwischen 13 und 15 %, je nach Einkommen. Personen mit Wohnsitz in Russland zahlen auch 13 % Einkommensteuer oder 15 % ab gewissen Summen.

Es ist nicht einfach, den russischen Markt so schnell zu verlassen

In Russland werden im Moment mehrere Gesetzesentwürfe diskutiert, die ausländischen Firmen den Rückzug erschweren sollen.

Eines dieser Gesetze soll verhindern, dass ausländischen Unternehmen und deren Tochtergesellschaften grundlos beziehungsweise aus politischen Gründen ihre Tätigkeit einstellen. Sollten sich die Unternehmen dennoch zurückziehen, könnten Sie unter Fremdverwaltung gestellt werden oder enteignet werden. Die Fremdverwaltung kann zunächst für drei Monate eingeführt werden und um weitere drei Monate verlängert werden.

Das soll aber nur für Unternehmen gelten, die mehr als 100 Mitarbeiter oder einer Milliarde Umsatz haben.

Der Rückzug aus Russland ist auch nicht mit dem Abschließen der Geschäftsstelle erledigt. Es folgt ein monatelanger, komplizierter Prozess.

Was spricht dafür, doch weiter Geschäfte in Russland zu machen?

Laut der Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) waren vor dem Krieg gegen die Ukraine ungefähr 3.650 deutsche Firmen in Russland aktiv und das hat(te) gute Gründe.

Schon allein durch die geografische Nähe Russlands zu Europa, ist es ein interessantes Land für Unternehmer und Investoren. 

Wenn Sie eine Produktionsstätte in Russland haben oder eröffnen möchten, profitieren Sie auch von der dem Konsumverhalten und der hohen Kaufkraft der russischen Bevölkerung. Denn nur im europäischen Teil Russlands leben über 100 Millionen Menschen und 15 Millionen davon im Ballungszentrum Moskau.

Durch den Verfall des Rubels sinken auch die Kosten für Investitionsprojekte in Euro, die Bau- und Lohnkosten. Außerdem bietet Russland seit einigen Jahren eine sehr gute Infrastruktur.

Außerdem können Sie von den Steuervergünstigungen auf regionalen Investitionsprojekte oder in der IT-Branche profitieren.

Einige Unternehmen wägen auch ab, einerseits den Sanktionen und Entscheidungen anderer Unternehmen zu folgen - und gleichzeitig Ihre Verantwortung ihren Arbeitnehmern, Kunden und Geschäftspartnern gegenüber. Besonders Unternehmen, welche zum Beispiel Nahrungsmittel und Kleidung produzieren oder in irgendeiner Form in diesen Branchen zuliefern, sind so zum Schluss gekommen, das Land nicht zu veranlassen. 

Was spricht dagegen?

Im Moment ist die Lage sehr angespannt und der öffentliche Druck ist groß. Wie im Podcast schon berichtet, muss man Eines immer bedenken. Die Realität vor Ort unterscheidet sich oft von dem, was einzelne Medien berichten. 

Ob es sich letztendlich lohnt in Krisenzeiten in Russland zu bleiben oder dort ein Geschäft aufzubauen, kommt sicher auf die individuellen Gegebenheiten an. Um die gegenwärtige Lage besser abschätzen zu können, lohnt sich sicher auch eine individuelle Beratung. 

Einiges gilt aber grundsätzlich - unabhängig von der aktuellen Krise. Wenn Sie in Betracht ziehen, in Russland Geschäfte zu machen, ist die erste Voraussetzung das Beherrschen der russischen Sprache. Das kann für den einen oder anderen ein Hindernis sein.

Zudem ist es in Russland eher schwierig, qualifiziertes Fachpersonal zu finden. Das liegt unter anderem an dem praxisfernen russischen Ausbildungssystem. Das bedeutet, dass viele Unternehmen ihre russischen Mitarbeiter zuerst schulen müssen.

Auch die russische Mentalität kann bei der Zusammenarbeit mit russischen Geschäftspartnern und Mitarbeitern für Deutsche oder Europäer eine Herausforderung sein. Wo der russische Geschäftspartner auf kurzfristigen Gewinne bei minimalem Einsatz aus ist, ist der Deutsche eher an Planung, Organisation und langfristigen Gewinnen interessiert. Das Positive an der russischen Mentalität ist allerdings: Die haut so schnell nichts um!

Abschließend kann man sagen, ein Unternehmen in Russland zu gründen und zu führen ist kein “Russisch Roulette”. Wichtig ist vor allem, dass sie die rechtlichen und kulturellen Besonderheiten beachten und die Sprache beherrschen.

Kontaktdaten und Links:

Thomas Brand

Homepage: www.bbpartners.ru/

E-Mail:        thomas.brand@bbpartners.de

Telefon:       +7 (495) 662 33 65

Sebastian Sauerborn

Homepage: www.wohnsitzausland.com

                     www.auslandsunternehmen.com

E-Mail:        hello@stmcorporate.group

Telefon:       +44 20 3151 0582

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Firma in IRLAND gründen –Steuern niedrig, Hürden hoch
Italien - Wein, Sonne, wenig Steuern
Wie man's richtig macht: USA Unternehmensgründung
Gold Zuhause lagern - Was es zu beachten gibt
Gold lagern im Ausland - was Sie wissen müssen

Timestamps

00:00:18  -  Begrüßung und Vorstellung Thomas Brand

00:04:26  -  Unternehmen in Russland: Wie ist die Stimmung?

00:05:16  -  Welche Branchen sind in Russland vertreten?

00:08:45  -  Haben die europäischen Unternehmen das kommen sehen, oder hat es sie kalt erwischt?

00:09:48  -  Wie treffen die Sanktionen den russischen Normalbürger?

00:14:17  -  Wie wirken sich die Sanktionen gegen Russland auf Deutschland und Europa aus?

00:18:28  -  Die russische Sichtweise und Hintergründe zu der aktuellen Lage

00:18:28  -  Wie sehr hängen die deutschen Unternehmen an Russland?

00:24:29  -  Wie kann man das verstehen- warum setzt Russland die positiven Entwicklungen der letzten Jahrzehnte aufs Spiel?

00:29:03  -  Die Wertvorstellungen, Denkweise und Ansichten des russischen Volkes

00:34:35  -  Haltung Europas gegenüber Russland: Welchen Einfluss hat der Umgang der EU auf das russische Handeln?

00:36:53  -  Würden Sie jetzt jemandem eher abraten oder empfehlen nach Russland zu gehen und ein Unternehmen zu gründen?

00:40:00  -  Welchen Status haben deutsche Produkte in Russland?

00:41:45  -  Steuern & Krypto in Russland

00:43:42  -  Lohnkosten in Russland

00:45:06  -  Gibt es auch ausländische Unternehmen, die in Russland in der Landwirtschaftsbranche tätig sind?

00:49:36  -  Essen in Russland, Anreise, Verabschiedung

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP 31: Pro & Contra: Weiter in Russland Geschäfte machen

Ein Gespräch mit Thomas Brand

Perspektive Ausland – Der Podcast für Unternehmer und Freiberufler die es ins Ausland zieht, egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmen-Gründung oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:00:18 - Begrüßung und Vorstellung Thomas Brand

Thomas: Also ich hab meine Karriere auch bei einer Großkanzlei begonnen, bei Clifford Chance, in 99 und bin dann für die nach Moskau gegangen als junger nicht Paralegal, aber Associate und war dann bis 2004 bei Clifford. Dann bin ich gewechselt zu Rödl & Partner. Das war auch für mich sehr gut, weil ich da im Prinzip von Anfang an Managing Partner war für Russland. Da war eine ganz kleine Einheit, wir waren zu fünft oder sechst, 2 Anwälte. Und dann habe ich das in 5 Jahren mit einem anderen Kollegen, Wirtschaftsprüfer Andre Scholz bis auf 200 Leute gebracht und knapp 30 Anwälte. Also das war eigentlich eine top Erfolgsgeschichte, für die noch im Büro in Kasachstan aufgemacht, in Weißrussland und in Sankt Petersburg. So und dann war aber irgendwann so ein bisschen der Spaß vorbei, weil das ist schon letztendlich ein Familienunternehmen, beherrscht von den Wirtschaftsprüfern und dann habe ich mich 2009 selbstständig gemacht und die Kanzlei Brandt & Partner gegründet und uns gibt es seit knapp 13 Jahren. Wir haben noch eine Buchhaltungsfirma, die KBK Accounting, da machen wir also das komplette Outsourcing für die Mandanten. Das ist eine Full Service Kanzlei, Gesellschaftsrecht, Steuerrecht, Immobilienrecht, General Commercial litigation und Arbeitsrecht, so ganz kurz zusammengefaßt. Wir beraten im Prinzip zu hundert Prozent ausländischen Mandanten und ganz selten mal irgendeinen Russen, der irgendwas im Ausland braucht oder auch lokal Beratung und das sind die Ausnahmefälle. Ich bin zwar deutscher Anwalt, gebürtiger Kölner, hab in Bonn studiert, aber praktiziere schon seit 20 Jahren, kann noch deutsches Recht und wenn irgendeine Frage zum deutschen Recht kommt, dann geht das an Kollegen in Deutschland, die sich wie sich da besser auskennen. Ach so und wir sind als Kanzlei hier unabhängig. In Moskau sind wir 2 Partner, Valeria Khmelevskaya und ich. Valeria ist Juristin und Steuerberaterin. Sie ist auch stellvertretende Vorsitzende der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer, ist auch im Steuer Komitee. Ich war auch im Vorstand einige Jahre und viele Jahre habe ich das Rechtskomitee geleitet und bin glaube ich seit 14 Jahren immer Stellvertreter. Also außer den 4 Jahren Vorsitzender, mehr kann man nicht sein laut Satzung. Also wir sind ganz gut verdrahtet, eine Lösungs-Community auch international also wir sind Mitgliedskanzlei von CBBL Lawyers, kennen sie vielleicht, also das größte deutschsprachige Kanzlei Netzwerk weltweit!

Sebastian: Ja, das kenn ich ja.

Thomas: Und ich glaube, das stimmt sogar, es ist nicht nur PR, es ist auch wirklich ein tolles Netzwerk. Wir sind aber auch sonst in anderen Netzwerken, also keine Exklusivität, relativ gut verdrahtet für internationale Geschichten. Und alle meine Kollegen hier, die Anwälte sprechen Deutsch und Englisch, kommen alle aus internationalen Kanzleien oder sind schon lange bei bei mir und verstehen das internationale Geschäft und auch die sozusagen ethischen berufsrechtlichen Standards und auch die kulturellen Besonderheiten. Deswegen, glaube ich, haben wir eine ganz gute Nische besetzt bisher. Jetzt ist natürlich eine schwierige Station. Ich weiß nicht, ob sie auf lawyer.com gelesen haben, wie viel internationale Kanzleien sich hier zurückziehen. Aber eigentlich sind wir schon so ganz gut positioniert und bekannt und hier mit unseren 10-12 Anwälten plus die ganzen Steuerberater und Buchhalter, also insgesamt knapp 30 Leute. Sind wir jetzt auch nicht ganz "piselig" winzig, aber auch nicht riesig groß und ja, ein Großteil unserer Mandaten ist mittelständisch, aus den verschiedensten Industriebereichen, aber auch Großkonzerne auch börsennotierte Unternehmen. Jetzt haben wir in den letzten 2 Wochen viele Anfragen auch von neuen Mandaten, Interessanterweise, zu den Sanktionen zu Personalmaßnahmen, aber auch laufendes Geschäft natürlich.

00:04:26 - Unternehmen in Russland: Wie ist die Stimmung?

Sebastian: Ich stelle mir vor, dass bei ihnen ja gerade momentan die Telefone heiß laufen müssen, also, das sie ja auch bestehende Mandanten dann sicherlich fragen, was sollen wir jetzt machen? Was passiert mit unseren Assets, was passiert mit unserem Unternehmen, sollen wir schließen, sollen wir weiter machen? Also ich ich kann mir ja vorstellen, dass es jetzt momentan für sie relativ hektisch ist. Ist es so?

Thomas: Es geht, also ich hab schon viel telefoniert und gestern am ersten Tag im Büro auch relativ hektisch aber es ist erstaunlicherweise jetzt keine Panik da. Also auch bei den Mandanten, die jetzt hier sind. Gerade die Mittelständler die lesen natürlich auch alle Zeitungen, aber die sehen auch, wie ist die Realität hier. Das sind schon unterschiedliche Bilder, die da entstehen, also das was man sieht und praktisch hier vor Ort hat und erfährt und das was man in der Zeitung liest. Ich glaube das ist eine wichtige Differenzierung.

00:05:16 - Welche Branchen sind in Russland vertreten?

Sebastian: Was sind denn, wenn ich fragen darf, um Beispiel mal so so typische Mandanten, die sie jetzt haben und welche Branchen sind, die jetzt dann zum Beispiel tätig dort in Russland? Was sind das so für Unternehmen?

Daniel: Übrigens wenn du keinen unserer interessanten Podcast mehr verpassen willst, dann klicke jetzt gleich auf Abo und Besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.

Thomas: Ganz, ganz unterschiedlich, also ich hab gestern mit einem Mandanten zusammengesessen. Das ist ein Chemie Spezial Logistiker. Und die Informationen über die Sanktionen die liest der auch selber. Also ich sehe mich jetzt auch nicht so als der Sanktionen Informationskanal! Da berichten andere, auch die AHK, also es geht hier schon um Rechtsberatung. Und dann auch im B2C Bereich kam vorgestern hier Nachricht raus, also EU Sanktionen erweitert, beziehen sich auch auf so High-Tech und ich war eben mit dem Mandanten Mittagessen und interessanterweise sagt die Zentrale in Deutschland ja wir liefern jetzt nicht mehr wegen der Sanktionen. Aber wenn man diese Sanktion mal genauer liest, also die Zollnomenklatur Nummern für die Produkte, da fallen, deren Produkte gar nicht drunter. Aber die sagen trotzdem "Stopp", beziehungsweise die haben auch schon vor dieser Erweiterung der Sanktionen "Stopp" gesagt. Rein aus Gründen der öffentlichen Meinung. Viele Mandanten im Maschinenbau, in der Landwirtschaft. Die hatten super Ergebnisse im letzten Jahr. Die sind auch relativ ruhig, also die Sanktionen betreffen die nicht. Und ja, die haben, so wird's schon ein bisschen unruhig und dann gibt es ja devisenrechtliche Regelungen, die jetzt auch alle treffen, uns auch: Zwangskonvertierung der Euro Beträge, die nach Russland kommen, aller Beträge, die seit 1. Januar hier ankommen. Aber das ist eigentlich auch nicht so schlimm. Haben wir halt die Euro, die wir hatten, seit Anfangs Jahr umgetauscht in Rubel. Wir müssen sowieso Gehälter in Rubel zahlen und Strom und Internet und davon geht die Welt jetzt auch nicht unter. Ansonsten können wir Rechnungen stellen ins Ausland auch Geld bekommen die meisten Banken sind eben nicht vom Swift ausgeschlossen. Das sind nur 7 oder 8 Banken. Und dummerweise habe ich einen oder sogar 2 Mandanten, der sagte er könnte jetzt nicht mehr zahlen. Und doch können Sie. Der eine hat es dann geschafft. Der andere seine Bank, die führen die Zahlungen trotzdem nicht aus. Ja, also schon interessant, Verstoß gegen wahrscheinlich den Bankvertrag, einfach Willkürlichkeit, Zahlungen leisten. So Mandanten, ja Automobilzulieferer, da siehts schon ein bisschen schwieriger aus. Einer unserer Mandanten, die waren eigentlich sehr gut im Geschäft, also Automobilindustrie ist jetzt relativ tot und da gibt es wohl auch intern Diskussionen, sagen ja hier zu machen oder so ja. Es gibt ja auch relativ viele, sag ich jetzt einfach mal so "Hitzköpfe" in den Zentralen. Die so im Voraus einen Gehorsam, dann alles dicht machen wollen, obwohl es überhaupt gar keinen Grund gibt. Und der Großteil der Mandanten - Unternehmen sind aber viel rationaler und das schätze ich sehr. Ich guck mir ab, ohne auf Moral und Politik zu gucken, wie es der Markt, kann man Geschäfte machen? Die haben auch Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern hier, gegenüber den Menschen. Und die meisten sehen das eigentlich ziemlich rational, aber nicht alle.

00:08:45 - Haben die europäischen Unternehmen das kommen sehen, oder hat es sie kalt erwischt?

Daniel: Was mich mal interessieren würde, sie sitzen, ja dort im Prinzip im Brennpunkt jetzt sozusagen und auch die deutschen Unternehmen oder die EU Unternehmen: Hat sie das wirklich kalt erwischt, oder hat man das irgendwie kommen sehen und haben sich da einige schon vorher vorbereitet?

Thomas: Nein, Ich glaube, das hat alle kalt erwischt. Wobei kalt erwischt, was ja uns hier auszeichnet, auch die Russen und die Mentalität, sind alle sehr Krisenerprobt. Also die Russen jetzt auch in dieser Situation, die verfallen nicht in Panik. Also seit ich hier bin, seit 1999, als immer noch die Achtundneunziger, neunundneunziger Rubel Krise stattfand. Wir haben eigentlich alle 5 Jahre hier irgendeine irgendeinen Hammer und wenn es hier bergab geht, dann sitzen wir zu Hause, trinken Tee und fliegen nicht mehr an die Côte d'Azur und das Leben geht auch weiter. Also die haben eine viel größere Ruhe und psychische Stabilität würde ich sagen, als die Deutschen, die schon irgendwie in Ohnmacht fallen, wenn es kein Klopapier mehr gibt.

00:09:48 - Wie treffen die Sanktionen den russischen Normalbürger?

Sebastian: Wie muss man das sich jetzt vor Ort vorstellen? Jetzt so diese westlichen Sanktionen, wie treffen die dem Normalbürger oder treffen die den überhaupt nicht? Ich meine gut, ich kann mir vorstellen, vielleicht kriegen Sie keine US Dollar mehr aus dem Geldautomat, aber wie hat sich das ausgewirkt, auf den Normalbürger in Russland, diese Sanktionen?

Thomas: Also Ich war in den letzten 4 Wochen in der Toskana, in meinem Haus und bin seit erst seit Donnerstagnacht wieder hier und hab mich jetzt im letzten wieviel Stunden sind es, 48 Stunden, eigentlich nur zwischen Kanzlei, Zuhause und Supermarkt bewegt und im im Restaurant war ich hier. Ich wohne direkt im Zentrum, fußläufig von der Kanzlei, 15 Minuten vom roten Platz entfernt. Und hier ist eigentlich alles sehr ruhig, die Sonne scheint. Im Supermarkt war ich ganz erstaunt, die Preise waren fast unverändert. Es war alles da. Im Restaurant waren die Preise auch bisher unverändert oder unmerklich verändert. Also scheint hier erstmal alles relativ normal. Auch bei der Einreise alles normal. Und ich hab aber heut zum Beispiel, war meine Vermieterin da, ich muss der die Miete zahlen, die kriegt die eben in bar. Und die sagte ja, jetzt hat sie mit ihrem Auto ein Problem gehabt und es gibt ja jetzt Importverbot oder Exportverbot auch auf Fahrzeuge, Ersatzteile. Und ich sagte ja, Sie war jetzt in der Werkstatt, da schlagen sich wohl die Leute die Köpfe ein. Wahnsinnige Schlangen, weil jetzt alle noch irgendwelche Teile und so haben wollen. Also ich glaube schon, dass ich die die Sanktionen ausdrücken. Ich war jetzt noch nicht in ner großen Shopping Mall, aber was ich gehört auch von Bekannten, da geben die Leute schon richtig Geld aus und kaufen noch das, was noch da ist. Und ja, hier Leica Kameras, die so ein Flagship-Store in GUM haben, die machen am Montag zu. Der Kollege sagte mir, da sind schon 70% der Läden, also all die Luxury Brands, die haben alle zu. geben. Der Rubel hat unheimlich an Wert verloren. Was aber ja inner-russisch, wenn man nur auf Rubel Basis kauft, ja eigentlich egal ist. Da spielt die Inflation eine Rolle und die Preissteigerungen und die wird so oder so kommen, also wird zu einer Art Verarmung führen, einer zeitweiligen, ich glaube, das ist ganz logisch. Was sonst noch passieren wird? Mal schauen. Viele haben auch Angst um ihren Arbeitsplatz. Die meisten ausländischen Unternehmen, die im Moment ihr Geschäft einfrieren, machen das zeitweilig und unter Fortzahlung der Bezüge, weil das anders zu machen ist durchaus, sag ich mal, auch nicht ohne. Weil es Positionen gibt, der russischen Regierung der Behörden quasi grundlose Einstellungen von Aktivitäten als vorsätzlichem Bankrott zu sehen. Dann gibt es noch den Gesetzesentwurf im Moment, der ist allerdings noch in der öffentlichen Diskussion. Dann eben die ausländischen Unternehmen und deren Tochtergesellschaften hier unter Fremdverwaltung stellen zu können und enteignen zu können, wenn die nichts machen. Da ist aber erstmal die gute Nachricht: Das gilt nur für Unternehmen ab 100 Mitarbeitern oder einer Milliarde Umsatz. Ja, das heißt den Großteil der kleineren ausländischen Vertriebsgesellschaften trifft das gar nicht, Größere dann schon. Also, wenn sie eine Produktion haben oder so und dann einfach sagen, wir machen jetzt nichts mehr und die Diskussion hatte ich mit einem großen Fensterprofil-Hersteller, der unser Mandant ist und die 600 Leute haben in der Produktion. Wo die Eigentümer Familie gesagt hat, so aber ja jetzt Pause und eigentlich verkaufen die im Moment noch sehr gut und wenn die ihre Rohstoffe PVC weiterhin bekommen, haben die eigentlich keinen Grund aufzuhören. Unser Spezial Logistiker, der ist gerade auf Chemie spezialisiert und auf PVC und der sagte ja, wenn die Grundversorgung aus Deutschland und Europa nicht mehr steht, dann gibts schon immer Wege auch über China, an Material zu kommen. Und die haben jetzt entschieden, erstmal nichts zu machen, ist auch richtig aus rechtlicher Sicht und sich aber sozusagen vorzubereiten, wenn tatsächlich die Lieferwege und die Versorgung gekappt wird, dass sie dann in Betriebsferien gehen oder Arbeitszeitverkürzung machen, so wie VW das zum Beispiel macht hier. Die haben ihre Werke mit über 6000 Mitarbeitern in die Betriebsferien geschickt, aber eben nicht grundlos, sondern weil jetzt die, zumindest wird es so gesagt, die Versorgung mit Teilen unterbrochen ist, also gerade so wegen der logistischen Wege. Auch teilweise wirkt es sich auf die deutschen Produktionsstandorte teilweise aus, die sind ja auch geschlossen, glaube ich in Leipzig und Dresden, hier die Zulieferteile aus der Ukraine, irgendwelche Kabelstränge, oder so.

00:14:17 - Wie wirken sich die Sanktionen gegen Russland auf Deutschland und Europa aus?

Daniel: Aber das ist natürlich jetzt eine interessante Sache, die sie gerade ansprechen, weil da wird ja momentan auch in Deutschland und wahrscheinlich also das ist da wo ich das verfolge und ansonsten europaweit immer diskutiert: Wen treffen die Sanktionen letztendlich härter, Russland oder die Europäer selber? Und Putin hat ja da in seiner letzten Ansprache schon mal seine Meinung zumindest zu dem Thema gesagt. Er hat ja gesagt, der ganze Planet wird letztendlich darunter leiden, unter dem, was da gerade passiert, aber ich weiß nicht wie sehen Sie das jetzt? Sie haben jetzt mit einigen deutschen Unternehmen gesprochen und davon sind ja einige, welche die wie sie gerade gesagt haben, dort auch Zulieferer, zum Beispiel Industrie, selber herstellen und letztendlich sind wir alle vernetzt, das heißt fast jedes Unternehmen wird irgendwelche Teile aus dem Ausland beziehen meistens auch aus Europa, dann wird vielleicht weiterverarbeitet, wird wiederum auch bestimmte Dinge produzieren dort und vielleicht nach Europa verkaufen. Sie haben jetzt gesagt also es gibt schon einige Dinge zu spüren in Russland. Aber wie sehen Sie das? Sie haben da vielleicht doch einen besseren Überblick, mit Sicherheit einen besseren als ich jetzt. Wie trifft das aus Ihrer Sicht Europa und Deutschland?

Thomas: Also ich bin ja kein Ökonom, also ist auch nur ich bin Zeitungsleser und aufgeweckter Mitbürger, der auch, weil er aus einer Journalisten Familie kommt, gern und viel Zeitung liest. Also natürlich ist die Wirtschaft vernetzt, aber Russland ist natürlich schon schwerpunktmäßig in Industrien tätig oder im Bereich tätig auch Exporteur, die vielleicht auch für Deutschland nicht so bedeutend sind. Also klar, Öl und Gas, andere Ressourcen Windkraft, Militär, bisschen auch IT und so, aber auch Weizen. Aber was Hochtechnologie angeht, ist jetzt eher ein Einkaufsmarkt und nicht Verkaufsmarkt, aber dass da Interdependenzen da sind, ist ja ganz klar. Und alleine in Deutschland hängen ja auch irgendwie mehr wie hunderttausend Arbeitsplätze letztendlich an Russland. Also für mich ist es ganz klar, dass das für niemanden gut ist, was passiert und die Sanktionen und deswegen muss es ja auch möglichst schnell Frieden geben und dann ist die Frage wie lange bleiben die Sanktionen aufrechterhalten? Also ist es sozusagen wie eine Gefängnisstrafe, auf Angriffskrieg stehen 10 Jahre Sanktionen, oder werden die Sanktionen zurückgedreht, wenn es einen Friedensvertrag gibt zwischen der Ukraine und Russland? Weiß keiner, ne. Mit dem Iran geht das ja schon ziemlich lange so, oder auf hohem Niveau und dann mal wieder ein bisschen weniger hohem Niveau so und ich glaube, das ist nicht gut für Europa und vielleicht sogar schlechter für Europa als für Russland. Weil klar, also der westliche Block das sind keine Ahnung 1,5 Milliarden Leute, da sind allein China und Indien mehr, abgesehen von dem arabischen Raum, Afrika, Südamerika. Und das wird auch in der in der russischen Presse, gerade im ersten Kanal im Fernsehen, das guck ich auch manchmal, teilweise ganz interessant, teilweise auch schon ziemlich krass, was da für Talk Shows laufen also auch so, dass ich dann abschalte. Die sagen, also der Westen die paar Mannequins, wir haben viele Freunde noch, international also nicht nur Nordkorea und Venezuela. Also für mich ist Russland ein europäisches Land, europäische Kultur. Und die meisten, 70% der Einwohner, der Russen leben ja auch vor dem Ural, die wenigsten im asiatischen Teil, aber der Großteil der Fläche ist in Asien und das vielleicht weder europäisch noch asiatisch war. Ich sag jetzt für mich ist es ziemlich europäisch, aber deswegen, also mein ukrainischer Kollege der in Kiew gesessen hat, mit dem hab ich eben noch geschrieben, der wünscht sich natürlich, dass Russland verreckt und zum nächsten Nordkorea wird. Es ist sehr emotional, das kann ich auch verstehen. Er ist mit seiner Familie in die West Ukraine geflüchtet und so seine Kanzlei ist dicht, der organisiert im Moment Hilfstransporte und so. Dass der echt sauer und verbittert ist, ist logisch. Aber ich hoffe es erstens nicht, weil ich glaube das ist schlecht für Gesamteuropa. Ist vielleicht für die Amerikaner gut, aber für uns nicht.

00:18:28 - Die russische Sichtweise und Hintergründe zu der aktuellen Lage

Daniel: Hierzu versucht Thomas Brandt uns jetzt einmal die russische Sichtweise dieser ganzen Situation sowie die Hintergründe dazu zu beschreiben.

Thomas: Ich habe ihm auch gesagt, das ist natürlich alles *** der Krieg. Und es hätte vermutlich schon einen Weg gegeben, das zu verhindern. Auch wenn mein Blick auf die Dinge ist, das hatten wir auch dabei schon gesagt, der Putin oft genug gesagt: rote Linie, Ukraine, Nato geht überhaupt nicht. Im Westen hat ihn keiner ernst genommen, "Ja ja, lass den mal reden, die werden ja schon nicht die Ukraine überfallen", ohne die Russen richtig zu kennen und das sind halt keine Sonntagsredner, so wie viele im Deutschen Bundestag, die ja immer so viel erzählen aber da merkst du ja, die labern nur, machen aber nichts. So sind die Russen eben nicht. Und deswegen war auch ein bisschen meine Sorge jetzt, wenn die Sanktionen zu sehr mit zu viel und wenn Russland wirklich in der Ecke stehen? Also ich glaube jetzt nicht, dass sie Selbstmörder sind und dann auf den roten Knopf drücken, aber ich hab schon so ein bisschen so ein ungutes Gefühl. Hört doch mal auf damit ne, also nicht nur um die Russen nicht komplett zu demütigen, aber auch wegen der eigenen Sicherheit. Und das hab ich dem Ivo auch gesagt, also wir Deutschen, 2 Weltkriege, Russland zweimal überfallen. Die Russen noch von Napoleon und Schweden überfallen worden. Also wir Deutschen haben nach dem Zweiten Weltkrieg, haben eine zweite Chance bekommen, obwohl wir so unglaubliches Leid über ganz Europa gebracht haben und dass das würde ich den Russen, der der jungen Generation auch wünschen, das jetzt nicht die Russen als Volk, dann auch als Staat für die nächsten hundert Jahre so abgestempelt sind und gebrandmarkt sind und so ne völlige Russen-Phobie herrscht, sondern dass sie auch nur zweite Chance bekommen. OK, bei Adolf war sehr tief einfach der war dann weg, weil er sich im Bunker erschossen hat. Das wird Putin nicht machen und das ist die Frage. Ich glaube das sollte kommen, wird auch irgendwie kommen, hoffe ich, wobei er auch schon die letzten Jahre nein nicht nur nach der Krim Geschichte und dem Umsturz in der Ukraine war ja schon so eine gewisse auch Abneigung, die war davor auch da. Also das habe ich immer, auch die ganzen Jahre davor, war mir das extrem unangenehm, wenn ich zum Beispiel nach Deutschland einreise aus Russland, irgendeiner Passkontrolle und dann da meine russischen Kollegen oder Geschäftsleute von den deutschen Grenzbeamten so wie der letzte Dreck behandelt werden, so ja: wo ist ihr Rückflugticket, haben Sie Geld? Wer sind sie? Das waren gestandene Geschäftsleute, reiche Leute, Kulturschaffenden, was auch immer. Das ist so eine, also bei vielen einfach so, also nicht bei allen, aber so ein Bild, doch so eine gewisse, also ein Ur-Misstrauen und Abneigung gegen das Russische und das das tut mir wirklich in der Seele weh, weil ich bin hier sehr willkommen, ich fühle mich hier sehr wohl. Die Russen, also ich spreche natürlich auch die Sprache, ich komm mit den Russen extrem gut aus. Die haben nen super Humor. Ich fühle mich hier einfach wohl und werd auch überhaupt nicht schlecht behandelt, im Gegenteil. Und ich habe jetzt so ein bisschen das Gefühl, das ist natürlich sehr subjektiv, so nach dem Motto die wenigen Familien Ausländer werden jetzt noch noch besser behandelt. Also sind ja auch Viele weg.

00:18:28 - Wie sehr hängen die deutschen Unternehmen an Russland?

Daniel: Ich war ja selber ein paar Jahre im Iran. Da ist mir aufgefallen, dass unwahrscheinlich viele deutsche Unternehmer, die im Iran tätig sind und dort sind ja die Sanktionen auch heftig, gerade jetzt, in den letzten Jahren nochmal heftig angezogen wurden und trotzdem die deutschen Unternehmer, die dort geblieben sind, die hängen wirklich mit ihrem Herzen an dem Land, an den Menschen dort, an den Möglichkeiten Geschäfte zu machen. Wie ist denn das in Russland? Also, die deutschen oder europäischen Unternehmer, bleiben wir jetzt gleich mal im deutschsprachigen Bereich. Wie empfinden die jetzt dort so, wie sehr hängen die dort an dem Land?

Thomas: Ich glaub schon, dass sie auch an ihrem anderen Aktivitäten hängen, weil alles in allem haben die meisten doch sehr gute Erfahrungen hier. Sowohl mit dem Markt und der Rechtsordnung mit den Mitarbeitern. Klar, gibt es auch immer mal negative Stories, aber das Groß meiner Mandanten, die machen hier super Geschäfte. Der Rechtsrahmen hat sich absolut gut entwickelt und deswegen haben sich viele hier auch wirklich sichtlich wohlgefühlt, gut gearbeitet. Und jetzt abgesehen auch von dem Ganzen, ich glaube da ist so ein bisschen Hoffnungsschimmer für die deutsch-russischen Beziehungen. Die sind, ja nicht nur wirtschaftlich, sondern die sind auch kulturell und vor allen Dingen zwischenmenschlichen. Es gibt die Deutsch-Russen, die jetzt viel in Deutschland sind, aber auch wieder viele zurückgekehrt sind. Es gibt unheimlich viele zwischenstaatliche Ehen und deswegen, die Brücken werden nie komplett abbrechen. Ich sehe mich jetzt auch wieder, weiter habe ich immer schon auch als Brückenbauer, haben einen Rückschritt gemacht und versuche nach vorn zu blicken. Wie gesagt also, das ist jetzt alles noch ganz frisch und wie sich die Lage entwickelt, auch unsere Kanzlei schwer zu sagen. Also, wir haben eigentlich die letzten anderthalb Monate genug zu tun gehabt und wie es jetzt wird, weiss ich nicht. Ob wir vom Rückzug der internationalen Kanzleien profitieren, glaub ich eher nicht, weil die doch eine andere Mandanten Struktur hatten, also viele auch russische Staatsunternehmen, Großkonzerne bei ihrem internationalen Geschäft beraten haben, weniger Mittelstand. Und wir wären ja keine Kandidaten für russische Großkonzerne. Und aber mal sehen, also Ruhe bewahren und abwarten und mehr kann man auch gar nicht machen. Also wir sind sowieso relativ aktiv, was Veranstaltungen, Vorträgen und Newslets´s angeht. Und jetzt so einen Sanktions-Ticker aufzulegen und alle, die einem lesen, das bringt glaub ich auch nichts. Also ich glaube, wir sind weiterhin so fleißig, wie wir bisher waren oder vielleicht machen wir auch so ein bisschen mehr und wir machen ja auch themenspezifisch jetzt ein paar Sachen wenn Märkte in Bewegung sind, also distressed Assets. Es wird ja auch dann doch viel verkauft Auch in Deutschland war ja der M&A-Markt im letzten Jahr oder (20)19 (20)20 ist ja gewachsen, also wenn Krise sind, ist auch immer eine günstige Bewegung drin, müssen wir abwarten.

00:24:29 - Wie kann man das verstehen- warum setzt Russland die positiven Entwicklungen der letzten Jahrzehnte aufs Spiel?

Sebastian: Sie hatten das jetzt auch schon in ihren Darstellungen, sind sie auch schon zum Teil darauf eingegangen. Wenn man jetzt, sagen wir mal, Russland von außen betrachten, dann über die letzten 20 bis 30 Jahre und und ich hab selbst relativ viel zu tun gehabt. Ich hatte relativ viele Freelancer im Software Entwicklungsbereich, eigentlich aus Russland auch aus anderen osteuropäischen Ländern wie die Ukraine und Weißrussland schon seit letztem Jahr 2000. Ich bin immer noch mit relativ vielen Leuten in Kontakt. Man hat aber doch eigentlich das Gefühl, dass dort das Land sich eigentlich positiv entwickelt, natürlich gabs auch mal Rückschritte. Auch international gab es immer wieder mal Spannung, aber so im Großen und Ganzen hat sich das als positive Volkswirtschaft entwickelt und auch gesellschaftlich ist das ein bedeutender Wirtschaftsstandort gewesen oder ist es immer noch. Die Oligarchen waren überall in Europa präsent, vor allen Dingen auch in Großbritannien und an an der Côte d’Azur und eigentlich ging es allen Recht gut. Was man, glaube ich hier sehr schwer versteht, ist warum eigentlich diese ganze Entwicklung vor 30 Jahren oder 40 Jahren aufs Spiel zu setzen und das eigentlich so mit einem Handstreich zu zerstören, indem man jetzt dort die Ukraine angreift. Was war die / Wo ist da die Rationalität dahinter? Können Sie das erklären?

Thomas: Also ich glaub schon, dass man es erklären kann, wenn man sich die letzten 30 Jahre, also der Sowjetunion, die Rede Putin´s im Bundestag, auch die ganzen Protokolle, Gesprächsprotokolle zwischen Gorbatschow und Genscher und wer alles noch getagt hat, sich ansieht, wo es um die Osterweiterung nicht Osterweiterung ging, die dann doch sich erweitert hat. Russland war lange Jahre schwach, ist aber erstarkt, auch dank Putin, auch dank der Wirtschaft. Und meines Erachtens nach, gibt es auf jeden Fall eine positive Entwicklung. Ich kann mich erinnern, als ich 99 nach Moskau kram, wie es jetzt ist, also Moskau ist eine moderne, weltoffene, pulsierende Stadt, ist eine tolle Stadt. Ich glaube, der Westen hat nicht wirklich gesehen, dass die Hand, die aus dem Osten gereicht wurde, eigentlich nie angenommen wurde von Europa. Die Russen sind da praktisch, standen da vor verschlossenen Türen. Also was jetzt auch der Lawrow, der Außenminister sagt und die Sprecher, das mag vielleicht ein bisschen absurd klingen, aber ich finde es nicht ganz absurd, sondern man kann schon glaub ich darüber reflektieren. Sie haben gesagt ja, wir verhindern jetzt mit dieser Aktion eigentlich, dass es später zum viel schlimmeren Krieg kommt und zwar eine Auseinandersetzung zwischen Russland und der Nato. Wenn die Ukraine in der Nato ist und die Nato wirklich an Russland grenzt, dann da irgendwas passiert an der Grenze und dann der Verteidigungsfall eintritt und dann macht's "bumms, bumms" und fertig ist. Ich glaube, die wollten einfach die Warnungen, die immer wiederholten Aussagen von Putin "rote Linie, das geht gar nicht, Ukraine kann nicht in die Nato", die Reaktion von Stoltenberg und so: "Ja, ist ein souveränes Land, müssen sie selber entscheiden". Ich glaube, das war ein Fehler, die hätten einfach sagen müssen, "Ja okay, wir verstehen, dass es auch russische Sicherheitsinteressen gibt". Machen wir euch zum Finnland oder Schweden oder Österreich und das wäre es gewesen. Ich glaube das ist das Kalkül: Angriff ist die beste Verteidigung. Wir wollen das nicht, wenn die uns überhaupt nicht zuhören und gar nicht bewegen, dann wird jetzt ein Pflock eingeschlagen. Die Russen sind ja schon auch Schachspieler und Strategen, das größte Land der Erde. Weil, viele denken ja, du spinnst ja, aber ich sag, das ist kein Aggressor-Staat. Und wenn man sich die Geschichte anguckt, klar gab es immer auch Kriege und so, aber jetzt im Vergleich mit Amerika ist das glaube ich eine ganz andere Kategorie. Jetzt nicht nur, wenn man den Verteidigungshaushalt sich anschaut und die Anzahl der Militärbasen weltweit, aber auch ganz aktuell, bei wieviel Wahlen haben sich die Russen eingemischt, bei wie vielen die Amerikaner? Wie viel Regierungsumsturz Versuche gab es, oder Umstürze gab es durch die Amerikaner, wie viel durch die Russen? So und ich glaube, die fühlen sich wirklich bedroht vom Westen, von den Amerikanern. Und die sagen ganz klar, die Amerikaner haben langfristig die Strategie, Russland zu zerschlagen, nicht in 10 Jahren nicht 50 aber langfristig. Und so ganz absurd finde ich das nicht, die Vorstellung so und dagegen stemmen sich die Russen. Die wollen nicht fremdbestimmt sein. Das ist ein großes Land. Es ist eine Atommacht, und die wollen nicht fremdbestimmt sein. Sie wollen selbstbestimmt sein. Deswegen haben die jetzt einen Pflock eingeschlagen. Und was sollen wir da sagen, wenn wir jetzt die nächsten 20/30 Jahre zurückgeworfen werden, ist uns egal, uns ist es das wert. Wir haben jetzt unsere Souveränität verteidigt.

00:29:03 - Die Wertvorstellungen, Denkweise und Ansichten des russischen Volkes

Daniel: Herr Brandt gibt uns jetzt noch etwas mehr Einblick in die Wertvorstellungen, Denkweise und Ansichten des russischen Volkes?

Thomas: Ja, die Russen auch viel leidensfähiger, als der Westen. Hier spielt ja das Individuum eine ganz andere Rolle, der Wert des Individuums. Haben wir auch in der Corona Krise gesehen. Ich tu das gar nicht als gut oder schlecht bewerten. Mein Leben ist mir auch wert so und zwar hier sind auch wahnsinnig viele Leute gestorben, ne über Monate diese 800000 Tote und bei relativer Impfabneigung, Misstrauen auch gegenüber diesem staatlichen Impfstoff und auch Masken und so immer so auf Halbmast. Also nicht besonders diszipliniert und die haben im Prinzip diese Opfer hingenommen. Und die Russen, auch aus ihrer Geschichte heraus, die haben einfach eine größere Opferbereitschaft für ihr Land, für sozusagen das Kollektiv. Was bei uns ganz anders im Bewusstsein ist, also immer der Freiheit des Einzelnen, mit der Einzelnen, das Leben und die haben einen ganz anderen Abwägungsprozess und ich glaube, der betrifft auch jetzt die politischen Fragen. Naja, dann muss halt die nächste Generation wieder irgendwie "Borschtsch" essen, kann nicht bei McDonald's essen. Wobei Burger King, der Burger King Franchisenehmer hat jetzt gesagt: " Ne, der macht nicht zu".

Sebastian: Hab ich gehört, ja, die gibt es noch.

Thomas: Und ja, die/ wir denken in ganz anderen Zeit-Kategorien, also politisch auch. Da sind die nächsten 30 Jahre "Wurst". Wenn wir das jetzt machen, dann wissen alle: "Don´t mess with Russia". Wenn ihr uns zu nah kommt, dann knallt es und nicht nur als Rhetorik, sondern als reale Handlungen und das unterscheidet auch glaube ich die Russen von den Europäern, weniger von den Amerikaner. Die Europäer, das ist ja reine Rhetorik, die können da gar nichts machen und deswegen sind sie auch so psychisch auf diese Sanktionen fixiert, weil sie eigentlich hilflos sind. Das ist ein Ausdruck der Hilflosigkeit. Und die Russen handeln und schlagen Pflöcke ein und deswegen auch diese Aktion. Die natürlich extrem traurig und schlimm ist und ich bin schon eigentlich Pazifist und würde wünschen, dass das möglichst schnell ein Ende findet. Aber das ist so der logische Hintergrund. Das heißt, die nehmen das in Kauf für für quasi ein höheres Ziel, wenn es denn ein höheres Ziel ist, Erhalt der Staatlichkeit, der Souveränität und der Sicherheit des Landes. Also ich glaube nicht, dass das irgendein Käse ist, ja was schnelles für eine Drohung, denn die Nato ist ein Verteidigungsbündnis. Also warum gibt es die Nato überhaupt noch, wenn man das historisch anschaut als Gegengewicht zum Warschauer Pakt. Den Osten gab es gar nicht mehr, kann man viel drüber diskutieren. Ich bin kein Politologe oder so, aber dass die Russen sich bedroht gefühlt haben durch die NATO Osterweiterung, weniger jetzt durch die EU Erweiterung. Na ja, wobei ich mich auch frage warum muss Europa jetzt sagen, ok jetzt Grenzen frei und Georgien auch und so, das ist für mich alles so, das muss man auch noch warten. Aber wie gesagt, ich glaube, das die Russen sich wirklich, vielleicht nicht bedroht direkt fühlen, aber vielleicht bedroht führen, aber auf jeden Fall, dass das deren Sicherheit beeinträchtigt, diese ganze Thematik und das kann ich nachvollziehen. Deswegen kann ich auch den Schritt nachvollziehen wobei ich glaube, man hätte es vielleicht doch auf diplomatischem Wege hin kriegen können oder müssen. Das ist aber schwer zu beurteilen, da ist ja soviel auch hinter den Kulissen gelaufen, was man gar nicht weiß. Aber ich hab das so verstanden, dass das letzte nicht so eine Art Deadlock war, die Ukrainer nicht wollten, die Russen dann auch nicht wollten und dann, als der Selenskyj noch anfing, Atomwaffen bauen. Da haben die Russen gesagt so jetzt reicht's, zack entmilitarisieren. Mit diesem Entnazifizieren das ist natürlich irgendwie, das habe ich gar nicht so ganz verstanden. Das ist jetzt meine und das ist relativ viel im im russischen Fernsehen auch wird darüber gesprochen, auch über diesen Genozid, dass die Russen da in der Ostukraine, und das ist ja auch, wenn man die OECD Berichte liest, schreibt natürlich keiner drüber. Da gab es auch schon viele Angriffe und auch viele, viele tote Zivilisten, durch Angriffe der ukrainischen Armee. Schreibt aber im Westen natürlich keiner darüber. Wie über so viele andere Sachen auch nicht, deswegen freie Presse. Ja, so ist die Lage. Und jetzt wir als Wirtschaftsanwälte, wir hoffen natürlich, dass der russische Markt weiterhin doch Ziel für europäische Unternehmen bleibt. Der flächenmäßig größte Staat, der zahlenmäßig, einwohnermäßig größte Stadt Europas, mit nicht nur Natur-Ressourcen, aber auch Human Resources, also gerade auch im IT-Bereich. Wir haben vorhin gesagt, wir haben auch eine ganze Reihe von Mandaten, die hier Dependenzen haben, die IT-Entwicklung machen, aber auch und hatten wir gerade in den letzten vier/ fünf Monaten auch zwei Beratungsprojekte, die mit ganz vielen Freelancern hier gearbeitet haben und relativ unstrukturiert mit teilweise Risiken und wir haben dann vor der Umstrukturierung ein bisschen beraten, wie die ihre Zusammenarbeit mit diesen Freelancern rechtlich sicher gestalten können. Das ist ein hoch gebildetes Volk, belesen wie fast kein anderes. Und ja, ich glaube, ich werde es wahrscheinlich nicht mehr erleben, aber ich bin relativ sicher: " The best is here to come", also ich glaube schon an eine große Zukunft Russlands.

00:34:35 - Haltung Europas gegenüber Russland: Welchen Einfluss hat der Umgang der EU auf das russische Handeln?

Daniel: Jetzt kommt Herr Brandt noch einmal auf die Haltung Europas gegenüber Russland zu sprechen und vor allem auf die Frage, welchen Einfluss der Umgang der EU mit Russland auch auf das russische Handeln hat.

Thomas: Und jetzt diese innenpolitisch, die Entwicklung der Zivilgesellschaft, also ich glaube schon, dass es eine Entwicklung gab und wie es in dem Westen dargestellt wird, ist auch ein bisschen einseitig, wobei beim russischen Intellektuellen redet auch mit den sogenannten Oppositionellen ist alles ganz, ganz schlimm. Natürlich haben wir hier nicht so Freiheit wie im Westen. Der innere Kampf, der hat auch ein bisschen mit den äußeren oder den Versuchen äußerer Einflüsse zu tun. Also wenn man sich das NGO Gesetz anschaut, foreign Agents Act, denn es ja in Amerika schon seit den 30er Jahren gibt und als sie dann hier eingeführt wurde haben alle geschrien, boah die Russen. Da habe ich mal ein bisschen, weil ich da auch einen Artikel dazu geschrieben habe, recherchiert und da stieß ich auf diesen foreign Agents Act, der im Prinzip genau dasselbe regelt. Also wieder eben 2 Maßstäbe, wenn die Russen das machen ist es schlimm, wenn die Amis das machen, ist es ja im Namen des Guten. So und ich sage mal der innere Krieg gegen Einflüsse von außen, die versuchen das russische System zu destabilisieren, den gab es und den gibt es, und das kann ich auch nachvollziehen also so wie ich auch das NGO Gesetz nachvollziehen kann, dass sie eben sagen ja, wir wollen keine ausländischen Organisationen, die womöglich noch vom Staat oder von der CIA direkt finanziert werden, um hier irgendwie eine Meinung zu organisieren, die eigentlich gar nicht russisch ist. Da könnten wir ja Abende über Abende privat zusammensitzen. Ich versuche nur beide Seiten so ein bisschen zu verstehen und im Westen ist aus meiner Sicht diese Fähigkeit oder der Wille, die andere Seite zu verstehen, relativ beschränkt und das ist, glaube ich nie gut und das wusste auch sogar schon Willy Brandt, als er irgendwann in den 70er Jahren die Politik der kleinen Schritte und sagte die Wahrheit hat immer 2 Seiten, so ideen mäßig, so hab ich das gerade im Kopf. So siehts aus.

00:36:53 - Würden Sie jetzt jemandem eher abraten oder empfehlen nach Russland zu gehen und ein Unternehmen zu gründen

Daniel: Jetzt ist eben wirklich die Frage. Wenn jetzt heute ein Mandant zum Herrn Sauerborn kommt und sagt also Russland? Würde Sie jetzt gerade in dieser Situation jemanden empfehlen lieber abzuwarten erstmal noch, oder durchaus jetzt zu sagen: Ok, also der ganze Gründungs-, Etablierungsprozess, der nimmt eh eine bestimmte Zeit in Anspruch und dann bis dahin haben wir wieder Ruhe in der Kiste, oder wie gehen sie momentan vor? Auch mit mit Unternehmen, die vielleicht nehmen wir mal an, im Dezember letzten Jahres zu ihnen gekommen sind und gesagt haben Herr Brand, wir haben da was von Russland. Was raten Sie jemanden, in so einem Umfeld?

Thomas: Wir beraten keine natürlichen Personen, die nach Russland kommen, oder nur noch in Ausnahmefällen und ich seh jetzt auch Russland nicht wie vielleicht England oder Südafrika oder keine Ahnung, Spanien als Land, wo ein Europäer jetzt hingeht, um mal auszuwandern, um ein neues Leben zu starten. Das fängt allein schon mit der Sprache an, also wenn sie kein Russisch können und hier irgendwie sich ein neues Leben aufbauen wollen und Chef waren, das funktioniert ja gar nicht. Also es gibt aber zum Beispiel relativ viele Deutsch-Russen, also die nen russischen Hintergrund haben, die lange in Deutschland gelebt haben und dann jetzt Geschäfte in Russland machen auf Kleinunternehmer Niveau. Das sind aber auch nicht unsere Mandanten, weil wir beraten Wirtschaftsunternehmen, die investieren. Also natürlich ist der Markt groß und interessant, aber das hängt natürlich vom spezifischen Produkt und den Markt ab, also westliche Technologie, Know-how, Maschinen Anlagenbau warum sind sie so erfolgreich in Russland? Weil hier viel produziert wird und dafür westliche Anlagen, Maschinen und Know-how benötigt werden. Wenn wir jetzt über reine Absatz Thematik reden, also B2C, hat natürlich auch riesiges Potential. Es gibt ja auch viele landwirtschaftliche Unternehmen etc. pp., allein 3600 deutsche Unternehmen, aus allen Bereichen. und die größtenteils sehr gute Geschäfte machen; des Steuersystems, also Gewinnsteuer 20%, da gibt es Sonderwirtschaftszonen für produzierende Unternehmen. Für IT Unternehmen wurde jetzt gerade die Gewinnsteuer auf 0 reduziert, für die nächsten 3 Jahre. Wenn man hier investiert, einen Spezial Investitionsvertrag abschließt mit der Regierung, ist man verpflichtet, bestimmte Mindest-Investitionen zu leisten, Arbeitsplätze zu schaffen. Da hat man zum Teil wirklich tolle Vergünstigungen, die auch richtig Geld dann in die Kasse spülen oder die man nicht ausgeben muss, besser gesagt. Als Individuum, ich zahle hier, ich hab hier bis letztes Jahr, ich hab nur eine Tax Rate, 13% Flat, also während alle meine Anwaltskollegen, keine Ahnung 50% zahlen, hab ich hier die letzten Dekaden 13% gezahlt, können Sie sich ausrechnen, was da über bleibt. Jetzt sind sei anderthalb Jahren bisschen erhöht auf 15% für große Gehälter, also alles was über 30000€ ist noch im alten Kurs, alles drunter mir 13 weiterhin alles drüber mit 15, 2% mehr ist immer noch wahnsinnig wenig. Das heißt es ist im Prinzip schon so eine Art Steueroase, kann man fast sagen.

00:40:00 - Welchen Status haben deutsche Produkte in Russland?

Daniel: So wie ist denn die Einstellungen zu deutschen Produkten eigentlich im Land? Also es gibt jetzt Länder, in denen man deutsche Produkte liebt und auch vorzugsweise kauft, welche Absatzchancen haben denn deutschen Produkte im Land?

Thomas: Also Made in Germany, ist ja absolut auch der Renner. Also Vertrauen in die die Qualität der Produkte und es spielt auch nämlich auf chinesische Produkte eine große Rolle, also im Industriebereich, weil das ist erstens ein anderes Preissegment, also eigentlich ja teurer und schwerer zu verkaufen, aber viele Unternehmen sagen, und das höre ich auch immer wieder von meinem Mandanten, die obwohl ihre Produkte teurer sind als Chinesische besser verkaufen, weil die Deutschen echt gut sind im After Sales Bereich, also Service, Ersatzteilversorgung etc. pp. Und das machen die Chinesen im Prinzip nicht. Die schmeißen ihre Produkte über einen Zaun und wenn es kaputt ist, sagen Sie ja, kauft doch ein Neues und ja, das spielt auch eine große Rolle. Deutschland genießt einen guten Ruf für die deutschen Produkte, jetzt aber auch nicht immer. Also ist jetzt nicht so, dass der Ruf jetzt völlig glänzend ist. Es gibt noch immer wieder schlechte PR und teilweise auch begründet, weil deutsche Produkte sind auch nicht immer hundert Prozent, ist ja auch klar, aber im Grunde haben sind sie hier willkommen, auch geachtet und unsere Meinung wird gehört und also das wird geschätzt, also auch das Know How, die Ideen, wie macht ihr das in Europa? Und das sehen wir ja auch schon. Die Modernisierung der letzten Jahre, da hat Russland auch teilweise Deutschland glaube ich überholt, also das Steuerwesen ist deutlich entschlackt worden, es geht alles online. Da sind die Russen, lernen relativ schnell, also nicht so schnell wie die Chinesen. Also das Know How ist auf jeden Fall ein Fakt hier.

00:41:45 - Steuern & Krypto in Russland

Daniel: Um die Zahlen von von der Steuer nochmal ganz kurz festzunageln. Also wir haben keine Gewerbesteuer in Russland, das ist das, was ich verstanden habe. Es gibt eigentlich nur die Körperschafts-ähnliche Gewinnsteuer und die ist bei 20, dann habe ich gesehen gibt es noch Sonderwirtschaftszonen 15,5%, falls das noch aktuell ist oder 0%, haben Sie jetzt gesagt für IT. Ist im IT Bereich alles umfasst, also wie sieht es denn eigentlich mit FinTech Unternehmen aus, zum Beispiel?

Thomas: Krypto ist ein ganz schwieriges Thema, also hier gibt es diese, relativ viele auch diese Krypto Schöpfer. Ja, ich bin da kein Spezialist, und das ist im Moment in der Gesetzgebung auch relativ umkämpft auch. Also Kryptowährungen als solche, lassen wir sie zu, lassen wir sie nicht zu? Da gibt es 2 Meinungen, die einen sagen ja, die anderen ne verbieten, andere sagen ja reguliert zulassen. Ich glaube im Moment ist eher die Tendenz: nicht zuzulassen. Und was das KryptoMind angeht, da gibt es hier wohl auch immer sehr viele so schwarze Keller, wo KryptoMind betrieben wird und da gab es auch, da habe ich letztens einen Artikel gelesen, weil die Tarife für Privatnutzer und industrielle Nutzer sind unterschiedlich und da haben viele einfach schwarz privat ge-mint und dann den Privat-Tarif bezahlt und sind dann irgendwann von den Stromkonzernen, den Stromanbietern zur Kasse gebeten worden, weil es ja eine gewerbliche Tätigkeit war. Aber mehr weiß ich dazu auch nicht. Ich glaube, das ist im Moment noch so einen Graubereich und ansonsten gibt es aber wie gesagt relativ viele Steuervergünstigungen, auch Vergünstigungen für Kreditaufnahmen für KMUS. Es gab im Zusammenhang mit der Pandemie auch eine Absenkung der Sozialabgaben für KMU von 30 auf 15%. Und das sollte man sich immer im Einzelfall anschauen. Ich habe auch viele Mandanten, denen ist das relativ schnuppe, also die gehen nicht in Sonderwirtschaftszonen und für die ist es gar nicht interessant. Die machen auch nach dem normalen Modell, also mit den Steuern, die es so gibt, hier gute Geschäfte.

00:43:42 - Lohnkosten in Russland

Daniel: Wie ist denn das jetzt vergleichsweise? Also wir hatten jetzt erst vor vor ein paar Tagen eine Aufnahme und haben uns mal mit der Türkei beschäftigt, auch als einen interessanten Standort für Unternehmen, natürlich auch wegen der Verkehrsanbindung, aber dort war unter anderem auch ein Argument, die niedrigen Personalkosten. Jetzt haben Sie gesagt, also in Russland gibt es gut ausgebildetes junges Personal, ist die eine Sache. Aber wir wären denn jetzt Lohnkosten zum Beispiel in Russland für ein Unternehmen, was dahin geht und einstellt?

Thomas: Also ich bin kein professioneller Personalberater. Ich glaube, das es nicht Falsch ist zu sagen, in Moskau ist das Gehaltsniveau relativ hoch. Auch das Bruttoinlandsprodukt von Moskau ist ja sehr hoch, auch auf dem europäischen Vergleich. Also Russland ist kein Billiglohnland mehr. Das ändert sich vielleicht jetzt durch den Rubel-Verfall. Ich glaube es aber langfristig nicht. Das heißt, hier kommt eigentlich keiner mehr hin, nur weil es hier billige Löhne gibt. Die gibt es ja auch gar nicht, vielleicht billiger als in Deutschland, aber nach meiner Beobachtung ist das nie ein wirkliches Argument für ein Investitionsprojekt und es nimmt ja auch glaube ich im internationalen Vergleich eher ab, diese Betrachtungen, dass man irgendwo produziert, weil die Lohnkosten niedriger sind. Also, meines Erachtens ist das ein Punkt bei der Investitionsplanung, der in der Kategorie in den letzten Jahren überall eigentlich abgerutscht ist.

00:45:06 - Gibt es auch ausländische Unternehmen, die in Russland in der Landwirtschaftsbranche tätig sind?

Sebastian: Wir wissen jetzt ja auch zum Beispiel jetzt wieder hier durch die Krise ist das ja wieder offenbar geworden, dass ja Russland auch landwirtschaftlich ein sehr wichtiger Produzent ist für ganz diverse landwirtschaftliche Produkte. Also ich kann mich zum Beispiel daran erinnern, ich habe ja auch lange Zeit in den USA gelebt, lange Zeit in Texas. Da hatte ich mit jemandem zusammengearbeitet, der hat damals, das war 2012/ 2013, glaub ich, so 600 Jungkühe, Black Angus Jungkühe nach Russland geschickt, wo jemand dann dort begonnen hatte, so einer Rinderzucht mehr oder weniger aufzubauen. Haben Sie Mandanten, die landwirtschaftlichen Bereich tätig sind?

Thomas: Ja, haben wir. Also das eine ist, wie gesagt, das ist eine große deutsche Agrar-Genossenschaft. Die haben hier Produktion, für die wir dann den Steuerprozess im Großen führen, aber auch andere Beratungsfragen. Dann haben wir noch einen Mandanten, wobei die sind eigentlich keine Mandanten mehr, die sind zu selbstständig. Das ist der größte russisch-deutsche Milchproduzent und dann im landwirtschaftlichen Bereich was haben wir denn noch? Also wir haben noch paar. Ja, aber Landwirtschaft ist ein riesiges Thema, aber es ist natürlich so ein bisschen wie, als würde ich das vergleichen mit der Bauwirtschaft. Das ist doch eigentlich lokales Geschäft und die Russen haben da auch dank der europäischen Sanktionen oder der Gegen-Sanktionen, das war ja ein Embargo von landwirtschaftlichen Produkten, die Russland gegen die eu verhängt hat. Also keine polnischen Äpfel, deutscher Käse und italienische Pasta mehr. Das hat der Landwirtschaft einen riesigen Schub gegeben. Früher habe ich hier noch keine Ahnung, brasilianisches Steak gekauft und japanische Melonen und jetzt ist das alles vor Ort produziert und das hängt auch ein bisschen damit zusammen, dass die unternehmerische Mentalitäten sich ein bisschen geändert hat und die Russen angefangen haben, langfristiger zu denken, was Investitionen und Return on Investment angeht. Und Landwirtschaft ist da ja ein bisschen langsamer und da haben die Russen sozusagen eher ihren eigenen Markt zurückerobert, so ein bisschen und sind nicht nur noch Absatzmarkt, sondern wieder Nettoexporteur. Jetzt gerade wenn sich die Weizen-Thematik anschauen, Ukraine, Russland hat glaub ich 30% der Weltmarktproduktion, also Russland ist gerne wieder Nettoexporteur und jetzt ist der Exportstopp für Weizen und das kann auch noch Auswirkungen haben. Aber auch auf Afrika, aber auch in Italien haben sie alle schon geschrien, alles wird teurer. Aber Landwirtschaft ist nach wie vor, glaube ich, immer auch noch an Bereich, der interessant ist.

Sebastian: Russland jetzt, ich sag mal, einer der Profiteure, auch sag ich jetzt mal vom vom Klimawandel jetzt, wenn man das mal so sagen darf, weil ja viele der Flächen eben im Osten des Landes, die jetzt momentan noch nicht für Landwirtschaft nutzbar sind, weil es schlicht und ergreifend zu kalt ist, sich erwärmen, in Zukunft, dann dort entsprechend eingesetzt werden können. Ja, und ist ein weiterer Grund, dass man hoffen kann, dass diese Krise sich jetzt relativ schnell hier zu einem relativ friedlichen Ende kommt. Wir haben ohnehin schon in vielen Teilen der Welt Lebensmittelknappheit und Versorgungsknappheit und eben mein Verständnis ist, dass Russland ein wichtiger Player ist, in dem Bereich, der auch gebraucht wird.

Thomas: Also wenn Sie sich die Kontinentalbewegungen anschauen der nächsten hundert Millionen Jahre sozusagen, auf jeden Fall ein Grundstück in Sibirien kaufen, weil das ist dann noch da. Der Rest ist jetzt ziemlich ziemlich abgespeckt dann. Ja also, das kann ich jetzt nicht beurteilen, aber was den Klimawandel angeht, Permafrost, das ist schon auch eine Gefahr, die von Russland ausgeht, weil der Co 2 der in den Permafrostböden gebunden ist, der dann freigesetzt wird, so wie ich verstanden habe. Wenn der Permafrost auftaut, das kann schon auch negative Folgen fürs Weltklima haben, oder hat es glaub ich sogar schon. Und Russland ist schon sehr, nach wie vor auf fossile Brennstoffe orientiert, auch wenn sie vielleicht in den nächsten Jahren weniger Öl und Gas nach Europa verkaufen, dann kaufens die Inder oder / und die Chinesen. Man muss ja auch sagen, das ist ihr gutes Recht. Und natürlich ist Klimawandel blöd. Ich glaub, man könnte oder man sollte und man wird irgendwann alles hundert Prozent aus erneuerbaren Energie machen können, aber wir im Westen können ja den Indern, den Chinesen jetzt sagen, ja macht das jetzt mal auch sofort. Wir haben seit der Industrial Revolution, fing ja eigentlich in England an, der ganze Käse, die Welt verpestet im Westen. Die anderen haben auch ein Recht auf ihre Entwicklung auf ihrer Zeitschiene, deswegen schwieriges Thema.

00:49:36 - Essen in Russland, Anreise, Verabschiedung

Daniel: Eine Frage habe ich an Sie noch? Was ist ihr Lieblingsgericht in Russland?

Thomas: Ne, also ganz ganz ehrlich, ich stehe auf mediterrane Küche. Nein, also ganz im Ernst, meine Freundin ist ja Italienerin, Bologneserin und ich bin ja viel in meinem Haus in der Toskana, also ich liebe italienische Küche. Russisch ist mir oft ein bisschen zu schwer, zu fettig, aber hier gibts auch nette Gerichte, also viele Suppen, aber auch Fleischgerichte, aber jetzt nicht so, dass ich sage.. Ich kauf mir auch gerne mal ein Kilo Kaviar, schwarzen Kavier, den krieg ich hier zu ganz und Preisen, aber ansonsten bin ich kein großer Liebhaber der russischen Küche.

Sebastian: Wunderbar, also war ein sehr interessantes Gespräch, Herr Brand. Das war also sehr, sehr faszinierend das so zu hören aus erster Hand, ja nur ich denk einfach faszinierend.

Daniel: Ja, interessant.

Thomas: Freut mich und wie gesagt also im Moment müssten sie mit dem PKW kommen oder über Istanbul fliegen, wie ich. Das war, ist eine super Airline. Das war eine gute Verbindung Bologna-Istanbul, Istanbul-Moskau. Der Flieger war auch voll. Ansonsten gab es ja viele Flüge. London-Moskau, oder auch Griechenland wird ja auch angeflogen nicht nur Zypern. Wenn sie dann irgendwann mal nicht mehr mit dem Auto kommen müssten, also wann die Lufträume wieder geöffnet werden. Ich glaube, man muss sich mal ein Bild machen als Westeuropäer von Russland. Ich sag mal so wer Lissabon und Moskau nicht gesehen hat, der ist eigentlich kein richtiger Europäer, weil das ist sozusagen die Spanne. Ist eine tolle Stadt wirklich, kulturell unheimlich viel zu bieten und ich lebe sehr gern hier.

Sebastian: OK. Danke fürs Gespräch, schönes Wochenende bis dahin, ne.

Daniel: Vielen Dank.

Podcastl: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

Weiterlesen
Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Andorra - niedrige Steuern, Skifahren und in 2 Stunden am Meer

Ski fahren, Wandern, Berge, Sonne & Steuervorteile für Unternehmer und Investoren - Wie Sie das alles kombinieren können, erfahren Sie in unserem Gespräch über Andorra.

Ein Gespräch mit Patrick Müller

Spielen Sie gerne Golf? Dann erwartet Sie in Andorra der höchstgelegene Golfplatz Europas auf sage und schreibe 2.250 Metern Höhe. Fahren Sie gerne Ski? Auch das geht in Andorra. Und nicht nur das, Andorra hat das höchstgelegene Skigebiet Südeuropas. 

Sie sehen also, Andorra hat einiges zu bieten. Wollen Sie Ihren Wohnsitz nach Andorra verlegen, profitieren Sie insbesondere auch von sehr niedrigen Steuern auf Unternehmensgewinne und Einkommen.

Der Steuerexperte Patrick Müller lebt schon seit 9 Jahren in Andorra und gibt uns einen kleinen Einblick in das Leben vor Ort. Erfahren Sie mehr über das Leben in Andorra, Lebenshaltungskosten und die steuerlichen Vorteile Andorras. Und natürlich berichten wir auch, was die kleinen Freuden des Lebens kosten, wie zum Beispiel ein Kaffee oder Espresso.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Wie kommt man überhaupt nach Andorra?

Hisst die Flaggen und auf nach Andorra. Nein, das geht leider nicht, denn der kleine Staat liegt fast 2000 Meter über dem Meer inmitten der Pyrenäen, zwischen Spanien und Frankreich.

Nach Andorra kommt man am besten mit dem Auto, da das Land selbst keinen Flughafen hat. Man fliegt nach Barcelona oder nach Toulouse und ist dann in 2 Stunden an der Grenze. Es ist also nicht ganz so abgelegen, wie man denkt.

Mittlerweile gibt es auch zweimal wöchentlich eine Flugverbindung von Madrid nach La Seu d'Urgell. Dieser kleine Ort liegt direkt an der andorranischen Grenze. Außerdem ist auch eine weitere Flugverbindung mit Palma de Mallorca in Planung. Die verbesserte Anbindung ist sicher auch für Geschäftsreisende interessant.

Was erwartet mich in Andorra?

Die Amtssprache in Andorra ist Katalanisch, gesprochen wird jedoch eher Spanisch. Das liegt daran, dass die Bevölkerung in Andorra bunt gemischt ist. Es leben sehr viele Portugiesen, Spanier und andere Ausländer in diesem kleinen Staat. Das Zusammenleben zwischen den verschiedenen Kulturen gestaltet sich sehr angenehm. Die Kultur ähnelt der in Spanien, ist also sehr mediterran. 

Die Andorraner sind sehr freundlich und familienorientiert. Es ist sehr sicher und es gibt praktisch keine Kriminalität. Aufgrund der niedrigen Kriminalitätsrate gehört Andorra zu den Top 5 der sichersten Länder der Welt. Man kann seine Kinder also beruhigt draußen spielen lassen.

Was die Sauberkeit und Infrastruktur betrifft, wird man positiv überrascht, wenn man nach Andorra kommt. 

Andorra ist auch einzigartig aufgrund seiner natürlichen Gebirgslage. Die außergewöhnlich reine Luft in den Bergen sorgt für eine optimale Lebensqualität, sodass Andorra weltweit führend in der Lebenserwartung ist. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 83,5 Jahren. Nach Andorra auszuwandern, wird Ihnen also ein langes, gesundes Leben bescheren.

Und wenn Sie mal genug von den Bergen haben und ans Meer fahren wollen, ist das auch kein Problem. Mit dem Auto können Sie in zwei bis zweieinhalb Stunden an die Costa Brava fahren.

Das Schulsystem in Andorra

Als Eltern in Andorra haben Sie die Qual der Wahl, wenn es um die Entscheidung geht in welche Schule ihre Kinder besuchen sollen. Denn an Schulen fehlt es wirklich nicht. Es gibt 3 offizielle Schulsysteme: ein andorranisches, ein spanisches und ein französisches. Diese öffentlichen Schulen sind komplett kostenlos. Zusätzlich gibt es noch private englische Schulen, die aber kostenpflichtig sind. Die Schulpflicht für die Kinder in Andorra besteht vom 6. bis 16. Lebensjahr.

Die beliebtesten Sportarten in Andorra sind Fußball, Basketball und natürlich der Wintersport. Das Besondere in Andorra ist, dass die Kinder in der Schule das Ski Equipment und einen Skipass bekommen. Sie können im Winter also während der Schulzeit Ski fahren.

In den letzten Jahren ist ja auch das Homeschooling immer beliebter geworden. Besteht diese Möglichkeit in Andorra auch? In Andorras Schulen ist Präsenzpflicht. Eltern können Ihre Kinder aber auch im Ausland einschulen und müssen dann nur einen Nachweis erbringen, dass die Kinder an einer Schule angemeldet sind. 

Wohnsitz nach Andorra verlegen

Sie möchten nach Andorra auswandern und sich durch den Erwerb einer passiven Residenz in Andorra steuerliche Vorteile sichern? Oder erwägen Sie einen Wohnsitz und Steuerdomizil in Kombination mit Ihrer Firmengründung in Andorra? Beides ist möglich.

Andorra hat zwei verschiedene Arten der Aufenthaltserlaubnis: die aktive Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis für Firmengründer und die passive Residenz mit Wohnsitz und Aufenthaltsgenehmigungen ohne Erwerbstätigkeit in Andorra

Wenn Sie eine Firmengründung in Betracht ziehen, bietet die aktive Residenz einige Vorteile. Dafür müssen Sie jedoch einige Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehört unter anderem, dass Sie sich mindestens 183 Tage im Jahr ständig in Andorra aufhalten. Auch müssen Sie in die andorranischen Sozialversicherung einzahlen, dafür haben Sie auch Zugang zum andorranischen, französischen und spanischen Gesundheitssystem. 

Für den ganzen Prozess der Firmengründung, Eröffnung eines andorranischen Bankkontos und der Anmeldung für die Aufenthaltserlaubnis müssen Sie ungefähr 12 Wochen rechnen.

Falls Sie sich in Andorra niederlassen wollen, ohne ein aktives Unternehmen zu führen, ist die passive Residenz in Andorra eine Option für Sie. Zum Erwerb dieser Aufenthaltserlaubnis müssen Sie eine Investition von 350.000 € tätigen, indem Sie zum Beispiel eine Immobilie erwerben. Ihre passiven Einkünfte werden dann in Andorra versteuert und sie genießen steuerliche Vorteile.

Lebenshaltungskosten und Mietpreise

Summa summarum sind die Kosten für die Lebenshaltung in Andorra vergleichbar mit Deutschland.

Die Mietpreise liegen im Durchschnitt bei 12 - 15 € pro Quadratmeter. Ein großer Vorteil in Andorra sind auch die niedrigen Kosten für Versorgungsleistungen. Die Stromkosten gehören zu den niedrigsten in Europa und die Wasserversorgung ist kostenlos.

Die Lebensmittelpreise sind verhältnismäßig günstig und ähneln denen in Spanien. Alkohol ist aufgrund der Sonderbesteuerung sehr günstig. Sie können also ihren Wein oder ihr Bier im doppelten Sinne in vollen Zügen genießen. Auch ein Tässchen Kaffee erhält man zu einem erschwinglichen Preis von 1,20 €. Ein Besuch im Restaurant kostet zwischen 10 und 30 € für zwei Personen.

Einkommensteuer und Steuervorteile in Andorra

Obwohl Andorra keine Steueroase mehr ist, hat Andorra viel niedrigere Steuern als der europäische Durchschnitt. 

Die andorranische Einkommensteuer ist mit maximal 10 % eine der niedrigsten in ganz Europa. Bei einem Einkommen bis 24.000 € liegt sie bei 0% und ein Einkommen ab 40.000 € wird dann mit 10 % besteuert.

Ein weiterer steuerlicher Vorteil in Andorra ist, dass keine Steuern auf Erbschaft oder Schenkungen erhoben werden.

Die andorranische Besteuerung kommt auch Unternehmen zugute, denn der Körperschaftsteuersatz liegt bei 10 Prozent. Unter bestimmten Umständen kann dies auch auf 2% reduziert werden.

Damit ist Andorra sowohl für große Konzerne, mittelständische Unternehmen und Freiberufler ein attraktiver Standort.

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Andorra - niedrige Steuern, Skifahren und in 2 Stunden am Meer
Dubai - sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht
Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben
Passives Einkommen mit Immobilien aufbauen - So geht’s
Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Die überdachende Besteuerung bei Umzug von Deutschland in die Schweiz
Auswandern nach Uruguay - die „Schweiz Südamerikas“
Wohnung mieten in der Schweiz als Deutscher
Der Ruhestand in der Schweiz: Ein Paradies für deutsche Rentner
Remote Arbeiten: Die 18 besten ortsunabhängigen Jobs
Welcher Staat weltweit funktioniert am besten?
Auswandern nach Rumänien: Alles was du wissen musst
Was ist ein Perpetual Traveler?
Gründe zum Auswandern: Wichtige Faktoren für den Neuanfang im Ausland
Nach Südamerika Auswandern: 7 Erfolgstipps
Vorteile von Homeschooling für Auswanderer
Portugal schafft NHR-Status 2024 ab

Timestamps

00:00:22  -  Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Patrick Müller

00:03:14  -  Andorra-Geografie, Lage

00:06:52  -  Andorra-Wie lange braucht man ans Meer?

00:07:31  -  Welche Sprache spricht man in Andorra?

00:08:03  -  Was bedeutet es, Andorraner zu sein?

00:11:22  -  Andorra - Wirtschaft, Banken

00:13:51  -  Andorra ein Land für Telearbeit, Freelancer?

00:16:42  -  Wie kann man Einwohner/ Unternehmer in Andorra werden?

00:21:35  -  Passiver Resident in Andorra

00:22:28  -  Steuern auf Dividenden in Andorra

00:23:30  -  Residenz erhalten über eine Firmengründung - Die Firma muss in Andorra aktiv sein

00:28:36  -  Digital Assets und Krypto - Wie wird das in Andorra momentan besteuert?

00:34:53  -  Wie gestaltet sich der Gründungsprozess? Eher schwierig, oder einfach?

00:37:59  -  In Andorra Residenz erhalten - Wie lange dauert das und was kostet das?

00:42:25  -  Mindestlohn, Kosten für die Firmengründung

00:45:17  -  Aktive oder passive Residenz in Andorra - Gibt es Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Ländern?

00:53:14  -  Steuern in Andorra

00:59:34  -  Gibt es Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Andorra und anderen Ländern?

01:01:09  -  Was fallen sonst noch für Kosten an? - Mietpreise, Immobilien, Lebensmittel, Kaffee, Tabak, Alkohol

01:06:37  -  Leben in Andorra: Lebensqualität, Schulsystem - Ist es für Familien geeignet?

01:11:17  -  Wie sieht die Entwicklung aus: Behält Andorra seinen Sonderstatus als kleines Land mit vielen steuerlichen Vorteilen?

01:19:57  -  Max Frisch´s Buch „Andorra”- Gibt es einen Zusammenhang mit dem Land?

01:23:34  -  Wie wird man in Andorra als “Ausländer” behandelt? Wieviele Deutsche leben in Andorra?

01:25:10  -  Das Essen in Andorra

01:27:07  -  Kontaktdaten Patrick Müller

Kontaktdaten und Links:

Patrick Müller

Homepage: www.andorra-solutions.com/de/staff/patrick-mueller/   

E-Mail:        pmueller@andorra-solutions.com

Telefon:       +376 866 770


Sebastian Sauerborn

Homepage: www.wohnsitzausland.com

                     www.auslandsunternehmen.com

E-Mail:        hello@stmcorporate.group

Telefon:       +44 20 3151 0582

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP30: Andorra - niedrige Steuern, Skifahren und in 2 Stunden am Meer

Zu Gast: Patrick Müller

Perspektive Ausland – Der Podcast für Unternehmer und Freiberufler dies ins Ausland ziehen, egal ob Steuerplanung, Auslands, Firmengründungen oder Lifestyle Fragen hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn. Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:22 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Patrick Müller

Daniel: Heute sprechen wir ja über den größten der sogenannten Zwerg Staaten. Es gibt einige Besonderheiten, was an was Andorra betrifft, obwohl es ein Fürstentum ist, gibt es ja zum Beispiel 2 ausländische Würdenträger, die das gemeinsame Staatsoberhaupt dann darstellen. Es hat die höchstgelegene Hauptstadt auf europäischen Boden, wenn man so will. Ich hab auch gelesen den höchstgelegenen Golfplatz, also für die Golf Spieler. Manche suchen ja das höchstgelegene Ski Resort. Aber wer mal ganz weit oben Golf spielen will, den soll man auch finden in Andorra. Aber wir wollen heute ja noch über ganz andere Dinge sprechen. Wir wollen auch die über die Bedingungen heute sprechen, die man vorfindet, wenn man seinen Wohnsitz dahin verlegen will, oder ein Unternehmen vielleicht gründen will. Wie sieht das Ganze steuerlich aus und darüber haben wir heute einen Experten eingeladen auf dem Gebiet, Patrick Müller. Stellen sie sich doch bitte selbst zuerst unseren Zuhörern und Zuschauern einmal vor.

Patrick: Gut, einen schönen Guten Morgen. Mein Name ist Patrick Müller. Ich bin seit dem Jahr 2013 in Andorra. Und bin aktuell Partner einer Steuerkanzlei und bin spezialisiert auf internationales Steuerrecht und Unternehmensstrategie. Ich bin so knapp 10 Jahren mittlerweile in Andorra und bin damals aus verschiedenen Gründen, hatte selbst ein Unternehmen gehabt, mit Standbein in verschiedenen Ländern. Und bin aus diesem Grund, da ich relativ schon vor 10 Jahren Remote aus dem Home Office arbeiten konnte, bin ich dann aufgrund Liebe zum Wintersport und natürlich den interessanten Steuern dann 2013 nach Andorra gezogen. Hab dort, abgesehen von meinen eigenen Tätigkeiten ein gewisses Potential erkannt. Es gab dann auch eine Gesetzesänderung im Jahr 2012 konkret und ab diesem Zeitpunkt hatte sich Andorra den Ausgangs-Investition zu hundert Prozent Beteiligung jetzt geöffnet. Das heißt Unternehmen von nicht Residenten bis zu diesem Zeitpunkt waren begrenzt auf 51% ausländisches Kapital. Und mit diesem Gesetz ging überhaupt erst sag ich mal diese Nachfrage aus dem Ausland los und hab in dem Moment diese Möglichkeit erkannt. Ich hab dann mit deiner Steuerkanzlei zu diesem Zeitpunkt kollaboriert und bin jetzt Partner mit meiner eigenen Kanzlei, seit ungefähr 2 Jahren.

03:14 - Andorra- Geografie, Lage

Daniel: Ok, klasse, vielen Dank. Also wir freuen uns, dass Sie heute hier sind. Und dann haben wir natürlich eine ganze Menge Punkte oder Fragen, die wir mit Ihnen jetzt besprechen können. Vielleicht fangen wir mal so an. Also wie können sich unsere Zuschauer und Zuhörer denn Andorra vorstellen, wenn sie noch nicht dort gewesen sind? Kann man das mit Liechtenstein vergleichen? Lichtenstein zum Beispiel hat ungefähr 38000 Einwohner. Die Größe kennt man auch so ungefähr. Der ein oder andere ist ja dann doch eher schon mal in Liechtenstein vorbeigefahren, wenn er in Deutschland oder Österreich oder vor allem natürlich der Schweiz wohnt. Zumindest mal zum Skifahren vielleicht dahin gefahren ist. Aber jetzt Andorra, wer da noch nicht vorbeigefahren ist, wie kann man sich das vorstellen?

Patrick: Ich sag immer aus deutscher Sicht, das macht vielleicht weniger Sinn für die Spanier, die Franzosen. Aber ich denke, aus deutscher Sicht kann man Andorra als die Schweiz des Südens bezeichnen. Warum? Wir haben Berge. Es ist ein Land, das scheint zumindestens organisiert. Es ist sauber. Man ist überrascht, wenn man aus Südfrankreich oder aus Spanien kommt. Dieser drastische Wandel bezüglich Infrastruktur, die Straßen, Sauberkeit. Ja, man merkt das eben alles gut organisiert ist. Es ist von den Leuten her, sag ich mal hat man eine gewisse Freundlichkeit, die man antrifft. Es ist auch mediterran, also es ist Süden. Wir sind wirklich eher angelehnt an die spanische Kultur, katalanische Kultur als zum Beispiel an die Franzosen. Und das merkt man in der Küche, man kann sehr gut essen. Aber ist hat auch gewisse Nachteile, vielleicht in dem Sinne für uns Deutschstämmige oder für uns aus dem Einkauf Sachsen Bereich, die natürlich eine gewisse Bürokratie vor Ort dann finden und dementsprechend damit kämpfen müssen. Das heißt dann, es ist schön, ein Umfeld zu haben mit einer mediterranen Kultur, mit Bergen. Allerdings haben wir auch gewisse Nachteile in dem Sinne und für diese Nachteile muss man etwas Geduld mitbringen. Jeder, der schon mal in Spanien ein Projekt hatte, der kennt das. Es kann längere Zeit dauern. Die Behörden sind bürokratisch und dementsprechend muss man da etwas Geduld mitbringen. Geografisch, glaub ich kennen wahrscheinlich die Zuhörer den Namen. Andorra liegt zwischen Frankreich und Spanien, ungefähr zweieinhalb Stunden weg von Barcelona. Man kommt am besten hin mit dem Auto. Man fliegt nach Barcelona oder nach Toulouse und ist dann in 2 Stunden an der Grenze und es ist relativ angenehm die Fahrt. Das heißt, es ist nicht so abgelegen, wie man denken möchte. Andorra selbst hat keinen Flughafen. Das heißt, sie müssen entweder nach Barcelona, wie ich gesagt habe oder es gibt doch mittlerweile eine kleine Flugverbindung nach La Seu d'Urgell. Das ist ein kleiner Ort direkt vor der an andorranischen Grenze. Der hat mittlerweile Verbindungen mit Madrid. Und es werden Verbindungen kommen mit Palma de Mallorca. Sehr interessant auch für viele Deutsche und Paris. Das heißt, die Anbindung verbessert sich und dementsprechend erwarten wir auch einen gewissen Zuwachs, aufgrund der verbesserten Logistik.

06:52 - Andorra- Wie lange braucht man ans Meer?

Daniel: Jetzt stellen wir uns mal vor, es wäre jetzt Sommer und sie würden sich jetzt ins Auto setzen und sagen ich fahr mal an den Strand. Wie lange sind sie unterwegs?

Patrick: An den Strand brauchen Sie ungefähr, ich sag mal, wenn man nach Barcelona fahren oder südlich von Barcelona, die Costa Brava, die ist wahrscheinlich besser bekannt bei den Zuhörern, müssen Sie so ungefähr zweieinhalb Stunden rechnen. Es ist gut möglich, dass man in Andorra im Frühjahr wegfährt. Man sieht noch, das Weiß auf den Bergen, Schnee und innerhalb von zweieinhalb Stunden sind Sie am Strand und haben dann 23-24 Grad im Frühjahr.

07:31 - Welche Sprache spricht man in Andorra?

Sebastian: Und die Sprache, Herr Müller, die gesprochen wird, ist also Katalanisch, ist die Amtssprache?

Patrick: Katalanisch ist die Amtssprache. Allerdings sind wir so gemischt, dass sag ich mal zwischen Portugiesen, Spaniern, Andorraner und verschiedenen Ausländern, meistens Spanisch genutzt wird. Das heißt die Behörden, alle Formulare sind auf Katalanisch, das ist ganz klar, Schilder etc. Allerdings wird mehr Spanisch gesprochen als Katalanisch.

08:03 - Was bedeutet es Andorraner zu sein?

Sebastian: Interessant. Und jetzt ist ja doch bei diesen kleinen Ländern oft so und wir haben jetzt schon auch mit mehreren, sag ich jetzt mal Experten zu kleineren Ländern gesprochen. Ich sag mal nachgeholt oder Malta oder sowas aber auch andere. Ich denke mal Länder mit kleiner Bevölkerung. Wir kennen das auch aus der Schweiz, die haben ja doch ein sehr großes Selbstbewusstsein. Die setzen sich vehement für ihre Unabhängigkeit ein und haben eine sehr ausgeprägte eigene Identität. Was einem, wenn man es im großen Land wie Deutschland oder USA kommt, dann vielleicht oft auch verwundert oder man es sogar mit einer gewissen Arroganz vielleicht belächelt. Ist das in Andorra das gleiche? Ist da eine sehr starke Identität, was es bedeutet Andorranisch zu sein? Wie sehen Sie es?

Patrick: Sie müssen sich vorstellen, dass wir ja 79000 Einwohner haben, von denen sind 38000 Andorranisch. Davon würde ich sagen, ist gut mittlerweile ein Drittel zugewandert über die letzten Jahrzehnte und in Andorra geboren. Das heißt, das sind meistens dann eventuell Kinder von einem portugiesischen Ehepaar von einem spanischen Ehepaar, die dann den Andorranischen Pass bekommen, aufgrund der Geburt in Andorra. Das heißt, ur-stämmige Andorraner , gibt es vielleicht weniger als 30000.

Sebastian: Verrückt, wahnsinnig.

Patrick: Das heißt natürlich, dass dieses, sag ich mal Selbstbewusstsein oder was heißt es Andorraner zu sein. Das finden Sie vielleicht nur bei einem kleinen Teil der Bevölkerung, in dem Sinne. Wir sind sehr, also die andorranische Kultur ist sehr an der katalanischen Kultur angelehnt. Ich sage jetzt nicht absichtlich Katalanisch wegen Spanien und dem Unabhängigkeitsgefühl das die Katalanen haben und weiterhin haben. Aber es ist wirklich so, dass aufgrund der geografischen Lage, ist die Anlehnung an Katalonien ist ist viel, viel größer, wie ich eben schon gesagt hab, als an Frankreich. Und diese Identität ist ähnlich. Andorra ist ja ein unabhängiges Land. Das heißt, wir haben nicht dieses politische Problem, dass die Katalanen haben. Aber ganz klar von der Kultur ist es sehr sehr ähnlich. Aber wie gesagt, wir haben diese Subkulturen, Spanier, Portugiesen, insbesondere. Also man wird überrascht sein, wieviel Portugiesisch man auf der Straße hört. Insbesondere sag ich mal die Arbeiter in den Shops im Tourismus, haben sie sehr viel Portugiesen. Und die haben so ihre kleine Community innerhalb Andorras. Und das heißt man hat nicht so diesen Druck aus politischen Gründen wie in Katalonien, das die Sprache etwas, vielleicht manchmal gepuscht wird wegen dem Unabhängigkeitsgefühl. Das ist eben in Andorra nicht der Fall. Das heißt, es ist ein angenehmes Zusammenleben zwischen verschiedenen Kulturen. Die sind zwar alle mediterran, also die Spanier, das sind die Katalanen ist die ur-stämmigen Andorraner und Portugiesen. Aber wie gesagt, es gibt keine ausgeprägte Identität, oder das wird nicht gepusht, und das ist sehr angenehm, denk ich mal.

Sebastian: Interessant.

11:22 - Andorra- Wirtschaft, Banken

Daniel: Wenn jetzt ich zum Beispiel, bleiben wir mal beim Fürstentum Liechtenstein, wenn ich da durch die Straßen fahre, da sehe ich, was eigentlich wirtschaftlich dort dominiert. Das ist das Bankwesen, was man dort hat. Oder da sehe ich Unternehmen wie Hilti, oder auch Unternehmen der Pharmabranche… Was würde ich in Andorra sehen? Also was dominiert dort die Wirtschaft? Was ist da die Einnahmequelle? Also zum Beispiel, wenn man so Lichtenstein sieht, die haben das Bankwesen und die haben ein Skigebiet, so zum Beispiel. Das ist das, was dort läuft. Was läuft in Andorra?

Patrick: Andorra ist weiterhin gut über 60% vom Tourismus abhängig und das sieht man sofort. Das heißt, sie fahren in Andorra rein: Wir haben das größte Skigebiet in Südeuropa. Und das heißt, wir haben über 210 Kilometer Pisten das ist Grandvalira. Dann gibt es Vall Nord. Das sind 2 große Skigebiete und der Tourismus ist allgegenwärtig. Das heißt viele kommen übers Wochenende, auch Ausflügler im Sommer insbesondere. Dann haben wir dieses Duty Free Shopping. Das wird immer weniger, aufgrund wir haben vor 10 Jahren war der Unterschied immer noch bei weit über 50%, für Tabak, für Benzin. Das passt sich immer mehr an, das wird immer mehr harmonisiert mit der EU. Allerdings haben wir weiterhin viele Ausflügler und ich sag der Tourismus dominiert ganz klar. Ansonsten das Bankwesen ist am schrumpfen. Es ist ganz klar, dass bis vor der Finanzkrise war das Bankensystem aufgrund vom Bankgeheimnis und natürlich aufgrund von Bewegungen von Geldern et cetera, Depots, Auslandskonten. Da war das Bankwesen natürlich weiterhin, würde ich sagen, bei weit über 30/35% Inlandsprodukt prozentual. Aber mittlerweile durch die Konsolidierung, durch die Weißgeldstrategie, durch die Vorgaben der OECD, sind wir mittlerweile an dem Punkt, dass die Banken immer kleiner werden und es kommt auch zu Merger. Das heißt, wir hatten bis letztes Jahr 5 Banken in Andorra und diese werden dieses Jahr Merger zu Treiber. Das heißt, wir werden am Ende von 2022 wird es nur noch drei Banken in Andorra geben.

13:51 - Andorra- ein Land für Telearbeit, Freelancer?

Daniel: Jetzt hat der, ich glaube, der Finanzminister, heißt der Herr Jover, glaube ich, wenn ich es richtig ausspreche, von Andorra, der hat ja jetzt in Bezug auf die Pandemie und die immensen Einnahmeausfälle durch den Tourismus, gesagt, das war nachzulesen, gesagt: Andorra wäre doch auch ein tolles Land für Telearbeit, Home Office aus der Ferne. Das heißt, man müsse anstelle auf Tourismus zu setzen, versuchen mehr Leute ins Land zu bringen, die dann dort wohnen und am Computer arbeiten. Ist das so? Also ist das sowas, wollen wir das bestätigen?

Patrick: Das ist wirklich so, aber wie gesagt die Hauptträger der Andorranischen Wirtschaft letztendlich sind immer noch der Tourismus und waren der Handel. Ich sag mal Tabak, Alkohol, alles, was steuerfrei, Duty Free war. Und das hat Ausflügler getrieben, wiederum verbunden mit dem Tourismus und das Bankenwesen und eben diese 3 sind momentan bedroht. Ich würde sagen, insbesondere der Tourismus. Wir sind natürlich abhängig vom Schnee, hauptsächlich der Wintertourismus. Wir gehen davon aus, wie auch in den Alpen, dass es innerhalb der nächsten 10 Jahre schlagartig weniger Schneefall geben wird oder die Temperaturen werden wärmer, wie wir das alle wissen. Dementsprechend versucht sich die andorranische Regierung anders zu positionieren, und eben Andorra besser zu verkaufen an alle die, die ja eben diese Möglichkeit haben, aber aufgrund von Home Office, wie Sie sagen, Remote Working den Wohnsitz zu verlagern. Und das haben die gewaltig, seit der Pandemie. Seit ungefähr Mitte 2020 sehen wir diese Entwicklung, dass wirklich zu bewerben, teilweise hat sich das Volumen von Residenten fast verdoppelt, verdreifacht seit diesem Zeitpunkt. Und die Pandemie ist ein Ausschlaggeber. Und die andorranische Regierung versucht sich noch besser zu positionieren für diese Arten von Residenten. Man versucht eventuell interessantere Residenz Möglichkeiten zu geben. Man versucht zum Beispiel, gewisse digitale Assets besser abzuwickeln, zu besteuern. Das Thema Krypto liegt dem Parlament vor. Es kommt eventuell ein neues Gesetz für Digital Access. Das heißt, es gibt zahlreiche Initiativen, um diesen Wandel auszunutzen, um neue Residenzen nach Andorra zu ziehen und dementsprechend eine andere Einnahmequelle, insbesondere durch Steuern natürlich dann für das Land zu erzeugen.

16:42 - Wie kann man Einwohner/ Unternehmer in Andorra werden?

Daniel: Andorra ist also ein wunderschönes, kleines Land zwischen Frankreich und Spanien, das durchaus ein gutes Ziel zum Auswandern sein kann. Auch Spanien und Portugal haben ja Programme für wohlhabende Ausländer und gewähren Steuervorteile und Vergünstigungen, um wohlhabende Menschen anzulocken. Da gibt es das Beckham Law in Spanien und den NHR-Status in Portugal, über die wir ja bereits einen Podcast gemacht haben. Den Link hierzu finden Sie in der Videobeschreibung. Heute wollen wir uns mal über Andorra unterhalten und sehen, für wen sich Andorra lohnt und wie man Einwohner oder Unternehmer in diesem Land werden kann.

Patrick: Andorra positioniert sich ganz klar in der gleichen Linie, eben zum Beispiel Portugal kennt er gut. Portugal ist eine gewisse Konkurrenz für Andorra. Dass dieser Non-Habitual Resident Status den Andorra, nein Entschuldigung, den Portugal anbietet. Seit ich glaub 2009 besteht diese Art von Residenz Typ. Und Andorra seit 2012 bietet 2 verschiedene Typen an. Das ist die aktive Residenz durch Firmengründungen und dann die passive Residenz für Vermögende, die mindestens 350000€ in Andorra investieren. Und diese Residenzen, insbesondere die erste aktive Residenz, trägt gut ungefähr zu 60/70% der neuen Residenten bei. Diese insbesondere durch diese Firmen Gründung Option ohne größere Investition, ist sehr beliebt und dadurch haben wir einen gewissen Zufluss gehabt, wie gesagt, insbesondere durch die Pandemie und es werden sehr viele Firmen gegründet. Wir haben letztes Jahr einen Zuwachs gehabt von über 10% an neu gegründeten Firmen netto. Und dadurch die Firmengründung anläuft, einen über die eine Beteiligung von mindestens 25% in dieser Firma, dann den Antrag auf eine aktive Residenz. Das ist derzeit, sag ich mal, das was am meisten Zufluss nach Andorra treibt, weil es gibt keine Möglichkeit, sich als Freelancer niederzulassen. Das ist ein kleines Handicap, dass im Zuge dieser neuen Gesetzesänderung für Digital Assets und für junge Entrepreneur aus dem Tax Sektor, wird es wahrscheinlich eine eine alternativen Residenz geben, die sich auf diese Freelancer fokussiert. Weil derzeit können sie als Berufstätiger nur über eine Firmengründung nach Andorra. Es gibt gewisse Ausnahmen, wie zum Beispiel Ärzte, Architekten, Regulierte Berufe sag ich mal. Und diese, die müssen keine Firma gründen, aber alles andere, was sich in Andorra niederlassen will als Berufstätiger, muss eben über die Firmengründung die Residenz beantragen.

Sebastian: Bevor wir jetzt mal gleich hier zu den konkreten Steuersätzen kommen, möchte ich jetzt noch mal kurz unsere Zuhörer und Zuschauer nochmal auch darauf hinweisen. Dass, das natürlich ein sehr wichtiger Punkt ist mit der Firmengründung. Wir haben ja eben gesprochen über Spanien und Portugal. Was ich sage, trifft aber auch zu für alle anderen Länder, die im Grunde genommen Stati haben, wo man bestimmte Einkünfte steuerfrei vereinnahmen kann, also auch alle London Länder: UK, Irland, Zypern, Malta. Es ist so, dass die Voraussetzungen in diesen Ländern ist, dass die Einkünfte, die man hat, mehr oder weniger passive Einkünfte sind. Das heißt, ich darf zum Beispiel nicht nach Spanien ziehen oder nach Portugal ziehen, wenn ich Trader bin. Ob ich jetzt mit Aktien, ETF oder Krypto handle und dann dort jeden Tag letztlich mal Abruf Trading mache vor Ort, dann kann ich letztlich diese "exempt Staaten" wie Beckham Law und NHR nicht nutzen. Denn ich wäre dann dort gewerblich tätig und müsste in dem Fall die Einkünfte dort komplett versteuern mit der lokalen Einkommensteuer. Daher, wenn wir jetzt eine Struktur haben wie in Andorra, das Gleiche ist natürlich auch in Malta und Zypern in gewisser Weise möglich, wo ich eine Gesellschaft gründe, die dann günstig besteuert ist. Zu den Steuersätzen kommen wir sicherlich gleich. Dann kann ich eben dort vor Ort, dann in Andorra als Trader zum Beispiel mich tatsächlich aufhalten, tatsächlich Traden und habe nicht dieses Problem, dass sie Einkünfte passiv sein müssen. Das können im Grunde ja gewerbliche Einkünfte sein. Deswegen ist es ein sehr wichtiger Punkt.

21:35 - Passiver Resident in Andorra

Patrick: Also man kann es schon so strukturieren. Sie können natürlich als passiver Resident, ohne Firmengründung nach Andorra ziehen. Sie tätigen diese Investition von 350000€. Ungefähr 90% unserer Kunden kaufen eine Immobilie, die können Sie ja natürlich dann auch selbst nutzen. Und die passiven Einkünfte werden in Andorra versteuert und sie genießen gewisse Vorteile. Insbesondere zum Beispiel: Wir haben bei Aktien / Börsen Geschäften haben wir eine Freistellung. Das heißt, wenn sie weniger als 25% des Kapitals des jeweiligen Wertes halten, das ist an der Börse normalerweise immer gegeben, sind sie steuerbefreit auf diese Veräußerungsgewinne von den Aktien.

22:28 - Steuern auf Dividenden in Andorra

Sebastian: Und Dividenden?

Patrick: Dividenden sind besteuert für physische Personen. Das heißt, da liegen sie bei 10%. Allerdings gibt es hier eine Gestaltungsmöglichkeit, eventuell bei einer Holding Gesellschaft in Andorra. Die Holding Gesellschaft wäre befreit von diesen 10%. Die physische Person hinter der Holding Gesellschaft ist befreit von den Dividenden, die sie von der Andorranischen Holding erhält. Das heißt, es gibt keine Gestaltungsmöglichkeit. Wenn die Dividenden allerdings direkt aus dem Ausland an die physische Person kommen, dann sind wir bei 10%. Dadurch, dass eine gewisse Quellenbesteuerung normalerweise insbesondere bei den Ländern ohne DBA bereits im Ursprungsland besteht, wird diese natürlich anerkannt und es kommt dann meistens nicht zu diesen 10%, solange die Quellenbesteuerung bei 10 % oder darüber im Ausland bereits besteht.

23:30 - Residenz erhalten über eine Firmengründung - Die Firma muss in Andorra aktiv sein

Sebastian: Ja, aber ich denke die Option also, was sie gerade eben genannt haben mit der Firmengründung, wo ich jetzt nicht hier natürlich investieren muss. Also ich muss sagen unsere Mandanten, die meisten Mandaten die wir haben, sind eher so die die Unternehmer-Typen, sag ich jetzt mal. Ich würde sagen die meisten von denen würden es bevorzugen, eine Firma zu gründen, als dort eine Immobilie zu kaufen. Weil ja die Immobilie einen ja schon bindet und man möchte ja vielleicht sagen ich möchte das mal machen für 5 Jahre oder 10 Jahre oder so und ich möglicherweise möchte ich keine Immobilie kaufen oder hätten gar nicht das Kapital dazu. Also ich denke die Firmengründung, was sie davor besprochen haben, ist sicherlich für viele Mandanten die interessantere Option.

Patrick: Genau, man kann natürlich die Firmengründung als, sag ich mal, als Eintrittstor nutzen, um dann natürlich seine passiven Einkünfte auch andauernd zu versteuern. Es geht hier darum, die Residenz Karte zu erhalten über eine Firmengründung. Voraussetzung für die Firmengründung und für die Unterhaltung dieser Residenz ist natürlich, dass die Firma aktiv ist. Was heißt aktiv? Das heißt, die Firma muss einen Zweck haben, der entweder zum Handel oder zu Dienstleistung dient. Das heißt, wir können keine Holdinggesellschaft gründen, die dann eine aktive Residenz gewährleistet. Es muss eine Handelsgesellschaft sein.

Sebastian: Ja, aber wenn ich jetzt zum Beispiel, also man angenommen ich wäre Trader oder würde jetzt mit ETF Aktien und oder sowas traden und ich würde sagen ok, ich lass mich in den Andorra nieder und die Firma macht dann oder ist diejenige, die diese Trading Geschäfte tätigt, dann wären ja die Bedingungen erfüllt, oder?

Patrick: Nein, das ist eben der kleine Unterschied. Wenn das mit ihrem Eigenkapital geschieht oder mit dem Eigenkapital der Firma, dann ist es eben keine wirtschaftliche Aktivität als solches. Andorra würde das nicht anerkennen. Sie können natürlich eine Firma gründen, die ihre Aktien hält oder sich selbst. Die hat nie Aktien. Meistens ist es so, weil wir halt eben diese Steuerbefreiung auf die Veräußerungsgewinne nur bei physischen Personen haben, das es dann interessanter ist die Aktien auf ihrem eigenen Namen zu behalten, von der Steuerbefreiung bei den Veräußerungsgewinnen zu profitieren und die Firma hat eine Aktivität, das können Beratungs-Dienstleistungen sein, das kann Handel sein, dass kann ein E-Commerce sein. Viele Kunden sind tatsächlich in dieser Situation, dass die passiven Einkünfte deutlich im Schwergewicht liegen und das hat eben oftmals eine wirtschaftlicher Aktivität, ja geringfügig, aber sie besteht und diese Tür zu Firmengründungen dann öffnet und sie müssen ein Minimum, würde ich sagen von total 60/70 Tausend €. Das will die Einwanderungsbehörde sehen, weil aufgrund des Mindestlohns in Andorra erwartet die Einwanderungsbehörde ungefähr das Volumen vom 2/ 2,5 dem Mindestlohn in Andorra, als Lebensunterhalt Standard Basis und das erklärt dieses Volumen von ungefähr 60000€. Damit die Firma nicht in den Augenschein der Einwanderungsbehörde fällt und gesagt wird, hier besteht eine Scheinfirma, die existiert nur, um die Residenz zu holen, das heißt, ein Mindestvolumen sollte vorhanden sein.

Sebastian: Sagen wir, wir würden die Firma gründen, die Firma würde möglicherweise eine geringe Beratungstätigkeit ausführen, oder auch nicht, oder eine größere Beratungstätigkeit oder irgendeine andere Tätigkeit. Wenn ich jetzt zum Beispiel hier einen mein eigenes Vermögen verwaltet, dann würde ich das dann wahrscheinlich persönlich machen um die Firma würde meine Beratungstätigkeiten abwickeln.

Patrick: Ganz genau, es gibt tatsächlich viele Fälle. Wir haben natürlich aufgrund von Krypto diese Situation oft. Man sollte natürlich nicht allzu viel improvisieren, sondern eine reale Tätigkeit sein. Es soll da auch idealerweise natürlich an Dritte fakturiert werden. Sie können natürlich auch aus Verrechnungspreis Gesichtspunkten. ist es nicht ideal. Aber sie können natürlich auch eigene Unternehmen fakturieren, wenn sie ins Ausland, wenn sie nach Andorra ziehen und benötigen, eine gewisse Aktivität dann gibt es diese Möglichkeiten. Das haben wir oft habe oft. Allerdings soll, wenn man hier diese Gesichtspunkte betrachten, Verrechnungspreise und das ist halt eben eine reale Aktivität ist. Das wird jetzt selten überprüft, allerdings ist schon möglich, dass die Einwanderungsbehörde sagt OK wir schauen wir uns die Bilanz an und Gewinn- Verlustrechnung von diesem Unternehmen, und da wird vielleicht nur 20000€ im Jahr fakturiert, das ist etwas niedrig, dazu hat die Person Schulden, bezahlt die Sozialversicherungsgebühr nicht monatlich und vielleicht erneuern wir dann diese Residenz nicht mehr. Das kann passieren, also man sollte nicht zu sehr ans Limit kommen. Das ist ganz klar.

28:36 - Digital Assets und Krypto - Wie wird das in Andorra momentan besteuert?

Sebastian: Das macht ja natürlich absolut Sinn, ist ja ganz klar. Jetzt hatten sie ja gerade eben schon gesagt es gibt dort möglicherweise Gesetzesinitiativen zum Thema Digital Assets und Krypto. Wie wird das in Andorra momentan besteuert? Also mal angenommen, ich lebe jetzt momentan in Andorra und ich habe also Krypto Assets und habe dort auch gewisse Erträge dann aus diesen Veräußerungen. In vielen Ländern ist es ja heutzutage so, dass die Rechtslage möglicherweise ungeklärt ist. Wiederum bekennen ja, Portugal hat sich ja jetzt zum Krypto Paradies letztlich in den letzten Jahren hier entwickelt, weil dort aufgrund der unklaren Rechtslage und Honorar Abgangssteuern auf Krypto-Erträge fällig werden. Wie ist es in Andorra?

Patrick: In Andorra ist es wichtig, dass wir auch hier in einer Situation sind, wo die Gesetzeslage noch relativ offen ist. Das heißt, wir sind eben bei einem neuen Gesetz, das liegt im Parlament. Ich denke, das wird bis Anfang nächsten Jahres, wird das abgesegnet werden und dann werden wir konkrete Punkte haben, insbesondere zu verschiedenen Mechanismen wie man Krypto reinvertiert, Staking, etc. Allerdings aktuell ganz einfach ist es so, dass wenn sie eine Kryptowährung verkaufen und dann Gewinn Verluste werden gegengerechnet und lediglich fallen 10% Besteuerung auf den Netto Veräußerungsgewinn an. Selbst wenn diese Kryptowährung in eine andere Kryptowährung getauscht wird. Also das geht nicht nur Krypto und Fiat, sondern auch zwischen verschiedenen Kryptos. Dieser Veräußerungsgewinn wird berechnet und es fallen 10% auf den Gewinn ab.

Sebastian: Also 10% könnte man sagen ist natürlich für viele ein akzeptabler Wert, ein akzeptabler Betrag, ist ja klar. Vor allen Dingen, wenn man jetzt die Situation in anderen Ländern anschaut. Vor allen Dingen wenn wir zum Beispiel, mal angenommen, man würde es in Zypern machen und man hätte in Zypern jetzt ist ja auch die, die die Lage unklar. Zypern wird ja oft empfohlen, zum Beispiel, dass man dann hier eine Gesellschaft gründet, Dividenden sind steuerfrei und so weiter und sofort und dann trotzdem 12,5% bezahlen. Das heißt, hier sagen Sie jetzt in in Andorra momentan 10%, also das wäre ein Betrag, der für viele akzeptabel wäre.

Patrick: Genau, ich denke, es ist besser wenig zu bezahlen als gar nicht zu bezahlen, das ist ganz klar. Es ist natürlich auch schwierig, sage ich ganz ehrlich, für die andorranischen Behörden da überhaupt mit zu kommen. Aber letztendlich denke ich sollte man ehrlich sein. Man muss natürlich das Welteinkommen in Andorra versteuern. Und es gibt natürlich aufgrund der Bankbewegungen gibt es ganz klare Indizien. Wenn ich natürlich zwischen einem Exchange und meinem andorranischen Bankkonto Bewegungen machen, das ist ganz klar, worauf es hinausläuft und dementsprechend wird das ordentlich deklariert. Und ich denke, hier wird es aufgrund dieser Staking Situation und verschiedenen Mechanismen, ohne jetzt in Details zu gehen, wird es wahrscheinlich noch Verbesserungs-Initiativen geben, aufgrund dieser neuen Gesetzeslage. Es ist offen, wie das genau aussehen wird, aber ich denke, da von 2023 wissen wir dann mehr. Auf jeden Fall würde es noch etwas interessanter.

Sebastian: Also eher noch interessanter. Also, das heißt nochmal kurz zusammengefasst. Das heißt, wenn ich jetzt also wir selbst mehr oder weniger hauptberuflich als Krypto Trader unterwegs wäre, dann könnte ich sagen, ich lebe in Andorra, ich gründe eine Firma. Die Firma macht Beratungsdienstleistungen. Krypto Trading mache ich privat, zahle 10% und die Gesellschaft bezahlt eben Körperschaftsteuer. Da kommen wir sicherlich gleich noch drauf und wie das ist. Auf die Einkünfte aus meiner Beratungstätigkeit und dann hätte ich im Grunde einen rechtssicheren Status mit einem günstigen Steuersatz, um diese Aktivitäten hier zu vereinnahmen und die Gewinne aus diesen Aktivitäten zu vereinnahmen.

Patrick: Genau. Man muss natürlich wieder im Compliance mitspielen, das möchte ich auch in dem Zuge erwähnen. Andorra hat sehr strenge Compliance Vorgaben. Dementsprechend muss man sich darauf vorbereiten, auf maximale Transparenz. Diese Bewegung, wenn man eventuelle Krypto schon seit Jahren betreibt und da gab es x Bewegungen, ist es wichtig, dass man Nachweise mitbringt, weil wenn es zu einem Cash out kommen sollte, über ein andorranisches Konto. Dann sind wir natürlich in der Situation, wenn es ab gewisse Beträge wird es natürlich dann zu Compliance Anfragen kommen. Und zu dem Zeitpunkt muss man diese Transparenz mitbringen und eventuell dokumentieren x Jahre, wie hat sich das entwickelt? Darauf sollte man vorbereitet sein und da ist Andorra sehr, sehr strikt, und das wird auch so bleiben. Wir haben wie gesagt 3 Banken. Und es gibt eine gewisse Risiko Vermeidungsstrategie, Risk avoidance. Und es kann gut sein, dass wenn der Grund der Kunde im Vorfeld sich präsentiert, als hauptsächlich Krypto Trading, anstatt Geschäftsmann, ist es gut möglich, dass die Bank sagt, das möchten wir uns gerne anschauen und machen eventuell Pre-Compliance, dass wir eventuell sogar Schwierigkeiten haben, das Geschäftskonto zu eröffnen. Das heißt, man muss eine gewisse Transparenz von Anfang an mitbringen, sonst gibt es eventuell später böse Überraschungen. Die Alternative wäre, dass man eben Konten betreibt in anderen Ländern, Estland etc., Deutschland, die sag ich mal aufgrund des großen Bankensystems natürlich mehr Spielraum haben, auch teilweise als Krypto friendly betrachtet werden. Das wäre die Alternative, dass man sagt OK, ich bringe meine Kryptos nicht nach Andorra, sondern habe ein Nicht-Residenten Konto in Estland und mach meine Crash outs dort. Dann können sie natürlich Überweisung tätigen nach Andorra, im gewissen Rahmen, das ist vollkommen legitim und der Compliance Aufwand wäre etwas reduzierter. Dann möchte ich darauf hinweisen, das ist ein wichtiger Punkt.

34:53 - Wie gestaltet sich der Gründungsprozess? Eher schwierig, oder einfach?

Sebastian: Ja, also wir kennen das aus anderen Ländern. Ich sag mal zum Beispiel Malta. Man denkt ja oft so als Laie, dass man sagt: Na ja, also, ich sag jetzt mal Andorra eine Steueroase, da sind sie ja ganz scharf drauf. Da kann ich am besten noch mit dem Koffer und dem Bargelde da ankommen. Ist natürlich überhaupt nicht so. Also, je kleiner das Land, desto schwieriger die Compliance. Das ist meine Erfahrung und sie werden sicherlich zustimmen. Das kann man komplett vergessen, es ist eher strenger als in Deutschland und anderen großen Ländern.

Patrick: Ganz klar, man muss sich auf diesen Punkt gefasst machen, und das ist einer der Punkte, der am meisten Zeit benötigt im Prozess auf der Firmengründung Compliance bei der Bank müssen Sie mindestens von 2 - 3 Wochen ausgehen. Und da sollte man sich darauf vorbereiten.

Daniel: Ist es denn generell, wenn ich jetzt ein Unternehmen gründe, in Andorra der Gründungsprozess ist der aufwendig und schwierig? Und ist es für mich, wenn ich ein Unternehmen in Andorra gründe generell schwierig oder einfach ein Bankkonto zu eröffnen, wenn wir gerade bei dem Thema sind.

Patrick: Die Gründung an sich bedarf ungefähr 12 Wochen, müssen Sie rechnen. Das heißt, das ist schon relativ aufwendig. Es gibt 2 oder 3 Prozesse, die wir zum Beispiel in vielen anderen Ländern nicht haben. Das ist einmal die Auslands Investitionsgenehmigung. Das heißt, man muss sich präsentieren als zukünftiger Aktionär Gesellschafter, Profil, Führungszeugnisse, erwarteter Umsatz, erwartete Gewinne. Und muss dann quasi dieses Dossier das bereiten wir vor, bei der Regierung abgeben und die Regierung studiert wirklich. Das ist eine Formalität, aber es wird trotzdem geprüft. Im Normalfall zu 99,5% wird das genehmigt und sie können das Unternehmen dann gründen. Erst zu dem Zeitpunkt kontaktieren wir die Bank, präsentieren das Dossier, gehen durch das Compliance, öffnen ein Gründungskonto und dann wird die Firma gegründet, gegründet beim Notar. Das ist der regulären Prozess. Dann dauert es noch mal 2 -3 Wochen bis die Firma eingeschrieben ist und ab dem Zeitpunkt können sie dann eine Betriebsstätte anmelden. Das ist nochmal ein etwas separater Prozess. Das heißt, sie brauchen in Andorra eine reale Betriebsstätte mit Substanz, sag ich mal. Das heißt, es muss ein physischer ,ein Büro, das kann bei ihnen zuhause sein. Das kann ein Co-working sein, den wir auch selbst betreiben. Das heißt, die Firma muss an einem physischen Standort angemeldet werden. Und gleichzeitig können Sie die Residenz beantragen, das heißt ungefähr ab der neunten Woche machen sie dann die Betriebsstätte und die Residenz, das sie dann in der 12. Woche wirklich dann auch die Residenz und die Firma komplett gegründet haben.

37:59 - In Andorra Residenz erhalten- wie lange dauert das und was kostet das?

Daniel: Jetzt hatten sie ja schon erwähnt, dass der Residenz Status dann aber wieder mir entzogen werden kann. Also es ist schon doch im Vergleich zu anderen Ländern mit einem gewissen Risiko behaftet. Das heißt bekomm ich die Residenz dann wirklich in Verbindung mit einer Firmengründung immer nur für 12 Monate? Wird das in Kalenderjahren dann geregelt, oder wie läuft denn das? Oder gibt es dann auch die Möglichkeit der Optionen, das vielleicht auf mehrere Jahre in einem Zug zu verlängern in Zukunft? Vielleicht können sie dazu noch ein bisschen was erklären.

Patrick: Genau, es ist richtig, dass die Residenz beim ersten Mal nur für ein Jahr gültig ist, dann muss sie erneuert werden. Das ist zwar eine Formalität. Das dauert vielleicht nur 3 Wochen, bis sie die Erneuerung haben, aber die Behörden schauen sich nochmal das ganze Dosier an. Da kommen wir wieder zurück auf den Punkt: hat die Firma Umsatz? Sie müssen keine Gewinne fahren, sie können natürlich, ein neugegründetes Unternehmen kann natürlich Verluste haben, das ist kein Problem. Aber die Migrationsbehörde schaut sich schon das Profil etwas an. Werden Sozialversicherungsbeiträge bezahlt? Das sind gewisse Punkte und letztendlich auch die die Anwesenheit. Wir sind natürlich hier an der kritischen Frage der Permanenz. 183 Tage werden offiziell von der Einwanderungsbehörde gefordert. Ich sage offiziell. Es ist schwer das zu kontrollieren und es wird auch nicht genau auf den Tag kontrolliert, aber es ist schon möglich, dass die Einwanderungsbehörde eventuell eine Anfrage startet. Dass man entweder telefoniert zum Zeitpunkt der Erneuerung, ob man sie antrifft oder ihnen eventuell auch im Extremfall einen Besuch abstattet. Das natürlich nicht so angenehm, muss man aber keine Angst dafür haben. Da klingelt jemand, kommt an die Tür und sagt: Hallo, Herr Sauerborn, sind sie zu Hause? Ja, ich bin hier. Wir kommen nur "Guten Tag" sagen und wir sind dann wieder weg. Es mag lächerlich erscheinen. Aber es wird teilweise immer noch so, sag ich mal, manuell kontrolliert. Das gibts.

Daniel: Vielleicht können wir bei ein paar Punkten, die sie gerade genannt haben, noch ein bissel mehr konkret werden. Also wir haben jetzt den Zeitraum der Gründung ist also dauert 12 Wochen haben wir gesagt. Da haben wir schon mal eine Zahl, weil unsere Zuhörer und Zuschauer lieben natürlich immer Zahlen und Fakten. So also wir kennen uns ungefähr die Zeit. Jetzt haben Sie gesagt, man muss zum Beispiel seine Sozialversicherungsbeiträge bezahlen. Man muss einen gewissen Umsatz haben. Können wir dort nochmal einfach ein paar Zahlen an die Wand nageln? Also zum Beispiel mit welchen Kosten ist jetzt so dieses ganze Paket verbunden? Also ich muss jetzt wieviel Sozialversicherungs, wie sind die Sozialversicherungsbeiträge, Krankenversicherungsbeiträge etc, also was ist das, was kostet mich letztendlich die Residenz? Wenn man so will, also wenn ich diese Firmengründung fahre und dann halt das Unternehmen mit allen Beiträgen und Abgaben, die ich liefern muss am Laufen halte?

Patrick: Für die aktive Residenz gibt es 4 Hauptkriterien. Sie müssen mit der Firmen Gründung 21% mindestens am Kapital halten. Sie können rein theoretisch sich auf einer bereits bestehenden Gesellschaft beteiligen mit mindestens 21%. Diese Möglichkeit gibt es auch, meistens werden allerdings Firmen dann neu gegründet. Dann müssen Sie in die Sozialversicherung als selbstständiger Geschäftsführer bezahlen Sie 458€ derzeit monatlich. Dann müssen Sie 15000€ Kaution hinterlegen. Die kriegen Sie wieder zurück. Aber die sind hinterlegt und dann gibt es keine Zinsen, die liegen bei der andorranischen Regierung. Und die kriegen sie erst dann wieder zurück, wenn sie Andorra verlassen, wenn sie die Residenz abgeben. Das ist ein wichtiger Punkt. Und vierter Punkt hab ich schon mich daraufhin bezogen, als Geschäftsführer müssen sie natürlich aktiv das Unternehmen leiten und sie können jetzt kein Angestellter sein. Sie können nicht nur Gesellschafter oder Aktionär sein, das heißt, sie müssen immer leitender Geschäftsführer des Unternehmens sein. Das sind die 4 Punkte.

42:25 - Mindestlohn, Kosten für die Firmengründung

Daniel: Und was ist das Mindestgehalt? Was dann sagen wir mal über die Lohnabrechnung und letztendlich mehr ausbezahlt werden muss?.

Patrick: Das Mindestgehalt ist ungefähr 2,5 des Mindestlohns und da sind wir ungefähr. 2,5 Mal des Mindestlohns sind wir ungefähr bei 2500 bis 3000€. Da kommen wir wieder zurück auf den Punkt, man sollte ein gewisses Volumen haben, dass man sich ein ordentliches Gehalt bezahlen kann und mit diesem ordentlichen Gehalt natürlich in Andorra leben kann. So betrachtet das die Einwanderungsbehörde.

Daniel: Ok.

Sebastian: Absolut vielleicht hier nochmal ein Kommentar. Das ist natürlich absolut wichtig zu verstehen. Das natürlich mit einem solchen Umzug gewisse Aufwände verbunden sind finanzieller Art und eben das dann auch in der Lage sein muss, dann in Andorra einen gewissen Lebensstandard zu haben, Substanz aufbauen, das wir schon gesagt haben. Also, das hat natürlich keinen Sinn für jemanden das zu machen, der jetzt sozusagen möglicherweise ein Freelancer ist, aber hier nur relativ gering verdient. Also das muss natürlich schon jemand sein, der hier auf jeden Fall Zeppelin im höheren sechsstelligen Bereich verdient, damit sich das lohnt. Ansonsten hat es natürlich keinen Sinn.

Patrick: Es ist schon richtig, dass abgesehen jetzt von der Firmengründung, das ist ein Aufwand. Sie müssen natürlich die Firma unterhalten. Das heißt, das machen wir gerne, das ist aber trotzdem dieser Kostenpunkt pro Monat. Dann haben Sie die Sozialversicherungen eben. Sie haben zwar eine Deckung, sind abgedeckt in Spanien, Frankreich, Portugal, Andorra, diesen 4 Ländern. Aber klar, mittlerweile durch die Immobilien Situation und das ist auch ein wichtiger Punkt geworden. Früher konnte man ne kleine Wohnung mieten und da war der Quadratmeterpreis eventuell bei 8 - 10€. Heutzutage sind wir bei 13 - 15€ pro Quadratmeter. Und das ist natürlich dann mittlerweile auch schon ein gewisser Kostenpunkt. Kleine Wohnungen sind auch schwierig zu finden. Von daher ist es ganz wichtig: ich muss kommen mit einem Startkapital von um die 20 - 25000€. Weil alleine die 15000,00€ Kaution werden hinterlegt, die bekommen sie wieder zurück, aber es sind natürlich weg. 3000€ Mindestkapital an einer SL das ist die GmbH in Andorra. Mit diesen 3000€ können sie natürlich sofort arbeiten, innerhalb der gmbh. Und dann Gebühren, Honorare et cetera. Das ist so ungefähr das Startkapital, das man mitbringen sollte. Monatliche Kosten: zwischen Buchhaltung, Sozialversicherung, Miete würde ich mal schätzen mindestens 1500 - 2000€. Das müssen sie so ungefähr kalkulieren.

45:17 - Aktive oder passive Residenz in Andorra- Gibt es Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Ländern?

Sebastian: Genau und ein anderer wichtiger Punkt, den sie da schon angesprochen haben vorhin bei der Einwanderungsbehörde, die möglicherweise an die Tür klopft. Es ist natürlich wichtig zu sagen heutzutage, und das geht jetzt nicht für eine Dauer. Das gilt, das gilt für jeden, der ins Ausland umzieht und wir beten das herunter, mehr oder weniger wie eine Litanei an ganz vielen Stellen auch auf unserer Webseite. Also der Umzug muss ein tatsächlicher Umzug sein und man muss das tatsächlich so leben. Das heißt, wenn man Familie hat, wenn man Kinder hat dann müssen die mit umziehen. Dann muss wirklich tatsächlich die Familie dort leben, man muss sich da aufhalten. Man kann natürlich geschäftlich reisen, also ich meine, wir haben jetzt Mandanten, die sind laufend geschäftlich unterwegs bei Terminen im Ausland, USA, Asien und so weiter und sofort, ist ja klar. Aber, ich meine es muss schon gelebt sein und es muss schon der wirkliche Wohnsitz sein, weil ansonsten bekommt man nicht nur in Andorra die Probleme. Das sind vielleicht die geringsten Probleme, sondern eben auch in anderen, im Herkunftsland. Also wir kennen immer wieder, dass Mandaten aus Deutschland wegziehen. Die werden nach 3 Jahren oder so nochmal konfrontiert von der deutschen Steuerbehörde, und da wird genau gefragt wo hast du dich denn tatsächlich aufgehalten in den letzten 3 Jahren? Schick mir mal eine Excel Liste, wo jeder Tag letztlich vermerkt ist, der Aufenthalt. Und man kann nicht irgendetwas erfinden. Und wenn man da natürlich hier nicht nachweisen kann, dass waren dann seinen neuen Wohnsitz in Andorra war, sondern tatsächlich zum Beispiel sag jetzt mal wie Boris Becker, der angeblich immer noch in Monaco war, die ganze Zeit in München sich aufgehalten hat. Dann hat man natürlich ein Problem ja. Und ein größeres Problem dann in Deutschland wahrscheinlich als in Andorra. Also das muss man wirklich leben heutzutage, also irgendwie so eine Scheinkonstruktion zu haben, das funktioniert gar nicht.

Patrick: Genau, das ist natürlich nicht so, die Residenz muss real und effektiv sein. Das ist der Hauptpunkt hier. Es ist, wie sie sagen, richtig, dass man sich weniger sorgen sollte, um die Andorranische Einwanderungsbehörde. Wie gesagt die macht manuelle Prüfungen, kommt an die Tür klopft, ruft kurz an. Das kann man regeln, das kann man besprechen. Man kann Nachweise bringen, Stromrechnungen, Wasser, Kreditkartenabrechnungen und da gibt es eine gewisse Kulanz. Es hängt immer vom Fall ab es kommt, es wird teilweise etwas subjektiv behandelt. Das ist richtig, aber es wird niemand des Landes verwiesen. Das das möchte ich auch ganz klar deutlich machen. Es gibt natürlich auch alternative Möglichkeiten und man wird in einem Extremfall, wird man natürlich nicht sofort die Residenz komplett verlieren, sondern man wird eine alternative Möglichkeit haben. Das sind passive Residenzen, das sind Sub-Typen, auf die ich vielleicht jetzt nicht eingehen möchte, aber die dann die Möglichkeit geben, nur 90 Tage offiziell in Andorra zu verbringen und sie können weiterhin die Firma betreiben. Also da gibt es Möglichkeiten, sie werden auf keinen Fall die Residenz verlieren, in dem Sinne. Aber der wichtige Punkt hier ist eben das, was sie gesagt haben im Ursprungsland, insbesondere jetzt Deutschland, Spanien, Frankreich, unsere Nachbarn hier. Wenn Sie einen Steuer Wohnsitz von Spanien nach Andorra verlegen wird es natürlich zu einer gewissen Aufmerksamkeit kommen bei den Behörden. Das ist ganz klar. Je nach Einkommen, je nach Steuer-Profil, das ist ganz klar. Und das heißt, es muss sauber gemacht werden. Es muss real sein und was immer interessant ist für die Deutschen ist das eben viele kommen über die Balearen kommen von der Costa Blanca kommen von der Costa Brava. Weil, wenn sie schon mehr als 183 Tage außerhalb von Deutschland verbringen und viel Zeit in Spanien verbringen und Andorra ist ja gar nicht so weit weg von Spanien, ist da eine gute Kommunikation eine Kombinationsmöglichkeit da. Das heißt, man kann sich durchaus vorstellen, dass man in Deutschland den Steuer Wohnsitz aufgibt. Man verbringt ja eh schon gewisse Zeit außerhalb von Deutschland und man etabliert Steuer Wohnsitz in Andorra, verbringt dort auch idealerweise 183 Tage. Allerdings gibt es die Möglichkeit, dann zu korrigieren mit Spanien. Dass man sagt OK, ich bin vorsichtig in Spanien, ich vermeide 183 Tage in Spanien, hab dort keine wirtschaftlichen Interessen und versuche so nah wie möglich an die 183 Tage in Andorra ranzukommen. Das ist eine ideale Kombination oder auch mit jedem anderen Drittland. Die Realität ist wirklich so. Also die meisten Kunden verbringen hier knapp 183 Tage. Und der Rest wird meistens entweder in Spanien, in England, in Frankreich oder in anderen Drittländern verbracht. Das ist so. Und das ist, denke ich mal eine interessante Kombination, wie wir eben gesagt haben wir sind zweieinhalb Stunden vom Strand weg, das heißt, man kann die Berge mit mit der Küste kombinieren und ich würd sagen ungefähr 50-60% der Deutschen haben wirklich ein zweites Standbein und halten sich an die Spielregeln. Und das ist natürlich wichtig, dass die, die sich viel in Spanien bewegen, sich natürlich an die Spielregeln der Steuerresidenz halten. Das ist ganz klar.

Sebastian: Also wir kennen genau dieses Modell, was sie jetzt gerade beschreiben auch aus Malta. Also wir haben zum Beispiel Mandanten, die sind 2 Wochen in Malta, dann 10 Tage zum Beispiel in Deutschland beschäftigt, dann wieder 2 Wochen Malta, dann wieder 10 Tage in Deutschland oder in Österreich. Ja, also, das ist ja absolut auch so machbar und man muss natürlich auch nicht 183 Tage am Stück irgendwo verbringen. Sondern in der Regel bietet sie es oft an, sind ja auch die Gegensätze oftmals positiv. Ja, das ist ja auch das Schöne, also gerade wenn man heute gern Skifahren. Und jetzt hoffen alle, das es da immer noch Schnee gibt.. Ja, sie hatten da schon Zweifel ausgedrückt, aber hoffen wir mal, das ist weiter Schnee gibt. Da kann man ja gerade im Winter dort relativ viel Zeit verbringen und dann die Vorteile nutzen und im Sommer vielleicht dann wandern gehen.

Patrick: Ganz genau, das ist eine ideale Kombinationsmöglichkeit und so würde ich es auch sehen. Eine reale, effektive Residenz, das ist ganz klar das ist der Hauptpunkt, aber mit zahlreichen Gestaltungsmöglichkeiten. Ob das jetzt vom vom Lebensstil ist, dass man sagt OK, man verbringt Zeit in anderen Ländern oder auf den Erstattungsmöglichkeiten, da sind wir nicht größer darauf eingegangen, aber es gibt auch die Möglichkeit, wie wir das bereits angedeutet haben. Es gibt auch Möglichkeiten mit Malta. Das ist ein Steuer Traum. Es gibt Möglichkeiten mit Dubai. Das heißt eventuell ein Unternehmer, der viel in Asien Interessen hat, hat ein Unternehmen in Dubai, möchte aber eine gewisse Zeit in Europa verbringen. Da gibt es interessante Möglichkeiten, da Dubai zum Beispiel Dividendenlos. Dubai nach Andorra wäre auch wieder zu 0% aufgrund dieser Holding Struktur. Die haben das Steuer Abkommen auch auf dass es gewisse Rechtssicherheit gibt. Ähnlich wäre es mit Malta. Malta ist ja durch dieses simplitation System, funktioniert etwas anders, aber auch da haben wir eine Holding Möglichkeit. Und dementsprechend ließe sich das auch gut kombinieren, wenn man ein wirtschaftliches Standbein in Dubai. Vereinigte Arabische Emirate allgemein oder in Malta hätte und aber gleichzeitig aufgrund Interessen, Lebensmittelpunkt sich viele in Westeuropa aufhält, dann wäre es natürlich interessant, das mit einer Residenz in Andorra zu kombinieren.

53:14 - Steuern in Andorra

Daniel: Zusammengefasst ermöglicht einem also der aktive oder passive Residenz Status eine Besteuerung nach andorranischen Steuerrecht, was vergleichsweise sehr günstig sein kann. Wir wollen daher einmal darüber sprechen, welche Steuern es in Andorra gibt und welche nicht.

Patrick: Dann fangen wir am besten bei dem an, was es nicht gibt. Es gibt keine Schenkungs- Erbschaftsteuer, es gibt keine Vermögenssteuer. Dann die Einkommensteuer liegt bei einem maximalen Satz von 10%. Allerdings haben wir hier zahlreiche Vorteile. Das heißt, wir können zum Beispiel auf Einkommen aus nicht selbstständiger Arbeit, können wir bis zu, dazu gehört auch das Einkommen aus selbstständiger Arbeit für die eigene Firma, können wir bis zu 24000€ Freibetrag mitbringen. Von 24000€ Gehalt auf 40000, diese 16000 sind nur mit 5% versteuert. Das heißt, hier haben wir einen relativ großen Spielraum bei einem Gehalt von bis zu 40000. Vor Abzügen, weil auch auf die Sozialversicherung zum Beispiel, die man als Selbständiger bezahlt, sind natürlich abziehbar etc.. Das heißt, wir sind effektiv bei einem Steuersatz von circa 2 - 3% bei einem Gehalt von 40000. Das ist die Einkommensteuer. Ab 40000 sind es dann 10%. Und dabei bleibt es auch. Das heißt, hier gibt es Gestaltungsmöglichkeiten, dass man eben sagt ok, ich zieh mir ein Gehalt von 40000€. Und ab den 40000€ zum Beispiel, lass ich mir dann die Dividenden auszahlen von der Gesellschaft Damit sind wir bei der Körperschaftsteuer, das sind 10%. Es gibt eine Ausnahme für Software, Lizenzgebühren, Royalties, auf Patente. Wenn diese Software oder dieses Patent mit wesentlicher Substanz in Andorra entwickelt wird, was heißt das? Das heißt, wenn Sie zum Beispiel einen Ingenieur, Software Engineer Softwareentwickler in Andorra anstellen oder sie selbst dieser sind, dann können Sie aufgrund dieser Entwicklung vor Ort können Sie dieses Patent Box Regime beantragen, so wie wir das hier nennen und die Unternehmensbesteuerung Körperschaftsbesteuerung geht von 10% auf 2%.

Sebastian: Und diese Patent Box sind, ist also auch konform mit den OECD Vorgaben, die ja viele Patent Box Regelungen im Grunde nichtig gemacht hat.

Patrick: Genau, das ist ein wichtiger Punkt. Deswegen auf die die Substanz Auflage. Vorher gab es keine Substanz Auflage und es gab auch die Möglichkeit, dass man zum Beispiel Marken mit einbringt. Das gibt es nicht mehr, es geht nur noch um wirklich Mehrwert, der in Andorra geschafft wird. Das heißt, Sie müssen absolut der Regierung Vorlagen, Beweise bringen, dass sie wirklich muss, speziell beantragt werden. Dass sie wirklich Arbeitskraft und Substanz in dem Sektor, der zu diesem Mehrwert beiträgt, tatsächlich in Andorra haben. Das muss natürlich beantragt werden. Das dauert auch, das kann bis zu 6 Monate dauern, muss genehmigt werden. Erst dann kriegen sie, auch nur auf diese Arten von Einnahmen, das geht nur um die Royalties, um die Lizenzgebühren. Wenn sie zum Beispiel eine Firma haben, die Software Service anbietet und Dienstleistungen fakturieren, wird das Buchhalterisch so getrennt, dass diese 2% wirklich nur auf die Royalties anfallen und nicht auf die Dienstleistung.

Daniel: Also Dienstleistung wäre normalerweise Dienstleistungen bei Software der größte Teil bei einer Software Dienstleistung ist ja wieder die Maintenance und die Weiterentwicklung und die Updates normalerweise. Also die fallen dann trotzdem schon mit runter also letztendlich, ist meine sind das wahrscheinlich solche Leistung wie Hosting, also wenn ich jetzt noch ein Server Rechenzentrum betreibe und dort die die Software hoste und das auch berechne, das wird dann zum Beispiel rausgerechnet. So hab ich das verstanden. Oder Installationen? Ich installiere die Software zum Beispiel. Aber das ist ein interessantes Konzept, könnte durchaus in der Softwareentwicklungs Branche den ein oder anderen dahinziehen. Ist spannend. So waren das jetzt schon alle interessanten Punkte? Wir wollten sie ja nicht unterbrechen, also bis jetzt hat es sich spannend angehört, aber gibt es beizusteuern, noch mehr zu sagen jetzt, weil der der Bierdeckel ist noch nicht ganz voll?

Patrick: Ja, wir waren bei dem, was es nicht gibt, dann werden wir bei der Einkommensteuer dann mal Körperschaftsteuer und dann gibt es natürlich hier zahlreiche Ausnahmen und interessante Möglichkeiten. Also Ausnahme. Ich glaube, die wichtigste Ausnahme, die haben wir schon angesprochen, dass ist Artikel 5 k bei uns, das ist eben die Veräußerungsgewinne auf börsennotierten Werten. Das heißt, die müssen gehandelt werden. Das können sein: Aktien, ETF´s, Fonds, da gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Es gibt auch Derivate von diesen Produkten. Alles, was börsennotiert ist, ist in dem Sinne befreit von der Besteuerung auf den Veräußerungsgewinn, solange sie nicht mehr als 25% am Kapital beteiligt sind. Das denke ich mal ist für den normalen Sterblichen immer der Fall. Und das ist wirklich interessant. Also da haben wir wirklich auch dann viele viele, insbesondere passive Residenten, die das ausnutzen und das ist sehr interessant. Dividenden haben wir natürlich dann nicht diesen Vorteil es sei denn, wir würden das über der Holding strukturieren. Aber ist sehr oft so, dass die Quellenbesteuerung je relativ bereits über 10% liegt. Das heißt, das macht auch dann selten Sinn. Dann haben wir mit der Quellenbesteuerung zu kämpfen, als mit der ordentlichen Besteuerung. Wir sind natürlich freigestellt von der andorranischen Besteuerung, wenn die Quellenbesteuerung immer bei 10% oder darüber liegt.

59:34 - Gibt es Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Andorra und anderen Ländern?

Sebastian: Ja, sie haben völlig recht. Also ich meine, ich kenne es. Gibt es ein DBA zwischen Andorra und USA zum Beispiel?

Patrick: Nein, und das wird wahrscheinlich auch noch ein Jahrzehnt dauern.

Sebastian: Das heißt zum Beispiel bei US Dividenden zum Beispiel hatte ich damals gleich 30%. Ja also ich meine, das heißt, da musst du dann einfach sagen ok für jemanden der jetzt eine Anlage Strategie fährt, die jetzt auch Dividendenerträgen basiert ist, müsste man sich fragen, ob es dann sinnvoll ist oder nicht das in Andorra zu machen, oder wie man das entsprechend über eine Gesellschaft oder oder oder was auch immer dann strukturieren kann, aber wie gesagt oder möglicherweise eine Auslandsgesellschaft, wenn überhaupt möglich. Aber ich ich sehe schon ein bisschen Probleme, ich meine sicherlich auch wenn man jetzt zum Beispiel die Schweiz anschaut. In der Schweiz, bei Schweizer Dividenden, ich meine 35 Prozent Verrechnungssteuer fällig. Ja also das scheint mir ein genauso großes Problem zu sein.

Patrick: Ja, hier gibt es mit Sicherheit Gestaltungsmöglichkeiten über eine Gesellschaft, eine Holding. Aber gut, das musste man sich anschauen. Lohnt sich das? Inwiefern ist mein Depot auf Dividenden ausgelegt? Und heutzutage ist das ja immer weniger der Fall.

Sebastian: Ja, eben genau. Absolut, da stimme ich Ihnen zu. Also die meisten Mandanten sind ja heute auf Veräußerungserlöse aus, weil die Kurse sich so positiv entwickelt haben und sich weiter positiv entwickeln. Also ich stimme völlig zu, aber eben wer auf Dividenden aus ist, der muss sich extra damit auseinandersetzen, das kann kompliziert werden. Kann man auch steueroptimiert machen, ganz klar.

01:01:09 - Was fallen sonst noch für Kosten an? - Mietpreise, Immobilien, Lebensmittel, Kaffee, Tabak, Alkohol

Patrick: Ja. Ansonsten denke ich, haben wir das dann soweit relativ gut zusammengefasst. Es gibt natürlich bezüglich Gebühren, da werden wir immer gefragt okay, was bezahle ich ansonsten. Also, es ist ja nicht nur alles Steuern und abgesehen von Sozialversicherungen, abgesehen von den Steuern, was fällt da sonst an Kosten für mich an? Das ist richtig, dass es gibt eine Gebühr, die wird erhoben vom Handelsregister und oder die Handelskammer als solches. Und das sind ungefähr 400€ für eine kleine GmbH. Das wird berechnet aus verschiedenen Kriterien, zum Beispiel Quadratmeter Büro. Wo befindet sich die Betriebsstätte, Aktivität et cetera? Aber da sind wir im Durchschnitt bei ungefähr 4 - 500€ jährlich, die man dann nochmal separat für eine GmbH bezahlt und das ist wirklich alles. Also daher haben wir in dem Sinne keine Überraschungen, wie oft vielleicht an anderen Standorten Business Licence oder das ist damit abgedeckt. Und als physische Person bezahlt man kommunale Gebühren, nenn ich das mal. Und wir sind ja aufgeteilt in Andorra, in 7 verschiedene Parròquies und das sind sag mal auf deutsch Pfarreien, glaube ich, sag ich mal. Und das sind das ist immer noch so ein bisschen religiös von damals angelehnt, aber es sind Distrikte in dem Sinne und jeder Distrikt fand dann nochmal ne Kommunale Besteuerung. Die liegt dann ungefähr bei 80 - 120€ im Jahr für die Person. Also es sind sehr humane Gebühren in dem Sinne. Immobilien ist auch vielleicht interessant zu wissen. Ist natürlich für Andorra momentan auch vielleicht eine interessante Investitionsmöglichkeit, da wir großen Zuwachs haben an Bevölkerung, geografisch begrenzt sind. Hier wird viel gebaut momentan. Es ist einfach so, es fehlen Wohnungen. Und Veräußerungsgewinne zum Beispiel auf Immobilien sind praktisch nach 12 - 13 Jahren sind die von progressiv ab 13% bis auf Null. Das heißt wenn man die Immobilie hält, ab 12 Jahren 13 Jahren sind sie bei fast Null. Das ist natürlich auch eine interessante Strategie, eventuell insbesondere im Vergleich mit Spanien und da wäre es interessant. Wir haben viele Kunden, Krypto insbesondere, die möchten sich diversifizieren, möchte etwas aus den Krypto raus und investieren in Immobilien. Das haben wir sehr viel und ist natürlich interessant als Resident hier. Einmal über die passive Residenz, können Sie natürlich in Immobilien investieren und das mit den 350000€ dann kombinieren. Und natürlich auch allgemein. Der Wohnungsmarkt wird sich denke ich weiterhin positiv entwickeln. Wir brauchen Wohnungen. Der Mietmarkt ist sehr, sehr beschränkt momentan und da sind interessante Möglichkeiten.

Daniel: Interessant und jetzt vielleicht, wenn man gerade den den Kostenblock, den sie gerade erwähnt haben, nochmal abschließen mit einer ganz banalen Frage. Also ich sag mal als ich das letzte Mal in Venedig war und einen Espresso und ein Wasser bestellt hab, hab ich fast Gesichtslähmung bekommen würde ich die auch in Andorra bekommen? Also wenn man jetzt mal so rein die Lebenshaltung, wenn man so Monaco oder sowas mit anderen Ländern vergleicht, also was kostet so mein tägliches Leben?

Patrick: Preislich sind wir weit, weit, weit entfernt von Monaco, das ist ganz klar. Sie müssen sich bei den Immobilien glaube ich, sind wir ein Vielfaches mindestens ums 3/4/5 fache entfernt, das ist ganz klar. Konkrete Preise. Fangen bei den Immobilien an. Ungefähr der momentane Quadratmeter liegt bei circa 3000-3300 Quadratmeter Kaufpreis Wohnfläche. Mietpreis haben bereits erwähnt, liegt ungefähr bei 12 - 15€. Ist relativ hoch aktuell, das war noch anders bis vor einem Jahr. Die Lebenshaltungskosten sind ungefähr ähnlich wie in Barcelona, würde ich sagen. Was kostet ein Kaffee? Kaffee kostet immer noch 1,20€. Der Kaffee geht auch nicht großartig, der wird nicht großartig teurer, das ist, das ist ein Basis Produkt hier in im Mittelmeer und dementsprechend ja. Ansonsten Alkohol ist relativ günstig. Wir haben ja diese Sonderbesteuerung, haben wir jetzt eben nicht davon geredet, ist wahrscheinlich nicht so interessant. Es sei denn, man konsumiert dann ja Wein, Bier sehr günstig. Ganz klar ähnlich wie in Spanien, teilweise günstiger und dann ja Lebensmittelpreise ungefähr wie Barcelona total sind wir noch deutlich günstiger. Die Franzosen kaufen Lebensmittel hier, kommen am Wochenende. Das ist schon interessant. Also wirklich nur die Immobilien, da merkt man es schon, da zieht es an. Die Inflation lag im Januar bei 3,3%. In Spanien deutlich höher auch in Deutschland und dementsprechend verhältnismäßig günstig, würde ich sagen.

01:06:37 - Leben in Andorra: Lebensqualität, Schulsystem - Ist es für Familien geeignet?

Daniel: Gehen wir jetzt einmal weg von Steuerfragen, Lebenshaltungskosten und Immobilienpreisen. Wie wir ja immer wieder betonen, sollte man bei einer Wohnsitz Verlagerung ja wirklich umziehen und zwar im Idealfall mit seiner ganzen Familie. Hier wird es also mal interessant zu wissen, wie das Schulsystem in Andorra ist und wie das allgemeine Leben dort so abläuft.

Patrick: Andorra, obwohl es ein relativ kleines Land ist, sind ja wie gesagt nur knapp 80000 Einwohner. Hat in dem Sinne 3 offizielle Schulsysteme und dann die zusätzlichen Privatschulen.

Daniel: Gibt es Schulpflicht eigentlich?

Patrick: Es gibt eine Schulpflicht, auch Präsenzpflicht, wie man das mittlerweile seit der Pandemie kennt. Dass man darauf hinweisen muss, präsent sein. Die 3 Schulsysteme, das ist das andorranische System. Hauptsächlich basierend auf katalanischer Sprache, das Spanische und das Französische. Das Französisch natürlich interessant, insbesondere für die Ausländer, ja, die vielleicht nicht gerade aus Deutschland kommen also viele Nichteuropäer, die nicht spanischsprachig sind. Normalerweise wird das Französische gewählt. Deutsch Ist natürlich, wenn es eine gewisse Anlehnung gibt. Viele gehen meistens auf das British, das sind dann die Privatschulen. Abgesehen von den 3 kommen dann zu den privaten, es gibt es einmal die British School und dann gibt es die International School. Das ist so ein Mix, hauptsächlich angelehnt englischsprachig, spanischsprachig. Und das wären die 2 privaten Alternativen. Das heißt an Schulen fehlt es wirklich nicht. Die öffentlichen Schulen sind komplett kostenlos, gratis. Man hat sogar Ski, das ist vielleicht interessant für die Zuhörer, sie können Skifahren, innerhalb der Schule. Sie kriegen das Equipment dazu, sie kriegen Skipass. Und das wird dann meistens einen Tag der Woche im Winter geht man morgens Skifahren mit den Schulen. Das ist ganz interessant. Mann sieht dann immer die Kindergruppen. Das heißt vom Umfeld her, vom Schulsystem, Bildungssystem, denke ich ist es ideal, bis zu dem Zeitpunkt Universität. Dann ist natürlich meistens so auch die Andorraner gut 70% der Andorraner studiert im Ausland. Es gibt zwar eine Universitat d'Andorra, die gibts. Allerdings klar, die Studiengänge sind begrenzt und viele gehen ins Ausland. Aber für die Kinder ist sehr familienfreundlich. Wir haben ja fast keine Kriminalität in dem Sinne und absolut sicher. Das ist natürlich, wenn sie jetzt Sevilla, Malaga, Barcelona oder auch in Südfrankreich - das hat natürlich ein ganz anderes Umfeld. Die Kinder können spielen, frei rumlaufen, da macht sich keiner Sorgen, muss sich ständig umschauen und es gibt wirklich keine Kriminalität in dem Sinne. Das heißt für Familien ist es eigentlich ideal. Hm, deutschsprachige ja muss man sich halt eben entscheiden mache ich doch lieber Spanisch oder Englisch und Spanisch wird überall unterrichtet, genauso wie Katalan. Ist natürlich dann nicht offensichtlich die Entscheidung. Allerdings Lebensqualität für Familien ideal.

Daniel: Okay. Jetzt gibt es ja Leute, die Deutschland verlassen, weil sie eigentlich der Schulpflicht entfliehen wollen, weil sie ihre Kinder wirklich viel lieber im Homeschooling oder online in einer Online-Schule anmelden wollen. Also müsste man jetzt aus dem, was sie gesagt haben, ganz klar sagen dann bitte kommt nicht nach Andorra.

Patrick: Es ist wirklich so, dass eine Präsenzpflicht besteht. Es gibt die Möglichkeit, die Kinder im Ausland einzuschulen. Diese Möglichkeit gibt es, obwohl die Kinder Resident in Andorra sind. Wenn sie aber eingeschult werden, zum Beispiel im Internat et cetera. Ob die Präsenzpflicht dann geprüft wird? Klar, wenn es natürlich alternative Schulmodelle sind, die nicht mehr diese Präsenzpflicht beanspruchen. Ich denke, das müsste man prüfen, ob es diese Möglichkeit gebe, aber prinzipiell können sie die Kinder an einer Auslandsschule anmelden. Das ist möglich. Sie müssen nur einen Nachweis bringen, dass formell eine Anmeldung bestellt. Ob das geprüft wird, ob diese Schule Präsenzpflicht hat, daran möchte ich zweifeln. Das wäre, eventuell nur eine Alternative dazu.

01:11:17 - Wie sieht die Entwicklung aus: Behält Andorra seinen Sonderstatus als kleines Land mit vielen steuerlichen Vorteilen?

Sebastian: Klingt ja alles sehr interessant also was mir jetzt gefällt, muss ich sagen, in Andorra ist es klingt sehr als eine realistische, pragmatische Lösung, auch jetzt gerade mit Familie und so weiter. Ich habe ja auch selbst einige Kinder. Ja, also ich bin auch mehrfach mit dem umgezogen. Also ich glaube es ist eine konkrete Möglichkeit, dort auch tatsächlich zu leben und auch sich einer hohen Lebensstandards zu erfreuen und wunderbar der Kaffee ist auch noch bezahlbar. Jetzt ist wie sehen Sie die strategische Entwicklung von Andorra? Wir kennen das ja von anderen kleinen Ländern. Andorra ist jetzt auch kein EU-Mitglied, das doch von anderen von großen Ländern erheblicher Druck auf diese Länder ausgeübt wird. Es gibt dann schwarze Listen und man droht hier seitens der EU oder OECD alle möglichen Vorteile zu entziehen. Also, wir haben das erst vor kurzem wieder erlebt, wo der FinCEN dann hier Malta zum Beispiel auf die schwarze Liste wegen irgendwas gesetzt hat, weil dort angeblich Geldwäscherei Gefahren bestanden. Wie groß ist der Druck auf Andorra und wie weit glauben sie, dass Andorra hier nach wie vor diesen Sonderstatus als ein kleines Land mit vielen Vorteilen, auch steuerlicher Natur aufrechterhalten kann? Oder ist es in Gefahr, sehen Sie das da realistisch was sich zusammenbraut?

Patrick: Also es gibt 2 wichtige Momente in den letzten sag ich mal 15 Jahren. Und das ist einmal zum Zeitpunkt der Finanzkrise, kam ja ein gewaltiger Druck auf generelle Steuerparadiese weltweit. Aus diesem Anlass hat sich natürlich Andorra dann durch zahlreiche Reformen und Veränderungen dann entwickelt und Steuersystem überhaupt eingeführt. Das war ja erst zu dem Zeitpunkt 2012. Wir hatten ja vorher, wir hatten bis zu 2015 effektiv keine Einkommensteuer gehabt. Das heißt, diese radikalen Reformen fielen alle im Rahmen der Finanzkrise und deren Auswirkungen. Und seit daher besteht ein Steuersystem, das den OCDE Richtlinien und insbesondere an Spanien angelehnt ist und daher gehen wir davon aus, dass im Zuge der weiteren DBA´s, die unterschrieben werden. Wir sind momentan mit Frankreich, Spanien, in Liechtenstein, Luxemburg, Portugal et cetera et cetera. Wie sind bei 8 DBA´s momentan. Und das wird sich weiterentwickeln, das gibt dem Ganzen eine gewisse Rechtssicherheit. Dann, der zweite Punkt ist PEB´s. Andorra hat das PEB´s Protokoll unterschrieben. Daraufhin auf diese Substanzveränderungen, bezüglich Patent Regime, zum Beispiel Patent Box Regime. Überhaupt dadurch, dass Andorra überhaupt erst seit 2012/2013 an diesem Spiel der Auslandsgesellschaften teilnimmt, haben die ganz andere Regeln, als vielleicht noch viele andere Länder, die das ganze seit Jahrzehnten betreiben. Und die Substanzauflagen, die wir hier in Andorra bereits jetzt haben: physisches Büro real, effektive, Residenzen et cetera, Vorgehen gegen Schein-Residenzen. Alles, das kommt ja eben auf diesem Druck, wie sie sagen, und das machen wir hier schon seit jetzt knapp 10 Jahren. Das heißt, der Druck war in der Vergangenheit. Andorra hat sich radikal angepasst und ich denke, daraufhin haben wir eine Basis geschafft. Dass der Druck in der Zukunft unwahrscheinlich noch zu mehr Veränderungen führen könnte. Ich gehe aber jetzt allgemein von den, wenn wir jetzt sagen ok, wir sind im Vergleich mit Bulgarien. mit Ungarn mit vielen Ost-Ländern mit vielen EU-Mitgliedern auf einem Niveau bezüglich Körperschaftsteuer. Wir haben natürlich erhebliche Vorteile bei der Einkommensteuer. Alleine darauf basierend gehe ich davon aus, dass die EU weiterhin intern mit Sicherheit mehr Druck ausüben wird als auf Andorra, weil wir uns seit 10 Jahren enorm angepasst haben und nehmen an diesen Entwicklungen teil. Letztendlich, glaube ich, kommt es aber darauf hinaus: Andorra ist a small Player, wirklich in diesem in diesem Feld. Und ist auch nicht unbedingt so, dass außer Spanien und Frankreich ein wesentliches Interesse zum Beispiel seitens der EU besteht, noch mehr Reformen jetzt so zu pushen. Das macht glaube ich wenig Sinn. Das ist der Punkt Steuern. Dann, der Punkt Fakten, Compliance, Geldwäsche. Da gab's einen zweiten, sag ich mal historischen Moment in der Geschichte. Das war 2015. Sie hatten erwähnt FinCEN. FinCEN hat interveniert bei einer andorranischen Bank, das war die BPA, in 2015 das war im März. Und da gabs Kapitalverkehrskontrollen. Da hat die Welt auf dem Kopf gestanden. Wir sind kleines Land dann 5 Bomben zu dem Zeitpunkt und die Bank wurde abgewickelt, wurde gesäubert und seit diesem Zeitpunkt besteht dann der Nachfolger, das ist die Vall Bank. Man hat sich an die Protokolle gehalten und man hat sofort reagiert. Auf diese FinCEN Intervention und seit daher ist das Compliance so strikt geworden. Besteht eine so starke Orientierung nach Weissgeld Strategie, dass ich bezweifeln möchte, dass es auch hier zu weiteren Druck kommen könnte. Weil die Banken so Risk Avoidance und konservativ aufgestellt sind, das ist es schwer, sich vorzustellen, das es hier zu weiteren Inzidenzen kommen könnte die nochmal ein Auslöser geben würden für mehr Druck auf das kleine andorranische Finanzsystem.

Sebastian: Übrigens ich hatte nicht Finn Center eben bei Malta gemeint, sondern FATF ja, die ja eben hier diese schwarze Liste haben, also ebeT Financial Action Task Force. Aber eben wie über die FinCEN Intervention hatten Daniel und Ich vorhin gesprochen, wo Andorra dann auf einmal groß in den News war. Das kleine Andorra wird jetzt hier von FinCEN aus den USA, ja Financial Crimes Enforcement Authority untersucht. Das war sicherlich spannend. Ist sehr interessant, was sie sagen, also es erinnert mich so ein bisschen an die Maßnahmen, die Lichtenstein ergriffen hat schon vor etlichen Jahren. Die jetzt ja auch mittlerweile hier einen vorbildlich transparent sind im Hinblick jetzt auf zum Beispiel Stiftungen, ja die jetzt auch komplett mit. sag ich jetzt mal, von den deutschen Behörden anerkannt werden, wo Informationsaustausch usw stattfindet. Und ich glaube eben die Dinge, die sie jetzt gerade erwähnt haben, also hier im Grunde eine Strategie zu haben, die voll auf Compliance und Transparenz basiert und im Grunde zu sagen, es gibt steuerliche Vorteile. Aber um diese zu erfüllen, muss man sich jemand ganz klar an Regeln halten Substanz, Präsenz, keine Briefkasten-Gesellschaften das sind so die entscheidenden Punkte und das sind ja eigentlich genereller globale Trends, die wir ja schon seit langem feststellen und das wird auch sicherlich in Zukunft weiter so sein. Und eben Länder wie Andorra, ich glaube, die sich dann hier die dann hier aktiv eine Rolle spielen, bieten natürlich dann für viele wohlhabende Bürger aus der EU auch tatsächlich eine rechtssichere Alternative, was Residenz oder möglicherweise Firmengründungen anbelangt.

Patrick: Genau ich denke Andorra hat sich da mit Sicherheit auf der Zukunftsseite positioniert, musste es halt, weil eben die Spielregeln seit den letzten 10 Jahren oder 15 Jahren ganz anders sind als vorher. Als New Player muss man sich an die neuen Regeln halten, deswegen ist es relativ strikt hier, aber es ist die Zukunft, weil alle andere Standorte müssen sich dem anpassen und das wird das gleiche hinauslaufen.

Sebastian: Ja, sehe ich genau so.

01:19:57 - Max Frisch´s Buch "Andorra”- Gibt es einen Zusammenhang mit dem Land?

Daniel: Jetzt haben wir noch eine andere Frage an den Herrn Müller: also was ist denn ihre Meinung zu Max Frisch Buch "Andorra"? Kann man ja auch im im Youtube diesen alten Film sehen, zum Beispiel dazu.

Sebastian: Steht ja auf der Liste, die jeder Abiturient in Deutschland lesen muss.

Patrick: Ich bin mit 19 Jahren bin ich aus Deutschland weg. Ja, das merkt man vielleicht schon, ich habe gewisse Lücken im Deutsch sprechen und ich glaube..

Sebastian: Ihr Deutsch ist hervorragend.

Patrick: Also ich kann mich nicht erinnern es gelesen zu haben. Ich kenn es und war auf dann auch neugierig. O.k Andorra? Ich glaub es ist ein Drama vor einem Schweizer Schriftsteller und ich kenn ganz wenig, aber ich glaub es es geht um Diskriminierung und Anders sein und multikulturellen Gesellschaften. Ob das akzeptiert wird oder nicht und hat überhaupt nichts mit Andorra zu tun, spielt auch nicht in Andorra, sondern es geht eher ja, man hat den Phantasienamen Andorra benutzt. Vielleicht wusste der lieber Herr Frisch gar nicht das Andorra überhaupt existiert. Es gibt auch die Andorianer, kenne sie vielleicht vom Raumschiff Enterprise. Diese blauen Männchen und da hat wahrscheinlich auch niemanden begriffen, da gibt es ein Land, das heißt Andorra. Es wird immer wieder ein Witz gemacht davon und aber ich glaub bezüglich Multikulti, Anders sein, wie ich eben schon erwähnt hab also wir sind ein Land hier von 80000 Einwohnern. Und knapp, ich glaub 53 oder 54% sind Residenten, sind keine nationalen Andorraner und ich glaub allein das sagt schon genügend aus. Wir sind sehr gemischt. Wir haben eben gesagt, viele Spanier, Franzosen, Portugiesen. Dann kommen die Argentinien. Wir haben mittlerweile mehr Argentinier als Engländer. Das heißt, wir haben noch so ein bisschen südamerikanischen Touch hier und dann viele gehen sind auch stark vertreten also ich denk mal an Multikulti fehlts auf keinen Fall. Toleranz versteht mehr als genug. Katalan wird niemandem erzwungen. Das ist auch ein wichtiger Punkt, weil viele denken immer das ist alles Katalanisch, da muss ich Katalanisch lernen. Ein bisschen Katalan lernen, ein bisschen Respekt haben vor der Kultur, aber ich glaub, das ist die Basis. Überall kann einem geholfen werden mit etwas Englisch, mit etwas Spanisch, mit etwas Französisch. Und ja, das ist wirklich eine Multikulti Gesellschaft in dem Sinne und also an Toleranz fehlt es auf keinen Fall.

Sebastian: Naja, also wie gesagt, Max Frisch hatte ja eigentlich dieses Stück, dieses Theaterstück ja über die Schweiz geschrieben, aber weil es eben so ein Gleichnis im Grunde sein wollte, wollte er dort die Schweiz nicht wirklich erwähnen. Sondern er hat sich irgendein anderes Land ausgesucht und hat aus einem Grund dann hier Andorra letztlich als den Schauplatz für dieses Theaterstück ausgewählt. Und ja interessante Sache, aber wie gesagt, ich hoffe die die die Andorraner heißt es korrekt, ja. Die Andorianer sind die sind die Raumschiff Enterpreise Leute, ja? Der Andorraner fühlt sich dann nicht auf den Schlips getreten und dann ich glaub sie sind da gar nicht mit gemeint.

01:23:34 - Wie wird man in Andorra als “Ausländer” behandelt? Wieviele Deutsche leben in Andorra?

Patrick: Naja, hier zur Beziehung Schweiz, ich weiß ja nicht wieviel Schweizer, "Schwyzer" Zuschauer ihr habt, aber ist ja nicht böse gemeint. Und ich kenn ja die Schweiz sehr gut und hab selbst auch mit der Schweiz gearbeitet und wir haben auch viele Schweizer übrigens die meistens passive Residenten sind, aber Ich kenne so ein bisschen diesen deutschen Komplex in der Schweiz.

Sebastian: Genau, genau.

Patrick: Vielleicht ist da eine gewisse Wahrheit auch dran, aber es ist wirklich nicht so, dass man hier als Deutscher anders behandelt wird, oder anders, das haben wir hier nicht. Eher im Gegenteil, die Deutschen sind im mediterranen Spanien Italien vielleicht wirklich, da gibt es politische Gründe. Aber in Spanien, da sind die Deutschen wirklich gut angesehen. Und dann vermittelt, man verbindet immer noch diese alten Werte mit den Deutschen. Das heißt, wenn sie eine Wohnung suchen etc, merkt man das schon, also diesen Respekt. Also wir haben da eher das gegenteilige Problem, als vielleicht in der Schweiz, wenn das wirklich existiert. Also da denke ich, sind die Deutschen sehr willkommen und sind auch wenige. Ich hab gestern nochmal auf die Statistik geguckt, es sind nur 212 Deutsche momentan in Andorra angemeldet.

Sebastian: Wahnsinnig, das sind ja echt wenige.

Patrick: Und ich glaub wir haben einen Kundenstamm von 70 oder 80, also da haben wir schon einen relativ hohe Marktanteil.

Sebastian: Ja, da sind sie ja schon, das ist ja schon fast hier ja, das ist schon definitiv Marktführer.

01:25:10 - Das Essen in Andorra

Daniel: Toll. Jetzt, unsere Zeit ist ja jetzt schon, wir sind ja fast schon zum Ende gekommen, aber trotzdem noch ne kleine Frage vielleicht. Wenn ich jetzt mal kurz in Andorra vorbeischaue. Gibt es denn irgendwas, wenn ich mal ins Restaurant Essen gehe, was ich unbedingt mal probiert haben sollte oder weil sie haben das so Multikulti gibt es da gar keine typische andorranische Küche?

Patrick: Doch, gibt es. und die ist stark an die Pyrenäen angelegt. Wird sind natürlich hier etwas deftiger aufgestellt aufgrund ja, so kalt wird es ja nicht, aber trotzdem haben wir mal kaltes Wetter und Schnee ist ganz klar und dann wird ein bisschen deftiger gegessen. Und da haben wir die Trinschat, das schreibt sich TRINXAT. Und das ist so ein Art Kohl mit Speck und Kartoffeln und relativ deftig. Hört sich vielleicht jetzt nicht so toll an, aber wenn man es probiert, ist das super lecker. Und das isst man in Bordas. Bordas, das sind so alte Ställe, wo man früher Vieh gehalten hat und die sind dann umgebaut zu Restaurants. Und das ist sehr interessant, da sitzt man wirklich sehr urig, wie im Stall und wir haben überhaupt sehr viel Rustikales. Das sehen wir, wir haben hier das Holz überall bearbeit, vieles dekoriert mit Stein und Holz und fühlt sich so ein bisschen urig an. eher rustikal. Und das sind wirklich auf jeden Fall, wenn man nach Andorra kommt. In einer Borda ein Trixat zu essen und es gibt gute Weine, nicht andorranische, wir trinken dann die spanischen und einen schönen Rotwein dazu und wunderbar.

Daniel: Ok, klasse. Ja, also war sehr informativ, hat uns viel Spaß gemacht, mit ihnen das Gespräch zu führen. Ich bin auch mit meinen Fragen jetzt soweit durch. ich weiß nicht, ob der Sebastian noch ne Frage hat?

Sebastian: Nein, ich bin ich bin durch.

01:27:07 - Kontaktdaten Patrick Müller

Daniel: Ja, dann bleibt noch eine wichtige Sache zum Schluß. Interessierte Mandanten, Interessenten: Wie kann man sie am besten erreichen, wenn man mit jetzt doch noch die ein oder andere Frage hat zum Thema?

Patrick: Genau, sie können uns natürlich prinzipiell, alle Kontaktinformationen werden denke ich eventuell unter diesem Podcast stehen. Ansonsten unser Portal: Andorra Solutions haben wir auch in deutscher Sprache und sie können uns gerne telefonisch erreichen, per E-Mail. Jegliche Kontaktinformationen sind dann natürlich auf unserer Website.

Daniel: Genau und wir blenden sie natürlich auch am Ende mit ein. Sehr schön, vielen Dank.

Patrick: Ich danke Ihnen.

Sebastian: Sehr interessant.

Patrick: Dann wünsch ich noch einen schönen Tag und liebe Grüße aus Andorra.

Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland. Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens wenn ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

Weiterlesen
Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Firma in IRLAND gründen –Steuern niedrig, Hürden hoch

Mit dem Ziel fest im Blick lohnt sich der Hürdenlauf durch Irland. Großzügige Förderung, niedrige Steuern und ein Sprungbrett in die USA sind es wert.

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Initiativen zur Einschränkung der Gewinnverlagerung ins steuergünstige Ausland machen Irland mit seinem günstigen Körperschaftsteuersatz von 12,5% zu einer guten Alternative. Nach Brexit ist Irland das einzige englischsprachige Land in Europa. Wie unproblematisch ein Wohnsitzwechsel nach Irland und ein Leben dort ist, haben Sie in unserer Folge „Leben in IRLAND – Rückständig, aber steuerlich attraktiv“ gehört.

Neben dem bekannten Non-Dom Status von Irland gibt es dort noch weitere Vorteile. Welche Hürden Ihnen allerdings bevorstehen, wie hoch diese sind, und wie Sie die bewältigen können, erfahren Sie von dem Steuerexperten Sebastian Sauerborn.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Die irische Bevölkerung

Die Iren sind sehr freundlich und halten selbst im Nieselregen gerne ein Schwätzchen mit Ihnen. Auch kann es passieren, dass der Ortspfarrer „unangemeldet“ vorbeikommt und eine Tasse Tee mit Ihnen trinkt. Geburt, Taufe und Beerdigungen sind immer ein Grund zum Feiern, und eine Hochzeit „im kleinen Kreis“ gibt es nicht; die Iren wissen, wie man feiert.

Irisches Bier und Irischer Whiskey

Das irische „Nationalgetränk“ ist Guinness. Wenn Ihnen das nicht schmeckt, finden Sie in manchen Irish Pubs außer Guinness eventuell noch amerikanische Biere. Irischer Whiskey hat einen typisch milden Geschmack und unterscheidet sich auch durch ein zusätzliches „e“ von Schottischem Whisky. Bekannte Irische Whiskeys sind der samtweiche Jameson, der milde Tullamore Dew und der einzigartige rauchige und peated Connemara, der dem schottischen Whisky ähnelt.

Was ist Common Law?

Das Rechtssystem des Common Law ist Europäern weniger bekannt, wird aber in englischsprachigen Ländern, auch den USA angewandt. „Common” bedeutet so viel wie gemeinsam, gewöhnlich, üblich und bezieht sich auf die ursprüngliche Form, wie wir als Menschen miteinander leben und arbeiten. Es ist das „Law of the Land“ und steht im Gegensatz zum „Law of the Sea“. Die Rechtsprechung im Common Law bezieht sich auf Präzedenzfälle und auf die besonderen Umstände, das Besondere einer Person oder eines Falles.

Großzügige staatliche Förderungen

Irland hat keine natürlichen Ressourcen und ist auf Auslandsinvestition angewiesen. Gründen Sie als Ausländer ein Unternehmen in Irland und schaffen fünf Jobs, erhalten Sie vom irischen Staat 100.000 € Förderung. Eine Briefkastenfirma funktioniert nicht, die Iren wollen ein Büro und festangestellte Mitarbeiter sehen. Bevor Sie Ihre irische Ltd. gründen, sollten Sie sich mit allen substanziellen Anforderungen auseinandersetzen.

Irland und die USA

Die gute Beziehung zwischen Irland und den USA haben wir bereits in unserer ersten Folge über Irland angesprochen. In vielen amerikanischen Städten finden Sie Büros des irischen Wirtschaftsministeriums für die Standortentwicklung. Die ausgeprägten Verbindungen können auch Ihnen bei Ihrer Expansion in die USA behilflich sein. Nutzen Sie Irland als Sprungbrett. Der US-Immobilienmarkt bietet z.B. sehr lukrative Möglichkeiten.

Lesen Sie auch: Immobilien beleihen zur Kapitalbeschaffung

Die globale Mindestbesteuerung

Auch Irland hat die globale Mindestbesteuerung von 15% Körperschaftsteuer akzeptiert. Wie in unserer Folge zu Malta als Unternehmensstandort erklärt, ist diese nur für Unternehmen mit mehr als 750 Millionen Euro Umsatz relevant und betrifft nicht die kleineren Unternehmen. Anders sind die Firmengründungen in Bulgarien. Wer in Bulgarien Unternehmen gründen will, zahlt pauschal auf Gewinne 10% Körperschaftsteuer und anschließend weitere 5% auf die Gewinnentnahme. DBA Irland Deutschland gilt natürlich auch. Eine flat tax gibt es in Irland nicht.

Gesellschaftsformen in Irland

In Irland verhält es sich ähnlich wie in Malta, denn beide Länder waren unter britischer Herrschaft, und Sie finden auch heute noch britische Strukturen in beiden Ländern vor. In unserer Folge „LTD, PLC, LLP & Co – welche UK Firma gründen nach dem Brexit?“ erklären wir die unterschiedlichen Gesellschaftsformen. Mehr Informationen spezifisch der PLC erfahren Sie hier. Bekanntlich ist die Gründung einer UK Limited mit Niederlassung in der EU nicht mehr möglich, und das ist, wo Irland ins Spiel kommt, wenn Sie an solch einer Konstellation Interesse haben. Das Stammkapital ist ebenfalls gering, wie in Großbritannien.

Lesen Sie auch: Wieso eine Genossenschaft gründen?

Der Gründungsvorgang

In Großbritannien können Sie die Gründung voll elektronisch durchführen, in Malta werden die handschriftlich unterzeichneten Dokumente per Kurier geschickt. In Irland können Sie Ihre Unterschriften einscannen und hochladen. Nach manueller Prüfung dauert es nur noch wenige Tage, bis Ihre Gesellschaft eingetragen ist.

Was Sie konkret beachten müssen

In Irland ist ein richtiges Büro mit echten Mitarbeitern und einem echten Geschäftsführer unerlässlich. Das können Sie oder einer Ihrer Geschäftspartner sein, aber es muss korrekt laufen. Es darf niemand sein, der in vielen anderen Unternehmen ebenfalls beteiligt ist; die Iren nehmen das sehr ernst, und das Finanzamt kann so viele Fragen stellen, wie wenn Sie eine Offshore Firma gründen würden.

Die irische Finanzbehörde

Die Anforderungen an die Buchhaltung in Irland sind wie überall in der EU. Allerdings ist die irische Finanzbehörde sehr viel strenger als die in Großbritannien. Gründen Sie eine Firma in Irland, müssen Sie bereits nach Einreichen der ersten Jahresabschlüsse mit einer Prüfung rechnen. Sie müssen Ihre Unterlagen sehr genau aufarbeiten und unbedingt die Fristen einhalten. Reichen Sie Ihren Jahresabschluss nur einen Tag zu spät ein, sind Sie für die folgenden zwei Jahre testatpflichtig und müssen Ihre Jahresabschlüsse zusätzlich von einem Wirtschaftsprüfer prüfen lassen. Iren reden am liebsten mit anderen Iren, und daher raten wir Ihnen zu einem Steuerberater mit irischer Nationalität.

Informationen zur EU-Insolvenz in Irland finden Sie hier.

Mögliche Konsequenzen bei inkorrekter Buchführung

Unterläuft Ihnen versehentlich ein Fehler in der Buchhaltung, müssen Sie in Irland erfahrungsgemäß nicht mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Ihr Name könnte auf der schwarzen Liste der Tax-Dodges veröffentlicht werden, und wenn Sie Ihre Strafe schnell bezahlen, sollte der Fall auch relativ schnell erledigt sein. Einigen Unternehmern wurden in kritischen Fällen oftmals ihre Umsatzsteuernummer, auch im Nachhinein aberkannt.

Welche Branchen lohnen sich in Irland?

Wie das Guinness zu Irland gehört, verhält es sich auch mit dem Wetten. Diese alte Branche ist in Irland traditionell verankert und viele Leute wetten. Irland freut sich über junge Unternehmer, die nach Irland ziehen und vor Ort ein Team aufbauen. Die typischen Branchen sind Tech und Engineering, aber auch der Pferdesport ist in Irland weit verbreitet. Ebenfalls interessant ist die E-Money Lizenz, die die irischen Türen zum Handeln mit Krypto öffnet.

Auf unserem Podcast Perspektive Ausland finden Sie mehr Informationen zur Unternehmensgründung und Wohnsitz in Luxemburg, Türkei und Ukraine, Schweiz, Bulgarien, Chile und vielen anderen Ländern.

Lesen Sie auch: Lastenausgleichsgesetz - Sollte man die Gerüchte ernst nehmen? Wie kann man sich schützen?

Kontaktdaten und Links:

Sebastian Sauerborn

Homepage: www.wohnsitzausland.com

                     www.auslandsunternehmen.com

E-Mail:        hello@stmcorporate.group

Telefon: +44 20 3151 0582

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Auswandern nach UK post Brexit
Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Steuerfahndung, Hausdurchsuchung: Das müssen Sie wissen
Unternehmer in der Türkei - Markt mit Potenzial und Haus am Strand
Ihr Firmensitz & Büroservice
9 internationale Steuertipps für Startup-Gründer
Achtung Firmengründung Irland: 7 wichtige Steuerfakten, die Gründungsagenturen verschweigen
Das Ende der Holding-Gesellschaft?
Welche Vorteile bietet die E-Residency in Estland?
Bulgarien als Wirtschaftsstandort
Müssen Sie Ihr Vermögen vor einem drohenden Lastenausgleich schützen?
Endlich Klarheit bei internationalen Steuerfragen
Finanzamt England: Alles was Sie zu HMRC wissen sollten
Tschechien ist kein Niedrigsteuerland, hat aber andere Vorteile
Steuerfahndung - Was dürfen die überhaupt und was nicht?
Warum deutsche Unternehmer die Türkei lieben - Vorteile überwiegen Risiken
Der schnellste Weg zum finanziellen Neustart: Insolvenz in Irland
Auswandern in die USA: Auf ins Land der unbegrenzten Freiheit!
Unternehmensstandort Rumänien: Der Geheimtipp für Unternehmen jeder Größe
Keine Briefkastenfirmen mehr in Luxemburg - Was bleibt interessant für Unternehmen?
Warum Sie im steuergünstigen Ausland leben müssen
Firma gründen in der Schweiz als Deutscher
Holding Gesellschaft in Luxemburg gründen (SOPARFI)
LTD, LP & PLC: Macht nach Brexit eine UK-Gesellschaft noch Sinn?
Gold Zuhause lagern - Was es zu beachten gibt
USA - Firmengründung - LLC, LP oder C-Corporation?
9 Fakten zum Tod der klassischen Offshorefirma
Die 7 größten Vorteile einer Genossenschaft

Nach UK umziehen & Non-Dom werden: Wie Sie den steuerlichen Wohnsitz nach UK verlegen
Alternative zu Dubai: Die nördlichen Emirate & Ras Al Khaimah
Was sind die historischen, politischen und kulturellen Ursachen für den Brexit?
Brexit: Erstattung von UK-Mehrwertsteuer & Einfuhrzöllen bei Retouren
Nach England auswandern im “Post-Brexit-Zeitalter”
Als Ausländer ein Girokonto in England eröffnen - So geht's
In diese US-Metropolen zieht es deutsche Auswanderer
Haus in Schottland kaufen als Ausländer: Praktische Tipps und Anleitung
Englische Limited Partnership gründen
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Bulgarien als zukünftiger Unternehmensstandort
Steuergestaltung mit internationalen Holding-Gesellschaften
Dubai - sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht
Ist die Schweiz der neue Tech-Start-up-Hub in Europa?
Großbritannien: Höhere Körperschaftsteuer ab 01.04.2023 - aber nicht für alle!
Alles was Sie zur Firmengründung in Singapur wissen müssen
Remote Arbeiten: Die 18 besten ortsunabhängigen Jobs
Als Freiberufler nach Nordzypern ziehen: Das sollten Sie wissen

Timestamps

00:00 -  Begrüßung, Einleitung & Résumé – die Menschen in Irland

06:46  -  Irisches Bier und irischer Whiskey

10:15  -  Kulinarisches Irland

13:45  -  Irlands Position nach Brexit

15:33  -  Spezialdeals und staatliche Förderung

22:10  -  Bleibt die niedrige Körperschaftsteuer in Irland?

25:08  -  Investition nach Irland bringen

30:15  -  Finde ich qualifizierte Mitarbeiter in Irland?

31:49  -  Welche Gesellschaftsformen gibt es in Irland?

34:10  -  Wie läuft die Gründung ab?

36:50  -  Mit der irischen Steuerbehörde ist nicht gut Kirschenessen

39:51  -  Wann sollte ich meinen Wohnsitz nach Irland verlegen?

44:22  -  Als Geschäftsführer vor Ort sein

47:10  -  Welche Branchen sich in Irland lohnen und die rechtlichen Unterschiede

50:34  -  Mögliche Konsequenzen bei inkorrekter Buchführung

55:49  -  Habe ich die passende Geschäftsidee für Irland?

58:24  -  Mit welchem Schritt fängt mein Weg nach Irland an? 

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP 29: Firma in IRLAND gründen – Steuern niedrig, Hürden hoch

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:18 - Begrüßung, Einleitung & Résumé - die Menschen in Irland

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ich bin Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew. Wir haben ja bereits im ersten Podcast zu Irland eine ganze Menge über Land und Leute, sowie das Leben in Irland erfahren. Wir möchten jetzt nochmal kurz ein Résumé ziehen und dann gleich auf die Unternehmensgründung in Irland eingehen.

Ich bin bei der letzten Aufnahme, zu Irland, bin ich immer so, das war immer wie so eine heiße und eine kalte Dusche für mich, denn es waren immer wieder Dinge, die mich auf der einen Seite begeistert haben, Irland als Wohnsitz, und dann kamen wieder so Dinge, die mich ganz schön zum Nachdenken gebracht haben. Das war so die Höhen und Tiefen. Aber heute wollen wir uns über Irland unterhalten und . . .

Sebastian: Was hat Dich so zum Nachdenken gebracht? Was war für Dich eine kalte Dusche?

Daniel: Dieses: Ein schreckliches und furchtbares Wetter, es regnet, und wer gerne depressiv sein möchte oder so, . . .Einmal das Wetter, dann hast Du gesagt, die Lebensumstände wie in den 50er Jahren in Deutschland, also nicht die Lebensumstände, sondern sagen wir mal die Infrastruktur, oder vor allem die ländliche Gegend. Es erscheint manchmal ein bisschen zurückgeblieben. Es waren schon einige Dinge drin, wo ich dachte: Warum machen wir eigentlich die Aufnahme? Denn eigentlich machen wir die Aufnahme ja schon, weil wir Gäste, also Zuhörer und Zuschauer ja auch motivieren wollen, vielleicht doch zu überlegen, nach Irland zu ziehen.

Sebastian: Mir hat es gefallen in Irland.

Daniel: Wärst Du ein Reisebüroveranstalter, hättest Du Dir wahrscheinlich mit der Aufnahme zum Wohnsitz die Kunden vergrault, oder? Aber wir wollen ja keine Reisen verkaufen, sondern wir wollen ja Unternehmer oder digitale Nomaden realistisch beraten, wo sie hingehen können. Und sie sollen die Überraschung lieber bei uns im Podcast erleben, als wenn sie dahingezogen sind und dann dort wohnen.

Sebastian: Absolut, das sehe ich genauso. Wie gesagt, ich muss es nochmal sagen, mir hat Irland sehr gut gefallen. Ich bin ja alter Pfadfinder, ich war im Prinzip von 12 oder 15 Jahren bei den Pfadfindern, als ich jung war, ich mag diese abenteuerlichen Verhältnisse. Aber wenn jemand etwas erwartet wie in Deutschland, dann darf er absolut nicht nach Irland ziehen, das ist ganz klar. Wie gesagt, was wir noch gar nicht besprochen hatten das letzte Mal, waren die Menschen. Die Menschen sind natürlich sehr jovial, die halten gern ein Schwätzchen. Ich habe ja, wie gesagt in so einem großen Herrenhaus gewohnt am Ortsrand, und mein Weg, ich hatte kein Auto, ich habe mir immer mal wieder ein Auto gemietet, aber ich bin dann zu Fuß zum Tante-Emma-Laden gelaufen in dem Ort. Das war ein Weg zu Fuß vielleicht von 15 Minuten. Es war klar, da siehst Du so diesen Deutschen, der erstmal einen Kopf größer ist alle hier, die da wohnen, und dann ist er alleinerziehender Vater mit sechs Kindern, da waren die Leute schon sehr neugierig. Oftmals ist man einfach auf dem Weg zum Supermarkt stehengeblieben und hat mit jemandem ein Schwätzchen angefangen. Es ging dann leicht mal eine Stunde lang oder so. Möglicherweise im Nieselregen stehst Du dann da mitten im Ort und unterhältst dich. Die waren sehr neugierig, wollten wissen, wer ich bin, was ich mache und so weiter. So etwas ganz Eigenes erlebt man in vielen Ländern heutzutage nicht mehr, viele Leute leben heute komplett in ihrer völlig eigenen Welt und würden nie auf die Idee kommen, jemanden auf der Straße anzusprechen und den in ein Gespräch zu verwickeln. Es geht wirklich nur noch in solchen ländlichen Gebieten. Aber die waren sehr freundlich, haben mich und meine Kinder dort sehr willkommen geheißen, und wir hatten von Anfang an das Gefühl, dort voll dazuzugehören. Neben ein paar Polen waren wir die einzigen Ausländer am Ort. Mit Sicherheit die einzigen Deutschen, von denen die jemals gehört haben, dass die nach Irland gezogen sind. Klar, da gibt es viele Deutsche Touristen, hatte ich ja gesagt, aber was macht jetzt der Deutsche? Warum zieht der hierhin, gerade hier zu uns aufs Kaff? Das war schon interessant.

Daniel: Wegen dem schönen Haus, haben wir ja gehört.

Sebastian: Ja, wegen dem Haus. Aber es waren auch so Sachen, der Ortspfarrer, der ist unaufgefordert mehrmals zu mir gekommen, ist auf seinem Fahrrad zu mir geradelt. Einfach so am Nachmittag, ich habe von zu Hause aus gearbeitet, kam er da einfach hat und hat einen Tee mit mir getrunken und ein Schwätzchen gehalten. Eine Wärme und eine Freundlichkeit, und auch eine Art, jemanden willkommen zu heißen, was ich so nirgendwo anders erlebt habe. Ich habe ja schon in mehreren Ländern gewohnt. Insofern, die Menschen haben viel Party gemacht, jede Beerdigung ist ein Grund, eine Party zu machen und Bier zu trinken, andere Dinge wie Geburt, Taufe, Hochzeit sowieso. Diese gigantischen Feste, jede Hochzeit in Irland, da kommen mindestens 250 Leute. Eine Hochzeit im kleinen Kreis gibt es nicht. Es ist alles immer ein Mordsevent. Der letzte Großcousin wird noch eingeflogen aus England oder Amerika, um dabei zu sein. Wie man feiert, wissen sie garantiert, die Iren.

06:46 - Irisches Bier und irischer Whiskey

Daniel: Bevor wir dann über die Unternehmens- und Gesellschaftsgründung zu sprechen kommen, da ist eine Sache, die ich noch vergessen habe zu fragen im Podcast zum Wohnsitz Irland: Gibt es eine spezielle Whiskey- oder Biersorte, die Du da allen wärmsten ans Herz legst?

Sebastian: Das ist ganz witzig, absolut! Man muss sagen, dass die absolute, überwiegende Mehrheit der Iren trinken natürlich Guinness, das ist ja klar. Das ist wirklich das absolute Nationalgetränk. Ich persönlich bin kein Guinness-Fan, und als ich in Deutschland aufgewachsen bin, da gab es in jeder deutschen Bar ein sogenanntes irisches Bier, das hieß Kilkenny. Das ist natürlich kein irisches Bier, denn in Irland kennt Kilkenny keine Sau, Du kannst es nirgendwo kaufen. Das ist einfach so eine deutsche Erfindung, die dann so verkauft wurde, als wäre sie irisch. Ich war enttäuscht, ich habe gedacht, ich finde dort verschiedene Biersorten außer Guinness, vielleicht Kilkenny, aber was sie außer Guinness noch verkauft haben, sind die amerikanischen Biere wie Budweiser, Carling, Coors Light und solche Sachen. Das ist in jeder Bar, in jeder Kneipe genau das Gleiche. Wenn man was anderes trinken will als Guinness, dann ist man dort relativ schlecht bedient, muss man sagen.

Whiskey ist ein ganz guter Punkt. Man muss natürlich sagen, klar, jeder kennt Scotch Whiskey, aber es gibt auch sehr bekannte irische Whiskey-Marken, wie zum Beispiel Jameson. Jameson ist so ein irischer Whiskey, und die haben natürlich dort auch angefangen, vor allen in den letzten 20 Jahren, diesen Whiskey zu vermarkten. Der irische Whiskey ist, ich sage mal milder als der schottische Whiskey. Der schottische Whiskey hat ja schon zum Teil so eine besondere Schärfe, also schon relativ feurig. Der irische Whiskey ist generell, kann man sagen, würde ich mal so ganz pauschal sagen, ich bin kein Whiskey-Profi, aber kenne ja auch Schottland ganz gut, ist so ein bisschen weicher. Die großen Marken sind Jameson, Tullamore Dew ist eine andere große Marke. Mein Favorit von irischem Whiskey heißt Connemara. Der schmeckt so peat, der hat so einen Torf-Geschmack. Das sind auch in Schottland meine Lieblings Whiskeys, weil die bei der Herstellung entsprechend diesem Rauch ausgesetzt sind, schmecken die dann danach. Also das ist mein Tipp: Bei Bier kommt man am Guinness nicht vorbei, wenn man Guinness nicht mag – Pech. Cider wird auch viel getrunken, aber Whiskey ist ganz interessant.

10:15 - Kulinarisches Irland

Daniel: Über die irische Küche haben wir schon gesprochen, das fangen wir jetzt nicht nochmal an das Thema.

Sebastian: Es gibt ja, wie gesagt, auch in Irland jetzt mehrere Michelin-Star-Restaurants, also solche Sterne-Restaurants, ich glaube so fünf oder sechs. Ich glaube, ich habe alle besucht, und auf jeden Fall hervorragend, diese hochwertige Küche, die letztlich lokale Zutaten nimmt. Man muss sich vorstellen, die irischen Gewässer sind unglaublich reich an Meeresfrüchten. Von Jakobsmuscheln bis zu allen möglichen anderen Sachen, kann man dort alles finden, und in einer Frische, die ganz erstaunlich ist. Lachs natürlich, klar, und gute Restaurants sind dort wirklich eine Freude. Da gibt es auch diese typischen irischen Anekdoten. Ich kann mich an ein Restaurant erinnern, bei dem ich war, da war eine Gruppe von Engländern, es war ein Michelin-Sterne-Restaurant in Dublin, und da war eine Gruppe von Engländern, die haben bestellt. Dann hat ein Engländer nach Pommes gefragt, worüber der Chefkoch natürlich empört war, und hat dann die ganze Truppe vor die Tür gesetzt. Das hat es bis in die Zeitung geschafft. So eine typische, irische Anekdote: hitzköpfig und rechthaberisch und so, das sind so die Iren, wie man sie sich vorstellt.

Daniel: Was Du gerade erzählt hast, erinnert mich an etwas, was ich erlebt habe, aber genau umgekehrt. Ich habe im McDonald’s vor mir eine ältere Dame gesehen, die nach einem Kännchen Kaffee gefragt hat. Das hat den Verkäufer natürlich ratlos gemacht. Übrigens interessant, wie das heute bei uns anfängt, ich kann mich an einige gute Geschäftstermine erinnern, man will eigentlich über Geschäftliches reden, aber man fängt an über Essen, Trinken oder den letzten Urlaub zu sprechen.

Sebastian: Ja, absolut, genau. Das Restaurant, von dem wir gerade gesprochen haben, das war Thornton‘s, das ist inzwischen geschlossen, der Chef war eben Kevin Thornton, und ich erinnere mich, als ich dort war, das war jemand, normalerweise wenn Du in ein Restaurant gehst mit einem Michelin Stern, dann ist ja der Chef, der da ausgezeichnet wurde, oftmals nicht mehr in dem Restaurant, sondern der hat irgendjemand anderes, der die eigentliche Küche macht, aber der war wirklich immer da und hat alle Gäste immer begrüßt und gefragt, wie es geht und so weiter. Ich kann mir gut vorstellen, wie der dort rausgekommen ist und jemand, der Pommes bestellt hat, vor die Tür gesetzt hat. Ganz interessante Kontroverse. Das steht sogar, wenn Du Dir das anschaust, diese Geschichte, die ich gerade erzählt habe, die steht sogar in dem Wikipedia Artikel über das Restaurant drin.

13:45 - Irlands Position nach Brexit

Daniel: Kommen wir jetzt mal zu dem ernsteren Teil unseres heutigen Podcast, wir wollten uns ja unterhalten über Irland als Standort für Unternehmensgründung. Es muss ja eine ganze Menge Gründe dafür geben, seine Gesellschaft in Irland zu gründen. Immerhin sind ja mit die größten Konzerne der Welt in Irland vertreten und haben dort mittlerweile sogar ihre Head Offices oder mindestens Dependenzen angemeldet. Wir wollen darüber sprechen, was macht den Reiz aus, in Irland eine Gesellschaft zu gründen? Was gibt es für Gesellschaftsformen überhaupt in Irland, die in Frage kommen? Wie sieht es aus nach dem Brexit? Hat sich da irgendwas geändert und so weiter? Vielleicht fangen wir generell mal ganz langsam an und steigen in das Thema ein: Wie würdest Du, Sebastian, kurz am Anfang mal zusammenfassen, warum ist Irland ein interessanter Standort für eine Gesellschaftsgründung?

Sebastian: Zunächst mal muss man, wenn man die jüngste Vergangenheit sich anschaut, das Ganze im Kontext Brexit betrachten. Mit Brexit ist jetzt ja Irland jetzt das einzige Land in der Europäischen Union, was englischsprachig ist und auch das einzige Land, was im Grunde nach dem sogenannten Common Law, also dem sogenannten Gewohnheitsrecht im Grunde rechtlich organisiert ist, während wir ja in allen anderen europäischen Ländern, inklusive Malta übrigens auch, eher ein Rechtssystem haben, was dem Code Civil entspricht, also BGB und so weiter, sage ich mal.

15:33 - Spezialdeals und staatliche Förderung

Daniel: Da muss ich mal ganz kurz einhaken. Der eine oder andere mag vielleicht sagen: „Das Common Law hat auch gewisse Risiken“, weil da sagt man ja: „Recht ist, was der Richter spricht“, das sogenannte Richter-Recht, oder auch das Gewohnheitsrecht. Ist das jetzt ein Vorteil oder ein Nachteil? Kannst Du das vielleicht mal ganz kurz gegenüberstellen, warum? Du hast es als Vorteil genannt?

Sebastian: Ich habe es als Vorteil, insbesondere für europäische Unternehmer nicht unbedingt, aber für amerikanische Unternehmen, die natürlich jetzt dort eine Gesellschaft gründen, hat es gewisse Vorteile, weil sie das natürlich kennen, diese Art von Recht. Amerikanisches Recht, ein anglikanisches Rechtssystem, ist ja auch Common Law, aber Du hast natürlich völlig Recht, für die meisten Europäer ist das Common Law ja ungewöhnlich. Es fängt ja schon damit an, dass im Grunde irgendwelche Verträge, selbst irgendwelche popeligen Mietverträge 50 Seiten lang sind, da wirklich jedes Detail in dem Vertrag definiert wird, da man sich nicht auf ein Mietrecht oder Sonstiges in besonderer Weise berufen kann. Jedes Detail wird dort geregelt. Ist für uns eher unangenehm, aber ich sage mal, für amerikanische Konzerne war das natürlich ein wichtiger Punkt, ein anderer wichtiger Punkt ganz klar waren die steuerlichen Vergünstigungen. Jeder weiß, dass Irland 12,5% Körperschaftsteuer hat, aber selbstverständlich haben diese amerikanischen Gesellschaften nie 12,5% Steuern bezahlt, sondern die Steuern, die sie bezahlt haben, haben sich bewegt in einem Bereich von 1% bis 2%. Deswegen sind die nach Irland gekommen, die haben Spezialdeals ausgehandelt mit der irischen Regierung, ähnlich, was auch in Luxemburg passiert ist, aber in Irland schon viel früher. Apple war eins der ersten, die das gemacht haben, haben dann dort letztlich ihr gesamtes, weltweites Geschäft außerhalb der USA in Irland konzentriert. Das machen die sogar so extrem, die amerikanischen Konzerne, dass es zum Beispiel bis heute in Irland keine Apple-Shops gibt, weil die im Grunde zeigen wollen, aufgrund der steuerlichen Vereinbarung, dass der gesamte Umsatz von außerhalb von Irland letztlich gemacht wird. Das ist eine ganz verrückte Anekdote.

Wir müssen uns daran erinnern an Dinge wie Double-Irish oder Double-Irish with a Dutch Sandwich und diese Strukturen, die mittlerweile ja alle nicht mehr erlaubt sind. Das waren gleichzeitig auch Strukturen, die vom amerikanischen IRS (Internal Revenue Service), von der amerikanischen Steuerbehörde zugelassen war, und insofern konnte man also legal diese Steuerschlupflöcher nutzen und 1% bis 2% an Steuern bezahlen. Es war wiederum nicht möglich, dieses Geld zurückzubringen in die USA, weil die USA hatten damals, jetzt haben sie es, aber damals hatten sie kein territoriales Steuersystem. Das heißt, wir wissen das ja, zum Beispiel in der Europäischen Union, wenn ich in Deutschland eine Gesellschaft habe, die eine französische Tochtergesellschaft hat, dann werden Steuern der Gesellschaft in Frankreich bezahlt, in Deutschland fallen keine Steuern mehr an, eben die Mutter-Tochter-Richtlinie, gab es bis vor Kurzem in den USA nicht, so eine Struktur.

Das heißt, die ganzen amerikanischen Konzerne haben also wirklich tonnenweise Cash, Milliarden um Milliarden in Irland letztlich gehortet, sie konnten sie nicht an die Aktionäre ausschütten. In den USA aber konnten sie dann Entwicklung und so weiter finanzieren. Ist zum Beispiel viel von der Entwicklung von den ganzen großen Konzernen, auch jetzt bei Google und so, findet außerhalb von den USA statt. Google ist ja auch bekannt dafür, die haben sehr viele Mitarbeiter in Großbritannien, oder zum Beispiel auch in der Schweiz, wo die wirklich tausende von Mitarbeitern in der Entwicklung haben, weil sie dafür eben dieses Geld verwenden können. Mittlerweile hat sich das geändert, mittlerweile kann man in die USA ausschütten.

Aber das war letztlich der Ursprung und auch dieses, sage ich mal, hat dazu geführt, dass Irland dann in gewisser Weise in Verruf geraten ist. Was Irland dann zusätzlich gemacht hat, was ja Luxemburg nie gemacht hat, ist dann die Körperschaftsteuer eigentlich auch die Körperschaftsteuer auch für kleine Unternehmen gesenkt. Luxemburg zum Beispiel hat Körperschaftsteuer 13%, das heißt für kleine Unternehmen uninteressant. Aber Irland hat dann die Körperschaftsteuer auf 12,5% abgesenkt. Das heißt, auch wenn man kein amerikanischer Konzern war und nicht 1% oder 2% bezahlt hat, konnte man dann doch 12,5% bezahlen, was natürlich auch sehr gering ist im Vergleich in Europa. Das war natürlich dann wiederum für viele ein Ansporn, dort ein Unternehmen zu gründen.

Warum hat Irland das gemacht? Wir hatten schon in dem letzten Podcast schon darüber gesprochen, dass Irland keinerlei natürliche Ressourcen hat und im Grunde auf Auslandsinvestition angewiesen ist. Das heißt, sie sind darauf angewiesen, dass Ausländer ins Land kommen, Unternehmen gründen, Jobs schaffen und das dient als Anreiz, diese tiefe Körperschaftsteuer. Es gibt noch jede Menge andere Anreize, also staatliche Förderung, ist exzellent. Es gibt sehr großzügige Förderungspakete, die jeder in Anspruch nehmen kann, unter der Voraussetzung, dass Jobs geschaffen werden. Und wir reden wirklich da um, ich glaube, man muss fünf Jobs schaffen, und hat 100.000 € Förderung zu bekommen vom irischen Staat. Also große Beträge, konnte auch ein ausländischer Unternehmer bekommen. Aber wie gesagt, da musst Du diese Jobs schaffen. Was nicht funktioniert, ist eine Briefkastenfirma zu haben oder irgend so einen Nominee-Direktor, irgendjemand, der nur so scheinbar Geschäfte macht. Was die Iren sehen wollen, ist wirklich Büro, Mitarbeiter, festangestellte Mitarbeiter da drinnen, das ist extrem wichtig für die Iren, damit man von den Vorteilen dort profitieren kann.

22:10 - Bleibt die niedrige Körperschaftsteuer in Irland?

Daniel: Du hattest vorhin gesagt, 12,5% Körperschaftsteuer, dass wir schon mal so einen Wert haben, das ist ja schon mal ein erster Fakt, der vielleicht für den einen oder anderen interessant sein könnte, dort eine Gesellschaft zu gründen. Trotzdem eine Frage von mir: Die 12,5%, sind die fix, wackeln die? Denn normalerweise immer so in der EU, europäische Länder, die besonders günstige Steuerkonditionen anbieten, eigentlich immer ungerne gesehen werden, und man irgendwie versucht, Gleichheit herzustellen. Wenn ich mich richtig entsinne, habe ich da auch was gelesen, dass diese 12,5% sogar unter Kritik stehen bei der EU.

Sebastian: Ganz klar, natürlich EU-weit ist es in der Kritik. Man weiß jetzt ja auch ohnehin, es gab jetzt ja vor Kurzem hier die große Entscheidung zum globalen Mindeststeuersatz von 15%. Auch Irland hat diese akzeptiert, aber wie wir ja auch schon in der Podcast Episode zu Malta besprochen haben, die Malta-Gesellschaft zum Beispiel ist es letztlich nur relevant für Unternehmen, die mehr als 750 Millionen Euro Umsatz machen. Für alle anderen ist das nicht relevant. Ganz klar, Irland ist unter Druck von der Europäischen Union. Ich glaube nicht, dass die Europäische Union hier wirklich fordert von Irland, was zu ändern, denn die wissen ja selbst, jeder ist letztlich daran interessiert, dass es den einzelnen Ländern gut geht, auch die Europäische Union ist daran interessiert, dass es Irland gut geht. Es hat ja keinen Sinn, ständig irgendwelche Bailouts machen zu müssen, und wie gesagt, Irland hat wenig Ressourcen. Man muss ja auch sagen, ein Land, das bis vor Kurzem in bitterer Armut war, ich hatte je gesagt, es ist immer noch rückständig heute, aber es war ja doch tatsächlich bis vor wenigen Jahrzehnten, bis Apple angekommen ist und bis das alles losgegangen ist in Irland, da hat man ja von diesem Celtic Tiger gesprochen, wo das Ding dann wirklich explodiert ist, war das ja doch ein Land, das sehr arm war. Mit das ärmste Land in Europa, und diese Armut kommt natürlich von der Unabhängigkeit von Großbritannien, die die Iren sich erkämpft hatten, und das hat denen natürlich die wirtschaftliche Grundlage entzogen und hat zu, ich sage mal fast zu einem halben Jahrhundert an Armut geführt.

Da dann herauszukommen, also was ich sagen will, ist, dass die Europäische Union hat das Interesse, dass es Irland gut geht, aber was sehr genau kontrolliert wird und verlangt wird von Irland seitens der Europäischen Union ist, dass eben diese Bedingungen, von denen ich gerade eben gesprochen habe, knüppelhart eingehalten werden. Das heißt, wer dort eine Firma gründet, der muss wirklich dort vor Ort sein, der muss dort vor Ort leben, der muss dort vor Ort Angestellte haben, ansonsten zahlt der in Irland die 12,5%, sondern muss 25% bezahlen.

25:08 - Investition nach Irland bringen

Daniel: Gut zu wissen, da werden wir nachher noch ein bisschen mehr ins Detail einsteigen. Aber jetzt, es geht ja darum, was macht den besonderen Reiz von Irland aus? Für wen ist Irland ein interessanter Unternehmensstandort? Ich fasse nochmal zusammen: Wir haben das Rechtssystem, das ist Common Law, besonders für die Unternehmen, die sich damit auskennen, mag das interessant sein. Wir haben die 12,5% Körperschaftsteuer. Was gibt es sonst noch, was dafür sprechen könnte, dass ich als Unternehmer meine Gesellschaft in Irland gründe? Haben wir noch weitere Gründe?

Sebastian: Es kommt natürlich jetzt stark darauf an, was die Gesellschaft macht. Ich hatte ja schon gesagt, es gibt großzügige staatliche Förderungen, also wer dort wirklich vorhat, dort ein Unternehmen zu gründen mit etlichen Mitarbeitern, der wird in wenigen Ländern in Europa eine bessere staatliche Förderung finden als dort, und auch eine sehr aktive Mitarbeit. In Irland gibt es zum Beispiel ein Programm, wo die Iren selbst aufgefordert werden, ihre Freunde und Familie im Ausland dazu anzuhalten, nach Irland zu expandieren, oder in Irland ein Unternehmen zu gründen, wofür dann auch die Iren, die angesprochen werden, da eine Belohnung erhalten, einen Bonus erhalten. Das ist ein ganz zentraler Punkt, externe Investitionen nach Irland zu bringen. Wie gesagt, wer dort etwas vorhat, der kann da auf jeden Fall mit großzügigen Förderungen rechnen. Das ist ein Punkt.

Dann hat sich natürlich durch Jahrzehnte amerikanischer Präsenz da durch große Unternehmen wie Google, Facebook, Microsoft und so weiter, hat sich ein echter Hub entwickelt, was Softwareentwicklung und Technologie betrifft. Sehr viele Spezialisten, Experten sind aus ganz Europa nach Irland gezogen. Da gibt es eine sehr ausgeprägte Startup-Kultur, und jeder, der in der Branche ist, natürlich mit allem, was dazugehört, auch mit den entsprechenden Kontakten in die Investment Szene mit Events, mit Links nach Amerika. Es gibt viele Anwaltskanzleien in Dublin, die haben ein Büro in Dublin und das zweite Büro nicht etwa in London, sondern in San Francisco. Der Link in die USA ist ganz stark ausgeprägt und für viele Gründer liegt ja dann Amerika doch näher als die USA, gerade wenn es um Venture-Kapital geht, ist ja doch eigentlich eher die Frage: Wo gehe ich zuerst hin, bevor ich in die USA gehe? Wie gesagt, in Irland sind da sehr direkte Verbindungen vorhanden.

Ich war mal eingeladen beim amerikanischen Botschafter in Irland zu einem Event, zu einem Startup-Event, es ist ganz unwahrscheinlich, was da von irischer Seite, auch von Regierungsseite investiert wird. Die Iren haben zum Beispiel Vertreter für die Standortentwicklung in ganz vielen amerikanischen Städten. Das heißt, wenn man als irischer Unternehmer zum Beispiel sagen würde: „Ich will in die USA expandieren“, dann wenden die sich an Iren, der Ire redet am liebsten mit anderen Iren, obwohl sie auch Englisch sprechen. Die haben tatsächlich in vielen amerikanischen Städten Büros des irischen Wirtschaftsministeriums, die sich dort drum kümmern, irische Unternehmen dort zu helfen, die dort was vorhaben. Ganz ausgeprägte Links. Wie gesagt, das kann jeder nutzen, der dort ein Unternehmen gründen will, diese Infrastruktur und diesen Link in die USA. Jeder, der in den USA etwas machen will, der sollte sich überlegen, ob Irland dafür nicht ein geeignetes Sprungbrett ist.

Dann gab es natürlich jetzt gerade in den letzten 10 bis 15 Jahren interessante Entwicklungen in dem Bereich von Lizenzierung, also zum Beispiel Electronic Money Licence, dann Dinge wie auch Krypto sind dort einige Unternehmen vertreten. Soweit ich weiß, hat zum Beispiel Coinbase eine europäische Lizenz in Irland. Dann haben wir Dinge wie, ist natürlich ein sehr großer Finanzstandort und ist durch Brexit im Grunde noch größer geworden für alternative Investmentfonds und solche Dinge, die auch steuerlich dann wieder günstig sind.

Es gibt tatsächlich viele Branchen, die interessant sind, in Irland anzusiedeln, aber wie gesagt immer mit dem Ziel, dort tatsächlich selbst hinzuziehen oder dort wirklich etwas aufbauen zu wollen vor Ort mit Mitarbeitern. Nicht irgendwie nur eine Briefkastenfirma, das hassen die Iren, da kommt man in Irland nicht sehr weit.

30:15 - Finde ich in Irland qualifizierte Mitarbeiter?

Daniel: Man kann also sagen, dass Irland sich für Unternehmer dann steuerlich lohnen kann, wenn man sich auf der Insel niederlässt und auch lokale Mitarbeiter beschäftigt. Dann gibt es sogar Förderpakete und Steuervergünstigungen. Aber ist es denn einfach, für sein Unternehmen in Irland qualifizierte Mitarbeiter zu finden?

Sebastian: Eine gute Frage, das ist natürlich wie überall, also auch in Irland herrscht natürlich extreme Personalknappheit, was qualifizierte Mitarbeiter in vielen Bereichen anbelangt, das ist tatsächlich so. Das Gleiche ist ja auch in Malta im Grunde, dort wird ja sehr viel rekrutiert von den Unternehmen dann in Europa in Deutschland und so, und beides sind Standorte, sowohl Malta als auch Irland, wo sich doch gerade junge Leute aus Deutschland und ähnlichen Ländern vorstellen können, eine gewisse Zeit zu leben. Erstmal ist es englischsprachig, Malta hat den Vorteil des guten Wetters, da kann man so ein bisschen Party machen. Irland hat ja doch ein durch und durch ein positives Image, gerade in Deutschland. Man denkt jede deutsche Stadt hat mindestens einen irischen Pub, einen Irish Pub, wenn nicht sogar mehr als eins. Jeder kann sich vorstellen, mal eine gewisse Zeit in Dublin zu leben, und insofern sind natürlich diese Rekrutierungsmaßnahmen, die die irischen Unternehmen im nordeuropäischen Ausland betreiben notwendig, aber auch meistens sehr erfolgreich.

31:49 - Welche Gesellschaftsformen gibt es in Irland

Daniel: Jetzt interessiert sich also ein Unternehmer, eine Gesellschaft zu gründen in Irland. Welche Gesellschaftsformen können wir denn empfehlen?

Sebastian: Grundsätzlich in Irland wiederum, das Gleiche haben wir schon bei Malta besprochen. Irland war natürlich Jahrhunderte lang unter britischer Kontrolle, bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts war Irland letztlich Teil des UK, und entsprechend ist natürlich das gesamte Recht letztlich mehr oder weniger sehr ähnlich wenigstens, wie auch das englische Recht, und das gilt auch für das Gesellschaftsrecht. Das heißt, man hat letztlich die gleichen Gesellschaftstypen in Irland, die man auch in England hat. Es gibt die Limited, es gibt die Public Limited, es gibt LPs. Die LLP zum Beispiel wurde in England erst in den 2000er Jahren eingeführt worden, die gibt es noch nicht in Irland, soll aber irgendwann kommen. Es gibt Personengesellschaften, wie gesagt LPs, also es gibt ähnliche Gesellschaftstypen, wie im UK auch. Und die sind dann auch ähnlich organisiert. Es gibt einen Company Secretary überall, die Begriffe sind letztlich alle die gleichen. Man sollte vielleicht nochmal an der Stelle kurz darauf eingehen, dass ja seit Brexit im Grunde die Gesellschaften mit Niederlassung nicht mehr gegründet werden können in Großbritannien. Was ich damit meine, ist die typische deutsche Limited, wo ein Unternehmer eine Limited in England gegründet hat, die dann in England nicht aktiv ist, eine deutsche Niederlassung hat und gemäß EU-Recht im Grunde genommen nur in Deutschland Steuern bezahlen muss und in England nichts einreicht. Dieses Modell ist ja nach Brexit nicht mehr möglich, ist aber natürlich nach wie vor mit einer irischen Limited möglich. Das heißt, wer jetzt auf Teufel komm raus die UG nicht mag und eine Limited als Rechtsform verwenden möchte, kann natürlich dies mit einer irischen Limited weiter tun.

34:10 - Wie läuft die Gründung ab?

Daniel: Du hattest gesagt, dass eigentlich durch diese frühere Verwaltung durch Großbritannien es dort im Wesentlichen die gleichen Rechtsformen gibt. Wenn man aber den Gründungsaufwand, den Gründungsablauf mal vergleicht, also viele kennen sich vielleicht aus, weil sie das schon mal gemacht haben oder nachgelesen haben, wie einfach und schnell es geht, im UK eine Limited oder eine PLC zu gründen. Wie läuft das in Irland ab?

Sebastian: In Irland ist es ähnlich wie in Malta, dass dieser hohe Grad der Automatisierung bei der Firmengründung, wie er ja in Großbritannien existiert definitiv nicht existiert. Erst vor Kurzem, also vor einem Jahr ungefähr hat das irische Handelsregister CRO, hat die Registration Office ein neues System eingeführt. Damit ist es jetzt auch möglich, elektronische Unterschriften, beziehungsweise gescannte Unterschriften zu verarbeiten. Früher musste man ähnlich wie in Malta die Unterlagen unterschreiben und dann dort per Kurier hinschicken, was natürlich dann dazu geführt hat, dass das Ganze ziemlich lange ging. Heute geht das alles per Scan und E-Mail oder Upload besser gesagt, und somit würde ich sagen, ist, was die Geschwindigkeit anbelangt folgendes Ranking im Grunde genommen zutreffend: UK mit Abstand das Schnellste, Malta mit Abstand das Langsamste und Irland ist so in der Mitte. Man kann sagen, man kann die irische Limited gründen innerhalb von einer Woche. Es ist so, dass selbst wenn man die Unterlagen hochgeladen hat, dann wird es immer noch händisch geprüft von einem Mitarbeiter in Irland, und je nachdem, wie überlastet die sind, dauert das dann halt zwei Tage, drei Tage oder fünf Tage, manchmal auch zehn Tage, bis die Firma eingetragen ist, selbst wenn man schon elektronisch alle Unterschriften hochladen konnte. Irland steht da bei den drei Ländern irgendwo in der Mitte, aber immer noch deutlich langsamer und komplizierter als in Großbritannien.

Daniel: In Großbritannien ist ja ein besonderer Reiz bei den Limiteds die Gestaltung vom Haftungskapital und Stammkapital ist. Ist das in Irland vergleichbar?

Sebastian: Ja, das ist in Irland genau das Gleiche. Auch typisch in Irland, dass eine Gesellschaft 1 € Stammkapital hat, total normal.

36:50 - Mit der irischen Finanzbehörde ist nicht gut Kirschenessen

Daniel: Jetzt wollen wir noch etwas wissen, nämlich welche Anforderungen an die Buchhaltung auf einen Unternehmer in Irland zukommen. Wir wissen ja noch aus dem Podcast zur Unternehmensgründung in Großbritannien, dass das Finanzamt dort recht entspannt arbeitet. Wie sieht es aber in Irland aus? Und müssen ausländische Unternehmer hier etwas Besonderes beachten?

Sebastian: Die Anforderungen an die Buchhaltung sind ähnlich, wie man sich das vorstellen muss überall in der EU, das heißt, man muss natürlich ganz normale Buchhaltung machen, Belege aufbewahren, Umsatzsteueranmeldung einreichen und so weiter. Die englischen Steuerbehörden sind sehr relaxed. Ich habe in der ganzen Zeit in England seit 2006 mit hunderten von Mandanten weniger als eine Handvoll Betriebsprüfungen erlebt, in Irland ist praktisch jeder unserer Mandanten geprüft worden innerhalb kürzester Zeit, also schon nach einem Jahr. Die ersten Jahresabschlüsse werden eingereicht, und es kommt schon zur Prüfung. Also die sind in Irland sehr unangenehm, sehr streng, sehr genau. Man hat nichts zu befürchten, wenn man alles korrekt macht, ist ja sowieso klar, aber es geht jetzt gar nicht darum, etwas nicht korrekt zu machen, es geht eher darum, dass man entsprechend dann auch definitiv die richtigen Unterlagen so aufbereitet haben muss, dass man nachweisen kann, dass man alles korrekt gemacht hat. Man muss sehr genau die Unterlagen aufbereiten und mindestens den gleichen Standard erfüllen wie in Deutschland. Die Iren sind extrem streng, was zum Beispiel solche Fristen anbelangt. Wenn der Jahresabschluss nur einen Tag zu spät eingereicht ist, hat man für die nächsten zwei Jahre Testatpflicht. Du musst dann Deine Jahresabschlüsse zusätzlich vom Wirtschaftsprüfer prüfen lassen, was mindestens pro Jahr 10.000 € kostet. Zusätzlich. Das ist eine sehr unangenehme Steuerbehörde, die Iren, zur Arbeit, besonders als Ausländer. Ich hatte ja vorhin schon gesagt, die Iren sind da in gewisser Weise, haben Vorteile Ausländern gegenüber, meiner Erfahrung nach, ist es sehr stark ausgeprägt, ähnlich wie bei den Maltesern. Wenn man dort niemanden hat, der tatsächlich ein Ire ist, als Steuerberater zum Beispiel, also irischer Nationalität, dann hat man da verloren bei der Steuerbehörde, die nehmen einen auseinander. Die wollen tatsächlich nur mit einem Iren sprechen, und wenn Du kein Ire bist, dann hast Du Pech gehabt, dann bist Du Freiwild.

39:51 - Wann sollte ich meinen Wohnsitz nach Irland verlegen?

Daniel: Zum Thema Wohnsitz nochmal. Du hattest es schon mehrmals angesprochen, dass immer wieder unsere Empfehlung ist, jemand, der eine Gesellschaft in Irland gründet und von den steuerlichen Vorteilen wirklich profitieren will, sollte seinen Wohnsitz verlagern nach Irland. Muss ich das vorher machen? Welche Zeit habe ich? Verlege ich erst meinen Wohnsitz nach Irland oder macht es Sinn, jetzt die Firma zu gründen? Wie lange lasse ich mir dann Zeit, um meinen Wohnsitz zu verlagern? Entstehen mir daraus Nachteile oder Vorteile, wenn ich, sagen wir mal erst im zweiten Jahr oder nach sechs Monaten meinen Wohnsitz verlagere? Vielleicht kannst Du da unsere Zuschauer und Zuhörer noch ein bisschen mehr informieren.

Sebastian: Man kann davon ausgehen, dass man ohne irischen Wohnsitz kein Konto bekommt in Irland, was heute relativ egal ist, man kann ja zu einer Online Bank gehen, aber die traditionellen irischen Banken machen kein Konto auf, und man bekommt keine Umsatzsteuer-Identnummer. Außer man lebt dort, kann man die Firma nicht aktiv benutzen. Das heißt nicht, dass man als Eigentümer selbst dahin umziehen muss. Man kann natürlich dort auch über eine Personalsuche jemanden finden, den man dann dort anstellt. Aber wohlgemerkt, das darf nicht irgendein Treuhand-Geschäftsführer sein, der schon bei hundert anderen Firmen drinsteht. Das muss jemand sein, der auf der Payroll ist, der richtig bezahlt wird, also sagen wir mal 5.000 € im Monat, und der der einzige ist, der auf das Konto zeichnungsberechtigt ist. Das wird alles nachgeprüft bei der Umsatzsteuer-Registrierung. Wenn diese Dinge nicht vorhanden sind, dann wird man weder eine VAT Nummer bekommen, und ein Konto wird man auch nicht bekommen.

Die meisten Mandanten, die Unternehmertypen sind und nicht dort einen Geschäftsführer anstellen wollen, heißt es konkret, dorthin umzuziehen. Oder aber, wenn es mehrere Gründer sind, zieht einer dorthin, zieht einer nach Irland um. Aber das ist so der Standard, ohne den es im Grunde genommen nicht funktioniert. Ich hatte ja vorhin gesagt, gerade wenn Ausländer involviert sind in Unternehmen, man davon ausgehen kann, dass spätestens nach einem Jahr die Betriebsprüfung in Irland vor der Tür steht. Wenn man es irgendwie schafft, die Firma für die VAT zu registrieren, kann man davon ausgehen, dass einem die VAT danach aberkannt wird, auch rückwirkend, wenn man nicht die Nachweise erbringen kann, von denen ich gerade gesprochen habe. Das heißt, dass tatsächlich jemand vor Ort ist in Irland, der dort lebt, der ein richtiges Gehalt von der Firma bekommt, der dort tatsächlich die Wertschöpfung für das Unternehmen in Irland erbringt.

Also, nochmal dreißig Minuten hier in unserem Gespräch zurück: Die Iren wollen, dass man Leute vor Ort einstellt. Die geben deswegen Unternehmern günstige Steuersätze und Förderungen, weil sie für ihre irische Bevölkerung Jobs brauchen, und dafür sind sie auf die Unternehmer angewiesen. Wer das nicht erfüllen will, der kann es vergessen in Irland.

Daniel: Klarer kann man es nicht ausdrücken.

Sebastian: So hoch sind die Auflagen jetzt auch nicht, aber es braucht eben mindestens eine Person, und die muss es tatsächlich sein. Die darf natürlich nicht bei zig anderen Unternehmen wieder involviert sein, denn dann ist es nicht glaubwürdig, dass sie dort die Wertschöpfung vornimmt.

Daniel: Ich finde es gut, dass Du es nochmal so ganz klar auf den Punkt gebracht hast. Man findet ja im Internet eine ganze Reihe von Anbietern oder Webseiten, die zumindest auf der Webseite den Eindruck entstehen lassen, ich klick mir da mal schnell eine Online Bestellung zusammen, bestelle mir eine irische Limited, bestelle mir dazu noch eine VAT Nummer und ein Bankkonto, und es entsteht zumindest auf den Webseiten oder auf dem Bestellformular der Eindruck, das wäre alles völlig problemlos möglich, auch ohne, dass ich dort vor Ort wohne. Deswegen war es wirklich sehr hilfreich, auch für Zuhörer oder Zuschauer, dass dem nicht so ist.

44:22 - Als Geschäftsführer vor Ort sein

Sebastian: Wir kennen auch Szenarien, wo zum Beispiel jemand tatsächlich in Irland gewohnt hat, und dann war der bei mehreren Gesellschaften Geschäftsführer, hatte für mehrere, sage ich mal Freunde und Bekannte Unternehmen gegründet, war dann der Geschäftsführer, der war wirklich vor Ort und hat da wirklich gelebt mit Familie und so weiter, aber auch dort ist das alles nach hinten losgegangen. Die haben das dann angeschaut und gesagt: „Wie soll das denn funktionieren? Die Firma macht 1 Million Umsatz, Du bist ja auch noch bei fünf anderen Firmen drin, wie funktioniert das konkret? Schick mir mal einen Auszug von den E-Mails, die Du geschickt hast im letzten halben Jahr, ich möchte mal sehen, wie Du die Verträge angebahnt hast, ich möchte sehen, wie Du Zollpapiere ausgefüllt hast, will mal Bestellformulare sehen, möchte mal sehen, wie Waren verschifft worden sind und so weiter.“ Also sehr konkrete Dokumentation wollen die dafür sehen, dass das passiert. Wie gesagt, zum Teil gab es Fälle, wo dann die Umsatzsteuer-Identnummer für die letzten zwei Jahre aberkannt wurde. Wenn man jetzt Lieferanten hat aus der Europäischen Union, die entsprechend diese Umsatzsteuer wiederum bei ihrer eigenen Umsatzsteuer beim deutschen Finanzamt melden, und auf einmal ist die komplett ungültig für die letzten zwei Jahre. Dann kann man davon ausgehen, dass man Feuer unter dem Dach hat. Dann müssen nämlich komplett die Lieferanten in Deutschland die deutsche Umsatzsteuer rückwirkend für zwei Jahre abführen auf diese Leistung. Das hat sehr weitreichende Konsequenzen.

Zu uns ist mal jemand gekommen, der wurde am Ende kein Mandant, aber der hat gesagt, ihm wäre genau das passiert. Da gab es Forderungen gegen ihn seitens seiner Lieferanten in Höhe von 150.000 €, die er dann ihnen zahlen musste und auch bezahlt hat, weil Reverse Charging rückwirkend nicht mehr möglich war. Das hat schwerwiegende Konsequenzen. Wer mal eben nicht vor Ort ist in Irland und tatsächlich das Geschäft als eine Person betreibt, die dort in Irland ganz normal lebt, oder entsprechend natürlich dort ein Team hat, und ein mitarbeitendes auch. Wir haben das ja auch wunderbar beschrieben bei uns, es gibt ja diese Nihil Obstat Gestaltung, wie wir sie beschrieben haben. Genau das Gleiche wird man in Irland dann machen müssen.

47:10 - Welche Branchen sich in Irland lohnen und die rechtlichen Unterschiede

Daniel: Eine Frage noch, die mir gerade kommt, Sebastian, gibt es zum Beispiel irgendwelche Branchen, wo ich vielleicht eher vorsichtig sein sollte, mir Irland als Unternehmensstandort auszuwählen? Es gibt ja immer so bestimmte Länder, die sind prädestiniert, wie wir zum Beispiel schon besprochen hatten, Malta ist gut, wenn ich mit Krypto etwas machen will oder Online Casino, Online Gaming oder sowas. Aber manchmal muss man ja auch die andere Frage stellen: Ist vielleicht für bestimmte Geschäfte, für bestimmtes Business ein Land eher mit Vorsicht zu bewerten? Gibt es da was zu Irland zu erzählen?

Sebastian: Man muss auf jeden Fall in Irland sich ganz genau anschauen und sich anwaltlich dazu beraten lassen, wie die rechtliche Situation tatsächlich ist. Wir wissen zum Beispiel, dass das Thema Betting, also Wetten in Irland relativ relaxed gehandhabt wird. Und dass man zum Beispiel auch eine Lizenz bekommen kann für ein Bet-Unternehmen mit sehr geringen Auflagen, weil das Thema in Irland traditionell ein Thema ist, was viele Leute machen, und was eine sehr alte Sache ist, eine sehr alte Branche. Da wurde relativ nichts dran geändert, aber man darf da nicht irgendwelche Annahmen treffen, sondern sich tatsächlich dort vor Ort anwaltlich beraten lassen.

Mir ist ein Beispiel eingefallen von einem Mandanten, der vor Brexit über Großbritannien Nahrungsergänzungsmittel aus den USA importiert und dann wieder in die EU eingeführt und dort verkauft hat. Wir reden jetzt von irgendwelchen völlig harmlosen Vitamin-Pillen, pflanzliche Potenzmittel, irgend so ein Zeug, auch in Großbritannien absolut kein Problem. Der hat gedacht: „Jetzt kommt Brexit, dann lasse ich das Ganze einfach über Irland einführen, ist ja alles sehr ähnlich und so, die gleiche Mentalität, das wird schon stimmen.“ Pustekuchen. Das Zeug kam in Dublin an, und dann ist die Polizei zu uns ins Büro gekommen, beziehungsweise der Zoll. Die Rezeptionistin des Büros, ich war natürlich gerade nicht da, hat mich dann fast unter Tränen angerufen und hat mir gesagt: „Hier steht die Polizei, die wollen jemanden sprechen für das Unternehmen.“ Ich habe dann mit denen gesprochen, konnte das soweit aufklären, dann musste aber der Mandant, der in Österreich gewohnt hat, dort anreisen, genau erklären, was er da gemacht hat, weil nämlich diese Mittel in Irland tatsächlich als Medizin eingestuft wurden und nicht als Nahrungsergänzungsmittel, was er zuvor nicht nachgeprüft hatte, weil er einfach dachte: „Gut, okay, wenn es überall legal ist, kann es auch da legal sein.“ Er musste dann dort auftauchen, musste sich dort befragen lassen, er konnte sie überzeugen, dass es ein Fehler war, ein Irrtum, und dass er nicht irgendwelche kriminellen Machenschaften im Schilde führt. Aber die haben diese Ware dann im Wert von 500.000 € vernichtet. Die haben das nicht einmal zurückgeschickt nach Amerika oder so, sondern die haben die ganze Palette eingestampft. Ohne anwaltliche Beratung, was solche Themen anbelangt, geht es definitiv nicht.

50:34 - Mögliche Konsequenzen bei inkorrekter Buchführung

Daniel: Gut, dass wir darüber gesprochen haben. Die Strenge der Finanzamtmitarbeiter, die Du beschrieben hast, gut, auf der einen Seite, hast Du gesagt, man kann ja alles richtig machen, dann hat man nichts zu befürchten, aber man kann ja auch aus Versehen Fehler gemacht haben, obwohl man sich die größte Mühe gegeben hat. Die Frage ist dann immer: Wie sind die Folgen? Wenn zum Beispiel der Betriebsprüfer etwas findet und unabhängig davon, ich habe es nicht mit Absicht falsch gemacht, es hat sich ein Fehler eingeschlichen. Was gibt es für Folgen, mit denen ich rechnen muss, wenn die Betriebsprüfer beispielsweise etwas finden?

Sebastian: Meiner Erfahrung nach ist es schon so, dass nicht unbedingt mit straffälligen Konsequenzen zu rechnen ist. Es scheint mir schon, meine Erfahrung nach in Irland, da muss die Latte relativ hoch liegen, und selbst bei Mandanten; ich kann mich an einen Fall erinnern, da hatten Mandanten einen ehrlichen Fehler gemacht, weil der hat irgendwie ein Produkt über eine irische Firma verkauft, was so eine Aufarbeit mit Kreditkarte war, das ist eigentlich ohne Mehrwertsteuer, aber weil es dann ohne Mehrwertsteuer ist, ist er dann nicht vorzugsteuerabzugsberechtigt und so weiter. Er hat da jedenfalls einen Fehler gemacht und hat dann ungefähr 80.000 € nachzahlen müssen. Das war ein größerer Mandant, das war eine internationale Firmengruppe, und die hatten top Anwälte, das war nicht so eine Klitsche, will ich jetzt mal sagen. Mit was die gedroht haben, ist, dass man auf der schwarzen Liste der Tax Dodges veröffentlicht wird, also Leute, die ihre Steuern nicht richtig bezahlen. Da gibt es im Internet eine Liste, wo der Firmenname veröffentlicht wird und möglicherweise sind die Strafen, die dann bezahlt werden höher als [unverständlich] Das wird dann so escalated in verschiedenen Stufen. Wenn man das sehr schnell bezahlt, dann geht das alles mehr oder weniger glimpflich aus, wenn man sich mehr Zeit lässt mit dem Zahlen, dann gibt es möglicherweise noch mehrere Strafen drauf, dann möglicherweise zu Ermittlungen dann und so. Da muss man dann schon aufpassen, aber es ist nicht so, dass sofort mit straffälligen Konsequenzen gedroht wird. Was ein typischer Fall ist, was ich mehrfach erlebt habe ist, dass die Umsatznummer aberkannt wird, einfach so, die sagen dann: „Okay, wir erlauben jetzt erstmal nicht, das Geschäft weiterzuführen,“ und das ist ja genau die Konsequenz von der Aberkennung der Umsatzsteuernummer, Du bist jetzt erstmal blockiert, das war’s, und dann kannst Du selbst schauen, was Du machst. Das ist ja schon Strafe genug, wie ich es ja schon vorhin beschrieben habe in dem Fall, dieses einen möglichen Mandanten. Es gibt auch andere Beispiele, und wie gesagt, da muss man sehr genau sein in Irland. Reicht man zum Beispiel den Jahresabschluss ins Handelsregister nur einen Tag zu spät ein, dann ist die Firma für die nächsten zwei Jahre danach testatpflichtig. Das heißt, dass die Bilanz nicht nur vom Steuerberater angefertigt, sondern auch von einem Wirtschaftsprüfer geprüft werden muss. Das sind zunächst mal finanzielle Konsequenzen, denn jeder Wirtschaftsprüfer verlangt mindestens 10.000 € dafür. Das sind so Dinge, die Iren sind da schon sehr kleinkariert, will ich mal sagen. Die erinnern mich in vieler Hinsicht ein bisschen an die Schweiz. Man denkt ja auch immer so als Nicht-Schweizer, dass die Schweizer das El Dorado sind für, sage ich mal Steuerverkürzer und Leute, die es mit der Buchhaltung nicht so genau nehmen. Das ist ja absolut nicht so. Die Schweiz146 ist extrem genau, was solche Dinge anbelangt. Die schauen extrem genau hin, gerade bei Ausländern, die da involviert sind, ähnlich ist es in Irland auch. Man kann definitiv nicht meinen, dass nur, weil es ein kleines Land, was einen gewissen Ruf hat, dass dort alles so ganz einfach funktioniert und man sich dort einfach aus der Affäre ziehen kann und die Sachen nicht genau machen muss. Das ist meiner Erfahrung nach absolut nicht so.

55:19 - Habe ich die passende Geschäftsidee für Irland?

Daniel: Gut zu wissen. Wenn der eine oder der andere unserer Zuhörer oder Zuschauer wegen bestimmter Vorteile, die wir hier besprochen haben, seien es die 12,5% Körperschaftsteuer, sei es der gute Whiskey oder das Guinness oder was auch immer, jemandem gefallen hat und er möchte jetzt eine Gesellschaft in Irland gründen. Was empfiehlst Du? Was wären jetzt die nächsten Schritte? Für mich ist das ein interessanter Standort, vielleicht auch gerade die Vorteile, die Du erwähnt hast, der gute Einstieg in Geschäfte mit den USA, es waren ja eine ganze Reihe von Vorteilen, die dafür sprechen können, mich für Irland als Unternehmensstandort zu entscheiden. Was wäre jetzt aus Deiner Sicht der nächste logische Schritt?

Sebastian: Man muss sich als erstes fragen, ob man überhaupt da reinpasst und da hinpasst. Was die Behörden gerne sehen, was die Banken gerne sehen, was Anwälte gerne sehen, was Steuerberater gerne sehen, sind gerade solche Tax Startups. Junge Unternehmer, die dort hinziehen, die Fremdkapital haben, die dort ein Team aufbauen, die dort Software entwickeln oder irgendeine App haben oder irgend so was, das ist für die Iren sicherlich das Traumszenario. Dann wird man durch offene Türen laufen, dort wird man vom Botschafter empfangen werden, wie ich es vorhin gesagt habe, dort stehen einem alle Türen offen. Das ist sicherlich in einem Bereich Tech ein sehr guter Standort dafür, immer unter der Voraussetzung, dass man tatsächlich plant, dort Mitarbeiter einzustellen und bis dahin selbst dort wohnt und das Geschäft tatsächlich dort vor Ort betreibt. Das sind so die richtigen Kandidaten dafür. Alles andere, gut, ich habe gesagt Tech, es gibt natürlich auch noch viele andere interessante Branchen. Ich hatte mal einen Mandanten, die haben solche Vitaminpillen für Pferde hergestellt, und Irland ist natürlich ein riesiger Markt für Reiten, für Pferde, Pferdesport und so, also gigantisch groß. Und das ist auch etwas, wenn man sich in dem Bereich wäre es auch interessant. Es ist natürlich nur ein Beispiel. Es gibt sicherlich eine Reihe von Branchen, die dort interessant sind. Meiner Erfahrung nach sind es eben Branchen, die im Grunde schon mit Engineering, mit Tech, vielleicht auch wissenschaftlich, medizinische Entwicklung, Biotech und so weiter zu tun haben, das passt da rein, und damit wird man sich dort auch viele Freunde machen.

58:24 - Mit welchem Schritt fängt mein Weg nach Irland an?

Daniel: Okay, jetzt denke ich, ich passe da rein, und wie geht es jetzt weiter? Was empfiehlst Du jetzt? Wie wären jetzt die Schritte bis zur Etablierung meines Business? Wie gehe ich jetzt weiter?

Sebastian: Der erste Schritt ist immer der Umzug, man gründet dieses Unternehmen natürlich schon mit einem irischen Wohnsitz, das heißt, man würde dann nach Irland gehen, sich dort niederlassen, würde sich eine Wohnung suchen, ich empfehle die Webseite www.daft.ie, und wir haben ja auch zum Wohnsitz in Irland gesprochen, man meldet sich an, besorgt sich eine Steuernummer, meldet sich sozialversicherungspflichtig an, und dann würde man im Grunde die Firma gründen. Der Umzug ist immer das Erste. Und die Firmengründung erfolgt dann im zweiten Schritt. Wie gesagt, unter der Voraussetzung, dass man dort lebt, wird man weder mit Kontoeröffnung noch mit VAT noch sonst irgendwas irgendein Problem dort haben. Wir können natürlich sämtliche Interessenten gerne dabei unterstützen, bei der Firmengründung, bei laufender Betreuung der Gesellschaft, auf unseren Webseiten ist das ja alles genau im Detail beschrieben, und haben hier viele Mandanten, die sich in der Tech Branche in Irland niedergelassen haben.

Daniel: Klasse, dann vielen Dank. Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

Übrigens, wenn Ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den ABONNIEREN Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

Weiterlesen
Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

E-Residency in Estland – endlich verständlich

Beam me up, Scotty, ich bin E-Resident! Die E-Residency in Estland öffnet Ihnen enorme Möglichkeiten. Was möglich ist und was nicht, besprechen wir heute.

Zu Gast: Rechtsanwältin Aet Bergmann

Mit Begriffen wie „Expat“, „Non Dom“ „digitaler Nomade“ sind wir mittlerweile vertraut. Aber was bitte in aller Welt ist ein „E-Resident“? Auch mit „E-Mail“ und „E-Money“ können wir umgehen, aber was hat das „E“ mit Menschen zu tun? Es handelt sich bei der E-Residency um eine junge Spezies in unserer modernen und digitalen Welt, die im Dezember 2014 in Estland geboren wurde und besonders Freelancern und digitalen Nomaden erstaunliche Möglichkeiten bietet.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Die estnische Rechtsanwältin Frau Aet Bergmann erläutert die Hintergründe und Zusammenhänge der E-Residency in Estland und erklärt, was Sie damit alles machen können. Sie erfahren, wie es zu dieser Idee kam, wie das digitale Leben in Estland ist und welche Steuervorteile Sie erwarten. Lassen Sie uns am Anfang beginnen:

Digitales Estland

Nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion Anfang der 1990er überlegte sich Estland, wie sie sich neu aufstellen können und kam auf die Idee des „digitalen Staates“. Die Bevölkerung des Landes beträgt 1,3 Millionen Menschen, und bereits seit vielen Jahren läuft in Estland alles digital. Alle Daten einer Person werden digital erfasst und an die entsprechenden staatlichen Stellen weitergeleitet. Der estnische Staat darf den Bürger nur einmal nach einer Angabe fragen.

Sie sind Digitaler Nomade und es zieht Sie südwärts? Dann lesen Sie hier mehr zu Chile.

Esten können alles digital einsehen, auch wer Zugriff auf ihre Daten hatte

Mit der estnischen ID-Karte können die Bürger sehen, wann sie das letzte Mal beim Arzt waren, welche Rezepte sie bekommen haben, welche Immobilien sie haben und wer etwas über sie wissen wollte. Sehr interessant ist das für die Bürger Tallinns kostenfreie Verkehrsnetz. Um zu überprüfen, ob ihre Bürger noch ihre Bürger sind, schaut die Stadt Tallinn täglich online nach; das kann jeder Bürger sehen.

Für wen ist die E-Residency möglich und empfehlenswert?

Leben Sie in Estland, können Sie kein E-Resident sein. Die E-Residency ist für im Ausland lebende Menschen, die entweder Estland einfach lieben oder dort geschäftlich tätig sind. Das geht auch für Esten, die im Ausland leben. Sie können Verträge mit der Stromgesellschaft schließen und Bauanträge stellen. Die ganze Kommunikation verläuft über die E-Residency-Karte, und seit 2020 sind auch notarielle Amtshandlungen damit durchführbar.

Optimal ist diese E-Residency für digitale Nomaden, denn Firmengründung und -verwaltung, Einträge im Handelsregister und die Abrechnung mit Kunden verläuft alles digital. Sie können Dokumente kryptieren, digital Unterschriften geben und sich jedem ausweisen, der diese Karte lesen kann. Um mehr zum Thema digitale Nomaden zu erfahren, empfehlen wir Ihnen für unsere Episode über Krankenversicherungen für digitale Nomaden oder über das Leben als digitaler Nomade.

Wie kann ich die E-Residency in Estland beantragen?

Den Antrag stellen Sie online und kostet zwischen 100 € und 120 €. Nach Prüfung Ihrer Angaben gehen Sie zu einer estnischen Botschaft, weisen sich dort einmal dem estnischen Staat aus und erhalten Ihre ID-Card mit PIN-Codes, Lesegerät und Software. Die Karte im Scheckkartenformat ist ohne Bild, aber mit Personenkennzahl und Chip.

Unterschied Residency und E-Residency

Ihre E-Residency ist lediglich eine virtuelle „Residenz“, die Ihnen kein Aufenthaltsrecht in der EU und im Schengen-Raum gewährt. Es handelt sich um einen digitalen Ausweis im Internet, der Ihnen digitalen Zugriff und Handlungsmöglichkeiten bietet. Möchten Sie als EU-Bürger nach Estland tatsächlich umziehen, gehen Sie dort zur Polizei, melden sich mit ihrem lokalen Wohnsitz an und erhalten dann die estnische ID-Karte. Die ist wie ein Personalausweis, und Sie können damit innerhalb der EU reisen. Dieser Vorgang ähnelt dem in Malta und in Irland. Die E-Residency entbindet Sie nirgendwo von Ihrer Steuerpflicht und macht Sie auch nirgendwo steuerpflichtig.

Welche Gesellschaftsformen gibt es in Estland?

Wie die UK-Gesellschaftsformen dieselben sind wie in Malta und Irland, ist Estland nach deutschem Vorbild aufgebaut. Dort finden Sie alle deutschen Gesellschaftsformen, wobei die estnische GmbH, die OÜ (Osaühing) die Gängigste ist. Die können Sie online gründen, auch mit nur einem Gesellschafter. Sie können als E-Resident selber Gesellschafter und Geschäftsführer sein. Möchten Sie die Gesellschaft mit mehreren Gesellschaftern gründen, müssen die Beteiligten eine estnische E-Residency-Card oder ID-Card besitzen.

Das Stammkapital beträgt 2.500 € und kann zu einem späteren Zeitpunkt eingezahlt werden. Das ist im Register sichtbar, und Gewinne können Sie erst ausschütten nach Einzahlung des Stammkapitals.

Interessantes Steuersystem in Estland

In Estland gibt es eine Körperschaftsteuer. Der aktuelle Steuersatz von 20% trifft nur auf entnommene Gewinne zum Zeitpunkt der Entnahme zu. Das ist besonders lohnenswert, wenn die Gewinne vorerst in der Gesellschaft bleiben oder man Immobilien kaufen oder investieren möchte. Das ist durchaus für Holdings interessant, aber die Gewinne müssen auch in Estland erwirtschaftet werden.

Bitte beachten Sie, dass die Besteuerung dort stattfindet, wo die Geschäftsleitung sitzt. Für digitale Nomaden würden die 20% Dividendenbesteuerung für die Gesellschaft anfallen, da ein digitaler Nomade nirgendwo seinen Wohnsitz hat.

Anforderungen an die Buchhaltung

Die Anforderungen an die Buchhaltung entsprechen den in der EU üblichen Abläufen: monatlich bei Umsatzsteuerpflicht und Angestellten, jährlich für jede Gesellschaft. Wenn nicht viel anfällt, können Sie ein Programm dafür nutzen. Estnischen Buchhalter kommunizieren mit dem estnischen Staat auf Estnisch, und das ist eine Kunst an sich. Wenn mehr anliegt, suchen Sie sich einen estnischen Buchhalter. Die Fristen sind streng, und ein Verzug ist jedem sichtbar.

Die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer

Ein Lichtblick ist die Beantragung und der Erhalt der Umsatzsteuer-Identifikationsnummer. Dieses ist in vielen Ländern schwer und man muss oftmals darum kämpfen. In Estland wird sie schnell und effizient zugeteilt.

Ein Bankkonto in Estland eröffnen

Frau Bergmann nennt die estnischen Banken „paranoid“, denn nach ein paar Geldwäsche Fällen ist das Eröffnen eines Bankkontos bei einer traditionellen Bank sehr schwer. Sie müssen vorweisen, dass Sie bereits etwas machen. Für ein Unternehmen mit Büro und Mitarbeitern sollte das dann möglich sein. Oder Sie gehen zu einer Internetbank.

Bei Einzahlung des Stammkapitals würde das Konto lediglich für den Gründungszeitraum gesperrt; es verhält sich nicht wie in der Schweiz, wo das Gründungskapital dauerhaft geblockt ist.

Kontaktdaten und Links:

Aet Bergmann

Homepage: www.bnt.eu

E-Mail:        aet.bergmann@bnt.eu

Telefon:       +372 667 6240

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Das Leben in der Schweiz als Deutscher: Diese Dinge sollten Sie bei einem Umzug beachten
Italien – Wein, Sonne, wenig Steuern
Als Non Dom steuerfrei in UK, Irland, Malta & Zypern leben
Wie man's richtig macht: USA Unternehmensgründung
Die Vorratsgesellschaft und ihre Vorteile
Einbürgerung: Der Weg zur Schweizer Staatsbürgerschaft
Die internationale Krankenversicherung - Ein Muss im Ausland
Gold lagern im Ausland - was Sie wissen müssen
Geld ins Ausland senden
Revolut vs. Wise: Welches Konto ist besser für Auswanderer?
Wohnsitz: Anmeldung, Abmeldung, Ummeldung
Was ist ein Perpetual Traveler?
Deutschen Reisepass und Personalausweis im Ausland erneuern: So geht's einfach!
Schweizer Pass und Identitätskarte im Ausland erneuern: Leitfaden für Expats
Was steckt hinter den 16 Fragen, die das Finanzamt Auswanderern stellt?

Timestamps

00:00  -  Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Frau Bergmann

02:51  -  Was ist die E-Residency?

04:26  -  Digitales Estland

08:41  -  Zugriff auf meine Daten – durchweg transparent

11:09  -  Die unschlagbaren Vorteile der E-Residency in drei Sätzen

12:45  -  Die einfache Beantragung der E-Residency

14:31  -  Kann mir die E-Residency verweigert werden?

16:13  -  Geringe Kosten für die E-Residency und weitere Anwendungsbeispiele

18:15  -  Nach Estland umziehen

19:57  -  Wie ist das mit der Krankenversicherung?

21:28  -  Gesellschaftsformen in Estland

23:56  -  Für welche Branchen eignet sich Estland besonders gut?

27:11  -  Eine estnische Gesellschaft für digitale Nomaden optimal

30:22  -  Digitale und physische Produkte

33:48  -  Anforderungen an die Buchhaltung

37:00  -  Die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer

39:26  -  Ein Bankkonto in Estland eröffnen

43:58  -  Aktuelle Einreisebestimmungen in Estland, Kontaktdaten & Verabschiedung

Mitschrift zu Folge 28 von Perspektive Ausland: E-Residency in Estland – endlich verständlich

Zu Gast: Rechtsanwältin Aet Bergmann

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Frau Bergmann

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Unser Gast ist heute Frau Aet Bergmann. Sie kann uns einiges über die E-Residency erzählen, die Estland vor fünf Jahren als erstes Land eingeführt hat und inzwischen schon von mehreren zehntausend Personen aus über 100 Ländern beantragt wurde. Bevor wir gleich näher darauf eingehen, was man mit dieser E-Residency für Möglichkeiten hat, bitten wir Frau Bergmann, sich uns erst einmal selbst vorzustellen.

Frau Bergmann: Mein Name ist Aet Bergmann, ich bin Estin, bin hier geboren, allerdings als Kind nach Deutschland gekommen, bin in Bayern aufgewachsen und habe danach noch einen Umweg über Skandinavien gemacht. Ich war sechs Jahre in Finnland, vier Jahre in Schweden, und fast forward war ich dann im Jahre 1993 auf einmal in der glücklichen Situation, dass Estland frei geworden war, meine Familie waren alle zurückgegangen, und ich kam dann auch zurück und habe dann hier Jura studiert und bin seit 1998 Anwältin in Estland. Erst in Großkanzleien, und mittlerweile als geschäftsführende Partnerin bei der Anwaltskanzlei BNT Attorneys at Law. Das ist eine internationale Kanzlei, wir haben Kanzleien in elf Ländern in Mitteleuropa und betreuen hauptsächlich deutschsprachige und englischsprachige Mandanten, die in unseren Ländern etwas wollen oder nicht wollen. Also von der Gründung bis zur Liquidierung alles, und dazwischen auch ein bisschen Gerichtsarbeit und Wirtschaftsrecht.

Daniel: Vielen Dank, wobei, dafür, dass Sie in Bayern aufgewachsen sind, sprechen Sie sehr gutes Hochdeutsch, muss man wirklich sagen.

Sebastian: Allerdings, das hört man nicht, dass Sie in Bayern aufgewachsen sind, in der Tat.

Frau Bergmann: Ich habe ja auch zu Hause Estnisch gesprochen, und nur in der Schule Deutsch, und in der Schule in Bayern spricht man dann doch eher Hochdeutsch. Ich verstehe Bayerisch sehr gut, aber ich kann es nicht sprechen. Das ist wahrscheinlich auch das, was mich verrät, wenn ich mit Deutschen rede, dann fragen die mich: „Wo kommen Sie eigentlich her aus Deutschland?“ Ich sage: „Aus Tallinn.“

Daniel: Meine Tochter ist ja in der Schweiz in die Schule gegangen, und die kann ein Schweizer Deutsch sprechen, dass ich sie nicht mehr verstehen kann. Wenn sie nicht will, dass ich sie verstehe, das ist schon manchmal interessant.

02:51 - Was ist die E-Residency?

Daniel: Zurück zu Estland. Wir haben über diese E-Residency gesprochen. Vielleicht können wir da als erstes mal Klarheit bringen. Die E-Residency: Was ist das? Ist das eine E-Staatsbürgerschaft oder mehr oder weniger? Vielleicht können Sie das erst mal ganz kurz vorstellen. Was ist die estnische E-Residency?

Frau Bergmann: Die estnische E-Residency ist ein digitaler Personalausweis. Das ist keine Staatsbürgerschaft, auch kein Personalausweis sozusagen. Es ist ein physisches Kärtchen, das ich zwar jetzt hier nicht habe, da ich selbst kein E-Resident bin, aber das ist ein Kärtchen ohne Bild drauf, mit Namen, mit einer Personenkennzahl. Wenn man die E-Residency beantragt, bekommt man das Kärtchen und PIN-Codes, und damit kann man sich digital ausweisen. Dem estnischen Staat gegenüber, anderen E-Residenten und estnischen Residenten gegenüber, eigentlich in der ganzen Welt, sofern die Welt die Mittel hat, diese E-Residency zu lesen. Damit kann man sich ausweisen, man kann Unterschriften geben, man kann Dokumente kryptieren und kryptierte Dokumente eröffnen. Es ist natürlich erstmal eine estnische Sache, aber es ist etwas, was sich immer mehr ausweitet.

04:26 - Digitales Estland

Sebastian: Auf den ersten Blick klingt es natürlich interessant, aber wenn man nicht mit der Materie vertraut ist und sich nicht so im internationalen Kontext bewegt, fragt man sich ja: „Was bringt mir das? Offensichtlich, ich habe dann keine Staatsbürgerschaft, hat steuerlich wahrscheinlich auch keine Implikationen, also was soll ich mit dem machen? Was sind Vorteile?“ Für jemand, der zum Beispiel digitaler Nomade ist oder sowas, vielleicht können Sie dazu noch kurz etwas sagen.

Frau Bergmann: Ja, wenn man mit Estland überhaupt nichts am Hut hat, dann hat es natürlich auch keine Vorteile, überhaupt nicht. Wenn man in Estland zum Beispiel bereits eine Gesellschaft hat, oder eigentlich müsste ich ein bisschen mehr ausholen. Estland ist ja seitdem wir uns von der Sowjetunion losgelöst haben ein bisschen auf der Suche gewesen: Was machen wir anders als die anderen? Eine Sache, die man anders machen kann, wenn man sich vollkommen neu aufstellt, ist, sich zu erneuern und sich technisch zu profilieren, und das wurde eben gemacht. Wenn man zum Beispiel alte Computer hat, dann ist es schwierig auf neue umzustellen, weil es immer Kosten sind. Wenn man gar nichts hat, dann kann man von vornherein mehr entwickeln und sich schneller entwickeln. Aus dieser Idee wurde das Konzept geboren, Estland als digitalen Staat aufzustellen.

Wir haben ja auch nicht so viele Leute, wir haben 1,3 Millionen, das ist nicht mal München. Insofern ist es praktischer, wenn nicht so viele Leute Beamte sind, die Papiere entgegennehmen, und mittlerweile sind wir mit dem Staat schon seit etlichen Jahren soweit, dass sehr vieles einfach digital verläuft. Das ganze Handelsregister ist digital, man kann mit dem Handelsregister am Computer kommunizieren, man muss dafür nicht irgendwo hingehen. Das Steuersystem, also das Finanzamt ist digital. Die Steuererklärung macht man am Computer in eigentlich fünf Minuten. Wenn man sehr viele Besonderheiten anzugeben hat, dann werden es vielleicht zehn, aber mehr kann es nicht dauern. Die gesamten Angaben von allen Personen werden digital erfasst, und es gibt auch dieses Once-Only-Prinzip. Der Staat darf mich als Bürger nicht zweimal fragen nach einer Angabe, die ich dem Staat bereits gemacht habe.

Zum Beispiel, wenn ich hier in der Kanzlei jemanden anstelle, dann wird meine Buchhaltung dem Staat gegenüber sagen: Diese Person ist jetzt hier angestellt. Und diese Information geht überall hin. Also zum Finanzamt, zur Krankenkasse, zum Statistikamt, also jeder, der das hören muss, hört das von uns einmal, und das reicht dann auch aus. In diesem System ist diese estnische ID-Karte mit dem Chip drauf, ein zentrales Element, weil ich mich eben mit dieser ID-Karte dem Staat gegenüber ausweise und mich einloggen kann und zum Beispiel im elektronischen Gesundheitssystem sehen kann, welche Rezepte habe ich, wann war ich zuletzt beim Arzt, welche Ergebnisse haben meine Proben. Oder ich kann zum Grundbuch und schauen, welche Immobilien habe ich. Ich kann auch schauen, wer Zugriff auf meine Angaben hatte, das muss ich gleich auch sagen, weil sehr viele heutzutage ja Angst haben vor dem Zugriff auf ihre Daten, und die Daten sind in Estland natürlich geschützt, aber sie sind auch transparent geschützt. Also ich sehe tatsächlich, wer auf meine Daten zugegriffen hat und kann auch immer fragen, warum. Wenn ich sehe, dass jemand sich angeschaut hat, welche Immobilien ich hatte, dann kann ich da auch hingehen und fragen, welches Interesse hatte diese Person, meine Immobilien anzuschauen.

08:41 - Zugriff auf meine Daten – durchweg transparent

Daniel: Wenn ich kurz mal dazwischenhaken kann. Sie könnten jetzt also mit Ihrer Karte sich da irgendwo einloggen und können jetzt nachgucken, wer hat auf meine Daten zugegriffen? Das kann jeder Bürger?

Frau Bergmann: Ja, das kann ich jederzeit machen. Das habe ich auch schon öfter gemacht, und ich sehe zum Beispiel, dass die Stadt Tallinn täglich nachschaut, ob ich noch Einwohnerin der Stadt Tallinn bin, weil die Stadt Tallinn nämlich so ein öffentliches Nahverkehrssystem hat, das umsonst ist für die Einwohner von Tallinn. Daher muss die Stadt Tallinn jeden Tag überzeugt sein, dass ich hier noch wohne. Und das sehe ich tatsächlich auch täglich. Jetzt kommt dazu E-Residency. Die E-Residency ist ja per Definition eben nicht die Residency. Wenn ich hier wohne, hier lebe, dann kann ich nicht E-Residentin sein. Ich kann E-Residentin sein, wenn ich estnische Staatsbürgerin bin, aber im Ausland wohne, dann würde das auch gehen. Aber die gesamte Kommunikation mit dem Staat kann ich über die E-Residency genauso abwickeln, wie über dieses Kärtchen. Und wenn ich zum Beispiel hier eine Firma habe, dann läuft die Kommunikation genauso über diese Karte. Also ich kann Anträge stellen an das Register, ich kann den Namen der Firma ändern, den Geschäftsführer ändern, die Satzung ändern. Ich kann auch eine ganz neue Firma gründen damit, und das dauert auch ungefähr, man sagt, der Rekord wäre glaube ich 20 Minuten, 18 Minuten oder sowas. Ich habe es selbst nie unter einer halben Stunde geschafft, aber dann ist die Gesellschaft auch fertig. Das kann man aus dem Ausland auch machen, und dann hat man eine Gesellschaft in Estland. Die Frage ist dann immer: Warum sollte man das machen? Und dann kommen wir in den eher interessanten Bereich, ob man das machen sollte, und welche Vorteile und Nachteile man damit hat. Aber die E-Residency gibt einem das Handwerkszeug dafür, dass man das machen kann, und zwar auch aus dem Ausland, also weltweit. Und noch eine interessante Sache, die jetzt in der Covid-Zeit hinzukam, die estnischen Notare hatten das schon lange vorbereitet, aber haben dann 2020 tatsächlich gelauncht, dass man nämlich auch alle notariellen Amtshandlungen auch aus der Ferne digital vornehmen kann.

11:09 - Die unschlagbaren Vorteile der E-Residency in drei Sätzen

Daniel: Außer der ID-Card selbst bekommt man natürlich noch ein passendes Lesegerät, die nötigen PIN-Codes und eine Anleitung. Für die Benutzung von Karte und Lesegerät gibt es dann noch eine Software, die man herunterladen und installieren muss. Und auf der E-Resident-Webseite findet man natürlich Anleitung und Videoerklärungen zur Verwendung.

Sebastian: Das heißt im Grunde genommen, wenn wir das nochmal zusammenfassen, was Sie gerade eben gesagt haben: Angenommen, ich bin digitaler Nomade, ich ziehe um die Welt, brauche aber eine Gesellschaft in der EU zum Beispiel, um mit Kunden abzurechnen, dann würde sich Estland hier vor allen Dingen anbieten, weil über diese E-Residence-Card ich dann die gesamte Verwaltung meiner Firma inklusive Firmengründung, mögliche Handelsregistereinträge, notarielle Beurkundungen und so weiter, viel effizienter und schneller machen kann, als ich das mit zum Beispiel anderen Gesellschaften in anderen Staaten machen könnte, wo ich dann immer Papierformulare einschicken muss oder wo alles Ewigkeiten dauert, wo ich möglicherweise laufen meine Unterlagen notariell beglaubigen muss, die dann dort hinschicken muss. Das heißt also, wenn ich im Ausland lebe, aber eine Verbindung zum Beispiel zur EU behalten möchte, dann ist die estnische Gesellschaft in Kombination mit dieser E-Residency ein unschlagbar einfaches und effizientes und schnelles Werkzeug, um das zu gewährleisten.

Frau Bergmann: Das stimmt, so ist es.

12:45 - Die einfache Beantragung der E-Residency

Daniel: Dies ist also tatsächlich eine interessante Möglichkeit, die für den einen oder anderen sehr attraktiv sein kann. Könnte es aber passieren, dass mein Antrag auf die E-Residency abgelehnt wird? Und sollte ich mir deshalb lieber von Beginn an Unterstützung suchen?

Frau Bergmann: Der Beantragungsprozess ist denkbar einfach, das beantragt man im Internet, aber danach muss man zu einer estnischen Botschaft oder, wenn man hier in Estland ist, dann hier zur Polizei. Was der estnische Staat damit macht innerhalb von paar Wochen, eben untersuchen, ob diese Person sich für die E-Residency eignet, also ob es Gründe gibt dagegen. Die Gründe sind auch gesetzlich festgelegt, das sind nicht furchtbar viele, aber wenn man sich strafbar gemacht hat, und wenn man für den estnischen Staat so nicht annehmbar ist als ordentlicher Geschäftsmann. Dann wird es abgelehnt in circa vielleicht 2% bis 3% der Fälle. Die Sicherheit bei der E-Residency ist ja, dass man sich einmal dem estnischen Staat auch physisch zeigen muss, man muss sich ausweisen. Man geht zur estnischen Botschaft und zeigt seinen Personalausweis, Reisepass oder was auch immer, und damit weiß der estnische Staat: Das ist dieser Mensch. Das bringt auch die Sicherheit für alle anderen, also wenn ich einen anderen E-Residenten treffe, dann kann ich sicher sein, dass der estnische Staat kontrolliert hat, der ist das. Es gibt natürlich auch die Fälle, wo man eben irgendwo so weit weg lebt, dass man nicht zur estnischen Botschaft kann, das ist dann unpraktisch, und dann funktioniert das auch nicht.

14:31 - Kann mir die E-Residency verweigert werden?

Sebastian: Sie hatten jetzt gerade eben angesprochen, natürlich wenn man vorbestraft ist oder so, dann wird man die nicht bekommen. Gibt es andere Gründe? Was ist zum Beispiel, wenn jemand mal insolvent war, ist das ein Grund? Oder was sind so ausschlaggebende Gründe, warum einem die von den estnischen Behörden verweigert werden würde, die E-Residency?

Frau Bergmann: Eine Insolvenz würde ich jetzt nicht sagen, dass das ein Grund sein müsste, eine Insolvenz kann jeder in seinem Leben mal durchlaufen, und das ist ja nichts, was etwas ausschließt. So Beispielfälle habe ich auch nicht, und mir sind auch keine Mandanten ins Haus gekommen, die gesagt hätten: „Ich habe die E-Residency nicht bekommen, und ich will sie unbedingt.“

Sebastian: Große Ausnahmen.

Frau Bergmann: Ja, das ist die Ausnahme.

Daniel: Vielleicht jemand aus Nordkorea, der die E-Residency beantragen möchte.

Sebastian: Jaja, klar und korrekt.

Frau Bergmann: Oder wenn klar ist, dass es jemand ist, der auf Betrug aus ist, das gibt es auch. Man kann auch gleich falsche Angaben machen, und damit hat man dann schlechte Karten.

Sebastian: Vielleicht einmal noch zur Klarstellung, es wird jedem klar sein, der hier zuhört, aber natürlich, um es nochmal ganz klar zu sagen: Damit ist weder ein Aufenthaltsrecht in der EU, im Schengenraum, in Estland verbunden, mit der E-Residency, das hat auch keinerlei im Grunde steuerliche Konsequenzen, insofern, dass man dort steuerpflichtig ist oder woanders nicht steuerpflichtig wäre. Diese Punkte sind letztlich von der E-Residency nicht berührt.

Frau Bergmann: Das stimmt. Jaja, genau. Es ist nur ein digitaler Ausweis im Internet.

16:13 - Geringe Kosten für die E-Residency und weitere Anwendungsbeispiele

Sebastian: Was kostet die E-Residency, wenn ich fragen darf? Was kostet es, einen Antrag zu stellen?

Frau Bergmann: Das ist eine gute Frage.

Daniel: Ich habe mal was von 100 € ungefähr gehört, aber vielleicht ist das ja teurer geworden, wie alles immer teurer wird, oder?

Sebastian: Auf jeden Fall sehr erschwinglich, es ist nicht so, dass ich irgendwelche Tausende hinlegen muss, also sehr erschwinglich, hundert Euro, ein paar hundert Euro, irgendwie sowas.

Frau Bergmann: Das sind 100 € bis 120 €.

Sebastian: Okay, selbst, wenn man im Grunde nicht weiß, ob man es tatsächlich braucht, könnte man sagen: „Probier‘ ich mal aus, klingt ja ganz interessant, vielleicht will ich da mal eine Firma gründen.“

Frau Bergmann: Ja, man kann ja auch einfach nur Fan vom estnischen Staat sein oder Fan von Internet oder so, und wir haben mittlerweile, ich denke 90.000 oder so sind es schon?! Eine ganze Menge. Wenn ich das nun richtig in Erinnerung habe, ich glaube jede dritte Gesellschaft in Estland wird mittlerweile von E-Residenten gegründet.

Sebastian: Ist das sozusagen auch immer, oder in den meisten Fällen, sagen wir mal der Auslöser, dass wenn man E-Residency beantragt, dass jemand sagt: „Ich möchte eine Firma gründen, also mach ich diese E-Residency, weil dann die Firmengründung und die Verwaltung der Gesellschaft so viel einfacher und schneller ist.“

Frau Bergmann: Ja, wenn man überhaupt irgendwas in Estland machen will, auch wenn man zum Beispiel hier ein Sommerhäuschen kaufen will, dann wird sich das wirklich lohnen, weil man dann, zum Beispiel man will den Vertrag mit der Stromgesellschaft schließen, dann muss man nicht unterschreiben und schicken, sondern man signiert digital und schickt das per E-Mail, und das ist die Unterschrift. Oder wenn man eine Baugenehmigung beantragt. Und weil auch die meisten von meinen Mandanten, die E-Resident werden, haben ja bereits hier etwas. Entweder Gesellschaften oder Immobilien oder sind Geschäftsführer oder was auch immer.

18:15 - Nach Estland umziehen

Sebastian: Das heißt aber, wenn ich zum Beispiel vorhätte, tatsächlich nach Estland umzuziehen, weil es ja auch durchaus ein attraktives Land ist, um dort zu leben, dann würde ich letztlich die E-Residency nicht beantragen, dann würde ich dorthin umziehen, und würde mir dann, wenn ich dort bin, die normale ID-Card bekommen, wie zum Beispiel in Malta. Wenn ich zum Beispiel als Ausländer nach Malta komme, bekomme ich die maltesische ID-Card. Ist das in Estland das Gleiche, oder würde ich dort, wenn ich als Ausländer in Estland lebe, auch die E-Residence-Card beantragen?

Frau Bergmann: Ne, als Ausländer in Estland, besonders als EU-Ausländer, geht man einfach zur Polizei, beantragt die ID-Karte und bekommt die dann innerhalb von paar Wochen. Dafür muss man eigentlich nur sich hier anmelden, also man muss eine Adresse haben, wo man anmelden kann, wo man tatsächlich auch lebt.

Sebastian: Und die ist dann auch wie ein Personalausweis, das heißt, ich kann die verwenden, um innerhalb der EU zum Beispiel dann zu reisen, zu fliegen und so weiter.

Frau Bergmann: Ja, genau.

Sebastian: Also sehr ähnlich, wie in Malta, das heißt im Grunde genommen genau da ist genau das Gleiche. Wenn man dorthin umzieht, bekommt man auch diesen Personalausweis, auch so im Scheckkartenformat mit Foto drauf, der dann als Personalausweis und auch zum Reisen und so weiter, wenigstens innerhalb der EU zählt. Also für Personen, die sich überlegen würden, den Wohnsitz ins Ausland zu verlagern, nach Estland umzuziehen, die müssen das nicht im Vorfeld machen, die hätten dadurch keine Vorteile. Die ziehen nach Estland um, und sobald sie dort sind, melden sie sich an, gehen zur Polizei und beantragen sich den normalen estnischen Personalausweis, ID-Card.

Frau Bergmann: Genau. Das geht schnell und ist unbürokratisch.

19:57 - Wie ist das mit der Krankenversicherung?

Daniel: Ist zwar jetzt nicht unser Hauptthema, ein Wohnsitzwechsel, aber trotzdem interessiert es mich jetzt, weil Sebastian damit angefangen hat.

Sebastian: Man fängt einmal an, das ist . . .

Daniel: Trotzdem noch eine Frage, die sich dann automatisch stellt, ist auch das Thema Krankenversicherung. Wenn ich jetzt nicht E-Residendy, sondern die echte Residenz beantrage, weil ich meinen Wohnsitz verlagere nach Estland, gibt es da etwas spezielles zur Krankenversicherung? Es gibt ja verschiedene Länder, die dann sagen: Jeder, der bei uns wohnt, der ist dann auch in so einer staatlichen Versicherung mit drin, oder gibt es da spezielle Konditionen für EU-Ausländer, die ihren Wohnsitz zum Beispiel verlagern nach Estland?

Frau Bergmann: Man ist in Estland nicht automatisch krankenversichert, aber wir haben eine staatliche Krankenversicherung. Um in diese reinzukommen, müsste man hier eigentlich arbeiten, also man muss Steuern zahlen, und das ist in der Sozialsteuer inbegriffen, dass man krankenversichert ist. Ich denke, normalerweise, wenn man hierher umzieht, dann wird man hier ja höchstwahrscheinlich auch arbeiten und ein Einkommen haben und vom Bruttolohn gerechnet 34% sind die Sozialabgaben, und darunter gehört auch Krankenkasse und Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung. Wenn man das nicht hat, kann man sich trotzdem krankenversichern, indem man eine Minimumsumme von einigen hundert Euro monatlich an die estnische Krankenversicherung zahlt. Das ist dann nicht ganz billig, aber es ist machbar.

21:28 - Gesellschaftsformen in Estland

Daniel: Kommen wir jetzt noch einmal zum primären Anwendungsfall der E-Residency in Estland zurück, und zwar ein Unternehmen zu gründen. Welche Gesellschaftsformen gibt es denn in Estland?

Frau Bergmann: Da müsste man sich eigentlich an Deutschland orientieren, weil das estnische Rechtssystem ist ganz nach deutschem Vorbild aufgebaut, und alles, was Sie in Deutschland so haben an Gesellschaftsformen, die haben wir hier auch.

Sebastian: Sehr interessant.

Frau Bergmann: GmbHs und AGs, und wir haben theoretisch sogar die GmbH & Co KG, benutzt zwar niemand, aber wäre auch machbar. Was natürlich am interessantesten ist, was am meisten verwendet ist, ist einfach die estnische GmbH, die heißt hier OÜ, Osaühing. Die ist online gründbar.

Daniel: Nur diese eine Gesellschaft ist online gründbar?

Frau Bergmann: Nein, es sind auch andere Sachen online gründbar, aber das wüsste ich jetzt nicht mal auswendig, was man alles online gründen kann, weil die allermeisten gründen ja eine OÜ, aber das meiste ist online gründbar.

Daniel: Jetzt habe ich eine E-Residency, das heißt in den meisten Fällen wäre das eine GmbH mit einem Gesellschafter.

Frau Bergmann: Wenn man eine GmbH mit mehreren Gesellschaftern haben will, dann müssten alle eine E-Residency haben, ist auch machbar. Voraussetzung für die digitale Gründung ist eben, dass alle, die daran beteiligt sind, eine E-Residency oder eine estnische ID-Karte haben, also auch die Geschäftsführer. Aber normalerweise, wenn man gründet, dann gründet man ja so, dass man selbst Gesellschafter und Geschäftsführer ist. Das ist am einfachsten.

Daniel: Und Stammkapital, Mindeststammkapital-Anforderung?

Frau Bergmann: Ist 2.500 €. Man kann aber auch gründen, ohne das Kapital einzuzahlen. Dann muss man eben später einzahlen, und bis man eingezahlt hat, kann man sich zum Beispiel keinen Gewinn ausschütten und so, und es ist auch im Register sichtbar, dass das Kapital nicht eingezahlt ist. Es ist keine besondere Form, nicht wie in Deutschland, das wäre die UG, bei uns ist das trotzdem die OÜ, aber die OÜ ohne eingezahltes Kapital.

Sebastian: Sie haben gesagt, aber nochmal zu Bestätigung, man braucht nur einen Beteiligten, es ist nicht notwendig, dass man was weiß ich noch einen Schriftführer oder einen zweiten Gesellschafter oder so braucht. Eine Person kann Gesellschafter und Geschäftsführer sein.

Frau Bergmann: Ja, das stimmt.

23:56 - Für welche Branchen eignet sich Estland besonders gut?

Daniel: Gibt es, weil Sie betreuen ja eine ganze Reihe von Mandanten, wie würden Sie selber das jetzt einschätzen? Nach Estland zu gehen, dort die E-Residency und eine Gesellschaft zu gründen, was sind so typische Branchen, für die das eine gute Alternative, ein guter Standort ist?

Frau Bergmann: Ich würde es nicht mal branchenspezifisch aufziehen, ich würde eher sagen, es muss ja auch irgendwie wirtschaftlich und inhaltlich Sinn machen. Erstens mal jeder, der nach Estland sowieso umziehen möchte, das ist die Frage, warum man das machen sollte, aber es gibt ja eine ganze Menge Leute, denen der Staat gefällt, denen es hier gefällt, und die vielleicht hier persönliche Anknüpfung haben. Meistens hat man dann doch einen Grund, warum man hierher will, und nicht einfach so, dass man sagt: „Estland ist ein schöner Staat, und da gehe ich jetzt hin.“ Für all die ist es natürlich interessant, jetzt vollkommen egal, was die Branche ist. Dann gibt es die zweite Gruppe, die sagt: „Estland hat ein interessantes Steuersystem.“ Und zwar haben wir keine Körperschaftsteuer, und nur die entnommenen Gewinne werden besteuert, zu dem Augenblick, wo sie entnommen werden mit derzeit 20%. Das ist immer dann interessant, wenn man die Gewinne erstmal in der Gesellschaft belassen will, oder wenn man mit den Gewinnen etwas machen will, was weiß ich, Immobilien kaufen oder woanders investieren, oder was auch immer einem dann einfällt. Für Holdings ist das durchaus interessant. Das Wesentliche in dem Zusammenhang ist aber, dass man dann diese Gewinne auch in Estland erwirtschaftet haben müsste, weil man ansonsten ja eine Betriebsstätte hat woanders, und dann greift ja meistens schon die Besteuerung auch woanders. Die ganzen Leute, die mir schreiben: „Ich möchte jetzt meine Schreinergesellschaft in Estland anmelden, aber weiterhin in Deutschland Schreiner sein, aber von der estnischen Steuer profitieren,“ denen sage ich immer: „Dann setzen Sie sich doch bitte kurz mal mit Ihrem deutschen Steuerberater in Verbindung, ob der das auch gutheißt und auch so sieht, dass Sie dann in Deutschland keine Steuern mehr zahlen,“ und die meisten von denen melden sich dann nicht mehr bei mir.

Sebastian: Ja, da haben Sie völlig Recht, da sprechen Sie einen extrem wichtigen Punkt an. Es ist natürlich so, ich meine wir haben das hier immer wieder, erwähnen das auch auf unseren Webseiten im größten Detail und auch hier in dem Podcast. Also Sitz der Besteuerung ist Sitz der geschäftlichen Oberleitung. Das heißt, wo der Geschäftsführer lebt, wo die Wertschöpfung stattfindet, dort werden Steuern bezahlt. Was natürlich nicht funktioniert ist zu sagen man lebt in Deutschland oder Italien oder sonst irgendwo, hat eine estnische Gesellschaft und zahlt dann dort die Steuern und nicht dort, wo die Betriebsstätte der Gesellschaft ist. Das ist völlig klar.

27:11 - Eine estnische Gesellschaft für digitale Nomaden optimal

Sebastian: Haben Sie Mandanten, die digitale Nomaden sind?

Frau Bergmann: Ja, habe ich.

Sebastian: Was würde Sie denen sagen, was würden Sie jemandem sagen, der digitaler Nomade ist, so ganz allgemein zum Thema estnische Gesellschaft?

Frau Bergmann: Für digitale Nomaden ist die estnische Gesellschaft natürlich das Mittel der Wahl, würde ich sagen.

Sebastian: Das heißt, Sie würden dann sagen, in dem Fall würde die Regelung mit den 20% Besteuerung in Estland zutreffen, weil digitaler Nomade per Definition nirgendwo den Wohnsitz hat, und er würde dann letztlich die Steuern zahlen, wenn er sich einen Gewinn ausschüttet.

Frau Bergmann: Das stimmt. Man muss im Auge behalten, dass diese 20% Dividendenbesteuerung ja eine Besteuerung der Gesellschaft ist, und nicht der Person. Wenn ich nun in Deutschland sitze, und auch wenn es so funktioniert, dass ich in Estland diese Gesellschaft habe und dort die Dividenden ausschütte und davon 20% an den estnischen Staat abgebe, den Rest muss ich in Deutschland ja trotzdem als mein Einkommen versteuern. Das ist nicht meine Einkommensteuer, die ich an Estland gebe, sondern das ist die Einkommensteuer der Gesellschaft, das ist mittlerweile auch allen Finanzämtern klar, in Estland und in Deutschland, dass es so ist.

Sebastian: Es käme dann im Falle von Deutschland zum Beispiel noch die Abgeltungsteuer drauf.

Frau Bergmann: Ja, was auch immer in Deutschland für persönliche Steuern dann noch anfallen, die fallen dann auch tatsächlich an, und das ist etwas, wo wir auch nicht beraten können und dürfen.

Sebastian: Absolut, klar.

Sebastian: Also derjenige, der die Gesellschaft gründet und der Gesellschafter ist, und der Gewinne aus Estland ausgeschüttet bekommt von der Gesellschaft, muss sich natürlich damit befassen, wie er seinen Wohnsitzstaat dann diese Gewinnausschüttung versteuert und angibt und in der Steuererklärung deklariert und so weiter. Wie gesagt, ganz wichtiger Punkt, wichtig, dass Sie das ansprechen. Zwar wird die Steuer in Estland zum Zeitpunkt der Ausschüttung fällig, aber es ist letztlich eine Steuer der Körperschaft der estnischen Gesellschaft und keine Besteuerung der Gesellschafter.

Frau Bergmann: Genau, so ist es. Darüber muss man sich im Klaren sein. Aber eben deswegen ist es für digitale Nomaden interessant, wenn die persönlich dann nirgendwo Steuern zahlen, dann fällt ja nur diese Dividendensteuer hier an.

Daniel: Kann ich denn eine Firma auf die Art und Weise gründen, dass die Gesellschafter eine ausländische Firma ist, und nicht ich als Person?

Frau Bergmann: Das kann man gründen, allerdings nicht digital, aber man kann es gründen beim Notar und eben seit einigen Jahren auch aus der Ferne. Da kommt ein bisschen Papierarbeit auf uns zu, weil die Notare ja dann den Registerauszug und sowas im Original mit Apostille, mit Übersetzung und allem Drum und Dran haben wollen. Aber das geht, es ist recht üblich, dass man das auch so macht.

30:22 - Digitale und physische Produkte

Daniel: Sebastian und mir ist bei der Recherche über die E-Residency, die Unternehmensgründung und die dazugehörige Buchhaltung in Estland doch noch eine Sache aufgefallen, über welche uns Frau Bergmann jetzt hoffentlich aufklären kann. Wenn man jetzt vom Prozess her diese E-Residency bekommt, dann bekommt man ja meist noch die Empfehlung, einen gewissen Service Provider auszuwählen für das gesamte Thema Buchhaltung. Da bieten ja ganz viele Service Gesellschaften für einen monatlichen Betrag so eine Art All-Inclusive-Package an, wo die gesamte Buchhaltung, Abgabe der Jahresmeldung etc. drin ist. Dort ist mir aufgefallen, dass da ganz häufig immer wieder geschrieben ist, eigentlich sie bieten an die Abrechnung für einen Serviceleistung oder vielleicht von Apps, die man entwickelt, aber es wird immer in irgendeiner Art und Weise der Handel mit physischen Produkten ausgeschlossen. Liegt das an der Beantragung der Mehrwertsteuernummer, oder vielleicht können Sie da ein bisschen Licht ins Dunkel bringen. Oder muss man sich da einfach nur einen anderen Steuerberater suchen, der die Buchhaltung macht in dem Moment, wenn ich zum Beispiel physische Produkte, also ich will handeln mit physischen Produkten.

Sebastian: Auch auf der Seite der estnischen Regierung zum Thema „Why become an e-resident“ wird auch ganz klar darauf hingewiesen: „e-Residency works particularly well for entrepreneurs offering location-independent digital services, consultants and digital nomads“, und dann worauf “sell services or digital products online in a broad range of sectors“ und so weiter. Hier wird immer eine klare Unterscheidung gemacht zu physikalischen Produkten. Es gibt ja auch Leute, die als digitale Nomaden irgendwie mit Amazon und so weiter Produkte verkaufen. Das hat uns ein bisschen gewundert, warum diese klare Abgrenzung zu physikalischen Produkten gemacht wird.

Frau Bergmann: Das ist wahrscheinlich so, weil das recht unüblich ist. Man kann als E-Resident ja alles andere, also man kann alles machen, was andere auch machen, man ist ja nicht ein Bürger zweiter Klasse. Allerdings sind die Buchhalter und die Service Provider in dem Feld mehr spezialisiert darauf, jetzt ohne physische Produkte zu arbeiten. Also ohne irgendwelche Lager, wo etwas ausgeliefert wird und die Pakete sind eher darauf zugeschnitten, dass es vielleicht Beratung ist oder Holding oder dass da nicht so viel stattfindet. Wenn man täglich hunderte an Paketen verschickt, dann sind das vollkommen andere Maßstäbe an Aufwand, was die Buchhaltung dann leisten muss. Aber es ist natürlich durchaus möglich Buchhalter zu finden und höchstwahrscheinlich auch in den gleichen Buchhaltungsgesellschaften Absprachen zu treffen, eben auch für physische Produkte. Das würde ich überhaupt nicht ausschließen wollen. Ich würde sagen, wenn es allgemein diese, wenn der Staat auf dieser offiziellen Seite von E-Resident hat auch so ein Market Place, und da sind die ganzen Service Provider drauf, die jetzt vom Staat sozusagen ausgesucht und gewählt und überprüft wurden, die dann auch, sagen wir mal ordentliche Arbeit leisten, die damit Erfahrung haben.

33:48 - Anforderungen an die Buchhaltung

Daniel: Naja, jetzt zwei Dinge, vielleicht können Sie da noch ein bisschen darauf eingehen. Das erste wäre generell vielleicht mal die Anforderung an die Buchhaltung in Verbindung mit dieser E-Residency und dann diese Online-Unternehmensgründung. Dann im zweiten Schritt interessiert uns auch nochmal das Thema Umsatzsteuer-Identifikationsnummer-Beantragung, weil das ja für viele Unternehmen essentiell wichtig ist, wenn sie jetzt in Europa eine Firma gründen. Aber vielleicht beginnen wir einfach mal mit dem Themenbereich „Anforderungen an die Buchhaltung“.

Frau Bergmann: Man muss eine haben, man muss eine estnische Buchhaltung haben. Das ist auch so, die estnischen Buchhalter kommunizieren mit dem estnischen Staat auch digital, aber auf Estnisch, und das ist eine Kunst für sich, die ich auch nicht beherrsche. Ich würde nichts ohne Buchhaltung machen. Es gibt natürlich auch, es gibt ein Programm, das angeboten wird, dass falls man jetzt selbst nicht viel macht, das kann man verwenden, und ist sicher machbar. Also wofür man die Buchhaltung braucht, ist eigentlich die monatliche Steuererklärung, und zwar in zwei Fällen: Wenn man Umsatzsteuer zahlt, also umsatzsteuerpflichtig ist und wenn man Angestellte hat, also an irgendjemanden Lohn zahlt, unter Umständen auch an sich selbst. Für beide Fälle müssen monatliche Steuerberichte abgegeben werden, allerdings wenn man keinen Angestellten hat und nicht umsatzsteuerpflichtig ist, dann entfallen die. Dann hat man eigentlich nur die alljährliche Steuererklärung, und das kann man auch so beantragen. Man kann auch diese Vereinbarung mit der Buchhaltung haben, dass die sonst nichts machen, außer einmal im Jahr alle Quittungen zusammensuchen und dann so eine Jahressteuererklärung zu machen. Aber eben der Aufwand ist von ganz wenig im Fall der jährlichen Steuererklärung bis hin zu zwei Steuererklärungen monatlich, falls man Angestellte hat und falls man umsatzsteuerpflichtig ist. In dem Fall, wenn man umsatzsteuerpflichtig ist, dann kommen natürlich die ganzen anderen Rechnungen, die einkommenden, die ausgehenden noch dazu.

Sebastian: Um es zusammengefasst zu sagen: man kann sich die Buchhaltungsantwortpflichten vorstellen, wie bei jeder anderen EU-Gesellschaft auch. Also nach dem gleichen Muster, nach den gleichen Anforderungen im Sinne von Vollständigkeit, Gründlichkeit und so, also weder weniger noch mehr.

Frau Bergmann: Das stimmt.

Daniel: Aber Fristen wäre noch eine Frage. Jetzt ist ja alles digitalisiert, jetzt ist die Frage, wenn das alles so hoch digitalisiert ist, gibt es da vielleicht strengere Vorgaben, was die Einhaltung von Fristen betrifft?

Frau Bergmann: Ja, die Fristen sind recht streng. Zum zehnten von jedem Monat muss man die Arbeitgeberabgaben vom letzten Monat erklären und abführen, und zum zwanzigsten die Umsatzsteuer. Das ist recht genau, weil es ist digital, es ist transparent, und jeder kann sehen, wenn ich mit einer Frist auch nur zwei Tage in Verzug bin. Oder mit der Zahlung von Steuern.

37:00 - Die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer

Daniel: Die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer, wie sieht es damit aus?

Frau Bergmann: Das beantragt man und bekommt man so gut wie sofort.

Sebastian: Würden Sie sagen deswegen, weil das Thema Umsatzsteuer-Identifikationsnummer in vielen EU-Ländern ja mittlerweile sehr schwierig geworden ist. Wenn man irgendwo eine Gesellschaft gründet, selbst in Deutschland, ist es schon relativ ein Aufwand, die Umsatzsteuernummer zu bekommen, man muss ohne Ende Fragen beantworten, und es ist umfangreich und wird genau geprüft: Hat der wirklich ein Recht auf diese Umsatzsteuer-Identifikationsnummer? Das heißt, hat der wirklich vor, auch dort Dienstleistungen zu verkaufen? Dann wird das hinterfragt und so, und ob dann da auch tatsächlich hier umsatzsteuerlich eine Betriebsstätte vorliegt. Wie ist das in Estland?

Frau Bergmann: Das war hier eine Zeit lang auch ein bisschen komplizierter als jetzt. Es war am Anfang überhaupt nicht kompliziert. Man hat einen Antrag gestellt, und am gleichen Tag hatte man die Nummer. Dann gab es Betrugsfälle, und es wurde ein bisschen komplizierter, aber mittlerweile ist es wieder sehr einfach geworden. Man bekommt die Nummer in der Regel, es sei denn, die Finanzämter haben irgendeinen Verdacht, dass es nicht mit rechten Dingen zugehen könnte. Die Nummer wird auch von der Buchhaltung beantragt und insofern sind das Esten, die mit Esten reden und sagen: „Wir brauchen die Nummer.“

Sebastian: Alles klar. Sehr interessant. Wie gesagt, gerade wer jetzt in der EU Geschäfte machen will, der ist ja letztlich ohne die Umsatzsteuer-Identnummer, ich sage jetzt mal gelähmt, der kann ja gar nichts machen. Und oftmals, wir haben ja Beispiele, wo die dann zwar erteilt wird, aber das geht sechs Monate, bis die erteilt wird. Und deswegen ist es natürlich ein Riesenvorteil, wenn ein Land in der Lage ist, eine solche Umsatzsteueridentnummer schnell und effizient zu erteilen. Das ist ein großer Vorteil für internationale Unternehmer, weil es ist nicht selbstverständlich.

Frau Bergmann: Das stimmt, und in den allermeisten Fällen ist es ja auch praktisch und rechtens so, und man kann damit sofort operieren, und das ist alles gut. Es kann problematisch werden, wenn man gründet, dann die Nummer beantragt und dann erstmal sehr viel Umsatzsteuer sozusagen einnehmen will. Dann werden die Finanzämter natürlich hellhörig, das sollte man dann vielleicht nicht machen, aber ansonsten, wenn alles mit rechten Dingen zugeht, dann ist es unproblematisch.

39:26 - Ein Bankkonto in Estland eröffnen

Daniel: Neben der Umsatzsteuer-Identifikationsnummer ist natürlich auch ein Bankkonto ein essentieller Teil einer Unternehmensgründung. In manchen europäischen Ländern ist es inzwischen ganz schön schwierig, für eine im Ausland gegründete Firma ein Konto bei einer traditionellen Bank zu eröffnen. Wie leicht oder schwer ist es denn, für eine Firma in Estland, ein Bankkonto zu eröffnen?

Frau Bergmann: Das ist nicht einfacher als woanders, das ist vielleicht sogar schwieriger als woanders, nachdem wir hier ein paar Geldwäschefälle hatten, sind die estnischen Banken sehr hellhörig, vielleicht sogar paranoid könnte man sagen. Es ist recht schwer, zum Teil unmöglich für einen E-Residenten ein Bankkonto auf einer estnischen Geschäftsbank zu bekommen. Und sowieso müsste man mindestens einmal sich selbst zeigen. Hier entfällt der ganze Vorteil von E-Residency und Digitalität, weil Banken immer noch den Menschen sehen wollen und wissen wollen, dass diese Gesellschaft auch tatsächlich etwas in Estland hat, und das hilft da wenig zu sagen: „Ich habe vor, hier was zu machen.“ Dann sagen die Banken: „Ja, machen Sie was, und dann kommen Sie wieder zu uns.“ Also das ist schwierig. Aber es gibt ja mittlerweile auch Internetbanken, und es ist nicht verpflichtend für eine estnische Gesellschaft ein Bankkonto in Estland zu haben, es kann auch ein Internet Bankkonto sein, und diese Anbieter gibt es mittlerweile, und es sollte machbar sein.

Sebastian: Das heißt also, Ihren Mandanten würden Sie empfehlen, die jetzt mit Ihnen zum Beispiel zusammen eine Gesellschaft gründen, man soll zu Wise gehen, Revolut, diese Anbieter. Es gibt ja selbst in den baltischen Staaten etliche solcher Internetbanken. Viele gibt es ja in Lettland, ich weiß nicht, wie es in Estland ist, ob es da auch so viele gibt, aber Revolut hat auch eine lettische Lizenz mittlerweile. Also da gibt es ja heute viele Anbieter.

Frau Bergmann: Ja, genau, Wise ist ja aus Estland, in dem Sinne.

Sebastian: Genau, in dem Sinne. Der Gründer. Der lebt aber in London mittlerweile. Da hat nämlich jemand das Steuernetz jetzt [unverständlich].

Frau Bergmann: Jaja. Es gibt mehrere, und es funktioniert auch. Ich würde eigentlich raten, wenn man tatsächlich hier herkommt, und ich habe einen Mandanten, der kam her nicht wegen der Steuer, sondern weil er hier gute Leute zum Arbeiten gefunden hat, hat hier ein Büro aufgestellt und ist Geschäftsführer mit dem Büro hier und hat als solcher auch ein Bankkonto bekommen und ist alles gut. Aber wenn das nicht gegeben ist, dann würde ich tatsächlich raten, erstmal zu versuchen, so eine Internetbank zu kontaktieren. Und es ist auch die Frage, ab wann man das Bankkonto überhaupt braucht. Weil wenn man gründet, ohne einzuzahlen, dann wird man das Bankkonto ja erst dann brauchen, wenn tatsächlich Geld fließen soll, und dann hat man ein bisschen Zeit, sich umzusehen und zu schauen, wo man bei wem welches Bankkonto eröffnen kann. Wenn man allerdings das Kapital einzahlen will, die 2.500 € mindestens, dann muss man gleich entscheiden, wo man die hin zahlt, und dann ist ausschlaggebend, dass die Bank, wo man das einzahlt, auch bereit ist, eine Bestätigung auszugeben, dass das Geld auf ein gesperrtes Gründungskonto eingezahlt wurde, und das ist nämlich die Voraussetzung dann dafür, dass sie auch eingetragen werden kann.

Daniel: Wie lange ist die gesperrt dann? In der Schweiz ist das ähnlich, wenn man dort zum Beispiel eine Firma gründen will, aber dieses Gründungskapital wird dann dauerhaft geblockt, oder nur für den Gründungszeitraum?

Frau Bergmann: Für den Gründungszeitraum. Sobald gegründet ist, kann man mit der gegründeten Gesellschaft sozusagen als gegründete Gesellschaft sofort zur Bank gehen und das Gründungskonto in ein normales Konto umwandeln. Das müsste auch bei Internetbanken genauso dann gestaltet sein, damit es funktioniert.

Sebastian: Ich glaube, das geht ja nicht bei Internetbanken, die machen ja keine Kontosperrung. Aber gut, okay.

Frau Bergmann: Im Prinzip, ich habe die Erfahrung gemacht, dass es funktioniert, auch mit Internetbanken.

Sebastian: Ah ja, wirklich? Das wusste ich gar nicht.

Frau Bergmann: Ja.

43:58 - Aktuelle Einreisebestimmungen in Estland, Kontaktdaten & Verabschiedung

Daniel: Wenn man sich jetzt ernsthaft für Estland interessiert und sich vor Ort mal umschauen möchte, stellt sich noch die Frage, ob bei der Einreise in Estland etwas bestimmtes zu beachten ist.

Frau Bergmann: Momentan mit Covid muss man natürlich schauen, welche Beschränkungen aktuell gelten, aber wir sind ja auch dabei, alle Beschränkungen herunterzufahren, soweit es geht, und im Augenblick wüsste ich nicht, dass es da irgendwas Besonderes gibt im Vergleich zu anderen Ländern, und das wird ja hoffentlich dann auch immer besser werden. Also nein, nichts Besonderes, man kann herkommen, und ich glaube, im Augenblick muss man auch nicht in Quarantäne, wenn man geimpft ist und so, also, man kann schon herkommen. Es ist gerade sehr schön, wir haben sehr viel Schnee.

Daniel: Schön.

Daniel: Übrigens, wenn Du keinen unserer interessanten Podcasts mehr verpassen willst, dann klick jetzt gleich auf ABO und besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen, und Du kannst uns dort Deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.

Dann haben wir natürlich noch eine ganz wichtige Frage zum Schluss: Wenn jetzt also unsere Zuschauer oder Zuhörer sich dafür interessieren, auch von Ihnen noch Beratungsleistung in Anspruch nehmen wollen, wie kann man Sie denn am besten erreichen?

Frau Bergmann: Ja, am besten digital über unsere Webseite zum Beispiel: www.bnt.eu, und da finden Sie auch Tallinn und mich und können jederzeit schreiben, anrufen, wie auch immer. Wir beraten immer sehr gerne alle Menschen und Gesellschaften, die nach Estland kommen wollen, und die sich für ein Leben in Estland oder mit Estland interessieren.

Daniel: Vielen herzlichen Dank, Frau Bergmann.

Sebastian: Vielen Dank Frau Bergmann, hat uns gefreut, war sehr interessant.

Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

Weiterlesen
Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Leben in IRLAND – Rückständig, aber steuerlich attraktiv

Ja, Irland ist rückständig und kein typisches und modernes Auswanderland. Es hat dennoch einiges zu bieten, was einer näheren Betrachtung wert ist.

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Sehr geehrte Damen und Herren, wir befinden uns im Landeanflug auf Dublin und werden in wenigen Sätzen landen. Bitte legen Sie Ihren Sicherheitsgurt an und bereiten sich auf eine sehr ehrliche Darstellung von Irland vor. Der Steuerexperte Sebastian Sauerborn hat in Irland gelebt und das Leben dort geliebt. Er spricht von einer gewissen Pfadfinder Romantik.

Irland ist kein typisches Auswanderland. Sie bekommen heute ein klares Bild von den Lebensumständen, Lebensstandard, dem Unterschied zwischen Dublin und dem ländlichen Leben und einen ersten Einblick in die steuerliche Attraktivität Irlands.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Was erwartet mich in Irland?

Bei Ihrer Irland Einwanderung erwarten Sie selbstverständlich grüne Felder, unberührte Natur und spektakuläre Küstenlandschaften. Zudem ein ländliches Irland, das aussieht wie Deutschland in den 50er Jahren. Viele Leute heizen noch mit Torf, und es regnet wirklich jeden Tag. Nicht unbedingt doll, aber täglich, und auch im Sommer wird es nie wärmer als 20 Grad. Zugverbindungen gibt es nur noch zwischen großen Städten. Um kleinere Ortschaften zu erreichen, nutzen Sie den Autobus, der dem Postbus in der Schweiz ähnelt. Autobahnen und Schnellstraßen gibt es nicht viele, und die extrem engen Straßen mit Hecken an den Seiten führen durch grüne Landschaften und machen das Autofahren zum Abenteuer, denn es passen kaum zwei Autos aneinander vorbei.

Homeschooling und die Schulen in Irland

In Irland können Sie Ihre Kinder zu Hause unterrichten oder an einer Online Schule lernen lassen! Die katholische Kirche betreibt 90% der lokalen Schulen und der Ortspfarrer ist in etwa der Schulvorsteher. Der lokale Bischof hat die Oberverantwortung für die Schulen, die unter staatlicher Aufsicht stehen und vom Staat finanziert werden. Sie mögen denken, die Iren seien sehr religiös, aber die Evolution unseres Schöpfungsbewusstseins hat auch hier, besonders in den vergangenen 20 Jahren seine Spuren hinterlassen und Gott aus unseren Leben herauswachsen lassen.

Anmeldung und PPS-Nummer

Auswandern Irland Voraussetzungen bzw. auswandern nach Irland als Deutscher Bedingungen: EU-Bürger können in Irland ohne Visum leben. Es gibt kein Meldesystem und keine Krankenversicherung. Möchten Sie am irischen Gesundheitssystem teilhaben oder Sozialleistungen in Anspruch nehmen, benötigen Sie eine PPS-Nummer (Personal Public Service Number) und gehen dafür zum lokalen Arbeitsamt, lassen Fotos mache und Ihre Daten aufnehmen. Wenige Wochen später erhalten Sie Ihre Karte mit besagter PPS Nummer, die zugleich Ihre Steuernummer ist.

Das Gesundheitssystem, Internet und Telefon

Das Gesundheitssystem in Irland ist wie im UK und in Malta umlagefinanziert. Für Kleinigkeiten gut, aber nicht empfehlenswert für größere Anliegen. Dafür sollten Sie sich lieber in anderen Ländern versorgen lassen. Ein Ruhestand in Irland soll gut überlegt sein. Internet und Handyverbindung sind ebenfalls nicht die Besten. Als digitaler Nomade erkundigen Sie sich besser vorab über die örtlichen Gegebenheiten.

Internationale Anbindung und die Amerikaner

Am sehr gut angebundenen Dubliner Flughafen sitzen amerikanische Grenzbeamte. Die führen alle für die USA erforderlichen Passkontrollen vor Ihrer Abreise durch, und Sie landen dann in den USA als einheimischer Flug. Die gute Beziehung zu den Amerikanern kommt aus der Zeit der britischen Besetzung, durch die die Iren starke Unterdrückung und Armut erfahren haben. Etwa ein Drittel der Bevölkerung wanderte damals in die USA aus. Weitere internationale Flughäfen gibt es in Limerick und in Cork.

Lebenshaltungskosten und Mietpreise

Dublin war und ist teuer! Die Lebenshaltungskosten in Irland sind höher als in Deutschland.

Sind Immobilien Irland günstig? Leider nein: Eine nicht-luxuriöse Zweizimmerwohnung in Dublin kostet gut 2.000 €. Eine Dreizimmerwohnung außerhalb gelegen verlangt etwa 850 € monatlich. Die Mietpreise in Irland sind erheblich gestiegen, auch ein Haus in Irland günstig kaufen ist nicht einfach, denn auch Häuser in Irland kaufen ist deutlich teurer als in Deutschland.

Wenn Sie nach einem Land mit niedrigen Lebenshaltungskosten suchen, finden Sie hier mehr Informationen zu Ungarn. Und sollte es Sie eher in die Wärme ziehen, dann gibt’s hier mehr zu Thailand.

Irish Soccer, Lachsangeln und die irische Küche

Irish Coffee ist lecker, und auch die Irish Pubs kennen Sie. Wie sieht es aus mit Irish Football? Das ist eine in Irland sehr verbreitete Sportart, eine Mischung zwischen Rugby und Fußball. Der Spielball ist rund, und Sie dürfen Hände und Füße benutzen. Wenn Sie gerne angeln, werden Sie am River Blackwater glücklich. Die lokalen Restaurants bereiten die Lachse aus diesem weltbekannten Gebiet fangfrisch zu. Meeresfrüchte sind in Irland großzügig vorhanden. Des Weiteren essen Iren gerne Kartoffeln mit Kohl und Speck.

Die Teilung Irlands und der Konflikt

Der Norden Irlands gehört zu Großbritannien, der Süden ist die Republik Irland. Die Grenze zwischen beiden Teilen ist offen, wie Sie es aus der EU kennen. Die vorher bestehenden Grenzkontrollen wurden aufgehoben und hat beide Landesteile wirtschaftlich eng zusammenwachsen lassen. Ähnlich wie in Zypern pendeln Einwohner zum Arbeiten und Einkaufen zwischen Norden und Süden.

Durch Brexit bestehen Befürchtungen, dass die Grenzen geschlossen werden und das Konfliktpotential wieder aufflammt. Die Vorurteile und das Misstrauen zwischen Protestanten und Katholiken ist immer noch sehr real. Es ist keine Frage mehr des Glaubens, sondern ist rein politisch.

Einkommensteuer, Sondersteuer und der Non Dom Status

Irisches Einkommen bis 34.000 € wird mit 20% besteuert, alles darüber stufenweise mit 40%. Plus Sozialbeiträge, ähnlich hoch wie in Deutschland. Plus die Universal Social Charge Sondersteuer (USC), die nach der Finanzkrise 2011 eingeführt wurde, um die Schulden bei der EU abzuzahlen. Einkommen aus Kunst bis zu etwa 50.000 € ist steuerfrei, und der Non Dom Status erlaubt Ausländern, ihre ausländischen Einkünfte, die sie nicht nach Irland einführen, steuerfrei zu erhalten.

Und was, wenn man als Rentner nach Irland auswandern möchte? Alles zum Thema auswandern nach Irland als Rentner und wie Sie dort Ihre deutsche Rente versteuern erfahren Sie hier.

Achtung – Betriebsstätte kann ausgelöst werden

Haben Sie eine Auslandsgesellschaft, müssen Sie sicherstellen, dass diese Einkünfte passiv sind. Leiten Sie Ihre maltesische Gesellschaft von Irland aus, lösen Sie dort eine Betriebsstätte aus. Möchten Sie in Ihrer maltesischen Firma mitarbeiten (keine geschäftsführenden Tätigkeiten!), gründen Sie eine irische Service Limited und leihen sich selber an Ihre maltesische Gesellschaft aus. In einem Land wie Dubai können Sie leben und Ihre ausländische Gesellschaft führen und werden nicht steuerlich veranlagt. Weiter Möglichkeiten wären die Bahamas, Monaco, Großbritannien, Spanien und Portugal mit dem richtigen Setup.

In unserer zweiten Folge über Irland sprechen wir über die warmherzigen Iren, den guten Whiskey und nähere Details zur Firmengründung.

Kontaktdaten und Links:

Sebastian Sauerborn

Homepage: www.wohnsitzausland.com

                     www.auslandsunternehmen.com

E-Mail:        hello@stmcorporate.group

Telefon: +44 20 3151 0582

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Digitaler Nomade: Ja – aber nicht ohne Krankenversicherung
Das Leben in der Schweiz als Deutscher: Diese Dinge sollten Sie bei einem Umzug beachten.
Dubai - sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht
Der Ruhestand in der Schweiz: Ein Paradies für deutsche Rentner
Gold Zuhause lagern - Was es zu beachten gibt
Auswandern nach Rumänien: Alles was du wissen musst
Kindergeld im Ausland
Die internationale Krankenversicherung - Ein Muss im Ausland
Was ist ein Perpetual Traveler?
Gold lagern im Ausland - was Sie wissen müssen
Unternehmen gründen in Ungarn - Deshalb lohnt es sich!
Non Dom: 0 % Steuern auf Ausländische Einkünfte
Welche Vorteile bietet die E-Residency in Estland?
Welcher Staat weltweit funktioniert am besten?
Was steckt hinter den 16 Fragen, die das Finanzamt Auswanderern stellt?
Umzug ins Ausland: Checkliste für Auswanderer
Auswandern nach Italien: La Dolce Vita im Süden genießen
Wohnung mieten in der Schweiz als Deutscher
Auswandern als Rentner
LTD, LP & PLC: Macht nach Brexit eine UK-Gesellschaft noch Sinn?
Drohender Lastenausgleich - Was Sie wirklich dazu wissen müssen
Unternehmensstandort Rumänien: Der Geheimtipp für Unternehmen jeder Größe
9 Fakten zum Tod der klassischen Offshorefirma
Beratungsstellen zur Auswanderung in Deutschland
Wie Italien zum Steuerparadies wurde
Auswandern nach Costa Rica und Belize: Welches Land ist besser für Auswanderer?
Passives Einkommen mit Immobilien aufbauen - So geht’s
Mit Immobilien Passives Einkommen im Ausland aufbauen
Steuergestaltung mit internationalen Holding-Gesellschaften
Gründe zum Auswandern: Wichtige Faktoren für den Neuanfang im Ausland
Sozialhilfe für Deutsche im Ausland
Bulgarien als zukünftiger Unternehmensstandort
Unbeschränkte Steuerpflicht in Deutschland beim Wohnsitz im Ausland?
Paraguay - Neue Einwanderungsbestimmungen
Visum Thailand Beantragen: Diese verschiedenen Visa gibt es
Was sind aktive Einkünfte gemäß Außensteuergesetz und DBA-Sachverhalt
Costa Rica schafft die Territorialbesteuerung ab
Alles was Sie zur Firmengründung in Singapur wissen müssen
Wohin Deutsche 2023 auswandern: Weltweit & Europa
Vorteile von Homeschooling für Auswanderer
Checkliste: Urlaub in den USA
Wohin Auswandern - auf die richtigen Prioritäten kommt es an
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Zahlen zu deutschen Auswanderern
Wohnsitz: Anmeldung, Abmeldung, Ummeldung
Traumziel Karibik – Auswandern in das tropische Paradies
Hier werden Auswanderer bezahlt

Timestamps

00:18  -  Begrüßung & Einleitung – Irland in drei Sätzen

02:50  -  Sebastians Weg nach Irland

05:14  -  Von Dublin nach Cork

10:17  -  Wie die Schulen in Irland organisiert sind – Homeschooling als Option

12:56  -  Sind die Iren religiös?

14:20  -  Aufenthaltsrecht, Anmelden und die PPS Nummer

15:54  -  Das Gesundheitssystem in Irland

17:33  -  Infrastruktur und Reisen auf der Insel

19:46  -  Wie komme ich von der Insel runter?

21:38  -  Internet und Telefon in Irland

23:25  -  Die Trennung Irlands und der Konflikt, auch nach dem Brexit

27:14  -  Steuern, Abgaben und die USC

30:54  -  Steuerfreies Einkommen für Künstler und der Non-Dom Status

34:03  -  Meine Tätigkeit für meine Auslandsgesellschaft richtig strukturieren

38:23  -  Die Lebenshaltungskosten in Irland

42:54  -  Freizeitangebote und Irish Football

45:17  -  Die irische Küche und das weltberühmte Lachsangeln

48:10  -  Ausländer in Irland und der Grund der guten Beziehung zu den USA

51:35  -  Diese Faktoren unbedingt vor einem Umzug nach Irland bedenken

56:10  -  Eine separate Episode über Firmengründung in Irland ist in Arbeit

Mitschrift zu Folge 27 von Perspektive Ausland: Leben in IRLAND – Rückständig, aber steuerlich attraktiv

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:18 - Begrüßung & Einleitung - Irland in drei Sätzen

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute sprechen wir über eine kleine Insel im Atlantik: Irland. Wenn man sich informiert, der eine oder andere ist vielleicht schon dagewesen, dann liest man oder hört man, es erwarten einen endlos grüne Felder, unberührte Natur, spektakuläre Küstenlandschaft, jede Menge Gemütlichkeit, Humor, Pub Kultur und so weiter. Heute sprechen wir mit Sebastian, der ja selber eine Zeit lang in Irland gelebt hat und wollen der Sache näher auf den Grund gehen. Wir wollen darüber sprechen, was ist der besondere Reiz, in Irland zu leben? Ist es eine gute Alternative, seinen Wohnsitz nach Irland zu verlegen, und was erwartet einen dort alles? Sebastian, vielleicht kannst Du uns selbst mal so ganz kurz zusammenfassen, wie Du selber Irland siehst und erlebt hast. Wenn Du nur ein, zwei, drei Sätze Zeit hättest, was würdest Du sagen? Was macht den Reiz von Irland aus?

Sebastian: Irland ist zum einen sehr rückständig, das heißt es gibt sehr viele enge Straßen, zum Beispiel von West nach Ost gibt es keine Autobahnverbindung in Irland, da fährt man wirklich mit dem Auto sehr enge Straßen durch grüne Landschaften, sehr viele Menschen heizen zum Beispiel noch mit Torf. Gerade das ländliche Irland ist sehr rückständig. Als ich dorthin gezogen bin hatte das einen großen Charme gehabt, ich habe das gerne gemocht. Man kann sich das vorstellen wie in Deutschland in den 50er Jahren, so muss man sich Irland vorstellen. Und man muss sagen, die zweite Frage, wenn Du fragst, wie das Wetter ist, das Wetter ist tatsächlich so schlecht wie der Ruf. Ich glaube, ich habe keinen einzigen Tag in Irland erlebt, an dem es nicht geregnet hat. Es heißt nicht, dass es den ganzen Tag regnet, es heißt nicht, dass es besonders stark regnet, aber es regnet tatsächlich jeden Tag, und es wird letztlich nie wärmer als 20 Grad. Auch im Hochsommer höchstens 20 Grad. Man kann schon gleich sagen, wem das nicht gefällt, der ist dort nicht gut aufgehoben.

02:50 - Sebastians Weg nach Irland

Daniel: Ja, da kam mir selber auch gerade die Frage auf: Was macht denn dann den besonderen Reiz aus? Wenn das Wetter schlecht ist, das Land vielleicht einen rückständigen Eindruck macht, was ist der Reiz? Was könnte jemanden interessieren, nach Irland zu ziehen?

Sebastian: Vielleicht zu meiner Geschichte, ich hatte ja in den USA gelebt, und dann 2014 war es so, dass ich mich hatte scheiden lassen, ich habe dann das Sorgerecht für meine Kinder bekommen, und wie das halt so ist, Scheidung verursacht immer Verwerfung. Bei uns hat es dann dazu geführt, dass das Visum in den USA ausgelaufen war, wir hatten eine Ranch in Texas, wo wir gelebt hatten, die war danach leider nicht mehr meine, sozusagen. Ich wollte unbedingt in den USA eigentlich bleiben, aber es war klar, ich muss zumindest temporär weg, zumindest bis ich ein neues Visum habe, also für eine Zeit von ein bis zwei Jahren. Ich habe mich dann in Europa umgeschaut, nach Deutschland wollte ich eh nicht zurück, ist ja klar. Großbritannien konnte ich mir vorstellen, hatte ich aber nicht gemacht, weil dort ja die Kanzlei ist und aus steuerlicher Sicht wäre es daher für mich besser gewesen, zu dem Zeitpunkt nicht in Großbritannien zu sein. Andere englischsprachige Länder, da hätte es noch Malta gegeben, das hätte sich in gewisser Weise auch angeboten, weil dort mein Bruder lebt, und ich hatte davor auch schon mal in Malta gelebt, aber dann habe ich mich im Laufe eines Sommers mit Irland aus der Ferne relativ intensiv befasst, habe dazu viel gelesen, habe auch Leute gefragt, die ich kenne, ich war davor selbst nie in Irland. So habe ich mich dann entschieden, mit meiner Familie nach Irland zu ziehen mit sieben Kindern. Sechs hatte ich dabei, der Älteste war schon erwachsen, der blieb in den USA, und so sind wir dann an einem Sommermorgen aus Texas in Dublin eingetrudelt, noch nie davor da gewesen, und sind dann so in Irland angekommen. Das ist so die Geschichte in a Nut Shell. Dann waren wir da.

05:14 - Von Dublin nach Cork

Daniel: Dann ist man da, und was ist das Erste, was man macht? Man kommt an in Irland, weil man sich entschlossen hat dort zu wohnen und zu leben. Es gibt ja Länder, wo vielleicht wochenlange Bürokratie auf einen wartet. Wie kann man sich das vorstellen? Ich bin jetzt gelandet, angekommen, dann gibt es bestimmte Dinge, die wichtig sind. Ich muss eine Wohnung suchen, ich muss mich vielleicht irgendwie um Aufenthaltsgestattung kümmern, irgendwelchen Papierkram erledigen. Lief alles weiterhin angenehm und einfach, oder ging dann erstmal was los? Du hast ja erzählt, ich soll mir Irland vorstellen wie Deutschland in den 50er Jahren.

Sebastian: Zumindest das ländliche Irland, Dublin natürlich nicht. Dublin ist eine hochmoderne Stadt, also zumindest, naja, es ist hochmodern, kann man so auch nicht sagen, aber es gibt dort Teile, die sind hochmodern.

Daniel: Die Frage ist die Bürokratie! Wie sieht es denn damit aus?

Sebastian: Als ich dort angekommen bin, das war so Anfang Sommer, und ich hatte eine harte Deadline, und das war, dass die Kinder in die Schule irgendwo gehen mussten. Wir kamen dort an Anfang August, und die Schule hat angefangen Anfang September, das heißt, wir hatten vier Wochen Zeit, alles zu organisieren. Ich hatte ja davor in den USA Homeschooling gemacht, aber wie gesagt, jetzt alleine als alleinerziehender Vater Homeschooling zu machen, dann meine Arbeit zu machen, das konnte ich mir dann doch nicht vorstellen. Also war es klar, dass die Kinder in die Schule mussten, und wir knapp vier Wochen Zeit hatten, alles zu organisieren. Was wir als Erstes gemacht haben ist, das würde ich natürlich Mandanten so nicht empfehlen, die sind natürlich viel besser vorbereitet, aber wie gesagt, ich kam ja aus den USA. Wir haben uns dann zunächst einfach erstmal ein Ferienhaus gemietet, das hatte ich im Vorfeld organisiert, und zwar in Cork, denn ich wusste schon, als ich angekommen war, oder ich hatte es mir schon in den USA soweit zurechtgelegt, dass ich auf keinen Fall nach Dublin wollte, weil Dublin war schon damals, also 2014, verrückt teuer, jetzt ist es noch viel verrückt teurer geworden. Das war es für mich absolut nicht wert. Es war klar, dass ich irgendwo im ländlichen Irland leben wollte, weil mir auch diese Rückständige, das ist so eine gewisse wilde Pfadfinder-Romantik. Wir haben dann Folgendes gemacht in Dublin Airport, wir haben uns ein Auto gemietet und sind Richtung Cork gefahren, also Cork ist die zweitgrößte Stadt in Irland, ungefähr zwei Stunden. Da gibt es eine fantastische Autobahn, die war 2014 aber auch erst zehn Jahren alt, und da war kaum was losgewesen zu der Zeit. Die war zum Teil gebührenpflichtig, und die Iren sind geizig. Also die Autobahn von Dublin nach Cork extrem leer, da kann man immer durchfetzen. Irland muss man sich so vorstellen, dass man sich überall auf die Insel von jedem Punkt zu jedem Punkt in vier Stunden hinkommt mit dem Auto, ist also nicht besonders groß. Wir hatten also unser Ferienhaus im Süden, in Cork, und sind dann im Grunde mit dem Auto, die Kinder und ich jeden Tag Häuser anschauen gegangen, mehr oder weniger in ganz Irland. Zumindest zwischen dem Süden und sagen wir mal den Vororten von Dublin. Das haben wir für ein bis zwei Wochen gemacht, den ganzen Tag auf Achse gewesen, sehr ermüdend, aber man hat natürlich einen sehr guten Eindruck bekommen. Wir haben uns dann letztlich entschieden für so einen Landsitz aus der Georgischen Epoche, der Georgian Era, muss man sagen, gebaut im 17./18. Jahrhundert. Das war so ein kleines Palais, ein kleines Schlösschen, wie es die sogenannte Gentry (der niedere Adel) in Großbritannien damals hatte, Mansion würde man auf Englisch sagen. Das hatte zehn Schlafzimmer, es war recht baufällig, muss man sagen, dafür hat aber die Miete nur sagenhafte 750 € gekostet. Die Heizkosten im Monat waren ungefähr das Doppelte. Aber da haben wir uns dann niedergelassen. Das war in einem kleinen Ort ungefähr eine Stunde nördliche von Cork, mitten in der Pampa, und da haben wir uns dann niedergelassen. So ein 800-Seelen Kaff war das, wie man sich das aus dem Bilderbuch vorstellt.

10:17 - Wie die Schulen in Irland organisiert sind - Homeschooling als Option

Daniel: Du hattest vorhin schon erwähnt, und wir hatten ja in einem anderen Podcast schon mal über das Thema Homeschooling gesprochen, über Deine Erfahrung. Wie sind die Kinder jetzt klargekommen? Du hast die Kinder dann dort eingeschult, und da könnte man einen schönen Link machen zu unserem anderen Podcast über das Thema Homeschooling machen. Was haben die Kinder nachher berichtet?

Sebastian: Das ist natürlich eine ganz gute Frage. Die Kinder waren in den USA ja homegeschooled und sind jetzt zurückgegangen in die Schule. Den Kindern hat die Schule sehr gut gefallen, wobei bis heute sagen meine Kinder, dass Homeschooling die schönste Zeit war. Das muss man sich vorstellen, es war eine richtige, kleine Dorfschule, gut, da waren auch noch umliegende Dörfer, und die Kinder aus den umliegenden Dörfern sind dann auch in die Schule gegangen. Die Schule hatte vielleicht so 150 Schüler, die Grundschule. Die weiterführende Schule im Ort hatte dann vielleicht so 400-500 Schüler. So eine Gesamtschule, wie man sie im englischsprachigen Raum kennt. Den Kindern hat es gut gefallen, man muss natürlich sagen, Homeschooling ist in Irland erlaubt und auch relativ populär. Natürlich ist es immer nur eine Minderheit, die das macht, aber schon eine signifikante Minderheit, aber für mich war das nicht möglich, da ich anderweitig stark eingebunden war. Die meisten Schulen in Irland sind konfessionelle Schulen, also 90% der Schulen werden von der katholischen Kirche betrieben, sind aber staatlich finanziert, sind aber organisatorisch bei der katholischen Kirche anhängig. Dann gibt es noch 5%, die sind bei der evangelischen Kirche anhängig, und dann gibt es noch 5% irgendwas anderes. Der Ortspfarrer ist dann auch gleichzeitig der, der nicht der Rektor ist, aber der Schulvorsteher, der lokal mehr oder weniger bei der Schule relativ viel zu sagen hat. Sein Vorgesetzter, der lokale Bischof, der Diözese, die haben die Oberverantwortung für die Schulen. So ist das organisiert, natürlich unter staatlicher Aufsicht und mit staatlicher Finanzierung wohlgemerkt.

12:56 - Sind die Iren religiös?

Daniel: Weil Du das gerade angesprochen hast, bleiben wir vielleicht ganz kurz noch bei dem Thema. Diese Religiosität, die man dort in Irland antrifft, hat das noch in anderen Bereichen des Lebens in irgendeiner Art und Weise eine Auswirkung? Könnte das auch ein Argument sein, dass jemand vielleicht sagt: „Irland ist dann doch nichts für mich“, oder wird man da, auch wenn man vielleicht nicht der gleichen Konfession angehört in Ruhe gelassen? Wie empfindet man das dort?

Sebastian: Man spürt von einer Religiosität da nicht mehr viel, die meisten Menschen sind da auch nicht mehr religiös oder so. Es gibt solche Strukturen, wie das, von ich von der Schule erzählt habe, die haben überlebt, die sind vielleicht auch überholt. Aber man muss auch generell sagen, dass die Schulen einfach ganz gut funktionieren, das ist nicht unbedingt etwas, wo die Leute auf der Matte stehen und protestieren, dass irgendwas geändert wird. Die Schulen sind gut, und wenn die Leute sagen: „Wenn’s funktioniert, warum nicht. Aber es ist absolut nicht so, dass jetzt hier, was ich erlebt habe, dass die sehr viel religiöser sind als in anderen Ländern. Das hat spezifisch in den letzten 20 Jahren rapide abgenommen die Religiosität, und man merkt davon im Alltag nichts mehr.

14:20 - Aufenthaltsrecht, Anmelden und die PPS Nummer

Daniel: Ich vermute, bevor man seine Kinder in der Schule anmelden kann, muss man erstmal selber gemeldet sein, sprich das Thema Aufenthaltsrecht oder Aufenthaltsgestattung. Was war da zu erledigen, und wie habt Ihr das über die Bühne gebracht?

Sebastian: Das ist ein sehr guter Punkt. Irland ist ein Teil der Europäischen Union, das heißt, jeder EU Bürger kann dort hinziehen, kann dort leben, ohne ein Visum oder sowas beantragen zu müssen. Ein Meldewesen gibt es in Irland nicht. Man kommt dort letztlich an und ist dann einfach da. Was zu erledigen gibt es da eigentlich nicht groß. Man muss natürlich wissen, das Gesundheitswesen in Irland funktioniert so, wie auch in Großbritannien oder in Malta, das heißt es ist ein umlagefinanziertes System, Krankenversicherung gibt es keine. Die ärztliche Behandlung ist „kostenlos“ in Anführungszeichen, und um in diesem System teilhaben zu können, muss man sich eine Sozialversicherungsnummer, eine sogenannte PPS-Nummer (Personal Public Service Number) in Irland besorgen. Dazu wird ein Termin gemacht beim lokalen Arbeitsamt. Das heißt, ich bin dorthin gedackelt mit den sechs Kindern, dort wird dann von jedem ein Bild gemacht, die Daten werden erfasst, und man bekommt dann eine Karte so im Scheckkartenformat einige Wochen später zugeschickt mit dieser PPS Nummer drauf, die gleichzeitig auch die Steuernummer ist, mit der man dann zum Arzt gehen kann und die entsprechenden Leistungen, auch Sozialleistungen, sei es Kindergeld oder sonst irgendetwas in Anspruch nehmen könnte.

15:54 - Das Gesundheitssystem in Irland

Daniel: Klingt interessant, aber wie sind denn da die Ärzte? Keine Krankenversicherung klingt ja erstmal gut, wenn man keine extra Krankenversicherung abschließen muss, aber wie habt Ihr die Ärzte dort erlebt? Also Zahnarzt, Allgemeinarzt, vielleicht auch mal im Krankenhaus, wenn ein Unfall passiert. Wie ist das im Vergleich?

Sebastian: Ich muss sagen, ich habe natürlich das Glück, und so auch meine Kinder, dass wir gesund sind, wir haben keine Krankheiten, die dort laufend behandelt werden müssen. Wir haben im Grunde das Gesundheitswesen nur für die üblichen Kinderkrankheiten in Anspruch genommen. Also ein Kind hat mal Fieber oder braucht irgendwie Ohrentropfen, oder ein Kind hat sich mal das Bein verstaucht oder irgendwie sowas, solche Sachen. Meine Erfahrung für diese Art der Behandlung war gut, da gab es nichts auszusetzen, es gab nicht groß Wartezeiten oder sowas, aber generell ist Irland in der westlichen Welt das Schlusslicht, was zum Beispiel Krebsbehandlung anbelangt, also Zugang zu modernen Medikamenten. England ist an zweitletzter Stelle und Irland ist an letzter Stelle. Man möchte nicht unbedingt dort Krebs haben, weil die Wahrscheinlichkeit, dass man es überlebt, ist deutlich geringer als in anderen Ländern.

17:33 - Infrastruktur und Reisen auf der Insel

Daniel: Das Gesundheitssystem ist also nicht das beste, was Irland zu bieten hat, und bei größeren Gesundheitsproblemen könnte man für eine Behandlung oder Untersuchung doch besser nach Deutschland reisen. Das führt uns jetzt aber direkt zu einer anderen wichtigen Frage an Sebastian, nämlich die Frage zur Qualität der Infrastruktur. Wie ist denn die Erreichbarkeit von Irland, und wie ist das Reisen auf der Insel selbst?

Sebastian: Die Infrastruktur ist extrem schlecht, man muss sich vorstellen, dass die Iren in 50er und 60er Jahren ihr gesamtes Schienennetz abgebaut und weggeworfen haben. Das heißt, es gibt extrem wenig Zugverbindungen. Es gibt natürlich, hatte ich ja vorhin gesagt, die Hauptstädte in Irland sind sozusagen im Norden, Nord-Osten Dublin, und dann im Süden unten Cork, da gibt es auch eine schnelle Zugverbindung, und dann gibt es noch im Westen Limerick und solche Städte, da gibt es auch eine Zugverbindung hin, aber für alles andere gibt es keine Zugverbindung mehr in Irland. Kleine Städte und so sind alle nicht angebunden, und was man dann macht in Irland? Man fährt so einen Autobus. Es gibt so ein staatliches, ähnlich wie in der Schweiz, wo es ja auch diese Postbusse gibt, das gleiche gibt es in Irland auch. Damit fährt man überall hin. Autobahn und so weitere gibt es im Grunde analog zu den Schienennetzen, das heißt, es gibt von Cork nach Dublin, und dann wiederum runter von Dublin auf der Westküste nach Limerick und den Teil, und ansonsten gibt es auch nichts. Das heißt Straßen, man ist auf Bus angewiesen, oder ansonsten eben auf Straßen. Wie gesagt, die Straßen sind auf dem Land, wie man sich das vorstellt aus so einem alten Film über England oder Irland in den 40er und 50er Jahren. Da sind so Hecken auf den Seiten, die Straßen sind extrem eng, da kommen kaum zwei Autos aneinander vorbei. Es gibt natürlich noch größere Landstraßen, die sind dann ordentlich breit, aber Autofahren ist auf jeden Fall ein Abenteuer.

19:46 - Wie komme ich von der Insel runter?

Daniel: Und von der Insel weg, wenn ich von der Insel mal runter will?

Sebastian: Dublin hat einen hervorragenden Flughafen, der ist natürlich sehr weit angebunden. Ein Riesen Vorteil am Dubliner Flughafen ist, dass wenn man in die USA fliegt, dass man dort die Grenzkontrolle schon hat für die USA. Das heißt, dort sitzen Grenzbeamte der USA in Dublin, das heißt, man kommt dann im Grunde in den USA an als ein einheimischer Flug, was den Vorteil hat, dass man nach zehn bis zwölf Stunden Flug nicht noch drei Stunden dort in der Schlange stehen und auf eine Passkontrolle warten muss. Natürlich gibt es Flüge nach ganz Europa und natürlich auch andere Teile der Welt. Also Dublin ist hervorragend angebunden als Flughafen. Ich war dann in der Nähe vom Flughafen Cork, und auch Cork ist eigentlich recht gut angebunden, da gibt es relativ viele Flüge auch nach Europa und so, nach Großbritannien. Es gibt auf der Westküste dann von Irland gibt es auch nochmal einen großen Flughafen, das ist der Shannon Airport in der Nähe von Limerick, von da kann man auch in die USA fliegen und relativ weitverbreitet fliegen. Nach Irland anzukommen von Außerhalb ist eigentlich ohne Weiteres möglich, aber dann, wenn man in Irland ist, dann ist man auf jeden Fall auf das Auto angewiesen.

21:38 - Internet und Telefon in Irland

Daniel: Jetzt haben wir über die Infrastruktur gesprochen, ansonsten gibt es noch andere Infrastruktur-Themen, die für mich interessant sind, wenn ich in ein Land ziehe. Viele von denen, die ihren Wohnsitz wechseln, wollen ja dann online arbeiten, entweder für ihre eigene Firma oder für einen anderen Auftraggeber. Wie sieht das aus? Wie ist denn die Infrastruktur ansonsten, also Telefon, Internet? Für mich war interessant zu hören, dass auf der einen Seite haben wir ein bisschen das Flair der alten Filme, dann sagst Du Dublin ist eine hochmoderne Stadt, der Flughafen ist einer der modernsten der Welt. Wie verstehe ich denn jetzt die sonstige Infrastruktur? Internetanbindung und Telefon, und was noch sonst dazugehört.

Sebastian: Auch Internet ist extrem schlecht. Wie gesagt, Dublin und Cork, so die größeren Städte, kein Problem. Aber wo ich gewohnt habe, gut okay, das war 2014, aber selbst 2014 hat man schon überall anders richtig Breitband-Internet bekommen. Ich hatte da irgendwie so eine Leitung, die hatte 1 Megabit oder so an Kapazität. Wirklich nicht gut. Man muss sich das wirklich im Vorfeld gut überlegen. Natürlich gibt es auch in Irland Initiativen, dass hier Glasfaser und DSL und andere Technologien verfügbar sind, aber man muss es sich wirklich anschauen im Vorfeld. Genau so ist auch Handyempfang ein Problem. Das ist extrem wichtig, man muss sich dann notfalls an die großen Städte halten.

23:25 - Die Trennung Irlands und der Konflikt, auch nach dem Brexit

Daniel: Kommen wir jetzt noch auf die Sicherheit zu sprechen. Viele Zuhörer denken bei Irland bestimmt auch an Schlagzeilen und Nachrichten über Terroranschläge, Bombendrohungen und dergleichen. Sollte man sich darüber Sorgen machen, wenn man in Irland seinen Wohnsitz sucht?

Sebastian: Zunächst muss man verstehen, dass Irland ein geteiltes Land ist, auf die gleiche Weise geteilt wie Deutschland früher war. Sie haben zum einen den Norden Irlands, der ist Teil Großbritanniens, der ist ein Teil des UK. Da ist dann Belfast, Londonderry und so weiter, das gehört zum UK, und der Rest des Landes ist die sogenannte Republik Irland, Republic of Ireland. Die sind ein eigenständiger Staat. Irland hat eigentlich bis 1920 zum UK gehört, erst dann wurden sie unabhängig, und vollständig unabhängig sogar erst in den 40er Jahren. Nordirland haben die Briten sich sozusagen noch einbehalten, aber grundsätzlich ist Südirland, ich nenne es mal Südirland, natürlich ein völlig unabhängiges Land, hat nichts mehr mit UK zu tun. Die ganze Terrorproblematik war natürlich eher auf den Norden beschränkt. Durch das sogenannte Good Friday Abkommen, was ja damals Tony Blair ausgehandelt hat, wurde eigentlich dann die Grenze zwischen Nordirland und Südirland komplett aufgehoben. Die ist im Grunde dann so geöffnet worden, wie wir sie auch zwischen EU Ländern im Grunde kennen. Davor waren da richtig Grenzkontrollen, die wurden dann aufgehoben, was dazu geführt hat, dass wirtschaftlich die beiden Landesteile sehr eng zusammengewachsen sind, das heißt, Leute haben viele Jobs im Norden, im Süden arbeiten und umgekehrt, man fährt zum Einkaufen rüber, da ist viel Warenverkehr. Man wird sich erinnern, es gab im Zuge von Brexit doch große Sorgen, was hier passieren wird. Wird jetzt, wenn man wieder Grenzkontrollen einführt, wird es dazu führen, dass die Grenzen wieder geschlossen werden, und dass es dazu wieder zu Unruhen und zu Konflikten kommt? Eins muss man sagen, diese Vorurteile und dieses Misstrauen, was zwischen Protestanten und Katholiken herrscht, das gibt es in Irland immer noch, also dieses Konfliktpotential ist sehr real. Auch wenn ich zum Beispiel hier bei den Leuten gesprochen habe, ich habe ja weit weg gewohnt von der nordirischen Grenze, mehrere Stunden mit dem Auto. Wenn ich mit meiner Haushälterin gesprochen habe, die Irisch war, die hat eine klare Meinung zu den Protestanten. Und das war nicht, weil sie religiös katholisch war, die Religiosität oder der Glaube letztlich hat sich geändert in eine politische Überzeugung. Es war nur noch eine Frage von politischen Lagern und nicht mehr von „was glaubt man jetzt“, und ist man evangelisch oder katholisch? Dieses Konfliktpotential ist sehr real, der Konflikt ist beruhigt. In der Republik von Irland, also im Süden gab es nie irgendwelche Sicherheitsprobleme. Im Norden im Großen und Ganzen auch nicht, aber man hört ja immer wieder das es aufflammt, also immer mal wieder Attentate, und die Befürchtung ist, dass mit dem Brexit die Situation sich eher noch verschlimmert.

27:14 - Steuern, Abgaben und die USC

Daniel: Jetzt wollen wir von Sebastian noch erfahren, ob Irland steuerrechtlich etwas zu bieten hat. Auch wollen wir wissen, ob es wie in Zypern, Malta oder Großbritannien einen Non Dom Status gibt, und ob es schwierig ist, diesen zu beantragen. Wie ist es genau in Irland? Welche Steuern müssen gezahlt werden? Und sind diese im Vergleich zu Deutschland attraktiver? Und: Welche Veränderungen hat der Brexit mit sich gebracht?

Sebastian: Die Einkommensteuersätze in Irland sind nicht besonders attraktiv, die sind ähnlich wie in Deutschland. Bei einem Einkommen von 0 € bis 34.000 € bezahlt man 20%, und Einkommen über diesem Betrag wird mit 40% versteuert. Es gibt zwei Steuerklassen, und ähnlich wie in Großbritannien auch, wird es so stufenweise angewandt. Das heißt, die ersten 34.000 € werden mit 20% versteuert, und weiteres Einkommen mit 40%. Dazu gibt es natürlich dann auch wieder Sozialbeiträge, die sind auch ähnlich hoch wie in Deutschland. Zusätzlich wurde also letztlich hier nach der Finanzkrise im Jahr 2011 eine Sondersteuer eingeführt, um die Schulden bei der EU abzustottern. So ein bisschen wie der Soli, der ja auch eine Sondersteuer ist, oder zumindest mal war, als es noch ehrlich war, um die Kosten der Wende zu stemmen, haben die Iren auch eine Steuer eingeführt, um die Kosten der Finanzkrise zu stemmen und die Schulden bei der EU abzustottern. Diese Steuer hat man jetzt zynischerweise die Universal Social Charge, die USC. Zum Beispiel Selbständige, die mehr als 100.000 € verdienen, müssen 11% bezahlen, also wir reden jetzt komplett nochmal oberhalb der Sozialbeiträge, die sowieso bezahlt werden müssen. Wir reden jetzt nur von der Spezialsteuer für die EU, und ein normaler Angestellter, der zwischen 20.000 € und 50.000 € verdient, muss nochmal 5% extra abdrücken.

Daniel: Damit ich das richtig verstanden habe: ich bin selbständig und ich bezahle zusätzlich zu meiner Einkommensteuer nochmal 11% on top?

Sebastian: Auf mein selbständiges Einkommen über 100.000 €.

Daniel: Also Einkommensteuer plus diese 11%. Klingt nicht attraktiv.

Sebastian: Plus Sozialabgaben natürlich. Es gibt natürlich auch hier ganz normal Abgaben vom Arbeitgeber und so weiter, die einbehalten werden für Rente und diese ganzen Dinge, die gibt es dort alle auch. Diese USC ist also tatsächlich etwas, was hier nach der Finanzkrise eingeführt wurde. Offiziell, wie gesagt, heißt die Universal Social Charge, man hat gesagt: „Von dem werden wir in Zukunft dann Sozialabgaben bezahlen.“ Denn natürlich der Pott, der bis dahin die Sozialabgaben bezahlte, dann an die EU geflossen ist. Deswegen konnte man letztlich erklären, dass diese USC eben USC heißt, und nicht einfach Solidaritätsbeitrag 2 oder so was.

30:54 - Steuerfreies Einkommen für Künstler und der Non Dom Status

Daniel: Nachdem das ja nun nicht unbedingt positive Nachrichten waren für jemanden, der vielleicht nach Irland auswandern möchte, gibt es vielleicht positive Nachrichten für jemanden, der sich für den Non Dom Status interessiert? Wie sieht es da aus?

Sebastian: Zum Non Dom Status kommen wir gleich noch. Gut haben es Künstler, denn die zahlen gar keine Steuer, zumindest bis zu einem gewissen Betrag, also wenn jemand Maler oder Schriftsteller oder sowas ist, der muss keine Steuern bezahlen, zumindest nicht auf diese Art von Einkünften, wenn sie aus Kunst entstehen. Wer in Pubs oder so Gitarre spielen will, für den ist sicherlich Irland gut geeignet. Es gibt dort Grenzen, die sind nicht sehr hoch, meiner Meinung nach 50.000 €, mehr ist es nicht im Jahr, die man so steuerfrei verdienen darf, aber immerhin, ist ja bei den meisten Künstlern schon ausreichend, mehr verdienen viele Künstler ja sowieso nicht.

Der Non Dom Status sagt also aus, dass Ausländer, die in Irland leben, keine Einkommensteuer bezahlen müssen auf ausländische Einkünfte, die sie nicht nach Irland einführen. Wenn ich in Irland lebe und ich habe eine Gesellschaft in Malta und diese Gesellschaft in Malta schüttet mir eine Dividende aus von 100.000 €, dann ist diese Dividende in Irland komplett steuerfrei, solange ich sie nicht in Irland verwende und nicht auf ein irisches Konto überweise. Wenn die auf mein deutsches Konto, schweizer Konto, maltesisches Konto oder sonst was fließt, diese Ausschüttung, und ich dort keine Kreditkarte habe, die ich in Irland verwende, ich dort keine Miete in Irland bezahle, ich dort keine Einkäufe tätige, kein Haus mir in Irland kaufe, es wirklich im Ausland bleibt, ich im Ausland verbrauche, dann ist in Irland darauf keine Steuer fällig. Irland ist hochinteressant für Personen, die Auslandseinkünfte haben, was ja bei vielen Unternehmern wie uns der Fall ist. Und wenn man keine Gesellschaft hat beim Umzug, dann gründet man halt noch eine.

Wenn man dann Erspartes hat, bevor man nach Irland umzieht, dann kann man zum Beispiel natürlich argumentieren, dass man davon lebt, Geld was ich schon mal versteuer habe, muss ich ja nicht nochmal versteuern, das ist ja klar, das heißt, ich kann dann in Irland im Grunde genommen komplett steuerfrei leben, wenn ich keine Einkünfte habe in Irland, durch eine irischen Arbeitgeber oder durch eine irische Selbständigkeit, die ich dann dort versteuern müsste. Wenn ich kein Erspartes habe, dann würde ich im Grunde Folgendes machen: Ich kann mir eine Gesellschaft in Irland gründen, kann mich dort anstellen lassen, die bezahlt mir dann ein kleines Gehalt, wir haben ja etwas über die Steuersätze gehört, das heißt, das Gehalt ist so gering wie möglich, dass ich die Lebenshaltungskosten bezahlen kann. Und der Rest bleibt im Ausland.

34:03 - Meine Tätigkeit für meine Auslandsgesellschaft richtig strukturieren

Daniel: Ansonsten, vermute ich, ist die Gesetzgebung, Du wirst es ja wahrscheinlich gleich noch im Detail besser erklären können, aber genauso wie in anderen Ländern auch. Das heißt, würde ich beispielsweise eine Tätigkeit in Irland ausüben, auch wenn sie für eine Auslandgesellschaft ist, würde das wahrscheinlich steuerlich dort genauso eine Betriebsstätte auslösen, würde mich im Prinzip in das Steuersystem von Irland reinbringen, automatisch.

Sebastian: Hundertprozentig. Das ist ein sehr guter Punkt. Wer eine Auslandsgesellschaft hat und solche ausländischen Einkünfte hat, der muss natürlich sicherstellen, dass diese Einkünfte passiv sind. Wenn ich natürlich meine maltesische Gesellschaft von Irland aus leite, dann bringt mir das natürlich alles nichts, weil damit hat die dann in Irland eine Betriebsstätte, das heißt, ich brauche tatsächlich in Malta einen Geschäftsführer. Es ist schon möglich, dass ich in dem maltesischen Unternehmen mitarbeite. Ich kann zum Beispiel sagen: „Ich gründe eine irische Gesellschaft, eine Service Limited, bei der bin ich angestellt, die macht dann mit der maltesischen Limited einen Vertrag, wonach sie sagt, dass ich letztlich an die maltesische Firma ausgeliehen werde für 3.000 € im Monat, und meine Tätigkeit in Irland für die maltesische Firma wird dann sozusagen als Personalverleih gemacht der irischen Firma an die maltesische. Aber wie gesagt, das dürfen keine Geschäftsführungstätigkeiten sein. Wenn ich jetzt E-Mails, Follow-up, Buchhaltung und solche Dinge machen möchte, kann ich das natürlich machen.

Daniel: Ich denke, das ist wichtig zu wissen, es gibt ja immer weniger Länder, in denen das noch steuerlich attraktiv geregelt ist, was wir gerade besprochen haben. In einem Land leben, geschäftlich tätig sein, vielleicht kannst Du, auch wenn wir jetzt gerade über Irland reden, vielleicht kannst Du mal so einen Link zu einigen Ländern nennen, die da interessant sein könnten, wo so was geht. Das heißt, ich wohne in einem anderen Land und von einem anderen Land steuere ich die Geschäfte meiner Auslandsgesellschaft, ohne dass ich im Land steuerlich veranlagt werden muss.

Sebastian: Das ist ein sehr guter Punkt. Das sind alle die Länder, die letztlich überhaupt keine Steuern haben, also ein Land wie Dubai, da kann ich leben und ausländische Gesellschaften führen. Ähnliche Länder wären sicherlich auch die Offshore Länder wie zum Beispiel die Bahamas, und Monaco wäre natürlich auch möglich, hatten wir auch schon mit jemandem zu dem Thema gesprochen. Die anderen Länder, die auch steuergünstig sind in Europa mit dem richtigen Setup, also UK, Spanien, Portugal, Malta und so, die würden immer voraussetzen, dass ich in dem Land passive Auslandseinkünfte habe, beziehungsweise über ein Setup, das ich eben besprochen habe, lokale Gesellschaften, die leihen mich dann aus, dass meine Arbeitszeit irgendwie anders vergütet wird, aber ich natürlich nicht geschäftsführend tätig sein darf.

Ein Unterschied ist Malta, und das liegt natürlich daran, dass in Malta die effektive Körperschaftsteuer nur 5% sind. Das heißt, wenn ich in Malta lebe und sage: „Ich leite von Malta meine irische Gesellschaft, dann hat die irische Gesellschaft automatisch in Malta eine Betriebsstätte, zahlt dann da 5% Steuern, okay, wunderbar.“ Wäre insofern ja unschädlich für mich, in dem Setup dort zu leben, aber in Irland ist die Körperschaftsteuer 12,5%, ist auch nicht sehr hoch, das heißt aber, wenn ich in Irland lebe und eine maltesische Gesellschaft habe, dann wäre die letztlich in Irland steuerpflichtig, die 12,5% auf die Gewinne, was ja im Vergleich zu Malta mehr als doppelt so viel ist.

38:23 - Die Lebenshaltungskosten in Irland

Daniel: Okay, das wird schon spannend, es wird ja noch einen zweiten Teil geben, in dem wir ganz speziell noch über das Thema Unternehmensgründung in Irland sprechen werden, da gehen wir dann bestimmt noch weiter auf diese Themen ein. Jetzt trotzdem nochmal zurück, und zwar Steuern sind ja immer ein Aspekt, wenn ich mich für ein neues Wohnsitzland, genau wie auch Unternehmenssitzland entscheide. Ein ganz wichtiger andere Aspekt ist natürlich auch die Lebenshaltungskosten. Es kann ja durchaus sein, die Steuern sind von mir aus relativ hoch, aber Lebenshaltungskosten sind niedrig, wie auch immer, ich muss ja immer das Gesamtpaket betrachten, wenn ich in ein anderes Land umziehen möchte, und was kannst Du denn zum Thema Lebenshaltungskosten in Irland erzählen?

Sebastian: Wir müssen hier bei der Frage tatsächlich Dublin und in gewisser Weise auch Cork getrennt anschauen, denn Dublin ist unwahrscheinlich teuer, und in vieler Hinsicht, insbesondere was Wohnraum betrifft, teurer als London. Ich kann mich an einen Mandanten erinnern, der in Dublin eine Einzimmerwohnung gemietet hat, beziehungsweise one bedroom, das heißt Zweizimmerwohnung, jetzt vor Kurzem, also 2021, in einem Neubau in zentraler Lage in Dublin, aber keinesfalls Luxus oder so, der zahlt für Miete mehr als 2,500 €, fast 3.000 €. Das ist ein Level, von dem man ausgehen muss in Dublin. In vielen anderen ländlichen Gegenden ist natürlich dann die Miete sehr viel günstiger, wobei auch die Miete im Vergleich zu dem, was ich vorhin gesagt habe, vorhin hatte ich gesagt, ich hatte dieses Haus in Irland ja angemietet für 750 €, ich hatte dann gesehen, dass das gleiche Haus ein paar Jahre später angeboten wurde für fast 2.000 € im Monat. Ich weiß nicht, ob der Eigentürmer das Haus mittlerweile renoviert hat, ich fand, es war ziemlich renovierungsbedürftig. Aber wenn ich mir in diesem Kaff, wo ich damals gewohnt habe, hier gerade mal die Immobilienanzeigen anschaue, dann kann ich hier sehen, da gibt es eine Dreizimmerwohnung zu vermieten, und diese kostet jetzt auch schon 850 € im Monat, und es ist keine besonders schöne, muss man sagen. Ja, man kann schon günstige Wohnungen finden in Irland, aber die Preise haben dort auf jeden Fall deutlich angezogen. Als ich damals geschaut habe in Irland, da gab es wenig Häuser außerhalb von Dublin, die mehr als 2.500 € gekostet haben. Jetzt gibt es doch schon etliche. Wenn ich mir das hier anschaue, Waterford ist auch keine so wirklich große Stadt, aber da sind schon viele Apartments auch schon so bei 1.000 €, 1.200 €. Es war mal tatsächlich günstiger, aber es ist immer noch durchaus erschwinglich. Ich denke, in Kombination mit dem Non Dom Status kann es auf jeden Fall erschwinglich sein, dort zu leben. Die sonstigen Lebenshaltungskosten sind recht moderat, und letztlich wie überall, Lebensmittel und so weiter. Miete ist immer der größte Block, oder Haus.

Daniel: Um den Cappuccino und den Hamburger und die Pommes für die Kinder muss man sich sozusagen eher weniger Sorgen machen.

Sebastian: McDonald’s gibt es auch überall dort, und ich glaube, die Preise sind nicht viel teurer als sonst wo.

42:54 - Freizeitangebote und Irish Football

Daniel: Die Kinder wollen ja nicht nur Pommes essen, sondern es gibt auch viele andere Dinge, Erwachsene ja genauso, also solche Sachen wie Kino, überhaupt Freizeitangebote. Wenn ich nach Irland ziehe mit meiner Familie, wie verläuft dann meine Freizeit?

Sebastian: Das kommt ein bisschen darauf an. Da sind natürlich so Sportarten, ganz normaler Fußball ist in Irland nicht wirklich populär, das gibt es schon so ein bisschen, aber im Grunde, die Fußballfans in Irland, die schauen dann eher die britischen Clubs. Was es in Irland gibt, das ist das sogenannte Irish Football, da darf man auch Hand verwenden, hat aber andere Regeln als Rugby. Beim Rugby wird ja so ein Ball in Eiform verwendet, während Irish Football einen runden Ball verwendet. Das ist eigentlich der größte Sport, Irish Football. Und wenn der Ire von Football redet, dann meint er im Grunde Irish Football, was mit dem traditionellen Fußball, wo gekickt wird und so weiter, nichts zu tun hat. Das ist mit Abstand der populärste Sport. Viele junge Leute machen diesen Sport, insbesondere natürlich Jungs, Rugby ist auch sehr beliebt, machen auch sehr viele. Gerade so Fußball Club und so weiter, also Irish Football League zu spielen, die hat ganz viel Macht und Einfluss in dem Land, auch für die Freizeit. Vieles darum gestaltet, um die Irish Football League Spiele. Dann gibt es viele andere Sachen, die es in anderen Ländern auch gibt an Freizeitangeboten, andere Sportangebote. Aber ländlich weniger als in der Stadt. Kinos gibt es auch in vielen kleineren Städten, das ist auch klar. Die Küche in Irland ist traditionell schlecht, aber es hat sich sicherlich in den letzten Jahren dort eine hervorragende lokale Küche mit lokalen Spezialitäten und Restaurants und so weiter entwickelt, das kann man absolut empfehlen.

45:17 - Die irische Küche und das weltberühmte Lachsangeln

Daniel: Wenn Du sagst, die Küche in Irland ist traditionell schlecht, gibt es trotzdem irgendwas, wo Du sagst: „Wenn man schon mal essen geht, dann sollte man das auf der Karte suchen und bestellen“?

Sebastian: Traditionell essen die Iren natürlich Kartoffeln. Kartoffeln, Kartoffeln, Kartoffeln. Kartoffeln, Kartoffeln. Und dann noch so eine irische Spezialität ist Kohl mit Speck, das ist auch so eine Sache. Kartoffeln und Kohl mit Speck. Also, . . .

Daniel: Hab verstanden, okay.

Sebastian: Und dann das Übliche, was auch die Engländer gerne haben: Blutwurst, Black Pudding und solche Sachen, Würste und so. Aber es haben sich tatsächlich hier in den letzten Jahren hervorragende Restaurants aufgetan, die diese traditionelle irische Küche, die ja lokal und hochwertig ist, anbieten und auch perfektioniert haben. Ich gebe Dir ein Beispiel: Wo ich gewohnt habe in Irland, ist eins der wichtigsten Gebiete für Angler, die dorthin kommen wollen, um frischen Lachs zu angeln. Eines der bedeutendsten Gebiete eigentlich weltweit. Da kommen Amerikaner hin, die dann da Lachs angeln und so weiter. Interessanterweise hat sich diese ganzen Fischereirechte der Duke of Devonshire gesichert. Das ist ein ehemaliger, also ein englisches Adelsgeschlecht, und wenn man da mal genau reinschaut in diese Geschichte von der irischen Unabhängigkeit, dann wird man sehen, dass auch nach der Unabhängigkeit extrem viel Land immer noch dem englischen Adel gehört und auch die Rechte, dieses Land, sage ich mal, auszubeuten. Sei es Forst, oder sei es einfach das Land zu verkaufen, zu bebauen und zu entwickeln, oder eben auch die Fischereirechte. Die Fischereirechte hier aus diesem Fluss, das ist der River Blackwater, gehören dem Duke of Devonshire, und es kommt häufig vor, dass Jungs, die dort tagsüber angeln gehen, am Abend die großen Lachse, wir reden von Lachs, dann den Restaurants bringen, die diese dann fangfrisch zubereiten am Abend für die Leute, die dort essen gehen. Und natürlich sind generell sehr viel Meeresfrüchte, Fisch, Muscheln und so weiter dort massenhaft vorhanden. Und man darf nicht vergessen, aufgrund des hohen Niederschlages, ist alles, was auf der Weide gehalten wird, also Schafe und Kühe und so weiter, extrem gut verfügbar und extrem gute Qualität.

48:10 - Ausländer in Irland und der Grund der guten Beziehung zu den USA

Daniel: Wie in den bisherigen Podcasts auch, wollen wir in Bezug auf Irland fragen, wie das Verhältnis zwischen den Einwohnern und Ausländern ist, und ob man sich als Ausländer dort willkommen fühlt.

Sebastian: Außer Polen und Osteuropäern gibt es dort im Grunde keine Ausländer. Natürlich ist Dublin wieder was anderes, Dublin ist so eine Multikulti-Stadt, aber ländlich in Irland, das Gleiche in Schottland. Wenn Du in Schottland bist, dann hast Du bei einer Schule mit 1.000 Schülern vielleicht zwei oder drei Schwarze oder Asiaten, während die ja in London sehr hoher Anteil, die Bevölkerung sehr multinational ist. Das Gleiche in Irland auch, es gibt natürlich sehr viele Osteuropäer, Polen, Slowenen und so, und entsprechend gibt es, wie in Großbritannien, viele polnische Geschäfte und spezifische Angebote, die sich speziell an Osteuropäer richten. Aber ansonsten kann man da keinen großen Einfluss feststellen.

Man muss natürlich sagen, dass die Amerikaner und die Iren eine sehr enge Beziehung haben, kann aber auch dadurch sehen. Es gibt zum Beispiel eine Raststätte, da wurde diese Autobahn in Irland neu gebaut, und da hatten die eine Raststätte hingesetzt, und diese Raststätte heißt „Barak Obama Raststätte“. Die Iren und die Amerikaner sind traditionell sehr eng, weil natürlich sehr viele Iren entsetzliche Unterdrückung und Armut erfahren haben durch die Briten, die die ja buchstäblich haben verrecken lassen, und in dem Kontext in die USA ausgewandert sind. Zu Massen. Ich glaube ein Drittel der Bevölkerung ist in die USA abgewandert im 18./19. Jahrhundert. Die Iren wissen auch, dass sie ja keine natürlichen Ressourcen haben, keine Edelmetalle oder irgendetwas anderes. Sie sind angewiesen auf die Investition von Ausländern. Der Grund, dass so viele amerikanische Unternehmen dort sind und auch diese krassen Steuervorteile dort in Irland zugestanden bekommen haben, ist natürlich der, dass die dort tausende von Jobs geschaffen haben. Tausende und Zehntausende von Jobs. Das hat zu einem interessanten Gefälle geführt, man sagt in Irland glaube ich, dass ein sehr großer Prozentanteil des Steueraufkommens wird eigentlich von zehn großen amerikanischen Unternehmen generiert. Da ist eine ganz kleine Gruppe von Unternehmen, die dort einen überproportional hohen Anteil am Steueraufkommen hat. Selbst wenn die wenig Steuern bezahlen, traditionell jetzt vielleicht nicht mehr so, ist natürlich, was die so an Sozialabgaben bezahlen, ist ja gigantisch, wenn die da zehntausende von Mitarbeitern haben. Der Einfluss der Amerikaner ist natürlich sehr groß.

51:35 - Diese Faktoren unbedingt vor einem Umzug nach Irland bedenken

Daniel: Jetzt nehmen wir an, gehen wir davon aus, dass Zuhörer oder Zuschauer nach all dem, was wir jetzt von Dir aus Deinem Erfahrungsschatz gehört haben, sich nicht von dem Wetter abschrecken lassen, auch nicht von der einen oder anderen Sache, wie vielleicht ungünstigen Steuersätzen und so weiter abschrecken lassen und sagen: „Doch, Irland, das wäre was, da möchte ich jetzt hin. Ich will da für immer oder für eine bestimmte Zeit wohnen, leben, vielleicht auch arbeiten.“ Wie geht es weiter? Was empfiehlst Du jemandem, der das ins Auge gefasst hat, und was wäre jetzt der nächste Schritt?

Sebastian: Jedem, der das vorhat, dem empfehle ich, sich sehr genau damit auseinanderzusetzen. Ich hatte ja vorhin erzählt, ich bin da ja eher so reingestolpert, wobei das so nicht stimmt, ich hatte natürlich in den USA mich schon relativ intensiv damit befasst, aber eben nur durch Lesen und Filme anschauen und so weiter. Ich würde jedem raten, dass er dorthin geht, dort eine gewisse Zeit verbringt und sich das wirklich überlegt. Insbesondere natürlich das Thema Wetter ist ein Punkt, und auch Temperatur, wo man sich dessen wirklich bewusst sein, auf was man sich einlässt. Man sagt ja immer, dass das Wetter die Selbstmordrate beeinflusst, und Irland hat zum Beispiel eine der höchsten Selbstmordraten weltweit, und eine der höchsten Jugend-Selbstmordraten, unter Jugendlichen weltweit. Ich kann mir schon vorstellen, dass das Wetter ein Grund ist.

Daniel: Wir haben gerade wieder 10% Interessenten verloren bei dem, was Du gerade gesagt hast.

Sebastian: Das muss man sich wirklich vor Augen halten. Wie gesagt, wer solche Sachen mag – Irland ist ja unglaublich populär bei Deutschen. Ich glaube nach Amerikaner, die da nach ihren Vorahnen suchen, sind Deutsche die zweitgrößte Gruppe von Touristen, und die sind auch unglaublich beliebt bei der Bevölkerung, die Deutschen. Wer gerne sowas mag, Bretagne oder Schottland oder Irland, wem es nichts ausmacht, der ist da sicherlich gut aufgehoben. Aber wie gesagt, man muss sich dessen auf jeden Fall bewusst sein, denn wie gesagt, das Wetter hat tatsächlich eine Auswirkung auf das Gemüt. Das ist das Erste, was ich jemandem sagen würde. Zum Beispiel im Gegensatz zu England, da wird immer davon geredet, dass es da häufig regnet, ist aber gar nicht so. Es gibt zwar regnerische Zeiten und so, und es wird nie so heiß wie zum Beispiel im Süden von Deutschland im Sommer, aber ansonsten ist das Wetter gar nicht so schlecht. In Irland ist es tatsächlich so schlecht, wie man sagt. Das muss man sich auf jeden Fall überlegen, und das ist das Wichtigste, deswegen habe ich diese Punkte auch alle so ehrlich angesprochen, so offen angesprochen. Wer gerne die Rückständigkeit mag, wer es mag, mit Torf zu heizen, wer das romantisch findet – mir hat es gut gefallen, meinen Kindern hat es auch gut gefallen. Wer so dieses gewisse abenteuerliche daran auch mag, wer sich vorstellen kann, in einem Cottage zu leben, was auf einer Klippe ist, sehr dramatisch gelegen und so, da kann man möglicherweise aus dem Wohnzimmer schauen und man sieht Delphine und andere Wale aus dem Wasser springen. Es ist sehr beeindruckend. Aber man muss es tatsächlich mögen. Und aus steuerlicher Sicht muss man sich auch überlegen, Irland hat einen sehr großen Vorteil, nämlich den Non Dom Status, man kann dort Auslandseinkünfte steuerfrei vereinnahmen, aber man muss es auch richtig gestalten. Und im Grunde nur dann macht es Sinn, und wenn es nicht funktioniert, dann sollte man sich anderweitig was überlegen. Natürlich gibt es noch weitere Themen, wir hatten ja von Homeschooling gesprochen, Homeschooling ist, wie gesagt in Irland legal und populär, also wer das möchte, kann sich da angesprochen fühlen, aber man muss wirklich ein Überzeugungstäter sein, sage ich mal. Wenn es einem dort gefällt, das Land macht es einem sicherlich nicht so einfach, wie andere Länder vielleicht.

56:10 - Eine separate Episode über Firmengründung in Irland ist in Arbeit

Daniel: War eine schöne Zusammenfassung. Jetzt wollen wir ja noch einen zweiten Teil aufnehmen, den können wir schon mal ganz kurz ankündigen, wir wollen uns dann speziell damit auseinandersetzen, wie es so ist, ein Unternehmen zu gründen, also was einen als Unternehmer erwartet, der eine Gesellschaft in Irland gründen will, und ich bin jetzt schon gespannt, ob es dann vielleicht überzeugendere und mehr Argumente für Irland noch gibt.

Sebastian: Werden wir sehen!

Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn Ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den ABONNIEREN Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

Weiterlesen