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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Pro & Contra: Weiter in Russland Geschäfte machen

Seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine stehen europäische Unternehmen unter Druck, ihre Geschäfte in Russland zu überdenken. Erfahren Sie die Vor- und Nachteile, warum einige bleiben und andere sich zurückziehen.


Ein Gespräch mit Thomas Brand

Seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine wird fast täglich über eine Verschärfung von Sanktionen gesprochen und gleichzeitig auch das Ausmaß der Abhängigkeit Europas von Russland sichtbar. Zahlreiche Konzerne haben sich, teils aufgrund der öffentlichen Stimmung oder aus Überzeugung, bereits vorauseilend aus Russland zurückgezogen oder ihre Geschäfte vorübergehend auf Eis gelegt. Trotzdem haben nicht alle deutschen oder europäischen Unternehmen Russland den Rücken gekehrt. Doch der öffentliche Druck auf diese Unternehmen ist groß.

Über die besondere Lage in Russland reden wir in diesem Sonderpodcast mit dem Rechtsanwalt Thomas Brand. Er lebt schon seit über 20 Jahren in Russland und gibt uns einen Einblick in die russische Sichtweise. Es ist natürlich nur eine Momentaufnahme, denn die Lage kann sich ständig ändern.

In dieser Sondersendung geht es darum, was dafür oder auch dagegen sprechen könnte, aktuell in Russland Geschäfte fortzuführen oder neu zu beginnen. 

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

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Wie treffen die Sanktionen den russischen Normalbürger? Wie ist die Stimmung vor Ort?

Im Restaurant und den Lebensmittelläden sind die Preise im Moment noch relativ unverändert. Aber in den Shopping-Malls sind schon über 70% der Läden mit bekannten ausländischen Brands geschlossen. Dazu gehören unter anderem Hugo Boss, Hermès, Adidas, Puma und Nike. Das heißt, die Menschen vor Ort geben richtig viel Geld aus und kaufen schnell noch das, was da ist. 

Wenn es um Autos geht, machen sich die Sanktionen jetzt schon sehr bemerkbar. Viele Autobesitzer versuchen noch irgendwie schnell an Ersatzteile zu kommen, da es ja ein Export-/ Importstopp für Autos und Ersatzteile geben soll. 

Viele Russen haben natürlich Angst um ihren Arbeitsplatz, da viele ausländische Unternehmen ihre Geschäfte einfrieren.

Ansonsten ist die Stimmung noch relativ ruhig. Das mag daran liegen, dass das russische Volk recht krisenerprobt ist und nicht so schnell in Panik verfallen.

Welche Branchen sind in Russland vertreten?

Die Wirtschaft Russlands basiert vor allem auf dem Handel- und Dienstleistungssektor

Andere wichtige Branchen sind die IT-Branche und Maschinenbau. Daher besteht ein großes Interesse an westlicher Technologie und Know-how.

Auch der Absatz von pharmazeutischen Produkten ist seit 2016 stark gestiegen, da viele Russen großen Wert auf ihre Gesundheit legen. Es wundert nicht, dass so auch die Pharmaindustrie ein vielversprechender Sektor in Russland ist und deutsche Investoren und Unternehmen angezogen hat. 

Russland, mit seinen fast 145 Millionen Einwohnern, bietet auch den größten Markt  für landwirtschaftliche Produkte in Europa. Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Produkten steigt, sodass auch die Landwirtschaftsbranche ein interessanter Markt für ausländische Investoren ist.

Welchen Status haben deutsche Produkte in Russland?

“Made in Germany” ist auch in Russland der absolute Renner. Das Vertrauen in die Qualität deutscher Produkte ist sehr groß, denn sie gelten als robust, langlebig und praktisch “unkaputtbar”.

Zu den bevorzugten deutschen Gütern zählen Autos, Autoteile, Maschinen, chemische Produkte und Elektrotechnik.

Auch wenn die deutschen Produkte sehr viel teurer sind, als die chinesischen, setzen doch viele Unternehmen lieber auf die deutschen Produkte. Das liegt auch daran, dass der Service und die Ersatzteilversorgung bei deutschen Produkten ausgezeichnet ist.

Wie sind die Steuern in Russland?

War es steuerlich bisher eigentlich attraktiv, ein Unternehmen in Russland zu haben?

Der russische Gewinnsteuer (ähnlich der deutschen Körperschaftsteuer) beträgt 20%. 

Ausländische Unternehmen können aber auch von den sogenannten Sonderwirtschaftszonen profitieren. Das sind 15 ausgewählten Regionen, in denen regionale Investitionsprojekte realisiert werden können. 

Nach Realisierung eines Investitionsprojekts beträgt der Steuersatz des föderativen Anteils statt 20 % für 10 Jahre 0 %

Anfang 2021 wurden auch eine Reihe von Steuervergünstigungen für IT-Unternehmen eingeführt, um die IT-Branche für Investoren und Start-Ups interessanter zu machen. So wurde die Gewinnsteuer von 20 % auf 3% gesenkt und auch bei den Sozialabgaben gibt es deutliche Vergünstigungen.

Welche Steuern zahlt man als Privatperson in Russland?

Die Vermögensteuer in Russland wird regional erhoben, liegt aber maximal bei 2,2 %. Der allgemeine Steuersatz auf Einkommen für Steuerausländer liegt bei 30 %. Bei hoch qualifizierten Spezialisten liegt diese jedoch nur zwischen 13 und 15 %, je nach Einkommen. Personen mit Wohnsitz in Russland zahlen auch 13 % Einkommensteuer oder 15 % ab gewissen Summen.

Es ist nicht einfach, den russischen Markt so schnell zu verlassen

In Russland werden im Moment mehrere Gesetzesentwürfe diskutiert, die ausländischen Firmen den Rückzug erschweren sollen.

Eines dieser Gesetze soll verhindern, dass ausländischen Unternehmen und deren Tochtergesellschaften grundlos beziehungsweise aus politischen Gründen ihre Tätigkeit einstellen. Sollten sich die Unternehmen dennoch zurückziehen, könnten Sie unter Fremdverwaltung gestellt werden oder enteignet werden. Die Fremdverwaltung kann zunächst für drei Monate eingeführt werden und um weitere drei Monate verlängert werden.

Das soll aber nur für Unternehmen gelten, die mehr als 100 Mitarbeiter oder einer Milliarde Umsatz haben.

Der Rückzug aus Russland ist auch nicht mit dem Abschließen der Geschäftsstelle erledigt. Es folgt ein monatelanger, komplizierter Prozess.

Was spricht dafür, doch weiter Geschäfte in Russland zu machen?

Laut der Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) waren vor dem Krieg gegen die Ukraine ungefähr 3.650 deutsche Firmen in Russland aktiv und das hat(te) gute Gründe.

Schon allein durch die geografische Nähe Russlands zu Europa, ist es ein interessantes Land für Unternehmer und Investoren. 

Wenn Sie eine Produktionsstätte in Russland haben oder eröffnen möchten, profitieren Sie auch von der dem Konsumverhalten und der hohen Kaufkraft der russischen Bevölkerung. Denn nur im europäischen Teil Russlands leben über 100 Millionen Menschen und 15 Millionen davon im Ballungszentrum Moskau.

Durch den Verfall des Rubels sinken auch die Kosten für Investitionsprojekte in Euro, die Bau- und Lohnkosten. Außerdem bietet Russland seit einigen Jahren eine sehr gute Infrastruktur.

Außerdem können Sie von den Steuervergünstigungen auf regionalen Investitionsprojekte oder in der IT-Branche profitieren.

Einige Unternehmen wägen auch ab, einerseits den Sanktionen und Entscheidungen anderer Unternehmen zu folgen - und gleichzeitig Ihre Verantwortung ihren Arbeitnehmern, Kunden und Geschäftspartnern gegenüber. Besonders Unternehmen, welche zum Beispiel Nahrungsmittel und Kleidung produzieren oder in irgendeiner Form in diesen Branchen zuliefern, sind so zum Schluss gekommen, das Land nicht zu veranlassen. 

Was spricht dagegen?

Im Moment ist die Lage sehr angespannt und der öffentliche Druck ist groß. Wie im Podcast schon berichtet, muss man Eines immer bedenken. Die Realität vor Ort unterscheidet sich oft von dem, was einzelne Medien berichten. 

Ob es sich letztendlich lohnt in Krisenzeiten in Russland zu bleiben oder dort ein Geschäft aufzubauen, kommt sicher auf die individuellen Gegebenheiten an. Um die gegenwärtige Lage besser abschätzen zu können, lohnt sich sicher auch eine individuelle Beratung. 

Einiges gilt aber grundsätzlich - unabhängig von der aktuellen Krise. Wenn Sie in Betracht ziehen, in Russland Geschäfte zu machen, ist die erste Voraussetzung das Beherrschen der russischen Sprache. Das kann für den einen oder anderen ein Hindernis sein.

Zudem ist es in Russland eher schwierig, qualifiziertes Fachpersonal zu finden. Das liegt unter anderem an dem praxisfernen russischen Ausbildungssystem. Das bedeutet, dass viele Unternehmen ihre russischen Mitarbeiter zuerst schulen müssen.

Auch die russische Mentalität kann bei der Zusammenarbeit mit russischen Geschäftspartnern und Mitarbeitern für Deutsche oder Europäer eine Herausforderung sein. Wo der russische Geschäftspartner auf kurzfristigen Gewinne bei minimalem Einsatz aus ist, ist der Deutsche eher an Planung, Organisation und langfristigen Gewinnen interessiert. Das Positive an der russischen Mentalität ist allerdings: Die haut so schnell nichts um!

Abschließend kann man sagen, ein Unternehmen in Russland zu gründen und zu führen ist kein “Russisch Roulette”. Wichtig ist vor allem, dass sie die rechtlichen und kulturellen Besonderheiten beachten und die Sprache beherrschen.

Kontaktdaten und Links:

Thomas Brand

Homepage: www.bbpartners.ru/

E-Mail:        thomas.brand@bbpartners.de

Telefon:       +7 (495) 662 33 65

Sebastian Sauerborn

Homepage: www.wohnsitzausland.com

                     www.auslandsunternehmen.com

E-Mail:        hello@stmcorporate.group

Telefon:       +44 20 3151 0582

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Timestamps

00:00:18  -  Begrüßung und Vorstellung Thomas Brand

00:04:26  -  Unternehmen in Russland: Wie ist die Stimmung?

00:05:16  -  Welche Branchen sind in Russland vertreten?

00:08:45  -  Haben die europäischen Unternehmen das kommen sehen, oder hat es sie kalt erwischt?

00:09:48  -  Wie treffen die Sanktionen den russischen Normalbürger?

00:14:17  -  Wie wirken sich die Sanktionen gegen Russland auf Deutschland und Europa aus?

00:18:28  -  Die russische Sichtweise und Hintergründe zu der aktuellen Lage

00:18:28  -  Wie sehr hängen die deutschen Unternehmen an Russland?

00:24:29  -  Wie kann man das verstehen- warum setzt Russland die positiven Entwicklungen der letzten Jahrzehnte aufs Spiel?

00:29:03  -  Die Wertvorstellungen, Denkweise und Ansichten des russischen Volkes

00:34:35  -  Haltung Europas gegenüber Russland: Welchen Einfluss hat der Umgang der EU auf das russische Handeln?

00:36:53  -  Würden Sie jetzt jemandem eher abraten oder empfehlen nach Russland zu gehen und ein Unternehmen zu gründen?

00:40:00  -  Welchen Status haben deutsche Produkte in Russland?

00:41:45  -  Steuern & Krypto in Russland

00:43:42  -  Lohnkosten in Russland

00:45:06  -  Gibt es auch ausländische Unternehmen, die in Russland in der Landwirtschaftsbranche tätig sind?

00:49:36  -  Essen in Russland, Anreise, Verabschiedung

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP 31: Pro & Contra: Weiter in Russland Geschäfte machen

Ein Gespräch mit Thomas Brand

Perspektive Ausland – Der Podcast für Unternehmer und Freiberufler die es ins Ausland zieht, egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmen-Gründung oder Lifestyle Fragen. Hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:00:18 - Begrüßung und Vorstellung Thomas Brand

Thomas: Also ich hab meine Karriere auch bei einer Großkanzlei begonnen, bei Clifford Chance, in 99 und bin dann für die nach Moskau gegangen als junger nicht Paralegal, aber Associate und war dann bis 2004 bei Clifford. Dann bin ich gewechselt zu Rödl & Partner. Das war auch für mich sehr gut, weil ich da im Prinzip von Anfang an Managing Partner war für Russland. Da war eine ganz kleine Einheit, wir waren zu fünft oder sechst, 2 Anwälte. Und dann habe ich das in 5 Jahren mit einem anderen Kollegen, Wirtschaftsprüfer Andre Scholz bis auf 200 Leute gebracht und knapp 30 Anwälte. Also das war eigentlich eine top Erfolgsgeschichte, für die noch im Büro in Kasachstan aufgemacht, in Weißrussland und in Sankt Petersburg. So und dann war aber irgendwann so ein bisschen der Spaß vorbei, weil das ist schon letztendlich ein Familienunternehmen, beherrscht von den Wirtschaftsprüfern und dann habe ich mich 2009 selbstständig gemacht und die Kanzlei Brandt & Partner gegründet und uns gibt es seit knapp 13 Jahren. Wir haben noch eine Buchhaltungsfirma, die KBK Accounting, da machen wir also das komplette Outsourcing für die Mandanten. Das ist eine Full Service Kanzlei, Gesellschaftsrecht, Steuerrecht, Immobilienrecht, General Commercial litigation und Arbeitsrecht, so ganz kurz zusammengefaßt. Wir beraten im Prinzip zu hundert Prozent ausländischen Mandanten und ganz selten mal irgendeinen Russen, der irgendwas im Ausland braucht oder auch lokal Beratung und das sind die Ausnahmefälle. Ich bin zwar deutscher Anwalt, gebürtiger Kölner, hab in Bonn studiert, aber praktiziere schon seit 20 Jahren, kann noch deutsches Recht und wenn irgendeine Frage zum deutschen Recht kommt, dann geht das an Kollegen in Deutschland, die sich wie sich da besser auskennen. Ach so und wir sind als Kanzlei hier unabhängig. In Moskau sind wir 2 Partner, Valeria Khmelevskaya und ich. Valeria ist Juristin und Steuerberaterin. Sie ist auch stellvertretende Vorsitzende der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer, ist auch im Steuer Komitee. Ich war auch im Vorstand einige Jahre und viele Jahre habe ich das Rechtskomitee geleitet und bin glaube ich seit 14 Jahren immer Stellvertreter. Also außer den 4 Jahren Vorsitzender, mehr kann man nicht sein laut Satzung. Also wir sind ganz gut verdrahtet, eine Lösungs-Community auch international also wir sind Mitgliedskanzlei von CBBL Lawyers, kennen sie vielleicht, also das größte deutschsprachige Kanzlei Netzwerk weltweit!

Sebastian: Ja, das kenn ich ja.

Thomas: Und ich glaube, das stimmt sogar, es ist nicht nur PR, es ist auch wirklich ein tolles Netzwerk. Wir sind aber auch sonst in anderen Netzwerken, also keine Exklusivität, relativ gut verdrahtet für internationale Geschichten. Und alle meine Kollegen hier, die Anwälte sprechen Deutsch und Englisch, kommen alle aus internationalen Kanzleien oder sind schon lange bei bei mir und verstehen das internationale Geschäft und auch die sozusagen ethischen berufsrechtlichen Standards und auch die kulturellen Besonderheiten. Deswegen, glaube ich, haben wir eine ganz gute Nische besetzt bisher. Jetzt ist natürlich eine schwierige Station. Ich weiß nicht, ob sie auf lawyer.com gelesen haben, wie viel internationale Kanzleien sich hier zurückziehen. Aber eigentlich sind wir schon so ganz gut positioniert und bekannt und hier mit unseren 10-12 Anwälten plus die ganzen Steuerberater und Buchhalter, also insgesamt knapp 30 Leute. Sind wir jetzt auch nicht ganz "piselig" winzig, aber auch nicht riesig groß und ja, ein Großteil unserer Mandaten ist mittelständisch, aus den verschiedensten Industriebereichen, aber auch Großkonzerne auch börsennotierte Unternehmen. Jetzt haben wir in den letzten 2 Wochen viele Anfragen auch von neuen Mandaten, Interessanterweise, zu den Sanktionen zu Personalmaßnahmen, aber auch laufendes Geschäft natürlich.

00:04:26 - Unternehmen in Russland: Wie ist die Stimmung?

Sebastian: Ich stelle mir vor, dass bei ihnen ja gerade momentan die Telefone heiß laufen müssen, also, das sie ja auch bestehende Mandanten dann sicherlich fragen, was sollen wir jetzt machen? Was passiert mit unseren Assets, was passiert mit unserem Unternehmen, sollen wir schließen, sollen wir weiter machen? Also ich ich kann mir ja vorstellen, dass es jetzt momentan für sie relativ hektisch ist. Ist es so?

Thomas: Es geht, also ich hab schon viel telefoniert und gestern am ersten Tag im Büro auch relativ hektisch aber es ist erstaunlicherweise jetzt keine Panik da. Also auch bei den Mandanten, die jetzt hier sind. Gerade die Mittelständler die lesen natürlich auch alle Zeitungen, aber die sehen auch, wie ist die Realität hier. Das sind schon unterschiedliche Bilder, die da entstehen, also das was man sieht und praktisch hier vor Ort hat und erfährt und das was man in der Zeitung liest. Ich glaube das ist eine wichtige Differenzierung.

00:05:16 - Welche Branchen sind in Russland vertreten?

Sebastian: Was sind denn, wenn ich fragen darf, um Beispiel mal so so typische Mandanten, die sie jetzt haben und welche Branchen sind, die jetzt dann zum Beispiel tätig dort in Russland? Was sind das so für Unternehmen?

Daniel: Übrigens wenn du keinen unserer interessanten Podcast mehr verpassen willst, dann klicke jetzt gleich auf Abo und Besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.

Thomas: Ganz, ganz unterschiedlich, also ich hab gestern mit einem Mandanten zusammengesessen. Das ist ein Chemie Spezial Logistiker. Und die Informationen über die Sanktionen die liest der auch selber. Also ich sehe mich jetzt auch nicht so als der Sanktionen Informationskanal! Da berichten andere, auch die AHK, also es geht hier schon um Rechtsberatung. Und dann auch im B2C Bereich kam vorgestern hier Nachricht raus, also EU Sanktionen erweitert, beziehen sich auch auf so High-Tech und ich war eben mit dem Mandanten Mittagessen und interessanterweise sagt die Zentrale in Deutschland ja wir liefern jetzt nicht mehr wegen der Sanktionen. Aber wenn man diese Sanktion mal genauer liest, also die Zollnomenklatur Nummern für die Produkte, da fallen, deren Produkte gar nicht drunter. Aber die sagen trotzdem "Stopp", beziehungsweise die haben auch schon vor dieser Erweiterung der Sanktionen "Stopp" gesagt. Rein aus Gründen der öffentlichen Meinung. Viele Mandanten im Maschinenbau, in der Landwirtschaft. Die hatten super Ergebnisse im letzten Jahr. Die sind auch relativ ruhig, also die Sanktionen betreffen die nicht. Und ja, die haben, so wird's schon ein bisschen unruhig und dann gibt es ja devisenrechtliche Regelungen, die jetzt auch alle treffen, uns auch: Zwangskonvertierung der Euro Beträge, die nach Russland kommen, aller Beträge, die seit 1. Januar hier ankommen. Aber das ist eigentlich auch nicht so schlimm. Haben wir halt die Euro, die wir hatten, seit Anfangs Jahr umgetauscht in Rubel. Wir müssen sowieso Gehälter in Rubel zahlen und Strom und Internet und davon geht die Welt jetzt auch nicht unter. Ansonsten können wir Rechnungen stellen ins Ausland auch Geld bekommen die meisten Banken sind eben nicht vom Swift ausgeschlossen. Das sind nur 7 oder 8 Banken. Und dummerweise habe ich einen oder sogar 2 Mandanten, der sagte er könnte jetzt nicht mehr zahlen. Und doch können Sie. Der eine hat es dann geschafft. Der andere seine Bank, die führen die Zahlungen trotzdem nicht aus. Ja, also schon interessant, Verstoß gegen wahrscheinlich den Bankvertrag, einfach Willkürlichkeit, Zahlungen leisten. So Mandanten, ja Automobilzulieferer, da siehts schon ein bisschen schwieriger aus. Einer unserer Mandanten, die waren eigentlich sehr gut im Geschäft, also Automobilindustrie ist jetzt relativ tot und da gibt es wohl auch intern Diskussionen, sagen ja hier zu machen oder so ja. Es gibt ja auch relativ viele, sag ich jetzt einfach mal so "Hitzköpfe" in den Zentralen. Die so im Voraus einen Gehorsam, dann alles dicht machen wollen, obwohl es überhaupt gar keinen Grund gibt. Und der Großteil der Mandanten - Unternehmen sind aber viel rationaler und das schätze ich sehr. Ich guck mir ab, ohne auf Moral und Politik zu gucken, wie es der Markt, kann man Geschäfte machen? Die haben auch Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern hier, gegenüber den Menschen. Und die meisten sehen das eigentlich ziemlich rational, aber nicht alle.

00:08:45 - Haben die europäischen Unternehmen das kommen sehen, oder hat es sie kalt erwischt?

Daniel: Was mich mal interessieren würde, sie sitzen, ja dort im Prinzip im Brennpunkt jetzt sozusagen und auch die deutschen Unternehmen oder die EU Unternehmen: Hat sie das wirklich kalt erwischt, oder hat man das irgendwie kommen sehen und haben sich da einige schon vorher vorbereitet?

Thomas: Nein, Ich glaube, das hat alle kalt erwischt. Wobei kalt erwischt, was ja uns hier auszeichnet, auch die Russen und die Mentalität, sind alle sehr Krisenerprobt. Also die Russen jetzt auch in dieser Situation, die verfallen nicht in Panik. Also seit ich hier bin, seit 1999, als immer noch die Achtundneunziger, neunundneunziger Rubel Krise stattfand. Wir haben eigentlich alle 5 Jahre hier irgendeine irgendeinen Hammer und wenn es hier bergab geht, dann sitzen wir zu Hause, trinken Tee und fliegen nicht mehr an die Côte d'Azur und das Leben geht auch weiter. Also die haben eine viel größere Ruhe und psychische Stabilität würde ich sagen, als die Deutschen, die schon irgendwie in Ohnmacht fallen, wenn es kein Klopapier mehr gibt.

00:09:48 - Wie treffen die Sanktionen den russischen Normalbürger?

Sebastian: Wie muss man das sich jetzt vor Ort vorstellen? Jetzt so diese westlichen Sanktionen, wie treffen die dem Normalbürger oder treffen die den überhaupt nicht? Ich meine gut, ich kann mir vorstellen, vielleicht kriegen Sie keine US Dollar mehr aus dem Geldautomat, aber wie hat sich das ausgewirkt, auf den Normalbürger in Russland, diese Sanktionen?

Thomas: Also Ich war in den letzten 4 Wochen in der Toskana, in meinem Haus und bin seit erst seit Donnerstagnacht wieder hier und hab mich jetzt im letzten wieviel Stunden sind es, 48 Stunden, eigentlich nur zwischen Kanzlei, Zuhause und Supermarkt bewegt und im im Restaurant war ich hier. Ich wohne direkt im Zentrum, fußläufig von der Kanzlei, 15 Minuten vom roten Platz entfernt. Und hier ist eigentlich alles sehr ruhig, die Sonne scheint. Im Supermarkt war ich ganz erstaunt, die Preise waren fast unverändert. Es war alles da. Im Restaurant waren die Preise auch bisher unverändert oder unmerklich verändert. Also scheint hier erstmal alles relativ normal. Auch bei der Einreise alles normal. Und ich hab aber heut zum Beispiel, war meine Vermieterin da, ich muss der die Miete zahlen, die kriegt die eben in bar. Und die sagte ja, jetzt hat sie mit ihrem Auto ein Problem gehabt und es gibt ja jetzt Importverbot oder Exportverbot auch auf Fahrzeuge, Ersatzteile. Und ich sagte ja, Sie war jetzt in der Werkstatt, da schlagen sich wohl die Leute die Köpfe ein. Wahnsinnige Schlangen, weil jetzt alle noch irgendwelche Teile und so haben wollen. Also ich glaube schon, dass ich die die Sanktionen ausdrücken. Ich war jetzt noch nicht in ner großen Shopping Mall, aber was ich gehört auch von Bekannten, da geben die Leute schon richtig Geld aus und kaufen noch das, was noch da ist. Und ja, hier Leica Kameras, die so ein Flagship-Store in GUM haben, die machen am Montag zu. Der Kollege sagte mir, da sind schon 70% der Läden, also all die Luxury Brands, die haben alle zu. geben. Der Rubel hat unheimlich an Wert verloren. Was aber ja inner-russisch, wenn man nur auf Rubel Basis kauft, ja eigentlich egal ist. Da spielt die Inflation eine Rolle und die Preissteigerungen und die wird so oder so kommen, also wird zu einer Art Verarmung führen, einer zeitweiligen, ich glaube, das ist ganz logisch. Was sonst noch passieren wird? Mal schauen. Viele haben auch Angst um ihren Arbeitsplatz. Die meisten ausländischen Unternehmen, die im Moment ihr Geschäft einfrieren, machen das zeitweilig und unter Fortzahlung der Bezüge, weil das anders zu machen ist durchaus, sag ich mal, auch nicht ohne. Weil es Positionen gibt, der russischen Regierung der Behörden quasi grundlose Einstellungen von Aktivitäten als vorsätzlichem Bankrott zu sehen. Dann gibt es noch den Gesetzesentwurf im Moment, der ist allerdings noch in der öffentlichen Diskussion. Dann eben die ausländischen Unternehmen und deren Tochtergesellschaften hier unter Fremdverwaltung stellen zu können und enteignen zu können, wenn die nichts machen. Da ist aber erstmal die gute Nachricht: Das gilt nur für Unternehmen ab 100 Mitarbeitern oder einer Milliarde Umsatz. Ja, das heißt den Großteil der kleineren ausländischen Vertriebsgesellschaften trifft das gar nicht, Größere dann schon. Also, wenn sie eine Produktion haben oder so und dann einfach sagen, wir machen jetzt nichts mehr und die Diskussion hatte ich mit einem großen Fensterprofil-Hersteller, der unser Mandant ist und die 600 Leute haben in der Produktion. Wo die Eigentümer Familie gesagt hat, so aber ja jetzt Pause und eigentlich verkaufen die im Moment noch sehr gut und wenn die ihre Rohstoffe PVC weiterhin bekommen, haben die eigentlich keinen Grund aufzuhören. Unser Spezial Logistiker, der ist gerade auf Chemie spezialisiert und auf PVC und der sagte ja, wenn die Grundversorgung aus Deutschland und Europa nicht mehr steht, dann gibts schon immer Wege auch über China, an Material zu kommen. Und die haben jetzt entschieden, erstmal nichts zu machen, ist auch richtig aus rechtlicher Sicht und sich aber sozusagen vorzubereiten, wenn tatsächlich die Lieferwege und die Versorgung gekappt wird, dass sie dann in Betriebsferien gehen oder Arbeitszeitverkürzung machen, so wie VW das zum Beispiel macht hier. Die haben ihre Werke mit über 6000 Mitarbeitern in die Betriebsferien geschickt, aber eben nicht grundlos, sondern weil jetzt die, zumindest wird es so gesagt, die Versorgung mit Teilen unterbrochen ist, also gerade so wegen der logistischen Wege. Auch teilweise wirkt es sich auf die deutschen Produktionsstandorte teilweise aus, die sind ja auch geschlossen, glaube ich in Leipzig und Dresden, hier die Zulieferteile aus der Ukraine, irgendwelche Kabelstränge, oder so.

00:14:17 - Wie wirken sich die Sanktionen gegen Russland auf Deutschland und Europa aus?

Daniel: Aber das ist natürlich jetzt eine interessante Sache, die sie gerade ansprechen, weil da wird ja momentan auch in Deutschland und wahrscheinlich also das ist da wo ich das verfolge und ansonsten europaweit immer diskutiert: Wen treffen die Sanktionen letztendlich härter, Russland oder die Europäer selber? Und Putin hat ja da in seiner letzten Ansprache schon mal seine Meinung zumindest zu dem Thema gesagt. Er hat ja gesagt, der ganze Planet wird letztendlich darunter leiden, unter dem, was da gerade passiert, aber ich weiß nicht wie sehen Sie das jetzt? Sie haben jetzt mit einigen deutschen Unternehmen gesprochen und davon sind ja einige, welche die wie sie gerade gesagt haben, dort auch Zulieferer, zum Beispiel Industrie, selber herstellen und letztendlich sind wir alle vernetzt, das heißt fast jedes Unternehmen wird irgendwelche Teile aus dem Ausland beziehen meistens auch aus Europa, dann wird vielleicht weiterverarbeitet, wird wiederum auch bestimmte Dinge produzieren dort und vielleicht nach Europa verkaufen. Sie haben jetzt gesagt also es gibt schon einige Dinge zu spüren in Russland. Aber wie sehen Sie das? Sie haben da vielleicht doch einen besseren Überblick, mit Sicherheit einen besseren als ich jetzt. Wie trifft das aus Ihrer Sicht Europa und Deutschland?

Thomas: Also ich bin ja kein Ökonom, also ist auch nur ich bin Zeitungsleser und aufgeweckter Mitbürger, der auch, weil er aus einer Journalisten Familie kommt, gern und viel Zeitung liest. Also natürlich ist die Wirtschaft vernetzt, aber Russland ist natürlich schon schwerpunktmäßig in Industrien tätig oder im Bereich tätig auch Exporteur, die vielleicht auch für Deutschland nicht so bedeutend sind. Also klar, Öl und Gas, andere Ressourcen Windkraft, Militär, bisschen auch IT und so, aber auch Weizen. Aber was Hochtechnologie angeht, ist jetzt eher ein Einkaufsmarkt und nicht Verkaufsmarkt, aber dass da Interdependenzen da sind, ist ja ganz klar. Und alleine in Deutschland hängen ja auch irgendwie mehr wie hunderttausend Arbeitsplätze letztendlich an Russland. Also für mich ist es ganz klar, dass das für niemanden gut ist, was passiert und die Sanktionen und deswegen muss es ja auch möglichst schnell Frieden geben und dann ist die Frage wie lange bleiben die Sanktionen aufrechterhalten? Also ist es sozusagen wie eine Gefängnisstrafe, auf Angriffskrieg stehen 10 Jahre Sanktionen, oder werden die Sanktionen zurückgedreht, wenn es einen Friedensvertrag gibt zwischen der Ukraine und Russland? Weiß keiner, ne. Mit dem Iran geht das ja schon ziemlich lange so, oder auf hohem Niveau und dann mal wieder ein bisschen weniger hohem Niveau so und ich glaube, das ist nicht gut für Europa und vielleicht sogar schlechter für Europa als für Russland. Weil klar, also der westliche Block das sind keine Ahnung 1,5 Milliarden Leute, da sind allein China und Indien mehr, abgesehen von dem arabischen Raum, Afrika, Südamerika. Und das wird auch in der in der russischen Presse, gerade im ersten Kanal im Fernsehen, das guck ich auch manchmal, teilweise ganz interessant, teilweise auch schon ziemlich krass, was da für Talk Shows laufen also auch so, dass ich dann abschalte. Die sagen, also der Westen die paar Mannequins, wir haben viele Freunde noch, international also nicht nur Nordkorea und Venezuela. Also für mich ist Russland ein europäisches Land, europäische Kultur. Und die meisten, 70% der Einwohner, der Russen leben ja auch vor dem Ural, die wenigsten im asiatischen Teil, aber der Großteil der Fläche ist in Asien und das vielleicht weder europäisch noch asiatisch war. Ich sag jetzt für mich ist es ziemlich europäisch, aber deswegen, also mein ukrainischer Kollege der in Kiew gesessen hat, mit dem hab ich eben noch geschrieben, der wünscht sich natürlich, dass Russland verreckt und zum nächsten Nordkorea wird. Es ist sehr emotional, das kann ich auch verstehen. Er ist mit seiner Familie in die West Ukraine geflüchtet und so seine Kanzlei ist dicht, der organisiert im Moment Hilfstransporte und so. Dass der echt sauer und verbittert ist, ist logisch. Aber ich hoffe es erstens nicht, weil ich glaube das ist schlecht für Gesamteuropa. Ist vielleicht für die Amerikaner gut, aber für uns nicht.

00:18:28 - Die russische Sichtweise und Hintergründe zu der aktuellen Lage

Daniel: Hierzu versucht Thomas Brandt uns jetzt einmal die russische Sichtweise dieser ganzen Situation sowie die Hintergründe dazu zu beschreiben.

Thomas: Ich habe ihm auch gesagt, das ist natürlich alles *** der Krieg. Und es hätte vermutlich schon einen Weg gegeben, das zu verhindern. Auch wenn mein Blick auf die Dinge ist, das hatten wir auch dabei schon gesagt, der Putin oft genug gesagt: rote Linie, Ukraine, Nato geht überhaupt nicht. Im Westen hat ihn keiner ernst genommen, "Ja ja, lass den mal reden, die werden ja schon nicht die Ukraine überfallen", ohne die Russen richtig zu kennen und das sind halt keine Sonntagsredner, so wie viele im Deutschen Bundestag, die ja immer so viel erzählen aber da merkst du ja, die labern nur, machen aber nichts. So sind die Russen eben nicht. Und deswegen war auch ein bisschen meine Sorge jetzt, wenn die Sanktionen zu sehr mit zu viel und wenn Russland wirklich in der Ecke stehen? Also ich glaube jetzt nicht, dass sie Selbstmörder sind und dann auf den roten Knopf drücken, aber ich hab schon so ein bisschen so ein ungutes Gefühl. Hört doch mal auf damit ne, also nicht nur um die Russen nicht komplett zu demütigen, aber auch wegen der eigenen Sicherheit. Und das hab ich dem Ivo auch gesagt, also wir Deutschen, 2 Weltkriege, Russland zweimal überfallen. Die Russen noch von Napoleon und Schweden überfallen worden. Also wir Deutschen haben nach dem Zweiten Weltkrieg, haben eine zweite Chance bekommen, obwohl wir so unglaubliches Leid über ganz Europa gebracht haben und dass das würde ich den Russen, der der jungen Generation auch wünschen, das jetzt nicht die Russen als Volk, dann auch als Staat für die nächsten hundert Jahre so abgestempelt sind und gebrandmarkt sind und so ne völlige Russen-Phobie herrscht, sondern dass sie auch nur zweite Chance bekommen. OK, bei Adolf war sehr tief einfach der war dann weg, weil er sich im Bunker erschossen hat. Das wird Putin nicht machen und das ist die Frage. Ich glaube das sollte kommen, wird auch irgendwie kommen, hoffe ich, wobei er auch schon die letzten Jahre nein nicht nur nach der Krim Geschichte und dem Umsturz in der Ukraine war ja schon so eine gewisse auch Abneigung, die war davor auch da. Also das habe ich immer, auch die ganzen Jahre davor, war mir das extrem unangenehm, wenn ich zum Beispiel nach Deutschland einreise aus Russland, irgendeiner Passkontrolle und dann da meine russischen Kollegen oder Geschäftsleute von den deutschen Grenzbeamten so wie der letzte Dreck behandelt werden, so ja: wo ist ihr Rückflugticket, haben Sie Geld? Wer sind sie? Das waren gestandene Geschäftsleute, reiche Leute, Kulturschaffenden, was auch immer. Das ist so eine, also bei vielen einfach so, also nicht bei allen, aber so ein Bild, doch so eine gewisse, also ein Ur-Misstrauen und Abneigung gegen das Russische und das das tut mir wirklich in der Seele weh, weil ich bin hier sehr willkommen, ich fühle mich hier sehr wohl. Die Russen, also ich spreche natürlich auch die Sprache, ich komm mit den Russen extrem gut aus. Die haben nen super Humor. Ich fühle mich hier einfach wohl und werd auch überhaupt nicht schlecht behandelt, im Gegenteil. Und ich habe jetzt so ein bisschen das Gefühl, das ist natürlich sehr subjektiv, so nach dem Motto die wenigen Familien Ausländer werden jetzt noch noch besser behandelt. Also sind ja auch Viele weg.

00:18:28 - Wie sehr hängen die deutschen Unternehmen an Russland?

Daniel: Ich war ja selber ein paar Jahre im Iran. Da ist mir aufgefallen, dass unwahrscheinlich viele deutsche Unternehmer, die im Iran tätig sind und dort sind ja die Sanktionen auch heftig, gerade jetzt, in den letzten Jahren nochmal heftig angezogen wurden und trotzdem die deutschen Unternehmer, die dort geblieben sind, die hängen wirklich mit ihrem Herzen an dem Land, an den Menschen dort, an den Möglichkeiten Geschäfte zu machen. Wie ist denn das in Russland? Also, die deutschen oder europäischen Unternehmer, bleiben wir jetzt gleich mal im deutschsprachigen Bereich. Wie empfinden die jetzt dort so, wie sehr hängen die dort an dem Land?

Thomas: Ich glaub schon, dass sie auch an ihrem anderen Aktivitäten hängen, weil alles in allem haben die meisten doch sehr gute Erfahrungen hier. Sowohl mit dem Markt und der Rechtsordnung mit den Mitarbeitern. Klar, gibt es auch immer mal negative Stories, aber das Groß meiner Mandanten, die machen hier super Geschäfte. Der Rechtsrahmen hat sich absolut gut entwickelt und deswegen haben sich viele hier auch wirklich sichtlich wohlgefühlt, gut gearbeitet. Und jetzt abgesehen auch von dem Ganzen, ich glaube da ist so ein bisschen Hoffnungsschimmer für die deutsch-russischen Beziehungen. Die sind, ja nicht nur wirtschaftlich, sondern die sind auch kulturell und vor allen Dingen zwischenmenschlichen. Es gibt die Deutsch-Russen, die jetzt viel in Deutschland sind, aber auch wieder viele zurückgekehrt sind. Es gibt unheimlich viele zwischenstaatliche Ehen und deswegen, die Brücken werden nie komplett abbrechen. Ich sehe mich jetzt auch wieder, weiter habe ich immer schon auch als Brückenbauer, haben einen Rückschritt gemacht und versuche nach vorn zu blicken. Wie gesagt also, das ist jetzt alles noch ganz frisch und wie sich die Lage entwickelt, auch unsere Kanzlei schwer zu sagen. Also, wir haben eigentlich die letzten anderthalb Monate genug zu tun gehabt und wie es jetzt wird, weiss ich nicht. Ob wir vom Rückzug der internationalen Kanzleien profitieren, glaub ich eher nicht, weil die doch eine andere Mandanten Struktur hatten, also viele auch russische Staatsunternehmen, Großkonzerne bei ihrem internationalen Geschäft beraten haben, weniger Mittelstand. Und wir wären ja keine Kandidaten für russische Großkonzerne. Und aber mal sehen, also Ruhe bewahren und abwarten und mehr kann man auch gar nicht machen. Also wir sind sowieso relativ aktiv, was Veranstaltungen, Vorträgen und Newslets´s angeht. Und jetzt so einen Sanktions-Ticker aufzulegen und alle, die einem lesen, das bringt glaub ich auch nichts. Also ich glaube, wir sind weiterhin so fleißig, wie wir bisher waren oder vielleicht machen wir auch so ein bisschen mehr und wir machen ja auch themenspezifisch jetzt ein paar Sachen wenn Märkte in Bewegung sind, also distressed Assets. Es wird ja auch dann doch viel verkauft Auch in Deutschland war ja der M&A-Markt im letzten Jahr oder (20)19 (20)20 ist ja gewachsen, also wenn Krise sind, ist auch immer eine günstige Bewegung drin, müssen wir abwarten.

00:24:29 - Wie kann man das verstehen- warum setzt Russland die positiven Entwicklungen der letzten Jahrzehnte aufs Spiel?

Sebastian: Sie hatten das jetzt auch schon in ihren Darstellungen, sind sie auch schon zum Teil darauf eingegangen. Wenn man jetzt, sagen wir mal, Russland von außen betrachten, dann über die letzten 20 bis 30 Jahre und und ich hab selbst relativ viel zu tun gehabt. Ich hatte relativ viele Freelancer im Software Entwicklungsbereich, eigentlich aus Russland auch aus anderen osteuropäischen Ländern wie die Ukraine und Weißrussland schon seit letztem Jahr 2000. Ich bin immer noch mit relativ vielen Leuten in Kontakt. Man hat aber doch eigentlich das Gefühl, dass dort das Land sich eigentlich positiv entwickelt, natürlich gabs auch mal Rückschritte. Auch international gab es immer wieder mal Spannung, aber so im Großen und Ganzen hat sich das als positive Volkswirtschaft entwickelt und auch gesellschaftlich ist das ein bedeutender Wirtschaftsstandort gewesen oder ist es immer noch. Die Oligarchen waren überall in Europa präsent, vor allen Dingen auch in Großbritannien und an an der Côte d’Azur und eigentlich ging es allen Recht gut. Was man, glaube ich hier sehr schwer versteht, ist warum eigentlich diese ganze Entwicklung vor 30 Jahren oder 40 Jahren aufs Spiel zu setzen und das eigentlich so mit einem Handstreich zu zerstören, indem man jetzt dort die Ukraine angreift. Was war die / Wo ist da die Rationalität dahinter? Können Sie das erklären?

Thomas: Also ich glaub schon, dass man es erklären kann, wenn man sich die letzten 30 Jahre, also der Sowjetunion, die Rede Putin´s im Bundestag, auch die ganzen Protokolle, Gesprächsprotokolle zwischen Gorbatschow und Genscher und wer alles noch getagt hat, sich ansieht, wo es um die Osterweiterung nicht Osterweiterung ging, die dann doch sich erweitert hat. Russland war lange Jahre schwach, ist aber erstarkt, auch dank Putin, auch dank der Wirtschaft. Und meines Erachtens nach, gibt es auf jeden Fall eine positive Entwicklung. Ich kann mich erinnern, als ich 99 nach Moskau kram, wie es jetzt ist, also Moskau ist eine moderne, weltoffene, pulsierende Stadt, ist eine tolle Stadt. Ich glaube, der Westen hat nicht wirklich gesehen, dass die Hand, die aus dem Osten gereicht wurde, eigentlich nie angenommen wurde von Europa. Die Russen sind da praktisch, standen da vor verschlossenen Türen. Also was jetzt auch der Lawrow, der Außenminister sagt und die Sprecher, das mag vielleicht ein bisschen absurd klingen, aber ich finde es nicht ganz absurd, sondern man kann schon glaub ich darüber reflektieren. Sie haben gesagt ja, wir verhindern jetzt mit dieser Aktion eigentlich, dass es später zum viel schlimmeren Krieg kommt und zwar eine Auseinandersetzung zwischen Russland und der Nato. Wenn die Ukraine in der Nato ist und die Nato wirklich an Russland grenzt, dann da irgendwas passiert an der Grenze und dann der Verteidigungsfall eintritt und dann macht's "bumms, bumms" und fertig ist. Ich glaube, die wollten einfach die Warnungen, die immer wiederholten Aussagen von Putin "rote Linie, das geht gar nicht, Ukraine kann nicht in die Nato", die Reaktion von Stoltenberg und so: "Ja, ist ein souveränes Land, müssen sie selber entscheiden". Ich glaube, das war ein Fehler, die hätten einfach sagen müssen, "Ja okay, wir verstehen, dass es auch russische Sicherheitsinteressen gibt". Machen wir euch zum Finnland oder Schweden oder Österreich und das wäre es gewesen. Ich glaube das ist das Kalkül: Angriff ist die beste Verteidigung. Wir wollen das nicht, wenn die uns überhaupt nicht zuhören und gar nicht bewegen, dann wird jetzt ein Pflock eingeschlagen. Die Russen sind ja schon auch Schachspieler und Strategen, das größte Land der Erde. Weil, viele denken ja, du spinnst ja, aber ich sag, das ist kein Aggressor-Staat. Und wenn man sich die Geschichte anguckt, klar gab es immer auch Kriege und so, aber jetzt im Vergleich mit Amerika ist das glaube ich eine ganz andere Kategorie. Jetzt nicht nur, wenn man den Verteidigungshaushalt sich anschaut und die Anzahl der Militärbasen weltweit, aber auch ganz aktuell, bei wieviel Wahlen haben sich die Russen eingemischt, bei wie vielen die Amerikaner? Wie viel Regierungsumsturz Versuche gab es, oder Umstürze gab es durch die Amerikaner, wie viel durch die Russen? So und ich glaube, die fühlen sich wirklich bedroht vom Westen, von den Amerikanern. Und die sagen ganz klar, die Amerikaner haben langfristig die Strategie, Russland zu zerschlagen, nicht in 10 Jahren nicht 50 aber langfristig. Und so ganz absurd finde ich das nicht, die Vorstellung so und dagegen stemmen sich die Russen. Die wollen nicht fremdbestimmt sein. Das ist ein großes Land. Es ist eine Atommacht, und die wollen nicht fremdbestimmt sein. Sie wollen selbstbestimmt sein. Deswegen haben die jetzt einen Pflock eingeschlagen. Und was sollen wir da sagen, wenn wir jetzt die nächsten 20/30 Jahre zurückgeworfen werden, ist uns egal, uns ist es das wert. Wir haben jetzt unsere Souveränität verteidigt.

00:29:03 - Die Wertvorstellungen, Denkweise und Ansichten des russischen Volkes

Daniel: Herr Brandt gibt uns jetzt noch etwas mehr Einblick in die Wertvorstellungen, Denkweise und Ansichten des russischen Volkes?

Thomas: Ja, die Russen auch viel leidensfähiger, als der Westen. Hier spielt ja das Individuum eine ganz andere Rolle, der Wert des Individuums. Haben wir auch in der Corona Krise gesehen. Ich tu das gar nicht als gut oder schlecht bewerten. Mein Leben ist mir auch wert so und zwar hier sind auch wahnsinnig viele Leute gestorben, ne über Monate diese 800000 Tote und bei relativer Impfabneigung, Misstrauen auch gegenüber diesem staatlichen Impfstoff und auch Masken und so immer so auf Halbmast. Also nicht besonders diszipliniert und die haben im Prinzip diese Opfer hingenommen. Und die Russen, auch aus ihrer Geschichte heraus, die haben einfach eine größere Opferbereitschaft für ihr Land, für sozusagen das Kollektiv. Was bei uns ganz anders im Bewusstsein ist, also immer der Freiheit des Einzelnen, mit der Einzelnen, das Leben und die haben einen ganz anderen Abwägungsprozess und ich glaube, der betrifft auch jetzt die politischen Fragen. Naja, dann muss halt die nächste Generation wieder irgendwie "Borschtsch" essen, kann nicht bei McDonald's essen. Wobei Burger King, der Burger King Franchisenehmer hat jetzt gesagt: " Ne, der macht nicht zu".

Sebastian: Hab ich gehört, ja, die gibt es noch.

Thomas: Und ja, die/ wir denken in ganz anderen Zeit-Kategorien, also politisch auch. Da sind die nächsten 30 Jahre "Wurst". Wenn wir das jetzt machen, dann wissen alle: "Don´t mess with Russia". Wenn ihr uns zu nah kommt, dann knallt es und nicht nur als Rhetorik, sondern als reale Handlungen und das unterscheidet auch glaube ich die Russen von den Europäern, weniger von den Amerikaner. Die Europäer, das ist ja reine Rhetorik, die können da gar nichts machen und deswegen sind sie auch so psychisch auf diese Sanktionen fixiert, weil sie eigentlich hilflos sind. Das ist ein Ausdruck der Hilflosigkeit. Und die Russen handeln und schlagen Pflöcke ein und deswegen auch diese Aktion. Die natürlich extrem traurig und schlimm ist und ich bin schon eigentlich Pazifist und würde wünschen, dass das möglichst schnell ein Ende findet. Aber das ist so der logische Hintergrund. Das heißt, die nehmen das in Kauf für für quasi ein höheres Ziel, wenn es denn ein höheres Ziel ist, Erhalt der Staatlichkeit, der Souveränität und der Sicherheit des Landes. Also ich glaube nicht, dass das irgendein Käse ist, ja was schnelles für eine Drohung, denn die Nato ist ein Verteidigungsbündnis. Also warum gibt es die Nato überhaupt noch, wenn man das historisch anschaut als Gegengewicht zum Warschauer Pakt. Den Osten gab es gar nicht mehr, kann man viel drüber diskutieren. Ich bin kein Politologe oder so, aber dass die Russen sich bedroht gefühlt haben durch die NATO Osterweiterung, weniger jetzt durch die EU Erweiterung. Na ja, wobei ich mich auch frage warum muss Europa jetzt sagen, ok jetzt Grenzen frei und Georgien auch und so, das ist für mich alles so, das muss man auch noch warten. Aber wie gesagt, ich glaube, das die Russen sich wirklich, vielleicht nicht bedroht direkt fühlen, aber vielleicht bedroht führen, aber auf jeden Fall, dass das deren Sicherheit beeinträchtigt, diese ganze Thematik und das kann ich nachvollziehen. Deswegen kann ich auch den Schritt nachvollziehen wobei ich glaube, man hätte es vielleicht doch auf diplomatischem Wege hin kriegen können oder müssen. Das ist aber schwer zu beurteilen, da ist ja soviel auch hinter den Kulissen gelaufen, was man gar nicht weiß. Aber ich hab das so verstanden, dass das letzte nicht so eine Art Deadlock war, die Ukrainer nicht wollten, die Russen dann auch nicht wollten und dann, als der Selenskyj noch anfing, Atomwaffen bauen. Da haben die Russen gesagt so jetzt reicht's, zack entmilitarisieren. Mit diesem Entnazifizieren das ist natürlich irgendwie, das habe ich gar nicht so ganz verstanden. Das ist jetzt meine und das ist relativ viel im im russischen Fernsehen auch wird darüber gesprochen, auch über diesen Genozid, dass die Russen da in der Ostukraine, und das ist ja auch, wenn man die OECD Berichte liest, schreibt natürlich keiner drüber. Da gab es auch schon viele Angriffe und auch viele, viele tote Zivilisten, durch Angriffe der ukrainischen Armee. Schreibt aber im Westen natürlich keiner darüber. Wie über so viele andere Sachen auch nicht, deswegen freie Presse. Ja, so ist die Lage. Und jetzt wir als Wirtschaftsanwälte, wir hoffen natürlich, dass der russische Markt weiterhin doch Ziel für europäische Unternehmen bleibt. Der flächenmäßig größte Staat, der zahlenmäßig, einwohnermäßig größte Stadt Europas, mit nicht nur Natur-Ressourcen, aber auch Human Resources, also gerade auch im IT-Bereich. Wir haben vorhin gesagt, wir haben auch eine ganze Reihe von Mandaten, die hier Dependenzen haben, die IT-Entwicklung machen, aber auch und hatten wir gerade in den letzten vier/ fünf Monaten auch zwei Beratungsprojekte, die mit ganz vielen Freelancern hier gearbeitet haben und relativ unstrukturiert mit teilweise Risiken und wir haben dann vor der Umstrukturierung ein bisschen beraten, wie die ihre Zusammenarbeit mit diesen Freelancern rechtlich sicher gestalten können. Das ist ein hoch gebildetes Volk, belesen wie fast kein anderes. Und ja, ich glaube, ich werde es wahrscheinlich nicht mehr erleben, aber ich bin relativ sicher: " The best is here to come", also ich glaube schon an eine große Zukunft Russlands.

00:34:35 - Haltung Europas gegenüber Russland: Welchen Einfluss hat der Umgang der EU auf das russische Handeln?

Daniel: Jetzt kommt Herr Brandt noch einmal auf die Haltung Europas gegenüber Russland zu sprechen und vor allem auf die Frage, welchen Einfluss der Umgang der EU mit Russland auch auf das russische Handeln hat.

Thomas: Und jetzt diese innenpolitisch, die Entwicklung der Zivilgesellschaft, also ich glaube schon, dass es eine Entwicklung gab und wie es in dem Westen dargestellt wird, ist auch ein bisschen einseitig, wobei beim russischen Intellektuellen redet auch mit den sogenannten Oppositionellen ist alles ganz, ganz schlimm. Natürlich haben wir hier nicht so Freiheit wie im Westen. Der innere Kampf, der hat auch ein bisschen mit den äußeren oder den Versuchen äußerer Einflüsse zu tun. Also wenn man sich das NGO Gesetz anschaut, foreign Agents Act, denn es ja in Amerika schon seit den 30er Jahren gibt und als sie dann hier eingeführt wurde haben alle geschrien, boah die Russen. Da habe ich mal ein bisschen, weil ich da auch einen Artikel dazu geschrieben habe, recherchiert und da stieß ich auf diesen foreign Agents Act, der im Prinzip genau dasselbe regelt. Also wieder eben 2 Maßstäbe, wenn die Russen das machen ist es schlimm, wenn die Amis das machen, ist es ja im Namen des Guten. So und ich sage mal der innere Krieg gegen Einflüsse von außen, die versuchen das russische System zu destabilisieren, den gab es und den gibt es, und das kann ich auch nachvollziehen also so wie ich auch das NGO Gesetz nachvollziehen kann, dass sie eben sagen ja, wir wollen keine ausländischen Organisationen, die womöglich noch vom Staat oder von der CIA direkt finanziert werden, um hier irgendwie eine Meinung zu organisieren, die eigentlich gar nicht russisch ist. Da könnten wir ja Abende über Abende privat zusammensitzen. Ich versuche nur beide Seiten so ein bisschen zu verstehen und im Westen ist aus meiner Sicht diese Fähigkeit oder der Wille, die andere Seite zu verstehen, relativ beschränkt und das ist, glaube ich nie gut und das wusste auch sogar schon Willy Brandt, als er irgendwann in den 70er Jahren die Politik der kleinen Schritte und sagte die Wahrheit hat immer 2 Seiten, so ideen mäßig, so hab ich das gerade im Kopf. So siehts aus.

00:36:53 - Würden Sie jetzt jemandem eher abraten oder empfehlen nach Russland zu gehen und ein Unternehmen zu gründen

Daniel: Jetzt ist eben wirklich die Frage. Wenn jetzt heute ein Mandant zum Herrn Sauerborn kommt und sagt also Russland? Würde Sie jetzt gerade in dieser Situation jemanden empfehlen lieber abzuwarten erstmal noch, oder durchaus jetzt zu sagen: Ok, also der ganze Gründungs-, Etablierungsprozess, der nimmt eh eine bestimmte Zeit in Anspruch und dann bis dahin haben wir wieder Ruhe in der Kiste, oder wie gehen sie momentan vor? Auch mit mit Unternehmen, die vielleicht nehmen wir mal an, im Dezember letzten Jahres zu ihnen gekommen sind und gesagt haben Herr Brand, wir haben da was von Russland. Was raten Sie jemanden, in so einem Umfeld?

Thomas: Wir beraten keine natürlichen Personen, die nach Russland kommen, oder nur noch in Ausnahmefällen und ich seh jetzt auch Russland nicht wie vielleicht England oder Südafrika oder keine Ahnung, Spanien als Land, wo ein Europäer jetzt hingeht, um mal auszuwandern, um ein neues Leben zu starten. Das fängt allein schon mit der Sprache an, also wenn sie kein Russisch können und hier irgendwie sich ein neues Leben aufbauen wollen und Chef waren, das funktioniert ja gar nicht. Also es gibt aber zum Beispiel relativ viele Deutsch-Russen, also die nen russischen Hintergrund haben, die lange in Deutschland gelebt haben und dann jetzt Geschäfte in Russland machen auf Kleinunternehmer Niveau. Das sind aber auch nicht unsere Mandanten, weil wir beraten Wirtschaftsunternehmen, die investieren. Also natürlich ist der Markt groß und interessant, aber das hängt natürlich vom spezifischen Produkt und den Markt ab, also westliche Technologie, Know-how, Maschinen Anlagenbau warum sind sie so erfolgreich in Russland? Weil hier viel produziert wird und dafür westliche Anlagen, Maschinen und Know-how benötigt werden. Wenn wir jetzt über reine Absatz Thematik reden, also B2C, hat natürlich auch riesiges Potential. Es gibt ja auch viele landwirtschaftliche Unternehmen etc. pp., allein 3600 deutsche Unternehmen, aus allen Bereichen. und die größtenteils sehr gute Geschäfte machen; des Steuersystems, also Gewinnsteuer 20%, da gibt es Sonderwirtschaftszonen für produzierende Unternehmen. Für IT Unternehmen wurde jetzt gerade die Gewinnsteuer auf 0 reduziert, für die nächsten 3 Jahre. Wenn man hier investiert, einen Spezial Investitionsvertrag abschließt mit der Regierung, ist man verpflichtet, bestimmte Mindest-Investitionen zu leisten, Arbeitsplätze zu schaffen. Da hat man zum Teil wirklich tolle Vergünstigungen, die auch richtig Geld dann in die Kasse spülen oder die man nicht ausgeben muss, besser gesagt. Als Individuum, ich zahle hier, ich hab hier bis letztes Jahr, ich hab nur eine Tax Rate, 13% Flat, also während alle meine Anwaltskollegen, keine Ahnung 50% zahlen, hab ich hier die letzten Dekaden 13% gezahlt, können Sie sich ausrechnen, was da über bleibt. Jetzt sind sei anderthalb Jahren bisschen erhöht auf 15% für große Gehälter, also alles was über 30000€ ist noch im alten Kurs, alles drunter mir 13 weiterhin alles drüber mit 15, 2% mehr ist immer noch wahnsinnig wenig. Das heißt es ist im Prinzip schon so eine Art Steueroase, kann man fast sagen.

00:40:00 - Welchen Status haben deutsche Produkte in Russland?

Daniel: So wie ist denn die Einstellungen zu deutschen Produkten eigentlich im Land? Also es gibt jetzt Länder, in denen man deutsche Produkte liebt und auch vorzugsweise kauft, welche Absatzchancen haben denn deutschen Produkte im Land?

Thomas: Also Made in Germany, ist ja absolut auch der Renner. Also Vertrauen in die die Qualität der Produkte und es spielt auch nämlich auf chinesische Produkte eine große Rolle, also im Industriebereich, weil das ist erstens ein anderes Preissegment, also eigentlich ja teurer und schwerer zu verkaufen, aber viele Unternehmen sagen, und das höre ich auch immer wieder von meinem Mandanten, die obwohl ihre Produkte teurer sind als Chinesische besser verkaufen, weil die Deutschen echt gut sind im After Sales Bereich, also Service, Ersatzteilversorgung etc. pp. Und das machen die Chinesen im Prinzip nicht. Die schmeißen ihre Produkte über einen Zaun und wenn es kaputt ist, sagen Sie ja, kauft doch ein Neues und ja, das spielt auch eine große Rolle. Deutschland genießt einen guten Ruf für die deutschen Produkte, jetzt aber auch nicht immer. Also ist jetzt nicht so, dass der Ruf jetzt völlig glänzend ist. Es gibt noch immer wieder schlechte PR und teilweise auch begründet, weil deutsche Produkte sind auch nicht immer hundert Prozent, ist ja auch klar, aber im Grunde haben sind sie hier willkommen, auch geachtet und unsere Meinung wird gehört und also das wird geschätzt, also auch das Know How, die Ideen, wie macht ihr das in Europa? Und das sehen wir ja auch schon. Die Modernisierung der letzten Jahre, da hat Russland auch teilweise Deutschland glaube ich überholt, also das Steuerwesen ist deutlich entschlackt worden, es geht alles online. Da sind die Russen, lernen relativ schnell, also nicht so schnell wie die Chinesen. Also das Know How ist auf jeden Fall ein Fakt hier.

00:41:45 - Steuern & Krypto in Russland

Daniel: Um die Zahlen von von der Steuer nochmal ganz kurz festzunageln. Also wir haben keine Gewerbesteuer in Russland, das ist das, was ich verstanden habe. Es gibt eigentlich nur die Körperschafts-ähnliche Gewinnsteuer und die ist bei 20, dann habe ich gesehen gibt es noch Sonderwirtschaftszonen 15,5%, falls das noch aktuell ist oder 0%, haben Sie jetzt gesagt für IT. Ist im IT Bereich alles umfasst, also wie sieht es denn eigentlich mit FinTech Unternehmen aus, zum Beispiel?

Thomas: Krypto ist ein ganz schwieriges Thema, also hier gibt es diese, relativ viele auch diese Krypto Schöpfer. Ja, ich bin da kein Spezialist, und das ist im Moment in der Gesetzgebung auch relativ umkämpft auch. Also Kryptowährungen als solche, lassen wir sie zu, lassen wir sie nicht zu? Da gibt es 2 Meinungen, die einen sagen ja, die anderen ne verbieten, andere sagen ja reguliert zulassen. Ich glaube im Moment ist eher die Tendenz: nicht zuzulassen. Und was das KryptoMind angeht, da gibt es hier wohl auch immer sehr viele so schwarze Keller, wo KryptoMind betrieben wird und da gab es auch, da habe ich letztens einen Artikel gelesen, weil die Tarife für Privatnutzer und industrielle Nutzer sind unterschiedlich und da haben viele einfach schwarz privat ge-mint und dann den Privat-Tarif bezahlt und sind dann irgendwann von den Stromkonzernen, den Stromanbietern zur Kasse gebeten worden, weil es ja eine gewerbliche Tätigkeit war. Aber mehr weiß ich dazu auch nicht. Ich glaube, das ist im Moment noch so einen Graubereich und ansonsten gibt es aber wie gesagt relativ viele Steuervergünstigungen, auch Vergünstigungen für Kreditaufnahmen für KMUS. Es gab im Zusammenhang mit der Pandemie auch eine Absenkung der Sozialabgaben für KMU von 30 auf 15%. Und das sollte man sich immer im Einzelfall anschauen. Ich habe auch viele Mandanten, denen ist das relativ schnuppe, also die gehen nicht in Sonderwirtschaftszonen und für die ist es gar nicht interessant. Die machen auch nach dem normalen Modell, also mit den Steuern, die es so gibt, hier gute Geschäfte.

00:43:42 - Lohnkosten in Russland

Daniel: Wie ist denn das jetzt vergleichsweise? Also wir hatten jetzt erst vor vor ein paar Tagen eine Aufnahme und haben uns mal mit der Türkei beschäftigt, auch als einen interessanten Standort für Unternehmen, natürlich auch wegen der Verkehrsanbindung, aber dort war unter anderem auch ein Argument, die niedrigen Personalkosten. Jetzt haben Sie gesagt, also in Russland gibt es gut ausgebildetes junges Personal, ist die eine Sache. Aber wir wären denn jetzt Lohnkosten zum Beispiel in Russland für ein Unternehmen, was dahin geht und einstellt?

Thomas: Also ich bin kein professioneller Personalberater. Ich glaube, das es nicht Falsch ist zu sagen, in Moskau ist das Gehaltsniveau relativ hoch. Auch das Bruttoinlandsprodukt von Moskau ist ja sehr hoch, auch auf dem europäischen Vergleich. Also Russland ist kein Billiglohnland mehr. Das ändert sich vielleicht jetzt durch den Rubel-Verfall. Ich glaube es aber langfristig nicht. Das heißt, hier kommt eigentlich keiner mehr hin, nur weil es hier billige Löhne gibt. Die gibt es ja auch gar nicht, vielleicht billiger als in Deutschland, aber nach meiner Beobachtung ist das nie ein wirkliches Argument für ein Investitionsprojekt und es nimmt ja auch glaube ich im internationalen Vergleich eher ab, diese Betrachtungen, dass man irgendwo produziert, weil die Lohnkosten niedriger sind. Also, meines Erachtens ist das ein Punkt bei der Investitionsplanung, der in der Kategorie in den letzten Jahren überall eigentlich abgerutscht ist.

00:45:06 - Gibt es auch ausländische Unternehmen, die in Russland in der Landwirtschaftsbranche tätig sind?

Sebastian: Wir wissen jetzt ja auch zum Beispiel jetzt wieder hier durch die Krise ist das ja wieder offenbar geworden, dass ja Russland auch landwirtschaftlich ein sehr wichtiger Produzent ist für ganz diverse landwirtschaftliche Produkte. Also ich kann mich zum Beispiel daran erinnern, ich habe ja auch lange Zeit in den USA gelebt, lange Zeit in Texas. Da hatte ich mit jemandem zusammengearbeitet, der hat damals, das war 2012/ 2013, glaub ich, so 600 Jungkühe, Black Angus Jungkühe nach Russland geschickt, wo jemand dann dort begonnen hatte, so einer Rinderzucht mehr oder weniger aufzubauen. Haben Sie Mandanten, die landwirtschaftlichen Bereich tätig sind?

Thomas: Ja, haben wir. Also das eine ist, wie gesagt, das ist eine große deutsche Agrar-Genossenschaft. Die haben hier Produktion, für die wir dann den Steuerprozess im Großen führen, aber auch andere Beratungsfragen. Dann haben wir noch einen Mandanten, wobei die sind eigentlich keine Mandanten mehr, die sind zu selbstständig. Das ist der größte russisch-deutsche Milchproduzent und dann im landwirtschaftlichen Bereich was haben wir denn noch? Also wir haben noch paar. Ja, aber Landwirtschaft ist ein riesiges Thema, aber es ist natürlich so ein bisschen wie, als würde ich das vergleichen mit der Bauwirtschaft. Das ist doch eigentlich lokales Geschäft und die Russen haben da auch dank der europäischen Sanktionen oder der Gegen-Sanktionen, das war ja ein Embargo von landwirtschaftlichen Produkten, die Russland gegen die eu verhängt hat. Also keine polnischen Äpfel, deutscher Käse und italienische Pasta mehr. Das hat der Landwirtschaft einen riesigen Schub gegeben. Früher habe ich hier noch keine Ahnung, brasilianisches Steak gekauft und japanische Melonen und jetzt ist das alles vor Ort produziert und das hängt auch ein bisschen damit zusammen, dass die unternehmerische Mentalitäten sich ein bisschen geändert hat und die Russen angefangen haben, langfristiger zu denken, was Investitionen und Return on Investment angeht. Und Landwirtschaft ist da ja ein bisschen langsamer und da haben die Russen sozusagen eher ihren eigenen Markt zurückerobert, so ein bisschen und sind nicht nur noch Absatzmarkt, sondern wieder Nettoexporteur. Jetzt gerade wenn sich die Weizen-Thematik anschauen, Ukraine, Russland hat glaub ich 30% der Weltmarktproduktion, also Russland ist gerne wieder Nettoexporteur und jetzt ist der Exportstopp für Weizen und das kann auch noch Auswirkungen haben. Aber auch auf Afrika, aber auch in Italien haben sie alle schon geschrien, alles wird teurer. Aber Landwirtschaft ist nach wie vor, glaube ich, immer auch noch an Bereich, der interessant ist.

Sebastian: Russland jetzt, ich sag mal, einer der Profiteure, auch sag ich jetzt mal vom vom Klimawandel jetzt, wenn man das mal so sagen darf, weil ja viele der Flächen eben im Osten des Landes, die jetzt momentan noch nicht für Landwirtschaft nutzbar sind, weil es schlicht und ergreifend zu kalt ist, sich erwärmen, in Zukunft, dann dort entsprechend eingesetzt werden können. Ja, und ist ein weiterer Grund, dass man hoffen kann, dass diese Krise sich jetzt relativ schnell hier zu einem relativ friedlichen Ende kommt. Wir haben ohnehin schon in vielen Teilen der Welt Lebensmittelknappheit und Versorgungsknappheit und eben mein Verständnis ist, dass Russland ein wichtiger Player ist, in dem Bereich, der auch gebraucht wird.

Thomas: Also wenn Sie sich die Kontinentalbewegungen anschauen der nächsten hundert Millionen Jahre sozusagen, auf jeden Fall ein Grundstück in Sibirien kaufen, weil das ist dann noch da. Der Rest ist jetzt ziemlich ziemlich abgespeckt dann. Ja also, das kann ich jetzt nicht beurteilen, aber was den Klimawandel angeht, Permafrost, das ist schon auch eine Gefahr, die von Russland ausgeht, weil der Co 2 der in den Permafrostböden gebunden ist, der dann freigesetzt wird, so wie ich verstanden habe. Wenn der Permafrost auftaut, das kann schon auch negative Folgen fürs Weltklima haben, oder hat es glaub ich sogar schon. Und Russland ist schon sehr, nach wie vor auf fossile Brennstoffe orientiert, auch wenn sie vielleicht in den nächsten Jahren weniger Öl und Gas nach Europa verkaufen, dann kaufens die Inder oder / und die Chinesen. Man muss ja auch sagen, das ist ihr gutes Recht. Und natürlich ist Klimawandel blöd. Ich glaub, man könnte oder man sollte und man wird irgendwann alles hundert Prozent aus erneuerbaren Energie machen können, aber wir im Westen können ja den Indern, den Chinesen jetzt sagen, ja macht das jetzt mal auch sofort. Wir haben seit der Industrial Revolution, fing ja eigentlich in England an, der ganze Käse, die Welt verpestet im Westen. Die anderen haben auch ein Recht auf ihre Entwicklung auf ihrer Zeitschiene, deswegen schwieriges Thema.

00:49:36 - Essen in Russland, Anreise, Verabschiedung

Daniel: Eine Frage habe ich an Sie noch? Was ist ihr Lieblingsgericht in Russland?

Thomas: Ne, also ganz ganz ehrlich, ich stehe auf mediterrane Küche. Nein, also ganz im Ernst, meine Freundin ist ja Italienerin, Bologneserin und ich bin ja viel in meinem Haus in der Toskana, also ich liebe italienische Küche. Russisch ist mir oft ein bisschen zu schwer, zu fettig, aber hier gibts auch nette Gerichte, also viele Suppen, aber auch Fleischgerichte, aber jetzt nicht so, dass ich sage.. Ich kauf mir auch gerne mal ein Kilo Kaviar, schwarzen Kavier, den krieg ich hier zu ganz und Preisen, aber ansonsten bin ich kein großer Liebhaber der russischen Küche.

Sebastian: Wunderbar, also war ein sehr interessantes Gespräch, Herr Brand. Das war also sehr, sehr faszinierend das so zu hören aus erster Hand, ja nur ich denk einfach faszinierend.

Daniel: Ja, interessant.

Thomas: Freut mich und wie gesagt also im Moment müssten sie mit dem PKW kommen oder über Istanbul fliegen, wie ich. Das war, ist eine super Airline. Das war eine gute Verbindung Bologna-Istanbul, Istanbul-Moskau. Der Flieger war auch voll. Ansonsten gab es ja viele Flüge. London-Moskau, oder auch Griechenland wird ja auch angeflogen nicht nur Zypern. Wenn sie dann irgendwann mal nicht mehr mit dem Auto kommen müssten, also wann die Lufträume wieder geöffnet werden. Ich glaube, man muss sich mal ein Bild machen als Westeuropäer von Russland. Ich sag mal so wer Lissabon und Moskau nicht gesehen hat, der ist eigentlich kein richtiger Europäer, weil das ist sozusagen die Spanne. Ist eine tolle Stadt wirklich, kulturell unheimlich viel zu bieten und ich lebe sehr gern hier.

Sebastian: OK. Danke fürs Gespräch, schönes Wochenende bis dahin, ne.

Daniel: Vielen Dank.

Podcastl: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Andorra - niedrige Steuern, Skifahren und in 2 Stunden am Meer

Entdecken Sie Andorra - das Land der niedrigen Steuern, atemberaubender Skigebiete und Europas höchstgelegenen Golfplatz auf 2.250 Metern Höhe. Ein Paradies für Skifahrer und Golfer gleichermaßen.

Ein Gespräch mit Patrick Müller

Spielen Sie gerne Golf? Dann erwartet Sie in Andorra der höchstgelegene Golfplatz Europas auf sage und schreibe 2.250 Metern Höhe. Fahren Sie gerne Ski? Auch das geht in Andorra. Und nicht nur das, Andorra hat das höchstgelegene Skigebiet Südeuropas. 

Sie sehen also, Andorra hat einiges zu bieten. Wollen Sie Ihren Wohnsitz nach Andorra verlegen, profitieren Sie insbesondere auch von sehr niedrigen Steuern auf Unternehmensgewinne und Einkommen.

Der Steuerexperte Patrick Müller lebt schon seit 9 Jahren in Andorra und gibt uns einen kleinen Einblick in das Leben vor Ort. Erfahren Sie mehr über das Leben in Andorra, Lebenshaltungskosten und die steuerlichen Vorteile Andorras. Und natürlich berichten wir auch, was die kleinen Freuden des Lebens kosten, wie zum Beispiel ein Kaffee oder Espresso.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

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Wie kommt man überhaupt nach Andorra?

Hisst die Flaggen und auf nach Andorra. Nein, das geht leider nicht, denn der kleine Staat liegt fast 2000 Meter über dem Meer inmitten der Pyrenäen, zwischen Spanien und Frankreich.

Nach Andorra kommt man am besten mit dem Auto, da das Land selbst keinen Flughafen hat. Man fliegt nach Barcelona oder nach Toulouse und ist dann in 2 Stunden an der Grenze. Es ist also nicht ganz so abgelegen, wie man denkt.

Mittlerweile gibt es auch zweimal wöchentlich eine Flugverbindung von Madrid nach La Seu d'Urgell. Dieser kleine Ort liegt direkt an der andorranischen Grenze. Außerdem ist auch eine weitere Flugverbindung mit Palma de Mallorca in Planung. Die verbesserte Anbindung ist sicher auch für Geschäftsreisende interessant.

Was erwartet mich in Andorra?

Die Amtssprache in Andorra ist Katalanisch, gesprochen wird jedoch eher Spanisch. Das liegt daran, dass die Bevölkerung in Andorra bunt gemischt ist. Es leben sehr viele Portugiesen, Spanier und andere Ausländer in diesem kleinen Staat. Das Zusammenleben zwischen den verschiedenen Kulturen gestaltet sich sehr angenehm. Die Kultur ähnelt der in Spanien, ist also sehr mediterran. 

Die Andorraner sind sehr freundlich und familienorientiert. Es ist sehr sicher und es gibt praktisch keine Kriminalität. Aufgrund der niedrigen Kriminalitätsrate gehört Andorra zu den Top 5 der sichersten Länder der Welt. Man kann seine Kinder also beruhigt draußen spielen lassen.

Was die Sauberkeit und Infrastruktur betrifft, wird man positiv überrascht, wenn man nach Andorra kommt. 

Andorra ist auch einzigartig aufgrund seiner natürlichen Gebirgslage. Die außergewöhnlich reine Luft in den Bergen sorgt für eine optimale Lebensqualität, sodass Andorra weltweit führend in der Lebenserwartung ist. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 83,5 Jahren. Nach Andorra auszuwandern, wird Ihnen also ein langes, gesundes Leben bescheren.

Und wenn Sie mal genug von den Bergen haben und ans Meer fahren wollen, ist das auch kein Problem. Mit dem Auto können Sie in zwei bis zweieinhalb Stunden an die Costa Brava fahren.

Das Schulsystem in Andorra

Als Eltern in Andorra haben Sie die Qual der Wahl, wenn es um die Entscheidung geht in welche Schule ihre Kinder besuchen sollen. Denn an Schulen fehlt es wirklich nicht. Es gibt 3 offizielle Schulsysteme: ein andorranisches, ein spanisches und ein französisches. Diese öffentlichen Schulen sind komplett kostenlos. Zusätzlich gibt es noch private englische Schulen, die aber kostenpflichtig sind. Die Schulpflicht für die Kinder in Andorra besteht vom 6. bis 16. Lebensjahr.

Die beliebtesten Sportarten in Andorra sind Fußball, Basketball und natürlich der Wintersport. Das Besondere in Andorra ist, dass die Kinder in der Schule das Ski Equipment und einen Skipass bekommen. Sie können im Winter also während der Schulzeit Ski fahren.

In den letzten Jahren ist ja auch das Homeschooling immer beliebter geworden. Besteht diese Möglichkeit in Andorra auch? In Andorras Schulen ist Präsenzpflicht. Eltern können Ihre Kinder aber auch im Ausland einschulen und müssen dann nur einen Nachweis erbringen, dass die Kinder an einer Schule angemeldet sind. 

Wohnsitz nach Andorra verlegen

Sie möchten nach Andorra auswandern und sich durch den Erwerb einer passiven Residenz in Andorra steuerliche Vorteile sichern? Oder erwägen Sie einen Wohnsitz und Steuerdomizil in Kombination mit Ihrer Firmengründung in Andorra? Beides ist möglich.

Andorra hat zwei verschiedene Arten der Aufenthaltserlaubnis: die aktive Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis für Firmengründer und die passive Residenz mit Wohnsitz und Aufenthaltsgenehmigungen ohne Erwerbstätigkeit in Andorra

Wenn Sie eine Firmengründung in Betracht ziehen, bietet die aktive Residenz einige Vorteile. Dafür müssen Sie jedoch einige Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehört unter anderem, dass Sie sich mindestens 183 Tage im Jahr ständig in Andorra aufhalten. Auch müssen Sie in die andorranischen Sozialversicherung einzahlen, dafür haben Sie auch Zugang zum andorranischen, französischen und spanischen Gesundheitssystem. 

Für den ganzen Prozess der Firmengründung, Eröffnung eines andorranischen Bankkontos und der Anmeldung für die Aufenthaltserlaubnis müssen Sie ungefähr 12 Wochen rechnen.

Falls Sie sich in Andorra niederlassen wollen, ohne ein aktives Unternehmen zu führen, ist die passive Residenz in Andorra eine Option für Sie. Zum Erwerb dieser Aufenthaltserlaubnis müssen Sie eine Investition von 350.000 € tätigen, indem Sie zum Beispiel eine Immobilie erwerben. Ihre passiven Einkünfte werden dann in Andorra versteuert und sie genießen steuerliche Vorteile.

Lebenshaltungskosten und Mietpreise

Summa summarum sind die Kosten für die Lebenshaltung in Andorra vergleichbar mit Deutschland.

Die Mietpreise liegen im Durchschnitt bei 12 - 15 € pro Quadratmeter. Ein großer Vorteil in Andorra sind auch die niedrigen Kosten für Versorgungsleistungen. Die Stromkosten gehören zu den niedrigsten in Europa und die Wasserversorgung ist kostenlos.

Die Lebensmittelpreise sind verhältnismäßig günstig und ähneln denen in Spanien. Alkohol ist aufgrund der Sonderbesteuerung sehr günstig. Sie können also ihren Wein oder ihr Bier im doppelten Sinne in vollen Zügen genießen. Auch ein Tässchen Kaffee erhält man zu einem erschwinglichen Preis von 1,20 €. Ein Besuch im Restaurant kostet zwischen 10 und 30 € für zwei Personen.

Einkommensteuer und Steuervorteile in Andorra

Obwohl Andorra keine Steueroase mehr ist, hat Andorra viel niedrigere Steuern als der europäische Durchschnitt. 

Die andorranische Einkommensteuer ist mit maximal 10 % eine der niedrigsten in ganz Europa. Bei einem Einkommen bis 24.000 € liegt sie bei 0% und ein Einkommen ab 40.000 € wird dann mit 10 % besteuert.

Ein weiterer steuerlicher Vorteil in Andorra ist, dass keine Steuern auf Erbschaft oder Schenkungen erhoben werden.

Die andorranische Besteuerung kommt auch Unternehmen zugute, denn der Körperschaftsteuersatz liegt bei 10 Prozent. Unter bestimmten Umständen kann dies auch auf 2% reduziert werden.

Damit ist Andorra sowohl für große Konzerne, mittelständische Unternehmen und Freiberufler ein attraktiver Standort.

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Timestamps

00:00:22  -  Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Patrick Müller

00:03:14  -  Andorra-Geografie, Lage

00:06:52  -  Andorra-Wie lange braucht man ans Meer?

00:07:31  -  Welche Sprache spricht man in Andorra?

00:08:03  -  Was bedeutet es, Andorraner zu sein?

00:11:22  -  Andorra - Wirtschaft, Banken

00:13:51  -  Andorra ein Land für Telearbeit, Freelancer?

00:16:42  -  Wie kann man Einwohner/ Unternehmer in Andorra werden?

00:21:35  -  Passiver Resident in Andorra

00:22:28  -  Steuern auf Dividenden in Andorra

00:23:30  -  Residenz erhalten über eine Firmengründung - Die Firma muss in Andorra aktiv sein

00:28:36  -  Digital Assets und Krypto - Wie wird das in Andorra momentan besteuert?

00:34:53  -  Wie gestaltet sich der Gründungsprozess? Eher schwierig, oder einfach?

00:37:59  -  In Andorra Residenz erhalten - Wie lange dauert das und was kostet das?

00:42:25  -  Mindestlohn, Kosten für die Firmengründung

00:45:17  -  Aktive oder passive Residenz in Andorra - Gibt es Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Ländern?

00:53:14  -  Steuern in Andorra

00:59:34  -  Gibt es Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Andorra und anderen Ländern?

01:01:09  -  Was fallen sonst noch für Kosten an? - Mietpreise, Immobilien, Lebensmittel, Kaffee, Tabak, Alkohol

01:06:37  -  Leben in Andorra: Lebensqualität, Schulsystem - Ist es für Familien geeignet?

01:11:17  -  Wie sieht die Entwicklung aus: Behält Andorra seinen Sonderstatus als kleines Land mit vielen steuerlichen Vorteilen?

01:19:57  -  Max Frisch´s Buch „Andorra”- Gibt es einen Zusammenhang mit dem Land?

01:23:34  -  Wie wird man in Andorra als “Ausländer” behandelt? Wieviele Deutsche leben in Andorra?

01:25:10  -  Das Essen in Andorra

01:27:07  -  Kontaktdaten Patrick Müller

Kontaktdaten und Links:

Patrick Müller

Homepage: www.andorra-solutions.com/de/staff/patrick-mueller/   

E-Mail:        pmueller@andorra-solutions.com

Telefon:       +376 866 770


Sebastian Sauerborn

Homepage: www.wohnsitzausland.com

                     www.auslandsunternehmen.com

E-Mail:        hello@stmcorporate.group

Telefon:       +44 20 3151 0582

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Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP30: Andorra - niedrige Steuern, Skifahren und in 2 Stunden am Meer

Zu Gast: Patrick Müller

Perspektive Ausland – Der Podcast für Unternehmer und Freiberufler dies ins Ausland ziehen, egal ob Steuerplanung, Auslands, Firmengründungen oder Lifestyle Fragen hier geht es jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn. Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:22 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Patrick Müller

Daniel: Heute sprechen wir ja über den größten der sogenannten Zwerg Staaten. Es gibt einige Besonderheiten, was an was Andorra betrifft, obwohl es ein Fürstentum ist, gibt es ja zum Beispiel 2 ausländische Würdenträger, die das gemeinsame Staatsoberhaupt dann darstellen. Es hat die höchstgelegene Hauptstadt auf europäischen Boden, wenn man so will. Ich hab auch gelesen den höchstgelegenen Golfplatz, also für die Golf Spieler. Manche suchen ja das höchstgelegene Ski Resort. Aber wer mal ganz weit oben Golf spielen will, den soll man auch finden in Andorra. Aber wir wollen heute ja noch über ganz andere Dinge sprechen. Wir wollen auch die über die Bedingungen heute sprechen, die man vorfindet, wenn man seinen Wohnsitz dahin verlegen will, oder ein Unternehmen vielleicht gründen will. Wie sieht das Ganze steuerlich aus und darüber haben wir heute einen Experten eingeladen auf dem Gebiet, Patrick Müller. Stellen sie sich doch bitte selbst zuerst unseren Zuhörern und Zuschauern einmal vor.

Patrick: Gut, einen schönen Guten Morgen. Mein Name ist Patrick Müller. Ich bin seit dem Jahr 2013 in Andorra. Und bin aktuell Partner einer Steuerkanzlei und bin spezialisiert auf internationales Steuerrecht und Unternehmensstrategie. Ich bin so knapp 10 Jahren mittlerweile in Andorra und bin damals aus verschiedenen Gründen, hatte selbst ein Unternehmen gehabt, mit Standbein in verschiedenen Ländern. Und bin aus diesem Grund, da ich relativ schon vor 10 Jahren Remote aus dem Home Office arbeiten konnte, bin ich dann aufgrund Liebe zum Wintersport und natürlich den interessanten Steuern dann 2013 nach Andorra gezogen. Hab dort, abgesehen von meinen eigenen Tätigkeiten ein gewisses Potential erkannt. Es gab dann auch eine Gesetzesänderung im Jahr 2012 konkret und ab diesem Zeitpunkt hatte sich Andorra den Ausgangs-Investition zu hundert Prozent Beteiligung jetzt geöffnet. Das heißt Unternehmen von nicht Residenten bis zu diesem Zeitpunkt waren begrenzt auf 51% ausländisches Kapital. Und mit diesem Gesetz ging überhaupt erst sag ich mal diese Nachfrage aus dem Ausland los und hab in dem Moment diese Möglichkeit erkannt. Ich hab dann mit deiner Steuerkanzlei zu diesem Zeitpunkt kollaboriert und bin jetzt Partner mit meiner eigenen Kanzlei, seit ungefähr 2 Jahren.

03:14 - Andorra- Geografie, Lage

Daniel: Ok, klasse, vielen Dank. Also wir freuen uns, dass Sie heute hier sind. Und dann haben wir natürlich eine ganze Menge Punkte oder Fragen, die wir mit Ihnen jetzt besprechen können. Vielleicht fangen wir mal so an. Also wie können sich unsere Zuschauer und Zuhörer denn Andorra vorstellen, wenn sie noch nicht dort gewesen sind? Kann man das mit Liechtenstein vergleichen? Lichtenstein zum Beispiel hat ungefähr 38000 Einwohner. Die Größe kennt man auch so ungefähr. Der ein oder andere ist ja dann doch eher schon mal in Liechtenstein vorbeigefahren, wenn er in Deutschland oder Österreich oder vor allem natürlich der Schweiz wohnt. Zumindest mal zum Skifahren vielleicht dahin gefahren ist. Aber jetzt Andorra, wer da noch nicht vorbeigefahren ist, wie kann man sich das vorstellen?

Patrick: Ich sag immer aus deutscher Sicht, das macht vielleicht weniger Sinn für die Spanier, die Franzosen. Aber ich denke, aus deutscher Sicht kann man Andorra als die Schweiz des Südens bezeichnen. Warum? Wir haben Berge. Es ist ein Land, das scheint zumindestens organisiert. Es ist sauber. Man ist überrascht, wenn man aus Südfrankreich oder aus Spanien kommt. Dieser drastische Wandel bezüglich Infrastruktur, die Straßen, Sauberkeit. Ja, man merkt das eben alles gut organisiert ist. Es ist von den Leuten her, sag ich mal hat man eine gewisse Freundlichkeit, die man antrifft. Es ist auch mediterran, also es ist Süden. Wir sind wirklich eher angelehnt an die spanische Kultur, katalanische Kultur als zum Beispiel an die Franzosen. Und das merkt man in der Küche, man kann sehr gut essen. Aber ist hat auch gewisse Nachteile, vielleicht in dem Sinne für uns Deutschstämmige oder für uns aus dem Einkauf Sachsen Bereich, die natürlich eine gewisse Bürokratie vor Ort dann finden und dementsprechend damit kämpfen müssen. Das heißt dann, es ist schön, ein Umfeld zu haben mit einer mediterranen Kultur, mit Bergen. Allerdings haben wir auch gewisse Nachteile in dem Sinne und für diese Nachteile muss man etwas Geduld mitbringen. Jeder, der schon mal in Spanien ein Projekt hatte, der kennt das. Es kann längere Zeit dauern. Die Behörden sind bürokratisch und dementsprechend muss man da etwas Geduld mitbringen. Geografisch, glaub ich kennen wahrscheinlich die Zuhörer den Namen. Andorra liegt zwischen Frankreich und Spanien, ungefähr zweieinhalb Stunden weg von Barcelona. Man kommt am besten hin mit dem Auto. Man fliegt nach Barcelona oder nach Toulouse und ist dann in 2 Stunden an der Grenze und es ist relativ angenehm die Fahrt. Das heißt, es ist nicht so abgelegen, wie man denken möchte. Andorra selbst hat keinen Flughafen. Das heißt, sie müssen entweder nach Barcelona, wie ich gesagt habe oder es gibt doch mittlerweile eine kleine Flugverbindung nach La Seu d'Urgell. Das ist ein kleiner Ort direkt vor der an andorranischen Grenze. Der hat mittlerweile Verbindungen mit Madrid. Und es werden Verbindungen kommen mit Palma de Mallorca. Sehr interessant auch für viele Deutsche und Paris. Das heißt, die Anbindung verbessert sich und dementsprechend erwarten wir auch einen gewissen Zuwachs, aufgrund der verbesserten Logistik.

06:52 - Andorra- Wie lange braucht man ans Meer?

Daniel: Jetzt stellen wir uns mal vor, es wäre jetzt Sommer und sie würden sich jetzt ins Auto setzen und sagen ich fahr mal an den Strand. Wie lange sind sie unterwegs?

Patrick: An den Strand brauchen Sie ungefähr, ich sag mal, wenn man nach Barcelona fahren oder südlich von Barcelona, die Costa Brava, die ist wahrscheinlich besser bekannt bei den Zuhörern, müssen Sie so ungefähr zweieinhalb Stunden rechnen. Es ist gut möglich, dass man in Andorra im Frühjahr wegfährt. Man sieht noch, das Weiß auf den Bergen, Schnee und innerhalb von zweieinhalb Stunden sind Sie am Strand und haben dann 23-24 Grad im Frühjahr.

07:31 - Welche Sprache spricht man in Andorra?

Sebastian: Und die Sprache, Herr Müller, die gesprochen wird, ist also Katalanisch, ist die Amtssprache?

Patrick: Katalanisch ist die Amtssprache. Allerdings sind wir so gemischt, dass sag ich mal zwischen Portugiesen, Spaniern, Andorraner und verschiedenen Ausländern, meistens Spanisch genutzt wird. Das heißt die Behörden, alle Formulare sind auf Katalanisch, das ist ganz klar, Schilder etc. Allerdings wird mehr Spanisch gesprochen als Katalanisch.

08:03 - Was bedeutet es Andorraner zu sein?

Sebastian: Interessant. Und jetzt ist ja doch bei diesen kleinen Ländern oft so und wir haben jetzt schon auch mit mehreren, sag ich jetzt mal Experten zu kleineren Ländern gesprochen. Ich sag mal nachgeholt oder Malta oder sowas aber auch andere. Ich denke mal Länder mit kleiner Bevölkerung. Wir kennen das auch aus der Schweiz, die haben ja doch ein sehr großes Selbstbewusstsein. Die setzen sich vehement für ihre Unabhängigkeit ein und haben eine sehr ausgeprägte eigene Identität. Was einem, wenn man es im großen Land wie Deutschland oder USA kommt, dann vielleicht oft auch verwundert oder man es sogar mit einer gewissen Arroganz vielleicht belächelt. Ist das in Andorra das gleiche? Ist da eine sehr starke Identität, was es bedeutet Andorranisch zu sein? Wie sehen Sie es?

Patrick: Sie müssen sich vorstellen, dass wir ja 79000 Einwohner haben, von denen sind 38000 Andorranisch. Davon würde ich sagen, ist gut mittlerweile ein Drittel zugewandert über die letzten Jahrzehnte und in Andorra geboren. Das heißt, das sind meistens dann eventuell Kinder von einem portugiesischen Ehepaar von einem spanischen Ehepaar, die dann den Andorranischen Pass bekommen, aufgrund der Geburt in Andorra. Das heißt, ur-stämmige Andorraner , gibt es vielleicht weniger als 30000.

Sebastian: Verrückt, wahnsinnig.

Patrick: Das heißt natürlich, dass dieses, sag ich mal Selbstbewusstsein oder was heißt es Andorraner zu sein. Das finden Sie vielleicht nur bei einem kleinen Teil der Bevölkerung, in dem Sinne. Wir sind sehr, also die andorranische Kultur ist sehr an der katalanischen Kultur angelehnt. Ich sage jetzt nicht absichtlich Katalanisch wegen Spanien und dem Unabhängigkeitsgefühl das die Katalanen haben und weiterhin haben. Aber es ist wirklich so, dass aufgrund der geografischen Lage, ist die Anlehnung an Katalonien ist ist viel, viel größer, wie ich eben schon gesagt hab, als an Frankreich. Und diese Identität ist ähnlich. Andorra ist ja ein unabhängiges Land. Das heißt, wir haben nicht dieses politische Problem, dass die Katalanen haben. Aber ganz klar von der Kultur ist es sehr sehr ähnlich. Aber wie gesagt, wir haben diese Subkulturen, Spanier, Portugiesen, insbesondere. Also man wird überrascht sein, wieviel Portugiesisch man auf der Straße hört. Insbesondere sag ich mal die Arbeiter in den Shops im Tourismus, haben sie sehr viel Portugiesen. Und die haben so ihre kleine Community innerhalb Andorras. Und das heißt man hat nicht so diesen Druck aus politischen Gründen wie in Katalonien, das die Sprache etwas, vielleicht manchmal gepuscht wird wegen dem Unabhängigkeitsgefühl. Das ist eben in Andorra nicht der Fall. Das heißt, es ist ein angenehmes Zusammenleben zwischen verschiedenen Kulturen. Die sind zwar alle mediterran, also die Spanier, das sind die Katalanen ist die ur-stämmigen Andorraner und Portugiesen. Aber wie gesagt, es gibt keine ausgeprägte Identität, oder das wird nicht gepusht, und das ist sehr angenehm, denk ich mal.

Sebastian: Interessant.

11:22 - Andorra- Wirtschaft, Banken

Daniel: Wenn jetzt ich zum Beispiel, bleiben wir mal beim Fürstentum Liechtenstein, wenn ich da durch die Straßen fahre, da sehe ich, was eigentlich wirtschaftlich dort dominiert. Das ist das Bankwesen, was man dort hat. Oder da sehe ich Unternehmen wie Hilti, oder auch Unternehmen der Pharmabranche… Was würde ich in Andorra sehen? Also was dominiert dort die Wirtschaft? Was ist da die Einnahmequelle? Also zum Beispiel, wenn man so Lichtenstein sieht, die haben das Bankwesen und die haben ein Skigebiet, so zum Beispiel. Das ist das, was dort läuft. Was läuft in Andorra?

Patrick: Andorra ist weiterhin gut über 60% vom Tourismus abhängig und das sieht man sofort. Das heißt, sie fahren in Andorra rein: Wir haben das größte Skigebiet in Südeuropa. Und das heißt, wir haben über 210 Kilometer Pisten das ist Grandvalira. Dann gibt es Vall Nord. Das sind 2 große Skigebiete und der Tourismus ist allgegenwärtig. Das heißt viele kommen übers Wochenende, auch Ausflügler im Sommer insbesondere. Dann haben wir dieses Duty Free Shopping. Das wird immer weniger, aufgrund wir haben vor 10 Jahren war der Unterschied immer noch bei weit über 50%, für Tabak, für Benzin. Das passt sich immer mehr an, das wird immer mehr harmonisiert mit der EU. Allerdings haben wir weiterhin viele Ausflügler und ich sag der Tourismus dominiert ganz klar. Ansonsten das Bankwesen ist am schrumpfen. Es ist ganz klar, dass bis vor der Finanzkrise war das Bankensystem aufgrund vom Bankgeheimnis und natürlich aufgrund von Bewegungen von Geldern et cetera, Depots, Auslandskonten. Da war das Bankwesen natürlich weiterhin, würde ich sagen, bei weit über 30/35% Inlandsprodukt prozentual. Aber mittlerweile durch die Konsolidierung, durch die Weißgeldstrategie, durch die Vorgaben der OECD, sind wir mittlerweile an dem Punkt, dass die Banken immer kleiner werden und es kommt auch zu Merger. Das heißt, wir hatten bis letztes Jahr 5 Banken in Andorra und diese werden dieses Jahr Merger zu Treiber. Das heißt, wir werden am Ende von 2022 wird es nur noch drei Banken in Andorra geben.

13:51 - Andorra- ein Land für Telearbeit, Freelancer?

Daniel: Jetzt hat der, ich glaube, der Finanzminister, heißt der Herr Jover, glaube ich, wenn ich es richtig ausspreche, von Andorra, der hat ja jetzt in Bezug auf die Pandemie und die immensen Einnahmeausfälle durch den Tourismus, gesagt, das war nachzulesen, gesagt: Andorra wäre doch auch ein tolles Land für Telearbeit, Home Office aus der Ferne. Das heißt, man müsse anstelle auf Tourismus zu setzen, versuchen mehr Leute ins Land zu bringen, die dann dort wohnen und am Computer arbeiten. Ist das so? Also ist das sowas, wollen wir das bestätigen?

Patrick: Das ist wirklich so, aber wie gesagt die Hauptträger der Andorranischen Wirtschaft letztendlich sind immer noch der Tourismus und waren der Handel. Ich sag mal Tabak, Alkohol, alles, was steuerfrei, Duty Free war. Und das hat Ausflügler getrieben, wiederum verbunden mit dem Tourismus und das Bankenwesen und eben diese 3 sind momentan bedroht. Ich würde sagen, insbesondere der Tourismus. Wir sind natürlich abhängig vom Schnee, hauptsächlich der Wintertourismus. Wir gehen davon aus, wie auch in den Alpen, dass es innerhalb der nächsten 10 Jahre schlagartig weniger Schneefall geben wird oder die Temperaturen werden wärmer, wie wir das alle wissen. Dementsprechend versucht sich die andorranische Regierung anders zu positionieren, und eben Andorra besser zu verkaufen an alle die, die ja eben diese Möglichkeit haben, aber aufgrund von Home Office, wie Sie sagen, Remote Working den Wohnsitz zu verlagern. Und das haben die gewaltig, seit der Pandemie. Seit ungefähr Mitte 2020 sehen wir diese Entwicklung, dass wirklich zu bewerben, teilweise hat sich das Volumen von Residenten fast verdoppelt, verdreifacht seit diesem Zeitpunkt. Und die Pandemie ist ein Ausschlaggeber. Und die andorranische Regierung versucht sich noch besser zu positionieren für diese Arten von Residenten. Man versucht eventuell interessantere Residenz Möglichkeiten zu geben. Man versucht zum Beispiel, gewisse digitale Assets besser abzuwickeln, zu besteuern. Das Thema Krypto liegt dem Parlament vor. Es kommt eventuell ein neues Gesetz für Digital Access. Das heißt, es gibt zahlreiche Initiativen, um diesen Wandel auszunutzen, um neue Residenzen nach Andorra zu ziehen und dementsprechend eine andere Einnahmequelle, insbesondere durch Steuern natürlich dann für das Land zu erzeugen.

16:42 - Wie kann man Einwohner/ Unternehmer in Andorra werden?

Daniel: Andorra ist also ein wunderschönes, kleines Land zwischen Frankreich und Spanien, das durchaus ein gutes Ziel zum Auswandern sein kann. Auch Spanien und Portugal haben ja Programme für wohlhabende Ausländer und gewähren Steuervorteile und Vergünstigungen, um wohlhabende Menschen anzulocken. Da gibt es das Beckham Law in Spanien und den NHR-Status in Portugal, über die wir ja bereits einen Podcast gemacht haben. Den Link hierzu finden Sie in der Videobeschreibung. Heute wollen wir uns mal über Andorra unterhalten und sehen, für wen sich Andorra lohnt und wie man Einwohner oder Unternehmer in diesem Land werden kann.

Patrick: Andorra positioniert sich ganz klar in der gleichen Linie, eben zum Beispiel Portugal kennt er gut. Portugal ist eine gewisse Konkurrenz für Andorra. Dass dieser Non-Habitual Resident Status den Andorra, nein Entschuldigung, den Portugal anbietet. Seit ich glaub 2009 besteht diese Art von Residenz Typ. Und Andorra seit 2012 bietet 2 verschiedene Typen an. Das ist die aktive Residenz durch Firmengründungen und dann die passive Residenz für Vermögende, die mindestens 350000€ in Andorra investieren. Und diese Residenzen, insbesondere die erste aktive Residenz, trägt gut ungefähr zu 60/70% der neuen Residenten bei. Diese insbesondere durch diese Firmen Gründung Option ohne größere Investition, ist sehr beliebt und dadurch haben wir einen gewissen Zufluss gehabt, wie gesagt, insbesondere durch die Pandemie und es werden sehr viele Firmen gegründet. Wir haben letztes Jahr einen Zuwachs gehabt von über 10% an neu gegründeten Firmen netto. Und dadurch die Firmengründung anläuft, einen über die eine Beteiligung von mindestens 25% in dieser Firma, dann den Antrag auf eine aktive Residenz. Das ist derzeit, sag ich mal, das was am meisten Zufluss nach Andorra treibt, weil es gibt keine Möglichkeit, sich als Freelancer niederzulassen. Das ist ein kleines Handicap, dass im Zuge dieser neuen Gesetzesänderung für Digital Assets und für junge Entrepreneur aus dem Tax Sektor, wird es wahrscheinlich eine eine alternativen Residenz geben, die sich auf diese Freelancer fokussiert. Weil derzeit können sie als Berufstätiger nur über eine Firmengründung nach Andorra. Es gibt gewisse Ausnahmen, wie zum Beispiel Ärzte, Architekten, Regulierte Berufe sag ich mal. Und diese, die müssen keine Firma gründen, aber alles andere, was sich in Andorra niederlassen will als Berufstätiger, muss eben über die Firmengründung die Residenz beantragen.

Sebastian: Bevor wir jetzt mal gleich hier zu den konkreten Steuersätzen kommen, möchte ich jetzt noch mal kurz unsere Zuhörer und Zuschauer nochmal auch darauf hinweisen. Dass, das natürlich ein sehr wichtiger Punkt ist mit der Firmengründung. Wir haben ja eben gesprochen über Spanien und Portugal. Was ich sage, trifft aber auch zu für alle anderen Länder, die im Grunde genommen Stati haben, wo man bestimmte Einkünfte steuerfrei vereinnahmen kann, also auch alle London Länder: UK, Irland, Zypern, Malta. Es ist so, dass die Voraussetzungen in diesen Ländern ist, dass die Einkünfte, die man hat, mehr oder weniger passive Einkünfte sind. Das heißt, ich darf zum Beispiel nicht nach Spanien ziehen oder nach Portugal ziehen, wenn ich Trader bin. Ob ich jetzt mit Aktien, ETF oder Krypto handle und dann dort jeden Tag letztlich mal Abruf Trading mache vor Ort, dann kann ich letztlich diese "exempt Staaten" wie Beckham Law und NHR nicht nutzen. Denn ich wäre dann dort gewerblich tätig und müsste in dem Fall die Einkünfte dort komplett versteuern mit der lokalen Einkommensteuer. Daher, wenn wir jetzt eine Struktur haben wie in Andorra, das Gleiche ist natürlich auch in Malta und Zypern in gewisser Weise möglich, wo ich eine Gesellschaft gründe, die dann günstig besteuert ist. Zu den Steuersätzen kommen wir sicherlich gleich. Dann kann ich eben dort vor Ort, dann in Andorra als Trader zum Beispiel mich tatsächlich aufhalten, tatsächlich Traden und habe nicht dieses Problem, dass sie Einkünfte passiv sein müssen. Das können im Grunde ja gewerbliche Einkünfte sein. Deswegen ist es ein sehr wichtiger Punkt.

21:35 - Passiver Resident in Andorra

Patrick: Also man kann es schon so strukturieren. Sie können natürlich als passiver Resident, ohne Firmengründung nach Andorra ziehen. Sie tätigen diese Investition von 350000€. Ungefähr 90% unserer Kunden kaufen eine Immobilie, die können Sie ja natürlich dann auch selbst nutzen. Und die passiven Einkünfte werden in Andorra versteuert und sie genießen gewisse Vorteile. Insbesondere zum Beispiel: Wir haben bei Aktien / Börsen Geschäften haben wir eine Freistellung. Das heißt, wenn sie weniger als 25% des Kapitals des jeweiligen Wertes halten, das ist an der Börse normalerweise immer gegeben, sind sie steuerbefreit auf diese Veräußerungsgewinne von den Aktien.

22:28 - Steuern auf Dividenden in Andorra

Sebastian: Und Dividenden?

Patrick: Dividenden sind besteuert für physische Personen. Das heißt, da liegen sie bei 10%. Allerdings gibt es hier eine Gestaltungsmöglichkeit, eventuell bei einer Holding Gesellschaft in Andorra. Die Holding Gesellschaft wäre befreit von diesen 10%. Die physische Person hinter der Holding Gesellschaft ist befreit von den Dividenden, die sie von der Andorranischen Holding erhält. Das heißt, es gibt keine Gestaltungsmöglichkeit. Wenn die Dividenden allerdings direkt aus dem Ausland an die physische Person kommen, dann sind wir bei 10%. Dadurch, dass eine gewisse Quellenbesteuerung normalerweise insbesondere bei den Ländern ohne DBA bereits im Ursprungsland besteht, wird diese natürlich anerkannt und es kommt dann meistens nicht zu diesen 10%, solange die Quellenbesteuerung bei 10 % oder darüber im Ausland bereits besteht.

23:30 - Residenz erhalten über eine Firmengründung - Die Firma muss in Andorra aktiv sein

Sebastian: Ja, aber ich denke die Option also, was sie gerade eben genannt haben mit der Firmengründung, wo ich jetzt nicht hier natürlich investieren muss. Also ich muss sagen unsere Mandanten, die meisten Mandaten die wir haben, sind eher so die die Unternehmer-Typen, sag ich jetzt mal. Ich würde sagen die meisten von denen würden es bevorzugen, eine Firma zu gründen, als dort eine Immobilie zu kaufen. Weil ja die Immobilie einen ja schon bindet und man möchte ja vielleicht sagen ich möchte das mal machen für 5 Jahre oder 10 Jahre oder so und ich möglicherweise möchte ich keine Immobilie kaufen oder hätten gar nicht das Kapital dazu. Also ich denke die Firmengründung, was sie davor besprochen haben, ist sicherlich für viele Mandanten die interessantere Option.

Patrick: Genau, man kann natürlich die Firmengründung als, sag ich mal, als Eintrittstor nutzen, um dann natürlich seine passiven Einkünfte auch andauernd zu versteuern. Es geht hier darum, die Residenz Karte zu erhalten über eine Firmengründung. Voraussetzung für die Firmengründung und für die Unterhaltung dieser Residenz ist natürlich, dass die Firma aktiv ist. Was heißt aktiv? Das heißt, die Firma muss einen Zweck haben, der entweder zum Handel oder zu Dienstleistung dient. Das heißt, wir können keine Holdinggesellschaft gründen, die dann eine aktive Residenz gewährleistet. Es muss eine Handelsgesellschaft sein.

Sebastian: Ja, aber wenn ich jetzt zum Beispiel, also man angenommen ich wäre Trader oder würde jetzt mit ETF Aktien und oder sowas traden und ich würde sagen ok, ich lass mich in den Andorra nieder und die Firma macht dann oder ist diejenige, die diese Trading Geschäfte tätigt, dann wären ja die Bedingungen erfüllt, oder?

Patrick: Nein, das ist eben der kleine Unterschied. Wenn das mit ihrem Eigenkapital geschieht oder mit dem Eigenkapital der Firma, dann ist es eben keine wirtschaftliche Aktivität als solches. Andorra würde das nicht anerkennen. Sie können natürlich eine Firma gründen, die ihre Aktien hält oder sich selbst. Die hat nie Aktien. Meistens ist es so, weil wir halt eben diese Steuerbefreiung auf die Veräußerungsgewinne nur bei physischen Personen haben, das es dann interessanter ist die Aktien auf ihrem eigenen Namen zu behalten, von der Steuerbefreiung bei den Veräußerungsgewinnen zu profitieren und die Firma hat eine Aktivität, das können Beratungs-Dienstleistungen sein, das kann Handel sein, dass kann ein E-Commerce sein. Viele Kunden sind tatsächlich in dieser Situation, dass die passiven Einkünfte deutlich im Schwergewicht liegen und das hat eben oftmals eine wirtschaftlicher Aktivität, ja geringfügig, aber sie besteht und diese Tür zu Firmengründungen dann öffnet und sie müssen ein Minimum, würde ich sagen von total 60/70 Tausend €. Das will die Einwanderungsbehörde sehen, weil aufgrund des Mindestlohns in Andorra erwartet die Einwanderungsbehörde ungefähr das Volumen vom 2/ 2,5 dem Mindestlohn in Andorra, als Lebensunterhalt Standard Basis und das erklärt dieses Volumen von ungefähr 60000€. Damit die Firma nicht in den Augenschein der Einwanderungsbehörde fällt und gesagt wird, hier besteht eine Scheinfirma, die existiert nur, um die Residenz zu holen, das heißt, ein Mindestvolumen sollte vorhanden sein.

Sebastian: Sagen wir, wir würden die Firma gründen, die Firma würde möglicherweise eine geringe Beratungstätigkeit ausführen, oder auch nicht, oder eine größere Beratungstätigkeit oder irgendeine andere Tätigkeit. Wenn ich jetzt zum Beispiel hier einen mein eigenes Vermögen verwaltet, dann würde ich das dann wahrscheinlich persönlich machen um die Firma würde meine Beratungstätigkeiten abwickeln.

Patrick: Ganz genau, es gibt tatsächlich viele Fälle. Wir haben natürlich aufgrund von Krypto diese Situation oft. Man sollte natürlich nicht allzu viel improvisieren, sondern eine reale Tätigkeit sein. Es soll da auch idealerweise natürlich an Dritte fakturiert werden. Sie können natürlich auch aus Verrechnungspreis Gesichtspunkten. ist es nicht ideal. Aber sie können natürlich auch eigene Unternehmen fakturieren, wenn sie ins Ausland, wenn sie nach Andorra ziehen und benötigen, eine gewisse Aktivität dann gibt es diese Möglichkeiten. Das haben wir oft habe oft. Allerdings soll, wenn man hier diese Gesichtspunkte betrachten, Verrechnungspreise und das ist halt eben eine reale Aktivität ist. Das wird jetzt selten überprüft, allerdings ist schon möglich, dass die Einwanderungsbehörde sagt OK wir schauen wir uns die Bilanz an und Gewinn- Verlustrechnung von diesem Unternehmen, und da wird vielleicht nur 20000€ im Jahr fakturiert, das ist etwas niedrig, dazu hat die Person Schulden, bezahlt die Sozialversicherungsgebühr nicht monatlich und vielleicht erneuern wir dann diese Residenz nicht mehr. Das kann passieren, also man sollte nicht zu sehr ans Limit kommen. Das ist ganz klar.

28:36 - Digital Assets und Krypto - Wie wird das in Andorra momentan besteuert?

Sebastian: Das macht ja natürlich absolut Sinn, ist ja ganz klar. Jetzt hatten sie ja gerade eben schon gesagt es gibt dort möglicherweise Gesetzesinitiativen zum Thema Digital Assets und Krypto. Wie wird das in Andorra momentan besteuert? Also mal angenommen, ich lebe jetzt momentan in Andorra und ich habe also Krypto Assets und habe dort auch gewisse Erträge dann aus diesen Veräußerungen. In vielen Ländern ist es ja heutzutage so, dass die Rechtslage möglicherweise ungeklärt ist. Wiederum bekennen ja, Portugal hat sich ja jetzt zum Krypto Paradies letztlich in den letzten Jahren hier entwickelt, weil dort aufgrund der unklaren Rechtslage und Honorar Abgangssteuern auf Krypto-Erträge fällig werden. Wie ist es in Andorra?

Patrick: In Andorra ist es wichtig, dass wir auch hier in einer Situation sind, wo die Gesetzeslage noch relativ offen ist. Das heißt, wir sind eben bei einem neuen Gesetz, das liegt im Parlament. Ich denke, das wird bis Anfang nächsten Jahres, wird das abgesegnet werden und dann werden wir konkrete Punkte haben, insbesondere zu verschiedenen Mechanismen wie man Krypto reinvertiert, Staking, etc. Allerdings aktuell ganz einfach ist es so, dass wenn sie eine Kryptowährung verkaufen und dann Gewinn Verluste werden gegengerechnet und lediglich fallen 10% Besteuerung auf den Netto Veräußerungsgewinn an. Selbst wenn diese Kryptowährung in eine andere Kryptowährung getauscht wird. Also das geht nicht nur Krypto und Fiat, sondern auch zwischen verschiedenen Kryptos. Dieser Veräußerungsgewinn wird berechnet und es fallen 10% auf den Gewinn ab.

Sebastian: Also 10% könnte man sagen ist natürlich für viele ein akzeptabler Wert, ein akzeptabler Betrag, ist ja klar. Vor allen Dingen, wenn man jetzt die Situation in anderen Ländern anschaut. Vor allen Dingen wenn wir zum Beispiel, mal angenommen, man würde es in Zypern machen und man hätte in Zypern jetzt ist ja auch die, die die Lage unklar. Zypern wird ja oft empfohlen, zum Beispiel, dass man dann hier eine Gesellschaft gründet, Dividenden sind steuerfrei und so weiter und sofort und dann trotzdem 12,5% bezahlen. Das heißt, hier sagen Sie jetzt in in Andorra momentan 10%, also das wäre ein Betrag, der für viele akzeptabel wäre.

Patrick: Genau, ich denke, es ist besser wenig zu bezahlen als gar nicht zu bezahlen, das ist ganz klar. Es ist natürlich auch schwierig, sage ich ganz ehrlich, für die andorranischen Behörden da überhaupt mit zu kommen. Aber letztendlich denke ich sollte man ehrlich sein. Man muss natürlich das Welteinkommen in Andorra versteuern. Und es gibt natürlich aufgrund der Bankbewegungen gibt es ganz klare Indizien. Wenn ich natürlich zwischen einem Exchange und meinem andorranischen Bankkonto Bewegungen machen, das ist ganz klar, worauf es hinausläuft und dementsprechend wird das ordentlich deklariert. Und ich denke, hier wird es aufgrund dieser Staking Situation und verschiedenen Mechanismen, ohne jetzt in Details zu gehen, wird es wahrscheinlich noch Verbesserungs-Initiativen geben, aufgrund dieser neuen Gesetzeslage. Es ist offen, wie das genau aussehen wird, aber ich denke, da von 2023 wissen wir dann mehr. Auf jeden Fall würde es noch etwas interessanter.

Sebastian: Also eher noch interessanter. Also, das heißt nochmal kurz zusammengefasst. Das heißt, wenn ich jetzt also wir selbst mehr oder weniger hauptberuflich als Krypto Trader unterwegs wäre, dann könnte ich sagen, ich lebe in Andorra, ich gründe eine Firma. Die Firma macht Beratungsdienstleistungen. Krypto Trading mache ich privat, zahle 10% und die Gesellschaft bezahlt eben Körperschaftsteuer. Da kommen wir sicherlich gleich noch drauf und wie das ist. Auf die Einkünfte aus meiner Beratungstätigkeit und dann hätte ich im Grunde einen rechtssicheren Status mit einem günstigen Steuersatz, um diese Aktivitäten hier zu vereinnahmen und die Gewinne aus diesen Aktivitäten zu vereinnahmen.

Patrick: Genau. Man muss natürlich wieder im Compliance mitspielen, das möchte ich auch in dem Zuge erwähnen. Andorra hat sehr strenge Compliance Vorgaben. Dementsprechend muss man sich darauf vorbereiten, auf maximale Transparenz. Diese Bewegung, wenn man eventuelle Krypto schon seit Jahren betreibt und da gab es x Bewegungen, ist es wichtig, dass man Nachweise mitbringt, weil wenn es zu einem Cash out kommen sollte, über ein andorranisches Konto. Dann sind wir natürlich in der Situation, wenn es ab gewisse Beträge wird es natürlich dann zu Compliance Anfragen kommen. Und zu dem Zeitpunkt muss man diese Transparenz mitbringen und eventuell dokumentieren x Jahre, wie hat sich das entwickelt? Darauf sollte man vorbereitet sein und da ist Andorra sehr, sehr strikt, und das wird auch so bleiben. Wir haben wie gesagt 3 Banken. Und es gibt eine gewisse Risiko Vermeidungsstrategie, Risk avoidance. Und es kann gut sein, dass wenn der Grund der Kunde im Vorfeld sich präsentiert, als hauptsächlich Krypto Trading, anstatt Geschäftsmann, ist es gut möglich, dass die Bank sagt, das möchten wir uns gerne anschauen und machen eventuell Pre-Compliance, dass wir eventuell sogar Schwierigkeiten haben, das Geschäftskonto zu eröffnen. Das heißt, man muss eine gewisse Transparenz von Anfang an mitbringen, sonst gibt es eventuell später böse Überraschungen. Die Alternative wäre, dass man eben Konten betreibt in anderen Ländern, Estland etc., Deutschland, die sag ich mal aufgrund des großen Bankensystems natürlich mehr Spielraum haben, auch teilweise als Krypto friendly betrachtet werden. Das wäre die Alternative, dass man sagt OK, ich bringe meine Kryptos nicht nach Andorra, sondern habe ein Nicht-Residenten Konto in Estland und mach meine Crash outs dort. Dann können sie natürlich Überweisung tätigen nach Andorra, im gewissen Rahmen, das ist vollkommen legitim und der Compliance Aufwand wäre etwas reduzierter. Dann möchte ich darauf hinweisen, das ist ein wichtiger Punkt.

34:53 - Wie gestaltet sich der Gründungsprozess? Eher schwierig, oder einfach?

Sebastian: Ja, also wir kennen das aus anderen Ländern. Ich sag mal zum Beispiel Malta. Man denkt ja oft so als Laie, dass man sagt: Na ja, also, ich sag jetzt mal Andorra eine Steueroase, da sind sie ja ganz scharf drauf. Da kann ich am besten noch mit dem Koffer und dem Bargelde da ankommen. Ist natürlich überhaupt nicht so. Also, je kleiner das Land, desto schwieriger die Compliance. Das ist meine Erfahrung und sie werden sicherlich zustimmen. Das kann man komplett vergessen, es ist eher strenger als in Deutschland und anderen großen Ländern.

Patrick: Ganz klar, man muss sich auf diesen Punkt gefasst machen, und das ist einer der Punkte, der am meisten Zeit benötigt im Prozess auf der Firmengründung Compliance bei der Bank müssen Sie mindestens von 2 - 3 Wochen ausgehen. Und da sollte man sich darauf vorbereiten.

Daniel: Ist es denn generell, wenn ich jetzt ein Unternehmen gründe, in Andorra der Gründungsprozess ist der aufwendig und schwierig? Und ist es für mich, wenn ich ein Unternehmen in Andorra gründe generell schwierig oder einfach ein Bankkonto zu eröffnen, wenn wir gerade bei dem Thema sind.

Patrick: Die Gründung an sich bedarf ungefähr 12 Wochen, müssen Sie rechnen. Das heißt, das ist schon relativ aufwendig. Es gibt 2 oder 3 Prozesse, die wir zum Beispiel in vielen anderen Ländern nicht haben. Das ist einmal die Auslands Investitionsgenehmigung. Das heißt, man muss sich präsentieren als zukünftiger Aktionär Gesellschafter, Profil, Führungszeugnisse, erwarteter Umsatz, erwartete Gewinne. Und muss dann quasi dieses Dossier das bereiten wir vor, bei der Regierung abgeben und die Regierung studiert wirklich. Das ist eine Formalität, aber es wird trotzdem geprüft. Im Normalfall zu 99,5% wird das genehmigt und sie können das Unternehmen dann gründen. Erst zu dem Zeitpunkt kontaktieren wir die Bank, präsentieren das Dossier, gehen durch das Compliance, öffnen ein Gründungskonto und dann wird die Firma gegründet, gegründet beim Notar. Das ist der regulären Prozess. Dann dauert es noch mal 2 -3 Wochen bis die Firma eingeschrieben ist und ab dem Zeitpunkt können sie dann eine Betriebsstätte anmelden. Das ist nochmal ein etwas separater Prozess. Das heißt, sie brauchen in Andorra eine reale Betriebsstätte mit Substanz, sag ich mal. Das heißt, es muss ein physischer ,ein Büro, das kann bei ihnen zuhause sein. Das kann ein Co-working sein, den wir auch selbst betreiben. Das heißt, die Firma muss an einem physischen Standort angemeldet werden. Und gleichzeitig können Sie die Residenz beantragen, das heißt ungefähr ab der neunten Woche machen sie dann die Betriebsstätte und die Residenz, das sie dann in der 12. Woche wirklich dann auch die Residenz und die Firma komplett gegründet haben.

37:59 - In Andorra Residenz erhalten- wie lange dauert das und was kostet das?

Daniel: Jetzt hatten sie ja schon erwähnt, dass der Residenz Status dann aber wieder mir entzogen werden kann. Also es ist schon doch im Vergleich zu anderen Ländern mit einem gewissen Risiko behaftet. Das heißt bekomm ich die Residenz dann wirklich in Verbindung mit einer Firmengründung immer nur für 12 Monate? Wird das in Kalenderjahren dann geregelt, oder wie läuft denn das? Oder gibt es dann auch die Möglichkeit der Optionen, das vielleicht auf mehrere Jahre in einem Zug zu verlängern in Zukunft? Vielleicht können sie dazu noch ein bisschen was erklären.

Patrick: Genau, es ist richtig, dass die Residenz beim ersten Mal nur für ein Jahr gültig ist, dann muss sie erneuert werden. Das ist zwar eine Formalität. Das dauert vielleicht nur 3 Wochen, bis sie die Erneuerung haben, aber die Behörden schauen sich nochmal das ganze Dosier an. Da kommen wir wieder zurück auf den Punkt: hat die Firma Umsatz? Sie müssen keine Gewinne fahren, sie können natürlich, ein neugegründetes Unternehmen kann natürlich Verluste haben, das ist kein Problem. Aber die Migrationsbehörde schaut sich schon das Profil etwas an. Werden Sozialversicherungsbeiträge bezahlt? Das sind gewisse Punkte und letztendlich auch die die Anwesenheit. Wir sind natürlich hier an der kritischen Frage der Permanenz. 183 Tage werden offiziell von der Einwanderungsbehörde gefordert. Ich sage offiziell. Es ist schwer das zu kontrollieren und es wird auch nicht genau auf den Tag kontrolliert, aber es ist schon möglich, dass die Einwanderungsbehörde eventuell eine Anfrage startet. Dass man entweder telefoniert zum Zeitpunkt der Erneuerung, ob man sie antrifft oder ihnen eventuell auch im Extremfall einen Besuch abstattet. Das natürlich nicht so angenehm, muss man aber keine Angst dafür haben. Da klingelt jemand, kommt an die Tür und sagt: Hallo, Herr Sauerborn, sind sie zu Hause? Ja, ich bin hier. Wir kommen nur "Guten Tag" sagen und wir sind dann wieder weg. Es mag lächerlich erscheinen. Aber es wird teilweise immer noch so, sag ich mal, manuell kontrolliert. Das gibts.

Daniel: Vielleicht können wir bei ein paar Punkten, die sie gerade genannt haben, noch ein bissel mehr konkret werden. Also wir haben jetzt den Zeitraum der Gründung ist also dauert 12 Wochen haben wir gesagt. Da haben wir schon mal eine Zahl, weil unsere Zuhörer und Zuschauer lieben natürlich immer Zahlen und Fakten. So also wir kennen uns ungefähr die Zeit. Jetzt haben Sie gesagt, man muss zum Beispiel seine Sozialversicherungsbeiträge bezahlen. Man muss einen gewissen Umsatz haben. Können wir dort nochmal einfach ein paar Zahlen an die Wand nageln? Also zum Beispiel mit welchen Kosten ist jetzt so dieses ganze Paket verbunden? Also ich muss jetzt wieviel Sozialversicherungs, wie sind die Sozialversicherungsbeiträge, Krankenversicherungsbeiträge etc, also was ist das, was kostet mich letztendlich die Residenz? Wenn man so will, also wenn ich diese Firmengründung fahre und dann halt das Unternehmen mit allen Beiträgen und Abgaben, die ich liefern muss am Laufen halte?

Patrick: Für die aktive Residenz gibt es 4 Hauptkriterien. Sie müssen mit der Firmen Gründung 21% mindestens am Kapital halten. Sie können rein theoretisch sich auf einer bereits bestehenden Gesellschaft beteiligen mit mindestens 21%. Diese Möglichkeit gibt es auch, meistens werden allerdings Firmen dann neu gegründet. Dann müssen Sie in die Sozialversicherung als selbstständiger Geschäftsführer bezahlen Sie 458€ derzeit monatlich. Dann müssen Sie 15000€ Kaution hinterlegen. Die kriegen Sie wieder zurück. Aber die sind hinterlegt und dann gibt es keine Zinsen, die liegen bei der andorranischen Regierung. Und die kriegen sie erst dann wieder zurück, wenn sie Andorra verlassen, wenn sie die Residenz abgeben. Das ist ein wichtiger Punkt. Und vierter Punkt hab ich schon mich daraufhin bezogen, als Geschäftsführer müssen sie natürlich aktiv das Unternehmen leiten und sie können jetzt kein Angestellter sein. Sie können nicht nur Gesellschafter oder Aktionär sein, das heißt, sie müssen immer leitender Geschäftsführer des Unternehmens sein. Das sind die 4 Punkte.

42:25 - Mindestlohn, Kosten für die Firmengründung

Daniel: Und was ist das Mindestgehalt? Was dann sagen wir mal über die Lohnabrechnung und letztendlich mehr ausbezahlt werden muss?.

Patrick: Das Mindestgehalt ist ungefähr 2,5 des Mindestlohns und da sind wir ungefähr. 2,5 Mal des Mindestlohns sind wir ungefähr bei 2500 bis 3000€. Da kommen wir wieder zurück auf den Punkt, man sollte ein gewisses Volumen haben, dass man sich ein ordentliches Gehalt bezahlen kann und mit diesem ordentlichen Gehalt natürlich in Andorra leben kann. So betrachtet das die Einwanderungsbehörde.

Daniel: Ok.

Sebastian: Absolut vielleicht hier nochmal ein Kommentar. Das ist natürlich absolut wichtig zu verstehen. Das natürlich mit einem solchen Umzug gewisse Aufwände verbunden sind finanzieller Art und eben das dann auch in der Lage sein muss, dann in Andorra einen gewissen Lebensstandard zu haben, Substanz aufbauen, das wir schon gesagt haben. Also, das hat natürlich keinen Sinn für jemanden das zu machen, der jetzt sozusagen möglicherweise ein Freelancer ist, aber hier nur relativ gering verdient. Also das muss natürlich schon jemand sein, der hier auf jeden Fall Zeppelin im höheren sechsstelligen Bereich verdient, damit sich das lohnt. Ansonsten hat es natürlich keinen Sinn.

Patrick: Es ist schon richtig, dass abgesehen jetzt von der Firmengründung, das ist ein Aufwand. Sie müssen natürlich die Firma unterhalten. Das heißt, das machen wir gerne, das ist aber trotzdem dieser Kostenpunkt pro Monat. Dann haben Sie die Sozialversicherungen eben. Sie haben zwar eine Deckung, sind abgedeckt in Spanien, Frankreich, Portugal, Andorra, diesen 4 Ländern. Aber klar, mittlerweile durch die Immobilien Situation und das ist auch ein wichtiger Punkt geworden. Früher konnte man ne kleine Wohnung mieten und da war der Quadratmeterpreis eventuell bei 8 - 10€. Heutzutage sind wir bei 13 - 15€ pro Quadratmeter. Und das ist natürlich dann mittlerweile auch schon ein gewisser Kostenpunkt. Kleine Wohnungen sind auch schwierig zu finden. Von daher ist es ganz wichtig: ich muss kommen mit einem Startkapital von um die 20 - 25000€. Weil alleine die 15000,00€ Kaution werden hinterlegt, die bekommen sie wieder zurück, aber es sind natürlich weg. 3000€ Mindestkapital an einer SL das ist die GmbH in Andorra. Mit diesen 3000€ können sie natürlich sofort arbeiten, innerhalb der gmbh. Und dann Gebühren, Honorare et cetera. Das ist so ungefähr das Startkapital, das man mitbringen sollte. Monatliche Kosten: zwischen Buchhaltung, Sozialversicherung, Miete würde ich mal schätzen mindestens 1500 - 2000€. Das müssen sie so ungefähr kalkulieren.

45:17 - Aktive oder passive Residenz in Andorra- Gibt es Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Ländern?

Sebastian: Genau und ein anderer wichtiger Punkt, den sie da schon angesprochen haben vorhin bei der Einwanderungsbehörde, die möglicherweise an die Tür klopft. Es ist natürlich wichtig zu sagen heutzutage, und das geht jetzt nicht für eine Dauer. Das gilt, das gilt für jeden, der ins Ausland umzieht und wir beten das herunter, mehr oder weniger wie eine Litanei an ganz vielen Stellen auch auf unserer Webseite. Also der Umzug muss ein tatsächlicher Umzug sein und man muss das tatsächlich so leben. Das heißt, wenn man Familie hat, wenn man Kinder hat dann müssen die mit umziehen. Dann muss wirklich tatsächlich die Familie dort leben, man muss sich da aufhalten. Man kann natürlich geschäftlich reisen, also ich meine, wir haben jetzt Mandanten, die sind laufend geschäftlich unterwegs bei Terminen im Ausland, USA, Asien und so weiter und sofort, ist ja klar. Aber, ich meine es muss schon gelebt sein und es muss schon der wirkliche Wohnsitz sein, weil ansonsten bekommt man nicht nur in Andorra die Probleme. Das sind vielleicht die geringsten Probleme, sondern eben auch in anderen, im Herkunftsland. Also wir kennen immer wieder, dass Mandaten aus Deutschland wegziehen. Die werden nach 3 Jahren oder so nochmal konfrontiert von der deutschen Steuerbehörde, und da wird genau gefragt wo hast du dich denn tatsächlich aufgehalten in den letzten 3 Jahren? Schick mir mal eine Excel Liste, wo jeder Tag letztlich vermerkt ist, der Aufenthalt. Und man kann nicht irgendetwas erfinden. Und wenn man da natürlich hier nicht nachweisen kann, dass waren dann seinen neuen Wohnsitz in Andorra war, sondern tatsächlich zum Beispiel sag jetzt mal wie Boris Becker, der angeblich immer noch in Monaco war, die ganze Zeit in München sich aufgehalten hat. Dann hat man natürlich ein Problem ja. Und ein größeres Problem dann in Deutschland wahrscheinlich als in Andorra. Also das muss man wirklich leben heutzutage, also irgendwie so eine Scheinkonstruktion zu haben, das funktioniert gar nicht.

Patrick: Genau, das ist natürlich nicht so, die Residenz muss real und effektiv sein. Das ist der Hauptpunkt hier. Es ist, wie sie sagen, richtig, dass man sich weniger sorgen sollte, um die Andorranische Einwanderungsbehörde. Wie gesagt die macht manuelle Prüfungen, kommt an die Tür klopft, ruft kurz an. Das kann man regeln, das kann man besprechen. Man kann Nachweise bringen, Stromrechnungen, Wasser, Kreditkartenabrechnungen und da gibt es eine gewisse Kulanz. Es hängt immer vom Fall ab es kommt, es wird teilweise etwas subjektiv behandelt. Das ist richtig, aber es wird niemand des Landes verwiesen. Das das möchte ich auch ganz klar deutlich machen. Es gibt natürlich auch alternative Möglichkeiten und man wird in einem Extremfall, wird man natürlich nicht sofort die Residenz komplett verlieren, sondern man wird eine alternative Möglichkeit haben. Das sind passive Residenzen, das sind Sub-Typen, auf die ich vielleicht jetzt nicht eingehen möchte, aber die dann die Möglichkeit geben, nur 90 Tage offiziell in Andorra zu verbringen und sie können weiterhin die Firma betreiben. Also da gibt es Möglichkeiten, sie werden auf keinen Fall die Residenz verlieren, in dem Sinne. Aber der wichtige Punkt hier ist eben das, was sie gesagt haben im Ursprungsland, insbesondere jetzt Deutschland, Spanien, Frankreich, unsere Nachbarn hier. Wenn Sie einen Steuer Wohnsitz von Spanien nach Andorra verlegen wird es natürlich zu einer gewissen Aufmerksamkeit kommen bei den Behörden. Das ist ganz klar. Je nach Einkommen, je nach Steuer-Profil, das ist ganz klar. Und das heißt, es muss sauber gemacht werden. Es muss real sein und was immer interessant ist für die Deutschen ist das eben viele kommen über die Balearen kommen von der Costa Blanca kommen von der Costa Brava. Weil, wenn sie schon mehr als 183 Tage außerhalb von Deutschland verbringen und viel Zeit in Spanien verbringen und Andorra ist ja gar nicht so weit weg von Spanien, ist da eine gute Kommunikation eine Kombinationsmöglichkeit da. Das heißt, man kann sich durchaus vorstellen, dass man in Deutschland den Steuer Wohnsitz aufgibt. Man verbringt ja eh schon gewisse Zeit außerhalb von Deutschland und man etabliert Steuer Wohnsitz in Andorra, verbringt dort auch idealerweise 183 Tage. Allerdings gibt es die Möglichkeit, dann zu korrigieren mit Spanien. Dass man sagt OK, ich bin vorsichtig in Spanien, ich vermeide 183 Tage in Spanien, hab dort keine wirtschaftlichen Interessen und versuche so nah wie möglich an die 183 Tage in Andorra ranzukommen. Das ist eine ideale Kombination oder auch mit jedem anderen Drittland. Die Realität ist wirklich so. Also die meisten Kunden verbringen hier knapp 183 Tage. Und der Rest wird meistens entweder in Spanien, in England, in Frankreich oder in anderen Drittländern verbracht. Das ist so. Und das ist, denke ich mal eine interessante Kombination, wie wir eben gesagt haben wir sind zweieinhalb Stunden vom Strand weg, das heißt, man kann die Berge mit mit der Küste kombinieren und ich würd sagen ungefähr 50-60% der Deutschen haben wirklich ein zweites Standbein und halten sich an die Spielregeln. Und das ist natürlich wichtig, dass die, die sich viel in Spanien bewegen, sich natürlich an die Spielregeln der Steuerresidenz halten. Das ist ganz klar.

Sebastian: Also wir kennen genau dieses Modell, was sie jetzt gerade beschreiben auch aus Malta. Also wir haben zum Beispiel Mandanten, die sind 2 Wochen in Malta, dann 10 Tage zum Beispiel in Deutschland beschäftigt, dann wieder 2 Wochen Malta, dann wieder 10 Tage in Deutschland oder in Österreich. Ja, also, das ist ja absolut auch so machbar und man muss natürlich auch nicht 183 Tage am Stück irgendwo verbringen. Sondern in der Regel bietet sie es oft an, sind ja auch die Gegensätze oftmals positiv. Ja, das ist ja auch das Schöne, also gerade wenn man heute gern Skifahren. Und jetzt hoffen alle, das es da immer noch Schnee gibt.. Ja, sie hatten da schon Zweifel ausgedrückt, aber hoffen wir mal, das ist weiter Schnee gibt. Da kann man ja gerade im Winter dort relativ viel Zeit verbringen und dann die Vorteile nutzen und im Sommer vielleicht dann wandern gehen.

Patrick: Ganz genau, das ist eine ideale Kombinationsmöglichkeit und so würde ich es auch sehen. Eine reale, effektive Residenz, das ist ganz klar das ist der Hauptpunkt, aber mit zahlreichen Gestaltungsmöglichkeiten. Ob das jetzt vom vom Lebensstil ist, dass man sagt OK, man verbringt Zeit in anderen Ländern oder auf den Erstattungsmöglichkeiten, da sind wir nicht größer darauf eingegangen, aber es gibt auch die Möglichkeit, wie wir das bereits angedeutet haben. Es gibt auch Möglichkeiten mit Malta. Das ist ein Steuer Traum. Es gibt Möglichkeiten mit Dubai. Das heißt eventuell ein Unternehmer, der viel in Asien Interessen hat, hat ein Unternehmen in Dubai, möchte aber eine gewisse Zeit in Europa verbringen. Da gibt es interessante Möglichkeiten, da Dubai zum Beispiel Dividendenlos. Dubai nach Andorra wäre auch wieder zu 0% aufgrund dieser Holding Struktur. Die haben das Steuer Abkommen auch auf dass es gewisse Rechtssicherheit gibt. Ähnlich wäre es mit Malta. Malta ist ja durch dieses simplitation System, funktioniert etwas anders, aber auch da haben wir eine Holding Möglichkeit. Und dementsprechend ließe sich das auch gut kombinieren, wenn man ein wirtschaftliches Standbein in Dubai. Vereinigte Arabische Emirate allgemein oder in Malta hätte und aber gleichzeitig aufgrund Interessen, Lebensmittelpunkt sich viele in Westeuropa aufhält, dann wäre es natürlich interessant, das mit einer Residenz in Andorra zu kombinieren.

53:14 - Steuern in Andorra

Daniel: Zusammengefasst ermöglicht einem also der aktive oder passive Residenz Status eine Besteuerung nach andorranischen Steuerrecht, was vergleichsweise sehr günstig sein kann. Wir wollen daher einmal darüber sprechen, welche Steuern es in Andorra gibt und welche nicht.

Patrick: Dann fangen wir am besten bei dem an, was es nicht gibt. Es gibt keine Schenkungs- Erbschaftsteuer, es gibt keine Vermögenssteuer. Dann die Einkommensteuer liegt bei einem maximalen Satz von 10%. Allerdings haben wir hier zahlreiche Vorteile. Das heißt, wir können zum Beispiel auf Einkommen aus nicht selbstständiger Arbeit, können wir bis zu, dazu gehört auch das Einkommen aus selbstständiger Arbeit für die eigene Firma, können wir bis zu 24000€ Freibetrag mitbringen. Von 24000€ Gehalt auf 40000, diese 16000 sind nur mit 5% versteuert. Das heißt, hier haben wir einen relativ großen Spielraum bei einem Gehalt von bis zu 40000. Vor Abzügen, weil auch auf die Sozialversicherung zum Beispiel, die man als Selbständiger bezahlt, sind natürlich abziehbar etc.. Das heißt, wir sind effektiv bei einem Steuersatz von circa 2 - 3% bei einem Gehalt von 40000. Das ist die Einkommensteuer. Ab 40000 sind es dann 10%. Und dabei bleibt es auch. Das heißt, hier gibt es Gestaltungsmöglichkeiten, dass man eben sagt ok, ich zieh mir ein Gehalt von 40000€. Und ab den 40000€ zum Beispiel, lass ich mir dann die Dividenden auszahlen von der Gesellschaft Damit sind wir bei der Körperschaftsteuer, das sind 10%. Es gibt eine Ausnahme für Software, Lizenzgebühren, Royalties, auf Patente. Wenn diese Software oder dieses Patent mit wesentlicher Substanz in Andorra entwickelt wird, was heißt das? Das heißt, wenn Sie zum Beispiel einen Ingenieur, Software Engineer Softwareentwickler in Andorra anstellen oder sie selbst dieser sind, dann können Sie aufgrund dieser Entwicklung vor Ort können Sie dieses Patent Box Regime beantragen, so wie wir das hier nennen und die Unternehmensbesteuerung Körperschaftsbesteuerung geht von 10% auf 2%.

Sebastian: Und diese Patent Box sind, ist also auch konform mit den OECD Vorgaben, die ja viele Patent Box Regelungen im Grunde nichtig gemacht hat.

Patrick: Genau, das ist ein wichtiger Punkt. Deswegen auf die die Substanz Auflage. Vorher gab es keine Substanz Auflage und es gab auch die Möglichkeit, dass man zum Beispiel Marken mit einbringt. Das gibt es nicht mehr, es geht nur noch um wirklich Mehrwert, der in Andorra geschafft wird. Das heißt, Sie müssen absolut der Regierung Vorlagen, Beweise bringen, dass sie wirklich muss, speziell beantragt werden. Dass sie wirklich Arbeitskraft und Substanz in dem Sektor, der zu diesem Mehrwert beiträgt, tatsächlich in Andorra haben. Das muss natürlich beantragt werden. Das dauert auch, das kann bis zu 6 Monate dauern, muss genehmigt werden. Erst dann kriegen sie, auch nur auf diese Arten von Einnahmen, das geht nur um die Royalties, um die Lizenzgebühren. Wenn sie zum Beispiel eine Firma haben, die Software Service anbietet und Dienstleistungen fakturieren, wird das Buchhalterisch so getrennt, dass diese 2% wirklich nur auf die Royalties anfallen und nicht auf die Dienstleistung.

Daniel: Also Dienstleistung wäre normalerweise Dienstleistungen bei Software der größte Teil bei einer Software Dienstleistung ist ja wieder die Maintenance und die Weiterentwicklung und die Updates normalerweise. Also die fallen dann trotzdem schon mit runter also letztendlich, ist meine sind das wahrscheinlich solche Leistung wie Hosting, also wenn ich jetzt noch ein Server Rechenzentrum betreibe und dort die die Software hoste und das auch berechne, das wird dann zum Beispiel rausgerechnet. So hab ich das verstanden. Oder Installationen? Ich installiere die Software zum Beispiel. Aber das ist ein interessantes Konzept, könnte durchaus in der Softwareentwicklungs Branche den ein oder anderen dahinziehen. Ist spannend. So waren das jetzt schon alle interessanten Punkte? Wir wollten sie ja nicht unterbrechen, also bis jetzt hat es sich spannend angehört, aber gibt es beizusteuern, noch mehr zu sagen jetzt, weil der der Bierdeckel ist noch nicht ganz voll?

Patrick: Ja, wir waren bei dem, was es nicht gibt, dann werden wir bei der Einkommensteuer dann mal Körperschaftsteuer und dann gibt es natürlich hier zahlreiche Ausnahmen und interessante Möglichkeiten. Also Ausnahme. Ich glaube, die wichtigste Ausnahme, die haben wir schon angesprochen, dass ist Artikel 5 k bei uns, das ist eben die Veräußerungsgewinne auf börsennotierten Werten. Das heißt, die müssen gehandelt werden. Das können sein: Aktien, ETF´s, Fonds, da gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Es gibt auch Derivate von diesen Produkten. Alles, was börsennotiert ist, ist in dem Sinne befreit von der Besteuerung auf den Veräußerungsgewinn, solange sie nicht mehr als 25% am Kapital beteiligt sind. Das denke ich mal ist für den normalen Sterblichen immer der Fall. Und das ist wirklich interessant. Also da haben wir wirklich auch dann viele viele, insbesondere passive Residenten, die das ausnutzen und das ist sehr interessant. Dividenden haben wir natürlich dann nicht diesen Vorteil es sei denn, wir würden das über der Holding strukturieren. Aber ist sehr oft so, dass die Quellenbesteuerung je relativ bereits über 10% liegt. Das heißt, das macht auch dann selten Sinn. Dann haben wir mit der Quellenbesteuerung zu kämpfen, als mit der ordentlichen Besteuerung. Wir sind natürlich freigestellt von der andorranischen Besteuerung, wenn die Quellenbesteuerung immer bei 10% oder darüber liegt.

59:34 - Gibt es Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Andorra und anderen Ländern?

Sebastian: Ja, sie haben völlig recht. Also ich meine, ich kenne es. Gibt es ein DBA zwischen Andorra und USA zum Beispiel?

Patrick: Nein, und das wird wahrscheinlich auch noch ein Jahrzehnt dauern.

Sebastian: Das heißt zum Beispiel bei US Dividenden zum Beispiel hatte ich damals gleich 30%. Ja also ich meine, das heißt, da musst du dann einfach sagen ok für jemanden der jetzt eine Anlage Strategie fährt, die jetzt auch Dividendenerträgen basiert ist, müsste man sich fragen, ob es dann sinnvoll ist oder nicht das in Andorra zu machen, oder wie man das entsprechend über eine Gesellschaft oder oder oder was auch immer dann strukturieren kann, aber wie gesagt oder möglicherweise eine Auslandsgesellschaft, wenn überhaupt möglich. Aber ich ich sehe schon ein bisschen Probleme, ich meine sicherlich auch wenn man jetzt zum Beispiel die Schweiz anschaut. In der Schweiz, bei Schweizer Dividenden, ich meine 35 Prozent Verrechnungssteuer fällig. Ja also das scheint mir ein genauso großes Problem zu sein.

Patrick: Ja, hier gibt es mit Sicherheit Gestaltungsmöglichkeiten über eine Gesellschaft, eine Holding. Aber gut, das musste man sich anschauen. Lohnt sich das? Inwiefern ist mein Depot auf Dividenden ausgelegt? Und heutzutage ist das ja immer weniger der Fall.

Sebastian: Ja, eben genau. Absolut, da stimme ich Ihnen zu. Also die meisten Mandanten sind ja heute auf Veräußerungserlöse aus, weil die Kurse sich so positiv entwickelt haben und sich weiter positiv entwickeln. Also ich stimme völlig zu, aber eben wer auf Dividenden aus ist, der muss sich extra damit auseinandersetzen, das kann kompliziert werden. Kann man auch steueroptimiert machen, ganz klar.

01:01:09 - Was fallen sonst noch für Kosten an? - Mietpreise, Immobilien, Lebensmittel, Kaffee, Tabak, Alkohol

Patrick: Ja. Ansonsten denke ich, haben wir das dann soweit relativ gut zusammengefasst. Es gibt natürlich bezüglich Gebühren, da werden wir immer gefragt okay, was bezahle ich ansonsten. Also, es ist ja nicht nur alles Steuern und abgesehen von Sozialversicherungen, abgesehen von den Steuern, was fällt da sonst an Kosten für mich an? Das ist richtig, dass es gibt eine Gebühr, die wird erhoben vom Handelsregister und oder die Handelskammer als solches. Und das sind ungefähr 400€ für eine kleine GmbH. Das wird berechnet aus verschiedenen Kriterien, zum Beispiel Quadratmeter Büro. Wo befindet sich die Betriebsstätte, Aktivität et cetera? Aber da sind wir im Durchschnitt bei ungefähr 4 - 500€ jährlich, die man dann nochmal separat für eine GmbH bezahlt und das ist wirklich alles. Also daher haben wir in dem Sinne keine Überraschungen, wie oft vielleicht an anderen Standorten Business Licence oder das ist damit abgedeckt. Und als physische Person bezahlt man kommunale Gebühren, nenn ich das mal. Und wir sind ja aufgeteilt in Andorra, in 7 verschiedene Parròquies und das sind sag mal auf deutsch Pfarreien, glaube ich, sag ich mal. Und das sind das ist immer noch so ein bisschen religiös von damals angelehnt, aber es sind Distrikte in dem Sinne und jeder Distrikt fand dann nochmal ne Kommunale Besteuerung. Die liegt dann ungefähr bei 80 - 120€ im Jahr für die Person. Also es sind sehr humane Gebühren in dem Sinne. Immobilien ist auch vielleicht interessant zu wissen. Ist natürlich für Andorra momentan auch vielleicht eine interessante Investitionsmöglichkeit, da wir großen Zuwachs haben an Bevölkerung, geografisch begrenzt sind. Hier wird viel gebaut momentan. Es ist einfach so, es fehlen Wohnungen. Und Veräußerungsgewinne zum Beispiel auf Immobilien sind praktisch nach 12 - 13 Jahren sind die von progressiv ab 13% bis auf Null. Das heißt wenn man die Immobilie hält, ab 12 Jahren 13 Jahren sind sie bei fast Null. Das ist natürlich auch eine interessante Strategie, eventuell insbesondere im Vergleich mit Spanien und da wäre es interessant. Wir haben viele Kunden, Krypto insbesondere, die möchten sich diversifizieren, möchte etwas aus den Krypto raus und investieren in Immobilien. Das haben wir sehr viel und ist natürlich interessant als Resident hier. Einmal über die passive Residenz, können Sie natürlich in Immobilien investieren und das mit den 350000€ dann kombinieren. Und natürlich auch allgemein. Der Wohnungsmarkt wird sich denke ich weiterhin positiv entwickeln. Wir brauchen Wohnungen. Der Mietmarkt ist sehr, sehr beschränkt momentan und da sind interessante Möglichkeiten.

Daniel: Interessant und jetzt vielleicht, wenn man gerade den den Kostenblock, den sie gerade erwähnt haben, nochmal abschließen mit einer ganz banalen Frage. Also ich sag mal als ich das letzte Mal in Venedig war und einen Espresso und ein Wasser bestellt hab, hab ich fast Gesichtslähmung bekommen würde ich die auch in Andorra bekommen? Also wenn man jetzt mal so rein die Lebenshaltung, wenn man so Monaco oder sowas mit anderen Ländern vergleicht, also was kostet so mein tägliches Leben?

Patrick: Preislich sind wir weit, weit, weit entfernt von Monaco, das ist ganz klar. Sie müssen sich bei den Immobilien glaube ich, sind wir ein Vielfaches mindestens ums 3/4/5 fache entfernt, das ist ganz klar. Konkrete Preise. Fangen bei den Immobilien an. Ungefähr der momentane Quadratmeter liegt bei circa 3000-3300 Quadratmeter Kaufpreis Wohnfläche. Mietpreis haben bereits erwähnt, liegt ungefähr bei 12 - 15€. Ist relativ hoch aktuell, das war noch anders bis vor einem Jahr. Die Lebenshaltungskosten sind ungefähr ähnlich wie in Barcelona, würde ich sagen. Was kostet ein Kaffee? Kaffee kostet immer noch 1,20€. Der Kaffee geht auch nicht großartig, der wird nicht großartig teurer, das ist, das ist ein Basis Produkt hier in im Mittelmeer und dementsprechend ja. Ansonsten Alkohol ist relativ günstig. Wir haben ja diese Sonderbesteuerung, haben wir jetzt eben nicht davon geredet, ist wahrscheinlich nicht so interessant. Es sei denn, man konsumiert dann ja Wein, Bier sehr günstig. Ganz klar ähnlich wie in Spanien, teilweise günstiger und dann ja Lebensmittelpreise ungefähr wie Barcelona total sind wir noch deutlich günstiger. Die Franzosen kaufen Lebensmittel hier, kommen am Wochenende. Das ist schon interessant. Also wirklich nur die Immobilien, da merkt man es schon, da zieht es an. Die Inflation lag im Januar bei 3,3%. In Spanien deutlich höher auch in Deutschland und dementsprechend verhältnismäßig günstig, würde ich sagen.

01:06:37 - Leben in Andorra: Lebensqualität, Schulsystem - Ist es für Familien geeignet?

Daniel: Gehen wir jetzt einmal weg von Steuerfragen, Lebenshaltungskosten und Immobilienpreisen. Wie wir ja immer wieder betonen, sollte man bei einer Wohnsitz Verlagerung ja wirklich umziehen und zwar im Idealfall mit seiner ganzen Familie. Hier wird es also mal interessant zu wissen, wie das Schulsystem in Andorra ist und wie das allgemeine Leben dort so abläuft.

Patrick: Andorra, obwohl es ein relativ kleines Land ist, sind ja wie gesagt nur knapp 80000 Einwohner. Hat in dem Sinne 3 offizielle Schulsysteme und dann die zusätzlichen Privatschulen.

Daniel: Gibt es Schulpflicht eigentlich?

Patrick: Es gibt eine Schulpflicht, auch Präsenzpflicht, wie man das mittlerweile seit der Pandemie kennt. Dass man darauf hinweisen muss, präsent sein. Die 3 Schulsysteme, das ist das andorranische System. Hauptsächlich basierend auf katalanischer Sprache, das Spanische und das Französische. Das Französisch natürlich interessant, insbesondere für die Ausländer, ja, die vielleicht nicht gerade aus Deutschland kommen also viele Nichteuropäer, die nicht spanischsprachig sind. Normalerweise wird das Französische gewählt. Deutsch Ist natürlich, wenn es eine gewisse Anlehnung gibt. Viele gehen meistens auf das British, das sind dann die Privatschulen. Abgesehen von den 3 kommen dann zu den privaten, es gibt es einmal die British School und dann gibt es die International School. Das ist so ein Mix, hauptsächlich angelehnt englischsprachig, spanischsprachig. Und das wären die 2 privaten Alternativen. Das heißt an Schulen fehlt es wirklich nicht. Die öffentlichen Schulen sind komplett kostenlos, gratis. Man hat sogar Ski, das ist vielleicht interessant für die Zuhörer, sie können Skifahren, innerhalb der Schule. Sie kriegen das Equipment dazu, sie kriegen Skipass. Und das wird dann meistens einen Tag der Woche im Winter geht man morgens Skifahren mit den Schulen. Das ist ganz interessant. Mann sieht dann immer die Kindergruppen. Das heißt vom Umfeld her, vom Schulsystem, Bildungssystem, denke ich ist es ideal, bis zu dem Zeitpunkt Universität. Dann ist natürlich meistens so auch die Andorraner gut 70% der Andorraner studiert im Ausland. Es gibt zwar eine Universitat d'Andorra, die gibts. Allerdings klar, die Studiengänge sind begrenzt und viele gehen ins Ausland. Aber für die Kinder ist sehr familienfreundlich. Wir haben ja fast keine Kriminalität in dem Sinne und absolut sicher. Das ist natürlich, wenn sie jetzt Sevilla, Malaga, Barcelona oder auch in Südfrankreich - das hat natürlich ein ganz anderes Umfeld. Die Kinder können spielen, frei rumlaufen, da macht sich keiner Sorgen, muss sich ständig umschauen und es gibt wirklich keine Kriminalität in dem Sinne. Das heißt für Familien ist es eigentlich ideal. Hm, deutschsprachige ja muss man sich halt eben entscheiden mache ich doch lieber Spanisch oder Englisch und Spanisch wird überall unterrichtet, genauso wie Katalan. Ist natürlich dann nicht offensichtlich die Entscheidung. Allerdings Lebensqualität für Familien ideal.

Daniel: Okay. Jetzt gibt es ja Leute, die Deutschland verlassen, weil sie eigentlich der Schulpflicht entfliehen wollen, weil sie ihre Kinder wirklich viel lieber im Homeschooling oder online in einer Online-Schule anmelden wollen. Also müsste man jetzt aus dem, was sie gesagt haben, ganz klar sagen dann bitte kommt nicht nach Andorra.

Patrick: Es ist wirklich so, dass eine Präsenzpflicht besteht. Es gibt die Möglichkeit, die Kinder im Ausland einzuschulen. Diese Möglichkeit gibt es, obwohl die Kinder Resident in Andorra sind. Wenn sie aber eingeschult werden, zum Beispiel im Internat et cetera. Ob die Präsenzpflicht dann geprüft wird? Klar, wenn es natürlich alternative Schulmodelle sind, die nicht mehr diese Präsenzpflicht beanspruchen. Ich denke, das müsste man prüfen, ob es diese Möglichkeit gebe, aber prinzipiell können sie die Kinder an einer Auslandsschule anmelden. Das ist möglich. Sie müssen nur einen Nachweis bringen, dass formell eine Anmeldung bestellt. Ob das geprüft wird, ob diese Schule Präsenzpflicht hat, daran möchte ich zweifeln. Das wäre, eventuell nur eine Alternative dazu.

01:11:17 - Wie sieht die Entwicklung aus: Behält Andorra seinen Sonderstatus als kleines Land mit vielen steuerlichen Vorteilen?

Sebastian: Klingt ja alles sehr interessant also was mir jetzt gefällt, muss ich sagen, in Andorra ist es klingt sehr als eine realistische, pragmatische Lösung, auch jetzt gerade mit Familie und so weiter. Ich habe ja auch selbst einige Kinder. Ja, also ich bin auch mehrfach mit dem umgezogen. Also ich glaube es ist eine konkrete Möglichkeit, dort auch tatsächlich zu leben und auch sich einer hohen Lebensstandards zu erfreuen und wunderbar der Kaffee ist auch noch bezahlbar. Jetzt ist wie sehen Sie die strategische Entwicklung von Andorra? Wir kennen das ja von anderen kleinen Ländern. Andorra ist jetzt auch kein EU-Mitglied, das doch von anderen von großen Ländern erheblicher Druck auf diese Länder ausgeübt wird. Es gibt dann schwarze Listen und man droht hier seitens der EU oder OECD alle möglichen Vorteile zu entziehen. Also, wir haben das erst vor kurzem wieder erlebt, wo der FinCEN dann hier Malta zum Beispiel auf die schwarze Liste wegen irgendwas gesetzt hat, weil dort angeblich Geldwäscherei Gefahren bestanden. Wie groß ist der Druck auf Andorra und wie weit glauben sie, dass Andorra hier nach wie vor diesen Sonderstatus als ein kleines Land mit vielen Vorteilen, auch steuerlicher Natur aufrechterhalten kann? Oder ist es in Gefahr, sehen Sie das da realistisch was sich zusammenbraut?

Patrick: Also es gibt 2 wichtige Momente in den letzten sag ich mal 15 Jahren. Und das ist einmal zum Zeitpunkt der Finanzkrise, kam ja ein gewaltiger Druck auf generelle Steuerparadiese weltweit. Aus diesem Anlass hat sich natürlich Andorra dann durch zahlreiche Reformen und Veränderungen dann entwickelt und Steuersystem überhaupt eingeführt. Das war ja erst zu dem Zeitpunkt 2012. Wir hatten ja vorher, wir hatten bis zu 2015 effektiv keine Einkommensteuer gehabt. Das heißt, diese radikalen Reformen fielen alle im Rahmen der Finanzkrise und deren Auswirkungen. Und seit daher besteht ein Steuersystem, das den OCDE Richtlinien und insbesondere an Spanien angelehnt ist und daher gehen wir davon aus, dass im Zuge der weiteren DBA´s, die unterschrieben werden. Wir sind momentan mit Frankreich, Spanien, in Liechtenstein, Luxemburg, Portugal et cetera et cetera. Wie sind bei 8 DBA´s momentan. Und das wird sich weiterentwickeln, das gibt dem Ganzen eine gewisse Rechtssicherheit. Dann, der zweite Punkt ist PEB´s. Andorra hat das PEB´s Protokoll unterschrieben. Daraufhin auf diese Substanzveränderungen, bezüglich Patent Regime, zum Beispiel Patent Box Regime. Überhaupt dadurch, dass Andorra überhaupt erst seit 2012/2013 an diesem Spiel der Auslandsgesellschaften teilnimmt, haben die ganz andere Regeln, als vielleicht noch viele andere Länder, die das ganze seit Jahrzehnten betreiben. Und die Substanzauflagen, die wir hier in Andorra bereits jetzt haben: physisches Büro real, effektive, Residenzen et cetera, Vorgehen gegen Schein-Residenzen. Alles, das kommt ja eben auf diesem Druck, wie sie sagen, und das machen wir hier schon seit jetzt knapp 10 Jahren. Das heißt, der Druck war in der Vergangenheit. Andorra hat sich radikal angepasst und ich denke, daraufhin haben wir eine Basis geschafft. Dass der Druck in der Zukunft unwahrscheinlich noch zu mehr Veränderungen führen könnte. Ich gehe aber jetzt allgemein von den, wenn wir jetzt sagen ok, wir sind im Vergleich mit Bulgarien. mit Ungarn mit vielen Ost-Ländern mit vielen EU-Mitgliedern auf einem Niveau bezüglich Körperschaftsteuer. Wir haben natürlich erhebliche Vorteile bei der Einkommensteuer. Alleine darauf basierend gehe ich davon aus, dass die EU weiterhin intern mit Sicherheit mehr Druck ausüben wird als auf Andorra, weil wir uns seit 10 Jahren enorm angepasst haben und nehmen an diesen Entwicklungen teil. Letztendlich, glaube ich, kommt es aber darauf hinaus: Andorra ist a small Player, wirklich in diesem in diesem Feld. Und ist auch nicht unbedingt so, dass außer Spanien und Frankreich ein wesentliches Interesse zum Beispiel seitens der EU besteht, noch mehr Reformen jetzt so zu pushen. Das macht glaube ich wenig Sinn. Das ist der Punkt Steuern. Dann, der Punkt Fakten, Compliance, Geldwäsche. Da gab's einen zweiten, sag ich mal historischen Moment in der Geschichte. Das war 2015. Sie hatten erwähnt FinCEN. FinCEN hat interveniert bei einer andorranischen Bank, das war die BPA, in 2015 das war im März. Und da gabs Kapitalverkehrskontrollen. Da hat die Welt auf dem Kopf gestanden. Wir sind kleines Land dann 5 Bomben zu dem Zeitpunkt und die Bank wurde abgewickelt, wurde gesäubert und seit diesem Zeitpunkt besteht dann der Nachfolger, das ist die Vall Bank. Man hat sich an die Protokolle gehalten und man hat sofort reagiert. Auf diese FinCEN Intervention und seit daher ist das Compliance so strikt geworden. Besteht eine so starke Orientierung nach Weissgeld Strategie, dass ich bezweifeln möchte, dass es auch hier zu weiteren Druck kommen könnte. Weil die Banken so Risk Avoidance und konservativ aufgestellt sind, das ist es schwer, sich vorzustellen, das es hier zu weiteren Inzidenzen kommen könnte die nochmal ein Auslöser geben würden für mehr Druck auf das kleine andorranische Finanzsystem.

Sebastian: Übrigens ich hatte nicht Finn Center eben bei Malta gemeint, sondern FATF ja, die ja eben hier diese schwarze Liste haben, also ebeT Financial Action Task Force. Aber eben wie über die FinCEN Intervention hatten Daniel und Ich vorhin gesprochen, wo Andorra dann auf einmal groß in den News war. Das kleine Andorra wird jetzt hier von FinCEN aus den USA, ja Financial Crimes Enforcement Authority untersucht. Das war sicherlich spannend. Ist sehr interessant, was sie sagen, also es erinnert mich so ein bisschen an die Maßnahmen, die Lichtenstein ergriffen hat schon vor etlichen Jahren. Die jetzt ja auch mittlerweile hier einen vorbildlich transparent sind im Hinblick jetzt auf zum Beispiel Stiftungen, ja die jetzt auch komplett mit. sag ich jetzt mal, von den deutschen Behörden anerkannt werden, wo Informationsaustausch usw stattfindet. Und ich glaube eben die Dinge, die sie jetzt gerade erwähnt haben, also hier im Grunde eine Strategie zu haben, die voll auf Compliance und Transparenz basiert und im Grunde zu sagen, es gibt steuerliche Vorteile. Aber um diese zu erfüllen, muss man sich jemand ganz klar an Regeln halten Substanz, Präsenz, keine Briefkasten-Gesellschaften das sind so die entscheidenden Punkte und das sind ja eigentlich genereller globale Trends, die wir ja schon seit langem feststellen und das wird auch sicherlich in Zukunft weiter so sein. Und eben Länder wie Andorra, ich glaube, die sich dann hier die dann hier aktiv eine Rolle spielen, bieten natürlich dann für viele wohlhabende Bürger aus der EU auch tatsächlich eine rechtssichere Alternative, was Residenz oder möglicherweise Firmengründungen anbelangt.

Patrick: Genau ich denke Andorra hat sich da mit Sicherheit auf der Zukunftsseite positioniert, musste es halt, weil eben die Spielregeln seit den letzten 10 Jahren oder 15 Jahren ganz anders sind als vorher. Als New Player muss man sich an die neuen Regeln halten, deswegen ist es relativ strikt hier, aber es ist die Zukunft, weil alle andere Standorte müssen sich dem anpassen und das wird das gleiche hinauslaufen.

Sebastian: Ja, sehe ich genau so.

01:19:57 - Max Frisch´s Buch "Andorra”- Gibt es einen Zusammenhang mit dem Land?

Daniel: Jetzt haben wir noch eine andere Frage an den Herrn Müller: also was ist denn ihre Meinung zu Max Frisch Buch "Andorra"? Kann man ja auch im im Youtube diesen alten Film sehen, zum Beispiel dazu.

Sebastian: Steht ja auf der Liste, die jeder Abiturient in Deutschland lesen muss.

Patrick: Ich bin mit 19 Jahren bin ich aus Deutschland weg. Ja, das merkt man vielleicht schon, ich habe gewisse Lücken im Deutsch sprechen und ich glaube..

Sebastian: Ihr Deutsch ist hervorragend.

Patrick: Also ich kann mich nicht erinnern es gelesen zu haben. Ich kenn es und war auf dann auch neugierig. O.k Andorra? Ich glaub es ist ein Drama vor einem Schweizer Schriftsteller und ich kenn ganz wenig, aber ich glaub es es geht um Diskriminierung und Anders sein und multikulturellen Gesellschaften. Ob das akzeptiert wird oder nicht und hat überhaupt nichts mit Andorra zu tun, spielt auch nicht in Andorra, sondern es geht eher ja, man hat den Phantasienamen Andorra benutzt. Vielleicht wusste der lieber Herr Frisch gar nicht das Andorra überhaupt existiert. Es gibt auch die Andorianer, kenne sie vielleicht vom Raumschiff Enterprise. Diese blauen Männchen und da hat wahrscheinlich auch niemanden begriffen, da gibt es ein Land, das heißt Andorra. Es wird immer wieder ein Witz gemacht davon und aber ich glaub bezüglich Multikulti, Anders sein, wie ich eben schon erwähnt hab also wir sind ein Land hier von 80000 Einwohnern. Und knapp, ich glaub 53 oder 54% sind Residenten, sind keine nationalen Andorraner und ich glaub allein das sagt schon genügend aus. Wir sind sehr gemischt. Wir haben eben gesagt, viele Spanier, Franzosen, Portugiesen. Dann kommen die Argentinien. Wir haben mittlerweile mehr Argentinier als Engländer. Das heißt, wir haben noch so ein bisschen südamerikanischen Touch hier und dann viele gehen sind auch stark vertreten also ich denk mal an Multikulti fehlts auf keinen Fall. Toleranz versteht mehr als genug. Katalan wird niemandem erzwungen. Das ist auch ein wichtiger Punkt, weil viele denken immer das ist alles Katalanisch, da muss ich Katalanisch lernen. Ein bisschen Katalan lernen, ein bisschen Respekt haben vor der Kultur, aber ich glaub, das ist die Basis. Überall kann einem geholfen werden mit etwas Englisch, mit etwas Spanisch, mit etwas Französisch. Und ja, das ist wirklich eine Multikulti Gesellschaft in dem Sinne und also an Toleranz fehlt es auf keinen Fall.

Sebastian: Naja, also wie gesagt, Max Frisch hatte ja eigentlich dieses Stück, dieses Theaterstück ja über die Schweiz geschrieben, aber weil es eben so ein Gleichnis im Grunde sein wollte, wollte er dort die Schweiz nicht wirklich erwähnen. Sondern er hat sich irgendein anderes Land ausgesucht und hat aus einem Grund dann hier Andorra letztlich als den Schauplatz für dieses Theaterstück ausgewählt. Und ja interessante Sache, aber wie gesagt, ich hoffe die die die Andorraner heißt es korrekt, ja. Die Andorianer sind die sind die Raumschiff Enterpreise Leute, ja? Der Andorraner fühlt sich dann nicht auf den Schlips getreten und dann ich glaub sie sind da gar nicht mit gemeint.

01:23:34 - Wie wird man in Andorra als “Ausländer” behandelt? Wieviele Deutsche leben in Andorra?

Patrick: Naja, hier zur Beziehung Schweiz, ich weiß ja nicht wieviel Schweizer, "Schwyzer" Zuschauer ihr habt, aber ist ja nicht böse gemeint. Und ich kenn ja die Schweiz sehr gut und hab selbst auch mit der Schweiz gearbeitet und wir haben auch viele Schweizer übrigens die meistens passive Residenten sind, aber Ich kenne so ein bisschen diesen deutschen Komplex in der Schweiz.

Sebastian: Genau, genau.

Patrick: Vielleicht ist da eine gewisse Wahrheit auch dran, aber es ist wirklich nicht so, dass man hier als Deutscher anders behandelt wird, oder anders, das haben wir hier nicht. Eher im Gegenteil, die Deutschen sind im mediterranen Spanien Italien vielleicht wirklich, da gibt es politische Gründe. Aber in Spanien, da sind die Deutschen wirklich gut angesehen. Und dann vermittelt, man verbindet immer noch diese alten Werte mit den Deutschen. Das heißt, wenn sie eine Wohnung suchen etc, merkt man das schon, also diesen Respekt. Also wir haben da eher das gegenteilige Problem, als vielleicht in der Schweiz, wenn das wirklich existiert. Also da denke ich, sind die Deutschen sehr willkommen und sind auch wenige. Ich hab gestern nochmal auf die Statistik geguckt, es sind nur 212 Deutsche momentan in Andorra angemeldet.

Sebastian: Wahnsinnig, das sind ja echt wenige.

Patrick: Und ich glaub wir haben einen Kundenstamm von 70 oder 80, also da haben wir schon einen relativ hohe Marktanteil.

Sebastian: Ja, da sind sie ja schon, das ist ja schon fast hier ja, das ist schon definitiv Marktführer.

01:25:10 - Das Essen in Andorra

Daniel: Toll. Jetzt, unsere Zeit ist ja jetzt schon, wir sind ja fast schon zum Ende gekommen, aber trotzdem noch ne kleine Frage vielleicht. Wenn ich jetzt mal kurz in Andorra vorbeischaue. Gibt es denn irgendwas, wenn ich mal ins Restaurant Essen gehe, was ich unbedingt mal probiert haben sollte oder weil sie haben das so Multikulti gibt es da gar keine typische andorranische Küche?

Patrick: Doch, gibt es. und die ist stark an die Pyrenäen angelegt. Wird sind natürlich hier etwas deftiger aufgestellt aufgrund ja, so kalt wird es ja nicht, aber trotzdem haben wir mal kaltes Wetter und Schnee ist ganz klar und dann wird ein bisschen deftiger gegessen. Und da haben wir die Trinschat, das schreibt sich TRINXAT. Und das ist so ein Art Kohl mit Speck und Kartoffeln und relativ deftig. Hört sich vielleicht jetzt nicht so toll an, aber wenn man es probiert, ist das super lecker. Und das isst man in Bordas. Bordas, das sind so alte Ställe, wo man früher Vieh gehalten hat und die sind dann umgebaut zu Restaurants. Und das ist sehr interessant, da sitzt man wirklich sehr urig, wie im Stall und wir haben überhaupt sehr viel Rustikales. Das sehen wir, wir haben hier das Holz überall bearbeit, vieles dekoriert mit Stein und Holz und fühlt sich so ein bisschen urig an. eher rustikal. Und das sind wirklich auf jeden Fall, wenn man nach Andorra kommt. In einer Borda ein Trixat zu essen und es gibt gute Weine, nicht andorranische, wir trinken dann die spanischen und einen schönen Rotwein dazu und wunderbar.

Daniel: Ok, klasse. Ja, also war sehr informativ, hat uns viel Spaß gemacht, mit ihnen das Gespräch zu führen. Ich bin auch mit meinen Fragen jetzt soweit durch. ich weiß nicht, ob der Sebastian noch ne Frage hat?

Sebastian: Nein, ich bin ich bin durch.

01:27:07 - Kontaktdaten Patrick Müller

Daniel: Ja, dann bleibt noch eine wichtige Sache zum Schluß. Interessierte Mandanten, Interessenten: Wie kann man sie am besten erreichen, wenn man mit jetzt doch noch die ein oder andere Frage hat zum Thema?

Patrick: Genau, sie können uns natürlich prinzipiell, alle Kontaktinformationen werden denke ich eventuell unter diesem Podcast stehen. Ansonsten unser Portal: Andorra Solutions haben wir auch in deutscher Sprache und sie können uns gerne telefonisch erreichen, per E-Mail. Jegliche Kontaktinformationen sind dann natürlich auf unserer Website.

Daniel: Genau und wir blenden sie natürlich auch am Ende mit ein. Sehr schön, vielen Dank.

Patrick: Ich danke Ihnen.

Sebastian: Sehr interessant.

Patrick: Dann wünsch ich noch einen schönen Tag und liebe Grüße aus Andorra.

Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland. Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens wenn ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Firma in IRLAND gründen –Steuern niedrig, Hürden hoch

Erfahren Sie, warum Irland trotz neuer Initiativen zur Gewinnverlagerung eine attraktive Option für Firmengründungen bleibt. Entdecken Sie die Vorteile des 12,5% Körperschaftsteuersatzes und die Auswirkungen des Brexit auf englischsprachige Unternehmen in Europa.

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Initiativen zur Einschränkung der Gewinnverlagerung ins steuergünstige Ausland machen Irland mit seinem günstigen Körperschaftsteuersatz von 12,5% zu einer guten Alternative. Nach Brexit ist Irland das einzige englischsprachige Land in Europa. Wie unproblematisch ein Wohnsitzwechsel nach Irland und ein Leben dort ist, haben Sie in unserer Folge „Leben in IRLAND – Rückständig, aber steuerlich attraktiv“ gehört.

Neben dem bekannten Non-Dom Status von Irland gibt es dort noch weitere Vorteile. Welche Hürden Ihnen allerdings bevorstehen, wie hoch diese sind, und wie Sie die bewältigen können, erfahren Sie von dem Steuerexperten Sebastian Sauerborn.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

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Die irische Bevölkerung

Die Iren sind sehr freundlich und halten selbst im Nieselregen gerne ein Schwätzchen mit Ihnen. Auch kann es passieren, dass der Ortspfarrer „unangemeldet“ vorbeikommt und eine Tasse Tee mit Ihnen trinkt. Geburt, Taufe und Beerdigungen sind immer ein Grund zum Feiern, und eine Hochzeit „im kleinen Kreis“ gibt es nicht; die Iren wissen, wie man feiert.

Irisches Bier und Irischer Whiskey

Das irische „Nationalgetränk“ ist Guinness. Wenn Ihnen das nicht schmeckt, finden Sie in manchen Irish Pubs außer Guinness eventuell noch amerikanische Biere. Irischer Whiskey hat einen typisch milden Geschmack und unterscheidet sich auch durch ein zusätzliches „e“ von Schottischem Whisky. Bekannte Irische Whiskeys sind der samtweiche Jameson, der milde Tullamore Dew und der einzigartige rauchige und peated Connemara, der dem schottischen Whisky ähnelt.

Was ist Common Law?

Das Rechtssystem des Common Law ist Europäern weniger bekannt, wird aber in englischsprachigen Ländern, auch den USA angewandt. „Common” bedeutet so viel wie gemeinsam, gewöhnlich, üblich und bezieht sich auf die ursprüngliche Form, wie wir als Menschen miteinander leben und arbeiten. Es ist das „Law of the Land“ und steht im Gegensatz zum „Law of the Sea“. Die Rechtsprechung im Common Law bezieht sich auf Präzedenzfälle und auf die besonderen Umstände, das Besondere einer Person oder eines Falles.

Großzügige staatliche Förderungen

Irland hat keine natürlichen Ressourcen und ist auf Auslandsinvestition angewiesen. Gründen Sie als Ausländer ein Unternehmen in Irland und schaffen fünf Jobs, erhalten Sie vom irischen Staat 100.000 € Förderung. Eine Briefkastenfirma funktioniert nicht, die Iren wollen ein Büro und festangestellte Mitarbeiter sehen. Bevor Sie Ihre irische Ltd. gründen, sollten Sie sich mit allen substanziellen Anforderungen auseinandersetzen.

Irland und die USA

Die gute Beziehung zwischen Irland und den USA haben wir bereits in unserer ersten Folge über Irland angesprochen. In vielen amerikanischen Städten finden Sie Büros des irischen Wirtschaftsministeriums für die Standortentwicklung. Die ausgeprägten Verbindungen können auch Ihnen bei Ihrer Expansion in die USA behilflich sein. Nutzen Sie Irland als Sprungbrett. Der US-Immobilienmarkt bietet z.B. sehr lukrative Möglichkeiten.

Lesen Sie auch: Immobilien beleihen zur Kapitalbeschaffung

Die globale Mindestbesteuerung

Auch Irland hat die globale Mindestbesteuerung von 15% Körperschaftsteuer akzeptiert. Wie in unserer Folge zu Malta als Unternehmensstandort erklärt, ist diese nur für Unternehmen mit mehr als 750 Millionen Euro Umsatz relevant und betrifft nicht die kleineren Unternehmen. Anders sind die Firmengründungen in Bulgarien. Wer in Bulgarien Unternehmen gründen will, zahlt pauschal auf Gewinne 10% Körperschaftsteuer und anschließend weitere 5% auf die Gewinnentnahme. DBA Irland Deutschland gilt natürlich auch. Eine flat tax gibt es in Irland nicht.

Gesellschaftsformen in Irland

In Irland verhält es sich ähnlich wie in Malta, denn beide Länder waren unter britischer Herrschaft, und Sie finden auch heute noch britische Strukturen in beiden Ländern vor. In unserer Folge „LTD, PLC, LLP & Co – welche UK Firma gründen nach dem Brexit?“ erklären wir die unterschiedlichen Gesellschaftsformen. Mehr Informationen spezifisch der PLC erfahren Sie hier. Bekanntlich ist die Gründung einer UK Limited mit Niederlassung in der EU nicht mehr möglich, und das ist, wo Irland ins Spiel kommt, wenn Sie an solch einer Konstellation Interesse haben. Das Stammkapital ist ebenfalls gering, wie in Großbritannien.

Lesen Sie auch: Wieso eine Genossenschaft gründen?

Der Gründungsvorgang

In Großbritannien können Sie die Gründung voll elektronisch durchführen, in Malta werden die handschriftlich unterzeichneten Dokumente per Kurier geschickt. In Irland können Sie Ihre Unterschriften einscannen und hochladen. Nach manueller Prüfung dauert es nur noch wenige Tage, bis Ihre Gesellschaft eingetragen ist.

Was Sie konkret beachten müssen

In Irland ist ein richtiges Büro mit echten Mitarbeitern und einem echten Geschäftsführer unerlässlich. Das können Sie oder einer Ihrer Geschäftspartner sein, aber es muss korrekt laufen. Es darf niemand sein, der in vielen anderen Unternehmen ebenfalls beteiligt ist; die Iren nehmen das sehr ernst, und das Finanzamt kann so viele Fragen stellen, wie wenn Sie eine Offshore Firma gründen würden.

Die irische Finanzbehörde

Die Anforderungen an die Buchhaltung in Irland sind wie überall in der EU. Allerdings ist die irische Finanzbehörde sehr viel strenger als die in Großbritannien. Gründen Sie eine Firma in Irland, müssen Sie bereits nach Einreichen der ersten Jahresabschlüsse mit einer Prüfung rechnen. Sie müssen Ihre Unterlagen sehr genau aufarbeiten und unbedingt die Fristen einhalten. Reichen Sie Ihren Jahresabschluss nur einen Tag zu spät ein, sind Sie für die folgenden zwei Jahre testatpflichtig und müssen Ihre Jahresabschlüsse zusätzlich von einem Wirtschaftsprüfer prüfen lassen. Iren reden am liebsten mit anderen Iren, und daher raten wir Ihnen zu einem Steuerberater mit irischer Nationalität.

Informationen zur EU-Insolvenz in Irland finden Sie hier.

Mögliche Konsequenzen bei inkorrekter Buchführung

Unterläuft Ihnen versehentlich ein Fehler in der Buchhaltung, müssen Sie in Irland erfahrungsgemäß nicht mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen. Ihr Name könnte auf der schwarzen Liste der Tax-Dodges veröffentlicht werden, und wenn Sie Ihre Strafe schnell bezahlen, sollte der Fall auch relativ schnell erledigt sein. Einigen Unternehmern wurden in kritischen Fällen oftmals ihre Umsatzsteuernummer, auch im Nachhinein aberkannt.

Welche Branchen lohnen sich in Irland?

Wie das Guinness zu Irland gehört, verhält es sich auch mit dem Wetten. Diese alte Branche ist in Irland traditionell verankert und viele Leute wetten. Irland freut sich über junge Unternehmer, die nach Irland ziehen und vor Ort ein Team aufbauen. Die typischen Branchen sind Tech und Engineering, aber auch der Pferdesport ist in Irland weit verbreitet. Ebenfalls interessant ist die E-Money Lizenz, die die irischen Türen zum Handeln mit Krypto öffnet.

Auf unserem Podcast Perspektive Ausland finden Sie mehr Informationen zur Unternehmensgründung und Wohnsitz in Luxemburg, Türkei und Ukraine, Schweiz, Bulgarien, Chile und vielen anderen Ländern.

Lesen Sie auch: Lastenausgleichsgesetz - Sollte man die Gerüchte ernst nehmen? Wie kann man sich schützen?

Kontaktdaten und Links:

Sebastian Sauerborn

Homepage: www.wohnsitzausland.com

                     www.auslandsunternehmen.com

E-Mail:        hello@stmcorporate.group

Telefon: +44 20 3151 0582

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Timestamps

00:00 -  Begrüßung, Einleitung & Résumé – die Menschen in Irland

06:46  -  Irisches Bier und irischer Whiskey

10:15  -  Kulinarisches Irland

13:45  -  Irlands Position nach Brexit

15:33  -  Spezialdeals und staatliche Förderung

22:10  -  Bleibt die niedrige Körperschaftsteuer in Irland?

25:08  -  Investition nach Irland bringen

30:15  -  Finde ich qualifizierte Mitarbeiter in Irland?

31:49  -  Welche Gesellschaftsformen gibt es in Irland?

34:10  -  Wie läuft die Gründung ab?

36:50  -  Mit der irischen Steuerbehörde ist nicht gut Kirschenessen

39:51  -  Wann sollte ich meinen Wohnsitz nach Irland verlegen?

44:22  -  Als Geschäftsführer vor Ort sein

47:10  -  Welche Branchen sich in Irland lohnen und die rechtlichen Unterschiede

50:34  -  Mögliche Konsequenzen bei inkorrekter Buchführung

55:49  -  Habe ich die passende Geschäftsidee für Irland?

58:24  -  Mit welchem Schritt fängt mein Weg nach Irland an? 

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland EP 29: Firma in IRLAND gründen – Steuern niedrig, Hürden hoch

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:18 - Begrüßung, Einleitung & Résumé - die Menschen in Irland

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ich bin Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew. Wir haben ja bereits im ersten Podcast zu Irland eine ganze Menge über Land und Leute, sowie das Leben in Irland erfahren. Wir möchten jetzt nochmal kurz ein Résumé ziehen und dann gleich auf die Unternehmensgründung in Irland eingehen.

Ich bin bei der letzten Aufnahme, zu Irland, bin ich immer so, das war immer wie so eine heiße und eine kalte Dusche für mich, denn es waren immer wieder Dinge, die mich auf der einen Seite begeistert haben, Irland als Wohnsitz, und dann kamen wieder so Dinge, die mich ganz schön zum Nachdenken gebracht haben. Das war so die Höhen und Tiefen. Aber heute wollen wir uns über Irland unterhalten und . . .

Sebastian: Was hat Dich so zum Nachdenken gebracht? Was war für Dich eine kalte Dusche?

Daniel: Dieses: Ein schreckliches und furchtbares Wetter, es regnet, und wer gerne depressiv sein möchte oder so, . . .Einmal das Wetter, dann hast Du gesagt, die Lebensumstände wie in den 50er Jahren in Deutschland, also nicht die Lebensumstände, sondern sagen wir mal die Infrastruktur, oder vor allem die ländliche Gegend. Es erscheint manchmal ein bisschen zurückgeblieben. Es waren schon einige Dinge drin, wo ich dachte: Warum machen wir eigentlich die Aufnahme? Denn eigentlich machen wir die Aufnahme ja schon, weil wir Gäste, also Zuhörer und Zuschauer ja auch motivieren wollen, vielleicht doch zu überlegen, nach Irland zu ziehen.

Sebastian: Mir hat es gefallen in Irland.

Daniel: Wärst Du ein Reisebüroveranstalter, hättest Du Dir wahrscheinlich mit der Aufnahme zum Wohnsitz die Kunden vergrault, oder? Aber wir wollen ja keine Reisen verkaufen, sondern wir wollen ja Unternehmer oder digitale Nomaden realistisch beraten, wo sie hingehen können. Und sie sollen die Überraschung lieber bei uns im Podcast erleben, als wenn sie dahingezogen sind und dann dort wohnen.

Sebastian: Absolut, das sehe ich genauso. Wie gesagt, ich muss es nochmal sagen, mir hat Irland sehr gut gefallen. Ich bin ja alter Pfadfinder, ich war im Prinzip von 12 oder 15 Jahren bei den Pfadfindern, als ich jung war, ich mag diese abenteuerlichen Verhältnisse. Aber wenn jemand etwas erwartet wie in Deutschland, dann darf er absolut nicht nach Irland ziehen, das ist ganz klar. Wie gesagt, was wir noch gar nicht besprochen hatten das letzte Mal, waren die Menschen. Die Menschen sind natürlich sehr jovial, die halten gern ein Schwätzchen. Ich habe ja, wie gesagt in so einem großen Herrenhaus gewohnt am Ortsrand, und mein Weg, ich hatte kein Auto, ich habe mir immer mal wieder ein Auto gemietet, aber ich bin dann zu Fuß zum Tante-Emma-Laden gelaufen in dem Ort. Das war ein Weg zu Fuß vielleicht von 15 Minuten. Es war klar, da siehst Du so diesen Deutschen, der erstmal einen Kopf größer ist alle hier, die da wohnen, und dann ist er alleinerziehender Vater mit sechs Kindern, da waren die Leute schon sehr neugierig. Oftmals ist man einfach auf dem Weg zum Supermarkt stehengeblieben und hat mit jemandem ein Schwätzchen angefangen. Es ging dann leicht mal eine Stunde lang oder so. Möglicherweise im Nieselregen stehst Du dann da mitten im Ort und unterhältst dich. Die waren sehr neugierig, wollten wissen, wer ich bin, was ich mache und so weiter. So etwas ganz Eigenes erlebt man in vielen Ländern heutzutage nicht mehr, viele Leute leben heute komplett in ihrer völlig eigenen Welt und würden nie auf die Idee kommen, jemanden auf der Straße anzusprechen und den in ein Gespräch zu verwickeln. Es geht wirklich nur noch in solchen ländlichen Gebieten. Aber die waren sehr freundlich, haben mich und meine Kinder dort sehr willkommen geheißen, und wir hatten von Anfang an das Gefühl, dort voll dazuzugehören. Neben ein paar Polen waren wir die einzigen Ausländer am Ort. Mit Sicherheit die einzigen Deutschen, von denen die jemals gehört haben, dass die nach Irland gezogen sind. Klar, da gibt es viele Deutsche Touristen, hatte ich ja gesagt, aber was macht jetzt der Deutsche? Warum zieht der hierhin, gerade hier zu uns aufs Kaff? Das war schon interessant.

Daniel: Wegen dem schönen Haus, haben wir ja gehört.

Sebastian: Ja, wegen dem Haus. Aber es waren auch so Sachen, der Ortspfarrer, der ist unaufgefordert mehrmals zu mir gekommen, ist auf seinem Fahrrad zu mir geradelt. Einfach so am Nachmittag, ich habe von zu Hause aus gearbeitet, kam er da einfach hat und hat einen Tee mit mir getrunken und ein Schwätzchen gehalten. Eine Wärme und eine Freundlichkeit, und auch eine Art, jemanden willkommen zu heißen, was ich so nirgendwo anders erlebt habe. Ich habe ja schon in mehreren Ländern gewohnt. Insofern, die Menschen haben viel Party gemacht, jede Beerdigung ist ein Grund, eine Party zu machen und Bier zu trinken, andere Dinge wie Geburt, Taufe, Hochzeit sowieso. Diese gigantischen Feste, jede Hochzeit in Irland, da kommen mindestens 250 Leute. Eine Hochzeit im kleinen Kreis gibt es nicht. Es ist alles immer ein Mordsevent. Der letzte Großcousin wird noch eingeflogen aus England oder Amerika, um dabei zu sein. Wie man feiert, wissen sie garantiert, die Iren.

06:46 - Irisches Bier und irischer Whiskey

Daniel: Bevor wir dann über die Unternehmens- und Gesellschaftsgründung zu sprechen kommen, da ist eine Sache, die ich noch vergessen habe zu fragen im Podcast zum Wohnsitz Irland: Gibt es eine spezielle Whiskey- oder Biersorte, die Du da allen wärmsten ans Herz legst?

Sebastian: Das ist ganz witzig, absolut! Man muss sagen, dass die absolute, überwiegende Mehrheit der Iren trinken natürlich Guinness, das ist ja klar. Das ist wirklich das absolute Nationalgetränk. Ich persönlich bin kein Guinness-Fan, und als ich in Deutschland aufgewachsen bin, da gab es in jeder deutschen Bar ein sogenanntes irisches Bier, das hieß Kilkenny. Das ist natürlich kein irisches Bier, denn in Irland kennt Kilkenny keine Sau, Du kannst es nirgendwo kaufen. Das ist einfach so eine deutsche Erfindung, die dann so verkauft wurde, als wäre sie irisch. Ich war enttäuscht, ich habe gedacht, ich finde dort verschiedene Biersorten außer Guinness, vielleicht Kilkenny, aber was sie außer Guinness noch verkauft haben, sind die amerikanischen Biere wie Budweiser, Carling, Coors Light und solche Sachen. Das ist in jeder Bar, in jeder Kneipe genau das Gleiche. Wenn man was anderes trinken will als Guinness, dann ist man dort relativ schlecht bedient, muss man sagen.

Whiskey ist ein ganz guter Punkt. Man muss natürlich sagen, klar, jeder kennt Scotch Whiskey, aber es gibt auch sehr bekannte irische Whiskey-Marken, wie zum Beispiel Jameson. Jameson ist so ein irischer Whiskey, und die haben natürlich dort auch angefangen, vor allen in den letzten 20 Jahren, diesen Whiskey zu vermarkten. Der irische Whiskey ist, ich sage mal milder als der schottische Whiskey. Der schottische Whiskey hat ja schon zum Teil so eine besondere Schärfe, also schon relativ feurig. Der irische Whiskey ist generell, kann man sagen, würde ich mal so ganz pauschal sagen, ich bin kein Whiskey-Profi, aber kenne ja auch Schottland ganz gut, ist so ein bisschen weicher. Die großen Marken sind Jameson, Tullamore Dew ist eine andere große Marke. Mein Favorit von irischem Whiskey heißt Connemara. Der schmeckt so peat, der hat so einen Torf-Geschmack. Das sind auch in Schottland meine Lieblings Whiskeys, weil die bei der Herstellung entsprechend diesem Rauch ausgesetzt sind, schmecken die dann danach. Also das ist mein Tipp: Bei Bier kommt man am Guinness nicht vorbei, wenn man Guinness nicht mag – Pech. Cider wird auch viel getrunken, aber Whiskey ist ganz interessant.

10:15 - Kulinarisches Irland

Daniel: Über die irische Küche haben wir schon gesprochen, das fangen wir jetzt nicht nochmal an das Thema.

Sebastian: Es gibt ja, wie gesagt, auch in Irland jetzt mehrere Michelin-Star-Restaurants, also solche Sterne-Restaurants, ich glaube so fünf oder sechs. Ich glaube, ich habe alle besucht, und auf jeden Fall hervorragend, diese hochwertige Küche, die letztlich lokale Zutaten nimmt. Man muss sich vorstellen, die irischen Gewässer sind unglaublich reich an Meeresfrüchten. Von Jakobsmuscheln bis zu allen möglichen anderen Sachen, kann man dort alles finden, und in einer Frische, die ganz erstaunlich ist. Lachs natürlich, klar, und gute Restaurants sind dort wirklich eine Freude. Da gibt es auch diese typischen irischen Anekdoten. Ich kann mich an ein Restaurant erinnern, bei dem ich war, da war eine Gruppe von Engländern, es war ein Michelin-Sterne-Restaurant in Dublin, und da war eine Gruppe von Engländern, die haben bestellt. Dann hat ein Engländer nach Pommes gefragt, worüber der Chefkoch natürlich empört war, und hat dann die ganze Truppe vor die Tür gesetzt. Das hat es bis in die Zeitung geschafft. So eine typische, irische Anekdote: hitzköpfig und rechthaberisch und so, das sind so die Iren, wie man sie sich vorstellt.

Daniel: Was Du gerade erzählt hast, erinnert mich an etwas, was ich erlebt habe, aber genau umgekehrt. Ich habe im McDonald’s vor mir eine ältere Dame gesehen, die nach einem Kännchen Kaffee gefragt hat. Das hat den Verkäufer natürlich ratlos gemacht. Übrigens interessant, wie das heute bei uns anfängt, ich kann mich an einige gute Geschäftstermine erinnern, man will eigentlich über Geschäftliches reden, aber man fängt an über Essen, Trinken oder den letzten Urlaub zu sprechen.

Sebastian: Ja, absolut, genau. Das Restaurant, von dem wir gerade gesprochen haben, das war Thornton‘s, das ist inzwischen geschlossen, der Chef war eben Kevin Thornton, und ich erinnere mich, als ich dort war, das war jemand, normalerweise wenn Du in ein Restaurant gehst mit einem Michelin Stern, dann ist ja der Chef, der da ausgezeichnet wurde, oftmals nicht mehr in dem Restaurant, sondern der hat irgendjemand anderes, der die eigentliche Küche macht, aber der war wirklich immer da und hat alle Gäste immer begrüßt und gefragt, wie es geht und so weiter. Ich kann mir gut vorstellen, wie der dort rausgekommen ist und jemand, der Pommes bestellt hat, vor die Tür gesetzt hat. Ganz interessante Kontroverse. Das steht sogar, wenn Du Dir das anschaust, diese Geschichte, die ich gerade erzählt habe, die steht sogar in dem Wikipedia Artikel über das Restaurant drin.

13:45 - Irlands Position nach Brexit

Daniel: Kommen wir jetzt mal zu dem ernsteren Teil unseres heutigen Podcast, wir wollten uns ja unterhalten über Irland als Standort für Unternehmensgründung. Es muss ja eine ganze Menge Gründe dafür geben, seine Gesellschaft in Irland zu gründen. Immerhin sind ja mit die größten Konzerne der Welt in Irland vertreten und haben dort mittlerweile sogar ihre Head Offices oder mindestens Dependenzen angemeldet. Wir wollen darüber sprechen, was macht den Reiz aus, in Irland eine Gesellschaft zu gründen? Was gibt es für Gesellschaftsformen überhaupt in Irland, die in Frage kommen? Wie sieht es aus nach dem Brexit? Hat sich da irgendwas geändert und so weiter? Vielleicht fangen wir generell mal ganz langsam an und steigen in das Thema ein: Wie würdest Du, Sebastian, kurz am Anfang mal zusammenfassen, warum ist Irland ein interessanter Standort für eine Gesellschaftsgründung?

Sebastian: Zunächst mal muss man, wenn man die jüngste Vergangenheit sich anschaut, das Ganze im Kontext Brexit betrachten. Mit Brexit ist jetzt ja Irland jetzt das einzige Land in der Europäischen Union, was englischsprachig ist und auch das einzige Land, was im Grunde nach dem sogenannten Common Law, also dem sogenannten Gewohnheitsrecht im Grunde rechtlich organisiert ist, während wir ja in allen anderen europäischen Ländern, inklusive Malta übrigens auch, eher ein Rechtssystem haben, was dem Code Civil entspricht, also BGB und so weiter, sage ich mal.

15:33 - Spezialdeals und staatliche Förderung

Daniel: Da muss ich mal ganz kurz einhaken. Der eine oder andere mag vielleicht sagen: „Das Common Law hat auch gewisse Risiken“, weil da sagt man ja: „Recht ist, was der Richter spricht“, das sogenannte Richter-Recht, oder auch das Gewohnheitsrecht. Ist das jetzt ein Vorteil oder ein Nachteil? Kannst Du das vielleicht mal ganz kurz gegenüberstellen, warum? Du hast es als Vorteil genannt?

Sebastian: Ich habe es als Vorteil, insbesondere für europäische Unternehmer nicht unbedingt, aber für amerikanische Unternehmen, die natürlich jetzt dort eine Gesellschaft gründen, hat es gewisse Vorteile, weil sie das natürlich kennen, diese Art von Recht. Amerikanisches Recht, ein anglikanisches Rechtssystem, ist ja auch Common Law, aber Du hast natürlich völlig Recht, für die meisten Europäer ist das Common Law ja ungewöhnlich. Es fängt ja schon damit an, dass im Grunde irgendwelche Verträge, selbst irgendwelche popeligen Mietverträge 50 Seiten lang sind, da wirklich jedes Detail in dem Vertrag definiert wird, da man sich nicht auf ein Mietrecht oder Sonstiges in besonderer Weise berufen kann. Jedes Detail wird dort geregelt. Ist für uns eher unangenehm, aber ich sage mal, für amerikanische Konzerne war das natürlich ein wichtiger Punkt, ein anderer wichtiger Punkt ganz klar waren die steuerlichen Vergünstigungen. Jeder weiß, dass Irland 12,5% Körperschaftsteuer hat, aber selbstverständlich haben diese amerikanischen Gesellschaften nie 12,5% Steuern bezahlt, sondern die Steuern, die sie bezahlt haben, haben sich bewegt in einem Bereich von 1% bis 2%. Deswegen sind die nach Irland gekommen, die haben Spezialdeals ausgehandelt mit der irischen Regierung, ähnlich, was auch in Luxemburg passiert ist, aber in Irland schon viel früher. Apple war eins der ersten, die das gemacht haben, haben dann dort letztlich ihr gesamtes, weltweites Geschäft außerhalb der USA in Irland konzentriert. Das machen die sogar so extrem, die amerikanischen Konzerne, dass es zum Beispiel bis heute in Irland keine Apple-Shops gibt, weil die im Grunde zeigen wollen, aufgrund der steuerlichen Vereinbarung, dass der gesamte Umsatz von außerhalb von Irland letztlich gemacht wird. Das ist eine ganz verrückte Anekdote.

Wir müssen uns daran erinnern an Dinge wie Double-Irish oder Double-Irish with a Dutch Sandwich und diese Strukturen, die mittlerweile ja alle nicht mehr erlaubt sind. Das waren gleichzeitig auch Strukturen, die vom amerikanischen IRS (Internal Revenue Service), von der amerikanischen Steuerbehörde zugelassen war, und insofern konnte man also legal diese Steuerschlupflöcher nutzen und 1% bis 2% an Steuern bezahlen. Es war wiederum nicht möglich, dieses Geld zurückzubringen in die USA, weil die USA hatten damals, jetzt haben sie es, aber damals hatten sie kein territoriales Steuersystem. Das heißt, wir wissen das ja, zum Beispiel in der Europäischen Union, wenn ich in Deutschland eine Gesellschaft habe, die eine französische Tochtergesellschaft hat, dann werden Steuern der Gesellschaft in Frankreich bezahlt, in Deutschland fallen keine Steuern mehr an, eben die Mutter-Tochter-Richtlinie, gab es bis vor Kurzem in den USA nicht, so eine Struktur.

Das heißt, die ganzen amerikanischen Konzerne haben also wirklich tonnenweise Cash, Milliarden um Milliarden in Irland letztlich gehortet, sie konnten sie nicht an die Aktionäre ausschütten. In den USA aber konnten sie dann Entwicklung und so weiter finanzieren. Ist zum Beispiel viel von der Entwicklung von den ganzen großen Konzernen, auch jetzt bei Google und so, findet außerhalb von den USA statt. Google ist ja auch bekannt dafür, die haben sehr viele Mitarbeiter in Großbritannien, oder zum Beispiel auch in der Schweiz, wo die wirklich tausende von Mitarbeitern in der Entwicklung haben, weil sie dafür eben dieses Geld verwenden können. Mittlerweile hat sich das geändert, mittlerweile kann man in die USA ausschütten.

Aber das war letztlich der Ursprung und auch dieses, sage ich mal, hat dazu geführt, dass Irland dann in gewisser Weise in Verruf geraten ist. Was Irland dann zusätzlich gemacht hat, was ja Luxemburg nie gemacht hat, ist dann die Körperschaftsteuer eigentlich auch die Körperschaftsteuer auch für kleine Unternehmen gesenkt. Luxemburg zum Beispiel hat Körperschaftsteuer 13%, das heißt für kleine Unternehmen uninteressant. Aber Irland hat dann die Körperschaftsteuer auf 12,5% abgesenkt. Das heißt, auch wenn man kein amerikanischer Konzern war und nicht 1% oder 2% bezahlt hat, konnte man dann doch 12,5% bezahlen, was natürlich auch sehr gering ist im Vergleich in Europa. Das war natürlich dann wiederum für viele ein Ansporn, dort ein Unternehmen zu gründen.

Warum hat Irland das gemacht? Wir hatten schon in dem letzten Podcast schon darüber gesprochen, dass Irland keinerlei natürliche Ressourcen hat und im Grunde auf Auslandsinvestition angewiesen ist. Das heißt, sie sind darauf angewiesen, dass Ausländer ins Land kommen, Unternehmen gründen, Jobs schaffen und das dient als Anreiz, diese tiefe Körperschaftsteuer. Es gibt noch jede Menge andere Anreize, also staatliche Förderung, ist exzellent. Es gibt sehr großzügige Förderungspakete, die jeder in Anspruch nehmen kann, unter der Voraussetzung, dass Jobs geschaffen werden. Und wir reden wirklich da um, ich glaube, man muss fünf Jobs schaffen, und hat 100.000 € Förderung zu bekommen vom irischen Staat. Also große Beträge, konnte auch ein ausländischer Unternehmer bekommen. Aber wie gesagt, da musst Du diese Jobs schaffen. Was nicht funktioniert, ist eine Briefkastenfirma zu haben oder irgend so einen Nominee-Direktor, irgendjemand, der nur so scheinbar Geschäfte macht. Was die Iren sehen wollen, ist wirklich Büro, Mitarbeiter, festangestellte Mitarbeiter da drinnen, das ist extrem wichtig für die Iren, damit man von den Vorteilen dort profitieren kann.

22:10 - Bleibt die niedrige Körperschaftsteuer in Irland?

Daniel: Du hattest vorhin gesagt, 12,5% Körperschaftsteuer, dass wir schon mal so einen Wert haben, das ist ja schon mal ein erster Fakt, der vielleicht für den einen oder anderen interessant sein könnte, dort eine Gesellschaft zu gründen. Trotzdem eine Frage von mir: Die 12,5%, sind die fix, wackeln die? Denn normalerweise immer so in der EU, europäische Länder, die besonders günstige Steuerkonditionen anbieten, eigentlich immer ungerne gesehen werden, und man irgendwie versucht, Gleichheit herzustellen. Wenn ich mich richtig entsinne, habe ich da auch was gelesen, dass diese 12,5% sogar unter Kritik stehen bei der EU.

Sebastian: Ganz klar, natürlich EU-weit ist es in der Kritik. Man weiß jetzt ja auch ohnehin, es gab jetzt ja vor Kurzem hier die große Entscheidung zum globalen Mindeststeuersatz von 15%. Auch Irland hat diese akzeptiert, aber wie wir ja auch schon in der Podcast Episode zu Malta besprochen haben, die Malta-Gesellschaft zum Beispiel ist es letztlich nur relevant für Unternehmen, die mehr als 750 Millionen Euro Umsatz machen. Für alle anderen ist das nicht relevant. Ganz klar, Irland ist unter Druck von der Europäischen Union. Ich glaube nicht, dass die Europäische Union hier wirklich fordert von Irland, was zu ändern, denn die wissen ja selbst, jeder ist letztlich daran interessiert, dass es den einzelnen Ländern gut geht, auch die Europäische Union ist daran interessiert, dass es Irland gut geht. Es hat ja keinen Sinn, ständig irgendwelche Bailouts machen zu müssen, und wie gesagt, Irland hat wenig Ressourcen. Man muss ja auch sagen, ein Land, das bis vor Kurzem in bitterer Armut war, ich hatte je gesagt, es ist immer noch rückständig heute, aber es war ja doch tatsächlich bis vor wenigen Jahrzehnten, bis Apple angekommen ist und bis das alles losgegangen ist in Irland, da hat man ja von diesem Celtic Tiger gesprochen, wo das Ding dann wirklich explodiert ist, war das ja doch ein Land, das sehr arm war. Mit das ärmste Land in Europa, und diese Armut kommt natürlich von der Unabhängigkeit von Großbritannien, die die Iren sich erkämpft hatten, und das hat denen natürlich die wirtschaftliche Grundlage entzogen und hat zu, ich sage mal fast zu einem halben Jahrhundert an Armut geführt.

Da dann herauszukommen, also was ich sagen will, ist, dass die Europäische Union hat das Interesse, dass es Irland gut geht, aber was sehr genau kontrolliert wird und verlangt wird von Irland seitens der Europäischen Union ist, dass eben diese Bedingungen, von denen ich gerade eben gesprochen habe, knüppelhart eingehalten werden. Das heißt, wer dort eine Firma gründet, der muss wirklich dort vor Ort sein, der muss dort vor Ort leben, der muss dort vor Ort Angestellte haben, ansonsten zahlt der in Irland die 12,5%, sondern muss 25% bezahlen.

25:08 - Investition nach Irland bringen

Daniel: Gut zu wissen, da werden wir nachher noch ein bisschen mehr ins Detail einsteigen. Aber jetzt, es geht ja darum, was macht den besonderen Reiz von Irland aus? Für wen ist Irland ein interessanter Unternehmensstandort? Ich fasse nochmal zusammen: Wir haben das Rechtssystem, das ist Common Law, besonders für die Unternehmen, die sich damit auskennen, mag das interessant sein. Wir haben die 12,5% Körperschaftsteuer. Was gibt es sonst noch, was dafür sprechen könnte, dass ich als Unternehmer meine Gesellschaft in Irland gründe? Haben wir noch weitere Gründe?

Sebastian: Es kommt natürlich jetzt stark darauf an, was die Gesellschaft macht. Ich hatte ja schon gesagt, es gibt großzügige staatliche Förderungen, also wer dort wirklich vorhat, dort ein Unternehmen zu gründen mit etlichen Mitarbeitern, der wird in wenigen Ländern in Europa eine bessere staatliche Förderung finden als dort, und auch eine sehr aktive Mitarbeit. In Irland gibt es zum Beispiel ein Programm, wo die Iren selbst aufgefordert werden, ihre Freunde und Familie im Ausland dazu anzuhalten, nach Irland zu expandieren, oder in Irland ein Unternehmen zu gründen, wofür dann auch die Iren, die angesprochen werden, da eine Belohnung erhalten, einen Bonus erhalten. Das ist ein ganz zentraler Punkt, externe Investitionen nach Irland zu bringen. Wie gesagt, wer dort etwas vorhat, der kann da auf jeden Fall mit großzügigen Förderungen rechnen. Das ist ein Punkt.

Dann hat sich natürlich durch Jahrzehnte amerikanischer Präsenz da durch große Unternehmen wie Google, Facebook, Microsoft und so weiter, hat sich ein echter Hub entwickelt, was Softwareentwicklung und Technologie betrifft. Sehr viele Spezialisten, Experten sind aus ganz Europa nach Irland gezogen. Da gibt es eine sehr ausgeprägte Startup-Kultur, und jeder, der in der Branche ist, natürlich mit allem, was dazugehört, auch mit den entsprechenden Kontakten in die Investment Szene mit Events, mit Links nach Amerika. Es gibt viele Anwaltskanzleien in Dublin, die haben ein Büro in Dublin und das zweite Büro nicht etwa in London, sondern in San Francisco. Der Link in die USA ist ganz stark ausgeprägt und für viele Gründer liegt ja dann Amerika doch näher als die USA, gerade wenn es um Venture-Kapital geht, ist ja doch eigentlich eher die Frage: Wo gehe ich zuerst hin, bevor ich in die USA gehe? Wie gesagt, in Irland sind da sehr direkte Verbindungen vorhanden.

Ich war mal eingeladen beim amerikanischen Botschafter in Irland zu einem Event, zu einem Startup-Event, es ist ganz unwahrscheinlich, was da von irischer Seite, auch von Regierungsseite investiert wird. Die Iren haben zum Beispiel Vertreter für die Standortentwicklung in ganz vielen amerikanischen Städten. Das heißt, wenn man als irischer Unternehmer zum Beispiel sagen würde: „Ich will in die USA expandieren“, dann wenden die sich an Iren, der Ire redet am liebsten mit anderen Iren, obwohl sie auch Englisch sprechen. Die haben tatsächlich in vielen amerikanischen Städten Büros des irischen Wirtschaftsministeriums, die sich dort drum kümmern, irische Unternehmen dort zu helfen, die dort was vorhaben. Ganz ausgeprägte Links. Wie gesagt, das kann jeder nutzen, der dort ein Unternehmen gründen will, diese Infrastruktur und diesen Link in die USA. Jeder, der in den USA etwas machen will, der sollte sich überlegen, ob Irland dafür nicht ein geeignetes Sprungbrett ist.

Dann gab es natürlich jetzt gerade in den letzten 10 bis 15 Jahren interessante Entwicklungen in dem Bereich von Lizenzierung, also zum Beispiel Electronic Money Licence, dann Dinge wie auch Krypto sind dort einige Unternehmen vertreten. Soweit ich weiß, hat zum Beispiel Coinbase eine europäische Lizenz in Irland. Dann haben wir Dinge wie, ist natürlich ein sehr großer Finanzstandort und ist durch Brexit im Grunde noch größer geworden für alternative Investmentfonds und solche Dinge, die auch steuerlich dann wieder günstig sind.

Es gibt tatsächlich viele Branchen, die interessant sind, in Irland anzusiedeln, aber wie gesagt immer mit dem Ziel, dort tatsächlich selbst hinzuziehen oder dort wirklich etwas aufbauen zu wollen vor Ort mit Mitarbeitern. Nicht irgendwie nur eine Briefkastenfirma, das hassen die Iren, da kommt man in Irland nicht sehr weit.

30:15 - Finde ich in Irland qualifizierte Mitarbeiter?

Daniel: Man kann also sagen, dass Irland sich für Unternehmer dann steuerlich lohnen kann, wenn man sich auf der Insel niederlässt und auch lokale Mitarbeiter beschäftigt. Dann gibt es sogar Förderpakete und Steuervergünstigungen. Aber ist es denn einfach, für sein Unternehmen in Irland qualifizierte Mitarbeiter zu finden?

Sebastian: Eine gute Frage, das ist natürlich wie überall, also auch in Irland herrscht natürlich extreme Personalknappheit, was qualifizierte Mitarbeiter in vielen Bereichen anbelangt, das ist tatsächlich so. Das Gleiche ist ja auch in Malta im Grunde, dort wird ja sehr viel rekrutiert von den Unternehmen dann in Europa in Deutschland und so, und beides sind Standorte, sowohl Malta als auch Irland, wo sich doch gerade junge Leute aus Deutschland und ähnlichen Ländern vorstellen können, eine gewisse Zeit zu leben. Erstmal ist es englischsprachig, Malta hat den Vorteil des guten Wetters, da kann man so ein bisschen Party machen. Irland hat ja doch ein durch und durch ein positives Image, gerade in Deutschland. Man denkt jede deutsche Stadt hat mindestens einen irischen Pub, einen Irish Pub, wenn nicht sogar mehr als eins. Jeder kann sich vorstellen, mal eine gewisse Zeit in Dublin zu leben, und insofern sind natürlich diese Rekrutierungsmaßnahmen, die die irischen Unternehmen im nordeuropäischen Ausland betreiben notwendig, aber auch meistens sehr erfolgreich.

31:49 - Welche Gesellschaftsformen gibt es in Irland

Daniel: Jetzt interessiert sich also ein Unternehmer, eine Gesellschaft zu gründen in Irland. Welche Gesellschaftsformen können wir denn empfehlen?

Sebastian: Grundsätzlich in Irland wiederum, das Gleiche haben wir schon bei Malta besprochen. Irland war natürlich Jahrhunderte lang unter britischer Kontrolle, bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts war Irland letztlich Teil des UK, und entsprechend ist natürlich das gesamte Recht letztlich mehr oder weniger sehr ähnlich wenigstens, wie auch das englische Recht, und das gilt auch für das Gesellschaftsrecht. Das heißt, man hat letztlich die gleichen Gesellschaftstypen in Irland, die man auch in England hat. Es gibt die Limited, es gibt die Public Limited, es gibt LPs. Die LLP zum Beispiel wurde in England erst in den 2000er Jahren eingeführt worden, die gibt es noch nicht in Irland, soll aber irgendwann kommen. Es gibt Personengesellschaften, wie gesagt LPs, also es gibt ähnliche Gesellschaftstypen, wie im UK auch. Und die sind dann auch ähnlich organisiert. Es gibt einen Company Secretary überall, die Begriffe sind letztlich alle die gleichen. Man sollte vielleicht nochmal an der Stelle kurz darauf eingehen, dass ja seit Brexit im Grunde die Gesellschaften mit Niederlassung nicht mehr gegründet werden können in Großbritannien. Was ich damit meine, ist die typische deutsche Limited, wo ein Unternehmer eine Limited in England gegründet hat, die dann in England nicht aktiv ist, eine deutsche Niederlassung hat und gemäß EU-Recht im Grunde genommen nur in Deutschland Steuern bezahlen muss und in England nichts einreicht. Dieses Modell ist ja nach Brexit nicht mehr möglich, ist aber natürlich nach wie vor mit einer irischen Limited möglich. Das heißt, wer jetzt auf Teufel komm raus die UG nicht mag und eine Limited als Rechtsform verwenden möchte, kann natürlich dies mit einer irischen Limited weiter tun.

34:10 - Wie läuft die Gründung ab?

Daniel: Du hattest gesagt, dass eigentlich durch diese frühere Verwaltung durch Großbritannien es dort im Wesentlichen die gleichen Rechtsformen gibt. Wenn man aber den Gründungsaufwand, den Gründungsablauf mal vergleicht, also viele kennen sich vielleicht aus, weil sie das schon mal gemacht haben oder nachgelesen haben, wie einfach und schnell es geht, im UK eine Limited oder eine PLC zu gründen. Wie läuft das in Irland ab?

Sebastian: In Irland ist es ähnlich wie in Malta, dass dieser hohe Grad der Automatisierung bei der Firmengründung, wie er ja in Großbritannien existiert definitiv nicht existiert. Erst vor Kurzem, also vor einem Jahr ungefähr hat das irische Handelsregister CRO, hat die Registration Office ein neues System eingeführt. Damit ist es jetzt auch möglich, elektronische Unterschriften, beziehungsweise gescannte Unterschriften zu verarbeiten. Früher musste man ähnlich wie in Malta die Unterlagen unterschreiben und dann dort per Kurier hinschicken, was natürlich dann dazu geführt hat, dass das Ganze ziemlich lange ging. Heute geht das alles per Scan und E-Mail oder Upload besser gesagt, und somit würde ich sagen, ist, was die Geschwindigkeit anbelangt folgendes Ranking im Grunde genommen zutreffend: UK mit Abstand das Schnellste, Malta mit Abstand das Langsamste und Irland ist so in der Mitte. Man kann sagen, man kann die irische Limited gründen innerhalb von einer Woche. Es ist so, dass selbst wenn man die Unterlagen hochgeladen hat, dann wird es immer noch händisch geprüft von einem Mitarbeiter in Irland, und je nachdem, wie überlastet die sind, dauert das dann halt zwei Tage, drei Tage oder fünf Tage, manchmal auch zehn Tage, bis die Firma eingetragen ist, selbst wenn man schon elektronisch alle Unterschriften hochladen konnte. Irland steht da bei den drei Ländern irgendwo in der Mitte, aber immer noch deutlich langsamer und komplizierter als in Großbritannien.

Daniel: In Großbritannien ist ja ein besonderer Reiz bei den Limiteds die Gestaltung vom Haftungskapital und Stammkapital ist. Ist das in Irland vergleichbar?

Sebastian: Ja, das ist in Irland genau das Gleiche. Auch typisch in Irland, dass eine Gesellschaft 1 € Stammkapital hat, total normal.

36:50 - Mit der irischen Finanzbehörde ist nicht gut Kirschenessen

Daniel: Jetzt wollen wir noch etwas wissen, nämlich welche Anforderungen an die Buchhaltung auf einen Unternehmer in Irland zukommen. Wir wissen ja noch aus dem Podcast zur Unternehmensgründung in Großbritannien, dass das Finanzamt dort recht entspannt arbeitet. Wie sieht es aber in Irland aus? Und müssen ausländische Unternehmer hier etwas Besonderes beachten?

Sebastian: Die Anforderungen an die Buchhaltung sind ähnlich, wie man sich das vorstellen muss überall in der EU, das heißt, man muss natürlich ganz normale Buchhaltung machen, Belege aufbewahren, Umsatzsteueranmeldung einreichen und so weiter. Die englischen Steuerbehörden sind sehr relaxed. Ich habe in der ganzen Zeit in England seit 2006 mit hunderten von Mandanten weniger als eine Handvoll Betriebsprüfungen erlebt, in Irland ist praktisch jeder unserer Mandanten geprüft worden innerhalb kürzester Zeit, also schon nach einem Jahr. Die ersten Jahresabschlüsse werden eingereicht, und es kommt schon zur Prüfung. Also die sind in Irland sehr unangenehm, sehr streng, sehr genau. Man hat nichts zu befürchten, wenn man alles korrekt macht, ist ja sowieso klar, aber es geht jetzt gar nicht darum, etwas nicht korrekt zu machen, es geht eher darum, dass man entsprechend dann auch definitiv die richtigen Unterlagen so aufbereitet haben muss, dass man nachweisen kann, dass man alles korrekt gemacht hat. Man muss sehr genau die Unterlagen aufbereiten und mindestens den gleichen Standard erfüllen wie in Deutschland. Die Iren sind extrem streng, was zum Beispiel solche Fristen anbelangt. Wenn der Jahresabschluss nur einen Tag zu spät eingereicht ist, hat man für die nächsten zwei Jahre Testatpflicht. Du musst dann Deine Jahresabschlüsse zusätzlich vom Wirtschaftsprüfer prüfen lassen, was mindestens pro Jahr 10.000 € kostet. Zusätzlich. Das ist eine sehr unangenehme Steuerbehörde, die Iren, zur Arbeit, besonders als Ausländer. Ich hatte ja vorhin schon gesagt, die Iren sind da in gewisser Weise, haben Vorteile Ausländern gegenüber, meiner Erfahrung nach, ist es sehr stark ausgeprägt, ähnlich wie bei den Maltesern. Wenn man dort niemanden hat, der tatsächlich ein Ire ist, als Steuerberater zum Beispiel, also irischer Nationalität, dann hat man da verloren bei der Steuerbehörde, die nehmen einen auseinander. Die wollen tatsächlich nur mit einem Iren sprechen, und wenn Du kein Ire bist, dann hast Du Pech gehabt, dann bist Du Freiwild.

39:51 - Wann sollte ich meinen Wohnsitz nach Irland verlegen?

Daniel: Zum Thema Wohnsitz nochmal. Du hattest es schon mehrmals angesprochen, dass immer wieder unsere Empfehlung ist, jemand, der eine Gesellschaft in Irland gründet und von den steuerlichen Vorteilen wirklich profitieren will, sollte seinen Wohnsitz verlagern nach Irland. Muss ich das vorher machen? Welche Zeit habe ich? Verlege ich erst meinen Wohnsitz nach Irland oder macht es Sinn, jetzt die Firma zu gründen? Wie lange lasse ich mir dann Zeit, um meinen Wohnsitz zu verlagern? Entstehen mir daraus Nachteile oder Vorteile, wenn ich, sagen wir mal erst im zweiten Jahr oder nach sechs Monaten meinen Wohnsitz verlagere? Vielleicht kannst Du da unsere Zuschauer und Zuhörer noch ein bisschen mehr informieren.

Sebastian: Man kann davon ausgehen, dass man ohne irischen Wohnsitz kein Konto bekommt in Irland, was heute relativ egal ist, man kann ja zu einer Online Bank gehen, aber die traditionellen irischen Banken machen kein Konto auf, und man bekommt keine Umsatzsteuer-Identnummer. Außer man lebt dort, kann man die Firma nicht aktiv benutzen. Das heißt nicht, dass man als Eigentümer selbst dahin umziehen muss. Man kann natürlich dort auch über eine Personalsuche jemanden finden, den man dann dort anstellt. Aber wohlgemerkt, das darf nicht irgendein Treuhand-Geschäftsführer sein, der schon bei hundert anderen Firmen drinsteht. Das muss jemand sein, der auf der Payroll ist, der richtig bezahlt wird, also sagen wir mal 5.000 € im Monat, und der der einzige ist, der auf das Konto zeichnungsberechtigt ist. Das wird alles nachgeprüft bei der Umsatzsteuer-Registrierung. Wenn diese Dinge nicht vorhanden sind, dann wird man weder eine VAT Nummer bekommen, und ein Konto wird man auch nicht bekommen.

Die meisten Mandanten, die Unternehmertypen sind und nicht dort einen Geschäftsführer anstellen wollen, heißt es konkret, dorthin umzuziehen. Oder aber, wenn es mehrere Gründer sind, zieht einer dorthin, zieht einer nach Irland um. Aber das ist so der Standard, ohne den es im Grunde genommen nicht funktioniert. Ich hatte ja vorhin gesagt, gerade wenn Ausländer involviert sind in Unternehmen, man davon ausgehen kann, dass spätestens nach einem Jahr die Betriebsprüfung in Irland vor der Tür steht. Wenn man es irgendwie schafft, die Firma für die VAT zu registrieren, kann man davon ausgehen, dass einem die VAT danach aberkannt wird, auch rückwirkend, wenn man nicht die Nachweise erbringen kann, von denen ich gerade gesprochen habe. Das heißt, dass tatsächlich jemand vor Ort ist in Irland, der dort lebt, der ein richtiges Gehalt von der Firma bekommt, der dort tatsächlich die Wertschöpfung für das Unternehmen in Irland erbringt.

Also, nochmal dreißig Minuten hier in unserem Gespräch zurück: Die Iren wollen, dass man Leute vor Ort einstellt. Die geben deswegen Unternehmern günstige Steuersätze und Förderungen, weil sie für ihre irische Bevölkerung Jobs brauchen, und dafür sind sie auf die Unternehmer angewiesen. Wer das nicht erfüllen will, der kann es vergessen in Irland.

Daniel: Klarer kann man es nicht ausdrücken.

Sebastian: So hoch sind die Auflagen jetzt auch nicht, aber es braucht eben mindestens eine Person, und die muss es tatsächlich sein. Die darf natürlich nicht bei zig anderen Unternehmen wieder involviert sein, denn dann ist es nicht glaubwürdig, dass sie dort die Wertschöpfung vornimmt.

Daniel: Ich finde es gut, dass Du es nochmal so ganz klar auf den Punkt gebracht hast. Man findet ja im Internet eine ganze Reihe von Anbietern oder Webseiten, die zumindest auf der Webseite den Eindruck entstehen lassen, ich klick mir da mal schnell eine Online Bestellung zusammen, bestelle mir eine irische Limited, bestelle mir dazu noch eine VAT Nummer und ein Bankkonto, und es entsteht zumindest auf den Webseiten oder auf dem Bestellformular der Eindruck, das wäre alles völlig problemlos möglich, auch ohne, dass ich dort vor Ort wohne. Deswegen war es wirklich sehr hilfreich, auch für Zuhörer oder Zuschauer, dass dem nicht so ist.

44:22 - Als Geschäftsführer vor Ort sein

Sebastian: Wir kennen auch Szenarien, wo zum Beispiel jemand tatsächlich in Irland gewohnt hat, und dann war der bei mehreren Gesellschaften Geschäftsführer, hatte für mehrere, sage ich mal Freunde und Bekannte Unternehmen gegründet, war dann der Geschäftsführer, der war wirklich vor Ort und hat da wirklich gelebt mit Familie und so weiter, aber auch dort ist das alles nach hinten losgegangen. Die haben das dann angeschaut und gesagt: „Wie soll das denn funktionieren? Die Firma macht 1 Million Umsatz, Du bist ja auch noch bei fünf anderen Firmen drin, wie funktioniert das konkret? Schick mir mal einen Auszug von den E-Mails, die Du geschickt hast im letzten halben Jahr, ich möchte mal sehen, wie Du die Verträge angebahnt hast, ich möchte sehen, wie Du Zollpapiere ausgefüllt hast, will mal Bestellformulare sehen, möchte mal sehen, wie Waren verschifft worden sind und so weiter.“ Also sehr konkrete Dokumentation wollen die dafür sehen, dass das passiert. Wie gesagt, zum Teil gab es Fälle, wo dann die Umsatzsteuer-Identnummer für die letzten zwei Jahre aberkannt wurde. Wenn man jetzt Lieferanten hat aus der Europäischen Union, die entsprechend diese Umsatzsteuer wiederum bei ihrer eigenen Umsatzsteuer beim deutschen Finanzamt melden, und auf einmal ist die komplett ungültig für die letzten zwei Jahre. Dann kann man davon ausgehen, dass man Feuer unter dem Dach hat. Dann müssen nämlich komplett die Lieferanten in Deutschland die deutsche Umsatzsteuer rückwirkend für zwei Jahre abführen auf diese Leistung. Das hat sehr weitreichende Konsequenzen.

Zu uns ist mal jemand gekommen, der wurde am Ende kein Mandant, aber der hat gesagt, ihm wäre genau das passiert. Da gab es Forderungen gegen ihn seitens seiner Lieferanten in Höhe von 150.000 €, die er dann ihnen zahlen musste und auch bezahlt hat, weil Reverse Charging rückwirkend nicht mehr möglich war. Das hat schwerwiegende Konsequenzen. Wer mal eben nicht vor Ort ist in Irland und tatsächlich das Geschäft als eine Person betreibt, die dort in Irland ganz normal lebt, oder entsprechend natürlich dort ein Team hat, und ein mitarbeitendes auch. Wir haben das ja auch wunderbar beschrieben bei uns, es gibt ja diese Nihil Obstat Gestaltung, wie wir sie beschrieben haben. Genau das Gleiche wird man in Irland dann machen müssen.

47:10 - Welche Branchen sich in Irland lohnen und die rechtlichen Unterschiede

Daniel: Eine Frage noch, die mir gerade kommt, Sebastian, gibt es zum Beispiel irgendwelche Branchen, wo ich vielleicht eher vorsichtig sein sollte, mir Irland als Unternehmensstandort auszuwählen? Es gibt ja immer so bestimmte Länder, die sind prädestiniert, wie wir zum Beispiel schon besprochen hatten, Malta ist gut, wenn ich mit Krypto etwas machen will oder Online Casino, Online Gaming oder sowas. Aber manchmal muss man ja auch die andere Frage stellen: Ist vielleicht für bestimmte Geschäfte, für bestimmtes Business ein Land eher mit Vorsicht zu bewerten? Gibt es da was zu Irland zu erzählen?

Sebastian: Man muss auf jeden Fall in Irland sich ganz genau anschauen und sich anwaltlich dazu beraten lassen, wie die rechtliche Situation tatsächlich ist. Wir wissen zum Beispiel, dass das Thema Betting, also Wetten in Irland relativ relaxed gehandhabt wird. Und dass man zum Beispiel auch eine Lizenz bekommen kann für ein Bet-Unternehmen mit sehr geringen Auflagen, weil das Thema in Irland traditionell ein Thema ist, was viele Leute machen, und was eine sehr alte Sache ist, eine sehr alte Branche. Da wurde relativ nichts dran geändert, aber man darf da nicht irgendwelche Annahmen treffen, sondern sich tatsächlich dort vor Ort anwaltlich beraten lassen.

Mir ist ein Beispiel eingefallen von einem Mandanten, der vor Brexit über Großbritannien Nahrungsergänzungsmittel aus den USA importiert und dann wieder in die EU eingeführt und dort verkauft hat. Wir reden jetzt von irgendwelchen völlig harmlosen Vitamin-Pillen, pflanzliche Potenzmittel, irgend so ein Zeug, auch in Großbritannien absolut kein Problem. Der hat gedacht: „Jetzt kommt Brexit, dann lasse ich das Ganze einfach über Irland einführen, ist ja alles sehr ähnlich und so, die gleiche Mentalität, das wird schon stimmen.“ Pustekuchen. Das Zeug kam in Dublin an, und dann ist die Polizei zu uns ins Büro gekommen, beziehungsweise der Zoll. Die Rezeptionistin des Büros, ich war natürlich gerade nicht da, hat mich dann fast unter Tränen angerufen und hat mir gesagt: „Hier steht die Polizei, die wollen jemanden sprechen für das Unternehmen.“ Ich habe dann mit denen gesprochen, konnte das soweit aufklären, dann musste aber der Mandant, der in Österreich gewohnt hat, dort anreisen, genau erklären, was er da gemacht hat, weil nämlich diese Mittel in Irland tatsächlich als Medizin eingestuft wurden und nicht als Nahrungsergänzungsmittel, was er zuvor nicht nachgeprüft hatte, weil er einfach dachte: „Gut, okay, wenn es überall legal ist, kann es auch da legal sein.“ Er musste dann dort auftauchen, musste sich dort befragen lassen, er konnte sie überzeugen, dass es ein Fehler war, ein Irrtum, und dass er nicht irgendwelche kriminellen Machenschaften im Schilde führt. Aber die haben diese Ware dann im Wert von 500.000 € vernichtet. Die haben das nicht einmal zurückgeschickt nach Amerika oder so, sondern die haben die ganze Palette eingestampft. Ohne anwaltliche Beratung, was solche Themen anbelangt, geht es definitiv nicht.

50:34 - Mögliche Konsequenzen bei inkorrekter Buchführung

Daniel: Gut, dass wir darüber gesprochen haben. Die Strenge der Finanzamtmitarbeiter, die Du beschrieben hast, gut, auf der einen Seite, hast Du gesagt, man kann ja alles richtig machen, dann hat man nichts zu befürchten, aber man kann ja auch aus Versehen Fehler gemacht haben, obwohl man sich die größte Mühe gegeben hat. Die Frage ist dann immer: Wie sind die Folgen? Wenn zum Beispiel der Betriebsprüfer etwas findet und unabhängig davon, ich habe es nicht mit Absicht falsch gemacht, es hat sich ein Fehler eingeschlichen. Was gibt es für Folgen, mit denen ich rechnen muss, wenn die Betriebsprüfer beispielsweise etwas finden?

Sebastian: Meiner Erfahrung nach ist es schon so, dass nicht unbedingt mit straffälligen Konsequenzen zu rechnen ist. Es scheint mir schon, meine Erfahrung nach in Irland, da muss die Latte relativ hoch liegen, und selbst bei Mandanten; ich kann mich an einen Fall erinnern, da hatten Mandanten einen ehrlichen Fehler gemacht, weil der hat irgendwie ein Produkt über eine irische Firma verkauft, was so eine Aufarbeit mit Kreditkarte war, das ist eigentlich ohne Mehrwertsteuer, aber weil es dann ohne Mehrwertsteuer ist, ist er dann nicht vorzugsteuerabzugsberechtigt und so weiter. Er hat da jedenfalls einen Fehler gemacht und hat dann ungefähr 80.000 € nachzahlen müssen. Das war ein größerer Mandant, das war eine internationale Firmengruppe, und die hatten top Anwälte, das war nicht so eine Klitsche, will ich jetzt mal sagen. Mit was die gedroht haben, ist, dass man auf der schwarzen Liste der Tax Dodges veröffentlicht wird, also Leute, die ihre Steuern nicht richtig bezahlen. Da gibt es im Internet eine Liste, wo der Firmenname veröffentlicht wird und möglicherweise sind die Strafen, die dann bezahlt werden höher als [unverständlich] Das wird dann so escalated in verschiedenen Stufen. Wenn man das sehr schnell bezahlt, dann geht das alles mehr oder weniger glimpflich aus, wenn man sich mehr Zeit lässt mit dem Zahlen, dann gibt es möglicherweise noch mehrere Strafen drauf, dann möglicherweise zu Ermittlungen dann und so. Da muss man dann schon aufpassen, aber es ist nicht so, dass sofort mit straffälligen Konsequenzen gedroht wird. Was ein typischer Fall ist, was ich mehrfach erlebt habe ist, dass die Umsatznummer aberkannt wird, einfach so, die sagen dann: „Okay, wir erlauben jetzt erstmal nicht, das Geschäft weiterzuführen,“ und das ist ja genau die Konsequenz von der Aberkennung der Umsatzsteuernummer, Du bist jetzt erstmal blockiert, das war’s, und dann kannst Du selbst schauen, was Du machst. Das ist ja schon Strafe genug, wie ich es ja schon vorhin beschrieben habe in dem Fall, dieses einen möglichen Mandanten. Es gibt auch andere Beispiele, und wie gesagt, da muss man sehr genau sein in Irland. Reicht man zum Beispiel den Jahresabschluss ins Handelsregister nur einen Tag zu spät ein, dann ist die Firma für die nächsten zwei Jahre danach testatpflichtig. Das heißt, dass die Bilanz nicht nur vom Steuerberater angefertigt, sondern auch von einem Wirtschaftsprüfer geprüft werden muss. Das sind zunächst mal finanzielle Konsequenzen, denn jeder Wirtschaftsprüfer verlangt mindestens 10.000 € dafür. Das sind so Dinge, die Iren sind da schon sehr kleinkariert, will ich mal sagen. Die erinnern mich in vieler Hinsicht ein bisschen an die Schweiz. Man denkt ja auch immer so als Nicht-Schweizer, dass die Schweizer das El Dorado sind für, sage ich mal Steuerverkürzer und Leute, die es mit der Buchhaltung nicht so genau nehmen. Das ist ja absolut nicht so. Die Schweiz146 ist extrem genau, was solche Dinge anbelangt. Die schauen extrem genau hin, gerade bei Ausländern, die da involviert sind, ähnlich ist es in Irland auch. Man kann definitiv nicht meinen, dass nur, weil es ein kleines Land, was einen gewissen Ruf hat, dass dort alles so ganz einfach funktioniert und man sich dort einfach aus der Affäre ziehen kann und die Sachen nicht genau machen muss. Das ist meiner Erfahrung nach absolut nicht so.

55:19 - Habe ich die passende Geschäftsidee für Irland?

Daniel: Gut zu wissen. Wenn der eine oder der andere unserer Zuhörer oder Zuschauer wegen bestimmter Vorteile, die wir hier besprochen haben, seien es die 12,5% Körperschaftsteuer, sei es der gute Whiskey oder das Guinness oder was auch immer, jemandem gefallen hat und er möchte jetzt eine Gesellschaft in Irland gründen. Was empfiehlst Du? Was wären jetzt die nächsten Schritte? Für mich ist das ein interessanter Standort, vielleicht auch gerade die Vorteile, die Du erwähnt hast, der gute Einstieg in Geschäfte mit den USA, es waren ja eine ganze Reihe von Vorteilen, die dafür sprechen können, mich für Irland als Unternehmensstandort zu entscheiden. Was wäre jetzt aus Deiner Sicht der nächste logische Schritt?

Sebastian: Man muss sich als erstes fragen, ob man überhaupt da reinpasst und da hinpasst. Was die Behörden gerne sehen, was die Banken gerne sehen, was Anwälte gerne sehen, was Steuerberater gerne sehen, sind gerade solche Tax Startups. Junge Unternehmer, die dort hinziehen, die Fremdkapital haben, die dort ein Team aufbauen, die dort Software entwickeln oder irgendeine App haben oder irgend so was, das ist für die Iren sicherlich das Traumszenario. Dann wird man durch offene Türen laufen, dort wird man vom Botschafter empfangen werden, wie ich es vorhin gesagt habe, dort stehen einem alle Türen offen. Das ist sicherlich in einem Bereich Tech ein sehr guter Standort dafür, immer unter der Voraussetzung, dass man tatsächlich plant, dort Mitarbeiter einzustellen und bis dahin selbst dort wohnt und das Geschäft tatsächlich dort vor Ort betreibt. Das sind so die richtigen Kandidaten dafür. Alles andere, gut, ich habe gesagt Tech, es gibt natürlich auch noch viele andere interessante Branchen. Ich hatte mal einen Mandanten, die haben solche Vitaminpillen für Pferde hergestellt, und Irland ist natürlich ein riesiger Markt für Reiten, für Pferde, Pferdesport und so, also gigantisch groß. Und das ist auch etwas, wenn man sich in dem Bereich wäre es auch interessant. Es ist natürlich nur ein Beispiel. Es gibt sicherlich eine Reihe von Branchen, die dort interessant sind. Meiner Erfahrung nach sind es eben Branchen, die im Grunde schon mit Engineering, mit Tech, vielleicht auch wissenschaftlich, medizinische Entwicklung, Biotech und so weiter zu tun haben, das passt da rein, und damit wird man sich dort auch viele Freunde machen.

58:24 - Mit welchem Schritt fängt mein Weg nach Irland an?

Daniel: Okay, jetzt denke ich, ich passe da rein, und wie geht es jetzt weiter? Was empfiehlst Du jetzt? Wie wären jetzt die Schritte bis zur Etablierung meines Business? Wie gehe ich jetzt weiter?

Sebastian: Der erste Schritt ist immer der Umzug, man gründet dieses Unternehmen natürlich schon mit einem irischen Wohnsitz, das heißt, man würde dann nach Irland gehen, sich dort niederlassen, würde sich eine Wohnung suchen, ich empfehle die Webseite www.daft.ie, und wir haben ja auch zum Wohnsitz in Irland gesprochen, man meldet sich an, besorgt sich eine Steuernummer, meldet sich sozialversicherungspflichtig an, und dann würde man im Grunde die Firma gründen. Der Umzug ist immer das Erste. Und die Firmengründung erfolgt dann im zweiten Schritt. Wie gesagt, unter der Voraussetzung, dass man dort lebt, wird man weder mit Kontoeröffnung noch mit VAT noch sonst irgendwas irgendein Problem dort haben. Wir können natürlich sämtliche Interessenten gerne dabei unterstützen, bei der Firmengründung, bei laufender Betreuung der Gesellschaft, auf unseren Webseiten ist das ja alles genau im Detail beschrieben, und haben hier viele Mandanten, die sich in der Tech Branche in Irland niedergelassen haben.

Daniel: Klasse, dann vielen Dank. Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

E-Residency in Estland – endlich verständlich

Erfahre alles über E-Residency in Estland und wie es Freelancern und digitalen Nomaden neue Möglichkeiten bietet. Entdecke die Vorteile und wie du E-Resident wirst.

Zu Gast: Rechtsanwältin Aet Bergmann

Mit Begriffen wie „Expat“, „Non Dom“ „digitaler Nomade“ sind wir mittlerweile vertraut. Aber was bitte in aller Welt ist ein „E-Resident“? Auch mit „E-Mail“ und „E-Money“ können wir umgehen, aber was hat das „E“ mit Menschen zu tun? Es handelt sich bei der E-Residency um eine junge Spezies in unserer modernen und digitalen Welt, die im Dezember 2014 in Estland geboren wurde und besonders Freelancern und digitalen Nomaden erstaunliche Möglichkeiten bietet.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Die estnische Rechtsanwältin Frau Aet Bergmann erläutert die Hintergründe und Zusammenhänge der E-Residency in Estland und erklärt, was Sie damit alles machen können. Sie erfahren, wie es zu dieser Idee kam, wie das digitale Leben in Estland ist und welche Steuervorteile Sie erwarten. Lassen Sie uns am Anfang beginnen:

Digitales Estland

Nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion Anfang der 1990er überlegte sich Estland, wie sie sich neu aufstellen können und kam auf die Idee des „digitalen Staates“. Die Bevölkerung des Landes beträgt 1,3 Millionen Menschen, und bereits seit vielen Jahren läuft in Estland alles digital. Alle Daten einer Person werden digital erfasst und an die entsprechenden staatlichen Stellen weitergeleitet. Der estnische Staat darf den Bürger nur einmal nach einer Angabe fragen.

Sie sind Digitaler Nomade und es zieht Sie südwärts? Dann lesen Sie hier mehr zu Chile.

Esten können alles digital einsehen, auch wer Zugriff auf ihre Daten hatte

Mit der estnischen ID-Karte können die Bürger sehen, wann sie das letzte Mal beim Arzt waren, welche Rezepte sie bekommen haben, welche Immobilien sie haben und wer etwas über sie wissen wollte. Sehr interessant ist das für die Bürger Tallinns kostenfreie Verkehrsnetz. Um zu überprüfen, ob ihre Bürger noch ihre Bürger sind, schaut die Stadt Tallinn täglich online nach; das kann jeder Bürger sehen.

Für wen ist die E-Residency möglich und empfehlenswert?

Leben Sie in Estland, können Sie kein E-Resident sein. Die E-Residency ist für im Ausland lebende Menschen, die entweder Estland einfach lieben oder dort geschäftlich tätig sind. Das geht auch für Esten, die im Ausland leben. Sie können Verträge mit der Stromgesellschaft schließen und Bauanträge stellen. Die ganze Kommunikation verläuft über die E-Residency-Karte, und seit 2020 sind auch notarielle Amtshandlungen damit durchführbar.

Optimal ist diese E-Residency für digitale Nomaden, denn Firmengründung und -verwaltung, Einträge im Handelsregister und die Abrechnung mit Kunden verläuft alles digital. Sie können Dokumente kryptieren, digital Unterschriften geben und sich jedem ausweisen, der diese Karte lesen kann. Um mehr zum Thema digitale Nomaden zu erfahren, empfehlen wir Ihnen für unsere Episode über Krankenversicherungen für digitale Nomaden oder über das Leben als digitaler Nomade.

Wie kann ich die E-Residency in Estland beantragen?

Den Antrag stellen Sie online und kostet zwischen 100 € und 120 €. Nach Prüfung Ihrer Angaben gehen Sie zu einer estnischen Botschaft, weisen sich dort einmal dem estnischen Staat aus und erhalten Ihre ID-Card mit PIN-Codes, Lesegerät und Software. Die Karte im Scheckkartenformat ist ohne Bild, aber mit Personenkennzahl und Chip.

Unterschied Residency und E-Residency

Ihre E-Residency ist lediglich eine virtuelle „Residenz“, die Ihnen kein Aufenthaltsrecht in der EU und im Schengen-Raum gewährt. Es handelt sich um einen digitalen Ausweis im Internet, der Ihnen digitalen Zugriff und Handlungsmöglichkeiten bietet. Möchten Sie als EU-Bürger nach Estland tatsächlich umziehen, gehen Sie dort zur Polizei, melden sich mit ihrem lokalen Wohnsitz an und erhalten dann die estnische ID-Karte. Die ist wie ein Personalausweis, und Sie können damit innerhalb der EU reisen. Dieser Vorgang ähnelt dem in Malta und in Irland. Die E-Residency entbindet Sie nirgendwo von Ihrer Steuerpflicht und macht Sie auch nirgendwo steuerpflichtig.

Welche Gesellschaftsformen gibt es in Estland?

Wie die UK-Gesellschaftsformen dieselben sind wie in Malta und Irland, ist Estland nach deutschem Vorbild aufgebaut. Dort finden Sie alle deutschen Gesellschaftsformen, wobei die estnische GmbH, die OÜ (Osaühing) die Gängigste ist. Die können Sie online gründen, auch mit nur einem Gesellschafter. Sie können als E-Resident selber Gesellschafter und Geschäftsführer sein. Möchten Sie die Gesellschaft mit mehreren Gesellschaftern gründen, müssen die Beteiligten eine estnische E-Residency-Card oder ID-Card besitzen.

Das Stammkapital beträgt 2.500 € und kann zu einem späteren Zeitpunkt eingezahlt werden. Das ist im Register sichtbar, und Gewinne können Sie erst ausschütten nach Einzahlung des Stammkapitals.

Interessantes Steuersystem in Estland

In Estland gibt es eine Körperschaftsteuer. Der aktuelle Steuersatz von 20% trifft nur auf entnommene Gewinne zum Zeitpunkt der Entnahme zu. Das ist besonders lohnenswert, wenn die Gewinne vorerst in der Gesellschaft bleiben oder man Immobilien kaufen oder investieren möchte. Das ist durchaus für Holdings interessant, aber die Gewinne müssen auch in Estland erwirtschaftet werden.

Bitte beachten Sie, dass die Besteuerung dort stattfindet, wo die Geschäftsleitung sitzt. Für digitale Nomaden würden die 20% Dividendenbesteuerung für die Gesellschaft anfallen, da ein digitaler Nomade nirgendwo seinen Wohnsitz hat.

Anforderungen an die Buchhaltung

Die Anforderungen an die Buchhaltung entsprechen den in der EU üblichen Abläufen: monatlich bei Umsatzsteuerpflicht und Angestellten, jährlich für jede Gesellschaft. Wenn nicht viel anfällt, können Sie ein Programm dafür nutzen. Estnischen Buchhalter kommunizieren mit dem estnischen Staat auf Estnisch, und das ist eine Kunst an sich. Wenn mehr anliegt, suchen Sie sich einen estnischen Buchhalter. Die Fristen sind streng, und ein Verzug ist jedem sichtbar.

Die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer

Ein Lichtblick ist die Beantragung und der Erhalt der Umsatzsteuer-Identifikationsnummer. Dieses ist in vielen Ländern schwer und man muss oftmals darum kämpfen. In Estland wird sie schnell und effizient zugeteilt.

Ein Bankkonto in Estland eröffnen

Frau Bergmann nennt die estnischen Banken „paranoid“, denn nach ein paar Geldwäsche Fällen ist das Eröffnen eines Bankkontos bei einer traditionellen Bank sehr schwer. Sie müssen vorweisen, dass Sie bereits etwas machen. Für ein Unternehmen mit Büro und Mitarbeitern sollte das dann möglich sein. Oder Sie gehen zu einer Internetbank.

Bei Einzahlung des Stammkapitals würde das Konto lediglich für den Gründungszeitraum gesperrt; es verhält sich nicht wie in der Schweiz, wo das Gründungskapital dauerhaft geblockt ist.

Kontaktdaten und Links:

Aet Bergmann

Homepage: www.bnt.eu

E-Mail:        aet.bergmann@bnt.eu

Telefon:       +372 667 6240

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Timestamps

00:00  -  Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Frau Bergmann

02:51  -  Was ist die E-Residency?

04:26  -  Digitales Estland

08:41  -  Zugriff auf meine Daten – durchweg transparent

11:09  -  Die unschlagbaren Vorteile der E-Residency in drei Sätzen

12:45  -  Die einfache Beantragung der E-Residency

14:31  -  Kann mir die E-Residency verweigert werden?

16:13  -  Geringe Kosten für die E-Residency und weitere Anwendungsbeispiele

18:15  -  Nach Estland umziehen

19:57  -  Wie ist das mit der Krankenversicherung?

21:28  -  Gesellschaftsformen in Estland

23:56  -  Für welche Branchen eignet sich Estland besonders gut?

27:11  -  Eine estnische Gesellschaft für digitale Nomaden optimal

30:22  -  Digitale und physische Produkte

33:48  -  Anforderungen an die Buchhaltung

37:00  -  Die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer

39:26  -  Ein Bankkonto in Estland eröffnen

43:58  -  Aktuelle Einreisebestimmungen in Estland, Kontaktdaten & Verabschiedung

Mitschrift zu Folge 28 von Perspektive Ausland: E-Residency in Estland – endlich verständlich

Zu Gast: Rechtsanwältin Aet Bergmann

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Frau Bergmann

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Unser Gast ist heute Frau Aet Bergmann. Sie kann uns einiges über die E-Residency erzählen, die Estland vor fünf Jahren als erstes Land eingeführt hat und inzwischen schon von mehreren zehntausend Personen aus über 100 Ländern beantragt wurde. Bevor wir gleich näher darauf eingehen, was man mit dieser E-Residency für Möglichkeiten hat, bitten wir Frau Bergmann, sich uns erst einmal selbst vorzustellen.

Frau Bergmann: Mein Name ist Aet Bergmann, ich bin Estin, bin hier geboren, allerdings als Kind nach Deutschland gekommen, bin in Bayern aufgewachsen und habe danach noch einen Umweg über Skandinavien gemacht. Ich war sechs Jahre in Finnland, vier Jahre in Schweden, und fast forward war ich dann im Jahre 1993 auf einmal in der glücklichen Situation, dass Estland frei geworden war, meine Familie waren alle zurückgegangen, und ich kam dann auch zurück und habe dann hier Jura studiert und bin seit 1998 Anwältin in Estland. Erst in Großkanzleien, und mittlerweile als geschäftsführende Partnerin bei der Anwaltskanzlei BNT Attorneys at Law. Das ist eine internationale Kanzlei, wir haben Kanzleien in elf Ländern in Mitteleuropa und betreuen hauptsächlich deutschsprachige und englischsprachige Mandanten, die in unseren Ländern etwas wollen oder nicht wollen. Also von der Gründung bis zur Liquidierung alles, und dazwischen auch ein bisschen Gerichtsarbeit und Wirtschaftsrecht.

Daniel: Vielen Dank, wobei, dafür, dass Sie in Bayern aufgewachsen sind, sprechen Sie sehr gutes Hochdeutsch, muss man wirklich sagen.

Sebastian: Allerdings, das hört man nicht, dass Sie in Bayern aufgewachsen sind, in der Tat.

Frau Bergmann: Ich habe ja auch zu Hause Estnisch gesprochen, und nur in der Schule Deutsch, und in der Schule in Bayern spricht man dann doch eher Hochdeutsch. Ich verstehe Bayerisch sehr gut, aber ich kann es nicht sprechen. Das ist wahrscheinlich auch das, was mich verrät, wenn ich mit Deutschen rede, dann fragen die mich: „Wo kommen Sie eigentlich her aus Deutschland?“ Ich sage: „Aus Tallinn.“

Daniel: Meine Tochter ist ja in der Schweiz in die Schule gegangen, und die kann ein Schweizer Deutsch sprechen, dass ich sie nicht mehr verstehen kann. Wenn sie nicht will, dass ich sie verstehe, das ist schon manchmal interessant.

02:51 - Was ist die E-Residency?

Daniel: Zurück zu Estland. Wir haben über diese E-Residency gesprochen. Vielleicht können wir da als erstes mal Klarheit bringen. Die E-Residency: Was ist das? Ist das eine E-Staatsbürgerschaft oder mehr oder weniger? Vielleicht können Sie das erst mal ganz kurz vorstellen. Was ist die estnische E-Residency?

Frau Bergmann: Die estnische E-Residency ist ein digitaler Personalausweis. Das ist keine Staatsbürgerschaft, auch kein Personalausweis sozusagen. Es ist ein physisches Kärtchen, das ich zwar jetzt hier nicht habe, da ich selbst kein E-Resident bin, aber das ist ein Kärtchen ohne Bild drauf, mit Namen, mit einer Personenkennzahl. Wenn man die E-Residency beantragt, bekommt man das Kärtchen und PIN-Codes, und damit kann man sich digital ausweisen. Dem estnischen Staat gegenüber, anderen E-Residenten und estnischen Residenten gegenüber, eigentlich in der ganzen Welt, sofern die Welt die Mittel hat, diese E-Residency zu lesen. Damit kann man sich ausweisen, man kann Unterschriften geben, man kann Dokumente kryptieren und kryptierte Dokumente eröffnen. Es ist natürlich erstmal eine estnische Sache, aber es ist etwas, was sich immer mehr ausweitet.

04:26 - Digitales Estland

Sebastian: Auf den ersten Blick klingt es natürlich interessant, aber wenn man nicht mit der Materie vertraut ist und sich nicht so im internationalen Kontext bewegt, fragt man sich ja: „Was bringt mir das? Offensichtlich, ich habe dann keine Staatsbürgerschaft, hat steuerlich wahrscheinlich auch keine Implikationen, also was soll ich mit dem machen? Was sind Vorteile?“ Für jemand, der zum Beispiel digitaler Nomade ist oder sowas, vielleicht können Sie dazu noch kurz etwas sagen.

Frau Bergmann: Ja, wenn man mit Estland überhaupt nichts am Hut hat, dann hat es natürlich auch keine Vorteile, überhaupt nicht. Wenn man in Estland zum Beispiel bereits eine Gesellschaft hat, oder eigentlich müsste ich ein bisschen mehr ausholen. Estland ist ja seitdem wir uns von der Sowjetunion losgelöst haben ein bisschen auf der Suche gewesen: Was machen wir anders als die anderen? Eine Sache, die man anders machen kann, wenn man sich vollkommen neu aufstellt, ist, sich zu erneuern und sich technisch zu profilieren, und das wurde eben gemacht. Wenn man zum Beispiel alte Computer hat, dann ist es schwierig auf neue umzustellen, weil es immer Kosten sind. Wenn man gar nichts hat, dann kann man von vornherein mehr entwickeln und sich schneller entwickeln. Aus dieser Idee wurde das Konzept geboren, Estland als digitalen Staat aufzustellen.

Wir haben ja auch nicht so viele Leute, wir haben 1,3 Millionen, das ist nicht mal München. Insofern ist es praktischer, wenn nicht so viele Leute Beamte sind, die Papiere entgegennehmen, und mittlerweile sind wir mit dem Staat schon seit etlichen Jahren soweit, dass sehr vieles einfach digital verläuft. Das ganze Handelsregister ist digital, man kann mit dem Handelsregister am Computer kommunizieren, man muss dafür nicht irgendwo hingehen. Das Steuersystem, also das Finanzamt ist digital. Die Steuererklärung macht man am Computer in eigentlich fünf Minuten. Wenn man sehr viele Besonderheiten anzugeben hat, dann werden es vielleicht zehn, aber mehr kann es nicht dauern. Die gesamten Angaben von allen Personen werden digital erfasst, und es gibt auch dieses Once-Only-Prinzip. Der Staat darf mich als Bürger nicht zweimal fragen nach einer Angabe, die ich dem Staat bereits gemacht habe.

Zum Beispiel, wenn ich hier in der Kanzlei jemanden anstelle, dann wird meine Buchhaltung dem Staat gegenüber sagen: Diese Person ist jetzt hier angestellt. Und diese Information geht überall hin. Also zum Finanzamt, zur Krankenkasse, zum Statistikamt, also jeder, der das hören muss, hört das von uns einmal, und das reicht dann auch aus. In diesem System ist diese estnische ID-Karte mit dem Chip drauf, ein zentrales Element, weil ich mich eben mit dieser ID-Karte dem Staat gegenüber ausweise und mich einloggen kann und zum Beispiel im elektronischen Gesundheitssystem sehen kann, welche Rezepte habe ich, wann war ich zuletzt beim Arzt, welche Ergebnisse haben meine Proben. Oder ich kann zum Grundbuch und schauen, welche Immobilien habe ich. Ich kann auch schauen, wer Zugriff auf meine Angaben hatte, das muss ich gleich auch sagen, weil sehr viele heutzutage ja Angst haben vor dem Zugriff auf ihre Daten, und die Daten sind in Estland natürlich geschützt, aber sie sind auch transparent geschützt. Also ich sehe tatsächlich, wer auf meine Daten zugegriffen hat und kann auch immer fragen, warum. Wenn ich sehe, dass jemand sich angeschaut hat, welche Immobilien ich hatte, dann kann ich da auch hingehen und fragen, welches Interesse hatte diese Person, meine Immobilien anzuschauen.

08:41 - Zugriff auf meine Daten – durchweg transparent

Daniel: Wenn ich kurz mal dazwischenhaken kann. Sie könnten jetzt also mit Ihrer Karte sich da irgendwo einloggen und können jetzt nachgucken, wer hat auf meine Daten zugegriffen? Das kann jeder Bürger?

Frau Bergmann: Ja, das kann ich jederzeit machen. Das habe ich auch schon öfter gemacht, und ich sehe zum Beispiel, dass die Stadt Tallinn täglich nachschaut, ob ich noch Einwohnerin der Stadt Tallinn bin, weil die Stadt Tallinn nämlich so ein öffentliches Nahverkehrssystem hat, das umsonst ist für die Einwohner von Tallinn. Daher muss die Stadt Tallinn jeden Tag überzeugt sein, dass ich hier noch wohne. Und das sehe ich tatsächlich auch täglich. Jetzt kommt dazu E-Residency. Die E-Residency ist ja per Definition eben nicht die Residency. Wenn ich hier wohne, hier lebe, dann kann ich nicht E-Residentin sein. Ich kann E-Residentin sein, wenn ich estnische Staatsbürgerin bin, aber im Ausland wohne, dann würde das auch gehen. Aber die gesamte Kommunikation mit dem Staat kann ich über die E-Residency genauso abwickeln, wie über dieses Kärtchen. Und wenn ich zum Beispiel hier eine Firma habe, dann läuft die Kommunikation genauso über diese Karte. Also ich kann Anträge stellen an das Register, ich kann den Namen der Firma ändern, den Geschäftsführer ändern, die Satzung ändern. Ich kann auch eine ganz neue Firma gründen damit, und das dauert auch ungefähr, man sagt, der Rekord wäre glaube ich 20 Minuten, 18 Minuten oder sowas. Ich habe es selbst nie unter einer halben Stunde geschafft, aber dann ist die Gesellschaft auch fertig. Das kann man aus dem Ausland auch machen, und dann hat man eine Gesellschaft in Estland. Die Frage ist dann immer: Warum sollte man das machen? Und dann kommen wir in den eher interessanten Bereich, ob man das machen sollte, und welche Vorteile und Nachteile man damit hat. Aber die E-Residency gibt einem das Handwerkszeug dafür, dass man das machen kann, und zwar auch aus dem Ausland, also weltweit. Und noch eine interessante Sache, die jetzt in der Covid-Zeit hinzukam, die estnischen Notare hatten das schon lange vorbereitet, aber haben dann 2020 tatsächlich gelauncht, dass man nämlich auch alle notariellen Amtshandlungen auch aus der Ferne digital vornehmen kann.

11:09 - Die unschlagbaren Vorteile der E-Residency in drei Sätzen

Daniel: Außer der ID-Card selbst bekommt man natürlich noch ein passendes Lesegerät, die nötigen PIN-Codes und eine Anleitung. Für die Benutzung von Karte und Lesegerät gibt es dann noch eine Software, die man herunterladen und installieren muss. Und auf der E-Resident-Webseite findet man natürlich Anleitung und Videoerklärungen zur Verwendung.

Sebastian: Das heißt im Grunde genommen, wenn wir das nochmal zusammenfassen, was Sie gerade eben gesagt haben: Angenommen, ich bin digitaler Nomade, ich ziehe um die Welt, brauche aber eine Gesellschaft in der EU zum Beispiel, um mit Kunden abzurechnen, dann würde sich Estland hier vor allen Dingen anbieten, weil über diese E-Residence-Card ich dann die gesamte Verwaltung meiner Firma inklusive Firmengründung, mögliche Handelsregistereinträge, notarielle Beurkundungen und so weiter, viel effizienter und schneller machen kann, als ich das mit zum Beispiel anderen Gesellschaften in anderen Staaten machen könnte, wo ich dann immer Papierformulare einschicken muss oder wo alles Ewigkeiten dauert, wo ich möglicherweise laufen meine Unterlagen notariell beglaubigen muss, die dann dort hinschicken muss. Das heißt also, wenn ich im Ausland lebe, aber eine Verbindung zum Beispiel zur EU behalten möchte, dann ist die estnische Gesellschaft in Kombination mit dieser E-Residency ein unschlagbar einfaches und effizientes und schnelles Werkzeug, um das zu gewährleisten.

Frau Bergmann: Das stimmt, so ist es.

12:45 - Die einfache Beantragung der E-Residency

Daniel: Dies ist also tatsächlich eine interessante Möglichkeit, die für den einen oder anderen sehr attraktiv sein kann. Könnte es aber passieren, dass mein Antrag auf die E-Residency abgelehnt wird? Und sollte ich mir deshalb lieber von Beginn an Unterstützung suchen?

Frau Bergmann: Der Beantragungsprozess ist denkbar einfach, das beantragt man im Internet, aber danach muss man zu einer estnischen Botschaft oder, wenn man hier in Estland ist, dann hier zur Polizei. Was der estnische Staat damit macht innerhalb von paar Wochen, eben untersuchen, ob diese Person sich für die E-Residency eignet, also ob es Gründe gibt dagegen. Die Gründe sind auch gesetzlich festgelegt, das sind nicht furchtbar viele, aber wenn man sich strafbar gemacht hat, und wenn man für den estnischen Staat so nicht annehmbar ist als ordentlicher Geschäftsmann. Dann wird es abgelehnt in circa vielleicht 2% bis 3% der Fälle. Die Sicherheit bei der E-Residency ist ja, dass man sich einmal dem estnischen Staat auch physisch zeigen muss, man muss sich ausweisen. Man geht zur estnischen Botschaft und zeigt seinen Personalausweis, Reisepass oder was auch immer, und damit weiß der estnische Staat: Das ist dieser Mensch. Das bringt auch die Sicherheit für alle anderen, also wenn ich einen anderen E-Residenten treffe, dann kann ich sicher sein, dass der estnische Staat kontrolliert hat, der ist das. Es gibt natürlich auch die Fälle, wo man eben irgendwo so weit weg lebt, dass man nicht zur estnischen Botschaft kann, das ist dann unpraktisch, und dann funktioniert das auch nicht.

14:31 - Kann mir die E-Residency verweigert werden?

Sebastian: Sie hatten jetzt gerade eben angesprochen, natürlich wenn man vorbestraft ist oder so, dann wird man die nicht bekommen. Gibt es andere Gründe? Was ist zum Beispiel, wenn jemand mal insolvent war, ist das ein Grund? Oder was sind so ausschlaggebende Gründe, warum einem die von den estnischen Behörden verweigert werden würde, die E-Residency?

Frau Bergmann: Eine Insolvenz würde ich jetzt nicht sagen, dass das ein Grund sein müsste, eine Insolvenz kann jeder in seinem Leben mal durchlaufen, und das ist ja nichts, was etwas ausschließt. So Beispielfälle habe ich auch nicht, und mir sind auch keine Mandanten ins Haus gekommen, die gesagt hätten: „Ich habe die E-Residency nicht bekommen, und ich will sie unbedingt.“

Sebastian: Große Ausnahmen.

Frau Bergmann: Ja, das ist die Ausnahme.

Daniel: Vielleicht jemand aus Nordkorea, der die E-Residency beantragen möchte.

Sebastian: Jaja, klar und korrekt.

Frau Bergmann: Oder wenn klar ist, dass es jemand ist, der auf Betrug aus ist, das gibt es auch. Man kann auch gleich falsche Angaben machen, und damit hat man dann schlechte Karten.

Sebastian: Vielleicht einmal noch zur Klarstellung, es wird jedem klar sein, der hier zuhört, aber natürlich, um es nochmal ganz klar zu sagen: Damit ist weder ein Aufenthaltsrecht in der EU, im Schengenraum, in Estland verbunden, mit der E-Residency, das hat auch keinerlei im Grunde steuerliche Konsequenzen, insofern, dass man dort steuerpflichtig ist oder woanders nicht steuerpflichtig wäre. Diese Punkte sind letztlich von der E-Residency nicht berührt.

Frau Bergmann: Das stimmt. Jaja, genau. Es ist nur ein digitaler Ausweis im Internet.

16:13 - Geringe Kosten für die E-Residency und weitere Anwendungsbeispiele

Sebastian: Was kostet die E-Residency, wenn ich fragen darf? Was kostet es, einen Antrag zu stellen?

Frau Bergmann: Das ist eine gute Frage.

Daniel: Ich habe mal was von 100 € ungefähr gehört, aber vielleicht ist das ja teurer geworden, wie alles immer teurer wird, oder?

Sebastian: Auf jeden Fall sehr erschwinglich, es ist nicht so, dass ich irgendwelche Tausende hinlegen muss, also sehr erschwinglich, hundert Euro, ein paar hundert Euro, irgendwie sowas.

Frau Bergmann: Das sind 100 € bis 120 €.

Sebastian: Okay, selbst, wenn man im Grunde nicht weiß, ob man es tatsächlich braucht, könnte man sagen: „Probier‘ ich mal aus, klingt ja ganz interessant, vielleicht will ich da mal eine Firma gründen.“

Frau Bergmann: Ja, man kann ja auch einfach nur Fan vom estnischen Staat sein oder Fan von Internet oder so, und wir haben mittlerweile, ich denke 90.000 oder so sind es schon?! Eine ganze Menge. Wenn ich das nun richtig in Erinnerung habe, ich glaube jede dritte Gesellschaft in Estland wird mittlerweile von E-Residenten gegründet.

Sebastian: Ist das sozusagen auch immer, oder in den meisten Fällen, sagen wir mal der Auslöser, dass wenn man E-Residency beantragt, dass jemand sagt: „Ich möchte eine Firma gründen, also mach ich diese E-Residency, weil dann die Firmengründung und die Verwaltung der Gesellschaft so viel einfacher und schneller ist.“

Frau Bergmann: Ja, wenn man überhaupt irgendwas in Estland machen will, auch wenn man zum Beispiel hier ein Sommerhäuschen kaufen will, dann wird sich das wirklich lohnen, weil man dann, zum Beispiel man will den Vertrag mit der Stromgesellschaft schließen, dann muss man nicht unterschreiben und schicken, sondern man signiert digital und schickt das per E-Mail, und das ist die Unterschrift. Oder wenn man eine Baugenehmigung beantragt. Und weil auch die meisten von meinen Mandanten, die E-Resident werden, haben ja bereits hier etwas. Entweder Gesellschaften oder Immobilien oder sind Geschäftsführer oder was auch immer.

18:15 - Nach Estland umziehen

Sebastian: Das heißt aber, wenn ich zum Beispiel vorhätte, tatsächlich nach Estland umzuziehen, weil es ja auch durchaus ein attraktives Land ist, um dort zu leben, dann würde ich letztlich die E-Residency nicht beantragen, dann würde ich dorthin umziehen, und würde mir dann, wenn ich dort bin, die normale ID-Card bekommen, wie zum Beispiel in Malta. Wenn ich zum Beispiel als Ausländer nach Malta komme, bekomme ich die maltesische ID-Card. Ist das in Estland das Gleiche, oder würde ich dort, wenn ich als Ausländer in Estland lebe, auch die E-Residence-Card beantragen?

Frau Bergmann: Ne, als Ausländer in Estland, besonders als EU-Ausländer, geht man einfach zur Polizei, beantragt die ID-Karte und bekommt die dann innerhalb von paar Wochen. Dafür muss man eigentlich nur sich hier anmelden, also man muss eine Adresse haben, wo man anmelden kann, wo man tatsächlich auch lebt.

Sebastian: Und die ist dann auch wie ein Personalausweis, das heißt, ich kann die verwenden, um innerhalb der EU zum Beispiel dann zu reisen, zu fliegen und so weiter.

Frau Bergmann: Ja, genau.

Sebastian: Also sehr ähnlich, wie in Malta, das heißt im Grunde genommen genau da ist genau das Gleiche. Wenn man dorthin umzieht, bekommt man auch diesen Personalausweis, auch so im Scheckkartenformat mit Foto drauf, der dann als Personalausweis und auch zum Reisen und so weiter, wenigstens innerhalb der EU zählt. Also für Personen, die sich überlegen würden, den Wohnsitz ins Ausland zu verlagern, nach Estland umzuziehen, die müssen das nicht im Vorfeld machen, die hätten dadurch keine Vorteile. Die ziehen nach Estland um, und sobald sie dort sind, melden sie sich an, gehen zur Polizei und beantragen sich den normalen estnischen Personalausweis, ID-Card.

Frau Bergmann: Genau. Das geht schnell und ist unbürokratisch.

19:57 - Wie ist das mit der Krankenversicherung?

Daniel: Ist zwar jetzt nicht unser Hauptthema, ein Wohnsitzwechsel, aber trotzdem interessiert es mich jetzt, weil Sebastian damit angefangen hat.

Sebastian: Man fängt einmal an, das ist . . .

Daniel: Trotzdem noch eine Frage, die sich dann automatisch stellt, ist auch das Thema Krankenversicherung. Wenn ich jetzt nicht E-Residendy, sondern die echte Residenz beantrage, weil ich meinen Wohnsitz verlagere nach Estland, gibt es da etwas spezielles zur Krankenversicherung? Es gibt ja verschiedene Länder, die dann sagen: Jeder, der bei uns wohnt, der ist dann auch in so einer staatlichen Versicherung mit drin, oder gibt es da spezielle Konditionen für EU-Ausländer, die ihren Wohnsitz zum Beispiel verlagern nach Estland?

Frau Bergmann: Man ist in Estland nicht automatisch krankenversichert, aber wir haben eine staatliche Krankenversicherung. Um in diese reinzukommen, müsste man hier eigentlich arbeiten, also man muss Steuern zahlen, und das ist in der Sozialsteuer inbegriffen, dass man krankenversichert ist. Ich denke, normalerweise, wenn man hierher umzieht, dann wird man hier ja höchstwahrscheinlich auch arbeiten und ein Einkommen haben und vom Bruttolohn gerechnet 34% sind die Sozialabgaben, und darunter gehört auch Krankenkasse und Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung. Wenn man das nicht hat, kann man sich trotzdem krankenversichern, indem man eine Minimumsumme von einigen hundert Euro monatlich an die estnische Krankenversicherung zahlt. Das ist dann nicht ganz billig, aber es ist machbar.

21:28 - Gesellschaftsformen in Estland

Daniel: Kommen wir jetzt noch einmal zum primären Anwendungsfall der E-Residency in Estland zurück, und zwar ein Unternehmen zu gründen. Welche Gesellschaftsformen gibt es denn in Estland?

Frau Bergmann: Da müsste man sich eigentlich an Deutschland orientieren, weil das estnische Rechtssystem ist ganz nach deutschem Vorbild aufgebaut, und alles, was Sie in Deutschland so haben an Gesellschaftsformen, die haben wir hier auch.

Sebastian: Sehr interessant.

Frau Bergmann: GmbHs und AGs, und wir haben theoretisch sogar die GmbH & Co KG, benutzt zwar niemand, aber wäre auch machbar. Was natürlich am interessantesten ist, was am meisten verwendet ist, ist einfach die estnische GmbH, die heißt hier OÜ, Osaühing. Die ist online gründbar.

Daniel: Nur diese eine Gesellschaft ist online gründbar?

Frau Bergmann: Nein, es sind auch andere Sachen online gründbar, aber das wüsste ich jetzt nicht mal auswendig, was man alles online gründen kann, weil die allermeisten gründen ja eine OÜ, aber das meiste ist online gründbar.

Daniel: Jetzt habe ich eine E-Residency, das heißt in den meisten Fällen wäre das eine GmbH mit einem Gesellschafter.

Frau Bergmann: Wenn man eine GmbH mit mehreren Gesellschaftern haben will, dann müssten alle eine E-Residency haben, ist auch machbar. Voraussetzung für die digitale Gründung ist eben, dass alle, die daran beteiligt sind, eine E-Residency oder eine estnische ID-Karte haben, also auch die Geschäftsführer. Aber normalerweise, wenn man gründet, dann gründet man ja so, dass man selbst Gesellschafter und Geschäftsführer ist. Das ist am einfachsten.

Daniel: Und Stammkapital, Mindeststammkapital-Anforderung?

Frau Bergmann: Ist 2.500 €. Man kann aber auch gründen, ohne das Kapital einzuzahlen. Dann muss man eben später einzahlen, und bis man eingezahlt hat, kann man sich zum Beispiel keinen Gewinn ausschütten und so, und es ist auch im Register sichtbar, dass das Kapital nicht eingezahlt ist. Es ist keine besondere Form, nicht wie in Deutschland, das wäre die UG, bei uns ist das trotzdem die OÜ, aber die OÜ ohne eingezahltes Kapital.

Sebastian: Sie haben gesagt, aber nochmal zu Bestätigung, man braucht nur einen Beteiligten, es ist nicht notwendig, dass man was weiß ich noch einen Schriftführer oder einen zweiten Gesellschafter oder so braucht. Eine Person kann Gesellschafter und Geschäftsführer sein.

Frau Bergmann: Ja, das stimmt.

23:56 - Für welche Branchen eignet sich Estland besonders gut?

Daniel: Gibt es, weil Sie betreuen ja eine ganze Reihe von Mandanten, wie würden Sie selber das jetzt einschätzen? Nach Estland zu gehen, dort die E-Residency und eine Gesellschaft zu gründen, was sind so typische Branchen, für die das eine gute Alternative, ein guter Standort ist?

Frau Bergmann: Ich würde es nicht mal branchenspezifisch aufziehen, ich würde eher sagen, es muss ja auch irgendwie wirtschaftlich und inhaltlich Sinn machen. Erstens mal jeder, der nach Estland sowieso umziehen möchte, das ist die Frage, warum man das machen sollte, aber es gibt ja eine ganze Menge Leute, denen der Staat gefällt, denen es hier gefällt, und die vielleicht hier persönliche Anknüpfung haben. Meistens hat man dann doch einen Grund, warum man hierher will, und nicht einfach so, dass man sagt: „Estland ist ein schöner Staat, und da gehe ich jetzt hin.“ Für all die ist es natürlich interessant, jetzt vollkommen egal, was die Branche ist. Dann gibt es die zweite Gruppe, die sagt: „Estland hat ein interessantes Steuersystem.“ Und zwar haben wir keine Körperschaftsteuer, und nur die entnommenen Gewinne werden besteuert, zu dem Augenblick, wo sie entnommen werden mit derzeit 20%. Das ist immer dann interessant, wenn man die Gewinne erstmal in der Gesellschaft belassen will, oder wenn man mit den Gewinnen etwas machen will, was weiß ich, Immobilien kaufen oder woanders investieren, oder was auch immer einem dann einfällt. Für Holdings ist das durchaus interessant. Das Wesentliche in dem Zusammenhang ist aber, dass man dann diese Gewinne auch in Estland erwirtschaftet haben müsste, weil man ansonsten ja eine Betriebsstätte hat woanders, und dann greift ja meistens schon die Besteuerung auch woanders. Die ganzen Leute, die mir schreiben: „Ich möchte jetzt meine Schreinergesellschaft in Estland anmelden, aber weiterhin in Deutschland Schreiner sein, aber von der estnischen Steuer profitieren,“ denen sage ich immer: „Dann setzen Sie sich doch bitte kurz mal mit Ihrem deutschen Steuerberater in Verbindung, ob der das auch gutheißt und auch so sieht, dass Sie dann in Deutschland keine Steuern mehr zahlen,“ und die meisten von denen melden sich dann nicht mehr bei mir.

Sebastian: Ja, da haben Sie völlig Recht, da sprechen Sie einen extrem wichtigen Punkt an. Es ist natürlich so, ich meine wir haben das hier immer wieder, erwähnen das auch auf unseren Webseiten im größten Detail und auch hier in dem Podcast. Also Sitz der Besteuerung ist Sitz der geschäftlichen Oberleitung. Das heißt, wo der Geschäftsführer lebt, wo die Wertschöpfung stattfindet, dort werden Steuern bezahlt. Was natürlich nicht funktioniert ist zu sagen man lebt in Deutschland oder Italien oder sonst irgendwo, hat eine estnische Gesellschaft und zahlt dann dort die Steuern und nicht dort, wo die Betriebsstätte der Gesellschaft ist. Das ist völlig klar.

27:11 - Eine estnische Gesellschaft für digitale Nomaden optimal

Sebastian: Haben Sie Mandanten, die digitale Nomaden sind?

Frau Bergmann: Ja, habe ich.

Sebastian: Was würde Sie denen sagen, was würden Sie jemandem sagen, der digitaler Nomade ist, so ganz allgemein zum Thema estnische Gesellschaft?

Frau Bergmann: Für digitale Nomaden ist die estnische Gesellschaft natürlich das Mittel der Wahl, würde ich sagen.

Sebastian: Das heißt, Sie würden dann sagen, in dem Fall würde die Regelung mit den 20% Besteuerung in Estland zutreffen, weil digitaler Nomade per Definition nirgendwo den Wohnsitz hat, und er würde dann letztlich die Steuern zahlen, wenn er sich einen Gewinn ausschüttet.

Frau Bergmann: Das stimmt. Man muss im Auge behalten, dass diese 20% Dividendenbesteuerung ja eine Besteuerung der Gesellschaft ist, und nicht der Person. Wenn ich nun in Deutschland sitze, und auch wenn es so funktioniert, dass ich in Estland diese Gesellschaft habe und dort die Dividenden ausschütte und davon 20% an den estnischen Staat abgebe, den Rest muss ich in Deutschland ja trotzdem als mein Einkommen versteuern. Das ist nicht meine Einkommensteuer, die ich an Estland gebe, sondern das ist die Einkommensteuer der Gesellschaft, das ist mittlerweile auch allen Finanzämtern klar, in Estland und in Deutschland, dass es so ist.

Sebastian: Es käme dann im Falle von Deutschland zum Beispiel noch die Abgeltungsteuer drauf.

Frau Bergmann: Ja, was auch immer in Deutschland für persönliche Steuern dann noch anfallen, die fallen dann auch tatsächlich an, und das ist etwas, wo wir auch nicht beraten können und dürfen.

Sebastian: Absolut, klar.

Sebastian: Also derjenige, der die Gesellschaft gründet und der Gesellschafter ist, und der Gewinne aus Estland ausgeschüttet bekommt von der Gesellschaft, muss sich natürlich damit befassen, wie er seinen Wohnsitzstaat dann diese Gewinnausschüttung versteuert und angibt und in der Steuererklärung deklariert und so weiter. Wie gesagt, ganz wichtiger Punkt, wichtig, dass Sie das ansprechen. Zwar wird die Steuer in Estland zum Zeitpunkt der Ausschüttung fällig, aber es ist letztlich eine Steuer der Körperschaft der estnischen Gesellschaft und keine Besteuerung der Gesellschafter.

Frau Bergmann: Genau, so ist es. Darüber muss man sich im Klaren sein. Aber eben deswegen ist es für digitale Nomaden interessant, wenn die persönlich dann nirgendwo Steuern zahlen, dann fällt ja nur diese Dividendensteuer hier an.

Daniel: Kann ich denn eine Firma auf die Art und Weise gründen, dass die Gesellschafter eine ausländische Firma ist, und nicht ich als Person?

Frau Bergmann: Das kann man gründen, allerdings nicht digital, aber man kann es gründen beim Notar und eben seit einigen Jahren auch aus der Ferne. Da kommt ein bisschen Papierarbeit auf uns zu, weil die Notare ja dann den Registerauszug und sowas im Original mit Apostille, mit Übersetzung und allem Drum und Dran haben wollen. Aber das geht, es ist recht üblich, dass man das auch so macht.

30:22 - Digitale und physische Produkte

Daniel: Sebastian und mir ist bei der Recherche über die E-Residency, die Unternehmensgründung und die dazugehörige Buchhaltung in Estland doch noch eine Sache aufgefallen, über welche uns Frau Bergmann jetzt hoffentlich aufklären kann. Wenn man jetzt vom Prozess her diese E-Residency bekommt, dann bekommt man ja meist noch die Empfehlung, einen gewissen Service Provider auszuwählen für das gesamte Thema Buchhaltung. Da bieten ja ganz viele Service Gesellschaften für einen monatlichen Betrag so eine Art All-Inclusive-Package an, wo die gesamte Buchhaltung, Abgabe der Jahresmeldung etc. drin ist. Dort ist mir aufgefallen, dass da ganz häufig immer wieder geschrieben ist, eigentlich sie bieten an die Abrechnung für einen Serviceleistung oder vielleicht von Apps, die man entwickelt, aber es wird immer in irgendeiner Art und Weise der Handel mit physischen Produkten ausgeschlossen. Liegt das an der Beantragung der Mehrwertsteuernummer, oder vielleicht können Sie da ein bisschen Licht ins Dunkel bringen. Oder muss man sich da einfach nur einen anderen Steuerberater suchen, der die Buchhaltung macht in dem Moment, wenn ich zum Beispiel physische Produkte, also ich will handeln mit physischen Produkten.

Sebastian: Auch auf der Seite der estnischen Regierung zum Thema „Why become an e-resident“ wird auch ganz klar darauf hingewiesen: „e-Residency works particularly well for entrepreneurs offering location-independent digital services, consultants and digital nomads“, und dann worauf “sell services or digital products online in a broad range of sectors“ und so weiter. Hier wird immer eine klare Unterscheidung gemacht zu physikalischen Produkten. Es gibt ja auch Leute, die als digitale Nomaden irgendwie mit Amazon und so weiter Produkte verkaufen. Das hat uns ein bisschen gewundert, warum diese klare Abgrenzung zu physikalischen Produkten gemacht wird.

Frau Bergmann: Das ist wahrscheinlich so, weil das recht unüblich ist. Man kann als E-Resident ja alles andere, also man kann alles machen, was andere auch machen, man ist ja nicht ein Bürger zweiter Klasse. Allerdings sind die Buchhalter und die Service Provider in dem Feld mehr spezialisiert darauf, jetzt ohne physische Produkte zu arbeiten. Also ohne irgendwelche Lager, wo etwas ausgeliefert wird und die Pakete sind eher darauf zugeschnitten, dass es vielleicht Beratung ist oder Holding oder dass da nicht so viel stattfindet. Wenn man täglich hunderte an Paketen verschickt, dann sind das vollkommen andere Maßstäbe an Aufwand, was die Buchhaltung dann leisten muss. Aber es ist natürlich durchaus möglich Buchhalter zu finden und höchstwahrscheinlich auch in den gleichen Buchhaltungsgesellschaften Absprachen zu treffen, eben auch für physische Produkte. Das würde ich überhaupt nicht ausschließen wollen. Ich würde sagen, wenn es allgemein diese, wenn der Staat auf dieser offiziellen Seite von E-Resident hat auch so ein Market Place, und da sind die ganzen Service Provider drauf, die jetzt vom Staat sozusagen ausgesucht und gewählt und überprüft wurden, die dann auch, sagen wir mal ordentliche Arbeit leisten, die damit Erfahrung haben.

33:48 - Anforderungen an die Buchhaltung

Daniel: Naja, jetzt zwei Dinge, vielleicht können Sie da noch ein bisschen darauf eingehen. Das erste wäre generell vielleicht mal die Anforderung an die Buchhaltung in Verbindung mit dieser E-Residency und dann diese Online-Unternehmensgründung. Dann im zweiten Schritt interessiert uns auch nochmal das Thema Umsatzsteuer-Identifikationsnummer-Beantragung, weil das ja für viele Unternehmen essentiell wichtig ist, wenn sie jetzt in Europa eine Firma gründen. Aber vielleicht beginnen wir einfach mal mit dem Themenbereich „Anforderungen an die Buchhaltung“.

Frau Bergmann: Man muss eine haben, man muss eine estnische Buchhaltung haben. Das ist auch so, die estnischen Buchhalter kommunizieren mit dem estnischen Staat auch digital, aber auf Estnisch, und das ist eine Kunst für sich, die ich auch nicht beherrsche. Ich würde nichts ohne Buchhaltung machen. Es gibt natürlich auch, es gibt ein Programm, das angeboten wird, dass falls man jetzt selbst nicht viel macht, das kann man verwenden, und ist sicher machbar. Also wofür man die Buchhaltung braucht, ist eigentlich die monatliche Steuererklärung, und zwar in zwei Fällen: Wenn man Umsatzsteuer zahlt, also umsatzsteuerpflichtig ist und wenn man Angestellte hat, also an irgendjemanden Lohn zahlt, unter Umständen auch an sich selbst. Für beide Fälle müssen monatliche Steuerberichte abgegeben werden, allerdings wenn man keinen Angestellten hat und nicht umsatzsteuerpflichtig ist, dann entfallen die. Dann hat man eigentlich nur die alljährliche Steuererklärung, und das kann man auch so beantragen. Man kann auch diese Vereinbarung mit der Buchhaltung haben, dass die sonst nichts machen, außer einmal im Jahr alle Quittungen zusammensuchen und dann so eine Jahressteuererklärung zu machen. Aber eben der Aufwand ist von ganz wenig im Fall der jährlichen Steuererklärung bis hin zu zwei Steuererklärungen monatlich, falls man Angestellte hat und falls man umsatzsteuerpflichtig ist. In dem Fall, wenn man umsatzsteuerpflichtig ist, dann kommen natürlich die ganzen anderen Rechnungen, die einkommenden, die ausgehenden noch dazu.

Sebastian: Um es zusammengefasst zu sagen: man kann sich die Buchhaltungsantwortpflichten vorstellen, wie bei jeder anderen EU-Gesellschaft auch. Also nach dem gleichen Muster, nach den gleichen Anforderungen im Sinne von Vollständigkeit, Gründlichkeit und so, also weder weniger noch mehr.

Frau Bergmann: Das stimmt.

Daniel: Aber Fristen wäre noch eine Frage. Jetzt ist ja alles digitalisiert, jetzt ist die Frage, wenn das alles so hoch digitalisiert ist, gibt es da vielleicht strengere Vorgaben, was die Einhaltung von Fristen betrifft?

Frau Bergmann: Ja, die Fristen sind recht streng. Zum zehnten von jedem Monat muss man die Arbeitgeberabgaben vom letzten Monat erklären und abführen, und zum zwanzigsten die Umsatzsteuer. Das ist recht genau, weil es ist digital, es ist transparent, und jeder kann sehen, wenn ich mit einer Frist auch nur zwei Tage in Verzug bin. Oder mit der Zahlung von Steuern.

37:00 - Die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer

Daniel: Die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer, wie sieht es damit aus?

Frau Bergmann: Das beantragt man und bekommt man so gut wie sofort.

Sebastian: Würden Sie sagen deswegen, weil das Thema Umsatzsteuer-Identifikationsnummer in vielen EU-Ländern ja mittlerweile sehr schwierig geworden ist. Wenn man irgendwo eine Gesellschaft gründet, selbst in Deutschland, ist es schon relativ ein Aufwand, die Umsatzsteuernummer zu bekommen, man muss ohne Ende Fragen beantworten, und es ist umfangreich und wird genau geprüft: Hat der wirklich ein Recht auf diese Umsatzsteuer-Identifikationsnummer? Das heißt, hat der wirklich vor, auch dort Dienstleistungen zu verkaufen? Dann wird das hinterfragt und so, und ob dann da auch tatsächlich hier umsatzsteuerlich eine Betriebsstätte vorliegt. Wie ist das in Estland?

Frau Bergmann: Das war hier eine Zeit lang auch ein bisschen komplizierter als jetzt. Es war am Anfang überhaupt nicht kompliziert. Man hat einen Antrag gestellt, und am gleichen Tag hatte man die Nummer. Dann gab es Betrugsfälle, und es wurde ein bisschen komplizierter, aber mittlerweile ist es wieder sehr einfach geworden. Man bekommt die Nummer in der Regel, es sei denn, die Finanzämter haben irgendeinen Verdacht, dass es nicht mit rechten Dingen zugehen könnte. Die Nummer wird auch von der Buchhaltung beantragt und insofern sind das Esten, die mit Esten reden und sagen: „Wir brauchen die Nummer.“

Sebastian: Alles klar. Sehr interessant. Wie gesagt, gerade wer jetzt in der EU Geschäfte machen will, der ist ja letztlich ohne die Umsatzsteuer-Identnummer, ich sage jetzt mal gelähmt, der kann ja gar nichts machen. Und oftmals, wir haben ja Beispiele, wo die dann zwar erteilt wird, aber das geht sechs Monate, bis die erteilt wird. Und deswegen ist es natürlich ein Riesenvorteil, wenn ein Land in der Lage ist, eine solche Umsatzsteueridentnummer schnell und effizient zu erteilen. Das ist ein großer Vorteil für internationale Unternehmer, weil es ist nicht selbstverständlich.

Frau Bergmann: Das stimmt, und in den allermeisten Fällen ist es ja auch praktisch und rechtens so, und man kann damit sofort operieren, und das ist alles gut. Es kann problematisch werden, wenn man gründet, dann die Nummer beantragt und dann erstmal sehr viel Umsatzsteuer sozusagen einnehmen will. Dann werden die Finanzämter natürlich hellhörig, das sollte man dann vielleicht nicht machen, aber ansonsten, wenn alles mit rechten Dingen zugeht, dann ist es unproblematisch.

39:26 - Ein Bankkonto in Estland eröffnen

Daniel: Neben der Umsatzsteuer-Identifikationsnummer ist natürlich auch ein Bankkonto ein essentieller Teil einer Unternehmensgründung. In manchen europäischen Ländern ist es inzwischen ganz schön schwierig, für eine im Ausland gegründete Firma ein Konto bei einer traditionellen Bank zu eröffnen. Wie leicht oder schwer ist es denn, für eine Firma in Estland, ein Bankkonto zu eröffnen?

Frau Bergmann: Das ist nicht einfacher als woanders, das ist vielleicht sogar schwieriger als woanders, nachdem wir hier ein paar Geldwäschefälle hatten, sind die estnischen Banken sehr hellhörig, vielleicht sogar paranoid könnte man sagen. Es ist recht schwer, zum Teil unmöglich für einen E-Residenten ein Bankkonto auf einer estnischen Geschäftsbank zu bekommen. Und sowieso müsste man mindestens einmal sich selbst zeigen. Hier entfällt der ganze Vorteil von E-Residency und Digitalität, weil Banken immer noch den Menschen sehen wollen und wissen wollen, dass diese Gesellschaft auch tatsächlich etwas in Estland hat, und das hilft da wenig zu sagen: „Ich habe vor, hier was zu machen.“ Dann sagen die Banken: „Ja, machen Sie was, und dann kommen Sie wieder zu uns.“ Also das ist schwierig. Aber es gibt ja mittlerweile auch Internetbanken, und es ist nicht verpflichtend für eine estnische Gesellschaft ein Bankkonto in Estland zu haben, es kann auch ein Internet Bankkonto sein, und diese Anbieter gibt es mittlerweile, und es sollte machbar sein.

Sebastian: Das heißt also, Ihren Mandanten würden Sie empfehlen, die jetzt mit Ihnen zum Beispiel zusammen eine Gesellschaft gründen, man soll zu Wise gehen, Revolut, diese Anbieter. Es gibt ja selbst in den baltischen Staaten etliche solcher Internetbanken. Viele gibt es ja in Lettland, ich weiß nicht, wie es in Estland ist, ob es da auch so viele gibt, aber Revolut hat auch eine lettische Lizenz mittlerweile. Also da gibt es ja heute viele Anbieter.

Frau Bergmann: Ja, genau, Wise ist ja aus Estland, in dem Sinne.

Sebastian: Genau, in dem Sinne. Der Gründer. Der lebt aber in London mittlerweile. Da hat nämlich jemand das Steuernetz jetzt [unverständlich].

Frau Bergmann: Jaja. Es gibt mehrere, und es funktioniert auch. Ich würde eigentlich raten, wenn man tatsächlich hier herkommt, und ich habe einen Mandanten, der kam her nicht wegen der Steuer, sondern weil er hier gute Leute zum Arbeiten gefunden hat, hat hier ein Büro aufgestellt und ist Geschäftsführer mit dem Büro hier und hat als solcher auch ein Bankkonto bekommen und ist alles gut. Aber wenn das nicht gegeben ist, dann würde ich tatsächlich raten, erstmal zu versuchen, so eine Internetbank zu kontaktieren. Und es ist auch die Frage, ab wann man das Bankkonto überhaupt braucht. Weil wenn man gründet, ohne einzuzahlen, dann wird man das Bankkonto ja erst dann brauchen, wenn tatsächlich Geld fließen soll, und dann hat man ein bisschen Zeit, sich umzusehen und zu schauen, wo man bei wem welches Bankkonto eröffnen kann. Wenn man allerdings das Kapital einzahlen will, die 2.500 € mindestens, dann muss man gleich entscheiden, wo man die hin zahlt, und dann ist ausschlaggebend, dass die Bank, wo man das einzahlt, auch bereit ist, eine Bestätigung auszugeben, dass das Geld auf ein gesperrtes Gründungskonto eingezahlt wurde, und das ist nämlich die Voraussetzung dann dafür, dass sie auch eingetragen werden kann.

Daniel: Wie lange ist die gesperrt dann? In der Schweiz ist das ähnlich, wenn man dort zum Beispiel eine Firma gründen will, aber dieses Gründungskapital wird dann dauerhaft geblockt, oder nur für den Gründungszeitraum?

Frau Bergmann: Für den Gründungszeitraum. Sobald gegründet ist, kann man mit der gegründeten Gesellschaft sozusagen als gegründete Gesellschaft sofort zur Bank gehen und das Gründungskonto in ein normales Konto umwandeln. Das müsste auch bei Internetbanken genauso dann gestaltet sein, damit es funktioniert.

Sebastian: Ich glaube, das geht ja nicht bei Internetbanken, die machen ja keine Kontosperrung. Aber gut, okay.

Frau Bergmann: Im Prinzip, ich habe die Erfahrung gemacht, dass es funktioniert, auch mit Internetbanken.

Sebastian: Ah ja, wirklich? Das wusste ich gar nicht.

Frau Bergmann: Ja.

43:58 - Aktuelle Einreisebestimmungen in Estland, Kontaktdaten & Verabschiedung

Daniel: Wenn man sich jetzt ernsthaft für Estland interessiert und sich vor Ort mal umschauen möchte, stellt sich noch die Frage, ob bei der Einreise in Estland etwas bestimmtes zu beachten ist.

Frau Bergmann: Momentan mit Covid muss man natürlich schauen, welche Beschränkungen aktuell gelten, aber wir sind ja auch dabei, alle Beschränkungen herunterzufahren, soweit es geht, und im Augenblick wüsste ich nicht, dass es da irgendwas Besonderes gibt im Vergleich zu anderen Ländern, und das wird ja hoffentlich dann auch immer besser werden. Also nein, nichts Besonderes, man kann herkommen, und ich glaube, im Augenblick muss man auch nicht in Quarantäne, wenn man geimpft ist und so, also, man kann schon herkommen. Es ist gerade sehr schön, wir haben sehr viel Schnee.

Daniel: Schön.

Daniel: Übrigens, wenn Du keinen unserer interessanten Podcasts mehr verpassen willst, dann klick jetzt gleich auf ABO und besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen, und Du kannst uns dort Deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.

Dann haben wir natürlich noch eine ganz wichtige Frage zum Schluss: Wenn jetzt also unsere Zuschauer oder Zuhörer sich dafür interessieren, auch von Ihnen noch Beratungsleistung in Anspruch nehmen wollen, wie kann man Sie denn am besten erreichen?

Frau Bergmann: Ja, am besten digital über unsere Webseite zum Beispiel: www.bnt.eu, und da finden Sie auch Tallinn und mich und können jederzeit schreiben, anrufen, wie auch immer. Wir beraten immer sehr gerne alle Menschen und Gesellschaften, die nach Estland kommen wollen, und die sich für ein Leben in Estland oder mit Estland interessieren.

Daniel: Vielen herzlichen Dank, Frau Bergmann.

Sebastian: Vielen Dank Frau Bergmann, hat uns gefreut, war sehr interessant.

Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Leben in IRLAND – Rückständig, aber steuerlich attraktiv

Erfahren Sie von Sebastian Sauerborn, einem Steuerexperten, der in Irland gelebt hat, warum das Land trotz seiner Rückständigkeit steuerlich attraktiv und voller Pfadfinder Romantik ist.

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Sehr geehrte Damen und Herren, wir befinden uns im Landeanflug auf Dublin und werden in wenigen Sätzen landen. Bitte legen Sie Ihren Sicherheitsgurt an und bereiten sich auf eine sehr ehrliche Darstellung von Irland vor. Der Steuerexperte Sebastian Sauerborn hat in Irland gelebt und das Leben dort geliebt. Er spricht von einer gewissen Pfadfinder Romantik.

Irland ist kein typisches Auswanderland. Sie bekommen heute ein klares Bild von den Lebensumständen, Lebensstandard, dem Unterschied zwischen Dublin und dem ländlichen Leben und einen ersten Einblick in die steuerliche Attraktivität Irlands.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Was erwartet mich in Irland?

Bei Ihrer Irland Einwanderung erwarten Sie selbstverständlich grüne Felder, unberührte Natur und spektakuläre Küstenlandschaften. Zudem ein ländliches Irland, das aussieht wie Deutschland in den 50er Jahren. Viele Leute heizen noch mit Torf, und es regnet wirklich jeden Tag. Nicht unbedingt doll, aber täglich, und auch im Sommer wird es nie wärmer als 20 Grad. Zugverbindungen gibt es nur noch zwischen großen Städten. Um kleinere Ortschaften zu erreichen, nutzen Sie den Autobus, der dem Postbus in der Schweiz ähnelt. Autobahnen und Schnellstraßen gibt es nicht viele, und die extrem engen Straßen mit Hecken an den Seiten führen durch grüne Landschaften und machen das Autofahren zum Abenteuer, denn es passen kaum zwei Autos aneinander vorbei.

Homeschooling und die Schulen in Irland

In Irland können Sie Ihre Kinder zu Hause unterrichten oder an einer Online Schule lernen lassen! Die katholische Kirche betreibt 90% der lokalen Schulen und der Ortspfarrer ist in etwa der Schulvorsteher. Der lokale Bischof hat die Oberverantwortung für die Schulen, die unter staatlicher Aufsicht stehen und vom Staat finanziert werden. Sie mögen denken, die Iren seien sehr religiös, aber die Evolution unseres Schöpfungsbewusstseins hat auch hier, besonders in den vergangenen 20 Jahren seine Spuren hinterlassen und Gott aus unseren Leben herauswachsen lassen.

Anmeldung und PPS-Nummer

Auswandern Irland Voraussetzungen bzw. auswandern nach Irland als Deutscher Bedingungen: EU-Bürger können in Irland ohne Visum leben. Es gibt kein Meldesystem und keine Krankenversicherung. Möchten Sie am irischen Gesundheitssystem teilhaben oder Sozialleistungen in Anspruch nehmen, benötigen Sie eine PPS-Nummer (Personal Public Service Number) und gehen dafür zum lokalen Arbeitsamt, lassen Fotos mache und Ihre Daten aufnehmen. Wenige Wochen später erhalten Sie Ihre Karte mit besagter PPS Nummer, die zugleich Ihre Steuernummer ist.

Das Gesundheitssystem, Internet und Telefon

Das Gesundheitssystem in Irland ist wie im UK und in Malta umlagefinanziert. Für Kleinigkeiten gut, aber nicht empfehlenswert für größere Anliegen. Dafür sollten Sie sich lieber in anderen Ländern versorgen lassen. Ein Ruhestand in Irland soll gut überlegt sein. Internet und Handyverbindung sind ebenfalls nicht die Besten. Als digitaler Nomade erkundigen Sie sich besser vorab über die örtlichen Gegebenheiten.

Internationale Anbindung und die Amerikaner

Am sehr gut angebundenen Dubliner Flughafen sitzen amerikanische Grenzbeamte. Die führen alle für die USA erforderlichen Passkontrollen vor Ihrer Abreise durch, und Sie landen dann in den USA als einheimischer Flug. Die gute Beziehung zu den Amerikanern kommt aus der Zeit der britischen Besetzung, durch die die Iren starke Unterdrückung und Armut erfahren haben. Etwa ein Drittel der Bevölkerung wanderte damals in die USA aus. Weitere internationale Flughäfen gibt es in Limerick und in Cork.

Lebenshaltungskosten und Mietpreise

Dublin war und ist teuer! Die Lebenshaltungskosten in Irland sind höher als in Deutschland.

Sind Immobilien Irland günstig? Leider nein: Eine nicht-luxuriöse Zweizimmerwohnung in Dublin kostet gut 2.000 €. Eine Dreizimmerwohnung außerhalb gelegen verlangt etwa 850 € monatlich. Die Mietpreise in Irland sind erheblich gestiegen, auch ein Haus in Irland günstig kaufen ist nicht einfach, denn auch Häuser in Irland kaufen ist deutlich teurer als in Deutschland.

Wenn Sie nach einem Land mit niedrigen Lebenshaltungskosten suchen, finden Sie hier mehr Informationen zu Ungarn. Und sollte es Sie eher in die Wärme ziehen, dann gibt’s hier mehr zu Thailand.

Irish Soccer, Lachsangeln und die irische Küche

Irish Coffee ist lecker, und auch die Irish Pubs kennen Sie. Wie sieht es aus mit Irish Football? Das ist eine in Irland sehr verbreitete Sportart, eine Mischung zwischen Rugby und Fußball. Der Spielball ist rund, und Sie dürfen Hände und Füße benutzen. Wenn Sie gerne angeln, werden Sie am River Blackwater glücklich. Die lokalen Restaurants bereiten die Lachse aus diesem weltbekannten Gebiet fangfrisch zu. Meeresfrüchte sind in Irland großzügig vorhanden. Des Weiteren essen Iren gerne Kartoffeln mit Kohl und Speck.

Die Teilung Irlands und der Konflikt

Der Norden Irlands gehört zu Großbritannien, der Süden ist die Republik Irland. Die Grenze zwischen beiden Teilen ist offen, wie Sie es aus der EU kennen. Die vorher bestehenden Grenzkontrollen wurden aufgehoben und hat beide Landesteile wirtschaftlich eng zusammenwachsen lassen. Ähnlich wie in Zypern pendeln Einwohner zum Arbeiten und Einkaufen zwischen Norden und Süden.

Durch Brexit bestehen Befürchtungen, dass die Grenzen geschlossen werden und das Konfliktpotential wieder aufflammt. Die Vorurteile und das Misstrauen zwischen Protestanten und Katholiken ist immer noch sehr real. Es ist keine Frage mehr des Glaubens, sondern ist rein politisch.

Einkommensteuer, Sondersteuer und der Non Dom Status

Irisches Einkommen bis 34.000 € wird mit 20% besteuert, alles darüber stufenweise mit 40%. Plus Sozialbeiträge, ähnlich hoch wie in Deutschland. Plus die Universal Social Charge Sondersteuer (USC), die nach der Finanzkrise 2011 eingeführt wurde, um die Schulden bei der EU abzuzahlen. Einkommen aus Kunst bis zu etwa 50.000 € ist steuerfrei, und der Non Dom Status erlaubt Ausländern, ihre ausländischen Einkünfte, die sie nicht nach Irland einführen, steuerfrei zu erhalten.

Und was, wenn man als Rentner nach Irland auswandern möchte? Alles zum Thema auswandern nach Irland als Rentner und wie Sie dort Ihre deutsche Rente versteuern erfahren Sie hier.

Achtung – Betriebsstätte kann ausgelöst werden

Haben Sie eine Auslandsgesellschaft, müssen Sie sicherstellen, dass diese Einkünfte passiv sind. Leiten Sie Ihre maltesische Gesellschaft von Irland aus, lösen Sie dort eine Betriebsstätte aus. Möchten Sie in Ihrer maltesischen Firma mitarbeiten (keine geschäftsführenden Tätigkeiten!), gründen Sie eine irische Service Limited und leihen sich selber an Ihre maltesische Gesellschaft aus. In einem Land wie Dubai können Sie leben und Ihre ausländische Gesellschaft führen und werden nicht steuerlich veranlagt. Weiter Möglichkeiten wären die Bahamas, Monaco, Großbritannien, Spanien und Portugal mit dem richtigen Setup.

In unserer zweiten Folge über Irland sprechen wir über die warmherzigen Iren, den guten Whiskey und nähere Details zur Firmengründung.

Kontaktdaten und Links:

Sebastian Sauerborn

Homepage: www.wohnsitzausland.com

                     www.auslandsunternehmen.com

E-Mail:        hello@stmcorporate.group

Telefon: +44 20 3151 0582

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02:50  -  Sebastians Weg nach Irland

05:14  -  Von Dublin nach Cork

10:17  -  Wie die Schulen in Irland organisiert sind – Homeschooling als Option

12:56  -  Sind die Iren religiös?

14:20  -  Aufenthaltsrecht, Anmelden und die PPS Nummer

15:54  -  Das Gesundheitssystem in Irland

17:33  -  Infrastruktur und Reisen auf der Insel

19:46  -  Wie komme ich von der Insel runter?

21:38  -  Internet und Telefon in Irland

23:25  -  Die Trennung Irlands und der Konflikt, auch nach dem Brexit

27:14  -  Steuern, Abgaben und die USC

30:54  -  Steuerfreies Einkommen für Künstler und der Non-Dom Status

34:03  -  Meine Tätigkeit für meine Auslandsgesellschaft richtig strukturieren

38:23  -  Die Lebenshaltungskosten in Irland

42:54  -  Freizeitangebote und Irish Football

45:17  -  Die irische Küche und das weltberühmte Lachsangeln

48:10  -  Ausländer in Irland und der Grund der guten Beziehung zu den USA

51:35  -  Diese Faktoren unbedingt vor einem Umzug nach Irland bedenken

56:10  -  Eine separate Episode über Firmengründung in Irland ist in Arbeit

Mitschrift zu Folge 27 von Perspektive Ausland: Leben in IRLAND – Rückständig, aber steuerlich attraktiv

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:18 - Begrüßung & Einleitung - Irland in drei Sätzen

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute sprechen wir über eine kleine Insel im Atlantik: Irland. Wenn man sich informiert, der eine oder andere ist vielleicht schon dagewesen, dann liest man oder hört man, es erwarten einen endlos grüne Felder, unberührte Natur, spektakuläre Küstenlandschaft, jede Menge Gemütlichkeit, Humor, Pub Kultur und so weiter. Heute sprechen wir mit Sebastian, der ja selber eine Zeit lang in Irland gelebt hat und wollen der Sache näher auf den Grund gehen. Wir wollen darüber sprechen, was ist der besondere Reiz, in Irland zu leben? Ist es eine gute Alternative, seinen Wohnsitz nach Irland zu verlegen, und was erwartet einen dort alles? Sebastian, vielleicht kannst Du uns selbst mal so ganz kurz zusammenfassen, wie Du selber Irland siehst und erlebt hast. Wenn Du nur ein, zwei, drei Sätze Zeit hättest, was würdest Du sagen? Was macht den Reiz von Irland aus?

Sebastian: Irland ist zum einen sehr rückständig, das heißt es gibt sehr viele enge Straßen, zum Beispiel von West nach Ost gibt es keine Autobahnverbindung in Irland, da fährt man wirklich mit dem Auto sehr enge Straßen durch grüne Landschaften, sehr viele Menschen heizen zum Beispiel noch mit Torf. Gerade das ländliche Irland ist sehr rückständig. Als ich dorthin gezogen bin hatte das einen großen Charme gehabt, ich habe das gerne gemocht. Man kann sich das vorstellen wie in Deutschland in den 50er Jahren, so muss man sich Irland vorstellen. Und man muss sagen, die zweite Frage, wenn Du fragst, wie das Wetter ist, das Wetter ist tatsächlich so schlecht wie der Ruf. Ich glaube, ich habe keinen einzigen Tag in Irland erlebt, an dem es nicht geregnet hat. Es heißt nicht, dass es den ganzen Tag regnet, es heißt nicht, dass es besonders stark regnet, aber es regnet tatsächlich jeden Tag, und es wird letztlich nie wärmer als 20 Grad. Auch im Hochsommer höchstens 20 Grad. Man kann schon gleich sagen, wem das nicht gefällt, der ist dort nicht gut aufgehoben.

02:50 - Sebastians Weg nach Irland

Daniel: Ja, da kam mir selber auch gerade die Frage auf: Was macht denn dann den besonderen Reiz aus? Wenn das Wetter schlecht ist, das Land vielleicht einen rückständigen Eindruck macht, was ist der Reiz? Was könnte jemanden interessieren, nach Irland zu ziehen?

Sebastian: Vielleicht zu meiner Geschichte, ich hatte ja in den USA gelebt, und dann 2014 war es so, dass ich mich hatte scheiden lassen, ich habe dann das Sorgerecht für meine Kinder bekommen, und wie das halt so ist, Scheidung verursacht immer Verwerfung. Bei uns hat es dann dazu geführt, dass das Visum in den USA ausgelaufen war, wir hatten eine Ranch in Texas, wo wir gelebt hatten, die war danach leider nicht mehr meine, sozusagen. Ich wollte unbedingt in den USA eigentlich bleiben, aber es war klar, ich muss zumindest temporär weg, zumindest bis ich ein neues Visum habe, also für eine Zeit von ein bis zwei Jahren. Ich habe mich dann in Europa umgeschaut, nach Deutschland wollte ich eh nicht zurück, ist ja klar. Großbritannien konnte ich mir vorstellen, hatte ich aber nicht gemacht, weil dort ja die Kanzlei ist und aus steuerlicher Sicht wäre es daher für mich besser gewesen, zu dem Zeitpunkt nicht in Großbritannien zu sein. Andere englischsprachige Länder, da hätte es noch Malta gegeben, das hätte sich in gewisser Weise auch angeboten, weil dort mein Bruder lebt, und ich hatte davor auch schon mal in Malta gelebt, aber dann habe ich mich im Laufe eines Sommers mit Irland aus der Ferne relativ intensiv befasst, habe dazu viel gelesen, habe auch Leute gefragt, die ich kenne, ich war davor selbst nie in Irland. So habe ich mich dann entschieden, mit meiner Familie nach Irland zu ziehen mit sieben Kindern. Sechs hatte ich dabei, der Älteste war schon erwachsen, der blieb in den USA, und so sind wir dann an einem Sommermorgen aus Texas in Dublin eingetrudelt, noch nie davor da gewesen, und sind dann so in Irland angekommen. Das ist so die Geschichte in a Nut Shell. Dann waren wir da.

05:14 - Von Dublin nach Cork

Daniel: Dann ist man da, und was ist das Erste, was man macht? Man kommt an in Irland, weil man sich entschlossen hat dort zu wohnen und zu leben. Es gibt ja Länder, wo vielleicht wochenlange Bürokratie auf einen wartet. Wie kann man sich das vorstellen? Ich bin jetzt gelandet, angekommen, dann gibt es bestimmte Dinge, die wichtig sind. Ich muss eine Wohnung suchen, ich muss mich vielleicht irgendwie um Aufenthaltsgestattung kümmern, irgendwelchen Papierkram erledigen. Lief alles weiterhin angenehm und einfach, oder ging dann erstmal was los? Du hast ja erzählt, ich soll mir Irland vorstellen wie Deutschland in den 50er Jahren.

Sebastian: Zumindest das ländliche Irland, Dublin natürlich nicht. Dublin ist eine hochmoderne Stadt, also zumindest, naja, es ist hochmodern, kann man so auch nicht sagen, aber es gibt dort Teile, die sind hochmodern.

Daniel: Die Frage ist die Bürokratie! Wie sieht es denn damit aus?

Sebastian: Als ich dort angekommen bin, das war so Anfang Sommer, und ich hatte eine harte Deadline, und das war, dass die Kinder in die Schule irgendwo gehen mussten. Wir kamen dort an Anfang August, und die Schule hat angefangen Anfang September, das heißt, wir hatten vier Wochen Zeit, alles zu organisieren. Ich hatte ja davor in den USA Homeschooling gemacht, aber wie gesagt, jetzt alleine als alleinerziehender Vater Homeschooling zu machen, dann meine Arbeit zu machen, das konnte ich mir dann doch nicht vorstellen. Also war es klar, dass die Kinder in die Schule mussten, und wir knapp vier Wochen Zeit hatten, alles zu organisieren. Was wir als Erstes gemacht haben ist, das würde ich natürlich Mandanten so nicht empfehlen, die sind natürlich viel besser vorbereitet, aber wie gesagt, ich kam ja aus den USA. Wir haben uns dann zunächst einfach erstmal ein Ferienhaus gemietet, das hatte ich im Vorfeld organisiert, und zwar in Cork, denn ich wusste schon, als ich angekommen war, oder ich hatte es mir schon in den USA soweit zurechtgelegt, dass ich auf keinen Fall nach Dublin wollte, weil Dublin war schon damals, also 2014, verrückt teuer, jetzt ist es noch viel verrückt teurer geworden. Das war es für mich absolut nicht wert. Es war klar, dass ich irgendwo im ländlichen Irland leben wollte, weil mir auch diese Rückständige, das ist so eine gewisse wilde Pfadfinder-Romantik. Wir haben dann Folgendes gemacht in Dublin Airport, wir haben uns ein Auto gemietet und sind Richtung Cork gefahren, also Cork ist die zweitgrößte Stadt in Irland, ungefähr zwei Stunden. Da gibt es eine fantastische Autobahn, die war 2014 aber auch erst zehn Jahren alt, und da war kaum was losgewesen zu der Zeit. Die war zum Teil gebührenpflichtig, und die Iren sind geizig. Also die Autobahn von Dublin nach Cork extrem leer, da kann man immer durchfetzen. Irland muss man sich so vorstellen, dass man sich überall auf die Insel von jedem Punkt zu jedem Punkt in vier Stunden hinkommt mit dem Auto, ist also nicht besonders groß. Wir hatten also unser Ferienhaus im Süden, in Cork, und sind dann im Grunde mit dem Auto, die Kinder und ich jeden Tag Häuser anschauen gegangen, mehr oder weniger in ganz Irland. Zumindest zwischen dem Süden und sagen wir mal den Vororten von Dublin. Das haben wir für ein bis zwei Wochen gemacht, den ganzen Tag auf Achse gewesen, sehr ermüdend, aber man hat natürlich einen sehr guten Eindruck bekommen. Wir haben uns dann letztlich entschieden für so einen Landsitz aus der Georgischen Epoche, der Georgian Era, muss man sagen, gebaut im 17./18. Jahrhundert. Das war so ein kleines Palais, ein kleines Schlösschen, wie es die sogenannte Gentry (der niedere Adel) in Großbritannien damals hatte, Mansion würde man auf Englisch sagen. Das hatte zehn Schlafzimmer, es war recht baufällig, muss man sagen, dafür hat aber die Miete nur sagenhafte 750 € gekostet. Die Heizkosten im Monat waren ungefähr das Doppelte. Aber da haben wir uns dann niedergelassen. Das war in einem kleinen Ort ungefähr eine Stunde nördliche von Cork, mitten in der Pampa, und da haben wir uns dann niedergelassen. So ein 800-Seelen Kaff war das, wie man sich das aus dem Bilderbuch vorstellt.

10:17 - Wie die Schulen in Irland organisiert sind - Homeschooling als Option

Daniel: Du hattest vorhin schon erwähnt, und wir hatten ja in einem anderen Podcast schon mal über das Thema Homeschooling gesprochen, über Deine Erfahrung. Wie sind die Kinder jetzt klargekommen? Du hast die Kinder dann dort eingeschult, und da könnte man einen schönen Link machen zu unserem anderen Podcast über das Thema Homeschooling machen. Was haben die Kinder nachher berichtet?

Sebastian: Das ist natürlich eine ganz gute Frage. Die Kinder waren in den USA ja homegeschooled und sind jetzt zurückgegangen in die Schule. Den Kindern hat die Schule sehr gut gefallen, wobei bis heute sagen meine Kinder, dass Homeschooling die schönste Zeit war. Das muss man sich vorstellen, es war eine richtige, kleine Dorfschule, gut, da waren auch noch umliegende Dörfer, und die Kinder aus den umliegenden Dörfern sind dann auch in die Schule gegangen. Die Schule hatte vielleicht so 150 Schüler, die Grundschule. Die weiterführende Schule im Ort hatte dann vielleicht so 400-500 Schüler. So eine Gesamtschule, wie man sie im englischsprachigen Raum kennt. Den Kindern hat es gut gefallen, man muss natürlich sagen, Homeschooling ist in Irland erlaubt und auch relativ populär. Natürlich ist es immer nur eine Minderheit, die das macht, aber schon eine signifikante Minderheit, aber für mich war das nicht möglich, da ich anderweitig stark eingebunden war. Die meisten Schulen in Irland sind konfessionelle Schulen, also 90% der Schulen werden von der katholischen Kirche betrieben, sind aber staatlich finanziert, sind aber organisatorisch bei der katholischen Kirche anhängig. Dann gibt es noch 5%, die sind bei der evangelischen Kirche anhängig, und dann gibt es noch 5% irgendwas anderes. Der Ortspfarrer ist dann auch gleichzeitig der, der nicht der Rektor ist, aber der Schulvorsteher, der lokal mehr oder weniger bei der Schule relativ viel zu sagen hat. Sein Vorgesetzter, der lokale Bischof, der Diözese, die haben die Oberverantwortung für die Schulen. So ist das organisiert, natürlich unter staatlicher Aufsicht und mit staatlicher Finanzierung wohlgemerkt.

12:56 - Sind die Iren religiös?

Daniel: Weil Du das gerade angesprochen hast, bleiben wir vielleicht ganz kurz noch bei dem Thema. Diese Religiosität, die man dort in Irland antrifft, hat das noch in anderen Bereichen des Lebens in irgendeiner Art und Weise eine Auswirkung? Könnte das auch ein Argument sein, dass jemand vielleicht sagt: „Irland ist dann doch nichts für mich“, oder wird man da, auch wenn man vielleicht nicht der gleichen Konfession angehört in Ruhe gelassen? Wie empfindet man das dort?

Sebastian: Man spürt von einer Religiosität da nicht mehr viel, die meisten Menschen sind da auch nicht mehr religiös oder so. Es gibt solche Strukturen, wie das, von ich von der Schule erzählt habe, die haben überlebt, die sind vielleicht auch überholt. Aber man muss auch generell sagen, dass die Schulen einfach ganz gut funktionieren, das ist nicht unbedingt etwas, wo die Leute auf der Matte stehen und protestieren, dass irgendwas geändert wird. Die Schulen sind gut, und wenn die Leute sagen: „Wenn’s funktioniert, warum nicht. Aber es ist absolut nicht so, dass jetzt hier, was ich erlebt habe, dass die sehr viel religiöser sind als in anderen Ländern. Das hat spezifisch in den letzten 20 Jahren rapide abgenommen die Religiosität, und man merkt davon im Alltag nichts mehr.

14:20 - Aufenthaltsrecht, Anmelden und die PPS Nummer

Daniel: Ich vermute, bevor man seine Kinder in der Schule anmelden kann, muss man erstmal selber gemeldet sein, sprich das Thema Aufenthaltsrecht oder Aufenthaltsgestattung. Was war da zu erledigen, und wie habt Ihr das über die Bühne gebracht?

Sebastian: Das ist ein sehr guter Punkt. Irland ist ein Teil der Europäischen Union, das heißt, jeder EU Bürger kann dort hinziehen, kann dort leben, ohne ein Visum oder sowas beantragen zu müssen. Ein Meldewesen gibt es in Irland nicht. Man kommt dort letztlich an und ist dann einfach da. Was zu erledigen gibt es da eigentlich nicht groß. Man muss natürlich wissen, das Gesundheitswesen in Irland funktioniert so, wie auch in Großbritannien oder in Malta, das heißt es ist ein umlagefinanziertes System, Krankenversicherung gibt es keine. Die ärztliche Behandlung ist „kostenlos“ in Anführungszeichen, und um in diesem System teilhaben zu können, muss man sich eine Sozialversicherungsnummer, eine sogenannte PPS-Nummer (Personal Public Service Number) in Irland besorgen. Dazu wird ein Termin gemacht beim lokalen Arbeitsamt. Das heißt, ich bin dorthin gedackelt mit den sechs Kindern, dort wird dann von jedem ein Bild gemacht, die Daten werden erfasst, und man bekommt dann eine Karte so im Scheckkartenformat einige Wochen später zugeschickt mit dieser PPS Nummer drauf, die gleichzeitig auch die Steuernummer ist, mit der man dann zum Arzt gehen kann und die entsprechenden Leistungen, auch Sozialleistungen, sei es Kindergeld oder sonst irgendetwas in Anspruch nehmen könnte.

15:54 - Das Gesundheitssystem in Irland

Daniel: Klingt interessant, aber wie sind denn da die Ärzte? Keine Krankenversicherung klingt ja erstmal gut, wenn man keine extra Krankenversicherung abschließen muss, aber wie habt Ihr die Ärzte dort erlebt? Also Zahnarzt, Allgemeinarzt, vielleicht auch mal im Krankenhaus, wenn ein Unfall passiert. Wie ist das im Vergleich?

Sebastian: Ich muss sagen, ich habe natürlich das Glück, und so auch meine Kinder, dass wir gesund sind, wir haben keine Krankheiten, die dort laufend behandelt werden müssen. Wir haben im Grunde das Gesundheitswesen nur für die üblichen Kinderkrankheiten in Anspruch genommen. Also ein Kind hat mal Fieber oder braucht irgendwie Ohrentropfen, oder ein Kind hat sich mal das Bein verstaucht oder irgendwie sowas, solche Sachen. Meine Erfahrung für diese Art der Behandlung war gut, da gab es nichts auszusetzen, es gab nicht groß Wartezeiten oder sowas, aber generell ist Irland in der westlichen Welt das Schlusslicht, was zum Beispiel Krebsbehandlung anbelangt, also Zugang zu modernen Medikamenten. England ist an zweitletzter Stelle und Irland ist an letzter Stelle. Man möchte nicht unbedingt dort Krebs haben, weil die Wahrscheinlichkeit, dass man es überlebt, ist deutlich geringer als in anderen Ländern.

17:33 - Infrastruktur und Reisen auf der Insel

Daniel: Das Gesundheitssystem ist also nicht das beste, was Irland zu bieten hat, und bei größeren Gesundheitsproblemen könnte man für eine Behandlung oder Untersuchung doch besser nach Deutschland reisen. Das führt uns jetzt aber direkt zu einer anderen wichtigen Frage an Sebastian, nämlich die Frage zur Qualität der Infrastruktur. Wie ist denn die Erreichbarkeit von Irland, und wie ist das Reisen auf der Insel selbst?

Sebastian: Die Infrastruktur ist extrem schlecht, man muss sich vorstellen, dass die Iren in 50er und 60er Jahren ihr gesamtes Schienennetz abgebaut und weggeworfen haben. Das heißt, es gibt extrem wenig Zugverbindungen. Es gibt natürlich, hatte ich ja vorhin gesagt, die Hauptstädte in Irland sind sozusagen im Norden, Nord-Osten Dublin, und dann im Süden unten Cork, da gibt es auch eine schnelle Zugverbindung, und dann gibt es noch im Westen Limerick und solche Städte, da gibt es auch eine Zugverbindung hin, aber für alles andere gibt es keine Zugverbindung mehr in Irland. Kleine Städte und so sind alle nicht angebunden, und was man dann macht in Irland? Man fährt so einen Autobus. Es gibt so ein staatliches, ähnlich wie in der Schweiz, wo es ja auch diese Postbusse gibt, das gleiche gibt es in Irland auch. Damit fährt man überall hin. Autobahn und so weitere gibt es im Grunde analog zu den Schienennetzen, das heißt, es gibt von Cork nach Dublin, und dann wiederum runter von Dublin auf der Westküste nach Limerick und den Teil, und ansonsten gibt es auch nichts. Das heißt Straßen, man ist auf Bus angewiesen, oder ansonsten eben auf Straßen. Wie gesagt, die Straßen sind auf dem Land, wie man sich das vorstellt aus so einem alten Film über England oder Irland in den 40er und 50er Jahren. Da sind so Hecken auf den Seiten, die Straßen sind extrem eng, da kommen kaum zwei Autos aneinander vorbei. Es gibt natürlich noch größere Landstraßen, die sind dann ordentlich breit, aber Autofahren ist auf jeden Fall ein Abenteuer.

19:46 - Wie komme ich von der Insel runter?

Daniel: Und von der Insel weg, wenn ich von der Insel mal runter will?

Sebastian: Dublin hat einen hervorragenden Flughafen, der ist natürlich sehr weit angebunden. Ein Riesen Vorteil am Dubliner Flughafen ist, dass wenn man in die USA fliegt, dass man dort die Grenzkontrolle schon hat für die USA. Das heißt, dort sitzen Grenzbeamte der USA in Dublin, das heißt, man kommt dann im Grunde in den USA an als ein einheimischer Flug, was den Vorteil hat, dass man nach zehn bis zwölf Stunden Flug nicht noch drei Stunden dort in der Schlange stehen und auf eine Passkontrolle warten muss. Natürlich gibt es Flüge nach ganz Europa und natürlich auch andere Teile der Welt. Also Dublin ist hervorragend angebunden als Flughafen. Ich war dann in der Nähe vom Flughafen Cork, und auch Cork ist eigentlich recht gut angebunden, da gibt es relativ viele Flüge auch nach Europa und so, nach Großbritannien. Es gibt auf der Westküste dann von Irland gibt es auch nochmal einen großen Flughafen, das ist der Shannon Airport in der Nähe von Limerick, von da kann man auch in die USA fliegen und relativ weitverbreitet fliegen. Nach Irland anzukommen von Außerhalb ist eigentlich ohne Weiteres möglich, aber dann, wenn man in Irland ist, dann ist man auf jeden Fall auf das Auto angewiesen.

21:38 - Internet und Telefon in Irland

Daniel: Jetzt haben wir über die Infrastruktur gesprochen, ansonsten gibt es noch andere Infrastruktur-Themen, die für mich interessant sind, wenn ich in ein Land ziehe. Viele von denen, die ihren Wohnsitz wechseln, wollen ja dann online arbeiten, entweder für ihre eigene Firma oder für einen anderen Auftraggeber. Wie sieht das aus? Wie ist denn die Infrastruktur ansonsten, also Telefon, Internet? Für mich war interessant zu hören, dass auf der einen Seite haben wir ein bisschen das Flair der alten Filme, dann sagst Du Dublin ist eine hochmoderne Stadt, der Flughafen ist einer der modernsten der Welt. Wie verstehe ich denn jetzt die sonstige Infrastruktur? Internetanbindung und Telefon, und was noch sonst dazugehört.

Sebastian: Auch Internet ist extrem schlecht. Wie gesagt, Dublin und Cork, so die größeren Städte, kein Problem. Aber wo ich gewohnt habe, gut okay, das war 2014, aber selbst 2014 hat man schon überall anders richtig Breitband-Internet bekommen. Ich hatte da irgendwie so eine Leitung, die hatte 1 Megabit oder so an Kapazität. Wirklich nicht gut. Man muss sich das wirklich im Vorfeld gut überlegen. Natürlich gibt es auch in Irland Initiativen, dass hier Glasfaser und DSL und andere Technologien verfügbar sind, aber man muss es sich wirklich anschauen im Vorfeld. Genau so ist auch Handyempfang ein Problem. Das ist extrem wichtig, man muss sich dann notfalls an die großen Städte halten.

23:25 - Die Trennung Irlands und der Konflikt, auch nach dem Brexit

Daniel: Kommen wir jetzt noch auf die Sicherheit zu sprechen. Viele Zuhörer denken bei Irland bestimmt auch an Schlagzeilen und Nachrichten über Terroranschläge, Bombendrohungen und dergleichen. Sollte man sich darüber Sorgen machen, wenn man in Irland seinen Wohnsitz sucht?

Sebastian: Zunächst muss man verstehen, dass Irland ein geteiltes Land ist, auf die gleiche Weise geteilt wie Deutschland früher war. Sie haben zum einen den Norden Irlands, der ist Teil Großbritanniens, der ist ein Teil des UK. Da ist dann Belfast, Londonderry und so weiter, das gehört zum UK, und der Rest des Landes ist die sogenannte Republik Irland, Republic of Ireland. Die sind ein eigenständiger Staat. Irland hat eigentlich bis 1920 zum UK gehört, erst dann wurden sie unabhängig, und vollständig unabhängig sogar erst in den 40er Jahren. Nordirland haben die Briten sich sozusagen noch einbehalten, aber grundsätzlich ist Südirland, ich nenne es mal Südirland, natürlich ein völlig unabhängiges Land, hat nichts mehr mit UK zu tun. Die ganze Terrorproblematik war natürlich eher auf den Norden beschränkt. Durch das sogenannte Good Friday Abkommen, was ja damals Tony Blair ausgehandelt hat, wurde eigentlich dann die Grenze zwischen Nordirland und Südirland komplett aufgehoben. Die ist im Grunde dann so geöffnet worden, wie wir sie auch zwischen EU Ländern im Grunde kennen. Davor waren da richtig Grenzkontrollen, die wurden dann aufgehoben, was dazu geführt hat, dass wirtschaftlich die beiden Landesteile sehr eng zusammengewachsen sind, das heißt, Leute haben viele Jobs im Norden, im Süden arbeiten und umgekehrt, man fährt zum Einkaufen rüber, da ist viel Warenverkehr. Man wird sich erinnern, es gab im Zuge von Brexit doch große Sorgen, was hier passieren wird. Wird jetzt, wenn man wieder Grenzkontrollen einführt, wird es dazu führen, dass die Grenzen wieder geschlossen werden, und dass es dazu wieder zu Unruhen und zu Konflikten kommt? Eins muss man sagen, diese Vorurteile und dieses Misstrauen, was zwischen Protestanten und Katholiken herrscht, das gibt es in Irland immer noch, also dieses Konfliktpotential ist sehr real. Auch wenn ich zum Beispiel hier bei den Leuten gesprochen habe, ich habe ja weit weg gewohnt von der nordirischen Grenze, mehrere Stunden mit dem Auto. Wenn ich mit meiner Haushälterin gesprochen habe, die Irisch war, die hat eine klare Meinung zu den Protestanten. Und das war nicht, weil sie religiös katholisch war, die Religiosität oder der Glaube letztlich hat sich geändert in eine politische Überzeugung. Es war nur noch eine Frage von politischen Lagern und nicht mehr von „was glaubt man jetzt“, und ist man evangelisch oder katholisch? Dieses Konfliktpotential ist sehr real, der Konflikt ist beruhigt. In der Republik von Irland, also im Süden gab es nie irgendwelche Sicherheitsprobleme. Im Norden im Großen und Ganzen auch nicht, aber man hört ja immer wieder das es aufflammt, also immer mal wieder Attentate, und die Befürchtung ist, dass mit dem Brexit die Situation sich eher noch verschlimmert.

27:14 - Steuern, Abgaben und die USC

Daniel: Jetzt wollen wir von Sebastian noch erfahren, ob Irland steuerrechtlich etwas zu bieten hat. Auch wollen wir wissen, ob es wie in Zypern, Malta oder Großbritannien einen Non Dom Status gibt, und ob es schwierig ist, diesen zu beantragen. Wie ist es genau in Irland? Welche Steuern müssen gezahlt werden? Und sind diese im Vergleich zu Deutschland attraktiver? Und: Welche Veränderungen hat der Brexit mit sich gebracht?

Sebastian: Die Einkommensteuersätze in Irland sind nicht besonders attraktiv, die sind ähnlich wie in Deutschland. Bei einem Einkommen von 0 € bis 34.000 € bezahlt man 20%, und Einkommen über diesem Betrag wird mit 40% versteuert. Es gibt zwei Steuerklassen, und ähnlich wie in Großbritannien auch, wird es so stufenweise angewandt. Das heißt, die ersten 34.000 € werden mit 20% versteuert, und weiteres Einkommen mit 40%. Dazu gibt es natürlich dann auch wieder Sozialbeiträge, die sind auch ähnlich hoch wie in Deutschland. Zusätzlich wurde also letztlich hier nach der Finanzkrise im Jahr 2011 eine Sondersteuer eingeführt, um die Schulden bei der EU abzustottern. So ein bisschen wie der Soli, der ja auch eine Sondersteuer ist, oder zumindest mal war, als es noch ehrlich war, um die Kosten der Wende zu stemmen, haben die Iren auch eine Steuer eingeführt, um die Kosten der Finanzkrise zu stemmen und die Schulden bei der EU abzustottern. Diese Steuer hat man jetzt zynischerweise die Universal Social Charge, die USC. Zum Beispiel Selbständige, die mehr als 100.000 € verdienen, müssen 11% bezahlen, also wir reden jetzt komplett nochmal oberhalb der Sozialbeiträge, die sowieso bezahlt werden müssen. Wir reden jetzt nur von der Spezialsteuer für die EU, und ein normaler Angestellter, der zwischen 20.000 € und 50.000 € verdient, muss nochmal 5% extra abdrücken.

Daniel: Damit ich das richtig verstanden habe: ich bin selbständig und ich bezahle zusätzlich zu meiner Einkommensteuer nochmal 11% on top?

Sebastian: Auf mein selbständiges Einkommen über 100.000 €.

Daniel: Also Einkommensteuer plus diese 11%. Klingt nicht attraktiv.

Sebastian: Plus Sozialabgaben natürlich. Es gibt natürlich auch hier ganz normal Abgaben vom Arbeitgeber und so weiter, die einbehalten werden für Rente und diese ganzen Dinge, die gibt es dort alle auch. Diese USC ist also tatsächlich etwas, was hier nach der Finanzkrise eingeführt wurde. Offiziell, wie gesagt, heißt die Universal Social Charge, man hat gesagt: „Von dem werden wir in Zukunft dann Sozialabgaben bezahlen.“ Denn natürlich der Pott, der bis dahin die Sozialabgaben bezahlte, dann an die EU geflossen ist. Deswegen konnte man letztlich erklären, dass diese USC eben USC heißt, und nicht einfach Solidaritätsbeitrag 2 oder so was.

30:54 - Steuerfreies Einkommen für Künstler und der Non Dom Status

Daniel: Nachdem das ja nun nicht unbedingt positive Nachrichten waren für jemanden, der vielleicht nach Irland auswandern möchte, gibt es vielleicht positive Nachrichten für jemanden, der sich für den Non Dom Status interessiert? Wie sieht es da aus?

Sebastian: Zum Non Dom Status kommen wir gleich noch. Gut haben es Künstler, denn die zahlen gar keine Steuer, zumindest bis zu einem gewissen Betrag, also wenn jemand Maler oder Schriftsteller oder sowas ist, der muss keine Steuern bezahlen, zumindest nicht auf diese Art von Einkünften, wenn sie aus Kunst entstehen. Wer in Pubs oder so Gitarre spielen will, für den ist sicherlich Irland gut geeignet. Es gibt dort Grenzen, die sind nicht sehr hoch, meiner Meinung nach 50.000 €, mehr ist es nicht im Jahr, die man so steuerfrei verdienen darf, aber immerhin, ist ja bei den meisten Künstlern schon ausreichend, mehr verdienen viele Künstler ja sowieso nicht.

Der Non Dom Status sagt also aus, dass Ausländer, die in Irland leben, keine Einkommensteuer bezahlen müssen auf ausländische Einkünfte, die sie nicht nach Irland einführen. Wenn ich in Irland lebe und ich habe eine Gesellschaft in Malta und diese Gesellschaft in Malta schüttet mir eine Dividende aus von 100.000 €, dann ist diese Dividende in Irland komplett steuerfrei, solange ich sie nicht in Irland verwende und nicht auf ein irisches Konto überweise. Wenn die auf mein deutsches Konto, schweizer Konto, maltesisches Konto oder sonst was fließt, diese Ausschüttung, und ich dort keine Kreditkarte habe, die ich in Irland verwende, ich dort keine Miete in Irland bezahle, ich dort keine Einkäufe tätige, kein Haus mir in Irland kaufe, es wirklich im Ausland bleibt, ich im Ausland verbrauche, dann ist in Irland darauf keine Steuer fällig. Irland ist hochinteressant für Personen, die Auslandseinkünfte haben, was ja bei vielen Unternehmern wie uns der Fall ist. Und wenn man keine Gesellschaft hat beim Umzug, dann gründet man halt noch eine.

Wenn man dann Erspartes hat, bevor man nach Irland umzieht, dann kann man zum Beispiel natürlich argumentieren, dass man davon lebt, Geld was ich schon mal versteuer habe, muss ich ja nicht nochmal versteuern, das ist ja klar, das heißt, ich kann dann in Irland im Grunde genommen komplett steuerfrei leben, wenn ich keine Einkünfte habe in Irland, durch eine irischen Arbeitgeber oder durch eine irische Selbständigkeit, die ich dann dort versteuern müsste. Wenn ich kein Erspartes habe, dann würde ich im Grunde Folgendes machen: Ich kann mir eine Gesellschaft in Irland gründen, kann mich dort anstellen lassen, die bezahlt mir dann ein kleines Gehalt, wir haben ja etwas über die Steuersätze gehört, das heißt, das Gehalt ist so gering wie möglich, dass ich die Lebenshaltungskosten bezahlen kann. Und der Rest bleibt im Ausland.

34:03 - Meine Tätigkeit für meine Auslandsgesellschaft richtig strukturieren

Daniel: Ansonsten, vermute ich, ist die Gesetzgebung, Du wirst es ja wahrscheinlich gleich noch im Detail besser erklären können, aber genauso wie in anderen Ländern auch. Das heißt, würde ich beispielsweise eine Tätigkeit in Irland ausüben, auch wenn sie für eine Auslandgesellschaft ist, würde das wahrscheinlich steuerlich dort genauso eine Betriebsstätte auslösen, würde mich im Prinzip in das Steuersystem von Irland reinbringen, automatisch.

Sebastian: Hundertprozentig. Das ist ein sehr guter Punkt. Wer eine Auslandsgesellschaft hat und solche ausländischen Einkünfte hat, der muss natürlich sicherstellen, dass diese Einkünfte passiv sind. Wenn ich natürlich meine maltesische Gesellschaft von Irland aus leite, dann bringt mir das natürlich alles nichts, weil damit hat die dann in Irland eine Betriebsstätte, das heißt, ich brauche tatsächlich in Malta einen Geschäftsführer. Es ist schon möglich, dass ich in dem maltesischen Unternehmen mitarbeite. Ich kann zum Beispiel sagen: „Ich gründe eine irische Gesellschaft, eine Service Limited, bei der bin ich angestellt, die macht dann mit der maltesischen Limited einen Vertrag, wonach sie sagt, dass ich letztlich an die maltesische Firma ausgeliehen werde für 3.000 € im Monat, und meine Tätigkeit in Irland für die maltesische Firma wird dann sozusagen als Personalverleih gemacht der irischen Firma an die maltesische. Aber wie gesagt, das dürfen keine Geschäftsführungstätigkeiten sein. Wenn ich jetzt E-Mails, Follow-up, Buchhaltung und solche Dinge machen möchte, kann ich das natürlich machen.

Daniel: Ich denke, das ist wichtig zu wissen, es gibt ja immer weniger Länder, in denen das noch steuerlich attraktiv geregelt ist, was wir gerade besprochen haben. In einem Land leben, geschäftlich tätig sein, vielleicht kannst Du, auch wenn wir jetzt gerade über Irland reden, vielleicht kannst Du mal so einen Link zu einigen Ländern nennen, die da interessant sein könnten, wo so was geht. Das heißt, ich wohne in einem anderen Land und von einem anderen Land steuere ich die Geschäfte meiner Auslandsgesellschaft, ohne dass ich im Land steuerlich veranlagt werden muss.

Sebastian: Das ist ein sehr guter Punkt. Das sind alle die Länder, die letztlich überhaupt keine Steuern haben, also ein Land wie Dubai, da kann ich leben und ausländische Gesellschaften führen. Ähnliche Länder wären sicherlich auch die Offshore Länder wie zum Beispiel die Bahamas, und Monaco wäre natürlich auch möglich, hatten wir auch schon mit jemandem zu dem Thema gesprochen. Die anderen Länder, die auch steuergünstig sind in Europa mit dem richtigen Setup, also UK, Spanien, Portugal, Malta und so, die würden immer voraussetzen, dass ich in dem Land passive Auslandseinkünfte habe, beziehungsweise über ein Setup, das ich eben besprochen habe, lokale Gesellschaften, die leihen mich dann aus, dass meine Arbeitszeit irgendwie anders vergütet wird, aber ich natürlich nicht geschäftsführend tätig sein darf.

Ein Unterschied ist Malta, und das liegt natürlich daran, dass in Malta die effektive Körperschaftsteuer nur 5% sind. Das heißt, wenn ich in Malta lebe und sage: „Ich leite von Malta meine irische Gesellschaft, dann hat die irische Gesellschaft automatisch in Malta eine Betriebsstätte, zahlt dann da 5% Steuern, okay, wunderbar.“ Wäre insofern ja unschädlich für mich, in dem Setup dort zu leben, aber in Irland ist die Körperschaftsteuer 12,5%, ist auch nicht sehr hoch, das heißt aber, wenn ich in Irland lebe und eine maltesische Gesellschaft habe, dann wäre die letztlich in Irland steuerpflichtig, die 12,5% auf die Gewinne, was ja im Vergleich zu Malta mehr als doppelt so viel ist.

38:23 - Die Lebenshaltungskosten in Irland

Daniel: Okay, das wird schon spannend, es wird ja noch einen zweiten Teil geben, in dem wir ganz speziell noch über das Thema Unternehmensgründung in Irland sprechen werden, da gehen wir dann bestimmt noch weiter auf diese Themen ein. Jetzt trotzdem nochmal zurück, und zwar Steuern sind ja immer ein Aspekt, wenn ich mich für ein neues Wohnsitzland, genau wie auch Unternehmenssitzland entscheide. Ein ganz wichtiger andere Aspekt ist natürlich auch die Lebenshaltungskosten. Es kann ja durchaus sein, die Steuern sind von mir aus relativ hoch, aber Lebenshaltungskosten sind niedrig, wie auch immer, ich muss ja immer das Gesamtpaket betrachten, wenn ich in ein anderes Land umziehen möchte, und was kannst Du denn zum Thema Lebenshaltungskosten in Irland erzählen?

Sebastian: Wir müssen hier bei der Frage tatsächlich Dublin und in gewisser Weise auch Cork getrennt anschauen, denn Dublin ist unwahrscheinlich teuer, und in vieler Hinsicht, insbesondere was Wohnraum betrifft, teurer als London. Ich kann mich an einen Mandanten erinnern, der in Dublin eine Einzimmerwohnung gemietet hat, beziehungsweise one bedroom, das heißt Zweizimmerwohnung, jetzt vor Kurzem, also 2021, in einem Neubau in zentraler Lage in Dublin, aber keinesfalls Luxus oder so, der zahlt für Miete mehr als 2,500 €, fast 3.000 €. Das ist ein Level, von dem man ausgehen muss in Dublin. In vielen anderen ländlichen Gegenden ist natürlich dann die Miete sehr viel günstiger, wobei auch die Miete im Vergleich zu dem, was ich vorhin gesagt habe, vorhin hatte ich gesagt, ich hatte dieses Haus in Irland ja angemietet für 750 €, ich hatte dann gesehen, dass das gleiche Haus ein paar Jahre später angeboten wurde für fast 2.000 € im Monat. Ich weiß nicht, ob der Eigentürmer das Haus mittlerweile renoviert hat, ich fand, es war ziemlich renovierungsbedürftig. Aber wenn ich mir in diesem Kaff, wo ich damals gewohnt habe, hier gerade mal die Immobilienanzeigen anschaue, dann kann ich hier sehen, da gibt es eine Dreizimmerwohnung zu vermieten, und diese kostet jetzt auch schon 850 € im Monat, und es ist keine besonders schöne, muss man sagen. Ja, man kann schon günstige Wohnungen finden in Irland, aber die Preise haben dort auf jeden Fall deutlich angezogen. Als ich damals geschaut habe in Irland, da gab es wenig Häuser außerhalb von Dublin, die mehr als 2.500 € gekostet haben. Jetzt gibt es doch schon etliche. Wenn ich mir das hier anschaue, Waterford ist auch keine so wirklich große Stadt, aber da sind schon viele Apartments auch schon so bei 1.000 €, 1.200 €. Es war mal tatsächlich günstiger, aber es ist immer noch durchaus erschwinglich. Ich denke, in Kombination mit dem Non Dom Status kann es auf jeden Fall erschwinglich sein, dort zu leben. Die sonstigen Lebenshaltungskosten sind recht moderat, und letztlich wie überall, Lebensmittel und so weiter. Miete ist immer der größte Block, oder Haus.

Daniel: Um den Cappuccino und den Hamburger und die Pommes für die Kinder muss man sich sozusagen eher weniger Sorgen machen.

Sebastian: McDonald’s gibt es auch überall dort, und ich glaube, die Preise sind nicht viel teurer als sonst wo.

42:54 - Freizeitangebote und Irish Football

Daniel: Die Kinder wollen ja nicht nur Pommes essen, sondern es gibt auch viele andere Dinge, Erwachsene ja genauso, also solche Sachen wie Kino, überhaupt Freizeitangebote. Wenn ich nach Irland ziehe mit meiner Familie, wie verläuft dann meine Freizeit?

Sebastian: Das kommt ein bisschen darauf an. Da sind natürlich so Sportarten, ganz normaler Fußball ist in Irland nicht wirklich populär, das gibt es schon so ein bisschen, aber im Grunde, die Fußballfans in Irland, die schauen dann eher die britischen Clubs. Was es in Irland gibt, das ist das sogenannte Irish Football, da darf man auch Hand verwenden, hat aber andere Regeln als Rugby. Beim Rugby wird ja so ein Ball in Eiform verwendet, während Irish Football einen runden Ball verwendet. Das ist eigentlich der größte Sport, Irish Football. Und wenn der Ire von Football redet, dann meint er im Grunde Irish Football, was mit dem traditionellen Fußball, wo gekickt wird und so weiter, nichts zu tun hat. Das ist mit Abstand der populärste Sport. Viele junge Leute machen diesen Sport, insbesondere natürlich Jungs, Rugby ist auch sehr beliebt, machen auch sehr viele. Gerade so Fußball Club und so weiter, also Irish Football League zu spielen, die hat ganz viel Macht und Einfluss in dem Land, auch für die Freizeit. Vieles darum gestaltet, um die Irish Football League Spiele. Dann gibt es viele andere Sachen, die es in anderen Ländern auch gibt an Freizeitangeboten, andere Sportangebote. Aber ländlich weniger als in der Stadt. Kinos gibt es auch in vielen kleineren Städten, das ist auch klar. Die Küche in Irland ist traditionell schlecht, aber es hat sich sicherlich in den letzten Jahren dort eine hervorragende lokale Küche mit lokalen Spezialitäten und Restaurants und so weiter entwickelt, das kann man absolut empfehlen.

45:17 - Die irische Küche und das weltberühmte Lachsangeln

Daniel: Wenn Du sagst, die Küche in Irland ist traditionell schlecht, gibt es trotzdem irgendwas, wo Du sagst: „Wenn man schon mal essen geht, dann sollte man das auf der Karte suchen und bestellen“?

Sebastian: Traditionell essen die Iren natürlich Kartoffeln. Kartoffeln, Kartoffeln, Kartoffeln. Kartoffeln, Kartoffeln. Und dann noch so eine irische Spezialität ist Kohl mit Speck, das ist auch so eine Sache. Kartoffeln und Kohl mit Speck. Also, . . .

Daniel: Hab verstanden, okay.

Sebastian: Und dann das Übliche, was auch die Engländer gerne haben: Blutwurst, Black Pudding und solche Sachen, Würste und so. Aber es haben sich tatsächlich hier in den letzten Jahren hervorragende Restaurants aufgetan, die diese traditionelle irische Küche, die ja lokal und hochwertig ist, anbieten und auch perfektioniert haben. Ich gebe Dir ein Beispiel: Wo ich gewohnt habe in Irland, ist eins der wichtigsten Gebiete für Angler, die dorthin kommen wollen, um frischen Lachs zu angeln. Eines der bedeutendsten Gebiete eigentlich weltweit. Da kommen Amerikaner hin, die dann da Lachs angeln und so weiter. Interessanterweise hat sich diese ganzen Fischereirechte der Duke of Devonshire gesichert. Das ist ein ehemaliger, also ein englisches Adelsgeschlecht, und wenn man da mal genau reinschaut in diese Geschichte von der irischen Unabhängigkeit, dann wird man sehen, dass auch nach der Unabhängigkeit extrem viel Land immer noch dem englischen Adel gehört und auch die Rechte, dieses Land, sage ich mal, auszubeuten. Sei es Forst, oder sei es einfach das Land zu verkaufen, zu bebauen und zu entwickeln, oder eben auch die Fischereirechte. Die Fischereirechte hier aus diesem Fluss, das ist der River Blackwater, gehören dem Duke of Devonshire, und es kommt häufig vor, dass Jungs, die dort tagsüber angeln gehen, am Abend die großen Lachse, wir reden von Lachs, dann den Restaurants bringen, die diese dann fangfrisch zubereiten am Abend für die Leute, die dort essen gehen. Und natürlich sind generell sehr viel Meeresfrüchte, Fisch, Muscheln und so weiter dort massenhaft vorhanden. Und man darf nicht vergessen, aufgrund des hohen Niederschlages, ist alles, was auf der Weide gehalten wird, also Schafe und Kühe und so weiter, extrem gut verfügbar und extrem gute Qualität.

48:10 - Ausländer in Irland und der Grund der guten Beziehung zu den USA

Daniel: Wie in den bisherigen Podcasts auch, wollen wir in Bezug auf Irland fragen, wie das Verhältnis zwischen den Einwohnern und Ausländern ist, und ob man sich als Ausländer dort willkommen fühlt.

Sebastian: Außer Polen und Osteuropäern gibt es dort im Grunde keine Ausländer. Natürlich ist Dublin wieder was anderes, Dublin ist so eine Multikulti-Stadt, aber ländlich in Irland, das Gleiche in Schottland. Wenn Du in Schottland bist, dann hast Du bei einer Schule mit 1.000 Schülern vielleicht zwei oder drei Schwarze oder Asiaten, während die ja in London sehr hoher Anteil, die Bevölkerung sehr multinational ist. Das Gleiche in Irland auch, es gibt natürlich sehr viele Osteuropäer, Polen, Slowenen und so, und entsprechend gibt es, wie in Großbritannien, viele polnische Geschäfte und spezifische Angebote, die sich speziell an Osteuropäer richten. Aber ansonsten kann man da keinen großen Einfluss feststellen.

Man muss natürlich sagen, dass die Amerikaner und die Iren eine sehr enge Beziehung haben, kann aber auch dadurch sehen. Es gibt zum Beispiel eine Raststätte, da wurde diese Autobahn in Irland neu gebaut, und da hatten die eine Raststätte hingesetzt, und diese Raststätte heißt „Barak Obama Raststätte“. Die Iren und die Amerikaner sind traditionell sehr eng, weil natürlich sehr viele Iren entsetzliche Unterdrückung und Armut erfahren haben durch die Briten, die die ja buchstäblich haben verrecken lassen, und in dem Kontext in die USA ausgewandert sind. Zu Massen. Ich glaube ein Drittel der Bevölkerung ist in die USA abgewandert im 18./19. Jahrhundert. Die Iren wissen auch, dass sie ja keine natürlichen Ressourcen haben, keine Edelmetalle oder irgendetwas anderes. Sie sind angewiesen auf die Investition von Ausländern. Der Grund, dass so viele amerikanische Unternehmen dort sind und auch diese krassen Steuervorteile dort in Irland zugestanden bekommen haben, ist natürlich der, dass die dort tausende von Jobs geschaffen haben. Tausende und Zehntausende von Jobs. Das hat zu einem interessanten Gefälle geführt, man sagt in Irland glaube ich, dass ein sehr großer Prozentanteil des Steueraufkommens wird eigentlich von zehn großen amerikanischen Unternehmen generiert. Da ist eine ganz kleine Gruppe von Unternehmen, die dort einen überproportional hohen Anteil am Steueraufkommen hat. Selbst wenn die wenig Steuern bezahlen, traditionell jetzt vielleicht nicht mehr so, ist natürlich, was die so an Sozialabgaben bezahlen, ist ja gigantisch, wenn die da zehntausende von Mitarbeitern haben. Der Einfluss der Amerikaner ist natürlich sehr groß.

51:35 - Diese Faktoren unbedingt vor einem Umzug nach Irland bedenken

Daniel: Jetzt nehmen wir an, gehen wir davon aus, dass Zuhörer oder Zuschauer nach all dem, was wir jetzt von Dir aus Deinem Erfahrungsschatz gehört haben, sich nicht von dem Wetter abschrecken lassen, auch nicht von der einen oder anderen Sache, wie vielleicht ungünstigen Steuersätzen und so weiter abschrecken lassen und sagen: „Doch, Irland, das wäre was, da möchte ich jetzt hin. Ich will da für immer oder für eine bestimmte Zeit wohnen, leben, vielleicht auch arbeiten.“ Wie geht es weiter? Was empfiehlst Du jemandem, der das ins Auge gefasst hat, und was wäre jetzt der nächste Schritt?

Sebastian: Jedem, der das vorhat, dem empfehle ich, sich sehr genau damit auseinanderzusetzen. Ich hatte ja vorhin erzählt, ich bin da ja eher so reingestolpert, wobei das so nicht stimmt, ich hatte natürlich in den USA mich schon relativ intensiv damit befasst, aber eben nur durch Lesen und Filme anschauen und so weiter. Ich würde jedem raten, dass er dorthin geht, dort eine gewisse Zeit verbringt und sich das wirklich überlegt. Insbesondere natürlich das Thema Wetter ist ein Punkt, und auch Temperatur, wo man sich dessen wirklich bewusst sein, auf was man sich einlässt. Man sagt ja immer, dass das Wetter die Selbstmordrate beeinflusst, und Irland hat zum Beispiel eine der höchsten Selbstmordraten weltweit, und eine der höchsten Jugend-Selbstmordraten, unter Jugendlichen weltweit. Ich kann mir schon vorstellen, dass das Wetter ein Grund ist.

Daniel: Wir haben gerade wieder 10% Interessenten verloren bei dem, was Du gerade gesagt hast.

Sebastian: Das muss man sich wirklich vor Augen halten. Wie gesagt, wer solche Sachen mag – Irland ist ja unglaublich populär bei Deutschen. Ich glaube nach Amerikaner, die da nach ihren Vorahnen suchen, sind Deutsche die zweitgrößte Gruppe von Touristen, und die sind auch unglaublich beliebt bei der Bevölkerung, die Deutschen. Wer gerne sowas mag, Bretagne oder Schottland oder Irland, wem es nichts ausmacht, der ist da sicherlich gut aufgehoben. Aber wie gesagt, man muss sich dessen auf jeden Fall bewusst sein, denn wie gesagt, das Wetter hat tatsächlich eine Auswirkung auf das Gemüt. Das ist das Erste, was ich jemandem sagen würde. Zum Beispiel im Gegensatz zu England, da wird immer davon geredet, dass es da häufig regnet, ist aber gar nicht so. Es gibt zwar regnerische Zeiten und so, und es wird nie so heiß wie zum Beispiel im Süden von Deutschland im Sommer, aber ansonsten ist das Wetter gar nicht so schlecht. In Irland ist es tatsächlich so schlecht, wie man sagt. Das muss man sich auf jeden Fall überlegen, und das ist das Wichtigste, deswegen habe ich diese Punkte auch alle so ehrlich angesprochen, so offen angesprochen. Wer gerne die Rückständigkeit mag, wer es mag, mit Torf zu heizen, wer das romantisch findet – mir hat es gut gefallen, meinen Kindern hat es auch gut gefallen. Wer so dieses gewisse abenteuerliche daran auch mag, wer sich vorstellen kann, in einem Cottage zu leben, was auf einer Klippe ist, sehr dramatisch gelegen und so, da kann man möglicherweise aus dem Wohnzimmer schauen und man sieht Delphine und andere Wale aus dem Wasser springen. Es ist sehr beeindruckend. Aber man muss es tatsächlich mögen. Und aus steuerlicher Sicht muss man sich auch überlegen, Irland hat einen sehr großen Vorteil, nämlich den Non Dom Status, man kann dort Auslandseinkünfte steuerfrei vereinnahmen, aber man muss es auch richtig gestalten. Und im Grunde nur dann macht es Sinn, und wenn es nicht funktioniert, dann sollte man sich anderweitig was überlegen. Natürlich gibt es noch weitere Themen, wir hatten ja von Homeschooling gesprochen, Homeschooling ist, wie gesagt in Irland legal und populär, also wer das möchte, kann sich da angesprochen fühlen, aber man muss wirklich ein Überzeugungstäter sein, sage ich mal. Wenn es einem dort gefällt, das Land macht es einem sicherlich nicht so einfach, wie andere Länder vielleicht.

56:10 - Eine separate Episode über Firmengründung in Irland ist in Arbeit

Daniel: War eine schöne Zusammenfassung. Jetzt wollen wir ja noch einen zweiten Teil aufnehmen, den können wir schon mal ganz kurz ankündigen, wir wollen uns dann speziell damit auseinandersetzen, wie es so ist, ein Unternehmen zu gründen, also was einen als Unternehmer erwartet, der eine Gesellschaft in Irland gründen will, und ich bin jetzt schon gespannt, ob es dann vielleicht überzeugendere und mehr Argumente für Irland noch gibt.

Sebastian: Werden wir sehen!

Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn Ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den ABONNIEREN Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Portugal NHR Status & Kryptosteuern – endlich verständlich – Update 2022

Erfahren Sie alles über den Portugal NHR Status und Kryptosteuern im Jahr 2022. Rechtsanwalt Dr. Alexander Rathenau erklärt verständlich die wichtigsten Informationen und Updates.

Zu Gast: Rechtsanwalt Dr. Alexander Rathenau

Unser heutiges Gespräch ist erneut geladen mit wertvoller Information. Wir sprechen mit dem Rechtsanwalt Herrn Dr. Alexander Rathenau. Er ist gebürtiger Deutscher, als Kind nach Portugal gezogen und hat sein Studium in Portugal und Deutschland absolviert. Seine Kanzlei operiert an vier unterschiedlichen Standorten in Portugal.

Der NHR-Status in Portugal unterscheidet sich von dem bekannten Non-Dom Status einiger Länder und dem Beckham Law in Spanien. Herr Dr. Rathenau erklärt den Sprung von 0% auf 10% in der Besteuerung von Ruhegehältern und jüngste Veränderungen im Golden Visa Programm. Wir sprechen über die Denkweise des portugiesischen Staates, die Zielsetzung und Anwendungsgebiete des NHR-Staus. Selbstverständlich sprechen wir auch über Krypto-Einnahmen, warum Portugal ein Krypto-Paradies ist und wie lange es dieses noch bleiben wird.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Was ist der NHR-Status, beziehungsweise der RNH-Status?

RNH ist die Abkürzung für die portugiesische Bezeichnung *Residente Não Habitual*. Auf Englisch heißt es *Non Habitual Resident* (NHR) und spricht von einem nicht gewöhnlich Ansässigen. Er bietet neu nach Portugal gezogenen Ausländern mit Auslandseinkünften oder bei beruflicher Tätigkeit in Portugal große Steuervorteile für Auswanderer während zehn Jahren.

NHR-Status für Berufe mit erhöhter Wertschöpfung

Portugal benötigt qualifiziertes Personal und gewährt entsprechenden Personen, die auswandern nach Portugal Steuern Flatrate von 20% anstelle der üblichen fast 50%. Es handelt sich um „Berufe mit erhöhter Wertschöpfung“, wie beispielsweise Ärzte.

Aufenthaltsrechtliche Anmeldung in Portugal und die Steuernummer

Als EU-Bürger müssen Sie sich lediglich aufenthaltsrechtlich anmelden. Dafür benötigen Sie eine Steuernummer, einen Wohnsitz und finanzielle Mittel, um sich versorgen zu können (dieser Betrag ist nicht festgelegt). Ein Nachweis für Ihren Wohnsitz kann eine gekaufte oder gemietete Immobilie sein. Auch von Freunden kostenlos überlassener Wohnraum ist anerkannt und ist durch einen sogenannten Leihvertrag nachzuweisen.

Die Steuernummer beantragen Sie bereits mit Ihrem noch aktuellen Wohnsitz, denn zum Zeitpunkt der Anmeldung muss sie bereits vorliegen. Ihre portugiesische Steuernummer ist so wichtig, wie Ihr Personalausweis.

Die Wichtigkeit des Zeitpunktes der aufenthaltsrechtlichen Anmeldung

Die gültige Zeitspanne für den NHR-Status in Portugal beträgt zehn Jahre und beginnt mit dem Jahr der steuerlichen Ansässigkeit. Damit Sie den maximalen Zeitraum von zehn Jahren Steuervergünstigungen des NHR-Status nutzen können, empfehlen wir Ihnen, sich am Jahresanfang in Portugal anzumelden. Wenn Sie sich an unsere Folge über Spanien erinnern: Das Beckham Law in Spanien können Sie bereits im Jahr Ihres Zuzuges und für fünf weitere volle Jahre nutzen.

Update 01.01.2022 zum Golden Visa Programm

Nicht mit einem EU-Bürger verheiratete Nicht-EU-Bürger erhalten durch den Kauf einer Immobilie für 500.000 € ein Golden Visa und somit Zugang zum Schengenraum. Seit dem 01.01.2022 können Anwärter lediglich im Inland und auf den Inseln Madeira und Azoren Immobilien erwerben, nicht mehr an der Küste und in Lissabon und Porto. Nach sechs Jahren Ansässigkeit in Portugal können Sie die portugiesische Staatsbürgerschaft erwerben.

10% Steuern auf ausländische Renten seit 01.04.2020

Die meisten Abkommen zur Vermeidung besagen, dass Ruhegehälter nur in dem Land der Ansässigkeit besteuert werden dürfen, und besonders skandinavische Länder haben daher Druck auf Portugal wegen seiner Null-Besteuerung ausgeübt. Portugal gab dem Druck nach und erhebt seit 01.01.2020 eine Steuer Flatrate von 10% auf ausländische Ruhegehälter, was aber immer noch sehr attraktiv ist!

Besteuerung der unterschiedlichen Einkommen

Die Einkommensteuer ist für jede Art von Einkommen unterschiedlich zu betrachten. Allgemein kann man sagen, dass Portugal auf die Besteuerung von ausländischem Einkommen verzichtet. Für Portugal reicht es aus, wenn in den Abkommen zu anderen Ländern steht, dass das andere Land das entsprechende Einkommen besteuern kann.

Vom Wohnsitz in Portugal das Auslandsunternehmen leiten

Haben Sie ein Auslandsunternehmen, das Sie von Ihrem Wohnsitz in Portugal leiten möchten, muss dieses gemäß dem portugiesischen Gesetz der Handelsgesellschaften eine Betriebsstätte in Portugal gründen. Ohne eine Betriebsstätte dürfen Sie in Portugal nicht tätig werden, und auch eine doppelte Buchführung ist erforderlich.

Um die Komplikationen aus diesem Vorgang zu nehmen, gründen viele Mandanten eine portugiesische Gesellschaft, deren Gesellschafterin die Auslandsgesellschaft wird. Zieht der Geschäftsführer der portugiesischen Gesellschaft nach Portugal und beantragt den NHR-Status, fällt sein Geschäftsführergehalt aus der portugiesischen Gesellschaft unter die Flatrate von 20%.

Welche Gesellschaftsformen gibt es in Portugal?

Wie in Estland stand die deutsche GmbH auch der portugiesischen GmbH Pate und ähnelt dieser sehr. Für kleine und mittelständische Unternehmen ist die portugiesische GmbH empfehlenswert.

Warum Portugal im Vergleich mit dem Non-Dom Status und dem Beckham Law gewinnt

Länder wie Großbritannien, Malta, Irland und Zypern bieten Ausländern mit dem Non-Dom-Status die Möglichkeit, ihr Auslandseinkommen steuerfrei zu erhalten. Lediglich in das Land überwiesene oder im Land verbrauchte Geldbeträge werden in Irland, Malta und Co. besteuert. In Portugal bleiben selbst solche Beträge steuerfrei, und anders als in der Schweiz hat Portugal keine Vermögensteuer. Das Beckham Law in Spanien gewährt Ausländern Steuervorteile für ihr Einkommen aus Erwerbstätigkeit, hat aber eine Vermögensteuer. Daher entscheiden sich immer mehr Deutsche, die bisher in Spanien gelebt haben, für Portugal.

Krypto-Paradies Portugal

Portugal hat bisher noch keine Steuergesetzgebung für Krypto-Einkünfte ausgearbeitet. Die vorhandenen und vagen Regelungen sind allen Einwohnern Portugals zum Vorteil und nicht vom NHR-Status abhängig. Es mag von der Regierung so gewollt sein, dass nicht klar ist, ob und was in der Steuererklärung angegeben werden soll.

Die Grenze zwischen privatem und gewerblichem Krypto-Trading ist nicht eindeutig. Ob und welche Änderungen anstehen, bleibt abzuwarten. Anfang des Jahres gab es Neuwahlen gab in Portugal und der Staatshaushalt ist noch nicht verabschiedet.

Portugal möchte Ausländer in seinem Land haben, die ihr Geld dort investieren und konsumieren und gewinnt durch den unschlagbaren NHR-Status und den frei auszulegenden Krypto-Raum Einwanderer.

Kontaktdaten und Links:

Dr. Alexander Rathenau

Homepage: www.anwalt-portugal.de

E-Mail:        anwalt@rathenau.com

Telefon:       +351 282 780 270

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Timestamps

00:00:18  -  Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Herr Dr. Rathenau

00:05:01  -  Was ist der NHR-Status in Portugal?

00:06:30  -  Berufe mit erhöhter Wertschöpfung

00:08:54  -  Wie lange kann ich den NHR-Status nutzen?

00:11:13  -  Sich in Portugal aufenthaltsrechtlich anmelden und die Steuernummer

00:15:47  -  Aufenthaltsrecht in Portugal für Nicht-EU-Bürger und das Golden Visa Programm

00:20:33  -  Änderungen der Golden Visa Regelung zum 01.01.2022

00:21:31  -  Wie es in Portugal zu den 10% Steuern auf ausländische Ruhegehälter kam

00:29:31  -  Was muss ich für meinen NHR-Status beachten?

00:33:37  -  Die Besteuerung der unterschiedlichen Einkünfte

00:38:42  -  Besteuerung einer Offshore-Firma und die Quellensteuer

00:41:08  -  Mit Wohnsitz Portugal meine Auslandsfirma leiten

00:47:36  -  Welche Gesellschaftsformen gibt es in Portugal?

00:48:32  -  Non-Dom Status, NHR-Status, Beckham Law und Vermögensteuer

00:51:39  -  Krypto-Einkünfte und die Steuererklärung in Portugal

00:57:13  -  Krypto-Vorteile auch ohne NHR-Status

00:58:15  -  Wo ist die Grenze zwischen privat und gewerblich beim Krypto-Trading?

01:02:36  -  Kontaktdaten Herr Dr. Rathenau und Verabschiedung

Mitschrift zu Folge 25 von Perspektive Ausland: Portugal NHR Status & Kryptosteuern – endlich verständlich – Update 2022

Zu Gast: Rechtsanwalt Dr. Alexander Rathenau

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Herr Dr. Rathenau

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ich bin Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew. Wir sprechen ja heute über Portugal, und viele wissen das ja, weil sie ja auch schon mal in Portugal gewesen sind, aber Portugal gehört ja zu den meistbesuchten Ländern der Welt. Klar, weil es dort auch sehr schön ist und Portugal einiges zu bieten hat. Aber wie gesagt nicht nur schöne Landschaften oder historische Städte und Strände, sondern auch steuerlich hat Portugal ja einiges Interessantes zu bieten. Warum zieht es also eine ganze Reihe von Menschen nach Portugal? Übrigens liest man ja, dass einige doch schon bekannte Persönlichkeiten dahin ausgewandert sind. Wir kennen vielleicht zum Beispiel den John Malkovich, der hat ja auch seine sieben Gründe genannt, warum er unbedingt nach Portugal im Prinzip umgezogen ist, oder vielleicht der eine oder andere kennt den Michael Fassbender, der dort wohnt. Aber die Frage ist einfach: Warum? Was zieht die Leute dahin, die nach Portugal ziehen, und was hat vielleicht auch der NHR-Status damit zu tun? Darüber wollen wir heute sprechen mit dem Herrn Dr. Rathenau, der ist Experte, was Portugal betrifft. Herr Dr. Rathenau, stellen Sie sich doch am besten mal selbst vor.

Dr. Rathenau: Mein Name ist Alexander Rathenau, und ich bin Rechtsanwalt in Portugal, ich bin deutscher Rechtsanwalt und berate viele Mandanten bei deutsch-portugiesischen Rechtsfragen, insbesondere Immobilienrecht und Steuerrecht und Umzug nach Portugal. Verschiedene Themen, die gerade Personen betreffen, die nach Portugal ziehen wollen, sei es weil sie dann hier auch ständig leben wollen, oder sei es, weil sie sich hier nur zeitweise im Jahr aufhalten möchten, das ist ganz unterschiedlich. Wir sind eine Kanzlei mit Sitz in Algarve mit einer Dependenz in Lissabon und auf den Inseln, den Azoren und Madeira. Madeira kann man sagen, ist so die zweite Algarve; Meer und Sonne, gutes Wetter, sehr sicher, nicht weit von Mitteleuropa entfernt, zweieinhalb Stunden Flug, und es hat sich gezeigt seit vielen Jahren, dass gerade Südportugal und auch Madeira sehr stabil und auch sehr beliebt sind, immer beliebter. Mittlerweile auch durch viele junge Personen, die gerade jetzt aufgrund der Corona-Situation nicht mehr zu Hause arbeiten müssen, die hier in den Süden ziehen und dann auch gleichzeitig von bestimmten steuerlichen Vorteilen, über die wir heute sprechen werden, dann profitieren. Insofern das zu meiner Person. Natürlich arbeite ich nicht alleine, wir sind insgesamt vier Rechtsanwälte hier im Süden von Portugal vom Festland, haben noch eine Rechtsanwältin auf Madeira, die für uns arbeitet und Teil des Teams ist. Und in Lissabon haben wir auch noch eine Partnerkanzlei, mit der wir auch in ständigem Kontakt sind und auch dort Mandanten empfangen, beziehungsweise auch für Lissabon dort entsprechend zuständig sind. Deswegen freue ich mich über die Einladung und auf Ihre Fragen und über das Gespräch heute.

Daniel: Sehr schön, vielen Dank. Bevor wir gleich einsteigen, habe ich trotzdem noch eine Frage, was mich ergänzend zu Ihrer Vorstellung interessiert. Wie hat Sie es denn selbst nach Portugal verschlagen? Weil Ihr Familienname klingt nicht portugiesisch.

Dr. Rathenau: Nein, ich bin quasi ein Mitbringsel meiner Eltern, die 1982 nach Portugal gezogen sind. Ich bin dann hier in Portugal aufgewachsen, zur Schule gegangen und habe auch angefangen hier zu studieren, in Coimbra, und nach kurzer Zeit bin ich allerdings nach Deutschland gewechselt und habe dort mein Studium fortgesetzt und beendet. Immer mit dem Ziel, wieder nach Portugal zu kommen. Es stand nie außer Frage, dass ich in Portugal entsprechend dann auch beruflich tätig werde, und so ist es dann gekommen. Ich bereue es nicht.

00:05:01 - Was ist der NHR-Status in Portugal?

Daniel: Schön, klasse. Ich denke mal, was so unsere Zuschauer und Zuhörer interessiert, vielleicht fangen wir damit auch gleich an. Steigen wir gleich mal mit dieser wichtigen Frage ein: Dieser sogenannte NHR-Status, oder die die NHR-Steuerregelung ...

Dr. Rathenau: Wie viele Staaten, versucht natürlich Portugal auch entsprechende Personen, die hier dann ihr Geld ausgeben, hier investieren, nach Portugal zu locken. Zum einen sind das Personen, die in Portugal kein operatives Geschäft haben, kein Gewerbe betreiben werden, nicht berufstätig sind, sondern halt ein Einkommen haben, wie zum Beispiel Rentner oder andere, die Kapitaleinkünfte haben wie Zinsen oder Dividenden oder andere Arten von Einkünften im Ausland. Und zum anderen sind es Personen, die nach Portugal ziehen, um hier auch zu arbeiten. Dieser RNH-Sonderstatus heißt auf Deutsch sinngemäß "ein Sonderstatus für neu Hinzugezogene". Sprich, davon profitiert nur derjenige, der neu nach Portugal zieht, also nicht jemand, der schon in Portugal lebt. Das zeigt, dass diese Regelung dazu dient, Menschen, Personen nach Portugal zu locken aufgrund dieser steuerlichen Vorteile, die hier dann entsprechend angeboten werden.

00:06:30 - NHR-Status für Berufe mit erhöhter Wertschöpfung

Dr. Rathenau: Vielleicht ganz kurz zu der Variante, dass man nach Portugal zieht, um dann hier auch zu arbeiten. Da sagt das Gesetz, dass bestimmte Berufsgruppen steuerlich privilegiert werden. Man spricht hier von Berufen mit erhöhter Wertschöpfung. Also solche Berufe, die Portugal benötigt. Zum Beispiel gibt es einen Ärztemangel in Portugal, viele Ärzte kommen sogar jetzt aus Kuba nach Portugal, um hier zu arbeiten, und andere Berufe, die in dieser Liste sind. Das ist eine richtige Auflistung von verschiedenen Berufen, die entsprechend unter diesen Sonderstatus fallen. Und dort besteht der Vorteil darin, dass im Rahmen der Einkommensteuer eine Flatrate von 20% anfällt. Also 20% Einkommensteuer auf die Einnahmen aus der Ausübung dieser Berufe, wobei man dann noch berücksichtigen muss, dass es gibt noch die Pflicht, in Portugal Sozialversicherungsabgaben zu leisten, und die Sozialabgaben können eine Belastung darstellen. Das heißt, man kann nicht sagen, dass jeder, der in Portugal beruflich tätig werden möchte, unter einem solchen Beruf dann steuerlich sehr gut dasteht am Ende, sondern es kommt darauf an auf die Höhe des Einkommens, manchmal ist es auch ratsam, eine portugiesische GmbH zu gründen, um dann die Höhe der Sozialabgaben zu koppeln. Da gibt es natürlich noch ein paar Punkte, die geklärt werden müssen. Wie der Jurist ja sagt: "Es kommt auf den Einzelfall an." Aber viele hier in Portugal Berufstätige, die diesen Beruf mit erhöhter Wertschöpfung ausüben, profitieren von diesen 20%, weil 20% im Vergleich zu dem regulären Steuersatz im Rahmen der Einkommensteuer ist sehr günstig. Wir haben ja in Portugal, denke ich, einen noch einen etwas höheren Einkommensteuersatz als in Deutschland, etwas um die 50%, wenn man alles dazurechnet bei höheren Einkünften. Insofern ist das für viele eine sehr interessante steuerliche Gestaltung hier, wenn man nach Portugal zieht.

00:08:54 - Wie lange kann ich den NHR-Status nutzen?

Sebastian: Wie lange kann man davon dann profitieren? In dem Fall, den Sie eben beschrieben haben.

Dr. Rathenau: Der RNH-Status, der gilt sowohl für diejenigen, die beruflich tätig werden in Portugal als auch für die andere Gruppe, die im Ausland Einkünfte erzielen für zehn Jahre. Also sprich zehn Jahre garantiert, ab dem Jahr der steuerlichen Ansässigkeit in Portugal. Das heißt in der Regel ist es sinnvoll, dass man sich erst in Portugal am Beginn des Jahres anmeldet, also zum Beispiel im Januar des entsprechenden Jahres, weil sonst, wenn man sich im Dezember anmeldet, dann wäre schon das eine Jahr Sonderstatus abgegolten.

Sebastian: Ist ein wichtiger Punkt, da haben Sie Recht. Sie haben vorhin noch einen anderen wichtigen Punkt angesprochen, Sie hatten vorhin gesagt, dass es vor allen Dingen für, oder eigentlich ausschließlich für Personen ist, die neu nach Portugal umgezogen sind. Das heißt ja wahrscheinlich auch, dass ich jetzt mit der Anmeldung zu diesem NHR-Status vermutlich nicht allzu lange warten kann, oder ansonsten werde ich ihn möglicherweise nicht mehr bekommen können. Wenn ich jetzt in Portugal bin, wie schnell muss ich mich dafür anmelden nach der Ankunft?

Dr. Rathenau: Das Gesetz sagt, dass man bis Ende März des Folgejahres entsprechend den Sonderstatus beantragen kann, aber in der Praxis ist es so, wenn sich jemand entscheidet nach Portugal zu ziehen, dann meldet er sich aufenthaltsrechtlich an. Auch als EU-Bürger muss man sich ja aufenthaltsrechtlich anmelden, es ist also keine Aufenthaltsgenehmigung, sondern eine reine Formalie, eine Anmeldung, die dazu dient nachzuweisen, dass man genügend Mittel hat, um sich selbst zu verpflegen. Oder weil man eben eine Tätigkeit ausüben wird, die dann zum Einkommen führen wird. Nach dieser aufenthaltsrechtlichen Anmeldung bei der Gemeinde erfolgt auch gleich die Anmeldung als in Portugal steuerlich ansässig, und dann auch quasi im gleichen Akt, unmittelbar danach folgt der Antrag auf Anerkennung des Sonderstatus. Insofern ist das eigentlich in der Praxis kein großes Thema, bis wann man dann diesen Sonderstatus beantragen kann, sondern wenn man professionelle Hilfe in Anspruch nimmt, dann werden diese verschiedenen Handlungen dann abgearbeitet, und auch dann sofort umgesetzt.

00:11:13 - Sich in Portugal aufenthaltsrechtlich anmelden und die Steuernummer

Daniel: Halten wir mal fest: NHR bedeutet „Non Habitual Resident“, was auf Deutsch übersetzt "Nicht gewöhnlich Ansässiger" bedeutet. Die Abkürzung RNH steht für die portugiesische Bezeichnung dieses Status (Residente Não Habitual). Im Folgenden werden wir jetzt hier, um keine Verwirrung zu schaffen, immer von RNH sprechen. Ein RNH-Status in Portugal bedeutet, man kann für zehn Jahre Steuervorteile oder -vergünstigungen und sogar -befreiungen nutzen. Jetzt wollen wir nochmal klären, was es genau für Hürden gibt, um diesen Status zu erlangen. Also welche Voraussetzungen sind wichtig, damit man in Portugal als RNH-Steuerbegünstigter leben kann? Und was ist mit Interessenten, die Familienangehörige haben, die keinen europäischen Pass besitzen, aber gemeinsam in Portugal leben möchten?

Dr. Rathenau: Ich mach es mal an einer Positivliste. Was braucht man, um sich in Portugal aufenthaltsrechtlich zu registrieren? Weil diese aufenthaltsrechtliche Registrierung ist nach der Auffassung des portugiesischen Finanzamtes eine der Voraussetzungen, damit die Person sich dann als auch in Portugal steuerlich ansässig registrieren kann. Das Gesetz sagt eigentlich, wenn jemand über drei Monate in einem 12-Monats-Zeitraum sich in Portugal befindet, muss er sich aufenthaltsrechtlich anmelden. Aber wie Sie gerade gesagt haben, EU-Bürger profitieren ja von der Freizügigkeit. Es ist also keine Genehmigung, sondern eine reine Formalie, die aber dazu dient, gemäß einer Richtlinie der Europäischen Union zu vermeiden, dass ein Sozialtourismus entsteht. Das heißt, man muss einfach nur nachweisen, dass man genügend Mittel hat, um sich zu verpflegen. Die Frage, die Sie gerade gestellt haben, ist berechtigt. Also was muss man denn nachweisen? Wieviel Geld muss man auf dem Konto haben oder wie auch immer. Da gibt es keine Richtlinie, also ich sage immer: „Wenn Sie 500 € auf dem Konto haben, ist das ausreichend.“ Das wird nicht überprüft. Sie sollen zwar einen Kontoauszug vorlegen, aber ich denke 500 € wären da schon ausreichend, da kann Ihnen niemand sagen: „Sie erfüllen die Voraussetzungen nicht.“ Insofern ist das wirklich keine Hürde, die hier entsteht, wenn Sie sich anmelden möchten.

Allerdings, was etwas schwieriger sein kann, damit Sie sich aufenthaltsrechtlich anmelden, müssen Sie einen Wohnsitz nachweisen in Portugal. Und wie können Sie diesen Wohnsitz nachweisen? Zum einen dadurch, dass Sie ein Wohnimmobilie gekauft haben, oder Sie legen einen Mietvertrag über eine Wohnimmobilie vor. Beides ist möglich, wobei, falls Sie jetzt irgendeinen Freund haben oder Familienangehörige in Portugal, könnten Sie auch einen Leihvertrag über eine Wohnung vorlegen. Der Unterschied zwischen Leihvertrag und Mietvertrag ist, beim Mietvertrag fällt ein Mietzins an, und der Leihvertrag ist unentgeltlich, da fällt kein Mietzins an. Und es ist ja völlig in Ordnung, wenn jemand Sie kostenlos bei sich wohnen lässt. Auch dieser Leihvertrag, den man natürlich dann schriftlich ausgestalten muss, um Nachweis zu führen oder führen zu können, würde ausreichen für diese aufenthaltsrechtliche Anmeldung. Sprich was man braucht für die Anmeldung ist: einmal diesen Wohnsitznachweis, Mietvertrag, Kaufvertrag, Leihvertrag über eine Wohnung in Portugal, Haus, Wohnung Apartment, wie auch immer.

Dann muss zu diesem Zeitpunkt auch bereits die Steuernummer vorliegen, weil in Portugal kriegst Du so gut wie nichts ohne eine Steuernummer. Diese Steuernummer ist so wichtig, wie Ihr Personalausweis, wenn man so will. Aber diese Steuernummer, die wird noch beantragt mit Ihrem aktuellen oder bisherigen Wohnsitz, also zum Beispiel dem deutschen Wohnsitz, dort, wo Sie bisher gewohnt haben. An diese Steuernummer ist immer eine Anschrift gekoppelt, und wenn diese Steuernummer beantragt wird, dann noch unter Angabe der bisherigen Wohnanschrift. Mit dieser Steuernummer, mit dem Nachweis des Wohnsitzes, wie ich vorhin ausgeführt habe, plus noch einen Nachweis, dass man ausreichend Mittel hat, um sich zu verpflegen, Kontoauszug mit sagen wir mal 500 €, das sind die drei Unterlagen, die für die Beantragung notwendig sind.

Daniel: Okay, gut, dann denke ich, haben wir das auch hinreichend geklärt.

00:15:47 - Aufenthaltsrecht in Portugal für Nicht-EU-Bürger und das Golden Visa Programm

Sebastian: Du hattest noch die Frage, Daniel, betreffend von, ich meine Aufenthaltsrecht für Nicht-EU-Bürger.

Dr. Rathenau: Genau, man muss natürlich unterscheiden, wenn Sie EU-Bürger sind . . .

Daniel: Oder Schweizer, sagen wir mal, ich habe eine schweizer Frau.

Dr. Rathenau: Gut, aber das ist etwas anderes, weil die Schweiz gehört zum Schengener Abkommen, die genießen auch die Freizügigkeit, und diese aufenthaltsrechtliche Anmeldung, die für EU-Bürger gilt, gilt gleichermaßen auch für Schweizer. Die Schweizer werden nicht als Drittstaatler in diesem Kontext angesehen. Schweizer fallen nicht darunter, die werden behandelt wie EU-Bürger, aber sagen wir mal ein Russe oder eine Russin, die . . .

Sebastian: Oder seit Neuestem die Briten wahrscheinlich auch.

Dr. Rathenau: Oder die Briten leider auch, die natürlich eine starke Verbindung haben zu Portugal, und viel darunter jetzt sehr stark leiden, weil natürlich die Freizügigkeit dadurch massiv eingeschränkt wurde. Es ist so, falls ein EU-Bürger einen Nicht-EU-Bürger heiratet, dann gibt es natürlich die Möglichkeit, dass durch den Familienzuzug der Ehepartner auch unter einfachen Voraussetzungen in Portugal eine Aufenthaltsgenehmigung bekommt. Das hängt damit zusammen, dass man eigentlich nur nachweisen muss, dass man mit einem EU-Bürger verheiratet ist, und dass der EU-Bürger in Portugal ansässig geworden ist. Aber, nehmen wir den Fall an, es kommt jemand, der Drittstaatler ist, also kein EU-Bürger ist und mit keinem EU-Bürger verheiratet ist, in diesem Falle müsste er hier eine klassische Aufenthaltsgenehmigung beantragen, was manchmal schwer sein kann.

Da hat Portugal, wie auch andere Länder mittlerweile ein sogenanntes Golden Visa Programm. Dieses Golden Visa Programm, also quasi einen goldenen Aufenthaltstitel, der solchen Investoren gegeben wird, die eine bestimmte Art von Investition in Portugal vornehmen. Die klassische Variante, die zum Erwerb diesen Aufenthaltstitels führt, ist die Investition in den Kauf einer Immobilie für mindestens 500.000 €. Man kann quasi sagen, dass ein Chinese oder Russe mit 500.000 € in Portugal einen Aufenthaltstitel erwerben kann. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen gerade noch ein paar Eckdaten zu diesem Golden Visa Programm auch nennen. Was natürlich rechts-politisch viele Fragen aufwirft, ob ein Staat seine Aufenthaltstitel verkaufen kann. Weil nämlich dieser Aufenthaltstitel dazu führt, dass der Investor sich dann frei im gesamten Schengener Raum bewegen kann, nur quasi weil er in Portugal entsprechenden Titel erworben hat. Das heißt, dieser Titel öffnet die Türen für ganz Europa. Und es kommt noch hinzu, dass der Investor so gut wie sich nicht in Portugal aufhalten muss, er muss nur wenige Tage im Jahr hier sein, also quasi nur einmal Urlaub machen, um die Voraussetzung zu erfüllen, die das Gesetz vorschreibt, wie lange er sich in Portugal aufhalten muss. Natürlich sollte er die portugiesische Staatsbürgerschaft erwerben wollen, was viele auch damit erreichen wollen dann müsste er in Portugal tatsächlich gewöhnlich ansässig werden und über sechs Jahre mindestens in Portugal leben. um dann die Staatsbürgerschaft erwerben zu können. Aber viele erwerben einfach den Titel, verzichten auf die Staatsbürgerschaft, kaufen quasi die Immobilie und erscheinen nur ein paar Mal im Jahr zum Urlaub und profitieren dann von dieser Genehmigung, von diesem Aufenthaltstitel.

Daniel: Und wahrscheinlich muss man ja, wenn man dann nach sechs Jahren die Staatsbürgerschaft erwerben will, auch noch Portugiesisch sprechen können.

Dr. Rathenau: Richtig.

Daniel: Kann man sagen, also richtiges Portugiesisch in sechs Jahren, das ist schon eine Leistung, da muss man schon im Land wahrscheinlich leben, damit man das hinbekommt; oder man kann es vorher schon.

Daniel: Okay, aber war interessant, das auch zu hören, gerade auch mit der Staatsbürgerschaft.

00:20:33 - Änderung der Golden Visa Regelung zum 01.01.2022

Dr. Rathenau: Vielleicht noch einen kurzen Hinweis: es gab jetzt am 01.01.2022 eine wichtige Änderung im Rahmen dieser Golden Visa Regelung. Der Gesetzgeber hat gesagt: "Nee, wir wollen jetzt nicht mehr, dass Immobilien für diesen Aufenthaltstitel Erwerb überall gekauft werden können, insbesondere nicht mehr an der Küste und nicht mehr in den Großstädten Lissabon und Porto.“ Deswegen ist es jetzt so, dass man nur noch diese Immobilien für den Golden Visa Titel erwerben kann in bestimmten Regionen, insbesondere im Inland und auf den Inseln Madeira und Azoren, die ja zu Portugal gehören. Das heißt es gibt jetzt hier eine Einschränkung, die vielleicht dazu führen wird, dass nicht mehr so viele Anträge gestellt werden, wobei es noch genügend Flächen gibt und viele schöne Immobilien gibt, die hier in Betracht kommen.

00:21:31 - Wie es in Portugal zu den 10% Steuern auf ausländische Ruhegehälter kam

Sebastian: Sehr interessant. Wir hatten jetzt ja über den RNH-Status schon gesprochen, und Sie hatten ja die erste Gruppe an Personen erwähnt, die davon profitieren können, nämlich Personen, die letztlich dann in Portugal einer Beschäftigung nachgehen und sich dann dort anstellen lassen und entsprechend 20% Steuern nur bezahlen. Es gibt ja noch eine andere Gruppe, vor allen Dingen auch für unsere Mandanten, die fallen dann eher in die Gruppe der Unternehmer. Aber ich möchte vielleicht davor noch über eine Subgruppe sozusagen sprechen, und da geht es um die Rentner und die Pensionäre. Wir haben jetzt in der Vorbereitung auch zu der Folge heute mit Ihnen doch einige Dinge gefunden, da scheint einiges in Bewegung zu sein. Zum einen wurde, glaube ich eine Steuer eingeführt in Portugal von 10% auf ausländische Pensionen, dann haben wir einen Beitrag gelesen, dass Schweden hier echauffiert scheint. Man sagt in Schweden: "Die Geduld ist am Ende." Man will mit Portugal, man hat denen ein Abkommen gekündigt, und jetzt werden auch weiterhin wieder Pensionen besteuert von schwedischen Pensionären in Schweden. Vielleicht können Sie dazu zuerst mal etwas sagen zu den Pensionären, weil das ist ja doch für viele Mandanten interessant im Süden letztlich hier dann in den Ruhestand zu gehen.

Dr. Rathenau: Ja, Portugal sah vor einiger Zeit noch null Prozent Steuern auf Ruhegehälter vor. Ich sage mal Ruhegehälter als Oberbegriff von Pensionen und Renten und was auch immer noch darunter fällt. Ruhegehälter im weitesten Sinne, die dazu dienen, sich nach der Beendigung des aktiven Arbeitslebens abzusichern. Es war so, dass Portugal 0% vorsah, und viele Staaten haben dann gesagt: "Das kann doch nicht sein, dass unsere Staatsbürger nach Portugal ziehen und dann dort 0% Steuern zahlen. Und wir gucken in die Röhre", weil die meisten Abkommen zur Vermeidung einer Doppelbesteuerung sagen, dass die Ruhegehälter nur dort besteuert werden dürfen in dem Land, in dem sich die Person befindet, also gewöhnlich ansässig ist, was ja dann in diesem Falle Portugal ist. Das führte dazu, dass quasi viele nach Portugal gezogen sind und hier gar keine Steuern mehr zahlen mussten und auch keine Steuern auf ihre Ruhegehälter in dem Staat zahlen mussten, wo sie die Ruhegehälter herbekommen, sprich in Schweden und in anderen skandinavischen Ländern. Und gerade die skandinavischen Länder haben sich da sehr aufgeregt, auf politischer Ebene natürlich, hat es dazu geführt, dass ein gewisser Druck entstanden ist in Portugal und der Gesetzgeber hat dann gesagt: "Mensch, was machen wir denn jetzt? Lass uns hier irgendwie den Wind aus den Segeln nehmen, die Kritik ist doch schon sehr groß,“ und dann hat der Gesetzgeber in Portugal entschieden, dass er eine 10% Steuer einführt. Also von 0% direkt auf 10%, was im Vergleich, wenn man jetzt die Besteuerung der Renten in den Staaten vergleicht oder berücksichtigt, wo die Renten herkommen, dann stellt man fest, dass die Steuerlast doch meistens 10% überschreitet, so dass 10% immer noch attraktiv sind für viele Rentner, gerade Rentner, die höhere Ruhegehälter beziehen. Und das hat auch gefruchtet. Gefruchtet deswegen, weil erstens tatsächlich das Interesse von Rentnern, nach Portugal zu ziehen wegen der 10% so gut wie nicht gesunken ist, obwohl sie jetzt 10% zahlen müssten hier, und die Kritik ist quasi nicht mehr da, also die Staaten akzeptieren, dass Portugal eine Steuer erhebt, wenn auch nur 10%, aber immerhin. Und gerade auch im Verhältnis zu Deutschland gab es ja immer die Diskussion, das deutsche Finanzamt war bisher immer der Auffassung, dass bei Renten, also Renten der deutschen Rentenversicherung, wenn die in Portugal nicht besteuert werden, dass es dann zu einem Rückfall des Besteuerungsrechts zu Gunsten Deutschlands kommt.

Sebastian: Gemäß DBA nehme ich an, hat Deutschland ja mit etlichen Ländern solche Klauseln.

Dr. Rathenau: Wobei das deutsch-portugiesische DBA diese Klausel nicht beinhaltet, aber trotzdem wurde es so ausgelegt, in diesem Lichte anderer DBAs, die diese Regelung so vorsehen, was natürlich für einen Juristen doch etwas merkwürdig vorkommt, aber so war es bisher immer. Durch die Einfuhr dieser 10%-Steuer ist es jetzt klar geregelt, Deutschland darf auch Renten der deutschen Rentenversicherung nicht mehr besteuern an der Quelle, quasi in Deutschland, sondern nur noch Portugal darf eine Steuer erheben, und das wären dann unter diesem Sonderstatus diese 10%. Das heißt deutsche Rentner, Pensionäre, also Privatrenten, öffentlich-rechtliche Renten, beide Kategorien werden in Portugal zu 10% besteuert, und Deutschland hat kein Besteuerungsrecht mehr.

Sebastian: Wir kennen ja ähnliche Regelungen auch aus anderen Ländern, zum Beispiel Malta, wo allerdings auch die Steuer in Malta bei 15% liegt, also 10% scheinen auf jeden Fall ein guter Deal zu sein. Und ich glaube, Sie werden dem wahrscheinlich zustimmen, und wir werden sicherlich gleich noch darüber reden, wenn wir über die anderen RNH-Kandidaten sprechen. Wir kommen ja eigentlich immer mehr dazu, zu einem System, wo man gar keine Steuern mehr zahlt, dass es das eigentlich nicht mehr gibt. Das heißt im Grunde, es wird sich alles darauf hin bewegen, auch bei Einkünften aus Unternehmen, man muss sich irgendwo geschickt ansiedeln, dass man möglicherweise geringe Steuern bezahlt, aber diese Null-Steuer-Lösungen, meiner Meinung nach jedenfalls, die sind im Auslauf. Das wird es immer weniger geben, also insofern liegt glaube ich diese Regelung in Portugal voll im Trend. Man legt eben eine Steuer fest, damit können die anderen EU-Staaten, wie Sie schon gesagt haben, im Grunde sich nicht mehr beschweren, damit erfüllt man alle Anforderungen, der Nutzer ist trotzdem eigentlich noch relativ gut raus, wie Sie schon gesagt haben mit 10%, ich meine damit wird jeder gut leben können. Und ich denke, so nach und nach werden diese ganzen Null-Steuer-Ausnahme-Stati mehr oder weniger alle aufgelöst werden.

Dr. Rathenau: Was noch in Diskussion ist, aber schon lange in der Diskussion ist, ist, ob Deutschland das DBA, also das Abkommen zur Vermeidung von Doppelbesteuerung mit Portugal ändern möchte, mit der Folge, dass Ruhegehälter nicht mehr in Portugal, im Ansässigkeitsstaat, sondern im Quellenstaat besteuert werden. Aber das ist schon so lange irgendwie in der Diskussion, und ich habe jetzt keine Information darüber, dass das jetzt tatsächlich umgesetzt wird, und wenn überhaupt, dann auch wann. Aber das ist auch eine Möglichkeit, sagen wir mal so, die Deutschland hätte, natürlich müsste dann eine Einigung erzielt werden in Portugal, dieses Besteuerungsrecht entsprechend zu ändern.

Sebastian: Es ist ja auch immer so, die großen Staaten wie Deutschland, die können natürlich auch kleine Ländern, oder ich sage mal Länder, vielleicht nicht klein, aber traditionell vielleicht wirtschaftlich eher schwach, ja auch nicht zu sehr knebeln, weil das sind ja doch auch Mechanismen für Länder wie Portugal zum Beispiel, Investition ins Land zu bringen. Und ich meine, es bringt ja niemandem was, wenn die portugiesischen Finanzen im Darben liegen, weil man alle Möglichkeiten letztlich verbietet, mit denen hier realistischerweise steuerliche Einkünfte erzielt werden können.

Dr. Rathenau: Da stimme ich Ihnen zu.

00:29:31 - Was muss ich für meinen NHR-Status beachten?

Daniel: Jetzt haben wir also schon darüber gesprochen, was ich tun muss, um den Status zu beantragen, um meinen Aufenthalt zu beantragen, Status zu beantragen, auch welche Vorteile er mir bringt, haben wir auch schon einiges besprochen. Mich interessiert jetzt aber nochmal: Gibt es irgendetwas, was ich vermeiden muss, was mich sozusagen aus diesem Steuervorteil rausbringt? Zum Beispiel: Muss ich mich eine bestimmte Anzahl von Tagen in Portugal aufhalten, um diesen Status nicht zu verlieren? Gibt es irgendwelche Dinge, weshalb mir dieser Status verwehrt oder nachträglich aberkannt werden kann?

Dr. Rathenau: Wichtig ist, dass das Ganze nur funktioniert, wenn Sie sich wirksam in Deutschland steuerlich abmelden. Sie dürfen in Deutschland nicht mehr als unbeschränkt steuerpflichtig gelten. Sowohl Deutschland als auch Portugal haben Regelungen, die bestimmen, wann jemand in seinem Hoheitsgebiet steuerlich ansässig ist, beziehungsweise geworden ist. Und so lange Deutschland das so auch anerkennt, dass die Person nicht mehr in Deutschland steuerlich ansässig ist, weil der Lebensmittelpunkt nach Portugal verlagert wurde, und in Portugal dann entsprechend, wie ich vorhin erläutert habe, diesen Nachweis erbringt, dass man einen Wohnsitz hat, dass man eine Wohnung gemietet oder gekauft hat, und sich hier angemeldet hat, dann gibt es da eigentlich keine Probleme. Es wird ja nicht überprüft, wie viele Tage Sie sich im Jahr hier befinden, aber natürlich müssen Sie die Vorschriften, die im Gesetz stehen, erfüllen. Die Faustformel lautet, dass man über 183 Tage sich in Portugal aufhalten muss, aber das ist nicht die einzige Variante, damit Sie hier in Portugal als steuerlich ansässig betrachtet werden. Es reicht auch, wenn Sie beispielsweise eine Immobilie kaufen und die Absicht haben, Ihren Lebensmittelpunkt nach Portugal zu verlegen, auch das führt zu der steuerlichen Ansässigkeit. Das Gesetz sieht da mehrere Alternativen, mehrere Möglichkeiten. Wenn die erfüllt sind, dann gelten Sie als in Portugal steuerlich ansässig. In der Praxis ist es eher so, dass es wichtig ist, dass Sie sich in Deutschland steuerlich abmelden können wirksam und in Portugal dann die Formalien erfüllen, die hier vorgesehen sind, und Ihren Lebensmittelpunkt in Portugal dann auch haben. Aber es gibt keine Regelung, die sagt, dass Sie zählen müssen, wie viele Tage Sie im Jahr dort sind oder dort sind, darauf kommt es am Ende nicht an.

Sebastian: Ich glaube, wir sagen ja auch immer wieder, und das ist auch ganz wichtig, man muss natürlich vor allen Dingen beachten, dass man jetzt in keinem anderen Land möglicherweise einen Lebensmittelpunkt auslöst. Zum Beispiel dadurch, dass man jetzt in Deutschland noch eine Wohnung hat, die man nutzen kann, dadurch dass man sich in Deutschland nach wie vor maßgeblich aufhält. Das ist fast das größere Problem. Man muss schon richtig umziehen, idealerweise meiner Meinung nach muss die neue Wohnung im neuen Wohnsitzstaat, ob es Portugal ist oder auch ein anderer Wohnsitzstaat, idealerweise die einzige Wohnung sein, der Hauptwohnsitz, und wie gesagt, man darf natürlich in keinem anderen Land einen Lebensmittelpunkt auslösen oder einen steuerlichen Wohnsitz, um hier keine Probleme zu bekommen.

Dr. Rathenau: Genau.

Sebastian: Das ist immer ganz wichtig, man muss es wirklich leben. Ohne es zu leben, funktioniert es heute nicht mehr. Wir erleben es immer wieder, wir haben Mandanten, die ziehen aus Deutschland weg, und im Nachhinein, dann drei Jahre später rollte das Finanzamt die Sache nochmal auf und will dann wissen, wie viele Tage man sich genau wo aufgehalten hat. Diese Dinge werden schon überprüft, gerade bei finanzkräftigen, finanzstarken Mandanten, die Deutschland verlassen, und natürlich auch andere EU-Länder verlassen. Man muss es schon richtig machen, denn das Risiko ist viel zu groß.

00:33:37 - Die Besteuerung der unterschiedlichen Einkünfte

Daniel: Nochmal, um genau nachzufragen: Von diesen 10% Steuersatz profitiere ich in Bezug auf alle meine Auslandseinkünfte. Wir reden ja davon, dass es immer um Auslandseinkünfte geht, nicht um steuerpflichtiges Einkommen im Land erziele, sondern ich habe Einkommen im Ausland. Und nur nochmal genau nachgefragt: Ist es so, dass jegliches Einkommen inklusive Kapitalerträge, oder ich habe ein ausländisches Unternehmen, was Gewinne erwirtschaftet. Also jeglicher Ertrag wird besteuert, oder wie ist das genau?

Dr. Rathenau: Nein. Man muss jede Art von Einkunft gesondert rechtlich betrachten und bewerten. Wir hatten ja jetzt gesprochen über diese Berufe mit erhöhter Wertschöpfung, 20%, die in Portugal erwirtschaftet werden. Wir hatten darüber gesprochen, über die 10%, die auf Ruhegehälter anfallen, übrigens Ruhegehälter, die aus dem Ausland bezogen werden. Wir sprechen hier von Ruhegehältern aus dem Ausland, nicht die in Portugal, wo man irgendwann mal tätig war, hier erhält. Und wir haben dann noch andere Arten von Einkünften, die auch dann genauso wie diese beiden ersten konkret beleuchtet werden müssen. Der typische Fall, oder die typischen Arten von Einkünften über die Rente hinaus sind Kapitalerträge, beziehungsweise Dividenden, wie Sie gerade gesagt haben, die Gewinnausschüttung aus Gesellschaften mit Sitz im Ausland und Zinsen und Veräußerungsgewinne, Dividenden, Zinsen, Lizenzrechte. Musiker, die Lizenzrechte haben oder Autoren, ist auch ein wichtiger Punkt. Zum Beispiel wird Madonna nachgesagt, die ja auch in Portugal eine Zeit lang tätig oder hier offiziell ansässig war, dass Sie eben die Lizenzrechte, die sie aus dem Musikgeschäft bekommt, hier in Portugal, steuerliche Vorteile hatte. Man muss unterscheiden zwischen diesen Arten von Einkünften aus dem Ausland. Wir können ja mal gerade anfangen.

Bei Dividenden ist es grundsätzlich so, Dividenden sind, zum Beispiel Gewinnausschüttungen in Gesellschaften, oder wenn Sie Aktien haben, die Dividenden ausschütten, so dass Portugal keine Besteuerung vornimmt über diese zehn Jahre, so lange ist ja der Sonderstatus gültig. Portugal verzichtet auf eine Besteuerung der Dividenden, so lange nach dem Abkommen, nach dem bilateralen Abkommen zwischen Portugal und dem Staat, von dem die Dividenden kommen, dem Quellenstaat, diese Dividenden an der Quelle besteuert werden können. In der Regel können Dividenden mit 10%, beziehungsweise mit 15% an der Quelle besteuert werden. Im Abkommen zwischen Portugal und Deutschland sind es 15%, die Deutschland als Quellenstaat einbehalten kann, sobald diese Dividenden ausbezahlt werden. Da Portugal auf eine Besteuerung verzichtet, besteht in der Regel ein Steuervorteil von 10%, weil in Deutschland die Abgeltungsteuer bei Dividenden 25% beträgt, und wenn Deutschland nur noch 15% erheben darf, Portugal darauf verzichtet, haben wir eine Differenz von 10%. Das Gleiche gilt bei Zinsen. Bei Zinsen ist die Regelung so, dass die ebenso im Quellenstaat, zum Beispiel Deutschland besteuert werden können, und wenn das der Fall ist, dann verzichtet Portugal auf eine Besteuerung. Bei Zinsen dürften es nach dem Abkommen 10% sein, die Deutschland an der Quelle einbehalten kann.

Das Gleiche gilt auch für Lizenzrechte. Auch Lizenzrechte, ich muss nochmal nachgucken, aber 10% oder 15% darf Deutschland einbehalten, und Portugal verzichtet auf eine Besteuerung. Bei Veräußerungsgewinnen, die auch oft ein Thema sind, gerade wenn Sie Aktien kaufen und mit Gewinn wieder verkaufen, fällt eine Steuer in Portugal von 28% auf den Gewinn an. Dort bei Veräußerungsgewinnen gibt es leider keine steuerlichen Vorteile. Der Sonderstatus gewährt bei Veräußerungsgewinnen keine steuerlichen Vorteile. Das hängt damit zusammen, dass das Abkommen mit Portugal in der Regel besagt, dass Veräußerungsgewinne in dem Staat besteuert werden, ausschließlich in dem sich die Person befindet. Das wäre also dann unter dem Sonderstatus Portugal, und somit haben wir leider keine Regelung, die zu einem steuerlichen Vorteil führt bei Veräußerungsgewinnen. Aber, wie gesagt, Renten aller Art, seien es private Renten oder öffentlich-rechtliche Renten und Zinsen, Dividenden und Lizenzrechte, das sind doch Einkunftsarten, die steuerlich privilegiert werden.

00:38:42 - Besteuerung einer Offshore Firma und die Quellensteuer

Sebastian: Nochmal eine konkrete Frage. Ich denke, was ja vor allen Dingen hier auch mit verhindert werden soll, ist, dass jemand zum Beispiel eine Offshore Gesellschaft hat, und die dann letztlich hier völlig unbesteuert die Gewinne ausschüttet. Was ist jetzt zum Beispiel mit Großbritannien, wo es jetzt ja keine Quellensteuer gibt, für niemanden. Britische Gesellschaften müssen keine Quellensteuer bezahlen an niemanden. Wäre in dem Fall dann in Portugal eine Steuer fällig auf Dividendenausschüttung, oder wie soll ich das verstehen?

Dr. Rathenau: Ich kenne das Abkommen mit Großbritannien, das Doppelbesteuerungsabkommen nicht auswendig, aber sollte in dem Abkommen stehen, und ich vermute, dass das so ist, weil die meisten Abkommen richtigen sich ja nach dem OECD Modell, dann steht dort auch, dass rein rechtlich Großbritannien das Recht hätte, diese Einkunftsarten an der Quelle mit maximal 10%, beziehungsweise 15% zu besteuern. Und Portugal sagt: "Das reicht. Es reicht uns, wenn im Abkommen steht, es kann besteuert werden, es muss nicht in dem Quellenstaat besteuert werden." Das heißt im besten Falle wird also gar keine Steuer fällig auf diese Einkommen, weder im Quellenstaat Großbritannien, noch in Portugal.

Sebastian: Das ist ja ein extrem wichtiger Punkt. Das heißt, weil viele Mandanten sind ja in der Situation. Konkret, wir haben eine Mandantin, die lebt in Portugal mit RNH-Status, und die hat eine Gesellschaft in Irland, die sie betreibt, also sie ist dort nur die Gesellschafterin, nicht die Geschäftsführerin, das ist ja auch ein wichtiger Punkt, da müssen wir auch nochmal gleich kurz darauf eingehen, der Ort der Betriebsstätte und so weiter. Ich weiß zum Beispiel, wie gesagt, dass Irland, soweit ich weiß keine Quellensteuer erhebt, wenn der Gesellschafter in der EU oder einem Abkommen-Staat lebt, aber wohlgemerkt, wie Sie richtig identifiziert haben, wird vermutlich Irland eine Quellensteuer erheben können, wenn sie es wollten, tun es aber nicht. Und insofern zahlt sie dann in Portugal eben keine Steuern auf die Dividenden-Einkünfte, sondern zahlt nur die Körperschaftsteuer in Irland.

00:41:08 - Mit Wohnsitz Portugal meine Auslandsfirma leiten

Daniel: Interessant. Jetzt hat der Sebastian gerade schon ein wichtiges Thema noch angeschnitten, was mich auch sehr interessiert. Ich wohne jetzt in Portugal und habe eine ausländische Firma. Die gesamte Zeit sitze ich in meinem Büro oder in meinem Homeoffice und leite von Portugal aus mein Auslandsunternehmen. Und in dem Auslandsunternehmen entstehen jetzt Gewinne, Einnahmen. Wie ist das? Löst das wie in vielen anderen Ländern ja auch dann eine Betriebsstätte aus in Portugal, die dann auch steuerpflichtig wird? Wie ist das geregelt?

Dr. Rathenau: Das portugiesische Gesetz über die Handelsgesellschaften besagt, dass, wenn jemand, der eine ausländische Gesellschaft binden kann, also gerade Geschäftsführer, Handelsvertreter, Prokuristen oder ähnliche, insbesondere die klassischen Geschäftsführer oder Vorstand. Wenn der in Portugal ansässig wird und von hier aus dann diese Gesellschaft leitet, dann muss diese ausländische Gesellschaft eine Betriebsstätte in Portugal gründen. Das heißt, er darf gar nicht hier tätig werden, ohne dass eine Betriebsstätte gegründet wird oder wurde. Wir müssen also nachweisen, dass die Gesellschaft existiert durch entsprechende Dokumente, dann wird diese Gesellschaft, diese Betriebsstätte dann gegründet, wird im portugiesischen Handelsregister eingetragen und hat dann eine eigene Rechtspersönlichkeit, wenn man so will. Man hat also einen Vertreter, der in Portugal tätig ist für diese Niederlassung, und diese Einkünfte, die diese Betriebsstätte in Portugal generiert, werden dann in Portugal besteuert. Das führt zu einer doppelten Buchführung dann, weil einmal in Portugal, einmal die Muttergesellschaft in Deutschland oder wo auch immer. Was nicht sehr schön ist, führt oft zu Komplikationen, zu Schwierigkeiten in der Buchhaltung.

Deswegen ist es so, dass die allermeisten unserer Mandanten diesen Weg nicht gehen, sondern vielmehr, wenn sie in Portugal operativ tätig werden wollen, dann gründen sie eine portugiesische Gesellschaft, deren Gesellschafterin gerne auch Alleingesellschafterin dann die ausländische Gesellschaft wird, so dass dann diese Situation viel klarer buchhalterisch, steuerlich behandelt werden kann. Außerdem ist es so, es gibt Rechtsprechung in Portugal, die besagt, dass der Vertreter der Niederlassung unter Umständen persönlich haftbar gemacht werden kann für Verbindlichkeiten der Niederlassung. Auch das, also die Frage der Haftungsbegrenzung ist ein Thema, das oft dazu führt, dass man sich dann entscheidet, in Portugal eine eigenständige portugiesische Gesellschaft zu gründen.

Sebastian: Was jetzt ja konkret bedeutet, und das ist ein extrem wichtiger Punkt, extrem wichtig, gilt ja nicht nur für Portugal, sondern auch, wenn man sich in anderen Staaten niederlässt, das heißt in Spanien, Irland, Großbritannien und dort Exempt Stati nutzt zur steuerlichen Optimierung, extrem wichtig, kann man nicht genug sagen: Sie können nicht der Geschäftsführer dieser Gesellschaft sein, sondern Sie müssen zurücktreten, wenn Sie Geschäftsführer sind, Sie müssen vor Ort einen Geschäftsführer haben am Sitzstand der Gesellschaft, das kann auch kein Erfüllungsgehilfe sein, also irgendein Treuhand- oder Frühstücks-Direktor oder Nominee-Director, wie man so schön sagt, sondern es muss jemand sein, der tatsächlich die Geschäfte für Oberleitung innehat. Sie können selbst nur noch Gesellschafter sein in mehr oder weniger eine passiven Funktion, natürlich Sie können in der Gesellschafterversammlung abstimmen, ganz klar, aber nicht mehr das Tagesgeschäft der Gesellschaft leiten, da ansonsten, wie Herr Dr. Rathenau es gerade beschrieben hat, eine Betriebsstätte in Portugal ausgelöst wird mit allen möglichen unangenehmen Konsequenzen. Erstmal macht es den RNH-Status zunichte, mehr oder weniger die Vorteile, möglicherweise, oder ziemlich sicher, und dann gibt es haftungsrechtliche Probleme, macht alles dermaßen kompliziert, also ein ganz wichtiger Punkt, auch man kann auf keinen Fall Geschäftsführer der Gesellschaft sein. Und das würde wahrscheinlich auch gelten, wenn zum Beispiel jemand eine GmbH in Deutschland hat, muss gar keine steueroptimierte Gesellschaft sein, jemand ist GmbH Geschäftsführer, ist auch oftmals der Fall, Gesellschafter, Geschäftsführer in Personalunion. Er muss dann dort weg, er muss dieses Amt letztlich niederlegen vor dem Umzug, um hier dann keine ungewollte Überraschung zu erleben.

Dr. Rathenau: Ganz genau. Und Portugal hat ja auch relativ günstige Körperschaftsteuer, also eine portugiesische GmbH zahlt auf den Inseln 14,7% derzeit Körperschaftsteuer, es gibt keine Gewerbesteuer, und in Portugal auf dem Festland maximal 21% auf den Gewinn Körperschaftsteuer.

Sebastian: Also ich könnte zum Beispiel sagen, ich gründe mir eine eigene Servicegesellschaft in Portugal, wo ich angestellt bin, mein Gehalt wird ja dann mit 20% besteuert, naja, möglicherweise nicht, weil ich ja nicht unbedingt einen solchen Beruf habe. Aber jedenfalls ich muss dann dieses Gehalt in Portugal versteuern und kann dann letztlich für die Gruppe tätig sein, denn die beiden Gesellschaften können ja einen Vertrag miteinander haben, dass die portugiesische Gesellschaft Dienstleistung erbringt zum Beispiel für die deutsche oder britische oder sonst eine Gesellschaft.

Dr. Rathenau: Vielleicht kann ich noch sagen dazu, dass die portugiesische Gesellschaft, wenn der Geschäftsführer nach Portugal zieht und diesen Sonderstatus RNH beantragt, dann wäre sein Geschäftsführergehalt, den er aus der portugiesischen Gesellschaft erhält, unter dieser Flatrate von 20%.

Sebastian: Ah, umso besser. Hervorragend. Also man kann im Grunde sagen, man kann sich dort ein normales Gehalt bezahlen lassen zu einer sehr günstigen Rate, und so diese ganzen Probleme dann vermeiden, indem man letztlich eine portugiesische Tochtergesellschaft zum Beispiel gründet.

Dr. Rathenau: Genau.

00:47:36 - Welche Gesellschaftsformen gibt es in Portugal?

Daniel: Und die Gesellschaften, die ich in Portugal gründen kann, sind das so die alten Bekannten, wie man sie so kennt, also so was Ähnliches wie eine Limited oder eine GmbH. Was würde man so typischerweise für eine Gesellschaft gründen in Portugal?

Dr. Rathenau: Für kleine und mittlere Unternehmen ist die portugiesische GmbH das Nonplusultra. Die portugiesische GmbH, die ähnelt sehr der deutschen GmbH, weil auch das deutsche GmbH Gesetz die portugiesischen Gesetzgeber inspiriert hat, insofern gibt es da, denke ich, keine großen Überraschungen für jemand, der sich etwas im deutschen GmbH Recht auskennt. Insofern ist das der richtige Weg, die GmbH. Eine Aktiengesellschaft eher dann bei größeren Unternehmen, kommt eher seltener vor.

Daniel: Wir wollten gerne nochmal auf ein anderes Thema zu sprechen kommen.

00:48:32 - Non-Dom Status, RNH-Status, Beckham Law und Vermögensteuer

Sebastian: Ich habe noch gerade eine kurze Frage, bevor wir jetzt mit dem Krypto Thema loslegen, noch eine Frage kurz zu dem RNH-Status. Wir haben ja in verschiedenen Ländern wie zum Beispiel in Großbritannien, in Malta und in Irland so den klassischen herkömmlichen Non-Dom Status, der anders ist leicht als der RNH-Status, und dort ist letztlich auch immer die Besteuerung eine Frage der sogenannten Remittance, also wenn Auslandseinkünfte im Wohnsitzland verbraucht werden oder dorthin überwiesen werden, löst das eine Besteuerung aus. Mein Verständnis ist von Portugal und dem RNH-Status, dass das ganz klar nicht der Fall ist, im Gegenteil, es ist sogar gewünscht, dass die Auslandseinkünfte entsprechend in Portugal ausgegeben werden.

Dr. Rathenau: Ja, genau. Was möchte Portugal damit erreichen, dass zum Beispiel Rentner nach Portugal kommen? Die Rente wird ja hier nur mit 10% besteuert, das ist zwar ein Faktor, aber was dahinter steht, ist eher, dass der Rentner dann hier investiert, dass er hier Immobilien kauft, dass er hier konsumiert, das ist ein wichtiger Punkt. Im Grunde genommen möchte der portugiesische Gesetzgeber damit erreichen, dass man das Kapital, das man hat, hier nach Portugal verschiebt und hier investiert und hier anlegt. Das ist, sagen wir mal so, einer der Gründe, dieser Sonderstatus.

Sebastian: Also keine Remittance-Basis hier beim RNH-Status, wie man das kennt, wie gesagt aus Malta, aus Irland oder aus dem UK, sondern hier ist alles, hier kann man mit den Mitteln dann machen, was man will. Wohlgemerkt, immer natürlich in dieser 10-Jahres-Periode, die man hier ja maximal hat für den Status.

Dr. Rathenau: Wobei die Schweizer fragen natürlich oft: „Was ist denn mit der Vermögensteuer, gibt es die Vermögensteuer in Portugal? Was mache ich, wenn ich Vermögen habe? Wie wird das besteuert?“ Und es gibt keine Vermögensteuer, ähnlich wie in der Schweiz, in Portugal. Grundsätzlich wird nur das Einkommen besteuert und nicht das Vermögen.

Sebastian: Sehr interessant, es ist natürlich ein wichtiger Punkt, weil man natürlich auch sagen muss, Spanien hat ja auch mit Beckham Law ähnliche Exempt Stati, dort gibt es allerdings eine Vermögensteuer, korrekt. Das macht es natürlich sehr attraktiv.

Dr. Rathenau: Das führt dazu, dass viele Spanier, oder auch viele Deutsche, die in Spanien bisher ansässig sind, nach Portugal ziehen. Das ist eine Tendenz, die wir hier doch stark in den letzten Jahren betrachtet haben.

Sebastian: Ah, interessant.

Dr. Rathenau: Der direkte Nachbar verliert einige Steuerbürger, die nach Portugal ziehen.

Sebastian: Zumal ja sowieso in Spanien der Status nur fünf Jahre in Anspruch genommen werden kann, danach müssen sie sich sowieso überlegen, was dann in Spanien ist. Spanien ist ja eben natürlich auch sehr populär, klar, gerade auch für Deutsche, Mallorca und so weiter. Klar, muss man sich überlegen, was man danach macht. Und Portugal ist ja naheliegend dann.

00:51:39 - Krypto-Einkommen und die Steuererklärung in Portugal

Daniel: Portugal setzt ja voll auf das Konzept, dass Vermögen im Land ausgegeben werden soll, um die eigene Wirtschaft zu stärken. Auch die Mehrwertsteuer liegt ja hier immerhin bei 23%. Jetzt haben wir in den letzten Minuten ja viel über Vermögen und Einkommen gesprochen. Eine Möglichkeit, online Geld zu verdienen, ist ja auch durch den Handel oder Investitionen in Kryptowährungen. Man spricht hier ja auch von passivem Einkommen. Da wir davon ausgehen, dass eine ganze Reihe unserer Zuhörer und Zuschauer hier aktiv sind oder in Zukunft werden möchten, sprechen wir mit unserem Gast jetzt darüber, ob Portugal hier steuerlich interessant ist.

Dr. Rathenau: Zur Zeit kann man sagen, dass, ich würde schon sagen, dass Portugal ein Krypto-Paradies ist, was im europäischen Vergleich eines der Länder ist, das noch keine Steuergesetzgebung hat, die sich auf Krypto-Einkünfte konkret bezieht. Es gibt eigentlich nur eine verbindliche Auskunft des portugiesischen Finanzamtes, die allerdings, ich würde mal sagen vorsichtig so vage ist, dass in der Praxis wohl niemand Krypto-Einkünfte in der Steuererklärung angibt, weil es einfach an der Konkretisierung der Regelung, die es ja noch nicht gibt, fehlt. Und diese verbindliche Auskunft sagt im Grunde, dass es in Portugal erstens also noch keine Rahmengesetzgebung gibt, und zweitens, dass eventuell unter Umständen Krypto-Einkünfte unter Gewerbeeinkünfte subsumiert werden können oder fallen können, wenn man annehmen kann, dass dieses Trading, diese Krypto-Einkünfte quasi gewerblich betrieben wird. Also nicht nur quasi nebenberuflich, sondern gewerblich, hauptberuflich, wie auch immer. Wenn das der Fall ist, dann könnte man es als Gewerbeeinkünfte, also als hätten Sie also ein Schuhgeschäft eröffnet und würden Schuhe verkaufen, ansehen, so dass es dann auch besteuert werden muss. In Portugal spricht man von der Kategorie B, weil B im portugiesischen Steuergesetz Einkünfte aus Gewerbebetrieb sind.

Aber wie gesagt, es gibt noch keine Rahmengesetzgebung, und das führt dazu, dass man quasi nicht genau weiß, ist man jetzt Gewerbetreibender, weil man nur diese Krypto-Einkünfte hat, oder wo ist die Grenze? Das ist so alles in der Luft. Ich denke, dass vielleicht der Gesetzgeber absichtlich noch keine Regelung getroffen hat. Wenn man anschaut, in Portugal gibt es zwar auch Menschen, die Krypto-Einkünfte haben, aber im Vergleich zu anderen, die aus dem Ausland kommen und Krypto-Einkünfte haben, haben Portugiesen doch im Durchschnitt doch eher sehr geringe Einkünfte aus Kryptowährung, weil auch die Gehälter in natürlich Portugal, das Einkommen allgemein, das Einkommensniveau in Portugal doch sehr niedrig ist im Vergleich zu anderen Ländern, was dazu führt, dass wenn Portugal eine Besteuerung jetzt einführen würde, dann würde der Staat wenig Steuern einnehmen aus diesen Krypto-Einkünften, und würde natürlich im Falle einer Besteuerung den Menschen, den Personen, die nach Portugal ziehen wollen aufgrund dieser Steuerbefreiung oder dieser Nicht-Regelung der Besteuerung der Krypto-Einkünfte dazu führen, dass die halt dann nicht kommen, und das wäre wiederum eine hohe Anzahl von Personen, die hier ihr Geld ausgegeben hätten. Also sprich, wir sind hier wahrscheinlich im ähnlichen Interessenbereich, wie bei dem RNH-Status, das heißt Portugal möchte, dass Personen, die Einkünfte haben nach Portugal ziehen, um hier ihr Geld auszugeben, um hier zu investieren. Insofern kann ich mir gut vorstellen, dass es deswegen noch nicht revolutioniert wurde. Aber ich kann sagen, dass im Rahmen der politischen Parteien in Portugal das natürlich ein Thema ist, und wir werden sehen, was die sozialistische Regierung, die jetzt auch vor wenigen Wochen die absolute Mehrheit in Portugal erreicht hat bei den Wahlen, entscheiden wird. Wir haben nämlich jetzt noch kein Staatshaushaltsgesetz, das eigentlich die Steuerregelung für 2022 macht, der ist noch nicht durch, deswegen gab es ja auch Neuwahlen, weil das Parlament in Portugal es nicht geschafft hat, den Staatshaushalt für 2022 zu verabschieden. Das führte zu Neuwahlen, und jetzt vor wenigen Wochen fanden die Neuwahlen statt, das heißt, jetzt muss der Gesetzgeber auch nochmal aktiv werden, aber es wäre keine Überraschung für mich, wenn im Staatshaushaltsgesetz 2022 noch keine Regelung der Krypto-Einkünfte aufgenommen werden würde, und das vielleicht dann auch erst 2023 gemacht wird. Werden wir sehen.

00:57:13 - Krypto-Vorteile auch ohne NHR-Status

Sebastian: Man muss vielleicht nochmal ganz explizit sagen, ich weiß nicht, ob das vorhin so rübergekommen ist: Diese Regelung oder diese Abwesenheit einer Regelung letztlich bezüglich Krypto hat mit dem RNH-Status nichts zu tun. Das gilt für alle, das gilt auch für Portugiesen, das gilt egal, wie lange man in Portugal ist, das hat mir RNH-Status nichts zu tun. Das heißt also, wenn jetzt jemand nach Portugal umzieht und er hat nur Krypto-Einkünfte, dann muss er nicht diesen RNH-Status beantragen, kann es vielleicht machen aus anderen Gründen, wenn er noch andere Einkünfte hat im Ausland, aber die beiden Dinge haben also nichts miteinander zu tun. Wenn ich Sie richtig verstanden habe?

Dr. Rathenau: Ja richtig, aber sobald eine Regelung vorliegt, dann könnte es sein, dass dann der Sonderstatus ein Steuervorteil für Krypto-Einkünfte bereitstellt, aber das werden wir dann erst später erfahren.

00:58:15 - Wo ist die Grenze zwischen privat und gewerblich beim Krypto-Trading?

Sebastian: Ein ganz wichtiger Punkt, Sie hatten das mit der Gewerblichkeit angesprochen, das gibt es ja in einigen Ländern, also das ist ja grundsätzlich und damit sind wir dann jetzt wahrscheinlich auch wieder zurück ein bisschen beim RNH-Status. Es ist ja ein Unterschied, ob ich gewerblich sozusagen auch auf eigene Rechnung trade mit sei es Aktien, ETFs oder, oder Währungen, oder wenn ich Vermögensverwaltung betreibe. Meine eigene Vermögensverwaltung heißt, ich schau da einmal pro Woche rein, schau wie die Kurse laufen, verkauf ein bisschen was, kauf ein bisschen was. Aber mein Verständnis wäre ja auch, und im Grunde wäre es das Gleiche dann für Krypto, wenn ich das tatsächlich mache unter, ich sage mal gewerblichen Voraussetzungen, das heißt ich mache das vielleicht als meinen einzigen Beruf, es ist meine Haupteinnahmequelle, ich mache es acht oder zehn Stunden am Tag, sowohl Trading mit Aktien, als auch Krypto. Dann wäre möglicherweise ja wiederum, wie schon vorhin besprochen, eine Betriebsstätte gegeben, eine gewerbliche Betriebsstätte eines Gewerbes gegeben, die dann wiederum auch nicht zum RNH-Status fallen könnte und möglicherweise im Fall von Krypto eben dann auch als Gewerbe in Portugal angemeldet werden müsste. Möglicherweise, also zumindest bei Krypto weiß ich es nicht, aber bei den anderen ist es relativ klar wahrscheinlich bei den anderen Kapitalerträgen.

Dr. Rathenau: Genau, wenn jetzt wirklich man annehmen muss, dass es ein Gewerbe ist in Verbindung mit diesen Krypto-Einkünften, dann wäre der Steuerbürger derjenige, der diese Einnahme erwirtschaftet und verpflichtet beim Finanzamt hier in Portugal ein Gewerbe zu registrieren, das auch dann unter Umständen sozialversicherungspflichtig werden würde und so weiter. Das wäre dann...

Sebastian: Wir kennen das, ich kannte das aus Spanien, wir hatten dort von einem Fall gehört, wo ein Ausländer in Spanien gelebt hat, und der hatte auch Kapitaleinkünfte. Die spanischen Behörden haben ihm dann vorgeworfen, dass er das gewerblich macht, also den ganzen Tag vor seinen sechs Screens sitz, hier tradet, auch nur mit seinem eigenen Vermögen. Ich rede jetzt also nicht hier von irgendwelchen, von Vermögensverwaltung, was ja dann wieder lizenzrechtlich möglicherweise ein Problem ist, und erlaubnispflichtig ist und so. Die haben ihm dann in Spanien nachgewiesen per Protokoll vom Internetprovider, wie viele Trades er da pro Tag macht oder wie lange er online war und so weiter, und dann haben sie ihm daraus einen Strick gedreht. Das ist auch wiederum ein wichtiger Punkt, bei all diesen Exempt Stati, und ich vermute auch beim RNH-Status. Man kann also, das muss tatsächlich ein gewisses passives Einkommen aus dem Ausland sein, man kann dafür nicht in dem Wohnsitzstaat vor Ort eigentlich hier tagtäglich arbeiten.

Dr. Rathenau: Ja, genau, und das ist halt die Frage: Wo ist da die Grenze? Wo fängt das Gewerbe an? Wo hört das Gewerbe auf? Und so lange Portugal das nicht geregelt hat, denke ich, bewegen wir uns hier in einem sehr frei auszulegenden Raum. Wie gesagt, was ich anfangs gesagt habe, ich kenne niemanden, der diese Krypto-Einkünfte hier in der Steuererklärung angegeben hätte, aber ich kenne auch niemanden, der nur Kryptowährungen entsprechend hat und damit Geld verdient. Insofern ist die Frage: Wo ist die Grenze? Und wo fängt das Gewerbe an?

Sebastian: Interessant. Ja Krypto-Paradies ist sicherlich der richtige Ausdruck. Wir kennen sehr viele Mandanten, die dabei sind, nach Portugal hin umzuziehen wegen Krypto, oder sich damit zumindest sehr ernsthaft auseinandersetzen.

Dr. Rathenau: Vor allem junge Leute.

Sebastian: Definitiv. Paradiesische Zustände, zumindest momentan noch. Man weiß ja bei Krypto, und ich denke, das weiß auch jeder, der im Krypto traded, die Gesetzgebung ändert sich ja ständig, es werden Dinge eingeführt, abgeschafft, also jeder weiß, dass er nicht bis zum Lebensabend möglicherweise dort steuerfrei mit Krypto traden kann, aber momentan ist es schon sehr interessant.

Dr. Rathenau: Genau.

Daniel: Klasse, schön, ich bin dann mit meinen Fragen soweit durch, oder?

Sebastian: Ja, ich auch.

01:02:36 - Kontaktdaten Herr Dr. Rathenau und Verabschiedung

Daniel: Dann haben wir noch eine ganz wichtige Frage an den Herrn Dr. Rathenau, und zwar: Interessierte Zuhörer, Zuschauer, Mandanten, wie können sie Sie denn am besten erreichen, wenn sie noch weitere Fragen haben oder Ihre Dienstleistung in Anspruch nehmen möchten?

Dr. Rathenau: Am besten auf unsere Webseite, da sind auch immer aktuelle Informationen über die portugiesische Gesetzgebung. Jeden Monat werden dort entsprechende Gesetzesänderungen auch veröffentlicht, und zwar unter www.anwalt-portugal.de. Oder einfach meinen Namen Alexander Rathenau im Internet eingeben, dann kommt auch gleich unsere Webseite, und dort können Sie dann über unsere E-Mail-Adresse am besten direkt uns anschreiben und erhalten auch dann in der Regel gleich eine Antwort.

Daniel: Vielen herzlichen Dank.

Sebastian: Vielen Dank, Herr Dr. Rathenau, war sehr interessant.

Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn Ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den ABONNIEREN Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Nördliche Emirate & Ras Al Khaimah: Besser als Dubai?

Erfahren Sie von Rechtsanwalt Jakob Kisser, warum die nördlichen Emirate, besonders Ras Al Khaimah, eine attraktive Alternative zu Dubai sein könnten. Entdecken Sie die Möglichkeiten und Empfehlungen in unserem neuesten Podcast.

Zu Gast: Rechtsanwalt Jakob Kisser

Als Ergänzung zu unserem Podcast über Dubai möchten wir Ihnen heute die fünf nördlichen Emirate näherbringen. Dubai ist immer im Gespräch, aber was ist mit den anderen Emiraten? Sind die vielleicht sogar besser als Dubai? Antworten auf diese Frage bekommen Sie heute von dem in Ras Al Khaimah ansässigen Rechtsanwalt Jakob Kisser. Er zeigt Ihnen, welche Möglichkeiten Sie in den nördlichen Emiraten, besonders in Ras Al Khaimah erwarten und welcher Standort für Sie empfehlenswert ist.

Jakob Kisser hat sein neues Zuhause in den letzten Jahren erforscht, kennen- und schätzen gelernt und erläutert Geschäftsmöglichkeiten, steuerliche Zusammenhänge und die Sache mit den Banken. Seine wunderbaren Darstellungen geben Ihnen ein lebendiges Bild der Region und zeigt, wie wenig wir von anderen Ländern wissen. Er ist der Juniorpartner von Herrn Dr. Theodor Strohal, den Sie aus unserem Podcast über Thailand, Singapur & Kambodscha her kennen. Ihr ausgeprägtes Fachwissen, gute Landeskenntnis und Kontakte zu Einheimischen verhelfen auch Ihnen zu einer erfolgreichen Unternehmensgründung.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

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Wie kann ich mir ein Leben in den Emiraten vorstellen?

Die Vereinigten Arabischen Emirate sind vergleichbar mit den USA, nur nicht ganz so groß: Sie sind eigenständige Staaten mit eigenen Gesetzen und haben eine zentrale Regierung. Die Bevölkerung besteht aus 90 % Ausländern aus der ganzen Welt. Der Sommer ist für europäische Verhältnisse sehr heiß, und zu Weihnachten und Neujahr können Sie im Meer Schwimmen gehen (nicht Eisbaden). Nach einer Wüstensafari und einer Übernachtung in der Wüste fahren Sie am nächsten Tag auf den fast 2.000 m hohen Jebel Jais, können dort unter Umständen sogar Schnee finden und fahren mit der längsten Zipline der Welt. Hinter dem Hügel ist es etwas grüner und feuchter, und dort können Sie Wandern gehen oder Tauchen.

Unterschied zwischen Dubai und den fünf nördlichen Emiraten

Dubai ist den meisten von uns bekannt, aber wie sieht es aus mit den anderen Emiraten? Grundsätzlich gibt es keine Unterschiede. In den nördlichen Emiraten leben mehr Einheimische; es ist dort noch ein etwas traditioneller, aber nicht weniger frei. Die Menschen in den Emiraten sind sehr tolerant. Dubai ist eine intensive und energiegeladene Stadt mit vielen Freizeitangeboten, täglichen Staus und höhere Immobilienpreise und Lebenshaltungskosten als in den nördlichen Emiraten. Möchten Sie ein erschwingliches Haus am Meer und eine ruhige und freundliche Nachbarschaft, ist beispielsweise das nördliche Emirat Ras al Khaimah zu empfehlen.

Die Vorteile der nördlichen Emirate

In den nördlichen Emiraten finden Sie alles, was Sie auch in Dubai haben, nur günstiger. Viele Unternehmen aus der herstellenden Industrie verlagern deshalb ihre Produktionsstätten in das nördliche Emirat Ras Al Khaimah. Auch kleinere Unternehmen gründen hier Tochtergesellschaften, um Produktion oder Dienstleistungen auszulagern und Gewinne steuerfrei beziehen zu können.

Jüngste Gesetzesänderungen für Mainland Gesellschaften

Um eine Onshore oder Mainland Gesellschaften zu gründen (entsprechen einer GmbH, UG oder AG in Europa) benötigten Sie bisher einen Mehrheitsgesellschafter, der Staatsbürger der Emirate war. Durch die COVID Krise sind viele Unternehmen eingegangen und haben das Land verlassen. Um dieses wieder aufzufangen, haben Sie als Ausländer jetzt die Möglichkeit, 100 % der Anteile zu halten. Jedes Emirat öffnet diese Möglichkeit für unterschiedliche Geschäftsbereiche. In welchem Emirat Sie mit Ihrem Unternehmen profitieren, können Sie einer entsprechenden Liste der jeweiligen Emirate entnehmen.

Die Free Zones

Die Sonderwirtschaftszonen (Free Zones) sind sind physisch abgegrenzte, rechtlich extraterritoriale Gebiete und erlassen eigene Regelungen. Sie konzentrieren sich meistens auf einen bestimmten Geschäftsbereich und die dort ansässigen Unternehmen können sich gegenseitig unterstützen und miteinander Geschäfte machen. Die zentrale Behörde ermöglicht kurze Entscheidungswege und Gesellschaftsgründungen gehen schnell vonstatten.

DMCC Krypto Center

In der Free Zone DMCC (Dubai Multi Commodities Centre) finden Sie das neue Krypto Center. Es beherbergt bereits einige Unternehmen, die im Bereich der Krypto- und Blockchain-Technologien tätig sind und stellt die Rahmenbedingungen für ihre Tätigkeit.

Das leidige Thema der Bankkonten und ihre Lösung

Mit guter Vorbereitung können auch Sie mit Hilfe von Jakob Kisser und seinen Mitarbeitern ein Bankkonto in den Emiraten eröffnen. Bitte beachten Sie hierbei, dass vorherige Beziehungen zu von den Emiraten sanktionierten Ländern unvorteilhaft sind. Ein ehemaliger Mitarbeiter einer Compliance Abteilung arbeitet mit Jakob Kisser zusammen. Er kennt die Risikofaktoren und kann Ihnen bei der Vorbereitung Ihrer Antragsunterlagen helfen. Bisher musste keiner seiner Mandanten ohne ein Bankkonto wieder nach Hause gehen, auch wenn der Vorgang allgemein recht lange dauert.

Die Residence beantragen und erhalten

Die Aufenthaltsgenehmigung erhalten Sie durch eine Anstellung, den Kauf einer Immobilie für mindestens 240.000 € oder durch Gründung eines Unternehmens. Eine sogenannte Freelance Lizenz ist auch möglich. Das sogenannte Investor Visum läuft für drei Jahre, das Property Visum je nach Kaufpreis für zwei bis zehn Jahre und das Employment Visum für zwei Jahre. Mit diesen Visa können Sie Ihre Familie nachholen.

Einige Worte zur COVID Impfung in den Emiraten

Viele Deutsche und Österreicher denken ans Auswandern, um ihre persönliche Freiheit zu wahren und der anstehenden Impfpflicht in ihrem Heimatland zu entgehen. Unser heutiger Gast und auch Marc Schippke aus unserem Podcast über Dubai haben die vergangenen zwei Jahre in den Emiraten verbracht und teilen uns aus erster Hand mit, wie sie diese Zeit vor Ort erlebt haben: Zu Beginn ein sehr harter Lockdown, jetzt immer noch ganz streng mit den Masken, und mit dem Impfen wurde schon sehr früh begonnen. Die Regierung befürwortet, bewirbt und finanziert diese. Diskussionen gibt es nicht. Mittlerweile sind etwa 90 % der Bevölkerung geimpft, und von der einheimischen Bevölkerung dürfen auch nur Geimpfte das Land verlassen.

Kontaktdaten und Links:

Jakob Kisser

Homepage: www.slglaw.cc

E-Mail:        office@slglaw.cc

Telefon:       +971 7 233 8927

Mobil:          +971 5037 65874

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Timestamps

00:18  -  Begrüßung und Einleitung und Vorstellung Jakob Kisser

03:58  -  Was spricht dafür, als Unternehmer in die Emirate zu gehen?

07:25  -  Gibt es einen Unterschied zwischen Dubai und den nördlichen Emiraten?

10:45  -  Die Schönheit der nördlichen Emirate und Vorteile einer dortigen Unternehmensgründung

14:09  -  Für welche Branche ist der Standort der nördlichen Emirate vorteilhaft?

16:41  -  In die Emirate investieren, ohne seinen Wohnsitz zu verlegen

20:24  -  Eine Residence beantragen

22:15  -  Jüngste Änderungen in der Gesetzgebung für Unternehmensgründung

26:04  -  Die Free Zones etwas näher betrachtet

29:27  -  Dubai als globales Krypto Zentrum?

31:29  -  Warum es so schwer ist, ein Bankkonto zu eröffnen

35:32  -  Hilfestellung zu erfolgreichen Kontoeröffnung in den Emiraten trotz Hürden

38:06  -  Insider Tipps zur Kontoeröffnung, eventuell auch im Ausland

39:52  -  Ein praktisches Beispiel eines Projektes in RAKEZ

43:08  -  Gibt es eine Impfpflicht in den Vereinigten Emiraten?

46:28  -  Infrastruktur und Internet

48:27  -  Immobilienpreise und Stromkosten

50:31  -  Lebenshaltungskosten in den nördlichen Emiraten

51:53  -  Make a long Story short – Kurze Fragen, kurze Antworten

54:55  -  Kontaktdaten Jakob Kisser

Mitschrift zu Folge 25 von Perspektive Ausland: Nördliche Emirate & Ras Al Khaimah: Besser als Dubai?

Zu Gast: Rechtsanwalt Jakob Kisser

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Jakob Kisser

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Daniel Taborek, und mein Gast ist heute Jakob Kisser. Er ist seit einigen Jahren Rechtsanwalt in den Vereinigten Arabischen Emiraten und wird uns heute etwas über das Leben dort als Unternehmer erzählen.

Die Vereinigten Arabischen Emirate sind ja ein fantastischer Ort zum Leben, das weiß man, wenn man mal dort gewesen ist, oder man hat es gehört, gelesen, wie auch immer. Wir hatten vor einigen Wochen schon einen Podcast nur über Dubai und haben viel darüber gehört und gesprochen. Sicherheit ist gegeben, es gibt eine Fülle von Freizeitangeboten, das ist wirklich erstaunlich, und bei ausländischen Unternehmen wird das Land auch immer beliebter wegen des nahezu steuerfreien Lebens dort. Aber, wenn man Vereinigte Emirate hört, denken die meisten immer nur an Dubai, Burj Khalifa, Einkaufszentrum mit Skipiste und so weiter. Jetzt ist die Frage: woran liegt es, dass man von den nördlichen Emiraten eher weniger hört? Und was bieten die nördlichen Emirate? Könnten die auch für Unternehmer, für deutsche Unternehmer ganz speziell interessant sein, oder kommen sie als Wohnsitz in Frage? Heute haben wir einen Experten auch für die nördlichen fünf Emirate hier, den Jakob Kisser. Stellen Sie sich doch unseren Zuschauern und Zuhörern einmal selbst vor.

Jakob Kisser: Gerne, mein Name ist, wie gesagt, Jakob Kisser, ich bin ein echter Österreicher, bin in Wien geboren und habe auch fast mein gesamtes Leben in Wien verbracht, die einzige Ausnahme war ein Studienjahr in Maastricht. Ich bin mittlerweile auch schon Mitte 40, verheiratet, habe ein Kind, und habe viele Jahre als Rechtsanwalt in Wien gearbeitet. Ich war fast 20 Jahre lang tätig in internationalen Rechtsanwaltskanzleien in Wien, und hatte den Gedanken schon aufgegeben, irgendwann nochmal ins Ausland zu kommen. Meine Frau ist ursprünglich aus der Ukraine, sie wollte eigentlich gar nicht so richtig in Wien bleiben, aber ich habe immer fest dagegen geredet und gemeint: „Die Chance habe ich wahrscheinlich nicht mehr, weil ich einfach als Jurist im österreichischen Recht gefangen bin, und das wird aber nicht mehr passieren,“ habe es aber immer so ein bisschen bereut. Ich habe mir immer gedacht: eigentlich wäre ich doch gerne nochmal weggegangen, und dann ist es eben so gekommen, mit so einem typischen, riesigen Zufall des Lebens. Ich habe mich selbständig gemacht, vor mittlerweile vier Jahren, habe meine eigene Kanzlei gegründet und überlegt, was ich denn so eigentlich als Selbständiger machen kann, und dann ist mir der Gedanke eingeschossen: Ich muss den Dr. Theodor Strohal kontaktieren. Den habe ich ganz flüchtig gekannt, er ist jetzt mein Senior Partner in der Kanzlei, und wollte ursprünglich nur mit ihm plaudern und mich austauschen und schreibe ihm eine Mail und schlage ihm ein Mittagessen vor, bekomme innerhalb von einer Stunde die Antwort: „Lieber Jakob, wir können uns gerne zusammensetzen, aber ich habe noch einen besseren Vorschlag für Dich, ich suche nämlich einen Nachfolge für mein Büro hier in Ras Al Khaimah. Kannst Du Dir das vorstellen? Ich biete an eine Partnerschaft nach einem Jahr.“ Das ist dann einfach so aus heiterem Himmel gekommen, ich habe das meiner Frau gezeigt, die war lustigerweise sofort und uneingeschränkt dafür, und dann bin ich hergekommen und habe mir das angeschaut, und es hat mir von Anfang an gut gefallen, und ich habe es bis jetzt wirklich keine Sekunde bereut.

03:58 - Was spricht dafür, als Unternehmer in die Emirate zu gehen?

Daniel: Klasse, dann wissen wir auch gleich, was Sie in die Vereinigten Emirate geführt hat, wie es kam, dass Sie selbst dort jetzt wohnen. Bevor wir jetzt auf die Besonderheiten der fünf nördlichen Emirate eingehen, weil jetzt nur rein über Dubai hatten wir ja schon vor einigen Wochen gesprochen. Trotzdem nochmal generell vielleicht, was aus Ihrer Sicht grundsätzlich Argumente für Unternehmer sind, in die Emirate generell zu gehen?

Jakob Kisser: Das Argument, das die meisten natürlich kennen, ist die Steuerfreiheit, dass man hier weder Einkommensteuer noch Körperschaftsteuer bezahlt. Das ist natürlich attraktiv, gerade wenn man aus einem Hochsteuerland wie Österreich oder Deutschland kommt, aber das ist bei Weitem nicht das einzige Argument. Ich habe erst jetzt und hier realisiert, wie wenig man eigentlich über die ganze Gegend weiß und auch über das Land, und wieviel Ignoranz da auch herrscht und auch Fehlinformation. Es gibt einige gute Gründe. Für mich ist einer der wichtigsten Gründe immer das Wetter. Ich habe den Winter in Wien immer gehasst, das war mir immer zu kalt und grau und feucht, und ich habe diese sechs oder sieben Monate wirklich nicht genossen. Hier hat man umgekehrt einen sehr heißen Sommer, aber man hat sicher sieben bis acht sehr schöne Monate. Ich gehe dann auch immer aus Prinzip zu Weihnachten und zu Neujahr schwimmen im Meer, ich genieße jetzt die Zeit, draußen zu sitzen, mit kurzärmeligen Sachen herumzulaufen, ins Büro zu kommen, zu grillen, die ganzen Outdoor-Aktivitäten hier zu machen, die sich anbieten. Also das ganze Klima ist immer ein Riesen Argument. Und wenn man den Sommer vermeiden will, dann kann man natürlich im Sommer auch einfach mal nach Hause fahren, das machen auch die meisten Ausländer hier. Die nehmen sich dann zumindest einen oder auch zwei Monate frei, auch wenn die Kinder gerade Urlaub haben. Dann kann man den Sommer ganz gut durchtauchen, und daran gewöhnt man sich auch bis zu einem gewissen Grad, also die 35 oder 38 Grad, die schrecken einen dann gar nicht mehr so sehr. Es sind eh nur wenige Monate, wo es nicht so angenehm ist.

Das ist immer einer der Hauptpunkte, das angenehme Klima. Und dann auch das ganze Lebensgefühl, die ganze Atmosphäre hier. Das ist nämlich etwas, was die meisten Leute auch nicht wissen: die Emirate haben 90% Ausländer. Und das sind jetzt nicht andere Araber oder Leute aus einem ähnlichen Kulturkreis, sondern das sind wirklich Leute aus der gesamten Welt. Man hat hier Afrikaner neben Asiaten, Indern, Pakistanis, vielen Europäern und westlichen Leuten, und natürlich einigen Millionen Arabern. Die gesamte Weltbevölkerung ist hier vertreten. Das kann man sich gar nicht vorstellen, das ist eine ganz einzigartige Atmosphäre, und ich glaube, ich kenne auch keinen anderen Flecken der Welt, wo das so extrem durchgemischt ist. Nicht einmal in New York oder London, bei Weitem nicht. Hier sind wirklich alle Kulturen, alle Religionen, alle Farben vertreten, und die Leute existieren friedlich nebeneinander, arbeiten zusammen, es ist nicht immer einfach in der Kommunikation und auch in den Erwartungshaltungen, aber an sich finde ich das persönlich faszinierend.

07:25 - Gibt es einen Unterschied zwischen Dubai und den nördlichen Emiraten?

Daniel: Jetzt hatten Sie am Anfang kurz erwähnt, dass es da einige mit Sicherheit Vorurteile oder Falschinformation gibt über das, was da so das tägliche Leben betrifft. Wir hatten ja auch in der Folge über Dubai schon darüber gesprochen, dass es eine ganze Reihe von Liberalisierungsschritten gibt in den Emiraten, auch gerade was das Thema Alkohol betrifft und uneheliche Beziehungen hatten wir da angesprochen. Aber was uns jetzt interessiert: Gibt es da einen Unterschied zu den nördlichen Emiraten, wenn man das mit Dubai vergleicht, wo das Leben sehr frei scheint, auch zum Beispiel für Frauen, wo man ja sagt, dass sich gerade ausländische Frauen, also Nicht-Muslima relativ frei bewegen können. Aber wenn wir jetzt über fünf nördlichen Emirate sprechen, ist das dann eine andere Welt? Oder ist es dort noch freier? Oder ist es dort strenger?

Jakob Kisser: Ich denke nicht, dass es grundsätzliche Unterschiede gibt. Die nördlichen Emirate sind einfach generell noch ein bisschen traditioneller. Man hat deutlich noch mehr Einheimische, also Ras Al Khaimah war die längste Zeit noch das einzige Emirat, wo es eine Mehrheit an der lokalen Bevölkerung gab. Das hat sich mittlerweile auch schon gedreht, aber es ist einfach noch ein bisschen traditioneller. Das heißt aber nicht, dass es weniger frei ist. Die Leute sind unglaublich tolerant, das ist etwas, was man einfach wirklich nicht weiß. Die Araber, die sind ja froh, dass die Ausländer kommen. Die bauen ihnen ja auch einen tollen, modernen Staat zusammen, und die stellen sich auch langsam um. Die junge Generation kennt es doch gar nicht mehr anders. Ich kann überhaupt nicht sagen, dass es da großzügige Unterschiede gibt. Es war sogar so, dass in gewissen Bereichen die nördlichen Emirate noch toleranter waren. Also dass einfach so dieses ländliche Leben, wo man einfach machen kann, was man will, solange man niemanden stört dabei. Zum Beispiel war Alkoholkonsum in Ras Al Khaimah immer frei, da musste man nicht einmal theoretisch eine Lizenz lösen, da haben jetzt die anderen Staaten erst nachgezogen. Es wurde jetzt eben zum ersten Mal in ein Gesetz gegossen. Das wurde davor auch nicht mehr eingehalten, das gab es an allen Ecken und Enden und in jedem Restaurant kann man Wein bestellen, aber es wurde tatsächlich auch gesetzlich nachgezogen, was für uns alltäglich ist, aber für ein konservativ arabisches Land natürlich ein großer Schritt ist, also auch was Frauen betrifft. Das sind so die typischen Fragen, die man bekommt, auch meine Frau. Da merkt man erst, wie wenig man eigentlich weiß. Man vermischt dann auch Afghanistan und Pakistan und Saudi-Arabien, alles in einen Topf und kriegt dann die typischen Fragen, ob man als Frau überhaupt alleine auf der Straße gehen darf, ob man Auto fahren darf. Dann kommt man hierher und merkt, dass das alles wirklich überhaupt nichts mit der Realität zu tun hat. Ich bin am Anfang mal in eine Bank reingegangen, da hat mich dann eine konservative arabische Dame mit Schleier, aber hochgebildet, beraten mit perfektem Englisch. Es arbeiten auch sehr viele emiratische Frauen. Auf den Universitäten sind die Frauen teilweise schon in der Mehrzahl, also da wird sich das Land auch in den nächsten Jahrzehnten noch weiter massiv ändern.

10:46 - Die Schönheit der nördlichen Emirate und Vorteile einer dortigen Firmengründung

Daniel: Kommen wir jetzt zum Leben in den nördlichen Emiraten. Uns interessiert ja, wie es sich im Vergleich zu Dubai dort leben lässt, und ob es Regionen gibt, die für deutschsprachige Auswanderer besonders interessant sind, und auch wie eine Unternehmensgründung dort im Vergleich zu Dubai abläuft.

Jakob Kisser: Man kann sich das so vorstellen: Die Emirate haben ungefähr eine Dreiecksform, und in Wahrheit spielen sich wahrscheinlich 90 % des gesamten Lebens an der Westküste ab. Das geht unten im Süden los, schon relativ nahe zu Saudi-Arabien. Wenn man durch die Wüste durchfährt, da ist Abu Dhabi, dann ist ein kleineres Wüstenstück, dann kommt Dubai, und dann kommen die kleinen Emirate Schardscha und Adschman, die sind aber gefühlt ein Teil der Stadt. Wenn man da in den Norden durchfährt, dann sieht man keinen Unterschied, das ist durchgehend Stadtgebiet. Sind aber rechtlich gesehen eigenständige Staaten. Die Emirate kann man ungefähr vergleichen mit den USA. Das sind Bundesstaaten, es gibt eine zentrale Regierung, aber die einzelnen Bundesstaaten haben noch in gewisser Weise eigene Gesetze, eigene Regeln, eigene Gepflogenheiten. Aber wenn man so als hier lebender Mensch durchfährt, sieht man wirklich nur ein Stadtgebiet von Dubai, Schardscha und Adschman. Das läuft dann ungefähr aus so bei Umm al-Quwain, das ist ein sehr wüstiges Emirat. Dann hat man nochmal ein sehr kurzes Wüstenstück, und dann kommt Ras Al Khaimah, Ras Al Khaimah geht dann rauf bis ganz zur Nordspitze. Wenn man dann durch das Land rüberfährt auf die andere Seite, da gibt es so einen Bergkamm, da gibt es einen ziemlich hohen Berg bei uns in Ras Al Khaimah, der hat 2.000 m, da gibt es sogar Schnee ab und zu. Also über diesen Hügel drüber, da landet man dann in Fudschaira, dort ist es bisschen grüner, bisschen feuchter, für Touristen sehr beliebt. Da gibt es einiges zu sehen, kann man wunderbaren Urlaub verbringen, Tauchen, Wandern gehen, dazu kommen wir später eh noch. Aber so kann man sich die im Grunde vorstellen. Das ist auch alles nicht weit voneinander entfernt. Von Dubai zu uns rauf nach Ras Al Khaimah eine Stunde, eine Stunde dreißig maximal, und dann rüber nach Fudschaira sind es nochmal eineinhalb Stunden maximal. Und was das Unternehmertum betrifft oder Investitionen - ich werde es vergeigen, es ist so, als wenn man einfach nur an Manhattan und New York denkt, und dann aber New Jersey und die ganzen Staaten rundherum außer Acht lässt. Natürlich gibt es hier auch viele Möglichkeiten, gerade weil es noch nicht so entwickelt ist. In Ras Al Khaimah ist ja unser Büro, da sehen wir einen enormen Andrang auch von in Dubai tätigen Unternehmern, weil die sich in der COVID Krise auch mal umgeschaut haben, was es für Alternativen gibt. Es ist alles kleiner, man hat kürzere Wege zu den Entscheidungsträgern, man kann in direkten Kontakt treten mit den Behörden, man hat auch viel günstigere Preise. Was Warenlager, Land, auch Arbeitskräfte betrifft, da sind die Preise teilweise die Hälfte von Dubai. Und gerade wenn man nicht gebunden ist an die große Stadt, sondern es in Wahrheit überall machen könnte, dann sind die nördlichen Emirate sehr interessant.

14:09 - Für welche Branchen ist der Standort der nördlichen Emirate vorteilhaft?

Daniel: Ich würde jetzt mal ganz kurz noch ein bisschen mehr im Thema Unternehmensgründung bleiben, bevor wir dann noch vielleicht auf die Lebensumstände oder das Leben allgemein, wie es da in den nördlichen Emiraten ist, eingehen. Gibt es irgendwelche Branchen aus Ihrer Sicht, die besonders davon profitieren, zum Beispiel ein Unternehmen dort zu gründen, sich dort anzusiedeln?

Jakob Kisser: Wir haben wirklich mit Unternehmen aus allen Industrien zu tun, da sind die Interessenlagen ganz unterschiedlich. Manche wollen tatsächlich einfach den Markt erobern. Dubai ist die Zentrale für einen riesigen Raum, ganze MENA Region, also Nordafrika und der sogenannte Middle East aus unserer Sicht. Da leben hunderte Millionen Menschen und es ist ein auftreibender Markt. Wenn man da genau in der Mitte sein will, dann landet man automatisch in Dubai. Also Unternehmen, die ihr Produkt auch in der Gegend verkaufen könnten, sind in Dubai und generell in den Emiraten gut aufgehoben. Dann haben wir natürlich auch die ganze herstellende Industrie, die einfach Produktionsstätten verlagert und in Ras Al Khaimah zum Beispiel ausgezeichnete Bedingungen vorfindet. Die bekommen dann die direkte Unterstützung von der Free Zone oder von der Regierung sogar, je nach Größe des Unternehmens, und können dann hier relativ günstig produzieren, finden auch durchaus qualifiziertes Personal, bekommen billiges Land, haben einen riesigen Hafen in der Nähe, und das ist einfach ein interessanter Standort. Wir haben aber auch sehr viel zu tun mit kleineren Unternehmern, die einfach eine Tochter gründen wollen, die einfach entweder einen Teil ihrer Produktion oder ihrer Dienstleistungen auslagern können, um hier zumindest einen Teil des Gewinnes steuerfrei zu beziehen. Oder aber auch viele Leute, die einfach Interesse haben, einmal was Neues zu beginnen. So ähnlich wie bei mir auch, die realisieren, wie gut man hier leben kann, was es für Vorteile gibt, und die ziehen einfach wirklich mit Sack und Pack weg. Das kann man gar nicht so richtig einordnen. Das einfachste, gerade für kleinere Unternehmer ist es natürlich, wenn sie tatsächlich ein Unternehmen haben, das man auch verlegen kann, das nicht ortsgebunden ist. Dann gründet man einfach ein Unternehmen hier, kriegt ein Visum, das geht alles problemlos, dazu kommen wir eh noch nachher. Man kann hier frei leben und tun und lassen, was man will; mehr oder weniger.

16:41 - In die Emirate investieren, ohne seinen Wohnsitz zu verlegen

Daniel: Und vielleicht für jemanden, der nur investieren möchte, gibt es auch Mandanten, die Sie vielleicht beraten? Wir haben auch vielleicht bei uns Mandanten, die mitunter nachfragen und sagen: „Ich suche ein Land, in das ich jetzt vielleicht nicht unbedingt sofort meinen Wohnsitz verlagern möchte, aber ich möchte im Ausland investieren.“ Würden Sie da auch empfehlen, die nördlichen Emirate zum Beispiel oder Dubai generell?

Jakob Kisser: Ich würde mich da gar nicht festlegen, es ist erstmal eine Interessenlage, will man in der großen Stadt sitzen, sieht man dort seine großen Kunden? Oder ist es in Wahrheit egal, wo das Unternehmen sitzt? Viele wollen natürlich aus Reputationsgründen ein Büro vor den Wolkenkratzern, manchen ist es aber auch egal und sagen: „Ich schau einfach nach dem Standortvorteil, und da schau ich auf die Kosten, die Preise und die Entscheidungsträger, die ich kontaktieren kann,“ und da ist man unter Umständen deutlich besser aufgehoben im Norden. Wenn man mitzieht, muss man natürlich auch das Leben schätzen. Dubai ist ein Moloch, in Dubai hat man jeden Tag Stau, und man steckt dann teilweise eine oder zwei Stunden auf der sechsspurigen Autobahn fest. Ich habe mal von einem Stau gehört, wo die Leute zehn Stunden gestanden haben, weil es geregnet hat und keine ordentliche Kanalisation dort besteht. Man muss zu jedem Weg ins Auto steigen und auf Autobahnen fahren, das muss man halt alles mögen. Es ist eine sehr intensive Stadt. Gerade wenn man Familie hat, ist man unter Umständen besser aufgehoben im Norden. Ich selber lebe ein Stunde von Dubai weg in einer friedlichen Siedlung mit meiner Frau und meinem Sohn, dort haben wir, wie man sich das vorstellt aus einer amerikanischen Vorstadt ein sehr nachbarschaftliches Verhältnis, da gibt es Barbecues, da kann man ein Haus direkt am Meer haben, das man sich in Dubai oft nicht leisten kann. Man fährt am Wochenende mit dem Boot mit Freunden, also ein sehr angenehmes, friedliches Leben. Das sind immer die Dinge, die man insgesamt abwägen muss.

Aber Sie hatten eine Frage gehabt zur Investition, wenn man nicht mitziehen will. Also wenn man tatsächlich das Unternehmen weiter in Europa betreiben will, kann man problemlos eine Tochtergesellschaft hier gründen. Die Tochtergesellschaft kann im Grunde genommen hier die Gewinne steuerfrei vereinnahmen. Da müssen bestimmte Bedingungen erfüllt werden, man kann also nicht nur eine leer Hülle gründen, die in Wahrheit keine Angestellten hat, nicht wirklich etwas hier tut, wo die ganzen geschäftsführenden Maßnahmen weiterhin in Europa getroffen werden, sondern diese Tochtergesellschaft muss dann gewisse Bedingungen, die in den ganzen Steuerabkommen geregelt sind, erfüllen, und muss insbesondere eben eine steuerliche Betriebsstätte sein, das ist der Fachbegriff. Kann man sich so vorstellen, dass man einfach ein ordentliches, operatives Unternehmen hier haben muss. Da muss es ein echtes Büro geben, Angestellte, die herkommen, Termine, die man hier wahrnimmt, Kunden, die hier beliefert werden. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, dann kann die Tochter Gewinne machen, die sie nicht versteuert. Dann gibt es noch einen wichtigen Aspekt: Diese Gewinne können dann unter Umständen sogar steuerfrei ausgeschüttet werden. An die Muttergesellschaft zum Beispiel in Deutschland oder Österreich und müssen dann dort nicht versteuert werden, weil sie ja schon sozusagen endbesteuert wurden in den Emiraten. Man kann die Gewinne hochspülen an die Mutter, und dann sozusagen die Vorteile auch lukrieren, wenn man in Europa bleibt.

20:24 - Eine Residence beantragen

Daniel: Unterschiede zwischen Dubai und den nördlichen Emiraten sind aber jetzt zum Beispiel im Prozess der Firmengründung, dazu gehört ja meistens, auch wenn ich mich dann dort aufhalten will, auch Beantragung der Residence. Gibt es da Unterschiede? Gibt es da vielleicht größere Hürden bei der Beantragung der Residence, bei der Gründung eines Unternehmens?

Jakob Kisser: Nein, grundsätzlich nicht. Vielleicht kann ich kurz ausführen zur Residence. Wenn man herzieht, möchte man auch eine Aufenthaltsberechtigung haben. Die bekommt man im Grunde genommen mit drei Dingen: entweder lässt man sich anstellen oder ist Geschäftsführer, oder man kauft eine Liegenschaft, die zumindest 1 Million Dirham, also etwa 240.000 € kaufbar sein muss, oder aber man gründet ein eigenes Unternehmen, das kann sein eine Gesellschaft oder eine GmbH oder eine Aktiengesellschaft, eine Personengesellschaften gibt es hier, oder aber einfach nur eine Freelance-Lizenz. Mit dieser Lizenz kann man hier geschäftlich tätig werden und kann dann auch ein Visum beantragen. Ein sogenanntes Investor-Visum läuft für drei Jahre, Employment-Visum läuft für zwei Jahre, Property-Visum läuft für je nachdem, wie hoch der Kaufpreis war, ein Jahr, drei Jahre oder zehn Jahre. Und dann ist man hier voll berechtigt, sich aufzuhalten, jederzeit ein- und auszureisen, Konten zu eröffnen, Wohnungen zu kaufen, Wohnungen zu mieten, und auch die ganze Familie nachzuholen. Und der Prozess der Gründung und auch der Liegenschaftskäufe, das ist immer ganz ähnlich. Es ist sogar teilweise einfacher, in den ein bisschen exotischeren Free Zones, weil die einfach schneller arbeiten. Und vor allem günstiger.

22:15 - Jüngste Änderungen in der Gesetzgebung für Unternehmensgründung

Daniel: Jetzt nochmal konkret zur Unternehmensgründung. Vielleicht können Sie in kurzen Steps mal den Prozess der Unternehmensgründung beschreiben, auch wie lange das dauert, und welche Rechtsformen es gibt und was aus Ihrer Sicht die ideale Rechtsform für ein Unternehmer ist, der da hinkommt und ein Unternehmen gründen will und tätig sein möchte vor Ort.

Jakob Kisser: Wir haben jetzt ausgeführt, dass man eine eigene Gesellschaft gründen kann. Wenn es eine Tochter ist einer Kapitalgesellschaft in Europa, dann kann die Tochter die Gewinne ausschütten an die Mutter. Wenn man selber als natürliche Person Gesellschafter ist, dann ist es natürlich mit der Besteuerung nicht so einfach, weil man dann selber Einkommensteuer bezahlt. Es kommt immer auf die Umstände an. Aber die Gesellschaftsgründung prinzipiell, da gibt es zwei wichtige Varianten, die man kurz erläutern muss. Nämlich einerseits die sogenannten Onshore Gesellschaften, und zweitens die Free Zone Gesellschaften. Onshore oder Mainland Gesellschaften sind nichts anderes als die GmbHs und UGs und Aktiengesellschaften bei uns in Europa. Die können in irgendeiner Stadt sitzen und können dann im gesamten Staatsgebiet Geschäfte machen. Das ist nichts anderes, wenn man hier eine Onshore Gesellschaft hat. Kann man auch eine GmbH gründen, und die GmbH kann dann in den Emiraten geschäftlich tätig werden. Das Problem bisher war ein bisschen, dass es da ein Gesetz gab, dass jede Onshore Gesellschaft dann einen Mehrheitsgesellschafter haben musste, der emiratischer Staatsbürger ist. Das ist natürlich ein riesiger Schritt. Da gibt man in Wahrheit jede Entscheidungsgewalt auf. Jetzt konnte man das natürlich reduzieren, die Rechte, also da wurden dann Mittel und Wege gefunden, wie man diese Einflussmöglichkeiten des lokalen Gesellschafters reduzieren kann, mit Sachproblemen, Nebenvereinbarungen wurden die Einflussnahmen des Local Shareholders eingeschränkt. Aber diese Side-Agreements waren eigentlich gesetzeswidrig. In der Praxis hat das in 98 % der Fälle funktioniert. Wenn aber der Mehrheitsgesellschafter gesagt hat: „Du, das hält nicht, dieser Vertrag, wenn im Gesetz steht, ich habe 51 %,“ das steht auch im Gesellschaftsvertrag drinnen, dann konnte das zu relative unangenehmen Situationen führen. Ich habe selber zweimal solche Konflikte gesehen, da war es dann sehr schwierig, Geld rauszubekommen, den auch wieder loszuwerden unter Umständen, obwohl er dem Vertrag zugestimmt hat. „Wenn Du willst, dass ich rausgehe, oder dass jemand anderes meine Anteile übernimmt, dann muss ich dem zustimmen.“ Aber wenn er das praktisch nicht tut – was macht man da? Muss man zum Gericht gehen und hoffen, dass das Gericht gnädig ist. Das war ein großes Problem für viele Investoren, die haben immer starke Bedenken gehabt; zurecht, auch teilweise. Das wurde entschärft. Das war jetzt einer von den großen Revolutionsschritten, dass die gesagt haben: „Wir müssen uns weiter öffnen, wir leiden auch unter der COVID Krise, uns gehen die Leute wieder zurück, viele Unternehmen gehen ein.“ Jetzt haben sie geöffnet, grundsätzlich für Ausländer die Möglichkeit, 100 % der Anteile an Mainland Gesellschaften zu halten. Das gilt aber nicht uneingeschränkt. Jedes Emirat kann eine Liste herausgeben mit Geschäftsbereichen, in denen das gilt, und in allen anderen gilt die alte Regel. Wenn man jetzt überlegt, ein Softwareunternehmen zu gründen, dann muss man sich das in der Liste einfach anschauen, ist dieser Unternehmensgegenstand dort erfasst? Wenn ja, kann ich 100 % halten, wenn nicht, brauche ich wieder einen Local Shareholder.

26:04 - Die Free Zones etwas näher betrachtet

Daniel: Das heißt, wenn ich ganz kurz mal da zwischenfragen kann, das könnte also sein für eine bestimmte Branche, müsste ich in ein anderes Emirat gehen?

Jakob Kisser: Ja, wenn es in einem Emirat nicht erfasst sein sollte, dann kann man immer noch schauen, ob es in einem der anderen sechs Emirate in der Liste erfasst ist. Das ist eine Freiheit der Emirate, dass sie ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit doch bewahren, dass sie das so gestalten, wie sie es für richtig halten. Das wäre eine Möglichkeit. Aber es wurde wirklich weitgehend geöffnet, und für sehr viele Geschäftsbereiche gibt es diese Möglichkeit jetzt. Die zweite Möglichkeit, ein Unternehmen zu gründen ist eine sogenannte Free Zone. Free Zone sind Sonderwirtschaftszonen. Das sind Gebiete, die sind wirklich auch physisch abgegrenzt, die haben zwar nicht immer eine Mauer oder einen Zaun, aber es sind rechtlich ein extraterritoriales Gebiet. Dort gilt auch UAE Recht nicht. Grundsätzlich. Es gibt einige wenige Ausnahmen, wie das Strafrecht. Also wenn man dort ein Vergehen begeht, dann kann man vor den UAE Gerichten nach belangt werden. Aber grundsätzlich sind es kleine Gebiete, ein rechtsfreier Raum, zumindest frei von emiratischen Recht. Und die Free Zone behördet, diese Free Zone leitet, erlässt dann eigene Regelungen. Die können sich auch durchaus unterscheiden. Die Free Zones konzentrieren sich meistens auf einen bestimmten Geschäftsbereich. Die Idee ist, dass man einfach clustert, dass man Industriezweige, Geschäftsbereiche und dann Anbieter, die alle in diesem Zweig tätig sind, sich ergänzen, untereinander Geschäfte machen. Das gibt es für Medien, das gibt es für den Gesundheitsbereich, das gibt es für die Bildung, für die herstellende Industrie, für den Handel und so weiter. Es gibt etwa 40 Free Zones in den ganzen Emiraten. Dadurch, dass es eine zentrale Behörde ist, die das Ganze leitet, sind die Entscheidungswege oft sehr angenehm und kurz, da gibt es zwar auch große Unterschiede von Free Zone zu Free Zone, wie schnell die arbeiten und wie kompetent die Mitarbeiter sind, aber manche, mit denen wir zusammenarbeiten, sind sehr auf Zack und reagieren innerhalb von wenigen Tagen, da hat man eine Gesellschaftsgründung zum Beispiel in einer Woche durch, wenn man die Dokumente hat und wenn man persönlich kommt. Es kann sehr schnell gehen.

Daniel: Wie viele Free Zones gibt es?

Jakob Kisser: Etwa 40. Bei uns in Ras Al Khaimah gibt es eine große, die RAKEZ – Ras Al Khaimah Economic Zone. Da gibt es auch eine in Umm al-Quwain, also in jedem Emirat gibt es welche, in Dubai alleine zehn oder fünfzehn, aber das Konzept ist immer gleich. Am besten siedelt man sich einfach dort an, wo man leben will, muss aber nicht unbedingt sein, denn das Visum, das man bekommt über die Gesellschaft, das gilt für die ganzen Emirate. Aber kurze Wege ins Büro sind immer praktisch. Dann kann man sich nach dem Preis orientieren, und dann kann man natürlich schauen, welchen Industriezweig behandelt die Free Zone vorzugsweise? Passt mein Unternehmen dort rein?

29:27 - Dubai als globales Krypto Zentrum?

Daniel: Jetzt hatten Sie schon erwähnt, dass es bestimmte Branchen gibt, die in bestimmten Emiraten möglicherweise bevorzugt gegründet werden können, weil sie eben dort genehmigt sind, während sie woanders nicht genehmigt sind. Mich interessiert jetzt noch die Frage zum Thema, also als Branche hatten Sie Software zum Beispiel erwähnt. Wie ist es mit Krypto? Ich habe jetzt in den letzten Monaten immer wieder mal eine Schlagzeile. Einmal habe ich sogar gelesen: Dubai soll globales Krypto-Zentrum werden, weil Bincance die Emirate ins Visier genommen hat. Das war im Dezember letzten Jahres. Können Sie uns da updaten? Wie sieht es denn da aus? Ziehen die Emirate jetzt Krypto-Unternehmen an, oder hat sich das schon wieder überholt?

Jakob Kisser: Nein, ich habe das auch aufmerksam verfolgt, das war ein Thema, das mich interessiert, und ich bin jetzt auch gerade dabei, meinen Fokus darauf zu legen. Die Emirate haben tatsächlich angekündigt, da ein internationales Zentrum für das gesamte Business zu sein, also alles, was damit zusammenhängt. Es gibt da jetzt schon in der DMCC, das ist die, ich glaube, die älteste Free Zone in Dubai, ein sogenanntes Krypto-Center. Die spezialisieren sich eben genau auf solche Unternehmer und wollen die gesamte Infrastruktur dazu anbieten. Das gibt es schon, da gibt auch schon, ich glaube, 100 bis 200 Unternehmen, die sich dort niedergelassen haben. Das wird definitiv weiter verfolgt, ich habe schon einige Anfragen bekommen. Aber ich sehe da ein großes Risiko, nämlich das Thema Bankkonten und die gefürchtete schwarze Liste für diese internationalen Untersuchungen, ob die Emirate nicht Geldwäsche und so weiter fördern.

31:29 - Warum es so schwer ist, ein Bankkonto zu eröffnen

Daniel: Das ist übrigens ein guter Übergang von Krypto zum Thema Bankkonto. Wie gesagt, Krypto wäre wirklich interessant, vielleicht kann man da auch später nochmal einen neuen Podcast machen, wenn es mehr Information gibt, wie es da vorangeht in Dubai. Bisher haben wir unseren Mandanten ja eher Sitzstaaten wie zum Beispiel Malta empfohlen, die auch ihre Gesetzgebung sehr frühzeitig an das Krypto Business zum Beispiel oder direkt generell Finanzdienstleister angepasst haben. Aber jetzt ist das ja übrigens überall in vielen Ländern, in denen man eine Auslandsgesellschaft gründen möchte ein Problem, oder immer schwieriger geworden, ein Bankkonto zu eröffnen. Können wir vielleicht einfach mal darüber sprechen: Ich habe ein Unternehmen gegründet, möchte ein Unternehmen gründen, ich möchte meinen Wohnsitz verlagern in die Emirate. Welche Hürden muss ich überwinden, oder vielleicht sind die auch ganz niedrig und es geht ganz einfach, gehe rein und komme mit einem Konto wieder raus. Wie ist das in den Emiraten, und ganz speziell interessieren uns da Unterschiede zwischen Dubai und vielleicht den nördlichen Emiraten, falls es welche gibt.

Jakob Kisser: Ja, also die Bankkonten sind eigentlich jetzt das wirklich mit Abstand größte Problem, das man hat. Das wurde mir mal erzählt, vor fünf, sechs Jahren, da haben sich die Banken gerissen um einen. Da gab es auch noch keinerlei Compliance Vorschriften. Die Emirate haben prinzipiell alle Leute einfach willkommen geheißen, die sich hier niederlassen wollten, jeder konnte ein Unternehmen gründen, jeder hat ein Bankkonto bekommen, oder gleich mehrere, das war überhaupt kein Thema. Die Banken haben sich bemüht, einen als Kunden zu bekommen. Dann ist aber diese ganze Entwicklung in Fahrt gekommen mit der Internationalen Steuervermeidung und der ganzen Skandale mit Irland und Apple und diese hundert Milliarden Steuern, die da überall gespart werden über diverse Konstrukte, und da sind die Emirate auch in den Fokus geraten, eben weil sie so lax waren mit ihren Bestimmungen und sind auf diese internationale Black List gerutscht. Also Staaten, die überhaupt nicht kooperieren und internationale Regeln nicht umsetzen, die laufen in Gefahr, vom internationalen Finanzkreislauf abgeschnitten zu werden. Das würde das ganze Geschäftsmodell der Emirate kaputt machen, innerhalb kürzester Zeit. Jetzt haben die Emirate einige Schritte gesetzt, sind auch von der Liste runtergenommen, aber nach nicht einmal einem Jahr wieder herabgestuft, also ich denke mir, die haben einfach dann gedacht: „Okay, haben wir das Soll erfüllt, jetzt können wir wieder so weitermachen wie vorher,“ und diese internationalen Gremien haben das aber sehr kritisch gesehen und haben die wieder herabgestuft. Und seitdem kann man definitiv feststellen einen großen Wandel hier. Mittlerweile implementieren die Emirate die ganzen Compliance Regeln, die wir aus Europa kennen, es gibt ein Register, wer der Ultimate Beneficial Owner, also der Letzt-Eigentümer einer Gesellschaft ist, man muss nachweisen, woher die Mittel kommen, man wird sehr kritisch geprüft, was für eine Art Unternehmen man gründen will, ob man wirklich herzieht, ob das nur eine Hülle ist, eine leere, und so weiter. Das Problem ist, dass die jetzt innerhalb von zwei Jahren diese ganzen Strukturen aus dem Boden stampfen mussten und haben, was ich gehört habe von den Banken, riesige Compliance Abteilungen gegründet, die aber eben nicht von in Europa geschulten Personen geführt werden, sondern das sind so, aus meiner Erfahrung, ja, Formalisten, die ihre Fragelisten abarbeiten, und ich glaube auch, das ist meine Theorie, gewisse Quote erfüllen müssen an Kunden, die sie ablehnen. Da schaut die National Bank ganz streng drauf, und man hat jetzt auch als ganz normaler Unternehmer durchaus Probleme, ein Bankkonto zu bekommen. Was ich vorher gesagt habe mit der Gesellschaftsgründung in einer Woche schön und gut, aber wenn man kein Konto bekommt, dann ist das alles ja nichts wert, weil ohne ein Konto kann man kein Geschäft führen.

35:32 - Hilfestellung zur erfolgreichen Kontoeröffnung in den Emiraten trotz Hürden

Daniel: Was empfehlen sie jetzt zum Beispiel Mandanten? Mal angenommen, ich komme jetzt zu Ihnen und sage: „Herr Kisser, helfen Sie mir, ein Unternehmen zu gründen.“ Jetzt gründen Sie mir mein Unternehmen innerhalb von einer Woche, dann gehen wir zusammen zur Bank und ich bekomme für meine Gesellschaft kein Konto. Wie geht es weiter? Wie helfen Sie mir jetzt?

Jakob Kisser: Ja, also wir bereiten die Leute entsprechend darauf vor. Es gibt ein paar Risikofaktoren. Einer zum Beispiel ist, wenn man eine Holding Gesellschaft hat in Europa. Das ist zwar steuerlich günstiger, weil man die Gewinne dann ausschütten könnte an die Mutter, aber das wird von den Banken nicht gerne gesehen. Auch gewisse Länder, Länderkonnexe, also zum Beispiel Geschäfte mit dem Iran, da kann man eigentlich gleich wieder nach Hause gehen, da muss man gar nichts weiter machen. Generell sanktionierte Länder, da reichen schon irgendwelche Konnexe, die man im Internet findet oder da hat man mal irgendwo eine Tochtergesellschaft gehabt, da fallen viele Leute einfach durch bei dem Test. Ich würde das mal von Anfang an schon abklopfen. Aber unsere Mandanten machen ganz normale Sachen, die machen ganz normale Geschäfte, sind ganz normale Unternehmer. Und trotzdem werden die teilweise kritisch geprüft. Ich versuche sie immer darauf vorzubereiten, dass es ein wochenlanger Prozess sein kann. Ich habe in extremen Fällen schon gesehen, dass es Monate dauern kann. Der Herr beim Schalter, den man unmittelbar trifft, der ist immer sehr freundlich und würde auch gerne das Konto eröffnen, aber der muss das immer an die Compliance Abteilung schicken, und wie ich gesagt habe, die arbeiten irgendwelche Listen ab und sind aber nicht sehr kompetent in vielen Fällen, und da kommen dann völlig absurde Rückfragen oder die gleichen Fragen nochmal, die man schon beantwortet hat, weil die einfach keine Ordnung halten. Da ist teilweise schon der Fuß teilweise ein bisschen da. Letzten Endes habe ich es aber immer geschafft, das sage ich auch immer dazu. Es hat noch keiner unserer Mandanten die Gesellschaft wieder schließen müssen, der es wirklich probiert hat. Es kann auch schnell gehen, aber wenn man Pech hat, dann hängt man da einfach Wochen oder sogar zwei, drei Monate in dieser Schleife und muss immer wieder Dokumente nachliefern. Da werden auch private Kontoauszüge abgefragt, Gas- und Stromrechnungen aus Österreich, Mietvertrag und so weiter. Man muss sogar schon Kunden bekanntgeben, obwohl man noch nicht einmal ein Konto hat und die Gesellschaft gerade erst gegründet hat. Aber am besten ist, man findet sich damit ab, man tut einfach, was gefordert ist, hat ein bisschen Geduld, und dann klappt’s. Sollte es doch noch Probleme geben, dann haben wir schon auch noch Mittel und Wege, das zu beschleunigen. Erstens haben wir Kontakte zu ausländischen Banken. Man muss das Konto ja nicht in den Emiraten haben, man könnte das auch in Europa gründen.

38:06 - Insider Tipps zur Kontoeröffnung, eventuell auch im Ausland

Daniel: Gibt es da spezielle Länder, die Sie empfehlen? Also wenn ich ein Unternehmen in Dubai habe, haben Sie da gute Erfahrungen mit bestimmten europäischen Ländern, die relativ einfach dann ein Konto eröffnen für eine Gesellschaft?

Jakob Kisser: Wir können Kontakte herstellen zu den Klassikern in Europa: Malta, Zypern, auch Lettland, es gibt aber auch eine polnische Bank, die ohne Weiteres emiratische Gesellschaften annimmt. Die prüfen zwar auch ordentlich, was das für ein Unternehmen ist, aber die haben prinzipiell damit kein Problem. Also wenn es nicht klappen sollte, kann man ausweichen auf andere Länder, oder aber man probiert es weiter in den Emiraten, da gibt es auch noch so Vermittler, die sich darum kümmern. Wir kennen zum Beispiel eine Person, die selber in einer Compliance Abteilung gearbeitet hat, der kann jetzt auch nicht das Konto herstellen, aber er weiß zumindest ganz genau, was sind die Risikofaktoren, was werden die sehen wollen? Und der bearbeitet das dann mit dem Relationship Manager und bereitet den Antrag so vor, dass er möglichst durchkommt. Kostet zwar ein bisschen Geld und ist auch nicht immer erfreulich, aber der hat das auch bis jetzt immer noch geschafft. Das dauert halt trotzdem immer ein paar Wochen maximal. Und dann gibt es noch eine Möglichkeit, wir haben einen direkten Kontakt zu einer Bank in Dubai, und dort gibt es einen Emiratee, der sich persönlich dafür einsetzt, dass das Konto geöffnet wird. Also man findet, wenn man will, eine Möglichkeit und einen Weg, aber man braucht ein bisschen Geduld und . . .

Daniel: Persönliche Kontakte, wie wahrscheinlich oft in diesen Ländern.

Jakob Kisser: Ja, die sind hier natürlich sehr viel wert.

39:52 - Ein praktisches Beispiel eines Projektes in RAKEZ

Daniel: Dann liest und hört man immer wieder von der RAK Offshore Firma, sozusagen als die billige Express-Alternative, die sich jeder leisten kann. Können Sie uns dazu noch etwas sagen? Und würde natürlich auch gleich wieder mit dem Hintergrund: Für wen ist das eine Alternative? Ist es überhaupt eine Alternative? Und wie sieht es dann dort mit dem Bankkonto aus?

Jakob Kisser: Wir arbeiten regelmäßig zusammen mit RAKEZ, klar, die sind einfach bei uns physisch in der Nähe, und wir gründen da jedes Jahr einige Niederlassungen. Die sind berühmt dafür, dass die relativ günstig sind und auch relativ schnell. Mit dem Bankkonto muss ich aber dazusagen, ist es ein kleiner Risiko Faktor. Da ist Dubai schon besser. Generell muss man sagen, das habe ich von der Bank gehört, sind Free Zones nicht mehr so beliebt. Also wenn man auf Nummer Sicher gehen will, dann sollte man eine Onshore Gesellschaft gründen. Man schafft es mit den Free Zones auch, aber durch diese strenge Prüfung der Emirate und aller Maßnahmen, die umgesetzt werden, sind Free Zones, generell das ganze Modell, ein bisschen in die Kritik geraten. Weil viele, früher zumindest, einfach eine leere Hülle gegründet haben und dann Gewinne verlagert haben. Das ist auch unbestritten der Fall gewesen, das möchte ich auch gar nicht schönreden, diese Prüfungen sind durchaus gerechtfertigt, aber das ist jetzt einfach ein Transformationsprozess, um diese Personen einfach gar nicht mehr herkommen zu lassen, weil es keinen Sinn macht. Aber generell ist RAKEZ ausgezeichnet, die haben auch sehr vielfältiges Angebot. Ich schätze die sehr, gerade für größere Projekte, da kann ich auch ein Beispiel erzählen. Wir haben einen österreichischen Unternehmer, der seine Firma verkauft hat und sich jetzt im Bereich der erneuerbaren Energien, Kreislaufwirtschaft, dann biologische Landwirtschaft und solchen Themen beschäftigt, und der baut hier eine Testanlage in Ras Al Khaimah. Eben genau aus den Überlegungen heraus, die ich vorhin genannt habe: günstiges Land, dauernd Sonne, günstige Arbeitskräfte, aber vor allem eben auch die Unterstützung des RAKEZ Management. Ich habe ihm einen Termin organisiert mit dem CEO von RAKEZ, und dann war der Projektmanager hier, wir haben dann gemeinsam RAKEZ besucht, haben das Projekt vorgestellt und erzählt, was wir machen wollen. Dann hat uns das Management gesagt: „Liebe Leute, wunderbar, wir wollen Euer Projekt. Wenn Ihr zu uns kommt, stellen wir Euch einen eigenen Mitarbeiter zur Verfügung, der wird Euch alle Hindernisse aus dem Weg räumen, und wirklich speziell für Euch zuständig sein, dass das alles klappt.“ Und ich kann mich gut erinnern an das Gesicht von dem Projektmanager, weil der hat mich dann so angeschaut und gesagt: „Was war denn das jetzt genau? Meinen die das ernst?“ Man kennt das in Europa genau andersherum, dass man der Bittsteller ist und Sachen durchfechten muss, zu zehn Behörden laufen muss, und hier hat man einen Partner, der wirklich ein Projekt haben will und mit allen Kräften fördert. Also für diese Dinge sind die Free Zones Gold wert.

43:08 - Gibt es eine Impfpflicht in den Vereinigten Emiraten?

Daniel: Jetzt sprechen wir noch kurz über ein heikles oder brisantes Thema. Man entnimmt den Medien ja, dass wegen der diskutieren Impfpflicht tausende Deutsche und Österreicher über das Auswandern nachdenken. Wir wollen wissen, ob es in den Emiraten eine Impfpflicht gibt, und wie streng dort Corona Regeln umgesetzt werden.

Jakob Kisser: Ich muss sagen, die Emirate haben das wirklich hervorragend gemacht, es gab zwar am Anfang einen sehr harten Lockdown die ersten zwei Monate, aber dann haben sie das Land wieder schrittweise geöffnet, und wir leben jetzt schon seit Mai 2020 wieder weitgehend normal. Es gibt zwar strenge Regelungen mit den Masken, und teilweise halt nicht Vollbesetzung von Hotels und Räumen, aber im Grunde genommen konnte man eigentlich durchgehend seitdem ganz normal wieder ins Restaurant gehen und einfach das normale Leben leben. Das war sehr angenehm, deshalb haben wir es auch immer bedrückend gefunden, wieder zurückgekommen [unverständlich] mehrfachen Lockdowns und den Leuten schon, die depressiv zu Hause sitzen, das haben wir hier irgendwie deutlich besser überstanden. Die Emirate waren auch einfach sehr konsequent und haben sehr früh Impfstoffe zugelassen, die in Europa noch gar keine Zulassung hatten. Die chinesischen Impfstoffe Sinopharm und Sinovac, die gab es schon ganz früh letzten Jahres und wurden auch breit angeboten. Man konnte sich gratis impfen lassen, kann bis heute in verschiedenen Impfzentren einfach hingehen und sich impfen lassen, das wird auch gefördert und wird allen angeboten. Die haben jetzt auch eine der allerhöchsten Impfquoten der ganzen Welt, ich glaube über 90 % oder an die 90 % Impfquote. Es gibt keine Impfpflicht, das muss ich auch dazusagen. Keine Impfpflicht, ist auch kein Thema.

Daniel: Bei 90 % Impfquote erübrigt sich das wahrscheinlich schon fast von selbst.

Jakob Kisser: Es wurde gefördert, angeboten, und was auch der große Unterschied ist, dass diese ganze negative Berichterstattung einfach keinen Platz hier hat. Man spart sich einfach jeden Tag eine halbe Stunde Diskussionen, hat einfach keinen Raum. Impfen wurde von der Regierung für gut erachtet, wurde angeboten, angepriesen, und dann gab es möglicherweise einen sanften Zwang der Arbeitgeber, das kann schon sein, dass die gesagt haben: „Ich möchte bei mir im Unternehmen geimpfte Personen haben,“ aber es gab einfach nicht diesen Widerstand dagegen. Man hat wahrscheinlich immer noch die 10 %, die das auf gar keinen Fall machen wollen, aber die kommen zumindest nahe an das Maximum. Jeder kann sich impfen lassen, man muss aber nicht geimpft sein. Das ist auch die Herangehensweise, wenn man nicht will, dann ist das eigene Risiko. Sie sind aber bei der eigenen Bevölkerung strenger. Da gibt es auch keine Impfpflicht, aber man kann nicht mehr ausreisen, interessanterweise. Das war jetzt fälschlicherweise ein Bericht, dass das alle betrifft, das betrifft aber nur die Einheimischen. Die können ab einem gewissen Zeitpunkt, oder es ist sogar schon in Kraft, das Land nicht mehr verlassen, wenn sie nicht geimpft sind. Aber es gibt trotzdem keinen Impfzwang in dem Sinne, wie er in Österreich eingeführt wird.

46:28 - Infrastruktur und Internet

Daniel: Wir haben also gesehen, wie unterschiedlich und doch erfolgreich andere Länder mit dem Virus und der Impfung umgehen. Kommen wir jetzt aber zu einem ganz anderen Thema. Unternehmer, die ihren Wohnsitz ins Ausland verlegen, arbeiten dann ja überwiegend online. Und eine gute Internetanbindung ist genauso wichtig wie Telefon und eine zuverlässige Stromversorgung. Daher unsere Frage: Wie sieht es in den nördlichen Emiraten denn generell mit der Infrastruktur aus?

Jakob Kisser: Wenn sie kurz die Sprache angesprochen haben, also Englisch ist einfach die Gesamtsprache, jeder spricht Englisch, egal wo man hinfährt, und zwar alle Einheimischen und alle Ausländer. Ohne das kommt man nicht sehr weit hier. Von daher gibt es null Unterschied, und auch die von Ihnen genannten Dinge wie Internet, Gas, Strom, überhaupt kein Thema. Da gibt es keine Unterschiede. Bei der Entscheidung würde ich mir das erstmal persönlich anschauen. Man muss sich da wohlfühlen, das Bauchgefühl muss passen. Aber ich würde mich da eher nach der Lebensqualität orientieren. Es ist ein riesiger Unterschied, was man will, und auch in welchem Alter man ist. Ich glaube als junger Mensch wird man in Ras Al Khaimah nicht so glücklich werden, weil es einfach nicht so ein großes Abendangebot gibt, und es ist weniger Trubel hier. Es ist einfach ein ruhigeres Leben, aber gerade für Familien, die ein Haus am Meer haben wollen und das auch genießen, mit den Nachbarn ein gutes Verhältnis zu haben, wo die Kinder in die Schule gehen, da sind die nördlichen Emirate natürlich wunderbar. Mit den Kindern in Dubai jeden Tag im Stau zu stecken, jeden Tag stundenlang, das ist wirklich ein Problem.

Daniel: Kann ich mir gut vorstellen.

Jakob Kisser: Aber Dubai ist natürlich eine wunderbare Stadt, das will ich gar nicht kleinreden, extrem energiegeladen, spannend, tolle Freizeitangebote.

48:27 - Immobilienpreise und Stromkosten

Daniel: Ist es jetzt schwer, bezahlbaren Wohnraum zu finden? Oder vielleicht generell mal zu den Lebenshaltungskosten, also wenn jetzt jemand fragt: „Womit muss ich denn jetzt ungefähr rechnen?“ Ein Ehepaar, ein Kind sucht ein passendes Apartment oder ein Haus; was muss man ungefähr für die Miete oder für den Kauf der Immobilie rechnen? Beziehungsweise für Lebenshaltungskosten pro Monat, was muss ich rechnen? Was muss ich mitbringen oder verdienen?

Jakob Kisser: Bei uns oben in Ras Al Khaimah bekommt man eine tolle Wohnung mit Meerblick, direkt vor dem Strand schon für etwa 40.000 Dirham pro Jahr, das sind keine 10.000 €, also etwa 700 € bis 800 € im Monat. Dazu kommen die Kosten für Gas und Strom, die im Sommer natürlich höher sind wegen der Klimaanlage, aber ich schätze mit 1.000 € im Monat kann man sich schon eine richtig gute Wohnung leisten. In Dubai wird das knapp das Doppelte kosten. Kann man natürlich auch sparen. Es gibt auch in Dubai Viertel, die außerhalb des Zentrums liegen, aber dafür fährt man dann auch schon wieder eine halbe bis dreiviertel Stunde in die Stadt hinein, und da sitzt man nahe der Wüste, weit weg vom Meer. Es ist die Frage, was man sucht und was man sich auch leisten kann und was für eine Arbeit man annimmt. Die Europäer, die suchen eher eine schöne Wohnung, Nähe zum Meer, gutes Viertel, vielleicht sogar ein Haus. Und ich würde sagen, die Preise sind etwa doppelt so hoch in Dubai. Also ein Haus bekommt man in Ras Al Khaimah schon um etwa 50.000 bis 60.000 Dirham, das sind knapp 13.000 € bis 15.000 €. Ab 18.000 € sind die Häuser auch schon richtig groß mit vier Schlafzimmern, großem Garten, vielleicht sogar direkt am Meer. Das kostet in Dubai wirklich deutlich mehr.

50:31 - Lebenshaltungskosten in den nördlichen Emiraten

Daniel: Und Lebenshaltungskosten, was man so benötigt für das tägliche Leben, gibt es da größere Unterschiede zwischen den nördlichen Emiraten und Dubai?

Jakob Kisser: Also ich denke, die sind etwa vergleichbar bis ein bisschen niedriger als in Europa. Es gibt überall extreme Unterschiede. Man kann hier für 1 € Essen gehen, oder man kann im Hotel für Preise Essen gehen, die beim Doppelten liegen von unseren Preisen. Also in manchen Lokalen kostet ein Bier 15 €, und dann Essen 20 € bis 40 €, aber wenn man sich auf das lokale Leben einlässt, kann man zum Inder gehen oder zu einem pakistanischen Restaurant und für 2 € ein wunderbares Mittagessen sich holen. Das hängt auch wieder von der Lebensweise ab. Die jüngeren verbraten da schneller mal auch sehr viel Geld, weil sie eben in die tollen Clubs und Bars gehen. Ich würde sagen, es ist vergleichbar mit Europa, ein bisschen niedriger vielleicht. Teuer ist Gas und Strom im Sommer, da kann es schon mal raufschnalzen auf 300 € bis 400 € im Monat. Im Winter sind es vielleicht nur 50 €, weil man die Klimaanlage nicht braucht, aber bei den heißen Außentemperaturen das Haus runter zu kühlen, das kostet.

51:53 - Make a long Story short – Kurze Fragen, kurze Antworten

Daniel: Okay, war spannend, mit Ihnen über die nördlichen Emirate zu sprechen. Vielen Dank! Ich habe wieder dazugelernt, und Sie haben bestimmt den einen oder anderen Zuschauer oder Zuhörer neugierig gemacht, sich damit mal auseinanderzusetzen. Kommen wir zu meiner Lieblingskategorie „Make a long Story short“. Ich stelle Fragen, die möglichst kurz und knapp beantwortet werden. Erste Frage: Wenn jemand zum Beispiel nur kurz in den nördlichen Emiraten ist, was soll er dort unbedingt gesehen haben? Wo soll man hingegangen sein?

Jakob Kisser: Ich würde einmal auf den höchsten Berg der Emirate fahren, das ist der Jebel Jais, da gibt es eine wunderschöne Straße rauf, man kommt fast bis auf 2.000 m hinauf. Oben gibt es ein Restaurant, die längste Zipline der Welt, es ist einfach ein sehr schöner Ausflug. Dann würde ich auch noch unbedingt eine Wüstentour machen. Es gibt da hunderte Anbieter in jedem Emirat, da kann man eine paar-Stunden-Tour machen mit Quad Bikes oder auch Jeeps oder auch in der Wüste übernachten. Wenn man kann, sollte man übernachten, das muss man einmal gesehen haben, das ist echt was Besonderes. Und dann würde ich auch den Trip raufmachen ganz in den Norden, weil interessanterweise ist die Spitze der Emirate eigentlich eine Exklave von Oman, die heißt Musandam, da kommt man normalerweise, wenn wir COVID hinter uns haben, auch problemlos rüber mit einem Tagesvisum, das ist eine ganz besonders aufregend schöne Gegend mit Felsküsten und diesem Ur-Arabien, wie man es sich vorstellt, und auch perfekt zum Tauchen. Das sind meine Haupttipps.

Daniel: Klasse, werden wir uns merken. Zweite Frage: Welche Spezialität der nationalen Küche sollte man unbedingt einmal probiert haben?

Jakob Kisser: Ich gehe gerne zu unserem noch ziemlich originalen Araber beim Nachbarn, und da esse ich immer dann gebackenen Fisch auf Reis.

Daniel: Nächste Frage: Diesen Fehler sollte man auf jeden Fall vermeiden!

Jakob Kisser: Ich würde auf gar keinen Fall betrunken Autofahren oder Blödsinn machen auf der Straße.

Daniel: Das ist doch eine Ansage. Was ist die schönste Jahreszeit oder der schönste Monat?

Jakob Kisser: Die besten Monate sind eindeutig der November und dann wieder im März. Im Sommer wird es doch eher warm, und im Winter sogar ein bisschen kühl, also wenn man so dieses richtig angenehm sommerliche Wetter haben will, dann ist man am besten aufgehoben in diesen beiden Monaten.

Daniel: Wie fühlt man sich als Ausländer, wenn man in den nördlichen Emiraten unterwegs ist. Fühlt man sich akzeptiert und willkommen?

Jakob Kisser: Absolut, und vor allem fühlt man sich frei, interessanterweise. Ich fühle mich hier freier als in Europa.

54:55 - Kontaktdaten Jakob Kisser

Daniel: Okay, klasse. Vielen Dank Herr Kisser für die vielen Antworten, die wir auf unsere Fragen gefunden haben, für das, was Sie erzählt haben zu den nördlichen Emiraten. Jetzt bleibt natürlich noch eine wichtige Frage zum Schluss: Zuschauer und Zuhörer, die das jetzt alles hier gesehen oder gehört haben und noch weitere Fragen haben, mit Ihnen Kontakt aufnehmen möchten, wie kann man Sie am besten erreichen? Und was bieten Sie den Interessierten an?

Jakob Kisser: Man findet uns ganz einfach im Internet, einfach nach Jakob Kisser suchen oder direkt auf die Homepage gehen: www.slglaw.cc. Sie können mich gerne jederzeit kontaktieren. Wir bieten an eine kostenfreie Erstberatung, also jeder Interessent kann sich mal eine halbe Stunde anhören, wie das alles so abläuft, was das kostet, wie lange das dauert, jederzeit.

Daniel: Vielen Dank! Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn Ihr keins unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den ABONNIEREN Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Malta – nur 5% Körperschaftsteuer. So funktioniert‘s

Erfahren Sie, wie Sie die maltesische Körperschaftsteuer von 35% auf nur 5% reduzieren können. Entdecken Sie steuerliche Vorteile für die Yachtregistrierung und attraktive Strukturen für Unternehmer in der Krypto-Branche und Online Casinos.

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

In unserem ersten Podcast über Malta haben wir Ihnen die wunderschöne Mittelmeerinsel mit dem Steuerexperten Sebastian Sauerborn bereits als Wohnort vorgestellt. Heute widmen wir uns unter anderem der Möglichkeit, wie Sie die auf Malta geltende Körperschaftsteuer von 35% auf lediglich 5% senken können. Selbstverständlich erklären wir auch, wie Sie Ihre Yacht in Malta steuergünstig registrieren können und welche guten Strukturen für Unternehmer aus der Krypto Branche und Online Casinos bereitstehen.

Bis 1964 war Malta unter britischer Herrschaft. Somit ist nicht nur die englische Sprache dort stark verbreitet, auch die Unternehmensstrukturen sind einer Firmengründung im UK zu vergleichen. Die Unterschiede liegen zum einen im Stammkapital, das in Malta nicht wie im UK nur 1 £, sondern überschaubare 1.200 € beträgt. Im UK und auch in Irland können Sie die Registrierung komplett elektronisch durchführen, in Malta sind Unterschriften erforderlich, dauert aber dennoch nicht mehr als in der Regel bis zu zehn Tagen.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Wann brauche ich einen lokalen Geschäftsführer?

Wenn Sie von den geringen 5% Körperschaftsteuer profitieren möchten, benötigen Sie einen in Malta ansässigen Geschäftsführer, der diese Position auch tatsächlich ausfüllt. Wenn Sie in Deutschland leben und Ihr maltesisches Unternehmen von dort aus leiten, wäre dieses auch in Deutschland steuerlich veranlagt. Möchten Sie die Kosten für einen lokalen Geschäftsführer sparen, bietet sich als beste Lösung ein Wohnsitzwechsel nach Malta an, und Sie selbst werden Geschäftsführer Ihrer Gesellschaft.

Die Kosten vor Ort

Das Anmieten eines Büros ist nicht erforderlich, da Sie auch in Malta problemlos im Homeoffice arbeiten können. Die lokalen und erschwinglichen Miet- und Immobilienpreise haben wir in unserer ersten Folge zu Malta besprochen. Wenn Sie Ihr Gehalt Sie so strukturieren, dass Sie damit Ihre Lebenshaltungskosten vor Ort decken, kann Ihr Auslandseinkommen im Ausland bleiben. Wichtig zu beachten ist, dass Geldbeträge, die Sie nach Malta bringen oder dort verbrauchen, in Malta steuerpflichtig sind.

Bankkonto und Umsatzsteuer-ID

Das Eröffnen eines Bankkontos ist in Malta noch schwieriger als in anderen Ländern. Ohne ein Büro mit hundert Angestellten benötigen Sie einen umfangreichen Businessplan, eine Webseite und dergleichen - und viel Geduld. Oder Sie wenden sich an eine Internetbank. Für die Beantragung der Umsatzsteuer-ID gelten die gleichen Bedingungen wie in anderen Ländern. Sie müssen nachweisen, dass Ihre Gesellschaft vor Ort eine Betriebsstätte hat und die Wertschöpfung auch dort stattfindet. Da auf Malta lediglich zwei Personen die Anträge auf die Umsatzsteuer-ID bearbeiten, müssen Sie sich auf eine entsprechende Zeitspanne einstellen.

Malta oder Irland?

Wenn Sie sich für eine Firmengründung entweder in Malta oder in Irland entscheiden müssten, wären das Wetter und die Reputation die einzigen Gründe. Für eine fallstrickfreie Nutzung der steuerlichen Vorteile in beiden Ländern ist ein Umzug unumgänglich. In Irland regnet es wirklich jeden Tag (in Großbritannien nicht) und überträgt Ihnen seinen guten Ruf im IT-Bereich. In Malta finden Sie unendlich viel Sonne und hervorragende Strukturen für ein Unternehmen im Krypto-Bereich oder ein Online Casino. Nähere Einzelheiten zu Irland als Wohnsitz und der Firmengründung in Irland haben wir für Sie in separaten Podcast Episoden zusammengestellt. Ob vielleicht auch Tschechien für Sie an Frage kommt, können Sie in unserer Episode über Tschechien nachhören.

Die 5% Körperschaftsteuer in Malta erklärt

Wir lesen im Internet, dass die Körperschaftsteuer in Malta 35 % beträgt und somit die höchste in Europa ist. Allerdings erhalten ausländische Gesellschafter sechs Siebtel davon erstattet und zahlen effektiv lediglich 5%. Um diesen Weg der Zahlung und Erstattung abzukürzen, raten wir zu Folgendem: Wenn Sie nicht in Malta leben, gründen Sie eine maltesische operative Gesellschaft und eine maltesische Holding. Für diese können Sie eine konsolidierte Steuererklärung einreichen, die fälligen 35% Körperschaftsteuer werden direkt verrechnet und Sie zahlen direkt nur 5%. Ist Ihr Wohnsitz in Malta, gründen Sie noch eine schottische Limited Partnership. Ihr Cashflow wird es Ihnen danken.

Krypto Island, Online Casinos und weitere Gambling Optionen

Malta ist als Krypto Island bekannt und ist weltweit führend für Online Casinos und Gambling. Es bietet gute Strukturen für diese Geschäftsbereiche und schafft entsprechend viele Arbeitsplätze vor Ort. Eine Online-Casino-Lizenz zu erhalten dauert ähnlich lange wie für die Krypto Exchange, die wir Ihnen in einer vorherigen Episode vorgestellt haben. Um schneller durchzustarten, können Sie Ihr Online Casino auch mit White Label Anbietern gründen.

Die Niederlassungsfreiheit in der EU und die Nihil Obstat Gestaltung

Sie können vom steuergünstigen Ausland auch profitieren, wenn Sie Ihr Heimatland nicht verlassen möchten. Dank der EU-Niederlassungsfreiheit gibt es gewisse Bedingungen, die Sie erfüllen müssen und die das Finanzamt dann auch akzeptieren muss. Wir nennen dieses gerne Nihil Obstat Gestaltung – nichts hindert Sie.

Malta als Standort für Ihre Holding

Ein guter Holding Standort ist ein Land mit einer relativ großzügigen Participation Exemption; ein Land, bei dem die Besitzquote und die Haltefristen an einer Beteiligung relativ gering sind und eine steuerfreie Veräußerung möglich ist. Zudem erheben beispielsweise Malta und das UK keine Quellensteuer. Dieser Faktor spricht ebenfalls für Malta und auch das UK als interessanter Standort für einen Holdingstandort in der EU.

„Aggressive Steuerplanung“

Gründen Sie aus dem Grund eine Gesellschaft in Malta, weil Ihnen die Steuern in Deutschland zu hoch sind, kann ihnen „aggressive Steuerplanung“ vorgeworfen werden. Verlegen Sie allerdings Ihren Wohnsitz ins Ausland, kann Ihnen dieses nie angehängt werden. Denn vielleicht bevorzugen Sie ja das Wetter oder das Essen im Ausland!

Aus diesem Grund raten wir unseren Mandanten, ihren Wohnsitz tatsächlich zu verlegen. Schauen Sie sich auf Malta um, verbringen Sie dort ein paar Tage Vorbereitungs-Urlaub und vereinbaren einen Termin in unserem lokalen Büro und besprechen Ihre nächsten Schritte mit uns persönlich.

Kontaktdaten und Links:

Sebastian Sauerborn

Homepage: www.wohnsitzausland.com

                     www.auslandsunternehmen.com

E-Mail:        hello@stmcorporate.group

Telefon:       +44 20 3151 0582

DWP Malta - Philipp Sauerborn

Homepage: www.drwerner.com

E-Mail:        Kontaktformular auf Webseite

Telefon:       +356 213 777 00

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Timestamps

00:00  -  Begrüßung & Einleitung – Für wen könnte Malta ein interessanter Unternehmensstandort sein?

02:54  -  Ein Unternehmen in Malta registrieren – Optionen, Ablauf und Stammkapital

05:43  -  Muss ich einen lokalen Geschäftsführer in Malta einstellen oder nicht?

07:45  -  Substanz aufbauen

10:31  -  Die hohen Anforderungen an die Buchführung in Malta

13:00  -  Ein Bankkonto in Malta eröffnen

14:53  -  Die Beantragung der Umsatzsteuer-ID

16:22  -  Besser Irland oder Malta?

19:52  -  Die Körperschaftsteuer in Malta von 5 % oder 35 % erklärt

23:55  -  Wohnsitz Malta und eine Auslandsgesellschaft

25:30  -  Malta empfehlenswert für Online Casinos und Krypto-Unternehmen

30:13  -  Yacht-Registrierung in Malta

31:31  -  Die Beantragung der Lizenz für ein Online Casino

33:31  -  Wie kann ich diesen Vorgang beschleunigen?

34:59  -  Die Sache mit der Niederlassungsfreiheit innerhalb der EU näher erklärt

38:41  -  Ist Malta als Standort für meine Holding empfehlenswert?

41:14  -  Die globale Mindestbesteuerung betrifft nicht alle

44:14  -  Shelf Companies

47:18  -  „Aggressive Steuerplanung“ und neue Anordnungen der ATAD

50:53  -  Was mir steuerlich angehängt kann, wenn ich in Malta lebe und Deutschland besuche

53:45  -  Konkrete Schritte und Ratschläge für eine geplante Umsiedlung nach Malta

Mitschrift zu Folge 24 Perspektive Ausland: Malta – nur 5% Körperschaftsteuer. So funktioniert‘s

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:18 - Begrüßung & Einleitung – Für wen könnte Malta ein interessanter Unternehmensstandort sein?

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute sprechen wir über die Unternehmensgründung in Malta. Malta war ja früher eine britische Kolonie. Heute ist Malta das kleinste Land in der EU. Fangen wir gleich mit der ersten Frage an: Für wen könnte Malta ein idealer Unternehmensstandort sein?

Sebastian: Wir haben ja schon in einer vorherigen Podcast Episode von Perspektive Ausland von Malta als Wohnsitzstaat gesprochen, und ich empfehle jedem im Grunde genommen, sich diese Podcast Episode anzuhören, entweder davor oder danach. Denn in der Tat ist unserer Erfahrung nach, und wir sind in Malta seit 2012 aktiv, ist es tatsächlich so, dass Malta sich vor allen Dingen dann anbietet, wenn man eben als Geschäftsführer, Hauptgesellschafter, Mitgesellschafter nach Malta tatsächlich umzieht, den Wohnsitz dorthin verlegt und dann von Malta aus das Unternehmen betreibt. Also jeder, der sich das vorstellen kann, von Malta aus ein Unternehmen zu betreiben, vor Ort tatsächlich mit physischer Präsenz in Malta, für den kommt es in Frage. Manche Dinge bieten sich da natürlich nicht an, also alles was mit Logistik zu tun hat, wo man ein Lager braucht, ist sehr schwierig. Malta ist weit ab vom Schuss, man wird es auch sehen, wenn man dort wohnt und zum Beispiel bei Amazon bestellt, die liefern nur wenige Produkte nach Malta. Und bei den Produkten, die sie liefern, da sind die Kosten für die Lieferung sehr hoch. Das heißt also überall, wo Massen aus Lagern und so versandt werden, ist Malta nicht geeignet. Aber für jemanden, der Dienstleistungen anbietet, Internet Start-ups, da gibt es natürlich die Spezialgebiete Krypto und Online-Gaming, Beratung, also alle diese Themen letztlich. Wenn jemand irgendwie eine Software-Platform oder eine Internet-Plattform baut, all diese Themen lassen sich ideal von Malta aus betreiben. Wir haben sehr vielen Mandanten geholfen, nach Malta umzuziehen, die da sehr erfolgreich und sehr wohlhabend geworden sind, das Umfeld optimal ausgenutzt haben. Das jedenfalls ist die beste Option. Wovon wir dringend abraten, ist zum Beispiel in Deutschland zu wohnen und dann eine maltesische Gesellschaft zu betreiben.

02:54 - Ein Unternehmen in Malta registrieren – Optionen, Ablauf und Stammkapital

Daniel: Das war eine gute Zusammenfassung zum Einstieg. Welche Gesellschaftsformen gibt es denn in Malta? Wenn ich jetzt vorhabe, dort eine Gesellschaft zu gründen, ein Unternehmen zu gründen, finde ich dort die alten Bekannten wieder wie zum Beispiel im UK die Limited, PLC, LPP oder ähnlich wie in den USA die LLC? Wie ist das auf Malta? Was gibt es da für Möglichkeiten?

Sebastian: Malta war bis nach dem Zweiten Weltkrieg unter britischer Kontrolle und haben natürlich demzufolge viele Aspekte des britischen Gesellschaftsrechts mit übernommen. Das heißt, es gibt so im Grunde die gleichen Rechtsformen, die es auch in Großbritannien gibt. Die gängigste Rechtsform ist die Limited, dann gibt es die Public Limited, auch Limited Partnership und solche Dinge. Im Grunde die zur Gründung einer Gesellschaft notwendigen Elemente sind dann auch wieder die Gleichen, wie in Großbritannien, also Company Secretary, es gibt Directors, es gibt Shareholders, also all diese Begriffe sind mehr oder weniger identisch in Malta.

Daniel: Ist es schwierig, also vom Aufwand her, man kennt es ja oder liest es auf vielen Webseiten, zum Beispiel wenn man an das UK denkt, innerhalb von 24 Stunden, ein, zwei Tagen kann man da eine Gesellschaft gründen. Man muss oftmals nicht anreisen, manchmal sieht man auch die Angebote, dass man alles online basiert machen kann, so klick, klick, klick und man hat eine Gesellschaft. Wie kann man sich das auf Malta vorstellen, vielleicht im Vergleich zum UK?

Sebastian: Im UK ist man da sicherlich verwöhnt, da ist ja alles voll elektronisch. Das heißt, die ganze Einreichung ist komplett elektronisch, da muss nichts unterschrieben werden, es braucht keinen Notar, man reicht letztlich die Daten online ein, und die Gesellschaft wird sofort eingetragen. Das ist in Malta nicht so. Man muss es sich ähnlich vorstellen im Grunde wie in Irland. Bei der Gründung einer irischen Gesellschaft werden ja auch Unterschriften notwendig. In Irland mittlerweile können die elektronisch eingereicht werden. In Malta ist es so, dass unterschrieben werden muss, die Dokumente vom Geschäftsführer, von den Gesellschaftern, und dann müssen die per FedEx hin und her geschickt werden. Es dauert auf jeden Fall länger als in Großbritannien, aber auch in Malta braucht es natürlich keinen Notar, und die ganze Sache lässt sich normaler in nützlicher Frist abwickeln. Ich würde mal sagen sieben bis zehn Tage vielleicht.

Daniel: Vielleicht noch eine wichtige Frage, die auch immer wieder unsere Zuschauer und Zuhörer interessiert, das sind die Anforderungen ans Stammkapital. Wieviel Stammkapital muss mindestens eingezahlt werden?

Sebastian: In Malta bei der Limited, das unbedingte Stammkapital sind 1.200 €, wovon ein Viertel eingezahlt werden muss. Sehr überschaubar, aber nicht wie in Großbritannien, wo ja dann wiederum bei einer UK Limited letztlich 1 £ oder so einbezahlt werden muss.

05:43 - Muss ich einen lokalen Geschäftsführer in Malta einstellen oder nicht?

Daniel: Für einige mag jetzt die Frage aufkommen, ob man selbst Geschäftsführer der Gesellschaft in Malta sein kann, oder ob man einen lokalen Geschäftsführer anstellen muss. In einigen Ländern ist das ja so, aber wie ist es auf Malta?

Sebastian: Man muss jetzt immer unterscheiden, wovon wir hier sprechen. Wenn man rein vom Gesellschaftsrecht spricht, muss man natürlich keinen in Malta ansässigen Geschäftsführer haben. Wenn man das Ganze aus steuerlicher Sicht anschaut, dann ist es natürlich absolut notwendig, denn nur der in Malta ansässige Geschäftsführer, und ich rede jetzt nicht von einem Erfüllungsgehilfen, sondern von einem Geschäftsführer, der da tatsächlich lebt, der auch für das Konto zeichnungsberechtigt ist mit Einzelunterschrift, der tatsächlich das Tagesgeschäft der Gesellschaft führt. Nur eine solche Person ist letztlich in der Lage, dafür zu sorgen, dass die Betriebsstätte der Gesellschaft auch in Malta ist, und nur dann kann ich ja vom günstigen Körperschaftsteuersatz von 5 % profitieren. Wenn ich in Deutschland lebe und Geschäftsführer der Gesellschaft bin, auch ein de facto Geschäftsführer zählt hinzu, also auch wenn ich zwar nicht als Geschäftsführer eingetragen bin, aber es nur irgendeinen Erfüllungsgehilfen gibt, aber ich bin derjenige, der die Strippen zieht, dann ist diese Gesellschaft steuerlich in Deutschland veranlagt, zahlt also komplett die gleichen Steuern wie eine deutsche GmbH, und das ganze Setup ist sinnlos. Also erst der in Malta lebende Geschäftsführer garantiert mir tatsächlich die maltesische Betriebsstätte, und es wird natürlich von den ausländischen Finanzämtern sehr stark geprüft. Und da die meisten jetzt natürlich nicht hier einen Geschäftsführer anstellen können und wollen in Malta, und dem jetzt noch ein was weiß ich ortsübliches Gehalt von 120.000 € bezahlen wollen, ist in der Regel für die meisten Unternehmer die pragmatischste Lösung dorthin umzuziehen, nach Malta, den Wohnsitz dorthin zu verlegen und dann selbst der Geschäftsführer der eigenen Gesellschaft zu werden.

07:45 - Substanz aufbauen

Daniel: Okay, das heißt, ich gründe eine Gesellschaft in Malta, bin selbst Geschäftsführer der Gesellschaft, aber, wie Du schon gesagt hast, muss ich dann natürlich dort wohnen und noch idealerweise ein Büro anmieten. Ich muss sozusagen, wie man immer so schön sagt, Substanz schaffen. Mit welchen Kosten rechne ich denn da? Mein eigenes Gehalt kann ich ja selber festlegen, aber das Gründen einer Betriebsstätte, das heißt, kann ich zum Beispiel im Homeoffice arbeiten? Muss ich ein extra Office mieten, und wenn ja oder nein, mit welchen Kosten ist das verbunden?

Sebastian: Es ist definitiv nicht notwendig, ein eigenes Büro zu mieten, wenn man dort wohnt. Es ist gang und gäbe bei unseren Mandanten, dass sie von zu Hause arbeiten, dass da auch die Betriebsstätte der Gesellschaft ist. Wir hatten ja schon im vorherigen Podcast besprochen, was so die Mieten in Malta sind. Wer sehr anspruchslos ist, der bekommt für weniger als 1.000 € was. Ich würde sagen, wer normale bis hohe Ansprüche hat, der zahlt zwischen 2.000 € und 5.000 € im Monat für eine Wohnung und kann natürlich dann dort die Gesellschaft auch entsprechend domizilieren. Aufgrund der steuerlichen Sicht möchte man ja vor allem, wenn man in Malta lebt den Non-Dom Status nutzen. Den Non-Dom Status nutzen heißt konkret, dass man natürlich die Einkünfte, die man sich persönlich in Malta in Form von Gehalt oder Dividenden oder Sonstigem so gering wie möglich hält, denn darauf muss ich ja in Malta als Geschäftsführer und dort lebende Person Steuern bezahlen. Das heißt, ich werde mir nur so viel auszahlen, wie ich zum Leben brauche. Nehmen wir mal an ich habe eine Wohnung, als ich selbst in Malta gewohnt habe, hatte ich zum Beispiel eine Wohnung gemietet, die hat so 2.000 € im Monat gekostet, und dann rechnet man noch ein bisschen für Verpflegung. Mal angenommen, man braucht so vier 4.000 € bis 5.000 € im Monat, dann würde ich mir ein Gehalt auszahlen, was entsprechend so bemessen ist. Und man kann davon ausgehen, dass die Steuersätze in Malta vergleichbar sind mit Steuersätzen in anderen Ländern, was die Einkommensteuer anbelangt, ich sage mal ein Drittel. Ein Drittel geht also für die Einkommensteuer drauf, das müsste man also als Gehalt rechnen. Alles, was in Malta eben anfällt, muss davon abgedeckt werden, und der Rest wird ja dann über die Holdingstruktur, die etabliert wird, ohnehin dann im Ausland anfallen, ist dann steuerfrei. Das heißt im Grunde genommen, indem ich mir ein Gehalt bezahle, mit dem ich die Miete bezahlen kann und so weiter, sind im Grunde die Kosten für die Gesellschaft schon mehr oder weniger dann abgedeckt. Man muss natürlich die üblichen Buchhaltungs- und Steuerberatungskosten und so weiter noch hinzurechnen, aber die Kosten sind meiner Meinung nach sehr überschaubar und hängen ganz stark vom persönlichen Lebensstandard ab.

10:31 - Die hohen Anforderung an die Buchführung in Malta

Daniel: Da hast Du mir gerade ein ganz gutes Stichwort geliefert. Kosten für Buchführung hast Du gerade erwähnt und Steuerberater. Jetzt schwärmen ja einige, die eine Limited gegründet haben oder gründen wollen oder Anbieter im Internet immer davon, wenn man eine Limited im UK gründet, braucht man de facto keine Buchführung. Wie ist denn das in Malta? Und ist es im UK wirklich so?

Sebastian: Das ist natürlich ein Gerücht, das ist definitiv nicht so. Eine Limited ist eine in Großbritannien ansässige Kapitalgesellschaft, die muss dort eine Steuererklärung einreichen und Steuern bezahlen, außer natürlich, sie kann nachweisen, dass sie in einem anderen Land Steuern bezahlt hat. Wenn ich ja ein Modell hatte wie früher, wo ich jetzt eine Niederlassung mit UK Limited habe in Deutschland, dann zahle ich in Deutschland Steuern, und nicht im UK, ganz klar. Aber zu sagen, wenn die Gesellschaft in Großbritannien nichts macht, ist dort nichts einzureichen, das ist falsch. Das ist nur dann zutreffend, wenn ich eine Ansässigkeitsbescheinigung eines anderen Finanzamtes mit vergleichbaren Steuersätzen nachweisen kann. Und in Malta ist ganz genau das Gleiche. In Malta sind sogar die Anforderungen noch höher, denn in Malta ist es notwendig, dass jede Gesellschaft, auch die kleinste, ihre Abschlüsse testieren lässt. Man muss sich im Grunde gar nicht vor dem Finanzamt fürchten oder vor Betriebsprüfungen, die alle fünf Jahre stattfinden. Man hat wirklich in Malta jedes Jahr den Wirtschaftsprüfer mehrere Tage im Büro sitzen, der jeden Beleg tatsächlich umdreht. Und wenn dort irgendetwas Zweifelhaftes dabei ist, dann gibt er kein Testat für diese Gesellschaft ab oder wird diese Position zumindest im Testat auflisten. Man darf sich natürlich nicht vorstellen, dass Malta in irgendeiner Weise eine Bananenrepublik wäre, wo man solche Methoden anwenden kann, die in anderen Ländern, wie zum Beispiel Deutschland oder so nicht akzeptiert werden würden. In Malta ist es ganz genau das Gleiche. Im Gegenteil, Malta ist eher noch strenger. Es sind zum Beispiel in Malta Darlehen und Gesellschaft und Geschäftsführer nicht zulässig, was ja in Deutschland gang und gäbe ist und von vielen Unternehmern mit einer GmbH auch genutzt wird. In Malta ist da schon eine große Genauigkeit in der Buchhaltung notwendig.

13:00 - Ein Bankkonto in Malta eröffnen

Daniel: Habe ich mich jetzt also für eine Gesellschaftsgründung entschieden in Malta, ich kann selbst Geschäftsführer sein, ich weiß, ich muss mindestens eine Wohnung mieten und dort von meinem Homeoffice aus arbeiten. Ich weiß, ich brauche einen Steuerberater. Was noch notwendig ist, um unternehmerisch tätig zu sein, ist ein Bankkonto. Und das ist ja in vielen Ländern auch zunehmend schwieriger geworden, für Neugründung ganz speziell, ein Bankkonto zu eröffnen. Was kommt dort auf einen Unternehmer in Malta zu, wenn er zur Bank geht und ein Konto eröffnen will?

Sebastian: Das ist in Malta praktisch unmöglich. Es ist abartig schwierig. Viel schwieriger, als in den meisten anderen Ländern. Da kann man nur davon abraten. Es gibt in Malta natürlich die HSBC, es gibt die Bank of Valletta, es gibt Banif, und dann noch eine Reihe von kleineren Banken, auch zum Beispiel die österreichische Sparkasse hat da eine Niederlassung. Aber selbst mit Wohnsitz in Malta ist es unendlich schwierig, dort ein Konto zu bekommen. Das geht teilweise ein halbes Jahr, man muss einen umfangreichen Businessplan, Webseite und so weiter einreichen, nur dann ist es möglich. Das heißt, wir sagen im Grunde den meisten Mandanten, dass sie ein Konto eröffnen sollen bei einer der Internetbanken, also Wise, Revolut oder aber, es gibt ja auch in Malta etliche neue Banken, da kann man es auch probieren. Aber bei den traditionellen Banken ist es sehr schwierig, und das auch schon seit vielen Jahren. Man muss auch sagen, wir hatten es ja im Podcast angesprochen, da gibt es auch eine gewisse Bevorzugung von Einheimischen. Wenn man maltesisch ist, ist es was ganz anderes, oder wenn man ein Büro hat, wo hundert Leute sitzen, das ist auch was ganz anderes. Aber alles andere ist schwierig in Malta.

14:53 - Die Beantragung der Umsatzsteuer-ID

Daniel: Für viele ist es ja sehr wichtig, eine europäische Umsatzsteuer-ID zu bekommen. In europäischen Ländern wie Irland ist das in letzter Zeit immer schwieriger geworden. Unsere Frage ist jetzt: Wenn ich in Malta eine Gesellschaft gründe, wie einfach oder auch schwer ist es, dort eine europäische Umsatzsteuer-ID zu beantragen?

Sebastian: Man muss sich immer vor Augen halten, wie klein Malta eigentlich ist. Die Bevölkerung sind 400.000 Leute. In der Abteilung, in der Umsatzsteuernummern vergeben werden, arbeiten zwei Leute. Wenn jetzt der eine krank oder im Urlaub ist, dann ist es einer. Und die muss sich dann durch den Wust von Anträgen durcharbeiten. Schon alleine deswegen kann es möglicherweise sehr lange dauern, bis die Umsatzsteuer-Identnummer vorhanden ist, selbst wenn der Antrag an sich in Ordnung ist. Ansonsten würde ich sagen, gelten die anderen Bedingungen, wie wir sie zum Beispiel auch in Irland haben, und es werden auch die gleichen Schwierigkeiten, die man in Irland hat, und die es ja auch jetzt in vielen anderen EU-Ländern mittlerweile gibt. Wenn man also dort vor Ort lebt und zeigen kann, dass die Gesellschaft eine Betriebsstätte hat und vor Ort in die Wertschöpfung involviert ist, dann ist es möglich, und dann bekommt man sie auch, die U-ID Nummer, unter der Prämisse, dass die beiden Herrschaften dort voll einsatzfähig sind, hat man sie auch innerhalb von ein paar Wochen. Aber wenn das nicht der Fall ist, ist es praktisch aussichtslos.

16:22 - Besser Irland oder Malta?

Daniel: Jetzt stellt sich mir die Frage, wenn ich alles das, was wir über Malta gehört haben, mal vergleichen mit dem Standort Irland, wäre es dann nicht genau so attraktiv, oder vielleicht sogar attraktiver, nach Irland zu gehen und dort eine Firma zu gründen? Ist auch in der Europäischen Union, mit Bankkontoeröffnung, VAT-Nummer Registrierung scheint in Irland ähnlich schwierig oder gleich schwierig, vielleicht sogar leichter zu sein, als in Malta, wenn ich zumindest die entsprechende Substanz dort aufbaue und ansässig bin als Geschäftsführer. Also warum Malta?

Sebastian: Das ist eine sehr gute Frage. Viele Mandanten stehen natürlich vor der Frage, gerade, wenn sie jetzt im Grunde flexibel sind und auch sagen können, sie wollen umziehen, aber können in beiden Ländern wohnen: Was ist besser? Malta oder Irland? Zunächst muss man sagen, dass es eigentlich eine Frage ist, die mit Steuern und so weiter nichts zu tun hat, sondern da geht es natürlich auch um Reputation. Wenn ich jetzt in irgendeinem Bereich tätig bin, wo große deutsche Unternehmen regelmäßig Rechnungen erhalten, dann ist es möglich, dass die sagen: „Naja, eine Rechnung aus Malta sehen wir nicht so gerne, und da bekommen wir Probleme.“ Da gibt es ein gewissen Misstrauen. Man sagt ja immer, je kleiner die Insel, desto unseriöser ist es. Und Malta ist nun mal die kleinste Insel von allen. Großbritannien und Irland sind ja deutlich größere Inseln. Insofern ist da natürlich auch die Reputation, muss man sagen, in Irland deutlich besser. Natürlich gibt es viele Branchen, wo das egal ist. Wenn man eine Seite betreibt mit Online-Gaming oder eine Seite, die sich an Verbraucher richtet, spielt das eh keine Rolle. Oder vielleicht habe ich mit den Kunden, die ich berate, so ein joviales Verhältnis, dass es auch egal ist. Aber man muss natürlich sehen, in Irland sind Facebook, Microsoft, Google und so die ganz großen IT-Unternehmen, das heißt, jeder identifiziert sofort IT mit Irland. Wenn ich in der Branche tätig bin, ist es nicht schwierig, hier als innovativ und seriös angesehen zu werden, während es in Malta manchmal schwierig ist. Aber das ist die erste Frage, die man beantworten müsste. Die zweite Frage ist, haben wir ja schon besprochen, der Umzug ist im Grunde unbedingt notwendig, und es ist nun mal so, dass die Lebensqualität in Irland, sage ich mal in Anführungszeichen „speziell“ ist. In Irland regnet es tatsächlich jeden Tag, was ja in Großbritannien nicht der Fall ist, auch wenn viele das glauben. In Irland regnet es tatsächlich jeden einzelnen Tag, und man muss sich überlegen, ob man das möchte, ob einem das etwas ausmacht. Da ist Malta natürlich attraktiver, ist Mittelmeer, man hat viel Sonne, wenn man ein Boot hat, kann man dort viel machen. Die Lebensqualität in Malta ist, wenn man Sonne mag, deutlich besser. Und steuerlich ist in Irland die Körperschaftsteuer 12,5 %, und in Malta 5 %. Das ist weniger als die Hälfte, das heißt für die maximale steuerliche Hebelwirkung ist Malta ein deutlich besserer Standort, vor allen Dingen, weil bei großen Gewinnen, also bei Gewinnen im Millionen Bereich oder so die Hälfte der Steuer ja auch eine große Hebelwirkung hat. Also wenn ich sage: „Ich zahle jetzt 1 Million € Steuern oder 500.000 €, das ist ein großer Betrag.

19:52 - Die Körperschaftsteuer in Malta von 5 % oder 35 % erklärt

Daniel: Kommen wir noch einmal genauer auf die Körperschaftsteuer zu sprechen. Sucht man nach Information zu Malta, stößt man mal auf 5 %, mal auf 35 % Körperschaftsteuer. Sebastian erklärt jetzt, was es damit auf sich hat, und mit welcher Körperschaftsteuer man in Malta rechnen muss.

Sebastian: Die Malteser haben es relativ trickreich gemacht. Als die 2002 Teil der EU wurden, haben sie die großen Beratungshäuser, zum Beispiel PwC gefragt, sie hier im Hinblick auf die Überholung des Körperschaftsteuersystems letztlich zu beraten. Die wollten auf keinen Fall so sein wie Zypern, so die „Russen-Insel“ sage ich mal in Anführungszeichen, sondern die wollten das intelligent machen. Und PwC hat dann die Idee gehabt, dass man sagt: „Naja, okay, dann machen wir das so: Die Körperschaftsteuer ist 35 % und ist damit die höchste in der EU.“ Und das taucht überall auf, wenn Du irgendwelche Vergleiche siehst zu Körperschaftsteuer in der EU, dann stehen da immer solche Balkendiagramme, dann ist Malta immer ganz unten, weil es mit Abstand der teuerste Körperschaftsteuersatz ist. Deutschland hat ja nur 15 % Körperschaftsteuer. Malta hat also 20 % mehr, so dass man dann zunächst denkt: „Naja, Malta ist ja echt teuer.“ Der Trick ist natürlich der, dass man sagt, dass ausländische Gesellschafter dann eine Steuererstattung erhalten, nämlich sechs Siebtel dieser bezahlten Körperschaftsteuer werden dann dem ausländischen Gesellschafter erstattet. Also ein ganz einfaches Rechenbeispiel: Ich habe eine Gesellschaft in Malta, und diese Gesellschaft hat einen Gewinn von 100.000 €. Dann werden zunächst 35.000 € an Körperschaftsteuer bezahlt, die müssen auch tatsächlich bezahlt werden, oder zumindest mussten sie bis vor Kurzem, da kommen wir gleich noch zu. Die Gesellschafter dieser maltesischen Gesellschaft, die ausländischen Gesellschafter erhalten dann davon sechs Siebtel zurück, das sind 80 %, in unserem Rechenbeispiel 30.000 €, so dass dann die effektive Körperschaftsteuer, die bezahlt werden muss, nur 5 % sind, nämlich 5.000 €. Das heißt, der effektive Körperschaftsteuersatz in Malta sind 5 %, nicht aber der tatsächlich ausgeschriebene Körperschaftsteuersatz, das sind die 35 %. Damit dieses System funktioniert, braucht man Holdinggesellschaften, und in der Regel werden dort zwei Holdinggesellschaften von uns installiert. Eine Holdinggesellschaft in Malta, und diese maltesische Holdinggesellschaft hat den Vorteil, dass ich dann eine gemeinsame Veranlagung der beiden maltesischen Gesellschaften, der operativen Gesellschaft und der Holdinggesellschaft in Malta auf der Körperschaftsteuererklärung machen kann, und somit wird dieser Tax-Refund eliminiert. Ich muss also nicht mehr erst 35 % bezahlen und bekomme dann sechs Siebtel zurück. Es ist ja möglicherweise ein Cashflow Problem. Wenn ich jetzt an größere Beträge denke, wo man denkt: „Okay, ich muss jetzt vielleicht 350.000 € an Steuern bezahlen“, ist es möglicherweise ein Cashflow Issue. Das kann ich mir mit der Holding sparen. Ich kann also dann direkt diese 5 % eben dann an das Finanzamt überweisen, und die ausländische Holding brauche ich dann noch, und die gründen wir regelmäßig in Schottland als eine Limited Partnership in Schottland. Die brauche ich letztlich noch dafür, dass ich, wenn ich in Malta wohne, ja nur ausländische Einkünfte steuerfrei vereinnahmen kann. Wenn jetzt die maltesische Holdinggesellschaft an die ausländische Holdinggesellschaft in Schottland die 95 % des verbleibenden Gewinnes ausschüttet und dann mir die schottische LP diese 95 % ausschüttet, dann ist das Auslandseinkommen für mich in Malta, und ich muss es nicht besteuern. So funktioniert eigentlich die Holdingstruktur in Malta.

23:55 - Wohnsitz Malta und eine Auslandsgesellschaft

Daniel: Übrigens, den Podcast, den Ihr gerade hört, gibt es auch als Video auf YouTube oder auf unserer Webseite. Dort seht Ihr dann auch die Grafiken oder Bilder, die wir einblenden. Es lohnt sich also bei einigen Themen zum besseren Verständnis, auch das Video nochmal anzuschauen. Wir haben jetzt darüber gesprochen, wenn ich eine Gesellschaft gründe in Malta und in Malta unternehmerisch tätig bin. Ich habe einen Wohnsitz in Malta, und ich habe meinen Unternehmenssitz in Malta und erbringe meine Leistung von Malta aus. In dem Fall, ich habe meinen Wohnsitz in Malta, aber habe eine Auslandsgesellschaft generell, habe in Malta also keine Gesellschaft gegründet, dann gelten von vornherein welche Steuersätze für mich? Was ist dann mit meinem Einkommen?

Sebastian: Naja, wenn ich jetzt, und viele Mandanten haben das ja, das ist ja der Vorteil an Malta, es gibt im Grunde dann ein sehr benutzerfreundliches Außensteuerrecht, sehr benutzerfreundliche CFC-Rules. Wenn ich also in Malta lebe und den maltesischen Non-Dom Status habe, und dann sagen wir mal zum Beispiel an einer Gesellschaft beteiligt bin in Singapur, und diese Gesellschaft in Singapur schüttet mir dann eine Dividende aus von 100.000, und ich führe diese nicht nach Malta ein, sondern lasse die auf einem Konto außerhalb Maltas, dann sind diese in Malta auch steuerfrei. Details dazu haben wir ja schon besprochen in der ersten Folge zu Malta, wo es um den Wohnsitz in Malta geht.

25:30 - Malta empfehlenswert für Online Casinos und Krypto-Unternehmen

Daniel: An dieser Stelle wollen wir unseren Zuschauern und Zuhörern noch einmal empfehlen, auch unsere erste Folge zu Malta anzusehen oder anzuhören. Da sprechen wir ja ausführlich über Malta als Wohnsitz oder was man wissen sollte, wenn man überlegt, dort zu wohnen. Gäbe es noch andere Gründe für mich als Unternehmer, meinen Unternehmens- und Wohnsitz nach Malta zu verlegen? Und zwar spreche ich da jetzt ganz speziell Vorteile des Standortes Malta für bestimmte Branchen oder Geschäftszwecke an, also zum Beispiel Gambling, Glücksspiel, Sportwetten, hattest Du ganz am Anfang glaube ich auch schon erwähnt, oder vielleicht als Yacht Besitzer, da taucht Malta manchmal auf. Vielleicht kannst Du uns dazu nochmal was erzählen.

Sebastian: Was wir bisher besprochen haben, ist im Grunde die überwiegende Mehrheit unserer Mandanten. Die verwenden genau das Setup, wie wir das jetzt besprochen haben, das heißt jemand hat zum Beispiel eine neue Geschäftsidee, verlässt in Deutschland seinen Job, verlässt Deutschland, zieht nach Malta um und baut dieses Business dann letztlich dort in Malta auf mit seinen Geschäftspartnern. Wir hatten viele Mandanten, die es dann bis zum Verkauf geführt haben, und dann natürlich sehr lukrativ beim Exit dann komplett alles steuerfrei vereinnahmen konnten. Wenn man sich das vorstellt, man gründet ein Start-up, verkauft das in drei, vier Jahren für 10 Millionen, die sind dann komplett steuerfrei, wenn man in Malta wohnt. Das ist schon ein Wort. Was wir besprochen haben, das ist ein Standard Setup für die meisten Mandanten. Es gibt dann natürlich Spezialfälle, die Du angesprochen hast. Malta ist weltweit führend für Online Casinos, die haben dort eine sehr, sage ich mal, weit anerkannte Gesetzgebung für die Lizenzierung von Online Casinos, das heißt die hat allgemein einen hohen Standard und ist auch so anerkannt in der Welt. Das heißt im Grunde, wer ein Online Casino betreiben will, der tut dies oft in Malta, und da gibt es auch sehr viele dieser Online Gambling Firmen. Es ist absolut ein Hub dort. Die schaffen sehr viele Jobs, denn es ist ja klar, ich mache so ein Online Casino nicht für die maltesische Kundschaft, sondern ich habe dann deutsche Spieler und brauche insofern ein deutsches Support Team. Die Gesetzgebung schreibt vor, dass das alles von Malta aus passiert. Deswegen gibt es alleine schon 8.000 Schweden in Malta, die in dieser Branche arbeiten. Das ist ganz sicherlich eine Branche. Vor wenigen Jahren wurde Malta auch so ein bisschen Krypto Island genannt, weil im Grunde genommen Malta sich gesagt hat: „Das Gleiche, was wir damals mit den Online Casinos gemacht haben, machen wir jetzt mit Krypto. Mit Blockchain.“ Es gab damals im Grunde noch gar kein anderes westliches Land, was hier irgendeine Art von Regulierung für Blockchain Unternehmen, Krypto Unternehmen, zum Beispiel sage ich jetzt mal eine Krypto Exchange hatte. Und insofern hat Malta hier Rechtssicherheit geboten für diese Unternehmen. Das ist jetzt so ein bisschen auch ein wichtiger Standort geworden für Krypto Unternehmen. Ein ganz bekanntes Beispiel ist Binance, wobei man nicht genau weiß, die haben zwar eine Krypto Lizenz in Malta, aber sind die da ansässig, sind die da nicht ansässig? Da gibt es einige Gerüchte. Es gibt jedenfalls Krypto Exchanges, die da ansässig sind, und ganz viele Unternehmen in dem Blockchain Bereich sind in Malta ansässig. Einen gewissen Dämpfer hat, sage ich mal diese Maßnahme der FATF geführt letztes Jahr, wo ja Malta auf die graue Liste gesetzt wurde, aber ich denke, das wird gelöst werden, und dann wird dem nicht mehr entgegenstehen. Also Krypto ist eine zweite Branche, wo man sich überlegen sollte, in Malta möglicherweise Fuß zu fassen, wenn man in dem Bereich tätig ist. Natürlich die ganze Finanzbranche ist auch relativ groß, also alternative Investment Funds, Finanzberater, Investmenthäuser und so. Da ist natürlich auch relativ viel los in Malta, das heißt, das wäre eine weitere Branche. Was alle diese drei Branchen im Grunde gemeinsam haben, ist, dass sie letztlich von der Regierung besonders gefördert werden, denn Malta hat ja keinerlei natürliche Ressourcen. Und es ist ein sehr kleines Land. Die mussten sich im Grunde genommen überlegen: Wie können wir innerhalb der wirtschaftlichen Union wirtschaftlich überleben? Was ist unser USP, also was können wir machen? Welches Umfeld können wir schaffen, dass wir attraktiv sind für externe Investments? Hier hat man versucht, dann entsprechend sich zu profilieren, und natürlich zum Teil wenigstens mit sehr großem Erfolg.

30:13 - Yacht-Registrierung in Malta

Sebastian: Das Thema Yachten, das Du angesprochen hast, das ist einfach ein Programm, das es schon seit längerem auf Malta gibt. Es erlaubt letztlich einem zukünftigen Yacht Besitzer eine Yacht mehrwertsteuerfreundlich in die EU zu importieren, was natürlich bei Yachten immer ein Riesen Thema ist. Man muss ja eine privat genutzte Yacht in der Europäischen Union voll mit Mehrwertsteuer versteuern, das heißt, wenn die Yacht 10 Millionen kostete, dann lege ich nochmal extra 2 Millionen Umsatzsteuer drauf. Das maltesische System erlaubt es jetzt letztlich, dass ich diese Yacht über eine Firma erwerbe. Diese Firma erwirbt dann dieses Boot als eine Chartergesellschaft, muss somit also somit zunächst mal zum Zeitpunkt des Kaufes keine Umsatzsteuer bezahlen, denn im Gewerbsbereich ist keine Umsatzsteuer fällig. Dann vermietet also meine eigene Chartergesellschaft die Yacht an mich, und dafür muss ich dann natürlich Umsatzsteuer bezahlen. Somit kann ich dann letztlich die fällige Umsatzsteuer über eine Periode von sieben Jahren und auch noch zu einem günstigeren Satz mehr oder weniger, ich sage mal abstottern an die maltesischen Behörden. Das ist der Sinn dieser maltesischen Umsatzsteuerregelung für den Yachtkauf, auch sehr populär natürlich.

31:31 - Die Beantragung der Lizenz für ein Online Casino

Daniel: Am nächsten Tag habe ich mich mit Sebastian noch einmal getroffen, und wir sind noch auf ein paar andere, spezielle und interessante Punkte zur Unternehmensgründung auf Malta zu sprechen gekommen. Gerade Vorhaben wie Finanzdienstleistungen, Casinos, Online Gambling oder Krypto Unternehmen benötigen spezielle Lizenzen, die man auf Malta auch beantragen kann. Aber die Frage ist: Wie lange dauert das? Und wie schnell ist man mit seiner Gesellschaft dann geschäftsfähig?

Sebastian: Es ist in der Tat so, dass es hier zum Teil große Missverständnisse hinsichtlich der Anforderungen der maltesischen Behörden gibt. Es ist ein sehr langwieriger Prozess. Ich würde nicht sagen langwieriger als in anderen Staaten, wir haben ja zum Beispiel mit dem Simon Fundel vor einigen Wochen gesprochen, wie lange er gebraucht hat, um in der Schweiz seine Krypto Exchange Lizenz zu bekommen. Da muss man sich eine ähnliche Dauer auch in Malta vorstellen. Wir reden hier minimal von sechs Monaten bis zwölf Monate oder länger, bis man diese Lizenz hat. Und die sechs Monate gehen auch nur dann, wenn man tipp komplett fertig ist. Wir haben manchmal Mandanten, die kommen zu uns und sagen, sie möchten ein Casino eröffnen. Die Anforderungen, die dort gestellt werden an die Software, die sind extrem hoch. Das heißt, in der Regel kostet es, eine Software zu entwickeln, mehrere hundert tausend für so ein Online Spielcasino, selbst wenn es ein einfacheres Spiel ist, und man muss die dann komplett auch technisch dann prüfen lassen, ob die den rechtlichen Anforderungen erfüllt, wie die Wettquoten sind und so weiter. Das sind ganz enorme Aufwände. Wie gesagt, das ist etwas, was langfristig angedacht und angegangen werden muss, nichts davon ist schnell, nichts davon ist günstig, das dauert enorm lange, man braucht dafür sehr kompetente Berater, Anwälte, Wirtschaftsprüfer. Das ist etwas, was man absolut nicht unterschätzen darf.

33:31 - Wie kann ich diesen Vorgang beschleunigen?

Daniel: Gibt es trotzdem eine Option, das zu beschleunigen? Wie kannst Du mir helfen, dass ich vielleicht doch schneller zum Zug komme?

Sebastian: Es gibt tatsächlich Möglichkeiten. Es gibt dort sogenannte White Label Anbieter, gerade im Casino Bereich und auch im Finanzdienstleistungssektor, unter deren Haftungsmantel man schlüpfen kann, und dann mehr oder weniger deren Lizenz verwenden kann, um hier ein Casino zu betreiben. Die haben dann natürlich komplett verifizierte und von den Prüfern bestätigte Spiele, da kann man dann einfach seine Corporate ID sozusagen draufklatschen, dann kann man sein eigenes Spielcasino recht schnell eröffnen. Wir reden dann tatsächlich von einem Vorgang, der dauert vielleicht mehrere Wochen oder Monate, denn auch dort ist es natürlich so, wenn man denkt, man möchte etwas Deutsches machen. Ich hatte mir mal so etwas vorstellen lassen, und die hatten dann so eine Übersetzung, so eine Oberfläche, die war angeblich auf Deutsch übersetzt, aber die war so schlecht die Übersetzung und das UI, dass ich gesagt habe, okay, da steckt schon eine Menge Arbeit drin, und selbst wenn das ganze Thema Lizenz geregelt ist, man muss es nicht machen. Sicherlich auch dort noch viel Aufwand. Und man muss natürlich dann viel Provision auch abdrücken, sage ich mal, an den Lizenzeigner. Aber das ist die schnellste Lösung, wenn man zum Beispiel ein Casino hat und dort schnell durchstarten möchte.

34:59 - Die Sache mit der Niederlassungsfreiheit innerhalb der EU näher erklärt

Daniel: Jetzt haben wir schon im ersten Teil des Podcast zum Thema Wohnsitz Malta gesprochen und haben gesehen, fantastische Möglichkeiten, es ist eine schöne Umgebung. Aber wenn ich eine Gesellschaft gründen möchte auf Malta, aber mich noch nicht entschieden habe, oder vielleicht auch gar nicht vorhabe, das Modell in Erwägung zu ziehen, nach Malta umzuziehen. Gibt es eine legale, gesetzeskonforme Möglichkeit, meine Gesellschaft in Malta zu gründen, ohne in Malta zu wohnen?

Sebastian: Auch hier wiederum ein tatsächliches Minenfeld. Es gibt ja viele, die denken: „Es gibt die EU Niederlassungsfreiheit, mir kann niemand verbieten, irgendwo eine Firma zu gründen.“ Das ist natürlich korrekt, aber es ist innerhalb der EU an sehr strenge Auflagen gebunden. Man möchte sich dort an die Firma YouPorn erinnern. Diese Porno Webseite, da wurde ja höchste Kaution bezahlt, die jemals in Deutschland bezahlt wurde: 10 Million €, damit der Gründer von YouPorn weiterhin auf freiem Fuß ist. Die hatten es nämlich auch ganz trickreich gemacht, wie sie dachten. Sie haben eine Firma auf Zypern gegründet, hatten dort einen zypriotischen Steuerberater, der dort Director war, und die haben alles von Hamburg aus gemacht. Dann kam die Steuer dahinter, und das ganze Ding ist natürlich hochgegangen. Die haben sich auf die EU Niederlassungsfreiheit berufen, was wie gesagt totaler Quatsch ist. Die EU Niederlassungsfreiheit sagt im Grunde aus, dass man überall Unternehmen gründen kann, aber es gibt sehr strenge Voraussetzungen, wie dieses Unternehmen ausgestaltet werden muss, wieviel Substanz es haben muss, damit es dann von der heimischen, zum Beispiel der deutschen Steuerbehörde akzeptiert wird. Man ist ja verpflichtet, die Beteiligung dem Finanzamt zu melden, und wenn das Finanzamt dann fragt: „Jetzt hast Du eine Malta Firma gegründet, hast Dich schön gemeldet, nun sag mir doch mal, wer ist der Geschäftsführer? Was verdient der? Schick mir doch mal die Lohnabrechnung, bestätige mal, dass das kein Anwalt ist, kein Steuerberater. Bestätige mal, dass er der einzige ist, der Zugriff hat auf das Konto der Gesellschaft. Schick mir mal den Mietvertrag für das Büro, schick mir mal dort eine Skizze, wie dieses Büro aussieht. Wie viele Mitarbeiter sind das, wie die Wertschöpfung ist.“ Es wird sehr detailliert gefragt. Wir haben das auf der Webseite beschrieben unter der sogenannten Nihil Obstat Lösung. Nihil Obstat ist ja ein lateinischer Begriff für „nichts hindert“. Also was muss erfüllt sein, damit das Finanzamt sagt: „Hier gibt es keine Hinderungsgründe, wir akzeptieren diese Gesellschaft so.“ Und da ist im Grunde, man braucht einen Geschäftsführer, der richtig verdient, sagen wir mal 50.000 € im Jahr, man muss zwei, drei Mitarbeiter haben, man muss ein richtiges Büro haben, da muss richtig was stattfinden in Malta. Wir haben es ja gesehen, Lufthansa hat dort 200 Mitarbeiter, die haben da auch so eine Flugzeugwartungsgesellschaft. 200 Mitarbeiter ist klar, dass das für die funktioniert. Wer sowas vorhat, dort Mitarbeiter im großen Stil einzustellen, der kann natürlich dort eine Firma gründen und die ganz legal auch von Deutschland aus besitzen. Er darf nicht ins Tagesgeschäft involviert sein, weil ansonsten hat die Gesellschaft bekanntlich eine Betriebsstätte in Deutschland, aber er kann sie besitzen, er kann legal beteiligt sein, muss aber jederzeit natürlich in der Lage sein, umfangreiche Nachweise zu liefern, dass da tatsächlich umfangreiche Substanz in Malta eingerichtet wurde. Das ist im Grunde die einzige Möglichkeit, im Rahmen der EU Niederlassungsfreiheit. Außerhalb von EU-Staaten ist sogar noch viel mehr erforderlich. Innerhalb der EU Staaten, da würden jetzt auch Malta dazuzählen, Zypern. Die einzige Möglichkeit, so eine Auslandsgesellschaft zu betreiben, ist in der Konstellation.

38:41 - Ist Malta als Standort für meine Holding lohnenswert?

Daniel: Okay, da haben wir also auch Klarheit in dem Punkt. Wir haben über das Thema “spezielle Lizenzen” gesprochen im Bereich Krypto, Online Gaming, Casino, etc. Wenn für mich jetzt Malta interessant wäre oder ich es in Erwägung ziehe, weil ich vorhabe eine Holding zu gründen. Es ist ja so, dass eigentlich Irland und Luxemburg da so die typischen Standorte sind. Kann Malta es mit Luxemburg und Irland aufnehmen? Wäre das eine interessante Alternative für eine EU Holding?

Sebastian: Grundsätzlich in jedem Fall. Malta ist als Holding Standort interessant. Man muss sich überlegen, was sind gute Holding Standorte? Ein guter Holding Standort ist zum Beispiel ein Land, was eine relative großzügige Participation Exemption hat, das bedeutet ein Land, bei dem die Besitzquote und die Haltefristen an einer Beteiligung relativ gering sind, damit ich diese steuerfrei veräußern kann. Als Beispiel: Was passiert, wenn ich eine Beteiligung habe als Holdinggesellschaft in Höhe von 10 % an einer anderen Gesellschaft und ich verkaufe diese nach zwei oder drei Jahren? Da kann man praktisch sagen, dass in jedem EU Land diese Veräußerung in der Holdinggesellschaft steuerfrei wäre, also auch in Deutschland. Wenn ich eine deutsche Holding habe und diese verkaufe zu den Konditionen, eine Beteiligung, dann ist der Veräußerungserlös in der Holding steuerfrei. Was, wenn ich jetzt sage, ich besitze nur 0,5 % und ich halte es nur für sechs Monate? Dann wäre es in den meisten Ländern nicht mehr steuerfrei, aber in Malta ist eben trotzdem die Participation Exemption relativ großzügig aufgestellt. Was ich gerade eben gesagt habe, war nur ein Beispiel, aber man kann sich das im Detail mal anschauen. Weitere Vorteile für Holdinggesellschaften ist natürlich die Frage: Wird eine Quellensteuer ausgeschüttet, ist es vor allem da interessant, zum Beispiel man wohnt in Dubai, hat eine Holding in der EU, in vielen EU Ländern inklusive zum Beispiel auch Luxemburg oder auch der Schweiz, was ja nicht in der EU ist, aber ja doch EU-Recht vielfach anwendet. Wenn die Gesellschaft eine Dividende ausschüttet, wird eine Quellensteuer einbehalten. In der Schweiz unglaubliche 35 %, in Luxemburg immer noch möglicherweise 15 %, oder manchmal auch weniger in Luxemburg. Das hat Malta auch nicht. Malta hat keine Quellensteuer, genauso wie auch das UK keine Quellensteuer hat, ist also auch als Holding Standort interessant. Insofern kann Malta als Holdingstandort in der EU auf jeden Fall interessant sein.

41:14 - Die globale Mindestbesteuerung betrifft nicht alle

Daniel: Fassen wir jetzt nochmal die positiven Aspekte einer Unternehmensgründung auf Malta zusammen. Wir haben gesehen, Malta ist wirklich ein idealer Standort, ein idealer Firmensitz in der EU, nicht nur wegen des guten Wetters, was Du ja schon mehrfach erwähnt hast, sondern es ist sehr einfach einen Aufenthalt zu bekommen, es ist sehr einfach ein Unternehmen zu gründen, die Anforderungen an das Stammkapital waren relativ gering. Gut, Bankkonto und EU Umsatzsteuer-ID haben wir gesehen, ist zumindest nicht schwieriger als in anderen EU Ländern, aber natürlich auch nicht so einfach, wie man sich das manchmal vielleicht gerne vorstellt. Lebenshaltungskosten waren moderat, und wir haben vor allem gesehen, steuerlich sehr interessant, vor allem, wenn man dort wohnt. Wo bekommt man in der EU noch 5 % Körperschaftsteuer in der Konstellation? Aber jetzt OECD als Stichpunkt. OECD hat ja im Auftrag der G20 das Konzept für die globale Mindestbesteuerung entwickelt, und man redet ja von 15 % Körperschaftsteuer. 127 Staaten sind schon dabei, wollen das also umsetzen, und jetzt könnte ja sein, die 5 % erwähnten Körperschaftsteuern, die so fantastisch klingen, lösen die sich dann in Luft auf? Kann das passieren? Vielleicht kannst Du da noch ein bisschen Licht ins Dunkel bringen?

Sebastian: Das ist natürlich auch einer dieser Punkte, die doch zum großen Teil in der Bevölkerung komplett falsch verstanden wurden. Diese 15 % sind ja letztlich nur für die größten Unternehmen der neue minimale Satz für die Körperschaftsteuer. Wir reden von Unternehmen, die einen Umsatz von mehr als 750 Millionen € machen, nur die sind davon betroffen. Das ist überall so. So ist es natürlich auch in Malta, also Unternehmen, die zu diesen großen Unternehmen gehören, also mehr als 750 Millionen € Umsatz machen, die müssen in Zukunft tatsächlich minimal 15 % Körperschaftsteuer bezahlen, auch in Malta. Aber in Malta sind es, und hier haben wir jetzt einen Artikel von der Times auf Malta, den ich hier zitiere, wären es 20 Unternehmen, die davon betroffen sind. Die werden davon betroffen sein, aber gerade unsere Mandantschaft, die ja sehr viel kleinere Unternehmen sind, sind davon nicht betroffen. Das Gleiche ist auch in Irland so, selbstverständlich, auch da sind natürlich die größten Unternehmen davon betroffen, ganz klar. In Irland sind ja sehr viele große Unternehmen, kennt man ja, Google, Microsoft und so weiter sind da ansässig mit ihren europäischen Niederlassungen, noch mehr als in Malta natürlich. Da sind dann tatsächlich 15 % Steuern zu bezahlen, aber für den Großteil der Unternehmen, also für 95 % oder mehr, ich weiß gar nicht, wie viele das sind, hat es keinerlei Auswirkung.

44:14 - Shelf Companies

Daniel: Okay, also haben wir dort sozusagen die Kuh vom Eis, das betrifft also die meisten potentiellen Mandanten nicht, auch vielleicht unsere Zuschauer und Zuhörer, aber wie sieht es aus mit den jüngsten Initiativen oder Entwicklungen in Bezug auf EU Shelf Companies? Da hat man auch einiges gelesen, dass dort einiges neu geregelt werden soll. Könnte das eventuell Auswirkungen auf potentielle Interessenten des Firmensitzes Malta haben?

Sebastian: Genau, also konkreter erklären wir mal, was damit gemeint ist. Die EU hat jetzt vor Kurzem gerade um Weihnachten herum angekündigt, dass gegen Shelf Companies vorgegangen werden soll. Eine Shelf Company ist eine Gesellschaft, die keinerlei lokale Substanz hat sozusagen. Man gründet eine Gesellschaft, was weiß ich, irgendwo in Zypern oder auch in Malta, es gibt keinen lokalen Geschäftsführer, da passiert keine lokale Wertschöpfung vor Ort, die Gesellschaft wird verwendet, um Rechnungen an irgendjemanden zu stellen und hat aber eigentlich einen sehr geringen Footprint, sage ich mal so. Gegen diese Gesellschaften soll durch die EU vorgegangen werden, die Benutzung soll letztlich verunmöglicht werden, indem zum Beispiel die EU Mutter-Tochter-Richtlinie und andere steuerliche Vorteile durch diese Gesellschaft nicht mehr in Anspruch genommen werden kann. Mal angenommen ich hätte eine deutsche Holdinggesellschaft, ich bin eine deutsche Unternehmensgruppe, habe eine deutsche Holdinggesellschaft, habe eine Malta Shelf Company, also irgendwie eine kleine Gesellschaft, die schreibt irgendwelche Rechnungen an Kunden, was weiß ich, irgendwo außerhalb der EU, diese Gesellschaft macht Gewinne und zahlt darauf 5 % Steuern in Malta, führt den Rest an die deutsche Holdinggesellschaft ab, dann wäre hier nicht mehr die EU Mutter-Tochter-Richtlinie praktisch anzuwenden in Zukunft, sondern kann die deutsche Holdinggesellschaft letztlich dann diese Gewinne nachbesteuern nach deutschem Körperschaftsteuer- und Gewerbesteuersatz. Das wären jetzt die konkreten Voraussetzungen. Auch hier fällt es mir jetzt schwer zu sagen, wo für unsere Mandantschaft der konkrete Ansatzpunkt wäre, denn normalerweise viele der steuerlichen Vorteile innerhalb der EU, wie jetzt eben mit der Mutter-Tochter-Richtlinie und diese Dinge werden ja nicht unbedingt in Anspruch genommen von unseren Mandanten, wenn man kleinere Unternehmen hat. Da muss man aber dann möglicherweise umdisponieren, aber, und ein ganz wichtiger Punkt ist natürlich auch der Grund, warum wir immer empfehlen, den Wohnsitz zu verlagern. Gerade im Fall von Malta raten wir immer dazu, nach Malta umzuziehen, und in dem Moment, wo der Eigentümer und der Geschäftsführer der Gesellschaft vor Ort lebt, ist es auch keine Shelf Company mehr, das heißt, alles, was wir gerade eben gesagt haben, würde eh nicht zutreffen. Also insofern kann ich mir eigentlich, wenn man der Strategie folgt, die wir ja schon seit Jahren verfolgen, gerade in Malta: also komplett alles aufgeben, nach Malta umziehen, dort ein Unternehmen gründen, sich dort anstellen lassen, selbst Geschäftsführer zu sein, selbst Gesellschafter zu sein, das komplett von dort zu betreiben, dort eine Betriebsstätte zu haben, dort Mitarbeiter zu haben und so weiter, dann ist man dort eigentlich keinem Risiko ausgesetzt.

47:18 - „Aggressive Steuerplanung“ und neue Anordnungen der ATAD

Daniel: Zum Thema Risiko: Das Risiko, dass mir letztendlich aggressive Steuerplanung vorgeworfen wird, im Sinne der ATAD, wie sieht es damit aus? Letztendlich ist es ja so, dass der Reiz, vielleicht meinen Unternehmenssitz in Malta zu wählen, es sind ja schon steuerliche Vorteile, also 5 % Körperschaftsteuer, wie Du es erklärt hattest, bekomme ich ja sonst in der Form nirgendwo anders. Jetzt entscheide ich mich aufgrund dessen für Malta – wird mir jetzt automatisch aggressive Steuerplanung angedichtet oder vorgeworfen?

Daniel: Sebastian erklärt hierzu aber erst einmal, was ATAD überhaupt bedeutet.

Sebastian: Die ATAD ist die Anti Tax Avoidance Directive der EU, und die hat im Grunde zwei Dinge festgelegt; die hat viele Dinge festgelegt, aber darunter zwei. Die eine Sache ist, und da sind jetzt auch wir daran gebunden, wenn man jetzt in Malta eine Steuerberatungskanzlei betreibt, eine Anwaltskanzlei oder einen Corporate Service Provider, dann muss man letztlich bei jedem neuen Mandanten, der zu einem kommt und hier möglicherweise eine Gesellschaft gründen möchte oder sonst was unternehmen möchte, zunächst mal einen Test machen, warum der denn überhaupt diese Maßnahme ergreift. Und wenn wir jetzt mal sagen würden, wir haben einen Mandanten, der wohnt in Deutschland und der sagt: „Okay, die deutsche Steuer ist mir viel zu hoch, ich möchte eine Gesellschaft gründen, bitte machen Sie das für mich,“ dann wären wir verpflichtet gemäß der ATAD, diesen Auftrag abzulehnen. Das ist aggressive Steuergestaltung und Steuerplanung, und einen solchen Auftrag dürfen Anwälte, Corporate Service Provider und ähnliche Berufe im Grunde nicht mehr ausführen. Es geht dann noch einen Schritt weiter, wenn der jetzt seine Firma doch irgendwie gründet und der kommt dann hinterher zu seinem eigenen Steuerberater und es kommt raus: „Ich habe in Malta eine Firma gegründet, die Steuern in Deutschland sind ja viel zu hoch, ich werde jetzt hier alles umschichten auf meine Malta Gesellschaft,“ dann ist im Grunde genommen der deutsche Steuerberater verpflichtet im Rahmen der ATAD, ihn auch zu melden, also bei grenzübergreifenden Zusammenhängen, die der aggressiven Steuerplanung und Steuergestaltung hier im Grunde entsprechen. Auch hier muss man sagen, wie gesagt, das Modell, das wir haben, und das sagen wir ja ganz bewusst, das sagen wir ja überall auf der Webseite: „Verlegt den Wohnsitz zuerst ins Ausland.“ Das hat ja einen Grund. Und das ist genau mit ein Grund dafür. Denn ein Umzug ins Ausland ist nie aggressive Steuerplanung. Ein Umzug ins Ausland, wenn man wirklich dort hinzieht, wirklich dort wohnt, ist es immer persönliche Präferenz, persönliche Freiheit. Wenn ich in Spanien gerne wohne, weil mir das Essen besser schmeckt, weil mir das Wetter besser gefällt, dann ist es nie aggressive Steuerplanung, auch wenn das meine tatsächlichen Motive sind, kann mir das nie vorgeworfen werden. Dann lebe ich in einem Land wie Spanien, habe den Beckham Law Status oder einen NHR Status in Portugal oder aber den Non-Dom Status in Malta. Dann sind ja sowieso meine Auslandseinkünfte steuerfrei, und dann kann ich ja auch eine Firma gründen im Ausland, denn damit ist es dann keine aggressive Steuergestaltung mehr. Dann zahle ich ja sowieso auf Auslandseinkünfte keine Steuern, und insofern wäre auch die Maßnahme an sich nicht als aggressive Steuergestaltung zu identifizieren. Also insofern, wenn das mit dem Umzug kombiniert wird und der Umzug immer das primäre Motiv ist, dann ist man da abgesichert.

50:53 - Was mir steuerlich angehängt werden kann, wenn ich in Malta lebe und Deutschland besuche

Daniel: Jetzt verlege ich also meinen Wohnsitz nach Malta, gründe mein Unternehmen in Malta, so wie Du es jetzt gerade beschrieben hast, bin dann aber doch regelmäßig in Deutschland. Gibt es dann irgendetwas, was mir passieren kann? Ich habe offiziell meinen Wohnsitz komplett nach Malta verlegt, aber setze mich regelmäßig in den Flieger, habe noch das eine oder andere in Deutschland zu tun.

Sebastian: Also grundsätzlich natürlich nicht. Grundsätzlich natürlich nicht, man ist ja nicht im Gefängnis, man kann das machen. Es gibt einige Dinge, die sind zu beachten. Es gibt eine harte Grenze, das sind 183 Tage. Wenn ich jetzt also in Deutschland für 183 Tage bin, dann bin ich natürlich in jedem Fall in Deutschland wieder unbeschränkt steuerpflichtig. Das kann ich auf keinen Fall machen. Aber natürlich auch schon weit weniger als 183 Tage könnten mir möglicherweise ein Problem verursachen. Wenn ich zum Beispiel auch nur 100 Tage in Deutschland bin und von dort aus meine Gesellschaft leite, das heißt, dort als Geschäftsführer dieser maltesischen Gesellschaft zum Beispiel, hier laufend in Deutschland Verhandlungen führe, Geschäftsanbahnungen führe, Verträge abschließe, dann hat die Gesellschaft möglicherweise in Deutschland eine Betriebsstätte und ist damit in Deutschland steuerpflichtig. Jetzt mag man sich fragen: „Wie kommt sowas raus?“ Sowas ist absolut möglich rauszukommen. Ich kann mich an einen Mandanten erinnern, der ist aus Deutschland weggezogen, hat alles regulär, komplett sauber, ordentlich in Deutschland abgeschlossen. Nach drei Jahren haben die das wieder angeschaut in Deutschland, haben die das ausgegraben und haben ihn als erstes gefragt, dass er mal einen Nachweis liefern soll für jeden einzelnen Tag in den drei Jahren, wo er sich aufgehalten hat. Der war jetzt tatsächlich auch in Deutschland, ich glaube so 100 Tage im Jahr, oder zumindest im ersten Jahr 100 Tage, im zweiten Jahr dann weniger, und dann haben sie gefragt: „Was hast Du denn gemacht in Deutschland in den 100 Tagen? Hattest Du dort Meetings, wo Du für die maltesische Gesellschaft hier Geschäfte angebahnt hast, mit Kunden Verträge unterschrieben hast und so weiter?“ Hatte er nicht, denn er hatte in Malta einen Geschäftsführer angestellt, einen anderen Kollegen von ihm, der in Deutschland gelebt hat, das heißt, der war gar nicht Geschäftsführer der maltesischen Gesellschaft, insofern konnte ihm das dann nichts anhaben. Aber wie gesagt, solche Sachen sind natürlich möglich, dass die passieren. Das heißt, wenn man sich in Deutschland aufhält, dann muss man natürlich darauf achten, wie lange das ist, man muss auf jeden Fall darauf achten, was man dort tut, man muss klar dokumentieren. Der wichtigste Teil ist natürlich, dass man in Deutschland keine Wohnung mehr hat, das ist ganz klar. Wir haben zum Beispiel einen Mandanten, der in Malta lebt, der eine Firma in Malta hat. Der ist zwei Wochen in Malta, dann ist er zehn Tage in Deutschland, dann ist er wieder zwei Wochen in Malta, zehn Tage in Deutschland. Wenn er dort ist, übernachtet er immer im Hotel, hat also keine Wohnung dort, alles mit dem Wissen des Finanzamtes natürlich, und der hat dort bisher kein Problem gehabt.

53:45 - Konkrete Schritte und Ratschläge für eine geplante Umsiedlung nach Malta

Daniel: Zum Schluss wollte ich von Sebastian noch wissen, wie denn ganz konkret die nächsten Schritte aussehen könnten, wenn jemand ernsthaft in Erwägung zieht, seinen Wohnsitz nach Malta zu verlagern und dort ein Unternehmen zu gründen.

Sebastian: Wie gesagt, das Wichtigste ist, dass man sich der Konsequenzen klar bewusst ist und auch sich dessen bewusst ist, dass heute nichts mehr einfach ist. Wenn irgendein Berater sagt: „Kein Problem,“ dann ist es eine gefährliche Aussage. Der erste Schritt muss zunächst sein, dass man sich klar sein muss, dass man tatsächlich nach Malta umziehen muss. Wenn man natürlich Geschäftspartner hat und das zu dritt oder so macht, dann kann natürlich einer nach Malta umziehen, das ist klar, aber ansonsten muss man natürlich dahin umziehen wollen, zumindest ist das unser Rat, um hier jedes Problem zu vermeiden, und das ist der erste Schritt. Man muss sich als erstes damit auseinandersetzen: Kann ich mir vorstellen, wirklich in Malta zu wohnen? Dafür haben wir ja schon einen Podcast aufgenommen.

Daniel: Übrigens, wenn Du keinen unserer interessanten Podcasts mehr verpassen willst, dann klick jetzt gleich auf ABO und besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen, und Du kannst uns dort Deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.

Sebastian: Kann ich mir das vorstellen? Kleine Insel, sehr laut, weit ab vom Schuss, andere Kultur, anderer Lebensstandard – kann ich mir vorstellen, das zu machen? Das wäre die erste Frage, die man sich tatsächlich stellen muss und auch ehrlich sich gegenüber beantworten muss. Vielleicht ist es ja nicht Malta, vielleicht ist es ja Zypern oder irgendetwas anderes. Irland oder so. Ich würde jedem raten, der es tatsächlich vorhat, dort ein Unternehmen zu gründen, sich erstmal in den Flieger zu setzen, mal eine Woche da zu verbringen. Malta ist gut, sehr gut connected, man kann dort ohne Weiteres hin, es gibt schöne Hotels, man kann auch gut auch mit Familie mal dort bleiben und sich das vor Ort anschauen. Und dann sollte man sich dort auf jeden Fall mit den lokalen Gegebenheiten vertraut machen. Und wenn man sich das dann tatsächlich vorstellen kann, dann wäre der Umzug im Grunde genommen der erste Schritt, also den muss man als erstes angehen. Bevor man den gemacht hat, braucht man das mit der Firmengründung erst gar nicht anfangen. Wir sind in Malta vertreten, mein Bruder Philipp lebt in Malta, leitet dort unser Büro DWP Dr. Werner & Partner, und man kann dort gerne bei uns vorbeikommen, wenn man dann in Malta ist, dann kann man ein Gespräch führen, das weitere Vorgehen planen. Aber man muss wirklich dort hingehen, damit man auch nicht die Zeit verschwendet. Es macht keinen Sinn, die eigene Zeit oder auch unsere Zeit zu verschwenden. Man muss dahingehen und sich klar sein: „Okay, ich werde dahin umziehen, und jetzt möchte ich gerne den Umzug besprechen.“ Wir kennen auch Immobilienmakler, wir können dort auch zeigen, wo man am besten wohnen kann, denn man kann konkrete Objekte anschauen, das ist alles recht einfach, habe ich beim letzten Podcast besprochen. Aber das ist wichtig, dass man das richtige Mindset hat. Die Schlimmsten sind immer die, die kommen und sagen: „Naja, findet ja eh keiner raus, ich will das nicht so machen, wie Sie es mir empfehlen, sondern ich will das gerne machen von Deutschland aus. Ich will dort leben in Deutschland, will den engen Strom anhaben als Director,“ also solche Sachen, da nehmen wir meilenweit Abstand davon. Das heißt, wer eine gewisse Ernsthaftigkeit hat, und es muss natürlich auch ein profitables Unternehmen sein. Wir sagen unter 500.000 € Gewinn, zumindest perspektivisch, macht es auch keinen Sinn, der Aufwand ist ja auch riesengroß. Das macht ja keinen Sinn, deswegen ins Ausland umzuziehen. Wenn man also diese Ernsthaftigkeit hat, dann würde ich jedem empfehlen, sich das zu überlegen, und am besten nach Malta kommen und einen Termin ausmachen mit uns.

Daniel: Klasse, ich habe auch gerade mal geguckt, Flüge sind teilweise sehr erschwinglich, kann zum Beispiel ab Berlin schon für 50 € bis 60 € fliegen, also das ist ein guter Tipp von Dir.

Sebastian: Auf nach Malta!!

Daniel: Genau, auf nach Malta!! Können wir nur allen Zuschauern und Zuhörern empfehlen. Wenn Ihr jetzt den Teil 1 nicht gehört habt, Malta Wohnsitz, dann geht auf die Webseite und hört oder seht Euch das nochmal an. Vielen Dank Sebastian.

Sebastian: Danke Dir, Tschüß!

Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Paraguay - Einwanderer & Unternehmer "Herzlich Willkommen"

Entdecken Sie Paraguay als ideales Ziel für Einwanderer und Unternehmer. Erfahren Sie mehr über steuerliche Vorteile, einfache Einreisebedingungen und die herzliche Willkommenskultur. Begleiten Sie uns auf eine Reise nach Südamerika!

Zu Gast: Markus Haubenwaller

Nachdem Sie mit uns bereits einige Länder in Europa erkundet haben und wir auch über die steuerlichen Vorteile und ein Leben in Thailand, Singapur oder Dubai berichteten, können Sie uns heute das erste Mal nach Südamerika begleiten: Es geht nach Paraguay! Ein Land, das bis vor Kurzem einen Einkommensteuersatz von 0% hatte und Gewerbetreibende ihre privaten Lebenshaltungskosten von den Firmenkosten absetzen können. Ein Land, dessen Staat Ihr Privatleben nicht kontrolliert, eine einfache Einreise ermöglicht und Sie mit offenen Armen willkommen heißt.

Wenn Sie nach Paraguay auswandern möchten, sind Sie hier genau richtig. Markus Haubenwaller ist unser heutiger Gesprächspartner der weiß, wovon er redet. Er lebt mit seiner Familie seit über zehn Jahren in Paraguay, teilt seine Erfahrungen und ist Autor des Buches „Investoren Ratgeber Paraguay“. Bei Fragen, wie Sie Ihr Geld in Paraguay gewinnbringend anlegen können, wird er Ihnen die Möglichkeiten aufzeigen. Er bietet praktische Lösungen für örtliche Stolpersteine. Paraguay hat viel zu bieten bezüglich persönlicher Freiheit und steuerfreier Auslandseinkünfte. Kommen Sie mit auf unsere Reise und lassen Sie sich überraschen.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

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Ein kleiner Einstieg in das Land mit nur drei der erstaunlichsten Dinge in Paraguay

Wussten Sie, dass Guaraní nicht nur die lokale Währung in Paraguay ist, sondern auch eines der indigenen Völker Südamerikas? Die Sprache Guaraní ist die zweite Amtssprache des Landes neben Spanisch (Castellano). Wussten Sie, dass die Iguazú Wasserfälle mit 2,7 km Breite die größten der Welt sind, der Name „Iguaçu“ von den Tupi-Guaraní kommt und „großes Wasser“ bedeutet? Wussten Sie, dass bis vor etwa zehn Jahren der Einkommensteuersatz in Paraguay 0% betrug? Dieses hat sich inzwischen verändert und ist auf maximal 10% gestiegen - auch gut.

Stabile Währung und politische Führung

Die paraguayische Währung Guaraní gibt es seit 1940 und ist die älteste und stabilste Währung Südamerikas. Die politische Führung des Landes stellt seit 70 Jahren die ANR, die Colorado Partei, die Sie mit der CDU in Deutschland vergleichen können. In Paraguay herrscht die freie Marktwirtschaft, und teure Systeme wie Zwangsversicherungen und ein staatliches Rentensystem gibt es dort nicht. Drastische Veränderungen sind nicht abzusehen.

Dem Land fehlen qualifizierte Arbeitskräfte

In der Hauptstadt Asunción leben etwa 30% der paraguayischen Bevölkerung, also etwa 2 Millionen der 7 Millionen Einwohner, und dort können Sie alles finden: teure Autos und Shopping Center mit den gleichen Geschäften und Waren wie in Deutschland. Ein kurzer Arztbesuch in Paraguay kostet Sie bei einem einfachen Arzt umgerechnet 10 €, bei einem guten Arzt das Dreifache. Wenn Sie also gerade einen neuen Wohnsitz suchen und Ihre Qualifikationen und Ihr Handwerk einbringen möchten, haben Sie in Paraguay gute Chancen. Qualifizierte Fachkräfte sind selten. Es gibt keine Ausbildung im Land, und die Konkurrenz ist klein, was gute Arbeit angeht. Wer gut ist, wird automatisch reich, sagt Markus.

Das Gesundheitssystem in Paraguay – für manche etwas ungewohnt

Mit einer Einwohnerzahl von 7 Millionen auf einer Fläche von Deutschland und Österreich zusammen werden Sie leicht erkennen, dass nicht alle Bereiche des Landes über eine gleich gute Infrastruktur verfügen. Die Hauptstadt Asunción ist modern und lässt nichts zu wünschen übrig. Dort finden Sie Krankenhäuser, die mit allen Geräten ausgestattet sind und alle Operationen durchführen. In staatlichen Krankenhäusern wird jeder ärztlich versorgt. Nachteile: Diese Krankenhäuser sind keine Hotels, und Sie benötigen eine Begleitperson, die Ihnen Essen und Medikamente bringt. Die paraguayischen Privatkrankenhäuser sind eher das, was Europäer gewohnt sind und müssen auch dementsprechend bezahlt werden. Die Kosten können entweder durch Ihre Auslandskrankenversicherung abgedeckt werden, oder Sie wenden sich an Markus, der eine inländische auch für Auswanderer besorgt.

Die Aufenthaltsgenehmigung und digitale Nomaden

Die Aufenthaltsgenehmigung für Paraguay können Sie mit Ihrer beglaubigten Geburtsurkunde und einem beglaubigten polizeilichen Führungszeugnis beantragen. Dazu müssen Sie einmal anreisen und können im Extremfall und mit Hilfe sogar innerhalb von einem Arbeitstag Ihre Papiere in den Händen halten und das Land wieder verlassen. Wo Sie dann wirklich leben, das ist Ihre Entscheidung; niemand überprüft Ihren Aufenthalt, und die Aufenthaltsgenehmigung ist Ihr Leben lang gültig. Eine Steuernummer erhalten Sie nicht automatisch, und auch Ihr Welteinkommen interessiert das lokale Finanzamt nicht. Daher wählen viele digitale Nomaden gerne Paraguay als Wohnsitz, lassen ihre Buchhaltung vor Ort günstig verwalten und reisen durch die Welt. Sie können auch eine Firma in Paraguay gründen und von dort aus arbeiten.

Kein Bankkonto in Paraguay für den internationalen Zahlungsverkehr

Paraguay ist ein wunderbares Wohnsitzland, in dem Sie Ihr Unternehmen sehr kostengünstig und legal unterhalten können, aber lassen Sie Ihre internationalen Zahlungen über ein ausländisches Konto laufen. Die Vorschriften zur Kontoeröffnung sind extrem verschärft worden.

Schulpflicht in Paraguay, deutsche Schulen und Homeschooling

Gibt es in Paraguay deutsche Auswanderer? Von den 7 Millionen Einwohnern Paraguays sind 8%, also etwa 500.000 Deutsche oder deutschstämmige. Dementsprechend gibt es ausreichend deutsche Schulen und unterschiedlich große deutsche Kolonien, wo Sie alles vorfinden wie in Deutschland. Selbst die bekannte Schulpflicht gibt es in Paraguay, nur wird diese nicht durchgesetzt. Die Regierung kümmert sich nicht darum, was Sie zu Hause machen, und wenn Sie Ihr Kind homeschoolen oder auf eine Online Schule schicken, werden Sie von den Behörden vor Ort keine Probleme bekommen. Ein hervorragendes Bildungssystem und viele weitere Vorteile finden Sie übrigens auch in Chile.

Insider-Tipps von Markus und Updates zu den Einreisebestimmungen

In manchen Ländern kommen nicht alle Sendungen per Post beim Empfänger an. Paraguay ist ein solches Land, aber gewusst, wie können Sie das verhindern. Schicken Sie Ihre Sendung mit DHL Express und vermerken, dass der Empfänger diese im Paketlager abholt. Mehr Informationen finden Sie auf der nachfolgend aufgeführten Webseite von Markus mit regelmäßigen Updates und Tipps bezüglich der aktuellen Corona-Einreisebestimmungen und der allgemeinen Gesetzeslage zur Einwanderung.

Wenn Sie nun nach Paraguay auswandern wollen, finden Sie alles zum Thema “Auswandern Paraguay Erfahrungen” auf unserem Podcast Perspektive Ausland und unseren Websites Wohnsitzausland, Auslandsunternehmen, und Stmatthew.

Kontaktdaten und Links:

Markus Haubenwaller

Homepage: www.paraguayprofis.com

E-Mail:        info@paraguayprofis.com

WhatsApp:  +595 983 760048

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Timestamps

00:00  -  Begrüßung und Einleitung und Vorstellung Markus Haubenwaller

01:18  -  Niedrige Steuersätze und Geldanlagen in Paraguay

04:50  -  Wie ist das möglich?

06:52  -  Wie ist das mit der politischen Führung in Paraguay?

08:24  -  Der Lebensstandard in Paraguay

12:32  -  Der typische Kunde von Markus vor und nach Corona – ein Unterschied wie Tag und Nacht

15:22  -  Wie kann ich mich in Paraguay finanzieren?

16:59  -  Steuerpflicht für digitale Nomaden mit Paraguay als Wohnsitz

20:00  -  Beantragung, Erhalt und Gültigkeit der Aufenthaltsgenehmigung

24:46  -  Problemlösung

26:49  -  Ein paraguayisches Bankkonto und seine Hürden

27:40  -  Residence Card aber doch kein Konto?

29:43  -  Wie sieht das aus mit Krypto in Paraguay?

32:49  -  Wohnsitz und Firma in Paraguay, Konto außerhalb

34:54  -  Frauen in Paraguay

36:35  -  Deutsche Schulen in Paraguay

38:29  -  Eigentlich gibt es in Paraguay eine Schulpflicht

39:45  -  Gesundheitsversorgung in Paraguay

44:24  -  Sicherheit und Kriminalität in Paraguay und die deutschen Kolonien

47:37  -  Die politische Zukunft Paraguays

49:42  -  Make a long Story short – Kurze Fragen, kurze Antworten

53:16  -  Kontaktdaten Markus Haubenwaller

Mitschrift zu Folge 23 Perspektive Ausland: Paraguay - Einwanderer & Unternehmer "Herzlich Willkommen"

Zu Gast: Markus Haubenwaller

Perspektive Ausland – Der Podcast für Unternehmer und Freiberufler, die es ins Ausland zieht. Egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung oder Lifestylefragen - hier geht's jede Woche zur Sache. Und hier sind Deine Gastgeber, Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Markus Haubenwaller

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute haben wir Markus Haubenwaller zu Gast. Er kann uns einiges über Paraguay erzählen. Das Land zeichnet sich ja nicht nur durch die gute Lebensqualität aus, sondern hat auch einiges an steuerlichen Besonderheiten zu bieten. Bevor wir aber darauf eingehen, stellt sich Markus erstmal selbst vor.

Markus: Gerne, danke für die Einladung, mein Name ist Markus Haubenwaller, und wir betreiben die Webseite www.paraguayprofis.com. Das ist eine Webseite über das Land Paraguay, wo wir viele Gratisartikel anbieten, wo die Leute über das Land Paraguay Information bekommen, und wo wir auch auf professioneller Ebene Dienstleistungen anbieten für die Leute, die ihren Lebensmittelpunkt nach Paraguay verlegen möchten.

01:18 - Niedrige Steuersätze und Geldanlagen in Paraguay

Daniel: Schön, jetzt haben wir natürlich vielleicht zuerst die Frage: Wie kommt es, wie hat es Dich selbst nach Paraguay verschlagen?

Markus: Seit 2009 sind wir im Land, wir sind eine Familie aus fünf Personen, also ich und meine Frau sowie drei Kinder. Ich bin seit 2002 bereits über das Internet hauptberuflich tätig, habe damals eine Firma in den USA gegründet, und war von daher ortsunabhängig. Und die Steuerlage in Österreich ist vergleichbar der in Deutschland, also Österreich ist ein Hochsteuerland. Paraguay hatte zu dem Zeitpunkt eine Einkommensteuer von 0%, also es gab gar keine. Man hatte hier vollkommene Steuerfreiheit.

Sebastian: Und wie ist die heute, wenn ich fragen darf?

Markus: Ja, inzwischen hat es sich gravierend verändert, das heißt der Spitzensteuersatz ist 10%.

Sebastian: Wahnsinn!

Markus: Der Normalsteuersatz ist 8%, und die meisten Gewerbetreibenden haben die Möglichkeit, sämtliche ihrer Privatausgaben geltend zu machen. Also kleinere Unternehmen haben von der Verfassung garantiert, dass sie wirklich die Ausgaben ihrer ganzen Familie gegen den Gewinn, also gegen die Einnahmen gegenrechnen zu können, und Einnahmen weniger Ausgaben ergibt den Gewinn, und da sind auch die ersten 11.000 € steuerfrei, und erst dann wird der Spitzensatz von 8% beziehungsweise 10% fällig. Also sehr, sehr human.

Daniel: Klingt wirklich interessant. Wir müssen dann natürlich noch mehr ins Detail gehen, was steuerliche Dinge betrifft, aber das war doch schon mal ein guter Aufschlag!

Sebastian: Wie kommt es Markus, Du hast gesagt, Du hast im Internet gearbeitet, ich glaube, das ist extrem hilfreich. Viele Mandanten von uns sind ja in der gleichen Situation, die sind im Grunde im Internet tätig, das heißt, sie können irgendwo sein. Corona hat auch mal wieder bewiesen, noch in viel höherem Maße, dass man im Grunde genommen einen Zoom Call von überall auf der Welt haben kann, wie wir es ja gerade hier beweisen. Ich muss dafür nicht in Wanne-Eickel sitzen, ich kann auch in Paraguay oder in Miami oder sonst wo sein. Bei vielen Mandanten löst das natürlich dann auch was im Kopf aus, man fragt sich: „Was mache ich hier eigentlich noch? Ich zahle hier hohe Steuern, es regnet ständig, warum gehe ich nicht irgendwo anders hin?“ Jetzt in Deinem konkreten Fall, das war vielleicht eine ähnliche Ausgangslage für Dich, und es gibt ja noch andere Länder, wo es wenige Steuern gibt. Was hat Dich persönlich an Paraguay so fasziniert?

Markus: Das eine ist die steuerliche Lage. Das andere war, ich hatte mein Unternehmen in den USA abgegeben, und das war ein gutes Geschäft, und es war Geld da, das angelegt werden wollte. Die Anlagesituation in Europa war auch schon vor 12 Jahren nicht viel besser als jetzt, also die Niedrigzins-Politik gibt es schon lange. Währenddessen hier in Paraguay konnte ich über die zehn Jahre, also bis zu Beginn der Covid Krise zwischen 12% und 16% jährlich erwirtschaften zu einer Zeit, wo die hiesige lokale Währung, die heißt Guarani, immer im Plus war gegenüber dem Euro. Das heißt, als wir herkamen, bekam man für einen Euro 7.000 Guarani (PYG), und vor Corona bekam man 6.500. Und die ganze Zeit über war der Guarani im Plus, und es gab eine Rendite zwischen 12% und 16%.

04:50 - Wie ist das möglich?

Daniel: Da stellt sich natürlich die Frage, wie das überhaupt möglich ist.

Markus: Guaraní ist eine sehr alte Währung, die gibt es bereits seit 1940. In der Zeit gab es in Europa den Zweiten Weltkrieg mit der entsprechenden Reichsmark, dann die Deutsche Mark, dann die Ost-Mark und jetzt den Euro. Die ganze Zeit gab es den Guaraní. Das heißt, das ist die stabilste und älteste Währung von Südamerika. Daher leitet sich ab, dass die Inflationsrate auch nicht so hoch ist, wie in anderen südamerikanischen Ländern. Argentinien ist ja das Negativ-Beispiel, die sind alle paar Jahre im Staatsbankrott und haben teilweise 60% Inflation im Jahr, das gab es hier alles nicht. Wir hatten über Jahre, also von 2010 weg über Jahre 2% Inflation. Daher ist die Währung so stark. Und warum gibt es die guten Zinsen? Die guten Zinsen gibt es daher, will der Paraguayer sehr abgeneigt ist zu sparen. Der Einwohner von Paraguay mit wirklich hier geborenen Wurzeln, also wir haben 7 Millionen Einwohner, davon sind 500.000 Deutsche und deutschstämmig. Aber eben 6,5 Millionen nicht. Diese 6,5 Millionen lieben es, auf Kredit zu kaufen. Die haben kein Problem, einen Kühlschrank auf zwei Jahre zu finanzieren, zu 30% Zinsen. Das stört die nicht, die kaufen trotzdem auf Kredit, auf Ratenzahlung und sparen nicht. Das ist in ihrer Mentalität. Also sparen ist definitiv nicht in der Mentalität der Leute hier vorhanden, sie wollen die Güter gleich haben, gleich das Auto, gleich die Klimaanlage, gleich das neue Handy. Und wenn man eben die 30% Zinsen bereit ist zu bezahlen im Konsumgütergeschäfts, dann kann man auf der Seite des Unternehmers entsprechende Gewinne verbuchen. Und für die Anleger gibt es die entsprechenden Erträge. Das war über zehn Jahre lang hier das Prinzip.

06:52 - Wie ist das mit der politischen Führung in Paraguay?

Sebastian: Hinzukommen muss doch auch eine politische Führung, die, wie soll ich sagen, verantwortungsbewusst, stabil, nicht korrupt ist, weil ansonsten würden ja alle diese Bedingungen, von denen Du hier sprichst, gar nicht erst so implementiert werden können, oder?

Markus: Ja, im Wesentlichen stimmt das. Die Regierung ist definitiv stabil, wir haben seit 70 Jahren die gleiche Partei an der Macht, das ist die Colorado Partei, im Prinzip vergleichbar mit der CDU in Deutschland, grob vergleichbar. Und die stellt seit 70 Jahren den Präsidenten. Und das heißt, es gab 70 Jahre keine linksgerichtete Regierung, und es gibt auch keine entsprechenden Systeme, die in der Zeit hätten aufgebaut werden können, wie Zwangsversicherungen, wie ein staatliches Rentensystem, Versicherungssystem, Verwaltungssystem, das sehr viel Geld kostet. Also man hat in Deutschland ein soziales Netz, das hat alles seine Vorteile, und das hat auch alles seine Kosten. In Paraguay ist das nicht so. Hier regiert sehr viel die Freie Marktwirtschaft. Die Korruption ist allerdings ein Problem, die Politik hier ist sehr korrupt. Der Politiker hier handelt primär im eigenen Interesse und schaut, wo er sich während seiner Amtszeit die meisten Vorteile verschaffen kann. Das ist ein Problem, sonst wäre das Land noch viel weiter.

08:24 - Der Lebensstandard in Paraguay

Daniel: Es scheint sich fast zu widersprechen, was Du gerade gesagt hast, aber offensichtlich funktioniert es.

Markus: Stabil und korrupt.

Daniel: Genau, das ist merkwürdig. Jetzt hast Du uns erzählt, der Paraguayer kauft sich sozusagen viel auf Pump, das neue Auto, den neuen Kühlschrank hast Du erwähnt. Das passt jetzt nicht ganz zu meinem Bild. Natürlich, ich wohne dort nicht, weil ich habe immer gehört, dass es ein relativ armes Land ist, also wie passt das jetzt zusammen? Stimmt das? Und wie ist der Lebensstandard? Oder wie kann man sich das vorstellen? Der normale Haushalt, wie leben dort die Einwohner, die nicht Deutsche sind, die Du für uns gerade erwähnt hast, die 6,5 Millionen?

Markus: Das ist eine ganz ausgezeichnete Frage und gar nicht so einfach zu beantworten. Wir haben mit Asunción, der Hauptstadt, eine Stadt mit über 2 Millionen Einwohnern im Großraum. Das ist eine moderne Großstadt, da gibt es Glaspaläste, dort gibt es Shopping Center, dort gibt es 3D-Kino. Wenn man hier in ein Shopping Center geht, das könnte man in München abstellen, man sieht keinen Unterschied. Es ist genau so schön, es ist genau so teuer, es gibt die gleichen Geschäfte, es gibt die gleiche Ware. Das ist definitiv auf Erste-Klasse-Weltniveau. Auch die Autos, die man in den Straßen von Asunción sieht, da sind neue Audis dabei, neue Mercedes S-Klasse, BMW, Porsche. Porsche hat hier eine eigene Niederlassung, man sieht Porsche Cayenne regelmäßig. Die sind definitiv nicht arm. Auf der anderen Seite gibt es – ich will das Bild eines Schneemanns heranziehen. Ein Schneemann hat zwei Kugeln. Eine große Kugel, das ist der Körper, und eine relativ kleinere Kugel, das ist der Kopf. Und der Körper, das ist das paraguayische Volk, das ist eine große Masse von sehr, sehr armen Menschen, die teilweise 300 € verdienen im Monat und sich damit gut bezahlt fühlen. Das ist eine große Masse. Die haben keine Ausbildung, die sind nicht übertrieben fleißig, aber sie sind soweit zufrieden und machen ihre Arbeit in ihren Möglichkeiten. Und dann gibt es den Kopf. Was es nicht gibt, das ist der Hals. Der Hals ist die Mittelschicht. Die Mittelschicht ist bestenfalls so dünn wie ein A4 Blatt, also da kann man ein Blatt dazwischenschieben. Mittelschicht gibt es kaum.

Sebastian: Mittelschicht wären jetzt zum Beispiel Lehrer, Anwälte, Ärzte und so was. Davon gibt es wenig.

Markus: Das teilt sich. Die Lehrer, die würden mit diesen 300 € bis 600 € pro Monat noch in den oberen Teil vom Körper fallen, viele Ärzte auch. Es gibt einfache Ärzte, die haben Medizin studiert, die nehmen für eine Sprechstunde 80.000 Guaraní, das sind grob 10 €. Aber es gibt auch die wenigen Leute, die gut sind. Wer gut ist in Paraguay, wird automatisch reich. Weil, die Konkurrenz ist schlecht, und die Bezahlung lässt sich sehen. Also ein Arzt, der gut ist, der verlangt nicht für eine Sprechstunde 80.000 Guaraní, der verlangt 350.000 für 20 Minuten. Und jede angefangene 20 Minuten der Preis extra. Beim ersten Arzt kannst Du einfach hingehen. Beim zweiten, beim teuren Arzt, hast Du eine Warteliste von zwei Monaten, bis Du drankommst. Wer gut ist, der hat in Paraguay wirklich alle Chancen, denn gute Leute sind hier extrem selten. Und das, was man verdient, kann man behalten. Auch in der Landwirtschaft. Die Soja-Produzenten mit einer großen Fläche, die haben oft zwei Ernten im Monat, und die haben pro 2 bis 3 Millionen US Dollar Einnahmen. Die haben ihre Kosten für das Personal, die haben ihre Maschinen, aber sie zahlen keine Steuern, die können das behalten, vollkommen legal. Und das macht eben den Kopf. Die Oberschicht ist hier deutlich größer als in anderen Ländern.

12:32 - Der typische Kunde von Markus vor und nach Corona– ein Unterschied wie Tag und Nacht

Daniel: Jetzt ist noch interessant zu erfahren, wer denn so der typische Kunde oder Mandant von Markus ist. Also, welche Art von Menschen nehmen die Dienste von den Paraguay Profis in Anspruch?

Markus: Ich teile das in zwei Bereiche: bis zu Corona und seit Corona. In den Jahren bis 2020, bevor die Corona Krise kam, war unser typischer Kunde über 50, hat in seinem Leben gut gearbeitet, hat also Ersparnisse und hat die Idee, in Paraguay seinen Lebensabend zu verbringen und vielleicht seine Lebensersparnisse hier gewinnbringend anzulegen. Ich habe auch ein Buch geschrieben, den Investoren Ratgeber Paraguay und bin relativ bekannt im Internet, was Geldanlagen bei Paraguay angeht. Also wenn man bei Google diese Schlagwörter eingibt, dann kommen meine Artikel in der Regel immer als Treffer eins, zwei, meistens beides, und das war mein typischer Kunde. Also ein Vermögender aus der gehobenen Mittelschicht, der seine Lebensersparnisse in Sicherheit bringen will. Seit Corona ist das so, dass ich klar sagen muss, dass wirklich die vermögenden Leute, die über 7,5 Millionen Euro Nettowert da ist, die haben ihr Geld 2019 in großen Massen nach Paraguay geschafft. Und ich meine in großer Anzahl, und die haben mir nicht nur einmal gesagt: „Du musst bis Oktober 2019 alles abgeschlossen haben, weil 2020 kommt was.“ Die sind fertig. Die sind quasi jetzt nicht mehr da, die haben ihren Plan abgeschlossen. Was seit Corona kam, das sind vor allem Familien mit Kindern. Die haben vielleicht ein Haus verkauft, die Immobilienpreise in Deutschland sind ja derzeit sehr gut, da kriegen sie für ein Haus oft 300.000 €, 400.000 €, 500.000 €, in München auch noch gerne mehr. Und dieses Geld wollen sie dann nach hier mitbringen, sich hier ein Grundstück kaufen, ein Haus bauen und hier gut und vor allem ohne Bevormundung durch den Staat leben. Das ist eine ganz andere Gruppe, eine ganz neue. Und für das Land Paraguay sehr wichtig. Das Land hat ein Durchschnittsalter von 25 Jahren, also sehr jung ist das Land, hat eine große Zukunft, hat viel Platz, hat viele Möglichkeiten. Aber was ihnen fehlt, ist das Gehirn. Sie haben keine guten, qualifizierten Führungskräfte, sie haben keine Meister, es gibt hier keine Lehrer, es fehlt der Handwerksmeister. Es fehlt der, der eine Fabrik leiten kann, der Ideen hat, der etwas aufbauen will. Und genau solche Leute kommen seit eineinhalb Jahren hierher, und daher bin ich sehr positiv gestimmt, was die Zukunft angeht.

15:22 - Wie kann ich mich in Paraguay finanzieren?

Sebastian: Und was machen diese Kunden von Dir, dieses typische Beispiel von Dir. Die verkaufen ihr Haus in Deutschland für etliche hunderttausend, kaufen sich dann etwas in Paraguay. Sind das dann auch Online-Unternehmer oder arbeiten die da lokal? Leben die vom Ersparten? Wie muss man sich das vorstellen?

Markus: Es gibt eine relativ kleine Gruppe, das sind digitale Nomaden, die ziehen durch die Welt und sind nicht an einen bestimmten Ort gebunden. Die nehmen Paraguay gerne als Wohnsitzland, denn hier gibt es ja kein Meldesystem in diesem Sinn. Die haben einmal eine Wohnsitzbescheinigung und müssen dann in der Regel auch nicht mehr nachweisen, dass sie wirklich im Land sind, und die können sonst wo leben und haben ihren steuerlichen Lebensmittelpunkt hier. Das ist ein Teil. Der andere Teil lebt wirklich hier, und die legen ihre 300.000 € bis 400.000 € zum Beispiel hier zinsbringend an, erwirtschaften 10%, 11%, 12% Rendite und haben damit ein gutes Polster. Und wenn sie dann nebenbei zum Beispiel ein Gästehaus bauen oder sie haben ein Handwerk gelernt, das sie anbieten möchten, dann kommen sie hier sehr gut klar. Der dritte Teil sind die, die wirklich etwas machen möchten. Die gründen hier eine SA, Sociedad Anonima, grob Aktiengesellschaft, und die sind wirklich hier geschäftlich tätig, die sind mit Deutschland im Geschäft. Ich habe auch schon SAs gegründet für Leute, die öffentliche Aufträge aus Deutschland von hier aus abarbeiten damit. Die sind weiterhin in Deutschland operativ tätig in der EU, bloß sitzen sie hier. Internet macht keinen Unterschied, ob das Home-Office 10 km oder 10.000 km weit weg ist.

16:59 - Steuerpflicht für digitale Nomaden mit Paraguay als Wohnsitz

Daniel: Kommen wir nochmal auf den digitalen Nomaden zu sprechen und betrachten den steuerlichen Kontext. Uns interessiert, ob digitale Nomaden tatsächlich von jeder Steuerpflicht befreit sind, auch wenn sie die Daueraufenthaltsgenehmigung für Paraguay haben.

Markus: Man muss dazu wissen, Paraguay hat das Prinzip, dass Leistungen, die das Land nicht betreffen, also das sogenannte Welteinkommen, das außerhalb von Paraguay erwirtschaftet wird, das wird nicht steuerlich belangt, das ist frei. Auf der anderen Seite, wenn man die Aufenthaltserlaubnis hat und die Titel hat, das sind zwei Dokumente, hat man nicht automatisch eine Steuernummer. Man kann einfach hier leben ohne Steuernummer. Möchte man eine Steuernummer, bekommt man die vom Finanzamt, und danach muss man jeden Monat dem Finanzamt Rechenschaft ablegen, was seine Einnahmen und seine Ausgaben sind. Man kann das bei einem lokalen Steuerberater für 20 € im Monat abhandeln lassen, die Möglichkeit besteht. Es gibt also digitale Nomaden, die haben sich eine Steuernummer geholt, die haben ihren Rechnungsblock, die können ihren Kunden in Deutschland legale Rechnungen schreiben und leben aber eigentlich in Dubai oder in den USA oder in Frankreich, England oder sonst wo. Das ist durchaus möglich. Wie das dann steuerlich gehandhabt wird, hängt von der Art der Tätigkeit ab. Sind das zum Beispiel Webseiten-Entwickler und sind sie offiziell in Paraguay ansässig und machen offiziell ihre Entwicklung von hier aus, dann müssten sie auf ihre Rechnungen unter Umständen auch diesen Spitzensteuersatz von 10% abtreten. Aber sie haben ja mit dem Steuerberater hier viele Möglichkeiten, das zu gestalten.

Daniel: Nochmal nachgefragt, wenn sie Webseiten entwickeln für Unternehmen im Land, oder wenn sie Webseiten entwickeln im Ausland, macht das einen Unterschied?

Markus: Ich bin kein Steuerberater nach paraguayischem Recht, ich bin nicht zugelassen beim Finanzamt. Aber aus Erfahrung kann ich sagen, dass es keinen Unterschied macht. Das heißt, wenn Sie offiziell hier im Land ansässig sind und Ihre Rechnung auf Papier oder elektronisch von Ihrer paraguayischen Firma aus stellen, dann ist das eine offizielle Rechnung, die wird in Deutschland vom Finanzamt anerkannt, es gibt dann vielleicht einen Kontrollanruf beim Finanzamt hier, ob diese Firma wirklich existiert und ob diese Rechnung real ist, und die paraguayischen Behörden geben dann zwei Daten bekannt: erstens, die Firma gibt es, zweitens, die Rechnung ist real. Die Rechnungsnummer ist in einem Rechnungssystem vermerkt. Und wenn diese beiden Daten stimmen, mehr Daten kriegen sie nicht, dann ist das für das deutsche Finanzamt akzeptabel, die Rechnung wird anerkannt. Also wenn sie zum Beispiel für eine deutsche Firma arbeiten, ist das ein wichtiges Kriterium für viele Firmen, dass die Rechnung, die da gestellt wird, auch in Deutschland bei ihnen in die Buchhaltung kann. Und das ist hier gegeben. Im Gegenzug ist aber unter Umständen die 10% Umsatzsteuer und unter Umständen 8% oder 10% Einkommensteuer fällig, je nachdem.

20:00 - Beantragung, Erhalt und Gültigkeit der Aufenthaltsgenehmigung

Daniel: Klingt interessant für den einen oder anderen Zuschauer oder Zuhörer. Jetzt hatten wir ja schon angefangen, über die Residenz generell zu sprechen, die man also dann beantragt. Du hattest erwähnt, man hat einmal diese Residenz-Karte, und dann zusätzlich ist der zweite Schritt, dass man sich steuerlich registrieren lässt. Gehen wir nochmal zur Residenz selber. Jemand möchte jetzt in Paraguay dauerhaft wohnen. Wie einfach oder schwierig ist es, die Residenz oder die Aufenthaltsgestattung zu bekommen?

Markus: Relativ einfach. Die zwei Dokumente, die jeder braucht, das sind die Geburtsurkunde und ein polizeiliches Führungszeugnis. Diese beiden Dokumente müssen diplomatisch beglaubigt werden, in Österreich oder in der Schweiz sehr einfach mit Apostille, in Deutschland etwas komplizierter mit einer Überbeglaubigung und Legalisation. Diese Dokumente werden dann hier in Paraguay eingereicht, also man muss einmal zumindest persönlich hier in Paraguay sein, man muss einmal herfahren, aus der Ferne geht das nicht, man muss herkommen, und dann kann man im Extremfall an einem einzigen Tag Aufenthalt im Land diese Dokumente beantragen, mit unserer Hilfe. Wenn man es alleine macht, braucht man eine Woche. Aber mit richtiger Vorbereitung reicht ein Tag Aufenthalt. Wir hatten schon Leute aus den USA, die sind in der Früh eingeflogen, die kamen um 7.30 Uhr mit dem Flugzeug an, haben die Beantragung gemacht, um 15.00 Uhr waren sie fertig, und um 18.00 Uhr ging es wieder weiter. Also im Extremfall ist das möglich.

Daniel: Jetzt habe ich diese Residenz. Wie lange gilt sie?

Markus: Die Aufenthaltserlaubnis gilt ein Leben lang. Also derzeit, wer die Karte schon hat, der hat sie für sein ganzes Leben. Und es sind damit keinerlei Verpflichtungen verbunden. Bei anderen Staaten wie Bolivien oder auch Russland, muss man teilweise 180 Tage im Jahr sich nachweislich im Land aufhalten, sonst verliert man die Rechte. Dies ist in Paraguay nicht der Fall. Es gibt zwar eine Vorschrift, dass man innerhalb von drei Jahren einen Tag im Land sein soll, aber in den letzten zwölf Jahren kenne ich keinen Fall, wo das überprüft worden wäre.

Daniel: Ja, das ist dann höchstwahrscheinlich auch eine Seltenheit oder Besonderheit. Vielleicht mal eine Frage an Sebastian: Haben wir Mandanten, die dort wohnen? Oder hatten wir mit Mandanten zu tun, die konkret nach Paraguay gefragt haben?

Sebastian: Nicht eine große Anzahl, aber wir haben definitiv Mandanten, die da in Paraguay wohnen. Und die Mandanten, die dort wohnen, und da rede ich nicht von Leuten, wir haben auch Mandanten, die haben diese Cedula und sind aber nicht wirklich da, aber wir haben auch Mandanten, die dort wirklich wohnen und die sich auch wirklich aufhalten, wo sich das tägliche Leben tatsächlich dort abspielt. Die meisten davon sind Internetunternehmer. Meine Erfahrung mit den Mandanten ist, dass die, die dort leben, schon davon sehr überzeugt sind. Also die stehen dahinter, denen gefällt es dort gut, die nutzen die Vorzüge, die sind davon überzeugt. Die sind natürlich aber auch, sage ich mal, relativ schmerzfrei, was bestimmte, ich will nicht sagen Unannehmlichkeiten oder Komplikationen anbelangt. Ich kann Dir ein Beispiel sagen, dem einen Mandanten wollten wir etwas per FedEx schicken nach Paraguay, und das kam absolut nicht an. Das ist nicht angekommen, das ist irgendwo da verlorengegangen. Wir haben es auch mehrfach probiert. Das ist auch in anderen Ländern schon passiert, also wir haben auch schon versucht, etwas nach Kolumbien zu schicken, das kam auch nicht an. Auch, dass manche Dinge kompliziert sind, gerade im internationalen Bereich, dann willst Du mit einer paraguayischen Firma Business machen in Deutschland und so weiter. Aber wenn Du zum Beispiel für eine Firma aus Paraguay irgendwo ein ausländisches Bankkonto braucht und so, da gab es schon alle möglichen Komplikationen. Aber wie gesagt, man muss einfach wissen, wie man das Set-up richtig macht. Ich glaube, das ist ein wichtiger Punkt, was auch für Deine Dienstleistung spricht, Markus, man kann so einen Weg nicht alleine gehen, man muss wirklich jemanden haben vor Ort, der diese Schwierigkeiten kennt, und der dann auch genau weiß, wie man die am besten umschifft. Aber ich glaube, was ich sagen will, man muss schon realistisch sein, dass man sagen muss: „Man kann nicht nach Paraguay umziehen und dann erwarten, dass alles so reibungslos verläuft, wie zum Beispiel in Westeuropa. Oder würdest Du das anders sehen? Sind das vielleicht italienische Verhältnisse? Vielleicht noch ein bisschen schlechter als italienische Verhältnisse, ich weiß nicht, aber es ist auf jeden Fall ein Unterschied. Wie Du ja vorhin schon selbst gesagt hast, qualifizierte Ausbildung zu bekommen ist schwierig.

24:46 - Problemlösung

Markus: Es gibt drastische Unterschiede. Das angesprochene Beispiel mit FedEx, dafür gibt es eine Lösung. Es gibt für viele Probleme hier eine Lösung. Die FedEx-Problemlösung ist, man nimmt DHL Express, und dann schreibt man hin „Hold for Pick Up“. Das bedeutet, es wird in der Zentrale gelagert und nicht zugestellt, denn wenn etwas hier nicht zugestellt wird und Füße bekommt, dann geht es beim letzten Schritt, beim letzten Meter geht es verloren. Der Zusteller schüttelt ein bisschen und vermutet, es ist vielleicht ein Handy drinnen, und dann kommt es vielleicht nicht an. Wenn es in der Zentrale gelagert wird, dann muss man das persönlich abholen. Ich mache das zweimal die Woche, dass ich die Sendungen persönlich abhole, und dann kommt nie was weg. In den letzten Jahren sind alle Dokumente ausnahmslos von den Kunden angekommen, wenn auch manchmal auf Umwegen. Das heißt, es war ein Paket schon mal nicht drei bis fünf Tage unterwegs, sondern eher vier Wochen, aber angekommen sind sie alle.

Sebastian: Eben, man braucht einen Experten wie Dich vor Ort, der weiß, wie man mit solchen Situationen umgeht. Und es ist natürlich auch so eine Sache, jemand, der nie in so einem Land gelebt hat, für den ist es wahrscheinlich ein Unterschied wie Tag und Nacht. Oder ich sage mal „Kulturschock“ in Anführungszeichen. Wie machen denn das Deine Mandanten? Oder sind Deine Mandanten, ich sage mal Abenteurer, die sowieso mit allen Wassern gewaschen sind und die Welt bereist haben und denen es völlig egal ist, die damit umgehen können?

Markus: Ganz und gar nicht. Der durchschnittliche Kunde ist wie gesagt über 50, oft im Rentneralter gewesen früher, kommt hierher, ohne Spanisch zu können, und hat die Erwartungshaltung, dass wir alles für ihn tun. Am liebsten am Flughafen abholen und ins Hotel bringen und sämtliche Wege erledigen, die zu erledigen sind, ohne dass er etwas tun braucht. Das ist sehr weitverbreitet, also ein All-inclusive-Paket für alles. Das ist das, was sehr viele Leute schätzen.

26:49 - Ein paraguayisches Bankkonto und seine Hürden

Daniel: Braucht man einen Experten, oder die Hilfe eines Experten, um ein Bankkonto zu eröffnen?

Markus: Heikles Thema. Also vor zehn Jahren hätte das jeder gekonnt, da wurden 100.000 € auf den Bankschalter gelegt und zehn Minuten später wäre man mit einem Konto wieder rausgegangen, dazwischen hätte man einen Kaffee bekommen und wäre wunderbar betreut worden. Im Jahr 2022 ist das mit den Banken leider ein Problem geworden, da viele Banken zwar gar kein Problem haben, jemandem, der eine Cedula besitzt, ein Inlandsbankkonto zu geben. Das ist einfach, das kann man am Handy direkt eröffnen, so modern wie in Deutschland. Das Problem kommt dann, wenn man von Deutschland Geld hierher überweisen möchte. Wenn man ein Konto will, das Zugang zum Auslandsmarkt hat, was Geld ins Ausland senden kann, und was Geld aus dem Ausland empfangen kann. Hier sind die Geldwäsche-Kriterien immens geworden.

Daniel: Gibt es tatsächlich den Fall, dass jemand zwar die Residenz-Carte bekommt, aber kein Bankkonto eröffnen kann?

Markus: Kommt definitiv vor. Da muss ich ein bisschen ausholen. Paraguay hat ja durch die Lage in Südamerika einen gewissen landwirtschaftlichen Schwerpunkt. Paraguay basiert sehr viel in Landwirtschaft. Einerseits werden Rinder gezüchtet, andererseits wird sehr viel Soja angebaut. Es gibt aber noch einen dritten Wirtschaftszweig: Paraguay ist der größte Produzent von ganz Lateinamerika was Hanf-Produkte angeht, die geraucht werden, und dieser Sektor ist ja nicht legal. Aber in diesem Sektor werden hohe Gewinne erzielt, und die USA haben da ein Auge drauf. Das heißt, als wir vor zwei Jahren hier in Südamerika den Herrn Dario Mesa hatten als internationalen Geldwäscher, der für die Brasilianer und auch für Paraguayische Drogen-Kartelle Geld gewaschen hat, Milliarden Dollar gewaschen hat, da haben die USA Druck auf Paraguay ausgeübt und wir hatten hier folgende Wahlmöglichkeit: entweder die paraguayischen Banken verlieren den Zugang zum SWIFT-System, und das ist wichtig, weil jede internationale Überweisung läuft über das SWIFT-System in New York, ohne die kann man nicht von Deutschland nach Paraguay Geld schicken, aber auch nicht von Paraguay nach Brasilien, oder von China nach Indien. Alles geht über das SWIFT-System der USA. Und die haben gesagt: Entweder wir sperren Euch aus dem SWIFT-System aus, oder ihr macht folgende, strenge Geldwäscherichtlinien. Und die beinhalten zum Beispiel, dass Leute, die mit Bitcoin handeln oder mit dem Zollfreilager in Liechtenstein Geschäfte gemacht haben, von allen paraguayischen Banken automatisch gesperrt werden. Also wenn man ein Konto eröffnet und die Kontoauszüge der letzten sechs Monate beibringt und es werden solche Transaktionen gefunden, ist die Geschäftsbeziehung sofort beendet. Das wird, wie gesagt, von den USA aus verlangt.

**29:43 - Wie sieht das aus mit Krypto in Paraguay?

Daniel: Da muss ich aber jetzt nochmal nachfragen, weil gerade in den letzten Monaten hat man öfters in den Medien Schlagzeilen gelesen, dass lateinamerikanische Länder, wie El Salvador zum Beispiel gezielt Krypto-Anbieter ins Land einladen und auch Paraguay stand dort öfters mal in den Schlagzeilen. Ich habe aber auch letztes Jahr einen Artikel gelesen über ein Bitcoin Projekt in Paraguay, wo auch PayPal mit involviert war. Das las sich für mich so von außen, als würde Paraguay etwas tun im Bitcoin, oder auch wirklich vielleicht mit zu den Ländern zählen wollen, die Krypto-Anbieter oder Unternehmer auch ins Land bringt. Ist das so? Oder hat sich das jetzt überholt?

Markus: Das waren Spontanmeldungen einzelner Geschäftsleute, die vielleicht für sich einen persönlichen Vorteil darin gesehen haben. Die Haltung der USA in dieser Sache ist eindeutig: um die Drogengeschäfte in Südamerika einzugrenzen, ist Paraguay bis auf Weiteres vom Gold- und Bitcoin-Geschäften mal getrennt. Es gibt ja Miner, die die günstigen Strompreise ausnutzen, um Bitcoins zu produzieren, das gibt es. Aber die müssen kreative Wege anwenden, um zum Beispiel ihre geminten Bitcoins auf einem Handy oder auf einem Laptop zum Beispiel in die USA zu bringen und sie dort an einer Bitcoin-Börse zu verkaufen, in dem Land ist das nicht möglich.

Sebastian: Aber jetzt zum Thema Bitcoin, wo der Daniel darauf anspielt, das war ja relativ umfassend in den News berichtet, dass das Paraguayische Parlament hier Gesetze zum Thema Bitcoin und Kryptowährungen erlassen hat, ich glaube sogar im Dezember 2021 hat es den Senat dort passiert. Es geht jetzt nicht darum, dass Bitcoin oder so tatsächlich anerkanntes Zahlungsmittel wird, aber ich glaube, es geht eher darum, den ganzen Bereich zu regulieren. Hast Du davon irgendwas gehört?

Markus: Regulieren heißt kontrollieren heißt verbieten. Also die Details muss man sehen, wenn ein Gesetz dann wirklich erlassen wird, dazu muss es die zwei Kammern hier passieren, das eine ist das Parlament, das andere ist der Senat, und dann der Präsident muss es unterschreiben. Erst dann wird es ein Gesetz. Bis jetzt gibt es zu Bitcoin keine Möglichkeiten, es gibt hier keine Bitcoin Börsen, wo man sie kaufen und verkaufen kann. Man kann sie vielleicht bekommen über das Internet, aber man kann sie nicht verkaufen und in lokale Währung eintauschen, nur in Kleinstbeträgen, weil die Banken das eben komplett blockieren. Man kann Konten eröffnen in Paraguay bei sogenannten Kooperativen, das ist die Möglichkeit, die viele Kunden nutzen, also man steht definitiv nicht ohne Konto da, nicht ohne Möglichkeit, Geld aus dem Ausland hierher zu bekommen, aber es ist eins der schwierigsten Länder, um dieses umzusetzen. Also praktisch alle anderen Länder, die üblichen Verdächtigen, sind wesentlich einfacher bei der Kontoeröffnung als Paraguay.

32:49 - Wohnsitz und Firma in Paraguay, Konto außerhalb

Sebastian: Und würdest Du dann Deinen Mandanten empfehlen, mal angenommen, man macht jetzt eine Firma in Paraguay auf und es geht jetzt darum, Zahlungen aus dem Ausland zu erhalten, dass man das Konto dann in einem anderen Land für diese Gesellschaft aufmacht, oder wie würdest Du das sehen?

Markus: Exakt genauso. Ich empfehle den Leuten immer, Paraguay ist ein sehr gutes Wohnsitzland, man kann auch hier eine Gesellschaft strukturieren mit relativ geringen monatlichen Kosten. Eine wirklich operative AG für 150 € im Monat laufende Kosten an Buchhaltung und so weiter, wird man nicht in vielen Ländern der Welt kriegen, die wirklich legal operiert und keine Briefkastenfirma ist. Aber für die Zahlungsströme bitte an Paraguay außen vorbeileiten.

Sebastian: Was sind da die Attraktiven, die Du empfehlen könntest?

Markus: Naja, wenn jemand aus Österreich kommt, ich selbst bin Österreicher, es spricht nichts dagegen, sein Konto in Österreich zu behalten. Ein Konto in Österreich setzt keinen Hauptwohnsitz in Österreich voraus, ein Konto in Österreich macht mich nicht in Österreich unbeschränkt steuerpflichtig, nichts davon ist der Fall. In der Schweiz ist es etwas komplizierter, weil Schweizer Banken gerne Konten kündigen, wenn man keinen Wohnsitz mehr in der Schweiz hat, aber es gibt viele Länder, wo das nicht der Fall ist.

Daniel: Aber spricht da jetzt eigentlich aus Deiner Sicht überhaupt irgendwas dafür, eine inländische Gesellschaft zu gründen? Komme ich da nicht von vornherein am besten Wohnsitz Paraguay, aber ich gründe eine Auslandsgesellschaft zum Beispiel in Großbritannien oder in anderen europäischen Ländern sogar?

Markus: Delaware, die üblichen Verdächtigen für die LLC Konstruktion kann man auf jeden Fall machen, nur viele dieser Konstruktionen werden zum Beispiel von der öffentlichen Hand in Deutschland nicht anerkannt. Das heißt, wenn jemand Aufträge der öffentlichen Hand abarbeitet in Deutschland, dann kann er keine Delaware LLC haben, weil das unter Umständen bei der Prüfung in Deutschland nicht durchgehen wird, die SA in Paraguay aber schon.

Daniel: Klingt spannend.

Sebastian: Sehr interessant.

34:54 - Frauen in Paraguay

Sebastian: Du bist jetzt ja auch in Paraguay mit Familie, darf ich fragen? Ist Deine Frau aus Paraguay oder ist sie auch Österreicherin?

Markus: Österreicherin, wir sind seit 28 Jahren zusammen.

Sebastian: Sehr schön.

Markus: Ich ahne, wo die Frage hinläuft. Ja, es gibt sehr, sehr viele, die zum Beispiel alleine hierherkommen, auch so in unserem Alter und dann in Paraguay eine neue Familie gründen mit einer Paraguayerin, die vielleicht Anfang 20 ist.

Sebastian: Das war gar nicht meine Frage. Das wollte ich gar nicht fragen, aber ist trotzdem interessant, kannst trotzdem mehr dazu sagen.

Markus: Also, die Möglichkeit besteht. Aus der Sicht der paraguayischen Frau, hier gibt es den Feminismus in dieser Form nicht wie in Europa, da ist nach wie vor das Rollenbild in der großen Masse so: eine Frau heiratet, bekommt Kinder und ist dann Hausfrau. Und wir sehen alle als Deutsche. Österreicher, Schweizer, wir sind alle Almans. Und Almans haben hier einen guten Ruf, weil wir sind solche, die Geld heimbringen und wo eine Familie gut ernährt werden kann. Wir sind in der Regel nicht welche, die ihre Frauen misshandeln, und wir sind auch welche, die zum Beispiel für die Familie der Frau, also die Eltern der jungen Paraguayerin dann vielleicht ein besseres Leben ermöglichen, und von daher sowas wie sehr begehrt. Da kann es durchaus sein, dass ein Deutscher in mittleren Jahren irgendwo zu einem Fest hier geht und eine und zwei junge Paraguayerinnen ihn aktiv ansprechen, ob er nicht jemanden sucht, vielleicht der im Haushalt hilft und dann kommt man sich näher. Das kommt hier regelmäßig vor. Also Kunden, die alleine hierherkommen und Interesse an einer Familie haben, müssen selten lange warten.

36:35 - Deutsche Schulen in Paraguay

Sebastian: Interessant. Meine Frage war aber eigentlich: wie hat Deine Familie den Umzug nach Paraguay gemeistert? Wie war es für sie? Dann ist ja auch die Frage so familiäre Themen wie zum Beispiel Schule, gesundheitliche Versorgung? Wie war diese Umstellung bei Deiner Familie? Und wie ist es bei Mandanten? Ich meine, wir haben schon öfter auch mit anderen Gesprächspartnern gesprochen, da war zum Beispiel Homeschooling ein ganz wichtiges Thema. Wie machen das Deine Mandanten? Was ist Deine eigene Erfahrung mit dem Thema?

Markus: Es gibt in Paraguay eine Anzahl sehr guter deutscher Schulen. Also wer das möchte, der kann sein Kind in eine deutsche Schule schicken. Hier in meiner Region ist das die deutsche Schule in Independencia, die arbeiten auch mit der deutschen Botschaft zusammen, die machen das Deutsch-Diplom. Die haben nicht solche Schwierigkeiten, wenn gewünscht, dass sie dann in Deutschland studieren können später. In Asunción gibt es die Goethe Schule, wie schon der Name andeutet, auch mit deutschen Wurzeln. Das ist vielleicht die beste deutsche Schule in ganz Paraguay, die ist auch international sehr anerkannt.

Sebastian: Verwenden die dann auch den deutschen Lehrplan, oder ist das einfach nur auf Deutsch, aber das ist ein anderer Lehrplan?

Markus: Die Unterrichtssprache ist immer Spanisch, Castellano, weil wir sind in einem spanischsprechenden Land. Deutsch ist in dem Fall dann die Fremdsprache, die sie haben. Und die deutschen Schulen haben im Gegensatz zu den paraguayischen erstens den paraguayischen Lehrplan, der überschaubar ist, also in der Regel vier Stunden am Tag, fünf Tage die Woche. Aber die haben mehr Unterrichtsstunden. Die haben extra Fächer, damit sie ungefähr auf das Niveau kommen, das auf einer Schule in München oder in Frankfurt unterrichtet werden würde. Die deutschen Schulen sind durchaus gut. Das sind Privatschulen, und da muss man Schulgeld für bezahlen. Je nachdem welche Schule und welche Stufe das Kind, kann das schon etwas ausmachen.

38:29 - Eigentlich gibt es in Paraguay eine Schulpflicht

Daniel: Gibt es eine Schulpflicht in Paraguay?

Markus: Ja, gleich wie in Deutschland, also neun Jahre Schulpflicht und nach zwölf Jahren hat man das Abitur, nur heißt das anders, aber sonst ist kein großer Unterschied.

Daniel: Es ist jetzt Eltern nicht möglich, die Kinder zum Beispiel selbst zu Hause zu unterrichten, oder dass Kinder von Paraguay aus vielleicht eine Online Schule besuchen, außerhalb von Paraguay?

Markus: Ja, also man kann das tun. Das Gesetz selbst sieht eine Schulpflicht vor, die Kinder haben ein Recht auf den Schulbesuch. Nur, wie vieles in Paraguay, es wird nicht kontrolliert. Der Staat ist hier klein, hat einen kleinen Knüppel, kümmert sich nicht um das, was Du auf Deinem Grundstück tust. Das heißt, die Menschen haben auf ihrem Land jegliche Freiheit alles zu bauen, zu machen, zu tun, und das implodiert auch die Familie. Wenn jemand meint, mein Kind ist besser auf einer asiatischen Online Uni oder Online Schule aufgehoben, dann kann er das machen, ohne Probleme. Wenn eine Mutter meint, ich möchte mein Kind lieber nach christlichen Grundsätzen der Bibel unterrichten und ich habe gerade keine Klosterschule in der Nähe, dann kann sie das problemlos machen, der Staat wird sie nicht besuchen kommen. Nur die sozialen Kontakte sind dann halt entsprechend eingeschränkt, das muss man im Hinterkopf behalten.

39:45 - Gesundheitsversorgung in Paraguay

Daniel: Kommen wir jetzt noch einmal auf das Thema der Gesundheitsversorgung in Paraguay zu sprechen. Ich habe in einer Zeitschrift eine Headline gelesen in Deutschland, da hieß es: Was suchen Deutsche in einem Land, dessen Gesundheitssystem schon vor der Pandemie am Limit war? Und jetzt scheinbar noch mehr. Also ist das Gesundheitssystem am Limit? Muss man sich Sorgen machen? Gäbe es jetzt vielleicht gesundheitliche Probleme, irgendwelche Operationen oder so, wo Du sagen würdest: „Geh lieber raus, setz Dich ins Flugzeug, flieg in ein anderes Land.“ Oder bekomme ich alles was ich brauche im Land? An gesundheitlicher Behandlung, Operationen, Untersuchungen und so weiter.

Markus: Wieder eine gute Frage, die sicher für viele Leute wichtig ist. Gerade für die Leute über 50 ist ja das Gesundheitsthema, auch wenn man es nicht wahrhaben will, ein sehr wichtiges. Ich beantworte die Frage in zwei Teilen. Der Teil eins ist das Land. Paraguay ist ein Flächenland. Wir sind zwar für Südamerika relativ klein, aber trotzdem ist Paraguay so groß wie Deutschland und Österreich zusammen und hat 7 Millionen Einwohner. Das heißt nicht alle Regionen sind gleich gut versorgt. Die Hauptstadt Asunción mit dem Großraum Asunción mit über 2 Millionen Einwohnern ist ganz ausgezeichnet versorgt. Also dort gibt es moderne Spitäler, zum Beispiel das Migone, das Bautista. Und diese Krankenhäuser können Herztransplantationen durchführen, die haben modernste Geräte, die haben modernste MRT, also gar kein Problem. Dort wird man nicht schlechter versorgt als an einer Uni-Klinik in Deutschland. Wenn man sich allerdings von der Hauptstadt entfernt und die Asphaltstraße verlässt und man eine Erdstraße betritt und die vielleicht noch 14 km oder so entlangfährt, bis man in einem grünen Paradies am Ende der Welt ankommt, ja, dort hat man ein Problem, wenn was ist. Denn wenn man von dort in ein Krankenhaus kommt, vergeht sehr viel Zeit, das ist auf jeden Fall ein Thema. Der zweite Teil beschäftigt sich mit den Kosten. Paraguay hat ein System, wo auch arme Paraguayer in ein staatliches Krankenhaus können und dort behandelt werden, ohne dass ihnen dafür Kosten entstehen. Also auch die Paraguayer, die gar nichts haben, werden behandelt, es wird hier niemand auf der Straße liegengelassen und verbluten gelassen, das gibt es hier nicht, wir sind nicht in Afrika oder in einer derart dritten Welt, wo das vorkommt. Die Gefahr besteht nicht. Es ist nur so, dass diese staatlichen armen Krankenhäuser sehr bescheiden ausgestattet sind. Man muss damit rechnen, dass man eine Begleitperson braucht, die das Essen bringt. Man muss damit rechnen, dass die Begleitperson in einer Apotheke Medikamente kauft. Man wird zwar versorgt, aber nicht mehr. Die meisten Europäer wollen das nicht. Das heißt es gibt hier sehr viele Privatkrankenhäuser, wo man gut versorgt wird, eine hotelähnliche Atmosphäre hat, einen guten Service genießt, aber die sind selbst zu zahlen. Die heißen Privatkrankenhäuser, die sind gewinnorientierte Unternehmen, und entweder man schließt eine Krankenversicherung ab oder man zahlt selbst. Ich sage es gleich fairerweise, ich arbeite seit fünf Jahren mit einer großen Krankenversicherung hier in Paraguay zusammen, der LIVI Salud Preventiva. Und ich verkaufe Krankenversicherungsverträge an unsere Kunden, das heißt ich bin nicht unvoreingenommen. Aber aus meiner Sicht ist es schon sinnvoll, eine Krankenversicherung zu haben, denn dann hat man eine Karte, wird in den Krankenhäusern aufgenommen, wird behandelt, und selbst wenn etwas nicht gedeckt ist, kann man das dann hinterher bezahlen, aber man wird erstmal operiert. Da ist Versorgungssicherheit gegeben, das ist sehr wichtig. Die Versicherung, auch wenn sie nicht so umfassend sein sollte wie in Deutschland, ist immer noch sehr viel besser als Selbstzahler zu sein und vollkommen auf sich alleine gestellt zu sein.

Daniel: Und vermutlich auch nicht so teuer wie in Deutschland.

Markus: Der beste Plan kostet für ein Pärchen 200 € im Monat. Und damit sind sehr viele Sachen gedeckt. Die Preise im Land in den Krankenhäusern sind billiger als in Deutschland, aber zum Beispiel das Migone, das ich vorhin angesprochen habe, da kostet auch ein Tag in der Intensivstation ohne allem 1.200 US Dollar, und da ist noch kein Arztbesuch dabei, da sind noch keine Medikamente dabei, das ist nur der Grundpreis. Das heißt die guten Spitäler sind auch hier nicht ganz gratis.

44:24 - Sicherheit und Kriminalität in Paraguay und die deutschen Kolonien

Sebastian: Vielleicht noch ein wichtiger Punkt Markus, oder auch zwei. Das erste beim Thema Lateinamerika ist ja doch immer die Frage der Sicherheit schon für viele doch so eine gewisse Sorge. Man kennt es, man hört es, Morde, Entführungen, Erpressung und so weiter. Wie ist so die Sicherheitslage? Ich rede jetzt vom Alltag in Paraguay, wenn man da lebt, muss man die Sorge haben, wenn man ein blondes Kind hat, dass es gekidnappt wird, wenn es auf der Straße spielt? Kann man es also nicht rauslassen? Wie muss man sich das vorstellen?

Markus: Die Sicherheitslage ist im Großen und Ganzen ganz ausgezeichnet. Also in den Regionen, wo die Deutschen wohnen, dort ist es vergleichbar mit dem Schwarzwald, also da passiert nichts. In den deutschen Kolonien ist es sicher, da kann man auch sein Auto unabgesperrt stehenlassen, man braucht nicht zwangsweise einen vier Meter hohen Elektrozaun, damit man nicht überfallen wird. Also dort ist die Sicherheitslage so, dass man ganz normal leben kann, man hat einen kleinen Zaun oder auch nicht, gar kein Problem.

Sebastian: Was sind die deutschen Kolonien? Ich weiß eine Stadt ist Hohenau. Ist das eine deutsche Kolonie?

Markus: Vom Namen nach schon ablesbar, das ist im Süden unten. Hohenau, Bella Vista Obligado sind drei deutsche, kleine Ortschaften, wo Deutsche leben. Eher kleinere deutsche Kolonien.

Sebastian: Wo auch heute noch Deutsche leben? Jetzt nicht nur wo Deutsche hingezogen sind, sondern heute auch noch Deutsche leben.

Markus: Ja, wir haben 500.000 Deutsche und Deutschstämmig hier, das sind über 8% der Bevölkerung, das heißt von den Fremdsprachen her, wenn man schon nicht Spanisch spricht, kommt man mit Deutsch weiter als mit Englisch. Also es gibt viele, die haben deutsche Wurzeln hier und verstehen zumindest Deutsch, auch wenn sie es nicht sprechen. Die größte deutsche Kolonie ist Independencia, in der Nähe, wo wir leben. Die sind jetzt schon in der dritten, vierten Generation teilweise, da gibt es die komplette Infrastruktur mit deutscher Schule, deutschem Sportverein, deutschen Geschäften, also sehr, sehr, sehr deutsch. Aber es gibt noch mehr. In der Hauptstadt Asunción gibt es auch Bereiche, die sind sehr, sehr gut. Altos Atyrá ist hügeliges Gebiet und der Ypacaraí See, auch dort sind sehr viele Deutsche. Da gibt es Auswahl. Gefährlich von der Sicherheitslage wird es nur dann, wenn man sich von der Zivilisation wegbewegt. Wenn man also an die vorher angesprochene Erdstraße geht und dann mal 10 km geradeaus fährt und nie irgendein Haus sieht und sagt: „Das ist jetzt mein Paradies in grün“, dort hat man dann, wenn man ein Problem hat, nicht nur ein gesundheitliches Problem, dort ist alles problematisch. Der Strom ist nicht so gut, das Internet ist schlecht, die Gesundheitsversorgung ist schlecht, kein Krankenwagen kommt hin, und auch kein Polizeiwagen schaut vorbei, wenn mal was sein sollte. Das muss man im Hinterkopf behalten. Je einsamer man lebt, desto gefährlicher lebt man in jeder Beziehung. Je zivilisierter man lebt und je mehr deutsche Nachbarn man hat, desto mehr hat man Sicherheit und lebt im Prinzip genauso wie in Deutschland, kaum ein Unterschied.

47:37 - Die politische Zukunft Paraguays

Daniel: Jetzt lenkt Sebastian das Gespräch in Richtung der politischen Zukunft von Paraguay.

Sebastian: Wir haben jetzt ja in 2021 doch in einigen südamerikanischen Ländern diverse Umbrüche erlebt, also wir hatten in Chile gerade jetzt wurde ein, ich sage mal Linksradikaler zum Präsidenten gewählt, in Honduras wurde eine Präsidentin gewählt, die die Ehefrau eines ehemaligen Präsidenten ist, der wiederum Freund von Hugo Chavez ist, in Peru wurde auch ein Marxist gewählt. Du hattest vorhin die politische Stabilität angesprochen, mit 70 Jahren die gleiche konservative Regierung in Paraguay. Deine Einschätzung: wird es so weitergehen in Paraguay, oder muss man auch damit rechnen, dass es zu politischen Umbrüchen kommt?

Markus: Wir haben ANR, die Colorado Partei seit 70 Jahren an der Macht, das ist die größte Partei. Die Oppositionspartei ist die liberale Partei, mit der FDP grob vergleichbar. Das ist eben die Partei, die seit 70 Jahren nicht den Präsidenten gestellt hat, aber die sind auch keine Sozialisten, Marxisten, Kommunisten oder dergleichen, die sind auch eine gemäßigte Zentrumspartei eigentlich. Die einzige radikale Partei, die wir haben, ist die Frente Guasú, die wird vor allem von den Indigenen gewählt. Die könnte man als marxistische Partei mit Neigung zu derbem Hang vielleicht bezeichnen, aber die haben nur ganz wenige Abgeordnete, die sind eine Kleinstpartei. Dass die hier die Macht übernehmen ist nicht, null.

Sebastian: Also Deine Einschätzung ist, als jemand, der das Land gut kennt, da auch schon relativ lange wohnt, also man erwartet jedenfalls keine Änderung. Man kann sich ja nie sicher sein, aber nach menschlichem Ermessen ist da nichts zu erwarten.

Markus: Eher stabil und sehr korrupt. Das hat hier alles System. Die Macht zu tun haben System. Würden sie die Regierung austauschen, würden unglaublich viele Paraguayer ihre Existenzgrundlage verlieren, weil sie durch die Korruption leben. Also haben die gar kein Interesse, dass es irgendwas ändert, weil sie alle von dem System profitieren.

Sebastian: Sehr, sehr interessant. Sehr faszinierend.

49:42 - Make a long Story short – Kurze Fragen, kurze Antworten

Daniel: Kommen wir jetzt zu unserer Kategorie „Make a long Story short“. Ich stelle Fragen, die möglichst kurz und knapp beantwortet werden. Erste Frage, wenn jemand jetzt nur kurz, vielleicht ein, zwei Tage in Paraguay ist für einen Kurzaufenthalt: was muss er unbedingt gesehen haben?

Markus: Die Wasserfälle von Iguazú. Foz do Iguaçu liegt zwar in Brasilien, beziehungsweise Argentinien, ist aber von Paraguay aus gut erreichbar, und die sind ein Weltwunder. Die sind, egal wann man hinfährt, immer einen Besuch wert. Und wenn einen das nicht interessieren sollte, dann gibt es noch das Wasserkraftwerk daneben, das ist für jeden technisch Interessierten ein Muss, das ist absolut umwerfend, sich das anzuschauen. Eins der größten Wasserkraftwerke der Welt.

Daniel: Welche Spezialität der Küche muss man unbedingt mal probiert haben?

Markus: Die paraguayische Küche ist möglicherweise der größte Schwachpunkt des Landes. Die Paraguayer und Kochen sind zwei Sachen, die absolut nicht gut zusammenpassen. Was ich empfehlen kann, das sind die Japaner hier, die japanischen Sushi Restaurants. Es gibt Japaner Kolonien, also echte Japaner aus Japan, und die machen echte Sushi, die man auch in Tokio essen könnte. Die ist ganz ausgezeichnet. Wer das nicht mag, der kann in ein brasilianisches Grillrestaurant gehen, ein brasilianisches wohlgemerkt, wie zum Beispiel O Gaucho, und wird dort ganz ausgezeichnete Grillspezialitäten bekommen, so wie auch in Brasilien.

Daniel: Diesen Fehler muss man unbedingt vermeiden.

Markus: Sich nur über das Internet zu informieren. Es gibt sehr viele gute YouTube Videos, die sind ganz ausgezeichnet gemacht, und man glaubt, man geht in eine Idylle ins Grüne in Paraguay, wo eine blühende Gemeinschaft gleichdenkender, alternativer Menschen nur darauf wartet, dass man sich eingliedern kann. Leider sind die Realität und diese Videos nicht immer nah beieinander. Und es gibt Leute, die überweisen mehrere hunderttausend Euros an diese Projekte, ohne jemals hier gewesen zu sein. Das halte ich für den größten Fehler, den man machen kann, man muss sich vorher unbedingt diese Projekte vor Ort anschauen, bevor man Zahlungen leistet. Und wenn die Projekte das ablehnen, dass man kommt ohne bezahlt zu haben, naja, dann hat man auch schon eine Antwort, denn wenn es so schön wären, warum würden sie dann keine Besucher empfangen wollen? Weil sie wissen, wenn die Leute das gesehen haben, überweisen sie eh kein Geld mehr. Am besten Vorsicht walten lassen, als später das Geld versuchen, das Geld zurückzubekommen.

Daniel: Was ist die schönste Jahreszeit oder der schönste Monat in Paraguay?

Markus: Kommt darauf an, wie sehr man Hitze mag. Momentan ist hier Hochsommer, die heißesten Temperaturen, die traditionelle Urlaubszeit. Also Dezember und Januar können es schon 40°C hier erreichen. Sehr viele Sonnentage, praktisch kein Regen. Also wer das mag, perfekt. Im Februar ist es ein bisschen besser, da ist der traditionelle Karneval, also ähnlich wie in Brasilien haben wir hier normalerweise in den Städten Karnevalsumzüge und den jungen Mädchen mit ihren Federboas, sehr schön zum Anschauen, wegen Corona derzeit ein bisschen im Hintergrund, aber wer das mag, grundsätzlich sind das die drei Haupt-Ferienmonate hier.

Daniel: Übrigens, wenn Du keinen unserer interessanten Podcasts mehr verpassen willst, dann klick jetzt gleich auf ABO und besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen, und Du kannst uns dort Deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.

53:16 - Kontaktdaten Markus Haubenwaller

Daniel: Die letzte Frage: wie erreichen Dich interessierte Kunden oder Mandanten?

Markus: Wir betreiben die Webseite www.paraguayprofis.com, eine der meist gelesenen Webseiten über Paraguay, deutschsprachig. Mein Name ist Markus Haubenwaller und auch im Impressum und unter Kontakt ist es sehr einfach, die Kontaktdaten zu finden. Eine E-Mail schreiben an info@paraguayprofis.com ist genauso eine Möglichkeit, wie einen Kommentar zu hinterlassen.

Daniel: Vielen Dank, war sehr interessant das Gespräch.

Sebastian: Vielen Dank und alles Gute!

Markus: Vielen Dank für die Einladung!

Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Umzug nach Malta - Für wen sich die Insel lohnt

Erfahren Sie von Steuerexperte Sebastian Sauerborn, warum sich ein Umzug nach Malta lohnt. Entdecken Sie die Steuervorteile und wie auch Nicht-EU-Bürger einfach eine Residenz beantragen können. Malta bietet ein Paradies für Auswanderer

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Über die sehr kleine Insel Malta mit ihren enorm großen Steuervorteilen sprechen wir heute mit Sebastian Sauerborn. Als Steuerexperte berichtet er davon, was Sie als Ausländer auf Malta beachten müssen. Auch Nicht-EU-Bürger können dort eine Residenz ohne große Hindernisse beantragen und benötigen dazu nicht viel. Malta scheint unerschöpflich zu sein und hat trotz der geringen Landmasse ein umfassendes Angebot. Für Auswanderer ist Malta damit ein Paradies.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

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Wo liegt Malta und wie kann ich es mir dort vorstellen?

Malta liegt im Mittelmeer zwischen Italien (Sizilien) und Libyen, ist sehr dicht besiedelt und ähnelt dem Mittleren Osten. Es ist ein Archipel mit der großen Hauptinsel Malta, der kleineren Nebeninsel Gozo und der Kleinstinsel Comino. Es gibt enorm viele Autos für die etwa 400.000 Bewohner, was selbstverständlich zu vielen Unfällen führt. Die Atmosphäre ist sehr beschäftigt, es herrscht eine große Geräuschkulisse, es ist immer etwas los. Auf der Suche nach einem zurückgezogenen Leben werden Sie auf Gozo fündig, denn das ist dort völlig anders als auf der boomenden Hauptinsel Malta. Mehr Informationen zum Thema Leben in Malta gibt’s natürlich in unserem Podcast.

Maltesische Mentalität, Sprache und Schule

Das vielen bekannte Mallorca ist viel größer und grüner als das felsige Malta. Von der Mentalität her sind die Malteser eher zurückhaltend und kontrolliert, was auf die britische Besetzung bis 1964 zurückzuführen ist. Wohlhabende Malteser legen Wert auf gutes Englisch und werten die maltesische Landessprache als Bauernsprache ab. Diese mag zwar nur in einem kleinen Teil der Welt gesprochen werden, ähnelt dem Arabisch und ist die einzige semitische Sprache mit lateinischem Alphabet. Für Linguisten ein Leckerbissen. Auf Malta gibt es eine Schulpflicht wie in Deutschland und Homeschooling ist nicht erlaubt. Die staatlichen Schulen unterrichten auf Maltesisch, aber als Ausländer finden Sie ausreichend englischsprachige Privatschulen.

Weltoffen und identitätsbewusst

Die Malteser und Johanniter Ritterorden hatten für viele Jahre ihren Hauptsitz auf Malta und auch die Franzosen und Briten fanden Gefallen an der Insel. Jahrelange Besetzung des Landes führt dazu, dass die Malteser keine Berührungsängste mit Ausländern und keine Angst um ihre eigene Identität haben. Sie wissen, dass sie die Ausländer für ihren Einfluss in der Welt benötigen, und die vielen Spielcasinos sind ein starker Anziehungspunkt für viele Nationalitäten. Nichtsdestotrotz mussten Ausländer bis vor Kurzen noch höhere Buspreise bezahlen, und auch bei Stromkosten und Immobilienfinanzierungen werden sie anders behandelt.

Infrastruktur, Internet und Stromausfälle auf Malta

Mit einer Inselgröße von 19 km x 32 km ist auf Malta nichts weit entfernt. Mit dem Auto ist man schnell überall angekommen und Taxis und Busse bieten eine gute Anbindung. Aufgrund der vielen Online Casinos ist eine schnelle Internetverbindung garantiert und für digitale Nomaden von großem Nutzen. Zur Nebeninsel Gozo fährt alle halbe Stunde ein Schiff und die Flugverbindungen nach Malta finden häufig statt. Das bekannte Inselproblem der Stromausfälle gibt es auch auf Malta, aber man lernt damit zu leben.

Maltesische Gesundheitsversorgung

Die Gesundheitsversorgung in Malta ist gut und ähnlich wie in Großbritannien (hier erfahren Sie, wie sie auch noch nach dem Brexit nach Großbritannien auswandern können) durch Steuern finanziert. Das staatliche Krankenhaus Mater Dei behandelt alles, vor allem die schweren Erkrankungen. Viele entscheiden sich für kleinere Dinge oder Notfälle für ein Privatkrankenhaus, da die Wartezeiten kürzer sind und man ähnlich wie in Dubai dort im Luxus behandelt wird. Besuche beim Hausarzt oder Zahnarzt sind ebenfalls sehr erschwinglich.

Meldewesen in Malta und die ID-Card

Malta bietet EU-Bürgern eine unkomplizierte Einreise und unbeschränkten Aufenthalt. Möchten Sie zudem weder die Sozialleistungen noch das Gesundheitswesen in Anspruch nehmen, kein Bankkonto eröffnen oder keine Firma gründen, müssen Sie sich auch nirgendwo anmelden. Die Notwendigkeit zur Anmeldung entsteht aus steuerlichen Gründen und zur Nutzung des Non-Dom Status. Um Ihre maltesische ID-Card beantragen zu können, benötigen Sie entweder eine sozialversicherungspflichtige Anstellung (auch in Ihrer eigenen Firma möglich), einen relativ geringen Betrag auf dem Konto (Alleinstehende 14.000 €, Verheiratete 24.000 €) oder ein Auslandseinkommen (Rente oder Pension). Nach Malta auswandern Rentner eher selten, dabei ist das Auswandern nach Malta für Rentner sehr attraktiv. Das Thema: Auswandern Malta Rentner gewinnt sicher weiter an Popularität.

Einreise für Nicht-EU-Bürger und d as Global Residence Programme

Als Nicht-EU-Bürger haben Sie die Möglichkeit ein Schengen-Visum zu erhalten, wenn ein maltesisches Unternehmen Sie anstellt. Eine weitere Möglichkeit bietet Ihnen das Global Residence Programme, bei dem Sie einmalig 6.000 € bezahlen und entweder eine Immobilie zwischen 220.000 € und 270.000 € erwerben oder für etwa 10.000 € im Jahr mieten. So erhalten Sie den Global Residence Status und zahlen Steuern von lediglich 15% auf Einkommen, das Sie in Malta ausgeben oder nach Malta überweisen. Die Mindeststeuer liegt allerdings bei jährlich 15.000 €.

Was für Steuerfreiheit auf ausländische Einkünfte ausschlaggebend ist

Sehr wichtig ist: Haben Sie Geld oder Erspartes bereits vor Ihrem Umzug nach Malta und überweisen dieses nach Ihrem Umzug auf Ihr maltesisches, zahlen Sie darauf keine Steuern. Erhalten Sie während Ihrer Residenz auf Malta „neues“ Geld aus dem Ausland, hat das steuerliche Konsequenzen. Das ist die einfache Version. Auf Ihrer maltesischen Steuererklärung müssen Sie lediglich Einkommen angeben, das einen Bezug zu Malta hat. Anders als bei anderen Non-Dom Status müssen Sie in Malta nicht einmal angeben, dass Sie Non-Dom sind, geschweige denn ausländischen Aktivitäten deklarieren. Mit Ihren Krypto-Einkünften verhält sich das ähnlich. Um diese auf Malta steuerfrei zu vereinnahmen, sollten Sie alles komplett außerhalb von Malta organisieren.

Ein Leben in Malta ist zwar unkompliziert, steuerliche Beratung dennoch empfehlenswert

Ein Haus oder eine Wohnung können Sie in Malta ohne finanzielle Background Checks mieten. Sie können in Malta leben, ohne sich anmelden oder Ihre Auslandseinnahmen auf der Steuererklärung erwähnen zu müssen. Ein Leben in Malta ist unkompliziert, hat aber dennoch kleine Fettnäpfchen, die wir Ihnen in einem Beratungsgespräch gerne aufzeigen.

Nähere Einzelheiten zur Firmengründung in Malta werden wir in einer gesonderten Folge besprechen.

Kontaktdaten und Links:

Sebastian Sauerborn

Homepage: www.wohnsitzausland.com

                     www.auslandsunternehmen.com

E-Mail:        hello@stmcorporate.group

Telefon:       +44 20 3151 0582

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Timestamps 

00:00:00  -  Begrüßung und Einführung in die Insel Malta im Vergleich zu Mallorca

00:05:32  -  Wie ist die Mentalität der Malteser?

00:07:21  -  Der Wohlstand der Malteser

00:08:38  -  Die Nebeninsel Gozo im Vergleich zur Hauptinsel Malta

00:09:56  -  Wie Sebastian nach Malta kam

00:11:13  -  Die Schulen auf Malta und die maltesische Sprache

00:15:18  -  Ein Leben auf Malta als Ausländer

00:18:32  -  Die Infrastruktur auf Malta

00:22:00  -  Stromausfälle und Wasserversorgung auf der Insel

00:23:36  -  Für wen ist Malta interessant?

00:26:33  -  Umzug, Anmeldung, Aufenthalt und die maltesische ID-Card

00:30:06  -  Nicht-EU Bürger und das Global Residence Programme

00:36:00  -  Auch ein Hauptwohnsitz in Malta kann einen Lebensmittelpunkt woanders auslösen

00:38:29  -  Aktuelle Corona Maßnahmen auf Malta

00:39:59  -  Laufen Firmengründungen trotz Corona weiter oder gibt es Verzögerungen?

00:41:42  -  Die Gesundheitsversorgung auf Malta

00:45:31  -  Sicherheit, Kriminalität und Attentate

00:48:38  -  Haus oder Wohnung kaufen oder mieten auf Malta

00:52:29  -  Die steuerliche Situation und der Non-Dom Status auf Malta

00:56:47  -  Wie läuft das konkret ab?

00:59:29  -  Wie sieht es aus, wenn ich eine Immobilie im Ausland habe und verkaufe

01:01:15  -  Die Steuererklärung in Malta

01:02:40  -  Die exklusiven Vorteile des maltesischen Non-Dom Status

01:04:41  -  Wie sieht es aus mit meinen Krypto Einkünften auf Malta?

01:07:49  -  Den Wallet-Anbieter innerhalb oder außerhalb meines Wohnsitzlandes wählen?

01:08:31  -  Kontaktaufnahme zu Sebastian

Mitschrift zu Folge 22 Perspektive Ausland: Umzug nach Malta - Für wen sich die Insel lohnt

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:00:18 - Begrüßung und Einführung in die Insel Malta im Vergleich zu Mallorca

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew.

Daniel: Sebastian, wir sprechen ja heute mal über Malta. Vor allem jetzt im Hinblick auf „Ich möchte nach Malta umziehen“, Wohnsitz Malta. Den meisten Deutschen ist ja Mallorca gut bekannt, aber Malta ist vielleicht eine Insel, die weniger bekannt ist, außer vielleicht denjenigen, die gerne Hollywood Filme sehen und wissen, dass Malta sehr häufig als Hintergrund für Blockbuster wie Da Vinci Code oder Gladiator, Game of Thrones diente. Was ich jetzt zum Beispiel von Malta weiß, es ist ein kleiner Archipel im Mittelmeer, war mal eine britische Kolonie, deswegen gibt es auch Englisch wohl noch als Amtssprache neben Maltesisch. Gut ist, dass es seit 2002, nach einigen Schwierigkeiten wohl, Mitglied der EU wurde, und ja jetzt das kleinste Land in der Europäischen Union ist, nachdem es Luxemburg abgelöst hat. Aber jetzt hört es schon langsam auf bei dem, was ich über Malta weiß. Deswegen die Frage an Dich, Du hast ja schon dort gewohnt, und wie kann man sich Malta im Vergleich zu Mallorca zum Beispiel, was wir ja alle gut kennen, vorstellen?

Sebastian: Zunächst mal ist Mallorca sehr viel größer als Malta, und zwar ungefähr zehnmal so groß wie Malta. Malta besteht ja auch aus zwei Hauptinseln, die größte Insel in Malta ist 246 km2 groß, Mallorca ist 3.600 km2 groß. Also zunächst die Ausmaße sind natürlich ganz andere. Dann ist natürlich Mallorca sehr viel lieblicher als Malta, mit lieblich meine ich grüner, es gibt mehr Bäume, es ist sehr pittoresk, würde man sagen. Malta muss man sich so vorstellen, wie eine Stadt im Mittleren Osten, also Beirut zum Beispiel. Ich selbst war noch nicht in Beirut, aber ich habe mir Bilder angeschaut, sieht so ähnlich aus, auch Jerusalem sehr ähnlich. Also diese Kalksteingebäude, diese gelben, die eigentlich überall dort vorherrschen, meistens Flachdächer, und wenn man sich das vorstellt wie eine Stadt im Mittleren Osten, dann hat man ein gutes Bild. Wie gesagt, Malta ist sehr klein, das sind in Meilen, ich kenne die Kilometermaße nicht, aber in Meilen sind die Ausmaße 12x20 Meilen (19x32 km), das heißt konkret man kommt mit dem Auto innerhalb von einer Stunde überall hin auf Malta. Auf dieser kleinen Fläche leben ungefähr 400.000 Menschen, und es gibt 800.000 Autos. Das heißt, es ist unglaublich dicht besiedelt, zumindest wenn man sich die Gegend anschaut, wo ja die meisten Ausländer leben, ich sage mal St. Julian’s, Sliema, nach Valletta rauf. Der Rest des Landes, also das Hinterland, obwohl es etwas seltsam ist, bei solch einem kleinen Land so zu sprechen, ist dann tatsächlich auch dünner besiedelt. Die andere Küstenseite ist recht dünn besiedelt. Aber der Teil, von dem ich gesprochen habe, St. Julian’s und so ist extrem dicht besiedelt, die Leute hängen wirklich aufeinander, es ist immer etwas los, es ist immer Lärm, es ist immer Polizei und so weiter. Man hört immer die Polizeisirenen, es ist wirklich unglaublich busy. Es erinnert einen wirklich an so eine Stadt mit einem Gewusel, wie man es aus dem Film kennt im Mittleren Osten, auch alles chaotisch und so. Es gibt natürlich immer viele Unfälle, das heißt eigentlich Malteser, wirkliche Malteser, auch sehr wohlhabende würden sich dort nie ein teures Auto kaufen, denn der Asphalt wird durch die Hitze so aufgewärmt, und wenn es dann regnet, ist es wie Glatteis. Das heißt, die ganze Haftung geht verloren, und man schlittert dort rum. Die Straßen sind unglaublich eng, es ist ja eine mittelalterliche Stadt, das heißt da gibt es viele Unfälle, viele Blechschäden und so weiter. Wie gesagt, die sind ja richtige Fanatiker, was Autos anbelangt, die Malteser, die lieben Autos. Deswegen, das ist vom Lebensgefühl her schon etwas ganz anderes als Mallorca.

00:05:32 - Wie ist die Mentalität der Malteser?

Daniel: Jetzt hast Du schon die Situation beim Autofahren erwähnt, und dass es schnell zu Unfällen kommt. In meinem Kopf entsteht da jetzt so ein Bild wie vielleicht in Italien, wo ich auch schon sehr häufig gewesen bin, also wenn es da zum Beispiel crasht, dann gehen vielleicht die Emotionen hoch, dann ist da Streit, aber ganz plötzlich umarmt man sich, gibt sich Küsschen, wie auch immer. Wie kann man sich so die Mentalität der Malteser vorstellen? Das würde ich jetzt interessieren, im Vergleich zu anderen Mittelmeerregionen, sei es Spanien, sei es Italien, wie sind die Leute so drauf von ihrer Mentalität her?

Sebastian: Meiner Erfahrung nach sind die Leute ganz anders als Italiener auf jeden Fall, ein bisschen wie Spanier noch eher, aber die sind im Grunde eher wie Briten. Die legen auch Wert darauf. Ich denke jetzt gerade mal, die etwas besser gestellten Malteser in der mittleren und oberen Schicht der Gesellschaft, die legen auch Wert darauf, dass sie Englisch sprechen, und dass sie gut Englisch sprechen, und dass sie auch solche englischen Manierismen haben, solche britischen Manierismen. Man müsste sich das eher so vorstellen. Die sind nicht so emotional und so aufbrausend wie die Italiener, so habe ich die Malteser nicht erlebt, eher zurückhaltend und kontrolliert, als leidenschaftlich wie die Italiener.

00:07:21 - Der Wohlstand der Malteser

Daniel: Sind die Leute eigentlich arm? Wie kann man sich das vorstellen? Ich habe mal gelesen, dass doch der überwiegende Teil der Bevölkerung, der ursprünglichen Bevölkerung nicht so wohlhabend ist. Kannst Du das bestätigen?

Sebastian: Es gibt zwei Dinge zu sagen. Zum einen ist natürlich das Lohnniveau immer noch relativ tief. Man kann im Grunde sagen, dass viele für viele Jobs und so vielleicht ein Netto Gehalt bezahlt wird von 1.200 € im Monat. Gerade so in einfachen Jobs, sei es eine Aushilfskraft oder Verkäuferin und ähnliche Berufe. Auf der anderen Seite ist das Immobilienvermögen dort extrem hoch. Immobilien sind extrem teuer, und weil natürlich Immobilien immer auch vererbt werden, ist durch den Immobilienbesitz, ähnlich auch wie in Großbritannien, ein enormer Wohlstand dort schon vorhanden, selbst bei in Anführungszeichen „ärmeren Leuten“. In der Regel gehört ihnen auch das Haus, in dem sie leben.

00:08:38 - Die Nebeninsel Gozo im Vergleich zur Hauptinsel Malta

Daniel: Vielleicht gehen wir nochmal ganz kurz zurück, wir haben ja schon eine ganze Menge über diesen Archipel, die Insel Malta gesprochen. Das sind zwei Inseln, oder? Eine größere und eine kleinere, oder sind es noch mehr als zwei Inseln?

Sebastian: Eigentlich sind es drei Inseln, aber im Grunde die Hauptinsel ist eben die Insel Malta, dort leben 90% der Bevölkerung, und dann gibt es noch Gozo. Gozo ist nun noch rückständiger als Malta, und dort leben, soweit ich das weiß, circa 30.000 Leute. Gozo ist mit dem Schiff etwa 15 Minuten von Malta weg, das Schiff fährt alle halbe Stunde, also es ist jetzt nicht wirklich weit weg, aber eben doch nochmal eine Welt für sich, Gozo. Wer sich wirklich zurückgezogen leben möchte, der geht noch besser nach Gozo, denn Malta ist, wie ich schon gesagt habe, unglaublich busy, laut, lärmend, viel Verkehr, viel Gewusel, und Gozo ist überhaupt nicht so. Gozo ist ganz ruhig, entspannt, da leben wenig Menschen, und das ist eine ganz andere Atmosphäre dort.

00:09:56 - Wie Sebastian nach Malta kam

Daniel: Bis jetzt haben wir ja erstmal allgemein etwas zu Malta und dazugehörigen Nachbarinseln gehört. Da kommt natürlich die Frage auf, wie Sebastian selbst auf Malta kam, also warum er ausgerechnet Malta als Wohnsitz gewählt hat.

Sebastian: Ich habe mir auf jeden Fall die Insel ausgesucht. Wir hatten ja schon in Malta 2011 ein Büro eröffnet, also mein Bruder Philipp ist ja von London nach Malta umgezogen im Jahr 2011 und hat dann dort ein Büro eröffnet, und ich habe im Grunde dort zweimal für jeweils ungefähr ein Jahr gelebt und habe dort im Büro in Malta gearbeitet, das war der Hintergrund, weil sich das angeboten hat. Warum ich dann aus persönlichen Gründen dahin auswanderte waren verschiedene Punkte. Das eine war, ich hatte mich in den USA scheiden lassen, musste aus den USA weg und habe im Grunde irgendwas gesucht, wo ich dann auch mit meinen Kindern natürlich, ich sage jetzt mal eine Zwischenlandung machen kann, bis ich dann wieder in die USA zurück konnte, und Malta war eben dort eins der Länder.

00:11:13 - Die Schulen auf Malta und die maltesische Sprache

Daniel: Das Leben. Du warst mit Kindern dort, wenn ich das richtig verstanden habe, oder? Das heißt, wie hat es den Kindern gefallen, wie sind die Kinder zurechtgekommen? Wie lief das mit der Schule?

Sebastian: Man muss zunächst natürlich sagen, dass die Malteser auf ihre Sprache sehr stolz sind, ähnlich wie man das ja auch von anderen kleinen Ländern kennt, wie zum Beispiel die Rätoromanische Schweiz oder auch Irland zum Beispiel, die das Gälische doch sehr lieben, Luxemburg, ähnlich ist es in Malta auch. Maltesisch als Sprache, sage ich mal ist für einen Linguisten sehr interessant, denn es ist letztlich die einzige semitische Sprache mit einem lateinischen Alphabet. Das heißt, wir haben eine Sprache, die ähnelt dem Arabischen sehr stark, und in der Tat Malteser verstehen in der Regel auch Arabisch und umgekehrt, aber sie hat ein lateinisches Alphabet. Wie gesagt, das mag für Linguisten interessant sein, aber für Kinder ist es natürlich der Horror. Englisch ist auch Amtssprache, das heißt man kann in den staatlichen Schulen darauf insistieren, dass ein nicht-maltesisches Kind, falls ein nicht-maltesisches Kind in der Klasse ist, dass dann die ganze Klasse auf Englisch unterrichtet wird. In der Praxis ist es natürlich so, dass das den Schulen völlig egal ist und das nicht passiert. Das heißt in den Schulen wird Maltesisch unterrichtet und wie gesagt, es mag eine schöne Sprache sein, aber es ist eine nutzlose Sprache, das heißt man muss sich wirklich überlegen, was bringt es, wenn man die Kinder dort in die Schule schickt. Es gibt eine Alternative, und das sind im Grunde Privatschulen. Wie ich ja vorhin schon gesagt habe, die eher besser gestellt sind in Malta sehen so ein bisschen das Maltesisch als Bauernsprache an. Es hat zwar folkloristische Bedeutung, wie auch Schweizer Deutsch oder Bayerisch, man hat diese Tradition gerne für sich, aber man weiß natürlich, dass man im Geschäftsleben damit nichts anfangen kann, und man will natürlich die Kinder bestens vorbereiten auf die spätere Berufstätigkeit. Also insofern legen bessergestellte Malteser ganz großen Wert darauf, dass alles, was mit Ausbildung zu tun hat, auf Englisch stattfindet, und insofern sind dann auch die Privatschulen alle immer komplett auf Englisch. Das heißt das erste Mal, als ich auf Malta gelebt habe, waren meine Kinder auf der Privatschule, das, kann man sagen, kostet pro Kind etwa 5.000 € bis 6.000 € im Jahr, und was Privatschulen anbelangt ist das recht moderat, muss man sagen. Als ich das zweit Mal da war, wo mir klar war, dass ich relativ schnell wieder zurückgehe in die USA, habe ich es so gemacht, dass ich einen Privatlehrer engagiert habe, der die Kinder unterrichtet hat zu Hause nach amerikanischen Lehrplan, was in Malta nicht zulässig ist, weil Homeschooling nicht erlaubt ist, aber ich habe es trotzdem gemacht, und es war für meine Kinder eine gute Erfahrung. Aber ansonsten, meine Kinder haben Malta geliebt. Man muss sich vorstellen, Du lebst direkt am Meer, Du kannst immer Baden gehen, es ist immer warm genug, also in den Wintermonaten nicht unbedingt, aber die Kinder kommen von der Schule nach Hause, schmeißen ihre Sachen hin und sind fünf Minuten später im Wasser. Das ist ein Traum für Kinder! Den hat es gut gefallen, die haben Malta gemocht.

00:15:18 - Ein Leben auf Malta als Ausländer

Daniel: Wie war es für Deine Kinder oder für Dich selber, man liest ja, dass ungefähr 20% Ausländer auf Malta leben. Fühlt man sich willkommen als Ausländer, oder wird man übervorteilt von den Einwohnern? Wie war das für Euch? Wie sind Deine Erfahrungen?

Sebastian: Nur um das mal im Verhältnis zu sehen, 20% ist natürlich ein sehr hoher Anteil an Ausländern, das ist ungefähr ähnlich hoch wie in der Schweiz. Im Vergleich zu Deutschland ist der Anteil an Ausländern etwa nur 12%. Also es ist ein sehr hoher Ausländeranteil in Malta. Ich habe das als sehr positiv empfunden, es gibt überhaupt kein Problem, man muss natürlich auch wissen, dass in der maltesischen Mentalität letztlich die schon seit Jahrhunderten tatsächlich mit Ausländern dort zu tun haben. Wenn man sich mal anschaut, war ja Malta für viele hundert Jahre der Hauptsitz der Malteser oder Johanniter Ritter, des Ritterordens, und das sind ja alles Ausländer gewesen, Franzosen, Deutsche und so weiter, und der ganze Reichtum, der ganze Wohlstand der Malteser zu der Zeit kam durch diese maltesischen Ritter, und die haben sehr gerne für die als Dienstleister, als Söldner und so weiter dann zur Verfügung gestellt. Also danach kamen erst die Franzosen, dann die Briten und so weiter, und da war es dann das Gleiche. Also die Malteser haben da keine Berührungsängste, und die haben auch keine Angst um die eigene Identität, denen ist klar, dass es eine wahnsinnig kleine Insel ist, und dass sie im Grunde die Ausländer brauchen, um ihren Einfluss in der Welt zu haben. Und natürlich auch, sie haben gar nicht genügend Leute, um die ganzen Arbeitsplätze dort zu besetzen. Deswegen ist es ein sehr internationales Umfeld, es gibt sehr viele Skandinavier da durch die ganzen Spielcasinos, die ganzen Online Casinos, sehr viele Deutsche und auch andere Nationalitäten. Es ist sehr weltoffen, und als Ausländer hat man überhaupt kein Problem im alltäglichen Leben. Es gibt natürlich Diskriminierung gegenüber Ausländern jeglicher Couleur in verschiedenen Dingen. Zum Beispiel bis vor Kurzem mussten Ausländer noch höhere Buspreise bezahlen, Ausländer haben sehr lange höhere Elektrizitätspreise bezahlt, es ist für Ausländer praktisch unmöglich, auch mit hohem Gehalt eine Finanzierung für eine Immobilie zu bekommen in Malta. Die Malteser schützen da schon ihre eigene Sippe, sage ich mal, und grenzen die auch deutlich ab. Diese Dinge sind natürlich alle kritisiert worden und sanktioniert worden von der EU, und teilweise sind die abgeschafft worden, aber es ist natürlich immer so, selbst wenn Dinge abgeschafft werden, dann finden die Leute andere Wege, wie sie diese Maßnahme umsetzen können. Deswegen auf der einen Seite sehr weltoffen, aber auf der anderen Seite schon ein sehr starkes Identitätsbewusstsein auf Seiten der Bevölkerung.

00:18:32 - Die Infrastruktur auf Malta

Daniel: Nachdem wir allgemein über das Leben auf Malta, und wie man dort als Ausländer behandelt wird, gesprochen haben, wollen wir jetzt auf die Infrastruktur und sonstige wichtige Gegebenheiten eingehen. Wie steht es denn um die Anbindung nach Europa? Also nicht nur im Sommer, wenn die Touristen kommen. Gibt es ausreichend und auch bezahlbare Flüge?

Sebastian: Um vielleicht noch kurz etwas zur Geographie zu sagen: Malta liegt ja südlich von Sizilien und letztlich zwischen Sizilien und Libyen. Ungefähre Flugzeit aus Deutschland drei Stunden. Es gibt ja in Malta verschiedene Airlines, einmal die Air Malta, das ist der traditionelle Flag Carrier, und dann gibt es mittlerweile Malta Air. Malta Air ist ein Joint Venture des maltesischen Staates mit Ryanair, die haben 140 Flugzeuge, und die sind also sehr aktiv daran, alle möglichen Destinationen anzufliegen, es ist ihnen auch egal, ob sie profitabel sind oder nicht. Denen ist es ganz wichtig, die Connection zur Insel herzustellen. Vor Covid Zeiten gab es in Deutschland neun Flughäfen, die nach Malta geflogen sind, man konnte also jeden Tag wählen, nach London, London Heathrow Liner hatte glaube ich, zehn oder zwölf Flüge am Tag nach Malta, also ganz unproblematisch, dorthin zu fliegen, die Connection ist absolut einfach und problemlos machbar. Und auch günstig die Tickets, also die Anbindung ist sehr gut. Genau so, wenn man von Infrastruktur spricht, es gibt ja auch die ganzen Online Casinos, also insofern brauchen natürlich eine rasant schnelle Internetverbindung, das heißt die Internetqualität ist super. Das funktioniert sehr gut für Leute, die in dem Online Bereich arbeiten. Züge gibt es auf der Insel natürlich nicht, es wird alles gemacht mit Bussen oder dem eigenen Auto. Die Busse sind modern, es gibt auch einige Dienstleister, ähnlich wie Uber, ich bin sehr viel mit solch einem Taxi rumgefahren, denn wie gesagt, eine Fahrt kostet neun Euro oder so, da war das alles sehr komfortabel, das so zu machen.

Daniel: Also ich habe gerade, während Du gesprochen hast, mal bei Swoodoo geguckt, und in der Tat, es gibt Flüge für 28 € ab Berlin. Also schon interessant, es lohnt sich.

Daniel: Es gibt ja noch mehr als Fluganbindungen, gerade wenn ich dort wohnen möchte, aber vielleicht über das Internet für mein Business tätig sein will, brauche ich ein gutes Internet, gute Internetanbindung, gute Telefonanbindung. Gibt es dazu positive oder negative Erfahrungen von Deiner Seite?

Sebastian: Ja, wie gesagt, die Internetverbindung ist sehr gut, weil es ja diese ganzen Online Casinos gibt, und da ist ja, wenn Du dir vorstellst, Du spielt online Roulette, da müssen natürlich in Bruchteilen von Sekunden dort Bits und Bytes hin und her geschickt werden. Das heißt, das ist also absolut gegeben, die Internetverbindung ist top.

00:22:00 - Stromausfälle und Wasserversorgung auf der Insel

Daniel: Ich wohne zur Zeit ja auch auf einer Insel, und da weiß ich aus eigener Erfahrung, Strom und Wasser ist auch immer mal ein Problem auf einer Insel. Also, wir haben auf der Insel, auf der ich gerade lebe, jede Woche mindestens ein-, zwei-, dreimal Stromausfall zum Beispiel. Wasser ist auf vielen Inseln knapp, und ich habe auch gelesen, bei den Vereinten Nationen wird Malta übrigens auch als ein Problemkind geführt, was Süßwasser betrifft. Muss man sich da Sorgen machen?

Sebastian: Das ist ein ganz guter Punkt. In der Tat ist es so, dass natürlich Malta unglaublich trocken ist, und dass Trinkwasser tatsächlich ein Problem ist. Das heißt also, die haben inzwischen eine Entsalzungsanlage, die ist auch sehr leistungsstark, das heißt, das wird meiner Meinung nach die Zukunft sein, vor allem, weil immer mehr Leute nach Malta ziehen. Aber auch Strom ist so eine Sache. Es gibt relativ häufig Stromausfälle, mal kürzer, mal länger, also das ist etwas, womit man leben muss. Man kennt das ja auch schon aus Großbritannien oder Irland oder Amerika, dass dort überall diese Überlandleitungen liegen, dass durch die Straßen überall Stromkabel gezogen werden so in Höhe des zweiten Stockwerkes, das ist in Malta ganz genauso. Da hat die Infrastruktur, dann gerade in der Hitze, wenn man noch die Klimaanlage anschaltet, natürlich zu kämpfen, ganz klar.

00:23:36 - Für wen ist Malta interessant?

Daniel: Nachdem wir jetzt wissen, dass Malta gute Voraussetzungen bietet und auch gut erreichbar ist, wollen wir jetzt eine wichtige Frage klären. Für wen ist Malta der ideale Wohnsitz oder Firmensitz? Und wie sieht es mit Nicht-EU-Bürgern aus? Also Interessenten, die keinen EU-Pass haben.

Sebastian: Wie wir vorhin schon gesagt hatten, Malta ist natürlich was die Einreise und was die Immigrationsformalitäten anbelangt extrem einfach, gerade jetzt für EU Bürger. Jeder kann dort hinziehen, aber in der Tat ist es auch so, dass die Beantragung von Visa für Nicht-EU-Bürger eigentlich relativ einfach ist. Ich kann mich an einen Mandanten erinnern, er war selbst Deutscher, aber seine Lebenspartnerin war aus Südafrika, die hat er dann bei seiner Gesellschaft angestellt, und die hat relativ problemlos das Visum bekommen. Und wie gesagt, man darf nicht vergessen, das ist dann ein Schengen-Visum, das ist also nicht etwas für so eine kleine Insel, das ist im Grunde etwas, was den ganzen Schengenraum zugänglich macht, also ist relativ hochwertig. Da gibt es natürlich alle möglichen anderen Programme ja auch noch, für die Malta zum Teil in die Kritik gekommen ist, dass sie eben die Staatsbürgerschaft verkaufen und so weiter, da reden wir jetzt mal nicht drüber. Aber wie gesagt, zunächst für jeden, der einfach irgendwo hinziehen will innerhalb der EU, vielleicht weil es auch dringend ist, weil man gerade ein Start-up plant, man muss im Grunde relativ schnell „das Weite suchen“, dann ist Malta sicherlich ein geeigneter Ort. Und natürlich, Malta ist immer dann geeignet, wenn man ein Unternehmen hat, wo man hier den sehr günstigen Körperschaftsteuersatz von 5% effektiv tatsächlich auch wirksam nutzen kann. Das hat natürlich jetzt keinen Sinn, wenn ich eine Immobiliengesellschaft in Deutschland habe, nach Malta umzuziehen, also wenigstens aus steuerlicher Sicht. Vielleicht ziehe ich um, weil es mir dort gefällt, aber aus steuerlicher Sicht macht es wenig Sinn, oder wenn ich ein Restaurant in Deutschland betreibe oder etwas anderes betreibe, wo die Wertschöpfung vor Ort stattfindet. Aber wenn ich etwas betreibe, wir haben vorhin schon vom Online Casino gesprochen, oder wir haben Mandanten, die sind im Software-Entwicklungsbereich tätig, die bekommen Provisionen aus dem Online Marketing Bereich, und all diese Dinge, oder machen Geschäfte in Übersee, nicht nur in der Europäische Union, da ist natürlich Malta sehr gut dafür geeignet. Also dort lässt sich dann doch, was die Steuern anbelangt, konkurrenzlos günstig in einem Schengenland, in einem EU-Land leben, und man bezahlt effektiv 5% Steuern de facto!

00:26:33 - Umzug, Anmeldung, Aufenthalt und die maltesische ID-Card

Daniel: Jetzt hast Du ja selber schon zweimal, wie Du erzählt hast, auf Malta gelebt, bis dorthin gezogen. Wie war das mit dem Umzug, mit der Anmeldung? Ist es schwierig, den Aufenthalt zu beantragen? Muss man da überhaupt viel tun? Braucht man Hilfe? Bekommt man das selber alleine hin? Vielleicht kannst Du uns über Deine Erfahrung berichten.

Sebastian: Gerne. Grundsätzlich, Malta ist EU-Mitglied, Malta ist Schengen-Mitglied, also grundsätzlich kann man dort ankommen als EU-Bürger und dort unbeschränkt bleiben und sich aufhalten so lange man möchte. Wenn man dort die Sozialleistungen nicht in Anspruch nehmen will, das Gesundheitswesen nicht in Anspruch nehmen will, keine Konten dort braucht, dort keine Firma gründen will, sich dort nicht anstellen möchte oder so was, muss man formal per se überhaupt nichts machen. Natürlich wird man irgendwann eine Steuererklärung einreichen müssen, spätestens dann wird man etwas machen müssen, aber es gibt keinen Zwang, sich dort in irgendeiner Weise zu registrieren, um sich auf der Insel aufhalten zu können. Der Zwang entsteht dann eher durch andere Dinge, wie zum Beispiel Steuern, sage ich mal. Nichtsdestotrotz ist es natürlich so, dass die meisten unserer Mandanten sich dort anmelden, weil die meisten Mandanten eine Firma gründen, den Non Dom Status nutzen wollen, und ja auch gegenüber ausländischen Behörden zeigen wollen, dass sie tatsächlich dort leben und tatsächlich dort die steuerlichen Vorzüge in Anspruch nehmen können. Und was ist eine bessere Möglichkeit und ein besserer Beweis, um dieses auch gegenüber zum Beispiel deutschen Behörden oder am Flughafen oder sonst wo beweisen zu können, als wenn man einen maltesischen Personalausweis hat, den jeder bekommt, der in Malta seinen Wohnsitz hat. Um den maltesischen Personalausweis zu bekommen, sind im Prinzip folgende Voraussetzungen zu erfüllen: wenn man dort angestellt ist, auch bei der eigenen Firma angestellt ist als Geschäftsführer zum Beispiel oder in einer anderen Kapazität, bekommt man diese ID-Card. Wenn man keine Anstellung hat und keine Firma gründen möchte, kann man auch als sogenannter Self-Sufficient-Resident in Malta registriert werden, das heißt jemand, der über genügend Vermögen verfügt, um dem Staat nicht auf der Tasche zu liegen. Die Anforderungen dafür sind denkbar großzügig, man muss als Alleinstehender 14.000 € auf dem Konto haben, oder als verheiratetes Paar 24.000 €. Wenn man nachweisen kann, dass man das hat, bekommt man diese Residence Card auch ohne eine Beschäftigung in Malta haben zu müssen. Auch wenn man über eine Rente oder sowas verfügt, selbst wenn man monatlich ein geringes Einkommen nur hat, bekommt man diese Karte und braucht dann auch diese Summe nicht auf dem Konto zu haben. Also einer dieser drei Fälle für EU-Bürger muss erfüllt sein, erstens, ich sage es nochmal: erstens sozialversicherungspflichtige Anstellung in Malta, zweitens Kapital auf dem Konto haben, ein relativ kleiner Betrag, 14.000 € für Alleinstehende oder ein ausländisches Einkommen wie eine Rente oder eine Pension haben. Das sind die Voraussetzungen dafür, um in Malta diesen Personalausweis zu bekommen.

00:30:06 - Nicht-EU Bürger und das Global Residence Programme

Daniel: Das klingt wirklich sehr viel einfacher, als in anderen Wohnsitzen, über die wir schon gesprochen haben. Alles was Du jetzt gesagt hast, gilt für EU-Bürger, Du selber bist ja auch mit Deinem deutschen Pass wahrscheinlich hingekommen. Jetzt ist die Frage für Interessenten, die ihren Wohnsitz in Malta gerne nehmen möchten, die entweder zum Beispiel in Deutschland wohnen, also ich denke an so einen Fall, man ist verheiratet mit jemandem, der keinen deutschen Pass hat, beziehungsweise es gibt Interessenten aus dem Nicht-Europäischen Ausland, die sich für einen Wohnsitz in Malta interessieren. Was macht man dann?

Sebastian: Wie gesagt, auch als ich in Malta gewohnt habe, ich war dort bei der lokalen Kanzlei angestellt, und ich habe ohne Weiteres die ID-Card bekommen, und das ist auch der Weg, den die überwiegende Mehrheit der Mandanten wählt. Das heißt Firma gründen und sich dann anstellen, die Firma ist dann ja meistens auch aktiv, schreibt Rechnungen an Kunden, man kann dann von dem 5%-Steuervorteil profitieren, aber darüber reden wir später nochmal. Die überwiegende Mehrheit der Mandanten machen das, und das ist auch die Lösung, die wir empfehlen. Wenn man natürlich Privatier ist oder so, dann braucht man das nicht machen, das ist auch klar. Aber um auf Deine Frage zurückzukommen: Nicht-EU-Bürger. Es gibt dort letztlich verschiedene Modelle. Grundsätzlich muss man sagen, dass Malta recht offen ist für Nicht-EU-Bürger. Das heißt ein Visum zu erhalten ist absolut möglich. Es gibt dort verschiedene Visa, ich hatte vorhin ja schon das Beispiel erwähnt von dem Mandanten, der dort eine Firma hatte und dann seine Freundin aus Südafrika bei der Firma angestellt hat, und dann hat sie ganz normal ein Angestellten-Visum bekommen. Das ist auch möglich. Aber auch jemand, der nicht angestellt ist, kann dort ein Visum bekommen, es gibt da verschiedene Programme. Ich möchte ein Programm kurz hervorheben, das sogenannte Global Residence Programme. Dieses Global Residence Programme ermöglicht einem Nicht-EU-Bürger für eine Gebühr von 6.000 € dort in Malta im Grunde ein Schengen-Visum und entsprechend eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. Man muss dafür mindestens in eine Immobilie investieren, mindestens 220.000 € auf Gozo oder 275.000 € in der Gegend St. Julian’s und so weiter, oder aber man kann auch mieten, dann beträgt die Minimalmiete circa 10.000 € im Jahr. Man kauft entweder etwas zwischen 220.000 € und 275.000 € oder man mietet für etwa 10.000 € im Jahr, zahlt diese 6.000 € Gebühr, und dann bekommt man diesen Global Residence Status, hat damit ein Schengen Visum, kann damit auf Malta wohnen. Dann hat man also den Vorteil, dass man dann im Grunde eine Steuer von 15% bezahlt auf sämtliches Einkommen, was man in Malta ausgibt oder auf ein maltesisches Konto ausschütten lässt, und alles andere ist steuerfrei. Allerdings ist die Minimalsteuer, die man bezahlen muss 15.000 € im Jahr. Also, da kann man schon sehen, das lohnt sich für jemanden, der zum Beispiel Lebenshaltungskosten hat von im Jahr 100.000 €, sich da eine schöne Wohnung in Malta mietet, sich also von seinem Auslandseinkommen 100.000 € nach Malta ausschütten lässt, dann zahlt er darauf 15.000 € Steuern, also 15%, minimal 15.000 € im Jahr, und alles was darüber hinaus im Ausland ist an Einkommen ist steuerfrei. Also es lohnt sich demnach insbesondere für Personen, die ausländische Dividenden, Einkünfte, Zinseinkünfte oder Krypto-Einkünfte haben, die davon einen Teil nach Malta überweisen möchten, um dort eben die Lebenshaltungskosten zu finanzieren, und den Rest im Ausland belassen, die können davon profitieren.

Daniel: Klingt spannend, hatte ich so auch noch nicht gehört. Also die Einstiegshürde scheint relativ niedrig zu liegen, wenn man das mit anderen möglichen Wohnsitzstaaten vergleicht.

Sebastian: Für EU-Bürger ist es im Grunde genommen noch besser, denn die EU-Bürger zahlen nicht diese 15% Minimalsteuer, sondern die zahlen nur 5.000 € Minimalsteuer.

Daniel: Klingt interessant.

00:36:00 - Auch ein Hauptwohnsitz in Malta kann einen Lebensmittelpunkt woanders auslösen

Daniel: Eine Frage ergibt sich aber trotzdem: wenn das jetzt jemand macht, es könnte ja sein, jemand interessiert sich dafür, Malta sozusagen als Eintrittstor für ein Visum oder einen Aufenthalt im Schengenraum zu nutzen – gibt es irgendwelche Restriktionen, wie viele Tage man in Malta anwesend sein muss, um diesen Wohnsitz oder diese Residence dort zu bekommen? Wird das kontrolliert? Wir das überwacht?

Sebastian: Grundsätzlich sagt dieser Status aus, dass man hier seinen Erstwohnsitz und seinen Hauptwohnsitz in Malta hat, das ist dort explizit so gesagt. Vorschriften, wie viele Tage ich dann im Jahr dort sein muss, gibt es nicht. Es ist den Maltesern ehrlich gesagt auch egal. Wie gesagt, man hat sowieso die minimalen Steuern, die man bezahlen muss. Es interessiert die Malteser nicht wirklich, wie lange man sich dort aufhält oder nicht. Aber man muss es sich gut überlegen, denn wenn man sich nicht in Malta aufhält, wo hält man sich dann auf? Und löse ich dann dort möglicherweise einen Lebensmittelpunkt aus? Ich kann nicht sagen, dass ich in Malta lebe, in Wirklichkeit aber mich das ganze Jahr in München in Schwabing aufhalte. Das hat ja unser Freund Boris Becker so gemacht, er hat gesagt, er lebe in Monaco, in Wirklichkeit war er die ganze Zeit in München. Wie gesagt, in diesem Fall war es dann egal, wie lange er sich da aufhält oder nicht, das gleiche ist auch mit Malta. Die Malteser werden es nicht nachprüfen. Aber die Frage ist: wenn man nicht in Malta ist, wo ist man dann? Und löst man dann dort möglicherweise Besteuerung aus, weil man den Ort des gewöhnlichen Aufenthaltes und den Lebensmittelpunkt dort hat? Für Personen, die digitale Nomaden sind und von Ort zu Ort züngeln, ist es natürlich kein Problem, aber wenn natürlich jemand dann über mehrere Monate im gleichen Land aufhält, hat er dort möglicherweise ein Problem. Ich will nicht sagen, das Problem wäre Malta, das Problem ist das andere Land.

Daniel: Macht Sinn.

00:38:29 - Aktuelle Corona Maßnahmen auf Malta

Daniel: Momentan verlassen auch viele Menschen Deutschland, weil sie die Corona Maßnahmen hier zu streng finden. Daher ist es für uns auch interessant zu wissen, was es auf Malta für Corona Regeln gibt und wie restriktiv diese dort umgesetzt werden. Außerdem wollen wir wissen, ob momentan überhaupt Firmengründungen von ausländischen Personen dort durchgeführt werden.

Sebastian: Ich hatte jetzt mal mit meinem Bruder dazu gesprochen, es ist also so, dass es relativ strikt ist in Malta. Man muss Maske tragen, überall außerhalb der eigenen Wohnung, also sowohl drinnen als auch draußen. Das heißt, sobald man die Wohnung verlässt, muss die Maske angezogen werden, und davon sind auch Kinder betroffen, also alle Kinder ab 3 Jahren müssen auch eine Maske überall, drinnen und draußen tragen. Es gibt natürlich wiederum Reisebeschränkungen, das heißt aus allen möglichen Ländern, jetzt gerade bei Omikron natürlich die afrikanischen Länder, sind Einreisen nicht möglich. Und dann kann man davon ausgehen, dass man überall den Impfpass braucht, um egal, wo man rein möchte, reinzukommen, Restaurants und so weiter. Also, es ist sehr restriktiv, dafür gibt es sehr wenig Fälle dort, aber es ist sehr restriktiv, das auf jeden Fall.

00:39:59 - Laufen Firmengründungen trotz Corona weiter oder gibt es Verzögerungen?

Daniel: Jetzt generell, in der Corona-Pandemie-Zeit gab es ja einige Länder, die aufgrund dessen auch ihre Residence Programme angehalten oder unterbrochen hatten. Wenn jetzt zum Beispiel vorhätte jetzt seinen Wohnsitz nach Malta zu verlegen oder eine Firma zu gründen, ist das jetzt momentan für einen Nicht-Ansässigen überhaupt möglich, oder muss man da warten, bis es wieder Erleichterung gibt?

Sebastian: Malta ist ja Teil der EU und letztlich ist die EU-Freizügigkeit ist durch Corona, was die Wohnsitznahme betrifft, nicht betroffen, also man kann dort selbstverständlich nach wie vor weiterhin hinziehen, sich niederlassen, eine Wohnung mieten, kann dort bleiben, hat Aufenthaltsrecht. Ich habe gehört, was die ID-Karten anbelangt, dass die momentan suspended sind, das heißt, dass einfach keine neuen ausgestellt werden, nur in Ausnahmefällen, einfach weil die Behörden überlastet sind, weil so viele Leute krank sind. Wie ich vorhin schon gesagt habe, man braucht die ID-Card ja nicht, um dort zu leben, man hat als EU-Bürger ein Recht, sich dort niederzulassen, das heißt nach wie vor findet der Umzug dort tatsächlich hin statt, auch Firmen können gegründet werden, auch da gibt es Verzögerungen, zum Beispiel bei der Umsatzsteueranmeldung und so, dauert es länger, bis die Umsatzsteuernummer beantragt ist, aber grundsätzlich geht alles weiter.

00:41:42 - Die Gesundheitsversorgung auf Malta

Daniel: Kommen wir jetzt zu einem ganz anderen, aber auch wichtigem Themenbereich: die Gesundheitsversorgung auf Malta.

Sebastian: Grundsätzlich gibt es in Malta ähnlich ein System wie in Großbritannien und in Irland. Es ist im Grunde ein System, das über Umlagen finanziert ist, also über Steuern finanziert ist. Eine Krankenversicherung gibt es nicht. Das heißt Personen, die in Malta sozialversichert sind, können das Gesundheitssystem nutzen, können dort kostenlos ins Krankenhaus, also „kostenlos“ in Anführungszeichen, kostenlos für denjenigen, der es in Anspruch nimmt. Die gesundheitliche Vorsorge des staatlichen Krankenhauses ist sicherlich gut, also wir haben Mandanten, die zum Teil notfallmäßig dort behandelt wurden, das erfolgt nach dem modernsten Stand der Technik. Es gibt in Malta ein Krankenhaus, das heißt Mater Dei, und natürlich kann man sich vorstellen, dass die Wartezeiten, wenn man dort in die Notaufnahme kommt möglicherweise relativ lang sind. Ich sage jetzt mal, hat man einen gebrochenen Arm, sitzt man sechs Stunden und wartet bis man drangenommen wird, was nicht sehr komfortabel ist. Es gibt deswegen viele Mandanten, die für solche Fälle eben dann lieber in das Privatkrankenhaus gehen. Dort würde man nicht hingehen, wenn man einen Bypass gelegt bekommt oder so, das würde das Krankenhaus gar nicht machen. Auch die privaten Krankenhäuser, da gibt es mehrere, die würden dann Patienten bei solchen Fällen nach Mater Dei schicken, weil das der einzige Ort ist in Malta wo es die entsprechende Maschinerie und die entsprechenden Ärzte gibt, aber für kleinere Dinge, auch wenn man Antibiotika braucht für den Hals, kann man ins private Krankenhaus gehen. Ist sehr nach, ich sage mal Mittlerem Osten, Dubai und so weiter designed, sehr luxuriös, sehr guter Standard, kostet aber wirklich sehr wenig. Wenn man dort hingeht und irgendetwas machen lässt, ich kann mir erinnern, ich hatte mal irgendwie eine Halsentzündung, habe Antibiotikum gebraucht, bezahlt man 25 € inklusiver Rezeptgebühr, kommt sofort dran, sieht einen Arzt, ist in einer komfortablen Umgebung, das werden viele Mandanten machen. Das Gleiche auch, wenn man zu einem ganz normalen Hausarzt geht und sich dort behandeln lässt, kostet es vielleicht 10 € Praxisgebühr, und dann bekommt man dort alles was man braucht, es ist sehr günstig. Das heißt ich würde grundsätzlich sagen, die medizinische Versorgung ist auf jeden Fall gut, auch wenn man irgendwie schwer krank sein sollte, also überraschend schwer krank, schwer erkrankt, kann man davon ausgehen, dass man hier gut versorgt ist. Mir ist natürlich klar, dass Mandanten manchmal bestimmte chronische Erkrankungen haben und dort ihre Ärzte haben, wo sie dann lieber hingehen, das muss dann jeder selbst entscheiden, und er muss sicher auch prüfen in Malta, ob er dort einen Arzt des Vertrauens findet, weil es ja doch ein sehr persönlicher Bereich ist. Aber grundsätzlich ist die Versorgung gegeben. Zahnärzte genau das Gleiche, Zahnbehandlung ist sehr günstig, in Malta zu bohren, eine Plombe zu machen, 30 € oder sowas beim Arzt, das ist wirklich sehr erschwinglich.

Daniel: Klingt gut. Beruhigend zu wissen.

00:45:31 - Sicherheit, Kriminalität und Attentate

Daniel: Jetzt sind wir ja immer noch beim Leben in Malta, wenn wir noch kurz bei dem Themengebiet bleiben. Die Sicherheit und Kriminalität würden mich noch interessieren. Ich habe da mal so eine Schlagzeile gelesen, wobei ich zugeben muss, das ist jetzt schon etliche Jahre her, da stand: Wenn Sie in Malta sind, halten Sie ihre Handtasche fest! Oder es poppt ja immer mal wieder irgendwo hoch, wenn ein Journalist irgendwie angegriffen wird oder vielleicht auch im Anschlag, dann kommt immer wieder dieses vor Jahren, ich glaube im Jahr 2017 stattgefundene Attentat auf eine Journalistin in Malta hoch, in den Medien wird das immer wieder zitiert. Man hat den Eindruck, dass da immer etwas passiert, ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass immer wieder das eine Attentat, das stattgefunden hat, nur wieder neu zitiert wird? Was kannst Du dazu sagen zum Thema Sicherheit, Kriminalität? Kann ich ohne Angst meine Frau eine längere Strecke als nur zum Supermarkt um die Ecke schicken oder meine Kinder? Wie muss ich mir das vorstellen?

Sebastian: Mein Sicherheitsgefühl in Malta war sehr hoch, ich hatte dort keinerlei Bedenken hinsichtlich der Sicherheit, muss ich sagen, ich war ja auch mit Kindern da, die Kinder sind alleine zum Strand gegangen. Ich hatte dort nie das Gefühl, dass dort irgendwie ein Risiko besteht. Nichtsdestotrotz muss man natürlich sagen, dass es dort diverse Attentate gab, hauptsächlich Autobomben, da gab es mehrere in den letzten Jahren, eben die bekannte Journalistin, die dort ermordet wurde, war nur ein Beispiel. Es gab auch noch andere Attentate auf Personen, wobei mein Eindruck ist, dass das dann eher Personen sind, die in die Unterwelt verstrickt sind in gewisse mafiöse Strukturen, oder eben wie im Fall dieser Journalistin, die eben solchen Verbrechern dort auf die Spur gekommen ist und tragischerweise von diesen dann ermordet wurde. Also für Leute, die dort einfach leben, auch Fremde sind und damit nichts zu tun haben, mit diesem Milieu, die werden im Grunde davon nicht betroffen sein. Aber so allgemein Diebstahl und auf der Straße ausgeraubt werden und so, mir ist kein einziger Fall bekannt. Und wir haben über hundert Mandanten geholfen, nach Malta umzuziehen, die dort in irgendeiner Weise von Kriminalität betroffen wären. Die Polizei hat eine gewisse Law and Order Mentalität, auch schon bei kleineren Verbrechen im Bereich Drogen muss man davon ausgehen, dass man hier langjährig im Knast landet, also das ist nicht so ohne. Aber wie gesagt, ich habe zum Thema Kriminalität keine negative Erfahrung gemacht in Malta.

00:48:38 - Haus oder Wohnung kaufen oder mieten auf Malta

Daniel: Wenn man erst einmal ein Land für den neuen Wohnsitz oder Firmensitz in die engere Auswahl genommen hat, und wie wir jetzt hier auch über die Rahmenbedingungen informiert hat, dann beginnt ja meistens die Suche nach einer passenden Immobilie. Deswegen fragen wir Sebastian, wie einfach oder schwer es auf Malta ist, eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen oder zu mieten, und mit welchen Kosten man rechnen muss.

Sebastian: Meine Erfahrung ist extrem einfach, es ist extrem einfach in Malta etwas zu mieten. Es gibt dort anders als in anderen Ländern, wo dann alle möglichen Background Checks gemacht werden, wo die Bonität geprüft wird und man zu irgendwelchen Credit Rating Agencies gehen muss, dann wird der Arbeitgeber befragt, dann noch diese Referenzen. Das gibt es alles in Malta nicht, man geht dort schlicht und ergreifend zum Immobilienmakler, der zeigt einem verschiedene Wohnungen. Wenn man das mieten möchte, dann gibt man dem Immobilienmakler mehr oder weniger am gleichen Tag Bescheid: „Ich möchte das gerne mieten, ich biete diese Miete an“, manchmal ist es die geforderte Miete, manchmal etwas weniger, manchmal etwas mehr, und wenn der Vermieter akzeptiert, dann bezahlt man einen Monat Kaution, einen Monat Miete und eine halbe Monatsmiete Maklerprovision, und das war’s, Vertrag wird unterschrieben, und man hat die Wohnung. Das ist sehr einfach, sehr dynamisch, da wird sehr viel gemietet in Malta, wir hatten ja gesagt, dass Kaufen sehr schwierig ist, gerade für Ausländer, also das ist sehr stark durch Mietverhältnisse geprägt, und die Vermieter haben zum Teil auch ausländische Mieter sehr gerne, gerade jene, die dort Unternehmer sind, weil sie wissen, dass sie gut verdienen und entsprechend dann auch die Miete bezahlen können. Man muss natürlich wissen in Malta, dass, wenn man einen gewissen Standard erwartet, da sind die Mieten auch entsprechend. Ich würde sagen, jemand, der eine Dreizimmerwohnung sucht in einer einigermaßen ansprechenden Lage, die auch dem westlichen Standard genügt, da würde ich mal 2.000 € ansetzen. Ich hatte in Malta, als ich das erste Mal dort gewohnt habe in Portomaso gewohnt. Portomaso ist, ich sage mal, ist so eine Anlage beim Hilton Hotel beim Spielcasino in St. Julian’s, das ist die erste Luxus-Wohnanlage, die es in Malta gab, da werden immer noch weitere Wohnungen gebaut. Mittlerweile gibt es auch andere modernere Anlagen. In Portomaso kostet die Miete natürlich gleich mindestens 4.000 € und geht dann hoch bis 10.000 €, je nach Größe der Wohnung, das würde dann aber schon eher in den Luxus-Bereich gehören, also das ist möglich, wenn man das möchte. Ich habe das zweite Mal in Malta gewohnt, da hatte ich eine Doppelhaushälfte in St. Julian’s gemietet, die hat 2.000 € gekostet, das waren drei Zimmer, das war auch anständig, hat mir gut gefallen, aber das würde ich schon erwarten. Also weniger als das wird nicht ausreichen, um etwas Ansprechendes zu finden. Es gibt natürlich Wohnungen, die kosten 1.000 €, die kosten 800 €, aber meine Erfahrung ist, dass Leuten, die einen westlichen Standard haben und sagen wir mal hohe Anforderungen haben, dass es ihnen nicht genügt.

00:52:29 - Die steuerliche Situation und der Non-Dom Status auf Malta

Daniel: Auch ein wichtige Entscheidungskriterium für die Auswahl eines Landes als Wohnsitz oder Firmensitz ist natürlich immer auch die steuerliche Situation. Obwohl wir das ja bereits kurz angesprochen hatten, wollen wir jetzt dieses Thema doch noch weiter vertiefen.

Sebastian: Man muss ja wissen, dass Malta unter britischer Herrschaft war bis in die 50er Jahre und entsprechend deswegen auch viel von Großbritannien übernommen hat, das Steuersystem, auch die Rechtsformen sind die gleichen wie in Großbritannien, Limited, PLC und so, die Begriffe sind die gleichen und viele Elemente des Unternehmensrechts sind nach wie vor gleich oder ähnlich wie in Großbritannien. Dadurch ist natürlich auch dann der sogenannte Non-Dom Status von Malta übernommen worden. Non-Dom Status bedeutet letztlich, dass Ausländer, die in Malta leben auf Auslandseinkünfte keine Steuern bezahlen, beziehungsweise nur auf die Auslandseinkünfte Steuern zahlen, die in Malta verbraucht oder auf ein maltesisches Konto ausbezahlt werden. Machen wir mal ein konkretes Beispiel: Ich habe ein Depot, und in diesem Depot habe ich verschiedene Aktien drin, und ich veräußere einmal im Jahr ein gewisses Aktienpaket, das ich mir dann anschaue, und ich erziele damit normalerweise einen Veräußerungserlös im Jahr von 250.000 €. Dieses 250.000 € sind dann in Malta komplett steuerfrei. Allerdings darf ich sie nicht auf ein maltesisches Konto überweisen und darf davon in Malta auch keine Miete bezahlen, ich darf da keine Kreditkarten nutzen, die letztlich von diesen Auslandserträgen bezahlt werden in Malta. Sämtliche Ausgaben, die ich in Malta von diesem Geld mache, oder ich überweise mir davon 100.000 € auf mein maltesisches Konto, damit ich da Miete und so weiter bezahlen kann, dieser Teil ist dann in Malta ganz normal zu versteuern nach maltesischen Einkommensteuersätzen. Aber was im Ausland verdient wird und was im Ausland bleibt, das ist in Malta steuerfrei. Das ist natürlich in Kombination mit einer maltesischen Gesellschaft besonders interessant. Mal angenommen ein Unternehmer erbringt IT-Dienstleistungen, zieht nach Malta um, gründet dort eine Gesellschaft, die maltesische Gesellschaft hat Kunden in Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Italien und Großbritannien und so weiter, erwirtschaftet einen Umsatz von sagen wir mal 1,5 Millionen €, macht 1 Million € Gewinn, dann wird eben diese 1 Million Gewinn in Malta besteuert mit dem effektiven Körperschaftsteuersatz von 5%. Da bleiben also 995.000 € übrig. In Malta hat man dann eine Holdingstruktur. Es gibt eine Holding im Ausland, die 995.000 € fließen an die Holding im Ausland, und von dort an mich als Einzelgesellschafter, beziehungsweise auf das Konto des Unternehmers in unserem Beispiel, und dieser Betrag ist dann komplett steuerfrei in Malta. Da ist dann keine weitere Steuer drauf zu bezahlen. Aber wie gesagt, wenn ich Ausgaben habe in Malta und davon etwas nach Malta überweise, muss ich natürlich diesen Betrag, der dorthin überwiesen oder in Malta verbraucht wurde dann ganz normal versteuern zu den üblichen Einkommensteuersätzen. Wenn man das vermeiden möchte, dann muss man in Malta vom Ersparten leben, was man mitgebracht hat nach Malta aus dem Ausland, das geht natürlich auch, dann muss man keine Steuern bezahlen. Was man natürlich beim Umzug bereits an Erspartem zu Hause auf dem Konto liegen hat, muss natürlich nicht nochmal versteuern, wenn man es in Malta ausgibt, es geht also tatsächlich nur um Einkünfte.

00:56:47 - Wie läuft das konkret ab?

Daniel: Das würde ich Dich gerne nochmal ganz konkret befragen: Wenn ich jetzt meinen Wohnsitz nach Malta verlege, dann ist die erste Summe, die ich mitbringe, die ich vor dem Umzug einzahle, die ist nicht zu versteuern. Ab einem bestimmten Stichtag, wenn dann sozusagen meine Residenz beginnt und ich neue Einkünfte habe, dann gilt das Steuerrecht am Wohnsitz. Ist das richtig?

Sebastian: Das ist ein guter Punkt, das muss man sehr genau verstehen. Wenn ich jetzt sage, ich miete mir in Malta eine Wohnung mit dem Adressnachweis, den ich dann habe für Malta eröffne ich mir in Malta ein persönliches Konto, ziehe aber noch nicht nach Malta um, wohlgemerkt, sondern lebe noch außerhalb von Malta, bin noch nicht in Malta gemeldet, aber habe schon eine Wohnung, habe dort schon ein privates Konto bei einer maltesischen Bank, und dann überweise ich mir Geld auf dieses Konto aus dem Ausland, dann ist es völlig außerhalb des maltesischen Steuersystems, das heißt, das hat steuerlich überhaupt keine Konsequenzen. Man sagt im Grunde, Mandanten, die umziehen, empfiehlt man zuerst eine Wohnung zu mieten, Konto zu eröffnen und dann, wenn sie Einkünfte aus dem Ausland haben, können sie dahin überweisen, dann müssen die in Malta nicht versteuert werden. Auch nach dem Umzug kann ich natürlich Geld nach Malta steuerfrei überweisen, was ich vor dem Umzug bereits auf dem Sparkonto im Ausland hatte. Ich sage mal Sparkonto so ganz salopp. Mal angenommen, ich ziehe von Deutschland nach Malta um, zum Zeitpunkt des Umzuges habe ich ein Festgeldkonto in Deutschland, da ist 1 Million drauf, dann kann ich auch nach dem Umzug nach Malta von der 1 Million so viel nach Malta überweisen, wie ich möchte, denn dieses Geld auf dem Festgeldkonto ist ja schon versteuert in Deutschland. Das heißt Barvermögen, das ich vor dem Umzug habe, kann ich jederzeit auch nach dem Umzug nach Malta überweisen, es geht nur darum, um neue Einkünfte, diese dann nicht mehr nach Malta zu überweisen, ohne dass es möglicherweise steuerliche Implikationen gibt.

00:59:29 - Wie sieht es aus, wenn ich eine Immobilie im Ausland habe und verkaufe

Daniel: Da werden wahrscheinlich bei einigen Zuschauern und Zuhörern trotzdem noch einige Fragen aufpoppen, die mir jetzt auch gerade aufkommen, aber ich denke, das ist eher ein Thema vielleicht im Beratungsgespräch. Ich habe jetzt nur mal eine Frage: nehmen wir mal an, ich hätte eine Immobilie vorher, die hat einen Wert von 1 Million, die gehört mir dann ja auch schon, und während ich in Malta wohne, entscheide ich mich, die zu verkaufen. Dann ist es ein Barvermögen, letztendlich ist es ja ein Besitz, den ich vorher schon hatte. Aber ich denke, da gibt es viele Sonderfälle, über die man noch sprechen sollte.

Sebastian: Genau, Du hast es richtig erkannt, das ist natürlich genau dann kein Barvermögen, sondern ist ein Veräußerungserlös. Ich sage mal, die Immobilie ist 1 Million wert und ich verkaufe sie dann für 1,2 Millionen, und ich überweise dann Geld nach Malta, dann müsste ich das in Malta versteuern. Allerdings natürlich, allerdings ist es bei dem konkreten Beispiel so, dass Erlöse aus Immobilien in der Regel nach dem Belegenheitsprinzip versteuert werden, das heißt dort, wo sich die Immobilie befindet. Es ist ja davon auszugehen, dass ich eine gewisse Kapitalertragsteuer schon in dem Land der Immobilie versteuer, die wird natürlich in Malta angerechnet. Man kann im Grunde davon ausgehen, dass Geld, was bereits im Ausland versteuert ist und was ich nach Malta reinbringe, nicht mehr in Malta zu versteuern ist. Also als Faustregel, aber möglicherweise muss ich das auf der Steuererklärung angeben, das hat auf jeden Fall steuerliche Konsequenzen, auch wenn es nicht die Konsequenz ist, dass ich da nochmal was versteuern muss.

01:01:15 - Die Steuererklärung in Malta

Daniel: Zum Thema Steuererklärung Malta – kann ich mir das ähnlich vorstellen wie in Deutschland, dass ich da so ein Buch an Formularen habe, das ich ausfüllen muss? Das, was Du gerade beschrieben hast, das stelle ich mir so vor, dass schon einiges an Erklärungsbedarf, was ja irgendwie letztlich in Formularen, entweder auf Papier oder in elektronischer Form dargelegt werden muss. Wie kann ich mir das vorstellen?

Sebastian: Das Gute ist ja, dass in Malta nichts gemacht werden muss. Alles was im Ausland passiert, musst Du gar nicht in der Steuererklärung erwähnen.

Daniel: Ja, wenn das Geld ankommt, wenn ich Geld überweise auf mein Konto auf Malta, was ich nicht versteuern will in Malta zum Beispiel, vermute ich einfach, muss ich ja doch irgendwie erklären?

Sebastian: Alles, was im Ausland abläuft, musst Du nicht in Malta erklären. Anders als in Deutschland oder den USA zum Beispiel, wo Du ja auch alles, was auf ausländischen Konten verdient wird, erklären musst, oder bei ausländischen Beteiligungen muss Du in Malta nur das erklären, was einen maltesischen Bezug hat. Also wenn Du jetzt beteiligt bist an 20 Firmen und jede Firma zahlt Dir 20.000 € aus im Jahr, das musst Du alles komplett nicht in Malta erklären, sondern Du musst nur den Teil erklären, den Du nach Malta ausschüttest oder überweist.

01:02:40 - Die exklusiven Vorteile des maltesischen Non-Dom Status

Daniel: In Deutschland, ich lebe ja zur Zeit gerade in Griechenland, und da ist es auch so, dass alles, was auf dem Konto passiert, Zu- und Abgänge, werden automatisch dem Finanzamt gemeldet, so dass die ohnehin über jede Zahlung, die da eingeht, gut Bescheid wissen. Ich weiß nicht, ob das in Malta vielleicht ähnlich funktioniert?

Sebastian: Malta ist natürlich auch dabei beim automatischen Informationsaustausch, ganz klar, aber wie gesagt, das interessiert die ja nicht. Aber wie gesagt, wenn das Deine Auslandseinkünfte sind, dann sind die sowieso steuerfrei für Dich, das heißt auf der Steuererklärung. Das ist auch das Gute am maltesischen Non-Dom Status, anders als zum Beispiel beim britischen oder beim irischen Non-Dom Status; dort musst Du auf jeden Fall erklären: ich bin Non-Dom. Auch wenn Du dann dort nicht erklären musst, was Du im Ausland verdienst, aber der Staat weiß zumindest, dass da irgendwas im Ausland ist. Wenn Du in Malta wohnst, in Malta angestellt bist bei Deiner eigenen Firma und in Malta nur dieses Gehalt letztlich verwendest, was Du von der Firma bekommst. Mal angenommen Deine Firma bezahlt Dir 5.000 € Gehalt, davon zahlst Du deine Miete, Deine Lebenshaltungskosten, viel Shopping kannst Du in Malta eh nicht machen, da gibt es nichts zum Shoppen und gute Restaurants auch nicht, da kannst Du nicht viel Geld ausgeben. Das heißt die 5.000 € reichen Dir aus. Und alles was im Ausland passiert, lässt Du komplett im Ausland, dann weiß der Staat in Malta nicht, dass Du da überhaupt irgendwas hast im Ausland, während Du in der gleichen Situation in Irland und UK immer angeben musst: ich bin Non-Dom. Auch wenn Du dort keine weiteren Details letztlich dem Finanzamt übermitteln musst, die keinen Bezug haben zum Wohnsitzstaat. Aber das ist schon gut in Malta, Du kannst da komplett unter dem Behörden-Radar fliegen.

01:04:41 - Wie sieht es aus mit meinen Krypto Einkünften auf Malta?

Daniel: Da stellt sich jetzt natürlich vielleicht für einige die Frage, die besonders aktiv mit Kryptowährung sind. Du hast ja viel darüber berichtet, wie das so ist, wenn ich zum Beispiel Auslandsvermögen habe, oder ich habe vorher schon Vermögen gehabt, bevor ich meinen Wohnsitz verlagert habe, also wie das so spielt, wenn ich dann Geld mitbringe oder auch später darauf Zugriff haben möchte. Wie sieht es in Malta ganz konkret aus, wenn mein Vermögen oder mein Geld oder vielleicht auch meine Gewinne in Kryptowährung passieren?

Sebastian: Das ist ein sehr interessantes Thema. Wie gesagt, Malta ist ja relativ bekannt, auch in den letzten Jahren gewesen für Krypto-Unternehmen. Das heißt viele Krypto-Unternehmen haben sich da niedergelassen, weil Malta ja ähnlich wie in dem Bereich der Online Spielcasinos Gesetzgebung veröffentlicht und implementiert hat, mit dem sich Krypto-Dienstleister, also zum Beispiel eine Krypto-Exchange und so sich dort rechtssicher niederlassen können, und dieses Unternehmen betreiben können in einem EU-Land, da war Malta mit eines der ersten. Deswegen wird Malta auch so „The Krypto-Island“ genannt, also die Krypto-Insel. Jetzt sprechen wir von einem anderen Fall, jetzt sprechen wir, was passiert mit jemandem, der nach Malta umzieht und Krypto-Investor ist, wie wird das behandelt werden? Alles was ich über den Non-Dom Status eben gesagt habe, trifft natürlich auch auf Kryptowährung zu. Also grundsätzlich ist alles, was außerhalb von Malta passiert steuerfrei, und alles was in Malta passiert, wäre in Malta grundsätzlich betroffen. Das hat die Steuerbehörde in Malta so kommuniziert. Wie muss man sich das konkret vorstellen? Leider hat es die Steuerbehörde nicht weiter spezifiziert, aber so die Meinung unter Experten ist folgende: Es gibt in Malta ja einige Krypto-Unternehmen, also Unternehmen, die Krypto-Wallets zur Verfügung stellen, auch Krypto-Exchanges gibt es da. Wenn ich jetzt als eine in Malta lebende Person ein solches Unternehmen in Malta nutze, um hier meine Coins und so weiter zu verwalten, zu halten, zu wechseln, dann muss ich davon ausgehen, dass das in Malta möglicherweise steuerliche Konsequenzen hat und das Äquivalent ist zu dem maltesischen Konto. Wenn das alles aber komplett außerhalb von Malta passiert, sagen wir mal zum Beispiel über die Krypto-Exchange von unserem Freund in der Schweiz, und dann die Erlöse beim möglichen Wechseln auf ein ausländisches Konto fließen, dann ist es komplett in Malta steuerlich nicht betroffen. Wenn es in Malta passiert, einen Bezug zu Malta hat, wäre dann eben die maltesische Kapitalertragsteuer zu bezahlen auf Erlöse von Verkäufen von Krypto.

01:07:49 - Den Wallet-Anbieter innerhalb oder außerhalb meines Wohnsitzlandes wählen?

Daniel: Vielen Dank, hast Du auch noch in dieses Thema Licht gebracht. Schon interessant, dass man sich auch mit dem Fakt auseinandersetzen muss in einigen Wohnsitzländern: was passiert, wenn der Anbieter meiner Wallets im gleichen Land ist, oder? Dass es vielleicht auch Unterschiede hat, ob der Wallet-Anbieter jetzt hier seinen Firmensitz hat oder in einem anderen Land.

Sebastian: Genau, also für die Personen, die in Malta wohnen und die Erträge aus Krypto steuerfrei vereinnahmen wollen, denen müsste man raten, alles komplett außerhalb von Malta zu organisieren.

01:08:31 - Kontaktaufnahme zu Sebastian

Daniel: An der Stelle jetzt vielleicht ein Wort an unsere Zuschauer und Zuhörer, denn man merkt ja schon, wenn man anfängt über das Thema zu sprechen, dass da eine Frage nach der anderen vielleicht im Kopf entsteht. Bitte am besten ein Abo dalassen, weil wir werden natürlich immer wieder weitere Details auch zu anderen Wohnsitzstaaten hier erklären und besprechen. Also jetzt wär ein guter Moment, vor allem, wenn vielleicht Fragen entstehen, lasst ein Abo da, klickt auf die Glocke oder den Daumen nach oben, damit Ihr auch weiterhin regelmäßig wichtige News und Information zu verschiedenen Wohnsitzstaaten hier hören oder sehen könnt. Vielen Dank für die guten Erklärungen Sebastian, und ich denke, da gibt es vielleicht im Nachhinein noch einige Rückfragen von unseren Zuschauern und Zuhörern. Wie können sie die eigentlich am besten stellen, wenn jemand eine Frage hat oder vielleicht mit Dir selber nochmal sprechen will? Vielleicht kannst Du dazu noch etwas sagen.

Sebastian: Generelle, allgemeine Fragen beantworten wir ja oft in den Kommentaren zum Video, also wenn jemand eine allgemeine Frage hat, die nicht eine persönliche Person oder eine persönliche Situation zu sehr berührt, dann kann man die allgemein beantworten. Ansonsten ist das Beste tatsächlich immer ein Beratungsgespräch zu buchen, denn die Rechtslage und die Steuergesetzgebung ist das eine, aber wie sich die dann konkret auf den persönlichen Fall auswirkt und dort am besten angewandt wird, das ist dann meistens eine Sache für ein Beratungsgespräch. Also einfach über unsere Webseite ein Beratungsgespräch buchen, wohnsitzausland.com, dort „Auf nach Malta“ klicken oder auch auslandsunternehmen.com, da kann man direkt die Beratung buchen. Aber wir werden sicherlich auch zu Malta noch weitere Folgen machen, da wird es noch genügend Beratungsbedarf geben, und auch da gibt es immer auch viel Gesprächsstoff, weil da doch einiges passiert.

Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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USA - Visa-Optionen für Geschäftsleute

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Zu Gast: Rechtsanwältin Frau Magdale Labbe Henke

In unserer heutigen Episode unseren Podcast sprechen wir mit der Rechtsanwältin Frau Magdale Labbe Henke. Sie zeigt Unternehmern und Familien die offenen Türen für einen Umzug in das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“. Es gibt viele Gründe für eine Umsiedlung und die USA stehen dabei als Zielland immer an der Spitze. Sie möchten Neues ausprobieren oder Ihre beruflich besseren Chancen nutzen? Sie bekommen hier Antworten, wenn Sie in den USA leben und/oder arbeiten wollen, vielleicht weil ein Leben in Deutschland für Sie nicht mehr das Richtige ist oder Sie Ihre Kinder im Homeschooling oder an einer Online Schule unterrichten wollen.

Als Unternehmer finden auch Sie in der „Buchstabensuppe“ der Visa-Optionen mit unterschiedlichen Investitionsbeträgen Ihren Weg in die USA. Unser Gespräch verdeutlicht die Komplexität der Vorbereitungen und gibt Ihnen wichtige Information zum Umgang mit amerikanischen Behörden.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

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Unterschied Green Card und Visum für zeitlich begrenzten Aufenthalt

Wir kennen die Green Card aus der Filmindustrie. Sie ist eine zeitlich unbegrenzte Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis, wohingegen ein Arbeitsvisum für maximal fünf Jahre ausgestellt wird. Eine geschäftliche Tätigkeit für eine Green Card oder ein Visum ist auch für Rentner oder Privatiers erforderlich. Wir zeigen Ihnen heute, wie Sie dieses auch passiv umsetzen können.

Die Investor Green Card im Überblick

In der Regel müssen Sie für den Erhalt einer Investor Green Card 1 Million Dollar in ein Unternehmen investieren. Dieses können Sie durch Übernahme eines bereits bestehenden Unternehmens oder durch Neugründung tun. Das Konsulat legt dabei großen Wert auf entsprechende Qualifikationen des Antragstellers. Wenn Sie sich in ein neues Geschäftsfeld begeben, können Sie einen Manager einstellen oder sich durch Training die Qualifikationen aneignen. Die Gründung einer Tochtergesellschaft oder einer Niederlassung in den USA ist ebenfalls möglich und gefällt dem Konsulat am besten. Zudem sind Sie mit der Investor Green Card dazu verpflichtet, zehn neue Arbeitsplätze zu schaffen (eine Ausnahme bietet das im folgenden Absatz erklärte Regional Center Program).

Was ist das Regional Center Program (EB-5)?

Ein sogenanntes „passives Investment“ können Sie mit dem Regional Center Program machen. Der Investment-Mindestbetrag ist nicht allgemein festgelegt, sondern richtet sich nach dem Projekt und wird von der Migrationsbehörde entschieden. Dadurch haben Sie die Möglichkeit zu investieren, ohne sich um den Tagesablauf kümmern und eine Mindestanzahl von neuen Arbeitsstellen schaffen zu müssen. Alle Details sind in diesem Programm abgedeckt. Aktuell liegt dieses Projekt auf Eis und eine Entscheidung wird im Februar 2022 erwartet.

Das Investor-Arbeitsvisum im Überblick (E-Visum)

Das Investor-Arbeitsvisum kann für einen Zeitraum bis zu fünf Jahren ausgestellt werden. Grundlage ist die Firmengröße, der Businessplan und Investitionssumme. Große Firmen erhalten erfahrungsgemäß immer fünf Jahre, und kleineren Unternehmen auch auf die Umsetzung des Businessplans. Dieses liegt in dem Ermessen des bearbeitenden Beamten.

Wo und wie ist das Visum zu beantragen und was ist zu beachten?

Eine Visum-Antrags-Mappe mit 500 einzureichenden Seiten ist durchaus üblich und nicht ungewöhnlich. Daher wird für die Vorbereitung eine Zeitspanne von sechs Monaten empfohlen, wenn man nicht die Möglichkeit hat, sich Vollzeit mit den Vorbereitungen auseinanderzusetzen. Der übliche Ablauf zur Visum-Beantragung fängt damit an, seinen Antrag in den USA bei Homeland Security Citizenship and Immigration Services einzureichen. Nach positiver Antwort geht man zum lokalen Konsulat, um das Visum zu erhalten, denn die Entscheidung aus den USA wird akzeptiert. Nicht so verhält es sich bei dem E-Visum. Das ist die einzige Kategorie, dessen Entscheidung das Konsulat ignoriert und alle Unterlagen erneut anfordert. Daher rät Frau Labbe Henke dazu, die Unterlagen direkt beim Konsulat einzureichen, sofern man sich außerhalb der USA befindet. Befindet man sich in den USA auf einer anderen Visa-Kategorie und möchte wechseln ohne die USA zu verlassen, kann der Antrag dort gestellt werden.

Ein sehr wichtiger und bitte von Interessenten unbedingt zu beachtenden Punkt!

Mit ESTA können Interessenten „unproduktive Arbeiten“ in den USA verrichten. Sie können vor Ort bereits Verträge unterzeichnen, Site Visits abhalten und Termine wahrnehmen, die für den Aufbau des Unternehmens erforderlich sind. Dafür brauchen Sie kein spezielles Visum. Wir raten Ihnen, eher mehrere und kürzere Besuche in den USA abzuhalten, als durch ein eventuell abgelehntes B-Visum auch die ESTA Möglichkeit zu verlieren.

Kontaktdaten und Links:

Frau Magdale Labbe Henke

Homepage: www.consular-consulting.com

E-Mail:        mlh@consular-consulting.com

Telefon:       +49 89 1711 9458

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Achtung Firmengründung Irland: 7 wichtige Steuerfakten, die Gründungsagenturen verschweigen

Timestamps

00:18  -  Begrüßung und Einleitung und Vorstellung Frau Henke

02:58  -  Warum haben die USA eine solche Anziehungskraft, und woher die starke Nachfrage?

06:27  -  Welche Möglichkeiten haben Unternehmer, die in die USA gehen möchten?

08:47  – Bestehendes Business in den USA kaufen oder dort eine Niederlassung gründen?

11:04  -  Die Problematik bei Übernahme eines bestehenden US-Business

12:28  -  Wird mein Visumsantrag in den USA oder in meinem Heimatland bearbeitet?

14:54  -  Als Rentner oder Privatier in die USA

18:03  -  Anforderungen für die Green Card durch Investment

21:44  -  Das EB-5 Visum an einem Beispiel erklärt

23:54 -  Unterschied Green Card und Visum und dessen Bewilligungszeitraum

25:18  -  Wo wird die Verlängerung bearbeitet – „zu Hause“ oder in den USA?

26:09  -  Den Businessplan reell schreiben und daran halten

28:02  -  Wie kann ich als Antragssteller meine Familie mitnehmen?

30:46  -  Was muss ich beim Verlassen Deutschlands beachten?

34:53  -  Beratung erforderlich für in den USA steuerpflichtige Ausländer

36:27  -  Wie komplex ist die Antragstellung?

41:49  -  Erfahrungswerte zur Antragsstellung

43:17  -  Kann ich in die USA reisen, während ich auf mein Visum warte?

44:44  -  Wie sehen die Veränderungen nach Trump und unter Biden aus?

47:50  -  Schnellere Bearbeitungszeit unter Biden?

49:19  -  Ausnahmeregelungen zur verpflichtenden Impfung für die Einreise in die USA

50:40  -  Ein sehr wichtiger Tipp zum Abschluss und Kontaktdaten Frau Henke

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 21 USA - Visa-Optionen für Geschäftsleute

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Frau Henke

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London.

Daniel: Heute sprechen wir über ein Land, das man auch gerne „Land der unbegrenzten Möglichkeiten nennt“. Gemeint sind die USA. Und warum machen wir das? Jedes Jahr zieht es ja Zigtausende dorthin aus den verschiedensten Gründen. Wenn wir alleine Deutschland ansehen, Deutschland verliert ja jedes Jahr auch circa 25.000 Einwohner, und auf den Plätzen eins bis drei sind immer die USA. Meistens sind noch die Schweiz oder Österreich mit dabei, das liegt dann einfach daran, dass es unsere Nachbarn sind. Dann kommen auch schon auf den Plätzen eins, zwei oder drei auch schon die USA. Deswegen sprechen wir heute mit Frau Henke, die eine Spezialistin ist auf dem Gebiet, Menschen zu helfen, Interessierten zu helfen, dort einzuwandern. Habe ich das richtig gesagt Frau Henke? Am besten, Sie stellen sich unseren Zuschauern und Zuhörern einmal selbst vor.

Frau Henke: Vielen Dank Herr Taborek, das ist richtig. Ich bin Frau Henke, komme ursprünglich aus den USA und lebe und arbeite seit 2006 in Deutschland und habe meine in München basiertes Unternehmen bereits seit 2009, und bereits in den USA war ich auf Arbeitsrecht und Einwanderungsrecht am Anfang, so in anderen Bereichen wie Kommunikationswissenschaften. Danach bin ich meinen Vorfahren gefolgt, denn meine Eltern waren auch Auswanderer von Haiti in die USA und habe gesagt, ich werde mich spezialisieren auf US-Einwanderungsrecht. Und als ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich diesen Markt entdeckt, diese große Nachfrage nach US-Recht und US-Einwanderungsrecht. Eine sehr spannend die Bandbreite, viele Bereiche von Selbständigen bis zu Unternehmen bis zu Künstlern bis zu kleinen und mittelständischen Unternehmen, und da ist immer viel zu tun, und wir sind gerne dabei, Leute in diesem Bereich zu unterstützen.

02:58 - Warum haben die USA eine solche Anziehungskraft, und woher die starke Nachfrage?

Daniel: Klasse, jetzt ist es ja so, dass seit 2001 die Migrationspolitik in den USA sehr viel restriktiver geworden ist, und auf der anderen Seite aber jetzt in der Corona Zeit in den letzten zwei Jahren, natürlich auch durch die Corona Zeit zusätzlich noch erschwert wurde, gleichzeitig die Nachfrage aber gestiegen ist in den letzten zwei Jahren. Bei uns ist es zumindest so, dass die Nachfrage zum Umzug ins Ausland generell stark zugenommen hat, und besonders Unternehmer überlegen, ihren Unternehmenssitz zu verändern. Oftmals liegt es daran, dass sie sich von der Regierung nicht mehr richtig unterstützt fühlen oder die Einschränkungen zu restriktiv geworden sind. Wir haben zudem noch einen anderen Punkt, der bei uns immer wieder aufschlägt, dass Familien ans Auswandern denken, weil wir ja in Deutschland die Schulpflicht haben, und gerade jetzt in der Corona-Zeit war das für viele Eltern eine große Herausforderung, und der eine oder andere weiß, dass in vielen Ländern zwar eine Bildungspflicht ist, aber keine Anwesenheitspflicht in Schulgebäuden. Und Eltern, die ihre Kinder im Homeschooling oder in der Online Schule, wir hatten zu beiden Themen kürzlich einen Podcast, für die das interessant ist, auch die mögen sich dafür interessieren, in die USA auszuwandern, weil es dort viel einfacher ist. Jetzt ist meine Frage: Warum hat Ihrer Meinung nach, Sie haben ja auch eine ganze Menge Mandanten und Anfragen, warum haben aus Ihrer Sicht die USA eine solche Anziehung? Warum gibt es diese verstärkte Nachfrage?

Frau Henke: Sie haben das wirklich richtig erwähnt, ich habe auch diese hohe Nachfrage bemerkt, besonders in den vergangenen zwei Jahren, trotz Corona, und immer die gleichen Erklärungen mit Restriktionen in Deutschland, dieses Gefühl von Freiheit, dass man mehr Freiraum hat in den USA, etwas zu erledigen und auch entwickeln und viele Familien auch dann, wie Sie sagten, die sehr gerne in die USA umsiedeln möchten, und viele erwähnen wirklich, dass sie sich von der Politik in Deutschland nicht zufrieden sind, mit den Restriktionen. Ich sage nicht, ob das richtig ist oder nicht, ich gebe hier nur weiter, was die Leute mir erzählen, und wirklich eine hohe Zahl von Kunden und potentiellen Kunden nennen diese Gründe sehr oft. Und ich habe auch bemerkt, in der Vergangenheit waren es weniger die finanzielle Mittel zur Verfügung hatten und Fragen zum Investor-Visum oder Investor Green Card überhaupt, und jetzt sehen wir mehr Nachfragen von Leuten, die ein kleines Unternehmen oder Geld auf der Seite oder geerbt haben und möchten durch Investition in die USA kommen, ob das Familien sind oder Unternehmen.

06:27 - Welche Möglichkeiten haben Unternehmer, die in die USA gehen möchten?

Daniel: Ist interessant, deckt sich auch mit dem, was ich in der Frankfurter Allgemeine Zeitung wurde mal so eine statistische Umfrage veröffentlicht. Man sagte, die meisten, die in die USA gehen wollen, weil sie mal etwas Neues probieren wollen, dann kam, weil sie beruflich bessere Chancen haben, und dann kam auch schon der Grund, weil sie unzufrieden sind generell mit dem Leben in Deutschland. Wenn also jetzt ein Unternehmer, jemand, der ein Unternehmen hat und umziehen möchte in die USA - welche Möglichkeiten hat er?

Frau Henke: Für Unternehmen ist die beste Option durch sogenannten Unternehmer-Visa, das ist ein Visum durch Investition oder durch Handel, je nachdem, was am stärksten ist, was das Unternehmen macht. Die USA haben verschiedene Abkommen mit vielen Ländern, wo die Bürger dieser Länder ein spezielles Visum beantragen können. Alles ist so eine Buchstabensuppe, sage ich immer, mit den verschiedenen Kategorien von Visa. Da gibt es das E-Visum, das Unternehmen dann beantragen können, dass beweisen, dass es eine Firma gibt dann in den USA, die gegründet wurde oder kurz davor steht, gegründet zu werden, dass es bereits eine Investition in den USA gab, dass noch weitere Investitionen geplant sind, oder dass diese Firma schon viel Handel zwischen den USA und Deutschland und zwischen den USA und dem Land, wo diese Person herkommt, das muss alles dann bewiesen werden, und das ist wirklich die beste Option von Haupt-Visa-Kategorie, was die meisten Unternehmen beantragen, sei es ein kleines Unternehmen, wo der Besitzer selber rübergeht, oder in ein größeres Unternehmen, das dann letztendlich viele Mitarbeiter in die USA schicken möchte.

08:47 – Bestehendes Business in den USA kaufen oder dort eine Niederlassung gründen?

Sebastian: Ich möchte es mal ein bisschen plastisch, vielleicht mal anhand ein paar Beispielen erklären. Wir haben ja oftmals folgende Situation: Wir haben zum Beispiel den einen Fall, wo eine gewisse Summe Geld vorhanden ist, aber wo jetzt der Betroffene selbst kein Unternehmen hat, dann ist ja oftmals, also bei unseren Mandanten, ich weiß nicht, ob Sie das teilen können, ein typischer Fall, dass man dann ein bestehendes Unternehmen in den USA kauft, zum Beispiel ein Bed & Breakfast oder einen Car Body Shop oder was eben die eigene Spezialisierung ist. Also ich habe eine Mandantin, die hatte auch keinerlei Business in Europa, aber sie hat dann einen Printshop in den USA gekauft, also ein bestehendes Printing-Unternehmen. Das ist die eine Gruppe, die sagen: "Ich kaufe jetzt, ich investiere 500.000 oder 1 Million und kaufe mir ein bestehendes Unternehmen, was dort funktioniert und ich letztlich dann weiterführe." Ich kann mir erinnern, ich hatte einen Mandanten, fand ich ganz interessant, ein Schweizer, der hat ein Home Decorating Business auf Martha's Vineyard gekauft, das ist ja die Insel, wo die Kennedy's ihr Haus haben. Und er hat immer gesagt: "Mach bloß kein Business mit den Kennedy's, denn die zahlen am schlechtesten! Die brauchen am längsten, um die Rechnungen zu bezahlen. Also keiner auf Martha's Vineyard" sagte er "soll Business mit ihnen machen." Das heißt, das ist die eine Gruppe, und dann gibt es viele, unsere Mandanten sind ja Mandanten, die ja zum Beispiel schon ein Unternehmen haben in Deutschland, und die würden dann im Grunde sagen: "Ich expandiere jetzt mein Unternehmen in die USA", das heißt ich würde dort im Grunde eine Tochtergesellschaft, eine Niederlassung aufbauen in den USA, um dann entsprechend hier in den USA das Geschäft aufzubauen. Beides ist möglich, oder?

11:04 - Die Problematik bei Übernahme eines bestehenden US-Business

Frau Henke: Ja, beides ist möglich, obwohl natürlich der klassische Fall ist letzter, was Sie gerade geschildert haben, und das sind auch die Fälle, womit sich das Konsulat am wohlsten fühlt, sagen wir mal so. Die schauen, was für Erfahrung hat diese Person oder hat dieses Unternehmen, wird es erfolgreich sein? Die Hürde ist schon etwas höher für Ausländer, sage ich mal so, also für normale Amerikaner. Amerikaner dürfen nicht-erfolgreich sein, und Ausländer müssen erfolgreich sein. Wenn das Konsulat sieht, dass eine Person überhaupt keine Erfahrung im Restaurant Bereich hat, also in dem Bereich, wo diese Person ein Business in den USA kaufen möchte, da hat das Konsulat dann Bedenken, und jeder Fall ist anders, und da muss man sehen, okay, wird diese Person jetzt jemanden anstellen, der in dem entsprechenden Bereich Erfahrung hat, so dass das Konsulat das Gefühl hat: Okay, das wird erfolgreich sein. Oder wird diese Person kurz vorher Training machen, oder das Business kaufen aber noch in Deutschland bleiben oder wo auch immer, und Training machen bevor diese Person dann rübergeht?

12:28 - Wird mein Visumsantrag in den USA oder in meinem Heimatland bearbeitet?

Sebastian: Vielleicht darf ich Sie kurz unterbrechen, Frau Henke, denn das ist ein ganz wichtiger Punkt, den Sie da ansprechen. Das E-Visum, wenn ich es richtig verstanden habe, wird also letztlich bearbeitet vom Konsulat oder von der amerikanischen Botschaft in Deutschland oder in der Schweiz oder in Österreich, wo man auch immer lebt, nicht in den USA, sondern letztlich lokal.

Frau Henke: Jein, ich werde versuchen, das schnell zu erklären, das ist ein bisschen schwierig. Es gibt verschiedene Kategorien von Arbeitsvisum. In der Regel muss man einen Antrag in den USA einreichen, bei Homeland Security Citizenship and Immigration Services. Die prüfen, ob man die Bedingungen erfüllt für diese Kategorie von Arbeitsvisum, und wenn diese Behörde "Ja" sagt, dann darf man, wenn man sich außerhalb der USA befindet, zum Konsulat gehen, um das Visum zu bekommen, um einreisen zu können in dieser Kategorie. Bei dem E-Visum, das ist die einzige Kategorie, wo das Konsulat sagt: "Uns ist es egal, was die Behörde in den USA gesagt hat, wir nehmen das nicht wahr, Sie müssen alles nochmal bei uns einreichen, so dass wir das prüfen können." Und deswegen macht es am meisten Sinn, wenn man sowieso in Deutschland oder außerhalb der USA ist, das einfach direkt beim Konsulat einzureichen, und nicht in den USA, weil das Konsulat sagt: "Sie müssen das sowieso nochmal einreichen." Wenn man sich schon in den USA befindet, mit einer anderen Visa-Kategorie und möchte wechseln, man war Student und hat ein Business gegründet und möchte jetzt den E-Status beantragen und die USA nicht verlassen, das wäre ein Fall oder ein Beispiel, wo es Sinn machen könnte, den Antrag bei der Behörde in den USA zu stellen. Mit dem Hintergrund, mit dem Hintergedanken, wenn diese Person irgendwann mal die USA verlassen muss, dann muss er das Visum vom Konsulat bekommen, und das Konsulat will alle Unterlagen nochmal vornehmen und prüfen. Deswegen ist es in der Regel am besten, das beim Konsulat einzureichen.

14:54 - Als Rentner oder Privatier in die USA

Daniel: Jetzt haben wir also gehört, wie es ist, als Unternehmer in die USA auszuwandern, also welche Visa es gibt, und was man für die Beantragung alles braucht. Wie sieht es aber aus, wenn man auswandern will, um sich zum Beispiel mit seiner Pension oder Rente in den USA zur Ruhe zu setzen? Oder was gilt für Privatiers mit ausreichend Vermögen? Wie die Visa-Bedingungen für solche Personen aussehen, darüber sprechen wir jetzt.

Frau Henke: In den USA gibt es noch nicht so eine bestimme Visa-Kategorie für diese Personen so Retiree-Visum oder Privatier-Visum sozusagen. Wenn diese Personen planen, auf Dauer, permanent in den USA zu wohnen, das geht normalerweise dann durch eine Green Card, das ist die Daueraufenthaltserlaubnis, und das muss oder könnte man durch Investition machen als Privatier zum Beispiel, und Senioren, die über ausreichend Geld verfügen, um das zu machen, ohne dass sie beispielsweise eine eigene Firma gründen. Es gibt solch eine Investition Green Card, wo man selber etwas betreibt, aber es gibt auch eine Investition Green Card durch sogenannte Regional Centers. Um das kurz zu erklären, das sind Programme, Projekte, die bereits genehmigt wurden von der Migrationsbehörde. Man investiert in diesen Projekten mit den Partnern, und diese bereits genehmigten Projekte haben schon bewiesen, dass für jeden Investor genug Arbeitsplätze geschaffen werden, und nach einem sehr langen Prozess bekommt man dann eine Permanent Green Card, das ist so eine abgekürzte Erklärung, das ist ein bisschen kompliziert. Das sind momentan wirklich, als Green Card, als Permanenten Resident, die Optionen für Senioren oder Privatier dann in den USA zu wohnen. Regional Center, nur kurz dazu, die sind auf Eis, weil dieses Programm immer verlängert werden muss, und momentan gibt es viel Diskussionen, wann es verlängert wird, also das wurde noch nicht verlängert. Ansonsten gab es auch eine Kategorie, aber die Zukunft dieser Kategorie steht momentan auch in Frage, es nennt sich Entrepreneur Startup Kategorie, wo viele versuchen, vielleicht hier etwas zu machen, das ist immer in Verbindung mit irgendwelcher Arbeit. Einfach in die USA zu kommen und zu sagen: "Hier ist mein Geld, und ich möchte nichts machen," das ist schwierig, außer diese Investition Green Card.

18:03 - Anforderungen für die Green Card durch Investment

Daniel: Jetzt haben wir gerade die Investition Green Card nochmal angesprochen, das Investoren-Visum. Da liest man ja mitunter verschiedene Angaben. Es geht jetzt mal um das substanzielle Investment, das man da erbringen muss, und manchmal liest man, dass man 150.000 € zum Beispiel investieren müsste, manchmal liest man höhere Beträge oder niedrigere Beträge. Was kennen Sie für konkrete Anforderungen, für Fälle oder von den Zahlen?

Frau Henke: Man muss unterscheiden zwischen der Investor Green Card und dem Investor Arbeitsvisum, das sind zwei verschiedene Kategorien. Eine ist keine Daueraufenthaltserlaubnis, sondern sozusagen ein Arbeitsvisum, das bis zu fünf Jahren genehmigt werden kann, und dann muss man er wieder beantragen und vorweisen, dass man die Bedingungen erfüllt, und da gibt es eigentlich keinen konkreten Mindestbetrag, den man vorweisen muss. Es kommt auf das Unternehmen, den Businessplan an, wir haben alles genehmigt bekommen zwischen 30.000 bis Millionen. Die Behörde will sehen, wie groß oder wie klein ist das Projekt, wenn es ein kleines Projekt ist, vielleicht ein Tante-Emma-Laden, dann möchte das Konsulat natürlich sehen, dass man so viel wie möglich von den möglichen Anlaufkosten und Investition schon getätigt wurde. Ob das dann 30.000 oder 50.000 sind. Wenn es ein großes Unternehmen ist, wo am Ende Millionen investiert werden, dann reicht es, wenn am Anfang nur 150.000 investiert wurden, aber das Konsulat will konkret sehen, dass man nicht einfach leicht sagt: "Ne, das mache ich nicht mehr", das heißt „irrevocably committed“, ich weiß nicht, wie man das auf Deutsch sagt, aber es muss wehtun, wenn man sagt: "Ich mach das nicht mehr." Das ist die eine Seite, die Investition Green Card, das ist fest geregelt im Gesetz, dass, wenn es kein Regional Center Programme ist, hätte man 1 Million Dollar investieren sollen und 10 Arbeitsplätze geschaffen. Regional Center ist dann weniger, je nachdem, ob es eine wirtschaftlich deprimierte Gegend ist, das waren dann auch 500.000 oder 1 Million, aber das wird wahrscheinlich teurer sein, aber es gibt momentan vom Gericht und vom Senat Diskussionen, ob das gleichbleibt oder teurer wird, und es ist momentan ein komplizierter Rechtsstreit, aber hoffentlich wird das im Februar beendet, und dann gibt es Klarheit. Aber da ist es definitiv geregelt, wieviel man investieren muss, und bei dem Arbeitsvisum ist es nicht geregelt. Je mehr, desto besser natürlich, aber es kommt immer auf das Unternehmen an, auf den Business Plan.

21:44 - Das EB-5 Visum an einem Beispiel erklärt

Sebastian: Was Sie jetzt gerade eben besprochen haben, Regional Center, da sagt man glaube ich auch abgekürzt EB-5 dazu, korrekt?

Frau Henke: Richtig.

Sebastian: Und ich glaube, nur nochmal zum besseren Verständnis für unsere Zuhörer, wenn ich Sie richtig verstanden habe, da geht es jetzt eher um ein in Anführungszeichen "passives Investment".

Frau Henke: Das ist richtig.

Sebastian: Das heißt also, ich kannte zum Beispiel einen Mandanten, da hat Hilton irgendwo ein Hotel gebaut in North Dakota, und die Gesamtkosten für das Hotel waren 100 Millionen, und dann haben die eben dort ein Regional Center registriert, und da war dann für 100 EB-5 Visa oder so, die konnten dann dort Partner werden. Das war schon vor einigen Jahren, aber ich glaube 500.000, die hat man dann eben Member von der LLC oder Limited Partnership, die das Hotel betreibt, und dann hat man im Grunde einen passiven Weg, ohne dass man dort selbst unternehmerisch tätig ist, sondern ist einfach Teilhaber in diesem Unternehmen, bekommt seine Gewinnausschüttung, und das wars. Und es wurde ja EB-5 vor allen Dingen, mein Verständnis von dem, was ich gelesen haben, sehr viel auch von chinesischen Investoren verwendet, und wie Sie schon gesagt haben, momentan ist es schwierig mit EB-5. Das heißt, im Grunde genommen, wenn jetzt jemand als Senior oder als Privatier in die USA umziehen wollte, dann müsste er tatsächlich sagen, ich kaufe oder gründe ein Unternehmen und werde unternehmerisch tätig. Außer natürlich, es ist ein Künstler, das hatten Sie ja vorhin schon angesprochen, Künstler, Sportler oder so, da gibt es nochmal andere Regeln.

Frau Henke: Richtig.

Sebastian: Aber wenn er jetzt einfach jemand ist, der Vermögen hat, aber im Grunde unternehmerisch nicht tätig ist, dann würde es nur funktionieren, wenn er in der Lage wäre, sich unternehmerisch in den USA zu entfalten, ansonsten würde er kein Visum bekommen.

23:54 - Unterschied Green Card und Visum und dessen Bewilligungszeitraum

Sebastian: Ich glaube, den wichtigen Unterschied, den Sie eben gemacht haben, und das müssen wirklich die Zuhörer gut verstehen, ist der Unterschied zwischen Visum und Green Card. Jeder kennt ja die Green Card, ist ja berühmt-berüchtigt aus verschiedenen Filmen. Die Green Card ist im Grunde eine unbeschränkte Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis in den USA, während dann zum Beispiel das E-Visum, wie Sie angesprochen haben, wird für maximal fünf Jahre erteilt. Ist das für Deutsche immer für fünf Jahre, oder manchmal auch weniger?

Frau Henke: Ja, das liegt im Ermessen des Officers im Konsulat, manchmal erteilen sie nur zwei Jahre, drei Jahre, man kann bis zu fünf Jahren bekommen.

Sebastian: Und Ihrer Erfahrung nach, was ist so das Typische? Ist es meistens fünf Jahre oder eher weniger?

Frau Henke: Es sind in der Regel fünf Jahre. Bei großen Unternehmen immer, bei kleinen Unternehmen, Consulting Firmen, Unternehmen, wo es nicht so viele Mitarbeiter oder ein bis zwei Besitzer gibt, wo das Konsulat grundsätzlich an den Plan glaubt, aber sehen möchte, wie sich das alles entwickelt, dann bekommen diese Leute oftmals zwei Jahre, habe ich gesehen.

*25:18 - Wo wird die Verlängerung bearbeitet – „zu Hause“ oder in den USA?

Sebastian: Also das ist ja ein ganz wichtiger Punkt. Entschuldigung Daniel, sag mal.

Daniel: Ich habe dazu eine spontane Frage: Die Verlängerung, wird die wieder vom Konsulat bearbeitet, oder wird die dann in den USA bearbeitet und genehmigt?

Frau Henke: Man hat die Option, das muss man sich gut überlegen. Am Einfachsten ist es immer, das über das Konsulat zu machen, denn wie gesagt, wie vorhin erzählt, irgendwann mal, wenn das Visum abläuft und man die USA verlassen muss, wird das Konsulat eh alles wieder verlangen. Wenn man weiß, ich muss die USA nicht verlassen, ich bleibe hier, solange wie es geht, dann könnte man den Antrag innerhalb der USA einreichen.

26:09 - Den Businessplan reell schreiben und daran halten

Sebastian: Also ein ganz wichtiger Punkt für unsere Zuhörer, wie Sie schon gesagt haben, man muss im Grunde ja bei der Visums-Beantragung einen Businessplan einreichen, und das Konsulat prüft dann, ob man das, was im Businessplan, ich sage mal, angekündigt wird, auch tatsächlich einhält. Deswegen ein sehr wichtiger Punkt natürlich, der Businessplan muss realistisch sein. Man soll nicht einfach einen Businessplan schreiben, wo man die Welt verspricht und sagt, man schafft hundert Jobs oder so, wenn man das in Wirklichkeit gar nicht kann, sondern nur fünf Jobs schaffen kann, weil ansonsten steht man nach zwei Jahren da, die schauen sich den Businessplan an und sagen: "Du hast gesagt, Du hast zehn Jobs in zwei Jahren oder hundert Jobs, und jetzt hast Du nur drei, also dann hat sich das Visum erledigt."

Frau Henke: Genau, die achten wirklich sehr viel darauf, in letzter Zeit haben wir das bemerkt. Früher haben sie wirklich nur ein bisschen über den alten Plan geschaut bei einer Verlängerung, haben sie gesagt: "Okay, wie wird das dann weitergehen?" Aber wir haben auf jeden Fall bemerkt, man muss sogar etwas von dem alten Antrag vorlegen, wie war es davor, die vergleichen das, um zu sehen, ob man sich daran gehalten hat, und das ist sehr wichtig. Mit Hilfe von Steuerberater, Businessplan, dass es nicht einfach erfundene Zahlen sind, sondern wirklich konkret sind, auf jeden Fall, und da möchten wir auch mit Partnern arbeiten und nicht sagen: "Irgendwas, das ist egal", das stimmt auf jeden Fall nicht.

28:02 - Wie kann ich als Antragsteller meine Familie mitnehmen?

Daniel: Der Unterschied zwischen Visum und Green Card ist also die Dauer der Aufenthaltsgestattung. Während die Green Card eine unbegrenzte Zeit gültig ist, gibt es für jedes Visum eine begrenzte Zeitspanne, in der man sich in den USA aufhalten darf. Je nach Entscheidung des Konsulates maximal fünf Jahre. Dann heißt es: rechtzeitig eine Verlängerung beantragen. Wie ist es aber, wenn ein Unternehmer oder Privatier ein Visum erhalten hat, aber auch seine Familie mitnehmen will? Darüber sprechen wir jetzt noch.

Frau Henke: Ich will nicht sagen, überhaupt keine Sorgen. In der Regel bekommen enge Familienmitglieder ein Visum, um den Hauptantragsteller zu begleiten, also Ehepartner, Kinder unter 21, unverheiratete Kinder. Es ist schwierig, wenn man die Eltern mitbringen möchte, also die Mutter, Schwiegermutter, Oma, um bei den Kindern dann zu bleiben und zu unterstützen, das wird schon schwieriger. Aber enge Familienmitglieder haben Anspruch darauf, gleichgeschlechtliche auch, solange man verheiratet ist. Es ist schwieriger für Lebensgefährten, da ist es nicht unmöglich, aber der Lebensgefährte muss dann zum Beispiel ein einfaches, normales Besuchervisum beantragen, um den Hauptantragsteller zu begleiten und darf dann nicht arbeiten, weil es kein Arbeitsvisum ist. Es ist schwierig, wenn zum Beispiel im Hintergrund oder irgendetwas in der History Familienmitglieder vorbestraft sind, irgendein Problem, dann kann es durchaus sein, dass der Ehepartner zum Beispiel kein Visum bekommt oder eine Sondergenehmigung braucht, obwohl es als Familie dann gleichzeitig beim Interview beantragt wird, wird jeder natürlich individuell geprüft auf die Bedingungen, besonders sogenannte Inadmissibility, das heißt, gibt es einen Grund, dass diese Person kein Visum bekommt, aufgrund ansteckender Krankheiten, Vorstrafen, Verstöße gegen Immigrationsgesetze und so weiter?

30:46 - Was muss ich beim Verlassen Deutschlands beachten?

Daniel: Jetzt haben wir am Anfang schon über die Gründe gesprochen für einige Deutschland zu verlassen oder sich für die USA zu interessieren. Manch einem gefällt die steuerliche Situation in Deutschland eher weniger, sagen wir es mal so, und manch einem gefällt auch die Mentalität des deutschen Finanzamtes vielleicht nicht, oder die Beziehung, die es da so zwischen Steuerpflichtigen und Finanzamt gibt. Vielleicht meine Frage auch in Richtung Sebastian, das ist ja auch ein Spezialgebiet von Dir: Wenn man jetzt als Unternehmer auswandern oder in die USA einwandern möchte, gibt es irgendwelche Dinge, die man sich doch vorher gut überlegen sollte?

Sebastian: Was man sich auf jeden Fall überlegen muss, ist immer, wenn man aus Deutschland wegzieht, die Wegzugsbesteuerung, das heißt, wenn man Kapitalgesellschaften besitzt oder Anteile an Kapitalgesellschaften besitzt, dann wird hier bei Umzug ins Ausland ein fiktiver Veräußerungserlös errechnet, und der muss dann versteuert werden. Die Wegzugsbesteuerung kann relativ happig sein, also mal angenommen man hat eine GmbH, die macht 100.000 Gewinn, dann sagt das Finanzamt schnell, dass die 1,4 Millionen wert ist. Wenn man die mit 25.000 gegründet hat, dann ist letztlich der Veräußerungserlös 1.375.000, und davon muss man 60% mit der Einkommensteuer versteuern, Halbeinkünfteverfahren. Da kommen ein paar hunderttausend schnell zusammen, auch bei einem relativ kleinen Unternehmen, da muss man sich überlegen, wie man damit umgeht. Es gibt natürlich Möglichkeiten, ich habe erst gestern mit einem Mandanten gesprochen, der zieht in die USA um, der hat zum Beispiel sein Unternehmen an eine Stiftung übertragen. Oder man kann es auch an andere Personen in Deutschland übertragen, aber das ist jedenfalls ein Thema, mit dem man sich befassen muss. Und dann natürlich, wenn man in den USA lebt, sind dann natürlich die ganzen Fragen, die sie stellen, was passiert mit Einkommen, das man weiterhin aus Deutschland und so weiter hat. Die USA sind ja bekannt dafür, dass sie eine sehr auch strenge Steuerbehörde haben, IRS (Internal Revenue Service), und dass die steuerliche Compliance schnell sehr umfangreich ist, insbesondere wenn man Auslandsbeteiligung hat. Man muss also Zig Formulare ausfüllen, für diese Firma, für dieses Konto, muss also alles offenlegen. Die steuerliche Belastung ist zum Teil signifikant niedriger als in Deutschland, aber wie gesagt, die Compliance ist relativ umfangreich. Man muss auf jeden Fall die richtige Beratung haben, die entsprechend sich dann mit solchen Themen auskennt. Wie gesagt, das Wichtigste ist, dass man die Deadlines beachtet. Es ist in den USA oftmals so, wenn man die Deadline um nur einen Tag verpasst, dann werden sofort 10.000$ Strafe fällig. Eine Kultur, die man aus Deutschland so nicht unbedingt kennt, oder aus Europa. Wenn man in England einen Tag mit der Einreichung zu spät ist, zahlt man 100 € oder 100 £, ist in den USA nicht unbedingt so bei manchen Formularen. Da ist eine andere Kultur. Die steuerliche Belastung ist eigentlich, kann man sagen, im Großen und Ganzen niedriger, vor allem, wenn man sich das Thema Erbschaftsteuer anschaut, was ja jetzt in den USA sehr großzügig geregelt ist, auch Kapitaleinkünfte sind sehr großzügig besteuert, zumindest langfristige. Aber man muss sich da auf jeden Fall sehr gut beraten, denn das Steuersystem ist sicherlich ähnlich komplex wie in Deutschland, und es gibt ähnlich viel zu beachten, das heißt Beratung ist natürlich sehr wichtig.

34:53 - Beratung erforderlich für in den USA steuerpflichtige Ausländer

Daniel: Gut zu wissen. Auch eine Frage, die immer wieder steht, wenn ich jetzt auswandere aus Deutschland und einwandere in die USA, ist es besser alle Brücken, auch steuerliche, abzureißen, sich lieber von Immobilien zu trennen. oder ich habe noch ein Unternehmen, an dem ich eine Beteiligung habe? Das sind ja alles Dinge, die man sich vorher gut überlegen sollte.

Sebastian: Ja, das sind Dinge, die man absolut bedenken sollte. Man muss auf jeden Fall, unter der Annahme, dass man in den USA unbeschränkt steuerpflichtig ist, natürlich dann alles in den USA erklären, das heißt nicht, dass man unbedingt Steuern darauf zahlen muss, aber man muss es alles erklären, und die Formulare sind zum Teil sehr umfangreich. Man muss sich genau überlegen, man muss das Vermögen möglicherweise neu strukturieren und sich überlegen, wie man das so machen kann, dass es möglichst einfach ist. Hinzu kommt noch, dass die Stundensätze von amerikanischen Steuerberatern und Anwälten, jedenfalls die sich im Steuerrecht auskennen, oftmals astronomisch sind. Wir haben Kollegen in den USA, die berechnen da internationale Steuerberatung ab 1.000$ die Stunde aufwärts. Das muss man sich gut im Vorfeld überlegen, was die Implikationen sind.

Daniel: Gut zu wissen. Wollten Sie etwas dazu sagen, Frau Henke?

Frau Henke: Das ist absolut richtig, ein wichtiges Thema.

36:27 - Wie komplex ist die Antragstellung?

Daniel: Also dann hatte der Sebastian gerade über die Komplexität der Steuerformulare gesprochen. Gehen wir nochmal zurück zu den Formularen, die wir ja vorher noch ausfüllen müssen, bevor wir ein- und auswandern dürfen. Wie kann man sich denn das vorstellen, wir haben ja schon einiges darüber gesprochen, ist das ein Riesen Formularberg und ein Riesen Wust an Unterlagen, die ich da beibringen muss? Wie kann man sich das vorstellen? Wie komplex ist der formelle Schritt, der Antrag auf ein Visum?

Frau Henke: Das ist es auf jeden Fall, ein Riesen Berg. Ich sage immer: Man muss beweisen, dass man die Bedingungen erfüllt, einen Beweis für den Beweis, und weitere Beweise für die Beweise und die Beweise beweisen. Das ist so, denn wenn man denkt, es wäre einfach ein Formular ausfüllen, das steht online von der Migrationsbehörde, Checkliste, was die brauchen und wie man das machen muss, das ist nicht so transparent, weil viel bei der Migrationsbehörde ist auch, was in der Praxis wirklich passiert und nicht, was in der Theorie einfach aufgelistet ist. Anders als bei anderen Ländern, wo man wirklich eine Checkliste abhaken kann, das habe ich beigefügt und eingereicht, Visum erhalten, da ist beim Konsular-Officer, bei der Behörde in den USA Ermessen mit dabei. Und das bedeutet nicht, dass man es überhaupt bekommt, nur weil man alles, was in der Checkliste steht, eingereicht hat. Es sind wirklich Kleinigkeiten, mittlerweile sind die Formulare auch verlängert. Früher waren es nur ein paar Seiten, mittlerweile sind es zehn oder fünfzehn oder zwanzig Seiten. Vor Kurzem gab es eine Klage, weil manche Leute manche Fragen leer gelassen haben, weil es nicht zutreffend ist, dann ist der ganze Antrag abgelehnt, und das hat dann Nebenwirkungen, wenn es eine Frist ist, wo man etwas einreichen muss, und dann hat die Behörde das abgelehnt, und die Frist ist vorbei, um das wieder einzureichen, nur weil eine Frage, die nicht zutreffend ist leer gelassen wurde. Das sind alles Sachen, die nur bei den Experten, muss ich sagen, die dabei sind und ständig in Verbindung mit der Behörde sind, die das dann wissen, und das kann keine normale Person wissen. Warum sollen sie das wissen? Ich sage immer: Immigration ist nicht selbstverständlich, es ist nicht immer rational, es macht oftmals überhaupt keinen Sinn. Besonders beispielsweise beim E-Visum, ein Unternehmer-Visum, Investor, Handel, da muss man viele Unterlagen einreichen von Steuererklärungen bis Businessplan, Information zu dem, was das Unternehmen in Deutschland gemacht hat, und was in den USA geplant ist, und viele Mandanten sagen: „Ich will diese Information nicht mitteilen oder dem Konsulat sagen, das ist privat oder das ist unser Geheimnis, es gibt spezielle Projekte, die noch nicht veröffentlicht sind.“ Und die sagen dann: "Möchten Sie das Visum bekommen oder nicht?" Das muss man sich vorstellen, es ist mehr als nur ein Formular auszufüllen und fertig, sondern man muss die Bedingungen von den verschiedenen Kategorien beweisen, mit vielen Beweisen. Früher war es einfacher, zum Beispiel bei der Visa Kategorie für Intercompany Transfers oder Entsendungen, Manager aus Deutschland wird zu einer Niederlassung in den USA als Manager entsendet, und früher Titel ist Manager von einer Abteilung, das ist was er macht in den USA, Manager von dieser Abteilung, das ist die Tätigkeitsbeschreibung. Früher vor zehn Jahren hat das gereicht, jetzt heißt es: Das ist nur ein Titel. Gibt es ein Team? Ist er ein Supervisor? Gibt es eine Tabelle von wieviel Prozent von dem Tag ist wirklich Managing und wieviel nur administrative Tätigkeiten? Und das ist sehr umfangreich und aufwendig, diese Anträge vorzubereiten.

41:49 - Erfahrungswerte zur Antragsstellung

Sebastian: Wir sehen das ja auch immer wieder mit Mandanten, ich selber habe ja auch längere Zeit in den USA gelebt und mehrere Visa gehabt. Ich sage immer, die Visa-Mappe oder die Unterlagen am Ende waren immer mindestens 500 Seiten. Mit allem Drum und Dran, mit Kontoauszügen, mit Businessplan und so weiter und den ganzen Formularen, das heißt das ist ein riesiger Wust an Dingen. Wie gesagt, man muss es auch ganz deutlich sagen, ohne einen spezialisierten Anwalt funktioniert das nicht. Die meisten würden es nicht hinbekommen. Und selbst mit spezialisiertem Anwalt, ich weiß nicht, wie lange Sie brauchen, um die Visa zu bearbeiten, bis man dann wirklich alles zusammen hat und einreichen kann. Die Vorbereitung dauert mindestens drei Monate.

Frau Henke: Ja, das ist richtig.

Sebastian: Also bis man Businessplan geschrieben hat, die Unterlagen alle zusammengesucht hat. Vor allem, weil die meisten auch nicht die Zeit haben, sich damit Vollzeit zu beschäftigen, die müssen das ja nebenher machen, und das sind wirklich gigantische Mengen an Unterlagen, das darf man nicht unterschätzen.

Frau Henke: Ja, ich sage immer, dass Leute mindestens sechs Monate planen müssen von Vorbereitung, Einreichung und Bearbeitung von der Behörde, dass sie sechs Monate im Voraus schon anfangen sollte.

43:17 - Kann ich in die USA reisen, während ich auf mein Visum warte?

Daniel: Kann jetzt jemand, weil Sie das gerade sagen, in der Zeit, während das bearbeitet wird, aber zum Beispiel mit dem anderen Visum einreisen wahrscheinlich?

Frau Henke: Ja.

Daniel: Gibt es da irgendwelche Restriktionen? Also was er auf keinen Fall machen darf, sonst hat das negative Konsequenzen auf das beantragte Visum?

Frau Henke: Das Konsulat behält den Pass nicht, man darf mit ESTA normale Besuche, normale Einreisen in die USA machen und keine produktive Arbeit, aber alles, was damit zu tun hat, dieses Business aufzubauen, Meetings mit Kunden oder Verträge zu unterschreiben und Site Visits zu machen, das ist alles erlaubt. ESTA ist nicht nur, um als Tourist einzureisen, für Besuche, aber auch für geschäftliche Tätigkeiten, die nichts mit produktiver Arbeit zu tun haben, alles, was Unterstützung beim Aufbau von dem Unternehmen, sagen wir so. Und das hat keinerlei negative Einflüsse auf die Bearbeitung von dem Investor-Antrag beim Konsulat, das läuft normal, und das ist kein Problem.

44:44 - Wie sehen die Veränderungen nach Trump und unter Biden aus?

Sebastian: Eine Sache wollte ich noch fragen, wie Ihre Erfahrung ist. Wir hatten bei vielen Mandanten das Gefühl, dass unter Präsident Trump, muss man doch sagen, die Zügel, wie sagt man so schön, doch deutlich angezogen wurden, dass es strenger wurde, auch zum Teil irrational, nicht erklärbar und so, und auch viel mehr Anträge abgelehnt wurden. Wie sehen Sie das strategisch? Und wie sehen Sie das jetzt? Ich meine, gut, die neue Regierung ist noch nicht allzu lange dort im Sattel, und man hat jetzt auch sehr viel mit Corona zu tun, und man hat ja auch zu allen möglichen Dingen etwas gehört, das DREAMers Programme sollte abgeschafft werden und so was. Glauben Sie, dass sich das ändert, oder wird es weiterhin sehr strikt bleiben? Wie ist da Ihr Gefühl? Wie sehen Sie das?

Frau Henke: Wir sehen schon eine "Lockerung" in Anführungsstrichen, dass es nicht mehr so strikt sein wird, natürlich je nach Kategorie, je nach Visum, wie unter Trump. Unter Trump war die Strategie, selbst wenn man schon ein Visum hatte, eine Arbeitsvisum Kategorie, wenn es Zeit ist für die Verlängerung, die frühe Genehmigung gar nicht wahrgenommen wird, man muss also quasi alles neu belegen, beweisen, obwohl es nur eine Verlängerung ist. Und konkret mit Biden hat die Immigrationsbehörde gesagt: "Ne, das ist nicht mehr der Fall, wir werden schon die alte Genehmigung wahrnehmen." Wir sehen schon peu à peu, sagen wir, so manche Lockerung. Zum Beispiel bei dem Investor Visum, wo eine Firma schon registriert wurde, und die wollten Mitarbeiter rüberschicken, hieß es beim Konsulat: Warum konnte kein Amerikaner diese Stelle belegen? Alles unter diesem "Buy American Hire American", was dann Trump durchgeführt hat, das ist immer noch da, aber wird jetzt immer weniger. Vor "Buy American Hire American" war es gar nicht auf dem Schirm vom Konsulat, ab und zu hat ein Officer das erwähnt, aber es war nicht so auf dem Schirm. Jetzt nimmt es wieder ab, sagen wir es mal so, das ist auch eine positive Entwicklung. Wir sehen langsam, dass dieses strikte überhaupt keine Ausländer mehr, "Buy American Hire American", dass das weniger darauf fokussiert wird.

47:50 - Schnellere Bearbeitungszeit unter Biden?

Sebastian: Interessant, das macht unsere Zuhörer dann optimistisch. Kann auch positiv sein.

Frau Henke: Ja, auf jeden Fall. Ich weiß nur, am Anfang mit dem ganzen Covid und dieser Einreisesperren, dass so viele Geschäftsleute und Unternehmen gehofft hatten, dass das schneller aufgehoben wäre, dass sie sagen: „Trump ist nicht mehr da, jetzt ist Biden, super, Einreisesperre ist vorbei,“ und dass das nicht so schnell passiert ist, da waren natürlich sehr viele verärgert.

Sebastian: Auf jeden Fall, Sie haben Recht. Wir haben Mandanten, ich glaube, die haben jetzt ein Jahr auf den Termin gewartet oder so, also das ist Wahnsinn! Wie lange sich das zum Teil jetzt verzögert hat, da ist schon tatsächlich viel Geduld notwendig. Vor allem, wenn man keine Exemption oder so hat, da wird die Geduld geprüft, wie man so schön sagt.

Frau Henke: Ja, auf jeden Fall, aber jetzt ist das Schwere einigermaßen vorbei. Gut, für Geimpfte, aber mal schauen. Deswegen sage ich: Immigration, das ist ständig ein Wechsel, und selbst für mich, ich mache das seit 20 Jahren, da ist immer etwas Neues, was kommt, das macht das interessant, aber manchmal ist es frustrierend, natürlich.

49:19 - Ausnahmeregelungen zur verpflichtenden Impfung für die Einreise in die USA

Daniel: Jetzt haben Sie gerade am Ende noch betont: für Geimpfte. Das heißt, wie ist es momentan, wenn jemand momentan zum Beispiel aus bestimmten Gründen noch nicht geimpft sein kann, hat er da keine Möglichkeit, oder wie sieht es aus?

Frau Henke: Es gibt sehr wenige Ausnahmen. Die Hauptregel ist, man muss geimpft sein, um in die USA einzureisen. Wenn es aus medizinischen Gründen nicht geht, muss man ein Attest von einem Arzt holen und erklären, warum, und wenn man aus einem Land kommt, wo Impfungen noch nicht so verbreitet sind, dann muss man das belegen. Das sind so ein paar von den Ausnahmen, aber sonst, wenn man nur aus persönlichen Gründen sich nicht impfen lassen möchte, dann reicht das leider nicht für die USA.

Daniel: Gut zu wissen für den einen oder anderen. Schön, dann habe ich erstmal keine weiteren Fragen mehr. Sebastian?

50:40 - Ein sehr wichtiger Tipp zum Abschluss und Kontaktdaten Frau Henke

Sebastian: Ne, war sehr interessant, jetzt kann noch Frau Henke uns mitteilen, wie Mandanten Sie erreichen können, wenn sie Interesse haben an ihrer Dienstleistung:

Frau Henke: Gerne, ich wollte noch einen Tipp für Leute, die versuchen immer, wie kann ich länger als 90 Tage in den USA bleiben? Ich beantrage einfach ein Visum oder ein Besuchervisum. Ich empfehle immer, dass, wenn es geht mit ESTA, dass die Leute so lange wie möglich, so bald wie möglich mit ESTA einreisen, weil wenn ein Visum abgelehnt wird, wird ESTA in der Regel nicht mehr gültig sein. Und da ist eine hohe Strafe zu zahlen, nur aufgrund von einer Ablehnung von einem Visum, wo man vielleicht leichtsinnig sagt oder denkt, ich versuche das, das ist abgelehnt, ESTA steht nicht mehr zur Verfügung, und dann gerät man in einen Teufelskreis, denn ich brauche ein Visum, bekomme kein Visum, und versucht dann. So lange es geht mit ESTA einreisen, Geschäfte gründen, was machen, bevor man dann ein richtiges Arbeitsvisum beantragt, also nicht einfach ein Besuchervisum probieren, wenn es nicht nötig ist.

Sebastian: Das ist ein sehr wichtiger Punkt, wir kennen tatsächlich Mandanten, denen genau das passiert ist. Die haben sich gesagt: "Ich will da länger bleiben, haben mal eben ein Visum beantragt, dann wurde das Visum nicht genehmigt, und damit hat sich dann ESTA erledigt. Das heißt, das ist ein sehr guter Tipp und ist für viele wichtig, dass man lieber mehrere kürzere Reisen macht mit ESTA, wieder ausreist, sich nochmal in einem anderen Land aufhält für eine gewisse Zeit und dann wieder zurückgeht, als ein B-Visum leichtfertig zu beantragen. Das ist ein sehr wertvoller Tipp.

Daniel: Also vielen Dank, Frau Henke.

Frau Henke: Gerne, es hat mich gefreut, und falls Leute noch Fragen haben, können Sie mich erreichen auf meiner Webseite unter www.consular-consulting.com, und E-Mail-Adresse, das ist mlh@consular-consulting.com oder telefonisch jederzeit in München unter (+49) 89 1711 9458. Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören.

Sebastian: Herzlichen Dank für Ihre Zeit Frau Henke!

Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

LTD, PLC, LLP & Co - welche UK Firma gründen nach dem Brexit?

Der Brexit bringt viele Veränderungen mit sich. Erfahren Sie, welche Unternehmensform - LTD, PLC, LLP oder Co - nach dem Brexit für Ihre Firmengründung im Vereinigten Königreich am besten geeignet ist und welche Details Sie beachten müssen.

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

Der Brexit bringt Veränderungen mit sich, und zwar in jedem Bereich. Seit dem Verlassen der Europäischen Union (EU) müssen Sie auch bei einer Firmengründung im Vereinigten Königreich viele Details beachten.

Sebastian Sauerborn erklärt Ihnen heute die neuen Umstände und Zusammenhänge. Er ist Steuerexperte, und als Inhaber der Steuerkanzlei St. Matthew gibt er Ihnen wertvolle Ratschläge bezüglich einer Firmengründung im UK bzw. Firmengründung England post Brexit, den neuen Gesetzen bei Firmengründungen und wie Sie Steuerfallen vermeiden können.

Wir sprechen darüber, welche Unternehmensformen es in Großbritannien gibt und welche für Sie und Ihre Vorhaben vorteilhaft ist. Schließt sich eine Tür, dann öffnet sich eine andere. Was Irland mit einer neuen offenen Tür zu tun hat, erfahren Sie nachfolgend.

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Der Untergang der UK Limited

UK Limited / Geschäftsform ldt - Seit 2008 haben Sie die Möglichkeit, in Deutschland eine haftungsbeschränkte Kapitalgesellschaft mit sehr geringem Eigenkapital zu gründen (Unternehmergesellschaft UG). Viele deutsche Unternehmer haben dieses wahrgenommen und entsprechend weniger UK Limiteds gegründet. Der letzte Nagel im Sarg der UK Limited für Europäer war der Brexit, denn eine Gesellschaft ohne Aktivität im Land des Registersitzes und nur am Ort der Niederlassung ist nur innerhalb der EU legal.

Der Fortbestand der Form der UK Limited

UK Limited in England gründen - haben Sie eine UK Limited mit Büro, Personal und britischen Kunden, können Sie selbstverständlich weiterhin beispielsweise eine deutsche Niederlassung eröffnen. Fällt Ihnen der Abschied von der Form der Limited schwer, können Sie eine Irische Limited mit Niederlassung in Europa gründen und weiterhin so verwenden, wie Sie es vormals mit der UK Limited getan haben.

Was passiert mit den bereits bestehenden UK Limiteds?

Bereits bestehende UK Limiteds mit deutscher Niederlassung erwarten nur bedingt Veränderungen, denn steuerlich werden sei weiterhin so behandelt wie vor dem Brexit. Sie genießen „Bestandsschutz“. Die Niederlassung wird behandelt wie eine GmbH und zahlt dementsprechend Steuern, was die Haftungsfrage angeht, wie eine OHG. Die beschränkte Haftung ist damit Vergangenheit.

Wann sich die Gründung einer UK Limited weiterhin lohnt

Es gibt weiterhin viele gute Gründe, eine UK Limited zu gründen, beispielsweise wenn Sie vor Ort Dienstleistungen oder Produkte anbieten und vermarkten. Aber: Sie müssen Substanz aufbauen! Wenn Sie dieses verpassen, kann es unter Umständen zur Doppelbesteuerung kommen. Für Bürger eines Landes mit einem freundlichen Außensteuergesetz lohnt sich weiterhin die Gründung einer UK Limited, deren Eintragung zügig und unbürokratisch vonstattengeht.

Der bunte Blumenstrauß der im UK möglichen Gesellschaftsformen

Die Limited (Ltd.) entspricht in ihrer Rechtsform der deutschen AG; sie hat keine Geschäftsanteile wie eine GmbH, sondern gibt Aktien aus und ist somit eine Aktiengesellschaft. Das Stammkapital können Sie frei wählen, die Aktien sehr gut stückeln, und die Körperschaftsteuer für Gesellschaften mit einem Gewinn von wenigen hunderttausend beträgt aktuell lediglich zwischen 19% und 25%.

Die Public Limited Company (PLC) ist eine weitere Form der Kapitalgesellschaft, deren Unterschied zur Limited darin besteht, dass ihrer Anteile in der Öffentlichkeit angeboten werden und sie höhere Auflagen hat.

Die Limited Liability Partnership (LLP) ist eine relativ neue Rechtsform, die Anwaltskanzleien und Steuerberater aufgrund ihres guten Images häufig wählen. Alle Gesellschafter sind gleichberechtigt und die Haftung zwischen ihnen ist abgegrenzt.

Im nächsten Fall steht LP nicht für Long-Play, sondern für die Limited Partnership, die der deutschen Kommanditgesellschaft entspricht. Ihre Kommanditisten haften mit ihrer Einlage und sind nur passiv am Unternehmen beteiligt, entsprechend einer GmbH & Co. KG.

Zum guten Schluss kommt die Limited by Guarantee, die häufig überschätzt wird. Sie entspricht eher dem deutschen Verein, und viele nutzen sie zur Gründung von Interessengemeinschaften wie beispielsweise einem Fußballclub oder auch von Privatschulen.

Welches steuergünstige Land ist ratsam mit einer Limited Partnership zu kombinieren?

Offshore Firma / Offshore Gesellschaft : Malta hat enorm viel zu bieten und ist auch im nachfolgenden Beispiel ein guter Partner für das UK: Sie ziehen nach Malta und gründen dort eine maltesische operative Gesellschaft, eine maltesische Zwischenholding und eine schottische Limited Partnership als Holding über allem. Als Gesellschafter wohnen Sie nicht in Großbritannien, Sie sind also offshore und es gibt keine britische Betriebsstätte, die Gewinnausschüttungen in Malta haben also keinen Bezug zu Großbritannien und werden dann auf Malta mit lediglich 5% versteuert. In Großbritannien sind diese Gewinne aufgrund der genannten Gründe steuerfrei. Für Mandanten mit Wohnsitz in einem der bekannte Non-Dom Staaten oder in Staaten mit Exempt Status käme eher die Limited Partnership infrage. Bei korrekter Steuergestaltung fallen auf das Auslandseinkommen dort keine Steuern an, und Sie haben die Möglichkeit, das Einkommen aus Großbritannien steuerfrei zu erhalten.

Das Transparenzregister und der legale Weg drumherum

Anonyme Firma gründen - Anonymisierung ist in England nur schwer möglich: Das Handelsregister England ist ein Transparenzregister, beinhaltet alle unternehmensrelevante Information und wird penibel aktuell gehalten. Sie haben somit keine Anonymität mehr, und auch das Einstellen eines Treuhand-Direktors ist von diesem Blickpunkt aus nicht mehr sinnvoll. Wünschen Sie sich besagte Anonymität, zeigen wir Ihnen einen Weg, denn nur Gesellschafter mit mehr als 25% der Stimmrechte sind aufzuführen.

Ein erster Einblick in die British Holding

Der größte Vorteil der British Holding besteht darin, dass sie keine Quellensteuer erhebt und Dividenden somit ohne Quellensteuerabzug ausgeschüttet werden. Besonders lohnenswert bei dem Gedanken, wenn Sie Ihren Wohnsitz im Ausland haben und Sie möchten Ihre deutsche GmbH verkaufen. Hat diese eine Britische Holding, dann ist der Veräußerungserlös in der Holdinggesellschaft steuerfrei und auch die Quellensteuer greift nicht.

Wichtige Ratschläge eines Steuerexperten

Informieren Sie sich über die gültige Rechtslage wenn Sie in England Firmen wie eine Inc. Gesellschaftsform oder eine inc. Rechtsform gründen. Wir hörten von einem Mandanten, der eine Sache übersehen hat und dafür schwer bezahlen musste. Unterschätzen Sie andere Länder nicht, auch wenn diese simpel erscheinen mögen. Großbritannien nimmt einige Dinge noch strenger, als Sie das beispielsweise aus Deutschland her kennen. Erkundigen Sie sich über die Anforderungen, die bei Firmengründung in Großbritannien oder auch in Irland auf Sie zukommen.

Kontaktdaten und Links:

Sebastian Sauerborn

Homepage: www.stmatthew.de

E-Mail:        kontakt@stmatthew.uk

Telefon:       +44 20 3318 5946

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Brexit: Quellensteuern

Timestamps

00:00  -  Warum ist die UK Limited für Deutsche nicht mehr populär?

04:14  -  Eine UK Limited ohne ausländische Niederlassung

05:53  -  Was geschieht mit den noch bestehenden UK Limiteds deutscher Unternehmer?

07:11  -  Für wen ist die Gründung einer UK Limited noch empfehlenswert?

08:08  -  Wann lohnt sich weiterhin die Gründung einer UK Limited?

10:22  -  Warum unbedingt Substanz aufbauen?

12:15  -  Beispiel eines Mandanten

15:22  -  Gründung einer UK Limited bei Wohnsitz in einem steuergünstigen Land

19:02  -  In einem Satz zusammengefasst

19:25  -  Die Limited (Ltd.)

21:16  -  Die Public Limited Company (PLC)

21:56  -  Die Public Limited Partnership (LLP) und die Limited Liability Partnership (LP)

22:47  -  Die Limited by Guarantee

24:07  -  Vorteile bei korrekter Gestaltung

24:51  -  Wie ist das Ansehen der unterschiedlichen Gesellschaftsformen?

26:57  -  Die Wahl des richtigen Bankkontos

29:48  -  Welches steuergünstige Land ist ratsam mit einer Limited Partnership zu kombinieren?

33:03  -  Das Transparenzregister und warum Treuhand-Direktoren nicht mehr unbedingt erforderlich sind

38:02  -  Eine Möglichkeit, das Transparenzregister legal zu umgehen

40:52  -  Die Mehrwertsteuerregistrierung im UK

44:07  -  Meine Geschäftsidee hat sich erledigt – Firma löschen oder auslaufen lassen?

47:22  -  Eine ausgelaufene UK Limited wieder aufleben lassen oder lieber neu gründen?

48:26  -  Ein Blick durch das Schlüsselloch der Britischen Holding

52:00  -  Folgendes ist bei Gesellschaftsgründung im UK unbedingt zu vermeiden

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Folge 20 LTD, PLC, LLP & Co - welche UK Firma gründen nach dem Brexit?

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:18 - Warum ist die UK Limited für Deutsche nicht mehr populär?

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, und heute unterhalte ich mich mit Sebastian Sauerborn, Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London über die verschiedenen Möglichkeiten einer Firmengründung in Großbritannien und was dabei beachtet werden soll. Wir fangen direkt mit der ersten Frage an: Die UK Limited war ja für Deutsche mit Wohnsitz in Deutschland eine sehr populäre Lösung. Warum ist das heute nicht mehr so?

Sebastian: Ja, das ist eine sehr gut Frage, es war ja bis, sagen wir mal 2008, 2010 war die Britische Limited mit einer deutschen Niederlassung oder auch einer österreichischen oder Schweizer Niederlassung im deutschsprachigen Raum sehr populär, was daran gelegen hat, dass natürlich die Gründung einer Kapitalgesellschaft in den deutschsprachigen Ländern doch sehr kapitalintensiv ist, und nicht jeder hat 25.000 € rumliegen, die er dort als Eigenkapital einzahlen kann. Mittlerweile wurde ja dann die sogenannte UG eingeführt in Deutschland, Unternehmergesellschaft, die ich ja auch zunächst ohne Stammkapital gründen kann, und damit hat sich das Thema Limited für die meisten ohnehin schon erledigt. Die Limited, muss man ja ehrlich sagen, mit deutscher Niederlassung, hatte ja immer einen schlechten Ruf, also die „Ein-Pfund-Limited“, und so, „das haben die gemacht, dass die sich keine GmbH leisten können.“ Also von der Reputation war das immer miserabel, und je schneller die Leute davon weggekommen sind, umso besser. Das heißt, viele haben dann tatsächlich sofort die UG gegründet, es hat sich also als eine sehr erfolgreiche Rechtsform entpuppt. Den endgültigen Todesstoß für die Limited mit deutscher Niederlassung war dann tatsächlich Brexit, denn diese Konstruktion, welche ja die Limited mit Niederlassung war, dass man also eine Gesellschaft hatte, die eigentlich im Land des Registersitzes keinerlei Aktivität entfaltet hat und eigentlich nur am Ort der Niederlassung, nämlich in Deutschland eine Tätigkeit entfaltet, diese Konstruktion ist nur innerhalb der EU legal. Außerhalb der EU, mit Ausnahme von den USA, ist eine Gesellschaft im Ausland, die dort keinerlei Aktivität entfaltet, die dort keine Betriebsstätte hat, die dort keine Substanz hat, nach deutschem Recht keine rechtswirksame Gesellschaft, das heißt, sie kann also auch keine Niederlassung in Deutschland haben. Natürlich, wenn ich eine Gesellschaft in Großbritannien habe, wo ich richtig Personal habe, eine Büro habe und britische Kunden bediene, also mal angenommen ein britisches Unternehmen wie Marks & Spencer oder Tesco oder sowas mit tausenden von Mitarbeitern, und die planen dann die Gründung einer Niederlassung in Deutschland, das geht natürlich problemlos, denn hier ist ja dann am Ort der Gesellschaft, nämlich in Großbritannien, sehr viel Aktivität, Substanz, Geschäftsführung, Mitarbeiter vorhanden. Das ist natürlich möglich, aber diese Variante, wo die Limited im Grunde keinerlei Aktivität, Personal, Geschäftsführung im UK hat, sondern sie nur in Deutschland hat, ist nur innerhalb der EU möglich. Und dadurch, dass Großbritannien aus der EU ausgeschieden ist, kann also eine solche Limited nicht mehr legal in Deutschland betrieben werden. Die würde dann haftungsrechtlich wie eine OHG betrachtet werden. Das heißt also, wenn es jetzt zum Haftungsfall käme, und der Haftungsmantel war ja der Grund, warum man überhaupt die Limited gegründet hat, dann würden also die Gesellschafter selbst haften mit dem persönlichen Vermögen, und das ist natürlich nicht attraktiv.

04:14 - Eine UK Limited ohne ausländische Niederlassung

Daniel: Vielleicht, um nochmal präzise nachzufragen, Du hast gesagt für einen in Deutschland lebenden Deutschen ist es keine Alternative mehr, weil nach deutschem Recht, etc., aber wie ist es für einen Deutschen, der in einem anderen europäischen Land wohnt? Ist es da das gleiche, oder gibt es da Unterschiede?

Sebastian: Naja, es kann natürlich immer noch eine Limited gegründet werden, die jetzt keine Betriebsstätte, keine Niederlassung in Deutschland hat, sondern nur eine rein englische Betriebsstätte hat, und das ist natürlich möglich. Die lokale Niederlassung ist in keinem EU-Land möglich, denn das ist EU-Recht, also, das heißt, die Limited ist damit grundsätzlich ausgeschieden. Man kann natürlich eine Irische Limited verwenden, wer das machen wollte, der könnte natürlich anstatt der Britischen Limited eine Irische Limited verwenden, damit eine deutsche Niederlassung errichten, und dann die Irische Limited genauso weiterverwenden, wie er früher eine Englische verwendet hat. Wer jetzt also besonders in die Rechtsform der Limited verliebt ist, aus irgendeinem bestimmten Grund, der kann natürlich eine Irische Limited nutzen, aber er kann keine Britische Limited mehr mit deutscher Niederlassung nutzen, und das Gleiche gilt natürlich auch für Österreich. Es ist vielleicht nochmal interessant, kurz darauf einzugehen, was mit den ganzen Bestandgesellschaften passiert, denn es gibt ja zehntausende, nach wie vor, auch heute noch, zehntausende Britische Gesellschaften, die Niederlassungen haben in Deutschland, die früher errichtet worden sind, und wo sich jetzt die Eigentümer nicht richtig drum gekümmert haben.

05:53 - Was geschieht mit den noch bestehenden UK Limiteds deutscher Unternehmer?

Daniel: Hierbei gibt es aber zwei Konsequenzen.

Sebastian: Aus steuerlicher Hinsicht hat der Deutsche Bundestag entschieden, dass diese Gesellschaften nicht abgestraft werden, das heißt also, die werden steuerlich genauso behandelt, wie sie zuvor behandelt worden sind, das heißt, die Gesellschaft, beziehungsweise die Niederlassung wird behandelt wie eine deutsche GmbH, sage ich jetzt mal vergleichbar, die zahlt Körperschaft, Gewerbesteuer, und das geht einfach so weiter. Da gewährt das Finanzamt sozusagen Bestandsschutz. Die haftungsrechtliche Frage ist allerdings so, wie ich es vorhin gesagt habe, das heißt alle diese Gesellschaften sind haftungsrechtlich jetzt OHGs, das heißt die beschränkte Haftung ist dahin. Auch wenn steuertechnisch die Form der Körperschaft weiterhin beibehalten wurde, was möglicherweise Vorteile natürlich auch bedeuten kann, wenn es um stille Reserven und Dinge geht, denn wenn das jetzt alles zwangsweise aufgelöst werden würde, gibt es ja gigantische steuerliche Negativwirkungen bei stillen Reserven. Also insofern hat sich das Finanzamt hier gnädig gezeigt, sage ich mal, oder der Bundestag, ehrlich gesagt.

07:11 - Für wen ist die Gründung einer UK Limited noch empfehlenswert?

Daniel: Okay, also unterm Strich, wem empfiehlst Du aktuell denn dann überhaupt noch so eine UK Limited zu gründen oder eine UK Gesellschaft zu gründen?

Sebastian: Wir haben immer noch viele Mandanten, die UK Gesellschaften gründen. Es hängt natürlich stark davon ab, warum diese gegründet wird. Es ist ja, gerade wenn man in Deutschland wohnt, in Österreich ist es ähnlich, nicht so ohne Weiteres legal möglich, eine Auslandsgesellschaft zu gründen. Man muss ja den Erwerb der Auslandsgesellschaft dem Finanzamt melden, und man bekommt dann sofort umfangreiche Fragen vom Finanzamt gestellt, warum man diese Auslandsgesellschaft gegründet hat. Also warum hat man eine Britische Gesellschaft gegründet und keine Deutsche GmbH, zum Beispiel? Was ist der Grund dafür?

08:08 - Wann sich die Gründung einer UK Limited weiterhin lohnt

Daniel: Für einige dieser Gründe gibt uns Sebastian ein Beispiel.

Sebastian: Mal angenommen, wenn ich jetzt ein Immobilien Portfolio in Großbritannien aufbauen möchte mit Mietimmobilien, die ich dann dort vermieten möchte, macht es absolut Sinn, eine Britische Gesellschaft zu gründen. Wenn ich vorhabe, ein Hotel in Großbritannien zu eröffnen, macht es natürlich Sinn, dort eine Limited zu gründen. Wir haben viele Mandanten, die zumindest vor Covid auf die britischen Weihnachtsmärkte gegangen sind und dort ihre Produkte verkauft haben, Würstchen und Glühwein, und so weiter. Dass die dort eine Britische Limited gründen, macht vieles für sie einfacher, macht absolut Sinn. Wer ein deutsches Unternehmen hat, das in Großbritannien tätig ist, und dort Kunden hat, für den macht es unter Umständen Sinn, eine Limited zu gründen, denn viele der Bestimmungen hinsichtlich Zoll und Umsatzsteuer nach Brexit lassen sich im Grunde nur noch zufriedenstellend lösen, wenn man eine britische Gesellschaft hat, ansonsten wird es einfach schlicht und ergreifend zu kompliziert. Das heißt, wir haben viele Mandanten, die sehr gute Geschäfte machen in Großbritannien. Die haben das früher mit ihrer deutschen oder österreichischen Gesellschaft gemacht, aber aufgrund der Schwierigkeiten, die durch Brexit entstanden sind, ist es nun mal einfacher jetzt geworden, die Britische Gesellschaft zu machen, die gründen natürlich eine Britische Gesellschaft dann, um diese Geschäfte weiterhin zu machen, und die vereinfacht zu machen, und natürlich auch, um in gewisser Weise die Haftung dort zu kapseln. Es gibt ja immer wieder tatsächlich gute Gründe, wir haben zum Beispiel Mandanten, die verkaufen Elektrogeräte, und jetzt ist ja letztlich die Elektrowelt in Großbritannien, da wird nicht mehr die DIN, die Europäische Norm erfüllt, sondern da haben jetzt die Briten ihre eigene Norm, die auch für Elektrogeräte in der Europäischen Union bisher gegolten hat, und jetzt sehen wir natürlich dann, dass das alles gekapselt ist in eine Gesellschaft, falls es da irgendwie zum Haftungsfall kommt. Also das sind so die typischen Szenarien, wo die Gründung einer britischen Gesellschaft nach wie vor standardmäßig auch beschlossen wird.

10:22 - Warum unbedingt Substanz aufbauen?

Daniel: Noch eine Frage zu diesem Thema, Sebastian, und zwar auf den Webseiten der Kanzlei liest man immer wieder den Satz: „Sie müssen Substanz aufbauen.“ Und es wird immer wieder darauf verwiesen, dass das ein ganz wichtiger Punkt ist, besonders für nicht im UK lebende Unternehmer, die eine Gesellschaft im UK gründen, dass es extrem wichtig ist, eine richtige und glaubhafte Betriebsstätte aufzubauen. Vielleicht kannst Du dort noch ein bisschen mehr Licht ins Dunkel bringen und etwas besser oder näher erläutern?

Sebastian: Absolut, jetzt hatten wir ja gerade eben besprochen, dass es doch eine Reihe von legitimen Gründen gibt, eine Gesellschaft im UK zu gründen, wenn man in Ländern wie Deutschland oder Österreich wohnt, wie zum Beispiel der Fall eben, dass man hier Kunden hat, die man nach Brexit weiterhin bedienen möchte. Es gibt natürlich verschiedene Modelle, wie man dann solche Gesellschaften betreibt, aber sobald letztlich Gewinne in Großbritannien versteuert werden, wie gesagt, in einer Firmengruppe kann ich das ja in der Regel steuern, ich kann ja die Gewinne im UK minimieren, aber natürlich gibt es da auch die UK Gesetzgebung, die das eben manchmal dann eben nicht möglich macht. Also sobald Gewinne hier versteuert werden, und dann aus Sicht, zum Beispiel eines deutschen Finanzamtes somit dann nach Großbritannien verschoben werden von Deutschland aus, denn momentan muss man ja sagen, wurden die Gewinne in Deutschland gemacht, dann kam Brexit, und jetzt wird eine UK Gesellschaft gemacht, dann werden die Gewinne möglicherweise da drin versteuert, damit verschiebe ich die Gewinne. Dann wird es hier auf jeden Fall Nachfragen, auf Dauer jedenfalls, nicht unbedingt sofort, aber auf Dauer, spätestens bei einer Betriebsprüfung des Finanzamtes geben.

12:15 - Beispiel eines Mandanten

Sebastian: Ich habe da ein aktuelles Beispiel, wir hatten einen Mandanten, der in Deutschland ein Unternehmen besessen hat, was Rohmaterial für den Bau verkauft hat, also zum Beispiel Gipsgemische, Schrauben und so weiter. Der Hauptsitz war also in Deutschland, und dann haben sie ihn verschiedenen Ländern Tochtergesellschaften gegründet, um dort den aktuellen Markt anzugehen, so auch in Großbritannien. Der hatte eine britische Gesellschaft, die also tatsächlich auch nur britische Kunden angegangen hat, war also völlig legitim, war auch vom Finanzamt her zunächst alles kein Problem. Die Gewinne wurden hier versteuert, es wurden möglicherweise steuerliche Ersparnisse oder Vorteile von Großbritannien ausgenutzt, und die Reingewinne wurden dann an die Muttergesellschaft in Deutschland ausgeschüttet. Es kam dann in Deutschland zu einer routinemäßigen Betriebsprüfung, und dort wurden eben auch die verschiedenen Tochtergesellschaften angeschaut, und dort wurde dann dem Mandanten zu verstehen gegeben, dass dadurch, dass die britische Gesellschaft keine lokale Betriebsstätte hat in Großbritannien, keine Substanz hat, keine Geschäftsführer in Großbritannien hat, kein Personal in Großbritannien hat, keine Geschäftsräume in Großbritannien hat, die Gewinne dann somit dem deutschen Unternehmen zugerechnet werden und in Deutschland versteuert werden müssen. So, was heißt das? Natürlich kann man sagen: „Okay, die Steuern sind nicht so unterschiedlich, wäre ja eigentlich egal,“ aber man muss sich vorstellen, dass der Mandant das schon seit fünf Jahren gemacht hat und musste seit fünf Jahren Steuern im UK bezahlen. Das deutsche Finanzamt würde nun diese fünf Jahre komplett nochmal versteuern, und er müsste sich von den britischen Behörden dann die gezahlten Steuern wiederholen, was unmöglich werden würde. Also hier würde es dann tatsächlich zu einer Doppelbesteuerung kommen, weil der Mandant versäumt hat, in Großbritannien die entsprechende Substanz aufzubauen. Also deswegen, jeder, der auch aus legitimen Gründen eine Gesellschaft in Großbritannien gründet, muss das mit seinem Steuerberater zu Hause besprechen und sich überlegen, ob und wann hier eine Substanz in Großbritannien aufgebaut werden muss. In der Regel ist der Geschäftsführer das Wichtigste, die anderen Dinge sind weniger wichtig, aber ein Geschäftsführer, der ein ortsübliches Gehalt erhält, ich sage mal in Großbritannien 5.000 £ Minimum pro Monat, oder auf Teilzeitbasis natürlich entsprechend weniger, manchmal ist ja nicht so viel, manchmal kann man das in ein, zwei Tagen pro Woche machen, dann sind es vielleicht nur 1.000 £ pro Monat, weil man nur einen Tag arbeitet pro Woche. Das ist dann sehr wichtig, weil andernfalls, wie gesagt, gibt es möglicherweise Probleme mit dem Finanzamt zu Hause.

Daniel: Guter Hinweis.

15:22 - Gründung einer UK Limited bei Wohnsitz in einem steuergünstigen Land

Daniel: Sebastian, jetzt haben wir über in Deutschland lebende deutsche Unternehmer gesprochen, jetzt interessiert mich mal die Antwort auf die Frage: Wie sieht es denn aus mit Deutschen, die ins Ausland ziehen, die also ihren Wohnsitz verlagert haben ins Ausland und von dort aus tätig sein möchten. Ist für die nach wie vor noch die UK Limited oder eine andere Gesellschaftsform interessant?

Sebastian: Absolut, wie gesagt, man muss beachten, dass man in Deutschland und in gewisser Weise auch in Österreich ein sehr strenges Außensteuergesetz hat, das heißt, es gibt umfangreiche Meldepflichten zu Auslandsgesellschaften, es gibt strikte, sogenannte CFC Rules, Control Form Corporation Rules, die dort sehr streng ausgelegt werden und auch Verstöße geahndet werden. In vielen Ländern ist das natürlich nicht so. Nehmen wir als bekanntes Beispiel mal die Schweiz. Wer in der Schweiz natürlich wohnt, der kann nach wie vor natürlich Gesellschaften, oder nicht nur nach wie vor, der konnte schon immer Gesellschaften nach Herzenslust gründen, auch offshore, aus welchen Motiven auch immer, muss die nicht anmelden, und das geht natürlich weiterhin. Und jetzt auch andere Länder, zum Beispiel in Großbritannien selbst, wo wir ja sind, gibt es keine Meldepflicht, wenn man Auslandsgesellschaften, natürlich, freilich, man müsste jetzt das Einkommen natürlich angeben, das ist ja ganz klar, aber den alleinigen Erwerb müsste man nicht melden, und die CFC Rules sind so ausgelegt, dass die im Grunde natürlich Steuervermeidung verhindern möchten, aber die sind jetzt nicht so pauschal wie zum Beispiel in Deutschland, dass aus jedem Grund ein solcher Erwerb jetzt schon letztlich möglicherweise problematisch wäre. Das heißt, wer jetzt zum Beispiel im steuergünstigen Land wohnt, worüber wir ja auf unserer Webseite sehr viel darüber sprechen, wer jetzt auf Malta wohnt, wer den Beckham Law Status in Spanien hat, NHR Status Portugal, Zypern, und so weiter, wer in all diesen Ländern wohnt oder auch digitaler Nomade ist, kann natürlich ohne Weiteres weiter die Limited gründen, und das ist ja oftmals auch, sage ich, ein Standard Vehicle, wenn man mal eine Firma für irgendetwas braucht. Es gibt ja immer mal Situationen, man möchte eine Geschäftsidee ausprobieren, man macht vielleicht irgendeinen Vertrag, man hat vielleicht ein Recht an irgendwas, also irgendetwas, wo es eigentlich gar nicht um Steuern groß geht, sondern einfach nur, dass man eine Gesellschaft hat, eine Rechtsform hat, die man möglicherweise nach einem Jahr schon wieder löschen möchte, und dafür ist die UK Limited nach wie vor immer noch sehr gut geeignet. Wir reden dann nachher nochmal über andere Rechtsformen in Großbritannien, und dafür ist die Limited nach wie vor immer noch sehr populär. Man weiß ja, gerade zum Beispiel bei Corona, wie sich zum Beispiel die Eintragung von Gesellschaften in Spanien, in Deutschland, in Österreich doch extrem verzögert hatten. Oftmals ging es ja dann Wochen und Monate, bis die Gesellschaft eingetragen war. In Großbritannien ist die Gesellschaft oftmals am gleichen Tag eingetragen, das funktioniert alles komplett elektronisch, dass selbst wenn die Behörde überlastet ist, findet die ganze Eintragung ja ohne manuelle Eingriffe statt, die wird komplett elektronisch eingereicht, es gibt keinen Notar, es gibt kein Nichts, die Gesellschaft ist gegründet, und das ist natürlich ein Riesenvorteil, wenn man jetzt schnell eine Gesellschaft braucht. Mit schnell meine ich jetzt innerhalb von wenigen Tagen. Natürlich auch hier ist zu beachten, dass, wenn man hier über einen Dienstleister geht, oftmals muss man dann natürlich Identität nachweisen und so, das kann natürlich auch, je nachdem, wo man ist, ein bisschen Zeit brauchen, aber grundsätzlich ist die Gründung an sich sehr schnell.

19:02 - In einem Satz zusammengefasst

Daniel: Sebastian fasst seine Einschätzung jetzt noch einmal kurz für uns zusammen.

Sebastian: Das heißt für jeden im Grunde, der jetzt keine einschränkenden außensteuergesetzlichen Bedingungen hat, die er umgehen muss, ist die Gründung der UK Limited für alle möglichen Sachen immer noch sehr zu empfehlen.

19:25 - Die Limited (Ltd.)

Daniel: Jetzt hast Du für uns schon erwähnt, dass es neben der UK Limited noch andere interessante Gesellschaftsformen gibt. Kannst Du uns dort vielleicht mehr dazu erzählen? Was gibt es für Gesellschaftsformen? Für wen sind die Gesellschaftsformen geeignet? Das würde uns interessieren.

Sebastian: Wir haben zunächst mal in Großbritannien, wie gesagt, die Limited. Die Limited ist letztlich, wenn man sie mit einer deutschen Rechtsform vergleicht, eine AG, und keine GmbH, denn die Limited hat ja Aktien, die GmbH hat keine Aktien, die hat Gesellschaftsanteile. Die Limited hat einen Vorstand, hat ein Board, wie gesagt, sie gibt Aktien aus und entspricht daher im Grunde genommen der deutschen AG. Das ist so die Standardrechtsform. Es gibt keine Stammkapitalanforderungen in Großbritannien, das heißt, das Stammkapital kann 1 £ sein, die Aktien können gestückelt werden in 1 Pence zum Beispiel, wenn man möchte, das heißt wenn ich bei einer Schweizer AG eine Stückelung von mindestens 1 €, sondern man kann die relativ gut stückeln. Und man hat dann natürlich eine Kapitalgesellschaft, das heißt, die Kapitalgesellschaft ist grundsätzlich in Großbritannien steuerpflichtig und zahlt auch Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer gibt es nicht in Großbritannien. Die Körperschaftsteuer war bisher 19%, sollte eigentlich dann abgesenkt werden auf 16%, dann kam Corona, und jetzt hat die britische Regierung diese dann angehoben auf 25%, und kleinere Gesellschaften, die nur wenige hunderttausend Gewinn machen, zahlen einfach dann zwischen 19% und 25% Steuern, abhängig vom Gewinn. Das ist mal mit Abstand die am weitest verbreitete Rechtsform für Kapitalgesellschaften in Großbritannien.

21:16 - Die Public Limited Company (PLC)

Sebastian: Die andere Form der Kapitalgesellschaft in Großbritannien ist eine Public Limited Company, die sogenannte PLC, die ist letztlich genau gleich strukturiert wie die Limited auch, nur, dass deren Anteile entsprechend der Öffentlichkeit angeboten werden können. Die hat daher höhere Auflagen, die braucht mindestens zwei Geschäftsführer, ist testatspflichtig. Die würde also verwendet werden für Kapitalmarktmaßnahmen, die lässt sich heute auch noch gut einsetzen, wenn man zum Beispiel einen Börsengang plant oder einen Bond auflegen möchte, so als SPV oder als Gesellschaft, die dann eine Tochtergesellschaft zum Beispiel vereinnahmt, wenn die an der Börse gelistet werden, dann ist die gut geeignet, auch heute noch für Mandanten im deutschsprachigen Raum.

21:56 - Die Limited Liability Partnership (LLP) und die Limited Partnership (LP)

Sebastian: Dann gibt es in Großbritannien Personengesellschaften, da gibt es die LLP und die LP, die LLP steht für Limited Liability Partnership, das ist eine relativ neue Rechtsform, wird gerne von Anwaltskanzleien und Steuerberatern verwendet, da sind letztlich alle Gesellschafter, die sogenannten Members gleich berechtigt in der Gesellschaft und die Haftung ist abgegrenzt zwischen den verschiedenen Members, was gerade für Anwälte und so hochgradig interessant ist.

Die LP, Limited Partnership, entspricht im Grunde der deutschen Kommanditgesellschaft, dort gibt es einen Komplementär, häufig wird eine Kapitalgesellschaft dafür verwendet, und dann gibt es eben Kommanditisten, und die Kommanditisten haften mit ihrer Einlage, sind aber nur passiv am Unternehmen beteiligt, das heißt sie sind in der Geschäftsführung nicht aktiv involviert, also das Gleiche zum Beispiel bei einer GmbH & Co. KG.

22:47 - Die Limited by Guarantee

Sebastian: Dann gibt es noch die Limited by Guarantee. Die Limited by Guarantee wird häufig verwendet, wenn einen Fußballclub zum Beispiel gründen will, also entspricht im Grunde dem deutschen Verein, wird in Deutschland häufig verkauft als sogenannte Stiftungs-Limited, was aber letztlich nicht korrekt ist. Also im Grunde entspricht sie eigentlich eher einem Verein und wird hier einfach bei allem Möglichen verwendet, also wenn Leute einen Fußballverein gründen, oder wenn Leute auch Interessengemeinschaften gründen oder auch zum Beispiel eine Privatschule gründen und so, das wird meistens durch ein Limited by Guarantee gehalten, die kann gemeinnützig sein oder nicht, das ist möglich, muss es aber nicht. Wie gesagt, meiner Meinung nach wird diese konkrete Rechtsform oft überschätzt in dem, was sie kann. Es gibt relativ wenige Präzedenzfälle, gerade wo es um Vermögensschutz und so was geht. Im Zweifelsfall, nach meiner Erfahrung, wenn man die jetzt verwenden würde, um irgendwie Vermögen dem Zugriff von Gläubigern und so was zu entziehen, kann das nicht funktionieren. Im Zweifelsfall, wenn das überprüft wird, geht das nicht gut. Da muss man sehr vorsichtig sein hinsichtlich dieser Rechtsform. Das sind eigentlich so die häufigsten Rechtsformen, die es in Großbritannien gibt.

24:07 - Vorteile bei korrekter Gestaltung

Sebastian: Gerade die Personengesellschaften haben bei richtiger Strukturierung, wenn man jetzt nicht in Deutschland wohnt, sondern irgendwo anders, in einem steuerlich günstigen Land, den Vorteil, dass man dort bei korrekter Gestaltung möglicherweise die Besteuerung in Großbritannien vermeiden kann, denn bei einer Personengesellschaft werden ja die Gewinne auf Seiten des Gesellschafters versteuert, nicht auf Seiten der Gesellschaft, und wenn der Gesellschafter im Ausland ist und die Gewinne keinen Bezug zu Großbritannien haben, kann bei richtiger Gestaltung eine Besteuerung in Großbritannien möglicherweise vermieden werden. Das macht die Attraktivität der LP aus, gerade für Mandanten, die in einem steuergünstigen Land im Ausland wohnen.

24:51 - Wie ist das Ansehen der unterschiedlichen Gesellschaftsformen?

Daniel: Auch ausschlaggebend für die Wahl oder die Entscheidung für eine der verschiedenen Gesellschaftsformen, die man in Großbritannien gründen kann, könnten Unterschiede im Ansehen der verschiedenen Gesellschaftsformen bei Kunden oder bei Geschäftspartnern und letztlich auch bei Banken sein. Hören wir mal, wie Sebastian das einschätzt.

Sebastian: Zunächst mal die Reputation. In Großbritannien selbst ist, sage ich mal die Höhe des Stammkapitals völlig egal, das ist nicht so, wie in Deutschland, dass man dort, das Erste, was man bei einem neuen Geschäftspartner macht, mal im Handelsregister nachschauen, um zu sehen, wieviel Stammkapital die Gesellschaft hat. Das ist hier nicht so. Das Stammkapital ist also irrelevant. Im Gegenteil, es werden oftmals Limiteds, auch von renommierten Investmentfirmen gegründet, auch mit 1 £ Stammkapital, das ist nichts Besonderes. Natürlich hat die PLC ein hohes Ansehen, weil die PLC natürlich testierte Bilanzen hat, da muss ein Wirtschaftsprüfer die Bilanz prüfen, das zeugt natürlich immer von Qualität, weil es sehr viel aufwendiger ist und kostet, und auch weil das Stammkapital dort mindestens 50.000 £ ist, hat es sicherlich ein hohes Ansehen, aber wird von den Allerwenigsten so gewählt. Die anderen Gesellschaften würde ich in etwa gleich bewerten. Wie gesagt, natürlich ist es in Deutschland so, dass die Limited notorisch ist für Billigheimer, sage ich mal, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung und deswegen, selbst wenn man jetzt nicht in Großbritannien wohnt, aber deutsche oder österreichische Kunden hat, denen man eine Rechnung schreibt mit Ltd, muss man immer sehen, wie das in der Außenwirkung dann wahrgenommen wird, aber letztlich grundsätzlich natürlich problemlos. Also hier sind die Gesellschaften, glaube ich gleichwertig, die PLC ist schon nochmal was anderes, aber die anderen Gesellschaften sind gleichwertig. Ich denke, so die LLP hat immer gleich den Hauch irgendwie von Anwalt und Berater und so, das sieht ganz gut aus und ist natürlich gerade im deutschsprachigen Raum nicht verwendet, und insofern kann das gut aussehen. Aber das sind alles eher optische oder kosmetische Überlegungen.

26:57 - Die Wahl des richtigen Bankkontos

Sebastian: Die Frage des Bankkontos ist ein sehr guter Punkt. Grundsätzlich lassen sich für alle Gesellschaften natürlich Bankkonten eröffnen, bei britischen Banken und auch bei Onlinebanken, wie zum Beispiel Revolut oder Wise. Hier ist dann die wichtige Frage zum einen: Was macht die Gesellschaft? Was hat sie für eine Tätigkeit? Wo findet die Geschäftsführung statt? Die meisten Online Banken nehmen nur Gesellschaften an, wo die Geschäftsführung sich in einem wie auch immer definierten Länderkreis befindet. Bei Revolut sind das zum Beispiel Europäische Union, Schweiz, Großbritannien, oder dann für US Gesellschaften auch die USA. Bei britischen, bei den traditionellen Banken wird man im Grunde in der Regel einen britischen Geschäftsführer brauchen, um dort ein Konto zu eröffnen, und man muss dann auch vor Ort sein, um ein Konto zu eröffnen. Die meisten Banken stehen Unternehmen, die, sagen wir mal ein Konto im UK eröffnen möchten, aber keinerlei Aktivität in Großbritannien haben, kritisch gegenüber. Also wiederum mein Beispiel von vorhin, wenn ich eine britische Gesellschaft gründe, weil ich jetzt britische Kunden habe, dann werde ich dieses Problem nicht haben. Aber wenn ich nicht zeigen kann, warum ich eine Gesellschaft gründe in Großbritannien, wenn ich keine britischen Kunden habe, kein britisches Büro oder Geschäftsräume, keine britischen festangestellten Mitarbeiter, ist es in der Regel schwierig, dort ein Konto zu eröffnen bei den traditionellen britischen Banken, bei den Fintech Banken natürlich überhaupt kein Problem. Viele Banken tun sich mit den Limited Partnerships schwer, insbesondere, wenn dort dann wieder andere Gesellschaften drinstehen, das muss man ganz klar sagen, das ist eine komplizierte Sache. Bei allen Banken, egal ob FinTech oder traditionelle Banken, muss man davon ausgehen, dass man eine aussagekräftige Website vorzeigen kann, möglicherweise einen Lebenslauf einreichen kann, es ist dringend ratsam, dass alle Gesellschafter und der Geschäftsführer aussagekräftige LinkedIn Profile haben. Wie gesagt, eine Website ist wichtig, wenn man keine Website hat, dann ein Business Plan, aber man kann nicht davon ausgehen, dass man so hier ohne irgendwelche Nachweise, dass es sich um ein tatsächlich ernsthaftes Unternehmen oder Vorhaben handelt, hier ein Konto bekommt, weder bei einer Fintech Bank noch bei einer Onlinebank. Das hat jetzt UK spezifisch nichts zu tun, aber es ist im UK natürlich ganz genau gleich.

29:48 - Welches steuergünstige Land ist ratsam mit einer Limited Partnership zu kombinieren?

Daniel: Dann hattest Du vorhin erwähnt, dass die Limited Partnership eine interessante Gesellschaftsform ist, wenn man selber im steuergünstigen Ausland wohnt. Kannst Du vielleicht dort uns noch ein paar mehr Details nennen? Also zum Beispiel welches steuergünstige Ausland? Oder für welche Mandanten das konkret interessant sein könnte?

Sebastian: Genau, ich habe ein gutes Beispiel, wir machen ja relativ viel in Malta, gründen relativ viele Malta Gesellschaften über unsere Partner DWP in Malta mit meinem Bruder, und dort ist die Struktur so, dass die Mandanten meistens nach Malta dann auch umziehen, und dort haben wir dann eine maltesische operative Gesellschaft, eine maltesische Zwischenholding und eine schottische Limited Partnership als Holding über allem. Diese schottische Limited Partnership bekommt dann die gesamten Gewinnausschüttungen in Malta, die dort mit 5% versteuert werden, und weil eben es keinerlei Bezug dieser Gewinnausschüttungen zu Großbritannien gibt, das heißt also die Gesellschafter wohnen nicht in Großbritannien, es gibt jetzt keine britische Betriebsstätte, wo das Einkommen irgendwie eine Verbindung zu hätte, was also eine britische Steuerpflicht auslösen würde. Daher sind dann diese ganzen Einkünfte aus der maltesischen Gesellschaft dort komplett steuerfrei und müssen dort nicht noch weiter besteuert werden, und zwar sowohl die Dividende als auch eine mögliche Steuererstattung, die ja in Malta immer eine Rolle spielt. Die LP muss in dem Fall zum Beispiel auch gar keine vollen Jahresabschlüsse in Großbritannien einreichen, die reicht einfach eine Null-Steuererklärung ein, da ja nur für mit Großbritannien verbundene Gewinne dann eine volle Buchhaltung und eine Gewinn- und Verlustrechnung präsentiert werden muss. Wenn die Gesellschaft dieses nicht hat, reicht sie einfach eine Null-Erklärung ein, weil aus britischer Sicht eben kein Gewinn entsteht und entsprechend auch nichts zu den Umsätzen dann dort deklariert werden muss. Das ist jetzt ein typisches Beispiel. Es gibt andere Beispiele, wo die LP natürlich günstiger ist, und das betrifft Mandanten, die in den ganzen Wohnsitzstaaten leben, die wir empfehlen, also die ganzen Non-Dom Staaten, Zypern, Malta, Irland, und dann natürlich auch die anderen Länder mit Exempt Stati wie Portugal, Spanien und natürlich auch Länder wie Dubai und so weiter, die würden da natürlich genauso mit einfließen, denn wie gesagt, in diesen Ländern wird das Auslandseinkommen bei richtiger Steuergestaltung nicht versteuert, und insofern könnte das Einkommen aus der LP könnte einem dann steuerfrei zufließen.

33:03 - Das Transparenzregister und warum Treuhand-Direktoren nicht mehr unbedingt erforderlich sind

Daniel: Noch ein anderer Punkt, und zwar auf den Webseiten der Kanzlei steht überall bei den Themen Treuhandgesellschafter, Treuhand-Direktoren ein ganz klares „Nein, wir bieten das nicht an,“ teilweise wird da auch ganz kurz erklärt, dass es auch eigentlich gar keinen Sinn mehr macht. Auf der anderen Seite sieht man bei ganz, ganz vielen anderen Anbietern im Internet noch, dass sie auf den Seiten das propagieren und empfehlen und sagen: „Wir gründen für Sie eine Gesellschaft, wir stellen Treuhand-Direktoren, wir stellen Treuhand-Shareholder.“ Kannst Du für interessierte Mandanten, die unsere Webseite lesen, diese Verwirrung ein bisschen auflösen?

Sebastian: Ja, absolut. Es gibt ja mittlerweile eigentlich europaweit, um nicht zu sagen weltweit die sogenannten Transparenzregister, die gibt es natürlich auch in Großbritannien, und Großbritannien war eins der ersten Länder, was diese Transparenzregister dann auch eingeführt hat. Das Transparenzregister in Großbritannien ist wirklich transparent, da braucht man kein Login, da braucht man keine besondere Qualifikation oder Berechtigung, das ist öffentlich einsehbar im Companies House, im Handelsregister, also bei jeder Gesellschaft, wer dort im Transparenzregister drin steht. Ich werde das mal kurz zeigen. Ich habe jetzt einfach beliebig eine Gesellschaft in Großbritannien im Handelsregister rausgesucht: Sausage Man Ltd., die verkaufen deutsche Würste in Großbritannien, also doch ganz passend. So sieht also das britische Handelsregister aus, hier sehe ich den Namen der Gesellschaft, die Firmennummer, den Firmensitz, und so weiter, dann klicke ich auf „People“, dann sehe ich zunächst mal hier die Geschäftsführer Herr Braese, Herr Halvorsen, Herr Juska und ein Herr Rundel, der früher Geschäftsführer war, aber jetzt inzwischen resigned ist, der zurückgetreten ist. Wenn ich jetzt hier klicke auf „Persons with Significant Control“, dann klicke ich im Grunde ins Transparenzregister rein, und dann sehe ich jetzt, dass es bei dieser Gesellschaft einen sogenannten PSC gibt, Person with Significant Control, nämlich den besagten Herrn Mr. David Rundel. Hier wird dann erklärt, warum er PSC bei der Gesellschaft ist. Er hält also über 75% der Aktien, hat über 75% der Stimmrechte und kann Geschäftsführer entfernen und neu benennen. Und er lebt in Thailand, und er ist Deutsch, das kann ich also hieraus entnehmen. Diese Information, wie gesagt, das ist ja in allen Ländern, mittlerweile in Europa genauso, die Briten waren die Ersten, die muss ich natürlich überall eintragen. Wenn das Transparenzregister nicht aktualisiert wird, dann handelt es sich dabei möglicherweise um eine Ordnungswidrigkeit oder um eine Straftat, und man kommt dann gleich in die Nähe der Geldwäscherei und so, und in diese Ecke möchte bekanntlich gedrängt werden.

Hinzu kommt, dass zulassungspflichtige Tätigkeiten, wie zum Beispiel wir, Accountants, Steuerberater, Rechtsanwälte, melden müssen, wenn ihnen ein Mandant begegnet, bei dem das Transparenzregister nicht aktuell ist, sagen wir es mal so, wo es Diskrepanzen im Transparenzregister gibt, wo ganz offensichtlich hier das Transparenzregister umgangen werden soll, und zwar müssen die gemeldet werden, ohne, dass man es dem Mandanten sagen darf. Der entsprechende Berufsträger bringt seine eigene Zulassung in Gefahr, wenn er sich daran nicht hält. Also insofern gibt es hier im Grunde keine Möglichkeit mehr, legal nicht mehr als Gesellschafter zu erscheinen. Das heißt selbst wenn ich jetzt einen Treuhänder hätte, der diese Anteile hält, muss trotzdem der Treugeber hier im Transparenzregister veröffentlicht werden. Also insofern machen ein Treuhandgesellschafter oder ein Treuhänder im Grunde keinen Sinn. Einen Geschäftsführer kann man natürlich nach wie vor weiterhin verwenden, das ist auch legal und kann auch Sinn machen, möglicherweise das zu tun. Wir machen das nicht mehr, weil uns das aus Haftungsgründen zu heikel ist, aber wenn man jemanden kennt in Großbritannien, der dort Geschäftsführer ist und dort im Unternehmen mitarbeitet, ist es in dem Fall natürlich völlig legitim, das hat in dem Fall ja nichts mit Treuhand zu tun, sondern einfach nur, dass man einen externen Geschäftsführer bestellt. Nur wir können das nicht machen, weil, wie gesagt, wir sind ja in beiden Unternehmen nicht im Tagesgeschäft involviert, wir könnten diese Leistung also gar nicht erbringen.

38:02 - Eine Möglichkeit, das Transparenzregister legal zu umgehen“

Daniel: Da stellt sich jetzt aber doch die Frage, warum andere Anbieter gerade das anbieten?

Sebastian: Da wird natürlich oft auch mit naiven Mandanten im Grunde ein unlauteres Business betrieben, denn man durchschaut möglicherweise in fremden Ländern nicht, wie die Zusammenhänge genau sind, und wenn einem dann jemand sagt: „Du, wir können immer noch die Anonymität bieten“, dann wird es möglicherweise so gemacht, oder man sagt sich: „Ich bin ja sowieso nicht in Großbritannien, ich sitze in Deutschland als Anbieter, ich kann dort im Handelsregister rumpfuschen, bekommt ja eh keiner raus, und wenn was passiert, dann bin ich weit weg, in Deutschland“. Also, das sind höchstproblematische Positionen, aber ich kann mir erklären, dass deswegen letztlich viele diese Dienstleistung noch anbieten. Aber wie gesagt, man kommt um dieses Transparenzregister nicht rum, also auch zum Beispiel bei den Stiftungs Limiteds muss das Transparenzregister entsprechend befüllt werden. Selbst wenn es jetzt bei Stiftungs Limiteds, bei den sogenannten Limiteds by Guarantee es ja keine Besitzer in dem Fall gibt, sind trotzdem stimmberechtigte Stimmmitglieder dort vorhanden, und das müsste entsprechend dann hier aufgeführt werden. Jede Person, die mehr als 25% der Stimmrechte hat, muss dort genannt werden. Wenn natürlich eine Gesellschaft aus hunderten von Gesellschaftern besteht, oder auch schon aus fünf, und keiner von ihnen hat mehr als 25%, dann muss ich das Transparenzregister natürlich nicht befüllen. Also eine tatsächlich legale Lösung wäre, wenn man eine Gesellschaft gründet, die mindestens fünf Gesellschafter hat, und keiner der Gesellschafter hat mehr als 25% der Stimmrechte. Das müssen tatsächliche Gesellschafter natürlich sein, das dürfen keine Personen sein, die ich kontrolliere, das darf jetzt kein Treuhandverhältnis sein in dem Sinne, dann wäre es wiederum nicht legal, weil dann eine Person hier die Strippen in der Hand hat. Aber wenn jetzt tatsächlich fünf Personen sich entscheiden, eine Gesellschaft zu gründen, dann wäre das Transparenzregister hier leer, dann würden da keine Namen erscheinen, dann würde da tatsächlich stehen, dass es keine PSCs gibt.

Daniel: Interessanter Hinweis.

Sebastian: Das betrifft also PSC, der Eintrag ins Transparenzregister ist überall gleich, und auch, wenn Großbritannien nicht mehr in der EU ist, haben die natürlich mitgewirkt bei der Entwicklung dieser Standards. Also deswegen, jeder, der 25% oder mehr Kontrolle über die Gesellschaft hat, oder Stimmrechte hat, oder Eigentum hat, der muss da veröffentlicht werden, und für wen es nicht zutrifft, der muss entsprechend eben nicht veröffentlicht werden.

40:52 - Die Mehrwertsteuerregistrierung im UK

Daniel: Dann sprechen wir vielleicht noch ganz kurz über ein anderes Thema, das unter anderem auch gefragt wird, und zwar das Thema Mehrwertsteuerregistrierung. Gibt es da noch besondere Dinge, die man wissen muss? Ist es einfach oder kompliziert, eine Mehrwertsteuer zu beantragen für so eine Gesellschaft, die man gründet?

Sebastian: Das ist eine sehr gute Frage. Man muss natürlich beachten, dass Großbritannien jetzt nicht mehr in der EU-Mehrwertsteuerzone ist. Das heißt also im Grunde genommen, die britische Mehrwertsteuer und daher auch die Umsatzsteuer-Identnummer aus Großbritannien ist eigentlich nur noch relevant, wenn ich tatsächlich Kunden in Großbritannien habe. Jetzt hatten wir ja vorhin gesagt, ein häufiger Grund, warum diese Limited oder eine britische Gesellschaft gegründet wird, ist eben, weil man noch britische Kunden hat, dann macht die Registrierung für die Mehrwertsteuer Sinn oder ist sogar gesetzlich erforderlich. Die Schwelle liegt hier bei 85.000 £, aber wenn ich als jemand, der nicht in Großbritannien wohnt und keine britischen Kunden habe eine Gesellschaft gründe, ist in der Regel die Umsatzsteueridentnummer nicht notwendig, und ich spare mir dann die Umsatzsteuermeldung, die ich ja ansonsten machen müsste. Das heißt, wenn die Gesellschaft keinen Umsatz hat, der umsatzsteuerpflichtig ist, muss sie dafür auch nicht registriert werden. Man kann dann auch seinen Geschäftspartnern jeweils die Körperschaftsteuernummer geben, und die würden dann damit, wenn ich zum Beispiel Geschäftspartner in der EU habe, Reverse Charge machen. Die britische Umsatzsteuer-Identnummer wird nicht mehr als Reverse Charge Referenz anerkannt, das heißt also, das würde ohnehin nicht mehr funktionieren, deswegen kann man die Körperschaftsteuernummer einfach verwenden, um nachzuweisen, dass es sich hier um ein B2B Austausch handelt und nicht um Endverbraucher.

Die Mehrwertsteuerregistrierung im UK war schon immer relativ langwierig und kompliziert, das ist auch immer noch so, es ist eben jetzt noch mehr als sonst notwendig, dass man tatsächlich nachweist, warum man diese benötigt. Wie gesagt, Mandanten, die hier eine Gesellschaft gründen, um auf dem britischen Markt tätig zu sein, haben diese Nachweise in der Regel, die haben Verträge, Vorverträge, Absichtserklärungen, die können nachweisen und zeigen, wir haben das bisher von der deutschen Gesellschaft gemacht, hier sind Brexit Verträge und so weiter, wegen Brexit, man muss jetzt mit der britischen Gesellschaft, die haben wir gegründet. In der Regel ist es völlig problemlos, das nachzuweisen. Oder natürlich, wenn man sowieso einen britischen Geschäftsführer hat, der in Großbritannien wohnt, dann ist es ohnehin kein Problem, oder wenn man ein tatsächliches Büro angemietet hat, und man kann den Mietvertrag nachweisen, der Steuerbescheid ist auch kein Problem. Das heißt, Mandanten, die eine Gesellschaft gründen, weil sie hier geschäftlich aktiv sind, werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit diese Nachweise haben. Wenn sie sie nicht haben, ist es schwierig, die Umsatzsteuernummer zu bekommen, da müsste man möglicherweise jemanden anstellen, der die Geschäftsführung macht.

44:07 - Meine Geschäftsidee hat sich erledigt – Firma löschen oder auslaufen lassen ?

Daniel: Noch eine kurze Frage, ein kleines Randthema vielleicht, Du hattest vorhin erwähnt, dass die UK Limited unter anderem für Personen geeignet ist, jemand hat eine Geschäftsidee und gründet mal schnell für diese Geschäftsidee eine Gesellschaft, das war ja so ein Grund. Hat das irgendwelche Risiken oder irgendwelche Verantwortlichkeiten, so eine Firma einfach laufen zu lassen, ohne dass man damit aktiv wird? Teilfrage eins. Und Teilfrage zwei: Die Geschäftsidee hat sich für mich erledigt, wie einfach und schwierig ist es, diese Firma wieder zu löschen? Ist es langwierig oder habe ich mir irgendwelche Risiken nachher zu rechnen?

Sebastian: Grundsätzlich ist es so, die britische Gesellschaft ist extrem pflegeleicht, sage ich mal so. Unter der Annahme, dass sie nicht für die Umsatzsteuer registriert ist, gibt es keine Erklärungspflichten, außer eben eine jährliche Körperschaftsteuererklärung, die muss jeweils zehn Monate nach Ende des Geschäftsjahres eingereicht werden, mit den Jahresabschlüssen beim Companies House. Das muss in der Regel ein Accountant in Großbritannien machen, und abhängig davon, also wir berechnen dafür, wenn es eine Gesellschaft ist, die aktiv war zum Beispiel, so in der Regel so 2.000 £, bei einer Gesellschaft, wenn sie nicht aktiv war, dann wäre eine Nullerklärung fällig, die kann man auch schon für 350 £ oder 500 £ machen.

Wenn jetzt man feststellt, dass eine Gesellschaft nicht mehr benötigt wird, dann würden die meisten Mandanten meiner Erfahrung nach einfach gar nichts mehr machen, auch nichts mehr einreichen, denn dann wird die Gesellschaft automatisch von Amts wegen gelöscht. Und meine Erfahrung ist, dass dann auch kein Hahn mehr danach kräht, das heißt, man lässt die einfach sterben, macht gar nichts mehr, schließt die auch nicht mehr aktiv, daraus entsteht auch keine Negativwirkung, die steht im Handelsregister drin, und man hat da kein Problem als Geschäftsführer. Auch dem Steuerberater ist es letztlich egal, denn wie gesagt, wenn die Gesellschaft bisher nichts gemacht hat, dann passiert da nichts. Also wohlgemerkt, man ist natürlich verpflichtet, für die Gesellschaft die besagte Steuererklärung und auch die Bilanz einzureichen, aber meine Erfahrung mit ganz vielen Mandanten zeigt, dass die einfach gar nichts mehr machen, dann löst sich das in Wohlgefallen auf, und bisher gab es da auch keine negativen Folgen von diesen Vorgängen. Es gibt da auch kein Sperrjahr, das heißt, man kann davon ausgehen, wenn man zum Bilanzstichtag, beziehungsweise zum Einreichungsstichtag beim Companies House, also zehn Monate nach Ende des Geschäftsjahres nichts einreicht, dann ist die Gesellschaft innerhalb von maximal einem halben Jahr automatisch gelöscht, ohne dass man irgendetwas machen muss. Der korrekte Weg wäre vielleicht, alles einzureichen, und dann die Gesellschaft zu schließen, ist auch nicht besonders schwierig, ein Sperrjahr gibt es nicht, also sobald die Gesellschaft drei Monate ruhend war, kann sie geschlossen werden und das ist ein relativ einfaches administratives Verfahren.

47:22 - Eine ausgelaufene UK Limited wieder aufleben lassen oder lieber neu gründen?

Daniel: Jetzt habe ich von einem Bekannten gehört, der hat eine UK Limited gegründet, hat sie dann einfach auslaufen lassen und hat sich dann nach ein paar Jahren überlegt, doch diese Geschäftsidee wieder aufzugreifen. Dann wurde ihm gesagt: „Du, das ist billiger und einfacher, schnell eine neue Firma zu gründen, als diese alte Firma wieder zum Leben zu erwecken.“ Kannst Du das bestätigen? Ist das so?

Sebastian: Absolut, ja, das kann ich absolut bestätigen. Und in der Tat, wir würden auch Mandanten raten, dass es letztlich keinen Sinn macht, eine Gesellschaft wieder zu reaktivieren, außer eben, es gibt dafür gute Gründe. Wir haben jetzt ja zum Teil Gründe, dass die Gesellschaft zum Beispiel ein Vermögen, zum Beispiel eine Immobilie oder so besitzt, dann habe ich natürlich keine andere Wahl, dann muss ich ja die Gesellschaft wieder reaktivieren, aber wenn die Gesellschaft kein Vermögen hat und es keine anderen wichtigen Gründe gibt, dann wird man besser eine neue Gesellschaft machen.

48:26 - Ein Blick durch das Schlüsselloch der Britischen Holding

Daniel: Auf der Webseite der Steuerkanzlei St. Matthew ist ja noch einiges über die Britische Holding zu lesen, und die wurde bis jetzt noch gar nicht erwähnt. Sebastian gibt uns hierzu einen ersten kleinen Einblick.

Sebastian: Ich denke, dass wir die Britische Holding in einer separaten Folge dann auch nochmal besprechen werden, aber jetzt nur nochmal hier kurz zur Einführung. Großbritannien hat natürlich ein relativ interessantes Holding Regime, und wir verwenden sogar oft die Britische Holdinggesellschaft als eine Standard Holding für alles Mögliche. Ich hatte ja vorhin schon gesagt, dass wir zum Beispiel für die maltesischen Mandanten oftmals die Schottische Limited verwenden als eine Holdinggesellschaft, aber wir verwenden eben auch die Limited als Holdinggesellschaft relativ häufig. Der größte Vorteil an der britischen Holdinggesellschaft ist, dass sie keine Quellensteuer erhebt bei Dividendenausschüttungen. Normalerweise ist ja Quellensteuer üblich, wir kennen das ja, USA 30% oder 15% mit DBA, die Schweiz hat sogar 35% Quellensteuer, Deutschland hat Quellensteuer, die meisten Staaten, Luxemburg, Holland und so weiter haben Quellensteuer, wenn Gewinne ausgeschüttet werden. Die kann dann natürlich der Aktionär mit seiner lokalen Steuer auf Kapitalerträge, zum Beispiel der Abgabensteuer verrechnen, und dann interessiert es niemanden. Das heißt, wer in Deutschland wohnt, Gewinne erhält, Quellensteuer irgendwo bezahlt, die dann mit der Abgabensteuer verrechnet, der zahlt natürlich ohnehin nicht zusätzliche Steuern. Wenn jetzt aber jemand in einem steuerfreien Land lebt, zum Beispiel in Spanien mit Beckham Law oder Irland mit Non-Dom oder Zypern oder in Dubai, und der bekommt dann von einer Schweizer Gesellschaft 100.000 Dividende ausbezahlt, dann werden 35.000 davon in der Schweiz einbehalten, oder er bekommt 100.000 aus den USA einbezahlt, dann werden dort 30.000 $ oder 15.000 $ in den USA einbehalten, in Deutschland ganz genau das Gleiche. Das gibt es in Großbritannien nicht. Das heißt, wenn ich jetzt mir eine Britische Limited gründe als Holdinggesellschaft und die mir dann Dividenden ausschüttet, dann bekomme ich die komplette Dividende ausgeschüttet, ohne Quellensteuerabzug. Insbesondere ist es interessant, wenn ich mein Unternehmen verkaufe, wenn ich also zum Beispiel eine Gesellschaft, zum Beispiel ich hätte eine deutsche GmbH, ich wohne im Ausland, diese GmbH wird dann irgendwann verkauft an Käufer, an Investoren, dann ist es sehr interessant, wenn die eine Britische Holdinggesellschaft hat, denn der Veräußerungserlös in der Holdinggesellschaft ist steuerfrei, und bei der Ausschüttung des Veräußerungserlöses als Dividende gibt es auch keine Quellensteuer, das heißt, die Veräußerung kann auch für mich, wenn ich in einem steuergünstigen Land wohne, komplett steuerfrei erfolgen. Das ist so der wichtigste Vorteil von einer Britischen Holdinggesellschaft. Wie gesagt, wir gehen da nochmal im Detail darauf ein, wenn wir eine Folge machen über Holdinggesellschaften, aber als Standard Holding für alle möglichen Varianten kann die Britische Holding sehr interessant sein.

Daniel: Klasse, danke für die Antwort.

52:00 - Folgendes ist bei Gesellschaftsgründung im UK unbedingt zu vermeiden

Daniel: Sebastian, gibt es aus Deiner Sicht, vielleicht kannst Du nochmal so die ein, zwei, drei größten und wichtigsten Fehler nochmal aufzählen, die man unbedingt vermeiden muss, wenn man eine Gesellschaft gründet in Großbritannien.

Sebastian: Der größte Fehler ist mit Sicherheit, dass man sich nicht über die gültige Rechtslage informiert hinsichtlich Außensteuergesetz, Substanz und so weiter, weil dann passiert das Gleiche, was dem Mandanten passiert ist, den ich vorhin erwähnt habe, dass man nach mehreren Jahren Probleme mit dem Finanzamt bekommt und dann möglicherweise heftig draufbezahlen muss. Das ist der größte Fehler, sich nicht informieren zu der geltenden Gesetzgebung, lokal und international.

Der zweite Fehler, den Mandanten manchmal machen, wobei zunehmend weniger, ist, dass man irgendwie den Eindruck hat, dass Großbritannien so der Wilde Westen ist, und dass man dort machen kann, was man will, das interessiert niemanden, und es fällt sowieso nicht auf, und man kann anonym und so weiter. Da darf man sich keinen Illusionen hingeben, das ist mit Sicherheit nicht so, und da bewegt man sich auf Glatteis, und man wird keinen Dienstleister in Großbritannien oder sonst wo finden, zumindest keinen seriösen Dienstleister, der sich hier zum Komplizen macht für irgendwelche Vorhaben, die nicht glasklar sind. Es ist keine Bananenrepublik, und man muss tatsächlich davon ausgehen, dass viele Dinge zum Teil sogar noch viel genauer genommen werden. Vor allen Dingen deswegen, wir haben natürlich in Deutschland schon eine lange Tradition von Genauigkeit und Präzision und so bei verwaltungstechnischen Vorgängen. Manchmal hat man hier das Gefühl, die seien etwas hintendran, aber wenn sie dann anfangen, sind sie umso pedantischer. Das heißt, man muss wirklich dann die richtigen Dokumente haben, muss es alles sehr genau erklären können, wenn es dann nur einen Widerspruch gibt, wo man in Deutschland sagen würde: „Na, okay, nach menschlichem Ermessen.“ Oftmals ist das hier nicht so, das ist dann auch sehr formalistisch hier in Großbritannien. Dessen muss man sich tatsächlich bewusst sein, das ist bei einer Kontoeröffnung oftmals so, das ist auch mit den Behörden so.

Der dritte Fehler ist, dass man letztlich so im Betrieb der Gesellschaft sich nicht darüber informiert, was jetzt hier tatsächlich, welche Forderungen, welche Anforderungen hier an einen Unternehmer gestellt werden. Ich sage zum Beispiel, wenn man hier Mitarbeiter einstellt, braucht man natürlich Versicherung und so weiter, Haftpflichtversicherung. Es gibt hier mittlerweile auch eine betriebliche Altersvorsorge, die vorgeschrieben ist, also auch außerhalb des steuerlichen Themas gibt es hier doch relativ viele rechtliche Anforderungen, die hier an das Unternehmen gestellt werden, die man auf jeden Fall beachten muss.

Daniel: Okay, vielen Dank.

Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Online Schule & Homeschooling bei Umzug ins Ausland - Teil 2

Erfahren Sie im zweiten Teil, wie die Wilhelm von Humboldt Online Privatschule mit deutschem Lehrplan und Unterricht in Deutsch Ihren Kindern den Umzug ins Ausland erleichtert. Entdecken Sie die Vorteile des Homeschoolings in verschiedenen Ländern.

Ein Gespräch mit Sebastian Sauerborn

In vielen Ländern ist es möglich, Ihre Kinder zu Hause zu unterrichten. In dem ersten Teil dieser Episode zu“ Online Schule & Homeschooling bei Umzug ins Ausland“ haben wir Ihnen die Wilhelm von Humboldt Online Privatschule vorgestellt. Diese ermöglicht Ihnen mit ihrem deutschen Lehrplan und Unterricht in Deutsch ein leichtes Eingewöhnen in ein neues Land und eine neue Kultur.

Ein Wechsel von traditioneller Schule zum Klassenzimmer zu Hause ist nicht einfach. Eltern und unsere Kinder müssen umdenken und neue Lernstrukturen entwickeln. Dazu sprechen wir heute mit Sebastian Sauerborn. Er ist Vater von neun Kindern, die er sowohl zu Hause unterrichtet hat als auch in traditionelle Schulen geschickt und an Online Schulen hat lernen lassen. Jedes Kind ist anders und hat eigene Bedürfnisse. Sebastian gibt Ihnen ein abgerundetes Bild, wichtige Entscheidungskriterien und spricht über typische Fragen, ob die Eltern zum Homeschooling haben.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

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Würde meinem Kind ein Umzug ins Ausland schaden?

Diese Frage stellen sich viele Eltern, aber Sie können entspannen: Kinder sind flexibler als Erwachsene. Sie sehen eine solche Veränderung eher als Abenteuer, vor allem, wenn die neue Heimat viel Sonne zu bieten hat. Eltern möchten das Beste für Ihre Kinder und sie gut auf das Erwachsenenleben vorbereiten. Sie möchten die Zukunft ihrer Kinder nicht ruinieren.

Benutzen wir gesellschaftlich akzeptierte Ausreden?

Wir alle kennen und benutzen gesellschaftlich akzeptierte Ausreden, wie beispielsweise: „Ich habe keine Zeit.“ Kann stimmen. Können wir aber auch sagen, wenn wir in Wirklichkeit nicht wollen? Niemand wird Ihnen da widersprechen! Verhält es sich vielleicht ähnlich mit einem eventuellen Umzug? Wollen wir uns selber nicht der Herausforderung stellen und „nutzen die Kinder als Ausrede“? Wir können das so offen und ehrlich sagen, weil Sebastian als Kind genau das erlebt hat. Seine Eltern haben die deutsche Schulbildung der Kinder vorgeschoben, um nicht in die USA auszuwandern, obwohl ihnen alle Türen offenstanden.

Kein Kind gleicht dem anderen – Schauen Sie auf seine aktuellen Bedürfnisse

Schon zwei Kinder können nicht unterschiedlicher sein als Nacht und Tag. Ein Kind liest den ganzen Tag, das andere folgt der Mutter überall hin und redet mit ihr. Ein Kind baut aus ungekochter Pasta Türme wie in Dubai, ein anderes ist Fußballprofi. Kinder haben unterschiedliche Persönlichkeiten und entwickeln sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Diese sind wichtig zu beachten. Schauen Sie auf den aktuellen Entwicklungsstand und Bedürfnisse Ihres Kindes. Schauen Sie jedes Kind einzeln an und überprüfen regelmäßig den Entwicklungsstand Ihres Kindes. Wenn dieses Jahr die Online-Schule gut ist, wäre nächstes Jahr vielleicht Homeschooling besser?

Die Herausforderungen

Veränderungen sind ganz klar Herausforderungen, und ein Umstieg von traditioneller Schule zu Homeschooling ist überwältigend. Es ist eine Verwandlung von „die vorgeschriebenen Bücher kaufen“ und „Berichte aus der Schule hören“ zu selber einen Lehrplan aussuchen und zu unterrichten. Stellen Sie keine zu hohen Anforderungen an sich selbst. Geben Sie sich und Ihrer Familie ausreichend Zeit für diese Umstellung. Frust und Zweifel werden kommen, aber gehen Sie die Sache entspannt an. Kein Tag ist ein verlorener Tag.

Unschooling

Je älter wir sind, desto eingefahrener sind unsere Gewohnheiten. Vermutlich haben auch Sie bereits das Schulsystem durchlaufen, in dem Ihre Kinder jetzt stecken. Unsere Denkweisen sind dementsprechend gefestigt und verwurzelt, dass wir es uns nur schwer vorstellen können, Dinge anders zu machen.

Unser Körper braucht Pausen, und wir kennen das Fasten zum Entgiften. Ähnlich verhält es sich auch mit unseren Gehirnen und Denkweisen. Wir sind so stark von dem Schulsystem geprägt, dass ein regelrechtes Unschooling, ein Entlernen erforderlich ist, um neue Wege einzuschlagen. Einfach mal ein bis zwei Jahre gar nichts machen. Keinen offiziellen Unterricht, aber auch nicht den ganzen Tag vor dem Computer hängen. Dinge tun, die wir sonst nicht tun. Lernen finden auch im alltäglichen Leben statt.

Wie sieht es aus mit Kontrollen?

Ob Familien bezüglich ihrer Homeschool Aktivitäten kontrolliert werden, unterscheidet sich von Land zu Land. Wenn Sie in die USA gehen, finden Sie dort in vielen Staaten gar keine Kontrollen. In vielen Ländern ist das natürliche Bewusstsein noch vorhanden, dass die Eltern für die Erziehung und Ausbildung ihrer Kinder verantwortlich sind, und in den USA und Großbritannien ist Homeschooling bereits gang und gäbe.

In unseren Folgen über Panama und Paraguay hören Sie, wie frei Sie dort leben können und der Staat sich nicht in Ihr Leben einmischt. Zu weiteren Ländern, die Homeschooling oder Online Schulen offen gegenüberstehen und auch steuerlich attraktiv sind, empfehlen wir Ihnen unsere Episoden über Rumänien, Monaco, Thailand, Singapur, Dubai und der Schweiz.

Wir wünschen Ihnen bei Ihrer Entscheidungsfindung viel Erfolg und hoffen, Ihnen geholfen zu haben.

Kontaktdaten und Links:

Sebastian Sauerborn

Homepage: www.wohnsitzausland.com

                     www.auslandsunternehmen.com

E-Mail:        hello@stmcorporate.group

Telefon:       +44 20 3151 0582

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Timestamps

00:00  -  Begrüßung & Einleitung: Würde ein Umzug ins Ausland meinem Kind schaden?

04:05  -  Deutsches Schulsystem beibehalten?

05:30  -  Wie kam Sebastian zum Homeschooling, und wie hat er es gemacht?

06:58  -  Elterliche Sorgen

08:40  -  Jedes Kind ist unterschiedlich und hat eigene Bedürfnisse

10:31  -  Mein Kind will unbedingt auf eine „richtige“ Schule gehen

11:19  -  Belastung & Herausforderungen – geben Sie sich Zeit

15:02  -  Schafft Homeschooling eine tiefere Beziehung zum Kind?

16:41  -  Welche Kontrollen gibt es?

18:59  -  Unschooling

22:22  -  Keine verlorenen Jahre

24:43  -  Abschließende Ratschläge für Ihre persönliche Entscheidung

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 19 Online Schule & Homeschooling bei Umzug ins Ausland – Teil 2

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:18 - Begrüßung & Einleitung: Würde ein Umzug ins Ausland meinem Kind schaden?

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, und außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Nach unserer Folge über Online Schulen mit Lars Berner sprechen wir heute über Homeschooling. Familien, die ins Ausland ziehen wollen, überlegen ja, wie ihre Kinder dort weiter lernen können. Und eine Möglichkeit ist Homeschooling. Sebastian hat damit ja selbst viel Erfahrung, und er teilt mit uns erstmal ganz allgemein seine Einstellung und Einschätzung dazu. Starten wir gleich mal mit der ersten Frage: Ist Schule überhaupt ein Argument, was jemanden davon abhalten sollte, wenn er schulpflichtige Kinder hat, ins steuergünstige Ausland umzuziehen oder seine Pläne zu verwirklichen?

Sebastian: Da gibt es zwei Seiten der Medaille. Die eine Seite ist sicherlich die, dass es für ganz viele Interessenten mit Familie immer wieder letztlich ein Grund ist zu sagen: „Ich kann jetzt doch nicht ins Ausland umziehen, denn ich kann ja nicht die Zukunft meiner Kinder ruinieren. Die haben hier ihre Freunde, die müssen unterrichtet werden, das geht so gar nicht weiter. Ich kann ja nicht einfach irgendwo weggehen und das dann wahrscheinlich unkontrolliert laufen lassen und die aus dem deutschen Schulsystem rausziehen. Wer weiß, was ist, wenn ich zurück will.“ Das sind ganz oft Bedenken, die Mandanten haben, ganz klar.

Auf der anderen Seite, aus eigener Erfahrung, ich bin ja selbst oft mit Kindern auch umgezogen in verschiedene Länder, und wir haben auch Mandanten, die mit Kindern umziehen. Ich denke, die es wirklich wollen, denen es wichtig genug ist, die haben bisher einen Weg gefunden, und die werden auch in Zukunft einen Weg finden. Natürlich ist diese Online Schule vom Lars eine perfekte Lösung für Mandanten, die nach einer organisierten Schule suchen auf Deutsch. Englische Online Schulen gibt es ja schon lange, schon seit Jahrzehnten, aber jetzt gibt es eine deutsche, und das kann sicherlich ein Grund sein für viele zu sagen: „Jetzt kann ich tatsächlich den Absprung wagen, denn ich habe hier eine Lösung, womit ich meine Kinder auffangen kann.“ Aber man darf sich auch nichts vormachen, es ist tatsächlich so, dass gerade deutschsprachige Mandanten doch sehr verwurzelt sind, vielleicht noch verwurzelter als andere Nationen, und es denen oftmals extrem schwerfällt, Deutschland, Österreich, Schweiz zu verlassen und zu sagen: „Ich gehe jetzt ins Ausland, ich gehe hier weg. Ich werde neue Freunde finden, ich werde mit meiner Familie weiterhin Kontakt haben, ich muss hier nicht leben, ich kann auch woanders leben. Das Leben geht weiter. Ist vielleicht sogar positiv für mich und meine Familie.“ Oftmals wird das vorgeschoben, ich denke, das ist ein vorgeschobener Grund, das mit den Kindern.

Ich habe es doch selbst erlebt, zum Beispiel mein eigener Vater hätte in den 80er Jahren in die USA umziehen können, der hat da geschäftlich, beruflich eine Möglichkeit gehabt in San Francisco. Er war auch mehrmals da gewesen, und meine Geschwister und ich haben ihn mehr oder weniger auf Knien angefleht, nach San Francisco umzuziehen. Wir sind da in der Freiburger Spießigkeit aufgewachsen, eine schreckliche Sache, und wollten da im Grunde weg, und wir hätten das toll gefunden als Kinder, nach San Francisco umzuziehen. Aber mein Vater hätte eigentlich können, damals war es noch einfach, eine Green Card zu bekommen, er hätte es ohne Weiteres können, er hat dann doch einfach Angst vor der eigenen Courage gehabt. Ihm hat dann der Mut gefehlt, diese Sache zu machen, und ich fand ganz klar, dass wir als Kinder vorgeschoben wurden. Wir wären gerne gegangen, meine Geschwister und ich. Wir wollen nichts wie weg, und uns hätte das überhaupt nichts ausgemacht. Aber dennoch haben meine Eltern mehr oder weniger gesagt: „Ja, wegen der Kinder und Schule fertigmachen und so weiter.“ Das ist so ein Beispiel für die Haltung, die ich meine.

04:05 - Deutsches Schulsystem beibehalten?

Daniel: Jetzt würde ich mal ganz kurz von Deiner Kindheit in die Kindheit Deiner eigenen Kinder nochmal kurz zurückkommen. Wenn Du jetzt das mal auf Dich reflektieren lässt, was der Lars erzählt hat, wie das so in seiner Online Schule abläuft, und Du das vergleichst mit dem, was Du mit Deinen Kindern gemacht hast – wäre die deutsche Online Schule für Dich und Deine Familie überhaupt eine gute Alternative gewesen, wäre das in Frage gekommen? Vielleicht sogar ein besserer Weg gewesen als Du das gemacht hast?

Sebastian: Ich glaube eigentlich nicht, weil meine Motivation ins Ausland zu gehen war ganz klar, dem deutschen System, auch dem deutschen Sprachraum und so weiter, ich will nicht sagen entfliehen, aber eben zu entkommen. Es war mir wichtig, dass meine Kinder in die englische Schule gehen. Es gab auch in England eine deutsche Schule in London. Für mich hätte das absolut keinen Unterschied gemacht. Für mich heißt ins Ausland ziehen ins Ausland ziehen und sich dort den Gepflogenheiten dort anzupassen. Ich fand Englisch immer wichtiger als Deutsch. Wir haben natürlich zu Hause Deutsch gesprochen, sind aber schulisch letztlich im englischen Sprachsystem letztlich aufgewachsen, und das war immer das, was ich wollte. Für mich hätte es keinen Unterschied gemacht, ich hänge nicht an der deutschen Schule oder am deutschen Schulsystem. Es ist für mich absolut nicht erstrebenswert, die Kinder in dem System zu lassen.

05:30 - Wie kam Sebastian zum Homeschooling, und wie hat er es gemacht?

Daniel: Sebastian erzählt uns jetzt, wie er das mit der Schulbildung seiner Kinder geregelt und organisiert hat.

Sebastian: Meine damalige Frau und ich haben Deutschland verlassen im Jahr 2000, sind zunächst in die Schweiz, 2003 nach England und 2008 in die USA. Als wir in England waren, gingen die Kinder auf die Privatschule, und 2008, als wir in den USA waren, gingen die Kinder zunächst in die staatliche Schule, das hat aber dann aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert für uns, und wir haben uns dann entschieden, Homeschooling zu machen. Zunächst gingen sie nicht auf eine Online Schule, sondern im Wesentlichen hat meine Ex-Frau Lehrmaterialien besorgt, es gibt ja sehr viele Online Ressourcen und in Anführungszeichen „Lehrpläne“, denen man folgen kann. Man bekommt das komplette Material dann zugeschickt, und ich denke gerade bei jüngeren Kindern im Grundschulalter ist es ja ohne Weiteres möglich. Das heißt, da gab es keine Online Schule, später sind Kinder zum Teil auf eine Online Schule gegangen. Es gibt in den USA zum Teil staatliche Online Schulen. Die Bekannteste ist wohl die vom Staat Florida, die ist kostenlos, wenn man dort wohnt, und dann gibt es ohne Ende private Online Schulen, die vom Preis sehr ähnlich sind wie die Schule vom Lars. Ich sage mal so über den Daumen 300 € bis 400 € im Monat muss man rechnen. Da waren meine Kinder dann zum Teil, und wir haben sicherlich gute Erfahrung gemacht.

06:58 - Elterliche Sorgen

Daniel: Die Elternsicht – kannst Du Dich mit den Eltern identifizieren, die Lars beschrieben hat? Er hat da so einiges erwähnt.

Sebastian: Jaja, absolut. Eltern haben ja immer die Sorge, dass sie das Beste für ihre Kinder wollen, und keiner will so egoistisch sein und sagen: „Weil ich jetzt eben irgendwie den Drang habe ins Ausland umzuziehen, aus welchem Grund auch immer, will ich jetzt die Zukunft meiner Kinder ruinieren.“ Die wenigsten Eltern möchten das machen, sondern sie machen sich sehr viele Gedanken dazu: was ist das Beste für meine Kinder? Sogar oftmals auch nach dem Motto: die und die Dinge waren in meiner eigenen Kindheit nicht gut, ich möchte, dass meine Kinder es besser haben. Was kann ich machen, dass meine Kinder so gut wie möglich auf das Erwachsenenleben vorbereitet werden? Das war natürlich auch für mich immer ein Thema, und da kann ich natürlich ganz klar mich identifizieren mit den Eltern, die Lars beschrieben hat in unserem Gespräch. Vielleicht sah für mich die Lösung anders aus, als es für die Eltern aussieht. Ich habe keine Angst davor, ob meine Kinder wieder in die deutsche Schule zurückkommen, weil es war für mich sowieso klar, dass ich niemals nach Deutschland zurückkehren werde. Für mich war es wichtig, dass es eine gewisse Kompatibilität gibt, wenn Kinder studieren wollen an der Uni oder später vielleicht die Oberstufe in einer konventionellen Schule durchlaufen wollen, das war mir schon wichtig, das hat auch gut funktioniert bei uns. Aber grundsätzlich diese Sorge um das Wohl der Kinder, das haben alle Eltern, und das kann ich sehr gut nachvollziehen.

08:40 - Jedes Kind ist unterschiedlich und hat eigene Bedürfnisse

Daniel: Nochmal im Vergleich Online Schule und Homeschooling hast Du Dich ja wohl in erster Linie für Homeschooling entschieden: Warum? Was war für Dich ausschlaggebend?

Sebastian: Ich sehe es eigentlich so, dass, wenn ich es jetzt ein bisschen trocken formuliere, im Grunde jedes Kind ist ein Projekt. Ich habe neun Kinder, ich hatte natürlich zum damaligen Zeitpunkt leicht weniger, klar, ich hatte vielleicht fünf Kinder damals, als diese Fragen kamen. Wir haben im Grunde jedes Kind wie ein Projekt angeschaut, jedes Kind separat angeschaut und überlegt: Was ist für dieses Kind gut, und was braucht dieses Kind zum jetzigen Zeitpunkt, heute, jetzt, hier? Und da kommen wir zu dem Schluss, dass für manche Kinder vielleicht die Online Schule gut ist, andere Kinder vielleicht eher Homeschooling machen, wo die Eltern dann die Lehrer sind, und dann vielleicht für andere Kinder wiederum die konventionelle Schule das Richtige ist.

Es hängt davon ab, wo das Kind steht, was es für eine Art von Kind ist, was für eine Persönlichkeit es ist. Was für eine Persönlichkeit hat es? Introvertiert, Extrovertiert? Es gibt ja durchaus auch Kinder, die möglicherweise Lernschwierigkeiten haben. Man muss es wirklich für jedes Kind genau anschauen. Man kann es so pauschal nicht beurteilen. Man kann nicht sagen: „Es ist für alle gleich gut.“ Man kann nicht alle über einen Kamm scheren. Für manche Kinder ist die Schule vom Lars oder eine andere Online Schule perfekt, andere Kinder möchten vielleicht lieber mit den Eltern lernen, und dann muss man diese Entscheidung auch alle ein bis zwei Jahre vielleicht verifizieren, dass man sagt: „Okay, das war vor einem Jahr so, jetzt hat sich das Kind entwickelt, ist es immer noch so? Wäre es vielleicht jetzt gut, eine Online Schule zu machen?“ Um es kurz zu fassen, für unsere Kinder war es damals am besten, den Stoff den Kindern selbst beizubringen. Das hat sich langfristig am besten ausgewirkt.

10:31 - Mein Kind will unbedingt auf eine „richtige“ Schule gehen

Daniel: Hast Du von Deinen Kindern jemals den Satz gehört: „Ach, Papa, kann ich nicht lieber auf eine richtige Schule gehen?“ Sebastian: Absolut. Aber eigentlich, wie gesagt, ich habe ja eine größere Anzahl von Kindern, deswegen kann ich das so sagen. Ein Kind, eine meiner Töchter war immer so, dass sie eigentlich immer lieber auf die Schule gegangen ist, und das muss man auch ernst nehmen. Man muss Kinder ernst nehmen, gerade wenn sie älter werden und ihre Wünsche respektieren, und wie gesagt, für mich war es ohnehin nie, sage ich mal, eine kriegsentscheidende Frage: Ist es Homeschooling oder ist es konventionelle Schule oder Online Schule oder was auch immer? Ich war immer offen für alle Alternativen, und ich sehe auch alle Alternativen als etwas Positive, und insofern war es für mich kein Zusammenbruch, dass meine Tochter gerne auf eine konventionelle Schule gegangen ist, und wir haben es auch gefördert und möglich gemacht, ganz klar.

11:19 - Belastung & Herausforderungen – geben Sie sich Zeit

Daniel: Aus Deiner Erfahrung, der Du das ja persönlich durchlebt hast, bei mehr als einem Kind: Die Belastung und Aufwand für Eltern, aus Deiner wirklichen Erfahrung? Ich habe ja auch zwei Töchter großgezogen, es ist natürlich auch eine Belastung Kindern, die in eine echte Schule gehen, dort hinterherzubleiben, also für mich ist es interessant, aus Deiner Erfahrung zu hören: Ist es eine höhere Belastung gewesen für Dich als Vater, wenn Du Dich traust das zu vergleichen mit einer konventionellen Schule, oder ist es eher weniger Belastung, oder nimmt es sich nichts am Ende?

Sebastian: Ich muss ehrlich sagen, dass meine Ex-Frau das meiste gemacht hat davon, und ich im tagtäglichen Unterricht in gewisser Weise relativ wenig involviert war, weil ich hatte ja auch das eigene Unternehmen, ich musste dort arbeiten, und insofern hat sie dort auf jeden Fall Großes geleistet. Aber man muss es mit dem Aufwand so sehen: Es kann auf jeden Fall in gewisser Weise überwältigend sein, vor allen Dingen der Wechsel und das Sich-Einfinden und die Verantwortung, die man auf einmal auf den Schultern hat, und damit zurechtzukommen, mental und auch kräftemäßig, ist natürlich eine Herausforderung, das muss man ganz klar sehen. Ich glaube, es geht allen Homeschoolern so, dass die mehr als einmal an der Entscheidung zweifeln, gerade im ersten Jahr und sich sagen: „Ich war ja total wahnsinnig, warum habe ich das gemacht? Dieser Stress! Das hätte ich nicht machen sollen, und ich bin so ein schlechter Lehrer,“ und man hat Zweifel an sich selbst, und man sagt: „Die Schule wäre doch viel besser gewesen.“ Man muss sich selbst und den Kindern und dem Familienverband die Zeit geben, da hineinzufinden. Man muss Geduld mit sich selbst haben. Und man muss mit sich selbst auch großzügig sein und auch Fehler erlauben. Und man muss auch immer im Hinterkopf haben, dass selbst wenn es vielleicht mehrere Monate nicht so rund läuft, das können die Kinder ohne Weiteres leicht wieder aufholen. Bis sich die Routine eingespielt hat, ist es auf jeden Fall ein ziemlicher Arbeitsbedarf. Man muss sich ja erstmal daran gewöhnen, dass man jetzt unterrichtet, man muss sich erstmal auch Techniken aneignen, man muss das Material studieren und so, das darf man nicht unterschätzen.

Auf der positiven Seite muss man vielleicht sagen, dass es natürlich verschiedene Dinge gibt, die Stress verursachen. Ich weiß zum Beispiel, dass in meiner Familie, was Stress verursacht, ist am Morgen um acht fertig sein, dass die Kinder aus dem Haus können, in die Schule können, dass alles fertig ist, dass man früh aufstehen muss, vor allem, wenn man dann Kinder hat, die in der Nacht vielleicht wach sind oder so. Das ist im Grunde eine Stunde am Morgen, die war Hyperstress, und wenn es die nicht mehr gibt, ist schon viel Tagesstress schon rausgenommen. Man muss nicht zu irgendwelchen Terminen gehen in der Schule, man ist nicht gebunden an die Schulferien, man kann im Grunde das Haus zu jeder Zeit verlassen, man kann in Urlaub gehen, wann immer man will. Da ist schon eine gewisse Flexibilität dabei, die auch echt positiv ist. Man muss den Tag nicht so einrichten, dass es total von der Schule dominiert wird. Man kann im Grunde sagen: „Heute mache ich dies, morgen mache ich das.“ Da sind schon bestimmte Freiheiten damit verbunden, die man relativ schnell sieht. Aber für jemanden, der nicht gerne Zeit mit seinen Kindern verbringt, und ich glaube, es geht jedem Elternteil so, dass man manchmal sagt: „Ich kann meine Kinder jetzt nicht sehen, ich will jetzt nur meine Ruhe haben und bin froh, wenn die in der Schule sind.“ Aber wenn einen das generell natürlich stresst, mit den Kindern zusammen zu sein, dann halte ich das für eine schwierige Entscheidung.

15:02 - Schafft Homeschooling eine tiefere Beziehung zum Kind?

Daniel: Hat es aus Deiner Sicht, wenn man Homeschooling als Vater oder Mutter betreibt, vertieft das die Bande zwischen Eltern und Kindern? Schafft das ein besseres Verhältnis? Mehr Nähe? Mehr Vertrauen?

Sebastian: Ich denke ja und nein, auch da sind Kinder unterschiedlich. Ich hatte bei meinen Kindern ganz deutlich das Gefühl, dass es Kinder gibt, die hier die ganz große Nähe zu den Eltern mehr brauchen als andere Kinder. Es ist ja zum Beispiel hier in Großbritannien so, dass der Kindergarten und die Vorschule im Grunde ganztags ist ab drei Jahren, manche auch schon früher, man Kinder kann die auch schon ab einem Jahr schon in die Krippe geben. Ich hatte Kinder, die sich nichts Schöneres vorstellen konnten, als mit drei Jahren dort in den Kindergarten zu gehen und den ganzen Tag von morgens acht bis nachmittags um vier dort zu sein ohne die Eltern. Ich hatte aber auch Kinder, die noch bis zum Alter von fünf bis sechs Jahren im Grunde nicht aus dem Haus wollten und nicht bereit waren, den ganzen Tag aus dem Haus zu gehen, und die wären meiner Meinung nach traumatisiert, wenn man die dazu gezwungen hätte, ganztags das Haus zu verlassen. Gut, die hätten sich dann wahrscheinlich auch wieder gefangen, es ist ja nicht wirklich eine seltene Situation. Aber insofern hängt es auch wieder stark vom Kind ab. Aber ich würde auf keinen Fall mich dazu befugt fühlen, zu sagen, dass ich eine bessere Beziehung habe zu meinen Kindern als andere Eltern, die das mit dem Homeschooling nicht machen können. Es kann sein, oder es kann auch nicht sein, ich glaube, man muss auf die Kinder schauen und die Kinder ernst nehmen und sehen, was sie zu dem aktuellen Entwicklungsschritt eigentlich am meisten brauchen.

16:41 - Welche Kontrollen gibt es?

Daniel: Jetzt hatten wir mit dem Lars schon darüber gesprochen, dass das ja auch der häufigste Kritikpunkt von vielen Eltern ist, die nach alternativen Wegen suchen, die sogenannte Gebäudeanwesenheitspflicht, die wir in Deutschland zum Beispiel haben, wie er da so schön genannt hat. Das heißt, der Staat kontrolliert, oder hat die Beschulung der Kinder komplett unter seine Kontrolle genommen, und das stört ja viele Eltern. Wie hast Du das erlebt in den USA, das heißt, welche staatliche Kontrolle gibt es für Eltern, die sich entscheiden, ihre Kinder zu Hause zu unterrichten?

Sebastian: In den USA ist es von Staat zu Staat unterschiedlich, allerdings muss man sagen, dass es in vielen Staaten überhaupt keine Kontrolle gibt. Es gibt ja auch kein Meldewesen in den USA, das heißt, wenn ich die Kinder in der Schule anmelde, dann weiß letztlich die Behörde, dass die Kinder existieren, ansonsten weiß die Behörde gar nicht, dass die Kinder existieren. Dieses Verständnis, dass die Eltern eigentlich die sind, die primär für die Erziehung und Ausbildung der Kinder verantwortlich sind, dass es nicht der Staat ist, das ist etwas, was es in Deutschland nicht gibt. In Deutschland haben wir ja dieses System, wie sagt man so schön: Von der Wiege bis zum Sarg ist der Staat letztlich überall dabei, kontrolliert alles, und es ist in anderen Ländern, vor allem in den USA nicht so. Und die Menschen haben auch nicht dieses Verständnis, dass sie die Verantwortung komplett auf den Staat abschieben können oder wollen. Ich fand es eigentlich sehr positiv, denn ich denke, dass Eltern am besten wissen, wenigstens bis zu einem gewissen Grad. Wenn es natürlich dann um medizinisches Expertenwissen geht, ist es was anderes, aber so für die alltäglichen Fragen und der Erziehung und der Bildung und die ganzen Dinge, die ich eben noch angesprochen habe: Was braucht mein Kind jetzt, heute und hier? Das wissen Eltern am besten, wie sie mit den Kindern umgehen müssen und was die Kinder brauchen. Da hat der Staat nichts drin verloren. Und da gefällt mir das amerikanische System besser, ist ja klar. Daniel: Unglaublich eigentlich, das heißt, die komplette Schulzeit bis 18 keinerlei Kontrolle, keinerlei Intervention vom Staat. Manch einer, der das jetzt hört oder sieht, mag sich das kaum vorstellen können.

18:59 - Unschooling

Daniel: Einen Begriff, den man in diesem Zusammenhang immer öfter hört oder liest, ist: unschooling. Sebastian erklärt uns, was es damit auf sich hat.

Sebastian: Unschooling ist im Grunde eine Bewegung, sage ich jetzt mal, die im Grunde die These aufstellt, dass Eltern und Kinder zunächst mal komplett im Kopf neu gepolt werden müssen. Wir sind ja alle mehr oder weniger aufgewachsen in dem Bildungssystem, was uns umgibt, und gerade wenn man jetzt mit Homeschooling anfängt, sind wir im Grunde immer noch darin verhaftet, bewusst oder unbewusst. Ich vergleiche es ein bisschen mit natürlicher Landwirtschaft. Es ist oftmals so, wenn man eine Ackerfläche zunächst konventionell bearbeitet und dann diese überführt in die Bio- oder auch in die verantwortungsbewusste Landwirtschaft, dass man das Land zunächst mal das Land brach liegenlässt für mehrere Jahre, bevor man da irgendetwas macht. Ähnlich ist auch Unschooling, was im Kopf passiert. Man sagt im Grunde genommen ist es so ein, ich sage mal fast ein Gefängnis, in dem wir uns befinden, ein gedankliches, da muss man erstmal raus. Und bevor wir irgendetwas machen, Homeschooling oder Online Schule oder sonst was, machen wir erstmal einfach gar nichts. Machen wir erstmal überhaupt keinen Unterricht für ein, zwei Jahre, sondern wir lassen es einfach alles mal laufen.

Wohlgemerkt, mit „alles mal laufen lassen“ ist nie gemeint, dass man zwei Jahre lang den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzt oder am Handy Computerspiele oder Videogames macht, sondern Homeschooling setzt immer voraus, dass man den Kindern ein interessantes Leben bietet, wo sie vielleicht andere Länder entdecken, andere Kulturen entdecken, Dinge sehen, die sie bisher nicht gesehen haben, Aktivitäten vielleicht in der Natur verfolgen, die sie sonst zu Hause nicht verfolgen würden. Aber dass sie eben komplett andere Dinge mit den Kindern machen, natürlich ist wichtig, dass die Kinder etwas lernen, ist ja ganz klar, aber dass man sich befreit von diesem Mythos, dass Lernen nur in einem Klassenzimmer funktioniert oder als Büffelei über einem Buch, sondern dass es ganz viele Methoden gibt, wie Menschen lernen können.

Möglicherweise könnte ich eine Segelrundfahrt machen. Ich habe Freunde, die haben mit ihren Kindern eine Segeltour gemacht um die Welt im eigenen Segelboot für zwei Jahre. Ich denke mir, dass die Kinder auf der Reise sehr viel mehr gelernt haben, als sie jemals in der Schule lernen werden. Dinge wie Verantwortungsbewusstsein. Wie muss ich mich verhalten in so einer Situation, wenn es auf mich ankommt? Umgang mit Ressourcen. Die Welt verstehen. Solche Skills, die wir ja möglicherweise in der Schule gar nicht mehr so wirklich lernen. Und das Unschooling sagt im Grunde genau das: Wir müssen erstmal komplett eine Pause machen, erstmal nichts machen, wir brauchen den kompletten Reset im Kopf, und erst dann fange ich im Grunde mit der Schule wieder an. Wir haben das nicht gemacht, ich hielt es bei meinen Kindern nicht für notwendig. Wir haben natürlich Homeschooling gemacht, das heißt, die Kinder haben von uns Eltern letztlich als Lehrer, als Tutoren das Material vermittelt bekommen, hauptsächlich durch meine Ex-Frau. Aber Unschooling in dem Sinne haben wir nicht gemacht.

22:22 - Keine verlorenen Jahre

Daniel: Für viele mag das echt unglaublich klingen, was Du gerade erzählt hast. Und auch gerade jetzt in den letzten knapp zwei Jahren, in Verbindung mit Lockdowns und Corona hörte man ja auch immer wieder den Aufschrei: „Für die Kinder! Den Kindern geht jetzt Schulstoff verloren! Sie haben nur die Hälfte des üblichen Schulstoffs überhaupt vermittelt bekommen!“ Da macht man sich ja in Deutschland große Sorgen. Übrigens, wenn Du keinen unserer interessanten Podcasts mehr verpassen willst, dann klick jetzt gleich auf ABO und besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen, und Du kannst uns dort Deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.

Sebastian: Ja, absolut. Man darf es nicht unterschätzen, man darf es auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich glaube auch nicht, dass Leute, die homeschoolen jetzt einfach sagen: „Okay, die Kinder sind zu Hause, und ich setze die vor das Handy oder den Computer oder das iPad, dann sollen sie selbst über eine App irgendetwas lernen,“ sondern in der Regel sind es Menschen, meiner Erfahrung nach, die ihre Kinder extrem lieben und extrem etwas Gutes für ihre Kinder tun wollen und sich sagen: „Meine Kinder kommen weiter, wenn ich mich selbst um die Ausbildung kümmere. Ich kann ihnen ein Umfeld anbieten, zu Hause, wo sie mehr lernen können als in der Schule.“ Statistiken zeigen das auch. Wir haben natürlich bei Corona die Situation gehabt, dass die meisten Eltern, die mit dieser Situation konfrontiert waren, ja gar nicht wirklich Homeschooling machen wollten, sondern die wurden letztlich gezwungen. Aber wenn Eltern das machen möchten und dafür begeistert sind und die Kinder dafür begeistern können, hat es in der Regel sehr gute Ergebnisse. Es gibt viele berühmte Leute, die homegeschoolt wurden. Zum Beispiel Thomas Edison war jemand, der wurde aus der Schule rausgeschmissen, weil er zu schwierig war, der wurde zu Hause unterrichtet. Teddy Roosevelt, der amerikanische Präsident, Agatha Christie war jemand. Dann auch aktuell Prominente wie Billie Eilish ist ja auch homegeschoolt gewesen, große Sportler. Es gibt viele Beispiele von sehr erfolgreichen jungen Menschen, die homegeschoolt waren.

24:43 - Abschließende Ratschläge für Ihre persönliche Entscheidung

Daniel: Zum Schluss fasst Sebastian seine Einschätzung und Erfahrungen noch einmal für uns zusammen.

Sebastian: Wie ich vorhin schon gesagt habe, jedes Kind muss man als Projekt anschauen. Ich bin ganz stark dagegen zu sagen, dass Homeschooling die allein heiligmachende Wahrheit ist, daran glaube ich absolut gar nicht. Ich habe sehr gute Erfahrungen gemacht mit sehr guten Schulen, aber ich habe auch sehr gute Erfahrungen mit Homeschooling gemacht. Es muss wirklich tatsächlich jeder Elternteil die Verantwortung übernehmen, diese Entscheidung zu treffen, für sich und seine Kinder und seine Familie. Eltern müssen sich fragen: Was ist wirklich für unsere Kinder das Beste? Ich glaube allerdings, dass diese Haltung zu sagen: „Es geht nur mit Schule“, oder: „Es muss unbedingt Schule sein,“ die ist komplett falsch. Jeder weiß aus der eigenen Schulzeit zu berichten, dass man viele schlechte Erfahrungen in der Schule gemacht hat, und heute ja sowieso. Deswegen kann man sagen, die Sozialisierung oder was man da in der Schule erlebt, kann man sich auch sparen. Man darf jetzt auch nicht die Schule auf einen Sockel stellen, man muss sich wirklich ernsthaft fragen: Was ist für mich und meine Familie das Beste? Aber natürlich auch: Was kann ich leisten? Es macht keinen Sinn zu sagen, man bürdet sich das auf, wenn man überhaupt keine Möglichkeit hat, sich damit zeitlich auseinanderzusetzen.

Daniel: Schön, war eine aufschlussreiche Nachbesprechung. Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Zypern - immer noch eine Steuer-Oase in der EU?

Historische Schätze, eine entspannte Lebensweise und ein Vorpreschen in moderne Strukturen können Sie auf der wunderschönen Mittelmeerinsel Zypern finden.

Zu Gast: Rechtsanwalt Dr. Panicos Kourides

Einige von uns können sich noch an die junge Vergangenheit erinnern, als Deutschland in Ost und West aufgeteilt war, und ähnlich ist es heute auf Zypern. Diese wunderschöne Mittelmeerinsel ist in den türkischen Norden und den griechischen Süden aufgeteilt, und unser heutiger Gast, der zypriotische Rechtsanwalt Dr. Panicos Kourides, der in Leipzig studiert und promoviert hat, lebt und arbeitet heute in der auf Zypern südlich gelegenen Stadt Paphos uns berichtet uns von einem Leben und dem geschäftlichen Umfeld auf der schönen Mittelmeerinsel.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Wie kann ich mir das Leben auf Zypern vorstellen?

Der Rhythmus, wie Dr. Kourides es so schön darlegt, ist auf Zypern etwas langsamer und nicht so hektisch wie in anderen großen europäischen Städten. Die Klimaverhältnisse und vor allem die Einheimischen sind freundlicher als in Zentraleuropa, und auch die Beantragung einer Aufenthaltserlaubnis, dem Yellow Slip, für einen Aufenthalt, der über die meldefreien 90 Tagen hinausreicht, ist nicht kompliziert.

Die geschichtlichen Hintergründe Zyperns – ein fast buntes Bild

Bis 1960 war Zypern eine Britische Kolonie gewesen, 1974 haben die Türken etwa ein Drittel der Insel im Norden besetzt, Amtssprache ist Griechisch, und das Rechtssystem ist Common Law. Zypern stützt sich noch auf Gerichtsbeschlüsse des englischen Rechts und ist im Begriff, sein eigenes Rechtssystem aufzubauen.

Das Gesundheitssystem und die Infrastruktur auf Zypern

Das nationale Gesundheitssystem bietet allen einheimischen und auch ausländischen Bürgern eine ärztliche Grundversorgung. Viele Ärzte haben eine Ausbildung im Vereinigten Königreich genossen, und jede Art von Anliegen wird professionell behandelt. Telefonverbindungen und Internetangebote sind in hoher Qualität ausreichend vorhanden, Glasfaser wird im kommenden Jahr flächendeckend verlegt und auch öffentliche Verkehrsmittel bieten regelmäßige Verbindungen an.

Steuersätze und der Non Dom Status auf Zypern

Ein Jahreseinkommen bis zu 19.500 € ist auf Zypern steuerfrei und höhere Beträge werden in gestaffelte Steuersätze eingereiht, deren Höchstsatz mit 35% für ein Jahreseinkommen über 60.000 € angesetzt ist. Zudem können Ausländer auf Zypern den Non Dom Status beantragen, insofern ihr Familienstammbaum keine zypriotischen Wurzeln aufweist. Somit kommen entsprechende Personen für 17 Jahre in den Genuss, Dividenden und Zinseinkommen aus dem Ausland auf Zypern steuerfrei erhalten zu können. Die lokale Körperschaftsteuer beträgt 12,5%, und für ein nicht so strenges Verhältnis zu den Steuerbehörden auf Zypern, wie manche von uns es aus Deutschland kennen, ist man dankbar.

Firmengründung auf Zypern

Möchte man auf Zypern eine Firma gründen, wird dieses durch einen Rechtsanwalt erledigt. Die Bearbeitungszeit ist relativ kurz und kann somit nach nur wenigen Tagen mit seinen geschäftlichen Unternehmungen beginnen. Bei der Buchhaltung seiner Limited, die vergleichbar ist mit der deutschen GmbH, verhält es sich ähnlich wie im Vereinigten Königreich. Man ist mit Begriffen wie Director, Company Secretary und Registered Office vertraut, und bei Erstgründung sind nach 18 Monaten die Financial Reports einzureichen. Diese sind von einem vor Ort ansässigen Steuerberater anzufertigen.

Wer würde typischerweise nach Zypern auswandern?

Bis vor gut einem Jahrzehnt waren die nach Zypern kommenden Ausländer mehrheitlich Personen in einem Alter ab 50, die vorrangig Interesse an dem Erwerb von Immobilien hatten. Mittlerweile sind es eher jüngere Leute, die auf Zypern ein Unternehmen gründen, dieses von ihrer Wohnung oder ihrem Haus aus führen und zudem einen guten Teil ihrer Zeit im Ausland verbringen. Die entsprechenden Kosten für ihr Home Office können steuerlich abgesetzt werden. Der Anteil von Kunden aus dem russischsprachigen Raum hat in den letzten Jahren etwas abgenommen, aber in der Kanzlei von Herrn Dr. Kourides werden Mandanten weiterhin auf sechs (!) Sprachen begrüßt.

Lebenshaltungskosten auf Zypern

Ein sehr interessanter Punkt, wenn man eine Umsiedlung nach Zypern in Betracht zieht, ist, dass es bei Weitem nicht so dicht besiedelt ist wie beispielsweise Malta. Man hat auf Zypern noch die Möglichkeit, in einem etwas abgelegenen Häuschen wohnen zu können. Preislich ist alles vorhanden, von einer Zwei Schlafzimmer Wohnung in der Stadt für monatlich 750 € bis 750 € bis hin zu einer Luxuswohnung für eine Monatsmiete zwischen 2.000 € und 4.000 €

Wie sieht das Leben auf Zypern praktisch aus bezüglich des Konfliktes zwischen Nord und Süd?

Wir Menschen erleben immer wieder Konflikte, sind aber ursprünglich nicht dafür gemacht. Dieses wird spürbar, wenn man Herrn Dr. Kourides zuhört, während er uns von der Trennung in seiner Heimat berichtet. Zwar ist der Norden Zyperns von den Türken seit 1974 besetzt, aber es gibt keine täglichen Konflikte zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen. Viele der Griechen-Zyprioten haben damals ihre Häuser verloren und konnten nicht zurückkehren, aber die Hoffnung und der tiefe Wunsch nach Wiedervereinigung ist selbstverständlich vorhanden. Einige Türken-Zyprioten pendeln täglich von der Nordseite Zyperns zur Arbeit auf griechische Seite, und bringen ihre Arbeitskraft oftmals in der Bauindustrie oder Landwirtschaft ein.

Malta und Zypern im Vergleich

Ausgesprochen interessant wird es, wenn man die beiden Mittelmeerinseln Malta und Zypern gegenüberstellt, denn Zypern hat leider nicht den besten Ruf. Im Gegensatz dazu hatte Malta es sich damals, als sie der EU beigetreten sind zur Mission gesetzt, das Anti-Zypern zu sein, strebten eine moderne Gesetzgebung und Sicherheit im Finanzwesen an und haben bekanntlich niedrige Steuersätze.

Zypern auf dem Vormarsch im Krypto Bereich

Auch hier lohnt es sich, einen Blick auf Malta zu werfen, denn bereits von Anfang an war Malta ein starker Vorreiter für E-Gaming und Online Casinos. Malta hat sich in den vergangenen Jahren ebenfalls in der Krypto Branche etabliert, und ähnlich nennenswerte Initiativen entfalten sich mittlerweile auch auf Zypern.

Kontaktdaten und Links:

Dr. Panicos Kourides

Homepage: www.kourideslaw.com

E-Mail:        dr.pkourides@cytanet.com.cy

Telefon:       +357 26 819121

                     +357 26 821036

                     +357 26 821038

Bürozeiten: 08.00-13.00 Uhr und 15.30-18.30 Uhr

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Timestamps

00:00:18  -  Begrüßung und Einleitung und Vorstellung Herr Dr. Kourides

00:02:24  -  Doch wieder zurück nach Zypern?

00:03:18  -  Wie ist das Leben auf Zypern?

00:06:18  -  Residenz oder Aufenthaltserlaubnis auf Zypern beantragen

00:09:23  -  Die Amtssprache und das Rechtssystem auf Zypern

00:10:53  -  Schule und Schulpflicht auf Zypern

00:14:09  -  Das Gesundheitssystem auf Zypern

00:17:00  -  Die Infrastruktur auf Zypern

00:19:47  -  Erreichbarkeit, Einreisebestimmungen und Impfpass aus Zypern

00:22:48  -  Einkommensteuersätze auf Zypern

00:24:24  -  Der Non Dom Status auf Zypern

00:26:48  -  Firmengründung auf Zypern

00:28:03  -  Körperschaftsteuer auf Zypern

00:29:16  -  Verhältnis Steuerzahler und Finanzbehörde

00:30:04  -  Buchhaltung auf Zypern und Bezug auf die Rechtsform der Limited im UK

00:32:24  -  Das Bankwesen auf Zypern

00:33:38  -  Krypto auf Zypern

00:36:06  -  Der Wandel des Bildes vom typischen Mandanten, der nach Zypern auswandert

00:38:25  -  Auf Zypern von zu Hause aus arbeiten und die Kosten absetzen können

00:39:31  -  Russen auf Zypern

00:40:54  -  Lebenshaltungskosten auf Zypern

00:43:49  -  Die Auswirkungen des Konfliktes zwischen dem türkischen Norden und griechischen Süden Zyperns

00:46:18  -  Grenzpendler auf Zypern

00:48:40  -  Nach dem Gespräch

00:49:31  -  Der Unterschied zwischen Malta und Zypern

00:52:43  -  Sicherheitslücken im zypriotischen Bankensystem

00:55:14  -  Zypern auf dem Vormarsch im Krypto-Bereich

00:58:00  -  Zypern ist recht weit weg – muss ich Bedenken haben?

01:00:30  -  Wäre Zypern auch etwas für mich?

Mitschrift zu Folge 18 Perspektive Ausland: Zypern - immer noch eine Steuer-Oase in der EU?

Zu Gast: Rechtsanwalt Dr. Panicos Kourides

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Herr Dr. Kourides

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Daniel Taborek, und außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew. Heute sprechen wir mit Dr. Kourides. Er ist gebürtiger Zypriot, der aber auch viele Jahre in Deutschland gelebt hat. Heute erzählt er uns etwas über das Leben als Unternehmer auf Zypern, über die dortigen Steuersätze, Mietpreise und den Alltag auf der Insel im Mittelmeer. Zuerst aber stellt er sich einmal selbst vor.

Dr. Kourides: Mein Name ist Dr. Panicos Kourides, ich bin hier in der Stadt Paphos geboren, ich habe hier die Schule besucht, dann mein Abitur gemacht, Armeedienst, und dann bin ich nach Deutschland gegangen, dort habe ich in Leipzig Jura studiert und in internationalen Fragen promoviert, und seit 1979 bin ich hier auf Zypern wieder ansässig und übe seitdem den Beruf des Rechtsanwaltes aus. Ich habe zunächst in einer Kanzlei angefangen, und danach habe ich meine eigene Kanzlei aufgemacht, und seitdem sind wir hier in Paphos und ich übe den Beruf des Rechtsanwaltes aus.

Sebastian: Sehr interessant, wie lange waren Sie denn in Deutschland? Sie sprechen ja wirklich sehr gut Deutsch.

Dr. Kourides: Ich kannte nicht ein deutsches Wort als ich hingegangen bin, ich habe dann ungefähr sechs Monate einen Intensivkurs gehabt, und dann habe ich mit dem Studium angefangen, habe vier Jahre studiert, drei Jahre promoviert, und dann habe ich noch an der Uni zwei Jahre gearbeitet, und dann habe ich mich entschlossen, mit meiner Frau dann nach Zypern zurückzukommen.

Sebastian: Ist sehr interessant.

00:02:24 - Doch wieder zurück nach Zypern?

Daniel: Aber das Leben in Deutschland hat Sie jetzt nicht so sehr gereizt, dass Sie in Deutschland bleiben wollten?

Dr. Kourides: Ne, das würde ich nicht sagen, ich muss sagen, als ich zurückkam, wollte ich eigentlich zurückgehen, aber, okay, wenn man sich dann hier wieder niederlässt und sich an das alte Leben wieder gewöhnt, dann sind viele Sachen sicherlich auch viel interessanter in Deutschland als auf Zypern, aber okay, man gewöhnt sich hier an das Leben, man ist auch Zypriot, man hat auch hier das Mittelmeerklima und wenn man das zumindest vergleicht, was für mich auch sehr wichtig gewesen war mit dem Klima, dann ist natürlich Zypern besser.

Sebastian: Und Ihre Frau ist wahrscheinlich sowieso der Boss und kann entscheiden, wo es hingeht, nicht wahr?

Dr. Kourides: Das war mal so gewesen. (Alle lachen)

00:03:18 - Wie ist das Leben auf Zypern?

Daniel: Jetzt interessiert uns ja heute ganz besonders, mehr über das Leben, Arbeiten, Geschäftstätig Sein auf Zypern zu erfahren, und da sind Sie ja der Fachmann, deswegen sind Sie ja heute mit uns zusammen hier. Vielleicht ganz kurz am Anfang interessiert es unsere Zuhörer und die Mandanten von Sebastian: Wie ist das Leben auf Zypern? Wie muss man sich das vorstellen? Wie können Sie das beschreiben?

Dr. Kourides: Ich muss sagen, Zypern ist eine Insel im Mittelmeer, wir haben ein sehr gutes Klima, und das ist auch, was sehr viele Leute reizt, hierher zu kommen, aber wenn ich jetzt von den Einheimischen rede, das Leben an sich ist nicht so wie in großen Ländern wie Deutschland, England, Frankreich, wo das Leben dann sehr hektisch ist, so ist das Leben hier nicht, der Rhythmus bei uns ist etwas langsamer. Die Menschen, natürlich auch die Klimaverhältnisse sind ein bisschen anders, die sind etwas freundlicher als wenn man in Zentraleuropa ist, und die Lebenskunst, ich muss sagen, das Leben auf Zypern an sich ist nicht unbedingt sehr billig, aber wenn man zu zweit arbeitet, dann kann man das gut meistern, und was soll ich noch sagen? Ich muss Folgendes sagen: die meisten Zyprioten versuchen natürlich, ein eigenes Haus zu haben, zum großen Prozentsatz sind die Zyprioten geneigt, ein eigenes Haus zu haben. Es sind wenige Zyprioten, die mieten, wobei jetzt in den letzten Jahren, muss ich sagen, da hat sich auch diese Tendenz geändert, und jetzt gibt es mehr Zyprioten, die eine Wohnung oder ein Reihenhaus mieten und so. Da ist verhältnismäßig die Miete zu den europäischen Ländern in Mitteleuropa natürlich Zypern viel günstiger, und das Leben an sich ist auch, wie ich vorhin schon gesagt habe, wenn man zu zweit arbeitet, kann man auch sehr gut auf Zypern leben.

Daniel: Auf die Lebenshaltungskosten wollte ich später nochmal kurz drauf eingehen, aber vielen Dank.

00:06:18 - Residenz oder Aufenthaltserlaubnis auf Zypern beantragen

Daniel: Wie kann man sich das vorstellen, wenn ich jetzt meinen Wohnsitz nach Zypern verlagern möchte, ist es schwierig, eine Residenz oder eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen?

Dr. Kourides: Auf keinen Fall, Sie wissen, Zypern gehört zur Europäischen Union, und sicherlich für jeden Europäer, der hier nach Zypern kommen will, der kann das ohne Weiteres, der braucht nur einen gültigen Reisepass, einen gültigen Ausweis, und der kann hier nach Zypern kommen und darf sich hier ohne Weiteres drei Monate aufhalten, ohne dass er sich anmeldet. Allerdings, bevor die Zeit zu Ende geht, ist zu empfehlen, dass man den Antrag bei der Ausländerbehörde stellt. Dort bekommt man dann einen Termin, geht dorthin, man wird registriert, man muss natürlich auch folgende Dokumente dabei haben: auf jeden Fall einen gültigen Ausweis oder gültigen Reisepass, eine Krankenversicherung, ein Bankkonto, man kann sich hier auch ein Konto bei einer zyprischen Bank einrichten lassen, er kann aber auch das ausländische Konto, das er hat, zum Beispiel aus Deutschland, der kann die Statements von den letzten drei Monaten von einer deutschen Bank mitbringen und kann das den Behörden zur Verfügung stellen. Man muss entweder eine Wohnung mieten oder einen Mietvertrag vorweisen. Das sind eigentlich die wichtigsten Dokumente, die man braucht, um hier eine Genehmigung zu beantragen. Wenn natürlich auch Kinder mitkommen, dann muss man sehen, dass die Kinder dann an einer Schule angemeldet sind, dann muss eine Anmeldebestätigung von der Schule, wo die Kinder angemeldet sind, ausgestellt werden, dass die Kinder dort die Schule besuchen. Ich rede jetzt von minderjährigen Kindern bezüglich der Schule. Das muss man auch zur Verfügung stellen, also innerhalb von einer halben Stunde wird die Genehmigung dann ausgestellt, das nennt sich bei uns Yellow Slip, und mit diesem Dokument kann man hier auf Zypern ohne Weiteres arbeiten. Man kann sich natürlich als Visitor anmelden, das ist mehr so für die Rentner, dann müssen Sie auch die Pension vorweisen, was sie zu Hause bekommen, und für die Mietrente, man kann sich entweder als Visitor hier niederlassen oder eine Firma gründen, oder in einer Firma angestellt werden, in einem Büro, oder wenn man möchte, kann man auch eine eigene Firma gründen, und dann ist man in der eigenen Firma angestellt.

00:09:23 - Die Amtssprache und das Rechtssystem auf Zypern

Sebastian: Die Amtssprache auf Zypern, Herr Dr. Kourides ist, soweit ich weiß Griechisch, aber weil Zypern früher ja wahrscheinlich von Großbritannien abhängig war, vom United Kingdom, spricht jeder Englisch, wenn ich Sie richtig verstanden habe, oder?

Dr. Kourides: Ja, Zypern war bis 1960 eine Kolonie von Großbritannien gewesen, und die Amtssprache ist Griechisch, und früher war es auch mal Türkisch und Englisch, aber jetzt ist es Griechisch.

Sebastian: Und das Rechtssystem, ist das ein Kontinentales Rechtssystem, also Code Civil basiert, oder ist es Common Law, wie im angelsächsischen Raum?

Dr. Kourides: Das Rechtssystem, das wir hier auf Zypern haben, das ist Common Law, wobei wir uns auf Beschlüssen oder Gerichtsbeschlüsse des englischen Rechts stützen. Natürlich, wir haben seit 1960 versucht, wir bauen auch unser eigenes Rechtssystem auf, und wir haben auch unsere Gesetzgebung, worauf wir uns stützen. Wobei, wie gesagt, das englische Recht ist für uns die Basis, so hat es angefangen, und langsam, langsam wird es abgebaut, aber ich kann Ihnen sagen, dass wir praktisch ein eigenes Rechtssystem haben. Wir stützen uns noch auf das englische Common Law.

00:10:53 - Schule und eventuelle Schulpflicht auf Zypern

Daniel: Gut, was mich noch interessiert, Sie hatten es vorhin schon kurz angesprochen, Herr Dr. Kourides, das Thema Schule für Kinder. Wenn jetzt zum Beispiel eine ganze Familie nach Zypern umzieht, dann ist ja wirklich auch die Frage: Gibt es ausländische Schulen? Muss man die Kinder in einer griechischen Schule einschulen, oder gibt es zum Beispiel auch englische oder amerikanische Schulen, wie kann man sich das vorstellen?

Dr. Kourides: Erstmal gibt es unsere Schule, alle Kinder können zu einer griechischen Schule gehen, wobei es natürlich auch Privatschulen gibt, und diese auch in etlichen Sprachen, die meisten. Ich muss sagen, soviel ich weiß, es gibt noch keine deutsche Schule, aber die Möglichkeit, dann Deutsch zu lernen, es gibt auch das Goethe Institut auf Zypern, und man kann auch dort die Sprache erlernen. Wobei es auch in fast allen Städten auf Zypern ein Goethe Institut gibt, das man besuchen kann, und viele lernen auch die deutsche Sprache am Goethe Institut oder privat. Es gibt auch bei uns viele Zyprioten, die in Deutschland studiert haben oder woanders deutschsprechend studiert haben, und die lernen dann die deutsche Sprache praktisch an solchen Stellen, wo dann kleine Kinder da sind und die deutsche Sprache weiterlernen möchten.

Sebastian: Aber die staatlichen Schulen sind auf Griechisch, und die Privatschulen werden auf Englisch unterrichtet?

Dr. Kourides: Auf jeden Fall.

Daniel: Gibt es eine Schulpflicht?

Dr. Kourides: Ja, bis zur neunten Klasse ist bei uns Pflicht, das ist bei uns auf Zypern, und dann kann man auch privat eine andere Schule besuchen oder weiter das Gymnasium mit dem Abitur dann abschließen oder eine private Schule besuchen. Und dann geht es an die Universität. Es gibt bei uns auf Zypern inzwischen auch Universitäten, es gibt mittlerweile auch die Möglichkeiten, die es früher nicht gab, die meisten sind nach Griechenland oder England gegangen, auch nach Deutschland. Jetzt gibt es auch bei uns viele Universitäten, die sind auch gut, also zwei davon sind schon in einer guten Bandbreite von Universitäten eingeschätzt gewesen.

Daniel: Aber entschuldigen Sie, Herr Dr. Kourides, dass ich nochmal nachfrage: wenn jetzt zum Beispiel eine Familie nach Zypern umzieht, sind sie verpflichtet, ihre Kinder einzuschulen in die griechische Schule, oder können sie . . .

Dr. Kourides: Nein, es gibt keine Pflicht, die Kinder natürlich jetzt, aber jede Familie, die sich hier praktisch niederlässt, man möchte natürlich auch, dass die Kinder weitergebildet werden, und die versuchen entweder privat die Kinder anzumelden oder die gehen auch, ich habe auch Mandanten, die hier sich niedergelassen haben und ihre Kinder zu einer griechischen Schule gehen. Das ist eine freie Entscheidung von den Eltern.

00:14:09 - Das Gesundheitssystem auf Zypern

Daniel: Jetzt eine andere Frage, die auch sehr wichtig ist für jemanden, der seinen Wohnsitz generell ins Ausland verlagert, jetzt am Beispiel Zypern. Wie ist denn das Gesundheitssystem? Ist alles da, oder gibt es irgendwelche Behandlungen, wo man sagt, man verlässt lieber die Insel und geht nach Deutschland oder in ein anderes Land, um sich behandeln zu lassen, oder wie ist das Gesundheitssystem?

Dr. Kourides: Seit zwei Jahren gibt es bei uns auch das nationale Gesundheitssystem, und da sind natürlich alle Personen, also alle Bürger, ob das nun die eigenen Staatsbürger oder Ausländer sind, sie können jede beliebige Einrichtung besuchen, und ich muss sagen, dass das Gesundheitssystem auf Zypern überwiegend schlecht ist. Wir haben ein gutes medizinisches System, und es gibt natürlich auch Menschen, die etwas Besonderes haben möchten, sie können natürlich auch ins Ausland gehen, ob das nun England ist oder Deutschland oder Israel, das benachbarte Land, es sind solche Fälle. Aber man kann nicht sagen, dass praktisch das medizinische System auf Zypern schlecht ist. Es wird alles behandelt, es gibt auch Universitätskrankenhäuser, wo dann auch von der Universität eine Zusammenarbeit zwischen dem Krankenhaus und der Universität besteht, und es werden alle Therapien angeboten.

Sebastian: Das Gesundheitssystem, wie muss man sich das vorstellen? Ist es so organisiert wie im Vereinigten Königreich in England, wo man einfach eine Steuer bezahlt, und dann wird damit alles abgegolten, oder muss man eine Krankenversicherung haben wie in Deutschland?

Dr. Kourides: Also bei uns praktisch ist das so, dass jeder, der arbeiten geht, der wird einen Beitrag von der Arbeit nehmen, da wird praktisch vom Arbeitnehmer auf das Gehalt 2,65% bezahlt, und 2,9% zahlt der Arbeitgeber. Selbständige bezahlen praktisch auf das angegebene Gehalt 4%, und der Rentner bezahlt 2,65% auf den Bezug. Das sind eigentlich ganz gute Sätze, sagen wir mal so, die sind nicht so sehr hoch, muss ich sagen.

00:17:00 - Die Infrastruktur auf Zypern

Daniel: Okay, dann, wenn ich mir einen anderen Wohnsitz auswähle, wenn ich umziehen will, vor allem, wenn ich geschäftlich tätig bin, ist für mich natürlich auch die Infrastruktur sehr wichtig, allem voran natürlich das Internet, aber natürlich auch eine ganze Menge andere Leistungen. Was können Sie denn dazu sagen? Also wie ist die Infrastruktur ausgebaut? Ganz besonders natürlich die Internetanbindung im Land.

Dr. Kourides: Was die Vernetzung anbelangt auf Zypern, wir haben vier Varianten. Wir haben die Klasse Phase bis zu 1 GB, wir haben die normale Verkabelung bis zu 100 MB, dann haben wir auch 4G Internet für zu Hause, das ist praktisch Wi-Fi und für Mobiltelefone 5G. Und ich muss sagen, wir haben eine sehr gute Telefonverbindung zu fast allen Ländern in der Welt, und innerhalb des nächsten Jahres wird auch flächenweit die Glasfaser Variante praktisch umgesetzt, und der größte Anbieter dieser Leistung ist bei uns die CYTA, die Telefonkommunikationsgesellschaft Zyperns. Das ist, was die Telefonverbindung anbelangt. Ich sage mal, die Busfahrt innerhalb der Städte, da kann man sicherlich billig fahren mit dem Bus, und was das Taxi anbelangt ist es auch sehr verhältnismäßig zu den anderen europäischen Taxipreisen, sind also auf Zypern relativ günstig. Es gibt die Busverbindung zwischen Städten, es gibt regelmäßig alle zwei bis drei Stunden die Busverbindung von Paphos zum Beispiel zur Hauptstadt Nikosía, oder man kann sich privat ein Taxi oder vielleicht einen Leihwagen nehmen, das ist natürlich jedem überlassen, wie er das gerne möchte. Es gibt dann das Banksystem, da kann jeder praktisch zur Bank gehen und sich bedienen lassen, entweder online oder persönlich in der Bank. Was braucht man noch zur Infrastruktur?

00:19:47 - Erreichbarkeit, Einreisebestimmungen und Impfpass auf Zypern

Daniel: Vielleicht, was mich noch interessiert, gerade jetzt in der Corona Zeit: Wie ist denn die Anbindung, das gehört ja auch zur Infrastruktur, wenn man an den Flughafen denkt zum Beispiel. Also, wie ist die Erreichbarkeit? Ist es noch genau so wie immer, oder ist es eingefallen . . .

Dr. Kourides: Okay, nach wie vor, wir haben die zwei Flughäfen bei uns, das ist einmal in Larnaka, das ist der internationale Flughafen, und der andere ist in Paphos, auch ein internationaler Flughafen. Die Einreisebestimmungen werden natürlich jede Woche ein bisschen kategorisiert je nachdem, wie der Coronavirus sich verändert, da gibt es eine Kategorisierung nach europäischem Maßstab, wie das praktisch in ganz Europa abgeriegelt wird, und dann wird auch von uns praktisch kategorisiert, also aus welchen Länder man auf Zypern einreisen kann, wobei natürlich, muss ich sagen, aus den europäischen Staaten gibt es eigentlich kaum große Probleme. Dann wird natürlich auch das europäische Zertifikat ausgestellt, wenn man geimpft ist, wenn man die zwei Impfungen gehabt hat, bekommt man dieses europäische Zertifikat, womit man dann überall hin weltweit reisen kann, und inzwischen haben sie angefangen mit der dritten Impfung, und das wird dann praktisch generell von Europa aus zentral gesteuert, aber im Großen und Ganzen muss ich sagen, der Coronavirus wird in Grenzen gehalten auf Zypern, wobei es in der letzten Zeit ein bisschen zugenommen hat, muss ich sagen. Wir haben jetzt nach Omikron mehr Fälle täglich, da ist es ein bisschen mehr geworden, was die Fälle anbelangt, aber, sagen wir mal so, es hält sich noch in Grenzen.

Sebastian: Und wie muss man sich das jetzt vorstellen, muss man überall Masken tragen, muss man den Impfpass verwenden, wie ist so die Bewegungsfreiheit?

Dr. Kourides: Auf jeden Fall, die Maske ist Pflicht, die muss man überall tragen, und dann muss man auch, wenn man zu bestimmten Einrichtungen geht, muss man diesen Pass zeigen, ohne das geht es nicht.

Sebastian: Also Restaurants und so, muss man den Impfpass zeigen.

Dr. Kourides: Restaurants, Supermärkte, Kaufhäuser und so.

Daniel: Im Prinzip das Gleiche wie überall in ganz Europa wahrscheinlich mittlerweile, so Schritt für Schritt . . .

Dr. Kourides: Genau. Wir halten uns auch an die Richtlinien von den europäischen Gesundheitseinrichtungen.

00:22:48 - Einkommensteuersätze auf Zypern

Daniel: Vielleicht ein paar Fragen zum Thema Geschäft und Business auf Zypern, das würde mich interessieren. Ich komme jetzt nach Zypern und möchte dort ein Unternehmen gründen. Wie kann ich mir das vorstellen? Ist es schwierig, ist es aufwendig, wie lange dauert das?

Dr. Kourides: Erstmal muss ich generell etwas dazu sagen: Zypern ist eigentlich verhältnismäßig zu anderen europäischen Staaten, wir sind praktisch, was die Einkommensteuer anbelangt günstig. Ich sage mal so, damit Sie mal eine Vorstellung haben: Jeder, der bei uns ein Einkommen hat von 1 € bis 19.500 € pro Jahr, das ist steuerfrei. Also einer, der arbeitet, und der hat praktisch 19.500 € als Jahreseinkommen, da bezahlt man keine Steuern. Dann von 19.501 € bis zu 28.000 € bezahlt man 20%, von 28.001 € bis zu 36.300 € sind das 25%, und von 36.301 € bis 60.000 € 30%, und das Maximum ist über 60.000 € mit 35%. Das ist der höchste Steuersatz, den wir haben auf Zypern.

00:24:24 - Der Non Dom Status auf Zypern

Sebastian: Zusätzlich muss man aber, glaube ich sagen, dass es ja auf Zypern den Non Dom Status gibt, oder . . .

Dr. Kourides: Ich habe jetzt generell gesprochen über die Einkommensteuer pro Person. Das gilt generell, sowohl für die Einheimischen als auch für jeden, der hier nach Zypern kommen und sich hier niederlassen will. Wenn praktisch ein Ausländer, der noch mehr Vorteile haben will, für den haben wir auch den Non Dom Status, das heißt ein Ausländer, der sich hier niederlassen möchte, der kann praktisch mit dieser Einkommensteuer leben oder wenn wir wohlhabende Menschen haben, die praktisch mehr Vorteile haben möchten, sich für den Non Dom Status registrieren. Was braucht man dazu? Beim Non Dom Status muss derjenige, der nach Zypern kommt, der darf keine zypriotischen Eltern haben, er muss nachweisen, dass er keine zypriotischen Wurzeln hat, sondern die Eltern aus dem Ausland kommen. Er bringt zum Nachweis seine Geburtsurkunde, dass seine Eltern aus Deutschland oder England oder wo auch immer herkommen. Und dann muss man sich bei dem Steueramt anmelden, man bekommt dort eine Nummer, und wenn alles klar ist, dann bekommt er auch den Non Dom Status. Und derjenige, der praktisch diesen Non Dom Status bekommt, der braucht für 17 Jahre keine Steuern bezahlen für Dividenden aus dem Inland oder aus dem Ausland, und das ist ein sehr großer Vorteil, den die Ausländer haben in solchen Fällen.

Sebastian: Aber das sind nur Dividenden.

Dr. Kourides: Nicht nur Dividenden, auch Zinsen aus dem Ausland.

Sebastian: Also andere Kapitalerträge auch.

Dr. Kourides: Ja, Zinsen und Dividenden.

00:26:48 - Firmengründung auf Zypern

Dr. Kourides: Um nochmal zur Frage zurückzukommen, wenn man hier auf Zypern eine Firma gründen will, muss man sicherlich zu einem Rechtsanwalt gehen. Dazu braucht man einen Namen für die Benennung der Firma, dieser Name wird zum Handelsregister nach Nikosía geschickt, und innerhalb von zwei Tagen wird dieser Name genehmigt, und dann wird auch das Statut, das Gründungsdokument der Firma fertiggestellt, und man braucht für die Genehmigung des Namens, also auch für die Gründung der Firma maximal zwischen sieben und zehn Werktagen. Es kommt darauf an, wie die Last im Handelsregister ist. Und dann wird die Firma automatisch gegründet, man bekommt eine Nummer, man muss die Firma bei der Steuer anmelden, bekommt eine Steuernummer und eine Mehrwertsteuernummer, wenn sie das möchten, und dann kann diese Firma sofort tätig werden.

00:28:03 - Körperschaftsteuer auf Zypern

Sebastian: Auf Zypern ist die Körperschaftsteuer 12,5%, korrekt?

Dr. Kourides: Diese Firmen zahlen praktisch beim Reingewinn 12,5% Körperschaftsteuer.

Sebastian: Ist sehr wenig. Und dann hatten Sie gesagt, dass für den Non Dom Steuerzahler können die Dividenden dann steuerfrei sein. Auch für zypriotische Gesellschaften oder nur bei ausländischen?

Dr. Kourides: Nicht nur für eine zypriotische Gesellschaft, jede. Ich meine jetzt eine Gesellschaft, die hier bei uns gegründet wird, die wird mit 12,5% versteuert.

Sebastian: Körperschaftsteuer.

Dr. Kourides: Ja, die Körperschaftsteuer. Für die Non Dom Leute, da gibt es eben die Vorteile, wie ich ja vorhin gesagt habe, dass die praktisch für 17 Jahre keine Steuern auf Dividenden bezahlen, die sind dann steuerfrei.

Sebastian: Sie hatten gesagt, das ist von zypriotischen Firmen und auch von nicht-zypriotischen Firmen.

00:29:16 - Verhältnis Steuerzahler und Finanzbehörde

Daniel: Weil wir ja gerade beim Thema Steuern sind: Wie sind denn so die Finanzbehörden auf Zypern? Wir kennen zum Beispiel die Finanzbehörden von Deutschland oder von anderen europäischen Ländern in mehr oder weniger milder Strenge oder auch Durchgriffsfähigkeit, wie auch immer. Wie kann man sich das vorstellen? Wie ist das Verhältnis zwischen Unternehmer und den Finanzbehörden, zum Beispiel im Land?

Dr. Kourides: Ich würde sagen, dass das Verhältnis nicht so streng ist, wie man das aus Deutschland kennt.

Sebastian: Das ist ja schon mal positiv.

Dr. Kourides: Es lässt sich reden. Man kann mit den Finanzleuten sprechen, und wenn man einen guten Steuerberater zur Seite hat, kann viel gemacht werden.

00:30:04 - Buchhaltung auf Zypern und Bezug auf die Rechtsform der Limited im UK

Daniel: Und zum Beispiel, was jetzt die Firmenverwaltung betrifft, Buchführung, Buchhaltung für Unternehmer, gibt es irgendwie spezielle Dinge, die man beachten muss, die anders sind als in anderen Ländern, wie zum Beispiel in Deutschland?

Dr. Kourides: Ich meine jetzt für die Firma, sicherlich muss auf jeden Fall der Direktor sein und meistens wird der Anteilinhaber sein, wobei, man kann auch jemand anderen einsetzen, das ist kein Problem. Das Akkreditieren der Firma kann auch von dem Anteilinhaber ausgeführt werden, wobei in den meisten Fällen ist es so, dass als Sekretär der Firma der Rechtsanwalt benannt wird, denn auch für die Korrespondenz, für dies und jenes, wenn etwas mit den Behörden zu tun ist, ist es besser, wenn der Rechtsanwalt die Korrespondenz führt. Und man braucht natürlich nach der Gründung einer Firma, zumindest bei der Erstgründung muss man nach 18 Monaten die Financial Reports dem Staat zur Verfügung stellen, und das muss von einem Steuerberater angefertigt werden. Also, man kann nicht von Deutschland aus an einen Steuerberater verwenden, sondern man muss einen Einheimischen, der hier zugelassen ist, der muss diese finanziellen Berichte, die Jahresplanung, wenn Sie so wollen, dem Finanzamt zur Verfügung stellen.

Sebastian: Man sollte vielleicht noch sagen, Herr Dr. Kourides, vielleicht eine Sache noch zwischendurch, dass auf Zypern die typische Rechtsform die Limited ist, also ähnlich wie auch im englischen Recht, da gibt es Director, Company Secretary, Registered Office, also diese ganzen Begriffe, die man aus England kennt, die gibt es auch auf Zypern, korrekt?

Dr. Kourides: Auf jeden Fall.

Sebastian: Das ist ja ähnlich, wie das strukturiert ist.

Dr. Kourides: Das ist eine Limited, diese Firma ist eine Art GmbH in Deutschland, und man haftet nur bis zur Höhe des Stammkapitals.

00:32:24 - Das Bankwesen auf Zypern

Daniel: Banken, vermute ich mal, sind wahrscheinlich auch kein großes Problem, wenn jetzt ein Startup oder ein neues Unternehmen gegründet wird, dann bei einer ansässigen Bank zu eröffnen für eine neue Firma ist wahrscheinlich auch kein Problem für Ausländer, oder?

Dr. Kourides: Auf keinen Fall, das ist kein Problem. Wir betreuen auch sehr viele Firmen, muss ich sagen, auch deutschsprachige Mandanten und andere Mandanten. Natürlich, weil wir diese Vorteile auf Zypern haben, kommen viele hierher und lassen sich hier nieder, sie haben auch andere Vorteile des Landes, wir haben das gute Wetter, wir haben keine hohe Kriminalität, die Menschen hier, die Einheimischen sind sehr freundlich, wir haben gutes Essen, wir haben, muss ich sagen, eine gute Lebensqualität, und daher wird das natürlich insofern ausgenutzt, denn das bringt ihnen Vorteile, finanzielle Vorteile und auch Vorteile, was ihr Leben anbelangt.

00:33:38 - Krypto auf Zypern

Sebastian: Herr Dr. Kourides, können Sie vielleicht mal etwas dazu sagen, gibt es bestimmte Branchen, gerade in der jüngeren Vergangenheit, die dort auf Zypern letztlich von sich Reden gemacht haben? Wir wissen ja, zum Beispiel in Malta gibt es sehr viel E-Gaming, wir haben jetzt in Malta auch angefangen mit Krypto. Gibt es etwas Ähnliches auf Zypern? Hat sich Zypern auch in bestimmten Branchen hervorgetan durch moderne Gesetzgebung, durch Gesetzesinitiativen, wo Zypern also sagen will: Wir wollen dafür ein wichtiger Standort in der Welt werden. Was kann man dazu sagen?

Dr. Kourides: Ich meine, was Krypto anbelangt auf Zypern, ist das offiziell noch nicht praktisch rechtlich verankert und abgesichert. Soweit ich weiß, gibt es viele, die Aktivitäten führen, allerdings im Ausland, aber im zyprischen Rechtssystem haben wir keine Grundlage dafür, noch nicht. Es wird noch darüber gesprochen und verhandelt, aber wir haben keine gesetzliche Grundlage, die praktisch diese Art von Aktivitäten offiziell genehmigt, und das ist eine Frage, die wir natürlich dazu noch diskutieren und noch richtig regeln müssen. Ich muss sagen, es gibt viele junge Leute, die sich dafür interessieren und viele, die sich damit beschäftigen, und da muss man die gesetzliche Grundlage dafür schaffen, damit das auch offiziell akzeptiert und geschützt wird.

Sebastian: Mal außerhalb von Krypto gesehen, wie zum Beispiel im FinTech Bereich, ist Zypern dort ein wichtiger Standort?

Dr. Kourides: Ich muss sagen, wir haben noch nicht die Grundlage dafür, das fehlt uns noch. Das ist, was ich versucht habe, mit Krypto zu sagen, dass wir noch nicht so die richtige Grundlage dafür haben, und das ist eine Frage, die wir dort noch überprüfen lassen müssen und auch die Regierung sich die entsprechenden Gedanken dafür macht, dass man das praktisch in die Tat umsetzt, damit auch für die Geschäftsleute Zypern als Businesscenter noch interessanter wird.

00:36:06 - Der Wandel des Bildes vom typischen Mandanten, der nach Zypern auswandert

Daniel: Vielleicht von mir nochmal ein bisschen nachgefragt zu dem, was auch der Sebastian Sauerborn gerade gesagt hat. Vielleicht der typische, aus Ihrer Sicht, aus Ihrer Erfahrung, was ist denn so der typische Mandant, wo Sie sagen: Also das sind so die typischen Leute, die nach Zypern kommen. Sind das Familien? Sind das junge Leute? Sind das welche, die mehr in der IT tätig sein wollen oder im klassischen Business? Was ist so der typische Mandant, den Sie beraten und nach Zypern zum Zweck der Unternehmensgründung nach Zypern begleiten?

Dr. Kourides: Wenn Sie mich vor zehn bis fünfzehn Jahren gefragt hätten, die meisten Mandanten waren, sagen wir mal so, in einem Alter über 50, die sich hier Immobilien erwerben und sich hier niederlassen wollten, es war also meistens der Kauf von Immobilien. Wir hatten auch genügend Mandanten, allerdings mehr interessiert an Immobilien. In den letzten Jahren haben wir junge Leute, insbesondere etwa in den letzten drei Jahren, die sich hier niederlassen wollen, und sie wollen praktisch in der Wirtschaft aktiv werden, die wollen eine Firma gründen, die machen also die verschiedensten Firmen, und von Zypern aus gehen sie auch ins Ausland. Ob das nun in Asien oder in arabischen Ländern oder auch in Europa selbst, das ist nicht ausgeschlossen, die machen diese Firmengründungen, und die operieren von Zypern aus, weil eben die Steuersätze auf Zypern viel günstiger sind als in Deutschland. Und das ist dieser Unterschied, den man zwischen den vorherigen und den letzten Jahren sieht. Da sind jetzt mehr junge Leute, die sich hier niederlassen und von zu Hause aus ihre Aktivitäten ausführen, über das Internet, das ist eigentlich so der neue Trend, muss ich sagen in den letzten Jahren.

00:38:25 - Auf Zypern von zu Hause aus arbeiten und die Kosten absetzen können

Sebastian: Das heißt, die leben auf Zypern, die lassen sich auf Zypern nieder, machen dann Arbeiten von zu Hause, von der Wohnung aus auf Zypern und führen dort ihre Geschäfte?

Dr. Kourides: Auf jeden Fall, und ich kenne auch als Sitz der Firma entweder ihr eigenes Haus oder ihre eigene Mietwohnung, das können sie auch absetzen, alle diese Kosten, und das ist auch ein großer, enormer Vorteil, den sie haben, weil alle diese Kosten werden praktisch abgesetzt. Und die führen ihre Tätigkeit von zu Hause aus. Ich sage nicht, dass die hier das ganze Jahr leben, aber das Minimum ist sowieso 183 Tage hier auf Zypern zu sein, wobei sicherlich ab und zu gehen sie nach Deutschland zurück oder sie machen ihre Reise in andere Länder, das kommt darauf an, auf jeden einzelnen Mandanten, was er gerne hätte.

00:39:31 - Russen auf Zypern

Daniel: Was haben wir noch für Fragen? Ich habe gesehen, das hat mich nur so interessiert, auf Ihrer Webseite. Ihre Webseite ist auch in Russisch. Wird Zypern von russischen Einwanderern übernommen, oder wie kann man sich das vorstellen?

Dr. Kourides: In meiner Kanzlei sprechen wir ungefähr sechs Sprachen, und deswegen bieten wir Griechisch, Englisch, Deutsch, Russisch, Französisch und Serbisch an. Wir haben auch andere Kollegen hier in der Kanzlei, das ist praktisch meine Kanzlei, aber in der Kanzlei an sich sprechen wir sechs Sprachen. Und das ist, warum wir unsere Webseite auch in Russisch haben. Vor ein paar Jahren, muss ich sagen, das ist nicht mehr so, aber es gibt noch viele Kunden aus dem russischsprachigen Raum, die sich hier niederlassen, etwas kaufen oder eine Firma gründen. Das war allerdings vor ein paar Jahren viel mehr, aber das ist in den letzten Jahren zurückgegangen. Aber wir bieten das an, denn wir haben diesen Vorteil, dass wir diese Sprachen anwenden können in der Kanzlei.

00:40:54 - Lebenshaltungskosten auf Zypern

Daniel: Hast Du noch Fragen, Sebastian?

Sebastian: Vielleicht noch die eine oder andere praktische Frage: Was muss man sich vorstellen, wenn man auf Zypern zum Beispiel eine Wohnung mieten möchte, eine Ein-, Zwei- bis Drei Zimmer Wohnung mit einigermaßen gehobenem Standard, ohne dass es jetzt Luxus ist, aber was man, wenn man gerade so aus Deutschland kommt, gewöhnt ist. Was kostet so die Miete ungefähr im Monat?

Dr. Kourides: Das ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich. Wenn ich die Hauptstadt Nikosía und Limassol nehme, das ist die zweitgrößte Stadt Zyperns, muss man rechnen für eine Zweiraumwohnung, und wenn ich sage Zweiraumwohnung, damit meine ich zwei Schlafzimmer. Dazu kommen noch die Küche, das Wohnzimmer und die Toilette, da muss man in diesen Städten mit zwischen 750 € bis 850 € rechnen. Bei uns in Paphos, in der Stadt, wo ich wohne, da ist es etwas günstiger, man muss für eine Zweiraumwohnung mit 600 € bis 650 € rechnen. Und wir reden also ungefähr in Paphos pro Quadratmeter circa zwischen fünf bis acht Euro. In den anderen Städten muss man mit zehn Euro oder etwas mehr rechnen. Es kommt darauf an, auch in welchem Gebiet man die Wohnung hat. Es gibt Gebiete, wo das dann anspruchsvoller ist, in der Nähe vom Meer ist oder im Stadtzentrum, und auch von der Lage hängt es ab.

Daniel: Generell Lebenshaltungskosten, was muss man so ungefähr rechnen für zwei Personen, wie hoch sind so roundabout Miete und andere Kosten, die man noch braucht im Monat so ungefähr?

Dr. Kourides: Wir reden von zwei Personen ohne Kinder?

Daniel: Ja, als Beispiel.

Dr. Kourides: Sagen wir mal so für zwei Personen muss man ungefähr mit 1.500 € rechnen, maximum, mit allem Drum und Dran, und dazu zähle ich Strom, Wasser, Telefon, Transportkosten, wenn man ein eigenes Auto hat Benzin, das sind alles die Transportkosten, das muss man mit in Bedacht ziehen.

00:43:49 - Die Auswirkungen des Konfliktes zwischen dem türkischen Norden und griechischen Süden Zyperns

Sebastian: Jetzt haben wir ja auf Zypern die Situation, dass der Norden von Zypern ja durch die Türkei besetzt ist. Wirkt sich das irgendwie im Alltag der Menschen aus, oder ist das ein Konflikt, der mehr oder weniger beruhigt ist, und der letztlich niemandem mehr irgendwelche Sorgen bereiten sollte?

Dr. Kourides: Das Problem besteht nach wie vor seit 1974 nach der türkischen Invasion. Ich muss sagen, es gibt keine täglichen Probleme zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen, auf keinen Fall. Aber sicherlich, da sind die Einheimischen, ich spreche jetzt mal von den griechischen Zyprioten, die ihre Häuser verloren haben. Natürlich, die wären gerne zurückgegangen. Das ist eine politische Frage, und wenn es einfach gewesen wäre, dann wäre das Problem schon längst gelöst, aber so einfach ist das nicht. Ich muss sagen, zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen gibt es keine großen Probleme, denn früher haben beide Bevölkerungsgruppen auf der gesamten Insel gewohnt, und die waren auf der ganzen Insel verstreut gewesen. Nun, durch die verschiedenen Handlungen, die nach der Invasion durchgezogen wurden, sind die Türken-Zyprioten im Norden, und wir sind im Süden. Wir hoffen und wir spekulieren, dass wir eines Tages eine Lösung finden, dass beide Bevölkerungsgruppen nicht wieder zusammenleben können, ich glaube, unter den Umständen nicht, aber dass man sich zusammentut und dass man zusammenlebt und dass man auch gemeinsam finanzielle Geschäfte macht und dies und jenes, dass das Vertrauen zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen wiedergewonnen wird, und dass dieser Abstand, den es noch gibt in dieser Generationslinie, dass der dann eines Tages abgeschafft wird. Aber natürlich, da sind wir noch nicht so weit, ich glaube, wir brauchen noch viel guten Willen, insbesondere von der Türkei, und da müssen wir noch dran arbeiten.

00:46:18 - Grenzpendler auf Zypern

Daniel: Wie kann man sich das vorstellen, gibt es jetzt eigentlich Grenzüberschreitenden Handel zwischen den beiden Zypernteilen, oder gibt es Grenzgänger, die vielleicht auf der einen Seite wohnen, auf der anderen Seite arbeiten, oder wie kann man sich das vorstellen?

Dr. Kourides: Ja, ja, sicherlich, es gibt Türken-Zyprioten, die jeden Tag zu uns rüberkommen, und die arbeiten in zypriotischen Firmen, ich meine jetzt privat, und Zyprioten gehen auch rüber, wobei natürlich die Zyprioten an sich und Türken gehen nicht in den Norden zum Arbeiten, weil auch der Lebensstandard vom Norden etwas geringer ist im Verhältnis zu unserem Teil, und demzufolge sage ich mal, sind es meistens die Türken-Zyprioten, die hier rüberkommen, und die arbeiten bei uns. Ob das nun in der Bauindustrie oder Landwirtschaftsindustrie, in solchen Arbeitsgebieten sind sie mehr tätig. Wie gesagt, es gibt auch die Wenn-beschlüsse, es gibt auch viele, die herkommen, die zwischen den von unserem Präsidenten unterzeichneten gewesen sind von den Türken und von den Zyprioten. Und auf dieser Grundlage wollen wir eigentlich dann etwas bauen. Deswegen reden wir auch von einem Föderativ-System, was wir, wenn wir uns dann einigen, was für ein föderatives System praktisch gründet, dass wir die Zentralregierung haben, die praktisch in bestimmten Bereichen zuständig wird und dann haben wir praktisch zwei Kantone oder Bundesländer, wie auch immer, wie sich das nennt, das spielt keine Rolle, und dann eigene Kompetenzen haben in bestimmten Bereichen. Und das ist, was wir als Griechen-Zyprioten hoffen, dass wir eines Tages dazu kommen, und dass wir auf der Grundlage des internationalen Rechts eine friedliche Lösung mit den Türken, also Zyprioten-Türken finden.

Sebastian: Ja, das ist doch hier ein positiver Blick in die Zukunft und ein guter Abschluss. Ich denke, von unserer Seite waren das alle Fragen. Herr Dr. Kourides, vielen Dank für das interessante Gespräch.

00:48:40 - Nach dem Gespräch

Daniel: Nach der Aufnahme mit Herrn Dr. Kourides haben Sebastian und ich uns nochmal zusammengesetzt, um einige Dinge nochmal zusammen zu besprechen. Einige Dinge sind bei der Aufnahme vielleicht nicht so stark zur Sprache gekommen. Eine Sache, die mich nochmal interessiert, das wäre eine Frage, die ich Dir gleich zu Anfang stellen würde Sebastian: Malta ist ja auf unserer Webseite sehr, sehr stark präsentiert, während Zypern relativ kurz kommt. Dafür wird es ja bestimmt einen Grund geben, und auch ein zweiter Punkt ist das Thema Krypto, also das Krypto-Business, da hatten wir ja kurz drüber gesprochen mit dem Herrn Dr. Kourides, dass das auf Zypern weniger eine Rolle spielt, aber vielleicht kannst Du da auch noch etwas zu sagen.

00:49:31 - Der Unterschied zwischen Malta und Zypern

Daniel: Beginnen wir vielleicht erstmal mit dem Thema Malta oder Zypern.

Sebastian: Genau, das ist ja sicherlich ein ganz interessanter Punkt. Wie gesagt, auf unserer Webseite reden wir sehr stark vom Thema Malta, wir haben natürlich auch mit meinem Bruder Philipp, Dr. Werner und Partner in Malta eine sehr starke Präsenz, und das jetzt auch schon seit zehn Jahren. Auf Zypern machen wir aber eigentlich relativ wenig. Ich würde überhaupt nicht sagen, dass man Zypern Mandanten nicht empfehlen kann, das würde ich gar nicht sagen, aber es gibt natürlich einen Grund dafür, dass wir uns als Standort im Mittelmeer für Malta entschieden haben, und nicht für Zypern zum Beispiel. Und der Grund ist zunächst mal ganz einfach ein Image Grund, also Zypern hat auf Deutsch gesagt, einfach ein beschissenes Image. Das fängt damit an, dass dort zunächst mal die Russen ganz stark vertreten waren, dass Zypern sehr relaxed war hinsichtlich von problematischen Geldern aus möglicherweise krimineller Herkunft, oder zumindest aus zweideutiger Herkunft, dann wurde natürlich auf Zypern auch, vor einigen Jahren gab ein Bailout, und das führt dann doch dazu, dass bei vielen Mandanten Zypern ein schlechtes Image hat. Ob das jetzt so stimmt oder nicht, und ob das heute auch noch so ist oder nicht, das möchte ich mal in den Raum stellen, aber zumindest damals, als wir die Entscheidung getroffen haben, oder als mein Bruder die Entscheidung getroffen hat, war Malta sicherlich der Favorit. Hinzu kam, dass Malta ja erst vor kurzer Zeit Mitglied der EU wurde, jetzt vor 15 Jahren ungefähr, und die sich damals ganz klar zum Ziel gesetzt haben, sie wollen das Anti-Zypern sein, das heißt, sie wollen eine moderne Gesetzgebung haben, sie wollen nicht irgendwelche Personen oder Gelder oder Firmen dort reinlassen, die jetzt nicht, sagen wir mal einem sauberen Image entsprechen. Gut, man weiß selbst, Malta hat sich selbst vielen Vorwürfen in der Zwischenzeit ausgesetzt, gefühlt von Mafia bis zu allen möglichen anderen Attentaten auf Journalisten und so weiter, also, dieses Saubermann-Image von Malta ist jetzt natürlich auch beschädigt, würde ich sagen, aber nichtsdestotrotz ist das zumindest das Ziel von Malta. Sie wollten eine moderne Gesetzgebung haben, sie wollten, ich sage mal mit dieser alten Krügelei, die auf Zypern so ist, wenn Leute mit Bargeldkoffern, zumindest in der Legende, angekommen sind, damit wollten sie aufräumen, das wollten sie ganz deutlich nicht machen und wollten sich da eben doch ganz klar als Gegenpol zu Zypern im Mittelmeer positionieren. Das war sicherlich vom Hintergrund her gesehen ein wichtiger Punkt.

00:52:43 - Sicherheitslücken im zypriotischen Bankensystem

Daniel: Weil Du das mit dem Bargeldkoffer angesprochen hast, das führt mich natürlich gleich zu dem Thema Banken. Hast Du irgendwelche Erfahrung, oder haben Mandanten von Dir Erfahrung zum Thema Banken auf Zypern?

Sebastian: Wie gesagt, wir hatten immer mal wieder Mandanten, die dann auch nach Zypern umgezogen sind und dort eine Firma hatten und so weiter. Ich kann mich an eine Anekdote erinnern, da gab es dann einen Mandanten mit einer Firma auf Zypern, der wollte jetzt mal prüfen, wie sicher diese Banken eigentlich sind. Er hat dann dort angerufen bei der Bank und hat einiges geschafft, mit sehr wenig Information, ich sage jetzt einfach mal Name, Adresse des Kontoinhabers, kompletten Zugang zu dem Konto zu bekommen, was ja in vielen Ländern heutzutage, wo man PIN und TAN und alle möglichen per Zufallsgenerator generierte Information, SMS und so weiter braucht, doch absolut nicht geht, und das hat ihn natürlich sehr erschrocken. Was die zypriotischen Banken imagemäßig stark in Mitleidenschaft gezogen hat, war diese Sache mit dem Haircut, dass eben jeder, der 100.000 auf dem Konto hatte, dem wurde automatisch ein, ich sage mal ein Obolus abgezogen, um den Bailout zu finanzieren, was ja dann letztendlich für viele Mandanten eigentlich auch ein Symbol gewesen ist, was sie von der EU zu erwarten haben. Eine gewisse EU Kritik kommt ja auch daher, dass jeder sagt, wenn sie nächstes Mal ein Bailout braucht, dann ziehen sie das nicht nur auf Zypern direkt vom Konto ab, sondern bei jedem, der ein SEPA Konto hat. Auf Zypern haben sie dann einfach mal als Versuchskaninchen genommen, um zu sehen, wie die Reaktionen sind und so weiter. Das hat das Vertrauen einfach zerstört. Man muss natürlich sagen, fairerweise, dass alle diese Gelder mit attraktivem Zins und Zinseszins mittlerweile zurückbezahlt worden sind, auch an diejenigen, denen damals was vom Konto genommen wurde, aber nichtsdestotrotz, das macht den Imageschaden und das Vertrauensproblem nur zum Teil wieder gut.

00:55:14 - Zypern auf dem Vormarsch im Krypto-Bereich

Daniel: Jetzt sind wir vom Bargeld zur Bank gekommen und schlagen jetzt mal die Brücke von der Bank zu Krypto, denn das kam ja auch im Gespräch mit Herrn Dr. Kourides zur Sprache. Du hattest auch Malta erwähnt zum Thema Krypto, die dort ja sehr, sehr innovativ vorangegangen sind. Hast Du noch irgendwelche andere Information zum Thema welche Rolle Krypto-Business spielt auf der Insel Zypern?

Sebastian: Diese Sachen ändern sich ja laufend, und ich hatte mich im Vorfeld zu unserem Gespräch informiert, was auf Zypern momentan läuft im Krypto Bereich, aber auch in anderen Bereichen generell, in den Bereichen FinTech oder Gesetzgebung für innovative Unternehmen, wo ja doch Malta ein sehr starker Vorreiter war, schon von Anfang an im Grunde für die ganzen E-Gaming, also für die Online Casinos, und jetzt natürlich in den letzten Jahren ganz stark als Krypto Island etabliert hat, dort also eine gesetzliche Rahmenbedingung geschaffen hat, dass dort zum Beispiel Exchanges eine Zulassung erhalten, die robust ist, die also modernen Anforderungen an Geldwäscherei und so weiter entspricht, und die dann aber auch in gewisser Weise benutzerfreundlich ist. Ich hatte mich gefragt, ob Zypern ähnliche gesetzliche Vorhaben hier entweder in der Pipeline oder schon verabschiedet hat, und wie ich so aus der Online Lektüre ersehen konnte, sind da auf jeden Fall relativ viele FinTech Unternehmen schon auf Zypern unterwegs. Da gibt es auch einige gesetzliche Vorhaben, die da in der Mache sind oder vor Kurzem verabschiedet wurden, und insofern würde ich schon sagen, dass die FinTech Industrie und die Krypto Industrie auf Zypern auf jeden Fall auf dem Vormarsch ist. Es hat mich deswegen etwas gewundert, dass Herr Dr. Kourides gesagt hat, die Insel wäre noch nicht so weit. Von dem, was ich so mitbekommen habe, sind dort durchaus nennenswerte Initiativen zu nennen.

Daniel: Gut, das würde ja dann zum Beispiel doch wieder für Zypern einen positiven Stein ins Brett bringen.

Sebastian: Absolut, ich sage überhaupt nicht, dass Zypern negativ ist, ich sage nur, man muss diese Dinge einfach wissen, und ich will Zypern gar nicht schlecht reden. Zypern hat sehr viele Vorteile, auch steuerlich, wie Herr Dr. Kourides auch schon selbst gesagt hat. Da sehe ich keinen Grund, Zypern hier zu verunglimpfen.

00:58:00 - Zypern ist recht weit weg – muss ich Bedenken haben?

Daniel: Eine Sache, die mir noch in den Sinn kommt, ist, dass Malta als auch Zypern ja ein ganzes Stück weg sind, wobei Zypern jetzt im Gegensatz zu Malta relativ dicht wiederum an einem Land liegt, also an der Türkei, wo man sagen muss, da müsste man vielleicht doch, oder denen unterstellt man eine gewisse Unberechenbarkeit, gerade in letzter Zeit. Ich weiß nicht, wie Du darüber denkst, oder vielleicht hast Du von Mandanten schon dazu etwas gehört. Ist das ein Punkt, der vielleicht eine Rolle spielt bei der Auswahl des Wohnsitzes oder meines Unternehmenssitzes? Wie siehst Du das?

Sebastian: Absolut, das ist absolut ein Punkt. Wie gesagt, es ist nicht für jeden ein Punkt, aber so ein gewisses Unbehagen, aber das gibt es auch schon bei Dubai und solchen Ländern, denn was ist Dubai letztlich? Dubai ist ja eine absolutistische Monarchie, also in einem ganz anderen Kulturkreis und mit ganz anderen Regeln. Wie gesagt, ich will nicht schlecht über Dubai reden, wir haben ja erst neulich dazu ein interessantes Gespräch gehabt, aber es ist nun mal de facto so, dass doch viele Mandanten aus dem westlichen Bereich damit ein bisschen Bauchschmerzen haben. Ob das jetzt tatsächlich rational oder einfach ein schlechtes Gefühl ist oder Misstrauen oder was auch immer, das sei jetzt mal dahingestellt, ich will das nicht beurteilen, aber auf jeden Fall ist so diese Nähe zur Türkei oder auch die Tatsache, dass ja die Türkei dort letztlich die Insel zum Teil einfach mal besetzt hat, also dort einfach einmarschiert sind. Wir sehen das momentan bei Russland, wie die auf die Krim einmarschiert sind, und jetzt gibt es Gerüchte, dass sie dort in die Ukraine einmarschieren wollen, das ist schon ein ganz beträchtlicher Vorgang. Es ist mittlerweile befriedet, kein Mensch hat Interesse am Konflikt, aber trotzdem ist es ja schon, gerade in der aktuellen Situation verursacht es bei vielen Bauchschmerzen, das ist ganz klar. Und Du hast schon gesagt, Zypern ist ein gutes Stück weg, Malta ist auch ein gutes Stück weit weg, aber Zypern ist eben nochmal deutlich eine Ecke weiter weg, also nochmal wirklich dann richtig weit weg, gerade wenn es darum geht, aus Europa hier Zypern zu erreichen, oder aus Westeuropa, sage ich mal so.

Daniel: Durchaus, ja.

01:00:30 - Wäre Zypern auch etwas für mich?

Daniel: Jetzt bin ich noch ein bisschen stutzig geworden, wir hatten ja kurz über die monatlichen Lebenshaltungskosten gesprochen. So schön, wie das ist, dass man da relativ niedrige Lebenshaltungskosten scheinbar hat, aber mir erschien es fast sehr niedrig. Ich weiß nicht, ob Du da noch irgendwelche Erfahrungen hast von Mandanten? Hast Du da etwas gehört, was die so an monatlichen Lebenshaltungskosten hatten?

Sebastian: Herr Dr. Kourides hat ja gesprochen von 1.500 €. Ich frage mich, was man dafür bekommt, für 1.500 €. Ich weiß von Mandanten, die auf Zypern gewohnt haben, dass anständige Wohnungen oder Häuser, die auch einem gewissen Anspruch genügen und auch schön sind, mal schnell 4.000 € oder so im Monat kosten. Ich kann jetzt mal von Malta ausgehen, in Malta gibt es Portomaso zum Beispiel, was eine sehr luxuriöse Wohnanlage ist, da gibt es auch viele Wohnungen, oder eigentlich fast alle Wohnungen koste 4.000 € oder mehr, aber es gibt eben auch in Malta deutlich günstiger Wohnungen, auch schöne Wohnungen, die in einer guten Gegend sind, also eben St. Julian‘s oder auch Sliema oder so, sagen wir mal, dort im Zentrum sind, wo auch was geht, die die Hälfte kosten, die 2.000 € oder so kosten. Und es ist möglicherweise auf Zypern meiner Meinung nach schwierig, ganz davon abgesehen, dass Zypern sehr viel größer ist. Es gibt da ja doch viele Örter und Dörfer auf Zypern, die sehr abgelegen sind, und man muss eben wissen, ob man das möchte oder nicht. Ich kann mich erinnern, wir hatten einen Mandanten, der hat in Malta mit seiner Frau und einem Kind gelebt, das Kind hatte eine geistige Behinderung oder eine Lernbehinderung, und die hatten sich in Malta, jeder, der Malta kennt, der weiß ja, es ist sehr dicht besiedelt, es ist sehr lebhaft, da ist sehr viel los, da sind sehr viele Ausländer, sehr viele Deutsche, Schweden, Schweizer, Österreicher und so weiter. Die hatten sich also dort einen Freundeskreis aufgebaut, und der Mann war Trader, er hat also getradet mit Wertpapieren und hat dann im Grunde aus irgendeinem Grund erkannt, dass Zypern für ihn besser geeignet ist als Wohnsitz und ist dann mit seiner Frau und seinem Kind nach Zypern umgezogen auf irgendein Kaff, was so wunderschön war, aber die Frau wurde dann dort totunglücklich, die ist absolut nicht klargekommen mit dem Kind, das Kind hat seine Freunde vermisst, die Frau hat ihre Freundinnen vermisst, und am Ende ist die Ehe gescheitert. Das sind Dinge, die muss man einfach wissen, man kann nicht erwarten, dass jeder damit umgehen kann, und wir sagen ja immer ganz deutlich, dass das Leben sich nicht nur um das Thema Steuern dreht. Bei dem Kandidaten, den ich gerade eben beschrieben habe, da hat es sich nur um das Thema Steuern gedreht. Er hat gesagt: Wenn ich nach Zypern gehe, aus irgendeinem Grund zahle ich da noch weniger Steuern als in Malta. In Malta hat er 5% bezahlt, auf Zypern wäre das vielleicht steuerfrei gewesen, also hole ich das Letzte raus, presse ich das Letzte dort raus aus diesem Stein, aber das hat sich dann letztlich familiär für ihn nicht gelohnt, denn die Familie ist kaputt gegangen. Man muss also sehr gut wissen, welches Leben man möchte, wenn man gerne in einem einsamen Ort lebt, wunderschön, aber es ist nicht für jeden.

Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Online Schule & Homeschooling bei Umzug ins Ausland - Teil 1

Erfahren Sie, wie Auswanderer und Unternehmer ihren Kindern eine optimale Schulbildung im Ausland bieten können. Tipps zur Wahl zwischen Muttersprache und Landessprache sowie zur erfolgreichen Umsetzung Ihres Auslandsaufenthalts

Zu Gast: Lars Berner

Auswanderer und Unternehmer, die ins Ausland gehen, stehen nicht nur vor der Frage, wie Sie Ihren Kindern weiterhin eine bestmögliche Schulbildung bieten, sondern auch, ob diese in der Muttersprache oder Landessprache sein sollte. Manche hält diese Unsicherheit auch von der Umsetzung Ihres Vorhabens, ins Ausland zu gehen, ab. 

Die letzten Monate der Covid Pandemie haben auch gezeigt, wie wichtig digitale Bildungsangebote und dafür ausgebildete Lehrkräfte sind. Wenn sich auch viele Eltern, Schüler oder Lehrer zeitweise von dem ständigen Wechsel von Präsenz– zu Distanz-Unterricht überfordert fühlten, wurde klar sichtbar – Kinder müssen nicht in einem bestimmten Gebäude anwesend sein, um etwas zu lernen. 

Unser heutiger Gast Lars Berner ist einer der Gründer der Wilhelm von Humboldt Online Privatschule, die Auswanderern und digitalen Nomaden mit Kindern den Schritt zum Wohnsitzwechsel erleichtert. Zusammen mit seinem Bruder steht er mit Herz und Sinn voll hinter dem Konzept der Online-Schule.  

Diese Podcast-Episode, die sich um Schule und Bildung aus einer anderen, für einige von uns ungewohnten Perspektive dreht, spricht dennoch vielen Eltern aus der Seele, weil es ja um die Zukunft unserer Kinder in einer besonderen Zeit und unter ungewohnten Umständen geht.

In dem zweiten Teil dieser Episode zu “ Online Schule & Homeschooling bei Umzug ins Ausland“ berichtet Sebastian Sauerborn von seinen Erfahrungen, wie er seine neun Kinder sowohl selbst unterrichtet hat, als auch auf traditionelle Schulen geschickt hat und an Online Schulen hat lernen lassen.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

Apple Podcast, Spotify, YouTube, Amazon Music

Wie kam es zu der Gründung dieser Online Schule?

Alles begann mit einem einfachen Gedanken, und dieser kam den Gründern der Schule, die zum einen Schulerfahrung als Lehrer und in der Schulleitung eines Privatgymnasiums und zum anderen als Senior Softwareentwickler besitzen, als sie selber nach Costa Rica ausgewandert sind und sich die Frage gestellt haben, wie man in sein Traumland auswandern kann, ohne bei der Beschulung seiner Kinder eventuell zurückstecken zu müssen. Sei es entweder, dass vor Ort keine entsprechende Schule vorhanden wäre, man sowieso nur vorübergehend seinen Wohnsitz ins Ausland verlegen möchte oder das Erlernen der neuen Landessprache vorerst eine zu große Hürde darstellen würde. Gründe gibt es genug.

Kleine Klassen mit großem Einzugsgebiet

Viele Kinder, und somit wiederum auch ihre Geschwister und Eltern, leiden unter dem Schulzwang und der in Deutschland damit verbundenen Gebäudeanwesenheitsplicht, die verständlicherweise aus diversen Gründen dem Kind Probleme beim Lernen und in seinem Verhalten verursachen kann, deren Ursache eher auf die Umstände und nicht das Kind selber zurückzuführen sind. Die kleinen Klassen (16-17 Schüler) dieser deutschen Online Schule erleichtern durch die Schülernähe das gute Miteinander, Arbeiten und Lernen.

Obwohl diese deutsche Online Schule noch relativ jung ist (Start im September 2020), werden die ab Februar 2022 knapp 220 Schüler, die aktuell in 30 unterschiedlichen Ländern wohnen, von etwa 40 Lehrern unterrichtet. Eine weitere Umgewöhnung für neue Schüler aus Europa wäre die Zeit, wann der Unterricht stattfindet, denn da sich die Basis der Schule in Costa Rica befindet und somit vorrangig in der dortigen Zeitzone unterrichtet wird, beginnt für in Europa wohnende Schüler der Unterricht um 14.00 Uhr, was allerdings aufgrund der schnell wachsenden Schülerzahl nicht unbedingt in Stein gemeißelt ist.

Diese Online Schule gibt alles – sogar Sportunterricht ist in Planung

Wirklich erstaunlich ist das Engagement dieser Schule, denn neben der gewünschten, wichtigen und praktizierten engen Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern finden diese auch die Würde des Kindes erhaltende Mittel und Wege, ihre Aufmerksamkeit während des Unterrichts zu erhalten oder wiederzuerlangen. Die Wichtigkeit der körperlichen Fitness ist den Gründern bewusst und haben dafür bereits etwas in Planung, damit unsere Kinder vor dem Rechner nicht versacken.

Kann ich bei den Online Klassenarbeiten meinen großen Bruder holen?

Darüber würden sich die Kinder und Jugendlichen sicherlich freuen, aber wie es nunmal so ist, Erwachsene können sehen, wenn ein Kind etwas nicht wirklich weiß, und die Leistungstests sind so konzipiert, dass Transferwissen anzuwenden ist.

Ein weiterer erfrischender Punkt ist, dass sich die Noten nicht wie üblich starr aus den bekannten 30% und 70% schriftlicher und mündlicher Beteiligung zusammensetzen, sondern auch hier zählen weitere Aspekte mit in die Notengebung hinein, wie beispielsweise Gruppen- und Projektarbeiten über unterschiedlich lange Zeiträume.

Wäre Homeschooling oder eine Online Schule etwas für meine Familie?

Das ist eine sehr berechtigte Frage, die leicht beantwortet werden kann, denn leider ist Online Probeunterricht sehr aufwendig und entspricht schlussendlich nicht der wirklichen Situation, aber die deutsche Online Schule stellt (datenschutzgemäße) Unterrichtsvideos zur Verfügung, die man sich in Ruhe anschauen und somit einen realen Eindruck gewinnen kann, wie der Unterricht abläuft.

Ein weiterer Vorteil dieser Online Schule ist, dass sie sich an den Lehrplan der staatlichen Schule in Baden-Württemberg hält und somit vielen auch eine gewisse Sicherheit bietet, vor allem wenn der Auslandsaufenthalt und der damit verbundene Online Schulbesuch von vornherein zeitlich begrenzt sind oder man sich die Hintertür für eine Rückkehr nach Deutschland oder die Möglichkeit, das deutsche Abitur zu absolvieren offenhalten möchte.

Was kostet diese Privatschule?

Es ist immer wieder ärgerlich, wenn Dinge überteuert und somit nur schwer oder teilweise auch gar nicht erschwinglich sind, vor allem, wenn sie einem wirklich helfen könnten, und das ist hier das Schöne, denn obwohl diese Privatschule keine staatliche Förderung erhält, wurde dieser Punkt von den Gründern bedacht. Die Schulgebühren halten sich im Vergleich mit anderen deutschen online Schulen oder auch internationalen online Schulen im Rahmen und Geschwisterrabatte können angefragt werden.

Kontaktdaten und Links:

Lars Berner

von der Wilhelm von Humboldt Online Privatschule

Homepage: www.deutsche-online-schule.com

E-Mail:        Kontaktformular auf Website

Telefon:       +49 621 180 65769 (Mo-Fr 15.00-18.00 Uhr MEZ)

 

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Timestamps

00:00:18  -  Begrüßung und Einleitung und Vorstellung Lars Berner und die Online Schule

00:03:12  -  Warum der Name „Wilhelm von Humboldt Online Privatschule?

00:04:37  -  Warum ausgerechnet Costa Rica?

00:05:58  -  Corona und die Auswirkungen auf die Online Schule?

00:08:48  -  Wird sich das mit der Schulpflicht in Deutschland jemals ändern?

00:12:10  -  Unterschied Homeschooling und Online Schule

00:14:06  -  Kleiner Klassenverband und der Lehrplan der Online Schule

00:16:45  -  Wieviel Schüler und Lehrer hat die Online Schule?

00:17:21  -  In welcher Zeitzone findet der Unterricht statt?

00:19:22  -  Wie können die Kinder und Jugendlichen ihre Konzentration beibehalten?

00:24:01  -  Kann ich für die Klassenarbeiten meinen großen Bruder holen?

00:27:01  -  Unbegründete Ängste und Bedenken – Homeschooling ist erfrischend und befreiend

00:29:43  -  Ermutigender Rat von jemanden mit entsprechender Lebenserfahrung

00:31:15  -  Muss oder sollte mein Kind vor Ort die Landessprache lernen?

00:37:31  -  Sport und Online Schule – möglich ist alles

00:41:20  -  Geschwindigkeit vom Internet – was ist, wenn ich mal kein oder nur langsames Internet habe?

00:43:57  -  Schulgebühren

00:46:05  -  Wie ist das Verhältnis zu und die Zusammenarbeit mit den Eltern?

00:49:33  -  Wie sieht das Schulzeugnis aus?

00:52:18  -  Was ist mit Probeunterricht/Hospitieren?

00:55:34  -  Kann ich die Online Schule besuchen mit Wohnsitz in Deutschland?

00:58:11  -  Ein Vater spricht aus seinem Herzen – eine Ermutigung für alle Eltern

01:03:48  -  Kontaktdaten und Verabschiedung

Mitschrift zu Folge 17 Perspektive Ausland: Online Schule & Homeschooling bei Umzug ins Ausland - Teil 1

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Lars Berner und die Online Schule

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute geht es um Möglichkeiten, Kinder und Jugendliche online oder zu Hause zu unterrichten. Dazu haben wir mit Lars Berner gesprochen, er betreibt mit seinem Bruder Sascha eine Online Schule für Kinder und Jugendliche von Costa Rica aus. Er stellt sich gleich mal selbst vor und gibt einen ersten kleinen Einblick in seine Arbeit.

Lars: Vielen Dank, lieber Daniel, dass ich hier sein darf, hallo Sebastian, hallo Daniel, vielen Dank Euch beiden. Wir wollten die Gelegenheit nutzen, Euch die Online Schule vorzustellen, die Möglichkeiten eröffnen, auch ortsunabhängig zu lernen. Ich habe das mit meinem Partner gegründet vor nicht ganz zwei Jahren mittlerweile, das war Anfang 2020, wir sind jetzt mit dem Gymnasium unterwegs und seit diesem Sommer mit einer Grundschule auch. Ich selber bin vor allem geschäftsführend tätig, mache die Verwaltung, Administration, jede Menge Interessentengespräche, Organisatorisches, wohingegen mein Partner Sascha da hauptsächlich für die pädagogische Leitung zuständig ist, dadurch, dass er auch sehr, sehr viel Schulerfahrung hat. Er hat jahrelang in der Schulleitung von einem Privatgymnasium gearbeitet, hat das Privatgymnasium damals auch mitgegründet und ist von daher ziemlich erfahren, auch was Konzepte angeht und die Leitung von Lehrpersonal und diese ganzen Dinge, die da so drum sind.

Ich selber habe vorher in einem ganz anderen Bereich gearbeitet, war jahrelang bei einem sehr großen Softwareunternehmen in Deutschland als Senior Softwareentwickler tätig und habe das auch sehr gerne gemacht. Allerdings der Plan von uns, der von uns beiden schon lange feststand, auszuwandern in ein Land, wo es viel Natur gibt zum einen, das war uns sehr wichtig, dann schöne Pflanzenvielfalt, viele unterschiedliche Tiere, schönes Wetter natürlich auch, jede Menge nette Menschen und den Ozean hier direkt vor der Tür. Das war immer unser Traum, und den haben wir jetzt vor knapp drei Jahren wahr gemacht und sind dann in dem Zusammenhang etwas später auf die Idee gekommen, diese Online Schule zu gründen. Das war die Idee meines Partners, muss ich sagen, der gesagt hat: "Es muss doch, wenn man sich solch einen Traum verwirklicht und Familie hat, muss es doch Möglichkeiten geben, die Kinder entsprechend zu beschulen, ohne sich da zu sehr einschränken zu müssen, auf irgendwelche Orte, wo zum Beispiel deutsche oder internationale Schulen sind, oder aber die Kinder in irgendeine regionale Schule schicken zu müssen, die einem vielleicht von der Qualität und den Ansprüchen einem nicht passt." Und so sind wir auf die Idee gekommen, das zu machen.

00:03:12 - Warum der Name „Wilhelm von Humboldt Online Privatschule“?

Sebastian: Das klingt ja schon mal super, ist ja eine sehr moderne Idee, der Name ist ja doch sehr traditionell, Wilhelm von Humboldt klingt so sehr klassisch, gibt es glaube ich in jeder größeren Stadt in Deutschland, ein Gymnasium, das Humboldt Gymnasium heißt. Wie seid Ihr zu dem Namen gekommen?

Lars: Ja gut, das sind die beiden Brüder Alexander von Humboldt und Wilhelm von Humboldt, die ja beide sehr bekannt sind, aber unterschiedliche Werdegänge hatten. Wir hatten zum Beispiel hier in Costa Rica auch eine deutsche Schule, eine ziemlich bekannte große deutsche Schule in der Hauptstadt San José, die heißt Alexander von Humboldt Schule, wie, glaube ich, die meisten oder zumindest sehr, sehr viele deutsche Auslandsschulen. Wilhelm von Humboldt ist gar nicht mal so sehr durch das Reisen bekannt, im Gegensatz zu seinem Bruder, ist vielmehr durch dieses, ich kann nicht sagen Freies Denken, also ein Humanist gewesen im Prinzip, der unheimlich viel Wert gelegt hat, auch über den Tellerrand hinaus zu blicken, mit meinen eigenen Worten. Wir sind auf die Idee gekommen, ganz einfach, weil es auch in gewisser Weise auch unsere Philosophie ist, neue Horizonte zu eröffnen, Menschen Möglichkeiten zu geben, die bisher so in der Form noch nicht stattfanden, und auch diese Freiheit der eigenen Gedanken und der eigenen Meinung und die auch äußern zu dürfen, das ist für uns immer ein ganz wichtiger Punkt gewesen, und den wollen wir auf die Art und Weise auch reflektieren.

00:04:37 - Warum ausgerechnet Costa Rica?

Daniel: Bevor wir ins Detail einsteigen, jetzt wissen wir, warum die Schule diesen schönen Namen hat, aber eine Sache, obwohl das heute nicht unser Thema ist, aber ganz kurz vielleicht: Wie kam es denn zu Costa Rica? Warum ausgerechnet Costa Rica?

Lars: Wir haben schon immer so ein bisschen geliebäugelt mit Lateinamerika, muss ich sagen, weil die Sprache uns zum einen leichter zu erlernen schien als zum Beispiel, wenn man nach Asien geht, zum einen und zum anderen ist die Kultur uns Mitteleuropäern auch weniger fremd. Warum Mittelamerika, warum Costa Rica? Klar, das ist sehr tropisch hier und wie gesagt, man hat auf sehr engem Raum, das Land dürfte von der Fläche vergleichbar groß sein mit Dänemark, hat man eine unglaubliche Vielfalt von unterschiedlicher Fauna und Flora. Also wir haben hier unterschiedliche Klimagebiete, Klimazonen, wir haben den Pazifikbereich, wo wir jetzt sind, da ist es tendenziell zumindest im Norden ein bisschen trockener, im Süden ist es eher feucht-heiß, dann gibt es die Zentral [unverständlich] in der Mitte, da ist es eher gemäßigter, mit Bergen auf der Karibikseite ist es vom Klima her nochmal anders, und dementsprechend ist auch die Pflanzenwelt anders, und das hat uns extrem gereizt. Gepaart mit der Tatsache, dass wir einfach diese Mentalität, diese lateinamerikanische Mentalität immer sehr geschätzt haben.

00:05:58 - Corona und die Auswirkungen auf die Online Schule

Daniel: Zwei Fragen an dieser Stelle: Wenn wir uns mal die letzten 20 Monate anschauen, Corona hat ja viele Eltern zum Erwachen gebracht, was Homeschooling oder Online Lernen betrifft. Wir wollen wissen, ob es deshalb in den letzten Monaten überdurchschnittlich viele Anfragen gab. Und die zweite Frage: Woher, also aus welchen Ländern oder Kontinenten kommen denn eigentlich die meisten Schüler?

Lars: Das ist ein verdammt interessantes Thema, wir haben ja die Schule vor nicht ganz zwei Jahren begonnen, und das war so am Anfang, als das gerade mit dem Corona losging. Ich selber habe es maßlos unterschätzt, was das für Auswirkungen hat, und vor allem, wie global die Auswirkungen sind. Und wir haben das gar nicht im dem Dunstkreis dieser Tatsache gegründet, wir sind wirklich in erster Linie mit dem Fokus auf Auswanderer oder Perpetual Traveler oder auch Expats und Unternehmer, die international tätig sind, gestartet, aber tatsächlich ist das so, dass sich das mehr und mehr abgezeichnet hat, dass Corona da in gewisser Weise schon die Gesamtsituation schon auch sehr befeuert hat, muss man wirklich sagen. Zum einen im positiven Sinne, weil die Menschen merken, dass man eben, das ist bei den Deutschen nicht so eingeprägt gewesen, dass man eben nicht nur remote arbeiten kann unter bestimmten Umständen, je nachdem, was man für einen Beruf macht, sondern dass man eben auch remote auch sehr gut lernen kann, und zwar nicht nur in der Oberstufe, beziehungsweise was das universitäre angeht, sondern eben auch in der Mittelstufe und zum Teil auch in der Grundschule.

Das haben wir gemerkt, dadurch haben wir natürlich sehr viel mehr Anfragen bekommen zum einen, das hat mir sehr gefallen, muss ich sagen, dass diese Awareness entstanden ist. Was uns das ein bisschen schwieriger gemacht hat, ist dieser andere Aspekt, wenn ich das habe beobachten müssen, immer dieser Leidensdruck, ich muss das wirklich so ausdrücken, den viele Eltern an uns rangetragen haben, die in Deutschland auch leben und sagen, wir können das so nicht mehr weitermachen, wir tragen das so in der Form nicht mehr mit unseren Kindern, diese Thematik mit den strengen Regeln, mit den Masken zum Teil, was heißt zum Teil? Das ist ja durch die Bank weg durchgesetzt worden, aber es gibt jede Menge Menschen, die das ablehnen, aus welchen Gründen auch immer, möchten wir gar nicht unbedingt diskutieren, das sei mal dahingestellt. Und das sind natürlich Dinge, die sind schwierig, weil wir, dadurch, dass wir nicht den Status einer genehmigten Ersatzschule haben, zumindest bisher nicht, es gibt die gesetzliche Grundlage in Deutschland bisher noch nicht für Online Schulen. Dadurch haben wir eben nicht die Möglichkeit, dass wir unseren Interessenten sagen: "Ihr könnt auch von Deutschland aus Euch anmelden und erfüllt zugleich die deutsche Schulpflicht, diese Anwesenheitspflicht, die auf die 30er Jahre zurückgeht," und das hat es ein bisschen schwieriger gemacht. Denn einerseits möchte man Lösungen bieten für die Menschen, die sie wollen, und die sich damit identifizieren, und zum anderen kann man es nur bedingt, und den Menschen dann zu sagen: "Wenn Ihr zu uns kommen wollt, dann müsst Ihr aus Deutschland weggehen," ist natürlich auch bitter, weil es sollte nie der eigentliche und einzige Grund sein, meiner Auffassung nach.

00:08:48 - Wird sich das mit der Schulpflicht in Deutschland jemals ändern?

Sebastian: Ist denn Deiner Meinung nach, wenn Du das jetzt so betrachtest, als jemand, der in dem Thema tief drin ist und sich damit auch stark auseinandersetzt, so die politischen Fragen, glaubst Du persönlich, dass sich das in Deutschland jemals ändern wird oder nicht?

Lars: Du meinst jetzt das Thema mit der Schulpflicht, mit der Gebäudeanwesenheitspflicht?

Sebastian: Genau, weil es gibt ja muss man ja sagen, im Grunde die Mehrheit der Länder lässt ja Homeschooling, Independent Schooling oder Schooling durch die Eltern eigentlich zu, möglicherweise mit bestimmten Beaufsichtigungen oder mit bestimmten Kontrollen, aber Deutschland ist ja, wenn man sich das mal anschaut, eigentlich weltweit, man kann sich ja auf Wikipedia die entsprechende Seite anschauen, eigentlich eher in der Minderheit von Ländern, die da sehr streng dagegen sind.

Lars: Das ist vollkommen richtig, man kann da verschiedenes, ich habe mir auch mal die Mühe gemacht, die Information weit und breit zusammenzusuchen, die ich finden kann im Netz und habe das zusammengestellt auf unserer Seite, kann man auch bei uns nachlesen, auf deutsche-onlineschule.com, und das ist tatsächlich so, wie Du es sagst: Deutschland ist da sehr, sehr, sehr strikt. Mir sind wenig Länder bekannt, wo das ähnlich ist, und auch in anderen Ländern, wo es heißt es herrscht eine Schulpflicht, gibt es eine gewisse Flexibilität, wenn man zum Beispiel nachweist, dass man alternativ gut beschult ist, wenn man zum Beispiel aus Ausländer reinkommt und sagt: "Ich bringe meine Schule mit," dann geht das in sehr, sehr vielen Ländern in Ordnung. Zum Beispiel machen wir gute Erfahrungen in Spanien, wir machen hervorragende Erfahrungen auch mit Kroatien, wo ja in gewisser Weise eine Schulpflicht da ist. In vielen Ländern ist es eben nicht so strikt, da gibt es eine Bildungspflicht oder eine Unterrichtspflicht, die wird unterschiedlich ausgelegt, man kann zum Beispiel auch in Österreich bisher einen sogenannten Häuslichen Unterricht beantragen zum Anfang des Jahres, und das funktioniert im Normalfall recht gut, und dann gibt es so Konzepte wie Prüfungen zum Beispiel, die man am Ende des Schuljahres abgenommen bekommt oder einfach nachweisen muss, dass man nicht auf der faulen Haut gelegen ist. Das sind flexible Ansätze.

Um jetzt auf die Frage zurückzukommen, ob ich glaube, dass sich das in Deutschland ändert, ich muss ganz ehrlich sagen, ich weiß es nicht, ich habe keine Ahnung. Ich glaube nur, dass man auf keinen Fall negieren darf, dass sich natürlich die Zeiten radikal geändert haben, nicht nur in den letzten anderthalb oder zwei Jahren, sondern insgesamt diese technischen Voraussetzungen, die waren ja vor fünf, sechs, sieben Jahren überhaupt noch nicht so da. Ich kann mir schon vorstellen, dass man früher oder später gar nicht drum rumkommen wird, das als, naja, ich weiß nicht, ob ich sagen kann als Alternative zu nehmen, eben diese Möglichkeit Online Schulen zu geben, oder Fernschulen, das muss man ja auch nochmal unterscheiden, zu geben, die Beschulung eben zu machen, und zwar auf einem legal gesehenen vollwertig nebendran gestellten vollwertig berechtigten Niveau, sondern ich glaube, man wird auch erkennen, dass das eine unglaubliche Bereicherung für die Landschaft ist. Es passt natürlich bei Weitem nicht für alle Schüler und alle Familien, das muss man auch sagen, da sind einige, die mögen es viel lieber, in einer physischen Zusammenkunft zusammen zu sein in der Klasse und dann eben auch, wie wir das kennen, die Schule auch auf die Weise zu machen, es gibt aber auch andere Schüler, die das vorziehen und damit sehr, sehr gut klarkommen, und das sind nicht wenige.

00:12:10 - Unterschied Homeschooling und Online Schule

Daniel: Okay, dann habe ich eine Frage. Und zwar, Du hast uns gerade darauf verwiesen, dass es ja einen Unterschied gibt zwischen Online Schule und Fernschule. Jetzt wollen wir aber noch eine andere Art der Beschulung ansprechen, nämlich das Homeschooling an sich, denn ursprünglich kommt ja Homeschooling aus dem Amerikanischen, wo es üblich war, dass Eltern ihre Kinder zu Hause unterrichtet haben, und das gibt es ja auch noch. Jetzt gibt es Eltern, die suchen ein Land, in dem sie ihre Kinder selber zu Hause unterrichten können, und jetzt reden wir mit Dir ja gerade über die Online Schule, stellen wir die Fernschule mal zur Seite. Also jetzt der Unterschied Homeschooling und Online Schule, was ja heute viele in Deutschland gleichsetzen mit Homeschooling, das wird ja leicht vermischt. Wo siehst Du jetzt Vor- und Nachteile, wenn jetzt Eltern vielleicht überlegen, ist Homeschooling besser, oder ist eine Online Schule besser? Wo hat die Online Schule Vorteile, wo hat Deiner Meinung nach das eigentliche ursprüngliche Homeschooling Vorteile?

Lars: Ich glaube, dass Homeschooling vor allem daher kommt, dass die örtlichen Distanzen in manchen Ländern sehr groß sind, wie zum Beispiel in den USA, auch in anderen Ländern natürlich, und man da deswegen auch die Möglichkeit oftmals gar nicht hatte, da jeden Tag zur Schule zu gehen und von der Schule zurück zu kommen, oder es wäre eben Wahnsinn gewesen, von den Entfernungen vielleicht irgendwie machbar, aber nicht wirklich sinnvoll, dass das vielleicht einer der wichtigen Gründe ist. Ich glaube Homeschooling wird in verschiedenen Ländern auch von Familien präferiert, die ein gewisses freieres Lernen zum Teil auch sich wünschen, die einfach ihre eigene Struktur haben, ihre eigenen genauen Vorstellungen davon haben, wie das Kind aufwachsen und sich entwickeln soll, und weniger eben an diese starren Strukturen gebunden sein wollen, wie sie zum Beispiel die staatliche deutsche Schule vorgibt oder auch die Schulsysteme der unterschiedlichen Ländern vorgeben.

00:14:06 - Kleiner Klassenverband und der Lehrplan der Online Schule

Lars: Und die Online Schule, wie hebt sie sich ab? Ich kann jetzt vor allem auch für uns sprechen, es gibt einen Klassenverband, das ist ein virtueller Klassenverband, das sind kleine Klassen, wir haben so 16-17 Schüler pro Klasse, die Grundschule ist pro Klasse noch ein bisschen kleiner, weil wir diese Schülernähe wollen. Wir haben diesen Klassenverband, weil wir eben wohl sehr großen Wert legen auf soziale Kontakte, weil wir sehr wohl großen Wert darauf legen, dass die Kinder sich unterhalten, dass sie Dinge zusammen machen, auch wenn es nur virtuell ist, in den meisten Fällen natürlich, mit Abstand, aber gut, man spielt zusammen, man chattet, man telefoniert, manche verabreden sich auch physisch, wenn es möglich ist. Wir haben unter anderem eine Familie in der Türkei, gut, da haben wir mehrere Familien, aber verstärkt ist mir eine sehr gut bekannt, die mit einer anderen Familie hier bei uns in Costa Rica gut befreundet ist, durch uns, die sich kennengelernt haben. Die waren zu Pfingsten zusammen in Deutschland, die haben sich dort getroffen und eine Woche zusammen verbracht. Das fand ich ganz toll, und ich glaube, diese Erlebnisse, das ist schon etwas Einmaliges, ich glaube, das wäre vorher gar nicht so denkbar gewesen, weil man eben doch diese Bekanntschaften knüpft. Und dadurch, dass wir so viele unterschiedliche Familien mit unterschiedlichen Hintergründen in unterschiedlichen Ländern auch haben, gibt es natürlich ganz andere Einblicke. Man schaut wirklich, im wahrsten Sinne des Wortes über den Tellerrand raus.

Aber jetzt nochmal zurück zu den Konzepten und zu den Unterschieden, dass ich diesen Faden nicht verliere. Es ist so, dass wir uns entschieden haben, dem Lehrplan der staatlichen Schule in Deutschland zu folgen, also Baden-Württemberg, um genau zu sein, sowohl im Gymnasium als in der Grundschule auch, damit wir einfach diesen gewissen Halt vielen Menschen geben, den viele eben wollen und sagen: "Ich möchte natürlich, dass mein Kind mal Abitur machen kann und nichts verpasst in der Schule, wenn ich jetzt mit meiner Familie zum Beispiel ein Jahr oder zwei oder auch fünf Jahre ins Ausland gehe, und dann obendrein noch die Möglichkeit habe, sollte es sich aus irgendwelchen Gründen ergeben, dass ich eben doch zurück muss oder möchte mit der Familie, dass das Kind dann wieder in die staatliche Schule oder in eine andere private Schule übernommen werden kann, ohne Lücken aufzuweisen." Das war uns besonders wichtig. Wir haben auch Zeugnisse, wir geben auch Noten, wir haben auch Verbalbeurteilungen. Ich muss sagen, wir machen das alles so ein bisschen ausführlicher, dadurch, dass die Klassen kleiner sind, können wir da genauer drauf eingehen bei den einzelnen Kindern, auch auf die Unterschiede, was uns extrem wichtig ist, das Ganze individualisiert zu sehen. Aber letztendlich ist bei uns ganz wichtig, dass wir, ja, einerseits die einzelne Familie sehen und den Bedürfnissen der einzelnen Familien auch gerecht werden können, soweit es eben möglich ist, zum einen, zum anderen diese Struktur nach wie vor zu erhalten, dass man sagt: "Okay, man arbeitet auf das Abitur zu und weiß, was man kriegt," sozusagen.

00:16:45 - Wieviel Schüler und Lehrer hat die Online Schule?

Sebastian: Wie viele Schüler habt Ihr da jetzt insgesamt und wie viele Lehrer?

Lars: Die Schülerzahl ist rasant am Wachsen, wir haben begonnen mit sechs oder sieben Schülern im September 2020 und sind jetzt bei nicht ganz 140 im Moment und werden jetzt Parallelklassen eröffnen, da haben wir auch schon so viele Anmeldungen, dass wir im Moment zumindest, fast keinen Platz mehr haben, da sind wir bei knapp 220 Schülern ab Februar. Die Lehreranzahl, relativ viele arbeiten eben freiberuflich für uns oder auf selbständiger Basis, und da sind wir jetzt bei ungefähr 40 Lehrern insgesamt.

00:17:21 - In welcher Zeitzone findet der Unterricht statt?

Sebastian: Und wie läuft das bei Euch konkret ab, was die Zeitzone anbelangt? Ist das alles in der Mitteleuropäischen Zeit, oder in welcher Zeitzone wird der Unterricht sozusagen hier geplant?

Lars: Das ist immer so der Krux gewesen. Dann war die Frage, was wollen wir denn eigentlich für Teile der Welt hauptsächlich ansprechen, und da haben wir gesagt, klar, den ganzen amerikanischen Kontinent, sprich von Alaska bis ganz runter nach Südargentinien, unter anderem auch, und deswegen haben wir gesagt, wir müssen das Ganze so aufsetzen, dass wir Europa am Nachmittag abdecken. Das bedeutet, wir richten uns schon nach der Mitteleuropäischen Zeit, weil das eben, liegt in der Natur der Sache, da orientieren wir uns alle irgendwie dran, wir sind alle Mitteleuropäer, also Schweizer, Deutsche, Österreicher, und sagen, wir beginnen um 14.00 Uhr MEZ und richten uns da sogar nach Sommer- und Winterzeit, bedeutet zugleich, dass, wenn man eben in Europa oder auch Afrika ist, man tendenziell in den Nachmittag und Abend rein lernt, wohingegen man eben in Westeuropa ein bisschen früher ist und dann natürlich in Amerika ganz früh. Wir haben aber auch Schüler, muss ich sagen, in Indien, da ist es ja dann in die anderer Richtung verschoben, das heißt, es geht bis spät in den Abend rein, und wir haben sogar einen Schüler in Südkorea, das ist ein Neunt-Klässler, ich bin überrascht, wie gut der klarkommt, der arbeitet wirklich nachts, das ist aber eine Ausnahme bei uns, muss ich sagen.

Sebastian: Wo ein Wille ist, da ist ein Weg, wie man so schön sagt.

Lars: Auf jeden Fall, und ich meine, gerade Jugendliche sind ja häufig doch auch so kleine Nachtmenschen, die sich dann sagen: "Was soll's? Ich schlafe lieber morgens aus oder strukturiere meinen Vormittag so, wie ich das will und laufe dann im Laufe des Nachmittages zur Hochform auf." Da haben wir jede Menge von, es gibt aber auch Familien, die sagen: "Das ist für mich ein K.-o.-Kriterium, das will ich gar nicht, ich möchte nicht nachmittags lernen, oder beziehungsweise ich muss es anders aufbauen, weil ich darauf angewiesen bin, dass die Kinder morgens in der Schule sind, beziehungsweise den Unterricht bekommen," und da ist ja auch noch nicht aller Tage Abend, wir sind ein bisschen am Bauen, dass dann wir eine zweite Zeitschiene ins Leben rufen eventuell.

00:19:22 - Wie können die Kinder und Jugendliche ihre Konzentration beibehalten?

Daniel: Jetzt ist es ja so, dass man sich lange oder schon ewig darüber streitet, ob es wirklich klug ist, dass Kinder um sieben in die Schule müssen. Es ist wirklich die Frage, ob das eine gute Zeit ist, aber ich denke immer, je nach Kind hat jedes Kind die eigene Zeit, wo es einschläft oder auch nicht, oder gerne schlafen würde oder wie auch immer, oder die Aufmerksamkeit. Ich selber habe viele, viele Jahre unterrichtet, sowohl physisch als auch online, ich weiß, wie schwer das ist, besonders im online die Aufmerksamkeit, gerade wenn es eine größere Gruppe ist, am Laufen zu halten, und da interessiert es mich doch, wie macht Ihr das? Wie kann man sich das vorstellen? Wie sorgt Ihr dafür, dass die Kinder, ich meine beim physischen Unterricht ist es ja schon immer so, ich habe selber auch Mickey Maus Hefte gelesen, wenn der Lehrer vorne was erzählt hat im physischen Unterricht. Jetzt ist die Frage: Wie ist das beim Online Unterricht? Das bekommt ja vielleicht noch schwerer mit, jetzt sagst Du zwar, Du kommst aus der IT, vielleicht kann man das softwaremäßig so mit Augenkontrolle lösen, ob er da gerade seine Augen auf den Monitor richtet, aber die Frage ist einfach: Wie löst Ihr das, dass die Kinder sozusagen über einen längeren Online Zeitraum konzentriert bleiben beim Unterricht?

Lars: Wir haben gemerkt, dass es deutlich besser geht, das ist zumindest unser Eindruck, oder mein Partner sagt das immer, ich selber unterrichte ja nicht, dass es deutlich besser geht als in den herkömmlichen Setups, wo man viel Frontalunterricht macht, oder wenn man viel Frontalunterricht macht. Wir haben die Notwendigkeit, die Unterrichtsmethoden regelmäßig und ständig zu wechseln. Wir haben relativ kurze Einheiten, wo wir Gruppenarbeiten machen, wo wir, je nachdem, man muss auch unterscheiden dazwischen, bin ich jetzt im Fremdsprachenunterricht unterwegs oder vielleicht in Geographie oder in Geschichte, oder mache ich Deutsch oder Mathematik? Da muss man schon unterscheiden, aber wir haben das große Glück, dass man im Online Umfeld unheimlich viele unterschiedliche Modi auch kombinieren und auch abwechseln kann, und das merkt man relativ schnell, nicht zuletzt auch deswegen, weil die Klassen, wie gesagt, recht klein sind. Ob die dann mehr oder weniger alle immer dabei sind oder nicht, man will ja auch nicht dem Einzelnen einen Strick daraus drehen, da sind wir mal ehrlich. Wie war es denn bei uns, als wir in der Schule waren? Wir sind doch immer mal abgeschweift oder nicht dabei. Wir zwingen die Kinder zum Beispiel auch nicht, die Kamera anzumachen. Es ist natürlich immer schön, wenn man sein Gegenüber sieht, mit dem man spricht, und das vermitteln wir auch, wir sagen: "So, Du siehst mich, ich würde Dich auch gerne sehen," aber es gibt ja auch ein Alter, wo viele sich eben scheuen und das nicht so gerne machen, ganz gern mal abtauchen. Aber da gibt es schon Möglichkeiten, die immer schön im übertragenen Sinne an der Nasenspitze zurückzuführen zum Unterricht, und wenn man sie eben im Chat anschreibt, oder da gibt es so kleine Tricks, die ich nicht alle verraten will, aber die wirklich schon ganz hervorragend funktionieren, und die richtig kurzweilig sind und auch Spaß machen, also man auch merkt in der Gruppe, das ist, ja, es macht Freude, und durch diese Freude entsteht dann eben auch die Motivation dabei zu sein. Da haben wir weniger Probleme.

Wir haben einzelne Kandidaten, die sich insgesamt mit Schule schwer tun, natürlich, klar, die aber unter anderem auch deswegen zu uns gekommen sind, oder die Eltern sind zu uns gekommen, weil sie gesagt haben, mein Kind kommt in der Regelschule so nicht klar, hat Schulangst, oder es gibt diese Fälle von Schulverweigerungshaltung, zum Teil auch über Jahre, die eben in dem physischen Klassenverband auftreten, aber zum Teil bei uns eben nicht so sehr, weil man da eben doch die Möglichkeit hat, sich ein bisschen zurückzuziehen und sich nicht so ganz exponiert fühlt. Wir haben da wirklich ein ganz heterogenes Feld von Möglichkeiten, die wir versuchen, da eben einzusetzen und machen da sehr, sehr gute Erfahrungen mit. Jeder Lehrer unterrichtet natürlich auch anders, und das möchte ich vielleicht noch hinzufügen, da bin ich wirklich richtig, richtig stolz drauf, und da breche ich eine Lanze für unsere Lehrer, die bei uns arbeiten. Das sind alles Menschen, die, also zum einen muss ich sagen, das sind akkreditierte Lehrer, selbstverständlich, die haben viel Erfahrung, Großteils an Regelschulen, Großteils auch an Privatschulen wie Waldorfschulen oder Montessori Schulen, das sind Menschen, die überdurchschnittlich technisch begeistert sind, die dieses Umfeld, dieses Online Lernen zum einen begeistert, und zum anderen eben diese Möglichkeit und Vielfalt der Methodik auch begeistert, und dann eben auch ganz besonders wichtig, wie ich finde, sehr, sehr gerne ihren Job machen. Die arbeiten unwahrscheinlich gerne mit Kindern und Jugendlichen und sind deshalb zu uns gekommen. Sie machen das nicht, weil sie das finanziell müssen, in erster Linie, sondern viele haben so angefangen, dass sie das nebenbei so ein bisschen machen, und daran merkt man dann eben auch die Begeisterung der Kollegen, die dann wirklich sich im Engagement auch zeigt, und was dann letztendlich natürlich auf die Schüler überschwappt, was die Motivation dann ja auch zeigt.

00:24:01 - Kann ich für die Klassenarbeiten meinen großen Bruder holen?

Daniel: Ich muss noch etwas nachfragen, und zwar hast Du gesagt, die Kinder dürfen ihre Kamera ausschalten, und da kommt mir jetzt sofort in den Sinn, wenn eine Klassenarbeit geschrieben wird, hole ich meinen großen Bruder, okay, ich selber habe keinen großen Bruder, aber wenn ich einen hätte, und würde den dann bei ausgeschalteter Kamera für mich die Klassenarbeit machen lassen. Wie läuft sowas ab? Wie kann man sich die Leistungstests vorstellen bei solch einer Online Schule?

Lars: Im Extremfall wäre das natürlich so, klar, auf jeden Fall, man kann das ja noch weiterspinnen, man kann ja auch sagen: "Okay, Du kannst dir natürlich alles zusammengoogeln was Du brauchst," in manchen Fächern geht das ja tatsächlich, in anderen weniger. Klar, das ist natürlich ein großer Vertrauensvorschuss, den es da gibt, das ist wirklich so, aber ich möchte sagen, dass wir schon auch im Stande sind, Stück für Stück und nach und nach die einzelnen Schüler so gut individuell zu kennen, dass wir ziemlich genau wissen, was sie können und was sie nicht können, und man sieht das. Man sieht das, wenn es nicht von ihnen kommt. Vielleicht nicht jedes einzelne Mal, aber das fällt schon auf, und da wird dann auch drauf hingewiesen, und das ist erfahrungsgemäß den einzelnen Schülern dann ganz besonders unangenehm, wenn es dann auffällt. Deswegen, dieser Vertrauensvorschuss wird in vielen Fällen in den meisten Fällen nicht missbraucht. Aber grundsätzlich ist das natürlich richtig, und dann kommt noch ein weiterer Aspekt dazu. Wir haben, was die Klassenarbeiten angeht nicht so diesen ganz klassischen Ansatz, dass wir sagen, wir machen die Gesamtnote des Fachs abhängig zu Zwei Drittel schriftlicher und Ein Drittel von mündlicher Note, sondern wir haben noch andere Komponenten dabei. Wir haben Gruppenarbeiten, Projektarbeiten, die mit einfließen, die die Kinder auch zusammen machen, in Kleingruppen zum Teil, also manchmal über einen längeren Zeitraum. Dann haben wir auch Präsentationen, und somit hat die Klassenarbeit an sich gar nicht mehr so wahnsinnig viel Gewicht, wie im ursprünglichen Sinne, wie wir das von früher kennen, zum einen, und zum anderen ist es ja so, wenn man sich vorstellt, man hat zum Beispiel eine Dreiviertelstunde, um eine Klassenarbeit zu schreiben, das ist ein genau vorgefertigtes und vorgegebenes Feld an Fragen und Wissen, was abgefragt wird, was zuvor gelernt worden ist, hoffentlich, und dann muss man eben abgeben. Und das ist es natürlich so, wenn Du relativ viele Transferfragen stellst, die auch ein bisschen in die Tiefe gehen, wo Du einfach Dein gelerntes Wissen als Werkzeugkasten nutzt, dass Du das gar nicht so auswendig da runterschreiben kannst, beziehungsweise abschreiben kannst, Du wirst es übertragen müssen, Du wirst letztendlich Transferwissen anwenden müssen und wirst auch mit der Zeit, mit diesen 45 Minuten, wenn Du das Wissen nicht hast, gar nicht zurechtkommen, selbst wenn Du dir die Sachen zusammengoogelst. Wir kennen das aus dem Beruf, wenn man von seiner Tätigkeit keine Ahnung hat, dann hilft einem Google auch nur sehr, sehr, sehr bedingt. Man muss ja schon dieses Grundwissen haben, um zu wissen, wo muss man gucken, was passt zusammen, und das ist eine Sache, glaube ich, die auch unseren Kindern sehr, sehr viel Rüstzeug gibt für später, weil sie auch lernen, selbständig zu arbeiten und zu wissen, einzuschätzen, worauf kommt es denn eigentlich an. Nicht nur das pure Wissen, natürlich auch das Wissen, aber eben nicht nur.

00:27:01 - Unbegründete Ängste und Bedenken – Homeschooling ist erfrischend und befreiend

Sebastian: Ich habe ja lange in den USA gelebt und habe auch Homeschooling gemacht, also jetzt sowohl klassisches Homeschooling als auch Online Schooling mit meinen Kindern, und man muss ja sagen, wenn man aus Deutschland kommt und jetzt mal außerhalb des Corona Kontext denkt, hat man doch sehr große Berührungsängste mit diesem Thema, weil man ja so indoktriniert ist von diesem Modell aus der Aufklärung der Kaiserzeit letztlich, oder in Großbritannien aus der Viktorianischen Zeit, wo man in die Schule geht wie die Ameisen, wie man da sitzt, wo man lernt, wo man vorbereitet wird auf das Berufsleben, letztlich als eine Arbeitsbiene trainiert wird, sage ich jetzt mal. Die Realität ist ja, wenn es mal tatsächlich macht und tatsächlich das mal anfängt und sich das traut zu machen als Eltern, dass es ja gerade jetzt mit der Online Schule doch ganz überraschend einfach ist, und auch in gewisser Weise befreiend ist. Also, es heißt, dass im Grunde viele Ängste, kommen die Kinder mit, finden sie nachher wieder den Anschluss, werden sie "sozialisiert", verdummen die, erweisen sich doch tatsächlich als unbegründet, diese Ängste. Ist das auch etwas, was Ihr bei euren Eltern, Kunden beobachten könnt?

Lars: Ja, auf jeden Fall, ich denke auch, dass viele Grenzen, die wir so sehen und haben, setzen wir uns selber. Das ist so mein Eindruck, und ich habe das große Glück, dass viele oder die meisten, mit Abstand die meisten Eltern, die zu uns kommen, die sind sowieso schon ein bisschen anders, ich möchte sagen ein bisschen open-minded, was das Thema angeht, die haben sich mit der Materie beschäftigt, die haben sich Fragen gestellt, mit denen sie zu uns kommen, die ich ihnen gerne beantworte. Man geht in Diskussion, man geht in Abwägen von Für und Wider, und prinzipiell ist es tatsächlich so, dass, ich glaube auch diese Thematik mit den Sozialkontakten, das ist natürlich einer, auf jeden Fall, man muss schon aufpassen, salopp gesagt, dass die Kinder vor den Rechnern nicht versacken. Aber ich glaube auch immer, wenn wir diese Gespräche führen, vorab sagen wir immer: „So schön es auch ist, wenn jemand gerne online lernt, aber bitte achtet doch darauf, dass sie rausgehen, dass sie Sport machen.“ Ich finde das persönlich ganz wichtig, dass man natürlich auch physisch mit anderen Kindern in Kontakt kommt und anderen Kindern und Jugendlichen spielt oder Musik macht draußen, dass man diesen Gegenpol hat. Ich glaube, wenn das gegeben und gewährleistet ist, dann ist es absolut eine Bereicherung. Wenn man sich in dem Online Umfeld an sich wohlfühlt, dann ist es eine sehr große Bereicherung.

00:29:43 - Ermutigender Rat von jemandem mit entsprechender Lebenserfahrung

Sebastian: Was ich im Grunde sagen will, ich kann jedem, der jetzt zuhört oder zuschaut und sich mit dem Thema auseinandersetzt und sagt: "Okay, ich möchte gerne ins Ausland umziehen, aber ich kann es nicht machen," wir hören es ja in der Beratung. Wir betreuen ja viele Leute, digitale Nomaden, Unternehmer, die ins Ausland umziehen wollen, manche aus steuerlichen Gründen, manche aus anderen Gründen, weil sie ein Unternehmen im Ausland aufbauen wollen. Aber bei vielen ist die Hemmschwelle zu sagen: „Ja, wie soll ich das machen, ich habe Kinder, und die können nicht mitgehen, weil ich sie da nicht in die lokale Schule stecken, dann wird ihre Karriere ruiniert und deren Aussichten später im Beruf weg sein,“ und so weiter. Ich habe selber in mehreren Ländern gelebt, bin mit Kindern umgezogen, habe sie dort in die lokale Schule gesteckt, zum Teil Homeschooling gemacht, also relativ viele Sachen gemacht, und ich kann jeden nur ermutigen, wenn er sich mit dem Thema auseinandersetzt und zum Beispiel ein Angebot rausgefunden hat, sich da eigentlich keine Sorgen machen muss. Da kann man zuversichtlich sein, dass es funktioniert. Ich möchte jeden ermutigen, dass viele Ängste dort unbegründet sind. Es funktioniert eigentlich überraschend gut. Und vor allen Dingen, wenn ich an meine eigenen Kinder denke, es hat ihnen immer besser gefallen, auf die Online Schule zu gehen oder Homeschooling zu machen, als auf die traditionelle Schule zu gehen. Also die würden das am liebsten heute auch noch machen. Ich glaube, auch wenn es für viele ein Sprung ins kalte Wasser ist, viele Ängste sind unbegründet.

00:31:15 - Muss oder sollte mein Kind vor Ort die Landessprache lernen?

Daniel: Da habe ich eine Frage, eigentlich fast an Euch beide, also an den Lars, der die Online Schule hat und auch an den Sebastian, der Erlebnisse und Erfahrungen mit seinen eigenen Kindern hat. Jemand könnte sagen: "Es ist doch viel besser für die Kinder, wenn sie lokal vor Ort in die Schule gehen, weil dann lernen sie die Sprache und haben auch den Anschluss vor Ort. Also wenn ich ins Ausland ziehe und meine Kinder bei der Online Schule anmelde, wie lernen sie die Sprache vor Ort, beziehungsweise finden Anschluss vor Ort? Ist das ein Nachteil, ein Vorteil? Wenn jetzt Eltern zu Dir mit solch einer Frage kommen würde, was würdest Du ihm sagen? Und auch Sebastian, es würde mich auch interessieren, was Du dazu zu sagen hast. Fangen wir mit Lars an.

Lars: Das ist ein extrem guter Punkt, den bringe ich auch immer ganz gerne auf, und ich glaube, das ist unheimlich unterschiedlich von Situation zu Situation. Wenn jemand zum Beispiel in ein Land geht, wo er die Sprache gar nicht kann, überleg Dir mal, Du gehst für ein Jahr zum Beispiel nach Ungarn oder für zwei Jahre, Ungarisch ist eine sehr andere Sprache, die nicht einfach mal so nebenbei gelernt werden kann, und zumal, wenn jemand sagt, ich möchte aller Voraussicht nach ohnehin zurückkommen oder geht danach in ein drittes Land, wo die Sprache wieder anders ist, dann ist die Frage: "Wieviel Sinn macht es, das Kind da integrieren zu wollen auf die Art und Weise?" Vor allem auch, diesen Druck auch aufzubauen als Kind, Du bist der Einzige oder die Einzige, die die Sprache nicht kann, Du weißt überhaupt nicht, wo oben und unten ist, und ich glaube, für solche Fälle ist es schwierig. Nun, wo man es sich natürlich überlegen kann, wenn man hier in Lateinamerika ist oder in den USA oder in Kanada, na klar, dann die Sprache vor Ort, die Kultur, man taucht ein, man lernt Kinder kennen, ist eine Sache mit einem großen, großen Reiz, und ich glaube, die Kinder lernen auch jede Menge dabei. Was die Kultur angeht und auch die Veränderung der Perspektive auf verschiedene Dinge, das finde ich extrem wertvoll. Muss man sich natürlich überlegen. Ist vor allem vielleicht dann zu raten, wenn man sich sicher ist, man will da bleiben für lange, lange Zeit. Wenn man sich jetzt aber noch nicht ganz sicher ist und sagt: „Wir schauen erstmal, jetzt kommen wir erstmal an, und machen erstmal ein Jahr oder zwei und gucken, wie sich das entwickelt,“ das ist dann eher so der Punkt, wo man dann sagt: "Ja komm, dann gib doch nicht gleich alles auf einmal ab, sondern mach mal eins nach dem anderen und überleg' es Dir so nach und nach." Oder es gibt ja auch von der Mentalität her, manche Menschen sind da einfach sehr unterschiedlich. Manche gehen mit der größten Natürlichkeit überhaupt in die ganz unterschiedlichen Kulturen hinein und öffnen sich für das, und für die ist das sehr angenehm, und andere tun sich da anfangs ein bisschen schwer und wollen die Gewissheit des Rettungsankers, sich zurückziehen zu können auf das, was sie schon ein bisschen kennen zumindest.

Das ist wirklich unterschiedlich, es sind ganz unterschiedliche Menschen, auch bei uns, viele sagen tatsächlich: "Ne, ich möchte das gar nicht, ich möchte eigentlich tatsächlich auswandern, aber wie gesagt, ich weiß nicht, was in zwei Jahren ist, und ich möchte gerne die deutsche Schule, und mein Kind soll jederzeit die Möglichkeit haben, wieder nach Deutschland zurückzukommen, wenn es das will, und dann eben das Abitur machen können. Wenn ich es hier jetzt zum Beispiel in Costa Rica oder in Paraguay oder in Uruguay in die Schule stecke, dann ist die Schulbildung eine ganz andere, das bedeutet, die empfangende Schule in Deutschland wird gar nicht genau wissen, wie kann ich dieses Kind eigentlich einstufen. Ganz andere Fächer, ganz andere Niveaus," und das sind Aspekte, die man unbedingt bedenken muss. Das ist ja auch nichts, was man über das Knie brechen kann, das Bauchgefühl muss auch stimmen dabei, von Seiten der Eltern zum einen und zum anderen natürlich auch von den Kindern.

Daniel: Macht Sinn. Sebastian?

Sebastian: Ist eine sehr interessante Frage. Man muss zum einen natürlich sagen, wie der Lars schon angedeutet hat, dass natürlich die Schulsysteme in verschiedenen Ländern tatsächlich bescheiden und die Ressourcen beschränkt sind, und es oftmals nicht wirklich Sinn macht, die Kinder dort in die Schule zu schicken, von sozialen Brennpunkten, usw. mal abgesehen. Es gibt in fast allen Ländern natürlich internationale Privatschulen, die zum Teil auch internationale Schulabschlüsse, wie International Baccalaureate, also im Grunde Abitur anbieten. Es ist normalerweise nach meiner Erfahrung kein Problem, auf solch eine Schule zu gehen und dann auch wieder in die deutsche oder eine europäische Schule zurückzufinden, auch wenn das Ganze in Englisch ist, das Wissen ist mehr oder weniger transferierbar, die Bildungsfelder sind vergleichbar, wenn man den internationalen Schulen folgt. Es ist natürlich auch eine Preisfrage, kostet in vielen Ländern ja locker mal 10.000 €-15.000 € pro Jahr pro Kind, das darf man nicht unterschätzen.

Es ist so, denke ich, dass natürlich Kontakt hier in der lokalen Community für Kinder sehr wichtig ist. Was wir gemacht haben, als wir homegeschoolt haben in den USA ist, dass wir in den Homeschooling Netzwerken sehr aktiv waren. Das sind jetzt nicht irgendwelche Online Netzwerke, sondern tatsächlich Gruppen, die sich regelmäßig wöchentlich treffen, mit den Kindern, wo man dann Aktivitäten gemeinsam macht und etwas unternimmt, wie beispielsweise in den Zoo gehen, sich im Park treffen, ins Schwimmbad gehen, usw. Die Kinder haben schon Kontakt oder sind in Jugendgruppen drin, machen andere Sachen nebenher, machen Musikunterricht, sie haben auf jeden Fall Kontakt mit anderen Kindern, auch außerhalb der Schule. Es ist eben nicht immer, wie Lars schon gesagt hat, gewollt, sich hier wirklich in das lokale Schulsystem einzufinden. Ich denke jetzt gerade auch an Länder, wie zum Beispiel Malta, die ja dann auch sehr großen Wert auf die eigene Sprache legen, die ja völlig, ich sage mal, Entschuldigung allen Maltesen gegenüber, irrelevant ist, und da muss das Kind dann Maltesisch lernen in der Schule, und das hat natürlich absolut keinen Sinn. Da kann es viele Gründe geben, warum jetzt die lokale Schule nicht unbedingt die geeignete ist, es ist natürlich wichtig, dass man Anschluss hat an die lokale Community, dass man dort mitten im Leben ist und entsprechend dann den Anschluss anderweitig findet.

00:37:31 - Sport und Online Schule – möglich ist alles

Daniel: Eine Frage habe ich jetzt doch noch. Fragen wir mal so: Sind die Schüler in der Online Schule überproportional dick? Ihnen fehlt ja immerhin der Sportunterricht. Ich stelle es mir sehr schwer vor, online, also vor dem PC die Kinder und Jugendlichen zur Bewegung anzuhalten. Wir wird das gelöst, und welche Konzepte gibt es für ausreichen Bewegung beim Online Lernen?

Lars: Prinzipiell kann ich nur vorab sagen, ich glaube nicht, dass die Kinder überproportional dick sind. Mein Eindruck ist immer gewesen, dass die Kinder und Jugendliche den Sport, den sie machen oder auch nicht machen, das kommt vor allem entweder intrinsisch, tatsächlich die Lust darauf, der Spaß daran oder eben durch die Familie und durch das Umfeld, und dass der Schulsport da gar nicht so viel ausgemacht hat. Da komme ich vielleicht gleich nochmal drauf, aber wir haben auch Leistungssportler bei uns, gerade im Bereich Tennis haben wir einige Spieler, die wirklich sehr gut sind, auch Ranglistenspieler, die auf Ranglisten Niveau spielen, relativ weit vorne mit dabei sind zum Teil. Wir haben auch ein Flex-Konzept, dass wir sagen, wir sind da ein bisschen freier als die herkömmlichen Schulen, die Regelschulen, die man so in Deutschland kennt, dass man dann sagt, in Absprache mit den Eltern ist das so, je nachdem wie die Prioritäten eben liegen, wenn ihr dann mal nicht da seid wegen Turnieren, wegen Trainingslagern beispielsweise, oder Reisetage habt, Tennisspieler reisen ja sehr viel von Turnier zu Turnier, dann kann das nachgeholt werden. Das ist dann so, dann ist man nicht dabei, dann sagt man vorher Bescheid, dann kann das in unseren Kursnotizbüchern, wir arbeiten mit Microsoft Teams, und da gibt es die Kursnotizbücher, die werden sehr detailliert aufbereitet von den Fachlehrern, so dass man wirklich alles eins zu eins nachlernen kann oder auch vorlernen kann, wie man das möchte, zeitlich flexibel.

Was das Thema Sport angeht, glaube ich, ist das eine ganz wichtige Sache, dass die Kinder nicht zu sehr immer nur am Rechner sitzen. Wir haben da tatsächlich ein Konzept, das wir am Vorbereiten sind, mein Partner hat da jemand kennengelernt vor einiger Zeit, der sich da gerne einbringen will bei uns, der eben in genau diesem Online Umfeld auch gute Möglichkeiten und Ideen hat, wie man das umsetzen kann. Wir haben beispielsweise so ein Challenges Prinzip, das leben wir momentan noch nicht aktiv, wird aber kommen, dass man den Kindern sagt: "Was macht Ihr denn gerne, oder was macht Ihr gut? Setzt Euch eine Zielsetzung in Absprache mit dem Lehrer, und dann wird das eben protokolliert, beziehungsweise man arbeitet auf ein Ziel zu," sowas ist das zum Beispiel. Der eine läuft gerne, der Dritte ist vielleicht gut im Mountainbike Fahren, ein anderer spielt wie gesagt Tennis oder Fußball, und so was mit einfließen lassen, oder wenn jemand von Natur aus sehr unsportlich ist, dann geht es zweimal in der Woche zum Beispiel anderthalb Stunden am Stück oder man steigert das. Man geht zu Fuß, solche Dinge. Das sind Sachen, die auf jeden Fall auf dem Schirm sein sollten, und das ist auch bei uns so, denn wir glauben auch, dass es ganz wichtig ist, wenn man im Kopf gesund und fit ist und da auch gerne lernt und sich weiterentwickelt, dann muss man auch körperlich fit sein, das ist ganz wichtig.

Daniel: Jetzt ist halt die Frage, da habe ich auch drüber nachgedacht, weil man gibt als Eltern, ich hatte ja auch zwei Töchter, die auch in der Schule waren, und man gibt normalerweise ja die Verantwortung an die Schule ab, was die Bewegung betrifft, weil man sich drauf verlässt, die werden da gestresst, die bekommen da Bewegung und so. Jetzt ist gerade die Frage: Bei einer Online Schule geht die Verantwortung zu den Eltern zurück, also müssen jetzt die Eltern wieder drauf achten? Dann müssen Sie es natürlich wissen. Oder ist das eine Verantwortung, die der Lehrer der Online Schule nach wie vor auch bei sich sieht? Also ich bin nicht nur verantwortlich, dass er in Mathe und anderen naturwissenschaftlichen Fächern zum Beispiel gut ist, sondern ich muss mich auch dafür verantwortlich fühlen, dass die Schüler sportlich aktiv sind? Das war meine Frage.

00:41:20 - Geschwindigkeit vom Internet – was ist, wenn ich kein oder langsames Internet habe?

Daniel: Aber vielleicht noch eine andere Frage: Sport hat ja was mit Geschwindigkeit unter anderem zu tun und mit Ausdauer, und schlagen wir da jetzt mal die Brücke zur Geschwindigkeit vom Internet und Ausdauer, sagen wir mal: Was ist, wenn ich mal überhaupt kein Internet habe? Entweder ich habe langsames Internet oder stellen wir uns vor, Du hattest ja vorhin selber gesagt, auch Sebastian, dass es mitunter Situationen gibt, wo jemand, der seinen Wohnsitz wechselt, vielleicht auch in eine Gegend kommt, wo die Infrastruktur nicht so gut ist. Was habt Ihr da für Konzepte? Also ein Schüler hat langsames Internet oder vielleicht auch mal plötzlich einen Tag gar kein Internet? Was ja dann übrigens auch das Gleiche wäre, mal einen Tag kein Internet kann ja auch sein, ich bin mal krank, auch das ist ja etwas, wo man ein Konzept braucht.

Lars: Auf jeden Fall. Wir haben das gelegentlich, wobei ich immer überrascht bin, wie durchgängig stabil bei den meisten unserer Schüler das Netz ist. Ich kann Euch sagen, das habe ich noch gar nicht erwähnt, wir haben Schüler in mittlerweile gut 30 Ländern weltweit, das führt wie gesagt von Südkorea ganz im Osten bis, ich glaube sogar in Baja California haben wir auch jemanden dabei, ganz im Westen. In den unterschiedlichsten Ländern gibt es natürlich unterschiedliche Voraussetzungen. Wir haben zwei Familien in Rumänien, wo eine von beiden immer wieder Probleme hatte mit dem Netz, aber auch dafür gibt es Lösungen. Ich glaube, wenn man eine 15 bis 20 Mbit Leitung hat, das reicht an und für sich. Dann muss man auch sagen, wenn man zum Beispiel die Kamera abstellt, dass man natürlich wesentlich weniger Traffic verursacht und dann wesentlich besser klarkommt. Aber wenn es mal ganz ausfällt, das ist durchaus möglich, dass es passiert, oder mal eine Stunde nicht funktioniert oder tatsächlich mal einen Tag, dann ist es so, dass man das nachlernen kann. Wir haben wie gesagt die Kursnotizbücher, da können die Schüler reinschauen, das ist ja auch offline verfügbar, das synchronisiert der Rechner automatisch, und dann kann in der Folgestunde einfach nochmal darauf eingegangen werden. Das ist nicht das große Thema, weil wir ja auch, wie gesagt, recht kleine Klassen haben, so dass das sowieso dann vor dem Hintergrund dieser Gleichmacherei, das heißt in dem Sinne, wir sind mit dem Stoff so und so weit vorangekommen, jetzt machen wir genau an dieser Stelle nahtlos weiter, das passiert bei uns kaum, weil wir sagen: „Wir wollen jeden da abholen, wo er steht, und wenn es dann mal technische Probleme gab, dann ist es nicht das große Thema, dann wird darauf eingegangen, und wir holen die Schüler da ab. Das ist wirklich eine Sache, die ist vernachlässigbar, bisher zum Glück.

00:43:57 - Schulgebühren

Daniel: Jetzt hatte Sebastian uns vorhin etwas zu den Preisen von einigen anderen internationalen englischsprachigen Online Schulen gesagt. Kannst Du etwas zu den Preisen Eurer Schule sagen an der Stelle?

Lars: Uns war es wichtig von Anfang an zu schauen, dass wir ein möglichst breites Publikum ansprechen können, möglichst vielen, die das wirklich wollen, die Möglichkeit geben, das auch finanziell machen zu können, und von daher war es für uns auch ganz wichtig einen deutlich geringeren Preis zu haben, als viele von den internationalen Schulen. Ich weiß von Schulen übrigens, die problemlos Preise aufrufen von 15.000$, 20.000$, 25.000$ im Jahr, so ähnlich, wie Sebastian auch sagte, es sind gar nicht so wenig. Und das Interessante ist, das sind zum Teil Schulen mit einem sehr guten Ruf, die aber, wenn man die Schüler, wir haben auch Schüler von solchen Schulen, wenn man sich mal unterhält mit den Kindern, was die so gemacht haben oder was die auch leistungsmäßig aufgestellt sind, das ist gar nicht so beeindruckend. Also das Preis-Leistungs-Verhältnis ist ein bisschen fraglich zum einen, manchmal, es ist natürlich nicht immer so, ganz klar, es gibt natürlich ganz hervorragende Schulen. Aber bei uns ist es so, dass wir sagen, wir wollen da deutlich drunter liegen. Das hängt ein bisschen von den Klassenstufen ab, je nachdem, bei den höheren Klassen ist es natürlich so, dadurch, dass wir da tendenziell mehr Stunden haben, die wir geben, ist es ein bisschen teurer als bei den niedrigeren Klassen, das bewegt sich alles so, das kann man auf der Webseite nachlesen, in einem Rahmen, der noch recht moderat ist, denke ich. Das ist uns ganz wichtig gewesen. Natürlich kostet eine gute Qualität Geld, wir brauchen natürlich die Möglichkeit, unsere Lehrer gut zu bezahlen, [unverständlich] zu bezahlen, und daher kostet es schon Geld. Und wir haben, muss man sagen, im Vergleich, oder im Gegensatz zu den mit Abstand meisten anderen Schulen nicht den Vorzug, dass wir irgendwie staatlich gefördert werden. Es gibt Privatschulen, und das sind nicht ganz wenige, da werden 80% der Lehrergehälter von den Behörden übernommen, das ist bei uns nicht so. Gut, das kann man argumentieren, wir haben dafür keine Gebäude zu zahlen, das stimmt auch, das ist natürlich der große Benefit, aber wir können, denke ich mal, da so ein bisschen günstiger auf jeden Fall anbieten, so dass es im moderaten Rahmen liegt.

00:46:05 - Wie ist das Verhältnis und die Zusammenarbeit mit den Eltern?

Sebastian: Jetzt entsteht ja dadurch, dass jetzt die Eltern auf einmal bezahlen, und viele Eltern werden ja zum ersten Mal tatsächlich für eine Schule bezahlen, weil ja doch auch Privatschulen in Deutschland, wenn man jetzt mal von Waldorfschulen und so weiter absieht, ja eher doch die Ausnahme sind, also nicht so weit verbreitet, wie in andern Ländern, zum Beispiel Großbritannien, wo ja doch, sagen wir mal 7%-10% der Schüler in die Privatschule gehen. Jetzt bezahlen die Euch, und damit ändert sich doch die Beziehung zu Schule, oder? Auf einmal sind die Eltern ja mehr oder weniger Kunden, haben sicherlich eine gewisse Erwartungshaltung im Sinne von Kommunikation, dass sie auf dem Laufenden gehalten werden, was mit den Kindern passiert, auch so ein gewisses Gefühl, dass sie jetzt wieder mehr Kontrolle haben über die Ausbildung der Kinder. Man hat ja bei der staatlichen Schule das Gefühl, dass einem die Kontrolle total entgleitet, man hat zwar Kinder, aber man hat das Gefühl, man gibt die Kinder letztlich irgendwo ab, und es wird einem die Verantwortung entzogen, und jetzt ist der Staat verantwortlich. Das ändert sich ja alles komplett, wenn man auf einmal für die Schule bezahlt. Wie ist die Zusammenarbeit mit den Eltern? Wie ist die Verantwortungsteilung mit den Eltern, was die Erziehung der Kinder anbelangt, so im täglichen Leben, wie drückt sich das aus?

Lars: Das ist etwas sehr, sehr schönes, muss ich sagen, und da bin ich sehr froh, dass wir uns abheben können und das auch wollen, und das macht auch sehr viel Spaß, sowohl mir als auch meinem Partner und den Lehrern. Wir sind wirklich sehr direkt im Kontakt mit den Eltern, immer wieder, und ich würde sogar so weit gehen, ich würde mir das bei manchen Eltern sogar noch ein bisschen mehr wünschen. Wir haben von vornherein die Vereinbarung, das wird auch im Vorgespräch besprochen, wir haben die Microsoft Teams Konten, jeweils eines auch für die Eltern, wo dann eben die Kommunikation stattfindet. Das heißt, wenn der Klassenlehrer eine Frage hat an ein Elternteil, dann wird eben mal schnell in Microsoft Teams eine Nachricht geschrieben, wird mal nachgefragt; "Wie ist dieses? Mir ist jenes aufgefallen, habt Ihr da eine Antwort drauf? Woran liegt das? Braucht Euer Kind da vielleicht Hilfe? Habe ich da etwas missverstanden? Geht es ihm gar nicht so gut?" Oder umgekehrt, die Eltern werfen eben mal was ein, oder Du hast die Möglichkeit, eben mal wirklich relativ zügig die Information loszuwerden: "Du, pass mal auf, morgen sind wir nicht da, mein Kind kommt morgen nicht zur Schule oder hat die Hausaufgaben aus dem oder dem Grund nicht machen können, das geht schon in Ordnung von unserer Seite, es geht nicht darum, dass das Kind faul war." Diese Kommunikation führt dazu, dass wir unsere Eltern und die gesamte Familiensituation besser kennenlernen bei den einzelnen Schülern, und das führt insgesamt zu einem großen Vertrauensverhältnis, was ich als sehr schön erachte. Und wird erwartet, ja, von einigen, von vielen, und das Schöne aber, wie ich finde, ist dabei, dass wir dadurch als Privatschule die Bereitschaft von den Familien, sich damit auseinanderzusetzen, was wir machen, mit der Dienstleistung auseinanderzusetzen, mit dem Content, den wir an die Kinder ran bringen, sich auseinanderzusetzen ist deutlich größer. Und das erleichtert vieles, weil man eben viel besser auf das einzelne Kind eingehen kann, was das Wissen angeht und die einzelnen Schwächen und Stärken. Das ist auf jeden Fall so, die Ansprüche sind da, und denen versuchen wir immer gerecht zu werden, und das gelingt bisher erstaunlich gut, darüber bin ich sehr froh.

00:49:33 - Wie sieht das Schulzeugnis aus?

Daniel: Wie ist das am Ende? Mein Kind besucht jetzt ein Schuljahr in Eurer Online Schule oder auch mehrere Jahre, und was bekommt es am Ende des Jahres in die Hand? Ein Schulzeugnis, was auch, Du hast ja gesagt, Eure Lehrer sind alles akkreditierte Lehrer, beziehungsweise Ihr folgt dem deutschen Schulplan von Baden-Württemberg, wenn ich es mir richtig gemerkt habe. Jetzt ist die Frage: Was steht auf dem Zeugnis? Wie sieht das Zeugnis aus, wer unterschreibt das, und was steht oben im Briefkopf drin? Ist das ein Zeugnis, das ich verwenden kann, was akzeptiert wird, wenn ich wieder zurück nach Deutschland gehe?

Lars: Das ist auf jeden Fall so, das ist ein offizielles Zeugnis von unserer Schule. Jetzt kann man sagen: "Ja gut, offiziell, kann jeder ausstellen," aber von unserer Institution eben, und das wird gewertet aus der Perspektive Deutschlands, aus der Sicht wird das gewertet, wie das Zeugnis von jeder anderen Auslandsschule auch. Da gibt es so einen Erlass von der Kultusministerkonferenz, ich kann es jetzt nicht wörtlich wiedergeben, wie das formuliert war, aber es war relativ klar, dass eben schulische Leistungen, die eben keinen Abschluss darstellen, nicht anerkennungsfähig und nicht anerkennungspflichtig sind, also von Auslandsschulen, und somit hat es eher einen informativen Charakter. In der Praxis sieht das so aus, dass man eben, wenn man tatsächlich nach Deutschland zurückkehrt und das Kind dort wieder in die Schule geben möchte, zum Beispiel an ein Gymnasium geben will, dass man sich dann eben bei der Schule vorstellt, dass man einen Termin ausmacht mit der Schulleitung, und dass man sich unterhält darüber, was wurde gemacht, man legt die Zeugnisse vor, man sieht dann ziemlich genau, es wurde dem und dem Lehrplan gefolgt, und dann trifft man eben die Entscheidung von Seiten der Schulleitung, passt das Kind, und wenn ja, in welche Klasse? Wir haben wirklich die Erfahrung gemacht, dass es in den seltensten Fällen Probleme gibt. Gut, jetzt kann man sagen, es gibt uns noch nicht so lange, das ist auch wahr, wir haben noch nicht so viele Fälle gehabt von Kindern, die zurückgegangen sind. Allerdings kann ich das sagen, weil mein Partner wie gesagt in der Schulleitung einer Privatschule in Deutschland war, und die hatten wirklich sehr viele Fälle, wo immer mal wieder über die Jahre Kinder aus dem Ausland kamen, von Auslandsschulen, wo es zum Teil auch richtig schwer war, das einzuschätzen, weil sie in einer anderen Sprache unterrichtet und in einem ganz anderen Kulturkreis unterwegs waren. Man hat die dann genommen, man hat sogar, in einem Fall war das sogar, da hat man auf diese Einstufungstests verzichtet, und ich glaube, das machen die meisten Schulen, dass sie darauf verzichten, und sich dann einfach ein Bild davon machen, von Seiten des Zeugnis und das Kind dann da einstufen, wo es passt, erstens, und zweitens, natürlich ob es passt von der Leistungsfähigkeit hin. Man guckt sich das dann an, und in vielen Fällen, also bei meinem Partner war das so, da sagt er, in den meisten Fällen passt das mit Abstand relativ gut. Da braucht man sich keine großen Sorgen machen.

00:52:18 - Was ist mit Probeunterricht/Hospitieren?

Daniel: Können Eltern, die vielleicht unentschlossen sind, was sie machen sollen, machen sie Homeschooling, machen sie eine deutsche Online Schule oder vielleicht eine englische, gibt es die Möglichkeit, dass sie den Unterricht vielleicht mal testen können? Testweise für einen Monat, oder was habt Ihr für ein Angebot für jemanden, der das gerne mal testen möchte?

Lars: Die Frage haben wir öfter bekommen, vor allem auch am Anfang sehr oft. Am Anfang haben wir das tatsächlich gemacht, sind dann aber aus zwei Gründen davon weggegangen, mit Alternative, die nenne ich auch gerne gleich. Der eine Grund ist der, dass es technisch ziemlich aufwendig ist, man muss die Benutzer anlegen, man muss die Kinder in die Technik einweisen, die meisten kennen das mit dem Microsoft Teams nicht so gut oder zum Teil überhaupt nicht, die Struktur, wie wir arbeiten, das ist dann natürlich eine Situation, die in keiner Weise die realistische Schulsituation für die Kinder widerspiegelt, wie es später sein wird, das ist also komplett aus dem Kontext gerissen, das ist der eine Punkt. Ganz abgesehen davon, dass natürlich auch geschaut werden muss, dass es in den ganzen Teams der Lehrer entsprechend eingetragen ist, das Kind, der neue Benutzer, und dass da wirklich nichts schiefgeht. Der andere Punkt, den finde ich mindestens genauso wesentlich, das ist der, wir haben das am Anfang öfter gemacht, wo die Klassen noch kleiner waren, als sie noch nicht voll waren, dass wir diese Vorstellungsrunden, diese langen, das ist schwierig, und vor allem, man kann natürlich auch sagen, wir verzichten auf die Vorstellungsrunden, aber das ist irgendwie nicht so schön, da sind wir relativ schnell drauf gekommen. Du arbeitest mit Menschen, und da musst Du natürlich auch in gewisser Weise so ein bisschen ein Gefühl dafür haben, dass diese Anonymität verlorengeht, und da ist es auch oft so gewesen, oft war es gar nicht, es war einige wenige Male, das hat uns aber gereicht, das muss ich wirklich sagen, dass die Kinder uns darauf angesprochen haben: "Ach, jetzt haben wir wieder einen Schüler, und wie ist das bei dem, ist der dann nächste Woche noch da, oder kommt er dann nicht mehr?" Man hat sich dann so ein bisschen wie im Zoo gefühlt, auch diese Ausdrucksweise kam zu uns, und das hat komplett unsere, wie ich finde, ziemlich private Atmosphäre im Unterricht aus dem Gleichgewicht gebracht, so ein bisschen. Man hat dann dieses familiäre Umfeld nicht mehr gehabt, so dass wir gesagt haben: "Okay, machen wir so in der Form nicht mehr, weil wir eben die Möglichkeit anders haben, den Kindern und Jugendlichen zu zeigen, wie wir arbeiten," und das läuft über Videos. Wir haben einige Videos zusammengestellt, wo wir eben auch versuchen, diesen Datenschutzrichtlinien bisschen gerecht zu werden, dass man die Namen da rausnimmt und solche Dinge, die wir dann eben in den Fällen, wo wir Interessenten haben, zur Verfügung stellen. Die können die sich angucken, dann sehen sie einfach mal, wie tickt das Ganze, wie spricht der Lehrer mit dem Kind, wie sprechen die Kinder untereinander miteinander, wie findet die Interaktion statt, was gibt es für Methodik, die angewendet wird, einfach diesen Gesamt Flavour mal ein bisschen zu bekommen, und dieser Anforderung werden diese Videos deutlich besser gerecht, wie ich meine. Das Feedback haben wir auch öfter bekommen von unseren Interessenten, weil man sich entspannt zurücklehnen kann und sich das wirklich unvoreingenommen anschauen kann, ohne in dieser Situation des Drucks zu sein, da funktionieren zu müssen, zu gucken, wo muss ich denn jetzt klicken, bin ich jetzt eingeloggt, ja, nein, mit wem habe ich da jetzt gerade gegenüber zu tun, spricht der mich jetzt an, ja oder nein. Man hat die Möglichkeit, sich das einfach mal anzuschauen. Es ist, wie so ein Blick durchs Schlüsselloch, kann man sagen, und sich dann einen Eindruck zu machen.

Daniel: Macht Sinn.

00:55:34 - Kann ich die Online Schule besuchen mit Wohnsitz in Deutschland?

Daniel: Jetzt stelle ich mir vor, wir haben Zuschauer oder Zuhörer, also Eltern mit Kindern, die sagen: "Ich möchte jetzt, denn was der Lars Berner da erzählt hat überzeugt mich so sehr, ich möchte mein Kind unbedingt auf seine Online Schule schicken. Es gibt nur ein Problem: ich wohne in Deutschland." Gibt es irgendeinen Weg, irgendetwas, was Du deutschen Eltern sagen kannst, die noch nicht ins Ausland ziehen konnten, aber ihre Kinder gerne auf die Online Schule schicken möchten?

Lars: Was ich den Menschen immer gleich sage, dass es diese Schulpflicht, diese Gebäudeanwesenheitspflicht gibt, die wir mit unserer Schule bisher nicht erfüllen können, in keiner Weise, zumindest ist es, wenn man es konservativ ausdrückt so. Jetzt kann man natürlich argumentieren, ich kenne den Gesetzestext nicht so genau, es ist auch von Bundesland zu Bundesland tatsächlich anscheinend unterschiedlich, es ist keine Sache, die im Grundgesetz verankert ist, nebenbei gesagt. Es ist wohl so, dass von einem Raum, einem gemeinsamen Raum immer mal wieder die Rede ist, und jetzt kann man natürlich argumentieren, das ist ja auch ein virtueller Raum und ein gemeinsamer Raum, aber diese Formulierung greift juristisch einfach nicht, das muss man einfach sehen. Was sage ich den Menschen? Ich sage ihnen: "Ihr habt eigentlich die Möglichkeit zu warten, ob sich da rechtlich etwas ändert, die Möglichkeit zu warten, ob wir vielleicht tatsächlich irgendwann in den Genuss kommen, eine Genehmigung als Ersatzschule sogar zu erhalten, wenn man das vielleicht hinbekommt, oder aber Ihr seid sowieso drauf und dran das Land zu verlassen, und in Euer "Traumziel" zu gehen, und dann sieht die Welt sowieso anders aus, was das Thema angeht." Das ist das, was ich den Leuten sage. Es gibt einige Ausnahmen, die eben trotzdem die Möglichkeit haben, die haben meistens einen mehr oder weniger schlimmen Leidensweg hinter sich, weil zum Beispiel, ich glaube, ich hatte das glaube ich eingangs erwähnt, ein Kind Schulangst hat oder eine Verweigerungshaltung hat oder irgendwelche psychischen Probleme, dass es eben nicht in die Schule gehen kann. Zum Teil ist es glaube ich sogar auch physisch, da haben wir jetzt keinen Fall bei uns, aber es mag auch Kinder geben, die eine physische Behinderung haben, dass die nicht in das Schulgebäude können, und da mag es Ausnahmegenehmigungen geben, und gerade diese psychischen Punkte, da gibt es ein paar Schüler bei uns, die tatsächlich auch in Deutschland sind, und das funktioniert ziemlich gut. Dann, und dann muss man natürlich überlegen als Elternteil, kann ich vielleicht diesen Weg gehen? Will ich diesen Weg gehen, zu versuchen, diese Befreiung zu bekommen? Da kann ich jedem nur sagen: "Das ist schwierig, und das ist langwierig," Das muss man sich vorher überlegen, ob man den Weg gehen will.

00:58:11 - Ein Vater spricht aus seinem Herzen – eine Ermutigung für alle Eltern

Sebastian: Ich denke, ganz ehrlich gesagt, ich habe ja viel Mandanten in der Beratung, und ich habe jetzt doch immer wieder Mandanten, die ins Ausland umziehen, vordringlich wegen der Schulpflicht in Deutschland. Die sagen: "Ich möchte da raus, ich möchte meine Kinder selbst unterrichten, oder auf eine Online Schule geben, oder was auch immer. Ich denke, die Erziehung und die Bildung und die Ausbildung ihrer Kinder ist vielen Eltern extrem wichtig, und ich glaube, wem es wirklich wichtig ist, der wird den Schritt machen ins Ausland. Sagen wir mal, zumindest dann, wenn es sich für ihn beruflich, geschäftlich oder in irgendeiner Weise regeln lässt. Und das ist ja nun wirklich etwas, was Corona doch verdeutlicht hat. Ob ich jetzt ob ich jetzt in Wanne-Eickel sitze und einen Zug vollmache, oder ob ich irgendwo anders sitze, wo Homeschooling erlaubt ist und einen Zoom Call mache, spielt ja nun wirklich absolut keine Rolle. Und sowohl Kunden als auch Arbeitgeber, insbesondere bei Freelancern sind inzwischen ja so flexibel geworden, dass das für viele tatsächlich eine Option geworden ist zu sagen, man kann den Weg ins Ausland gehen, ohne dass man jetzt hier im Grunde große Job Risiken oder anderweitige Risiken hatte, das kann mittlerweile wirklich funktionieren, das hat doch davor auch schon funktioniert, aber sagen wir mal, jetzt ist es noch einfacher geworden. Ich würde mal sagen, es war noch nie so einfach, wie es jetzt ist. Und man kann ja immer sagen, man macht es mal für ein Jahr, macht es mal für zwei Jahre, man schickt die Kinder in der Zeit bei Euch in die Schule, und wenn es nicht klappt, es gibt genug Leute, die eine Weltreise machen und danach wieder zurückkommen. Wer auch jetzt nicht, wenn es gar nicht funktioniert, wäre auch nicht der Weltuntergang. Aber man kann alle nur ermutigen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, die tatsächlich für die Kinder eine bessere Lösung wollen, wo die Kinder leiden, wo die Eltern leiden, wo die Eltern das Gefühl haben, meine Kinder werden hier nicht gut genug versorgt, oder ich habe das Gefühl, ich habe nicht die Kontrolle, oder ich weiß nicht genau, was dort passiert. Man kann alle nur ermutigen, es war nie so einfach, wie es jetzt ist, und ich glaube, Du hast hier in der Unterhaltung gezeigt, dass es ja fast ein nahtloser Übergang ist zu Eurer Schule. Natürlich ist es anders, ich will jetzt nichts sagen, was hier, es ist anders, es ist eine andere Zeit, es ist ein anderes Format, klar, da muss man sich eingewöhnen, und da wird es auch Frustration geben und so weiter, ist ja total normal bei allen neuen Sachen so. Aber ich glaube, man muss die Leute ermutigen, den Schritt zu machen, wenn es sich wirtschaftlich für sie einrichten lässt aufgrund der beruflichen Situation, wenn sie als Freelancer oder sonstiges arbeiten können, also ich glaube, es war nie so einfach, wie es jetzt ist, und man kann jeden nur ermutigen, den Schritt zu machen.

Lars: Danke, das sehe ich auch so, und wir erleben das auch bei vielen Eltern. Was ich ungern mache, da bin ich wirklich weg von, die Leute in die Richtung zu beraten, denn ich glaube natürlich, dass da jede Menge anderes dran hängt, und das sind Dinge, die ich in so einem relativ kurzen Beratungsgespräch auf gar keinen Fall final beurteilen kann. Man kann es natürlich in den Raum stellen, und es ist tatsächlich so, wie Du auch sagst natürlich, wenn ich einen entsprechenden Beruf habe, habe ich diese Flexibilität, aber diese Entscheidung zu treffen, dann haben die ein Haus, dann wohnt die Mutter noch da, oder er ist Beamter oder arbeitet bei einer großen Firma und kann da nicht weg. Das ist immer so diese Thematik, die muss man sich gut überlegen, und wir haben tatsächlich, wie Du auch sagst, jede Menge Menschen auch, die sich entschieden haben, ja, das ist uns wichtig genug, die Bildung unserer Kinder auf die Art und Weise vornehmen zu können, dass wir diesen Schritt gehen.

Sebastian: Ich glaube, man kann zumindest, Du hast natürlich Recht, jeder muss es für sich selbst entscheiden, und jeder ist erwachsen und muss es für sich selbst klären, kann ich das? Schaffe ich das finanziell? Viele haben Freunde, jeder hat Freunde, hat Familie, schaffe ich das, von der Familie und Freunden weg zu sein, aber zumindest, ich glaube, was heute nicht mehr gerechtfertigt ist, ist diese Blockade von vornerein, dass man die Sache überhaupt nicht diskutieren kann, sondern man kann heute tatsächlich sich damit gedanklich auseinandersetzen, es als eine ernsthafte Alternative ins Auge fassen, okay, und mag sich dann entscheiden, dass es für einen dann doch nicht in Frage kommt, aber ich glaube, Ausreden kann man heutzutage keine mehr machen. Wenn es irgendwann mal möglich war in der Geschichte der Menschen, dann ist es jetzt, dann ist jetzt die Zeit. Heute! Jetzt! Und das ist eine Chance, aber natürlich, viele wollen es am Ende dann nicht machen, aber möglich ist es auf jeden Fall.

Lars: Definitiv, ja.

Daniel: Ja, das war doch fast ein schönes Schlussplädoyer von Sebastian zu diesem Thema. Man kann wirklich unterstreichen, dass es diese Online Schule Möglichkeiten gibt, wie Du sie mit Deiner Schule auch anbietest, oder Ihr mit Eurer Schule, es mag wirklich für die eine oder andere Familie der letzte Kick sein, dass sie sagen: "Jetzt machen wir das endlich, weil das hat uns immer Sorgen gemacht, was können wir mit den Kindern später machen."

Sebastian: Absolut, sehe ich auch so.

Daniel: Jetzt gibt es das, vielleicht es sogar einfach, dass wir heute zusammen das Gespräch geführt haben für die eine oder andere Familie genau der Anlass zu sagen, wir tragen uns jetzt schon seit Monaten oder Jahren mit dem Gedanken, und das war immer das, was uns Sorgen gemacht hat. Es ist ja immerhin ein mindestens zwölfjähriges Projekt für die Kinder, die einen irgendwo an einem bestimmten Ort oder Land festhält, und warum sollten wir jetzt nicht gehen? Gerade wie Sebastian gesagt hat, in der Zeit, wo wir uns sowieso daran gewöhnen, alles oder mehr online zu erledigen.

01:03:48 - Kontaktdaten und Verabschiedung

Daniel: Schön, vielleicht noch eine wichtige Frage zum Schluss: Interessierte Eltern und Familien, wie erreichen sie Euch am besten? Wie können Sie Dich kontaktieren, wenn sie sich für die Schule an sich oder vielleicht sogar schon konkret für eine Bewerbung für einen Schulplatz für die Kinder interessieren?

Lars: Sehr gerne. Uns findet man mittlerweile zum Glück relativ leicht im Internet, schon wenn man sucht nach Online Schule, wird man uns finden, deutsche Onlineschule. Unsere Domäne ist: deutsche-online-schule.com, und Ihr findet oben ein Kontaktformular, wo Ihr herzlich eingeladen seid, mich oder uns anzuschreiben, die meisten Sachen landen direkt bei mir, und in den meisten Fällen werde es auch ich sein, der dann direkt reagiert. Wir haben eine Telefonnummer hinterlegt, da dürft Ihr euch nicht irritieren lassen, das ist eine Mannheimer Nummer, aber ist über Sipgate gelinkt und landet sehr schön hier bei uns in Costa Rica, das ist gar kein Thema. Wir können gerne einen Termin machen für ein Beratungsgespräch, wenn jemand interessiert ist, wobei in dem Fall, dadurch, dass der Andrang relativ groß ist, bin ich immer recht froh und dankbar, wenn ich vorher ein bisschen Information bekomme, und wenn wir vorher ein bisschen per E-Mail verkehren, dass man sieht, inwieweit macht das überhaupt Sinn? Aber dann stehe ich herzlich gerne zur Verfügung. Und dann muss man eben schauen, haben wir die Plätze? Passt es für Euch im Einzelnen für den individuellen Fall? Und dann kommt man eben bestenfalls zusammen, wenn es funktioniert.

Daniel: Vielen Dank.

Sebastian: Vielen Dank Lars, wunderbar, das war ein faszinierendes Thema.

Lars: Vielen Dank Euch auch!

Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Thailand, Singapur & Kambodscha: Südostasien für Unternehmer

Entdecken Sie in unserer neuesten Podcast-Folge wertvolle Tipps für Unternehmer in Südostasien. Erfahren Sie von Dr. Strohal, worauf Sie in Singapur, Thailand und Kambodscha achten sollten. Hören Sie jetzt rein!

Zu Gast: Dr. Theodor Strohal

Willkommen zu unserer neuesten Folge von Perspektive Ausland, unserem Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Diesmal geht es rund um das Thema Südostasien, speziell aber Singapur. Singapur ist bekanntlich ein wunderschönes Land, in dem dank seiner Lage direkt am Äquator das ganze Jahr die Sonne scheint. Wir wollten wissen, worauf man denn als ausländischer Unternehmer in Singapur achten sollte und welche Möglichkeiten das Land  zur geschäftlichen Entfaltung bietet. In dieser Folge hatten wir Herrn Doktor Strohal zu Gast. Dr. Strohal ist als Rechtsanwalt tätig und hat in einigen Länder Südostasiens gelebt und gearbeitet. Derzeit lebt er in Thailand und betreibt mehrere Kanzleien auf der ganzen Welt. Er kennt sich im südostasiatischen Raum sehr gut aus und hat uns erklärt worauf man als Unternehmer in Singapur und allgemein in diesem Raum aufpassen sollte. Mit dabei sind diesmal als Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn. Ihr spielt mit dem Gedanken nach Südostasien auszuwandern? Dann hört am besten einfach mal rein.

Mehr zum Leben in Thailand als Auswanderer könnt ihr auch in unserer ersten Folge über Thailand hören.

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

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Was Thailand für ausländische Unternehmer und Expats zu bieten hat.

Klar ist gleich einmal, das Wetter. Das gibt es allerdings umsonst und für jedermann. Dr. Strohal, welcher selbst seit sieben Jahren in Thailand lebt und arbeitet, ist von dem Land und seinen Gegebenheiten begeistert. Tatsächlich erweicht das sogenannte Lächeln Thailands auch die Herzen der härtesten Geschäftsleute. Die freundliche Mentalität und der hohe Lebensstandard sind allerdings nicht der einzige Grund, warum sich das Leben in Thailand lohnt. Auch für das Unternehmertum gibt im Land des Lächelns relativ gute Voraussetzungen. So bildet zum Beispiel das BGB Deutschlands die Grundlage des Zivilrechts in Thailand, empfehlenswert ist es jedoch Singapur als Geschäfts-Hub zu verwenden.

Singapur als Geschäfts-Hub

Singapur ist in Südostasien an erster Stelle was die Bedingungen und Rechte für europäische Unternehmer angeht. Das liegt unter anderem daran, dass es als eines der wenigen Länder in dem Raum ein Doppelsteuerabkommen mit Europa hat und auch die nötigen Investment Protection Agreements. Eine Gesellschaft lässt sich hier innerhalb eines Tages gründen. Deshalb lohnt das Land sich zumindest als Geschäftsstandort. Die Lebensunterhaltungskosten sind allerdings um einiges teurer als in anderen Länder in diesem Raum. Für alle die keine Staatsangehörigen sind, wird es hier mit dem Bankkonto schwieriger, aber auch da können die Nachbarländer oder Anbieter wie Wise aushelfen. Wer sich aber tatsächlich in Singapur aktiv niederlassen möchte der sollte sich vor allem auf Branchen wie IT, Renewable Energies oder den Biotechbereich genauer anschauen. Solche Unternehmen sind in Singapur durchaus gefragt.

Kryptowährungen und die allgemeine steuerliche Situation in Singapur

Singapur ist zwar als Finanzmetropole bekannt, steht aber Kryptowährungen äußerst skeptisch gegenüber. Der Markt wird hier stark reguliert, um Korruption zu vermeiden. Im Gegensatz dazu sind Fin-Tech Unternehmen allerdings durchaus beliebt. Zwar gilt Singapur bei weitem nicht als Tax Haven, es hat aber ein sehr leicht verständliches Steuersystem. Es wird dort durch eine Flat Tax besteuert, die 17 % beträgt, das heißt, dass auch bei einer hohen Ausschüttung von Dividenden keine weiteren Steuern anfallen. Zudem sind ausländische Dividenden komplett steuerbefreit.

Tipp: Günstige Flüge Dubai Singapur finden Sie hier.

Unterschiede zwischen Singapur und Hong Kong

Hong Kong hat zwar sehr gute steuerliche Bedingungen, allerdings ist es dort mittlerweile relative schwer sich als ausländischer Unternehmer niederzulassen. Leider ist dort die Rechtssicherheit nicht mehr wirklich gegeben, und des Weiteren werden Bankkonten von Geschäftsinhabern, welche nicht genügend Umsatz auf ihren Konten verbuchen, von den Banken gesperrt. Besonders empfehlenswert ist auch der Ruf Hong Kongs bei den europäischen Finanzbehörden nicht. Singapur eignet sich im Gegensatz dazu viel besser als Standort. Es verfügt über eine gute Infrastruktur, allerdings ist es hier schwer einen Büroraum zu vermieten, weshalb die Mieten für Büroräume in diesem Land sehr hoch sind.

Aufenthaltsgenehmigung in Thailand

Erstaunlicherweise öffnet sich Thailand, was das Thema Visum betrifft. Früher war es relativ schwer dort eine langfristige Arbeitserlaubnis zu erhalten. Mittlerweile haben sich aber die Regelungen dank dem digital Nomad Visa und dem Investor Visa geändert und es ist um einiges leichter geworden sich dort niederzulassen.

Kambodscha, ein wirtschaftlich aufstrebendes Land

Trotz seiner dünnen Bevölkerung hat das Land für ausländische Unternehmer einiges zu bieten. Man kann Kambodscha tatsächlich als zukünftigen „Place to be” in Augenschein nehmen. Denn das Land lockt mit seinem Investor Visa und den noch unberührten Möglichkeiten was verschiedenste Industrien und die Tourismusbranche angeht. Hier hätte man also die Chance noch vor dem Boom mitzumischen. Gesellschaftsrecht: Als Gesellschaftsform eignet sich hier am besten die Limited Liabilty. Briefkastenfirmen sind in Kambodscha nicht möglich und jedes Unternehmen muss mindestens einen Angestellten beschäftigen.

Der Einfluss von China auf die Region

Generell ist der Einfluss von China in allen südostasiatischen Länder vorzufinden. Als europäischer Unternehmer ist es hier ratsam, die Augen nach möglicher Zusammenarbeit aufzuhalten. Denn Beispiele wie der High Speed Train in Thailand belegen, dass europäisches Know-how durchaus gefragt ist.

Kurze Fragerunde

Zum Abschluss, gibt uns Doktor Strohal noch die besten Insider-Tipps über die Region.

Zum Leben in der Schweiz finden Sie übrigens auch auf unserem Podcast.

Kontaktdaten und Links:

Dr. Theodor Strohal

Homepage: www.slg-strohallegalgroup.com

E-Mail:        tstrohal@slglaw.cc

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Timestamps

00:18 Einleitung und Vorstellung von Dr. Strohal.

02:39 Vorzüge von Thailand.

04:30 Ist Thailand für Expats und europäische Unternehmer empfehlenswert?

06:37 Singapur als Geschäfts Hub.

08:26 Welche Branchen eignen sich in Singapur?

10:31 Singapur und Regulierung von Kryptowährungen

14:42 Steuerliche Situation in Singapur für Unternehmer aus dem Ausland.

20:47 Unterschiede zwischen Singapur und Hong Kong.

24:59 Infrastruktur in Singapur.

28:38 Aufenthaltsgenehmigung für Unternehmer in Thailand.

32:45 Näheres zu Kambodscha.

38:48 Gesellschaftsformen in Kambodscha.

41:12 Der Einfluss von China auf die Region.

43:48  “Make a long story short" - Fragerunde

Mitschrift zu Folge 16 Perspektive Ausland: Thailand, Singapur & Kambodscha: Südostasien für Unternehmer

Perspektive Ausland - der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St. Matthew aus London.

00:18 Einleitung und Vorstellung von Dr. Strohal.

Daniel: Herzlich willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St. Matthew in London. Heute haben wir Doktor Strohhal zu Gast. Er kennt sich in Südostasien sehr gut aus und kann uns einiges zu den steuerlichen Gegebenheiten und sonstigen Bedingungen für Unternehmer erzählen. Zunächst stellt er sich uns einmal vor.

Dr. Strohal: Herzlichen Dank und vielen Dank für die Einladung, freut mich sehr. Ja mein Name ist Theodor Strohhal, ich bin Rechtsanwalt seit 1979, war über dreißig Jahre Anwalt in Österreich, bin aber schon relativ früh ins Ausland gegangen, war zwei Jahre in Paraguay, war acht Jahre in Singapur, neun Jahre in den Emiraten und jetzt bin ich das siebente Jahr in Thailand. Habe überall auch gearbeitet, aber überall natürlich auch mein Domizil gehabt hinterher. Also abgesehen jetzt von den rechtlichen Bedingungen, immer gerne auch dort gewesen, gelebt, meine Kinder zur Schule geschickt, wo ich mein Domizil hatte. Wir haben derzeit unter Strohhal Legal Group insgesamt drei Kanzleien. Myanmar ist derzeit eingestellt oder geht auf Sparflamme. Aber wir arbeiten in den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo unser Headoffice ist, in Ras Al Khaima, was das nördliche Emirat ist, also nördlich von Dubai. Dann weiter in Singapur, wo wir seit 1996 eine Kanzlei haben, und in Thailand. Ich betreue derzeit überwiegend Südostasien und die Kollegen betreuen von den Emiraten aus die ECC Staaten, also Saudi-Arabien, Oman usw. Und natürlich vor allem die Emirate. Ja ich bin also jetzt das siebente Jahr in Thailand und habe hier auch meinen Wohnsitz genommen, eigentlich, weil ich der neueröffneten Kanzlei in Yanggun in Myanmar näher sein wollte. Von den Emiraten nach Yanggun waren es acht Stunden Flug und von hier ist es nur eine Stunde. Aber mir hat es so gut gefallen, dass ich gleich hier geblieben bin und auch hier meine Kinder zur Schule geschickt habe. Und ich lebe sehr, sehr gerne hier in Thailand.

02:39 Vorzüge von Thailand.

Daniel: Ja, das hörte sich alles sehr, sehr spannend an. So was gefällt Ihnen denn selber an Thailand am besten.

Dr. Strohal: Eigentlich die Menschen. Es ist ein Land, das unglaublich zuvorkommend, tolerant, offen gegenüber Ausländern ist, und man hat hier das Gefühl das berühmte thailändische Lächeln färbt auch auf die Expats ab. Sodass auch diese in einer, wollen wir sagen, angenehmen Umgebung, das Wetter ist großartig, die Menschen sind überaus freundlich, entgegenkommend. Dass das hier so ein kleines Paradies auf Erden ist. Was also für mich auch insbesondere deshalb zutrifft, weil ich kein Skifahrer mehr bin und auch den Herbst und Winter in Europa nicht unbedingt haben muss, und daher ist Thailand auch von der Wetterlage her, ein äußerst optimales Land. Aber auch das rechtliche Umfeld ist gut. Wir haben hier also ähnliche Voraussetzungen Geschäfte zu machen wie in Europa. Es gibt ein, das Recht ist dem deutschen recht übernommen, also das BGB Deutschlands ist die Grundlage des Zivilrechts in Thailand. Da tun wir uns hier als kontinental-europäische Anwälte auch relativ leicht. Wir haben hier eine Consultancy, eine Business-Consultancy, und die Geschäfte gehen jetzt also nach den letzten zwei Jahren deutlich wieder hinauf. Und der Lebensstandard ist annähernd europäisch hingegen, die Preise sind noch, würde ich sagen, bei maximal zwei-drittel, wenn nicht der Hälfte des europäischen Durchschnittsverbrauches, wenn man von Mieten, von Einkaufen und Lebenshaltungskosten spricht. Und das ist natürlich schon eine sehr angenehme Kombination.

04:30 Ist Thailand für Expats und europäische Unternehmer empfehlenswert?

Daniel: Nachdem Herr Dr. Strohhal ja selbst viel Zeit in den unterschiedlichsten Ländern verbracht hat, ist es für uns interessant zu wissen, ob er denn Thailand für europäische Unternehmer und Expatland empfehlen würde?

Dr.Strohal: Also es gibt sicherlich auch andere Länder, die ein gleich gutes, vielleicht sogar besseres geschäftliches Umfeld bieten als Thailand. Hier muss ich sagen, ist Singapur sicherlich an erster Stelle. Singapur hat ja seit es unabhängig geworden ist, ich glaube 1966 einen geradezu unglaublichen Aufstieg genommen, und ist das ökonomische Zugpferd der ganzen Region. Und wir empfehlen auch allen unseren Klienten die in Südostasien tätig werden wollen, zunächst in Singapur eine Company zu gründen und mit dieser in einem anderen Asienland oder in den anderen Ländern Südostasiens, generell einzusteigen zu investieren. Warum? Weil viele dieser südostasischen, asiatischen Staaten, allen voran Kambodscha, Laos, Myanmar, auch Vietnam nur sehr wenige Doppelbesteuerungsabkommen mit europäischen Ländern hat, und kaum Investment Protection Agreements hat. Aber wenn ich als Europäer eine Singapurer Gesellschaft gründe, dann habe ich zwischen Singapur/Deutschland, Singapur/Österreich, Singapur/Schweiz, alle Agreements die ich brauche. Doppelbesteuerung vor allem, und gehe dann mit einer Singapur Company zum Beispiel nach Thailand, dann sind zwischen Singapur und Thailand ebenfalls alle Vorteile dieser Bilateralen Verträge vorhanden. Doppelbesteuerung, Investment Protection und Singapur Companies sind überall beliebt und werden gefördert, weil eben Singapur ein großer Investor im gesamten Raum ist. Also aus diesem Grunde verwenden wir Singapur primär als Geschäfts Hub, nicht unbedingt, weil der Klient in Singapur Geschäfte selbst machen will, sondern weil er eben nach Thailand, nach Myanmar, nach Kambodscha, nach Laos gehen will. Aber wir empfehlen immer zuerst eine Singapur Company zu gründen, um eben die erwähnten Vorteile auszunutzen.

06:37 Singapur als Geschäfts Hub.

Sebastian: Diese Kombination scheint dann auch ideal zu sein, weil also nach meinem Verständnis sind ja doch die Lebenshaltungskosten in Singapur deutlich höher also sicherlich auch, schwieriger dort einen Wohnsitz möglicherweise zu erlangen als in den anderen Ländern Südostasiens, oder?

Dr.Strohal: Ja da haben Sie recht, also Singapur Lebenshaltungskosten sind zumindest gleich mit den europäischen, wenn man die Mieten nimmt sogar noch teurer. Singapur Gesellschaften zu gründen ist sehr einfach, aber um ein Visum zu bekommen, aufgrund wenn der Klient ein Direktor der Gesellschaft ist, ein Managing Partner, Geschäftsführer, das ist schon wieder erheblich schwieriger, weil nachgewiesen werden muss, dass die Gesellschaft in Singapur selbst wertschöpfend ist, also aktive Tätigkeit entfaltet. Ebenso mit Bankkonten, Singapur ist sehr restriktiv, jetzt mit Bankkonteneröffnungen für neugegründete Gesellschaften, die deutlich in Singapur, so gut wie keine Tätigkeiten entfalten, sondern eben als Hub dienen. Daher empfehlen wir auch in diesen Fällen, entweder wenn ich ein Konto brauche von einer Singapurer Gesellschaft, dass ich auch in ein benachbartes Ausland gehe, Thailand und vor allem Kambodscha eröffnet auch Konten für Singapur Gesellschaften. Oder ich mache sehr wohl eine Wertschöpfung in Singapur. Wir haben also einige Klienten, die sagen, okay, ich eröffne eine Tätigkeit in Singapur eben um Vorteile des Employment Basis, des Visums zu haben und gehe mit dieser Gesellschaft aber auch in die Nachbarländer. Dann funktionieren auch Bankkonten und Visa.

Sebastian: Zum Beispiel Wise macht ja auch Konten auf für Singapur Gesellschaften. Ja, also, das ehemalige Transferwise, das ist so eine europäische Internetbank, kennen Sie wahrscheinlich. Also das wird auch funktionieren.

08:26 Welche Branchen eignen sich in Singapur?

Daniel: Zu Singapur, weil wir gerade schon jetzt, weil wir gerade schon jetzt bei Singapur und Unternehmensgründung gelandet sind. Singapur sehen Sie jetzt für welche Branchen als idealen Standort.

Dr.Strohal: Na ja, man glaubt immer Singapur ist vor allem im Financial Services Markt Leader, was auch stimmt, weil die Banken sind ausgezeichnet. Die zwei Großen Singapurer Banken, die OCBS und die UOB, aber Singapur hat sein Haupteinkommen aus Industrie. Singapur hat große industrial Zones, wo sich Ausländer niederlassen. z.B. war auch damals, soviel ich weiß, eine Siemens Niederlassung, dann österreichische Unternehmen, die im IT-Bereich, im Unterhaltungselektronik-Bereich arbeiten. Und Singapur hat einen großen Biotech Park, wo alles was mit Biotech zu tun hat, mit offenen Armen und ausgerolltem, rotem Teppich entgegengenommen wird, unterstützt wird, sehr schnell Visa erteilt werden. Also wenn man, in diesem Bereich tätig ist, auch renewable Energy, das sind alles Bereiche wo Singapur versucht möglichst viel Know-how hereinzuholen. Möglichst viele neue europäische Unternehmen, oder natürlich auch amerikanische dazu zu bewegen sich in Singapur niederzulassen. Also Singapur als Hub ist sicherlich hervorragend für die anderen Asienstaaten, aber auch Singapur als eigenes Geschäftsumfeld ist sicher in vielen Fällen von großem Vorteil. Nachteil, die hohen Lebenshaltungskosten, das relativ hohe Lohnniveau, wobei ausländische Arbeitskräfte billiger sind und als Singapurische natürlich, also der unskilled worker verdient natürlich auch das Dreifache als in China oder das Vierfache als in Vietnam oder in Myanmar. Aber dafür hat man natürlich eine andere Sicherheit dort und hat auch wahrscheinlich eine andere Qualität. Ja, Singapur ist sehr offen gegenüber ausländischen Arbeitskräften. Man muss natürlich die Notwendigkeit nachweisen und man kann dann importieren.

10:31 Singapur und Regulierung von Kryptowährungen

Daniel: Singapur wird ja einerseits häufig als Finanzmetropole wahrgenommen. Auf der anderen Seite, hört man gerade in letzter Zeit immer öfter kritische Stimmen zu Kryptowährungen, z.B. von der Regulierungsbehörde aus dem Land. Deswegen haben wir Dr. Theodor Strohal einmal um seine Einschätzung zum Potenzial von Krypto Dienstleistungen am Standort Singapur gebeten.

Dr. Strohal: Momentan scheint hier eine sehr restriktive Haltung vor allem der Central Bank und der Regierung zu sein. Sie müssen gedenken, Singapur hat ja primär durch ein Einparteiensystem, eine sehr durchgreifende direktive in die einzelnen Sparten, wie auch das Banking, und soweit gehört habe von Singapur, ich bin ja kein Fachmann in Kryptowährungen, aber hat man Angst, dass eben Kryptowährungen primär zur Steuerhinterziehung, zur Geldwäscherei, schlimmstenfalls sogar zu Terrorismusfinanzierung missbraucht wird. Da Kryptowährungen schwer nachvollziehbar sind und man will daher, derzeit noch nicht eine generelle Zulassung oder mit offenen Armen Kryptowährungen in den Handel mit einlassen ähnlich wie zum Beispiel die UAE gehen genau den gegenteiligen Weg. Die Emirate sagen wir sind völlig offen und kommt herein und wir haben eigene Gesellschaftsformen dafür. Singapur ist hier nach wie vor sehr restriktiv und wenn eine Zulassung nicht da ist, ja oder pendelnd ist und man beginnt damit zu handeln, dann wird das zugesperrt. Da ist Singapur sehr schnell mit Sanktionen.

Daniel: Wie schätzt du das ein Sebastian, das Thema Kryptowährung, Singapur, Standort?

Sebastian: Ja es ist interessant, ist interessant, ja also wie gesagt, ich hatte auch diese, diese Binance Artikel gesehen, also ich denke auch, dass da Singapur aufgrund einfach der Struktur einfach eher ein konservatives Land ist, und man dort sehr vorsichtig ist. Dort gibt's ja letztlich auch hier jetzt, nichts abgraben. Man muss ja denken, Singapur ist ja ein sehr kleines Land, also ich glaube, es ist doppelt so groß wie die deutsche Stadt Bremen, ja. Und ist ja auch bekannt jetzt relativ restriktiv zu handeln. Man weiß ja noch, dass Leute Strafzettel bekommen, wenn sie einen Kaugummi ausspucken oder so, das hatte man mal vor zwanzig Jahren, war das mal Nachrichten. Und das macht für mich also Sinn, dass jetzt spezifisch für Krypto, wahrscheinlich Singapur, jetzt nicht so der ideale Standort ist. Wobei ich denke, dass z.B. im Fin-Tech Bereich generell sieht es wahrscheinlich anders aus. Da hat wahrscheinlich Singapur auch Interesse. Fin-Tech Start-ups anzuziehen. Ich weiß zum Beispiel, das Revolut, hat in Singapur eine große Niederlassung für den ganzen Südostasiatischen Bereich, also wahrscheinlich ist das regulierte Umfeld, ist interessant, aber unregulierte Umfeld nicht so sehr. Würdest du das auch sagen Dr.Strohal?

Dr. Strohal: Ja, da stimme ich Ihnen völlig zu, und Singapur ist natürlich von der Konstellation her sehr konservativ. Wie Sie es richtig gesagt haben, dafür hat Singapur im Gegensatz zu fast allen Nachbarländern so gut wie keine Korruption und greift sehr hart durch im Moment wo die geringsten Verletzungen irgendeiner Verordnung oder eines Gesetzes da ist. Wenn also jetzt ein neues Produkt an den Markt kommt, das nicht ausdrücklich genehmigt, bewilligt ist, wird es einmal grundsätzlich scheel angeschaut, abgedreht und auch mit Sanktionen belegt. Da gibt es also an sich ist das der Unterschied, Civil Law und Common Law, aber in Singapur ist grundsätzlich alles verboten was nicht erlaubt ist, in vielen anderen Ländern ist es umgekehrt, da ist alles erlaubt was nicht verboten ist. Und das muss man beachten, wenn man in Singapur zu arbeiten beginnt. Es gibt, fast keinen Freiraum, Gesetzes-Freiraum, wo ich sage, da kann ich hineingehen, das ist eine Chance für mich, sondern man muss zunächst einmal anfragen, darf ich das überhaupt?

14:42 Steuerliche Situation in Singapur für Unternehmer aus dem Ausland.

Daniel: Dann haben wir Doktor Strohal noch gefragt, wie denn die steuerliche Situation in Singapur für Unternehmer aus dem Ausland ist? Also wenn ich das richtig gelesen habe, gibt es ja auch eine Flat Tax für Unternehmen, ich habe auch gelesen steuerliche Vergünstigungen für Start-ups beispielsweise gibt? Wie schätzen Sie das selbst ein? Ist es so einfach wie es sich liest? Oder ist es komplizierter?

Dr. Strohal: Ja also Singapur ist kein Tax Haven wie zum Beispiel die Emirate, aber Singapur hat ein ausgezeichnetes Steuersystem, nämlich ein reines Lokalbesteuerungssystem. Wenn ich eine Singapurer Gesellschaft habe, dann zahle ich nur die 17 % Körperschaftsteuer von jenen Beträgen, die entweder auf mein Konto in Singapur eingehen oder die ich aufgrund einer Wertschöpfung, die in Singapur generiert wurde, diese Gewinne mache. Wenn ich also mit einer Singapur Gesellschaft ein Konto in den Emiraten, in Kambodscha, in Thailand oder wo auch immer eröffne und dort meine Tätigkeit entfalte, muss ich das zwar in der Bilanz in Singapur offen legen, ist aber tax free. Nummer eins. Zweitens, die 17 % Körperschaftsteuer sind eine Flat Tax, bedeutet, dass bei einer Ausschüttung der Dividenden an den Eigentümer, an den Shareholder der Firma keine Steuer mehr erhoben wird. Ja das heißt das ist die Endbesteuerung. Also keine Einkommensteuer mehr auf Dividenden. Drittens, wenn ich in Singapur eine Gesellschaft habe, oder auch persönlich Shareholder von Gesellschaften außerhalb Singapurs bin, und es gehen die Dividenden, die Gewinne, dieser ausländischen Gesellschaft auf mein Singapur Konto ein, wäre, nachdem, was ich zuerst sagte, das in Singapur zu versteuern, meine Dividenden aus ausländischen Unternehmen sind gänzlich steuerbefreit. Also Singapur hat einen großen Vorteil auch der Niederlassung, den Hub den ich zuerst erwähnt habe, mit allen Bilateralen Verträgen, aber natürlich auch aus steuerlicher Sicht.

Sebastian: Aber man muss ja, man darf sich jetzt nicht der Illusion hingeben, Sie hatten vorhin schon von Bilanz gesprochen, also das ist jetzt nicht so, dass das jetzt eine Gesellschaft ist, wie so eine Offshore Gesellschaft in manchen anderen Ländern, wo man keinerlei Buchhaltung machen muss oder keine Bilanz machen muss, keine Steuererklärung einreichen muss. Also man muss schon ordentlich Buchhaltung führen, korrekt Bilanzieren, Steuererklärung einreichen, genießt dann zwar möglicherweise geringe Steuern oder Steuerfreiheit für manche Einkünfte, aber es wird alles mehr oder weniger nach europäischen Standard hier entsprechend deklariert und offen gelegt.

Dr. Strohal: Absolut richtig, Sie müssen auch bei kleinen Gesellschaften, die bedürfen zwar keines Auditings mehr, seit glaube ich zwei Jahren oder drei Jahren bis zu einem Umsatz von, weiß ich nicht genau, 100- 150,000 Sing Dollar, oder 500,000 ist glaube ich die Grenze, da brauchen Sie kein Auditing mehr. Sie müssen aber Jahresbilanzen, die auch veröffentlicht werden und für jedermann einsehbar sind ähnlich dem kontinentaleuropäischen Prinzip und Sie müssen also dort einen CPA beschäftigen, einen Steuerberater, der Ihnen das macht. Ja und die Buchhaltung muss eben penibel genau geführt werden, also wir betreuen dort sicherlich unsere 30, 40 Gesellschaften laufend, immer wieder Neugründungen, manchmal auch Firmenschließungen. Aber wir haben, Sie müssen rechnen, dass abgesehen, jetzt von den Gründungskosten, jährlich zumindest untere Grenze 10,000 Sing Dollar aufzuwenden sind, um eine Gesellschaft rechtmäßig und den Gesetzen entsprechend zu führen.

Sebastian: Was ist das in Euro, oder in US-Dollar der Betrag?

Dr. Strohal: 1,5 Sing Dollar ist ungefähr 1 Euro. Also das wären dann ungefähr 7000.

Daniel: Jetzt hat Sebastian vorhin den Strafzettel für den Kaugummi erwähnt. In Verbindung mit der Steuererklärung, mit der Buchhaltung, also wie kann man sich denn das Verhältnis zwischen Finanzbehörden und Steuerpflichtigen vorstellen? Also wir kennen das ja wie es in Deutschland vielleicht läuft oder in Österreich. Aber wie kann man sich das dort vorstellen?

Dr. Strohal: Das ist gegenüber kontinentaleuropäischen Grundsätzen sehr relaxed. Ich habe bei meiner eigenen Anwaltsgesellschaft noch nie seit 1996 eine Steuerprüfung gehabt. Es werden die Bilanzen regelmäßig abgegeben, die Steuern werden pünktlich bezahlt, und das, was in der Bilanz steht wird vom Steueramt als richtig gegeben hingenommen. Wenn natürlich etwas auffällt, was bei Klienten schon einmal der Fall war, dann müssen die Bücher offen gelegt werden, dann kommt da vielleicht auch der Finanzbeamte zum CPA und kontrolliert eben oder schaut sich Buchhaltungsunterlagen beim Steuerberater an. Aber eine, wollen wir sagen, manchmal zur Gehässigkeit neigenden Nachforschungstendenz gibt es in Singapur nicht. Das ist bei weitem, relaxter und eher auf einer wollen wir sagen - Du bringst was für Singapur - Du zahlst deine Steuern, und damit sind wir auch mit dir zufrieden, dass du da bist. Ungefähr so ist die Grundeinstellung. Aber nicht nur der Steuerbehörde, auch genauso anderer Verwaltungsbehörden wo auch immer man anschreibt ist eine durchaus positive Grundhaltung da. Das mit dem Kaugummi stimmt. Es ist auch jetzt das Rauchen, auf der Straße schon limitiert,, das Rauchen in Lokalen limitiert, aber das sind eben die strikten Singapurer Gesetze. Und ich sage immer, wenn ich als Gast in einem anderen Land bin, dann muss ich mich so verhalten, dass ich mich an die lokalen Gegebenheiten anpasse. Ja und die Sanktionen sind manchmal recht hart. Und das Strafrecht ist äußerst streng in Singapur im Vergleich zu anderen Ländern.

20:47 Unterschiede zwischen Singapur und Hong Kong.

Daniel: Sebastian stellt jetzt eine Frage zu den Unterschieden zwischen Singapur und Hong Kong.

Sebastian: Ja Herr Dr. Strohal jetzt hatten Sie ja vorhin gesagt das seit '96 Sie sich hier speziell für Singapur entschieden haben, viele Zuhörer werden jetzt natürlich fragen, warum Singapur? Warum nicht zum Beispiel Hong Kong? Ich meine gut man hat natürlich jetzt gesehen, in den letzten Jahren was da passiert in Hong Kong: Stärkerer Zugriff von China, dann alle möglichen Probleme mit den USA in den Jahren davor. Können Sie vielleicht nochmal die Vorteile vielleicht spezifisch zu Hong Kong herausstreichen, denn man weiß ja noch von vor zehn, fünfzehn Jahren, also wir zum Beispiel haben dort relativ viele Gesellschaften in Hong Kong gegründet. War ganz einfach. Dann sogar Kontoeröffnung bei HSBC. Was ist der Vorteil? Welche Vorteile bietet Singapur im Vergleich spezifisch zu Hong Kong?

Dr. Strohal: Also mal so primär ist Singapur, ist ein eigenes Public Legal Entity, also ein eigener Staat, was ja Hong Kong ja nicht mehr ist, oder eigentlich nie war, wenn man es genau nimmt. Es ist eine Sonderstellung. Hong Kong hatte den großen Vorteil der 0-4 % also sehr geringe Besteuerung. Auch viele Singapurer Gesellschaften haben, hatten einen Hub in Hong Kong, wie gesagt was auf ein Hong Konger Konto eingeht musste in Singapur nicht versteuert werden. Aber der Sicherheitsfaktor ist in Singapur glaube ich das Wesentliche Argument sich dort niederzulassen, sowohl was jetzt nicht nur Sicherheit auch für die Person, sondern auch Rechtssicherheit. Und Hong Kong, hat ja gerade in den letzten Jahren eine Entwicklung genommen das die Rechtssicherheit nicht unbedingt gewährleistet. Ja und wir haben auch genügend Zuwanderung nicht nur von Geldern auch von Menschen aus Hong Kong nach Singapur wo eigene Stadtteile errichtet wurden, um den Zuwanderungsstrom aufzufangen und ich sehe persönlich für Hong Kong, nicht unbedingt eine rosige Zukunft. Hingegen für Singapur als Finanzmetropole des Gesamten sehr wohl.

Daniel: Wobei Sie gesagt hatten, viele Singapurer hatten einen,... noch ein bisschen in Hong Kong, das heißt auch da ziehen sich die Unternehmen langsam zurück aus Hong Kong dann?

Dr. Strohal: Also nicht nur das, ich habe jetzt glaube ich vier Klienten wo die Hong Konger Banken die Konten gesperrt hat. Wenn Sie sich die HSBC Hong Kong anschauen, die HSBC wirft alle hinaus, die glaube ich nicht mindestens 4 oder 5 Millionen Hong Kong Dollar Umsatz pro Jahr über das Konto laufen haben. Die machen eine Gesellschaft nach der anderen machen Sie die Konten zu und zwingen eben die Inhaber ihre Gelder woanders hin oder ihre Geschäfte woanders hin zu verlegen. Normalerweise, natürlich nach Hause nach Singapur. Also Hong Kong ist auch das Banking äußerst restriktiv geworden.

Daniel: Momentan würden Sie also keinem Unternehmen empfehlen, in Hong Kong noch eine Gesellschaft zu gründen. wenn ich das richtig verstanden habe.

Dr. Strohal: Der Steuervorteil ist nach wie vor da. Ja also wir gründen normalerweise keine Gesellschaften, wir machen Zweigniederlassungen einer Singapurer Gesellschaft z.B. einen Branch in Hong Kong oder wir haben auch Klienten die von Dubai aus in Hong Kong Konten eröffnen und tätig sind um Steuervorteile zu nutzen. Ich halte das nicht unbedingt für empfehlenswert. Hong Kong ist auch den europäischen Finanzbehörden eher als Steuerumgehungs-Standort bekannt, hingegen Singapur wird mit äußerster wollen wir sagen, nicht als tax haven, sondern eben als Unternehmensstandort und durchaus geeignet für Geschäftstätigkeiten, die jetzt nicht unbedingt für den europäischen Finanzbeamten auffällig sind. Hingegen, wenn Sie nach Hong Kong oder noch schlimmer BVI, Gibraltar oder Channel Islands gehen, dann läuten sofort die Glocken und die europäische Finanz schaut sich das sehr, sehr penibel an.

24:59 Infrastruktur in Singapur.

Daniel: Okay, vielleicht noch eine Frage die auch Unternehmer vielleicht interessiert zur Infrastruktur. Und mit Infrastruktur, also wenn ich jetzt ein Unternehmen gründe in einem anderen Land, wie z.B. Singapur, dann benötige ich bestimmte Infrastruktur, also das kann die Verkehrsanbindung sein, es können auch Dinge sein wie Internet, Telefonverbindung, das sehen Sie ja jetzt hier an der hervorragenden Qualität übrigens auch, das heißt wir gehen davon aus, dass Sie eine sehr gute Internetanbindung haben. Aber vielleicht können Sie da noch ein bisschen uns allen, wie sieht das aus, was erwartet einen Unternehmer, wenn er in Singapur geschäftlich tätig ist?

Dr. Strohal: Ja also Singapur, war der Vorreiter auch in dem gesamten Asienbereich mit Hochtechnologie, alles was Geschäftstätigkeit IT usw. zu tun hat. Singapur ist auch relativ preiswert in der Anschaffung von technischen Geräten. Und wir haben also erstens ein hervorragendes technisches Umfeld. Die Büros, die Mieten sind vielleicht ein erheblicher Nachteil, dass ich also, wenn ich ein eigenes Büro anmiete, wahrscheinlich, mindestens europäische Preise zahle, wenn nicht mehr. Weil es gibt natürlich Teile des Stadtstaates Singapur die billiger sind, aber wenn ich im Zentrum sein will, ist also der Quadratmeterpreis, liegt bei 40/50 Euro im Monat, das ist halt doch auch für eine Kammer recht belastend. Singapur hat aber den Vorteil, eben dass die ersten drei Jahre sogar glaube ich die 17 % nicht eingehoben werden, bei Neugründungen, da gibts also so eine Art Incentive for Entrepreneurs. Es gibt jetzt auch ein eigenes Entrepreneurvisum. Das ist auch neu. Früher gab es eben nur den Visit, den Visit Pass, mit dem ich nicht arbeiten durfte, oder den Employment Pass, wenn ich arbeiten wollte. Ich musste mich also selbst bei meiner eigenen Gesellschaft anstellen, um einen solchen Employment Pass zu bekommen. Jetzt, wenn ich sage, ich will gründen, ich will ein neues Unternehmen machen und weise das durch diverse Businessplans und ähnliches nach, dann kriege ich einmal ein 1-jähriges Entrepreneurvisum. Also Singapur ist sehr interessiert natürlich neue Zugänge von Know-how oder von ausländischen Investoren zu haben, und so ist auch das geschäftliche Umfeld, es ist sehr bürokratisch, dass muss ich schon sagen, es ist also manchmal mühsam dort zum Beispiel den Employment Pass, kann dauern bis zu einem ganzen Tag, bis man das Ganze durchgefochten hat und dem alles gebracht hat, dem Officer was er haben wollte. Jetzt gehts natürlich überwiegend elektronisch oder per Post. Weil derzeit ist Singapur sehr unangenehm mit seinen Covid-Regeln, wie Sie vielleicht wissen. Ja also wir haben nach wie vor die 14 Tage Quarantäne. Und als Singapur Resident muss man in ein Hotel gehen, das sich der Staat Singapur aussucht, ist dafür aber umsonst, aber die stecken die lieben Residents in 2 und 3 Sterne Hotels habe ich gehört, ja und das ist nicht jedermanns Sache, also wenn man als Investor kommt, dann kann man sich selber das Hotel aussuchen, als Resident ist es umsonst, aber nicht gerade angenehm. Aber das wird auch vorbeigehen.

Daniel: Lassen wir jetzt Dr. Strohal nochmal das wichtigste selbst zusammenfassen.

Dr. Strohal: Also Singapur für Neugründungen sicherlich optimal, ein geschäftliches Umfeld das seinesgleichen sucht. Es geht alles schnell. Ich habe eine Neugründung in geschätzt fünf Stunden, wenn ich alle Unterlagen habe, die elektronisch einreiche, habe ich in fünf Stunden das Certificate of Incorporation.

28:38 Aufenthaltsgenehmigung für Unternehmer in Thailand.

Sebastian: Ja, das ist sehr beeindruckend, wenn wir jetzt nochmal, Sie hatten ja vorhin vor allem Dingen angesprochen, dass Sie im Grunde Singapur empfehlen, als Gesellschaft für alle Mandanten, die in Südostasien tätig sein wollen, aber jetzt nicht unbedingt in Singapur leben wollen. Und Sie selbst haben ja vorhin angesprochen, Sie leben jetzt schon seit etlichen Jahren in Thailand. Sind dort auch zufrieden, wenn man sich jetzt mal die Visa Möglichkeiten für Geschäftsleute und Unternehmer anschaut, die in Thailand, wie einfach oder schwierig oder teuer ist es denn dort jetzt eine längerfristige Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten?

Dr. Strohal: Ja also Thailand war und ist vor Covid sehr restriktiv mit Work Pass also mit Arbeitsgenehmigungen, oder Verlängerung von Visa, also wenn man als Tourist eingereist ist und dann gesagt hat jetzt möchte ich aber geschäftlich tätig werden, ja dann war das fast unmöglich, den Change von einem Touristenvisa in ein Work Pass oder in eine Aufenthaltsberechtigung. Das alles hat sich sehr gelockert. Es kommen fast monatlich, neue Visatypen auf den Markt, früher war also Retirement Visum war also eines, eine Thaifrau zu heiraten und damit ein Marriage Visum zu bekommen war die zweite Variante und drittens gabs dann praktisch nur das Work permit. Das waren die drei Möglichkeiten sich legal in Thailand aufzuhalten. Mittlerweile bekommt man auch wenn man ein entsprechendes Einkommen nachweist, so eine Art Investor Visum, das muss man 40,000 US-Dollar im Jahr einkommen nachweisen. Und damit bekommt man immer ein Jahr und verlängerbares Visum, braucht also keiner Arbeitstätigkeit als solches nachgehen. Das nennt sich in Thailand, digital Nomad Visum. Ist recht ein witziger Ausdruck, also man geht davon aus, es reist einer ein mit seinem Computer und arbeitet irgendwo auf der Welt eben als digitaler Nomade, ja und da bekommt er also sein Jahresvisum, wenn wer eben diese 40,000 Dollar im Jahr nachweisen kann, die von der Botschaft bestätigt werden müssen. Ja und dann gibt es jetzt Investor Visa, wenn man ein Grundstück kauft eine Eigentumswohnung kauft. Ab einem gewissen Investitionsbetrag bekommt man auch Jahresvisum und das soll sich jetzt ausdehnen auf 5 oder auf 10 Jahre sogar. Also meine Visa sind noch immer auf ein Jahr ausgestellt, aber auch das soll geändert werden. Ausländer können Eigentumswohnungen kaufen in Thailand und das ist natürlich eine der Investmentmöglichkeiten direkt im Laufen mit der Vermietung.

Sebastian: Aber das einfachste ist doch jetzt im Grunde, wenn man jetzt, sozusagen dieses, oder jetzt wenn man für Ausländische Unternehmer, die können ja relativ einfach nachweisen, mal angenommen, die haben jetzt die Gesellschaft in Singapur, können nachweisen, dass sie von der mind. 40,000 US-Dollar im Jahr bekommen, dann wird so ein digitales Nomaden Visum erhalten, womit sie dann ein Jahr dort bleiben können und das halt regelmäßig verlängert wird.

Dr. Strohal: Genau. Genau. Man muss halt jedes Jahr zur Immigration gehen, da kommts darauf an wo man wohnt. Wenn man in Bangkok wohnt ist die Immigration praktisch ohne Agent oder ohne rechtliche Unterstützung fast nicht machbar, weil das ist dort ein solcher Massenauftrieb. Ja auch mit den, die Beamten sind dort natürlich überfordert dort. Ich bin in Rayong ich bin etwa 1,5 Stunden von Bangkok entfernt und dort habe ich immer mein Visum ohne Agent und ohne rechtliche Unterstützung binnen 20 Minuten. Also das geht sehr schön und wenn man mit den Beamten freundlich umgeht, dann gehts auch leichter als wenn man sich ärgert und dem sagt jetzt warte ich dann eine halbe Stunde, wann komme ich endlich dran, dann wird der Beamte auch sauer. Also ganz wesentlich beim Thai-smile ist, dass nicht nur die Thailänder smilen, sondern auch der was in Thailand etwas haben will, der sollte auch smilen, dann funktioniert es.

Sebastian: Das ist eine gute Regel.

32:45 Näheres zu Kambodscha.

Daniel: Wenden wir uns jetzt noch einem anderen Land in Südostasien zu. Kambodscha. Herr Dr. Strohal teilt mit uns die Hintergründe wieso es ihn dahin verschlagen hat.

Dr. Strohal: Das waren Bedürfnisse von Klienten. Kambodscha ist ein aufsteigender Tiger, wenn ich, das so nennen darf, also so wie man Myanmar eingeschätzt hat noch unter Aug Saan Suu Kyi, seit vergangenem Februar momentan ist das wieder zur Hauskatze oder zum kleineren Raubtier zurück geschrumpft. Aber Kambodscha hat deutlich die Tendenz aufzumachen, Investitionen herein zu holen durch besondere Incentives, ein ausgezeichnetes Investment Law, mittlerweile nur sechs Monate alt, wo der Investor Steuerbefreiung und Unterstützungen usw. bekommt. Und ich muss sagen, Kambodscha hat natürlich einen ruler, der noch aus der roten Khmer Zeit kommt und eigentlich das Land von Beginn an, seit dieser Katastrophe, dieses Bürgerkrieges hochgezogen hat und mit einer, wollen wir sicher sagen, eisernen Hand aber ein bisschen zu, ich will keine Vergleiche ziehen, aber wenn ich Lee Kuan Yew mir anschaue, was der aus Singapur gemacht hat, von 1966 bis glaube ich '85 oder solange er regiert hat, über 20 Jahre, so wie sie es also bei Hun Sen eine ähnliche Tendenz, der ist über 30 Jahre schon Prime minister, eben in Kambodscha und der führt das Land momentan so als würde ich sagen, es könnte nicht das zweite Singapur werden aber es gibt ja doch, wollen wir sagen durch diesen Bürgerkrieg sehr viel nachholbedarf. Und den versucht er wirklich zu stillen. Also Kambodscha hat steuerliche Vorteile, anders Singapur, die haben ein anderes System, bringt den Investoren zum Beispiel Bankkonten Eröffnungen für neu gegründete Gesellschaften binnen 24 Stunden, ja wird dann wirklich Ruck, Zuck durchgeführt. Hat ein relativ, klares einfaches Steuersystem. Und hilft wirklich Investoren, hier auf die Beine zu kommen. Nachteil Kambodschas ist die dünne Bevölkerung, ja im Gegensatz zu Thailand mit weiß ich nicht 70 Millionen Leuten ja hat Kambodscha glaube ich 20 oder so in der Gegend, die natürlich diese Reduktion der Menschen natürlich auch auf den, auf den Bürgerkrieg zurück zu führen ist. Und wenn man jetzt nach einem Markt sucht, wo ich mein Produkt unterbringen kann liegt natürlich Thailand näher oder auch Vietnam näher als Kambodscha. Aber ich würde sagen, Kambodscha hat eine sehr positive Zukunft unter der jetzigen Führung.

Daniel: Aber sehen Sie jetzt selber Kambodscha eher als ein interessantes Land für jemand, der einen Wohnsitz im Ausland sucht, vielleicht auch wie Sie vorher sagten, als digitaler Nomade arbeiten möchte oder wirklich für jemanden der ein Unternehmen gründet und Geschäfte machen will in dem Land?

Dr. Strohal: Momentan würde ich sagen, es ist eher ein Land zum Geschäfte machen. Aufgrund der Hauptgrund Stimmung und der neuen Gesetzeslage. Es gab auch bis vor kurzem gar keine Möglichkeit. Also es gab mit das Touristenvisum, wo ich mich glaube ich bis zu dreißig Tagen im Land aufhalten durfte, das vielleicht noch einmal 30 Tage verlängern oder ein Work Permit. Dazwischen gab es nichts. Mittlerweile ist ein Retirement Visum eingeführt, wenn ich also 55 bin, kann ich in Kambodscha leben und das glaube ich auch jährlich erneuern. Aber es gibt jetzt glaube ich auch schon Investor Visa, also, auch wenn ich dort wohnen will, wird das erleichtert, primär würde ich aber sagen, Kambodscha ist momentan ein Land wo ich noch rechtzeitig bevor es sich verteuert und der große Boom kommt mein Unternehmen hineinstellen kann und den Markt bedienen oder von dort aus auch produzieren kann, weil ich noch relativ billige Arbeitskräfte habe.

Sebastian: Das heißt in Kambodscha sind dann, wenn ich jetzt zum Beispiel sagen will, ich will in so einer Industrie tätig sein wie jetzt zum Beispiel, was weiß ich, Kleider, oder Elektronik oder so, möchte tatsächlich herstellen, Produkte. Dann wäre möglicherweise Kambodscha ein interessanter Standort, hier eine Produktionsstätte im Grunde zu etablieren.

Dr. Strohal: Ja es ist sowohl also für Produktionsstätten aber auch für Infrastruktur, der Chinese investiert sehr viel, ja, Kambodscha ist sozusagen die Outskirts von China und es fließt sehr viel Geld ins Land, wenn ich z.B. im Eisenbahnbau etwas anzubieten habe, auch Straßenbau, Brücken usw. Infrastruktur, also die Hafenanlagen alle diese Infrastrukturbereiche sind noch nicht voll entwickelt. Chinesisches Geld ist da, wo ich jetzt sagen muss, wenn europäisches Know-how dazu kommt, kann ich mir durchaus vorstellen, dass man hier mit sehr gutem Auftreten rechnen kann. Auch der Tourismus ist noch nicht entwickelt. Es gibt praktisch nur dieses Sihanoukville glaube ich, diesen einzigen Strandort. Aber es gibt noch jede Menge unberührte Gegenden wo man auch mit Hospitality vielleicht gute Geschäfte machen kann. Phnom Phen, also ich war 1,5 Jahre nicht mehr dort, aber ich sehe Fotos, also was da an neuen Wolkenkratzern und Häusern aufgebaut wurde ist geradezu unbeschreiblich. Das erinnert mich fast an Dubai. Ja, wo ja auch Ruck Zuck, binnen zehn Jahren eine Stadt aus dem Sand gestampft wurde. Das ist Gott sei Dank da nicht notwendig, aber Phnom Phen war immer so ein bisschen ein, ein verlassenes, oder so ein Provinzstädtchen. Ja, mittlerweile eine Metropole mit Staus und alles was halt zur Großstadt dazu gehört. Also die Entwicklung der letzten Jahre ist wirklich bemerkenswert.

38:48 Gesellschaftsformen in Kambodscha.

Daniel: Wenn die von Dr. Strohal beschriebenen Potenziale von Kambodscha also für einen Unternehmer zu treffen und er geschäftlich dort aktiv werden möchte, welche verschiedenen Gesellschaftsformen stehen denn dort für eine Unternehmensgründung zur Verfügung?

Dr. Strohal: Zu empfehlen ist ausschließlich die Limited liability, also die GmbH Form oder auch die AG Form, wenn man höhere Kapitalbeträge einfließen lassen will. Kleine Nachteile, man muss zumindest eine Sekretärin oder eine Angestellte haben. Man muss ein Büro anmieten, ja also diese sogenannten Briefkästen, wie es in anderen Ländern angeboten wird, oder dass das Büro praktisch im Steuerberaterbüro untergebracht wird und man dessen Adresse verwendet, wird in Kambodscha nicht toleriert. Man muss also einen eigenen Mietvertrag vorlegen. Man muss einen Arbeitsvertrag für eine lokalen Mitarbeiterin vorlegen oder Mitarbeiter. Ja, die Besteuerung ist auch Recht, wollen wir sagen, unique, nämlich man zahlt vom Umsatz 1 % monatlich als Downpayment für die income tax. Und die income tax sind 20 % und wenn sich dann nach dem 12. Monat herausgestellt hat, dass man mit den 1 % vom Umsatz mehr gezahlt hat, dann kriegt man was zurück, wenn man weniger gezahlt hat, dann muss man noch was drauflegen um die 20 % der Profitbesteuerung, das ist nicht Umsatz, sondern Profitbesteuerung eben abzudecken, ist aber eine ja eine interessante Variante des, bei uns hieß es glaube ich, Einkommensteuervorauszahlung, ja mit 1 % vom Umsatz. Ja Vorteil Bankenwesen, ist, wir haben zumindest zwei internationale Banken, das ist die Australian/ New Zealand, die ANZ, und auch die malaysische, ja eine große malaysische Bank, ansonsten viele lokale Banken, und wie gesagt man hat die Lizenz, bringt's zur Bank und in 24 Stunden ist das Konto da. Und es wird alles in Dollar gehandelt. Die lokale Währung ist eigentlich zu vergessen, die verwendet man nur wenn man im Markt was einkauft. Aber auch schon der Taxifahrer nimmt lieber einen Dollarschein als die lokale Währung. Es gibt keine Ausfuhrbeschränkungen, es gibt keine Devisenkontrollen, ja also das funktioniert sehr gut, weil alles in Dollar abgewickelt wird.

41:12 Der Einfluss von China auf die Region.

Sebastian: Ja, interessant. Herr Doktor Strohal Sie hatten jetzt vorhin schon kurz China angesprochen hier im Zusammenhang mit Kambodscha, generell als jemand der jetzt Südostasien gut kennt, der da auch viel Zeit verbracht hat. Wie sehen Sie so den Einfluss von China auf die Region, die ja doch sag ich mal vor der Haustür liegt von China, sehen Sie das mit Besorgnis? Auch jetzt, wenn man Hong Kong anschaut, was wir vorhin kurz angesprochen haben, oder kann man da relaxt sein, wenn man jetzt ein ausländischer Investor oder Unternehmer ist, oder dort tätig sein möchte und wohnen will. Wie sehen Sie das?

Dr. Strohal: Der Einfluss Chinas ist in praktisch allen Asienstaaten sehr vordergründig, leicht zu sehen, in Thailand wird gerade die High Speed Train mit chinesischem Geld gebaut, die die drei großen Flughäfen miteinander verbindet. Aber ich sehe es nicht unbedingt von Nachteil. Wir beraten also ein großes, deutsches Unternehmen auch in Zusammenhang mit Infrastruktur und Eisenbahnbau und die Thailänder sind also zum Beispiel oder auch in Kambodscha, gewieft genug zu sagen, 50 % kriegen die Chinesen und die zweiten 50 % holen wir uns dann deutsche Technologie herein. Also es ist sehr wohl für den deutschen Unternehmer nach wie vor genau Raum da, ihr Geld zu verdienen. Und sich allenfalls auch mit Chinesen zusammenzuschließen und zu sagen, was finanziert ihr, können wir hier die Technologie liefern, die ihr noch nicht habt. Ja, also es gibt genug Möglichkeiten, der Synergie und nicht der unbedingten Konkurrenz mit den Chinesen. Aber dass der Chinese seinen Einfluss in der gesamten Region hier sehr verstärkt hat, ist deutlich zu sehen. Nach wie vor sind also vor allem Thailand und auch Kambodscha durchaus USA lastig also westlich orientiert, aber nehmen natürlich gerne Geld aus China.

Sebastian: Sehen Sie da irgendwelche Sicherheitsbedenken?

Dr. Strohal: Nein also in Taiwan würde ich mich nicht darüber äußern, aber ich würde sagen Laos, ist eine sozialistische, kommunistische Regierung, die also dem chinesischen System, na ja eigentlich, die Chinesen sind bei weitem kapitalistischer als Laos, ja, aber auch dort kann man als, als wir beraten hier auch ein großes, österreichisches Unternehmen die in Laos hervorragende Geschäfte machen, ja aber vor allem Kambodscha, Vietnam und Thailand sind trotz starker, chinesischer Interessen und Geldzuflüsse nach wie vor sehr westlich orientiert.

43:48 “Make a long story short" - Fragerunde

Daniel: Kommen wir jetzt zu unserer Kategorie “Make a long story short", ich stelle Fragen, die möglichst kurz und knapp beantwortet werden.

Daniel: Herr Doktor Strohal, was ist ihrer Meinung nach die schönste Jahreszeit oder schönste Monat in der Region?

Dr. Strohal: Der sogenannte Winter beginnend mit November bis etwa Mitte März, dann beginnt es sehr warm zu werden, ausgenommen Singapur, da ist es immer warm, weil das liegt direkt am Äquator und da regnet es auch fast jeden Tag, da gibt es keine wirklichen Jahreszeiten, aber nördlich hier also Kambodscha, Thailand, Vietnam, Laos, ist der sogenannte Winter wie wir ihn jetzt haben sicherlich die angenehmste Zeit.

Daniel: Diesen Fehler muss man unbedingt vermeiden?

Dr.Strohal: Überheblichkeit.

Daniel: Und welche Spezialität der regionalen Küche muss man unbedingt einmal probiert haben?

Dr.Strohal: Die Thaikueche ist fantastisch. Es gibt praktisch kaum eine Küche weltweit, die dieser gleichkommt. Kambodscha hat sicherlich auch eine sehr gute Küche, aber die Thaiküche ist sicher im gesamten Raum die, die führende Gourmetlinie, die, die volle Breite vom asiatischen Flair, Gewürzen und Kochkunst hat.

Daniel: Und die letzte Frage, wie erreichen Interessierte Sie bzw. Ihre Kanzlei am besten.

Dr.Strohal: Ja, wir haben also einen recht breiten Internetauftritt, wir sind im LinkedIn, wir sind im Facebook vertreten, nennt sich Strohal Legal Group, oder SLG, und wenn Sie unter SLG Law im Internet suchen, dann haben Sie uns sofort mit allen Standorten. Und ich bin telefonisch und über WhatsApp und über Signal oder bin über sonstige Internet und E-Mail anytime erreichbar. Wobei ich sagen muss, ich bin mittlerweile 72, also ich verbringe noch immer meine acht Stunden, 7-8 Stunden am Tag für Arbeit, aber ich bin nicht mehr der hektische, junge Anwalt der dem Geld nachläuft, und ich suche mir gerne meine Klienten aus.

Sebastian: So in der Position möchten wir alle sein, ja.

Daniel: Also ja vielen, vielen Dank Herr Dr. Strohal. Hat mir wirklich viel Freude gemacht, mit Ihnen über diese Themen zu sprechen.

Dr. Strohal: Auch hier. Danke dir Daniel.

Sebastian: Herzlichen Dank, Herr Doktor Strohal.

Daniel: Übrigens, wenn du keinen unserer interessanten Podcasts mehr verpassen willst, dann klick jetzt gleich auf Abo und besuch uns doch mal auf unserer Website, www.perspektiveausland.com. Da gibt's übrigens auch alle Podcasts als Video zum ansehen, und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für mögliche Sendungen hinterlassen. Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland - der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Digitaler Nomade: Ja - aber nicht ohne Krankenversicherung

Erfahren Sie von Versicherungsmakler Lukas Schöning, warum eine Auslandskrankenversicherung für digitale Nomaden und Expats unverzichtbar ist. Tipps für Singles und Familien!

Zu Gast: Lukas Schönberg

In unserer heutigen Episode gibt uns der Versicherungsmakler Lukas Schöning einen wunderbaren Einblick in die Komplexität und Notwendigkeit einer Auslandskrankenversicherung und zeigt uns, was Expats und digitale Nomaden in den unterschiedlichen Situationen und auch bei umfangreichen Reiseplanungen, sei es mit Familie oder als Single beachten sollten.

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Vom Wohnsitz in Deutschland raus in die Welt

Hat man den Entschluss gefasst, seinen bisherigen Wohnsitz aufzugeben oder zu verlagern und auf Reisen zu gehen, gibt es bei all den neuen Lebens- und Reisevorbereitungen, wie beispielsweise der Organisation eines Visum für digitale Nomaden, vieles zu bedenken. Die Krankenversicherung sollte dabei nicht vernachlässigt werden, denn daran möchte man nicht erst denken, wenn man einen Unfall hatte oder ärztliche Versorgung benötigt. Die herkömmliche Reisekrankenversicherung bietet Versicherungsschutz nur für einen begrenzten Zeitraum und greift danach nicht mehr.

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Wozu eine spezielle Auslandskrankenversicherung?

Innerhalb der EU und auch weltweit gibt es zwar staatliche Gesundheitssysteme, auf die man zurückgreifen kann, deren Qualität aber eine recht große Spannweite vorweisen. Wer volle und gute Deckung wünscht, benötigt eine spezielle (digitale) Auslandskrankenversicherung, die im Gegensatz zu den nationalen Krankenversicherungen übrigens auch mit den internationalen Gegebenheiten vertraut ist und Nomaden als Partner hilfreich zur Seite stehen kann.

Lässt man seine deutsche Krankenversicherung einfach weiterlaufen und benötigt ärztliche Behandlung im Ausland, auf Reisen oder im Urlaub, werden nicht unbedingt alle anfallenden Kosten übernommen, sondern lediglich im Rahmen der entsprechenden Kosten, die auch in Deutschland angefallen wären. Somit können zusätzliche Rechnungen anfallen, die vermeidbar wären.

Typische Fälle, wenn die Auslandskrankenversicherung zum Einsatz kommt

Der schönste Grund, wann eine Krankenversicherung für Nomaden zum Einsatz kommt, ist Schwangerschaft und Geburt, und da greift sie auf jeden Fall. Ansonsten „das Übliche“ wie die heißgeliebte Zahnbehandlung, und erfahrungsgemäß kommen die Versicherungen auch für Augenbehandlungen und Unfälle zum Einsatz, aber seltener für extreme Fälle, welche nicht oft vorkommen. Augenlasern kann von der Auslandskrankenversicherung in Anspruch genommen werden, allerdings nur einmal während der gesamten Laufzeit.

Was ist nicht mitversichert?

Die Pflegeversicherung ist recht einzigartig in Deutschland und daher fällt alles, was mit Pflege zu tun hat, nicht in den Versicherungsschutz, obwohl ansonsten wirklich alles abgedeckt ist, sei es eine Chefarztbehandlung, den Luxus eines Einbettzimmers, und manchmal sogar die Behandlung eines Heilpraktikers, was in Deutschland nicht der Fall ist, weder bei der Gesetzlichen noch bei der Privaten!

Wie sieht es aus mit Extremsportarten?

Viele Menschen lieben Extremsportarten, und passiert ein Unfall, ist dieser auch mitversichert. Einige Versicherungen fragen bei Antragstellung diesbezüglich explizit nach und berechnen eventuell entsprechend höhere Beiträge.

Versicherung abschließen vor oder nach Ausreise?

Keine Panik, man kann seine Auslandskrankenversicherung sowohl vor Abreise als auch danach abschließen. Beides ist möglich und macht bezüglich des Versicherungsschutzes keinen Unterschied. Wer gerne bereits im Vorfeld plant, kann den Versicherungswechsel selbstverständlich auch vordatieren, so dass man in aller Ruhe seine Reise antreten kann.

Tarifzonen

Interessant (und kompliziert) wird es bei den Tarifzonen, denn unterschiedliche Länder können unterschiedliche Tarifzonen und somit unterschiedliche Preise haben. Reist man in ein anderes Land und kommt somit eventuell in eine andere Tarifzone, ist man auch in dem Fall vorerst zwar für sechs Wochen, allerdings nur für Notfälle weiterhin versichert, kann die erforderliche Veränderungsmitteilung aber auch von dort aus vornehmen.

Kann ich der Versicherung zu teuer werden?

Es gibt zwar eine Maximalsumme von dem, was die Krankenversicherung erstattet, aber hatte man beispielsweise aufgrund eines schweren Unfalls eine recht teure Behandlung, muss man keine Angst haben, eventuell gekündigt zu werden, denn das ist nicht üblich.

Was kostet mich eine Auslandskrankenversicherung und warum sind die USA so teuer?

Je nach Tarifzone, Alter und Gesundheitszustand der Versicherten und der Höhe der Selbstbeteiligung variieren die Preise selbstverständlich, aber um sich eine Vorstellung machen zu können, kann man sagen, dass man mit einigen hundert Euros schon rechnen kann. In Bezug auf ärztliche Behandlungen sind die USA sehr teuer, und das spiegelt sich auch in den Versicherungsbeiträgen wider.

Was ist, wenn ich nach Hause komme, und was ist eine Anwartschaft?

Bei Heimaturlaub in Deutschland wäre man ebenfalls für sechs Wochen versichert, kann diese unter Umständen verlängern, man muss nur einige Kleinigkeiten beachten. Weiß man allerdings schon vor seiner Auswanderung, dass man wieder nach Deutschland zurückkehren möchte, kann man sich seinen Platz bei seiner Krankenversicherung durch eine Anwartschaft sichern, was selbstverständlich auch alles berechnet wird, und das nicht zu knapp.

Informationen zu verschiedenen steuergünstigen Ländern wie UK, Irland, Zypern, Malta, Hong Kong, Chile, Türkei, Thailand und viele mehr finden Sie ebenso auf unserem Podcast Perspektive Ausland und Websites Wonsitzausland, Auslandsunternehmen oder Smatthew.

Kontaktdaten und Links:

Lukas Schönberg

Homepage: www.weltweitversichert.com

E-Mail:        hallo@weltweitversichert.com

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Timestamps

 00:18   -   Begrüßung und Einleitung und Vorstellung Lukas Schönberg

02:24   -   Warum eigentlich eine spezielle Auslandskrankenversicherung?

04:01   -   Kann ich meine „alte“ Krankenversicherung einfach weiterlaufen lassen?

05:50   -   Typische Fälle, wann die Auslandskrankenversicherung zum Einsatz kommt

07:12   -   Augenlasern im Ausland

08:27   -   Was ist bei Auslandskrankenversicherungen nicht mitversichert?

09:34   -   Auslandskrankenversicherung und Extremsport – eventuelle Beitragserhöhung?

10:30   -   Versicherung abschließen vor oder nach Ausreise aus Deutschland?

11:29   -   Unterschied Expat und digitaler Nomade - Tarifzonen

14:36   -   Kann ich abgelehnt werden?

15:22   -   Kann ich der Versicherung „zu teuer“ werden?

17:48   -   Was kostet mich eine solche Auslandskrankenversicherung?

20:28   -   Bin ich in manchen Ländern eventuell nicht versichert?

22:03   -   Heimaturlaub in Deutschland und Rückkehr

24:07   -   Was ist eine Anwartschaft?

27:08   -   Gibt es Altersgrenzen für die Versicherung?

29:07   -   Abschließende Ratschläge, Kontaktdaten und Verabschiedung

Mitschrift zu Folge 15 Perspektive Ausland: Digitaler Nomade: Ja – aber nicht ohne Krankenversicherung

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Lukas Schönberg

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, und heute ist Lukas Schönberg zu Gast. Wir sprechen darüber, was man bei der Wahl einer Auslandskrankenversicherung alles so wissen muss. Das ist ja für Expats genau so wichtig wie für digitale Nomaden, weil ja normale Krankenversicherungen deren Bedürfnissen nicht gerecht werden. Lukas stellt sich uns aber erstmal selbst vor.

Lukas: Erstmal Danke für die Einladung. Ich bin der Lukas, bin Versicherungsmakler, habe mich auf die digitale Nomaden und auch auf die Expats spezialisiert, die nicht mehr den Wohnsitz in Deutschland haben, und ich unterstütze diese erstmal bei der Abmeldung, wenn es in Deutschland wirklich dann losgeht, bis dann auch die Umsetzung, bis es wirklich dann soweit ist, wo sie dann einen ordentlichen Versicherungsschutz im Ausland brauchen.

Daniel: Sehr schön. Jetzt vielleicht gleich schon mal die erste Frage: Warum ist denn aus Deiner Sicht eine klassische Krankenversicherung oder eine Auslandsreiseversicherung für einen digitalen Nomaden nicht ideal? Warum braucht es spezielle Anbieter?

Lukas: Also im Endeffekt ist es so, dass eine, ich sage mal, Reisekrankenversicherung ist an sich nur begrenzt, für einen begrenzten Zeitraum, das können zum Beispiel bis zu 56 Tage sein, kann aber auch ein Jahr sein, aber auf jeden Fall ist die begrenzt. Und dann, wenn das einmal begrenzt wurde und auch ausgereizt ist, dann kann man in der Regel sich nicht mehr nachversichern. So ist es zumindest in den Bedingungen festgelegt. Und es geht auch darum, dass, wenn man dann im Ausland ist, will man ja auch einen guten Krankenversicherungsschutz, wo auch viel übernommen wird, man will ganz normal zum Arzt gehen können zu einer Voruntersuchung, dass das Ganze bezahlt wird. Und deswegen, damit das übernommen wird, gibt es internationale Krankenversicherungen, die, ich sage mal, ähnlich sind einer deutschen privaten Krankenversicherung. Aus den Gründen.

02:24 - Warum eigentlich eine spezielle Auslandskrankenversicherung?

Daniel: Okay, klingt spannend. Und jetzt ganz konkret, was leisten solche spezialisierten Krankenversicherungen mehr, speziell für die Bedürfnisse von digitale Nomaden oder einfach Menschen, die vielleicht auch aus geschäftlichen Gründen bewusst ihren Wohnsitz ins Ausland verlegt haben?

Lukas: Naja, es kommt dann erstmal drauf an, wohin geht überhaupt die Reise? Ist man zum Beispiel innerhalb der Europäischen Union, verlagert quasi seinen Wohnsitz in ein anderes Land, was in der EU ist, dann ist ja erstmal das staatliche Gesundheitssystem in dem jeweiligen Land dafür da. Und dann gibt es aber unter anderem die internationalen Krankenversicherungen, die direkt schon ab dem ersten Euro zahlen, denn die meisten Gesundheitssysteme in der EU sind nicht sonderlich gut. Wenn wir jetzt darüber hinausgehen, andere Länder dieser Welt, dann gibt es dort nicht mal annähernd so eine Versicherung, entweder vom Staat oder direkt vor Ort, die überdurchschnittlich viel leistet. Wenn wir jetzt mal an irgendwelche asiatischen Länder denken, dort ist halt der Krankenversicherungsschutz, den man vor Ort bekommt, echt gering, und genau für solche Menschen ist es dann da, dass, wenn man in ein anderes Land geht, dass man halt auch versichert wird und auch darüber hinaus. Also man wechselt dann vielleicht mal den Wohnort, oder man reist, dann ist das alles mitversichert, ohne extrem große Einschränkungen.

04:01 - Kann ich meine „alte“ Krankenversicherung einfach weiterlaufen lassen?

Daniel: Was spricht denn aber eigentlich genau dagegen, die deutsche Krankenversicherung nach dem Auswandern einfach laufen zu lassen? Und ist denn das überhaupt erlaubt?

Lukas: Also im Prinzip ist es erlaubt, das ist an sich jetzt kein Thema. Nehmen wir zum Beispiel mal die Gesetzliche, die leistet dann nicht überall und auch nicht in vollem Umfang. Angenommen ich gehe zu einem Arzt in Spanien, vielleicht ist es einfacher, das anhand eines Beispiels zu erklären. Ich bin jetzt in Spanien und will zum Arzt gehen, muss behandelt werden, dann kann die gesetzliche Krankenversicherung hergehen und sagen: „Hier, pass auf, die Behandlung war zu teuer, wir bezahlen nur so viel, wie die Behandlung auch in Deutschland gekostet hätte.“ Und da fängt es ja schon an. Es wird dann nur ein gewisser Teil genommen. Also, da gibt es, zumindest, was jetzt leistungstechnisch anbelangt, keinen Sinn. Bei der Privaten ist es etwas anders, die Private sagt schon: „Okay, wir versichern weltweit, aber dann auch nur in einem begrenzten Rahmen.“ Man muss tatsächlich auch Sondervereinbarungen treffen, wenn man jetzt diese private Krankenversicherung länger als ein Jahr zum Beispiel haben will, und dann gibt es auch einen deutlichen Mehraufschlag. Und man muss dazu sagen, viele deutsche private Krankenversicherungen sind mit den Gesundheitssystemen weltweit nicht so vertraut und können mir nicht so besonders gut helfen. Sie können helfen, aber nicht so richtig gut, wie die internationalen Krankenversicherungen das können. Aber auch aus Kostengründen ergibt das keinen Sinn, bei der Gesetzlichen zu bleiben, und dann auch bei der Privaten auch eher weniger.

05:50 - Typische Fälle, wann die Auslandskrankenversicherung zum Einsatz kommt

Daniel: Um ein bisschen darauf einzugehen, was Du gerade gesagt hast, was sind denn so aus Deiner Erfahrung die häufigsten Fälle, wann braucht denn ein digitaler Nomaden, also ein Mensch im Ausland eigentlich so eine Versicherung? Was hast Du da erlebt, was sind da so für typische Krankheiten, Unfälle, wo dann die Auslandskrankenversicherung greifen muss?

Lukas: Also, wo sie auf jeden Fall greift, das ist dann gerade, wenn es in Richtung Schwangerschaft geht, wenn man Mutter wird, aber es fängt schon bei kleinen Sachen an. Es fängt bei Zahnbehandlungen an, oder bei Augenbehandlungen, wenn es jetzt um das Lasern geht, das wird häufig genutzt, und dann natürlich für Unfälle. Das passiert schon häufiger, dass Unfälle oft passieren, wenn man unterwegs ist, auch für digitale Nomaden, und dann viele Vorsorgesachen. Aber es gibt jetzt nicht so diese extremen Fälle, wo jetzt gesagt wird, eine Verstopfung oder irgendetwas mit dem Darm an sich, oder mit dem Herzen, das gibt es explizit jetzt nicht, es sind hauptsächlich eher so die kleinen Sachen, beziehungsweise diese Notfälle.

07:12 - Augenlasern im Ausland

Daniel: Hierzu erfrage ich jetzt einen besonderen Fall noch etwas genauer.

Daniel: Mir kommt da gerade noch ein Gedanke, Du hattest ganz am Anfang mal etwas mit erwähnt, dass zum Beispiel unter anderem im Ausland ja auch so eine Behandlung wie Augenlasern durchgeführt werden könnte, als ich fragte, was machen so typischer Weise Mandanten von Dir, digitale Nomaden, die Du so im Ausland betreust, was nehmen sie in Anspruch? Ist es in der Tat so, dass so eine Therapie oder eine Behandlung wie Augenlasern tatsächlich von einer Auslandskrankenversicherung übernommen und bezahlt wird?

Lukas: Im Prinzip geht so ein Augenlasern nur einmal während der ganzen Versicherungsdauer. Ich sage mal, wenn man die Versicherung wirklich so 20, 30, vielleicht sogar 40 Jahre hat, geht es wirklich nur einmal, und das ist auch gar kein Thema. Ich meine, manche private Krankenversicherungen in Deutschland machen das auch, aber nicht alle, es kommt dann auch immer auf die Gesellschaft an, usw., aber es gibt tatsächlich Gesellschaften bei internationalen Krankenversicherungen, die das übernehmen.

08:27 - Was ist bei Auslandskrankenversicherungen nicht mitversichert?

Daniel: Interessant, spannend. Gibt es jetzt irgendwelche Dinge, die generell häufig ausgeschlossen sind bei den Auslandskrankenversicherungen, wo ich aufpassen muss, was generell nicht mitversichert wird?

Lukas: Das ist erstmal im Prinzip die Pflegeversicherung, also alles, was mit Pflege zu tun hat wird halt so nicht versichert, das kennen auch viele Länder der Welt so nicht. Es wird genau so viel übernommen, vielleicht manchmal sogar mehr als bei einer PKV, wenn man eine gute hat, aber der einzige große Ausschluss ist tatsächlich diese Pflege. Man bekommt auch so alles, was man auch in Deutschland bekommen würde, jetzt an Leistungen. Man kann eine Chefarztbehandlung bekommen, man kann ein Einbettzimmer oder ein Zweibettzimmer bekommen, besondere Behandlungen, wie von einem Heilpraktiker, all das ist dann möglich. Und manchmal ist sogar bei den Heilpraktikern, bei gewissen privaten Krankenversicherungen in Deutschland ist das zum Beispiel nicht versichert, und bei der Gesetzlichen in der Regel sowieso nicht.

09:34 - Auslandskrankenversicherung und Extremsport – eventuelle Beitragserhöhung?

Daniel: Nochmal nachgefragt, ganz im Detail: also viele digitale Nomaden, wenn sie im Ausland unterwegs sind, reizen bestimmte Extremsportarten, sagen wir mal Klettern oder Extrem Ski, Reiten, Tauchen, wie auch immer. Bei einer Auslandskrankenversicherung, so wie Du sie jetzt empfiehlst und kennst und vorstellst ist es immer drin, wenn man dort einen Unfall hat bei so einem Extremsport?

Lukas: Ich gehe das mal vorsichtig an. Es wird immer darauf Wert gelegt, dass man das natürlich im besten Fall nicht macht. Wenn jetzt natürlich ein Unfall passiert, dann ist das an sich versichert. Manche fragen sogar nach, ob man ein extremes Hobby hat, was jetzt zum Beispiel Tauchen ist oder Fallschirmspringen oder Sonstiges, die fragen nach, und dann kann es durchaus auch zu einer Beitragserhöhung kommen, aber es gibt jetzt keinen expliziten Ausschluss.

10:30 - Versicherung abschließen vor oder nach Ausreise aus Deutschland?

Daniel: Noch eine Frage: Muss ich denn die Versicherung im Idealfall beantragen, bevor ich das Land verlasse, oder kann ich auch erst das Land verlassen, mir irgendwo einen Wohnsitz suchen und dann überlege ich mir so nach und nach: „Was machen wir denn jetzt mit der Versicherung?“, oder was empfiehlst Du dazu?

Lukas: Beides ist möglich. Empfehlenswert ist es, wenn man jetzt tatsächlich in Deutschland zum Beispiel ist, und man verlässt das Land, kann man das schon in Deutschland machen, da gibt es dann einen fließenden Übergang, und dann ist das Ganze halt erledigt. Man kann es ja auch in die Zukunft datieren, wenn es bekannt ist, man meldet sich jetzt zum 31.12. ab und ist dann zum 01.01. woanders, dann kann man die Versicherung in Deutschland noch abschließen, greift dann aber erst nach dem 01.01. Und das empfehle ich auch immer, wenn es möglich ist. Wenn jetzt jemand aber schon im Ausland ist, dann ist es nach wie vor noch möglich, das ist alles gar kein Thema.

11:29 - Unterschied Expat und digitaler Nomade – Tarifzonen

Daniel: Jetzt muss man natürlich auch unterscheiden zwischen Expats und den wirklichen, echten digitalen Nomaden, oder? Es gibt ja Menschen, die ins Ausland gehen, weil sie vielleicht vom Arbeitgeber dahin geschickt werden, oder weil sie selber in einem anderen Land ein Business starten wollen oder sich entscheiden, in einem anderen Land zu leben. Und dann gibt es digitale Nomaden, die eigentlich heute noch nicht wissen, wo sie in drei oder sechs Monaten sind, sie bleiben einfach gerne in einem Land, so lange, wie es ihnen dort gefällt, und dann gehen sie in nächste, oder sind vielleicht zu bestimmten Jahreszeiten in einem Land und dann in dem anderen Land. Jetzt die Frage: Macht es bei so einer Auslandskrankenversicherung einen Unterschied, ob man zum Beispiel drei Monate nur in einem Land ist und dann weiterreist, oder ob man mehrere Monate am Stück, oder vielleicht sogar Jahre am Stück dort bleibt?

Lukas: Das macht schon einen Unterschied. Gut, bei Expats muss man sowieso sehen, oder beziehungsweise bei Expats, die jetzt für einen kurzen Augenblick vielleicht auch nur entsendet wurden, das gilt dann vielleicht nicht direkt als Expat, aber wenn der Arbeitgeber sagt: „Okay, Du gehst jetzt ins Ausland,“ das ist eine Entsendung, dann muss sich ja sowieso in der Regel der Arbeitgeber drum kümmern. Wenn jetzt aber jemand sagt, okay, er ist jetzt ein Expat, er geht wirklich in ein anderes Land und bleibt auch dort, dann ist das schon ein Unterschied im Vergleich zu einem digitalen Nomaden, weil es dann verschiedene Tarifzonen gibt. Und diese Tarifzonen müssen demzufolge auch versichert sein. Also, wenn jetzt ein Expat in einem Land ist, nehmen wir vielleicht mal Montenegro, geht es nach Montenegro, dann ist er in der Tarifzone versichert, wo Montenegro auch drin ist. Da sind auch ein paar andere Länder noch mit drin, und ist dort versichert. Wenn jetzt aber jemand zum Beispiel, ein digitaler Nomaden, der ist jetzt auch in Montenegro, nehmen wir gleich das gleiche, will dann aber nach Japan, und dann vielleicht nach Israel, und dann vielleicht nach Russland, dann ändert sich schon etwas. Bedeutet, er hat definitiv immer einen höheren Beitrag, weil halt mehr Tarifzonen versichert werden müssen.

Daniel: Veranschaulichen wir das einmal an einem konkreten Beispiel. Was passiert, wenn jemand in Montenegro eine Auslandskrankenversicherung hat, aber beschließt, dann nach Japan weiterzuziehen. Was sollte er tun, und was würde passieren, wenn er nichts unternimmt und seinen Umzug der Versicherung einfach nicht meldet?

Lukas: Okay, in Ländern, die nicht versichert sind, da gehe ich immer von der Tarifzone aus, denn die ist entscheidend. Nehmen wir Montenegro, und er ist jetzt in Japan, dann ist er in Japan nur für sechs Wochen und nur für Notfälle versichert. Das heißt, er kann jetzt nicht einfach so zum Arzt gehen und sagen, ich will mich jetzt einfach ganz normal untersuchen lassen, eine Vorsorgeuntersuchung, sondern das muss tatsächlich dann schon akut sein. Wenn ich jetzt dann dort bin, bin ich ja für Notfälle versichert, wenn ich länger dort bleibe, muss ich der Versicherung Bescheid sagen, oder dem Makler, wie auch immer, und dann wird das angepasst.

14:36 - Kann ich abgelehnt werden?

Daniel: Kann ich abgelehnt werden? Also, kann es zu einer Ablehnung führen, wenn ich das Land verlasse? Dass sie dann sagen: „Nö, das machen wir jetzt nimmer.“

Lukas: Im Prinzip nicht. Es gab vor gar nicht allzu langer Zeit, das was ein Land im Mittleren Osten, was dann gesagt hat, bestimmte Versicherungen akzeptieren wir hier nicht mehr, und die haben dann die Menschen, die dort gelebt haben, haben die Versicherung gekündigt. Aber das ist dann immer abhängig von dem Staat. Das sind tatsächlich nur Einzelfälle, ich habe das bisher nur einmal gehört und mitbekommen, dass das so passiert ist. Aber jetzt explizit, wenn ich in ein anderes Land gehe, wird das nichts zwingend abgelehnt, nein.

15:22 - Kann ich der Versicherung “zu teuer” werden?

Daniel: Generell vielleicht nochmal die Frage, weil wir gerade bei Ablehnen und Kündigung sind, oder Veränderung des Vertrages: Kann ich, das hört man ja manchmal von privaten Krankenversicherungen auch an anderer Stelle, wenn ich jetzt zum Beispiel zu teuer bin in der Behandlung, kann ich dann gekündigt werden? Also ich bin jetzt im Ausland, ich hatte einen Unfall, der Unfall war teuer, muss ich jetzt mit dem Risiko rechnen, das mich jetzt diese Auslandskrankenversicherung kündigt?

Lukas: Also, in den meisten Bedingungen von den Gesellschaften, mit denen ich zum Beispiel direkt zusammenarbeite, gibt es keinen Vermerk, dass, wenn man, jetzt übersetzungsgemäß, wenn man zu teuer wird, dass man da rausgeschmissen wird, also das gibt es nicht. Wie gesagt, nur in dem Fall wird man gekündigt, aufgrund gesetzlicher Regulatorien, aber nicht, weil man zu teuer wird. Aber natürlich muss man bedenken, es gibt ja auch eine Maximalsumme an Erstattungen pro Jahr, und wird diese überschritten, klar, dann muss man das selbst zahlen, also den Rest, was darüber hinausläuft, aber sonst wird man da nicht rausgeschmissen.

Daniel: Wie sieht es aus, wenn, wir hatten ja jetzt zum Beispiel vor knapp zwei Jahren da diese Corona oder Covid Pandemie, die uns ja heute noch beschäftigt, was ja dazu geführt hat, dass in vielen Ländern zum Beispiel das Auswärtige Amt empfohlen hat, nicht mehr das Land zu bereisen, beispielsweise, vielleicht sogar Botschaften empfohlen haben, jetzt reden wir nicht nur über Covid, sondern vielleicht auch über andere Katastrophen, wie vielleicht Erdbeben, vielleicht wird das Land auch unsicher, weil es vielleicht kriegsähnliche Zustände gibt. Und jetzt würde das Auswärtige Amt oder die Botschaft empfehlen, das Land zu verlassen. Hat das Auswirkungen auf eine Krankenversicherung?

Lukas: Nein, also, ich meine, wenn das Land mitversichert ist, gibt es da jetzt keinen Ausschluss, oder man wäre da jetzt nicht versichert. Natürlich ist auch da immer die Empfehlung, sage ich mal, und da kümmern sich auch fast alle internationalen Krankenversicherungen auch drum, wenn man das Land verlassen muss aufgrund von gewissen Empfehlungen und Umständen, vielleicht sogar tatsächlichen Ernstfällen, dann unterstützen die sogar auch noch, dass man da leicht wieder rauskommt. Aber das ist jetzt kein direkter Ausschluss.

17:48 - Was kostet mich eine solche Auslandskrankenversicherung?

Daniel: Um jetzt das Thema auch auf den preislichen Rahmen einer Auslandskrankenversicherung zu lenken, betrachten wir mal den Standardfall einer Familie, die auswandern möchte, und nehmen dazu auf der einen Seite Thailand als Beispiel für die, die es weiter weg zieht, und als europäisches Land nehmen wir Malta.

Lukas: Also in Thailand ist immer die Frage, wie alt sind erstmal die Eltern, und wie alt ist das Kind. Beim Kind kann man je nachdem, wie hoch die Selbstbeteiligung ist, usw., kann man, ich sage mal, 100-180 pro Kind ungefähr rechnen, und dann für die Eltern kommt es drauf an, sind beide Eltern vielleicht zum Beispiel 35, dann sind das, wenn sie jetzt richtig gute Leistungen haben wollen, pro Person vielleicht 350-400 €, kann natürlich noch variieren, wenn man noch eine Selbstbeteiligung noch mit reinhaben will. Das gilt jetzt für Thailand. Für Malta kann es tatsächlich in einem ähnlichen Rahmen sein, vielleicht sogar noch ein bisschen teurer, also dann sind es nochmal, auf die Gesamtsumme gesehen, für Kind und Eltern vielleicht nochmal 150 € mehr, aber das ist immer ganz schwierig pauschal zu sagen, weil, es kommen dann die Gesundheitsfragen noch mit dazu, und die sind dann auch immer noch mitentscheidend.

Daniel: Jetzt ist sehr häufig, wenn man sich so einen Antrag für eine Auslandskrankenversicherung anschaut, ist da explizit erwähnt: Außer USA. Also offensichtlich schießen die Tarife da in die Höhe, sobald man sagt: „Ich gehe jetzt in die USA.“ Kannst Du uns das nochmal ein bisschen erklären, woran liegt das?

Lukas: Das liegt einfach daran, dass die Gesundheitskosten in den USA verdammt hoch sind. Die sind weltweit mit am teuersten, oder am höchsten, gilt jedoch aber auch ähnlich in Puerto Rico zum Beispiel, das ist auch mit in so einer teuren Zone, da letztendlich mit drin, wo ähnliche Kosten herrschen, und das aufgrund dessen, weil dort alles viel teurer ist in diesem Bereich. Wenn jetzt eine Operation vielleicht am Darm, vielleicht so 15.000 bis 20.000 kostet in Deutschland, kann das Ganze dort schon mal locker das Doppelte, Dreifache oder Vierfache kosten. Und deswegen sind die Preise dort viel höher, und natürlich berechnet das dann die internationale Krankenversicherung mit ein.

20:28 - Bin ich in manchen Ländern eventuell nicht versichert?

Daniel: Jetzt haben wir über europäische Länder gesprochen, über das, nennen wir es mal „das normale Ausland“, die USA als teures Ausland. Gibt es denn Länder, die generell nicht versichert werden? Wo man sagt: „Wenn Du in dieses Land gehst, dann gibt es keine Auslandskrankenversicherung für Dich?“

Lukas: Wir gehen jetzt von einem deutschen Staatsbürger mal aus, oder zumindest von einem europäischen Staatsbürger. Es gibt natürlich Konstellationen, die nicht funktionieren, wie zum Beispiel einen Chinesen in China zu versichern, das geht nicht. Oder bei manchen Versicherern, jeder legt das eine oder andere spezieller aus, zum Beispiel in den Vereinigten Arabischen Emiraten, da ist es an sich so, dass die Versicherung spezielle Anforderungen erfüllen müssen. Das gibt quasi dann das Ministerium vor, und das muss erfüllt sein. Es gibt Versicherer, die erfüllen das, und es gibt Versicherer, die erfüllen das nicht. Und der eine Versicherer schaut da stärker drauf, und der andere dann auch wieder nicht. Also im Prinzip ist das so das einzige Land, was jetzt vielleicht auch relevant ist, wo es schwieriger ist, eine Versicherung zu bekommen, wobei das aber am Ende des Tages, rein in der Praxis gesehen, man muss ja immer Theorie und Praxis trennen. In der Praxis ist es kein großer Akt, das dann ordentlich anzupassen, das ist kein Thema, aber im Prinzip ist es so das einzige Land, die Vereinigten Arabischen Emirate.

22:03 - Heimaturlaub in Deutschland und Rückkehr

Daniel: Jetzt wohne ich in Monaco, Montenegro, Malta, wo auch immer, oder in Thailand, habe eine Auslandskrankenversicherung und komme jetzt nach Hause zu Besuch und bleibe ein bisschen länger. Was muss ich beachten? Wie lange bin ich versichert, oder was kann ich tun, ganz konkret, wenn ich länger zu Hause bliebe?

Lukas: Also grundsätzlich ist es so, dass, wenn man wieder in das Heimatland zurückkehrt, nehmen wir jetzt mal Deutschland, wenn man dahin zurückkehrt, ist man sechs Wochen versichert. Es gibt Möglichkeiten, dass man auch länger versichert ist, aber sechs Wochen ist immer so das, ich sage mal, das Maximum, und die sechs Wochen gelten immer pro Kalenderjahr, oder Versicherungsjahr, eher gesagt. Wenn man natürlich dann länger in Deutschland ist, dann ist man nicht versichert. Aber es gibt auch eine Möglichkeit, wie gesagt, das zu verlängern, dass man sagt, okay, man geht jetzt schon in die Richtung sechs Monate tatsächlich, aber da muss man extrem aufpassen, und dass das Ganze vielleicht nicht zwingend am Stück dann auch ist, also dass man die sechs Monate am Stück in Deutschland verbringt.

Daniel: Jetzt, weil wir gerade den Bogen geschlagen haben zum „Ich bin zurück zu Besuch“, dehnen wir den Bogen mal ein bisschen weiter aus, nehmen wir an, ich habe vor, generell wieder nach Deutschland zurückzukommen. Vielleicht weiß ich das auch schon in dem Moment, wenn ich für Monate oder Jahre ins Ausland gehe: Ich möchte wieder zurück nach Deutschland. Gibt es dort spezielle Dinge zu beachten?

Lukas: Ja, also im Prinzip kann man ja dagegen, ich sage mal, vorsorgen, wenn man weiß, man geht jetzt ins Ausland, ist vielleicht eine gewisse Zeitspanne, die man definiert hat, und geht wieder zurück, dann kann man ja eine Anwartschaft abschließen.

24:07 - Was ist eine Anwartschaft?

Daniel: Lukas muss uns jetzt aber doch noch etwas genauer erklären, was die sogenannte Anwartschaft eigentlich ist.

Lukas: Eine Anwartschaft ist, ich sage mal, der Eingang, der einfache Weg, wenn man wieder zurück will, weil da nimmt einen die Versicherung, wo man quasi vorher war, wo man in Deutschland noch gelebt hat, nimmt die einen einfach wieder auf, ohne Probleme. Das gilt für beide, für die private und die gesetzliche. Bei der Privaten gibt es wieder noch Unterschiede, da gibt es eine große Anwartschaft und eine kleine. Dort unterscheidet sich das Ganze nochmal im Beitrag, was man dann während der Zeit dann zahlt, eine Anwartschaft muss man generell immer bezahlen, solange man die Anwartschaft hat. Und da ist es dann so, man wird wieder genommen, wie man vorher letztendlich war. Also, es wird quasi konserviert, der Gesundheitszustand, wie er vorher war, und dann auch das Alter. Und so kommt man einfach wieder rein. Wenn man keine Anwartschaft hat, dann kann es problematischer werden, dann kommt es noch auf den Beruf an, den man hatte. War man vorher in Deutschland freiwillig gesetzlich versichert, geht ins Ausland, kommt wieder zurück, muss einen die gesetzliche Krankenversicherung, obwohl man dort freiwillig gesetzlich versichert war, muss die einen nicht wieder aufnehmen. Und dann kann es sein, dass man dann zu einer privaten Krankenversicherung gehen muss und man dort in den Basistarif, also Basistarif ist quasi der schlechteste Tarif, den man haben kann, egal, bei welchem Versicherer, der einfach die Gesetzliche abbildet, aber dann auch verdammt teuer ist. Und mit so einer Anwartschaft kann man vorsorgen, dass man gleich wieder reinkommt.

Daniel: Also ich zahle, ich bin hier Monate und Jahre weg aus Deutschland, bin hier aus meiner Krankenversicherung raus, habe da gekündigt, bin da ausgetreten, und bezahle dennoch jeden Monat einen Betrag, damit, falls ich wieder mal zurück will, ich da wieder rein könnte zu günstigen Bedingungen. Was kann ich mir da vorstellen, was muss ich da monatlich ungefähr bezahlen?

Lukas: Also bei der Gesetzlichen sind es rund 60 €, 60€-70 € pro Monat, bei der privaten Krankenversicherung, bei der kleinen Anwartschaft sind das ca. 10% vom ursprünglichen Beitrag, und bei der großen Anwartschaft sind es ca. bis zu 25%, die man da einzahlen muss, und in der Regel, kann man sich ausrechnen, zahlt man für eine private Krankenversicherung vielleicht so 600-800 € im Monat, und dann kann man sich ausrechnen, letztendlich ein Viertel, wenn man jetzt die Große nimmt, was man dann noch monatlich zusätzlich zu seiner internationalen Krankenversicherung, die man dann halt hat, noch zahlen muss, um dann wieder reinzukommen.

27:08 - Gibt es Altersgrenzen für die Versicherung?

Daniel: Das ist heftig! Muss man einfach mal so sagen. Gesundheit ist, das ist leider so, Gesundheit ist nicht billig. Gesundheit ist teuer. Jetzt noch eine Frage: Gibt es vielleicht eine Altersgrenze? Bis zu welcher Altersgrenze ist denn so eine Auslandskrankenversicherung sinnvoll, oder wird man überhaupt akzeptiert?

Lukas: Es gibt Gesellschaften, die sagen, bis zu 65, also bis zum 65sten Lebensjahr, und dann gibt es auch welche, die sagen bis zu 75. Ob sich das Ganze natürlich dann auch finanziell lohnt, weil dann sind wir locker schon im vierstelligen Bereich pro Monat, und dann natürlich, je älter man auch ist, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass man schon etwas hatte, gesundheitlich, was vielleicht auch schon etwas größer war, und spätestens dann gibt es auch, dann noch wird das ausgeschlossen, oder es gibt enorme Beitragszuschläge.

Daniel: Gibt es eigentlich Länder, wo Du Mandanten empfehlen würdest: Wenn Du in dieses Land gehst, kommst Du besser, Du schließt dort eine lokale Krankenversicherung ab, weil die auch gut ist, oder viel günstiger zum Beispiel?

Lukas: Es gibt wenige, es gibt viele Länder, wo zumindest es günstiger ist, ja gerade so im südamerikanischen Raum, Mittelamerika, Lateinamerika, wo das dann günstiger ist, aber leistungstechnisch dann auch schlechter, und hier wird dann so eine Brücke geschlagen, mit so einer Internationalen beides zu kombinieren, also, was heißt zu kombinieren, aber man hat dort deutlich mehr Leistung, wo man dann vor Ort auch mehr nutzen kann. Und man muss auch immer sehen, wenn man dann im Ausland lebt, wirklich auch dort der feste Wohnsitz ist, wie leicht kommt man in diese, ich sage mal, die Gesetzliche oder ähnliches vor Ort rein? Und was sind dann die Voraussetzungen dafür? Das muss man noch mit beachten, aber im Prinzip günstig, so Mittelamerika, Lateinamerika.

29:07 - Abschließende Ratschläge, Kontaktdaten und Verabschiedung*

Daniel: Hast Du noch zum Schluss vielleicht eine Empfehlung für digitale Nomaden oder für jemanden, der plant seinen Wohnsitz ins Ausland zu verlagern, was möchtest Du solchen Menschen mit auf den Weg geben?

Lukas: Also, ich meine, man kann nicht in die Zukunft sehen, jedoch sollte man sich wirklich Gedanken machen, ob es wirklich von Vorteil ist, oder ob es sich ergibt, in Zukunft nochmal nach Deutschland zurückzukehren. Denn so etwas muss sauber geplant sein, gerade auch in Bezug auf diese Anwartschaft, denn das ist dann schon wichtig. Wenn man darauf nicht achtet, kann es im schlimmsten Fall dann wirklich in die Hose gehen, rein finanziell und auch leistungstechnisch, wenn man wieder zurückgeht. Man sollte sich dessen wirklich bewusst sein, sonst gibt es jetzt keine großen Sachen, auf die man achten muss. Man sollte sich schon bevor man ausreist damit beschäftigen, das ist klar, im besten Fall auch schon einen Abschluss getätigt haben, aber sonst ist alles recht einfach, entspannt machbar.

Daniel: Klasse, dann kommen wir zu einer ganz wichtigen Schlussfrage: wie können Interessierte Dich erreichen?

Lukas: Unter der Website www.weltweitversichert.com können mich Interessenten finden, da steht auch nochmal alles schwarz auf weiß, was überhaupt so möglich ist, wir können ein gemeinsames Gespräch letztendlich vereinbaren, auch alles digital, und über diese Seite ist das alles möglich.

Daniel: Klasse, dann vielen herzlichen Dank.

Lukas: Ich habe zu danken!

Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Thailand - Land des Lächelns für Auswanderer

Entdecken Sie Thailand durch die Augen von Stefan Fabbro, einem österreichischen Unternehmer, der seit zehn Jahren das Land bereist und seit drei Jahren dort lebt. Erfahren Sie mehr über seine Erfahrungen und Tipps in unserem erfrischenden Podcast.

Zu Gast: Stefan Fabbro

In unserem sehr erfrischenden Podcast mit dem gebürtigen Österreicher und thailändischen Unternehmer Stefan Fabbro, der Thailand seit mittlerweile zehn Jahren bereist, seit drei Jahren dort lebt und mit einer Thailänderin verheiratet ist, hat den Vorteil seines deutschsprachigen Hintergrundes und seines sehr guten Verständnisses der thailändischen Kultur und Sprache (Stefan spricht, liest und schreibt fließend Thai!) in seinem Beratungsunternehmen kombiniert.

Er verbindet deutschsprachige Auswanderer, Touristen und Unternehmer mit thailändischen Dienstleistern und ist Ansprechpartner, wenn es um Business Accounting oder die Auswahl der richtigen Firmenform in Thailand geht. Sein Unternehmen ist die Brücke, um die Sprachbarriere zu überwinden.

Wenn Sie die ganze Folge unseres Podcasts jetzt gleich hören (oder sehen) wollen, klicken Sie einfach hier:

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Wie kann ich mir Thailand vorstellen?

Thailand ist ein sehr langes und hohes Land, im Norden mit auch für deutsche Verhältnisse winterlichen Temperaturen von knapp über null, dem von den Dschungelbildern bekannten nebligen, aber normalerweise strahlend klares Wetter, und der Süden ist sehr stark vom Monsun bestimmt, in der Hauptsaison mit sommerlichen und tollen Wasserspiegelungen. Für jeden ist etwas dabei.

Infrastruktur in Thailand

Man kann in Thailand mit dem ganz einfachen und nicht-klimatisierten Minibus reisen, man kann aber auch eine sechsstündige Reise im Mercedes Bus mit Massagesessel, Stereoanlage, einer Mahlzeit und Stewardess für umgerechnet 10 € fahren. Günstige und gute Flugverbindungen sind ebenfalls vorhanden.

Die unverdorbene Kultur in Thailand

Sehr interessant ist, dass Thailand nie unter einer Kolonialherrschaft war und auch nie von einer fremden Macht erobert wurde und so in der thailändischen Kultur keine westlichen oder europäischen Einflüsse zu finden sind, was die Bevölkerung verständlicherweise sehr stolz macht.

Ausländische Investoren und der Foreign Business Act

Der Foreign Business Act besagt, dass Ausländer nur in bestimmten Bereichen geschäftlich tätig werden dürfen, so dass viele Ausländer eine Art Joint Venture Variante bevorzugen, denn es gibt keine Einpersonengesellschaft, und zur Gründung einer Kapitalgesellschaft bedarf es drei Personen, und maximal 49% ausländisches Kapital machen das Unternehmen automatisch zu einem inländischen. Die verbleibenden 51% werden auf die beiden Thailänder verteilt, und durch Umschichtung der Stimmrechte und Veränderung der Auszahlung kann man das Recht des Ausländers erhöhen, was vielen aber nicht bekannt ist.

Auch gut zu wissen, hat man als ausländischer Unternehmer einen thailändischen Ehepartner/in, müssen nicht vier, sondern nur zwei Thais angestellt werden.

Aufenthalt in Thailand

Es gibt sie, die Permanent Residence, aber da die Beantragung einer solchen zu kompliziert ist und man sein Visum unbegrenzt und unproblematisch verlängern kann, läuft in Thailand alles über ein Non-Immigrant Visum in unterschiedlichen Varianten. Hier gibt’s mehr Infos zu den verschiedenen Visa.

Smart Visa - Investoren

Eines der Non-Immigrant Visa wäre die Smart Visa Variante für Investoren, bei dem 500.000 € in ein Unternehmen oder 125.000 € in ein Start-up zu investieren gilt

Non-Immigrant Rentner Visum - Ü-50

Hat man die Fünfziger erreicht, kann man in Thailand das Retirement-Visum (ohne Arbeitserlaubnis) mit einem monatlichen Einkommen von 2.000 € oder jährlich vorliegenden 20.000 € beantragen und so auch Jahr für Jahr verlängern, insofern man nicht straffällig wird.

Non-Immigrant O Marriage Visum

Stefan lebt und arbeitet auf einem solchen Non-Immigrant O Marriage Visum (Familienvisum) und muss auch nur die Hälfte der erforderlichen Finanzen nachweisen.

Non-Immigrant Business Visum

Man muss nicht thailändisch verheiratet sein, um in Thailand arbeiten zu dürfen. Es gibt das Non-Immigrant Visum B in zwei Varianten: Employment (angestellt) oder Business (selbständig), und so lange das Arbeitsverhältnis mit dem thailändischen Arbeitgeber aufrechterhalten bleibt, kann man im Land sein. Nach Kündigung ist das Land innerhalb von sieben Tagen zu verlassen.

Aber es gibt selbstverständlich ein Non-Immigrant Visa für jeden: Studenten, Investoren entsandte Arbeitnehmer, etc.

Smart Visa T für Digitale Nomaden

Das mit dem Visum für digitale Nomaden ist etwas merkwürdig, denn für sie gibt es das Smart T: dafür benötigt man einen Jahresvertrag mit einem monatlichen Einkommen zwischen 1.500 € (als Start Up) und 3.000 €, was nicht so ganz unserem Bild des digitalen Nomaden entspricht.

Miet- und Lebenshaltungskosten in Thailand

Immobilienpreise in Thailand sind ein Traum, und durch Corona nun sogar nochmal sehr viel günstiger. Für zwei Personen kann man eine 55m2 große Wohnung in einer 100 m vom Strand entfernten Anlage mit Whirlpools, Finnischer Sauna, Dampfsauna und Basketballplatz für 180 € (kalt) mieten.

Kontoeröffnung in Thailand

Kein Problem. Mit Reisepass und Arbeitserlaubnis in die Bank, und dann hat man binnen Minuten sein Konto. Hat man keine Arbeitserlaubnis, braucht man einen entsprechenden Wohnsitznachweis in Thailand. Sogar nur mit einem Touristenvisum oder einem guten Betrag wird ein Konto ohne großes Aufsehen eröffnet.

Steuerliche Vorteile

Hat man ausländische Einkünfte (nicht in Thailand oder durch ein thailändisches Dienstverhältnis erwirtschaftet) und bringt diese nicht im aktuellen, sondern erst im darauffolgenden Steuerjahr ins Land, sind diese komplett steuerfrei! Bringt man sie allerdings im aktuellen Steuerjahr ins Land, ist man ganz normal einkommensteuerpflichtig, und die Einkommensteuer in Thailand ist progressiv bei einem Höchststeuersatz von etwa 35%. Und es muss nichts auf der Steuererklärung angegeben werden.

Medizinische Behandlungen in Thailand

In Privaten Krankenhäusern wunderbar. Fragt man nach einem deutschen Arzt, kommt einer. Technologie, Qualität und Ausstattung sind wie in einem fünf Sterne Hotel. Es gibt sogar spezielle Visa und Aufenthalte für Gesundheitstouristen (Thailand ist das weltweit führende Land für medizinischen Tourismus).

Und, wie gesagt, die Qualität richtet sich nach dem Preis, beziehungsweise nach der Krankenversicherung. Als Beispiel: für eine Zahnreinigung mit Polieren, die der Zahnarzt selber ausführt, zahlt man etwa 20 €. Eine Krankenversicherung ist allerdings dennoch zu empfehlen, denn muss man in Thailand ins Krankenhaus, kann aber nicht bezahlen, dann wird man zwar lebenserhaltend behandelt, aber das war es dann auch.

Schule für Ausländer in Thailand

Ausländische Kinder dürfen thailändische staatliche Schulen besuchen, bekommen dort aber nach den neun Jahren keinen Abschluss. Die internationalen Schulen in Thailand sind sehr, sehr gut, haben einen guten Ruf, beste Qualität und bezahlen ihre Angestellten mit überdurchschnittlichen europäischen Gehältern. Eltern müssen für ihre Kinder durchschnittlich mit etwa 17.000 US $ pro Jahr an Schulgeld rechnen (auch für eine Universität), aber auch die günstigeren sind nur zu empfehlen, es müssen nicht die teuersten sein. Nur vom staatlichen Schulsystem rät Stefan ab.

Umgang zwischen Finanzbeamten und Bürgern

Dieser Punkt ist höchst interessant und aufschlussreich, denn die Thailänder mögen „uns Ausländern“ gegenüber autoritär erscheinen, aber sie sind in Wirklichkeit sehr freundlich und hilfsbereit. Zudem sind sie ein schüchternes und zurückhaltendes Volk, und jetzt kommts: da Ausländer recht aufbrausend sein können und sind, haben die Thailänder etwas Angst vor ihnen, und um diesem so gut wie möglich auszuweichen, verstecken sie das oft hinter Autorität! Spricht man Thai, wie Stefan, ist die erste Hürde überwunden, und man darf dennoch nicht vergessen, dass in der speziellen Situation mit einem Beamten der Thailänder den höheren Status hat, womit entsprechend umgegangen werden sollte.

Hat Corona die Einwanderungslust nach Thailand verändert?

Daran hat sich nichts geändert, Leute wandern nach wie vor gerne nach Thailand aus, und obwohl es die technischen Voraussetzungen für die ganzen Corona-Kontrollen gibt, wird dort niemand gescannt, sondern beim Eingang in Geschäfte und Restaurants nur kurz Fieber an der Hand gemessen.

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Stefan Fabbro

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Timestamps

00:18   -   Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Stefan Fabbro

02:04   -   Wie kann ich mir Thailand vorstellen?

04:23   -   Die Infrastruktur in Thailand

05:49   -   Die unverdorbene Kultur in Thailand

09:12   -   Ausländische Investoren und der Foreign Business Act

12:34   -   Das ist der Trick

14:18   -   Smart Visa für Investoren

16:06   -   Die Permanent Residence und eine Hörprobe Thai

21:19   -   Die Non-Immigrant Visa

24:29   -   Non-Immigrant Visum für U-50

27:15   -   Non-Immigrant Visum für Digitale Nomaden

28:42   -   Lebenshaltungskosten in Thailand

29:43   -   Kontoeröffnung in Thailand

30:43   -   Wohnsitz Thailand – Einkünfte Ausland

34:55   -   Medizinische Versorgung in Thailand

40:04   -   Schulen in Thailand

42:35   -   Corona in Thailand

45:44   -   Beziehung zu thailändischer Polizei und Behörden

49:53   -   Make a long Story short – Kurze Frage, kurze Antworten

51:09   -   Kontaktdaten Stefan Fabbro und Verabschiedung

Mitschrift zu Folge 14 Perspektive Ausland: Thailand - Land des Lächelns für Auswanderer

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Stefan Fabbro

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute sprechen wir über das Leben in Thailand. Viele denken da gleich an die traumhaften Landschaften und Strände, aber natürlich gibt es auch einige steuerliche Besonderheiten. Um mehr darüber zu erfahren, haben wir heute Stefan Fabbro eingeladen. Er stellt sich uns zunächst einmal vor.

Stefan: Hallo, es freut mich auch sehr, dass ich heute eingeladen wurde zu dem Podcast von Perspektive Ausland. Also in erster Linie, mein Name ist Stefan Fabbro, ich bin Österreicher Staatsbürger, und ich lebe seit mittlerweile drei Jahren in Thailand. Thailand an sich bereise ich mittlerweile seit beinahe zehn Jahren, und ich bin eigentlich in Thailand aufgrund einer sechsmonatigen Auszeit, die mittlerweile schon über drei Jahre andauert. Ich bin in Thailand auch geschäftlich tätig, wir haben uns entschlossen, eine eigene Firma zu gründen, die genau das widerspiegelt, wo wir in Österreich auch am stärksten waren, im deutschsprechenden Bereich und auch hier in Thailand. Also wir verbinden praktisch deutschsprachige Auswanderer in Pattaya mit thailändischen Dienstleistern, zu Anwälten, Versicherungsagenturen, Visa-Agenturen, aber auch, wenn es um Accounting geht, um Business Consulting, oder um die Auswahl der richtigen Firmenform in Thailand, da sind wir der Ansprechpartner, und wir wollen es in erster Linie möglich machen, dass sich deutschsprachige Expats und Anwohner, Einwohner von Pattaya, sowie auch Urlauber, an thailändische Dienstleister auch herantrauen. Und da sind wir die Brücke, um die Sprachbarriere zu überwinden.

02:04 - Wie kann ich mir Thailand vorstellen?

Daniel: Klasse, da waren ja schon ein ganze Reihe an Stichwörtern für unser Gespräch in den nächsten Minuten dabei. Jetzt war ja noch nicht jeder unserer Zuschauer und Zuhörer in Thailand, ich selbst muss ehrlich sagen, ich auch nicht. Mich hat immer, ich stelle ich mir das immer so feucht vor, so nebliges Wetter, und was ich zum Beispiel überhaupt nicht abkann, ist so feuchtes Wetter, aber ich habe ja gelernt, dass es nicht überall so ist und vor allem nicht zu jeder Zeit. Vielleicht kannst Du uns mal ein bisschen was dazu erzählen, wie man sich das Leben in Thailand so vorstellen kann, also, wie erlebst Du selber Thailand, da Du ja da schon lebst eine ganze Weile?

Stefan: Sehr gerne, in erster Linie möchte ich darauf kurz zurückkommen, auf das feuchte, nebelige Wetter. Aufgrund der geographischen Lage von Thailand, Thailand kann man sich als sehr hohes, langes Land vorstellen. Im Norden habe ich das natürlich, da habe ich auch Temperaturen um 5 Grad, 4 Grad, 3 Grad teilweise im Winter, und ich habe da das nebelige Wetter, was man auch von den Dschungelbildern kennt. Ganz anders inmitten, in Zentral-Thailand, in Bangkok, das sieht man oft und denkt an Smog und schlechte Luft, das gibt es, das kommt vor, aber im Regelfall habe ich da strahlend klares Wetter. Und der nächste Unterschied ist der Süden von Thailand mit einer sehr starken, intensiven Regenzeit, der ist sehr stark vom Monsun bestimmt, und bei einer super klaren, tollen Hauptsaison mit warmen Temperaturen und tollen Wasserspiegelungen. Also Thailand ist für alle, für jeden was, für diejenigen, die das feucht-fröhliche nicht mögen, und für diejenigen, die sagen, ich bin ein Sonnenanbeter, dann ist der Süden die richtige Gegend. Ich selbst, für mich, ich lebe in Zentralthailand, und zwar in Pattaya, das ist circa 150 km von Bangkok weg in die süd-östliche Richtung. Da habe mich angesiedelt, und zwar mit dem Hintergrund, da die Lage einfach top ist, ich bin direkt in Bangkok in unter zwei Stunden für 3 €, wenn ich möchte, mit dem Minibus, und von dort aus in praktisch zwei Stunden überall in Südostasien, in jeder Hauptstadt, maximal zwei bis drei Stunden. Also Bangkok ist da wirklich in Südostasien wirklich der Dreh- und Angelpunkt schlechthin.

04:23 - Die Infrastruktur in Thailand

Daniel: Apropos Minibus – Stefan erzählt uns jetzt mehr über die Infrastruktur in Thailand und fasst das unter einem bestimmten Motto zusammen:

Stefan: Also in erster Linie möchte ich da auch einen kurzen Spruch über das Interview stellen: In Thailand bestimmt der Preis die Qualität, definitiv. Das ist ganz wichtig. Ich kann in Thailand für 20 Cent umgerechnet, innerhalb Pattayas vom Süden ganz in den Norden fahren, das sind 15 km, das kann ich tun, ich kann dasselbe aber auch haben für 20 €, also Thailand hat da eine gewaltige Staffelung. Im Großen und Ganzen, die Infrastruktur ist ein Traum! Ich muss jetzt natürlich nicht auf die Busse zurückgreifen, wo ich mit 50 anderen ohne Klimaanlage zu viert auf den zwei Sitzbänken sitze, das kann ich auch tun, das muss ich nicht, aber ich sage mal, wenn ich in den Norden von Thailand fahren möchte, fahre ich in etwa sechs Stunden, das kostet nur umgerechnet etwa 10 €. Das ist ein Mercedes Bus mit Massagesessel, mit einer eigenen Stereoanlage, wo ich auch alle Filme abspielen kann, der hat eine Stewardess, die bringt mir Getränke, und da ist eine Mahlzeit dabei. Also die Infrastruktur in Thailand ist gigantisch. Ich kann auch innerlands mit Air Asia oder anderen thailändischen Luftlinien für schlappe 15-20 € in den Norden fliegen, wenn ich es dementsprechend takte.

05:49 - Die unverdorbene Kultur in Thailand

Sebastian: Ist ja doch ganz interessant, Thailand, ich meine Thailand ist eines der wenigen Länder in Asien, die nie unter Kolonialherrschaft waren, soweit ich das gelesen habe. Die wurden auch nie irgendwie erobert von einer fremden Macht, weil ich glaube, das Königshaus hat es irgendwie immer geschafft, da geschickt zu verhandeln, und so weiter. Und während wir dann ja in vielen anderen asiatischen Ländern so immer den Einfluss einer Kolonialmacht haben, zum Beispiel Großbritannien, oder manchmal auch Portugal, wie ist das in Thailand, wie muss man sich das vorstellen, kann man dort irgendwie eine westliche Macht identifizieren, die dort einen maßgeblichen Einfluss auf die Kultur und die Lebensweise gehabt hat, oder ist es tatsächlich etwas ganz eigenes, zum Beispiel im Vergleich, sagen wir mal, zu Hong Kong, die ja auch dann ein eigenes Rechtssystem, die dann das Rechtssystem von England mehr oder weniger zunächst mal übernommen haben, zum Beispiel?

Stefan: Grundsätzlich auf die Kultur nicht. Auf die Kultur und die Brauchtümer hat kein westlich oder europäisch oder amerikanisches Land Einfluss genommen, das ist nach wie vor fest in thailändischer Hand, und genau auf das, was Du auch angesprochen hast, der Fakt, dass sie niemals kolonisiert waren, das macht die thailändische Bevölkerung schon immens stolz.

Daniel: Wenn ich da mal ganz kurz nachhaken darf, Westeuropa nein, aber wie sieht es denn mit den Chinesen aus, weil ich habe gelesen, dass ein relativ hoher Anteil, also überhaupt der größte Anteil von Ausländern in Thailand sind ja Chinesen.

Stefan: Das ist korrekt.

Daniel: Merkt man das in irgendeiner Art und Weise, den Einfluss von China?

Stefan: Das merkt man. Das merkt man in Form Visa. Mal ein kurzes Beispiel aus meinem privaten Leben, ich war vor zwei Wochen in Bangkok mit meiner Frau, wir haben Essen auf dem Boot gebucht, und dann kommt die Bezahlung der guten Flasche Wein, die wir uns dazu gegönnt haben, das kann ich sofort überweisen, und da geht es dann direkt an Chinesen. Also alle Großen, das ist wirklich so, da sehe ich dann, das ist ein Chinese, da weißt Du sofort, okay, alles klar, das ist ein thailändisches Business, was ein Chinese besitzt. Da kann man so gut sagen, die meisten Property Einheiten, vor allem in Bangkok und auch die richtig großen, dicken Geschäfte, da sind zu 90% chinesische Investoren dahinter, und auch chinesische Thais, die über Jahre eingewandert sind und sich so durch die thailändische Staatsbürgerschaft auch irgendwann einmal vererbt bekommen haben.

Daniel: Muss man sich da Sorgen machen für die Zukunft, wenn man dahinzieht? Dass der Einfluss größer wird, oder wie würdest Du das einschätzen?

Stefan: Also grundsätzlich sehe ich da nicht die große Sorge, wie in den Nachbarländern, wie in Vietnam oder wie in Kambodscha zum Beispiel. Kambodscha, weiß ich aus verlässlicher Quelle, dass das ja praktisch ein Ausverkauf an China dort stattfindet. Das ist in Thailand noch beschränkt, da geht es darum, dass es einfach ausländischen Firmen vom Grundrecht her untersagt ist, Immobilien und, also Land und Grund zu erwerben, und das macht das etwas schwieriger. Aber na ja, die Chinesen sind Freunde der thailändischen Regierung, vor allem des aktuellen Premierministers, das will man nicht abstreiten, das merkt man immens mehr in den größeren Städten, vor allem im Ballungsraum Bangkok.

09:12 - Ausländische Investoren und der Foreign Business Act

Sebastian: Genau, da sprichst Du einen guten Punkt an, worauf ich auch hinaus wollte. Ich hatte ja vorhin schon kurz erwähnt, ein Freund von mir, der hat mal eine gewisse Zeit in Thailand gelebt und auch ein Haus gehabt in Phuket, und er hatte jetzt einen thailändischen Partner, Lebenspartner, und es war extrem schwierig, um nicht zu sagen unmöglich, für ihn als Ausländer direkt dort ein Haus zu kaufen oder auch eine Firma zu gründen. Er war da also definitiv angewiesen auf, gut sein Lebenspartner, wie gesagt, der war Thailänder, also insofern, der hatte jemand nahestehendes gehabt. Aber das ist sicherlich dann auch ein Grund, warum natürlich es für ausländische Investoren immer eine gewisse Abschottung gibt. Gut, Du hast jetzt vorhin gesprochen über Immobilienprojekte, wo dann auch Chinesen drin sind, aber letztlich sind es ja immer alles Minderheitsinvestoren, also Du hast nie wirklich als Ausländer die Möglichkeit, jetzt dort unkontrolliert die Mehrheit zu haben. Ist das jetzt für ausländische Investoren zum Beispiel, wird das als Hindernis empfunden, Deiner Erfahrung nach, oder kann man das, gibt es da Wege, wie man sich dort mit arrangieren kann?

Stefan: Es ist definitiv ein Hindernis für ausländische Investoren, aber man muss da etwas weiter zurückgreifen. Also für ausländische Investoren, die unterliegen in Thailand grundsätzlich dem sogenannten Foreign Business Act, und der sagt, dass Ausländer nur in begrenzten Bereichen geschäftlich tätig werden dürfen. Das hat veranlasst, dass eben die meisten Ausländer so eine Variante, so eine Joint Venture Variante bevorzugen und sagen, gut, wir machen da eine Gesellschaft, eine Kapitalgesellschaft, die muss in Thailand aus drei natürlichen Personen bestehen bei der Gründung, das ist ganz wichtig, eine Einpersonengesellschaft gibt es nicht, oder noch nicht, und wie kann ich das umgehen, dass ich in meinem thailändischen Unternehmen auch die thailändischen Rechte habe? Ganz einfach, ich muss inländische Unternehmen sein, und wenn mein Unternehmen in Thailand nur 49% von ausländischem Kapital beinhaltet, dann ist mein Unternehmen automatisch ein inländisches. Und somit ist es schwer nachzuvollziehen, wieviel Immobilien, Grund und Land tatsächlich in inländischer oder eigentlich aufgrund einer Geschäftstätigkeit in ausländischer Hand sich befinden oder nicht.

Sebastian: Das Kapital muss zu 49% aus dem Inland kommen, damit es als Inlandsgesellschaft zählt?

Stefan: 51% muss von thailändischen Personen gehalten werden. Also es schaut mit der Public Limited in Thailand, die übrigens die zu 90% bevorzugte Unternehmensform von ausländischen Investoren ist in Thailand. Das sieht so aus: ich brauche drei natürliche Personen für die Gründung. Davon, wenn ich das jetzt anstrebe, ich strebe jetzt keine Investitionsförderungen an, zum Beispiel von dem Board of Investment, oder was auch immer, ich strebe keinerlei Annahme, dann will ich, dass mein Unternehmen das Recht hat, Land und Grund zu erwerben und auch keine Foreign Business Licence beantragen zu müssen, dann mache ich das so, dass mein Unternehmen 49% in ausländischem Kapital registriert wird, und zu 51% von thailändischen Personen gehalten wird. Also ein Beispiel, ich mache mich selbst als Gründer zu 49% zum Anteilseigner, Hauptanteilseigner, und die restlichen 51% teile ich auf auf zwei thailändische Partner, wie ich es gerne möchte.

12:34 - Das ist der Trick

Daniel: Jetzt gleich teilt Stefan mit uns einen ziemlich unbekannten, aber dennoch wichtigen Insider-Tipp.

Stefan: Ich kann dennoch als Ausländer die Firma dadurch kontrollieren, denn ich kann es vereinbaren, dass die Stimmrechte umgeschichtet werden, und ich kann auch die Auszahlung verändern und dadurch das Recht des Ausländers erhöhen, das wissen nicht viele, bieten auch die meisten nicht an, weil es etwas komplexer ist.

Daniel: Von den Gesellschaftsformen, die es in Thailand gibt, hast Du jetzt schon gesagt, ist die interessanteste eine, die der Limited entspricht. Gibt es noch andere?

Stefan: Natürlich, es gibt auch die PLC, es gibt zum Beispiel die aus der Natur Private Company Limited würde ich hinzufügen, noch eine interessante Unternehmensform, das ist mehr für Großinvestoren oder ähnlich unserer Aktiengesellschaft in der DACH Region, das ist die PLC, das ist die Public Limited Company, und die strebt einfach da eine breitere Streuung an, da muss ich auch 15 natürliche Personen für die Gründung hernehmen des Unternehmens. Desweiteren ist es so, dass ich immer 15 Aktionäre aufweisen muss, und ich habe natürlich eine kompliziertere, komplexere Buchführung. Also, ich möchte jetzt da auch dazusagen, das ist nicht meine Kundenschicht, die jetzt eine Aktiengesellschaft in Thailand eröffnen. Informationsvergabe hatte ich desöfteren, aber das ist nicht meine Kundenschicht. Also ich habe auch ohne Ausnahme bis jetzt Company Limiteds eröffnet, und das macht auch jeder, also 90% tun das. Aber es gibt auch Varianten, die ähnlich zu unsere Offenen Handelsgesellschaft, zur OHG sind. Es gibt auch die Limited Partnership, die man mit der KG vergleichen kann, also die Varianten, es gibt grundsätzlich alles, alles, was man sich vorstellen kann.

14:18 - Smart Visa für Investoren

Sebastian: Wie gesagt, ich habe auch ein paar Mandanten, die in Thailand leben, also spontan würde ich sagen, ohne dass ich es weiß, da kannst Du vielleicht etwas dazu sagen, dass viele Mandanten, die sich jetzt überlegen, nach Thailand umzuziehen, auch möglicherweise gar keine Firma in Thailand gründen, sondern dort nur leben, und die Gesellschaft in einem anderen Land betreiben. Korrekt?

Stefan: Natürlich.

Sebastian: Eben, das scheint ja auch die einfachere Lösung zu sein, außer man hat jetzt tatsächlich vor, etwas in Thailand konkret zu machen, was weiß ich, ein Hotel betreiben oder sonst etwas, oder sonst ein Investment zu machen oder Immobilien zu erwerben. Wenn man eine Gesellschaft hat, hilft es einem dann, ein Visum zu erhalten, oder spielt das keine Rolle?

Stefan: Grundsätzlich bietet Thailand Visa Varianten an für Investitionen, da gibt es etliche Varianten sogar, die Thailand da zur Verfügung stellt. Also in erster Linie kann man da zum Beispiel auf die Smart Visa Varianten hinweisen, da gibt es eigene Varianten für Investoren, das sieht vor, wenn der Investor 20 Millionen Thai Baht, das entspricht umgerechnet ungefähr eine halbe Million Euro investieren möchte in Thailand, wobei es sogar Ausnahmeregelungen gibt, wenn er in Start Ups investiert, sind es nur 5 Millionen Baht, also nur ein Viertel, dann hat er die Möglichkeit, auch ein Visum zu erhalten. Also Investitionen und Investoren versucht Thailand ja seit Jahren schon, unbedingt an Land zu ziehen, auch mit enormen tollen steuerlichen oder nicht-steuerlichen Reizen, und da gibt es eben zwei Varianten, wie das beantragt werden kann. Da gibt es die ganz neue, oder die ganz neue, die modernere Variante, die ist in Englisch bereits sehr investorenfreundlich, nennt sich Board of Investment, und die bietet etliche Varianten an für Investoren, einfach in Thailand zu arbeiten und vor allem, auch einfach eine legale Arbeitserlaubnis zu bekommen.

16:06 - Die Permanent Residence und eine Hörprobe Thai

Daniel: Bei diesem Stichwort macht es Sinn, noch einmal einen Schritt zurückzugehen. Stefan erklärt uns, welche Arten der Residenz es überhaupt in Thailand gibt und wie man diese bekommen kann.

Stefan: Also grundsätzlich die sogenannte Residence, das Residence Visa, die Permanent Residence, das ist in Thailand so ein bisschen ein Fabelwesen, wenn ich es so ausdrücken kann, also auch langjährige Expats wissen nicht, dass es die gibt, und auch wenn sie es gehört haben, dass es sie gibt, glauben sie nicht, dass die existiert. Das hat auch den Hintergrund, da die in Thailand sehr schwer zu beantragen ist. Ich kenne auch persönlich niemanden, der mit einer Permanent Residence in Thailand lebt, weil es eigentlich nur mit Aufwänden verbunden ist. Da spreche ich wirklich von Bürokratie ohne Ende, da muss ich meine Unterlagen beglaubigen lassen bei Antragstellung, in thailändische Sprache übersetzen, dann muss ich nach Bangkok, die dort beantragen, dann geben die mir 180 Tage Aufenthalt. Diese 180 verlängert mir die Einwanderungsbehörde nochmal um 180, und das ist die thailändische Bearbeitungszeit für das Visum, für die ganz normale Residence. Und dann ist es so, dann bekommen alle, die mit dem Antrag involviert sind, die bei Antragstellung dabei waren, Deine Ehefrau, oder wenn Du keinen Zeugen vorweisen kannst, Dein Nachbar wird vorgeladen, und Du musst persönlich erneut in Bangkkog vorsprechen, und dann wird Deine Sprachkenntnis überprüft. Thailändisch sprechen und hören. Lesen nicht, das wurde abgeschafft, das wird nur bei der Staatsbürgerschaft verlangt, aber da wird Hören und Sprechen überprüft.

Daniel: Wäre es nicht einfacher, nur das Lesen zu lernen? Was ist schwieriger? Ist Lesen schwieriger, oder ist Sprechen schwieriger? Ich stelle mir vor, Lesen, die Buchstaben lernen ist vielleicht einfacher, als die Sprache sprechen, oder?

Stefan: Also ich meine, meines persönlichen Erachtens, ich spreche fließend Thailändisch, ich beherrsche die Sprache auch in Wort und Schrift, also meine persönliche Erachtung, wenn das nicht von vornherein parallel einhergeht, dann ist es später sehr schwer aufzuholen. Die Sprache benötigt die Grammatik und die Buchstaben des thailändischen Alphabets, um die unterschiedlichen Tonlagen verständnisvoll an den Mann oder an die Frau zu bringen. Das ist meine persönliche Meinung, es gibt welche, die haben das geschafft, die haben zwar fünfmal solange gebraucht, aber meine persönliche Meinung, wenn jemand die Sprache lernen möchte, erster Tag Alphabet, sofort mit anfangen, sofort von vorne mit der Grammatik, und nur so ist es möglich, nach zwei bis vielleicht drei Jahren sich fließend inlands zu unterhalten.

Sebastian: Sag mal was auf Thailändisch, gib uns mal eine Kostprobe!

Stefan: Eine Kostprobe? Da muss ich jetzt kurz umdenken. (Spricht Thai)

Sebastian: Wahnsinnig, sehr gut!

Daniel: Klasse!

Sebastian: Das ist wirklich schon beachtlich, dass Du das gelernt hast. Es gibt ja doch, muss man sagen, und wir reden ja mit vielen Leuten, es gibt ja doch viele, die sagen, und ich wäre wahrscheinlich genauso, ich sage das jetzt nicht irgendwie abwertend oder so, hauptsache Englisch, und dann finde ich mich zurecht, und alles andere ist mir egal. Also, das ist schon natürlich sehr beachtlich, was Du da für einen Aufwand gemacht hast. Hilft Dir das? Wahrscheinlich ja schon im Umgang mit den Thailändern, denke ich, ist es schon enorm, es ist ja schon immer so, dass es schon sehr wertgeschätzt wird von Einheimischen, wenn jemand den Aufwand macht, gerade wenn die Sprache jetzt sehr kompliziert ist.

Stefan: Definitiv, also die Wertschätzung ist enorm, und ich muss auch sagen, mein Geschäftskonzept ist eigentlich auf genau meine Sprachtalente aufgebaut. Bei der Unternehmensgründung ist es immer die Suche nach dem Alleinstellungsmerkmal, und das ist mein Alleinstellungsmerkmal. Ich kenne zwar etliche, oder einige, die Thai sprechen, aber ich kenne niemanden, ich wiederhole, ich kenne niemanden, der Lesen und Schreiben auch kann. Niemanden in Pattaya im direkten Umfeld von meinen Kunden, oder jemand, der kennt, der kennt. Ich kenne Leute in Bangkok, ich kenne einen YouTuber, der das kann, aber das ist eine ganz geringe Anzahl.

Sebastian: Das glaube ich, glaube ich Dir sofort.

Stefan: Sprechen viele, aber Lesen nicht viele. Und das ist genau mein Geschäftsmodell. Das ist nämlich so, dass genau, meine Firma ist genau auf das aufgebaut, ich bin das Bindeglied, und ich bin das Alleinstellungsmerkmal meiner Firma. Und das kann mir, sofern er sich nicht jetzt hinsetzt, heute anfängt, und zwei bis drei Jahre lernt, niemand nehmen.

Sebastian: Und Deine Frau, ist die Thailänderin, oder ist sie auch Österreicherin?

Stefan: Die ist Thailänderin, meine Frau ist Thailänderin.

Sebastian: Ah, dann kannst Du dann zu Hause üben. Zu Hause wird Thailändisch gesprochen, nehme ich an?

Stefan: Wir sprechen Thailändisch, ja, sie spricht kein Deutsch, und sie spricht auch nur bedingt Englisch, also wir sprechen rein Thailändisch.

Sebastian: Sehr beachtlich, Du, sehr beachtlich.

21:19 - Die Non-Immigrant Visa

Daniel: Ich muss nochmal hartnäckig auf meine Frage zurückkommen. Und zwar, ich möchte jetzt, also ich persönlich nicht, aber einer unserer Kunden, Mandanten, Zuhörer, möchte jetzt gerne nach Thailand seinen Wohnsitz verlegen. Jetzt hast Du schon den komplizierten Teil der Residenz erklärt, also Finger weg davon, das ist kompliziert, aber jetzt, was muss ich machen, um einen, nenne wir es Aufenthaltsrecht oder -status zu bekommen? Wie lange dauert das? Ist es schwierig? Kann das auch mal abgelehnt werden? Und wie sieht es aus für digitale Nomaden?

Stefan: In erster Linie, ein Aufenthaltsstatus, 99% befinden sich hier mit der Art des Non-Immigrant, des Nicht-Einwanderungs-Visums. Auch ein Heiratsvisum oder ein Familiennachzug ist in Thailand, anders als bei uns in Europa, immer Non-Immigrant Visum, das ist ganz wichtig. Ich bin auch mit Non-Immigrant Visum hier, das ist ganz wichtig. Die einfachste Variante, das sage ich hier klipp und klar: 50 werden. Denn wenn Du 50 bist, kannst Du in Thailand ein Retirement-Visum beantragen. Das ist einfach, das kannst Du bei der Botschaft außerhalb Thailands beantragen, dauert nach Unterlagenabgabe 24 Stunden, und nach drei Monaten in Thailand verlängerst Du es auf ein Jahr, und das machst Du jedes Jahr. Fertig. Ganz kurz, Du musst dafür zwei Dinge vorweisen können: Du musst 50 sein, das ist wichtig, und, dann gibt es zwei Varianten: Einkommen von monatlich umgerechnet 2.000 € in etwa, was vom Ausland auf Dein thailändisches Konto transferiert wird, oder zweite Variante, die auch zu 90% genutzt wird, 800.000 Baht, das entsprechen circa 20.000 €, auf einem thailändischen Konto deponieren, zwei bis drei Monat vor Antragstellung der ersten Verlängerung innerhalb des Landes. Und das Geld darfst Du nicht angreifen, das darf immer mehr sein, aber es darf nie drunter sein, und das muss Dir eine Bank in Thailand für drei Monate bestätigen, zwei bis drei Monate, und mit dem kannst Du dann, das musst Du dann jedes Jahr tun, dieses Prozedere, und mit dem kannst du dann jedes Jahr Dein Visa weiter um ein Jahr verlängern. Und das kannst Du so lange tun, wie Du möchtest, das lehnen sie Dir nicht ab, sofern Du nicht straffällig wirst. Ein kleiner Nachteil mit dem Visa besteht dennoch, Du bist nicht für Arbeit zugelassen in Thailand, darfst mit dem Visum keiner Arbeit nachgehen.

Daniel: Mit jeglicher Art Visum, also dieses Non-Immigrant, also mit jeder Art Non-Immigrant Visum gibt es keine Arbeitserlaubnis?

Stefan: Ne, das ist auch nicht richtig. Wenn Du jetzt arbeiten möchtest in Thailand, es gibt die Variante, so wie ich sie praktiziere, mit dem Non-Immigrant O Marriage, das ist ein Familienvisum, und mit dem darf ich in Thailand eine Work Permit, eine Arbeitserlaubnis beantragen und legal arbeiten. Da habe ich auch ein paar Vorteile, ich muss zwar auch finanziell, ich muss nur die Hälfte nachweisen, also 400.000 Baht, 10.000 € auf dem Bankkonto, das muss ich machen, weil ich verheiratet bin, das ist das einzige Kriterium, ich muss natürlich verheiratet bleiben, ich darf mich nicht scheiden lassen, dann muss ich den nächsten Tag ausreisen, aber ansonsten kann ich mit dem Visum eine Arbeitserlaubnis leichter beantragen. Dazu kommt auch noch für einen verheirateten Ausländer, der in Thailand lebt, müssen nicht vier, sondern nur zwei Thais angestellt werden.

24:29 - Non-Immigrant für die U-50

Daniel: Hast Du jetzt noch für jemanden, der nicht eine thailändische Frau heiraten möchte und unter 50 ist noch eine Lösung?

Stefan: Natürlich, da gibt es die ganz normalen Varianten, auch auf Basis des Non-Immigrant Visums, also im Prinzip hat Thailand nur Non-Immigrant Visa, da gibt es nicht viele. Also die stehen auf das. Ja, das ist wirklich so, also das Non-Immigrant Visum B für Business, da gibt es auch zwei Varianten. Da gibt es das Business als Employment und Business als Selbständiger, da gibt es diese zwei Varianten. Beim Employment, da ist es so, dass mich eine thailändische Firma anstellt, dann bekomme ich keinen Aufenthalt, da bekomme ich ein Non-Immigrant Visum, keine permanente Residenz. Da bekomme ich ein Non-Immigrant Visum, und das ist nur solange aufrecht, solange ich dort auch angestellt bin. Wenn die mich rausschmeißen, wenn die mich kündigen, muss ich binnen sieben Tagen das Land verlassen.

Daniel: Oder heiraten.

Stefan: Oder ganz schnell heiraten, ja, genau, richtig, das wäre eine Variante. Und es gibt noch die andere Variante, die Non B Business, eine ausländische Firma entsendet einen Arbeiter nach Thailand. Der muss jetzt auch nicht zwingend eine Work Permit beantragen, aber der kann sich auch nur 90 Tage mit dem Visum im Land aufhalten.

Sebastian: Aber jetzt so als Privatier, als jetzt jemand, der weder angestellt ist, noch in Thailand ein Business gründen will, sondern einfach mal angenommen, jemand hat eine Firma irgendwo in Europa, im UK, in Malta oder in Irland, die schüttet ihm regelmäßig Gewinne aus, die zahlt im ein Gehalt, also er hat ein gutes Auskommen und möchte einfach in Thailand leben, aber letztlich dort unbehelligt sein, nicht arbeiten oder sowas, was würde der machen können?

Stefan: Also, wie gesagt, mit 50 easy going. Andere Varianten, die gibt es auch für unter 50-jährige, das ist kein Problem. Also, wie ich zuerst hierher gekommen bin, ich wollte auch länger bleiben, ich hatte auch ein Non-Immigrant Visum, und zwar auf Basis eines ED, also Education Visums, und ich wollte sowieso in die Sprachschule gehen, und das habe ich auch getan, und am Tag mit zwei bis drei Stunden in der Sprachschule für vier Tage die Woche hast du auch ein Non-Immigrant Visum, das kann sich bis auf drei Jahre ziehen.

Sebastian: Sehr gut.

Stefan: Wie gesagt, die andere Variante, um nochmal ganz kurz darauf zurückzukommen, ist die des Investors. Wenn er in einer der in Thailand sogenannten Targeting Industries ein Investment vornehmen will von einer halben Million Euro, kann er bleiben, bekommt er Arbeitserlaubnis, bekommt er Aufenthalt, es muss nur das Investment stetig erneuert werden. Was ganz wichtig ist, das möchte ich auch dazu sagen, denn auch die Work Permit ist so in Thailand ein stets gut verbreitetes Gerücht, haben die welche, kriegt er die ausgestellt? Ich kann es mit gutem Wissen und Gewissen sagen, jeder, der Arbeitsplätze in Thailand schaffen möchte, bekommt auch eine Arbeitserlaubnis.

27:15 - Non-Immigrant Visum für Digitale Nomaden

Daniel: Jetzt erklärt Stefan auch noch das Paradox um die Regelungen für die digitalen Nomaden in Thailand.

Stefan: Sehr aktuell, das ist ein ganz wichtiges Thema. Für digitale Nomaden, da gibt es eine Variante in Thailand, und Thailand möchte auch verstärkt digitale Nomaden anziehen. Nur ist da leider das Wollen und die Ausführung meines Erachtens stark voneinander abgedriftet, denn es sieht so aus: da gibt es ein Visum für digitale Nomaden, ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob Thailand den kompletten Umfang des digitalen Nomaden erkannt hat. Thailand hatte das besagte Smart Visa gemacht, was wir auch vorhin schon für Investoren angesprochen haben, das gibt es auch für digitale Nomaden, das nennt sich Smart T, und das soll dann Personen anlocken, die digital arbeiten können, die das Work from Home leben können, aber die müssen einen Arbeitsvertrag haben bei der Firma, bei der sie angestellt sind, von mindestens einem Jahr, und ein Einkommen von mindestens, wenn sie ein Start Up sind 50.000 Baht, das sind 1.500 €, im besten Fall 3.000 € netto im Monat.

Daniel: Im Monat?

Stefan: Ja, und das geht also etwas am digitalen Nomaden vorbei, weil digitaler Nomade, wie wir uns das vorstellen, das ist der in der kurzen Hose, der am Strand sitzt und vielleicht seine Mikrojobs tut oder größere Bereiche ausübt, beziehungsweise, was er auf selbständiger, eigener Basis tut und keinen Arbeitsvertrag hat, der will ja flexibel sein.

28:42 - Lebenshaltungskosten in Thailand

Daniel: Da muss ich noch eine Frage nachschieben: Wenn das gefordert wird, nur mal so kurz als Hausnummer, wie sind denn die Lebenshaltungskosten in etwa?

Stefan: Da geht es auch weit auseinander. Wie gesagt, der Preis bestimmt die Qualität, in dem Fall wirklich nicht immer, denn Immobilienpreise sind teilweise ein Traum, vor allem jetzt in der Covid Situation 50% günstiger. Also ich kann jetzt von mir sprechen, ich habe eine Wohnung 100 m vom Strand weg, das ist eine 55 m2 Wohnung in einer Anlage. Wir haben zwei Whirlpools, wir haben eine Finnische Sauna, wir haben eine Dampfsauna, wer auch immer das in Thailand braucht, aber wir haben sie und einen Basketballplatz, im 14. Stock, und die Wohnung kostet mich exklusive Strom und Wasser im Monat 180 €.

Sebastian: Wahnsinn.

Daniel: Klingt gut.

Daniel: Lebenshaltungskosten für zwei Personen im Monat ungefähr?

Stefan: Ungefähr, für meine Frau und mich kann ich es sagen, wir brauchen 1.000 € im Monat.

29:43 - Kontoeröffnung in Thailand

Daniel: Dann, bevor wir nochmal auf das steuerliche Thema ein bisschen eher eingehen, nochmal die Frage: Banken zum Beispiel, ist es für Ausländer schwierig, ein Bankkonto zu eröffnen?

Stefan: Grundsätzlich ist es nicht schwer, grundsätzlich ist es ganz einfach. In erster Linie, wenn ich meinen Reisepass und meine Arbeitserlaubnis mit in die Bankfiliale nehme, habe ich in fünf Minuten ein Bankkonto. Wenn ich keine Arbeitserlaubnis habe, dann muss mir entweder die Botschaft oder die zuständige Einwanderungsbehörde einen Wohnsitznachweis in Thailand ausstellen. Im Regelfall, offiziell geht das nur mit einem Non-Immigrant Visa, in der Praxis machen die das sogar mit Touristenvisum. Und ich habe auch einen Kunden von mir, der ist in die Bankfiliale rein mit mir, und der hat jetzt gesagt, ich möchte 1 Million Baht einzahlen, da fragt dann niemand mehr nach irgendwas. Und die machen Dir in fünf Minuten ein ganz normales Savings Konto auf. Das geht einfach.

30:43 - Wohnsitz Thailand – Einkünfte Ausland

Daniel: Dann verlagert sich das Thema des Gesprächs mehr in den steuerlichen Kontext. Es wird der Fall betrachtet, dass der Wohnsitz nach Thailand verlegt worden ist, aber Einkünfte aus einer Firma im Ausland bestehen.

Stefan: Ganz einfach erklärt, ist klipp und klar und sehr detailliert, alle Einkünfte im Ausland, die nicht in Thailand oder durch ein thailändisches Dienstverhältnis erwirtschaftet wurden, und im nächsten Steuerjahr eingeführt werden in Thailand sind steuerbefreit.

Daniel: Kannst Du das nochmal genauer erläutern, was das mit dem nächsten Jahr auf sich hat?

Stefan: Also mein Firmen Steuerjahr endet am 31. Dezember, dann kann ich ab 01.01. mein im Vorjahr erwirtschaftetes Einkommen aus dem Ausland steuerfrei nach Thailand transferieren.

Daniel: Würde ich es aber in diesem Jahr einführen, was würde dann passieren?

Stefan: Wenn das in diesem Jahr eingeführt wird, bin ich da ganz normal einkommensteuerpflichtig.

Sebastian: Machen wir doch mal ein Beispiel. Mal angenommen, ich habe jetzt ein Wertpapierdepot und das generiert mir in 2021 100.000 € Gewinn, und ich lasse mir diesen Gewinn von 100.000 dann 2021 auf ein thailändisches Konto überweisen oder ich verbrauche die in Thailand als Bargeld, oder sonst irgendwo anders, dann muss ich darauf thailändische Steuer bezahlen, wie hoch ist das ungefähr in Thailand, die Steuer? Was muss man da so über den Daumen, was kann man da sagen? Wie in Deutschland? Niedriger? Höher? Oder wie in Österreich? Niedriger? Höher?

Stefan: Auf jeden Fall definitiv niedriger. Thailand hat ein progressives Einkommensteuersystem, wovon Niedrigverdiener komplett befreit sind von Einkommensteuer, und in dem Fall wäre der Höchststeuersatz bei 35%, aber wie schon vorher vermerkt, das ist progressiv. Also, da kann man, ich habe jetzt keinen Taschenrechner bei mir liegen, aber da wäre ich mit einer Steuerbelastung rechnen müssen von in etwa 20%.

Sebastian: Okay, also 20%. Oder aber, das heißt, ich würde jetzt an die thailändische Steuer zwischen 20.000 und 25.000 bezahlen, oder aber ich lasse mir die zunächst entweder nicht ausschütten vom Depot, oder auf ein deutsches Konto, oder irgendein ausländisches Konto ausschütten und transferiere die erst dann nächstes Jahr, 2022 auf mein thailändisches Konto oder verbrauche die in Thailand, dann wäre das also komplett steuerfrei in Thailand?

Stefan: Das ist korrekt, richtig.

Sebastian: Sehr attraktiv, ähnliche Modelle gibt es zum Beispiel auch in Malta, da ist das genauso mit dem London Status, in anderen London Ländern nicht so, aber wie gesagt, das ist auf jeden Fall ein attraktives Modell, weil die meisten natürlich, die solche Arten von Einkünften haben, natürlich sagen können, ich komme nach Thailand, ich habe noch Ersparnisse, kann davon im ersten Jahr möglicherweise leben, und im zweiten, und in der Zeit baue ich dann Gewinne auf, lege die auf die hohe Kante, und im nächsten Jahr kann ich sie dann ausschütten oder dann zum Konsum verwenden, in Thailand zu verbrauchen, usw., und kann dann entsprechend, habe dann steuerliche Freiheit. Das ist sehr attraktiv.

Stefan: Perfect way of life, definitiv.

Sebastian: Gibt es da eine zeitliche Beschränkung, oder kann man das grundsätzlich so unbeschränkt machen?

Stefan: Da gibt es keine zeitliche Beschränkung für. Wichtig ist nur, dass es im nächsten Steuerjahr passiert, es gibt keine zeitliche Beschränkung dafür.

Sebastian: Und muss ich dann dieses im nächsten Jahr ausgeschüttete Einkommen dann trotzdem auf der thailändischen Steuererklärung angeben, und dann wird es einfach mit null besteuert, oder muss ich es nicht einmal angeben?

Stefan: Ne, das muss ich nicht einmal angeben, denn das ist so, auch wenn ich jetzt zum Beispiel, ich habe jetzt eine Firma in Thailand, eine ausländische Firma in Thailand wird auch nur auf die Einkünfte in Thailand berechnet und bemessen. Angenommen, das ist eine Bosch Niederlassung, die wird für thailändische Unternehmen, nehmen die das Welteinkommen, das wird berechnet über den ganzen Nettogewinn auf der Welt, aber ausländische Unternehmen in Thailand werden auch nur auf die Einkünfte in Thailand berechnet und auch nur besteuert auf die Einkünfte in Thailand.

34:55 - Medizinische Versorgung in Thailand

Sebastian: Eine Sache habe ich oft gehört über Thailand. Ich habe ja früher eine längere Zeit in den USA gewohnt, und ich hatte dort einen Freund, der hatte lange Jahre in Thailand gelebt, und der hat dann angefangen, amerikanischen Kunden zu empfehlen für bestimmte medizinische Behandlungen nach Thailand zu gehen, weil der Standard wohl, seiner Meinung nach, und da wollte ich gerne wissen, was Du so denkst, der Standard ist erstens sehr hoch, und im Vergleich zu anderen Ländern, natürlich in den USA ist alles abartig teuer in der Hinsicht, aber auch im Vergleich zu anderen Ländern sehr, kann man es sich sehr gut leisten. Selbst wenn es da um Dinge geht, wie zum Beispiel, es sind dann ja Eingriffe, wie zum Beispiel ein neues Kniegelenk oder so was, von sowas reden wir ja, Sachen, die keine Notfälle sind, ein neues Kniegelenk, jeder denkt natürlich gleich an Plastochirugie, aber möglicherweise alle möglichen Themen, die man so planen kann. Wie ist da Deine Erfahrung in dem Bereich, also alles, was mit Gesundheit zu tun hat?

Stefan: Also Gott sei Dank musste ich die Erfahrung in einem thailändischen Krankenhaus noch nicht persönlich als Patient wahrnehmen, Gott sei Dank. In erster Linie würde ich es aber so beurteilen, dass ich auch für größere Eingriffe sofort in ein thailändisches Krankenhaus gehen würde, mit dem Beisatz: in ein Privatkrankenhaus, nicht in eines der staatlichen.

Sebastian: Ja, absolut.

Stefan: Die Qualität der Ärzte, die fast alle ausschließlich im Ausland studiert haben, ist enorm hoch, die Kundenorientierung ist ein Wahnsinn, und wenn ich da zum Beispiel, ich gehe in Pattaya in das Bangkok Hospital, und ich sage, ich will einen deutschen Arzt haben, dann kommt entweder ein Thailänder, der Deutsch spricht oder ein deutscher Arzt, das ist so. Und die Qualität und die Ausstattung, das ist ein fünf Sterne Hotel, und auch die Technologien, das ist up to date. Thailand hat auch einen Boom am sogenannten Gesundheits Tourismus, erteilt sogar auch Visa und Aufenthalte für Gesundheitstouristen, sozusagen, und Thailand hat einen hohen Standard, was Krankenhausaufenthalte und Medizin betrifft. Wie gesagt, aber, um auf das zurückzukommen, die Qualität richtet sich nach dem Preis, beziehungsweise nach der Krankenversicherung, das ist ganz wichtig.

Sebastian: Ich glaube, viele wissen das nicht, aber Thailand ist weltweit das führende Land für medizinischen Tourismus, gefolgt von Mexiko. Also Thailand ist da definitiv so eine Branche. Wenn Du da so zum Arzt gehst, zum Bespiel Zahnarzt, irgendetwas einfaches, was musst Du da so bezahlen für irgendeine Zahnbehandlung? Nur, dass man eine Größenordnung hat.

Stefan: Kann ich dir genau sagen, ich war vor zwei Tagen nämlich da, trifft sich ganz gut. Ich mach so zweimal im Jahr eine Mundreinigung, Zahnreinigung beim Zahnarzt, und der Unterschied ist, das muss man dazu sagen, das macht hier auch der Zahnarzt selbst, bei uns in Österreich macht das der Zahnarzt nicht selbst, macht die Assistentin. Dann macht das der Zahnarzt selbst, Du gehst rein, ohne Termin, kommst sofort dran, und das kostet mit Polieren, mit allem Drum und Dran, dann etwa 20 €.

Daniel: Lohnt sich dann eine Krankenversicherung überhaupt? Wie machst Du das, was empfiehlst Du deinen Klienten, deinen Mandanten, in Punkto Krankenversicherung?

Stefan: Ich empfehle jedem eine Krankenversicherung, abgesehen davon, dass wir sie auch vertreiben, aber ich empfehle es jedem. Und zwar aus dem Grund, ich habe bei mir sogar Zahn und Augen ausgeschlossen, das brauche ich nicht, genau aus dem Grund, ich gehe zum Zahnarzt, das kostet mich 20 €, dafür nehme ich eine Privatversicherung. Aber eine Nacht im Krankenhaus in Thailand, das kostet Geld, das geht in die Tasche. Und in Thailand ist es so, wenn Du nicht zahlen kannst, dann kriegst Du gemäß dem Hippokrates die Erstbehandlung, und dann ab, ab in den Hinterhof. Und das ist hart gesagt, das ist so, also wenn Du da nicht wirklich eine Goldkette trägst oder Bargeld oder Kreditkarte eingesteckt hast, die schauen, dass Du lebst, und dann raus auf den Gang. Also eine Nacht im thailändischen Krankenhaus, kann ich auch sagen, von einem Kumpel von mir, der war fünf Nächte, drei davon Intensiv Quarantäne, die fünf Nächte, das hat gekostet eine halbe Million Baht, das sind so circa 12.000 bis 13.000 €.

Sebastian: Okay, vergleichbar mit europäischen Verhältnissen. Günstiger als in den USA, aber auf jeden Fall nicht billig.

Stefan: Ist nicht billig. Und ich habe selbst jeden Tag in Thailand eine Krankenversicherung, jeden Tag, ich würde ohne Krankenversicherung nie irgendetwas tun, irgendetwas machen, denn bei Krankenversicherung gilt ganz klar: besser haben und nicht brauchen, als brauchen und nicht haben.

Sebastian: Absolut, ein wichtiger Punkt, wer in Thailand leben will, unbedingt Krankenversicherung, auch, wenn man jetzt bestimmte Dinge möglicherweise ausschließen kann, weil sie günstig sind, aber man hat ja im Grunde Krankenversicherung für die schweren Fällen, Herzanfall oder Intensivbehandlung, Unfall, oder irgendwie sowas, die einen dann wirklich sehr schnell in den Ruin treiben können. Krebs, was weiß ich, was.

Stefan: Richtig.

40:04 - Schulen in Thailand

Daniel: Für einige könnte auch das Schulsystem in Thailand interessant sein, vor allem, wenn man mit seiner Familie auswandern möchte.

Stefan: Thailand ist mal von der Kultur und von der Einstellung sehr kinderfreundlich, die lieben Kinder, definitiv, das ist auch egal, wo die herkommen. In Thailand herrscht auch eine Schulpflicht von neun Jahren, ...

Daniel: Ausländer auch?

Stefan: Ausländische Kinder genauso, ausländische Kinder dürfen auch staatliche Schulen besuchen, nur bekommen sie dann keinen Abschluss, weil sie da ja, weil sie keine Thailänder sind. Die dürfen die Schule besuchen, aber sie bekommen keinen Abschluss nach den neuen Jahren. Da kann man sich ausrechnen, ob das wichtig ist oder nicht, nach der Schulpflicht. In erster Linie gibt es in Thailand eine große, breite Auswahl an internationalen Schulen, von überall auf der Welt, die sind top, die haben tolle Lehrer, die bezahlen die Angestellten mit überdurchschnittlichen europäischen Gehältern. Die haben Native Speaker auf überall auf der Welt, und die haben einen super Ruf und eine super Qualität. Also definitiv, wie gesagt, wenn die finanziellen Möglichkeiten nicht gegeben sind für eine Familie, das Kind in einer Privatschule unterbringen zu können, dann würde ich davon abraten und würde die Heimreise eher anraten, dem jeweiligen Elternpaar, als in Thailand weiter zu verweilen.

Sebastian: Was kostet so eine gute Privatschule, naja, eine akzeptable Privatschule, was kostet das so ungefähr, pro Jahr, oder pro Term, pro Trimester, wie ist da die Abrechnung?

Stefan: In Thailand im Jahr 2020 hat das Durchschnittsjahr in einer Privatuni 17.000 US $ gekostet.

Sebastian: In einer Uni oder eine ganz normale Grundschule, oder eine weiterführende Schule?

Stefan: Das kann genauso an einer Grundschule sein, das kommt ganz drauf an, da gibt es wirklich von günstig bis ins Unermessliche, also da ist wirklich für alle etwas da. Da gibt eine Oxford School, da kann ich alles machen, alles tun, also da bestimmt der Preis die Qualität, wie schon vorab erwähnt. Aber im Durchschnitt sind es 17.000 US $, und die Qualität der Privatschulen, auch der günstigen, das kann ich auch aus eigener Erfahrung sagen, die sind top, die sind gut, es muss nicht die teuerste sein. Nur, vom staatlichen Schulsystem würde ich, sofern es mir möglich ist, Abstand nehmen.

42:35 - Corona in Thailand

Sebastian: Noch eine andere Frage, es würde micht interessieren, wir haben das selbst hier erlebt, dass jetzt doch die ganze Pandemie, Corona, usw., hat jetzt ja doch zu vielen Verwerfungen geführt, und ich rede nicht nur unbedingt von negativen Verwerfungen, ich rede auch grundsätzlich davon, dass viele Mandanten grundsätzlich ihr Leben neu überdacht haben und sich gesagt haben, naja, okay, ich meine, Zoom, so wie wir jetzt hier, kann ich von überall, dafür muss ich jetzt nicht irgendwo sitzen und auf eine graue Wand starren, da kann ich auch in Phuket am Strand sitzen. Also viele haben grundsätzlich Prioritäten in ihrem Leben letztlich im Kopf neu sortiert, und denen ist im Grunde ein Licht aufgegangen. Ist das etwas, was auch Dir so gegangen ist, also sind in den letzten Jahren vermehrt Mandanten gekommen, die gesagt haben, ich will eigentlich weg aus Europa, vielleicht auch diesen Covid-Restriktionen, die wir hier haben, entfliehen, und im Grunde ein anderes Leben führen als bisher. Ist das Dir auch so gegangen?

Stefan: Grundsätzlich ist der Wunsch nie abgerissen, unabhängig von Pandemie oder davor, es zieht ja nach wie vor immer mehr Europäer in günstigere, interessantere Ausländer, sei es geschäftlich, sei es wegen der Liebe, da gibt es mehrere Gründe, aber ich muss sagen, das ist meine persönliche Meinung, in Covid Zeiten hat das abgenommen meines Erachtens nach, das hat aber wahrscheinlich den Grund, weil Thailand auch sehr stark und genau zeitversetzt zu Deutschland in der Covid Krise steckt. Jetzt, wo es Deutschland schlecht geht, geht es Deutschland gut, das war auch in der vorherigen Welle so, und das wird sich wieder ändern. Und dadurch, dass Thailand vor zwei Jahren, wie Covid das erste Mal ausgebrochen ist, gleich abrupt die Grenzen zugemacht hat, und über zehn Monaten Ausländern die Einreise verwehrt hat, ist das in Thailand schon sehr stark abgeflacht, das muss ich wirklich sagen, aus meiner Erfahrung, und das teilen etliche.

Sebastian: Also, die sind dort auch eher strikt dann, in Thailand, was diese Dinge anbelangt?

Stefan: Definitiv.

Sebastian: Okay, gut, das heißt, Du brauchst Impfpass, usw., um da überall reinzukommen und so, oder wie sehen die das in Thailand?

Stefan: Ne, das nicht so wirklich, es gibt da auch ein System, also wo die Impfungen dokumentiert werden, das ist auch in Thailand gang und gäbe, es wird nur noch nicht wirklich angewandt. Es gibt die Systeme, das ist umgekehrt, wie bei uns, da wird es angewendet, aber da gibt es die Systeme noch nicht. In Thailand gibt es Applications dafür, QR Codes, das Ganze, aber es wird noch nirgendwo gemacht.

Daniel: Kann ich ganz normal ins Restaurant zur Zeit gehen, oder einkaufen gehen, ohne, dass ich beim Eingang meinen Covid Pass zeigen muss und meinen Ausweis?

Stefan: Korrekt, das Einzige, was Du tun musst, ist am Eingang Fieber messen mit der Hand.

Sebastian: Ah, ja, Fieber messen, okay.

Stefan: Das Einzige, es gibt aber Ausnahmen, das muss ich auch sagen, bei so diversen Großveranstaltungen gibt es eigene Gebiete, wo nur Geimpfte hin dürfen, das ist ja meistens dann so vor der Bühne, oder ganz erste Reihe, und auch so Fußballstadien und so, da ist dann so eine 2G bis 2,5G Regel, kann man sagen, aber sonst wird das nicht exekutiert oder durchgeführt.

45:44 - Beziehung zu thailändischer Polizei und Behörden

Daniel: Zum Schluss interessiert Sebastian noch die Beziehung zwischen der Thailändischen Bevölkerung und der Polizei oder den Behörden.

Sebastian: Man hat jetzt ja doch gesehen, in den letzten Jahren gab es ja doch einige Unruhen auch in Thailand, also mein Verständnis ist, dass Thailand ja letztlich eine Monarchie ist. Wir kennen ja den aktuellen König, der ist ja oft auch für humorige Schlagzeilen gut, weil er dann eine skinny Gucci Hose trägt oder so was, wenn er aus dem Flieger aussteigt, aber nichtsdestotrotz, man muss respektieren, dass das Königshaus extrem wichtig ist, dass die Menschen auch die Monarchie lieben und emotional mit ihr verbunden sind. Dann, wie gesagt, gab es diese Unruhen, man hat so aus dem Ausland, wie gesagt, ich war noch nie in Thailand, das Gefühl gehabt, dass es eine gewisse Instabilität ist, man wusste nicht, was wird passieren. Wie muss man sich das vorstellen?

Stefan: Grundsätzlich ist wichtig dazuzusagen, dass Thailand auch in der Zeit dieser gewissen Unruhen, die auch nach wie vor bestehen, eine robuste und sehr wachsende Wirtschaft hat. Und auch, das ist wichtig, was viele vielleicht nicht glauben wollen, Thailand hat ein starkes und funktionierendes Rechtssystem. Die Unruhen, die Du angesprochen hast, die finden in Bangkok statt, da gibt es eine Straße oder einen kleinen Bereich, da wird protestiert. Teilweise finden die in ganz kleinen Ausflüchten auch in Pattaya statt, das gibt es, aber abgesehen davon, dass ich das auch in Bangkok, ich bekomme das nicht mit in meinem alltäglichen Leben, ich sehe das in den Nachrichten. Und auch in Pattaya, ich beteilige mich erstens als Ausländer nicht an sowas, bekunde da auch kein Interesse daran, und es ist auch, wenn es teilweise anders aufgefasst wird, aber das ist auch nicht gewünscht, dass es so ist, und daran halte ich mich auch. Die Unruhen, die in Bangkok stattfinden, die belasten das ganze Land, das ist definitiv so, das ist ein alltägliches Gespräch, das ist auch kein Gespräch mehr, was nunmehr in den eigenen vier Wänden geführt wird, das ist es schon lange nicht mehr, aber es belastet nicht die Wirtschaftstreibenden innerhalb von Thailands.

Sebastian: Und worum geht es da bei diesen Protesten? Geht es da um Dinge, so wie jetzt Korruption oder welcher König an der Macht ist, oder Rivalität in der Politik? Um was geht es da? Für was protestieren die Menschen?

Stefan: Da geht es eigentlich um mehr Selbstbestimmung, um mehr Demokratie und um Reformation der aktuellen Monarchie.

Daniel: Aber generell, weil der Sebastian das gefragt hat, der Umgang zwischen Behörden und Ausländern zum Beispiel, sind die freundlich zu Ausländern, oder sind sie eher restrikt und streng? Wie kann man sich das vorstellen? Wie benimmt sich ein Polizist oder auch ein Finanzbeamter zum Beispiel gegenüber einem ausländischen Unternehmer oder jemandem, der da wohnt?

Stefan: In erster Linie, ich habe keine Probleme. Wenn ich sie auf Thailändisch anspreche, sind das meine besten Freunde, dann gibt es erstmal einen ganz schockierten Blick, und dann: "Was, Du sprichst Thai?". Und dann geht das, dann kommt mal die eine oder andere Verkehrskontrolle, und auch der eine oder andere Einwanderungs Officer ist da ein bisschen besser dann gelaunt. Im Regelfall ist es so, dass sie streng wirken, aber das hat in erster Linie damit zu tun, dass das Thailändische Volk sehr schüchtern ist und das thailändische Volk sehr zurückhaltend ist und ob man es glaubt oder nicht, auch der Einwanderungsofficer, nicht alle, aber viele, die haben Angst vor dem aufbrausenden Ausländer. Und dem schauen sie so gut wie möglich auszuweichen, und das verstecken sie sehr gerne oft hinter Autorität. Aber in erster Linie sind sie hilfsbereit, aber Du musst anerkennen, dass in der speziellen Situation er einen höheren Status hat als Du. Und wenn Du mit dem entsprechend umgehend kannst und Deine Rolle auch in dem kennst, dann kommst Du da auch weiter, und dann hast Du im Regelfall keine Probleme. Legalität vorausgesetzt natürlich, das ist ganz klar.

49:53 - Make a long Story short – Kurze Frage, kurze Antworten

Daniel: Kommen wir zu unserer Kategorie „Make a long Story short“. Ich stelle Fragen, die möglichst kurz und knapp beantwortet werden. Wenn jemand nach Thailand kommt und ganz wenig Zeit hat, vielleicht nur ein Wochenende oder eine Woche - was muss er unbedingt gesehen haben?

Stefan: Meines Erachtens den Norden, die Gegend rund um Chiang Mai.

Daniel: Welche Spezialität der thailändischen Küche muss man unbedingt probiert haben?

Stefan: Definitiv die zum Kulturerbe ernannte Tom Yum Gung Suppe, das ist ganz wichtig, das ist eine Suppe mit Lemongrass, Garnelen, thailändischen Kräutern, die hat so einen sauren Geschmack, auch scharf, und definitiv einmal einen Papaya Salat, den Som Tam, das ist ganz wichtig, das muss probiert werden, das gehört zu Thailand dazu.

Daniel: Klasse, welchen Fehler muss man unbedingt vermeiden? Als Ausländer?

Stefan: Aggressiv zu werden, laut zu werden, die Fassung zu verlieren, und den Fehler, Thailand zu Deutschland machen zu wollen.

Sebastian: Ein sehr interessant Punkt, ja.

Daniel: Was ist die schönste Jahreszeit oder der schönste Monat in Thailand?

Stefan: Für mich jeder Monat, aber wenn ich es mir aussuchen könnte, dann Dezember und Januar.

51:09 - Kontaktdaten Stefan Fabbro und Verabschiedung

Daniel: Und dann noch eine wichtige persönliche Frage zu Deinem Unternehmen, zu Dir: wie erreichen Dich interessierte Mandanten oder Kunden, Interessenten?

Stefan: Grundsätzlich am einfachsten per E-Mail unter der Adresse office@fsconsultings.com, fs sind meine Initialen für Fabbro Stefan, oder ansonsten sind wir auf Facebook vertreten, da bauen wir gerade eine Seite auf. Anschreiben, da bin ich erreichbar, oder man erreicht meine Frau oder meinen Mitarbeiter, das ist kein Problem, da sind wir erreichbar, da findet man sofort einen deutschen Ansprechpartner. Und, was ganz wichtig ist, vielleicht möchte nicht jeder direkt einen persönlichen Kontakt aufbauen, sondern erstmal schmökern: www.fsconsultings.com, da findet Ihr meine Webseite, die ist vollkommen auf Deutsch, da gibt es alle notwendigen Infos über unser Unternehmen, was wir tun, was wir machen, und wie wichtig uns Qualität und Kundenbindung ist.

Sebastian: Klasse, herzlichen Dank, klingt super!

Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Monaco - Auswanderer in bester Gesellschaft

Dr. Andreas Bosse, deutscher Rechtsanwalt mit über 26 Jahren Erfahrung in Monaco, berät Auswanderer in unserem neuesten Podcast. Erfahren Sie, warum eine rechtliche Beratung beim Umzug nach Monaco unerlässlich ist

Zu Gast: Rechtsanwalt Dr. Andreas Bosse

Unser heutiger Gast, Dr. Andreas Bosse, ist deutscher Rechtsanwalt, seit über 26 Jahren in Monaco als Rechtsberater tätig und berät Personen, die nach Monaco umziehen wollen. Dass eine solche Beratung notwendig ist, wird in diesem Podcast deutlich.

Da Monaco ist nicht EU-Mitglied aber zoll- und mehrwertsteuermäßig zur EU gehört, macht es dieses Land besonders interessant.

Ein Leben in Monaco

In diesem sehr kleinen Land mit einer Fläche von nur 2 km² Fläche leben zu 80% Ausländer aus über 120 verschiedenen Ländern. Von den etwa 39.000 Einwohnern haben nur 8.000 die monegassische Staatsangehörigkeit, und die „Reichen“, die „Promis“ und die „normalen“ Leute leben in diesem sehr internationalen Standort miteinander und nicht so getrennt, wie es in manch anderen High Society Hot Spots der Fall sein mag.

Die Amtssprache ist Französisch, aber mit Englisch kommt man bestens zurecht, denn viele Leute leben oftmals schon seit über 20 Jahren in Monaco und sprechen noch immer kein Französisch. Gut zu wissen ist auch, dass man die Führerscheinprüfung auf Englisch ablegen kann.

Residenz in Monaco beantragen

Personen, die eine Residenz in Monaco beantragen sind üblicherweise Privatpersonen, die ihr Geld entweder woanders verdienen oder es schon verdient haben, wie beispielsweise jemand, der sein Unternehmen für gutes Geld verkauft hat und sich nun in Monaco niederlassen will. Dafür müssen pro Person mindestens 500.000 € auf einem monegassischen Konto angelegt werden, sei es in Aktien, Anleihen, Bargeld oder anderweitiger Form.

Die Notwendigkeit eines Wohnsitzes ist selbstverständlich, und das Haus oder die entsprechende Wohnung kann man entweder, kaufen, mieten oder auch einfach von jemand anderem kostenlos überlassen bekommen.

Wichtig zu beachten ist, dass Monaco sozusagen die moralische Qualität eines Antragstellers prüft und sich das Vorstrafenregister ansieht, was nicht unbedingt bedeutet, nur weil man in der Vergangenheit mal vorbestraft war und die Strafe abgebüßt ist, man nicht in Monaco leben kann! Vieles lässt sich erklären. Es mag schwieriger werden, aber nicht unmöglich.

Wenn der Residenzantrag ordentlich, vollständig und ohne Unstimmigkeiten eingereicht wird, sollte es zu keinerlei Problemen kommen. Ausländer sind grundsätzlich in Monaco willkommen.

Ist noch Platz in Monaco?

Eine logischerweise aufkommende Frage bei der doch sehr geringen Fläche des Landes und weiteren Residenzgenehmigungen ist nun, ob in Monaco überhaupt noch Platz ist für alle. Die Antwort ist: Ja, denn Monaco sorgt vor, in Form einer Landerweiterung, einer Art künstlichen Insel für Wohnungen und Villen.

Monaco als besonderer Standort

Früher war es steuerlich recht kompliziert, die Wohnung in Monaco und einen Zweitwohnsitz woanders zu haben (insbesondere Frankreich), aber auch das ist mittlerweile einfacher geworden. USA hat diesbezüglich sehr präzise Regelungen, Frankreich weniger, und Österreich und Deutschland sind sehr aggressiv, wenn es darum geht, jemanden nur wegen seines zweiten Wohnsitzes steuerpflichtig machen zu wollen.

Monaco erhebt keine persönliche Einkommensteuer und hat dementsprechend auch nicht wirklich Doppelbesteuerungsabkommen mit anderen Ländern. Es interessiert Monaco nicht, welches Einkommen jemand im Ausland erzielt. Wohnt jemand in Monaco und hat noch einen Zweitwohnsitz, entscheiden die Regelungen des Landes, wo man seinen Zweitwohnsitz hat. Monaco ist nicht das Problem. Das Problem kommt immer von den Ländern, wo man den Rest der Zeit verbringt, wenn man sich nicht in Monaco aufhält.

Welche Steuern gibt es in Monaco?

Die Liste der Steuern, die es in Monaco nicht gibt es weitaus länger als die Liste der Steuern, die es gibt.

Es gibt keine persönliche Einkommensteuer, keine Vermögensteuer und keine Erbschaftsteuer für Nicht-Verwandte auf Vermögensgegenstände, die außerhalb Monaco liegen, keine Kapitalertragsteuer und keine Veräußerungsgewinnsteuer (man kann seine Immobilie bedenkenlos mit Gewinn nach einem Jahr bereits wieder verkaufen). Die Mehrwertsteuer von 20% ist die Haupteinnahmequelle für das Staatsbudget.

Corona und Monaco

Da Monaco, wie gesagt, von der Mehrwertsteuer sozusagen lebt, waren Restaurants und ähnliches seit 2020 so gut wie nie geschlossen, und den kleinen Kaffee im Café trinken und in Restaurants auszugehen ist nun, wie sollte es auch anders sein, auch in Monaco nur mit Gesundheitspass möglich.

Unternehmensgründung Monaco

Monaco ist kein typischer Standort für eine Unternehmensgründung und eignet sich nicht als Struktur für seine Einkommensquelle, denn Unternehmen, die mehr als 25% ihres Gewinns außerhalb von Monaco erzielen, unterliegen im Prinzip einer Gewinnsteuer von etwa 33% oder darunter. Diverse Abzugsmöglichkeiten senken den effektiven Steuersatz allerdings enorm.

Eine kommerzielle Gesellschaft in Monaco ist ratsam, wenn man vor Ort tatsächlich tätig werden will, denn alles bedarf einer staatlichen Genehmigung, die speziell vergeben wird und relativ viel Zeit und Aufwand in Anspruch nimmt. Ein Einzelhandelsgeschäft oder ein Restaurant in Monaco sind ganz steuerfrei.

Veränderung der demographischen Lage

Monaco ist nicht mehr nur für Rentner ein guter Wohnort, sondern gerade auch für jüngere und geschäftlich noch voll aktive Leute, vor allem in der Tech Branche, die nicht an den Unternehmensstandort Monaco gebunden sind, gibt es sehr interessante Möglichkeiten, ihren monegassischen Wohnsitz mit ausländischen Gesellschaftsstrukturen zu verbinden.

Auch interessant für Rentner: Auswandern nach Italien und La Dolce Vita im Süden genießen

Väterliche Ratschläge eines erfahrenen Beraters

Es ist wichtig, erfahrene Leute an seiner Seite zu haben und diese nach gutem Rat zu fragen. Ein Wohnsitzwechsel, das hören wir heute nicht zum ersten Mal, sollte nicht nur auf steuerlichen Gründen basieren, denn es gibt weitaus Wichtigeres zu bedenken, vor allem auch die vor der Tür stehende Verschärfung der Wegzugsteuer (siehe unsere entsprechende Episode zur Wegzugsteuer) und Ähnliches sind gut zu durchdenken.

Als zweiter Schritt kommt dann die Überlegung, wo man sich gerne niederlassen möchte, wo Monaco sich als enorm sicherer Standort bietet: so gut wie keine Kriminalität, internationales Publikum und eine sehr gute Verkehrsanbindung durch den Nizza Flughafen.

Lebenshaltungskosten in Monaco

Um eine kleine Vorstellung für die Preise in Monaco zu bekommen, kann man sagen, dass man für eine Wohnung mit einem Schlafzimmer, ohne Balkon und in nicht unbedingt der allerbesten Lage etwa zwischen 4.000 € und 5.000 € an Mietkosten rechnen muss, und nach oben sind bekannterweise keine Grenzen gesetzt (man kann selbstverständlich auch ein Penthaus für 260.000 € pro Monat mieten). Für Extreme ist gesorgt.

Die üblichen Lebenshaltungskosten wie Lebensmittel und Versicherungen sind nicht großartig teurer als in Deutschland, die Preise steigen überall, und es gibt neben den fünf Sterne Restaurants auch solche, wo man ein Mittagsmenü mit einem guten Glas Wein für nette 22 € genießen kann.

Schulen und Schulpflicht in Monaco

Ausreichend gute Beschulungsmöglichkeiten sind vorhanden. Neben staatlichen Schulen, wo auf Französisch unterrichtet wird, gibt es selbstverständlich auch internationale Privatschulen, und da Monaco, wie gesagt, ein recht kleines Land ist, findet man ausreichend gute Schulen in der französischen Umgebung, die auch für Ausflüge, zum Beispiel in die Berge, sowieso gut geeignet ist.

Eine typische und gute Variante ist die Kombination Monaco & Malta

Malta ist ein sehr interessanter Standort, denn beispielsweise bei normaler Trading Aktivität hat man auf Malta 5% effektiven Steuersatz, und wenn dieses korrekt bezahlt wird und die Ausschüttung nach Monaco erfolgt, gibt es auf Malta keine Quellensteuer und ebenso keinerlei Steuern in Monaco.

Eine Holdinggesellschaft in Monaco und weitere Möglichkeiten

Das ist ein nicht ganz einfaches Thema, und eine reine Holdinggesellschaft wird in Monaco üblicherweise nicht genehmigt. Die Genehmigungen, wie bereits erwähnt, werden nur für wirkliche Aktivitäten gegeben. Eine Unterbeteiligung geht in Ordnung, aber eine reine Holdinggesellschaft theoretisch nicht.

Allerdings gibt es in Monaco die zivile Gesellschaft, die der deutschen BGB-Gesellschaft entspricht, die nur für zivile Zwecke angesetzt werden darf, wie beispielsweise Vermögensberatung oder besonders auch für Immobilien.

Kontaktdaten und Links:

Dr. Andreas Bosse

Homepage: www.dr-bosse.mc

Email:          Bosse@Dr-Bosse.mc

Telefon:       +377 97 70 52 67

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Timestamps

00:00   -   Begrüßung und Einleitung und Vorstellung Dr. Andreas Bosse

02:05   -   Wie ist das Leben in Monaco?

04:25   -   Residenz in Monaco beantragen

07:39   -   Ist noch Platz in Monaco?

08:27   -   Ein Beispiel aus dem Leben gegriffen

10:27   -   Monaco ist ein besonderer Standort

15:50   -   Druck auf Transparenz

17:09   -   Sauber arbeiten

17:30   -   Welche Steuern gibt es in Monaco?

19:43   -   Corona und Monaco

21:59   -   Unternehmensgründung in Monaco

26:08   -   Wohnsitzempfehlung Monaco

28:22   -   Veränderung der demographischen Lage

31:33   -   Väterliche Ratschläge eines erfahrenen Beraters

35:51   -   Warum kehren Auswanderer oftmals wieder zurück?

38:14   -   Lebenshaltungskosten in Monaco

39:47   -   Schulen und Schulpflicht in Monaco

41:25   -   Eine typische und gute Variante ist die Kombination Monaco & Malta

43:29   -   Eine Holdinggesellschaft in Monaco und eine weitere Möglichkeit

49:10   -   Verhältnis Finanzbehörde – Steuerpflichtiger in Monaco

50:11   -   Make a long Story short – Kurze Frage, kurze Antworten und Verabschiedung

Mitschrift zu Folge 13 Perspektive Ausland: Monaco - Auswanderer in bester Gesellschaft

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Dr. Andreas Bosse

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute ist unser Gast Dr. Andreas Bosse. Er kennt sich hervorragend aus und erzählt uns so einiges über die Besonderheiten von Monaco. Monaco ist ja ein Land mit besonderem Status: einerseits ist es in der Euro-Zone, andererseits aber nicht in der EU. Und es gibt einige steuerliche Besonderheiten, über die wir unbedingt mit ihm sprechen müssen. Bevor wir aber klären, für wen Monaco als Auswanderungsziel in Frage kommt, stellt sich unser Gast selbst kurz vor.

Dr. Bosse: Vielen Dank, mein Name ist Dr. Andreas Bosse, ich bin ursprünglich deutscher Rechtsanwalt, bin aber mittlerweile jetzt seit Ende 1994, Anfang 1995, also über 26 Jahre in Monaco als Rechtsberater ansässig und zugelassen und auch tätig. Ein großer Teil meiner Tätigkeit ist natürlich, Personen zu beraten, die nach Monaco umziehen wollen. Sie haben es angesprochen, Monaco hat eben eine sehr interessante Stellung, weil es geographisch wirklich sehr zentral in Europa liegt, sehr verkehrsgünstig durch den Nizza Flughafen mit allem verbunden ist, selbst mit Auto ist man sehr schnell in Mailand, etc., aber Monaco ist eben nicht EU-Mitglied, gehört aber zoll- und mehrwertsteuermäßig zur Europäischen Union, weil es alle Import und Export Geschichten viel einfacher macht, und wir haben natürlich auch den Euro.

02:05 - Wie ist das Leben in Monaco?

Daniel: Klasse, war eine schöne kurze Zusammenfassung. Vielleicht beginnen wir mal so, dass wir uns erstmal über Monaco als Land oder als möglichen Wohnsitzort kurz unterhalten, also wie kann man sich das Leben in Monaco vorstellen?

Dr. Bosse: Man darf eines nicht vergessen: Monaco ist sehr klein. Die ganze Fläche dieses Staates ist rund zwei Quadratkilometer, so als Vergleich, ich glaube der Central Park in New York ist etwa genauso groß, wie das ganze Land Monaco. Vom Leben her ist es insofern interessant, weil natürlich, also durch die Anwesenheit von vielen hochverdienenden oder vermögenden Leuten man ein sehr hohes Niveau hat, aber auf der anderen Seite, ich möchte nicht sagen, es ist ein Dorf hier, nur es ist eben ein sehr angenehmer kleiner Platz, wo man sich auch mal auf der Straße trifft, und insbesondere als Ausländer ist folgendes wichtig, dass eben die Mehrzahl der Leute, die in Monaco wohnen, Ausländer sind. Wir haben rund 38.000 bis 39.000 Residenten, davon sind nur 8.000 Monegassen, also die wirklich den Reisepass haben, und die übrigen Residenten kommen aus insgesamt, glaube ich, nach letzten Angaben, über 120 verschiedenen Staaten. Das heißt, alle haben mal die Heimat verlassen, alle wissen es, wie man sich als Ausländer irgendwo fühlt, es werden enorm viele Sprachen hier gesprochen, ich kenne Leute, die hier seit weit über 20 Jahren leben und immer noch kein Französisch sprechen und kommen damit herrlich klar, weil eben doch sehr, sehr stark Englisch verbreitet ist hier, starker italienischer Einfluss, nur eben, es ist sehr interessant, ein sehr internationaler Standort.

Daniel: Aber die Amtssprache ist nur Französisch, oder gibt es mehr als eine Amtssprache?

Dr. Bosse: Amtssprache ist Französisch, Monaco hat aber unter Prinz Albert, der, darf man nicht vergessen, mütterlicherseits Amerikaner ist, hat [unverständlich] mehr und mal eingeführt, dass man bei Behördenformularen vieles auch in Englisch hat, immerdar. Kleines Beispiel, Leute, die jetzt hier einen Führerschein machen müssen, man kann mittlerweile auch die theoretische Prüfung in Englisch machen, was früher immer eine große Hürde war.

04:25 - Residenz in Monaco beantragen

Daniel: Wer sich für eine Aufenthaltsgenehmigung in Monaco interessiert, sollte sich vorher mal mit den Bedingungen dafür beschäftigen. Darüber sprechen wir jetzt.

Dr. Bosse: Da muss man unterscheiden, in welcher Rolle man hier hinkommt. Die meisten meiner Klienten kommen hier als Privatperson hin, weil sie entweder woanders das Geld verdienen oder das Geld schon verdient haben, klassischer Fall, jemand, der sein Unternehmen verkauft hat und dafür eben Bargeld bekommen hat. Und als eine solche Privatperson muss man ein Bankkonto hier eröffnen, und früher war es recht vage, was man dort anlegen muss, das hing von der Bank ab, aber vor ein paar Jahren hat man eingeführt, dass man mindestens für eine Person 500.000 € hier auf einem Bankkonto haben muss. Die können dann angelegt werden, in welcher Form auch immer, ob Aktien, ob Anleihen, wie auch immer, oder einfach in Bargeld. Und dann hat man eine sogenannte Bankbestätigung. Die nächste wichtige Voraussetzung, natürlich, dass man eine Wohnung hier hat, die Wohnung kann gemietet sein, die Wohnung kann gekauft sein, theoretisch sogar kann die Wohnung von jemand anderem kostenlos überlassen werden, z.B. der Fall, wenn manche Leute über Gesellschaften kaufen, dann ist das ein relativ bürokratischer Aufwand, es sind diverse Formulare zusammenzustellen, diverse Auskünfte abzugeben, der Lebenslauf zu erklären. Ein wichtiger Punkt ist eben das Vorstrafenregister, wo Monaco eben prüft, wie man nennt, die moralische Qualität eines Antragsstellers. Das heißt aber nicht, wenn man mal vor vielen Jahren eine Vorstrafe hatte, dass man dadurch automatisch disqualifiziert ist, manches kann man natürlich erklären. Manches kann man erklären, dies und das ist mal passiert, die Strafe ist verbüßt, wird schwieriger, aber es ist nicht unmöglich.

Daniel: Aber gibt es das jetzt, kommt es z.B. bei Ihnen vor, dass EU-Bürger, die jetzt dort einen Aufenthalt beantragen, abgelehnt werden?

Dr. Bosse: Jetzt will ich mich nicht selbst prahlen, aber ich habe es in meinen 26 Jahren nicht einmal erlebt. Aber ja, ich habe Fälle erlebt, nicht persönlich, oder manche, natürlich, da hat man davon gehört, wo Leute abgelehnt wurden. Das hat oft damit zu tun, wenn die jetzt, sagen wir mal, keine angemessene Wohnung nehmen wollen, wenn der Antrag, wenn da Unstimmigkeiten drin sind. Darum, wenn ich meine Klienten betreue, sage ich immer, wir stellen den Antrag so genau und ordentlich wie möglich und nötig zusammen, wir haben alle Dokumente gleich parat, alles zusammen. Es ist immer unschön, wenn man sagt, ich muss dieses nachreichen, jenes nachreichen, oder wenn man dann zum Beispiel von der Polizei Nachfragen mal bekommt, was aber selten ist, dann gar nicht zu erreichen ist, weil man irgendwo anders ist, also das ist schon etwas, was man sauber vorbereiten muss. Aber grundsätzlich sind Ausländer in Monaco willkommen, weil man ja von Ausländern hier lebt.

07:39 - Ist noch Platz in Monaco?

Daniel: Wieviel passen denn da jetzt noch rein in das kleine Land? Gibt es da Zahlen, wo man gesagt hat, also noch 5.000, und dann ist Schluss, dann ist voll? Oder wie kann man sich das vorstellen?

Dr. Bosse: Monaco ist ja im Moment ganz kräftig am Bauen. Wir sind gerade im Prozess einer Landerweiterung, das ist so eine Art künstliche Insel, hochtechnisch ins Meer gebaut, wo diverse Wohnungen, sogar ein paar Villen dazukommen werden, dann gibt es sehr, sehr viel sehr große Immobilienprojekte momentan hier, weil eben die Bauwirtschaft hier, sagen wir mal die Immobilienwirtschaft hat gesehen, dass eben ein enormer Bedarf da ist, und Monaco ist ja jedes Jahr immer auf der Liste der höchsten Immobilienpreise der Welt, also das ist schon ein sehr interessanter Markt, auch immobilientechnisch hier.

08:27 - Ein Beispiel aus dem Leben gegriffen

Daniel: Da habe ich mal eine Frage vielleicht an den Sebastian Sauerborn, wo wir gerade darüber sprechen: Wohnsitz Monaco, hat jetzt Deine Kanzlei Kunden, die da unten wohnen, Wohnsitz haben oder hatten?

Sebastian: Also, vereinzelt schon, ich würde jetzt nicht sagen, dass wir jetzt sehr viele Mandanten haben, die in Monaco gelebt haben oder dort leben, aber wir haben dort tatsächlich schon Mandanten, die dort gelebt haben. Ich kann mich an mehrere Fälle entsinnen. Ich kann mich jetzt z.B. an einen Mandanten erinnern, der hatte ein Unternehmen in Singapur, das ist ein Investmentunternehmen, so eine Art Fund, sein Wohnsitz ist in Monaco. Der hat sich aber dann letztlich entschieden, dass es jetzt Zeit war, eine Familie zu gründen, zu heiraten, Kinder zu bekommen, und hat dann gesagt: „Monaco ist mir irgendwo zu sehr eine Kunstwelt,“ er will jetzt irgendwo anders hinziehen, ist dann nach London umgezogen. Da kommen wir sicherlich gleich nochmal drüber zu sprechen, zu dem Thema. Andere Mandanten, wir hatten schon noch Mandanten, die es auch versucht haben, aber die glaube ich nicht das notwendige Kleingeld haben. Ich kann mich an eine Mandantin erinnern, die hat dann dort für 4.000 € in Monaco irgendwie eine Wohnung genommen, das war eine Einzimmerwohnung, die hat nicht einmal Klimaanlage gehabt, die war jetzt nicht so glücklich. Also, es müssen schon, meiner Meinung nach, die Voraussetzungen stimmen. Gut, wer jetzt 500.000 € aufs Konto legen kann, bei dem ist er normalerweise ja sowieso machbar. Also, wir haben schon Mandanten, die das machen, wir haben auch Mandanten zum Beispiel, die sind dort im Baugewerbe tätig in Monaco mit einem monegassischen Unternehmen, sind da also stark gewerblich aktiv, dann funktioniert es schon. Aber ich glaube nicht, dass es für jeden der geeignete Wohnsitzstaat ist.

10:27 - Monaco ist ein besonderer Standort

Daniel: Und hierzu betont auch Herr Dr. Bosse noch einen ganz wichtigen Punkt.

Dr. Bosse: Ich sage immer, man darf nicht nur nach steuerlichen Kriterien schauen, sondern man muss auch diverse private, geschäftliche, familiäre Aspekte mit berücksichtigen. Weil eine Wohnsitzverlegung, kommen wir bestimmt noch dazu, ist ein wichtiger Schritt, der natürlich das Leben verändert, und das sollte man schon gut geplant haben und auch eben nicht nur steuerliche Aspekte berücksichtigen. In Ihrem Fall, den Sie erwähnen, natürlich kann es sein, dass manche Leute sagen, na gut, ich will doch lieber mehr in der Landschaft wohnen. Gut, es gibt hier eine recht beliebte Variante natürlich, die früher steuerlich sehr kompliziert war, mittlerweile leichter geworden ist, die Wohnung in Monaco und ein Zweitwohnsitz woanders, insbesondere in Frankreich, das trifft man natürlich hier viel an. Da gibt es dann wieder ganz bestimmte Grenzen zu beachten, je nach Land, je nach Land des Zweitwohnsitzes ist das unterschiedlich. Ich habe auch viele diese Kombination Monacowohnsitz und Zweitwohnsitz in Florida, in Amerika gibt es sehr präzise Regelungen, die man einhalten muss, dann gibt es, wenn man die überschreitet, einen gewissen Grenzbereich, der auch noch legal ist. In Frankreich gibt es wieder andere Regelungen, weniger präzise, nur Österreich, Sie wissen das auch, ich habe Klienten, die haben einen Zweitwohnsitz in Österreich. Ähnlich wie Deutschland ist Österreich auch recht aggressiv, jemanden steuerpflichtig machen zu wollen, nur weil man einen zweiten Wohnsitz hat. Das sind eben genau diese, Herr Sauerborn, Sie wissen das, die wir als Berater eben teilweise den Klienten vor Augen führen müssen. Ich habe festgestellt, dass viele sagen: „Ja mein Freund aus dem Golfclub, der macht das ja seit Jahren so.“

Sebastian: Genau, genau.

Dr. Bosse: Und ich habe gehört, man macht das so, und ich habe über Internet mal nachgesehen, und das geht ja auch alles, und, Herr Sauerborn, Sie werden es bestätigen, das internationale Steuerrecht ist sehr kompliziert, ist noch komplizierter geworden in den letzten Jahren, und da sollte man nicht mit rumspielen. Ich habe es leider auch erlebt, dass ansonsten sehr professionelle Berater in Deutschland, die sehr kompetent in anderen Dingen sind, aber gerade, was jetzt zum Beispiel das Thema Monaco angeht, weil es ja doch eben ein besonderer Standort ist, unter uns, teilweise wirklich Blödsinn erzählen.

Sebastian: Und ich bringe ja auch zum Beispiel immer die ganze Saga um Boris Becker, so ein Standardbeispiel, also Scheinwohnsitz à la Boris Becker, ich meine, der hat so getan, als würde er in Monaco leben, war aber in Wirklichkeit in München bei seiner Schwester im Haus, und das geht natürlich nicht, das kann man nicht machen. Wenn einem München so gut gefällt, lustigerweise übrigens ist ja das italienische Wort für München Monaco. Also, wenn es einem so gut in München in Bayern gefällt, dann muss man halt die hohen Steuern in Deutschland akzeptieren, man kann sich aber nicht dort permanent aufhalten und erwarten, man wird monegassisch steuerlich behandelt.

Dr. Bosse: Da sprechen Sie einen guten Punkt an, ich wurde damals mal von, ich habe vergessen, welche Zeitung das war, dazu interviewt, und da habe ich gesagt, also entweder war er sehr schlecht beraten, oder er war eben, was wir auch kennen, beratungsresistent. Genau wie Sie sagen, man muss im Klaren sein, gerade im Verhältnis zu Monaco zählt nicht, wo der Mittelpunkt der Lebensinteressen ist, das geistert immer nach wie vor noch rum. Warum? Dieser Mittelpunkt der Lebensinteressen, wenn man entscheidet, wo der Haupt- oder Nebenwohnsitz ist, ist typisch in Doppelbesteuerungsabkommen zu finden. Also, zum Beispiel wenn man in Deutschland wohnt und noch ein Haus in Frankreich hat, entscheidet letztlich der Mittelpunkt der Lebensinteressen. Wenn man aber in Monaco wohnt und noch ein Haus, also einen Wohnsitz in Deutschland hat, entscheidet eben nicht das Doppelbesteuerungsabkommen, weil es ein solches nicht gibt. Monaco hat so gut wie keine echten Doppelbesteuerungsabkommen. Und das ist eben, wo sehr viele Leute sich vertun, wo ich immer sage, ganz wichtig zu wissen, wenn man noch irgendwo einen anderen Zweitwohnsitz hat, entscheiden eben die Regelungen des Landes, wo sich der Zweitwohnsitz befindet. Dann kommt immer die Frage: "Ja, wieviel Zeit muss ich denn in Monaco verbringen?" Dann sage ich immer, gut, es gibt gewisse Regelungen, wenn man drei Monate hier ist, muss man eine Aufenthaltsgenehmigung haben, wenn man eine Residenzbestätigung haben will, die man z.B. im Verhältnis zu Deutschland gar nicht braucht, muss man mindestens sechs Monate und einen Tag hier sein, aber Monaco ist meist nicht das Problem. Ich sage immer: "Wenn Sie nicht in Monaco sind, wo halten Sie sich denn dann auf?" Das ist ja, was viele sagen, Verhältnis Dubai, ja in Dubai zählt ja keiner, ob ich da bin oder nicht da bin, und dann sage ich immer: "Ja, aber gut, wo halten Sie sich denn auf, wenn Sie dann nicht zum Beispiel in Dubai sind?". Das Problem kommt nicht von Monaco, das Problem kommt nicht von Dubai, das Problem kommt nicht von Malta, das Problem kommt immer von dem oder den Ländern, wo man den Rest der Zeit verbringt.

Sebastian: Ja, absolut, Sie haben Recht, genau meine Erfahrung, genau das Gleiche.

15:50 - Druck auf Transparenz

Daniel: Sie haben einmal gesagt, es gibt keine echten Doppelbesteuerungsabkommen, aber es gibt ja einen Informationsaustausch.

Dr. Bosse: Da Monaco, da werden wir auch noch drüber sprechen, keine persönliche Einkommensteuer hat, haben die natürlich nicht viel an den Tisch zu bringen, um mit anderen Staaten zu verhandeln. Im Zuge dieser ganzen OECD Bewegung hinsichtlich Steuertransparenz, hinsichtlich Verhinderung von Steuerhinterziehung, Schwarzgeldkonten, etc., ist Monaco natürlich, wie die Schweiz, in diesen Druck gekommen, eben hier auch transparenter zu werden. Vor noch einigen Jahren war das so, wenn das deutsche Finanzamt hier bei der Bank angefragt hätte, hätte man einfach den Hörer aufgelegt, sozusagen. Mittlerweile hat Monaco mit diversen Ländern, unter anderem Deutschland, unter [unverständlich] EU eben automatische Informationsaustauschabkommen. Und darum sage ich immer, jede steuerliche Lösung, und Herr Sauerborn, Sie werden das bestätigen, muss der Lupe der jeweiligen Finanzämter standhalten. Alle Lösungen, wo man sagt, wir versuchen Geld zu verstecken, wir haben ein Konto in der Schweiz, hat die Vergangenheit gezeigt, funktioniert nicht.

17:09 - Sauber arbeiten

Daniel: Fassen wir das alles nochmal zusammen.

Dr. Bosse: Wir versuchen immer Lösungen zu finden, die ganz sauber sind, wo man sagt, wenn eben noch irgendwo Steuern zu bezahlen sind, zahlt man die. Andere, die man legal vermeiden kann, das ist sozusagen unser Job, gerne, gerne, gerne. Nur alles, was Tricksereien angeht, funktioniert langfristig einfach nicht mehr.

17:30 - Welche Steuern gibt es in Monaco?

Daniel: Zum Thema Steuern interessiert uns, bzw. unsere Zuschauer und Zuhörer vielleicht noch: Was gibt es denn für Steuern in Monaco?

Dr. Bosse: Also Monaco hat, also wie ich gesagt habe, es gibt keine persönliche Einkommensteuer, es gibt keine Vermögensteuer, es gibt keine Kapitalertragsteuer, es gibt keine Veräußerungsgewinnsteuer. Wenn Sie hier also eine Immobilie kaufen und die nach einem Jahr mit, was ungewöhnlich war im letzten Jahr, mit 10-20% veräußern, gibt es darauf keine Steuer. Erbschaftsteuer gibt es, was viele nicht wissen, nur die Steuersätze im Verhältnis unter Ehegatten und in gerade Linie, wie wir Juristen das nennen, also Kinder, Enkelkinder, Eltern, Großeltern, ist der Steuersatz null. Und der geht dann über Geschwister, Onkel, Tanten - bei Unverwandten kann der auf 16% hochgehen. Ich sage mal, klassisches Beispiel, ein unverheiratetes Paar lebt hier und einem von beiden passiert etwas, der Partner erbt das, hat man 16% Steuern. Und da kommt eben, da ist eines wichtig zu wissen, Monaco erhebt Erbschafts- und Schenkungsteuer nur auf Vermögensgegenstände, die in Monaco gelegen sind. Also Thema Bankkonto: ein Bankkonto, das in Monaco liegt, unterliegt dieser Erbschaftsteuer in einem solchen Fall mit Nicht-Verwandten. Ein Bankkonto, das im Ausland liegt, würde nicht darunterfallen. Also, das sind alles Details, die man wissen muss. Aber in der normalen, klassischen Familiensituation, wo man eben das Geld an die nächste Generation geben will oder muss, gibt es eben keine Erbschaftsteuer. Was es hier in Monaco gibt, und da gehört man eben mit zum EU-System, ich sage jetzt das ist die Mehrwertsteuer, der Satz für die Mehrwertsteuer hier ist 20%, und das ist mittlerweile die Haupteinnahmequelle für das Staatsbudget geworden hier, und das ist eben, wo Monaco davon lebt, dass Leute hier eben in Restaurants gehen, Jacken kaufen, Autos kaufen, was hier sehr beliebt ist,

19:43 - Corona und Monaco

Daniel: Da komme ich natürlich jetzt zu einem Thema, oder da liefern Sie mir ein Stichwort, das ich eigentlich viel später fragen wollte, aber jetzt haben Sie von Jacke kaufen und Restaurantbesuchen gesprochen: Wie ist denn das jetzt in der Corona Situation, also geht man in Monaco noch ins Restaurant, und kann man sich die teure Jacke kaufen im Geschäft?

Dr. Bosse: Also Monaco hat selbst in den ersten Corona, war Monaco, glaube ich, der ziemliche einzige Platz in Westeuropa, wo die Restaurants immer offen waren, weil eben gerade, das ist der Grund, Restaurants spielen hier eine große Rolle in der örtlichen Wirtschaft, und damit eben über die Mehrwertsteuer auch für das Staatsbudget. Und Monaco, obwohl da Frankreich ein bisschen dumm geguckt hat, hat man die Restaurants immer aufgelassen. Es gab mal in ganz schlimmen Zeiten, dass abends geschlossen war, dass Sperrstunde war. Im Moment ist alles offen, gut, man muss den Gesundheitspass haben, also geimpft sein oder getestet, aber aktuell, die Restaurants sind voll, es ist gar kein Thema. Monaco ist eben ein Standort, wo Leute viel ausgehen, sei es morgens einen Kaffee in einem kleinen Café trinken, mittags zum Lunch gehen, usw., aber bei der Gelegenheit, das ist eben auch etwas Interessantes, gerade in Deutschland wird ja immer so diese Glitzer-Glamour-Welt von Monaco verbreitet, und da muss man sagen, ja, die gibt es hier, bloß eben nur ein Teil. Wenn man das nicht will, kann man hier ganz ruhig und zurückgezogen leben. Ich habe Klienten, z.B. aus dem Sportbereich, die sehr prominent sind, und weil die sowieso schon durch ihre Tätigkeit sehr viel auf irgendwelche Events und so gehen müssen, die hier dann ganz ruhig und zurückgezogen leben. In Monaco ist eine Sache, weil man eben öfter Prominente hier sieht - man belästigt die Prominenten hier nicht groß. Die können ganz ungestört im Restaurant sitzen, und da springen nicht gleich hundert Leute drauf. Und die leben ganz ruhig hier, die gehen zu Fuß in den Supermarkt und leben ihr ruhiges Leben, also man kann haben, was man will.

21:59 - Unternehmensgründung in Monaco

Daniel: Kommen wir jetzt zum Thema Unternehmensgründung. Also welche Rechtsform würde man denn üblicherweise in Monaco wählen?

Dr. Bosse: Zwei Sachen: sowohl von der Gründungsseite als auch von der steuerlichen Seite, die wir für Unternehmen noch nicht angesprochen haben. Entgegen weitverbreiteter Vorstellung ist Monaco nicht ein typischer Standort für Unternehmensgründung. Warum? Jede wirtschaftliche Tätigkeit im Sinne einer kommerziellen wirtschaftlichen Tätigkeit und freiberuflichen Tätigkeit, bedarf hier einer staatlichen Genehmigung. Das ist ein Vorgang, wo man der Genehmigungsbehörde hier ganz klar sagen muss, was man vorhat, welches Projekt man hat, wie die Gründer qualifiziert sind, ein solches Projekt umzusetzen, man muss normalerweise geeignete Büroräume dazu nachweisen. Da gibt es in der Anfangsphase gewisse Möglichkeiten für Start Ups da in Business Centern, aber langfristig muss schon eine Substanz da sein. Es gibt hier nicht Genehmigungen, wie wir es etwa aus Deutschland kennen und Geschäfte aller Art. Dann wird die Genehmigung wirklich sehr speziell erteilt, also ich sage mal zum Beispiel, bei einem Geschäft Verkauf von Schuhen und Lederwaren, dann kann aber die Person nicht morgen plötzlich da Getränke verkaufen. Also das ist schon sehr eingegrenzt. Diese Genehmigungsprozedur, ich sage mal, sie machen schneller mittlerweile, aber man muss grob mindestens zwei Monate dafür rechnen und diverse Formulare vorlegen und präsentieren. In meiner Ansicht macht diese Art kommerzieller Gesellschaft in Monaco nur wirklich Sinn, wenn man wirklich auch ein Geschäft vor Ort oder von hier aus wirklich ausüben will, weil man eben Personal vor Ort braucht, usw. Als reine Struktur, um Einkommensquellen, sagen wir mal, zu strukturieren, eignet sich eine solche Gesellschaft meist nicht, weil da noch nächstens hinzukommt, dass es hier eine Gewinnsteuer gibt. Alle Unternehmen, die mehr als 25% ihres Umsatzes außerhalb von Monaco machen, unterliegen im Prinzip einer Gewinnsteuer hier, die ist jetzt gerade gesenkt worden, stufenweise wird die gesenkt von 33% irgendwie auf, weiß ich gar nicht aus dem Kopf, 27%, wäre das da. Das hört sich schlimmer an, als es ist, weil da gibt es diverse Abzugsmöglichkeiten, wodurch der effektive Steuersatz hinterher wesentlich geringer ist. Es gibt das Beispiel: der Geschäftsinhaber kann sich selbst eine Vergütung auszuzahlen, wenn er hier in Monaco wohnt. Diese Vergütung ist für die Gesellschaft, oder für das Unternehmen Kosten, die er absetzen kann. Und da gibt es gewisse Grenzen, die nach Umsatz gestaffelt sind, wieviel man da rausnehmen kann, und das ist sehr hoch. Wenn der Unternehmensinhaber das Geld dann als Monaco Resident wieder in seine private Tasche bekommt, ist für ihn wieder steuerfrei, weil es keine private Einkommensteuer gibt. Also nur, um das zu sagen, wenn man jetzt vor Ort hier ein Geschäft hat, macht Sinn. Nächstes Beispiel, hat man vor Ort ein Einzelhandelsgeschäft, so ein Restaurant, ist es ganz steuerfrei, und das ist natürlich hochinteressant. Für andere Fälle, wo man wirklich sagt, Herr Sauerborn, und Sie kennen sich da auch sehr, sehr gut mit aus, wenn man sagt, ich muss hier eine gewisse internationale Geschäftstätigkeit, gesellschaftsmäßige Unternehmensstrukturen strukturieren, aber die ich gerne mit Kombination von Wohnsitz in Monaco und einer Gesellschaft je nach Projekt in einem anderen Standort. Da gibt es viele interessante Möglichkeiten, viele solide Möglichkeiten von professionell gemanagten Gesellschaften, die einem steuerlich wesentlich mehr bieten können und auch viel, viel schöner umzusetzen sind.

26:08 - Wohnsitzempfehlung Monaco

Daniel: Da würde ich an der Stelle gerne auch mal direkt die Frage an den Sebastian Sauerborn richten, weil das, was jetzt der Herr Dr. Bosse gesagt hat, da waren einige positive Aspekte, einige negative Aspekte. Mich interessiert, ob darin vielleicht auch der Grund liegt, weshalb wir bis jetzt Monaco noch nicht als Wohnsitzempfehlungen auf unseren Webseiten anbieten. Vielleicht kannst Du etwas dazu sagen.

Sebastian: Ja, das ist ein guter Punkt, also zunächst mal, wie gesagt, wir sind dann auch, wenn wir verschiedene Wohnsitzstaaten empfehlen, sei es in Großbritannien, Malta, Irland oder was anderes, immer auch auf lokale Experten angewiesen, die dann tatsächlich den Mandanten auch bei der Umsetzung helfen, weil wir das ja hier von Großbritannien aus gar nicht machen können. Jetzt kennen wir den Herrn Dr. Bosse, jetzt kann man sich überlegen, ob wir jetzt hier mal Monaco dann gerne empfehlen würden. Aber es ist eben in der Regel doch so, dass Monaco ja doch, wie Herr Dr. Bosse ja schon angesprochen hat, relativ hohe Auflagen hat, was jetzt den Umzug anbelangt. Sie haben ja schon gesagt, man muss 500.000 da bei der Bank anlegen, die Immobilien sind relativ teuer, also, es ist halt schon so, selbst jetzt bei gut verdienenden Mandanten, die jetzt da im höheren sechsstelligen Bereich oder so verdienen, ist es ja schon eine happige Hausnummer, darüber hinweg zu kommen. Natürlich, wenn man jetzt ein Unternehmen verkauft hat und da einen Schnitt machen will im Leben, dann ist es sicherlich nochmal etwas anderes. Aber so ist es doch einfacher in Länder, wie jetzt Malta oder so was, umzuziehen, z.B. als nach Monaco. Aber wie gesagt, es gibt schon eine gewisse Klientel, für die natürlich Monaco absolut geeignet ist, und auch wenn wir das bisher nicht sehr aktiv, sage ich mal, hier beworben haben, halte ich Monaco natürlich für einen absolut sinnvollen Ort, um den Wohnsitz anzumelden.

28:22 - Veränderung der demographischen Lage

Daniel: Bei den demographischen Kennzahlen der Expats oder Auswanderer, die in den letzten Jahren nach Monaco gekommen sind, da hat Herr Dr. Bosse eine Veränderung festgestellt.

Dr. Bosse: Während früher, wie gesagt, hatte Monaco so ein bisschen den Ruf, da ja so Thema, die Leute, die sich zur Ruhe gesetzt haben, ziehen sie hierhin. Nein, ich habe in den Mandanten in den letzten Jahren sehr, sehr viel jüngere Leute gehabt, die noch geschäftlich voll aktiv sind. Ein großer Teil eben kommen mit Tech Branche, irgendwie direkt oder indirekt zu tun, weil, wie wir heute ja auch, man benutzt Zoom, man kann im Prinzip von wo aus auch immer arbeiten, und da hat doch die Klientel sich geändert, und gerade eben Leute, die internationale Geschäfte machen, ohne jetzt physisch da an Fabriken gebunden zu sein, und wo man jeden Tag anwesend sein muss, da gibt es eben sehr interessante Möglichkeiten, den Wohnsitz in Monaco mit ausländischen Gesellschaftsstrukturen zu verbinden. Und das haben eben gerade auch, was ich gesagt habe, viele noch voll aktive Geschäftsleute erkannt und ziehen hierhin.

Sebastian: Das glaube ich auch, Sie haben ja sicherlich auch wahrscheinlich erlebt, dass jetzt z.B. hier Covid usw. für viele Leute doch ein gewissen Katalysator ist, dass man sagt, okay, jetzt machen wir schon seit zwei Jahren mit Zoom, wie Sie selbst angesprochen haben, ich meine, von wo ich hin zoome, ist ja nun wirklich egal. Warum soll ich in Deutschland sitzen und dort 50% Steuern bezahlen, wenn ich auch von Monaco aus zum Beispiel zoomen kann, und ich glaube, das hat bei vielen Leuten, das sehen wir auch bei unserer Mandantschaft tatsächlich auch, gewisse gedankliche Prozesse in Gang gesetzt, die sich das Ganze jetzt tatsächlich neu überlegen. Hinzu kommt natürlich, und das ist ja wahrscheinlich doch nochmal ein interessanter Punkt anzusprechen, dass ja gerade auch im Bereich Krypto doch sehr hohe Vermögen mittlerweile geschaffen wurden, und wer da im richtigen Moment eingestiegen oder ausgestiegen ist, ist ja nun wirklich hier sehr gut situiert. Kombiniert mit diesen sehr attraktiven Bewertungen der Tech Branche an der Börse momentan, oder generell auch Venture Kapital, da werden ja doch, kann man nur sagen, fast Phantasiewerte erzielt, und wenn dort jemand jetzt ein Unternehmen aufgebaut hat, also wir haben einen Mandanten, der hat ein Unternehmen aufgebaut, die organisieren so virtuelle Events, die sind von 20 Mitarbeitern auf 1.000 Mitarbeiter in einem halben Jahr oder so angestiegen, oder in einem Jahr, und sind jetzt bewertet mit ein paar Milliarden. Da ist z.B. einer, der, und das ist genau das Thema, einer der Aktionäre, die im Unternehmen auch mitarbeiten, der auch unser Mandant ist, der ist jetzt in die Bahamas umgezogen. Hauptsächlich deswegen, weil die Büros in Miami haben, und da ist natürlich Bahamas dann gut, gleiche Zeitzone, man ist in einer halben Stunde drüber. Wäre das jetzt in Europa, würde er wahrscheinlich auch Monaco in Anbetracht ziehen.

31:33 - Väterliche Ratschläge eines erfahrenen Beraters

Dr. Bosse: Herr Sauerborn, wie Sie ja auch, ich betreue ja nicht nur Monaco, sondern ich betreue ja im Prinzip auch andere Standorte, weil das ist auch eben wichtig, anzusprechen, es geht ja gar nicht im ersten Schritt nur um den Standort, welche Voraussetzungen sind. Der erste Schritt sollte immer sein, die Analyse der steuerlichen Voraussetzungen und Folgen eines Wegzuges, egal aus welchem Land. Und das ist eben, wo manche Leute auch den zweiten Schritt vor dem ersten machen und sagen, ja, sind die Voraussetzungen für die Wohnsitznahme und dieses und jenes, ohne vorher wirklich sauber analysiert zu haben, ja, was bedeutet das denn für meine zukünftigen Einkünfte, was bedeutet das eventuell im Hinblick auf eine Wegzugsbesteuerung, Entstrickung, etc., was sich, wie gesagt meist händeln lässt, nur es muss eben vernünftig untersucht werden Und das kann ich nicht genug unterstreichen, und Sie werden mir da zustimmen, das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt, dass man erst sagt, macht es überhaupt Sinn, wegzuziehen, egal, wohin, und im zweiten Schritt dann sagt, okay, was kommen als Standorte in Frage, wie gesagt, es gibt diverse andere Standorte, Italien bietet eine Pauschalbesteuerung mittlerweile an, ich hatte gerade gestern ein langes Gespräch mit einem Klienten davon, wo wir überlegt haben, ob Italien oder Monaco, der auch unter 30 ist, ein junger Mann, und der trotzdem aber sagt, nein, mir gefällt eben Monaco besser, weil es vom täglichen Leben einfach mehr bietet, es ist ein enorm sicherer Standort, was heute auch immer wichtiger wird, hier also so gut wie keine Kriminalität, internationales Publikum, gute Verkehrsanbindung durch den Nizza Flughafen. Da kommt eben das wieder hinein, dass man sagt, es sind nicht nur steuerliche Motive, es sind auch die privaten Motive. Jemand anders wird vielleicht sagen, nein, ich möchte gerne eine große landschaftlich schön gelegene Villa in Italien haben. Gut, dann sagt man eben, okay, lass uns mal angucken mit der Pauschalbesteuerung da, und wie Sie auch, ich habe Kooperationspartner vor Ort, und das kann auch funktionieren. Wie gesagt, Malta, etc., Portugal kann interessant sein, Dubai auch immer wieder, wobei Dubai ein bisschen speziell ist, aber na gut. Oder wo Sie sitzen, Herr Sauerborn, England hat nach wie vor für Ausländer noch sehr, sehr interessante Seiten.

Sebastian: Und ich meine, es gibt jetzt ja, wenn Sie schon von England sprechen, es gibt ja gewisse Trends, z.B. Brexit ist jetzt ja auch die Wohnsitznahme in Großbritannien doch auch mit einigen Hürden mittlerweile verbunden für Leute, die jetzt nicht davor den Pre-Status beantragt haben. Auf der anderen Seite wird ja die deutsche Wegzugsbesteuerung ab nächstem Jahr verschärft, und es wird letztlich hinsichtlich der Stundung kein Unterschied mehr gemacht zwischen EU und Nicht-EU, d.h. es wird für eine gewisse, bei vorübergehenden Umzügen gibt es Stundung, aber bei endgültigen Umzügen nicht mehr. Das heißt ja eben auch, aber dass auf einmal dann die ganzen Nicht-EU Staaten für Umzüge dann auch wieder interessanter werden, weil ich ja sowieso keine Stundung mehr beantragen kann, wenn ich jetzt innerhalb der EU umziehe, und das sind eben doch Dinge. Und eben, wie gesagt auch Covid hat so eine grundsätzliche Flexibilität bei den Menschen mittlerweile ausgelöst, zumindest bei denen, die es sich leisten können, die sowieso mobil sind aufgrund der Tätigkeit. Und da sehe ich auf jeden Fall, also wir haben momentan vermehrt Anfragen, auch von Leuten, die nach Panama umziehen wollen, die nach Dubai umziehen wollen. Meine persönliche Erfahrung ist mit Mandanten, die jetzt diese Umzüge ganz weit weg machen, Dubai oder Panama, dass die oftmals wieder zurückkommen, weil die das unterschätzt haben, was das tatsächlich bedeutet. Monaco kann man sich natürlich schon viel eher vorstellen, weil es ja im Grunde sehr europäisch ist, es ist nah dran, wie Sie schon gesagt haben, man ist Nizza überall, jeder kennt die Côte d'Azur, jeder war schon mal im Urlaub in Südfrankreich, also, das ist alles sehr nah, und daher doch möglicherweise mentalitätsmäßig viel einfacher vorstellbar.

35:51 - Warum kehren Auswanderer oftmals wieder zurück?

Daniel: Und dennoch verlassen ja immer mal Auswanderer ihre neue Heimat. Warum? Sebastian kennt dafür einige Gründe.

Sebastian: Ich würde sagen, was meine Erfahrung in Panama und Dubai ist, aber nicht nur ehrlich gesagt nicht nur dort, sondern z.B. auch schon beispielsweise Zypern, also, ich kenne etliche Mandanten, die von Zypern nach Malta umgezogen sind, ich kenne relativ wenig Leute, die von Malta von dann wieder weggehen, aber Zypern schon hat gewisse Nachteile gegenüber Malta. Und jetzt bei Monaco ist meiner Meinung nach, wie ich vorhin schon erwähnt habe das Beispiel von der Mandantin, die einfach nicht die notwendigen Mittel hatte, um dort entspannt leben zu können. Da war es jetzt weniger der kulturelle Teil, wobei eben in Dubai und Panama und solchen Ländern einfach der Kulturschock für die Leute nicht zum Aushalten ist. Und in Monaco denke ich, meine Erfahrung bisher war, ist rein das Finanzielle, dass man das unterschätzt hat, was das kostet, auch was die Mieten zum Beispiel kosten, wenn man jetzt anständig wohnen will. Ich habe vorhin nochmal kurz im Internet nachgeschaut, also realistischer Weise, ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber weniger als 10.000 € im Monat wird man nicht ausgeben können für eine anständige Wohnung.

Dr. Bosse: Ah, das stimmt nicht ganz, natürlich, das hängt jetzt davon ab, was man will, nur man kann schon eine Zwei-Zimmerwohnung, also eine Ein-Schlafzimmerwohnung hier finden, die natürlich jetzt nicht in der besten Lage ist, aber irgendwo so 4.000 € bis 5.000 €, das ist schon möglich, ist ein bisschen schwierig, aber wenn man z.B. bereit ist zu sagen, ich brauche keinen Balkon, weil ich eben sowieso am Strand sitze, der gerade in Monaco frisch renoviert wurde dieses Jahr, und alles ganz neu ist, also da gibt es schon Möglichkeiten. Natürlich gibt es andere Extreme, ich habe einen Klienten, der hat gerade ein Penthaus gemietet für 260.000 € im Monat. Nur in dem Fall, er ist sehr vermögend, da lohnt es sich sogar noch. Also, es gibt schon Extreme hier, nicht wahr. Da ist es aber eben auch interessant in Monaco, wo man eben, wie gesagt, wenn man im Restaurant sitzt, kann eben so ein Multimilliardär auf der linken Seite sitzen, auf der rechten Seite sitzt eben jemand, der hier irgendwo in der Verwaltung arbeitet, und es sitzen alle zusammen, das ist also nicht so segmentiert, wie in anderen großen Städten, wo einige Leute nur da hingehen und die anderen gehen da hin, das macht das ganze recht locker.

38:14 - Lebenshaltungskosten in Monaco

Daniel: Wenn Sie jetzt einer Ihrer Mandanten fragt, was so ungefähr, mit was für Lebenshaltungskosten er im Monat rechnen muss in Monaco, was ist so Ihre Standardantwort?

Dr. Bosse: Wie Sie gesagt haben, es hängt ganz stark davon ab, wenn jetzt jemand kommt mit drei Kindern, braucht der natürlich ein größeres Apartment. Ja, und das stimmt, größere Apartments sind momentan sehr stark nachgefragt, weil eben viele mit Familie mittlerweile kommen, und dann reden wir von Summen, einfach von der Miete her, die natürlich ganz andere Dimensionen, da reden wir, wie gesagt, sehr, sehr schnell über 15.000 €, 20.000 €, 25.000 € und Ende offen nach oben. Wenn jetzt jemand kommt und sagt, Mensch, ich bin alleinstehend, ich brauche im Prinzip nur eine kleine Wohnung, dann kann man eben wirklich was so im 4.000 € bis 5.000 € Bereich machen. Zu den anderen Lebenshaltungskosten, Thema Autoversicherung, Thema Supermarkt, ist es nicht groß teurer als etwa in Deutschland auch. Und in Deutschland sind die Mieten ja auch rasant gestiegen, also ich habe vor kurzen da mal etwas aus München gehört, wo man ja auch mittlerweile schon ganz schön bezahlen muss, nicht wahr? Dann Restaurants, natürlich gibt es hier Restaurants, die sehr teuer sind, und es gibt andere Restaurants, die bieten ein Mittagsmenü an mit einem Glas Wein für 22 €. Also, das liegt ein bisschen an der Person selbst. Wenn jemand jetzt sagt, ich will immer jeden Tag in einem drei Sterne Restaurant essen, gut, dann wird es teurer, nur es wird genauso teuer, wenn Sie das in Paris machen oder in München.

39:47 - Schulen und Schulpflicht in Monaco

Daniel: Jetzt haben Sie vorhin gerade Familien mit Kindern angesprochen. Das ist natürlich auch immer eine Frage, die dann von Mandanten kommt: Wie ist es mit Schule? Also, gibt es Internationale Schulen? Wie ist es mit der Schulpflicht, das heißt, wenn man sich anmeldet mit der Residenz, kommt dann jemand, der sagt: „Komm, Du musst jetzt Deine Kinder hier in eine Schule stecken!“ Weil ja viele Eltern auch zur Online-Beschulung oder zur Privat-Beschulung übergehen.

Dr. Bosse: Es gibt schon theoretisch eine Schulpflicht hier ab sechs Jahren, es gibt keine Kindergartenpflicht hier, es gibt viele Möglichkeiten. Es gibt also einmal staatliche Schulen hier, wo alles in Französisch gemacht wird, dann gibt es immer eine, die sehr populär ist, eine International School of Monaco, wo im Prinzip Hauptsprache Englisch ist, und da gehen natürlich viele von den Expats hin, das ist eine Privatschule, die kostet Geld. Dann gibt es aber auch hier in der französischen Umgebung auch diverse International Schools. Also da gibt es schon, da ist einiges an Angebot da. Für Kinder natürlich, es fehlt in Monaco direkt vielleicht ein bisschen die Natur, man hat natürlich das Hinterland, wo man am Wochenende mit dem Kind mal hinfahren kann, selbst in die Berge. Und Monaco hat einen Riesenvorteil, es ist eben die Sicherheit. Ich habe gerade gestern mit einem Klienten von mir Lunch gehabt, der hat ein 12-jähriges Kind, und der sagt: „Es ist enorm, mein Kind geht nach der Schule einfach alleine zu Starbucks mit den Freundinnen und kommt dann alleine zu Fuß nach Hause, weil ich hier keine Angst haben muss.“ Würde er jetzt irgendwo in Berlin wohnen, wo er früher mal gewohnt hat, hätte er schon Angst, sie da alleine rumlaufen zu lassen.

41:25 - Eine typische und gute Variante ist die Kombination Monaco & Malta

Daniel: Sebastian geht jetzt noch auf eine interessante Variante ein.

Sebastian: Der Tenor war, wenn ich es richtig verstanden habe jetzt die Firmengründung in Monaco macht jetzt wenig Sinn, es sei denn, außer man hat jetzt ganz spezifische Pläne, hinsichtlich in Monaco etwas zu machen. Wäre also so die typische Konstruktion, dass jemand, wenn wir von Malta sprechen, in Malta dann ein Unternehmen hätte, was ja sehr günstig besteuert ist hinsichtlich der Gewinnbesteuerung, bezüglich der Körperschaftsteuer, und er würde sich dann letztlich Dividenden ausschütten lassen von dieser maltesischen Gesellschaft und würde somit dann den Verdienst vereinnahmen.

Dr. Bosse: Da sprechen Sie ein typisches Beispiel an, auch genau eine Kombination zwischen Wohnsitz und Firmensitz, die ich sehr viel benutze momentan, und mit Malta kennen Sie sich ja und Ihr Bruder sehr, sehr gut aus. Malta ist ein hochinteressanter Standort, der eben gerade in Kombination mit Monaco gut geht, weil Malta, wie gesagt, diese privilegierten Steuersätze, die letztlich über die Rückerstattung der Steuer laufen. Also, ich sage mal bei normaler Trading Activity kommen Sie auch auf 5% effektiven Steuersatz auf Malta, richtig? Und dann, wenn die Ausschüttung nach Monaco erfolgt, gibt es eben keine Quellensteuer auf Malta, und es gibt null Steuern in Monaco, weil Monaco das einfach nicht interessiert, was ein Resident hier als Dividenden vom Ausland bekommt. Das heißt, in dem Moment, wo auf Malta diese begrenzte Steuer korrekt bezahlt wurde, ist die Sache erledigt. Und da kann man das völlig steuerfrei ganz legal in Monaco erzielen, und natürlich Thema moderne Kommunikation, Zoom, usw., niemand wird jemanden stoppen, der ein Unternehmen auf Malta hat, jetzt hier in einer Wohnung in Monaco zu setzen, und von hier aus seine E-Mails zu schreiben, seine Telefonate zu führen, seine Zoom Konferenzen zu halten, das wir keinen stören.

43:29 - Eine Holdinggesellschaft in Monaco und eine weitere Möglichkeit

Sebastian: Das ist ein wichtiger Punkt, das ist ja in manchen Ländern doch ein Problem. Man sollte vielleicht nochmal eine Sache ansprechen, und ich frage mich, ob Sie dazu auch Erfahrung haben. Wir hatten mal einen Mandanten, der hat tatsächlich auch in Monaco gelebt, der hat da in ein deutsches Unternehmen investiert, oder ein deutsches Unternehmen übernommen und hat dort nach einer Holdinggesellschaft gesucht und jedenfalls, wir sind da mit seinem steuerlichen Berater zu dem Schluss gekommen, dass das ohne Weiteres nicht geht, hier Gewinne aus einer deutschen GmbH selbst über eine EU Holding in Malta zu vereinnahmen, weil entsprechend es eine Klausel gibt im Deutsch-Maltesischen Doppelbesteuerungsabkommen, wo letztlich die Benefits, die Treaty Benefits im Grunde limitiert werden, wenn diese Gesellschaft nur dazu dient, eine Quellenbesteuerung zu vermeiden in Deutschland, die ja zum Tragen kommen würde, wenn er direkt diesen Anteil halten würde an der Gesellschaft.

Dr. Bosse: Ja, ja, genau, das Thema kenne ich auch gut, und wie Sie es ansprechen, was wir ja diese Limitation of Benefits Klausel nennen, die Deutschland sehr gerne mag und auch drauf rumreitet. Nur hier darf man eben eines nicht vergessen, nehmen wir wieder diesen Beispielsfall Malta: Malta ist ein EU-Land, und was Deutschland immer nicht sehen will, dass es eben gewisse EU-Grundfreiheiten gibt, die auf nahezu verfassungsrechtlicher Ebene abgesichert sind. Und Deutschland, wie auch Frankreich, haben ja schon mehrere Male eine kleine Ohrfeige vom Europäischen Gerichtshof bekommen, weil, gewisse Länder wie gerade eben Deutschland immer viel zu weit gehen, einfach sagen, das erkennen wir nicht an, jenes erkennen wir nicht an. Auf Basis des EU-Rechts hat ein EU-Bürger normalerweise die Möglichkeit, eine Gesellschaft dort zu gründen und zu nutzen, innerhalb der EU, wo er will. Teilweise sogar außerhalb der EU, da wird es rechtlich ein bisschen komplizierter. Und der Europäische Gerichtshof sagt eigentlich, nur in klaren Missbrauchsfällen kann man diese Anerkennung versagen. Und dann kommen wir natürlich dazu, und das betrifft nicht nur Malta, sondern alles mittlerweile. Natürlich die reine Briefkastengesellschaft, die kann man in solchen Situationen völlig vergessen, denn die wird nicht anerkannt. Also ganz entscheidend ist immer, dass, wenn z.B., ich sage mal, Wohnsitz in Monaco, die Holding auf Malta, die Beteiligung einer deutschen Firma muss eben eine Substanz auf Malta bestellen. Da gibt es dann wieder den Streit mit dem deutschen Finanzamt, wieviel Substanz muss da sein, dann kommt aber irgendwo, wie ich das eben erklärt habe, das europarechtliche Argument rein, und Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs, Holdingprivileg, usw., weil natürlich eine Holding nicht so viel Tätigkeit täglich hat, nicht wahr? Dann gibts anderen Punkt, dass gewisse Entscheidungen wirklich auf Malta dann zum Beispiel getroffen werden, oder in Luxemburg, oder wo auch immer, es gibt ja verschiedene Standorte. Nur, ja, ich weiß, deutsches Finanzamt will das immer machen, Sie haben die Wegzugsbesteuerung angesprochen. Wenn ich mir diese neue Fassung ansehe, da die jetzt ab 01.01. gilt, sehe ich diverse EU rechtliche Probleme, das wird ...

Sebastian: Da stimme ich Ihnen zu, ja.

Dr. Bosse: Nur leider, da ist eben die Frage, was ich den Klienten immer sage, okay, man kann nie eine ganz klare Antwort vorher geben in so einer Holding Situation. Man kann nur sagen, wir müssen eben Argumente aufbauen. Ein Argument hier in Monaco, was ich immer in diesen Situationen nutze, ist, dass Monaco eine reine Holdinggesellschaft eigentlich nicht genehmigt. Die genehmigen nur, wenn man hier eine Tätigkeit hat, und dann eben Unterbeteiligung, okay, aber jetzt reine Holding gibt es theoretisch, unter uns theoretisch, zumindest theoretisch nicht da. Übrigens, es gibt in Monaco noch eine andere Gesellschaftsform, die keiner staatlichen Genehmigung bedarf, das ist etwas vergleichbar einer deutschen BGB-Gesellschaft, einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die eben nur für zivile Zwecke angesetzt werden kann, und zivile Zwecke sind zum Beispiel Vermögensberatung. Also wenn man jetzt sein eigenes Vermögen verwaltet, Bankkonten, etc., und eben ganz stark Immobilien, um Immobilien zu halten, und da ist z.B., da man da keine Genehmigung braucht, man braucht im Prinzip hier nur eine Adresse und einen Direktor dann, kann das sogar für Nicht-Residenten in Frage kommen. Weil für die kommerziellen Gesellschaften will man sagen, wenn sie gar nicht in Monaco wohnen, warum wollen sie hier eine Gesellschaft haben, es sei denn man betreibt die hier wirklich vor Ort, natürlich, ich sage mal ein Einzelhandelsgeschäft, da braucht man dann wieder einen örtlichen Repräsentanten, Geschäftsführer, usw. Diese zivile Gesellschaft ist aber im Prinzip möglich, also auch für jemanden, der nicht in Monaco wohnt, und die hat z.B, wird die stark eingesetzt für Immobilienkäufe in Frankreich, weil das kann diverse, je nach Nationalität des Anteilseigners, kann das substanzielle erbschaftsteuerliche Vorteile haben. Also das ist ein Vehicle, wo man sagt, na gut, das ist sozusagen eine Briefkastengesellschaft. Um zurückzukommen auf Ihr Beispiel, Beteiligung in Deutschland an irgendwelchen Firmen, wenn Holding, ja, geht's nur mit einer Holding, wenn überhaupt die eine entsprechende Substanz hat, außerhalb meine ich jetzt, in Malta, Luxemburg, wo auch immer.

49:10 - Verhältnis Finanzbehörde – Steuerpflichtiger in Monaco

Daniel: Wie sind denn die Finanzbehörden so aufgestellt in Monaco? Also wie ist so das Verhältnis zwischen Steuerpflichtigen und Finanzbehörde in Monaco?

Dr. Bosse: Die absolute Mehrzahl von Leuten ist ja eben, wie gesagt als Privatleute hier, die betreiben kein Unternehmen. Und das eben ist etwas sehr, sehr schönes, wenn man in dieser Situation, nochmal, privat man lebt in Monaco, hat aber eventuell, was weiß ich, diverse unternehmerische Aktivitäten, die ja strukturiert über Gesellschaften auf Malta, Luxemburg, wo auch immer, interessiert Monaco das einfach überhaupt nicht. Man braucht keine Buchhaltung hier zu führen, man braucht keine Belege aufzuheben, man braucht keine Formulare auszufüllen, nichts, gar nichts, gar nichts, gar nichts. Wenn man jetzt ein Unternehmen hier betreibt, ein kommerzielles, da ist auch die Atmosphäre in dem Finanzamt sehr locker, wo man teilweise sogar mit denen reden kann und kann so eine Art pauschalierte Regelung treffen. Also die sind gar nicht aggressiv hier.

50:11 - Make a long Story short – Kurze Frage, kurze Antworten

Daniel: Kommen wir jetzt zu unserer Kategorie „Make a long Story short“. Ich stelle Fragen, die möglichst kurz und knackig beantwortet werden.

Daniel: Wenn ich jetzt nur einen Tag in Monaco bin, was sollte ich mir unbedingt ansehen?

Dr. Bosse: Das Casino, den Palast und den Strand.

Daniel: Klasse. Gibt es eine Spezialität aus der Küche, die ich mir da unbedingt einmal bestellen muss?

Dr. Bosse: Eine örtliche, typisch monegassische Spezialität, das sind so kleine Teigbällchen, die mit Gemüse gefüllt sind, d.h. Barbagiuan, der Bart von Jean. Das kann man bekommen, z.B. im Café de Paris oder in der Bar vom Hotel. Das ist eine typische Spezialität.

Daniel: Was ist der schönste Monat im Jahr in Monaco?

Dr. Bosse: Für mich persönlich Mai.

Daniel: Wie fast überall, okay. Was muss man unbedingt vermeiden, wenn man in Monaco ist?

Dr. Bosse: Der Polizei auf die Füße zu treten, in jeder Art und Weise. Also korrekt verhalten, und dann ist die Polizei sehr freundlich hier, sehr hilfreich und sehr tolerant.

Daniel: Okay, vielen herzlichen Dank, es hat uns sehr gefreut.

Dr. Bosse: Danke Ihnen!

Sebastian: Dr. Bosse, vielen Dank.

Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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Sebastian Sauerborn Sebastian Sauerborn

Was zieht Unternehmer nach Dubai?

Erfahren Sie, warum Unternehmer wie Marc Schippke nach Dubai ziehen. In diesem ausführlichen Bericht teilt Marc seine Erfahrungen und gibt Einblicke in das Leben und Arbeiten in Dubai.

Zu Gast: Marc Schippke

Marc Schippke ist ein junger Unternehmer mit einer großen Bandbreite an Erfahrungen und berichtet uns heute ausführlich über (s)ein Leben in Dubai und lässt den Zuhörer fühlen, was einen dort erwartet.

Mit seiner Wirtschaftsberatung hilft Marc diversen Unternehmern durch die richtige Unternehmensstruktur, Firmensitz und Wohnsitz mehr finanzielle und wirtschaftliche Freiheit zu erlangen. Er ist mit seiner Firma die Brücke besonders für Deutsche, Österreicher und Schweizer, und bietet ihnen ihrem Standard entsprechende Dienstleistungen.

Mit Vorurteilen aufgeräumt

In vielen Bereichen unterscheidet sich Dubai von dem, was man aus beispielsweise Deutschland gewohnt ist. Kinderreiche Familien werden in Dubai nicht schief angesehen, Patienten und ihre Angehörigen werden im Weltklasse Krankenhaus wie Könige empfangen und behandelt, so dass man wieder genesen kann, und auch gerade Frauen sind in Dubai besonders sicher. Schlechtes Benehmen und „Saufen“ gibt es dort nicht, und Kriminalität wird ebenfalls nicht toleriert.

Vorurteile helfen niemandem, und heute räumt Marc mit vielen davon auf und öffnet unseren Blick für ein Land, in das mehr und mehr Europäer auswandern und ihren Lebensmittelpunkt dorthin verschieben.

Frauen in Dubai

Wenn Marc von Frauen in Dubai spricht, unterscheidet er zwischen Muslima und Nicht-Muslima, aber für eine Nicht-Muslima gibt es keinerlei Unterschiede zu Europa. Frauen in Dubai besetzen Schlüsselpositionen in Wirtschaft und Politik und werden wertgeschätzt, sie können alles tun und haben keinerlei Nachteile.

Überwachungsstaat Dubai . . .

Dass Dubai ein Überwachungsstaat ist, wird heute nochmals bestätigt: Kameras überall, Tracking durch die Emirates ID, Strafzettel werden durch die vorbeifahrende Verkehrspolizei durch Scannen ausgestellt, das volle Programm.

. . . mit freundlichen Polizisten

Allerdings wird Polizei und Armee in Dubai als angenehm wahrgenommen, während man in Deutschland schon zusammenzuckt, wenn man ein Polizeiauto nur sieht. Aggression bei der Polizei in Dubai ist nicht zu erkennen, es gibt sie einfach nicht, und Vorfälle werden gechillt geklärt.

Kontoeröffnung und Banken in Dubai

Ausschlaggebend ist die Beziehung zu den Banken, und ein Konto in den Emiraten ist nur mit der Emirates ID zu bekommen. Für ein Konto bei einer der bekannten Banken wie Mashreq und Emirates NBD muss man mindestens eine Million haben und bewegen. Mit kleineren Summen kann man nur bei „zweit- und drittklassigen“ Banken Kunde werden.

Die Kunst des Beraters ist es, die richtige Firmenstruktur und Businessplan zu präsentieren, damit der Klient problemlos ein Konto bekommen und arbeiten kann, vor allem für Jungunternehmer.

Free Zone oder Mainland Company in Dubai gründen?

Hat man 45.000 €, die man auf ein Geschäftskonto einzahlen kann, wird zu einer Mainland Company geraten, wobei es die Soul Establishment (Einzelfirma), die Civil Company (LP) und eine Partnership (entspricht der deutschen GbR) gibt, und alle drei Gesellschaften benötigen keinen Local Sponsor.

Marc rät zu 99% immer zu einer Mainland Company, und wenn man in den Emiraten keine Mehrwertsteuer erheben und zahlen möchte, muss man lediglich nachweisen, dass man in den Emiraten nicht tätig ist, man hat ein kleines Accounting, zeigt seine Jahresbilanz, und dass man keine Einnahmen innerhalb der Emirate erzielt hat.

Visa und die Emirates ID

Die Beantragung und Ausstellung der Emirates ID dauert in der Regel zwischen 14 und 21 Tagen und sind ein unkomplizierter Vorgang, während dem man sich vor Ort aufhalten sollte, was bei dem schönen Wetter aber sehr angenehm ist.

Für ein Visa gibt es drei unterschiedliche Möglichkeiten, wobei die erste der Erwerb einer Immobilie von ca. 800.000 € bis 1.000.000 € wäre, und der Betrag effektiv geflossen sein muss. Ist man angestellt, bekommt man das Employment Visa (Arbeitsvisum), und Investoren gründen eine Gesellschaft und haben somit die Möglichkeit für die Emirates ID. Selbstverständlich gibt es auch das Family Visa, was allerdings durch die vielen Beglaubigungen und Übersetzungen mehr Zeit in Anspruch nimmt, was man vermeiden kann, wenn die Partnerin oder der Partner Teil der Gesellschaft ist.

Lebenshaltungskosten in Dubai und den nördlichen Emiraten

Dubai ist eine energiegeladene Stadt und ein teures Pflaster zugleich. Für ein angenehmes Leben sollten Sie zwischen 5.000 € und 10.000 € monatlich einplanen. In den nördlichen Emiraten hingegen, wie beispielsweise Ras al Khaimah oder Schardscha ist das Leben genauso schön und nur halb so teuer. Sie müssen keineswegs an Lebensqualität einbüßen! Dort finden Sie ein Haus am Meer und ein ruhigeres Leben zu erschwinglichen Preisen.

Immobilien in Dubai mieten und kaufen

Interessant sind die Angebote und Vorgehensweisen beim Kauf und Mieten einer Immobilie in Dubai, denn die Voraus-Bezahlung der Miete mit Scheck ist dort üblich. Dementsprechend werden oft vier Schecks, jeweils für ein Quartal, im Voraus ausgestellt, und es ist peinlichst darauf zu achten, dass das Konto gedeckt ist. Falls das Konto nicht gedeckt sein sollte, wird das, wie in den USA, wie Scheckkartenbetrug behandelt, und dem ist abzuraten.

Die günstigere Option (bis zu 50% günstiger!) ist immer, die Miete für ein Jahr im Voraus zu bezahlen, sofern das finanziell möglich ist, und wenn man bedenkt, dass man nach acht Jahren Miete zahlen bereits den Kaufpreis erreicht hat, ist die Option des käuflichen Erwerbs ratsam. Da bietet sich der Post Handover Payment Plan an, bei dem man etwa die Hälfte des Kaufpreises bis zum Einzug und den Rest über einige Jahr hinweg bezahlt.

Möchte man nur vorübergehend in Dubai mieten und hat dementsprechend finanziellen Background, sind die von vielen Hotels angebotenen Residences eine gute Gelegenheit.

Dubai für einen gemütlichen Start in den Arbeitstag

Wer es am Vormittag gerne etwas langsam angehen lässt, für den ist Dubai zu empfehlen, denn durch die 3-stündige Zeitverschiebung zu Europa melden sich die Kunden von dort erst nach 11.00 Uhr und man kann entspannt seinen Arbeitstag beginnen.

Impfzwang in Dubai

Aktuell findet die EXPO in Dubai statt, und einen Lockdown wird es nicht mehr geben, Masken werden getragen, und der Impfzwang für Angestellte wurde von Anfang an konsequent durchgezogen.

Kontaktdaten und Links:

Marc Schippke

Schippke Wirtschaftsberatung AG

Homepage: www.sparesteuern.com

Über Dubai: www.sparesteuern.com/dubai

Email:          beratung@sparesteuern.com

Telefon:       +41 41 588 06 59

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Timestamps

00:18   -   Begrüßung und Einleitung und Vorstellung Marc Schippke

03:14   -   Vermehrte Anfragen durch Covid

05:09   -   Warum ist Dubai attraktiv?

07:05   -   Frauen in Dubai

10:03   -   Überwachungsstaat Dubai mit freundlicher Polizei

13:58   -   Kontoeröffnung und Banken in Dubai

18:30   -   Free Zone oder Mainland Company in Dubai gründen?

22:12   -   Wie erhalte ich meine Emirates ID?

24:18   -   Voraussetzungen für ein Visum in Dubai

27:09   -   Lebenshaltungskosten in Dubai und andere Emirate als günstigere Option

28:59   -   Immobilien in Dubai mieten und kaufen

32:05   -   Für welche Branchen ist Dubai interessant?

34:58   -   Wie ist das Leben in Dubai?

37:37   -   Internet, WhatsApp und andere Kommunikationsmöglichkeiten in Dubai

39:15   -   Covid oder kein Covid in Dubai?

42:54   -   Medizinische Versorgung in Dubai

46:40   -   Alkohol in Dubai

49:40   -   Make a long Story short – Kurze Frage, kurze Antworten

50:59   -   Kontaktdaten Marc Schippke

Mitschrift zu Folge 12 Perspektive Ausland: Was zieht Unternehmer nach Dubai?

Perspektive Ausland – Der Podcast aus London für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Ermöglicht durch freundliche Unterstützung der Steuerkanzlei St Matthew aus London.

00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Marc Schippke

Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute sprechen wir über das Leben in Dubai und wie ein Umzug oder eine Firmengründung dort am besten abgewickelt werden kann. Dafür haben wir heute Marc Schippke eingeladen, er stellt sich gleich einmal selbst vor.

Marc: Vielen Dank für die Einladung, Marc Schippke mein Name, Gründer und Vorstand der Schippke Wirtschaftsberatung AG in der Schweiz, bin 32 Jahre jung, gebürtiger Deutscher, Berliner, wohne seit acht Jahren in der Schweiz, jetzt seit drei Jahren auch in den Emiraten, in Dubai, bin Wirtschaftsberater, Unternehmensberater, Investor und helfe Unternehmern, mehr finanzielle und wirtschaftliche Freiheit zu erlangen durch die entsprechenden Strukturen, durch die richtige Unternehmensstruktur, Firmensitze, Wohnsitze, da gibt es ja national in Deutschland, aber auch international viele spannende Möglichkeiten.

Daniel: Kling gut, klingt spannend, vielleicht kannst Du ganz am Anfang kurz erwähnen, wie Du selber auf Dubai gekommen bist, wie hat es Dich jetzt nach Dubai verschlagen?

Marc: Ich habe 2017 das erste Mal im Rahmen meiner Praxis in der Wirtschaftsberatung vermehrt Anfragen bekommen für die Emirate, und die Herausforderung, die ich damals hatte, war, überhaupt mit Leuten zusammenzukommen, die sich da wirklich auskennen, und natürlich auch unsere deutsche Denkweise verstehen. Deutschland, Österreich, Schweiz, das sind ganz besondere Länder, nicht umsonst sind wir so erfolgreich wirtschaftlich, wir haben halt einfach eine bestimmte Erwartungshaltung, wenn wir viel Geld bezahlen, wollen wir auch gute Leistung erhalten. Es gilt, akkurat zu sein, transparent, ehrlich und direkt, und das ist international nicht immer ganz einfach, Ihr werdet das wissen, wenn man dann eben mit anderen Kulturen zu tun hat, dann geht es eben relativ selten so zu, wie wir das gerne hätten als Deutsche, Österreicher und Schweizer, und so war es damals eben auch, es ging gehörig viel schief mit den ganzen Leuten, die man da so am Markt kennenlernen konnte und durfte, und einiges an Lehrgeld musste bezahlt werden, und so habe ich dann irgendwann für mich entschieden, ich gehe da einfach mal vermehrt selber hin, ich schau mir das selber an. Also ich bin seit 2017 eben auch sehr oft in Dubai gewesen, und hab dann einfach entschieden, relativ kurzfristig dann, dass es auf jeden Fall Sinn macht, hier eine Firma zu gründen, dass es Sinn macht, hier Mitarbeiter im Büro einzustellen, und dass wir hier vor Ort starke Bankpartner brauchen, starke Kooperationspartner, Steuerberater, Rechtsanwälte brauchen, weil es einfach viele, viele Leute gibt, da gerade nach Dubai wollen, und die müssen unterstützt werden bei dem gesamten Spektrum, sei es jetzt eben die Firmengründung zu organisieren, die Visa zu beschaffen, die ID zu beschaffen, vernünftig solide Bankkonten aufzustellen, auch, und gerade europäische Bankkonten für ein Set Up in Dubai aufzustellen, bis hin zu Immobilienthemen, und, und, und, und da sozusagen mal alles aus einer Hand anbieten zu können, aber eben mit den entsprechenden Experten auf den richtigen Schlüsselpositionen, das haben wir uns zur Aufgabe gemacht mit unserer Wirtschaftsberatung.

03:14 - Vermehrte Anfragen durch Covid

Sebastian: Ich kann mir vorstellen, Marc, dass ja das Thema momentan Dubai, wenn man das jetzt mal im Kontext sieht mit der aktuellen COVID Situation ja sicherlich weiter an Brisanz gewonnen hat und das Thema Umzug nach Dubai hatte doch zunächst mal in gewisser Weise sehr exotisch wirkt, für viele vielleicht, die davor vielleicht da abgeschreckt sind, aber doch in der jetzigen Situation sagen, naja doch, okay, ist jetzt die Situation so, dass ich jetzt hier weg möchte, oder das hier nicht weiter mitmachen möchte, kannst Du das auch beobachten in der Beratungspraxis, haben sich die Anfragen vermehrt? Ist sozusagen die Schwelle, so einen Schritt zu machen jetzt gesunken für viele Leute?

Marc: Ja, absolut, es gibt immer mehr Anfragen, wir haben immer mehr persönliche Termine, also ich habe noch nirgendwo einen Ort gehabt, wo ich so viele physische Termine mit Deutschen hatte, also ich habe hier mehr Termine mit Deutschen, als in Deutschland, also es ist wirklich wahnsinnig, die Leute wollen hier wirklich gefühlt jeden Tag zu uns ins Büro kommen, wir haben jeden Tag Video Meetings mit Leuten, die sagen, ich komme in ein, zwei, drei, vier Wochen nach Dubai, können wir jetzt schon mal alles aufgleisen, dass ich dann sozusagen direkt wie auf Schienen zum Erfolg gefahren werde. Viele sind schon hier, haben in der Vergangenheit vielleicht Dinge auch schon mal angefangen, umzusetzen, sind vielleicht sechs, sieben, acht Monate als Touristen da und sagen, Mensch, ich will jetzt eigentlich gar nicht mehr weg, jetzt will ich mal richtig aufstellen, ich brauche eine Wohnung, ich brauche eine Firma, ich brauche eine Emirates ID. Auf jeden Fall hat das stark zugenommen.

Sebastian: [unverständlich], was Du gesagt hast über Dubai, nämlich dass Dubai ja, von dem, was wir zumindest so allgemein wissen, dass es gut erreichbar ist. Also, es gibt viele Flugverbindungen dahin, also wird viel investiert, auch in die Erreichbarkeit der Stadt, will ja auch erreichbar sein für Ausländer und hat entsprechende Infrastrukturen auch geschaffen, gerade von Europa aus, nehme ich an.

Marc: Absolut, absolut, nur wirklich nicht gut vom Flughafen BER, aber das war ja vorher schon anzunehmen.

05:09 - Warum ist Dubai attraktiv?

Daniel: Dann erzählt uns Marc mehr darüber, woran seine Kunden vor allem interessiert sind und was Dubai für sie so attraktiv macht.

Marc: Genau, also ganz wichtig mal, von 100% Klienten wollen mehr als 70% gar nicht aus Deutschland weg, oder können zumindest nicht aus Deutschland weg, d.h. wir beraten eben mehr als 70% der Deutschen in Deutschland mit deutschen Lösungen: Stiftungen, Vereinen, Genossenschaften, Holding Strukturen, die gesamte Klaviatur, vor allem auch meistens weit darüber hinausgehend, was deutsche Steuerberater so beraten. Aber, gerade in Bezug auf internationale Gestaltung erfüllt Dubai halt insgesamt sehr, sehr viele Boxen, also man wünscht sich das ganz Jahr über gutes Wetter. Jetzt mag es Leute geben, die sagen, drei, vier Monate im Jahr ist es zu heiß, aber wo auf der Welt sonst ist es sieben, acht Monate perfekt, sage ich immer. Dann Steuerfreiheit lockt natürlich jeden, der wirtschaftlich erfolgreich ist. Es gibt hier nur 5% Mehrwertsteuer, ansonsten keine Steuern. Wenn ich eben entsprechend hier vor Ort lebe, dann merke ich eben auch, es ist wahnsinnig sicher, also in jeder Statistik der Welt sind die Emirate mit führend, was öffentliche, private Sicherheit, gerade auch von Frauen, von Kindern betrifft, ein wahnsinnig schöner Ort für Familien. Ich persönlich bin Familienmensch, bin glücklich verheiratet, und es gibt einfach auch viele unserer Klienten, die mit Kindern überlegen, herzukommen, nicht gerade wenige, die gerade jetzt sagen, da passiert zu viel, was ich nicht mittragen kann und möchte, die kommen dann tatsächlich, unter anderem gerade deswegen, wegen der aktuellen Situation eben nach Dubai und erleben eben einen Ort, wo Kinderfreundlichkeit ganz groß geschrieben wird, wo gerade Afrikaner, Asiaten deutlich kinderfreundlicher sind, auch kinderreichere Familien gewohnt sind, als die Europäer, und entsprechende Nannies gibt es zu Hauf, Privatlehrer, Privatschulen, tolle Parks, Freizeitangebote, usw. Also insgesamt ist Dubai da einfach schon für viele Leute gerade extrem reizvoll.

07:05 - Frauen in Dubai

Daniel: Da habe ich noch eine Nachfrage dazu, und zwar Frauen zum Beispiel sind ja, also was darf eine Frau nicht in Dubai? Fragen wir mal so.

Marc: Das ist eine sehr schöne Frage, jetzt dürfen wir natürlich nochmal unterscheiden zwischen Muslima und Nicht-Muslima. Was Nicht-Muslima betrifft, gibt es keinerlei Unterschiede. Keine. Null. Also wenn eine Frau, und das ist ja, sagen wir mal 80% unserer weiblichen Anfragen sind nicht Muslima, und die haben die gleichen Rechte, es gibt keinerlei Argumente, warum man jetzt irgendwo als Frau Bedenken haben müsste. Wenn ich jetzt Muslima bin und sozusagen im Rahmen der Scharia wirklich leben möchte, dann muss ich mich natürlich sozusagen gewissen Regeln dann eben auch unterwerfen, das ist klar, das ist ja selbst entschieden, sozusagen, was aber wichtig ist, wenn man im islamischen Kontext sich das Ganze betrachtet, wirklich aus der muslimischen Perspektive, dann gibt es kein liberaleres Land auf der Welt, als die Emirate. Es ist Nummer Eins für Frauenrechte, Nummer Eins für Partizipation von Frauen am Gemeinwesen, an der Wirtschaft, an der Politik. Es gibt wenige Leute, die das wissen, aber es gibt ein halbes Dutzend führende Ministerinnen in den Emiraten, also in Dubai ganz speziell. Beispielsweise haben auch mehrere in Deutschland studiert, z.B. eine Dame, die hier zuständig ist für Umweltthemen und Lebensmittelsicherheit hat in Aachen studiert. Beispielsweise die Dame, man wird es vielleicht mal mitbekommen haben, die Araber wollen mit Elon zum Mars, Arabs to Mars, nicht nur die führende Wissenschaftlerin, die diese Marsmission hier anführt ist eine Frau, sondern auch die Astronautin, die sie dahin schicken wollen, ist eine Frau. Also, die Emirate bemühen sich extrem um eine Frauenquote nahe 50%, wirklich bei führender Schlüsselposition, das ist ganz erklärt, das ist offizielles Ziel hier. Ich kann nur sagen, sowohl Muslima als auch Nicht-Muslima, die wir hier kennenlernen, die wir hier begleiten, das ist ein Paradies für Frauen, Du hast wahnsinnig viel Sicherheit, Du hast keinerlei Einschränkungen. Mir ist persönlich, ich mag mich irren, aber mir ist persönlich keine Einschränkung für Frauen bekannt. Gerade eben jetzt seit letztem Jahr, wo sozusagen auch unverheiratete zusammenleben dürfen, ich muss nochmal unterscheiden, wie gesagt zwischen Muslima und Nicht-Muslima, aber, wenn ich jetzt beispielsweise nicht verheiratet wäre, und ich würde hier mit meiner Frau, also Freundin z.B. mich anmelden, das wäre überhaupt kein Unterschied, und sie kann hier genauso mit mir, wir haben auch 50/50 eine Firma zusammen, sie kann hier überall Vollmachten haben, sie kann hier ganz normal agieren, und sie persönlich, das werden viele Frauen bestätigen, die in Dubai gewesen sind, fühlt sich hier wahnsinnig wertgeschätzt und hat eben nicht negative Aspekte, die man vielleicht sonst in südlichen Ländern teilweise vermuten muss, dass man sozusagen als Frau so ein bisschen von der Seite angeschaut wird, dass es Begehrlichkeiten weckt, all diese Themen, das hat man hier als Frau wirklich nicht, man kann sich hier extrem frei bewegen.

10:03 - Überwachungsstaat Dubai mit freundlicher Polizei

Sebastian: Also im Grunde nicht diese Macho Kultur, von der Du jetzt sprichst, die es ja in manchen, ich sage jetzt mal, in südlichen Ländern, auch in südamerikanischen Ländern gibt, die gibt es in Dubai nicht. Und, wie muss man sich das vorstellen, wie ist so, sagen wir mal, wie werden die Polizei und Sicherheit, usw. wahrgenommen? Da ist ja sicherlich Präsenz da, wird es wahrgenommen als etwas Positives, oder, man muss ja schon sehen, dass es, wo ja eine, ein Königreich ist ja so eine absolute Monarchie in dem Sinne, mir ist schon klar, dass es da Minister gibt und sowas, aber am Ende ist es ja schon ein Königreich, aber man hat jetzt nicht das Gefühl, dass es ein Überwachungsstaat ist oder so was.

Marc: Das ist ein sehr faszinierendes Thema: die Emirate sind ein perfekter Überwachungsstaat. Man wird mit der Emirates ID überall getrackt, es gibt überall Kameras, in jeder Residence, in jedem Hotel. Die Autobahn, wenn Du, Du musst ja Autos, auch Mietwagen registrieren bei der RTA, bei der Verkehrsbehörde. Fährst Du z.B. einfach ab von der Autobahn, ohne zu Blinken, kriegst du automatisch ein Ticket. Da muss auch keiner Dich rausholen, wenn Du falsch parkst, die fahren vorbei, die Autos, die Verkehrspolizei, mit Scannern, und sieht, wer hat ein Ticket, und wer hat keins, und die kriegen automatisch ein Ticket, also einen Strafzettel. Ja, aber jetzt kann man sich überlegen, ist das nicht die Zukunft? Und wenn ich das wirklich reflektiere, ich bin durch und durch Libertärer, also wir würden uns alle am liebsten eine anarchische Welt, anarchokapitalistische Welt wünschen, wo jeder frei sich bewegen kann und es kaum Staaten braucht. Aber in der Praxis gibt es nun mal einfach gewisse Notwendigkeiten für einen ordnenden Staat. Und wenn ich mir das hier anschaue, das ist sehr faszinierend tatsächlich in der Praxis, ich erlebe die Polizei und auch die Armee hier als extrem angenehm. Ich habe mehrere Offiziere tatsächlich als Bekannte, ich bin mit einem emeritierten General tatsächlich befreundet, den ich kennengelernt habe, weil ich letztes Jahr am Ramadan bisschen was gespendet habe. Dann waren wir mit dem Leiter vom Roten Halbmond, dem Äquivalent vom Roten Kreuz, Fastenbrechen, da war der Leiter von der Verkehrsbehörde da, da war ein führender Ex-General am Tisch, und es sind herzensgute, liebe Menschen. Ich habe hier zwei, drei Erfahrungen gemacht mit der Polizei, wo Du sozusagen einfach, also mein Fahrer war beispielsweise mal in einen Verkehrsunfall verwickelt, das ist hochgradig professionell, da ist null Aggression. Die kommen einfach vorbei, natürlich bei jedem Autounfall sind erstmal die Gemüter oben, aber der ist total tiefenentspannt, total tiefenentspannt, hört sich das an, hört sich das an, Sie sind schuld, zack, dann gibt es einen Stempel, fertig, und dann weißt Du einfach, was Sache ist, dann brauchst Du nicht großartig rumdiskutieren. Aber es sind tatsächlich hier, aus meiner Sicht, und das ist das Faszinierende, es gibt deutlich weniger Konfliktpotential im Leben eines normalen Bürgers, dass der jetzt eben nicht in Messerstechereien und Vollsuff sozusagen sich ergeht, gibt es deutlich weniger Konfliktpotential, als in Deutschland mit der Polizei. Und die Polizei ist auch deutlich weniger aggressiv, also ich erlebe die deutsche Polizei leider, leider, ich muss mich schämen dafür tatsächlich, als zunehmend aggressiv. Ausnahmen bestätigen die Regel, es gibt tolle deutsche Polizisten. Aber - so im normalen Leben eines Bürgers erlebt man leider in Deutschland die Polizei als etwas Fremdes, das ist nicht einfach Dein Freund und Helfer, leider, sondern das ist eher etwas Fremdes, was versucht, Dich in irgendeiner Weise einzuhegen, einzugrenzen, und wo Du eigentlich immer so über die Schulter guckst, wenn Du die Polizei siehst. Und das ist hier tatsächlich nicht so, also ich kann nur für mich sprechen und für die, die ich kenne, hier gibt es keinen einzigen, der das anders sehen würde in Bezug auf die Sicherheitskräfte hier. Das ist natürlich interessant, wenn Du eine Monarchie mit einer vermeintlich freien Demokratie vergleichst.

13:58 - Kontoeröffnung und Banken in Dubai

Daniel: Wenden wir uns jetzt mal den Herausforderungen zu, die auf einen zukommen, wenn man seinen Lebensmittelpunkt nach Dubai verlegen möchte. Also, mit welchen Schwierigkeiten müssen Expats rechnen?

Marc: Die Firmengründung ist wahnsinnig einfach, und auch das Visum und die Emirates ID sind relativ straight forward. Also das ist beides keine Raketenwissenschaft, das machen wir fast jeden Tag, das ist nichts Besonderes. Aus meiner Sicht ist die wirkliche Kunst, und dadurch zeichnen wir uns eben auch aus, die wirkliche Kunst liegt in den Beziehungen mit den Banken. Das ist tatsächlich, wirklich, also, da steht und fällt halt alles. Am Ende sind die gesamte Beratung und die Umsetzung wertlos, wenn der Klient ohne Konto dasteht. Und da sind die Emirate sehr, sehr eigen. Muss ich beispielsweise in Deutschland oder in der Schweiz ein Konto ja schon haben, ein Sperrkonto, wo ich das Kapital einzahle für die Kapitalgesellschaft, ist es hier genau umgekehrt, und ich bekomme effektiv, auch ohne eine Emirates ID, in der Praxis gar keine Konten, es sei denn, ich habe schon irgendwie 10 Millionen rumliegen und sage, ich will die bloß irgendwo investieren vor Ort, aber, wenn ich hier wirklich operativ tätig werden möchte, dann muss derjenige, der hier das Sagen hat, der hier Geschäftsführer ist, der muss eine Emirates ID vorlegen, ansonsten wird die Firma gar kein Geschäftskonto bekommen. Und das ist natürlich auch mal wichtig zu bedenken, das ist natürlich ganz anders, als wir das jetzt aus Großbritannien kennen oder auch aus Singapur kennen. Stellt Euch vor, man bräuchte für eine Britische Limited, oder auch für eine US LLC dort vor Ort auf jeden Fall mal einen Wohnsitz und eine steuerliche Ansässigkeit, also, das würde schon ganz andere Dinge zur Folge haben, und das ist eben hier notwendig. Das liegt aber vor allem am Druck natürlich der Europäer, generell der OECD Staaten, das liegt auch an der Geldwäschebekämpfung, das liegt an der Bekämpfung von Steuerhinterziehung, man will auf Nummer Sicher gehen und sagt sich, dann müssen wir halt lieber die Regulierung über die Banken machen, wenn wir das Finanzamt sozusagen als Gegner nicht haben, wie in Hochsteuer Ländern, da nimmt sozusagen die Regulierung die Bank vor. Die Banken auf der anderen Seite wollen Start Ups eigentlich nicht haben, also jemand, der irgendwie so mit 5.000 € oder 10.000 € auf dem Geschäftskonto ankommt, der wird sich schwer tun, der kommt nur zu zweit- oder drittklassigen Banken, der wird kein seriöses, großes Geschäftskonto bei den bekannten Banken wie Mashreq, Emirates NBD, etc. bekommen, von den internationalen Großbanken ganz zu schweigen, da brauchst Du als, sozusagen unter 1 Million Kleinstunternehmer, brauchst Du gar nicht anfragen. Egal, wie sie alle heißen mögen, die internationalen Banken werden keine Leute annehmen, die nicht mal ein, zwei, drei Millionen Euro bewegen, haben und bewegen. Und wenn Du eben hier vor Ort mit der Emirates NBD arbeiten möchtest, was die von uns empfohlene Bank ist, weil sie auch, sozusagen in Teilen der Scheichfamilie gehört, dem Staat gehört, weil sie einfach eben sehr solide ist und sehr gut kapitalisiert, die sagen immer, die wollen 50.000, 200.000 bis 500.000 Dirham haben, d.h. ich muss eigentlich mal im Schnitt, ungefähr 45.000 € im Durchschnitt muss ich bereit sein, auf ein Geschäftskonto einzuzahlen, und das muss auch als Average Balance, wie es heißt, am Konto sozusagen vorhanden sein über den 12-Monats Horizont. Natürlich, es schwankt, aber ich muss ungefähr diesen Durchschnitt halten. Das ist auch ein Konzept, was kein Deutscher versteht, das versteht man nicht. Und da kommt es wirklich sehr genau drauf an, den Klienten zu erklären, wie die Banken hier ticken. Und da muss man natürlich vor allem die richtigen Lizenzen vorher auswählen, da kommt dann die Kunst sozusagen des Beraters ins Spiel, Firmen gründen kann jeder, aber die richtige Firmenstruktur so aufzustellen, mit dem richtigen Business Plan, dass die Bank dann da auch mitspielt, und dass der Klient ohne Probleme seine Konten aufmachen kann, auch, und gerade als Jungunternehmer, oder als einer, der vielleicht 20.000, 30.000 zur Verfügung hat und weiter damit arbeiten will, da ist die Kunst, da entsprechend dann die richtigen Banken aufzustellen, und wenn es dann auch größerer Unternehmen betrifft, dann auch mit europäischen Banken zusammenarbeiten zu können. In Großbritannien, in der Schweiz, in Liechtenstein, etc., auch in Polen, Litauen, gibt es verschiedenste Banken, mit denen wir arbeiten, wo man eben dann nicht nur bei FinTech, sondern eben auch bei Vollbanken Konten bekommt, wenn man in den Emiraten wirklich ansässig ist, mit einer sogenannten Ejari wirklich seinen Wohnsitz auch nachweisen kann, was man nur bekommt, wenn man den Mietvertrag unterschreibt, usw., das sind Dinge, auf die es wirklich ankommt. Reine Briefkastenfirmen und Free Zones ohne wirkliche Substanz kriegen in der Regel keine Konten mehr in den Emiraten. Jedenfalls nicht in Dubai und nicht in Abu Dhabi.

18:30 - Free Zone oder Mainland Company in Dubai gründen?

Sebastian: Ist sehr interessant, d.h. Du musst im Grunde vielen empfehlen, die jetzt dort, sage ich mal, nur hinziehen wollen, aber jetzt nicht die Voraussetzungen erfüllen für ein Geschäftskonto in Dubai, dass die im Grunde eine Gesellschaft irgendwo anders gründen müssen, was weiß ich, USA oder sonst irgendwo, was sich halt anbietet für sie.

Marc: Na, es hängt ja immer so ein Stück weit davon ab, was man umsetzen möchte, es gibt ja drei Varianten. Die eine Variante ist, ich habe entsprechend eben mal 45.000, circa für ein Geschäftskonto parat, dann würde ich immer empfehlen, gründe eine Mainland Company, da gibt es die Soul Establishment, das ist die Einzelfirma, es gibt die Civil Company, das ist die LP, also eine Partnership, oder eine GbR im deutschen Vergleich, und es gibt die LLC, das ist die GmbH. Und diese drei Gesellschaften brauchen keinen Local Sponsor, die LLC seit diesem Jahr nicht mehr, die beiden anderen auch bereits länger nicht, also Personengesellschaften brauchten vorher ja auch keinen Local Sponsor, aber eben jetzt auch die Kapitalgesellschaft nicht mehr, und dadurch brauche ich auch keine Free Zone. Die Free Zone, aus meiner Sicht, macht das Leben vieler Gründer einfach nur schwer, ich schränke mich unnötig ein. Die ist historisch gewachsen, die Free Zone, weil man früher ja immer das Thema hatte, ich habe Angst als Ausländer vor der Scharia, ich habe Angst vor einem Local Sponsor, usw., deshalb gründe ich eine Free Zone, aber diese Themen gibt es so eigentlich nicht mehr, weil die Emirate ja auch wettbewerbsfähig sein wollen, und deswegen hat man aus meiner Sicht kein Argument mehr für die Free Zone. Wir raten zu 99% immer zu einer Mainland Company.

Sebastian: Und dort ist ja auch die steuerfrei bei den Mainland Companies, da gibt es auch keine ...

Marc: Kein Unterschied, das Einzige ist, dass ich bei der Mainland ja in den Emiraten selber tätig werden darf, ergo muss ich nachweisen, dass ich in den Emiraten nicht tätig bin, wenn ich die Mehrwertsteuer nicht erheben und nicht zahlen möchte, das ist das Einzige, was man dann muss, da hat man halt ein kleines Accounting und zeigt halt seine Jahresbilanz, respektive Steuerauszüge, und zeigt eben auf, dass man keine Einnahmen innerhalb der Emirate erzielt hat, was bei vielen natürlich der Fall ist. So, das ist im Grunde unsere Empfehlung. Was Du gerade angesprochen hast, ist sehr relevant und sehr spannend, wir kombinieren das eben auch tatsächlich oftmals mit einer US LLC oder mit einer UK LLP, sehr spannend für diejenigen, die eben in den USA oder in Europa tätig werden wollen, und die entsprechend dann arbeiten wollen mit einem gängigen Geschäftskonto, eben auch bei den FinTechs Revolut, TransferWise, usw., ohne Probleme Konten aufmachen wollen. Das geht eben so leider nicht mehr mit Emirate Gesellschaften, da hat sich TransferWise zurückgezogen, Revolut bockt da leider auch, es gibt wenig Gründe dafür, denn wir arbeiten, wir gründen jeden Monat 20-30 Singapur Gesellschaften, und da kommt jeder an sein TransferWise Konto, gibt gar kein Problem, insofern verstehe ich das nicht wirklich, warum eine Dubai Mainland Company kein TransferWise Konto kriegen kann, aber, ist jetzt seit ca. zwei Jahren so. Genau, also wenn ich jetzt beispielsweise in international, aber außerhalb der Emirate nach außen hin auftreten will, bietet sich eine US LLC natürlich super an, wenn ich eben innerhalb der USA vor Ort ja irgendwie auch Geschäfte machen will, kann ich auch eine Limited Partnership machen, dann versteuer ich halt nur das, was drüben ist, den Rest kriege ich steuerfrei rüber. Wenn ich in Festland Europa tätig werden möchte, bietet sich eine UK LLP an, Limited Liability Partnership, wo ich keinen Nexus habe irgendwo in Großbritannien, aber eben ein normales Konto anbieten kann, mit dem ich dann in EU tätig werde. Also, es gibt verschiedene Lösungen, die man dann nochmal davor schalten kann, und wenn ich einen privat steuerfreien Wohnsitz habe, lässt sich das natürlich schön mit der Personengesellschaft als Durchflussstruktur eben umsetzen.

22:12 - Wie erhalte ich meine Emirates ID?

Daniel: Jetzt hast Du gesagt, es ist unkompliziert und keine Raketenwissenschaft, ein Unternehmen zu gründen und Residence zu bekommen, aber trotzdem nochmal konkret, also wie kann ich mir das vorstellen von dem Moment, wo ich sage, ich möchte jetzt gerne meinen Wohnsitz verlagern und eine Firma gründen, ich nehme jetzt mit Dir Kontakt auf. Wie lange dauert es, bis ich meine Residence in der Hand habe, meine Firma gegründet ist, und was kostet‘s?

Marc: Also, prinzipiell, die Reihenfolge ist: Optionale Firmennamen einschicken, Pass einschicken, Passbild einschicken und mitbringen, idealerweise, wenn es geht, schon einen Einreisestempel vom letzten Dubai Besuch, das ist immer sehr praktisch, weil die Emirate die Person schon im System haben, dann gehen Dinge teilweise auch schneller. Wenn man das nicht hat und Erstbesucher ist, dann natürlich nicht. Dann brauchen wir normalerweise immer 14-21 Tage, wo jemand idealerweise auch vor Ort ist und bleibt. Jetzt kommt natürlich mit wieder die beste Zeit des Jahres, wo die Leute sowieso über Weihnachten und Sylvester, Januar kommen und der kalten Jahreszeit entfliehen, da ist es für die meisten gar kein Thema, mal für zwei, drei, vier Wochen in Dubai zu sein am Stück, im Sommer sieht es da natürlich wieder anders aus. Insofern ist das normalerweise gängig. Vom Horizont her dauert eine Firmengründung circa drei, vier Tage, so wie in den meisten anderen Ländern auch. Das, was dann ein bisschen dauert sind dann die Visa Themen, Medical Check Up dauert eine halbe Stunde, aber man hat dann ein Ergebnis, aber dann, sozusagen, wirklich das Visum im Pass geklebt zu haben kann eine Woche dauern, und dann entsprechend die Scheckkarte, also diese ID wirklich auch händisch zu bekommen, das dauerte normalerweise eine Woche ab diesem Zeitpunkt. Jetzt haben sie gerade kürzlich eine Umstellung gemacht von der alten auf die neue Emirates ID, jetzt dauert es teilweise vier Wochen. Also das sind Dinge, da steckt man natürlich nicht drin. Ich sage, es ist keine Raketenwissenschaft, aber man muss ein bisschen Geduld mitbringen, das ist leider so. Das liegt aber nicht daran, dass die Emirate rückständig wären, sondern die Nachfrage explodiert einfach, also die Behörden haben wirklich gut zu tun, dieser ganzen Anfragen Herr zu werden.

24:18 - Voraussetzungen für ein Visum in Dubai

Daniel: Damit man ein Visum bekommen kann, muss man einige Voraussetzungen erfüllen.

Marc: Es gibt drei Aspekte, oder drei Möglichkeiten: entweder kaufe ich eine Immobilie, da schwanken die Zahlen, je nach Emirat, sagen wir mal plus minus 800.000, 1.000.000 Dirham (AED), die ich einsetzen muss, die auch geflossen sein müssen, um eine Immobilie zu kaufen. Darüber kann ich dann im Nachgang, wenn die Immobilie fertig ist, das ist wichtig, ich muss einziehen können, also es reicht noch nicht, sozusagen, die ist jetzt nur im Bau, sondern ich muss mich auch irgendwo anmelden. Wenn ich mich hier anmelden kann, dann kann man eine Emirates ID bekommen, auch ohne Firmengründung, wenn man beispielsweise nur den Wohnsitz hier haben möchte. Oder man lässt sich anstellen. Beispielsweise unsere Mitarbeiter bekommen dann eine Labor Card, das Arbeitsvisum, Employment Visa, und dann die Emirates ID eben als Angestellte, und Investoren gründen gewöhnlich natürlich dann eben eine Gesellschaft und haben mit der Gesellschaftsgründung dann als Investor die Möglichkeit. Und zu guter Letzt gibt es natürlich Family Visa. Von Family Visa raten wir normalerweise ab, da kann extrem viel sich enorm verzögern, einfach lost in translation. Da hast Du dann beispielsweise eine Konstruktion, der Mann ist mit einer Kolumbianerin verheiratet, und dann fängt es an, also dann hast Du hier Deutsch-Arabisch, dann hast Du hier Spanisch-Arabisch, dann hast Du eine Heiratsurkunde, dann musst Du alles noch beglaubigen, übersetzen, dann muss die Übersetzung noch beglaubigt werden, dann wird die Kopie nochmal beglaubigt, und dann läuft das zur Botschaft der Emirate, dann läuft das hier rüber, also, das kann zwei Monate, drei Monate dauern. Würde ich immer davon abraten, wenn man bereit ist, die Frau, die Partnerin oder den Partner, den Mann mit reinzunehmen in die Gesellschaft, würde ich das immer machen, mal Minimum von 25%, und dann eben ohne Probleme bekommt man als Investor eben auch ein Visum, und dann ist man im gleichen Zuge schon da, dann hat man nicht diesen zusätzlichen Aufwand. Und das geht eben aus meiner Sicht, bei den Top Ländern, also wenn ich jetzt alle normalen Länder mir anschaue, sozusagen, wo wir Anfragen her bekommen, da gab es noch nie Probleme. Es gibt immer mal wieder Länder, die kommen irgendwie so ein bisschen auf die Schwarze Liste oder verschwinden davon wieder. Beispielsweise liegen ja die Emirate, seitdem die Emirate mit Israel zusammenarbeiten, liegen die Emirate ja mit der Türkei, mit Erdogan ein bisschen im Klinsch, deswegen haben die Türken gerade ein bisschen einen schweren Stand, ja, das ist nicht ganz so einfach für die Türken, hierher zu kommen. Aber für Europäer an sich gibt es gar keine Probleme. Die prüfen alles mit Interpol natürlich, auch die Banken prüfen alles immer mit Interpol, hat man irgendwo einen Eintrag, wird es schwierig, aber wenn man normalerweise als unbescholtener Bürger aktiv ist und ein ganz normales Leben führt, dann bekommt man ohne Probleme hier seine Firma und auch sein Visum.

27:09 - Lebenshaltungskosten in Dubai und andere Emirate als günstigere Option

Daniel: Damit man weiß, ob man sich den Alltag in Dubai leisten kann, muss man natürlich die Lebenshaltungskosten kennen. Marc erklärt uns, worauf man sich einstellen muss.

Marc: Ich vergleiche es immer mit München, ich glaube, das ist ein ganz guter Vergleich. Wenn man sich München leisten kann, kann man sich Dubai leisten. Ich glaube, darunter können die meisten sich etwas vorstellen. Also jeder weiß, dass man auch in Dresden toll leben kann, man kann auch in Potsdam toll leben, man kann auch in, weiß ich nicht, in Kiel schön leben, aber wer halt in München leben will, weiß halt, warum er da wohnt. Man bekommt dann einfach auch etwas Gewisses geboten für sein Geld, auf der anderen Seite ist das Leben teuer erkauft. So ist es im Grunde auch in Dubai. Also, Du hast im Grunde, wenn Du, ich sage mal eine Hausnummer, wenn Du mit 5.000 € bis 10.000 € im Monat unterwegs bist, dann kannst Du in Dubai ein schönes Leben führen. Bist Du mit 2.000 € im Monat unterwegs, würde ich auf jeden Fall von Dubai abraten, das ist einfach zu teuer. Würde ich aber auch von München abraten, würde ich aber auch von London abraten, würde ich auch von Paris abraten, ja, man nimmt sich dann natürlich nicht so große Städte. Die Leute wollen ja auch immer nach Dubai, man könnte ja auch nach Schardscha gehen, man muss ja nicht nach Dubai gehen. Es gibt ja beispielsweise auch Argumente, zu sagen, ich gehe mal irgendwo an den breiteren Speckgürtel, oder sogar im Norden von Dubai liegt das nächste Emirat Schardscha, da kostet das alles schon wieder ein Drittel. Ja, da kann ich sozusagen wieder für 8 € essen gehen statt für 30 €, und da kann ich auch 800 € eine tolle Familienwohnung mieten, statt für 3.000, aber die Leute wollen natürlich nicht nach Schardscha, sondern sie wollen natürlich nach Dubai. Finanziell habe ich die gleichen Vorzüge in Schardscha zu leben, wie in Dubai, und die Dubai Mall ist von Schardscha 20-25 Minuten entfernt, aber man muss es halt wollen. Und genauso ist es natürlich in Deutschland auch, wohne ich sozusagen im Geschehen, zahle ich natürlich den entsprechenden Preis.

28:59 - Immobilien in Dubai mieten und kaufen

Sebastian: Ich war jetzt noch nie in Dubai, muss ich dazu sagen, aber ich hatte gehört, dass, wenn Du in Dubai z.B. mieten willst, dass Du dann immer die Miete ein Jahr im Voraus bezahlen musst. Stimmt das so?

Marc: Es gibt verschiedene Optionen, Du kannst entweder die Kurzzeitmiete nehmen, da gibt es ja auch viele Hotelkonzepte. Mittlerweile haben auch viele Hotels Residences, wo Du dann auch eine Langzeitmiete bekommst, und Hotels für gewöhnlich nehmen Monatszahlungen, auch bei den Residences. Sind entsprechend aber auch teurer, der Aufpreis wird immer eingepreist. Dann gibt es viele, die nehmen vier Schecks, Schecks sind hier sehr üblich, vergleichbar noch mit den USA, d.h. Mieten werden hier entweder im Voraus dann bezahlt, für das Jahr, oder es werden vier Schecks ausgestellt, im Voraus, vordatiert, wo man Quartalsweise sozusagen dem Vermieter dann erlaubt, den Scheck einzulösen. Ganz wichtiger Hinweis, immer das Konto decken! Einen Timer wirklich einstellen, zwei Tage vor diesem Datum, und dafür sorgen, dass da Geld am Konto ist, um die Miete zu zahlen, ansonsten ist es Betrug. Das ist ähnlich, wie in den USA, Scheckkartenbetrug ist nicht lustig, das will man nicht machen. Insofern, das ist schon ein Punkt, wenn man es sich erlauben kann, würde ich immer empfehlen, extra zu verhandeln und dann das Jahr im Voraus zu zahlen, weil Du einfach den besten Preis bekommst, also teilweise 50%, je nachdem, also zur Monatsmiete. Da bekommst Du dann statt für 4.000 was im Monat für 2.000, wenn Du in der Lage bist, mal 24 auf einmal zu zahlen. Das ist übrigens genau das gleiche mit den Autos. Wir mieten aktuell auch von Sixt, das ist eigentlich kompletter Irrsinn, jetzt ist aber EXPO, jetzt sind die Preise oben, ich werde mir im April, auf jeden Fall, wenn die EXPO vorbei ist, auch ein neues Auto kaufen, weil dann die Preise weit runtergehen werden, und man zahlt halt teilweise so viel Miete für einen Wagen, dass man ihn eigentlich nach anderthalb Jahren schon abbezahlt hat. Es ist wirklich verrückt, wie teuer die Mieten hier sind, da macht es wirklich Sinn, einfach zu kaufen, beispielsweise, da gibt es auch viele in äquivalent mobile.de, wo man wirklich zertifiziert, mit Gutachten gut gebrauchte Autos zu einem sehr guten Preis kaufen kann, und so ähnlich ist es mit der Miete eben auch. Wer es sich erlauben kann, zu kaufen, also statt zu mieten zu kaufen, der hat normalerweise auch einen Faktor 8-10, also ich habe normalerweise nach acht Jahren Miete zahlen, habe ich den Kaufpreis drin. Deswegen, wer es sich erlauben kann, zu kaufen, der sollte wirklich hier kaufen. Natürlich, jeder Kauf von einer Immobilie ist immer eine Spekulation, aber Dubai ist enorm am Wachsen, enorm am Steigen. Jetzt kann man immer sagen, es gibt ein Überangebot, das wäre nochmal ein separates Thema zu den Immobilienpreisen in Dubai, es gibt aber auch viele internationale Studien, dass die Immobilien weit unterbewertet sind in Dubai. Also prinzipiell würde ich jedem, der es finanziell sich erlauben kann, würde ich empfehlen zu kaufen, und da gibt es mittlerweile auch so etwas wie Post Handover Payment Plans, d.h. ich zahle vielleicht mal 40-50% vom Kaufpreis bis zum Einzug, und den anderen Rest dann über einige Jahre, und das ist dann natürlich schlauer, als Miete zu zahlen.

32:05 - Für welche Branchen ist Dubai interessant?

Daniel: Jetzt interessiert mich noch, gibt es bestimmte Branchen, für die es sich besonders lohnt, vielleicht dort ansässig zu sein? Weil man vielleicht von einer Community profitiert, weil die Branche generell dort schon da ist, viele Start Ups oder andere, vielleicht auch etablierte Unternehmen. Also rätst Du bestimmten Branchen, kommt nach Dubai, macht euer Business dort, weil dort seid ihr an der richtigen Stelle und findet die richtigen Partner?

Marc: Ja, also prinzipiell haben wir sehr viele Anfragen von internationalen Leuten, also mal alles, was irgendwie heute über das Internet Geld verdient, das hat ja COVID, das haben die Lockdowns noch beschleunigt und verstärkt. Es gibt ja kaum noch eine Branche in der Beratungsdienstleistung immerhin, oder auch in der erweiterten Dienstleistung, wo man nicht über das Internet heutzutage Geld verdienen kann. Ja, d.h. wer über das Internet Geld verdienen kann, der sitzt natürlich lieber hier, als in Deutschland. Wenn er es sich erlauben kann. Genauso Online-Händler, E-Commerce, Trader, alles, was irgendwo mit Finanzen zu tun hat, viele Krypto Leute kommen hierher, natürlich gibt es auch viele, die wir begleiten, die hier vor Ort Unternehmen aufbauen, sei es jetzt eine Automobilwerkstatt, sei es eine Bäckerei, sei es ein Restaurant, sei es ein kleines Hotel, ein Architekturbüro, sei es ein Vertriebsunternehmen, sei es ein Ingenieursbüro, usw., es gibt auch viele, die hier vor Ort wirklich tätig werden möchten, in Dubai vor Ort auch einen Laden brauchen, Mitarbeiter brauchen, wir helfen auch beim Recruiting. Wo wir von abraten, ist wenn man einfach hier nach dem alten Modell mal einen Steuersparbriefkasten haben will, das macht wirklich keinen Sinn. Der ist wahnsinnig teuer eingekauft, und die Substanz dann eben auch aufzustellen, die man braucht, das kriege ich woanders günstiger. Dann zahle ich lieber irgendwo in Polen 9% Steuern, oder in Bulgarien 10% Steuern, oder auf Zypern 12,5% und stell mir da ein bisschen was an Substanz zusammen, weil die Dinge hier einfach noch dreimal teurer sind, um das wirklich so aufzustellen, dass das auch das deutsche Finanzamt akzeptieren würde. Es macht eben insgesamt wirklich hier nur dann Sinn, auch eine Firma zu haben, wenn man hier vor Ort die entsprechende Substanz bereitstellen kann für das entsprechende Geschäftsmodell, d.h., dass man entweder als Berater selber hier ist und von hier die Beratung durchführt, oder zumindest nicht von Deutschland oder von anderen Hochsteuerländern, wo man aktuell lebt, oder dass man zumindest mal als Gesellschafter, beispielsweise bei einer Holding oder einer Stiftung oder Genossenschaft, wie auch immer beteiligt ist an einem Unternehmen hier, und dass das Unternehmen hier auch geführt wird von einem hiesigen Geschäftsführer und man dann nur die Gewinne abschöpft an die Gesellschaft der Holdingstruktur oder Stiftung in Deutschland zum Beispiel, Österreich oder Schweiz. Dann macht es Sinn, macht man das sozusagen so, dass man zwar irgendwie vielleicht auch ein halbes Jahr hier ist, aber eigentlich noch so viel Substanz in Deutschland hat, dass der Lebensmittelpunkt weiterhin in Deutschland liegt, dann tut man sich keinen Gefallen damit, das ist ein Bumerang, das wird nicht nachhaltig funktionieren.

34:58 - Wie ist das Leben in Dubai?

Daniel: Für einen Umzug nach Dubai entscheidet man sich natürlich so schnell mal nebenbei, allein schon wegen der weiten Entfernung. Marc empfiehlt jetzt vor allem eines, was man unbedingt beachten sollte, um eine gut fundierte Entscheidung zu treffen.

Marc: Überwintern, einfach wirklich mal für zwei, drei Monate überwintern, jetzt gerade einfach mal kommen, einfach mal anschauen, und zwar nicht nur für eine Woche oder zwei, sondern wirklich mal für einen Monat oder zwei, da nimmt man sich eine schöne Residence, idealerweise auch nicht in ein Hotel, oder in so eine Art Service Department würde ich dann schon gehen, dass man auch so ein bisschen das Gespür hat, das Gefühlt hat, ich lebe dort. Im Hotel ist immer der Blick verzerrt. Wirklich eine Wohnung nehmen, so wie es auch ungefähr dem langfristigen Niveau dann entsprechen würde. Klar, wenn ich jetzt vermögend bin, kann ich mir gleich was Schickes nehmen, wenn ich aber weiß, mehr als 2.000 Miete kann ich mir nicht leisten, dann würde ich auch genau auf dem Niveau mal hier zwei Monate leben. Und dann einfach schauen, gefällt es mir? Taugt mir das? Komme ich klar mit Land und Leuten? Komme ich klar mit dem Klima? Komme ich klar mit dem Umgang? Bin ich im Englischen fit genug? Hier ist natürlich alles englischsprachig, es gibt aber auch immer mehr Deutsche, tatsächlich, sehr, sehr große deutsche Community hier. Einfach ausprobieren, und wenn ich dann sage, das mag ich, ich mag dieses Gefühl, man sieht es jetzt an der Helligkeit hier, beispielsweise wird es hier immer früh dunkel, ich liebe das, es ist jetzt bei uns 17.50 Uhr, und es ist gerade die Sonne untergegangen. Ich persönlich finde das traumhaft, ich finde das perfekt, dass ich morgens um halb sechs den Sonnenaufgang habe und 17.50 Uhr bis 18.30 Uhr den Sonnenuntergang. Warum? Ich bin Frühaufsteher, also kann ich früher was vom Tag haben, und abends kannst Du schon um 19.00 Uhr abends rausgehen, hast sozusagen dieses Feeling: "Ich bin abends schick ausgegangen", musst halt nicht immer um 22.00 Uhr oder 23.00 Uhr ausgehen oder so, das ist nicht mein Ding, und dann gehst Du halt um zehn ins Bett. Es hängt natürlich davon ab, wie man so drauf ist. Die meisten machen natürlich auch hier bis zwölf oder eins, so wie immer, aber ich mag das, und vor allem diese drei Stunden Zeitverschiebung übrigens zu Mitteleuropa jetzt gerade, sind ein Traum. Du hast immer bis 11.00 Uhr Deine Ruhe. Bis 11.00 Uhr Ortszeit nervt Dich keiner, ruft Dich keiner an, whatsappt keiner, schreibt keiner, Du hast einfach Deine Ruhe, Du kannst Fitness machen, Dich um Deine Familie kümmern, fokussiert am Business strategisch arbeiten, lesen, Tagebuch führen, you name it. Du hast einfach Deine Ruhe, und dann geht sozusagen der Trubel erst um 11.00-12.00 Uhr Ortszeit los, das ist für mich eine ganz große Steigerung der Lebensqualität tatsächlich.

37:37 - Internet, WhatsApp und andere Kommunikationsmöglichkeiten in Dubai

Daniel: Gibt es denn eigentlich noch irgendwelche Einschränkungen? Infrastruktur, nehme ich an, Internet ist gut und top, gibt es Restriktionen? Ich kann mich entsinnen, als ich in Dubai war, funktionierte bei mir WhatsApp nicht, also nur mit VPN.

Marc: WhatsApp funktioniert einwandfrei, außer Telefonate und Video Calls. Ich kann schreiben, ich kann Sprachnachrichten hören und schicken, warum auch immer, aber die Telefonate werden geblockt, das ist so. Es gibt genug VPNs, ProtonVPN, ExpressVPN, es gibt immer Leute, die sagen: "Oh, es ist illegal!". Ich kenne keinen Menschen persönlich, der jemals ein Problem in Dubai bekommen hat, weil er ein VPN benutzt. Am Ende des Tages ist die Einschränkung wirklich zu vernachlässigen.

Daniel: Gibt es noch andere Einschränkungen, als diese?

Marc: Ich benutze immer Zoom oder Google Meet oder Microsoft Teams, alle drei funktionieren auch ohne VPN einwandfrei. Und Du hast ja mittlerweile auch Zoom und Teams und Hangout als App, kannst ja auch einfach statt WhatsApp Call kannst Du auch jemanden einen kurzen Link schicken zu einem Google Meet, dann machst Du halt das Meeting per Google Meet. Ich meine, das ist ein Workaround, mit dem kann man leben, aber ansonsten, ich empfehle den Klienten immer eine internationale Flatrate, wird ja auch immer einfacher, dann bist Du auch hier unter der deutschen Nummer erreichbar, oder Österreicher oder Schweizer Nummer erreichbar. Es gibt auch viele Anbieter hier vor Ort, die dann eben ein Flatrate Paket, oder zumindest 1.000 Minuten im Monat nach Deutschland oder Österreich anbieten, d.h. Du kannst auch ohne Probleme von hier dann mal zu Hause anrufen. Die Einschränkung ist wirklich nicht spürbar aus meiner Sicht.

39:15 - Covid oder kein Covid in Dubai?

Daniel: Einschränkung ist noch ein gutes Stichwort. Ich denke, einige unserer Hörer oder Zuschauer wird es interessieren, wie sind denn jetzt die Einschränkungen in der COVID Zeit?

Marc: Ich habe keine finden können. Ich bin ja von Dezember bis Mai, also Dezember 2020 bis Mai 2021 bin ich hier komplett in Dubai gewesen, dann war ich in Europa, und jetzt seit dem 27. September bin ich komplett wieder hier gewesen, bleibe auch da, und ich habe keine Einschränkungen feststellen können. Ich meine, klar, die Masken nerven, aber mehr gibt es halt nicht. Es gibt die Maske, ja, aber sonst gibt es gar nichts, es ist alles offen, ohne Einschränkung, alles offen, es bleibt auch offen. Die machen ja hier die EXPO, die werden einen Teufel tun, dieses Milliarden Projekt in die Wüste zurückzuschicken.

Sebastian: Buchstäblich.

Marc: Die werden nie und nimmer jetzt hier einen Lockdown machen, es gibt auch gar keinen Grund, die Fallzahlen sind niedrig, die Impfraten sind hoch, es gibt auch keinen Impfzwang, den ich bisher zumindest merken kann, außer bei Angestellten, da haben sie den von Anfang an durchgezogen. Also die Emirate sind natürlich eine Monarchie, d.h. in dem Moment, wo es hieß, man soll sich impfen, waren sie halt konsequent. Wir haben den Impfstoff, den nehmt ihr jetzt, der kostet euch nichts, und ihr nehmt den alle. So. Und dann haben das auch alle gemacht. Kann man natürlich negativ sehen, aber prinzipiell ist das ja in der Ideologie der CORONA Thematik immerhin folgerichtig. Ich nehme eine Pandemie an, ich will Leute schützen, der Schutz heißt Impfung, ich stelle diesen Schutz zur Verfügung, der Staat zahlt und der stellt ihn auch ausreichend zur Verfügung, und auch schon im Januar oder Februar, ohne Probleme konntest Du dich impfen lassen, und dann bekommst Du den, und dann ist es gut, das Thema. Man kann jetzt die Impfung mögen oder nicht, oder die Masken mögen oder nicht, aber zumindest ist es folgerichtig, es ist einfach konsequent, und da muss ich wirklich sagen, da sind Deutschland und Österreich und viele andere Länder auch einfach peinlich. Das macht einfach keinen Sinn. So reiche Länder kriegen es nicht gebacken, einfach mal hundert Million Impfdosen dahinzustellen und zu sagen, so Leute, macht einen Termin, hier ist eine App. Und das ist wirklich peinlich. Also insgesamt, ich bin persönlich sehr kritisch, da gehe ich auch sehr offen um mit dieser libertären Weltsicht, also allein schon jemanden zu zwingen, etwas in seinen Körper reinzutun, was er nicht haben will, widerspricht einfach meinem Weltbild, ist einfach nicht möglich. Wenn ich will, dann kann ich auch Abtreibungsgegner sein, dass eine Frau aus sich raushaben will, was sie da nicht drin haben will, das zu verbieten, oder eine Impfung zu erzwingen, dass man was in sich reintut, was man nicht haben will, das ist für mich genau das gleiche, das ist kein Unterschied. Und demzufolge kann ich nicht für einen Impfzwang sein, aber hier in Dubai gibt es einfach effektiv das Thema nicht mehr, und das ist dann wieder super angenehm, also es gibt einfach das Thema nicht. Niemand, niemand redet hier über Corona. Niemand! Die einzigen, die über Corona reden, sind die, die gerade aus Deutschland und Österreich frisch gekommen sind und sich denken: "Boah, schön, dass ich raus bin," das ist das Einzige, wo Du das Thema hörst. Oder, es gibt natürlich auch immer wieder Damen beispielsweise, die Kerle bleiben meistens hier, aber Frauen sind dann doch sehr heimatverbunden und sehr familienverbunden, die sagen dann, ja, ich muss jetzt noch leider wieder zurück zur Familie in den Lockdown, dann hast Du halt wieder das Thema.

42:54 - Medizinische Versorgung in Dubai

Daniel: Angesprochen auf die medizinische Versorgung in Dubai will Marc jetzt ein verbreitetes Vorurteil abbauen.

Marc: Die meisten Leute haben aus meiner Sicht da noch ein falsches Bild von den Emiraten. Man geht irgendwie fälschlicherweise davon aus, dass man in den Emiraten irgendwo sich Sorgen machen muss um das ganze Thema, also dass man irgendwo gedanklich, wenn ich mir etwas wirklich Schweres zuziehe, dass ich dann doch wieder nach Europa gehe, beispielsweise. Und das ist nicht notwendig, es gibt hier Weltklasse Krankenhäuser. Ich weiß, dass jemand, der noch nie in Dubai war oder das nicht kennt, der denkt jetzt, der Schippke, der macht jetzt hier eine Propaganda Maschinerie für Dubai, nein, ich bekomme kein Geld dafür. Ich war letztens wegen einer Kleinigkeit hier in dem Fakeeh University Hospital in Silicon Oasis, man kann das mal googeln, FUH Dubai Silicon Oasis, die haben einfach eine viertel Milliarde Dollar in ein Gebäude gesteckt, und das vor drei Monaten oder vor fünf Monaten eröffnet, das ist wirklich High End. Da sind super Ärzte, die haben alle irgendwo in England studiert, oder in Deutschland studiert, oder in den USA studiert, oder wo auch immer, es sind wirklich top ausgebildete Ärzte, Du hast sehr, sehr gut ausgebildetes Personal. Auch der Umgang mit den Patienten ist ein ganz anderer. Beispielsweise habe ich das im Familienkreis letztens erlebt, dass ein Großvater im Sterben lag, deswegen waren wir dann öfter im Krankenhaus, auch respektive die Familienangehörigen waren öfter im Krankenhaus, und da hat man dann auch schon eine ganz andere Stimmung erlebt, noch verstärkt durch Corona, gedrückt, gedrückt, gedrückt, also, da würde ich alleine schon sterben, wenn ich da eingeliefert werde, egal mit was für einer Diagnose ich eingeliefert wurde. Und hier in Dubai ist es halt mit den Asiaten, die sind einfach höflicher, die sind einfach herzlicher, da wirst Du nicht von einer Philippinerin zusammengemotzt, das gibt es nicht, sondern die sind halt einfach nett. Es gibt hier Kliniken, da wirst Du mit einem Portier empfangen, da spielt ein Pianist, Du bekommst einen Tee serviert, während Du wartest, also das ist wirklich verrückt. Um die Frage noch zu beantworten, jeder, der hier ein Visum und eine ID hat, braucht eine nationale Krankenversicherung. Wir empfehlen immer die billigste zu nehmen, die kostet ein paar hundert Euro im Jahr, da flickt Dich dann wirklich einer von der Straße, und das war es dann, dann gehst Du halt in ein normales Krankenhaus, und wir empfehlen dann zusätzlich immer etwas wie passportcard.de beispielsweise, da haben wir eine Partnerschaft tatsächlich, kann ich wirklich nur positives von berichten. Einen schönen Gruß von mir ausrichten, wirklich eine super, super Krankenversicherung. Nur mal zum Verständnis, ich gehe mit einer MasterCard Mitgliedskarte, die ich habe aufladen lassen per WhatsApp Chat zum Arzt, und es wird alles bezahlt. Ich muss nicht in Vorleistung treten, habe freie Arztwahl, 100% Übernahme aller Kosten. Das hat nichts mit Dubai zu tun, das machen die international. Also das habe ich noch nie erlebt. Und ich bin doppelt versichert, ich habe die extra zusätzlich zu meiner Schweizer Sanitas, einfach weil ich die so geil finde, und weil ich meinen Klienten auch aus erster Praxis berichten möchte, wie es ist, damit zum Zahnarzt zu gehen, wie es ist, damit mal irgendwo zur Untersuchung zu gehen, und das ist wirklich, wirklich cool. Und da kann ich in England genauso zum Arzt gehen, wie in Deutschland oder in Dubai. Ich habe auch hier letztens mit einer Familie gesprochen, die haben zwei Kinder in der Dubai Privatklinik zur Welt gebracht, das war für die wie ein fünf Sterne Hotel. Also, man muss aus meiner Sicht wirklich nicht weg, wenn man irgendwas hat, man kann das hier ohne Probleme in Anspruch nehmen.

46:40 - Alkohol in Dubai

Sebastian: Sehr gut. Abschließend noch eine Frage, die hat natürlich jeder, traut sich aber keiner zu fragen, wahrscheinlich: wie ist es denn mit Alkohol trinken?

Marc: Alkohol, ich sage immer Dubai ist das Las Vegas der Araber, d.h. es gibt eigentlich nichts, was es nicht gibt, anything goes. Es gibt natürlich immer rote Linien. Dubai ist wirklich extrem liberal, Du wirst hier kaum etwas erleben, was Du nicht tun kannst, da sind sehr, sehr viele Vorurteile, es ist zwar um die Ecke von Saudi-Arabien, aber Du hast nicht das Gefühl, dass Du in der Nähe von Saudi-Arabien bist. Aber es gibt halt rote Linien. Rote Linien heißen zum Beispiel Alkohol in der Öffentlichkeit, also dieses klassische Saufen in der Bahn, das machst Du nicht, das gibt es nicht, da gibt es richtig Ärger. Oder betrunken Auto fahren und noch betrunken einen Unfall machen - keine gute Idee! Lässt Du einfach sein. Also bei mir, ich trinke selten, und wenn ich mal was getrunken habe in Europa, gebe ich ehrlich zu, fahre ich trotzdem, beispielsweise, machen ja alle. Beispielsweise in Tschechien, ich habe viel Zeit in Tschechien verbracht, in Prag, interessiert keine Sau. Aber wenn ich mal zwei Glas Wein, mehr trinke ich sowieso nicht. Wenn ich aber jetzt hier in Dubai z.B. mal zwei Glas Wein getrunken habe, dann fahre ich nicht Auto. Mache ich nicht. Macht man nicht. Darf man nicht. Ich will nicht erwischt werden, ich möchte kein Problem bekommen. Prinzipiell kannst Du hier in jedem Restaurant, das eine Alkohol Lizenz erworben hat, und das haben sehr viele Hotels und sehr viele Restaurants, kannst Du ganz normal Alkohol bestellen und trinken. Es ist leider durch die Aufpreis Steuern und Zölle, ist Alkohol sehr viel teurer als in Europa, also wer hier Hardcore Trinker ist, die Engländer, die haben hier ein teures Leben. Aber was Du mittlerweile kannst, darauf zielt vielleicht die Frage ab, Du kannst mittlerweile eine Lizenz auch privat erwerben. Wenn Du hier lebst, kannst Du für kleines Geld mit der Emirates ID zu zwei, drei bekannten Geschäften gehen, die hinterlegen Dich, die tragen Dich wirklich im System ein als Alkohol Lizenzinhaber, und dann kannst Du da, ohne Probleme, wie man es in Europa auch kennt, einfach einkaufen. Das wird dann hinterlegt, Du hast eine Kreditkarte, die erkennen Dich im System, du bekommst Deinen Wein, Dein Bier, usw. Da gibt es Fachgeschäfte, sozusagen Spirituosengeschäfte, da kannst Du es ganz normal kaufen, auch mit Lieferservice, also wenn Du hinterlegt bist und die Dich auch schon kennen, die liefern auch nach Hause, das ist mittlerweile kein Problem.

Daniel: Und der Duty Free Shop, wenn Du landest in Dubai, ist vom Alkoholangebot eins der besten internationalen Alkoholangebote, was ich je gesehen habe, in meinem Leben.

Marc: Ja, und insofern, also meine Frau trinkt gar nicht, und ich wie gesagt Gelegenheitstrinker, mal ein ganz guter Whisky, ganz guter Rotwein, Weißwein, aber ansonsten auch gar nichts. Ich merke auch keine Einschränkung, aber auch die, die ich kenne, die wirklich viel trinken, die erleben keine Einschränkung, außer dass der Geldbeutel schnell leichter wird, aber ansonsten, man kann es aushalten.

49:40 - Make a long Story short – Kurze Frage, kurze Antworten

Daniel: Kommen wir zu unserer Kategorie „Make a long Story short“. Ich stelle Fragen, die möglichst kurz und knackig beantwortet werden.

Daniel: Die drei schönsten Dinge, die man gesehen haben muss in Dubai?

Marc: Al Barari, ich kommentiere bewusst nicht, Al Barari, Drift Beach, Dubai Mall.

Daniel: Was muss man unbedingt gegessen haben?

Marc: GAIA, griechisches Restaurant Gate Village, das Dessert, ein so großer, griechischer Honig Joghurt als Dessert, unbedingt mit vier Personen, sonst stirbst Du.

Daniel: Welche Sprachen muss man können, um gut zu Wege zu kommen?

Marc: Englisch.

Daniel: Welchen Fehler muss man auf jeden Fall vermeiden?

Marc: Alkohol am Steuer. Und sonst auch einfach Dinge tun, die man auch in Deutschland eigentlich nicht tun wollte und sollte, aber die leider zu viele Menschen tun. Es gibt in den Emiraten eine Zero Crime Tolerance. Egal, was man da meint tun zu wollen, auch Drogen, dieses ganze Thema, es sein lassen, einfach sein lassen. Da muss man dann woanders hin.

50:59 - Kontaktdaten Marc Schippke

Daniel: Vielen, vielen Dank, das war wirklich sehr spannend mit Dir. Vielleicht noch die allerletzte Frage: wie erreichen Dich interessierte Mandanten?

Marc: Sehr gerne, wir haben eine Webseite: sparesteuern.com, wenn man sich informieren möchte über Dubai im speziellen, sparesteuern.com/dubai, da haben wir sehr viele Information zusammengetragen, auch gerne über Instagram, LinkedIn, YouTube sich einfach über Marc Schippke etwas informieren. Wir gehen in Vorleistung mit einem Beratungsgespräch, einfach über unsere Kalenderoption einen Termin mit uns buchen, dann eben ein Video-Meeting, so wie dieses hier beispielsweise dann einfach führen, ist ja mittlerweile ganz unkompliziert, von jedem Ort der Welt aus möglich, sich kennenlernen, einfach schauen, was ist der Status Quo, wo möchte man hin, wie löst man die aktuellen Herausforderungen, und mir ist immer ganz wichtig, wir sind keine One Man Show, wir arbeiten im Team, wir haben Euch, beispielsweise eben für viele Themen, die eben USA und andere Destinationen, Jurisdiktionen betreffen, wir haben andere Partner für Singapur, für Tschechien, für die Schweiz, für Genossenschaften, für Stiftungen, es gibt ja das ganze Spektrum bei uns, also es muss auch nicht alles immer mit Dubai zu tun haben, sondern wir haben natürlich auch sehr, sehr viele andere schöne Lösungen und Möglichkeiten für Menschen, die sich einfach mehr Freiheit wünschen.

Sebastian: Jetzt ist es dunkel bei Dir, Marc, das war schön zu beobachten, wie es so langsam die Sonne untergegangen ist, es war sehr atmosphärisch, vielen Dank für die Zeit, hat uns sehr gefreut.

Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

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