Leben als Selbstversorger - für wen kommt das infrage?

Zu Gast: Sandra und Michael Skala

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

 
 

Morgens aufstehen und statt ins Büro in den Garten gehen. Auf den Tisch kommen Obst, Gemüse, Eier und vieles mehr aus eigener Produktion. Stromrechnungen gibt es keine mehr, denn der Strom wird mit einer Solaranlage selbst produziert. 

Dieses autonome Leben im Einklang mit der Natur führen die Selbstversorger Sandra und Michael seit 2015. Damals sind sie nach Portugal ausgewandert und versorgen sich und ihre Familie seitdem fast komplett selbst.

Die beiden sind kein Einzelfall: Das Thema Selbstversorgung kursiert im Internet. Immer mehr Menschen verspüren den Drang ein einfaches und unabhängiges Leben zu führen. Doch Selbstversorgung bedeutet auch viel Schweiß, Muße und Herausforderungen.

Sandra und Michael begleiten seit Jahren Menschen auf der ganzen Welt dabei, Selbstversorger zu werden. 

Wenn auch Sie mit dem Gedanken spielen, Ihr altes Leben hinter sich zu lassen, um Selbstversorger zu werden und vielleicht sogar auszuwandern, dann haben Sandra und Michael in unserem aktuellen Podcast die besten Tipps für Sie. Wir waren erstaunt, was wir alles erfahren haben. 

Was ist ein Waldgarten?

Der Waldgarten ist ein System zum Anbau von Nahrungsmitteln nach dem Vorbild des Waldes. Der Waldgarten übernimmt einige Prinzipien des Waldes wie z.B. das Mulchen des Bodens: In der Natur, werfen die Bäume ihre Blätter ab und bedecken damit den Boden, was diesen schützt und feucht hält. Das Mulchen von Beeten wird z.B. auch in der Permakultur übernommen, um den Boden vor Witterungseinflüssen zu schützen.

Der Wald funktioniert wie ein Netzwerk: Auch im Waldgarten pflanzt man verschiedene Bäume und Sträucher dicht nebeneinander, die Nahrung produzieren. Um den Prozess der Natur zu beschleunigen, kann der Mensch, anstatt ein Feld immer wieder zu Tode zu bearbeiten, den Waldgarten sogar vergrößern, indem er die Prinzipien des Waldes nicht nur übernimmt, sondern auch verbessert. Ein Beispiel wäre, den Boden nicht nur einmal im Jahr zu mulchen, wie es die Natur tut, sondern viermal im Jahr. Dann hat man den Prozess der Natur um 4 Jahre beschleunigt und der Waldgarten wächst schneller. 

Was Selbstversorger wissen sollten

  1. Grundstück
    Man sollte sich genau über die Lage des Grundstücks informieren. Wie weit ist es bis zur nächsten Stadt? Wie fruchtbar ist das Land? Auch die Größe spielt eine wichtige Rolle: Sandra und Michael hatten bei ihrem ersten Grundstück 4 Hektar für eine vierköpfige Familie und merkten schnell, dass es schwierig ist, eine so große Fläche komplett in einen Waldgarten umzuwandeln. Ihr jetziges Grundstück ist einen halben Hektar (5.000 Quadratmeter) groß und es passen etwa 300 Bäume und Sträucher in ihren Waldgarten. Aber auch mit einem Vorgarten kann man schon viel erreichen, denn in einem kleinen Stück Land steckt viel Energie. Wer Liebe, Schweiß, Nährstoffe, Mulch und Wasser investiert, wird Erfolg haben. 

  2. Wasserversorgung
    Auch Permakulturgärten brauchen anfangs viel Wasser und man sollte sich unbedingt erkundigen, wie viel Liter Wasser die Baumart im ersten Jahr pro Tag braucht. Langfristig spart die Permakultur Wasser. Auch die Mulchschicht hilft, mehr Wasser im Boden zu speichern. Auch auf Wasserleitungen sollte man nicht verzichten. Sandra und Michael konnten in einer Saison ca. 1.000.000 Liter Regenwasser sammeln.

  3. Mindset
    Es ist wichtig, die Selbstversorgung realistisch anzugehen. Von nichts kommt nichts: Am Anfang muss man viel Arbeit in das Projekt stecken und Fehler machen. Statt enttäuscht zu sein, sollte man neugierig bleiben, denn man lernt nie aus. Ein Tipp ist, immer so viel wie möglich anzupflanzen, um Missernten auszugleichen. Außerdem sollte man einen gesunden Mittelweg finden. Sandra und Michael haben schnell gemerkt, dass sie nicht alles selbst machen können. Bei manchen Dingen muss man improvisieren. Zum Beispiel nähen Sandra und Michael ihre Kleidung nicht selbst und kaufen auch Milchprodukte ein oder holen sich die Eier vom Nachbarn.

  4. Zeitplan
    Gut Ding will Weile haben. Natürlich kann man nicht vom ersten Tag an von seiner Ernte leben, aber nach etwa 5 Jahren haben Sandra und Michael so viel geerntet, dass sie sogar einiges verkauft oder verschenkt haben. Wie viel Zeit man investiert, hängt von der Erfahrung, dem Projekt und dem Budget ab.

  5. Startkapital
    Wer ein Selbstversorgungsprojekt starten will, sollte sich von Anfang an voll und ganz darauf konzentrieren, am besten Vollzeit. Man sollte direkt vor Ort sein und zuerst sein Haus und seine Lebensgrundlage aufbauen, bevor man anpflanzt. Man kann groß mit 30 oder mehr Bäumen anfangen, aber auch klein mit z.B. nur 3 Bäumen. Bäume kosten unterschiedlich viel, je nachdem wo man sie kauft. In Portugal kostet ein Baum durchschnittlich 10-12€, in Deutschland ca. 30€. Das Startkapital hängt vom Projekt und auch vom Preis des Grundstücks ab, und das erfordert viel Recherche. Je besser die Lage, desto teurer das Grundstück. Sandra und Michael haben ihr Selbstversorgungsprojekt mit weit weniger als 100.000 Euro begonnen.

  6. Stromversorgung                                                                                                                                                                                       Wie man seinen Strom bezieht, ist individuell verschieden. Sandra und Michael haben sich dafür entschieden, ihren eigenen autark Strom zu erzeugen. Sie haben für 5.000€  eine PV-Anlage installiert und können damit eine Waschmaschine, einen Kühlschrank und andere alltägliche Geräte betreiben. Sie kochen mit Strom, haben warmes Wasser und können auch im Winter heizen. Allerdings leben sie im Süden Portugals. In Deutschland bräuchte man dafür etwa dreimal so viel Energie.

Als Selbstversorger auswandern - Das sollten Sie beachten

Wer als Selbstversorger auswandern möchte, sollte sich vorher über das Klima und die Vegetation seines Wunschlandes informieren. In Deutschland wachsen nicht nur andere Pflanzen als in mediterranen oder tropischen Gegenden, man braucht auch mehr oder weniger Wasser und Energie. Wo ist es trocken, wie viele Sonnenstunden gibt es durchschnittlich? Man muss sich Wissen aneignen, aber nach einiger Zeit auch den Mut haben, die Theorie in die Praxis umzusetzen.

Falls Sie sich jetzt für das Leben als Selbstversorger interessieren und gerne mehr darüber erfahren möchten, können Sie mehr dazu auf unserem Podcast Perspektive Ausland und unseren Websites Wohnsitz Ausland, Auslandsunternehmen, St Matthew, und auf LinkedIn erfahren. Die Kontaktinformationen von Sandra und Michael finden Sie unten.

Kontakt

Foodforest Design

Sandra & Michael Skala

Website: www.foodforest-design.eu

E-Mail: info@foodforest-design.eu

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Türkei - nah an Europa und ein konkurrenzloser Standort
Auswandern und Selbstversorger werden
4 Alternativen zu Dubai für Auswanderer
Autark leben im Wohnmobil

Timestamps

00:00:47  -  Begrüßung, Vorstellung, Einleitung 

00:04:47  - Was ist ein Waldgarten und was ist bei der Selbstversorgung das Besondere daran?

00:08:00  - Wie groß sollte meine Landfläche sein, um mich und meine Familie selbst versorgen zu können?

00:11:41  - Wasserversorgung: Wieviel Wasser braucht eine Permakultur?

00:14:40  - Selbstversorger Sandra und Michael sind nach Portugal ausgewandert? Welche Tipps haben sie?

00:20:17  - Wie lange braucht man ungefähr, um sich selbst versorgen zu können? Welchen Zeitplan muss man einrechnen?

00:21:33  - Erwartungshaltung: Positive Überraschungen und Ernüchterungen. Wie kann man Selbstversorgung realistisch angehen?

00:24:01  - Mindset: Wie kann man sich lange und erfolgreich selbst versorgen? Tipps von Sandra und Michael

00:29:56  - Als Selbstversorger leben und auswandern: Kann das jeder?

00:32:24  - Kann man als Selbstversorger auch nebenher z.B. als Freiberufler arbeiten oder kann man nur vollzeit als Selbstversorger leben? 

00:34:39  - Was kommt bei Sandra und Michael alles aus Selbstversorgung auf den Tisch?

00:36:53  - Aus welchen Ländern sind die meisten Kunden, die sich von Selbstversorgern Sandra und Michael beraten lassen?

00:39:21  - Als Selbstversorger seine Ernte kommerziell nutzen: Eine gute Idee? 

00:43:08  - Wieviel Startkapital muss man mindestens mitbringen, wenn man ein Selbstversorgungs-Projekt angehen will?

00:45:23 - Stromversorgung: Wie machen es Selbstversorger Sandra und Michael?   

00:46:30 - Würden Selbstversorger Sandra und Michael es jederzeit wieder machen?

00:47:15 - Selbstversorger Sandra und Michael leben derzeit in Portugal, gibt es auch andere Länder, die interessant für ihr Projekt wären?

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 99: Leben als Selbstversorger - für wen kommt das infrage?

Zu Gast: Sandra und Michael Skala

Vorspann:

Wie lange hat es gebraucht, bis ihr euch dann dort letztlich auch selbst versorgen konntet? Sprecht ihr inzwischen dann auch mit euren Bäumen? Wie ist hier bei euch die Wasserversorgung? Wieviel Startkapital muss denn jemand mindestens mitbringen, wenn er so ein Projekt angehen will? Was macht ihr anders, wie ist euer Mindset anders, damit ihr hier nicht aufgibt? Und würdet ihr das wieder machen?

Perspektive Ausland der Podcast für Unternehmer und Freiberufler die es ins Ausland zieht. Egal ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung, oder Lifestyle-Fragen: Hier geht's jede Woche zur Sache und hier sind deine Gastgeber Daniel Taborek und Sebastian Sauerborn.

00:00:47 - Begrüßung, Einleitung

Daniel Heute ein interessantes Thema, das wir besprechen wollen mit Sandra und Michael. Wir freuen uns, dass ihr da seid ist. Es gibt ja so viele Gründe, man liest das immer mehr im Internet, auf Youtube und überall, sich selbst zu versorgen und der Drang danach wird immer größer. Die meisten unserer Mandanten wandern in andere Länder aus und haben dann auch so die Idee oder Überlegungen wie man sich da vielleicht auch selbst versorgen kann. Also diese Frage haben wir schon öfters gehabt und es gibt die verschiedensten Gründe, ich habe mich selber schon mit einigen unterhalten. Manche sagen, die Kosten explodieren für Lebensmittel und Energie. Das ist durchaus eine interessante Sache, über Selbstversorgung nachzudenken. Manche machen sich Sorgen um die Umwelt, viele Nahrungsmittel sind ungesund oder generell auch, was wir häufig, gerade auch in Zeiten der Pandemie hatten, dass die Menschen einfach generell unabhängig sein wollen. All das sind Gründe. Und dann gibt es auch noch welche, die einfachen ihr Leben vereinfachen wollen, und das mag auch ein legitimer Grund sein. Vielleicht habt ihr noch viel mehr Gründe, über die wir dann noch sprechen können. Also das ist heute unser Thema, Leben als Selbstversorger - für wen kommt das infrage? Wir freuen uns jemanden dazu haben, der das selbst nicht nur ausprobiert hat, sondern sich eigentlich auch immer mehr zum Profi entwickelt hat auf dem Gebiet. Wir wissen, das alles erfordert viel Arbeit und viel Mühe, auch da wollen wir heute darüber sprechen, was damit alles verbunden sein kann, damit unsere Zuschauer und Zuhörer, die sich vielleicht auch mit dem Gedanken tragen lass ich lieber die Finger davon oder gehe ich den Weg und wenn ich es mache, wie geht ich es dann am besten an? Habe ich das gut zusammengefasst?

Sandra Ja, richtig gut. Good Job!

Daniel Der eine oder andere Zuschauer hat sich bestimmt schon mit dem Gedanken getragen, das zu machen. Und ich habe auch schon so ganz kleine rudimentäre Versuche gemacht, aber das gehört jetzt vielleicht gar nicht in den Podcast. Wir wollen euch auf alle Fälle, liebe Sandra, lieber Michael, die Gelegenheit geben, euch doch selbst mal unseren Zuschauern und Zuhörern vorzustellen, bevor wir dann in das Thema einsteigen.

Sandra Ja, also wir sind Sandra und Michael und leben aktuell in Portugal. Das ist unsere zweite Auswanderung hierher. Wir sind 2015 das erste Mal in eine etwas trockenere Region eingewandert mit unseren beiden Kindern. Dann sind wir zurück nach Deutschland gegangen, genau in der Pandemie-Zeit und eineinhalb Jahre später sind wir wieder hierher gekommen.

Michael Und diesmal ein bisschen näher am Meer.

Sandra Genau. 10 Minuten mit dem Auto von unserem Grundstück zum Meer.

Daniel Sebastian, das Thema Selbstversorgung, ist das für dich ein Fremdwort oder hast du da auch schon ab und zu mal mit dem Thema so geliebäugelt?

Sebastian Absolut gar kein Fremdwort. Ich meine, ich hatte früher in USA selbst eine Ranch in Texas und bin mit dem Thema Landwirtschaft, regenerative Landwirtschaft, Permakultur weit vertraut. Ich habe auch ein Startup immer noch in den USA, das sich mit dem Thema beschäftigt. Generell lokal, letztlich hier Local Food, also dieses ganze Thema Farm-to-table, ja, also kurze Wege, lokale Versorgung, ob es jetzt selbst ist oder durch Landwirte, Dienstleister, Grower, die jetzt in unmittelbarer Nähe sind. Also das ist auf jeden Fall ein großes Thema und auch für viele Mandanten von uns ein großes Thema. Wir haben viele Mandanten die damit liebäugeln, meine Erfahrung ist natürlich bei aller Romantik, und das werdet ihr sicherlich bestätigen können, dass man die Arbeit unterschätzt. Ja alles schön und erfüllend, ich sage jetzt nichts Negatives, aber auf jeden Fall nicht zu unterschätzen, auch wenn es sehr befriedigend ist. Für viele bleibt einfach aufgrund dieser Dinge das halt auch ein Traum, weil es natürlich immer einfach klingt. Man schaut ja oft vielleicht herunter auf die Landwirtschaft, der Bauer sagt man so ganz herablassend. Oft ist es schwierig die Natur zu verstehen und im Einklang mit der Natur das Ganze zu machen, das hat schon seine wirklichen Herausforderungen, die Jahreszeiten zu kennen, die Gezeiten zu kennen, die Gegend zu kennen die Böden zu kennen. Ganz wichtig ist der Boden, also deswegen bleibt das für viele ein Traum. Ihr habt ein Buch zu dem Thema geschrieben, gebt Beratung zu dem Thema, das ist für viele sicherlich hochinteressant.

00:04:47 - Was ist ein Waldgarten und was ist bei der Selbstversorgung das Besondere daran?

Daniel Gut, dass wir darüber gesprochen haben. Und die Vergangenheit vom Sebastian kennen. Wir haben gezielt gesucht nach jemandem mit dem wir uns mal über dieses Thema unterhalten können. Und dann sind wir auf eure Seite gestoßen und da war schon ein Gedanke, der uns kurz innehalten ließ, weil euch das schon ein bisschen abhebt von den anderen: Bei euch steht nämlich nicht nur das Wort Selbstversorger im Mittelpunkt, sondern bei euch ist das Thema Waldgarten, was da so betont wird. Und bitte erklärt doch mal unseren Zuschauern und Zuhörern, was eigentlich ein Waldgarten ist. Was ist das Besondere daran und warum setzt ihr euch mit diesem Thema auseinander?

Michael Der Waldgarten ist für uns das beste System Nahrung anzubauen, aus Erfahrung, weil der Wald unser Vorbild ist. Das heißt, der hat bestimmte Prinzipien, die wir praktisch nachmachen, die im Wald vorkommen. Eines dieser Prinzipien ist das Mulchen des Bodens. Die Bäume verlieren ihre Blätter, bedecken damit den Boden und das ist nur ein Prinzip, das man übernehmen kann. Was man sowieso schon in der Permakultur übernimmt, nämlich das Mulchen von Beeten, um es gegen die Witterung zu schützen.

Sandra Ja, wir haben das in Portugal ziemlich schnell gemerkt. Die ganze Zeit knallt die Sonne auf den Boden, des trocknet ziemlich schnell aus und dann mussten wir eigentlich ziemlich schnell aktiv werden mit dem Mulchen und so kamen wir auch irgendwie auf das Prinzip. Also wir haben ganz einfach angefangen, wie das so ist, schön naiv, einfach alles irgendwie in die Erde. Und wir haben von Anfang an ziemlich eng gepflanzt und dann sind wir auf diesen Begriff Food Forest gestoßen, haben uns Youtube Videos angeguckt, weil in den USA ist es ja schon ein bisschen bekannter als in Deutschland. Da dachten wir uns, wie genial ist das denn.

Michael Wir haben nebenan auch so einen kleinen Korkeichenwald wo wir immer wieder gesehen haben, dass unten wieder die neuen Bäumchen keimen, da ist es halt kühler, da ist es feuchter, da hält man sich gerne auf.

Sandra Wenn man die Blätter ein bisschen an die Seite macht, hat man gesehen, da ist auf jeden Fall Bodenaktivität. Das gab es da bei uns dann auf diesem brachen Felsen erstmal gar nicht. Also da kreuchte und feuchte nix. Da war eigentlich, es war tot.

Michael Genau, und da haben wir halt gesehen, ach, da ist Leben, da entsteht etwas und es wäre schön, wenn man aus dieser Lebendigkeit auch Bäume und Sträucher hervorbringt, die auch Nahrungsmittel produzieren, weil diese Korkeichen, die wurden zwar von Menschen dahin gepflanzt, aber im Unterholz kamen auch Früchte hoch, die Vögel gerne essen, also es entwickelte sich langsam der Wald und man kann da dazwischen etwas Essbare pflanzen, was für den Menschen gut ist und so kann man das umstrukturieren, umformen, wenn man schon einen Monokultur-Wald hat. Oder wenn man einen komplett neuen anlegt, dann achtet man darauf, dass der Wald ähnlich ist und man sehr viele nützliche Bäume anpflanzt, also die Nahrung produzieren.

00:08:00 - Wie groß sollte meine Landfläche sein, um mich und meine Familie selbst versorgen zu können?

Sebastian Wenn man sich jetzt über Food Forestry unterhält oder auch generell Selbstversorgung ist ja eine der ersten Fragen, die man hat, wieviel Fläche brauche ich denn? Ich meine es gibt in den USA relativ viele von diesen Urban Farms, die sehr großzügig angelegt sind. Die ein Vorgarten sag ich jetzt mal nach deutschem Verständnis sind beim Haus und diesen toten Rasen letztlich gebräuchlich zu machen, der ja kein Leben hat, außer der würde stark mit Kunstdünger gedüngt. In einer Urban Farm, wie wie groß kann man sich das vorstellen? Was ich von euch gelesen habe, ist ja die Fläche gar nicht mal so groß. Also über Hektar können sich die meisten vielleicht jetzt wenig vorstellen, aber was muss man sich denn jetzt dort vorstellen, was ich jetzt brauche, zum Beispiel, um so ein Projekt jetzt durchzuführen?

Übrigens, wenn du keinen unserer interessanten Podcast mehr verpassen willst, dann klicke jetzt gleich auf Abo und besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibts übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen, bis bald.

Sandra Wir hatten ja tatsächlich 4 Hektar bei unserem ersten Grundstück und da haben wir ganz schnell gemerkt, dass es mega schwierig ist. Also 4 Hektar komplett als einen Waldgarten umzufunktionieren. Jetzt haben wir einen halben Hektar, funktioniert ziemlich gut, kann man aber auch mit einem Vorgarten machen.

Michael Es kommt immer noch darauf an, wie viele Ressourcen man hat. Man ahnt gar nicht, wieviel Energie man in ein Stückchen Erde oder ein Stücken Land stecken kann und auch sollte. Das ist ja das Prinzip, dass man ziemlich viel am Anfang reinsteckt, um die Lawine ins Rollen zu bringen. Man gibt der Natur einen Schubser und dann übernimmt die das von selbst und macht von selbst weiter. Aber am Anfang, wenn man das Land kauft, wenn man wirklich degeneriertes Land kauft, muss man schon viel Input geben. Also Liebe, Schweiß, aber auch Nährstoffe, Mulch, Wasser und dann entwickelt sich das Leben von selbst nach und nach, dann schattieren die Bäume den Boden, dann mulchen die den Boden selbst, dann entsteht das Leben, vermehrt sich und vervielfältigt sich und die Lawine beginnt. So kann man den Prozess beschleunigen.

Sebastian Also ein halber Hektar ist ungefähr so groß wie ein Fußballfeld, also man kann sagen 5.000 Quadratmeter.

Sandra Genau. In Deutschland hatten wir zum Beispiel die Hälfte von einem Fußballfeld, funktioniert auch super.

Michael Auf dem halben Hektar haben wir jetzt über 200 neue Bäume gepflanzt und Bewuchs ist auch noch da, also bestimmt noch mal 100 große Bäume drauf. Also 300 Bäume die, wenn sie ausgewachsen sind, 3 bis 6 Meter hoch werden. Die größten vielleicht 10 Meter, weil hier in der südlichen Region werden die Bäume nicht so riesengroß.

Sandra Ja, wenn man jetzt hier durchgehen würde, würde man schon sehen, dass es sehr eng bepflanzt ist. Also wir haben zwischen den Bäumen, vielleicht gerade mal so 3 Meter, das ist schon sehr eng.

Michael Ja, weil das ist ein wirklich sehr intensives Bewirtschaftungssystem. Also hier kommen keine Maschinen durch, hier passt gerade ein Mensch mit der Schubkarre durch.

Sandra Und das ist auch gewollt.

Michael Genau. Wenn überhaupt mit der Schubkarre, weil unter den Bäumen werden natürlich dann Erdbeeren, Brombeeren, Himbeeren, Sträucher, Büsche, Kräuter gepflanzt. Es wird innerhalb der nächsten 5 bis 10 Jahre ähnlich aussehen, nur mit ganz viel Überraschungen am Wegesrand. Links und rechts essbare Sachen, die man pflücken kann.

00:11:41 - Wasserversorgung als Selbstversorger: Wieviel Wasser braucht eine Permakultur?

Sebastian Die nächste Frage, die jeder hat, gerade wenn er ihr in Portugal seid: Wasser. Ich meine jeder weiß ja, dass gerade in südlichen Ländern viel Trockenheit und so weiter und sofort. In den USA haben schon die Ureinwohner Wege gefunden, gerade auch natürlich über die regenerative Landwirtschaft, wieder neuen Boden aufzubauen und auch Erosionen im Boden zu verhindern, gerade über Bäume, Pflanzen, Gräser und so weiter und damit auch das Wasser natürlich dann im Boden zu halten. Wie ist hier bei euch die Wasserversorgung? Problem? Kein Problem?

Sandra Also definitiv braucht man Wasser. Also das sagen wir auch ganz oft in Kundengesprächen. Die glauben oft "Permakulturgarten, super, muss ich nicht gießen. Ich warte einfach ab, bis es regnet." Das funktioniert nicht, weil so ein Baum am Anfang definitiv eine gewisse Menge Wasser braucht und das rechnen wir auch aus wieviel Liter zum Beispiel eine Orange pro Tag im ersten Jahr braucht. Ganz wichtig, damit dieser Baum ja auch erstmal ein gutes Fundament hat.

Michael Das ist so ein bisschen falsches Verständnis, sag ich mal, worauf wir stoßen. Man spart in der Permakultur Wasser langfristig, gar keine Frage. Man baut eine Mulchschicht auf, die 1% organisches Material mehr im Boden speichert, 10% mehr Wasser all solche Sachen, die fördern ja praktisch, dass man am Ende weniger Wasser verbraucht als eine konventionelle Plantage oder als konventioneller Obst- und Gemüseanbauer. Aber nichtsdestotrotz braucht man Wasser, um Obst und Gemüse herzustellen.

Sandra Wir persönlich haben einen tiefen Grund, 80 Meter tief und zusätzlich...

Sebastian Den habt ihr selbst gegraben als ihr den gekauft habt?

Sandra Nein, nein, der war da. Und ansonsten kommen hier lange Metalle in den Boden. Wie lange sind die denn?

Michael Ja, kommt auf den Boden an, also manchmal sind es PVC Rohre, also 10 Zentimeter Durchmesser. Wenn es poröser Boden ist, der einsturzgefährdet ist, unterirdisch, dann kommen Stahlrohre rein, damit das noch nicht zufällt und damit die Rohre nicht gequetscht werden.

Sandra Aber das ist hier üblich, dass man einen tiefen Brunnen hat. Zusätzlich haben wir noch einen alten Brunnen, also der von Hand irgendwie entstanden ist. Den haben wir ein bisschen tiefer baggern lassen, mittlerweile ist er glaub ich 6-7 Meter tief und 10 Meter breit. Und das sind manchmal nur kleine Handgriffe, weil wir haben einen Schotterweg und da hat Michael einfach mit der Spitzhacken einen kleinen Weg oder so eine Wasserschneise, also wie tief ist die denn ein paar Zentimeter nur?

Michael Es war so. Das Wasser kam oben von der Straße, aber floss irgendwo anders hin. Und ich habe praktisch einen Durchbruch zu unserem Grundstück gemacht. Wir sammeln von 1.000 Quadratmeter Straße, das Regenwasser im Winter und da können wir locker in einer Saison 1.000.000 Liter Wasser sammeln.

00:14:40 - Selbstversorger Sandra und Michael sind nach Portugal ausgewandert? Welche Tipps haben sie?

Daniel Wahnsinn. Jetzt habe ich trotzdem nochmal eine Frage an euch beide. Also eigentlich habe ich einen Haufen Fragen, die mir gekommen sind, aber eine ist zum Beispiel: Seid ihr mit dem Ziel ausgewandert euch selbst zu versorgen? Also habe ihr gesagt wir möchten wohin auswandern wo wir uns selbst versorgen können? War das das Ziel von Anfang an oder ist die Idee erst später gekommen?

Sandra Also wir hatten uns irgendwann für gesunde Ernährung interessiert und dann kam so ein kleiner Stein ins Rollen und dann hatten wir anfangs einen Permakulturgarten in Deutschland und haben gesehen, dass das ja ziemlich gut und schnell funktioniert. Wir waren immer in Portugal auf Urlaub und irgendwie war das in uns so ein Prozess, dass wir keine Lust hatten die ganze Zeit in Deutschland zu bleiben und immer dasselbe zu machen. Also irgendwie war schon so ein bisschen Abenteuer in uns, die Abenteuerlust.

Michael Und im langen Winter in Deutschland, da konnte man natürlich im Garten nicht viel machen und da hatte ich immer viel Langeweile. Ich dachte mir, dass eine Region, wo man das ganze Jahr über anbauen kann, also wo man Äpfel, Birnen, Pflaumen und Bananen, Mangos und Avocados, alles auf einem Grundstück anbauen kann, das wär doch schön.

Sandra Das hat uns richtig gereizt. Also wir sind auch gerne draußen, wir mögen es warm, also nicht zu heiß, aber schon auch warm und ja, darum haben wir auch nur ein Tiny House, weil hier sind wir zum Schlafen, Duschen, Kochen und ansonsten sind wir alle draußen.

Michael Ja, aber es war schon der Wunsch nach Selbstversorgung da und der Weg dorthin. Und man merkt, dass man viel Erfahrung braucht. Am Anfang hat man eine Vorstellung. Ja, was ist Selbstversorgung? Man man backt sein Brot, man näht seine Klamotten selber oder wie auch immer, aber man merkt ganz schnell, wie schnell man an seine Grenzen kommt und weiß, dass man nicht alles machen kann.

Sandra Also ein intensives Jahr hatten wir auch, da haben wir ganz viel selber gemacht. Wir hatten ja auch eigene Tiere und dann drehte sich aber wirklich von morgens bis abends alles ums Thema Essen, einkochen, fermentieren, Ziegen wollten wir uns eigentlich auch anschaffen und melken und dann haben wir auch gesagt, es wird glaube ich langsam zu viel. Und dann haben wir auch gemerkt, alles dreht sich nur noch ums Essen. Da wird man irgendwie wahnsinnig.

Michael Jeder muss für sich selber so ein gesundes Mittelmaß finden. Wieviel Zeit er in die Selbstversorgung investieren will. Und dann gibt es ja dann von bis: Ob man nur seine Paprika haben möchte oder Gurken, Tomaten und Eingekochtes dazu und dann noch eigenen Käse, ne.

Sandra Ja, also den Druck haben wir gewaltig rausgenommen.

Michael Weil es natürlich am Anfang ein bisschen eine Idealvorstellungen war. Aber da haben wir schnell nachjustiert und gemerkt, dass wir uns nur auf einige Sachen spezialisieren, die gut gehen, die wirklich gut gehen, und das machen wir dann.

Daniel Sehr gut, dass ihr den Hinweis noch gebt, weil ich denke, das ist auch so eine ideale Traumvorstellung, die möglicherweise auch einige Zuschauer und Zuhörer haben, also Selbstversorgung, dass man das halt wirklich falsch versteht. Also ich habe da auch mal drüber nachgedacht, weil du das gerade mit den Ziegen erwähnt hast, aber in dem Moment, wo ich dann mir überlege, irgendwann auch mal zu schlachten, da war bei mir eigentlich, die Sache schon vorbei. Weil ich es nicht kann oder will.

Sandra Wir hatten sehr viele Hühner und haben auch wirklich gesagt, also das Fleisch, was wir dann essen, das schlachten wir. Und an so ein Huhn haben wir uns noch dran getraut. Für unsere Kinder fanden wir das interessant.

Daniel Aber habt ihr da dem Huhn den Hals umgedreht? Weil irgendeiner muss das ja machen…

Sandra Also mit der Axt fanden das unser Sohn und ich, schon eher krass. Und Michael war dann halt an der vordersten Front und unsere Tochter, die ja noch ganz klein war, die fand das richtig spannend. Also die isst auch sehr gerne Fleisch und wir dachten ja, gut, vielleicht kriegt sie dann ja auch nochmal ein bisschen Respekt davor, wenn sie da so mittendrin ist.

Michael Aber das war wichtig für uns als Familie und auch für mich. Ich habe das von meinen Großeltern so kennengelernt auf dem Bauernhof, aber das selber zu machen, ist noch mal eine ganz andere Sache. Dann entscheidest du auch wirklich braucht ich jetzt das Fleisch wirklich oder nicht?

Sandra Und dann waren wir auch recht schnell vegetarisch unterwegs.

Michael Und haben uns nicht mehr drauf eingelassen, weil wenn ich kein Tier töten muss, um zu überleben, dann mach ich lieber das lieber nicht.

Sandra Aber es gibt einem trotzdem Selbstvertrauen. Es gibt ein Stück Urvertrauen zurück, man könnte es in der Not. Genauso wie wir uns jetzt hier mit dem Angeln gerade auseinandersetzen, und das ist schon irgendwie ein krasser Moment also eine Angel ins Meer werfen und dann holt man tatsächlich einen Fisch heraus. Und dann muss man den auch natürlich töten und den ausnehmen.

Michael Darum geht es dieser Eigenverantwortung zu übernehmen und sich unabhängig zu machen. Und erst mal zu gucken, wie funktionieren diese Sachen. Das war eigentlich auch unser Ursprung, auszuwandern. Wie funktionieren die ganzen Sachen, wie mache ich Warmwasser in mein Haus, wie wie mache ich, dass Strom aus meiner Steckdose kommt?

Sandra Wir müssen vielleicht auch dazu sagen, dass unser erstes Grundstück wirklich ein Grundstück war, das 50 bis 60 Jahre unbewohnt war. Das war total verwildert und wir hatten am Anfang gar nichts. Wir hatten keinen Strom, kein Wasser, kein Haus, wir kamen da mit Zelt, unseren Kindern und ein paar Sachen, wo wir gesagt haben, die bräuchten wir glaube ich wäre ganz.

Michael Genau, wir haben 2 Monate im Zelt gelebt auf dem Grundstück. Die nächste Stadt war 20 Minuten entfernt und dann haben wir nach und nach unser Holzhaus selber gebaut.

00:20:17 - Wie lange braucht man ungefähr, um sich selbst versorgen zu können? Welchen Zeitplan muss man einrechnen?

Sebastian Und wie lange hat es gebraucht, bis ihr euch dann dort letztlich auch selbst versorgen konntet? Und auch beim jetzigen Projekt, wo steht ihr da, was muss man da für einen Zeitplan einrechnen, bis man da mal so in der Position ist?

Sandra Es geht verdammt schnell.

Michael Also beim ersten Grundstück dachten wir, das wird unsere Lebensaufgabe. Wir dachten, wenn wir alt sind, können wir dann mal was ernten, aber im siebten Jahr fingen wir dann schon an einzukochen.

Sandra Nach 5 Jahren war es wirklich so, dass wir nicht wussten, wohin mit den ganzen Sachen. Da haben wir auch Kisten gepackt und da hatten uns ein paar Leute, diese Kisten auch abgekauft.

Michael Und da mussten wir uns entscheiden, ob wir jetzt, Gemüse verkaufen oder beraten, weil viele wollten eine Beratung und wissen wie das funktioniert. Da waren wir auch viel unterwegs und viele meinten wie wir das denn machen, weil wir so viel Ernte machten und bei denen ging das nicht so gut. Und wir haben uns für das Beraten entschieden und das hat uns zusammen auch sehr viel Spaß gemacht.

Sandra Genau, ja.

00:21:33 - Erwartungshaltung: Positive Überraschungen und Ernüchterungen. Wie kann man Selbstversorgung realistisch angehen?

Daniel Schön. Jetzt gibt es gewisse Erwartungen, die man haben könnte und dann eine gewisse Ernüchterung erfährt, vielleicht aber enttäuscht wird, aber vielleicht auch übertroffen wird. Manche haben sich das gar nicht so schön vorgestellt und andere werden vielleicht ein bisschen geerdet. Wie war das bei euch?

Sandra Also geerdet wird man, wenn man in der Natur lebt und solche Projekte angeht, dann erntet man ganz schnell und man muss aber auch bereit und offen für Enttäuschungen sein. Also die Erwartungen, die ich oft hatte, waren, wenn man Samen in die Erde steckt, kommt hinterher natürlich auch die Ernte. Aber dass das nicht immer funktioniert, ist, glaube ich, ganz wichtig. Es können z.B. Grashüpfer kommen, die die Ernte fressen und dann ist das alles weg am nächsten Tag. Also es kann alles passieren, darum so viel wie möglich anpflanzen.

Michael Ich habe auch ziemlich viel schon vergessen oder verdrängt. Im ersten Jahr habe ich viele Bäume neu gepflanzt, meine Hände haben geblutet von der Spitzhacke, also das ist schon wirklich, wenn ich nochmal so drüber nachdenken…

Sandra Man muss aber schon dazu sagen, dass wir uns auch noch Maschinen hätten holen können. Du wolltest das schon so richtig selbst spüren.

Michael Natürlich. Wir hatten jetzt nicht die Ressourcen, da viele groß Bagger zu holen und riesige Bäume zu kaufen oder uns beraten zu lassen oder sonstiges. Wir haben wirklich von 0 angefangen.

Sandra Es ist viel Schweiß geflossen.

Michael Und es sind auch wirklich viele Sachen schief gelaufen und daraus haben wir auch wirklich viel gelernt. Wie man mit dem Boden hier im Süden umgehen muss, dass hier die meiste Energie in der Sonne ist. In Deutschland ist es ja umgekehrt, da ist die meiste Energie im Boden und nicht in der Sonne. Alleine dieser Wechsel ist schon fundamental wichtig, um wirklich andere Strategien zu haben, hier anzubauen. Und das mussten wir lernen erst mal. Also wir kennen viele, die hier herkommen und das genauso machen, wie sie es auch in Deutschland gemacht haben. Zum Beispiel einen Baum pflanzen, einfach so wie in Deutschland. Das funktioniert selten, manchmal schon, aber selten. Da muss man einfach umswitchen, muss offen sein für die Signale, die einem die Natur gibt und dann einfach umdenken.

00:24:01 - Mindset: Wie kann man sich lange und erfolgreich selbst versorgen? Tipps von Sandra und Michael

Sebastian Ich kenne jetzt in in den USA auch eine Familie, die ein solches Projekt wie ihr begonnen hat und dann aber leider aufgegeben hat nach einigen Jahren. Wahrscheinlich weil sie es unterschätzt haben. Das ist ja der Traum, es ist ja auch nicht immer unbedingt so gesund zu sagen wieder zurück aufs Land zu gehen und die Idylle zu suchen. Das ist vielleicht ein bisschen weltflüchtig, wenn man so naiv darüber nachdenkt. Was habt ihr jetzt anders gemacht und was macht ihr anders, was letztlich dazu führt, dass ihr das schon sehr lange auch sehr erfolgreich macht? Wie ist euer Mindset, damit ihr hier nicht aufgibt?

Michael Ich glaube, wir sind einfach neugierig und kommen immer wieder auf neue Sachen. Also wir versteifen uns nicht auf eine Sache.

Sandra Ich glaube, das Ideologische muss man ein bisschen weglassen. Also beim ersten Grundstück war es genau wie du jetzt meintest, wir wollten auch Rückzug, einfach mal für uns sein, also ein bisschen von der Welt weg. Auch keine Nachrichten mehr hören und so ein bisschen in unserer eigenen Bubble leben, und das war auch für die ersten fünfeinhalb Jahre super. Nur dann haben wir auch gemerkt, verdammt, wir sind noch jung, das ist doch ein bisschen zu weit weg vom Schuss. Zum Meer müssen wir immer eine Stunde fahren und unsere Kinder, die sind so auf uns angewiesen, die können nicht einfach mal aufs Fahrrad und das war dann auch das, was unser Sohn dann ganz klar signalisiert hat. Er war 16, seine Schule war hier vorbei und er wollte nach Deutschland und dann haben wir auch gesagt, wir sehen das nicht als scheitern, sondern als Chance unsere Karten neu zu mischen. Darum haben wir das ganze Ding verkauft, haben natürlich auch unser Ego beiseite geschoben, weil da steckt natürlich auch ganz viel Herzblut in diesen 4 Hektar. Wir haben aber gesagt, wir sehen das einfach als Chance. In Deutschland ist das natürlich nicht so einfach gewesen die eineinhalb Jahre in der Pandemie-Zeit und hier haben wir dann quasi die Fehler versucht zu vermeiden. Also wir wollten nicht mehr weit vom Schuss, aber wir wollten irgendwie so ein Zwischending, also wir sind hier schon noch in einer etwas ländlicheren Regionen, aber mit dem Auto 10 Minuten vom Meer entfernt und in 15 Minuten in Lagos. Also das ist alles nah und es gibt hier viele Aktivitäten mit Kindern, mit Menschen.

Michael Ja, das ist so für uns, das muss jeder selber entscheiden, wie weit er von der Zivilisation weg möchte oder wie weit er jeden Tag fahren will. Aber wie gesagt, die Lage vom Grundstück ist wichtig. Und man muss wissen, was vorher für uns die ersten paar Jahre nicht wichtig war, da wollten wir abgeschieden leben, um wirklich auch das das zu spüren, das zu fühlen, dass man getrennt ist von dieser Gesellschaft. Aber man gehört doch zur Gesellschaft dazu und möchte ja auch Kontakt mit anderen Menschen und Austausch haben, obwohl es auch digital geht.

Sandra Echte Begegnungen sind auch schon schöner.

Daniel Ja, sprecht ihr inzwischen auch mit euren Bäumen, dann sozusagen, wenn man so alleine im Wald oder im Waldgarten wohnt?

Michael Interessant. Eigentlich ist es ja genau umgekehrt. Die Bäume sprechen ja mir dir, du musst einfach nur zuhören und das fällt ja den Menschen ganz schwer.

Sandra Ja, auch beobachten.

Daniel Also ich frag deswegen auch weil in unserer Familie haben wir jemanden, der auch sehr große Waldflächen hat, allerdings halt in Sachsen und da hab ich auch interessante Dinge gelernt, unter anderem auch, dass Bäume miteinander sprechen. Das wusste ich auch nie, zum Beispiel wenn ein Baum irgendwo z.B. von einem Käfer geplagt wird, dass da Bäume in der Tat miteinander kommunizieren und andere Bäume, die dann weit weg stehen, zum Beispiel irgendwelche Gift oder Duftstoffe aussondern, damit diese Schädlinge da nicht hinkommen. Also es ist unglaublich was man zum Thema Baum und Wald alles so lernen kann.

Sandra Ja, also zu mir kamen die Bücher vom Peter Wohlleben, der schreibt ja genau über solche Dinge. Also das war so schön, weil erst habe ich beobachtet, wie es in der Natur ist und dann kamen die Bücher, und ich dachte nur, wow, ja, genau so ist es.

Michael Ja, es ist eigentlich nichts Auffälliges. Nichts das man nicht direkt erkennen kann, aber es ist tatsächlich da. Unterirdisch sind die Bäume miteinander verbunden durch Pilze, so überlebt der Wald. Das ist ein super System, wie ein Netzwerk. Und genau das kann der Mensch ja beschleunigen. Wenn man die Erde oder einen Acker nicht bearbeiten würde, in Deutschland jetzt angenommen, wo es viel Sommerregen gibt, aber auch hier, dann würde sich der Wald ausbreiten. Also ich hab mal gehört, dass sich in Deutschland der Wald jedes Jahr um 200 Meter ausbreiten könnte, durch Eichhörnchen, durch Samenfall, durch Vögel, wenn man die Äcker nicht bearbeiten würde. Wenn wir Menschen aber hingehen und so eines der Prinzipien übernehmen würden, würden wir auch viele Prozesse beschleunigen. Der Wald denkt, der muss sich ja nur einmal im Jahr mulchen, ich kann aber hingehen und viermal im Jahr mulchen und schon habe ich den Prozess um 4 Jahre beschleunigt. Dann bin ich 4 Jahre voraus. Wenn man diese Prinzipien sieht und und nachahmt und die Techniken auch nutzt, die wir haben, die Technologien, die wir haben, nutzt, um einfach diesen aufbauenden Prozess des Waldes zu beschleunigen, dann geht das um ein Vielfaches schneller.

00:29:56 - Als Selbstversorger leben und auswandern: Kann das jeder?

Sebastian Ihr habt erwähnt, dass ihr auch eine ganze Menge Beratungsgespräche durchführt, da wollen wir dann ganz am Ende auch noch darüber sprechen, wie das ist, wie man zu einem Beratungsgespräch kommt und wie das abläuft. Aber vorher vielleicht nochmal eine Frage: Ihr habt bestimmt mit Leuten zu tun, die vielleicht mit der Idee kommen, als Selbstversorger auszuwandern. Gibt es aus eurer Sicht Leute, wo ihr sagen würdet, dass die zu so einem Projekt nicht passen und die lieber die Finger davon lassen sollten, oder kann das jeder aus eurer Erfahrung?

Sandra Also wir mögen das gar nicht bewerten. Wenn jemand das schon selber fühlt und spürt, dann er dem auf jeden Fall nachgehen. Ich meine, die Erfahrung kann einem niemand nehmen. Man lernt immer dazu. Wir sollten auch, egal wie alt wir sind, immer bereit sein dazuzulernen und wenn man am Ende sagt, ja gut, okay waren 3 tolle Jahre, aber ist nichts für mich, dann hat man ganz viel über sich selbst gelernt. Also was uns persönlich immer wichtig war, war definitiv, dass wir als Familie schon auch einen Zusammenhalt haben. Und wenn einer jetzt ganz todunglücklich ist, dass man das auch äußern darf und dass man nicht irgendwie auf biegen und brechen jetzt da irgendwie versucht, auszuwandern.

Michael Ja, ich glaube, auch heutzutage ist es ein bisschen schwierig, diesen ersten Schritt ins Ungewisse zu machen, weil man unendlich viele Informationen hat. Ich weiß noch, als ich mit dem Gärtnern angefangen habe, da habe ich versucht, mir alles Mögliche an Wissen anzueignen, um endlich loslegen zu können. Und es war nie genug. Ich musste noch das lesen und das, und irgendwann habe ich alles hingeschmissen und gesagt, ich gehe raus und fang einfach an. Und klar, dann spielt natürlich Wissen eine Rolle. Die Erfahrung wird unterstützt durch Wissen, durch Bücher, aber die Erfahrung ist wirklich das Fundament, was man sich aufbaut und auf dem man das Wissen aufbaut. Das Wissen ist ja wirklich nur ein kleiner Teil, den man verbalisiert, vielleicht aufschreibt oder liest, aber man muss Erfahrungen sammeln, definitiv. Viele holen sich hier Infos und da Infos und das ist ja auch gut und das sollte man auch tun. Aber irgendwann ist der Punkt erreicht, wo Sachen einfach ungeklärt sind oder obwohl die Fragen beantwortet sind, hat man trotzdem Angst, den Schritt zu machen. Ja, obwohl man das Wissen hat, hat man Angst, rauszugehen und das muss man einfach überwinden und ins Ungewisse gehen.

**00:32:24 - Kann man als Selbstversorger auch nebenher z.B. als Freiberufler arbeiten oder kann man nur vollzeit als Selbstversorger leben?

Sebastian Wir haben ja viele Mandanten, die jetzt sagen würden, dass sie vielleicht nicht genug Kapital haben und jetzt nicht einfach so anfangen können, aber sich vorstellen können, das Teilzeit zu machen. Das heißt, ins Ausland zu gehen und parallel als z.B. Freiberufler arbeiten. Heutzutage kann man ja leicht von überall aus remote arbeiten, das heißt ich als Freiberufler noch tätig für ausländische Kunden, mache z.B. Softwareentwicklung, Beratung oder was auch immer. Kann man sowas, ist es realistisch, habt ihr selbst auch Klienten, die ihr dabei unterstützt das auf Teilzeitbasis zu machen und die nebenher noch arbeiten müssen oder muss man wirklich sagen Vollzeit oder gar nicht?

Sandra Wenn man natürlich ein Grundstück hat, wäre es schon gut, auch die erste Zeit ja vor Ort zu sein. Also wir haben auch viele, die als allererstes diesen Waldgarten haben wollen, aber noch kein Haus am Grundstück stehen haben. Dann sagen wir immer, dass sie erstmal eine Basis zum Wohnen schaffen sollen, um eine Struktur reinzubekommen und dann kommt das mit den Bäumen pflanzen. Weil man natürlich auch denkt wenn ich jetzt die Bäume pflanze, dann habe ich ja schon irgendwie 3 Jahre gut, wenn man aber nicht da ist und nicht beobachtet, nicht gießt, nicht eingreifen kann, dann hat man sehr viel Ausfall. Also es wäre schon gut vor Ort zu sein.

Michael Man muss das Setup machen, eine Sicherheitsschicht für die Lebewesen. Die Bäume, die man dazu pflanzt oder hinbringt auf das Grundstück, kommen immer zum Schluss. Erst muss alles andere stehen, ob man da jetzt wohnt oder nicht, ist eine andere Sache, aber es muss alles stehen, es muss die Bewässerung stehen, es muss alles safe sein, z.B. dass da keine Ziegen drauf kommen.

Sandra Also ein Zaun ist immer wichtig. Beim zweiten Grundstück war uns ganz wichtig, dass wir auch mal 2-4 Wochen weg sein können und dass wir alles mit einer App von egal wo aus steuern können, also alles automatisch bewässern können.

Michael Bei uns hat es jetzt knapp ein Jahr gedauert, dass wir jetzt im Garten jeden Tag nur 2 Stunden brauchen. Und sonst läuft alles vollautomatisch. Also die Wasserversorgung für die Bäume ist vollautomatisch, theoretisch könnten wir wegfahren, alles würde hier funktionieren, weiterlaufen.

00:34:39 - Was kommt bei Sandra und Michael alles aus Selbstversorgung auf den Tisch?
Daniel Wahnsinn, cool. Jetzt habe ich noch eine Frage, und zwar heute beim Frühstück und beim Mittagessen, wieviel Prozent war Selbstversorgung auf dem Tisch, was gab es bei euch zum Mittagessen?

Michael Wir machen ja schon seit Wochen jeden Tag einen großen Salat, wo Gurke, Paprika, Tomate alles und Gewürze alles von uns kommt.

Sandra Dann kaufen wir zum Beispiel den Ziegenkäse oder Feta, wenn wir Lust haben.

Michael Also Kohlenhydrate wie Reis, Nudeln oder Brot, das kaufen wir dazu.

Sandra Also mein Frühstück war 100% Selbstversorgung, das waren nämlich 3 Wassermelonen, also kleine eigene Wassermelonen.

Daniel Auch schön. Also bei mir gehört zum guten Frühstück ein Hühnerei. Habt ihr auch Hühner bei euch?

Sandra Auf dem Grundstück, jetzt nicht. In Deutschland haben wir noch Hühner, die die Familie versorgen. Auf dem ersten Grundstück in Portugal hatten wir auch Hühner. Jetzt haben wir uns dagegen entschieden. Jetzt gehen wir zu unserem Nachbarn, der Hühner hat, und holen uns da die Eier. Das darf auch alles passieren, da sind wir auch ein bisschen gechillter geworden.

Michael Ich bin noch am überlegen wie ich das schaffe, dass ich hier Hühner halten kann, dass sie 2 Wochen alleine sein können. Das heißt mit Futterspender und mit Eier wegrollen. Aber das ist ein Projekt, mal gucken.

Sandra Das sind schon auch Lebewesen, das fühlt sich nicht gut an.

Michael Es ist einiges machbar, aber ich sehe bei vielen Kunden, die realisieren nicht so ganz, wie viel Input man am Anfang reinstecken muss. Da geht es gar nicht ums Geld, sondern wirklich um Energie in irgendeiner Form, die man da reinbringen muss, damit was hinten rauskommt. Wie der Spruch so geht: Von nichts kommt nichts. Wenn man mit seinen Händen und mit dem Boden arbeitet, ist es schwierig, ist es anstrengend, ist es schweißtreibend und klar, man kann, wenn man Geld hat, auch Leute einstellen. Man kann Arbeiter einstellen, alles kein Ding, aber es muss gemacht werden.

00:36:53 - Aus welchen Ländern sind die meisten Kunden, die sich von Selbstversorgern Sandra und Michael beraten lassen?

Sebastian In welchen Ländern sind denn jetzt die Kunden, die ihr vornehmlich zu euch kommen? Sind die meisten aus Deutschland oder habt ihr auch Leute, die aus Deutschland irgendwohin ins Ausland gezogen sind?

Sandra Aufgrund des Buches kommen natürlich jetzt immer mehr auch aus der Schweiz, Österreich und Deutschland. Das machen wir dann ja alles online. Hier in Portugal werden es jetzt auch immer mehr. Manchmal haben wir einen Auftrag im Norden oder in der Mitte von Portugal, also gar nicht nur jetzt bei uns im Umkreis. Wir hatten schon eine Kundin, die uns jetzt wahrscheinlich dann zum Herbst/Winter hin buchen möchte auf Mallorca. Kunden aus Italien hatten wir schon, Griechenland, Türkei, also ja wir sind dann ja natürlich nicht vor Ort. Also da muss der Kunde auch viel machen, viel beobachten. Man muss schauen, was es da für Bäume gibt, wenn wir jetzt eine Auswahl treffen sollen von Bäumen, muss man natürlich wissen, was wächst denn eigentlich jetzt in der Türkei vor Ort z.B.

Michael Viele gehen davon aus, dass wir das schon machen, das ist ja kein Ding. Dass man sich da etwas hinstellt und es funktioniert. Ja, so ist es schon, aber man muss mitmachen, man muss mitwachsen. Ja, der Mensch muss da mit reinwachsen. Unser Ansatz der Beratung ist das so ein bisschen zu vermitteln. Ein Teil ist Arbeit, aber der andere Teil ist ja auch, dass man sehr dafür belohnt wird. Wenn man dass überrascht wird und sieht, dass die Erdbeere reif ist, man eine Guave pflücken kann und die erste Feige essen kann. Das ist ein Kreislauf, der entsteht. Du gibst Energie in den Boden und du kriegst die Energie wieder aus dem Baum und es entsteht ein natürlicher Kreislauf und der erfüllt dich einfach. Der erfüllt deinen Körper und du kriegst es auf so viele Arten wieder. Ja, aber es ist trotzdem schwierig das manchmal zu vermitteln. Manche Kunden, das passiert selten, aber die wollen ein neues Auto, ein neues Haus und wollen einen Permakulturgarten und das muss funktionieren. Das ist aber ein Lebewesen, das ist ein lebender Organismus, das ist wie ein Tier, um das man sich kümmern muss. Ein Hund funktioniert auch nicht einfach so, den muss man erziehen, auf den muss man achten, wenn der krank ist. Bei Pflanzen ist das ähnlich.

00:39:21 - Als Selbstversorger seine Ernte kommerziell nutzen: Eine gute Idee?

Sebastian Bei eurem ersten Grundstück in Portugal, wo ihr auch sehr viel angebaut habt, habt ihr damals dann auch selbst verkauft, zum Beispiel auf dem Bauernmarkt oder war das jetzt nie für euch wirklich eine Priorität?

Sandra Nein. Wir haben einen gut laufenden Instagram-Kanal und dann hatte ich in einer Story einfach ein paar Kisten Gemüse. Das war alles was es gab, keine Extrawürste. Also das hatten wir jetzt übrig im Garten und das war eigentlich immer ziemlich schnell weg. Also wir fanden es zu schade so anzubauen, dass du jetzt irgendwie deine 20 Blumen Köhler für einen Markttag erntest und dann werden aber nur 3 verkauft, was machst du mit dem Rest? Ein bisschen schade dann das für Hühner oder Schweine wegzugeben, weil wir natürlich jetzt nicht ja wie ein Bauer einen Acker hatten, wo man dann einfach eine Masse an gewissem Gemüse hat. Aber dieser Blumenkohl war schon was Besonderes.

Michael Also mit der Vermarktung ist das etwas schwierig, weil man mit einem Waldgarten zwar einige Sachen einstellen kann, und man eine Erntezeit hat, wo man viel von einer bestimmten Sache hat, aber meistens ist es so ausgelegt, dass du immer ein bisschen hast, das ganze Jahr verteilt. Du hast immer etwas, das macht es natürlich schwierig zu skalieren und zu verkaufen. Du kannst nicht sagen, dass du gewisse Sachen verkaufen kannst. Sondern man stellt einen Korb zusammen mit dem was übrig bleibt und dann bietet man das für einen Preis an und dann haben wir das meistens verkauft.

Sandra Da haben wir nur positive Erfahrungen gemacht. Also die Leute waren immer mega begeistert, weil sie dann ja auch ein paar Sachen nicht kannten und sich damit auseinandersetzen mussten. OK, was mache ich denn dann jetzt mit dem Kohl, den ich jetzt gar nicht kenne und noch nie gesehen habe?

Sebastian Also das jetzt kommerziell zu machen ist praktisch schon etwas komplett anderes. Also wenn jetzt bei dem einen oder anderen der Wunsch entsteht, das jetzt nicht nur als Selbstversorger zu machen, sondern auch davon leben will und eben jetzt nicht unbedingt ein Buch schreiben will oder Beratungen geben will, aber davon leben will und sich entscheidet, letztlich zu verkaufen, was man anbaut, das ist dann noch mal komplett ein anderes Level nehme ich an?

Sandra Ja, es gibt auch Leute, die sich genau damit auseinandersetzen, wie man Selbstversorgung als große Vermarktung nutzen kann. Also ist auf jeden Fall bei uns auch noch ein Thema, wo wir selbst vielleicht auch mal eine Beratung nehmen.

Michael Das geht auf jeden Fall dann in Richtung Agroforstwirtschaft. Man kann es ja machen wie man möchte, Agroforst ist ja mehr so, dass es wirklich in Reihen gepflanzt ist, dass man Bäume mit Gemüse pflanzt, es geht einfach alles darauf, wieviel Zeit brauche ich für die Ernte und wieviel kriege ich in der und der Zeit aus dem Hektar heraus. Ein Wald ist eben unvorhergesehen, es ist nicht wirklich vorhersehbar und das ist das, was uns eigentlich daran gefällt und Spaß macht, weil das ist ja wirklich dieser Entdecker Geist, der dann aufgrund des Jagdtriebs sozusagen angeregt wird. In den Wald zu gehen und wirklich seine Sinne anzustrengen, die Farben erkennen, die Gerüche wahrnimmt, und das ist eigentlich das Erlebnis, das eigentlich unbezahlbar ist. Wenn du in so einen Waldarten gehst und auf der Jagd bist nach Obst und Gemüse, dann interagiert dein Körper mit den ganzen Sachen und dann weißt du auch, was dein Körper braucht und was er nicht braucht. Viel besser, als wenn du eine ganze Stange von irgendwas hast. Eine Überflutung, von irgendwas hast, zu viel von allem hast ja, wir leben in einer Überflussgesellschaft. Ja, und mit der Nahrung ist es halt nicht anders.

00:43:08 - Wieviel Startkapital muss man mindestens mitbringen, wenn man ein Selbstversorgungs-Projekt angehen will?

Daniel Jetzt noch eine Frage, die vielleicht auch den einen oder anderen interessiert und vielleicht auch viele in ihren Beratungsgesprächen stellen: Wieviel Startkapital muss denn jemand mindestens mitbringen, wenn er so ein Projekt angehen will?

Sandra Ja, das ist sehr individuell verschieden und schwierig zu sagen. Also je weniger man hat, umso länger zieht sich das natürlich. Also das ist ja das Tolle, diese Prinzipien des Waldes. Man kann mit 3 Bäumen anfangen. Der eine, der will aber mit 30 oder 3.000 Bäumen anfangen, also da kann man ganz individuell auch wirklich darauf eingehen. Aber was man wissen muss ist, dass Bäume Geld kosten. Kommt auch drauf an. In Deutschland sind sie teurer, hier in den südlichen Ländern hat man oft auch Märkte. Hier kosten zum Beispiel ein Durchschnittsbaum zwischen 10-12€. Ich glaube in Deutschland zahlt man um die 30€ oder so, da haben wir mal die Beobachtung gemacht. Dann gibt es Wurzeln, nackte Bäume, das kann man natürlich auch mit einfließen lassen, die sind viel günstiger, da muss man dann aber auch auf den Winter warten, die gibt es nämlich nur zu einer bestimmten Zeit. Also da gibt es viele Möglichkeiten, nur klar, je weniger Geld ich habe, umso mehr Zeit muss man einfach investieren.

Michael Und natürlich hängt alles vom Grundstück ab, welches man hat, welches man erwerben möchte. Da ist viel Recherche gefragt, weil es natürlich in Urlaubsregionen oder in Küstennähe viel teurer ist, die Preise sind hier ja überall sehr hoch und da muss man schon gut suchen.

Sandra Unsere Grundstück in Alentejo war jetzt auch günstiger als jetzt hier an der Küste ein paar Meter vom Meer.

Michael Die Lage ist ja nun mal alles beim Grundstück. Je besser die Lage, desto teurer das Grundstück. Wenn du irgendwo abseits im Nirgendwo bist, kriegst du natürlich sehr günstige Grundstücke. Aber dann wirst du schnell merken oder auch nicht, was dir dann fehlt an Infrastruktur und ob das dann Sinn gemacht hat. Aber wie gesagt, wir haben mit wenig angefangen, also wir haben wirklich mit wenig angefangen. Also wir sind jetzt nicht mit 2.000€ ausgewandert das nicht, aber jetzt keine 100.000 Euro, und das hat auch gut geklappt.

00:45:23 - Stromversorgung: Wie machen es Selbstversorger Sandra und Michael?

Daniel Wie macht ihr es denn mit Strom zum Beispiel?

Sandra Da sind wir autark. Also da haben wir unsere Solarpanele, unsere Batterie und unseren Wechselrichter. Das ist ja auch wieder so eine individuelle Geschichte, wir haben unsere ganzen e-Geräte komplett runtergeschraubt, also wir wollten jetzt nicht eine fette Anlage und Fläche hier nutzen. Für jede Fläche, die uns ja hier verloren geht, wegen der Solarpanelen, haben wir weniger Platz für Bäume. Also wir wollten die Fläche für Solarpanele nicht ganz so groß machen. Also mussten wir uns jetzt ein bisschen zurücknehmen, haben jetzt hier keinen Backofen. Also wenn wir Pizza wollen, müssen wir Pizza essen gehen, aber das geht eben auch.

Michael Aber wir haben eine normale Waschmaschine, wir haben einen Kühlschrank, wir kochen mit Strom und wir machen heißes Wasser mit Strom. Und das funktioniert alles sehr gut mit der kleinen PV-Anlage, die hat jetzt 5.000€ insgesamt gekostet und mit der kommen wir gut durch den Winter hier.

Daniel Weil es halt in Portugal auch viele Sonntage gibt. In Deutschland würde man mit der Anlage definitiv nicht auskommen.

Michael Nein, in Deutschland müsste man schon das Dreifache in Beschlag nehmen damit man das Minimum hat, wirklich das Minimum.

00:46:30 - Würden Selbstversorger Sandra und Michael es jederzeit wieder machen?

Daniel Toll, also ist echt eine interessante Sache davon zu hören wie ihr das so macht. Würdet ihr das wieder machen? Also bisher habt ihr das ja schon zweimal gemacht.

Sandra Darum sagen wir nicht, dass man jetzt hier auf ewig ist. Wir lassen alles offen.

Michael Wenn uns das hier alles über den Kopf wächst, im wahrsten Sinne, dann fangen wir nochmal neu an. Aber es macht Spaß, auch Sachen aufzubauen und den Entwicklungsprozess auch auch bei so einem Waldgarten mit anzusehen. Das macht wirklich Spaß.

00:47:15 - Selbstversorger Sandra und Michael leben derzeit in Portugal, gibt es auch andere Länder, die interessant für ihr Projekt wären?

Daniel Gibt es denn irgendein anderes Land, in dem euch das auch mal reizen würde? Jetzt habt ihr euren Waldgarten mal in dieser Region probiert, aber gibt es denn auch andere Länder, die euch auch interessieren würden, also was da so wächst und wie ihr das dort so hinbekommen würdet? Habt ihr darüber schon mal nachgedacht?

Sandra Ja, mich persönlich würde mal Italien interessieren und ich lerne auch schon Italienisch, einfach aus der Intuition heraus, wer weiß. Gut, also ich war noch nie da.

Michael In Italien wächst dasselbe wie hier auch. Ja klar, die Tropen sind reizvoll.

Sandra Du bist auf anderen Kontinenten. Ich bewege mich innerhalb von Europa.

Michael Alles näher am Äquator ist schon reizvoll für mich als Gärtner, aber da treten natürlich auch andere Probleme auf. Also für mich gibt es kein schlechtes Land per se und auch kein perfektes. Also du wirst immer auf Schwierigkeiten treffen, egal wo du bist. Wenn du auf Hawaii bist und den perfekten Boden hast, dann wirst du andere Pilze, Insekten und Schädlinge haben, die deine Bäume wegfressen.

Sebastian Relativ viele Deutsche sind während der Pandemie nach Paraguay umgezogen.

Sandra Paraguay hatten wir ja auch schon mal auf dem Schirm, also wir haben damals zwischen Portugal und Paraguay überlegt, aber ich fand das dann irgendwie zu weit weg von der Familie.

Sebastian Ja, das ist auf jeden Fall weit weg. Da gab es einen ganz interessanten Artikel im Spiegel vor kurzem, da hat ein Spiegel-Journalist solche deutschen Auswanderer besucht in Paraguay und von den meisten Auswanderern, die er getroffen hat, war er jetzt wenig überzeugt und hat die in einem negativen Licht beschrieben. Aber da war eben auch diese relativ junge Familie aus Deutschland, die hatten dort auch angefangen, so ein Projekt wie ihr zu machen auf einem Grundstück und für die war das der in Erfüllung gegangene Traum. Ähnlich wie du gesagt hast, Michael, kannst du alles wachsen und und anbauen, von denen du jemals geträumt hast als Gärtner und riesige Pflanzen produzieren, also klang sehr interessant.

Sandra Ja, richtig cool. Ich glaube, dass man aus einer Intention heraus natürlich auswandert. Also wir sind ja auch nicht ausgewandert, weil wir in die Wälder geflüchtet sind oder irgendwie so, da können natürlich schon Herausforderungen nochmal kommen. Wenn man jetzt sagt, ich will einfach erstmal irgendwohin, nur nicht in Deutschland sein, dann wird man früher oder später aufwachen, also die Realität kommt schon noch.

Michael Man nimmt sich ja immer selber mit.

Daniel Ja, genau. Wenn jetzt jemand von den Zuschauern und Zuhörern interessiert ist und sich von euch beraten lassen möchte. Wie würde das jetzt ablaufen, wie geht er am besten auf euch zu, soll er sich zuerst das Buch durchlesen oder irgendwas anderes durchlesen oder geht er direkt ins Beratungsgespräch, also was habt ihr jetzt für Tipps an Zuschauer und Zuhörer, die sich jetzt weiter mit dem Thema beschäftigen wollen?

Sandra Ja, also unser Buch empfehlen wir natürlich schon sehr, weil da hat man dann schon vorab eine gute Basis. Man versteht den Gedanken ja hinter diesen Prinzipien des Waldes, man erfährt ein bisschen was über uns. Man erfährt so ein bisschen auch was zu uns und unsere Geschichte mit dem Auswandern, also da ist auch so ein kleiner Leitfaden drin. Es ist es ist ein How-to-Buch, natürlich schon ein bisschen mehr für die Region Deutschland mit Pflanz-Beispielen, aber in einer persönlichen Beratung kann das ganze mal individuell auch angegangen werden.

Michael Und sonst per E-Mail auf unserer Homepage www.foodforest-design.eu

Sandra Auf Instagram ist jeden Tag was. Also da bin ich immer sehr aktiv, da gibt es jeden Tag Stories. Was wir denn aktuell machen mit Beiträgen, da kann man sich auch durchscrollen.

Daniel Klasse, also es hat uns viel Spaß gemacht uns mit euch zu unterhalten. Und wir wünschen euch das Beste. Man sieht sich immer mehrmals im Leben, ich kann nur sagen: Bleibt fröhlich und genießt es noch. Vielen herzlichen Dank für das nette Gespräch mit euch.

Sandra Dankeschön, dass wir hier sprechen durften.

Michael Euch auch alles Gute.

Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

Bist du Unternehmer, Freiberufler oder Investor? Zieht es dich schon lange ins Ausland. Mach heute den ersten konkreten Schritt in eine Zukunft mit mehr Geld und mehr Freiheit. Buche ein Beratungsgespräch mit Sebastian und seinen Kollegen. Unsere Kanzlei unterstützt Mandanten wie dich dabei, deine Steuerlast legal zu reduzieren, Vermögen aufzubauen und zu schützen und Deine persönliche Freiheit zu maximieren. Profitiere jetzt von unserem Fachwissen und unserem Netzwerk, gehe zu mandatierung.com und werde Mandant zu unserer Kanzlei.

Zurück
Zurück

Investment & Vermögensschutz: Farbedelsteine als Geldanlage

Weiter
Weiter

Diese Vorteile bieten Dubai und die Freihandelszone IFZA