Steuerfallen bei Auswanderung des Gesellschafter-Geschäftsführers einer GmbH-Holding
Die steuerlichen Herausforderungen bei der Auswanderung eines GmbH-Geschäftsführers sind komplex und erfordern sorgfältige Planung. Die Wegzugsbesteuerung, Betriebsstättenproblematik und internationale Steuerpflichten müssen dabei besonders berücksichtigt werden.
Ein Umzug in die USA bringt spezifische steuerliche Konsequenzen mit sich, insbesondere im Hinblick auf die Behandlung von Holdinggesellschaften. Die amerikanische Gesetzgebung sieht für private Holdinggesellschaften besondere Regelungen vor, die sich deutlich von den deutschen Strukturen unterscheiden.
Key Takeaways
Die Wegzugsbesteuerung kann erhebliche finanzielle Auswirkungen haben und muss frühzeitig geplant werden
Die Verlegung der Geschäftsführung ins Ausland erfordert eine Neustrukturierung der Betriebsstätte
Private Holdinggesellschaften unterliegen in den USA besonderen steuerlichen Beschränkungen
Steuerliche Grundsätze bei internationaler Relokation
Fallbeschreibung eines GmbH-Geschäftsführers
Ein alleiniger Geschäftsführer und 100% Gesellschafter einer deutschen vermögensverwaltenden GmbH plant seinen Umzug in die USA. Die GmbH verfügt über:
Aktienportfolio (Wert: 5 Millionen Euro)
Diverse Unternehmensbeteiligungen ohne Dividendenerträge
Immobilien mit monatlichen Mieteinnahmen von 10.000 Euro
Prognostizierter Jahresgewinn: 350.000 Euro
Geplantes Geschäftsführergehalt: 250.000 Euro
Die GmbH operiert ohne Mitarbeiter und Büroräume. Der Geschäftsführer ist bezüglich der Dauer seines USA-Aufenthalts noch unentschlossen.
Steuerliche Auswanderungsfolgen
Die Wegzugsbesteuerung greift bei Beteiligungen ab 1% an Kapitalgesellschaften, wenn der Steuerpflichtige in 7 von 12 Jahren in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig war. Der fiktive Veräußerungserlös basiert auf dem Substanzwert von etwa 10 Millionen Euro.
Möglichkeiten zur Steueroptimierung:
Umwandlung in GmbH & KG Holding
Stiftungsgründung
Stundungsantrag beim Finanzamt (7-Jahres-Frist)
Wichtig: Die Betriebsstättenproblematik erfordert einen kompetenten Geschäftsführer in Deutschland, um eine Entstrickungsbesteuerung zu vermeiden.
Besonderheiten des US-Steuersystems:
Pflicht zur Sozialversicherung für das Gehalt
Besteuerung nicht ausgeschütteter Gewinne mit 20%
Strenge Regularien für Private Holding Companies
Die deutsche GmbH muss weiterhin Gewinne in Deutschland versteuern. Dividendenzahlungen unterliegen der US-Besteuerung mit Anrechnung deutscher Quellensteuer.
Steuerliche Aspekte beim Auslandswechsel
Bewertung des Unternehmensvermögens
Der Substanzwert einer GmbH wird für die Berechnung der Wegzugsteuer herangezogen. Bei einem Aktienportfolio von 5 Millionen Euro, mehreren Immobilien und monatlichen Mieteinnahmen von 10.000 Euro kann der Substanzwert etwa 10 Millionen Euro betragen.
Die Wegzugsteuer greift bei Gesellschaftern mit mindestens 1% Beteiligung, die in den vergangenen 7 von 12 Jahren in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig waren. Die Steuerlast könnte sich auf etwa 3 Millionen Euro belaufen.
Strategien zur Steueroptimierung
Die GmbH kann in eine GmbH & KG Holdings umgewandelt werden. Eine weitere Option ist die Einbringung in eine Stiftung.
Eine Stundung der Wegzugsteuer ist beim Finanzamt möglich, wenn:
Eine Rückkehr innerhalb von 7 Jahren nachgewiesen wird
Eine Sicherheitsleistung erbracht wird
Keine größeren Dividendenausschüttungen erfolgen
Die Betriebsstättenverlegung muss vermieden werden. Ein kompetenter Geschäftsführer in Deutschland sollte eingesetzt werden, während der Gesellschafter als Angestellter fungiert.
Wichtige Aspekte für US-Auswanderer:
Private Holding-Gesellschaften sind steuerlich nachteilig
Nicht ausgeschüttete Gewinne werden mit 20% besteuert
Ausländische Gesellschaften müssen in der US-Steuererklärung angegeben werden
Gehaltszahlungen unterliegen der US-Sozialversicherungspflicht
Betrachtung der Betriebsstättenproblematik
Bei einem Umzug des GmbH-Geschäftsführers in die USA entsteht eine kritische Betriebsstättenproblematik. Die Verlegung des Wohnsitzes des alleinigen Geschäftsführers würde automatisch zur Verlagerung der Betriebsstätte in die USA führen.
Diese Situation löst in Deutschland eine Entstrickungsbesteuerung aus. Die Steuerlast entspricht dabei der Höhe einer Wegzugssteuer und kann mehrere Millionen Euro betragen.
Eine praktische Lösung besteht in der Ernennung eines neuen Geschäftsführers in Deutschland. Der bisherige Geschäftsführer tritt von seiner Position zurück und wird zum einfachen Angestellten der GmbH. Der neue Geschäftsführer muss fachlich kompetent sein und eigenständige Entscheidungen treffen können.
Wichtige steuerliche Aspekte für US-Ansässige:
Gehaltszahlungen werden in den USA besteuert
Pflicht zur US-Sozialversicherung
Niedrigere Einkommenssteuersätze als in Deutschland
Quellensteuer auf Dividenden wird angerechnet
Die USA behandeln private Holdinggesellschaften steuerlich sehr restriktiv. Nicht ausgeschüttete Gewinne unterliegen einer 20% Besteuerung. Diese Regelung gilt auch für ausländische Gesellschaften und muss in der US-Steuererklärung angegeben werden.
Steuerliche Konsequenzen:
Beschränkte Steuerpflicht in Deutschland
Unbeschränkte Steuerpflicht in den USA
GmbH-Gewinne werden weiterhin in Deutschland versteuert
Zusätzliche US-Besteuerung auf thesaurierte Gewinne
Steuerliche Behandlung von Geschäftsführergehältern im Ausland
Steuerpflicht in den USA
Die steuerliche Behandlung von Geschäftsführergehältern bei Auswanderung in die USA erfordert besondere Aufmerksamkeit. Private Holdinggesellschaften werden steuerlich benachteiligt und mit zusätzlichen Abgaben belastet. Ein Steuersatz von 20% wird auf nicht ausgeschüttete Gewinne erhoben.
Die GmbH-Gewinne müssen in der amerikanischen Steuererklärung offengelegt werden. Bei einem Jahresgehalt von 250.000 Euro erfolgt die Besteuerung in den USA nach amerikanischem Recht. Die Quellensteuer auf Dividenden kann in den USA angerechnet werden.
Sozialversicherung und Vergleiche
Die Sozialversicherungspflicht in den USA unterscheidet sich deutlich von Deutschland. GmbH-Geschäftsführer müssen in den USA zwingend Sozialversicherungsbeiträge entrichten, während dies in Deutschland nicht immer erforderlich ist.
Die Einkommensteuerbelastung fällt in den USA tendenziell niedriger aus. Die steuerlichen Vorteile können durch die verpflichtenden Sozialversicherungsbeiträge teilweise aufgezehrt werden. Eine genaue Kalkulation der Gesamtbelastung ist für jeden Einzelfall erforderlich.
Steuerliche Aspekte bei Unternehmensgewinnen und Ausschüttungen
Steuerliche Behandlung in Deutschland
Die steuerlichen Verpflichtungen für eine GmbH in Deutschland sind komplex. Bei einem Jahresgewinn von 350.000 € fallen Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer an.
Die Entnahme eines Geschäftsführergehalts von 250.000 € wird als Betriebsausgabe der GmbH behandelt. Der verbleibende Gewinn von 100.000 € unterliegt der regulären Besteuerung auf Unternehmensebene.
Eine besondere Herausforderung stellt die Wegzugsbesteuerung dar. Bei Vermögenswerten von 10 Millionen € können Steuerforderungen von bis zu 3 Millionen € entstehen.
Möglichkeiten zur Steueroptimierung:
Umwandlung in GmbH & Co. KG
Einbringung in eine Stiftung
Beantragung einer Steuerstundung
Stellung von Sicherheitsleistungen
Steuerliche Behandlung in den USA
Die steuerliche Situation in den USA gestaltet sich anders als in Deutschland. Private Holdinggesellschaften werden dort kritisch betrachtet.
Wichtige Aspekte:
Nicht ausgeschüttete Gewinne werden mit 20% besteuert
Geschäftsführergehälter unterliegen der US-Einkommensteuer
Sozialversicherungspflicht für Geschäftsführer
Dividenden müssen in den USA versteuert werden
Die ausländische Beteiligung muss in der US-Steuererklärung angegeben werden. Deutsche Quellensteuer auf Dividenden kann in den USA angerechnet werden.
Zur Vermeidung einer Betriebsstättenverlagerung empfiehlt sich die Einsetzung eines kompetenten Geschäftsführers in Deutschland, während der Gesellschafter als Angestellter fungiert.
Spezifika der privaten Holdinggesellschaft in den USA
Die steuerliche Behandlung von privaten Holdinggesellschaften in den USA unterscheidet sich grundlegend von der deutschen Praxis. Private Holdinggesellschaften werden in den USA äußerst kritisch betrachtet und steuerlich benachteiligt.
Der US-Fiskus belegt nicht ausgeschüttete Gewinne einer privaten Holdinggesellschaft mit einem zusätzlichen Steuersatz von 20%. Diese Regelung gilt auch für ausländische Gesellschaften, die von US-Steuerpflichtigen gehalten werden.
Wichtige steuerliche Aspekte:
Deklarationspflicht der ausländischen Beteiligung in der US-Steuererklärung
20% Zusatzsteuer auf thesaurierte Gewinne
Vermeidung von Gewinneinbehaltung wird steuerlich erzwungen
Die US-Gesetzgebung zielt darauf ab, die Bildung von vermögensverwaltenden Holdingstrukturen zu verhindern. Eine steuerliche Optimierung durch Gewinnthesaurierung wird aktiv unterbunden.
Diese restriktive Haltung führt dazu, dass private Holdinggesellschaften in den USA praktisch nicht existieren. Deutsche Unternehmer mit US-Bezug müssen diese steuerlichen Besonderheiten in ihre Planungen einbeziehen.
Konsequenzen einer eventuellen Rückkehr nach Deutschland
Eine Rückkehr nach Deutschland muss sorgfältig geplant werden. Die Stundung der Wegzugsteuer kann beim Finanzamt beantragt werden, wenn eine Rückkehr innerhalb von 7 Jahren nachgewiesen wird.
Die Stundung der Wegzugsteuer bringt erhebliche Einschränkungen mit sich. Dividendenausschüttungen werden stark limitiert, um eine finanzielle Aushöhlung der GmbH zu verhindern.
Das Finanzamt kann eine Sicherheitsleistung in Höhe der erwarteten Wegzugsteuer fordern. Diese kann durch eine Bareinzahlung oder die Eintragung einer Grundschuld erbracht werden.
Bei der Rückkehr nach Deutschland muss die Geschäftsführung neu strukturiert werden. Der während des Auslandsaufenthalts eingesetzte deutsche Geschäftsführer sollte seine Position wieder an den zurückkehrenden Gesellschafter abgeben.
Die steuerliche Ansässigkeit wechselt bei der Rückkehr von beschränkter zu unbeschränkter Steuerpflicht. Alle in der GmbH erwirtschafteten Gewinne unterliegen dann wieder vollständig der deutschen Besteuerung.