Argentinien: Spannende Chancen für Unternehmer und digitale Nomaden
Zu Gast: Martin Dietl
Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:
Argentinien ist ein beeindruckendes Land, das immer mehr Menschen als idealen Ort zum Leben für sich entdecken. Die Schönheit des Landes zieht viele Einwanderer in ihren Bann. Sie reicht von den beeindruckenden Anden über malerische Seen und Wasserfälle, wie die Iguazú-Wasserfälle, bis hin zur weiten Grassteppe, der Pampa. Die Vielfalt seiner Landschaften bietet unzählige Möglichkeiten für Abenteuer und Entspannung.
Niedrige Lebenshaltungskosten machen es Einwanderern einfach und angenehm, in Argentinien Wurzeln zu schlagen. Darüber hinaus sind die Argentinier bekannt für ihre Warmherzigkeit und Gastfreundschaft, was den Umzug in dieses südamerikanische Land noch attraktiver macht. Nicht zuletzt zeichnet sich Argentinien durch ein vorteilhaftes Klima und hervorragende Visa-Möglichkeiten aus. Insbesondere aufgrund des niedrigen Wechselkurses ist es auch deutschen Einwanderern möglich, eine Investorenvisa zu sehr attraktiven Konditionen zu erlangen.
In Argentinien gibt es eine große deutsche Gemeinschaft, die sich im Laufe der Jahre etabliert hat. Zudem bietet das Land ein pulsierendes Leben und eine hohe Lebensqualität für alle, die sich hier niederlassen möchten.
Diese Vorteile bietet Argentinien
Die Schönheit des Landes ist unbestreitbar.
Argentinien bietet eine Fülle von landschaftlichen Schönheiten, die Vielfalt und Faszination auf jedem Schritt versprühen. Sie können die beeindruckenden Anden erkunden, sich von den malerischen Seen verzaubern lassen oder die weitläufigen Pampas durchstreifen. Die Amazonas-Dschungel und Wasserfälle im Norden sind genauso eine Reise wert wie die majestätischen Perito-Moreno-Gletscher im Süden des Landes. Darüber hinaus bieten Städte wie Buenos Aires, das oft als Paris von Südamerika bezeichnet wird, ein pulsierendes Nachtleben und ein vielfältiges kulturelles Angebot.
Niedrige Lebenshaltungskosten und eine hohe Lebensqualität
Die Lebenshaltungskosten sind in Argentinien überraschend niedrig - eine Familie benötigt durchschnittlich nur etwa 1.700 US-Dollar pro Monat. Zum Beispiel sind Mahlzeiten in Restaurants, Transportmittel und Freizeitaktivitäten in Argentinien häufig deutlich preiswerter als in europäischen Ländern oder den USA. Zugleich genießen Sie in Argentinien eine hohe Lebensqualität, die mit einer guten Gesundheitsversorgung und einem angesehenen Schulsystem daherkommt. Internationale Schulen sind, insbesondere in großen Städten wie der Hauptstadt Buenos Aires, zahlreich vertreten und auch das öffentliche Schulsystem ist für gute Ergebnisse bekannt. Darüber hinaus finden Sie in Argentinien alles, was Ihr Herz begehrt, seien es kulturelle Angebote, eine bezaubernde Natur oder kulinarische Genüsse.
Freundliche Menschen
Die Argentinier sind bekannt für ihre Gastfreundschaft und ihre positive Einstellung zum Leben. Sie werden schnell feststellen, dass es leicht ist, Freundschaften zu schließen und sich in der lokalen Gesellschaft wohlzufühlen. Die Argentinier gelten als sehr offen und hilfsbereit. Sie werden bei Begegnungen oft mit einem Lächeln und einer Umarmung begrüßt - ein Zeichen der ausgesprochenen Herzlichkeit der Menschen hier.
Angenehmes Klima
Das Wetter in Argentinien bietet für jeden Geschmack etwas. Das Klima variiert je nach Region, aber generell können Sie milde Winter und warme Sommer erwarten. Im Süden finden Sie kühleres Klima, während der Norden wärmere Temperaturen bietet.
Hier eine kurze Übersicht der verschiedenen Klimazonen und ihren Besonderheiten:
Buenos Aires: Gemäßigtes Klima, milde Winter, warme Sommer
Salta und Jujuy: Trockenes Wüstenklima, extrem hohe Tagestemperaturen, kalte Nächte
Iguazú Falls: Tropisches Klima, hohe Luftfeuchtigkeit, üppige Vegetation
Die Vielfalt der Klimazonen bringt mit sich, dass Sie immer etwas Neues entdecken und die natürliche Schönheit des Landes zu jeder Jahreszeit genießen können. Egal ob Sie die Sonne am Strand genießen oder die schneebedeckten Anden erkunden möchten – in Argentinien ist für jeden etwas dabei.
Günstige Voraussetzungen für die Aufenthaltsgenehmigung
Die Möglichkeiten, ein Visum für Argentinien zu erhalten, sind großzügig. Aufgrund des niedrigen Wechselkurses ist es für nahezu jeden erschwinglich, mit einem Investorenvisum für nur wenige Tausend Euro ins Land einzureisen. Zudem gibt es seit Kurzem ein spezielles Visum für digitale Nomaden, mit dem Sie sich problemlos bis zu ein Jahr lang in Argentinien aufhalten können.
Es gibt auch eine Option für Rentner oder Personen mit passivem Einkommen, das Rentnervisum. Hier müssen Sie lediglich nachweisen, dass Sie über ein regelmäßiges Einkommen oder ausreichende finanzielle Mittel verfügen, um Ihren Lebensunterhalt in Argentinien zu bestreiten. Die genauen Anforderungen können je nach Situation variieren.
Für diejenigen, die nach Argentinien ziehen möchten, um in einem Unternehmen zu arbeiten, gibt es ein Arbeitsvisum. Um dieses Visum zu erhalten, benötigen Sie ein Jobangebot von einem Unternehmen in Argentinien. Sie müssen zudem bestimmte Dokumente vorlegen, um die Beantragung des Visums abzuschließen.
Wenn Sie Familienmitglieder haben, die in Argentinien leben, können Sie ein Visum für Familienzusammenführung beantragen. Dieses Visum ermöglicht es Ihnen, bei Ihren in Argentinien lebenden Verwandten zu leben und zu arbeiten.
Deutsche Community
Es gibt viele Deutsche in Argentinien, sodass Sie sich schnell heimisch fühlen und Gleichgesinnte finden werden. Die deutsche Gemeinschaft ist gut vernetzt und hilft neuen Einwanderern, sich an das Leben in ihrer neuen Heimat zu gewöhnen.
Angesichts dieser zahlreichen Vorteile steht einem Umzug nach Argentinien nichts mehr im Wege. Verwirklichen Sie Ihren Traum von einem Leben voller beeindruckender Landschaften, freundlicher Atmosphäre, unterhaltsamen Aktivitäten und hoher Lebensqualität in diesem südamerikanischen Land.
Im aktuellen Podcast sprechen wir über all das und mehr mit Rechtsanwalt Martin Dietl, dessen Großvater bereits nach Argentinien auswanderte. Hören Sie herein und lassen Sie sich seine Tipps nicht entgehen.
Kontaktdaten und Links:
Webseite: https://www.leodi.com.ar
E-Mail-Adresse: info@leodi.com.ar
Weitere Auslandsperspektiven für Sie:
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Gold lagern im Ausland - was Sie wissen müssen
Nach Südamerika Auswandern: 7 Erfolgstipps
Firma in IRLAND gründen –Steuern niedrig, Hürden hoch
Dubai - sicheres, fortschrittliches Steuerparadies ohne Buchführungspflicht
Chile: Diese 6 Fakten müssen Auswanderer, Unternehmer und digitale Nomaden unbedingt kennen!
Timestamps:
00:56:12 – Einleitung und Vorstellung
00:06:00 – Argentinien: Urlaubsland oder beliebtes Ziel für Auswanderer?
00:07:20 – Welche Gründe sprechen für Argentinien?
00:11:09 – Diese Möglichkeiten gibt es für digitale Nomaden
00:14:33 –Anforderungen und Vorteile des Visums für digitale Nomaden
00:17:00 – Welche weiteren Visa-Arten gibt es?
00:20:08 – Das Investorenvisum und seine Bedingungen
00:22:22 – Staatsbürgerschaft durch Geburt: Das Geburtsortsprinzip in Argentinien
00:24:40 – Wann kann man eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung erhalten?
00:26:21 – Unternehmensgründung in Argentinien
00:31:42 – Die Devisenkontrolle und ihre Auswirkung auf den Wechselkurs
00:34:55 – Die Inflation und ihre Auswirkungen auf das tägliche Leben
00:38:07 – Politischer Umbruch nach Präsidentschaftswahl?
00:42:20 – Ist Argentinien ein sicheres Land?
00:45:25 – Kontoeröffnung und -nutzung
00:48:38 – Wie ist das Bildungssystem in Argentinien?
00:53:12 – Wohnen und Leben in Argentinien
00:59:19 – Argentinien als Vorreiter in Sachen CBDC?
01:03:30 – Top-Tipp für Argentinien-Auswanderer
Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 110: Argentinien: Spannende Chancen für Unternehmer und digitale Nomaden
Zu Gast: Martin Dietl
Vorspann: Seit letztem Jahr bietet Argentinien ein besonderes Visum für digitale Nomaden, also seit 2022. Das erlaubt den Nomaden 6 Monate, also 180 Tage, hier zu bleiben. Das kann man alles digital machen, online. Da kann man sich bewerben und muss eine Gebühr zahlen von 120€. Eigentlich sind es 120€ im Ausland und dann nochmal hier 120€, also insgesamt 240€.
Perspektive Ausland: Der Podcast für Unternehmer und Freiberufler, die es ins Ausland zieht. Egal, ob Steuerplanung, Auslandsfirmen-Gründung oder Lifestyle-Fragen, hier geht es jede Woche zur Sache. Und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.
00:56:12 – Einleitung und Vorstellung
Daniel: Dann sag ich schon mal "Herzlich Willkommen Martin Dietl!", heute bei uns zu Gast in unserem Podcast. Und ja, wir sprechen heute mal über Argentinien. Es gibt viele Gründe, weshalb sich Leute für Argentinien interessieren.
Einige kennt man, vielleicht erfahren wir heute auch noch einiges, was so Auswanderer, digitale Nomaden oder Unternehmensgründer nach Argentinien treibt. Auf alle Fälle ist Argentinien bekannt für seine Naturschönheiten, atemberaubend, sagen die Leute, die das vor Ort gesehen haben, die Anden, die Pampas, die Wasserfälle, die Falklandinseln und so weiter und sofort. Man hört auch, Argentinien habe eine hohe Lebensqualität, gute Bildung, gute Gesundheitsversorgung, gute Infrastruktur. Ich bin gespannt, ob wir das heute bestätigt hören. Und auch hört man, die Wirtschaft in Argentinien, ihre aufstrebende Wirtschaft, einen wachsenden Mittelstand soll es in Argentinien geben. Das alles könnten ja Gründe sein, auch für Unternehmer, die ein bisschen Geld haben, investieren wollen, mal zu gucken, was da geht. Auf der anderen Seite gibt es auch Barrieren, die Sprachbarriere zum Beispiel. Mit Englisch kommt man oftmals weiter irgendwo zu Rande als vielleicht mit der Amtssprache, die man da in Argentinien spricht und für manche ist auch die Zeitzone ein Hindernis. Was ist zu weit weg? Ich habe mal ein Buch gelesen von Tommy Jaud, "Resturlaub", über Argentinien. Das kann ich nur empfehlen. Wer sich mit Argentinien beschäftigt, sehr sehr humorvoll. Ich musste teilweise rechts ranfahren an der Autobahn, weil ich vor Lachen nicht mehr das Lenkrad halten konnte, was mir noch nie passiert ist. Da habe ich das erste Mal mit dem wunderschönen Land Argentinien Berührung gehabt, durch dieses Buch "Resturlaub". Soweit meine kleine Eingangsrede. Jetzt würde ich Sie, lieber Herr Dietl, bitten: Stellen Sie sich doch ganz kurz unseren Zuschauern und Zuhörern mal vor.
Martin: Ja, vielen Dank für diese Gelegenheit, für das Interview. Mein Name ist Martin Dietl, Ich bin ein Partner von der Leonhard & Dietl Rechtsanwaltskanzlei. Unsere Kanzlei wurde 1976 gegründet, also von meinem Vater und von Leonhardt-Senior. Wir sind schon seit zwei Generationen hier. Das ist eigentlich schon keine Familienkanzlei mehr, wir haben auch andere Partner. Wir sind schon seit 47 Jahren für viele deutsche Unternehmen da. Wir sind sind eine Wirtschaftskanzlei. Wir machen Gesellschaftsrecht, auch Zivilrecht und auch Arbeitsrecht, aber insbesondere Corporate, also Gesellschaftsrecht und wir haben immer viel Kontakt zu Deutsch sprechenden Firmen gehabt, also aus der DACH-Region, Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das ist unsere Nische. Wir unterstützen Investoren hier in unserem Land, wir sind schon gewöhnt, unser Land zu erklären und die Kultur.
Wir sehen uns selbst als Übersetzer von Argentinien, von der Kultur, nicht nur von der Sprache, aber von der Kultur für Ausländer.
Sebastian: Herr Dietl, Ihr Vater war derjenige, der von Deutschland nach Argentinien ausgewandert ist, oder Ihr Großvater schon?
Martin: Mein Großvater schon. In den 20er Jahren, also nach dem Ersten Weltkrieg. Er hatte da eine nicht so gute Zeit in Deutschland und schon Anfang der 20er Jahre ist er nach Argentinien gekommen, so wie viele anderen, in dieser Zeit, in der viele Einwanderer nach Argentinien gekommen sind.
Sebastian: Und Sie haben in der Familie weiter Deutsch gesprochen und sprechen deswegen heute so gut Deutsch? Oder mussten Sie das neu lernen während des Studiums oder in der Schule?
Martin: Das ist eine gute Frage. Eigentlich habe ich Deutsch in der Schule gelernt. Ich habe die Goethe-Schule hier in Buenos Aires besucht. Leider hat mein Vater mit uns nicht so viel Deutsch zu Hause gesprochen. Das hätte mir auch geholfen, zweisprachig aufzuwachsen. Meine Mutter ist Argentinierin. Sie hat dann etwas Deutsch gelernt, weil mit meinem Vater zusammen war, aber sie sprach kein Deutsch. Also eigentlich habe ich Deutsch in der Schule gelernt, aber dann habe ich auch ein Jahr in Deutschland gelebt, in München. Jetzt arbeite ich täglich mit Deutsch sprechenden Leuten. Fast täglich muss ich auf Deutsch schreiben und man lernt weiter. Ansonsten vergisst man sie, wenn man eine Sprache nicht nutzt.
Sebastian: Jetzt können Sie mit Ihren Kindern Deutsch sprechen.
Martin: Jetzt muss ich das selber machen, genau.
Daniel: Sebastian, gibt es irgend etwas, was dich an Argentinien fasziniert oder hast du mit Mandanten ab und zu zu tun, die sich für Argentinien begeistert haben?
00:06:00 – Argentinien: Urlaubsland oder beliebtes Ziel für Auswanderer?
Sebastian: Ja, absolut. Das ist eine sehr gute Frage. Sicherlich ist jetzt Argentinien für viele ein Land, wo man vielleicht ein paar Monate lebt, vielleicht, wenn man Südamerika bereist. Wir reden dann auch nochmal über digitale Nomaden, die dann ein, zwei Jahre durch Südamerika reisen und auch eine gewisse Zeit in Argentinien verbringen. Also ganz klar natürlich dort ganz oben auf der Liste, aber wir haben durchaus auch einige Mandanten, die dann planen, sich dort längerfristig niederzulassen, als Teil einer grundsätzlichen Lebensstrategie in einem Land in Südamerika zu leben. Oftmals wird auch Paraguay genannt, Uruguay, Chile. Da haben wir auch schon einige Mandanten gehabt und Argentinien gehört sicherlich auch dazu. Bei Argentinien gibt es immer ein bisschen die Sorge...
Die politische Situation wird manchmal als ein bisschen chaotisch beschrieben, zumindest nimmt man das von außen so wahr. Das sorgt für ein bisschen Verunsicherung, hohe Inflation und solche Dinge. Aber grundsätzlich ist Argentinien für unsere Mandaten ein hochinteressantes Land.
Daniel: Deswegen ist doch gut, dass wir heute dieses Gespräch mit Herrn Dietl haben. Was ist denn aus Ihrer Sicht das, was die meisten fasziniert, Sie selber fasziniert? Warum würden Sie sagen, kommt hierher, Argentinien ist ein tolles Land? Welche Gründe führen Sie oder Ihre Mandanten an?
00:07:20 – Welche Gründe sprechen für Argentinien?
Martin: Ja, das ist eine sehr gute Frage. Ich hab da gute Beispiele, nicht nur von Mandanten, sondern auch von Referendaren. Wir in unserer Kanzlei, wir bekommen Referendare, das sind deutsche Jura-Studenten, die am Ende des Studiums ein Praktikum machen müssen, und da haben sie eine Wahlstation und können nach Argentinien kommen. Sie bleiben uns drei Monate. Es ist immer gut für mich, zu mit ihnen zu sprechen und zu hören, was sie schätzen.
Das ist vielleicht überraschend, man selbst ist hier und schon daran gewöhnt, aber was sie immer sagen ist, es gibt hier sehr nette und freundliche Leute. Für mich ist das vielleicht normal, aber in anderen Ländern ist das natürlich unterschiedlich. Also als erstes würde ich sagen, die Leute sind sehr freundlich. Vielleicht klingt das nach etwas ganz Einfachem oder Logischen, aber das ist schon etwas, was alle Ausländer hier sehr schätzen. Dann ist die Lebensqualität, wie Sie schon erwähnt haben, hoch. Ich meine also die Krankenhäuser, es gibt eine gute Bildung und dann gibt es auch eine gute Infrastruktur. Ich spreche in diesem Fall von der Stadt Buenos Aires, später können wir auch ein bisschen vom Land sprechen. Das Wetter ist auch sehr schön, das wird auch sehr viel von Deutschen geschätzt, das Wetter, das Essen, auch die Preise.
Normalerweise ist es in Argentinien billig, jetzt gerade ist es sehr billig, aber auch normalerweise kann man sehr Gutes für nicht viel Geld bekommen. Das betrifft alles, Unterkunft, Essen. Dann ist hier in Buenos Aires auch das Night Life berühmt, die Kultur. Es ist immer viel los, man kann sich nicht langweilen. Was auch sehr gut funktioniert und sehr geschätzt wird ist die Infrastruktur, zum Beispiel die Internetverbindung. Die Internetverbindung ist sehr gut und es gibt viele Coworking Spaces. In Das ist auch für unsere Unternehmen, also für unsere Mandanten etwas, was sie sehr schätzen.
Sebastian: Und natürlich, Sie haben schon ein bisschen angedeutet, die Küche, der "asado", das ist ja allein ein Grund, nach Argentinien zu gehen.
Martin: Genau. Fleisch und Wein. Das ist ein bisschen ein Klischee, aber das ist auch eine gute Sache. Das ist schon was und auch ein gutes Stück Fleisch für 9 € zu bekommen.
Sebastian: Die Veganer müssen jetzt weghören, bitte, die müssen jetzt ausschalten.
Martin: Genau, auf all solche Sachen freuen sich die Leute und, wie gesagt, auch die Stimmung wird immer genannt, die Freundlichkeit der Leute. Zum Beispiel, wenn ich Ausländer bin und nach einer Straße fragen muss oder nach einem Taxifahrer, sind die Leute generell nett und zu den Ausländern, glaube ich, ganz besonders.
Daniel: Das hört man immer wieder. Das stimmt.
00:11:09 – Diese Möglichkeiten gibt es für digitale Nomaden
Daniel: Jetzt gehen wir vielleicht mal zu einem der wichtigsten Themen. Der Sebastian hat das schon angeführt. Ganz viele Leute haben Argentinien auf der Top-Liste, die da mal für ein paar Monate wohnen wollen, also zum Beispiel als digitaler Nomade. Deswegen würde ich gerne mit dem Thema beginnen. Wie sieht es denn aus, wie sind die Möglichkeiten als digitaler Nomade dort auch eine längere Aufenthaltserlaubnis zu bekommen? Welche Bedingungen muss man erfüllen? Wie läuft das, an das Visa zu bekommen? Da würden wir gerne mal ein paar Sachen von Ihnen hören.
Martin: Ja, gerne. Ja, das ist auch sehr interessant und auch etwas Modernes und Neues auch für Argentinien. Die Pandemie hat dabei geholfen, denn seit letztem Jahr bietet Argentinien ein besonderes Visum für digitale Nomaden, also seit 2022. Das erlaubt den Nomaden 6 Monate, also 180 Tage hier zu bleiben. Der Antrag ist nicht so kompliziert. Es ist alles digital, das haben sie extra versucht, sodass die Leute das einfach machen können und nicht zu einem Konsulat in irgendeiner Stadt müssen, denn wenn ich zum Beispiel aus den USA komme, dann gibt es ein Konsulat in New York oder in Houston, aber nicht in jeder Stadt. Das kann man alles digital machen, online. Da kann man sich bewerben und muss natürlich die persönlichen Daten angeben, einen Lebenslauf und dann muss man auch sagen, was man als digitaler Nomade macht, was für einen Job man hat und man muss das beweisen. Ich glaube, das ist das Wichtigste. Vielleicht hat man einen Vertrag mit einer Firma im Ausland oder man hat Einkommensbescheinigungen oder Mandanten, aber man muss zeigen, ich mache das. Es reicht nicht, dass ich sage, ich bin Programmierer oder arbeite mit IT, du musst das beweisen. Dann muss man eine Gebühr zahlen von 120€. 120€ im Ausland und dann nochmal 120€ hier, also insgesamt 240€. Die Gebühr ist nicht mehr als das. Wenn der Staat mehr Informationen braucht, dann wird das verlangt, aber generell ist es nur das, man was man zeigen muss, keine andere finanzielle Bescheinigung und nichts. Der Antrag dauert etwa eine Woche, eine Woche, bis man das Visum bekommt. Also es ist ziemlich gut gemacht. Das hat eine Dauer von 180 Tagen und man es nur einmal verlängern für weitere 180 Tage.
Das ist ein großer Vorteil, denn ansonsten kann man als Tourist herkommen oder als Angestellter von einer Firma, das sind andere Visa-Arten, aber das ist das Beste für jüngere Leute, es können auch ältere Leute sein, aber typische digitale Nomaden, die hier selbstständig von Argentinien aus arbeiten wollen.
00:14:33 –Anforderungen und Vorteile des Visums für digitale Nomaden
Daniel: Klasse! Und die finanziellen Anforderungen? Also muss man in irgendeiner Art und Weise ein monatliches Einkommen nachweisen? Muss man vielleicht noch eine Krankenversicherung nachweisen oder irgend etwas in der Richtung?
Martin: Nein, nein. Zu den Bedingungen vom Visa-Antrag gehört das nicht. Das haben wir schon geprüft. Eine Krankenversicherung ist auf jeden Fall immer empfehlenswert, aber man muss sie nicht haben und es gibt auch kein Mindesteinkommen oder sowas.
Sebastian: Klingt interessant! Das heißt, das kann man ein halbes Jahr verlängern. Das heißt, ich könnte dann sagen, ich bin schon mal ein Jahr in Argentinien.
Martin: Genau. Aber dann nicht mehr, zumindest nicht mehr als digitaler Nomade.
Daniel: Und kann man seine Familie mitbringen? Oftmals ist es so, dass einer zum Beispiel Freiberufler ist, macht Youtube Videos, programmiert Webseiten oder macht irgendwas, Marketing oder so. Nehmen wir mal an - es gibt ja auch viele junge Frauen, die gerne sowas machen - die haben vielleicht ein Kind oder es ist eine junge Familie. Wie läuft das dann? Gibt es da spezielle Bedingungen?
Martin: Ja, das ist ein sehr guter Punkt. Das ist nur für denjenigen der arbeitet, oder diejenige. Also mit diesem Visum kann man nicht die Familie mitbringen. Insofern, wenn man das machen möchte, dann muss man einen anderen Weg suchen, zum Beispiel ein anderes Visum für den Partner oder die Partnerin. Oder eine andere Art von Visum. Das ist eigentlich schade, daran hätten sie auch denken können, aber da gibt es nicht die Möglichkeit, da muss man, wie gesagt, mit einer anderen Art von Visum kommen.
Sebastian: Was ja vor allen Dingen interessant ist bei diesem Visum ist, soweit ich es verstanden habe, dass man dann in Argentinien, während der Zeit, die man mit diesem Visum dort ist, auf seine ausländischen Einkünfte in Argentinien keinerlei Steuern erklären muss oder bezahlen muss.
00:17:00 – Welche weiteren Visa-Arten gibt es?
Martin: Ja genau. Hier zahlt man Steuern, wenn man Resident, also hier ansässig ist. Dann zahlt man Steuern für alles, zum Beispiel muss ich Steuern zahlen für das, was ich hier in Argentinien verdiene und auch im Ausland. Aber ich bin für die Steuerbehörde hier ansässig in Argentinien. Wenn ein Ausländer kommt, wie ein digitaler Nomade, dann ist diese Person nicht ansässig hier, ist kein "residente fiscal", so würden wir das auf Spanisch nennen und deswegen wird dann hier keine Steuer bezahlt.
Daniel: Spannend! Nun gibt es zwei Fragen die sich oftmals anschließen. Die erste ist: Welche anderen, auch guten Visa-Arten gebe es, wenn das digitale Nomaden-Visum für mich nicht in Frage kommt? Und das zweite ist: Ist es einfach, während ich als digitaler Nomade bin in Argentinien, von dort aus dann in eine andere Visum-Art zu wechseln?
Martin: Als Selbstständiger ist es nicht so einfach, das gibt es kein anderes Visum, nur das neue für digitale Nomaden. Das typische Visum hier ist das für Angestellte einer Firma. Diese Firma muss hier in einem Register registriert sein, dann braucht man ein bisschen etwas Papierkram, aber nicht viele Dokumente. Man braucht einen Einladungsbrief von der Firma hier an den Ausländer und auch einen Arbeitsvertrag, aber das ist normal, würde ich sagen. Und dann gibt es besondere Visa, zum Beispiel für Rentner, für Sportler oder für Wissenschaftler, für ganz besondere Berufe. Für Rentner ist das sehr interessant, da haben wir auch Fälle, wie Sie sich vorstellen können. Argentinien ist im Moment billig, deutscher Rentner oder ein Rentner aus den USA kann hier kommen und kann ein längeres Visum für 3 Jahre erhalten. Das ist schon attraktiv für viele Leute, denn das ist ein typischer Moment im Leben, wo man sich vielleicht denkt, ich will woanders meine Zeit verbringen. Zu Ihrer zweiten Frage: Ja, der Antrag, von einem Visum zu einem anderen zu wechseln... Ich würde nicht sagen, dass es einfach ist. Man muss alle Dokumente einreichen. Es ist ungefähr dasselbe wie das vom Ausland aus zu machen. Man hat keinen extra Vorteil, wenn man schon auf argentinischem Boden, man muss dieselbe Dokumente einreichen.
Sebastian: Aber es gibt doch sicherlich in Argentinien auch sowas wie ein Investoren-Visum oder?
00:20:08 – Das Investorenvisum und seine Bedingungen
Martin: Ja, genau, das gibt es auch genau.
Sebastian: Zum Beispiel gründe ich ein Unternehmen, ich stelle Mitarbeiter ein, reiche einen Businessplan ein und so, also wenn ich das vorhabe natürlich. Wissen Sie, was da so ungefähr der Investment-Betrag ist, den man investieren muss?
Martin: Ja, ein Vorteil ist, dass das jetzt niedrigere Beträge in US-Dollar sind. Früher waren das 50.000 Dollar, aber heutzutage ist es bestimmt noch weniger als 50.000 Dollar, vielleicht etwa 30.000,00 Dollar, aber ich habe die genaue Nummer jetzt nicht im Kopf, denn das ändert sich mit dem Wechselkurs, aber es ist keine sehr große Summe, da braucht man keine halbe Million US-Dollar sowas.
Sebastian: Ich habe die Summe gerade vor mir. Es zeigt hier gerade an, es sind nur noch 6.000 Dollar. Ja, das ist der Vorteil der Inflation.
Martin: Ja, Vorteil der Inflation.
Daniel: Nochmal ganz langsam zum Mitschreiben: Also das Investoren-Visa setzt eine Investition von aktuell 6.000 Dollar voraus.
Martin: Nein, ich habe gesagt, es waren erst 50.000 und dann habe ich gemeint 30.000.
Sebastian: Hier steht, es sind argentinische 1,5 Millionen, das sind im Juni 2023 $6000.
Martin: Ah, das haben Sie geschaut, schon 6.000?
Daniel: Da kann ich nur sagen, das sollte man ausnutzen. Da sollte man sehen, dass man sich ein Investoren-Visum holt, solange das nicht angepasst wird.
Martin: Ja!
Daniel: Lass uns, lass uns doch mal 6000 Dollar investieren in die argentinische Wirtschaft.
Martin: Genau, das ändert sich.
00:22:22 – Staatsbürgerschaft durch Geburt: Das Geburtsortsprinzip in Argentinien
Sebastian: Eine andere interessante Sache über Argentinien: Man hatte jetzt gehört, dass viele Russen, vor allem russische Frauen, nach Argentinien gegangen sind und dort ein Kind bekommen haben. Das Kind hatte dann aufgrund Geburtsrecht argentinische Staatsbürgerschaft und offensichtlich gibt die argentinische Regierung dann auch den Eltern ein Visum. Das hat man so gehört währen dem Ukraine-Krieg. Können Sie das bestätigen?
Martin: Ja, es ist so. Unser Land hatte in der Vergangenheit gute Beziehungen mit Russland, aber ja, es gibt viele russische Frauen, die hierher kommen und das ist so. Die Kinder werden auf jeden Fall, wenn sie hier geboren sind, Argentinier und die Eltern bekommen keine Staatsangehörigkeit, aber einen Residenz-Genehmigung hier.
Sebastian: Ja, und die Russen können, glaube ich, bei Ihnen in Argentinien ohne Visum einreisen?
Martin: Ja, genau. Es gibt viele Länder, die hierher ohne Visum einreisen können, das ist bilateral, also auch, wo wir mit unserem argentinischen Pass einreisen können. Das ist auch ein Thema für die Leute: Das digitale Nomaden-Visum ist für viele Länder, das ist natürlich auch selbstverständlich, für Länder, die kein Visum hierher brauchen, also die anderen, müssen auch ein bisschen ein anderes Visum beantragen. Es gibt also zwei Visa.
Sebastian: Also das heißt, Sie sagen, dass das digitale Nomaden-Visum vor allen Dingen für Leute ist, die sowieso visumsfrei einreisen können und die anderen müssen nochmal ein zusätzliches Visum für die Einreise beantragen, ich weiß was Sie meinen, ja.
Daniel: OK, spannend das zu hören. Bearbeitungszeit und Wartezeit bei diesen Visa, hatten Sie schon gesagt, das dauert eine Woche ungefähr. Ich vermute, bei den anderen gibt es da auch keine Überraschung. Eine Sache fällt mir noch ein, und zwar: Jetzt gibt es ja einige unserer Mandanten, die sind regelrechte Sammler geworden und sammeln Staatsbürgerschaften.
00:24:40 – Wann kann man eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung erhalten?
Daniel: Da ist auch eine Frage: Wie lange muss man denn in Argentinien wohnen oder wie ist denn dann die Prozedur, wenn ich zum Beispiel sage, ich hätte gerne auch einen argentinischen Pass? Wird da auch gestattet, dass man seinen alten Pass noch behalten darf, parallel? Das ist eine Sache, die sicherlich einige Zuschauer und Zuhörer interessiert.
Martin: Es gibt hier zwei Etappen. Als erstes bekommt man eine Residenz-Genehmigung. Da braucht man ein Jahr, ein Jahr muss man hier in Argentinien bleiben. Das haben wir mehrmals für Mandanten gemacht. Vielleicht kommen sie hier zuerst als Tourist her, dann bekommen sie eine Arbeitsgenehmigung, dann eine Verlängerung. Der Standard-Zeitraum ist ein Jahr. Um eine Staatsangehörigkeit zu bekommen, muss man das noch zweimal verlängern, also ein Jahr plus ein Jahr, aber man kann schon für ein ganzes Jahr zumindest die Aufenthaltsgenehmigung, die Residenz, bekommen.
Daniel: Also das heißt, man kann nach einem Jahr, zum Beispiel, wenn ich jetzt mit Arbeitsvisa in Argentinien bin, eine Dauer-Residenz beantragen, oder habe ich das falsch verstanden?
Martin: Genau, dann kann man eine Dauerresidenz beantragen.
Daniel: Dann ist der nächste Punkt, Sebastian hat das schon ganz kurz mit anklingen lassen, das Thema: Ich komme nach Argentinien, um ein Unternehmen zu gründen, vielleicht sogar, um durch die Gründung des Unternehmens auch für mich, für meine Familien eine Aufenthaltsgenehmigung zu haben. Ist das üblich, wird das gemacht und wie läuft das ab, ist das schwierig?
00:26:21 – Unternehmensgründung in Argentinien
Daniel: Was haben Sie da für Erfahrungen?
Martin: Ja, da haben wir viel Erfahrung, weil das ist ne die, was wir viel für unsere Mandanten machen. Ein Vorteil hier ist , man muss keinen Wohnsitz hier in Argentinien haben, um ein Unternehmen zu gründen, eine Gesellschaft zu gründen. In anderen Ländern, zum Beispiel in China braucht man einen einheimischen Gesellschafter oder sowas. Hier können zwei Ausländer einfach eine Firma gründen, eine Gesellschaft. Das Einzige, das ist wichtig zu wissen, zum Beispiel eine Sociedad Anonima, das wäre wie eine AG in Deutschland, eine Aktiengesellschaft, da hat man einen Vorstand. Da muss die Mehrheit vom Vorstand den Wohnsitz in Argentinien haben. Der Vorstand kann nur eine Person sein, dass muss kein Argentinier sein, es kann ein Ausländer sein, aber der muss hier ansässig sein. Haben wir zum Beispiel drei Leute im Vorstand, müssen zwei von ihnen hier wohnen. Das ist auch ein Service, den wir anbieten. Wir sind in vielen Vorständen von Firmen hier, von deutschen und globalen Unternehmen. Ich als Anwalt bin selber Vorstandsvorsitzender in vielen Firmen. Die Unternehmensgründung dauert ungefähr zwischen 2 und 3 Wochen und ist nicht sehr teuer.
Ich kann Ihnen einen Betrag geben, zum Beispiel ist unser Honor für sowas zwischen 2.000 und 2.500 US Dollar. Auch im Vergleich zu anderen Nachbarländern sind diese Honorare nicht so teuer in US Dollar. Dann haben wir noch ein paar Unkosten, rund 500 Dollar. Dann kriegt man eine Steuernummer und es kann ziemlich schnell losgehen.
Daniel: Klingt interessant! Und ist es jetzt möglich, nehmen wir an, ich komme jetzt nach Argentinien oder vielleicht vorher schon, gründe ein Unternehmen, Sie haben gerade was Vergleichbares mit der Aktiengesellschaft erwähnen, da wird es sicher auch etwas mit der typischen GmbH wahrscheinlich geben. Also nehmen wir man an, ich gründe eine Gesellschaft, vergleichbar mit einer GmbH, bin jetzt vielleicht der einzelne Gesellschafter in der GmbH... Ist es dann möglich, indem ich mich in diese GmbH selbst anstelle, dann dort ein Visum zu bekommen und eine Arbeitserlaubnis? Vermutlich ist es einfach, aber vielleicht ist es ja doch nicht so.
Martin: Ja, das sind zwei gute Punkte, das ist wichtig zu klären. Hier braucht man 2 Gesellschafter für jede Firma. Wir haben eine Gesellschaftsform die heißt SAU, Sociedad Anónima Unipersonal, die kann man mit nur einer Person gründen, aber das ist nicht so einfach und wir empfehlen das in der Regel nicht, aber normalerweise braucht man zumindest zwei. Man kann einen zweiten haben, der vielleicht nur 5% oder so von der Firma hat, aber das ist gut zu wissen. Und dann, was Sie meinen, das kann man schon machen, also eine Firma gründen und dann bin ich selber Angestellter von dieser Firma. Da braucht man etwas Kapital in der Firma, das ist auch gut zu erwähnen, also Mindestkapital und das ist wie immer, in US Dollar wird das nicht so viel sein, Mindestkapital ist 100.000 Pesos.
Das sind jetzt eigentlich $100 zum inoffiziellen Wechselkurs, zum offiziellen Wechselkurs sind das 300 US Dollar. Das ist das Mindestkapital einer Gesellschaft. Nicht so viel auf jeden Fall und ja man kann sich schon selber anstellen, das das kann man machen.
Daniel: Und gibt es dann eine Art Mindestlohn, den man sich bezahlen muss, um dann das Visum zu bekommen? Wird das irgendwie kontrolliert? Also ich könnte mich ja anstellen und zahle mir monatlich zum Beispiel $200 an Gehalt aus. Dann ist die Frage, was gibt es dann noch für Versicherungen, Sozialkosten und dann hätte ich mein Visum. Also das wäre dann auch eine preiswertere Variante als das Investoren-Visum.
Martin: Ja, das stimmt. Ehrlich gesagt sehe ich das nicht oft, aber man könnte das machen, auf jeden Fall, das wäre eine Variante. Und der Mindestbetrag wären $200, das ist sowieso der Mindestlohn hier. Da kommen wir in ein anderes Thema herein, was auch nicht so einfach zu erklären ist. Das ist immer mein Job hier: Der offizielle Wechselkurs und der inoffizielle Wechselkurs. Ich weiß nicht, ob Sie davon schon gehört haben.
00:31:42 – Die Devisenkontrolle und ihre Auswirkung auf den Wechselkurs
Sebastian: Nein, erzählen Sie mal!
Martin: OK, wir haben hier von der Zentralbank Devisen-Kontrolle. Das heißt, man kann nicht so einfach US-Dollar kaufen. Der Grund dafür, damit man diese Beschränkungen in Argentinien versteht, und das ist eine historische Beschränkung bei uns, leider, das hat mit unserer Wirtschaft zu tun, wir haben nicht so viele US-Dollar. Wir verdienen nicht so viele US-Dollar, wir müssen mehr exportieren, also unsere Zentralbank hat immer wieder das Problem, dass sie nicht so viele Reserven hat. Weil die Zentralbank nicht so viele Reserven hat, werden die Importe begrenzt. Jedes Mal, wenn jemand hier etwas importiert, muss die Zentralbank US-Dollar ins Ausland schicken und deswegen werden die Imports begrenzt und deswegen kann man nicht einfach so US-Dollar kaufen, zumindest nicht offiziell. Geht man hier einfach um zwei Blocks, hört man auf der Straße "cambio, cambio, cambio". Da stehen sie alle und man kann umtauschen, aber das ist der "Blue Market". Man kann den Dollar also kaufen, aber nicht offiziell. Deswegen sprechen wir normalerweise vom offiziellen Wechselkurs. Heute entspricht 1 US-Dollar in etwa 360 Pesos, das ist der offizielle Wechselkurs. Der Unterschied zum inoffiziellen wird manchmal größer und manchmal kleiner. Jetzt ist er ziemlich groß. Beim inoffiziellen Wechselkurs entspricht 1 US-Dollar ungefähr 900 Pesos. Da ist schon ein Unterschied.
Sebastian: Und wie bezahlen die Leute im Geschäft oder auf der Straße? In Pesos oder in Dollar?
Martin: Alles in Pesos, nicht alles, meistens in Pesos. Die Geschäfte, die sagen, wenn man US-Dollar bekommt, das ist das normalerweise zum inoffiziellen Wechselkurs, also die Touristen wissen schon, dass ein US-Dollar mehr wert ist. Das ist ein längeres Thema, aber die Firmen können auch offiziell US-Dollar kaufen, aber das macht man über eine Wechselstube oder über einen Broker. Da braucht man ein Bankkonto, auch ein Konto bei einem Broker und über das Kaufen von Anleihen kann man US-Dollar kaufen. Das ist die Form, in der Firmen US-Dollar kaufen können, über Anleihen.
Sebastian: Ich schaue mir das jetzt gerade bei Reuters an. Vor zwei zwei Tagen sagte Reuters, die Inflation in Argentinien liegt in diesem Jahr bei 185%. Wie machen das die Menschen im täglichen Leben, also normale Leute, die irgendwo angestellt sind, wie gehen die mit solch einer Inflation um?
00:34:55 – Die Inflation und ihre Auswirkungen auf das tägliche Leben
Sebastian: Das ist ja Wahnsinn.
Daniel: Ja, es sei denn, die Inflation kommt nur bei den Autos und verschiedenen anderen Produkten zustande. Das wäre wirklich interessant zu wissen. Ist denn zum Beispiel das Brot teurer geworden?
Martin: Also ich würde sagen, dass die Inflation noch nicht bei 180 % steht, aber schon bei 140. Das ist eine verrückte Nummer, aber ja die steigt leider und mal sehen, ob die nächste Regierung, die jetzt gewählt wird, da etwas wird machen können. Zu Ihrer Frage, was hier normal ist: Die Leute haben das schon alle im Kopf. Wir wissen, die Preise werden nicht täglich, das wäre schon eine Hyper-Inflation, aber schon jede Woche angepasst und auch die Löhne und Gehälter werden angepasst, je nach Beruf und Gewerkschaft hat man bessere oder schlechtere Verhandlungen. Aber es ist ganz normal und auch bei den Leuten, die zu keiner Gewerkschaft gehören, muss man eine Anpassung vornehmen, im im Moment würde ich sagen, alle 3 Monate, in machen Fällen alle 2 Monate. Es gibt also viele Preise, die sehr hoch gestiegen sind und andere vielleicht nicht so sehr. In US-Dollar sind vielleicht Autos oder Immobilien billig, denn der US-Dollar steigt in manchen Fällen schneller als die Inflation und manche Sachen sind billig, manche Sachen sind teurer geworden.
Daniel: Ja, spannend.
Martin: In manchen Bereichen gibt es gute Gelegenheiten. Man sagt, ich komme mit US-Dollar, der Wechselkurs ist sehr hoch und die Inflation ist noch nicht angepasst, für Immobilien. Immobilien sind sowieso immer in US-Dollar gedacht. Autos nicht. Autos sind beim Verkauf manchmal in US-Dollar angegeben, manchmal in Pesos. Deswegen kann man da zu verschiedenen Zeiten gute Angebote finden.
Daniel: Naja, ich denke, wenn da jemand kommt und in Argentinien wohnt, der braucht eine ganze Weile, bis er sich in dem System eingelebt hat und zurechtfindet.
Sebastian: Ja, jetzt haben wir eben schon die Präsidentschaftswahlen angesprochen. Die werden ja auch im Ausland hier momentan mehr verfolgt als vielleicht andere Wahlen. Es gibt ja diesen einen Kandidaten, von dem manche sagen, er ist der argentinische Trump. Sie müssen mir helfen, wie man den ausspricht, Javier Milei, ist das korrekt?
00:38:07 – Politischer Umbruch nach Präsidentschaftswahl?
Martin: Ja, ganz genau, Javier Milei.
Sebastian: Der hat ja ganz interessante Ideen, also viele Ideen sind libertär, manche sagen erst ist radikal, far right, aber die Menschen sind frustriert und wählen dann solche Kandidaten, die unter normalen Umständen wahrscheinlich keine Chancen hätten. Wie schätzen Sie das ein?
Martin: Ja, jetzt im Moment würde ich sagen, es ist fast unentschieden. Beide Kandidaten sind ungefähr 50/50. Es sind alle total gespannt. Man denkt, der jetzige Kandidat, der Sergio Massa heißt, hat etwas mehr Chancen, aber alles kann passieren und die Umfragen können nicht viel sagen. Es gibt immer Überraschungen und in unseren letzten zwei Wahlen hatten wir Überraschungen. Alles kann passieren. Wie sie richtig gesagt haben, sind die Leute hier frustriert, frustriert von den Politikern generell und deswegen ist der Miley jetzt so berühmt. Er kommt von draußen, er ist kein Politiker und er hat gesagt: Wisst ihr was, wir wollen keine Zentralbank mehr haben, das braucht man nicht und das ist nur ein Thema für die Politiker. Ein etwas extremer Vorschlag. Er will auch dollarisieren, wie in Ecuador. Es gibt auch nicht so viele Länder, die dollarisiert haben, aber wir haben solch eine schlechte Erfahrung und eine lange, schlechte Geschichte mit unserer Währung.
Das finden viele Leute sehr attraktiv. Doch dann sagt er andere Sachen, die zu verrückt klingen. Die Leute können dann Organe verkaufen und ja viele Sachen, die zu viel sind für viele Leute. Und Massa sagt, wenn der Milei kommt, wird hier alles schlecht, so dass die Leute Angst bekommen. Ein bisschen wie Lula und viele das gemacht haben mit Bolsonaro in der letzten Wahl. Er hat dieselben Experten, die mit Lula gearbeitet haben, arbeiten jetzt mit Massa. Mal sehen. Ich glaube sowieso, da versuche ich, ein bisschen Optimismus mitzubringen, dass es in Argentinien in jedem Fall, egal, wer der neue Präsident wird, besser wird. Auch der Massa -ich weiß nicht, wieviel sie von argentinischer Politik wissen- ist eher rechts. Damit meine ich die Freundlichkeit zu Kapitalismus, Unternehmen. Auch zum Haushaltsdefizit weiß er, man kann nicht mehr ausgeben als man einnimmt. Er hat auch gute Ideen. Alle Kandidaten haben schon etwas gelernt. Alle sind einig in anderen Sachen, die für mich sehr wichtig sind. Ich glaube, egal wer gewinnt, alle verstehen manche Sachen schon. Mal sehen. Argentinien hat viel Potenzial in vielen Bereichen wie Energie.
Sebastian: Ja, wahnsinnig viel, sehr viel Potential.
Martin: Genau, und deswegen bin ich optimistisch, aber mal sehen. Das müssen wir nochmal in ein oder zwei Jahren besprechen.
Daniel: Ja, spannend. Wie ist denn das mit der Sicherheit im Land? Gibt es manchmal Tumulte, Demonstrationen? Gibt es Tage, wo man sich in bestimmten Stadtteilen lieber nicht umtreiben sollte? Wie schätzen Sie das ein?
00:42:20 – Ist Argentinien ein sicheres Land?
Martin: Ja, das ist eine sehr gute Frage. Ich würde sagen, Sicherheit ist in Argentinien kein großes Thema, in Buenos Aires und in Argentinien generell ist die Sicherheit ok. Sie ist nicht toll, aber ist ok. Es gibt manche Stadtviertel, die sowieso nicht touristisch sind, die bisschen außerhalb liegen, wo man abends nicht alleine hingehen sollte. Es ist nicht so, dass man überall allein zu Fuß hingehen kann. Die Hotels erteilen an Touristen typische Ratschläge wie: Tragen Sie keine teure Uhr, seien Sie ein bisschen vorsichtig mit dem Handy, dass Sie nicht die ganze Zeit auf der Straße und in der Fußgängerzone am Handy sind. Also das Typische. Das etwas geklaut wird, kann sein, aber unsere Mord-Statistik ist niedrig im Vergleich zu anderen Ländern. Buenos Aires oder Argentinien generell sind keine Orte, wo viele Leute ermordet werden. Das ist eine normale Ziffer, die man auch in anderen Ländern finden, eine niedrige Nummer. Es ist nicht so, dass man jeden Tag in der Zeitung liest, jemand wurde ermordet. Es gibt solche Sachen. Ich kenne nicht nicht die genaue Anzahl pro Jahr, aber es ist eine niedrige Nummer. Auf jeden Fall niedriger als in Brasilien. Ich möchte nichts gegen Brasilien sagen, aber in diesem Fall ist es so. Also man muss ein bisschen aufpassen auf der Straße, aber da passiert nicht so viel.
Daniel: Wir blenden die Kriminalitätsstatistik einfach mal ein.
Martin: Ja, das können Sie machen.
Daniel: OK, aber es ist nicht so, dass man sich übermäßig Sorgen machen müsste wie in manchen anderen Ländern.
Martin: Genau, man sieht hier Leute in der Straße überall und alle kommen und es gibt auch nicht so viele Demonstrationen. Das gibt es schon, aber das sind Argentinier, die sauer sind, aber es ist nicht so, dass bei diesen Demonstrationen jemand verletzt wird. Das sind unsere lokal-politischen Themen.
Daniel: Dann habe ich noch zwei Nachfragen zum finanziellen Bereich. Vorhin hatten Sie erwähnt, wenn man eine Firma gründet, bekommt man eine Steuernummer und in 3 Wochen ist alles abgewickelt. Wie einfach ist es für einen Ausländer, für jemanden, der neu ins Land kommt, ein Konto bei einer Bank einzurichten? Kann man von einer argentinischen Bank einfach in alle Länder Geld überweisen, Geld empfangen oder gibt es Restriktionen?
00:45:25 – Kontoeröffnung und -nutzung
Martin: Ja, als Ausländer ist es an sich ziemlich einfach. Das habe ich auch jetzt vor kurzem mit einem Mandat aus Luxemburg gemacht, ein Bankkonto zu eröffnen. Da braucht man den Reisepass und eine Steuernummer. Das heißt nicht, dass man hier in Argentinien Steuern bezahlen muss. Es ist nur eine Steuernummer, eine Identifikationsnummer. Die heißt CDI. Mit diesen zwei Sachen, also mit dieser Nummer und einem Reisepass kann man als Ausländer ein Bankkonto eröffnen. Derzeit nur einen Pesos. Ein Bankkonto auch in US-Dollar zu haben, ist ein bisschen komplizierter. Man kann nicht so einfach Geld hin- und herschicken. Wenn man ein Konto auf den eigenen Namen in einem anderen Land hat, also ich, Martin Dietl, habe ein Bankkonto in Deutschland auf denselben Namen, dann hat man eine Chance, hin und her Geld zu schicken. Aber als Gesellschaft von Argentinien aus Geld ins Ausland zu schicken, das ist schon ein Thema, das sehr geregelt wird.
Daniel: Genau, das habe ich auch schon gehört.
Martin: Da gibt es Western Union Büros. Western Union, das kennt jeder. Wir haben hier eines fünf Blocks von der Kanzlei entfernt und da sieht man jeden Tag eine lange Schlange. Viele Leute bekommen Geld aus anderen Ländern und das kriegt man in Pesos aber zu einem guten Wechselkurs, zum inoffiziellen Wechselkurs. Das ist legal. Ich weiß nicht genau, wie das funktioniert. Das ist eine typische Art und Weise, wie man hierher Geld schicken kann. Aber ansonsten, wie gesagt, über eine Gesellschaft oder Kapitalerhöhung oder über den Kauf und Verkauf von Anleihen. Also es gibt schon Wege und Alternativen. Da helfen wir als Anwälte, da können wir immer über Alternativen sprechen.
Daniel: Sehr schön. Sebastian...
Sebastian: Was für uns sicherlich nochmal interessant wäre, wäre zu wissen, wie das Bildungssystem in Argentinien ist.
00:48:38 – Wie ist das Bildungssystem in Argentinien?
Martin: Hier haben wir beide Systeme, öffentliche und private Schulen und dasselbe mit den Universitäten. Die öffentlichen Schulen waren immer sehr gut in Argentinien. Jetzt sind sie nicht so gut wie vielleicht vor 70 Jahren, aber es gibt ein sehr großes System überall in unserem Land. Wie Sie wissen, ist Argentinien ein sehr großes Land. Wir haben mehr öffentliche Schulen als private Schulen. Private Schulen gibt es in großen Städten wie Buenos Aires, Córdoba und Rosario. Aber es gibt auch ein gutes, öffentliches Bildungssystem und dasselbe mit den Universitäten.. Argentinien war vor vielen Jahren eigentlich berühmt. Da sind viele Einwanderer gekommen und das Bildungssystem war sehr gut. Alle waren und sind immer noch willkommen. Das ist auch eine von den Sachen, die Miley sagt, wir müssen alles privatisieren, das ist ein typischer far-right-Vorschlag.
Das System ist sehr groß und und die öffentlichen Universitäten sind auch sehr gut. Ich selber habe zum Beispiel Jura an der öffentlichen Universität studiert, weil sie die beste war und am meisten Prestige hatte. Jetzt haben wir auch andere, aber das Bildungssystem hat ein sehr hohes Prestige.
Sebastian: Und gibt es auch internationale Schulen, zum Beispiel deutsche Schulen oder Schulen, wo auf Englisch unterrichtet wird?
Martin: Doch, doch. Zum Beispiel ist die Schule, die ich besucht habe, die Goethe Schule, eine deutsche Schule. Und die englischen Schulen, das sind alles private Schulen, aber da gibt es auch sehr viele, also viel mehr englische als deutsche Schulen. Das Englisch-Niveau ist hier auch ziemlich gut. Wir haben hier gutes Humankapital, gut ausgebildete Leute. Das ist auch was hier immer sehr viel von ausländischen Unternehmen gesucht wird, gutes Humankapital zu einem guten Preis.
Daniel: Ja, klingt gut. Erleben Sie das häufig, dass Deutsche oder Leute aus der DACH-Region, Deutsche, Österreicher, Schweizer, kommen, mit Kind und Kegel, ganze Familien? Und was machen die? Stecken sie die Kinder in die deutsche Schule, in eine internationale Schule oder stecken sie sie gleich in eine lokale Schule? Was sind die Erfahrungen, die Sie haben mit Ihren Mandanten?
Martin: Das war schon immer so, auch zu meiner Zeit, als ich in der Schule war. Da hatte ich immer Schulkameraden, die aus dem Ausland waren. In vielen Fällen stecken sie sie in deutsche Schulen. Davon haben wir, wie gesagt, viele, vielleicht ungefähr zehn. Das ist schon eine gute Nummer für Buenos Aires um die Umgebung. Zehn oder sogar mehr. Es gibt aber auch viele andere, die sagen, ich will mich direkt und schnell in die Kultur mischen und keine deutsche Schule. Das ist nur ein Thema mit der Sprache, also hier eine deutsche Familie mit Kindern kommt, die überhaupt kein Spanisch sprechen. Da helfen viel die deutschen Schulen. Aber vielleicht hast du Kinder, die ziemlich schnell die Sprache lernen können. Es gibt viele Ausländer an vielen Schulen. Und wenn Sie sich überlegen, zum Beispiel die Russen, da haben wir keine russischen Schulen. Da haben sie keine andere Möglichkeit. Es gibt auch eine Schule, Lincoln heißt die, da gibt es viele Expats. Das ist sehr international. Fast alles wird dort auf Englisch gelernt.
00:53:12 – Wohnen und Leben in Argentinien
Daniel: Wohnen und Leben in Argentinien wäre noch ein interessantes Thema. Wie einfach oder schwer ist es denn, eine schöne, passende Unterkunft zu finden? Wie kann man sich das vorstellen? Sie kennen wahrscheinlich den deutschen Standard. Erschrickt man da, wenn man anfängt, nach Wohnraum zu suchen? Oder findet man einen ordentlichen Standard zum ordentlichen Preis? Wir haben ja schon viel über den interessanten Wechselkurs gehört. Es kann eigentlich nicht zu teuer sein, aber trotzdem wäre es interessant für unsere Zuschauer und Zuhörer, eine Vorstellung zu haben, wenn sie nach Argentinien kommen, sei es für 6 Monate, für 12 Monate oder auch für länger. Was erwartet mich denn so an Lebenskosten?
Martin: Ja, das ist ein guter Punkt. Nur vorab ein kleiner Kommentar. Argentinien ist im Moment dank dem Wechselkurs viel attraktiver für Ausländer als für uns selber. Egal, wie hoch die Inflation ist, wenn jemand vom Ausland kommt und im Ausland verdient, wird es hier immer billiger sein, weil auch der Wechselkurs immer höher wird. Nun aber zu Ihrer Frage zur Unterkunft. Man findet schon was. Typisch ist hier, wir haben auch AirBnB, aber da verlangt man US-Dollar.
Das ist ein Thema, was wir hier mit unserem Real Estate Market haben. Viele haben hier Apartments mit Möbeln und die wollen alle Ausländer. Deswegen sind alle Preise ein bisschen höher geworden. Argentinien sagen, ich will keine 1000 Dollar bezahlen. Das ist natürlich für Argentinier ein Nachteil. Man findet aber schon noch viele in Pesos, vielleicht Hälfte/Hälfte. Man findet beide Alternativen, mit Möbeln oder ohne Möbel. Ohne Möbel ist es billiger und man kann da vielleicht eher in Pesos ein Apartment finden. Mit Möbeln ist es mehr für Ausländer gedacht und das ist mehr in US-Dollar aber nicht viel. Im Vergleich nicht zu anderen Ländern ist es billig. Für Argentinien ist es viel, wenn Sie mir $1000 geben, das sehr viel in Pesos, aber für einen Ausländer ist das nicht so viel. Und es gibt im Moment ein großes Angebot an Apartments.
Daniel: Für eine Familie, nehmen wir mal an, eine 3- oder 4-Raum-Wohnung oder ein kleines Haus, was muss man ungefähr rechnen?
Martin: Ich würde sagen, zwischen 1000 und 1500 US-Dollar, vielleicht eher 1500.
Daniel: Gut, schön. Und der Espresso auf der Straße? Was kostet der Cappuccino? So dass man da mal eine Vorstellungen hat. Normalerweise wird in Hamburger umgerechnet, damit man ungefähr versteht, wie das Preisverhältnis im anderen Land ist, aber wir können auch in Espresso oder Cappuccino umrechnen.
Martin: Vielleicht kostet der Cappuccino 800 Pesos. Das ist weniger als $1. Oder weniger sogar, 600 Pesos oder so. Und ein Hamburger vielleicht 2.000 oder 3.000 Pesos. Das sind 2 oder 3 Dollar. Wenn ich jetzt hier Mittagessen gehe, kann ich für 3 oder 4 Dollar gut essen.
Sebastian: Wahnsinn! Aber ohne Wein, oder?
Martin: Ohne Wein. Wenn ich zu einem besseren Platz gehe, dann ist es vielleicht mehr. Dann sind es vielleicht schon 6 oder 7 Dollar, oder 8 Dollar. Das Essen ist vielleicht am billigsten. Zum Beispiel ist Kleidung hier nicht so billig. Klamotten sind hier immer etwas teuer. Das ist nicht so billig, aber das Essen in Restaurants oder auch Unterkunft, das ist geschenkt. Für Ausländer ist das sehr billig im Moment.
Daniel: Weil wir gerade über Wein gesprochen haben… Ich glaube, Argentinien ist der weltgrößte Exporteur für... Wie heißt die Weinsorte? Malbec oder so ähnlich?
Martin: Malbec, das ist, was wir am meisten exportieren. Wir haben auch Cabernet oder Blend, aber am meisten wird der Malbec geschätzt. Chile, damit Sie sehen, dass ich auch gute Sachen von unseren Nachbarländern sage, exportiert auch viel Wein. Argentinien hat auch viel Wein-Tourismus. Das ist auch sehr groß geworden, insbesondere in Mendoza. Das ist eine Provinz hier in Argentinien, in Mendoza haben wir viele Hotels, auch in Patagonien und im Norden von Argentinien. Viel Weintourismus. Das ist sehr schön, das ist ebenfalls sehr schön und Wein kann man hier auch, wie gesagt, ziemlich billig kaufen.
00:59:19 – Argentinien als Vorreiter in Sachen CBDC?
Daniel: Bei Argentinien, ist ja sehr interessant, Argentinien ist auf der einen Seite neu aufgenommen worden als BRICS-Mitglied. Gleichzeitig ist Argentinien aber auch ein führender Akteur im Bereich der CBDC, also der neuen digitalen Währung. Ich habe gelesen, da war schon eine erste Pilotstudie im Jahr 2022, dass man da in Argentinien schon diese neue digitale Zentralbank- Währung getestet hat. Ich glaube, vor Kurzem hat die argentinische Regierung auch gesagt, dass jetzt gerade schon die Gesetzesvorlagen für die Umsetzung der Einführung der digitalen Zentralbank-Währung schreibt. Also es scheint, dass Argentinien da ganz weit vorne mitspielen will. Ist das jetzt nur etwas, was wir bei uns in der Presse lesen oder ist das auch etwas, was die Leute in Argentinien bewegt? Wird darüber gesprochen oder legt die Regierung das einfach fest und macht da irgendwas? Wie stehen Sie selbst dazu?
Martin: Ja, das habe ich auch gelesen. Das stimmt, das hat Massa, der Wirtschaftsminister gesagt, dass wir diese digitale Zentralbank-Währung haben werden. Das ist nichts, was hier viel kommentiert wird. Ich glaube, die meisten Leute haben etwas anderes im Kopf und es ist den meisten egal, ob da eine digitale Zentralbank-Währung kommt oder nicht. In diesem Sinne wird Argentinien einer von den Ersten sein. Die versuchen, hier die Wirtschaft zu modernisieren. Was sie mit diesem Vorschlag auch versuchen, ist, dass mehr Leute Steuern zahlen. Also nicht, dass man mehr Steuern zahlt, sondern den Schwarzmarkt zu minimieren. Wir haben hier viele Leute, Restaurants etc., die keine Steuern zahlen. Das ist noch viel extremer im Innenland. Da kriegt man in vielen Fällen keine richtigen Rechnungen. Das ist, was alle Regierungen versuchen zu machen, diese Basis an Steuerzahlern zu verbreitern.
Sebastian: Interessant.
Daniel: Ja. Wir fragen deswegen, weil es wirklich Leute gibt, die sagen, ich möchte nicht in ein Land auswandern, die gerade an der digitalen Zentralbank-Währung arbeiten. Viele Regierungen liebäugeln ja mit den hervorragenden Möglichkeiten, besser zu kontrollieren, einzuschränken, wie Sie gerade selbst gesagt haben, eine bessere Kontrolle zu haben, alles genau zu sehen, die Geldbewegung. Das geht ja nicht immer unbedingt darum, keine Steuern zu bezahlen, aber es geht darum, dass viele Leute sich einfach Sorgen machen, wenn sie ein gläserner Bürger sind oder man mehr kontrolliert werden kann. Im Prinzip, wenn mir letztendlich die staatliche Behörde mein Geld einfach ausknipsen kann in meiner App auf meinem Handy, das befürchten viele.
Martin: Interessant. Also das ist noch eine Utopie. Man weiß nicht, wie lange das dauern wird, dass Argentinien ein Land wird wie, ich glaube Schweden oder Länder, die kein Bargeld benutzen, davon sind wir noch weit weg Das ist eine interessante Idee, die man in einer Regierung hat, aber davon sind wir noch weit weg.
Daniel: Sehr schön. Sebastian, hast du noch Fragen?
Sebastian: Nein, ich habe keine Fragen mehr. Es war sehr interessant, Herr Dietl.
Daniel: Unsere Sendezeit geht auch langsam dem Ende entgegen, aber es war wirklich sehr spannend.
01:03:30 – Top-Tipp für Argentinien-Auswanderer
Daniel: Es war sehr schön, von Ihnen zu hören. Vielleicht haben Sie noch einen abschließenden Tipp für jemanden, der sich für Argentinien als Wohnsitz oder Unternehmenssitz interessiert? Was wäre Ihr abschließender, zusammenfassender Tipp an die Zuschauer und Zuhörer.
Martin: Erstmal vielen Dank nochmal für das Interview und für die Gelegenheit, ein bisschen über mein Land zu sprechen. Als Tipp würde ich sagen, also es ist immer gut, wenn man hier jemanden kennt oder wenn man versucht, heute ist das per Internet so einfach, sich in Verbindung zu setzen mit anderen Leuten. Es ist ein guter Tipp, mit jemandem hier vor Ort zu sprechen und auch ein bisschen alles zu verstehen. Wie Sie schon gemerkt haben, hat Argentinien manche Besonderheiten. Es ist gut, wenn man hier jemanden vor Ort hat, insbesondere einen Ausländer auch oder auch jemanden wie mich, so dass man hier etwas erklärt bekommen kann. Dafür gibt es in Facebook viele Gruppen und es gibt Webseiten, wo man Kontakt mit Leuten aufnehmen kann, die dieselbe Erfahrung schon gemacht haben. Da kann man viel Zeit gewinnen, würde ich sagen. Einfach so am Flughafen hier zu landen ohne Info, da sollte man eher die Hausaufgaben machen, ein bisschen Recherche und ich glaube, da wird man viel Zeit und auch viel Geld sparen. Natürlich können Sie auch mich kontaktieren.
Daniel: Unbedingt! Wir blenden Ihre Internet-Adresse und Ihre E-Mail-Adresse auch hier unten ein für diejenigen, die sich direkt an Sie wenden wollen. Eine letzte Frage habe ich noch, Herr Dietl. Wenn Sie jetzt auswandern würden, wenn Sie nochmal den Wunsch verspüren würden oder die Möglichkeit hätten, vielleicht müsste man Sie zwingen auszuwandern aus Argentinien, weil Sie das Land so lieben, welches andere Land wäre denn doch ein interessanter Wohnsitz für Sie?
Martin: Ja, sehr gute Frage. Ich habe nicht meine ganze Geschichte erzählt, aber ich habe auch im Ausland gewohnt, ein Jahr in Deutschland, ich habe 5 Jahre in den USA gelebt. Ich würde sagen, ich habe zwei Plätze im Kopf. Ein Platz ist, das ist ein Klischee von Argentinien, meine Frau würde sehr gern in Miami wohnen, Da haben wir damals gewohnt und Miami ist für uns Argentinier sehr einfach. Da sind wir am Strand und das Wetter ist sehr schön. Vielleicht für mich zu warm, wenn das ganze Jahr Sommer ist, ist das nichts für mich, aber meine Frau würde das lieben, wenn wir nach Miami ziehen würden. Und als zweites, das ist etwas ganz anderes, also ich liebe zu reisen, meine Frau liebt auch zu reisen, ich würde gern nach Asien, zum Beispiel nach Bangkok in Thailand oder sowas. Ich war da als nur als Tourist, aber ich würde gern in ein Land, das ganz anders ist. Ganz anders, aber es hat einige Sachen die vielleicht ein bisschen ähnlich wie in Argentinien sind. Beide sind ein bisschen chaotisch, weshalb wir Argentinier uns sehr schnell eingewöhnen. So ich würde in so einem Land wie Thailand wohnen. Und auch das Essen... das Essen finde ich toll. Das würde ich gerne machen. Also Europa, ich muss jedes Jahr nach Europa, ich habe auch einen deutschen Pass, aber wenn Sie mich fragen, als Abenteuer oder vielleicht, wenn ich älter bin, werde ich in der Region Asien länger bleiben.
Sebastian: Sehr schön.
Daniel: Vielen Dank für die schöne Zeit, für das angenehme Gespräch. Dann bleiben Sie fröhlich! Bis bald!
Martin: Vielen Dank und bis demnächst.
Daniel: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht. Übrigens, wenn ihr keines unserer interessanten Videos mehr verpassen wollt, dann klickt doch jetzt gleich auf den Abonnieren-Button und auf die Glocke. Auch über Kommentare, Fragen oder einen Daumen hoch freuen wir uns sehr.