Costa Rica schafft die Territorialbesteuerung ab
Costa Rica, ein Land, dass vor allem aufgrund seiner Steuerfreiheit für eine Auswanderung bei vielen in Frage kam, hat kürzlich einen bedeutenden Schritt in Richtung Abschaffung der Territorialbesteuerung unternommen. Die Territorialbesteuerung ermöglicht es Unternehmen und Einzelpersonen, lediglich inländische Einkünfte zu besteuern und somit Einkünfte aus ausländischen Quellen steuerfrei zu halten. Dies hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass Costa Rica als attraktiver Standort für internationale Investitionen und Geschäftstätigkeiten angesehen wurde.
Mit der Abschaffung der Territorialbesteuerung wird Costa Rica den Übergang zu einer weltweiten Besteuerung vollziehen. Dies bedeutet, dass Unternehmen und Einzelpersonen sowohl inländische als auch ausländische Einkünfte versteuern müssen. Diese Änderung hat weitreichende Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes und wirft Fragen auf, wie die internationale Gemeinschaft auf diese Entscheidung reagieren wird.
Hintergrund und Bedeutung der Territorialbesteuerung in Costa Rica
Costa Rica war bis vor Kurzem eines der wenigen Länder, das die Territorialbesteuerung anwendete. Diese Art der Besteuerung bedeutet, dass nur Einkommen aus inländischen Quellen, also innerhalb Costa Ricas, besteuert wird. Ausländische Einkünfte bleiben unberührt und unterliegen keiner Steuerpflicht im Land.
Die Territorialbesteuerung trug zur Attraktivität Costa Ricas für ausländische Investoren bei. Unternehmen und Privatpersonen konnten Einkünfte aus dem Ausland erzielen, ohne dabei den Steuergesetzen Costa Ricas unterworfen zu sein. Das machte das Land zu einem interessanten Steuerparadies und begünstigte den Zufluss von Kapital in seine Wirtschaft.
Allerdings führte diese Art der Besteuerung auch zu gewissen Herausforderungen. Eine der wichtigsten war die Schwächung des Steueraufkommens, da viele Steuerzahler ihre Einnahmen im Ausland erwirtschaften und somit Steuern umgehen konnten. Zudem machte es die Territorialbesteuerung schwieriger, Geldwäsche und Steuerhinterziehung effektiv zu bekämpfen.
Die Abschaffung der Territorialbesteuerung ist Teil einer umfassenderen Steuerreform in Costa Rica. Die Reform hat das Ziel, die Staatskasse zu stärken und die Verteilung des Reichtums innerhalb des Landes gerechter zu gestalten. Dadurch könnten langfristig die finanzielle Stabilität und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit des Landes gefördert werden.
Das Neue Steuersystem in Costa Rica
Zeitrahmen
Ab 1. Juli 2022 trat das neue Steuersystem in Costa Rica in Kraft. Dies ist ein bedeutender Schritt, um das Steuersystem des Landes zu überarbeiten. Im Rahmen dieses neuen Systems wird die bisherige Territorialbesteuerung abgeschafft und durch eine globalere Art der Besteuerung ersetzt.
Beteiligte Parteien
Die Veränderungen im Steuersystem wurden von der costa-ricanischen Regierung und dem Finanzministerium vorgeschlagen und durch das Parlament verabschiedet. Verschiedene Wirtschaftsakteure wie multinationale Unternehmen, lokale Geschäftsinhaber und ausländische Investoren sind von den neuen Regelungen betroffen.
Die Anpassungen am Steuersystem sollen dazu beitragen, dass die Einnahmen des Landes steigen und auch ausländische Investoren angezogen werden. Es ist wichtig, dass alle beteiligten Parteien über die jeweiligen Änderungen im Steuergesetz informiert und sich entsprechend darauf vorbereiten.
Das neue Steuersystem im Detail
Einkommensteuergesetz, Gesetzesentwurf Nr. 23.760 - Persönliche Einkommensteuer
Der Gesetzesentwurf sieht eine persönliche Einkommensteuer für folgende Einkünfte aus Costa-Rica-Quellen vor:
Gehalt (Einkommen aus abhängiger persönlicher Arbeit, d.h. allgemeine Beschäftigungsverhältnisse)
Renten- und Pensionseinkommen
Einkommen aus wirtschaftlichen Aktivitäten, einschließlich Geschäfts- und Berufstätigkeiten
Kapitaleinkommen und Kapitalgewinne (einschließlich passiver Einkünfte aus dem Ausland)
Einkommen aus Wechselkursdifferenzen
Als Steuerpflichtige gelten Personen, die ihren Steuerwohnsitz in Costa Rica haben. In den meisten Fällen wird der Steuerwohnsitz festgelegt, wenn die Aufenthaltsdauer eines Individuums im nationalen Hoheitsgebiet 183 Tage oder mehr während des Steuerjahres beträgt.
Wichtig: Beachte unbedingt auch, dass Personen, die in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig waren und ins Ausland umgezogen sind, ca. 3 bis 12 Monate nach dem Abmelden des Wohnsitzes in Deutschland regelmäßig einen Fragebogen vom Finanzamt zum Wegzug ins Ausland zugeschickt bekommen. Allerdings ist die Abmeldung in Deutschland alleine nicht ausreichend, um die unbeschränkte Steuerpflicht in Deutschland zu beenden. Dass man Deutschland verlassen hat, muss durch einen Auslandsaufenthalt und eine neue Wohnung, einen neuen Lebensmittelpunkt oder/und eine steuerliche Anmeldung im Ausland nachgewiesen werden.
Die persönliche Einkommensteuer folgt einer globalen Einkommensteuermethode. Zur Bestimmung des steuerpflichtigen Betrags wird das gesamte steuerpflichtige Einkommen des Individuums in einer einzigen Steuerbasis zusammengefasst, die Folgendes umfasst:
eine allgemeine Basis, einschließlich Einkommen aus Gehalt, Renten und Pensionen, wirtschaftlicher Tätigkeit und Immobilienkapital (d.h. Einkommen aus Vermietungen)
eine Sonderbasis, die Kapitaleinkommen (z.B. Dividenden, Zinsen, Lizenzgebühren) und Kapitalgewinne zusammenfasst.
Zur Ermittlung der Steuerbasis können Steuerpflichtige bestimmte Kosten und Ausgaben von ihrem Einkommen abziehen. Zusätzlich wird die allgemeine Steuerbasis um einen Abzug eines lebensnotwendigen Mindestbetrags, der im Gesetz vorgesehen ist (ca. 10.104.000 CRC pro Jahr), angepasst. Dieser lebensnotwendige Mindestbetrag wird regelmäßig aktualisiert.
Auf die daraus resultierende angepasste allgemeine Steuerbasis wird ein progressiver Steuersatz von 10% bis 30% angewendet, und auf die Sondersteuerbasis wird ein Steuersatz von 15% angewendet.
Die gesamte Steuerschuld wird errechnet, indem die beiden Beträge addiert werden (d.h. (allgemeiner Steuersatz x allgemeine Steuerbasis) + (Sondersteuersatz x Sondersteuerbasis)). Dieser Betrag kann durch vorgenommene Teilzahlungen und Steuerabzüge sowie Abzüge für doppelte internationale rechtliche Besteuerung reduziert werden.
Körperschaftssteuer
Das vorgeschlagene Gesetz würde eine Körperschaftssteuer auf Einkünfte juristischer Personen mit einer Quelle in Costa Rica erheben, einschließlich Einkünften aus dem Betrieb eines Unternehmens, Kapitalgewinnen, passiven ausländischen Einkünften und Einkünften aus Wechselkursdifferenzen.
Typischerweise beträgt der Steuersatz 30 %. Teilzahlungen, Steuerabzüge und Abzüge wegen internationaler Doppelbesteuerung sind einige Möglichkeiten, um diesen Gesamtbetrag zu senken.
Die wichtigsten Änderungen des Gesetzesentwurfs zur aktuellen Körperschaftssteuer beinhalten:
Besteuerung sämtlicher passiven Einkünfte aus dem Ausland
Verdoppelung der Steuersätze für Kapitaleinkommen und Kapitalgewinne von 15% auf 30%
Abschaffung des 2,25%igen Steuersatzes für Kapitalgewinne aus Vermögenswerten, die vor Inkrafttreten der Steuerreform 2018 erworben wurden
Abschaffung des Ausschlusses von Bankzinsen für die Berechnung der Begrenzung abzugsfähiger Zinsen
Aufhebung der Steuerbefreiung für Dividendenausschüttungen von Unternehmen im Rahmen des Freihandelszonenregimes
Einkommensteuer für Nichtansässige
Der Gesetzesentwurf sieht eine Steuer auf Einkünfte vor, die Nichtansässige aus Quellen in Costa Rica erzielen. Costa-ricanische Einkünfte umfassen Einkünfte wie Gehalt, Renten, der Ausübung von wirtschaftlichen Aktivitäten mit oder ohne ständige Niederlassung, sowie Kapitaleinkünfte und Kapitalgewinne.
Werden die Einkünfte über eine Betriebsstätte erzielt, müssen die Steuerpflichtigen im Rahmen der Körperschaftssteuer mit dem allgemeinen Satz von 30 % besteuert werden. Werden die Einkünfte ohne Betriebsstätte erzielt, so wird eine Quellensteuer von 15 % erhoben.
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Gesetzentwurf zur Stärkung der Steuerkontrolle (Nr. 23.759)
Der Gesetzentwurf Nr. 23.759 zur Stärkung der Steuerkontrolle hat das Ziel, der Steuerbehörde mehr Instrumente für die Steuerkontrolle zur Verfügung zu stellen. Im Rahmen der Reformen der Abgabenordnung sollen die Regelungen zur Steuerpflicht geändert, die Verjährungsfristen angepasst und die Steuerbehörde ermächtigt werden, Räumlichkeiten zu inspizieren und Dokumente sowie Vermögenswerte, die für die Steuerkontrolle von Interesse sind, zu beschlagnahmen. Zudem soll das Steuerprüfungsverfahren reformiert und vereinfacht werden sowie das Verfahren zur Eintreibung von Steuerschulden modifiziert werden.
Gesetzentwurf zur Abschaffung bestimmter Steuerbefreiungen (Nr. 23.762)
Der Gesetzentwurf zur Abschaffung bestimmter Steuerbefreiungen schlägt vor, die aktuellen Steuerbefreiungen und reduzierten Mehrwertsteuersätze zu ändern. So soll die Steuerbefreiung für medizinische Geräte und Geräte für Menschen mit besonderen Bedürfnissen abgeschafft und der Verkauf oder die Einfuhr dieser Produkte mit einem ermäßigten Mehrwertsteuersatz von 2 % besteuert werden. Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz beim Kauf von Flugtickets mit Ausgangs- oder Zielort im nationalen Hoheitsgebiet soll von 4 % auf 13 % erhöht werden und die Ermäßigung des allgemeinen Mehrwertsteuersatzes von drei Prozent für den Verkauf von Holz soll abgeschafft werden. Der Verkauf von Holz würde dann mit dem allgemeinen Mehrwertsteuersatz von 13 % besteuert werden.
Gesetzesentwurf zur Grundsteuer auf Fahrzeuge, Schiffe und Flugzeuge (Nr. 23.761)
Der Gesetzentwurf zur Vermögenssteuer auf Fahrzeuge, Schiffe und Flugzeuge hat das Ziel, die derzeitige Grundsteuer auf diese Wirtschaftsgüter zu ändern. Dabei sollen die Steuerbemessungsgrundlage neu ermittelt und neue Abschnitte zur Bewertung von Kraftfahrzeugen, Motorrädern und anderen besteuerten Wirtschaftsgütern eingeführt werden.
Die Zahlung der Steuer muss zwischen dem 1. November und dem 31. Dezember eines jeden Jahres in der vom Finanzministerium festgelegten Form erfolgen.
Vorteile des Neuen Steuersystems
Erstens vereinfacht das System die Steuererklärung für Unternehmen, indem es die Anzahl der notwendigen Dokumente und Prozesse reduziert. Dies führt zu weniger Verwaltungsaufwand und geringeren Kosten für die Steuerzahler.
Zweitens erlaubt das neue System eine größere Flexibilität für internationale Unternehmen, die in Costa Rica tätig sind. Durch die Abschaffung der Territorialbesteuerung können ausländische Firmen ihr Einkommen aus Costa Rica und dem Ausland leichter konsolidieren.
Drittens ermöglicht das neue Steuersystem eine effizientere Umsetzung der Steuergesetze. Durch die Implementierung eines einzigen, zusammenhängenden Systems werden Doppelbesteuerungen vermieden und Steuerhinterziehung erschwert.
Außerdem erwartet man, dass das neue Steuersystem zu einer Erhöhung der Steuereinnahmen führt. Dies liegt daran, dass ausländische Firmen, die bisher von der Territorialbesteuerung profitierten, nun in Costa Rica Steuern zahlen müssen. Diese zusätzlichen Einnahmen können zur Finanzierung von öffentlichen Dienstleistungen und Infrastrukturprojekten verwendet werden.
Schließlich fördert das neue Steuersystem eine Stärkung der internationalen Zusammenarbeit im Bereich der Steuerverwaltung. Die Aufnahme von Costa Rica in den globalen Trend zur Abschaffung der Territorialbesteuerung zeigt das Interesse des Landes an einer verbesserten Zusammenarbeit mit anderen Ländern bei Steuerfragen.
Nachteile des Neuen Steuersystems
Die Abschaffung der Territorialbesteuerung bringt auch viele Nachteile für sich. Da ausländische Einkünfte in Costa Rica von nun an besteuert werden, könnte dies für Online Unternehmer, die in mehreren Ländern tätig sind, einen Anstieg der Steuerbelastung bedeuten, da sie nun sowohl im Ausland als auch in Costa Rica Steuern zahlen müssen. Dies könnte wiederum die wirtschaftliche Aktivität im Land beeinträchtigen.
Zweitens ist das neue Steuersystem in Costa Rica weniger wettbewerbsfähig im Vergleich zu Ländern, die die Territorialbesteuerung beibehalten haben. Daraus kann sich eine Abwanderung von Unternehmen und Investoren in wettbewerbsfähigere Länder ergeben, was zu einem Rückgang der ausländischen Direktinvestitionen und einer Verringerung der Schaffung von Arbeitsplätzen im Land führen könnte.
Drittens könnte die Abschaffung der Territorialbesteuerung doppelte Besteuerung begünstigen. Da die costa-ricanischen Steuerbehörden nun das ausländische Einkommen von Costa-Ricanern besteuern, könnten diese Personen gezwungen sein, sowohl in ihrem Heimatland als auch in dem Land, in dem sie Einkünfte erzielen, Steuern zu zahlen. Dies könnte insbesondere dann problematisch sein, wenn es keine Doppelbesteuerungsvereinbarungen zwischen den beteiligten Ländern gibt.
Viertens erhöht das neue Steuersystem die Bürokratie und die Berichtspflichten der Unternehmen und Einzelpersonen. Um zu überprüfen, ob alle ausländischen Einkünfte angemessen besteuert werden, könnte Costa Rica ein komplexeres Steuerverfahren erfordern, das sowohl zeit- als auch kostenaufwendig sein kann.
Insgesamt bergen die gesetzlichen Änderungen in Bezug auf das costa-ricanische Steuersystem, insbesondere die Abschaffung der Territorialbesteuerung, verschiedene Nachteile und Herausforderungen sowohl für die Unternehmen als auch für die Einzelpersonen im Land.
Bedeutung für Investoren und Unternehmen
Die Abschaffung der Territorialbesteuerung in Costa Rica hat wesentliche Auswirkungen auf Investoren und Unternehmen. Zunächst kann diese Änderung eine erhöhte Attraktivität des Landes für ausländische Investitionen bewirken. Durch die Angleichung der Besteuerung von einheimischen und ausländischen Unternehmen entsteht ein transparenteres Steuersystem, das für alle Akteure gleiche Bedingungen schafft.
Des Weiteren bietet die Abschaffung der Territorialbesteuerung möglicherweise Anreize für Unternehmen, die bisher über Offshore-Gesellschaften eine geringere Besteuerung ihrer Einkünfte in Costa Rica erreichten. Da das Land nun nach dem Residenzprinzip besteuert, werden steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten reduziert, was insgesamt zu einer gerechteren Besteuerung führen kann und Steueroasen unattraktiver macht.
Allerdings kann die Umstellung auf das Residenzprinzip für manche Investoren und Unternehmen auch zu höheren Steuerbelastungen führen. Dies betrifft insbesondere solche, die bisher von der Territorialbesteuerung profitierten, wie z. B. Unternehmen mit hohen Einkünften aus dem Ausland. Dementsprechend sollten betroffene Unternehmen die anstehenden steuerlichen Änderungen bei ihrer mittel- bis langfristigen Geschäftsplanung berücksichtigen.
Schlussfolgerungen und Ausblick
Costa Rica, das ehemalige Steuerparadies, hat beschlossen, die Territorialbesteuerung abzuschaffen und somit einen neuen Weg in der Steuerpolitik einzuschlagen. Dieser Schritt könnte sowohl für das Land als auch für internationale Investoren und Unternehmen von Vorteil sein.
Andererseits könnte die Änderung im Steuersystem auch einige Herausforderungen mit sich bringen. Unternehmen und Investoren müssen sich auf die neuen Regelungen einstellen und möglicherweise ihre Geschäftsstrategie anpassen. Ein Effekt könnte sein, dass einige Investoren zögern, ihre Geschäftstätigkeit in Costa Rica auszuweiten, bis sie die Auswirkungen der neuen Steuergesetzgebung genauer einschätzen können.
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