Konto in Liechtenstein & Schweiz: So schaffen Anleger Geld über die Grenze

Die Überlegung, Vermögen ins Ausland zu verlagern, beschäftigt viele Deutsche. In einer Zeit wachsender Unsicherheiten sowohl im Finanzsystem als auch in geopolitischen Belangen erscheinen Länder wie Liechtenstein und die Schweiz besonders attraktiv. Es ist völlig legal für Deutsche, Geld nach Liechtenstein oder in die Schweiz zu transferieren und dort Konten zu eröffnen, es gibt keine Meldepflichten und man muss keine Erlaubnis dafür einholen. Dennoch sind alle Einkünfte, die auf diesen Konten erzielt werden, in der deutschen Steuererklärung anzugeben.

Trotz niedriger Zinsen und hoher Kontoführungsgebühren bleibt die Schweiz ein beliebter Standort für Vermögensverlagerungen. Viele sehen im Schweizer Franken einen sicheren Hafen, insbesondere angesichts politischer Instabilitäten und wirtschaftlicher Herausforderungen in der Eurozone. Auch der kürzlich beschlossene EU-Vermögensregister hat dazu beigetragen, dass immer mehr Menschen an eine Diversifikation ihres Vermögens nachdenken.

Key Takeaways

  • Die Schweiz und Liechtenstein bieten rechtliche Möglichkeiten zur Vermögensverlagerung.

  • Politische und wirtschaftliche Unsicherheiten in der Eurozone sind Hauptgründe für die Attraktivität.

  • Die Schweiz und Liechtenstein bieten im Vergleich zu anderen Optionen eine größere finanzielle Stabilität.

Grundlagen der Vermögensverlagerung

Rechtliche Aspekte in Deutschland

Vermögensverlagerung nach Liechtenstein oder in die Schweiz ist für deutsche Staatsbürger vollkommen legal. Es gibt keine Meldepflichten in Deutschland, sodass kein Antrag gestellt oder etwas deklariert werden muss, um ein Konto in diesen Ländern zu eröffnen. Alle erzielten Einkünfte, wie beispielsweise Kapitalerträge, müssen in der deutschen Einkommensteuererklärung angegeben werden. Ein automatischer Informationsaustausch sorgt dafür, dass die Kontostände mindestens einmal jährlich an die deutschen Behörden gemeldet werden.

Steuerpflicht und Informationsaustausch

Deutsche Steuerpflichtige sind verpflichtet, sämtliche Einkünfte, die auf Konten in Liechtenstein oder der Schweiz erwirtschaftet werden, in ihrer deutschen Steuererklärung anzugeben. Dies schließt unter anderem Kapitalerträge ein. Durch den automatischen Informationsaustausch werden Kontostände und entsprechende Informationen regelmäßig zwischen den Ländern geteilt, um Steuerhinterziehung zu verhindern. Das bedeutet, dass deutsche Steuerbehörden Zugang zu Daten über Auslandskonten haben und diese überwachen können.

Attraktivität Liechtensteins und der Schweiz

Niedrige Zinsen und Hohe Kontoführungsgebühren

Banken in Liechtenstein und der Schweiz bieten sehr niedrige Zinsen auf Konten in Schweizer Franken an. Bis vor Kurzem mussten Kunden sogar negative Zinsen zahlen, was bedeutet, dass sie für die Verwahrung ihres Geldes bei den Banken bezahlen mussten. Obwohl diese negativen Zinsen nun abgeschafft wurden, bleiben die Zinssätze niedrig. Zusätzlich sind die Kontoführungsgebühren in beiden Ländern hoch, was die Attraktivität weiter beeinträchtigen könnte.

Der Schweizer Franken und Sicherheitsaspekte

Ein wesentlicher Aspekt, der die Schweiz und Liechtenstein attraktiv macht, ist der Schweizer Franken, der oft als sicherer Hafen angesehen wird. Angesichts der Unsicherheiten rund um den Euro und die geopolitischen Risiken in Europa, ziehen es viele vor, ihr Vermögen in Schweizer Franken zu halten. Im Gegensatz zur EU gibt es in der Schweiz und in Liechtenstein keine Gesetze wie das SAG-Gesetz, das Investoren verpflichtet, Banken in Krisenzeiten zu refinanzieren. Dies bietet eine gewisse Sicherheit gegenüber möglichen Finanzkrisen.

Risiken der Eurozone

Politische Instabilität in Frankreich

Die politische Landschaft in Frankreich birgt erhebliche Risiken für die Eurozone. Die beiden dominierenden politischen Lager, sowohl extreme Rechte als auch extreme Linke, haben Programme, die finanzielle Instabilität verursachen könnten. Beide Seiten versprachen den Bürgern umfangreiche Maßnahmen, die zu einer erheblichen Neuverschuldung führen würden. Diese Unsicherheiten haben in der Vergangenheit zu volatilen Anleihemärkten geführt, und es bleibt abzuwarten, wie die Märkte auf zukünftige politische Entwicklungen reagieren.

Langfristige wirtschaftliche Unsicherheiten

Die wirtschaftlichen Risiken in der Eurozone sind vielfältig und umfassen geopolitische Spannungen und eine mögliche neue Finanzkrise. Zuvor haben Zentralbanken bereits umfangreiche Maßnahmen ergriffen, wie das Drucken von Geld, um frühere Krisen zu bewältigen. Es besteht die Sorge, dass bei einer erneuten Krise nicht genügend Instrumente zur Verfügung stehen. Viele befürchten, dass Bail-in-Gesetze, welche Anleger dazu zwingen, Banken zu refinanzieren, angewendet werden könnten. Diese Unsicherheiten tragen zur allgemeinen Instabilität des Euros bei.

Demografischer Wandel und soziale Systeme

Der demografische Wandel stellt ein weiteres Risiko für die Eurozone dar. Eine alternde Bevölkerung übt Druck auf die sozialen Sicherungssysteme der einzelnen Staaten aus. Diese gigantischen sozialen Systeme müssen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten aufrechterhalten werden. Es gibt Bedenken, dass vorhandene Mittel nicht ausreichen könnten, um zukünftige Herausforderungen zu bewältigen, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Krisen.

Diversifikation des Vermögens

Reaktionen auf Bail-in-Gesetze

Anleger fürchten zunehmende Instabilität des Euros sowie potenzielle Auswirkungen der so genannten Bail-in-Gesetze. Diese erfordern, dass Investoren zur Refinanzierung von Banken beitragen, wenn diese in Schwierigkeiten geraten. Besonders betroffen sind hier Beträge über 100.000 Euro, die zur Rettung einer Bank verwendet werden könnten – ein Szenario, das in der gesamten Europäischen Union möglich ist, aber in der Schweiz und Liechtenstein nicht existiert. Dies macht den Schweizer Franken als stabile Währung attraktiv und ermutigt Investoren zur Diversifikation ihres Vermögens in diese Länder.

Das EU-Vermögensregister von 2024

Anfang 2024 führte die EU ein neues Vermögensregister ein, das zusätzliche Transparenz in Bezug auf Vermögenswerte innerhalb der Union schaffen soll. Diese Maßnahme veranlasst viele dazu, ihre Vermögenswerte nach Liechtenstein oder in die Schweiz zu verlagern. Mit dem Ziel, in einigen Jahren ihren Wohnsitz ins außereuropäische Ausland zu verlegen, könnten diese Investoren potenziell der Erfassung durch das Vermögensregister entgehen. Dies erfordert allerdings, jetzt schon finanzielle Infrastrukturen in der Schweiz und in Liechtenstein zu schaffen, bei dem sie Konten und Depotstellen eröffnen und Gelder transferieren, um sich auf zukünftige Änderungen bestmöglich vorzubereiten.

Alternativstandorte zu Liechtenstein und der Schweiz

Finanzzentren in Asien wie Singapur und Hongkong

Einige Anleger ziehen es in Erwägung, ihre Vermögenswerte an Finanzplätzen wie Singapur und Hongkong zu diversifizieren. Diese Städte sind dafür bekannt, stabile und ausgeklügelte Finanzsysteme zu besitzen.

Singapur bietet zahlreiche Vorteile, darunter ein hohes Maß an politischer Stabilität, strenge Regulierungen und eine gut entwickelte Infrastruktur. Die Stadtstaat ist ein bedeutendes regionales Finanzzentrum, das Sicherheit in Bezug auf Rechtsdurchsetzung und Vermögensschutz bietet.

Hongkong hingegen hat trotz der politischen Spannungen in den letzten Jahren immer noch eine starke Position als Finanzzentrum beibehalten. Es bietet Anlegern Steuervorteile und eine starke Verbindung zu den Märkten in China, was es zu einem attraktiven Standort für Investitionen macht.

Standorte Vorteile Singapur Hohe politische Stabilität, strenge Regulierungen, entwickelte Infrastruktur Hongkong Steuervorteile, Nähe zu chinesischen Märkten

Diese asiatischen Finanzzentren gelten oft als sicherer und attraktiver im Vergleich zu europäischen Alternativen. Das Vertrauen in die Stabilität und die politischen Rahmenbedingungen in diesen Städten ist ein wesentlicher Faktor, der Investoren anzieht.

Herausforderungen für die Schweiz und Liechtenstein

Rückgang der Einlagen und das Credit Suisse-Debakel

Die Anlegervertrauen in Schweizer Banken hat in den letzten Jahren gelitten. Ein bedeutendes Ereignis, das dieses Vertrauen erschütterte, war das Debakel um die Credit Suisse. Durch die kontroversen Entscheidungen und den Verlauf der Fusion sank das Vertrauen der Anleger weiter. Dies führte dazu, dass Einlagen in der Schweiz stetig rückläufig sind. Auch der Aufstieg von Standorten wie Singapur und Hongkong als sicherere Alternativen trägt zu diesem Trend bei.

Geopolitische Nähe und Abhängigkeiten

Die geografische und wirtschaftliche Nähe der Schweiz und Liechtenstein zu Deutschland und der EU birgt Herausforderungen. Es bestehen Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit dieser Länder in Krisenzeiten. Insbesondere die Frage der Neutralität und der potentiellen Verpflichtungen gegenüber der EU wird immer häufiger diskutiert. Solche Abhängigkeiten könnten Auswirkungen auf die Stabilität und Sicherheit von Vermögenswerten in diesen Ländern haben.

Liechtensteins Zugehörigkeit zum Europäischen Wirtschaftsraum

Liechtenstein ist Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR), was manchmal als „EU-Mitgliedschaft ohne Stimmrecht“ bezeichnet wird. Diese Mitgliedschaft bringt sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich. Während die Zugehörigkeit zum EWR Unternehmen und Stiftungen in Liechtenstein einen ähnlichen Status wie EU-Konstrukte verleiht, nimmt es ihnen gleichzeitig ein gewisses Maß an Autonomie. Diese spezielle Situation macht Liechtenstein jedoch weiterhin attraktiv für Investoren, insbesondere aus Deutschland, die von der rechtlichen Stellung innerhalb des EWR profitieren können.

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