Firma in IRLAND gründen –Steuern niedrig, Hürden hoch
Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn
Initiativen zur Einschränkung der Gewinnverlagerung ins steuergünstige Ausland machen Irland mit seinem günstigen Körperschaftsteuersatz von 12,5% zu einer guten Alternative. Nach Brexit ist Irland das einzige englischsprachige Land in Europa. Wie unproblematisch ein Wohnsitzwechsel nach Irland und ein Leben dort ist, haben Sie in unserer Folge „Leben in IRLAND – Rückständig, aber steuerlich attraktiv“ gehört.
Neben dem bekannten Non-Dom Status von Irland gibt es dort noch weitere Vorteile. Welche Hürden Ihnen allerdings bevorstehen, wie hoch diese sind, und wie Sie die bewältigen können, erfahren Sie von dem Steuerexperten Sebastian Sauerborn.
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music
Die irische Bevölkerung
Die Iren sind sehr freundlich und halten selbst im Nieselregen gerne ein Schwätzchen mit Ihnen. Auch kann es passieren, dass der Ortspfarrer „unangemeldet“ vorbeikommt und eine Tasse Tee mit Ihnen trinkt. Geburt, Taufe und Beerdigungen sind immer ein Grund zum Feiern, und eine Hochzeit „im kleinen Kreis“ gibt es nicht; die Iren wissen, wie man feiert.
Irisches Bier und Irischer Whiskey
Das irische „Nationalgetränk“ ist Guinness. Wenn Ihnen das nicht schmeckt, finden Sie in manchen Irish Pubs außer Guinness eventuell noch amerikanische Biere. Irischer Whiskey hat einen typisch milden Geschmack und unterscheidet sich auch durch ein zusätzliches „e“ von Schottischem Whisky. Bekannte Irische Whiskeys sind der samtweiche Jameson, der milde Tullamore Dew und der einzigartige rauchige und peated Connemara, der dem schottischen Whisky ähnelt.
Was ist Common Law?
Das Rechtssystem des Common Law ist Europäern weniger bekannt, wird aber in englischsprachigen Ländern, auch den USA angewandt. „Common” bedeutet so viel wie gemeinsam, gewöhnlich, üblich und bezieht sich auf die ursprüngliche Form, wie wir als Menschen miteinander leben und arbeiten. Es ist das „Law of the Land“ und steht im Gegensatz zum „Law of the Sea“. Die Rechtsprechung im Common Law bezieht sich auf Präzedenzfälle und auf die besonderen Umstände, das Besondere einer Person oder eines Falles.
Großzügige staatliche Förderungen
Irland hat keine natürlichen Ressourcen und ist auf Auslandsinvestition angewiesen. Gründen Sie als Ausländer ein Unternehmen in Irland und schaffen fünf Jobs, erhalten Sie vom irischen Staat 100.000 € Förderung. Eine Briefkastenfirma funktioniert nicht, die Iren wollen ein Büro und festangestellte Mitarbeiter sehen. Bevor Sie Ihre irische Ltd. gründen, sollten Sie sich mit allen substanziellen Anforderungen auseinandersetzen.
Irland und die USA
Die gute Beziehung zwischen Irland und den USA haben wir bereits in unserer ersten Folge über Irland angesprochen. In vielen amerikanischen Städten finden Sie Büros des irischen Wirtschaftsministeriums für die Standortentwicklung. Die ausgeprägten Verbindungen können auch Ihnen bei Ihrer Expansion in die USA behilflich sein. Nutzen Sie Irland als Sprungbrett. Der US-Immobilienmarkt bietet z.B. sehr lukrative Möglichkeiten.
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Die globale Mindestbesteuerung
Auch Irland hat die globale Mindestbesteuerung von 15% Körperschaftsteuer akzeptiert. Wie in unserer Folge zu Malta als Unternehmensstandort erklärt, ist diese nur für Unternehmen mit mehr als 750 Millionen Euro Umsatz relevant und betrifft nicht die kleineren Unternehmen. Anders sind die Firmengründungen in Bulgarien. Wer in Bulgarien Unternehmen gründen will, zahlt pauschal auf Gewinne 10% Körperschaftsteuer und anschließend weitere 5% auf die Gewinnentnahme. DBA Irland Deutschland gilt natürlich auch. Eine flat tax gibt es in Irland nicht.
Gesellschaftsformen in Irland
In Irland verhält es sich ähnlich wie in Malta, denn beide Länder waren unter britischer Herrschaft, und Sie finden auch heute noch britische Strukturen in beiden Ländern vor. In unserer Folge „LTD, PLC, LLP & Co – welche UK Firma gründen nach dem Brexit?“ erklären wir die unterschiedlichen Gesellschaftsformen. Mehr Informationen spezifisch der PLC erfahren Sie hier. Bekanntlich ist die Gründung einer UK Limited mit Niederlassung in der EU nicht mehr möglich, und das ist, wo Irland ins Spiel kommt, wenn Sie an solch einer Konstellation Interesse haben. Das Stammkapital ist ebenfalls gering, wie in Großbritannien.
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Der Gründungsvorgang
In Großbritannien können Sie die Gründung voll elektronisch durchführen, in Malta werden die handschriftlich unterzeichneten Dokumente per Kurier geschickt. In Irland können Sie Ihre Unterschriften einscannen und hochladen. Nach manueller Prüfung dauert es nur noch wenige Tage, bis Ihre Gesellschaft eingetragen ist.
Was Sie konkret beachten müssen
In Irland ist ein richtiges Büro mit echten Mitarbeitern und einem echten Geschäftsführer unerlässlich. Das können Sie oder einer Ihrer Geschäftspartner sein, aber es muss korrekt laufen. Es darf niemand sein, der in vielen anderen Unternehmen ebenfalls beteiligt ist; die Iren nehmen das sehr ernst, und das Finanzamt kann so viele Fragen stellen, wie wenn Sie eine Offshore Firma gründen würden.
Die irische Finanzbehörde
Die Anforderungen an die Buchhaltung in Irland sind wie überall in der EU. Allerdings ist die irische Finanzbehörde sehr viel strenger als die in Großbritannien. Gründen Sie eine Firma in Irland, müssen Sie bereits nach Einreichen der ersten Jahresabschlüsse mit einer Prüfung rechnen. Sie müssen Ihre Unterlagen sehr genau aufarbeiten und unbedingt die Fristen einhalten. Reichen Sie Ihren Jahresabschluss nur einen Tag zu spät ein, sind Sie für die folgenden zwei Jahre testatpflichtig und müssen Ihre Jahresabschlüsse zusätzlich von einem Wirtschaftsprüfer prüfen lassen. Iren reden am liebsten mit anderen Iren, und daher raten wir Ihnen zu einem Steuerberater mit irischer Nationalität.
Informationen zur EU-Insolvenz in Irland finden Sie hier.
Mögliche Konsequenzen bei inkorrekter Buchführung
Unterläuft Ihnen versehentlich ein Fehler in der Buchhaltung, müssen Sie in Irland erfahrungsgemäß nicht mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Ihr Name könnte auf der schwarzen Liste der Tax-Dodges veröffentlicht werden, und wenn Sie Ihre Strafe schnell bezahlen, sollte der Fall auch relativ schnell erledigt sein. Einigen Unternehmern wurden in kritischen Fällen oftmals ihre Umsatzsteuernummer, auch im Nachhinein aberkannt.
Welche Branchen lohnen sich in Irland?
Wie das Guinness zu Irland gehört, verhält es sich auch mit dem Wetten. Diese alte Branche ist in Irland traditionell verankert und viele Leute wetten. Irland freut sich über junge Unternehmer, die nach Irland ziehen und vor Ort ein Team aufbauen. Die typischen Branchen sind Tech und Engineering, aber auch der Pferdesport ist in Irland weit verbreitet. Ebenfalls interessant ist die E-Money Lizenz, die die irischen Türen zum Handeln mit Krypto öffnet.
Auf unserem Podcast Perspektive Ausland finden Sie mehr Informationen zur Unternehmensgründung und Wohnsitz in Luxemburg, Türkei und Ukraine, Schweiz, Bulgarien, Chile und vielen anderen Ländern.
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Kontaktdaten und Links:
Sebastian Sauerborn
Homepage: www.wohnsitzausland.com
E-Mail: hello@stmcorporate.group
Telefon: +44 20 3151 0582
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Timestamps
00:00 - Begrüßung, Einleitung & Résumé – die Menschen in Irland
06:46 - Irisches Bier und irischer Whiskey
10:15 - Kulinarisches Irland
13:45 - Irlands Position nach Brexit
15:33 - Spezialdeals und staatliche Förderung
22:10 - Bleibt die niedrige Körperschaftsteuer in Irland?
25:08 - Investition nach Irland bringen
30:15 - Finde ich qualifizierte Mitarbeiter in Irland?
31:49 - Welche Gesellschaftsformen gibt es in Irland?
34:10 - Wie läuft die Gründung ab?
36:50 - Mit der irischen Steuerbehörde ist nicht gut Kirschenessen
39:51 - Wann sollte ich meinen Wohnsitz nach Irland verlegen?
44:22 - Als Geschäftsführer vor Ort sein
47:10 - Welche Branchen sich in Irland lohnen und die rechtlichen Unterschiede
50:34 - Mögliche Konsequenzen bei inkorrekter Buchführung
55:49 - Habe ich die passende Geschäftsidee für Irland?
58:24 - Mit welchem Schritt fängt mein Weg nach Irland an?
Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP 29: Firma in IRLAND gründen – Steuern niedrig, Hürden hoch
Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn
Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.
00:18 - Begrüßung, Einleitung & Résumé - die Menschen in Irland
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ich bin Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew. Wir haben ja bereits im ersten Podcast zu Irland eine ganze Menge über Land und Leute, sowie das Leben in Irland erfahren. Wir möchten jetzt nochmal kurz ein Résumé ziehen und dann gleich auf die Unternehmensgründung in Irland eingehen.
Ich bin bei der letzten Aufnahme, zu Irland, bin ich immer so, das war immer wie so eine heiße und eine kalte Dusche für mich, denn es waren immer wieder Dinge, die mich auf der einen Seite begeistert haben, Irland als Wohnsitz, und dann kamen wieder so Dinge, die mich ganz schön zum Nachdenken gebracht haben. Das war so die Höhen und Tiefen. Aber heute wollen wir uns über Irland unterhalten und . . .
Sebastian: Was hat Dich so zum Nachdenken gebracht? Was war für Dich eine kalte Dusche?
Daniel: Dieses: Ein schreckliches und furchtbares Wetter, es regnet, und wer gerne depressiv sein möchte oder so, . . .Einmal das Wetter, dann hast Du gesagt, die Lebensumstände wie in den 50er Jahren in Deutschland, also nicht die Lebensumstände, sondern sagen wir mal die Infrastruktur, oder vor allem die ländliche Gegend. Es erscheint manchmal ein bisschen zurückgeblieben. Es waren schon einige Dinge drin, wo ich dachte: Warum machen wir eigentlich die Aufnahme? Denn eigentlich machen wir die Aufnahme ja schon, weil wir Gäste, also Zuhörer und Zuschauer ja auch motivieren wollen, vielleicht doch zu überlegen, nach Irland zu ziehen.
Sebastian: Mir hat es gefallen in Irland.
Daniel: Wärst Du ein Reisebüroveranstalter, hättest Du Dir wahrscheinlich mit der Aufnahme zum Wohnsitz die Kunden vergrault, oder? Aber wir wollen ja keine Reisen verkaufen, sondern wir wollen ja Unternehmer oder digitale Nomaden realistisch beraten, wo sie hingehen können. Und sie sollen die Überraschung lieber bei uns im Podcast erleben, als wenn sie dahingezogen sind und dann dort wohnen.
Sebastian: Absolut, das sehe ich genauso. Wie gesagt, ich muss es nochmal sagen, mir hat Irland sehr gut gefallen. Ich bin ja alter Pfadfinder, ich war im Prinzip von 12 oder 15 Jahren bei den Pfadfindern, als ich jung war, ich mag diese abenteuerlichen Verhältnisse. Aber wenn jemand etwas erwartet wie in Deutschland, dann darf er absolut nicht nach Irland ziehen, das ist ganz klar. Wie gesagt, was wir noch gar nicht besprochen hatten das letzte Mal, waren die Menschen. Die Menschen sind natürlich sehr jovial, die halten gern ein Schwätzchen. Ich habe ja, wie gesagt in so einem großen Herrenhaus gewohnt am Ortsrand, und mein Weg, ich hatte kein Auto, ich habe mir immer mal wieder ein Auto gemietet, aber ich bin dann zu Fuß zum Tante-Emma-Laden gelaufen in dem Ort. Das war ein Weg zu Fuß vielleicht von 15 Minuten. Es war klar, da siehst Du so diesen Deutschen, der erstmal einen Kopf größer ist alle hier, die da wohnen, und dann ist er alleinerziehender Vater mit sechs Kindern, da waren die Leute schon sehr neugierig. Oftmals ist man einfach auf dem Weg zum Supermarkt stehengeblieben und hat mit jemandem ein Schwätzchen angefangen. Es ging dann leicht mal eine Stunde lang oder so. Möglicherweise im Nieselregen stehst Du dann da mitten im Ort und unterhältst dich. Die waren sehr neugierig, wollten wissen, wer ich bin, was ich mache und so weiter. So etwas ganz Eigenes erlebt man in vielen Ländern heutzutage nicht mehr, viele Leute leben heute komplett in ihrer völlig eigenen Welt und würden nie auf die Idee kommen, jemanden auf der Straße anzusprechen und den in ein Gespräch zu verwickeln. Es geht wirklich nur noch in solchen ländlichen Gebieten. Aber die waren sehr freundlich, haben mich und meine Kinder dort sehr willkommen geheißen, und wir hatten von Anfang an das Gefühl, dort voll dazuzugehören. Neben ein paar Polen waren wir die einzigen Ausländer am Ort. Mit Sicherheit die einzigen Deutschen, von denen die jemals gehört haben, dass die nach Irland gezogen sind. Klar, da gibt es viele Deutsche Touristen, hatte ich ja gesagt, aber was macht jetzt der Deutsche? Warum zieht der hierhin, gerade hier zu uns aufs Kaff? Das war schon interessant.
Daniel: Wegen dem schönen Haus, haben wir ja gehört.
Sebastian: Ja, wegen dem Haus. Aber es waren auch so Sachen, der Ortspfarrer, der ist unaufgefordert mehrmals zu mir gekommen, ist auf seinem Fahrrad zu mir geradelt. Einfach so am Nachmittag, ich habe von zu Hause aus gearbeitet, kam er da einfach hat und hat einen Tee mit mir getrunken und ein Schwätzchen gehalten. Eine Wärme und eine Freundlichkeit, und auch eine Art, jemanden willkommen zu heißen, was ich so nirgendwo anders erlebt habe. Ich habe ja schon in mehreren Ländern gewohnt. Insofern, die Menschen haben viel Party gemacht, jede Beerdigung ist ein Grund, eine Party zu machen und Bier zu trinken, andere Dinge wie Geburt, Taufe, Hochzeit sowieso. Diese gigantischen Feste, jede Hochzeit in Irland, da kommen mindestens 250 Leute. Eine Hochzeit im kleinen Kreis gibt es nicht. Es ist alles immer ein Mordsevent. Der letzte Großcousin wird noch eingeflogen aus England oder Amerika, um dabei zu sein. Wie man feiert, wissen sie garantiert, die Iren.
06:46 - Irisches Bier und irischer Whiskey
Daniel: Bevor wir dann über die Unternehmens- und Gesellschaftsgründung zu sprechen kommen, da ist eine Sache, die ich noch vergessen habe zu fragen im Podcast zum Wohnsitz Irland: Gibt es eine spezielle Whiskey- oder Biersorte, die Du da allen wärmsten ans Herz legst?
Sebastian: Das ist ganz witzig, absolut! Man muss sagen, dass die absolute, überwiegende Mehrheit der Iren trinken natürlich Guinness, das ist ja klar. Das ist wirklich das absolute Nationalgetränk. Ich persönlich bin kein Guinness-Fan, und als ich in Deutschland aufgewachsen bin, da gab es in jeder deutschen Bar ein sogenanntes irisches Bier, das hieß Kilkenny. Das ist natürlich kein irisches Bier, denn in Irland kennt Kilkenny keine Sau, Du kannst es nirgendwo kaufen. Das ist einfach so eine deutsche Erfindung, die dann so verkauft wurde, als wäre sie irisch. Ich war enttäuscht, ich habe gedacht, ich finde dort verschiedene Biersorten außer Guinness, vielleicht Kilkenny, aber was sie außer Guinness noch verkauft haben, sind die amerikanischen Biere wie Budweiser, Carling, Coors Light und solche Sachen. Das ist in jeder Bar, in jeder Kneipe genau das Gleiche. Wenn man was anderes trinken will als Guinness, dann ist man dort relativ schlecht bedient, muss man sagen.
Whiskey ist ein ganz guter Punkt. Man muss natürlich sagen, klar, jeder kennt Scotch Whiskey, aber es gibt auch sehr bekannte irische Whiskey-Marken, wie zum Beispiel Jameson. Jameson ist so ein irischer Whiskey, und die haben natürlich dort auch angefangen, vor allen in den letzten 20 Jahren, diesen Whiskey zu vermarkten. Der irische Whiskey ist, ich sage mal milder als der schottische Whiskey. Der schottische Whiskey hat ja schon zum Teil so eine besondere Schärfe, also schon relativ feurig. Der irische Whiskey ist generell, kann man sagen, würde ich mal so ganz pauschal sagen, ich bin kein Whiskey-Profi, aber kenne ja auch Schottland ganz gut, ist so ein bisschen weicher. Die großen Marken sind Jameson, Tullamore Dew ist eine andere große Marke. Mein Favorit von irischem Whiskey heißt Connemara. Der schmeckt so peat, der hat so einen Torf-Geschmack. Das sind auch in Schottland meine Lieblings Whiskeys, weil die bei der Herstellung entsprechend diesem Rauch ausgesetzt sind, schmecken die dann danach. Also das ist mein Tipp: Bei Bier kommt man am Guinness nicht vorbei, wenn man Guinness nicht mag – Pech. Cider wird auch viel getrunken, aber Whiskey ist ganz interessant.
10:15 - Kulinarisches Irland
Daniel: Über die irische Küche haben wir schon gesprochen, das fangen wir jetzt nicht nochmal an das Thema.
Sebastian: Es gibt ja, wie gesagt, auch in Irland jetzt mehrere Michelin-Star-Restaurants, also solche Sterne-Restaurants, ich glaube so fünf oder sechs. Ich glaube, ich habe alle besucht, und auf jeden Fall hervorragend, diese hochwertige Küche, die letztlich lokale Zutaten nimmt. Man muss sich vorstellen, die irischen Gewässer sind unglaublich reich an Meeresfrüchten. Von Jakobsmuscheln bis zu allen möglichen anderen Sachen, kann man dort alles finden, und in einer Frische, die ganz erstaunlich ist. Lachs natürlich, klar, und gute Restaurants sind dort wirklich eine Freude. Da gibt es auch diese typischen irischen Anekdoten. Ich kann mich an ein Restaurant erinnern, bei dem ich war, da war eine Gruppe von Engländern, es war ein Michelin-Sterne-Restaurant in Dublin, und da war eine Gruppe von Engländern, die haben bestellt. Dann hat ein Engländer nach Pommes gefragt, worüber der Chefkoch natürlich empört war, und hat dann die ganze Truppe vor die Tür gesetzt. Das hat es bis in die Zeitung geschafft. So eine typische, irische Anekdote: hitzköpfig und rechthaberisch und so, das sind so die Iren, wie man sie sich vorstellt.
Daniel: Was Du gerade erzählt hast, erinnert mich an etwas, was ich erlebt habe, aber genau umgekehrt. Ich habe im McDonald’s vor mir eine ältere Dame gesehen, die nach einem Kännchen Kaffee gefragt hat. Das hat den Verkäufer natürlich ratlos gemacht. Übrigens interessant, wie das heute bei uns anfängt, ich kann mich an einige gute Geschäftstermine erinnern, man will eigentlich über Geschäftliches reden, aber man fängt an über Essen, Trinken oder den letzten Urlaub zu sprechen.
Sebastian: Ja, absolut, genau. Das Restaurant, von dem wir gerade gesprochen haben, das war Thornton‘s, das ist inzwischen geschlossen, der Chef war eben Kevin Thornton, und ich erinnere mich, als ich dort war, das war jemand, normalerweise wenn Du in ein Restaurant gehst mit einem Michelin Stern, dann ist ja der Chef, der da ausgezeichnet wurde, oftmals nicht mehr in dem Restaurant, sondern der hat irgendjemand anderes, der die eigentliche Küche macht, aber der war wirklich immer da und hat alle Gäste immer begrüßt und gefragt, wie es geht und so weiter. Ich kann mir gut vorstellen, wie der dort rausgekommen ist und jemand, der Pommes bestellt hat, vor die Tür gesetzt hat. Ganz interessante Kontroverse. Das steht sogar, wenn Du Dir das anschaust, diese Geschichte, die ich gerade erzählt habe, die steht sogar in dem Wikipedia Artikel über das Restaurant drin.
13:45 - Irlands Position nach Brexit
Daniel: Kommen wir jetzt mal zu dem ernsteren Teil unseres heutigen Podcast, wir wollten uns ja unterhalten über Irland als Standort für Unternehmensgründung. Es muss ja eine ganze Menge Gründe dafür geben, seine Gesellschaft in Irland zu gründen. Immerhin sind ja mit die größten Konzerne der Welt in Irland vertreten und haben dort mittlerweile sogar ihre Head Offices oder mindestens Dependenzen angemeldet. Wir wollen darüber sprechen, was macht den Reiz aus, in Irland eine Gesellschaft zu gründen? Was gibt es für Gesellschaftsformen überhaupt in Irland, die in Frage kommen? Wie sieht es aus nach dem Brexit? Hat sich da irgendwas geändert und so weiter? Vielleicht fangen wir generell mal ganz langsam an und steigen in das Thema ein: Wie würdest Du, Sebastian, kurz am Anfang mal zusammenfassen, warum ist Irland ein interessanter Standort für eine Gesellschaftsgründung?
Sebastian: Zunächst mal muss man, wenn man die jüngste Vergangenheit sich anschaut, das Ganze im Kontext Brexit betrachten. Mit Brexit ist jetzt ja Irland jetzt das einzige Land in der Europäischen Union, was englischsprachig ist und auch das einzige Land, was im Grunde nach dem sogenannten Common Law, also dem sogenannten Gewohnheitsrecht im Grunde rechtlich organisiert ist, während wir ja in allen anderen europäischen Ländern, inklusive Malta übrigens auch, eher ein Rechtssystem haben, was dem Code Civil entspricht, also BGB und so weiter, sage ich mal.
15:33 - Spezialdeals und staatliche Förderung
Daniel: Da muss ich mal ganz kurz einhaken. Der eine oder andere mag vielleicht sagen: „Das Common Law hat auch gewisse Risiken“, weil da sagt man ja: „Recht ist, was der Richter spricht“, das sogenannte Richter-Recht, oder auch das Gewohnheitsrecht. Ist das jetzt ein Vorteil oder ein Nachteil? Kannst Du das vielleicht mal ganz kurz gegenüberstellen, warum? Du hast es als Vorteil genannt?
Sebastian: Ich habe es als Vorteil, insbesondere für europäische Unternehmer nicht unbedingt, aber für amerikanische Unternehmen, die natürlich jetzt dort eine Gesellschaft gründen, hat es gewisse Vorteile, weil sie das natürlich kennen, diese Art von Recht. Amerikanisches Recht, ein anglikanisches Rechtssystem, ist ja auch Common Law, aber Du hast natürlich völlig Recht, für die meisten Europäer ist das Common Law ja ungewöhnlich. Es fängt ja schon damit an, dass im Grunde irgendwelche Verträge, selbst irgendwelche popeligen Mietverträge 50 Seiten lang sind, da wirklich jedes Detail in dem Vertrag definiert wird, da man sich nicht auf ein Mietrecht oder Sonstiges in besonderer Weise berufen kann. Jedes Detail wird dort geregelt. Ist für uns eher unangenehm, aber ich sage mal, für amerikanische Konzerne war das natürlich ein wichtiger Punkt, ein anderer wichtiger Punkt ganz klar waren die steuerlichen Vergünstigungen. Jeder weiß, dass Irland 12,5% Körperschaftsteuer hat, aber selbstverständlich haben diese amerikanischen Gesellschaften nie 12,5% Steuern bezahlt, sondern die Steuern, die sie bezahlt haben, haben sich bewegt in einem Bereich von 1% bis 2%. Deswegen sind die nach Irland gekommen, die haben Spezialdeals ausgehandelt mit der irischen Regierung, ähnlich, was auch in Luxemburg passiert ist, aber in Irland schon viel früher. Apple war eins der ersten, die das gemacht haben, haben dann dort letztlich ihr gesamtes, weltweites Geschäft außerhalb der USA in Irland konzentriert. Das machen die sogar so extrem, die amerikanischen Konzerne, dass es zum Beispiel bis heute in Irland keine Apple-Shops gibt, weil die im Grunde zeigen wollen, aufgrund der steuerlichen Vereinbarung, dass der gesamte Umsatz von außerhalb von Irland letztlich gemacht wird. Das ist eine ganz verrückte Anekdote.
Wir müssen uns daran erinnern an Dinge wie Double-Irish oder Double-Irish with a Dutch Sandwich und diese Strukturen, die mittlerweile ja alle nicht mehr erlaubt sind. Das waren gleichzeitig auch Strukturen, die vom amerikanischen IRS (Internal Revenue Service), von der amerikanischen Steuerbehörde zugelassen war, und insofern konnte man also legal diese Steuerschlupflöcher nutzen und 1% bis 2% an Steuern bezahlen. Es war wiederum nicht möglich, dieses Geld zurückzubringen in die USA, weil die USA hatten damals, jetzt haben sie es, aber damals hatten sie kein territoriales Steuersystem. Das heißt, wir wissen das ja, zum Beispiel in der Europäischen Union, wenn ich in Deutschland eine Gesellschaft habe, die eine französische Tochtergesellschaft hat, dann werden Steuern der Gesellschaft in Frankreich bezahlt, in Deutschland fallen keine Steuern mehr an, eben die Mutter-Tochter-Richtlinie, gab es bis vor Kurzem in den USA nicht, so eine Struktur.
Das heißt, die ganzen amerikanischen Konzerne haben also wirklich tonnenweise Cash, Milliarden um Milliarden in Irland letztlich gehortet, sie konnten sie nicht an die Aktionäre ausschütten. In den USA aber konnten sie dann Entwicklung und so weiter finanzieren. Ist zum Beispiel viel von der Entwicklung von den ganzen großen Konzernen, auch jetzt bei Google und so, findet außerhalb von den USA statt. Google ist ja auch bekannt dafür, die haben sehr viele Mitarbeiter in Großbritannien, oder zum Beispiel auch in der Schweiz, wo die wirklich tausende von Mitarbeitern in der Entwicklung haben, weil sie dafür eben dieses Geld verwenden können. Mittlerweile hat sich das geändert, mittlerweile kann man in die USA ausschütten.
Aber das war letztlich der Ursprung und auch dieses, sage ich mal, hat dazu geführt, dass Irland dann in gewisser Weise in Verruf geraten ist. Was Irland dann zusätzlich gemacht hat, was ja Luxemburg nie gemacht hat, ist dann die Körperschaftsteuer eigentlich auch die Körperschaftsteuer auch für kleine Unternehmen gesenkt. Luxemburg zum Beispiel hat Körperschaftsteuer 13%, das heißt für kleine Unternehmen uninteressant. Aber Irland hat dann die Körperschaftsteuer auf 12,5% abgesenkt. Das heißt, auch wenn man kein amerikanischer Konzern war und nicht 1% oder 2% bezahlt hat, konnte man dann doch 12,5% bezahlen, was natürlich auch sehr gering ist im Vergleich in Europa. Das war natürlich dann wiederum für viele ein Ansporn, dort ein Unternehmen zu gründen.
Warum hat Irland das gemacht? Wir hatten schon in dem letzten Podcast schon darüber gesprochen, dass Irland keinerlei natürliche Ressourcen hat und im Grunde auf Auslandsinvestition angewiesen ist. Das heißt, sie sind darauf angewiesen, dass Ausländer ins Land kommen, Unternehmen gründen, Jobs schaffen und das dient als Anreiz, diese tiefe Körperschaftsteuer. Es gibt noch jede Menge andere Anreize, also staatliche Förderung, ist exzellent. Es gibt sehr großzügige Förderungspakete, die jeder in Anspruch nehmen kann, unter der Voraussetzung, dass Jobs geschaffen werden. Und wir reden wirklich da um, ich glaube, man muss fünf Jobs schaffen, und hat 100.000 € Förderung zu bekommen vom irischen Staat. Also große Beträge, konnte auch ein ausländischer Unternehmer bekommen. Aber wie gesagt, da musst Du diese Jobs schaffen. Was nicht funktioniert, ist eine Briefkastenfirma zu haben oder irgend so einen Nominee-Direktor, irgendjemand, der nur so scheinbar Geschäfte macht. Was die Iren sehen wollen, ist wirklich Büro, Mitarbeiter, festangestellte Mitarbeiter da drinnen, das ist extrem wichtig für die Iren, damit man von den Vorteilen dort profitieren kann.
22:10 - Bleibt die niedrige Körperschaftsteuer in Irland?
Daniel: Du hattest vorhin gesagt, 12,5% Körperschaftsteuer, dass wir schon mal so einen Wert haben, das ist ja schon mal ein erster Fakt, der vielleicht für den einen oder anderen interessant sein könnte, dort eine Gesellschaft zu gründen. Trotzdem eine Frage von mir: Die 12,5%, sind die fix, wackeln die? Denn normalerweise immer so in der EU, europäische Länder, die besonders günstige Steuerkonditionen anbieten, eigentlich immer ungerne gesehen werden, und man irgendwie versucht, Gleichheit herzustellen. Wenn ich mich richtig entsinne, habe ich da auch was gelesen, dass diese 12,5% sogar unter Kritik stehen bei der EU.
Sebastian: Ganz klar, natürlich EU-weit ist es in der Kritik. Man weiß jetzt ja auch ohnehin, es gab jetzt ja vor Kurzem hier die große Entscheidung zum globalen Mindeststeuersatz von 15%. Auch Irland hat diese akzeptiert, aber wie wir ja auch schon in der Podcast Episode zu Malta besprochen haben, die Malta-Gesellschaft zum Beispiel ist es letztlich nur relevant für Unternehmen, die mehr als 750 Millionen Euro Umsatz machen. Für alle anderen ist das nicht relevant. Ganz klar, Irland ist unter Druck von der Europäischen Union. Ich glaube nicht, dass die Europäische Union hier wirklich fordert von Irland, was zu ändern, denn die wissen ja selbst, jeder ist letztlich daran interessiert, dass es den einzelnen Ländern gut geht, auch die Europäische Union ist daran interessiert, dass es Irland gut geht. Es hat ja keinen Sinn, ständig irgendwelche Bailouts machen zu müssen, und wie gesagt, Irland hat wenig Ressourcen. Man muss ja auch sagen, ein Land, das bis vor Kurzem in bitterer Armut war, ich hatte je gesagt, es ist immer noch rückständig heute, aber es war ja doch tatsächlich bis vor wenigen Jahrzehnten, bis Apple angekommen ist und bis das alles losgegangen ist in Irland, da hat man ja von diesem Celtic Tiger gesprochen, wo das Ding dann wirklich explodiert ist, war das ja doch ein Land, das sehr arm war. Mit das ärmste Land in Europa, und diese Armut kommt natürlich von der Unabhängigkeit von Großbritannien, die die Iren sich erkämpft hatten, und das hat denen natürlich die wirtschaftliche Grundlage entzogen und hat zu, ich sage mal fast zu einem halben Jahrhundert an Armut geführt.
Da dann herauszukommen, also was ich sagen will, ist, dass die Europäische Union hat das Interesse, dass es Irland gut geht, aber was sehr genau kontrolliert wird und verlangt wird von Irland seitens der Europäischen Union ist, dass eben diese Bedingungen, von denen ich gerade eben gesprochen habe, knüppelhart eingehalten werden. Das heißt, wer dort eine Firma gründet, der muss wirklich dort vor Ort sein, der muss dort vor Ort leben, der muss dort vor Ort Angestellte haben, ansonsten zahlt der in Irland die 12,5%, sondern muss 25% bezahlen.
25:08 - Investition nach Irland bringen
Daniel: Gut zu wissen, da werden wir nachher noch ein bisschen mehr ins Detail einsteigen. Aber jetzt, es geht ja darum, was macht den besonderen Reiz von Irland aus? Für wen ist Irland ein interessanter Unternehmensstandort? Ich fasse nochmal zusammen: Wir haben das Rechtssystem, das ist Common Law, besonders für die Unternehmen, die sich damit auskennen, mag das interessant sein. Wir haben die 12,5% Körperschaftsteuer. Was gibt es sonst noch, was dafür sprechen könnte, dass ich als Unternehmer meine Gesellschaft in Irland gründe? Haben wir noch weitere Gründe?
Sebastian: Es kommt natürlich jetzt stark darauf an, was die Gesellschaft macht. Ich hatte ja schon gesagt, es gibt großzügige staatliche Förderungen, also wer dort wirklich vorhat, dort ein Unternehmen zu gründen mit etlichen Mitarbeitern, der wird in wenigen Ländern in Europa eine bessere staatliche Förderung finden als dort, und auch eine sehr aktive Mitarbeit. In Irland gibt es zum Beispiel ein Programm, wo die Iren selbst aufgefordert werden, ihre Freunde und Familie im Ausland dazu anzuhalten, nach Irland zu expandieren, oder in Irland ein Unternehmen zu gründen, wofür dann auch die Iren, die angesprochen werden, da eine Belohnung erhalten, einen Bonus erhalten. Das ist ein ganz zentraler Punkt, externe Investitionen nach Irland zu bringen. Wie gesagt, wer dort etwas vorhat, der kann da auf jeden Fall mit großzügigen Förderungen rechnen. Das ist ein Punkt.
Dann hat sich natürlich durch Jahrzehnte amerikanischer Präsenz da durch große Unternehmen wie Google, Facebook, Microsoft und so weiter, hat sich ein echter Hub entwickelt, was Softwareentwicklung und Technologie betrifft. Sehr viele Spezialisten, Experten sind aus ganz Europa nach Irland gezogen. Da gibt es eine sehr ausgeprägte Startup-Kultur, und jeder, der in der Branche ist, natürlich mit allem, was dazugehört, auch mit den entsprechenden Kontakten in die Investment Szene mit Events, mit Links nach Amerika. Es gibt viele Anwaltskanzleien in Dublin, die haben ein Büro in Dublin und das zweite Büro nicht etwa in London, sondern in San Francisco. Der Link in die USA ist ganz stark ausgeprägt und für viele Gründer liegt ja dann Amerika doch näher als die USA, gerade wenn es um Venture-Kapital geht, ist ja doch eigentlich eher die Frage: Wo gehe ich zuerst hin, bevor ich in die USA gehe? Wie gesagt, in Irland sind da sehr direkte Verbindungen vorhanden.
Ich war mal eingeladen beim amerikanischen Botschafter in Irland zu einem Event, zu einem Startup-Event, es ist ganz unwahrscheinlich, was da von irischer Seite, auch von Regierungsseite investiert wird. Die Iren haben zum Beispiel Vertreter für die Standortentwicklung in ganz vielen amerikanischen Städten. Das heißt, wenn man als irischer Unternehmer zum Beispiel sagen würde: „Ich will in die USA expandieren“, dann wenden die sich an Iren, der Ire redet am liebsten mit anderen Iren, obwohl sie auch Englisch sprechen. Die haben tatsächlich in vielen amerikanischen Städten Büros des irischen Wirtschaftsministeriums, die sich dort drum kümmern, irische Unternehmen dort zu helfen, die dort was vorhaben. Ganz ausgeprägte Links. Wie gesagt, das kann jeder nutzen, der dort ein Unternehmen gründen will, diese Infrastruktur und diesen Link in die USA. Jeder, der in den USA etwas machen will, der sollte sich überlegen, ob Irland dafür nicht ein geeignetes Sprungbrett ist.
Dann gab es natürlich jetzt gerade in den letzten 10 bis 15 Jahren interessante Entwicklungen in dem Bereich von Lizenzierung, also zum Beispiel Electronic Money Licence, dann Dinge wie auch Krypto sind dort einige Unternehmen vertreten. Soweit ich weiß, hat zum Beispiel Coinbase eine europäische Lizenz in Irland. Dann haben wir Dinge wie, ist natürlich ein sehr großer Finanzstandort und ist durch Brexit im Grunde noch größer geworden für alternative Investmentfonds und solche Dinge, die auch steuerlich dann wieder günstig sind.
Es gibt tatsächlich viele Branchen, die interessant sind, in Irland anzusiedeln, aber wie gesagt immer mit dem Ziel, dort tatsächlich selbst hinzuziehen oder dort wirklich etwas aufbauen zu wollen vor Ort mit Mitarbeitern. Nicht irgendwie nur eine Briefkastenfirma, das hassen die Iren, da kommt man in Irland nicht sehr weit.
30:15 - Finde ich in Irland qualifizierte Mitarbeiter?
Daniel: Man kann also sagen, dass Irland sich für Unternehmer dann steuerlich lohnen kann, wenn man sich auf der Insel niederlässt und auch lokale Mitarbeiter beschäftigt. Dann gibt es sogar Förderpakete und Steuervergünstigungen. Aber ist es denn einfach, für sein Unternehmen in Irland qualifizierte Mitarbeiter zu finden?
Sebastian: Eine gute Frage, das ist natürlich wie überall, also auch in Irland herrscht natürlich extreme Personalknappheit, was qualifizierte Mitarbeiter in vielen Bereichen anbelangt, das ist tatsächlich so. Das Gleiche ist ja auch in Malta im Grunde, dort wird ja sehr viel rekrutiert von den Unternehmen dann in Europa in Deutschland und so, und beides sind Standorte, sowohl Malta als auch Irland, wo sich doch gerade junge Leute aus Deutschland und ähnlichen Ländern vorstellen können, eine gewisse Zeit zu leben. Erstmal ist es englischsprachig, Malta hat den Vorteil des guten Wetters, da kann man so ein bisschen Party machen. Irland hat ja doch ein durch und durch ein positives Image, gerade in Deutschland. Man denkt jede deutsche Stadt hat mindestens einen irischen Pub, einen Irish Pub, wenn nicht sogar mehr als eins. Jeder kann sich vorstellen, mal eine gewisse Zeit in Dublin zu leben, und insofern sind natürlich diese Rekrutierungsmaßnahmen, die die irischen Unternehmen im nordeuropäischen Ausland betreiben notwendig, aber auch meistens sehr erfolgreich.
31:49 - Welche Gesellschaftsformen gibt es in Irland
Daniel: Jetzt interessiert sich also ein Unternehmer, eine Gesellschaft zu gründen in Irland. Welche Gesellschaftsformen können wir denn empfehlen?
Sebastian: Grundsätzlich in Irland wiederum, das Gleiche haben wir schon bei Malta besprochen. Irland war natürlich Jahrhunderte lang unter britischer Kontrolle, bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts war Irland letztlich Teil des UK, und entsprechend ist natürlich das gesamte Recht letztlich mehr oder weniger sehr ähnlich wenigstens, wie auch das englische Recht, und das gilt auch für das Gesellschaftsrecht. Das heißt, man hat letztlich die gleichen Gesellschaftstypen in Irland, die man auch in England hat. Es gibt die Limited, es gibt die Public Limited, es gibt LPs. Die LLP zum Beispiel wurde in England erst in den 2000er Jahren eingeführt worden, die gibt es noch nicht in Irland, soll aber irgendwann kommen. Es gibt Personengesellschaften, wie gesagt LPs, also es gibt ähnliche Gesellschaftstypen, wie im UK auch. Und die sind dann auch ähnlich organisiert. Es gibt einen Company Secretary überall, die Begriffe sind letztlich alle die gleichen. Man sollte vielleicht nochmal an der Stelle kurz darauf eingehen, dass ja seit Brexit im Grunde die Gesellschaften mit Niederlassung nicht mehr gegründet werden können in Großbritannien. Was ich damit meine, ist die typische deutsche Limited, wo ein Unternehmer eine Limited in England gegründet hat, die dann in England nicht aktiv ist, eine deutsche Niederlassung hat und gemäß EU-Recht im Grunde genommen nur in Deutschland Steuern bezahlen muss und in England nichts einreicht. Dieses Modell ist ja nach Brexit nicht mehr möglich, ist aber natürlich nach wie vor mit einer irischen Limited möglich. Das heißt, wer jetzt auf Teufel komm raus die UG nicht mag und eine Limited als Rechtsform verwenden möchte, kann natürlich dies mit einer irischen Limited weiter tun.
34:10 - Wie läuft die Gründung ab?
Daniel: Du hattest gesagt, dass eigentlich durch diese frühere Verwaltung durch Großbritannien es dort im Wesentlichen die gleichen Rechtsformen gibt. Wenn man aber den Gründungsaufwand, den Gründungsablauf mal vergleicht, also viele kennen sich vielleicht aus, weil sie das schon mal gemacht haben oder nachgelesen haben, wie einfach und schnell es geht, im UK eine Limited oder eine PLC zu gründen. Wie läuft das in Irland ab?
Sebastian: In Irland ist es ähnlich wie in Malta, dass dieser hohe Grad der Automatisierung bei der Firmengründung, wie er ja in Großbritannien existiert definitiv nicht existiert. Erst vor Kurzem, also vor einem Jahr ungefähr hat das irische Handelsregister CRO, hat die Registration Office ein neues System eingeführt. Damit ist es jetzt auch möglich, elektronische Unterschriften, beziehungsweise gescannte Unterschriften zu verarbeiten. Früher musste man ähnlich wie in Malta die Unterlagen unterschreiben und dann dort per Kurier hinschicken, was natürlich dann dazu geführt hat, dass das Ganze ziemlich lange ging. Heute geht das alles per Scan und E-Mail oder Upload besser gesagt, und somit würde ich sagen, ist, was die Geschwindigkeit anbelangt folgendes Ranking im Grunde genommen zutreffend: UK mit Abstand das Schnellste, Malta mit Abstand das Langsamste und Irland ist so in der Mitte. Man kann sagen, man kann die irische Limited gründen innerhalb von einer Woche. Es ist so, dass selbst wenn man die Unterlagen hochgeladen hat, dann wird es immer noch händisch geprüft von einem Mitarbeiter in Irland, und je nachdem, wie überlastet die sind, dauert das dann halt zwei Tage, drei Tage oder fünf Tage, manchmal auch zehn Tage, bis die Firma eingetragen ist, selbst wenn man schon elektronisch alle Unterschriften hochladen konnte. Irland steht da bei den drei Ländern irgendwo in der Mitte, aber immer noch deutlich langsamer und komplizierter als in Großbritannien.
Daniel: In Großbritannien ist ja ein besonderer Reiz bei den Limiteds die Gestaltung vom Haftungskapital und Stammkapital ist. Ist das in Irland vergleichbar?
Sebastian: Ja, das ist in Irland genau das Gleiche. Auch typisch in Irland, dass eine Gesellschaft 1 € Stammkapital hat, total normal.
36:50 - Mit der irischen Finanzbehörde ist nicht gut Kirschenessen
Daniel: Jetzt wollen wir noch etwas wissen, nämlich welche Anforderungen an die Buchhaltung auf einen Unternehmer in Irland zukommen. Wir wissen ja noch aus dem Podcast zur Unternehmensgründung in Großbritannien, dass das Finanzamt dort recht entspannt arbeitet. Wie sieht es aber in Irland aus? Und müssen ausländische Unternehmer hier etwas Besonderes beachten?
Sebastian: Die Anforderungen an die Buchhaltung sind ähnlich, wie man sich das vorstellen muss überall in der EU, das heißt, man muss natürlich ganz normale Buchhaltung machen, Belege aufbewahren, Umsatzsteueranmeldung einreichen und so weiter. Die englischen Steuerbehörden sind sehr relaxed. Ich habe in der ganzen Zeit in England seit 2006 mit hunderten von Mandanten weniger als eine Handvoll Betriebsprüfungen erlebt, in Irland ist praktisch jeder unserer Mandanten geprüft worden innerhalb kürzester Zeit, also schon nach einem Jahr. Die ersten Jahresabschlüsse werden eingereicht, und es kommt schon zur Prüfung. Also die sind in Irland sehr unangenehm, sehr streng, sehr genau. Man hat nichts zu befürchten, wenn man alles korrekt macht, ist ja sowieso klar, aber es geht jetzt gar nicht darum, etwas nicht korrekt zu machen, es geht eher darum, dass man entsprechend dann auch definitiv die richtigen Unterlagen so aufbereitet haben muss, dass man nachweisen kann, dass man alles korrekt gemacht hat. Man muss sehr genau die Unterlagen aufbereiten und mindestens den gleichen Standard erfüllen wie in Deutschland. Die Iren sind extrem streng, was zum Beispiel solche Fristen anbelangt. Wenn der Jahresabschluss nur einen Tag zu spät eingereicht ist, hat man für die nächsten zwei Jahre Testatpflicht. Du musst dann Deine Jahresabschlüsse zusätzlich vom Wirtschaftsprüfer prüfen lassen, was mindestens pro Jahr 10.000 € kostet. Zusätzlich. Das ist eine sehr unangenehme Steuerbehörde, die Iren, zur Arbeit, besonders als Ausländer. Ich hatte ja vorhin schon gesagt, die Iren sind da in gewisser Weise, haben Vorteile Ausländern gegenüber, meiner Erfahrung nach, ist es sehr stark ausgeprägt, ähnlich wie bei den Maltesern. Wenn man dort niemanden hat, der tatsächlich ein Ire ist, als Steuerberater zum Beispiel, also irischer Nationalität, dann hat man da verloren bei der Steuerbehörde, die nehmen einen auseinander. Die wollen tatsächlich nur mit einem Iren sprechen, und wenn Du kein Ire bist, dann hast Du Pech gehabt, dann bist Du Freiwild.
39:51 - Wann sollte ich meinen Wohnsitz nach Irland verlegen?
Daniel: Zum Thema Wohnsitz nochmal. Du hattest es schon mehrmals angesprochen, dass immer wieder unsere Empfehlung ist, jemand, der eine Gesellschaft in Irland gründet und von den steuerlichen Vorteilen wirklich profitieren will, sollte seinen Wohnsitz verlagern nach Irland. Muss ich das vorher machen? Welche Zeit habe ich? Verlege ich erst meinen Wohnsitz nach Irland oder macht es Sinn, jetzt die Firma zu gründen? Wie lange lasse ich mir dann Zeit, um meinen Wohnsitz zu verlagern? Entstehen mir daraus Nachteile oder Vorteile, wenn ich, sagen wir mal erst im zweiten Jahr oder nach sechs Monaten meinen Wohnsitz verlagere? Vielleicht kannst Du da unsere Zuschauer und Zuhörer noch ein bisschen mehr informieren.
Sebastian: Man kann davon ausgehen, dass man ohne irischen Wohnsitz kein Konto bekommt in Irland, was heute relativ egal ist, man kann ja zu einer Online Bank gehen, aber die traditionellen irischen Banken machen kein Konto auf, und man bekommt keine Umsatzsteuer-Identnummer. Außer man lebt dort, kann man die Firma nicht aktiv benutzen. Das heißt nicht, dass man als Eigentümer selbst dahin umziehen muss. Man kann natürlich dort auch über eine Personalsuche jemanden finden, den man dann dort anstellt. Aber wohlgemerkt, das darf nicht irgendein Treuhand-Geschäftsführer sein, der schon bei hundert anderen Firmen drinsteht. Das muss jemand sein, der auf der Payroll ist, der richtig bezahlt wird, also sagen wir mal 5.000 € im Monat, und der der einzige ist, der auf das Konto zeichnungsberechtigt ist. Das wird alles nachgeprüft bei der Umsatzsteuer-Registrierung. Wenn diese Dinge nicht vorhanden sind, dann wird man weder eine VAT Nummer bekommen, und ein Konto wird man auch nicht bekommen.
Die meisten Mandanten, die Unternehmertypen sind und nicht dort einen Geschäftsführer anstellen wollen, heißt es konkret, dorthin umzuziehen. Oder aber, wenn es mehrere Gründer sind, zieht einer dorthin, zieht einer nach Irland um. Aber das ist so der Standard, ohne den es im Grunde genommen nicht funktioniert. Ich hatte ja vorhin gesagt, gerade wenn Ausländer involviert sind in Unternehmen, man davon ausgehen kann, dass spätestens nach einem Jahr die Betriebsprüfung in Irland vor der Tür steht. Wenn man es irgendwie schafft, die Firma für die VAT zu registrieren, kann man davon ausgehen, dass einem die VAT danach aberkannt wird, auch rückwirkend, wenn man nicht die Nachweise erbringen kann, von denen ich gerade gesprochen habe. Das heißt, dass tatsächlich jemand vor Ort ist in Irland, der dort lebt, der ein richtiges Gehalt von der Firma bekommt, der dort tatsächlich die Wertschöpfung für das Unternehmen in Irland erbringt.
Also, nochmal dreißig Minuten hier in unserem Gespräch zurück: Die Iren wollen, dass man Leute vor Ort einstellt. Die geben deswegen Unternehmern günstige Steuersätze und Förderungen, weil sie für ihre irische Bevölkerung Jobs brauchen, und dafür sind sie auf die Unternehmer angewiesen. Wer das nicht erfüllen will, der kann es vergessen in Irland.
Daniel: Klarer kann man es nicht ausdrücken.
Sebastian: So hoch sind die Auflagen jetzt auch nicht, aber es braucht eben mindestens eine Person, und die muss es tatsächlich sein. Die darf natürlich nicht bei zig anderen Unternehmen wieder involviert sein, denn dann ist es nicht glaubwürdig, dass sie dort die Wertschöpfung vornimmt.
Daniel: Ich finde es gut, dass Du es nochmal so ganz klar auf den Punkt gebracht hast. Man findet ja im Internet eine ganze Reihe von Anbietern oder Webseiten, die zumindest auf der Webseite den Eindruck entstehen lassen, ich klick mir da mal schnell eine Online Bestellung zusammen, bestelle mir eine irische Limited, bestelle mir dazu noch eine VAT Nummer und ein Bankkonto, und es entsteht zumindest auf den Webseiten oder auf dem Bestellformular der Eindruck, das wäre alles völlig problemlos möglich, auch ohne, dass ich dort vor Ort wohne. Deswegen war es wirklich sehr hilfreich, auch für Zuhörer oder Zuschauer, dass dem nicht so ist.
44:22 - Als Geschäftsführer vor Ort sein
Sebastian: Wir kennen auch Szenarien, wo zum Beispiel jemand tatsächlich in Irland gewohnt hat, und dann war der bei mehreren Gesellschaften Geschäftsführer, hatte für mehrere, sage ich mal Freunde und Bekannte Unternehmen gegründet, war dann der Geschäftsführer, der war wirklich vor Ort und hat da wirklich gelebt mit Familie und so weiter, aber auch dort ist das alles nach hinten losgegangen. Die haben das dann angeschaut und gesagt: „Wie soll das denn funktionieren? Die Firma macht 1 Million Umsatz, Du bist ja auch noch bei fünf anderen Firmen drin, wie funktioniert das konkret? Schick mir mal einen Auszug von den E-Mails, die Du geschickt hast im letzten halben Jahr, ich möchte mal sehen, wie Du die Verträge angebahnt hast, ich möchte sehen, wie Du Zollpapiere ausgefüllt hast, will mal Bestellformulare sehen, möchte mal sehen, wie Waren verschifft worden sind und so weiter.“ Also sehr konkrete Dokumentation wollen die dafür sehen, dass das passiert. Wie gesagt, zum Teil gab es Fälle, wo dann die Umsatzsteuer-Identnummer für die letzten zwei Jahre aberkannt wurde. Wenn man jetzt Lieferanten hat aus der Europäischen Union, die entsprechend diese Umsatzsteuer wiederum bei ihrer eigenen Umsatzsteuer beim deutschen Finanzamt melden, und auf einmal ist die komplett ungültig für die letzten zwei Jahre. Dann kann man davon ausgehen, dass man Feuer unter dem Dach hat. Dann müssen nämlich komplett die Lieferanten in Deutschland die deutsche Umsatzsteuer rückwirkend für zwei Jahre abführen auf diese Leistung. Das hat sehr weitreichende Konsequenzen.
Zu uns ist mal jemand gekommen, der wurde am Ende kein Mandant, aber der hat gesagt, ihm wäre genau das passiert. Da gab es Forderungen gegen ihn seitens seiner Lieferanten in Höhe von 150.000 €, die er dann ihnen zahlen musste und auch bezahlt hat, weil Reverse Charging rückwirkend nicht mehr möglich war. Das hat schwerwiegende Konsequenzen. Wer mal eben nicht vor Ort ist in Irland und tatsächlich das Geschäft als eine Person betreibt, die dort in Irland ganz normal lebt, oder entsprechend natürlich dort ein Team hat, und ein mitarbeitendes auch. Wir haben das ja auch wunderbar beschrieben bei uns, es gibt ja diese Nihil Obstat Gestaltung, wie wir sie beschrieben haben. Genau das Gleiche wird man in Irland dann machen müssen.
47:10 - Welche Branchen sich in Irland lohnen und die rechtlichen Unterschiede
Daniel: Eine Frage noch, die mir gerade kommt, Sebastian, gibt es zum Beispiel irgendwelche Branchen, wo ich vielleicht eher vorsichtig sein sollte, mir Irland als Unternehmensstandort auszuwählen? Es gibt ja immer so bestimmte Länder, die sind prädestiniert, wie wir zum Beispiel schon besprochen hatten, Malta ist gut, wenn ich mit Krypto etwas machen will oder Online Casino, Online Gaming oder sowas. Aber manchmal muss man ja auch die andere Frage stellen: Ist vielleicht für bestimmte Geschäfte, für bestimmtes Business ein Land eher mit Vorsicht zu bewerten? Gibt es da was zu Irland zu erzählen?
Sebastian: Man muss auf jeden Fall in Irland sich ganz genau anschauen und sich anwaltlich dazu beraten lassen, wie die rechtliche Situation tatsächlich ist. Wir wissen zum Beispiel, dass das Thema Betting, also Wetten in Irland relativ relaxed gehandhabt wird. Und dass man zum Beispiel auch eine Lizenz bekommen kann für ein Bet-Unternehmen mit sehr geringen Auflagen, weil das Thema in Irland traditionell ein Thema ist, was viele Leute machen, und was eine sehr alte Sache ist, eine sehr alte Branche. Da wurde relativ nichts dran geändert, aber man darf da nicht irgendwelche Annahmen treffen, sondern sich tatsächlich dort vor Ort anwaltlich beraten lassen.
Mir ist ein Beispiel eingefallen von einem Mandanten, der vor Brexit über Großbritannien Nahrungsergänzungsmittel aus den USA importiert und dann wieder in die EU eingeführt und dort verkauft hat. Wir reden jetzt von irgendwelchen völlig harmlosen Vitamin-Pillen, pflanzliche Potenzmittel, irgend so ein Zeug, auch in Großbritannien absolut kein Problem. Der hat gedacht: „Jetzt kommt Brexit, dann lasse ich das Ganze einfach über Irland einführen, ist ja alles sehr ähnlich und so, die gleiche Mentalität, das wird schon stimmen.“ Pustekuchen. Das Zeug kam in Dublin an, und dann ist die Polizei zu uns ins Büro gekommen, beziehungsweise der Zoll. Die Rezeptionistin des Büros, ich war natürlich gerade nicht da, hat mich dann fast unter Tränen angerufen und hat mir gesagt: „Hier steht die Polizei, die wollen jemanden sprechen für das Unternehmen.“ Ich habe dann mit denen gesprochen, konnte das soweit aufklären, dann musste aber der Mandant, der in Österreich gewohnt hat, dort anreisen, genau erklären, was er da gemacht hat, weil nämlich diese Mittel in Irland tatsächlich als Medizin eingestuft wurden und nicht als Nahrungsergänzungsmittel, was er zuvor nicht nachgeprüft hatte, weil er einfach dachte: „Gut, okay, wenn es überall legal ist, kann es auch da legal sein.“ Er musste dann dort auftauchen, musste sich dort befragen lassen, er konnte sie überzeugen, dass es ein Fehler war, ein Irrtum, und dass er nicht irgendwelche kriminellen Machenschaften im Schilde führt. Aber die haben diese Ware dann im Wert von 500.000 € vernichtet. Die haben das nicht einmal zurückgeschickt nach Amerika oder so, sondern die haben die ganze Palette eingestampft. Ohne anwaltliche Beratung, was solche Themen anbelangt, geht es definitiv nicht.
50:34 - Mögliche Konsequenzen bei inkorrekter Buchführung
Daniel: Gut, dass wir darüber gesprochen haben. Die Strenge der Finanzamtmitarbeiter, die Du beschrieben hast, gut, auf der einen Seite, hast Du gesagt, man kann ja alles richtig machen, dann hat man nichts zu befürchten, aber man kann ja auch aus Versehen Fehler gemacht haben, obwohl man sich die größte Mühe gegeben hat. Die Frage ist dann immer: Wie sind die Folgen? Wenn zum Beispiel der Betriebsprüfer etwas findet und unabhängig davon, ich habe es nicht mit Absicht falsch gemacht, es hat sich ein Fehler eingeschlichen. Was gibt es für Folgen, mit denen ich rechnen muss, wenn die Betriebsprüfer beispielsweise etwas finden?
Sebastian: Meiner Erfahrung nach ist es schon so, dass nicht unbedingt mit straffälligen Konsequenzen zu rechnen ist. Es scheint mir schon, meine Erfahrung nach in Irland, da muss die Latte relativ hoch liegen, und selbst bei Mandanten; ich kann mich an einen Fall erinnern, da hatten Mandanten einen ehrlichen Fehler gemacht, weil der hat irgendwie ein Produkt über eine irische Firma verkauft, was so eine Aufarbeit mit Kreditkarte war, das ist eigentlich ohne Mehrwertsteuer, aber weil es dann ohne Mehrwertsteuer ist, ist er dann nicht vorzugsteuerabzugsberechtigt und so weiter. Er hat da jedenfalls einen Fehler gemacht und hat dann ungefähr 80.000 € nachzahlen müssen. Das war ein größerer Mandant, das war eine internationale Firmengruppe, und die hatten top Anwälte, das war nicht so eine Klitsche, will ich jetzt mal sagen. Mit was die gedroht haben, ist, dass man auf der schwarzen Liste der Tax Dodges veröffentlicht wird, also Leute, die ihre Steuern nicht richtig bezahlen. Da gibt es im Internet eine Liste, wo der Firmenname veröffentlicht wird und möglicherweise sind die Strafen, die dann bezahlt werden höher als [unverständlich] Das wird dann so escalated in verschiedenen Stufen. Wenn man das sehr schnell bezahlt, dann geht das alles mehr oder weniger glimpflich aus, wenn man sich mehr Zeit lässt mit dem Zahlen, dann gibt es möglicherweise noch mehrere Strafen drauf, dann möglicherweise zu Ermittlungen dann und so. Da muss man dann schon aufpassen, aber es ist nicht so, dass sofort mit straffälligen Konsequenzen gedroht wird. Was ein typischer Fall ist, was ich mehrfach erlebt habe ist, dass die Umsatznummer aberkannt wird, einfach so, die sagen dann: „Okay, wir erlauben jetzt erstmal nicht, das Geschäft weiterzuführen,“ und das ist ja genau die Konsequenz von der Aberkennung der Umsatzsteuernummer, Du bist jetzt erstmal blockiert, das war’s, und dann kannst Du selbst schauen, was Du machst. Das ist ja schon Strafe genug, wie ich es ja schon vorhin beschrieben habe in dem Fall, dieses einen möglichen Mandanten. Es gibt auch andere Beispiele, und wie gesagt, da muss man sehr genau sein in Irland. Reicht man zum Beispiel den Jahresabschluss ins Handelsregister nur einen Tag zu spät ein, dann ist die Firma für die nächsten zwei Jahre danach testatpflichtig. Das heißt, dass die Bilanz nicht nur vom Steuerberater angefertigt, sondern auch von einem Wirtschaftsprüfer geprüft werden muss. Das sind zunächst mal finanzielle Konsequenzen, denn jeder Wirtschaftsprüfer verlangt mindestens 10.000 € dafür. Das sind so Dinge, die Iren sind da schon sehr kleinkariert, will ich mal sagen. Die erinnern mich in vieler Hinsicht ein bisschen an die Schweiz. Man denkt ja auch immer so als Nicht-Schweizer, dass die Schweizer das El Dorado sind für, sage ich mal Steuerverkürzer und Leute, die es mit der Buchhaltung nicht so genau nehmen. Das ist ja absolut nicht so. Die Schweiz146 ist extrem genau, was solche Dinge anbelangt. Die schauen extrem genau hin, gerade bei Ausländern, die da involviert sind, ähnlich ist es in Irland auch. Man kann definitiv nicht meinen, dass nur, weil es ein kleines Land, was einen gewissen Ruf hat, dass dort alles so ganz einfach funktioniert und man sich dort einfach aus der Affäre ziehen kann und die Sachen nicht genau machen muss. Das ist meiner Erfahrung nach absolut nicht so.
55:19 - Habe ich die passende Geschäftsidee für Irland?
Daniel: Gut zu wissen. Wenn der eine oder der andere unserer Zuhörer oder Zuschauer wegen bestimmter Vorteile, die wir hier besprochen haben, seien es die 12,5% Körperschaftsteuer, sei es der gute Whiskey oder das Guinness oder was auch immer, jemandem gefallen hat und er möchte jetzt eine Gesellschaft in Irland gründen. Was empfiehlst Du? Was wären jetzt die nächsten Schritte? Für mich ist das ein interessanter Standort, vielleicht auch gerade die Vorteile, die Du erwähnt hast, der gute Einstieg in Geschäfte mit den USA, es waren ja eine ganze Reihe von Vorteilen, die dafür sprechen können, mich für Irland als Unternehmensstandort zu entscheiden. Was wäre jetzt aus Deiner Sicht der nächste logische Schritt?
Sebastian: Man muss sich als erstes fragen, ob man überhaupt da reinpasst und da hinpasst. Was die Behörden gerne sehen, was die Banken gerne sehen, was Anwälte gerne sehen, was Steuerberater gerne sehen, sind gerade solche Tax Startups. Junge Unternehmer, die dort hinziehen, die Fremdkapital haben, die dort ein Team aufbauen, die dort Software entwickeln oder irgendeine App haben oder irgend so was, das ist für die Iren sicherlich das Traumszenario. Dann wird man durch offene Türen laufen, dort wird man vom Botschafter empfangen werden, wie ich es vorhin gesagt habe, dort stehen einem alle Türen offen. Das ist sicherlich in einem Bereich Tech ein sehr guter Standort dafür, immer unter der Voraussetzung, dass man tatsächlich plant, dort Mitarbeiter einzustellen und bis dahin selbst dort wohnt und das Geschäft tatsächlich dort vor Ort betreibt. Das sind so die richtigen Kandidaten dafür. Alles andere, gut, ich habe gesagt Tech, es gibt natürlich auch noch viele andere interessante Branchen. Ich hatte mal einen Mandanten, die haben solche Vitaminpillen für Pferde hergestellt, und Irland ist natürlich ein riesiger Markt für Reiten, für Pferde, Pferdesport und so, also gigantisch groß. Und das ist auch etwas, wenn man sich in dem Bereich wäre es auch interessant. Es ist natürlich nur ein Beispiel. Es gibt sicherlich eine Reihe von Branchen, die dort interessant sind. Meiner Erfahrung nach sind es eben Branchen, die im Grunde schon mit Engineering, mit Tech, vielleicht auch wissenschaftlich, medizinische Entwicklung, Biotech und so weiter zu tun haben, das passt da rein, und damit wird man sich dort auch viele Freunde machen.
58:24 - Mit welchem Schritt fängt mein Weg nach Irland an?
Daniel: Okay, jetzt denke ich, ich passe da rein, und wie geht es jetzt weiter? Was empfiehlst Du jetzt? Wie wären jetzt die Schritte bis zur Etablierung meines Business? Wie gehe ich jetzt weiter?
Sebastian: Der erste Schritt ist immer der Umzug, man gründet dieses Unternehmen natürlich schon mit einem irischen Wohnsitz, das heißt, man würde dann nach Irland gehen, sich dort niederlassen, würde sich eine Wohnung suchen, ich empfehle die Webseite www.daft.ie, und wir haben ja auch zum Wohnsitz in Irland gesprochen, man meldet sich an, besorgt sich eine Steuernummer, meldet sich sozialversicherungspflichtig an, und dann würde man im Grunde die Firma gründen. Der Umzug ist immer das Erste. Und die Firmengründung erfolgt dann im zweiten Schritt. Wie gesagt, unter der Voraussetzung, dass man dort lebt, wird man weder mit Kontoeröffnung noch mit VAT noch sonst irgendwas irgendein Problem dort haben. Wir können natürlich sämtliche Interessenten gerne dabei unterstützen, bei der Firmengründung, bei laufender Betreuung der Gesellschaft, auf unseren Webseiten ist das ja alles genau im Detail beschrieben, und haben hier viele Mandanten, die sich in der Tech Branche in Irland niedergelassen haben.
Daniel: Klasse, dann vielen Dank. Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.
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