BRICS Jahrestreffen: Wird es jetzt schmerzhaft für die westliche Welt?

Die BRICS-Jahrestagung 2024 in Kasan verspricht ein bedeutendes Ereignis zu werden. Zahlreiche wichtige Themen stehen auf der Agenda, darunter die Einführung des BRICS-Zahlungssystems "BRICS PAY". Dieses System soll den Handel zwischen den Mitgliedsländern in lokalen Währungen ermöglichen und eine Alternative zum Swift-System bieten.

Ein weiterer Schwerpunkt wird die Erörterung einer möglichen BRICS-Währung sein. Dabei geht es weniger um eine gemeinsame Währung, sondern eher um ein Verrechnungssystem zur Erleichterung des Handels. Auch die Stärkung der Position der BRICS-Staaten in globalen Organisationen wie der UNO, dem IWF und der Weltbank steht zur Diskussion.

Key Takeaways

  • BRICS PAY ermöglicht Handel in lokalen Währungen ohne Dollarabhängigkeit

  • Eine Korbwährung könnte als Verrechnungseinheit eingeführt werden

  • Die geplante Agrarhandelsplattform könnte den globalen Lebensmittelhandel beeinflussen

Hauptthemen der BRICS-Jahrestagung 2024

Die BRICS-Jahrestagung in Kasan im Oktober 2024 verspricht, eine der bedeutendsten Zusammenkünfte der Gruppe seit 2010 zu werden. Mehrere wichtige Themen stehen auf der Agenda.

Ein zentraler Punkt wird die offizielle Einführung des BRICS-Zahlungssystems BRICS PAY sein. Dieses System soll als Alternative zu SWIFT dienen und den Handel in lokalen Währungen ermöglichen. Bereits 159 Banken aus etwa 20 Ländern sind angeblich an das System angeschlossen.

Die Schaffung einer Getreidebörse ist ein weiteres wichtiges Thema. Diese soll den kostengünstigen Handel mit Getreide und anderen Agrarprodukten zwischen BRICS-Ländern ohne Dollarzahlungen ermöglichen.

Diskutiert werden auch Fragen zur Erleichterung der Freizügigkeit und der Arbeitsvisa innerhalb der BRICS-Staaten. Zudem sollen gemeinsame Positionen zu Mitgliedschaften und Stimmrechten in internationalen Organisationen wie der UNO, dem IWF und der Weltbank erörtert werden.

Die Idee einer BRICS-Währung steht ebenfalls auf der Tagesordnung. Allerdings geht es hierbei wahrscheinlich nicht um eine gemeinsame Währung, sondern möglicherweise um eine Verrechnungseinheit ähnlich der früheren ECU in Europa.

Am Rande der Konferenz werden voraussichtlich Gespräche mit neuen Beitrittskandidaten und potenziellen Mitgliedern wie der Türkei geführt. Auch neue Varianten einer nicht-vollständigen Mitgliedschaft könnten diskutiert werden.

BRICS-Zahlungssystem "BRICS PAY"

Vernetzung von 159 Finanzinstituten

Das BRICS-Zahlungssystem "BRICS PAY" verbindet bereits 159 Banken aus etwa 20 Ländern. Es dient als Alternative zum SWIFT-System und ermöglicht Transaktionen ohne Abhängigkeit vom US-Dollar. Die Plattform ist technisch in der Lage, verschiedene Zahlungsformen zu verarbeiten, einschließlich Kryptowährungen und digitaler Zentralbankwährungen (CBDCs).

Handel in lokalen Währungen

Ein Hauptziel von BRICS PAY ist es, den Handel in lokalen Währungen zu fördern. Dies soll besonders wirtschaftlich schwächeren Ländern zugutekommen, indem sie ihre eigenen Währungen für internationale Transaktionen nutzen können. Dadurch wird die Abhängigkeit vom US-Dollar reduziert und die wirtschaftliche Autonomie gestärkt.

Technische Umsetzung und CBDCs

Die technische Infrastruktur von BRICS PAY ist bereits für die Integration von CBDCs vorbereitet. Testläufe zur Übertragung digitaler Zentralbankwährungen über die Plattform wurden erfolgreich durchgeführt. Die genauen Regeln für Kryptowährungszahlungen müssen noch festgelegt werden.

Währungsswaps und regionale Implementierung

Einige BRICS-Länder haben bereits bilaterale Währungsswaps eingeführt. Diese ermöglichen den Austausch von Währungen zu festgelegten Kursen und die Führung von Konten in der Partnerländerwährung. Ein Beispiel ist der kürzlich eingeführte Swap zwischen Russland und der Türkei, der den Handel in Rubel und Lira erleichtert. Zusätzlich wurde das russische Zahlungssystem in der Türkei angebunden, was die Nutzung russischer Bankkarten im Land ermöglicht.

Überlegungen zu einer BRICS-Währung

Mögliche Einführung einer Korbwährung

Die BRICS-Staaten erwägen die Einführung einer Korbwährung als Alternative zu einer gemeinsamen Währung. Diese könnte ähnlich wie der ECU vor der Euro-Einführung funktionieren. Eine Korbwährung würde als gewichteter Durchschnitt der Wechselkurse der einzelnen Währungen berechnet. Die Gewichtung basiert auf der wirtschaftlichen Bedeutung der jeweiligen Länder.

Der Vorteil wäre die Flexibilität: Die Zusammensetzung könnte regelmäßig angepasst werden, um Ungleichgewichte zu vermeiden. Jedes Land hätte einen Verrechnungskurs zwischen der Korbwährung und der eigenen Währung. Dies könnte den Handel innerhalb der BRICS-Staaten erleichtern, ohne eine vollständige Währungsunion einzugehen.

Vergleich mit dem ECU der Europäischen Union

Der ECU diente als Vorläufer des Euro in der Europäischen Union. Er war eine theoretische Recheneinheit, deren Wert sich aus einem Währungskorb ergab. Die Gewichtung der einzelnen Währungen wurde regelmäßig an die wirtschaftliche Entwicklung der Länder angepasst.

Im Gegensatz zum heutigen Euro blieb der ECU flexibel. Dies verhinderte extreme Ungleichgewichte zwischen den Volkswirtschaften. Eine ähnliche Lösung könnte für die BRICS-Staaten attraktiv sein, da sie Handelsvorteile bietet, ohne die geldpolitische Souveränität aufzugeben.

Eine papierbasierte Verrechnungseinheit, an der sich nur einige Länder beteiligen, wäre eine mögliche Option. Dies könnte Handelstransaktionen erleichtern, ohne eine vollwertige gemeinsame Währung einzuführen.

BRICS und internationale Finanzinstitutionen

Standpunkte zu UNO, IWF und Weltbank

Die BRICS-Staaten streben eine gemeinsame Position bezüglich ihrer Mitgliedschaft und Stimmrechte in den Vereinten Nationen, dem Internationalen Währungsfonds und der Weltbank an. Dies ist ein wichtiger Tagesordnungspunkt für das anstehende BRICS-Treffen in Kasan im Oktober 2024.

Die Gruppe möchte ihren Einfluss in diesen globalen Organisationen stärken. Ziel ist es, die Interessen der Schwellen- und Entwicklungsländer besser zu vertreten und ein Gegengewicht zum Westen zu bilden.

Einige mögliche Forderungen der BRICS-Staaten:

  • Erhöhung der Stimmrechte im IWF und der Weltbank

  • Reform des UN-Sicherheitsrats

  • Stärkere Berücksichtigung bei der Besetzung von Führungspositionen

Die gemeinsame Positionierung soll die Verhandlungsmacht der BRICS-Länder erhöhen. Es bleibt abzuwarten, welche konkreten Vorschläge in Kasan vereinbart werden.

Neue BRICS-Mitglieder und Erweiterungspläne

Gespräche mit Beitrittskandidaten

Die BRICS-Staaten planen, bei ihrem Treffen in Kasan im Oktober 2024 Gespräche mit potenziellen neuen Mitgliedern zu führen. Dabei sollen verschiedene Optionen für eine Erweiterung der Gruppe diskutiert werden, einschließlich neuer Varianten einer nicht vollständigen Mitgliedschaft. Ziel ist es, die Zusammenarbeit mit interessierten Ländern zu intensivieren, ohne zwangsläufig eine Vollmitgliedschaft anzubieten. Die BRICS-Staaten wollen so ihren Einfluss ausweiten und gleichzeitig flexibel in der Gestaltung neuer Partnerschaften bleiben.

Türkei als möglicher Beitrittskandidat

Die Türkei gilt als einer der vielversprechendsten Kandidaten für eine engere Anbindung an die BRICS-Gruppe. Bereits jetzt gibt es intensive wirtschaftliche Verflechtungen zwischen der Türkei und einzelnen BRICS-Staaten. So wurde kürzlich ein Währungsabkommen zwischen Russland und der Türkei geschlossen. Dies ermöglicht türkischen Unternehmen Käufe in Rubel und russischen Firmen Geschäfte in türkischer Lira. Zudem wurde das russische Zahlungssystem in der Türkei angebunden, sodass russische Geldkarten dort genutzt werden können. Diese Schritte zeigen das Interesse der Türkei an einer engeren wirtschaftlichen Integration mit den BRICS-Ländern.

Wirtschaftliche Strategien und Kooperationen

Mobilität der Arbeitskräfte und Visaregelungen

Die BRICS-Staaten planen, die Freizügigkeit und Arbeitsmöglichkeiten innerhalb ihrer Länder zu erleichtern. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die Vereinfachung von Arbeitsvisa. Diese Maßnahme soll den Austausch von Fachkräften fördern und die wirtschaftliche Zusammenarbeit stärken.

Durch flexiblere Visaregelungen können Unternehmen leichter qualifizierte Mitarbeiter aus anderen BRICS-Ländern rekrutieren. Dies ermöglicht einen effektiveren Wissenstransfer und fördert Innovationen. Gleichzeitig profitieren Arbeitnehmer von erweiterten Karrieremöglichkeiten im BRICS-Raum.

Förderung wirtschaftlich schwächerer Nationen

Ein Kernziel der BRICS-Kooperation ist die Unterstützung ökonomisch schwächerer Mitgliedsländer. Das neue Zahlungssystem BRICS PAY spielt hierbei eine zentrale Rolle. Es ermöglicht Transaktionen in lokalen Währungen und reduziert die Abhängigkeit vom US-Dollar.

Durch Währungsswaps zwischen BRICS-Staaten wird der Handel weiter erleichtert. Unternehmen können so in der Währung des Partnerlandes Ein- und Verkäufe tätigen. Die BRICS-Bank vergibt zudem Kredite an schwächere Volkswirtschaften, um deren Entwicklung zu beschleunigen.

Eine geplante Getreidebörse soll den kostengünstigen Handel mit Agrarprodukten innerhalb der BRICS ermöglichen. Dies stärkt die Ernährungssicherheit und reduziert die Abhängigkeit von westlichen Märkten.

Handelsdynamiken und Marktentwicklungen

Strategische Nutzung von Handelsungleichgewichten

Die BRICS-Staaten entwickeln innovative Ansätze zur Stärkung ihrer wirtschaftlichen Beziehungen. Ein zentraler Aspekt ist die Nutzung von Handelsdefiziten schwächerer Volkswirtschaften. Die Bank der BRICS-Länder gewährt Kredite an wirtschaftlich schwächere Staaten, um deren Entwicklung zu beschleunigen. Dies fördert nicht nur das Wachstum dieser Länder, sondern steigert auch den Handel innerhalb der BRICS-Gemeinschaft.

Ein wichtiger Schritt ist die Einführung des BRICS-Zahlungssystems "BRICS PAY". Dieses System ermöglicht den Handel in lokalen Währungen und reduziert die Abhängigkeit vom US-Dollar. Bereits 159 Banken aus etwa 20 Ländern sind angeschlossen. BRICS PAY unterstützt auch Kryptowährungen und digitale Zentralbankwährungen.

Die BRICS-Staaten setzen zudem auf Währungs-Swaps. Diese erlauben den Austausch von Währungen zu festgelegten Kursen und ermöglichen Banken, Konten in Partnerländer-Währungen zu führen. Ein Beispiel ist der kürzlich vereinbarte Swap zwischen Russland und der Türkei.

Eine weitere Initiative ist die Schaffung einer Getreidebörse. Diese soll den günstigen Handel von Getreide und anderen Agrarprodukten zwischen BRICS-Ländern ohne Dollar-Zahlungen ermöglichen. Erste Auswirkungen zeigen sich bereits: Große Bestellungen von Weizen, Soja und Mais aus Australien und den USA wurden storniert.

Diese Entwicklungen könnten weitreichende Folgen für westliche Länder haben. Die BRICS-Staaten streben an, ihre landwirtschaftlichen Produkte primär innerhalb der Gemeinschaft zu handeln und den Handel mit westlichen Ländern zu minimieren.

BRICS-Agrarhandelsplattform

Handel ohne Dollar und SWIFT

Die BRICS-Staaten planen die Einführung einer Agrarhandelsplattform, die den Handel mit Getreide und anderen landwirtschaftlichen Produkten ohne Verwendung des US-Dollars oder des SWIFT-Systems ermöglichen soll. Diese Initiative zielt darauf ab, den Handel innerhalb der BRICS-Gemeinschaft zu vereinfachen und kostengünstiger zu gestalten.

Die Plattform wird es den teilnehmenden Ländern ermöglichen, Transaktionen in ihren jeweiligen Landeswährungen abzuwickeln. Dies stärkt die wirtschaftliche Unabhängigkeit der BRICS-Staaten und reduziert ihre Abhängigkeit von westlichen Finanzsystemen.

Rückgang von Aufträgen in der westlichen Welt

Als Folge dieser Entwicklung zeichnet sich bereits ein Rückgang der Aufträge für landwirtschaftliche Produkte aus westlichen Ländern ab. Große Bestellungen für Weizen, Soja und Mais aus Australien und den USA wurden von BRICS-Ländern storniert.

Diese Verschiebung hat potenziell weitreichende Konsequenzen für die Landwirtschaft in westlichen Nationen. Die Vorabplanung ist ein wichtiger Kostenfaktor in der Agrarwirtschaft, und der plötzliche Wegfall von Großaufträgen kann erhebliche finanzielle Auswirkungen haben.

Die BRICS-Staaten streben an, ihren Bedarf an landwirtschaftlichen Erzeugnissen vorrangig innerhalb ihrer Gemeinschaft zu decken. Dies könnte zu einer signifikanten Reduzierung des Handels mit westlichen Ländern führen, insbesondere bei Produkten, die bisher über das SWIFT-System und in US-Dollar gehandelt wurden.

Zusammenfassung und Zukunftsaussichten

Das BRICS-Jahrestreffen in Kasan im Oktober 2024 verspricht, ein Meilenstein zu werden. Zentrale Themen sind das BRICS-Zahlungssystem, Börsen für Getreide und Energie sowie ein BRICS-Parlament. Auch Visaerleichterungen und eine gemeinsame Haltung zu internationalen Organisationen stehen auf der Agenda.

Das BRICS PAY System soll offiziell starten. Es ermöglicht Handel in lokalen Währungen und könnte auch Kryptowährungen sowie digitale Zentralbankwährungen unterstützen. Dies fördert wirtschaftlich schwächere Länder und reduziert die Abhängigkeit vom Dollar.

Eine gemeinsame BRICS-Währung ist unwahrscheinlich. Stattdessen wird über eine Korbwährung als Verrechnungseinheit diskutiert, ähnlich dem früheren ECU in Europa. Dies könnte den Handel erleichtern, ohne die Vorteile lokaler Währungen aufzugeben.

Die geplante Getreidebörse könnte weitreichende Folgen haben. BRICS-Länder haben bereits Großbestellungen in westlichen Ländern storniert. Ziel ist es, den Handel innerhalb der BRICS-Staaten zu stärken und Dollarzahlungen zu minimieren.

Diese Entwicklungen könnten die globale Wirtschaftsordnung nachhaltig verändern. Die BRICS-Staaten streben mehr Unabhängigkeit vom westlichen Finanzsystem an und schaffen neue Strukturen für engere wirtschaftliche Zusammenarbeit.

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