Paraguay - Neue Einwanderungsbestimmungen
Umfassende Änderungen bei Einwanderung und Aufenthalt
Paraguay hat sein seit 1996 weitgehend unverändertes Einwanderungsgesetz neu gestaltet, mit dem Ziel, ein besser organisiertes Einwanderungssystem zu schaffen. Neben der eher belanglosen Umbenennung der paraguayischen Einwanderungsbehörde von Dirección General de Migraciones (Allgemeine Migrationsbehörde) in Dirección Nacional de Migraciones (Nationale Migrationsbehörde), wurden, was viel wesentlicher ist, die Einwanderungskategorien und Anspruchsvoraussetzungen neu geordnet. Die Regierung von Paraguay will damit die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes fördern und, erklärtermaßen, auch die Rechte ausländischer Staatsangehöriger im Land schützen.
Betroffen sind hauptsächlich zwei Bereiche. Die vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung namens Residencia Precaria wurde durch die neue Residencia Ocasional o Espontánea ersetzt und die Voraussetzungen für den Erhalt einer Daueraufenthaltsgenehmigung wurden verschärft. Die Neuerungen im Einzelnen:
Änderungen bei der Aufenthaltskategorien
Temporärer Aufenthalt in Paraguay
Abgeschafft wurde die Residencia Precaria (vorübergehende Aufenthaltserlaubnis), die für bis zu sechs Monate pro Kalenderjahr ausgestellt wurde und einmalig um bis zu sechs Monate verlängerbar war. Gleichzeitig entfällt damit für Antragsteller auf eine kurzfristige Aufenthaltsgenehmigung übrigens auch die bisherige Erfordernis, eine von der paraguayischen Nationalpolizei ausgestellte INTERPOL-Bescheinigung vorzulegen, die für die vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung bisher erforderlich war.
Neu geschaffen wurde stattdessen die Residencia Ocasional o Espontánea (Spontane oder gelegentliche Aufenthaltsgenehmigung) für Ausländer, die nach Paraguay einreisen und dort arbeiten möchten, aber keinen Wohnsitz im Land begründen wollen. Diese Genehmigung gilt für bis zu 90 Tage pro Kalenderjahr und kann einmalig für bis zu 90 Tage verlängert werden. Inhabern einer solchen vorübergehenden Aufenthaltsgenehmigung ist es untersagt, Zahlungen aus paraguayischen Quellen zu erhalten, und sie müssen auf einer nicht-paraguayischen Lohnliste stehen.
Die Kategorie der befristeten Aufenthaltsgenehmigungen wurde dahingehend geändert, dass die Gültigkeitsdauer der ersten befristeten Aufenthaltsgenehmigung von einem auf zwei Jahre verlängert wurde. Und statt einer fünfmal möglichen einjährigen Verlängerung ist nun nur noch eine möglich, dafür aber um zwei Jahre.
Potentielle Auswanderer, die sich um eine neue befristete Aufenthaltsgenehmigung bewerben, wird nun bei Antragstellung auch eine Carnet de Residencia Precaria (Vorübergehende Aufenthaltskarte) ausgestellt. Sie dient als Bestätigung, dass sich der ausländische Antragsteller rechtmäßig in Paraguay aufhält, bis sein Antrag auf eine befristete Aufenthaltsgenehmigung bearbeitet ist. Diese Karte ist 90 Tage gültig und kann nicht verlängert werden.
Tipp für Paraguay deutsche Auswanderer: Insbesondere für Personen, die vielleicht nach Paraguay auswandern wollen, ist es wichtig, dass Inhaber der neuen befristeten Aufenthaltsgenehmigung nun auch eine Cedula erhalten, die ebenfalls bis zu zwei Jahre gültig ist und um zwei Jahre verlängert werden kann. Die Cedula (offiziell eigentlich Cedula de Identidad Civil) ist eine paraguayische Identitätskarte, ähnlich einem Personalausweis, die ihren Inhabern unter anderem die Eröffnung lokaler Bankkonten und den Erwerb eines paraguayischen Führerscheins erleichtert. Die Cedula erhielten bisher nur Inhaber einer Daueraufenthaltsgenehmigung!
Dauerhafter Aufenthalt in Paraguay
Leben in Paraguay – Die Kategorie Daueraufenthaltsgenehmigung wurde unter anderem dahingehend neu gestaltet, dass Ausländer einen befristeten Aufenthaltsstatus für zwei Jahre innehaben müssen, bevor sie um eine Daueraufenthaltsgenehmigung ersuchen können.
Allerdings gibt es Ausnahmen: Die zweijährige Aufenthaltspflicht entfällt beispielsweise, wenn die ausländische Person eine Zweigstelle oder eine Tochtergesellschaft eines ausländischen Unternehmens in Paraguay eröffnet. Auch Investoren, die in Paraguay eine Investorenbescheinigung erhalten haben, können weiterhin direkt eine Daueraufenthaltsgenehmigung beantragen. Und ebenso entfällt die zweijährige Aufenthaltspflicht, wenn die ausländische Person berechtigte Angehörige eines paraguayischen Staatsbürgers ist (z. B. Ehepartner oder Kinder unter 18 Jahren).
Mit dem neuen Gesetz müssen Daueraufenthaltsberechtigte nun ihre Daueraufenthaltskarten nun alle 10 Jahre verlängern bzw. erneuern, um den Status der Daueraufenthaltsgenehmigung aufrecht zu erhalten. Dies war bisher nicht erforderlich!
Abgeschafft wurde mit dem neuen Gesetz hingegen auch, dass Ausländer sofort eine Daueraufenthaltsgenehmigung beantragen konnten, wenn sie nachwiesen, dass sie wirtschaftlich solvent waren (durch Einzahlung von USD 5.000 auf ein paraguayisches Bankkonto) oder in einigen Fällen (und falls zutreffend) eine Kopie ihres Hochschulabschlusses vorlegten.
Ebenso abgeschafft wurde, dass ausländische Staatsangehörige, die in Paraguay ansässig werden wollen, ein Gesundheitszeugnis eines paraguayischen Arztes vorlegen müssen.
Die wichtigsten Auswirkungen zusammengefasst
Die Regierung von Paraguay erwartet von dem neuen Gesetz, dass es den paraguayischen Arbeitgebern zugutekommt, indem es bestimmte Antragsverfahren strafft und es den einheimischen Unternehmen erleichtert, ausländische Talente anzuwerben, insbesondere Ausländer, die für kürzere Zeiträume einreisen.
Betrachtet man die neuen Bestimmungen aus Sicht ausländischer Personen und/oder Unternehmen, ergibt sich
bei nur kurzfristig geplanter Arbeit in Paraguay,
dass für diejenigen, die ihren Aufenthalt berufsbedingt verlängern wollen oder müssen, häufiger Verlängerungen oder neue Visa beantragt werden müssen. Andererseits verringert der Wegfall der INTERPOL-Bescheinigung den Verwaltungsaufwand und die Kosten und kann die Beschaffung der notwendigen Dokumente etwas beschleunigen.
bei geplantem befristeten Aufenthalt in Paraguay,
dass ausländische Staatsangehörige von der längeren Gültigkeitsdauer für den Aufenthalt und die Arbeit in Paraguay sowie von der Möglichkeit profitieren, während der Bearbeitung ihres Antrags auf befristeten Aufenthalt schneller in Paraguay zu arbeiten.
Zudem kann man nun auch die bürokratischen Hürden in Paraguay einfacher überwinden und die notwendigen Aufgaben, wie z. B. die Eröffnung eines Bankkontos oder die Beantragung einer paraguayischen Steueridentifikationsnummer, erledigen.
bei geplantem Daueraufenthalt in Paraguay,
dass die meisten Ausländer nun länger warten müssen, bis sie eine Daueraufenthaltsgenehmigung beantragen können. Zudem müssen sie nunmehr alle 10 Jahre eine Verlängerung beantragen.
