Paraguay - Einwanderer & Unternehmer "Herzlich Willkommen"
Zu Gast: Markus Haubenwaller
Nachdem Sie mit uns bereits einige Länder in Europa erkundet haben und wir auch über die steuerlichen Vorteile und ein Leben in Thailand, Singapur oder Dubai berichteten, können Sie uns heute das erste Mal nach Südamerika begleiten: Es geht nach Paraguay! Ein Land, das bis vor Kurzem einen Einkommensteuersatz von 0% hatte und Gewerbetreibende ihre privaten Lebenshaltungskosten von den Firmenkosten absetzen können. Ein Land, dessen Staat Ihr Privatleben nicht kontrolliert, eine einfache Einreise ermöglicht und Sie mit offenen Armen willkommen heißt.
Wenn Sie nach Paraguay auswandern möchten, sind Sie hier genau richtig. Markus Haubenwaller ist unser heutiger Gesprächspartner der weiß, wovon er redet. Er lebt mit seiner Familie seit über zehn Jahren in Paraguay, teilt seine Erfahrungen und ist Autor des Buches „Investoren Ratgeber Paraguay“. Bei Fragen, wie Sie Ihr Geld in Paraguay gewinnbringend anlegen können, wird er Ihnen die Möglichkeiten aufzeigen. Er bietet praktische Lösungen für örtliche Stolpersteine. Paraguay hat viel zu bieten bezüglich persönlicher Freiheit und steuerfreier Auslandseinkünfte. Kommen Sie mit auf unsere Reise und lassen Sie sich überraschen.
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Ein kleiner Einstieg in das Land mit nur drei der erstaunlichsten Dinge in Paraguay
Wussten Sie, dass Guaraní nicht nur die lokale Währung in Paraguay ist, sondern auch eines der indigenen Völker Südamerikas? Die Sprache Guaraní ist die zweite Amtssprache des Landes neben Spanisch (Castellano). Wussten Sie, dass die Iguazú Wasserfälle mit 2,7 km Breite die größten der Welt sind, der Name „Iguaçu“ von den Tupi-Guaraní kommt und „großes Wasser“ bedeutet? Wussten Sie, dass bis vor etwa zehn Jahren der Einkommensteuersatz in Paraguay 0% betrug? Dieses hat sich inzwischen verändert und ist auf maximal 10% gestiegen - auch gut.
Stabile Währung und politische Führung
Die paraguayische Währung Guaraní gibt es seit 1940 und ist die älteste und stabilste Währung Südamerikas. Die politische Führung des Landes stellt seit 70 Jahren die ANR, die Colorado Partei, die Sie mit der CDU in Deutschland vergleichen können. In Paraguay herrscht die freie Marktwirtschaft, und teure Systeme wie Zwangsversicherungen und ein staatliches Rentensystem gibt es dort nicht. Drastische Veränderungen sind nicht abzusehen.
Dem Land fehlen qualifizierte Arbeitskräfte
In der Hauptstadt Asunción leben etwa 30% der paraguayischen Bevölkerung, also etwa 2 Millionen der 7 Millionen Einwohner, und dort können Sie alles finden: teure Autos und Shopping Center mit den gleichen Geschäften und Waren wie in Deutschland. Ein kurzer Arztbesuch in Paraguay kostet Sie bei einem einfachen Arzt umgerechnet 10 €, bei einem guten Arzt das Dreifache. Wenn Sie also gerade einen neuen Wohnsitz suchen und Ihre Qualifikationen und Ihr Handwerk einbringen möchten, haben Sie in Paraguay gute Chancen. Qualifizierte Fachkräfte sind selten. Es gibt keine Ausbildung im Land, und die Konkurrenz ist klein, was gute Arbeit angeht. Wer gut ist, wird automatisch reich, sagt Markus.
Das Gesundheitssystem in Paraguay – für manche etwas ungewohnt
Mit einer Einwohnerzahl von 7 Millionen auf einer Fläche von Deutschland und Österreich zusammen werden Sie leicht erkennen, dass nicht alle Bereiche des Landes über eine gleich gute Infrastruktur verfügen. Die Hauptstadt Asunción ist modern und lässt nichts zu wünschen übrig. Dort finden Sie Krankenhäuser, die mit allen Geräten ausgestattet sind und alle Operationen durchführen. In staatlichen Krankenhäusern wird jeder ärztlich versorgt. Nachteile: Diese Krankenhäuser sind keine Hotels, und Sie benötigen eine Begleitperson, die Ihnen Essen und Medikamente bringt. Die paraguayischen Privatkrankenhäuser sind eher das, was Europäer gewohnt sind und müssen auch dementsprechend bezahlt werden. Die Kosten können entweder durch Ihre Auslandskrankenversicherung abgedeckt werden, oder Sie wenden sich an Markus, der eine inländische auch für Auswanderer besorgt.
Die Aufenthaltsgenehmigung und digitale Nomaden
Die Aufenthaltsgenehmigung für Paraguay können Sie mit Ihrer beglaubigten Geburtsurkunde und einem beglaubigten polizeilichen Führungszeugnis beantragen. Dazu müssen Sie einmal anreisen und können im Extremfall und mit Hilfe sogar innerhalb von einem Arbeitstag Ihre Papiere in den Händen halten und das Land wieder verlassen. Wo Sie dann wirklich leben, das ist Ihre Entscheidung; niemand überprüft Ihren Aufenthalt, und die Aufenthaltsgenehmigung ist Ihr Leben lang gültig. Eine Steuernummer erhalten Sie nicht automatisch, und auch Ihr Welteinkommen interessiert das lokale Finanzamt nicht. Daher wählen viele digitale Nomaden gerne Paraguay als Wohnsitz, lassen ihre Buchhaltung vor Ort günstig verwalten und reisen durch die Welt. Sie können auch eine Firma in Paraguay gründen und von dort aus arbeiten.
Kein Bankkonto in Paraguay für den internationalen Zahlungsverkehr
Paraguay ist ein wunderbares Wohnsitzland, in dem Sie Ihr Unternehmen sehr kostengünstig und legal unterhalten können, aber lassen Sie Ihre internationalen Zahlungen über ein ausländisches Konto laufen. Die Vorschriften zur Kontoeröffnung sind extrem verschärft worden.
Schulpflicht in Paraguay, deutsche Schulen und Homeschooling
Gibt es in Paraguay deutsche Auswanderer? Von den 7 Millionen Einwohnern Paraguays sind 8%, also etwa 500.000 Deutsche oder deutschstämmige. Dementsprechend gibt es ausreichend deutsche Schulen und unterschiedlich große deutsche Kolonien, wo Sie alles vorfinden wie in Deutschland. Selbst die bekannte Schulpflicht gibt es in Paraguay, nur wird diese nicht durchgesetzt. Die Regierung kümmert sich nicht darum, was Sie zu Hause machen, und wenn Sie Ihr Kind homeschoolen oder auf eine Online Schule schicken, werden Sie von den Behörden vor Ort keine Probleme bekommen. Ein hervorragendes Bildungssystem und viele weitere Vorteile finden Sie übrigens auch in Chile.
Insider-Tipps von Markus und Updates zu den Einreisebestimmungen
In manchen Ländern kommen nicht alle Sendungen per Post beim Empfänger an. Paraguay ist ein solches Land, aber gewusst, wie können Sie das verhindern. Schicken Sie Ihre Sendung mit DHL Express und vermerken, dass der Empfänger diese im Paketlager abholt. Mehr Informationen finden Sie auf der nachfolgend aufgeführten Webseite von Markus mit regelmäßigen Updates und Tipps bezüglich der aktuellen Corona-Einreisebestimmungen und der allgemeinen Gesetzeslage zur Einwanderung.
Wenn Sie nun nach Paraguay auswandern wollen, finden Sie alles zum Thema “Auswandern Paraguay Erfahrungen” auf unserem Podcast Perspektive Ausland und unseren Websites Wohnsitzausland, Auslandsunternehmen, und Stmatthew.
Kontaktdaten und Links:
Markus Haubenwaller
Homepage: www.paraguayprofis.com
E-Mail: info@paraguayprofis.com
WhatsApp: +595 983 760048
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Timestamps
00:00 - Begrüßung und Einleitung und Vorstellung Markus Haubenwaller
01:18 - Niedrige Steuersätze und Geldanlagen in Paraguay
04:50 - Wie ist das möglich?
06:52 - Wie ist das mit der politischen Führung in Paraguay?
08:24 - Der Lebensstandard in Paraguay
12:32 - Der typische Kunde von Markus vor und nach Corona – ein Unterschied wie Tag und Nacht
15:22 - Wie kann ich mich in Paraguay finanzieren?
16:59 - Steuerpflicht für digitale Nomaden mit Paraguay als Wohnsitz
20:00 - Beantragung, Erhalt und Gültigkeit der Aufenthaltsgenehmigung
24:46 - Problemlösung
26:49 - Ein paraguayisches Bankkonto und seine Hürden
27:40 - Residence Card aber doch kein Konto?
29:43 - Wie sieht das aus mit Krypto in Paraguay?
32:49 - Wohnsitz und Firma in Paraguay, Konto außerhalb
34:54 - Frauen in Paraguay
36:35 - Deutsche Schulen in Paraguay
38:29 - Eigentlich gibt es in Paraguay eine Schulpflicht
39:45 - Gesundheitsversorgung in Paraguay
44:24 - Sicherheit und Kriminalität in Paraguay und die deutschen Kolonien
47:37 - Die politische Zukunft Paraguays
49:42 - Make a long Story short – Kurze Fragen, kurze Antworten
53:16 - Kontaktdaten Markus Haubenwaller
Mitschrift zu Folge 23 Perspektive Ausland: Paraguay - Einwanderer & Unternehmer "Herzlich Willkommen"
Zu Gast: Markus Haubenwaller
Perspektive Ausland – Der Podcast für Unternehmer und Freiberufler, die es ins Ausland zieht. Egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung oder Lifestylefragen - hier geht's jede Woche zur Sache. Und hier sind Deine Gastgeber, Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.
00:18 - Begrüßung, Einleitung und Vorstellung Markus Haubenwaller
Daniel: Herzlich Willkommen bei Perspektive Ausland. Mein Name ist Daniel Taborek, außerdem mit dabei ist Sebastian Sauerborn als Gastgeber und Inhaber der Steuerkanzlei St Matthew in London. Heute haben wir Markus Haubenwaller zu Gast. Er kann uns einiges über Paraguay erzählen. Das Land zeichnet sich ja nicht nur durch die gute Lebensqualität aus, sondern hat auch einiges an steuerlichen Besonderheiten zu bieten. Bevor wir aber darauf eingehen, stellt sich Markus erstmal selbst vor.
Markus: Gerne, danke für die Einladung, mein Name ist Markus Haubenwaller, und wir betreiben die Webseite www.paraguayprofis.com. Das ist eine Webseite über das Land Paraguay, wo wir viele Gratisartikel anbieten, wo die Leute über das Land Paraguay Information bekommen, und wo wir auch auf professioneller Ebene Dienstleistungen anbieten für die Leute, die ihren Lebensmittelpunkt nach Paraguay verlegen möchten.
01:18 - Niedrige Steuersätze und Geldanlagen in Paraguay
Daniel: Schön, jetzt haben wir natürlich vielleicht zuerst die Frage: Wie kommt es, wie hat es Dich selbst nach Paraguay verschlagen?
Markus: Seit 2009 sind wir im Land, wir sind eine Familie aus fünf Personen, also ich und meine Frau sowie drei Kinder. Ich bin seit 2002 bereits über das Internet hauptberuflich tätig, habe damals eine Firma in den USA gegründet, und war von daher ortsunabhängig. Und die Steuerlage in Österreich ist vergleichbar der in Deutschland, also Österreich ist ein Hochsteuerland. Paraguay hatte zu dem Zeitpunkt eine Einkommensteuer von 0%, also es gab gar keine. Man hatte hier vollkommene Steuerfreiheit.
Sebastian: Und wie ist die heute, wenn ich fragen darf?
Markus: Ja, inzwischen hat es sich gravierend verändert, das heißt der Spitzensteuersatz ist 10%.
Sebastian: Wahnsinn!
Markus: Der Normalsteuersatz ist 8%, und die meisten Gewerbetreibenden haben die Möglichkeit, sämtliche ihrer Privatausgaben geltend zu machen. Also kleinere Unternehmen haben von der Verfassung garantiert, dass sie wirklich die Ausgaben ihrer ganzen Familie gegen den Gewinn, also gegen die Einnahmen gegenrechnen zu können, und Einnahmen weniger Ausgaben ergibt den Gewinn, und da sind auch die ersten 11.000 € steuerfrei, und erst dann wird der Spitzensatz von 8% beziehungsweise 10% fällig. Also sehr, sehr human.
Daniel: Klingt wirklich interessant. Wir müssen dann natürlich noch mehr ins Detail gehen, was steuerliche Dinge betrifft, aber das war doch schon mal ein guter Aufschlag!
Sebastian: Wie kommt es Markus, Du hast gesagt, Du hast im Internet gearbeitet, ich glaube, das ist extrem hilfreich. Viele Mandanten von uns sind ja in der gleichen Situation, die sind im Grunde im Internet tätig, das heißt, sie können irgendwo sein. Corona hat auch mal wieder bewiesen, noch in viel höherem Maße, dass man im Grunde genommen einen Zoom Call von überall auf der Welt haben kann, wie wir es ja gerade hier beweisen. Ich muss dafür nicht in Wanne-Eickel sitzen, ich kann auch in Paraguay oder in Miami oder sonst wo sein. Bei vielen Mandanten löst das natürlich dann auch was im Kopf aus, man fragt sich: „Was mache ich hier eigentlich noch? Ich zahle hier hohe Steuern, es regnet ständig, warum gehe ich nicht irgendwo anders hin?“ Jetzt in Deinem konkreten Fall, das war vielleicht eine ähnliche Ausgangslage für Dich, und es gibt ja noch andere Länder, wo es wenige Steuern gibt. Was hat Dich persönlich an Paraguay so fasziniert?
Markus: Das eine ist die steuerliche Lage. Das andere war, ich hatte mein Unternehmen in den USA abgegeben, und das war ein gutes Geschäft, und es war Geld da, das angelegt werden wollte. Die Anlagesituation in Europa war auch schon vor 12 Jahren nicht viel besser als jetzt, also die Niedrigzins-Politik gibt es schon lange. Währenddessen hier in Paraguay konnte ich über die zehn Jahre, also bis zu Beginn der Covid Krise zwischen 12% und 16% jährlich erwirtschaften zu einer Zeit, wo die hiesige lokale Währung, die heißt Guarani, immer im Plus war gegenüber dem Euro. Das heißt, als wir herkamen, bekam man für einen Euro 7.000 Guarani (PYG), und vor Corona bekam man 6.500. Und die ganze Zeit über war der Guarani im Plus, und es gab eine Rendite zwischen 12% und 16%.
04:50 - Wie ist das möglich?
Daniel: Da stellt sich natürlich die Frage, wie das überhaupt möglich ist.
Markus: Guaraní ist eine sehr alte Währung, die gibt es bereits seit 1940. In der Zeit gab es in Europa den Zweiten Weltkrieg mit der entsprechenden Reichsmark, dann die Deutsche Mark, dann die Ost-Mark und jetzt den Euro. Die ganze Zeit gab es den Guaraní. Das heißt, das ist die stabilste und älteste Währung von Südamerika. Daher leitet sich ab, dass die Inflationsrate auch nicht so hoch ist, wie in anderen südamerikanischen Ländern. Argentinien ist ja das Negativ-Beispiel, die sind alle paar Jahre im Staatsbankrott und haben teilweise 60% Inflation im Jahr, das gab es hier alles nicht. Wir hatten über Jahre, also von 2010 weg über Jahre 2% Inflation. Daher ist die Währung so stark. Und warum gibt es die guten Zinsen? Die guten Zinsen gibt es daher, will der Paraguayer sehr abgeneigt ist zu sparen. Der Einwohner von Paraguay mit wirklich hier geborenen Wurzeln, also wir haben 7 Millionen Einwohner, davon sind 500.000 Deutsche und deutschstämmig. Aber eben 6,5 Millionen nicht. Diese 6,5 Millionen lieben es, auf Kredit zu kaufen. Die haben kein Problem, einen Kühlschrank auf zwei Jahre zu finanzieren, zu 30% Zinsen. Das stört die nicht, die kaufen trotzdem auf Kredit, auf Ratenzahlung und sparen nicht. Das ist in ihrer Mentalität. Also sparen ist definitiv nicht in der Mentalität der Leute hier vorhanden, sie wollen die Güter gleich haben, gleich das Auto, gleich die Klimaanlage, gleich das neue Handy. Und wenn man eben die 30% Zinsen bereit ist zu bezahlen im Konsumgütergeschäfts, dann kann man auf der Seite des Unternehmers entsprechende Gewinne verbuchen. Und für die Anleger gibt es die entsprechenden Erträge. Das war über zehn Jahre lang hier das Prinzip.
06:52 - Wie ist das mit der politischen Führung in Paraguay?
Sebastian: Hinzukommen muss doch auch eine politische Führung, die, wie soll ich sagen, verantwortungsbewusst, stabil, nicht korrupt ist, weil ansonsten würden ja alle diese Bedingungen, von denen Du hier sprichst, gar nicht erst so implementiert werden können, oder?
Markus: Ja, im Wesentlichen stimmt das. Die Regierung ist definitiv stabil, wir haben seit 70 Jahren die gleiche Partei an der Macht, das ist die Colorado Partei, im Prinzip vergleichbar mit der CDU in Deutschland, grob vergleichbar. Und die stellt seit 70 Jahren den Präsidenten. Und das heißt, es gab 70 Jahre keine linksgerichtete Regierung, und es gibt auch keine entsprechenden Systeme, die in der Zeit hätten aufgebaut werden können, wie Zwangsversicherungen, wie ein staatliches Rentensystem, Versicherungssystem, Verwaltungssystem, das sehr viel Geld kostet. Also man hat in Deutschland ein soziales Netz, das hat alles seine Vorteile, und das hat auch alles seine Kosten. In Paraguay ist das nicht so. Hier regiert sehr viel die Freie Marktwirtschaft. Die Korruption ist allerdings ein Problem, die Politik hier ist sehr korrupt. Der Politiker hier handelt primär im eigenen Interesse und schaut, wo er sich während seiner Amtszeit die meisten Vorteile verschaffen kann. Das ist ein Problem, sonst wäre das Land noch viel weiter.
08:24 - Der Lebensstandard in Paraguay
Daniel: Es scheint sich fast zu widersprechen, was Du gerade gesagt hast, aber offensichtlich funktioniert es.
Markus: Stabil und korrupt.
Daniel: Genau, das ist merkwürdig. Jetzt hast Du uns erzählt, der Paraguayer kauft sich sozusagen viel auf Pump, das neue Auto, den neuen Kühlschrank hast Du erwähnt. Das passt jetzt nicht ganz zu meinem Bild. Natürlich, ich wohne dort nicht, weil ich habe immer gehört, dass es ein relativ armes Land ist, also wie passt das jetzt zusammen? Stimmt das? Und wie ist der Lebensstandard? Oder wie kann man sich das vorstellen? Der normale Haushalt, wie leben dort die Einwohner, die nicht Deutsche sind, die Du für uns gerade erwähnt hast, die 6,5 Millionen?
Markus: Das ist eine ganz ausgezeichnete Frage und gar nicht so einfach zu beantworten. Wir haben mit Asunción, der Hauptstadt, eine Stadt mit über 2 Millionen Einwohnern im Großraum. Das ist eine moderne Großstadt, da gibt es Glaspaläste, dort gibt es Shopping Center, dort gibt es 3D-Kino. Wenn man hier in ein Shopping Center geht, das könnte man in München abstellen, man sieht keinen Unterschied. Es ist genau so schön, es ist genau so teuer, es gibt die gleichen Geschäfte, es gibt die gleiche Ware. Das ist definitiv auf Erste-Klasse-Weltniveau. Auch die Autos, die man in den Straßen von Asunción sieht, da sind neue Audis dabei, neue Mercedes S-Klasse, BMW, Porsche. Porsche hat hier eine eigene Niederlassung, man sieht Porsche Cayenne regelmäßig. Die sind definitiv nicht arm. Auf der anderen Seite gibt es – ich will das Bild eines Schneemanns heranziehen. Ein Schneemann hat zwei Kugeln. Eine große Kugel, das ist der Körper, und eine relativ kleinere Kugel, das ist der Kopf. Und der Körper, das ist das paraguayische Volk, das ist eine große Masse von sehr, sehr armen Menschen, die teilweise 300 € verdienen im Monat und sich damit gut bezahlt fühlen. Das ist eine große Masse. Die haben keine Ausbildung, die sind nicht übertrieben fleißig, aber sie sind soweit zufrieden und machen ihre Arbeit in ihren Möglichkeiten. Und dann gibt es den Kopf. Was es nicht gibt, das ist der Hals. Der Hals ist die Mittelschicht. Die Mittelschicht ist bestenfalls so dünn wie ein A4 Blatt, also da kann man ein Blatt dazwischenschieben. Mittelschicht gibt es kaum.
Sebastian: Mittelschicht wären jetzt zum Beispiel Lehrer, Anwälte, Ärzte und so was. Davon gibt es wenig.
Markus: Das teilt sich. Die Lehrer, die würden mit diesen 300 € bis 600 € pro Monat noch in den oberen Teil vom Körper fallen, viele Ärzte auch. Es gibt einfache Ärzte, die haben Medizin studiert, die nehmen für eine Sprechstunde 80.000 Guaraní, das sind grob 10 €. Aber es gibt auch die wenigen Leute, die gut sind. Wer gut ist in Paraguay, wird automatisch reich. Weil, die Konkurrenz ist schlecht, und die Bezahlung lässt sich sehen. Also ein Arzt, der gut ist, der verlangt nicht für eine Sprechstunde 80.000 Guaraní, der verlangt 350.000 für 20 Minuten. Und jede angefangene 20 Minuten der Preis extra. Beim ersten Arzt kannst Du einfach hingehen. Beim zweiten, beim teuren Arzt, hast Du eine Warteliste von zwei Monaten, bis Du drankommst. Wer gut ist, der hat in Paraguay wirklich alle Chancen, denn gute Leute sind hier extrem selten. Und das, was man verdient, kann man behalten. Auch in der Landwirtschaft. Die Soja-Produzenten mit einer großen Fläche, die haben oft zwei Ernten im Monat, und die haben pro 2 bis 3 Millionen US Dollar Einnahmen. Die haben ihre Kosten für das Personal, die haben ihre Maschinen, aber sie zahlen keine Steuern, die können das behalten, vollkommen legal. Und das macht eben den Kopf. Die Oberschicht ist hier deutlich größer als in anderen Ländern.
12:32 - Der typische Kunde von Markus vor und nach Corona– ein Unterschied wie Tag und Nacht
Daniel: Jetzt ist noch interessant zu erfahren, wer denn so der typische Kunde oder Mandant von Markus ist. Also, welche Art von Menschen nehmen die Dienste von den Paraguay Profis in Anspruch?
Markus: Ich teile das in zwei Bereiche: bis zu Corona und seit Corona. In den Jahren bis 2020, bevor die Corona Krise kam, war unser typischer Kunde über 50, hat in seinem Leben gut gearbeitet, hat also Ersparnisse und hat die Idee, in Paraguay seinen Lebensabend zu verbringen und vielleicht seine Lebensersparnisse hier gewinnbringend anzulegen. Ich habe auch ein Buch geschrieben, den Investoren Ratgeber Paraguay und bin relativ bekannt im Internet, was Geldanlagen bei Paraguay angeht. Also wenn man bei Google diese Schlagwörter eingibt, dann kommen meine Artikel in der Regel immer als Treffer eins, zwei, meistens beides, und das war mein typischer Kunde. Also ein Vermögender aus der gehobenen Mittelschicht, der seine Lebensersparnisse in Sicherheit bringen will. Seit Corona ist das so, dass ich klar sagen muss, dass wirklich die vermögenden Leute, die über 7,5 Millionen Euro Nettowert da ist, die haben ihr Geld 2019 in großen Massen nach Paraguay geschafft. Und ich meine in großer Anzahl, und die haben mir nicht nur einmal gesagt: „Du musst bis Oktober 2019 alles abgeschlossen haben, weil 2020 kommt was.“ Die sind fertig. Die sind quasi jetzt nicht mehr da, die haben ihren Plan abgeschlossen. Was seit Corona kam, das sind vor allem Familien mit Kindern. Die haben vielleicht ein Haus verkauft, die Immobilienpreise in Deutschland sind ja derzeit sehr gut, da kriegen sie für ein Haus oft 300.000 €, 400.000 €, 500.000 €, in München auch noch gerne mehr. Und dieses Geld wollen sie dann nach hier mitbringen, sich hier ein Grundstück kaufen, ein Haus bauen und hier gut und vor allem ohne Bevormundung durch den Staat leben. Das ist eine ganz andere Gruppe, eine ganz neue. Und für das Land Paraguay sehr wichtig. Das Land hat ein Durchschnittsalter von 25 Jahren, also sehr jung ist das Land, hat eine große Zukunft, hat viel Platz, hat viele Möglichkeiten. Aber was ihnen fehlt, ist das Gehirn. Sie haben keine guten, qualifizierten Führungskräfte, sie haben keine Meister, es gibt hier keine Lehrer, es fehlt der Handwerksmeister. Es fehlt der, der eine Fabrik leiten kann, der Ideen hat, der etwas aufbauen will. Und genau solche Leute kommen seit eineinhalb Jahren hierher, und daher bin ich sehr positiv gestimmt, was die Zukunft angeht.
15:22 - Wie kann ich mich in Paraguay finanzieren?
Sebastian: Und was machen diese Kunden von Dir, dieses typische Beispiel von Dir. Die verkaufen ihr Haus in Deutschland für etliche hunderttausend, kaufen sich dann etwas in Paraguay. Sind das dann auch Online-Unternehmer oder arbeiten die da lokal? Leben die vom Ersparten? Wie muss man sich das vorstellen?
Markus: Es gibt eine relativ kleine Gruppe, das sind digitale Nomaden, die ziehen durch die Welt und sind nicht an einen bestimmten Ort gebunden. Die nehmen Paraguay gerne als Wohnsitzland, denn hier gibt es ja kein Meldesystem in diesem Sinn. Die haben einmal eine Wohnsitzbescheinigung und müssen dann in der Regel auch nicht mehr nachweisen, dass sie wirklich im Land sind, und die können sonst wo leben und haben ihren steuerlichen Lebensmittelpunkt hier. Das ist ein Teil. Der andere Teil lebt wirklich hier, und die legen ihre 300.000 € bis 400.000 € zum Beispiel hier zinsbringend an, erwirtschaften 10%, 11%, 12% Rendite und haben damit ein gutes Polster. Und wenn sie dann nebenbei zum Beispiel ein Gästehaus bauen oder sie haben ein Handwerk gelernt, das sie anbieten möchten, dann kommen sie hier sehr gut klar. Der dritte Teil sind die, die wirklich etwas machen möchten. Die gründen hier eine SA, Sociedad Anonima, grob Aktiengesellschaft, und die sind wirklich hier geschäftlich tätig, die sind mit Deutschland im Geschäft. Ich habe auch schon SAs gegründet für Leute, die öffentliche Aufträge aus Deutschland von hier aus abarbeiten damit. Die sind weiterhin in Deutschland operativ tätig in der EU, bloß sitzen sie hier. Internet macht keinen Unterschied, ob das Home-Office 10 km oder 10.000 km weit weg ist.
16:59 - Steuerpflicht für digitale Nomaden mit Paraguay als Wohnsitz
Daniel: Kommen wir nochmal auf den digitalen Nomaden zu sprechen und betrachten den steuerlichen Kontext. Uns interessiert, ob digitale Nomaden tatsächlich von jeder Steuerpflicht befreit sind, auch wenn sie die Daueraufenthaltsgenehmigung für Paraguay haben.
Markus: Man muss dazu wissen, Paraguay hat das Prinzip, dass Leistungen, die das Land nicht betreffen, also das sogenannte Welteinkommen, das außerhalb von Paraguay erwirtschaftet wird, das wird nicht steuerlich belangt, das ist frei. Auf der anderen Seite, wenn man die Aufenthaltserlaubnis hat und die Titel hat, das sind zwei Dokumente, hat man nicht automatisch eine Steuernummer. Man kann einfach hier leben ohne Steuernummer. Möchte man eine Steuernummer, bekommt man die vom Finanzamt, und danach muss man jeden Monat dem Finanzamt Rechenschaft ablegen, was seine Einnahmen und seine Ausgaben sind. Man kann das bei einem lokalen Steuerberater für 20 € im Monat abhandeln lassen, die Möglichkeit besteht. Es gibt also digitale Nomaden, die haben sich eine Steuernummer geholt, die haben ihren Rechnungsblock, die können ihren Kunden in Deutschland legale Rechnungen schreiben und leben aber eigentlich in Dubai oder in den USA oder in Frankreich, England oder sonst wo. Das ist durchaus möglich. Wie das dann steuerlich gehandhabt wird, hängt von der Art der Tätigkeit ab. Sind das zum Beispiel Webseiten-Entwickler und sind sie offiziell in Paraguay ansässig und machen offiziell ihre Entwicklung von hier aus, dann müssten sie auf ihre Rechnungen unter Umständen auch diesen Spitzensteuersatz von 10% abtreten. Aber sie haben ja mit dem Steuerberater hier viele Möglichkeiten, das zu gestalten.
Daniel: Nochmal nachgefragt, wenn sie Webseiten entwickeln für Unternehmen im Land, oder wenn sie Webseiten entwickeln im Ausland, macht das einen Unterschied?
Markus: Ich bin kein Steuerberater nach paraguayischem Recht, ich bin nicht zugelassen beim Finanzamt. Aber aus Erfahrung kann ich sagen, dass es keinen Unterschied macht. Das heißt, wenn Sie offiziell hier im Land ansässig sind und Ihre Rechnung auf Papier oder elektronisch von Ihrer paraguayischen Firma aus stellen, dann ist das eine offizielle Rechnung, die wird in Deutschland vom Finanzamt anerkannt, es gibt dann vielleicht einen Kontrollanruf beim Finanzamt hier, ob diese Firma wirklich existiert und ob diese Rechnung real ist, und die paraguayischen Behörden geben dann zwei Daten bekannt: erstens, die Firma gibt es, zweitens, die Rechnung ist real. Die Rechnungsnummer ist in einem Rechnungssystem vermerkt. Und wenn diese beiden Daten stimmen, mehr Daten kriegen sie nicht, dann ist das für das deutsche Finanzamt akzeptabel, die Rechnung wird anerkannt. Also wenn sie zum Beispiel für eine deutsche Firma arbeiten, ist das ein wichtiges Kriterium für viele Firmen, dass die Rechnung, die da gestellt wird, auch in Deutschland bei ihnen in die Buchhaltung kann. Und das ist hier gegeben. Im Gegenzug ist aber unter Umständen die 10% Umsatzsteuer und unter Umständen 8% oder 10% Einkommensteuer fällig, je nachdem.
20:00 - Beantragung, Erhalt und Gültigkeit der Aufenthaltsgenehmigung
Daniel: Klingt interessant für den einen oder anderen Zuschauer oder Zuhörer. Jetzt hatten wir ja schon angefangen, über die Residenz generell zu sprechen, die man also dann beantragt. Du hattest erwähnt, man hat einmal diese Residenz-Karte, und dann zusätzlich ist der zweite Schritt, dass man sich steuerlich registrieren lässt. Gehen wir nochmal zur Residenz selber. Jemand möchte jetzt in Paraguay dauerhaft wohnen. Wie einfach oder schwierig ist es, die Residenz oder die Aufenthaltsgestattung zu bekommen?
Markus: Relativ einfach. Die zwei Dokumente, die jeder braucht, das sind die Geburtsurkunde und ein polizeiliches Führungszeugnis. Diese beiden Dokumente müssen diplomatisch beglaubigt werden, in Österreich oder in der Schweiz sehr einfach mit Apostille, in Deutschland etwas komplizierter mit einer Überbeglaubigung und Legalisation. Diese Dokumente werden dann hier in Paraguay eingereicht, also man muss einmal zumindest persönlich hier in Paraguay sein, man muss einmal herfahren, aus der Ferne geht das nicht, man muss herkommen, und dann kann man im Extremfall an einem einzigen Tag Aufenthalt im Land diese Dokumente beantragen, mit unserer Hilfe. Wenn man es alleine macht, braucht man eine Woche. Aber mit richtiger Vorbereitung reicht ein Tag Aufenthalt. Wir hatten schon Leute aus den USA, die sind in der Früh eingeflogen, die kamen um 7.30 Uhr mit dem Flugzeug an, haben die Beantragung gemacht, um 15.00 Uhr waren sie fertig, und um 18.00 Uhr ging es wieder weiter. Also im Extremfall ist das möglich.
Daniel: Jetzt habe ich diese Residenz. Wie lange gilt sie?
Markus: Die Aufenthaltserlaubnis gilt ein Leben lang. Also derzeit, wer die Karte schon hat, der hat sie für sein ganzes Leben. Und es sind damit keinerlei Verpflichtungen verbunden. Bei anderen Staaten wie Bolivien oder auch Russland, muss man teilweise 180 Tage im Jahr sich nachweislich im Land aufhalten, sonst verliert man die Rechte. Dies ist in Paraguay nicht der Fall. Es gibt zwar eine Vorschrift, dass man innerhalb von drei Jahren einen Tag im Land sein soll, aber in den letzten zwölf Jahren kenne ich keinen Fall, wo das überprüft worden wäre.
Daniel: Ja, das ist dann höchstwahrscheinlich auch eine Seltenheit oder Besonderheit. Vielleicht mal eine Frage an Sebastian: Haben wir Mandanten, die dort wohnen? Oder hatten wir mit Mandanten zu tun, die konkret nach Paraguay gefragt haben?
Sebastian: Nicht eine große Anzahl, aber wir haben definitiv Mandanten, die da in Paraguay wohnen. Und die Mandanten, die dort wohnen, und da rede ich nicht von Leuten, wir haben auch Mandanten, die haben diese Cedula und sind aber nicht wirklich da, aber wir haben auch Mandanten, die dort wirklich wohnen und die sich auch wirklich aufhalten, wo sich das tägliche Leben tatsächlich dort abspielt. Die meisten davon sind Internetunternehmer. Meine Erfahrung mit den Mandanten ist, dass die, die dort leben, schon davon sehr überzeugt sind. Also die stehen dahinter, denen gefällt es dort gut, die nutzen die Vorzüge, die sind davon überzeugt. Die sind natürlich aber auch, sage ich mal, relativ schmerzfrei, was bestimmte, ich will nicht sagen Unannehmlichkeiten oder Komplikationen anbelangt. Ich kann Dir ein Beispiel sagen, dem einen Mandanten wollten wir etwas per FedEx schicken nach Paraguay, und das kam absolut nicht an. Das ist nicht angekommen, das ist irgendwo da verlorengegangen. Wir haben es auch mehrfach probiert. Das ist auch in anderen Ländern schon passiert, also wir haben auch schon versucht, etwas nach Kolumbien zu schicken, das kam auch nicht an. Auch, dass manche Dinge kompliziert sind, gerade im internationalen Bereich, dann willst Du mit einer paraguayischen Firma Business machen in Deutschland und so weiter. Aber wenn Du zum Beispiel für eine Firma aus Paraguay irgendwo ein ausländisches Bankkonto braucht und so, da gab es schon alle möglichen Komplikationen. Aber wie gesagt, man muss einfach wissen, wie man das Set-up richtig macht. Ich glaube, das ist ein wichtiger Punkt, was auch für Deine Dienstleistung spricht, Markus, man kann so einen Weg nicht alleine gehen, man muss wirklich jemanden haben vor Ort, der diese Schwierigkeiten kennt, und der dann auch genau weiß, wie man die am besten umschifft. Aber ich glaube, was ich sagen will, man muss schon realistisch sein, dass man sagen muss: „Man kann nicht nach Paraguay umziehen und dann erwarten, dass alles so reibungslos verläuft, wie zum Beispiel in Westeuropa. Oder würdest Du das anders sehen? Sind das vielleicht italienische Verhältnisse? Vielleicht noch ein bisschen schlechter als italienische Verhältnisse, ich weiß nicht, aber es ist auf jeden Fall ein Unterschied. Wie Du ja vorhin schon selbst gesagt hast, qualifizierte Ausbildung zu bekommen ist schwierig.
24:46 - Problemlösung
Markus: Es gibt drastische Unterschiede. Das angesprochene Beispiel mit FedEx, dafür gibt es eine Lösung. Es gibt für viele Probleme hier eine Lösung. Die FedEx-Problemlösung ist, man nimmt DHL Express, und dann schreibt man hin „Hold for Pick Up“. Das bedeutet, es wird in der Zentrale gelagert und nicht zugestellt, denn wenn etwas hier nicht zugestellt wird und Füße bekommt, dann geht es beim letzten Schritt, beim letzten Meter geht es verloren. Der Zusteller schüttelt ein bisschen und vermutet, es ist vielleicht ein Handy drinnen, und dann kommt es vielleicht nicht an. Wenn es in der Zentrale gelagert wird, dann muss man das persönlich abholen. Ich mache das zweimal die Woche, dass ich die Sendungen persönlich abhole, und dann kommt nie was weg. In den letzten Jahren sind alle Dokumente ausnahmslos von den Kunden angekommen, wenn auch manchmal auf Umwegen. Das heißt, es war ein Paket schon mal nicht drei bis fünf Tage unterwegs, sondern eher vier Wochen, aber angekommen sind sie alle.
Sebastian: Eben, man braucht einen Experten wie Dich vor Ort, der weiß, wie man mit solchen Situationen umgeht. Und es ist natürlich auch so eine Sache, jemand, der nie in so einem Land gelebt hat, für den ist es wahrscheinlich ein Unterschied wie Tag und Nacht. Oder ich sage mal „Kulturschock“ in Anführungszeichen. Wie machen denn das Deine Mandanten? Oder sind Deine Mandanten, ich sage mal Abenteurer, die sowieso mit allen Wassern gewaschen sind und die Welt bereist haben und denen es völlig egal ist, die damit umgehen können?
Markus: Ganz und gar nicht. Der durchschnittliche Kunde ist wie gesagt über 50, oft im Rentneralter gewesen früher, kommt hierher, ohne Spanisch zu können, und hat die Erwartungshaltung, dass wir alles für ihn tun. Am liebsten am Flughafen abholen und ins Hotel bringen und sämtliche Wege erledigen, die zu erledigen sind, ohne dass er etwas tun braucht. Das ist sehr weitverbreitet, also ein All-inclusive-Paket für alles. Das ist das, was sehr viele Leute schätzen.
26:49 - Ein paraguayisches Bankkonto und seine Hürden
Daniel: Braucht man einen Experten, oder die Hilfe eines Experten, um ein Bankkonto zu eröffnen?
Markus: Heikles Thema. Also vor zehn Jahren hätte das jeder gekonnt, da wurden 100.000 € auf den Bankschalter gelegt und zehn Minuten später wäre man mit einem Konto wieder rausgegangen, dazwischen hätte man einen Kaffee bekommen und wäre wunderbar betreut worden. Im Jahr 2022 ist das mit den Banken leider ein Problem geworden, da viele Banken zwar gar kein Problem haben, jemandem, der eine Cedula besitzt, ein Inlandsbankkonto zu geben. Das ist einfach, das kann man am Handy direkt eröffnen, so modern wie in Deutschland. Das Problem kommt dann, wenn man von Deutschland Geld hierher überweisen möchte. Wenn man ein Konto will, das Zugang zum Auslandsmarkt hat, was Geld ins Ausland senden kann, und was Geld aus dem Ausland empfangen kann. Hier sind die Geldwäsche-Kriterien immens geworden.
Daniel: Gibt es tatsächlich den Fall, dass jemand zwar die Residenz-Carte bekommt, aber kein Bankkonto eröffnen kann?
Markus: Kommt definitiv vor. Da muss ich ein bisschen ausholen. Paraguay hat ja durch die Lage in Südamerika einen gewissen landwirtschaftlichen Schwerpunkt. Paraguay basiert sehr viel in Landwirtschaft. Einerseits werden Rinder gezüchtet, andererseits wird sehr viel Soja angebaut. Es gibt aber noch einen dritten Wirtschaftszweig: Paraguay ist der größte Produzent von ganz Lateinamerika was Hanf-Produkte angeht, die geraucht werden, und dieser Sektor ist ja nicht legal. Aber in diesem Sektor werden hohe Gewinne erzielt, und die USA haben da ein Auge drauf. Das heißt, als wir vor zwei Jahren hier in Südamerika den Herrn Dario Mesa hatten als internationalen Geldwäscher, der für die Brasilianer und auch für Paraguayische Drogen-Kartelle Geld gewaschen hat, Milliarden Dollar gewaschen hat, da haben die USA Druck auf Paraguay ausgeübt und wir hatten hier folgende Wahlmöglichkeit: entweder die paraguayischen Banken verlieren den Zugang zum SWIFT-System, und das ist wichtig, weil jede internationale Überweisung läuft über das SWIFT-System in New York, ohne die kann man nicht von Deutschland nach Paraguay Geld schicken, aber auch nicht von Paraguay nach Brasilien, oder von China nach Indien. Alles geht über das SWIFT-System der USA. Und die haben gesagt: Entweder wir sperren Euch aus dem SWIFT-System aus, oder ihr macht folgende, strenge Geldwäscherichtlinien. Und die beinhalten zum Beispiel, dass Leute, die mit Bitcoin handeln oder mit dem Zollfreilager in Liechtenstein Geschäfte gemacht haben, von allen paraguayischen Banken automatisch gesperrt werden. Also wenn man ein Konto eröffnet und die Kontoauszüge der letzten sechs Monate beibringt und es werden solche Transaktionen gefunden, ist die Geschäftsbeziehung sofort beendet. Das wird, wie gesagt, von den USA aus verlangt.
**29:43 - Wie sieht das aus mit Krypto in Paraguay?
Daniel: Da muss ich aber jetzt nochmal nachfragen, weil gerade in den letzten Monaten hat man öfters in den Medien Schlagzeilen gelesen, dass lateinamerikanische Länder, wie El Salvador zum Beispiel gezielt Krypto-Anbieter ins Land einladen und auch Paraguay stand dort öfters mal in den Schlagzeilen. Ich habe aber auch letztes Jahr einen Artikel gelesen über ein Bitcoin Projekt in Paraguay, wo auch PayPal mit involviert war. Das las sich für mich so von außen, als würde Paraguay etwas tun im Bitcoin, oder auch wirklich vielleicht mit zu den Ländern zählen wollen, die Krypto-Anbieter oder Unternehmer auch ins Land bringt. Ist das so? Oder hat sich das jetzt überholt?
Markus: Das waren Spontanmeldungen einzelner Geschäftsleute, die vielleicht für sich einen persönlichen Vorteil darin gesehen haben. Die Haltung der USA in dieser Sache ist eindeutig: um die Drogengeschäfte in Südamerika einzugrenzen, ist Paraguay bis auf Weiteres vom Gold- und Bitcoin-Geschäften mal getrennt. Es gibt ja Miner, die die günstigen Strompreise ausnutzen, um Bitcoins zu produzieren, das gibt es. Aber die müssen kreative Wege anwenden, um zum Beispiel ihre geminten Bitcoins auf einem Handy oder auf einem Laptop zum Beispiel in die USA zu bringen und sie dort an einer Bitcoin-Börse zu verkaufen, in dem Land ist das nicht möglich.
Sebastian: Aber jetzt zum Thema Bitcoin, wo der Daniel darauf anspielt, das war ja relativ umfassend in den News berichtet, dass das Paraguayische Parlament hier Gesetze zum Thema Bitcoin und Kryptowährungen erlassen hat, ich glaube sogar im Dezember 2021 hat es den Senat dort passiert. Es geht jetzt nicht darum, dass Bitcoin oder so tatsächlich anerkanntes Zahlungsmittel wird, aber ich glaube, es geht eher darum, den ganzen Bereich zu regulieren. Hast Du davon irgendwas gehört?
Markus: Regulieren heißt kontrollieren heißt verbieten. Also die Details muss man sehen, wenn ein Gesetz dann wirklich erlassen wird, dazu muss es die zwei Kammern hier passieren, das eine ist das Parlament, das andere ist der Senat, und dann der Präsident muss es unterschreiben. Erst dann wird es ein Gesetz. Bis jetzt gibt es zu Bitcoin keine Möglichkeiten, es gibt hier keine Bitcoin Börsen, wo man sie kaufen und verkaufen kann. Man kann sie vielleicht bekommen über das Internet, aber man kann sie nicht verkaufen und in lokale Währung eintauschen, nur in Kleinstbeträgen, weil die Banken das eben komplett blockieren. Man kann Konten eröffnen in Paraguay bei sogenannten Kooperativen, das ist die Möglichkeit, die viele Kunden nutzen, also man steht definitiv nicht ohne Konto da, nicht ohne Möglichkeit, Geld aus dem Ausland hierher zu bekommen, aber es ist eins der schwierigsten Länder, um dieses umzusetzen. Also praktisch alle anderen Länder, die üblichen Verdächtigen, sind wesentlich einfacher bei der Kontoeröffnung als Paraguay.
32:49 - Wohnsitz und Firma in Paraguay, Konto außerhalb
Sebastian: Und würdest Du dann Deinen Mandanten empfehlen, mal angenommen, man macht jetzt eine Firma in Paraguay auf und es geht jetzt darum, Zahlungen aus dem Ausland zu erhalten, dass man das Konto dann in einem anderen Land für diese Gesellschaft aufmacht, oder wie würdest Du das sehen?
Markus: Exakt genauso. Ich empfehle den Leuten immer, Paraguay ist ein sehr gutes Wohnsitzland, man kann auch hier eine Gesellschaft strukturieren mit relativ geringen monatlichen Kosten. Eine wirklich operative AG für 150 € im Monat laufende Kosten an Buchhaltung und so weiter, wird man nicht in vielen Ländern der Welt kriegen, die wirklich legal operiert und keine Briefkastenfirma ist. Aber für die Zahlungsströme bitte an Paraguay außen vorbeileiten.
Sebastian: Was sind da die Attraktiven, die Du empfehlen könntest?
Markus: Naja, wenn jemand aus Österreich kommt, ich selbst bin Österreicher, es spricht nichts dagegen, sein Konto in Österreich zu behalten. Ein Konto in Österreich setzt keinen Hauptwohnsitz in Österreich voraus, ein Konto in Österreich macht mich nicht in Österreich unbeschränkt steuerpflichtig, nichts davon ist der Fall. In der Schweiz ist es etwas komplizierter, weil Schweizer Banken gerne Konten kündigen, wenn man keinen Wohnsitz mehr in der Schweiz hat, aber es gibt viele Länder, wo das nicht der Fall ist.
Daniel: Aber spricht da jetzt eigentlich aus Deiner Sicht überhaupt irgendwas dafür, eine inländische Gesellschaft zu gründen? Komme ich da nicht von vornherein am besten Wohnsitz Paraguay, aber ich gründe eine Auslandsgesellschaft zum Beispiel in Großbritannien oder in anderen europäischen Ländern sogar?
Markus: Delaware, die üblichen Verdächtigen für die LLC Konstruktion kann man auf jeden Fall machen, nur viele dieser Konstruktionen werden zum Beispiel von der öffentlichen Hand in Deutschland nicht anerkannt. Das heißt, wenn jemand Aufträge der öffentlichen Hand abarbeitet in Deutschland, dann kann er keine Delaware LLC haben, weil das unter Umständen bei der Prüfung in Deutschland nicht durchgehen wird, die SA in Paraguay aber schon.
Daniel: Klingt spannend.
Sebastian: Sehr interessant.
34:54 - Frauen in Paraguay
Sebastian: Du bist jetzt ja auch in Paraguay mit Familie, darf ich fragen? Ist Deine Frau aus Paraguay oder ist sie auch Österreicherin?
Markus: Österreicherin, wir sind seit 28 Jahren zusammen.
Sebastian: Sehr schön.
Markus: Ich ahne, wo die Frage hinläuft. Ja, es gibt sehr, sehr viele, die zum Beispiel alleine hierherkommen, auch so in unserem Alter und dann in Paraguay eine neue Familie gründen mit einer Paraguayerin, die vielleicht Anfang 20 ist.
Sebastian: Das war gar nicht meine Frage. Das wollte ich gar nicht fragen, aber ist trotzdem interessant, kannst trotzdem mehr dazu sagen.
Markus: Also, die Möglichkeit besteht. Aus der Sicht der paraguayischen Frau, hier gibt es den Feminismus in dieser Form nicht wie in Europa, da ist nach wie vor das Rollenbild in der großen Masse so: eine Frau heiratet, bekommt Kinder und ist dann Hausfrau. Und wir sehen alle als Deutsche. Österreicher, Schweizer, wir sind alle Almans. Und Almans haben hier einen guten Ruf, weil wir sind solche, die Geld heimbringen und wo eine Familie gut ernährt werden kann. Wir sind in der Regel nicht welche, die ihre Frauen misshandeln, und wir sind auch welche, die zum Beispiel für die Familie der Frau, also die Eltern der jungen Paraguayerin dann vielleicht ein besseres Leben ermöglichen, und von daher sowas wie sehr begehrt. Da kann es durchaus sein, dass ein Deutscher in mittleren Jahren irgendwo zu einem Fest hier geht und eine und zwei junge Paraguayerinnen ihn aktiv ansprechen, ob er nicht jemanden sucht, vielleicht der im Haushalt hilft und dann kommt man sich näher. Das kommt hier regelmäßig vor. Also Kunden, die alleine hierherkommen und Interesse an einer Familie haben, müssen selten lange warten.
36:35 - Deutsche Schulen in Paraguay
Sebastian: Interessant. Meine Frage war aber eigentlich: wie hat Deine Familie den Umzug nach Paraguay gemeistert? Wie war es für sie? Dann ist ja auch die Frage so familiäre Themen wie zum Beispiel Schule, gesundheitliche Versorgung? Wie war diese Umstellung bei Deiner Familie? Und wie ist es bei Mandanten? Ich meine, wir haben schon öfter auch mit anderen Gesprächspartnern gesprochen, da war zum Beispiel Homeschooling ein ganz wichtiges Thema. Wie machen das Deine Mandanten? Was ist Deine eigene Erfahrung mit dem Thema?
Markus: Es gibt in Paraguay eine Anzahl sehr guter deutscher Schulen. Also wer das möchte, der kann sein Kind in eine deutsche Schule schicken. Hier in meiner Region ist das die deutsche Schule in Independencia, die arbeiten auch mit der deutschen Botschaft zusammen, die machen das Deutsch-Diplom. Die haben nicht solche Schwierigkeiten, wenn gewünscht, dass sie dann in Deutschland studieren können später. In Asunción gibt es die Goethe Schule, wie schon der Name andeutet, auch mit deutschen Wurzeln. Das ist vielleicht die beste deutsche Schule in ganz Paraguay, die ist auch international sehr anerkannt.
Sebastian: Verwenden die dann auch den deutschen Lehrplan, oder ist das einfach nur auf Deutsch, aber das ist ein anderer Lehrplan?
Markus: Die Unterrichtssprache ist immer Spanisch, Castellano, weil wir sind in einem spanischsprechenden Land. Deutsch ist in dem Fall dann die Fremdsprache, die sie haben. Und die deutschen Schulen haben im Gegensatz zu den paraguayischen erstens den paraguayischen Lehrplan, der überschaubar ist, also in der Regel vier Stunden am Tag, fünf Tage die Woche. Aber die haben mehr Unterrichtsstunden. Die haben extra Fächer, damit sie ungefähr auf das Niveau kommen, das auf einer Schule in München oder in Frankfurt unterrichtet werden würde. Die deutschen Schulen sind durchaus gut. Das sind Privatschulen, und da muss man Schulgeld für bezahlen. Je nachdem welche Schule und welche Stufe das Kind, kann das schon etwas ausmachen.
38:29 - Eigentlich gibt es in Paraguay eine Schulpflicht
Daniel: Gibt es eine Schulpflicht in Paraguay?
Markus: Ja, gleich wie in Deutschland, also neun Jahre Schulpflicht und nach zwölf Jahren hat man das Abitur, nur heißt das anders, aber sonst ist kein großer Unterschied.
Daniel: Es ist jetzt Eltern nicht möglich, die Kinder zum Beispiel selbst zu Hause zu unterrichten, oder dass Kinder von Paraguay aus vielleicht eine Online Schule besuchen, außerhalb von Paraguay?
Markus: Ja, also man kann das tun. Das Gesetz selbst sieht eine Schulpflicht vor, die Kinder haben ein Recht auf den Schulbesuch. Nur, wie vieles in Paraguay, es wird nicht kontrolliert. Der Staat ist hier klein, hat einen kleinen Knüppel, kümmert sich nicht um das, was Du auf Deinem Grundstück tust. Das heißt, die Menschen haben auf ihrem Land jegliche Freiheit alles zu bauen, zu machen, zu tun, und das implodiert auch die Familie. Wenn jemand meint, mein Kind ist besser auf einer asiatischen Online Uni oder Online Schule aufgehoben, dann kann er das machen, ohne Probleme. Wenn eine Mutter meint, ich möchte mein Kind lieber nach christlichen Grundsätzen der Bibel unterrichten und ich habe gerade keine Klosterschule in der Nähe, dann kann sie das problemlos machen, der Staat wird sie nicht besuchen kommen. Nur die sozialen Kontakte sind dann halt entsprechend eingeschränkt, das muss man im Hinterkopf behalten.
39:45 - Gesundheitsversorgung in Paraguay
Daniel: Kommen wir jetzt noch einmal auf das Thema der Gesundheitsversorgung in Paraguay zu sprechen. Ich habe in einer Zeitschrift eine Headline gelesen in Deutschland, da hieß es: Was suchen Deutsche in einem Land, dessen Gesundheitssystem schon vor der Pandemie am Limit war? Und jetzt scheinbar noch mehr. Also ist das Gesundheitssystem am Limit? Muss man sich Sorgen machen? Gäbe es jetzt vielleicht gesundheitliche Probleme, irgendwelche Operationen oder so, wo Du sagen würdest: „Geh lieber raus, setz Dich ins Flugzeug, flieg in ein anderes Land.“ Oder bekomme ich alles was ich brauche im Land? An gesundheitlicher Behandlung, Operationen, Untersuchungen und so weiter.
Markus: Wieder eine gute Frage, die sicher für viele Leute wichtig ist. Gerade für die Leute über 50 ist ja das Gesundheitsthema, auch wenn man es nicht wahrhaben will, ein sehr wichtiges. Ich beantworte die Frage in zwei Teilen. Der Teil eins ist das Land. Paraguay ist ein Flächenland. Wir sind zwar für Südamerika relativ klein, aber trotzdem ist Paraguay so groß wie Deutschland und Österreich zusammen und hat 7 Millionen Einwohner. Das heißt nicht alle Regionen sind gleich gut versorgt. Die Hauptstadt Asunción mit dem Großraum Asunción mit über 2 Millionen Einwohnern ist ganz ausgezeichnet versorgt. Also dort gibt es moderne Spitäler, zum Beispiel das Migone, das Bautista. Und diese Krankenhäuser können Herztransplantationen durchführen, die haben modernste Geräte, die haben modernste MRT, also gar kein Problem. Dort wird man nicht schlechter versorgt als an einer Uni-Klinik in Deutschland. Wenn man sich allerdings von der Hauptstadt entfernt und die Asphaltstraße verlässt und man eine Erdstraße betritt und die vielleicht noch 14 km oder so entlangfährt, bis man in einem grünen Paradies am Ende der Welt ankommt, ja, dort hat man ein Problem, wenn was ist. Denn wenn man von dort in ein Krankenhaus kommt, vergeht sehr viel Zeit, das ist auf jeden Fall ein Thema. Der zweite Teil beschäftigt sich mit den Kosten. Paraguay hat ein System, wo auch arme Paraguayer in ein staatliches Krankenhaus können und dort behandelt werden, ohne dass ihnen dafür Kosten entstehen. Also auch die Paraguayer, die gar nichts haben, werden behandelt, es wird hier niemand auf der Straße liegengelassen und verbluten gelassen, das gibt es hier nicht, wir sind nicht in Afrika oder in einer derart dritten Welt, wo das vorkommt. Die Gefahr besteht nicht. Es ist nur so, dass diese staatlichen armen Krankenhäuser sehr bescheiden ausgestattet sind. Man muss damit rechnen, dass man eine Begleitperson braucht, die das Essen bringt. Man muss damit rechnen, dass die Begleitperson in einer Apotheke Medikamente kauft. Man wird zwar versorgt, aber nicht mehr. Die meisten Europäer wollen das nicht. Das heißt es gibt hier sehr viele Privatkrankenhäuser, wo man gut versorgt wird, eine hotelähnliche Atmosphäre hat, einen guten Service genießt, aber die sind selbst zu zahlen. Die heißen Privatkrankenhäuser, die sind gewinnorientierte Unternehmen, und entweder man schließt eine Krankenversicherung ab oder man zahlt selbst. Ich sage es gleich fairerweise, ich arbeite seit fünf Jahren mit einer großen Krankenversicherung hier in Paraguay zusammen, der LIVI Salud Preventiva. Und ich verkaufe Krankenversicherungsverträge an unsere Kunden, das heißt ich bin nicht unvoreingenommen. Aber aus meiner Sicht ist es schon sinnvoll, eine Krankenversicherung zu haben, denn dann hat man eine Karte, wird in den Krankenhäusern aufgenommen, wird behandelt, und selbst wenn etwas nicht gedeckt ist, kann man das dann hinterher bezahlen, aber man wird erstmal operiert. Da ist Versorgungssicherheit gegeben, das ist sehr wichtig. Die Versicherung, auch wenn sie nicht so umfassend sein sollte wie in Deutschland, ist immer noch sehr viel besser als Selbstzahler zu sein und vollkommen auf sich alleine gestellt zu sein.
Daniel: Und vermutlich auch nicht so teuer wie in Deutschland.
Markus: Der beste Plan kostet für ein Pärchen 200 € im Monat. Und damit sind sehr viele Sachen gedeckt. Die Preise im Land in den Krankenhäusern sind billiger als in Deutschland, aber zum Beispiel das Migone, das ich vorhin angesprochen habe, da kostet auch ein Tag in der Intensivstation ohne allem 1.200 US Dollar, und da ist noch kein Arztbesuch dabei, da sind noch keine Medikamente dabei, das ist nur der Grundpreis. Das heißt die guten Spitäler sind auch hier nicht ganz gratis.
44:24 - Sicherheit und Kriminalität in Paraguay und die deutschen Kolonien
Sebastian: Vielleicht noch ein wichtiger Punkt Markus, oder auch zwei. Das erste beim Thema Lateinamerika ist ja doch immer die Frage der Sicherheit schon für viele doch so eine gewisse Sorge. Man kennt es, man hört es, Morde, Entführungen, Erpressung und so weiter. Wie ist so die Sicherheitslage? Ich rede jetzt vom Alltag in Paraguay, wenn man da lebt, muss man die Sorge haben, wenn man ein blondes Kind hat, dass es gekidnappt wird, wenn es auf der Straße spielt? Kann man es also nicht rauslassen? Wie muss man sich das vorstellen?
Markus: Die Sicherheitslage ist im Großen und Ganzen ganz ausgezeichnet. Also in den Regionen, wo die Deutschen wohnen, dort ist es vergleichbar mit dem Schwarzwald, also da passiert nichts. In den deutschen Kolonien ist es sicher, da kann man auch sein Auto unabgesperrt stehenlassen, man braucht nicht zwangsweise einen vier Meter hohen Elektrozaun, damit man nicht überfallen wird. Also dort ist die Sicherheitslage so, dass man ganz normal leben kann, man hat einen kleinen Zaun oder auch nicht, gar kein Problem.
Sebastian: Was sind die deutschen Kolonien? Ich weiß eine Stadt ist Hohenau. Ist das eine deutsche Kolonie?
Markus: Vom Namen nach schon ablesbar, das ist im Süden unten. Hohenau, Bella Vista Obligado sind drei deutsche, kleine Ortschaften, wo Deutsche leben. Eher kleinere deutsche Kolonien.
Sebastian: Wo auch heute noch Deutsche leben? Jetzt nicht nur wo Deutsche hingezogen sind, sondern heute auch noch Deutsche leben.
Markus: Ja, wir haben 500.000 Deutsche und Deutschstämmig hier, das sind über 8% der Bevölkerung, das heißt von den Fremdsprachen her, wenn man schon nicht Spanisch spricht, kommt man mit Deutsch weiter als mit Englisch. Also es gibt viele, die haben deutsche Wurzeln hier und verstehen zumindest Deutsch, auch wenn sie es nicht sprechen. Die größte deutsche Kolonie ist Independencia, in der Nähe, wo wir leben. Die sind jetzt schon in der dritten, vierten Generation teilweise, da gibt es die komplette Infrastruktur mit deutscher Schule, deutschem Sportverein, deutschen Geschäften, also sehr, sehr, sehr deutsch. Aber es gibt noch mehr. In der Hauptstadt Asunción gibt es auch Bereiche, die sind sehr, sehr gut. Altos Atyrá ist hügeliges Gebiet und der Ypacaraí See, auch dort sind sehr viele Deutsche. Da gibt es Auswahl. Gefährlich von der Sicherheitslage wird es nur dann, wenn man sich von der Zivilisation wegbewegt. Wenn man also an die vorher angesprochene Erdstraße geht und dann mal 10 km geradeaus fährt und nie irgendein Haus sieht und sagt: „Das ist jetzt mein Paradies in grün“, dort hat man dann, wenn man ein Problem hat, nicht nur ein gesundheitliches Problem, dort ist alles problematisch. Der Strom ist nicht so gut, das Internet ist schlecht, die Gesundheitsversorgung ist schlecht, kein Krankenwagen kommt hin, und auch kein Polizeiwagen schaut vorbei, wenn mal was sein sollte. Das muss man im Hinterkopf behalten. Je einsamer man lebt, desto gefährlicher lebt man in jeder Beziehung. Je zivilisierter man lebt und je mehr deutsche Nachbarn man hat, desto mehr hat man Sicherheit und lebt im Prinzip genauso wie in Deutschland, kaum ein Unterschied.
47:37 - Die politische Zukunft Paraguays
Daniel: Jetzt lenkt Sebastian das Gespräch in Richtung der politischen Zukunft von Paraguay.
Sebastian: Wir haben jetzt ja in 2021 doch in einigen südamerikanischen Ländern diverse Umbrüche erlebt, also wir hatten in Chile gerade jetzt wurde ein, ich sage mal Linksradikaler zum Präsidenten gewählt, in Honduras wurde eine Präsidentin gewählt, die die Ehefrau eines ehemaligen Präsidenten ist, der wiederum Freund von Hugo Chavez ist, in Peru wurde auch ein Marxist gewählt. Du hattest vorhin die politische Stabilität angesprochen, mit 70 Jahren die gleiche konservative Regierung in Paraguay. Deine Einschätzung: wird es so weitergehen in Paraguay, oder muss man auch damit rechnen, dass es zu politischen Umbrüchen kommt?
Markus: Wir haben ANR, die Colorado Partei seit 70 Jahren an der Macht, das ist die größte Partei. Die Oppositionspartei ist die liberale Partei, mit der FDP grob vergleichbar. Das ist eben die Partei, die seit 70 Jahren nicht den Präsidenten gestellt hat, aber die sind auch keine Sozialisten, Marxisten, Kommunisten oder dergleichen, die sind auch eine gemäßigte Zentrumspartei eigentlich. Die einzige radikale Partei, die wir haben, ist die Frente Guasú, die wird vor allem von den Indigenen gewählt. Die könnte man als marxistische Partei mit Neigung zu derbem Hang vielleicht bezeichnen, aber die haben nur ganz wenige Abgeordnete, die sind eine Kleinstpartei. Dass die hier die Macht übernehmen ist nicht, null.
Sebastian: Also Deine Einschätzung ist, als jemand, der das Land gut kennt, da auch schon relativ lange wohnt, also man erwartet jedenfalls keine Änderung. Man kann sich ja nie sicher sein, aber nach menschlichem Ermessen ist da nichts zu erwarten.
Markus: Eher stabil und sehr korrupt. Das hat hier alles System. Die Macht zu tun haben System. Würden sie die Regierung austauschen, würden unglaublich viele Paraguayer ihre Existenzgrundlage verlieren, weil sie durch die Korruption leben. Also haben die gar kein Interesse, dass es irgendwas ändert, weil sie alle von dem System profitieren.
Sebastian: Sehr, sehr interessant. Sehr faszinierend.
49:42 - Make a long Story short – Kurze Fragen, kurze Antworten
Daniel: Kommen wir jetzt zu unserer Kategorie „Make a long Story short“. Ich stelle Fragen, die möglichst kurz und knapp beantwortet werden. Erste Frage, wenn jemand jetzt nur kurz, vielleicht ein, zwei Tage in Paraguay ist für einen Kurzaufenthalt: was muss er unbedingt gesehen haben?
Markus: Die Wasserfälle von Iguazú. Foz do Iguaçu liegt zwar in Brasilien, beziehungsweise Argentinien, ist aber von Paraguay aus gut erreichbar, und die sind ein Weltwunder. Die sind, egal wann man hinfährt, immer einen Besuch wert. Und wenn einen das nicht interessieren sollte, dann gibt es noch das Wasserkraftwerk daneben, das ist für jeden technisch Interessierten ein Muss, das ist absolut umwerfend, sich das anzuschauen. Eins der größten Wasserkraftwerke der Welt.
Daniel: Welche Spezialität der Küche muss man unbedingt mal probiert haben?
Markus: Die paraguayische Küche ist möglicherweise der größte Schwachpunkt des Landes. Die Paraguayer und Kochen sind zwei Sachen, die absolut nicht gut zusammenpassen. Was ich empfehlen kann, das sind die Japaner hier, die japanischen Sushi Restaurants. Es gibt Japaner Kolonien, also echte Japaner aus Japan, und die machen echte Sushi, die man auch in Tokio essen könnte. Die ist ganz ausgezeichnet. Wer das nicht mag, der kann in ein brasilianisches Grillrestaurant gehen, ein brasilianisches wohlgemerkt, wie zum Beispiel O Gaucho, und wird dort ganz ausgezeichnete Grillspezialitäten bekommen, so wie auch in Brasilien.
Daniel: Diesen Fehler muss man unbedingt vermeiden.
Markus: Sich nur über das Internet zu informieren. Es gibt sehr viele gute YouTube Videos, die sind ganz ausgezeichnet gemacht, und man glaubt, man geht in eine Idylle ins Grüne in Paraguay, wo eine blühende Gemeinschaft gleichdenkender, alternativer Menschen nur darauf wartet, dass man sich eingliedern kann. Leider sind die Realität und diese Videos nicht immer nah beieinander. Und es gibt Leute, die überweisen mehrere hunderttausend Euros an diese Projekte, ohne jemals hier gewesen zu sein. Das halte ich für den größten Fehler, den man machen kann, man muss sich vorher unbedingt diese Projekte vor Ort anschauen, bevor man Zahlungen leistet. Und wenn die Projekte das ablehnen, dass man kommt ohne bezahlt zu haben, naja, dann hat man auch schon eine Antwort, denn wenn es so schön wären, warum würden sie dann keine Besucher empfangen wollen? Weil sie wissen, wenn die Leute das gesehen haben, überweisen sie eh kein Geld mehr. Am besten Vorsicht walten lassen, als später das Geld versuchen, das Geld zurückzubekommen.
Daniel: Was ist die schönste Jahreszeit oder der schönste Monat in Paraguay?
Markus: Kommt darauf an, wie sehr man Hitze mag. Momentan ist hier Hochsommer, die heißesten Temperaturen, die traditionelle Urlaubszeit. Also Dezember und Januar können es schon 40°C hier erreichen. Sehr viele Sonnentage, praktisch kein Regen. Also wer das mag, perfekt. Im Februar ist es ein bisschen besser, da ist der traditionelle Karneval, also ähnlich wie in Brasilien haben wir hier normalerweise in den Städten Karnevalsumzüge und den jungen Mädchen mit ihren Federboas, sehr schön zum Anschauen, wegen Corona derzeit ein bisschen im Hintergrund, aber wer das mag, grundsätzlich sind das die drei Haupt-Ferienmonate hier.
Daniel: Übrigens, wenn Du keinen unserer interessanten Podcasts mehr verpassen willst, dann klick jetzt gleich auf ABO und besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen, und Du kannst uns dort Deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen.
53:16 - Kontaktdaten Markus Haubenwaller
Daniel: Die letzte Frage: wie erreichen Dich interessierte Kunden oder Mandanten?
Markus: Wir betreiben die Webseite www.paraguayprofis.com, eine der meist gelesenen Webseiten über Paraguay, deutschsprachig. Mein Name ist Markus Haubenwaller und auch im Impressum und unter Kontakt ist es sehr einfach, die Kontaktdaten zu finden. Eine E-Mail schreiben an info@paraguayprofis.com ist genauso eine Möglichkeit, wie einen Kommentar zu hinterlassen.
Daniel: Vielen Dank, war sehr interessant das Gespräch.
Sebastian: Vielen Dank und alles Gute!
Markus: Vielen Dank für die Einladung!
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland – Der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.