BRICS-Plus-Staaten: Die Erweiterung des globalen Wirtschaftsbündnisses ab 2024
Die BRICS-Staatengruppe hat sich zu Beginn des Jahres 2024 deutlich vergrößert. Zu den ursprünglichen Mitgliedern Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika sind nun fünf neue Länder hinzugekommen: Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Diese Erweiterung, oft als "BRICS Plus" bezeichnet, verstärkt das wirtschaftliche und politische Gewicht des Bündnisses in der globalen Arena erheblich.
Die neuen Mitglieder repräsentieren aufstrebende Volkswirtschaften und strategisch wichtige Regionen. Sie bringen unterschiedliche Stärken in die Gruppe ein, von Ägyptens geopolitischer Bedeutung bis hin zu den Ölreserven der Golfstaaten. Diese Diversifizierung könnte die Einflusssphäre der BRICS-Staaten in der Weltwirtschaft erweitern.
Mit nun insgesamt zehn Mitgliedern steht die BRICS-Gruppe vor neuen Herausforderungen und Chancen. Die Erweiterung könnte die Zusammenarbeit in Bereichen wie Handel, Technologie und Infrastruktur fördern, birgt aber auch das Potenzial für interne Spannungen aufgrund unterschiedlicher politischer und wirtschaftlicher Interessen.
Historische Entwicklung und Konzept von BRICS
Die BRICS-Gruppe entstand aus einer wirtschaftlichen Idee und entwickelte sich zu einer einflussreichen politischen Allianz. Ihre Erweiterung und Entwicklung spiegeln die Verschiebungen in der globalen Wirtschaftsordnung wider.
Ursprung des BRIC-Konzepts
Jim O'Neill, Ökonom bei Goldman Sachs, prägte 2001 das Akronym BRIC. Er identifizierte Brasilien, Russland, Indien und China als aufstrebende Volkswirtschaften mit enormem Wachstumspotenzial.
O'Neill prognostizierte, dass diese Länder bis 2050 zu den dominierenden Wirtschaftsmächten aufsteigen würden. Seine Analyse basierte auf Faktoren wie Bevölkerungsgröße, Ressourcenreichtum und wirtschaftliche Entwicklung.
Das BRIC-Konzept gewann schnell an Popularität und beeinflusste Investitionsstrategien weltweit.
Erweiterung zu BRICS
2006 trafen sich die Außenminister der BRIC-Staaten erstmals am Rande der UN-Generalversammlung. 2009 fand der erste offizielle BRIC-Gipfel in Jekaterinburg statt.
2010 wurde Südafrika eingeladen, der Gruppe beizutreten. Mit diesem Schritt wurde BRIC zu BRICS und repräsentierte nun auch den afrikanischen Kontinent.
Die Erweiterung verstärkte den Anspruch der Gruppe, die Interessen der Schwellen- und Entwicklungsländer zu vertreten.
Einführung des BRICS Plus-Konzepts
Das BRICS Plus-Konzept entstand als Reaktion auf das wachsende Interesse anderer Schwellenländer an einer Zusammenarbeit mit BRICS. Es zielt darauf ab, den Einfluss der Gruppe zu erweitern.
2017 lud China als BRICS-Vorsitz fünf weitere Länder zum Gipfel ein. Dies markierte den Beginn von BRICS Plus.
Im August 2023 beschlossen die BRICS-Staaten eine signifikante Erweiterung. Ab Januar 2024 wurden Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate als neue Mitglieder aufgenommen.
Diese Expansion stärkt die Position der BRICS als Gegengewicht zu westlich dominierten Institutionen und erweitert ihren Einfluss in strategisch wichtigen Regionen.
Struktur und Mitgliedsstaaten
Die BRICS-Gruppe hat sich seit ihrer Gründung erweitert und strebt eine stärkere globale Präsenz an. Die Mitgliedschaft basiert auf wirtschaftlicher Stärke und geopolitischer Bedeutung.
Aktuelle BRICS-Mitgliedsländer
Die BRICS-Gruppe umfasst ab Januar 2024 zehn Mitgliedsstaaten. Zu den ursprünglichen Mitgliedern Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika gesellen sich fünf neue Länder: Iran, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Ägypten und Äthiopien.
Diese Erweiterung verstärkt die wirtschaftliche und politische Diversität der Gruppe erheblich. China und Indien bleiben die bevölkerungsreichsten Mitglieder, während Saudi-Arabien und die VAE bedeutende Öl-Exporteure sind.
Die neuen Mitglieder bringen zusätzliche Ressourcen und strategische Positionen ein. Ägypten kontrolliert den Suezkanal, Äthiopien ist ein wichtiger afrikanischer Wachstumsmarkt.
Potenzielle BRICS Plus-Staaten
Mehrere Länder haben Interesse an einer BRICS-Mitgliedschaft bekundet. Argentinien wurde zunächst zur Mitgliedschaft eingeladen, hat aber seine Teilnahme verschoben.
Indonesien gilt als vielversprechender Kandidat aufgrund seiner großen Bevölkerung und wachsenden Wirtschaft. Weitere potenzielle Beitrittskandidaten sind:
Mexiko
Türkei
Nigeria
Pakistan
Die Aufnahme dieser Länder würde die globale Reichweite und den Einfluss der BRICS-Gruppe weiter ausbauen.
Beobachterstatus und Erweiterungskriterien
Die BRICS-Gruppe hat keinen formellen Beobachterstatus. Stattdessen lädt sie regelmäßig Nicht-Mitgliedsstaaten zu ihren Gipfeltreffen ein.
Für eine Mitgliedschaft gelten folgende Hauptkriterien:
Wirtschaftliche Stärke und Wachstumspotenzial
Geopolitische Bedeutung
Beitrag zur globalen Governance
Die Entscheidung über neue Mitglieder erfolgt einstimmig durch die bestehenden BRICS-Staaten. Eine ausgewogene regionale Vertretung wird angestrebt, um den globalen Einfluss zu maximieren.
Die Erweiterungsstrategie zielt darauf ab, das Gewicht der Gruppe in internationalen Foren zu erhöhen und alternative Strukturen zur westlich dominierten Weltordnung zu schaffen.
Wirtschaftliche Bedeutung
Die BRICS-Plus-Staaten spielen eine zunehmend wichtige Rolle in der globalen Wirtschaft. Ihr wachsender Einfluss zeigt sich in verschiedenen Bereichen, von ihrer Wirtschaftsleistung bis hin zu Infrastrukturinitiativen.
Beitrag zum globalen BIP
Die BRICS-Plus-Länder tragen einen bedeutenden Anteil zum weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Im Jahr 2021 erwirtschafteten allein die ursprünglichen BRICS-Staaten ein BIP von etwa 20,4 Billionen US-Dollar.
China ist dabei der größte Wirtschaftsmotor, mit 70% der BRICS-Wirtschaftsleistung. Indien verzeichnet ebenfalls ein starkes Wachstum von 7,2% im Jahr 2022.
Die Vereinigten Arabischen Emirate, ein neues BRICS-Plus-Mitglied, erreichten 2022 sogar ein Wachstum von 7,9%.
Einfluss auf internationale Handel
Die BRICS-Plus-Staaten gewinnen im globalen Handel zunehmend an Bedeutung. Sie streben eine Stärkung des Handels untereinander und mit dem Globalen Süden an.
Allerdings stehen einige Länder vor Herausforderungen:
Russland: Starke Abhängigkeit von Öl- und Gasexporten
Südafrika: Geringerer wirtschaftlicher Beitrag (1,6% der BRICS-Wirtschaftsleistung)
Die Gruppe arbeitet daran, ihre Handelspositionen zu diversifizieren und zu stärken, um weniger anfällig für globale Marktschwankungen zu sein.
Infrastruktur- und Entwicklungsbanken
Die BRICS-Plus-Staaten haben eigene Finanzinstitutionen geschaffen, um ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit zu fördern:
New Development Bank (NDB): Gegründet 2014, finanziert Infrastrukturprojekte
Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB): Von China initiiert, unterstützt regionale Entwicklung
Diese Institutionen ergänzen etablierte Organisationen wie die Weltbank und den Internationalen Währungsfonds. Sie zielen darauf ab, die Interessen der Schwellen- und Entwicklungsländer stärker zu berücksichtigen.
Die BRICS-Plus-Staaten streben an, ihre Rolle in globalen Wirtschaftsforen wie der G20 auszubauen und ein Gegengewicht zur G7 zu bilden.
Politische und Geopolitische Aspekte
Die BRICS Plus-Staaten streben eine Neuordnung der globalen Machtverhältnisse an. Ihre Zusammenarbeit zielt darauf ab, den Einfluss westlicher Nationen zu reduzieren und eine multipolare Weltordnung zu etablieren.
Multipolare Weltordnung
Die BRICS Plus-Gruppe verfolgt das Ziel, ein Gegengewicht zur westlich dominierten Weltordnung zu schaffen. China und Russland spielen dabei eine führende Rolle. Sie streben eine Abkehr vom US-Dollar als globale Leitwährung an.
Die Erweiterung der Gruppe um Länder wie Saudi-Arabien und Iran verstärkt dieses Bestreben. Diese Staaten verfügen über bedeutende Rohstoffvorkommen und geopolitischen Einfluss.
Die BRICS Plus-Staaten fordern eine Reform internationaler Organisationen wie der UN und der Weltbank. Sie wollen mehr Mitspracherecht für Schwellen- und Entwicklungsländer durchsetzen.
Internationale Allianzen und Beziehungen
Die BRICS Plus-Gruppe bildet einen losen Zusammenschluss von Staaten mit teils unterschiedlichen Interessen. Gemeinsam ist ihnen das Ziel, den Einfluss der USA und ihrer Verbündeten zu begrenzen.
Innerhalb der Gruppe bestehen jedoch auch Spannungen. Indien und China pflegen ein komplexes Verhältnis aufgrund territorialer Konflikte. Russlands aggressive Außenpolitik wird nicht von allen Mitgliedern unterstützt.
Die BRICS Plus-Staaten bauen ihre wirtschaftlichen und diplomatischen Beziehungen untereinander aus. Sie streben eine engere Zusammenarbeit in Bereichen wie Handel, Technologie und Sicherheit an.
Geopolitische Strategien und Koordination
Die BRICS Plus-Gruppe entwickelt gemeinsame geopolitische Strategien. Ein Schwerpunkt liegt auf der Schaffung alternativer Finanzstrukturen zum westlich dominierten System.
Die Neue Entwicklungsbank der BRICS finanziert Infrastrukturprojekte in Schwellen- und Entwicklungsländern. Dies stärkt den Einfluss der Gruppe in diesen Regionen.
Die Mitgliedstaaten koordinieren ihre Positionen in internationalen Foren. Sie streben eine Reform des UN-Sicherheitsrats an und fordern mehr Einfluss für den Globalen Süden.
Die BRICS Plus-Staaten arbeiten an der Entwicklung eigener Technologien und Standards. Dies soll ihre Abhängigkeit von westlichen Technologiekonzernen verringern.
Kulturelle und Soziale Dimensionen
Die BRICS-Plus-Staaten zeichnen sich durch eine bemerkenswerte Vielfalt aus. Diese Diversität spiegelt sich in den Sprachen, Kulturen und demografischen Strukturen der Mitgliedsländer wider.
Diversität der Sprachen und Kulturen
Die BRICS-Plus-Gruppe umfasst eine Vielzahl von Sprachen und Kulturen. In Indien werden beispielsweise über 1.600 Sprachen gesprochen, während China 56 anerkannte ethnische Gruppen hat.
Russland beheimatet mehr als 190 ethnische Gruppen. Brasilien ist bekannt für seine kulturelle Verschmelzung aus indigenen, afrikanischen und europäischen Einflüssen.
Die neuen Mitglieder bringen zusätzliche kulturelle Elemente ein. Ägypten trägt mit seinem reichen historischen Erbe bei, während Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate die arabische Kultur repräsentieren.
Bevölkerungsgröße und -dynamik
Die BRICS-Plus-Staaten machen einen bedeutenden Teil der Weltbevölkerung aus. China und Indien sind die bevölkerungsreichsten Länder der Welt.
Brasilien ist das bevölkerungsreichste Land Südamerikas. Russland hingegen hat trotz seiner großen Landfläche eine relativ geringe Bevölkerungsdichte.
Die Bevölkerungsdynamik variiert stark zwischen den Mitgliedsstaaten. Während einige Länder wie Indien ein starkes Bevölkerungswachstum verzeichnen, kämpfen andere wie Russland mit demografischen Herausforderungen.
Maßnahmen zur Verbesserung des Human Development Index (HDI)
Die BRICS-Plus-Staaten arbeiten aktiv daran, ihren Human Development Index zu verbessern. China hat in den letzten Jahrzehnten bemerkenswerte Fortschritte bei der Armutsbekämpfung gemacht.
Indien investiert stark in Bildung und Gesundheitsversorgung. Brasilien hat Programme zur Verringerung der sozialen Ungleichheit eingeführt.
Die Vereinigten Arabischen Emirate setzen auf Diversifizierung ihrer Wirtschaft und Investitionen in Humankapital. Äthiopien konzentriert sich auf die Verbesserung der Grundversorgung und Infrastruktur.
Zukunftsperspektiven und Herausforderungen
Die BRICS-Plus-Staaten stehen vor bedeutenden Chancen und Herausforderungen. Wirtschaftliches Wachstum, Klimawandel und die Suche nach einer gemeinsamen Währung prägen ihre Zukunft.
Potenzial für wirtschaftliches Wachstum
Die BRICS-Plus-Gruppe verfügt über enormes Potenzial für wirtschaftliches Wachstum. Mit 38,3 % der weltweiten Industrieproduktion übertreffen sie die G7-Staaten deutlich.
Durch die Erweiterung gewinnt die Gruppe an Einfluss in der globalen Wirtschaft. Neue Mitglieder bringen zusätzliche Ressourcen und Märkte ein.
Die verstärkte Zusammenarbeit könnte zu einer Steigerung des Handels innerhalb der Gruppe führen. Gemeinsame Infrastrukturprojekte und Technologieaustausch könnten das Wachstum weiter ankurbeln.
Auswirkungen des Klimawandels
Der Klimawandel stellt eine zentrale Herausforderung für die BRICS-Plus-Staaten dar. Viele Mitglieder sind besonders anfällig für die Folgen der globalen Erwärmung.
Dürren, Überschwemmungen und extreme Wetterereignisse bedrohen die Landwirtschaft und Infrastruktur. Dies könnte das wirtschaftliche Wachstum beeinträchtigen.
Die Gruppe steht vor der Aufgabe, nachhaltige Entwicklungsmodelle zu finden. Investitionen in erneuerbare Energien und klimaresistente Infrastruktur werden entscheidend sein.
Suche nach einer gemeinsamen Währung
Die BRICS-Plus-Staaten erwägen die Einführung einer gemeinsamen Währung. Dies könnte ihre Position in der globalen Finanzarchitektur stärken.
Eine gemeinsame Währung könnte den Handel innerhalb der Gruppe erleichtern. Sie würde auch die Abhängigkeit vom US-Dollar reduzieren.
Die Umsetzung ist jedoch komplex. Unterschiedliche Wirtschaftsstrukturen und politische Interessen stellen Hindernisse dar.
Technische Herausforderungen wie die Festlegung von Wechselkursen müssen gelöst werden. Auch die Integration bestehender Finanzsysteme erfordert sorgfältige Planung.
Jährliche Gipfeltreffen und Erklärungen
Die BRICS-Staaten veranstalten regelmäßige Gipfeltreffen, um ihre Zusammenarbeit zu vertiefen und gemeinsame Positionen zu entwickeln. Diese Treffen sind zentral für die Koordinierung der Gruppe und die Festlegung ihrer strategischen Ausrichtung.
Übersicht über vergangene Gipfeltreffen
Das erste BRICS-Gipfeltreffen fand 2009 in Jekaterinburg, Russland, statt. Seitdem wurden jährliche Treffen in den Mitgliedsländern abgehalten. Bemerkenswerte Gipfel waren:
2011 in Sanya, China: Südafrika wurde als fünftes Mitglied aufgenommen.
2013 in Durban, Südafrika: Fokus auf Infrastrukturentwicklung in Afrika.
2014 in Fortaleza, Brasilien: Gründung der Neuen Entwicklungsbank.
2015 in Ufa, Russland: Verabschiedung der Strategie für wirtschaftliche Partnerschaft.
Die Gipfel in Xiamen (2017), Johannesburg (2018) und Brasília (2019) befassten sich mit Themen wie digitaler Wirtschaft, Terrorismusbekämpfung und technologischer Innovation.
Geplante Treffen und Agenda
Der nächste BRICS-Gipfel ist für August 2024 in Kasan, Russland, geplant. Auf der Agenda stehen:
Erweiterung der Gruppe um neue Mitglieder
Stärkung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit
Diskussion globaler Herausforderungen wie Klimawandel und Gesundheitssicherheit
Die Teilnahme der sechs neuen Mitglieder, die am 1. Januar 2024 beigetreten sind, wird die Dynamik des Treffens voraussichtlich verändern. Themen wie Energiesicherheit und nachhaltige Entwicklung werden ebenfalls erörtert.
Deklarationen und gemeinsame Ziele
Bei jedem Gipfeltreffen verabschieden die BRICS-Staaten eine gemeinsame Erklärung. Diese Deklarationen umfassen:
Förderung einer multipolaren Weltordnung
Stärkung der Süd-Süd-Kooperation
Reform internationaler Finanzinstitutionen
Konkrete Ziele sind die Ausweitung des Handels in lokalen Währungen und die Schaffung eines gemeinsamen Zahlungssystems. Die Gruppe strebt auch eine verstärkte Zusammenarbeit in Bereichen wie Wissenschaft, Technologie und Innovation an.
Die BRICS-Staaten betonen in ihren Erklärungen die Bedeutung der UN-Charta und des Völkerrechts. Sie setzen sich für eine friedliche Konfliktlösung und eine gerechtere globale Wirtschaftsordnung ein.