Auswandern nach Montenegro - so ist es wirklich

Zu Gast: Nils von Sachsen

Die Folge ist auch auf allen gängigen Podcast Plattformen zu finden:

 
 

Montenegro gilt unter Auswanderern als echter Geheimtipp und zieht auch immer mehr Deutsche in seinen Bann. Wir haben das “Land zwischen Wellen und Wolken” schon einmal im Perspektive Ausland Podcast vorgestellt. Gerade in Ländern, die bei Auswanderern an Beliebtheit gewinnen, ändern sich Einwanderungs- und auch Lebensbedingungen mitunter jedoch recht schnell und auch Unternehmer können innerhalb von recht kurzer Zeit auf veränderte Umstände treffen.

Im aktuellen Podcast von Perspektive Ausland stellt daher ein Montenegro-Auswanderer, der sich vor einigen Monaten für die neue Heimat entschieden hat, das Land aus seiner Sicht vor. Nils von Sachsen verrät, warum er sich zusammen mit seiner Familie vor rund sieben Monaten für Montenegro entschieden hat, worauf Auswanderer achten sollten und welche Lebensbedingungen sie dort derzeit vorfinden. 

Für wen sich Montenegro als Wohnsitzland eignet

Welches Wohnsitzland für wen ideal ist, hängt mitunter von sehr verschiedenen Faktoren und Lebenssituationen ab. Zu den Gründen, aus denen Montenegro bei Auswanderern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz besonders beliebt ist, gehören die hohe landschaftliche Attraktivität, die niedrigen Lebenshaltungskosten und die günstigen Steuern

Das Land hat zudem den Vorteil, dass es von Deutschland, Österreich und der Schweiz aus mit dem Auto zu erreichen ist. Damit besteht, anders als beispielsweise im Fall von Inselstaaten wie Malta oder lateinamerikanischen Ländern, keine Abhängigkeit von Fähren oder Flugzeugen. Hinzu kommt, dass Freunde und Familie auch nach dem Auswandern noch relativ gut erreichbar bleiben. Darüber hinaus ist Montenegro noch nicht in der EU, was für Auswanderer vorteilhaft ist, die eben nicht in ein EU-Land umziehen möchten.

Die Immobiliensuche - kaufen, mieten oder bauen?

Ein weiterer Vorteil für Einwanderer in Montenegro ist, dass das Land mit einer Fläche von 13.812 km² recht klein ist. Damit ist es einfach möglich, die einzelnen Regionen des Landes kennenzulernen, bevor man sich für den passenden Wohnort entscheidet. Besonders beliebt sind bei Zugezogenen Orte wie Bar und Budva, die sich an der Küste zum Adriatischen Meer befinden. Auf der Suche nach Immobilien sind Mietobjekte ebenso zu finden wie Kaufobjekte. Das Wohnen zur Miete bietet allerdings den Vorteil, dass damit genügend Zeit bleibt, sich einzugewöhnen. Wer dann feststellt, dass der gewählte Wohnort doch nicht der richtige ist, kann dann immer noch entspannt nach einem passenden Kaufobjekt suchen. 

Dabei sind die Immobilienpreise in Montenegro deutlich niedriger als beispielsweise in Deutschland. Gleichwohl ist der Immobilienmarkt auch dort sehr dynamisch und die Preise sind, unter anderem infolge des Krieges in der Ukraine und die damit verbundene Zuwanderung, deutlich gestiegen. In Budva sind Immobilien derzeit gleichwohl bereits ab einem Preis von 1.500 bis 1.800 EUR pro m² erhältlich. 

Da auch die Grundstückspreise im Vergleich zu deutschen Verhältnissen relativ gering sind, ist nicht nur der Kauf von Bestandsimmobilien beliebt, sondern viele entscheiden sich auch für den Neubau. 

Schule - internationale Schulen und öffentliches Schulsystem

Familien mit Kindern stehen in Montenegro sowohl staatliche als auch einige Privatschulen zur Verfügung. An staatlichen Schulen fallen keine Schulgebühren an, allerdings ist die Unterrichtssprache Montenegrinisch, was Kinder ohne Vorkenntnisse in einer slawischen Sprache durchaus vor Herausforderungen stellen kann. 

Eine Alternative sind Privatschulen wie zum Beispiel die Cambridge-Schule Arcadia Academy, die im Gegensatz zu staatlichen Schulen mit entsprechenden Kosten verbunden sind. So gibt es Privatschulen, bei denen die Jahresgebühren pro Kind bei 26.000 EUR liegen können. Ein großer Vorteil der Privatschulen ist die internationale Ausrichtung. Diese kann Kindern die Integration einfacher machen und auch dann von Vorteil sein, wenn man sich nach einem oder mehreren Jahren dazu entschließt, doch wieder aus Montenegro wegzuziehen.

Welche Chancen gibt es für Arbeitnehmer und Unternehmer?

Häufig stellt sich für Auswanderer zudem die Frage, wie sie im Wohnsitzland Einkommen generieren können. Während viele Länder auch für Arbeitnehmer günstige Bedingungen bieten, ist dies in Montenegro schwierig. Die Höhe des Einkommens ist deutlich niedriger als in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Dies wirkt sich nicht nur auf Arbeitssuchende aus, sondern auch auf Unternehmer. Für digitale Nomaden und Unternehmer, die ihre Einkünfte außerhalb von Montenegro generieren, bietet das Land ideale Bedingungen. Ein lokales Business in Montenegro zu eröffnen, wird dagegen häufig als kritisch betrachtet, schon allein wegen der geringeren Kaufkraft der Montenegriner. 

Allerdings ist auch hier ein Wandel durch den Tourismus und die zunehmende Anzahl an Zugezogenen zu beobachten. Hierdurch ergeben sich neue Chancen und Geschäftsfelder. Gleichwohl sollte auch dabei beachtet werden, dass Einkommen und Zahlkraft in Montenegro deutlich unter den Verhältnissen der DACH-Region liegen. Dafür sind aber auch Steuerbelastung und Lebenshaltungskosten niedriger. Spannend dürfte dahingehend sein, wie sich die steigende Beliebtheit von Montenegro sich auf die wirtschaftliche Entwicklung und die damit verbundenen Job- und Business-Chancen auswirken könnte. 

Überlegen auch Sie, Ihren Wohnsitz nach Montenegro zu verlegen? Dann beraten wir Sie hierzu gerne persönlich. Weitere Informationen zu Montenegro und vielen weiteren interessanten Ländern finden Sie auf unserem Podcast Perspektive Ausland. Wichtige Informationen finden Sie zudem auf unseren Websites Wohnsitz Ausland, Auslandsunternehmen und St. Matthew.

Kontaktdaten und Links:

Nils von Sachsen

E-Mail: kontakt@montenegro-zweite-heimat.de

Weitere Auslandsperspektiven für Sie:

Das Leben in der Schweiz als Deutscher: Diese Dinge sollten Sie bei einem Umzug beachten.
Auswandern nach Italien: La Dolce Vita im Süden genießen
Türkei - nah an Europa und ein konkurrenzloser Standort
Ungarn - Entspannter Wohnsitz und günstiger Unternehmensstandort
Auswandern nach UK post Brexit
Steuerfahndung, Hausdurchsuchung: Das müssen Sie wissen
Auswandern nach Rumänien: Alles was du wissen musst
Italien - Wein, Sonne, wenig Steuern
Leben und arbeiten in Thailand: Das sollten Sie unbedingt wissen
Paraguay - Neue Einwanderungsbestimmungen
Auswandern nach Uruguay - die „Schweiz Südamerikas“
Keine Krypto-Steuern zahlen: 10 der besten Länder für Investoren
Auswandern nach Costa Rica und Belize: Welches Land ist besser für Auswanderer?
Das Leben als digitaler Nomade
Die überdachende Besteuerung bei Umzug von Deutschland in die Schweiz
Einbürgerung: Der Weg zur Schweizer Staatsbürgerschaft
Zahlen zu deutschen Auswanderern
Wohnung mieten in der Schweiz als Deutscher
Hier werden Auswanderer bezahlt
Geld ins Ausland senden
Was ist ein Perpetual Traveler?
Auswandern in die USA: Auf ins Land der unbegrenzten Freiheit!
Wohin Deutsche 2023 auswandern: Weltweit & Europa
4 Alternativen zu Dubai für Auswanderer
Revolut vs Wise: Welches Konto ist besser für Auswanderer?
Wohin Auswandern - auf die richtigen Prioritäten kommt es an
Nach Südamerika Auswandern: 7 Erfolgstipps
Für deutsche Firma im Ausland arbeiten
Visum Thailand Beantragen: Diese verschiedenen Visa gibt es
Vorteile von Homeschooling für Auswanderer
Deutsches Arbeitslosengeld im Ausland beziehen
Wohnsitz: Anmeldung, Abmeldung, Ummeldung
Umzug ins Ausland: Checkliste für Auswanderer
Costa Rica schafft die Territorialbesteuerung ab
Es zieht immer mehr Deutsche nach Siebenbürgen
Deutschen Reisepass und Personalausweis im Ausland erneuern: So geht's einfach!
Luxusleben im Ausland mit 1000 Euro: So gelingt das sorgenfreie Leben
Firma in IRLAND gründen –Steuern niedrig, Hürden hoch

Timestamps

00:00:57 - Begrüßung und Einleitung: Nils von Sachsen

00:05:01 - Was macht Montenegro als Land zum Auswandern attraktiv?

00:08:48 - Die richtige Immobilie zum Wohnen finden

00:16:43 - Die Wahl der Schule als Ausländer in Montenegro

00:21:25 - Einkommen generieren: In Montenegro möglich?

00:26:21 - Wie kompliziert ist die Beantragung des Aufenthalts für Familien?

00:30:18 - Bankkonto: Wie schwer ist die Eröffnung und wie vertrauenswürdig ist es?

00:35:28 - Erfahrungen mit der Infrastruktur in Montenegro

00:41:07 - Sicherheit im Straßenverkehr

00:42:24 - Wie ist die medizinische Versorgung?

00:44:15 - Die Höhe der Lebensmittelkosten in Montenegro

00:45:48 - Persönliche Einschätzungen zum EU-Beitritt von Montenegro

00:50:47 - Freiheitliches Leben und Selbstbestimmung

00:57:57 - Was fehlt im Vergleich zu Deutschland?

01:00:10 - Drei Schlussfragen zu Montenegro

Mitschrift zum Podcast Perspektive Ausland Episode 77: Auswandern nach Montenegro - so ist es wirklich

Zu Gast: Nils von Sachsen

Daniel: Warum Montenegro?

Sebastian: Wie siehst du die Preisentwicklung momentan bei den Immobilien in Montenegro?

Daniel: Gibt es zum Thema Schule und Kinder noch irgendetwas, von dem du sagst, das hat dich überrascht oder das habt ihr euch anders vorgestellt oder die Kinder haben sich das anders vorgestellt?

Sebastian: Verwendest du das Konto aus Montenegro? Sind das für dich vertrauenswürdige Banken?

Daniel: Wie einfach oder schwer war es denn bei euch mit der Beantragung des Aufenthalts für die ganze Familie? Wie lief das ab?

Sebastian: Gibt es private Krankenhäuser für kleinere Sachen?

Daniel: Wie ist es denn mit der Infrastruktur? Internet, Strom?

Perspektive Ausland: Perspektive Ausland - der Podcast für Unternehmer und Freiberufler, die es ins Ausland zieht. Egal, ob Steuerplanung, Auslandsfirmengründung oder Lifestyle-Fragen - hier geht es jede Woche zur Sache. Und hier sind deine Gastgeber Daniel Tàborek und Sebastian Sauerborn.

00:00:57 - Begrüßung und Einleitung: Nils von Sachsen

Daniel: Ja, herzlich willkommen zu unserem heutigen Podcast, zu unserem heutigen Expertengespräch. Ein weiteres Mal Montenegro steht bei uns heute auf dem Programm und das liegt einfach daran, dass wir sehr, sehr viele Rückfragen und Kommentare zu diesem Land hatten und heute einen Gast einladen konnten. Das freut uns immer besonders, jemanden, der einen Erfahrungsbericht abgibt, der also nicht nur trockene Theorie spricht. Nils von Sachsen, wir freuen uns, dass du da bist! Du bist selber vor 7 Monaten mit deiner Familie nach Montenegro ausgewandert, also, wie wir das auf unseren Seiten immer so schön sagen, mit Hund und Katze. Wobei du nur mit Katze ausgewandert bist. Wir freuen uns, aus erster Hand von dir heute zu hören: Wie lief das? Wie war das mit der An- und Abmeldung? Wie habt ihr das gemacht? Wie lief das mit der Wohnungssuche? Ihr habt Kinder. Wie ging das mit der Schule? Wie habt ihr das gelöst? Hast du eine Firma da unten gegründet oder wie machst du das mit dem Business? Und was hast du sonst noch für wertvolle Tipps? Bevor wir jetzt einsteigen, Nils, stell dich unseren Zuschauern und Zuhörern bitte einmal selbst vor.

Nils: Dankeschön für die Einladung! Freut mich! Ich bin im Westerwald groß geworden, genauso wie Michael Bader im Übrigen, den ihr interviewt habt. Raum Koblenz - Köln, und bin dann nach dem BWL-Studium nach Dresden gezogen. Ich habe dann im Bereich erneuerbare Energien 7 Jahre lang gearbeitet und betreibe jetzt, oder lasse hauptsächlich betreiben, ein Genuss-Haus in Moritzburg bei Dresden mit Brennereien, Brauerei, Gastwirtschaft, einem kleinen Hofladen und so weiter. Ich mache nebenbei noch Unternehmensberatungen, aber hauptsächlich langfristige Sachen, strategische Unternehmensplanung und -Erweiterung. Ich habe drei Kinder, 7,12 und 13, mit derselben Frau, muss man heutzutage eigentlich erwähnen. Wir sind mit Sack und Pack vor 7 Monaten, wie du gesagt hast, nach Montenegro gezogen.

Daniel: Schön! Sebastian, wir hatten ja vor einiger Zeit schon mal ein Gespräch zu Montenegro, hast du diese Resonanz und diese Kommentare, diese Nachfrage erwartet, als wir den ersten Podcast über Montenegro gemacht haben?

Sebastian: Ich hatte auf jeden Fall erwartet, dass Montenegro beliebt sein wird, weil wir natürlich auch immer wieder dazu Anfragen hatten und weil wir wissen, dass gerade während der Corona-Zeit dorthin auch eine Reihe von Deutschen ausgewandert ist. Aber was mich gewundert hat, ist, dass die Zuschauer-Reaktionen zu den Aufnahmen, die wir gemacht haben, doch sehr umfangreich waren. Sehr viele Zuschauer und Zuhörer haben sich gemeldet mit allen möglichen Kommentaren. Man muss sagen, auch vielfach mit negativen Kommentaren, und zwar nicht mit negativen Kommentaren zu unserer Podcast-Folge, aber mit Erfahrungsberichten, wo sie beschrieben haben, was die Schwierigkeiten in Montenegro sind. Ich sag mal, Korruption, Gesundheitswesen, Schulbildung und so weiter und sofort. Wir haben in der Folge natürlich versucht, Montenegro nicht in ein zu rosiges Licht zu rücken, aber auch nicht, Montenegro zu trashen, sondern wir haben versucht, das möglichst realistisch zu machen. Aber es hat mich doch überrascht, wie viele Zuhörer und Zuschauer dann hier in den Kommentaren uns dazu ihre Meinung gesagt haben und welch großes Bedürfnis besteht, wie ich es empfunden habe, sich auszutauschen. Deswegen freut uns natürlich ungemein, dass heute jemand hier ist, mit dem wir nochmal sprechen können, der nicht unbedingt ein Berater, ein Anwalt oder ein Experte ist, der versucht, andere zum Umziehen nach Montenegro zu bewegen, sondern der das selbst gemacht hat und aus erster Hand berichten kann, was er da alles erlebt hat. Daher finde ich das hoch interessant.

00:05:01 - Was macht Montenegro als Land zum Auswandern attraktiv?

Daniel: Klasse! Dann führt mich das schon zur nächsten Frage: Nils, kannst du kurz uns und unseren Zuschauern und Zuhörern erklären, warum du nach Montenegro bist und nicht nach Malta oder Portugal oder es gibt ja noch viele andere schöne Orte. Auch Griechenland, zum Beispiel. Aber das ist ein anderes Thema. Warum Montenegro?

Nils: Also, ich finde den Podcast deswegen auch ganz gut, weil man hier eine gewisse Bandbreite erklären kann. Ich will jetzt nicht nur von mir erzählen, sondern auch von den anderen Leuten, die ich hier kennengelernt habe, die anderen Deutschen. Das ist halt eine Community, die ist gerade extrem im Aufbau. Die größte Community gibt es in Bar unten. Michael ist ja auch da unten, ein bisschen südlicher noch von Bar. Ich bin im Bereich Budva-Tivat. Hier sind weniger Deutsche, ungefähr 70, mit Aufenthaltsgenehmigung. Die Zahlen wurden veröffentlicht, insgesamt 723. Geschätzt wird aber das Doppelte. Und die sagen eigentlich fast alle das Gleiche, bis jetzt, die ich gefragt habe: Nicht EU, weil einfach ein gewisser Frust mit Brüssel besteht und alles, was von Brüssel kommt, ist nicht so rosig oder viele Sachen werden mit Unverständnis wahrgenommen. Dann natürlich viel Frust im Speziellen auf Deutschland. Ich habe auch wirtschaftliche Verluste im sechsstelligen Bereich durch die ganzen staatlichen Corona-Maßnahmen gemacht. Da stellt man sich als Unternehmer schon die Frage: Ist das jetzt die Zukunft in Deutschland? Neben ganz vielen anderen Aspekten, die meines Erachtens falsch laufen. Aber das würde jetzt wahrscheinlich den Podcast sprengen. Dann sagen die meisten, wie ich das auch sage, es sollte fahrbar sein mit dem Auto. Deswegen fällt schon mal eine Insel aus, weil man dann wieder abhängig ist von Fähren und so weiter und von hier aus kann man fahren. Da fallen ja schon mal die meisten Länder raus. Da kannst du nicht nach Costa Rica, Panama und so weiter. Die meisten, die jetzt hier landen, sagen auch, neben den niedrigen Lebenshaltungskosten ist es schön, wenn du noch Kontakt zur Familie, zu Freunden halten kannst. Da kostet ein Flug zwischen 30 und 150 € pro Person hin und zurück. Das ist jetzt kein Riesending, mal für 5 Tage irgendwohin zu fliegen, aber Südamerika oder so, da ist es eher ein kompletter Abbruch. Das sind so die meisten Antworten. Ich habe das 2 Jahre vorbereitet, habe viele Leute angehört und dann sind wir die einfach abgefahren, die Länder und fanden das super cool.

Daniel: Das haben wir auch nicht so häufig gehört, dass sich jemand mehrere Länder angesehen hast. Du ungefähr eine Nummer, wie viele Länder du zuerst mal so ins Fadenkreuz genommen hast und abgefahren bist?

Nils: Vier.

Daniel: Vier Länder.

Sebastian: Dürfen wir wissen, welche Länder das waren und warum dann die Entscheidung auf Montenegro gefallen ist?

Perspektive Ausland: Übrigens, wenn du keinen unserer interessanten Podcasts mehr verpassen willst, dann klicke jetzt gleich auf Abo und besuch uns doch mal auf unserer Webseite www.perspektiveausland.com. Da gibt es übrigens auch alle Podcasts als Video zum Ansehen und du kannst uns dort deine Fragen, Kommentare oder Vorschläge für neue Sendungen hinterlassen. Bis bald!

Nils: Also generell habe ich auch Bulgarien nicht ausgeschlossen, obwohl es EU ist, weil ich denke, dass da ganz viele Sachen nicht umgesetzt werden können, weil sonst das Land einfach komplett den Bach heruntergeht, wenn die da sonderlich viel zahlen müssen. Das funktioniert nicht. Deswegen war Bulgarien dabei. Skandinavien hat mich generell interessiert, hauptsächlich natürlich Norwegen. Ungarn war auch dabei, aber da ist es halt so gewesen, denke ich, wenn da mal eine andere Regierung drankommt, dann kann das von rechts nach links kippen. Ja genau, dann Montenegro.

00:08:48 - Die richtige Immobilie zum Wohnen finden

Daniel: Schön, lass uns doch mal ein paar Sachen der Reihe nach durchgehen, die unsere Zuschauer mit Sicherheit auch fragen würden, wenn sie jetzt hier Fragen stellen könnten. Wie lief denn das jetzt? Irgendwann kam die Entscheidung, es geht nach Montenegro. War es bei euch auch so, dass die erste Entscheidung war, wo wohnt man? Dass man eine Wohnung sucht oder überhaupt die Entscheidung, kauft, man was, mietet man was? Wie findet man die richtige Region in einem Land, in dem man ja nicht groß geworden ist, das man nicht kennt? War das bei euch die erste Entscheidung und wenn ja, wie seid ihr da vorgegangen?

Nils: Also das Land hat den Riesenvorteil, es ist einfach klein. Da eine Region abzufahren, ist jetzt nicht sonderlich schwierig. Bei uns war es relativ einfach. Wir haben gesagt, wir wollen den Cut für die Kinder so angenehm wie möglich machen und möchten, dass die auf eine internationale Schule gehen. Das ist bestimmt sehr, sehr anspruchsvoll, die Kinder direkt auf eine montenegrinische Schule zu schicken. Das machen hier auch einige. Ich habe gerade einen Bericht gesehen, unten in der Bar-Community sind von 349 Kindern auf einer Schule, 49 glaube ich waren es, aus Deutschland. Die fördern die jetzt richtig und so weiter, aber das hat jetzt gerade erst angefangen. Also unter den Voraussetzungen könnte man das wahrscheinlich auch machen. Und das Schulwesen hat ja keinen schlechten Ruf, aber das hat uns dazu geführt, im Bereich Tivat-Budva zu sein, weil es hier zwei internationale Schulen gibt. Und die andere ist in Podgorica. Aber die in Podgorica, in der Hauptstadt, mit 26.000 € pro Kind pro Jahr ist eher unerreichbar. Wir zahlen jetzt auch viel. Es gibt Sonderrabatte und Geschwister-Rabatte und so. Da landen wir aber trotzdem bei recht sportlichen 27.000 € im Jahr. Dafür kriegt man aber so ziemlich die beste Schule, die ich bis jetzt kennengelernt habe. Eine Cambridge-Schule, Arcadia Academy heißt die, und die sind äußerst motiviert dort und deswegen war für uns klar, dass wir erstmal hierhin gehen. Es ist natürlich einiges noch ursprünglich, um das mal positiv auszudrücken. Einiges ist ein bisschen ungepflegt und so. Die Bereiche hier oben, wo mehr die Urlaubsregion ist, wo auch die Vermögenden eher sind, sind natürlich ein bisschen gepflegter. Da ist der Umbruch nicht ganz so hart für uns. So ist das zu dem Standort gekommen. Und mit Wohnungen, also ich würde jedem empfehlen, erstmal was zu mieten. Der Markt ist da. Du kannst erstmal tolle Sachen mieten. Du kannst auch was kaufen, so wie wir es gemacht haben, aber bei uns war es so, wir hätten auch sofort was gemietet, wir haben einfach das Richtige erstmal gefunden als Übergangslösung. Das war direkt kurz vor dem Krieg, die Vertragsverhandlungen waren genau, während der Ukraine-Krieg begonnen hat und danach sind die Preise wieder richtig hoch gegangen und dann war ich mir relativ sicher, dass man das einfach kaufen kann und hier gibt es ganz wenig Gated Communities, damit die Kinder auch direkt Anschluss haben und wegen der Sprachbarrieren, auf die wir wahrscheinlich noch kommen werden, die nehmen halt sehr viel ab. Wir haben das Rundum-Sorglos-Paket quasi gebucht und eine von diesen Gated Communities gefunden. Aber generell würde ich jedem erstmal empfehlen: kommen, mieten und alles abfahren. Im Bereich Bar, zum Beispiel, ist es natürlich ungefähr die Hälfte der Quadratmeterpreise.

Sebastian: Du hast eben gesagt, die Preise seien gestiegen mit dem Anbrechen des Krieges. Wie siehst du die Preisentwicklung momentan bei den Immobilien in Montenegro?

Nils: Wenn wir jetzt ausgehen von Budva, ich glaube, Michael Bader hatte 1.500 bis 1.800 Euro pro Quadratmeter Neubauwohnung in den Raum geworfen, ja, gibt es, dann hast du keinen Meerblick, aber die meisten halbwegs schönen gehen von 2,300 auf auf 2.800, 3.200 pro Quadratmeter hoch. Das ist in Bar wie gesagt ganz anders, da bist du bei der Hälfte. Bei den Grundstückspreise, wo wir gerade ein bisschen nach gucken, sind es in Bar unten 20 bis 30€ für den Quadratmeter oder maximal 50 mit Meerblick und in Tivat ist das 100 bis 250€ für Grundstücke, was für deutsche Verhältnisse immer noch geht, was für hier aber irrsinnig ist. Aber da gibt es jetzt nichts mehr. Deswegen steigen natürlich die Preise. Und hier musst du aber auch unheimlich drauf aufpassen, unheimlich, es gibt sehr, sehr viele illegale Bauten. Das muss man auf jeden Fall vom Profi prüfen lassen.

Daniel: Gibt es auch Auswanderer, die du kennst, die nichts gemietet, nichts gekauft, sondern selber gebaut haben oder das vorhaben?

Nils: Die bauen gerade alle noch, also die, die ich kenne. Das ist ganz interessant, deswegen will ich jeden dazu animieren, was zu bauen. Wir zahlen Quadratmeterpreise, wenn hier ein Fertighausanbieter in Holzständerbauweise, also wie die Amerikaner ungefähr bauen, schlüsselfertig alles hinstellt, 460€ den Quadratmeter. Inklusive Fundament ohne Erschließungskosten. Wenn du jetzt noch ein bisschen Schickimicki rein machst, mit Fußbodenheizung und Dreifachverglasung und so weiter, landest du ungefähr bei 600 € pro Quadratmeter. Das ist natürlich sensationell. Im Rohbau auch übrigens. Nur die Fertighäuser haben natürlich den Vorteil, dass du hier keine grauen Haare auf der Baustelle kriegst, weil die stellen das in 7 Tagen auf und bauen dann noch 2 Monate aus und fertig. Ich kenne tatsächlich einen, der hat das gemacht und es gibt auch nur einen Anbieter, das hier anbietet und das ist natürlich unglaublich günstig.

Daniel: Wo ist denn der nächste Ikea, Nils?

Nils: Ikea ist gut, den findet man gar nicht. Es gibt ein kleines Office, da kannst du Ikea-Produkte bestellen. Da steht aber gar nicht Ikea außen dran. Das musst du wissen, muss dir einer erklären und dann ist die Preisgestaltung so, deutsche Preise plus ungefähr 35% für Serbien, die bestellen das selber in Serbien, und dann wird das nach Podgorica geliefert und dann wird es bei dir zu Hause angeliefert und von Serbien nach Podgorica gibt es noch mal 35 bis 40% Aufschlag. Also du bist fast beim doppelten Preis.

Daniel: Da kann man es wahrscheinlich beim Tischler vor Ort lieber bauen lassen.

Nils: Genau, das ist einfacher, aber da gibt es auch was Gutes. Alle Möbel-Lieferanten hier, es gibt ja nicht Ikea, es gibt andere schöne Möbelhäuser hier, die nehmen tatsächlich für die Anlieferung mit Aufbau 30€. Das ist ja ein Witz, das gibt's ja gar nicht.

Sebastian: Das heißt, man kann sagen, ihr ward, was die Wohnung und auch die Wohnungssuche anbelangt, eigentlich eher positiv überrascht?

Nils: Ja, definitiv. Aber du musst wirklich aufpassen bei den Maklern, die lassen nicht locker, bis du was gekauft hast. Die sind sehr, sehr motiviert und anhänglich. Und Bausubstanz und so weiter, gut, unser Haus ist einfach 7 Jahre alt. Da siehst du ja, ob dann irgendwo Feuchtigkeit ist oder nicht. Ansonsten muss man wirklich aufpassen, aber das war einfach, also es war wirklich einfach.

Sebastian: Und hast du einen Tipp, wie man einen guten Makler findet? Wie kommt man an einen zuverlässigen und vertrauenswürdigen Makler heran?

Nils: Ich habe nur welche kennengelernt, die einen auch ein bisschen über den Tisch ziehen wollen. Irgendeine von den Seiten immer. Das ist halt so, das muss man einfach wissen und einkalkulieren. Du kannst heute bei dem einen Makler die Wohnung angucken, da kostet sie 90.000 €. Dann telefoniert ein bisschen rum, dann kostet sie beim nächsten 82.000 €. Dann gehst du aus der Wohnung raus, er ruft dich am nächsten Tag an und sagt, die kostet 95.000 €. Das ist einem Bekannten von mir passiert. Er sagt: "Wie, die hat doch gestern weniger gekostet?" Ja, aber das hat sich jetzt geändert. Und übrigens gibt es einen Kaufinteressenten, wir gehen morgen zum Notar oder du kannst morgen früh gehen. Wir gehen morgen Mittag. Das ist hier Gang und Gebe.

00:16:43 - Die Wahl der Schule als Ausländer in Montenegro

Daniel: Mit der Wohnung haben wir jetzt ganz gut verstanden, wie das lief. Auch mit den Kindern hast du ja schon einiges erzählt. Gibt es zum Thema Schule und Kinder noch irgendwas, wo du sagst, das hat dich jetzt überrascht oder das habt ihr euch anders vorgestellt, oder die Kinder haben sich das anders vorgestellt? Hat sich irgendwas verändert, du hast ja vorher das mitgemacht, du weißt, wie das in Deutschland war, als die Kinder jeden Tag in die Schule gegangen sind. Du weißt auch, wie es in Corona lief, als die Kinder online lernen mussten. Wenn du das jetzt mit heute vergleichst, wie hat sich der Umzug auf die Kinder ausgewirkt?

Nils: Die gehen hier lieber zur Schule. Die haben hier ein bisschen ein anderes Konzept, die Cambridge-Schulen. Die sagen auch, 50% der Benotung in Klasse 7 und 8 zum Beispiel ist Motivation und wie lernwillig bin ich und wie ist meine Lernmethodik? Das ist natürlich ganz interessant und darauf legen die eben einen Schwerpunkt. Oder sie kriegen am Nachmittag als Zusatzangebot mal Programmieren beigebracht, damit man die ersten Euros verdient mit Websites und das dann in Kryptowährungen investiert. Davon kannst du an einer deutschen Schule nur träumen, dass sowas überhaupt gemacht wird. Und die Lehrer sind sehr motiviert. Ich würde sagen, das Freizeitprogramm ist auch gut. Das einzige, was hier vielleicht ein bisschen ungewohnt ist, aber das liegt vielleicht daran, dass man noch nicht alles kennt, ist, im Winter regnet es hier relativ viel und dann weißt du nicht so richtig, wo du hingehen sollst, außer einen Kaffee trinken. Ich frage natürlich auch alle Einheimischen, ich bin ja kommunikativ, und die sagen auch: Das gehst du halt Kaffee trinken. Ich sage, ich war jetzt drei Tage Kaffee trinken, mir ist langweilig. Ich will jetzt etwas anderes machen. Es gibt ganz kleine Play Parks. Das ist aber ein Raum, also ein kleiner Raum, während es bei uns Hallen gibt für allen Altersklassen mit allem Möglichen, vom Bälle spielen bis zum Klettern. Das gibt es ja faktisch noch nicht. Das könnte man machen als Geschäftsidee, wenn jetzt einer zuguckt bitte schnell bauen, sonst muss ich es machen, und das ist ein bisschen ungewohnt.

Sebastian: Die Unterrichtssprache ist Englisch, nehme ich an?

Nils: Ja.

Sebastian: Und wird da dem britischen Lehrplan gefolgt? Hat man dann am Ende A-Levels oder das internationale Baccalaureate oder was ist da am Ende der Abschluss?

Nils: Das ist eine gute Frage, das hat mich meine Cousine aus den USA auch gerade gefragt. Das International Baccalaureate glaube ich nicht. Das ist komplett der britische Plan, wenn ich richtig informiert bin.

Sebastian: Also im Grunde das britische Abitur dann.

Ja, weil die auch einschicken. Die schicken die Jahresarbeiten nach Cambridge ein, die werden dort bewertet.

Sebastian: Und die Kinder tragen Schuluniformen, nehme ich an?

Nils: Ja, sieht total niedlich aus.

Sebastian: Ich weiß immer so, auch von Mandanten, mit denen ich spreche, gerade Schule ist auch immer so ein Thema. Ich muss sagen, ich bin ja mit meinen Kindern auch umgezogen, von UK in die USA, mir war nie wichtig, dass es eine deutsche Schule ist, im Gegenteil, ich wollte aus dem deutschen System raus und wollte, dass die Kinder Englisch lernen. Eine englische Schule, keine deutsche Schule. Ich weiß aber, viele Mandanten machen sich Sorgen, was ist, wenn ich nach Deutschland zurückkehre oder wenn das Kind irgendwann selbst nach Deutschland zurückkehren will, in Deutschland studieren will. Siehst du da irgendwelche Schwierigkeiten für deine Kinder? Machst du dir Sorgen, dass die dann wieder reinkommen könnten ins deutsche System?

Nils: Also nach einem Jahr würde ich mir gar keine Sorgen machen, das würde klappen, da sind die Schulen auch, so wie ich es festgestellt habe, ziemlich offen und finden das gut, dass man mal sowas macht. Wenn du jetzt nach 3, 4, 5 Jahren zurück gehst und aus irgendeinem Grund machen sie einen Einstellungstest oder so und du bestehst den eben nicht... Also, erstens kann man sich 2 Monate vorbereiten, da müssen die Kinder halt Nachhilfe nehmen und Vollgas geben. Die Frage ist doch: Was ist worst case? Worst Case ist, die gehen ein Jahr zurück, meines Erachtens ist das worst case. Die stellen sie ein Jahr zurück, haben aber Jahre Vorsprung durch den Auslandsaufenthalt gewonnen. Also du machst bilanziell immer noch plus, also wenn ich jetzt nicht irgendwie ordentlich Geld verdiene, dann würden wir unsere Kinder in die montenegrinische Schule schicken, musst du aber einfach, damit das halbwegs fair abläuft für die Kinder, einfach mal ein Jahr lang 3 Tage pro Woche Privatlehrer nehmen. Die nehmen hier 10 € die Stunde und dann sind sie bestens bezahlt. Dann machst du es halt einfach. Ist halt eine slawische Sprache. Wenn du jetzt Russisch kannst, lernst du das relativ einfach, aber ich hab Französisch und unsere Kinder Italienisch und Spanisch. Das ist halt komplett was anderes. Deswegen muss einfach richtig pauken und dann ist gut.

Sebastian: Cambridge scheint schon die beste Lösung zu sein, ja.

00:21:25 - Einkommen generieren: In Montenegro möglich?

Daniel: Vielleicht kommen wir nachher nochmal auf das Familienthema zurück, aber lass uns jetzt mal in Richtung Business gehen, denn von irgendwas muss man ja leben, wenn man im Ausland ist. Ich erinnere mich noch, dass der Michael Bader uns im Podcast erzählt hat: Bitte sagt allen, die überlegen nach Montenegro zu kommen, niemand sollte erwarten, hier von lokalem Business zu leben. Also, wer Friseur oder Bäcker war in Deutschland mit der Idee, jetzt mache ich hier einen deutschen Friseur oder einen deutschen Bäcker auf und dann kann ich davon in Montenegro leben, das soll nicht funktionieren. Aber was machst du ? Was hast du für Tipps? Wie lief das bei dir? Eine Firma anmelden vor Ort, wie läuft das dann von Montenegro aus, Geschäftsverträge zu generieren oder Einkommen zu generieren? Was hast du da für Tipps oder was kannst du unseren Zuschauern und Zuhörern mit auf den Weg geben?

Nils: Am einfachsten ist es tatsächlich, wenn man woanders Geld verdient und nicht hier. Ganz klar sehe ich das wie Michael auch. Ich habe ihn auch kennengelernt und darauf angesprochen. Was möchte er damit bewirken? Was möchte ich auch damit bewirken? Dass du nicht Leute anziehst und die dann nach einem Jahr hier völlig ausgebrannt sind, nach zwei Jahren alle Ersparnisse verbraucht haben und einfach nichts auf die Kette gebracht haben. Das liegt wirklich daran, dass es extrem schwierig ist. Deswegen: Keine falschen Erwartungen! Allerdings sehe ich schon, dass es, da es hier sehr viele Ausländer gibt und nicht nur deutsche, einige Nischen gibt. Man sollte grundsätzlich, das ist der Tipp, Geld mit den Ausländern verdienen. Die Einheimischen. wenn die 400 oder 500€ verdienen, wo die gerade mit ihren Lebensunterhalt bestreiten können, nebenbei noch ein bisschen schwarz arbeiten, abends nach 16:00 Uhr, dann haben die vielleicht 1000€. Was willst du denen verkaufen? Das Weißbrot kostet 0,90€, das Roggenbrot kostet 3 €, der greift immer zum Weißbrot. Jetzt musst du gucken, ob du genügend Hotels findest oder andere, um beim Thema Bäckerei zu bleiben, die dir eben das Brot abkaufen. Da musst du eben gucken. Aber ich denke, es wird einige Nischen geben für die Ausländer, weil es so viele sind. Gut, im letzten Jahr waren es wesentlich weniger Russen. Ich glaube, 90% weniger Russen waren in Budva, oder 70 %, ich bin mir nicht ganz sicher. Das fällt natürlich auf, aber trotzdem, in dem Bereich könnte man irgendwas verkaufen, irgendwas machen schon. Hier gibt es auch eine Deutsche in Budva, Franzis Massage, glaub ich, die kenne ich jetzt aber nicht, die ist glaub ich bei uns in der Stammtischgruppe drin, den gab es aber erst dreimal. Bis jetzt sucht jeder. Also jeder ist irgendwie am Gucken, was kann man machen? Ich habe zwei, drei Ideen, aber das kann ich jetzt nicht sagen, sonst macht das wer anders, aber es ist wirklich schwierig, sehe ich schon so. Aber eines wird ein bisschen außer Acht gelassen: Wenn du mit Deutschen sprichst, die sagen "Ok, ich bin jetzt hier Hotel-Manager von einem kleinen Hotel, kriege vielleicht 5.000 bis 7000 € im Monat und er geht nach Montenegro. Der kann jetzt nicht hingehen und sich bewerben und sagen, ich will 5000€ verdienen oder ich will 4000€ verdienen. Das funktioniert natürlich nicht ja. Da muss man sagen, die Steuerlast ist ja schonmal ziemlich gering hier unten und die Lebenshaltungskosten sind auch viel geringer. Also kommt er anstatt zu Hause mit 6.000€ vielleicht auch hier mit 3000€ hin. Das muss erstmal in die Köpfe rein der Leute und dann glaube ich schon, also im teuersten Hotel, das ich hier kenne, gibt es zum Beispiel einen deutschen Hotel-Direktor und ich glaube, andere suchen auch sehr viele Zuverlässige. Und die Grundtugenden, die wir halt einfach per se haben mit Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Zielstrebigkeit und so weiter, die sind jetzt hier unten nicht so weit verbreitet, um das mal vorsichtig auszudrücken. Da denke ich schon, dass es Jobs gibt, dann auch im Tourismusbereich natürlich. Du brauchst Deutsch und Englisch, Montenegrinisch musst du wahrscheinlich auch lernen, aber ich denke schon, dass es dann hier was zu tun gibt.

Sebastian: Jetzt haben wir ja den einen oder anderen Mandanten, die als digitale Nomaden in Orten, wie zum Beispiel Montenegro, leben. Das heißt, die haben ausländische Kunden machen Softwareentwicklung oder irgendwas anderes am Computer. Die haben die Kunden im Ausland und verfügen dadurch über ein hohes Einkommen, weil die Kosten so niedrig sind, auch die Steuern natürlich viel niedriger sind. Hast du das auch erlebt, in deinem Bekanntenkreis zu Montenegro? Menschen, die sich in Montenegro aufhalten und von dort aus für ausländische Auftraggeber, Kunden, Arbeitgeber arbeiten?

Nils: Ja, das kenne ich, fallen mir spontan ein. Zwei digitale Nomaden, ein Programmierer, ein Gamer und noch ein Programmierer, genau.

Sebastian: Und für die scheint es zu funktionieren? Für die ist das ein guter Lebensstil?

Nils: Ja!

00:26:21 - Wie kompliziert ist die Beantragung des Aufenthalts für Familien?

Daniel: Durch die niedrigen Lebenskosten, darauf kommen wir nachher nochmal darauf zu sprechen, wahrscheinlich. Jetzt kommen wir gleich mal dazu, denn das betrifft sowohl digitale Nomaden als natürlich auch jemanden, der vielleicht dort Unternehmen gründet oder erstmal nur guckt, um dort zu sehen, was mache ich in der Zukunft. Wie einfach oder schwer war es denn bei euch mit der Beantragung des Aufenthalts für die ganze Familie? Wie lief das so ab? Der Michael Bader hat uns schon etwas erzählt, aber du hast es jetzt erlebt direkt. Warst du da positiv überrascht, negativ überrascht, wie lief das?

Nils: Problemlos. Relativ schnell, wenn man jetzt nicht unbedingt erwartet, dass man von seinem eigenen Steuerberater noch eine Rechnung kriegt. Das ist natürlich für uns Deutsche sehr gewöhnungsbedürftig. Für diverse Dienstleistungen gibt es von dem eigenen Steuerberater keine Rechnung. Aber da lief wirklich gut. Ratzfatz. Am längsten gedauert hat die Anerkennung eines Schulzeugnisses, das ist natürlich lächerlich. Das ist auch nur ein formaler Akt, der hat irgendwie drei Monate bei mir gedauert, bis das Ganze nach hinten verschoben, ansonsten als heißer Tipp: Nicht nach Budva, das haben wir gemacht. Sucht euch etwas, wie vielleicht Tivat oder Bar, wo es weniger Andrang gibt als in Budva, denn in Budva sind wirklich die ganzen Russen, Ukrainer, viele Türken gekommen, die waren heillos überfordert. Also das gibts gar nicht. Wir standen da 6 Stunden in einem Raum, 2 m 20 hoch, haben gewartet, keine Fenster, keine Lüftung. Alle haben gedrängelt und die Tür ging nach und nach auf und dann haben die immer zwei bis drei reingeholt und dann war um 14:00 Uhr zu und dann sind die wieder zurückgegangen. Am nächsten Tag wieder um 05:00 Uhr morgens hingestellt. Das ist aber nur in Budva so, deswegen der heiße Tipp: Macht es nicht in Budva.

Sebastian: Vielleicht können wir nochmal wiederholen, was genau die Anforderungen waren, um in Montenegro die Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten? Muss man nachweisen, dass man Vermögen im Ausland hat oder was sind die Anforderungen, in deinem Fall gewesen?

Nils: Ich hoffe, dass ich jetzt nichts vergesse. Die Anforderungen waren sehr gut. Du brauchst nur eine Apostille, ein Führungszeugnis von Deutschland. Du kannst das erwerben durch Immobilienerwerb, da bin ich mir nicht ganz sicher. Ich glaube ab 250.000 Euro, oder eben Firmengründungen, aber bei Firmengründung musst du eben als Geschäftsführer selber angestellt sein und dann mindestens 250,00 € sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Monat dir selber auszahlen. Ich glaube, ich zahle 60€ Sozialversicherungs-Gebühren und Krankenkasse. Also das hält sich alles in Grenzen und dann kriegst du über deine eigene Aufenthaltsgenehmigung die für die Familie. Also erst muss deine eigene ausgestellt werden, dann die von deiner Familie und dann musst du sie jedes Jahr erneuern, wobei es aber wohl keine Probleme gibt. Also die Anforderungen waren meines Erachtens damit erfüllt. Dann kriegst du dadurch ein Bankkonto, was sonst auch nicht mehr geht. Das ging früher. Das war es schon. Kein Nachweis, Vermögensnachweis oder sonst was. Was interessant ist, was viele gar nicht wissen, du darfst in dem Jahr oder in jedem Jahr Montenegro nur für 30 Tage am Stück verlassen. Ich hatte Michael das auch erklärt. Ich bin mir nicht ganz sicher, oder eben du gehst zur Auslandspolizei, die sehen ein bisschen ernst aus, die Jungs, sind aber auch ganz nett und erklärst denen irgendwas. Damit habe ich aber noch keine Erfahrungen, und lässt dir das eben bescheinigen, dass du drei Monate weg sein darfst. Also die wollen tatsächlich, wenn du die Aufenthaltsgenehmigung hast, dass du dann auch hier bist. Ich kenne tatsächlich einen Fall, dem haben sie die Genehmigung abgenommen. Der war länger weg, der wusste das nicht. Im Internet habe ich irgendwo mal gelesen, da steht viel drin, dass das zwar faktisch ein Gesetz ist, aber nie vollzogen wird. Also ich bin nicht lange hier und ich kenne schon einen, dem das passiert ist.

Daniel: Gut zu wissen! Guter Hinweis!

Sebastian: Das ist natürlich ein wichtiger Punkt, ja.

Nils: Ja, ihr habt ja bestimmt Klienten, die sagen, wir machen Plan B und C, holen uns vielleicht eine Staatsbürgerschaft in Paraguay oder Panama und machen Montenegro, weil das ein bisschen näher ist, die sollten darauf nicht bauen.

00:30:18 - Bankkonto: Wie schwer ist die Eröffnung und wie vertrauenswürdig ist es?

Daniel: Jetzt hattest du vorhin relativ schnell etwas zum Thema Bankkonto gesagt. Das ging fast ein bisschen zu schnell. Also, Firma gründen - und was war das mit dem Bankkonto nochmal? Ich habe das akustisch nicht verstanden, was du zum Thema Bankkonto gesagt hast.

Nils: Früher konntest du hier auch ein Bankkonto eröffnen, ohne dass du eine Firma hast oder ohne, dass du hier wohnst. Das ist schon länger her. Aber jetzt musst du erst die Firma haben und dann die Aufenthaltsgenehmigung und dann kannst du erst zur Bank gehen, da musst du auch persönlich erscheinen. Ich musste zumindest persönlich erscheinen, vielleicht sehe ich aber auch kriminell aus, und musste die Unterschrift leisten. Mittlerweile, und das ist ganz interessant, hier tut sich wirklich was. Selbst die Banken haben das jetzt geändert. Ich war einen Monat zu spät. Die Bank, die ich mir rausgesucht hatte, die hat 0 € Bankgebühren im Jahr auf 240 € im Jahr erhöht, weil so viele Ausländer dort angekommen sind. Die anderen, die werden sich das jetzt angucken und werden wahrscheinlich nachziehen und dann werden sie sehen, aha, die zahlen das trotzdem, dann machen wir einfach 500 €. Die erhöhen das nicht irgendwie in 3%-Schritten oder so, das kommt direkt saftig.

Sebastian: Und verwendest du das Konto da aus Montenegro? Sind das für dich vertrauenswürdige Banken? Würdest du da auch höhere Summen deponieren auf Konten oder ist das eher etwas, was du verwendest für Kleingeld, Lebensmittel und sowas, aber ansonsten nicht so viel?

Nils: Ich würde wahrscheinlich den montenegrinischen Banken mehr trauen als der Deutschen Bank, weil ich dem Bankensystem generell etwas kritisch gegenüberstehe. Ich weiß nicht, ob du das jetzt hören wolltest. Ich weiß jetzt nicht, ob die auch so viel zocken. Ich glaube nicht, dass die kleinen Banken so viel zocken wie große, weltweit agierende Banken. Ich nutze es aber tatsächlich. Die Überweisung kostet immer so 30 bis 40 €, also von Deutschland hierhin, sehr, sehr teuer, weil die ja nicht am SEPA-Verfahren teilnehmen und das geht dann über irgendeine österreichische Bank. Aber für kleinere Sachen, Alltagssachen und so reicht das schon. Das ist absolut in Ordnung. Und was wirklich interessant ist für Sebastian, das hat er vielleicht noch nicht gehört, ist: Hier, wenn du eine Rechnung schreibst, wird die direkt ans Finanzamt geschickt in dem Augenblick, wo die geschrieben wird, dann haben sie das schon mal. Und wenn du eine Überweisung über 5.000,00 € kriegst, wird die von der Bank geprüft. Du musst also direkt einreichen, was der Hintergrund zu dieser Zahlung ist. Ist es eine Schenkung, ist es eine Rechnung? Woher kommt das Geld ab? Ab 5000,00 €. Das Finanzamt hat also quasi die Dienstleistung an die Bank delegiert. Ziemlich geschickt finde ich das.

Sebastian: Wir kennen das ja auch, wir kennen das vor allen Dingen von den internetbasierten Banken Revolut, Transferwise, Wise und all die. Die machen das auch und auch die, die wir in Westeuropa nutzen. Da checken die regelmäßig. Da kann man nicht sagen, dass es da ein fixes Limit gibt von 5000 €, aber wenn es untypische Transaktionen gibt, egal in welcher Höhe, da muss man Unterlagen hinschicken, Vertrag einreichen und so weiter und so fort. Da muss man sich heute, denke ich, daran gewöhnen, dass es Banken so machen. Traditionelle Banken machen das noch nicht so viel, aber ich meine die ganzen neuen Banken machen das auch hier im Westen. Das was du davor gesagt hast, dass die Rechnung direkt ans Finanzamt geht, ist interessant. Ich meinen, das gibt es in anderen Ländern auch, Italien und so weiter und so fort. Das muss man natürlich wissen vorher, das ist ein sehr wichtiger Punkt. Da geht es darum, wenn du eine Firma hast, du musst Software verwenden, die die Rechnung direkt an das Finanzamt austauscht.

Daniel: Wir hatten ja den Podcast zu Estland, was die sehr interessante E-Residency anbietet, auch in Verbindung mit Firmengründungen, und dort ist es auch so, dass im Prinzip du mit einem staatlich mehr oder weniger registrierten Steuerbüro zusammenarbeiten musst und im Prinzip hast du immer tagesaktuell deine Bilanzen und deine Steuererklärung up-to-date.

Nils: Das soll jetzt auch in Deutschland kommen, oder? Eine Software, mit der die Rechnung direkt ausgestellt ans Finanzamt geht, oder?

Daniel: Bei großen Companies funktioniert auch schon ein Datenaustausch. In Griechenland, mein Schwiegersohn hat hier ein Geschäft eröffnet, da musst du, wenn du zum Beispiel ein Geschäft eröffnest, eine beim Finanzamt registrierte Registrierkasse kaufen und da werden deine Verkäufe tagesaktuell für jede einzelne Warengruppe direkt über Internet jeden Tag abends ans Finanzamt über deine elektronische Kasse. Das heißt, das Finanzamt weiß jeden Tag nicht, welche Produkte, aber aus welcher Warengruppe, wieviel Umsatz du gemacht hast.

Nils: Ich bin mir nicht ganz sicher. Das ist, glaube ich, hier auch so. Du kriegst überall einen Bon, also wenn du im täglichen Leben was machst, kriegst du überall einen Bon. Das ist interessant. Ich glaube Strafen bis 50.000 € haben die. Und auf der anderen Seite kriegst du von keinem Handwerker eine Rechnung oder eine Quittung. Da musst du schon betteln, wenn du vielleicht auch vom Taxifahrer haben willst. Da guckt der dich total blöd. Oder du gibst ihm 10 € mehr und der schreibt dir drauf, was du willst. Also, das ist interessant.

00:35:28 - Erfahrungen mit der Infrastruktur in Montenegro

Daniel: Auch das war aufschlussreich, das mal so aus erster Hand als Erfahrungsbericht zu hören. Wie ist es denn mit der Infrastruktur? Internet, Strom? Man hört und liest das ein oder andere, aber was habt ihr persönlich erlebt? Wie empfindest du das? Du wohnst dort jetzt 7 Monate, du fährst über die Straßen und benutzt das Internet, du hast einen Wasserhahn, den du aufmachst, entweder da kommt etwas heraus oder da kommt nichts heraus. Wie würdest du diese ganze Infrastruktur dort bezeichnen? Ist das was, womit man gut zurechtkommt? Hast du da was Negatives erlebt, Positives erlebt?

Sebastian: Und vielleicht auch, wenn ich das kurz einwerfen darf, es gab ja auch durchaus die Sorge über den Winter in manchen Ländern, inklusive Deutschland und UK, dass es zu Blackouts kommen könnte. Wie siehst du die Energieversorgung in Montenegro?

Nils: Ich weiß nicht, ob die EU-Netze alle zusammengekoppelt sind oder die europäischen Stromnetze zusammengekoppelt sind, das weiß ich nicht. Ich weiß ja, dass das aufgrund der 50-Hertz-Technologie ziemlich labil ist. Nur für Montenegro an sich ist es ziemlich konstant. Hier werden, wenn ich richtig informiert bin, 68% der Energie über Wasserkraft erzeugt, ein großes Kohlekraftwerk, noch ein bisschen Windkraft und so. Ich hab verschiedene Zahlen gelesen, zwischen 108 und 120% des Eigenbedarfs wird hier selber produziert, also exportieren wir generell Strom, was schonmal ein sehr gutes Gefühl ist und importieren gleichzeitig von Italien, weil ich wohne nämlich neben der Trasse, Strom, um Schwankungen auszugleichen. Nichtsdestotrotz, im Alltag, gibt es keine Woche ohne Stromausfall, würde ich sagen. Jede Siedlung hat auch einen ordentlichen Generator draußen. Wenn du bei uns in den Baumarkt gehst in Deutschland und da haben die Generatoren vielleicht 2.000 oder 3.000 Watt, da fangen die hier erst bei 6.000 an, weil die sagen grundsätzlich, du musst damit mehr abdecken als mal eben einen Fön. Bei uns Siedlung ist es so, es geht, wenn Stromausfall ist, sofort der Generator an und dann geht nur Licht. Die haben das so klein installiert, dann gehen keine Steckdosen.

Nils: Finde ich auch interessant, aber wir haben uns einfach eine Batterie unten hingestellt, haben uns eine SIM-Karte gekauft, einen Router für die Steckdose, also neben dem Festnetz noch das und haben eben den Rechner und so weiter einfach daran angeschlossen. Also wenn Stromausfall ist, können wir noch vier Stunden weiterarbeiten. Es gibt ja für alles eine Lösung und das ist jetzt nicht so das Problem.

Sebastian: Wie lange dauert der Stromausfall?

Nils: Die Ausfallzeit ist, würde ich sagen, zwischen 15 Minuten und einer Stunde. Es ist also so, dass es nicht kritisch wird für Kühlschrank oder irgendwas anderes. Das ist kein Problem. Und sonst, an alle deutschen Zuseher kann man nur sagen, hier wurde auch der Strompreis erhöht um sagenhafte 20% und das ist natürlich sehr ärgerlich, aber selbst nach der Erhöhung kostet die Kilowattstunde nur 0,12€. Und jeden Tag, wenn ich die Klimaanlage jetzt im Winter anmache, um damit zu heizen, denke ich wirklich an Deutschland und lache innerlich ein bisschen.

Sebastian: Ich muss sagen, ich habe ja auch mal in Malta gelebt, auch in Malta gibt es relativ häufig Stromausfälle. Ich meine, regelmäßig kurze Stromausfälle, eine halbe Stunde und manchmal ein bisschen länger. Gerade in solchen Ländern, wo viel gebaut wird, weil zum Beispiel viel Zuzug ist und es viel neue Infrastruktur gibt, hängt die Stromversorgung manchmal hinterher.

Nils: Ansonsten zur Infrastruktur, die Internet-Geschwindigkeit ist soweit in Ordnung. Sonst kann man, glaube ich, auch hier was über Starlink machen. Das ist dann die Premium-Lösung, da hast du irgendwie 160 bis 200 M-Bit pro Sekunde heißt das, glaube ich. Das kostet dann aber 125 €, kannst du aber auch mobil überall mit hinnehmen. Ansonsten zahlen wir jetzt hier, ich glaub, 10€ oder 15€ und haben 500 Gigabyte. Da kannst du eigentlich alles mit machen, ist alles sehr günstig. Die Hauptstraßen sind gut, sobald du in eine Nebenstraßen reinfährst, musst du wirklich aufpassen. Die Kanten sind einfach abgebrochen. Wenn die aber nur für anderthalb Autos ausgelegt ist, muss ja einer über die Kante und da musst du genau hingucken, sonst reißt du dir einfach die Reifen auf. Da muss man ein bisschen besser Auto fahren können, würde ich mal sagen, als der deutsche Durchschnitt. Gut, ein Reifen ist nicht ganz so teuer, aber das erkennt man auch an den Firmen, wenn es Reifen-Flick-Firmen gibt, die müssen auch irgendwas machen, und die gibt es wirklich wie Sand am Meer. Alle vulkanisieren die Reifen und zum Thema Straßenverhalten: Ich habe wirklich eine Frau kennengelernt, die hat gesagt, sie hält das in dem Straßenverkehr nicht aus, weil die haben es interessanterweise Fahrweise. Die fahren auf der einen Seite sehr rücksichtsvoll und lassen dich sofort rein, wenn du irgendwo an der Straße stehst, halten wirklich an und gebe dir von Weitem Lichthupe und lassen dich rein, also sehr rücksichtsvoll und fair. Und auf der anderen Seite fährt ein Teil der Bevölkerung wie die letzten Henker und überholen auch teilweise schon fast in Kurven und bauen einfach immer voll drauf, dass sie reingelassen werden. Das gibt es hier auch nicht, dass auf einmal zwei in der Kolonne zuziehen, wenn links einer gerade am überholen ist, der wird immer reingelassen und darauf bauen die aber auch zu 100%. Und du kannst den Ganzen entgehen, wenn du einfach die dreifache Menge an Abstand hältst, und dann lässt du einfach alle rein.

00:41:07 - Sicherheit im Straßenverkehr

Sebastian: Wir haben ja schon mit Gästen in verschiedenen Ländern gesprochen, und ich muss schon sagen, in manchen Ländern haben die Gäste ganz klar gesagt, was für sie auf jeden Fall wichtig ist, ist ein großes Auto zu fahren, eine Pick-up oder sowas einfach aufgrund der Sicherheit. Falls ein Unfall passiert, dass man besser geschützt ist. Fühlst du dich da sicher im Straßenverkehr oder ist es schon eher so, dass du sagst, man hat besser schon ein Auto mit vielen Airbags und ziemlich viel Blech dazwischen, damit nichts passiert.

Nils: Ich fahre einen Bus und ich gucke gerne oben drüber. Das ist ganz sinnvoll hier, dass du, wenn vier Autos vor dir fahren und die fahren ganz dicht und einer blinkt nicht und bremst und biegt ab, da gibt es natürlich einen Auffahrunfall und den Ziehharmonika-Effekt und das ist ja unumgänglich eigentlich. Davon habe ich auch schon einige hier gesehen, deswegen halte ich einfach mehr Abstand und kann halt obendrüber gucken. Aber generell unsicher fühle ich mich im Straßenverkehr nicht, allerdings sollte man hier auch nicht, ich fahre sonst gerne schnell Auto, das sollte man hier sein lassen, denn wenn du anstatt mit 80 über die Landstraße 140 fährst, rechnet dein Gegenüber nicht damit, dass du so schnell kommst, denn der überholt gerade. Und dann kann es natürlich ganz böse werden. Der kommt dir einfach auf deiner Spur entgegen.

00:42:24 - Wie ist die medizinische Versorgung?

Daniel: Da schließt sich natürlich automatisch jetzt vielleicht für den einen oder anderen Zuhörer die Frage an, wie ist es denn mit der medizinischen Versorgung? Also wie lange warte ich auf den Krankenwagen und wie gut sind die Hospitäler, die Krankenhäuser ausgestattet?

Nils: Da habe ich glücklicherweise keine praktische Erfahrung mit, aber die Notärzte kommen ziemlich schnell. Das klappt ziemlich gut, die Fähigkeiten will und kann ich nicht einschätzen, aber wenn du mit allen sprichst, du mal Kleinigkeiten hatten, vielleicht mal einen Finger gebrochen oder eine Platzwunde nähen, da gibt es keine Schwierigkeiten. Wenn du irgendwas Schwierigeres hast, musst du aber immer in die Hauptstadt. Die verlegen dich sonst auch direkt dahin und die meisten anderen Deutschen, die ich kenne, die fahren entweder nach Serbien oder nach Deutschland, wenn sie etwas Schwierigeres haben. Ich würde mich nicht unbedingt, wenn noch irgendwie Transportfähigkeit gewährt wäre, würde ich auf jeden Fall hier vorsichtshalber nicht ins Krankenhaus gehen mit einer größeren Sache.

Sebastian: Gibt es private Krankenhäuser für kleinere Sachen? Ich meine, die können dich wahrscheinlich nicht am Herzen operieren oder so, aber wenn du jetzt ein Bein gebrochen hast oder so was, gibt es private Möglichkeiten, wo du ein bisschen was bezahlst, aber privat versorgt bist?

Nils: Nicht Krankenhäuser, würde ich sagen, kenne ich zumindest keins, aber private Ärzte. Und die sind auch alle mehr als bezahlbar. Ich kenne einen, der hat sich jetzt eine Plombe neu reinmachen lassen aus Keramik, den Zahn nochmal neu schleifen lassen, weil was abgerissen ist und der hat 50 € bezahlt. Das ist ja ein Witz. Und wenn du sonst zum Arzt geht und hast irgendeine Kleinigkeit, die machen einen Verband oder dies oder jenes, bezahlst du ungefähr einen 20er. 20 bis 30€ zahlst du auch, wenn du von Polizei angehalten wirst. Die sind zwar angehalten, nicht so viele Touristen anzuhalten, aber der Polizist rechnet dir vor, was du irgendwie gemacht hast, egal ob es stimmt oder nicht. Das zum Thema Korruption und das kostet 20 bis 30,00 €. Ist immer so.

00:44:15 - Die Höhe der Lebensmittelkosten in Montenegro

Daniel: Weil wir jetzt gerade bei Preisen sind, passt das ja ganz gut: Wir sprechen in der Regel immer mit unseren Gästen mal so allgemein über Lebenshaltungskosten. Was gab es denn da für positive oder negative Überraschungen, als ihr angekommen seid? Ihr habt euch wahrscheinlich vorher auch schon mal damit beschäftigt, was das eine oder andere kostet. Jetzt lebt ihr da sieben Monate und was hast du da für Tipps, für Erfahrungswerte über die Lebenshaltungskosten?

Nils: Laut Statistischem Bundesamt sind wir bei 53% der deutschen Lebenshaltungskosten. Kann ich jetzt so nicht unterschreiben, weil wir natürlich auch in einer teuren Region wohnen. Da geht natürlich alles irgendwie in den Warenkorb mit rein. Also Spritpreise sind ungefähr bei 1,40 bis 1,60 € der Liter die ganze Zeit schon. Übrigens bei Booten auch, das finde ich mal ziemlich fair, wenn du ein Boot tankst, zahlst du den gleichen Preis wie an einer normalen Tankstelle. Beim Einkaufen ist eine unheimliche Bandbreite da. Ich sag jetzt einfach mal, Limetten kosten 6 € das Kilogramm, Zitronen 2 € oder 1,60 €. Also es gibt ein paar Produkte, die sind verdammt teuer und es gibt ein paar Produkte, die sind günstig, kann ich dir so pauschal jetzt gar nicht sagen, aber definitiv günstiger. Schöne Überraschung ist natürlich, wenn du ins Restaurant gehst und bestellst dir einfach einen kleinen Beilagen-Salat, der ist dann schon ordentlich groß für 2 € oder 1,50 oder 2,50 € und Fleischprodukte im Restaurant, vielleicht in Bar 6 bis 7€ und hier in Budva vielleicht ab 8€, 9€, also wirklich alles sehr fair.

Daniel: Schön!

00:45:48 - Persönliche Einschätzungen zum EU-Beitritt von Montenegro

Sebastian: Was mich noch interessiert, du hast ja vorhin davon gesprochen, dass es doch ein Beweggrund für viele ist, nach Montenegro zu ziehen, dass Montenegro nicht Mitglied der Europäischen Union ist, aber es ist ja auf jeden Fall Beitrittskandidat. Michael Bader hatte gesagt, dass nach seiner Einschätzung der Betritt schnell erfolgt. Wie ist das deiner Meinung nach. Ist es so, dass das bald kommen wird oder erst in vielen Jahren?

Nils: Es gibt ja 34 Punkte, die erfüllt werden müssen, soweit ich informiert bin. Drei sind, glaube ich, abgehakt und die anderen sind alle offen so. Jetzt haben sie es von 2025 auf 2027 angehoben, halte ich für absolut unrealistisch. Wenn die Montenegro, meines Erachtens, in die EU aufgenommen wird, dann ist das ein geostrategisches Ziel, dass die sagen, vielleicht mit der Nato ein bisschen weiter hier runtergehen, Serbien ist ja ziemlich pro Russland, dass sie dazu vielleicht ein Gegengewicht machen möchten, aber ich glaube, aus eigener Kraft wird es ziemlich schwierig und ziemlich lange dauern.

Daniel: Würdest du dann aus Montenegro ausziehen? Würdest du dann in ein anderes Land ziehen oder würdest du trotzdem bleiben?

Nils: Der Vorteil ist ja hier, dass die Leute sich nicht so viel sagen lassen wie wir Deutschen. Sie sind ein sehr stolzes Volk. Das geht nicht so einfach, und deswegen würde ich mir die Veränderungen, die beim Volk richtig ankommen, durch den EU-Beitritt erstmal definitiv 2 bis 3 Jahre angucken. Da wird nicht auf einmal irgendwas Schlimmes passieren. Ich glaube auch, dass jedes Land am Anfang erstmal relativ davon profitiert. Natürlich werden die Immobilienpreise nach oben gehen und wenn du vorher was gebaut hast, lachst du dich einfach nur kaputt und freust dich über die Preisanstiege. Insofern sehe ich das völlig entspannt mit dem EU-Beitritt, glaube aber auch, dass die Bevölkerung, bis die davon profitieren und dass mehr Leute investieren und mehr produziert wird, weil hier wird sehr wenig produziert, würden die natürlich auch darunter ein bisschen leiden. Also der Bevölkerung direkt würde ich vielleicht nicht empfehlen, weil die sind so glücklich, sie sind ein genügsames Volk. Die sagen, ich hab was zum Anziehen, ich habe ein altes Auto, ich habe ein Dach über dem Kopf, was will ich mehr? Die sind also ziemlich gelassen.

Sebastian: In der Bevölkerung gibt es also keinen wirklichen Rückhalt für den EU-Beitritt, oder wie siehst du das?

Nils: Ich denke, dass es Fifty-Fifty ist, aber die Leute, die ich gefragt hab, die eher einfachen Leuten, denen ist das ziemlich egal, die wollen das eigentlich nicht so richtig. Das sind dann eher so Geschäftsleute, die das größere Geschäft wittern.

Daniel: Auf alle Fälle kann man dann doch wieder länger als 30 Tage wahrscheinlich das Land verlassen. Das ist etwas, was sich dann mit dem EU-Beitritt verlässlich ändern würde, oder? Aber ich muss sagen, mich hat es noch extremer erwischt. Ich habe auch mal ein paar Jahre in einem anderen Land gewohnt und da war es in der Tat so, dass ich nach 3 Monaten Aufenthalt immer automatisch eine Ausreisesperre hatte. Ich musste sozusagen immer wieder für 3 Monate ein Ausreise-Visum beantragen und dann durfte ich also 3 Monate lang ab und zu mal ausreisen. Aber nach 3 Monaten erstmal wieder nicht, sondern musste erst wieder eine Ausreiseerlaubnis beantragen für die nächste Zeit. Das war schon ganz schön heftig und in dem Land kommst du dann halt auch wirklich nicht weg, wo ich gewesen bin. Wie ist es denn dort an der Grenze? Gibt es da immer Grenzkontrollen, wenn du ein- und ausreist? Wird da jeder Einzelne angesehen? Gibt es richtige, permanente Einzelgrenzkontrollen bei der Ein- und Ausreise per Auto?

Nils: Du zeigst überall den Pass und wirst auch fast immer gefragt, ob du etwas zum Verzollen hast. Die Schlange ist relativ lang, also das Blödeste, was mir passiert ist, war, dass ich im Sommer 5 Stunden da gestanden hab und auf Google Maps hat es immer nur 12 Minuten angezeigt. Also du kannst auf Google Maps total pfeifen hier unten, das funktioniert nicht. Die haben irgendwie zu wenige Input-Daten. Seitdem wir den Bus fahren, wollen die eigentlich immer den Kofferraum sehen und gucken immer hinten rein. Jeder Transporter wird eigentlich angehalten, auch die kleinen Baustellen-Autos und so weiter. Ansonsten, die normalen Autos, Fahrzeugpapiere lassen sie sich meistens zeigen und mehr nicht. Aber das ist schon eine recht aktive Grenzkontrolle, würde ich sagen. Du hast ja eine Freigrenze von 430,00 € oder 300,00€ oder so pro Person. Ich bin mir nicht ganz sicher, das ist beim Flugzeug und beim Auto unterschiedlich. Da kannst du so viel Lidl einkaufen, was ein bisschen günstiger ist in Kroatien, in Dubrovnik. Da fährst du von hier anderthalb bis zwei Stunden hin. Da sagen sie nichts, das ist denen völlig egal, die wollen halt wirklich nicht, dass du irgendwelche Sachen schmuggelst. Die Zölle, habe ich zumindest gehört, kannst du direkt ohne Quittung vor Ort bezahlen. Ich habe jetzt einen kennengelernt, der hatte sich eine Solaranlage mit rüber genommen, hatte eine Rechnung dabei und der hat das einfach an Ort und Stelle gemacht ohne Dokumente.

00:50:47 - Freiheitliches Leben und Selbstbestimmung

Sebastian: Eine Sache würde mich interessieren, wenn du den Vergleich zu Deutschland machst. Ich persönlich habe Deutschland immer als relativ unfrei empfunden. Ich mach das mal an einem Beispiel fest, konkret die Schulbildung. Ich meine, ich bin nicht staatliche Schulen, aber ich habe noch eine größere Anzahl von Kindern und möchte für meine Kinder eigentlich selbst entscheiden, was für diese Kinder und auch für jedes individuelle Kind richtig ist. Alle Kinder sind unterschiedlich. Ich möchte vielleicht sagen, das eine Kind macht Homeschooling, das andere Kind geht auf eine Privatschule und das dritte Kind geht vielleicht auf die staatliche Schule. Homeschooling ist in Deutschland verboten. Tatsächliche Privatschulen sind in Deutschland per Verfassung verboten, Ausnahmen sind internationale Schulen. Die anderen Privatschulen, das sind ja alles Schulen, die sind staatlich gefördert, das sind keine wirklichen Privatschulen, sondern im Grunde auch staatliche Schulen. Das hat mich persönlich immer gestört. Das heißt, im Grunde genommen, ein konkretes Beispiel von Freiheit war für mich immer, dass ich, wie man auf Englisch sagt, Primary Educator, als der primäre Verantwortliche und auch Erzieher und Erziehungsberechtigter meiner Kinder anerkannt werde an einer Schule und die Schule arbeitet mir zu und nicht ich letztlich der Schule. Also, da ist nicht die Institution diejenige, die die Schulbildung in der Hand hat und kontrolliert, sondern ich als Eltern kann kontrollieren. Die Schule ist für mich ein Dienstleister. Wenn mir was nicht passt an der Schule meiner Tochter und ich der Privatschule am Samstag eine Mail schicke, der Lehrerin, und 10 Minuten später antwortete sie mir, dann nehme ich gern in Kauf, dass das Geld kostet. Ja, das ist ein konkretes Beispiel von Freiheit, was ich in Deutschland vermisst habe und was ich im Ausland in den Ländern, in denen ich gewohnt habe, UK, USA usw. dort dann doch angenehmer fand. Wie ist deine Erfahrung? Du bist natürlich erst seit kurzem in Montenegro... Ist das für dich von der Erfahrung her ein freieres Land? Wie hast du das erfahren?

Nils: Zu dem Schulbeispiel ist es so, bei den staatlichen Schulen habe ich wenig Erfahrung, ich kenne nur ein Kind, das da drauf ist, die Zeit ist relativ kurz. Da hast du noch sehr viel Zeit, zusätzlich privat etwas zu lernen und die Cambridge Schule ist sensationell. Das ist wie du sagst, da schreibst du samstags eine Mail, die Lehrer antworten Samstag oder Sonntag. Du kannst dich komplett einbringen, die sind wirklich gut. Zum Thema generelle Freiheiten würde ich schon sagen, dass das wesentlich freier ist, vielleicht generell die slawischen Völker, die lassen sich nicht so leicht was sagen. Die gehen auch ordentlich demonstrieren, wenn was los ist usw. Zum Thema Corona-Maßnahmen: Die Deutschen, die jetzt schon hier waren, das ist von mir aus eine kleine Korrektur, das sehe ich ein bisschen anders als Michael. Was heißt anders, wenn man vielleicht genau fragen würde, würde er vielleicht auch so antworten. Ja, wir hatten hier auch Lockdown, sagt er. Wir hatten Lockdown, kommt auf keinen Fall, nur weil die Corona-Maßnahmen in Deutschland sind, denn hier gab es auch welche. Das kannst du gar nicht vergleichen. Die haben hier ein bisschen Lockdown gemacht mit ganz anderen Einschränkungen als bei uns. Während man bei uns nur noch eine Person einladen durfte zuhause, privat, wochen-, monatelang und ständig in Quarantäne war, wenn du irgendwo Kontakt hattest, schreiben die hier Maskenpflicht auf, wahrscheinlich damit sie der EU irgendeinen Gefallen tun oder was und die zieht keiner auf. Wir machen immer so einen Spaß, die Maske unterm Mund ist dann sozusagen montenegrinisch. Die Maske unter der Nase ist schon ein Streber hier und über der Nase siehst du eigentlich gar keinen. Also wenn du über der Nase einen Maskenträger hier siehst, weißt du, es ist ein Ausländer. Selbst in den Arztpraxen, überall hängt Maskenpflicht, Masken trägt niemand. Und wenn du in den Laden rein gehst, wo es mal ganz schlimm war, aus hiesiger Sicht, dann sagen die "Wir haben Maskenpflicht" und stellen Security hin. Dann sagen die nicht, ziehen Sie Ihre Maske auf, weil das geht denen zu sehr ins Individuelle. Das ist hier nicht höflich. Der sagt: "Haben Sie eine Maske dabei?" Dann siehst du die Maske aus der Hosentasche, zeigst sie und dann sagt er: "Ok, kannst rein". Also das ist was ganz anderes und so definiert sich ja irgendwie auch Freiheit. Über die Masken brauchen wir jetzt nicht reden, aber generell würde ich das schon als wesentlich freier empfinden.

Sebastian: Sehr interessant.

Daniel: Jetzt bringt mich das schon zu einer meiner letzten Fragen. Wenn wir mal die ganze Familie sehen, du bist ja mit der ganzen Familie, also Frau, 3 Kindern und Katze, nach Montenegro gezogen, wie ist denn jetzt das Resümee auch bei der Familie? Gibt es irgendwas, was sie vermissen? Ich bin ja mit meinen zwei Töchtern auch mehrmals schon umgezogen und Wir sind, über 12, 13 Jahre zurück mit 2 Töchtern in die Schweiz gezogen und die eine, die sich total darauf gefreut hatte, der hat es dann nachher zum Beispiel doch nicht so gefallen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Bei der anderen war es umgekehrt. Für die, die ungern mitgekommen ist, lief es dann ganz gut. So ist es ja manchmal, dass man bestimmte Erwartungshaltung hat, sich das ausmalt, wie es so ist, und dann sind ein paar Sachen besser, ein paar andere Sachen sind schlechter. Wenn du da jetzt nach 7 Monaten, falls das überhaupt möglich ist, ein Resümee ziehst, wie ist das ? Was sagen die Kinder, was sagt ihr komplett als Familie?

Nils: Ich glaube, dass man das erst vom Sommer ausgehend, April, Mai, beurteilen kann, weil das alles viel zu aufregend ist. Es gibt keine Woche hier, in der nicht irgendwas Cooles oder Überraschendes passiert. Bis jetzt ganz einfach. Ich stelle die Frage auch relativ häufig, 2 bis 3 Freunde werden von jedem vermisst. Mehr nicht. Unser Ältester war von Anfang an begeistert, der hat gesagt "Super! Ballsport, Sonne, Volleyball spielen kann ich in Deutschland eher schlechter machen." Der ist begeistert und die Mädels sind ja eher auf Kommunikation und ich würde nicht sagen, häusliche Nähe, aber für die bedeuten Freundschaften wesentlich mehr. Aber jetzt haben sie es auch schon etwas geändert. Die formulieren nicht "Ich würde am liebsten wieder zurück zu meinen Freunden", sondern "Perfekt wäre es, wenn die 2 Freunde nach hier unten kämen." Also denke ich mal, dass sie es im April/Mai geschafft haben. Was natürlich auch ein Vorteil ist: In der internationalen Schule ist jeder Ausländer. Da hat jeder das Gleiche durch. Es gibt natürlich ein paar Montenegriner, aber da kommen so viele andere Leute, und jetzt gerade natürlich durch den Krieg, so viele Russen und Ukrainer nochmal obendrauf, die sind alle in der gleichen Situation. Wir müssen eher bei uns in der Schule ein bisschen restriktiver sein, dass die nicht so viel Russisch reden. Das die wirklich auch alle Englisch reden. Manche kommen aber auch hier an und können gar kein Englisch. Das ist natürlich dann auch ein bisschen hart für die Kinder. Wir haben unserer Kleinen einfach ein Tablet in die Hand gedrückt, haben 2 Apps runtergeladen, damit hat sie 7 Monate gelernt und dann hat sie angefangen zu quatschen.

Daniel: Klingt gut. Ich bin ja auch schon mehrmals ins Ausland gezogen und was ich dann immer relativ schnell vermisse, ist deutsches Brot und Leberwurst.

Nils: Mache ich selber, ganz einfach beantwortet.

Daniel: Genau, das ist auch das, was ich mache.

Nils: Da ich in Moritzburg auch Wurst-Seminare gegeben habe, fällt mir das sehr einfach und das Backen lernst du ratzfatz.

00:57:57 - Was fehlt im Vergleich zu Deutschland?

Daniel: Ja, aber meine Frage war eine andere. Ich bin noch nicht dazu gekommen, sie zu stellen. Also außer Brot und Leberwurst, gibt es denn da noch etwas anderes, was du oder jemand aus der Familie vermisst? Freunde hast du schon gesagt, aber ansonsten im Alltag?

Nils: Amazon. Ich bin natürlich für den regionalen Einzelhandel und ich weiß auch, was Amazon und so weiter in Deutschland kaputt macht, ich bin wirklich für den regionalen Einzelhandel, aber hier kriegst du faktisch ganz viele Sachen nicht. Die haben keine Onlineshops, so gut wie keine, die haben ganz wenige Websites, das ist eher so wie bei uns Mitte der 90er Jahre, würde ich sagen, oder Ende der 90er Jahre. Du findest die Firmen gar nicht. Dann fragst du Einheimische und wenn du nicht auf deren Sprache oder auf Russisch fragen kannst, dann sind die alle sehr freundlich hier, aber wir haben aufgrund der Sprache eine Barriere, weil die nur gebrochen Englisch können. Die haben keine Lust hier Auskunft zu geben oder die Erklärung, wie du jetzt 5 Kilometer entfernt einen Schreiner findest, den du hier gar nicht findest. Und zig andere Sachen, die es hier nicht gibt. Die sind einfach nicht vorhanden. Und dann wird das irgendwo importiert, dann hast du wieder das Zollproblem. Das ist eine Sache, wo ich sage, das ist die größte Hürde, die mich im Alltag stört. Die Russen haben sich gut organisiert. Die russische Community hat über 8.000 Leute auf Facebook oder so, die haben sich in Kroatien einen rausgesucht, an den die ganzen Sendungen gehen. Da fahren sie einmal im Monat hin und holen sie ab. So weit sind wir Deutschen noch nicht.

Sebastian: Das wäre auch relativ einfach zu organisieren, nach Deutschland regelmäßig mit dem LKW runterzufahren bzw. hin und her zu fahren.

Nils: Ja.

Sebastian: Ich kenne das von anderen Ländern, genau wie du schon gesagt hast. Ich kenne das zum Beispiel von Moldau. Ich habe Freunde in Moldawien, die machen das. Da fährt ein LKW zum Beispiel nach UK jede Woche wieder zurück. Das ist ein Van, der bringt Sachen hin und zurück. Das ist sozusagen der Moldawien Fedex. Das ist der eigene Van von irgendeinem Typen, der das macht. Dem kannst du alles mitgeben, Schlüssel, Dokumente, alles was du hin- und herschicken musst. Da haben sie privat einen Transport organisiert, das funktioniert.

01:00:10 - Drei Schlussfragen zu Montenegro

Daniel: Klingt gut. Dann noch 3 Fragen zum Schluss, kurze Frage, kurze Antwort. Was war für dich oder für die Familie bisher besonders sehenswert in Montenegro? Jeder, der kommt in das Land, der muss das unbedingt gesehen haben.

Nils: Wie viele Sachen darf ich nennen?

Daniel: Eine.

Nils: Eine nur? Nein, das ist ein Freiheitsland, ich nehme mir zwei raus. Also die Tara-Schlucht im Norden, Durmitor-Nationalpark, die zweittiefste Schlucht, glaube ich, der Welt neben den Grand Canyon und hier bei Kotor gibt es eine sensationelle Passstraße mit 25 Serpentinen von 0 auf 1.620 Meter. Da bauen sie jetzt gerade auch eine Gondel hoch, die muss man gefahren sein.

Daniel: Aber nicht mit dem Bus, oder?

Nils: Mir ist einer entgegengekommen tatsächlich.

Daniel: Ich meine, du wirst den Pass wahrscheinlich nicht unbedingt mit dem Bus fahren wollen, oder?

Nils: Nein.

Daniel: Das Essen im Restaurant ist auch immer ein wichtiges Thema: Was schmeckt am besten?

Nils: Fisch, der hier gefangen wird.

Daniel: Hast du schon mal selbst Fisch gefangen?

Nils: Ich habe tatsächlich im Oktober eine Angel gekauft und ein Boot und ich werde dieses Frühjahr mal üben.

Daniel: Spannend! Das kannst du uns nachher nochmal berichten! Letzte Frage oder vorletzte Frage: Welchen Fehler sollte man unbedingt vermeiden? Was hast du da schon für Erfahrungen gemacht oder was gibst du gerne weiter als Tipp?

Nils: Natürlich sollte man als Deutscher nicht erwarten, dass es hier ähnlich ist wie in Deutschland. Man sollte auch als Deutscher nicht erwarten, dass es so ist wie in Italien oder Frankreich, denn es ist nochmal einen Ticken anders. Das kann man jetzt schwer in der Logik erklären, aber man sollte die Leute nicht kritisieren. Also ich habe einen Bekannten, da hat die Putzfrau geklaut, nachweislich Geld geklaut und alle haben ihm geraten, kündige der aber sagt ihr auf gar keinen Fall, dass es wegen Diebstahl ist, denn es kann sein, dass sie sich in der Ehre so verletzt fühlt, dass die Brüder von ihr ausrasten. Also die Einheimischen nicht kritisieren und nicht überheblich sein.

Daniel: Das passt. Ähnliches haben wir schon oft gehört, es gibt wahrscheinlich in vielen Ländern das gleiche. Letzte Frage: Zuschauer oder Zuhörer, die gerne mit dir noch weiter über deine Erfahrungen oder vielleicht auch über deine Dienstleistung, die du ja anbietest, sprechen wollen, wie erreichen die dich am besten?

Nils: Wir schreiben untendrunter die E-Mail-Adresse. Das ist immer am einfachsten.

Daniel: Das werden wir tun. Dann bleibt mir nur zu sagen: Vielen herzlichen Dank, lieber Nils, war wirklich ein schönes Gespräch, hat uns viel Freude gemacht, war inspirierend und wir denken, das geht unseren Zuschauern und Zuhörern auch so. Und da vielleicht auch gleich der Appell an die Zuschauer und Zuhörer: Schreibt gerne eure Kommentare. Wir freuen uns über jeden Kommentar, über jede Frage. Fragen leiten wir auch gerne weiter. Vielen Dank nochmal!

Nils: Danke auch für die Einladung!

Sebastian: Danke! Tschüss!

Perspektive Ausland: Bis zur nächsten Folge von Perspektive Ausland, der Podcast für alle Unternehmer, die es ins Ausland zieht.

Zurück
Zurück

Medizintourismus - Für eine Schönheitsoperation ins Ausland?

Weiter
Weiter

Auf Nach Brasilien: Ein Land der Zukunft